UNIVERSITY OF ILLINOIS
LIBRARY
Class
1Z0.5
Book
HE
Volume
2L
Je 05-10M
,
Digitized by the Internet Archive
in 2015
https://archive.org/details/deutschebauzeitu2186frit
DEUTSCHE
Z E I T U
WOCHENBLATT
HE1UUSGEGEBEN VON MITGLIEDERN
D E S
ARCHITEKTEN -VEREINS ZU BERLIN.
ZWEITER JAHRGANG
1868,
BERLIN
KOMMISSIONS -VERLAG
von CARL BEELITZ
GRAN IEN - ST RASSE N°- 75,
*
INHALTS -VERZEICHNISS
I. Allgemeine Aiigelegeulieilen des Baufaches.
Seit? Seite
Bau -Verwaltung und Unterricht; persönliche Verhältnisse der
Bautechniker.
Die Organisation des Bauwesens in Deutschland und der Aus-
bildungsgang der deutschen Bautechniker.
XI. Das Grossherzogthum Oldenburg 59
XII. Das Grossherzogtluun Hessen 276
Der Antheil des Bauwesens am preussischen resp. norddeut-
schen Staatshaushalt 411
Die im preussischen Staate angestellten Baubeamten 257
Zur Stellung der Baubeamten in den neuen Provinzen Preussens 38
Anstellung eines besonderen Beamten für die auf das gewerb-
liche Unterrichtswesen bezüglichen Angelegenheiten .... 32
Zirkular -Verfügung des preuss. Finanz-Ministeriums über das
Verfahren bei Verdingung von Lieferungen und Bauaus-
führungen 257
Allgemeine Vorschriften für die räumliche Gestaltung von Ge-
bäuden für höhere Schulanstalten 371
Anstellung von Kultur- Ingenieuren in Baden 180
Errichtung einer obersten Baubehörde in Baden 553
Die neuen preussischen Vorschriften für die Ausbildung und
Prüfung derjenigen, welche sich dem Baufache widmen . . 425
Vorschriften für die Prüfungen preussischer Staatsbautechniker 414
Prüfungen und Anstellungen der Bautechniker in Preussen . . 72
Bekanntmachung der technischen Baudeputation in Berlin, die
Prüfungen betreffend 124. 396
Bei Gelegenheit der Bauführer-Prüfungen in Preussen ertheilte
Prämien 223
Gegenwärtige Frequenz der Bau-Akademie zu Berlin 236
Neue Organisation der Architekturschule an der Wiener Akademie 146
Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. Von Hubert
Stier 97. 105. 117. 129
Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich (Berichtigung) 124
Der Staatsstreich vom 13. November 1863. Von F. Jaeger. 495
Architektonisches Honorar der preussischen Banbeamten in
Privatgeschäften 98
Honorar für baukünstlerische Arbeiten 370
Das Honorar der Architekten in Frankreich 265
Besetzung der etatsmässigen Eisenbahn- Baumeister -Stellen in
Preussen 271
Verwendung preuss. Bautechniker für die Eisenbahnbauten in
der Provinz Preussen 32
Berichtigung dazu 42
Die englischen Zivil- Ingenieure 281
Baugewerbe.
Die Aufgabe der Baugewerkschulen und das Verhältniss zwi-
schen Baugewerksmeistern und Architekten 25. 46. 77
Ueber die Einrichtung der Baugewerkschulen. Von R. Klette
331. 344. 357
Errichtung einer Baugewerkschule in Eckernförde 313
Prüfung der Privatbaumeister in Preussen 375. 385. 404
Die Freigebung der Baugewerbe im norddeutschen Bunde
185. 195. 217. 227
Antrag bei der Vorberathung der Gewerbe- Ordnung im nord-
deutschen Bund 246
Gesetzesvorlagen für den Reichstag des norddeutschen Bundes,
betreffend einheitliches Maass und Gewicht und Freigebung
der Baugewerbe 123
Publikation des Gesetzes über den Betrieb der stehenden Ge-
werbe im norddeutschen Bund 304
Das Zirkular- Reskript des preussischen Handelsministers, betr.
die Ausführung des Gesetzes über den Betrieb der stehenden
Gewerbe 336
Maass und Gewicht.
Ein Wort über das Metermanss 186
Ungehaltene Rede über das Metermaass. Von Mülle 209
Auch ein Wort für das Metermaass. Von Lasius 228
Das Metermaass. Von Krieg 232
Persönliche Bemerkung dazu. Von Molle 271
Die neue Maass- und Gewichtsordnuug für den norddeutschen
Bund 256
Baumaterialien.
Ueber Stein-Baumaterialien am Mittelrhein. (Nach einem Vor-
träge von R. Neumann 27. 37. 45.
Vorschläge zu einem gleichmässigen Mauersteinformat 68
Versuche über Steinbearbeitung mittelst Maschinen .... 403. 414
Umfang der Sandstein-Fabrikation im Reg.-Bezirk Coblenz . . 282
Preise von Falzdachziegelpressen 404
Gement- Dachplatten. Von Steen ke 510
Fabrikation der X Eisen in Frankreich 92
Mallet’s gebuckelte Platten 277
Netter Steinkitt 471
Oelanstrich auf Zement 124
Wasserglas zur Konscrvirung von Sandsteinen 509
Theorie der Konstruktionen.
Die Stabilität des tonnenförmigen Kappengewölbes. Nach einem
Vortrage von J. W. Sc hw edler 153
Kuppelgewölbe. Von Ingenieur Müller 48
Korbbogen - Konstruktion. Von demselben 254
Ausdehnung von Mauer werk durch Wärme 13
Fachwerkträger. Von Heinr. Huhn . . .87. 120. 199. 242. 323
Bemerkungen über die Fachwerkträger nach dem System
Schwedler. Von E. Griittefien 497
Nietverbindungen. Von Heinr. Huhn 58
Nietverbindungen. Von Ruttkowsky 108
Korrespondenzen.
Wien 143. 267. 508
St. Petersburg 280. 311
Breslau 292
Nekrologe und persönliche Notizen.
Adolf Lohse 49. 60
Eduard van der Niill 144
J. Andr. Romberg 145
Ludwig Lange 153
Bernhard Kölscher 246
Bernhard Kölscher. Von J. Lessing 254
Professor Siccard von Siccardsburg 258
Ingenieur Heinr. Höhn 294
Eisenbahnbaumeister H. Schulze 349
Feuilleton und vermischte Mittheilungen.
Architektonische Skizzen. Von Philalethes Bleifeder .... 3. 38
Ein neues Fest 122
Die Pfahlbauten, ihre Bewohner und ihr Alter 18. 27. 47
Infusorien -Lager aus Kieselerde in der Lüneburger Haide . . 236
Der Einfluss der letzten Weltausstellung auf den Reiseverkehr 154
Finanzielles Ergebnis« der Pariser Ausstellung von 1867 ... 5
Uebersiedlung eines Theils des Pariser Ausstellungspalastes nach
Stuttgart • 203
Zu der in Wittenberg bevorstehenden Gewerbe- und Industrie-
Ausstellung 525
Preisaufgaben des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses
in Preussen . . , lo°
Aus der Sektion für öffentliche Gesundheitspflege auf der 42.
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Von
Jul. Hen nicke 420
Die Ausstellung der Zeichnungen Bernh. Kolscher's 325
Besetzung der durch den Tod des Baumeister Kölscher erledigten
Lehrerstelle am Gewerbe- Museum zu Berlin 271
Berufung Th. Hansen’s an die Wiener Kunst - Akademie .... 169
Entscheidung über die erforderliche Wandstärke eines massiven
obersten Stockwerkes in Bayern 213
Seite
Gerichtliche Entscheidung über gemeinschaftliche Giebelmauern 32
Prozess gegen Franz Schmitz in Köln 463
Reissfeder mit während des Ausziehens verstellbaren Zungen.
Von Dr. F. Ileinzerling 302
Franz Mertens’ künftig erscheinendes Werk über das Mittelalter
der Baukunst 483
Langhaus, Akustik und Katakustik 52. 72
Die Gasanstalten im Gebiete des norddeutschen Bundes .... 527
Anlage einer Heizgasleitung in Berlin 349
Errichtung öffentlicher Schlachthäuser durch Private 137
Seite
Gesetzesvorlage über öffentliche Schlachthäuser in Preussen . . 32
Der Viehmarkt zu London 502
Die öffentlichen Waschhäuser in Paris 87
Waschmaschinen 124
Schädlichkeit eiserner Oefen 203
Baumaterial für englische Festungswerke 202
Kollegienhaus für weibliche Studenten in England 202
Flächen- Inhalt der Krupp’schen Gusstahlfabrik in Essen . . . 259
Giffard’s Riesenballon 13
Stand der Landes -Triangulation in Preussen 553
II. Hochbau.
Kunstgeschichte und Denkmalkunde.
Professor A d 1 er 's Votrag über die Weltstädte in der Baukunst 72
Leber die Aufnahme der Marienburg. Von Blankenstein . 421
Neue Publikation des Schlosses Marienburg 349
Die Baudenkmale Danzigs und die Gegenwart. N on lv. Bergan 174
Sgraffiti im Ordenslande Preussen 294
Das Königl. Schloss zu Berlin vor 200 Jahren 321
Konservirung der „ Gerichtslaube“ in Berlin 511
Der Dom zu Frankfurt a. M 446. 458. 477. 487
Aufgefundene Säulenlager beim Kaiserhaus zu Goslar 439
Sto Spirito in Florenz. Von C. J. Cavaluzzi . . . 458. 468. 496
Gubbio. Von H. Stier und F. Luthmer 322. 345. 355
Die Klosterhöfe der Certosa bei Pavia. Nach einem Vortrage
von Burgmann 241
Archäologischer Fund in Rom 137
Zur Beurtheilung alter Dekorationsmalereien 67
Aesthetik.
Ueber die Bedeutung der gothischen Baukunst für unsere Zeit.
Von Dr. W. Lotz 207
Deutsche Kirchenbaukunst u. Zukunftsgothik vor der englischen
Kritik 79
Ueber die Sinnesrichtung der Neuzeit. Von R. Heydrieh . 258
Gegen den Putzbau bei öffentlichen Gebäuden 413
Restaurationen.
Gegenwärtiger Zustand und Wiederherstellung des Domes zu
Frankfurt a. M 169
Beschlüsse der Stadtverordneten -Versammlung zu Frankfurt a. M.
über die Wiederherstellung des Doms 520
Die Restauration des Domes zu Pressburg 11
Stand der Arbeiten am Dombau in Regensburg 542
Restauration des Münsters zu Ulm 64
Der Ausbau des Regensburger Dom s 246
Die Kirche des heiligen Grabes in Jerusalem 385
Die Herstellungsarbeiten am Rathhause zu Lübeck 488
Einsturz des Westthurmes der Michaeliskirehe in Breslau . . . 202
Einsturz des südlichen Thurmes der Stiftskirche zu Fritzlar . . 530
Der Einsturz der Kuppelkirche in Pest. Nach einem Vortrage
von Hauczmann 86
Siegesdenkmal auf dem Königsplatze zu Berlin 384
Entwurf zu dem Siegesdenkmale auf dem Königsplatz in Berlin 400
Neubau des Personen-Bahnhofes der Kgl. Niedcrschlesisch-Mär-
kischen Eisenbahn zu Berlin 122
Vergleichung der Grössen der wichtigsten Räumlichkeiten ver-
schiedener Bahnhöfe. Von ,1. Rasch 233
Neues Feuerwacht-Gebäude in Berlin 542
Die Schwefelbäder von Enghien 392
Das Arbeiter -Quartier zu Kuchen 299. 307
Der neue Berliner Viehmarkt 211
Desgl. Berichtigung 258
Die neuen Häuser an der Schleuse zu Berlin 1. 17
Desgl. Berichtigung 52
Zahl der in Berlin ertheilteu Baucrlaubnissclieine pro 1867. . 112
Ueber die Bauthätigkeit von Hannover im letzten Dezennium.
Von F. Ewer b eck 239. 265
Desgl. Berichtigung 304
Die neuere Bauthätigkeit iu Elberfeld 57
Aufwand für die von König Ludwig I errichteten Bauten . . 180
Aufwand für öffentliche Bauten in Schweden 72
Aus Athen 134
Die Wohnungen der Mexikaner 218
Konstruktion.
L'eber Ausfugen von Ziegelrohbauten 436
Mittheilungen über die Aufstellung des eisernen Hallendaches
beim nenen Stationsgebäude der Niederschlesisch - Märkischen
Eisenbahn in Berlin 53S. 549
Ueber den Bau von Gasometerbassins. Von Beyer 525
Chicago und seine Häuserhebung. Von G. Knoblauch ... 480
L’eber Schieferbedachung. Von Wanckel 161. 175
Zur Daehdeckungsfrage 213
Noch ein Wort über Schieferbedachungen. Von J. Rasch . . 232
Nochmals Schieferbedachung. Von Wanckel 301
Zur Dachdeckungsfrage. Von Berndts 335
Noch einmal über Pappdächer 447
Dachrinnen -Konstruktion. Von Vogdt 518
Normal -Senkgruben -Anlage in Berlin 396
Aborte für Eisenbahnstationen. Von L. K lasen 433
Spülvorrichtung der Aborte des Ostbahnhofes zu Berlin .... 463
Koch’s neues Thürband 52
Ueber Anwendung des Luftdrucks auf die Haustelegraphie.
Von F. Koch 165
Eine neue Art Gebäude zu reinigen 259
Rau - Ausführungen und Projekte.
Das neue Dienstgebäude für den Generalstab zu Berlin. Von
II . Goedeking 381
Baukosten des neuen Museums in Berlin 414
Zum Umbau der Bildersäle im alten Museum zu Berlin .... 410
Die baulichen Einrichtungen des englischen Unterhauses .... 223
Vom Dome zu Cöln 10
Ueber den Fortgang des Dombaues zu Köln 530
Kirchliche Bauten in Paris 122
Das neue Teatro politeama zu Florenz. Von 11. Stier. . . . 535
Die Neugestaltung des Brandenburger Thores in Berlin .... 209
Heizung und Ventilation.
Notizen über Heizung und Ventilation, gesammelt in Paris im
September 1867 65. 79
Einige Erfahrungen über Heizung in öffentlichen Gebäuden . . 263
Resultate der Wasserheizung im neuen Rathhause zu Berlin . 124
Aus der Stadtverordneten- Versammlung zu Breslau .... 438. 471
Backofen mit Heisswasserheizung 189
Zimmeröfen in Nürnberg 530
Apostelöfen des Herrn Sältzer in Eisenach 482
Schornsteinkappen. Von H. Kayser 135
Schornsteinaufsätze 347
Patenterteilung für einen Schornsteinaufsatz 146
III.
Reisenotizen gesammelt auf der Studienreise der Kgl. Ban-Aka-
demie zu Berlin im August 1867. Von einem Studirenden
und Baumeister Dulk 85. 99. 107. 118. 133. 141. 149. 163.
173. 208. 230. 240. 251. 289. 310. 319. 333
Ingenieurbauten in England 303
Die öffentlichen Bauten in Spanien 11
Konstruktion von Dampfkrahnen 375
Universal -Schraubenschlüssel von Kirchner in Dortmund . . . 438
Siemens’ neue magnet-elektrische Maschine S8
Ein neues in Schweden erfundenes Sprengmittel 517
Erdöl als Schmiermittel 69
Petroleum als Schmieröl 13
Mängel des Erdöls bei der Verwendung als Schmieröl 82
Wasserbau.
Vorschläge zu hydrographischen Ermittelungen 270
Ueber die Wassermengen der Flüsse. Von Mentz 403
Ingniieunvesen.
Korrektion der Unter-Weser 502
Bauten zur Verlegung der Neckarmündung 169
Donau- Regulirung bei Wien 413
Entreprise der Erd- und Baggerarbeiten an der Jade 501
Die neuen Millwall - Docks in London 145
Fundirung einer massiven Kaimauer am Sandthorhafen zu
Hamburg 325
Nachrichten über den gegenwärtig in Ausführung begriffenen
Bau der Pillauer Mohnmauern 551
L’eber die Wasserpest 501
Ent- und Bewässerungen.
Die neue Wasserkunst in Sprottau. Von Fabian 67
Die Entwässerung der Stadt Stralsund. Von E. v. Haselberg 343
Städtisches Wasserwerk in Halle 271
Ueber die Grösse vou Hochbassins bei städtischen Wasserlei-
tungen. Von Dr. E. Müller 9. 19
Seite
Die Ausführung des Kanalisirungs-Projekts für Danzig .... 5o3
Druckständer für Strassen. Von Windberger 460
Patenterteilung auf einen Hahn für Wasserleitungen 137
Versuche mit Brunnen -Bohrern 302
Erbohrung von Trinkwasser - Quellen im Jade- Gebiet . . 330. 553
Die amerikanische Rammpumpe 471
Lienur’s Städtereinigungssystem ‘-79
Noch einmal Lienur’s Städtereinigung 293
Brücken.
Die Eisenbahnbrücke über den Po bei Mezzana (Pavia) .... 13
Die Elbüberbrückung bei Schonhausen 413
Vollendung der Mannheimer Rheinbrücke 385
Gewölbte Brücke zu Adenau an der Eifel 490
Die Triger'sche Fundirungsmet.hode mittelst komprimirter Luft
Milroy’s Exoavator 470
Asphalt als Brückenbelag • . . . 39
Bruch der eisernen Eisenbahnbrücke über den Fluss Lalon . . 13
Einsturz der Eisenbahnbrücke über den Pruth auf der Lem-
berg-Czernowitzer Eisenbahn
Strassen.
Länge der prensSischen Staats-Chausseen 502
Aufpflügen der festen Schneedecke auf Chausseen. Von R.
Hey d rieh 518
Die Strassen von Paris 5
Die Kosten der neuen Strassen -Anlagen in Paris. Von Kyll-
mann 291
Die neuen Themse - Boulevards in London 236
Neue Methode der Strassenbesprengung in London 92
Leber die Strassenbesprengung mit Salz. Von Dr. E. Müller 178
Eisenbahnen.
Im ersten Semester 1868 neu eröffnete Bahnstrecken 360
Im 3. Quartal 1808 in Deutschland erölfnete Eisenbahnen . . . 502
Auf die deutschen Eisenbahnen verwendetes Kapital 137
Eisenbahnbauthätigkeit im Gebiete des norddeutschen Bundes . 483
Die preussischen Staatseisenbahnen 14
Künigl. sächsische Staatseisenbahnen 90
Die südthüringischen Eisenbahnen 92
Die projektirte Märkische Nordbahn 32
Gesammtlänge der Eisenbahnen in den vereinigten Staaten
Nord - Amerika’s 490
Länge der Eisenbahnen in Schweden 137
Seile
Die Verbindungsbahn in Stockholm 517
Mont Cenis-Bahn 210
Appenninen - Uebergang zwischen Bologna und Pistoja L>5
Abgekürztes Verfahren bei Berechnung von Erdmassen, Grund-
und Böschungsflächen für den Bau von Eisenbahnen. Von
Oberbeck 370
Ueber Absteckung von Eisenbahnkurven. Von A. Günther 423
Der Clavicini- Arcograph 439
Beflanzung der Böschungsflächen der Eisenbahnen 360
Ueber Eisenbahn- Oberbau 130. 142. 151
Desgl. 11. Von L. Kl äsen 219
Desgl. III. Von L. Kl äsen 332
Schienen aus homogenem sehnigen Eisen 1 13
Export von englischem Schieneneisen 13
Vorrichtung zur Verhinderung des Oeffnens der Weiche während
des Passirens eines Bahnznges <7;>
Konzentrirung der Weichenzüge auf Bahnhöfen 375
Der Bau des neuen Zentral - Güterbahnhofes zu Stettin
379. 391. 400. 409
Englische Bahnhöfe 3.)9
Trajekt- Anstalt auf dem Bodensee 223
Das Agar- Town- Kohlendepot 29
Neue Strassen -Lokomotive ‘ 2
Die Strassen - Lokomotive 123
Anwendung des Gegendampfes zum Bremsen der Eisenbahn-
züge 38a
Der Mahovos 3
Kraftsammler für Eisenbalmziige
Restaurationswagen auf amerikanischen Eisenbahnen 463
Güterwagen zum Fleisch- und Biertransport ;i40
Gefahrsignale auf fahrenden Zügen. Von zur Nieden .... 50/
Umsturz eines Eisenbahn zpges durch Sturm 542
Der Zusammenstoss auf der Eisenbahn zwischen Chester und
Holyhead 385
Telegraphenwesen.
Die Indo -Europäische Telegraphen - Linie 281
Erwerbung der Telegraphen - Linien Englands durch den Staat 202
Tunnelbau.
Die Entwicklung und die Geschichte des Tunnelbaues . . 27u. 287
Der Mont Cenis -Tunnel 122
Desgl 527
Ein neuer Themse- Tunnel 135
IV. ülhtliciiiingcii ans Vereinen.
Die Versammlungen deutscher Architekten und Ingenieure 380. 392
Programm für die 15. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure in Hamburg 313. 375
Fahrpreis -Ermässigungen für die Theilnehmer am Hamburger
Architektentage 360
Eröffnung des Architektentages in Hamburg 384
Die 15. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu
Hamburg 399. 407. 419. 431. 443. 455. 467. 475. 547
Die 9. Versammlung des Vereins mittelrheinischer Bautechniker
277. 288. 300. 308
Beschlüsse der Haupt -Versammlung deutscher Ingenieure . . . 437
Die Versammlung der deutschen Kunstgenossenschaft zu Wien . 403
Der internationale Kongress für Geschichte und Alterthumskunde
zu Bonn und die Versammlung des Gesammt -Vereins der
deutschen Alterthums-Vereine zu Erfurt 438
Architekten -Verein zu Berlin 4. 12. 21. 31. 41. 51. 60. 71. 82. 91
101. 112. 123. 136. 144. 156. 168. 179. 190. 202. 213. 222. 235
245. 280. 293. 302. 312. 325. 336. 349. 359. 374. 384. 395. 403
412. 425. 437. 448. 461. 470. 482. 490. 500. 511. 519. 528. 541
552
Das neue Statut des Architekten -Vereins zu Berlin 281
Das Vereins- Lokal des Architekten -Vereins zu Berlin ..... 294
Schinkelfest des Architekten -Vereins zu Berlin am 13. März 1868
107. 119
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
111. 136. 178. 245. 412. 470. 510. 552
Deutscher Verein für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren,
Kalk und Zement ff
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Cassel . 70. 101. 33o. 348
Sächsischer Ingenieur -Verein 221. 235. 373. 540
Architektonischer Verein zu Hamburg. . . . 49. 59. 110. 201. 211
Desgl. Berichtigung eines Vortrags über Arbeiterwohnungen 13
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover
40. 166. 189. 244. 255. 437. 482
Aus dem Architekten- und Ingenieurverein zu Hannover . . . 199
Verein deutscher Ingenieure (Bezirksverein a. d. Lenne) .... 1/9
Gründung eines Architekten -Vereins zu Magdeburg 438
Architekten -Verein in Moskau 384
Architekten- und Ingenieur -Verein in Böhmen
20. 109. 394. 461. 470. 500. 510. 552
Verein der behördlich autorisirten Privattechniker Böhmens . . 122
Schleswig-Holsteinischer Ingenieur-Verein . . . 30. 292. 348. 540
Verein für Bauknnde in Stuttgart 50. 69. 155. 167. 269
V. Aus der l'nclilitteratiir.
Referate aus Zeitschriften.
Zeitschrift für Bauwesen. Redigirt von Erbkam.
52. 191. 203. 246. 326. 337. 483. 490
Förster’s allgemeine Bauzeitimg 92. 101. 124. 325. 349
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Han-
nover. . . 14. 32. 137. 156. 426
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereins 72. 259. 450. 503
Mittheilungen des Architekten- u. Ingenieur- Vereins in Böhmen 512
Notizblatt des technischen Vereins zu Riga. . . 113. 395. 464. 543
Mittheilungen der K. K. österreichischen Zentral - Kommission
zur Erforschung und Unterhaltung der Baudenkmale. .61. 125
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens
14. 350. 385. 451. 521. 531
Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 82. 491
Kunst und Gewerbe. Wochenschrift von Dr. C. Stegmann. 72
Badische Gewerbezeitung tiir Haus und Familie. Redigirt von
H. M ei d i n ger 542
Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln,
Thonwaaren, Kalk und Zement 22. 294. 471
Der praktische Maschinen -Konstrukteur von Uhl and 62
Revue generale de l’architecfure et des travaux publics, pnr
Cesär Da ly 5
Oppermann, Annales de Ia consfrnction 138. 247. 512
Gazette des Architectes et du Bätiment 136
Modern Engineering by Hinüber 350. 3(>2
Rezensionen von Büchern.
Becker, zur Kennfniss der Oder lind ihres Fläeliengehietes . . 34
Bremiker, logarithmisch - trigonometrische Tafeln 138
Dehn- Rotfelser, die Baukunst in der Pariser Ausstellung . . . 314
Eyle, Mittelalterliche Baudenkmale ans Schwaben 313
Facadenbuch 464
Fink, Der Bansclilosser 137
Graeve, hydrotechnische Ermittelungen hei dem Oderstrom . . 360
Harros, die land wirtschaftliche Baukunst 531
Seite
Hoffmann, Vademekum des praktischen Baumeisters 169
Iliibner’s statistische Tafel 282
Lotterni'ser n. Weissbach, architektonische Motive 109
Liihkc, Abriss der Geschichte, der Baustile 33. 42
Parker, the different modes of construclion 542
Promnitz, architektonische Entwürfe 404
Rüper, System einer beweglichen Brücke 414
Desgl. Antikritik und Entgegnung 449. 403
Riidgisch, die neueren Breilhaupt’schen Messtisch - Apparate . . 415
Seite
Schmitz, der Dom zu Köln 282
Schreiber, Die Schattenlehre 157
Schubert, Entwürfe von Stallgcbäudcn 404
Schultz, Danzig und seine Bauwerke . . 439
Thomas, die städtische Turnhalle in Jlof 503
Wolf, der Rindviestall 531
Neue Publikationen der mittelalterlichen Baudenkmal» des
Rheinlandes 291
Bauwissenschaftliche Litteratur . 113. 125. 259. 271. 415. 543. 553
VI. Konkurrenzen.
Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen . 368
Knnstgelehrte als Preisrichter bei Konkurrenzen 294
Zur Dombau - Konkurrenz in Berlin .... 180. 300. 414. 512. 531
Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien 131. 151. 163. 187. 190
Zur Konkurrenz für die Börse in Königsberg 503. 512
Zur Altonaer Konkurrenz .'.... 81
Beschluss der Stndtbchörden zu Stettin über eine Konkurrenz
für das dortige Rathhaus 294
Preis - Ausschreiben.
Bauten für das deutsche Bundesschiessen in Wien 22
Rathhaus in Wien 217
Rathhans in Dortmund 181
Jnstizpallast in Antwerpen 53
Gebäude der Mnsenms-Gesellsehaft in Stuttgart 283
Kunstbaus in Kassel 214
Bürgerschnlgebände zu Froibcrg 314
Realschulgebäude in Marne 554
Schlachthaus in Pest 370
Gehäuse zu Schwarzwälder Uhren 532
Monats - Aufgaben im Architekten - Verein zu Berlin
6. 53. 146. 180. 271. 283. 327. 380. 427. 483. 522
Schinkelfest- Konkurrenz des Architekten-Vereins zu Berlin . . 224
Preis Bordin am Institut de France 113
Preis - Ertheilungen.
Kirche zu Altona 42
Hochaltar für die Marienkirche zu Reutlingen 283. 351
Hochaltäre in der Kathedrale zu Herzogenbusch 283
Rathhans zu Reichenbach .120
R'thhaus in Dortmund . 492
Kunstbaus in Kassel 337
Kasino in Koblenz ... 203
Konzertlokal im zoologischen Harten zu Köln . . 410
Personal -Naehricliton. — Offene Stellen. — Brief- mul Kragekasten. — Inserate.
Bu K’niekerci von Gebrüder Fiokeit in Berlin.
Jahrgang II.
DEUTSCHE
t.
• 1.
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz.
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2 '/2 Sgr. die gespaltene Petitzeile.
des
Wochenblatt
lieransgegeben von Mitgliedern
Architekten -Vereins zu Berlin.
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übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 3
. Januar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Zum nenen Jahrgange. — Die neuen Häuser an der
Schleuse zu Berlin. — Der Mahovos. — Feuilleton: Architek-
tonische Skizzen. Von Philalethes Bleifeder. I. — Mittheilungen
aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes:
Die Strassen von Paris. Finanzielle Ergebnisse der Pariser Ausstel-
lung. — Aus der Fachliteratur: Cesar Daly, Revue generale
de l’Architeeture. — Konkurrenzen: Monats -Aufgaben im Archi-
tekten-Verein zu Berlin. — Personal-Nachrichten etc.
Zum neuen Jahrgänge.
Als wir vor Jahresfrist unser Unternehmen begannen, geschah dies nicht unter günstigen Verhältnissen. Vielfach
angezweifelt, ohne genügende Verbindungen, ohne Erfahrungen, mussten wir wohl mit einer gewissen Zaghaftigkeit
unserer Aufgabe entgegen gehen. Gereifter und sicherer können wir jetzt vor unsere Facbgenossen treten, da die
Erfahrungen eines Jahres uns zur Seite stehen, da ein Erfolg, der unsere Erwartungen übertroffen bat, uns den Beweis
lieferte, dass unser Blatt in der That einem vorhandenen Bedürfnisse entsprach.
Noch sind wir freilich allzusehr auf unsere eigene Kraft angewiesen; sind auch viele Versprechungen, die
uns gemacht wurden, bisher unerfüllt geblieben, so haben wir andererseits doch wieder einen ganzen Kreis treuer
Mitarbeiter gewonnen, deren Unterstützung uns die wichtigsten Dienste geleistet hat. Ihnen herzlich zu danken, sei
die erste Pflicht, der wir genügen wollen.
Nicht minder danken wir unsern bisherigen Lesern für die freundliche Nachsicht, die sie uns bewiesen haben.
Und bleiben unsere Leistungen auch noch immer weit hinter dem Ziele zurück, das wir erstreben ‘und- wirfst f ssj er-
reichen hoffen, so glauben wir doch, dass dieses Streben und der Geist, in dem wir das Wenige ’böten,’ was wir
bieten konnten, in den Herzen unserer Fachgenossen Wiederhall gefunden hat. * * p ;
Dass dieses Streben, dass dieser Geist uns auch ferner leiten wird, wir wollen es am Beginn dieses neuen'
Jahrganges versprechen! — »
Ein Band herzustellen zwischen allen deutschen Bautechnikern, ihre Zusammengehörigkeit jui>f jtiletG Mitteln
zu fördern, es war und es ist unser erstes und vornehmstes Ziel. Schon haben wir viel in dieser Tiinspht erreicht,
schon zählen wir Leser in allen Theilen des deutschen Vaterlandes, wie unter den Deutschen im Auslande, schon bildet unser
Blatt ein Bindeglied zwischen fast allen deutschen bautechnischen Vereinen, die uns Mittheilungen über ihre Ver-
handlungen zugehen lassen. Wenn freilich in dem Inhalte unseres Blattes die Verhältnisse unserer engeren Heimath
noch allzusehr in den Vordergrund treten, so ist dies ohne unsere Absicht und sicherlich ohne Vorurtheil und ohne
Selbstgefälligkeit geschehen. — Wir haben uns unter solchen Umständen für berechtigt gehalten, diese unsere Tendenz
auch in dem Namen unseres Wochenblattes, das wir nunmehr: „Deutsche Bauzeitung“ nennen, zum Ausdruck zu
bringen; wir wollen damit gleichzeitig aussprechen, dass jedes Streben dem vaterländischen sich unterordnen müsse,
wir wollen bekennen, dass wir das ganze, grosse Deutschland unser Vaterland nennen! Möge uns die Kraft nicht
fehlen, diesem Ziele zu Nutz und Frommen unseres Faches würdig nachzueifern.
Die Herausgeber.
Die neuen Häuser an der Schleuse zu Berlin.
Unter den vielen Veränderungen, welche die archi-
tektonische Physiognomie Berlins in jüngster Zeit erfahren
hat, ist keine wichtiger und fällt mehr in’s Auge, als die,
welche im Herzen der Stadt, zu beiden schmalen Seiten
des Schlossplatzes bewirkt ist. Während nach Osten, in
der Königsstrasse, das neue Rathhaus emporgestiegen ist,
dessen Thurm der ganzen Stadtgegend einen anderen
Charakter aufgeprägt hat, ist im Westen die alte Stech-
hahn verschwunden und der Blick gegen die Bauakademie,
den Werderschen Markt und die Französische Strasse frei-
gelegt. Eine breite Strasse führt an Stelle der alten, le-
bensgefährlichen Passage bis zu der gleichfalls auf die
ansehnlichste Breite gesteigerten Schleusenbrücke.
H ier erhebt sich, den Werderschen Mühlen resp. der
südwestlichen Ecke des Königlichen Schlosses gegenüber,
zwischen Schlossplatz und Schleuse ein stattlicher Neubau,
in den beiden untern Geschossen Läden mit mächtigen
Spiegelscheiben, darüber Wohnräume in noch 2 Stock-
werken enthaltend. Von rothen Backsteinen und röth-
licbem Nebraer Sandstein (resp. imitirtem Sandsteinputz)
erbaut, bewegt und kräftig im Relief, mit seinen vielen
grossen Oeffnungen, im reichen Schmucke der bronzirten
Eisengallerien und der (überall in die Architektur hinein-
gezogenen) Firmenschilder, obwohl des figürlichen Schmuckes,
aut den er wesentlich berechnet ist, noch völlig entbehrend,
fällt er ebensowohl durch seine Lage, wie durch seine
bedeutenden Abmessungen und seine ungewöhnliche Form
und Farbe auf. Der Volksmund, nicht lange um einen
Namen verlegen, hat ihn mit glücklichem Griffe das „rothe
Schloss" getauft.
Es hat dieser Bau, dessen gegenwärtig fertig gestellter
Theil nur ein geringer Theil der ganzen projektirten An-
lage ist, seine eigene, nicht uninteressante Entstehungs-
geschichte.
Das rothe Schloss ist nämlich nicht das Werk eines
einzelnen Unternehmers, es ist hier vielmehr mit Glück
ein unter den früheren Königen so häufig gemachter Ver-
such wiederholt worden, mehre Besitzer aneinanderstos-
sender Grundstücke zu veranlassen, ihre Häuser nach einem
gemeinschaftlichen Plane zu errichten. Auch die frühere
Stechbahn, an deren Stelle der neue Häuserkomplex ge-
treten ist, war nach dieser Idee entstanden.
Die Durchführung der Französischen Strasse bis zum
Schlossplätze machte es nothwendig, jenen alten Stechbahn-
2
bau bis fast zur Ilalfte niederzureissen , und Jedermann
musste einsehen, dass damit seine Tage gezählt waren.
Der Bau, auf morastigem Untergründe, mit sehr mangel-
haften Fundamenten aufgeführt, hatte sich nach der Was-
serseite zu so stark gesenkt, dass die Höhendifferenz
zwischen Vorder- und Hinterfront stellenweise 13" betrug;
sobald ein Theil desselben zum Abbruche kam, war es
schwer, den Rest zu erhalten. Neben dieser Baufällig-
keit kam nicht minder in Betracht, dass die ganze Anord-
nung und Einrichtung dieser Häuser durchaus nicht mehr
den Anforderungen der Jetztzeit entsprach, vielmehr ein
wahres Muster von Winkelei bot.
Mit Rücksicht auf diese Sachlage wurde zu zwei
verschiedenen Malen von Baugesellschaften, die zu diesem
Zweck zusammentraten, versucht, die kleinen Restparzellen,
die jener Strassendurchbruch übrig gelassen hatte, sowie den
unberührt gebliebenen Theil der alten Stechbahn und einige
daran stossende Baulichkeiten anzukaufan, um an dieser
so ausgezeichneten Stelle einen grossartigen Bazar mit
ten die Baumeister Ende & Boeckmann, welchen in-
zwischen bereits von der Besitzerin des Eckgrundstückes
an der Schleuse, Wittwe Karstedt, der Neubau ihres Hau-
ses übertragen worden war, den Auftrag, einen Gesammt-
plan zur Bebauung des ganzen Viertels zu entwerfen.
Um die Besitzer zu vermögen, sich einer so kostbaren
Fa^adenausbildung anzuschliessen, musste denselben natür-
lich anderweitig Entschädigung geboten werden; durch
Allerhöchste Kabinetsordre und Verfügung der betreffen-
den Ministerien wurde deshalb den Besitzern die Erlaub-
nis ertheilt, die Wasserfläche des Mühlengrabens zu über-
bauen, und ihnen ausserdem ein Terrain am Schlossplätze
überlassen, welches derzeit von den betreffenden Besitzern
unterkellert und mit hässlichen, auf den Schlossplatz hinaus-
gehenden Kellereingängen versehen war.
Vier zunächst interessirte Besitzer, Frau Wwe. Kar-
stedt, Kafetier Kuhnert, beide mit ihren Grundstücken
nach den Werderschen Mühlen belegen, der Banquier
Engelhardt an der Schleuse und der Banquier Securius
darüber liegendem Hotel zu bauen. Das Unternehmen
scheiterte an den exorbitanten Summen, die der Grund-
erwerb erfordert hätte.
Kam ein gemeinschaftliches Arrangement oder ein
grösseres einheitliches Unternehmen nicht schon vor dem
Abbruch der Stechbahn zu Stande, so war für die neue
Gestaltung des Stadtviertels das Ungünstigste zn befürchten.
Es war mit Sicherheit vorauszusehen , dass die Inhaber
der kleinen Restparzellen diese nicht lange würden un-
bebaut liegen lassen, sondern, ein Jeder auf seine Faust,
himmelhohe Mietshäuser (die baupolizeilichen Vorschriften
schränken die Höhe an dieser Stelle gar nicht ein) errichtet
hätten. Zwischen den Häusern wäre der dem Fiskus ge-
hörige sogenannte Mühlengraben liegen geblieben, den man
dann wahrscheinlich ähnlich wie in der Mohrenstrasse und
an der Spittelbrücke hätte verdecken müssen. Auch lag
es nahe, dass dann früher oder später die nur 30' in der
Front breiten Grundstücke an der Stechbahn ebenfalls neu
bebaut worden wären und somit ein Konglomerat von schma-
len Miethshäusern sich gebildet hätte, das in dieser bevor-
zugten Lage die Stadt auf das Unwürdigste entstellt haben
würde.
Die Lösung der Schwierigkeit wurde durch die Be-
mühungen des Vorsitzenden des Verschönerungsvereins
herbeigeführt. An allerhöchster Stelle, wo man auf die
Uebelstände einer Verunzierung der unmittelbarsten Um-
gebung des Königlichen Schlosses gleichfalls aufmerksam
geworden war, fand sein Vermittelungsvorschlag, die Be-
sitzer zu einem Neubau nach gemeinschaftlichem Plane zu
bewegen, die bereitwilligste Unterstützung, und so erhiel-
(Schluss
(mit zwei Grundstücken) am Schlossplatz schlossen sich
sogleich dieser Idee an und haben die beiden Ersteren und
der Letztere bereits nach diesem gemeinschaftlichen Plane
gebaut; demnächst steht wohl zu erwarten, dass auch
die übrigen Besitzer die ihnen gebotenen Vortheile nicht
verschmähen, sondern sich dem allgemeinen Plane an-
schliessen werden.
Zum Verständniss der Gesammtanlage, deren Grund-
rissdisposition aus der beigefügten Skizze ersichtlich ist*),
und namentlich zum Verständniss der seither ausgeführten
Theile gehört vor Allem die Angabe, dass es in der Ab-
sicht der Architekten liegt, eine glasbedeckte Passage
über der ganzen Länge des Mühlengrabens bis zur Jung-
fernbrücke, mit einer Querpassage vom Schlossplatz bis
an die Schleuse hin , zur Ausführung zu bringen. Die
erstere dürfte als ein beliebter Abkürzungsweg dereinst
hohe Bedeutung erlangen. Es mag wohl noch eine Reihe
von Jahren erfordern, ehe jene Passagen hergestellt sein
werden ; ihre dercinstige Vollendung dürfte aber in nicht
allzu ferner Zeit zu suchen sein, da der grösste Theil der
Häuser, die an diesem Theile des Mühlengrabens liegen,
kaum mehr als Baracken sind, die alle höchst mangelhaft
auf nunmehr bereits halb verfaulten Holzrosten fundirt,
theilweise mit Einsturz drohen. Zudem wird die ausge-
zeichnet günstige Lage die Meisten zum Neubau, unter
Benutzung der neuen Passage als Baufluchtlinie, veranlas-
sen , da die verhältnissmässig tiefen Grundstücke eine
bessere Ausnutzung zulassen.
*) Eine perspektivische Ansicht der Fafaden der bereits ausge
führten Gebäude wird in nächster Nummer folgen.
folgt. )
3
Der Mahovos*).
Ein neues Hilfsmittel für den Eisenbahnbetrieb ist
der von einem Russen, Herrn Schouberszky, erfundene
und Mahovos benannte Apparat, welcher durch ein Mo-
dell auf der Pariser Ausstellung dargestellt war.
Sein Prinzip ist die Anwendung des Schwungrades
auf Eisenbahnen, und dies ist in folgender Weise ausge-
führt. Der Apparat bestellt, wie der durch die Figur
angedeutete Längenschnitt zeigt, aus einem sechsrädrigen
Wagen, dessen mittelstes Räderpaar kleiner als die
übrigen ist. Auf diesen Rädern liegen Friktionsrollen, '
deren je 2 auf einer gemeinschaftlichen Axe befestigt sind,
und welche ihrerseits der Axe der beiden grossen Schwung-
räder zum Auflager dienen. Durch die Reibung stehen
also Schwung- und Laufräder in Verbindung und sind
in ihrer Bewegung von einander abhängig gemacht. Die
Wirkung des Mahovos ist nun die, dass er, in den Zug
(unmittelbar hinter dem Tender) eingefügt, beim Bergab-
fahren durch die Schwerkraft des Zuges, oder auf hori-
zontaler Bahn durch die Arbeit der Lokomotive in Be-
wegung gesetzt, viel lebendige Kraft in seine Schwung-
räder aufnimmt, und indem er dieselbe beim Bergauf-
fahren abgiebt, den Zug die Rampen hinaufziehen hilft.
Um diese Hilfe wirksam zu machen, ist den aus Guss-
stahl gebildeten Schwungrädern das bedeutende Gewicht
von 26 Tonnen gegeben worden, und nehmen sie bei einer
Geschwindigkeit des Zuges von 30 Kilometer per Stunde
(der grössten Geschwindigkeit der Güterzüge) eine Um-
fangsgeschwindigkeit von 142 Meter an. Ihre lebendige
Kraft beträgt dann 22 Millionen Kilogr. -Meter.
*) Der Gegenstand ist zwar schon zur Zeit des Wiener Ar-
chitektentages aus einer Brochüre des Erfinders bekannt geworden;
wir glauben aber des Aufsehens wegen, das der Mahovos auf der
l'ariser Ausstellung erregt hat, diese Mittheilung unseres dortigen
Korrespondenten unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen.
Der Nutzen dieser angesammelten lebendigen Kraft
berechnet sich nach Herrn Schouberszky beispielsweise
folgender Maassen. Eine Lokomotive von 40 Ton-
nen, deren Zugkraft = J/6 ihres Gewichts angenommen
wird, befördert auf Bahnen mit 0,01 Maximalsteigung
Güterzüge von 380 Tonnen, d. i. etwa 20°/o weniger, als
sie nach der theoretischen Rechnung zu befördern im
Stande wäre. Man hält also 20% der Kraft in Reserve,
um zufällige Widerstände, als Schnee, versandete Schienen,
Wind u. s. w. zu überwinden. Dies übernimmt nun der
Mahovos vermöge der Trägheit seiner Schwungräder.
Ausserdem hilft er auch auf den Rampen ziehen, und zwar,
da er eben so schwer ist als die Lokomotive, mit der-
selben Zugkraft wie diese. Wenn man auch die Trägheit
des Zuges selbst berücksichtigt, so ergiebt sich, dass die
Lokomotive dieselben Züge, die sie allein nur auf einer
Steigung von 0,01 ziehen kann, mit Hülfe des Mahovos
auf einer solchen von 0,0255 zu befördern im Stande ist.
Da der Mahovos dadurch wirkt, dass er die lebendige
Kraft seiner Schwungräder abgiebt, d. h. dass seine Ge-
schwindigkeit geringer wird, so ist seine Wirkung be-
schränkt; wenn die Steigung von 0,0255 zu lange anhielte,
würde die Geschwindigkeit des Zuges allmählig — 0
werden. Unter der Voraussetzung, dass die zulässige
Minimalgeschwindigkeit eines Zuges = 9 % Kilometer
per Stunde anzunehmen sei, findet Herr Schouberszky
die Länge einer Steigung von 0,02, welche erstiegen
werden kann, = ca. 6 Kilometer, was einer Höhe von
1 20 Metern entspricht.
Ein grosser Kraftaufwand ist erforderlich, um die in
Ruhe befindlichen Schwungräder in Bewegung zu setzen.
Nimmt man aber an, dass die Bahn zu Anfang horizontal
ist, so wirkt hier die Lokomotive, welche den Zug auf
Steigungen von 0,012 hinaufzubringen im Stande sein soll,
nur mit J/4 ihrer Zugkraft. Sie kann also % derselben zur
Bewegung der Schwungräder verwenden und wird nach
4400 Metern dem Zuge die Geschwindigkeit von 30 Ki-
lometern per Stunde ertheilt haben. Dies ist zwar eine
ziemlich lange Strecke für das Anfahren, doch ist dieselbe
nur bei der Anfangsstation erforderlich. Auf den Zwischen-
stationen werden die Schwungräder nicht angehalten, son-
dern vermöge einer Vorrichtung am Apparat in die Höhe
gehoben, so dass sie sich weiter drehen, ohne die Trieb-
räder zu berühren. Bei einem Aufenthalt von 10 Minuten
würden sie nur 800000 Kilogr. -Meter, also noch nicht
’/27 ihrer ganzen lebendigen Kraft einbiissen. Beim Berg-
abfahren wirkt der Mahovos als Bremse, indem er wegen
seines grossen Beharrungsvermögens durch die Schwer-
kraft des Zuges nur langsam beschleunigt wird. Auf
horizontaler Bahn aber und auf Steigungen unter 0,012
FEUILLETON.
Architektonische Skizzen.
Von Philalethes Bleifeder.
1. Vorwort an die Herausgeber und an die Leser der deutschen Bauzeitung.
Feuilletonist der deutschen Bauzeitung soll ich werden?
— Eine schöne und lohnende, aber auch eine schwierige
und gefährliche Aufgabe, die Sie mir da gestellt haben,
meine Herren Herausgeber!
Der Gedanke ist gar so übel nicht, dass Sie das starre
Gerüst der ernsten und gemessenen Aufsätze Ihres Blattes
mit der Fülle üppigen Lebens, mit Ranken und Kränzen
umwinden wollen, an deren buntem Schmucke ein archi-
tektonisches Herz sich ergötzen kann, wenn Kunst und
Wissenschaft allein es einmal gar zu trocken anmuthen.
— Kunst und Wissenschaft werden darum nicht eben
entwürdigt werden.
Auch braucht man deshalb nicht gerade nach Frank-
reich oder Italien zu gehen, um schwungvolle, farben-
prächtige, begeisterte Reisebriefe zu schreiben; in unserer
eigenen Welt, auf unserem heimischen Boden spriessen
alltäglich der Bliithen und Blätter genug, die ungekannt
blühen und welken und vergessen werden und vergebens
der Hand warten, die sie zum lustigen Kranze flechten könnte.
Was ist nicht dem Feuilletonisten erlaubt und was
darf er nicht Alles in den Kreis seiner Betrachtungen
! ziehen? Jede Form ist ihm gestattet und jede Farbe —
ihm dient die Begeisterung und der heilige Ernst, wie
die heitere Laune und der lose Spott — nicht nur über
j das, was auf offenem Markte geschehen ist, darf er be-
; richten, sondern auch in die Herzen der Menschen ein-
dringen und hören und melden, was sie fühlen und denken.
— In die Vergangenheit kann er tauchen und in die Zu-
kunft empor steigen — Fabeln kann er dichten und
\ Mährchen erzählen — über Alles darf er plaudern und
braucht doch nicht mehr zu sagen, als ihm gut dünkt —
kein Gegenstand ist ihm zu gross, keiner zu klein — es
giebt Nichts, das ihn interessirt und das er nicht fest-
halten dürfte, wenn es ihm just durch den Kopf schiesset
und aus der Feder quillt!
Aber freilich um so lohnender die Aufgabe und um
so unermesslicher der Stoff, desto schwieriger aber auch
für unser eines ihn zu bewältigen. Solch „leichte Waare“,
sie muss auch in Wirklichkeit duftig und leicht sein. Da
sind weder allzuderbe Schatten gestattet, noch allzugrelle
Lichter, da darf man an der Zeichnung nicht allzulange
drechseln und difteln. In einem Gusse muss sie entwor-
fen und in Farbe gehaucht sein! — Und die Feder des
Architekten, mit welcher er der Akten und der Erläute-
rungsberichte und der Anschläge so viele geschrieben, die
4
ist er ganz ausser Wirkung und nimmt, einmal in Gang
gesetzt, nur wenig Zugkraft der Lokomotive in Anspruch,
da seine Reibungswiderstände gering sind.
Man ist also durch Einführung des Mahovos im
Stande, auf bestehenden Bahnen mit denselben Lokomo-
tiven grössere Lasten zu bewegen als bisher, und auf neu-
anzulegenden Bahnen durch Einführung steilerer Gefälle
die Linie zu verkürzen und die Kosten für den Unterhau
zu verringern. Die Ersparniss wird nach der Beschaffen-
heit des Terrains natürlich verschieden sein (ein durch-
weg oder auf langen Strecken gleichrnässig steigendes
Terrain würde sich überhaupt für den Mahovos nicht
eignen). Als Beispiel führt Herr Schouberszky aber
an, dass bei einem von ihm bearbeiteten Bahnprojekte
(Moskau-Orel) die Ersparniss durch Einführung des Ma-
hovos und in Folge dessen durch Steigerung des Gefälles
auf 0,0255 statt 0,01 — 3 3 */3 °/0 der Totalkosten pro Bahn-
kilom. betrug. Ausserdem wurde die Linie um 18 °/o kürzer.
Eine ganz besondere Anwendung soll der Mahovos
auf Kohlenbahnen linden, und so stellte ihn das Modell
auf der Ausstellung dar. Es handelt sich um solche
Bahnen, welche mit oft bedeutendem Gefälle von der
Grube abwärts zur nächsten Hauptbahn oder zu einem
Flusse führen, und auf welchen die beladenen Ivohlenziige
stets abwärts, und nur leere Wagen aufwärts gehen. Hier
soll der Mahovos an den voll hinabgehenden Zug ange-
hängt werden, und indem er zugleich als Bremse dient,
durch die Schwerkraft desselben in Bewegung gesetzt
werden. Unten angekommen, werden die Schwungräder
aufgehoben, der volle Zug losgehängt, der Mahovos auf
einer Drehscheibe umgedreht und der leere Zug ange-
hängt. Wenn dann die Schwungräder wieder herabge-
lassen werden , genügt ihre lebendige Kraft, um den Zug die
ganze Strecke heraufzuziehen. Dies wird schon bei einem
durchschnittlichen Gefälle von 0,01 und einer Bahnlänge
von 15 Kilometern der Fall sein, einer Annahme, welche
sich z. B. bei der Kohlenbahn von Freiburg nach Wal-
denburg i./Schl. verwirklicht findet. Wenn hier Züge von
22 Wagen befördert werden, in denen die leeren Wagen
je o Tonnen wiegen, bei einer Ladungsfähigkeit von
10 Tonnen, so wird die Endgeschwindigkeit der oben
ankommenden Züge noch 6 Kilometer pro Stunde betragen.
Da das Ausheben der Schwungräder einige Zeit er-
fordert, was hinderlich sein könnte, wenn es darauf an-
kommt, den Zug schnell zum Stehen zu bringen, so ist
auf eine Vorrichtung Bedacht genommen, mittelst welcher
man es ausnahmsweise auch sehr schnell bewerkstelligen
kann. Es sind nämlich auf die Schwungradwelle lose j
exzentrische Scheiben aufgezogen, deren Zentrum für ge-
wöhnlich über dem jener Welle gehalten wird, und welche
■ sich so m>t einem geringen Spielraum vertikal über kon-
zentrischen Scheiben befinden, die auf den Axen der
kriktionsrollen sitzen. Werden die Exzenter nun ein
wenig hernmgedreht, so berühren sie die konzentrischen
Scheiben, werden von ihnen mitgenommen, und heben,
indem sie eine halbe Umdrehung machen, die Schwung-
räder aus, welche sie auch in dieser Stellung erhalten,
da sie gehindert sind, ihre Umdrehung zu vollenden. Sie
wirken ausserdem mit der auf ihnen liegenden, bedeuten-
den Last der Schwungräder als Bremse, und da ihre
Wirkung in unmessbar kurzer Zeit erfolgt, hat Herr
Schouberszky diese Vorrichtung die „momentan wir-
kende Mahovos-Bremse“ genannt.
Einige besondere Systeme des Mahovos: den Mahovos
mit 4 Triebaxen, den Mahovos-Tender und den Mahovos
mit Dampfzylinder übergehen wir und wollen schliesslich
nur erwähnen, dass man im Begriff' steht, auf den Strecken
der grossen russischen Eisenbahngesellschaft praktische
Versuche mit dem beschriebenen Apparate anzustellen.
W. H.
Mittheilungen aus Vereinen.
Ar chitek ten- Ve rein zu Berlin. Versammlung am 28. De-
zember 1867. Vorsitzender Herr Adler. Anwesend 70 Mit-
glieder und 2 Gäste.
Zur Aufnahme in den Verein stellen sich die Herren
Behren ds und Cramer vor.
Aus Minden ist ein Schreiben von der Kommission zur
Errichtung eines Denkmals für die in den Kriegen der Jahre
1864 und 66 gefallenen Offiziere und Mannschaften der West-
fälischen Infanterie-Regimenter No. 15 und 55 eingegangen.
Der Architekten- Verein wird in diesem Schreiben ersucht,
die Prüfung zweier für jenes Denkmal angefertigten Skizzen
übernehmen zu wollen. Die Angelegenheit erledigt sich für
den heutigen Abend einfach durch den Umstand, dass dem
Schreiben anstatt wie angegeben zwei, in Wirklichkeit nur
eine Skizze beigelegen hat, weswegen zunächst noch vorherige
Anfrage bei den Eingebern erfolgen muss.
Die Fabrik von Wirt und Wagener in Stuttgart hat
Preisliste und Proben ihrer Parquettafeln ausgelegt. Seitens
eines Mitgliedes wird darauf aufmerksam gemacht, dass auf
dem hiesigen Bahnhofe der Ostbahn 12000°' Fussboden von
dieser Fabrik ausgeführt seien.
Herr Jacobs thal referirt demnächst in einem längeren
Vortrage über das Werk „Physiologie der Farben von Dr. E.
Brücke.“ Indem er namentlich das erste Kapitel dieses Buches,
nämlich die Theorie der Farbenlehre bespricht, erläutert er
seinen Vortrag mehrfach unter Benutzung des Farbenkreisels
und des Stereoskop’s durch vorgeführte Beispiele. Wir wer-
den Gelegenheit haben, später noch spezieller auf diesen Ge-
genstand zurückzukommen.
Darauf setzt Herr Knoblauch seine Reisemittheilungen
er in allen den steifen Schnörkeln des Kurialstils hat
schulen müssen, sie ist leider ein gar zu schwerfällig und
unbehülflich Instrument für so subtile Arbeit! —
Endlich habe ich die Aufgabe auch noch gefährlich
genannt. — Man kann doch unmöglich immer weder kalt
noch warm sein — man wird loben und tadeln müssen,
und wenn sich der Grundsatz auch höchst bequem aus-
sprechen lässt: Prinzipien, aber keine Personen — so wird
es in Wirklichkeit, wo eben Personen stets die Träger von
Prinzipien sind, nicht leicht sein, diese Klippe zu um-
schiffen. — Und ausser den Schauspielern wüsste ich nicht
bald ein also empfindliches Völkchen, als unsere lieben
Fachgenossen, zumal wenn ihre Künstlereifersucht erregt
wird. Wenige können es ertragen, wenn ihr Konkurrent
gelobt wird, noch wenigere, wenn sie selbst getadelt wer-
den, denn die Kritik, zumal die öffentliche Kritik ist in
unseren architektonischen Kreisen ein noch gar zu unbe-
kanntes Heilkraut, dessen man anscheinend noch lange nicht
gewohnt sein wird.
Was soll der arme Feuilletonist nun thun? — bei-
spielsweise, wenn ihm der Erisapfel der Stilfrage in die
Hand gedrückt wird? Rühmt er die reine Antike, so rufen
christlich-germanische Männer: Sehet da den Afterpro-
pheten, pfui über diesen Berliner! — Rühmt er hingegen
die reine Gothik, so werden sicher einige Jünger des
Mannes, der seit 2000 Jahren zum ersten Male eine Form
begriffen, Steine wider ihn erheben und die hauptum-
lockten Herolde der Renaissance werden ihn als Krypto-
jesuiten betrachten. — Rühmt er die Renaissance, so hat
er es mit Gothikern und Hellenisten verdorben und glaubt
er schliesslich gar an die Möglichkeit eines neuen Stils,
so verlacht ihn der ganze Chorus als einen Narren, der
sich ein buntes Gewand aus den Fetzen aller Jahrhunderte
zusammentlicken will. Allen es recht zu machen, es wäre
ein Werk, des Schweisses der Edlen werth, aber der Eier-
tanz zwischen Schwertern und die haarsträubendsten in-
dischen Gauklerkünste möchten ein Kinderspiel dagegen
sein! —
Doch trotz alledem, trotz meiner unzureichenden
Kraft, trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren — es ist
ein stolzes, herzerhebendes Gefühl , frei von der Seele
herunter zu Tausenden seiner Fachgenossen sprechen zu
dürfen. So sei es drum; — ich will das Werk versuchen!
Vielleicht wachsen auch mir die Schwingen im Fluge,
dass ich nicht gar zu weit von meiner Aufgabe entfernt
bleibe. —
LTnd was die Gefahren anbetrifft, nun denn — ich
will die Feder gleich einem Schwerte in die Hand nehmen
und weder links sehen noch rechts, sondern immerdar vor-
wärts und geradeaus nach dem Ziele streben, das der
Gott in meinem Herzen, das meine Ueberzeugung mich
als wahr und schön, als gut und recht erkennen lehrte.
5
über Amerika weiter fort und bespricht fiir diesmal nament-
lich einen Ausflug von New-York nach den Niagara-Fällen,
Bemerkungen über amerikanische Wasser- und Eisenbahnbe-
förderung daran anschliessend.
Bei Eröffnung des Fragekastens findet sich die Anträge:
Welche Anforderungen werden an Bauführer gestellt, die das
Privatbaumeister-Examen abzulegen wünschen. Eine genügende
Auskunft weiss Niemand zu geben; es wird deshalb der Rath
ertheilt, falls ein konkreter Fall vorläge, sich direkt an die
Technische Bau-Deputation zu wenden. — Eine kleine Dis-
kussion wird noch durch die Frage hervorgerufen: „Wo kauft
man Ornamente von gepresstem Zink?“ Herr Schwatlo er-
örtert, dass man von dem gepressten Zink mehr und mehr
abgehe, da dasselbe nicht dehnbar genug sei , um ein kräf-
tiges Relief zu gestatten; Zinkguss zu Ornamenten sei vorzu-
ziehen und käme neuerdings überwiegend zur Verwendung.
Herr Adler ertheilt dagegen dem getriebenen Zink, besonders
wegen seiner Leichtigkeit den Vorzug und fügt hinzu, dass er
noch in jüngster Zeit, namentlich in der Fabrik von Peters,
zahlreiche Ausführungen darin gesehen habe; die noch immer
häufige Anwendung des gepressten Zinks wird auch noch von
anderen Seiten bestätigt. Schluss der Sitzung 9 Uhr. Gr.
wendet, während Trottoirs aus flüssigem, mit Kies gemischtem
Asphalte hergestellt werden.
Der Asphalt, welcher bis 10 % Erdharz enthält, findet
sich in regelmässigen Lagern im Val-de-Travers (Kanton Neuf-
chätel), in Seyssel (Dep. d’Ain) und an mehren Punkten des
Jura. Bei einer Erwärmung von ungefähr 100 Grad erweichen
die harzigen Theile , die Körnchen trennen sich und der As-
phalt zerfallt in Pulverform. Wird derselbe in noch warmem
Zustande leicht komprimirt, so backen die Moleküle wieder
zusammen und nehmen die frühere Festigkeit wieder an.
Der natürliche Asphalt wird, wenn er aus den Minen
kommt, mechanisch zu Pulverform zerkleinert und im Ofen
auf 140 Grad erwärmt. In eisernen, hermetisch verschlossenen
Wagen wird derselbe nach der Baustelle gefahren, auf der
trockenen Betonunterlage ausgebreitet, durchgeharkt, mit
eisernen heissen Handrammen leicht angestampft und endlich
noch mit einer heissen Walze komprimirt. Höchstens zwei
Stunden nachher können die fertigen Theile der Passage über-
geben werden.
Die Erfahrung hat festgestellt, dass die Asphaltfläche
durchaus nicht gefährlicher für die Pferde ist, als die mac-
adamisirten oder gepflasterten Strassen.
Paris, den 12. Dezember 1867. Kyllmann.
Vermischtes.
Die Strassen von Paris.
Die Stadt Paris hat augenblicklich beinahe 9,000000 I K
öffentlicher Strassen zu unterhalten. Im Jahre 1867 sind
5954581 K ausgeführt worden, welche mit den am 1. Januar
1867 bereits ausgeführten Strassen und Trottoirs zusammen
8,947679 CK, also rund 3500 Morgen ausmachen. Dies
würde einer Strasse von 60' Breite entsprechen , welche
63 Meilen lang wäre.
Auf die verschiedenen Konstruktionen vertheilt sich die
Zahl wie folgt:
Gepflasterte Strassen 4,883643 1 K
Chaussirte „ 2,146005 „
Asphaltirte „ 165654 „
zusammen 7,195302 I K
Granit - Trottoirs 545939 Cm-
Gepflasterte „ 14024 „
Asphaltirte „ 1,192414 „
zusammen 1,752377 I K
Totalsumme 8,947679 „
In dem alten Paris befinden sich keine gepflasterten Trot-
toirs, dieselben existiren nur in den älteren Theilen der ehe-
maligen Vorstädte.
Die Anwendung des Asphaltes für Fahrstrassen nimmt
im Allgemeinen sehr zu. Im Jahre 1854 wurde in der Rue
Bergere der erste Versuch gemacht, aus warmem Asphalt in
Pulverform eine feste Decke zu komprimiren. Dieses Ver-
fahren wird jetzt bei allen asphaltirten Fahrstrassen ange-
Die Pariser Ausstellung hat nach französischen Zei-
tungsberichten einen Ueberschuss von 3 Mill. Frcs. ergeben,
in den sich der Staat, die Stadt Paris und die Gesellschaft
der Unternehmer gleichmässig theilen. Das gezeichnete Kapi-
tal betrug 12 Mill. Frcs., es stellt sieh mithin die Dividende
auf S’/s %■
Aus der Fachlitteratur.
Cesar Daly, Revue generale de l’Architecture et des
Travaux publics. Jahrgang 1867. Heft 1 — 8.
Wie wir bereits in einem früheren Referate über vor-
liegende Zeitschrift ausgeführt, lässt die Art des Erscheinens
derselben es nicht zu, über die einzelnen Hefte zu berichten,
da Text und Figuren in einem Heft selten zusammen gehören.
Erst jetzt sind wir in der Lage, den grössten Theil des
Jahrganges 1867 zu übersehen und zu würdigen.
Wir dürfen hierbei die Bemerkung nicht unterdrücken,
dass die fast die ganze Welt in Bewegung setzende Welt-
ausstellung des Jahres noch nicht den wohl angekündigten
Wiederhall in den Blättern gefunden hat, wenn wir eine
kleine Studie über Arbeiterwohnungen im letzten Hefte, die
sonst allbekannten Preisvertheilungen und einige allgemeine
Nachrichten abrechnen. Es mag seine Schwierigkeiten haben,
die bekannte Gründlichkeit des Blattes mit der den Zeitver-
hältnissen Rechnung tragenden Schnelligkeit zu vereinigen,
jedoch unmöglich scheint es uns nicht. — Vielleicht ist es
nicht blos ein Zufall, dass der erste hervorragende Aufsatz des
Jahrganges, von Villenoisy, eine Monographie der Ka-
sernen bietet.
Der Aufsatz ist ein Auszug aus einer grösseren Druckschrift
Und wenn Sie mit fester Hand die Fahne der Freiheit
und des Fortschritts entfaltet haben, und wuchtig Vor-
gehen gegen Alles das, was dem Geiste der Zeit sich
entgegenstemmen möchte, so will auch ich für mein Theil
auf meinem Gebiete und mit meinen Waffen Ihr Ritter
zu sein versuchen.
Auf leichten Sohlen will ich den Gegner umschwär-
men. Und wo das Vorurtheil sich brüstet, das einzig und
allein alle Weisheit und Erkenntniss zu besitzen glaubt:
ich will ihm den Helm klopfen, dass es schauerlich hohl
darunter erklingen soll. Und wo der leere Schein unter
gleissender Larve sich bläht: ich will ihm die Maske lüften,
dass alle Welt den faulen Kern soll erkenneu können.
Und wo das Monopol mitten im Wege liegt und keinen
vorbeilässt, der ihm nicht sein Opfer gespendet hat, ich
will ihm das dicke Wams mit Pfeilen spicken, dass es
ihm schliesslich doch zu bunt werden soll. —
Lachst Du, lieber Leser? — Ich weiss es gar wohl,
was Dir unwillkürlich in den Sinn gekommen ist. Nicht
wahr, mit meinem ganzen Vorhaben erinnere ich Dich
gar zu lebhaft an den Ritter von der traurigen Gestalt,
der auf seinem Rozinante und mit dem Spiess in der Hand,
ein einzelner Mann, auszog, um die Welt zu befreien und
Riesen zu fällen, und Königreiche zu erobern sich getraute ? —
Du kränkst mich nicht; denn ich habe kaum jemals
anders von ihm gedacht als mit Heinrich Heine. Was
j konnte der arme Ritter dafür, dass ein Wahn ihn umfing
1 und ein böses Schicksal ihn verfolgte! Aber ist seine
Absicht nicht lauter und rein, sein Muth nicht ohne
Gleichen, seine Ehre nicht fleckenlos gewesen?
So ganz allein möchte ich schwerlich stehen in dem
Kampfe, zu dem ich mich rüsten will, und nach so hohen
Zielen, die nur im Mährchenlande der Phantasie erreich-
bar sind, hat mein Sinn noch niemals getrachtet. Und
sei es selbst, dass auch mich zuweilen ein Wahn bestrickte
— selbst die Dichter sind ja vom Wahne begeistert —
sei es, dass auch ich eine alte harmlose Mühle, die sich
mechanisch dreht wie Gott seinen Wind schickt, für einen
Riesen ansehe — sei es immerhin, dass ich mich irre
und meinen Irrthum büssen muss: was ist’s, was thut’s?
Solch kleines Unglück soll mich nimmermehr verdriessen.
Und glaube nicht etwa gar, weil ich die Waffen ge-
schüttelt, dass ich nur streiten und kämpfen wollte. Jeder
Kampf wirbelt Staub auf, und wenn ich sagte, dass ich
den Staub nicht scheue, so kann ich darum doch lange
nicht sagen, dass ich ihn liebe.
Wollte ich nicht Kränze flechten und Blumensträusse
binden? Kann ich nicht auch Lieder singen und Tisch-
gespräche führen? — Komm näher, lieber Leser, und
fürchte Dich nicht. Ich denke, wir sollen Freunde werden.
6
des General T r i p i er , worin dieser seine Studien über die in Frank-
reich bestehenden Kasernen entwickelt und die Rückkehr zudem
oft verlassenen und wieder aufgenommenen Kasernen-Typus Vau-
ban, mit einigen der Neuzeit angemessenen Verbesserungen ver-
langt. Ohne näher auf die historischen Entwickelungen ein-
zugehen, bemerken wir nur, dass die Grundzüge, nach denen
Vauban die Kasernen konstruirte, bestehen 1) in der Anlage
vieler kleiner Treppen, 2) in dem Fortlassen eines Mit-
tel k o r r idors nach der Länge der Kaserne, so dass Vorder-
und Uinter-Räume durch eine Wand getrennt sind. Für die
Kavallerie - Kasernen schlägt Tripier eine eigenthümliche ,
äusserlich basilikenartige Form vor, die daraus entsteht, dass
die Mauern der schmalen oberen Stockwerke im Erdgeschoss
auf Bogenstellungen stehen, während dieses zu beiden Seiten
durch Anbauten noch so weit verbreitert ist, dass es 4 Reihen
Pferdestände enthält. Wir verweisen die Fachmänner auf die
durch genaue Maasse, Zahlen und eine Anzahl Zeichnungen er-
läuterte, den Stoff erschöpfende Arbeit und wünschen uns für
manche andere Bauanlagen derartige Vorarbeiten.
Wir finden sodann in 7 Blatt Zeichnungen die Fortsetzung
der Veröffentlichung des Erweiterungsbaues vom Palais
de Justice in Paris.
Unter den übrigen mitgetheilten Bauausführungen heben
wir das Gefängniss von Lyon hervor, ein Gebände, das
auch in der äusseren konstruktiven Architektur sich vortheil-
haft vor andren derartigen , im üblichen Gefängnisstil ausge-
führten Bauten auszeichnet.
Sodann die neue Leder-Halle, eine grossartige, durch die
Stadt Paris, von Bouchet ausgeführte Anlage, welche alle
zum Lederhandel nöthigen Räumlichkeiten enthält. Bewunderns-
würdig ist die Schnelligkeit der Ausführung, die in 7 Monaten
einen Flächenraum von fast 2 Morgen mit Gebäuden der ver-
schiedensten Art, zum Theil mit grossen Konstruktionen, be-
deckte. Die Gesammtkosten betrugen 1,800,000 Frcs. Die
Halle enthält:
1 ) das Verwaltungsbäude (von 450 | |m-) und die Maga-
zine, im Souterrain, Erdgeschoss und in 2 Stockwerken um einen
grossen glasbedeckten Hof angeordnet, mit einer Gesammt-
Oberfläche von 7900 C]m'
2) das Depot für frische Leder, mit den ausreichendsten
Vorkehrungen für Reinigung und Ventilation versehen.
3) die glasbedeckte Verkaufshalle von 37m- Länge und
29m- Breite, mit daranstossenden Magazinen und Steuerge-
bäuden. Zu bemerken ist, dass die Deeken-Konstruktionen
der Magazine in Holz ausgeführt sind, weil man schädliche
Wirkungen von dem Kontakte des Eisens mit den Stoffen be-
fürchtete. —
Wir müssen uns das Eingehen auf die in vorliegendem
Hefte der Aesthetik und Archäologie gewidmeten , nicht be-
deutenden Mittheilungen versagen und erwähnen nur unter
den Aufnahmen alter Bauwerke und Details, die durchweg
mit grosser Sorgfalt ausgeführt sind, mit besonderer Aner-
kennung der Mittheilung von sehr schönen maurischen Eisen-
arbeiten, wie sie bereits vor längerer Zeit uns von derselben
Zeitschrift in ähnlicher Weise geboten worden ist. E.J.
Konkurrenzen.
Monats-Aufgaben im Architekten-Verein zu
Berlin', zum 3. Februar 1868.
I. Ein Omnibus- Wartesalon zur Aufnahme von 20 Passa-
gieren, für einen öffentlichen Platz.
IL In der Verlängerung einer frequenten Strasse soll
der Kanal bei Berlin zur Passage für Fussgänger überbrückt
werden, so dass beim höchsten fahrbaren Wasserstande die
Kähne mit umgelegten Masten ungehindert durchfahren kön-
nen und das in der Böschung angebrachte Bankett noch frei
bleibt. Höchster Wasserspiegel l1/, Fuss unter dem Banquett,
S Fuss unter dem Uferrande ; Böschung unten 2füssig, oben
l'/afüssig; Breite des Kanals einschliesslich der beiden Ban-
ketts 54 Fuss.
Personal - N achrichten.
Der Professor Franz Reuleaux ist zum Direktor der Ge-
werbe-Akademie in Berlin ernannt. — Dem Bau-Inspektor von Mor-
stein zu Berlin ist die Wasserbau-Inspektorstelle zu Breslau ver-
liehen worden. — Der Baumeister Suche zu Stettin ist zum Eisen-
bahnbaumeister ernannt und bei der Oberschlesischen Eisenbahn zu
Beuten O./Schl. angestellt worden.
Offene Stellen.
1. Die Stadtbaumeisterstelle in Dortmund ist zum Mai
d. J. neu zu besetzen. Näheres unter den Inseraten.
2. Ein Baumeister zur Bearbeitung von Entwürfen und zu
Bauusfiihrungen wird gegen 21/, Thlr. Diäten gesucht bei der Königl.
Fortifikation zu Danzig.
3. Ein im Hochbau erfahrener, sowie im Zeichnen und Aqua-
relliren gewandter Bauführer wird mit l1/, Thlr. Diäten zu en-
gagiren gesucht. Meldungen beim Baumeister Grimmer, Spar-
waldsbriicke 13, 3 Tr.
4. Ein Hiilfsarbeiter zum Zeichnen und Entwerfen von Ge-
bäuden wird gesucht. Näheres im Inseratentheile.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. O. M. in Gelnhausen. Ad 1. Ihrem Zwecke wer-
den folgende Bücher am Besten dienen: Doehl’s Repertorium des
Baurechts und der Baupolizei, Berlin 1866 — 67; Jäschke, die
preuss. Baupolizeigesetze und Verordnungen, 3. Aufl., Berlin, 1864;
Grein, Baurecht nach den Vorschriften des allg. Landrechts etc.,
Berlin, 1863. — Von den Rönne’schen Werken sind keine neuen
Auflagen erschienen. Ad 2. Die Baukreise in Prenssen werden je
nach ihrer Wichtigkeit von einem Kreisbaumeister oder einem Bau-
Inspektor verwaltet, so dass also mit der Beförderung vom Kreis-
baumeister zum Bau-Inspektor stets eine Versetzung verbunden ist.
Hrn. Dr. II. in Giessen. Ihre Offerte, uns über das Hes-
sische Bauwesen zu referiren, nehmen wir mit bestem Dank an.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. in Altena,
W. in Höxter, H. in Berlin, M. in Höxter, B. in Berlin,
H. in Hannover.
Berichtigung:
In No. 52 des Architekten- Wochenblattes auf Seite 507, 4. Zeile
von oben, bittet man statt riesige Zinnen „reisige Zinnen“ zu
lesen.
Architekten-Verein zu Berlin.
Haupt -Versammlung am 4. Januar 1868.
Tagesor dnnng:
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
2. Antrag des Bibliothekars über Beschaffung von Büchern und
Photographien.
3. Beurtheilung und Abstimmung über die Monatskonkurrenzen.
4. Wahl der Ball-Kommission.
5. Wahl der Kommission zur Beurtheilung der Schinkel-Kon-
kurrenzen.
6. Antrag des Hrn. Göbbels, betreffend die Erlangung von
Korporationsrechten für den Verein.
7. Antrag des Hrn. Lucae in Betreff der Herausgabe von
Monatskonkurrenzen.
Die Konkurrenz- Arbeit des Architekten llasennucr (Museum
für D ien) ist iui Vereins - Lokale ausgestellt.
Ilekiuiiitiiiiu'liting.
Zum Mai k. J. wird die hiesige Stadtbaumeister-Stelle, welche
ein Gehalt von 1200 Thlr. einbringt, jedoch keine Privatpraxis zu-
lässt, vakant.
Qualifizirte Personen, welche auf die Stelle reflektiren, werden
eingeladen, sich in portofreien Briefen unter Vorlegung ihrer Zeug-
nisse bis zum 10. Januar künftigen Jahres bei uns zu melden.
Dortmund, den 10. Dezember 1867.
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1 Heft Text in 8°, nebst Atlas von 7 Kupfertafeln in Imp. -Folio, enthaltend Gesammt-Ansicht und Grundrisse der Villa, und die Ansichten
und Durchschnitte der einzelnen Gebäudegruppen.
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In den beiden ersten Heften dieses Werkes liegen die Entwürfe zur Wiederherstellung der Villen des Plinius fertig vor; die fer-
neren Hefte werden die übrigen grösseren Entwürfe W ilhelm Stier’s, und zwar: den Winterpalast zu Petersburg, die vier Ent-
würfe zum Berliner Dom, das Ständehaus zu Pesth, das Athenäum zu München, das Rathhaus zu Hamburg, die Vo-
tivkirche zu Wien — umfassen. Die Publikation derselben ist so weit vorbereitet, dass ein schnelles Erscheinen mit Sicherheit zu-
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 10. Januar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber die Grösse von Hochbassins bei städtischen Was-
serleitungen von Dr. E. Mü 1 1er, Ingenieur. - — Vom Dome zu Köln.
— Feuilleton: Die öffentlichen Bauten in Spanien. — Giffards Rie-
sen-Ballon. — Bauausführungen und P roj e k te: Dom zu Press-
burg. Hängebrücke über den East river zu New-York. Eisenbahnen :
Saarbrücken - Saargemünd und Czenstochau-Herby. — Mitthei-
pingen aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin. — Ver-
misch tes: Berichtigung. Ausdehnung von Mauerwerk durchwärme.
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eisernen Brücke. Eisenbahnbrücke über den Po bei Mezzana. Die
Preussischen Staats -Eisenbahnen. — Aus der Fachl itt eratur :
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. Zeitschrift des Archi-
tekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. — Personal-Nach-
richten etc.
Heber die Grösse von llochbassiiis bei städtischen Wasserleitungen.
Von Dr. E. Müller, Ingenieur.
Die Anlage eines Hochbassins ist in denjenigen Städten,
deren Situation eine Auswahl von Bauplätzen in ausreichen-
der Höhenlage und mit geeignetem Baugrunde bietet, meist
sehr einfach und erfordert seihst bei bedeutendem Raum-
inhalte des Bassins verhältnissmässig keine erheblichen
Anlagekosten. In Städten jedoch, in deren Umgebung
sich keine Terrainerhebung von der Höhe, bis zu welcher
das Wasser in den Häusern gefördert werden muss, be-
findet, wo man also genöthigt ist, das Hochbassin auf
künstliche Substruktionen zu stellen, wird die Anlage eines
solchen im hohen Grade schwierig und kostspielig und
steigern sich technisch Schwierigkeiten und Kosten selbst-
verständlich mil der Gi e des Bassins. Aus diesem Grunde
sowohl als auch wegen .(er Beziehungen, in welchen die
andere^ Theile der Wasserleitung, namentlich die Maschinen
hinsichtlich Länge und Lage der Arbeitszeit zur Grösse
des Hochbassins stehen, ist es von Wichtigkeit, eine prä-
zise Regel für die Bestimmung derselben zu besitzen. Eine
solche ist meines Wissens bis jetzt noch nicht gegeben worden.
Als Unterlage bei der Berechnung einer städtischen
Wasserleitung überhaupt dienen vornehmlich zwei durch
die lokalen Verhältnisse bedingte Grössen: 1) die Steig-
höhe des Wassers am Verbrauchsorte und 2) das täglich zu
liefernde Wasserquantum. Während die erstere hei der Be-
rechnung der Maschinen- und Röhrenleitungen, sowie bei
der Wahl der Baustelle für das Hochreservoir in Betracht
kommt, ist die Grösse des Wasserquantums nicht allein
bei der Grössenbestimmung fast aller Theile der Wasser-
leitung vom Saugerohr der Maschinen an, sondern auch
hoi der Erledigung fast aller anderen Fragen maassgebend.
Dass der Inhalt des Hochbassins zunächst auch ein
Vielfaches vom täglicheu Wasserquantum sein muss, ist
natürlich. Zur rationellen Bestimmung jenes fraglichen
Inhalts bedarf man jedoch noch anderer Momente.
Betrachtet man die Situationspläne unserer modernen,
durch Maschinen betriebenen Wasserleitungen, welche RI—
trirtes Wasser bis zu grösserer Höhe liefern, so kann man
besonders drei Gattungen unterscheiden:
1) In der Nähe des Flusses oder einer anderen Be-
zugsquelle befinden sich natürliche Filter; daneben stehen
Maschinen, welche mittelst Pumpen — (nennen wir die-
selben Hochdruckpumpen) — das filtrirte Wasser aus den
Filtern entnehmen und nach einem Hochbassin oder nach
dem Verbrauchsorte treiben; Beispiel: Magdeburg.
2) Die Maschinen stehen in der Nähe des Flusses,
ihre Ilochdruckpumpen saugen direkt aus demselben und
treiben das unfiltrirte Wasser nach dem Sammelbassin
einer auf einer Höhe gelegenen künstlichen Filteranlage.
Das unterst« Ba. sin derselben, das Reinwasserbassin, in
welches das Wasser nach der Filtration abfliesst, liegt
noch so hoch über di r Stadt,» dass es als Hochbassin
dient, indem sich aus demselben das Hauptrohr direkt
nach der Stadt begiebt; Beispiel: Altona.
3) Die Maschinen betreiben zweierlei Pumpen, Filter-
pumpen und Hochdruckpumpen. Die ersteren besorgen
das rohe Wasser nach den künstlichen Filtern auf eine
gewisse Höhe h, die anderen das hier gereinigte aus die-
sen nach einem Hochbassin oder nach der Stadt auf eine
gegebene Höhe H; Beispiel: Berlin und Stettin. Dieses
Schema ist das gebräuchlichste und lässt die verschieden-
sten Modifikationen zu, weil man die ganze von den Ma-
schinen zu überwindende Höhe ( H-\-h ) auf Filter- und
Hochdruckpumpen beliebig vertheilen kann, so zwar, dass
man die Filteranlagen je nach Umständen in beliebige
Höhe verlegt, wobei bisweilen eine Theilung der Arbeit auf
zwei in verschiedener Höhe liegende Maschinen nöthig wird.
Denken wir uns zunächst eine Wasserleitung der
ersten oder dritten Art. Die Ilochdruckpumpen liefern
täglich eine gewisse Wassermenge unter Druck und zwar
in stets gleichen Partialmengen direkt nach der Stadt;
ein Standrohr oder dgl. sei vorläufig nicht vorhanden.
Gelangten dieselben Partialmengen in der Stadt zum Aus-
fluss, so wäre diese Anordnung durchaus vollkommen.
Statt dessen wechselt der Konsum in der Stadt in jedem
Augenblicke von 0 bis über die normale Lieferung der Pum-
pen und möglicherweise bis zu dem Quantum, welches
alle Oeff'nungen daselbst zugleich abzugeben vermöchten.
Das plötzliche Eintreten des ersteren Grenzzustandes dürfte
ein Bersten der Leitung oder einen Bruch an der Maschine,
das des zweiten Zustandes, wenn nicht ebenfalls eine Be-
schädigung der Maschine, so doch den Uebelstand zur
Folge haben, dass gewisse Konsumenten in der Stadt kein
Wasser erhalten. Um der ersteren Eventualität vorzubeu-
gen, braucht man eine Sicherheitsvorrichtung, um die Fol-
gen der zweiten zu entkräften und die Konsumenten regel-
mässig zu bedienen, einen stets disponiblen Vorrath.
Die einfachste und zuverlässigste Sicherheitsvorrich-
tung ist aber ein mit der Leitung verbundenes, oben
offenes Stand rohr, dessen Höhe dem normalen Druck
entspricht. Drücken die Pumpen zeitweise mehr Wasser
in die Leitung, als die Stadt aus derselben entnimmt, so
(liesst dieser Ueberschuss oben aus dem Standrohr aus.
Wenn das ausfüessende Wasser in einem oben angebrach-
ten Gefässe gesammelt wird, so dient es als disponibler
Vorrath für den Fall, dass die Konsumenten mehr brau-
chen, als die Pumpen schaffen können, und ist somit zu-
gleich der zweiten Eventualität, der des Wassermangels
vorgebeugt. Ein solches Gefäss von erheblicher Grösse
ist aber eben nichts anders als ein Hochbassin, und
kann man hieraus ersehen, dass der Zweck desselben nicht
blos der eines Reservoirs schlechtweg ist', sondern zugleich
der eines Sicherheitsventils mit Sparvorrichtung.
10
Der Zweck eines Sicherheitsventils füllt weg, wenn
die Pumpen nach einem Reservoir arbeiten, und aus die-
sem erst das Wasser, jetzt durch eigenes Gefälle, nach der
Stadt geht: eine übrigens kostspielige und nur in beson-
deren Fällen beliebte Anordnung.
Aus der oben gegebenen Definition geht nun schon
im Allgemeinen hervor, dass sich die Grösse des Iloch-
bassins nach den Schwankungen im Konsum richten muss,
also um so geringer sein darf, je mehr sich Konsum und
Wasserförderung aneinander anschmiegen.
Hätte man es indess nur mit momentanen Schwan-
kungen zu thun, so würde schon ein sehr kleines IIocli-
bassin genügen. In Wirklichkeit sind es jedoch die mit
den verschiedenen Tageszeiten gesetzmässig eintre-
tenden Variationen des Konsums, nach denen der Inhalt
des Hochbassins sich
bemisst. Diese täg-
lichen von den Sit-
ten und Gewohn-
heiten der konsumi-
renden Bevölkerung
bedingten Variatio-
nen des Konsums
sind im Allgemeinen
in allen Städten un-
serer Breitengrade
gleich und dem Ge-
setze unterworfen,
welches in dem ne-
benstehenden Dia-
gramm ausgedrückt
ist. Demselben sind
absichtlich Notizen
einer englischen Was-
serleitung, der East
London Waterworks,
zu Grunde gelegt
worden, weil hier die
Wasserleitungen, im Gegensatz zu den meisten der unsrigen,
eine vielseitigere Benutzung (zur Kanalisation etc.) erfahren
und bereits zu der vollen sozialen Bedeutung gelangt sind,
welche ihnen zukommt und auch in unserem Lande in
kürzerer oder längerer Frist werden muss.
Die Abszissen dieses Diagramms sind die einzelnen
Tagesstunden, die Ordinaten der denselben entsprechende
Wasserverbrauch. Sieht man von zufälligen Abweichungen
ab, welche zu gewissen Zeiten, z. B. am Samstag Abend,
an welchem die arbeitende Klasse das Bedürfniss nach
einer Hauptreinigung befriedigt, und in besonderen Fällen,
z. B. Feuersbrünsten, eintreten, so findet der geringste
Wasserverbrauch um Mitternacht, der grösste zwischen
10 — 11 Uhr Morgens statt, so dass in der Zeit von etwa
5 Uhr früh bis gegen Mittag fast die Hälfte des ganzen
Tagesquantums entnommen wird. In weniger steilen Linien,
als Vormittags, fällt das Diagramm von Mittag bis Mitter-
nacht wieder zu seinem Minimum ab.
Die von der Abszissenlinie und der gebrochenen
Konsumslinie, welche sich in Wirklichkeit natürlich zu
einer Kurve abstumpft, eingeschlossene Fläche bedeutet
das ganze, innerhalb 24 Stunden konsumirte Wasser-
quantum 0. Eben dasselbe Quantum haben die Maschinen
in gleicher Zeit zu fördern: während sich jenes jedoch
auf die einzelnen Tagesstunden verschieden vertheilt, wird
dieses von den Maschinen, eine regelmässige Arbeit vor-
ausgesetzt, in genau gleichen Partialmengen in die Röhren-
leitung geliefert. Während also dem Konsum jene unre-
gelmässige Fugur entspricht, drückt sich die Maschinen-
arbeit durch ein
Rechteck mit den
Seiten x und
x
aus, wenn x die An-
zahl der täglichen
Arbeitsstunden be-
deutet.
Es sei x — 24.
Nehmen wir an, dass
Hochbassin sei leer
und man liesse die
Maschinen Abends um
G Uhr an. Der Was-
serkonsum nimmt bis
Mitternacht ab, die
Maschinen aber ar-
beiten gleichförmig.
Mithin wird sich
um Mitternacht ein
AVasserquantum im
Hochbassin befin-
den müssen, welches
der Fläche i k l m entspricht. Nach Mitternacht
erreicht der Wasserkonsum in der Stadt erst gegen
6 Uhr Morgens die volle Leistung der Maschinen. Mithin
wird um diese Stunde der Inhalt des Bassins um
ein Quantum, der Fläche a C d b entsprechend, vermehrt
sein. Der von der Linie b n abgeschnittene obere Theil
der Konsumsfläche ist gleich der Summe i k / l/l -\- (l c d b,
und die Wassermenge, welche demselben entspricht, wird
in den 1 2 Stunden von 6 Uhr früh bis 6 Uhr Abends
herhalten müssen, um die Maschinenleistung zu ergänzen.
Demnach muss das Hochbassin mindestens ein Quantum
beherbergen können, welches den beiden 1’ lachen i k / l/l
und acdb entspricht. Für x = 24 ist dieser Inhalt -
rot. y5 (J.
(Schluss folgt.)
Vom Dome zu Köln.
Am Kölner Dome ist im verflossenen Jahre ein wich-
tiger Abschnitt festlich begangen worden, die 25jährige
Jubelfeier des Zentral- Dombau -Vereins, gleichzeitig der
durch König Friedrich Wilhelm IV am 4. September 1842
vollzogenen erneuten Grundsteinlegung. — Eine kurze
Rekapitulation der wichtigsten auf den Bau bezüglichen,
wenn auch schon bekannten, Daten dürfte nicht uner-
wünscht sein.
Den ersten Grundstein legte am 14. August 1248
Erzbischof Konrad von Ilochstndcn; die blutigen Fehden
zwischen der Stadt und den Erzbischöfen, in welchen
letztere ihre Schätze vergeudeten, verzögerten den mit
feurigem Eifer begonnenen Bau so sehr, dass der Chor
erst 1322 geweiht werden konnte. Von da an wurde mit
vielfachen Unterbrechungen bis zum Beginn des 16. Jahr-
hunderts weiter gebaut, zu welcher Zeit gänzlicher Still-
stand ein trat.
Im Anfänge des gegenwärtigen Jahrhunderts, als der
Dom fast schon zur Ruine geworden war, wurde ihm
durch die aufopfernde Thätigkeit einiger begeisterter
Männer, namentlich von Sulpiz Boisseree, der im Jahre
1807 sein grosses Werk über den Kölner Dom begann,
wieder allgemeinere Theilnahme zugewendet. 1816 wurde
die Herstellung der Dächer angeordnet, 1824 der Repa-
raturbau des' Chors, anfangs unter Leitung von Ahlert,
seit 1833 unter Leitung von Zwirner begonnen, 1842,
als neues geistiges Leben in der Nation zu erwachen an-
fing, unter dem Protektorate des kunstsinnigen Königs
Friedrich Wilhelm IV der Fortbau des Domes beschlossen
und in Angriff genommen.
Am 15. August 1848 konnte das Langschiff geweiht
werden, am 3. Oktober 1 855 wurden die Kreuzblumen
der beiden durch Zwirner erbauten Portale des Quer-
schiffs versetzt, am 13. Oktober 1S63 wurde die Inaugu-
ration des in allen Theilen (mit Ausnahme der westlichen
Vorhalle) vollendeten und zu einem einzigen Raume ver-
einigten Inneren gefeiert und der Schlusstein im Gewölbe
der Vierung eingelegt. Seit dieser Zeit hat sich die Bau-
thätigkeit, an deren Spitze seit Zwirners Tode Dombau-
meister Voigtei getreten ist, ausschliesslich der Herstellung
11
der Westthürme zugewandt, deren Vollendung, wenn die
bisherigen Mittel ungeschmälert erhalten bleiben, in acht,
Jahren erwartet wird. Es mag bemerkt werden, dass
ausser den vom Staate geleisteten Zuschüssen und den
direkt an die Staats-Baukasse abgeführten Beiträgen, durch
die Thätigkeit des Zentral -Dombau -Vereins innerhalb der
verflossenen 25 Jahre die Summe von etwa 1 Vs Millionen
Thaler aufgebracht worden ist, wovon allerdings fast ]/s
den seit 2 Jahren stattlindenden und für noch 8 Jahre er-
laubten Prämien-Kollekten entstammt.
Dem vom Dombaumeister am 30. September erstatteten
57. Baubericht über den Fortbau des Domes zu Köln ent-
nehmen wir folgende Angaben.
Die politischen Verhältnisse des Jahres 1866 haben
durch Entziehung einer Anzahl von Werkleuten und durch
die allgemeine Verkehrsstockung auch auf den Dombau
nachtheilig gewirkt. Es war jedoch nach Beendigung des
Krieges möglich, die Arbeiten noch soweit zu fördern,
dass die meisten Pfeiler des nördlichen Thurms noch vor
Eintritt des Winters eine Höhe von 100' über dem Fuss-
boden des Kirchenschiffs erreichten. Im Laufe des Win-
ters wurde in den Hütten an den Architekturdetails rüstig
fortgearbeitet; in Württemberg und bei Obernkirchen in
Hannover wurden neue Brüche für den Dombau eröffnet,
um das auf das Doppelte des bisherigen Bedarfs gestei-
gerte Quantum an Sandsteinquadern zu beschaffen.
Im Mai des Jahres 1867 wurde die letzte Gerüst-
etage des nördlichen Thurms aufgeschlagen, so dass die
Schienen, auf welchen die Versetz wagen laufen, gegenwärtig
150' über Terrain liegen. Mit Hülfe dieses Gerüstes kann
der nördliche Thurm bis zur Höhe des südlichen gefördert
werden. Für den Bau des dritten Hauptgeschosses beider
Thürme muss von der bisherigen Konstruktion des Ge-
rüstes, das seine Stütze in 90' hohen, eingegrabenen Riist-
bäumen fand, abgegangen werden und soll die neue
Rüstung auf starken und sorgfältig abgebundenen Sprenge-
werken ruhen, die in einer Höhe von 125' über Terrain
auf den Thurmpfeilern selbst auflagern. Hierdurch wird
es möglich sein, im Laufe des Jahres 1868 die ganze
Westfront bis zu dieser Höhe (zweites Hauptgurtgesimms)
frei zu legen.
Ebenso steht binnen Kurzem Einführung des Dampf-
betriebes für die Förderung der Materialien bevor, da
die durch Menschenkraft bewegten Kabelwinden bei der
gegenwärtig erreichten Höhe die Grenze ihrer vorteil-
haften Anwendung bereits erreicht haben. Zur Aufstellung
der Dampfmaschinen fehlte es bisher an einem geeigneten
Orte und wird derselbe erst erreicht werden, sobald der
FEUILLETON.
Die ölleiitlichcii Kauten in Spanien.
In der Architektur - Abtheilung der internationalen
Ausstellung zu Paris war die Regierung von Spanien
durch einen Bericht über das Bauwesen ihres Landes ver-
treten, den sie von einer Kommission von Ingenieuren
hatte anfertigen lassen, um der Welt über einen der wich-
tigsten Zweige spanischer Kultur lange vorenthaltene Auf-
schlüsse zu geben. Nach den Mittheilungen des Builder
gab dieser „Ueberblick“ über die spanische Technik einen
sehr günstigen Eindruck von den Fortschritten derselben
im Laufe dieses Jahrhunderts und ist es nur zu bedauern,
dass es der Kommission an Zeit und Mitteln gefehlt hat,
um ein in jeder Beziehung vollständiges Werk liefern zu
können. In den 4 Abtheilungen des Ueberblickes sind
nämlich last ausschliesslich Werke des Wasser-, Wege-
und Eisenbahnbaus berücksichtigt worden, während des
Hochbaues nur ganz kurz Erwähnung geschieht.
Den ersten Theil bildete ein „Album graphique“ der
bedeutendsten Wege-, Wasser- und Eisenbahnbauten, den
zweiten eine Sammlung photographischer Darstellungen
derselben, den dritten eine Sammlung von Modellen und
den vierten der Bericht selbst.
Wenn wir berücksichtigen, dass Spanien vor 35 Jahren
noch keine Ingenieurschule hatte, und dass die öffentlichen
in Mitte jedes Thurnies stehende starke Pfeiler in der
Höhe des zweiten Hauptgesimses zum Abschluss gekommen
und durch vier starke Gurtbögen mit den Fronten ver-
bunden sein wird.
Eine wichtige Veränderung in der Umgebung des
Domes und somit in seiner ganzen äusseren Erscheinung
ist durch die Vollendnng der Terrassen und durch die
Einziehung der auf der Südseite belegenen Werkstätten
erfolgt. Auch über die definitive Gestaltung der Dom-
Sakristei, die an die Nordseite des Chors, unmittelbar am
Querschiff angebaut ist, vor dasselbe um 12' vorspringt
und die sonst in med. 50' breite Terrasse auf 14' Breite
einschränkt, ist Beschluss gefasst worden. Das dritte vor-
springende Gewölbe-Kompartiment derselben wird hiernach
abgebrochen, dagegen der ganze Bau nach Osten hin er-
weitert, um Raum für den im Jahre 1843 abgebrochenen
Kapitelsaal und das Dom- Archiv zn gewinnen. Die Aus-
führung ist in den Fundamenten vollendet und bis zur
Sockelhöhe gediehen.
Bauausführungen und Projekte.
Die Restauration des Domes zu Pressburg, welche
unter Leitung des Architekten Josef Lippe rt stand und
einen Zeitraum von 2‘/s Jahren, sowie einen Kostenaufwand
von 60000 Fl. erfordert -Tat, ist gegenwärtig vollendet.
Entwurf einer 1341 Fuss weiten Hängebrücke
über den East River, zur Verbindung New York’s
mit Brooklyn. Der Verkehr zwischen New York und
Brooklyn wird jetzt durch Dampfschiffe, die bis 1500 Per-
sonen aufnehmen können, vermittelt. Da aber täglich bis
250000 Menschen den East River passiren und beim Uebersetzen
häufig Unglücksfälle Vorkommen, so hat sich in New York
ein Komite zum Bau zweier festen Brücken gebildet. Eine
Brücke soll den oberen Theil New York’s mit Williamsburg
verbinden. Da man auf der Insel Blackwall einen Mittel-
pfeiler ausführen kann, so bietet der Entwurf für diese
Brücke kein besonderes Interesse. —
Die zweite Brücke dagegen, die New York mit dem
eigentlichen Brooklyn verbinden soll, muss eine lichte Weite
von 461m- (1341 Fuss) erhalten. Um den Schiffahrts -Ver-
kehr nicht zu hindern soll die Unterkante der Konstruktion
mindestens 130 Fuss über den höchsten Wasserstand gelegt
werden, so dass die Brücken -Rampen eine bedeutende Länge
erhalten werden. Die Baukosten sollen rot. 9 Millionen
Thaler betragen.
Das Bau -Komite hat unserem Landsmann Roebling,
der bereits die 1040 Fuss weite Hängebrücke an den NiagarÜt-
Bauten durch Architekten ohne jede wissenschaftliche Vor-
bildung ausgeführt wurden, wenn wir ferner bedenken,
dass kaum nennenswerthe Mittel auf Konstruktionsver-
besserungen verwandt worden sind, so überzeugen uns die
von der Kommission gegebenen Aufschlüsse, dass Spanien
in der Technik, namentlich in einigen Spezialrichtungen,
wie z. B. der Küstenbeleuchtung, ungeheuer schnell vor-
geschritten ist.
Für das gesammte öffentliche Bauwesen bestehen zwei
Behörden, eine Abtheilung für Strassen- und Wasserbau
und eine Abtheilung für den Landbau, welcher letzteren alle
auf Kosten des Staats, der Provinzen und der Gemeinden
hergestellten Hochbauten unterstehen. Die Oberaufsicht über
fast sämmtliche Bauwerke beider Abtheilungen führt der
Minister der öffentlichen Arbeiten (Ministerio de Fomento),
nur in wenigen Ausnahmefällen steht dieselbe dem Minister
der Finanzen (Hacienda) oder dem Minister des Innern
(Gobernacion) zu.
Die öffentlichen Bauten werden entweder von der
Regierung selbst ausgeführt oder von Gesellschaften, welche
Ausführungskonzessionen erhalten; dieser letztere Modus
ist der allgemeinere. Die Beamten nennen sich Ingenieure
der Brücken und Chausseen und werden von Kondukteurs
(Agundantes de obras publicas) als Gehülfen unterstützt;
ausserdem stehen dem Minister noch zwei berathende Kör-
perschaften zur Seite, welche aus den hervorragendsten
Beamten zusammengesetzt werden. Die spanische Ingeni-
eurschule ist im Jahre 1834, und das Korps der Ingeni-
12
Fällen ausgeführt hat , die Bauleitung dieser Brücke über-
tragen.
(Oppermann Ann. de la Construction, Nov. 1867.)
Die Erdarbeiten und Kunstbauten der in Gemassheit des
Staatsvertrages zwischen Preussen und Frankreich vom 18. Juli
d. J. auszuführenden Eisenbahn von Saarbrücken nach Saar-
gemünd, für welche französischerseits die Ostbahn -Gesell-
schaft konzessionirt ist, sind preussischerseits im vorigen
Monate verdungen und zum Theil schon in Angriff’ genom-
men worden. Die Bahn, zu deren Behufe die Saar auf der
Grenze beider Staaten überbrückt werden muss, soll inner-
halb drei Jahren vollendet und zunächst eingeleisig gebaut
werden; doch ist der Grunderwerb auf nachträgliche Legung
eines zweiten Geleises berechnet. Der projektirte Schienen-
weg schliesst sich in Saargemiind au die französische Linie
Saargemünd - Bitsch-Hagenau an und wird den jetzigen Schienen-
weg nach Strassburg von 37,7 Meilen auf 20,2 Meilen ab-
kürzen, mithin den Verkehr nach dem Eisass und der
Schweiz bedeutend erleichtern.
Die General -Versammlung der Warschau Wiener Eisen-
bahn-Gesellschaft hat einstimmig die Ausgabe von 1,360,000
Rubel Prioritäten oder Stamm -Aktien zur Beschaffung der
Geldmittel für den Bau der Zweigbahn Czenstochau-Herby,
durch welche der Weg von Breslau nach Warschau um
15 Meilen verkürzt wird, genehmigt.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. Hauptversammlung am
4. Januar 1868; Vorsitzender Herr Böckmann, anwesend
124 Mitglieder.
Durch die im Vereinslokal zahlreich ausliegenden Ent-
würfe war das Interesse der anwesenden Mitglieder schon vor
Eröffnung der Sitzung besonders lebhaft in Anspruch genommen.
Namentlich erregte das zur Ausstellung gelangte Konkurrenz-
projekt des Wiener Architekten Hasenauer zu den dortigen
Museen die allgemeinste Aufmerksamkeit; für nächste Sitzung
ist ein besonderer Vortrag darüber angemeldet, den wir be-
nutzen werden, um speziell darüber zu berichten. — Von den
Entwürfen zum Schinkelfest hatte des beschränkten Raumes
wegen erst ein kleiner Theil zur Aushängung kommen können.
Wie in diesem Blatte bereits gemeldet wurde, ist die Be-
theiliguug diesmal wieder eine regere gewesen. Im Hochbau
(Parlamentshaus für den Preussischen Staat auf der Baustelle
des Kunstakademie-Viertels in Berlin) sind 6, im Wasserbau
(Seehafen bei Arkona auf Rügen) sind 4 Entwürfe eingegan-
gen; ein Projekt von ausserhalb ist durch die Post nicht recht-
zeitig befördert worden und wird noch erwartet. — An Mo-
natskonkurrenzen endlich sind 5 Entwürfe im Hochbau (Trep-
pen-Anfangspfosten) eingegangen.
Der Versammlung lagen zunächst mehre Wahlen ob.
Als Mitglieder des Vereins wurden aufgeuommen die Herren
Hauszmann, Punchmann, Behrends und Cramer. Zu
Mitgliedern der Kommissionen für die Beurtheilung der Schin-
kelfest-Konkurrenzen wurden gewählt: Im Hochbau die Herren
Adler, Lucae, Herr mann, Blankenstein, Hitzig,
Ende, Strack, Gropius, Möller, Schwatlo; im Was-
serbau: die Herren Hagen, Grund, Hübbe, Koch, Fran-
zius, Schwedler, Weishaupt. Für den Ball des Vereins
wurde ein Komite aus 10 Personen eingesetzt.
Es erfolgte demnächst der Bericht, sowie die Abstimmung
über die letzten Monatskonkurrenzen.
Ueber die 4 Entwürfe im Hochbau (Reiche Stuckdecke
über einen Bildersaal mit Oberlicht) referirte Hr. Schwatlo.
Zwei der Konkurrenten haben eine grade Decke mit Felderthei-
lung, die beiden anderen das Motiv eines Spiegelgewölbes mit
Voute gewählt; den Vorzug ertlieilte der Referent wegen der
sorgfältigeren Detail-Durchbildung den beiden ersten Entwür-
fen, deren Verfasser, die Hrn. von Niederstetter und Cor-
nelius, demzufolge auch Beide einen Preis erhielten. (Uns
will es bedünken, dass bei einem mit Oberlicht erleuchteten
Bildersaale, wo an gleichzeitiges Seitenlicht wohl nicht ge-
dacht werden kann, die Anwendung einer geraden, also stets
im Schatten liegenden Decke völlig ausgeschlossen sein
müsste, sobald an derselben ein reicherer Schmuck entfaltet
werden soll.)
Ueber den Entwurf aus dem Gebiete des Ingenieurwesens
(Dampfpumpe zur Wasserversorgung eines Hauses) referirte
Hr. Schwedler in günstiger Weise, jedoch tadelte er, dass
der Verfasser das Motiv für seine Maschinenanlage nach Vor-
bildern in grösseren Dimensionen entlehnt und eine besondere
Dampfmaschine, wie eine besondere Pumpe, beide im aller-
kleinsten Maasstabe, gewählt habe, während es nahe lag beide
zu kombiniren. Als Verfasser des Projekts, dem ein Anden-
ken zugesprochen wurde, ergab sich Hr. Fr. Janssen.
Hr. Goebbels motivirte hierauf seinen Antrag auf Be-
antragung der Korporationsrechte für den Verein. Die Ab-
stimmung über denselben wurde ausgesetzt, da keiner der
Anwesenden ganz genaue Auskunft über den Umfang der an-
zustrebenden Pflichten und Rechte geben konnte und über-
nahm es Hr. Heidmann, über diesen Punkt Erkundigungen
einzuziehen und Mittheilungen zu machen. Die Berathung
über den Antrag des Hrn. Lucae wurde wegen Abwesenheit
des Antragstellers ausgesetzt.
Eine im Fragekasten enthaltene Frage, ob einem Baufüh-
rer wegen angeblich mangelhafter Qualifikation die Diäten
entzogen werden könnten, und ob er in diesem Falle berech-
tigt sei, sofort seine Stelle zu verlassen, konnte ebensowenig
beantwortet werden, wie eine ähnliche in früheren Jahren ge-
stellte Frage in Betreff’ der beim Engagement von Bauführern
einzuhaltenden Kündigungsfristen, da es nicht feststeht , ob
hierbei auf eine rechtliche Basis zurückgegangen werden
darf, oder ob ein Bauführer als angehender Beamter diszi-
plinarischer Behandlung ausgesetzt ist. Von einem Mit-
eure, welches jetzt aus 340 Personen besteht, 1835 ge-
gründet worden.
Die beste Schule haben die seither zur Ausführung
gekommenen Bauten gegeben. Bei den spanischen Ei sen-
il a h n e n waren fast durchweg enorme Terrainschwierigkeiten
zu überwinden; so sind z. B. innerhalb 10 Kilom. auf der
Linie zwischen Cordone lind Malaga 6 Tunnels und 12
grosse Brücken erbaut, welche letzteren Abgründe über-
spannen, die an Tiefe und Weite den Alpenthälern gleich-
kommen. Der zweite Theil der Bahn von Saragossa bis
Barcelona, welcher sich von Cervera bis Tarassa erstreckt,
hat 16 Tunnels, 11 Brücken und einen Viadukt mit 18 Bö-
gen, von 94 Kilom. Gesammtlängc. Es giebt in Spanien
jetzt 33 Eisenbahnlinien (4 grössere Kohlenbahnen inbe-
griffen), von denen 22 sich in den Händen von Gesellschaf-
ten befinden, mit einer Gesammtlänge von 7018587 Kilom.
Das Projekt zur Vervollständigung des Eisenbahnnetzes
stellt den Bau von 3331 Kilom. neuer Linien in Aussicht
Von den Strassen, welche 1864 eine Länge von
14926 Kilom. hatten, sind die zwischen Sahagun und Rivade-
sella, zwischen Granada und Motril, sowie die unter dem Na-
men Las Cabrillas bekannte, mit der prachtvollen Brücke über
den Cabriel, die bedeutendsten; von den Häfen sind die von
Barcelona, Tarragona, Valencia, Cartagena und Almeria
besonders hervorragend.
Von allen Zweigen des öffentlichen Bauwesens ist je-
doch, wie schon obenerwähnt, das Departement der Küs-
tenbeleuchtung, zu welchem gegenwärtig 149 Leuch t-
thürme gehören, am Grossartigsten ausgebildet. Es ist für
dieses Ressort im Jahre 1842 eine stehende Kommission
errichtet, welcher die Fürsorge für das Beleuchtungs- und
Signalwesen an den Küsten von Spanien, der Balearen,
Canarischen Inseln und Nord- Afrikas obliegt. Die be-
deutendsten Leuchtthürme sind die zu Santander, La Co-
rogne, Cadiz, Almeria, Murcia, Tarragona, Barcelona, Ibiza,
Majorca und Minorca, welche in der Höhe zwischen 30
und 61 m- variiren. Das zur Erbauung von Thürmen und
Treppen fast durchgängig verwandte Material ist Stein,
welchen ein Oelfarbeanstrich vor der Einwirkung des
Seewassers schützt. Nach dem M itchelTschen System
(der ganze überbau aus Eisen, Gründung auf Pfählen)
sind nur die Thürme von Fangar Point, Banna Point und
der Insel Buda erbaut. Neun schön gearbeitete Modelle
der interessantesten Thürme waren ausgestellt.
Unter den Binnenland -Wasserbauten nimmt die Was-
serversorgung der Städte den ersten Platz ein und
das bedeutendste hierher gehörige Werk ist der Kanal
Isabella II, durch den Madrid das Wasser erhält; er hat
32 massive Aquädukte, 31 Tunnels und bei 76 Kilom.
Länge einen Querschnitt von 2,8 und 2,1 5 “• Ausserdem
sind bis jetzt noch die Wasserversorgungswerke zu Xeres
de la Frontera, Valencia, Oviedo, Cordova, Valladolid,
Cadiz, Lorca, Barcelona und Albaceti theils ausgeführt,
theils projektirt.
Das Zivilbauwesen ist 1862 reorganisirt worden
und wird ebenfalls vom Ingenieurkorps, in höchster In-
13
gliede wurde angeführt, dass in einem analogen Falle, wo
die Regierung zu Aachen einem Bauführer die Diäten Vor-
behalten hatte, die Entscheidung des Ministers gegen die
Regierung ausgefallen sei.
Der auf Grund des im Dezember gefassten Vereinsbe-
schlusses angestellte Bibliothekar Hr. Eisenmann stellte sich
dem Vereine durch Vorlesung seines Lebenslaufes vor. Die
neue Bibliothekordnung tritt von Mittwoch dem 8. d. M. an
in Kraft und ist an diesem Tage die Bibliothek zum ersten
Male von 9 Uhr Morgens an geöffnet. — F. —
Vermischtes.
Die Mittheilung in No. 47. des Wochenblattes (Jahrgang
1867; auf Seite 457 , betreffend einen von mir im Hannover-
schen Architekten- und Ingenieur - Verein gehaltenen Vortrag
über Arbeiterwohnungen, bedarf einiger Berichtigungen:
1. -Es ist von mir u. a. das Haus des Kaisers beschrie-
ben und dasjenige , welches durch kaiserliche Munilizenz von
den Pariser Arbeitern (nicht wie irrthümlich referirt von einer
Pariser Gesellschaft) erbaut ist. Beide Häuser sind von Hin-
durch Grundrisse und Beschreibung charakterisirt und letzte-
res durch die hervorgebobene Inschrift der Arbeiter (ohne
Architekten und Entrepreneur erbaut) ganz besonders ge-
kennzeichnet.
Den Zweifel , welchen das Referat ohne ein näheres Ein-
gehen auf die Sache selbst durch die *) Bemerkung hierüber
hervorruft, muss ich desshalb beseitigen, weil den geehrten
Lesern das Material zu eigner Beurtheilung nicht mit gege-
ben wird.
2. Das vom Architekten Ferrand konstruirte Haus ist
durch die Societe cooperative immobiliere de Paris und nicht
durch eine Belgische Gesellschaft erbaut.
3. Das über die englischen Arbeiterhäuser Vorgetragene
ist wesentlich eine Besprechung, der neuerdings von Prof.
R. Kerr aufgestellten, jedoch keineswegs, wie nach dem Re-
ferate zu vermuthen, allgemein adoptirten Prinzipien. Auch
von mir ist das Einzimmersystem nur bedingungsweise em-
pfohlen und ausdrücklich hervorgehoben, dass die verschiede-
nen Grade von Wohlhabenheit unter den arbeitenden Klassen
bis zu gänzlicher Armnth hinab ebensowohl die verschieden-
sten Wohnungs- Arrangements bedingen müssten, wie bei an-
deren Ständen. E. Heldberg.
Der Ingenieur Bruniceau in Paris hat ermittelt, dass
Mörtel und Beton bei 1° C. Temperaturerhöhung sich um ’/iooooo
bis yjoooo, gebrannte und nätdrliehe Steine sich um Yisoooo
bis Vuoooo ihrer Länge ausdehnen. Für eine Mauer von
1000 Fuss Länge und eine Temperaturdifferenz von 40° ergiebt
sich demnach eine Längenveränderung von ‘ = VsFuss.
& ö 120000 7
(Zeitschr. d. Hannov. Arcli. -Vereins u. Bairische Gewerbe-Bl.
stanz vom Minister der öffentlichen Arbeiten geleitet. Von
zu dieser Abtheilung gehörigen Unternehmungen der Neu-
zeit sind besonders die zur Verschönerung und Vergrös-
serung von Barcelona, Madrid und Bilbao gemachten An-
lagen und Bauten hier anzuführen.
Mit Ausnahme einiger unwesentlichen Details besteht
in dieser kurzen Notiz der ganze Aufschluss über die
Landbauverhältnisse; wir würden versucht sein, den Be-
richterstatter des Builder für diese auffallende Kürze mit
verantwortlich zu machen, wenn wir nicht für unsere An-
sicht, dass entweder die Kommission oder deren Auftrag-
geber die Schuld daran tragen , eine Bestätigung in dem
Verzeichniss der ausgestellten Gegenstände fänden. Nach
dem Verzeichniss enthielten die Abtheilungen I — III;
99 Zeichnungen von Brücken, 176 desgl. von Leucht-
thürmen, 32 desgl. von Häfen , interessanten Eisenbahn-
strecken und Kanälen; an photographischen Darstellun-
gen: 20 Leuchtthürme, 30 ältere und 30 neuere Brücken,
40 beim Strassenbau vorkommende Konstruktionen und 30
Ansichten des Kanals Isabella II. oe
Giffard’s Kiesen - Itallon.
Als einer der grossartigsten Versuche mit Aerostaten wird
der von dem berühmten Erfinder der Dampfstrahlpumpe auf
der eigens zu diesem Zwecke gewonnenen Besitzung angestellte
geschildert. Der Ballon ist bestimmt mit 20 — 25 Personen
eine Luftreise ausführen zu können und wird gegenwärtig
Neue Erdöl quellen sind in Virgin ien entdeckt
worden, welche eine ganz neue und wichtige Verwendung
dieses kostbaren Stoffes ermöglichen. Dieselben sind nämlich
so ausserordentlich fett , dass sie gereinigt eines der besten
Schmieröle liefern, welches man hat. Dieses neue, Vulkanöl
genannte, Schmiermittel hat sich in kurzer Zeit, seit es auf-
tauchte, rasch Anerkennung verschafft. Da die neuen Quellen
ganz ausserordentliche Mengen liefern, so wird das Rüböl,
das als Leuchtmittel schon abgesetzt ist, auch als Schmier-
mittel verschwinden. Eine hervorragende Eigenschaft des
neuen Oeles ist, dass es absolut frei von Säuren ist und nicht
harzt, also die reibenden Flächen nicht angreift. — (Bestäti-
gung dürfte abzuwarten sein.) —
London, 24. Dezember. Der Export von Schie-
neneisen hat in diesem Jahre einen beträchtlichen Zuwachs
aufzuweisen. In den mit 31. Oktober abschliessenden ersten
10 Monaten dieses Jahres wurden 513,071 Tonnen ausgeführt,
gegen 430,141 in derselben Periode von 1866 und 361,652
für 1865. Davon entnahm Russland 125,513 Tonnen (gegen
55,396 Tonnen im vergangenen Jahre.) Die Union erscheint
mit dem doppeltem Quantum des vorigen Jahres, 145,136
Tonnen, und das englische Indien mit 140,606 Tonnen, was
gleichfalls eine beträchtliche Zunahme repräsentirt.
Bruch einer eisernen Brücke. Die Eisenbahnbrücke
über den Fluss Lalon, bei dem Orte Alagon, von 1 Oeff-
nungen ä 15 Meter Lichtweite, stürzte im Jahre 1865 in Folge
des Bruches eines Trägers ein. Die Träger waren nach dem
Warrensystem ausgeführt und ruhten direkt auf dem Mittel-
pfeiler und auf den Widerlagern. Man schreibt den Unfall,
bei welchem die Reisenden mit leichten Kontusionen davon
kamen, dem Bruche eines der Langträger des Oberbaues zu.
Die Brücke wurde seit 4 Jahren befahren.
(Nach der Zeitschrift des Hann. Arch. -Vereins aus „Revista de obras publ.“ 1865.)
Die Eisenbahnbrücke über den Po bei Mezza na
(Pavia). Die Brücke, im Ganzen 800™- lang, hat 10 Oeff-
nungen von 76m- (242 V* Fuss) lichter Weite. Die Mittel-
pfeiler sind 22m- tief geführt und in kurzer Zeit mit kompri-
mirter Luft gegründet worden. An der Brückenstelle war
eine Flussverlegung nöthig. Die Ausführung derselben, bei
welcher der Fluss gezwungen war, einen Theil der Erdarbeiten
auszuführen, war mit Schwierigkeiten verbunden, gelang aber
nach mehren misslungenen Versuchen.
Ueber das Konstruktionssystem der Träger, die Gitter-
träger sein sollen, wird Näheres nicht mitgetheilt. Die
Träger haben oben und unten eine Querverbindung erhalten.
Die obere trägt die Fahrbahn für den Fuhrwerksverkehr, die
untere den Oberbau einer zweigeleisigen Eisenbahn. Bei den
Belastungsproben hatten die Träger bis 11000 Kilogramm pro
mittelst eines 300 Meter langen, sehr dicken Kabels gehalten
und theilweise dirigirt, wobei man eine Höhe von mehr als
230 Meter bei der ersten Fahrt schon erreicht hat. Der
Ballon ist aus zwei verschiedenen leinenen Geweben, die durch
mehre Lagen von amerikanischem schwarzen Kautschuck-
firniss unter sich vereinigt und mit einer austrocknenden
Oelschicht bedeckt werden, zusammengesetzt; seine Gestalt
ist die rein sphärische von nicht weniger als 21 Meter Durch-
messer und fasst er daher in ganz angefülltem Zustande beinahe
4S50 Kubikmeter Gas. Zum Füllen des Ballons wird Wasser-
stoffgas verwendet, das auf zweierlei Weise bereitet wird ; bei
der einen Art benutzt man das Eisen als jwasserzersetzendes
Metall in verdünnter Schwefelsäure, wobei 60 Tonnen zur An-
wendung kommen, deren jede gegen 400 Kubikmeter Gas zu
liefern gestattet. Bei der zweiten Methode wird Wasserdampf
in einem eigenen Generator über glühende Steinkohlen geleitet,
und das gewonnene Wasserstoffgas in geeigneter Weise vor
dem Eintritt in den Ballon gereinigt. Durch eine Belastung
von 6000 Kilogrammen, die auf 400 angehängte Säcke ver-
theilt ist, wird der Ballon am Boden erhalten. Einer der
angestellten Versuche hat gezeigt, dass der Gasverlust des
gefüllten Ballons nach fast 6 Tagen kaum ’/ioo der Gasmenge
betrug, mit der er anfänglich versehen wurde. Beim Auf-
steigen des Ballons wird das Kabel mittelst der Thätigkeit
zweier Dampfmaschinen gehalten, so dass gewissermassen auch
eine Lenkung des Aerostaten unter diesen Umständen mög-
lich wird. Die Hähne und Klappen zum Füllen des Ballons,
sowie zum Entlassen von Gas sind an dem oberen Theile an-
gebracht; ein Manometer giebt den Druck des Gases an.
(Auszug von Dinglers Polytechn. Journ. aus den Chemical News. September 1867,
und „Les Mondes,“ Oktober 1867.)
14
laufenden Meter zu tragen und betrug die Durchbiegung
lderbei 25 Millimeter. Nach der Wegnahme der Nutzlast
sollen die Träger vollständig die frühere Gestalt wieder an-
genommen haben. (Oppermann Ann. <le la Construction, Nov. 1867)
Die preussischen Staats-Eisenbahnen.
In No. 52. d. A.-W. (Jahrgang 67) ist eine Uebersicht
der preussischen Staats - Eisenbahnen der alten Provinzen und
ihrer Betriebsresultate im Jahre 1866 mitgetheilt worden.
Zur Ergänzung derselben mögen nachstehende gleichfalls dem
St.-A. entlehnte Notizen dienen.
In den neuen Provinzen sind folgende Staatsbahnen
übernommen worden;
1) Im ehemaligen Königreich Hannover 100,4 M. mit
einem Anlagekapital von 47,272,290 Thlr.; ausserdem waren
8,14 M. mit einem Aufwande von 3,501,766 Thlr., ausserhalb
der ehemaligen Landesgrenze ausgeführt. Das Anlagekapital
verzinst sich auf circa 6 pCt. Von den angenommenen
37.800.000 Thlr. Eisenbahn - Anleihen sind 11 Mill. bereits
getilgt. Im Bau begriffen waren 1S66 die 2,65 M. lange,
gegenwärtig bereits eröffnete Bahn Göttingen - Ahrenshauseu
und die Südharzbahn (Nordheim-IIerzberg-Nordhausen und
Herzberg - Osterode).
2) In den Regierungs-Bezirken Cassel und Wiesbaden
4G,i Meilen, nämlich
a) 18,7 M. Antheil an der Main- Weser -Bahn (11,343,000
Thlr. Anlage Kapital),
b) 0,s M. Antheil an der Main -Neckar- Bahn (2,725,990
Thlr.),
c) 0,7 M. Antheil an der Frankfurt - Offenbacher Bahn
(516,257 Thlr.),
d) die Frankfurter Verbindungsbahn (0,j M., 404,948 Thlr.),
e) die Nassauische Bahn (25, p M., 18,366,157 Thlr.).
Das Anlage-Kapital verzinsete sich im Jahre 1866 bei
diesen Bahnen in folgender Weise: a) 4,i pCt. (1S65 5, 14 pCt.),
b) 4,5 pCt., c) 4,27 pCt., e) 2,44 pCt. Im Bau begriffen ist für
Staatsrechnung die Linie Bebra - Fulda - Hanau (19, 12 M.,
11.763.000 Thlr.), von welcher die Strecken Bebra- Fulda und
Wächtersbach -Hanau (11, 73 M.) bereits im Betriebe sind.
Hiernach ergiebt sich die Gesammtlänge der gegenwärtig
im Betriebe befindlichen Staats - Eisenbahnen auf 427,662
Meilen mit rot. 216 Millionen Thaler Anlagekapital.
Ausserdem ist der Staat bei 3 Privat - Eisenbahnen (Ober-
schlesische, — Köln-Mindener, — Bergisch -Märkische) be-
theiligt, von denen er 1,772,824 Thlr. Ueberschiisse erhält.
Die Gesammt- Ueberschüsse der Eisenbahnverwaltung abzüglich
aller Nebenkosten betrugen im Jahre 1866 3,S58,600 Thlr.;
der Ertrag der Eisenbahnsteuer 1,644,582 Thlr.
Aus der Fachliteratur.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Jahr-
gang 1868, Heft 1.
Aus dem vorliegenden Hefte heben wir zunächst drei in-
teressante Berichte von der Pariser Weltausstellung hervor
und zwar:
1 . U e b e r die ausgestellten Signalvorrichtungen,
von Professor Sonne in Stuttgart. Frankreich und England
waren zunächst vertreten; letzteres namentlich durch seine
konzeutrirten Weichen- und Signal-Bewegungsapparate. Von
den deutschen Signal Vorrichtungen gab die Ausstellung nur
ein unvollkommenes Bild; die Läutewerke der Eahnwärter-
posten, welche das deutsche Signalwesen charakterisiren, waren
nur spärlich anzutreffen.
2. Ueber die ausgestellten Eisenbahnwagen und
deren Theile, von Heusinger von Waldegg. — Ausgestellt hat-
ten 22 Firmen; unter den deutschen waren vertreten: die
Aktiengesellschaft zur Fabrikation von Eisenbahnbedarf in
Berlin mit 4rädrigen Post- und desgl. Personenwagen. —
J. C. Liiders sen. in Görlitz mit4rädrigen Personen- und desgl.
Güterwagen. — G. H. von lluffer in Breslau mit 4 Widrigen
ganz eisernen Kohlenwagen. — C. Schmidt & Comp, in Breslau:
Irädrige ganz eiserne Kohlen- und Güterwagen. — C. Weyer
& Comp, in Düsseldorf: 4rädrige Kohlenwagen mit Bremse.
3. Ueber die von dem Hoerd er Bergwerks- und
Hüttenverein ausgestellten eisernen Oberbau-Sys-
teme. Es waren 5 Konstruktionssysteme durch Holzmodelle
wiedergegeben ; 4 dieser Systeme sind hinreichend bekannt
und bereits auf den Braunschweigischen und Hannoverschen
Bahnen ausgeführt; das 5te System ist zunächst noch Projekt;
es besteht übrigens, ähnlich den Vorigen, auch aus 2 Wiukel-
eisen, welche die Oberschiene tragen ; doch sollen die Schwierig-
keiten in der Anfertigung dabei vermindert und die Solidität
mehr als bei anderen Systemen gesichert werden. Das letzte
Heft, Jahrgang 1867, des Organs, enthält übrigens über dies
letzte System bereits Mittheilungen.
Aus dem sehr reichhaltigen sonstigen Inhalte des Heftes
nennen wir noch: Ueber englische Bahnhöfe, von K. Busse.
Beschreibung der Ost-Holsteinischen Bahn. Die Dampfkrähne
der neueD Quai-Anlage iu Hamburg. Gr.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereins
zu Hannover. 2. 3. und 4. Heft 1867.
A. Aus dem Gebiete des Ingenieur wesens.
1) Das Wangeroog und seine Seezeichen, vom
Ober-Baudirektor Lassius in Oldenburg.
Die Zustände des Wangeroogs, einer Insel, die zu Deutsch-
lands nordwestlicher Inselkette gehört, in den Jahren 1780,
1829, 1834, 1835 und 1866, die Maassregeln, welche zur Er-
haltung der Insel angewendet worden sind, und die Erfolge
derselben werden beschrieben und durch Zeichnungen erläutert.
Der Leuchtthurm, dessen rotirendes Lampenlicht 104 Fuss über
der ordinaireu Ebbe liegt, hat einen FresiKTschcn Linsen- und
Prismen-Apparat erhalten, so dass der Leuchtthurm 14 bis
15 Meilen weit sichtbar ist. Die Art der Prüfung der Leuch-
tungsfähigkeit des Apparates, der besonders in grossem Maass-
stabe dargestellt ist, wird mitgetheilt.
2) Ueber Kanal-Speisebassius, vom Wassserbau-
Inspektor Hess in Celle.
a. Die Reservoire des Kanals von Bourgogne.
Der Kanal von Böurgogne, der das Cote d’Or-Gebirge
überschreitet und im Ganzen 3 2 “/* 0 Meilen lang ist, ersteigt
eine Höhe von 300 Meter (955%') (Seine - Treppe) mittelst
115 Schleusen, die kaum % Meilen von einander entfernt
liegen. Die Rhone-Treppe hat 76 Schleusen. Von der Schei-
telstrecke, die GOSS Meter (1939S') lang ist, sind 3333 Meter
Tunnel. Da zur Speisung der Scheitelstrecke überall Bäche
nicht zu benutzen waren, so wurden Reservoire erforderlich.
Das grösste und interessanteste Reservoir, das von Grosbois
bei Pouilly, welches bei einer Wasserhöhe von 69 V» Fuss 335
Mill. Kub.' Wasser enthält und durch eine aus Werkstücken und
Bruchsteinen bestehende 550 Meter lange,- im Mittel 10 Meter
starke Mauer abgeschlossen ist, wird beschrieben und durch
Zeichnung erläutert. Die Anlage-Kosten des Reservoirs haben
667500 Thaler betragen.
b) Das Reservoir de Ruyter am Erie-Kanal.
Der Erie-Kanal, der den Erie-See mit dem Hudsonfluss
verbindet, ist 76 deutsche Meilen lang. Die Vertheilung des
GefäUes wird durch 71 Schleusen bewirkt. Die Speisung des
Kanals erfolgte durch 23 Zubringer. Bei grossem Verkehr
waren dieselben jedoch nicht im Stande das erforderliche
Speisewasser (bis 31% Kub.' pro Sekunde und deutsche Meile)
zu liefern. Um immer hinreichend Speisewasser zu haben,
wurde 25 engl. Meilen vom Kanal entfernt, bei der Stadt de
Ruyter ein Speisereservoir angelegt. Dasselbe sammelt die
Niederschläge eines Gebietes von s „ deutschen Quadratmeilen
und hat bei einer durchschnittlichen Tiefe von IS1/» Fuss eine
Oberfläche von 9S4 Morgen. Das Reservoir wird durch einen
Erddamm, der 20 Fuss Kronenbreite, wasserseitig 2füssig
(mit Steinen verkleidete), landseitig 3 fiissige Böschung erhalten
hat, abgeschlossen. Die Aulagekosten betrugen bei der Kapa-
zität von 500 Mill. Kub.' nur 224000 Thaler.
3) Bestimmung der zweckmässigsten Steigungs-
verhältnisse der Chausseen, vom Wegebau - Konduk-
teur Leon har dt.
Die umfangreiche und gründliche Abhandlung stellt den
Zusammenhang der Faktoren übersichtlich fest, von welchen
die Fortbewegung von Lasten auf einer Strasse abhängig ist.
Namentlich wird der Einfluss der Stärke und Art des Ver-
kehrs, der Anlage- und Unterhaltungskosten , des Widerstands-
koeffizienten der Strasse, des Gewichtes des beladenen und unbe-
ladenen Wagens und der Leistungsfähigkeit der Zugthiere auf
das zweckmässigste Steigungsverhältniss der Strasse ermittelt.
Für verschiedene Fälle wird dann unter Aufstellung von
praktischen Formeln und Mittheilung von Tabellen das zweck-
mässigste Verhältuiss der oben genannten Faktoren unter sich
berechnet. Der Verfasser tritt dem im Chausseebau häufig
vertretenen Grundsatz, dass bei langen Steigungen der zu-
nehmenden Ermüdung der Zugthiere durch allmähliche Ab-
nahme der Steigung Rechnung zu tragen sei, unter Anführung
des Verses:
„Wenn man’s so hört, möcht's leidlich scheinen,
„Steht aber doch immer schief darum.“
entgegen und beweist, dass die allmähliche Abnahme der
Steigung ebeu so gut ein verlorenes Gefälle sei, wie eine un-
nütz überschrittene Höhe.
Es werden dann die zweckmässigsten Steigungsverhältnisse
für Brückenrampen und Eisenbahnübergänge und die Opfer,
die die Volks wirthschaft durch die Anlage derselben erleidet,
15
ermittelt. Zum Schluss werden die Resultate auf einige Aus- I
fülirungen praktisch angewendet und die betreffenden Rech-
nungen dnrehgeführt.
4) Ueber die im fliessendeu Wasser suspendirt
enthaltenen Sinkstoffe, vom verstorbenen Baurath B 1 o h m.
Die Feststellung der chemischen und physikalischen Eigen-
schaften, sowie der Menge der Sinkstoffe einer grossen An-
zahl von Flüssen, namentlich der Elbe und des Rheins, wird
mitgctheilt und kritisch beleuchtet. Es mag hier angeführt
werden, dass nach Regnault der befruchtende Schlamm des
Nils 48 % Thonerde, 18 % kohlensauren Kalk, 9 % Kohlen-
stoff, 6 % Eisenoxyd, 4 % kohlensaure Magnesia, 4 % Kiesel-
erde und 11 % Wasser enthält.
Durch viele Versuche, die seit dem Jahre 1837 an der
Elbe angestellt worden und tabellarisch zusammengestellt sind,
wird der Einfluss des Steigens und Fallens der Flüsse auf die
Menge der Sinkstoffe nachgewiesen. Zum Schluss wird fest-
gestellt, dass die Elbe im Durchschnitt 5 Kub.' Erdtheilcken
in einer Sekunde abführt. In einem Jahre gesammelt, würden
dieselben ausreichen, um eine Quadratmeile 3 Zoll hoch zu
überdecken. Gbs.
(Fortsetzung folgt.)
P ersonal - Nachrichten.
Dem kommiss. teehn. Mitgl. d. Direktion d. Westfälischen Eisen-
bahn, Eisenbahn -Bau -Inspektor Kecker zu Münster, ist der Cha-
rakter als Bau -Rath verliehen worden. — Der Eisen bahn -Bau-
meister Thiele zu Landsberg a. W. ist nach Berlin versetzt und
die früher angeordnete Versetzung desselben nach Eihing zurück-
genommen worden,
Offene Stellen.
1. Zwei Baumeister werden zur Leitung von Chausseebau-
ten im Regierungsbezirk Königsberg mit 60 Tlilr. Diäten und
30 Tblr. Reisegeldern pro Monat gesucht. Näheres durch Baufüh-
rer Maier, Oranienstr. No. 67.
2. Für circa 12 Bauführer kann dauernde Beschäftigung
nachgewiesen werden. Meldungen unter der Chiffre B. C. befördert
die Expedition.
3. Feldmesser und Feldmesser-Gehülfen, die bereits
bei Eisenbahnarbeiten thätig gewesen sind, finden dauernde Be-
schäftigung. Meldungen unter Beifügung von Zeugnissen bei der
Königl. Direktion der Ostbahn in Bromberg.
4. Ein Architekt, welcher Bauzeichnungen sauber anfertigt
und mit Aufstellung von Kostenanschlägen genau Bescheid weiss,
findet dauernde Beschäftigung. Näheres beim Garten -Inspektor
Bouclie, Potsdamerstr. No. 75., Morgens bis 9 Uhr.
Brief- und Fragekasten.
Hr. W. in Oldenburg. Das Referat über die Organisation
des Bauwesens in Oldenburg nehmen wir mit Dank an.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. in Flensburg,
v. F. in Stettin, D. in Berlin, B. in Magdeburg, L. in Ber-
lin, W. in Oldenburg, S. in Florenz, L. in Berlin.
Architekten -Verein zn Berlin.
Tagesordnung für die Versammlung am Sonnabend
den 11. Januar 1868:
1) Vortrag des Herrn Adler.
2) Vortrag des Herrn Schmieden über das Konkurrenz-Pro-
jekt des Herrn Hasenauer zum Bau eines neuen Museums in Wien.
Das Projekt des Herrn Hasenauer ist nur noch bis Ende
dieser Woche im Vereinslokal aufgestellt.
Ein Exemplar der neuen Bibliothek -Ordnung wird durch
den Vereinsboten jedem Mitgliede bei Ueberreichung der Beitrags-
quittung zugestellt werden. Dieselbe ist laut Beschluss der letzten
Hauptversammlung am Mittwoch den 8. d. M. in Kraft getreten
und ist danach die Bibliothek täglich mit Ausnahme der Sonn- und
Festtage von 9 — 1 Uhr Vormittags und 3 — 8 Uhr Abends sowohl
für die Benutzung der Werke im Lokal, als auch zur Entnahme
derselben für den häuslichen Gebrauch geöffnet.
Für die Zeit bis zum 20. Februar d. J., während welcher Herr
Boeckmann verreist ist, hat Herr Professor Adler, Friedrichs-
Strasse Nr. 11, den Vorsitz und die Leitung der Geschäfte des Ver-
eins übernommen; es wird daher gebeten, während dieser Zeit Zu-
sendungen in Vereinsangelegenheiten direkt an denselben gelangen
zu lassen.
Ein junger Zimmermeister wünscht eine Anstellung als Ge-
schäftsführer in einem Zimmereigeschä't oder zur Beaufsichtigung
bei Bauausführungen.
„JliOTliV*'
Das Motiv feiert sein
Weihnachtsfest
nicht am Sonnabend den 18. Januar 1868, sondern am
Sonnabend den 25. Januar 1868.
Seine Verlobung mit Fräulein Hedwig Küster zeigt Freunden
und Bekannten ergebenst an.
Emil Breidsprecher,
Kalkofen (Insel Wollin), Baumeister,
den 1. Januar 1868.
Heue Berliner TerbiiKiiuigshalin.
Die Lieferung von
1200 Schachtruthen Mauersand
soll, in 4 Loose getheilt, im Wege der Submission verdungen werden.
Die bezüglichen Bedingungen liegen in unserm Baubureau,
Köpnickerstrasse 29, zur Einsicht offen; auch können daselbst Kopien
derselben gegen Erstattung der Kosten in Empfang genommen
werden.
Anerbietungen sind versiegelt und mit der Aufschrift:
,, Offerte zur Lieferung von Mauersand“
versehen bis zu dem auf Montag den 20. Januar 1868 Vormittags
10 Uhr anberaumten Termin portofrei an uns einzusenden, zu
welcher Zeit die Entsiegelung derselben in Gegenwart der etwa
erschienenen Submittenten vorgenommen wird.
Berlin, den 27. Dezember 1867.
Uönigliclu1 IMreUliitn der liederschlesi^cli-
HlärhiMrEien IFiseBBSmliB»
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
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geübt, auch mit der kaufmännischen Buchführung vertraut ist, sucht
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Berlin, den 17. Januar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die neuen Häuser an derSchleuse zu Berlin (Schluss). —
Ueber die Grösse von Hochbassins bei städtischen Wasserleitungen
(Schluss). — Feuilleton: Die Pfahlbauten, ihre Bewohner und ihr
Alter. — Mittheilungen aus Vereinen: Architekten- und Inge-
nieur- Verein in Böhmen. — Architekten- Verein zu Berlin. — Aus
der Fachlitteratur: Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabri-
kation von Ziegeln etc. — Konkurrenzen: Bauten für das Deutsche
Bundesschiessen in Wien. — Personal-Nachrichten etc.
Die neuen Häuser an der Schleuse zu Berlin.
(Schluss.)
So lange die Passage von den Werderschen Mühlen
bis zur Jangfernbrücke, deren Eindeckung mit Glas erst
nach ihrer gänzlichen Vollendung bevorsteht, nicht eröffnet
ist, steht es den Besitzern der angrenzenden Grundstücke
frei, das Terrain derselben als Hofraum zu benutzen.
Der durch ein stattliches Portal ausgezeichnete Zugang
zu derselben auf der Seite der Werderschen Mühlen ist
für die Dauer des Provisoriums als Laden eingerichtet
worden und wird von den gemeinschaftlichen Besitzern*)
vermiethet.
Hierdurch erklärt sich auch die für den ersten Blick
auffallende Thatsache, dass die beiden Häuser daselbst
vorläufig eines würdigen Einganges entbehren und sich
mit den schmalen Seitenzugängen begnügen müssen. Wie
sehr eine äusserste Ausnutzung des Raumes an dieser
Stelle übrigens gerechtfertigt ist, beweisen die Preise,
welche der Grundwerth dort erlangt hat, gegenwärtig
pro □'); der Besitzerin des Eckgrundstücks an der
Schleuse jedoch ist ein bei weitem höheres, 5000 Thlr.
pro [J° (343/4 Thlr. pro Q') übersteigendes Gebot ge-
macht worden, ohne dass dasselbe angenommen wurde.
Die Grundrissdisposition der einzelnen Häuser bietet
nichts Bemerkenswerthes ; das hervorragendste Interesse
beansprucht, wie dies in solcher Lage und nach den an-
geführten Daten über die Entstehung des Baues nicht
wohl anders sein konnte, die Fa^ade. In der beistehenden
Skizze ist aus denselben Gründen weniger auf das Detail
derselben Rücksicht genommen worden, als auf das ge-
sammte Architekturbild, in welchem das „rothe Schloss“
nunmehr ein wesentliches Glied bildet.
Die Fai/aden sind in den Formen der Renaissance
komponirt; kräftig vorspringende Risalite zeichnen die
Mitte und die Ecken aus. Als Material ist in den mas-
siven Theilen (wie schon Eingangs erwähnt) eine Ver-
wohl ziemlich die höchsten in Berlin. Die gerichtliche
laxe ergab bei dem Securius’schen Bau einen Werth
von 1500 bis 2000 Thlr. pro □» (ca. 101/, bis 14 Thlr.
*) Die Grenze zwischen den Grundstücken von Karstedt und
Kunert fällt etwa in die Mitte des Portalbaus. Die über demselben
liegenden Räumlichkeiten werden daher laut Vertrag alle 10 Jahre
im Wege des Meistgebotes zwischen den Besitzern verpachtet.
hindung von Nebraer Sandstein**) mit unverputztem
Backsteinmauerwerk gewählt worden, so zwar, dass der
**) Bei dem Karstedt-Kunert’schen Bau ist statt des Sandsteins
in geringen Flächen auch Ziegelmauerwerk mit röthlich gefärbtem
Zementputz zur Anwendung gekommen; hei dem Securius’schen
Theile ist jedoch — den späteren Bauherren zur Nachahmung —
ausschliesslich Sandstein und Ziegelrohbau verwendet.
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Sandstein ausschliesslich das architektonische Gerüst,
der Ziegelrohbau die Flächen bildet. Eine besonders
schwierige Aufgabe erwuchs jedoch den Architekten da-
durch, dass bei diesem monumentalen Gebäude beide un-
teren Geschosse als Verkaufsläden mit grossen Schaufen-
stern ausgebildet werden mussten. Sie haben dieselbe
wie folgt zu lösen gesucht. Während in den Risaliten
breite massive Pfeiler die Schaufenster begrenzen, sind in
den langen Fronten die breiten Oeffnungen derselben mit
den dazwischen liegenden schmaleren Oeffnungen der Laden-
thüren so angeordnet, dass die Kombinationen der eisernen
Stützen, welche je eine Thür umfassen, in der Ansicht
gleichsam wie breite Pfeiler erscheinen, zumal dieselben
im ersten Stockwerk wirklich ausgemauert sind. Sie ent-
halten hier je eine Nische mit einer (vorläufig noch feh-
lenden) Statue. Es mag übrigens beiläufig erwähnt wer-
den, dass die Verglasung der Schaufenster mit einer
einzigen kolossalen Spiegelscheibe bei diesem Rau, welcher
die grössten Exemplare derselben in Berlin enthielt, auch
die Grenze ihrer Anwendbarkeit gefunden zu haben scheint.
Wenigstens hat man, nachdem die 12 und 16' breiten 11'
hohen Scheiben der Beil-Etage, die kein inneres Schaufenster
besitzen, trotz aller Vorsichtsmaassregeln wiederholt vom
Winde eingedrückt worden sind, aufeine Erneuerung derselben
verzichtet und die Fenster neuerdings mit Sprossen versehen.
Die beiden unteren, mit Läden versehenen Stockwerke,
bei welchen übrigens die Firmenschilder durchweg integri-
rende Theile der Dekoration bilden, sind mit einer, bis
zum Vorsprunge der Risalite auf Konsolen ausgekragten
Gallerie abgeschlossen, welche ein reiches, bronzirtes Ei-
sengeländer erhalten hat. Darüber folgen 2 Geschosse
mit gewöhnlichen Wohnräumen, das untere durch einfache
Lisenen, das obere durch eine Pilasterstellung getheilt.
Ein reiches Hauptgesims mit Balustrade, auf deren Posta-
menten der Figurenschmuck zum grossen Nachtheile des
ästhetischen Gesammteindrucks gegenwärtig noch fehlt,
krönt das Ganze.
Was endlich die Bauausführung an und für sich be-
trifft, so gewährt dieselbe noch ein besonderes technisches
Interesse durch die in diesem Falle aussergewöhnlich
schwierige Fundirung.
Der gute Baugrund lag auf der Schleusenseite etwa
18' tief, am Schlossplätze etwa 12' tief, in der Mitte aber
45' bis 48' tief unter dem Strassenpflaster, während der
mittlere Wasserstand des Mühlengrabens etwa 9' unter
FEUILLETON.
Die Pfahlbauten, ihre Bewohner mul ihr Alter.
Wohl selten hat eine Frage rein wissenschaftlichen,
ja sogar speziell archäologischen Inhaltes mit dem Inter-
esse der Forscher zugleich das des grösseren Publikums
so sehr angeregt, wie die Pfahlbautenfrage. Es mag dies
wohl seinen Grund darin haben, dass es einen eigenthiim-
liehen Reiz gewähren musste, durch die Pfahlbauten einen
Blick in eine untergegangene Kultur weit des eigenen Vol-
kes werfen zu können und in der Phantasie ein bisher
nicht geahntes Leben der Urzeit erstehen zu lassen; jeden-
falls war ein Jeder, der sich damit beschäftigt, wenn viel-
leicht auch unbewusst, von der Wichtigkeit der Pfahl-
bauten überzeugt. Eröffneten diese doch mit einem Male
ein so ganz neues Gesichtsfeld, dass selbst die Alterthums-
forscher nicht wussten, was sie aus ihnen machen sollten,
namentlich welchem Volke oder welchem Zeitalter sie die-
selben zuzuschreiben hätten. Leider suchte man die neue
Entdeckung in ein altes, liebgewonnenes System, welches
das Alter von Ausgrabungsgegenständen nach dem Mate-
rial, ob Stein, Bronze oder Eisen, bemisst, hineinzuzwän-
gen; dazu kam der verderbliche Einfluss des so tief ein-
gewurzelten Bestrebens, Gegenstände der Alterthumskunde
in ein recht hohes Alter zu versetzen, so dass man zu
ganz eigenthümlichen Resultaten gelangte. Die Pfahl-
bauten mussten einer dunkeln Urzeit angehören, man
rechnete für dieselben ein Alter von 5 — 6000 Jahren
demselben liegt. Hierzu kam, dass es einerseits Aufgabe
war, auf dem beschränkten Bauplatze und ohne feste Stütz-
punkte die schlecht fundamentirten, stets mit Einsturz
drohenden Nachbargebäude zu sichern, andrerseits, dass
in dem Grunde eine aussergewöhnliche Menge alter Fun-
damentreste beseitigt werden musste. Ausser den Pfahl-
rosten, auf welchen die abgebrochenen Häuser der Stech-
bahn gestanden hatten, fanden sich grade an den Stellen,
wo der gute Baugrund am Tiefsten lag, Substruktionen,
welche der ältesten Zeit Berlins angehören mussten (wahr-
scheinlich von Festungswerken), aus flachgestreckten Bäu-
men, an denen die Zweige nur kurz abgestutzt waren,
mit darauf geworfenen kolossalen Feldsteinen bestehend.
Die anfänglich begonnene Brunnen- und Kastenfundirung
musste daher stellenweise, namentlich in der Nähe des
Grabens, aufgegeben und durch einen Pfahlrost ersetzt
werden.
In den Theilen, welche unmittelbar über dem Graben
stehen, wurde die Arbeit durch die von der Behörde auf-
erlegten Beschränkungen sehr erschwert. Nicht nur, dass
es nur mit äusserster Mühe gelang, die Erlaubniss zur
Aufstellung von 5 Reihen eiserner Säulen in demselben
zu erhalten — (um den Wasserzufluss nicht zu hemmen,
sollten nur 3 Reihen gestattet werden) — auch das Fun-
dament durfte nur bis zur Grabensohle, etwa 5' 3" unter
Wasser, geführt werden, so dass die Verholmung der Pfähle
und das Aufstellen der Eisensäulen nur innerhalb Fange-
dämmen, welche des Mühlenzuflusses wegen stückweise
ausgeführt werden mussten, erfolgen konnte.
Dass die mittleren Theile des Baus auf Pfahlrost, die
beiden Flügel auf Brunnen und Kasten stehen, ist übrigens
nicht ohne schädliche Folgen geblieben, da der mittlere
Theil sich um etwa \l/%" gegen die gleichzeitig aufge-
führten Seiten gesetzt hat, was einem scharfen Auge nicht
entgehen kann. Dieses Setzen ist offenbar dadurch erfolgt,
dass die Holme, sowie der eichene Bohlenbelag des Pfahl-
rostes, auf dem die eisernen Säulen mit ihren Grundplatten
stehen, sich zusammengedrückt haben, und hätte sich viel-
leicht verringern lassen, wrenn man die Holme neben die
Pfähle gelegt und mit diesen verschraubt hätte. Aber
einmal gestattete die aussergewöhnliche Beschränktheit des
Raumes überhaupt keine sehr genaue Arbeit, andererseits
hätte die Baugrube zu diesem Zwecke um noch 15 bis
16'' vertieft werden müssen, was in dem aus völligem Mo-
rast bestehenden Boden und unter dem starken Wasser-
heraus, mit Hülfe der Geologie wollte man sogar noch
weiter zurückgehen; Völker, die sich noch in einem ge-
wissen Stadium des Wildheitszustandes befanden, wie man
sich eben solche Steinmenschen dachte, hatten die See-
wohuungen zu dem Zwrecke erbaut, um grössere Sicher-
heit vor einfallenden Feinden oder vor wilden Thieren zu
erlangen. Es war also ein Volk, welches das seltsamste
Leben geführt und doch Jahrtausende hindurch die Pfahl-
bauten bewohnt haben musste, um hier die verschiedenen
Kulturstufen bis zur Eisenzeit zu erleben; oder man zau-
berte neue Völker herbei, die erschienen und wieder ver-
schwanden, je nachdem man es zur Aufklärung eines auf-
fallenden Umstandes gebrauchte. Ja mau ist sogar so
weit gegangen, in der Phantasie die Pfahlhütte bis in das
kleinste Detail weder aufzubauen und Tage aus dem
Leben eines Pfahlbau -Bewohners zu beschreiben, selbst
durch Illustrationen zu veranschaulichen.
Monumente aber und Ueberreste jeder Art aus ver-
gangenen Zeiten wollen zunächst aus sich selbst heraus
erklärt seiu, durch vorgefasste Meinungen muss jede For-
schung irre geführt und die Sache selbst verdunkelt
werden; nur mit unbefangenem, selbstständigen Sitme,
aber auf kritisch vergleichendem Wege, kann man zu
sicheren Resultaten gelangen und auf diese gestützt das
lebendige Thun und Treiben der Völker aus längst ver-
gangener Zeit vor dem Blick erstehen lassen. Bei der
Pfahlbautenfrage ist erst in neuester Zeit der Weg einge-
schlagen worden, die Alterthümer durch sich selbst reden
zu lassen und die vergleichende Methode auf sie anzu-
wenden, wodurch man hier zu ganz überraschenden und
einfachen Resultaten gelangt ist. Dieses V erdienst ge-
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drucke ausserordentlich kostspielig und zeitraubend ge-
wesen wäre. Auch hatte man allerdings — beim Mangel
genügender Erfahrungsangaben — eine so starke Kom-
pression des Holzes nicht erwartet — geschweige denn,
dass es möglich gewesen wäre, ihr vollständig zu begegnen,
da sie völlig ungleichmässig erfolgte. Es dürfte übrigens
von Interesse sein, dass die Senkung hauptsächlich bereits
durch das Gewicht des nur 17' hohen Erdgeschosses ver-
anlasst ist. Bei dem nächstfolgenden Stockwerke, das
sehr vorsichtig ausgeführt wurde, war sie kaum noch be-
merkbar und verschwand demnächst so vollständig, dass
Hauptgesims und Balustrade vollkommen in der Wage liegen.
Die vorstehenden kurzen Angaben deuten übrigens
die interessanten Erfahrungen, die bei dieser Fundirung
gemacht wurden, kaum an, so dass ein besonderer Bericht
über dieselben Vorbehalten bleibt. Namentlich dürfte auch
die Anlage der doppelten Kellereien, die in dem Kunert-
schen Hause unterhalb des Wasserspiegels ausgeführt wor-
den sind, Erwähnung verdienen.
Bei den Fundirungsarbeiten haben sich die Lokomo-
bilen und Kreiselpumpen von Wentz in Berlin, sowie
die Dampframme von Kessler & Sohn in Greifswald
auf das Yortheilhafteste bewährt. — Die Maurerarbeiten
sind von Da mm ey er und Rabitz, die Zimmerarbeiten
von Barraud und Baltz ausgeführt. Die Sandsteinar-
beiten haben Thieme & Me tzing in Berlin, sowie Mer-
kel in Halle a. d. S., die Verblendziegel und Formsachen
Lessing in Hermsdorf und March in Charlottenburg
geliefert.
lieber die Grösse von Hochbassins bei städtischen
Wasserleitungen.
(Schluss.)
Diese Grösse des Hochbassins würde auch für solche
Wasserleitungen genügen, welche nach dem oben unter
2.) angeführten Schema angelegt sind. Das Arbeitsrechteck
würde sich hier auf die gleichförmige Leistung der Filter
beziehen.
Wenngleich sich die Anlegung von Maschinen für
ununterbrochene Arbeitszeit durch die geringeren Anlage-
kosten empfiehlt, berechnet man dennoch solche Maschinen
meist für eine kürzere, und zwar gewöhnlich 12stündige
Arbeitszeit, weil man dadurch nicht allein ein doppeltes
Personal erspart, sondern auch ein bequemes Mittel in
der Hand behält, eine mit den steigenden Ansprüchen an
bührt einem kürzlich erschienenen Werke*) des Dr. Pall-
mann, über welches hier auszugsweise ein Referat gege-
ben werden soll, um den Standpunkt, den die Forschung
gegenwärtig zur Pfahlbautenfrage einnimmt, darzulegen.
Was zunächst das Historische der Frage betrifft, so
wurde dieselbe bekanntlich angeregt, als im Jahre 1854
im Züricher- See bei Meilen reihenweise und regelmässig
neben einander stehende Pfähle aufgefunden wurden,
zwischen denen man verschiedene Gegenstände, nament-
lich Steingeräth, heraus grub, wodurch man auf die Ver-
muthung kam, dass man es hier mit Menschenwohnungen,
die ehemals im See gestanden, zu thun habe. Sobald
dies bekannt wurde, zeigte sich, dass man schon in frü-
heren Jahren an verschiedenen Orten in den Schweizer-
seen dergleichen Pfähle gefunden, sie aber theils nicht
beachtet, theils für Reste römischer Ansiedlungen gehalten
hatte. Es wurden daher jetzt in der Schweiz allent-
halben Nachforschungen nach ähnlichen Bauten angestellt,
und entdeckte man mehre Ansiedlungen im Bieler See;
ferner wurden im Neuenburger- und Genfer-See, in
letzterem bis zum Jahre 1858 an 24 verschiedenen Stel-
len, dann im Moosseedorf- See unweit Bern, bei Roben-
hausen und Wangen, im Ganzen in mehr als 20 Schei-
zerseen Pfahlbauten aufgefunden. Die Zahl der bis jetzt
in der Schweiz entdeckten Pfahldörfer berechnet man auf
200, und was den Umfang eines solchen Pfahldorfes be-
it illt, so hat man für Wangen allein bis jetzt an 50000
Pfähle herausgerechnet, für andere Dörfer eine Ausdeli-
*) Die Pfahlbauten und ihre Bewohner. Eine Darstellung der
.Kultur und des Handels der europäischen Vorzeit. Von Dr R
Pallmann. Greifswald 1866.
die Wasserleitung später nöthig werdende Vergrösserung
der Maschinen an läge hinauszuschieben. Beträgt nun die
Arbeitszeit der Maschinen weniger als 24 Stunden, so ent-
stehen im Diagramm Arbeitsrechtecke von kleinerer Grund-
linie, aber um so grösserer Höhe. Man sieht, dass es
dann nicht gleichgültig ist, innerhalb welcher Tagesstunden
man arbeitet, dass vielmehr diejenige Lage des Rechtecks
die günstigste sein wird, welche den grössten Theil jener
unregelmässigen Konsumsfläche bedeckt. Für 12 ständige
Arbeitszeit ist die Zeit von 6 bis 6 Uhr in dieser Bezie-
hung am günstigsten. Es ergiebt sich für diesen Fall
.«t rot. 3/10 ().
Bei grösseren Wasserleitungen, bei denen man ohne-
hin die ganze Arbeit auf mehre Maschinen vertheilt, kann
man den Fassungsraum des Hochbassins noch bedeutend
unter dieser Grösse ermässigen, da man durch Ingang-
setzung einer oder mehrer Maschinen zugleich, sowie durch
Veränderung ihrer Geschwindigkeit die Wasserförderung
in jeder Stunde dem Konsum anzupassen im Stande ist.
Was man indessen dadurch an Anlagekosten für das Hoch-
bassin erspart, wird durch die Mehrkosten für die Ma-
schinen aufgewogen , weil die Summe der Pferdekräfte
aller vorhandenen Maschinen grösser ist, als diejenige,
welche bei ununterbrochener Inanspruchnahme aller Ma-
schinen erforderlich wäre. Es giebt indessen mehre Was-
serleitungen, bei denen man wegen der enormen Kosten,
welche die Etablirung eines grossen Hochbassins verur-
sacht hätte, dieses Auskunftsmittel für geboten erachtete
und sich sogar nur mit einem Standrohr begnügte. Bei
allen diesen Anlagen werden die Kosten für die hierdurch
mehr erforderlichen Maschinen durch die Aufstellung von
Maschinen verschiedener Grösse auf ein Minimum reduzirt.
So besitzen z. B. die Southwark & Vauxhall-Water-
works in ihrer Hauptstation in der Nähe des Battersea
Park 3 Standrohre von 140' Höhe und G Maschinen,
nämlich eine mit 1 12" Zylinderdurchmesser und 10' Hub,
eine mit 64" Zylinderdurchmesser und 1 1 */2 r Hub, zwei
mit 55" Zylinderdurchmesser und 8' Hub, eine mit 68"
Zylinderdurchmesser und 10' Hub und eine mit 70" Zy-
linderdurchmesser und 10' Hub. Letztere ist eine einfach
und direkt wirkende, sogenannte Bull Engine, während
die übrigen einfach wirkende Balanciermaschinen sind.
Das geförderte Wasserquantum betrug im August vorigen
Jahres 100 Millionen Gallons per Woche oder 2,100,000
Kubikfuss preuss. per Tag.
nung von 120000 und 1 60000 [^] Fuss; zuweilen sind die
Pfahldörfer auf ungefähr 300 Hütten zu schätzen, was einer
Bevölkerung von etwa 1000 Einwohnern entsprechen könnte.
Was dann die Pfahlbauten ausserhalb der Schweiz betrifft, so
kam zunächst aus Irland die Kunde von künstlichen Pfahl-
werksinseln (Crannoges genannt), welche der irische
Alterthumsforscher Wilde schon im Jahre 1836 entdeckt
hatte; derselbe hatte zugleich die Ansicht ausgesprochen,
dass diese völlig isolirten Plätze als Zufluchtsürter be-
trachtet werden müssten oder als Festungen von Räubern,
welche Vieh und andere Beute hier in Sicherheit brachten.
Wie wir weiter unten sehen werden, sind diese Crannoges
nicht zu den eigentlichen Pfahlbauten zu rechnen, da sie
einem ganz anderen Zwecke dienten, als die Pfahlbauten
der Schweiz. In ein graues Alter mögen sie vielleicht
hineinreichen, sie gehören aber sicher auch noch der his-
torischen Zeit an, denn in irischen Annalen findet sich
schon im Jahre 848 ein Crannoge erwähnt, und durch das
ganze Mittelalter hindurch spielen sie in den Fehden der
irischen Häuptlinge eine Rolle. Diese bauten und be-
nutzten solche Crannoges als ihre Festungen: was im
Mittelalter die Raubschlösser auf den Bergen des Fest-
landes, das waren in Irland die Crannoges auf den Inseln.
Aus dem Norden Englands liefen gleichfalls Berichte
über Pfahlbauten ein, desgleichen traten in Savoyen Spu-
ren von solchen zu Tage, auch in Deutschland auf der
nördlichen Seite des Bodensees. An diese bis 1858 mit
Pfahlbauten hervortretenden Länder reihte sich seitdem
zunächst das der Schweiz benachbarte Ober -Italien an,
ferner wurden weitere Pfahlbauten in Baiern im Staren-
berger- und Chiem-See entdeckt, auch iu Mähren glaubte
20
D ie East London Waterworks arbeiten in ihrer Ilaupt-
station in Oldford ebenfalls in Standpipes von durchschnitt-
lich 100' Höhe. Auch hier sind 0 Maschinen ver-
schiedener Grosse im Betriebe, und zwar ausser zwei alten
Watt’schen Maschinen von je 36" Zyl.-Durehm. und 8'
Hub, eine (Herkules) mit 100" Zyl.-Durchm. und 10' Hub,
eine (Cornish) mit 80" Zyl.-I)urchm. und 10' Hub, eine
(Ajax) mit 70" Zyl.-Durchm. und 10' Hub, und endlich
die berühmte Wicksteed Engine von Messrs. Sandys, Carne
& Vivian of the Copper House Foundry, Hayle, Corn-
wall, gebaut, mit 90" Zyl.-Durchm. und 11' Hub. Die
Wasserförderung betrug hier im August v. J. angeblich
140 Millionen Gallons per Woche, oder fast 3 Millionen
Kuh.' preuss. per Tag.
Die Grand -Funktion Waterworks bei Ivew-Bridge
haben ein Standrohr von 240' Höhe und 3 einfach-wir-
kende Balanciermaschinen mit 64" Zyl.-Durchm. und 8'
Hub, eine Bull Engine mit 70" Zyl.-Durchm. und 10' Hub,
und eine einfach wirkende Balanciermaschine von 90" Zyl.-
Durchm. und 11' Hub. Die Wasserförderung dieser Sta-
tion betrug im Sommer v. J. angeblich 8 Millionen Gal-
lons oder rot. 1,200,000 Kuh.' preuss. per Tag.
Oekonomisch kann der Betrieb solcher Anlagen nie-
mals sein, weil es nicht möglich ist, die Lieferung der
Maschinen der Konsumskurfe, dieselbe möge beschaffen
sein, wie sie wolle, genau anzupassen. Selbst bei der
aufmerksamsten Regulirung der einzelnen Maschinen schmie-
gen sich die Arbeitsrechtecke immer nur in treppenför-
migen Absätzen an jene Kurve an. Unter solchen un-
günstigen Verhältnissen arbeitet auch die Berliner Wasser-
leitung, welche wie bekannt, nur ein Standrohr besitzt.
Der Mangel einer natürlichen Erhebung von hinreichender
Höhe in der Nähe Berlins liess die Etablirung eines Hoch-
reservoirs unausführbar erscheinen. Man legte indessen
neben dem Standrohr auf dem Terrain des Windmühlen-
berges ein gemauertes Reservoir an, welches wenigstens
für den Nachtdienst, innerhalb dessen wegen des gerin-
geren Konsums die Widerstandshöhe in dem Strassennetz
kleiner ist, hoch genug liegt, und fängt darin das während
des Tagdienstes aus dem Standrohr übertliessende Wasser,
um die zur Hebung desselben aufgewendete Arbeit nicht
ganz zu verlieren. Oh die Anlage sich nicht noch vor-
theilhafter gestalten lässt, dürfte bei der in kürzerer oder
längerer Zeit bevorstehenden Regulirung der Wasserver-
sorgung Berlins zu berücksichtigen sein.
man bei Troppau und Olmütz Pfahlbaureste gefunden zu
haben, doch sind dieselben als solche noch nicht sicher
verbürgt. In Frankreich hat man an der Meurthe, einem
Nebenfluss der Mosel, Pfahlbauten aufgefunden, welche
vielleicht als ein Beispiel von Fluss -Pfahlbauten anzusehen
sind. In Meklenburg sind seit dem Jahre 1863 mehre
Pfahlbautenanlagen als solche konstatirt; ganz neuerdings
sind auch in Preussen Pfahlbauten entdeckt, auf welche
etwas näher einzugehen an dieser Stelle wohl gerechtfer-
tigt erscheinen möchte.
Zuerst wurden angeblich bei Greifswald Pfahlbauten
gefunden und zwar im Hafen von Wieck, welche aber
wohl nur als alte Bohlwerkspfähle anzusehen sind, denn
die verschiedenen Funde von Stein-, Horn- und Bronze-
sachen können hier nicht maassgebend sein, da sie in einen
Hafen sehr leicht durch Zufall in das Wasser gelangt sein
können. Spuren von Pfahlbauten glaubt man auf Rügen
gefunden zu haben, doch bedürfen sie noch näherer Be-
stätigung; dasselbe ist der Fall mit anderen vorgeblichen
Pfahlbauten bei Clempenow in der Nähe von Demmin,
ferner an der Mündung der Crampe in s Papen wasser und
bei Koprieben unweit Bärwalde in Pommern. Als sicher
beglaubigt erscheinen dagegen die im Jahre 1865 entdeck-
ten Pfahlbauten bei Lübtow im Kreise Pyritz; dieselben
liegen jetzt trocken auf dem vormaligen Grunde des Plüne-
Sees, wo die Pfahlbaustätte einen Raum von entwa 140
Schritt Länge und 120 Schritt Breite einnimmt; an Ge-
rätli fand man hier Scherben von Thongefässen, Meissei
von Stein und Bronze, eine Masse von Wirthsehaftsab-
fällen und in der oberen Fundschicht auch Geräthe von
Eisen. Interessanter noch als die Lübtower sind die an-
Während sich der Minimal -Inhalt des Hochbassins
oben auf 0,3 () berechnete, wird man übrigens in allen
denjenigen Fällen, in welchen es nicht mit unverhältniss-
mässigen Kosten verknüpft ist, den Inhalt des Iloclibas-
sins im Interesse des Betriebes noch etwas grösser bemes-
sen; in jedem Falle aber, und selbst bei dem Vorhanden-
sein von nur einer 12 Stunden arbeitenden Maschine dürfte
■f — 0,4 bis 0,5 (J genügend sein. Auf eine spätere Ver-
grösserung der mit Wasser zu versorgenden Stadt darf
man dann nicht besonders Rücksicht nehmen, wenn man
(J mit Rücksicht auf diese Eventualität bemessen hat.
Mittheilungen aus Vereinen.
Aus dem 7. Heft des 2. Jahrgangs der „Mittheilungen1-'
des Architekten- und Ingenieur - Vereins in Böhmen
entnehmen wir einige Notizen über die auf allgemeine und
öffentliche Angelegenheiten gerichtete Thätigkeit desselben.
Der in der vorjährigen Hauptversammlung des Februar
angenommene Entwurf eines Tarifs zur Entlohnung architek-
tonischer und technischer Arbeiten, dessen schon in No. 11
pag. 98, Jahrg. 1867 u. Bl. erwähnt wurde, ist nunmehr seinem
Wortlaute nach veröffentlicht. Der Tarif für das architekto-
nische Honorar schliesst sich, abgesehen von einigen Erwei-
terungen und Spezialisirungen , ziemlich eng an die bekannte
Taxe des Vereins für Baukunde in Stuttgart an, der Tarif für
Arbeiten der Ingenieure ist ein selbstständiger und erster Versuch
einer Klassitizirung derselben. Das Streben des Böhmischen
Vereins geht übrigens zunächst dahin, dem Tarife für seine
engere Heimath Gesetzeskraft zu verschaffen und ist derselbe
daher der Landesregierung mit einem bezüglichen Anträge
unterbreitet worden. — Der Gegenstand ist wichtig genug,
um die Aufmerksamkeit aller bautechuischen Vereine Deutsch-
lands zu erregen und sie zur selbstständigen Berathung
desselben zu veranlassen. Zwar steht die Angelegenheit gleich-
falls auf der Tagesordnung der nächsten Versammlung deut-
scher Architekten und Ingenieure; wie schwierig es jedoch ist,
in einer so grossen, durch mannigfaltige Zerstreuungen in An-
spruch genommenen Versammlung öffentliche Fragen zu erör-
tern, wenn die Theilnebmer nicht speziell darauf vorbereitet
sind — das hat der letzte Architektentag in Wien gelehrt, wo
sowohl diese Angelegenheit, wie die Frage über das Verfah-
ren bei öffentlichen Konkurrenzen aus Mangel au Theiluahme
vertagt werden mussten. — Wir hoffen dass unsere Anregung
nicht erfolglos bleiben möge.
Ein sehr verdienstvolles und nachahmenswerthes Unter-
nehmen des Architekten- und Ingenieur- Vereins ist ferner die
Vorbereitung einer genauen Zusammenstellung aller in Böhmen
vorhandenen Baumaterialien. Auch zur Bildung einer
geblichen Pfahlbauten in dem abgelassenen Persanzig-See
unweit Neustettin, da sie ein vollständiges Vertheidigungs-
system darstellen sollen. In dem ehemaligen See lag eine
flache, ungefähr 160° Ruthen grosseinsei, die ringsum mit
Pfählen umgeben war; an der einen Seite will man hier ein
Gebäude entdeckt haben, welches als Festungsthor gedient
haben soll, da es unmittelbar an eine gegen 80 Schritt
lange Brücke stösst, welche nach einem andern kleinen
Werder führt, der durch eine zweite eben so lange Brücke
mit dem eigentlichen festen Lande in Verbindung steht.
Eine Reihe einzelner Pfähle, welche die eine Seite der
Insel in einem Bogen umgiebt, scheit als Pallisadenwand
gedient zu haben. An Ausgrabungsgegenständen sind hier
bisher nur wenige steinerne Werkzeuge und einige Thon-
scherben gefunden worden. Referent erlaubt sich hierbei
zu bemerken, dass ihm bei einer Besichtigung dieser Pfahl-
bauten aufgefallen ist, dass die Stellung der Pfähle kei-
neswegs auf einzelne Gebäude hinzudeuten scheint, wie
in dem veröffentlichten Situationsplane angegeben ist; viel-
mehr ziehen sich die Pfähle regelmässig in mehren kon-
zentrischen Kreisen um die ganze Insel herum, wobei be-
merkenswerth ist, dass in ganz bestimmten Abständen im-
mer zwei Pfähle neben einander stehen, so dass, da dies
auch radial durchgeht, hieraus deutlich eine Eintheilung
in einzelne an einander stossende Hütten oder Gemächer
ersichtlich ist. Es möchte ferner noch zu beachten sein,
dass die Oberfläche zwischen den Pfählen entsprechend
der ehemaligen Uferböschung mit Feldsteinen fast wie ab-
geptlastert erscheint, während die kegelförmigen Pfahlspitzen
nur wenig hervorstehen, und unter den Steinen erst die
Kulturschicht beginnt. Diese Steine sind jedenfalls von Men-
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Gesellschaft zur Ueberwachung (1er Dampfkessel und Verhü-
tung der Kessel-Explosionen, nach deren Statut die beitreten-
den Dampfkesselbesitzer ihre Kessel jährlich einer dreimaligen
Revision seitens der Gesellschaftstechniker unterwerfen sollen,
hat er die Anregung gegeben und scheint das Zustandekom-
men derselben keinem Zweifel unterworfen zu sein.
Die Hauptversammlung des Vereins, mit welcher bekannt-
lich eine Ausstellung von Entwürfen, Modellen etc. aus
dem Gebiete des gesummten Bauwesens verbunden ist, findet
in diesem Jahre in der Zeit vom 2. bis 8. März statt.
Fachgenossen, welche sich an der Ausstellung be-
theiligen wollen, werden ersucht die auszustellenden
Gegenstände, grössere mit Angabe des erforderlichen Raumes,
bis zum 15. Februar d. J. anzumelden und demnächst bis
zum letzten Februar eiuschicken zu wollen. Der Vorstand
des Architekten- und Ingenieur-Vereins ladet zur zahlreichen
und allgemeinen Betheiligung ein.
Architekten-Verein zu Berlin. Versammlung am 11. Ja-
nuar 1868; Vorsitzender Herr Lucae, anwesend 143 Mit-
glieder und IS Gäste.
Nachdem der Vorsitzende mehre an den Verein gerich-
tete Schreiben — (der Vorstand des Deutschen Gewerbe-
Museums übersendet den Unterrichtsplan des Instituts, der
Vorsitzende des Deutschen Vereins für Fabrikation von Zie-
geln, Kalk etc. zeigt die bevorstehende General-Versammlung
des Vereins an) — verlesen und Hr. Röder im Namen des
Ball-Komites eine Konkurrenz für 2 bei dem Ball zu singende
Tischlieder verkündet hatte, sprach zunächst Hr. Orth (an
Stelle von Hrn. Schmieden) über das Projekt des Archi-
tekten llasenauer zu den Wiener Museen.
Leider hatten die Zeichnungen, welche bereits länger, als
gestattet, in den Händen des Vereins verblieben waren, inzwischen
wieder verpackt werden müssen, so dass der Vortragende sich
auf eine ganz allgemeine Charakteristik des Entwurfs, welcher
er eine kurze Besprechung der drei anderen Konkurrenzarbeiten
vorangehen liess, beschränkte. Wir finden uns nicht veran-
lasst, der durchaus unpartheiischen und objektiven Darstellung
entgegenzutreten, obwohl wir die Vertheidigung des Hase-
nauer’schen Projektes gegen die dawider erhobenen Einwürfe
für geglückt nicht halten können, da die absoluten Maasse des
Entwurfs hierbei ganz unberücksichtigt blieben. Es wird dem
unbefangenen Beurtheiler nicht entgehen können, dass der in-
teressante Entwurf trotz des unleugbar bedeutenden Effektes,
den die Fa^adenzeichnungen erregen, doch arm an eigentlich
grossartigen Gedanken ist und hinsichtlich der Beleuchtung
und Konstruktion an erheblichen Schwächen leidet. In dem
Danke für die liebenswürdige Zuvorkommenheit, mit der Herr
Hasen auer uns sein Projekt zur Disposition stellte — möge
schenhand hineingeschüttet, wohl in der Absicht, eine Be-
festigung des Grundes herbeizuführen, aber zu einer Zeit,
als die untere Kulturschicht schon in Torf übergegangen
war. Bis jetzt kann man demnach über diese Pfahlbauten
im Persanzig-See nur sagen, (lass sie als solche noch kei-
neswegs gesichert sind; sie erinnern aulfallend an die iri-
schen Crannoges, wahrscheinlich stehen sie mit einer älte-
ren Anlage in Zusammenhang, jedenfalls aber scheinen
sie auch noch in neuerer Zeit benutzt zu sein. Eine gründ-
liche systematische Aufgrabung wäre hier wohl höchst
wünschens werth.”)
Um hier gleich bei den Pfahlbauten Hinterpommerns
Stehen zu bleiben, so ist noch hinzuzufügen, dass in neue-
ster Zeit auch bei Daher solche entdeckt sind. Es ist hier
eine vollständige Pfahlbau- Ansiedlung in (len Umfassungen
theil weise bis zum Fussboden blosgelegt; man stiess auf
mehr als 20 grosse und eben soviel kleine Gemächer oder
Baue. Gefunden sind viele Knochen, Hörner, ein zerbro-
chener künstlicher Hornkamm, zwei knöcherne Nadeln zum
Stricken oder Durchziehen, Ueberreste von Thon- und
Holzgefässen.
) Nach einem Aufsatz in einer der letzten Nummern der
Illustrirten Zeitung des vergangenen Jahres sind in neuerer Zeit liier
weitere Aufgrabungen gemacht, deren Ergebnisse dazu benutzt sind,
eine geistreiche Rekonstruktion der vermeintlichen Pfahlhütte zu
geben, wogegen sich aber einige technische Bedenken aufstellen
lassen niöchten. Wie will man z. B. Pfahle, deren oberes Ende
gabelförmig gestaltet, überhaupt nur einrammen können und sollten
diese im Stande gewesen sein, eine Blockwand ans Hölzern von
12 Durchmesser, wie doch die Hiittenwand beschrieben wird, zu
tragen ?
Auf der eigentlichen Insel sind bis jetzt noch keine Aufgra-
bungen gemacht.
das Beispiel zu immer engeren Beziehungen zwischen den hie-
sigen und den Wiener Architekten führen — werden sicher
alle Veroinsgenossen übereinstimmen. Die Wiener Museums
Angelegenheit hat übrigens nachgerade durch alle Zwischen-
fälle eine Bedeutung erlangt, die sie über das Interesse Wien’s
und Oestreicbs hinaushebt und uns, wie bereits früher ange-
deutet, in nächster Zeit zu einer selbstständigen Besprechung
derselben veranlassen wird.
Hr. Orth referirte demnächst noch über eine Belastungs-
probe, welche mit dem Hallendache des hiesigen Bahnhofes
der Berlin Görlitzer-Eisenbahn vor Kurzem angestellt worden
ist. Die zwischen den Auflagern 12D weiten Sichel träger,
welche in Entfernungen von 1P liegen und abwechselnd je zu
Zweien durch Diagonalverband gekuppelt sind, waren unter
der Annahme einer zufälligen Belastung von 1 4 M pro D/
Grundfläche berechnet worden. Es kam also darauf an, eine
ebenso grosse Last bei der Probe einwirken zu lassen. Zu
dem Zwecke wurden schmiedeeiserne Drähte, welche bis zum
Perron hinabreichten, mit den Knotenpunkten der Träger ver-
bunden und durch Schienen dem angegebenen Werthe ent-
sprechend belastet. — Als Resultat ergab sich eine Senkung
der Träger um '/a" und ein Ausweichen des beweglichen Auf
lagers um V“ ; nachdem die Belastung lj% Stunde eingewirkt
hatte und darnach beseitigt wurde, zeigte sieb, dass sieb die
Konstruktion um V“ dauernd gesetzt hatte.
Referent unterliess zwar, die Stärke der verwendeten
Drähte anzugehen ; doch ist ohne Zweifel anzunehmen , dass
bei dem Ablesen der Senkung (welches unten erfolgte) berück-
sichtigt worden ist, ob die eigene Längen-Ausdehnung der
Drähte füglich vernachlässigt werden konnte oder nicht.
Ueber den Vortrag, den Hr. Fr. Koch demnächst unter
Vorführung von Apparaten über die Luftdruck -Telegraphen
nach der Konstruktion des hiesigen Fabrikanten Becker hielt,
wird besonders berichtet werden. Im Anschlüsse hieran legte
Hr. Koch das Modell eines neuen Thürbandes vor, das sich
zur Anwendung bei sehr engen Thüren, deren lichte Weite
durch den beim Oeffnen vorstehenden Thürflügel nicht beein-
trächtigt werden darf, empfiehlt. Es ist dieser Zweck da-
durch erreicht, dass der Drehpunkt mittelst eines Quadran-
ten in das Innere des Futters hinein verlegt ist.
Auf den Antrag des Vereins „Motiv" wurde unter Ab-
änderung eines früheren Beschlusses, bestimmt, dass mit Rück-
sicht auf das Weihnachtsfest des Motiv, die Sitzung von Sonn-
abend dem 25. Januar d. J. auf Freitag den 24. verlegt wer-
den solle.
(In dem Berichte über die vorige Sitzung ist der Name
des Vereins - Bibliothekars Hrn. Eisemann fälschlich als
Eisenmann angeführt worden.) — F. —
Auch in Wollin ist. man beim Graben eines Brunnens
auf Spuren von Pfählen aufmerksam geworden , welche
fast 25' tief unter dem Boden der jetzigen Stadt sich be-
finden; es scheinen dies jedoch keine Pfahlbauten zu sein,
sondern diese, sowie andere Funde, auf eine Stadt hinzu-
deuten, die um so viel tiefer lag als das jetzige Wollin,
auch einen weit grösseren Umfang gehabt zu haben scheint.
Da nun die Identität des alten Vineta mit Julin jetzt
wohl ausser Zweifel steht, dieses daher nicht auf der In-
sel Usedom oder gar im Meeresgründe zu suchen ist,
sondern an der Stelle des heutigen Wollin, so ist hier
vielleicht zu wichtigen Entdeckungen über die alte slawische
Handelsstadt Anlass gegeben. Auch in Schleswig, im
Sundewitt zumal, sind, wie verlautet, Pfahlbauten entdeckt,
doch fehlt es hierüber noch an näheren Mittheilungen ;
überhaupt lässt sich bei vereinzelt aufgefundenen Pfahl-
resten und bei geringer Ausbeute von Funden ein sicheres
Urtheil über vermeintliche Pfahlbauten nicht abgeben, da
man sich im Allgemeinen nicht blos auf den Pfahlbau als
solchen stützen darf, sondern für die Bestimmung von
Pfahlbauten besonders wichtig ist, die Funde in denselben
in das Auge zu fassen. Wenn nun auch die Pfahlbauten
Europa’s im Allgemeinen einen ziemlich ähnlichen Cha-
rakter tragen, so sind doch bisher am Gründlichsten er-
forscht und daher besonders wichtig die Pfahlbauten in
den Schweizerseen, welche deshalb hauptsächlich in den
Kreis der Betrachtung zu ziehen sind. Wenden wir uns
daher jetzt zu den in den Pfahlbauten gemachten Funden,
als denjenigen Quellen, welche uns diese selbst zur Beur-
theilung ihres Alters und ihrer Bedeutung darbieten.
(Fortsetzung folgt.)
22
Aus der Fachlitteratur.
Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von
Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement. III. Jahrgang. 4.
Heft, enthalt u. A. einen Aufsatz über Eigenthümlichkeiten
der englischen Ziegelfabrikation, sodann eine Nachricht über
Prüfung von Mauersteinen beim eidgenössischen Polytechni-
kum zu Olten vermittelst einer besonders zur Untersuchung
von Baumaterialien konstruirten sogen. Festigkeitsmaschine.*)
Die mitgetheilten Beobachtungen können, nachdem wir sie
auf preuss. Maass und Gewicht reduzirt haben, als eine Er-
gänzung der in No. 1 unseres vorjährigen Wochenblattes zu-
saminengestelltcn Resultate angesehen werden. Die Backsteine
sind sämmtlich aus der Ziegelfabrik des Hrn. Bourry in
Horn bei Rorschach.
Der Einsender des Berichts giebt dazu das Resume :
1. dass die von der Maschine produzirten Steine fester
sind, als die aus gleichem Thon geformten und gleich hart
gebrannten Handsteine;
2. dass der Bruch bei jeder Sorte ein sehr verschiedener
ist, nämlich bei den Maschinensteinen mehr prismatisch, wie-
der Bruch von natürlichen feinkörnigen Steinsorten, z. B.
Marmor, und bei den Handsteinen mehr pyramidalisch, wie
grobkörniges Gestein, z. B. Sandstein.
Das Heft enthält ferner Aufsätze: Ueber hohle Steine. —
— Das Trocknen von Ziegelwaare im Ringofen. — Kristalli-
sation des Gipses in festen thonigen Massen, von Dr. A. Ke-
mel e, Privatdozenten an der Universität Berlin. — Das In-
termittiren und das Steinetrocknen im Hoffmann’schen Ring-
ofen, vom Redakteur Türrschmiedt. (Unter Intermittiren
versteht der Verfasser das Verfahren, in einer und derselben
Kammer des Ringofens die Gluth längere Zeit konstant zu
erhalten ohne dieselbe gleichzeitig vorschreiten zu lassen.) —
Schlämm -Maschinen -Anlage, von Gebr. Sachsenberg in
Rosslau ausgeführt, durch beigefügte Tafeln erläutert. —
Ein neu erschienenes Werk: die Portland -Zementfabrikation
von A. L ipow i t z , giebt dem Redakteur Türrschmiedt Ver-
anlassung zu einer Kritik und Abhandlung über den Zug in
den Brennöfen für erdige Stoffe. — Aus einem mitgetheilten
Verzeichnisse ersieht man endlich, dass die Zahl der ausge-
führten Hoffmann’schen Ringöfen im vorigen Jahre von 227
auf 305 gestiegen ist. Der Verein hält seine diesjährige Ge-
neral-Versammlung am 22. und 23. Januar in den Räumen
der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin, Neue Friedrichs-
strasse 35, ab. -r-
*) Ueber diese sehr interessante „Festigkeitsmaschine“ werden
: wir in einer späteren Nummer mehr mitzutheilen Gelegenheit haben.
No.
Hohe.
Zoll.
Länge.
Zoll.
Breite.
Zoll.
Quer-
schnitt.
nZoll.
krachte
hei preuss.
Pfund.
brach
bei preuss.
Pfund.
Druck
per nZoll.
Pfund.
Spezifi-
sches
Gewicht.
Seite.
Bemerkungen.
1
2,3
11,5
5,3
61
10 000
100 000
1 640
1,52
L u. B
Gewöhnliche handgestrichene Mauersteine. — Später
konnten 60 Tonnen — 60000 Pfd. aufgelegt werden.
Die Höhe wurde auf 2,1 Zoll reduzirt, die ganze
Masse war homogen.
2
2,3
11,5
5,3
61
—
122 000
2 000
1,6
L u.B
Volle Maschinenziegel.
3
4,7
11,6
5,5
30
10 000
28 000
933
1,93
L u.B
Hohlziegel. Totalgewicht 13,46 Pfd., Inhalt ca. 300 Kub."
(über y, Kub.').
4
n
'
31
6 000
22 000
710
”
L u. H
An allen obigen Ziegeln sprangen die äusseren Kanten
härteren Materials zuerst ab , darum fingen die vollen
Steine erst recht zu tragen an, während die hohlen
zerstört waren.
5
6,9
11,5
5,3
61
14 000
50 000
820
1,6
L u. B
3 aufeinander gemauerte Maschinensteine. Mehr prisma-
6
7,1
»
„
—
66 000
1 082
V
»•
tisch als pyramidalisch zerfallen.
7
7,2
11,5
5,3
61
36 000
48 000
787
—
L u. B
3 Handziegel, wie oben , brachen mehr pyramidalisch als
prismatisch.
8
4,67
5,85
5,3
15
8 000
13 000
867
1,6
H u. L
Hohlsteine, wie oben.
Konkurrenzen.
Preisausschreiben. — Das Zentral -Komite des deut-
schen Bundesschiessens in Wien hat ein Preisausschreiben
zur Erlangung von Planskizzen für die zu diesem Behufe zu
errichtende Schiesstelle und die anderen Bauten auf der
Zirkuswiese im Prater erlassen. Es sind zu liefern: Situa-
tionsplan der ganzen Anlage, Grundriss und Profil jedes
Gebäudes, die Hauptfapaden der Festhalle, des Gabentempels,
des Belvedere und des Hauptportals. Die Gebäude werden
aus Holz konstruirt. Das Programm kann im Zentralbureau
in Empfang genommen werden, woselbst die Arbeiten bis zum
30. Januar abzuliefern sind. Preise G00, 400 und 300 Fl.
in Silber.
Offene Stellen.
1. Ein Baumeister, der für Wasserbauten Interesse hat, wird
gegen 2 Thlr. Diäten gesucht. Meldungen beim Wasserbau- In-
spektor Well mann in Stralsund.
2. Die lvünigl. Fortifikation zu Rendsburg sucht zum 1. April
d. J. einen Baumeister für die daselbst auszuführenden Garnison-,
Proviantamts- etc. Bauten. Diäten 3 Thlr.
3. Für die Königl. Bau -Inspektion zu Hirschberg i. Schl,
wird auf mehre Monate ein Baumeister gesucht. Diäten 2 Thlr.,
Eintritt sofort. Meldungen beim Ober- Bau -Inspektor Assmann
in Liegnitz.
4. Zu den Vorarbeiten von Kreis - Chausseen wird ein im Ni-
velliren und Vermessen erfahrener Bauführer sofort gesucht
durch den Kreisbaumeister Blaurock in Neustadt W. Pr. Nähere
Auskunft ertlieilt der Bauführer Jacob in Berlin, Dresdnerstr. 29.
5. Ein Bauführer findet dauernde Beschäftigung beim Gar-
nison Bau-Direktor, Bau-Inspektor Klein zu Breslau. Diäten an-
fänglich 1 '/, Thlr., event. sehr bald 2 Thlr. Meldungen bei Hrn.
Klein resp. bei Hrn. Landbaumeister Schwatlo in Berlin.
6. Ein im Hochbau geübter Zeichner findet sofort Beschäfti-
gung. Meldungen unter A. N. an die Expedition.
Personal - Nachrichten.
Der Architekt Alexander Grigny, zu Arras im Jahre 1815
geboren, Erbauer der Kathedrale zu Genf, der Kirche Notre-Dame
du Saint -Cordon zu Valenciennes und mehrer Klosterkirchen in
seiner Vaterstadt, ist daselbst am 14. November des vorigen Jahres
gestorben.
Am 11. Januar haben das Bauführer-Examen bestanden:
Friedr. Willi. Alex. Bauer aus Posen, Aug. Schoetensack
aus Stendal.
Dem Meliorations - und Wasserbau -Inspektor Karl Eduard
Otto Boeder zu Berlin ist der Titel Baurath ‘verliehen worden.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Pm. in Berlin. Wir bitten Sie diesmal noch Geduld
zu haben. Es ist keineswegs unsere Absicht fortan nur Nummern
in der Stärke eines einfachen Bogens zu liefern, wir werden viel-
mehr schon in nächster Folge und in regelmässigen Zeitabschnitten
Nummern von grösserem Umfange einschieben. Hingegen wünschen
wir allerdings die bisherigen Nummern mit */* Bogen Beilage zu
vermeiden.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. und B. in
Berlin, S. in Florenz, S. in Bielefeld.
Architekteii-Verein zu Berlin.
Versammlung am 18. Januar 186S: Vortrag des Hrn. Adler.
Eine poetische Konkurrenz für die Tafellieder
zum diesjährigen Architekten -Balle (6. Febr. c.)
wird hierdurch unter den Architekten und deren Angehörigen
eröffnet. —
Die 2 besten der eingegangenen Lieder werden mit passenden
und den einzuholenden Wünschen möglichst entsprechenden An-
denken geehrt werden. — Die Lieder müssen nach bekannten
Melodieu zu singen sein und letztere angegeben werden. — Die
Entscheidung über die Krönung der eingegangenen Lieder, ebenso
wie deren Eigenthum steht lediglich dem Ball -Komite zu. — Die
konkurrirenden Lieder müssen nebst den verschlossenen Adressen
der Autoren, mit einem und demselben Motto versehen, bis
Sonnabend den 25. Januar c. Nachmittags 4 Uhr
an den Baurath Roeder zu Berlin, Hallesche Strasse 19, einge-
sendet werden.
Das Ball -Komite des Architekten -Vereins.
Cornelius. Hellwig. Heyden. Licht. Merzenich.
Roeder. Sch wechten.
Ein im Baufach praktisch und theoretisch gebildeter junger
Mann, im Zeichnen und Veranschlagen geübt, sucht Beschäftigung
im Büreau eines Bau- oder Maurermeisters: Offerten unter 1L P.
24. poste restante Kattowitz O S.
Meine eheliche Verbindung mit Fräulein Elisabeth Neuhoff
beehre ich mich anzuzeigen.
Düsseldorf, den 14. Januar 1868.
Wilhelm Böckmann, Baumeister.
Ein älterer Bauführer, welcher in verschiedenen Zweigen des
Faches bereits thätig gewesen ist, sucht eine Stellung, womöglich
in Berlin. Adr. sub Chiffre B. S. abzugeben in der Exped. d. Bl.
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bearbeitet von den Herausgebern
des Architekten -AVochenblattes zu Berlin
Jahrgang 186S.
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lung entgegen genommen.
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in Leinwandband 25 Sgr., in Lederband 27 V* Sgr.) direkt an den Unterzeichneten mittelst Postanweisung einsenden
und auf den Coupon derselben das Gewünschte bezeichnen. Die Zusendung erfolgt alsdann sofort und franco.
Berlin, 15. Januar 1868.
Carl Beelitz
Oranienstrasse 75.
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Mittwoch «len 33. und Donnerstag den
33. Januar 1868.
in den Räumen der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin,
Neue Friedrichsstrasse No. 35.
Beginn der Sitzung 91/, Uhr Morgens. Die geehrten Mitglieder,
sowie Interessenten, welche aufgenommen zu werden wünschen,
werden hiermit eingeladen.
Der Vorstand.
Avertissement.
Alle an die Firma
ScBftÜttfei* Co. hier und
C. L. in lloabU
zu richtenden Bestellbriefe bitten wir von heute ab frankirt zu
senden, wogegen das verauslagte Porto dem betreffenden Konto gut
geschrieben und in Abrechnung gebracht wird.
Den Herren Baubeamten, Königl. und Städtischen Behörden
werden wir mit Adresse versehene Franko-Couverts zusenden, um
deren gefällige Benutzung wir hiermit höflichst bitten.
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.14
Jahrgang II.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
Insertionen
2 */2 Sgr. die gespaltene Petitzeile.
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 24. Januar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Aufgabe der Baugewerkschulen und das Ver-
hältniss zwischen Baugewerksineistern und Architekten. — Ueber
Stein-Baumaterialien am Mittelrhein. — Das Agar-Town-Kohlendepot.
— Feuilleton: Die Pfahlbauten, ihre Bewohner und ihr Alter.
(Fortsetzung.) — M i 1 1 h e i 1 u nge n aus Vereinen: Schleswig-Hol-
steinischer Ingenieur-Verein. — Architekten-Verein zu Berlin. —
Vermischtes. — Aus der Fachliteratur: Zeitschrift des Ar-
chitekten-Vereins zu Hannover. 1867. 2. — 4. Heft. (Schluss.) —
Abriss der Geschichte der Baustile, von W. Lübke. — Zur Kennt-
niss der Oder und ihrer Gebietsfläche, von C. Becker. — Perso-
nal-Nachrichten etc.
Die Aufgabe der Baugewerkschulen und das Verhältnis» zwischen Baugewerksineistern und Architekten.
Die beiden ersten Nummern des ersten Jahrgangs
uns. Bl. brachten aus der Feder des Hrn. Professor Bohn-
stedt zu Gotha einen Aufsatz: „Bemerkungen über die
Baugewerkschulen.“ Es wurde hierin die Ansicht geltend
gemacht, dass diese Anstalten in dem Bestreben „Zuviel“
zu geben, mehr oder weniger Gefahr laufen, ihren Beruf
zu verfehlen; denn es dürfe nicht Zweck derselben sein,
ästhetisch durchgebildete Architekten erziehen zu wollen,
sondern lediglich geschickte Bauhandwerker zu bilden,
sei ihre Aufgabe. Als Maass dessen aber, was ein Bau-
handwerker und zwar insbesondere ein gehörig geschulter
Maurer- oder Zimmermeister wissen und können müsse,
wurde definirt, dass er im Stande sein müsse: „die ihm
behändigten Bauentwürfe (der Architekten) zu verstehen,
die Haltbarkeit und Ausführbarkeit in technischer Bezie-
hung zu beurtheilen und die hierzu erforderlichen Werk-
zeichnungen zu liefern, die Kostenanschläge anzufertigen
und während der Ausführung der Arbeiten, sowohl in Be-
treff der Beschaffung und Verwendung der geeigneten Ma-
terialien, als in Betreff der rechtzeitigen Verwendung der
Arbeitskräfte praktisch zu disponiren.“ Jede selbststän-
dige schöpferische Thätigkeit soll hiernach ausgeschlossen
sein, namentlich will Hr. Bohnstedt, wenn er später
auch von Uebungen im Entwerfen einfacher ländlicher Ge-
bäude als einem Theil des Lehrplans redet, den Bauge-
werksmeistern doch jeden Anspruch auf künstlerische
Leistungen entzogen und jeden auf ästhetische Ausbildung
zielenden Unterricht aus der Baugewerkschule verbannt
wissen.
Wir hatten den Artikel zum Abdruck gebracht, ohne
dass wir dabei Gelegenheit nahmen, unsern eigenen Stand-
punkt zu entwickeln, denn wir setzten voraus, dass zu-
nächst noch von anderer und zwar von Seite der Bauge-
werkschulen selbst eine Antwort erfolgen werde. In der
That sind uns vor einiger Zeit, und zwar von zwei ver-
schiedenen Seiten, längere Arbeiten über dieses Thema zu-
gegangen und schon die einfache Pflicht der Unpartei-
lichkeit gebietet uns, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen.
Wir wollen jedoch gleichzeitig auch mit unserer selbst-
ständigen Ansicht in dieser Angelegenheit nicht länger
zurück halten, denn für zu wichtig halten wir die Frage,
welche den Kern derselben bildet, als dass wir nicht mit
allen Kräften ihre Lösung versuchen sollten.
Man müsste nämlich in absichtlicher Selbsttäuschung
leben, wenn man nicht merken wollte, dass dieser ganzen
Besprechung über die Ziele der Baugewerkschulen, also
über die Ziele der den Baugewerksmeistern nothwendigen
oder wünschenswerthen Ausbildungsstufe, nichts Anderes
zu Grunde liegt als das Bedürfnis, das Verhältnis
zwischen Baugewerksmeistern und Architekten
klar gestellt zu sehen.
Nennen wir das Ding nur gerade und furchtlos beim
richtigen Namen! Es ist im Allgemeinen weder klar
noch schön, dieses Verhältniss — welcher aufrichtige und
unbefangene Bautechniker wollte sich das verhehlen!
Mag an einzelnen Orten und zwischen einzelnen Per-
sönlichkeiten die Scheidung auch weniger fühlbar sein,
im Grossen und Ganzen bleibt es doch eine Kluft, welche
die beiden selbstständigen Vertreter des Baufaches, den
Architekten, wie den Baugewerksmeister, die zu fortwäh-
render, gemeinsamer Thätigkeit berufen sind, als zwei ge-
sonderte Stände auseinander hält. Andere Ausbildung
hat andere Anschauungsweise erzeugt, gegenseitiges Vor-
urtheil bewirkt eine dauernde Entfremdung; seitdem mit
dem Aufblühen eines neuen Wohlstandes in unserem Va-
terlande auch der Privatbau einen neuen Aufschwung nnd
andere Gestalt gewonnen hat, tritt zuweilen sogar noch
das niedrige Motiv der Rivalität und des Brotneides zwi-
schen sie.
Die deutsche Bauzeitung spricht zu einem Leserkreise
von gebildeten Bautechnikern ohne Unterschied des Standes,
Ranges oder Titels, gleichgültig, wo und in welcher Weise
sie ihre Ausbildung genossen haben; sie betrachtet es daher
als einen ernsten Theil ihres Berufes, in dieser Beziehung
eine Vermittelung und Versöhnung der Gegensätze anzu-
bahnen. Es wäre verkehrt, sie wegleugnen oder mit dem
bequemen Mantel der Opportunitätsrücksichten verdecken
zu wollen; es ist im Gegentheil unsere Pflicht, die Frage
nach allen Seiten hin unpartheiisch aber rücksichtslos zu
prüfen und zu untersuchen. Denn überschauen müssen
wir die Verhältnisse, ehe wir an Mittel zu ihrer Verbesse-
rung denken können und frei und offen müssen wir zu-
nächst aussprechen, „was ist.“
Doch schicken wir die beiden oben erwähnten Auf-
sätze voran. Die Hrn. Verfasser derselben mögen uns
verzeihen, wenn wir unter dem weiteren Gesichtspunkte,
der uns leitet, sowie um ermüdende Wiederholungen zu
vermeiden, einiges nur im Auszuge mittheilen, anderes
gekürzt haben.
Der erste Aufsatz, von dem Architekten Hrn. Wan-
derl ey, Lehrer an der Baugewerkschule zu Höxter, ist
speziell für unser Blatt geschrieben und wendet sich direkt
gegen die Bemerkungen des Hrn. Professor Bohnstedt.
Der Hr. Verfasser führt aus, dass das von Hrn.
Bohnstedt entwickelte Programm, abgesehen von einigen
überflüssigen Zusätzen (Kenntniss von Theodolith und
Messtisch, Mühlenbau, Chemie in weiterem Umfange) und
dem Ausschlüsse jeder ästhetischen Bildung, im Wesent-
lichen dem Programm der meisten bestehenden Bauge-
werkschulen ähnlich sei. Er bestreitet jedoch auf das
Entschiedenste, dass eine ästhetische Ausbildung — Ent-
wickelung des Geschmacks für architektonische Formen,
Fertigkeit im Entwerfen einfacher Gebäude (auch über
den Kreis der ländlichen Bauten hinaus) — für unsere
heutigen Maurer- und Zimmermeister entbehrt werden könne.
Um die Ziele der wirklichen Baugewerkschulen darzu-
26
legen, werden darauf die Organisation und die Lehrme-
thode einer solchen, und zwar der Anstalt zu Höxter,
ausführlich wie folgt beschrieben:
„Die Baugewerkschule zu Höxter, an welcher ein Sommer-
und Winterkursus besteht, ist in eine sogenannte Meister-
klasse und 3 Fachklassen getheilt und so eingerichtet, dass
die Zöglinge innerhalb 3 bis 4 Semestern ihre vollständige
Ausbildung erlangen können.
Den Vorunterricht und die Grundlage für das technische
Zeichnen bildet die geometrische Kon s tr u k ti on s le h r e,
welche bei den sehr ungleichen Vorkenntnissen der Schüler
besonders geeignet ist, den Anfänger in den Besitz derjenigen
Hülfsmittel zu setzen, die zur richtigen Darstellung der Bau-
konstruktionen erforderlich sind. Gleichzeitig kommt hierbei
die Anwendung und Handhabung des Zeichnenmaterials in Be-
tracht. — In der dritten (untersten) Klasse werden die Ele-
mente der darstellenden Geometrie (am Schluss des Semesters
auch der Schattenkonstruktion) sowie deren praktische An-
wendungen vorgeführt.
In der zweiten (mittleren) Klasse werden diejenigen
Durchdringungen und Abwicklungen durchgenommen, welche
den verschiedenen Formen der Baukonstruktioneu zu Grunde
liegen; die Schattenkonstruktion wird beendet. In der
ersten (oberen) Klasse wird Perspektive vorgetragen, die
jedoch nur den Zweck hat, dem Bauhandwerker die Fertig-
keit zu ertheilen, irgend einen Baukörper in seiner perspek-
tivischen Erscheinung wieder zu geben.
Die Baukonstruktionslehre hat abgesehen von der
Uebung im Baukonstruktionszeichnen den Zweck, die Schüler,
welche schon grössten Theils mit praktischen Kenntnissen in
die Anstalt eintreten, in den Hauptanforderungen der Bautechnik
zu unterweisen. In der untersten Klasse werden zunächst die
einfachen Holz- und Stein- Verbände, hierauf die zusammen-
gesetzten Konstruktionen, die beim Hochbau gebräuchlich sind,
von den Gründungen bis zu den Eindeckungen behandelt, ln
der mittleren Klasse erhalten die Schüler Anweisung im Ab-
stecken des Bauplatzes, in den künstlichen Fundirungen, den
Reparaturen, Feuerungsanlagen, dem inneren Ausbau, der
Konstruktion der Gerüste und Bogenstühle etc. Den Schluss
der Konstruktionslehre bildet in der oberen Klasse der Fugen-
schnitt, das Austragen der Treppenwangen, das Schiften etc.
Die Baumaterialienlehre, welche in der unteren
Klasse nur im Allgemeinen zum Vortrage kommt, während
in der zweiten Klasse die Mineralien, künstlichen Steine, Me-
talle etc. nach ihren physikalischen und chemischen Eigen-
schaften in Rücksicht auf Nachtheile und Vortheile, Dauer etc.
abgehandelt werden, schliesst sich der Baukonstruktionslehre
unmittelbar an. Durch den Unterricht in der landwirt-
schaftlichen Baukunst und über öffentliche Bauanlagen
auf dem Lande erhalten in der oberen Klasse beide Fächer
ihren Abschluss, indem hier an ganzen Bauwerken die ver-
schiedenen Baukonstruktionen in den verschiedenen Materialien
nach ihrem Zusammenhänge behandelt werden.
Wie bei allen übrigen Unterrichtsgegenständen der An-
stalt, wird im Lehrgänge des Baukonstruktionszeichnens für
Zimmerleute, Maurer und Steinmetzen keine spezielle, sondern
eine ganz allgemeine Richtung dadurch befolgt, dass die
Maurer in der dritten Klasse die Steinkonstruktionen und in
der zweiten Klasse die Zimmerkonstruktionen einzuüben haben,
die Zimmerleute beides selbstverständlich in umgekehrter
Reihenfolge. Um die Schüler zur Selbstständigkeit hinzu-
führen, werden die Vorlagen nicht kopirt, sondern dienen blos
als allgemeine Beispiele zur Instruktion, während der Lehrer
hiernach eine den Gegenstand betreffende andere Aufgabe zur
Lösung stellt. Zur weiteren Ausbildung in den Konstruktionen
findet jeden Abend ein freiwilliger Unterricht im Modelliren
iu Holz und Stein statt.
Das Bauentwurfzeichnen, welches nur in der obersten
Klasse der Anstalt getrieben wird, erstreckt sich auf das Ent-
werfen ganzer Baupläne und das Skizziren von Grundrissen.
Der Schüler soll durch die Uebung im Entwerfen die Fertig-
keit erlangen, die Aufgaben, welche ihm während seines spä-
teren Berufs als Meister am Häufigsten begegnen, mit Sicher-
heit so zu lösen, dass nach seinen Zeichnungen die richtige
Veranschlagung der Baukosten sowie die Ausführung erfolgen
kann. Es wird darauf Rücksicht genommen, dass der Schüler
sich anfangs nur in den in seiner Heimath beliebten Formen
versucht und auch nur das daselbst gebräuchliche Baumaterial
zu Grunde legt. Im Skizziren von Grundrissen finden Kon-
kurrenzen statt, zu welchen einige Stunden Zeit gegeben wer-
den. Die besten der eingelieferten Arbeiten werden öffentlich
vor der Klasse besprochen.
Um dem Schüler im Profilzeichnen die nöthige Fer-
tigkeit zu geben , werden in der untersten Klasse die einzel-
nen architektonischen Gliederformen klassischer Gesimse, iu
der mittleren Klasse die ganzen Gesimse in grossem Maass-
stabe gezeichnet. In der oberen Klasse werden die Säulen-
ordnungen, sowie die Verhältnisse der einzelnen Glieder zu
dem ganzen Gebäude durchgenommen.
Das Ziel des Unterrichts im Bauornamentzeichnen
geht dahin, dem Bauhandwerker die Fertigkeit anzueignen,
Bauverzierungen nicht blos zeichnen, sondern sie auch bei
seinen Arbeiten, je nach den verschiedenen Bedingungen und
Materialien, geschmackvoll und stilgemäss anzuwenden. Es
wird in der untersten Klasse mit den Uebungen zur Bildung
des Auges und der Hand für schnelle Auffassung und rich-
tige Wiedergabe einfacher Ornamente begonnen; diese Uebun-
gen bestehen im Kopiren nach Motiven einzelner Blattformen.
In der zweiten Klasse werden die Uebungen im elementaren
Zeichnen mit weiterer Ausführung der Zeichnungen fortgesetzt.
In der oberen Klasse wird auf die Anwendung der Ornamente
und ihre technische Herstellung in den verschiedenen Bau-
stoffen näher eingegangen; hieran schliesst sich für die weiter
vorgeschrittenen Schüler das Zusammenstellen einzelner Orna-
mente, wodurch sie auf das selbstständige Entwerfen von Or-
namenten in Uebereinstimmung mit der architektonischen De-
tailentwickelung hingeführt werden. Zur Unterstützung im
Ornamentzeichnen ist dem Schüler jeden Abend die Gelegen-
heit zum Bossiren geboten. Im Aquarelliren erhält er eben-
falls Anweisung, so dass er in den Stand gesetzt wird, einen
Bauentwurf geschmackvoll in Farbe zu setzen.
Da der Bauhandwerker für seine Praxis auch kaufmän-
nisch gebildet sein muss, so ist ein Lehrzweig für Buchfüh-
rung schon in der untersten Klasse errichtet, der in der
mittleren Klasse beendet wird; m der oberen Klasse werden
Uebungen im Veranschlagen und in der Taxation bestehender
Gebäude vorgenommen. — Nach einer Auseinandersetzung des
eigentlichen Baurechts wird dem Schüler auch ein Bild der
preussischen Hypotheken - Einrichtung mit dem Kataster und
eine ungefähre Kenntniss des Wechselrechts gegeben.
Der mathematische Unterricht dient in Baugewerkschu-
leu theils dazu, das Denkvermögen der Schüler zu entwickeln,
theils zur Begründung der bauwissenschaftlichen Unterrichts-
zweige. Die Elemente der Algebra werden in der dritten
Klasse gelehrt, in der zweiten Klasse geht man bis zu den
quadratischen Gleichungen; ähnlich ist das Verhältniss beim
geometriseheu Unterricht, ln der untersten Klasse geht die-
ser Lehrzweig bis zum Pythagoräischen Lehrsätze; es werden
Anwendungen der Planimetrie auf die Feldmesskunst und der
Gebrauch der Messkette geübt, worauf in der mittleren Klasse
die Aehnlichkeitssätze, die Lehren des Kreises, sowie die prak-
tische Anwendung der Mathematik auf die Flächen- und Kör-
perberechnung folgen. In der obersten Klasse wird der Un-
terricht in der Geometrie und Algebra fortgesetzt, der Gebrauch
der Logarithmen geübt und die Elemente der Trigonometrie
begonnen, woran sich die Uebungen im Nivelliren knüpfen.
Die technische Naturlehre in der dritten Klasse
führt die Physik weniger als abstrakte Wissenschaft, sondern
nur, soweit sie mit der Technik in unmittelbarem Zusammen-
hänge steht, vor. In der mittleren Klasse werden die Ge-
setze der Bewegung und des Gleichgewichts, in der oberen
die elementare Festigkeitslehre und deren Anwendung behandelt.
Der Unterricht in der Meisterklasse beschränkt sich
wesentlich auf Uebungen im Entwerfen. Doch ist den Be-
suchern dieser Klasse, unter denen sich nicht blos Maurer-
und Zimmerleute, sondern auch Tischler, Schlosser, Brunnen-
macher etc. befinden, gestattet, in den übrigen Klassen zu
hospitiren.“
Der Hr. Verfasser glaubt durch diese detaillirte Dar-
stellung der Organisation der Bauschule zu Höxter dar-
gelegt zu haben, dass daselbst allerdings Gelegenheit ge-
boten sei, viel zu lernen. Vor dem Zuviel schütze das
Fassungsvermögen der Schüler, hingegen sei es Sache der
Schule, ein Zuwenig zu verhüten. Dieselbe verfolge
einen höheren Zweck als den, nur auf das Meisterexamen
vorzubereiten, denn bei der Vorbildung, welche die Schüler
durchschnittlich besässen — (von '216 gegenwärtigen Schülern
sind 105, darunter •/* Meisterssöhne aus kleineren Städten,
auf Bürgerschulen, 52 auf Gymnasien, 22 auf Gewerbe-
schulen und 37 auf Realschulen vorgebildet) — würde
es vielen ein Leichtes sein, durch Selbststudium den An-
forderungen der Meisterprüfung zu entsprechen. Es sei
vielmehr Aufgabe der Baugewerkschule, den Baugewerks-
meister für seinen späteren Beruf heranzubilden und ihn
fähig zu machen, den Anforderungen des Lebens zu ge-
nügen. Und sowie diese täglich sich steigern, müsse auch
der Unterricht auf der Schule stets höhere Ziele er-
streben. —
27
Soweit Hr. Wanderley, dessen Arbeit eine dankens-
werte Grundlage für die Beurteilung des gegenwärtigen
Zustandes der Baugewerkschulen bietet, wenn auch frei-
lich die Ausführungen des Hrn. Bohnstedt hierdurch
weder widerlegt, noch sogar, ihrem eigentlichen Kern
nach, berührt werden.
(Fortsetzung folgt.)
lieber Stein -Baumaterialien am Mittelrhein.
(Nach einem Vortrage im Architekten-Vereine gehalten von R. Neumann.)
Es möchte in Deutschland wohl kaum eine andere
Gegend, wie im Allgemeinen, so auch in bautechnischer
Beziehung ein so vielseitiges Interesse gewähren, als die
Rheingegend zwischen Bingen und Bonn. — Die Bergge-
lände, welche durch ihre schönen Umrisse und Grup-
pirungen jährlich Tausende von Beschauern aus allen
Enden der Welt anlocken, welche auf ihrer sonnigen Ober-
fläche köstlichen Wein gedeihen und aus ihrer fruchtbaren
Erddecke ein heiteres, reiches Kulturleben erwachsen lassen,
sie bergen auch in ihrem Innern Schätze, welche theils
die Mühe des Bergmanns reichlich lohnen, theils zu statt-
lichen Bauwerken treffliches Material gewähren.
Es ist die Absicht der nachstehenden Abhandlung, die
Steinmaterialien, aus denen in diesen Gegenden die meisten
Bauwerke entstehen, an ihren Fundstellen aufzusuchen und
ihre Bedeutung einigermaassen zu würdigen. Eine solche
Betrachtung scheint zunächst nur für den engeren Ver-
wendungsbezirk der gewonnenen Baumaterialien spezielles
Interesse zu bieten, kann aber auch für weitere Kreise
wohl einige Bedeutung beanspruchen. — Einerseits ver-
breiten die immer mehr ausgebildeten Verkehrsmittel die
nutzbarsten Baumaterialien immer weiter; andererseits ist
es für den gebildeten Bautechniker von Wichtigkeit, über
die in einer bestimmten Gegend vorkommenden Bauma-
terialen sich vorher unterrichten zu können, ehe er die-
selben wirklich verwenden muss. — Endlich übt jedes
Baumaterial durch seine ihm eigenthümlichen Eigenschaften
nicht unbedeutenden Einfluss auf die Bauweise der von
ihm beherrschten Gegend, sowohl in konstruktiver, als in
aesthetischer Hinsicht, und es ist gewiss von Bedeutung
in kultur- und kunstgeschichtlicher Beziehung, diesen Ein-
fluss klarzustellen. — Dazu gehört aber zunächst spe-
zielle Kenntniss der Eigenschaften und des Vorkommens
der Baumaterialien. — In dieser Beziehung ist unsere
Fachlitteratur noch sehr arm, und wenn in Nachstehendem
ein Anfang mit der Darstellung der in einer enger be-
FEUILLETON.
Die Pfahlbauten, ihre Bewohner und ihr Alter.
(Fortsetzung.)
Zunächst ist durch diese Funde eine bedeutend vor-
geschrittene Kultur dokumentirt, wie man sie bei einer
rohen Urbevölkerung, einem sogenannten Steinvolke, un-
möglich erwarten kann. Man hat in den Pfahlbauten Ge-
flechte und Gewebe so kunstreicher Art gefunden, dass
sie auf eine sehr entwickelte Technik deuten. Der Besitz
mehrer Getreidearten und das Vorhandensein verschie-
dener Hausthiere sind genügend konstatirt, beides nur Er-
rungenschaften einer längeren Kultur. Brot kommt an
verschiedenen Stellen vor, Teller mit eingelegten Zinn-
streifen verziert und andere kunstvolle Gefässe, sowie die
verschiedensten künstlichen Geräthe, haben sich in allen
Pfahlbauten gefunden. Auch nach der Unzulänglichkeit
der Steinwerkzeuge einen Schluss auf den Grad der Ge-
sittung einer sogenannten Urbevölkerung zu machen, möchte
mehr als gewagt erscheinen, denn gerade in den Pfahl-
bauten, wo die kunstvollsten Gewebe entdeckt worden
waren, fand sich n u r Stein geräth, und andererseits ist die
Schärfe solcher Steinbeile nicht zu gering anzuschlagen.
Es finden sich in den schweizerischen Pfahlbauten Stein-
keile, mit denen sich ein Bleistift ganz leicht schneiden
lässt, dagegen sind die gallischen Schwerter von Eisen
sehr weich, so dass den Erbauern der Pfahlhütte sehr
grenzten Gegend vorkommenden Baumaterialien gemacht
wird, so dürfte dies vielleicht eine Anregung geben, auch
für andere Gegenden Aehnliches zusammenzustellen, um
so allmälich eine Uebersicht dessen zu gewinnen, was
Deutschland an Baumaterialien überhaupt bietet. — Sicher
ist, dass in dieser Beziehung noch viele Schätze verborgen
liegen und zu heben sind, dass deren Auffindung, die bis-
her meist einem glücklichen Zufalle überlassen war, durch
wissenschaftliche Forschung bedeutend beschleunigt werden
kann.
Da die Bausteine meistens aus der Masse genommen
werden, welche den Körper des Gebirges selbst ausmacht,
so erscheint es nöthig, vorerst einen Blick auf den Bau
der Gegend in geognostischer Beziehung zu werfen, eine
Uebersicht der Gebirgsarten zu geben, aus denen die Berge
des mittleren Rheinlandes zusammengefügt sind.
Der Rheinstrom durchbricht auf dem Zuge von Bingen
bis Bonn ein plateauförmiges Gebirge, welches wesentlich
aus denselben Gesteinsmassen besteht, aber mit verschie-
denen Namen belegt ist. Es theilt sich an dem linken
Rheinufer in den Hunsrück und die Eifel, beide nur
durch den Lauf der Mosel geschieden , auf dem rechten
Ufer ist es südlich der Lahn der Taunus, nördlich der-
selben der Westerwald. — Die durchgehende Haupt-
masse dieser Gebirge ist die ältere rheinische Grauwacke,
sie gehört zu dem grossen Gebiete des Rheinischen Schie-
fergebirges, welches weiter im Westen auch die Ardennen
bildet und östlich sich weit nach Westphalen, bis Arnsberg
und Waldeck hin, erstreckt. Aus wechselnden Thonschiefer-
und sehr festen Sandsteinschichten, mit Einlagerungen von
gleichalterigem sogenanntem Uebergangs- Kalkstein be-
stehend, bildet das Gebirge wellenförmige Hochplateaus,
1400 — 1600' über dem Meeresspiegel, 1200—1400' über
dem Rheinthale, charakteristisch durch viele steil und tief
eingeschnittene Thäler, bemerkenswerth ferner durch die
steil aufgerichtete Stellung der ursprünglich horizontal ab-
gelagerten Gesteinsschichten. Dieses Gebirge wird zu den
ältesten Erhebungen Deutschlands gerechnet.
Dieser im Ganzen einfach und wenig Mannigfaltig-
keit bietende Grundstock des Gebirges erhält indessen
grössere Abwechselung durch mannigfaltige Auflagerungen
jüngerer Gebirge. Dem Schiefergebirge benachbart und
theilweise aufgelagert erscheint zunächst das Steinkohlen-
gebirge am Südrande des Hunsrücks; dasselbe, in der
Umgegend von Saarbrücken auf das Mächtigste entwickelt,
zeigt in seinem ausgehenden Ende in der Nähe des Rheins
wohl Metall zu Händen gewesen sein kann und sie doch
bei der Arbeit lieber die Steinäxte benutzten, vielleicht
auch um das edlere Metallgeräth zu schonen. Jedenfalls
ist hierdurch das Vorkommen von Steingeräth neben Me-
tall sehr einfach erklärt, was für die Anhänger des Stein-
schema’s immer ein Räthsel bleiben muss.
Gewähren die verschiedenartigsten einzelnen Funde
in den Pfahlbauten auch ein grosses Interesse, zumal wenn
dieselben durch eine methodische Forschung erst mehr
dazu benutzt sein werden, ein getreues Bild vom Leben
der alten Zeit zu entwerfen, so sind doch für die Frage
nach der Bedeutung der Pfahlbauten wichtiger diejenigen
Entdeckungen, welche auf eine Theilung der Arbeit, auf
eine Entwicklung von Industrie hinweisen. In dem Pfahl-
bau bei Wangen machte man zuerst die Bemerkung, dass
an einzelnen Punkten Alterthumsgegenstände derselben Art
in grösserer Menge zum Vorschein kamen, namentlich
fand sich hier verkohlter Flachs nur an bestimmten Plätzen
und zwar in unverarbeitetem Zustande vor, an andern ab-
gegränzten Stellen sind wieder nur Stroh und Strohge-
flechte gefunden, am zahlreichsten aber sind die Stellen,
wo Getreide sowohl in Aehren als in Körnern gefunden
wurde. Eine gleiche Theilung der Arbeit, und zwar eben-
falls in Geflechten und Geweben, hat man im Pfahlbau
von Robenhausen beobachtet, wo Geflechte haufenweise
gefunden wurden, wie der Bericht hervorhebt; auch fand
man Getreide und Mehl mit den zugehörigen Hand-
mühlen. Letzteres würde nicht weiter auffallend sein,
da es nur eine gewerbliche Thätigkeit konstatiren würde,
welche durch ein praktisches Bedürfniss hervorgerufen
28
nur die oberen flötzleeren Schichten, welche indessen vor- '
ziigliche Sandsteine liefern. Sodann tritt das Rothliegende
mächtig bei Kreuznach und weiter oberhalb an der Nahe
bis Oberstein auf, gepaart mit seinem gewöhnlichen Be-
gleiter, einem sehr festen Konglomerat. — Ferner zeigt
es sich an der mittleren Mosel bei Uerzig, hier jedoch
wieder überlagert durch bunten Sandstein, welcher
sich von da südwestlich weiter verbreitet, der Gegend von
Trier ihren besonderen Charakter verleiht und von dort
weit nördlich in die Eifel sich erstreckt. Daselbst findet
sich auch in weiterer Ausdehnung ein Muschelkalk, vor-
zugsweise Trier’scher Kalk genannt. — Die nächst jün-
geren Gebirgsformationen , namentlich Keuper, Jura und
Kreidegebirge, fehlen in der mittleren Rheingegend ganz,
erst das Tertiärgebirge zeigt sich wieder in einiger
Ausdehnung vertreten durch die Grobkalkschichten und
Thone des Mainzer Beckens, durch die Braunkohlenlager
und die sie begleitenden Sandsteine und Thone an ver-
verschiedenen einzelnen Stellen, besonders am rechten
Rheinufer gegenüber Koblenz, und in der Nähe des Sie-
bengebirges, gegenüber Bonn. Die weite Diluvialebene
des Niederrheines drängt sich zwischen das Schiefergebirge
bis nahe an die Ahr, und Alluvialablagerungen begleiten
die Flussläufe.
Ein höher gesteigertes Interesse erhält indessen die
mittlere Rheingegend sowohl für den Geognosten, als für
den Bautechniker durch den Reichthum an plutonischen
und vulkanischen Gesteinen. Fehlen auch die ältesten
plutonischen Gesteine, Granit und Syenit gänzlich , so ist
doch die ganze Reihe der jüngeren Erstarrungsgesteine
vertreten, von den älteren Grünsteinen bis zu den jüngsten
Produkten vulkanischer Thätigkeit. — Die Porphyre bei
Kreuznach und an der Lahn, die Melaphyre des Nahe-
thals, welche dem Eisenbahnbau daselbst so viele Schwie-
rigkeiten bereiteten , die hin und wieder vereinzelt auf-
tretenden Massen von Hypersthenfels gewähren ebenso
grosses Interesse, als die weit verbreiteten Kuppen von
Basalt und die Trachytbildungen des Siebengebirges. —
Am meisten aber fesseln die Aufmerksamkeit wohl die
jüngsten vulkanischen Bildungen in der Eifel und in der
Umgebung des Laacher See’s, die Laven, Tuffe und losen
Auswurfsprodukte, die sich an einzelnen Stellen so frisch
und unverändert zeigen, dass man glauben möchte, erst
vor wenigen Jahren, nicht vor ungemessenen Zeiträumen
wären die feuerspeienden Kratere verstummt.
Die Betrachtung der einzelnen Gesteine, welche vor-
wird, es könnte sogar auf ein Stadium im Kulturzustande
hinweisen, wo es blos eine persönliche Arbeit für jedes
Individuum gab; aus den anderen Funden dagegen ergiebt
sich schon, dass die Bewohner der Pfahlbauten nicht allein
für ihren Hausbedarf gearbeitet haben, dass man an In-
dustrie und Handel zu denken hat. Mehr noch tritt dies
aber hervor bei denjenigen Gegenständen, welche nicht
so unmittelbar zum Bedarf des Lebens gehörten. Es
lassen sich Steinaxt- und Steinhammer - Fabriken nach-
weisen; man hat vollständige Werkstätten gefunden mit
den Werkzeugen für die Verarbeitung, mit theils fertigen,
schon geschliffenen, theils unfertigen Beilen, mit Rohma-
terial und Steinsplittern, die von der Zurichtung der Ge-
räthe herrühren. Ebenso hat man Fabriken oder Nieder-
lagen für Bronze- und Eisengeräth deutlich nachgewiesen.
Beachtenswerth hierbei ist, dass man in jenen Steinwerk-
stätten ausländisches und fremdes Material findet: die Beile
und Keile im Pfahlbau zu Wangen sind aus Feuerstein
gefertigt, welcher aus Frankreich stammt; sogar aus Asien
stammt die Steinart einzelner Gegenstände, der Xephrit,
welcher in Europa gar nicht vorkommt. Es ist dies
schon ein sicherer Beweis dafür, dass man an ein einhei-
misches rohes Volk nicht zu denken hat, ein solches wird
sich nicht Material aus fremden Ländern kommen lassen,
um es massenhaft für einen Industriezweig zu verarbeiten,
eine so hohe eigene llandelsentwicklung kann man ihm
auch nicht zuschreiben und merkwürdig bliebe immer,
warum es sich gerade ungesunde Seewohnungen zu solcher
Fabrikation ausgesucht habe. Sollte es wirklich nur zum
Schutze gegen wilde Thiere geschehen sein? Welche
zugsweise bautechnischen Zwecken dienen, ist zunächst den
Gesteinsbildungen der verbreitetsten Gebirgsart des Schiefer-
oder Grauwackengebirges zuzuwenden. Wie bereits er-
wähnt, sind es theils Schichten von Thonschiefer,
theils Sandsteinlagen, aus denen die Gebirgsmasse be-
steht. Der Schiefer dieser Gebirgsformation wird, wo er
nicht durch Verwitterung stark angegriffen ist, mit Vor-
theil als Mauerstein benutzt, giebt aber nur Bruchstein-
mauerwerk, da er eine Bearbeitung als Quaderstein nicht
zulässt; indess sichern seine breiten Lagerflächen dem
Mauerwerk einen ziemlich guten Verband. — An vielen
Stellen ist dieser Stein als Dachschiefer nutzbar und wird
zu diesem Zwecke gewonnen, indessen bricht er meist
nur in kleinen Tafeln, seine Anwendung ist daher be-
schränkt. Weite Verbreitung findet er nicht, da ihm be-
reits in Cöln der englische Schiefer Konkurrenz macht.
Der Grauwackensandstein geht vollständig in den Schiefer
über, ist meist blätterig oder dickschieferig und findet ähn-
liche Anwendung wie dieser. In manchen Lagen aber
geht die Schieferung völlig verloren, das Bindemittel wird
ganz kieselig und das Gestein erlangt eine solche Festig-
keit, dass es sich vorzüglich zu Chaussee- und Pflaster-
steinen eignet. Aus diesem Gesteine, welches auch als
Quarzfels bezeichnet wird, besteht der mächtige Ge-
birgszug, welcher den Hunsrück nach Süden abschliesst,
der Soonwald und Hochwald. — Einer regelmässigen Be-
arbeitung mit dem Hammer aber widersteht dieser Stein
fast durchweg.
Bemerkenswerth ist im Schiefergebirge noch das Vor-
kommen des weissen Quarzes. Dieser erscheint in Spal-
ten, Gängen und Stöcken als ein nachträglich durch In-
filtration kieselhaltigen Wassers entstandenes Gestein. —
Oft zeigt er sich in grossen Massen über der Erde auf-
gehäuft, als fester Stein übrig geblieben, während der Thon-
schiefer, welcher ihn ehedem umschloss, durch Verwit-
terung allmälich zerstört und durch. die atmosphärischen
Niederschläge fortgeführt worden ist. — Diese Quarz-
massen, welche auch als Feldstein im Acker allgemein
verbreitet sind, werden in den Gegenden, deren Felsunter-
lage nur aus Thonschiefer besteht, als Chausseesteine sehr
gesucht, und helfen einem schwer empfundenen Bedürf-
nisse ab, da es diesen Gegenden meist auch gänzlich an
Sand und Kies mangelt.
Als Besonderheit im Schiefergebirge sind noch die
Kalkeinlagerungen anzuführen. Aeltere Schichten der-
selben treten besonders bei Stromberg, nördlich von Kreuz-
wilden Thiere waren aber in der Schweiz, und wird nicht
ein kräftiges Urvolk sich lieber in einen Kampf mit sol-
chen einlassen, als vor ihnen sich durch Jahrhunderte auf
Seewohnungen zurückziehen? Waren die Pfahlbauten aber
zur Sicherung vor einfallenden Feinden bestimmt, so lässt
sich wiederum fragen, woher kamen diese gerade in der
von der Natur mit Bollwerken umgebenen Schweiz, und
waren denn die Wohnungen im Wasser überhaupt geeignet,
einer Uebermacht lange zu widerstehen? Auch müssten
sich wohl in den Pfahlbauten Spuren der anzunehmenden
Kämpfe finden, aber nur wenige menschliche Reste sind
darin entdeckt, und fast immer waren es Individuen im
Kindesalter, die offenbar durch Unglücksfälle iu das Wasser
gekommen. Der Sicherheit wegen können die schweize-
rischen Pfahlbauten nur unter eigenthümlicheu Verhält-
nissen als Wohnung erbaut und benutzt worden sein. Wie
aus dem oben Gesagten erhellt, ist aus den gefundenen
Resten auf eine handwerkliche Thätigkeit der Bewohner
der Pfahlbauten zu schliessen ; wenn man nun eine solche
bei einem einheimischen Volke nicht annehmen kann,
wie an ein Volk der Pfahlbauten überhaupt nicht zu
denken ist, und man hierzu die Thatsache rechnet, dass
das Material für einen Hauptzweig der Fabrikation aus
Frankreich stammt, so liegt der Gesichtspunkt nahe, an-
zunehmen, dass es Handelsleute aus SüdlYankreich gewesen,
welche das fremde Material mit sich brachten und es auf
den Pfahlbauten, ihren Wohnungen, verarbeiteten. Nur
solche Handwerker, fahrende Kaufleute und Händler
konnten als friedliche Leute unter einer nicht feindseligen
Bevölkerung die Pfahlbauten errichten und bewohnen, ihnen
nach, mächtig auf, ihr ausgehendes Ende kommt bei Binger- ,
brück wieder zu Tage, woselbst dieser Kalk fiir die Bau-
ausführungen der Eisenbahnen an beiden Rheinufern von
Bedeutung geworden ist. — Er besitzt meist schiefriges
Gefüge und ist so hart, dass er der Bearbeitung mit dem [
Hammer widersteht, kann daher nur zu Bruchsteinmauern
und als Brennkalk benutzt werden. In letzterer Anwen-
dung wird er besonders geschätzt, namentlich in denjenigen
Lagen, welche einen mageren, unter Wasser schnell er-
härtenden Mörtel geben. Etwas jüngere Schichten dieses
Kalks im Schiefergebirge treten vorzugsweise in der Eifel
massenhaft auf und haben den besonderen Namen Eifel-
kalk erhalten. Dieses Gestein zeigt weniger schieferige ;
Textur, es kommt in grösseren Blöcken vor und lässt sich
leichter bearbeiten. Der vielfach wechselnden und schönen
Farben wegen, welche bei der Politur hervortreten, wird
er als bunter Marmor vielfach verarbeitet, so namentlich
im Neandertliale bei Barmen, ferner bei Eupen an der
Lahn und anderwärts. Das Gestein ist stark dolomitisch
und die Felsen zeigen ganz den schroffen Charakter, wel-
cher dem Dolomitgebirge eigenthümlich ist. Sehr schön
findet dieses Gebirge sich auch bei Gerolstein in der Eifel,
einer noch wenig zugänglichen Gegend, welche wie über-
haupt die vulkanische Eifel, durch den Bau der Cöln-
Trier’schen Eisenbahn erst der Aufschliessung harrt.
Das Steinkohlengebirge in der Nähe des Rheines ist
in bautechnischer Beziehung nur dadurch von Bedeutung,
dass es vorzügliche Sandsteine zu Quadern liefert. Diese
Kohlen -Sand steine sind meist von hellgrauer Farbe,
von verschiedenem Korn. Das Bindemittel ist Thon, gleich-
wohl zeigt der Stein grosse Festigkeit. Der Florheimer
Sandstein, am östlichsten Ausläufer des Kohlengebirges '
gebrochen, findet Verwendung bei dem Cölner Dombau,
der Waldböckelheimer Sandstein ist ihm ähnlich, etwas
gelblicher gefärbt, der Monzinger und der Alsenzer Stein
sind feinkörniger; ausserdem wird dieser Stein an ver-
schiedenen Stellen gebrochen, die meisten Bauwerke der
Rhein-Nahebahn sind daraus hergestellt.
(Fortsetzung folgt.)
Das Agar -Town- Kohlendepot.
Bei der auf den Kohlendepots üblichen Art des Um-
und Ausladens der Kohlen aus den Waggons wird nicht
selten viel Arbeitskraft verschwendet und die Kohle bei
dem Herabstürzen so zerbrochen, dass sie an Werth sehr
verliert. In neuester Zeit hat dagegen ein Unternehmer
auf seiner Kohlenstrecke, dem sogenannten Agar- Town -
Depot, ohnweit des Kohlenbahnhofes der Great-Nothern-
Eisenbahn in London Einrichtungen getroffen, wie sie in
mancher Beziehung neu und der Nachahmung wohl werth
sind.
Von den durchgehenden Geleisen der Eisenbahn wer-
den die beladenen Wagen in mässigem Gefälle durch
Pferde auf die Geleise des Depots geführt, und fahren
nach ihrer Entladung, ebenfalls durch Pferde gezogen,
in ähnlichem Gefälle nach der Bahn zurück. Eine Schiebe-
bühne, welche auf Dampfkraft eingerichtet ist, vertheilt
die Wagen auf die eigentlichen Kohlengeleise die auf
hölzernen Substruktionen und ebenfalls mit einem Gefälle
angelegt sind. Auch die Geleise der Schiebebühne werden
durch eine hölzerne Brücke unterstützt. Die Zuführungs-
geleise treffen die der Schiebebühne genau in der Mitte,
so dass von dieser Mitte aus die Geleise der Schiebebühne
nach beiden Seiten ein Gefälle erhalten konnten, welches
die zur Bewegung der Schiebebühne nothwendige Kraft
beträchtlich ermässigt. Nach ihrer Entladung werden die
Wagen durch eine am entgegengesetzten Ende befindliche
konnten dieselben auch für kurze Zeit verhältnissmässigen
Schutz gewähren bei Zwistigkeiten mit der einheimischen
Bevölkerung.
Das Resultat, welches weiterhin noch bewiesen werden
soll, wäre demnach: wir haben in den Pfahlbauten die
Stationen fahrender Kanfleute und Handwerker, welche
aus Südfrankreich kamen, vor uns. Wer waren nun diese
und was wollten sie in der Schweiz? Um diese Fragen
zu beantworten, ist es nöthig in Kurzem auf den euro-
päischen Landhandel der Vorzeit etwas näher einzugehen.
Dass die Bewohner des nördlichen und mittleren Europas
in der Vorzeit mit den alten Kulturvölkern des Südens
in Handelsverkehr standen, ist eine wohl nicht zu leugnende
Thatsache; schon die Berichte und Sagen über den phö-
niki, scheu Welthandel deuten darauf hin. Ueber die Art
und Weise des Zwischenhandels aber sind die Meinungen
noch sehr getheilt; während man früher allgemein bei dem
Bernsteinhandel der Phönikier und ihrer Nachfolger an
direkten Seeverkehr dachte, ist in neuerer Zeit auf die
Wahrscheinlichkeit phönikischen Landhandels hingewiesen
worden. Die Pfahlbauten nun scheinen dazu bestimmt zu
sein, über den europäischen Landhandel der Vorzeit ein
helleres Licht zu verbreiten. Welchen Werth man im
Alterthume dem Bernsteine beilegte, ist bekannt, es lag
daher nahe, einen regen Handel von den Küsten des Mit-
telmeeres nach den bernsteinreichen Ländern im Norden
unseres Erdtheiles zu vermuthen ; gegenüber den Schwie-
rigkeiten der Schiffahrt aber konnte sich der Verkehr,
vorzugsweise dem Lauf der Flüsse folgend, bequemer zu
Lande hinziehen. Die Funde von Alterthümern haben es
zur Gewissheit erhoben, dass man mehre Bernsteinstrassen
nach dem Norden verfolgen kann.
Die östlichste Strasse, welche den Süden mit dem
Norden verband, ging von der Gegend des heutigen Odessa
aus, den Dniester entlang und scheint dann der Weichsel-
strasse gefolgt zu sein. Sie führte so direkt in eine Haupt-
gegend des kostbaren Bernsteins, aber nicht in das eigent-
liche Bernsteinland der Alten, als welches Holstein anzu-
sehen ist. Der Handel war hier ursprünglich in den
Händen der Griechen, wie dies noch durch schriftliche
Berichte nachweisbar ist; später nach der sogenannten
Völkerwanderung wurde diese Strasse wieder eifrig be-
treten, die zahlreichen arabischen Münzen, welche man bei
uns, von Esthland bis Holstein, ausgegraben, legen Zeug-
niss dafür ab. Der Handel der Byzantiner wurde damals
durch russische Kaufleute vermittelt, welche mit den ara-
bischen Karavanen an der Wolga zusammen kamen; die
arabischen Münzen waren selbst in Skandinavien in Um-
lauf. Die zweite Bernsteinstrasse führte vom Norden
zum adriatischen Meere, und wurde auf dieser der Bern-
stein in grosser Menge nach Venetien gebracht; sie zog
sich an der Oder entlang durch Mähren und Pannonien
nach Aquileja. Das alte italische Handelsvolk der Etrus-
ker war neben den Griechen Theilnehmer an dem Handel
auf dieser Strasse. Die Pfahlbauten in Oberitalien mögen
ähnlich wie die in der Schweiz, theils zum Aufenthaltsort
der Händler beim Vertrieb etruskischer Waaren unter der
einheimischen Bevölkerung, theils zu Stapelplätzen der-
jenigen Waaren, welche die adriatische Bernsteinstrasse
einschlagen sollten, bestimmt gewesen sein. Die Funde
30
Schiebebühne den durchgehenden Geleisen der Bahn wie-
der zugeführt.
Auf den beigegebenen Skizzen sind drei beladene
Kohlenwagen dargestellt, von denen einer über dem Ent- |
ladungstrichter («) steht, in welchen die Kohlen fallen
sobald die Bodenklappen des Waggons geöffnet werden.
Kurze Perrons, die an dieser Stelle zwischen den Geleisen !
liegen, haben abgeschrägte Seiten, welche gewissermassen
eine Fortsetzung der Trichterseiten bilden und das Ma-
terial bei dem Herabstürzen führen. Unmittelbar am Ende
des Trichters sind die Wiegevorrichtungen, auf denen die
Kohlensäcke (Ä) stehen. Der Trichter ist an seinem un-
teren Ende durch eine Klappe (e) verschliessbar und für
gewöhnlich mit Kohlen angefüllt. Der Boden desselben
ist in der Weise eines Rostes gebildet, damit der Kohlen-
gruss durch die Zwischenräume der Stäbe fällt und nicht
in den Sack gelangen kann. In dieser einfachsten Art
wird ein Sortiren der Kohle nach der Grösse der einzel-
nen Stücke herbeigeführt.
Die Wiegevorrichtungen stehen in derselben Höhe
mit dem Boden der Lastwagen, welche in 6' Entfernung
davon halten, so dass der Kraftaufwand bei dem Trans-
port der Säcke ein verhältnissmässig sehr geringer ist.
Ausser der Ersparniss an Kraft bei dem Transport der
Waggons und dem der Kohlensäcke nach den Lastwagen
ist als besonders vortheilhaft die Reinigung der Kohlen,
wie dieselbe bei dem Herabstürzen auf dem Rost bewirkt
wird, hervorzuheben.
Uebrigens berechnet der Unternehmer des Agar-Town
Depot die Ersparniss, welche er durch die Disposition
seiner Anlagen bewirkt hat, auf 1 Schilling bis 1 Schilling
2 Pence pro Ton, eine Ersparniss, welche hei dem enor-
men Umsatz von fast 20 Millionen Zentner jährlich über
300,000 Tbaler beträgt. (Engineering.)
Mittheilungen aus Vereinen.
Schleswig-Holsteinischer Ingenieur -Verein. 6. Ver-
sammlung am 8. Januar 1868 zu Neumünster; Vorsitzender
Hr. Wegebaudirektor Herzbruch, anwesend 33 Mitglieder.
Nach Erledigung der geschäftlichen Mittheilungen, Ver-
kauf der aus der Zirkulation tretenden Zeitschriften und Dis-
kussion und Beschluss über Porto -Erstattungen, wurden durch
Ballotement als neue Mitglieder aufgenommen; Bauinspektor
Schmidt in Eutin und Ingenieur Schröder in Neumünster.
Als Ort der nächsten (7.) Versammlung, welche gleich nach
Ostern stattzufinden habe, wurde Nenmünster gewählt.
Es folgten dann folgende Vorträge:
1. Vom Maschinenfabrikanten Jepsen, über Leucht-
Gas-Bereitu ng aus P e t r ole u m - A b fäll e n .
Es wurde der Apparat des Professors Hirzel beschrieben
und der Betrieb erläutert. — Die Leuchtkraft des Petroleum-
Gases sei^ so intensiv, dass seine Werkstattbrenner nur */* Kub.'
Gas pr. Stunde konsumiren, welches in 5 Stunden kaum 1 Sgr.
koste, da 250 Kub.' Petroleum -Gas mit 1000 Kub.' Kohlen-
Gas gleich zu schätzen seien und nur 1 Thlr. 7% Sgr. kosten.
Eine Anlage für 100 Flammen habe dem Referenten 800 Thlr.
gekostet, und könne er den Apparat nur auf’s Beste eni-
. pfehlen , da das Gas billiger, als Kohlen -Gas, die Bedienung
i se^r einfach sei, der Apparat wenig Raum erfordere un 1
keinerlei Geruch bei der Gas-Bereitung erzeugt werde.
2. Vom Deich- und Wasserbauinspektor v. Irminger,
über Dünenbau.
Es wurden Proben feineren und gröberen Dünensandes
vorgezeigt und nach kurzer Mittheilung über das Entstehen
der Dünen auf die falsche Methode der Insulaner, die Düne
zur Neubildung von Dünen hinter den vorhandenen in Bewe-
gung zu setzen, hingewiesen, dann die Zäune aus trockenem
Reisig zum Sandfangen und deren Zweck etc. sowie die ver-
schiedenen Methoden der Bepflanzung beschrieben. Endlich
wurden die Arbeiten Baudissin’s, welcher jedoch nur be-
kannte Methoden angewandt habe, und deren Erfolg erwähnt.
3. Vom technischen Direktor der Carlshütte bei Rends-
burg, Meyn, über Holzbearbeitung-Maschinen.
Es wurde die auf der Pariser Ausstellung zur Schau ge-
stellte Amerikanische Zinkenschneide- Maschine von
Armstrong beschrieben und durch Zeichnungen erläutert.
Es muss hierüber auf den zu erwartenden Auszug aus dem
Protokoll verwiesen werden, da ohne Zeichnungen sich die
interessante und ingeniöse Einrichtung dieser Maschine nicht
beschreiben lässt. Hieran schloss sich in gleicher Weise die
Beschreibung einer amerikanischen Fraismaschine aus Stahl-
blech.
4. Vom Ingenieur Wollheim wurden Zeichnungen und
photographische Ansichten zu seinem früher gehaltenen Vor-
trag über Fundirungen bei Brückenbauten, namentlich an der
Köln- Giessener Bahn, vorgelegt.
5. Vom Wegebaudirektor Jessen wurden Mittheilungen
über die Versenkungen und die Verstärkung der Wilstermarscher
Elbdeiche gemacht; die Deichprofile von 1792 und die für
die Verstärkung dieser Deiche von dem vormaligen Deichin-
spektor Christensen, dem Wasserbaudirektor Scheffler und von
den Deichgrefen projektirten Profile wurden vorgelegt. —
von Bronze in diesen Pfahlbauten weisen auf etruskisch-
phönikischen Ursprung hin. Auch noch im Norden lassen
sich Spuren der Etrusker nachweisen, namentlich sind es
die Funde der sogenannten Kesselwagen , die man in
Meklenburg, Brandenburg, Steiermark und Siebenbürgen
gemacht, welche als italische Erzeugnisse gelten müssen.
Die Fundorte dieser Kesselwagen dürften, ebenso wie die
Pfahlbauten in den österreichischen Seen, als die Spuren
einzelner Stationen auf der adriatischen Handelsstrasse
nach dem Norden anzusehen sein.
Aquileja war seit den ältesten Zeiten der Ausgangs-
punkt dieser Landstrasse; zur Zeit der Römer führte die-
selbe in der Nähe von Wien über die Donau und zog
sich dann durch Mähren bis zur Oder hin. Ob sie von
Massel in Oberschlesien aus der Oder weiter bis zur
Mündung folgte oder noch andere Nebenrichtungnn ein-
schlug, ist nicht mehr nachzuweisen; die Pfahlbauten bei
Pyritz und Stargard sind aber vielleicht Punkte an Ne-
benstrassen.
Neben dieser Strasse durch Mähren zog sich wahr-
scheinlich noch eine andere von der Donau aus durch
Böhmen und die Lausitz hin bis Guben, wo sie in die
grosse Oderstrasse eingemündet zu sein scheint. In der
Nähe von Luckau lässt sich hier, gleichsam als Seiten-
stück zu den schweizerischen Seestationen und Werkstätten,
eine Werkstätte von Feuersteingeräthen, die zwar nicht
auf Pfählen im Wasser errichtet war, nachweisen. Weiter
mag diese Strasse über Berlin nach der Havel und von
hier nach der Trebel sich gewandt und zur Ostseeküste
geführt haben; dahin gehören vielleicht die Pfahlbauten-
spuren bei Demmin. In Meklenburg erst lassen sich dann
wieder mehre solcher Manufakturen von Feuersteinge-
räthen nachweisen.
Die westlichen Bernsteinstrassen stehen in direktem
Zusammenhänge mit dem uralten Kulturvolke des Mittel-
meeres, den Phönikiern. Die Ausdehnung des phöniki-
schen Welthandels über unsern Erdtheil bis Britannien
und Skandinavien hinauf ist sicher nachzuweisen, am at-
lantischen Meere werden mehrfach phönikische Küsten-
stationen erwähnt. Wie schon oben erwähnt, ist aber in
neuester Zeit die Ansicht geltend gemacht worden, dass
solche Küstenstationen auch auf dem Landwege von Süden
her erreicht sein konnten, und hat man verschiedene
Strassen dafür nachgewiesen. Am sichersten ist das Fluss-
strassennetz des phönikischen Handels nachweisbar, wel-
ches in Marseille seinen Anfang nahm. Das alte Massalia
war zwar von den Griechen gegründet, war aber gleichzeitig
! eine Handelsstation der Phönikier oder später der Kar-
thager. Die Handelsstrasse der Phönikier sowie ihrer
Nachfolger ging die Rhone entlang und theilte sich nach-
her in Strassen zur Loire, zur Seine und zum Rheine
hin, deren Mündungen dann weitere Wege über das Meer
darboten. w ie die Karthager den eigentlichen Phönikiern
im westlichen Theile des Mittelmeeres bald Konkurrenz
machten, so wurden sie selbst wieder später von den
Massalioten aus dem Handel über Gallien und den Rhein
hinunter ganz verdrängt. Massalia war lange Zeit ein
Haupthandelspunkt am mittelländischen Meere, dessen Ein-
fluss weit in das Innere von Gallien hineinreichte. Der
massaliotische Kunstgeschmack in Formen und Verzierung
von Geräthen allerlei Art stand begreif 1 eher Weise in
sehr enger Beziehung zu dem der Phönikier; aus allge-
31
Hieran schloss sich die Mittheilung eines von dem Vortra-
genden im Jahre 1855 erstatteten Gutachtens, in welchem er
die jetzt eingetretene Versenkung des Deiches bei Ausführung
der damals projektirten Verstärkung des Deiches vorausge-
sagt hat. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, dass die
betreffenden Vereinsmitglieder in nächster Versammlung
über diesen interessanten Fall weitere Mittheilungen machen
möchten. —
Von den im Fragekasten Vorgefundenen Fragen wurde
vom Vorsitzenden nur die Frage, welcher Hübbe die kleine
Schrift über den Römer Hafenbau verfasst habe, sofort dahin
beantwortet, dass es der Inspektor A. W. C. Hübbe sei und
wurde darauf um 41/« Uhr die Versammlung geschlossen.
Architekten-Verein zu Berlin. Versammlung am 18. Ja-
nuar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend 169 Mitglie-
der und 13 Gäste.
Nach Erledigung der kleineren, laufenden Vereinsange-
legenheiteu wurde zunächst eine Ersatzwahl für die zur Be-
urtheilung der Schinkelfest-Konkurrenzen im Wasserbau nie-
dergesetzte Kommission, aus der die Hrn. Hagen, Weishaupt
und Koch wegen Mangel an Zeit ausgeschieden sind, veran-
lasst. Die Hrn. Röder und Martiny wurden durch Akkla-
mation gewählt. Der Vorsitzende machte hierauf Mittheilung
über einige an den Vorstand gerichtete Schreiben anderer
Vereine.
Der Verein für Baukunde zu Stuttgart, der seine Organi-
sation erweitern und zur Bestreitung der hieraus erwachsenden
grösseren Ausgaben eine Staatsunterstützung beantragen will,
wünscht zu wissen, ob und in welcher Höhe der Architekten-
Verein eine solche empfängt. Die Frage musste verneint
werden, da die Unterstützung, welche die Regierung unserm
Vereine durch die Stiftung des Stipendiums für die Sieger bei
der Schinkelfestkonkurrenz und durch die Schenkung einzelner
auf Staatskosten herausgegebener Werke gewährt hat, nur eine
indirekteist, während die Ueberlassung einer grösseren An-
zahl von Exemplaren der „Zeitschrift für Bauwesen“ bekannt-
lich auf einem, von dem Verkauf des ehemaligen „Notizblattes“
an das Ministerium herrührenden kontraktlichen Verhältnisse
beruht.
Der Architekten- und Ingenieur-Verein für Böhmen zu
Prag zeigt seine diesjährige Hauptversammlung in der Zeit
vom 2. bis 8. März an und ladet zur lebhaften Betheiligung
an der damit verbundenen Ausstellung ein. Gleichzeitig bittet
er um Mittheilung der in Berlin angestellten Untersuchungen
über den Stand des Grundwassers, da eine ähnliche Zusammen-
stellung für Böhmen gemacht werden soll. Das letztere Un-
ternehmen ist nicht vom Vereine sondern von Privaten aus-
gegangen, die hierüber binnen Kurzem eine Mittheilung in uns.
Blatte machen werden. Zu einer zahlreichen Betheiligung bei
der Ausstellung wurde sowohl von dem Hrn. Vorsitzenden,
als aus der Versammlung angeregt.
Eine kleine Diskussion zwischen Hrn. Sehwatlo und
dem Vorsitzenden entspann sich, als letzterer im Anchluss an
eine frühere Mittheilung (vide Bericht in No. 1 d. Jhrg.) einige
gepresste Zink-Ornamente von Peters in Berlin sowie das Relief-
portrait des Fabrikanten selbst, gleichfalls in Zink getrieben,
vorzeigte. Hr. Sehwatlo gab den gepressten Ornamenten
nur den Vorzug der Leichtigkeit zu, jedoch durchaus nicht den
der Billigkeit. Dass das vorgezeigte Reliefportrait gestanzt
sei, bestritt er und erklärte, dass es aus freier Hand getrieben
sein müsse.
Hr. Adler sprach hierauf in längerem Vortrage über die
Romanische Baukunst in Burgund. Die Entwickelung dersel-
ben lässt sieh theils auf die im Lande überaus zahlreichen
Reste von Römerbauten zurückführen , denen mannichfache
Elemente — das Tonnengewölbe mit Gurten, der kannelirte
Wandpilaster, das Motiv der Triforien — entlehnt wurden,
theils sind sarazenische Einflüsse in dem frühzeitigen Vorkom-
men der Spitzbogenform, die namentlich auch in den Tonnen-
gewölben auftritt, nicht zu verkennen; in der freien und
kühnen Verwendung und der selbstständigen Durchbildung
dieser Elemente zeigt sich das Walten germanischen Geistes.
Eigentümlich sind den Burguudischen Bauten die tiefen und
geräumigen, häufig zweistöckigen Vorhallen, die reiche Aus-
bildung der Fa^aden und eine besondere Vorliebe für den
Thurmbau. — Von wesentlichster Bedeutung für diese Kunst-
blüthe war jedoch die Thätigkeit des Clunyacenser-Ordens, der
in dem 909 gestifteten Cluny zu Burgund sein Mutterkloster be-
sass und zu so beispielloser Macht gedieh, dass er zur Zeit seiner
höchsten Entfaltung 2000 dem Abt von Cluny untergebene
Klöster zählte.
Einige der wichtigsten Bauten Burgunds aus dieser Periode
besprach Hr. Adler unter Vorlage von Zeichnungen im Ein-
zelnen. So die berühmte Kirche St. Benigne zu Dijon, ein
Werk des Abtes Wilhelm von Dijon, der ein Lombarde von
Geburt und als einer der berühmtesten Architekten seiner
Zeit namentlich auch für die Herzoge der Normandie und von
Burgund thätig, in dieser seiner 1003 begonnen Abteikirche
sein Hauptwerk schuf. Die ursprüngliche Anlage ist nach
vielfachen Zerstörungen und späteren Umbauten erst durch
neuere Ausgrabungen festgestellt; bemerkenswerth war bei der-
selben namentlich eine dem Chore der Kirche angesclilosseue
Grabeskirche, ein Rundbau in drei Geschossen von zwei runden
Treppenthürmen flankirt, sowie die grosse Krypta, die 300 Mar-
morsäulen enthielt. — Ferner die Kirche St. Philibert zu
Tournus, ein schwerfälliger Bau mit plumpen Rundpfeilern,
aber in den quergelegten Tonnengewölben , die eine direkte
Erleuchtung des Mittelschiffs zulassen, einen wesentlichen Fort-
meinen volks wirtschaftlichen Gründen ist erklärlich, dass
alle Nachfolger der Phönikier, sowie der Etrusker, bei
dem Handel nach dem Norden die phönikischen und etrus-
kischen Waaren nachahmen mussten, weil auf diese sich
die Nachfrage unter den nordischen Barbaren erstreckte.
Hieraus erklärt sich der merkwürdige Umstand, dass alle
Bronzegeräthe des ganzen Nordens eine ausserordentliche
Uebereinstimmung der Formen und Ornamente zeigen, sie
mögen uun durch Griechen oder Etrusker, durch Massa-
lioten oder Kelten auf den drei grossen Bernsteinstrassen
nach dem Norden gekommen sein; es haben sich sogar
ganz gleiche Gegenstände von wahrhaft klassischer Schön-
heit in Dänemark, wie in Griechenland und Italien ge-
funden.
Die massaliotischen Waaren mussten frühzeitig die
schon angebahnten nächsten Wege nach dem Norden
suchen: sie mussten also der Rheinstrasse folgen oder den
näheren Weg vom Bodensee quer durch Deutschland
nehmen. Für diese beiden Strassen war die Schweiz na-
turgemäss ein wichtiger Knotenpunkt. Dass die Massa-
lioten die Erzeugnisse ihrer Kultur bis nach der Schweiz
gebracht haben, dafür liegen urkundliche Beweise in den
Ausgi abungen , in den aufgefundenen Münzen und Me-
daillen vor. Wenn nun auch Massalia die Anregung zum
Landhandel nach dem Norden gab, so konnte es doch
nicht von hier aus eine Kette von Stationen auf dem langen
Wege der Land- und Wasserstrasse, zumal bis zu den
Rheinmündungen, unterhalten; der weitere Verkehr nach
dem Norden wurde vielmehr durch die Völker Galliens
vermittelt. Gallische Städte und Händler standen mit
Massalia in enger Handelsverbindung und besorgten den
Vertrieb massaliotischer Handelsprodukte; namentlich wa-
ren es die gallischen Kelten, deren Charakter sie dazu be-
fähigte, die Hausirer des alten Europas zu sein, und welche
es bei ihrer Neigung nach Abenteuern und Gewinn sehr
leicht wurden unter Anregung der Massalioten.
Wenden wir uns jetzt zurück zu den Pfahlbauten, so er-
giebt sich als einfaches Resultat, dass in den schweize-
rischen Pfahlbauten die Knotenpunkte des massaliotischen
durch die Celten vermittelten Landhandels nach dem Nor-
den zu suchen sind. Industrielle und Händler waren es,
welche auf den Pfahlbauten wohnten. Warum diese sich
gerade solche Pfahlbauten im Wasser zu ihren Wohnun-
gen ausgewählt, ist leicht erklärlich. Dem Händler, der
sich unter Barbaren niederlassen will, muss es vor Allem
wichtig sein, in der Nähe des Wassers zu bleiben. Die
Wasserstrasse bietet zunächst den bequemeren Verkehrs-
weg, im Nothfall auch einen sicheren Rückzug; haupt-
sächlich aber waren die Wohnungen auf dem Wasser fin-
den Augenblick sicherer, als sie auf dem festen Lande
hätten sein können. Bei Zwistigkeiten mit der Bevölkerung
konnten sie durch schnelle Entfernung eines Theiles der
zum Lande führenden Stege leicht isolirt und wenigstens
auf kurze Zeit gesichert werden, so lange bis der Zorn
der Barbaren vorüber oder beschwichtigt war. Bei allen
Handelsvölkern, welche mit Barbaren oder nach fernen
unwirklichen Gegenden verkehren, zeigt sich etwas ganz
Aehnliches; man denke an die Fluss- und Seestationen der
kanadischen Pelzhändler in Nordamerika, oder an jenen
Ansiedler, den Cooper in seinen Lederstrumpferzählungen
auf einer Pfahlwohnung mitten im Wasser so anschaulich
Schildert. (Schluss folgt.)
32
schritt bekundend, der Dom zu Antun, die durch Viollet-le-
Duc’s Restauration bekannte Abteikirche zu Vezelay u. A.
Mit besonderer Vorliebe aber wendete sich der Vortra-
gende einer Schilderung des Hauptwerks burgundischer Bau-
kunst, der grossen Kirche zu Cluny zu. Dieselbe wurde 1089
begonnen — (der Altar 1096 geweiht) — 1131 vollendet und
stand bis 1789 fast völlig unversehrt. In den Stürmen der
französischen Revolution wurde sie zunächst geplündert und
verwüstet, alsdann von 1793 bis 1815 stückweise auf den Ab-
bruch verkauft, so dass heute nur noch geringe Reste dieses
Bauwerks bestehen, das die grossartigste Leistung romanischer
Kunst und seiner Zeit die erste und grösste Kirche der abend-
ländischen Christenheit war. Die Gesammtlänge des Bauwerks
betrug nämlich 520', die Breite des grösseren Querschiffs
200', die Höhe des Mittelschiffs 120'; eine populäre Vor-
stellung von den Dimensionen erhält man, wenn man sich
denkt, dass in die Umfassungsmauern der Vorkirche eine
Kirche wie die Berliner Bartholomäuskirche, in die der Haupt-
kirche der Dom zu Speier bequem eingebaut werden könnten.
Die Anlage war auf das Reichste durchgebildet. Ueber
eine grossartige Freitreppe, vor der ein kolossales Kruzifix
aufgerichtet war, gelangte man durch die von 2 gedrungenen
Thürmen eingeschlossene Vorhalle in die schon erwähnte
dreischiffige, mit Emporen versehene, übrigens erst in gothischer
Zeit erbaute Vorkirche, welche als Büsserkirche diente. Aus
dieser führte das grosse, mit einem gewaltigen Marmorblock
überdeckte, 16' breite, 20' hohe Hauptportal in die fünfschiffige,
bis zum ersten Querschiff' 1 1 Gewölbejoche lange Hauptkircbe,
deren Mittelschiff ein spitzbogiges Tonnengewölbe hatte. Die
beiden Querschifle, durch 2 Gewölbejoche getrennt, sind in
der Länge so verschieden, dass sich im Grundrisse die Form
eines Patriarchenkreuzes bildet, was möglicherweise auf die
Stellung der Aebte von Cluny hindeuten sollte. Am Gross-
artigsten und Kühnsten war die Choranlage. Acht monolithe
Marmorsäulen von 28' Höhe, über denen die Mauer noch ein-
mal durch Oeffnungen unterbrochen war, trugen die Halb-
kuppel der Absis des Mittelschiffes, in welcher auf Goldgrund
das kolossale Mosaikbild des segnenden Christus prangte. Fünf
Kapellen umgaben den Chorumgang, 10 andere öffneten sich
aus den Querschiffen.
Das Aeussere zeigte 7 Thürme (darunter 2 mächtige
Vierungstliürme), die zusammen 38 Glocken enthielten; im
Uebrigen sind durchweg Strebepfeiler und ein korinthisches
Hauptgesims auf Konsolen angewendet. Das Material bestand
aus feingeschliffenen Quadern, auch die Dächer waren im un-
mittelbaren Zusammenhänge mit den Gewölben durchweg in
Stein gebildet, theilweise mit Blei gedeckt.
Mehrfache Kopien von Zeichnungen aus dem vorigen
Jahrhundert, die das Kloster noch in unversehrtem Zustande
darstellen , Zeichnungen der noch jetzt erhaltenen Reste und
der nach dem Muster von Cluny, freilich in sehr verklei-
nertem Maasstabe erbauten, noch heut bestehenden Kirchen
wurden von Herrn Adler vorgelegt und erläuterten die Be-
schreibung.
Am Schlüsse der Versammlung kam noch eine, das hie-
sige alte Museum betreffende Angelegenheit zur Sprache, die
durch einen Artikel in der Spenerschen Zeitung — ein
Exemplar davon war dem Verein übersandt worden — ange-
regt ist. Es wird in demselben über die Gefahr einer Ver-
stümmelung berichtet, die dem Baue Schinkels dadurch be-
vorstehen soll, dass man in den nach der Seite des neuen
Museums liegenden Bildersälen, welche seit dem Bau des
letzteren theilweise des genügenden Lichtes entbehren, Ober-
lichtbeleuchtung einführen will und wird der Architekten-
Verein aufgefordert, gegen ein derartiges Projekt energischen
Protest zu erheben. Die Sache ist vorläufig nicht genügend
aufgeklärt, um zu einem sicheren Urtheile gelangen zu
können ; jedenfalls erschien dem Vereine die Gefahr nicht so
drohend und die Entstellung, die dem Entwürfe Schinkel’s
angedeihen würde, anderen ihm bereits zugefügten Unbilden
gegenüber nicht so bedeutend, als dass er sich zu einem
Schritte in dieser Angelegenheit hätte entschliessen können.
— F. —
Vermischtes.
Für die Eisenbahnbauteu in der Provinz Preussen, In-
sterburg — Thorn uud Dirschau — Schueidemiihl, welche des
dortigen Nothstandes wegen so schnell wie möglich in An-
griff genommen werden sollen , wird auch eine grössere An-
zahl von Baumeistern und Bauführern erforderlich sein. Man
muss an betreffender Stelle annehmen, dass wenige Fachge-
nossen ein derartiges Engagement suchen werden, denn eigeu-
thümlich ist die Art und Weise, in welcher die Direktion
der Kgl. Ostbahn, welcher jene Ausführungen obliegen, für
j den Bedarf an Technikern zu sorgen sucht. Eine Anzahl,
wir hören von zwölf, der gegenwärtig im Baumeister-Examen
begriffenen, oder kurz vor demselben stehenden Kandidaten,
hat bereits jetzt Engagements- Anträge für jene Bahnen —
(gegen 2*/i Thlr. Diäten und 50 Thlr. Pferdegelder pro Monat) —
erhalten und unter der Hand ist einzelnen derselben mitge-
theilt worden, dass sie bei nicht freiwilligem Entschlüsse, laut
den bestehenden Bestimmungen, von Sr. Exzellenz dem Hrn.
Minister für Handel etc. zur Uebernahme jener Stellen würden
angehalten werden können. Eine Aussicht, die unter Umständen
in den ohnehin sauren Tagen des Examens nicht eben ermu-
thigend wirken wird!
Die im Preussischen Handelsministerium auf das gewerb-
liche Unterrichtswesen bezüglichen Angelegenheiten haben in
Folge des Hinzutritts der polytechnischen Schulen zu Han-
nover, Cassel und Aachen und einer Anzahl in den neuen
Landestheilen bestehender niederer technischen Lehranstalten
eine solche Ausdehnung gewonnen, dass man die Anstellung
eines besondern Rathcs für diesen Geschäftsbereich erforder-
lich befunden hat. Es ist deshalb der Geheime Ober-Bau-
Rath Nottebohm unter Entbindung von der Leitung der
Gewerbe- Akademie zu dieser Stelle berufen worden.
Aus dem uns vorliegenden Programm der projektirten
Märkischen Nordbahn entnehmen wir, dass dieselbe von
Berlin, nahe bei Tegel, Hermsdorf und Birkenwerder vorbei
nach Oranienburg führen soll. Von hier aus soll sich die
Bahn theilen; ein Zweig soll zunächst nach Ruppin, und
später vielleicht weiter über Wittstock gehen, um nach event.
Ausführung der Lübeck — Kleinen Bahn den Lübecker und
Oatholsteinschen Verkehr heranzuziehen; der andere Zweig
soll sich über Gransee und Fürstenberg nach Strelitz wenden,
sich in Neubrandenburg oder Stavenhagen an die Friedrich-
Franz -Bahn ansehliessen, um den Verkehr von Rostock auf-
zunehmen.
Die Herstellungskosten des ganzen, 21 Meilen langen
Bahnkomplexus werden auf 6 Millionen Thaler berechnet,
welche Summe das Komite „ohne die abgenutzte Theilung
in Stamm- und Stamm -Prioritäts- Aktien“ unterzubringen
hofft.
Für die Verzinsung des Kapitales, für Betriebskosten,
Reserven, Eisenbahnsteueru etc. wird die Summe von 480000
Thaler berechnet, was einer Monats-Einnahme von 1900 Thaler
pro Meile Bahnlänge (fast dem Minimum aller deutschen
Eisenbahnen) entspricht. —
Der Rheinische Appellations- Gerichtshof hat, unter Re-
formation eines Urtheils des Aachener Landgerichts, die inte-
ressante Entscheidung erlassen, dass gemeinschaftliches Eigen-
thum an Scheidemauern zwischen Nachbarn noch nicht ein
Recht auf gemeinschaftliche Benutzung der darin befindlichen
Schornsteine in sich schliesse. (K. Ztg.)
Die Preussisehe Regierung hat dem Landtage eine Ge-
setzesvorlage gemacht, nach welcher, um die Anlage öffent-
licher Schlachthäuser zu ermöglichen, den Kommunen,
welche dieselben bauen wollen, die Befugniss ertheilt werden
soll, die Schlächter zur Benutzung derselben zu verpflichten.
Aus der Fachlitteratur.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur- Vereins
zu Hannover. 1867, 2. 3. und 4. Heft (Fortsetzung u. Schluss.)
5. Ueber Hohofeuschlacken und deren Ver-
wendung, vom Ingenieur Lürmanu. Um glasigen Hoh-
ofenschlaken eine solche Festigkeit zu geben, dass sie zur
Pack- und Decklage von Chausseen verwendet werden können,
bildet man grosse, regelrecht geschichtete Haufen von Schlacken-
stücken und füllt die Zwischenräume mit Kohlen- oder Koaks-
abfall aus. Die Haufen werden demnächst angezündet, und
verlieren dabei durch die spätere, langsame Abkühlung die
Schlacken ihre Sprödigkeit. Die auf diese Weise behandelte
(getemperte) Schlacke ist, nachdem sie in der Steinbrech-
maschine zerkleinert worden, als Steinlage gut zu verwenden.
Auch als Bettungsmaterial für Eisenbahnen, als Baustein zu
Futtermauern, ferner auch granulirt, anstatt des Sandes, zur
Mörtelbereitung finden die Schlacken vielfach Verwendung.
Vergleichende Versuche, welche auf der Friedrich-Wilhelms-
hütte bei Siegburg angestellt sind, haben ergeben, dass sowohl
für Luftmörtel als auch für Wassermörtel sich eine Mischung
von 1 Theil Kalk uud 5 Theilen feinen Schlackensandes vor-
zugsweise empfiehlt. Granulirte Hohofeuschlacken, mit Kalk
gemengt, geformt und gepresst, sind mit gutem Erfolge als
Bausteine, namentlich für Arbeiterwohnungen verwendet worden.
Hierzu eine Beilage.
6. Ueber den Einfluss der Stärke des Luftzuges
auf den Heizeffekt verschiedener Steinkohlen, vom
Ober-Maschinenmeister Prüsmann.
Auf spezielle Veranlassung des Magistrats der Stadt
Osnabrück hat der Verfasser Versuche über die Leistungs-
fähigkeit verschiedener Kohlensorten aus den dortigen Revieren
augestellt. Beachtenswerth sind die aus diesen Versuchen ge-
zogenen Schlussfolgerungen: Bei allen Steinkohlen, deren
Effekt um so grösser wird, je langsamer sie verbrennen, soll
die Rostfläche so gross gemacht werden, als die Umstände es
irgend gestatten, und der Luftzug lediglich nach dem Bedarf
an Dampf regulirt werden. Dagegen soll bei Kohlen, welche
bei einem bestimmten Luftzuge ein Maximum des Effekts
geben, der Rost genau die erforderliche Grösse erhalten, um
bei der der Maximalleistung entsprechenden Luftverdünnung
genügenden Dampf zu entwickeln. Bei Verwendung von Koh-
len der letzteren Art soll man am Schornstein, unterhalb des
Schiebers, ein Manometer anbringen, um den Luftzug stets so
zu reguliren, dass die der Maximalleistung entsprechende
Luftverdünnung konstant beibehalten wird.
7. Die Kokerei auf dem Bahnhofe zu Osnabrück,
vom Eisenbahn -Bauinspektor Schmidt. Im Jahre 1853
war auf dem Bahnhofe Osnabrück eine Kokerei mit 24 sog.
Patentöfen eingerichtet worden. Die unzureichende Leistung
derselben veranlasste, dass sie beseitigt und in den Jahren
1863 — 66 durch 26 Stück Koksöfen nach dem Framjois’schen
System ersetzt wurden (welches System im Jahrgang 1860
ausführlich beschrieben ist). Die Anstalt produzirt gegen-
wärtig täglich ca. 600 Ztr. Lokomotivkoks zu einem Selbst-
kostenpreise von 7 — 7‘A gr. pro Zentner.
8. Ueber das zu Brückenkonstruktionen zu ver-
wendende Schmiedeeisen etc., vom Maschinen - In-
genieur Keck. Der Artikel, in klarer und populärer Form
geschrieben, ist äusserst geeignet, um den angehenden Kon-
strukteur über die Art der Fabrikation und Prüfung, über
Form uud Preise der üblichen Bleche und Fa<;oneisen zu in-
formiren.
9. Die Grundrisse der Bahnhöfe zu Harburg und
Leer werden vom Verfasser, Ober-Baurath Funk mit dem
Bemerken mitgetheilt, dass ein grösserer Aufsatz „über die
Verbindung des Eisenbahnverkehrs mit dem Seeverkehr“ nach-
folgen solle.
10. Das Massennivellement, vom Ingenieur-Assisten-
ten Francke. Unter Anlehnung an „Culmann’s graphische
Statik“ wird ein Verfahren mitgetheilt, die Transportsektionen
so zu disponiren, dass die Summe der Transportkosten ein
Minimum wird. Im Wesentlichen beruht diese Methode dar-
auf, dass unter dem Längenprofil ein zweites Profil gezeich-
net wird, dessen Ordinaten die algebraische Summe der Auf-
und Abtragungsmassen der vorliegenden Strecke angeben.
B. Aus dem Gebiete des Hochbaues.
1. Die Landes-Irrenanstalt zu Göttingen, vom
Eisenbahn- Bauinspektor J. Rasch zu Hannover. Unter Be-
zugnahme auf die im Jahrg. 1S62 der Zeitschrift erfolgte Mit-
theilung der Pläne, von denen bei der Ausführung nur un-
wesentlich abgewichen worden ist, wird über die Details der
letzteren berichtet. Der zur Heizung benutzte Bacon’sehe
Luftheizungsapparat ist in No. 3, Jhrg. 67 d. Archit. Wochenbl.,
worin bereits eine selbstständige Mittheilung über die Anstalt
erfolgte, speziell beschrieben; die Ventilation erfolgt durch
Pulsion mittelst 2 Flügelventilatoren. Die Ventilation der
Aborte durch Aspiration nach dem d’ A r cet’ sehen System
hat sich in der hier getroffenen Anwendung nur unvollkom-
men bewährt und wird empfohlen auf eine Luftabführuug aus
der Grube ganz zu verzichten und nur die durch Wasserver-
schluss von der Grube abgesperrten Kothröhren zu ventiliren.
Eine ausführliche Beschreibung mit 6 Blatt Zeichnungen
und zahlreichen Holzschnitten ist dem in Bezug auf innere
Einrichtungen interessantesten Theile der Anstalt, dem Küchen-
und Wirtschaftsgebäude, das übrigens auch die Kirche und
die Gesellschaftsräume enthält, gewidmet. Die in Backstein-
bau mit frühgothischen Details durchgeführte Architektur wirkt
ebenso gefällig, wie die Disposition zweckmässig erscheint. Da
alle Apparate zur Dampfkocherei und Dampfwäsche besonders
erläutert sind, so dürfte diese Publikation beim Projektiren
ähnlicher Anstalten mit gemeinschaftlicher Oekonomie einen
sehr schätzenswerten Anhalt bieten.
Die Kosten der ganzen Anlage betragen 281600 Thlr.,
was bei einer Anzahl von 230 Kranken pro Kopf 1225 Thlr.
resp. abzüglich der Kosten für den Grunderwerb 1125 Thlr.
ergiebt, eine Summe, die bei allen neueren Anstalten dieser
Art überschritten worden ist, während der Flächeninhalt der
Göttinger Irrenanstalt mit 586 Q' Etagenfläche pro Kranken
dem Durchschnittsraume derselben entspricht.
2. Die Christuskirche zu Hannover, vom Baurath
Hase. Eines der hervorragendsten Werke des Meisters,
welcher an der Spitze der in sich durchaus selbstständig ent-
wickelten Hannoverschen Architektnrschule steht. Die Kirche,
welche bei 210' Totallänge und 68' lichter Weite 1150 Sitz-
plätze enthält, ist eine drei schilfige gothisehe Hallenkirche mit
einfachem Kreuzschiff und einem Kranz von 5 Kapellen um
den aus 5 Seiten des Zehnecks geschlossenen Chor. Die Ge-
wölbescheitel liegen 60', der Dachfirst 100' über dem Kirchen-
boden. Der 250' hohe Thurm an der Westfront ist organisch
in das erste Gewölbejoch des Mittelschiffes eingefügt; vor
demselben liegt ein mit schmiedeeisernem Gitter geschlossenes
Paradies. Als Baumaterial der reich entwickelten Architektur
haben rothe Backsteine unter Anwendung farbiger Glasuren,
für die am Meisten exponirten Bautheile Sandstein gedient;
auch im Innern sind die konstruktiven Theile unverputzt ge-
lassen. Im Uebrigen ist namentlich der innere Ausbau auf
besonderen Wunsch des Königlichen Bauherrn in reichster
Weise gestaltet worden. Der Unterbau des Altars ist von
Marmor, der Aufsatz, sowie das Taufbecken nebst Baldachin
von vergoldeter Bronze; Kanzel, die Gestühle des Hofes, das
Holzwerk der Windfänge und der Trennungswände im Chor
sind reich in Eichenholz geschnitzt; sämmtliche Fenster haben
Glasgemälde, die Wände der 3 mittleren Chorkapellen, welche
den Altarumgang bilden, reiche Wandmalereien erthalten.
Zur Erwärmung der Kirche dient eine Luftheizung von
Boyer & Cons. in Ludwigshafen.
Die Baukosten haben 94000 Thlr. für den Rohbau,
66000 Thlr. für den inneren Ausbau incl. Orgel und Glocken,
im Ganzen also 160000 Thlr. betragen; der Bau hat 5 Jahre,
von 1859 bis 1864 gewährt.
Die Beigabe: Mittelalterliche Baudenkmäler Nie-
dersachsens“ 13. Heft enthält die Aufnahme von zwei in-
teressanten romanischen Kirchen Westphalens zu Langen-
horst und Legden vom Architekten Ewerbeck zu Hanno-
ver. Die „Beiträge zur Förderung der Kunst in den
Gewerken“ enthalten neben 2 (etwas unklar geschriebenen)
Aufsätzen des Ober-Hofbauraths Molthan die Zeichnungen
einer romanischen Hausthür von Heldberg, eines gothischen
Uhrgehäuses vonOppler, eines Renaissance-Kamins mit Spie-
gel sowie einer Bettstelle nebst Stuhl und mehre Mosaiken,
Gitter etc. von Molthau. — F. —
(In No. 2 u. BI. ist im Anfänge des Referates über die Hannoversche Zeit-
schrift alin. 3 fälschlich der Name Leonhardt statt „ Launhardt“ gedruckt
worden.)
Abriss der Geschichte der Baustyle. Mit besonderer
Berücksichtigung des ornamentalen und konstruktiven Details,
bearbeitet von Dr. Wilhelm Liibke. II. Abtheilung: Die
Baustyle des Mittelalters, III. Abtheilung: Die Baustyle der
Neuzeit. ^3. Auflage. Leipzig. Verlag von E. A. Seemann.
1867, 1868.
Die uns in No. 45 d. Wochenbl. Jahr". 67 offen gehal-
tene Entgegnung auf die Bemerkungen des Hrn. Prof. Liibke
zu unserer Beurtheilung (in No. 37) der neuen Auflage der
1. Abtheilung seines oben genannten Buches hatten wir bis
zum (jetzt erfolgten) Schluss desselben verschoben, um durch
etwaige neue Gesichtspunkte das Herbe unserer Kritik mildern
zu können. Die beiden letzten Abtheilungen haben jedoch
unser Urtheil über die erste Abtheilung lediglich bestätigt.
Gegenüber der „Geschichte der Architektur“ ist der ganze
„Abriss“ nichts Anderes als ein Selbstplagiat in
kolossalem Umfange, vermehrt durch eine Anzahl Illu-
strationen, die nicht zum kleinsten Theile aus fremden Wer-
ken entlehnt sind. - — Dieser Buchmacherei , wonach ein vor-
handener Text mit Hülfe vorhandener Cliches und einiger
neuen Holzschnitte zu immer neuen „Abrissen“ und Grund-
rissen abgezogen wird, die unter der Prätension neuer selbst-
ständiger Werke auftauchen, haben wir entgegen treten wol-
len und werden wir stets entgegentreten; denn in unseren
Augen werden die Werke eines Autors nicht gezählt, son-
dern gewogen! — Dass der Herr Verf. zur Entschuldigung
anführt, auf einem der Titel sei ausdrücklich gesagt: „Unter
Zugrundelegung seines grösseren Werkes“ ist unwesentlich,
oder heisst etwa: „unter Zugrundelegung “ dies Werk zum
grössten Theile buchstäblich nachschreiben?!
Wenn wir ferner in unserer früheren Kritik behauptet hatten,
dass die neuen Figurenbeispiele (der 1. Abtheilung) zumeistaus
Scheffer’s Formenlehre entlehnt seien, so wollen wir uns von
Hrn. Professor Liibke gern dahin vervollständigen lassen, dass
„nur“ 34 Abbildungen daraus entnommen sind; es dürfte
jedoch immerhin sehr auffällig erscheinen, wenn nahezu der
fünfte Theil sämmtlicher Illustrationen in Cliches
aus einem einzigen fremden Werke besteht“) ohne dass
*) In Bezug auf die 2. Abtheilung ist dasselbe zu bemerken,
wiederum nahezu der 5. Theil sämmtlicher Illustrationen ist einem
einzigen Werke (ViolIet-le-Duc) entnommen.
34
die Quelle derselben angegeben ist? Freilich ist das letztere
Verfahren bis dahin nicht allgemein üblich gewesen; es wäre
jedoch sehr zu wünschen, dass es sich immer mehr einbürgerte
und hat Hr. Professor Ltibke selbst u. a. bei den neuen Fi-
guren seiner 3. Aufl. der Geschichte der Architektur, sowie
in dem von ihm und Burckhardt gemeinschaftlich heraus-
gegebenen 4. Band der Geschichte der Baukunst von Kugler,
mehr oder weniger auch in den letzten Abtheilungen des
„Abrisses“ hierin ein anerkennenswerthes Beispiel gegeben.
Was die angebliche „Flüchtigkeit“ unserer Kritik betrifft,
mit der wir dem Verdienste des Hm. Verfassers um die edle
Baukunst zu nahe getreten sein sollen, so ist allerdings
selbstverständlich, dass wir, abgesehen von der durch die Ver-
hältnisse d. Bl. bedingten Kürze, unter den obwaltenden Um-
ständen unsere Bemerkungen mehr auf die Form als den In-
halt des Buches bezogen haben, während wir, in unmittel-
barem Zusammenhänge mit unserem Referat in No. 37, einem
selbstständigen Werke desselben Autors, seiner „Vor-
schule zum Studium der kirchlichen Kunst“ in No. 39 auch
die wohlverdiente eingehendere Besprechung widmeten. Wir
würden auf die ganze Angelegenheit nur geringen Werth ge-
legt haben, wenn nicht gerade die Empfindlichkeit des Hrn.
Verfassers, der auch für Werke, wie sein „Abriss“ eine ein-
geheude Würdigung zu beanspruchen scheint, uns von Neuem
überzeugt hätte, dass wir eine ganz zeitgemässe Anregung
gegeben haben. C. Hense, Baumeister.
Zur Kenntniss der Oder und ihres Flächengebietes. Von
C. Becker, Geh. Ober-Baureth a. D. Berlin 1S68. Unter
diesem Titel hat der Herr Verfasser, der uns schon durch ein
ähnliches vor mehren Jahren erschienenes Buch „Die Oder und
ihre Gebietsfläche“ bekannt ist, wiederum den ersten Abschnitt
eines, dem Anschein nach grösseren Werkes veröffentlicht,
welcher „über Stromregulirungen, insbesondere in Beziehung
auf die Reguliruug der Oder“ handelt.
Bei der grossen Seltenheit derartiger Werke in neuerer
Zeit muss uns diese Arbeit um so mehr interessiren, weil hier
von einem Fachmann den bisherigen Regulirungs-Methoden,
welche der Natur des Wassers zuwider sein sollen, jeder Nutzen
abgesprochen und ein völlig neues Verfahren in Vorschlag
gebracht wird. Es sei darum gestattet etwas näher auf die
Schrift einzugehen, obgleich freilich Referent das vorge-
sclilagene Verfahren im Grossen kaum für praktisch ausführ-
bar halten kann.
Im ersten Kapitel ist die Entstehung des Wasserbettes
zur Zeit des Diluviums und die fernere Fortbildung desselben
beschrieben nud aus den gewöhnlichen Erscheinungen bei
fliessendem Wasser umständlich erklärt. Die Betrachtung über
die Entstehung der vielen Unregelmässigkeiten der Strömuug
in Folge der Ablenkung des Wassers von dem natürlichen
graden Laufe durch das ihm feindliche träge Erdreich hätte
wohl, wie auch im ersten Werkchen, bedeutend kürzer ge-
fasst und manche der neuen , zuweilen ziemlich pikanten Zu-
thaten hätten fortgelassen werden können, ohne die Klarheit
und Anschaulichkeit im Mindesten zu beeinträchtigen.
Das zweite Kapitel behandelt die Vorgänge in den Strom-
betten. Es wird in demselben die allmäliche Erhöhung der-
selben und der Thalflächen, die Bildung der Alluvien an den
Flussmündungen in F'olge der Zuführung von Sinkstoffen von
den Anhöhen beschrieben und die Ursachen der immerwäh-
renden Veränderungen im Flussbett sowie die Enstehung der
störenden Unregelmässigkeiten in demselben ausführlich und
klar uachgewiesen.
Im dritten Kapitel geht dann der Herr Verfasser zu einer
Kritik der seitherigen Regulirung der Oder über. Nach einer
kurzen Schilderung des Zustandes der Oder im vorigen Jahr-
hundert folgt eine übersichtliche Beschreibung der Arbeiten,
die seit 1S‘20 zu ihrer Verbesserung vorgenommen wurden.
Mit Recht wird hierbei getadelt, dass viele Jahre hindurch
die Regulirungsbauten ohne vorhergegangene Vorarbeiten, ohne
Plan und Ziel, selbst ohne Kenntniss des Längengefälles, nur
nach bekannten allgemeinen Schablonen und nach den jedes-
maligen disponibeln Geldmitteln ausgeführt seien. Bis jetzt
sei fast ausschliesslich der Buhnenbau nach Eytelwein zur An-
wendung gekommen, aber dadurch zur Verbesserung der Schiff-
fahrt wenig oder gar nichts erreicht, da vor wie nach die
vielen Sandlager die Fahrt bei niedrigem Wasser unmöglich
machten und bei Mittelwasserständen erschwerten, während
die Bergfahrt bei Hochwasser bei dem starken Gefälle der
Oder auch kaum zu bewerkstelligen sei. Von den Buhnen
sei nie ein genügender Erfolg für die Schiffahrt zu erwarten,
welche auch bei niedrigen Wasserständen mit voller Ladung
fahren zu können verlangt, da sonst aus aller Regulirung kein
eigentlicher Gewinn zu ziehen sei; sie gäben vielmehr, als Hin-
derniss und Störung der natürlichen Bewegung des Wassers,
immer wieder Veranlassung zur Bildung neuer Unregelmässig-
keiten; sie seien selbst vielfachen Beschädigungen, ja nicht
selten gänzlicher Zerstörung ausgesetzt. Der Buhnenbau wäre
somit nur einer wiederholten Regulirung gleich zu stellen ;
selbst nach einer beinahe fünfzigjährigen Erfahrung wolle man
immer noch nicht merken, dass man eine Danaiden- Arbeit
verrichte, während sogar Göthe schon seinen Mephisto zu
Faust sprechen lasse:
„Du bist doch nur für uns besorgt
mit deinen Dämmen und den Buhnen,
denn du bereitest schon Neptunen,
dem Wasserteufel, grossen Schmaus.“
Der Buhnenbau sei zur Gewohnheit geworden, diese Gewohn-
heit habe Gleichgültigkeit erzeugt, man nehme auf die Natur
eines Stromes bei seiner Anwendung zu wenig Rücksicht, kurz
der Wasserbau -Schlendrian gehe ohne Rücksicht auf guten
oder schlechten Erfolg ruhig seinen alten Weg. Als beson-
dere Uebelstände werden dann noch angeführt, dass die Buhnen
öfter zu Eisstopfungen Veranlassung gäben, die Schiffahrt bei
Hochwasser gefährdeten etc., dass meistens während des Baues
eine Vermehrung der Kosten eintrete, weil die vermehrte
Strömung fast immer das Bett vor der unfertigen Buhne ver-
tiefe.
Aus diesen angeführten Gründen hält es der Herr Ver-
fasser an der Zeit, endlich den ganzen Buhnenbau aufzugeben,
und schlägt dann im vierten Kapitel ein neues Verfahren zur
Regulirung eines Stromes und zunächst für die fortzusetzende
Regulirung der Oder vor.
Den gewundenen Stromstrich hält er der natürlichen Be-
wegung des Wassers zuwider; zuerst müsse deshalb das Strom-
bett möglichst gerade gelegt, alle Kurven völlig weggeräumt
oder diese Krümmungen durchstochen werden; daun sei ein
dem fliessenden Wasser natürliches, von einer Kurve begrenztes
F'lussprolil herzustellen, welches an den Ufern durch nahe zu-
sammenliegende niedrige und allmälich nach der Stromrinne
auslaufende Buhnen vorbereitet werden soll. Die hinreichende
F'ahrtiefe in der Stromrinne selbst — auch für den kleinsten
Wasserstand — soll durch schneidende, tief in den Strombo-
den eingreifende Instrumente, die durch mit Dampfkraft be-
wegte F'ahrzeuge in der Richtung des Stromstrichs fortzuziehen
sind, hergestellt werden. Nach diesem „Aufpflügen des Stromes“
resp. nach dem Abtreiben des gelockerten Erdreichs nach
den Flussuferu bleibt dann nichts mehr zu thun, als dieser
F'lussrinne eine haltbare Befestigung und zugleich eine voll-
kommene Abflachung durch eine „kompakte Versteinung“ zu
geben, die eine feste Verbindung mit dem Erdreich im Bette
eiuzugehen geeignet ist. Hierfür werden scharfkantige Steine
im Gemenge mit Kies und allen Erdarten, die leicht zusam-
menbacken und im Wasser nicht zertheilt werden, als die ge-
eignetsten Materialien empfohlen, wobei die Anwendung der
gebrannten Kalksteine und der Mauerziegel nicht zu vergessen
sei. Die hohen Ufer sollen ausserdem nach der erwähnten
Kurve abgeflacht, die Wurzelstöcke ausgerodet und eine Gras-
narbe darauf erzeugt werden, jedoch seien Weidensträucher
fern zu halten!
Vorerst wird der Rath ertheilt, von nun an von den bis-
herigen hohen Buhnen an der Oder Abstand zu nehmen, und
zur Verhinderung der gänzlichen Verwilderung des Stromes
würde man dann nach und nach von selbst zu dieser neuen
Regulirungsmethode greifen. Der Herr Verfasser scheint am
Schlüsse selbst zu fühlen, dass derselben in der ersten Zeit
einige Schwierigkeiten in den Weg treten könnten und gewiss
wird der enormen Kosten wegen, die ein derartiges Verfahren
erfordert, von einer Anwendung desselben im Grossen wohl
noch lange nicht die Rede sein können.*)
Alle Details sind dann noch schliesslich nach dieser all-
gemeinen Betrachtung der Fortsetzung dieses Werkes bei der
unmittelbaren Beschreibung der Oder an passenden Stellen
Vorbehalten, wobei auch die Erklärungen über viele andere
Gegenstände, namentlich über Stromübergänge, Ablagen, Aus-
mündung der Seitenflüsse etc. gegeben werden sollen. J. Lz.
Personal - N achrichten.
Am 18. Januar haben das Bauführer-Examen bestanden:
Georg Nits che aus Neu -Haldensleben. — Carl Theodor
Gerard aus Brilon. — Berthold Schneider aus Magdeburg.
— Gustav Eduard Böttcher aus Zoppot bei Danzig.
•) Wie die Zeitungen in den letzten Tagen gemeldet haben, hat sich nach
einer Bespr- cliung aller Parteien des Preussischm Abgeordnetenhauses über die
R guüvung der Oder eine damit beauf ragte Deputation u dem Hrn. Handels-
minister begeben und von diesem die Zusicherung erhalten, dass dem Hause in
nächster Zeit eine umfassende Denkschrift über den Stand und den Plan der Strom-
reguliruugen zugehen solle. Man su he mit allen verfügbaren Mitteln auf die Be-
seitigung der Hindernisse, die der Schiffahrt en- gegenstehen, hinzuwirkeu.
Es durfte von höchst in Interesse sein, inwieweit hierbei auf die Vorschläge
des Hrn. Verfassers Rücksicht genommen wird. Wir werden n cht verfehlen nach
dem Erscheinen der Denkschrift davon nähere Mitteilung zu machen.
Offene Stellen.
1. Zur Ausführung eines Chaussee-Neubaus von Friedlanil nach
Alienburg und eines solchen von Neidenburg nach Willenberg, Re-
gierungs-Bezirk Königsberg , werden sofort zwei bei dergleichen
Bauten bereits beschäftigt gewesene Baumeister, gegen 2*/a Thlr.
tätlicher Diäten und monatlich 30 Thlr. Fuhrkosten-Entschädigung,
gesucht. Meldungen unter Beifügung von Attesten bei der König-
lichen Regierung zu Königsberg.
1. Ein Baumeister, der für Wasserbauten Interesse hat, wird
gegen 2 Thlr. Diäten gesucht. Meldungen beim Wasserbau - In-
spektor Well mann in Stralsund.
3. Ein Baumeister wird von der Fortifikation in Rendsburg
gesucht. Antritt zum 1. April 1868. Diäten 3 Thlr.
4. Im Centralbureau der Heppens- Oldenburger -Eisenbahn zu
Oldenburg ist für einen in Abrechnungen erfahrenen Baumeister
oder älteren Bauführer eine Stelle vakant. Mit sofortigem Dienst-
antritt, bei 2>/j resp. 1 */* Thlr. Diäten werden Zuzugskosten ge-
währt. Beschäftigungsdauer 5 bis 6 Monate.
5. Zum Neubau wie zum Weiterbau der projektirten Chaussee-
linie in der Tilsiter Niederung, wird ein Bauführer zum 15. April
1868 gesucht. Meldungen nimmt entgegen das Mitglied des Chaussee-
Bau-Comites Dressier in Linkuhnen.
Die in No. 3, alinea 6, ausgeschriebene Zeichner-Stelle ist besetzt.
Brief- und Fragekasten.
llrn. R. in N. bei Saarbrücken. Waschmaschinen nebst Zu-
behör für öffentliche Anstalten, wie Krankenhäuser, Schlaf häuser
etc. hat die Maschinenbauanstalt von Wühl er t hierselbst zur Zu-
friedenheit der Auftraggeber ausgeführt.
Behufs Ausführung einer vollständigen Waschhausanlage ein-
schliesslich der Röhrenleitung, können Sie auch mit einem Geschäft
für Wasseranlagen in Verbindung treten und empfehlen wir Ihnen
die Firmen Elsner & Stumpff hier, Joh. Haag in Augsburg
und Abi & Foensgen in Düsseldorf.
Wir machen Sie aber noch darauf aufmerksam, dass erfahrungs-
mässig sehr schmutzige Wäsche nur mit der Hand vollständig ge-
reinigt werden kann, dass also in dem Ihnen vorliegenden Falle
die Maschinenarbeit durch Handwäsche ergänzt werden muss.
Beiträge mit Dank erhalten von Hin. M. in Höxter; D. in
Berlin; F. in Sprottau.
Die Unterzeichnete Kommission bringt hierdurch zur Anzeige,
dass über die Konkurrenzpläne, welche für den im Norderkirchspiel
der Stadt Altona projektirten Kirchenbau eingegangen sind, die
Herren Baurath Hase in Hannover
Oberhof baurath Strack und
Professor Adler in Berlin
unter Beitritt der Kommissions - Mitglieder
Senator Knauer und
Kaufmunu Th. Reineke hierselbst
als Preisrichter fungiren werden. —
Ueber die Ertheilung der Preise wird baldmöglichst das Er-
forderliche veröffentlicht werden. —
Altona, den 17. Janaar 1868.
Die Kirchen - Kommission.
Itrue Uerliner t ci'binduii^balin.
Die Lieferung von
1400 Schachtruthen Kalkbausteinen
soll im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden, und
liegen die bezüglichen Bedingungen in unserem Bau-Bureau, Köp-
niekerstrasse 29 zur Einsicht offen; auch können daselbst Kopien
derselben gegen Erstattung der Kosten in Empfang genommen
werden.
Anerbietungen sind bis zu dem am
Montag, den 17. Februar d. J.
Vormittags 10 Uhr stattfindenden Submissions- Termine portofrei
an uns einzusenden.
Berlin, den 11. Januar 1868.
Königliche Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn.
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geübt und selbstständig mehre Bauten geleitet hat, wünscht eine
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Ein junger Maurer, seit längerer Zeit bei einem Zimmermeister
arbeitend, im Zeichnen, Veranschlagen, sowie in der Buchführung
erfahren, sucht zum 1. Februar Stellung. Adr. sub A. S. in der
Expedition dieser Zeitung.
Ein junger Mann, Maurer, der mit den Bureauarbeiten eines
Maurermeisters vertraut und in letzter Zeit im Comtoir eines Bau-
inspektors arbeitet, auch im Praktischem Kenntnisse aufzuweisen
hat, sucht unter bescheidenen Ansprüchen zum 1. April wieder eine
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25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 31. Januar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber Steinbaumaterialien am Mittelrhein. — Zur
Stellung der Banbeamten in den neuen Provinzen Preussens. —
Asphalt als Brückenbelag. — Feuilleton: Architektonische Skiz-
zen von Philalethes Bleifeder. II. — Mittheilungen aus Verei-
nen: Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover — Archi-
tekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes: Berichtigung, betr.
die Verwendung von Bau - Technikern bei den Staats -Eisenbahn-
bauten in Ostpreussen. — Lübke’s „Abriss der Geschichte der Bau-
stile“. — Konkurrenzen: Kirche zu Altona. — Personal-
Nachrichten etc.
Vorläufige Anzeige.
Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure wird in diesem Jahre vom 1. bis 4. September
in Hamburg stattfinden. Hamburg 1868.
Das Lokalkomite. F. Geo. Stammann, Vorsitzender.
lieber Stein -Baumaterialien aiu Mittclrhein.
(Fortsetzung.)
Dem Wesen und der Benutzungsweise nach steht der
Buntsandstein dem Kohlensandstein sehr nahe. Früher
wurde am Rhein bis St. Goar abwärts viel rother Sand-
stein derselben Formation verwendet, er kam indess
stromabwärts aus den oberrheinischen Brüchen, welche
von jeher die schönsten Bausteine in reichster Auswahl
darhoten. — Im mittleren Rheingehiete liefert nur die
Moselgegend in der Nähe von Trier einen bunten Sand-
stein, welcher weitere Verwendung findet. Es ist dies
namentlich der sehr geschätzte graugelbliche Sandstein
von Udelfangen, ferner der hellrothe, aber etwas weniger
feste Sandstein von Zemm. Der M usch elk alk von Trier
ist als Brennkalk sehr geschätzt und wird weithin strom-
abwärts verfahren; er hat viel Aehnlichkeit mit dem Rii-
dersdorfer Kalkstein und findet gleiche Verwendung, doch
ist der daraus gelöschte Kalk etwas magerer.
Unter den Gesteinen der Braunkohlenperiode sind
einige Sandsteine zu nennen, welche dem äusseren An-
sehen nach Aehnlichkeit mit den Grauwacken-Sandsteinen
haben, aber nur wenig technische Verwendung finden;
ferner ein weisser feuerfester Thon, welcher sich besonders
unterhalb Coblenz am rechten Rheinufer vorfindet und
sehr geschätzt, auch weithin verfahren wird, endlich der
weiche, als Brennkalk weniger geachtete Süss wasser kalk
im Mainzer Becken.
Man n ich fal tiger gestaltet sich die Uebersicht der Bau-
materialien des Rheinlandes durch die plutonischen und
vulkanischen Gesteine. — Porphyre, Grünsteine und Me-
laphyre haben meist nur Bedeutung als Chaussee- und
Pflastersteine, es soll ihrer hier indess nur vorübergehend
Erwähnung geschehen, während die jüngeren Eruptiv-
gesteine etwas ausführlicher zu besprechen sind.
Von diesen ist zunächst der Trachyt ein für die
Bautechnik besonders wichtiges Gestein. Derselbe bildet
die Hauptmasse des Siebengebirges, ausserdem kommt er
noch in einzelnen Kuppen der Eifel und des Westerwal-
des vor. Im Siebengebirge unterscheidet man zwei Haupt-
Varietäten des I rachyts, die nach den bekanntesten Brüchen
Drachenfelser und Wolkenburger Trachyt genannt
werden, ohne dass ihr Vorkommen jedoch auf diese bei-
den Fundstellen beschränkt wäre. Die beiden Varietäten
sind sowohl mineralogisch als in Betreff der technischen
Verwendung verschieden. In mineralogischer Beziehung
ist zu bemerken, dass der Drachenfelser Trachyt in einer
dichten, feldspathigen Grundmasse grössere Krystalle von
Oligoklas und von Sanidin (glasigem Feldspath) enthält,
während im Wolkenburger Trachyt nur Krystalle von Oli-
goklas Vorkommen.
Der Trachyt, welcher am Drachenfels selbst bricht,
ist besonders dadurch in weiteren Kreisen bekannt gewor-
den, dass er früher als Baustein des Kölner Domes ver-
wandt wurde. Die Sanidinkrystalle in demselben sind
ausserordentlich gross, zahlreich und mit vielen feinen
Rissen versehen ; sie verwittern sehr schnell und lassen
dann Höhlungen im Stein zurück, in denen sich Wasser
sammelt, welches gefriert und den Stein auseinandertreibt.
Es bleibt unbegreiflich, wie man diesen Stein, dessen Män-
gel bereits in den ersten Jahrzehnten erkannt werden
mussten, Jahrhunderte lang zu einem so bedeutenden Mo-
numente verwenden konnte. In neuerer Zeit ist man bei
Verwendung dieses Steines sehr vorsichtig geworden; die
Brüche am Drachenfels sind jetzt ganz geschlossen. In-
dessen ist das Vorkommen der Sanidinkrystalle an sich
nicht so gefährlich, wie es hiernach scheinen möchte, dies
beweist der Trachyt von Berkum, welcher am linken Rhein-
ufer, seitwärts von Rolandseck, gebrochen wird. Dieser
Trachyt gehört seiner mineralogischen Beschaffenheit nach
zu der Varietät des Drachenfelser Trachyts, aber die Sa-
nidinkrystalle darin sind sehr klein und fest; der Stein ist
der Verwitterung sehr viel weniger ausgesetzt und findet
sehr ausgedehnte Verwendung.
Im Allgemeinen härter und deshalb zu mancher Ver-
wendung geeigneter ist der Wolkenburger Trachyt.
Derselbe lässt sich sehr gut zu architektonischen Gliede-
rungen und Skulpturen verwenden, liefert dabei aber auch
brauchbare Pflastersteine und verwittert äusserst langsam.
— Die Brüche an der Wolkenburg zeigen das Gestein in
unregelmässig säulenförmiger Absonderung bei sehr be-
deutenden Dimensionen, so dass sich Monolithen von 40'
und grösserer Länge daraus hersteilen lassen. Die Farbe
ist ein schönes, ziemlich dunkles Blaugrau, welches im
Sonnenlichte etwas ausbleicht. Besonders dadurch unter-
scheidet er sich vom Drachenfelser Trachyt, welchem ein
sehr helles, gelbliches Grau eigen ist. — Fester nocl
aber in weniger grossen Stücken darstellbar ist der Trachyt
vom Stenzeiberge, eine Abänderung des Wolkenburger
Trachyts. Er ist von etwas hellerer Farbe, mit vielen
kleinen zackigen, scharfkantigen Höhlungen versehen, leicht
sprengbar und klingend, ein vorzüglich harter, der Ver-
witterung kräftig widerstehender Stein.
Der Trachyt wird am Niederrhein vielfach als Hau-
stein benutzt und es wäre sehr wünschenswert!!, denselben
38
auch in weiteren Kreisen zur Anwendung zu bringen,
wenn der Transport ihn nicht zu sehr vertheuert. — Die
Gewinnung des Steines im Bruche geschieht meist der-
artig, dass die aufstehenden Säulen unterschossen und ge-
stürzt werden, wobei die Massen zerschellen und viel sonst
nutzbares Material verloren geht; der Abraum ist daher
auch viel bedeutender, als in Steinbrüchen, in denen das
Material hauptsächlich durch Abschroten gewonnen wird.
An die Trachyte schliessen sich die phonolithar-
tigen Gesteine an, welche, meist als dunkle, rauhe Massen,
an einzelnen Stellen auftreten und in ähnlicher Weise
nutzbar gemacht werden, wie der Trachyt. Hierher ge-
hört namentlich der als sehr harter und widerstandsfähiger
Baustein sehr geschätzte Stein vom Perlenkopf im Brohl-
thale und der Stein aus den Brüchen der dicht dabei ge-
legenen Hannebacher Ley, welcher der weiter unten be-
sprochenen Lava sehr ähnlich, wegen seiner porösen Tex-
tur und bedeutenden Härte niemals glatt abgeschliffene
Oberflächen erhält, sich daher vorzugsweise zu Treppen-
stufen und Trottoirplatten eignet.
Der Basalt findet sich an vielen Punkten, meist in
abgesonderten Kuppen und gewöhnlich in schöner, regel-
mässig säulenförmiger Absonderung. Seine Benutzung als
einer der vorzüglichsten Chausseesteine ist bekannt. Als
solcher und als Pflasterstein wird er viel nach den unte-
ren Rheingegenden verschifft; die nachtheilige Eigenschaft
desselben, dass seine Oberflächen sich sehr glatt abschlei-
fen, lässt ihn, trotz seiner Härte zu der letzteren Ver-
wendung jedoch weniger geeignet erscheinen. Dagegen
ist er für Ufermauern ein ganz vorzügliches Material, weil
seine Polygonseiten ein dichtes Ineinanderfügen gestatten
und die langen prismatischen Stücke durch die ganze
Dicke des Mauerwerks greifend, der Konstruktion grosse
Widerstandsfähigkeit verleihen. (Schluss folgt.)
Zur Stellung der Kaiibeamten in den neueu Provinzen
Preussens.
Von einem Fachgenossen im Regierungsbezirk Kassel,
dem Sektions-Ingenieur Ilrn. F. Koppen in Flieden,
erhielten wir nachfolgendes Schreiben:
„Verehrliche Redaktion der deutschen Bauzeitung!
Das Ziel Ihres Strebens ist dahin gerichtet, die Interessen
aller deutschen Bautechniker zu vertreten und ihnen
einen Vereinigungspunkt zu bieten. Hierauf gestützt
glaube ich, dass es auch für Sie von Interesse sein wird,
besonders da die Organisation des Bauwesens in Deutsch-
land und der Ausbildungsgang der deutschen Bautechniker
bereits in Ihrem Wochenblatt besprochen ist, wenn ich
Ihnen mittheile, dass unterm 12. Oktober v. J. die
sämmtlichen noch nicht angestellten Baubeamten des vor-
maligen Kurfürstenthums Hessen von Königlicher Regie-
FEUILLETON.
Architektonische Skizzen
von Philalethes Bleifeder.
II. Noch ein persönliches Wort. Auf dem Motiv -Weihnachtsfeste.
Wenn ich nicht durch eine leidliche Illusionslosigkeit
gefeit wäre gegen die kleinen Unbilden des Tages, ich
könnte wahrlich stutzig geworden sein über den vollen
Platzregen von Hohn, der sich gerade aus den diesem
Blatte zunächst liegenden Sphären über mein armes Haupt
ergossen hat, nachdem ich kaum den ersten Fuss ins Freie
gesetzt hatte. Von den Muthmaassungen über meine Per-
son und den liebenswürdigen Erörterungen, die sich daran
knüpften, gar nicht zu reden, hat man selbst in sonst
wohlwollenden Kreisen ein Aergerniss daran genommen,
in einem ernsten technischen Blatte solche Fastnachtsscherze
zu finden, wie mein erstes Feuilleton gewesen sein soll,
solch Wortgeklingel ohne thatsäehlichen Inhalt, das seiner
Form nach allenfalls in eine „Motivzeitung“ gepasst hätte,
nimmermehr aber in eine Deutsche Bauzeitung!
Aber ich hatte es auch kaum anders gehofft. Es
müsste ja seltsam zugegangen sein, wenn die eigenthüm-
lichen Verhältnisse unseres Faches im Vaterlande ganz
rung zu Kassel veranlasst wurden, ein Curriculum Vitae
mit den Nachweisen über Schul- und technische Ausbil-
dung, sowie über die abgelegten Examina dem König-
lichen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten einzureichen. Es wurde den betreffenden Be-
amten hierbei mitgetheilt, dass eine Erörterung über die
ihnen nach ihrer wissenschaftlichen Vorbildung, ihren
technischen Studien und ihren praktischen Leistungen
beiwohnende Qualifikation zu einer, dem Interesse des
Dienstes förderlichen Amtsverwaltung eintreten müsse,
und eventuell ihnen besonders werde vorgezeichnet
werden, was sie noch nachzuholen hätten, um ein Quali-
fikationsattest als Baumeister zu erhalten. —
Auf eingereichte Gesuche wurde von Sr. Exzellenz
dem Herrn Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten hierauf mehren der älteren Beamten eröffnet,
dass in Rücksicht auf die nachgewiesene langjährige
Praxis ihre Qualifikation zur Verwaltung einer Kreisbau-
meister-Stelle im Allgemeinen als dargethan anerkannt
werden solle und ihnen überlassen bleibe, bei eintretenden
Vakanzen bei derjenigen Königlichen Regierung, innerhalb
deren Verwaltungsbezirk sie eine Anstellung wünschen,
Behufs Mitberücksichtigung bei den wegen der Wieder-
besetzung zu machenden Vorschlägen, sich zu melden. —
Nach Mittheilung in Ihrem Wochenblatt Nr. 7,
Jahrgang I, kommt der geprüfte Baumeister in den acht
älteren Provinzen des preussischen Staates nach der
Reihe seiner Anciennetät zur Anstellung, es ist dem-
nach eine spezielle Kenntniss der vakanten Stellen im
Staatsdienst — wie bisher auch im vormaligen Kurfürsten-
thum Hessen — nicht erforderlich gewesen, indem auch
ohne Meldung bei der Königlichen Regierung die An-
stellung erfolgte.
Für die mit den Verhältnissen des preussischen Bau-
wesens noch nicht völlig vertrauten vorherigen kurhessi-
schen Baubeamten muss daher ein Bescheid folgender
Fragen erwünscht sein, und erlaube ich mir diese Ihnen
ergebenst vorzulegen :
1. Ist der frühere kurhessische Baubeamte durch die Er-
haltung des Qualifikationsattestes dem Königlichen
Baumeister gleich gestellt und genügt ein solches
Attest ohne Be.stimmnng der Anciennetät den Kö-
niglichen Regierungen zu Vorschlägen zur Anstellung?
2. Werden die vakanten Lokal- Baubeamtenstellen incl.
Eisenbahn - Baumeisterstellen in einem Amtsblatt be-
kannt gemacht, wodurch den Beamten Gelegenheit
geboten wird, sich bei den Königlichen Regierungen
oder Eisenbahn- Direktionen zu melden?
Sollte Letzteres nicht der Fall sein, so möchte im
Interesse der Fachgenossen es erwünscht sein und diese
zu Dank verpflichten, wenn auch diese Vakanzen in
Ihrem Wochenblatt veröffentlicht würden.“
ohne Einfluss auf die Personen geblieben sein sollten.
Was kann man erwarten, wo nicht in freier Arbeit ideale
Ziele in Kunst, Wissenschaft und Technik erstrebt wer-
den, sondern wo der geistige Werth nach „Points“ be-
rechnet und in Rangklassen einregistrirt wird.
Ein Bischen Wissenschaft, ein Bischen Kunst, ein
Bischen Technik, von dem einen wohl etwas mehr, als
von dem anderen, ein Examen mit vielen Points — und
wen es ekelt, diese Komödie mitzuspielen , er wird mit
Steinen geworfen! Wo sollte da harmlose Fröhlichkeit,
wie ideale Empfindung Raum finden!
Doch ich würde zu hart sein, wenn ich mit diesen
düsteren Farben, die doch nur in sehr vereinzelten Fällen
zur vollen Geltung kommen, in den meisten jedoch nur
als leichter Hauch zu spüren sind, weiter malen wollte.
Noch giebt es zum Glück auch hier der Genossen genug,
die auf einem anderen Standpunkte stehen, die ein Atlimen
im fröhlichen Lichte, das über alle, die ein Auge für die
Schönheit und ein Herz für die Freiheit haben, seinen
Sonnenschein ergiesst, nicht für verächtlich halten, die
einen Streifzug in das heitere Land der Poesie nicht ver-
fehmen. Und draussen allüberall im deutschen Vaterlande,
wo der Druck armseliger Verhältnisse die Gemüther nicht
befängt, giebt es deren sicher noch mehre.
39
Wir beschränken uns vorläufig auf eine einfache
Mittheilung des Sachverhaltes, da es von Interesse sein
dürfte zunächst zu erfahren, ob auch in den übrigen
annektirten Provinzen ein gleiches Verfahren eingeschlagen
worden ist.
Was die speziell an uns gerichteten Fragen anbe-
trifft, so wollen wir Folgendes dazu bemerken:
ad 1. Der erste Theil der Frage ist bereits durch
das Ministerium bejaht worden; wie die Anciennetätsver-
hältnisse der zur Anstellung als Kreisbaumeister für
qualifizirt erachteten Techniker aufgefasst werden sollen,
dürfte gleichfalls nur durch direkte Anfrage bei der
höchsten Behörde festgestellt werden können. Die An-
ciennetät als Baumeister ist übrigens in Preussen nur im
Allgemeinen und mit einem gewissen Spielraum maass-
gebend für die erste Anstellung, denn sonst würde diese
ohne Weiteres direkt von der Zentralstelle verfügt werden,
während es gegenwärtig zunächst den Regierungen über-
lassen zu bleiben pflegt, Persönlichkeiten, die sie zur
Besetzung einzelner Stellen für besonders geeignet halten,
dafür in Vorschlag zu bringen.
ad 2. Soviel wir wissen, erfolgt eine solche Bekannt-
machung der eingetretenen Vakanzen nur indirekt durch
die offizielle „Zeitschrift für Bauwesen“, in welcher die
eingetretenen Todesfälle, Pensionirungen etc. publizirt
werden, freilich meist so spät, dass gleichzeitig auch
schon die Wiederbesetzung der Stellen gemeldet werden
kann. Ob es möglich sein wird, uns für diese Personal-
Nachrichten selbstständige amtliche Quellen zu eröffnen,
vermögen wir noch nicht zu entscheiden. Einstweilen
aber können wir den betreffenden hessischen Fachge-
nossen nur rathen, ihre Meldungeu so abzufassen, dass sie
sich nicht für eine bestimmte Vakanz melden, sondern für
eventuelle Vakanzen zur Disposition stellen. Dies
könnte, wenn die Stempelkosten nicht gescheut werden,
ja gleichzeitig bei mehren Behörden erfolgen.
Asphalt als Ilrückeu-ltclag.
Im Anschlüsse an die in No. 1 der Deutschen Bauzeitung,
Seite 5, enthaltene Notiz über die Verwendung von Asphalt
zu Fahrstrassen in Paris kann ich hinzufügen, dass ich wie-
derholt Gelegenheit gehabt habe, mich von der Güte und
Dauerhaftigkeit eines solchen Asphalt- Pflasters — allerdings
vorzugsweise nur in Städten des südlichen Frankreichs — zu
überzeugen. In Marseille hatte ich Gelegenheit die Anfer-
tigung eines solchen Asphalt- Pflasters auf einer Brücke zu
sehen, auf welcher das Kopfsteinpflaster durch den überaus
lebhaften Verkehr zu schnell ruinirt wurde.
Es wurde hier erdartiger natürlicher Asphalt aus Seyssel
(an der Eisenbahn von Genf nach Lyon, nahe der savoyschen
Grenze gelegen) benutzt, der eine braune Farbe zeigt, und
— wie fette Erde — in bald grösseren bald kleineren Klumpen
zusammengeballt ist. Diese Masse wurde vor der Verwendung
in eisernen Oefen erst geröstet, und zwar waren hier drei
solcher Oefen aufgestellt. Diese Oefen, die ca. 6' lang sind
und ca. 2' Durchmesser haben,
bestehen aus 2 ganz isolirten
Theilen: der untere Theil ent-
hält die Feuerung, die so ein-
gerichtet ist, dass die Flamme
unterder muldenförmigen Decke
fortstreicht; der obere Theil da-
gegen besteht aus einem halben
Zylinder, der auf jeder Lang-
seite 2 in Charnieren hängende
Thüren zeigt, und einfach auf den untern Theil aufgesetzt
wird. Der erdartige Asphalt wird nun in einer ganz dünnen
Schicht auf der Mulde ausgebreitet und dann in dem ge-
schlossenen Ofen stark erhitzt, jedoch nicht geschmolzen. Um
hierbei das Material gleichmässig zu erwärmen, muss es im
Ofen mehrmals umgeschaufelt und mit hölzernen Hämmern
zerkleinert werden; die fremdartigen Bestandtheile, als: Steine,
Wurzeln etc. werden dabei entfernt, und kann diese Reini-
gung des Asphaltes um so sorgfältiger geschehen, je dünner
die in den Ofen eingebrachte Schicht ist.
Ist das ganze im Ofen aufgegebene Material dann gleich-
mässig durchgewärmt und dem Schmelzen nahe
gebracht, so wird es sofort aus dem Ofen auf
das trockne (hier einfach aus Steinschlag und
Kies gebildete) Bett aufgeschüttet und nun zu-
erst am Rande des Bettes mit langen, stark er-
hitzten eisernen prismatischen Stampfen von etwa
9" Länge und 4Q// Querschnitt festgeschlagen,
so dass ein möglichst inniger Anschluss der neuen
Schüttung an den umschliessenden Rand erreicht
wird. Das von diesem festgestampften Asphalt-
Rahmen umschlossene, in der Mitte aber noch
locker liegende Material wurde nun ebenfalls mit
stark erhitzten eisernen, jedoch runden Stampfen
fest und glatt geschlagen, und dann endlich die
ganze noch heisse Masse von knieenden Arbeitern
mit hölzernen Hobeln geglättet und vollständig
polirt (die Arbeiter sind hierbei durch dicke Le-
derscheiben, die mit starken Filzplatten ausgefüttert
sind, gegen die Hitze einigermaassen geschützt).
Das fertige Stück wird dann sofort mit feinem,
sorgfältig getrocknetem und gesiebtem Sande be-
streut und mit einer leichten Handwalze mehr-
mals abee walzt.
Das so gefertigte Pflaster
war sehr weich und elastisch,
und wurde auch hier schon
nach wenigen Stunden dem Ver-
kehre übergeben. Die über-
mässig grosse Frequenz auf der
Brücke mochte wohl Veranlas-
sung zu einer etwas übereilten Ausführung des Pflasters ge-
geben haben, denn schon nach wenigen Tagen mussten kleine,
fehlerhaft angefertigte Stellen einer Ausbesserung unterworfen
werden, die indessen ebenfalls ohne wesentliche Betriebsstörung
auf der Brücke erfolgen konnte. — G. Dulk.
Drum will ich guten Muthes bleiben und mich des
Werkes nicht verdriessen hissen; für sie will ich schreiben
und nur zu ihnen reden. Und wem es nicht passt mein
Geschreibsel zu lesen — er möge es überschlagen und
denken, es wäre Griechisch!
Für eine Motivzeitung hätte ich schreiben sollen?
Nun, es ist ja gelungen in die Motivzeitung des diesmali-
gen We i h n achtsfestes zum Mindesten ein recht hübsches
Zerrbild von mir zu bringen, und da auch ein gutes
Tröpfchen Gift darunter war, so wird es seinen Zweck
wohl nicht verfehlt haben. Ich vermelde pflichtschuldigst
den Empfang und danke bestens für den schätzenswerthen
Beitrag zu meinen Charakterstudien.
Doch ich wollte diesen kleinen persönlichen Stachel
recht gern verschmerzen , wenn ich nur sonst mehr des
Erfreulichen von diesem Feste zu sagen hätte, über das
ich mir vornahm, meinen Lesern zu berichten. Leider
war der Gesammteindruck des diesmaligen Motiv -Weih-
nachtsfestes, das sonst stets einen Glanzpunkt im Leben
der Architekten Berlins gebildet und weithin einen stolzen
Ruf erlangt hat, kein guter, und um so mehr ist dies zu be-
dauern, als der Zuspruch von Gästen, die nunmehr ein ungüns-
tiges und unrichtiges Bild von unserer architektonischen
Jugend erhalten haben, ein ganz aussergewöhnlicher war.
Es mögen an 700 Personen gewesen sein, die sich
in dem glänzenden neuen Festsaale des Konzerthauses,
der zu der Feier gewählt worden war, versammelten, un-
ter ihnen namentlich sehr viele Fachgenossen von ausser-
halb, aber auch viele Gäste aus anderen Berufsklassen,
während das Fest früher meist nur eine Anzahl von höch-
stens 300, das vorjährige zum ersten Male von 450 Theil-
nehmern gefunden hatte. Mit einer solchen Steigerung
des Besuchs steigern sich selbstverständlich auch die An-
sprüche. Doch leider scheint hier die so oft erprobte Er-
fahrung sich zu wiederholen, dass Leistungen, die unter
kleineren Verhältnissen trefflich waren, sich abschwächen
und alle Wirkuug verfehlen, sobald sie in grössere Kreise
verpflanzt werden. Mag sofort der wundeste Punkt er-
wähnt werden, unter dem das diesmalige Weihnachtsfest
zu leiden hatte, und der ihm ebenso für die Folge ge-
fährlich werden wird. Um eine grosse Anzahl so ver-
schiedenartiger Festgenossen zu unterhalten, müssen auch
grossartigere Mittel in Szene gesetzt, es müssen vielseitige,
allgemein verständliche Beziehungen herangezogen werden
und kleine persönliche Anspielungen, die nur gewissen
Kreisen geläufig sind, genügen nicht mehr. Freilich eine
fast unmögliche Aufgabe für junge Studirende, von denen ein
weiter Gesichtskreis wohl schwerlich verlangt werden kann!
40
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hannover. —
Die ordentliche Versammlung am 15. Januar wurde mit der
Neuwahl des Vorstandes begonnen. Gewählt wurden, zum
Theil mit grosser Majorität, zum Präsidenten: Herr Wegbau-
rath Bockeiberg, zum Vizepräsidenten: Herr Baurath Hase,
zum ersten Sekretair: Herr Baurath von Kaven, zum zwei-
ten Sekretair: Herr Baurath Jerke, zum ersten Redakteur:
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Köpke, zum zweiten Redakteur:
Herr Landbau-Inspektor Heldberg, zum Bibliothekar: Herr
Maschineninspektor Grove, zum Rechnungs- und Kassenführer :
Herr Baurath Hagen. Es wurden dann 14 neue Mitglieder
in den Verein aufgenommeu und die Wahl der Rechnungs-
revisoren vorgenommen.
Herr Heusinger von Waldegg erläuterte sodann unter
Vorzeigung eines verständlichen Modells die zweckmässige
Einrichtung der Schlafkoupees in den Eisenbahnwagen der
französischen Ostbahn, welche darin besteht, dass durch Nie-
derlegen der Rückwand der Endkoupees nach vorne und Vor-
schieben des gegenüber befindlichen Sitzes das Bettlager ge-
bildet wird; am Fussende desselben bleibt ein Raum als
Gang frei.
Herr Ingenieur Kümmel wünscht, dass die Tagesordnung
der Versammlung vorher in weiteren Kreisen als bisher be-
kannt gemacht werde.
Aus dem von Herrn von Kaven sodann in Gegenwart
cingeladener hoher Gäste, unter denen auch der Ober -Präsi-
dent Otto Graf zu S tollberg- Wernigerode sich befand, ver-
lesenen Geschäftsberichte entnehmen wir, dass der Verein
gegenwärtig 5G9 Mitglieder, gegen 551 zu Anfang des vorigen
Jahres, zählt, dass die Zeitschrift des Vereins in 1000 Exem-
plaren aufgelegt wird, die Bibliothek 3500 Bände enthält,
48 technische Zeitschriften gehalten und von diesen 35 im
Austausche gegen die Zeitschrift des Vereins gewonnen werden.
Dankbar wird sodann der Unterstützung gedacht, welche dem
Vereine, wie in früheren Jahren, auch im verflossenen, durch
die königliche Regierung zu Theil geworden ist, und die Hoff-
nung ausgesprochen, dass dieselbe auch fernerhin dem Vereine
ihr Wohlwollen nicht entziehen werde.
Nach Verlesen der eingegangenen Geschäftssachen giebt
Herr Rühlmann sodann einen Nekrolog des kürzlich ver-
storbenen, durch seine Schriften und in seiner Stellung als
Kommandant der polytechnischen Schule in Paris rühmlichst
bekannten Ingenieur-Generals Poncelet, Ehrenmitgliedes des
Vereins.
Herr Köhler spricht sodann über einen Besuch in der
Ecole des beaux Arts in Paris, der hohen Schule der Architek-
ten, Maler und Bildhauer, welche zu allen Zeiten auf die fran-
zösischen Kunstleistungen einen grossen Einfluss ausgeübt
habe*). Auf der Weltausstellung in Paris habe Jeder er-
kennen können, dass Frankreich namentlich auf dem Gebiete
der Kunstindustrie den ersten Rang vor allen anderen Natio-
nen eingenommen habe. Es müsse dies zunächst allerdings
wohl durch die grössere Zentralisation Frankreichs in Paris
*) lieber den architektonischen Unterricht in Frankreich wird
unser Blatt in nächster Zeit eine grössere selbstständige Mitthei-
lung bringen. (D. Red.)
erklärt werden; die glänzenden Hofhaltungen der Könige hät-
ten ebenfalls in ausgedehntem Maasse die Kunstleistungen ge-
fördert und dieselben auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit
gehoben. Von den betreffenden Lehranstalten jedoch habe die
Ecole des beaux Arts dabei die grössten Verdienste. In der
durch Zeichnung erläuterten Beschreibung des Gebäudes in
Paris werden die Säle hervorgehoben, in welchen die Arbei-
ten der Schüler, die den grossen Preis errungen , d. h. die
französische Akademie iu Rom besucht haben, ausgestellt sind.
Alljährlich sind dies 2 Architekten, 2 Maler, 2 Bildhauer.
Sie werden anf’s Beste ausgerüstet nach Rom gesandt und
haben in der schön gelegenen Villa Medicis 2 Jahre lang un-
ter den günstigsten Verhältnissen dem Studium der Kunst
obzuliegen. Ein drittes Jahr kann von ihnen zum Reisen
verwendet werden, zu welchem Zwecke Unterstützungen im
reichsten Maasse gewährt werden. Die zurückkehrenden
Künstler, welche in diesen 3 Jahren zum Theil Erstaunliches
an Aufnahmen und Nachbildungen von Kunstwerken geleistet
haben, kehren als allgemein angesehene Künstler zurück und
werden nun bei den grösseren Aufträgen vom Staate sowohl wie
von Privaten vor Allem berücksichtigt. Die Akademie des
beaux Arts, welche die Entscheidung über die Vertheilung der
grossen Preise alljährlich abzugeben hat, bildet eine Klasse
des Institut de France, deren Mitglied zu sein eine der höch-
sten Ehren ist. Die Preisvertheilung selbst geschieht in dem
schönen, halbrund und amphitheatralisch angeordneten Saale,
in welchem in dem berühmten Bilde von Paul Delaroche
in einer Gruppe von 75 über lebensgross gemalten Figuren
die grossen Künstler aller Zeiten und Völker dargestellt sind,
geschaart um die in der Mitte auf erhabenem Throne darge-
stellten Repräsentanten der drei Künste, die grossen Meister
Phidias, Iktinos und Apelles. Vier Frauengestalten vor
dem Throne stellen die Griechische, Römische, Gothische und
Renaissance-Kunst vor, welche Kunstrichtungen durch Reprä-
sentanten, im Halbkreis gruppirt, vertreten sind. Ein grosser
trefflicher Kupferstich von diesem Gemälde, von Dupont, war
im Vereinslokale ausgestellt.
Der Ausbildungsgang der Architekten der Ecole ist der,
dass die Schüler im ersten Jahre nach Details zu zeichnen,
im zweiten Jahre Gebäude von höherem künstlerischem Werthe
aufzunehmen und die Projekte zur Rekonstruktion oder zur
Restauration derselben zu bearbeiten haben, im dritten Jahre
dann erst Aufgaben zum eignen Schaffen und Projektiren er-
halten. Bis zum 30. Lebensjahre ist das Streben der Schüler
dabei mit aller Energie und dem grössten Fleisse darauf ge-
richtet, den grossen Preis zu erringen. Von den in der Schule
gehaltenen Vorträgen sind nur einige obligatorisch. Die Pro-
1 fessoren ergänzten sich, wie die Mitglieder des Institut de
France bis vor einigen Jahren durch eigne Wahl. Neuer-
dings jedoch werden die Mitglieder der Akademie durch Mi-
nisterialdekret von der Regierung ernannt und zwar auf An-
trieb der Repräsentanten anderer Kunstrichtungen, insbesondere
wohl Viollet-le-Duc’s, welche neben der antiken Kunst auch
die mittelalterliche vertreten wissen wollten. Die Akademie
habe unter Hinweis auf die von ihr erzielten ausserordentlich
guten Erfolge im Sinne der von ihr verfolgten Richtung lange
und energisch dagegen protestirt und die Ergänzung der Zahl
ihrer Mitglieder als ein ihr allein zustehendes Recht in An-
Leider kam noch hinzu, dass die Vorbereitungen
diesmal anscheinend in einen sehr engen und ungenügen-
den Zeitraum hatten zusammengedrängt werden müssen ;
auch zeigte sich eine gegen frühere Feste beispiellose Ideen-
armuth. Derselbe mühsam herbeigezogene Stoß musste
zum Theil nicht weniger als drei bis vier Mal herhalten. —
Zudem war die Form, in welcher dieser Stoß' verarbeitet
worden war, eine durchaus einseitige, fast ausschliesslich
die so bequeme Parodie und Karrikatur, denen ich ihr
gutes Recht zwar keineswegs bestreiten will, die aber
doch gar dürftig wirken, wenn nicht ein Hauch poetischer,
schöpferischer Kraft sie durchweht und ihnen selbststän-
dige freie Leistungen zur Seite stellt.
Hiermit steht ferner im engsten Zusammenhänge ein
trauriger Mangel an ästhetischem Maass. Die Spässe auf
früheren Festen sind zwar auch nicht immer die feinsten
gewesen und wirklich feine Scherze gehören wohl kaum
vor eine lebhafte Tischgesellschaft, aber es giebt doch
eine gewisse Grenze, unter welche man niemals hinunter-
gehen sollte, namentlich dann nicht, wenn so gar keine
idealen Elemente die Possen ergänzen und verklären.
Letztere aber fehlten diesmal nicht nur vollständig, im
Gegentheil, es war genug dafür geschehen, die Ideale
Anderer in den Schmutz zu ziehen und mit Füssen zu
treten. So gab es einen grellen Missklang als der
Sprecher der Ehrengäste in vortrefflicher, poetisch
empfundener Rede die Beziehungen zwischen Lehrern
und Schülern der Bauakademie hervorhob und das schöne
Verhältniss pries, in welchem Jeder von Beiden sein
Bestes gebe. Denn gerade der Lehrer, dessen Verdienste
um die gegenwärtige Generation der akademischen Jugend
wohl am Wenigsten geleugnet werden können, war an
diesem Abende auf das Empfindlichste gekränkt worden.
Man hatte das Bauwerk, in dem er — mag man darüber
urtheilen wie man will — doch immer das Beste seiner
Kunst und seines Lebens mit redlichem Streben niederge-
legt hat und das daher jedenfalls seinem Herzen lieb und
heilig sein muss, in einer Weise verhöhnt, die dem
Herzen seiner Schüler nicht eben viel Ehre macht. —
Doch es mag freilich ein seltsamer Einfall von mir sein,
heutigen Tages auch gar noch Herzen zu verlangen! —
Ueber den Verlauf des Festes im Einzelnen zu be-
richten wäre unter solchen Umständen eben keine sehr
dankbare Aufgabe und gern leiste ich Verzicht darauf.
Die Festzeitung lehnte sich auch diesmal eng an die
deutsche Bauzeitung an und war wie sie in vergrössertem
Formate, mit einem Holzschnitt, aber auch mit Preisauf-
schlag erschienen; die Ausstellung bestand aus Sgrafitto-
41
spruch genommen, allein ohne Erfolg. Aus einem nochmaligen
Vergleiche der deutschen Kunstleistungen, denen vielfach An-
erkennung gezollt wird, kommt Redner zu der Ansicht, dass
die Künstler Deutschlands sich zu bestreben hätten, in ihren
Kunstleistungnn den Franzosen nachzueifern; es müsse dabei
aber dasjenige, was durch die Kunst ausgesprochen werden
solle, der Nation eigen bleiben, der sie angehören. Redner
schliesst mit dem Worte von Schiller:
„Ringe Deutscher nach römischer Kraft und nach
griechischer Schönheit
Beides gelang dir, doch nie glückte der gallische Sprung.“
Nach der Sitzung fand ein Abendessen statt, welches durch
Rede und Gesang manchen schönen Genuss bot und durch die
von Witz und Humor sprudelnde Rede des Hrn. von Kaven:
„Ueber den Einfluss des griechischen Geistes auf die Form
der modernen Haus-, Küchen- und sonstigen Geräthe, unter
Vorzeigung einiger vom Verein gekauften Geräthe aus der
klassischen Periode“ zur ausgelassensten Heiterkeit die Theil-
nehmer anregte.
Auch die zum ersten Male theilnehmenden Kollegen aus
den alten Landestheilen schienen von der Stimmung im Ver-
eine aufs Angenehmste berührt zu sein, wie es in einem Toast
des Herrn Fabrikanten Sehwarzkopf von Berlin zum Aus-
drucke kam.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 24. Ja-
nuar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend 118 Mit-
glieder und 10 Gäste, unter diesen die Hrn. Professor Ahl-
burg aus Braunschweig und Ingenieur Streckert aus Kassel.
Verhandelt wurden zunächst einige kleinere Vereins- und
Geschäftsangelegenheiten. — Da Hr. Martiny die Wahl zum
Mitgliede der Kommission für Beurtheilung der Wasserbau-
konkurrenzen zum Schinkelfest nicht angenommen hat, so
wird an seine Stelle Hr. Pfeffer, eventuell Hr. Wagner ge-
wählt. — Hr. Buchhändler Ernst hat das kostbare, von der
spanischen Regierung herausgegebene Werk über die Baudenk-
male Spaniens, das ihm von dem an der Spitze dieses Unter-
nehmens stehenden Architekten Sr. Francesco Jareno
zum Geschenk gemacht ist, dem Architektenverein zum Dank
für die in unsern Versammlungen empfangene Anregung über-
wiesen und wird ihm hierfür die besondere Anerkennung des
Vereins gezollt. — Hr. Hei dm an n berichtete, dass nach den
von ihm eingezogenen Erkundigungen die Erlangung der nur
in besonderen Fällen bewilligten Korporationsrechte für die
vom Verein angestrebten Zwecke nicht erforderlich sei, dass
es vielmehr hierfür genüge die Rechte einer juristischen Person
zu erwerben. Das Statut des Vereins bedarf zu diesem Zwecke
einiger formalen Ergänzungen. Da eine Revision der Statuten
auch in anderer Beziehung längst und von vielen Seiten als
nothwendig anerkannt worden ist, so fand ein Vorschlag des
Vorsitzenden, in nächster Haupt -Versammlung hierfür eine be-
sondere Kommission zu wählen, allgemeinste Zustimmung.
Ebenso soll eine Kommission gewählt werden, welche den be-
kannten, vom Stuttgarter Verein für Baukunde ausgegangenen
Entwurf zu einer Norm für das architektonische Honorar
einer ähnlichen selbstständigen Vorberathung für die Zwecke
des diesjährigen allgemeinen Architektentages unterzieht, wie
dies bereits mit den Normen für öffentliche Konkurrenzen ge-
schehen ist. Von Stuttgart sind dem Vereine zu diesem
Zwecke 40 Exemplare des gedachten Entwurfs zugegaugen.
Hingegen fand ein vom Vorsitzenden vorgelegter Antrag
des Photographen Hrn. Bilharz zu Sigmaringen, der die Bil-
dung eines Vereines für die photographische Aufnahme der
deutschen Baudenkmale bezweckt, eben so wenig die Zustim-
mung des Vereins, wie er von Hrn. Adler und Hrn. von
Quast empfohlen werden konnte, da für photographische
Bilder, die den Zwecken der Kunstwissenschaft genügen, der
Absatz in Deutschland doch nur ein äusserst beschränkter
bleiben dürfte.
Hr. von Quast hielt demnächst einen mit lebhaftestem In-
teresse aufgenommenen Vortrag über Glasmalerei. Da
der Vortrag zunächst durch einen, in voriger Sitzung von dem
Bibliothekar Hrn. Orth gestellten Antrag, das Werk über
die Glasgemälde der Aukirehe in München anzuschaffen, an-
geregt worden war, so ging der Redner davon aus, sich entschie-
den gegen die Anschaffung dieses Werkes und überhaupt gegen
die in München gepflegte Art der Glasmalerei auszusprechen,
welche zwar sehr geschickt, aber zu naturalistisch behandelt
würde, und während sie den Effekt von Gemälden erreichen
wolle, den schönsten Effekt alter Glasbildereien verfehle. Hieran
schloss er eine kurze Schilderung des Entwickelungsganges
der mittelalterlichen Glasmalerei, welche fast durchweg desto
schöner und vollendeter ist, in je ältere Zeiten die Werke
hinaufreiehen. Die ältesten dem Redner bekannten Reste die-
ser Kunst befinden sich im Londoner Museum und sind ara-
bischen Ursprunges. Sie zeigen eine einfache, mit buntem
Glase ausgelegte Feldertheilung, in der namentlich die schräge
Laibung der Felder, auf denen die Farbenreflexe sich spiegeln,
von prachtvollster Wirkung ist. Die ältesten europäischen
Leistungen der Glasmalerei dürften sich in der Kathedrale zu
le Mans befinden, wo einzelne Fenster noch aus dem 11. Jahr-
hundert stammen. Die höchste Blüthe derselben ist ungefähr
in den Anfang des 13. Jahrhunderts zu setzen.
Ein geistreicher französischer Archäologe hat nachgewie-
sen, wie gerade die mangelhaften technischen Hülfsmittel je-
ner frühen Zeit Ursachen dieser Vollkommenheit gewesen sind.
Die unebene Oberfläche des damaligen Glases (die ja heute
in dem sogenannten schottischen Kathedralglase nachgeahmt
wird) war für den Effekt des durchscheinenden Lichtes im
höchsten Grade wichtig, ebenso wie der natürliche Farbenton
j der Glasmasse, die man noch nicht weiss herzustellen verstand,
die Harmonie der Bilder wesentlich begünstigte. Die Un-
kenntnis des Verfahrens, Glas mit dem Diamante zu schnei-
den, nöthigte dazu die Ränder der Tafeln abzukneifen, wo-
durch ein vorzüglicher Anschluss der Verbleiung erzielt wurde;
die Unmöglichkeit grössere Tafeln herzustellen , verbot auch
die Darstellung grösserer Szenen und führte zur Anwendung
kleinerer Medaillons, überhaupt zu einer durchweg musivischen
Technik, so dass es bis in das IC. Jahrhundert stehende Re-
gel gewesen ist, dass jede Tafel ihre eigene Farbe haben musste.
So schloss sich in der ältesten Zeit die Glasmalerei eng
an die Architektur an und ordnete sich dieser gänzlich unter.
Die Zeichnung ist streng und stilvoll, die Gewandung der Figu-
ren wird im idealen Sinne noch durchaus der Antike nachge-
bildet, der Kontour wird fast ausschliesslich durch die Ver-
bleiung, nur in den feineren Theilen, Gesichtern, Händen etc.
bildern, in der Zeichnung zum Theil sehr flott, in der
Idee und in den Versen des Textes nicht eben bedeutend.
Ueber die beiden Stücke, von denen das erste eine Stu-
dienreise nach Kalau behandelte, während das zweite
das alte Theatermotiv der beiden angeblich Schwerhöri-
gen mit einem dünnen architektonischen Mäntelchen be-
kleidet hatte, hüllt man am Besten den Mantel des
Schweigens. In erfreulichstem Gegensätze hierzu standen
jedoch sämmtliche musikalischen Leistungen, die den
Glanzpunkt des Abends bildeten und den Mitwirkenden,
namentlich aber dem wackeren Musikmeister, den allge-
meinsten einstimmigen Dank der Festgenossen verdienten.
Neben der von einer sehr zahlreich besetzten Kapelle aus-
geführten Instrumentalmusik, dem kräftigen Männerquartett
und einigen Solovorträgen des tenorbegabten Liedervaters
war namentlich das Auftreten einer trefflichen Tiroler
Sängergesellschaft von vier Personen von durchschlagend-
stem Erfolge.
Möge man übrigens nach meiner Darstellung nicht
etwa glauben, dass es sonst an Beifall gefehlt hätte. Bei-
lall fand fast Alles, denn nirgends ist man milder, kritisirt
weniger und amüsirt sich besser, als dort, wo man mit
dem guten Willen auftritt, sich zu amüsiren. Gern hätte
auch ich gewünscht nicht kritisiren oder doch wenigstens
nicht tadeln zu dürfen, aber habe ich mir nicht vorge-
nommen die Wahrheit zu lieben, und darf ich nicht
hoffen, dem Motiv mit der Wahrheit bessere und treuere
Dienste zu leisten, als mit dem gutmüthigsten Verschwei-
gen derselben?
Möge es meine Worte zu Herzen nehmen und künf-
tig seine Kräfte ernster prüfen, ehe es an Aufgaben her-
angeht, denen diese nicht gewachsen sind. Besser wäre
es in solchem Falle ein Fest ausfallen zu lassen, und
sich still für das nächste zu sammeln. Denn das Motiv
als solches, das sich ewig verjüngt und frischen neuen
Geist empfängt, es braucht nicht zu sorgen, dass auf
Zeiten der Erschlaffung, wie sie zuweilen unvermeidlich
sind, auch desto schönere Zeiten der Kraft folgen werden,
in denen es mit Leichtigkeit alle alten Scharten auswetzen
kann. Möge es fröhlich zu neuem Glanze erblühen,
möge es ihm nie an geist- und talentvollen, möge es ihm
vor allen Dingen auch nie an edlen Elementen fehlen.
Das ist mein aufrichtiger, herzlichster Wunsch! —
Meine freundlichen Leser aber von ausserhalb, die den
Namen des Motiv’s noch nie gehört, und denen ich daher
heute nur Unverständliches sagte, ich bitte sie mir diesen
kleinen Exkurs verzeihen zu wollen.
durch einfache schwarze Striche hervorgebracht; die Glasmalerei
giebt daher ebenso wie die damalige Wandmalerei nichts als eine
einfach illuminirte Zeichnung. Die Rücksicht aber, der schliess-
lich jedes Andere weichen musste, war eben keine andere, als
die Erzielung höchster Farbenpracht und höchsten, durch rich-
tiges Verhältniss der Farben zu einander möglichen Effektes.
Vor allem waren es die beiden uralten Hauptfarben Roth und
Blau, die in dominirender Weise verwendet wurden, doch tra-
ten namentlich für die Frieseinfassungen gelbe und weissliche
Mitteltöne, bald auch Grün und Violett hinzu. Um den mög-
lichsten Wechsel der Farben zu erreichen, stellte man nicht
nur alle Gewänder mit verschiedenen Ober- und Unterstoffen,
eventuell sogar gestreift dar, sondern man verzichtete auf
Naturalismus sogar so weit, dass in einem dem Redner bekann-
ten Bilde, wo Josef in Egypten auf einem Wagen mit vier
Pferden dargestellt ist — die Farbe der Rosse unbedenklich
grün, roth, gelb und blau gewählt ist. Die Farben selbst
wurden in den kräftigsten und brillantesten Niiancirungen ver-
wendet.
In der darauf folgenden Zeit der Entwicklung ist die
Glasmalerei allmälich von Stufe zu Stufe gesunken. Zwar
führte die weitere Ausführung der Tafeln durch schwarze
Zeichnung, theils in Schraffirung, theils in vollständiger Tusch-
manier, hier und da mit eingesetzten Lichtern, wie sie zunächst,
jedoch mit möglichster Schonung des Glanzes erfolgte, noch
zu den höchsten Effekten, bald jedoch ist ein Ermatten der
künstlerischen Potenz um so mehr unverkennbar, je mehr die
technischen Hülfsmittel sich vervollkommnen und die erlangte
grössere Kunstfertigkeit zu allerlei Finessen und zum Na-
turalismus verführte. So wird die Anbringung perspektivischer
Zeichnung versucht, die antike Gewandung der Figuren wird
aufgegeben, auf derselben Tafel werden 2 Farben angewendet
— bis schliesslich im 16. Jahrhundert, wo die Architektur in
völliger Auflösung begriffen ist, die Glasmalerei sich ganz
von ihr emanzipirt und bei minutiösem Naturalismus zur Nach-
ahmung von Bildern führt. Die alte Farbenpracht erbleicht;
z. B. werden die Fleischtöne, welche ursprünglich in einem
kräftigen Braun angewendet wurden, allmählich immer mehr
gemildert, schliesslich fast weiss. Die Virtuosität der Be-
handlung ist übrigens in dieser letzten Zeit, der Zeit D iirer’s
und Holbein ’s, wo die Glasmalerei aus den Kirchen mehr
in die Privatgebäude übergegangen ist — (zahlreiche Beispiele
finden sich namentlich in der Schweiz) — eine ausserordent-
liche; aber trotzdem bleibt der Totaleffekt dieser Bilder weit
hinter dem der alten Glasgemälde zurück. Und gerade dieser
letzten Richtung hat sich die neuere Münchener Schule, ge-
stützt auf die ihr zunächst liegenden Beispiele, angeschlossen
fast alle ihre Vorzüge, aber auch alle ihre Nachtheile erreicht.
Hr. von Quast besprach demnächst noch die Nebenform
der sogenannten Grisaillefenster, wo nur mit schwarzem Kon-
tour auf weissem Grunde gearbeitet wird, eine Richtung, die
namentlich in den Zisterzienserklöstern mit Vorliebe gepflegt
wurde und hier zu höchster Vollendung in der Zeichnung
und zu einem Luxus geführt hat, der schliesslich — ganz
ähnlich wie bei ihren thurmlosen Kirchen — nicht geringer
war als der der bunten Glasgemälde. Allmälich wurde sogar
auch die Einführung einzelner Farbeneffekte in die Grisaille-
fenster mit grossem Glücke versucht, wofür namentlich Pforta
und Altenberg schöne Beispiele geben. Eine Vereinigung fast
sämmtlicher Richtungen der deutschen Glasmalerei findet man
am Dom zu Köln, wo das älteste Fenster in der Dreikönigs-
kapelle eines der vollendetsten Muster alter Farbenpracht ge-
währt und die Fenster im hohen Chor, im oberen Theile nur
Muster in Blei, unten volle farbige Darstellungen enthaltend,
sich der Zeit und dem Werthe nach jenem anschliessen, wäh-
rend die Fenster im nördlichen Seitenschiff der letzten Zeit
des Mittelalters angehören und die Fenster am südlichen Sei-
tenschiffe, entschieden die am wenigsten schönen, die neusten
Leistungen der Münchener Schule repräsentiren. Eine grosse
Anzahl von ihm gesammelter Skizzen von Glasgemälden aller
Schulen legte der Vortragende zur Ansicht aus.
Zum Schlüsse sprach derselbe noch einige Worte über
die Weise, in welcher Glasgemälde in unserer Zeit anzuwen-
den seien. Selbstverständlich haben dieselben bei Ergänzungen
alter Monumente die alten Muster streng nachzuahmen, wäh-
rend für freie und neue Kompositionen auch eine freiere, die
mittelalterliche Naivetät nicht unmittelbar kopirende Darstel-
lung erlaubt ist. Als Beispiel für die hierbei von ihm beo-
bachteten Grundsätze legte Hr. von Quast mehre seiner Ent-
würfe für Glasgemälde vor, so für die Fenster der Nikolai-
kapelle zu Soest, für St. Godehard zu Brandenburg, endlich
für die Dorfkirche seines eigenen Gutes zu Radensieben bei
Ruppin in der Mark.
Anknüpfend an die letzten Zeichnungen berichtete der
Redner demnächst noch ausführlich über die von ihm mit ein-
gehendster Liebe, theilweise unter direkter persönlicher Mit-
wirkung ausgeführte Restauration dieser einfachen Kirche,
welche wohl als Muster dafür gelten darf, wie unter einer
Künstlerhand auch mit den bescheidensten Mitteln und gerin-
gen Kosten die schönsten Erfolge erzielt werden können.
War der ganze Vortrag von hohem künstlerischen und wissen-
schaftlichem Interesse und die frische, lebendige Darstellung
des Redners von grossem Reiz gewesen, so musste die begei-
sterte und liebenswürdige Innigkeit, mit welcher der Mann,
der an einer der ersten Stellen des Preussischen Staates sein
ganzes Leben hindurch mit den grossartigsten Kunstdenkmalen
sich vertraut gemacht, der selbst so viele stolzere Werke geleitet
hat — von einer kleinen Dorfkirche sprach, an der sein Herz
hängt, ihm die vollste menschliche Theilnahme erwecken.
Es erfolgte demnächst noch die Beantwortung einiger
Fragen aus dem Fragekasten. Wir erwähnen davon, dass das
brauchbarste Werk über Akustik ein altes Buch des älteren
Langhans: „Akustik und Katakustik von Theaterräumen“ sein
soll — (ein Aufsatz über Akustik findet sich auch im Jahrgang
1858 der Zeitschrift für Bauwesen) — und eine Auskunft, die
Hr. Schwatlo über die Anwendung von Doppelfenstern gab,
bei denen die beiden Flügel fest mit einander verschraubt
sind und zusammen aufgehen. Nach seiner Ansicht sind die
Vortheile einer solchen Konstruktion, die anscheinende Ein-
fachheit, sowie die Konstanz der zwischen den Flügeln befind-
lichen neutralen Luftschicht mit überwiegenden Nachtheilen
verbunden. Ganz abgesehen davon, dass die Flügel schwerer
sind, was durch stärkere Bänder ausgeglichen werden kann,
ist die Dichtung gegen die von Aussen ganz unvermeidlich
einströmende kalte Luft viel schwieriger. Denn es lassen
sich eigentlich nur zwei genau schliessende und zu kontroli-
rende Falze, beim gewöhnlichen Doppelfenster hingegen deren
vier anbringen, und während bei diesem die äussere Luft sich
erst mit der Luft innerhalb der beiden Fenster mischt, dringt
sie bei jenem in voller Kälte in’s Zimmer. Auch sei der
Ersatz einer zerbrochenen Scheibe, wenn man die Kittfalze
nicht nach Innen legen wolle, ebenso das Reinigen der Fenster,
an die sich schliesslich doch Staub ansetzt, unmöglich. Hier-
nach verdienten die gewöhnlichen Kasten -Doppelfenster in
jeder Hinsicht den Vorzug. Ihre Unbehülflichkeit lasse sich
dadurch beseitigen, dass man die Schlageleiste des äusseren
Fensters von Eisen macht und statt der Olive des Verschlusses
ein Ruder verwendet, wodurch es gelingt, den Zwischenraum
der Fenster bis auf wenig mehr als 1" zu ermässigen.
— F. —
Vermischtes.
Seitens der Königl. Direktion der Ostbahn zu Bromberg
geht uns folgende Mittheilung zu:
„Die in der letzten Nummer der Deutschen Bauzeitung
enthaltene MittheiluDg bezüglich des Engagements von Bau-
meistern etc. für den Bau der Thorn -Insterburger und Dir-
schau - Schneidemühler Eisenbahn beruht auf Irrthum. Das
Engagement von Baumeistern erfolgt bei uns lediglich auf
Grund der eingehenden Meldungen und Beschäftigungsgesuche,
wobei Engagements -Offerten unsererseits nur im Verfolg der
Letzteren ertheilt werden. Die Ausübung eines Zwanges, wie
solches in der erwähnten Mittheilung angedeutet ist, liegt
uns fern.“
Wir bringen diese authentische Erklärung, die wesentlich
beruhigend wirken wird, gern zur öffentlichen Kenntniss. Die
in voriger No. u. Bl. mitgetheilteu Schritte waren allerdings
nicht von der Direktion selbst, sondern nur im Namen der-
selben durch einen Techniker der Bahn erfolgt.
Aus Anlass der in letzter Nummer unseres Blattes ent-
haltenen Kritik über Prof. Lübke’s „Abriss der Geschichte
der Baustile“ erhielten wir Seitens des Verlegers ein Schrei-
ben, worin es als LTnwahrheit bezeichnet wird, dass bei den
aus Viollet-le-Duc entlehnten Holzschnitten die Quelle an-
geblich nicht geuaunt sein solle. Wir bemerken hierzu, dass
wir eine derartige Angabe aus der Kritik nicht haben heraus-
lesen können — (man bittet die Stelle, wo die Aumerkung
eingeschaltet ist, genau zu berücksichtigen) — dass im Gegen-
theil ausdrücklich darauf hingewiesen ist, wie ein solches Ver-
fahren in den beiden letzten Theileu des Abrisses beobachtet
wurde. Um jedes Missverständniss zu beseitigen, wollen wir
im Namen unseres Referenten jedoch noch ausdrücklich erklä-
ren, dass ihm eine derartige Angabe ganz fern gelegen hat.
Konkurrenzen.
Zu der Konkurrenz für eine Kirche zu Altona, bei
welcher, nach einer öffentlichen Bekanntmachung des Komites
neben 2 Mitgliedern desselben die Hrn. Baurath Hase aus
Hannover, Oberhofbaurath Strack und Professor Adler aus
43
Berlin als Preisrichter fungiren werden, sind trotz der un-
glaublichen Niedrigkeit, der Preise, die seiner Zeit in unserem
Blatte gerügt wurde (etwa a/'» % der Bausumme für zusammen
3 Preise, während vollständige Bauzeichnungen, Details und
Kostenanschlag verlangt wurden), 28 Entwürfe eingegangen —
ein Zeugniss für den Schöpfungsdrang und Ruhmesdurst oder
die Beschäftigungslosigkeit unserer Fachgenossen. Welchen
Werth die betreffenden Arbeiten haben, wird abzuwarten sein.
Personal - Nachrichten.
Der Regierungs- und Baurath Elsässer ist zum Geheimen
Regierungs-Rath und Vortragendem Rath bei der General-Direktion
der Telegraphen des Norddeutschen Bundes ernannt worden.
Dem Eisenbahn -Bau- Inspektor Fischer zu Harburg ist die
Betriebs-Inspektor-Stelle hei der Niederschlesisch-Märkischen Eisen-
bahn zu Guben verliehen worden.
Offene Stellen.
1. Ein Baumeister wird von der Fortifikation in Rendsburg
gesucht. Antritt zum 1. April 1868. Diäten 3 Thlr.
2. Ein Baumeister für Chausseebauten im Kreise Salzwedel
wird gesucht. Näheres im Inseratentheile.
3. Bei den Erweiterungsbauten der Westfälischen Eisenbahn
können zwei Baumeister gegen 21/2 Thaler Diäten dauernde Be-
schäftigung finden. Gesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse
an die Königliche Direktion oder an die Ober -Betriebs -Inspektion
zu Münster zu richten.
4. Zum Bau einer Chaussee wird ein Baumeister und ein
Bauführer gesucht durch den Kreisbaumeister Grün in Pillkallen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. W. in Berlin. — Ihre Bemerkungen in Betreff unseres
Kalenders haben wir mit Dank erhalten.
Hrn. B. in Nimptsch. — Wir verweisen Sie auf den heuti-
gen Bericht aus dem Architekten -Verein zu Berlin.
Hrn. 0. R. No. 100. — Besten Dank für Ihre Mittheilung.
Die Bestimmungen über das preussische Feldmesser -Examen finden
Sie in „ L . von Rönne, Die Baupolizei des Preussischen Staates,
1854“; die „ Vorschriften zur Ausbildung und Prüfung derjenigen,
die sich dem Baufach widmen,“ können Sie gegen Postvorschuss
von der Kasse der Bau -Akademie erhalten. Doch sollen binnen
Kurzem Veränderungen hierin bevorstehen.
Hrn. M. in Andernach. Ihren Wunsch werden Sie, we-
nigstens theilweise, schon in nächster Nummer unseres Blattes erfüllt
finden. Weiteres brieflich.
Hrn. G. W. in E. — Wir verweisen Sie auf die Rubrik
„Vermischtes.“
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S. und D. in
Berlin, D. in Carls ruhe, R. in Chemnitz.
Berichtigung. — In dem Feuilleton der letzten Nummer ist
auf Seite 28, Spalte 1, „Nephrit“ statt „Xephrit“ zu lesen.
Architekten -Verein zu Berlin.
Haupt -Versammlung am 1. Februar 1868.
Tagesordnung:
1. Vorlage des Kassen-Äbschlusses.
2. Wahl des Vorstandes, der Bibliothekare etc.
3. Aufnahme neuer Mitglieder.
4. Beurtheilung der Monats-Konkurrenzen.
5. Wahl der Kommissionen für Berathung der Statuten und
für Erwerbung der Rechte einer juristischen Person.
6. Wahl der Kommission zur Berathung der Honorarsätze für
Architekten.
7. Antrag betreffend die Gehaltsverbesserung des Boten.
8. Antrag des Hrn. Lucae wegen Herausgabe der Entwürfe
des Vereins.
9. Antrag des Hrn. Adler, betreffend Aufnahme von Bau-
werken auf den Studienreisen der Sieger bei den Schinkelfest-Kon-
kurrenzen.
SekaiuitniaclMing.
Für den Neubau und die Unterhaltung der Kreischausseen im
Kreise Salzwedel (Altmark) wird zum 1. April d. J. ein im Chaussee-
bau erfahrener Baumeister gesucht. Das Gehalt (incl. der Biireau-
kosten- und Reise- Entschädigung) beträgt jährlich ppt.r. 900 Thlr.
Auch können Neben - Einnahmen im Betrage von pptr. 300 Thlr.
in Aussicht gestellt werden.
Persönliche oder schriftliche Meldungen der hierauf Reflektiren-
den können bis zum 20. Februar unter Vorlegung der erforder-
lichen Papiere — von dem Unterzeichneten hierselbst (Hotel de
France) entgegengenommen werden. Spätere Meldungen sind an
die Kreisständische Chausseebau-Kommission in Salzwedel zu richten.
Berlin, den 27. Januar 1868.
v. Lattorff
Landrath des Kreises Salzwedel und Mitglied des Hauses der
Abgeordneten.
Neue Berliner Verhinilungslialtii.
Die Lieferung von
1400 Schachtruthen Kalkbausteinen
soll im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden, und
liegen die bezüglichen Bedingungen in unserem Bau-Bureau, Köp-
nickerstrasse 29, zur Einsicht offen; auch können daselbst Kopien
derselben gegen Erstattung der Kosten in Empfang genommen
werden.
Anerbietungen sind bis zu dem am
Montag, den 17. Februar d. J.
Vormittags 10 Uhr stattiindenden Submissions-Termine portofrei
an uns einzusenden.
Berlin, den 11. Januar 1868.
Königliche Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn.
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
Erledigte Stelle.
Die Stelle eines Bauaufsehers und Polizei- Sergeanten ist von
uns zu besetzen. Jährliches Einkommen 250 Thlr., wahrscheinlich
auch freie Wohnung. Probedienst 2 bis 3 Monate. Anstellung
auf Lebenszeit. Pensions-Ansprüche wie Königl. Beamte. Der An-
zustellende muss dieselbe technische Befähigung besitzen, welche
von Königl. Chaussee-Aufsehern gefordert wird.
Civil- Versorgungs Berechtigte werden aufgefordert, sich bal-
digst unter Einreichung ihrer Atteste zu melden. Bereits fun-
girende Bauaufseher haben den Vorzug.
Schleusingen, den 22. Januar 1868.
Iler ülagistrat.
Ein junger Maurermeister sucht in einem Büreau Stellung als
Zeichner oder auch bei einem Maurermeister als Geschäftsführer.
Adressen mit der Chiffre R. M. befördert die Expedition dieser
Zeitung.
Die heute Vormittag erfolgte Entbindung meiner lieben Frau
Johanna geh. Heger von einem Mädchen beehre ich mich ergebenst
anzuzeigen.
Berlin, den 27. Januar 1868.
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 7. Februar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber Steinbaumaterialien am Mittelrhein (Schluss).
- — - Die Aufgabe der Baugevverkschulen und das Verhältniss zwischen
Baugewerksmeistern und Architekten (Fortsetzung). — Kuppelge-
wölbe ohne Seitenschub. — Feuilleton: Die Pfahlbauten, ihre
Bewohner und ihr Alter (Schluss). — Adolph Lohse (Nekrolog).
— Mittheilungen aus Vereinen: Architektonischer Verein zu
Hamburg. Verein für Baukunde in Stuttgart. Architekten - Verein
zu Berlin. — Vermischtes: Akustik und Katakustik von C. F.
Langhaus. Grundwerth der neuen Häuser an der Schleuse in Berlin.
Koch’s neues Thürband. — Aus der Fachlitteratur: Zeitschrift für
Bauwesen. Red. v. Erbkam. — Konkurrenzen: Preisausschreiben
f. einen Justizpallast in Antwerpen. — Personal -Nach richten etc.
lieber Stein-Baumaterialien am Mittelrhein.
(Schluss.)
Ganz besonders charakteristisch für (^ie Rheingegend I
sind endlich die Produkte der jüngsten vulkanischen Thä-
tigkeit. — Eine grosse Anzahl von Vulkanen hat sich aus
Spalten des Schiefergebirges erhoben und weite Flächen
mit seinen Auswurfsprodukten überdeckt. Letztere sind zu
trennen in ausgeflossene Massen, Laven, und in aus-
geworfene Gesteine, hauptsächlich Schlacken und
Aschen, welche tlieil weise wiederum zu festeren Ge-
steinsmassen, den Tuffen, verbunden sind.
Lavaströme finden sich an sehr vielen erloschenen
Vulkanen sowohl im Gebiete der vulkanischen Eifel als
in der Umgebung des Laacher Sees, aber nicht alle sind
technisch gleich nutzbar. Man unterscheidet zwei Arten
von Laven, verschieden in mineralogischer Zusammen-
setzung, wie in ihren physikalischen Eigenschaften, nämlich
Augit- oder Basalt-Laven und Nephelin-Laven. Die
ersteren sind fast schwarz, dicht, ausserordentlich hart
und häufig vom Basalt kaum zu unterscheiden. Ihre tech-
nische Verwendung beschränkt sich auf die Benutzung als
Chausseestein, wozu sie sich vorzüglich eignen, während
sie jeder regelmässigen Bearbeitung widerstehen. Dagegen
lassen die Nephelinlaven sich mit dem Hammer bearbeiten
und gewinnen dadurch eine grössere Bedeutung für den
Bautechniker.
Die Nephelinlava steht ihrer mineralogischen Zu-
sammensetzung nach den trachy tischen Laven sehr nahe,
die Farbe derselben ist ein schwärzliches Grau, zugleich
erscheint sie porös mit sehr vielen Höhlungen, deren
scharfe Kanten und Ecken den Stein besonders zum Ge-
brauch als Mühlstein nutzbar machen. — Meistens ist das
untere Gestein des Lavastromes weniger porös, oft fast
dicht und dann sehr schwer zu bearbeiten. Die dichteren
Massen werden zu Quadern, Pflastersteinen, Trottoirplat-
ten etc. verwendet, während aus dem poröseren Material
grössten! hei ls Mühlsteine hergestellt werden. Der Stein
ist seiner vielfachen Höhlungen wegen nicht recht zur
Herstellung feinerer Architekturtheile geeignet, auch wirkt
die dunkle stumpfe Farbe dabei ungünstig, dagegen lassen
sich einfachere Gliederungen sehr wohl daraus hauen, und
da der Stein der Verwitterung ausserordentlich gut wider-
steht, wird er meist an solchen Stellen verwendet, welche
den Witterungseinflüssen besonders stark ausgesetzt sind,
daher zu Sockeln, Basen, Wasserschlägen etc. Zu Wnsser-
bauten hisst der Stein sieb mit grösstem Vortheil verwen-
den und ist von den Römern bereits zur Bekleidung der
Strompfeiler der Moselbrücke zu Trier, in neuerer Zeit
aber in ähnlicher Weise sehr häufig verwendet worden.
Er wird zu diesem Zwecke sehr weit verfahren. — Für
Trottoirplatten ist die poröse Nephelinlava vielleicht der
beste Stein, da er sich sehr wenig abnutzt uud niemals
glatt wird. Die bedeutendsten und zugleich bekanntesten
Nephelinlava-Brüche sind die von Niedermendig und Mayen,
welche den in weiten Kreisen bekannten Niedermendiger
Stein liefern. — Die Brüche werden theilweise unterirdisch
betrieben, namentlich gilt dies von dem Strome bei Nie-
dermendig. Daselbst liegen zwei Lavaergüsse über ein-
ander und sind mit einer 50 — 70' hohen Decke von Bims-
stein und vulkanischer Asche überdeckt. Nur der obere
Strom, welcher eine Mächtigkeit von 50 — 80' zeigt, wird
bis jetzt ausgebeutet. Die Gewinnung geschieht in ähn-
licher Weise, wie die des Trachyts im Siebengebirge, wo-
bei die oberen stark zerklüfteten Lagen das Hangende
bilden. —
Unter den Auswurfsprodukten der Vulkane sind zu-
nächst die Schlacken zu nennen, geschmolzene, blasige,
poröse Massen verschiedenartiger Beschaffenheit, welche
in einzelnen Stücken in die Luft geschleudert wurden,
herabfallend um den Krater sich anhäuften und so die er-
höhten Ränder desselben bildeten. Sie sind theils wirk-
lich vulkanische, aus dem Innern stammende Gesteine,
theils deutlich erkennbar als geschmolzene Thonschiefer-
stücke, von dem durchbrochenen Gebirge losgerissen.
Die bautechnische Verwendung der Schlacken ist von ge-
ringer Bedeutung, hin und wieder findet man sie als Bruch-
stein vermauert, ihrer grotesken Formen und ihres gerin-
gen Gewichtes wegen eignen sie sich sehr gut zur Her-
stellung künstlicher Felsen und ähnlichen Spielereien. —
Wichtiger sind die losen vulkanischen Auswürflinge, vul-
kanischer Sand und vulkanische Asche. Auswürfe dieser
Art haben in fast unglaublichen Massen stattgefunden, sie
sind zu betrachten als ein in heissflüssigem Zustande aus-
gestossenes Gestein, welches durch die Gewalt der aus-
strömenden Gase, wie ein Sprühregen fein zerlheilt wurde,
im Fluge durch die Luft sich abkühlte und erhärtete. —
Diese Auswürflinge kommen in den verschiedensten Di-
mensionen vor, es sind theils grössere und kleinere Stücke
(Bomben und Lupilli), theils ganz feine Staubmassen
(Asche). An vielen Stellen finden sich diese Massen wie-
der mehr oder weniger fest verbunden und heissen dann
Tuffe. — Letztere sind wiederum für die Bautechnik von
besonderer Wichtigkeit geworden, da die festeren unter
ihnen vorzügliche Bausteine abgeben oder zur Herstellung
von Wassermörtel verwendet werden.
Der bekannteste von diesen Tuffen ist der Trass
aus dem Brohl thale und von Plaidt. Er besteht haupt-
sächlich aus einer Grundmasse von fein zerriebenem und
wieder zusammengekittetem Bimsstein mit vielen grösseren
eingesprengten Stücken von Bimsstein. Im Brohlthale,
welches er einst gänzlich ausgefüllt zu haben scheint,
steht er 70 — 130' hoch an; die oberen, theilweise ver-
witterten Schichten sind graugelblich und leicht zerreib-
lich, in grösserer Tiefe wird der Stein aber fester und in
den tiefsten Lagen sehr hart. — Die bedeutenste Verwen-
dung desselben ist die als Mürtelbestandtlieil, er giebt fein
4 ß
zermahlen mit etwa i/3 Kalk gemischt, einen vorzüglichen,
unter Wasser rasch erhärtenden Mörtel. Dieser Eigen-
schaft wegen wurden die Lager bereits von den Römern
ausgebeutet, welche an die Verwendung ähnlicher Bau-
materialien in Italien gewöhnt waren. — Im Mittelalter
fand der festere Stein vorzugsweise als Baustein Benutzung,
viele der bedeutendsten Bauwerke bis weit abwärts am
Niederrhein,, namentlich in der Zeit der vorgothischen
Bauweise, wurden aus demselben errichtet, während seit
dem Auftreten der gothischen Bauweise die Verwendung
des schwereren Trachyts allgemeiner wurde. Gegenwärtig
beschränkt sich seine Verwendung vorzugsweise auf die
als Mörtelmaterial, und es werden dabei die unteren festen
Lagen ganz besonders geschätzt. — Bei der Anwendung
ist es aber vortheilhaft nicht gemahlenen Trass zu kaufen,
sondern den Stein in Stücken liefern und an der Verwen-
dungsstelle zerkleinern zu lassen, weil die loseren, weni-
ger wirksamen Schichten gewöhnlich ebenfalls zerkleinert
oder auch nur durchgesiebt mit dem gemahlenen Trass
verkauft werden.
Grössere Verbreitung als Baustein hat in neuerer Zeit
der Tuffstein von Weibern, Rieden und Bell gefunden.
Sein Vorkommen beschränkt sich auf ein kleines Gebiet
westlich vom Laacher See und er verdankt sein Entste-
hen wohl einer besonderen örtlichen vulkanischen Thätig-
keit. — Der Stein ist feuerfest und es wird namentlich
der bei Bell brechende Stein weit und breit zur Aus-
kleidung der Backöfen benutzt, ist daher allgemein unter
dem Namen Backofenstein bekannt. Da dieser Tuff-
stein, abweichend von anderen Tuffen, viele Lauzitkrystalle
enthält, hat man ihn als Lauzittuff besonders unterschie-
den ; aber auch sonst zeigt er in seiner Zusammensetzung
manche Besonderheiten, namentlich enthält er viele Bruch-
stücke von Phonolith, Schlacke und Lava, weniger Bimsstein.
Der Stein kann in sehr grossen Blöcken gewonnen wer-
den, lässt sich leicht bearbeiten und widersteht der Ver-
witterung sehr gut, er wird deshalb sehr viel als Haustein
verwendet; wobei sein geringes Gewicht den Transport
nicht unbedeutend erleichtert.
Die lose abgelagerten, unverbunden gebliebenen Aus-
wurfsmassen beanspruchen endlich ebenfalls eine entschie-
dene Bedeutung als Mörtelmaterial, denn sie besitzen mehr
oder weniger ähnliche Eigenschaften wie der Trass. Die
ganze Neuwieder Thalsenkung ist mehr oder weniger mit
Bimssteinsand überdeckt, welcher stellenweise 40 — 60'
hoch ansteht. Dieser Bimssteinsand, häufig gemischt mit
schwärzlichem, augitischem Lavasande, wird als Mauer-
sand allgemein benutzt und bewährt sich vorzüglich für
Kalkmörtel, wohingegen er sich als Zusatz zum Portland-
Zement unwirksam, sogar nachtheilig gezeigt hat. — Auch
in der vulkanischen Eifel, in der Gegend von Daun, findet
sich ein vulkanischer, schwarzer, augitischer Lavasand,
welcher mit Kalk einen ganz vorzüglichen, im Wasser und
an der Luft sehr schnell und sehr fest erhärtenden Mör-
tel giebt. Derselbe scheint grosse Aehnlichkeit mit der
italienischen Puzzuolanerde zu haben, wird aber bis jetzt
nur in den näheren Umgebungen verwendet.
Endlich ist noch des Bimssteinkonglomerates
Erwähnung zu thun, welches sich vorzugsweise an der
rechten Rheinseite bei Bendorf und Engers findet und als
Bendorfer Sandstein bekannt ist. Bimssteinsand zeigt
sich durch ein thoniges Bindemittel zu einer ziemlich
festen, leicht bearbeitbaren Masse verbunden, aus welcher
kleinere, regelmässige Steine geschnitten werden, die ihrer
Leichtigkeit wegen vorzugsweise als Wölbsteine vortheil-
hafte Anwendung finden. Eine ähnliche Steinmasse wird
jetzt vielfältig auch künstlich dargestellt, es kommt dabei
aber anstatt des thonigen ein kalkiges Bindemittel zur
Anwendung. Man rührt Bimssteinsand in Kalkmilch und
formt daraus Steine, welche sehr leicht sind und soviel
Festigkeit besitzen, dass unbelastete Gewölbe in ziemlich
grossen Abmessungen sich daraus hersteilen lassen. Diese
leichten Steine werden ziemlich weit verfahren und finden
vielfache Anwendung im Innern von Wohngebäuden.
Hiermit wäre die Betrachtung der Steinbaumaterialien
am Mittelrheine abzuschliessen. Wer. dieselben aus eigener
Anschauung kennt, wird manches in dieser Zusammen-
stellung lückenhaft finden, sowohl in der Erwähnung ein-
zelner besonderen Gesteine als in der Benutzungsweise
der genannten, indessen verlangte die Rücksicht auf den ge-
botenen Raum möglichste Beschränkung auf das Wichtigste
und auf das, was auch in weiteren Kreisen auf grösseres
Interesse Anspruch machen darf.
Die Aufgabe der Raiigewerksclutleii und das Vcrliältiiiss zwischen Baugewerksincistern und Architekten.
(Fortsetzung.)
Der zweite uns zugegangene Aufsatz ist ein von dem
Professor C. A. Schramm, Direktor der Königl. Säch-
sischen Baugewerkenschule zu Zittau verfasstes Programm,
in welchem neben speziellen Mittheilungen über diese seit
dem Jahre 1840 bestehende Schule und deren Unterrichts-
plan „Bemerkungen über die Ziele der Bauschulen und
die zu erstrebende nothwendige Vereinigung der prakti-
schen, wissenschaftlichen und kunstmässigen
Ausbildung der Bautechniker für das jetzige Volksbau-
wesen“ gegeben werden. Der Aufsatz ist um so inter-
essanter, als einmal die Baugewerkenschule zu Zittau we-
sentlich andere, wir möchten sagen, bestimmtere Ziele
verfolgt, als die nach dem Muster von Ilolzminden ein-
gerichteten Anstalten, andrerseits aber, weil gerade die
Frage , welche uns bei der ganzen Angelegenheit die
wichtigste scheint, hier durchaus in den Vordergrund tritt.
„Das öffentliche Bauwesen“, sagt Hr. Prof. Schramm,
„sowie das für Industrie und Landwirt hschaft, auch der Wohn-
hausbau, überhaupt das V ol ksbanwesen fordert unabweis-
1 ich mehr und mehr solche Bautechniker, welche nicht blos
mit den empirischen Regeln der Baukonstruktionslehre bekannt
sind, sondern auch die Theorie derselben, die mit dem Na-
men Baustatik bezeichnete Wissenschaft, und zwar in aus-
gedehntester Beziehung auf den Gewölbebau auch in seinen
zusammengesetzten Formationen, gründlich erlernt haben und
in Uebung behalten , zugleich aber auch tüchtige Kenner der
Baupraxis sind und künstlerische Geschicklichkeit besitzen.
Bei diesem Bauwesen, dessen Werke in der Regel mit
massigstem Geldanfwande und daher mit geringer Massenhaf-
tigkeit erzielt werden sollen, ist zugleich, mehr als bisher
geschehen, dahin zu streben, das durch Feuer und Fäulniss
leicht zerstörbare Material, nämlich das von Jahr zu Jahr
iheurer werdende Bauholz wegzulassen und durch feuerbestän-
dige Stoffe zu ersetzen, namentlich anstatt der hölzernen Bal-
kendecken und Dachwerke gewölbte Decken uud Dächer aus
gut gebrannten porösen oder hohlen Ziegeln herzustellen.
Es liegt auf der Hand, dass hierzu eine zeitgemässe künst-
lerische Ausbildung Derjenigen nöthig ist, welche sich dem
Baufache widmen wollen. Wir verstehen darunter aber eine
solche Ausbildung, welche auf den sicheren Grund mathema-
tischer und bauwissenschaftlicher Vorbildung nebst der auf
den Bauplätzen erworbenen Bekanntschaft mit der Baupraxis
zu fusseu hat und eine den Bedürfnissen der Neuzeit noth-
wendige, dem heutigen Standpunkte der mathematischen Wis-
senschaften würdige uud den jetzigen technischen Hülfsmittelu
entsprechende Fortbildung der Baukunst von der niederen
Stufe einer blos empirischen zu der höheren einer wissen-
schaftlichen Kunst verfolgen und vorzüglich in der Kunst des
Steinbaues, als des festesten, dauerhaftesten und feuerbestän-
digsten, anstreben soll.
Es ist nicht zu verkennen, dass gerade das wahrhaft
Schöne in der Baukunst vorzugsweise mathematischer Natur
ist und dass nur derjenige Baukünstler ein Meister seiner
Kunst genannt zu werden verdient , der nicht blos ein vor-
züglicher Zeichner oder Aesthetiker ist, sondern auch die
Mechanik der Architektur und ihre umfängliche Anwendung
für die Baupraxis gründlich versteht.
Die leider nicht seltene Abneigung vieler, nur der schö-
nen Baukunst zugethauen Baukünstler gegen mathematische
Studien, und ihre daraus folgende Unbekanntschaft mit der
Statik der Baukunst hemmen noch vielfach jenen nothwendi-
gen Fortschritt. Denn es muss als ein grosser Irrthum be-
zeichnet werden, wenn Mauche meinen, die Anwendung der
Gesetze der Mechanik sei nur für die Baukonstruktionen des
Ingenieurs nöthig, für die schöne Baukunst jedoch überflüssig
und vertrage sich nicht mit den schönen Formen derselben,
namentlich der antiken Architektur, sowie der darauf Wissen-
den Renaissance. Tief zu beklagen aber ist es, wenn noch
47
nicht auf allen fiir Jünger der Baukunst bestimmten Bildungs-
stätten den Schülern Veranlassung und Gelegenheit gegeben
wird, jene notliwendige Hülfs Wissenschaft zu studiren und die
wissenschaftliche Begründung der Baukonstruktionen zu lernen,
da gerade durch diese Begründung dem Verfall der edlen
Baukunst in Willkürlichkeit, wie solche sich in den letzt ver-
flossenen Jahrhunderten gezeigt hat und auch in neuester Zeit
wieder vielfach wahrzunehmen ist, kräftig vorgebeugt und ar-
chitektonische Wahrheit in den Bauwerken geschaffen und er-
halten werden kann.
Den Mathematikern allein kann dieser wichtige Unter-
richtszweig nicht überlassen werden; denn er wird nur dann
wahrhaft fruchtbringend für die Schüler und durch dieselben
für die Baupraxis werden, wenn die Lehrer zugleich Archi-
tekten und als solche gründliche Kenner der Konstruktionen
und der Praxis des Hochbaues sind.
Für den Unterricht in der Theorie der Konstruktionen,
namentlich der Gewölbe, dürfen jedoch nicht solche Lehr-
bücher als Leitfaden benutzt werden , welche mit mächtig
grossem Aufwande mathematischer Mittel den Gegenstand ver-
folgen, der auf viel näherem Wege in ungleich kürzerer Zeit
und meist sicherer zu erreichen ist. Es ist aber Sache des
Lehrers, diesen nächsten Weg aufzusuchen, denselben zu ebe-
nen und auf ihm sodann seine Schüler zu führen.
Es muss wiederholt hervorgehoben werden , dass für die
Baumeister, zumal in unserer Zeit, ebenso wenig die blosse
künstlerische Ausbildung wie die rein praktische ausreicht;
der ächte Baumeister muss vielmehr vollständige Kenntnisse
von Kunst, Wissenschaft und Handwerk in sich ver-
einigen.“
Weiter wird alsdann ausgeführt, wie eine solche Ver-
einigung aller Lebenseieinente der Baukunst nicht allein
irn Alterthum (nach Vitru v’s Zeugniss), sondern nament-
lich auch in den Bauhütten des Mittelalters bestanden habe
und wie sie im 16. Jahrhundert, als die grossen italieni-
schen Maler und Bildhauer zugleich als Baumeister auf-
o
traten, den Keim der Auflösung empfangen habe. So sei
die Baukunst, vom Handwerk und der Wissenschaft
völlig getrennt, mehr und mehr dem Dilettantismus ver-
fallen und schliesslich zu einem blossen Dekoriren mit
angelernten Kunstformen herabgesunken.
„Dieser zur Zeit noch bestehende Mangel an der Vereini-
gung von Kunst, Wissenschaft und Handwerk“, fährt
Hr. Prof. Schramm fort, „trägt hauptsächlich die Schuld an
den leider noch allzuhäufig vorkommenden Unfällen durch
Einsturz neu errichteter Gebäude und ausgedehnte Zerstö-
rungen durch Feuer, wie wir solche z. B. an dem Brande des
Braunschweiger Schlosses erlebt haben. Diesem Mangel
können auch die Kunstakademien, so lange sie ihre jetzigen,
vorzugsweise künstlerische Ausbildung bezweckenden Einrich-
tungen nicht abändern und vervollständigen, nicht abhelfen,
sondern nur gut organisirte wirkliche Bauschulen,
in welchen die künstlerische und wissenschaftliche
Ausbildung in innigster Vereinigung mit einander bezweckt
werden, in welchen bei Vertheilung des Lehrstoffes und der
Lehrzeit zugleich die nöthige Zeit für die praktischen
Uebungen auf Bauplätzen berücksichtigt ist, in welchen auch
die Anwendung der Mathematik und Mechanik auf die
Konstruktionen und Formationen der Bauwerke, nämlich die
Baustatik in der iiir die Baupraxis nothwendigen Ausdeh-
nung, verbunden mit zahlreichen Beispielen, als ein Haupt-
lehrzweig für die obersten Klassen betrachtet und in wahr-
haft erspriesslicher Weise für die Schüler von solchen geübten
Lehrern der Baukunst vorgetragen wird, die nicht allein
Künstler und Theoretiker sind, sondern auch die Baupraxis
gründlich kennen und mit Bauausführungen in steter Verbin-
dung stehen.
Die in Zittau bestehende Baugewerkenschule hat im
Laufe der Zeit durch Erweiterung des früheren Unterrichts-
planes, Vermehrung der Klassenzahl und Verlegung der
obersten Klasse in das Sommersemester, mehr und mehr Dem
nahe zu kommen gesucht, was heut zu Tage mit Recht ge-
fordert werden kann.
Das Ziel ihres Unterrichts geht dahin, die mit der Bau-
praxis durch die praktische Bauarbeit bereits vertraut ge-
wordenen Schüler zu befähigen, Gebäude jeder Art geschmack-
voll, mit Vermeidung unnöthiger Massenhaftigkeit zu ent-
werfen, dieselben fest und dauerhaft, also auch möglichst
feuerfest zu errichten, sich vor der Ausführung auf dem
Wege der Baustatik vollständige Rechenschaft geben zu
können über die in den auszuführenden Bauten wirkenden
Kräfte und Widerstände, um hiernach alle unnöthige, die
Ausführung vertheuernde Massenhaftigkeit (besonders bei den
Mauern und Gewölben) mit klarem Bewusstsein auf das
wirklich nothwendige Maass zu beschränken, ohne sich der
Gefahr der Unhaltbarkeit auszusetzen.
Dieser Grad architektonischer und ganz besonders bau-
wissenschaftlicher Ausbildung, welchen das bauende Publikum
von Jedem, der sich mit der ausübenden Baukunst beschäf-
tigt, er nenne sich Baukünstler oder Baugewerke, zu
verlangen berechtigt ist, ist ebenso zum Kirchen- und Palast-
bau , wie zur Errichtung einer gewölbten Getreidescheune
nothwendig und sollte auf jeder Bauschule erzielt werden,
gleichviel ob sie die bescheidene Benennung „Baugewer-
kenschule“ oder das klangvolle Prädikat „Bauakademie“
führt. Das bauende Publikum trägt weniger darnach, wo
einer Das gelernt hat, was er kann, als nach Dem, was er
wirklich zu leisten vermag.
Für die reiferen und befähigteren Schüler ist jenes Ziel
keineswegs zu hoch gestellt; diese Schüler begreifen sehr wohl,
dass eine erhöhte bauwissenschaftliche Ausbildung statt der
bloss handwerksmässigen und einseitigen der rech te Schlüs-
sel zur Meisterschaft, die ächte Wehr gegen Unfälle bei
Bauten und das beste Monopol zum Aushalten der Kon-
kurrenz unter der grossen Menge der Bautechniker und Bau-
künstler ist. Unbefähigte Schüler können so lange nicht in
Anschlag gebracht werden, als die Zahl der befähigten gross
genug ist, und diese ist bisher stets gross genug gewesen.
Aber Schüler von beschränkten Verstandeskräften, denen
FEUILLETON.
Die Pfahlbauten, ihre Bewohner mul ihr Alter.
( Schluss.)
Wenn man nun in den Pfahlbauten Handwerks- und
Handelsstationen fahrender Kelten aus Gallien erkennt,
so ist mancher auffallende Umstand, namentlich in Betreff
der durch die Funde dokumentirten Kultur in den Pfahl-
bauten, leicht erklärt, wo man sonst zu den seltsamsten
Vermuthungen greifen musste. Die Bewohner der Pfahl-
bauten besorgten als fahrende Kaulleute den Vertrieb mas-
saliotischer Waaren oder solcher, die in ihrer Heimat
fabrizirt waren; besonders waren es aber selbst Hand-
werker, welche auf ihren Reisen Material mitnahmen und
es mit ihrer bekannten Geschicklichkeit auf den Seewoh-
nungen verarbeiteten. Letzteres geschah vielleicht vor-
zugsweise im Winter, wenn die Verkehrsstrassen unweg-
sam geworden. Waren diese Pfahlbauten daher auf eine
längere Dauer des Aufenthaltes berechnet, so bilden einen
Gegensatz dazu Anlagen wie jene erwähnten irischen
Crannoges, welche vielmehr nur Verschanz ungen und Zu-
fluchtsörter für Zeiten der Gefahr gewesen zu sein scheinen.
Kehren wir zurück zu den Bernsteinstrassen, fiir
welche die Pfahlbauten der Schweiz sich als ein Knoten-
punkt ergaben, so lässt sich der Zwischenhandel der
gallischen Kelten nach Süddeutschland weiter verfolgen.
Zunächst waren weitere Stationen die Seen in Südbaiern,
welche Pfahlbauten aufweisen; die Strasse nach dem Nor-
den führte dann wahrscheinlich die Iller, die Donau, die
Regnitz und Saale entlang in die Elbe bis zur Mündung
derselben. Vielleicht sprang sie schon vorher von der
Elbe ab und folgte der Havel bis zur Trebel, in deren
Nähe bei Demrnin ja auch Pfahlbauten aufgefunden sind,
von wo aus sie sich dann nach der Küste von Meklen-
burg wandte.
Die Frage nach dem Alter der Pfahlbauten hat, wenn
man die im Vorigen aufgestellten Gesichtspunkte über die
Bedeutung derselben weiter verfolgt, eine ganz veränderte
Gestalt gewonnen: aus grauer Vorzeit rücken die Pfahl-
bauten in helle, historische Zeiten. Die Blüthezeit der-
selben hängt zusammen mit der Blüthe des Landhandels
von Südostgallien nach dem Bernsteinlande. Letztere wie-
der war bedingt durch den Verfall des Handels auf der
adriatischen Bernsteinstrasse, welcher eintreten musste, als
die Etrusker durch die Römer ihre Selbstständigkeit ver-
loren, also zwischen 400 und 300 v. Chr. Wie sich nun
aus einigen interessanten Umständen in Betreff' der Torf-
bildung beweisen lässt, sind die Pfahlbauten, wenn man
von einigen auf alle schliessen darf, ungefähr 300 Jahre
bewohnt gewesen. Es würde dies also schon auf einen
48
es :m Fleiss und Fähigkeiten zum Lernen fehlt, die nicht aus
eigenem Antriebe den Unterricht suchen , die bereits in der
Vorschule nichts leisteten und von ihren Angehörigen einer
Bauschule überwiesen werden in der Meinung, ihr Sohn oder
Mündel habe zwar zum Studiren keine Anlage, sei jedoch für
das Baugewerbe noch tauglich genug, werden auch in der Bau-
schule Zurückbleiben und nicht das Ziel derselben erreichen,
denn die ernste Baukunst ist kein Feld für faule und be-
schränkte Leute, sondern sie verlangt fleissige und bescheidene
Menschen mit denkenden Köpfen, unverzagten Herzen
und für das Wahre und Schöne empfänglichen Gemiithern.“
Wir wollen an dieser Stelle den speziellen Unter-
richtsplan der Baugewerkenschule zu Zittau im Auszuge
einschalten. Die Schüler, welche eine Vorschule (am
Besten eine Realschule) und demnächst mindestens ein
Sommerhalbjahr in praktischer Bauarbeit sich geübt haben
müssen, treten zunächst in die dritte Klasse ein. Der ein
Wintersemester mit 37 Lehrstunden pro Woche umfas-
sende Unterricht in derselben ist durchweg elementarer
Natur und erstreckt sich auf: allgemeine Baukunde (6 St.),
Arithmetik (4 St.), Geometrie (5 St.), bürgerliches Rech-
nen (3 St.), architektonisches und freies Handzeichnen (8
resp. 4 St.), Projektionslehre (4 St.) und deutsche Sprache
(3 St.) — Nach Absolvirung eines zweiten Sommerhalbjahres
praktischer Bauarbeit treten die hierzu reif befundenen
Schüler in die zweite Klasse ein. Das Wintersemester
derselben umfasst in gleichfalls 37 Lehrstunden wöchent-
lich: spezielle Baukunde (4 St.), konstruirende Gewölbe-
statik (2 St.), Perspektive (2 St.), Mathematik (2 St.),
Mechanik (4 St.), Entwerfen von Baurissen und Anschlä-
gen (6 St.), architektonisches und freies Handzeichnen (6
resp. 4 St.), Modelliren (4 St.) und deutsche Sprache (3
St.) Diejenigen, welche am Schlüsse des Semesters zum
Eintritt in die erste Klasse nicht für reif befunden wer-
den, kehren noch einmal auf den Bauplatz zurück und
treten im nächsten Winter in eine mit der zweite Klasse
verbundene Repetenten - Abtheilung ein. — Die Schüler
der ersten Klasse, deren Unterricht in einem Sommer-
semester mit 38 Lehrstunden wöchentlich sich unmittelbar
an den Kursus der zweiten Klasse anschliesst, treiben:
Physik (4 St.), Feldmessen und Nivelliren (4 St.), spe-
zielle Baustatik (10 St.), Mechanik (2 St.), Entwerfen von
Bauplänen und deren Detail (10 St.), praktische Anwei-
sung in Untersuchung der Festigkeit der Baumaterialien
(2 St.), Geschichte der Baukunst (2 St.), freies Handzeich-
nen und Modelliren (4 St.) deutsche Sprache (2 St.) —
An die erste Klasse schliesst sich noch eine obere Ab-
theilung an, die in Verbindung mit der Repetenten - Ab-
theilung der zweiten Klasse im Zeichnen, Entwerfen und
Veranschlagen, sowie in Anwendung der Baustatik auf
Entwürfe noch ganz besonders geübt wird. — Hiernach
sollen begabte Schüler in 3 bis 4 Semestern, weniger be-
gabte, soweit sie überhaupt dazu fähig sind, in 5 bis 6
Semestern ihre architektonischen Studien völlig absolviren
können.
„Nicht alle fleissigen Bauschüler,“ sagt Hr. Prof. Schramm
am Schluss, „die sich zu Baukünstlern berufen glauben, sind
hierzu auserwäblt, sondern nur diejenigen darunter, welche
mit der edlen Gottesgabe des K un st tale n tes und Schön-
heitssinnes begnadigt sind; dessen ungeachtet können diese
nicht Auserwählten doch sehr tüchtige Baumeister werden,
wie sie das Volksbauwesen verlangt.
Viele der in die Bauschule Aufgenommenen sind nicht
befähigt genug, um die volle wissenschaftliche Reife für die
erste Klasse zu erlangen, in welcher der Unterricht über die
jetzigen Forderungen der Meisterprüfung weit hinaus geht,
und zwar so weit, als das jetzige Volksbauwesen in seiner
ganzen Bedeutung solches fordert. Diese weniger befähigten
Schüler erreichen oft nur so viel, als die Meisterprüfung
gerade verlaugt, manche unter denselben noch nicht so viel
und müssen daher auf die Ablegung dieser Prüfung ver-
zichten. Dessen ungeachtet ist der Nutzen des in der Bau-
schule genossenen Unterrichts für diese Schüler kein geringer
und wird auch von denselben anerkannt. Denn zur Errich-
tung vollkommener Bauwerke gehören nicht blos theore-
tisch, praktisch und künstlerisch ausgebildete Bau-
meister, sondern auch tüchtige Poliere, Zeichner, Geschäfts-
führer in weit grösserer Zahl, und noch viel mehr geschickte
Gesellen, deren Wochen- und Tagelöhne in neuerer Zeit nach
Maassgabe ihrer Leistungen geregelt werden, wobei besonders
ihre in Bauschulen erworbenen Geschicklichkeiten und Kennt-
nisse gar sehr in’s Gewicht fallen.
Durch solche Bauschulen, die auch dem minderbegabten
Praktiker die Aufnahme nicht versagen und gewissermassen
technische Volks - Kunstschulen sind, wird deshalb eine Ueber-
zahl an Baumeistern nicht herbeigeführt, wohl aber wird die
Tüchtigkeit der Baumeister gehoben und zugleich die Intelli-
genz der Baugehülfen , der Poliere und Gesellen bis zum
Lehrling herab, sehr gefördert.“ (Schluss folgt.)
Kuppelgewölbe
aus Backsteinen über einem quadratischen Raume,
welches keinen Horizontalschub auf die Wider-
lager ausübt.
Unter diesem Titel ist in den vom Grossherzoglich
Hessischen Gewerbeverein bearbeiteten Vorlegeblättern für
polytechnische Schulen ein Kuppelgewölbe herausgegeben,
wie es in beistehender Skizze
behandelt ist. In dem Text
dazu ist nun gesagt, dass es
eine nach dem M oller'schen
System konstruirte Kuppel im
Palais des Prinzen Carl von
Hessen in Darmstadt sei, wo-
Zeitpunkt für den Untergang der Pfahlbauten hinweisen,
der sich als solcher durch historische Ereignisse sicher
nachweisen lässt. Die Pfahlbauten müssen zwischen 65
und 58 v. Chr. verlassen sein, denn nirgends haben sich
in ihnen Gegenstände römischer Kultur gefunden, sie
haben also nicht bis in die Zeit der Okkupation der
Schweiz durch die Römer gedauert, sondern sind vorher
aufgegeben worden. Dass man aber gerade an ein frei-
williges Aufgeben zu denken hat, wird dadurch konstatirt,
dass die Pfahlbauten nur zum Theil durch Brand unter-
gegangen sind; auch haben die Bewohner ihre Hütten
nicht vertheidigt, selbst da nicht wo Brand sichtbar ist,
es müssten sonst, wie schon erwähnt, sich Spuren eines
Kampfes zeigen. Waren die Bewohner aber einfache
Händler und Handwerker, so kann dies nicht auffallen,
wenn sie vor hereinbrechender Kriegsgefahr zurückwichen
und ihre Pfahlhütten verliessen, sie dem Feinde preisge-
bend, ohne sich zu vertheidigen. Die Feinde nun, welche
ihnen das Wohnen in der Schweiz unmöglich gemacht
haben müssen, waren die Germanen. Diese drangen von
Norden her vor und lagen mit den Helvetiern in bestän-
digem Kampfe, so dass nach Cäsars Bericht letztere aus
ihrem Lande zogen. Mit diesen im Jahre 58 abziehenden
Helvetiern spätestens verliessen die Händler die Pfahl-
bauten in den Schweizerseen. Die Pfahlbauten der nörd-
liwlieu Schweiz, welche vorzugsweise durch Brand zerstört
sind, haben dann diese Vernichtung jedenfalls den Ein-
fällen der Germanen zu verdanken. Dass die Pfahlbauten
in späterer Zeit aber von den Kelten nicht wieder aufge-
sucht und überhaupt nicht mehr benutzt worden sind,
findet seine Erklärung in der vollständigen Veränderung
der Handelsverhältnisse durch das Auftreten der Römer
diesseits der Alpen, womit die Bedingungen des alten
Handels aufhörten und die keltischen Händler der römi-
schen Konkurrenz unterliegen mussten. Mit dem weiteren
Vordringen der Römer wurden dann auch die Lagerstädte
der Legionen die Brennpunkte des Verkehrs nach dem
Norden und die Ileerstrassen zugleich die Handelsstrassen.
Die alte Römerstrasse von Italien nach Augsburg war es
insbesondere, welche die Handelsstrasse von Massalia über
die Schweiz nach dem Norden verdrängte.
Fassen wir zum Schlüsse in Kurzem die Gesichts-
punkte über die Bedeutung der Pfahlbauten zusammen, so
ergiebt sich zunächst, dass uns dieselben nicht blos aller-
hand Merkwürdiges und Neues über die Lebensweise alter
Barbarenvölker lehren, sondern einen bedeutsamen handels-
politischen und kulturhistorischen Hintergrund haben und
somit einen Einblick in grosse soziale Verhältnisse der
Vorzeit unsers eigenen Volkes eröffnen. Die Pfahlbauten
sind sogar als eine wichtige Quelle zur altdeutschen Ge-
schichte zu betrachten, indem sie eine Lücke in den schrift-
lichen Berichten der Alten ausfüllen und damit zugleich
49
bei die Backsteinwände des Treppenraumes, über welche
sie gespannt, nur 10" dick und nirgends durch Anker
zusammen gehalten seien. — Der Beweis, dass kein
Horizontalschub vorhanden sei, ist in folgenden Worten
gegeben :
„Denkt man sich die vier Zwickel (<?) der Kuppel
als feste Masse, so wird der Schwerpunkt der überhan-
genden Zwickel sich mehr nach der inneren Seite des
Treppenraumes befinden, und dieselben werden, wenn
eine Bewegungstattfinden sollte, eine Neigung ha-
ben, nach Innen zu fallen. Diese Neigung der Zwickel nach
Innen wird aber durch das Bestreben der mittleren kleinen
Kuppelkalotte, sie nach Aussen zu schieben, kompensirt
und man darf daher annehmen, dass das ganze Kuppel-
gewölbe nur senkrecht wirkt.“
Dieser Auffassung liegt nach meiner Ansicht ein Irr-
thum zu Grunde, denn wenn eine Bewegung stattfinden
würde und die Neigung der Zwickel nach Innen den Ho-
rizontalschub kompensiren sollte, so müssten die Wider-
lager in A als absolut fest angenommen werden. Denn in
der That, indem man dem Zwickel die Aufgabe zuweist,
mit seinem oberen Ende bei B einen nach Innen gerich-
teten Horizontalschub II auszuüben, zwingt man (einfach
nach dem Prinzip der Wechselwirkung) das untere Ende
bei A, einen ebenso grossen Horizontalschub II nach
Aussen hin zu übertragen: oder — der Sachverhalt ist
genau derselbe, als ob man den Zwickel c als Zwischen-
glied ganz ausser Acht gelassen und die direkte Einwir-
kung des Gewölbes auf die Umfassungsmauern untersucht
hätte. Sonach sind die Zwickel also nicht im Stande,
den Horizontalschub zu vermindern, geschweige denn auf-
zuheben. Es lässt sich auch unschwer berechnen, dass
der Werth // für jede der 10" starken Umfassungswände
= rot. 10700 Pfd. betragen muss, welchen ein eiserner
Reif von 0,67Q" Querschnitt aufnehmen würde.
Wenn auch diese Kuppel schon länger stehen mag, so
ist es die Bindefähigkeit des Mörtels und die Reibung
der in Verband gelegten Schichten, welche die Stelle des
eisernen Reifes vertreten, sollte aber eine einzige Bruch-
fuge entstehen , so wäre das Gleichgewicht gestört und
sie müsste Zusammenstürzen. Diese Kuppel ist sogar in
der Baukonstruktionslehre von Brey mann aufgeführt, ohne
dass auf die Gefahr derselben aufmerksam gemacht wor-
den wäre, wenn man nicht eine unmittelbar daneben hin-
gestellte Kuppel, worin sicli die Massen wirklich im Gleich-
gewicht halten, als Gegenbeweis annehmen darf.
Ingenieur Müller,
Lehrer a. d. Bausch, z. Höxter.
zeigen, wie die Alterthümer überhaupt gleich den histori-
schen Quellen für Verhältnisse der Vorzeit sichere Resul-
tate liefern können. Der schon vermuthete, bisher aber
nicht nachweisbare Landhandel der alten Zeit nach dem
Bernsteinlande ist durch die Pfahlbauten unwiderleglich
nachgewiesen. Die Wege, auf denen die kunstvollsten
Bronzegeräthe nach dem Norden gelangten, erhellen sich;
der phönikische Welthandel ist durch diese Handelsstrassen
in ein ganz neues Licht gestellt. Als das wichtigste Re-
sultat von Allen aber ergiebt sich, dass durch die Pfahl-
bauten das bis jetzt seiner Bequemlichkeit wegen beliebte
Stein-, Bronze- und Eisen-System vollständig haltlos ge-
worden ist und damit das verderbliche Schema hoffentlich
endgültig beseitigt werden wird, so dass die Pfahlbauten-
Irage den Tag der nothwendigen Umgestaltung der Alter-
thumsforschung einmal herbeiführen muss. A. Beyer.
Adolph Lohse.
Es war heut vor einem Jahre, am 15. Januar 1867,
als ein Mann, der eine hervorragende Stellung in den
baukünstlerischen Kreisen unserer Stadt einnahm, nach
langen und schweren Leiden das Zeitliche segnete. ■ —
Adolph Lohse, geboren zu Berlin am 30. August
1807, erhielt seine Schulbildung auf dem hiesigen Frie-
Mittheil ungen aus Vereinen.
Architektonischer Verein zu Hamburg. Auszüge aus
den Protokollen über die Versammlungen vom April bis De-
zember 1867.*)
Sitzung v. 12. Apr. 67. Vorsitzender Hr. F. G. Stammann.
Die Berathung über Einführung eines festen Steinmaasses
wird fortgesetzt.
Sitz u ng v. 17. Mai 67. Vorsitzender Hr. F. G. Stammann.
Nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Vorlagen,
die sich zum Theil auf die Pariser Ausstellung beziehen, theilt
der Vorsitzende mit, dass aus öffentlichen Mitteln der patrio-
tischen Gesellschaft 10000 Mark überwiesen seien, um für
Gewerbtreibende den Besuch der Pariser Ausstellung zu er-
möglichen.
Der Gesetzentwurf, betreffend die Grösse der auf ham-
burgischem Gebiete zu verwendenden Mauersteine, wird durch
den Vorsitzenden der dafür eingesetzten Kommission , Archi-
tekten Reme, zur Verhandlung gebracht und nach langer De-
batte, besonders über den Werth eines solchen Gesetzes über-
haupt, mit ziemlich grosser Majorität zur Empfehlung an die
gesetzgebenden Behörden angenommen.
Sitzung v. 18. Juli 67. Vorsitzender Hr. F. G. Stammann.
Unter vielen Zuschriften, die zur Vorlage kommen, sind
zu nennen : Ein Dankschreiben der polytechnischen Schule in
Hannover für die Betheiligung der Vereinsmitglieder bei der
internationalen Exkursion der Polytechniker nach Hamburg
(am 1. Juli), sowie eine Einladung des volkswirthschaftlichen
Kongresses zur Betheiligung an der am 26. August in Aus-
sicht stehenden Verhandlung über die Wohnungsfrage in grossen
Städten. Der Verein kommittirt für letztere Angelegenheit
den Ingenieur Timmermann, welcher neuerdings eine grosse
Anlage von Arbeiterwohnungen ausgeführt hat.
Ingenieur Westphalen giebt eine Mittheilung überdas
Verfahren von Süvern in Halle zur Desinfektion von Schmutz-
abflüssen.**) — Im Aufträge der Baudeputation ist Redner im
Juni nach Sachsen gereist, wo das Verfahren u. A. für die
Abflüsse der Zuckerfabrik in Schafstedt und des Zuchthauses
in Halle mit gutem Erfolge angewendet wird. Das Mittel zur
Desinfektion ist alkalischer Natur, der Hauptbestandtheil des-
selben gelöschter Kalk. Für Desinfizirung von 50000 Kub.'
sehr unreinen Wassers innerhalb 24 Stunden berechnet Süvern
2 Thlr. für Desinfektionsmasse, ausserdem den Tagelohn für
einen Arbeiter zum fortwährenden Umrühren der nur mecha-
nisch gebundenen Masse. Dieselbe verbindet sich chemisch
mit den organischen Stoffen des Abflusswassers und bildet mit
ihnen Niederschläge. Wenn das Verfahren in grossem Maass-
stabe für Bäche, Siele etc. angewendet werden soll, so muss
für Ablagerungsbassins für den Niederschlag, welcher daraus
von Zeit zu Zeit fortzunehineu ist und vortrefflichen Dünger
bildet, gesorgt sein. Ohne Sammelbassins ist die Anwendung
*) Für die Folge ist uns wiederum regelmässige Einsendung der
Sitzungsberichte zugesagt worden. ( D. Red.)
**) Man vergl. die Mittheilungen auf Seite 447 und 456, Jalirg.
1867 unseres Blattes. (D. Red.)
drich-Werderschen Gymnasium, das er im Jahre 1825 als
Schüler von Ober-Sekunda verliess, um sich dem Baufache
zu widmen. Nach seiner am 13. Januar 1827 erfolgten
Prüfung als Feldmesser wurde er am 3. Mai desselben
Jahres bei der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O.
vereidet und zum Regierungs -Kondukteur ernannt. —
Ebendaselbst arbeitete er unter der Leitung des damaligen
Wasserbau -Inspektor Philippi ein Jahr hindurch, ging dann
im Jahre 1828 nach Berlin zurück, wo er durch den
Stadt- Baurath Langerlians bei städtischen Bauten bis
zum Anfänge des Jahres 1829 beschäftigt wurde. In diesem
und im folgenden Jahre leitete er im Aufträge des Kö-
niglichen Ober-Marstall -Amtes die sämmtlichen zur Er-
richtung des Landgestüts in Zirke erforderlichen Bauten.
Nach Berlin zurückgekehrt, beschäftigte er sich hier mehre
Jahre hindurch mit architektonischen Studien und erhielt
im Jahre 1834 die spezielle technische Leitung des Baues
eines neuen Flügels der hiesigen Königlichen Kunst-Aka-
demie und der Stallgebäude in der Dorotheenstrasse, eine
Arbeit, welche seine ganze Thätigkeit bis zum Ausgange
des Jahres 1836 in Anspruch nahm. — In den Jahren
1838 — 40 baute er im Aufträge des Königlichen Kriegs-
Ministeriums das General -Kommando -Gebäude zu Frank-
furt a. O. — Nach dieser Zeit führte er in Berlin mehre
zum Theil bedeutende Privatbauten aus. Am 27. März
1847 bestand Lohse seine Staats -Prüfung und erhielt
50
bedenklich, zumal in Sielen wegen der Verschlammungen, die
in ihren Folgen schlimmer sein können als Schwefelwasser-
stoff Redner macht zuletzt aufmerksam auf die bevorstehenden
Resultate der im Gange befindlichen Untersuchung des Ver-
fahrens durch den Professor Wunderlich in Leipzig.
Architekt A. L. J. Meier giebt Reisenotizen aus Paris
und beschreibt das System der Ausstellung.
Der Vorsitzende regt eine Besprechung der am 30. Mai
auf der Verbindungsbahn am Ferdinandsthore vorgefallenen
Entgleisung einer Lokomotive und zweier Wagen an. Die
Lokomotive ist in der Kurve von ca. 600' Radius nach Aussen
iibergesprungen und nach kurzem Weiterlauf über Schwellen
und Sand nach Aussen umgefallen. Die Wagen sind beschä-
digt, Menschen nicht zu Schaden gekommen. Mehre Mitglie-
der des Vereins sind bald nach der Entgleisung an Ort und
Stelle gewesen, und die detaillirte Besprechung des Unfalles
führte zu folgendem Resultat: Die äusseren abgeschlissenen
Schienen in der Kurve sind theilweise durch neue ersetzt,
welche wegen der kurzen Zwischenzeit zwischen 2 Zugüber-
fahrten vorläufig mit Benutzung der alten Schwcllenlöcher
genagelt sind. Man ist mit der Auswechselung bis zu dem
Stosse gekommen, wo das erste Lokomotivrad aufgestiegen
ist. Hier hat der Kopf der neuen Schiene etwas vor dem
abgeschlissenen der alten vorgestanden. Einen Schienenstoss
weiter ist das zweite Rad der Lokomotive aufgestiegen und
hat hier den Schienenkopf zersplittert. Der Entgleisung
leistete Vorschub, dass der Flansch der Lokomotivräder ausser-
ordentlieh dünn abgelaufen war. Im Uebrigen wird die
Anlage der Kontrekurve, wie sie durch die zu weit östliche
Lage der Ernst-Merck-Strassenbrücke und die Anlage der engen
Kurve, wie sie durch die unmotivirte Entfernung der Bahn
von der Kunsthalle bedingt wurde, lebhaft bedauert.
Ausserordentliche Sitzung vom 2. August 1867.
Vorsitzender Hr. H. D. Hastedt.
Ankündigung und Vorbereitung des Besuches der Studi-
renden der Berliner Bauakademie für die Tage vom 12. bis
14. August. Wanderprogramm von A. L. J. Meier.
Sitzung v. 20.Sept. 67. Vorsitzender Hr. F. G. S tarn in an n.
Anregung einer Abschiedsfeier für den Architekten
Meuron, welcher Hamburg zu verlassen gedenkt.
Der Vorsitzende legt Kaminköpfe und Schornsteine aus
gebranntem Thon vor (Garvens, Rödingsmarkt 58), bespricht
künstliche Ziegel, speziell den hydraulischen Stein von Grüsa
und verweist für genauere Auskunft an den Vertreter de Guise,
Hotel de Russie, auf die Zeitschrift für Bauwesen vom März 1866
und an den Architekten Klette in Holzminden.
Derselbe machte sodann aus Anlass eines Besuches der
Pariser Weltausstellung einige technische und architektonische
Mittheilungen über Paris. Er beschreibt eine Eisenkoustruk-
tion im neuen Vaudeville-Theater (Boul. d. Capueines) und
legt die Pläne der neuen unter Hausmann’s Präfektur seit 1852
bewirkten Strassenanlageu und des Ausstellungsgebäudes, so-
wie eine Zeichnung der am 15. August d. J. enthüllten Fa-
hnde der nouvel Opera vor. Der Entwurf dieses Baues, der
im Jahre 1870 vollendet sein soll, ist von Theophile Garnier,
die veranschlagte Bausumme 20 Millionen Francs, der Flächen-
raum 120000 D'. Die Behandlung des Aeusseren ist sehr reich
und bunt in den verschiedensten Marmor- und Porphyr-Ge-
steinen, der Unterbau und der Fond aus französischem Kalk-
stein. Nach einer ausführlichen Beschreibung der Anordnung
fasst der Redner sein Urtheil dahin zusammen, dass der Grund-
riss gut zu nennen, das Aeussere dagegen zu überladen und
architektonisch nicht schön ausgebildet sei. Am meisten störe
die unorganische Verbindung der verschiedenartigsten Mate-
rialien; eine edle, grossartige Gesammtwirknng werde ver-
misst.
Redner rühmt darauf die musterhafte Unterhaltung der
öffentlichen Anlagen und im Speziellen die maassvolle Bespren-
gung der Strassen im Sommer; Hr. Hastedt stimmt dem bei
und hebt die gute Asphaltirung hervor. Distrikts - Ingenieur
Westphalen, aufgefordert, sich über das Verhältniss des
Hamburger zum Pariser Strassenbau auszusprechen, weist die
Entstehung der verschiedenen Oberbausysteme im Pariser
Strassenbaue nach und betont die unerhörten Kosten, welche
die Unterhaltung der dortigen Fahrbahnen verursache. Dem
gegenüber vertheidigt er den Hamburger Strassenbau gegen
die von den Vorrednern ausgesprochenen Vorwürfe.
(Schluss folgt.)
Verein für Baukunde in Stuttgartt. Auszüge aus den
Protokollen über die Versammlungen vom April bis Dezem-
ber 1867.*)
2. Versammlung am 6. April 1 867. Vorsitzender
Oberbaurath v. Egle; anwesend 16 Mitglieder.
Der Vorsitzende macht Mittheilung von dem Tode eines
Mitglieds des Vereins, v. Kessler, Direktor der Esslinger Ma-
schinenfabrik in Stuttgart.
Hr. Baurath Binder zeigt alsdann graphische Beobach-
tungen über die Einsenkung von eisernen Brücken beim Dar-
überfahren von Bahnzügen und Lokomotiven vor; dessgleichen
theilt derselbe über die Schieferdächer der Bahngebäude mit,
dass die Stürme der letzten Zeit so bedeutende Beschädigun-
gen angerichtet haben, dass es ihm bedenklich scheine, solch
freistehende Gebäude ferner mit Schiefer zu decken. Es mö-
gen allerdings zum Theil mangelhafte Ausführungen die Ur-
sache sein, insbesondere die Verwendung von schwachen Schie-
fern und von kurzen, ungünstig geformten Nägeln , sowie
ungenügende Ueberdeckung der einzelnen Schiefer und zu ge-
ringe Neigung der Dachflächen. Von einigen Mitgliedern
wird das Vorkommen ähnlicher Verhältnisse anderwärts zu-
gegeben, jedoch nicht in dem Maasse , wie angeführt. Hr.
Baurath Sonne führt an, dass in Hannover die Schieferbe-
dachungen nicht wie hier auf volle Brettverschalung, sondern
nur auf starke Latten gelegt werden und sich hierbei recht
gut halten, es möge daher wohl auch das Werfen der Bretter
Ursache von Beschädigungen sein. Hr. Wolf macht darauf
aufmerksam, dass in den Rheingegenden hauptsächlich frische
buchene Bretter verwendet werden, in welchen beim Austrock-
nen die Nägel sehr fest gehalten werden sollen.
*) Man vergl. No. 17, Jahrgang 1867 uns. Bl.
das Qualifikations - Attest als Land- und Wasser -Bau -In-
spektor. Gleichzeitig war er mit der speziellen techni-
schen Leitung des Baues der Muster- Strafanstalt bei Moa-
bit betraut. — Am 11. Dezember 1849 wurde er zum
Königlichen Landbaumeister ernannt, in dieser seiner amt-
lichen Stellung hatte er die Baugeschäfte im Ressort des
Ministeriums der geistlichen Angelegenheit zu besorgen. —
Nach einer mehr denn zwanzigjährigen praktischen
und theoretischen Beschäftigung im Baufache, vorzugsweise
mit den Disziplinen des Landhaus, wurde unserem Lohse
Gelegenheit, seine vielseitigen Kenntnisse und seine be-
deutenden Erfahrungen an einem grossartigen, mit mehr
denn gewöhnlichen Mitteln zur Ausführung bestimmten
Werke in durchaus selbstständiger Weise zeigen zu können.
Prinz Albrecht von Preussen, der den auf dem rechten
Elbufer — oberhalb der Stadt Dresden belegenen — als
schönen Aussichtspunkt bekannten Findlater’schen Wein-
berg nebst einigen benachbarten Grundstücken käuflich
erworben hatte, ertheilte ihm im Jahre 1849 den Auftrag,
den Entwurf zu einer dort zu erbauenden Villa auszu-
arbeiten. Schon im Frühjahr 1850 wurde mit dem Bau
einer kleineren, für den Hofmarschall des Prinzen be-
stimmten Villa begonnen. Während an der Vollendung
dieses Baues mit grösster Energie gearbeitet wurde, konnte
der eigentliche Ilauptbau, der ursprünglich nur als Um-
bau des alten vorhandenen Schlosses projektirt worden,
erst ein Jahr später in Angriff genommen werden. Die
überaus splendide Ausstattung der erstgenannten Villa ver-
grösserte nach und nach die Anforderungen und erweiterte
die Grenzen, welche dem Architekten bei der Ertheilung
des ihm gewordenen Auftrages Anfangs bezeichnet waren:
— einen fürstlichen Sommersitz zu schaffen — in einer
weit über das gewöhnliche Maass hinausgehenden Weise. —
Die Bebauung des mehr denn 150' hohen, von dem Elb-
spiegel aus unmittelbar emporsteigenden Hügels, nur als
LTnterbau des eigentlichen Schlosses zu betrachten, gab
unserem Lohse Gelegenheit, sein bedeutendes Talent für
malerische Disposition grossartiger Gebäudemassen in glän-
zender Weise zu bethätigen. So ist denn auf diesem ehe-
maligen Findlater’schen Weinberge ein Schloss entstan-
den, welches bei herrlicher Lage nebst seinen Terrassen,
Fontainen und schönen Gartenanlagen ein vollendetes Bild
ächt fürstlicher Munifizenz gewähren würde, wenn nicht
leider die Verhältnisse eine zu frühe Unterbrechung der
noch nicht ganz vollendeten Bau -Anlagen, wie sie von
Lohse entworfen waren, nothwendig gemacht hätten Das
Bild des Schlosses, wie es der VI. Jahrgang der Zeitschrift
für Bauwesen giebt. einem jeden Fachgenossen wohlbekannt,
entspricht nicht ganz der Wirklichkeit. Es fehlt der eigent-
liche Zusammenhang zwischen den Terrassenanlagen und
dem Schlosse. Leider sind die beiden oberen Terrassen,
das Treib- und Palmenhaus, und die Verbindung dieser
51
Hr. Binder macht ferner über Dächer mit Zementplatten,
welche in Kirehheim ausgeführt worden sind, die Mittheilung,
dass sie sich in einer Färberei, wo die Platten während eines
strengen Winters von unten der unmittelbaren Einwirkung der
Dämpfe, von aussen aber der Kälte ausgesetzt waren, ganz
vorzüglich gehalten haben; indessen haben sich wegen der
grossen Pünktlichkeit der Einlattung, welche die Bedeckung
mit rautenförmigen Ziegeln erfordere, und wegen der schwie-
rigen Auswechslung einzelner Ziegel, Anstände ergeben, welche
den Fabrikanten veranlasst haben, von dieser Form abzugehen
und Ziegel von der Form der gewöhnlichen gebrannten Dach-
platten zu fertigen; ob nun die Zementziegel einen grossen
Vorzug vor den gebrannten verdienen , müsse dahingestellt
bleiben.
Endlich kommen auch die Bedachungen mit Metallen zur
Besprechung und insbesondere wird dabei auf die Einflüsse
der galvanischen Wirkungen zwischen zwei sich berührenden
Metallen aufmerksam gemacht; bezüglich der schützenden
Einwirkung des Zinks auf Eisen fand Uebereinstimmung in
den Ansichten statt, weniger war dies der Fall für das Ver-
halten von Blei und Zink in Berührung mit Eisen.**)
Bezüglich der Zinkdächer wurden die nachtheiligen Ein-
wirkungen des damit in Kontakt kommenden Eisens hervor-
gehoben; ob Kohle, welche häufig aus Kaminen ausgestreut
wird und die Anwendung des Zinks bei Eisenbahnbauten be-
denklich machen würde, ebenfalls nachtheilig wirkt, wurde
nicht festgestellt. Der Vortragende führt an, dass nach den
Erfahrungen des Oberingenieurs der Gesellschaft Vieille Mon-
tagne die Kohlendämpfe, welche schefelige Säure enthalten,
nachtheilig auf Zink wirken, ebenso schwefelhaltige Kohlen-
stückchen, daher für Locomotivremisen Zink nicht empfohlen
werden könne, während auf vielen anderen Eisenbahnbauten
die Zinkdächer sich ganz tadellos halten.
Hr. Bauinspektor Zimmer in Jaxtfeld und Hr. Stadtbau-
meister Haider in Heilbronn werden als ausserordentliche
Mitglieder in den Verein aufgenommen.
3. Versammlung am 4. Mai 1 867. Vorsitzender
Oberbaurath v. Egle; anwesend 18 Mitglieder.
Die Sitzung wird mit Berathung allgemeiner Vereinsan-
gelegenhciten ausgefüllt. Die Beschaffung eines neuen Lokals
wird für nöthig erachtet und eine Kommission gewählt, um
Unterhandlungen deshalb einzuleiten; für die Benutzung der
Bibliothek und des Journalzirkels Seitens der auswärtigen
Vereinsmitglieder werden neue Bestimmungen getroffen.
4. Versammlung >am |25. Mai 1 867. Vorsitzender
Oberbaurath v. Egle; anwesend 14 Mitglieder.
Nachdem Hr. Ingenieur Dr. Schäffer in Aulendorf als
**) Weitere Nachforschungen des Vortragenden haben ergeben,
dass das Verhalten der Metalle bezüglich ihrer Stellung in der gal-
vanischen Spannungsreihe, je nach ihrem eignen Oberflächenzustande
wechselt. — Auch scheinen die Spannungsverhältnisse unter der
Einwirkung verschiedener Flüssigkeiten verschieden zu sein; die
Untersuchungen hierüber sind noch nicht abgeschlossen, sie mögen
für die Verwendung von Metallen in der Baukunst noch von Wich-
tigkeit werden und dürften sich einschlagende Beobachtungen zur
Mittheilung empfehlen.
mit dem Schlosse unausgeführt geblieben. Trotzdem ist
die Wirkung, welche die ganze Anlage selbst in so ver-
kümmerter Gestalt hervorbringt — besonders von der Elb-
seite aus gesehen — immer als eine grossartige zu be-
zeichnen. —
Dieser Bau beschäftigte Lobse fast ausschliesslich
bis zum Jahre 1855. — ln diesem Jahre wurde es ihm
ermöglicht, einen längst gehegten Wunsch zur Ausführung
zu bringen. Nach den grossen gewaltigen Arbeiten, wei-
che seine Thätigkeit auf das Angestrengteste in Anspruch
genommen hatten, durfte er endlich nach erhaltenem Ur-
laub eine grössere Reise antreten. Zu seiner körperlichen
und geistigen Erholung unternahm er dieselbe, zur Erwei-
terung seiner Kenntnisse beutete er sie hauptsächlich aus.
Ganz spezielle wissenschaftliche Zwecke führten ihn zu-
nächst nach Paris, wo er am 11. August 1855 eintraf.
Das Studium der den öffentlichen Zwecken gewidmeten
Anstalten, der Heiz- und Ventilationssysteme etc. fesselte
ihn länger an diese Stadt, als ursprünglich in seinem
Reiseplane lag. Sein Aufenthalt in Paris, unterbrochen
durch eine Reise nach der Touraine, welche er in Ge-
sellschaft von Stüler, Wilhelm Stier und Heidmann unter-
nahm, währte zunächst bis Ende Januar 1856. Nach
einer zweiten Reise längs der Westküste Frankreichs bis
an die Pyrenäen und über Toulouse, Lyon, Bourges etc.
wieder nach Paris zurück, ging er später in Heidmann’s
auswärtiges Mitglied aufgenommen ist, hält Hr. Ingenieur
Wolf einen Vortrag über die Herstellung des Walzeisens,
insbesondere über die rBurbaeher Hütte bei Saarbrücken.*)
Demnächst wird die in früheren Sitzungen schon öfters
besprochene Frage über die Bezeichnung der Stockwerke wie-
derum in Anregung gebracht und die in Württemberg beste-
hende Art und Weise der Bezeichnung insofern beklagt, als
dieselbe nicht mit der Bezeichnung in England, Frankreich,
Norddeutschland und Italien identisch ist. In diesen Ländern
ist nämlich üblich, das Stockwerk über einer Treppe erstes
Stockwerk zu nennen, während in Württemberg (in amtlichen
Kreisen theilweise nach Vorschrift) dieses Stockwerk als zwei-
tes Stockwerk gilt.
Die darin enthaltene Inkonsequenz wurde zwar entsprechend
hervorgehoben, doch wurde man zuletzt dahin einig, dass man
gegen die nun einmal herrschende Art der Bezeichnung nicht
auftreten könne, sondern sich derselben anschliessen müsse.
Zu diesem Zweck sollen sowohl Aufsätze in öffentliche Blät-
ter gelangen, als auch ein Hinarbeiten in dieser Richtung von
Seiten der Professoren an der polytechnischen Schule und der
Baugewerkeschule dahier stattfinden. Eine Mittheilung an die
verschiedenen Abtheilungen der wiirttembergischen Regierung
wird zwar als sehr richtig anerkannt, jedoch bei der ganzen
Sachlage als der Ein- und Durchführung nicht besonders gün-
stig bezeichnet und desshalb für den Augenblick unterlassen.
Schliesslich regt Hr. Baurath Binder die Frage an, ob
der Verein, der, abgesehen von der Gemeinnützigkeit, durch
Arbeiten , wie Begutachtung des Entwurfs eines Hochbauge-
setzes für das Königreich Württemberg, u. s. w. dem engeren
Vaterlande gewiss nicht unwesentliche Dienste geleistet hat,
mit Rücksicht auf die ihm bevorstehenden grösseren Ausgaben
nicht eine Staatsunterstützung beantragen könne , wie sie fast
sämmtliche ähnliche Vereine Württembergs erhielten.
5. Versammlung am 6. Juli 1867. Vorsitzender
Oberbaurath v. Egle; anwesend 18 Mitglieder.
Der Verein beschliesst eine Exkursion nach dem Kloster
Maulbronn, womit eine Besichtigung des an der Enz zur Was-
serversorgung der Gemeinde Nussdorf durch Herrn Baurath
Ehmann errichteten Pumpwerks und der Kapelle zu Lieu-
zingen verbunden werden soll.**)
Sodann macht der Vorsitzende in einem längeren Vortrag
dem Verein Mittheilung über die bei der Konkurrenz für
ein akademisches Krankenhaus in Heidelberg eingekommenen
Pläne und die Beurtheilung derselben durch das Preisgericht.
(Schluss folgt.)
Architekten- Verein zu Berlin. Haupt- Versammlung am
1. Februar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend 143
Mitglieder.
Nachdem der Vorsitzende am Beginn des neuen Geschäfts-
*) Mittheilung dieses Vortrags wird eventuell Vorbehalten. (D. R.)
**) Die Exkursion kam in der beschlossenen Weise am 21. Juli
zur Ausführung. Sie war vom schönsten Wetter begünstigt und es
herrschte unter den Theilnehmern die fröhlichste Stimmung, welche
in zahlreichen Toasten beim gemeinschaftlichen Mittagsmahl in der
Post zu Maulbronn ihren Ausdruck fand.
Gesellschaft nach Belgien, wo er, häuptsächlich in Brüssel,
den Bau der dortigen Gefängnisse und Hospitäler gründ-
lich stndirte. Vom Mai bis Ende August 1856 besuchte
er England, Irland und Schottland und zwar in Gesell-
schaft des inzwischen ebenfalls verstorbenen Architekten
Pichler aus Frankreich a. M., welcher im Aufträge dieser
Stadt den Bau von Hospitälern und Irren-Anstalten seinem
besonderen Studium unterwarf. Am 31. August 1856
wurde Lohse zum Bau -Inspektor ernannt. — Eine von
ihm nachgesuchte und bewilligte Urlaubsverlängerung machte
es ihm möglich, im September die Schweiz zu besuchen
und seine Weiterreise über Mailand, Venedig nach Rom
und Neapel auszudehnen. Im Mai 1857 kehrte er erst
nach Deutschland und am 1. Juni 1857 nach Berlin
zurück. —
In seiner amtlichen Stellung als Bau -Inspektor bei
der Königlichen Ministerial - Bau - Kommission zu Berlin
vollendete er zunächst den von Prüfer begonnenen Bau
der Königlichen Realschule zu Berlin, wobei ihm die Ge-
legenheit wurde, die von ihm gemachten Erfahrungen und
Studien über Ventilation, Heizung, Einrichtung der Sub-
sellien etc. in praktischer Weise zu verwerthen.
(Schluss folgt.)
jahres eine Uebersicht über die vorn Verein im Laufe des ver-
gangenen Jahres entwickelte Thiitigkeit gegeben und aus der-
selben ein erfreuliches Aufblühen des Veremslebens, dein er
eine noch reichere Entwickelung für die Zukunft wünschte,
konstatirt hatte, verlas der Säckelmeister Hr. Röder den
Kassenbericht. Die Einnahmen haben rot. 3842 Thlr., die Aus-
gaben rot. 3844 Thlr. betragen, so dass sich ein scheinbares
Defizit von 2 Thlrn. ergiebt; in Wirklichkeit haben sich jedoch
die eigentlichen Ausgaben nur auf rot. 2545 Thlr. belaufen,
während für den Ueberschuss von 1300 Thlr. Aktien ange-
kauft sind. Das Vereinsverinögen hat sich hierdurch bis auf
rot. 2000 Thlr. vermehrt, ein unerwartetes Resultat, das dem
Säckelmeister, dessen Verwaltung dieser günstige und hoff-
nungsreiche Finanzzustand zu verdanken ist, die lebhafteste
Anerkennung des Vereins eintrug.
Die Neuwahl des Vorstandes ergab die Wiederwahl der
alten Vorsteher, nämlich der Hrn. Adler, Bo eckmann,
Hagen, Koch, Lucae, Röder und Weishaupt. Als
Oberbibliothekare wurden die Hrn. Griittefien, Schmieden
und Spiecker gewählt; zwischen letzteren beiden soll jedoch
das Loos entscheiden. Den mit Einführung der neuen Biblio-
thekordnung zurückgetretenen Bibliothekaren Hrn. Weiss und
Schneider wurde der Dank des Vereins für die treue und
auerkennenswertlie Verwaltung ihres Amtes votirt.
Als neue Mitglieder wurden in den Verein aufgenommen
die Hrn. Burgmann, Clausnitzer, Alb Fischer , Hauer,
Herrmann, K 1 ö n n e , Michaelis, Momm, Runge, R u s k e ,
von Schütz, Thür, Vogel, Weiss, Fr.Wolff. Gewählt
wurden endlich nocli drei Kommissionen und zwar eine Kom-
mission zur Vorbereitung des Schinkelfestes, bestehend aus den
Hrn. Kölscher, Kyllmann, Licht, Lucae, Menne, Mer-
zenich und Schwechten, eine Kommission zur Berathung
einer Norm für das architektonische Honorar bestehend aus
den Hrn. Adler, Ende, Franz ins, Hitzig, Sehwatlo,
und eine Kommission zum Entwurf eines neuen Statuts und
für Erwerbung der Rechte einer juristischen Person, bestehend
aus den Hrn. Fritsch, Heidmann, Koch, Möller und
S e n d 1 e r .
Auf den Antrag des Hrn. Lucae wurde beschlossen, für
die Folge jährlich 16 bis 20 Blatt der Monatskonkurrenz- Ar-
beiten durch Zinkdruck vervielfältigen zu lassen. Die Ver-
fasser der Arbeiten sollen die Verpflichtung haben, die Zeich-
nung unentgeltlich zu liefern; aktive Vereinsmitglieder sollen
die Sammlung gratis, Auswärtige gegen einen Kaufpreis er-
halten. Den Hrn. Lucae und Ende wurde die Leitung des
Unternehmens anvertraut mit der Befugniss sich nach Bedarf
zu einem grösseren Komite zu kooptiren.
Hr. Adler hatte den Antrag gestellt, dass auch Jen Sie-
gern bei den Schinkelfest-Konkurrenzen die Verpflichtung auf-
erlegt werden möge, auf ihrer Studienreise ein künstlerisch
oder technisch wichtiges Bauwerk aufzunehmen und diese Auf-
nahme dem Vereine zur Publikation zu überlassen. Nach
einer Debatte, in welcher von mehren Seiten hervorgehoben
wurde, dass eine solche Belastung der Stipendiaten die Grenze
der Billigkeit überschreite, wurde auch dieser Antrag vorbe-
haltlich der einzuholenden Genehmigung des Ministeriums und
vorbehaltlich der Festsetzung der näheren Modalitäten ange-
nommen.
Die Beurtheilung der Monatsaufgaben aus dem Gebiete
des Hochbaus (Treppen- Anfangspfosten mit Gaskandelaber)
erfolgte durch Hrn. Lucae. Mit dem Andenken wurden
2 Arbeiten, als deren Verfasser die Hrn. Schwencke und
Genick sich ergaben, ausgezeichnet; namentlich war der letz-
tere der Anforderung , welche der Referent seiner Beurthei-
lnng zu Grunde legte, — organische Entwickelung des Pfostens
nach der Weise pflanzlichen Wachsthums, — am Nächsten ge-
kommen. Für die Monatsaufgaben im Februar sind wiederum
nur im Hochbau (Omnibus-Wartesalon) 2 Lösungen eingegangen.
Eine im Fragekasten enthaltene Frage, eine Senkung der
Mittelwand in einem am Wasser stehenden älteren Gebäude
betreffend konnte nicht beantwortet werden, da ausreichende
Angaben fehlten. — F. —
Vermischtes.
Die in unser Blatt (Nr. 5, GS, Architektenverein z. Berlin)
übergegangene Notiz, dass das Werk „Akustik und Katakustik
von Theaterräumen“, welches noch heut die beste Quelle für
akustische Studien gewährt, von dem älteren Langhaus
(Carl Gotthard L., der Erbauer des Brandenburger Thors)
verfasst sei, wird von kompetenter Seite dahin berichtigt,
dass der Autor dieses im Jahre 1810 erschienenen und seit
50 Jahren im Buchhandel vergriffenen Werks nicht der ältere,
sondern der jüngere (Carl Ferdinand) Langhans ist. Da
Hr. Oberbaurath Langhans, der gefeierte Altmeister des
Theaterbaus, noch rüstig in unserer Mitte wirkt, so dürfte
vielleicht die Hoffnung ausgesprochen werden, dass derselbe
uns mit einer neuen Auflage oder Bearbeitung seines Buches
beschenkt.
In No. 3. dies. Jhrg. d. deutsch. Btg. heisst es in dem
Aufsatze, „Die neuen Häuser an der Schleuse zu Berlin“;
„Die gerichtliche laxe ergab bei dem S e c u ri u s’schen Bau
einen Werth von 1500 bis 2000 Thlr. pro □ Ruthe.“
Bei meinem jetzigen Bau (Stechbahn 4/5) hat keine
laxe stattgefunden, wohl aber bei der Expropriationsklage,
wegen meines früheren Hauses Stechbahn No. 2. Hierbei
haben sich aber fünf Sachverständige auf 3100 Thlr. pro
□ Ruthe geeinigt, wonach ich auch entschädigt wurde.
W. A. Seeurius.
In dem Bericht über die Sitzung des Architekten- Vereins
zu Berlin am 11. Januar d. J. (Nr. 3 uns. Bl.) war ein von
Hrn. hr. Koch vorgelegtes Modell eines neuen Thürbandes
erwähnt worden. Auf besonderen Wunsch geben wir nunmehr
Grundriss
Ansicht nach x
Geschlossene Thür
eine Zeichnung desselben, welche die Konstruktion völlig er-
läutern dürfte. In dem Falle, welcher zur ersten Anwendung
des Bandes Veranlassung gegeben hat, handelte es sich darum
die Nebenthür eines Saales, welche in ihrem Gerüst nur unter
grossen Schwierigkeiten hätte erweitert werden können, um
so viel weiter zu öffnen, dass die vorstehenden Thürflügel
kein Hinderniss für das Durchtragen der Esstische bildeten
und ist dieser Zweck völlig erreicht worden. Aehnliche Fälle,
wo bei sehr schmalen Tlniren der Gewinn weniger Zolle an
freier Lichtöffnung schon sehr wesentlich in’s Gewicht fällt,
dürften sich mehre bieten und wird das Koch’sche Thürband,
hierbei sicher ein willkommenes Hülfsmittel sein.
Aus der Fachlitteratur.
Zeitschrift für Bauwesen. Red. von Erbkam. Jahr-
gang 1868, Heft 1 — 3.
A. Aus dem Gebiete des Hochbaues.
1. Die neue Synagoge in Berlin, von E. Knoblauch
und A. St iiler. Als Schluss der schon im Jahrgang 1866
veröffentlichten sechs Blätter wird die farbige Darstellung der
Chornische mit dem Allerheiligsten mitgetheilt; in ihr gipfelt
die Bestimmung des Gebäudes, wie der Aufwand an kostbaren
Materialien und reichster Farbenschmuck. — Wer jedoch
jene von Stüler’s Meisterhand ausgeführten Blätter kennt,
wird es bedauern, dass statt der blossen Chornische nicht
der vollständige Durchschnitt wiedergegeben wurde; das Ge-
sammtbild harmonischer Farbenwirkung wäre dadurch erst zum
vollständigen Abschluss gelangt. —
2. Die Kunsthalle in Hamburg, von den Baumeistern
v. d. Hude und G. S ch irr mach er, mit 7 Blatt Zeichnungen;
gekrönter Konkurrenz - Entwurf, von dem Erstgenannten*)
zur Ausführung gebracht. Dem Programm entsprechend
zerfällt der Plan in zwei Haupt-Abtheilungen: den Mittelbau
und die Flügelbauten, je zwei durch eine BogeDstellung mit
einander verbunden. Die der Vorderfront sich anschliessenden
Flügelbauten sind — ursprünglich nicht dazu bestimmt — zu-
gleich mit dem Hauptbau ausgeführt worden, die Ausführung
der anderen voraussichtlich in nächster Zeit zu hoffen.
Die Plandisposition ist klar und einfach, doch erscheint
uns der (Neben-) Aufgang, wozu der ganze Flügelbau rechts
vom Haupt vestibulum verwandt, an dieser Stelle überflüssig,
wenigstens mit dem Uebrigen nicht organisch verbunden.
Die Fahnden sind in edlen Renaissance- Formen komponirt
und in durchweg echtem Material ausgeführt, — Säulen,
Pilaster. Gesimse ti. s. w. in Sandstein, Flächen. Ornamente
etc. in gebranntem Thon. Sie zeigen einen reichen Schmuck
von Statuen und Köpfen, welche 67 Künstler aus allen Ländern
und Zeiten hervorheben, ausserdem allegorische Darstellungen
der vier bildenden Künste. — Aber je reicher jener Schmuck,
um so mehr steht damit in Widerspruch die Behandlung des
über der offenen Bogenhalle gelegenen Theiles vom Mittelbau;
*) Der talentvolle Schirrmacher ist schon 1864 in noch jugend-
lichem Alter der Kunst entrissen.
Hierzu eine Beilage.
53
durch Pilaster sind 7 quadrate Felder gebildet, in deren
Mitten sich kleinliche Attribute befinden. Hier war die Stelle,
wo sich der Grundgedanke des Gebäudes an der Haüptiront
in einem mächtigen, figurenreichen Friese konzentriren liess,
sei es in Haut -Relief**) oder in jener, der Renaissance eigen-
thümlichen Technik, in Sgraffito. —
So viele Schönheiten im Uebrigen das ganze Projekt zeigt,
die Ausführung der Ornamente scheint dahinter zurückgeblieben
zu sein, wenigstens lassen die auf dem Detailblatt gegebenen
Proben noch sehr viel zu wünschen übrig.
3. Der Eschenheimer Thurm in Frankfurt a. M.
Als letzter Rest von Thor- und Befestigungsthürmen der
deutschen Kaiserstadt ragt noch heute wohlerhalten der
Eschenheimer Thurm empor , nachdem er mittelalterlichem
Andrängen und modernen Lichtungsbestrebungen glücklich
entgangen ist. Er besteht aus einem quadratischen Unterbau
mit spitzbogigen Thoren von 33' Seite und 27' Höhe, einem
runden Thurm, 75' hoch, und einem Mauerkegel, der von
Zinnen und vier Erkern, ebenfalls mit massiven Spitzen, um-
geben ist. Das ganze Gemäuer ist mit geringem Aufwand
von Steinmetzarbeit aufgeführt und im Uebrigen , selbst an
Dach und Zinnen, mit Kalkmörtel verputzt. Bei Vollendung
des Baues sind die runden, durch die ganze Mauer reichenden
Rüstlöcher nicht vermauert, sondern, um sie bei künftigen
Arbeiten leicht wiederfinden zu können, mit eigens geformten
Thonkriigen zugesetzt und bis auf deren enge Mündung, die
noch, besonders von der Wetterseite aus sichtbar, mit Mörtel
überputzt worden. Bemerkenswerth ist noch, dass die innere
und äussere Begrenzung des runden Thurmes exzentrisch
sind, so dass auf der Feldseite 7', auf der Stadtseite 5'
Mauerstärke entstehen. An letzterer Seite ist ein Wehrgang
balkonartig über dem inuern Thor ausgekragt.
Der Unterbau wurde im Jahre 1400 von Meister
Mengoz ausgeführt, erst 25 Jahre später ging man an
den Weiterbau, der von Meister M adern, dem Werkmeister
der Pfarrkirche, ausgeführt (auch wohl entworfen) und 1428
vollendet wurde.
4. Schinkel in Danzig, Schluss einer Rede des Pro-
fessors J. C. Schultz, gehalten am 13. März 1861, mit An-
merkungen von Bergau.
5. Die Zions-Kirche in Berlin. Entwurf von Möller
und Orth. Mit in den Text gedruckten Skizzen des Grund-
risses und einer perspektivischen Ansicht. — Von der Gemeinde
für die gnädige Errettung des Königs nach dem Mordversuch
in Baden-Baden als „Dankeskirche“ beschlossen, hält sie je-
doch als solche den Vergleich mit der einer ähnlichen Ver-
anlassung halber entstandenen „Votivkirche“ in Wien nicht
aus; unser Urtheil über den Bau selbst behalten wir uns bis
nach seiner Vollendung vor. — H. —
B. Aus dem Gebiete des Ingenieurwesens.
1. Der Leuchtthurm bei Gross-Horst, vom Reg.-
und Bau-Rath Herr in Stettin. Der Hörster Leuchtthurm
liegt 71/» Meilen östlich von Swinemünde auf einem freien,
69' über dem mittleren Ostseespiegel hohen Seeufer. Zur Un-
terscheidung von den benachbarten Feuern ist hier ein ver-
bessertes Fresnel’sches Drehfeuer erster Ordnung gewählt,
welches von 20 zu 20 Sekunden einen hellen Schein von
51/» Sekunden Dauer zeigt und entsprechend seiner Höhe von
200' über dem Meeresspiegel , 5 deutsche Meilen vom Deck
eines mittleren Schiffes aus sichtbar ist. Das Leuchtthurmge-
bäude enthält ausser den nöthigen Geräthekammern noch Wohn-
räume für 3 Wärter sowie einige Kommissionszimmer, ent-
sprechend der vollständig isolirten Lage des Etablissements.
Das Feuer ist seit dem 1. Dez. 1866 in Wirksamkeit.
2. Der eiserne Ueberbau der Elbbriicke bei Meis-
sen, v. Reg. - Rath J. W. Sch w edler. Die Eisenbahn von Bors-
dorf nach Meissen überschreitet die Elbe mittelst einer Brücke
von 3 Oeffnungen ä 163' und 3 Oeffnungen ä 60' lichter Weite.
Der Verfasser theilt das von ihm bearbeitete Projekt, von dem
bei der Ausführung freilich in einigen Punkten abgewichen
ist, in Text und Zeichnung ausführlich mit. Wir entnehmen
der Beschreibung folgende kurze Daten:
Jede Oeffnung ist für sich überbrückt, also Kontinuität
vermieden. Die Haupttragsysteme der grösseren Oeffnungen
haben eine gerade untere und eine polygonale obere Gurtung,
die über den Auflagern in der für das Normalprofil des freien
Raumes gebotenen Höhe endet; ihrer ganzen Länge nach sind
sie durch Querverbindungen und Diagonalbänder gegenseitig
ausgesteift; die sonach nothweudig gewordenen Portale sind
mit den massigen Thurmbauten der Pfeiler durch starke An-
ker verbunden. Bei den kleinen Oeffnungen fallen die Por-
**) Seit Erbauung der Dirschauer Brücke scheitert eine Terra-
Cotta- Ausführung in solchen Dimensionen nicht mehr an prakti-
scher Unmöglichkeit.
tale fort, da die obere Gurtung bis zur unteren hinabgeführt
ist. Die Fache werden durch gedrückte Vertikalen und ge-
zogene Diagonalen gebildet. Die Träger haben je ein festes
und ein bewegliches Auflager, welches letztere bei den grösse-
ren Trägern aus Pendelsatz besteht; die kleineren gleiten ein-
fach. Das Gewicht der Konstruktion an Eisen (excl. Oberbau)
beträgt pro lfd. Fuss
für die grossen Oeffnungen = 450 -f- 4,7 / Pfund,
für die kleinen Oeffnungen = 250 -j- 4,7 / Pfund,
wenn / die Länge der Träger in Fussen bezeichnet.
3. Die künstliche Spülung der Seehäfen, vom
Wasser -Bauinspektor Hugo Lentz in Cuxhaven. — Nachdem
zunächst die Spülung in Cuxhaven ausführlich beschrieben
und Untersuchungen über die Höhe des jährlich sich abla-
gernden Hafenschlicks im Anschluss daran mitgetheilt sind,
wendet sich der Verfasser zu der Spülung der Häfen von
Birkenhead, Havre, sowie der am Kanal. In einem Schluss-
passus werden allgemeine Gesichtspunkte über die Form der
Spülbassins, über die Geschwindigkeit des Spülstroms etc. ge-
geben. Bemerkenswerth ist dabei die folgende Aeusserung
des Verfassers: „Man kann nicht erwarten, dass grössere Spül-
anlagen noch jetzt zur Ausführung gebracht werden; sollte
dies aber geschehen, so wird eine vorhergehende Untersuchung
manche dunkle Punkte aufklären müssen.“
4. Die neue Theorie der Bewegung des strömen-
den Wassers, vou G. Hagen.
5. Ueber die technische Behandlung von Strom-
regulirungen, vom Kreis - Baumeister Graeve in Wohlau.
Die geringe Beachtung, welche die Wasserstrassen in den
letzten Jahrzehnten erfahren und das Misstrauen gegen den
Erfolg von Stromregulirungsarbeiten leitet Verfasser aus wirt-
schaftlichen Verhältnissen her, legt aber auch der ungenügen-
den technischen Behandlung solcher Arbeiten einen grossen
Theil der Schuld bei; er fordert, dass bei den Vorarbeiten
exakter verfahren, namentlich ein grösseres Gewicht auf die
Ermittelung der Wassermengen bei verschiedenen Wasser-
ständen gelegt werden müsse. Aus den im Anschluss an das
Vorwort gegebenen Spezial -Mittheilungen eigener Messungen
an der Oder (die vielleicht nicht ganz im Verhältnisse zu
den umfangreichen Bestrebungen des Vorwortes stehen) heben
wir folgende beachtenswerte Notizen hervor. Die Oder hat
bei Steinau ein Flussgebiet von 520° Meilen, bei gewöhn-
lichem Niedrigwasser führt sie 1,464 Kub.', bei mittlerem
Wasserstande 8,75 Kub,' pro D Meile ihres Flussgebietes ab.
Die mittlere Niederschlagsmenge in jenem Theile der Oder
beträgt 17,6" pro Jahr; hiervon fliessen durch die Oder bei
Steinau 5,75", also ca. */*, was mit der sonst üblichen An-
nahme, dass von der gesammten Regenmenge etwa ’/a ver-
dunstet, »/. zur Ernährung der Organismen verwendet und
der Rest durch die Flüsse abgeführt wird, übereinstimmt.
6. Der Bau der Königl. Schlesischen Gebirgs-
bahn, vom Geh. Regierungs -Rath Malberg. Eine gedrängte,
übersichtliche Zusammenstellung über Bereich, Richtung und
bauliche Anlagen der Bahn. , Gr.
Konkurrenzen.
Preisausschreiben. Das Provinzial-Gouvernement zu
Antwerpen eröffnet die Konkurrenz ‘zu einem Justizpalast in
Antwerpen für einheimische und auswärtige Architekten.
Die Ablieferung der mit einem Motto zu versehenden
Arbeiten muss bis zum 1. Juni 1868 erfolgen. Arbeiten mit dem
Namen des Verfassers werden von der Konkurrenz ausgeschlossen.
Die Baukosten sollen 950000 Francs nicht überschreiten.
Jedes Projekt welches nach Revision des Anschlages eine
höhere Summe zur Ausführung erfordert, wird unwiderruflich
ebenfalls ausgeschlossen.
Für die am meisten dem Programme entsprechende
Arbeit ist ein Preis von 5000 Frcs., oder eventuell dem Ver-
fasser die Ausführung des Baues gegen 5% Honorar ausge-
setzt. Ein etwa nöthig werdender zweiter Preis beträgt 300,
ein dritter 1000 Frcs. Die prämiirten Arbeiten bleiben Eigen-
thum der Provinz.
Die Jury wird aus 7 Mitgliedern, von denen 4 Architek-
ten des In- oder Auslandes sein sollen, durch die Baudepu-
tation berufen werden.
Monats- Aufgaben im Architekten - Verein zu Berlin
zum 3. März 1868.
I. An der abgestumpften Ecke eines in griechischen Stil-
formen ausgeführten Wohngebäudes soll im ersten Stock ein
Erker angebracht werden. Das Gebäude hat ausser dem Erd-
geschoss 2 Stockwerke, für deren oberes jener Erker einen
Balkon hergeben soll.
II. Für ein Speichergebäude von 45 Fuss lichter Weite,
54
78 Fuss lichter Länge, mit 4 Etagen und Dachboden von je
10 Fuss Höhe incl. Balkenlage, sollen die Stützen in Guss-
eisen, die Unterzüge in gewalztem Eisen, die Balken in Holz
konstruirt werden. — Belastung jeder Etage 3 Zentner pro
Quadratfuss. Wegen zeitweise ungleichartiger Belastung ist
auf gute Längs- und Querverstrebungen Rücksicht zu nehmen.
Es wird Zeichnung eines Querschnitts, eines Systems des
Längenschnittes im Maasstabe von 10 Fuss auf 1 */> Zoll und
Berechnung der Stärken der Stützen, Unterzüge und Balken
verlangt.
° .
P er sonal - N achrichten.
Ernannt sind: Der Künigl. Baumeister Georg Kräh zu Königs-
hütte zum Bauinspektor, der Wasser-Baumeister H agen zu Genthin
zum Wasser-Bauinspektor daselbst, der Wasserbaumeister Schwabe
zu Neufahrwasser zum Hafen - Bauinspektor daselbst.
Das Baumeister-Examen haben bestanden, am 25. Januar:
Willi. Beeme lmanns aus Brummern; am 1. Februar : Theod. v.
Weltzien aus Trier, Alex. Theod. Hausding aus Hoyerswerda; —
Das Bauführer-Examen am 25. Januar: Teophil Bagniavski
aus Gr. Lonsk bei Bromberg, David Ludw. Willi. Nerenz aus
Berlin, Hieronymus Chudzinski aus Miasteczko, Eduard Rein-
mann aus Fraustadt; am 1. Februar: Edmund Kellner aus Hei-
ligenstadt, Heinrich Kienitz aus Greifenberg, Herrn. Spitzner
aus Cottbus, Carl Arendt aus Neu - lluppin.
Offene Stellen.
1. Mehre im Eisenbahnbau erfahrene Baumeister finden bei
der Westphälischen Bahn gegen 21/, Thlr. Diäten und 15 Tlilr.
Streckengelder Beschäftigung. Nähere Auskunft giebt Eisenbahn-
Bauinspektor Menne, Berlin, Tempelhofer Ufer 29.
2. Ein Baumeister zur Ausführung von Kasernenbauten wird
gesucht von der Fortifikation in Stettin. Näheres im Inseratentheile.
3. Ein Baumeister wird von der Fortifikation in Rendsburg
gesucht. Antritt zum 1. April 1868. Diäten 3 Thlr.
4. Für den Bau der Bahn von Gotha nach Leinefelde werden
einige Baumeister gegen 3 Thlr. Diäten und 50 Thlr. monatliche
Reisekosten -Entschädigung, und einige Bauführer gegen landes-
übliche Diäten gesucht. Adr. beim Baumeister Sendler in Berlin,
im Biireau, Koppenstr. 88. 89.
5. Zu einem Chausseebau im Kreise Pillkallen wird ein Bau-
meister oder Bauführer gesucht. Diäten 2 Thlr. resp. l*/a Thlr.,
Fuhrkosten- Entschädigung 15 Thlr. Näheres beim Bauinspektor
Muyschel, Kpthenerstr. 32, in Berlin.
6. Für den Neubau der Kirche zu Jacobsdorf, Reg.-Bez. Cöslin,
wird ein Bauführer gesucht. Diäten l1/, Thlr. Antritt 15. Februar.
Meldungen bei dem Kreisbaumeister Laessig zu Dramburg. Event.
Auskunft ertheilt Laessig: Berlin, Jacobikirchstr. 7. 2 Tr.
7. Die Königliche Fortifikation in l’illau sucht für die Zeit vom
1. April bis 1. November d. J. einen geprüften Bauführer zur
Leitung des Baues einer molenartigen Futtermauer, welcher wo-
möglich bei solcher Ausführung schon beschäftigt gewesen. Diäten
2 Thlr. Freie Wohnung.
8. Tüchtige Feldmesser-Gehülfen event. Feldmesser,
welche mit Eisenbahn- Vorarbeiten vertraut, finden lohnende Beschäf-
tigung. Meldungen unter Einreichung von Attesten bei E. Bauer,
Berlin, Ritterstrasse 5, 2 Treppen.
9. Zur Ausarbeitung von Werkrissen und zu Büreauarbeiten
wird ein junger Bautechniker gesucht. Näh. unter d. Inseraten.
Brief- und Fragekasten.
Hm. A. B. aus E. — ln Betreff Ihrer an den Architekten-
Verein zu Berlin gerichteten Fragen, sind wir beauftragt Ihnen
mitzutheilen, dass Sie eine kompetente Antwort am Besten durch
direkte Eingabe bei dem Direktorium der Kgl. Bauakademie erhalten
werden.
Hm. v. Sch. — Der Prospekt über die Märkische Nordbahn
ist von Hrn. Ober- Ingenieur F. Plessner unterzeichnet. — Ihre
Warnung vor der Annahme von Baumeisterstellen bei Fortifikationen
erscheint wohl nicht ganz gerechtfertigt. Dass Reise- und Zuzugs-
Kosten nicht gewährt werden, sowie dass eine monatliche Kündi-
gung eintreten kann, dürfte wohl Jedem schon bei den Engage-
ments-Unterhandlungen bekannt werden, so dass er diese Bedin-
gungen bei seinem Entschlüsse völlig frei erwägen kann.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren D. und M. in
Berlin, St. in Hambnrg, A. in Deutz, H. in Flensburg.
Von Seiten des Vereins „Motiv“ ist uns die folgende,
durch das Feuilleton unserer letzten Nummer veranlasste Er-
klärung zugegangen, der wir gern Raum geben.
„Der in Nr. 5 der deutschen Bauzeitung über das dies-
jährige Weihnachtsfest des „Motiv“ erschienene Bericht ist
so leicht geeignet, ein ungünstiges Licht auf den Charakter
dieses Vereines zu werfen, dass der letztere ein Wort zu seiner
Rechtfertigung unmöglich unterlassen kann.
Mag es immerhin sein, dass die diesjährigen Leistungen
hinter früheren zurückblieben, — nicht gegen diesen Vorwurf
wollen wir uns verwahren: man giebt eben, was man hat, uud
bittet um freundliche Nachsicht. Die Angriffe aber, welche
wir mit aller Entschiedenheit zurückweisen müssen im Inter-
esse unseres Rufes, richten sich gegen die sittliche Tendenz
unseres Festes und somit auch unseres Vereines.
Wenn wir wie bisher auch dieses Mal uns erlaubt haben,
die Werke hochverehrter Lehrer und Meister durch Wort
und Bild in den Kreis unserer Scherze zu ziehen, so geschah
dies in der von eben diesen Meistern stets gerechtfertigten
Ueberzeugung, dass dieselben unserem Weihnachtsfeste in gü-
tigem Wohlwollen den Charakter der Saturualien selbst bei-
legen, und in der zu unserem Erstaunen und Bedauern ge-
täuschten Erwartung, dass kein Auge kurzsichtig genug sein
werde, die Fastnachtspritsche mit der Geissei zu verwechseln.
Ohne die Waffen, auch ohne den Willen, einer Kritik
ernstlich entgegen zu treten, welche dem unbefangenen Leser
a priori als eine von augenblicklicher Animosität diktirte er-
scheinen muss, liegt uns nur daran, den guten Ruf, dessen
das Motiv sich von jeher in weitesten Kreisen erfreut hat, zu
wahren. Dieselbe Feder, aus welcher" die diesjährige Kritik
geflossen, hat vor einem Jahre in Nr. 5, 6 u. 7 des ersten
Jahrgangs des Wochenblattes ein freundliches und schönes,
wir hoffen auch ein wahres Bild unseres Vereins und des
Lebens in demselben entworfen ; dieses Bild wünschten wir bei
den Lesern dieses Blattes nicht zerstört zu sehen.
Wir möchten das Urtheil über uns in ihre eigenen Hände
legen und richten, da wir ihnen ein vollständiges Bild unseres
Festes nicht geben können, — und auch dieses würde ja wie-
der ein subjektives sein — an Alle, die sich für unseren
Verein interessiren, die in unserem Interesse dringende Bitte,
das corpus delicti, welches vorzugsweise die herbe Kritik her-
vorgerufen hat, unsere Festzeitung, freundlich anzunehmen;
wir bitten sie, sich zu diesem Zwecke an die Adresse unseres
Liedervaters, Herrn Bauführers 0. Sarrazin, Chausseestr. 41
zu wenden. Es scheint uns dieser Weg der einzige und auch
der geeignetste zu sein, ihnen ein ungefärbtes Bild unseres
Festes und unseres Vereinslebens zu geben und die Kritik
darüber ihnen nicht oktroyiren zu lassen. —
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 8. Februar 1868.
Tagesordnung: V orträge der Herren Grund und von Quast.
Bekanntmachung.
Zur Ausarbeitung von Werkrissen und zu anderen Bureau-
arbeiten, sowie zur speziellen Beaufsichtigung der Arbeiten bei dem
Neubau einer Kaserne dabier wird ein junger Mann sofort ge-
sucht. Kenntnisse im Praktischen sind unbedingt erforderlich.
Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse und Angabe der verlang-
ten Vergütung sind an den Lhiterzeichneten franco einzusenden.
Marburg (Provinz Hessen), den 29. Januar 1868.
Der Oberbürgermeister
Rudolph.
Ofleue Baumeister-Stelle.
Zur Bearbeitung der Entwürfe für 2 in der Neustadt von
Stettin zu erbauende Kasernen, wird sofort ein e^Lamiuirter
Baumeister gesucht, welcher im Hochbau und in Eisenkon-
struktionen durchaus routinirt ist und sieh dieserhalb durch Zeug-
nisse genügend auszuweisen vermag.
Demselben kann eventuell auch demnächst die Bauausführung
übertragen werden.
Die Diäten betragen 2»', Thlr. pro Tag.
Das Baumeister-Zeugniss, sowie sonstige Atteste sind baldigst
an die Fortikation zu Stettin portofrei einzureichen.
Ein junger Maurermeister sucht Stellung. Offerten sub E. No.
200 befördert die Expedition dieser Zeitung.
Ein junger Mann, Maurer, der mehre Jahre meist praktisch
arbeitete und gegenwärtig die Königl. Gewerbe-Akademie besucht,
sucht hierselbst bei einem Bau- oder Maurermeister Beschäftigung
auf dem Comtoir. Gefällige Adressen nimmt die Expedition dies.
Zeitung unter Chiffre E. K. 8 entgegen.
Ein Techniker, praktisch erfahren und theoretisch gebildet, ge-
genwärtig Student der Gewerbe-Akademie, sucht sogleich oder zum
1. k. Mts. Beschäftigung auf einem Bau- Comtoir. Gef. Adressen
bittet man in der Exped. dies. Zeitung sub R. D. 7 niederzulegen.
Ein junger Maurermeister, mit guten Schulkenntnissen, der sich
noch nicht zu etabliren gedenkt, sucht unter bescheidenen An-
sprüchen eine seinem Stande angemessene Beschäftigung. Adressen
mit der Chiffre M. S. 4 befördert die Expedition.
Ein Maschinenbau -Techniker, der nach Absolvirung einer tech-
nischen Schule ein Jahr bei einem Zivil - Ingenieur, dann 3 Jahre
in einer der grössten Maschinenfabriken Westfalens auf dem Kon-
struktionsbureau thätig war und durch Einberufung zum Militair
seine Stelle verlor, sucht eine seinen Fähigkeiten angemessene
Stelle. Derselbe ist auch in der Buchführung und Korrespondenz
bewandert. Eintritt kann sofort erfolgen. Gefällige Offerten be-
sorgt Herr Heitmeyer, Maurer- und Zimmermeister in Remscheid.
Ein Bautechniker, geprüfter Maurer- und Zimmermeister, in der
praktischen Bauführung, Nivellir- und vorkommenden Bureauarbeiten
durch läugere Praxis gründlich erfahren, sucht unter billigen An-
sprüchen möglichst dauernde Stelle. Probearbeiten sowie gute,
empfehlende Zeugnisse können auf Anforderung vorgelegt werden.
Gefällige franco Offerten besorgt unter Lit. D. R. 6 die Exp. d. Zeit.
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Ein praktisch und theoretisch gebildeter junger Mann (Maurer
und Steinhauer), welcher schon mehre Neubauten geleitet, auch in
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
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den 14. Februar 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die neuere Bauthätigkeit in Elberfeld. — Nietver-
bindungen. — Die Organisation des Bauwesens und der Ausbildungs-
gang der deutschen Bautechniker, XI. Das Grossherzogthum
Oldenburg. — Feuilleton: Adolph Lohse (Nekrolog). (Schluss.)
— Restauration des Münsters zu Ulm. — Mittheilungen aus
Vereinen: Architektonischer Verein zu Hamburg. — - Architekten-
Verein zu Berlin. — Aus der Fachlitteratur: Mittheilungen
| der k. k. oestreichischen Zentral-Kommission zur Erforschung und
j Erhaltung der Baudenkmale. — Der praktische Mascbinen-Kon-
strukteur, Red. von W. H.Uhland. — Pe rs o nal -Nach ri c li ten etc.
Die neuere Bauthiiti<rkeit in Elberfeld.
In dem, dem Regierungsbezirk Düsseldorf angehö-
rigen, von Osten nach Westen sieb hinziehenden Wupper-
thale hatte sich bereits im vorigen Jahrhundert eine rege
Industrie entwickelt, welche in der jüngsten Zeit so
emporgeblüht ist, dass die dem Thale angehörigen Orte
Elberfeld und Barmen bekanntlich einen hervorragenden
Platz unter den Städten Deutschlands einnehmen.
Der bauliche Ausdruck dieser Industrie war jedoch
bis vor Kurzem ein überaus dürftiger; Fabrikgebäude,
welche schuppenartig errichtet waren, Wohngebäude,
deren Aussen wände mit Schiefer bekleidet wurden, enge
winklige Strassen, die ohne leitenden Plan entstanden,
gaben ein düsteres und fast ärmliches Städtebild, das der
Rauch zahlreicher Dampfkesselschornsteine wolilthätig
einhüllte. — Die herrschende Bauweise stützte sich aller-
dings auf die Witter ungsverhältnisse des Thaies, welches
den herrschenden Stürmen offen, von besonders lang an-
dauernden Schlagwettern heimgesucht ist, und es lässt
sich nicht läugnen, dass durch die an eine Brettverschaa-
lung über einander genagelten Schieferplatten dem Ein-
dringen des Schlagregens wirksam begegnet wird. In-
dessen musste diese Bauart, als wenig ausbildungsfähig,
mit der Wiedererhebung der Architektur als selbstständiger
Kunst, wie sie sich in den letzten Dezennien auch im
Wuppertliale geltend zu machen begann, von selbst
fallen. Der Ersatz durch ein monumentales Material war
freilich in so fern schwierig, als die in der Nähe gewon-
nenen, zumeist in offenen Feldöfen gebrannten, durchläs-
sigen und schlecht geformten Ziegel sich zum Backstein-
rohbau wenigstens für wichtigere Ausführungen nicht
eignen wollten. Es blieb somit nur die Wahl zwischen
dem unmonumentalen Putzhau und dem Bau aus natür-
lichem Stein. Erfreulich ist es, dass für die Erstlings-1
hauwerke der neuern Bauthätigkeit Elberfelds die verliält-
nissmässig bedeutenden Kosten der letztgenannten Bau-
weise nicht gescheut wurden. Wir sehen hierin sowohl
die Kommune, wie die Eisenbahn- und die Staatsverwal-
tung beginnen, wenn auch leider nur die letztere dem
Monumentalbau treu geblieben ist.
Die neuere Bauthätigkeit der Kommune begann mit
dem Rathhausbau, dessen Grundriss als ansehnlicher
Langhau mit einem kurzen Seitenflügel disponirt ist. Der
Bau kam iu den vierziger Jahren durch Crem er zur
Ausführung. Die offene Lage an drei Strassen Hess eine
reiche layaden- Entwickelung zu und ist von dem Archi-
tekten in diesem Sinne genutzt; das Bekleidungsmaterial
bildet der harte, nicht gerade leicht zu bearbeitende
Kohlensandstein von der Ruhr. Die drei Geschosse sind
in konsequent und strenge durchgeführter, römischen
Formen sich anschliessender Arkaden -Architektur mit
kräftigem Relief aufgeführt und gewähren einen dem
Zwecke in seltener Weise entsprechenden Eindruck. Das
Innere ist würdig ausgehildet; die Räume zwischen kräf-
tigen Stützen gewölbt, die Korridore und Vestibüle licht
und geräumig, die Treppen massiv und breit. —
Bei späteren Bauten ist die Kommune auf den in
der Anlage allerdings billigeren Putzbau übergegangen
und wenngleich anzuerkennen, dass derselbe in möglichst
solider Ausführung, unter Mitverwendung des Sandsteins
zu exponirten Architekturtheilen, hergestellt ist, so möchte
doch gerade da, wo das ächte Material zu erlangen ist
und ein Beispiel seiner Anwendung bereits gegeben war,
das Zurückgehen auf einen Nothbehelf am wenigsten zu
billigen sein. — Zu erwähnen sind: das städtische
Waisenhaus, ein einfacher aber ansprechender Bau,
ferner die Webe- und Gewerbeschule, die unter der
Mitwirkung Stüler’s in den fünfziger Jahren in edler
italienischer Renaissance, mit fein durchgebildeten Detail-
formen ausgeführt ist. Das Gebäude enthält (‘ine Front
von massiger Ausdehnung und zwei Seitenflügel; die
Mitte der Front wird durch den als Risalit behandelten
Aulenbau mit dessen drei mächtigen Bogenfenstern ausge-
zeichnet. Das Innere enthält eine opulent angelegte,
dreiarmige Treppe mit 10' weit freitragenden Sandstein-
stufen. Endlich ist liier das zu Ende der fünfziger Jahre
erbaute städtische Krankenhaus zu nennen, ein Bau
von stattlichen Dimensionen, dessen Krankensäle in drei
Geschossen an der Südfront angeordnet und von den mit
Fenstern an der Nordseite versehenen Korridoren aus zu-
gänglich sind. Für die wirtlischaftlichen Anforderungen
ist in sachgemässer ausreichender Weise gesorgt, weniger
für die architektonische Ausbildung. Die mit Vorbauten
vielfach durchsetzten Fronten erhalten durch zahlreiche
schwache Eckpfeiler, die als Thürmchen das Hauptgesims
durchbrechen, ein etwas fremdartiges Ansehen, da diese
an das Mittelalter erinnernde Anordnung nicht zu den,
nach antiken Mustern gebildeten, schwach reiiefirten Details
der Architektur passen will. Trotzdem verfehlt das Ge-
bäude hei seiner die Umgehung beherrschenden Lage
nicht, sich landschaftlich wirksam zu präsentiren. — Es
schliessen sich die aus städtischen Fonds erbauten klei-
neren Gebäude an, bei denen ebenfalls ein anfängliches
Streben nach Monumentalität durch Anwendung des
Backstein -Rohbaues sich geltend macht, der freilich bei
der schlechten Beschaffenheit des Materials sich durch
sein Aussehen wenig empfahl und wohl aus diesem
Grunde aufgegeben wurde. Hierhin gehören das städti-
sche Irrenhaus und einige Schulgebäude. — Um der
Elementar - Schulen , deren einige in äusserem Mörtelputz
in jüngster Zeit zur Ausführung gekommen sind, wenig-
stens zu erwähnen, sei gesagt, dass solche einer monu-
mentalen Behandlung und künstlerischen Durchbildung,
deren man sie als der wichtigen Pflanzstätten der Volks-
bildung in unsern Hauptstädten zu würdigen begonnen
hat, vorläufig noch entbehren müssen.
Im Anschlüsse an die Kommunalhauten ist zweier, in
den letzten zwanzig Jahren erbauten Kirchen Erwäh-
nung zu thun, einer lutherischen, welche, wie es scheint,
unter Stiiler’s Einfluss, in einfachen, der Gothik entlehn-
ten Formen, mit viereckigem, gut proportionirtem Tliurme,
schlichtem Langhaus und anspruchsloser innerer Ausstat-
tung, sowie einer reformirten, die, ein Werk Zwir-
ner’s, im romanischen Stile mit reicher Thurmfacade, in
der Disposition der vorigen ähnlich, ausgeführt ist. Beide
Kirchen zeigen Sandsteinfronten, deren Gesammtwirkung
eine acht monumentale, durch die unregelmässige Quader-
schichtung nicht beeinträchtigt wird. —
Eines nicht unerheblichen Zuwachses an Baulichkeiten
hat sich die Stadt durch die Thätigkeit der Verwaltung
der Bergisch -Märkischen Eisenbahn zu erfreuen. In den
vierziger Jahren entstand die Bahnhofsanlage auf einem
langgestreckten, parallel dem Flussgebiete sich hinziehen-
den, südlich durch eine Felswand abgeschlossenen, nörd-
lich zum Theil gegen die Stadt hin offenen Terrain, und
ist die Verwaltung bei dem rapide zunehmenden Geschäfts-
betrieb der Eisenbahn -Gesellschaft gezwungen, sicli mehr
und mehr nach der Stadtseite hin auszudehnen. Der An-
fang wurde durch den monumentalen Bau des in statt-
licher Grösse errichteten, zugleich zur Aufnahme der Ge-
schäftsräume der Direktion bestimmten Stationsgebäu-
des gemacht, dessen mit Sandstein bekleidete, der Stadt-
seite zugekehrte Hauptfront, mit ihrem mächtigen, die Mitte
auszeichnenden, viersäuligen korinthischen Portikus, den
zwei langgestreckten in Eckrisaliten endigenden Flügel-
bauten, deren Untergeschoss in rundbogige Arkaden auf-
gelöst erscheint, den glücklichen Massen Verhältnissen mit
den in attischer Einfachheit durchgebildeten Gliederungen
einen erquickenden Eindruck gewährt. Während nun
heut zu Tage der gewiss richtige Grundsatz befolgt zu
werden pflegt, derartige Anlagen für neue Bahnen anfäng-
lich womöglich nur als provisorische zur Ausführung zu
bringen, um für später sich herausstellendes erhöhtes Be-
dürfnis die Mittel zu würdiger Gestaltung definitiver Bau-
ten bereit zu haben, haben wir es hier mit dem umge-
kehrten Falle zu thun und ist ein entschiedenes Zurück-
gehen auf unmonumentale Gestaltung der späteren Bau-
ausführungen zu registriren. So wurde ein Anbau an das
Stationsgebäude zwar unter genauer Nachbildung der De-
tailformen des Mutterbaues, aber in Putz ausgeführt, und
ein neues nicht unansehnliches Wohngebäude mit Wohnun-
gen für drei Direktoren gleichfalls mit Putzfacaden versehen.
Eine nicht unerhebliche Zahl von Gebäuden von
grösserer und geringerer Bedeutung sind ausserdem nach
und nach auf dem erwähnten Platze entstanden, anschei-
nend ohne Zugrundelegung eines Erweiterungsplanes, wie
es das augenblickliche Bedürfniss mit sich brachte. Diese
Bauten sind meist in Ziegelrohbau ausgeführt, der ent-
weder flüchtig behandelt, oder mit vergänglichem Material
kombinirt erscheint und machen keinen Anspruch auf den
Charakter der Monumentalität. — Zur Verbindung des
hoch gelegenen Platzes vor dem Stationsgebäude mit den
jenseits der Wupper gelegenen niedrigen Stadttheilen ist
Seitens der Eisenbahn -Verwaltung an Stelle der früher
bestandenen niedrigen Brücke, von der aus die Passage
nach dem Eisenbahnterrain äusserst beschwerlich war, vor
wenigen Jahren eine neue steinerne Brücke erbaut,
deren breite Fahrbahn mit einer ziemlich bedeutenden,
aber noch günstigen Steigung unmittelbar auf die Höhe
des Platzes führt. Die Feberbrückung ist mittelst dreier
zur Gewinnung der Steigung ungleich weit gespannter
tlaeher Bögen aus Basaltlava in kühner, technisch vollen-
deter Ausführung bewirkt.
Es reihen sich die durch die Staatsbehörden ausge-
führten Baulichkeiten an, zunächst das Anfangs der fünf-
ziger Jahre erbaute Geschäftsgebäude des Königlichen
Landgerichts, ein Sandsteinbau mit einer die Haupt-
front bildenden offenen Halle aus römisch - dorischen Säu-
lenarkaden, und einer gleichfalls mit Sandstein bekleideten,
vielfach gruppirten Rückfront. Das Ensemble der nach
allen Seiten hin frei liegenden Theile des Baues übt einen
malerischen Reiz aus. der durch die maassvollen aber cha-
rakteristischen Architekturformen gehoben wird, wenngleich
nicht zu verkennen sein dürfte, dass der Ernst der Be-
stimmung des Gebäudes nicht zum Ausdruck gelangt ist.
Das Gebäude ist ein Werk Busse’s und findet sich in
einem der früheren Jahrgänge der „Zeitschrift für Bau-
wesen“ veröffentlicht. Der Schwurgerichtssaal wird in
naher Frist die ihm bestimmte al Fresco -Ausschmückung
durch Bauer in Düsseldorf erhalten. — Das Gerichts-
Gefängniss ist vor einigen Jahren beendigt. Es ist die-
ses ein Backsteinrohbau von bedeutender Ausdehnung, der,
wenngleich die Bestimmung des Gebäudes der künstleri-
schen Ausbildung eben nicht günstig ist, bei der sachge-
mässen Verwendung eines guten Materials der beabsichtig-
ten monumentalen Wirkung nicht entbehrt und als das
erste Beispiel eines bedeutenderen, mit Sorgfalt behandelten
Ziegelbaues im Wupperthale begrüsst zu werden verdient.
Das neuerdings errichtete Postgebäude ist kürzlich in
dieser Zeitschrift besprochen und kann daher hier umgan-
gen werden. —
Schliesslich sei in wenigen Worten der neueren Pri-
vatbauthätigkeit gedacht, welche sich unter der dem Orte
eigenen wohlhabenden industriellen Aristokratie in eigen-
thümlich charakteristischer Weise entwickelt hat und
wohl einer Besprechung mittelst besonderen Berichtes
Werth ist. Es kann jedoch hier schon erwähnt werden,
dass Dank den ausreichenden Privat -Mitteln und dem
Kunstsinn, der mehr als an vielen anderen Orten in den
maassgebenden Kreisen Eingang gefunden hat, es gelun-
gen ist, die Privat-Architektur, zum bessern Theil wenig-
stens, der Behandlung durch Künstlerhand zuzufiihren.
— e —
iXietverbiiuluiigeii. *)
In No. 49 dieser Zeitschrift ist in
einem Aufsatz „Ueber Nietverbindungen“
der Satz aufgestellt, dass eine Stossverbin-
dung mit unsymmetrischer Stossplatte durch
Abschneiden von Blech verstärkt werden
kann. Der Beweis ist durch Rechnung
dargelegt; einige augenfällige Druckfehler
können denselben nicht beeinträchtigen.
In No. 52 des Blattes wird dieser Satz
angefochten und zunächst die Behauptung
aufgestellt, dass äussere Kräfte, die die
Stossplatte auf Biegung in Anspruch neh-
men, nicht existiren. In allen Fällen aber,
wo Richtung der Kraft und Axe des über-
tragenden Konstruktionstheils nicht zusammenfallen, entsteht
für diesen ein Moment, und zwar ist dieses gleich der
Kraft mal dem Abstand von jener Axe. Hier also:
M = Q . I.
Wie der Verfasser des in No. 52 dieser Zeitschrift
enthaltenen Aufsatzes eine Spannungsvertheilung in der
Stossplatte, wie sie dort in der Skizze angedeutet ist, ohne
Zuhülfenahme eines Momentes erklären will, ist nicht
b 1
ersichtlich. Zudem wird bei einem \ erhältmss ^ ^
wie cs etwa dort gewählt, c tq nicht positiv, sondern ne-
gativ ausfallen.
Es wird ferner dort der Unterschied gemacht, ob die
Platte an beiden Enden seitlich angegriffen, oder ob dies
nur an einem Ende der Fall. Ein solcher L nterschied
besteht in Wirklichkeit nicht, denn
zwischen den beiden Blechstreifen kann
man jederzeit eine Linie A B den-
ken und für diese sagen, die Stoss-
platte sei hier in ihrer ganzen Breite
befestigt. Ob diese Befestigung gerade
durch Niete geschieht, ist hierbei gleicb-
B gültig. Sowohl Niete, wenn solche vor-
handen, wie auch die Stossplatte tür
sich werden immer auf der Seite von
B stärker in Anspruch genommen wer-
den als auf der von A. Die Einzel-
kraft Q wird in keinem Falle, wie es
dort behauptet, mit der Mittellinie der
Stossplatte zusammenfallen.
*) Wie zu erwarten war, sind uns von mehren Seiten Ent
59
Bezüglich der oben gestellten Behauptung, dass die
Spannung in A, die mit k 4 bezeichnet werden mag, allen-
falls negativ Ausfallen könne (Druckspannung), diene Fol-
gendes: £4 = ky — k2
= 8 a)
' bt b ,2 J
Dieser Ausdruck wird negativ, sobald
2 bi )> 3 b, also: b 1 )> b
L
Heinr. Hülm.
Die Organisation des Kaiiwescns und der Aiisbildiiugsgong der
deutschen Bautechniker.
XI. Im Grossherzogtbum Oldenburg.
A. Organisation der Bauverwaltung.
Im Ilerzogthum Oldenburg — denn das Gross-
herzogthum muss bei einem Bericht über die Organisation
seiner Behörden in die drei weit auseinanderliegenden
Länderkomplexe, das eigentliche Herzogthum und die I'ür-
stentliümer Lübeck und Birkenfeld, zerlegt werden —
existiren:
1) eine Weg- und Wasserbau -Direktion mit 7 Be-
zirken unter der Regierung,
2) eine Hochbau -Direktion unter der Kammer, und
3) eine Eisenbahn - Direktion unter dem Ministerium
des Innern stehend.
Dieser für 98 Quadratmeilen und 244,000 Einwoh-
ner wohl etwas weitläufige Apparat erklärt sich aus den
besonderen Verhältnissen des Landes. Die Wege- und
Wasserbau -Direktion (1 Oberdeichgraf und 2 Mitglieder:
1 Baurath, 1 Ober- Inspektor) ist der Regierung unter-
stellt, weil der Hauptgegenstand ihrer Fürsorge, die Unter-
haltung der 30 Meilen langen Deichstrecke, durch welche
die 2/s der Grundsteuer tragenden Marschen gegen See
und Weser geschützt werden, eine innige Beziehung zu
der Verwaltung bedingt; nur ein Einziger der 7 Bezirks-
baumeister (Inspektoren) steht nicht mit Deich- und Siel-
verbänden in Rapport. Die Hochbau-Direktion hingegen
(1 Vorstand und 1 Mitglied) ist der Kammer unterstellt,
weil die Bauthätigkeit derselben sich wesentlich auf die
Domainen beschränkt. Die Eisenbahn -Direktion ist erst
seit kurzer Zeit errichtet.
Im Fürstenthum Lübeck ist das Bau- und Vermessungs-
wesen zwei Beamten, einem Bau-Inspektor und einem „Ober-
weg-Inspektor und Landmesser“, im Fürstenthum Bir-
ke nfeld einem Bau-Inspektor im Ressort der betreffenden
Regierungen übertragen. Für die Schlösser etc. führt der
Grossherzog ausserdem noch einige Ilofbaubeamte auf sei-
nem Hofetat.
Eine schon lange beabsichtigte Vereinfachung dieser
Organisation scheint erst neuerdings bei der schweren Be-
lastung des Staatshaushaltes in’s Leben treten zu wollen.
Wie verlautet, soll schon dem nächsten Landtage eine
Vorlage gemacht werden, wonach unter FortfaB sämmt-
licher Mittelbehörden das mit technischen Departementairs
versehene Ministerium direkt mit den Unterbehörden ver-
kehren soll.
Im Baugewerbe herrscht vollständige Gewerbe-
freiheit. Die Konkurrenz hat jedoch im Ganzen weder
in konstruktiver noch ästhetischer Beziehung anregend
gewirkt, da überhaupt die Bauthätigkeit in Oldenburg
eine dürftige und anspruchslose ist.
B. Die Ausbildung und Stellung der
Bautechniker.
Die Prüfung der Kandidaten für den Staatsdienst
kann nach dem Gesetze vom Jahre 1858 auf den Nach-
weis der Reife für Prima eines Gymnasiums oder der
gegnungen auf den Artikel in No. 52 d. vor. Jahrg. zugegangen.
Die Herren Verfasser werden, bei der sichtlichen Uebereinstimmung
ihrer Bemerkungen mit der obigen entschuldigen, dass wir nur die
uns zuerst eingegangene Entgegnung zum Abdruck bringen. (D.Red.)
Absolvirung einer höheren Bürgerschule (Realgymnasium)
erfolgen, wenn der Kandidat vorher, unter Anlage von in’s
erwählte Fach einschlagenden Zeichnungen, noch Zeug-
nisse beigebracht hat über eine mindestens zweijährige
praktische Beschäftigung unter geprüften Baumeistern und
über die auf einer polytechnischen Schule oder Bauaka-
demie (meistens wird Hannover und Zürich, selten Berlin
besucht) gemachten Studien. Die Prüfung ist eine ein-
malige und erstreckt sich auf die allgemeinen mathema-
tisch-technischen Fächer, sodann speziell für die Kandi-
daten des Flochbaues auf die wichtigsten Baustile und auf
die Anwendung der Konstruktionslehre bei schwierigen
Bauanlagen, — und für die des Wege- und Wasserbaues
auf die gesammte Weg-, Brücken- und Wasserbaukunst,
auf Eisenbahnbau und Telegraphenwesen.
Die Prüfung, welche auf Wunsch auch für beide
Disziplinen zugleich gemacht werden kann, besteht aus einer
in der Regel 6 Monate in Anspruch nehmenden Haus-
arbeit, 2 Tagen Klausurarbeiten und einem mündlichen
Examen und wickelt sich gewöhnlich erst in einigen
Jahren ab.
Nach bestandener Prüfung wird der „Kandidat“ bei
Neubauten diätarisch ( 1 V2 Thlr. pro Tag) beschäftigt,
sieht sich indessen bei dem häufigen Mangel an Arbeit
nicht selten genöthigt, anderswo belehrende und lohnende
Arbeit zu suchen. Der Vorschlag, zur Erzielung von Er-
sparnissen die Chausseeaufseherstellen ad 300 Thlr. den
Kandidaten zu übertragen, will nicht recht in’s Leben
treten, indem fast Alle die Annahme solcher Stellen ab-
lehnen.
Nach erfolgter Anstellung wird der „Bau-Konduk-
teur“ als Hiilfsarbeiter auf den Direktions- Büreaux be-
schäftigt, oder auch zur Ausführung von Bauten verwandt,
zu denen es den Bezirksbaumeistern an Zeit fehlt.
Die etatmässigen Besoldungen betragen: für Bau-
Kondukteure 420— 600 Thlr., für Bezirks - Baumeister
600 — 1100 Thlr., für Direktions-Mitglieder 800— 1300
Thlr., für Direktions-Vorstände 1200—1600 Thlr.
Bauhandwerker besuchen zum Th eil eine Bau-
gewerkschule. Eine Prüfung wird nicht verlangt und kann
ein Jeder nach Belieben sich etabliren und sich den Na-
men Meister oder Unternehmer beilegen; auf dem Lande
kommt es vor, dass ein und derselbe Handwerker mauert,
zimmert, tischlert, verglaset und anstreicht.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architektonischer Verein zu Hamburg. Auszüge aus
den Protokollen über die Versammlungen vom April bis De-
zember 1867. (Schluss.)
Sitzung vom 18. Oktober 1 8 6 7. Vorsitzender Hr.
F. G. Stammann.
Baupolizei- Inspektor Wageinann tlieilt die Resultate
seiner Versuche über Festigkeit von vermauerten Backsteinen
mit und zeigt die Bruchstücke der zerdrückten Mauerstein-
blöcke vor. Die Steine sind im April d. J. vermauert wor-
den und etwa am 10. Oktober zerdrückt; die hydraulische Presse
hatte 12" engl. Durchmesser. Zuerst wurden die Versuche
mit Zwischenlagen aus Lindenholz gemacht, was sieh jedoch
als praktisch nicht erwies, da sich das Holz sehr stark und
in so unregelmässiger Weise zusammendrücken Hess, dass da-
durch der Mauerblock ungleichmässig beansprucht wurde und
daher vorzeitig durchriss. Es wurden deshalb dadurch pas-
sende Endflächen hergestellt, dass nasser Sand auf dieselben
gebracht, dieser Sand gerade abgestrichen und eine Papp
scheibe aufgelegt wurde.
Die Resultate waren im Allgemeinen folgende:
Die Risse zeigten sich vorwiegend der Länge nach, d. h.
parallel zur Druckrichtung.
Der erste Riss (oben und unten) war allemal in einer
Stossfuge.
Der Portland-Zement hielt einen grossem Druck aus als
der Kalkmörtel, welcher letztere theilweis zu Pulver zerdrückt
wurde; sämmtliche Mörtel waren übrigens im Verhältnisse von
1 : 3 gemischt worden.
Der Unterschied in den Druckkräften, welche dem ersten
Riss und der vollständigen Zertrümmerung entsprachen, war
bei Kalkmörtel grösser als bei Portland-Zement.
Die genauen Zahlenwerthe sollen im berliner Wochen-
GO
blatte veröffentlicht werden; aus denselben folgert Hr. Wa-
gemann, dass die zulässige Belastung für Backsteinmauer-
werk beträgt:
in Kalk
in Zement
für
vermauert
vermauert.
pr. □"
pr-Cl"
Steine von geringer Qualität
100 Pfd.
200 Pfd.
Steine von guter Qualität . .
150— 160 Pfd.
400 Pfd.
Beste Klinker
— —
600 Pfd.
Die letzte Klasse muss aber dann sehr sorgfältig vermauert
werden , weil das Mauerwerk sonst nur geringe Festigkeit
erhält.
Nach verschiedenen kleineren Mittheilungen des Vorsit-
zenden spricht Architekt Hastedt über die bereits 1S64 im
Vereine augeregte und in Wien für die hamburger Versamm-
lung zur Erörterung ausgesetzte Frage, welches Verfahren bei
der Ausschreibung von Konkurrenzen einzuhalten sei, und
wünscht, dass bei der bevorstehenden Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure der Verein die Sache wieder auf-
nehmen möge. Es wird die frühere Kommission von 7 Mit-
gliedern wieder eingesetzt, um der jetzigen Sachlage gemäss
weitere Verhandlungen einzuleiten.
Sitzung vom 15. November 1S67. Vorsitzender Hr,
F. G. Stammann.
Der Vorsitzende theilt mit, dass die Maurermeister sich
in einer Eingabe an die Bürgerschaft gegen die Annahme der
von der Majorität des Vereins befürworteten und von der
Baupolizei dem Senate eingereichten Gesetzesvorlage über
gleiches Backsteinmaass ausgesprochen haben. Maurermeister
Ehlers motivirt die dissentirende Ansicht der Maurermeister.
Hr. A. L. J. Meier referirt über die Thätigkeit der
Kommission für die Konkurrenzfrage. Am 28. Oktober ist
die frühere Kommission zusammengetreten mit Ausnahme des
Architekten Hallier und des inzwischen verstorbenen Archi-
tekten G liier. Redner verliest ein au den berliner Archi-
tekten-Verein gesandtes Schreiben der Kommission und die
verschiedenen Fassungen des berliner und des hamburger Ent-
wurfs. Der Verein entscheidet sich, eine eingehende Be-
sprechung der Angelegenheit auszusetzen, bis die in No. 45
des berliner Wochenblattes in Aussicht gestellte Motivirung
der berliner Fassung des Entwurfs vorliegt.
Baupolizei -Inspektor Luis spricht über die nothwendig
gewordene Revision des vor etwa 2 Jahren neu eingeführten
Baupolizeigesetzes. Die praktische Handhabung des damals
ganz neu komponirten Gesetzes hat gar bald die Unvollkom-
menheit gezeigt und giebt zugleich Fingerzeige, wie man am
I Besten ändern und bessern kann. Redner erläutert dies durch
Beispiele und fordert allerseits zur Einsendung von Monituren
an die Baupolizei auf.
Sitzung vom 13. Dezember 1867. Vorsitzender Hr.
F. G. Stammann.
Die Hauptbezugsquelle für gewöhnliche Backsteine ist
für Hamburg der hannoversche Marschdistrikt am linken Elb-
ufer, zumal das Land Stade. Der Vorsitzende theilt mit, dass
in Betreff des neu einzuführenden Steinmaasses die Baupolizei
statt weiterer Verhandlungen an die Landdrostei Stade ge-
schrieben habe, um von dort eine Einwirkung auf die Fabri-
kanten thunlichst zu veranlassen, dass sie das Steinmass den
hamburgischen Wünschen entsprechend innehalten möchten.
Antwort sei noch nicht erfolgt. Hr. Ehlers theilt mit, dass
er die Absicht habe, nach der durch die Bürgerschaft bevor-
stehenden Beseitigung der Gesetzesvorlage die Mauerstein-Kon-
sumenten und Fabrikanten, soweit sie für Hamburg in Be-
tracht kämen, zusammen zu berufen um eine Privateinigung
herbei zu führen.
Der Vorsitzende legt einen neuen Plan von Hamburg
( Stadtvermessung, Geometer Stück) vor und giebt nach
einigen andern Mittheilungen die Beschreibung eines künst-
lichen festen Sandsteins. Das der Verwitterung verfallene
Parlamentsgebäude zu London wurde durch einen Ueberzug
von Wasserglas wieder fest, welchen man mit Chlorcalcium
zersetzte. Dies Verfahren führte zur Fabrikation des künst-
lichen Steines, welcher härter ist als natürlicher Sandstein.
Redner legt Proben vor. Feinkörniger Sand wird mit 5 — 10%
gemahlener Kreide vermischt, wodurch die Lücken der Sand-
körner ausgefüllt werden. 8 Theile dieses Gemenges zu
1 Theil Natron-Wasserglaslösuug geben eine Mischung, welche
in 4 Minuten soweit erhärtet, dass man Steine daraus formen
kann. Diese Steine werden mit gesättigter Chlorcalcium-
Lösung übergossen, dann 3 Stunden lang in Chlorcalcium-
Lösung gelegt. Dadurch wird das Natronsilicat in ein Kalk-
silicat umgesetzt, wodurch die Härte des Materials bedingt ist.
Etwa 3% Kochsalz scheiden sich dabei aus. Auch Mauer-
steine, Marmor etc. hat man auf ähnliche Weise gehärtet.
(S. auch den Artikel im diesjährigen Jahrgange des hamburgi-
schen Gewerbeblattes über Härten von Mauersteinen.)
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 8. Fe-
bruar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend 156 Mit-
glieder und 17 Gäste.
Die angesagten Vorträge fielen wegen Krankheit resp.
Behinderung der Herren Grund und v. Quast aus, nichts-
destoweniger konnte die Zeit durch eine Reihe kleinerer Mit-
theilungen in gewohnter anregender Weise ausgefüllt werden.
Nach Erledigung mehrer innerer Angelegenheiten legte zu-
FEUILLETON.
Adolph Lohse.
(Schluss.)
In den nächsten Jahren bis 1864 entstanden die fol-
genden, nach seinen speziellen Plänen und unter seiner
Leitung ausgeführten Bauten:
1. Die Gebäude der Köppjohann’schen Stiftung in der
Albrechtsstrasse.
2. Der Um- und Erweiterungsbau der Königlichen
Gewerbe- Akademie.
3. Das Königliche Wilhelms-Gymnasium in der Belle-
vuestrasse.
4. Die inneren Restaurationsbauten der Sophien- und
der Dreifaltigkeitskirche.
Der nach Salzen her g's Plänen unter seiner Leitung
ausgeführte Bau des Telegraphengebäudes fällt ebenfalls in
diese Zeit. Die in diesem Gebäude zur Verwendung ge-
kommene und sehr gelungene Wasserheizung nach dem
Niederdrucksystem ist ausschliesslich sein Werk, dem er
bis in’s kleinste Detail die eingehendste Fürsorge und ein
ganz spezielles Studium widmete.
Unter den vielen Privatbauten, welche er während
seines bewegten und thätigen Lebens ausgeführt hat, sind
besonders hervorzuheben :
Das Wohnhaus Potsdamerstrasse 10, ein im Innern
mit ungemeinem Luxus ausgestattetes Gebäude;
das Wohnhaus des Herrn von Graefe in der Roon-
strasse 9 und 10;
das Achard’sche Stiftungshaus an der Ecke der
F ranzösischen und Markgrafenstrasse.
Am 7. März 1862 wurde Lohse in Anerkennung
seiner vielfachen Verdienste zum Hof-Baurath ernannt,
nachdem er durch die neue Dekorirung der Festräume im
Palais des Prinzen Albrecht von Preussen von dem ihm
eigenen und feinen Sinne für die Entfaltung prächtiger
architektonischer Wirkungen ein glänzendes Zeugniss ab-
gelegt hatte.
Die Entwürfe und speziellen Angaben zur Fa^aden-
hildung des Empfangsgebäudes auf dem hiesigen Osthahn-
hofe, zur Dekoration der darin befindlichen Königszimmer,
sowie di^ Feststellung eines Theiles der Pläne zu dem
nach seinem Tode zur Ausführung gebrachten Wohnge-
bäude Bellevuestrasse 15. gehören zu seinen letzten Ar-
beiten. — Ein Beweis für die allgemeine Anerkennung,
welche sich Lohse besonders auf dem Gebiete des Schul-
hausbaues erworben, ergiebt die von den städtischen Be-
hörden zu Kottbus, Wittstock, Guben und anderen ihm
gewordene Uebertragung von Entwürfen zu den daselbst
zu erbauenden Gymnasien und Realschulgebäuden, welche
sämmtlich genau nach seinen Angaben zur Ausführung
gekommen sind.
Der Schulhausbau war so recht das Element, in wel-
chem Lohse sich besonders gern bewegte. Die Liebe
und Sorgfalt beim Entwerfen der Pläne, die strenge und
gewissenhafte Ausführung des Baues und Ueberwachung
desselben bis in’s kleinste Detail hinein — das Studium aller
konstruktiven Elemente, von denen ihm keines zu gering
erschien, um es nicht der eingehendsten Prüfung für werth
zu erachten — das Alles waren Eigenschaften, welche
nächst Hr. Blankenstein die nunmehr beendeten photogra-
phischen Kopien der Entwürfe des Professors Bohnstedt zu
Gotha vor, welche selbiger dem Vereine schon vor längerer
Zeit zu diesem Zwecke überlassen hatte; Herr Blankenstein
wird beauftragt, nebst dem Danke des Vereins zugleich ein
Exemplar der Kopien an Hrn. Bohnstedt gelangen zu lassen.
Hr. Jacobsthal referirte demnächst ausführlicher über
die Konkurrenz zu einem Justizpalaste für das Provinzial-
Gouvernement zu Antwerpen. Wir nehmen namentlich von
der Ansicht des Hrn. Referenten Notiz, dass die Ausführung
für den stipulirten Preis von 950,000 Eres., was einer Kosten-
summe von etwa 11 Fres. pro Q' Grundfläche gleichkommt,
mit Rücksicht auf die immerhin schwierige Fundirung, wohl
kaum möglich sein dürfte. — Hr. Perdisch legt Photogra-
phien einer von ihm veranstalteten Aufnahme des französischen
Domes zu Berlin vor, die derselbe den Fachgenossen mit
15 Sgr. pro Blatt überlassen will.
Herr Sen dl er theilt mit, dass er im Anschluss an die
Besprechung vom 16. November v. J. über Gasbrenner, eine
hiesige Firma aufgefordert habe, das Prinzip der Brönner’-
schen Brenner (einen regulirenden Luftraum vor der Ausströ-
mungsöffuung einzuschalten) auf den Argand 'sehen Brenner
anzuwendeu. Die Firma habe jedoch abgelehnt darauf ein-
zugehen, da bereits mehr als 20 vergebliche Versuche der Art
von ihr angestellt seien, und habe nur die Anwendung von
Zylindern mit oberer verengter Oeffnung empfohlen. (Nach
angestellteu Beobachtungen scheinen derartige Zylinder den
vortheilhaftesten Effekt zu geben, wenn der obere verengte
Querschnitt etwa = V> des normalen Querschnitts beträgt.)
Die Herren Schwatlo und Blankenstein bestätigen im
Wesentlichen diese Erfahrungen. — Gleichzeitig wurde von
Herrn Sen dl er auf den gegenwärtig ausnahmsweise hohen
Grundwasserstand aufmerksam gemacht und zu Beobachtungen
aufgefordert.
Unter Rückblick auf den in No. 52 des vorigen Jahrgan-
ges enthaltenen Vereinsbericht vervollständigt Hr. Knoblauch
das dort gegebene Referat über Oefen mit Klappen resp. mit
luftdichten Thiiren dahin, dass Explosionen bei Oefen der letz-
teren Art daraus entstehen, dass die leicht entzündbaren Gase
(namentlich Kohlenwasserstoffgas), welche sich bei langsamer
Verbrennung bilden, beim Oeffnen der luftdichten Thür wegen
des plötzlichen Zutritts von frischer Luft zur Explosion kämen.
Bei einem Ofen mit luftdichter Thür müsse überdies, wegen
der leichten Bildung von Holzessig im Schornsteingemäuer,
ein zu frühes Schliessen vermieden werden. Hr. Treu ding
bringt zu demselben Gegenstände die berichtigende Angabe,
dass er nicht etwa die Unschädlichkeit der Ofenklappen ver-
fechten, sondern nur seine Ansicht habe hervorheben wollen,
wonach häufig die schlechte Konstruktion des Feuerungsraumes
die Verbreitung von Kohlenoxydgas in den Zimmern verursache.
unseren Lohse ganz besonders kennzeichneten, welche
andrerseits aber auch seine Zeit in einem zu hohen Grade
in Anspruch nahmen, so dass er nicht selten bis tief in
die Nacht hinein über denjenigen Arbeiten sass, zu denen
seine Thätigkeit während der Tagesstunden ihm nur we-
nig Zeit gestattete.
Hierzu kam seine Zugänglichkeit für Jedermann, der
seines Rathes bedurfte und den er Jedem mit grösster Be-
reitwilligkeit und trotz seiner beschränkten Zeit gern und
willig ertheilte. Er war ein Freund der Geselligkeit,
fröhlich unter den Fröhlichen, anregend in der Unterhal-
tung und gern von den Schätzen seines umfassenden Wis-
sens mittheilend. Seine älteren Freunde wussten von so
manchen heiteren und harmlosen Scherzen, die ihm ein
jugendlicher, übersprudelnder Humor eingab, zu erzählen.
Dem Architekten -Vereine gehörte er fast seit dessen
Bestehen an; er war Mitglied des Vorstandes und als sol-
ches bis zu seinem Tode Säckelmeister des Vereins. So
manche interessante und belehrende Mittheilung haben des-
sen Mitglieder ihm zu verdanken. —
Das ist in kurzen Zügen das Lebensbild eines Man-
nes, dem Vieles gegeben ward, der aber auch gern Ande-
ren gab. Er hatte der Freunde Viele, es fehlte ihm aber
auch nicht an Solchen, welche ihn und seine guten Ab-
sichten verkannten. — Sein stets zur Versöhnung geneig-
ter Geist war immer bereit, jede ihm willfahrene Un-
bill zu vergessen. Humanität war der Grundzug seines
Charakters. —
Er ruhe in Frieden! —
Berlin, den 15. Januar 1868. Fr. Koch.
Auf dem Architektenballe (für dessen gelungenen Ver-
lauf übrigens die Kommission den vollsten Dank des Vereins
erntete) war bei dem Seckelineister ein, im Uebrigen anony-
mes Bittgesuch eingelaufen, worin die glückselige Situation der
Ball-Theilnehmer in eigcnthiimlicher Weise als Motiv aufge-
stellt war, den Architektenverein zur Gründung von Unter-
stützungskassen für hülfsbediirftige Bauhandwerker aufzufor-
dern. Diese Petition, am Abende des Balles wie natürlich
unterdrückt, kam in der heutigen Sitzung zur Vorlesung: Der
Verein vermochte aber auch nichts Anderes, als mit Rücksicht
auf die ihm eröffnete unendlich weite Perspektive einfach zur
Tagesordnung über zu gehen.
Durch den Fragekasten erkundigt sich ein am Rhein an-
sässiger Fachgenosse, ob er Mitglied des Vereins werden kann,
ohne zu dem Zwecke persönlich nach Berlin zu kommen. Die
in diesem Punkte nicht ganz präzisen Statuten werden dahin
interpretirt, dass die Aufnahme für den Fall wohl als zu-
lässig erachtet werden könnte, wenn Fragesteller wenigstens
früher schon als Gast im Verein anwesend gewesen sei.
In einer anderen Frage wird bemerkt, dass in den Sitzun-
gen des Abgeordnetenhauses seitens des Regierungs-Kommissars
auf die fehlerhafte Anlage der Holsteinischen Eisenbahnen auf-
merksam gemacht sei und angefragt, welche diese Fehler seien.
Es wird die Auskunft gegeben, dass die Holsteinischen Bahnen,
anstatt die direkte Verbindung der Hauptstädte mit dem Süden
zu vermitteln, sich meist in der Richtung von West nach Ost
auf dem Höhenrücken in der Mitte des Landes entlang ziehen
und dass die tiefer liegenden Städte, namentlich die Küsten-
plätze, nur durch Zweigbahnen angeschlossen sind. Gr.
Aus der Fachlitteratur.
Mittheilungen der K. K. österreichischen Zentralkom-
mission zur Erforschung und Unterhaltung der Baudenkmale
Jahrg. 1867. Heft 3 bis 5.
Unter den selbstständigen Beiträgen, welche sämmtlich
ihren Stoff mit eingehendster Gründlichkeit behandeln, heben
wir als von architektonischem Interesse hervor: Die Beschrei-
bung eines bei Kroisbach in Ungarn aufgefundenen Mithräum
(Mithrastempel), dessen Erbauungszeit in die Jahre 180 — 217
gesetzt wird, sowie eine mit 45 Abbildungen versehene Mono-
graphie des Dr. Karl Lind über Rundbauten, mit besonde-
rer Berücksichtigung der Dreikönigskapelle zu Tulln in Nieder-
österreich.
Die kleinen mittelalterlichen Rundbauten, die sich beson-
ders zahlreich in Niederösterreich und den angrenzenden Ge-
genden von LTngarn und Steiermark vorlinden — im Volks-
mund gemeinlich „Carner“ genannt, — sind lange Zeit hin-
durch für jüdische, römische, byzantinische oder altslawische
Restauration des Münsters zu Ilm.
Ueber die Restauration des Münsters zu Ulm entnehmen
wir dem St.-A. folgende Notizen. Dieselbe begann mit den
Ausbesserungs- und Vervollständigungs- Arbeiten an der Thurm-
Gallerie, welche innerhalb eines Zeitraumes von fast fünf Jahren
vollendet wurden und etwa 35,000 Fl. kosteten; die Gallerie
erhielt 8 kolossale Wasserspeier, 16 ihr fehlende Pyramiden
und zwei durchbrochene Treppen-Baldachine. Die Restau-
ration sollte am Thurm abwärts fortgesetzt werden. Aber der
Zustand der Kirche, die Neigung des Mittelschiffes, welche von
Süden gegen Norden 11 Zoll betrug, sein Schwanken, die
Trennung der Gewölbe von der Mauer mit einer Spaltung von
5 Zoll auf 170 Fuss Länge riefen ernstliche Besorgnisse her-
vor. Massen von Mörtel lösten sich und fielen in die Kirche,
so dass ganze Abtheilungen von Kirchenstühlen abgesperrt
werden mussten. Nur Ein Mittel gab es: den Ausbau der
ursprünglich angelegten 20 Strebebogen. Es sind die gröss-
ten, die in der Welt stehen, denn sie haben 66 Fuss freie
Spannung. Bis jetzt sind 16 Bogen ausgeführt, 1 Bogen liegt
behauen im Magazine, es fehlen somit noch 3; der Erfolg des
Systems hat sich übrigens vollständig bewährt. Weiter ist
die Restauration ries Chores und die Renovation der gemalten
Fenster daselbst in Angriff genommen.
An Quadersteinen wurden bis jetzt geliefert 98,495,916
Kubikfuss, an Platten 449,477 Quadratfuss. Die Baukosten
j betragen vom 21. August 1844 bis 31. Dezember 1867: a) an
Thurm und Kirche 320,804 Fl. 3 Kr., b) an den Dächern
9703 Fl. 59 Kr., c) Inventar 8597 Fl. 2 Kr., d) allgemeine
Kosten 8793 Fl. 34 Kr., e) für die Orgel mit ihrem Unter-
bau 60,668 Fl. 48 Kr., zusammen 408,567 Fl. 26 Kr. Die
i weiter noch riöthigen Kosten sollen zunächst durch eine Lot-
terie aufgebracht werden, zu deren Absatz in Württemberg
I die landesherrliche Bewilligung ertheilt ist.
62
Denkmale gehalten worden, doch ist ihre Bestimmung jetzt
dahin aufgeklärt, dass sie zum Theil als Pfarrkirchen, zum
1 heil als Interimskirchen neben Holzkirchen zur Unterbrin-
gung der Werthgegenstände, selten als Schloss- oder Tauf-
kapellen, zum allergrössten Theil aber als Grabkapellen
erbaut worden sind. Letztere Bestimmung, auf welche auch
der Name „Carrier“ hinweist, hat in Nachahmung der heiligen
Grabkapelle zu Jerusalem die Rundform veranlasst; eine Gruft
ist in solchem Falle stets unter der Kapelle vorhanden. Die
Mehrzahl der Bauten stammt aus der Epoche des romanischen
Stils und ist in Quadern mit einfachen oder entwickelteren
Kunstformen, im Durchmesser des Hauptraums von 12' bis 40'
schwankend, erbaut. An die Kapelle schliesst sich jedesmal
noch eine Absis, häufig auch eine Vorhalle; die Decke war
zumeist durch ein Kreuzgewölbe gebildet, das Dach kegel-
förmig massiv aus Quadern hergestellt. In der Uebergangs-
zeit zum gothischen Stile, welcher das mit besonderer Aus-
führlichkeit und Vorliebe behandelte Beispiel zu Tulln ange-
hört, wird die Grundform polygonal; aus der Zeit entwickelter
Gothik stammen nur wenige dieser Bauten. — F. —
Der praktische Maschinen-Konstrukteur. Zeitschrift
fiir Maschinen- und Mühlenbauer, Ingenieure und Fabrikanten.
Von W. II. Uhland, Direktor des Technikum zu Frankenberg.
Gemäss dem Programm obiger, mit dem Beginne dieses
Jahres begründeten Zeitschrift soll dieselbe ein recht eigent-
lich praktisches, für den Werkmeister, Monteur, selbst für
den Arbeiter lesbares Blatt sein. In der That ist nicht
zu leugnen, dass die bereits bestehenden einschlägigen Fach-
schriften einen theoretisch gebildeten Leserkreis voraussetzen,
dass sie zum Theil den gesunden praktischen Boden mehr
und mehr verlassen haben und in der Hauptsache nur als Or-
gan mehr oder weniger geübter Analysten angesehen werden
können. In diesem Sinne wird das neue Unternehmen gewiss
seine Berechtigung haben.
Das uns vorliegende Heft I. ist mannigfaltig im Inhalte
(über Muftenverbindungen, — horizontale Dampfmaschine von
3 — 4 Pferdekräften, — Kuotenfänger für Papiermaschinen, —
eisernes Wollgatter, — technische Umschau, — Referate etc.);
die beigegebenen Detailblätter sind ähnlich den Publikationen
der Hütte ausgestattet. Halbmonatlich erscheint ein Heft zum
Preise von 71/, Sgr. Gr.
Personal - Nachrichten.
Dem Bau-Inspektor Koebke zu Bialosliwe ist der Charakter
als Baurath verliehen.
Ernannt sind: Der Baumeister Beyer, zum Landbaumeister
im Ressort der Militärverwaltung zur Leitung der Bauten im Be-
reich der technischen Institute zu Spandau, der Baumeister Beck-
mann zu Kupferberg zum Eisenbahn-Baumeister bei der Wilhelms-
bahn zu Itatibor.
Am 8. Februar hat das Bauführer-Examen bestanden: Jacob
Koenen aus Cöln.
Offene Stellen.
1. Einen Bauführer oder Baumeister für die in März c.
beginnende Ausführung der Regulirung der Ernster zwischen Bran-
denburg a./H. u. Lehnin sucht bei 2 Thlr. Tagegeldern, Baurath
Boeder, Berlin, Hallesche Strasse 19.
2. Zum Neubau der katholischen Kirche zu Hermeskeil, Reg.-
Bez. Trier wird sofort ein Bauführer gesucht. Näheres beim Bür-
germeister Riidell daselbst.
3. Ein junger Mann (womöglich Maurer) der im Zeichnen und
selbstständigen Veranschlagen erfahren ist, findet Stellung in dem
Kointoir eines Maurermeisters. Adressen sub F. L. 10 in der Ex-
pedition.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. O. S. in Altona. — Das Programm zur Konkurrenz
für einen Justizpallast zu Antwerpen ist von dem -dortigen Provin-
zial-Gouvernement zu erhalten.
Berichtigung. In dem letzten Abschnitte des Aufsatzes:
„Ueber Steinbaumaterialien am Mittelrhein von R. Neumann,“
Seite 46, No. 6 u. Bl. ist ein störender Druckfehler enthalten. Es
ist daselbst „ Leuzi tkrystalle“ und „LeuzittufT“ anstatt „Lau zit-
krystalle“ und „ Lauzit tuff“ zu lesen. Andere leicht erkennbare
Druckfehler sind in den Postexemplaren bereits verbessert worden.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren : S. in Sonders-
hausen, E. in Wesel, L. in Berlin: Bücher etc. von den Herren:
St. u. Co. in Kuchen, F. in Wien.
Architekten-Verein zu Berlin.
Versammlung am 15. Februar 1868.
Tagesordnung: Vorträge der Herren Grund und Orth.
BekanntiiiAcIiuiijff.
Zur Ausarbeitung von Werkrissen und zu anderen Bureau-
arbeiten, sowie zur speziellen Beaufsichtigung der Arbeiten bei dem
Neubau einer Kaserne dahier wird ein junger Mann sofort ge-
sucht. Kenntnisse im Praktischen sind unbedingt erforderlich.
Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse und Angabe der verlang-
ten Vergütung sind an den Unterzeichneten franco einzusenden.
Marburg (Provinz Hessen), den 29. Januar 1868.
Der Oberbürgermeister
It udolph.
Ein junger Maurermeister, mit guten Schulkenutnissen, der sich
noch nicht zu etabliren gedenkt, sucht unter bescheidenen An-
sprüchen eine seinem Stande angemessene Beschäftigung. Adressen
mit der Chiffre M. S. 4 befördert die Expedition.
Ein seit 20 Jahren praktischer Maurermeister (hier ansässiger
Ilauseigenthümcr) wünscht, da derselbe nicht hinreichende Beschäf-
tigung findet, die Uebernahme resp. Vertretung bei vorkommenden
Bauten, in und ausserhalb der Stadt; auch würde derselbe die theo-
retischen Arbeiten eines Bau-Büreaus übernehmen. Näheres unter
A. 50 in der Expedition dieser Zeitung.
Ein im Eisenbahn-, Chaussee- und Hochbau erfahrener Bau-
meister stellt sich hiermit bei Bau -Unternehmungen, hier und in
den Provinzen, zur Verfügung. Gell. Adressen in der Expedition
dieser Zeitung sub B. E. 9.
Der
BALL
der Studimideii der Bau- Akademie
findet am ‘i I. <1. J.. bei Arnim, I nter tlni
l.indcii 44 statt. Anfang 7 Uhr. Meldungen zur Theilnahme
nehmen die Unterzeichneten entgegen.
Der Preis eines Herren- Billets beträgt 1 Thlr. \ , „
Der Preis eines Damen -Billets beträgt 20 Sgr. ( oxc ' oll'el
Die Aushändigung der Billets erfolgt vom 17. bis 19. Februar
incl. bei dem Portier der Bau-Akademie, Herrn Werner, und den
Herren: Blum, Ritterstrasse 62, 3 Treppen,
Stölting, Alexandrinenstrasse 62, 1 Treppe,
Weger, Kurstrasse 26, 1 Treppe,
Gottgetreu, Alte Jakobsstrasse 104, 1 Treppe.
Das Ball-Komite.
Heute Morgen 61/, Uhr wurde meine liebe Frau Auguste, geb.
Dickmann-Becker von einem gesunden Mädchen glücklich ent-
bunden. Berlin, den 6. Februar 1868.
Hermann Ende, Königl. Baumeister.
Konkurrenz fiir den Kirchenbau in Altona.
Die Unterzeichneten, als sachverständige Architekten zur Be-
urtheilung der eingegangenen 33 Konkurrenz -Pläne nach Altona
berufen, haben sich nach spezieller Prüfung aller Arbeiten nach
ihrer Ueberzeugung zu folgendem Schiedssprüche geeinigt:
Keiner der eingegangenen Pläne kann tim deswillen prämiirt
werden, weil die im künstlerischen Sinne hervorragenden und
empfehlenswerthen Projekte eine bestimmt ausgesprochene Haupt-
forderung des Programms verletzen, nämlich die ausgesetzte Kosten-
summe sehr erheblich überschreiten, und weil andererseits die mit
den bewilligten Mitteln herstellbaren Entwürfe rücksichtlich der
architektonischen Ausbildung und der Behandlung des Backstein-
baues ungenügend erscheinen.
Unter den hervorragenden Arbeiten der ersten Kategorie be-
zeichnen die Unterzeichneten als in erster Linie stehend die Ent-
würfe Otr.t'ii, Flensburg, und IHartens, Kiel.
Beide können zu einer weiteren Behandlung des beabsichtigten
Kirchenbaues empfohlen werden, doch unter der Modifikation, dass
der Otzen’sehe Plan, weil er leichter reduktionsfähig ist, ohne an
künstlerischem Werthe zu verlieren, zur Berücksichtigung besonders
empfohlen werden darf.
Hiernach sehen sich die Unterzeichneten veranlasst, von der
Zuerkennung eines Preises Abstand zu nehmen, erlauben sich aber,
der Kirchen-Kommission den Vorschlag zu machen:
„Die Totalsumme der bewilligten drei Preise in der Art zur
. Erwerbung der beiden empfohlenen Projekte zu verwenden,
dass für den Otzen’schen Plan 120 Dukaten und für den
Martens’schen Plan 80 Dukaten bewilligt und hiermit von
den betreffenden Herren Verfassern erworben werden.“
Altona, den 5. Februar 1868.
Üitrark. lftase. Adler.
Diesem Schiedssprüche sowie der ausgesprochenen Empfehlung
treten bei
'l'li. Keinelte. IViti. Unaiirr.
Die Unterzeichnete Kommission hat in ihrer heutigen Sitzung
beschlossen, diesem Vorschläge beizustimmen.
Indem dieselbe das Ergebniss der Konkurrenz zur allgemeinen
Kunde bringt, ersucht sie die Herren Verfasser von mit Motto's
versehenen Plänen ihr gefälligst zu Händen des Herrn Pastor
Thygesen eine Anzeige zukommen zu lassen, an welche Adresse
die von ihnen eingelieferten Pläne zurückzusenden sind.
Altona, den 6. Februar 186S.
lHe liirclicn - Kommission.
G3
Offene Kaiinieisler-Stelle.
Zur Bearbeitung der Entwürfe für 2 in der Neustadt von
Stettin zu erbauende Kasernen, wird sofort ein «‘«.stiaiinirtei*
IsitHiiieiMtrr gesucht, welcher im Hochbau und in Eisenkon-
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 21. Februar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Notizen über Heizung und Ventilation, gesammelt in Paris
im September 1867. — Die neue Wasserkunst in Sprottau. — - Vor-
schläge zu einem gleichmässigen Mauersteinformat. — Feuilleton:
Zur Beurtheilung alter Dekorationsmalereien. — Erdöl als Schmier-
mittel. — - Mittheilungen aus Vereinen: Verein für Baukunde in
Stuttgart. — Architekten- und Ingenieur -Verein zu Kassel. — Deut-
scher Verein für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Ze-
ment. — Arehitekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes: Langhans
Werk über Akustik. — Neue Strassen - Lokomotive. — Prof. Adler's
Vortrag über die Weltstädte in der Baukunst. — Aufwand für öffent-
liche Bauten in Schweden. — Prüfungen und Anstellungen in Preus-
sen. — -Aus der Fachli tteratur: Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereins. — Kunst und Gewerbe, Wochen-
schrift, herausg. von C. Stegmann. — Personal-Nachrichten etc.
Notizen über Heizung' und Ventilation,
Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass trotz man-
cher vorzüglicher Einrichtungen, trotz vieler gelehrter Ar-
beiten und Experimente, die wichtige Frage der Lufterneue-
rung noch nicht als gelöst betrachtet werden kann. Die
Meinungen heimischer wie fremdländischer Autoritäten über
diese Angelegenheit weichen oft noch in den wichtigsten
Punkten von einander ah und in der That ist auch die
Sache eine so schwierige, dass geringe Fehler in der An-
lage oder unbedeutende Versäumnisse in der Handhabung
des Apparates oft ganz vorzüglichen Einrichtungen den
Vorwurf der Unvollkommenheit zuziehen.
Wenn nun der Besuch der diesjährigen Pariser Aus-
stellung und die in jener Stadt zur Ausführung gekomme-
nen Ventilationsanlagen dem Fremden viel Interessantes
bieten und oft die lebhafteste Anerkennung verdienen, so
ist doch auch in Paris noch kein durchgehendes Prinzip
in den Ventilationsanlagen zu erkennen, dessen unantast-
barer Wahrheit gegenüber sich nicht noch andere An-
schauungen Geltung zu verschaffen suchen würden. Es
soll hier nicht gemeint sein, dass wir erwarten, irgend ein
System, es beruhe auf Aspiration oder Pulsion, werde
dereinst das allein anerkannte sein. Im Gegentheil ! Die
Verschiedenheit der Lokalität und ihrer Bestimmung, so-
wie die jedesmal vorhandene Kraft werden stets einem
der mannigfachen Systeme den Vorzug sichern. Es giebt
jedoch noch andere allgemeine Gesichtspunkte bei Venti-
lationseinrichtungen, von denen der Frage über die zweck-
massigste Richtung der Luftbewegung in den zu ven-
tilirenden Räumen einige Worte gewidmet sein mögen.
Wenn man sich in den meisten Fällen damit be-
gnügt, den Austritt der schlechten Luft aus einem Zim-
mer möglichst entfernt von dem Eintritt der frischen Luft
anzuordnen, so ist nicht zu leugnen, dass ein vollkommen
gleich mässiger Luftwechsel nur da stattlinden kann, wo
sich die Oeffnungen für den Eintritt und den Austritt der
Luit in zwei gegenüberliegenden Begrenzungsflächen des
zu ventilirenden Raumes, am Besten an der Decke und
dem Fussboden, vertheilen lassen. Wir finden nun zwar
solche Anordnungen vielfach ausgeführt, doch ist bei der
einen die Luftbewegung in aufsteigendem, bei der andern
in herabgehendem Sinne angeordnet. General Morin
giebt uns in seinem Werke ausführliche Mittheil ungen über
dergleichen Ausführungen mit aufsteigender Luftbewegung.
Unter Andern giebt er uns die Resultate der in den Fünf-
ziger Jahren eingerichteten Ventilation des Londoner Par-
lamentes, aus denen wir ersehen, dass die Luftbewegung
vom Fussboden zur Decke viel Staub, und durch das Ein-
treten in der Nähe der Personen empfindlichen Zug ver-
ursacht. Diese und ähnliche Beispiele verbunden mit den
Urtheilen englischer Gelehrten und Ingenieure mögen
General Morin bestimmt haben, hei den später unter sei-
ner Leitung ausgeführten Pariser Ventilationen die Be-
wegung der Luft von der Decke nach dem Fussboden
gesammelt in Paris im September 1867.
zum Prinzip zu erheben. Unzweifelhaft gedachte er da-
bei aber auch an den verderblichen Einfluss des mensch-
lichen Athmungs-Prozesses auf die Beschaffenheit der Luft.
Wenn man freilich den Untersuchungen von Petten-
kofer und Anderen folgen soll, wonach durch die Diffu-
sion der Gase alle Bestandtheile der Luft das Bestreben
haben, sich sofort gleichmässig zu mischen, so hat man
in der That das gleiche Recht, die Luftabführung an der
Decke oder am Fussboden anzulegen. Bedenkt man hin-
gegen, dass die Menschen mit ihrer luftverderbenden Haut-
und Lungenthätigkeit sich am Fussboden der Zimmer und
Säle aufhalten, so scheint es doch keinem Zweifel zu un-
terliegen, dass eine von der Decke zum Fussboden ge-
richtete Luftströmung der Ausbreitung schädlicher Gase
wirksam entgegentreten muss, zumal sie die Luft unter
den Betten und Sitzen direkt entfernt, wo sie ohnehin
durch die Stagnation und Ausdünstung am Meisten zu ver-
derben pflegt. — Ein weiterer Vorzug der Zuführung der
Luft von oben besteht aber noch in der gleichmässigen
Mischung der warmen und kalten Luftschichten, ehe sie
die in den Räumen befindlichen Personen berühren. Ein
Abströmen der Luft in unterer Nähe ist seihst bei grösse-
rer Geschwindigkeit nicht bemerkbar.
Wenn die eben angeführten Momente für die Abfüh-
rung der verdorbenen Luft nach unten sprechen, so stellt
sich der Vergleich für das andere System ungleich günsti-
ger, sobald man die für beide Anordnungen erforderlichen
Apparate näher betrachtet. Fassen wir zunächst den Som-
mer in’s Auge, und
nehmen die äussere
Luft kühl er an als
die des zu lüften-
den Zimmers ist,
so ergeben neben-
stehende Zeichnungen,
dass eine Luftströmung
in der durch die Pfeile
angedeuteten Richtung
im ersten Falle einer besonderen Kraft bedarf, während
sie im zweiten selbst thätig ist. Der zu lüftende Raum
bildet nämlich bei der Abführung nach unten mit dem
Ventilationsschornstein, bei der Abführung nach oben mit
der umgehenden Atmosphäre kommunizirende Röhren, bei
denen natürlich die dünnere warme Luft durch die schwe-
rere kalte nach oben hinausgedrängt wird. Im ersteren
Falle kann die Luftbewegung nur durch eine Feuerung
im Ventilationsschornstein erreicht werden, während sich
im zweiten Falle die Richtung der Bewegung den Ge-
setzen der Natur anschliesst. — Bei grosser äusserer
Hitze wird in beiden Fällen eine mechanische Kraft er-
forderlich sein, um Zirkulation zu bewirken, doch dürfte
auch in diesem Falle das zweite System Vortheile bieten,
weil unten im Schatten eher kühle Luft zu finden und zu
6G
erhalten ist als oben in der Höhe des Daches. — Be-
trachten wir endlich den Zustand während des Win-
ters, so bedarf die erstere Einrichtung ausser der erfor-
derlichen Heizung der oben einzuführenden Luft, um diese
wärmere Luft herabsteigen zu lassen, einer besonderen
Aspirationsfeuerung im Abführungsscbornstein oder eines
mechanischen Ventilators. Führt man hingegen die Luft
unten ein und oben hinaus, so würde bei genügenden
Querschnitten der oberen Abzugsrohre das aufsteigende
Bestreben der unteren geheizten Luft genügen, um einen
hinreichenden Luftwechsel hervorzurufen.
Wenn wir demnach hier in allen drei Fällen den
Vortheil auf Seiten der Abführung nach Oben finden, so
verdient als ein Verdienst dieses Systems noch erwähnt
zu werden, dass bei demselben der Weg der Luft in allen
Fällen einfach von unten nach oben gerichtet ist, während
derselbe bei der anderen Disposition weit länger ist und
mehrfach seine Richtung wechselt, zumal wenn im Win-
ter die Luft im Souterrain geheizt wird und dann erst
nach erheblicher Abkühlung über dem Dachboden in den
Saal gelangt.
Wenn diese allgemeine Betrachtungen auf alle denk-
baren Ventilationsarten Anwendung finden, sie mögen auf
Aspiration oder Pulsion beruhen, so mag sich nun eine
Uebersicht verschiedener Ventilations-Systeme, nach den
dabei zur Verwendung kommenden Kräften geordnet, an-
schliessen.
Aspiration.
Die Ventilation durch Aspiration beruht auf
dem Effekt einer, entweder direkt durch Wärme hervor-
gerufenen Luftbewegung oder auf der Wirkung einer an-
deren Kraft, welche erst durch Wärme erzeugt worden.
1. Einrichtungen, bei denen der Luftstrom durch
Wärme verursacht wird, können bestehen:
a. aus einer offenen Feuerung in einem Aspi-
rationsschacht, entweder im Souterrain, oder in
dem zu ventilirenden Raume selbst (Offene Kamine,
Gasflammen, Kronenleuchter) oder endlich über dem-
selben (wohin die Beleuchtungsapparate über einer
durchsichtigen Decke zu rechnen sind).
b. Aus Heiss wasserspiralen oder anderen
Wärmebehältern im Dachboden, wie bei der
Frauenabtheilung des Hospital Lariboissiere (System
Leon Duvoir) und
c. aus Ventilationsschach ten , in denen bestän-
dig heisse Rauchrohre hinaufgeführt sind.
In allen diesen Fällen wird die (mit den zu ven-
tilirenden Räumen kommunizirende) Luft eines As-
pirationsschachtes erwärmt uud nach dem Gesetz
der kommunizirenden Röhren gezwungen aufzustei-
gen, indem die kältere äussere Atmosphäre durch
jene Räume hindurch die leichtere warme Luft nach
Oben drückt.
2. Kräfte, welche durch Wärme hervorgerufen,
eine aspirirende Wirkung erzeugen, können sein:
a. Die saugende Kraft einer aufsteigenden Luft-
säule mit welcher der zu ventilirende Raum in Ver-
bindung gebracht wird. Es ist bekannt, dass ein
Rauchrohr im Zimmer vorzüglich ventilirt, wenn
man über dem Eintritt der Feuerung in dasselbe
eine Verbindung mit dem Zimmer herstellt. In glei-
cher Weise ist die aufsteigende Kraft eines von
einem Luftofen kommenden Kanales warmer Luft
zum Aussaugen der Luft einzelner Räume verwendet
worden.
b. Die saugende Wirkung eines D a m p f s t r a h 1 e s ,
der in dem Aspirationsschacht angebracht, die Luft
hinter sich mit fortreisst.
c. Die Ventilation mit komprimirter Luft, deren
dem Dampfstrahl ähnlicher Effekt im Architekten-
Wochenblatt No. 50, Jhrg. 1867, näher beschrieben
ist, und
d. Mechanische Ventilatoren, wenn sie, wie ur-
sprünglich beim System van Hecke im Hospital
Beaujon in Paris, nicht zum Eintreiben, sondern zum
Aussaugen der Luft Verwendung finden.
Pulsion.
Aehnlich diesen auf Aspiration beruhenden oder der-
selben nutzbar gemachten Ventilationseinrichtungen lassen
sich die Anlagen, welche das Eintreiben der Luft in die
zu ventilirenden Räume bezwecken, zusammenfassen.
1. Wärme direkt kann durch Heizungs-Anlagen unter
einem Saale neue Luft demselben zuführen, sobald
das Austreten der dort vorhandenen Luft möglich
gemacht ist. Derartige Einrichtungen zur Lufter-
neuerung sind aber natürlich nur im Winter wirksam,
wenn jene Heizungen im Gange sind.
2. Wärme indirekt. Trennt man im Gegensatz
hierzu Ventilation und Heizung von einander und
folgt demnach einem Grundsatz, der zur gleichmässigen
Lufterneuerung im idealen Sinne nie vernachlässigt
werden dürfte, so sind jene Vorkehrungen, die wir
unter b, c und d bei No. 2 der Aspiration kennen
gelernt haben, auch zum Eintreiben frischer Luft in
einen Saal praktisch anwendbar.
Ein Dampfstrahl, ein Strahl komprimirter Luft und
ein mechanischer Ventilator, alle drei werden eben so gut
frische Luft in einen Saal befördern können, wie sie im
Stande sind , verdorbene aus demselben zu entfernen. In
manchen Fällen (v. Hecke, Hospital Beaujon) haben sie
sieb sogar in dieser Anwendung als wirksamer bewiesen.
Im Anschluss an diese Uebersicht und in derselben
Ordnung mögen nun einige Pariser Beispiele Erwähnung
finden :
Aspiration nach der Methode 1 a.
I. Die Ausführ ungen im Conservatoire des
Arts et Metiers.
a und b sind zwei Amphitheater von ver-
schiedener Grösse, c ist ein Aspirations-
schornstein von 2,35 m- lichtem Durch-
messer und 24 m- Höhe, d sind unterir-
dische Zuleitungskanäle von S1/* Fuss
Breite und 6V2 Fuss Höhe, welche mit
der Luft in den Amphitheatern durch ver-
gitterte Oeffnungen in allen Trittstufen der
aufsteigenden Sitze kommuniziren. Bei t
liegt unter dem Saal ein Luftofen, welcher
durch Ausströmungsöffnun-
gen m im Fussboden den
Saal erheizt bevor das Publi-
kum in denselben eintritt.
Soll ventilirt werden, so wer-
den die Oeffnungen in ge-
schlossen. Die warme Luft
steigt alsdann durch einen
weiten Kanal g zum Dach-
boden auf, tritt dort mit
frischer Luft, welche zum
Dach direkt und nach Be-
ideeiier Durchschnitt. diirfniss eingelassen werden
kann, in einer geräumigen Mischkammer in Berührung
und gelangt durch 9 grosse, durchbrochene Rosetten ton
nahezu 2m Durchmesser von Oben in den Saal. V ird
nun im Aspirationsschacht c ein Koaksfeuer angezündet,
so ist eine Luftströmung in der, durch die Pfeile ange-
deuteten Richtung gesichert. Die Mischkammer im Dach-
boden ist durch Verschaalung und 'N ergipsung der Sparren-
unterflächen für das Pariser Klima vielleicht ausreichend
gegen zu grosse Abkühlung geschützt. Da im Sommer
die Calorifere-Heizung nicht thätig ist, hat man die Zu-
führung frischer Luft zum Dach im Schatten eines alten
Kirchenchores angeordnet, so dass nur kühle Luft eintreten
kann. Diesem Umstande und dem während unseres
Dortseins auf den Aspirations-Schornstein wirkenden Son-
nenschein mag es zuzuschreiben sein , dass damals auch
ohne die Feuerung in jenem Aspirations-Schornstein die
Ventilation sehr wirksam war, wie der im Gange <1 aut-
gestellte Anemometer lebhaft bekundete. Es wurde uns
mitgetheilt, dass man bei Uebertüllung des Saales im Stande
gewesen sei, durch die Rostfeuerung im Aspirationsschachte
die Temperatur im Saal auf 20 °C. zu erhalten, während
der Thermometer ausserhalb 28° C. zeigte.
(Schluss folgt.)
Gru iulriss.
G7
Die neue Wasserkunst in Sprottau.
Die Stadt Sprottau besass zwar schon seit langer
Zeit eine Wasserleitung, welche uns die Niederschlags-
wässer der Eulauer Felder zuführte. Diese Anlage eines
früheren Jahrhunderts genügte aber schon längst nicht
mehr der vergrösserten Einwohnerzahl, dem erhöhten Ge-
werbebetriebe und den Anforderungen unserer heutigen
Lebensweise. Ausserdem versiegten jene Quellen bei
trockenem Sommer und noch mehr bei trockenem anhal-
tenden Frost zum grösseren Theil, so dass dadurch oft
der drückendste Mangel an fliessendem Wasser innerhalb
der Stadt entstand. Kostspielige und mühsame Versuche
jenes Quellengebiet zu erweitern, scheiterten an dem ge-
ringen Gefälle desselben.
Die günstige Lage unserer Stadt am Bober, einem
frischen, klaren und wasserreichen Gebirgsstrome, die Er-
fahrung anderer Städte in gleicher Lage, der Besitz einer
guten Wasserkraft an diesem Flusse, veranlassten mich
daher schon im Jahre 1857 den städtischen Behörden in
allgemeinen Umrissen ein Projekt vorzulegen, nach wel-
chem filtrirtes Boberwasser nach der Stadt gehoben werden
sollte. — Mangel an Vertrauen, die Furcht vor grösseren
Unternehmungen, die Scheu vor dem Kosten- Aufwande
machten das Projekt zwar damals fallen, stiessen in mir
aber nicht die Ansicht um, dass dies das einzige, sicherste
und bei den günstigen Naturverhältnissen auch das bil-
ligste Mittel sei, unserer Wassernoth ein für alle Mal ab-
zuhelfen. In dieser Ueberzeugung setzte ich meine Vor-
studien und Vorarbeiten für dasselbe fort.
Da erschien in Deutschland Abbe Richard, — der
ihm vorangehende Ruf vindizirte dem Manne die ausser-
ordentlichsten Gaben, so dass das Publikum veranlasst
wurde selbst das, was nach dem heutigen Stande der Wis-
senschaft als unmöglich erscheint, von ihm ausgeführt zu
verlangen. Auch in Sprottau verfiel man zum Theil die-
ser Meinung; sein Besuch wurde erbeten und in Aussicht
gestellt, kam aber leider nicht zur Ausführung; die viel-
fach gewiss ungemessenen Ansprüche hatten eine Reaktion
in der Beurtlieilung der Thätigkeit des berühmten Quel-
lentinders hervorgerufen, und wahrscheinlich war dies der
Grund, weshalb der in seinem Fache unbestreitbar erfah-
rene Mann die damals versprochenen späteren Besuche
im östlichen Deutschland aufgab.
Unsere Wasserarm uth nahm während dieser Zeit stetig
zu; das trockne Jahr 1863 rief die bittersten Klagen der
Einwohner und Behörden hervor, so dass die städtische
FEUILLETON.
Zur Iteiirthcilimg alter Dekorationsmalereien.
Die Untersuchungen über die bei den dekorirenden
Malereien der Wohnhäuser Pompejis angewandte Technik
haben noch zu keinem allgemein gültigen, in allen Punk-
ten übereinstimmenden Ergebniss geführt. Doch so ge-
theilt, die Stimmen hierüber sind, so gehen doch die Un-
tersuchungen über die verwendeten Farbenmaterialien in
ihren Resultaten ziemlich zusammen. Der fast ausschliess-
liche Gebrauch von dem Mineralreiche ungehörigen Farbe-
stoffen , die geringe Anwendung von thierischen oder
Pflanzenfarbestoffen ist wohl als festgestellt zu betrachten.
Von letzteren ist nur der Saft der Purpurschnecke, Knochen-
und Elfenbeinschwarz — dasKohlenschwarz — nachweisbar.
Hierfür dürfte namentlich das verhältnissmässig rasche
Verändern der Farben sprechen, sobald die ausgegrabenen
bemalten Wandflächen der Luft und dem Lichte preis-
gegeben sind. Ich habe hierbei nicht das Verbleichen der
Farben im Sinne, sondern meine das Uebergehen einzelner
Töne in vollständig andere — vom Rothen ins Schwarze,
vom Blauen ins Grüne etc. — eine Erscheinung die in
der rasch eintretenden Oxydation der metallischen Bestand-
theile gewisser Farben ihren Grund haben dürfte.
Im Frühjahre 1866 hatte ich während meines mehr-
wöchentlichen Aufenthaltes in Pompeji Gelegenheit, bei
der Ausgrabung eines reich mit Malereien geschmückten
Vertretung endlich veranlasst wurde, sich mit dem Pro-
jekte einer Wasserentnahme aus dem Bober näher vertraut
zu machen. Das Misstrauen gegen die Berechnungen über
; die zum Betriebe der Anstalt in Aussicht genommene
Wasserkraft wurde durch die Begutachtung bewährter
Fachmänner gehoben, die Verwendung des Flusswassers
zu wirtschaftlichen und gewerblichen Zwecken durch eine
Menge Beispiele aus anderen Städten nachgewiesen und
so beschloss die Stadtverordneten-Versammlung endlich
unterm 28. November 1866 die Ausführung des Werkes
nach meinem Projekt und Anschläge im Betrage von
28,466 Tlilr.
Die Ausführung begann im März des Jahres 1867
und wurde so gefördert, dass die Wasserkunst am 12. No-
vember desselben Jahres zum ersten Mal probeweise in
Gang gesetzt und am 14. Dezember den städtischen Be-
hörden zum Betriebe übergeben werden konnte. Die An-
ordnung der Anlage ist wie folgt getroffen.
Da die nächste Umgebung des Bobers öfteren und
hohen Ueberschwemmungen ausgesetzt ist, so hätten des-
halb die allgemein gebräuchlichen grossen Filterbassins
nur in weiter Entfernung vom Strome angelegt werden
können. Hierdurch, sowie durch die hierbei nöthig ge-
wordene grössere Betriebskraft wäre der Kostenaufwand
des Baues beinahe auf’s Doppelte gestiegen und durch
Benutzung von Dampfkraft der Betrieb bedeutend ver-
theuert worden. Die Natur des Stromes gab aber den
besten Fingerzeig diese Hindernisse zu umgehen. Das
Bett desselben besteht in unserer Gegend durchgängig
aus reinem, von weit her angeschwemmtem Kies. Ich
habe deshalb das Flussbett selbst zur Filtration dienstbar
gemacht und ein 150' langes, 12“ weites poröses Thon-
rohr 7' unter den niedrigsten Wasserstand und 5 — 6'
unter das tiefste Bett des Bobers gelegt.
Aehnliche natürliche Filter haben sich unter gleicn
günstigen Naturverhältnissen bei Wasserwerken Englands
und Frankreichs bewährt. Ein Verschlammen der oberen
Schichten ist hier um so weniger zu befürchten als durch
Regulirung der in der Nähe liegenden Schleusen der
obere Kies leicht weggespült und durch neue Anschwem-
mungen ersetzt werden kann.*)
Ein eisernes Uebergangsrohr verbindet den Filter
mit dem in der städtischen Schneidemühle befindlichen
*) Selbst bei dem inzwischen eingetretenen Hochwasser , bei
welchem der Fluss Lehmtheile mit sieh führt, hat sich der Filter
als gut bewährt und nur klares Wasser nach den Pumpen geführt.
D. V.
grösseren Hauses darüber Beobachtungen zu machen.
— Die Wände eines Zimmers, der Höhe nach durch
einen dunklen Sockel, darüber stehende grössere Felder
und einen gegen die Decke abschliessenden, mit luftigen
Architekturen dekorirten Fries in drei Abtheilungen ge-
theilt, prangten kurz nach der Bioslegung in den glühend-
sten Farbentönen eines gesättigten Blau, Gelb, Roth und
Grün. Ganz und satt nebeneinander gestellt, lösten sich
die Kontraste in einer wohlthuenden, schönen Farben-
harmonie und wetteiferten in ihrer Kraft und ihrem Glanze
mit den hohen Farben des südlichen Himmels, des Meeres
und der in allen Farbenniiancen schimmernden Berge.
Den Tag darauf erschienen die grossen blauen, von
segmentförmigen gelben Streifen umrahmten Felder wie
von einem leichten Nebel umflort, die Farben verloren ihre
Intensität und wurden in der Folge matt und stumpf;
das hohe Ultramarinblau bekam einen leichten Stich in s
Grünliche, das leuchtende Gelb machte einem trüben
Orange Platz. Durch Abwaschen mit Wasser oder Harn
konnte man auf Momente eine höhere Färbung wieder er-
zielen, aber nie mehr kam der erstlich innewohnende
Glanz zum Vorschein. — Die 1, 71 Meter hohen Felder
sind durch 18 Centim. breite, vertikalgehende Bandfriese
getrennt. Einerseits mit einem schmalen braunen, andrer-
seits mit einem hellgrünen Streifen ausgefasst, zeigte der
Grund dieses Frieses das brillanteste Zinnoberroth, ge-
schmückt mit einem leichten, gelb gezeichneten Ornament
— Seepferdchen, Füllhörner, Blumenranken etc. darstel-
lend. Nach dem dritten Tage konnte man auf dem rothen
68
und von deren Wasserrade in Betrieb gesetzten Hebewerk.
Während in dem obern Raume des Gebäudes die Säge-
gatter arbeiten, heben in dem unteren Raume desselben
zwei liegende Pumpen täglich 17 — 20,000 Kub.' filtrirtes
Wasser 80 — 100' hoch nach der Stadt. Diese Wasser-
masse reicht bei einer Bevölkerungszahl von 5 — 6000
Seelen erfahrungsmässig für die ersten 20 — 25 Jahre
vollständig aus, sie kann aber auch ohne erheblichen
Kostenaufwand durch Einschiebung grösserer Pumpen
leicht vergrössert werden.
Trotz der unvermeidlichen Erschütterung durch das
Schneidewerk arbeiten die Pumpen mit völliger Präzision.
Um die Störungen aufzuheben, welche bei Hochwasser
durch die Stauung im Betriebsgerinne und die dadurch
verursachte geringere Umdrehungszahl des Wasserrades
entstehen, ist in der Transmission ein doppeltes Vorge-
lege angebracht^ durch dessen einfache und sichere Ver-
setzung die Kolben auch bei einem langsameren Gange
des Wasserrades die erforderliche Hubzahl machen. An
einem Uhrwerke wird dieselbe und damit das geförderte
Wasserquantum registrirt; ein bei den Pumpen angebrachtes
Sicherheitsventil verhindert einerseits das Springen der
Steigeleitung bei unvorsichtiger Schliessung der Schieber,
andererseits zeigt es dem Wärter die vollendete Füllung
des Hochreservoirs an.
Letzteres steht 500 Schritt entfernt auf dem höchsten
Punkte der Stadt in einem 56 Fuss hohen Thurme. Das
Bassin hält 7000 Kub.', ist daher hinreichend gross, um
die Verschiedenheiten des Tagesbedarfs auszugleichen. Da
das Steigerohr noch 30' über den oberen Rand des Re-
servoirs hinausreicht, so kann durch Schliessung eines
Schiebers bei Feuersgefahr das Wasser selbst über die
Dächer der höchsten Häuser gehoben werden. Innerhalb
der Stadt vermitteln 22 Druckständer die Abgabe des
Wassers an das Publikum. Den Mechanismus dieser Stän-
der habe ich der Art konstruirt und gestellt, dass er stets
zugänglich, nach Belieben abgeschlossen, seiner Einfach-
heit wegen von jedem Schlosser gefertigt und reparirt
werden kann und ein Einfrieren des Wassers unmöglich
ist. 34 Hydranten oder Feuerhähne, aus denen das Wasser
durch Schläuche bis über die höchsten Häuser geführt
wird, dienen zum Besprengen der Strassen und ersetzen
bei Feuersgefahr den Gebrauch der Spritzen.
Die Ausführung ist nach vorangegangener Lizitation
in General-Entreprise durch die Hrn. J. und A. Aird in
Berlin bewirkt, doch war ihnen die Bedingung gestellt
worden, das Hebewerk und Hochreservoir in der uns be-
Grunde einige schwarze Flecken entdecken, welche all-
mälig zu einer vollständigen Schattirung heranwuchsen.
Nach wenigen Tagen hatte das feurige Roth einem voll-
ständig gleiclunässigen Schwarz Platz gemacht, das von
dem ursprünglichen Schwarz des Sockels kaum mehr zu
unterscheiden war; — ein schwarzer Bandfries mit gelbem
Ornament trennt von nun an die blaugrünlichen Felder.
Diese Metamorphose giebt schwer mehr einen Begriff von
der ehemaligen Pracht und Harmonie der Farben.
An einem reizenden Bildchen derselben Wand (Thetis
in der Werkstätte des Vulkan?) wurden in wenigen Tagen
die sämmtlichen Schattentöne im Fleische dunkler. Ausser-
dem dunkelte die Karnation der männlichen Figuren im
Ganzen sehr stark nach, so dass die weichen Uebergänge
und Schattirungen verwischt wurden, ja sogar im Vergleich
zum früheren Zustande hart erschienen. Aehnliche Verän-
derungen lassen sich in Pompeji noch an vielen bemalten
Wänden, namentlich in der dekorirenden Malerei, nach-
weisen (so z. B. am Hause des Marcus Lucretius u. A. m.)
und nur ein vorheriges sorgfältiges Vergleichen, Unter-
suchen und Beobachten dürfte vor unrichtigen Aufnahmen
schützen.
Ich glaube einen Hinweis auf ähnliche Erscheinungen
bei den verwandten Leistungen der Renaissance nicht
unterlassen zu sollen. Den Umständen, unter welchen
hier die Farbenveränderungen eingetreten sind, liegen zwar
wesentlich andere Ursachen zu Grunde. Unbilde der
Witterung, eingedrungene Feuchtigkeit, die Art der Unter-
malung und Farbenmischung mögen hier die Farben alte-
nachbarten Wilhelmshütte, das Röhrennetz in dem Krause-
schen Hüttenwerk zu Neusalz, einem Schwesterwerke un-
serer eigenen Hütte Ober-Leschen, fertigen zu lassen. Es
mag bemerkt werden, dass sämmtliche Arbeiten auf das
Sorgfältigste ausgeführt sind und sich, soweit dies bis jetzt
übersehen werden kann, aufs Beste bewährt haben. Durch
eine sorgfältige Ueberwachung und Leitung der Ausfüh-
rung ist es möglich geworden, den in vielen Theilen
schwierigen Bau, ungeachtet mancher Mehrarbeiten ohne
Ueberschreitung des Kostenanschlags herzustellen. Es ha-
ben sich übrigens die der Anlage zu Grunde gelegten
theoretischen Berechnungen als richtig bewiesen; das Werk
hebt die vorgeschriebene Wassermasse, ohne dass der Be-
trieb der Schneidemühle dadurch gestört würde.
Die Wasserkunst dient vorläufig wesentlich öffent-
lichen Zwecken. Bis jetzt sind etwa nur 20 Privatleitun-
gen und zwar meist von Industriellen ausgeführt; die Be-
theiligung hierbei wird sich aber gewiss erhöhen, sobald
man die Vortheile der leichtern Erlangung des unentbehr-
lichsten Lebensbedürfnisses näher erkannt haben wird.
Die städtischen Behörden haben in der beschriebenen
Anlage ein für die Gesundheit, Sicherheit und den Ge-
werbebetrieb aller Einwohner gewiss wichtiges Werk er-
richtet; dem Unterzeichneten städtischen Techniker aber
wird es zur besonderen Freude gereichen, wenn er in die-
ser Arbeit einen Beweis geliefert hat, dass dergleichen
Werke nicht nur für grössere Städte ausführbar, sondern
auch den beschränkteren Verhältnissen mittlerer und klei-
nerer Städte zweckentsprechend anzupassen sind.
Sprottau. Fabian, Baurathsherr.
Vorschläge zu einem gleickmässigen Mauersteinformat.
In den beiden letzten Nummern der „Deutschen Bau-
zeitung“ wird über die Bemühungen des architektonischen
Vereins in Hamburg behufs gesetzlicher Feststellung eines
gleichmässigen Formates der Mauersteine berichtet. Leider
vermissen wir in diesem Berichte jede Angabe über das von
der Kommission zur Annahme empfohlene Maass, auch scheinen
praktische Resultate den erwähnten Vorschlägen noch nicht
gefolgt zu sein.
Aehnliche Berathungen haben bereits vor Jahresfrist im
technischen Verein zu Lübeck Statt gefunden, und sind
erfreulicherweise von hieraus schon positive Erfolge zu melden.
Die mit den betreffenden Vorschlägen beauftragte Kommission
war von dem Gesichtspunkte ausgegangen, ein Stein format zu
wählen, dessen Dimensionen dem hoffentlich recht bald einzu-
führenden Metermaasse entsprechen, und hob dabei hervor,
dass durch solche Mauersteine auch die Vorstellung von den
rirt haben. Ein auffallendes Beispiel dieser Art tritt uns
in der grossen Halle der Villa Madama bei Rom entgegen.
Der ursprünglich blaue Grund, auf dem sich die Stuck-
figürchen in viereckigem Rahmen abheben, ist in ein tadel-
los gleichmässiges Apfelgrün übergegangen, so dass man
leicht verführt wäre, an dessen Aechtheit zu glauben, wenn
nicht der etwas giftige Ton Zweifel aufkommen liesse.
An einigen wenigen Medaillons befindet sich an den untern
Ecken des Rahmens das Blau noch nicht ganz zerstört
und dient als willkommener Anhaltspunkt für den Versuch
einer Restauration. — Das Nämliche finden wir an einigen
Stuckmedaillons in den Loggien Rafaels, an den meisten
Spiegeln der Muldengewölbchen derselben und selbst au
einigen Stellen der gemalten MuldenHächen. Der leider
etwas stark „mitgenommene“ Palazzo Spinola in Genua
weist in seinen gemalten Treppenhausgewölben und Säu-
lenhallen Aehnliches auf, weiter einige Zimmer des Palazzo
del Te in Mantua. Auch der untere Kreis, der die Zwickel-
felder an der Decke im Saale (links vom Eingänge) der
Villa di Papa Giulio einfasst, war ehedem blau. Vor-
sichtig aufzunehmen sind namentlich die Friese, Profile
und Flächen, die ehemals Vergoldungen trugen, welche in
ihren verschiedenartigen Untermalungen (Grundirungen,
durch alle Nüancen von Gelb und Braun, bläulich und
grünlich) oft zufällig mit dem gegenwärtigen Zustande
andrer Farben stimmen. —
Betrachten wir schliesslich noch die polychrome Be-
handlung der skulpirten Kunstwerke dieser Epoche, der
marmornen Grabdenkmale, der in Holz geschnitzten, präch-
69
neuen Maassgrössen beim gewöhnlichen Arbeiter sehr gefördert
werden würde.
Wenn Steinlänge und Fuge zusammen */* Meter; Stein-
breite und Fuge zusammen */» Meter, die Steindicke mit der
Fuge jedoch etwas mehr als die halbe Steinbreite beträgt, so
würden 480 Stück solcher Mauersteine genau 1 Kubikmeter
ausmachen. Bei Berücksichtigung von Bruch und Verlust
kann man dann bei Kostenanschlägen bequem 500 Stück
gleich 1 Kubikmeter Mauerwerk rechnen. Für die Stärke der
Stoss- und Lager-Fugen ist hierbei 1 Ceutimeter = 3/g Zoll
rheinl. gerechnet. Das Format der Steine ergiebt sich hieraus
wie folgt:
Länge 24 Centimeter (ca, 9*/* Zoll rheinl.)
Breite 11,5 do. (ca. 41/, Zoll rheinl.)
Dicke 5,67 do. (ca. 2,/5 Zoll rheinl.)
Auf den steigenden Meter Mauerwerk würden 15 Schich-
ten kommen. Nur bei der Hintermauerung von Rollschichten
wird die im Verhältnis zur Breite zu grosse Dicke der Steine
eine kleine Unbequemlichkeit verursachen, die aber im Ganzen
gegen die Vortheile dieser einfachen Maassverhältnisse wohl
gering anzuschlageu ist.
Um seinen Berathungen einen praktischen Erfolg zu sichern,
hat der technische Verein in Lübeck Modelle von Eichenholz
nach den vorstehenden Maassen anfertigen und an alle benach-
barten Ziegeleien versenden lassen. Fast ohne Ausnahme ha-
ben sich die Ziegeleibesitzer bereit erklärt, Steine in dem ge-
wünschten Format anfertigen zu lassen, wenn sie auf Abnahme
derselben zu rechnen hätten. Die Mitglieder des Vereins ha-
ben es sich daher angelegen sein lassen, für die Verbreitung
solcher Steine zu sorgen, und sind namentlich bei städtischen
Bauten zu den Kanalisirungsarbeiten im vorigen Sommer aus-
schliesslich Steine des neuen Formates angewendet worden.
Ein grösserer Nutzen und eine grössere Verbreitung als bisher
steht allerdings erst dann zu erwarten, wenn der Meter —
wie wohl nicht zu bezweifeln — die allgemeine Maasseinheit
bilden wird.
Die Bemühung, sich schon jetzt auf einfache Weise mit
dem neuen Maasse vertraut zu machen, dürfte daher nicht zu
unterschätzen sein. K.
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Baukunde in Stuttgart. Auszüge aus den
Protokollen über die Versammlungen vom April bis Dezem-
ber 1867. (Schluss.)
6. Versammlung am 26. Oktober 1 867. Vorsitzen-
der Oberbaurath v. Egle; anwesend 19 Mitglieder.
Der in einer Sitzung des Ausschusses beratliene und von
diesem gutgeheissene Vertrags- Entwurf über die Miethe und
Benutzung eines Saales im Königsbau, gemeinschaftlich mit der
Künstlergesellschaft das „Bergwerk“, wurde vorgelesen, speziell
durchberathen und angenommen. Als regelmässige Versamm-
lungstage werden hinfort der erste und dritte Samstag im
Monat bezeichnet.
Für die Frage wegen Erbittung einer Staatsunterstützung
und zur etwaigen Ausarbeitung einer bezüglichen Bittschrift
wurde eine Kommission gewählt.
Herr Professor Schmid zeigt das Modell eines Wind-
strom- Indikators vor, wie solcher bei der Luftheizung des
neuen Krankenhauses in Heilbronn Anwendung fand, und
spricht sich über dessen einfache Konstruktion und billige
Anfertigung sehr günstig aus.
Hr. Bauinspektor Do lling er in Aulendorf wird als
ausserordentliches Mitglied in den Verein aufgenommen.
7. Versammlung am 16. November 1 8 6 7. Vor-
sitzender Oberbaurath v. Egle; anwesend 21 Mitglieder.
Nach einer Ansprache des Vorsitzenden, der den Verein
in seinem neuen Lokale willkommen heisst, und einer Rede
des Hrn. Ober -Baurath Leins, der als Vorsitzender des
„Bergwerks“ dem Wunsch eines einmiithigen Zusammenwirkens
beider Vereine Ausdruck giebt, referirten die Hrn. Bauräthe
Bock und Schenk über die Frage wegen Zulässigkeit
hohler Kaminsteine.
Baurath Bock gab, unter Vorweisung eines hohlen Ka-
minsteines von Häfner- Neuhausen, wo derartige Steine schon
seit einiger Zeit gebrannt werden, seine Ansicht auf Grund
verschiedener Untersuchungen und Vergleichungen mit anderen
gewöhnlichen Kaminen, insbesondere unter Berücksichtigung
der in verschiedener Beziehung gegen die Verwendung hohler
Kaminsteine erhobenen Bedenken dahin ab, dass unter der
Voraussetzung gut gebrannter Waare, nicht zu schwacher
Wandungen und gehöriger Verwahrung der Oeffnungen beim
Aufmauern, ein Grund zur Ausschliessung solcher Steine nicht
vorliegen könne; im Gegentheil vermöge ihres geringen Ge-
wichtes sich ihre Zulassung schon aus ökonomischen Gründen
empfehle. Die früher von anderer Seite ausgesprochenen
Befürchtungen, dass die Wandungen leicht ^ausgekratzt oder
ausgebrannt werden können, könne er bei obigen Voraus-
setzungen nicht theilen; gutes Material müsste aber sowohl
bei massiven als bei hohlen Steinen vorausgesetzt werden,
fehle dieses bei den massiven Steinen, so sei auch bei mit
solchen Steinen aufgeführten Kaminen keine Garantie für So-
lidität und Feuersicherheit gegeben.
Baurath Schenk pflichtete in der Hauptsache den An-
sichten des Vorredners bei und theilte unter Vorzeigung eines
sehr gut gebrannten hohlen Kaminsteins aus der Fabrik von
Clairy in Ober -Esslingen noch mit, dass ein solcher von 10''
4'“ Länge, 3" 4'" Breite und 2Vi" Dicke = 4 Pfd. 14 Lth.
Zollgewicht wiege, während, wenn der Stein ganz voll wäre,
sich das Gewicht auf beinahe 6*/a Pfd. berechne. Dass ferner
bei Kaminen von hohlen Steinen in Folge der vorhandenen
Luftkanäle die Wandungen sich weniger als bei massiven ab-
kühlen und daher ein geringerer Absatz von Glanzruss erfolge,
mithin nicht allein in ökonomischer, sondern auch i n techni-
tigen Orgellettner, Kanzeln etc., so ist diese vollständig
erloschen und an den meisten Monumenten kaum mehr
nachweisbar. Bürste und Seife haben hier mehr zerstört
als alle Unbilden der Zeit und des Klimas vermocht
hätten. — Während die florentiner Grabmäler nur schwa-
che Spuren von Vergoldung einzelner Prolile und Orna-
mente zeigen, geben die römischen, ausser diesen, noch
unverwischte Spuren von feinem Kobaltblau und sattem
Braunroth in den Pilastern oder als Grund der Relief-
darstellungen. Die Wappen mit ihren Attributen sind in
ihren heraldischen Farben meist wohl erhalten.
Die beiden prächtigen Marmorgrabdenkmale in Ara
coeli (links vom Haupteingange) und in S. Prassede (Sei-
tenkapelle) zeigen die Bemalung noch am Entschiedensten
und lassen sich, ohne gewagte Zuthaten mit in den Kauf
nehmen zu müssen, in ihrer ehemaligen Farbenpracht
leicht restauriren. Als weitere Beispiele sind zu nennen
einige Grabdenkmale von Mino da Fiesoie im Hofe von
St. Agostino und einige in der Kirche Maria sopra Mi-
nerva. An letzteren ist das Blau, welches den Grund für
das vergoldete Reliefornament der Pilaster bildet, etwas
stark nachgedunkelt.
Auch den reizenden Meisterwerken des Rohbia fehlt
meistens die Vergoldung, da diese nicht, wie die übrigen
Farben, eingebrannt, sondern auf die weisse Glasur durch
ein leicht zerstörbares Bindemittel aufgetragen war. Zu
oftes und nicht behutsames Reinigen mögen wohl die
Spuren derselben an genannten Monumenten verwischt
haben. Ziemlich gut erhalten ist dieselbe noch an dem
wunderbaren Ciborium in St. Apostoli in Florenz ; an den
weiss glasirten Pilastern des schönen Weihbrunnens in der
Sakristei von Maria novella, sind nur wenige Spuren (in
den Kapitalen) erhalten. Der nach den Angaben Peruzzi’s
gefertigte Orgellettner der Spitalkirche in Siena zeigt
seine Holzschnitzereien noch grösstentheils bemalt und
vergoldet, an dem Getäfel des Cambio in Perugia sind
einzelne Prolile, Plättchen, Eierstäbe, der Grund der mit
Rosetten geschmückten Kassetten vergoldet; die in der
Akademie in Siena aufgestellten, von Barile geschnitzten
eichenen Prachtpilaster zeigen trotz der Reinigungs -Pro-
zedur, der sie sich zu unterziehen hatten, noch Spuren von
Vergoldung.
Mögen diese kurze Notizen manchem, sich zur Stu-
dienreise nach Italien rüstenden Architekten als Anhalt
dienen und denselben bei Ausarbeitung seiner dekorativen
Aufnahmen zur Vorsicht auffordern. Nur zu oft hatte ich
Gelegenheit zu bemerken, dass man sich mit dem Kopiren
des gegenwärtigen Zustandes begnügte, ohne sich (in der
Hast, mit der meistens die Arbeiten betrieben werden) über
eine mögliche Disharmonie in den Farben Rechenschaft
zu geben , geschweige denn eine solche durch ein ge-
wissenhaftes, vergleichendes (freilich umständliches) Unter-
suchen beseitigen zu wollen.
Carlsruhe, im Januar 1868. D.
Erdöl als Schmiermittel.
Das Vulkan öl, dessen wir in No. 2 d. Bl. pag. 13 er-
wähnten, verschafft sich als Schmieröl für Maschinen mehr und
70
scher Beziehung Vortheile gegenüber den massiven Steinen
erreicht würden. Oberbaurath Morlok machte sodann noch
die weitere Mittheilung, dass nach vorgenommenen Unter-
suchungen die Widerstandsfähigkeit sich bei vollen Steinen
auf 2620 Pfd. und bei hohlen auf 831, 1000 und 1434 Pfd.
herausgestellt habe.
Nach einer Debatte, an welcher sich noch die Hrn. Bau-
rath Schlier holz, Binder und Prof. Silber betheiligt
hatten, wurde vom Verein, und zwar mit fast Stimmen-
Einigkeit, beschlossen, der Zulassung gut gebrannter hohler
„Klucker“ zum Bau von Hausschornsteinen nicht entgegen zu
treten, unter der Voraussetzung, dass
1) die äusseren Wandungen der Klucker mindestens eine
Stärke von ’/i" besitzen,
2) im einzelnen Steine sich mindestens 2 Kanäle befinden,
3) die Schornstein -Wandungen mindestens 1' vom Holz
entfernt bleiben und letzteres ausserdem noch feuer-
sicher verwahrt wird,
4) die Aussenwände vollkommen dicht bestochen werden.
Hierauf hielt Hr. Bauinspektor Köhler unter Vorzeigung
und Erläuterung der betreibenden Pläne einen Vortrag über
den Bahnhof in Bietigheim.
Hr. Baurath Binder macht den Verein auf ein Kunst-
werk in Ulm aufmerksam, nämlich auf die Decken im soge-
nannten Neubrouner Haus, in welchem zugleich auch die
Sammlung der Oberschwäbischen Alterthümer sich befindet.
Der Vorsitzende bemerkt, er habe diese Decken aufnehmen
und stechen lassen, und würden sie demnächst im Buchhandel
erscheinen.
Zum Schluss werden die Hrn. Bauinspektoren Bau mann
in Crailsheim und Kn oll in Weikersheim als ausserordentliche
Mitglieder in den Verein aufgenommen.
S. Versammlung am 7. Dezember 186 7. Vor-
sitzender Oberbaurath v. Egle; anwesend 21 Mitglieder.
Der Tod eines Vereins- Mitgliedes, Architekt Mäntler,
wird angezeigt; hingegen Hr. Assessor Diefenbach bei der
Kgl. Zentral -Stelle zu Stuttgart in den Verein aufgenommen.
Mehrfache Autographien und Photographien über ver-
schiedene Gegenstände des Bauwesens, die zum Theil als
Geschenke eingegangen sind, werden vorgelegt und mehre
Vorträge angemeldet; auch übernehmen auf Anregung des
Hrn. Prof. Wagner mehre Vereinsmitglieder Referate über
die im Journal -Zirkel enthaltenen Zeitschriften.
Hr. Oberbaurath Morlok hält einen längeren Vortrag
über die Entwicklung des Hochbauwesens in dem Kgl. Würt-
tembergischen Eisenbahndienst, Hr. Professor Wagner einen
solchen über die Anwendung der Photographie zur geome-
trischen Aufnahme von Gebäuden und Situationen; die schrift-
liche Mittheilung beider Vorträge wird zugesagt.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Kassel. Haupt-
versammlung am 29. Dezember 1S68. In dem festlich deko- |
rirten Saale wurde die Versammlung durch den Vorsitzenden
Hrn. Engelhard mit einer Ansprache eröffnet, in welcher
derselbe der Fortentwickelung des Vereins gedachte und so-#
wohl Mitglieder als auch Gäste zur Feier des siebenten Stif-
tungsfestes willkommen hiess.
Hr. Siebrecht hielt hierauf einen Vortrag über die
unterirdischen Arbeiten am Mont Cenis. Durch Vorlegung
von Zeichnungen, welche die Gebirgsarten, sowie die alljähr-
lichen Fortschritte deutlich darlegten, erläuterte derselbe die
zu überwindenden Schwierigkeiten bei der Ausführung des
Tunnels, unter Angabe der Leistungen beim Bohren und Spren-
gen der verschiedenen Gesteinsarten , von denen Proben vor-
gelegt wurden. In tabellarischer Uebersicht zeigte der Red-
ner die durch die Bohrmaschinen erzielten Resultate. Zylin-
dergebläse komprimiren die Luft auf 6 */> bis 7 Atmosphären
und wird dieselbe alsdann aus drei grossen Kesseln in einer
10" im Lichten weiten Röhrenleitung in den Tunnel geführt,
wo sie aus einem kleinen Kessel die einzelnen Bohrmaschinen
mittelst Gummischläuchen speist.
Im Verfolge seines Vortrages beschrieb Hr. Siebrecht
sodann die Einzelheiten der über den Mont -Cenis geführten
| sogen. Fellbahn und der für diese erbauten Maschinen, unter
Vorlage von speziell ausg^arbeiteten Zeichnungen über die
Konstruktion des Unterbaues, sowie der Maschinen.
Die Richtigkeit der Bezeichnung „Fellbahn“ (nach Fell’-
schem System) wurde von dem Vortragenden angezweifelt, in-
dem er diese Konstruktion im Wesentlichen als eine Kopie
des im Jahre 1851 vom Ingenieur Krauss aus Kassel, der-
zeit in Hannover, gelegentlich des Ausschreibens einer Kon-
kurrenz für die Maschinen der Semmering- Bahn entwor-
fenen und eingereichten Planes einer Semmering-Maschine be-
zeichnete und deren Zeichnungen zur Vorlage brachte.
In dem Festsaale waren ausserdem reichhaltige Sammlun-
gen von Photographien und anderen bildlichen Darstellungen
interessanter Bauwerke etc., insbesondere solcher, welche auf
Paris und die internationale Ausstellung des Jahres 1867 Be-
zug hatten, aufgelegt. Ein Festmahl mit Harmoniemusik, un-
terbrochen durch die von Vereinsmitgliedern veranstaltete
Aufführung eines kleinen dramatischen Scherzes und gewürzt
durch Toaste und heitere Vorträge, vereinigte sodann die
Mitglieder und ihre werthen Gäste noch lauge in fröhlicher
Geselligkeit.
Haupt - Versammlung am 28. Januar 1868; Vorsitzender
Hr. Rudolph I.
Es wurden zunächst die Hrn. Ritter, Ingenieur-Assistent
zu Flieden, und Becker, Werkmeister der Bahnhofs -Werk-
stätten zu Kassel, zu Mitgliedern aufgenommen. Vom Vereins-
Sekretair wurde der Jahresbericht erstattet — (hiernach zählt
der Verein gegenwärtig 164 Mitglieder), — vom Kassirer
der Rechnungshaushalt vorgelegt.
Hierauf wurde zur Neuwahl des Vorstandes geschritten.
Es wurden gewählt: zum Vorsitzenden Hr. Oberingenieur
mehr Geltung. Ein uns aus Chemnitz zugegangenes Schrei-
ben, welches wir im Folgenden auszugsweise mittheilen, giebt
eine neue Bestätigung dafür.
Zu n bessern Verständniss schicken wir jedoch eine Mit-
theilung aus dem 2. Januarheft des Dinglerschen Polyt. Journals
voraus. Ingenieur Adolph Ott in New-York sagt darin u.
A.: „Das Vulkanöl ist kein destillirtes, sondern einfach eine
spezilisch schwerere Sorte von durch Kohle entfärbtem Petro-
leum, wie es aus der Erde hervorquillt, aus welchem ausserdem
die Naphta abgeblasen worden ist; zuweilen ist es mit einem ge-
ringen Prozentsatz thierischer oder pflanzlicher Fette vermischt.“
Hr. Ott hebt dann hervor, dass besonders die mittlere
Konsistenz und eine gewisse natürliche Weichheit das Vulkanöl
zum Schmieröl geeignet machen. Vor den pflanzlichen und
thierischen Oelen hat es ferner zwei Vorzüge. Erstens
t heilt es nicht deren Eigenschaft, auf grosse Oberflächen ver-
theilt, sich durch Aufnahme von Sauerstoff zu erhitzen und
gelegentlich Anlass zu Selbstentzündungen zu geben , und
zweitens kann man bei Maschinen, welche mit Vulkanöl
geschmiert werden, Speisewasser aus dem Kondensationswasser
entnehmen, ohne in die bei jenen Oelen nachgewiesene Gefahr
zu kommen, dass der Fettgehalt des Speisewassers Ausschei-
dung der kohlensauren Salze in Pulverform und somit De-
formationen im Kessel hervorruft.
Aus dem erwähnten Schreiben aus Chemnitz entnehmen
wir folgende Mittheilungen :
ln mehren Chemnitzer Fabriken ist das Vulkanöl, das
in Europa zuerst durch Hrn. Ingenieur Ott in New-York und
zwar auf der Pariser Ausstellung von 1S67 eingeführt wurde,
schon seit etwa Ende Juni v. J. in Gebrauch und hat alle
Erwartungen weit übertroffen. Den Vertrieb des Vulkanöls
für Deutschland hat der Ausschuss der deutschen Ingenieure
in Paris übernommen ; es wird in kleinen Fässern von 2 — 3 Ztr.
Inhalt (k Ztr. 11 — 12 Thlr. incl. aller Spesen bis hier) ver-
sendet. Bei der Verwendung zum Schmieren von alten Ma-
schinentheilen, bei denen also harzige Ueberreste des früheren
Schmiermittels vorhanden sind, zeigt sich zuerst ein schein-
barer Uebelstand: es fliessen nämlich diese Harztheile als
schmutzige Flüssigkeit ab, welche Erscheinung von der Harz-
auflösenden Eigenschaft des Vulkanöls herriihrt. Doch schon
nach 3 — 6 Tagen laufen alle damit geölten Maschinentheile
völlig rein, wodurch der Reibungswiderstand in allen Maschi-
nentheilen geringer wird. Wegen der mittleren Konsistenz
des Vulkanöls hält es sich gut zwischen den Reibungsflächen,
so dass kein Theil der Maschine sich warm läuft, auch tropft
es schwerer als andere Oele ab; die Maschinen sind deshalb
leichter rein zu erhalten, und es wird eine Ersparniss an
Schmieröl erzielt, die sich nach angestellten ^ ersuchen auf
30 — 40 auch 50 % stellt. Diesen hohen Gewinn muss mau
freilich mit darauf rechnen, dass bei den früheren Schmier-
ölen, die auch als Brennöle benutzt werden konnten, (was hier
nicht der Fall ist,) mancher Arbeiter seine Hauslampe mit
Geschäftsöl versorgte und überdies das dünnflüssigere Material
unnütz verschüttet wurde, während das Vulkanöl durch den
ihm eignen üblen Geruch an freier Luft nicht gerade dazu
verleitet. Diese beiden zuletzt erwähnten Thatsachen rufen
auch Seitens der Arbeiter das grösste Hinderniss für die all-
gemeine Einführung in den Fabriken hervor. Hierzu kommt
noch, dass mit diesem Oele plötzlich eine rasende Spekulation
durch eine grosse Zahl von Unteragenten und Nachahmern
getrieben wird, wodurch der Preis ausserordentlich gedrückt
ist und Misstrauen gegen den Artikel bei den Abnehmern in-
folge der vielen Anerbietungen erweckt wird. Eine nähere
Prüfung wird dieses Misstrauen freilich bald verscheuchen.
71
Rudolph; zu Bibliothekaren die Hrn. Oberhofbaumeister
von Dehn - Rothfelser für die Klasse der Architektur,
Ingenieur Streckert für die Klasse des Ingenieurwesens und
Lehrer der polytechnischen Schule Schmidt für die Klasse
des Maschinenwesens; zum Vereins - Sekretair Hr. Ingenieur
Scliuchard; zum Stellvertreter desselben Hr. Maschinen-
meister Urban; zum Kassirer Hr. Hofbaukondukteur Sander;
zu Vorstandsmitgliedern ohne Amt die Hrn. Telegraphen - In-
spektor Finck, Kriegsbaumeister Lingemann und Maschinen-
meister Roh de. In die Redaktionskommission wurden die
Hrn. Oberhofbaumeister von Dehn -Rothfelser, Telegra-
phen - Inspektor Finck und Ingenieur Streckert gewählt.
Der Vorsitzende referirte sodann über mehre eingegan-
gene Schreiben; des Architekten - Vereins für Böhmen, des
Hrn. Oberbaurath Egle zu Stuttgart Namens des dortigen
Vereins für Baukunde“), sowie des Hrn. Geheimen Ober-
Bauraths Engelh ar d, betreffend sein durch seine Versetzung
nach Münster bedingtes Ausscheiden aus dem Vorstand des
Vereins und sein ferneres Verbleiben in dem letzteren als
auswärtiges Mitglied. Die Versammlung beschloss ihrem bis-
herigen Vorsitzenden in Anerkennung seiner langjährigen Ver-
dienste für das Gedeihen des Vereins die Ehrenmitgliedsehaft
zu ertheilen, und wurde dieserhalb die Redaktions-Kommission
beauftragt, in einer über acht Tage besonders anzuberaumen-
den Versammlung die hierfür erforderliche Statutenverände-
rung vorzutragen.
Deutscher Verein für Fabrikation von Ziegeln, Thon-
waaren, Kalk und Zement. General- Versammlung in
den Räumen der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin am
22. und 23. Januar d. J.
Der Vorsitzende, Hr. Baumeister Friedr. Hoffmann
(Berlin) eröffnet die Versammlung mit geschäftlichen Mitthei-
lungen. Der Verein zählt jetzt 267 Mitglieder, von denen der
grössere Theil erschienen ist. Der Vorstand ist im vergange-
nen Jahre eifrig bemüht gewesen, bei den Staatsbehörden die
Errichtung einer Station für Prüfung von Baumateria-
lien in Bezug auf ihre Festigkeit anzuregen, jedoch bis
jetzt ohne Erfolg; ein dahin zielender'’ Antrag liegt dem Vor-
stande des Gewerbemuseums hierselbst vor, auch wird be-
richtet, dass die Bauverwaltung der neuen berliner Ver-
bindungsbahn die Aufstellung einer Festigkeitsmaschine
beabsichtige. Gleichzeitig wird auf die von dem eidgenössi-
schen Polytechnikum in Zürich angeschaffte Maschine
hingewiesen, welche 4000 Thlr. (15000 Frcs.) kostet. Eine
solche Summe würde die Mittel des Vereins weit übersteigen.
- — Hr. Rem eie, Privatdozent der hiesigen Berg- Akademie,
kündigt 8 Vorträge über das natürliche Vorkommen von
Thon und Kalk und deren technische Verwendung an.
Hr. Dr. Matern ans Königsberg i. Pr. hält einen
längeren Vortrag über das Schmauchen der Ziegel-
steine, die er „grün“ in den Ringofen setzen will. Er be-
klagt den Mangel von wissenschaftlichen Beobachtungen, die
namentlich mit dem Thermometer an den abziehenden Gasen
gemacht werden sollen. Hr. Baumeister Hoffmann hält es
für besser, die Steine möglichst trocken in den Ofen zu brin-
gen, bezweifelt, dass feucht eingesetzte Steine besser gebrannt
würden und weist auf den unvermeidlichen Mehrverbrauch an
Brennmaterial hin. — Die Frage, auf welche Weise die bes-
ten Verblendsteine erzielt würden, führt zur Besprechung
der in Paris ausgestellt gewesenen neuen Maschinen; sie
werden sämmtlich verworfen. Das sogenannte Grack’sche
Walzwerk arbeitet mit übermässiger Kraft und presst die
Steine zu stark; ähnlich die V i erec k ’sche Maschine. Besser
sei die Duran’sclie Maschine, doch erfordere sie Material,
welches der Porzellanerde nahe komme. — Es werden Mo-
delle von Dachziegeln mit Falzen, wie sie in Frankreich
und der Schweiz in Gebrauch sind, vorgelegt und ihre Fabri-
kationsweise beschrieben. Das Gewicht einer damit gedeck-
ten Fläche verhält sich zum gewöhnlichen Ziegeldach wie 48
zu 5G; die Falzziegel sollen flacher gelegt werden können,
nach Anderen für unsere Witterungsverhältnisse wegen der
Einwirkung des Schnees unbrauchbar sein. — Ein Mitglied
berichtet von einem T ran sport w a gen für Ziegelsteine;
derselbe hat das Untergestell eines ehemaligen Postwagens,
auf den Federn ist ein Kasten angebracht, dessen Längswände
nach dem Beladen gegeneinander festgeschraubt werden können.
— Es wird über die Schwierigkeiten geklagt, welche einzelne
Gesellschaften der Versicherung der Ringöfen gegen
Feuersgefahr entgegensetzen; die städtischen Sozietäten leh-
nen die Versicherung überhaupt ab.
Den 23. Januar. Herr Türrschmiedt aus Berlin
*) Vergl. die Berichte aus dem Architekten- Verein zu Berlin
in No. 4 u. 5 d. Bl. D. Red.
hält einen längeren Vortrag über Verhältnisse der heu-
tigen Ziegeleien. Redner bezeichnet u. A. den Stand-
punkt des Baumeisters zur Ziegelfabrikation als nicht ganz
richtig, weil derselbe das Material nicht sorgfältig genug prüfe
und doch erwarte, dass seine Kritik als Richtschnur für die
Fabrikation diene. — Es folgen Fragen über die Brennkraft
verschiedener Kohlen, über Einrichtung von Schlämmwerken
und über die Materialien zur Portland-Zement-Fabrikation. —
Herr Dr. Rem eie spricht ausführlich über Sand und
Sandstein.
Zur Wasserhaltung in Thongruben wird die Red-
path’sche Pumpe empfohlen, auch durch Zeichnung und Be-
schreibung erläutert. Sie hat 5" Kolbendurchmesser, 10“ Hub-
höhe und fördert bei D Geschwindigkeit 220 Kub/ per Stunde.
Bei 18' Förderhöhe gebraucht sie */» Pferdekraft oder zwei
Mann. Die Konstruktion ist besonders darauf berechnet, dass
man leicht zu den Ventilen gelangen und diese herausnehmen
kann. (Preis 35 Thlr. beim Zivil - Ingenieur Carl Grütter
in Hannover.) —
Auf eine Frage nach zweckmässigen Arbeiterwohnun-
gen werden, die Zeichnungen der Aidage zu Kuchen bei
Stuttgart vorgelegt, sodann auf die Berücksichtigung pro-
vinzieller Gewohnheiten verwiesen nnd nur festgestellt, dass
die Anordnung von Famil i en Wohnungen die beste sei.
- T -
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 15. Fe-
bruar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend 169 Mit-
glieder und 5 Gäste.
Der Verein empfing zunächst Mittheilung über einige
eingegangene Schreiben. Auch der vierte der Konkurrenten
um den Entwurf zu den Museen in Wien, Hr. Sektionsrath
M. von Löhr daselbst, hat dem früher ausgesprochenen
Wunsche des Vereins gemäss nunmehr Photographien seines
Entwurfs eingesendet und bittet um ein Urtheil über denselben.
DasLetztere glaubte die Versammlung jedoch von vorn herein ab-
lehnen zu müssen, da ein Verein als solcher wohl schwerlich
in der Lage ist, sich ein bestimmtes Urtheil über eine Arbeit
bilden zu können. — Von einem Maurermeister zu Pieschen
ist dem Verein die Grundrisskizze zu einer Synagoge mit
der Aufforderung zugegangen, ihm die Längen- und Quer-
schnitte sowie eine Fa^ade im Rundbogenstil „geschmack-
vollster Durchführung, neuester Art“ zu liefern. Bei einer
kurzen Debatte, was auf diesen in der Form verfehlten, jeden-
falls aber aus ehrenwerther Absicht hervorgegangenen Antrag
geantwortet werden solle, fand schliesslich die Ansicht des
Vorsitzenden die Majorität, dem betreffenden Herrn einige
im Synagogenbau bereits bewährte Architekten vorzuschlagen,
an welche er seine Bestellung richten könne.
Hr. Grund hielt demnächst einen längeren Vortrag über
die von der preussischen Regierung ausgeführten Felsspren-
gungen im Rhein.
Es kommen namentlich drei Strecken in Betracht, auf
welchen die bisher sehr gefährliche Fahrt wesentlich ver-
bessert worden ist. Die erste derselben ist die Strecke vom
Kammereck bis Oberwesel oberhalb der Loreley, wo 16 Fel-
sen, deren zum Theil sehr drastische Schiffernamen der Hr.
Vortragende anführte, mit zusammen über 30000Q' Grund-
fläche abgesprengt wurden; die zweite ist das sogenannte
wilde Gefahr zwischen Caub und Bacharach , wo 47000Q]'
der gefährlichsten Felsbänke entfernt sind, die dritte und
wichtigste endlich das Binger Loch. Im Allgemeinen ist an-
zuführen, dass nur solche Felsen beseitigt werden, welche
unter dem mittleren Wasserspiegel liegen, weil die darüber
emporragenden als gute Merkzeichen für die Fahrt dienen,
und dass die Sprengungen bis zu einer Tiefe von 8' unter
dem mittleren Wasserstande (= dem Nullpunkte des Ko-
blenzer Pegels) geführt werden.
Mit besonderer Ausführlichkeit wurden von dem Herrn
Vortragenden die im Binger Loch ausgeführten Arbeiten ge-
schildert. Es besteht daselbst noch heute nur ein einziges
schmales Fahrwasser, mit einem Gefälle von 8“ auf 14°, das
für die zu Berg fahrenden Schiffe durch Signale, die auf dem
Mäusethurm ausgesteckt werden, frei erhalten wird. Die frü-
heren Felssprengungen an dieser Stelle, die im Mittelalter
noch völlig gesperrt war, hatten sich auf unwesentliche Hin-
wegnahme einzelner Zacken beschränkt, so die Arbeiten, welche
das Frankfurter Handelshaus Stoccum zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts ausführen liess. Beträchtlicher waren die von dem
Wasserbauir-spektor van den Bergh geleiteten Arbeiten, die
von 1830 — 32 zur Ausführung kamen nnd denen demnächst
weitere Sprengungen in den Jahren 1839 und 40 sich an-
schlossen. In sehr bedeutendem Umfange endlich sind die Spreng-
arbeiten seit 1859 fast ununterbrochen im Betriebe und ist
das Ziel derselben auf Gewinnung eines zweiten Fahrwassers
72
gerichtet. Zu diesem Zwecke ist der Strom am linken Uier,
wo bedeutende Kiesablagerungen stattfanden, gleichzeitig durch
ein 700» langes Buhnensystem mit Parallelwerk auf die Nor-
malbreite verengt, während ein zweites in der Mitte des Stroms
errichtetes Parallelwerk das unregelmässige Gefälle regulirt.
Zwischen beiden Werken befindet sich die neue Fahrstrasse.
Ueber die technische Ausführung und den Umfang der
seit 1830 bewirkten Sprengarbeiten mag Folgendes bemerkt
werden.
In der ersten Periode 1830 — 1S32 wurde mit Hülfe von
Staukästen gesprengt. Auf etwa 7% Q' Fläche kam ein Bohr-
loch, welches im Durchschnitt 26*/i " tief, 2% " weit angelegt
wurde; der Kubikfuss zu sprengen kostete damals noch 6 Thlr.
In den Jahren 1839 — 40 bediente mau sich anstatt der Stau-
kästen sogenannter Sprengflosse d. i. zweier gekuppelter Pon-
tons. Die Bohrer, welche man anwendete, waren 60 — 80
schwer und erreichte man hierdurch bis 50 " tiefe Bohrlöcher;
eine Verbesserung derselben waren die s. g. Wippbohrer, mit
denen man nicht allein bis 55 " Tiefe bohrte, sondern auch
erreichte, dass die Bohrlöcher bis 'unten hin zylindrisch blie-
ben. Die Kosten der Sprengung wurden hierdurch im Jahre
1840 bis auf 4 '/a Thlr. pro Kubikfuss ermässigt. Bei der
grösseren Ausdehnung der Arbeiten im Jahre 1859 wurde mit
der Anwendung von Dampfbohrern begonnen und wurden zu-
erst die Patentbohrer von Louis Schwarzkopf in Berlin ver-
wendet, welche jedoch erst nach einer, vom Wasserbau-Inspek-
tor Hipp in Coblenz angebrachten sinnreichen Verbesserung
sich vollständig bewährten. Im Jahre 1863 wurden hierdurch
die Kosten bis auf 1 Thlr. 21 Sgr. pro Kubikfuss (bei einem
Bohrloch auf 12 QJ Fläche), im Jahre 1866 auf 1 Thlr. pro
Kubikfuss mit allen Nebenkosten (bei einem Bohrloch auf
20 Q' Fläche) ermässigt. Die durchschnittliche Tiefe der
Bohrlöcher betrug 565/#'' bei 3" Durchmesser. — Die Spren-
gung erfolgte früher mit Blechkapseln, jetzt mit einfachen,
gegen die Strömung gesicherten Zündröhren.
Das Herausholen der abgesprengten Steine, das früher
mühsam durch Zangen etc. bewirkt wurde, erfolgt jetzt mit
Hülfe von Tauchersehachten (nach Analogie der in neuerer
Zeit zu Gründungsarbeiten benutzten pneumatischen Apparate),
welche zwischen Fahrzeugen geführt werden, und hat sich
dieses Verfahren vortrefflich bewährt. Seit dem Jahre 1860
sind im Fahrwasser des Rheins überhaupt 85,000 Kubikfuss
Felsen gesprengt, 20,000 Kubikfuss lose Steine entfernt wur-
den und hat der Kostenaufwand hierfür 1 90,000 Thlr. betragen.
Im Jahre 1S66 wurden in 12 Arbeitsstunden durchschnittlich
9 5/« Löcher von 51" mittlerer Tiefe (im Ganzen 1461 Löcher
zusammen 7632' tief) gebohrt, während ein Taucherschacht in
derselben Zeit in minimo 13, in maximo 59 Kubikfuss förderte.
Nach Beantwortung einer Anzahl Fragen, unter welchen
jedoch keine von allgemeinem Interesse hervorzuheben ist,
machte Hr. Adler noch Mittheilung über die Antwort, welche
von Seiten des Polizei -Präsidiums zu Berlin auf die im Mai
v. J. von einer Anzahl Berliner Baumeister ausgegangene
Eingabe — Aufhebung einiger Beschränkungen der geprüften
Baumeister in Bezug auf den Privatbau betreffend — nun-
mehr erfolgt ist. Der Bescheid ist durchweg abweisend,
doch wird auf die Veränderungen Bezug genommen, welche
bei Erlass eines neuen Gewerbegesetzes, wie solches dem
nächsten Reichstage des Norddeutschen Bundes vorgelegt
werden soll, bevorstehen dürften. — F. —
Franz Mertens als die Träger der schöpferischen Gedanken
in den einzelnen Kunstepochen erkannt worden sind: Babylon,
Theben, Athen, Rom im Alterthum, Konstantinopel, Kairo,
Paris im Mittelalter, Florenz in der modernen Zeit. Mit dem
Wunsch, dass es dem deutschen Vaterlande und in ihm seiner
Vaterstadt Berlin vergönnt sein möge den neunten Platz
zu erobern, schloss der Redner.
Aus Stockholm wird berichtet, dass die Gesammtsumme
der von den verschiedenen schwedischen Städten in den letz-
ten 10 Jahren behufs Anlegung neuer Eisenbahnen und Gas-
werke, Errichtung neuer Schulen und anderer öffentlichen
Gebäude etc. kontrahirten Anleihen 19,760,000 Rdl. beträgt.
Vor Kurzem hat die feierliche Einweihung der neu erbau-
ten Gewerbeschule in Stockholm stattgefunden. Das Ge-
bäude, welches circa eine halbe Million gekostet hat, ist für
1000 männliche und 500 weibliche Eleven eingerichtet. Das
grösstentheils aus Staats- und Kommunebeiträgen herzustel-
lende jährliche Budget für diese Schule beträgt S4,000 Rdl.
Im Anschlüsse an die Mittheilung von Personalien in
No. 45 des vor. Jahrg., entnommen aus dem amtlichen Berichte
über die Bauverwaltung in den Jahren 1864 — 66, mögen hier
schon jetzt einige Notizen über das Jahr 1867 folgen, so ge-
nau solche aus den Personal - Nachrichten dieses Blattes haben
gemacht werden können. Es haben danach bestanden die
Privatbaumeister -Prüfung 7, die Bauführer -Prüfung 7‘J , die
Baumeister -Prüfung 60.
Zur ersten Anstellung sind gelangt als Eisenbahn - Bau-
meister 22 (darunter 10 aus den neuen Provinzen), als Land-
Baumeister 4, als Wasser -Baumeister 4, als Kreis- Baumeister
16, als Assistent in der Staatsdruckerei 1, zusammen 47. Von
diesen 47 haben 3 vor dem Jahre 1858, 6 im Jahre 1858,
19 im Jahre 1859, 6 im Jahre 1860 (1 Kreis -Baumeister,
2 Wasser- Baumeister, 3 Eisenbahn -Baumeister) , 2 im Jahre
1861 (Beide Eisenbahn -Baumeister), 1 im Jahre 1863 (Assistent
der Staatsdruckerei) die Baumeister - Prüfung bestanden, 10
waren aus den neuen Provinzen. Die erste Anstellung ist
hiernach in Preussen im Durchschnitt acht Jahre nach Able-
gung der Baumeister-Prüfung erfolgt.
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereins, redigirt von Dr. Sonndorfer.
Heft XI und XII des Jahrganges 1867 enthalten unter
Anderen einen Aufsatz :
Ueber den Bau und die Einrichtung von Bier-
brauereien. — Wenn man die Güte des Erzeugnisses als
Maasstab für die Zweckmässigkeit einer gewerblichen Anlage
gelten lassen will, so können wir Norddeutschen in Betreff
der Anlage von Brauereien bei unseren Landsleuten im Süden
noch in die Lehre gehen. Obgleich nun die in dem genann-
ten Aufsatze gegebene, von sieben Blatt Zeichnungen beglei-
tete Beschreibung des neu erbauten Brauhauses der Gebrüder
Kosler in Laibach, vom Architekten Karl Tietz, keine be-
merkeuswerthen Fortschritte unseren neueren Anlagen gegen-
über zeigt, so wird doch die detaillirte Mittheilung, wie auch
die zugefügten Bemerkungen über Grössenbestimmung der
wichtigsten Räume und Einrichtungsgegenstände gewiss Man-
chem erwünscht sein. Eine neue, auf dem Prinzip der Dampf-
heizung beruhende Darre (Patent von Kaden und Wittig)
ist beschrieben, jedoch in der genannten Brauerei nicht zur
Anwendung gekommen. Als Neuerung verdienen ausserdem
die in einigen Münchener Brauereien benutzten, aus Glas-
platten zusammengesetzten Gährbottiche Erwähnung. G. H.
Kunst und Gewerbe, Wochenschrift zur Förderung deut-
scher Kunst-Industrie, herausgegeben von Dr. C. Stegmann.
Weimar bei Kühn.
Es liegt uns von dieser Zeitschrift, auf die wir bereits
nach dem Erscheinen der ersten Nummer unsere Leser bin-
wiesen, nunmehr das ganze erste Quartal (Oktbr. bis Dez. 67)
abgeschlossen vor. Wir freuen uns aus demselben konstatireu
zu können , dass der Herausgeber hinter seinem Programm
nicht zurückbleibt. Das Blatt enthält eine grössere Anzahl
anregender Artikel wie interessanter kleiner Notizen und be-
rücksichtigt alle Vorkommnisse, sowie alle neuen litterarisclien
Erscheinungen des einschlagenden Gebietes in erschöpfender
Weise und mit rühmlicher Objektivität des l rtheils. Im
Stoffe überwiegen, wie natürlich, noch die Nachklänge der
letzten Pariser Weltausstellung. Erwähnenswerth ist ein hüb-
scher fenilletonistisch gehaltener Aufsatz von Dr. Max Sc bas-
ier „Die Kuustiudustrie vom kulturhistorischen Gesichtspunkte.
Ein Beitrag zur Philosophie des Luxus.“ — I • —
(Hierzu eine Beilage.)
Vermischtes.
Nach einer Mittheilung der Ferd. D ii mmler’schen Ver-
lagsbuchhandlung in Berlin ist das Werk von C. Langhaus:
„Ueber Theater oder Bemerkungen über Katakustik in Be-
ziehung auf Theater. Mit 4 Tafeln, gr. S°. 1810.“ noch keines-
wegs ganz vergriffen, sondern zu dem herabgesetzten Preise
von 20 Sgr. durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
Dem Mechanikus Wilhelm Berg zu Meinhardt im Kreise
Siegen ist unter dem 10. Februar 1S68 ein Patent
auf eine Strassen -Lokomotive in der durch Zeichnung und
Beschreibung nachgewiesenen ganzen Zusammensetzung und
ohne Jemand in Anwendung bekannter Theile zu beschränken,
auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den
Umfang des preussischen Staats ertheilt worden.
In einer Versammlung des wissenschaftlichen Vereins zu
Berlin hielt Hr. Prof. Adler am 15. Februar d. J. einen
Vortrag über die Weltstädte in der Baukunst. Der Vortrag,
welcher als ein in die engste Form zusammengedrängter Ab-
riss der gesummten Architekturgeschichte angesehen werden
konnte, erläuterte nach einer kurzen Einleitung über das
Wesen der Baukunst überhaupt, die historische Entwickelung
derselben in einer Charakteristik jener acht Städte, welche von
73
P ersonal - Nachrichten.
Ernannt sind: Der Kreis-Baumeister Kirchhoff zu Grimmen
zum Bau-Inspektor zu Marienwerder; der Baumeister Ilochlitz in
Hannover zum Telegraphen-Direktions-Rath ; der Baumeister Frö-
lich zu Salzwedel zum Kreis-Baumeister zu Grimmen.
Der Bau-Inspektor Ger icke zu Marienwerder ist nach Hirsch-
berg i. Schl, versetzt.
Dem Bau-Inspektor Müller zu Hirschberg i. Schl, sowie dem
Kreisbaumeister Zick ler zu Cosel ist der Charakter als Bau-Rath
verliehen worden.
Am 15. Februar hat das B au fiih rer -Examen bestanden:
Paul Tesmer aus Lenzen.
Offene Stellen.
1. Die Stadtbaumeister-Stelle in Trier ist vakant. Näheres
unter den Inseraten.
2. Zur Veranschlagung und Leitung von Wasserbauten wird
ein Baumeister und ein Bauführer gegen 2 Thlr. resp.
Ii/, Thlr. Diäten gesucht. Meldungen beim Wasserbau-Inspektor
Wellmann in Stralsund.
3. Zwei Baumeister finden in Berlin Beschäftigung bei der
Königl. Direktion der Ostbahn. Meldungen bei dem Baumeister
Siecke auf dem Ostbahnhof.
4. Für Stettin ist die Stelle eines zweiten städtischen Bau-
meisters zu besetzen. Näheres im Inseratentheile.
5. Zu Militairbauten in Bromberg wird ein Baumei ste r resp.
ein älterer Bauführer gesucht. Diätensatz nach Vereinbarung.
Nähere Auskunft ertheilt C. Winchenbach, in Berlin, Luckauerstr. 7.
6. Für den Bau einer Brücke im Niederkränig, Schwedter
Oderdamm, wird ein womöglich bereits früher im Wasserbau be-
schäftigt gewesener Bauführer gegen iya Thlr. Diäten gesucht.
Meldungen unter Beifügung von Zeugnissen nimmt der Kreisbau-
meister Bluth zu Königsberg i./N. M. entgegen.
7. Ein älterer Bauführer findet gegen 2 Thlr. Diäten beim
Bau der Saarbrücken-Saargemiinder Bahn Beschäftigung. Meldungen
sind an die Königliche Eisenbahn-Direktion in Saarbrücken zu
richten.
8. Zum Neubau einer Chaussee von Stralsund nach Prohn wird
ein Bauführer gegen D/jThlr. Diäten und löSgr. Reisegelder ge-
sucht von dem ständischen Baumeister von Schuckmann in Stralsund.
9. Ein im Strombau erfahrener Baumeister oder Bauführer
wird vom 1. März c. ab auf mindestens 8 Monate gegen 2 resp.
I1/, Thlr. Diäten und 15 Sgr. Fuhrkosten-Entschädigung in Marien-
burg in Westpreussen gesucht. Meldungen sind an den Baurath
Gersdorff daselbst zu richten.
10. Bei Eisenbahn-Vorarbeiten finden Feldmesser und Feld-
messe r- Geh ü 1 fe n Beschäftigung. Meldungen sind an die Kcnigl.
Direktion der Ostbahn in Bromberg zu richten.
Die in No. 5, alinea 2 ausgeschriebene Baumeisterstelle ist
besetzt.
Der Unterzeichnete ist jeder Zeit gern bereit den Herren Bau-
meistern, Bauunternehmern und Banhandwerksmeistern tüchtige
Schüler aus den obern Klassen der Anstalt zu Zeichnern, Policen,
Bauaufsehern etc. nachzuweisen. Möllinger.
Direktor der Baugewerkschule zu Höxter.
(Wir verweisen in Bezug auf eine ähnliche Ankündigung des
Direktors der Baugewerkschule zu Holzminden, Hrn. Haarmann,
auf den Inseratentheil unsrer heutigen Nummer. D. Red.)
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. in Kupferberg. — Besten Dank für Ihre freund-
liche Mittheilung.
Hrn. L. B. in H. — Die Berliner Nordbahn-Gesellschaft ist
soeben erst im Begriff sich zu bilden und sieht der Königl. Kon-
zession binnen Kurzem entgegen. Sie wird die Linie Berlin —
Ruppin bauen, mit event. Fortsetzung in der Richtung auf Lübeck,
und die Linie — Berlin — Strelitz — Neubrandenburg; der Kreuzbahn-
hof beider wird wohl nach Oranienburg kommen. Eine Direktion
ist noch nicht gebildet; das Gründungskomite hat seinen Sitz in
Berlin und mit der Vervollständigung und Ergänzung sämmtlicher
Vorarbeiten ist der jenem Gründungs -Komite zugehörige Ober-
Ingenieur Plessner betraut.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren: H. in Altena,
S. in Florenz, R. und M. in Berlin, K. in Lübeck, S. in Cassel,
v. K. in Hannover.
Berichtigung. — In der Beigabe zu dem von uns heraus-
gegebenen Ar ch ite kten-Kal en der sind in dem Verzeichniss der
in Preussen geprüften Privat -Baumeister irrthiimlich fortgeblieben
die Herren: G. Huwendiek (1859) und Grimmer (1867). In
dem Verzeichniss der für den Staatsdienst geprüften Baumeister,
März 1861, No. 12, wolle man „Bauer“ statt „Brauer“ lesen.
Wir danken den Herren, welche so freundlich waren, uns Be-
richtigungen und Mittheilungen für den Kalender zugehen zu lassen,
und werden das erhaltene Material gewissenhaft berücksichtigen.
Die Herausgeber.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 22. Februar 1868.
Tagesordnung: Vorträge der Herren Burgmann und
Herrmann.
Bekanntmachung.
Die öffentliche Ausstellung der zur Konkurrenz
bei dem diesjährigen Schinkelfeste eingegangenen
Arbeiten im Gebiete des Land- wie des Wasserbaues
wird in der Zeit vom Montag den 24. bis incl. Frei-
tag den 28. täglich von 11 — 2 Uhr in den Räumen
des Schinkel -Museums stattfinden.
Berlin, den 18. Februar 1868.
Der Vorstand des Architekten -Vereins.
Bekaniituiarlliiiiig.
Die durch den Tod des bisherigen Stadtbaumeisters vakant ge-
wordene Stelle soll möglichst rasch wieder besetzt werden.
Hierauf reflektirende qualifizirte Baumeister wollen ihre des-
fallsigen Bewerbungen, nebst Zeugnissen über ihre frühere Thätig-
keit, bis zum 15. März 1. J. an das Unterzeichnete Amt einreichen.
Fixes Einkommen 1000 Thaler; Privatpraxis nicht ausgeschlossen.
Trier, den 12. Februar 1868.
Das Ober -Bürgermeister -Amt.
Ramshorn.
Bckanntniacliung.
Zur diätarischen Wahrnehmung der Geschäfte des 2. städti-
schen Baumeisters hierselbst wird sofort ein Baubeamter gegen
2 Thlr. Diäten gesucht. Bewerber wollen sich unter Beifügung
der Zeugnisse bei der Unterzeichneten Deputation längstens inner-
halb 3 Wochen melden.
Stettin, den 14. Februar 1868.
Die städtische Bau -Deputation.
Ueber die vakante Stelle eines Baubeamten für die Kreis-
Chausseebauten des Kreises Salzwedel ist inzwischen disponirt, was
mit Bezugnahme auf meine Bekanntmachung vom 31. v. Mts. hier-
durch zur Kenntniss der Herren Techniker gebracht wird.
Berlin, den 17. Februar 1868.
v. Lattorff
Landrath des Kreises Salzwedel.
Jede Art Schrift auf allen Zeichnungen und Plänen fertigt in
und ausser dem Hause P. Jacoby, Schrift-Lithograph
Kurstrasse 22, 3 Treppen.
Ein junger Mann (Maurer), mit gutem Zeugniss versehen,
der drei Jahre lang bei einem Baumeister in Berlin theils mit
Bureauarbeiten, theils bei Bauausführungen beschäftigt war,
wünscht eine Stellung in der Provinz als Bureaugehülfe oder Ge-
schäftsführer bei einem Maurermeister, oder auch bei einem sonsti-
gen Bauunternehmer als Bauaufseher anzunehmen. Der Antritt
kann sofort erfolgen! Etwaige Offerten wird gebeten, poste res-
tante Peitz, L. H. 64 einzusenden.
Ein Bauführer, zugleich Feldmesser, der längere Zeit bei Vor-
arbeiten und bei der Ausführung von Eisenbahnbauten, so wie
auch im Hochbau beschäftigt gewesen ist, sucht Beschäftigung in
Berlin. Der Eintritt kann zum 1. oder 15. April c. erfolgen. —
Gef. Mittheilungen sub P. R. 10 befördert die Exped. dies. Zeitung.
Auf dem Ball des Architekten -Vereins am 6. Februar ist ein
Armband aus Granaten und 2 Tuchnadeln mit einem goldnen
Kettchen gefunden worden. Die resp. Eigenthümer der Sachen
können dieselben abholen Schönebergerstrasse 2 beim Bauführer
W. Hellwig, Nachmittags 4 — 5 Uhr.
Bange werksch ule zu Holzniimleii a. Weser.
Tüchtige Bauaufseher, Maurer- und Zimmerpolire, Zeichner für
Bau- und Maschinen-Bureaux aus der Zahl der Schüler, welche die
oberen Klassen der Bauhandwerker-, Mühlen- und Masch nenbauer-
Abtheilung der Herzoglichen Baugewerkschule hierselbst absolvirt
haben, können durch den Unterzeichneten zugewiesen werden.
Bei dem bevorstehenden Schluss des Wintersemesters bitte ich die
Anforderungen baldigst einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
G. Ilaarmaiin.
Auf die Annonce des Herrn J, li. ICaeon, Behrenstrasse
No. 36, in No. 38 der Vossischen Zeitung und der National-Zeitung
vom 14. Februar d. J. nehmen wir hiermit Veranlassung zu er-
widern, dass wir allerdings nicht mehr im Geschäfte des Herrn
J. L. Bacon , sondern seit dem 1. Februar bei den Herren
ScliaefVer A* Walrkei* engagirt sind.
v. f*riiHilM*k.ow, Architekt
]?la!ai*t, Werkführer.
Ornamente aus gepresstem Zinkblech
als: Attika’s, Kapitäle, Säulen, Konsolen, kleine Figuren, Rosetten,
Lambrequins, Löwenköpfe u. s. w.
empfiehlt zu den billigsten Preisen
Fertl. Tliieleinann
Hof - Klempner -Meister
Dorotheenstrasse No. 38.
74
(«»tliii-LcinrfVhlrr Eisenbahn.
Zur Ausführung der Erdarbeiten für die Gotha- Leinefelder
Eisenbahn sollen auf der Strecke von Gotha bis Langensalza drei
Loose und zwar:
1. ein Loos mit 78271,2 Schachtruthen zu bewegenden Bodens,
einschliesslich der Böschungsarbeiten veranschlagt auf
86168 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf.
2. ein desgleichen mit 72121,3 Schachtruthen wie vor
116559 Thlr. 22 Sgr. 1 Pf.
3. ein desgleichen mit 84038,1 Schachtruthen wie vor
109753 Thlr. 4 Sgr. 8 Pf.
im Wege des öffentlichen Submissionsverfahrens an qualifizirte
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions- Bedingungen sind im
Abtheilungs - Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions - Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
kostenfrei von dem L’nterzeiclmeten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind, mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der
Gotha -Leinefelder Eisenbahn“
versehen, bis spätestens zu dem
am 9. März d. J., Vormittags 11 Uhr
in dem oben bezeichnten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termin wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 11. Februar 1868.
Der Abtheilungs - Baumeister
W i t z e c k .
Die Wittwe eines Bau -Inspektors hat in dem Nachlasse ihres
Mannes mehre für Architekten brauchbare Gegenstände, darunter
ein grosses, gut konservirtes Reisszeug, zwei Reissbretter nebst
Reisschienen, 1 Mappe mit architektonischen Zeichnungen etc. vor-
gefunden, welche sie billig zu verkaufen wünscht. Näheres Berlin,
Alexandrinenstrasse 100, 3 Treppen links.
Die Baugewerksclmle zu Holzininden a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Steinhauer, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts -Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauband-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchen 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
(ji. Uaarmanii.
So eben erschien das Januarheft der neuen Zeitschrift:
Der Naturforscher.
Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den
Naturwissenschaften.
Für Gebildete aller Berufsklassen.
4. Preis 10 Sgr.
Fenl. Diinimler's Verlagsbuchhandlung in Berlin.
Für Wasserdichtmachen überschwemmter Kellerräume unter
Garantie der Haltbarkeit empfehlen sich
M» Fzarnikow «f? Co., Schwedterstrasse 263.
Ed. Puls
Schlossermeister
und
Fabrikant
schmiedeeiserner
Ornamente,
BERLIN
Mittelstrasse 47,
Ventilationsfenster
mit Glasjalousieu.
Ed. Puls
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wickelung dürfte unzweifelhaft auch den vorangeschritteneren Technikern und Künstlern von höchstem Interesse sein.
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 28. Februar 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Aufgabe der Baugewerkschulen und das Verhältnis
zwischen Baugewerksmeistern und Architekten. (Schluss.) — Notizen
über Heizung und Ventilation, gesammelt in Paris im September 1867.
(Schluss.) — • Zur Altonaer Konkurrenz. — Feuilleton: Deutsche
Kirchenbaukunst und Zukunftsgothik vor der englischen Kritik. —
Mittheilungen aus Vereinen: Architekten- Verein zu Berlin. —
Vermischtes: Mängel des Erdöls bei der Verwendung als Schmieröl.
— Aus der Fachlitte ratur: Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure. — Personal-Nachrichten etc. —
Die Aufgabe der Kaugewerkschulen und das Verhältnis zwischen Baugewerksnieistern und Architekten.
(Schluss.)
Wenn wir Ordnung in die Unklarheit der durchein-
ander gehenden Anschauungen zu bringen versuchen und
alle Nebendinge bei Seite lassen, so wird sich die von
Hrn. Prof. Bohnstedt angeregte Frage, welche den Kern
der ganzen Kontroverse bildet, einfach dahin aussprechen
lassen: Soll der Bau gewerksmeister (Maurer- und
Zimmermeister) gleichzeitig Architekt sein, d. h.
schöpferisch im Gebiete der Baukunst wirken,
oder soll er Hand werker im engsten Wortsinne
bleiben, d. h. sich darauf beschränken, die Ideen
An derer mechanisch auszuführen? — Hr. Bohnstedt
entscheidet sich für das Letzte, Hr. Prof. Schramm und Hr.
W anderley (dieser freilich nur indirekt) vertreten die erste
Ansicht.
Sollen wir nunmehr unsere eigene Meinung aus-
sprechen, so müssen wir zunächst gestehen, dass wir
uns den Anschauungen des Hrn. Prof. Bohnstedt, so-
weit diese positive Vorschläge enthalten, nicht anschliessen
können. Es lässt sich ein gewisser innerer Widerspruch
in ihnen unmöglich verkennen. Denn um das zu leisten,
was er von den Gewerksmeistern verlangt, brauchen diese
wahrhaftig nicht alle jene Studien getrieben zu haben, die
er für die Baugewerkschulen vorschreibt. Die Grenze
aber, die er bei diesen Studien der schöpferischen, wenig-
stens der künstlerischen Thätigkeit setzen will, erscheint
nicht nur willkürlich und — sit venia verbo — barba-
risch: sie ist in Wirklichkeit auch ganz unmöglich fest-
zuhalten. Mit welchen Mitteln soll es erreicht werden,
dass Schüler, welche vier Jahre lang gezeichnet haben und
so weit gelangt sind, jeden architektonischen Entwurf zu
verstehen, dem Drange entsagen sollen selbst zu entwer-
fen? Kann ihnen etwa das Bauen nach eigenen Plänen
verboten werden, soll man im Interesse der Kunst ihre
künstlerisch schwachen Leistungen unterdrücken? Die
K unst wird sicher niemals dadurch gefördert, dass man
sie monopolisirt! — Uebrigens wäre die praktische Kon-
sequenz eines solchen Verfahrens, dass in jeder kleinen
Stadt neben den schon vorhandenen Gewerksmeistern etwa
eben so viele Architekten sich niederlassen müssten; denn
sicher wird man nicht darauf verzichten wollen auch die
kleineren und einfacheren Bauten, welche in ihrer über-
wiegenden Mehrzahl doch schliesslich die architektonische
Physiognomie eines Landes dominiren, künstlerisch zu ge-
stalten.
Ganz anders verhält es sich mit den Ausführungen
des Hrn. Prof. Bohnstedt, wenn wir ihren negativen,
kritischen Ilieil in’s Auge fassen, dem wir unbedingt
zustimmen müssen. Das Streben der Baugewerkschulen
und ihre Leistungen in Ehren: aber Unterrichts-Programme
sind noch kein Beweis, dass in Wirklichkeit Resultate
erzielt werden, die den zu Grunde liegenden Absichten
entsprechen. So wahr und schön der von Hrn. Prof.
Schramm entwickelte Satz ist, dass der echte Baumeister
— er möge einen Titel tragen wie er wolle — eine in-
nige Vereinigung von Kunst, Wissenschaft und Handwerk
repräsentiren müsse, so wenig kann er uns überzeugen,
dass irgend eine Anstalt der Welt im Stande sein sollte,
einen Schüler innerhalb drei bis vier Semestern, sei es auch in
37 Lehrstunden wöchentlich, zu einer solchen Ausbildungs-
stufe zu fördern. Und zwar gilt dies, wie Hr. Prof. Bohn-
stedt seinerzeit schon so erschöpfend nachgewiesen hat,
in erster Linie von der künstlerischen Ausbildung, die
wir keineswegs einseitig bevorzugt, aber eben so wenig
ganz in den Hintergrund geschoben sehen möchten. Wir
wollen Keinem zu nahe treten und Niemand verletzen,
aber liegt die Gefahr nicht nahe, dass die Baugewerk-
schulen in ihrer gegenwärtigen Organisation zumeist weder
Künstler erziehen, noch Handwerker, sondern Zwitter
zwischen beiden , Dilettanten mit oberflächlichen Kennt-
nissen, aber mit einer Selbstüberschätzung, die der Pflege
von Kunst, Wissenschaft und Technik wahrlich eben so schäd-
lich ist, als die frühere Einseitigkeit in diesen Richtungen?
Um es jedoch offen auszusprechen — die Schuld dieser
Verhältnisse liegt nichts weniger als an den Baugewerkschu-
len; die Einrichtung derselben ist vielmehr der naturge-
mässe Ausdruck der unentschiedenen Stellung, welche
unsere gegenwärtigen Baugewerksmeister einnehmen. Und
diese Stellung müssen wir zunächst in’s Auge fassen, wenn
wir die Frage, die uns beschäftigt, lösen wollen. Die
Gefahr, mit einer solchen Erörterung bei manchen der-
selben anzustossen, verhehlen wir uns nicht, aber wir ver-
trauen nicht minder auf die Einsicht der andern, die es
würdigen werden, dass uns nur sachliche und nicht per-
sönliche Gesichtspunkte leiten.
Gewiss ist der Zwiespalt zwischen „gelehrten“
und „praktischen“ Technikern, wie er so lange un-
heilvoll bestand und noch jetzt nicht ganz überwunden ist,
tief zu beklagen, aber es dürfte doch wohl ein grosser
Irrthum sein, ihn auf die Thätigkeit einzelner Männer
(der italienischen Künstler der Renaissance) zurückzuführen
und nicht vielmehr mit dem Umschwünge in Zusammen-
hang zu setzen, den die moderne Zeit im gesummten
geistigen Leben der Völker vollzogen hat. Ein noch
grösser Irrthum sind die Mittel, welche hier und da zur
Heilung dieses Zwiespaltes vorgeschlagen sind. So haben
die Fanatiker mittelalterlicher Zustände die Rückkehr der
Kunst zum Handwerk gepredigt und alles Ernstes ver-
langt, dass der Baumeister in seiner Studienzeit wieder
ein Schurzfell umbinden müsse, wenn das architektonische
Heil neu erblühen solle! Eine Phrase, die ungefähr ebenso
lächerlich ist, als wenn man an keinen Künstler glaubt,
der nicht auf einer Akademie studirt hat. Denn der Mittel
und Wege ein Ziel zu erreichen sind unzählige und die
Form, sich dadurch technische Kenntnisse zu erwerben, dass
78
man eigenhändig mauert und zimmert, unserem heutigen
zeitsparenden Zeitgeiste gegenüber doch wohl eine zu rohe.
Zur schlichten Art des wirklichen Handwerkers aber
kann man den Architekten heut nimmermehr wieder zurück-
führen. Die Zeit hat ihn mitten zwischen die gewal-
tigsten Kulturbewegungen, ja auf deren Höhe gestellt und
schon das Maass allgemeiner Vorbildung, noch mehr das
Maass derjenigen unentbehrlichen Fachkenntnisse, die noth-
wendig theoretisch gelernt werden müssen, entheben ihn
jener Sphäre. So ist an eine Vereinigung von Kunst und
Handwerk in der Architektur, wie sie im Mittelalter be-
stand, nie mehr zu denken; eine Theilung der Arbeit
zwischen Kopfwerkern und Handwerkern, zwischen er-
findenden Architekten und ausführenden Werkleuten,
und das ßedürfniss einer verschiedenartigen Vorbildung
für beide wird immer bestehen bleiben.
Aber die naturgemässen Vertreter dieser beiden Fach-
klassen sind nicht der Architekt und der Baugewerks-
meister, sondern der Architekt und der Gesell, oder, wenn
man den obersten Repräsentanten des Letzteren in Betracht
zieht: der Architekt und der Polier! In die Stellung
der Poliere will daher Professor Bohnstedt von seinem
Standpunkt aus in durchaus logischer Weise die Bauge-
werksmeister herabdrücken; denn jenes Maass von theore-
tischen Kenntnissen, das er von diesen verlangt, passt
durchaus auf die an einen guten Polier zu stellenden
Anforderungen.
In der That dürfen wir uns nicht verhehlen, dass
das Institut unserer heutigen Baugewerksmeister, sobald
man ihnen das Recht — oder was sachlich dasselbe sagen
will — die Fähigkeit der Erfindung, d. i. die Funktion
des Architekten abspricht, eine völlig überflüssige
Zwischenstufe im Baufach bildet. Als Beweis mag einfach
gelten, dass bei fast allen Bauten, wo ein besonderer
Architekt fungirt, die Meister nur noch in finanzieller
Hinsicht, als „Unternehmer“ in Betracht kommen,
während in rein technischen Fragen Architekt und Polier
meist unmittelbar mit einander zu verkehren pflegen. —
Sollte man uns hier noch eine andere Bedeutung der Bau-
gewerksmeister entgegenhalten wollen, sollte man auf ihre
Stellung dem Gesetze gegenüber verweisen, auf die be-
kannte „Verantwortlichkeit,“ welche dem Publikum
„Garantie“ gegen die Gefahren des Pfuscherthums bie-
tet? — Oft genug ist in den letzten Jahren diese harm-
lose Illusion widerlegt worden. Denn diese Garantie kann
doch wahrlich nie im Bestehen einer Prüfung, sondern
lediglich in persönlicher Ehrenhaftigkeit und Gewissen-
haftigkeit gesucht werden und jene Verantwortlichkeit ist
eben nur eine formelle, nicht aber eine faktische, da der
Meister seine Baustellen nicht ununterbrochen beaufsichti-
gen kann, die eigentliche Verantwortlichkeit also doch
wieder dem Polier überlassen muss!
Wie die Dinge heut liegen, muss die Stellung unserer
Baugewerksmeister wirklich in erster Linie rein materiell
und geschäftlich, sie muss vom Gesichtspunkte eines
„Privilegiums“ aufgefasst werden.
Ein Privilegium einmal den Gesellen gegenüber!
Denn jene breite demokratische Grundlage, auf welcher
das Meisterthum zu beruhen scheint, ist thatsächlich schon
erheblich verschoben worden und jene Fälle, dass Bau-
gewerksmeister von der Pike an gedient und durch harte
Arbeit, eisernen Fleiss und eine hervorragende Intelligenz
aus der Zahl der gewöhnlichen Gesellen sich emporgear-
beitet haben, sind nicht mehr die häufigsten. Auch unter
ihnen hat sich eine Aristrokatie gebildet, Meisterssöhne,
die ihre Lehrlings- und Gesellenzeit häufig nur pro forma
absolvirt und mit der eigentlichen Praxis nicht mehr zu
thun gehabt haben, als die „gelehrten“ Architekten, denen
solches dann gerade von ihnen am Meisten vorgeworfen
wird. Dass Sonne und Wind zwischen ihnen und dem
armen Gesellen, der eine Dorfschule besucht hat, nicht
gleich vertheilt sind, wenn es sich um eine Meisterprüfung
handelt, braucht wohl kaum bewiesen zu werden. —
Ein noch entschiedeneres Privilegium aber den Ar-
chitekten gegenüber, die nicht Gewerksmeister sind und
daher nicht das Recht haben, Gesellen zu halten und
Bauten auf eigene Hand auszuführen. Denn der grossen
Masse der Bauherren gegenüber, die nicht die Einsicht
hat, den idealen Werth eines Bauwerks zu würdigen, wird
der Gewerksmeister, der ihnen materielle Vortheile bietet
und Kunst und Erfindung scheinbar umsonst als „Zugabe“
in den Kauf giebt, dem Architekten, -der seine Erfindung
bezahlt nehmen muss, stets den Rang ablaufen. Als da-
her bei Erlass des Preussischen Gewerbegesetzes von 1849
den geprüften Baumeistern jenes Recht, Gesellen zu halten,
genommen wurde, während man den Baugewerksmeistern
das Recht liess, baupolizeilich gültige Entwürfe anzufer-
tigen, hatte der damalige Protest des Architektenvereins
zu Berlin allerdings seine formelle und materielle
Berechtigung. Auch das Institut der Preussischen Privat-
baumeister ist seit jener Zeit, wo ihm vor den Rechten
des betreffenden Handwerks nur der wohlklingende Titel
und eine beschränkte Anstellungsfähigkeit im Kommunal-
Dienste gelassen wurden, ohne sonderliche praktische Be-
deutung.
Nach allem bisher Gesagten ist es wohl kaum noch
einem Zweifel unterworfen, worin wir die Lösung des
Zwiespaltes zwischen Architekten und Baugewerksmeistern
suchen, und wie wir die von uns aufgestellte Frage be-
antworten w’ollen. Die Lösung kann nicht anders gefun-
den werden, als in völliger Freiheit.
Der Unterschied zwischen Architekten und
Baugewerksmeistern muss beseitigt, der Stand
der Baugewerksmeister als ein vom Staate pri-
vilegirtes Institut muss aufgehoben werden!
Und hoffentlich ist diese Forderung keine aussichts-
lose und in der Luft schwebende; denn schon verlautet,
dass bereits dem nächsten Reichstage des Norddeutschen
Buudes ein Gesetz vorgelegt werden wird, das vollstän-
dige Gewerbefreiheit auch in Bezug auf das Baugewerbe
bringen soll, und einem solchen Beispiele würden auch
die übrigen Staaten Deutschlands sich nicht entziehen
können. Freilich wird der Kampf gegen diese Neuerung
noch ein harter werden; die Punkte, die jedoch haupt-
sächlich in’s Spiel kommen dürften, liegen unserer dies-
maligen Besprechung zu fern, als dass wir sie aufnehmen
könnten. Ein neues, wenn auch nicht das wesentlichste
Moment zu der Frage dürften wir immerhin geliefert
haben. —
Wir erwarten von einer solchen Totalreform der
äusseren Verhältnisse unseres Baufaches die allerfrucht-
bringendsten Resultate. Denn es darf angenommen wer-
den, dass die bisherigen Baugewerksmeister, sobald sie
der freien Konkurrenz mit den Architekten unterworfen
sind, danach trachten werden, gleichfalls Architekten in
voller und ganzer Bedeutung des Wortes zu sein. Jenes
bedauerliche „Gut genug“, mit dem sie bisher durch ihr
Privilegium geschützt, auch mit einer verhältnissmässig
niedrigen Ausbildungsstufe, mit einem wohlfeilen Dilettan-
tismus in der Kunst sich begnügen konnten, wird einem
ernsten, allseitigen Streben Platz machen, das höchste Ziel
zu erringen und jene so oft schon genannte harmonische
Vereinigung von Kunst, Wissenschaft und Technik sich
anzueignen. — Doch nicht als ob wir thörichter Weise
glaubten, dass Alle dieses Ziel erreichen werden. Es
wird wie in jedem Stande, neben ganz Unfähigen und
Leichtfertigen unendlich viele Abstufungen des Könnens
geben. Eine noch engere Theilung der Arbeit wird ganz
von selbst stattfinden — wer vorzugsweise mit Kunst-
talent beglückt ist, wird sich mehr der Erfindung, wem
praktischer Sinn und treffliche technische Erfahrung zur
Seite stehen, mehr der Ausführung widmen; — aber diese
Arbeitsteilung wird eine naturgemässe sein, sie wird auf
einer freien Entwickelung der Verhältnisse beruhen und
sich nicht dem Zwange der Schabloue beugen müssen.
Und gerade bei der eigenen Art unserer vorwiegend doch
idealistischen Nation können wir hierin auf noch ganz
andere Erfolge rechnen, als sie Frankreich und England
aufzuweisen im Stande sind.
Dass damit auch die Frage über die Aufgabe der
bisherigen Baugewerkschulen sich von selbst löst, liegt
nahe. Denn wenn es in solchen Verhältnissen auch Jedem
überlassen bleiben muss, den Weg seiner Ausbildung so
zu wählen, wie Anlage, Neigungen und die persönlichen
79
Bedingungen es wünschenswert!] machen, so wird doch
ganz von selbst die Organisation der bisherigen techni-
schen Bildungsanstalten eine entsprechende Reform erleben.
Während die Staatsinstitute sich dann ausschliesslich und
offen der Aufgabe widmen mögen, technische Beamte
zu erziehen, werden dem Bediirfniss entsprechend neue
Anstalten für die Ausbildung der Architekten von Fach
enstehen. An die Baugewerkschulen wird dann die Wahl
heran treten, entweder durch eine angemessene Erweiterung
sich zu solchen auszubilden und somit dem Zuge zu folgen,
dem sie bereits jetzt — wir möchten sagen verschämt —
gehuldigt haben, oder ein Paar Grade hinabzugehen und
sich auf die Ausbildung tüchtiger Poliere zu beschränken.
Eine Trennung beider Anstalten halten wir für unbedingt
geboten , denn wir können der Ansicht des Hrn. Prof.
Schramm keineswegs beipflichten, dass wer zum Archi-
tekten verdorben ist, allenfalls noch immer einen brauch-
baren Polier abgiebt. —
Das ist das Bild der äusseren Entwickelung unsres
Fachs, wie wir sie nach Freigebung desselben erwarten.
Grösseres versprechen wir uns von seiner inneren Ent-
wickelung. Denn wenn es einst keine Architekten und
Baugewerksmeister mehr giebt, sondern nur eine grosse
Zahl freier, in gemeinschaftlichem Streben vereinter Bau-
meister, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass unsere
edle Kunst, bis jetzt noch immer ein zarter Pflegling auf
deutscher Erde, wieder Wurzel schlägt im Bewusstsein
der Nation und damit den fruchtbaren Boden gewinnt zur
Entwickelung neuer Keime. Es kann kein Zweifel sein,
dass sich diese Keime zu neuer prächtiger Blüthe ent-
falten werden. — F. —
Notizen über Heizung und Ventilation, gesammelt
in Paris im September 1807.
(Schluss.)
Aspiration nach der Methode 1 a.
II. Die Heizungs- und Ventilations-Anlagen
im Corps legislatif werden jetzt ganz nach obigem
Prinzip und zwar unter Leitung des General Morin, der
jene Einrichtungen getroffen, ausgeführt werden. Natürlich
müssen sie sich hier dem alten Hause anbequemen. 15Dm-
ist die Summe der Querschnitte aller Ausström ungsöff-
nungen der schlechten Luft, unter und bei den Sitzen pro-
jektirt, 6 D m- wird der horizontale und 5 Dm der verti-
kale Querschnitt des Aspirationskanales angelegt werden.
In dem vertikalen Theil soll unten eine Feuerung mit
eisernem Schornstein angebracht werden, der bis zur hal-
ben Höhe des Schachtes aufsteigt. Die Heizkanäle haben
grössere Querschnitte. Sie steigen senkrecht bis über
den Saal auf, treten dort in eine Mischkammer und von
dort durch die Decke in den Saal.
Die gegenwärtige Einrichtung ist komplizirt und un-
zureichend.
Wenn ventilirt werden soll, so gelangt die in 3 Luft-
öfen gewärmte und in 7 Mischzimmern mit der frischen
Kellerluft gemengte Luft durch Oeffnungen in den Saal,
welche an seiner halbkreisförmigen Peripherie in drei
verschiedenen Höhen angebracht sind. Wegen der ver-
schiedenen Form und Grösse der Mischkammern kann die
Luft natürlich nicht überall mit derselben Temperatur und
Intensität in den Saal gelangen. Die Abführung der ver-
dorbenen Luft erfolgt unter den Sitzen durch zahlreiche
Gitter zu einem Vorraum, welcher mit zwei Aspirations-
schachten kommunizirt. In diesen stehen am Fuss beson-
dere Luftöfen, deren eiserne Rauchrohre bis zu halber
Höhe hinaufreichen und ausserdem ihre warme Luft frei
in die Schachte aufsteigen lassen, um durch deren saugende
Wirkung zum Effekt der Ventilation beizutragen. Von
demselben Vorraum und durch dieselben Oeffnungen aber,
durch welche während der Thätigkeit der Ventilation die
schlechte Luft abgeführt wird, tritt vor Beginn der Ven-
tilation die warme Luft in den Saal, so dass eine Menge
Klappen geöffnet und geschlossen werden müssen, wenn
die Ventilation anfangen soll.
III. Die neuen Pariser Theater: Chatelet,
Lyrique, Gaiete.
In dem Aufsatz über Ventilation mit komprimirter Luft
in No. 50 d. Bl. ist der neuen Einrichtungen im Theatre
Lyrique gedacht. Die Aspiration der Beleuchtung über der
Decke hat sich so kräftig erwiesen , dass der Zutritt der
frischen Luft auf den dazu bestimmten, allerdings sehr
lcomplizirten Wegen ungenügend war, und die durch die
Thüren und die Bühnen -Oeffnung eintretende kalte Luft
das Publikum in hohem Grade belästigte. Man bringt des-
wegen jetzt einen Strahl komprimirter Luft im Zufüh-
rungskanal an, dessen kräftige Wirkung die Widerstände
zu überwinden geeignet ist.
Aspiration nach der Methode I c.
Die Ventilation durch Rauchrohre, wie sie unter An-
dern im Jüdischen Krankenhause zu Berlin und in der
Gebäranstalt in Hildesheim Anwendung gefunden hat, ist
neben anderen Einrichtungen auch im Hospital Cha-
teaudun zur Ausführung gekommen.
Auf der diesjährigen Pariser Industrie- Ausstellung
waren über die Ventilation dieses Spitals folgende Angaben
zu finden.
FEUILLETON.
Deutsche Kirchenbaukunst und '/.ukiinftsgwthik vor der
englischen Kritik.
Wir haben uns schon bei früheren Gelegenheiten
dahin ausgesprochen, dass wir der Kritik deutscher Ar-
chitekturzustände von Seiten des Auslandes, wenn sie die
Devise „sine ira et studio“ in ihrem Banner führt, stets
gern unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Wir sind der
Ansicht, dass in jeder wohlwollenden Kritik der Keim zu
Gutem liegt und haben in speziellem Bezug auf England
sowohl im persönlichen Verkehr mit dortigen Fachgenossen
als auch aus den Aeusserungen der Fachjournale die
Ueberzeugung gewonnen, dass den Besprechungen, welche
das deutsche Bauwesen in den englischen Fachzeitungen
erfährt, fast ausnahmslos diejenige wohlwollende Gesinnung
zu Grunde liegt, welche denselben in unseren Augen über-
haupt erst Werth verschaffen kann. Wenn wir somit
einerseits zugeben, dass diese Kritik unsere Beachtung
verdient, weil wir darin unpartheiische Urtheile finden,
so übersehen wir andrerseits auch den Nutzen nicht, wel-
cher der englischen Kunst aus einer genauen Kenntniss
deutscher Zustände erwächst, und diese Gegenseitigkeit der
Interessen betrachten wir als naturgeinässe Brücke zur
allmäligen Verständigung der Fachgenossen zweier geistes-
und stammesverwandten Nationen.
Ein Umstand, welcher das Interesse beider Länder
für einander bedeutend gehoben hat, ist der ungeheure
Umschwung, der sich in den Ansichten des englischen
Publikums über Deutschland, als Folge der letztjährigen
politischen Ereignisse vollzogen hat. Wir finden fortlau-
fend Beweise dafür in der Tagespresse, so wie in den
Fachzeitungen und wir müssen hervorheben, dass der
„Builder“, die angesehenste englische Bauzeitung, sich in
dem uns vorliegenden Jahrgange 1867 mehr mit Deutsch-
land als mit allen übrigen Ländern des Kontinents zu-
sammengenommen beschäftigt.
Ein besonders beachtenswerther Aufsatz über „den ge-
genwärtigen Zustand der deutschen Kirchenbaukunst,“ der
in zwei der letzten Nummern als Leitartikel erschienen ist,
fordert uns zu einem nähern Eingehen auf seinen Inhalt auf.
Der Verfasser nimmt gleich in der Einleitung Ver-
anlassung, den freudigen Gefühlen seines gothisch geschul-
ten Herzens beredten Ausdruck zu geben, indem er auf
die bedeutsame Thatsache hinweist, dass ein Stil, welcher
drei Jahrhunderte hindurch gemissbraucht worden war,
fast gleichzeitig in allen Ländern Europas wieder erstand,
und sich, wie ihm scheint, vor Allem in Deutschland
wieder zu der Schönheit und Erhabenheit entfalten werde,
welche die Zeit seiner höchsten Blüthe im Mittelalter mit
einer ewig strahlenden Glorie umgaben. In dem histo-
rischen Rückblick auf die deutsche Kirchenbaukunst, den
er daran schliesst, spricht er sich mit viel Wärme über
den Antheil Deutschlands an der Entwickelung des ro-
80
Im Souterrain des Gebäudes sind auf beiden Seiten
und in gleicher Entfernung von der Mitte zwei kombi-
nirte Luft- und Wasseröfen a aufgestellt. In der Mittel-
achse war ausserdem eine kleine Maschine b angebracht,
welche (wie bei der Gebäranstalt von Hannover) durch
zwei kleine Ventilatoren jenen Apparaten die Luft mit
einem Drucke zuführt, der ihre weitere Bewegung nach
üben kräftig befördert. Für die Aufsaugung der schlech-
ten Luft ist nun im Dachgeschoss um das eiserne Rauch-
rohr jeder Ofenfeuerung
herum ein Aspirations-
mantel zum Dach hin-
ausgeführt, der unter-
halb durch die Kanäle
d mit den Krankenzim-
mern in Verbindung
steht. Um die saugende
Wirkung dieser Anord-
nung zu erhöhen, ist
ausserdem noch bei f
eine Feuerung um jenes
Rauchrohr angeordnet.
Der Eintritt der frischen,
so wie der Austritt der
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a
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^ a
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Hospital Chateaudun.
verdorbenen Luft finden am Fussboden des Krankenzim
Pulsion nach der Methode 2.
I. Unter den zahlreichen, auf Pulsion basirenden Pa-
riser Ventilationen sei hier des Systems von Thomas
und Laurens auf der Männer -Abtheilung des
Spitals Lariboissiere gedacht.
Ein mechanischer Ventilator treibt dort die auf der
Höhe eines Thurmes durch einen weiten Schacht gewon-
nene Luft durch ein, im Anfang 1,1? weites, unter der
Decke des Souterrains aufgehängtes Blechrohr den einzel-
nen Sälen zu, in welche
sie durch die Wasseröfen
eintritt. Diese Wasser-
öfen stehen in der Mitte
der Säle und werden
durch Dampfrohre er-
heizt, die von demselben
Kessel ausgehen , wel-
cher auch für die Ma-
schine den Dampf liefert.
Das Kondensationswas-
ser in den Dampfrohren
läuft in den Kessel zu-
rück.
Das Austreten der
mers statt.
Aspiration nach der Methode 2 a.
In den Bureaux der Lyoner Eisenbahn hat man
eine Einrichtung getroffen, bei der man die aufsteigende
Kraft warmer Luft, oder richtiger gesagt den Ueberschuss
an Kratt, mit welchem eine leichte warme Luftsäule von
der schweren Atmosphäre nach Oben gedrängt wird, nutz-
bar macht um andere Luft mit fortzureissen.
In nebenstehender Figur
ist x eine kombinirte Luft-
und Wasser-Heizung. Be-
sondere Leitungen warmer
Luft b sind von ihr aus
zu dem normal darüber be-
findlichen Aspirationsman-
tel geführt und bewirken in
den schräg aufsteigenden
Kanälen im Dachboden in
welche sie zunächst eintre-
ten, eine schnellere Bewe-
gung der von den Bureaux
aufsteigenden schlechten Luft.
schlechten Luft aus den Sälen erfolgt durch Kanäle von
0,20,n und 0,25m Querschnitt, welche in den Fenster-
pfeilern zwischen je zwei Betten liegen und sich im Dach-
boden zu einem, den Pavillon überragenden Lüftungs-
thürmchen von l,25ra Weite vereinigen. —
So sicher die Wirkung dieser Einrichtung ist, so hat
sie doch ihre Nachtheile. Die Menge der durch letztge-
dachtes Thürmchen abgeführten Luft beträgt nämlich selbst
im Winter nur die Hälfte der durch die Pulsion den Sä-
len zugeführten Luft, während sie im Sommer sich sogar
auf ein Viertel jener Menge reduzirt. Wenn nun auch
das dadurch nothwendig werdende Austreten der Luft durch
die zufälligen Oeffnungen der Thüren, Fenster etc. weni-
ger nachtheilig ist, als das Eintreten frischer Luft auf
diesem Wege sein würde, so zeigen sich doch erhebliche
Unannehmlichkeiten beim jedesmaligen Oeffnen von Thü-
ren oder Fenstern, indem durch dasselbe jene reguläre
Luftbewegung gestört wird. Nicht selten ist daher ein
Zurücktreten der Luft aus den Abführungskanälen beob-
achtet worden, bei welchem auch die verdorbene Luft an-
derer Säle in einen Krankensaal gelangen und ansteckende
Krankheiten verbreiten kann.
Trotz dieser eben gerügten Nachtheile hat man sich
doch entschlossen, das System von Thomas und Lau-
manischeu Stils aus, von dem er zugesteht „dass ihn die
Deutschen zu einer Vollkommenheit ausgebildet haben, die
er in keinem andern Lande erreichte“ ; nach kurzer Er-
wähnung des beinahe dreihundertjährigen Stillstandes im
Kirchenbau begrüsst er die Errichtung einiger romanischen
und gothischen Kirchen in der Mitte der dreissiger Jahre
durch König Ludwig von Baiern als die Morgenröthe
einer neuen Aera der Kirchenbaukunst, vor Allem aber
des gothischen Stils, und datirt den wirklichen Beginn der
neuen Epoche von der Wiederaufnahme der Arbeiten am
Kölner Dome im Jahre 1842.
Von da ab zieht der Verfasser hauptsächlich den
wiederaufblühenden gothischen Kirchenbau in den Kreis
seiner Betrachtungen und führt, nachdem er sich ein-
gehend mit Zwirner’s hervorragenden Leistungen beschäf-
tigt hat, alle Momente an, welche die schnelle Entwicke-
lung der Gothik förderten. Dahin rechnet er die Bemü-
hungen Heideloff’s um die Restaurationen der Nürn-
berger Kirchen und des Bamberger Doms, die Restau-
rationen der Kirchen zu Regensburg, Ulm, München,
Speyer, und die Werke Gaertner’s und Moller’s; vor
Allem aber misst er dem durch Scott mit der Erbauung
der St. Nicolaikirche zu Hamburg gegebenen Beispiele
einen wesentlichen Einfluss auf die Geschmacksrichtung
des deutschen Publikums bei.
„Bei allen Bemühungen der Architekten, sagt er, sich
zu einem edlen und geläuterten Stile durchzuringen, und
trotz der vortrefflichen Aufklärungen, welche Heid eloff,
Möller und Gaertner über das Wesen des gothischeu
Stils gegeben hatten, waren die ersten Schöpfungen der
neuen Epoche doch nur geistlose Reproduktionen älterer
Werke und zeigten oft einen phantastischen Wirrwar
von allerhand Stilen. Man kämpfte und strebte und
konnte doch nicht eher zur klaren Erkenntniss des Rich-
tigen und Schönen gelangen, als bis die beiden grössten
Meister neuer gothischer Kunst, Statz in Köln und
Schmidt in Wien, die Führung übernahmen. Sie waren
die ersten Deutschen, welche eine untadelhafte Gothik zur
Anwendung brachten und seit sie die Kirchenbaukunst
wieder in die ihr gebührende Stellung eingesetzt haben,
hat Deutschland überraschende Fortschritte darin gemacht.“
Mit unverkennbarem Wohlbehagen schildert nun der Ver-
fasser das Wirken dieser beiden Männer und bespricht
eingehend die St. Mauritiuskirche zu Köln, die Marien-
kirche in Linz, die Kirchen zu Eupen und Kaevelaar von
Statz, so wie die Lazaristenkirche und die Kirche auf dem
Weissgraben zu Wien von Schmidt. —
Bis hierher zeigt der Verfasser eine im Allgemeinen
richtige Auffassung der einschlagenden Verhältnisse; um
so mehr ist zu bedauern, dass er zum Schluss sich und
seinen Landsleuten ein Schreckgespenst vormalt, dessen
Konturen, wenn wir sie im richtigen Lichte ansehen, zu
Nebel zerfliessen; er nennt diesen bösen Geist „die Zu-
kunftsgothik“ und stellt ihn uns bei Besprechung der
neuen protestantischen Kirche zu Ludwigshafen vor.
„Diese Kirche ist innerlich und äusserlich mit ärm-
81
rens, seiner kräftigen Wirkung halber, auch hei dem
neuen grossen Hotel Dieu in Paris mit geringen Modifi-
kationen zur Anwendung zu bringen. Auf der Frauen-
Abtheilung des Spitals Lariboissiere in Paris ist das Aspi-
rationssystem von Leon Duvoir zur Anwendung
gekommen, das des Vergleichs halber hier kurz besprochen
sein mag. Eine in jedem Pavillon im Keller angebrachte
Wasserheizung erheizt durch die von einer Spirale im
Dach herabsteigenden Riicklaufrohre die einzelnen Säle.
In den Sälen ist das Rohrsystem zu Oefen vereinigt,
welche die äussere Luft durch direkte Kanäle aufsaugen
und in den Saal führen. Die Abführung der schlechten
Luft erfolgt durch andere Kanäle, die ebenso wie im Sy-
stem von Thomas und Lau re ns in den Fensterpfeilern
angeordnet sind , und die sich im Dachboden in einem
wohlverschlossenen Kämmerchen um jene oben angeführte
Heisswasserspirale vereinigen. Ein hoher Lüftungskamin
darüber führt so die schlechte Luft zum Dache hinaus.
Als Nachtheile dieser Einrichtung haben sich heraus-
gestellt:
1) Die bei weitem grössere Wirkung der Aspiration
im Dach im Gegensatz gegen die Aspiration der Oefen
in den Sälen, welche nur Vs der abgesogenen Luft liefert.
Die übrige Luft gelangt auf sehr nachtheilige Weise durch
Fenster und Thüren in den Saal.
2) Die durchaus ungleiche Wirkung der Aspiration
bei verschiedenen Witterungsverhältnissen.
3) Die Unmöglichkeit, die neue Luft von einem
unbedingt gesunden Orte zu entnehmen, da dieselbe
durch Fenster und Thüren, sowie durch jene zu den
Oefen geführten Kanäle direkt von Aussen kommt und
oft Bestandtheile enthält, die von benachbarten Pavillons
ausgestossen sind.
II. Die Heizung und Ventilation eines Pavillons im
Hospital Beaujon nach dem System van Hecke.
Ein Calorifere-Ofen im Souterrain saugt die äussere
Luft durch einen Zinkzylinder von 0,75 m- Weite an (wel-
cher in einem benachbarten Garten bis zu 3m- Höhe auf-
geführt ist) und treibt sie den drei übereinander befind-
lichen Sälen durch ein Rohr zu, dessen Durchmesser sich
von Etage zu Etage um ein Drittel verringert. Bis zum
Erdgeschoss hat dasselbe 0,75m, bis zum ersten Stock 0,60m
und etwa 0,40m Durchmesser in seinem letzten zum zwei-
ten Stockwerk aufsteigenden Theil. Die durch Register
verstellbaren Ausströmungsöffnungen liegen in kleinen, das
Rohr umgebenden Wärmöfen, die vom Keller aus noch
besonders heizbar sind und die Ausströmung befördern.
Das Kanalsystem für die Abführung der schlechten Luft
liehen, allen möglichen Stilen entnommenen Ornamenten
überdeckt und ist eins der abscheulichsten Bauwerke, das
wir je gesehen haben. Sie ist in dem Stile erbaut, den
die Deutschen „Zukunftsgothik“ nennen und über den wir
bei dieser Gelegenheit einigen Aufschluss geben wollen.
Seine Wiege ist München, wo auch seine wildesten Aus-
wüchse, das Maximilianum und die Maximiliansstrasse zu
finden sind. Die Hauptgrundlagen des Stils sind floren-
tinisch- romanische und spätgothische Elemente; um aber
das Gemisch noch etwas wunderlicher zu machen, hat man
die Grundelemente mit etwas Maurisch, etwas Indisch und
einigem Chinesisch versetzt. Als Material verwendet man
hauptsächlich einen glasirten, mohrrübenfarbenen Ziegel-
stein, und wo Putz vorhanden ist, erscheint derselbe meist
blassroth gefärbt. — Es ist traurig, dass gerade München,
dem wir den neuen Aufschwung der deutchen Kirchen-
baukunst zum grössten Theile danken, solchem Kinder-
spiele verfallen ist. Dieser schönen erhabenen Kunst wird
dieser Augen beleidigende Stil in ihrer ferneren Entwick-
lung noch die grösste Gefahr bringen, denn er muss
schliesslich eine totale Zerstörung alles guten Geschmacks,
aller künstlerischen Schicklichkeit zur Folge haben. —
Es ist unmöglich, einen Stil für die Zukunft zu schaffen,
unsere Pflicht ist, den Bedürfnissen der Gegenwart zu
genügen, die Zukunft wird schon neue Formen erfinden,
wenn sie deren bedarf.“
Mit diesem Schlussatz sind wir vollkommen einver-
standen und glauben auf der Basis der darin enthaltenen
entspricht in der Hauptsache den Anordnungen im Spital
Lariboissiere. Die Aussaugung selbst erfolgte im Anfang
durch einen im Dachboden aufgestellten zweillügligen
mechanischen Ventilator, der vom Keller aus durch eine
Maschine von 1 Pferdekraft in Umdrehung versetzt
wurde. Später stellte man den mechanischen Ventilator
vor dem Luftofen im Souterrain auf und vermehrte da-
durch die Kraft der Einströmung frischer Luft gegenüber
der der Absaugung. Die hierdurch erzielten Resultate
waren besonders darum günstiger als früher, weil nun
durch Fenster- und Thüröffnungen nur eine Luftbewegung
von Innen nach Aussen, nicht aber im umgekehrten Sinne
stattfinden konnte. Schmieden.
Zur Altoiiiier Konkurrenz.
In welcher Vertrauensseligkeit trotz manniehfacher Ent-
täuschungen die Künstler immer wieder bereit sind, durch
die Betheiligung an öffentlichen Preissausschreiben ihr Glück
zu versuchen, und wie wenig von betreffender Seite in vielen
Fällen immer noch gethan wird, diesem Vertrauen gerecht zu
werden, zeigt in eklatanter Weise wieder der Fall der Alto-
naer Konkurrenz.
Zu derselben sind, so niedrig die ausgesetzten Preise ge-
griffen waren, von 33 Architekten Pläne eingegangen, welche
in Summa gewiss viel Zeit, Mühe und Geld repräsentiren.
Hat aber Alles die Alton aer Kirchen-Bau-Kommission nicht
veranlassen können, auch nur das Wenige zu thun , was sie
zu thun versprochen hatte!
Das am 30. September 1S67 Seitens dieser Kommission
ausgegebene „Programm“ verspricht: „Mindestens zwei Preise
müssen vergeben werden.“ Dieselbe Kommission giebt jetzt
einem Vorschläge Folge, wonach „Keiner der eingegangenen
Pläne um deswillen prämiirt werden kann, weil . . . “
Faktisch freilich hat man dennoch zwei Pläne prämiirt,
aber, und das muss sicher sehr seltsam erscheinen, zwei Pläne,
| welche von der Konkurrenz ganz auszuschliessen man
sich verpflichtet hatte, denn „Diejenigen Pläne, welche eine
höhere Bausumme erfordern, sind von der Konkurrenz ausge-
schlossen“ war gleichfalls in jenem Programm zu lesen. Auch
hat man, wie einer der Herren Preisrichter den Unterzeichneten
benachrichtigt, das Projekt, an welchem Letzterer betheiligt ist,
wirklich „ausgeschlossen weil es die Bausumme überschreitet.“
Am Allerseltsamsten muss es erscheinen, dass die nach
der Bekanntmachung der Kommission ebenso die Bausumme
überschreitenden prämiirten Pläne jetzt sogar höhere Preise
bekommen, als es möglich war, wenn sie die Bausumme nicht
überschritten, d. h. dem Programme Genüge gethan hätten.
Ich habe mich, wie jedenfalls alle Uebrigen, an dieser
Konkurrenz betheiligt, indem ich erwartete, dass die Kirchen-
Bau-Kommission dem, wozu sie sich in ihrem „Programm“
Behauptung die oben ausgesprochenen Befürchtungen wider-
legen zu können. Der Plerr Verfasser übersieht, dass die
Bewegungen, welche er in der deutschen Gotliik wahr-
genommen hat, nicht den Zweck verfolgen, einen Stil für
die Zukunft zu schaffen, sondern, dass sie eben aus dem
immer dringender werdenden Bedürfniss entsprangen, den
Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Wir
können jetzt weder im Profan- noch im Kirchenbau die
Werke der klassischen Gothik ohne Modifikationen zu
Vorbildern nehmen, die Fortschritte der Technik und der
Zwang finanzieller Einschränkung bedingen andere Kon-
struktionen und anderes Material, als jene Werke aufweisen,
und das Bestreben, die unerlässliche Harmonie zwischen
Konstruktionen, Material und Ansprüchen der Aesthetik
herzustellen, hat auch die Versuche ins Leben gerufen,
deren Schöpfern der Herr Verfasser die Absicht unterlegt,
den Entschliessungen einer späteren Epoche vorgreifen zu
wollen. Dass hier und da Verirrungen vorgekommen sind,
finden wir weniger aufallend, als vielmehr ganz natürlich,
denn wir können nicht auf theoretischem Wege zum Ziele
gelangen, sondern müssen experimentell verfahren. Dass
es aber, und hoffentlich in nicht zu ferner Zeit gelingen
werde, eine Lösung zu finden, welche den praktischen
Anforderungen ebenso entspricht, wie sie die Erwartungen
des Herrn Verfassers erfüllen möge, „dass sich in Deutsch-
land die Gothik zu der Schönheit entfalte, welche ihre
Blüthezeit im Mittelalter charakterisirt,“ glauben wir zu-
versichtlich. — oe —
82
verpflichtet, hatte, nachkommen würde. Ob dies geschehen,
darf ich hiernach dem Urtheil der Herren Fachgenossen zu
entscheiden überlassen.
Cassel. Carl Schäfer, Architekt.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. Versammlung am 22. Fe-
bruar 1868. Vorsitzender Hr. Adler, anwesend J 54 Mit-
glieder und 9 Gäste.
Der Vorsitzende machte eine Anzahl kleinerer Mittheiluu-
gen über innere Angelegenheiten des Vereins, aus denen nur
hervorzuheben ist, dass sowohl Hr. Schmieden als auch Hr.
Spiecker die Wahl zum Oberbibliothekar für das Gebiet des
Hochbaus abgelehnt haben. Hr. Jacobsthal wurde hierauf
mit sehr grosser Majorität zu dieser Stelle berufen.
Hr. Herr mann hielt einen längeren, mit grossem Inter-
esse aufgenommenen Vortrag über die Lokomobile und deren
Bedeutung für die Baustelle, dessen Mitheilung uns. Zeitg.
zugesagt ist.
Die grosse Anzahl der Fragen, welche eingegangen war,
und von denen nur der kleinere Theil zur Beantwortung kom-
men konnte, gab dem Vorsitzenden zu der Anregung Veran-
lassung, dass es nothwendig sein w’erde, eine besondere ständige
Kommission einzusetzen, welche die Durchsicht und Verthei-
lung der Fragen in geordneter Weise zu leiten habe.
— F. —
Vermischtes.
Hr. Architekt und Ingenieur Scharrath zu Bielefeld
giebt uns folgende Mittheilung: No. 8 der Deutschen Bau-
zeitung bringt einen Aufsatz über „Erdöl als Schmiermittel,“
zu welchem ich auf Grund vierjähriger Erfahrungen folgende
nicht hervorgehobene Mängel desselben zur Sprache bringen
möchte.
Es ist dies nämlich das durch den Mangel an Fett ent-
stehende Schwerergehen der Maschine, resp. die Ver-
mehrung der Reibung gewöhnlichem abgelagerten Rüböl u.
dergl. gegenüber. Bei täglich gehenden Maschinen, die keine
Verharzung entstehen lassen, dabei aber die kostbare Kraft
der Menschen und der Thiere zum Betriebe haben, ist daher
Erdöl nicht zu empfehlen. Maschinen aber, die nur periodisch
gehen, wo also das Schmiermittel als Harz klebend wirkt,
werden einen grossen Vorzug durch das Schmieren mit Erdöl
erhalten. Solche Maschinen sind Mangeln, Waschmaschinen,
Winden, Nähmaschinen, Pumpen, Spritzen u. dergl. Auch
auf Wanduhren, Thürschlösser, Klingelzüge, Thiirhaken, phy-
sikalische Modelle ist das Erdöl sehr anwendbar.
Wo also bei grossen Kräften eine starke Welle mehr als
zwei Lager hat und demnach die übrigen Lager durch eine
grössere Reibung in Folge des Erdöls leiden könnten, ist
genau zu untersuchen, ob das zu gebrauchende Erdöl auch
nicht die Reibung vermehrt.
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Jahr-
gang 1868, Heft I. enthält die „Theorie und Konstruktion
der Zentrifugalpumpen von C. Fink, Professor an der Königl.
Gewerbe- Akademie,“ eine Abhandlung, die sich der allge-
meinsten Beachtung zu erfreuen haben wird und auch das
Interesse unserer Leser beanspruchen darf. Wir heben aus
dem Schlussresume die wichtigsten Konstruktionselemente
hervor :
1. Durchmesser des Sauge- und Druckrohres in Fussen
d = 2,7S ]/
wenn Q das Wasserquantum pro
Sauge- und Druckhöhe.
0
V 2g H
Sekunde ,
H
die gesammte
I
2. Innerer Raddurchmesser = 1,2 d
Aeusserer - = 2,4 d
3. Lichte Höhe des Rades innen = 0,36 d
aussen = 0,18 d
4. Konstruktion der Radschaufel: Man theile den Zentri-
winkel von 160° durch Radien in n Theile, desgl. durch
konzentrische Kreise die Radbreite. Der Durchschnitt des
ersten Radius mit dein ersten Kreise, des zweiten mit dem
zweiten etc. giebt die Punkte der Radschaufel.
5. Zahl der Schaufeln = 6.
6. Spiralförmige Erweiterung: die Querschnitte wachsen
auf der Peripherie gleichförmig bis 0,675 d, und erweitert
sich dieses Rohr dann auf eine Länge =3 — 4 d bis d.
7. Peripheriegeschwindigkeit = 1,25 j/ 2 g H
Wächst diese Geschwindigkeit bis 1,44 ]/ 2 g H> so ist
die Leistung =: l1/, Q.
8. Der Nutzeffekt muss steigen, wenn die Reibungs wider-
stände sich vermindern. Eine solche Verminderung findet
aber Statt, wenn man sich 2 Pumpen in der Weise zu einer
vereinigt denkt, dass das Rad die doppelte Höhe erlangt und
der Zufluss von beiden Seiten stattfindet. In den obigen For-
meln ist dann '/> Q statt Q zu setzen , und vereinigen sich
die beiden Saugrohre zu einem von der doppelten Weite.
9. Wenn auch aus der aufgestellten Theorie nirgends
hervorgeht, dass die Zentrifugalpumpen nur für gewisse Druck-
höhen oder gewisse Wassermengen brauchbar sind, so giebt
es doch für die praktische Ausführung ganz bestimmte Grenzen,
über welche hinaus die Riemen die Kraft nicht mehr über-
tragen, sondern in Folge der vermehrten Zentrifugalkraft
gleiten.
10. Die Saugehöhe muss, um das Eindringen von Luft
möglichst zu verhindern , so gering wie möglich angenommen
werden (nicht über 12'; // nicht über 25'). Gr.
P ersonal - Nachrichten.
Der Baumeister Voigtei zu Berlin ist als Assistent des Minis-
terial-Bau-Raths im Kriegs-Ministerium angestellt.
Der Landbaumeister Böttcher zu Cöln ist in die dortige
Kreisbaumeister-Stelle versetzt.
Das Bauführer-Examen haben am 22. Februar bestanden:
Carl Wilh. Paul Schulz aus Berlin, Gust. Ed. Emil Spill-
ner aus Potsdam.
Offene Stellen.
1. Zum Bau zweier Zweigbahnen der Lahn-Eisenbahn werden
zwei Baumeister, womöglich im Eisenbahnbau und in Brücken-
Fundirtmgen erfahren, sofort gesucht. Meldungen bei der Königl.
Eisenbahn- Direktion in Wiesbaden.
2. Ein älterer Bauführer findet gegen 2 Thlr. Diäten beim
Bau der Saarbrücken-Saargemünder Bahn Beschäftigung. Meldun-
gen sind an die Königliche Eisenbahn-Direktion in Saarbrücken zu
richten.
3. Gesucht wird ein geprüfter Bauführer, der längere Zeit
bei Eisenbahnbauten beschäftigt gewesen und besonders mit der
Aufnahme von Erdarbeiten vertraut ist. Diäten 1 >/, Thlr. pro Tag.
Gef. Off. sub E. R. Guben, Frankfurterstrasse 408.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. V. in Flatow. Besten Dank für Ihre freundlichen
Gesinnungen. Wir haben schon an die Besitzer des Architekten-
Kalenders, sowohl in dem Buche selbst, als mehrfach in diesem
Blatte, die Bitte gerichtet, uns Berichtigungen und Verbesserungs-
vorschläge nicht vorzuenthalten und wiederholen diese Bitte hier-
mit. Jede derartige Zusendung (unter der Adresse: Ver-
lagsbuchhandlung von Carl Beelitz, Berlin, Oranienstrasse 75) wi rd
uns sehr willkommen sein.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Haina, S. in
Bielefeld, H. in Berlin, L. in München, E. in Zürich.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 29. Februar 1868.
Tagesordnung:
1) Beurtheilung der Monatskonkurrenzen.
2) Vortrag der Herren Orth, Hauczmann und E Diesen.
Ilckuniit iig.
Die durch den Tod des bisherigen Stadtbaumeisters vakant ge-
wordene Stelle soll möglichst rasch wieder besetzt werden.
Hierauf reflektirende qualifizirte Baumeister wollen ihre des-
fallsigen Bewerbungen, nebst Zeugnissen über ihre frühere Tliätig-
keit, bis zum 15. März 1. J. an das Unterzeichnete Amt einreichen.
Fixes Einkommen 1000 Thaler; Privatpraxis nicht ausgeschlossen.
Trier, den 12. Februar 1868.
Das Ober - Bürgermeister - Amt.
Ra ms hör n.
Ihre Hochzeit melden:
K. E . O. Fritsch,
Klara Fritsch, geb. Köhne.
Berlin, 25. Februar 1868.
Wilhelm Beemelmans, Baumeister,
Therese Beemelmans, geb. Kockerols,
Vermählte.
Berlin und Würm.
Würm, den 22. Februar 1868.
Am 5. Februar früh 9 Uhr starb der Herzogi. Anhalt. Bau-
Inspektor Ph. Toelpe zu Ballenstaedt in seinem 64. Lebensjahre
nach sechstägigem Krankenlager an einer Schleimhautentzündung.
Dies Freunden und Bekannten desselben zur Nachricht.
Im Aufträge der tiefbetrübten Hinterbliebenen
A. Toelpe, Bauakademiker.
83
Bekanntmachung;.
Zur diätarischen Wahrnehmung der Geschäfte des 2. städti-
schen Baumeisters hierselbst wird sofort ein Baubeamter gegen
2 Thlr. Diäten gesucht. Bewerber wollen sich unter Beifügung
der Zeugnisse bei der Unterzeichneten Deputation längstens inner-
halb 3 Wochen melden.
Stettin, den 14. Februar 1868.
Die städtische Bau -Deputation.
Ein junger Mann (Maurer), mit gutem Zeugniss versehen,
der drei Jahre lang bei einem Baumeister in Berlin theils mit
Bureauarbeiten, theils bei Bauausführungen beschäftigt war,
wünscht eine Stellung in der Provinz als Bureaugehülfe oder Ge-
schäftsführer bei einem Maurermeister, oder auch bei einem sonsti-
gen Bauunternehmer als Bauaufseher anzunehmen. Der Antritt
kann sofort erfolgen! Etwaige Offerten wird gebeten, poste res-
tante Peitz, L. H. 64 einzusenden.
Stellegesueli.
Plin junger Architekt aus Süd-Deutschland sucht hier eine Stelle
bei Bau - Ausführungen oder als Zeichner. Derselbe wäre bereit,
in den ersten Monaten als Volontair zu dienen. Gef. Anträge
unter der Chiffre J. Z. 12 befördert die Expedition dies. Zeitung,
woselbst auch Zeugnisse über die praktische und theoretische Aus-
bildung des Obigen vorliegen.
Ein junger Maurermeister, der längere Zeit bei Bauausführun-
gen beschäftigt war, sucht anderweitiges Engagement. Gefällige
Adressen in der Expedition dieser Zeitung sub M. A. 13.
Baugewerkschule zu Holzmindeu a. Weser.
Tüchtige Bauaufseher, Maurer- und Zimmerpolire, Zeichner für
Bau- und Masehinen-Bureaux aus der Zahl der Schüler, welche die
oberen Klassen der Bauhandwerker-, Mühlen- und Maschinenbauer-
Abtheilung der Herzoglichen Baugewerkschule hierselbst absolvirt
haben, können durch den Unterzeichneten zugewiesen werden.
Bei dem bevorstehenden Schluss des Wintersemesters bitte ich die
Anforderungen baldigst einzureichen.
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Berlin, Friedrichsstrasse 225
empfiehlt alle in dieses Fach schlagende Arbeiten. Von dem reich-
haltigen Modell -Lager stehen genaue Zeichnungen und Photogra-
phien stets zu Diensten.
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den
6. März 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Königl.
Bau- Akademie zu Berlin. — Der Einsturz der Kuppelkirclie in Pest.
— Fachwerkträger. — Bauausführungen und Projekte: Kgl.
Sächsische Staatseisenbahn. — Feuilleton: Die öffentlichen Wasch-
häuser in Paris. — Siemens' neue magnet-elektrische Maschine. —
Mittheilungen aus Vereinen: Architekten-Verein zu Berlin. —
Vermischtes: Fabrikation der X- Eisen in Frankreich. — Die Süd-
Thüringischen Eisenbahnen. — Neue Methode der Strassen -Bespren-
gung in London. — Aus der Fachli tteratur: Förster’s allge-
meine Bauzeitung. — Personal-Nachrichten etc. —
Reiscnotizen
gesammelt auf der Studienreise der Konigl. Bau- Akademie zu Berlin, im August 1867, von einem Studirenden und Baumeister Dulk.
Die Studirenden der König]. Bau -Akademie haben
mit Unterstützung des Direktoriums seit einer Reihe von
Jahren Studienreisen gemacht , deren architektonische
Ausbeute in der Regel durch Umdruck -Zeichnungen
einem grösseren Kreise zugänglich gemacht wurde,
während die Ingenieur -Wissenschaften bei diesen Reisen
meist wenig oder gar nicht berücksichtigt worden sind.
Der Grund einer so mangelhaften Ausbeute des ingenieur-
wissenschaftlichen Theiles dieser Reisen mag zum Theil
wohl darin gefunden werden, dass erst in neuerer Zeit
die Ingenieur-Wissenschaften sich eine allgemeinere An-
erkennung ihrer Wichtigkeit errungen und sich schon
fast als ebenbürtig der Kunst des Land- und Schönbaues
an die Seite gestellt haben; zum Theil aber liegt er auch
in der Natur der betreffenden Verhältnisse.
Die Betheiligung an diesen Studienreisen erfolgt vor-
wiegend von Seiten der jüngeren Studirenden der Bau-
Akademie und jener Grundsatz: man solle keine Studien-
reise ohne genügende Vorstudien machen, wie er von der
Polytechnischen Schule in Carlsruhe unumwunden ausge-
sprochen worden ist, kommt hier keineswegs zur vollen
Geltung. Werken des Hochhaus gegenüber, die zunächst
vom ästhetischen Gesichtspunkte aus heurtheilt werden,
dem ein Jeder mehr oder minder sich gewachsen glaubt
und gewachsen ist, mag dies weniger fühlbar in’s Gewicht,
fallen; jedenfalls wird selbst der jüngere Architekt, wenn
er auch noch nicht im Stande ist ein Kunstwerk nach
allen Beziehungen hin zu würdigen, dasselbe doch nicht
ganz ohne Nutzen betrachten und Fapaden, Details etc.
von demselben skizziren können. Wenn dies nun in
dem Gebiete der Konstruktionen schon schwieriger ist,
so dürfte sich der jüngere Studirende des Baufachs Bau-
werken aus dem Bereiche der Ingenieur-Wissenschaften ge-
genüber meist in Verlegenheit befinden, weil er wohl nur
schwer das Wesentliche von dem Unwesentlichen zu
unterscheiden vermag und nur Wenig findet, was so in
die Augen springt, dass es ihm des Skizzirens werth er-
scheinen könnte. Sind es doch meistens Nothwendigkeits-
Bauten, deren Werth sich erst dann ganz schätzen lässt,
wenn man die Verhältnisse kennt, denen ein solcher Bau
seine Entstehung verdankt, und die für seine Form und
seine Konstruktion so durchaus maassgebend gewesen sind.
Eine einfache Skizze wird für sich allein hier niemals
genügen, wie allenfalls bei einer Faijade oder einem Or-
nament, zumal da oft von diesen Bauwerken nur der kleinste
Theil sichtbar ist. Wer aber die für ein Bauwerk be-
stimmend gewesenen Verhältnisse ermitteln, feststellen und
richtig würdigen will, muss sich mit derartigen Verhält-
nissen und Anlagen bekannt und vertraut gemacht haben,
und dazu genügt eine Bekanntschaft mit den „Elementen“
der Ingenieur -Wissenschaften allerdings nicht.
Ferner mag aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch
die Art und Weise wie diese Studienreisen der König-
lichen Bau-Akademie ausgeführt werden, auf die architek-
tonische und ingenieurwissenschaftliche Ausbeute von we-
sentlichem Einflüsse ist. Soll eine solche Reise wirklichen
Nutzen gewähren, so ist dazu nicht nur — wie bereits
erwähnt — eine genügende Vorbildung, sondern auch ein
genügender Zeitraum erforderlich, und Zeit ist gerade das-
jenige, was in der Regel — und namentlich auch bei der
letzten Studienreise — am knappsten bemessen war.
Die grosse und nicht genug mit Dank anzuerkennende
Liberalität des Direktoriums der Bauakademie verschafft
den reisenden Studirenden Erleichterungen und Vortheile,
nach denen so Mancher vergeblich seufzen muss, der auf
eigene Hand reist: Erlass oder wenigstens Ermässigung
der Eisenbahnfahrpreise und in allen Städten, durch welche
die Reise führt, einen freundlichen und entgegen kommen-
den Empfang Seitens der ortsangehörigen Fachgenossen.
Meist bilden sich in diesen Städten Lokalkomites, welche
mit dankenswerthester Mühe und Bereitwilligkeit die Vor-
bereitungen für den Besuch der Reisegesellschaft und dem-
nächst die Führung derselben übernehmen. Aber hier-
durch wird diese auch an Zeit und Stunde unabänderlich
gebunden; es wird die Aufstellung eines bestimmten Reise-
programms für jeden einzelnen Tag zur Nothwendigkeit.
Und es liegt nahe, dass die Lokalkomites in dem sehr
gerechtfertigten Bestreben, ihren reisenden Fachgenossen
keine Sehenswürdigkeit ihrer Stadt entgehen zu lassen,
die wenigen Tage des Aufenthalts daselbst mit äusserster
Ausnutzung der Zeit einzutheilen bemüht, sind. Ein Blick
auf das Spezialprogramm des vergangenen Jahres, aus
dem wir beispielshalber je einen Tag in Hamburg und
Lübeck mittheilen*), wird dies bestätigen.
So wirkt die Fülle des gebotenen Stoffes geradezu er-
drückend. Oft sind für die Besichtigung eines Bauwerkes
nur wenige Minuten vergönnt und wenn dann bei der Be-
sichtigung auf die höchsten Höhen hinauf und in die tiefsten
Tiefen hinabgestiegen wird und weite Wege zurückgelegt
werden müssen, so bleibt kaum Zeit zu flüchtigen Skizzen
und Notizen — von einem eingehenderen Studium kann gar
nicht die Rede sein! Mit Hast geht es von Bauwerk zu Bau-
*) Hamburg, d. 13. August. — 7 U. 30 M. Sammelplatz: Alster-Pavillon; 8 U.
Mühle, Turbine; 8 U. 45 M. Sieldiiker, Ueesendamms-Briioke ; 9 U. 15 M. Schleusen-
Brücke; 9 U. 30 M. durch die leere Börse zur Nicolai-Kirche; 11 U. 45 M. Speicher
von Schulte <k Scheramann ; 12 U. 30 M. Frühstück; 1 U. 30 M. Gallerie der Börse;
2 U. Kunsthalle, Schiller -Standbild, Verbindungsbahn; 4 U. Lombards - Brück# ;
4 U. 30 M. zoologischer Garten; 6 U. Essen und Abend daselbst.
Lübeck, d. 17. August. — 7 U. Besichtigung der Stadt; 7 U. 45 M. Rathhaus
und alte Kanzlei; 8 U. Fredenhagen’sches Zimmer; 8 LJ. 15 M. Schiffer-Gesellschaft ;
8 U. 35 M. Jacobi-Kirche; 8 U. 55 M. Burg; 9 U. 5 M. Burgthorthurra ; 9 U. 20 M.
Heilige Geist-Hospital; 10 LJ. Katharinen-Kirche; 10 LJ. 40 M. Frühstück; 10 LJ. 55 M.
Aegidien-Kirche und St. Annen; 11 U. 15 M. Petrikirche; 11 U. 45 M. Holstenthor;
12 LJ. Fisch-Strasse; 1 LJ. Marienkirche; 2 U. Domkirche; 2 U. 30 M. Mittagessen;
4 U. neue Wasserkunst; 6 U. 30 M. Spaziergang über den Wall bis zur Holsten-
Brücke; Dampfschiffshafen; 7 U. 30 M. gesellige Zusammenkunft.
86
werk, und von Ort zu Ort, und glücklich noch der, der die
empfangenen Eindrücke noch in irgend einer Weise auf dem
Papiere festzuhalten vermag! Wer dies nicht vermag, ist
kaum im Stande sich die Eindrücke selbst nur der ersten
Reisetage frisch im Gedächtniss zu bewahren und diese
später in Ruhe nutzbringend zu verwerthen.
Und dennoch würde es trotzdem möglich sein hierbei ein
einigermassen günstiges Resultat zu erzielen, wenn sich nicht
zu der allmälig eintretenden geistigen Abspannung auch
noch physische Ermattung hinzu gesellte. Denn trotz der
von den ortsangehörigen Fachgenossen mit der liebens-
würdigsten Sorgfalt getroffenen Vorkehrungen für das leib-
liche Wohl ist jeder Tag doch mit Strapazen verbunden,
denen jene leicht die Stirne bieten können, weil sie nach
einem, zweien oder höchstens drei Tagen wieder in das
ruhige Geleis ihrer gewohnten Beschäftigungen zurück-
kehren, denen die Reisenden aber allmälig erliegen, —
weil sie nirgend Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte finden!
So tritt sehr bald eine Erschlaffung und Uebermüdung
ein, deren Folgen sich wohl zunächst darin äussern, dass
sowohl die Lust zum Skizziren und Notiren nachlässt, als
auch überhaupt die Theilnahme an den Besichtigungen
sich verringert. Die Unlust, sich bei drückender Hitze
täglich neuen Strapazen zu unterwerfen, und als Lohn
derselben nur vielleicht eine Anordnung, ein Detail zu
sehen, das man mit geringer Abweichung und geringerer
Mühe nur vielleicht wenige Tage vorher in einer anderen
Stadt gesehen hat, lässt den Einen von diesem, den An-
dern von jenem Bauwerk fern bleiben, so dass sich die
Zahl der Besichtigenden vielfach verändert und vermindert.
Erst die zu den Erholungen bestimmten Ruhepunkte führen
dann zu einer mehr oder minder vollständigen Wieder-
vereinigung der Reise -Theilnelmier und gewinnen dadurch
mehr und mehr an Wichtigkeit und Interesse. Wer mag
es auch dem Einzelnen übel deuten, wenn er die Ruhe
und Erholung, deren er so dringend bedarf, und die doch
der Gesammtheit nicht geboten wird, sich selbst zu ver-
schaffen sucht, und sich in dem Gros entbehrlich und un-
bemerkt glaubt? Das Gros aber besteht aus Einzelnen,
und wenn Jeder nur an sich selbst denkt, so hören auch
bald die äusseren Formen der Zusammengehörigkeit auf,
und mit diesen — die gegenseitige Anregung in dem
Streben nach Belehrung. Damit aber erlischt dann auch
der eigentliche Zweck der Studienreise.
Wenn dann das in den letzten Tagen sehnlich her-
beigewünschte Endziel endlich erreicht ist, — so ist die
Summe der heimgebrachten Schätze nur klein, und blickt
man auf die ganze „glücklich überstandene“ Reise
zurück, so ist das Urtheil darüber zweifellos: als Ver-
gnügungsreise war sie zu strapaziös, als Studienreise aber,
bei der man vor keiner Strapaze zurückschrecken darf,
zu flüchtig! —
Die mehrfachen Versuche, bessere Resultate mit diesen
Studienreisen zu erzielen, haben bisher nur geringen Er-
folg gehabt.
So sind auf Verwendung des Direktoriums der Bau-
Akademie die von mehren Eisenbahn - Direktionen ge-
währten Vortheile zum Theil so weit ausgedehnt worden,
dass der einzelne Reisende sowohl an den, ihn besonders
interessirenden Orten länger verweilen , als auch nach
Beendigung der Reise zum Spezial -Studium dahin zurück-
kehren konnte, ohne die Fahrpreis- Ermässiguugen zu ver-
lieren; indessen ist von diesen Vergünstigungen wohl nur
selten Gebrauch gemacht worden, weil die erste eine
Trennung von der Reisegesellschaft und einen Verzicht
auf die Besichtigung anderer nicht minder interessanter
Bauwerke bedingt, während der zweiten die oben erwähnte,
fast jedem Reisetheilnehmer schliesslich anhaftende Ueber-
müdung in den Weg tritt. Als ferneres Mittel zur Ab-
hilfe hat man wohl auch in der Reise- Gesellschaft eine
Theilung der Arbeit einzuführen versucht, indem die In-
genieure und die Architekten gesondert ihre Skizzen und
Aufnahmen fertigen und späterhin austauschen sollten.
Allein eine solche Trennung der Fächer ist ja bis jetzt
noch nicht allgemein durchgeführt und hat sich daher
auch in der Reisegesellschaft nicht durchführen lassen.
Das einfachste Mittel ist jedenfalls: die Aufstellung
eines weniger umfangreichen Programmes.
Um hierbei allen Anforderungen gerecht zu werden,
dürfte sich das bei Gelegenheit der letzten Studienreise
von den Fachgenossen in Lübeck gewählte Verfahren em-
pfehlen. Der erste Tag des dortigen Aufenthaltes war
lediglich zur Orientirung, der zweite zum Spezial-Studium
bestimmt; am ersten Tage wurden die Reise-Theilnehmer
— allerdings wieder in ziemlicher Hast — mit allen
sehenswürdigen Bauwerken flüchtig bekannt gemacht,
gewannen aber dadurch eine Uebersicht über das vorhan-
dene Material und konnten eine Auswahl derjenigen
Bauwerke treffen, die ihr Interesse vorzugsweise erregt
hatten und zu deren genaueren Besichtigung, unter der
Leitung bewährter ortsangehöriger Führer, dann der fol-
gende Tag Gelegenheit bot. Wird ein solches Verfahren
allgemeiner, und namentlich in denjenigen Städten ange-
wendet, in denen Architekten und Ingenieure nahezu gleiche
Ausbeute finden, so kann bei dann noch eintretender
Theilung der Arbeit wohl mit Recht ein günstiges Resul-
tat erwartet werden. Dabei würde sich ein anderer, eben-
falls kaum hoch genug anzuschlagender Vortheil noch
von selbst ergeben; denn da mit solchen Spezial -Studien
wohl nur in seltenen Fällen so anstrengende körperliche
Strapazen verbunden sind wie mit der massenhaften und
eiligen Besichtigung verschiedenartiger Bauwerke, so wirkt
jeder einem solchen Spezial- Studium gewidmete Tag wie
ein Ruhetag, und giebt dem angestrengten Körper seine
Kräfte, dem ermattenden Geiste seine ursprüngliche Frische
und Fassungskraft wieder. Die Einschaltung solcher dem
Spezial - Studium gewidmeter Ruhetage — etwa jeder dritte
Tag — möge also zur Aufstellung künftiger Reisepro-
gramme empfohlen sein !
Da sich die letzte Studienreise eines solchen tief
durchgreifenden Vortheiles noch nicht zu erfreuen hatte,
so möge es freundlichst entschuldigt werden , wenn sich
in den folgenden Notizen ingenieur -wissenschaftlichen
Inhalts hier und da Ungenauigkeiten finden sollten , die
eben in der Art und Weise des Sammelns ihren Grund
und Ursprung haben, und deren Berichtigung durch die
ortsangehörigen Fachgenossen mit grossem Dank aufge-
nommen werde würde.
(Fortsetzung folgt.)
Der Einsturz der Kuppelkirclie in Pest.
(Nach einem Vortrage des Herrn Architekt Hauczmann im Architektenvereine
zu Berlin.)
Der Bau der Kirche, welche für die katholische Ge-
meinde zu Pest errichtet wurde, ist nach einem Projekte des
Architekten Ilild von demselben im Jahre 1855 begonnen
worden. Nach dem Tode Hild’s (April 1867) wurde
der Architekt Ybl mit der Leitung des Baues betraut;
dieser liess zunächst den schon angefangenen Tambour bis
zu den Widerlagern der Kuppel ausführen, dagegen die
Kuppel selbst noch nicht beginnen, da er dem Ministerio
ein anderes Projekt dazu unterbreitet hatte, welches noch
der Bestätigung harrte.
Im Monat Oktober zeigten sich an dem Pfeiler a,
12 Fuss über dem Boden, Risse,
welche nach einem bedeutenden
Sturme noch grösser wurden. Der
*) Architekt, dem die Sache natürlich
bedenklich erschien, ersuchte all-
sogleich um Niedersetzung einer
Kommission, welche zwar konsta-
tirte, dass das zur Verwendung
gekommene Bruchsteinmaterial be-
») Die Figur ist keine Maasskizze, sondern nur ein nach dem
Gedächtnisse wiedergegebenes Bild der Grundrissanlage. Die V eite
der Kuppel konnte vom Vortragenden nicht mit Sicherheit ange-
geben werden, nach seiner Schätzung: sollte dies Maass 4G' betragen;
von anderer Seite wurde dasselbe höher geschätzt. Auch über
die Konstruktion der Pfeiler konnte eine ganz sichere Auskunft
vom Vortragenden nicht gegeben werden; nach seiner Meinung
bestanden dieselben aus einem im Material dreifach verschiedenen
Mantel: der innere Kern Sandsteinbrochstein, dann eine Limuaue-
rung von Backsteinen, schliesslich eine äussere Lmhüllung von V erk-
stücken.
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3
deutend schlechter sei, als das kontraktlich bedungene, und
dass schon vor 3 Jahren bedeutende Ausbesserungen an
der 18" starken Ziegelverkleidung vorgenommen wurden —
nichts destoweniger aber der Ansicht war, dass keine Ge-
fahr vorhanden sei und man nur ruhig abwarten und das
Bauwerk sich setzen lassen' möge.
Ybl aber liess mittlerweile eine genaue Rechnung
anstellen, welche ergab, dass die Pfeiler aus dem ver-
wendeten Materiale nicht mehr im Stande wären, die stei-
nerne Kuppel mit der eisernen Schutzkuppel, im Gewichte
von 50000 Ztr., aufzunehmen.
Unterdessen erweiterten sich die Risse; im Dezember
reichten sie schon bis zu dem Gurtbogen. Der Architekt
drang auf eine abermalige Berufung der Kommission,
welche zwar noch immer an einen Einsturz nicht glauben
wollte, aber zur Beruhigung der aufgeregten Gemiither
doch beschloss, Vorsichtsmaassregeln zu treffen. Man wollte
Anfangs die Oeffnungen zwischen den Pfeilern ausmauern,
ging jedoch wegen der grossen Menge der hierzu erfor-
derlichen Ziegel von dieser Idee ab und beschloss, die
Bögen mit Holz zu unterrüsten. Die Arbeiten sollten am
22. Januar 1868 beginnen. Diesen Tag jedoch gegen
12 Uhr nahm der Pfeiler eine so bedenkliche Gestalt an,
dass die Arbeiten augenblicklich eingestellt wurden und
der Architekt zum Minister eilte, um ihm den Einsturz
als sehr nahe bevorstehend anzukündigen. In aller Eile
wurde noch eine Kommission berufen; doch kam dieselbe
gerade recht, um auf den Trümmern des Bauwerks die
Katastrophe konstatiren zu können. — Der Tambour
stürzte ein, und die herabstürzende Last im Gewichte von
230000 Zentnern beschädigte noch viele andere Theile
und zertrümmerte die Krypta. — Gegenwärtig sind ge-
nauere Untersuchungen noch im Gange, die die Ursachen
des Einsturzes wohl noch weiter aufklären werden.
Fachwerkträger.
Von H e i n r . H iih n .
Bei der Berechnung von Trägerkonstruktionen werden
aus den gegebenen Belastungen zunächst die Reaktionen an
den Auflagern bestimmt. Das hierbei inne zu haltende Ver-
fahren ist für die verschiedenen Systeme, die man zur Ueber-
brückung einer Oeffnung wählen kann, ein anderes. Bei
Balken , die nur an den beiden Endpunkten unterstützt sind,
(sog. freiaufliegenden Trägern) ergeben sich die Auflagerre-
aktionen einfach mit Hülfe des Hebelgesetzes.
Belastung und Reaktion am Auflager nennt man die
äussern Kräfte. Sind diese bekannt, so bestimmt man die
innern Kräfte, indem man sich die zu untersuchende Kon-
struktion durch einen Schnitt in zwei Fragmente zerlegt
denkt. Damit jedes einzelne Fragment für sich im Gleichge-
wicht sei, müssen die an ihm thätigen Kräfte (innere und
Die üffcntlichcu Waschhäuser in Ibiris.
Aus einer grossem Zusammenstellung der öffentlichen
Anstalten von Paris im „Civil -Engineer and Architects
Journal“ entnehmen wir folgende Angaben über die Wasch-
häuser.
Im Jahre 1849 trat auf Befehl des Präsidenten der
Republik unter Vorsitz des Handels-Ministers Mr. Dumas
eine Kommission zusammen, um alle die Errichtung öffent-
licher Waschhäuser betreffenden Fragen zu erörtern. Das
von dieser Kommission berathene Gesetz vom 1. Juni 1850
rief eine Menge von Privat-Wasch- Anstalten hervor, die
unter städtischer Kontrole stehend, von überaus wohlthä-
tigem Einfluss auf die arbeitenden Klassen sind. Im Jahre
1853 liess der Kaiser Napoleon auf seine Kosten ein
grosses Wasch- und Badehaus errichten, welches zugleich
eine Musteranstalt für Paris abgeben sollte.
In einem 1858 durch Herrn Hurabert erstatteten
Bericht werden alle über Waschhäuser bekannt geworde-
nen Nachrichten zusammengefasst und folgende Regeln
daraus hergeleitet:
1. Die Verwendung von Laugen mit freiem Alkali
ist schädlich. Kohlensaures Natron ist nur in sehr ver-
dünnter Lösung zulässig.
äussere) den Gleichgewichtsbedingungen genügen. Hiernach
muss:
1. die Summe der Horizontalkräfte,
2. die Summe der Vertikalkräfte,
3. die Summe der Momente
gleich Null sein. Aus diesen Bedingungen ergeben sich,
wenn man die Axe der x horizontal, die der y vertikal an-
nimmt, die Gleichungen:
2 X + £ = 0
21 Y + 93 = 0
2 X y + 90? = 0.
In diesen Gleichungen sind 2 X, 2 V, 2Xy die in dem
betrachteten Schnitt thätigen innern Kräfte (Summe der Ho-
rizontal-, Summe der Vertikalkomposanten und Summe der
Momente bezogen auf einen in der Schnittebene liegenden
Punkt als Drehpunkt), <§, 93 und SOI die entsprechenden
Werthe der äussern Kräfte. Bei Balkenbrücken wird Jp ge-
meiniglich gleich Null, und daher verwandeln sich erstere
Gleichungen in :
2 X.= 0; 2V+1 B=0; 2Xy + W = 0.
Die Balkenbrücken zerfallen in zwei Kategorien, in
solche mit vollen Wandungen (homogene und Blechwand-
träger) und solche, bei denen die Wandung gegliedert ist
(Gitter- oder Fachwerkträger). Bei ersteren treten im Innern
Kräfte nach allen Richtungen hin auf und ändern sich stetig,
bei letzteren fallen die Kräfte mit den Richtungen der ein-
zelnen Konstruktionstheile zusammen und ändern sich in
deren Schnittpunkten, den sog. Knotenpunkten, sprungweise.
Bei Balkenbrücken mit gegliederten Wandungen, die im
Folgenden einer genaueren Untersuchung unterzogen werden
sollen , ist die Anwendung obiger Gleichungen zur Bestim-
mung der innern Kräfte eine sehr einfache. Trifft nämlich
der gelegte Schnitt wie
bei Fig. 1. nur drei
Konstruktionstheile, und
bezeichnet man die Span-
nungen in diesen mit T,
N und S, ferner mit t,
v und a die Winkel, die
sie mit der Horizontalen
bilden (selbstverständ-
lich in gleicher Dre-
hungsrichtung gemessen)
endlich mit t und n die
Abstände von dem in S
angenommenen Dreh-
punkt, so ergiebt sich:
T cos z -\- N cos v -f- S cos a — 0
T sin r -f- N sin v-)-Äsin<7-)-® = 0
T t -j- N 11 + SK = 0.
Diese drei Gleichungen enthalten, da 901 und 93 als be-
kannt vorauszusetzen und ebenso t, v , <r, n und t gegeben
sind, nur drei Unbekannte : T, N und S, deren Auffindung
demnach jederzeit möglich ist. Bei einem Träger nun, der
2. Das Waschen im Grossen, statt in einzelnen klei-
nen Gefässen, sowie das Erhitzen des Wassers durch
Dampf ist vortheilhaft.
3. Durch billigeres Ablassen des Wassers an die An-
stalt ist das Spülen der Wäsche möglichst vollkommen
auszuführen.
4. Durch Benutzung von Wringemaschinen, Pressen
und Trockenstuben mit heisser Luft muss es dem Publi-
kum möglich gemacht werden, das Leinenzeug nach der
Wäsche fertig getrocknet mitnehmen zu können.
Eine andere Musteranstalt ist die in der Rue Amelot,
gegründet 1851 von M. Bouvattier. Die Wäsche wird
daselbst eingeweicht und gespült in dem Ducoudan-Appa-
rat, der eine bedeutende Zeitersparniss herbeiführt. Auch
die Zentrifugaltrockenmaschine wird vielfach angewendet.
Ein mechanisches Verfahren, erfunden durch Mr.
Lejeune, ist jetzt in der Rue Popincourt 73 eingefiibrt.
Nach demselben wird das Leinen sechs Operationen un-
terworfen, nämlich: 1. Einweichen in reinem kalten Was-
ser, 2. desgl. in lauwarmer Lauge, 3. Auskochen in
schwach mit Soda versetztem Wasser, 4. Waschen mit
Seife in lauwarmem Wasser, 5. desgleichen, 6. Abspülen
in dreimal erneuertem Wasser.
Die Dauer jeder Operation hängt von dem Zustand
des Leinenzeugs ab und beträgt in der Regel eine halbe,
höchstens eine Stunde bei der schmutzigsten Wäsche, so
88
aus einem System von Dreiecken besteht, ist bei rationeller
Anordnung fiir jedes Glied ein Schnitt möglich, der ausser
diesem nur noch zwei Konstruktionstheile trifft, und ist man
so in den Stand gesetzt, für alle Theile des Trägers die ent-
sprechenden Spannungszahlen zu bestimmen.
Bei Trägern mit sich kreuzenden Diagonalen ist es
nicht mehr möglich, Schnitte durch die einzelnen Konstruk-
tionstheile zu legen, die nur drei Glieder treffen, und werden
daher die mit Hülfe der Gleichgewichtsbedingungen aufge-
stellten Gleichungen auch mehr als drei Unbekannte enthalten.
Zur Bestimmung dieser reichen die vorigen drei Gleichungen
nicht mehr aus. Um sich hier zu helfen, lässt man Träger
mit gekreuzten Diagonalen in der Weise entstehen, dass man
sich zwei oder mehre Träger des Dreiecksystems auf einander
gelegt denkt. Die Spannungszahlen in dem zu untersuchenden
Träger ergeben sich dabei gleich der algebraischen Summe
der in den auf einander fallenden Konstruktionstheilen auftre-
tenden Spannungen.
Bei diesem Verfahren kann man für die nämliche Trä-
gerform die verschiedensten Resultate erhalten , jenaehdem
man die Systeme einfacher Dreiecksordnung, aus denen inan
den Träger zusammengesetzt denkt, gleich oder ungleich be-
lastet annimmt. Wie weit die Willkür dabei reicht, und
welche Beziehungen zwischen den innern und äussern Kräften
stattfinden müssen, geht nicht daraus hervor.
Ich weiche daher im Folgenden von dieser Methode ab
und gehe direkt vom festen Viereck aus, mit dem man es
in Wirklichkeit auch zu thun hat. Da für das Viereck die
Gesetze der Statik so gut Geltung haben müssen, wie für das
Dreieck , so ist nicht ersichtlich , warum man auf dieses zu-
rückgreifen soll. Ein anderer Grund ist noch die Unhand-
lichkeit des oben angedeuteten Verfahrens, besonders da, wo
es sich um Berechnung von Trägern mit gekrümmten Gur-
tungen handelt; ich verweise auf die vielen schwerfälligen
Abhandlungen über Träger nach Pauly’schem System. Aber
auch hier ist wenigstens noch eine Lösung möglich, sobald
die Trägerform bekannt ist; handelt es sich aber um Auffin-
dung neuer Trägerformen, so wird jenes Verfahren vollends
illusorisch.
Als einen Grund für meine Behauptung will ich an-
führen, dass es dem Hrn. Keiser in einer Abhandlung über
die Mainzer Brücke (Zeitschrift deutscher Ingenieure, Jahr-
gang VIII) wohl gelingt, Träger mit konstanter Gurtungs-
spannung bei voller, nicht aber bei gegliederter Wandung
nachzuweisen.
Vom Viereck, wo es erforderlich, aufs Dreieck zurück-
zukommen, wird ohne Schwierigkeit sein, da man nur ent-
weder eine Seite oder die Spannung in einem Konstruktions-
theile gleich 0 zu setzen hat.
Allgemeine Theorie.
Fachwerkträger werden durch eine Reihe fester Vierecke
gebildet. Vier Punkte können durch 6 Linien gegen ein-
ander festgelegt werden (4 Seiten und 2 Diagonalen); es ge-
nügen jedoch auch 5 Linien (3 Seiten und 2 Diagonalen oder
4 Seiten und 1 Diagonale). Die Eckpunkte solcher Vierecke
dass das Waschen in sechs Stunden beendigt ist. Das
Leinen wird beim Empfang gewogen und klassifizirt.
Darauf wird es in Säcke von losem Stoff gethan und
diese kommen in den „Wäscher.“ Der ganze Prozess
geschieht ohne das Leinen mit der Hand zu berühren.
Zuletzt kommt es in die Zentrifugalmaschine und wird
nicht eher aus den Säcken, in die es sechs Stunden zuvor
schmutzig hineingethan wurde, herausgenommen , als bis
es zum Plätten abgeliefert werden soll.
Mit Hülfe dieser Maschinen können acht Personen
1000 Kilogramm Wäschein einem Tage reinigen. Der grösste
Theil der Handarbeit ist beseitigt und das Leinen ist nicht
mehr den zerstörenden Operationen des Schlagens, Rei-
bens und Windens ausgesetzt. Ebenso fallen die schäd-
lichen Einflüsse auf die Gesundheit der Waschfrauen fort.
Aus diesen Gründen glaubt die Kommission, nachdem sie
den Prozess Lejeune einer eingehenden Prüfung unter-
worfen, denselben empfehlen zu können.
An und für sich sind öffentliche Waschhäuser von
zahlreichen Uebelständen begleitet, namentlich wenn sie
von den Nachbargebäuden nicht gehörig isolirt sind. Es
ist in solchen Anstalten beständig ein feuchter Dunst,
welcher alle anstossenden Gebäude durchdringt und die-
selben ganz unbewohnbar macht. In Folge der berech-
tigten Klagen der Nachbarn sind mehre Besitzer von
öffentlichen Waschhäusern gezwungen worden, dieselben
heissen Knotenpunkte. Der Durchkreuzungspunkt der Diago-
nalen ist nicht als Knotenpunkt anzusehen, da dieselben als
ungehindert an einander vorbeigehend gedacht werden. Die
Vierecke werden bei einem Fachwerkträger derart an ein-
ander gereiht, dass zwei aufeinanderfolgende derselben je
2 Knotenpunkte mit einander gemeinschaftlich haben. Die
Anordnung ist im Allgemeinen so zu treffen, dass die Ver-
bindungslinien dieser gemeinschaftlichen Punkte senkrecht zur
Brückenbahn , bei Balkenbrücken also vertikal und parallel
stehen. In diesen vertikalen Stosslinien ist die äussere Be-
lastung anzubringen, und wird in ihnen auch das Eigenge-
wicht vereinigt gedacht. (Fig. 2.)
Figur 2.
y o und y die Längen der
Vertikalen GJ und HK,
b y und d y die Differenzen
zwischen den Abständen
der obern resp. untern
Knotenpunkte von einer
Horizontalen, so dass:
b y + 3y = Ay = y — y0,
b der Horizontalabstand G J
von H K,
Xo und x die Abstände der
Vertikalen GJ und HK
vom Koordinaten -Anfang
(dem links gelegenen Auf-
lager), also
b = J x = x — To,
t, S, n, O die Längen der einzelnen Konstruktionstheile,
r, o, v, o die Winkel derselben mit der Horizontalen, in
gleicher Drehungsrichtung gemessen.
Seien ferner von den als bekannt vorauszusetzenden änsseren
Kräften:
ÜH und 9D?o die in den Vertikalschnitten HK und G J auf-
tretenden Angriffsmomente,
93 die Vertikalkraft (da Belastungen nur in den Vertikalen
auftreten, so ist 93 für die Feldbreite konstant),
die Horizontalkraft (ist für Balkenbrücken gleich 0).
Dann von den gesuchten inneren Kräften:
7’, S , N, 0 die Spannungen in den Gurtungen und Dia-
gonalen,
P und Po die Spannungen in den Vertikalen.
Zur Bestimmung der inneren Kräfte aus den bekannten
zu schliessen. Die Isolirung zwischen den anstossenden
Gebäuden muss mindestens 4 Zoll betragen und sollen die
Aussenflächen mit Zement geputzt werden. Im Speziellen
muss vorgeschrieben werden :
1. Der Schornstein muss einen Meter über das Dach
des Nebenhauses hinausreichen.
2. Der Boden ist mit Asphalt zu belegen und mit
einem Gefälle für den Ablauf des Wassers zu versehen.
3. Das Wasser muss durch ein Rohr in den nächsten
Abzugskanal geleitet werden.
4. Die Ventilation muss durch bewegliche Klappen
an den von den Nachbargrundstücken am meisten ent-
fernten Seiten geschehen.
5. Ueber den Wasehgefässen sind mit dem Schorn-
stein in Verbindung stehende Dunstfänge anzubringen.
G. Es dürfen über den Waschräumen keine Wohnun-
gen liegen.
Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden können,
so ist die Genehmigung zur Errichtung einer Waschan-
stalt zu versagen. A. M.
Siemens’ neue magnet- elektrische Maschine.
Nicht leicht hat eine Entdeckung ein so lebhaftes Interesse
in der gelehrten und industriellen \\ eit erregt als die, welche
W. Siemens jüngst auf dem elektrischen Gebiete gemacht
89
äusseren dienen die Gleichgewichtsbedingungen, nach welchen
für einen beliebig gedachten Schnitt
1. die Summe der Momente,
2. die Summe der Vertikalkräfte,
3. die Summe der Horizontalkräfte
gleich 0 sein muss.
Aus der ersten Bedingung ergiebt sich für einen Schnitt
nach HK, wenn man K als Drehpunkt ansieht:
y T cos t -]— y TV cos v -)- 5W = 0 (1)
für H als Drehpunkt:
— y S cos a — y 0 cos o -j- =0 (II)
für einen Schnitt nach G J, J als Drehpunkt :
y0 T cos t -\- yB ö cos o + Ä = 0 (UI)
für G als Drehpunkt:
— y„ S cos a — y0 N cos v -f- 3J?0 = 0. (IV)
Aus der zweiten Bedingung, dass die Summe der Verti-
kalkräfte gleich 0 sein muss, folgt :
T sin r -)- N sin v S sin a -|- 0 sin o -f- 93 = 0,
und da
SW — Wo
^~dx~ b ’’
lässt sich schreiben:
T sin t -f~ TV sin v -f- S sin a -j- 0 sin o -j- ^ ^ ^<0 = 0, (V)
und schliesslich aus der dritten Bedingung, dass die Summe
der Horizontalkräfte = 0 sein muss :
Eliminirt man aus den Gleichungen I, II und III drei der
Werthe S, T, N, 0 und setzt diese Werthe in die Gleichun-
gen IV, V und VI ein, so ergeben letztere alle 0 — 0, ein
Zeichen, dass das, was in ihnen ausgedrückt, bereits in den
Gleichungen I, II und III enthalten ist, und kann man daher
die Gleichungen IV, V, VI fallen lassen. Zur Bestimmung
der inneren Kräfte bleiben daher nur die drei Gleichungen,
I, II, III bestehen.
(Es war vorauszusehen, dass die drei Gleichgewichtsbedin-
gungen auch nur drei von einander unabhängige Gleichungen
ergeben würden; doch wurde der Weg, mit Hülfe der ersten
Gleichgewichtsbedingung, Summe der Momente = 0, vier Glei-
chungen aufzustellen, eingeschlagen, um möglichst schnell obige
einfachen Resultate I, II, III zu erhalten.)
Mit Rücksicht auf Fig. 3 ergiebt sich:
COS T = —
b
COS V = ,
n
b
cos o = ■ — . cos o = — ;
s ’ o
diese Werthe in I, II und III eingesetzt, folgt:
V Tbt + y + W = 0,
— y S y 0 — + 5H = 0,
yo r - -j- yQ 0 — -f- ÜJ?0 = 0.
T cos r -)- N cos v -{- S cos a -f- 0 cos o — 0. (VI)
Durch Division mit y b, beziehlich y0 b, ergiebt sich schliesslich :
Figur 4.
an
* ) Sei A B
(Fig. 4) ein Frag-
ment. einer belie-
bigen Trägerkon-
struktion,
P, 0 und ®iA
die Reaktionen
am Auflager,
Pi und Qi
die angreifenden
Kräfte,
p und q ihre
Abstände vom
Koordinaten - An-
fang A,
ü», $, 33, Ot
die an einem Schnitt im Abstande x und y von A auftretenden
Kräfte, so ist:
ü« = P x - Pi (x - p) - Q y - Qi (y - q) -f m.
_ p)dx _ dy
d s ' ds v ' 1 ds
== Qj -\~ Qi
33 — P — Pi
91 = 33 cos a — sin a,
d x (ly
und da cos a — , , sin a = so wird
ds ds
(I)
T TV
, + „ + »*=* m
_s_o+®=0, «
s o y b
T + ° + ^ = O. (3)
t o y„ b
Diese drei Gleichungen sind die Schlüssel zur Berechnung
und Bestimmung aller Fachwerkträger, sie mögen heissen oder
aussehen wie sie wollen. Aus denselben ist zunächst ersicht-
lich, dass bei gegebener Lage der Punkte ( GHJK ), für wel-
chen Fall auch t, n, S, O, y, y0, b bekannt, die Gleichungen
immerhin noch vier Unbekannte T, S, N, 0 enthalten. Die
Bestimmung einer dieser Grössen ist demnach unter allen
Umständen willkürlich (man kann dieselbe gleich 0 setzen,
9t = (P — PQ
Aus I und II folgt,
d x
d s
dm
d s
(Q + Ql)
= 9t.
dy
d s '
(II)
(III)
= 33.
Für Balkenbrücken wird d S — d X, 9t = 33, also
dm
d x
(Letztere Relation ist bereits von Herrn Schwedler in Erbkam’s
Zeitschrift für Bauwesen, Jahrg. 51 nachgewiesen.)
(IV)
hat, nämlich elektrische Schläge ohne permanente Magnete,
gleichsam durch mechanische Kraft hervorzubringen. Die
Ostseeztg. berichtet darüber wie folgt:
Der sehr einfache Apparat besteht aus einer eisernen,
längshin mit Kupferdraht überzogenen, etwas magnetisirten
Stange, die mit zwei in ihrer Mitte befindlichen Zapfen in
einem Bogen ruht, der ebenfalls aus zwei Barren weichen
Eisens besteht. Je rascher dieser Apparat in Rotation ver-
setzt wird, um so stärkere elektrische Ströme 'treten auf. Die
Schwächung des elektrischen Stromes durch die unvermeidlich
entstehenden Gegenströme ist der Grund, warum elektromag-
netische Kraftmaschinen nicht mit Erfolg bis jetzt in der
Praxis verwendet werden konnten. Bei der Siemens’schen
Maschine wird dagegen der elektrische Strom durch die Ge-
genströme verstärkt, und da diese Verstärkung des Stromes
auch eine Verstärkung des Elektromagnets und mithin auch
(>ine Verstärkung des folgenden induzirten Stromes hervor-
bringt, so kann man binnen kurzer Zeit so starke Ströme er-
zeugen, dass die Umwindungsdrähte der Elektromagnete bis
zu einer Jemperatur erwärmt werden, bei welcher die Um-
spannung der Drähte verkohlt. Da sich mit der Schnellig-
keit der Drehung die Stärke des elektrischen Stromes in einem
ausserordentlichen Maasse steigert, so kann man in der That,
wie es nicht allein die Engländer, sondern auch unsere Ge-
lehrten thun, der Vorstellung Raum geben, dass hier mecha-
nische Kraft in elektrische verwandelt werde. Dasselbe ist
indessen auch bei der gewöhnlichen Elektrisir- wie bei den
Rotationsmaschinen der Fall; mit der vermehrten Arbeit steigt
auch hier die Produktion der Elektrizität, ohne dass man hier
an eine Umwandlung der Kräfte gedacht hat.
Dagegen lässt sich nicht leugnen, dass die Entdeckung
von Siemens in praktischer Hinsicht von einer sehr bedeuten-
den Tragweite ist. Der Technik sind hiermit die Mittel ge-
geben, elektrische Ströme von unbegrenzter [Stärke auf eine
billige und bequeme Weise überall da zu erzeugen, wo Ar-
beitskraft disponibel ist. Die Naturkräfte der Industrie immer
mehr dienstbar zu machen, ist ja eine Hauptaufgabe der Ge-
genwart, daher ist vorauszusehen, dass diese Entdeckung auf
mehren Gebieten der Technik von wesentlicher Bedeutung
werden wird. —
Schon jetzt trägt man sich mit den ausschweifendsten
Plänen; so soll Siemens bereits den Auftrag erhalten haben,
die entfernter vom Lande liegenden Leucht-Signalapparate,
welche rings um die Schottische Küste die gefährlichsten
Stellen bezeichnen, mit elektrischem Licht, das ihnen mittelst
eines im Meere versenkten Kabels vom Lande aus zugeführt
werden soll, zu speisen. Auch bei dem Leuchtthurm auf Cap
Grisnez soll die Maschine zur Verwendung kommen. Man
glaubt, das Licht werde nicht allein den ganzen Kanal, son-
dern noch ein gutes Stück der jenseitigen Küste überstrahlen.
Auch wird dieselbe bereits zum galvanischen Niederschlagen
der Metalle benutzt. Man trägt sich sogar mit dem Gedan-
ken, dass es mit dieser Maschine möglich sein werde, Wasser
in so grossartigem Maasstabe zu zersetzen, dass das hierbei
anftretende Ozon zum Betriebe grosser Bleichanstalten aus-
reichen werde.
Dass auf diese Weise Wirkungen hervorgebracht werden
90
Figur 5.
Q
gleich einer andern Kraft etc.), d. h. ehe an die Bestimmung
der Spannungen gegangen werden kann, ist den Gleichungen
1 — 3 noch eine beliebige Bedingungsgleichung beizufügen.
Ist die Lage der Punkte noch unbestimmt, so enthalten
die Gleichungen 1 — 3 noch mehr als vier Unbekannte, und
sind daher nach Verhältnis Bedingungsgleiehungen beizufügen.
Die Wahl dieser Gleichungen wird die Trägerform bestimmen.
Sind die
Spannungen
in den Dia-
gonalen und
Gurtungen
festgestellt,
sobleibtnoch
die Bestim-
mung der in
der Vertika-
len auftreten-
denSpannung
P. Denktman
sichauseinem
zu untersu-
chenden Trä-
ger einen
oberen Kno-
tenpunkt // mit den an demselben auftretenden Kräften (Fig. 5)
herausgeschnitten, so muss, damit Gleichgewicht vorhanden:
P sin 270° -j- T sin r -)- jVsin v -)- 0\ sin o, -j-
Ti sin t, -f Q sin 270° = 0.
Die Bedeutung der einzelnen Buchstaben ist aus der Skizze
ersichtlich. Mit Q ist die Summe der in // auftretenden
äusseren Kräfte (mobile Last und Eigengewicht) bezeichnet.
Es ist
sin Tj =
& y
t
& Vi
t\
sin v — —
; sin Oi —
y« + Qy
n
Vi — 0 yi
Ol
Setzt man diese Werthe in obige Gleichung ein, so folgt:
+ Ttl + Nn- + />n _ Tl
t n
0 Vi
ti
P +
(i+l
und für
Gleichungen
P =
+
üy + N
N
N)
n '
* -ß +
n v/j '
(Ti OA
W, r oj
+ Oi
0l)
o,J
Vi
Oyi
Oi
+ 0 = 0.
o yi -\- Oi ^ 0 — o.
Oi
die Werthe mit Hülfe der
1 und 3 eingesetzt:
5T (O ff
ff *
'9 tfi )-&- ~ — Oi 'a - O (4)
Tritt die Belastung nicht im oberen, sondern im unteren
Knotenpunkte auf, so ist in dieser Gleichung Q = 0 zu setzen,
und es ergiebt sich:
'■ = -jl <* »-*»■>- * ti - °
Ehe wir damit beginnen können, die Anwendung der
U *
Gleichungen 1 — 4 an einzelnen Trägerformen zu zeigen, müs-
sen noch die Regeln zur Bestimmung der äusseren Kräfte (Auf-
lagerreaktionen, Vertikalkräfte und Angriffsmomente) aus den
gegebenen Belastungen kurz zusammengefasst werden.
(Fortsetzung folgt.)
Bauausführungen und Projekte.
Königl. Sächsische Staatseisenbahnen. — Beim
Bau der Königl. Sächsischen Staatseisenbahnen wurde am 26. Fe-
bruar a. c. ein Versuch mit einer Minensprengung gemacht,
der als ausserordentlich geglückt zu bezeichnen ist. Die im
Bau begriffene Eisenbahn von Wiesa (Station der Chemnitz-
Annaberger Staatseisenbahn) nach Frankenberg und Haynichen
zieht sich auf eine Länge von circa ’/* Meile im Zschopauthale
entlang hart an den das rechte Flussufer bildenden Felsen
hin, wobei sehr bedeutende Erdarbeiten erforderlich werden,
obgleich die Bahn nur eingeleisig angelegt ist.
Der berühmte Felsen „Harrassprung“ unweit des präch-
tig gelegenen Schlosses Lichtenwalde, wo der von Körner ge-
feierten Sage nach, Ritter Harras 1499 seinen Verfolgern
sich durch einen Sprung*) vom Felsen nach der 106' tiefer
gelegenen Zschopau entzogen haben soll, wird durch einen
280' langen Tunnel durchbrochen ; der darauf folgende sogenannte
kleine Haustein soll bis zu ca. 70' Höhe mittelst offenen Ein-
schnittes durchsetzt werden. Die beiderseits vorhandenen
Kunstbauten verhinderten den Angriff dieses Punktes bis Ende
vorigen Jahres und galt es nun die Erwägung, wie die sehr
steile Felsenkuppe angegriffen werden sollte, damit möglichst
bald ein Hülfsgeleis für Transport der Felsenmassen ange-
legt werden konnte.
Zu diesem Zwecke nun wurde von der, dem obenerwähn-
ten Tunnel durch den Harrasstein zu gelegenen Seite, aller-
dings gegen die Schichtung des äusserlich nicht allzufesten
Gneisses, ein ca. 3' weiter, 6' hoher und 70' langer Stollen
getrieben, der bis etwa unter den höchsten (ca. 70' über
Plauie gelegenen) Punkt der Felsenkuppe, etwa in die Mitte
des 150' langen Einschnittes reichte und hier zu einer Kam-
mer von 7' im Quadrat und ca. 6' Höhe erweitert wurde.
In diese Kammer wurde ein Kasten von ca. 70 kub.' Inhalt
gesetzt, allseitig mit Sand fest verrammt und mit 22 Zentner
Hochdruckpulver sowie noch 2 Zentner gewöhnlichem unge-
glätteten Sprengpulver, gemischt mit 5 Scheffel getrockneten
Sägespänen, geladen. Vor die Kammer wurde 12' stark eine
Sandschicht festgerammt, hinter diese 30' stark eine trockene
Mauer von Bruchsteinen dicht eingesetzt, der übrige Theil
des Stollens aber frei gelassen. Die Zündung erfolgte am
obenerwähnten Tage Mittags 1 Uhr in Gegenwart einer grossen
Anzahl von Ingenieuren, Sachverständigen und Fremden mittelst
dreier neben einander gelegten Torgauer Wasserzünder, von
*) Durch die so prosaischen Vorarbeiten für die Eisenbahn an
dieser Stelle ist die Wahrscheinlichkeit dieser Sage sehr in
Zweifel gestellt, da der Anlauf des Felsens sieh zu bedeutend her-
ausgestellt, als dass es glaublich wäre, dass ein Pferd, ohne am
Felsen aufzuscblagen, von oben in den Strom setzen könnte.
können, wie man sie bis dahin noch nie gesehen, hat die Ma-
schine, welche der Mechanikus Wild in Birmingham konstruirt
hat, bewiesen. Er hat nämlich das Prinzip von Siemens
bei den elektrischen Maschinen zur Anwendung gebracht und
dadurch eine wesentliche Besserung erzielt. Diese Maschine
wiegt, einschliesslich 20 Zentner Kupferdraht, 90 Zentner und
erfordert zur Inganghaltung eine Dampfmaschine von 8 Pferde-
kräften. Eine solche Maschine muss natürlich auch Unge-
wöhnliches leisten. Sie soll ganze Ströme von elektrischem
Feuer entwickeln und dieses an Intensität und chemischer
Wirkung dem Sonnenlicht völlig gleichkommen. —
Die Experimente, welche mit dieser riesigen Maschine in
Bourlington - House aufgestellt wurden, hatten eine grosse
Menschenmenge herbeigezogen. Wenn selbst Männer wie
Stokes, Miller von Cambridge, Sabine, Präsident der Royal-
Society, Tyndall und Wheatstone durch die Leistungen der
Maschine in Begeisterung versetzt wurden, so kann man sieh
die Wirkung auf das gewöhnliche Publikum, das sich so leicht
dem Wunderbaren hingiebt, denken. Die Dampfmaschine
machte 1500 Umdrehungen in der Minute. Jede Drehung des
Rades sandte frische Elektrizität in die Induktionsrollen, bis
plötzlich die intensive Strömung an einem Ende des Zimmers
in eine an einem Reflektor angebrachte Lampe geleitet wurde,
und ein stark glänzendes elektrisches Licht in die Augen der
Zuschauer flammte, das sie eben so sehr blendete wie die
Mittagssonne, alle Ecken und Winkel des geräumigen Gemaches
mit einem Glanze erleuchtete, welcher den des Sonnenscheins
übertraf, und die lebhafte Flamme der Gasbrenner iu der Mitte
der Zimmerdecke abschwächte, bis sie als mattbraun erschien.
Neben diesem intensiven elektrischen Licht spielt das Gas
eine erbärmliche Rolle. Als man auf einmal mit diesem Lichte
in Wild’s Werkstatt einen Versuch anstellte, drängte es die
Flammen der Strasseulaternen auf eine englische Viertelmeile
weit in den Schatten. So blendend es war, so machte es doch
den freudigsten Eindruck auf alle Anwesenden, und diejenigen,
die sich mit gefärbten Gläsern versehen hatten, betrachteten
es mit Staunen und Bewunderung. Ein iu die Richtung ge-
haltenes Brennglas brannte Löcher in das Papier, und wer mit
ausgestreckten Händen die Wärme auffing, konnte diese in
einer Entfernung von 150' noch deutlich spüren. Als man die
Lampe abwandte, flammte das Licht eine Zeit lang in der Mitte
des Versuchs - Apparates blendender als zuvor; dann schraubte
man eine lange Drahtsehlinge, die ein Gehülfe au einem Haken
emporhielt, an die Endspitzen. Nach einigen Sekunden rauchte
der Draht, nahm eine mattrothe Farbe an, wurde endlich
weissglühend, schmolz und fiel iu glitzernden Stücken auf den
Boden herab. Auf ähnliche Weise wurden kurze Stücke dicken
Stabeisens geschmolzen. Allen diesen Experimenten aber setzte
das Schmelzen eines Platinstabes die Krone auf. Wer da weiss,
was unter dem Schmelzen dieses so widerspenstigen Metalls
zu verstehen ist, dem wird dieses Experiment vor allen andern
den überzeugendsten Beweis liefern von der gewaltigen Kraft
der Maschine. Bei alledem sollen die Kosten des Lichts pro
Stunde nicht mehr als 6 bis Sd. (5 bis 6’/* Sgr.) betragen, mit
Einschluss der Unterhaltung der Maschine und des Zinses für
den Preis derselben.
91
denen der laufende Fuss fast genau >/j Minute brannte. Die
Zündschnuren waren 40' lang, und 1 7 J/a Minuten nach An-
zündung der letzten Schnüre hob sich plötzlich der ganze
Felskörper ohne hörbare Detonation und bemerkbare Erschütte-
rung, platzte unter mächtiger Pulverdampfentwickelung aus-
einander und stürzte zum Theil unter starkem Wellenschlag
in die am Felsen vorbeirauschende, zur Zeit sehr ange-
schwollene Zschopau, so dass dieselbe auf eine Strecke aus
ihren Ufern ging, ohne dass jedoch wegen der bedeutenden
Tiefe eine nachhaltige Stauung eingetreten wäre.
Der ganze Felseneinschnitt besteht aus ca. 500000 Kub.'
und lässt sich wohl annehmen, dass ca. 300000 Kub.' in Be-
wegung gesetzt, etwa 100000 Kub.' aber so gewaltig aus ihrem
Zusammenhang gerissen worden, dass für ihre Gewinnung kein
Pulver weiter erforderlich sein wird.
Die Kosten der Mine nebst ihrem Sprengen betragen in
Summa gegen 700 Thlr., nämlich 350 Thlr. für Pulver, 150 Thlr.
für Aniage des Stollens nebst Pulverkammer, 150 Thlr. für
Versatz nebst Transport der erforderlichen Materialien, 50 Thlr.
für Zündschnuren, Kasten, Sicherungsvorkehrungen und Di-
verse. Da diese Kosten vom Bauunternehmer Hrn. Sch m idt
ohne Garantie der Bauverwaltung allein zu tragen waren, so
gereicht ihm dieser auf Veranlassung der Bau -Ingenieure
unternommene Versuch zu grosser Ehre und ist ihm die aus-
gezeichnete Wirkung zu gönnen. Der Felsen ist derartig ge-
lockert, dass er nun bequem an der dem Harrastunnel abge-
legenen Seite in Angriff genommen werden kann ; demnächst
soll von halber Höhe, wo sich die Massen in circa 15' Höhe
losgerissen und gesetzt haben, mittels Baugeleises der Trans-
port der Massen beginnen und wird die Arbeit wesentlich hier-
durch befördert werden.
Bei dieser Gelegenheit mag eine kurze Notiz über die
zur Zeit im Bau befindlichen Königlich Sächsischen Staats-
Eisenbahnen Platz linden.
Diese bestehen aus 2 Linien Freiberg - Chemnitz und
Wiesa -Haynichen. Die erstere Bahn zweigt bei Flöha von
der Chemnitz- Annaberger Staats- Eisenbahn ab und schliesst
als Fortsetzung der Tharandt-Freiberger Staats-Eisenbahn die
Lücke der Bahnen zwischen Dresden und Chemnitz.
Diese 2 geleisige Bahn ist 3,9 Meilen (ä 7500 Meter) lang,
steigt im Maximum 1 : 60 und zwar im Ganzen auf 17000'
zwischen Station Flöha und Oederan.
Die Linie enthält zwei grosse Viadukte, über das Flöha-
thal bei Falkenau (zum Theil in einer Kurve von 2000' Radius
gelegen) 1150' lang, 136' hoch, und über das Striegisthal bei
Wegefahrt, 1240' lang, 126' hoch, sowie einen kleineren Viadukt
zu Memmendorf, 276' lang, 40' hoch, neben vielen Weg-Un-
ter- wie Ueberfiihrungen, Wölb- und Deckschleusen.
Die eingeleisige Nebenbahn von Wiesa (Station der Chem-
nitz - Annaberger Staatseisenbahn zwischen Chemnitz und Flöha)
über Frankenberg und Haynichen ist 2,4 Meilen lang, hat
im Maximum eine Steigung von 1 : 100 und enthält an Kunst-
bauten den Viadukt bei Wiesa, 608' lang, 62' hoch, die
Zschopauthal-Ueberbrüekung bei Bräunsdorf, 1392' lang, 23'
hoch (Eisenkonstruktion über den Fluss nebst Bruchsteinbögen
über das Inundationsgebiet) , den Hammerthal -Viadukt bei
Frankenberg, 310' lang, 75' hoch, sowie den Lützelthal -Via-
dukt nicht weit davon, 375' lang, 93' hoch, mehre Weg-
Unter- und Ueberfiihrungen, Wölb - und Deckschleusen, sowie
drei Futtermauern, überdies einen Tunnel durch den Harras-
stein bei Lichtenwalde, 280' lang.
Die Arbeiten während des Kriegsjahres 1 866 schwach be-
gonnen, wurden 1867 überall in Angriff genommen und wer-
den voraussichtlich Anfangs 1869 vollendet. Die Bauleitung
ist dem Oberingenieur Sorge übertragen und sind mit der
Ausführung speziell 5 Sektions -Ingenieure betraut.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am 29. Fe-
bruar 1868. Vorsitzender Hr. Böckmann, anwesend 156 Mit-
glieder und 8 Gäste.
Durch Hrn. Rintelen werden dem Verein zwei Photo-
graphien des vor Kurzem eingestürzten Speichergebäudes zu
Paderborn überreicht. Hr. Lucae zeigt an, dass auch in
diesem Jahre eine Konkurrenz für ein geeignetes Tischlied
zum Schinkelfeste beschlossen sei, und dass Fachgenossen und
deren Angehörige dazu eingeladen würden mit dem Bemerken,
ihre Arbeiten bis Sonnabend den 6. März an seine Adresse
einzureichen.
Hi'. Schwatlo bespricht demnächst die vier eingegange-
nen Monatskonkurrenzen (Omnibuswartesalon zur Aufnahme
von 20 Personen für einen öffentlichen Platz). In Bezug auf
das etwa erforderliche Raumbedürfniss sind die Verfasser
theilweis sehr verschiedener Ansicht gewesen, so dass einerseits
ein sehr geräumiger Salon mit vielerlei Nebenlokalitäten dis-
ponirt, andrerseits mit grosser Sparsamkeit verfahren ist. Die
Abstimmung über die im Ganzen günstig aufgenommenen Ar-
beiten wird in der nächsten Versammlung erfolgen. — Einige
der im Fragekasten Vorgefundenen Fragen nahmen ein allge-
meineres Interesse in Anspruch. So gab Hr. Grund auf
eine dahin gestellte Anfrage die Auskunft, dass man in unseren
Flüssen besondere bautechnische Anlagen für das Zusammen-
binden grosser Flösse nirgends habe. Die mit dem Früh-
jahrshochwasser herabkommenden, anfänglich kleinen Flösse
würden je weiter stromabwärts allmälig zu grösseren Flössen
verbunden bis schliesslich zu dem Umfange, wie sie in dem
unteren Laufe unserer grossen Flüsse Vorkommen (Flösse nach
Holland). Dies Zusammenbinden erfolge an geeigneten Fluss-
stellen (Buchten), die aber nirgends speziell dafür ausgebaut,
sondern höchstens mit einigen Pfahlreihen versehen seien.
Hr. Mellin beantwortet die Frage, wie hoch wohl die Ein-
wirkung des Sturmwindes auf Telegraphenstangen zu bemessen
sei durch umfassende Angaben über die Stärke des Wind-
druckes bei verschiedener Anzahl von Leitungsdrähten. Lei-
tungen von sechs Drähten bieten dem Winde pro Stange etwa
2 2 Val I' Angriffsfläche und ergiebt sich, für die in Preussen
üblichen Dimensionen der Stangen berechnet, bei gewöhn-
lichen Winden daraus schon eine Inanspruchnahme der Holz-
fasern mit 1400 Pfd. pro Q" Querschnitt. Bei Sturmwinden
wächst diese Inanspruchnahme derartig, dass man sich über
die Zähigkeit des Holzes wundern muss, das solche Belastung
noch aufzunehmen im Stande ist. Der Herr Referent fügt
hinzu, dass man auf der Emden -Leer -Norderney Linie die
Drähte an Böcken, aus je zwei Stangen zusammengesetzt und
durch Querholz verbunden, befestigt habe, die gemeinhin über
den Chausseegräben aufgestellt, in Entfernungen von je 30°
angeordnet seien.
Herr Orth verliest einen kleinen, in einem Wiener
Blatt enthaltenen Artikel, in dem es in Bezug auf Architekt
Hasenauer heisst, derselbe habe kürzlich seine sämmtlichen
Museenpläne im Architekten -Vereine zu Berlin ausgestellt,
wo es „einige Freunde übernommen hatten, den Vorzügen
des Entwurfes gerecht zu werden.“ Herr Orth wünscht mit
Bezug auf dieses Schreiben die Erklärung zu Protokoll ge-
nommen zu sehen, dass Herr Hasenauer seinen Museen-
Entwurf nicht aus eigenem Antriebe, sondern auf Einladung
des Berliner Architekten -Vereins an denselben eingesandt
habe. Von dem Vorsitzenden wird dieser Thatbcstand aus-
drücklich bestätigt.*)
Demnächst theilt Herr Hauczmann die Bau - Geschichte
der Burg Hunyad in Siebenbürgen in längerem Vortrage mit
und überreicht gleichzeitig dem Vereine ein in jüngster Zeit
von Dr. Aränyi über diese Stammburg der Ilunyady publi-
zirtes Werk, verfasst in erster Linie, um die Bewohner auf
dieses einst der Freiheit errichtete Denkmal aufmerksam zu
machen und zu Sammlungen anzuregen, um die jetzt dem
Verfall überlassene Burg vor dem vollständigen Untergange
zu erretten. Aus dem von den Erinnerungen an das eigene
Vaterland .vielfach poetisch wie politisch durchwehtem Vor-
trage geben wir folgende kurze Daten : Burg Hunyad, etwa
16 Meilen in südöstlicher Richtung von Klausenburg ent-
fernt an dem Flusse Zalasd gelegen, ist von Johannes von
Hunyady im Jahre 1442 gegründet worden; die Substruktion
ist vielleicht — wie bei vielen anderen Festen Siebenbürgens
— römischen Ursprungs. Der Bau wurde mit der Kapelle
begonnen, die im Innern eine sehr feine, gothische Architektur
zeigt, im Aeussern dagegen ganz anspruchslos erscheint, da
sie auch Vertheidigungszwec.ken diente. Gleichzeitig schritt
Hunyady auch zu dem Baue des eigentlichen Schlosses mit
dem Rittersaal und dem darüber liegenden Herrenhause, wel-
ches 1452 vollendet wurde. Die beiden über einander liegen-
den Säle sind zweischiffig, 84' lang und 36' breit. Die Kreuz-
gewölbe werden getragen von 5 monolithen Pfeilern aus rothem
Marmor; besonders interessant ist der an dem oberen Saale
ausgekragte Erkerausbau: 4 grosse Erker von 12' Länge und
Breite ruhen auf den mächtigen Strebepfeilern, deren Bekrö-
nung sie gleichzeitig bilden; mit dem Saale werden sie durch
4 Zwischenerker verbunden. Der Sage des Volkes nach soll
in dem ersten dieser Erker Ladislaus Hunyady geboren sein.
— Nach dem Tode des berühmten Hunyady bei Belgrad 1456
*) Da in demselben Artikel von einem „Gutachten“ die Rede
ist, welches über das Hasenauer’sche Projekt gefällt worden sein
soll, so dürfte es nothwendig sein zu konstatiren, dass von Seiten
des Architektenvereins ein derartiges Gutachten weder verlangt,
noch abgegeben worden ist, wie dies der Sachlage gemäss wohl
auch nicht anders der Fall sein konnte. Das in No. 3 u. Blattes
(Mittheilungen aus Vereinen, Sitzung des Architektenvereins zu
Berlin am 11. Jan. 1868) enthaltene Urtheil lässt in seiner Form
wohl ausreichend erkennen, dass dasselbe nur die persönliche An-
sicht des Referenten ausdrücken soll. (D. Red.)
92
wurde König Mathias Corvinus der Besitzer des Schlosses, der
die grosse Brücke mit Brückenthurm, den nordöstlichen Flü-
gel mit der Loggia baute. Der Thurm erhebt sich 138' hoch
über die Zalasd bis oben als volles Mauerwerk. Bei einer
Belagerung im Jahre 1543 brannte die Burg zum Theil ab,
der obere Saal ging zu Grunde. Török, der damalige Besitzer,
liess sie wieder hersteilen, machte jedoch aus dem oberen
Saale 3 Zimmer.
1 G 1 9 kaufte die Familie Bethlen die Burg an; Ga-
briel Bethlen baute unter Zuziehung deutscher und italie-
nischer Architekten den ganzen südöstlichen Flügel mit wahr-
haft königlicher Pracht aus. Nachdem 1G51 der südwestliche
Flügel hinzugefügt, war damit die Burg zu einem grossen ge-
schlossenen Ganzen erweitert.
Die Burg kam 1724 in den Besitz des Staates, dessen
Eigenthum sie noch heute ist. Von dieser Zeit an ging aber
Burg Hunyad ihrem allmäligen Untergange entgegen; was von
künstlerischem oder materiellem Werthe war, wurde entfernt,
die schönen Räumlichkeiten zu Magazinen und Wohnungen für
Bergbeamte eingerichtet. Zwar gab Franz I. 1817 zur Restau-
ration der Burg 3000 Gulden; doch wurde bald nach erfolgtem
Wiederausbau die Burg zu mehren Malen von Feuersbrünsten
heimgesucht. Seit dem letzten grossen Brande des Jahres 1854
steht sie obdachlos dem Ruine Preis gegeben. —
Professor Schmidt in Wien hat im vorigen Jahre eine
spezielle Aufnahme der Burg Hunyad vorgenommen, die er in
der Wiener Bauhütte demnächst mitzutheilen gedenkt.
Herr Hauczmann referirte demnächst noch über den
Einsturz der Kuppelkirche in Pest (siehe den besonderen
Artikel hierüber.)
Vor Schluss der Sitzung legt Herr Ellies en, Vertreter
der Firma Wilhelm Matthee in Magdeburg, Proben ver-
schiedener von dieser Firma fabrizirten Lapidar- Produkte, als
Lapidar -Theer, Lapidar- Zement, sowie Backsteine aus Lapidar
und Sägespähnen fabrizirt, vor. Der Lapidar -Theer soll zur
Dachdeckung sehr geeignet sein, da er nicht verbrennt, sondern
nur verkohlt, nicht bricht und nicht läuft. Krupp in Essen
soll für seine 50 — 60 Morgen Pappdächer diesen Lapidar-
Theer in Aussicht genommen haben. Gr.
Vermischtes.
Nach dem uns vorliegenden Profilbuche von J. Ravene
Söhne zu Berlin ist die Fabrikation der I Eisen in Frank-
reich neuerdings in erstaunlicher Weise vorgeschritten. Es
werden nämlich jetzt Profile von beziehentlich 600, 700, 800
und 1000 Millimeter Höhe bei einer Stegdicke von 19
einer Flanschenbreite von 200 m-m- und einer Flanschenstärke
von 17 m “i. ausgewalzt. In wie weit hierbei auf eine vortheil-
hafte Disposition des Materials (hohe und starke Mittelrippe
bei verhältnissmässig geringer Materialanordnung in den Gur-
tungen) Bedacht genommen ist, und ob genietete Profile nicht
billiger herzustellen sein würden, mag der ausführende Inge-
nieur entscheiden. Wir geben zur Bequemlichkeit unserer
Leser noch die nachfolgende Tabelle für preussisches Maass
umgerechnet:
M
1
2
3
4
Höhe
in
Zollen
Stegdicke
Zolle.
Flanschen-
breite
Zolle.
Flanschen-
stärke
Zolle.
Trägheits-
moment
J
Wider-
stands-
moment
J
a
Gewicht
in Pfunden
pro
lfd. Fuss.
22,94
26,76
30,59
38,23
J 0,726
| 7,65
1 0,65
1852
2700
3758
6550
160
200
245
343
94
100
113
132
Die Süd- Thüringischen Eisenbahnen, volkswirth-
schaftlich und finanziell beleuchtet von Ferdinand Plessner.
Der Verfasser motivirt in dieser Denkschrift, die im Auf-
träge der Nordhausen -Erfurter Eisenbahn- Gesellschaft und
des Zentral -Komites der Süd- Thüringischen Eisenbahn ver-
fasst ist, die Bedeutung, welche die beiden Linien
a. von Erfurt über Ilmenau, Suhl und Grimmenthal nach
der Bairischen Grenze,
b. von Ilmenau nach Rudolstadt und Salfeld
für das Eisenbahnnetz Deutschlands haben würden, etwa wie
folgt:
Für die beiden grossen Touren, die eine, welche Berlin,
Leipzig und Dresden mit dem südöstlichen Deutschland,
namentlich Würzburg verbindet; die andere, welche von
Hamburg, Bremen, Hannover und Holland nach dem östlichen
Baiern und Oesterreich führt, bildet der Thüringer Wald
noch immer eine mächtige Scheide. Nachdem nun in jüngster
Zeit zwei neue Bahnen aus dem N.-Ü. und N.-W. genehmigt
sind (Magdeburg- Aschersleben - Erfurt und Herzberg -Nord-
hausen - Frfurt), welche sich beide in Erfurt zusammenspitzen,
wird dieser Platz der Kreuzungspunkt für die Fortsetzung
jener Linien nach Würzburg und Eger werden müssen; hier-
bei müssen sich aber die unter a. und b. genannten Strecken
als nothwendige Zwischenglieder einschalten, sind also recht
eigentlich berufen, ein Korrektiv zu werden für das vielfach
zerknickte und umherschweifende Eisenbahnnetz Deutschlands.
Im Weiteren wird der zu erwartende Güter- und Per-
sonenverkehr überschläglich berechnet, sowie eine bauliche
Beschreibung der beiden Linien gegeben (in der Linie b.
grösste Steigung 1:60 auf Längen von */i resp. 3/. Meilen;
in der Linie a. grösste Steigung 1:52, ein Tunnel von 6000'
Länge) und schliesslich eine Kosten - und Rentabilitätsberech-
nung aufgestellt, die eine Verzinsung des gesainmten Anlage-
kapitals mit 7% in Aussicht stellt. — y —
In London steht, wie berichtet wird, in dem Bespren-
gen der Strassen mit Wasser eine Veränderung und Ver-
besserung bevor. Es handelt sich um eine neue Erfindung.
Eine Verbindung corrosiver Salze soll, in der jetzt gebräuch-
lichen Weise gesprengt, die Strassen feucht halten und zu-
gleich die Ansammlung des Schmutzes verhindern. Zugleich
soll die neue Methode eine Ersparniss von 20 pCt. herbeifüh-
ren. In zwei Distrikten der Hauptstadt wird das neue System
demnächst versucht werden.
Aus der Fachlitteratur.
Förster’s Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1867, Heft
X. XII.
A. Aus dem Gebiete des Hochbaus.
1) Arbeitshaus in Kiel, von G. Martens. Mit 4 Bl.
Zeichnungen. Ein Beispiel für solche in Schleswig-Holstein
ziemlich häufige Anstalten , welche von den Gemeinden zur
Aufnahme aller arbeitsscheuen Elemente der Bevölkerung, der
polizeilich Detinirten etc. unterhalten werden. Zur Grund-
form des Gebäudes, das ausser Keller und Dachboden 2 Ge-
schosse hat, ist ein tiefer, durch einen Längskorridor getheil-
ter Mittelbau mit 2 eintheiligen Seitenflügeln gewählt worden,
welche die Arbeits- und Schlafsäle enthalten. Strenge Schei-
dung der Geschlechter, sowie der Kinder von den Erwachsenen
war Bedingung und ist durchgeführt worden. Das Innere des
Gebäudes ist sachgemäss einfach und zeigt nur in den sicht-
baren Holzdecken der Säle architektonische Ausbildung; das
Aeussere ist in einfachem, aber ansprechendem Backsteinroh-
bau (rothe Backsteine mit Mustern von schwarzglasirteu Zie-
geln) mit Holzgesims zwischen den sichtbaren Balkeuköpfen
und hohem Ziegeldach gestaltet worden. Ein Holzthürmchen
auf der Mitte des Gebäudes, das zum Schmucke desselben
nicht wenig beiträgt, vermittelt die Zuführung von Luft und
Licht nach dem Korridor. Zur Heizung der Arbeitssäle dient
mit gutem Erfolge eine Dampfheizung. Die Baukosten haben
32000 Thlr. oder pro Q' Grundfläche etwa 4*/j Thlr. inkl.
aller Nebenkosten betragen.
2. Das neue evangelische Schulgebäude der Vor-
stadt Wieden in Wien, von Th. Hansen. (Mit 5 Bl.
Zeichnungen). Das Aeussere des in den Jahren 1859 u. 60
in schöner italienischer Renaissance erbauten, palazzoartigen
Gebäudes scheint der eigentlichen Bestimmung desselben sehr
wenig zu entsprechen; die beschränkten Geldmittel der Ge-
meinden und die eigenthiimliche Lage des ihnen durch kaiser-
liche Gnade geschenkten Grundstückes haben es nämlich ver-
anlasst, dass dasselbe soviel wie möglich ausgebeutet und zu
allerlei Nebenzwecken benutzt werden musste, für die ein ge-
meinschaftlicher und zugleich charakteristischer architektoni-
scher Ausdruck wohl schwer gefunden werden konnte. Ne-
ben den Räumen für eine Unterrealschule und eine Mädchen-
schule (im Ganzen 900 Kinder) sind grosse Miethskeller,
Verkaufsläden, Mietwohnungen, ja sogar ein photographi-
sches Atelier vorhanden. Die schwierige Aufgabe, diese so
verschiedenartigen Bedürfnisse passend und ohne Störung mit
einander zu verbinden, ist im Grundrisse meisterhaft gelöst.
Namentlich die Anlage eines geräumigen glasgedeckten Mittel-
hofes, den luftige Arkaden umgeben, welche die Schullokali-
täten zweckmässig verbinden und gleichzeitig einen trefflichen
Erholungsraum gewähren, hat dem Projekt vor mehren Mit-
konkurrenten den Sieg verschafft. Die Ausführung ist eine
reiche zu nennen; zu den Fafaden sind im architektonischen
Gerüst Schuittsteine, in den Flächen Backsteinrohbau gewählt;
die Schullokalitäten werden durch eine Dampfheizung erwärmt.
Die Baukosten haben incl. der inneren Einrichtung 316000
Gulden betragen: die Miethslokalitäten allein verzinsen sich
jedoch auf 11500 Gulden, so dass der Kostenaufwand für den
Schulhausbau ein sehr mässiger ist.
3) Bericht über den Konkurs zu den neuen Mu-
Hierzu eine Beilage.
93
soen in Wien. Es werden die weiteren Aktenstücke dieser
Konkurrenz: der Schluss des Erläuterungsberichts von Hase-
nauer, der Bericht von Löhr, das Votum der Kommission,
sowie das Separat- Votum des Architekten Tietz mitgetheilt.
(Schluss folgt.) F1-
Konkurrenzen.
Monats-A ufgaben im Architekten-Verein zu Ber- ■
lin zum 7. April 1S6S.
I. Gaskronleuchter in Bronze mit 36 bis 40 Flammen.
II. Eine Vorrichtung, um Stein und Mörtel auf die Bau-
gerüste resp. Balkenlagen bis zur Höhe von 80 Fuss zu brin-
gen. Hebekraft 10 Zentner. Zeichnung und Berechnung der
Hauptabmessungen sowohl der Windevorrichtung, welche durch
Menschenkraft bewegt wird, als der Hebevorrichtung, auf
deren leichte Versetzbarkeit es hauptsächlich ankommt.
Preisertlieilung. Festbauten für das deutsche
B undess ch i esse n. Das Preisgericht, welches über die bis
zum 6. Februar abgelieferten Konkursprojekte zu den Bauten
für das dritte deutsche Buudesschiessen in Wien sein Gut-
achten abzugeben hatte, erkannte, dass keines der eingelangten
19 Projekte den gestellten Anforderungen vollkommen ent-
spreche, was von der Preis-Jury durch die Kürze der Kon-
kurrenzfrist und durch die Neuheit des Gegenstandes erklärt
wird. Das Preisgericht hat demnach seine Aufgabe darin ge-
sehen, diejenigen Projekte namhaft zu machen, welche durch
gelungene Anlage einzelner Objekte in Bezug auf Grundform,
zweckmässige Raumvertheilung, Konstruktion und künstlerische
Durchbildung die Fähigkeit des Projektanten nachgewiesen
haben, die gestellte Aufgabe durch entsprechende Abände-
rungen seinerseits lösen zu können. Von diesen Grundsätzen
geleitet, hat das Preisgericht sechs Entwürfe als die am meisten
zu berücksichtigenden ausgewählt und mit Stimmeneinhellig-
keit für die Zuerkennung der Preise folgende Rangordnung
festgestellt: Der erste Preis von 600 fl. in Silber dem Pro-
jekte No. 4, verfasst von Moritz Hin träger; der zweite
Preis von 400 fl. in Silber dem Projekte No. 3, verfasst von
Gustav Karoinpay; der dritte Preis von 300 fl. in Silber
dem Projekte No. 13, verfasst von Heinrich und Emil v.
Förster. (Kunst-Chronik.)
Personal -Nachrichten.
Ernannt sind: Der Bau- Inspektor Kind zu Essen zum Ober-
Bau- Inspektor zu Marienwerder — der Baumeister Wo Hanke zu
Saarbrücken zum Eisenbahn -Baumeister bei der Saarbrücker Bahn.
Am 29. Februar haben bestanden das Bauführer- Examen:
Fritz Borggreve aus Olpe, -Joh. Friedr. Osmar Schulz aus
Jüterbogk, Friedr. Emil Vollrath Engisch aus Wezlar; —
das Privat-Baumeister-Examen: Joh. Thoma aus Aachen.
Architekten -Verein zu Kerlin.
Haupt -Versammlung: Sonnabend, den 7. März.
Tagesordnung:
1. Aufnahmen.
2. Abstimmung über die Monatskonkurrenzen.
3. Bericht der Kommission für Beurtheilung der Schinkel- Kon-
kurrenzen.
D er V orstan d.
ES^kaniitniacliuii#;.
Zur diätarischen Wahrnehmung der Geschäfte des 2. städti-
schen Baumeisters hierselbst wird sofort ein Baubeamter gegen
2 Thlr. Diäten gesucht. Bewerber wollen sich unter Beifügung
der Zeugnisse bei der Unterzeichneten Deputation längstens inner-
halb 3 Wochen melden.
Stettin, den 14. Februar 18G8.
Die städtische Bau -Deputation.
Offene Zeielmerstelie.
Ein junger Mann, welcher im Stande ist, skizzirte Faijaden-
fragmente und Dekorationsdetails sauber fertig zu arbeiten, auch
einfache Profile in Naturgrösse zu zeichnen, findet auf dem Bureau
eines Baumeisters in einer grossen Stadt Norddeutschlands sogleich
Beschäftigung. Honorar 30 — 35 Thlr. pro Monat bei freier Hin-
reise. Meldungen unter der Chiffre T. N. 15. befördert die Expe-
dition dieser Zeitung.
Ein gewandter Bautechniker, der gut zeichnet und im
Veranschlagen routinirt ist, findet zur Leitung von Bauten in einer
Thüringer Residenz sofort Stellung. Offerten mit beigefügten Zeich-
nungen und Zeugnissen und mit Angabe der Diätenforderung be-
fördert die Expedition.
Ein junger Mann, derzeit noch Zögling der König I. Bau-Aka-
demie, welcher in Süddeutschland seine erste Staatsprüfung (zu-
gleich Feldmesserprüfung) absolvirt, sucht als Bauführer Beschäfti-
gung bei Eisenbahnbauten. Gefällige Adressen bittet man unter
der Chiffre G. W. 45 an die Expedition dieser Zeitung zu richten. |
Offene Stellen.
1. Unter Bezugnahme auf die Annoncen der Fortification zu
Stettin in den Nummern 6 u. 7 dieser Zeitung wird für zwei be-
deutende Hochbauten, sowohl zur Projektirung als zur Ausführung,
ein geprüfter und im Hoch- und Schönbau durchaus bewanderter
Baumeister gesucht. Diäten 3 Thlr. Voraussichtliche Beschäf-
tigungszeit 2 bis 3 Jahre.
2. Bei dem Neubau des Ihle-Kanals findet ein Baumeister
sofort Beschäftigung. Meldungen bei dem Wasser-Bauinspektor
Hagen in Genthin.
3. Zum Neubau der ca. 2 Meilen langen Kreisschaussee von
Oliva nach Kölln (Kreis Neustadt W./Pr.) wird ein Bauführer
gegen 1V3 Thaler Diäten und 15 Sgr. Reisegelder sofort gesucht
von dem Kreisbaumeister Blaurock in Neustadt W./Pr.
4. Ein Bauführer wird für den Ausbau der katholischen
Kirche in Jaerischau bei Striegau gesucht. Antritt sofort. Dauer
der Beschäftigung bis zum Herbst, Diäten l1/, Thlr., Reisekosten
werden nicht bewilligt. Meldung beim Bauinspektor Gandtner in
Schweidnitz.
5. Die Königliche Fortifikation zu Rendsburg sucht zum 1. April
einen Baumeister für die Ausführung von Garnison-, Proviant-
Amtsbauten etc. Diäten 3 Thlr.
6. Zur Ausarbeitung von Kirchenprojekten wird ein Bau-
meister auf 2 Monate gegen 2 Thlr. Diäten gesncht vom Kreis-
baumeister Bachmann in Pr. Stargardt.
7. Zur Bearbeitung des speziellen Entwurfes einer Brücke über
die Weser bei Minden, so wie zur demnächstigen Leitung des
Baues wird ein in Eisen-Konstruktionen erfahrener Baumeister
gegen 2 Thlr. Diäten sofort gesucht. Meldungen beim Königlichen
Bau-Inspektor Pietsch zu Minden.
8. Ein geschickter Zeichner wird verlangt. Näheres im In-
seratentheile.
9. Bei einem Kreisbaumeister in der Provinz Posen ist zum
1. April die Stelle eines Büreaugehülfen vakant. Das Nähere
zu erfahren bei dem Bauführer Sobeczko in Berlin, Ritterstr. 97,
2 Treppen (von 9 — 2 Uhr zu sprechen).
10. Zur Leitung von Bauten wird ein gewandter Techniker
gesucht. Näheres im Inseratentheile.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. B. in Neu-Ruppin:
1. Sind nur wasserdurchlässige Ziegel Grund der Feuchtigkeit,
so wird ein guter Oelfarbenanstrich von entsprechendem Erfolg sein,
wenn die Steine nicht salpeterhaltig (conf. pag. 156, Jahrg. 1867).
Gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit, welche möglicherweise hier
gleichfalls in Betracht kommt, kann nur eine Isolirschicht schützen.
2. Natron- Wasserglas (spez. Gewicht 1,384) bei E. A. Lind-
ner, Berlin, Charlottenstrasse 67. Preis pr. Ztr. 5*/i Thlr., bei
Abnahme von mehr als zwei Zentnern nur 5 Thlr.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. und D. in
Berlin, T. in Trier, R. in Stettin.
Aufforderung.
Im Anschluss an die Aufforderung in Nr. 10 d. Arch.-Wochenbl.
Jahrg. 1867, wird nochmals dringend an die
Beobachtungen des Grundwasserstandes
erinnert.
Ein junger Zimmermeister und Brunnenmeister, der eine Königl.
Gewerbeschule durchgemacht und längere Zeit in Berlin beschäftigt
gewesen, sucht unter bescheidenen Ansprüchen eine seinem Stande
angemessene Beschäftigung. Adressen bittet man unter Chiffre
F. H. 5 in der Expedition abzugeben.
Gotha-Leinefelder Eisenbahn.
Zur Ausführung der Erdarbeiten für die Gotha-Leinefelder
Eisenbahn sollen auf der Strecke von Gotha bis Langensalza drei
Loose und zwar:
1. ein Loos mit 78271,2 Schachtruthen zu bewegenden Bodens,
einschliesslich der Böschungsarbeiten veranschlagt auf
86168 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf.
2. ein desgleichen mit 72121,3 Schachtruthen wie vor
116559 Thlr. 22 Sgr. 1 Pf.
3. ein desgleichen mit 84038,1 Schachtruthen wie vor
109753 Thlr. 4 Sgr. 8 Pf.
im Wege des öffentlichen Submissionsverfahrens an qualifizirte
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submission»- Bedingungen sind im
Abtheilungs - Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions - Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
kostenfrei von dem Unterzeichneten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind, mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der
Gotha-Leinefelder Eisenbahn“
versehen, bis spätestens zu dem
am 9. März d. J., Vormittags 11 Uhr
in dem oben bezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termin wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 11. Februar 1868.
Der Abtheilungs - Baumeister
Witzeck.
94
Für BaiutteiMter!
Ein junger Maurermeister, Stud. an der Königl. Bau-Akademie,
in Büreau-Arbeiten wie mit der Bauführung vertraut, sucht für den
Sommer eine geeignete Stellung. Derselbe würde auch durch sein
Vermögen, einige Tausend Thaler betragend, mit einem Praxis
habenden Baumeister in Geschäftsverbindung treten. Offerten in
der Expedition dieser Zeitung unter A. M. 13.
Baugcwerkschule zu Holzininden a. Weser.
Tüchtige Bauaufseher, Maurer- und Zimmerpolire, Zeichner für
Bau- und Maschinen-Bureaux aus der Zahl der Schüler, welche die
oberen Klassen der Bauhandwerker-, Mühlen- und Maschinenbauer-
Abtheilung der Herzoglichen Baugewerkschule hierselbst absolvirt
haben, können durch den Unterzeichneten zugewiesen werden.
Bei dem bevorstehenden Schluss des Wintersemesters bitte ich die
Anforderungen baldigst einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
(j. llaarmanii.
In Bezug auf mehrfache Anfragen theile ich hierdurch mit
dass von dem
KALENDER
für Architekten und Baugewerksmeister
Jahrgang 1868
jetzt wieder Exemplare vorhanden sind und zu dem bisherigen
Preise (Lederband 27% Sgr., Leinwandband 25 Sgr.) durch alle
Buchhandlungen bezogen werden können.
Direkt an mich eingehende Aufträge (auf den Coupon einer
Postanweisung geschrieben) werden sofort und franco effektuirt.
Carl Beelitz
Berlin, Oranien- Strasse No. 75.
D« Zinkgiesserei f. Kunst & Architektur
von
Schaefer & Hauschncr
Berlin, Friedriclisstrasse 225
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 13. März
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Inhalt: Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. —
Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Aka-
demie in Berlin (Fortsetzung). — Feuilleton: Architektonisches
Honorar der Preussischen Baubeamten in Privatgeschäften. — Mit-
theilungen aus Vereinen: Architekten- und Ingenieur -Verein
zu Kassel. Architekten -Verein zu Berlin. — Aus der Fach-
litteratur: Förster’s allgemeine Bauzeitnng. — -Personal-Nach-
richten etc.
Heber architektonischen Unterricht in Frankreich.
Von Hubert Stier.
I.
Der bisher in Frankreich bestehende Unterricht in
den bildenden Künsten und insbesondere auch in der Ar-
chitektur, sowie die mit seiner Pflege betrauten Institute,
haben in neuerer Zeit wichtige und eingreifende Verände-
rungen erfahren. Es hat sich auf diesem Gebiete eine
Umwälzung vollzogen, die nicht ohne Kampf vor sielt ge-
gangenist, die die künstlerischen Kreise von Paris zu leb-
haftester Debatte über den Gegenstand angeregt hat und
durch welche schliesslich sogar völlige Neugestaltungen
veranlasst worden sind. Sie scheint gegenwärtig einen
Abschluss gefunden zu haben und dürfte somit eine zu-
sammenhängende Darstellung ihrer ziemlich verwickelten
Phasen gestatten.
Ich will im Nachfolgenden versuchen eine solche
Darstellung zu geben, gegründet theils auf eigene Wahr-
nehmungen, t hei 1s aut die zahlreichen französischen Quellen,
die offiziellen Berichte des Oberintendanten und des Mi-
nisters der schönen Künste, die Brochüren von Emile
Trelat, Viollet-le-Duc, Ingres, Beule u. A., welche hei
dieser Gelegenheit veröffentlicht worden sind. Diese Dar-
stellung dürfte ergänzen, was in dieser Beziehung an ver-
einzelten Nachrichten auch nach Deutschland, zumeist frei-
lich nur in politische Journale gedrungen ist, und wird
für die Pacligenossen überhaupt nicht ohne Interesse sein.
Denn jene Veränderungen, die zu Paris in dem Prinzipe
und der Anwendung des architektonischen Unterrichts ein-
getreten sind, sowie die während der Debatte ausge-
sprochenen und zum Theil auch verwirklichten Gedanken
sind nicht für Frankreich allein von Wichtigkeit: sie haben,
wie die Kunst, der sie sich anschliessen, ganz allgemeine
Bedeutung und dürften theilweise auch in Deutschland
Anwendung und Berücksichtigung finden. Man entschul-
dige nur die etwas grössere Ausführlichkeit, welche durch
den zu behandelnden Vorwurf bedingt wird.
Es ist zunächst nothwendig ein Bild von dem Zu-
stande zu gebeji, in welchem der architektonische Unter-
richt in Frankreich etwa seit dem ersten Kaiserreiche in
unveränderter Gestalt fortgeführt worden war. Die Haupt-
rolle fiel hierbei der Academie des beaux arts und der
mit ihr vereinigten Kunstschule, Ecole des beaux arts, zu.
Wählend der glänzendsten Epoche der Regierung
Ludwig XIV, unter Mazarin und Colbert, war die Aca-
demie des beaux arts als eine Genossenschaft, von Künst-
lern gestiftet worden, damals wesentlich in dem Sinne,
denselben eine freie und ehrenvolle Stellung zu gewähren
gegenüber den noch zu Recht bestehenden Zünften. Heut
zu Tage ist sie eine geschlossene Körperschaft von vier-
zig Mitgliedern geworden, die künstlerische Abtheilung,
die vierte Klasse des grossen Instituts von Frankreich,
eine oberste Zunft im Gebiete der Künste, die sich selbst
durch Kooptation ergänzt und deren Mitglied zu sein die
letzte Ruhmesstaffel in der Laufbahn eines französischen
Künstlers bezeichnet. Ausser dieser Stellung als Ehren-
posten würde sie eine hervorragende Bedeutung für die
Kunst ihres Landes in unserer Zeit naturgemäss kaum
noch besitzen, wenn nicht eben der Kunstunterricht von
ihr ausschliesslich geleitet und in seinem Charakter be-
dingt worden wäre.
Bald nach Stiftung der Akademie waren die soge-
nannten Prix de Rome eingeführt worden, Stipendien, um
jungen Künstlern Gelegenheit zum Studium der Werke
Italiens zu geben; 1663 für Maler und Bildhauer, 1720
für Architekten. Die Erlangung derselben wurde als die
Bekrönung der Lehrzeit, als das Diplom für die künstle-
rische Befähigung der Jugend betrachtet. Die Akademie
entschied über die Ertheilung dieser Preise und leitete
ferner die Studien der Laureaten in Italien, für welche
im Jahre 1666 sogar eine eigene Kunstschule zu Rom
gegründet wurde, welche daselbst jetzt noch in der Villa
Medici ihren Sitz hat. Es lag nahe, dass das akademische
Kollegium durch diese Prämien der Studienzeit auch Ein-
fluss gewann auf diese vorbereitenden Studien seihst und
man hatte es geschehen lassen, dass mit derZeit die Ecole
des beaux arts zu Paris, das einzige offizielle Institut
Frankreichs, auf welchem namentlich auch die Baukunst
allein gelehrt wurde, eine von diesem Einflüsse völlig be-
herrschte Domäne geworden war.
Seit 1819 bildete auch das Professoren - Kollegium
dieser Schule eine geschlossene Körperschaft, die sich nur
im Todesfälle durch Kooptation ergänzte und in welcher
selbstverständlich alle Mitglieder der Akademie die her-
vorragende und tonangebende Stelle einnahmen*). Hier-
mit war denn der Akademie die Alleinherrschaft auf dem
Gebiete des Kunstunterrichts gesichert. Selbst die Re-
gierung, die zwar ein Bestätigungsrecht über die Wahlen
hesass, vermochte hiermit allein nicht einzuwirken auf
diese kompakte Masse, die in der That ein Staat im Staate,
ihr Gebiet und darüber hinaus die Kunst seihst mit all
dem schädlichen Einflüsse regierte, den eine Zunft, seihst
hei den besten Absichten einzelner ihrer Mitglieder, zu
guter Letzt immer ausühen muss. Die Beseitigung dieses
Einflusses ist denn auch das Hauptmoment in der darzu-
stellenden Bewegung.
*) Bezeichnend ist unter Anderm auch die Art, wie das Direk-
torium der Schule, das in bestimmten Zeitfristen wechselte, ergänzt
wurde. Es bestand aus einem Direktor, einem Vizedirektor, einem
berathenden Mitglied und einem Sekretair, die aus dem Kollegium
zu wählen waren. Daboi war Sitte, dass der ahtretende Direktor
I die Stelle des berathenden Mitgliedes erhielt, der Vizedirektor ward
Direktor und Sekretair war ein für allemal der lebenslänglich an-
| gestellte Sekretair der Akademie.
98
Was aber verstand man auf der Ecole des beaux arts
unter architektonischem Unterricht und wie ward er aus-
geübt?
Es mag hier von vornherein bemerkt werden, dass,
da die Baukunst hier zugleich mit den übrigen bildenden
Künsten gelehrt wurde, man offenbar manche Einrichtun-
gen, die für jene allenfalls zugelassen werden konnten,
auch auf diese übertragen batte, zum entschiedenen Nach-
theil der gereifteren Schwester.
Die Zulassung der Studirenden, an welche keine For-
derungen eines bestimmten Grades allgemeiner Bildung
gestellt wurden, geschah halbjährlich auf Grund einer
Prüfung, welche neben der Kenntniss in den Elementen
des freien und architektonischen Zeichnens sich auch auf
einen Theil der niedern Mathematik erstreckte.
Die Schüler waren demnächst angewiesen eine Reihe
von Aufgaben zu lösen, welche die architektonische For-
menlehre und Komposition, die Konstruktion, die beschrei-
bende Geometrie mit Schattenkonstruktion und Perspek-
tive, endlich in beschränktem Maasse das Ornamentzeich-
nen umfassten. Die Professoren der betreffenden Fächer
stellten diese Aufgaben, denen der Gedanke einer zwei-
jährigen Studienzeit zu Grunde lag und die natürlich nach
einem fortschreitenden Systeme geordnet waren. Man un-
terschied Schüler erster und zweiter Klasse, von denen
die ersteren sich fast ausschliesslich nur noch mit der
architektonischen Komposition beschäftigten. Alle diese
Aufgaben — und es gab deren genug um den Studirenden
fortwährend in Athem zu erhalten — wurden im Wege
der Konkurrenz und in Klausur, bei grösseren Vorwürfen
auf Grund einer am ersten Tage anzufertigenden Skizze,
gelöst. Das Kollegium der Professoren entschied über die
Arbeiten und ertheilte darnach Medaillen, die sogenannten
Prix d’Emulation. Nach der Zahl dieser Medaillen wur-
den die Schüler klassifizirt und versetzt, und um die Schule
als Eleve erster Klasse verlassen zu können, hatte man
eine leidliche Anzahl derselben nachzuweisen. — Die Auf-
zählung des unerquicklichen Schemas erlässt man mir
wohl. —
Nur wer den Anforderungen in dieser Hinsicht Ge-
nüge gethan, gelangte schliesslich zur Zulassung bei der
Konkurrenz für den römischen Preis, als Beschluss und
Bekrönung des Systems wohl auch schlechthin der grosse
Preis, grand Prix genannt. Nach dem Laute der ur-
sprünglichen Bestimmungen stand zwar die Betheiligung
an dieser letzten Konkurrenz jedem Franzosen ohne Aus-
nahme zu, der das dreissigste Jahr nicht überschritten
hatte, allein die Akademie würde eine solche Umgehung
ihrer Schule kaum geduldet haben , und der Usus hatte
dann das freisinnige Gesetz verdrängt. Bis zum dreissig-
sten Jahre blieb übrigens Jeder, der einmal eine Medaille
gewonnen hatte, Schüler der Ecole und besass also bei
der nöthigen Ausdauer Müsse genug, diesen aufsteigenden
Weg bis zum Gelingen durchzumachen. Seit lange gab
übrigens die Akademie neben dem ersten auch noch einen
zweiten grossen Preis; dass ihr und nicht dem Professoren-
Kollegium bei dieser Konkurrenz die Entscheidung zu-
stand, ist schon oben bemerkt worden.
Der Werth eines Bildungsganges, der die Absolvi-
rung einer solchen gehäuften Reihe von Konkurrenzen
als oberstes Prinzip anerkennt, ist an sich schon zweifel-
haft; zumal wenn ihm, wie hier geschah, das wichtige
Element der Kritik fehlt, da die Ertheilung der Medaille,
die höchstens den absoluten, aber nie den relativen Werth
einer Arbeit feststellen konnte, die einzige Aeusserung
der Herren Professoren war. Leider waren diese Auf-
gaben aber auch Alles, was die Schule überhaupt bot.
Von einem damit verbundenen oder auf sie vorbereitenden
Unterrichte war keine Rede; Lehrstühle waren zwar ge-
gründet worden und Professoren dafür dotirt, aber nie-
mals war von einem derselben gelesen worden. Ausser
einem magern Kursus im Aktzeichnen ward auf dem
ersten, für künstlerische Ausbildung bestimmten Institute
Frankreichs überhaupt kein Unterricht ertheilt. Für einen
Architekten war durchaus keines der notbwendigen Bil-
dungsmittel, nicht einmal eine Bibliothek auf der Ecole des
beaux arts vorhanden. Es klingt dies unglaublich und ist
doch von den verschiedensten Seiten anerkannt und von
keiner Seite bestritten worden.
Eine andere Einrichtung freilich sollte wohl diesen
Mangel ergänzen und theilweise mildern helfen, die eigen-
thümlich französische Institution der Ateliers. Jeder
Studirende hatte sich in das Atelier irgend eines aner-
kannten Meisters aufnehmen zu lassen. Der Gedanke,
dass er dort die nöthige Belehrung erhalten könne, wird
dem wohl zu Grunde gelegen haben. Wenn aber dies
System nun auch allenfalls für Maler und Bildhauer an-
wendbar erscheint, so ist doch leicht zu begreifen, dass
selbst ein mit dem besten Willen begabter Lehrer nicht
allein zu unterrichten vermag auf dem ausgedehnten Gebiete
der Baukunst, zumal wenn er ausserdem prakiisch thätig
ist und seine Eleven nicht etwa wie bei uns in Deutsch-
FEUILLETON.
Architektonisches Honorar der Preussischen Baiiheaniten in
Privatgeschäften.
In No. 46. d. Bl. (Jahrg. 67) hatten wir der
grossen Misstände Erwähnung gethan, welche unserem
Fache durch eine noch vielverbreitete falsche Auffassung
über den materiellen Werth architektonischer Arbeiten
erwachsen, und unter Besprechung eines speziellen Falles
darauf hingewiesen, dass an diesen Zuständen die Stel-
lung der meisten Preussischen Architekten, welche als
Bau beamte im Staatsdienste stehen, nicht den kleinsten
Antheil hat. Es ist uns, durch diesen kurzen Artikel
veranlasst, von befreundeter Seite Abschrift mehrer Ak-
tenstücke zugegangen, welche über das offizielle Verhält-
niss der Preussischen Baubeamten zu Privatgeschäften
Aufschluss ertheilen. Eine Mittheilung aus denselben
erscheint uns um so gerechtfertigter, als dieselben für
jene Beamten noch direkte Bedeutung beanspruchen,
während sie für unsere anderen Leser als historische
Dokumente, wie die Leistungen unserer Fachgenossen in
früherer Zeit beurtheilt wurden, nicht ohne Interesse sein
dürften.
Das Hauptstück bildet eine unterm 13. Februar 1772
erlassene „Taxe der Kommissionsgebühren für die Bau-
bedienten in der Churmark, wenn selbige ausser den
ihnen für ordinair angewiesenen Offizial -Verrichtungen
Privat- oder andere Kommissionen überkommen oder
übernehmen; was ihnen dafür ausser ihrem jährlichen Ge-
halt und lixirten Diäten zu mehrerer Subsistance bezahlt
werden soll, wo sie zu fordern berechtigt.“ Es setzt
diese sehr spezialisirte Taxe, welche nach 2 Kapiteln:
„Bei Kämmerei-, Stadt- und anderen bürgerlichen und
Privat-Kommissionen“, sowie „Von Kirchen- und Pfarr-
bauten“, (beide übrigens mit wesentlich übereinstimmenden
Sätzen), geordnet ist, die Gebühren nach Thalern und
guten Groschen und zwar grösstentheils für je 100 Thlr.
der Anschlagssumme fest, weshalb wir in nachstehendem
Auszuge einfache Prozentsätze angegeben haben. Es
sollen gezahlt werden:
A. Bei Reparaturen.
1. Für eine blosse Besichtigung und Revision mit Einsendung
des Revisions-Protokolles und Berichts pro Tag an Diäten 2 Thlr.
2. Wenn Anschläge von Reparaturen zu maohen 1% des An-
schlags.
3. Werden aber Veränderungen bei solchen Reparaturen vor-
genommen und wird dazu eine Zeichnung erfordert, so werden
noch */,% für die Zeichnung zugelegt, und insofern die Sache \on
Wichtigkeit ist, z. B. an einer Kirche oder gar an einem Thurm,
dass die Anschlagssumme über 1000 Thlr. beträgt, so wird für
die Zeichnung nur aparte bezahlt */,»/,.
Und versteht sich von selbst, dass der Baubediente Papier und
Farben ex propriis reichet, auch die Ausmessung des Gebäudes
darunter mitbegriffen ist.
B. Bei blosser Aufnahme der Gebäude und Zeichnungen
davon zu machen.
1. Ein Gebäude aufzumessen, so ganz regulär ist, und Grund-
risse der Etagen zu machen, pro Q' der Zeichnung 4 Thlr.
2. Für ein irreguläres Gebäude pro Q' 5*i Thlr.
3. Werden aber die Favaden mitgezeichnet pro Qj‘ einer simplen
Fafade G Thlr.
99
land als Hiilfsarbeiter benutzt. Hieran wurde aber auch
in den meisten Fällen gar nicht gedacht; das Atelier war
vielmehr zu meist nur eine Coterie, in der der Meister
selten sich blicken liess, in welcher aber seine Ansichten
und Gedanken sich fortpflanzten, und in welcher die Mit-
tel zur Absolvirung des Konkurrenzenganges auf der
Ecole des beaux arts von Generation zu Generation sich
mechanisch übertrugen und erlernt wurden.
Verursacht wurde dieser Zustand zum Theil wohl
dadurch, dass die Ateliers der Mitglieder der Akademie,
in deren Händen ja der römische Preis lag, vor Allem
aufgesucht wurden, so dass die an sich freisinnige Ein-
richtung in den Händen dieser Herren zum unbestrittenen
Monopol herabsank. Sie behandelten sie denn auch dar-
nach und der Unterricht ward auch hier zum blossen Phan-
tom. Der Schüler musste sich vor Allem zum Glauben
seines Meisters bekennen, wofür ihm dann der Einfluss
desselben in seiner weiteren Laufbahn gesichert war. Man
würde natürlich zu weit gehen, wollte man diese Auffas-
sung des Verhältnisses als die allgemeine bezeichnen. Es
hat Meister genug gegeben, die dasselbe in ernsterer und
würdigerer Weise auffassten, und aus deren Ateliers ganz
unabhängig von der Ecole des beaux arts tüchtige Künst-
ler hervorgegangen sind. Stimmten ihre Ansichten aber
nicht überein mit denen der Akademie, so ward gegen sie
und die Leistungen ihrer Schüler seitens derselben ein
Ostrazismus ausgeübt, von dem krasse Beispiele angeführt
werden. In neuerer Zeit hatten sich, vielleicht aus diesem
Grunde, viele Ateliers geschlossen und es war ein empfind-
licher Mangel in dieser Hinsicht eingetreten.
(Fortsetzung folgt.)
Reiseuotizen
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867.
Brandenburg und Magdeburg.
An die Besichtigung der berühmten Monumental-
Bauten in Brandenburg schloss sich eine flüchtige Be-
sichtigung der dortigen Kesselschleuse, die zwischen 2 Ka-
nalhaltungen liegt , deren Axen
einen stumpfen Winkel mit ein-
ander bilden; die Kammer fasst
nach Aussage der Schiffer etwa
8 — 10 Oder-Kähne je nach der
Grösse derselben , und sollen auch
weiterhin in den die Oder mit der
Havel verbindenden Kanälen noch
Schleusen Vorkommen, deren Kam-
mern 3 bis 4 Kähne aufnehmen
können. Genaueres hierüber, sowie
über die Abmessungen dieser ausser-
gewöhnlichen Anlagen war in der
kurzen Zeit nicht zu ermitteln. Die Konstruktionen dieser
Kesselschleuse zeigen überall Holz als Baumaterial: die
Seitenwände der Kammer sowie der Häupter sind als
Bohlwerke konstruirt und durch Erdanker gehalten. Die
lichte Weite im Haupt beträgt 25 */4' ; das augenblickliche,
jedoch mit dem Wasserstande der Havel sich ändernde
Gefälle betrug etwa 21/2'.
Eine besondere Erwähnung verdient nur etwa die
von der gewöhnlichen Konstruktion etwas abweichende
(Fortsetzung.)
obere Befestigung des die Wen-
denische bildenden Stieles und
der Wendesäule des Thores.
Der die Wendenische bildende
Stiel ist nach der Längenrich-
tung der Schleuse durch 2 Stre-
ben gestützt, und lehnt sich,
wie gewöhnlich, seitwärts an
den korrespondirenden Wand-
stiel. Während aber dieser
sonst gegen den seitwärts wir-
kenden Druck der geschlossenen Schleusenthore durch die
dahinter angeordnete und gewöhnlich bis zum Terrain
hochgeführte Spundwand in seiner ganzen Höhe geschützt
wird, ist hier eine derartige Anordnung nicht zu erkennen,
sondern es zeigt sich nur ein nach Art der Erdanker an-
geordneter Stossbalken (ft der Skizze) der in ca. 21/2'
Höhe über dem Terrain frei liegt und den obersten Theil
der Wendenische abstützt; dieser schliesst sich dem Bohl-
werke an, das durchweg ebenfalls etwa 2 1/2' über das
Terrain hinaufgeführt ist und eine um die ganze Schleuse
herumlaufende Brüstung bildet.
Die Wendesäule des Thores ist oberhalb des Ober-
rahms rund abgedreht, und von einem ganz geschlossenen
Halsbande umfasst, das nach hinten zu in einen starken
eisernen Anker ausläuft. Dieser Anker ist zunächst durch
den die Wendenische bildenden Stiel hindurchgezogen und
i-
a
4. Für eine Fafade nach architektonischer Ordnung und Putz,
pro Q]' nachdem die Arbeit ist, 8 — 12 Thlr., (bei aussergewübnlich
schwierigen Aufnahmen, Kirchen etc., eventuell noch höhere Sätze
nach dem Arbitrio des Baudirektors), wobei festgesetzt wird, dass
der Maasstab nicht grösser als 1 rhld. Zoll auf 12 rhld. Duodezi-
malfuss zu rechnen und bei grösseren Maasstäben so viel weniger
nach Proportion zu bezahlen.
C. Von Anschlägen zu neuen Gebäuden.
1. Für einen Anschlag von einem hölzernen neuen Gebäude,
bei einer Anschlagssumme von 600 Thlr. 1% u. s. w. fallend bis
211 5/ii% bei 3000 bis 4000 Thlr.; bei Kirchen mit noch höherer
Anschlagssumme in max. ■/, % .
2. Für einen Anschlag von einem massiven Gebäude, wenn
die Kosten desselben nicht über 800 Thlr. steigen, 4 5;4 °/0 bis zu
gleichfalls y,,°/0 bei 3000 bis 400t) Thlr.; bei Kirchen von 2000
bis 15000 Thlr. s/ia%, für einen Anschlag zu einem Thurm durch
die Bank l°/0.
D. Von Zeichnungen zu neuen Bauten.
Für eine Zeichnung zu einem hölzernen Gebäude bei einer
Anschlagssumme von 600 Thlr. y3% bis zu •/,<>/„ bei 1000 —
3000 T h lr. Für Zeichnungen zu massiven Kirchen und Pfarrge-
bäuden wird eben als was für die hölzernen angesetzt, bezahlt.
Wenn aber gute und zierliche Thürme und Prolile zu zeichnen
Vorkommen, die von einer ordinairen Zeichnung abgehen, wird
dem Arbitrio des Bau -Direktoriums überlassen, proportionirlich
zu estimiren.
Weiter werden die Gebühren für die Revision von
Anschlägen und Zeichnungen etc. festgesetzt. Charakte-
ristisch für den Geist, in welchem die Taxe verfasst wurde,
ist der geringe Werth, welcher der Idee, der Erfindung
beigemessen wird, so dass Projekte stets niedriger geschätzt
werden, als der äusserlich mühsamere Kostenanschlag.
Materiell scheinen die „Baubedienten,“ trotz der für unsere
Begriffe unglaublichen Niedrigkeit der meisten Sätze, sich
doch nicht schlecht bei dieser später auf den ganzen
Staat ausgedehnten Taxe gestanden zu haben, die ihre
Anwendung vorzugsweise wohl auf fiskalische Nebenarbei-
ten und Arbeiten im Interesse der Kommunen gefunden
ordie, welche die Sätze, soweit sie in erster Beziehung
liquidirt wurden, auf die Hälfte herabsetzte und nur
dann ein besonderes Honorar von 1 bis 2 % bewilligte,
| wenn der Beamte auch die Bauleitung übernahm; im Jahre
1805 wurde eine Taxe nach Prozenten für alle Bauten
fiskalischer Rechnung ganz aufgehoben und für solche
Nebenarbeiten nur 1 Thlr. Diäten bewilligt, „indem, wie
angeführt wurde, die Mühewaltung bei solchen Geschäften
nicht von der Grösse des Kostenbedarfs abhängig, über-
haupt aber auch eine solche Bestimmung der Gebühren
nach den Prozenten im Grunde eine Belohnung für die
hohe Veranschlagung der Bauten ist.“ —
Für Liquidationen in Privatangelegenheiten
I ist die qu. Taxe bis heute noch nicht aufgehoben;
wenigstens ist dieselbe in einem Gutachten der Kgl. Ober-
Bau-Deputation vom 11. Dezember 1824 ausdrücklich noch
als die einzig bestehende Norm für Liquidationen der im
Staatsdienste angestellten Baubeamten bei Privatgeschäften
anerkannt worden. Architekten, welche preussische Staats-
beamte sind und wegen ihrer Honorarforderungen bei Pri-
vatbauten in Differenzen mit dem Bauherrn gerathen sollten,
mögen sich daher vorsehen , dass sie bei gerichtlicher
Entscheidung durch Berufung auf jene wahrscheinlich noch
immer zu Recht bestehende Taxe nicht in Nachtheil ge-
rathen.
100
dann von unten in den starken frei zu Tage liegenden
Balken eines Erdankers (b der Skizze) eingelassen, und
mit demselben dreimal verbolzt. Es scheint dies die allei-
nige Verankerung des Halsbandes zu sein. — Gegen beide |
Konstruktionen dürften sich Einwendungen machen lassen, j
und zu ihrer Nachahmung um so weniger Veranlassung vor- !
lianden sein, als in neuerer Zeit wohl meistens solideren Kon-
struktionen der Vorzug vor Holzbauten eingeräumt wird. —
In Magdeburg ist die Fahrbahn fast sämmtlicher
Brücken als Klotzpflaster konstruirt. Auf der eisernen Gitter-
Brücke, wo der Verkehr ein ausserordentlich lebhafter ist, liegt
in der Fahrbahn noch jetzt das bei der Erbauung der Brücke
(1861) gefertigte Klotzpflaster, das bisher keine Repara-
turen erfordert hat, sich aber allerdings auch jetzt in
einem Zustande befindet, der eine gänzliche Erneuerung
des Pflasters in nicht sehr ferner Zeit nothwendig machen
dürfte. Zur Anfertigung dieses Pflasters werden 4 Zoll
hohe eichene Klötze mit quadratischem Kopfe von 5 Zoll
Seite verwendet, und auf einen 3 bis 4 Zoll starken
Bohlenbelag in parallelen, normal gegen die Strassenaxe
gerichteten Reihen in Verband gesetzt. In die Fugen
wird dann scharfer Sand mit stumpfen Besen eingekehrt
und dann wohl auch noch eine Sandschüttung darüber
gebracht. Der Preis der eichenen Klötze stellt sich zur
Zeit auf ca. 22 V2 Sgr. pro Kubikfuss Eichenholz. —
Auf der Elbe ist neuerdings nach französischem Muster
eine Kettenschiftährt eingerichtet, die zum Schleppen der
Kähne, vorzugsweise bei der Bergfahrt, benutzt wird, und
über die das Architekten -Wochenblatt bereits im 1. Jahr-
gange S. 306 und 314 ausführlichere Mittheilungen ge-
bracht hat, namentlich im Vergleich mit der Kettenschiff-
fahrt auf der Seine. - Das Prinzip dieser Schleppschiffahrt
ist demnach bekanntlich Folgendes; Auf der Sohle des
Flusses liegt eine oft meilenlange Kette, die an beiden
Enden befestigt, in der Mitte aufgenommen und über
ein Dampfschiff geführt ist, auf welchem sich Räder be-
finden, die durch eine Dampfmaschine in Rotation ver-
setzt werden, und die sich daher nach Belieben an der
umgeschlungenen Kette vorwärts und rückwärts abwälzen
können; in gleicher Weise muss sich also auch das Dampf-
schiff (Kettenschiff, Toueur) stromauf oder stromab be-
wegen. Da die Fortbewegung des Schiffes an der Kette
eine sehr sichere ist, so ist damit auch ein sehr sicheres
und bequemes Mittel gewonnen, diesen Dampfer nebst den
etwa angehängten Kähnen stromauf, selbst gegen eine
heftige Strömung und über Stromschnellen hinweg zu be-
wegen, wo gewöhnliche Räder- oder Schraubendampfschiffe
wegen der zu grossen Geschwindigkeit des Wassers nicht
mehr die erforderliche Zugkraft würden ausüben können.
Diese Vortheile der Kettenschiffahrt (Touage) würden sich
allerdings nur auf gerade Flusstrecken mit fester Sohle
beschränken, weil in Serpentinen die Lage der Kette nicht
gesichert wäre, und in leicht beweglichem Boden die Kette
leicht durch Ablagerungen verschüttet werden könnte.
Diese Umstände Hessen gerade für die Elbe bei Mag-
deburg die Touage als zweckmässig erscheinen, und so
wurde denn zwischen der Neustadt und Buckau eine eng-
lische Ankerkette versenkt, die aus mehren mittelst Schloss-
gliedern zusammengesetzten Stücken besteht und eine Ge-
sammtlänge von ca. 3/4 Meilen erhielt. Die Kette ist ein-
fach aus Rundeisen von T/8" engl. Stärke gearbeitet und
zeigt 33/4" lange Schaken ohne Stege; sie löst sich vom
Boden schon etwa 200' weit vor dem Schiffe.
Das Schiff ist — wie in jenen Artikeln bereits an-
gegeben — ganz aus Eisenblech gefertigt, 17t»' lang, 22'
breit und geht mit vollständiger Ausrüstung nur 17" engl,
tief; es ist an jedem Ende mit einem Steuerruder ver-
sehen, die beide gleichzeitig von der Mitte des Verdeckes
aus in Bewegung gesetzt werden; das Verdeck hat nach
beiden Enden hin etwas Gefälle. Die Dampfdome, Schorn-
steine und Kessel liegen zur Seite der Kiellinie, weil in
der Mitte des ganzen Verdeckes die Rinne angeordnet ist,
in welcher die von der Flussohle aufgehobene Kette über
Rollen und Walzen den Triebrädern zugeführt wird. Weil
nun die Längenachse des Schiffes nicht immer mit der
Richtung der aufzu-
hebenden Kette zu-
sammenfällt, und das
Schiff im Stande sein
muss, der nicht im-
mer geradlinig gela-
gerten Kette zu fol-
gen, musste an jedem
Ende des Schiffes ein
bewegliches ausla-
dendes Rinnenstück
angeordnet werden.
Jeder dieser Ausle-
ger ist von Eisen
und hat eine solche
Länge, dass er in
einer Entfernung von
ca. 7 */a ' vom Dreh-
punkte auf 2 kleinen Rädern ruht, die an der Bordkante
auf Flachschienen laufen, und jenseits der Bordkante
noch eine grosse Rolle und 2 vertikale Walzen zur sichern
Einführung der aufgehobenen Kette in den Ausleger trägt.
Unmittelbar neben dem Drehpunkte des Auslegers befin-
den sich wiederum zwei vertikale Walzen zur Einführung
der Kette aus dem Ausleger in den festen Rinnentheil.
Diese feste Rinne zeigt hölzerne Seitenwangen und bis
zu den auf der Mitte des Verdecks aufgestellten Trieb-
rädern etwa 16, theils konische, theils zylindrische Walzen.
Die Dampfmaschine, welche die Triebräder treibt, hat
angeblich 60 Pferdekräfte und arbeitet mit 2 Zylindern,
welche eine gemeinschaftliche Trieb - Achse treiben,
und vermittelst eines
Getriebes von ca. 3'
Durchmesser 2 gleich
grosse Zahnräder von
ca. 6' Durchmesser
in gleichem Sinne
in Umdrehung ver-
setzen. Auf den Ach-
sen dieser Zahnräder
sind nun ausserhalb
des bedeckten Ma-
schinen - Raumes die
Kettentrommeln fest-
gekeilt, um welche
die Kette umge-
schlungen ist. Da
jede Trommelwelle
4 Rinnen trägt, ^ so
ist die Kette 3 1 ^ mal
um diesebeiden Trom-
meln umgeschlungen,
wodurch eine so
grosse Reibung er-
zeugt wird, dass ein
selbstständiges Glei-
ten der Kette über
die Trommel fort
nur zuweilen noch bei sehr starken Zügen eintritt, wenn
z. B. an das Kettenschiff noch 7 — 8 zu schleppende Kähne
angehängt sind. Ausser den Rinnen, deren jede 4" breit
ist, so dass die Kette bequem Raum darin findet, trägt
jede Kettentrommel noch eine Bremsscheibe, gegen welche
vermittelst einer unterhalb des Verdeckes angebrachten,
jedoch vom Verdeck aus in Thätigkeit zu setzenden Vor-
richtung ein Bremsklotz fest angedrückt werden kann;
diese Bremsklötze sind in ihrem untern Theile um feste,
auf dem Verdeck ruhende Achsen drehbar. Der Durch-
messer der Trommelwellen beträgt ca. 3,/4' und die Ent-
fernung beider Achsen von einander ca. 8 '/*' ; die äusser-
sten Enden der beiden Achsen sind nicht weiter gestützt,
sondern nur gegen einander abgesteift.
Die Maschine arbeitet stets mit voller Kraft, so dass
die Geschwindigkeit, mit welcher sich das Kettenschiff
101
stromaufwärts fortbewegt, lediglich von der angehängten
Last abhängt; bei kleinem Wasser können nicht gut mehr
als 3 Kähne angehängt werden, und beträgt die Geschwin-
digkeit dann angeblich etwa b bis 6' pro Sekunde; bei
wachsendem Wasser kann dann die Zahl der angehängten
Schiffe wohl bis auf 7 und 8 vermehrt werden, jedoch
nur auf Kosten der Geschwindigkeit. Stromabwärts fährt
das Kettenschiff fast immer leer, weil die Kähne bei der
Thalfährt keiner Hilfe bedürfen; die Geschwindigkeit des
Kettenschiffes wächst dann wohl bis auf 7 und 8' pro
Sekunde.
(Fortsetzung folgt.)
Mittheilung-en aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Cassel. Haupt-
versammlung am 25. Februar 1SG8. Die Versammlung wurde
in Abwesenheit des Vorsitzenden durch Hrn. Lingemann
eröffnet.
Zunächst wurde der Maschinentechniker Hr. Has durch sta-
tutgemässe Abstimmung als hiesiges Mitglied aufgenommen,
hierauf die von der Redaktionskommission revidirten, bezw.
vervollständigten Vereinsstatuteu vorgelesen und deren An-
nahme und Vervielfältigung durch den Druck beschlossen.
Ein Gesuch des Vereinsdieners um Fixirung der Vergü-
tung für seine Dienstleistungen wurde dem Vorstand zur ent-
sprechenden Erledigung überwiesen.
Hr. von Dehn-Rotfelser trug sodann den Schluss seines
Berichtes über die Baukunst in der Pariser -Welt -Anstellung
und die neuere Bauthätigkeit in Paris vor, worauf von Hrn.
Streckert im Anschluss an einen früher vorgetragenen Theil
dieses Berichtes über die Konstruktion, bezw. die Art und
Weise der Bauausführung der russischen Häuser, sowie über
die Lebensweise von deren Bewohnern spezielle Mittheilung
gemacht, auch dabei die gewöhnlichen, sowie die comfortabel
eingerichteten Bäder dortselbst näher beschrieben wurden.
Weiter angemeldete Vorträge mussten wegen vorgerückter
Zeit auf die nächste Versammlung verschoben werden.
Architekten- Verein zu Berlin. Hauptversammlung am
7. März 1868. Vorsitzender Hr. Böckmaun, anwesend 189
Mitglieder.
Die Herren: Behmer, Fischer, Fröbel, Heinrich,
Hin, Japel, Lipschitz, Mackenthun, Rauch, Sarrazin,
Schiefer, Schmidt, Willet wurden als Mitglieder in den
Verein aufgenommen. Neu eingegangen sind 5 Monatskon-
kurrenzen; die Abstimmung über die in der letzten Sitzung
beurtheilten Aufgaben pro Februar (Omnibus -Wartesalon)
ertheilte der Arbeit mit dem Motto „Omnibus“, als deren
Verfasser sich Herr La Pierre ergab, den Preis.
Nach Erledigung mehr er kleiner Mittheilungen und Ver-
einsangelegenheiten, unter denen wir die dem Säckelmeister
auf Bericht der Revisoren ertheilte Decharge hervorhebeu,
wandte sich der Verein dem Hauptgegenstande der diesmali-
gen Tagesordnung, dem Bericht der zur Beurtheilung der
Schinkelfest-Konkurrenzen gewählten Kommission zu.
Das Referat über die 7 Konkurrenz- Entwürfe im Ge-
biete des Hochbaus trug Hr. Blankenstein vor. Die Auf-
gabe, Entwurf eines Parlamentshauses für Preussen in Berlin
auf der Baustelle des Kunstakademie- Viertels, war sowohl we-
gen ihrer Ausdehnung als wegen des Mangels an geeigneten
Vorbildern eine schwierige; um so mehr wurde daher die rege
Betheiligung und die grosse Sorgfalt anerkannt, mit der sämmt-
liche Konkurrenten sich ihrer Bearbeitung unterzogen hatten.
Der engen Begränzung der Baustelle und dem präzisen Pro-
gramm ist es zu danken, dass sich dabei Alle mehr oder we-
niger in den Grenzen der Ausführbarkeit gehalten und vor
Uebertreibungeu gehütet haben; die Entwürfe haben dadurch
eine gewisse Gleichmässigkeit erlangt, welche die Beurtheilung
wesentlich erleichtert hat.
Am Wenigsten gelungen sind im Allgemeinen die Grund-
rissdispositionen , bei denen sich eine gewisse Unsicherheit in
der Kenntniss des parlamentarischen Lebens geltend macht,
Besseres ist in Betretl der inneren und äusseren Architektur
geleistet worden. Im Einzelnen ist die Auffassung der 7 Ent-
würfe natürlich verschieden, der spezitisch künstlerische, wie
der verständig praktische Sinn sind vorwiegend betont worden.
Im Stile sind grossentheils antike Formen im Sinne der Ber-
liner Schule, zum Theil in Anwendung auf den Backsteinbau
gewählt worden, während einer der Konkurrenten eine reiche
gothische Architektur angewendet, ein anderer neue Gestal-
tungen zu schäften sich bemüht hat.
Das Resultat der Kommissions -Berathungen sind folgende
einstimmig gefassten Beschlüsse. Der erste Preis von 100
Friedrichsd’or wird der Arbeit mit dem Motto „Vaterland“
ertheilt, welche sowohl in grossartiger Grundrissdisposition, wie
in schwungvoller Bearbeitung der inneren Architektur allen an-
deren voransteht. Der im vorigen Jahre nicht zur Verwendung
gekommene Preis wird zu gleichen Theilen zwischen den Ar-
beiten mit den Mottos „Berlin“ und „Solon“ zum Zwecke je
einer kleineren Studienreise getbeilt. Die Vereins -Medaille
wird ausser an die Verfasser dieser Arbeiten auch noch an
den Autor des Entwurfs mit dem Motto: „ A. D. 1400“ ver-
liehen, und sind diese 4 Arbeiten der Technischen Bau-Depu-
tation zur Annahme als Probe -Arbeiten für die Baumeister-
Prüfung empfohlen worden. Die Technische Bau -Deputation
ist auf diesen Antrag (bei der letzten Arbeit jedoch nur be-
dingter Weise) eingegaugen; hingegen hat Sr. Exzellenz der
Hr. Minister für Handel etc. den Antrag, den Preis des vori-
gen Jahres zwischen zwei Konkurrenten zu theilen, als nach
der Bestimmung desselben unstatthaft, zurückgewiesen. Da
eine nochmalige Berathung der Kommission, ob sie demzufolge
einem der beiden Entwürfe den Vorzug geben wolle, noch nicht
hatte stattiinden können, so wurde die Eröffnung der betreffen-
den Mottos vorläufig sistirt. Als Verfasser des mit dom ersten
Preise gekrönten Entwurfs wurde Hr. Franz Schwechten,
als der des Entwurfs „A. D. 1400“ Hr. Elis proklamirt.
Das Referat der zur Beurtheilung der 4 Entwürfe im
Wasserbau (Seehafen bei Arcona) niedergesetzten Kommission
trug Hr. Wagner vor. Eine Gleichmässigkeit der Entwürfe
ist hier nicht vorhanden gewesen. Die eine, vollständig
idealistisch aufgefasste Arbeit ergeht sich in weit über die
Aufgabe hinausschweifenden Erörterungen und der Entwicke-
lung weitläufiger Theorien, während die drei anderen eine
fleissige, zum Theil auf örtlicher Anschauung beruhende und
daher selbstständige Lösung der Aufgabe zeigen, die mehr
oder weniger gelungen ist. Die Kommission hat diese drei
Arbeiten der Technischen Bau- Deputation zur Annahme
empfohlen und ist dieselbe bedingungslos darauf eingegangen.
Der Preis von 100 Friedrichsd’or ist der Arbeit mit dem
Motto „Nordost“ ertheilt worden, welche bei einer guten Ge-
sammt- Disposition namentlich durch eine vorzügliche Durch-
arbeitung aller Details sich auszeichnet. Als Verfasser der-
selben wurde Hr. Edgar Stuertz proklamirt.
Den beiden Kommissionen wurde für ihre mühevolle,
aufopfernde Thätigkeit vom Vorsitzenden der Dank des Ver-
eines votirt. — F. —
Aus der Fachliteratur.
Förster’s Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1867, Heft
X — XII.
B. Aus dem Gebiete des Ingenieurwesens.
1 ) Der neue Personenbahnhof in Stuttgart, m i t -
getheilt vom Oberbaurath Morlock. Die Station Stutt-
gart (Kopfstation) bildet den Zentral-Bahnhof für das Würt-
tembergische Eisenbahnnetz. Die Unzulänglichkeit der seit-
herigen Anlage, namentlich auch der Uebelstaud , dass die
Halle und überhaupt der Personenbahnhof zugleich für den
Güterverkehr in Anspruch genommen werden musste, veran-
lasste den Umbau des Bahnhofes, womit im Juli 1864 be-
gonnen wurde, während die Benutzung der neuen Anlage mit
Mai 1867 eingetreten ist. Da ein Verständniss der Gesammt-
anlage ohne genaue Motiviruug der sehr komplizirten Lokal-
verhältnisse kaum möglich ist und wir hierin dem Originale
ausführlich unmöglich nachkommen können, soll nur die Er-
wähnung einzelner Hauptpunkte folgen:
Als Hauptprogramm - Bedingungen wurden festgestellt:
Trennung von Personen- und Güterbahnhof; — Einrichtung
des Personenbahnhofes je mit eigenen Geleisen und Perrons
für Ankunft und Abgang in beiden Richtungen (nämlich
beziehlich der nach Osten und der nach Westen); ferner
Möglichkeit, die auf einer der beiden Hauptrichtungen an-
kommenden Züge unabhängig von der ordentlichen Zufahrt
auch auf der anderen Seite einlaufen zu lassen; — direkte
Verbindung des Güterbahnhofes mit beiden Bahnen.
Die Ausführung dieses Programmes war mit grossen
Schwierigkeiten verknüpft, unter Anderem mussten das ganze
Bahnhofsplanum erhöht, die Friedrichs- und Schloss - Strasse
tiefer gelegt, die Steigungen der Bahn nach Kaunstadt und
Ludwigsburg zu von ’/ns auf ’/ioo umgewandelt werden. Ueber-
dies war die freie Raumdisposition durch die umschliessenden
werthvollen Gebäude wesentlich behindert.
Hiernach war für den Personenbahnhof ( unter Beibehal-
tung der an der Schloss -Strasse belegenen Hochbauten) die
Anlage zweier Hallen mit grossem Mittelperron unumgänglich
geboten. Die Hallen haben eine Länge von 580' (würtemb.),
eine lichte Weite von 100', sind durch leichte Eiseukou-
struktion überdacht und erhalten sowohl seitliches als oberes
Licht. Die Seitenperrons verlängern sich noch, theil weise
102
überdacht, über die Halle hinaus. Die Wartesäle sind auf
dem Mittelperron symmetrisch angeordnet, und erfolgt der
Zugang vom Bahnhofe von der Schloss- Strasse aus durch ein
Haupt- Vestibül, welches die Verbindung aller Theile vermit-
telt. Vom Souterrain aus führt ein unterirdischer Gang nach
dem jenseits der Schloss- Strasse gelegenen Postgebäude, um
die lästige Beförderung der Postkarren über die Perrons und
die Schloss- Strasse zu vermeiden.
Die Heizung des Mittelbaues wird mittelst erwärmter Luft
bewirkt, und sind hierzu vier grosse und zwei kleine Kalori-
fers angeordnet. Die Ausströmungsöffnungen befinden sich in
einer Höhe von 9', während die Abzugskanäle am Boden ein-
münden. Mit der Heizung ist zugleich die Ventilation der
Räumlichkeiten verbunden, indem gemauerte Kanäle nach den
Rosten der Kalorifers führen. Am Schlüsse des Aufsatzes
wird die Wahl dieses Heizungssystemes ausführlich motivirt
und angegeben, dass die geringen Anlagekosten, der einfache
und gefahrlose Betrieb, ferner die Eigenthümlichkeit für die
Luftheizung entschieden habe, dass sie gewissermassen auch
von selbst die Ventilation darbiete. Das mit der Luftheizung
sonst wohl verbundene Ueberhitzen und die grosse relative
Trockenheit der Luft hat man durch Anlage eines Wasserbe-
hälters innerhalb der Heizkammer zu mindern gesucht.
Bei der Anlage des Güterbahnhofes endlich ist darauf
Bedacht genommen, die Güterzüge von dem Personenbahnhöfe
fern zu halten, die Verbindung der Geleise möglichst direkt
herzustellen und eine genügende Anzahl von Aufstellungs-
und Rangirgeleisen von hinreichender Länge zu erhalten.
2) Apparate zur Vertheilung des Wassers in den
Städten, von den Herren Hermann in Paris. Die ver-
schiedensten Apparate (Ventile, Mundlöcher, Verbindungs-
stücke), wie sie zur Verzweigung der Leitungen sowie zur
Vertheilung des Wassers in Brunnen und Wohngebäuden
erforderlich sind, werden an mitgetheilten Detailzeicbnungen
ausführlich beschrieben.
3) Die neue Fahrstrasse am Traunsee, mitge-
theilt vom Bau-Direktor J. Baumgartner. — Die
durch das Salzkammergut über Gmunden führende Reichs-
Strasse war seither durch den Traunsee unterbrochen gewesen;
zum Abschluss derselben ist deshalb in den Jahren 1856 bis
1861 die neue Fahrstrasse zwischen Gmunden und Ebensee
ausgeführt worden. Trazirung und Bau der Strasse, die im-
mer scharf am Seerande entlang führend, in die Felswände
eingeschnitten und durch Futtermauern abgestützt ist, die
mehre Tunnels und Brücken enthält, auch zum Theil gegen
die abrutschenden Gebirgsmassen mit Schutzdach versehen ist,
werden ausführlich in Text und Zeichnung erläutert (darunter
einige hübsch ausgeführte perspektivische Skizzen der Tunnel-
Eingänge und der mit Schutzdach versehenen Strecken).
Gr.
P er sonal - N achrichten.
Dem lieg.- u. Baurth. Vogt zu Berlin ist die Stelle eines tech-
nischen Mitgliedes der Direktion der Niederschlesisch -Märkischen
Eisenbahn definitiv verliehen.
Der Baumeister Karl Ulrich zu Thorn ist zum Kreisbaumeister
zu Schwetz ernannt.
Versetzt sind : Der Wasser- Bau -Inspektor Maass zu Thiergar-
ten-Schleuse bei Oranienburg nach Magdeburg. — Der Bau -Inspek-
tor Rickert zu Mühlhausen nach Belgard und der Bau- Inspektor
Doebbel zu Belgard nach Mühlhausen.
Am 7. März haben das Bau führ er -Examen bestanden: Frie-
drich Wollenhaupt aus Ratibor; Hans Hermann Hager aus
Fraustadt; August Deipenau aus Kl. Mahner.
Offene Stellen.
1. Unter Bezugnahme auf die Annoncen der Fortifikation zu
Stettin in den Nummern 6 u. 7 dieser Zeitung wird für zwei be-
deutende Hochbauten ein geprüfter und im Hoch- und Schönbau
durchaus bewanderter Baumeister gesucht. Diäten 3 Thlr.
Voraussichtliche Beschäftigungszeit 2 bis 3 Jahre.
2. Zum Bau einer Chaussee von Tempelburg auf Polzin wird
ein Baumeister oder Bauführer, wo möglich mit Chaussee-
Neubauten schon bekannt, sofort gesucht. Diäten 2 resp. I1/, Thlr.
und 30 Thlr monatliche Fuhrkosten- Entschädigung. Meldungen
bei dem Kreisbaumeister Reinhardt in Neustettin.
3. Zu den Hafenbauten in Pillau wird ein Baumeister, oder
älterer, im Wasserbau erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort gesucht. Meldungen bei dem Hafen -Bauinspektor Frey in
Pillau.
4. Die Königliche Fortifikation zu Rendsburg sucht zum 1.
April zwei Baumeister. Diäten 3 Thlr.
5. Ein geprüfter Baumeister kann vom 1. April c. ab bei
der Fortifikation zu Cosel mit zwei Thlr. Diäten pro Tag Beschäfti-
gung finden. Meldungen schriftlich unter Beifügung der Zeugnisse.
6. Die König! Fortifikation zu Stralsund sucht einen Bau-
meister oder erfahrenen Bauführer. Näheres unter den Inseraten.
7. Ein Baumeister oder erfahrener Bauführer wird für
Chausseebauten im Kreise Braunsberg gesucht. Näh. im Inseratenth.
8. Für die Garnisonbauten der Festung Wesel wird ein ge-
prüfter Baumeister gesucht. Nähere Auskunft ertheilt die
K. Fortifikation daselbst.
9. Ein Bauaufseher der bei Chausseebauten beschäftigt ge-
wesen, und mit guten Zeugnissen versehen ist, wird gesucht von
Baumeister C. Francke, Stettin, Breitestrasse No. 60.
10. Zur Leitung des Ausbaues des Schellecker Dammes durch
das Deime-Thal bei Labiau, welcher auf 87240 Thlr. veranschlagt
ist, wird ein Baumeister gesucht. Antritt sofort, Diäten 2 Thlr.,
Bauzeit 2 bis 3 Jahre. Meldungen beim Wasserbau - Inspektor
Littgen in Labiau bei Königsberg.
11. Zur Leitung der in der Festung Torgau auszuführenden
Militairbauten wird ein geprüfter Baumeister gegen Diäten bis
zu 2'/, Thlr. auf längere Zeit gesucht. Meldungen unter Bei-
fügung der Zeugnisse sind an die Königliche Fortifikation daselbst
zu richten.
Die in No. 8, alinea 9, und in No. 10, alinea 3, publizirten
offenen Stellen sind besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. A. D. in G. Wir könnten Ihnen eine grössere Anzahl
von Werken, in denen Entwürfe zu Grabdenkmalen gesammelt sind,
nennen, sind jedoch leider nicht in der Lage Ihnen auch nur ein
einziges derselben empfehlen zu können. In erster Linie gilt dies
namentlich für die von Ihnen vorzugsweise gewünschten Entwürfe
in mittelalterlichen Stilarten, bei denen selbst Talente wie Unge-
witter und Eisenlohr völlig gescheitert sind.
Herrn B. Berlin: Die in der vorigen Nummer aufgeführten
I-Profile sind in folgenden Längen zu haben: die 600mm hohen
bis zu 15'“, allenfalls bis zu 20 m Länge, die 700mm hohen bis zu
12 m, die 800 mm und 1000 mm hohen bis zu 10m Länge.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren K. in Breslau,
W. in Zwickau, H. in Neustadt W./Pr., B. in Insterburg, D. in Berlin.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 14. März 1868.
Tagesordnung:
Vorträge der Herren Burchmann und Dr. Goldschmidt.
Bekanntmachung.
Iler 14 reis Kraunsberg liat «len Bau von
etwa 10 Meilen Breis-Chausseen besehlossen,
deren Ausführung sofort beginnen und in 5
bis 6 Jahren beendet sein soll. Xur Leitung
«ler Kauten nird ein geprüfter Baumeister
oder «‘in Bauführer, «ler seh«>n früher mit
Ausführung von Chausseebauten betraut ge-
nesen, gesueht. tlualiiizirle Bewerber wollen
sieh «lah«‘r unter Einreichung ihrer Atteste
unil spezieller Angabe ihrer Ansprüche bei
dein ITntt-rzeiehneten schleunigst melden.
Iler Yorsitz«‘iide des Chausseebau-Comites.
Landratli
gez. II i 1 1 e nburge r.
Ein junger Architekt, welcher kaufmännische Kenntnisse besitzt,
und sich qualifizirt das Platzgeschäft in Berlin für einen couranten,
schönen Fabrikations- Artikel zu besorgen, kann seine Adresse in
der Exped. dies. Ztg. unter der Abzeichnung .Architekt* abgeben, i
Heute Nachmittag gegen 6 Uhr starb unser geliebter Sohn und
Bruder, der Baumeister
Herrmann Otto
nach mehrmonatlichen schweren Leiden.
Tief betrübt widmen Verwandten und Freunden diese Anzeige
Die Hinterbliebenen.
Stettin, den 7. März 1868.
Bekanntmachung.
Die Königliche Fortifikation zu Stralsund hat einen Baumeister
oder erfahrenen Bauführer zur Leitung grösserer Garnison- Bauten,
resp. zur Bearbeitung von Projekten anzustellen. Der Diätensatz
für den Baumeister beträgt 21 , Thaler. Hierauf Reflektirende wer-
den ersucht sich bis zum 16. März c. unter Angabe ihrer bisherigen
Stellungen schriftlich zu melden.
Ein junger Maurermeister sucht unter bescheidenen Ansprüchen
Stellung im Comtoir eines Bau- oder Maurermeisters. Gef. Adr.
mit Chiffre A. Z. 16 in der Expedition dieser Zeitung abzugeben.
Ein gewandter Bauzeichner resp. Bauleiter, sucht Beschäftigung.
Näheres unter A. B. 49 befördert die Expedition dieser Zeitung.
Ein junger Mann, Baugewerksmeister, sucht unter beschei-
denen Ansprüchen Engagement. Offerten bittet man unter Chiffre
N. M. G. an die Expedition dieser Zeitung franko gelangen zulassen.
Ein Zimmermann, im Zeichnen, Veranschlagen und Buchfüh-
ren geübt, sucht Beschäftigung im Comtoir eines Zimmermeisters
oder Baumeisters hier oder ausserhalb. Franco-Adr. sub B. N. 15.
in der Expedition dieser Zeitung.
103
Gotha-Leinefehler Eisenbahn.
Zur Ausführung der auf der Strecke von Gotha bis Langen-
salza im Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten sollen drei Loose
und zwar:
1. ein Loos mit ca. 1254 Schachtruthen Mauerwerk,
2. ein Loos mit ca. 2119 Schachtruthen Mauerwerk,
3. ein Loos mit ca. 3027 Schachtruthen Mauerwerk
im Wege des öffentlichen Submissionsverfahrens an qualifizirte Un-
ternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions - Bedingungen sind im
Abtheilungs - Bureau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions - Bedingungen von dem Unterzeich-
neten auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind, mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der
Gotha -Leinefelder Eisenbahn“
versehen, bis spätestens zu dem
am 23. März dieses Jahres, Vormittags 11 Uhr
in dem oben bezeichneten Bureau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termin wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 28. Februar 1868.
Der Abtheilungs - Baumeister
Witzeck.
Dießaugewerkschnie zu Holziniiideii a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Stein hau er, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts -Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchen 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
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Inhalt: Heber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Fort-
setzung.) — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Kgl. Bau-
Akademie zu Berlin (Fortsetzung!. — Nietverbindungen. — Feuille-
ton : Schinkelfest des Architekten- Vereins zu Berlin am 13. März 1868.
— Preis-Aufgaben des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses in
Preussen. — M i tt h ei 1 u n g e n aus Vereinen: Architekten- und In-
genieur-Verein in Böhmen. — Architektonischer Verein zu Hamburg.
— Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. — Architekten -Verein zu
Berlin. — Vermischtes: Zahl der in Berlin ertheilten Bau-Erlaubniss-
scheine pro 1867. — Schienen aus homogenem sehnigem Eisen. — Aus
der Fachlitteratur: Notizblatt des technischen Vereins zu Riga. —
Bauwissenschaftliche Litteratur, Januar, Februar, März 1 868. — Kon-
kurrenzen: Aufgaben für den Preis „Bordin“ am Institut de France.
— -Personal-Nachrichten etc.
Feber amiitrktoiusclieii Unterricht in Frankreich.
(Fortsetzuns.)!
Doch wir kehren zur Schule und ihrem Konkurren zen-
gange zurück; was er bezweckte, die Art seines Einflusses,
das Ideal der Akademie wird am besten aus einer Kritik
der höchsten Leistung in demselben hervorgehen, der Ar-
beiten der grands Prix, wie sie in dem Archive der Aka-
demie aufbewahrt sind. Alle den grands Prix vorangehen-
den kleineren Aufgaben sind wesentlich desselben Charak-
ters, nur oftmals viel individueller in ihrer Lösung.
Die Arbeiten wurden auf Grund einer vorläufigen
Skizze in einer Klausur von drei Monaten, die man mit
entwürdigender Strenge handhabte, angefertigt. Schon die
Programme sind für den Charakter der Arbeiten bezeich-
nend. In lapidarer Kürze abgefasst legen sie den Zweck
des Gebäudes dar, zählen die Ilaupträume oder auch nur
die Hauptgruppen auf und geben allenfalls noch einen
Flächenraum oder eine Notiz über die Lage des Bau-
platzes an. Aufgaben, die eigenartige, praktische Lösun-
gen im Auge haben, auf das Detail einer Anlage ein-
gehen oder eine über das Allgemeine hinausreichende
Kenntniss von der Benutzung einer Gebäudeart verlangen,
werden kaum gestellt und Verstösse in dieser Hinsicht
leicht genommen; dagegen ist ein mit möglichster Kolossa-
lität, möglichster Massenentfaltung auftretender Idealismus
schon in der Aufgabe vorgesehen und seine Erreichung
Ilauptbedingnng. Schon diese Programme binden sich
weder an Ort und Zeit noch an irgend welche praktische
und materielle Rücksichten, sie haben bereits Phantasie-
bilder im Auge und ihre Lösungen sind denn auch Phan-
tasiebauten für eine eigene aristophanische Wolkenstadt!
Langweilig aber und uniform genug sieht sie aus
diese Wolkenstadt und die Akademiedoktrin hat das Ihrige
dazu gethan ! Man wird darüber betroffen, wenn man die
lange Reihe dieser Arbeiten betrachtet und stets die An-
tike, die Renaissance oder vielmehr das ungleich mono-
tonere, im französischen Geiste aufgefangene Spiegelbild
derselben als Stilform wiederkehren sieht. Nur zwischen
einzelnen grösseren Epochen lässt ein Unterschied sich
wahrnehmen. So treten nach einander auf: das Neu-
römerthum des Kaiserreichs, das dun höchsten Ausdruck
der Kunst erreicht zu haben glaubte, wenn es ihm ge-
lungen war, ein Gebäude ohne Fenster herzustellen — die
Architektur der dreissiger und vierziger Jahre mit ge-
häufter Anwendung griechischer Säulenhallen und Pilaster-
systeme, — immerhin übrigens noch die besten Leistungen —
endlich die Kunst des zweiten Kaiserreichs mit den barocken
Renaissanceformen, gegen die sonderbar genug die Aka-
demie, sich nicht hat verwahren können. Innerhalb dieser
Epochen unterscheiden die Arbeiten sich nur wenig nach
dem Geschick der Bearbeiter. Auch die Entwürfe grosser
Namen, die späterhin ihren eigenen Weg gewandelt sind,
zeigen davon hier nur eine höchst sparsame Andeutung
und niemals stösst man auf eine Arbeit, die sich dem
Schema, wenn nicht mit Glück, so doch mit Mutli zu ent-
ziehen gesucht, geschweige dass anderweitige Stilformen
angewendet wären, wie bei uns wohl in Deutschland.
Auch von der Poesie, mit der deutsche Meister hier und
da solche ideale Aufgaben zu behandeln gewusst haben,
findet sich hier wenig vor und damit allein schon ver-
liert dieser Idealismus einen Theil seines Bodens; an ihre
Stelle tritt dagegen, wie leider so oft auch anderwärts in
Frankreich, die glänzende Phrase.
Die erfreulichste und theilweise wahrhaft künstle-
rische Seite dieser Arbeiten bleibt jedoch schliesslich die
Grundrissanordnung. Strenge Symmetrie, sorgfältig durch-
gefiihrte Axentheilung sind natürlich hier zwingendes Ge-
setz; von einer malerischen Anordnung ist selbst hei Auf-
gaben, die dieselbe gewissermassen bedingen, keine Rede.
Innerhalb dieser Schranken aber ist die Disposition der
Baugruppen, ihre gegenseitige Verbindung, die Anlage
von Sälen, Treppen, Vorhallen u. s. w. stets mit Geschick
und nicht selten mit Schwung gelöst. Die geringe Rück-
sicht auf praktische Detailforderungen erleichtert dies frei-
lich, doch es ist bemerkenswert!), wie auch draussen in
der Praxis allen französischen Bauten dieser Vorzug bleibt.
Mögen sie in ihrem Aeusseren uns noch so oft abstossen,
ihre inneren Dispositionen sind fast stets von Anziehungs-
kraft, und Werth, oder um mich eines Beispiels zu be-
dienen, das seinerzeit auch in diesem Blatte angeführt
wurde: ich gebe gerne zu, dass kein Franzose den äusse-
ren Aufbau des Schinkelschen Schauspielhauses würde er-
reicht haben, aber den Eingang in dies Gebäude durch
den Keller hätte er uns erspart.
Die Konstruktion nimmt in den grands Prix nur
eine sehr untergeordnete Stelle ein, sie wird kaum ange-
deutet, geschweige denn dass sie einen Einfluss auf die
Gestaltung des Monumentes ausübt. Eine ungleich wich-
tigere Rolle spielt dagegen die äussere, fast durchweg mit
Geschick behandelte Darstellung. Aber sonderbar genug
tritt auch in diesen, meist kolossal grossen Zeichnungen
ein ganz bestimmtes Schema auf. Es wiederholt sich stets
ein sorgfältig ausgezogener Kontour, in denselben Farben
ausgeführt, denen zumeist ein Anlegen der Schatten mit
chinesischer Tusche vorangeht. Es sind stets dieselben
schwarz angelegten Grundrisse mit typischen Andeutungen
für die landschaftliche Umgehung, dieselben Durchschnitte
mit konstruirten Schatten, in die oft ein ganzes Feuerwerk
von bunten Lichtern eingesetzt ist, dieselben Mittelchen
und Effekte der Darstellung endlich, die sich wiederholen,
wie die Witze im Hefte eines alten Professors. Auch die
Zeichnung, diese Handschrift des Architekten, scheint hier
ihre Individualität aufzugeben. Einzeln betrachtet und auf
den ersten Blick imponiren diese Arbeiten freilich durch das
Geschick von Komposition, Durchführung und routinirter
Darstellung, aber in ihrer Gesammtheit, ihrem Prinzipe
nach, als letztes Resultat, als höchstes und einziges Ziel
106
eines langen Studiums, sind sie schliesslich doch nur von
einem sehr bedingten Werthe.
Die ganze grosse wissenschaftliche und praktische
Seite der Baukunst war über dem Einschulen auf dies ab-
geschlossene Gebiet eines einseitigen Idealismus fast gänz-
lich vernachlässigt worden, und die Schüler der Ecole des
beaux Arts waren nach Absolvirung ihrer Lehrzeit, falls
sie nicht zufällig auf irgend einem anderen Wege sich
jene Kenntnisse mühselig hatten erwerben können, so gut
wie unbrauchbar für die architektonische Praxis. Auf den
meisten französischen Bauplätzen waren die Stellen der
Hülfsarbeiter, in denen bei uns die Jugend sich heraufar-
beitet, in die Hände von Bauhandwerkern übergegangen.
An brauchbaren jüngeren Kräften herrschte der empfind-
lichste Mangel, und man suchte die Lücken in dieser Hin-
sicht schliesslich von überall anderswoher als aus den
Schülern der Ecole des beaux Arts zu ergänzen, welche
neben ihrer praktischen Unkenntniss dann auch noch ein
gutes Stück eingeimpften Ilochmuths besassen.
Statt der wissenschaftlichen Kenntnisse gab ihnen die
Akademie ihre Doktrin in die Hand, für welche sie
selbst schliesslich keine überzeugenden Gründe anzuführen
wusste. Sie hatten sich auf dieselbe eingelernt, ohne dass
eine eigene Urtheilskraft in ihnen geweckt worden war.
Späterhin und von diesem Zwange in der Praxis theil-
weise befreit, brach dann häufig ein Kampf in ihnen aus
mit diesem Schema, das zu guter Letzt in seiner Nichtig-
keit erkannt wurde, an dessen Stelle man aber bei dem
Mangel selbstständiger Bildung nichts besseres zu setzen
vermochte. Nur zu oft kam man dabei auf völlige Prin-
ziplosigkeit heraus. Sollten sich nicht hiermit so manche
schlimme Produkte neuerer französischer Kunst besser er-
klären lassen, als mit der abgedroschenen Phrase der
französischen Leichtfertigkeit? —
Ja, diese auf offenbaren Missbräuchen beruhenden
Verhältnisse hatten schliesslich sogar in den Schülerkreisen
zu einer Art Kunstideal geführt, wie man ihm wohl in
unschädlicherer Weise in wirren Malerköpfen begegnet
und das uns Emile Trelat schildert indem er sagt: „Wie
„oft habe ich es aus den Aeusserungen der Jugend kon-
„statiren können, dass die Ansicht fast zu einem Atelier-
„axiom geworden ist: ein Architekt brauche nichts zu
„lernen, Alles was für ihn notlnvendig sei, finde er an
„der Spitze seines Bleistiftes, praktische und wissenschaft-
liche Kenntnisse vermögen nur seinen Geist zu hemmen
„und den Schwung seiner Phantasie zu beeinträchtigen —
„ein Prinzip, das schliesslich hinauslaufen muss auf die
„wissentliche Verleugnung der Kunst selbst und auf die
„traurigste Routine, das den Architekten zum Handlanger
„im Dienste des Technikers erniedrigt und der Kunst
„die ihr in der Gesellschaft gebührende Stelle raubt.“
Diejenigen Schüler, welche, auf die höchste Ehre ver-
zichtend, sich mit dem Prädikate eines Eleven erster Klasse
begnügten, besassen wenigstens noch die Zeit ihre Bildung
späterhin zu ergänzen, sehr Viele aber tappten bis zum
letzten Termine, dem dreissigsten Jahre, an der Thür des
römischen Preises mit allem Elend und der ganzen scbliess-
lichen Unbrauchbarkeit grauer deutscher Examenskandi-
daten umher. Man nannte dies technisch „faire place“.
Wenige waren schliesslich so glücklich rasch dies letzte
Ziel zu erreichen.
Auf die Studien derselben in Italien, zu welchen der
römische Preis sie verpflichtete, ist nun noch ein Blick zu
werfen. Diese Studien erstreckten sich auf die Dauer
von fünf Jahren und auch hier hatte die Akademie zu
Paris ein Schema von jährlich an sie einzureichenden
Zeichnungen aufgestellt, den sogenannten Envois de Rome,
die sich von der Aufnahme antiker Bautlieile steigerten
bis zur sorgfältigen Verzeichnung e'nes grösseren Ueber-
restes und seiner Wiederherstellung. Es handelte sich in-
dessen hier ausschliesslich um Denkmale des Alterthums,
anfänglich sogar speziell nur um die römischen, bis man
allmählich doch auch die griechischen Monumente heran-
zog und sogar zu Athen eine eigene Pflanzschule der Villa
Medici begründete. In den Ateliers beider Schulen wurden
dann jene Envois de Rome angefertigt auf Grund der
vorangegangenen Aufnahmen, grosse, sorgfältig behandelte
Blätter, die aber wenig an sich tragen von der Vielseitig-
keit und der gesunden Ursprünglichkeit einer Reiseskizze.
Sie beanspruchten zudem die Zeit der Studirenden fast
vollständig und für die sonstige Kunstherrlichkeit des
Südens blieb ihnen wenig Zeit übrig.
Andere Länder etwa als Italien und höchstens Grie-
chenland aufzusuchen war streng verpönt, von England
oder gar Deutschland zu schweigen wurden sogar die
wichtigen Denkmale des eigenen Landes gänzlich ignorirt.
Mit krasser Einseitigkeit fesselte man die Eleven durch
fünf Jahre bester Entwickelung, fern von ihrem einstigen
Wirkungskreise, an das Alterthum, und der Nutzen, der
sich für dieselben an diese Studien knüpfte, war dem ge-
genüber in der That recht gering.
Merkwürdiger Weise war er aber fast ebenso gering
für die Erforschung der Monumente selbst, obgleich
manche derselben wohl fünf oder sechsmal gemessen wor-
den sind und selten, mit Ausnahmen, wie etwa in den
Caracalla-Thermen Abel Blouets und den Parthenon- Auf-
nahmen von Paccard, ist etwas davon aus den Archiven
der Akademie, denen diese Arbeiten schliesslich verblieben,
an das Tageslicht getreten.*) Die Restaurationen aber,
zu denen es überhaupt eigenartiger und speziell gebildeter
Naturen bedarf, sind meist nur nach einer nicht zu ver-
kennenden Schablone behandelt.
Auch der schöne Gedanke schliesslich, der der Stiftung
der Schule der Villa Medici zu Grunde gelegen hat: den
jungen Studirenden in Rom eine freie und angenehme
Arbeitsstätte zu schaffen, ihnen Anweisung zu geben im
Studium der Denkmale der ewigen Stadt, verlor seinen
Werth dadurch wieder, dass sich in dem Kreise der dort
für längere Zeit Vereinigten ein Stück Paris mit seinen
Koterie-Ansichten gebildet hatte, welches sie gegen viele
Eindrücke der Umgebung abschloss. So wurde es möglich,
dass, während bei uns ein Aufenthalt in Italien für den
Künstler in der Regel einen Wendepunkt in seiner ganzen
Entwickelung bezeichnet, in den späteren Arbeiten fran-
zösischer Künstler sehr wenig von diesem belebenden
Hauche zu bemerken ist und ihr erstes Projekt nach der
Rückkehr in Paris genau so aussieht, als ob sein Verfasser
nie die Dachstube im Quartier latin verlassen hätte.
Die Akademie sorgte übrigens auch noch fernerhin
für diejenigen, welche nach Absolvirung dieses langen
Weges nunmehr endlich in die architektonische Praxis
eintraten. Die grossen Ausführungen des Staates und der
Stadt Paris waren die Apanagen des römischen Preises,
und wer zu geringerer Arbeit sich nicht verstehen mochte,
wartete eben wieder bis er seinen Bau, sein „Monument“
erhielt. Auch hier hatte sich ein Nepotismus ausgebildet,
gegen den oft und vergeblich selbst von den besten Kräften
angekämpft worden ist. Wo sich Gebiete neuerdings un-
abhängig von diesem Einflüsse gebildet hatten, wie das
der Restauration und Erforschung der historischen Monu-
mente, waren sie von der Akademie einfach negirt worden.
Das wäre denn etwa ein Bild des bisher zu Paris
bestehenden offiziellen Unterrichts und seiner Resultate,
ein höchst verwunderliches Gemenge von ursprünglich
vielleicht passenden Einrichtungen, die in die moderne
Zeit als ganz veraltete Traditionen hereinragten, noch ver-
schärft durch eingerissene Missbrauche. Stimmen genug
sind dagegen laut geworden aus französischen Künstler-
kreisen, Versuche genug sind gemacht worden, andere
Wese neben diesen offiziellen aufzuthun: die Macht der
O t
Akademie gestattete ihr , auf die einen nicht zu
hören und die anderen mit wenigen Ausnahmen zu unter-
drücken. Obgleich offenbar einzelne ihrer Mitglieder ein
besseres Einsehen hatten, so übte hier doch die Constitution
als Zunft ihren ganzen verderblichen Einfluss aus, und
die Akademie hat aus eigener Initiative in der That auch
nicht einen der so deutlich in die Augen springenden und
verhältnissmässig leicht zu beseitigenden Missbrauche ab-
zustellen gewusst. (Fortsetzung, II folgt.)
*) Welcher Geist auch in dieser Hinsicht innerhalb der Aka-
demie herrschte, beweist das Geschiehteheu von einem Schüler, der
schwer mit dem Banne belegt wurde, da er es gewagt hatte, auf
eigene Anschauung gestützt des alten Delagardette Aufnahmen von
Pästum für veraltet und ungenau zu erklären.
107
Reiscnotizen*)
gesammelt auf der Studienreise der Küuigl. Bau-Akademie zu Berlin,
im August 1867. (Fortsetzung.)
II amburg.
Vor Bergedorf, der letzten Station vor Hamburg,
ist ein grosses Kanalsystem sichtbar, das zur Entwässe-
rung der ausgedehnten Niederung angelegt ist. Da aber
da-; Wasser erst in der Nähe von Hamburg durch den
Deich hindurchgeführt werden kann, so hat der Haupt-
Ableitungs-Kanal — des erforderlichen Gefälles wegen —
hier in der Niederung eine so hohe Lage erhalten müssen,
dass sein Wasserspiegel höher liegt als das Terrain, eine
natürliche Entwässerung mithin nicht mehr möglich ist.
Es sind daher an den Einmündungen der wichtigsten
Zweigkanäle Archimedische Schnecken aufgestellt, welche
das in der Niederung gesammelte Wasser in den Haupt-
Kanal hinaufheben : diese Schnecken werden durch kleine
Bockwindmühlen getrieben, die demnach an dem langen
geraden Haupt-Kanal in Flucht und Linie stehen, wenn
auch in grossen Intervallen. —
Die Anlage der Hamburger Staats -Wasserkunst zu
Rothenburgsort soll bereits in einer Monographie veröffent-
licht sein, auf die auch bei der Besichtigung verwiesen
wurde; zur Aufnahme irgend welcher Theile und Anfer-
tigung von Skizzen war die Zeit der Besichtigung auch
viel zu kurz und konnten daher nur wenige Notizen ge-
macht werden. Der Wasserthurm hat unten 30', oben
27' Durchmesser und bis zum abschliessenden Plateau eine
Höhe von 244'; eine innen am Mantel -Mauerwerk auf-
steigende eiserne Treppe führt nach diesem Plateau hin-
auf. Innerhalb dieses Mantels steigt gleichzeitig der Schorn-
stein der ganzen Dampfkessel- Anlage empor, der einen
Durchmesser von 5' und eine Höhe von 256' hat, und
durch diese Umhüllung den Windstössen fast ganz ent-
zogen wird. Neben dem Schornsteine sind im Innern
des Wasserthurmes — ebenfalls ganz freistehend — die
Steigeröhren angebracht, die unten erst 30", dann 24", dann
20” und endlich oben 12" Durchmesser zeigen. —
*) ln der Holzschnitt- Skizze d. v. R., welche die Anordnung d.
Wendesäule an d. Kesselschleuse zu Brandenburg darstellt, sind 2
Fehler zu berichtigen. Bei dem Stossbalken a sind die Pfähle fälsch-
lich vor, statt hinter d. Riegel, bei d. Erdanker b der Riegel über
statt unter d. Balken gezeichnet worden.
FEUILLETON.
Sckinkelfcst des Architekten - Vcreius zu Berlin
am 13. März 1868.
Die Feier von Schinkels Geburtstage hat sich im
Verlaufe des letzten Vierteljahrbunderts zu einem stehen-
den Feste nicht nur unter den Architekten Berlins her-
ausgebildet: sie ist ein geistiger Vereinigungspunkt für
fast alle deutschen Fachgenossen gewoiden, die einst in
der norddeutschen Hauptstadt lebten. — Ein Gedenktag
nicht nur des Meisters, dessen Namen das Wiederaufleben
unserer Kunst bezeichnet, sondern auch der Gemeinschaft,
in der wir, die Erben seines Berufs, verpflichtet sind, den
Zielen nachzustreben, welche der Genius Schinkels uns
vorgezeichnet hat. Für unsere Stadt und für unsern Ver-
ein hat die Feier freilich noch eine eigene Bedeutung ge-
wonnen, denn neben den werkthätigen Versammlungen,
neben den fröhlichen Festen, die dem geselligen Vergnügen
gewidmet sind, ist es die einzige Feier, die einen vor-
wiegend idealen Charakter bewahrt; es war bisher die
einzige Gelegenheit, bei welcher der sonst nur auf die
innere Vereinsthätigkeit beschränkte Architektenverein, alle
Gönner und Freunde unserer Kunst um sich versammelnd,
mit seinen Leistungen und Bestrebungen frei in die Oeffent-
lichkeit zu treten pflegte.
Die aus dem Schoosse des Vorstandes angeregte Idee, dem
Feste diesmal einen noch allgemeineren Charakter zu geben,
indem auch auswärtige Fachgenossen, namentlich aber aus-
wärtige Vereine zur Betheiligung aufgefordert werden
sollten, ist leider unausgeführt geblieben. Dass überhaupt
jede öffentliche Anzeige vermieden worden war, hat es
Auf dem Rückwege von Rothenburgsort nach dem
Berliner Bahnhofe wurde die noch im Bau begriffene,
jedoch ihrer Vollendung nahe Anlage einer „Sielpumpe“
in Augenschein genommen. Eine ausreichende Erklärung
der Anlage konnte nicht gegeben werden, doch hängt die-
selbe mehr oder weniger mit den bereits oben erwähnten
ausgedehnten Entwässerungen der Marschen bei Bergedorf
zusammen. Es handelt sich hier darum, das hinter dem
Deiche angesammelte Wasser durch den Deich hindurch nach
der Elbe abzufübren, um die Niederung und den hier erbauten
Stadttheil (Hammerbrook) trocken zu halten. Die Elbe ist
hier aber noch der Ebbe und Fluth unterworfen, und
während bei niedrigem Wasser noch eine natürliche Ab-
führung der Wassermassen durch ein im Deiche angelegtes
massives Siel mit Stemmthoren erfolgt, muss bei höherem
Wasserstande der Elbe eine Schöpfmaschine — die Siel-
pumpe — in Thätigkeit gesetzt werden. Es sind zu
diesem Zwecke hier 2 Dampfmaschinen, jede von 20 Pferde-
kräften , aufgestellt, welche Kreisel von 4' Durchmesser
mit einer Geschwindigkeit von ca. 300 Umdrehungen pro
Minute treiben und dabei pro Stunde ca. 40000 hambur-
gische Kubikfuss Wasser auf die Höhe des ordinären Hoch-
wassers fördern, das sich etwa 6' über das ordinäre Nie-
drigwasser erhebt. Genauere Details der ganzen An-
lage, des Siels, der Kreiselpumpen, der Zu- und Abflusska-
näle etc. konnten nicht genommen werden. —
Es folgte eine Besichtigung der „Drehschleuse“, deren
ganze Anlage auf den eigenthümlichen Lokal -Verhält-
nissen basirt. Hamburg liegt an der Einmündung der
Alster in die Elbe und wird von vielen kleinen Kanälen
durchschnitten, die theils von der Alster, theils von der
Elbe gespeist werden und es möglich machen, die per
Schiff und Bahn angekommenen und in kleine „Schuten“
übergeladenen Güter mittelst dieser Schuten unmittelbar
bis vor die an diesen Kanälen liegenden Speicher und
Magazine zu bringen. Die von der Elbe gespeisten Ka-
näle sind fast nur zur Zeit der Fluth passirbar, da sie
während der Ebbe fast ganz trocken laufen. Der Was-
serspiegel der Alster dagegen steht bedeutend höher, so
dass ihr Gefälle bis zur Elbe hin mehrfach nutzbar ge-
macht wird, z. B. zum Betriebe von Mühlen, zur Spülung
der Siel -Anlagen etc. Es musste zu diesen Zwecken das
Gefälle der Alster durch Stauanlagen konzentrirt werden,
was wiederum für den vorzugsweise durch Schuten ver-
sicherlich veranlasst, dass der Besuch ein verhältnissmässig
geringer blieb und die Zahl von 200 Theilnehmern nur
unbedeutend überschritt — ein Umstand übrigens, der bei
den ungünstigen Lokalverhältnissen, unter denen wir zu
leiden haben, für das Gelingen der Feier nur förderlich
sein konnte.
Ein ganz besonderes Interesse bot diesmal der auf
das Fest bezügliche Schmuck des Saales. Aus einem
H intergrunde von grünem Buschwerk erhob sich an der
einen Langwand auf hohem Postamente das Kolossalbild
des Meisters und zwar das von Fr. Drake ausgeführte
Originalmodell der Statue, die zur Aufstellung vor der
Bau- Akademie bestimmt und wie wir hören in Guss und
Ziselirung bereits vollendet ist. Eine nähere Beschreibung
derselben sei für spätere Zeiten Vorbehalten; dass sie all-
seitig befriedigen wird, glauben wir leider nicht, so schön
unstreitig auch der Anblick von einzelnen Standpunkten
aus wirkt. An der gegenüberliegenden Wand waren, wie
üblich eine Anzahl Schink el’scher Originalzeichnungen
aufgestellt, diesmal mit Rücksicht auf den Festvortrag ein-
zelne Blätter aus Kirchenprojekten, die grossentheils den
im Schinkelmuseum reservirten Mappen angehörig, bisher
nur Wenigen bekannt waren. Die beiden Schmalseiten
des Saales waren für eine Auswahl aus den zum Fest
eingereichten Konkurrenz - Entwürfen im Hochbau einer-
seits, im Wasserbau andererseits bestimmt; grüne Lorbeer-
kränze bezeichneten die beiden mit dem ersten Preise ge-
krönten Projekte.
Eröffnet wurde das Fest mit einer Uebersicht über
die Thätigkeit des Architekten- Vereins im letztvergangenen
Jahre, welche der Aelteste seiner Vorsteher, der allver-
ehrte Oberbaudirektor Ilr. Hagen vortrug. Es ist im
108
H. VV.
O. H. W.
O. E.
mittelten Schiffs -Verkehr zwischen Alster und Elbe die
Anordnung von Schleusen nothwendig machte.
Die Wasser-Verhältnisse sind demnach etwa folgende:
Während der ordinäre Ebbe -Wasserspiegel der Elbe auf
0 des Pegels liegt, und bei gewöhnlichen Finthen sich
der Wasserspiegel der Elbe bis auf ca. -j- 6', bei Spring-
fluthen aber bis auf ca. -J- 9', und bei Sturmfluthen auf
ca. -j- 12' erhebt, wird der Wasserspiegel der Aussen-
Alster, so wie der unmittelbar damit kommunizirenden
Binnen-Alster auf ca. -)- 13' am Pegel erhalten. Die Bin-
nen-Alster hat nun zwei Haupt- Abflüsse: die kleine Alster
und das Bleichen-
Fleth ; in beiden
aber wird der Was-
serspiegel durch
Stau -Anlagen auf
ca. -|- 7' am Pegel
gehalten , so dass
die zwischen Alster und Elbe passirenden Schuten durch
2 Schleusen hindurchgeschleust werden müssen.
Die untere, der Elbe zunächst liegende Schleuse wurde
als Kesselschleuse angelegt, theils um nicht — bei dem
überaus lebhaften Verkehr — bei dem Hindurchschleusen
der einzelnen Schuten zu viel Zeit zu verlieren, theils
auch um den Schuten einen Sammelplatz zu bieten, wenn
bei wachsender Fluth der Wasserstand der Elbe sich bis
-j- 7' und darüber gehoben hat, und also ein Hinaus-
schleusen nach der Elbe hin nicht mehr möglich ist; tritt
dann aussen wieder Ebbe ein, und hat sich der Wasser-
spiegel bis auf 7' wieder gesenkt, so können die sämmt-
lichen während dieser Zeit hier angesammelten Schuten
schnell nach der Elbe hinausgelassen werden. Die Iloch-
fluthen steigen nun aber — wie bereits erwähnt — bis
auf -}- 12' und die Sturmfluth vom 4. Februar 1825 er-
hob sich sogar bis auf -|- 20' 6'', und es musste demnach
das Unterhaupt dieser Kesselschleuse in den das Marsch-
land gegen die Ueberfluthungen schützenden Deich hin-
eingezogen und mit Fluththoren versehen werden. Das
Unterhaupt ist demnach auch solide in Mauerwerk ausge-
führt und mit hölzernen Thoren geschlossen worden; die
Breite des Unterhauptes ist diesen Verhältnissen ent-
sprechend, auf eine Schutenbreite beschränkt geblieben.
Für Kammer und Oberhaupt indessen lag das Bedürfniss
so solider, aber auch kostspieliger Konstruktionen nicht
vor, und so wurden denn die Seitenwände der etwa 24
Schuten fassenden Kammer als Bohlwerkswände ausge-
führt. Das im Laufe der Zeit schadhaft gewordene Ober-
haupt war jetzt eingerissen und durch ein anderes ersetzt,
dessen besondere Einrichtung dieser Anlage den Namen
der „Drehschleuse“ verschafft hat. (Fortsetzung folgt.)
Nirtvtrbindiiiigeii.
In dem Referat über den Vortrag von J. W. Sch wedler
über Nietverbindungen (Nr. 49 des Arch. -Wochenbl. Jhrg.
1867) ist unter andern der Satz aufgestellt, dass wenn
zwischen einer zu stossenden Platte und der Stossplatte
1, 2, 3 . . . durchgehende Platten liegen, die Stossplatte
1, 2, 3 . . . mal länger werden und 1, 2, 3 . . . mal mehr
Niete haben muss, als eine Stossplatte, die unmittelbar
über der zu stossenden Platte liegt. Da gegen dieses
Prinzip sehr häufig verstossen wird und an der zitirten
Stelle kein Beweis dafür gegeben ist, so dürfte es von
Interesse sein, die Richtigkeit desselben vielleicht durch
folgende Anschauung zu beweisen. —
In der Regel geht man bei einem derartigen Stoss
von der irrthümlichen
V oraussetzung aus, dass
die Spannung aus /
durch den Nietbolzen
in //, und die aus II
durch denselben Niet-
bolzen in III übergeht. Das Irrthümliehe dieser Auf-
fassung geht jedoch aus nachfolgender Figur hervor. Die
Spannung aus / geht, wenn man die durch die Nietköpfe
bewirkte Reibung hierbei vernachlässigt, durch den Niet-
schnitt in II über,
indem sich die Lai-
bung der Platte /
gegen die rechte Seite
des Nietbolzens, die
Laibung der Platte
II gegen die linke Seite des Nietbolzens legt. Eine Ueber-
tragung der Spannung von II nach III kann nicht .statt-
finden, denn in diesem Falle müsste die Laibung der Platte
// sich gegen die rechte Seite des Nietbolzens lehnen,
was jedoch wegen der Spannung die II durch I erfährt,
nicht möglich ist. Eben so wenig kann eine Uebertra-
gung der Spannung von I nach III stattfinden, weil bei
der geringsten Anspannung von HI durch den Nietbolzeu,
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höchsten Grade erfreulich, dass derselbe einen blühenden
Aufschwung des Vereinslebens bestätigen konnte. Bei
einer Mitgliederzabl, die zwischen 268 und 358 schwankte
(in den Jahren 1865 — 67 zwischen 208 und 289), waren
die 38 Sitzungen des Vereins durchschnittlich von 146
Personen besucht; an den 12 Exkursionen, welche einen
Theil der Sitzungen im Sommer ersetzten, nahmen zwischen
70 bis 200 Personen Theil.
Wenn diese Zunahme der Mitglieder auch theils auf
den Hinzutritt der neuen Landestheile zurückzuführen ist,
so wies der Redner doch darauf hin, dass auch durch den
Eintritt jüngerer Elemente in den Vorstand die Regsam-
keit des Vereins wesentlich geweckt und die Möglichkeit
verschiedener zeitgemässer Aenderungen gegeben worden
ist. Die wichtigste derselben bildet vorläufig die Ein-
führung einer neuen Bibliothek - Ordnung, durch welche
die (20000 Thlr. im Werthe stehende) Vereinsbibliothek
den Mitgliedern an allen Tagen der Woche, sowohl des
Vormittags, wie des Nachmittags, zugänglich gemacht wor-
den ist. Der Erfolg dieser Maassregel Dt ein äusserst
günstiger gewesen, denn in den 46 Tagen der neuen Ein-
richtung sind 1177 Werke im Vereinslokale, 686 Werke
zum häuslichen Gebrauche ausgeliehen worden. Auch der
Bedeutung, welche die aus dem Schoosse des Vereins her-
vorgegangene „Deutsche Bauzeitung“ neben ihrer allge-
meinen Wirksamkeit speziell für das innere Leben des
Architektenvereins durch die Förderung engeren Zusam-
menhangs und schnellerer Vermittelung zwischen seinen
Mitgliedern gewonnen hat, gedachte der Redner in liebeiis-
würdigster Weise.
Bei einer solchen Ausdehnung der Vereinsthätigkeit
sind die Beschränkungen, welche das jetzige unzureichende
Lokal ihm auferlegt, im höchsten Grade störend und schon
tritt nach fruchtlosen Versuchen anderer Art der Gedanke
mehr und mehr in den Vordergrund, ein eigenes Grundstück
zu erwerben, wozu der günstige Aufschwung des Vereins-
vermögens, das sich im letzten Jahre um 1300 Thlr. ver-
mehrt hat, immerhin ermuthigen kann. Es ist eine Kom-
mission niedergesetzt worden, welche die (einer zeitge-
mässen Reform bedürftigen) Statuten so umgestalten soll,
dass der Architektenverein auf Grund derselben die Rechte
einer juristischen Person erwerben kann.
Als eine der wichtigsten Seiten des \ ereinslebens,
namentlich mit Beziehung auf das gegenwärtige Fest,
erwähnte der Redner schliesslich der Konkurrenzen.
An den kleinen Monatskonkurrenzen haben sich im Ge-
biete des Hochbaus 30, im Gebiete des Ingenieurwesens
11 Mitglieder betheiligt, von denen 11 resp. 6 einen Preis
erhielten, eine Theilnahme, die im Verhältniss zur Mit-
gliederzahl gering erscheinen kann. Der Grund dafür
muss wohl darin gesucht werden, dass die Zeit der jün-
geren \ ereinsmitglieder bei der Ausdehnung ihrer Studien,
welche sich noch auf alle Zweige des Bauwesens und
zwar im Maasse der höchsten Ansprüche erstrecken müssen,
zu beschränkt ist. — Hingegen ist die Betheiligung an
den diesmal zum Schinkelfest gestellten Aufgaben eine
sehr rege und in ihren (von diesem Blatte bereits gemel-
deten) Resultaten eine höchst erfreuliche gewesen.
Die Namen der vom Verein ausgezt n hneten Konkur-
renten, der Hrn. Schwechten, Stuertz, M. ileilwig,
Laspej res undElis, wurden demnächst proklamirt und
empfingen sie durch die Hand des anwesenden Ministers
109
letzterer entsprechend der Ausdehnung der beiden untern
Platten eine geneigte Lage annehmen wird und dann ///
nicht spannen kann. Seihst wenn der Nietbolzen voll-
ständig steif wäre, so dass er keine Drehung annehmen
könnte (was annähernd durch den untern Nietkopf be-
wirkt wird), so würde der Nietbolzen nicht mehr auf
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Abscbeeren, sondern auf relative Festigkeit in Anspruch
genommen werden, was unzulässig ist. Die Uebertragung
wir an, die Uebertragung der Spannung der zu stossen-
den Platte geschehe durch 2 Niete, so geht aus dem Ge-
sagten hervor, dass die Spannung in II— 2 P ist. Ordnet
man statt zweier Niete drei Niete an, so herrschen in den
Platten Spannungen, wie sie die entsprechende Figur zeigt.
Eine Uebertragung der Spannung von // nach III durch
den Nietschnitt x kann nicht stattfinden, daher schliess-
lich in II eine Spannung = | P ist. Ordnet man dagegen
4 Niete an, so gleichen sich die Spannungen nach unten-
stehender Figur vollkommen aus. Die Spannung in II
zwischen den zweiten und dritten Nietbolzen ist = 0,
oder mit andern Worten, Platte II kann an dieser Stelle
durchschnitten sein. —
Aus dem Gesagten geht hervor, dass, wenn sich über
der Spannung von II nach III muss daher durch fernere der zu stossenden Platte 2, 3, 4 . . . durchgehende Platten
Niete geschehen. — befinden, die oben liegende Stossplatte 2, 3, 4 . . . mal
Um auf einen speziellen Fall überzugehen, nehmen , länger sein muss. Ruttkowski.
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein in Böhmen. Bericht
über die Sitzungen in den Monaten Januar und Februar 1868.
Sitzung am 23. Januar. — Hr. Ingenieur Ekerth hielt
einen Vortrag über die Anordnung und Konstruktion der
Aleen’scben Steuerung und variablen Expansions - Einrichtung
mittelst flach aufliegender Schieber, im Vergleich zum gewöhn-
lichen und Kreisschieber nach Corliss. Der Vortrag musste
der vorgerückten Zeit halber abgebrochen werden.
Sitzung am 30. Januar. — Auf den Antrag des Hrn. Dr.
Robert Schwarz erfolgte eine Besprechung über die Grenzen,
in welchen die Messungen und Beobachtungen des Grund-
wasserstandes überhaupt und speziell für Prag vorzunehmen
wären. Nach einer eingehenden Diskussion, an welcher sich
die Hrn. Prof. Dr. Koriska, Archit. Turba, Dr. med. Schütz,
Chem. Dr. Schwarz, Archit. Turek und Baumeister Kirpal
betheiligten, einigte sich die Versammlung zu nachstehenden
Beschlüssen :
1. Die Beobachtungen und Messungen sollen nicht nur
in sanitärer, sondern auch in baulicher Beziehung vorläufig
bei zwanzig Brunnen in den verschiedenen Rayons der Stadt
und mit Rücksicht auf die in Prag bestehenden geologischen
Verhältnisse vorgenommen werden.
2. Die Messungen sollen unter Zugrundelegung des von
Hrn. Prof. Koriska veröffentlichten Schichtenplanes der Stadt
Prag und der zur Verfügung gestellten Nivellements-Protokolle
erfolgen und auf einen gemeinschaftlichen Horizont bezogen
werden ; die Beobachtungen über Steigen, Fallen und die
Eruirung der chemischen Bestandtheile sollen in gleichen Pe-
rioden veraustaltet werden.
3. Die Baumeister, Brunnengräber und Hausbesitzer sol-
für Handel etc., Hrn. Grafen Itzen plitz, die Schinkel-
Medaille. Der vom Vereine ausgegangene Vorschlag,
den 1867 im Hochbau nicht ertheilten Preis an Hrn. M.
Hellwig zu verleihen, ist vom Minister Sr. Majestät dem
Könige unterbreitet worden; ein Bescheid konnte bei der
Kürze der Zeit noch nicht erfolgen. An die mit dem
Reise -Stipendium belohnten Sieger richtete Hr. Hagen
zum Schluss noch herzlich bedeutsame Worte des Glück-
wunsches und der Mahnung, wie sie ihre bevorstehende
Studienreise im Sinne und mit dem hellen Blick Schinkel’s
benutzen möchten, um einen Schatz von Erfahrungen, die
wichtigste Grundlage für jeden Zweig der Baukunst, sich
zu sammeln und wie sie diese Erfahrungen demnächst im
Geiste wahrer Kunst und Wissenschaft verwerthen möchten.
Zu seiner vollen und allgemeinen Bedeutung erhob
sich das Fest in der nunmehr folgenden, von Firn. Blan-
kenstein gehaltenen Festrede, einer der wichtigsten, die
jemals an dieser Stelle gehört worden sind. Und zwar
beruht ihr Werth einmal darauf, dass das Thema —
Schinkels Beziehungen zum Kirchen bau - — das
schon zu wiederholten Malen im ästhetischen Sinne
behandelt worden ist, diesmal vom Standpunkte des prak-
tischen Architekten aus aufgefasst und in musterhafter,
phrasenloser Klarheit durchgeführt wurde, andererseits aber
darin, dass dasselbe in unmittelbare Beziehung zu der für
uns wichtigsten Frage der Gegenwart, zu dem bevorste-
henden Baue eines protestantischen Domes in Berlin, ge-
setzt wurde. Mit Rücksicht auf den letzten Umstand
würden wir es lebhaft bedauern, wenn die Publikation der
Rede nicht sofort erfolgte, sondern sich an das Erscheinen
der Zeitschrift für Bauwesen bände. Wir wollen im
Nachstehenden versuchen , sie ihrem Hauptinhalte nach
wiederzugeben.
(Sohluss folgt.)
Preis- Aufgaben des Vereins zur ilelürderuug des («ewerbefleisses
in Prcussen.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses in
Preussen hat pro 1868 zwei Preisaufgaben erlassen, von denen
wir nachstehend die erste, für unser Fach besonders wichtige,
vollständig mittheilen. Wir bemerken über die bei Betheili-
gung an diesen Preisangaben zu beobachtenden Modalitäten
nur, dass dieselben zu Anfänge eines Jahres gegeben, innerhalb
eines Zeitraums von zwei Jahren zu lösen sind. Drei Mo-
nate vor dem Ablauf des Termins müssen die Bewer-
bungen eingesendet sein. Verlängerung des Termins
findet nur dann statt, wenn sie öffentlich bekannt gemacht wird.
Die Preise des Vereins bestehen theils in goldenen, theils
in silbernen Denkmünzen, von denen erstere einen Werth von
100 Thalern, letztere von ungefähr 20 Thalern besitzen. Um
aber unbemittelten Konkurrenten einigen Ersatz für verwen-
dete Auslagen zu gewähren, so werden auf Verlangen statt
der ersteren 100 Thaler und statt der letzteren 50 Thaler ge-
zahlt- und ein Exemplar der in Erz ausgeprägten Denkmünze
beigefügt.
Preisaufgabe für 1868, betreffend die Herstellung eines
Wandputzes für Ziegelmauern.
Die silberne Denkmünze oder deren Werth und
ausserdem Fünfhundert Thaler für die Herstellung eines
Wandputzes für Ziegelmauern, dessen Eigenschaften folgende
sein müssen:
1) Wetterbeständigkeit: Der Wandputz muss unter
den Einflüssen des Wetters eine ebene, glatte Oberfläche be-
110
len aufgefordert werden, bei Anlegung neuer Brunnen über
die Beschaffenheit der Schichten und deren „Verflachen“, so
wie über die hierbei beobachteten Wasserstände dem Vereine
zur vollständigen Ausbreitung der Beobachtungen über ganz
Prag Mittheilung zu machen.
Zu den Vorarbeiten für die Messungen und Beobachtungen
des Grundwasserstandes wurde ein Komite, bestehend aus Geo-
logen, Physikern, Chemikern, Aerzten, Ingenieuren und Bau-
meistern, gewählt, welches seine Thätigkeit sobald als möglich
beginnen soll.
Sitzung am 13. Februar. — Der Vorsitzende Hr. Archi-
tekt Turba zeigte an, dass das k. k. Ministerium des Innern
dem Verein auf sein Ersuchen die G Projekte für das Herren-
und Abgeordneten -Haus zu Wien (mit zusammen 111 Blatt
Zeichnungen) zum Zwecke seiner Ausstellung überlassen habe,
und dass dieselben bis dahin für die Mitglieder des Vereins
zugänglich gemacht werden sollten. Nach einer weiteren Mit-
theilung des Vorsitzenden über das bei Beobachtung des
Gr und wasserstandes einzuhaltende Verfahren hielt Hr. Franz
Müller, Prof, am Polytechnischen Institute, einen Vortrag
über die von ihm erfundene Nivellirungs-Methode mittelst
eines eigenthümlich konstruirten Perspektivdiopters*).
Sitzung am 30. Februar. — Hr. Ingenieur Wellner hielt
einen Vortrag über die von ihm erfundene Luftkiihlmaschine.
Dieselbe basirt darauf, dass komprimirte Luft, welche bei
gleichbleibender Spannung abgekühlt worden, durch Expansion
unter Arbeits- Abgabe eine sehr niedrige Temperatur annimmt.
Die Maschine kann überall, wo niedrige Temperatur erwünscht
ist, (in Brauereien, in Versammlungsräumen, für wissenschaft-
liche Zwecke etc.) für Kaltluftventilationen zur Anwendung
kommen, und ist hierbei keineswegs an die Temperatur des
gefrierenden Wassers gebunden. Sie übertrifft somit die so-
genannten Eismaschinen in Vielseitigkeit der Anwendung, ist
ihnen aber ausserdem auch noch in ökonomischer Leistung
überlegen.
Architektonischer -Verein zu Hamburg. — Sitzung am
24. Januar 1868; Vorsitzender F. G. Stammann.
Inspektor Lentz in Cuxhaven macht dem Vereine seine
in Erbkam's Zeitschr. f. Bauw. erschienene Abhandlung über
Hafenspülung und Spülschleusen zum Geschenk. Aus der
Victoria- Ziegelei und Thonwaaren -Fabrik von E. Busch bei
Eidelstädt pr. Altona sind aller Art Mauersteine und Klinker
ausgestellt.
Nach Vorlegung des Rechnungsabschlusses für das ver-
flossene Jahr wird der statutenmässig aus dem Vorstände aus-
tretende Architekt J. D. Hastedt einstimmig wieder gewählt.
*) Mittheilung hierüber ist in No. 30 dies. Bl., Jahrgang 1867,
Seite 300 u. 301 gegeben.
wahren und darf in der Sonne oder bei starkem Frost weder
reissen noch mürbe werden oder abblättern. Um dieser Be-
dingung zu entsprechen wird die Masse des Wandputzes na-
mentlich zunächst der Oberfläche sehr dicht und möglichst
wenig porös sein müssen.
2) Färbung: Der Wandputz muss eine gleichmässige
und dauerhafte Färbung zulassen, die entweder durch die
ganze Masse vertheilt, oder etwa eine Linie tief in die Ober-
fläche eingedrungen ist, so dass jedenfalls ein Theil der Masse
selbst gefärbt wird.
3) Preis: Der Preis des zu liefernden Wandputzes muss
billiger sein, als der Preis des Stucco lu>tro — er kann aber
die Kosten unserer, aus Kalkmörtel mit Oel und Wachsfarben-
Anstrich hergestellten Wandbekleidungen übersteigen. Kon-
kurrenten werden auf die Stuckbekleidungen der römischen
und griechischen Bauten, welche hauptsächlich aus Kalkstuck
bestehen, hingewiesen. (Proben hiervon belindeu sich im
Antiquarium des Königlichen Museums in Berlin.
4) Proben: Die einzureichenden Proben müssen auf
einem aus Ziegeln gemauerten Stück Wand aufgetragen werden
und mindestens 4 Quadrat-Fuss Oberfläche haben — und in
zwei gleichen Exemplaren eingesandt werden.
Der Verein behält sich vor, die doppelt einzureichenden
Proben längstens während eines Zeitraums von zwei Jahren
den verschiedenen Einwirkungen der Witterung auszusetzen,
bevor die Ertheilung des Preises event. stattlinöeu kann.
Ein zweites Ausschreiben setzt 2 Preise von 500 resp.
250 Thlr. für zwei bis 1. Juli 1S69 einzureicheude Abhand-
lungen über den Nutzeffekt der Winderhitzungs -Apparate für
Eisenhohöfen aus. Ausserdem ist der Termin zur Lösung von
8 älteren Preisaufgaben bis Ende Dezember 1868 verlängert
■worden. Wir heben unter ihnen hervor:
Erste Preisaufgabe, betreffend die Förderung von
w e iss em Marmor auf preussischem Gebiete. «Die silberne
Maurermeister Ehlers legt ein Zirkular zur Unterschrift vor,
welches Fabrikanten und Abnehmer zur Einhaltung des fol-
genden Backsteinmaasses, wie es bereits durch das im vorigen
Jahre angestrebte Gesetz in Aussicht genommen wurde, ver-
pflichtet.
Die Länge des Steines soll betragen 9Vj Zoll,
» Breite „ „ „ „ 4’/u „
„ Dicke „ „ „ „ 23/» „
Das Zirkular hat bereits 82 Unterschriften der bedeu-
tendsten Ziegeleibesitzer und Bauiibernehiner, so dass die Ein-
führung eines besonderen Gesetzes nunmehr fast überflüssig
erscheint.
Wasserbau - Direktor Dal mann erläutert das der Bür-
gerschaft zur Beratliung vorliegende, inzwischen bereits ge-
nehmigte Projekt des Bahnhofes und der Strecke Hamburg-
Harburg der Hamburg - Pariser Eisenbahn, welches er selbst
von seiner Entstehung an mit bearbeitet hat. Er erwähnt die
verschiedenen Bearbeitungsperioden des Projektes seit 1858,
beschreibt sodann die Situation des Bahnhofsterrains auf dem
Grasbrook in unmittelbarer Verbindung mit dem Strome und
den Häfen und begründet die Wahl desselben. Im Zusam-
sammenhange damit steht die Lage der oberhalb des Gras-
brookes und der Seeschiffahrt belegenen Brückenstelle. Die
grösste Höhe der Sturmfluthen (+21) bestimmt die Höhen-
lage der Brücke auf + 26, zu welcher die Bahn in Steigung
von 1 : 300 und dem Radius von 1400' von dem auf + 21
liegenden Bahnhofe hinanführt. Die Brückenlänge von ca.
1300' ist durch die Einhaltung des Hochwasserprofils gegeben.
Redner begründet die Anlage eines Umlauf kanals anstatt der
Drehöffnung in der Brücke, erläutert darauf die den See-
schiffen wie den Oberländern zugänglichen Bahnhofquais und
die Details des innern Bahnhofs, sowie die Möglichkeit grosser
Geschäftsausdehnung auf demselben. Die ausserordentliche
Höhe des von Hamburg beizutragenden Kostenautheils von
9% Millionen Thalern hält Redner in der Hoffnung für ge-
rechtfertigt, dass die Herstellung dieser festen Verbindung mit
dem Westen einen neuen Aufschwung des Geschäftes für Ham-
burg zur Folge haben werde. Hierauf widerlegt Redner die
Ansicht, dass man mit einer festen Ueberbrückung der Nor-
derelbe bis zur Gasanstalt elbabwärts gehen müsse, durch den
Nachweis über die Verdoppelung des Seeschiffverkehrs und
die Zunahme des Stromprofils in den letzten 15 Jahren und
durch die daraus für die Zukunft zu folgernden Schlüsse, und
zeigt zuletzt den Lauf der projektirten Bahn über die Insel
Wilhelmsburg und die ca. 2000' lange Brücke über die Süder-
elbe nach Harburg, wo der neu projektirte Bahnhof zugleich
eine Bahn nach Stade aufzuuehmen im Stande ist.
Direktor Dalmann legt sodann die soeben erschienene,
von dem Ingenieur F. Andreas Meyer aufgemessene und
entworfene Einsegelungskarte in die Elbe vor. Dieselbe um-
Denk münze, oder deren Werth, und ausserdem Ein Tau-
send Thaler Demjenigen, welcher einen Bruch von weissem
Marmor, an Korn und Brauchbarkeit dem karrarischen Sta-
tueumarmor ähnlich , auffiudet und dessen Ausbeute dahin
fördert, dass eine Anzahl kleiner Blöcke von wenigstens
20 Zoll Höhe, 17 Zoll Breite und 10 Zoll Dicke, zu Büsten
und andern kleinen Gegenständen anwendbar, sich in Berlin
in einer Niederlage zur Auswahl vorfiudet. Der Verkaufs-
preis in Berlin darf den des karrarischen Statuenmarmors in
Berlin nicht übersteigen.“
Zweite Preisaufgabe, betreffend ein Email auf Guss-
eisen. „Die silberne Denkmünze, oder deren W erth,
und ausserdem Drei Hundert Thaler für die Darstellung
eines Emails auf Gusseisen in verschiedenen Farben, an der
Luft haltbar, was durch Versuche bewiesen werden muss, die
ein Jahr laug fortgesetzt werden. Die vorzulegenden Probe-
stücke müssen sowohl in Basrelief, als in runden Skulpturen
von 2 bis 3 Fuss Höhe bestehen. Das Email darf nicht
stärker sein, als Kunstverständige dasselbe auf gebrannten
Thonarbeiten der della- Robbia- Glasur sich gefallen lassen.“
Dritte P reis a u fgabe, betreffend die Erzeugung einer
weissen Farbe auf Zink.
„Die silberne Denkmünze, oder deren Werth, und
ausserdem Zweihundert Thaler Demjenigen, welcher zum
Ersatz der zeither angewendeten, von den Künstlern ungern
gesehenen Oel- oder ähnlichen Anstriche auf Zinkgüssen (als
Statuen, Vasen und Architekturtheilen), die Oberfläche des
Zinks und seiner Lötlifugen auf chemischem Wege so behandelt,
dass eine gleiehmässig weisse, haltbare Farbe hervorgeruten
wird, welche mindestens das Aussehen und die Haltbarkeit
eines guten Oelaustrichs besitzt, deren Erzeugungskosten nicht
theurer ausfallen, als die des ersteren, und deren Herstellung
wesentlich nicht mehr Zeit erfordert, als bisher. Die Darstel-
lungsweise dieses weissen Ueberzuges hat der Bewerber genau
zu beschreiben und mitzutheilen.“
111
fasst die Elbe-, Weser- und Eidermündung , Helgoland und
die drei ersten der friesischen Inseln, hat den Maasstab
1 : 100000 und giebt in Bezug auf die Elbgegend das neuste
Bild. Preis des Exemplars 1 Thlr. 15 Sgr.
Der Vorsitzende erläutert eine vom preuss. Ministerium
veranlasste kartographische Darstellung der Produktion der
mineralischen Brennstoffe, der Konstruktion und Zirkulation
derselben auf den Bahnen und Wasserstrassen in Preussen,
und bezeichnet als den vom hambunnschen Lokalkomite gewähl-
ten Termin zur Abhaltung der XV. Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure die Zeit vom 1 — 4 September d. J.
Verein für Eisenbahnkunde zu Beflin. Versammlung
am 14. Januar 1868. Vorsitzender Herr Hagen, Schrift-
führer Herr Franz.
Herr Langhoff hielt einen Vortrag über die Anwen-
dung von Luftdruck -Telegraphen zum Signalisiren auf Eisen-
bahn-Zügen. Es sind schon früher mehre Systeme zur Er-
möglichung einer leichten und sicheren telegraphischen Ver-
bindung der einzelnen Theile von Eisenbahn - Zügen unter
sich aufgestellt worden, so in Frankreich das auf Anwendung
verdünnter Luft beruhende von Jo ly und das mit Elektro-
magnetismus arbeitende von Achard und Prud’homme; in
England, wo dem Gegenstände in Folge des bekannten Mord-
vorfalles in einem Koupe neuerdings besondere Aufmerksam-
keit zugewendet worden ist, das System von Preece u. A.
Der Herr Vortragende glaubte als ganz besonders geeignet
für den Zweck die auf Luftdruck beruhenden Systeme, wie das
von Jo ly und das von Becker in Berlin, empfehlen zu
dürfen und erläuterte das letztere, bei welchem komprimirte
Luft zur Anwendung gebracht wird, durch Versuche mit
einem im Vereinslokale aufgestellten vollständigen Apparate.
Es stellte sich dabei die Sicherheit der Wirkung einer durch
einen leichten Fingerdruck auf eine Gummibirne erzeugten
Luftkompression heraus, deren Fortpflanzung zwar langsamer
als beim elektrischen Strome, aber bei den hier in Betracht
kommenden massigen Entfernungen doch noch mit einer
kaum messbaren Geschwindigkeit erfolgt. Auch Verengungen,
scharfe Biegungen u. s. w. in den Röhrenleitungen beein-
trächtigen diese Wirkungen der komprimirten Luft nicht
wesentlich, wie durch Versuche nachgewiesen wurde, und
dürfte hierin ein besonderer Vorzug des Systems vor den
elektromagnetischen Apparaten liegen, welche ausser einer
sorgfältigen Behandlung der Batterien auch gerade einer
grossen Vorsicht bei Anlage und Instandhaltung der Lei-
tungen bedürfen. Näher beschrieben wurde die die Signale
gebende Weckervorrichtung des Becker’schen Apparates,
bei welchem die Auslösung durch den Luftdruck vermittelst
einer feinen Gummimembrane, welche eine darauf liegende
Messingscheibe mit einem Stifte hebt, bewirkt wird. Beim
Fünfte Preisaufgabe, betreffend die Herstellung eiues
gelblichen Farbentons auf weisse Marmorarten.
„Die silberne Denkmünze, oder deren Werth, und
ausserdem Dreihundert Thal er für die Angabe eines Ver-
fahrens, die weissen zur Anfertigung von Verzierungen und
Figuren tauglichen Marmorarten mit einem gleichmässigen,
haltbaren gelben Farbenton, welcher mindestens bis auf ’/n"
in das Material eingedrungen sein muss, zu versehen. Es ist
Bedingung, dass durch das angewendete Färbemittel die Natur
des Marmors nicht verändert werde, und dass es möglich sei,
den Farbenton je nach Bedürfniss heller oder dunkler her-
zustellen. Die gefärbten Marmorsorten müssen sich mindestens
ein Jahr unverändert erhalten.“
Motive: Es ist häufig noth wendig, den weissen blenden-
den Farbenton des Marmors zu mildern oder umzuändern, je
nachdem die Räume, in welchen Marmorarten angewendet
werden, es erfordern. Seit undenklichen Zeiten ist dies ver-
sucht worden. Alle bisher bekannten antiken und modernen
Verfahren überziehen die schon fertigen Arbeiten in ir-
gend welcher Weise mit der gewünschten Farbe. Dies führt
die LT ebelstände mit sich, dass 1) die durch das Arbeiten
(mit Meissei, Raspel, Bobrer, Schliff) verschieden empfänglich
gemachte Oberfläche die Farbe nicht gleichmässig annimmt;
2) die Politur sehr schwierig, oft unmöglich herzustellen ist.
Darum sollen hier die halbvollendeten Arbeiten, bei
denen also noch Marmor fortzunehmen ist, Vu Zoll tief von
der färbenden Masse durchdrungen werden, damit die Arbeit
nachher vollendet werden kann. Doch darf die dem Mar-
mor eigeuthiimliche Schönheit (seine Härte und sein krystal-
linisehes Geliige) nicht leiden. Durch das gewünschte Ver-
fahren würden nicht allein die für Figuren tauglichen Steine
der feinsten Uebereinstimmung mit der Umgebung fähig wer-
den, sondern auch viele durch ihre unreine Farbe überhaupt
unbrauchbare Arten veredelt und für den Verbrauch gewon-
nen werden.
Joly’schen Systeme wird statt komprimirter Luft verdünnte
angewendet, im Uebrigen ist der Apparat in seiner Einrich-
tung dem Becker’schen ganz ähnlich, nur ist in der Aus-
lösungsvorrichtung keine Gummimembrane, sondern ein kleiner
Kolben in einem Zylinder angewendet, was gerade nicht als
ein Vorzug zu betrachten ist und besonders der Empfindlich-
keit des Apparates für ein leichtes Ansprechen nicht zum
Vortheil gereicht. Dagegen findet sich bei diesem System
die zweckmässige Einrichtung, dass Zweigleitungen, wie deren
bei einem Eisenbahnzuge von jedem Wagen aus angebracht
werden müssten, von der Hauptleitung durch kleine Kugel-
ventile abgeschlossen werden. Der Herr Vortragende lud
schliesslich zu Versuchen mit Anwendung von Luftdrucktele-
graphen bei Zügen ein, wie sie auf der Berlin-Potsdam-Mag-
deburger Eisenbahii in Aussicht stehen. Im Anschluss hieran
wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Abschluss von
Zweigleitungen sich ganz ebenso bei Anwendung von kompri-
mirter Luft wie bei dem Joly’schen Systeme würde bewirken
lassen, und führten die Herren Wiebe und Koch zwei
ältere Beispiele einer gelungenen und durch langjährigen Ge-
brauch bewährten Anwendung von Luftdruck zum Telegra-
phiren an, und zwar auf der geneigten Ebene der Diisseldorf-
Elberfelder Bahn bei Hochthal auf eine Länge von 8000 Fuss,
und auf dem Oberschlesischen Bahnhofe zu Breslau zwischen
dem Werkstattgebäude und dem Dampfmaschinenhause. — •
Herr Simon machte sodann Mittheilung über die dop-
pelten Federsysteme bei Eisenbahnwagen und erläuterte die-
selben durch Vorlage von Zeichnungen. Aeltere derartige
Anordnungen bei Personenwagen Rheinischer und Belgischer
Bahnen mit Anwendung von Gummiringen zwis< hen dem
Untergestelle und dem Wagenkasten haben keinen erheblichen
Erfolg gehabt, die neuere Anordnung des Wagenfabrikanten
Reifert zu Bockenheim, mit Anwendung eines zweiten Feder
Systems zwischen Untergestelle und Wagenkasten, scheint sich
dagegen vollständig zu bewähren. Eine sehr gelungene Aus-
führung dieser Art ist aus der hiesigen Fabrik der Aktien-
Gesellschaft für Eisenbahnbedarf bei Wagen für die Braun-
schweigische Eisenbahn hervorgegangen , wie diese Fabrik
auch eine Verbesserung der Puffer mit Spiralfedern durch
Einlegung von Gummiringen an den Enden der letzteren aus-
geführt hat, wodurch die häufigen Brüche derselben bei
harten Stössen vermieden werden. —
Hr. Römer gab eine durch vorgelegte Zeichnungen er-
läuterte Beschreibung des im Bau begriffenen neuen Stations-
Gebäudes auf dem hiesigen Bahnhofe der Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn. Die früher beabsichtigt gewesene Er-
bauung eines mit der Ostbahn gemeinschaftlichen Empfangs-
Gebäudes musste wegen des namentlich in der Länge beschränkten,
disponiblen Platzes aufgegeben und für jede der beiden Bahnen
ein besonderes Stations Gebäude errichtet werden. Die Grund-
Sechste Preisaufgabe, betreffend die Auffindung eines
Thonerde-Minerals in Preussen. „Die silberne Denkmünze,
oder deren Werth, und ausserdem Eintausend Thaler für
die Auffindung eines Minerals in Preussen, in welchem minde-
stens 30 Prozent Thonerde und höchstens 1 6 des Gehalts der
Thonerde an Kieselerde sich vorfindet. Ein solches, Eisenoxyd
enthaltendes, Mineral ist in Frankreich gefunden worden und
wird Bauxit genannt. Das zu suchende Mineral muss in sol-
cher Mächtigkeit und Lagerung im Inlande nachgewiesen
werden, dass es gefördert und der chemischen Industrie zur
Darstellung von Aluminium- und Thonerde-Präparaten zuge-
führt werden kann.“
Endlich sind noch ein Honorar von Fünfhundert
Thaler n und eines von Z wei h lindert und fiin zig Thalern
für die besten zwei dem Vereine bis zum 1. Juli 1868 einge-
reichten Abhandlungen über die Konstruktion der Eisen-
walzenkaliber ausgesetzt. Die Arbeit muss enthalten:
Die Konstruktion der Kaliber zu den Vor- und Fertig walzen
von je vier verschiedenen Sorten von Flacheisen, Quadrat-
eisen und Rundeisen, von je zwei Sorten Winkeleisen, T-Eisen
und Doppel-T-Eisen, von einer Vignol- Schiene aus sehnigem
Eisen und einer solchen mit Feinkorn oder Puddelstahlkopf
und sehnigem Fuss, und von einem Puddelstabl- Radreifen,
mit Zugrundelegung einer bestimmten, genau zu bezeichnenden
Beschaffenheit des zu verwalzenden Eisens oder Stahls; er-
läutert durch Zeichnungen der Kaliber in natürlicher Grösse;
ferner die Auseinandersetzung der Gründe für die nachge-
wiesenen Abnahme -Verhältnisse der aufeinanderfolgenden Ka-
liber. Wünschenswerth ist endlich die Angabe, in welcher
Weise diese Abnahme -Verhältnisse im Allgemeinen zu ver-
ändern sind, wenn andere als die den ausgeführten Konstruk-
tionen zu Grunde gelegten Eisen- und Stahlsorten verarbeitet
werden sollen.
112
rissdisposition des in Rede stehenden Baues ist ähnlich, wie
bei den benachbarten Gebäuden der Ostbahn und der Berlin-
Görlitzer Eisenbahn; eine Abweichung von diesen wurde da-
durch bedingt, dass das alte vorhandene Verwaltungs-Gebäude
vor dem Kopfe des neuen Stations - Gebäudes stehen bleiben
soll. Der Raum zwischen beiden wird, seitwärts durch Mauern
eingefasst, zu einem Hofe benutzt werden, in welchem sich
Schiebebühnen zur Verbindung der aus der Halle herauskom-
menden Geleise und Platz für Aufstellung von Reservewagen
etc. belindet. Das durch diese Anordnung bedingte Fortfällen
eines vorderen Froutbaues vor den die Halle zu beiden Seiten
einscliliessenden Längstauten, der Abgangs- und Ankunfts-Sta-
tion, macht die Anlage von Königszimmern, die sonst im Front-
bau liegen würden, in jedem der beiden letzteren getrennt
erforderlich.
Die Halle hat eine Länge von 644' und eine Weite von
120', welches letztere Maass fast mit dem der Hallen für die
Ostbahn und die Berlin - Görlitzer Eisenbahn übereinstimmt.
In der Halle befinden sich fünf Geleise und zu beiden Seiten
Perrons von je 24' Breite, und soll dieselbe mit einer Eisen-
konstruktion nach dem Systeme der sichelförmigen Träger
überdacht werden. Die Beleuchtung der Halle soll nicht aus-
schliesslich durch Oberlicht, sondern auch von obenher durch
Seitenlicht erfolgen, da bei ersterem erfahrungsmässig ein bal-
diges Trüben und Blindwerden der Glasscheiben durch Witte-
rungseintlüsse von Aussen und Rauch von Innen nicht zu ver-
meiden ist. In der Abgangsstation befindet sich ein geräumi-
ges Vestibül, Wartesäle der verschiedenen Klassen, deren
Grösse ausreichend bemessen ist, auch wenn Züge in Zwischen-
räumen von nur einer Viertelstunde abgehen sollten, sodann
die Gepäck- und Eilgut -Expeditionen, Telegraphen - Bfireaux,
Dienstlokale etc.; in der Ankunftsstation eine 118' lange Ge-
päckausgabe, Steuerlokale, Eilgutsehuppeu etc. Das Gebäude
wird im Ziegelrohbau, im Aeusseren mit Steinen von rother
Farbe aus Königs -Wusterhausen, im Inneren der Halle mit
hellen Birkenwerder Klinkern über einem 41/J/ hohen mit
Granit bekleideten Sockel ausgeführt.
Architekten-Verein zu Berlin. Ausserordentliche Haupt-
versammlung am 11. März 1S68. Vorsitzender Hr. Book-
man n, anwesend 116 Mitglieder.
Durch den Vorsitzenden wurden die Anwesenden mit dem
besonderen Zwecke der Versammlung bekannt gemacht. Die
zur Beurtheilung der Schinkelfest-Konkurrenzen im Hochbau
gewählte Kommission hat sich auch dem Bescheide Sr. Exzel-
lenz des Hrn. Ministers für Handel etc. etc. gegenüber nicht
entschliessen können, von ihrem früheren Beschlüsse abzuwei-
chen und einem der beiden in engere Konkurrenz getretenen
Entwürfe „Berlin“ und „Solon“ den Vorzug zu geben. Sie
hat daher ihr Amt in die Hände des Vereins zurückgelegt
und beantragt, dass derselbe auf Grund der von ihr getroffe-
nen Vorarbeiten, die ein allgemeineres Urtheil über den Werth
beider Projekte erleichtert haben, die endgültige Entschei-
dung fälle. — Maassgebend für dieses Verfahren, das von meh-
ren Mitgliedern der Kommission noch näher motivirt wurde,
ist namentlich der praktische Gesichtspunkt gewesen, dass
es allein auf diese Weise gelingen köune, den Preis noch in
diesem Jahre für einen der beiden verdienstvollen Konkur-
renten zu gewinnen.
Die Majorität des Vereins schloss sich diesem Standpunkte
an, während eine starke Minorität vergeblich die Ansicht gel-
tend machte, dass der Verein entweder dem Votum der Kom-
mission beitreten, also eine Theilung des Preises zwischen
beiden Konkurrenten noch einmal an höchster Stelle befür-
worten müsse oder dass, bei dem unzureichenden Urtheil, das
die meisten Mitglieder bisher über die Projekte sich hätten
bilden können, die Entscheidung mindestens zu vertagen sei.
Es wurde festgesetzt, dass eiue definitive Entscheidung noch
in der heutigen Versammlung zu erfolgen habe und nach noch-
maliger Verlesung des Kommissionsberichts über beide Arbei-
ten und einer weiteren Debatte über den Modus dieser bedeu-
tungsvollen Abstimmung zu dieser selbst geschritten. Hier-
bei wurden 39 Stimmen für das Motto „Berlin“, 2S Stim-
men für das Motto „Solon“ und 13 leere Stimmzettel abge-
geben, so dass 36 anwesende Mitglieder sich bei dieser Ab-
stimmung gar nicht betheiligt haben und die Majorität für
den gewählten Modus der Entscheidung sich auf 67 gegen 49
stellt. Als Verfasser des Entwurfes mit dem Motto: „Ber-
lin“, welchem demzufolge das aus dem vorigen Jahre rück-
ständige Reisestipendium von 100 Friedrichsd’or zuerkannt ist,
wurde Hr. Moritz Hellwig, als Verfasser des Entwurfs mit
dem Motto: „Solon“ Hr. Paul Laspeyres ermittelt. Es
verdient hervorgehoben zu werden, dass der Erstere vorzugs-
weise wohl der gelungenen sachgemäss praktischen Disposition
seines Grundrisses den Erfolg zu danken hat.
Versammlung am 14. März 1868; Vorsitzender Hr. Böck-
111 an n, anwesend 116 Mitglieder und 10 Gäste.
llr. Burgmann begann einen längeren Vortrag über die
von ihm im vorigen Herbste auf längere Zeit besuchte Certosa
bei 1 avia. Zahlreiche Skizzen und Photographien erläuterten
die interessante, durchweg mit innigster Begeisterung und Hin-
gabe an den Gegenstand aufgefasste Darstellung, aus der wir
eine nähere Mittheilung eventuell Vorbehalten.
Es folgte ein V ortrag des als Gast anwesenden Hrn. Dr.
Goldschmidt über Haus -Telegraphie. Die gebräuchlichsten
Systeme, und zwar sowohl die älteren: Sprachrohr und Schel-
lenzug, von denen das erste seinen eigenthümlichen Werth
stets bewahren wird, als die neueren: Luftdruck- und elektro-
magnetischer Telegraph wurden einer eingehenden Würdigung
unterzogen. An den Luftdruck- Telegraphen tadelte der Vor-
tragende die Beschränktheit ihrer Anwendung (schon bei 150'
Entfernung werden sehr grosse Knöpfe und ein sehr starker
Druck erforderlich), und die leichte Gefahr einer Beschädi-
gung, der sie ausgesetzt sind; der elektromagnetische Telegraph
aut der heutigen Stufe seiuer Vervollkommnung bietet liiuge-
gegen die Vorzüge aller anderen Systeme bei einfachster Ein-
richtung selbst in den komplizirtesten Fällen, grosser Bestän-
digkeit und der Möglichkeit, die verschiedenartigsten Zeichen
geben zu können. — Die praktische Nutzanwendung seiner
Darstellung fasste der Vortragende in dem Rathe zusammen,
dass man bei der Anlage eines Haustelegraphen zunächst stets
das einfachste, bei zwei hierin konkurrirenden Systemen das
leistungsfähigste und beständigste wählen solle. Von grösster
praktischer Wichtigkeit bei der Unterhaltung eines Haustelegra-
phen ist es, bei allen Reparaturen stets nur den Verfertiger
zuzuziehen. — An den Vortrag schlossen sich Experimente mit
den gebräuchlichsten elektromagnetischen Apparaten. — F. —
Vermischtes.
Auf pag. 74 des vor. Jahrganges unseres Blattes ist eine
Angabe über die innerhalb der Jahre 1861—1866 Seitens des
Polizei-Präsidii zu Berlin ertheilten Bauerlaubnisscheine ent-
halten. Im Anschluss daran geben wir dieselbe Zusammen-
stellung für das Jahr 1867. Es betrug die Anzahl der Er-
laubnisscheine :
Zusammen . . . 2650 2676 4201 2942 3070 3601 2652
Es hat sich demnach die Zahl der Bauerlaubuisscheine
verringert:
gegen das Vorjahr um 26,
gegen das Jahr 1865 um 1551.
Hiernach zu schliessen, litt die Privatbauthätigkeit noch er-
heblich unter dem Drucke der politischen Lage und der da-
mit verbundenen, ziemlich allgemeinen Geschäftsstockung. Bei
der reservirten Haltung des Kapitals überhaupt konnten Bau-
gelder nur schwer und mit Opfern aufgebracht werden.
Diejenigen Stadttheile, in welchen sich die Banthätigkeit
hauptsächlich konzentrirte, sind die Strasse L nter den Linden
und deren Umgebung, das Köpnicker Feld innerhalb der
Stadtmauer, die Gegend um den Küstriner Platz, die Lottum-
Strasse, die Strassen auf dem Gesundbrunnen und auf dem
Wedding.
Im Allgemeinen richtete sich auch im vergangenen Jahre
die Bauthätigkeit weniger auf Herstellung neuer , als auf den
Um- und Ausbau vorhandener Wohngebäude. Namentlich
wurde eine grosse Anzahl bereits in frühem Jahren nur im
Rohbau vollendeter und zur Subhastation gekommener Häuser
von den neuen Erwerbern vollständig ausgebaut und zur Be-
nutzung gestellt.
1867
1866
1865
1864
1863
1862 1861
1. Zum Neubau von Vorder-
häusern
222
236
513
645
749
839
530
2. Zum Neuban von Querge-
bäuden
100
229
118
142
160
150
92
3. Zum Neubau von Seitenge-
bäuden
323
287
597
335
498
666
455
4. Zum Neubau von Fabrik-
31
gebäuden
75
26
22
27
6
25
5. Zur Errichtung kleinerer
4
Baulichkeiten, als Ab-
tritts-, Stall-, Reinisen-
gebände, sowie zum Aus-
bruch von Kellerein-
i
gangen, Läden etc. . .
6. Zu Reparalurbauten ....
1549
358
1285
582
J-2908
1742
1645
1881
1497
2627
2645
4158
2891
305S
3561 2605
7. Ausserdem wurden Kon-
Zessionen zur Aufstel-
lung von Dampfkesseln
ertheilt
23
31
43
51
12
40
47
Hierzu eine Beilage.
113
Schienen von homogenem sehnigem Eisen.
Die Königliche Direktion der Wilhelmsbahn bezog im
Winter 1S65 bis 66 von der Laurahütte in Oberschlesien
eine Partie Schienen , die bei dem für jene Bahn gebräuch-
lichen Profile von 5" Höhe auf 21 ' Länge 4,55 Ztr. wiegen
und aus gleichartigem (homogenem) sehnigem Eisen gewalzt
sind. Davon sind 3296 Stück meistens im April, zum Theil
auch erst im September 1866 auf der Hauptbahn von Twor-
kau bis zur österreichischen Landesgrenze bei Oderberg ver-
legt und seit dieser Zeit stark befahren worden. Trotzdem
haben bei einer sorgfältigen Revision sich bis zum 1. Fe-
bruar d. J. nur 2 Stück vorgefunden, welche am Kopfe etwas
breit gedrückt waren , während bei zwei anderen Schienen
sich am Stege kleine Ausbauchungen bemerklieh machten.
Die Köpfe der Schienen haben sich bei fast durchgängiger
Anwendung des schwebenden Stosses vorzüglich gehalten.
Die mit diesen Schienen erzielten günstigen Resultate,
welche sich schon im Laufe des Jahres 1866 bemerklich
machten, haben die obenbezeichnete Behörde bestimmt, die
ganze Schienenlieferung des Jahres 1867 von 18000 Ztr. von
gleicher Qualität walzen zu lassen. Von diesen rot. 3940 Stück
Schienen ist nur ein ganz geringer Theil als Reserve im Be-
stände geblieben, alle übrigen sind in den Hauptgeleisen der
Bahn verlegt. Bis zum 1. Februar d. J. hat sich unter
diesen Schienen keine einzige schadhaft gezeigt trotz des
starken Verkehrs in diesem ungünstigen Winter. — Die
Schienen sind von der Laurahütte gewalzt worden . ohne dass
eine Beaufsichtigung während des Walzens stattgefunden hat.
Bei der Abnahme sind jedoch Biegungs - und Bruchproben
vorgenommen. Die Hütte leistet fünf Jahre lang Garantie.
Für jeden Zentner dieser Schienen sind nach kontraktmässiger
Ablieferung auf dem Bahnhofe Ivattowitz 3 Thlr. 19 72 Sgr.
bezahlt worden. —
Es dürfte von grossem Interesse sein, das Verhalten
dieser Schienen auch ferner genau zu verfolgen. —
Aus der Fachliteratur.
Notizblatt des technischen Vereins zu Riga. VII. Jahr-
gang (1868) Heft 1; Festnummer zur Feier des zehnjährigen
Stiftungsfestes.
Indem der Verein diese erste Nummer seines in neuer
Gestalt erscheinenden Organs mit dem Anerbieten eines Aus-
tausches an die Fachzeitschriften versendet hat, ist es ihm
augenscheinlich darum zu thun gewesen, seinen Bestrebungen
in den weitesten Kreisen Theilnahme zu erwecken und die mo-
ralische Unterstützung der Fachgenossen für dieselben zu ge-
winnen. Wir unterziehen uns der Pflicht, dieser Absicht ent-
gegen zu kommen und sie durch regelmässige Berichte über
die oben genannte monatlich erscheinende Zeitschrift nach-
haltig zu fördern um so lieber, als es hier gleichzeitig gilt, einen
Hort deutscher Kultur in den Ostseeländern, die dem Vater-
lande äusserlich schon so lange entfremdet sind, zu stützen
und die Bande geistiger Beziehung, die uns mit unsern Stamm-
genossen in Russland verbinden, zu hegen und zu pflegen;
ein Ziel, welches wir nicht sorgfältig genug im Auge behalten
können.
Das vorliegende Heft enthält zunächst ausführliche Nach-
richten über den im Jahr 1858 von 16 Technikern gestifteten
Verein, der mit dem statutenmässig ausgesprochenen Zwecke:
„Vermittelung des Austausches von Ideen und Kenntnissen
auf dem Gebiete der Bautechnik“ in seiner Mitte seither 152
Mitglieder (gegenwärtig 105) vereinigt hat, von denen etwa
die Hälfte Architekten und Zivil -Ingenieure waren, während
unter den anderen fast alle Zweige der Technik, sowie mehre
andere Fächer vertreten sind. War im Anfänge die gegen-
seitige Belehrung der Mitglieder, wie sie im Winter durch
Wochenversammlungen, im Sommer durch Exkursionen gepflegt
wurde, Plauptaufgabe des Vereins, die durch den Aufschwung der
öffentlichen Bauthätigkeit in Riga reiche Nahrung und durch die
Gründung einer polytechnischen Schule daselbst eine wesentliche
Stütze erhielt: so hat sich der Verein seither auch eine hervor-
ragende öffentliche Stellung errungen , die er in zahlreichen
Gutachten, Schiedssprüchen, sowie in mehren glücklich in’s
Werk gesetzten Anregungen zur Geltung gebracht hat. Ein
eigenes Organ besitzt er seit 1861.
Hieran schliesst sich ein Bericht über das obenerwähnte
Polytechnikum in Riga und zwar einerseits über die
Gründung dieser von den Korporationen der Ostseeprovinzen ins
Leben gerufenen, 1863 eröffneten Anstalt, andererseits über
das seit 1866 für dieselbe im Bau begriffene Gebäude. Ueber
die Organisation des Instituts, das gleichzeitig Handelsschule
ist, sowie über die bisherigen Schicksale desselben werden
ausführliche Mittheiluugen gemacht. Das Gedeihen der Anstalt
ist eine um so erfreulichere Thatsache, als dieselbe eine durch-
aus selbstständige Stellung einnimmt und daher nur schwer
mit den aus den reichsten Staatsmitteln unterhaltenen russi-
schen Fachanstalten in Petersburg konkurriren kann; eine
Fachabtheilung für Architekten zu eröffnen ist aus diesem
Grunde noch nicht möglich gewesen. — Das Gebäude, nach
den Plänen des Prof. Hilbig erbaut, von denen die Grund-
risse und Durchschnitte mitgetheilt werden, ein 220' (engl.)
langer, dreistöckiger Bau mit kurzen vorspringenden Flügeln
und einem dominirenden Mittelbau, dem an der Hinterfront
noch ein Observationsthürinchen hinzugefügt ist, zeigt eine
würdige, klar disponirte Anlage und, so weit sich dies ohne
Fa^adenzeichnungen ersehen lässt, durchaus stattliche Verhält-
nisse. Die Faijaden, im Rundbogenstil sind in gelblichgrauen
(aus England bezogenen) Backsteinen verblendet und haben Ar-
chitekturtheile aus Zementguss erhalten, eine Bauweise, die in
Riga bereits mehrfach günstig erprobt worden ist. Die Fun-
dirung musste auf Pfahlrost erfolgen. — F. —
Bauwissenschaftliche Litteratur.
Januar, Februar, März 1868.
Althaus, E., Dictionnaire technologique, fran^ais, allemand, anglais.
8°. London. 10 sh. 6 d.
Architektonisches Skizzenbuch. Heft 88. Fol. Berlin. 1 Thlr.
Arendt, K., Sammlung verschiedener nach eigenen Entwürfen meist
im Vikariat Luxemburg ausgeführter Altäre, Kanzeln und sonsti-
ger Kirchenmöbel in romanischem und gothischem Stile. 1. Lfr.
ä 2 Blatt. Fol. Luxemburg. 1V3 Thlr.
Becker, W. A., prakt. Anleitung zur Anwendung der Zemente zu
baulichen, gewerblichen u. a. Kunstgegenständen. 5. Liefr: über
die Ursachen u. die Nachtheile der Feuchtigkeit in den Gebäuden
und über Zement als Mittel gegen dieselben, sowie über die Her-
stellung wasserdichter Keller. Herausg. von F. Stahlenbrecher.
Fol. Berlin. 22/3 Thlr.
Behse, W. H., die prakt. Arbeiten und Baukonstruktionen des Zim-
mermanns. 6. Aul 8°. Mit Atlas. Weimar. 21/* Thlr.
Behse, W. H., der Bau hölzerner Treppen. 8°. Weimar. 71/, Sgr.
Bericht über die Weltausstellung zu Paris im Jahre 1867. 5. Lfr:
Die Kunstwerke und die Histoire du Travail. 8°. Wien. 24 Sgr.
6. Lfr: Die Motoren und Maschinen der allgemeinen Mechanik.
1 Thlr. 20 Sgr.
Bremiker, C., logarithmisch trigonometrische Tafeln mit 6 Dezimal-
stellen. Neue Ster.-Ausg. 1. Lfr. 8°. Berlin. 121/a Sgr.
Breymann, G. A., allgemeine Baukonstruktionslehre. Neu bearb. von
H. Lang. 4. Aufl. 2. Thl. Holzkonstruktionen. 2. — 6. Liefr.
4». Stuttgart, ä Liefr. 15 Sgr.
Büchner, 0., die neuesten und besten Wasch -Einrichtungen, nach
persönl. Beobachtungen auf der Pariser Ausstellung 1867. 8°.
Weimar. 18 Sgr.
Busch, C., die Baustile. 2. Thl. Die Baukunst des Mittelalters. Mit
vielen Holzschnitten. 8°. Leipzig. D/j Thlr. (1. Bd. der Schule
der Baukunst.)
Darcel, A., Part architectural en France depuis Francois I. jusqu’ä
Louis NIV ; rnotifs de decoration interieure et exterieure, dessines
par E. Kouyer. 1. Theil. Mit 100 Tafeln. 4°. Paris.
Edwards, F., on the Ventilation of.dwelling houses and the utilization
of waste heat from open iireplaces. 8°. London. 10 sh. 6 d.
Esse, C. H., das Baracken - Lazareth der königl. Charite zu Berlin in
seinen Einrichtungen dargestellt. 4°. Berlin. 25 Sgr.
Fink, F , der Bauschlosser. Prakt. Handbuch für Architekten und
Bauhandwerker. 2. Aull. 1. Thl. 8°. Leipzig. 1 Thlr.
Gladbach, E., der Schweizer Holzstil in seinen kantonalen u. kon-
struktiven Verschiedenheiten. 8. Lfr. Fol. Darmstadt. 2 Thlr.
Gratry, A., essai sur les ponts mobiles militaires. 8°. Brüssel. 2*4 Thlr.
Harres, E., Vorlege-Blätter für Bau -Schreiner. Ausgeführte Bau-
Konstruktionen. 2. Heft. (6 Taf.) 4°. Oppenheim. 27 Sgr.
Hobrecht, J., Kanalisation der Stadt Stettin. Mit 6 grossen Plänen.
8». Stettin. 2 Thlr.
Hoffmann - Merian, Th., die Eisenbahnen zum Truppentransport und
für den Krieg, mit Hinblick auf die Schweiz. 8°. Basel. 1 Thlr.
Illustrirter Katalog der Pariser Industrie-Ausstellung von 1867.
Liefr. 1 — 10. 4°. Leipzig, ä Liefr. 90 Sgr.
Kolbe, H., das neue chemische Laboratorium der Universität Leipzig.
4°. Leipzig. 1 Thlr.
Lottermoser, E., und K. Weissbach, architektonische Motive für den
Ausbau und die Dekoration von Gebäuden nach beendetem Roh-
bau. Mit besond. Berücksichtigung der Renaissance. Unter Mit-
wirkung von Prof. W. Liibke herausgeg. 1. Band. 1. Heft. Mit
5 theils farbigen Taf. 4°. Leipzig, ä Heft 25 Sgr.
(Jährlich erscheint 1 Band von 6 Heften.)
Konkurrenzen.
Am Institut de France ist nach der „Kunst- Chronik“ für
das Jahr 1868 der Preis Bordin (eine Medaille im Werthe
von 3000 Frcs.) auf die Lösung folgender Aufgaben gesetzt :
Es sollen die Unterschiede und die Vergleichspunkte
zwischen der griechischen und der römischen Architek-
tur einem Studium unterworfen und dargelegt werden.
Es soll nachgewiesen werden, sei es durch Thatsa-
chen oder durch Schlussfolgerungen, welche Künstler
114
und Kunsthandwerker an dem Bau und der Verzierung
der öffentlichen und privaten Gebäude, sei es in Grie-
chenland oder in Italien oder in andern Gebieten des
Kaiserreichs Theil hatten und welcher Art die bürger-
liche und soziale Stellung dieser Künstler war.
Die betreffenden Arbeiten, die französisch geschrieben sein
müssen, auch wenn sie von Nichtfranzosen eingesandt werden,
sind bis zum 15. Juni 1868 an das Sekretariat des Instituts,
mit einer Devise unter Couvert versehen, einzusenden.
P er sonal - N achrichten.
Der Geheime Bauratli Schön fei der ist zum Geheimen Ober-
Baurath ernannt.
Verliehen ist: dem Baurath Kecker zu Münster die definitive
Stelle eines technischen Mitgliedes der Königl. Direktion der West-
phälischen Eisenbahn, — dem technischen Kommissarius zur Beauf-
sichtigung der Bauausführungen der Märkisch -Posener Eisenbahn,
Regierungs- u. Baurath Gustav Emil Schwedler zu Berlin der
Charakter als Geheimer Rigierungs- Rath, — dem bisherigen Wege-
Baumeister Sühlke zu Osnabrück der Charakter als Baurath.
Am 14. März haben bestanden: Das Baumeister -Examen:
Julius Busch aus Neuss, Friedr. Siebeneicher aus Gesecke; —
das Baufii hrer - Examen : Hermann B eh ring aus Elbing, Robert
Li er au aus Garczau bei Pr. Stargardt, Adolf v. Lancizolle aus
Berlin, Eduard Schmidt aus Bitterfeld.
Offene Stellen.
1. Zur Leitung des Neubaues eines Seminar -Gebäudes in Moers
wird zu baldigem Eintritte ein im Landbau erfahrener Baumeister
gesucht. Meldungen beim Kreis-Baumstr. Baumgarten zu Crefeld.
2. Zur Leitung der in der Festung Torgau auszuführenden
Militairbauten wird ein geprüfter Baumeister gegen Diäten bis
zu 21/, Thlr. auf längere Zeit gesucht. Meldungen unter Bei-
fügung der Zeugnisse sind an die Königliche Fortifikation daselbst
zu richten.
3. Von der Fortifikation zu Gr. Glogau wird ein Baumeister,
resp. ein Maurer- und Zimmermeister gesucht. Näh. unter
den Inseraten.
4. Ein geübter Feldmesser, der bei Eisenbahn -Bauten be-
schäftigt gewesen ist, wird sogleich bei einem Eisenbahnbau in
Thüringen zu engagiren gesucht. Offerten werden in Berlin, Belle-
Alliancesfr. No. 20, 2 Treppen links, entgegengenommen.
5. Für die Garnison -Bauten in Danzig ist eine Baumeister-
Stelle zu besetzen. Näh. im Inseratenteile.
6. Zwei Baumeister sucht zum 1. April die Kgl. Fortifikation
in Rendsburg. Diäten 3 Thlr.
7. Zum Bau einer Chaussee von Tempelburg auf Polzin wird
ein Baumeister oder Bauführer, wo möglich mit Chaussee-
Neubauten schon bekannt, sofort gesucht. Diäten 2 resp. 1*/, Thlr.
und 30 Thlr monatliche Fuhrkosten-Entschädigung. Meldungen
bei dem Kreisbaumeister Reinhardt in Neustettin.
8. Für den Neubau der Kirche zu Jacobsdorf, Reg.-Bez. Cöslin,
wird sofort ein Bauführer gegen reglementsmässige Diäten gesucht.
Adr. an Kreisbaumeister Laessig zu Dramburg.
9. Zur Leitung des umfassenden Arresthaus -Baues zu Aachen
wird für einige Jahre ein geprüfter Baumei s te r gesucht. Eintritt
sofort; Diäten reglementsmässig. Briefe mit beizulegenden Zeug-
nissen sind gefälligst möglichst bald an den Bauinspektor Maertens
nach Aachen zu richten.
Die in No. 10, alinea 8 ausgeschriebene Zeichnerstelle ist besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von Herrn M. in Magdeburg,
M. in Berlin, S. in Bielefeld.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 21. März 1868.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Schwedler.
Architekten -Verein zu Berlin.
Zusendungen an den Verein namentlich Werthsendungen wer-
den bis auf Weiteres an die Adresse des
ßaiiUH'istcrs Herrn Vf. Höckmann, Neue Wilhelmsstrasse No. 2,
erbeten. Die blosse Adresse: „An den Vorstand des Architekten-
Vereins“ genügt der Königlichen Postbehörde nicht. Die in letzterer
Zeit vorgekommenen Rücksendungen sind hieraus zu erklären.
Der Vorstand.
Bekaiintinncliiing;-
Der Kreis Kraiinsbcric liat den Bau von
etwa 10 Meilen H.reis-C'liausseen beschlossen,
deren Ausführung sofort beginnen und in 5
bis 6 Jahren beendet sein soll. Zur Leitung
«ler Bauten wird ein geprüfter Baumeister
oder ein Bauführer, der schon früher mit
Ausführung von Chausseebauten betraut ge-
wesen, gesucht. Qualifizirte Bewerber wollen
sieh daher unter Einreichung ihrer Atteste
unil spezieller Angabe ihrer Ansprüche bei
dem IJnterzei ebneten schleunigst melden.
Braunsberg, «len 5. März 1$6S.
Ber Vorsitzende des Chausseebau-Comites.
Landrath
gez. Billenburger.
Offene Baumeisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Zn Mi I itair - Bauten wird von der Fortifikation zu Gross-
Glogau ein Baumeister, oder ein Maurer- und Zim-
mermeister, der schon beim Festungsbau beschäftigt gewesen
ist, gesucht. Diätensatz nach Vereinbarung. Nähere Auskunft auf
direkte Anfragen ertheilt die genannte Fortifikation.
Ein sehr tüchtiger Techniker, in allen Eisenbahn- Arbeiten er-
fahren, mit den besten Zeugnissen versehen, 10 Jahre praktizirend,
sucht in Berlin Beschäftigung. Gef. Adressen beliebe man unter
E. T. 30. an die Expedition dieser Zeitung zu richten.
Ein Bautechniker, Lehrer einer Königl. Anstalt, bislang vielfach
mit Ausführung von Staatsbauten im Hochbau beschäftigt gewesen,
sucht während seiner Somraerferien vom 1. April bis ca. Mitte
Oktober eine ähnliche entsprechende Beschäftigung. Offerten mit
K. N. 20 bezeichnet befördert die Exped. dieser Zeitung.
Meine Verlobung mit Fräulein Anna Zemlin beehre ich mich
hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Rathenow, d. 16. März 1868. Otto Zillessen, Baumeister
Ein theoretisch und praktisch gebildeter Ingenieur gesetzten
Alters, ist bei günstigen Bedingungen erbötig als Geschäftsführer
bei einem grösseren Eisenbahnbau-Enternehmer einzutreten. — Gef.
Franco- Offerten snb X. X. No. 1. nimmt die Expedition dieser
Zeitung entgegen.
Ein j. Mann, gelernter Maurer, praktisch und theoretisch ge-
bildet, der die Baugewerksch. Holzminden besucht, in den grösst.
Städten gearbeitet und längere Zeit auf dem Bureau eines Maurer-
meisters beschäftigt war, sucht eine passende Stelle am liebsten
nach ausserhalb. Gef. Offerten sub O. K. 17. in der Exped. d. Ztg.
Ein junger Architekt, derz. Studirender der Königl. Bau-Aka-
demie, welcher eine der vorzüglichsten polyt. Schulen mit dem
besten Erfolge absolvirte, verschiedene Bauten ausgeführt und im
selbstständigen Entwerfen und Veranschlagen Erfahrung hat, sucht
eine angemessene Beschäftigung. Zeugnisse stehen zur Disposition
und wird die Expedition dieser Zeitung gefällige Offerten mit der
Chiffre G. W. 18 befördern.
Ein gewandter Dekorationszeichner für Ornamente, Möbel, Ta-
peten u. s. w. sucht Stellung bei einem Architekten oder in einer
Fabrik. Näheres bei H. Pohl & Co., Berlin, Alte Jakobstr. 21.
Ein geübter vereideter Feldmesser sucht Feldmesser- Beschäfti-
gung. Adressen nimmt die Expedition dieser Zeitung sub J. K. 19
entgegen.
Gotlm-Leinefelder Eisenbahn.
Zur Ausführung der auf der Strecke von Gotha bis Langen-
salza im Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten sollen drei Loose
und zwar:
1. ein Loos mit ca. 1254 Schachtruthen Mauerwerk,
2. ein Loos mit ca. 2119 Schachtruthen Mauerwerk,
3. ein Loos mit ca. 3027 Schachtruthen Manerwerk
im Wege des öffentlichen Submissionsverfahrens an qualifizirte Un-
i ternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs - Biireau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions - Bedingungen von dem Unterzeich-
neten auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind, mit der Aufschrift;
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der
Gotha -Leinefelder Eisenbahn-1
versehen, bis spätestens zu dem
am 23. März dieses Jahres, Vormittags 11 Uhr
in dem oben bezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termin wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 28. Februar 1868.
Der Abtheilungs- Baumeister
Witzeck.
Eine im besten Betriebe befindliche, gut eingerichtete Tlioil-
wnarenlnbi'iU (Kunstziegelei) ist sofort an einen Maurer-,
Zimmermeister oder Baumeister zu verkaufen. Zur t ebernahme
8 bis 10 mille erforderlich. Bedeutende Baupraxis wird mit über-
geben. Adr. sub M. M. 68 an die Exped. dies. Zeitg. einzusenden-
115
530,000 weisse gute Mauersteine, 60,000 Rathenauer
und 48,000 hartgebrannte Klinker werden gegen Baarzahlung
sofort gekauft. Schriftliche Offerten mit Angabe der Dimensionen
des Formats, des Preises und des Lagerplatzes sind zu richten an
die Baumeister Ende & Böckmann.
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Oranien - Str. 75.
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25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den
47. März 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Fort-
setzung.) — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Kgl. Bau-
Akademie zu Berlin (Fortsetzung». — Fachwerkträger. ( Fortsetzung).
— Feuilleton: Schinkelfest d. Architekt. -Vereins zn Berlin. (Schluss).
— Ein neues Fest. — Die Strassen - Lokomotive. — Bau ausf ü li run-
gen und Projekte: Personenbahnhof der Niedersclilesisch - Märki-
schen Eisenbahn zu Berlin. — Mont - Cenis- Tunnel. — Kirchenbauten
in Paris. — M i tt h eil ung en aus Vereinen: Verein der behördlich
autorisirten Privattechniker Böhmens. — Architekten-Verein zu Berlin.
— Vermischtes: Gesetzes Vorlagen für den Rei chstag des norddeutschen
Bundes, betr. einheitliches Maas u. Gewichtu. Freigebung d. Baugewerbe.
— Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Berichtigung).
— Bekanntmachung der technischen Baudeputation in Berlin, die Prü-
fungen betr. — Waschmaschinen. — Resultate der Wasserheizung im
neuen Rathhause — Oelanstrich auf Zement. — -Aus der Fachlit-
teratur: Förster’s allgemeine Bauzeitung. — Mittheilungenderöstreich.
Zentral - Kommission zur Erforschung der Baudenkmale. — Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnwesens. — Bauwissenschaftliche Littera-
tur. Januar-März 1868. — (Schluss). — Konkurrenzen: Preiserthei-
lung für ein Rathhaus in Reichenbach. — Personal-Nachrichten etc.
Zur ge f&i lügen Beachtung«
Mit No. 14. beginnt das 2. Quartal unsrer Zeitung. Um in der regelmässigen Zusendung keine
Unterbrechung ein treten zn lassen, ersuchen wir unsre geehrten auswärtigen Leserum gefällige rechtzeitige
Erneuerung des Abonnements bei den Buchhandlungen und Postanstalten. Die Berliner Abonnenten erhalten
die Bauzeifnng weiter zugeschickt, falls nicht eine ausdrückliche Abbestellung erfolgt.
leber architektonischen Unterricht in Frankreich.
(Fortsetzung.)
II.
Die Regierung entschloss sich endlich die im voran-
gehendem Abschnitte geschilderten Zustände an der Ecole
des beaux Arts durch ihre Intervention zu beseitigen. Ihr
erster Schritt nach dieser Richtung geschah mit einer
Schnelligkeit und Rücksichtslosigkeit, die demselben fast
den Charakter eines Staatsstreiches gaben. Am 13. No-
vember 1863 brachte der Moniteur ein kaiserliches Dekret,
durch welches auf Grund von Berichten des Oberinten-
danten der schönen Künste, Grafen Nieuwekerke, und des
Ministers des kaiserlichen Hauses, Marschall Vaillant —
dem im Frankreich auch das Kunstgebiet zugetheilt ist —
der Kaiser, mit höchster Machtvollkommenheit und ohne
die betreffenden Körperschaften vorher gehört, zu haben,
die ganze bisher bestehende Einrichtung umwarf, die der
Akademie zustehenden Rechte in Betreff des Unterrichts
authob, den Einfluss derselben auf die Ecole des beaux
Arts beseitigte und dieselbe zu einem wesentlich unter Ein-
fluss der Regierung stehenden Institute umschuf.
Den wichtigsten Kommentar zu dem Dekrete bildet
der Bericht des Grafen Nieuwekerke*), der die Mängel
des bisherigen Zustandes mit grosser Schärfe und höchst
anerkennenswerter Offenheit darlegt und auf die Maass-
regeln zur Beseitigung desselben hinweist. Das Dekret
findet diese Maassregeln in der Errichtung eines vollstän-
digeren und zeitgemässeren Unterrichtssystems, bei welchem
namentlich der bisherige Konkurrenzengang in Wegfall
kommen soll, in einer Oberleitung der Schule, die keiner
Koterie unterworfen, durch schnelleren Wechsel ihrer Mit-
glieder auch neuen Ideen leichter Eingang verschaffen
soll, in der Ersetzung der Akademie bei dem Urtheil über
den römischen Preis durch eine freie Jury, endlich in
passenderen Bestimmungen für die Studienzeit in Italien.
Es lässt sich leicht ermessen, welchen Sturm das
plötzliche Erscheinen dieses Dekrets in allen künstlerischen
Kreisen hervorrief; Dankadressen wurden auf der einen,
Gegenpetitionen aut der andern Seite an den Kaiser ge-
richtet. Eine ganze Broschürenlitteratur entfesselte sich,
in welcher die Gegner der Akademie sich entschieden auf
die Seite des Dekretes stellten und das Gewicht der von
demselben gegen das bisherige System vorgebrachten That-
*) 8. Daiy, Revue d’Architecture 1863 und 1864, wo sich alle
betreffenden offiziellen Aeusserungen über diese Angelegenheit zu-
sammengestellt finden.
Sachen noch verstärkten. Die Akademie hatte dem gegen-
über in dem Munde des alten Jngres und vor Allem
ihres Sekretärs Beule nur Unwesentliches vorzubringen:
Proteste gegen die willkürliche Beseitigung ihr zustehen-
der Rechte, Erinnerungen an die glorreichen historischen
Traditionen des bisherigen Institutes, für das sie sogar die
Geister Lebruns und Poussins ins Gefecht führte, an die
Zahl grosser Namen, die vielleicht den Einrichtungen
zum Trotz daraus hervorgegangeu waren, Versicherungen
endlich, dass der bisher befolgte Weg in der That der
einzig richtige sei. Sie schlug jedoch damit wenig durch,
und die öffentliche Meinung sprach sich im Grossen und
Ganzen für das Dekret und seine freiheitlichen Reformen
aus; höchstens erregte die Art und Weise einige Miss-
billigung, in der. man die bisher an der Schule wirksamen
Persönlichkeiten mit einem kühlen Danke für geleistete
Dienste beseitigt hatte. Bemerkenswerth bleibt schliesslich
noch die Theilnahme des auch nicht- künstlerischen Publi-
kums und der politischen Journale an dieser Angelegen-
heit. Letztere behandelten dieselbe zumal in einer einge-
henden Weise, die recht vortheilhaft absticht gegen die
Vernachlässigung, die unser deutscher Journalismus derar-
tigen nicht an der ausgefahrenen Heerstrasse liegenden
Gebieten zu Theil werden lässt.
Die Regierung hielt indessen in der weiteren prak-
tischen Durchführung ihrer Reformen weder an der an-
fänglich bewiesenen Energie, noch an ihren freiheitlichen
Versprechungen fest. Das Dekret hatte für die Oberlei-
tung der Schule einen Verwaltungsrath eingesetzt und
demselben die Ausarbeitung des Reglements, durch das
die einzelnen Bestimmungen des Dekretes in die Praxis
eingeführt werden sollten, übertragen. In diesen Verwal-
tungsrath nun zog die Regierung verschiedene Träger des
eben beseitigten Systems, deren Rath sie doch vorher ver-
schmäht hatte; dieselben vermochten daselbst ihre Ansich-
ten wieder zur Geltung zu bringen und das unter ihrer
Mitwirkung ausgearbeitete, am 16. Januar 1864 publizirte
Reglement erscheint als eine Abschwächung des Dekretes,
als ein Kompromiss mit den alten Zuständen und behält
namentlich für den architektonischen Unterricht Einrich-
tungen hei, die anderen freisinnigeren Anordnungen offen-
bar hemmend entgegen treten. Auch in das vom Staate
ernannte Lehrerpersonal des neuen Instituts gelangten
viele alte Elemente; die studirende Jugend selbst verhielt
118
sich ohnedies, nicht eben ehrenvoll für sie, höchst feind-
selig gegen die eingeführten Neuerungen. Bei der Eröff-
nung der reorganisirten Ecole des beaux Arts im März
1 864 kam es von Seiten der Schüler zu bedauerlichen
Auftritten gegen Diejenigen, welche man als Gegner der
Akademie und als Mithelfer bei der Neugestaltung be-
trachtete. So legte Viollet-le-Duc, dem die Professur der
Kunstgeschichte anvertraut worden war, sein Amt nach
einem ersten, höchst tumultuarisch unterbrochenen Vortrage
nieder. In seiner Person allein war freilich fast ein ganzes
System beseitigt, und was die neue Schule seitdem geleistet
hat, scheint anzudeuten, dass man daselbst, wenn auch
unter etwas anderen Verhältnissen, doch lustig wieder in
das alte akademische Fahrwasser hineingesteuert sei.
Ein Blick auf die jetzige Einrichtung der Ecole des
beaux Arts bestätigt dies nur. Die Oberleitung der Schule
fällt einem vom Staate ernannten Direktor zu, dem ein
Kollegium — Conseil d’Enseignement — zur Seite steht,
das an Stelle der Akademie den Unterricht nach seinen
Prinzipien regeln und überwachen und für eine fortschrei-
tende Entwicklung desselben sorgen soll. Es besteht aus
dem Ober -Intendanten der schönen Künste und dem Di-
rektor der Schule als Präsidenten und aus 12 Mitgliedern,
7 Künstlern und 5 Kunstdilettanten (anerkannte Kunst-
verständige, die aber praktisch nicht als Künstler thätig
sind.) Ein Drittel der Mitglieder scheidet jährlich aus
und wird durch Ernennungen der Regierung ergänzt. Die
Aufnahme -Bedingungen für die Schüler sind dieselben ge-
blieben, nur hat man den Aufenthalt an der Schule durch
eine Altersgrenze von 15 bis 25 Jahren beschränkt.
Für die wissenschaftliche Bildung der Architekten
sind eine Anzahl Lehrstühle begründet worden und zwar
für die Fächer der Kunstgeschichte und Aesthetik, der
Archäologie, der niederen Mathematik, beschreibenden
Geometrie und Perspektive, der elementaren Physik,
Chemie und Geologie, endlich der Konstruktion mit Bau-
führung und Veranschlagen. Schon aus dieser Aufzählung
geht hervor, wie eng, ja wie lückenhaft der Kreis des
Wissens ist, mit dem man den Unterricht geglaubt hat
erweitern zu müssen. Hierzu tritt aber noch der Umstand,
dass man den Architekten noch immer nicht völlig von
den übrigen bildenden Künsten getrennt hat und Kunst-
geschichte z. B. allgemein für die Eleven der verschiedenen
Kunstzweige liest, so dass das hier Gebotene nicht viel
über das bescheidene Maass dessen hinausgehen möchte,
das man wohl auf deutschen Universitäten unter diesem
Namen vorträgt. Und so ähnlich auf den übrigen, speziell
architektonischen Gebieten. Die Kurse sind übrigens ob-
ligatorisch, die Professoren vom Staate angestellt. Ein
Paragraph des Dekretes sagt zwar, dass auch nicht offiziell
Angestellten gestattet sein soll, nach Erlaubniss des Mini-
sters an der Schule Vorträge zu halten; meines Wissens
ist aber bis jetzt von diesem Gipfel des deutschen Begriffs
der Lehrfreiheit kein Gebrauch gemacht worden. — Für
die mit den Vorträgen zu verbindenden Zeichenübungen
sind an der Schule drei offizielle Ateliers, deren Professoren
ebenfalls der Staat ernennt, eingerichtet worden, in die
der Schüler nach Wahl tritt. Den freien Ateliers soll
zwar daneben ihre Berechtigung bleiben und diese Ein-
richtung nur dem Mangel an solchen abhelfen, doch liegt
es auf der Hand, dass dieselben damit so gut wie beseitigt
sind und das früher von der Akademie rechtlos geübte
Monopol nun rechtmässig in die Hände des Staates über-
gegangen ist.
Neben diesen neuen Einrichtungen hat nun aber das
Reglement, entgegen dem ersten Wortlaute des Dekrets,
das alte Uebel des Konkurrenzenganges mit allen seinen
Konsequenzen wieder an der Schule eingeführt. Der
Name der Prix d'Emulation und die Medaillen sind zwar
fortgefallen, an ihre Stelle aber ist ein eben so verwickeltes
System zu erlangender Noten und Klassifikationen getreten.
Der geistbeschränkende Klausurzwang, das Ausarbeiten
grosser Entwürfe nach einer ersten Skizze, von der nicht
abgewichen werden darf, mit seinen begreiflich traurigen
Folgen sind geblieben, und höchstens ist die Anzahl der
Konkurrenzen noch um einige vermehrt worden, so dass
daneben kaum irgendwo Zeit zu ernstlichem Studium be-
lassen ist. Ja, noch schlimmer, man hat für diese Kon-
kurrenzen einfach die alten körperlosen akademischen
Programme beibehalten und damit den Schüler wieder auf
das Einlernen einer mechanischen Fertigkeit ohne eigene
Gedanken und praktische Rücksichten hingewiesen, zumal
von einer Kritik der Arbeiten nach wie vor keine Rede
ist. Hiermit allein schon ist dem Dekrete die Spitze ab-
gebrochen, und auch die verbessernden Bestrebungen, die
von einzelnen Professoren im Atelier und vom Katheder
etwa ausgehen könnten, sind hiermit zu nichte gemacht;
dem Eindringen anderer Tendenzen ist ein Ziel gesetzt. Man
wird an der Schule, sagt Viollet-le-Duc, wiederum nicht
arbeiten, um zu lernen, sondern um Prüfungen zu bestehen,
und Prüfungen, die man nur absolvirt, um einen Grad zu
erlangen, sind weder ein Lehrmittel, noch geben sie einen
Bewreis für die wirklich gewonnene Bildung.
(Fortsetzung folgt.)
Rcisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Konigl. Bau-Akademie zu Berlin,
im August 1867. (Fortsetzung.)
Da nämlich ein selbst nur kleiner Zeitgewinn bei
der Durchschleusung von Schiffen immer von grosser Wich-
tigkeit ist, so hat man dem neuen massiven Oberhaupte
die doppelte Schutenbreite gegeben, und verschliesst diese
Oeffnung durch ein einziges um eine mittlere vertikale
Drehaxe bewegliches Drehthor. Sind nun Schuten aus
der Elbe in die Kesselschleuse eingelassen und die Thore
des Unterhauptes geschlossen, so wird das Drehthor ge-
öffnet, so dass sich jetzt die Kammer schnell mit dem
Oberwasser füllt, und sich nun zu jeder Seite des ge-
öffneten Drehthors eine Durchfahrt bildet: während die
aus der Elbe gekommenen Schuten auf der einen Seite
des Drehthores
nach der kleinen
Alster hinaus-
fahren, können
gleichzeitigdurch
die andere Durch-
fahrt die in der
entgegengesetz-
ten Richtung fah-
renden Schuten in die Kesselschleuse einfahren. Dass hier-
durch, namentlich bei dem so ausserordentlich lebhaften
Schuten-Verkehr, ein sehr bedeutender Zeitgewinn erzielt
wird, liegt auf der Hand.
Die Breite einer jeden Durchfahrt beträgt 20', welche
Weite auch noch für die Elbkähne genügt. Lm den
oberen Zapfen des Drehthores zu befestigen, wurden 2 bo-
genförmige, sich rechtwinklich kreuzende Blechträger-
Brücken ausgeführt, die eine so hohe Lage erhalten haben,
dass die Kommunikation der Schuten ungehindert darunter
fort erfolgen kann. Es mussten daher nicht nur aut dem
Mauerwerk, sondern auch in der lichten Oeflnung des
Hauptes Pfeiler aufgeführt werden, die diesen beiden
Brücken zum Auflager dienen. Die V asserpfeiler mussten
nun genügend stark erbaut werden um dem Anprall der
Schiffe genügenden Widerstand zu leisten, und da dieser
vorzugsweise in der Längenrichtung der Schleuse erfolgt,
so hat man jedem Wasserpfeiler eine Breite von 8 und
eine Länge von 10' gegeben. Es beträgt demnach die
lichte Weite des Oberhauptes 2 . 20 -f- 8 = 48 . Die Länge
des Drehthores dagegen beträgt 50', so dass es im ge-
schlossenen Zustande an jedem Ende noch ein Auflager
von P Breite findet. In den Seitenwänden des Hauptes
sind daher kleine Nischen ausgespart, welche die treie
Bewegung des Thores ermöglichen; ist das Thor dagegen
ganz geöffnet, so lehnt es sich mit beiden Enden an höl-
zerne Schlagsäulen, welche an den beiden in der Axe
des Hauptes stehenden Pfeilern angebracht und mit A or-
richtungen zum Festhalten des geöffneten Ihores versehen
sind. Hieraus ergab sich die erforderliche Länge des
Hauptes zu 50 -{- 2 . 10 — 70'.
Da die lichte Weite des Hauptes nur 4t3 , die Länge
des Drehthores hingegen 50' beträgt, so kann dasselbe
nicht frei durchschlagen, sondern sich nur nach einer be-
119
stimmten Richtung herumbewegen; es war dies für noth-
wendig erachtet worden um den bei geschlossenem Thor
von dem Oberwasser ausgeübten Druck von den Dreh-
zapfen des Thores möglichst fern zu halten und dem Thore
dann ein gesichertes Auflager bieten zu können. Dies
sollte nun durch die beiden Falze in den Seitenwänden
des Mauerwerks und einen auf der Sohle angeordneten
besonders starken und mit dem Pfahlroste des Oberbodens
solide verbundenen Schlagbalken erreicht werden, indessen
stellten sich hierbei noch besondere Schwierigkeiten her-
aus. Zunächst nämlich führte der untere für das ge-
schlossene Thor erforderlich werdende wasserdichte Ab-
schluss solche herbei, da der erwähnte Schlagbalken
nur hinter demjenigen Flügel des Thores angeordnet
werden könnte, der nicht nach der Schleuse hin auf-
schlägt, mithin der wasserdichte untere Abschluss des an-
dern Thorflügels, sowie die wasserdichte Verbindung jles
Schlagbalkens mit dem unteren Drehzapfen eigenthüm-
liche Konstruktionen erforderte. Genaueres über die hier
gewählten Anordnungen war während der kurzen Zeit
der Besichtigung nicht zu ermitteln, doch schien die gänz-
liche Beseitigung der Uebelstände nicht vollständig ge-
glückt zu sein.
Eine andere Schwierigkeit entstand bei der Auflage-
rung des Thores in den' Falzen der massiven Seitenwände.
Das Drehthor ist nur aussen mit hölzernen Latten be-
kleidet, um beim Gegenstossen der Schiffe grösseren Be-
schädigungen vorzubeugen, sonst aber ganz aus Eisen,
nach Art der Schwimmthore konstruirt, und hat seine
Drehaxe genau in der Mitte, so dass beide Thorflügel
gleich lang und einem vollständig gleich grossen Wasser-
drücke ausgesetzt sind. Es wird daher nur der sich nicht
nach der Schleuse öffnende Flügel durch das Wasser fest
in den Falz gedrückt, während am andern Flügel noch
eine besondere Abstützung nothwendig wird. Diese Ab-
stützung ist nun an beiden Enden des Drehthores da-
dadurch bewirkt, dass in jeder Mauernische noch ein ein-
facher Thorflügel angeordnet ist, der sich dann gegen das
Ende des Drehthores lehnt, und
erst in seine eigene Thornische zu-
rückgedreht werden muss, wenn das
grosse Thor geöffnet werden soll.
Diese kleinen „Sperrthore“ bieten
demnach dem grossen Drehthore
in seiner ganzen Höhe ein festes
Auflager und sind ausserdem noch
mit einer Kniehebel -Vorrichtung
versehen, durch welche eiserne Rie-
gel zum gleichzeitigen Eingriff in
das grosse Drehthor und in die
Wandnische des Sperrthores ge-
bracht werden können, so dass da-
durch ein noch festeres Hinein-
FEUILLETON.
Schiukelfest des Architekten -Vereins zu Berlin
am 13. März 1868.
(Schluss.)
Mit dem Beschlüsse König Wilhelms, den Bau eines
protestantischen Doms in Berlin wieder aufzunehmen, und
mit Eröffnung der Konkurrenz um den Entwurf eines
solchen, so ungefähr führte der Redner aus, ist an die
Preussischen Baumeister der Gegenwart eine Aufgabe
herangetreten, welche in erster Reihe schon Schinkel be-
schäftigt hat, eine Aufgabe, bei der es, wie bei keiner
anderen, gilt, von allen kleinen persönlichen Rücksichten
abzusehen und nur danach zu streben, dass in ihr das
architektonische Bewusstsein unserer Zeit würdig zum Aus-
druck gebracht werde. Denn es gilt gleichzeitig die Lö-
sung eines noch unerfüllten Problems. Wenn fast jedes
Zeitalter in der Gestaltung des Gotteshauses seinen Cha-
rakter wiedergespiegelt hat, so ist es aus äusserlichen
Ursachen gerade der letzten und gewaltigsten Bewegung
auf religiösem Gebiete, dem Protestantismus, noch nicht
gelungen, eine eigenthümliche Kirchenform zu finden und
drücken des grossen Drehthores in seinen Falz bewirkt
werden kann. Durch eine oben angebrachte Falle wird
dann noch die Verbindung der beiden Thore gesichert.
Das bis jetzt bei der Handhabung des grossen
Thores befolgte Verfahren ist etwa folgendes: Da die
j ganze Masse des Drehthores für die einfache Bewegung
I mit der Hand zu bedeutend ist, so wird der Wasser-
druck noch mit zu Hilfe genommen , und es ist daher
I jeder der beiden gleich grossen Flügel des Thores in
| seinem untern Theile mit einer Durchbrechung versehen,
j die durch Schützen (oder kleine Drehthore?) geschlossen
werden kann. Sind nun zunächst die beiden Sperrthore
zurückgedreht, so wird in dem nach dem Oberwasser
hin aufschlagenden Flügel die Schützöffnung frei gemacht,
so dass jetzt der Wasserdruck gegen den nach der
Schleuse aufschlagenden Flügel überwiegt und das Dreh-
thor sich zu öffnen anfängt. Theils nun fürchtete man,
dass in Folge des starken Wasserdruckes die Bewegung
| des Thores eine zu heftige werden und das Thor stark
schlagen würde, theils wurde auch befürchtet, dass das
nun mit grosser Heftigkeit einströmende Wasser den in
der Kesselschleuse liegenden Schuten gefährlich werden
könne, theils endlich wird noch dem Wunsche Rechnung
I getragen, die Zeit des Durchschleusens möglichst zu ver-
I ringern, und daher namentlich die zur Füllung der
grossen Kesselschleuse erforderliche Zeit möglichst abzu-
kürzen und dem einströmenden Wasser möglichst viele
Oeff’nungen frei zu machen, — kurz: sobald das Dreh-
thor sich ein klein wenig geöffnet hat, wird von einem
auf dem Drehthore befindlichen Arbeiter auch in dem
nach der Schleuse aufschlageuden Flügel die Schützöffnung
frei gemacht. Wenn nun zwar die befürchteten Nach-
theile durch diese Manipulation auch möglichst vermieden
werden, so wird dadurch doch ein anderer schwerwie-
gender Nachtheil herbeigeführt. Indem nämlich jetzt
beide Thorflügel dem Wasser wieder gleich grosse
Druckflächen bieten, wird die bisher wirksame Kraft,
der hydrostatische Druck, ausser Thätigkeit gesetzt, so
dass das Thor sich nur noch in Folge seines Beharrungs-
vermögens weiter fortbewegen kann; dieses aber wird
sehr bald durch die Zapfenreibung und die Trägheit der
Wassermassen, die durch das sich bewegende Thor aus
ihrer Stelle verdrängt werden müssen, so vollständig auf-
gehoben, dass das Drehthor halb geöffnet stehen bleibt
und nun erst durch Aufwendung bedeutender Menschen-
kraft ganz geöffnet werden kann. Hierüber aber vergeht
so viel Zeit, dass es zum mindesten fraglich sein dürfte,
ob nicht der durch die schnellere Füllung der Schleusen-
kammer erlangte Zeitgewinn hierdurch reichlich wieder
aufgewogen wird.
Die ganze Anlage ist demnach wohl einer einge-
henden Beachtung werth, wenngleich sich im Laufe
der Zeit wohl noch manche Veränderungen und Verbes-
Schinkel war es Vorbehalten, die ersten bedeutsamen
Versuche in dieser Hinsicht zu wagen, nachdem vor ihm
kaum ein anderes Element hierfür gewonnen worden war,
als die Wiedereinführung der aus der byzantinischen Kirche
stammenden Emporen.*)
Die Gestaltung der protestantischen Kirche ist
eine der wichtigsten Lebensaufgaben Schinkel’s gewesen,
in deren Lösung er unermüdlich seine volle Kraft setzte,
so wenig günstig seine Zeit, die für solche ideale Be-
strebungen weder Verständniss noch Geld übrig hatte, ihm
entgegen kam und so wenig vom Redner verhehlt wurde,
dass Schinkel die reichsten Früchte seines Genius vor-
wiegend doch auf anderen Gebieten erzielt hat. Und zwar
kommen hier seine ausgeführten Bauten, die gerade in
dieser Beziehung als Kompromisse mit dem Willen seines
*) Wir können uns der Auffassung des Redners hier nicht
ganz anschliessen. Denn ganz abgesehen von der Grundfrage , ob
es wirklich noch die Aufgabe unserer Zeit sein kann, eine Kir-
chenform für den Protestantismus zu finden, hätten die älteren
lange vor Schinkel gemachten Versuche — wir nennen hier nur
die Frauenkirche in Dresden, die Dreifaltigkeits- und die Parochial-
kirche in Berlin — sowie die gleichzeitigen Bestrebungen Wilhelm
Stier’s, der die erste Anregung hierzu durch Bimsen empfangen
hatte, wohl eine Erwähnung verdient! (D. Red.)
120
serungen als wünschenswerth und nothwendig heraus-
steilen dürften. Diesen darf um so zuversichtlicher ent-
gegengesehen werden , als die Anlage erst seit ganz
kurzer Zeit dem Verkehr übergeben ist, also kaum erst
die sich zeigenden Nachtheile konstatirt worden sein
konnten, auch das Bauwerk selbst noch nicht einmal gänz-
lich vollendet war.
(Fortsetzung folgt.)
Fachwerkträger.
(Fortsetzung aus No. 10.)
Berechnung der äusseren Kräfte für frei aufliegende
Träger*).
Figur 6.
2W„ 3», 3R*-i Tix
12 3 x ntes Feld
to tc to to
fl 3 a Ü
Der Träger AB (Fig. 6) sei in «Felder getheilt und die
Breite eines jeden Feldes = b, so dass
n b — L,
wobei L die Länge des Trägers. Seien
A und B die Reaktionen am Auflager,
2 p das Eigengewicht der Konstruktion pro Trägerfeld,
2 ?! die Nutzlast pro Trägerfeld,
2^ = 2/? + 27t die volle Belastung dsgl.
Die Belastungen werden als in den Vertikalen angreifend
gedacht.
Die Trägerfelder werden von A ausgehend gezählt, und
ist im Folgenden x eine positive ganze Zahl. Die Vertikale
rechts vom ^pten Felde bezeichnen wir als .rte, diejenige links
als ( x — l)te; ebenso die Angriffsmomente rechts, 9DL— i
links vom .g?ten Felde. Die Vertikalkraft Q3X ist für das Feld
konstant.
Volle Belastung. Ist die Belastung für alle Vertika-
len gleich 2 q, so ergiebt sich die Reaktion am Auflager
A — (n — l)q,
die Vertikalkraft
iß* = A — 2 q {x — 1)
— 9 (,n — 2.r -1- 1), (5)
*) Bei diesem Kapitel, das schon anderweit oft und gründlich
genug behandelt, muss es genügen, die Resultate in möglichster
Kürze zu geben, und nur insoweit, als sie im Folgenden von
Interesse. und
das Angriffsmoment
9Rx = A x b — 2q b [(x — 1) + {x — 2) . . + 1]
= q b x (n — x) (6)
Schiefe Belastung. Sei die Nutzlast zunächst von A
aus bis zur mten Vertikale vorgerückt, so dass die in ersten
Vertikalen mit 2 q (= 2 p 2 7r), die übrigen dagegen nur mit
dem Eigengewicht 2 p belastet sind, so ergiebt sich die Auf-
lagerreaktion
A = (Jl — 1) p -fs ~ [(« — 1) -f- (M — 2) . . -f (« — /«)]
= (» — 1) P + * m [2 — m + ,
die Vertikalkraft für x ^ m + 1 :
5fr = A — 2 9 (x — 1)
= P [(« - 1) - 2 (x - 1)] + TT [/« (2 - ^±i) - 2 (ar-1)] (7)
für x'^LmAr\\
3fr = A — 2 p (x — 1) — 2 7r m
— P [» — 9.x + l] — fr m 1~^— ; (7a)
die Momentengleichung für x TU + 1 :
st)?,.
i A x - 2 (j, + Tr) [(a? - 1) + {X - 2) . . + 1]
= x {n — x) p -\- n x^jn {2 — m ^ l) — (x — i)J, (8)
für x > in + 1 :
Ax — 2pl(x-l) + (x — 2).. + l] —
2 n [(x — 1) + {x — 2) . . + {x — 7«)]
•= x (» — x) p + 7f m (in + 1) ( 1 — -'j (8a)
Aus den Gleichungen 7 und 7a folgt, dass ein
Minimum wird für
m = x — 1,
d. h. wenn die Nutzlast von A aus bis zum arten Felde vor-
gerückt ist. Setzt man diesen Werth in eine der betreffenden
Gleichungen ein , so ergiebt sich :
min. ©x = p {11 — 2x -f 1) — ~ X (X — 1). (9)
Die gleichzeitigen Werthe von und 1 ergeben
sich durch Einsetzen des Werthes von in in Gleichung S,
und zwar:
^ = (77 — x) p X + xx [(X — 1) (2 — f-) — ~ !)]»
Slix = b x (77 — x) [p + tz - n (10)
königlichen Bauherrn zu betrachten sind, weniger in Be-
tracht als seine zahlreichen Entwürfe.
Unter den älteren Arbeiten, bei denen er, der roman-
tischen Tagesströmung mit voller Begeisterung folgend,
durchweg die mittelalterliche Bauweise zu Grunde legte,
ragt der aus dem Jahre 1819 stammende Entwurf zu
einem Dome in Berlin, als Denkmal der Befreiungskriege
schon wegen seiner Analogien zur Gegenwart bedeutsam
hervor. Fern vom Gewühle der Stadt, am Ende der
Leipziger Strasse sollte der Dom als erste Kirche der
protestantischen Christenheit sich erheben, ein religiöses,
historisches, auf die Kultur des Volkes unmittelbar ein-
wirkendes Werk, an dem alle künstlerischen Kräfte der
Nation sich zu gesteigerter Thätigkeit vereinen sollten.
Weder in der Beschreibung des phantasievollen äusseren
Aufbau's der 700' langen Anlage, noch in der des In-
nenraums können wir dem Redner folgen. Als das wich-
tigste Motiv ist hervorzuheben, dass Schinkel hier zum
ersten Male eine Trennung von Abendmahls- und Predigt-
Kirche versucht hat — letztere ein 3scliiffiges Langhaus,
erstere ein 8 eckiger erhöhter Kuppelraum mit Kapellen-
kranz, beide durch weite Oeffnungen vereinigt. In dem
Verbindungsbau liegen rechts und links Orgeln, iu der
Mitte der Sänger- und Orchesterchor: die Kanzel steht
in der Mittelaxe der Predigtkirche vor der Terrasse des
Altarraums.
In vielen späteren Entwürfen ist Schinkel auf diese
Trennung der beiden ihrer Benutzungsart nach so wesent-
lich verschiedenen Räume der protestantischen Kirche stets
zurückgekommen, vor Allem in den zwei Entwürfen zu
einer Kirche am Spittelmarkt, von denen der eine in
gothischen Formen gestaltete durch den Stich allgemein
bekannt ist. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass er
die erste Anregung zu einer solchen Anordnung aus der
Gestaltung der Konstantinischen Grabeskirche in Jerusalem
geschöpft hat, von der eine Restauration unter seinen Entwür-
fen sich vorfindet. Aber auch andere, von der durch Nichts
berechtigten Tradition abweichende Stellungen von Kanzel
und Altar versuchte der Meister. So steht bei zentraler
Grundrissanlage der Altar rings von Sitzplätzen umgeben
inmitten der Kirche, die Kanzel im Osten; in kleineren
Kirchen ist die Kanzel theils vor, theils hinter dem Altar
in der Mittelaxe angebracht, anderweit stehen zwei Kan-
zeln neben dem Altar. Kurzum unermüdlich war Schin-
kel aller in Wirklichkeit ihm entgegenstehenden Hinder-
nisse ungeachtet — (die übliche Stellung der Kanzel zur
Seite wurde 1822 sogar durch Kabinetsordre vorgeschrie-
ben) — bemüht, einer befriedigenden Lösung dieser Auf-
gabe nahe zu kommen. Seine letzten grossen Kirchen-
entwürfe — die 4 Kirchen für die Oranienburger Vor-
stadt — welche in künstlerischer Hinsicht so hochbedeutsam
sind, weil sie das deutliche Bestreben zeigen, im Sinne
des hellenischen Gesetzes aber ohne sklavische Nachahmung
der antiken Bauglieder neue, unserem Material und unseren
Konstruktionen angepasste Gestaltungen zu erfinden, geben in
Betreff' der inneren Anordnungen zwar am wenigsten Be-
121
= {n — x + l) p (x — 1) +
*(S-1) [(^ - 1) (2 - j) -(X- 2)]
3Ka;_i —6 {x— l)(n — x + !)[/? + (ll)
Rückt die mobile Last von B aus vor, und ist dieselbe bis
7-ur w?teu Vertikale gelangt, so dass also die (m — 1) ersten
Vertikalen nur mit Eigengewicht, die übrigen hingegen voll
belastet sind, so ergiebt sich die Auflagerreaktion:
A — (ii — 1) j» + 2 - [(« — m) + ( n — m -l) . . + 1]
= (n — l)pA ( n — m ) (ji — - m + 1),
die Vertikalkraft für x TH:
33a- = A — 2 p (x — 1)
— p(n — 2x + l) + ^ (n — m) (n — m + l)
für x 'L nr.
(12)
31x = .4 — 2p {x — - l) — 27t (x — m )
— p {ji — 2x + 1) + k | \n — 2 x + 1) + m M — J ( 1 2a)
die Momentengleichung für a?
ff
b
<
m:
A x — 2 p [(« — 1) 4- (ar — 2) . . + 1]
= p x {n — x)
und für X^Lm:
S»x
— x (n — ?«) (m — w 4- 1)
v
(13)
— — — Ax — 2 p [(x — 1) + (•£ — 2) • • + !] — 3 * [(•!’ — m )
+ (# — /v — !)•• + !]
m* — m
n
= (jl — X) £ p X + TT ( .
)]
(13a)
Aus den Gleichungen 12 und 12a folgt, dass 93x ein
Maximum wird für den Fall, dass M = X, d. i. wenn die
Belastung von B aus bis zum 57ten Felde vorgerückt ist, und
ergiebt sich durch Einsetzen dieses Werthes in eine der be-
treffenden Gleichungen:
max. 33x = p (n — 2 x 4- 1) + (n — - X) (Jl — X -f- 1); (14)
die zugehörigen Werthe von ST?* und 2Jix — 1 ergeben sich aus
Gleichung 13:
— b p x (n — x) -\- b — x (» — x) {n — x 4- U
= b x (n
X) [P + n-
tr 4- n
(15)
üJL-i = bp {x — l) (n — x 4- 1) 4- b ~ ( x — l) (n — x) (n—x 4-1)
b (x
l) (n — x 4- 1) ( p 4- Tr - J?)
(16)
merkens werthes; doch ist die konsequente Wahl des Em-
porenbau’s bei ihnen hervorzuheben.
So sehen wir in den Arbeiten Schinkels bereits
zahlreiche Keime einer selbsständigen Lösung des Pro-
blems der protestantischen Kirche entwickelt, Keime, die
an einer grossen Aufgabe in's Leben zu rufen ihm nicht
vergönnt wurde. Je mehr wir die unvergleichliche Energie,
mit der er trotz so geringer thatsächlicher Erfolge an
seinem künstlerischen Ideale festhielt, bewundern müssen,
um so mehr wird es Pflicht für uns, auch in dieser Be-
ziehung den Weg zu verfolgen, den er uns angebahnt
hat. L nsere Zeit ist solchen Bestrebungen eine günstigere
geworden und schreckt nicht mehr vor grossen und un-
gewöhnlichen Aufgaben zurück; unsere Kunst hat seither
neue wesentliche Elemente in den grossen technischen Er-
rungenschaften der Neuzeit gewonnen, die leider künst-
lerisch noch so wenig genutzt worden sind. Denn noch
immer widerstrebt es der gedankenlosen Menge, auf die-
sem Gebiete neue Gestaltungen zu fordern, ja nur zu
dulden. Es wird das Bestreben der Architekten dahin ge-
richtet sein müssen, sie grade an jenen neuen, unserer
Zeit spezifisch eigentümlichen Aufgaben, wie den grossen
Hallen für den Verkehr etc. zu versuchen, bei denen das
Publikum durch die Macht der trägen Gewohnheit am
Wenigsten zu Vorurteilen verführt wird; auf diesem
Wege wird es noch am Ersten wieder dahin gebracht
werden können, hinter Formen auch Kunstgedanken zu
suchen.
Aus den Gleichungen 9 und 14 ergiebt sich:
min. 33x = — max. Sß„ _ x _p 1
d. h. die beiden Skalen für die Minimal- und Maximalwerte
von 33 (conf. Figur 7.) sind kongruent. Aus denselben
Gleichungen folgt:
min. SS, = p (n — 1) = — max. $»
max. 33i = (p -j- ft) (n — 1) = — min. äß„
max. 35« + 1 = — 7 - = — min. 35« -f 1
2 4 ~ 2~
Da die Maximal- wie Minimalwerthe von 93 sich fast
gleichmässig ändern, so begnügt man sich gemeiniglich mit
Bestimmung der letztgenannten Werthe, also der für die
beiden Endfelder und die Mitte, und findet für die übrigen
Felder die Werthe 93 durch Konstruktion. Aus Gleichung 9
ergiebt sich noch, dass min. 93x — 0 wird für
Bezeichnen wir diesen Werth von x (oder falls x keine
ganze Zahl, die nächst kleinere) mit a, so folgt, dass die
Vertikalkraft in den a ersten Feldern immer positiv, in den
a letzten immer negativ ist; für die (n — 2 a) mittleren Felder
kann 93 hingegen sowohl negativ als positiv ausfallen.
Aus den Gleichungen 8 und 8a folgt, dass Ttx um so
grösser, je grösser m; da die Belastung vom Koordinatenan-
fang A vorrückt, so wird ein Maximum bei voller Be-
lastung. Ein gleiches Resultat ergiebt sich aus 12 und Pia:
max. 2JL — (j b x (n — x). (18)
Dieser Werth wird wieder ein Maximum für x = .p, also für
die Mitte des Trägers
sw A «’ (18a)
max. max. = 0 b -r-
4
Für x = 0 und x — n wird 9Ä für jede beliebige Be-
lastung = 0, wie dies leicht aus den obigen Gleichungen
folgt.
Figur 7.
Mit Entschiedenheit aber forderte der Redner, dass solche
Bestrebungen auch auf die grösste und idealste Aufgabe,
die uns bevorsteht, auf den Bau des Domes übertragen
würden. Auch bei dieser müsse, wie es in allen Zeiten
wahrer Kunst, in der hellenischen Antike, wie im Mittel-
alter — (die Renaissance wurde von ihm nur als De-
korationsstil anerkannt) — der Fall gewesen sei, die künst-
lerische Form aus der Raumgestaltung und der Konstruktion,
aus den realen Anforderungen het geleitet werden. Und unsere
Zeit wie der protestantische Kultus fordern zwar keine uner-
messlichen Anlagen, wohl aber grosse weiträumige Hallen
frei von beschränkenden Mauermassen, zum guten Sehen
und Hören eingerichtet. Die schon von Schinkel an-
gestrebte Trennung von Abendmahls- und Predigtkirche,
in letzterer die Aufstellung der Kanzel in der Mittelaxe,
davor ein kleines Pult für den liturgischen Gottesdienst,
werden in erster Linie festzuhalten sein.
Und nicht irre dürfen die Künstler werden, wenn
derartige Neuerungen, wie auch Schinkel schon sagt,
„den grossen Haufen nicht ansprechen“, der sich nicht
klar macht, dass der Fortschritt, das Lebensprinzip der
Welt, stets Neuerungen bedingt, nicht irre, wenn man ein
solches Bauwerk unkirchlich oder gar theatermässig nen-
nen sollte, obwohl ein Vergleich mit dem Theater schon
durch die andere Beleuchtungsart niemals zutreffen würde.
Gerade bei solchen Aufgaben, die vor allen in der Theil-
nahme des Volkes wurzeln, gilt es unserer gedankenlos
im Eklektizismus schwankenden Kunst diejenige feste
122 —
In umstehender Fig. 7. sind die Maximalwerte üft und
53 verzeichnet. Die Kurve der SOI ist ein Polygon, dessen
Eckpunkte auf einer Parabel liegen. Der Scheitel der Para-
bel liegt auf der Mittellinie, und ist die Parabel durch die
drei zusammengehörigen Werthe
X — 0 , y — 0
x = n , y — 0
bestimmt.
Die Kurven der 53 sind in ihren einzelnen Theilen
parallel der Abszissenaxe und setzen in den Vertikalen staffel-
förmig ab. Es wurde für die Konstruktion das oben ange-
deutete Verfahren innegehalten und für die Kurve der Minima
die Werthe:
= p {n — 1) ; 53» + 1 = — ~l ■ 53» = — q (n — 1),
2 4
für die Kurve der Maxima:
53i —q (n — 1) ; 53» + i = ; 53» — — p (n — 1)
2 4
aufgetragen; die zwischenliegenden Werthe wurden durch Kon-
struktion bestimmt. (Fortsetzung folgt.)
Bauausführungen und Projekte.
Mit dem 1. April wird der Neubau des hiesigen Personen-
Bahnhofs der Kgl. Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in
seiner ganzen Ausdehnung in Angriff genommen. Das neue
Gebäude wird bekanntlich die Stelle der alten, für den ge-
steigerten Verkehr schon seit längerer Zeit höchst unzu-
reichenden Gebäude einnehmen, welche deshalb mit Aus-
schluss des Hauptgebäudes an der Koppenstrasse
niedergelegt werden. Die Personenbeförderung zur Nieder-
schlesischen Bahn wird in Folge dessen vom 1. April an vom
neuen Stationsgebäude der Ostbahn erfolgen.
Das Projekt zu dem genannten Neubau der Niederschle-
sischen Bahn war schon seit einer Reihe von Jahren in den
Haupt- und Grundzügen festgestellt und hat in vielen Punkten
beim Entwurf der neuen Empfangshalle der Ostbahn zum An-
halt gedient. Der Umstand, dass die Ostbahn bis zum Oktober
v. J. ihre Endstation Berlin auf dem Niederschlesiscben Bahn-
hofe hatte und erst im Besitze eines eignen hiesigen Empfangs-
hauses sein musste, ehe sie die Lokalitäten der N.-M. Bahn
räumen und diese den Neubau kräftig in die Hand nehmen
konnte, ist die Veranlassung, dass die Empfangshalle der
Niederschlesischen Bahn später als die der Ostbahn zur Aus-
führung kommt.
Es sollen alle Dispositionen so getroffen werden, dass die
neue Halle und der südliche Flügel, der an Stelle der früheren
Ankunftsstation bereits im Juli v. J. begonnen wurde, schon
im Anfänge des nächsten Jahres dem Betriebe wieder übergeben
werden können.
Grundlage zu geben, die allein zur Entstehung eines neuen
Stils führen kann.
Darum sei es die erste Forderung, dass wenn der
Dom wirklich an der für ihn bestimmten Stelle zwischen
den Monumenten einer grossen Vergangenheit erstehen soll
— dass er erstehe als ein Denkmal unserer Zeit. —
An die Festrede schloss sich das Festmahl an, bei
dem gar bald die ernste weihevolle Stimmung in zwang-
lose Heiterkeit sich aullöste. Nur der von Hrn. Professor
Eggers dem Andenken Schinkels geweihte Spruch, in
welchem der Meister als eine der Verkörperungen des un-
sterblichen Genius der Schönheit gefeiert wurde, gipfelnd
in den Worten:
„Zwar dass er kam, es war des Ewigen Sendung:
Doch dass er bleibt, es steht uns zur Vollendung.“
brachte noch einmal den Grundton des Festes zur vollen
Geltung. Telegramme aus verschiedenen Orten, wo ent-
weder ein Kreis von Fachgenossen sich gleichfalls zum
Feste vereinigt hatte, oder wo einzelne ferne Freunde der
grossen Gemeinschaft in Berlin gedachten, aus Breslau,
Danzig, Görlitz, Stendal, Basel wurden verlesen, unter
ihnen auch das folgende aus Perugia:
Al Maestro memoria — all architettura gloria —
Agl’ amici Salute a Beroliuo — questo vino. —
Stier, Luthmer.
Als Andenken kamen eine Photographie nach dem
bekannten Portrait Schinkels aus dem Jahre 1826, sowie
eine von llrn. Kölscher gezeichnete humoristische Tisch-
Der Ausbau des nördlichen Flügels, mit dessen Gründung
man im April zu beginnen gedenkt, kann selbstverständlich
erst im Laufe des nächsten Jahres erfolgen.
Der Mont Cenis - Tunnel. Nach den monatlich ver-
öffentlichten Nachrichten über die ausgeführte Tunnellänge
betrug das Fortschreiten im Monat Dezember 1867: 73,25 Me-
ter, wovon 35,40 auf die italienische, und 37,85 Meter auf
die französische Seite kommen. Der Stand der Arbeiten am
31. Dezember 1867 war daher folgender:
Ganze Länge des Tunnels . . . 12220 Meter
Es waren ausgeführt 7847 „
Bleiben demnach noch . . 4373 „
Das Fortschreiten betrug im Jahre 1867 überhaupt
1512 Meter, wovon 825 auf der italienischen, 687 auf der
französischen Seite liegen. Diese Differenz ist hauptsächlich
der ungewöhnlichen Härte des Gebirges auf der französischen
Seite zuzuschreiben. Im Ganzen ist der Fortschritt der Ar-
beiten im vergangenen Jahr sehr erheblich grösser als in dem
Vorjahr, wo er nur 1025 Meter betrug. (Civil Engineer,
Jan. 1868.)
Der „Moniteur“ giebt eine Uebersieht über die kirch-
lichen Bauten, welche gegenwärtig in Paris in Ausführung be-
griffen oder projektirt sind. Beinahe vollendet sind die Kir-
chen St. Ambroise im 11. Arrondissement, Notre-Dame-de-la-
Croix in Menilmontant, St. Pierre in Montrouge. Die Ar-
beiten für St. Frangois-Xavier sind in vollem Gang; die Fun-
damente von Notre-Dame-des-Chainps und von St. Joseph er-
heben sich über die Erde, und zu einem neuen Pfarrhaus für
St. Nicolas- du -Chardonnet wird eben der Grundstein gelegt.
Ausserdem bereitet man eben die Pläne vor für eine Todten-
kapelle am Eingang der Katakomben, ein Pfarrhaus und eine
Katechetenschule bei der Kirche Ste. Clotilde, sowie für die
Pfarrhäuser zu den Kirchen St. Augustin , St. Elisabeth und
St. Nicolas - des- Champs. Die Kirche St. Pierre in Chaillot
wird umgebaut, die von St. Ferdinand (zur Erinnerung an
die Todesstätte des Herzogs von Orleans) in den Ternes und
die von St. Lambert in Vaugirard werden vergrössert, St. Pierre
auf dem Montmartre wird ausgebessert. Die beiden Kirchen
der Trinite und St. Augustin, die Millionen gekostet haben,
sind bereits dem Gottesdienste übergeben. Endlich sind bei-
nahe alle Kirchen, an welchen die Demolition seit Jahren
vorüberstreifte, vergrössert uud in das Alignement hineinge-
zogen worden. Zwei neue Synagogen sind gleichfalls eben
im Bau.
Mittheilungen aus Vereinen.
In Böhmen ist neben dem schon bestehenden Architekten-
und Ingenieur -Verein ein „Verein der behördlich auto-
risirten Privattechniker Böhmens“ entstanden, dessen
Ausschuss von den in Prag wohnenden Mitgliedern gebildet
karte zur Vertbeilung, welche letztere in Hrn. Lucae
einen geistreichen, mit enormem Beifall ausgezeichneten
Interpreten fand. Quartettgesang und Tafellieder vervoll-
ständigten die Feier. — F. —
Ein neues Fest.
Nachdem wir über so viele Feste schon berichtet haben,
welche die Architekten unserer guten Stadt Berlin vereinten,
dürfen wir das neue, eigenthümliche Fest, welches als Schluss
der Wintervergnügungen und Bewillkommnung des Frühlings
unter dem kühnen Namen: „Architektonischer Familien-
Kommers“ am 20. März d. J. gefeiert wurde, nicht uner-
wähnt lassen.
Handelte es sich dabei doch um nichts Geringeres, als
um den kühnen Versuch, die Spezialität der bekannten Motiv-
Weihnachtsfeste auf einen Kreis zu übertragen, dem die
schönsten Zierden aller Feste, die Damen, nicht fern bleiben
durften! Und den liebenswürdigen Familienkreisen, in welchen
die Feier vorbereitet wurde, ist es zu danken, dass dieser Ver-
such auf’s Schönste gelang. — Musikalische und mimische
Abendunterhaltungen, an welchen auch mehre Damen, welche
die Vogelkantate aufführten , sich thätig betheiligten, sowie
ein Ordenskapitel gleichfalls im Stile des Motiv, nur dass dies-
mal zarte Hände die Orden verliehen, bildeten den ersten
Theil des Festes; ein fröhliches „Tänzchen“ machte den Schluss.
Wir begrüsseu das freudige Gelingen der Feier mit um
so grösserer Genugthuung, als wir davon vielleicht die Ein-
leitung einer neuen Aera im geselligen Leben der Berliner
Architektenkreise erwarten dürfen ; denn in der Möglichkeit
eines solchen zwanglosen Verkehrs ist das wichtigste, lang
wird und an dessen Spitze der bisherige Vorsitzende des
erstgenannten Vereins, Architekt J. Turba getreten ist. Der
Verein hat Ziele, die ihn wesentlich von den anderen beste-
henden Fachvereinen unterscheiden und ihm mehr den Cha-
rakter einer geschlossenen Korporation verleihen; denn es
ist u. A. die Uebernahme von technischen Arbeiten und die
Vertheilung derselben an die einzelnen Mitglieder vorgesehen.
Zur Erzielung eines kräftigen Standesbewusstseins unter den
Fachgenossen wird eine solche engere Vereinigung jedenfalls
beitragen und wünschen wir diesem Beispiele daher besten
Erfolg.
Architekten-Verein zu Berlin. Versammlung am 21 . März
1868. Vorsitzender Hr. Böckmann, anwesend 157 Mitglie-
der und 6 Gäste.
Der Architekten- und Ingenieur-Verein in Böhmen sen-
det seine Statuten, welche neuerdings die allerhöchste Geneh-
migung erhalten haben. Hr. Architekt Schröter in St. Pe-
tersburg hat Photographien eines von ihm und dem Architekten
Huhn bearbeiteten preisgekrönten Konkurrenz- Entwurfs zu
einer Hauptkirche in Tiflis als Geschenk an den Verein, dem
er in früheren Jahren angehörte, übersandt; ein rühmenswer-
thes Beispiel treuer Anhänglichkeit, dem recht häufige Nach-
ahmung zu wünschen wäre.
Sodann machte Herr Hanke, angeregt durch eine vor
Kurzem durch den Fragekasten gestellte Anfrage einige Mit-
theilungen über Kalksandziegel, welche in seiner Heimath
Eilenburg von Herrn Dr. Bernhardi sen., Arzt und Inhaber
einer Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen, der sich seit
etwa 20 Jahren mit Kalkpisebau beschäftigt, gefertigt werden.
Diese Ziegel werden unter starkem Druck in gewöhnlichem
Ziegelformat hergestellt und sind aus verschiedenen Materia- |
lien, zum Theil unter Beimischung von Steinkohlenasche und
Hochofenschlacken, zusammengesetzt. Hr. Hanke legte einige
Proben dieser Steine vor und fügte hinzu, dass das mittelst
der neueren Maschinen hergestellte Fabrikat sich in Eilenburg
bei verschiedenen städtischen Bauten und in der Umgegend
bei ländlichen Anlagen bis jetzt vortrefflich bewährt habe.
Wohnhäuser in einer Höhe von mehren Stockwerken sind
seit verschiedenen Jahren, unter alleiniger Anwendung der
Kalksandziegel auch zu Ueberwölbungen, Fenster- und Thür-
gewänden, Sohlbänken und Schornsteinen, ausgeführt und be-
friedigen durchaus, auch in Betreff des Aussehens; nur zu
Feuerungen sind die Ziegel nicht anwendbar. — Der Herstel-
lungspreis stellt sich je nach dem Preise des Kalkes, Sandes
und Arbeitslohnes auf 3 bis 5 Thlr. pro Mille, und lässt sich
im Allgemeinen gegen andere Steinmaterialien erfahrungsmässig
eine Kostenersparniss von 40 bis 50 % an der Maurerarbeit
annehmen.
Ebenfalls in Folge einer Anfrage theilt Herr Heidmann
mit, dass, obgleich die Bürgersteige in Berlin nicht Eigenthum
der Anwohner seien, diese und nicht die Kommune gesetzlich
verpflichtet sind, die eisernen Rinnsteindeckplatten und Trot-
toir-Rinnen zu liefern, auch die Rinnsteine und Bürgersteige
zu pflastern oder auf eine durch die zuständige Behörde ge-
forderte Weise zu belegen. Es wird, nach Vereinbarung zwi-
schen der Kommune und dem Königl. Polizei- Präsidium, all-
jährlich eine gewisse Anzahl von Strassen aufgerufen, um die
Bürgersteige und Strassengerinne den neueren Bestimmungen
entsprechend zu verbessern; hierbei werden event. Zuschüsse
von 1 Thlr. 8 Sgr. pro lfd. Fuss gewährt. Zur Ueberdeckung
der Uebertritts- und Ueberfahrts -Rinnsteinbrücken sind eiserne,
tief geriefelte Platten, je nach Belieben von Guss- oder Schmiede-
eisen anzuwenden. In neuester Zeit werden die schmiedeeiser-
nen Platten mit quadratischen Hervorragungen gewalzt, welche
durch abgestumpfte pyramidale Vertiefungen in den Walzen
erzeugt werden. Der Vortragende legte einige Proben solcher
Platten vor, die wegen ihrer Elastizität wohl den Vorzug vor
gusseisernen verdienen, und theilte schliesslich die folgenden
in hiesigen Eisenhandlungen üblichen Preise mit:
Gusseiserne Deckplatten für Strassenrinnsteine 1"
stark, pro [/]' circa 32 Pfd. wiegend, in den Maassen 16/24;
20/24; 22/24; 24/24; 20/28; 22/28", pro Ztr. 3 Thlr. 5 Sgr.
Gusseiserne Deckplatten für Zungenrinnsteine, 10"
breit, in Längen von 3' steigend und pro lfd. Fuss circa 18 Pfd.
schwer, pro Ztr. 3 Thlr. 10 Sgr.
Ilsen bürge r Schlitzrinnen, in Längen von 3' stei-
gend, pro lfd. Fuss 24 Sgr.
Fallkessel zu denselben, pro Stück 22 Sgr. 6 Pf.
Schmiedeeiserne Deckplatten mit aufliegenden Rip-
pen und, bei 14 Tage Lieferzeit, in jeder gewünschten Grösse,
pro Ztr. 7 Thlr.
Dieselben, mit quadratischen Hervorragungen, z. Z. nur
8" breit, aber in beliebigen Längen geliefert, kosten pro Ztr.
8 Thlr. Bei grösserem Konsum auch in grösserer Breite zu
erlangen.
Die schmiedeeisernen Platten wiegen :
bei ’/i Zoll Stärke: 10 Pfd. circa pro QFuss,
V. 1 5
n n n n »
» V> r> y> “0 y y> v »
Hierauf hielt Herr Schwedler einen Vortrag über die
statischen Verhältnisse bei Kappengewölben, über dessen in-
teressanten Inhalt wir in einer besonderen Mittheilung be-
richten werden.
Nachdem noch einige unwesentliche Fragen beantwortet
worden waren, regte der Vorsitzende zu Vorschlägen für Auf-
gaben zur nächsten Schinkelkonkurrenz im Land- und Was-
serbau an. S.
Vermischtes.
Zur bevorstehenden Reiehstagssession des Norddeutschen Bundes.
Unter den Vorlagen, welche dem am 23. d. M. er-
öffneten Reichstage des Norddeutschen Bundes zur Bera-
thung unterbreitet werden, berühren zwei das Interesse der
| Fachgenossen aufs Lebhafteste: die Einführung eines
entbehrte Moment einer festlichen Geselligkeit, für die auch
die glänzendsten Bälle nicht den genügenden Ersatz bieten
können, wiedererobert worden. Vielleicht, dass bei den be-
vorstehenden Sommer -Exkursionen des Architekten -Vereins
nnnmehr der zweite, schon im vorigen Jahre angeregte Ver-
such dieser Art gemacht wird.
Die Strassen -Lokomotive
i
ist ein Objekt für den Erfindungsgeist, das mit einer gewissen
Zähigkeit von einer grossen Menge von Ingenieuren verfolgt
wird. Alle denkbaren Arten der Verbindung, der Uebertra-
gung von Dampf kraft auf ein lenkbares Wagengestell scheinen
erschöpft, ungeheure Summen sind verbraucht: das Resultat
war eine Maschine, die nach einigen glänzenden Probefahrten
aut irgend einer Ausstellung sich präsentirte, um dann der
Vergessenheit anheim zu fallen.
Vorzüglich sind es zwei Schwierigkeiten, welche sich der
erfolgreichen Anwendung in den Weg stellten, nämlich: die
schnelle Zerstörung, welcher die Strassendämme durch die
mit Vorsprüngen versehenen Radfelgen ausgesetzt waren, dann
die häufigen Betriebsstörungen an der Maschine selbst in Folge
der Stösse auf unebenem Terrain. Beide Schwierigkeiten
durch einen glücklichen Griff beseitigt zu haben, scheint nach
einer Mittheilung im Civil Engineer nunmehr einem Schott-
lander R. W. Thomson gelungen zu sein. Er umgiebt den
Felgenkranz mit einem Bande von 12" Breite und 5" Dicke
aus vulkanisirtem Kautschuk, wie solches schon bei
Luxuswagen längere Zeit in Gebrauch ist. Es scheint unglaub-
lich: diese weiche und elastische Substanz trägt nicht nur die
Last der Maschine, sondern geht, ohne Schaden zu nehmen,
über frisch beschüttete Strassen hinweg. Von einer Zerstörung
der Strassenkrone ist keine Rede mehr, und die der Maschine
so nachtheiligen, mit enormem Kraftverlust verbundenen Stösse
sind beseitigt. Es könnte scheinen, als wenn der Transport
einer grossen Last auf weichen Felgenkränzen eine grosse Kraft
absorbiren würde. Das ist nicht der Fall, denn die Ausdeh-
nung des Kautschuks hinter dem Rade hebt den Kraftver-
lust vor dem Rade vollständig auf. Auf weichem unebenen
Boden hat die Maschine nicht viel mehr Kraft zu entwickeln
als auf gutem Wege, denn sie sinkt sehr wenig ein.
Die Versuche begannen auf einem weichen Wiesengrund,
wo die Maschine kaum eine Spur hinterliess. Bei einem Ge-
wicht von 100 Ztr. ging die Maschine über frisch geschüt-
teten Boden hinweg und komprimirte denselben so wenig,
dass ein Spazirstock ganz leicht hineinzustossen war. Nach
mehren Evolutionen auf ganz unebenem Terrain nahm sie
einen Wagen von 200 Ztr. Totalgewicht in’s Schlepptau und
fuhr so eine Steigung von 1 : 20 hinauf. (?) Das Gefühl
während der Fahrt ist ungefähr so, als führe man beständig
auf einem ebenen Wiesengrund. Nach Beendigung der Probe-
fahrten zeigten die Kautschukreifen noch keine Spur von
Abnutzung.
Sollte sich diese letzte Erfahrung bestätigen, so ist kein
Grund mehr vorhanden, von einer vielseitigen und vortheil-
haften Anwendung der Strassenlokomotive abzustehen. Ausser
für die Landwirthschaft würde namentlich für grössere Bau-
ausführungen mit schwierigem Materialien - Transport die
Dampfkraft zu Arbeiten dienstbar gemacht werden können,
die gerade zu den langwierigsten und theuersten gehörten ,
indem sie bisher Menschen- und Thierkräfte ausschliesslich
in Anspruch nahmen. A. M.
124
einheitlichen Maasses und Gewichts und der Ent-
wurf einer neuen Gewerbeordnung, welche die Freige-
bung der Baugewerbe bringen soll. Bereits hat die
zweite Frage die zunächst betheiligten Kreise der Bauge-
werksrneister heftig aufgeregt. Maurer- und Zimmermeister
Berlin’s haben eine Versammlung von Delegirten der Bau-
gewerksmeister aus allen Theilen des Norddeutschen Bun-
des berufen, um gemeinschaftliche Schritte gegen die ihrem
Stande drohende Gefahr zu thun und soll dieselbe heut
(am 25. d. M.) schlüssig werden.
Wir werden unsererseits der Angelegenheit eine ein-
gehende Erörterung widmen, zu welcher wir um so mehr
veranlasst sind, als die „Deutsche Bauzeitung“ bereits
Gegenstand des Angriffs Seitens der Gewerksmeister ge-
worden ist. Selbstverständlich gedenken wir jedoch nicht
durch eine überflüssige Polemik die Gemüther noch mehr
zu erhitzen und wollen deshalb auch abwarten, bis unsere
Gegner ausgeredet haben.
Aber wir vertreten unsererseits nur die Stimmen Ein-
zelner und diese wie die andere obengenannte Angelegen-
heit sind wichtig genug, um von der Allgemeinheit un-
serer Fachgenossen erörtert zu werden. Das Publikum,
sowie auch der Reichstag selbst werden es dankbar be-
grüssen, wenn durch eine solche Diskussion die ihnen
ferner stehenden Fragen spruchreif gemacht werden.
Es erscheint uns demnach als eine ernste
Pflicht der bautechnischen Vereine im Gebiete
des norddeutschen Bundes, also zunächst der Vereine
zu Berlin, Hamburg, Lübeck, Hannover, die beiden ge-
nannten Angelegenheiten schleunigst zum Ge-
genstände einer Berathung zu machen und das
Gewicht ihrer Ansicht in die Wagschaale der
Entscheidung zu werfen. Es erscheint uns selbst als
Pflicht, eindringlich hierzu zu mahnen.
Zu dem interessanten Aufsatze des Herrn H. Stier „über
architektonischen Unterricht in Frankreich“ sei mir auf Grund
eigener Anschauung eine ergänzende Berichtigung gestattet.
Während meiner Studien im Atelier des Malers Watelet
zu Paris ward ich nach dortigem akademischen Stile Eleve
de la Section de Peinture ä l’Ecole royale des beaux Arts,
presente par Mr. Watelet. Als solcher besuchte ich von
Oktober bis Dezember 1837 den von Herrn Girard in etwa
20 Vorträgen gehaltenen Kursus der Perspektive. Am Schlüsse
desselben stellte Herr Girard eine Aufgabe, die in Klausur
von 9 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends gelöst werden musste.
Wer den Vortrag gehört und durchstudirt hatte, war sehr
wohl im Stande die Aufgabe zu lösen und eine Medaille oder
die mindestens nachzuweiseude Mention honorable zu erwerben.
In ganz gleicher Weise hielt derselbe Professor vom
Januar bis März 1838 für die Eleves de la Section d'Architec-
ture über Perspektive einen Kursus, der wissenschaftlicher
behandelt war, indem die Kenntniss der darstellenden Geo-
metrie und Schatten - Konstruktion vorausgesetzt wurde. Von
diesem belehrenden, auch sehr interessirenden Kursus habe
ich meine sorgfältige Ausarbeitung bis jetzt bewahrt.
Nur diesem Vortrage für Architekten habe ich beige-
wohnt, weiss daher von denen über die anderen Unterrichts-
gegenstände Nichts zu sagen. Doch besitze ich eine Abschrift
des damals von Herrn Courtial gehaltenen Vortrages über
Kurvenlehre. Dass auch später Vorträge dieser Art au der
pariser Akademie stattgefunden, erzählte mir Herrn Stiers
Vater, der verstorbene Baurath Willi. Stier, nachdem er ein
Jahr vor seinem Tode Paris besucht hatte.
Die Stellen in Herrn H. Stiers Aufsatze: „Von einem
vorbereitenden Unterrichte war keine Rede“; und: „niemals
war von einem derselben“ (der Professoren) „gelesen worden“,
sind hiernach wenigstens etwas zu modifiziren.
Berlin, März 1868. K. Pohlke.
Die Kandidaten der Baukunst, welche in der ersten dies-
jährigen Prüfungsperiode die Prüfung als Bauführer oder Pri-
vat-Baumeister abzulegen beabsichtigen , werden hiermit auf-
gefordert, bis zum 1. April c. sich schriftlich bei der Unter-
zeichneten Behörde zu melden und dabei die vorgeschriebenen
Nachweise und Zeichnungen einzureichen, worauf ihnen wegen
der Zulassung zur Prüfung das Weitere eröffnet werden wird.
Spätere Meldungen können nicht berücksichtigt werden.
Berlin, den 10. März 1S6S.
Königliche technische Bau -Deputation.
In No. 4 u. Bl. ist eine Anfrage wegen Beschaffung von
Waschmaschinen für sehr schmutzige Wäsche beantwortet
worden. Wir werden ersucht, mitzutheilen, dass die Maschi-
nenfabrik von Schwalbe & Sohn in Chemnitz die Herstel-
lung derartiger Maschinen, bei denen ein Nachwaschen mit der
Hand nicht nothwendig ist, zu ihren Spezialitäten zählt.
In Veranlassung einer bezüglichen Vorlage au die Stadt-
verordneten-Versammlung bemerkt der Berliner Magistrat,
dass die in dem neuen städtischen Iiathhause bestehende
Wasserheizung an Brennmaterial und Heizerlohn für
1000 Kubikfuss Zimmerraum und 200 Kubikfuss Korridor-
raum täglich durchschnittlich 4,13 Pfennige, und die Heizung
für eine gewöhnliche zweifenstrige Stube, welche bei 24 Fuss
2 Zoll Tiefe, 22 Fuss 2 Zoll Breite und 14'/» Fuss Höhe
7770 Kubikfuss Luftraum umfasst, mit dem dazu gehörigen
Korridore von rund 1690 Kubikfuss täglich durchschnittlich
nur rund 2 Sgr. 8 '/» Pf. koste. — Sicherlich ein sehr
günstiges Resultat.
Ein haltbarer Oelanstrich auf Zement lässt sich nach einer
Mittheilung von Keim in der polytechnischen Gesellschaft zu
Berlin dadurch erhalten, dass die zementirte Fläche, ehe der
Oelanstrich gegeben wird, vorher drei- bis viermal mit Essig-
säure überstrichen wird.
Aus der Fachlitteratur.
Förster’s Allgemeine Bauzeitung. Jahrgang 1868,
Heft I.
A. Aus dem Gebiete des Hoch bau s.
1. Neubau auf Schloss Hinnenburg von C. Schä-
fer. Das mitgetheilte Gebäude gehört dem Vorhofe der auf
einem steilen Hügel unweit des westphälisehen Städtchens Bra-
kei gelegenen gräflich Bocholz-Asseburgischen Hinnenburg an
und bietet weder in seiner Grundrissanlage, noch seiner Be-
stimmung nach hervorragendes Interesse; es ist ein hart am
Rande des Abhangs, daher zum Theil auf hohem Unterbau
errichteter, fast ganz in Fachwerk konstruirter zweistöckiger
Bau von mässiger Ausdehnung. Desto bemerkenswerther ist
seine architektonische Ausbildung, für die der Stil durch die
bereits vorhandenen mittelalterlichen Schlossbauten bedingt
war. Der Architekt hat diese Ausbildung mit liebevoller Hin-
gabe an die ihm gestellte Aufgabe, weniger in sklavischer
Nachahmung der Aeusserlichkeiten als im Geiste des Mit-
telalters, aus dem Programm, der Konstruktion und dem ,
Material herzuleiten gesucht und ein Werk geliefert, das
sich in seiner immerhin ziemlich reichen Ausstattung unsern
schönen deutschen Holzbauten der Vorzeit wohl zur Seite
stellen darf. Volle Beachtung verdient auch der Text, in
welchem der Verfasser die Motive, welche ihn geleitet haben,
eingehend auseinandersetzt.
2. Restauration des Rathhauses in München von
Zeuetti. Leider steht dieser zweite, gleichfalls der moder-
nen Gothik angehörige Beitrag in einem nicht sehr erfreu-
lichen Gegensätze zu dem vorigen. Der bei der Allgemeinen
Bauzeitung nach dem Muster der französischen Fachjournale
zuweilen sich einschleichende Brauch, Text und Zeichnungen zu
trennen, hat in diesem Falle zwar gerade das wichtigste zum
Verständnis des Textes und zur Beurtheilung der ganzen
Anlage unentbehrliche Blatt fortgelassen, indessen genügen die
beiden mitgetheilten Detail-Blätter, um die angeweudete Go-
thik als eine durchaus äusserliche erkennen zu lassen. Dass
eine Anlehnung an die Stilformen des vorhandenen alten, der
letzten Zeit des Mittelalters angehörigen Baues nothwendig
gewesen sei, kann eine Architektur, wie die der auf Bl. 9
dargestellten Verkanfsläden, nimmermehr entschuldigen. Sol-
cher Grund mag für den Archäologen gelten, wenn ein
einzelner Theil eines vorhandenen Ganzen herzustellen ist,
für den genaue Muster vorliegen. Wenn mau hingegen einem
alten Reste neue, selbstständige Theile nach eigener Erfindung
hinzufügt, so dürfte es Pflicht des für die lebendige V irklich-
keit schaffenden Architekten sein, zum Mindesten das Ln-
schöne zu vermeiden. — F. —
B. Aus dem Gebiete des Ingenieurwesens.
1. Der Brückenbau über die VI aas zu Roermond
in Holland. Von P. Schmick, Ingenieur.
Zu Roermond, wo bis zum Jahre 1S66 der Lebergang
über die Maas nur durch eine Ponte hergestellt wurde, ist
letzthin eine feste eiserne Brücke tür Strassenfuhrwerk mit
drei Oeffnungen ä 60,4 VI. Spannweite von VI. z. VI. Auflager
erbaut worden. Die Gründung erfolgte bei gutem kiesigen
Baugrunde auf Beton zwischen Fangedämmen, die durch Zu-
sammensetzung von einzelnen Brettateln in höchst einfacher
Weise konstruirt wurden; Spuudwände wurden wegen des
gelagerten schweren Kiesgrundes nicht angeordnet. Der
eiserne Oberbau ist im Systeme des geraden Fachwerksträ-
Hierzn eine Beilage.
125
gers mit doppelt gekreuzten Diagonalen (ohne Vertikalen)
ausgeführt. Aeusserst rationell sind die allgemeinen Vorbe-
merkungen, mit denen der Verfasser die Wahl dieses Systems,
das einfach, klar und frei von Künstelei ist, motivirt. Die
Kosten einer Eisenkonstruktion setzen sich aus den beiden
Summanden: Material und Arbeitslohn zusammen; derjenige
Ingenieur, welcher unter Einführung künstlicher Träger-
formen an Material zu sparen bestrebt ist, wird im Allgemei-
nen ganz sicher nicht das Minimum der Gesamintkosten er-
reichen; die Mehrarbeit an dem vielfach gebogenen, ver-
kröpften, in den Längen beständig wechselnden Faconeisen
wird die Materialersparniss bei Weitem überwiegen.''') Nur
da, wo es sich um Trägerkonstruktionen von grossen Spann-
weiten handelt, bei denen das Eigengewicht grösser ist, als
die zu tragende Nutzlast, wo es vielleicht mehrer Zentner
Konstruktionsmaterials bedarf zum Tragen eines etwa noch
hinzuzufügenden Zentner -Gewichtes, ist es gerechtfertigt und
nothwendig, das Gewicht durch Aufwand von mehr Arbeits-
kosten zu vermindern. Bei gewöhnlichen Spannweiten ist,
nach Ansicht des Verfassers, der gerade Fachwerksträger der
billigste und beste — letzteres weil die Bearbeitung umso voll-
kommener ist, je einfacher die Ausführung vor sich geht;
von der Vollkommenheit der Arbeit aber wird es hauptsäch-
lich abhängen, ob den theoretischen Voraussetzungen in Be-
zug auf die Inanspruchnahme der einzelnen Konstruktions-
glieder in Wirklichkeit auch entsprochen wird.
2. Betrachtungen über Brückenträger, welche
auf zwei und mehr Stützpunkten frei aufliegen, so wie über
den Einfluss der ungleichen Höhenlage der Stützpunkte. Vom
Ober -Ingenieur Heinrich Schmidt.
Der im vorliegenden Hefte abgedruckte Theil des Auf-
satzes zieht zunächst den kontinuirlichen Träger auf 3 und
4 und allgemein n Stützpunkten in Betracht. Der Material-
bedarf wird der von der Skala für die Angriffsmomente und
beziehlich für die Vertikalkräfte mit der Abszissenachse ein-
geschlossenen Fläche proportional gesetzt und werden hiernach,
unter Aenderung sowohl in den Belastungs-Verhältnissen als im
Verhältniss der Weiten der einzelnen Oeffnungen zu einander,
die verschiedenen Modifikationen aufgestellt; als vortheilhaftes
Verhältniss der Endfelder eines kontinuirlichen Trägers zu
den Mittelfeldern wird 0,S7 angegeben. Gr.
Mittheilungen der K. K. österreichischen Zentral-
kommission zur Erfor.-chung und Erhaltung der Baudenkmale.
Jahrgang 1865. Heft I.
Die Kathedrale von Fünfkirchen in Ungarn wird
von E. Ileuszelmann in einer ausführlichen Monographie
beschrieben. Der ursprüngliche Bau, der vom Ende des 12.
und Anfang des 13. Jahrhunderts zu datiren ist, war eine
flachgedeckte, dreischiffige romanische Basilika in verhältniss-
mässig bedeutenden Abmessungen: im Lichten c. 207' lang,
im Mittelschiff Zl'/s, im Ganzen 701/s' breit. Die Grundriss-
Anlage zeigt weder Querschiff’ noch Chor, doch sind die drei
östlichen Traveen, unter welchen sich eine sehr stattliche
und geräumige Unterkirche befindet, um 7 (A' gegen den west-
lichen Theil der Kathedrale erhöht. Der Ostgiebel wurde
durch drei Absiden geschlossen; Ost- und Westfront haben
sehr breite Fayaden dadurch erhalten, dass die beiden Thürine,
welche jede derselben schmücken, neben die Seitenschiffe ge-
stellt worden sind. Den ersten, nicht sehr geschickten Umbau
erlitt die Kirche im späteren Mittelalter, 1335, wo ein nörd-
liches Kapellenschiff hiuzugefiigt, die Hauptabside erhöht und
die Kirche zum grösseren Theile eingewölbt wurde. Während
der Türkenherrschaft von 1525 an diente dieselbe als Moschee,
wurde jedoch während dieser Zeit gut lconservirt und nicht
verändert. Vielmehr war es erst dem Anfänge des gegen-
wärtigen Jahrhunderts Vorbehalten, das ehrwürdige Bauwerk
durch einen abermaligen Ausbau, bei dem u. A. ein fünftes
südliches Schiff mit einer Fapade, die einer wüsten Theater-
dekoration entlehnt scheint, hinzugefügt wurde, auf das Gräu-
lichste zu verunstalten.
Lnter den kleineren Beiträgen sind die Beschreibung der
kleinen, gleichfalls stark verbauten Kirche zu Sievring, eine
Mittheilung über das Bürgerspital zu Steyer, (mit reichen
romanischen Säulenbasen) und eine Besprechung des v. Sacken-
schen Werkes über das archäologisch hochinteressante Grab-
0 Anmerk. d. Ref. In Wirklichkeit werden diese Beziehun-
gen vielfach deswegen nicht zur Wahrheit, weil der Fabrikant bei
den im Wege der Submission zu vergebenden Konstruktionen die
grössere oder geringere Schwierigkeit der Arbeit nicht hinreichend
abwägt; so ist es bei den augenblicklich enorm gedrückten Preisen
für fertige Schmiedearbeit dem spekulirenden Ingenieur thatsächlich
fast immer möglich, die Gesamintkosten dann zu einem Mini-
mum zu machen, wenn er durch komplizirtere Konstruktionen das
Gewicht auf das Minimum bringt.
feld von Hallstadt in Ober - Oesterreich , wo 1000 Gräber
mit mehr als 6000 Objekten gefunden worden, zu nennen.
— F. —
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. Jahr-
gang 1868, Heft 2.
Exter’s Rangirmaschine für Bahnhöfe wird initgetlieilt.
Sie ist im Wesentlichen ein Schiebeschlitten, auf welchem die
zur Bewegung dienende Dampfmaschine seitwärts angebracht
ist. Der Mechanismus zum Bewegen des Schiebeschlittens so-
wohl als zum Heranziehen der Wagen ist einfach, und dürfte
sich die Anwendung besonders da empfehlen, wo die Oertlich-
keit die Anlage von Weichenstrassen und Rangirgeleisen nicht
gestattet. Billigkeit und geringe Unterhaltungskosten werden
besonders hervorgehoben.
Ueber englische Bahnhöfe (Fortsetzung), von C. Busse.
Es werden Details der Bahnhofs- Anlagen in England be-
sprochen und das besonders Charakteristische derselben her-
vorgehoben. Hierzu gehört für die Gesammt-Anlage der Sta-
tionen, dass man allgemein in England danach strebt, Per-
sonen-, Güter- und Lokomotivstationen von einander zu tren-
nen. Die Anordnung grösserer Haupt- und Zwischenstationen
wird durch Zeichnungen erläutert.
Ueber Eisenbahnsignalvorrichtungen auf der Pariser Aus-
stellung. Mitgetheilt von Prof. Sonne. (Fortsetzung.) Es
werden die französischen und englischen Apparate besprochen,
wodurch bei Kreuzungen zweier oder mehrer Bahnlinien Sig-
nale und Weichenzüge konzentrirt werden. Hierher gehören
die Apparate Vignier und Saxby & Farmer. Ersterer ist
besonders in Frankreich, letzterer in England in Anwendung.
Das Prinzip derselben beruht darauf, es dem Wärter durch
mechanische Vorrichtungen unmöglich zu machen, ein Signal
so zu stellen, dass dadurch ein Zug gefährdet werden könnte.
Es wird dieses beispielsweise erreicht, wenn das Einfahrts-
signal für einen ankommenden Zug nicht eher gezogen werden
kann, bis alle Weichen, die der Zug passiren muss, richtig
gestellt sind. Durch Zeichnungen sind diese sinnreichen Ap-
parate erläutert. Schliesslich werden die Apparate zum Geben
von Signalen auf den Zügen näher besprochen.
Das Heft, enthält ferner noch Aufsätze über Achsbüchsen
und Tragfedern von Kork, über Schieber und Schieberführun-
gen , über den Widerstand der Eisenbahnfahrzeuge in den
Kurven etc. B.
Bauwissenschaftliche Litte r atu r.
Januar, Februar, März 1868.
Der praktische Maschinen -Konstrukteur. Zeitschrift für
Maschinenbauer, Ingenieure etc. Red. v. VV. II. Uhland. l.Jahrg.
4°. Leipzig. Vierteljährlich 6 Hefte. iy, Thlr.
Muffat, K. A., ßaugeschicbte des Domes zu Unser lieben Frau in
München. 8°. München. 6 Sgr.
Müller, F., geometrische Formeln und deren Anwendung auf die
Baupraxis. 3. Aull. 8°. Leipzig. 12 Sgr.
Peschke, G. A. V., und E. Koutny, freie Perspektive in ihrer Be-
gründung und Anwendung. 8°. Hannover. 3y3 Thlr.
Postei, E., Grundzüge d. elektr. Telegraphie. 8°. Langensalza. 18 Sgr.
Risch, Th., Bericht über Markthallen in Deutschland, Belgien, Frank-
reich, England und Italien. 8°. Berlin. 1 */3 Thlr.
Roloff, J. F., der Elektromagnetismus insbes. als Triebkraft; sowie
mehre neue elektromagnet. Maschinen, Wagen und Lokomotiven.
8°. Berlin. I1/, Thlr.
Rosenkranz, P. H., der Indikator und seine Anwendung, mit spezieller
Beziehung auf den Indikator nach Richards. Mit 2 Tafeln und
12 Holzschn. 8°. Berlin. 1 Thlr.
Rueff, L., les grandes industries et les travaux d’art modernes. Mit
Taf. Liefr. 1 — 5. 8°. Brüssel, ä Liefr. 1 Fr.
Rühlmann. M., allgemeine Maschinenlehre. 3. Bd. 2. Abth. 8°.
Braunschweig. 1 Thlr. 24 Sgr.
Rziha, F., Lehrbuch d. gesammten Tunnelbaukunst. 4. Lfr. 1. Hälfte.
4». Berlin. 2 Thlr.
Sammlung von Ornamenten nach berühmten Meistern des 15.
bis 18. Jahrhunderts. Heliographie von E. Baldus in Paris.
Liefr. 1 — 8. Fol. ä Liefr. 3 Thlr.
Schellen, H., die Schule der Elementar-Mechanik und Maschinenlehre.
3. Aull. 2 Bände. 8°. Braunschweig. In Liefr. ä 20 Sgr.
Schmitz, F., der Dom zu Köln, seine Konstruktion und Ausstattung.
Mit histor. Text v. L. Ennen. Lfr. 1. Imp. Fol. Neuss. 2 Thlr.
Das Werk umfasst 150 Blatt Zeichnungen und erscheint in
25 Lieferungen. Preis des Ganzen 50 Thlr.
Sonnet, H., dictionnaire des mathematiques appliquees. 7. Tbl. 8°.
Paris. 3 Fr. 50 Cts.
Souviron, A., dictionnaire des termes techniques de la science, de
l’industrie, des lettres et des arts. 8°. Leipzig. 6 Fr.
Statz, V., gothische Einzelheiten. 1. — 3. Serie. Fol. Lüttich,
ä 6 Thlr. 2 Sgr. (Erscheint in 6 Serien oder 2 Bänden, von denen
der 1. Bd. 120 Blätter, der 2. Bd. 60 Doppelblätter umfasst. Preis
des Ganzen 36 Thlr. 12 Sgr.)
Staub, A., Beschreibung des Arbeiter -Quartiers und der damit zu-
sammenhängenden Institutionen der Baumwoll-Spinn- und Weberei
126
von Staub & Co. in Kuchen in Würtemberg. 4«. Mit Atlas von
36 Tafeln in Imp. Fol. Stuttgart. 8*/j Thlr.
Tölzer, J., oberbayrische Architektur f. ländliche Zwecke. 5. u. 6. Lfr.
Fol. München, ä Lfr. 1 Thlr.
Ueber den Bau u. die Einrichtung v. Bierbrauereien. Nach einem
vom Architekten K. Tietz gehalt. Vortrage. 4°. Wien. 20 Sgr.
Ungewitter, G. G., Entwürfe zu einfachen Grabsteinen zum Gebrauch
für Steinmetzen. 4. Liefr. (10 Taf.) Fol. Glogau. 22'/j Sgr.
Wiebe, F. K. H., Skizzenbuch für den Ingenieur und Maschinenbauer.
Heft 54. Fol. Berlin. 1 Thlr.
Wolfram, L. F., Darstellung der Zimmer-Bauwerke von den einfachsten
Holzverbindungen bis zu grossen zusammengesetzten Dächern,
Treppen, Brücken, etc. Neue Aufl. 2. Abth. Fol. Stuttgart.
2 Thlr. 4 Sgr.
Wauwermans, H., etudes sur la Science du mineur et les eflets
dynamiques de la poudre (application de la thermodynamique.)
8°. Brüssel. 21/* Thlr.
Zeichnungen über Wasser- u. Strasscnbau. 2. Kurs.: Brückenbau.
Zu den Vorträgen des Baurath Sternberg. 4. Lfr. Fol. Karls-
ruhe. 2 Thlr.
Konkurrenzen.
Bei der Konkurrenz zu einem Rathhause für Reichenbach
i. Schl. (Archit.-Wochenbl. 1867, No. 18.) hat der Baumeister
Ferdinand Wendel er zu Cöln den Preis erhalten.
P er sonal - Nachrichten.
Der Regierungs- und Bau-Rath Gustav Moeller zu Berlin
ist zum Direktor der Porzellan -Manufaktur ernannt.
Der Eisenbahn- Bau -Inspektor van Nes zu Hannover, sowie
die Eisenbahn- Baumeister Nicolassen dortselbst und Jordan zu
Göttingen sind zur Ostbahn versetzt worden.
Der Maschinenmeister Wilhelm Tasch ist zum Eisenbahn-
Maschinenmeister bei der Bebra-Hanaucr Eisenbahn ernannt worden.
Offene Stellen.
1. Zwei Baumeister oder Bauführer, wenn möglich im
Strombau erfahren, können sofortige Beschäftigung finden beim
Baurath Gersdorff in Marienburg, Westpreussen. Diäten 2 resp. 1*/,
Thlr. und 15 Sgr. Pferdegelder. Dauer der Beschäftigung 9 Mo-
nate bis 2 Jahr.
2. Beschäftigung für einen bereits im Hochbau bewanderten
Bauführer auf die nächsten 6 Sommermonate, gegen die regle-
mentsmässigen Diäten. Meldungen erbittet der Kreis -Baumeister
Wolff zu Halle a./S.
3. Ein Baumeister zur Weiterführung des Chausseebaues von
Sensburg nach Johannisburg wird gesucht. Näheres im Inseraten-
theile.
4. Die Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Baumeister
gegen 3 Thlr. Diäten.
5. Für die Garnison -Bauten in Danzig ist eine Baumeister-
Stelle zu besetzen. Diäten 2 — 3 Thlr. Meldungen bei der Königl.
Fortifikation daselbst.
6. Ein erfahrener Bautechniker findet Stellung. Näheres
im Inseratenteile.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. R. Y. B. 2 3. — Eine Betheiligung an den Monatskonkur-
renzen des Architektenvereins ist Nichtmitgliedern desselben selbst-
verständlich nicht gestattet.
Berichtigung, das Personalienverzeichniss des Architektenka-
lenders betreffend: Im Verzeichniss der Privatbanmeister ist ausge-
lassen Hr. A. J. Mayer aus Coblenz, gepr. November 1858.
Beiträge mit Dank erhalten von Herrn T. in Berlin.
Architekten -Verein zu Kerlin.
Versammlung am 28. März 1868.
Tagesordnung:
Bestimmung der Aufgaben für die nächste Schinkelkonkurrenz.
Vortrag der Herren Burg mann und Böckmann.
Architekten -Verein zu Kerlin.
Zusendungen an den Verein namentlich Werthsendungen wer-
den bis auf Weiteres an die Adresse des
Itaiimristers Herrn W. Höckmann, ^cue Milliclnisstras.se i\’o. 2,
erbeten. Die blosse Adresse: „An den Vorstand des Arehitekten-
Vereins“ genügt der Königlichen Postbehörde nicht. Die in letzterer
Zeit vorgekommenen Rücksendungen sind hieraus zu erklären.
Der Vorstand.
Uekaniitinncliiins.
Der Kreis If rauiisFierjK Hat den Dan von
etwa 10 Meilen Kreis-Chausseen beschlossen,
deren Ausführung sofort beginnen und in 5
bis 6 Jahren beendet sein soll. Kur Leitung
der Kauten wird ein geprüfter Baumeister
oder ein Kauführer, der schon früher mit
Ausführung von Chausseebauten betraut ge-
wesen, gesucht. Qualifizirte Bewerber wollen
sieh daher unter JEiureichung ihrer Atteste
und spezieller Angabe ihrer Ansprüche bei
dem Unterzeichneten schleunigst melden.
Kraunsberg, den 5. März 1S6«.
Der Vorsitzende des Chausseebau-Comites.
Landratli
gez. D i 1 1 e nburge r .
Offene Kaumeisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Kehanntmaehung.
Zur Weiterführung und zum Abschluss des in vollem Gange
befindlichen Chausseebaues von Sensburg nach Johannis bürg,
der incl. Abrechnung noch ca. 3 Jahre dauert, wird unter allen
Umständen sogleich ein geprüfter Baumeister gesucht und hierdurch
aufgefordert, sich sobald als möglich zu melden bei dem kommissa-
rischen Kreis-Baumeister Modest in Johannisburg.
Mit Bezug auf unsere Ausschreibung vom 20. April v.
zeigen wir hiermit an: dass der ausgesetzte Preis von 200 Thlr.
den Arbeiten des Herrn Baumeister Ferd. Wendeier zu Köln
zuerkqnnt worden ist. Nächst diesen erhielten die Arbeiten der
Herren Deetz in Berlin und Hoffmann in Görlitz den meisten
Beifall.
Reichenbach in Schlesien, den 23. März 1868.
Der Magistrat.
Ein gewandter Zeichner wird in einer grösseren Stadt Deutsch -
lands gesucht. Adressen an die Baumeister Ende &• Böckmann,
Berlin, Neue Wilhelms-Str. 2 abzugeben.
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jungen Mann, welcher bereits längere Zeit sowohl bei Bau -Aus-
führungen, als mit Entwerfen beschäftigt gewesen, auch mit Büreau-
Arbeiten bekannt ist, ist bei einem Bau - Unternehmer am Rhein
eine Stelle unter günstigen Bedingungen offen.
Persönliche Meldungen unter Vorlegung von Zeugnissen werden
Links-Strasse No. 5, 3 Treppen rechts, Vormittags zwischen 9 und
10 Uhr entgegen genommen.
Ein Bau - Akademiker sucht Beschäftigung mit Anfertigung von
Kopien und Zeichnungen. Adressen sub F. A. P. in der Exped.
dieser Zeitung abzugeben.
Ein Studirender der Bau-Akademie sucht Wohnung und Be-
köstigung bei einem Königl. Baumeister. Honorar nach Ueberein-
kunft. Offerten unter A. B. 6. befördert die Expedition.
Ein junger Mann, Maurer, der mehre Jahre meist praktisch
gearbeitet und gute Zeugnisse aufzuweisen hat, sucht hier oder
ausserhalb bei einem Bau- oder Maurermeister Beschäftigung auf
dem Komtoir. Gefällige Adressen unter Chiffre G. S. 21. nimmt
die Expedition dieser Zeitung entgegen.
Ein Bau-Techniker insbes. f. Eisenbahnen, guter Zeichner,
mit allen Bur. Fächern vertraut, durch Atteste u. höhere Bau -Be-
amte best, empfohl. sucht v. gleich Anstellung oder Beschäftigung
am liebsten in Berlin. Gefall. Franko -Adressen sub. ^96. nimmt
die Expedition entgegen.
Ein junger Mann (Maurer), im Zeichnen und Veranschlagen
geübt, sucht Stellung, entweder im Bureau oder als Beaufsichtiger
eines Baues. Gef. Adressen bittet man unter L. M. 10 in der Exp.
dieser Zeitung nieder zu legen.
Ein älterer Bau - Techniker, dem 23 jährige Erfahrungen im
praktischen Eisenbahn- und Chausseeban zur Seite stehen, selbst-
ständig bedeutende. Eisenbahnbauten für Unternehmer geleitet hat,
sicher und genau in Ausführung von Bau-, geometrischen und Kon-
struktionsarbeiten, sowie im Ab- und Berechnen der Bauarbeiten
ist, sucht eine Stelle. Franco - Offerten sub P. H. N. bef. d. Exp.
Ein Bautechniker, Lehrer einer Königl. Anstalt, bislang vielfach
mit Ausführung von Staatsbauten im Hochbau beschäftigt gewesen,
sucht während seiner Sommerferien vom 1. April bis ca. Mitte
Oktober eine ähnliche entsprechende Beschäftigung. Offerten mit
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Ein theoretisch und praktisch gebildeter Ingenieur gesetzten
Alters, ist bei günstigen Bedingungen erbötig als Geschäftsführer
bei einem grösseren Eisenbahnbau-Unternehmer einzutreten. — Gef.
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Berlin, Oranien-Str. 75.
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für Berlin die Expedition
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Insertionen Preis
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 3. April 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Fort-
setzung.) — Ueber Eisenbahn-Oberbau. — Reisenotizen, gesammelt
auf der Studienreise der Kgl. Bau-Akademie zu Berlin (Fortsetzung).
— Schornsteinkappen. — Bauausführungen und Projekte:
Ein neuer Themsetunnel. — Gebirgsbahn über die Appeninen. — •
Feuilleton: Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien. —
Aus Athen. — Mittheilungen aus Vereinen: Verein für
Eisenbahnkunde zu Berlin. — Architekten -Verein zu Berlin. —
Vermischtes: Kraftsammler für Eisenbahnzüge. — Patentertei-
lung. — Oeffentliche Schlachthäuser. — ■ Schwedische Eisenbahnen.
— Auf die deutschen Eisenbahnen verwendetes Kapital. — Archäo-
logischer Fund in Rom. — Aus der Fachlitteratur: Zeitschrift
des Architekten- und Ingenieur- Vereins zu Hannover. — Der Bau-
schlosser, von F. Fink. — Oppermann, Annales de la Konstruktion.
— Logarithmisch -trigonometr. Tafeln von C. Bremiker. — Per-
sonal-Nachrichten etc.
lieber architektonischen Unterricht in Frankreich.
(Fortsetzung.)
In Bezug auf den römischen Preis ist zunächst die
Bestimmung, wonach die Zulassung zur Konkurrenz eine
ganz freie sein soll, wieder aufgefrischt. Wenn aber
daneben die Vorbereitung zu dieser Konkurrenz an der
Ecole des beaux Arts als besondere Aufgabe der Eleven
erster Klasse — auch die Scheidung der Eleven in zwei
Klassen ist geblieben — bezeichnet wird, so tritt dies
damit offenbar in Widerspruch. Die Altersgrenze für
die Zulassung ist, wohl um das unnütze Hinziehen zu
vermeiden, auf 25 Jahre herabgesetzt worden. Auch
hat man die zweiten Preise abgeschafft*).
Der Modus der Konkurrenz, die Programme, sind die
alten geblieben und nur in Hinsicht auf die Preisverthei-
lung ist eine sehr eigenthümliche, fast die einzige prinzi-
pielle Neuerung eingeführt worden. Das Urtheil bei
der Kokurrenz fällt nämlich an Stelle der Akademie
einer Jury zu, welche jährlich neu durch das Loos aus
einer Liste zusammengesetzt wird, die die Mitglieder
der Akademie, die dekorirten Künstler und jene, die auf
einer der jährlichen Ausstellungen eine Medaille erhalten
haben, umfasst. Sobald man zugiebt, dass eine dieser
Auszeichnungen den Künstler als solchen legitimirt, so
bleibt die Einrichtung, die zum ersten Male die Künstler-
schaft als Ganzes und allgemein in die sie berührenden
Angelegenheiten einführt, sehr bemerkenswerte Für einen
jeden der verschiedenen Kunstzweige werden neun Fach-
leute als Richter ausgelost, welche über die Arbeiten
ihres Gebietes gesondert urtheilen. An der Akademie
herrschte früher die unsinnige Sitte, dass das ganze Ple-
num, also Maler, Bildhauer und selbst Musiker, über die
architektonischen Entwürfe abstimmten. Der römische
Preis dürfte durch diese Jury von den bisherigen Fesseln
wenigstens einigermassen befreit sein. Die ausgestellten
Entwürfe des letzten Jahres schlossen sich freilich mit
Ausnahme der etwas kecker gewordenen Zeichnung in
ihrem Grundcharakter eng an frühere Arbeiten an und
Hessen eine Veränderung im Unterrichte, ein Eindringen
anderer Ansichten neben denen der alten Doktrin nicht
wahrnehmen.
i Chaotisch sieht es hinsichtlich der Bestimmungen
über die Studien der Laureaten und die Villa Medici aus.
Man hängt in h rankreich offenbar sehr an diesem Institute.
Ueberall in den Debatten hierüber begegnet man der Be-
fürchtung, dass ein junger Künstler — von 26 Jahren! —
durch freie Studien an Zersplitterung untergehen könne,
.*) Komisch nimmt es sich aus, wie bei dieser Gelegenheit im
Minister der schönen Künste der Marschall von Frankreich durch-
blickt. Vaillant beschuldigt die Akademie, durch Einführung der
izweiten grossen Preise die Militairgesetze umgangen zu haben, da
idie Laureaten militairfrei waren.
und der Gedanke, andere Länder als allenfalls das aner-
kannte Italien zu besuchen, leuchtet bei der Ueberlegenheit
der grossen Nation ohnehin nicht ein. So hat man denn
hier wohl unter dem Drucke dieser Ansichten nur zu
halben Maassregeln gegriffen, die weitere Veränderungen
späterhin gebieterisch fordern werden. Die Studienzeit ist
auf vier Jahre herabgesetzt worden, von denen zwei in
der Villa Medici, die beiden übrigen aber beliebig nach
Wahl auf Reisen in anderen Ländern zugebracht werden
können. Die berühmte Akademie kann hierdurch in die
Lage gerathen, jahrelang auf einen oder zwei Eleven be-
schränkt zu sein und somit nur noch ein Scheinleben zu
führen. Mit diesen Bestimmungen fällt natürlich auch
das System der Envois de Rome; wenn man auch an der
jährlichen Einsendung von Zeichnungen der Eleven festhält.
Die letzte Austeilung brachte bereits eine Anzahl echter
Reiseskizzen unter dieser Rubrik, die auch nicht unvor-
teilhaft gegen die früheren ausgeführten Zeichnungen
abstachen.
Es ist aus dieser Skizze ersichtlich, dass trotz ein-
zelner unläugbarer Verbesserungen diese mit so viel Eklat
unternommene Reform des Unterrichts durch den Staat
der Hauptsache nach doch nur zu sehr bescheidenen Re-
sultaten geführt hat. Die wichtigste Veränderung bleibt
immer die, dass die Leitung des Unterrichtes in die Hände
der Verwaltung übergegangen und somit etwa das Ver-
hältniss eingetreten ist, das wir in Deutschland fast allge-
mein besitzen. Hinsichtlich aller übrigen Fragen sind da-
gegen Staat und Akademie fast als Verbündete aus diesem
Kampfe hervorgegangen.
Die Gegner des früheren Zustandes, die dem Dekret
vollen Beifall gezollt hatten, waren denn auch von dieser
Lösung keinesweges befriedigt. Sie fanden, dass die An-
gelegenheit durch eine solche Reform nicht abgeschlossen
sei, dass die einmal angeregte und bei dieser Gelegenheit
von allen Seiten beleuchtete Frage zu einer weiteren po-
sitiven Entscheidung gedrängt werden müsse. Es gereicht
ihnen zur Ehre, hierin gethan zu haben, was ihrerseits
gethan werden konnte. Zu ihrem Wortführer machte
sich Viollet- le-Duc, der in einer Broschüre: „1 Intervention
de l’Etat dans l’Enseignement des beaux Arts“ etwa den
folgenden Reformplan, den ich hier nur in kurzen Zügen
wiedergebe, aufstellt.
Nachdem er zunächst die Unzulänglichkeit des bis-
herigen und des reorganisirten Systems nachgewiesen, sagt
er: Will der Staat selbst Kunstunterricht treiben und die
ihm nöthigen Kräfte in offiziellen Instituten heranbilden,
so würde ihm nichts übrig bleiben, als aus der Ecole des
beaux Arts eine Schule zu machen, wie etwa die Ecole
des Ponts et Chaussees, mit einem umfassenden, ge-
130
ordneten und obligatorischen Unterricht, mit Prüfungen,
aus denen der Schüler völlig reif hervorginge und als
Glied einer Beamtenhierarchie klassifizirt würde. Abge-
sehen davon, dass dieser Weg die Mittelmässigkeit, die
solchen offiziellen Unterricht recht wohl ahsolviren kannt
gradezu auf Kosten des echten, aber in anderer Weise
gebildeten Talentes protegiren nnd berechtigen würde,
muss er auch direkt zum Untergange der Architektur als
Kunst führen. Es ist aber gar nicht Sache des Staates,
auf dem Kunstgebiete den Schulmeister spielen zu wollen.
Als Beförderer der künstlerischen Bildung trete er auf;
dazu verpflichten ihn die ausgedehnten Mittel, über die
er allein in diesem Maasse gebietet; aber er thue dies in
freiester Weise und im höchsten Sinne. Er schaffe die
Ecole des beaux Arts zu einer Kunstuniversität um, die
neben Bibliotheken und Sammlungen freie Auditorien für
die besten Lehrer und die bedeutendsten Kunstanschauungen
und Probleme bietet. Den Elementarunterricht in den
Künsten aber überlasse er der Privat-Initiative. Nur der
private und persönliche Unterricht vermag bei Ausbildung
der künstlerischen Jugend Rücksicht zu nehmen auf die
Individualität des Einzelnen und die für denselben und
seine Fähigkeiten passende Entwicklung; nur auf diesem
Wege werden Künstler gebildet, die der offizielle Unter-
richt mit seinem für Alle gleichen Schema nur ersticken,
aber nicht begünstigen kann. Der Staat sorge dann fer-
ner, dass die auf privatem Wege Herangebildeten die Ge-
legenheit finden, ihre Fähigkeiten öffentlich darzulegen in
periodischen Ausstellungen ihrer frei entstandenen Ar-
beiten. Er setze für dieselben Prämien aus, über welche,
wie über alle Kunstangelegenheiten überhaupt, eine aus
der Gesammtheit der Kunstgenossen hervorgegangene Jury
bestimmen möge. Er eröffne endlich den jungen Eleven
zu ihrer praktischen Ausbildung die unteren Stellen bei
seinen Bauausführungen und wähle seine Architekten
schliesslich auf Grund der nach beiden Richtungen hin an
den Tag gelegten Eigenschaften, d. h. nach ihren Werken
und nicht nach bedeutungslosen Prüfungen. — Je unab-
hängiger der Künstler ist, je weniger eine Scheidewand
zwischen ihm und der Nation errichtet ist, desto höher
hat die Kunst selbst zu allen Zeiten gestanden.
Es liegt auf der Hand, dass solche Ansichten, so
ehrenvoll sie dem übrigen Wirken des trefflichen Mannes
sich anschliessen, etwa in Deutschland ausgesprochen,
höchstens zu dem schätzenswerthen Material der Tageslit-
teratur gehören würden. In Frankreich aber, wo der
Staat immer noch sehr wenig daran gedacht hat, in das
Kunstgebiet einzugreifen, und wo namentlich der Architekt
noch niemals in die Beamten-Hierarchie eingereiht wurde,
ist ihre Verwirklichung vielleicht nicht unmöglich, und so
mag man es hinnehmen, dass ich sie hier in ihrem ganzen
Umfange angeführt habe.
Der eine Theil derselben, die Einrichtung des archi-
tektonischen Unterrichts durch die private Initiative war
nämlich, vorausgesetzt, dass die Männer und die Mittel
sich dazu zusammenfanden, ohne irgend eine Staatsinter-
vention zu ermöglichen. Ein glänzendes Beispiel war
schon früher gegeben worden. Neben der Ecole poly-
technique hatte sich für die Bildung der Zivilingenieure
1826 aus Privatkräften die blühende Ecole des Arts et
Manufactures gebildet. Emile Trelat, Professor der Kon-
struktion an diesem Institute, gleichfalls lebhaft betheiligt
an den jüngsten Debatten, unternahm die Bildung einer
neuen freien Architekturschule. Durch seine Bemühungen
gelang es, eine Gesellschaft von 140 Mitgliedern, Künst-
ler, Kunstverständige, Gelehrte und Literaten, zu vereini-
gen, welche ein Kapital von 400,000 Frcs. zu diesem
Zwecke aufbrachten (NB. unverzinslich und mit der
Aussicht, in dem Unternehmen verschlungen zu werden).
Bereits am 10. November 1865 konnte die neue Ecole
centrale d’Architecture in dem von ihr erworbenen Hotel
de Chaulnes in der Rue d'Enfer durch eine feierliche
Sitzung mit etwa 60 Schülern eröffnet werden.
Die Schilderung der Organisation dieses neuen In-
stitutes soll mit dem nächsten Abschnitte diesen Aufsatz
beschliessen. (Fortsetzung III. folgt.)
lieber Eisenbahn- Oberbau.
Die Redaktion des Organs für die Fortschritte des
Eisenbahnwesens hat vor Kurzem ein Werk herausgege-
ben, worin mit dankenswerthem Fleisse die sämmtlichen
innerhalb des deutschen Eisenbahn -Verbandes in Gebrauch
befindlichen Schienenprofile und Laschenverbindungen dar-
gestellt sind. Ueber eine so mühsame Zusammenstellung
kann keine Kritik geübt werden. Wir wollen nur auf
ihr grösstes Verdienst hin weisen, welches darin bestehen
dürfte, durch Vorführung aller erdenklichen Variationen
derselben Konstruktion unabsichtlich gezeigt zu haben,
dass man Mängeln abzuhelfen sucht, die im jetzigen Ober-
bau-System begründet sind, — Mängeln, die sich durch
künstliche und mitunter recht kostspielige Mittel wohl
verringern, aber niemals beseitigen lassen.
Neben diesen technischen Bedenken kämpft aber
schon eine Macht von zwingender nationalökonomischer
und sozialer Bedeutung gegen dieses System an, welcher
letzteres in nicht ferner Zeit erliegen muss. — Diese
Macht ist die unausbleibliche Unmöglichkeit, das Holz
für Eisenbahnschwellen zu beschaffen. —
Die Eisenbahn -Gesellschaften haben die Preise für
das Holzmaterial auf eine enorme Höhe getrieben. Die
Spekulation legt bereits die Axt an Wälder, welche ihre
bisherige Erhaltung blos ihrer ungünstigen Lage verdanken ;
verschuldete Gutsherren finden in den von ihren Vorfah-
ren überkommenen Wäldern willkommene Mittel, ihren
zerrütteten Finanzen wieder aufzuhelfen. Ausser den na-
türlichen Zerstörungs- Ursachen, wie Raupenfrass, thun
dann noch politische Umwälzungen, wie in Polen, das Ihrige
zu der in fortreissender Steigung begriffenen Entwaldung
und die reich gewordenen Holzhändler sagen: apres nous
le Deluge, was hier nicht blos als Redensart, sondern buch-
stäblich zu nehmen ist. Man vergisst, dass diese Wälder
gerade diejenigen Höhenzüge bedeckten, die unsern Flüs-
sen Ursprung und Nahrung geben. Bei der blossen Ver-
nichtung der Wälder, ohne wirksame Vorkehrung für
deren Nachwuchs, sind bereits klimatische Veränderungen
der verderblichsten Art eingetreten. Die atmosphärischen
Niederschläge fliessen, ohne festgehalten zu werden, schnell
über die kahle Oberfläche hinweg und verursachen Ueber-
schwemmungen mit allen schrecklichen Folgen, während
in trockner Zeit das Wasser zur Schiffahrt mangelt. Die
kostspieligen Strombauten sind zum Theil ohnmächtige
Vorkehrungen gegen ein Uebel, dessen Wurzel allein in
der Thorheit und Kurzsichtigkeit früherer Zeiten liegt,
und welches wieder gut zu machen wir noch sehr weit
entfernt sind. Frankreich und England haben mit ihren
Holzvorräthen schon so vollständig geräumt, dass sie fast
ausschliesslich auf fremde Zufuhren angewiesen sind;
Deutschland ist auf dem besten Wege sich ein ähnliches
Schicksal zu bereiten und zehrt jezt schon an den Bestän-
den der Nachbarländer. Ueberall figurirt in den Handels-
berichten die Holz -Ausfuhr als gutes Geschäft, das aber
am Mark des Landes zebrt, so bald es nicht durch eine
geregelte Forstwirtschaft sich in bestimmt vorgeschriebe-
nen Bahnen bewegt. Galt doch einst die Gewinnung von
Kalisalzen aus Holzasche gleichfalls als gutes Geschäft,
und jezt sehen wir lächelnd oder auch mit Unmuth auf
unsere thörichten Vorfahren herab. Ist es aber mit der
Wälderverwüstung durch unsere Eisenbahnen nicht ganz
genau eben so? Für die ungeheure Holzmasse, die ge-
genwärtig in Form von Bahnschwellen in der Erde fault,
ist in der Zeit, in welcher Eisenbahnen bestehen, nur ein
verschwindender Bruchtheil gewachsen. Wir zehren fort
und fort vom Kapital und die Begriffe von Reserve und
Amortisation, bei den Eisenbahn -Verwaltungen mit so
vielem Verständniss durchgetührt, scheinen gerade hier,
wo es sich um das Wohl und Wehe der ganzen mensch-
lichen Gesellschaft handelt , ganz abhanden gekommen
zu sein.
Das sind in schwachen Umrissen die eingetretenen
und noch bevorstehenden Folgen einer Holzverwüstung,
welcher entgegenzuwirken die höchste Zeit sein dürfte.
Die langsam arbeitende, kostenlos schaffende Thätigkeit
des Waldes ist eine zuverlässigere Stütze der Staats -Ein-
131
nahmen, als manche künstlich durch Gesetze und Zölle
aufrecht erhaltene Industrie. Der Wald braucht nichts
als Kommunikationsmittel, um zu einer nachhaltigen
Quelle von Einnahmen zu werden, während seine indi-
rekten Wohlthaten sich aller Schätzung entziehen. Die
energisch durchgeführte W i eder he wal d u ng aller Was-
serscheiden erster, zweiter und dritter Ordnung, die jetzt
meist als öde Hochebenen der traurige Schauplatz so
manchen Nothstandes sind, würde allmählich gewiss einen
Theil der sogenannten sozialen Fragen lösen, denen
man mit einem einzigen Universal -Rezept niemals bei-
kommen wird.
Vorläufig muss jedes Mittel willkommen sein, um die
fortschreitende Holzverwüstung einzuhalten. Es gibt aber
ein solches Mittel, welches zu ergreifen jeder Staat be-
rechtigt ist. Als in England durch Parlamentsbeschluss
das Qualmen der Dampfschornsteine mit Polizeistrafe be-
legt wurde, richteten die Techniker ihr Augenmerk auf
eine zweckmässigere Einrichtung der Feuerungen. Das
Qualmen der Schornsteine wurde wohl ermässigt, nicht
ganz verhindert, nebenbei aber eine ungeheure Menge
von Kohle erspart, resp. vortheilhafter ausgenutzt. Ganz
ebenso würde ein freiwilliger oder auch vom Staat durch
gesetzliches Verbot herbeigeführter Ausschluss der hölzernen
Schwellen beim Eisenbahn-Oberbau auf Entwickelung der
Eisen-Industrie und die Schonung der Wälder von unbe-
rechenbarem Segen sein.
Doch indem wir die weitere Besprechung der wirt-
schaftlichen Seite dieser Frage, die der Oeffentlichkeit
nicht oft und nicht eindringlich genug vorgetragen wer-
den kann, Andern überlassen, wollen wir vom techni-
schen Standpunkte aus die Zweckmässigkeit und Mög-
lichkeit der durchgreifenden Aenderung eines wesentlichen
Faktors dieser Verhältnisse nachzuweisen versuchen.
Mit sehr geringen Ausnahmen ist bei unsern heuti-
gen Eisenbahnen das System mit unterbrochener Un-
terstützung in Gebrauch. Wenn es sich nun darum han-
delt, die Vortheile eines neuen Systems hervorzuheben,
so dürften zunächst diejenigen Mängel des alten Systems
zu erwähnen sein, welche eine Aenderung nöthig machen.
Als solchen Mangel müssen wir die unterbrochene Un-
terstützung überhaupt, trotz aller dabei angewendeten
künstlichen Konstruktionen, bezeichnen. Der Zweck der
Schiene ist eine stetige feste Bahn für die Räder der
Fahrzeuge abzugeben, auf welcher dieselben mit möglichst
FEUILLETON.
Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien.
Ein Beitrag zur Ermittelung des zweckmässigsten Verfahrens bei architektonischen
Konkurrenzen.
Unter den architektonischen Tagesfragen, die in letz-
ter Zeit das Interesse der Fachgenossen, wie des bethei-
ligten Publikums aufgeregt haben, hat wohl keine zu so
lebhaften Erörterungen Veranlassung gegeben, als die An-
gelegenheit der Wiener Museen-Konkurrenz. Mit grosser
Heftigkeit ist in Wien selbst darüber gestritten worden;
Ansicht und Gegenansicht stehen sich schroff gegenüber
und eine Partei hat sich diesseits wie jenseits gebildet.
Aber während die Frage dort zunächst eine lokale Lebens-
frage ist, während es sich dort zunächst darum handelt,
wie und von wem die Museenanlage geschaffen werden
soll, beansprucht dieselbe nach ihrer bisherigen Entwicke-
lung auch eine für alle Fachgenossen gemeinschaftliche, sehr
ernste Bedeutung.
Denn wenn wir, von dem ganzen Zuge unsers Zeit-
alters unserstützt, es anstreben wollen, dass alle öffent-
lichen Monumentalbauten fortan im Wege der freien Kon-
kurrenz zur Erfindung gestellt werden sollen, damit sie
in Wahrheit stets als die besten Leistungen unserer Zeit
erstehen können, so ist ein so eklatantes Beispiel von dem
, äusserlichen Misslingen und den Widerwärtigkeiten einer
Konkurrenz, wie das in Wien gegebene, leider nur allzu-
sehr geeignet, das Konkurrenzverfahren an sich für lange
[Zeit in Misskredit zu bringen und die alten, so oft schon
geringer Reibung und Abnutzung zu rollen vermögen.
Unser jetziges Oberbausystem erfüllt diesen Zweck recht
gut, aber nur so lange, als Alles so ist, wie es in der
Bahnmeister-Instruktion gedruckt steht. Von dem Augen-
blick an, wo ein einziges Schwellenende hohl liegt, und das
sollen sie sogar nach der Ansicht einiger Eisenbahn-Tech-
niker immer thun, ist der Grund zu einer ganzen Menge
von Unzuträglichkeiten gelegt, von denen wir nur einige
herausgreifen wollen, deren Summe aber in den jährlichen
Rechenschaftsberichten der Verwaltungen durch jene klei-
nen Zahlen ausgedrückt wird, welche mit Bruchtheilen
von Pfennigen die Betriebs- und Unterhaltungskosten pro
Zentnermeile angeben.
Die jetzt gebräuchliche Schiene von 5 Zoll Höhe und
22 — 25 Pfd. Gewicht pro lfd. Fuss ist im Stande, die
Last eines Triebrades auf 3 Fuss freie Länge ohne schäd-
liche Durchbiegung zu tragen. Bei eingetretener Senkung
eines Schwellenendes wird aber eine Durchbiegung ein-
treten, welche für die schnell darüber gehenden Räder
zur Fallhöhe wird und durch die sich wiederholenden
Stösse das Schwellenende noch mehr senkt. Die einmal
gesunkene Last der Räder muss vom nächsten Scbwellen-
ende wieder auf das frühere Niveau gehoben werden, d. h.
die bei der ersten Senkung der Last angesammelte Arbeit
muss vom nächsten Schwellenende wieder vernichtet wer-
den. In Folge dessen wird hier ebenfalls eine Senkung
eintreten; oder aber die Fahrzeuge werden hier wirklich
gehoben, heben sich jedoch vermöge der Federn noch
darüber hinaus, um mit ziemlich dem gleichen Moment
auf das nächst folgende gegenüber liegende Schwellenende
wieder niederzufallen. Dieses Hinüber- und Herüberwerfen
der Fahrzeuge, welches das Geleise und das rollende Ma-
terial einer so schnellen Abnutzung entgegenführt, ist
durch das blosse Gefühl schon reichlich wahrzunehmen.
In welchem Umfange es aber auch bei angeblich gut un-
terhaltenen Bahnen vorkommt, kann man am Besten be-
urtheilen, wenn man, auf einer Wegeüberführung stehend,
einen Zug ankommen sieht. Während die fortschreitende
Bewegung des Zuges dem Auge kaum merklich ist, sieht
man die Lokomotive nicht unerhebliche Seitenbewegungen
machen. Und nun vergegenwärtige man sich, welche
Kräfte dazu gehören, die Last einer Lokomotive zu sol-
chen Oszillationen um die eigentliche Axe ihrer Bewegung
zu veranlassen. Diese durchaus überflüssigen Kräfte müs-
sen wir bezahlen mit einer ganzen Menge von Dampf,
I aufgewärmten Vorurtheile gegen dasselbe neu zu bestär-
ken. In der Tliat sind auch bei dieser Gelegenheit Stim-
men genug laut geworden, die es nicht unterlassen konnten,
: mit wohlwollendem Achselzucken auf „die notorische Re-
sultatlosigkeit jeder Konkurrenz“ hinzuweisen.
Dem gegenüber wird es für uns zur Pflicht, unpar-
teiisch nachzuweisen, dass wie schon in früheren Fällen
auch diesmal nicht das Prinzip der Konkurrenz die Schuld
des Misserfolges trägt, dass man vielmehr dieses gesunde
Prinzip von vorn herein so empfindlich verletzt und im
ganzen Verlauf der Sache mit so wenig Geschick gehand-
habt hat, dass ein anderes Resultat kaum erwartet werden
konnte. — Und auf diesen Nachweis wollen wir unsere
Darstellung beschränken; denn ein näheres Eingehen auf
den materiellen Gegenstand der Frage, auf die vier Entwürfe
selbst, ihren Werth und ihre Rangordnung, dürfte uns
leicht ebensowohl zu weit führen, als es andererseits doch
gar zu verspätet kommen möchte. —
Die dem Konkurse zu Grunde liegende Aufgabe ist
eine der bedeutendsten, die den modernen Architekten je-
mals gestellt worden ist; es handelt sich um Bauten,
welche die gesammten Kunstschätze des Oesterreichischen
Kaiserhauses und die grossen naturwissenschaftlichen Samm-
lungen der Residenz, die gegenwärtig noch in den ver-
schiedensten, sämmtlich unzureichenden Lokalitäten zer-
splittert sind, vereinigen sollen. Die dafür gewählte Bau-
stelle im Zentrum der Stadt, auf dem hervorragendsten
der durch die Stadterweiterung geschaffenen Plätze zwischen
Burgthor und dem Hofstallgebäude, in der Ringstrasse be-
legen, gab der Sache noch eine erhöhte Wichtigkeit. Es
ist von allen Seiten anerkannt worden, dass durch eine
132
Verschleies an Rädern, Schienen, Arbeitslohn u. s. w. und
unsere Glieder müssen die mitunter recht schlechte Fahrt
noch mit in den Kauf nehmen.
Man spricht von der nothwendigen Elastizität der
Fahrbahn und glaubt diese Elastizität durch Holzschwel-
len erreicht zu haben. Der Gedankengang ist dabei etwa
folgender: Bei der unvermeidlichen Ungleichheit der Fahr-
bahn werden die Fahrzeuge Schwankungen ausgesetzt
sein, deren Wirkungen durch elastische Mittel aufgehoben
werden müssen. Ausser den Federn an den Fahrzeugen
dienen dazu die an beiden Enden durchbiegenden Schwel-
len. Man übersieht, dass die Elastizität eines Holzbalkens
grade das allerschlechteste Mittel ist, Schwankungen die-
ser Art unschädlich zu machen, indem die Schwelle eben
vermöge ihrer Elastizität den Ausschlag nach unten mit
ziemlich derselben Intensität nach oben zurückgiebt, d. h.
gerade die Schwankungen, welche sie verhindern soll,
fortsetzt und steigert. Denn rechnet man noch hinzu, dass
die Aufeinanderfolge der Axen eines Zuges ähnliche In-
terferenz-Erscheinungen, wie bei der Wellenbewegung her-
vorbringen muss, so braucht man sich über das alles
Maass überschreitende Schwanken der Fahrzeuge nicht
mehr zu wundern. Auch dürfte hier die unbekannte Ur-
sache mancher Entgleisung am Wahrscheinlichsten zu
suchen sein. Warum fährt sich ein frisch und gleichmäs-
sig unterstopftes Geleis am besten? Weil die anfänglichen,
noch sehr geringen Schwankungen in dem aus kleinen
Steinen oder Sand bestehenden Bettungsmaterial sofort
ze rarbeitet werden, oder wie der Sprachgebrauch sich
sehr richtig ausdrückt, im Sande verlaufen. In die-
sem so merkwürdig nahe liegenden Mittel liegt
die ganze Zukunft unseres Eisenbahn-Oberbaues.
Unter allen Systemen wird dasjenige am Besten sein, wel-
ches die Einwirkungen der Fahrzeuge möglichst ohne
Einschaltung irgend welcher Konstruktionstheile (als Steine,
Querschwellen von Holz oder Eisen) auf die Unterbettung
überträgt.
Ein zweiter Uebelstand unseres gebräuchlichen Ober-
bau-Systems ist die nothwendige Unterbrechung der Bahn
an den Stössen der Schienen. Die Länge derselben scheint
nunmehr mit 21 bis 24 Fuss an einer Grenze angelangt
zu sein , die aus praktischen Gründen nicht wohl über-
schritten werden kann. Zur Herstellung der Stetigkeit der
Bahn ist eine zweckmässig konstruirte Laschen-Verbindung
als bestes Mittel anerkannt. Sie ist es auch in der That,
aber wiederum nur so lange, als Alles so bleibt, wie es
in der Bahnmeister- Instruktion gedruckt steht. Dass das
aber nicht immer der Fall ist, geht am besten daraus
hervor, dass man sich förmlich wundert, wenn man das
Schlagen an den Schienenstössen einmal nicht hört.*)
Die Laschenverbindung tritt überhaupt nur in Thätigkeit,
sobald eine Senkung des unterstützenden Schwellenendes
möglich ist. Wie die Figur 1 zeigt, wird die Lasche
wohl auf relative Festigkeit in Anspruch genommen, aber
nur in schnell aufeinan-
der folgenden kurzen
Zeiträumen, d. h. die
Lasche ist Stosswirkun-
gen ausgesetzt, die sich
an einzelnen Stellen von
sehr kleinem Umfang
(in der Figur mit * be-
zeichnet) konzentriren.
Diese sehr kleinen Flächen werden weit über ihre Festig-
keit angestrengt und es hilft nichts, dass die Lasche an
sich auf Inanspruchnahme ihrer relativen Festigkeit aus-
reichend stark konstruirt und mit einem anerkennens-
werthen Aufwand von Scharfsinn profilirt ist. An jenen
Stellen tritt eine ganz kleine Abnutzung ein, welche die
anfänglich nur kleine Bewegung in schnell fortschreitendem
Maasse vergrössert. Dieses Grundübel des Schienenge-
stänges wiederholt sich ausnahmslos überall da, wo künst-
liche Verbindungen mittelst Schrauben oder Nieten
durch das System selbst nothwendig gemacht werden.
Wir kommen bei Besprechung der vorgeschlagenen Ober-
bausysteme mit ausschliesslicher Anwendung des Eisens
auf diesen Punkt noch einmal zurück.
Der dritte Uebelstand, welchen wir noch hervorheben
wollen, ist die Umständlichkeit und Kostspieligkeit, welche
mit der Unterhaltung nnd Auswechselung des jetzigen
Oberbausystems verknüpft ist. Sieht man einen auf der
Strecke beschäftigten Arbeitertrupp, wie er Schienennägel
nachtreibt, Bolzen nachzieht, Schwellen unterstopft, Schienen
auswechselt, so kann man sich eines Bedauerns über diese
Sisyphus-Arbeit kaum erwehren. Betrachtet man aber die
ausgewechselten Schwellen in Haufen aufgestapelt, so ge-
sellen sich zu jenem Bedauern noch ganz andere Gedanken.
*) Der schwebende Schienenstoss ist noch zu jungen Datums,
um denselben hier schon in Betracht ziehen zu können.
Museen-Anlage grade an dieser Stelle und in Verbindung
mit später vorzunehmenden Umbauten des Burgthors und
der Hofburg für Wien ein architektonischer Mittel-
punkt geschaffen werden könne, den es gegenwärtig noch
entbehrt.
Zu einem Wettkampfe um die Lösung einer so wich-
tigen Aufgabe wurden im April 1866 Seitens des K. K. Mi-
nisteriums zunächst drei Architekten erlesen: der Sektions-
chef des Ministeriums selbst, Hr. M. von Löhr, und die
Hrn. Ferstel und Hansen; erst nachträglich gelang es
noch einem jüngeren Architekten, Hrn. Hasenauer, als
Vierter zu diesem Konkurse zugelassen zu werden. Zu
Grunde gelegt wurde ein angeblich von dem ersten der
genannten Konkurrenten verfasstes Programm*), das die
allgemeine Disposition der Anlage dadurch wesentlich
präzisirte, dass für das Kunstmuseum einerseits und für das
naturwissenschaftliche Museum andrerseits zwei getrennte,
zu beiden Seiten des freien Platzes liegende, im Aeusseren
jedoch symmetrische Gebäude, zur Bedingung gemacht
wurden. Das Raumbedürfniss für beide Gebäude ward ge-
nau angegeben, hinsichtlich der Beleuchtung und der
architektonischen Gestaltung im Einzelnen jedoch freier
Spielraum gelassen.
Im April 1867 reichten die vier Konkurrenten ihre
Entwürfe ein, die demnächst zur öffentlichen Ausstellung
gelangten. Das Aufsehen, das sie erregt haben, ist so
*) Inwieweit auch die Hrn. Hansen und Ferstel bei Abfas-
sung des Programms thätig waren, wie Hr. Hasenauer behauptet,
ist aus den uns vorliegenden, zur Veröffentlichung gelangten Schrift-
stücken nicht zu ersehen.
allgemein gewesen und hat so zahlreichen Wiederhall ge-
funden, dass sie den Wenigsten unsrer Leser ganz unbe-
kannt sein dürften, zumal die Zeitschrift des östreichischen
Ingenieur- und Architekten -Vereins Grundrisskizzen da-
von publizirt hat. Als wichtigstes Moment ist hier allein
noch einmal zu konstatiren, dass nur zwei der Preisbewerber,
die Hrn. von Löhr und Hasenauer, jener Grundbestim-
mung des Programms, wonach zwei getrennte Museen zu
erbauen waren, getreu geblieben sind, während die Hrn.
Ferstel und Hansen dem Programm zuwider eine
einheitlich zusammenhängende Anlage entworfen und das
ganze zwischen den beiden Gebäuden liegende Terrain
hierfür verwendet haben.
Am 26. Mai 1867 berief das K. K. Ministerium „zur
fachmännischen Beurtheilung “ der Entwürfe eine Kom-
mission, welcher „Beschlüsse über die Wahl des Projektes“,
sowie eventuelle „weitere Anträge in Betreff der defini-
tiven Feststellung der Pläne“ anheimgestellt wurden. Am
31. Juli reichte diese, übrigens nur zum kleineren Theile
aus Architekten zusammengesetzte Kommission das Re-
sultat ihrer Berathungen ein, das sich bekanntlich für
keinen der vier Entwürfe erklärte. Ohne auf jenen Kar-
dinalpunkt des Programmes ein entscheidendes Gewicht
zu legen, erwähnt sie diese prinzipielle Verschiedenheit
der vier Entwürfe nur beiläufig und beurtheilt dieselben
vorzugsweise nach selbstständig aufgestellten Gesichtspunk-
ten in Betreff der zweckmässigen Beleuchtung und Raum-
vertheilung. Jedem Projekte wird sein Lob und sein
Tadel zugemessen; schliesslich wird das Projekt Löhr
in Betreff der Zweckmässigkeit voran gestellt, während
der künstlerische Vorzug den drei anderen Projekten zuer-
133
Ist es möglich? Auf solchen Ueberresten von verfaultem
Holz beruhte noch gestern die Sicherheit von Tausenden
geschäftiger, lebensfroher Menschen? Wenn diese Trüm-
mer, die kaum noch die Gestalt der ehemaligen Schwelle
von Kernholz erkennen lassen, dennoch ihre Dienste
thaten, so sagt man doch mit Recht: Also nicht der
Sicherheit des Betriebes wegen muss man das schöne
Holz so massenweise in die Erde legen, sondern damit
nach einer fortschreitenden Fäulniss von 8 bis 10 Jahren
noch so viel Holz übrig bleibt, dass der Zweck eben
noch mit genauer Noth erreicht wird!
(Fortsetzung folgt.)
Reisenotizeu
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin,
im August 1867. (Fortsetzung.)
An die Besichtigung der „Drehschleuse“ schloss sich
eine flüchtige Besichtigung des Berliner Bahnhofes und
namentlich des unmittelbar neben einem der Kanäle lie-
genden Güterschuppens an. Der Schuppen hat nur ein
Geschoss, dessen Boden im Niveau mit den Böden der
Eisenbahnwage liegt, und ist seiner ganzen Länge nach
in der Mitte mit einer aus Eisenplatten hergestellten
Karrbahn versehen, die sich sehr gut bewährt und den
Transport der Güter auf den kleinen 2rädrigen Handkarren
sehr erleichtert. An der Wasserseite ist der Schuppen
neben den Thoröffnungen mit kleinen Kralinen ausgerüstet,
die durch die Kraft des aus der städtischen Wasserleitung
entnommenen Wassers bewegt werden. Die hydraulischen
Maschinen sind im Kellerraum aufgestellt und zeigen 3
gleich grosse Zylinder nebeneinander, deren Kolbenstan-
gen in einem gemeinschaftlichen Kreuzkopf vereinigt sind.
Tritt das Druckwasser der Stadt-Leitung unter alle drei
Kolben, so kann eine Last von etwa 20 Ztr. gehoben
werden; sind dagegen leichtere Güter zu heben, so wird
durch eine Umsteuerung der mittlere Zylinder abgesperrt,
so dass nur die beiden seitwärts liegenden Kolben Druck
erhalten, der mittlere Kolben aber leer mitgeht. Bei ganz
leichten Lasten endlich erhält nur der mittlere Kolben den
Wasser -Druck, so dass die beiden seitlichen Kolben leer
mitgehen. Die ganze Hubhöhe, auf welche die Güter ge-
hoben werden müssen, beträgt etwa 20', und um den
Kolbenhub möglichst zu beschränken ist eine dreifache
Rollenübersetzung gewählt, so dass der Kolbenhub nur
6' 8" beträgt.
kannt wird. Eines Antrags, wie die Angelegenheit weiter
behandelt werden solle, enthielt sich die Kommission ganz.
Ein Mitglied derselben, Architekt Tietz, gab jedoch ein
Separatvotum ab, worin er, auf dem Aufträge des Mini-
steriums, das die Wahl eines Projektes verlangte, fussend,
ohne Rücksicht auf das Programm eine ganz selbststän-
dige Beurtheilung der Entwürfe in Bezug auf ihre Gesammt-
Anlage, künstlerische Durchbildung und Zweckmässigkeit
ein treten liess und hiernach das Projekt Hansen für das
relativ beste, zur Ausführung am Meisten geeignete,
erklärte.
Das K. K. Ministerium, dem sein architektonischer
Beirath durch die Betheiligung des Hrn. von *L Öhr an
der Konkurrenz abhanden gekommen war, befand sich
dem Votum der Kommission gegenüber in der Nothwen-
digkeit, eine selbstständige Entscheidung treffen zu müssen.
Es ist nicht zu verwundern , dass dieselbe im formalen
Sinne erfolgte und sich daher zunächst jenen beiden
Konkurrenten zuneigte, welche sich an die Bestimmungen
des Programms gehalten hatten. Die PIrn. von Löhr
und Hasenauer wurden aufgefordert, ihre Pläne zur
nochmaligen Vorlage umzuarbeiten. — Aber mit dieser
Entscheidung, welche zwei der berühmtesten Wiener Künst-
ler von der Konkurrenz ausschloss, hatte das Ministerium
einen wahren Sturm der Entrüstung heraufbeschworen.
Eine beispiellose Aufregung bemächtigte sich der bethei-
ligten Künstlerkreise, lebhafte Agitationen, denen persön-
liche Motive wohl nicht immer ganz fern geblieben sein
mögen, wurden von entgegengesetzten Seiten ins Werk
gesetzt. Die überwältigende Majorität des sachverständi-
gen Publikums trat jedoch mit Entschiedenheit auf den in
Eine genauere Beschreibung dieser ganzen, sich in
jeder Beziehung gut bewährenden Anlage ist in der Zeit-
schrift für Bauwesen 1854 veröffentlicht. —
Am 13. August wurde zunächst eine Turbinen -Mühle
besichtigt, in welcher das Getreide nur geschroten wird.
Das Gefälle zwischen Alster und Elbe ist zum
Betriebe von 6 Turbinen von 5' (engl.) Durchmesser
benutzt, die eben so viel Mahlgänge treiben. Das Freige-
rinne führt an dem Mühlengebäude vorbei, so dass von
hier aus das Betriebswasser in 6 durch Schützen absperr-
baren Zweig -Kanälen den Turbinen zugeführt wird. Das
aus den Turbinen abfliessende Wasser sammelt sich unter
dem Gebäude selbst in 3 überwölbten und mit einander
in Verbindung stehenden Kanälen, in welche die Schuten
von der Elbe aus direkt einfaliren können. In dem
Scheitel des mittleren Gewölbes befinden sich 2 Oeftnun-
gen, über welchen bewegliche Plattformen angebracht
sind, so dass mittelst dieser Aufzüge ein direktes Ent-
und Beladen der Schuten möglich wird. Die Balkenlagen
der verschiedenen Geschosse werden von eisernen Säulen
getragen, und zeigt die ganze Mühle eine saubere, wenn
auch von den gewöhnlichen Anlagen nur wenig abwei-
chende Einrichtung.
Es folgte nun die Besichtigung der Spülvorrichtung
für den Sieldüker unter der Reesendammer -Brücke, deren
schon in der Zeitschr. f. Bauwesen 1851 Erwähnung ge-
schieht bei der generellen Beschreibung der ganzen zur Ent-
wässerung der Stadt Hamburg ausgeführten Siel -Anlagen.
Es ist bereits früher erwähnt worden, dass der Was-
serspiegel der Alster etwa 13' höher steht als der Ebbe-
Wasserspiegel der Elbe, so dass zur Zeit der Ebbe das
ganze zur Abführung des Schmutz -Wassers angelegte Ka-
der Kommission durch den Architekten Tietz vertretenen
Standpunkt.
Ihren Ausdruck fand diese Aufregung in einer vom
Oesterreichisclien „Ingenieur- und Architektenverein“ ein-
stimmig beschlossenen, vom 23. November datirten Adresse
an das Ministerium, die in einer so scharfen und kühnen
Sprache abgefasst ist, wie dies anderwärts wohl kaum
möglich sein dürfte. Sie ist uns übrigens um so in-
teressanter, als darin die von unserem Berliner Archi-
tektenverein redigirten „Grundsätze für das Verfahren bei
öffentlichen Konkurrenzen“ allerdings mit einem Schluss-
sätze, der dem Sieger die Ausführung eines Entwurfs
garantiren soll — wörtlich aufgenommen worden sind.
Das Verfahren des Ministeriums, die Ausschliessung Fer-
stel’s und Hansen’s werden in harten Worten getadelt.
„Wir aber, heisst es u. A., glauben auf die Fahne unsrer
neuen Aera mit sichtbaren Lettern eingeschrieben gesehen
zu haben: Die Pflege der Kunst, was zu bedeuten
hat: ihre naturgemässe Förderung und Hebung, nicht
aber ihre bureaukratische Bevormundung.“ Als An-
träge werden gestellt: Wiederzuziehung der beiden aus-
geschlossenen Architekten, Freigebung des Programms,
Bildung einer andern Jury. — Eine ähnliche Eingabe er-
liess gleichzeitig die „Wiener Künstlergenossenschaft“.
Einem solchen Andrängen vermochte das Ministerium
nicht ganz zu widerstehen. Indem es jedoch in Betreff’
des einen Punktes nachgab und unter ’m 6. Dezember auch
die Hrn. Ferstel und Hansen aufforderte, ihre Projekte
„umzuarbeiten“, hielt es andererseits doch an seiner frü-
heren Auffassung fest und bestimmte, dass diese Umarbei-
tung nach dem Programm und den von der Kommission
134
nal- („Siel“) System von der Alster aus mit Wasser ge-
spült werden kann. Der Spülstrom erlangt dann erfah-
rungsmässig in den Kanälen eiue Geschwindigkeit von
etwa 4', so dass eine wohl ausreichende Beseitigung der
unter den gewöhnlichen Umständen sich in den Sielen
ablagernden Sinkstoffe erfolgt.
Eine eigenthümliche Schwierigkeit entstand jedoch bei der
Kreuzung des vom Alster-
damm nach dem Jung-
fernsteg abgezweigten
(in der Skizze punktir-
ten) Sieles mit der hier
aus der Binnen - Alster
sich abzweigenden klei-
nen Alster. Diese ist hier
überbrückt, und zwar
zeigt die hier angeord-
nete massive Reesen-
damms - Brücke 5 Oeff-
nungen: eine von 30',
zwei von 26', und zwei
A Grosse Alster. B Binnen - A. a Kleine Alster. 99' anonnwp;tp on
D Alsterdamm. F Ferdinandsthor. J Jungfern- VOn Spannweite, SO
stieg. L Lombardsbrücke. daSS die Brücke VOn
Schuten passirt werden kann. Die Stärke der Wider-
lagspfeiler beträgt 10', die der Mittelpfeiler 3 3/4'. Unter-
halb dieser Brücke befindet sich die (später zu erwähnende)
„Schleusenbrücke“, an welcher Schützen gezogen werden
können, wenn bei höherem Wasser die Alster entlastet
werden soll. In Folge der dann in der kleinen Alster
sich einstellenden starken Strömung musste darauf Bedacht
genommen werden die Pfeiler der Reesendamms- Brücke
gegen eine Unterspülung, und die Sohle zwischen den
Pfeilern gegen eine Auswaschung zu schützen. Es wurde
hierzu unter der ganzen Brücke ein durchgehender Belag
angeordnet.
Das vom Alsterdamm nach dem Jungfernsteg sich
abzweigende Siel musste daher neben der Reesendamms-
Brücke in deren ganzer Länge unter dem Boden derselben
hindurch geführt werden, und da oberhalb und unterhalb
dieser Brücke die Sieldecke höher liegt als dieser Boden
der Brücke, so musste das Siel hier als Düker angeordnet
werden, sich also vor der Brücke senken und hinter der-
selben wieder heben. Die Senkung beträgt 3s/4' und
erstreckt sich auf eine Länge von 200'. Da nun die grö-
beren in dem Siele mitgeführten Sinkstoffe sich in dieser
Senkung leicht ablagern können, musste oberhalb der
Brücke eine Spülvorrichtung angeordnet werden, und
zwar ist es dadurch möglich gemacht, das Wasser im Siel
noch 31/,' hoch aufzustauen, d. h. ihm fast diejenige Höhe
zu geben, welche das am Ferdinands- Thor in die Siele
einfliessende Alster -Wasser hat. Wird dann plötzlich die
Stau -Vorrichtung beseitigt, so ergiesst sich das aufgestaute
Siel- und Alster- Wasser mit so grosser Heftigkeit durch
den Düker, dass alle hier etwa abgelagerten Sinkstoffe
sicher fortgespült werden, der Düker also vollständig ge-
räumt wird. Der Spülstrom hat eine sehr grosse Dauer
und verliert nur sehr allmälig an Intensität, weil in
Folge der geschlossenen Stauvorrichtung sich das ganze
oberhalb derselben befindliche Sielsystem bis zum Ferdi-
nands-Thor mit Wasser anfüllen musste, also gewisser-
massen ein gefülltes Reservoir repräsentirt, in welchem
die Senkung des Wasserspiegels nur allmälig erfolgen
kann, da das wieder frei gemachte Siel den einzigen Ab-
fluss bildet.
Das Siel hat einen oben und unten halbkreisförmig
begrenzten Querschnitt von 4' 9" lichter Weite und 5'
©6" lichter Höhe; nur im Düker selbst ist
die Höhe, auf 4' 9" beschränkt und die
sonst durchweg gewölbte Decke aus Eisen
gebildet, um die Senkung des Dükers weniger
tief machen zu müssen. Die Stau -Vorrich-
tung selbst ist für die mit
ihrer Handhabung und Ue-
berwachung beauftragten Ar-
beiter vermittelst eines Ein-
steigeschachtes zugänglich ge-
macht, an den sich ein klei-
ner Zweigkanal mit geneigter
Sohle anschliesst. Diesem
Zweigkanal gegenüber ist
ein anderer mit bequemen
Treppen zugänglicher Kanal
angelegt, der ebenfalls nach
der, etwa 10' über der Siel-
sohle hohen, Kuppel führt,
gemachten Andeutungen zu erfolgen habe, d. h. es negirte
die künstlerische Grundidee der beiden Entwürfe und for-
derte die Verfasser zur Ausarbeitung ganz neuer Pläne
auf. Es hat diese Entwickelung der Angelegenheit, bei
welcher es, soviel wir wissen, bis jetzt geblieben ist, nicht
gerade dazu beigetragen, die Stimmung der betheiligten
Kreise zu verbessern. Hr. Hansen hat gegen eine solche
Behandlung „eines Kiinstler’s ersten Ranges“ einen fulmi-
nanten Protest eingelegt, nnd die öffentliche Meinung steht
nach wie vor auf seiner Seite; andererseits hat Hr. Ha-
senauer (denn in Wirklichkeit spielt die engere Kon-
kurrenz nur zwischen diesen beiden Architekten) den
formalen Rechtsstandpunkt, wonach bei der Entscheidung
eines Konkurses in erster Linie nur das Programm maass-
gebend sein kann, mit Entschiedenheit betont und ist dem
Beschlüsse des Ingenieur- und Architektenvereines gegen-
über, aus diesem ausgetreten.
Wie die schliessliche Entscheidung fallen wird, scheint
immer noch ungewiss. Mittlerweile ist jedoch ein Vor-
schlag aufgetaucht, dessen Annahme der ganzen Angele-
genheit eine andere Wendung geben würde; der Vorschlag
nämlich, auf die unorganische Zusammenstellung von Kunst-
und naturwissenschaftlichem Museum ganz zu verzichten,
letzteres mit der Universität zu vereinigen, die fragliche
Baustelle aber unter Ausschreibung einer ganz neuen Kon-
kurrenz ausschliesslich zur Anlage eines Kunst -Museums
ZU bestimmen. (Fortsetzung folgt.)
Ans Villen. — Von den Folgen der letzten politischen
Veränderungen in Athen sind die bildenden Künste auf’s Nach-
theiligste betroffen worden, da sie mit König Otto einen be-
geisterten Freund und Beschützer verloren haben. Die Stel-
lung des gegenwärtigen Regenten zur Kunst möchte wohl am
Besten durch die Thatsache charakterisirt werden , dass sich
die Schule der schönen Künste jetzt in den Händen der Mi-
litair-Ingenieure befindet; es ist deshalb eine erfreuliche Wahr-
nehmung, dass sich Privatleute die Unterstützung der Künste,
namentlich der Architektur, in einer wahrhaft grossartigen
Weise angelegen sein lassen.
Der Architekt Kaftangioglu schreibt darüber unter’m
26. Dezember 1867 an Prof. Donaldson in London: „Ich
wurde vor einigen Jahren von einem Privatmanne beauftragt,
das von mir entworfene, zu 530,000 Thlr. veranschlagte Poly-
technikum zu erbauen, und bin mit dem Bau jetzt so weit
vorgeschritten, dass ich hoffen kann, ihn in diesem Jahre anter
Dach zu bringen. Der Unterbau, die Säulen, Gesimse und
Einfassungen sind von penthelischem Marmor, die Hauptfront
hat 330' Länge und das Ganze wird an LTmfang und Grösse
von keinem in Athen vorhandenen Gebäude übertroffen. Die-
sem Bau steht an Bedeutung der Bau eines Museums für Al-
terthümer zunächst; es wird nach dem Plane des Professor
Lange zu München auf Kosten des Hrn. Tosigon zu Peters-
burg und einer reichen Kandiotin Mme. Bernardocchi errichtet.
Auch die Arbeiten an der Akademie der Wissenschaften, welche
Baron Sina in Wien nach Hansen's Plan erbauen lässt, werden
nach längerer Unterbrechung binnen Kurzem wieder aufge-
nommen werden. — Die archäologische Gesellschaft hat durch
eine Lotterie gegen 50,000 Thlr. aufgebracht und beabsichtigt,
die Ruinen des Apollotempels zu Delphi ausgraben zu lassen.
Da zu diesem Zwecke aber ein ganzes Dorf, welches auf den
Trümmern des Tempels erbaut ist, angekauft werden muss
und die vorhandene Summe dazu nicht ausreicht, hat man
sich vernünftiger Weise entschlossen, nicht eher mit der Aus-
grabung zu beginnen, als bis die zu einem vollständig befrie-
digenden Erfolge nöthigen Mittel gesichert sind.“ — ce —
135
innerhalb deren die von hier aus bequem zu übersehende
Stau -Vorrichtung angeordnet ist. Als Stau -Vorrichtung
dient ein kleines gusseisernes Thor, dessen vertikale
Drehachse sich an einer Seite befindet, und das durch
eine, mit den zur Verstärkung angeordneten Diagonal-
Rippen verbundene starke Stange gegen das Mauerwerk
des Seitenkanals abgestrebt werden kann, wenn das Siel-
wasser gestaut werden soll. Das Sielwasser ist nur
wenig gefärbt und fast ganz geruchlos, so dass schwere
Sinkstoffe kaum mitgeführt werden, und sich die Spül-
vorrichtung vollkommen bewährt. —
(Fortsetzung folgt.)
Schornsteiukappeu.
Von den vielen Hülfsmitteln, die bereits ersonnen worden
sind, um den Abzug des Rauches aus Sehornsteinröhren na-
mentlich gegen die Einflüsse des Windes zu sichern, brachte
auch die letzte Pariser Weltausstellung einige neue Beispiele,
die der Erwähnung werth sind.
So zeigte eine in der französischen Abtheilung ausgestellte,
untenstehend skizzirte Schornsteinkappe folgende Einrichtung.
Der Apparat besteht im Wesentlichen aus einem inneren
zylindrischen Rohr, das die unmittelbare Fortsetzung des
Rauchkanales bildet, und einem das Rohr mit geringem Zwi-
schenräume umgebenden Mantel, der in seinem unteren, er-
heblich verbreiterten Theile ringsum Seiten - Oeffnungen ent-
hält. Der äussere Luftstrom, der durch diese Oeffnungen in
den Mantel und aus diesem in den Raum über dem inneren
Rohr eintritt, erhält hierdurch eine nach aufwärts gerichtete
Bewegung, welche die Luft über dem Schornstein mit sich
fortreisst und daher ein Ansaugen der Luft aus demselben
bewirkt. Die oben aufgesetzte, um eine vertikale Achse dreh-
bare Haube vermittelt den Austritt der Luft oder des Rauches
in der herrschenden Windrichtung.
An dem ausgestellten kleinen Modelle dieser Rauchkappe,
welches die innere zylindrische Röhre bis ungefähr auf einen
Meter nach unten zu verlängert zeigte, war an der unteren,
trichterförmig erweiterten Mündung eine Schale angebracht!
in der eine Koi'kkugel von nur wenig kleinerem Durchmesser
lag, als die lichte Weite der Röhre betrug; die drehbare
Haube und die Befestigungsstege für dieselbe fehlten. Wurde
nun in eine der unteren Oeffnungen hineingeblasen, so hob der in
der Röhre entstehende Luftstrom die Korkkugel in die Höhe
und schleuderte sie an der oberen Oeffnung der Kappe hin-
aus ein thatsächlicher Beweis, dass ein starkes Ansaugen
der in der Röhre stehenden Luft erfolgte. Die Anwendbarkeit
dieser Kappe würde vielleicht nur dadurch beschränkt werden
dass sie einzeln aber nicht in grösserer Anzahl nebeneinander
aufgestellt werden kann.
Eine zweite Schornsteinkappe, von einer Frau Hohgrefe
in Braunschweig erfunden, ist bei Weitem einfacher und hat
nur den Zweck, ein Eindringen des Windes zu verhüten.
Wie aus den nachstehenden Skizzen ersichtlich ist, besteht sie
aus einem zylin-
drischen Rohre,
das an seinem obe-
ren Ende einen
konischen Ansatz
trägt. Auf diesem
ruht eine Hori-
zontal-Achse, um
die eine Klappe
schwingt. Die
Skizzen zeigen so-
wohl die Form der Klappe, wie sie sich darstellt, wenn sie
aus einer flachen Blechtafel ausgeschnitten wird, als auch,
wie die Ohren des oberen Theiles der Klappe umgebogen
werden müssen, um dieselbe für jede Windrichtung wirksam
zu machen.
Die Klappe ist so zu konstruiren, dass ihr unterer Theil
nur um Weniges schwerer wird als der obere, damit sie bei
ruhiger Luft in senkrechter Lage stehen bleibt. Ein geringer
Luftstrom muss ihre Lage verändern können. Geschieht dies,
so wird ihr unterer Theil die der Luftströmung zunächst lie-
gende Hälfte des konischen Aufsatzes schliessen, während der
offene Theil des Rohres durch das Ueberneigen des oberen
Klappentheiles gegen ein Eindringen des Windes von aussen
her geschützt wird. Ein kleines, leicht aus Papier herzustel-
lendes Modell überzeugt, dass diese Kappe, ohne sich beson-
ders um eine vertikale Achse zu drehen, bei jeder Windrich-
tung wirksam bleibt, auch wenn mehre dieser Art nebenein-
ander aufgestellt werden. H. Kayser.
Bauausführungen und Projekte.
Gin neuer Theuisetuunel.
Ueber das in der Tagespresse schon mehrfach erwähnte
Projekt eines zweiten Themsetunnels, der zwischen dem Tower
und Londonbridge erbaut werden soll, giebt der Ingenieur
des Unternehmens, Mr. P. Barlow, in einer privatim in Um-
lauf gesetzten Broschüre näheren Aufschluss. Die Genehmi-
gung des Projektes durch das Parlament ist nachgesucht, nach-
dem die Zustimmung der Towerverwaltung zum Einmünden
des Tunnels auf dem nördlichen Ufer im Towerdistrikte ge-
sichert worden war; desgleichen sind Schritte gethan, um
auch die Erlaubniss für die Ausmündung auf der südlichen,
der Surreyseite, zu erhalten. — Die Länge des alten Tunnels
zwischen den Schächten beträgt 1250' engl, und die Summe
der Baukosten 450000 SS. Der neue Tunnel soll 1320' lang
werden und nur 16000 SS kosten.
Da als eine Hauptursache der geringen Frequenz im alten
Tunnel das ermüdende Auf- und Niedersteigen in den Zu-
gangsthürmen gilt, so sollen die Schächte des neuen Tunnels
keine Treppen erhalten, sondern die Passagiere mittelst hy-
draulischer Hebemaschinen , wie sie jetzt fast in allen grösse-
ren Hotels gebräuchlich sind, durch die Schächte befördert
werden; auch für die Passage des Tunnels selbst wird das
Publikum der Mühe des Gehens überhoben sein, da für die
Beförderung desselben leichte Stuhlwagen in Aussicht genom-
men sind, zu deren Fortbewegung die Kraft eines Mannes
ausreicht. Die Schachtsohlen liegen im gleichen Niveau, die
Fahrsohle selbst aber erhält in der Mitte eine kleine Senkung,
„um in der ersten Hälfte des Weges die Fahrt zu beschleu-
nigen und zugleich neue Kraft für die zweite Hälfte zu sam-
meln“.
Italien besitzt bereits eine Gebirgsbahn über die Appeni-
nen, welche mit dem Brenner gleiches technisches Interesse
hat. Es ist dies der Appenineniibergang zwischen Bologna
und Pistoja, welcher Ober- und Mittel-Italien verbindet und
den Uebergang aus dem Po- in das Arno -Thal vermittelt.
Die Entfernung zwischen Bologna und Pistoja beträgt etwas
mehr als 60 Kilometer, während die Bahn auf verschiedenen
Umwegen 98 Kilometer zurücklegen muss. Bologna liegt
45,95 Meter über dem Meer, Pistoja 63,87 Meter ; der höchste
Punkt der Bahn (Station Pracchia) liegt aber 617,48 Meter
hoch. Das Minimum des Radius bei den zu überwindenden
Kurven beträgt 314,3, das Maximum der Steigung etwas mehr
als 2 Prozent. Der Bau zeigt die grossartigsten Brücken,
Viadukte und sonstigen Kunstbauten; die Anzahl der Tunnel
beträgt 45, welche zusammen eine Länge von 19 Kilometern,
d. h. den fünften Theil der ganzen Bahnlänge, einnehmen.
Der Fluss Reno ist, ähnlich wie die Etsch bei der Brenner-
bahn, mehr als zwanzigmal hin und her zu überschreiten.
St. - Anz.
136
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 11. Februar 1868. Vorsitzender: Herr Wiebe.
Als Gast war in der Versammlung anwesend: Hr. Roebling
aus Trenton, New Jersey, Sohn des bekannten Erbauers der
Niagara-Hängebrücke und anderer bedeutender amerikanischer
Brückenbauwerke. Eingeladen durch den Herrn Vorsitzenden
machte Hr. Roebling unter Vorlage mehrer Photographien
Mittheilungen über die unter seiner speziellen Leitung von seinem
Vater neuerdings ausgeführte Draht- Hängebrücke über den
Ohio bei Cincinnati, bei welcher die grösste bisher überspannte
Weite einer Oeffnung von 1057 Fuss engl. (= 1026 Fuss rhl.)
erreicht worden ist. Die hauptsächlichsten Verhältnisse des
Bauwerks ergeben sich aus folgenden Angaben (mit englischen
Maassen und Gewichten). Der Ohio- Strom hat zwischen den
Städten Cincinnati und Govington, zu deren Verbindung die
Brücke dient, eine normale Breite von 1000 Fuss, der höchste
bekannte Wasserstand im Jahre 1832 erreichte eine Höhe von
62 V2 Fuss über dem niedrigsten, und betrug die Strombreite
in diesem halle ca. 2000 Fuss. Hiernach wurden die beiden
Pfeiler an den vorgeschriebenen Stellen in einer für die nor-
male Strombreite ausreichenden Entfernung von 1057 Fuss
\ on Mitte zu Mitte erbaut; die beiden durch Aufhängung an
den Rückhalttauen überbrückten Oeftnungeu haben eine Weite
von je 281 Fuss. In der Mitte des Stromes beträgt die lichte
Höhe der Brückenbahn über dem Niedrigwasserstande bei
mittlerer Temperatur 103 h uss. Ausführlicher wurde die
Fundirung der beiden Thurmpfeiler auf einer aus fest ver-
bundenen Holzstämmen in zwöll Lagen über einander gebil-
deten Plattform beschrieben, und beim Brückenüberbau näher
aut einen besonders schwierigen Iheil der Bauausführung: die
Herstellung der aus 5180 Drähten bestehenden beiden Draht-
taue von 12 y3" Durchmesser eingegangen, welche jedes aus
sieben Strängen gebildet wurde , bei deren Anfertigung eine
durchaus gleichmässige Anspannung sämmtlicher Drähte be-
wirkt wurde. Zwischen beiden Drahttauen, deren Veran-
kerungen aus Retten bestehen, ist die auch mit einem Pferde-
bahngeleise versehene Brückenbahn, 22' breit; die Fusswege
liegen ausserhalb, und beträgt die ganze Breite zwischen den
Aussengeländern derselben 36 Fuss. Der im Jahre 1856 be-
gonnene Bau der Brücke ruhte drei Jahre während des Bür-
gerkrieges, wurde 1866 wieder aufgenommen und im Früh-
jahre 1867 zu Ende geführt. Die Gesammtkosten haben rund
1,769,000 Dollars betragen, und rentirt sich dieses durch eine
Privat- Aktien- Gesellschaft zusammengebrachte Kapital schon
jetzt sehr gut.
Herr Engel besprach, dem Wunsche des Herrn Vor-
sitzenden nachkommend, das am Schlüsse des vergangenen
Jahres dem Vereine zugesandte Buch des Herrn Fillunger
in Wien: „Vergleichende Statistik über die Real- und Pro-
duktionswerthe der Landwirthschaft, Montan-Industrie, Ver-
kehrs- und Kommunikations-Anstalten im österreichischen Kai-
serstaate, sowie Erörterung des Staatshaushaltes daselbst.“
Nach einer kurzen Uebersicht des gesammten Inhalts des
Werkes und einer Besprechung der statistischen Grundlagen
desselben erwähnte der Herr Vortragende insbesondere, dass,
wenn der Verfasser eine Herabsetzung der Eisenbahntarife auf
möglichst niedrige Sätze , wie sie anderwärts schon vielfach
in Anwendung gebracht sind, für österreichische Verhältnisse
nicht durchführbar erachte, aut mannigfache Bestrebungen im
entgegensetzten Sinne hingewiesen werden müsse, die grade in
jüngster Zeit sieb geltend machten. So theilte Herr Engel
nach Erwähnung der bekannten Petition des Wiener Maschinen-
fabrikanten Sigl gegen das Monopol der Eisenbahnen mit,
dass fast gleichzeitig im November und Dezember vorigen
Jahres, in drei Ländern, deren Eisenbahnwesen sich völlig un-
beschränkt entwickelt hätte, in der Schweiz, in England und
in Nordamerika Kundgebungen in Vereinen und in der Presse
aufgetaucht wären, welche fast übereinstimmend die bisherige
Ausbeutung der Eisenbahnen in Privathänden verurtheilt und
ein Uebergehen derselben in Staats -Verwaltung, welche ja bei
dem verwandten Institute der Post so Erspriessliches leiste,
befürwortet hätten. Auch Pläne, wie dies in’s Werk zu setzen
sei, sind bereits angegeben worden und laufen dieselben im
Wesentlichen auf das bereits praktisch erprobte System der
Privat - Eisenbahnen unter Staats -Verwaltung hinaus.
Herr Elsässer machte darauf Mittheilungen über einen
neuen elektromagnetischen Induktions-Apparat aus der Fabrik
der Herren Siemens und Halske, bei welchem zur möglichst
zuverlässigen Erreichung des Zwecks: Umsetzung der bewegen-
den Kraft in Elektromagnetismus, statt der von Drähten um-
kreisten, bleibenden Magnete Elektromagnete angewendet sind.
Ein im \ ereinslokale anfgestellter Apparat dieser Art gab der
N ersammlung Gelegenheit, praktische Versuche mit der Vor-
richtung anzustellen, welche der Herr Vortragende als viel-
leicht geeignet zu zweckmässigen Bremsvorrichtungen glaubte
bezeichnen zu dürfen. Vom Vereins-Mitgliede Herrn Plessner
waren eingesandt worden zwei Exemplare einer von ihm ver-
fassten Denkschrift über die projektirten südthüringischeu
Eisenbahnen. Eine Besprechung derselben musste wegen vorge-
rückter Zeit aufgeschoben werden. Am Schlüsse der Sitzung
wurden durch übliche Abstimmung als ordentliche einheimische
Mitglieder aufgenommen die Herren Regier.-Assessoren Fleck
und Hirche und Ober -Telegraphen -Ingenieur Frischen hier-
selbst, als auswärtige Mitglieder die Herren Fabrikanten Bu-
denberg und Schäffer zu Buckau bei Magdeburg.
Versammlung am 10. März 1868. Vorsitzender: Herr
Hagen.
Nach einer Reihe geschäftlicher Mittheilungen und Ver-
handlungen über innere Vereins - Angelegenheiten bringt der
Herr Vorsitzende die vom Verein im bevorstehenden Sommer
zu unternehmende Reise zur Sprache und wird zu deren Vor-
bereitung ein Komite gewählt.
Herr Langhoff macht Mittheilung von einer neuen Vor-
richtung zum Kuppeln von Eisenbahnfahrzeugen, bei welcher
diese so viele Unfälle verursachende Operation von der Seite
der Wagen aus, also ohne ein Zwischentreten zwischen die
Wagen zu erfordern, bewirkt werden soll. An der Kopfwand
des Wagens befindet sich in drei Lagern eine horizontale
Schraubenspindel, einerseits mit Rechts-, andererseits mit
Linksgewinde versehen. Auf letzteren bewegen sich sym-
metrisch zu oder von einander durch Drehung der Schrauben-
spindel zwei Muttern, mit denen zwei sich zu einem Bügel
vereinigende Zugstangen verbunden sind. Dieser Bügel wird
nach völligem Zusammenschrauben der beiden Muttern durch
ferneres Drehen der Spindel gehoben und über den Zughaken
des andern Wagens gebracht. Durch Auseinanderschrauben
der Muttern wird sodann in Folge der schrägeren Lage,
welche die beiden Zugstangen zu einander annehmen, die An-
spannung der Vorrichtung und feste Kuppelung der Wagen
bewirkt. Herr Wedding macht auf die ungünstige Inan-
spruchnahme einzelner Thcile der Vorrichtung, namentlich
der auf Bruch beanspruchten Schraubenspindel aufmerksam,
wonächst Herr Dircksen auch noch hervorhebt, dass der Vor-
richtung die Vortheile der jetzt allgemein gebräuchlichen
elastischen Zugvorrichtungen mit durchgehenden Zugstangen
fehlen würden.
Herr Ebeling erwähnt, dass er auf einer Reise von
Leipzig nach Carlsbad bemerkt habe, dass von der Lokomo-
tive aus gar keine Signale mit der Dampfpfeife gegeben wor-
den seien, und wünscht eine allgemeine Abschaffung oder
doch möglichste Einschränkung dieser den Reisenden oft so
lästig fallenden Signale. Der Vorsitzende erwähnt, dass die-
sem Wunsche, namentlich bei Nachtzügen, auch auf diesseiti-
gen Bahnen schon nachgekommen werde, und erwähnt einige
Fälle offenbaren Missbrauchs durch zu häufiges Signalisiren
mit der Dampfpfeife. Herr Koch glaubt nicht, dass eine
gänzliche Abschaffung der Signale mit der Dampfpfeife bei
Einfahrt in die Stationen, beim Anziehen und Lösen der
Bremsen u. s. w. thunlieh sei, wenngleich sich eine möglichste
Einschränkung derselben allerdings empfehlen möchte.
Durch übliche Abstimmung werden beim Schlüsse der
Sitzung die Herren Kaufmann Friedr. Heckmann und Sarre,
Baumeister Cuno, Bergrath Dr. Herrn. Wedding hierselbst
und Herr Baumeister Schröder zu Spandau als einheimische
ordeutliehe Mitglieder in den Verein aufgenommen.
Architekten- Verein zn Berlin. Versammlung am 28. März
186S. Vorsitzender Hr. Böckmann, anwesend 145 Mitglie-
der und 9 Gäste, unter den Letzteren Stadtbaumeister G. Mar-
tens aus Kiel.
Ein an den Verein gerichtetes Bittgesuch um Unter-
stützung, wie deren solche in letzter Zeit mehrfach eingelaufen
sind, gab Veranlassung festzusetzen, dass solche Angelegen-
heiten in künftigen Fällen zunächst vom Vorstande zu prüfen
und nur in ganz besonderen Fällen dem Vereine selbst vor-
zulegen seien. Ein Erlass des Hrn. Ministers für Handel etc.
theilt mit, dass die vom Verein beantragte nachträgliche Ver-
wendung des beim vorigen Schinkelfeste nicht vertheilten Staats-
Stipendiums von 100 Friedrichsd’or die Genehmigung Sr. Ma-
jestät des Königs erhalten habe.
Von den zahlreichen Fragen, die zu Anfang und Schluss
der Versammlung durch die Herren A. Herrmann, Fran-
2ius, Grund, Hiibbe. R. Neumann und Scliwedler, zu-
meist sehr ausführlich, beantwortet wurden, wollen wir die
von Herrn Franzius gegebene Kritik der gebräuchlichen
Mörtelmaschinen hervorheben. Derselbe bemerkte, dass zwar
ein sicheres Urtheil über den relativen Werth der verschie-
denen Einrichtungen sich nur dann abgeben lasse, wenn sie
bei Bereitung desselben Materials und von demselben Tech-
Hierzn eine Beilage.
137
niker erprobt seien, dass jedoch im Allgemeinen diejenige
Maschine, welche den grössten Nutzeffekt erziele, den Vorzug
verdiene. Hiernach müssen die älteren Einrichtungen, bei
denen der Mörtel in einem offenen Bassin durch umlaufende
Quetschwalzen , oder besser durch Rechen zertheilt wird,
gegen die Apparate weit zurückstehen, in denen der Mörtel in
zylindrischen Trommeln, die im Innern mit Messern besetzt
sind, gemischt wird. Letztere sind zweierlei Art : einerseits
schrägliegende Trommeln mit Messern in der Wand des Man-
tels, bei welchen die mit den Mörtelbestandtheilen gefüllten
Trommeln selbst in Rotation versetzt werden, andererseits
senkrechte feststehende Trommeln, bei denen die Messer so-
wohl am Mantel als an einer mittleren Welle angebracht sind,
welche letztere allein in Bewegung gesetzt wird. Redner gab
dem letztgenannten Apparate schon deshalb den Vorzug, weil
er den geringsten Kraftaufwand beansprucht; von mehren
Seiten wurde jedoch konstatirt, dass die schräg liegenden
Trommeln noch heute in jenen Fällen mit Vorliebe verwendet
werden, wo der zur Beton bereitung dienende Mörtel aus den-
selben direkt in die unterhalb liegende Betontrommel geleitet
werden kann.
Herr Burg mann beendete seinen am 14. März begon-
nenen Vortrag über die Certosa, Herr Boeckmann begann
einen Vortrag über Städte-Anlagen , in welchem er zunächst
die Vergleichungspunkte zwischen Paris und Berlin her-
vorhob. — F. —
Vermischtes.
Von Herrn Ingenieur Scharrath zu Bielefeld erhalten wir
folgende Mittheilung: In der ersten Nummer d. J. ist eines
Kraftsammlers für kurze Gebirgsstrecken gedacht, welcher,
nach einer seit 12 Jahren von mir gepflegten Erfindung auf
eine andere Weise nachwirkender und jeder Steigung ent-
sprechender benutzt werden kann.
Nach meiner Konstruktion erhält ein hinter dem Tender
befindlicher Wagen ein System von Kesseln, welche womög-
lich bis 100 Atmosphären innern Druck ertragen können. Die
Durchmesser sind dieserhalb möglichst klein zu wählen ; da-
mit aber auch der Inhalt hinreichend gross bleibe, nicht kleiner
als es die disponible Materialstärke gestattet. Selbstredend
sind die Enden halbkugelförmig auszuführen.
Vermittelst der Wagenaxen wird eine Luftpumpe bewegt,
deren Hub auf horizontalen Strecken gleich Null ist. Sobald
aber der Wagen bergab läuft, ergiebt sich durch den Mecha-
nismus ein Hub, welcher der übrigen Kraft entspricht und
so lange fortwirken darf, bis der gesammte Inhalt des Kessels
auf den höchsten Druck vollgepresst ist.
Die fernere Pumpenleistung dient nur als Bremse, indem
alle weitere Luft durch das Sicherheitsventil entweicht. Um
also keine Kraft zu verlieren, muss die Kesselgrösse den
längsten, nicht horizontalen Strecken, welche eine ausseror-
dentliche Kraftveränderung der Lokomotive erfordern, ent-
sprechen.
Sobald die ungewöhnliche Steigung kommt, wirkt die
komprimirte Luft in entgegengesetzter Richtung auf die Luft-
pumpe, ähnlich wie bei der durch komprimirte Luft getrie-
benen Steinbohrmaschine.
Selbstredend kann der Lokomotivführer von seinem Stande
aus die Luftmenge wie auch den Hub reguliren.
Die Berechnung, so wie die Konstruktion sind sehr ein-
fach , es würde deshalb an die Ingenieure der eines solchen
Kraftsammlers bedürftigen Bahn die Anfrage zu stellen sein,
ob die Kohlenersparniss wichtig genug ist , einen solchen
Wagen mitzuführen. Allerdings lässt sich auch jeder Tender
mit einem solchen Kraftsammler verbinden, wodurch nur die
Last der leeren Luftkessel eine unbequeme Zugabe bleibt, an-
dererseits aber auch bei Steigungen wieder zur Verwerthung
kommen würde.
Den Herren Joseph Antoine Broquin und Armand
Laine zu Paris ist unterm 17. März 1868 ein Patent
auf einen Hahn für Wasserleitungen in drei durch Zeich-
nung und Beschreibung nachgewiesenen Ausführungen,
ohne Jemand in der Anwendung bekannter Theile zu
beschränken,
auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den
Umfang des preussischen Staats ertheilt worden.
In Folge des Gesetzes über die Errichtung öffentlicher
Schlachthäuser in Preussen lässt es sich die Privat-Industrie
bereits angelegen sein, den Kommunen mit technischem Rath
wie mit materiellen Mitteln entgegenzukommen. Wir ver-
weisen auf den Inseratentheil d. N., der eine darauf bezüg-
liche Geschäftsanzeige der Herren J. & A. Aird in Berlin
enthält. Eine solche Initiative dürfte um so willkommener
sein, als andernfalls wohl noch lange Zeit vergehen möchte,
ehe die meisten Städte von den durch jenes Gesetz ihnen
verliehenen Rechten Gebrauch machen könnten.
In Schweden sind jetzt im Ganzen ca. 200 preuss. Meilen
Eisenbahnen im Betriebe. Die Staats -Eisenbahnen sind 137
preuss. Meilen lang und brachten pro 1867 eine Brutto -Ein-
nahme von 2,202,300 Tlilr. oder ca. 16,070 Thlr. pro Meile.
Von den Privatbahnen, welche sämmtlich mit Staats -Unter-
stützung gebaut wurden, hat nur die 12 Meilen lange Bahn
von Gelle nach Falun eine Einnahme von 36,400 Thlr. pro
Meile, während die übrigen 7 Bahnen durchschnittlich nur
etwa 10,000 Thlr, pro Meile vereinnahmten.
Der Pr. St. Anz. giebt nach verschiedenen Quellen eine
Zusammenstellung des auf die Eisenbahnen Deutschlands be-
reits verwendeten resp. in nächster Zeit zu verwendenden Ka-
pitals. Hiernach hat die Herstellung der bestehenden Bahnen
bisher 927 ys Millionen Thaler gekostet, während für die näch-
sten 4 Jahre weitere 220 Millionen für Eisenbahnbauten zur
Disposition gestellt sind.
Das Londoner „Athenäum“ enthält Nachricht über einen
sehr erheblichen, kürzlich zu Rom gemachten archäologischen
Fund. Es sind nämlich acht neue Bruchstücke eines Planes
vom alten Rom entdeckt worden, den Kaiser Antoninus Pius
auf Marmor graviren liess, und welcher unter dem Namen
Pianta Capitolina in die Treppenmauer des kapitolinischen
Museums eingelegt ist. Zwei von den neu aufgefundenen
Bruchstücken haben eine beträchtliche Grösse; eines derselben
giebt Aufklärung über den Säulengang der Livia.
Aus der F achlitteratur.
Zeitschrift des Architekten- und In genieur- Vereins zu
Hannover. Jahrgang 1868, Heft 1.
A. Aus dem Gebiete des Hochbaues.
1) Der neue Marstall neben dem Weifenschlosse
in Hannover, von Landbauinspektor Heldberg. Eine mit
besonderem Luxus ausgestattete Anlage. Vier Ställe — davon
2 für Wagenpferde mit je 22 Einzelständen und 6 Boxes, 2
für Reitpferde mit je 10 Eiuzelständen und 10 Boxes — liegen
in den 4 Ecken eines Oblongs , an den Langseiten durch er-
höhte Mittelbauten, welche die Diensträume enthalten, an den
Schmalseiten durch Wagenremisen verbunden. Es sind diese
Ställe bei einer lichten Tiefe von 54' (hannov.) quasi drei-
schiffig so angelegt, dass ein 27' breiter freier Mittelgang zum
Vorführen der Pferde, nach dem die Stände zwischen eisernen
Säulen sich öffnen, mit einem Tonnengewölbe überdeckt wor-
den ist, dessen Kämpfer in der Scheitelhöhe der flachen Halb-
tonnen liegt, mit welchen die Seitenschiffe überwölbt sind.
Die Ueberwölbung ist mit Hohlsteinen zwischen einem guss-
eisernen Gerüst von Trägern resp. Gurten erfolgt. Die Fens-
ter, eines in jeder Axenweite, sind beiderseitig in das Gewölbe
des Mittelraumes eingeschnitten , wodurch bei vollständiger
Helligkeit grosse Vorzüge sowohl in Betreff einer den Pferden
günstigen Beleuchtung als in Betreff der Ventilation erzielt
sind. Die Einzelheiten der Einrichtung sind mit sehr grosser,
der Kostbarkeit der Pferde angemessenen Sorgfalt getroffen
und werden ausführlich beschrieben. Als Baumaterial haben
hellfarbige Backsteine resp. Sandsteine gedient; die Archi-
tektur, welche durch das benachbarte Weifenschloss bestimmt
wurde, ist nach romanischen Motiven sehr reich, leider jedoch
wohl etwas zu phantastisch und willkürlich ausgebildet worden.
Das Heft enthält ferner ein ausführliches Referat über
die Konkurreuzentwürfe zu dem Justizpallast in London, so-
wie einen Auszug aus dem englischen Werke Fergusson’s,
der sich die unfruchtbare Mühe gegeben hat, die indischen
Baustile (?) zu klassifiziren. — F. —
Der Bauschlosser. Praktisches Hand- und Hülfsbuch
für Architekten, Bauhandwerker etc. von F. Fink. 2. Auf-
lage. 1. Theil. Leipzig. Verlag von Otto Spanier. Preis
1 Thlr.
Das Werkchen tritt, wenn es auch Theil einer Reihe von
Lehrbüchern ist, welche unter dem Titel; Die Schule der
Baukunst erscheint, doch selbstständig als ein Handbuch auf,
das recht geeignet ist, den Architekten zum Nachschlagen zu
dienen und den Bauhandwerkern, also zunächst den Schlossern,
eine Ergänzung derjenigen Kenntnisse zu verschaffen , welche
sie in der Werkstatt durch Anschauung und Ausübung der
Arbeit erwerben. Für letztere sind deshalb namentlich der
erste Abschnitt: Materialien des Bauschlossers, der fünfte:
Rohrarbeiten und der sechste und siebente : Thür- und Fenster-
beschläge und Gitterarbeiten von besonderem Nutzen.
Die Darstellung ist überall klar und die Holzschnitte
— 1
sind in hinreichend grossem Maasstabe gezeichnet, um danach
auch arbeiten zu können.
Zu dem Abschnitt: Gitterarbeiten werden hei einer späte-
teren Auflage wohl noch Mittheilungen über die neuerdings in
grösseren Städten vielfach ausgeführten feineren und zierlichen
Vergitterungen aus Rund- nnd Flacheisen und mit aus Blech
getriebenen Ornamenten hinzugefügt werden können, welche
die Ausführungen der mittelalterlichen Schmiede- und Schlos-
serkunst zwar nicht an Spitzfindigkeit der Verschlingung und
Durchdringung, wohl aber in gesunder, solider Technik und
fein durchgebildeter Ausschmückung erreichen. Jüngeren Ar-
chitekten, die sich auf der Baustelle beschäftigen, wird das
Werk ein sehr willkommener Rathgeber sein. ) >
Oppermann, Annales de la Construction. 1568. Fe-
bruarheft.
Neben einer Publikation über den Viehmarkt zu La-Vill-
lette in Paris (vid. Arch.-Wochenbl., Jhrg. 1867, No 47), deren
Text zu dürftig ist, um eine weitere Mittheilung daraus zu
entnehmen, und einigen aus der Erbkam’schen Ztschr. für Bauwesn.
entlehnten Artikeln (Markthalle in Berlin — Gesetz der Ver-
keilung der Lasten auf Träger, von Heintzerling — Grade-
richtung eines Schornsteins in Bochum) bringt das Heft die
Beschreibung der Eisenbahnbrücke über den Fluss
Boutonne auf der Linie Rocheford-Angouleme. Die
Brücke ist für zwei Eisenbakugeleise bestimmt. Die beiden,
66,6 m langen, 2,2 m hohen, aus vollen Blechwänden bestehen-
den, kontinuirlieh konstruirten Hauptträger überdecken eine
Mittelöffnung von 24m 1. W. und zwei Seitenöffnungen von je
18m 1. W. Alle 2,6™ sind 0,7 n“ hohe Querträger angeordnet,
welche unter den 4 Schienen der beiden Eisenbahngeleise
durch 0,35m hohe Längsträger verbunden sind. Die Brücke
hat, einschliesslich der massiven Mittel- und Landpfeiler und
deren Fundation (wofür 52316 Frcs. ausgegeben wurden) im
Ganzen 144826 Frcs. gekostet.
Eogarithmisch - trigonometrische Tafeln mit 6 Dezi-
malstellen. Von Dr. C. Bremiker. 1. Liefr. Berlin, Nico-
lai’sche Verlagsbuchh., 1868. — Wenn man als äusserste Grenze
der bei praktischen Messungen und Rechnungen etwa erreich-
baren Schärfe das Maass von ~jqqqq bis gOOOO hinstellt, so
folgt, dass fünfstellige Logorithmentafeln allen Anforderungen
der Praxis genügen würden. Dem „gewissenhafteren“ Rechner
mögen diese 6 stelligen Tafeln empfohlen werden, um ihm
wenigstens vom Gebrauch 7 stelliger dadurch abzurathen.
Das uns vorliegende erste Heft genannter Sammlung enthält
die Logarithmen der Zahlen von 1 — 100000 auf 185 Seiten,
in einer Anordnung, die uns weit übersichtlicher und klarer
scheint, als die der Vega’schen Tafeln. Die Ziffern aus
runder englischer Schrift scheinen beim ersten Anblick zu
wenig Körper zu haben, werden jedoch beim eingehenderen
38 —
Gebrauch immer lesbarer und klarer und strengen das Auge
nicht so an, wie die fetteren Typen der Vega’schen Tafeln.
— Die im Laufe des Jahres noch erscheinende zweite
Lieferung wird die Logarithmen der trigonometrischen Funk-
tionen enthalten, desgl. die dritte Lieferung endlich die Addi-
tions- und Subtraktions -Logarithmen, die das Erdsphäroid
betreffenden Tafeln und die Maass- und Münz- Vergleichungs-
Tabellen. Gr.
Personal -Nachrichten.
P r e u s s e n.
Ernannt sind: Die Bauräthe Lichtenberg und Sezekorn
zu Kassel zu Regierungs- und Bauräthen daselbst. — Der Kreisbau-
meister Nath zu Elbing zum Bau- Inspektor zu Danzig. — Der
Baumeister Neumann zu Bonn zum Kreisbaumeister für den Bau-
kreis Euskirchen mit dem Wohnsitze in Bonn.
Der Regierungs- und Bau-Rath Borggreve zu Münster ist in
gleicher Eigenschaft an die Regierung zu Wiesbaden versetzt worden.
Das Baumeister-Examen haben bestanden am 21. März:
Eugen Bahlcke aus Zossen, Albert Zevss aus Lyck; am 28.
März: Hubert Hachenberg aus Neuwied.
Das B auf iih rer- Examen haben absolvirt am 21. März: Gus-
tav Romberg aus Duisburg, Wilh. Lorck aus Königsberg i./Pr.,
Robert Bergmann aus St. Andreasberg im Harz; am 28. März:
Friedr. Staggemeyer aus Lienen, Kreis Tecklenburg, B al d ui n
Wiesner aus Waldenburg i./Schl.
Das Pr i v a tb au m eis ter - Examen hat bestanden am 28. März:
Albert Schur aus Dt. Crone.
Offene Stellen.
1. Ein Bauführer wird für den Restaurationsbau einer Kirche
gesucht. Näheres im Insdratentheile.
2. Die Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Baumeister
gegen 3 Thlr. Diäten.
3. Ein junger Zimmermeister, tüchtiger Zeichner und mit
Bureau- Arbeiten vertraut, wird für eine grössere Stadt Nord-
deutschlands gesucht durch M. Czarnikow & Comp., Berlin, Schwed-
ter - Strasse 263.
4. Ein Baumeister findet bei der Fortifikatiou zu Cosel so-
fort Beschäftigung. Näheres die Inserate.
5. Bei der Künigl. Fortifikation zu Saarlouis findet ein Bau-
meister Beschäftigung. Anmeldungen bis zum 18. April unter
Beifügung der Zeugnisse.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Brdt. in M. — Ad. 1. Die preussischen Baugesetze fin-
den Sie zusammengestellt in den Werken von Rönne (Baupolizei.
2. Aufl. 1854. 3 Thlr., Wegepolizei. 1852. 3 Thlr.), Doehl (Reper-
torium des Baurechts und der Baupolizei. 1867. 2 Thlr.), Jäschke
(Baupolizeigesetze und Verordnungen. 3. Aufl. 1864. 24 Sgr. ),
Grein (Baurecht nach der Vorschr. des allg. Landrechts. 1863. 2
Thlr.), — ad. 2. Träger in Schmiede- resp. Walzeisen w-erden
von so vielen Fabriken in gleicher Güte geliefert, dass wir in Ver-
legenheit kommen, Ihnen die Produkte einer derselben als „beste“
zu empfehlen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S., M., D., St
i und H. in Berlin, K. in Wien.
Wir ersuchen die Redaktion der Deutschen Bauzeitung, nachstehendes Schreiben, welches wir den Magistraten
der Städte des Norddeutschen Bundes zugesandt haben, verbreiten zu wollen.
. Berlin, den 25. März 1868. A. AlVA.
Durch Annahme des Gesetzes über die
Erbauung öfiVnt lidirr Schlachthäuser
wird den Verwaltungsbehörden der Städte das Recht und die Mög-
lichkeit gegeben, dem allgemein fühlbar gewordenen Bedürfniss
nach Errichtung öffentlicher Schlachthäuser und in Verbindung
damit stehender Anlage, oder Verbesserung der Vieh- und Fleisch-
Märkte Rechnung zu tragen, —
Auf Grund dieses Gesetzes wird es möglich sein, die Anfor-
derungen für die öffentliche Gesundheitspflege in Einklang zu bringen
mit den berechtigten Ansprüchen der Besitzer vorhandener Anlagen.
Eine billige und befriedigende Lösung schwieriger Fragen wird
sich bei gegenseitiger Rücksicht auf die Rechte der konzessionirten
Gewerbetreibenden und die Pflichten der Kommunal - Behörden
überall im Interesse des öffentlichen Nutzens vereinbaren lassen.
Viele Städte werden sogleich, allntälig werden alle Städte mit
dem Bau von Schlachthäusern Vorgehen. -- Die französischen, bel-
gischen, italienischen und österreichischen Städte sind in dieser Be-
ziehung den deutschen Städten voraus. — In jenen Ländern wurden
nach Erlass der gesetzlichen Bestimmungen die Verhältnisse zwischen
den bestehenden Privatschlächtereien, deren Unterdrückung im In-
teresse der Gesundheitspflege geboten war, und den neuen, meist
auf Kosten der Kommunen errichteten öffentlichen Schlachthäusern
in kurzer Zeit geordnet.
Die Uebergangsperioden gingen vorbei ohne nachtheiligen Ein-
fluss auf den Betrieb des Schlnchtgewerbes, da der Nutzen der
öffentlichen Schlachthäuser von den Schlächtern und Fleischhändlern
bald erkannt wurde. — Schon nach den ersten Betriebsjahren
schwanden entgegenstehende Vorurtheile und die auf Bau und Ein-
richtung verwendeten Kosten wurden bei billigen Tarifen ein in
hohem Grade nutzbar angelegtes Kapital. —
In vielen Fällen ist aber die Aufbringung des ersten Anlage-
Kapitals, oft auch die Erlangung bewährter sachverständiger Kräfte
zum Entwurf der Bauten und Einrichtung der Verwaltung für die
Behörden der Städte mit Schwierigkeiten verbunden, welche zu-
weilen die Ausführung der Pläne überhaupt in Frage stellen, zu-
weilen die nüthigen Erfahrungen erst nach einer Reihe kostspieliger
Versuche geben.
Die Unterzeichnete Firma beabsichtigt deshalb, nach demselben
System der General -Entreprise, der Konzessions -Erwerbung oder
der Theilnahme an der Kapital- Anlage, nach welchem sie in vielen
Städten des In- und Auslandes Gas- und Wasser- Werke ausgeführt
hat, ihre Geschäfte auf die Anlage von Schlachthäusern, Viehmärkten
und Markthallen auszudehnen. Zu diesem Zweck sind wir mit dem
Königlichen Baumeister, Herrn Julius Hennicke, in Verbindung
getreten. Auf Veranlassung des Magistrats von Berlin hat derselbe
nach Bereisung aller der Städte, welche mit genannten Anlagen
versehen sind, ein Spezial -Studium aus deren Einrichtung gemacht,
welches ihn als den zuverlässigsten Sachverständigen erscheinen
lässt, dem wir die Aufstellung der Entwürfe und die Leitung der
Bau- Ausführungen übertragen können.
Wir erlauben uns, dem Wohllöblichen Magistrat hiervon Mit-
theilung zu machen mit der ergebenen Bitte, unsere Absichten,
welche gemeinnützige Unternehmungen zu fördern geeignet sind,
hochgeneigtest unterstützen und in vorkommenden Fällen mit uns
in Beziehung treten zu wollen.
Wir ersuchen Anfragen oder Aufträge an unser Central-Bureau,
Berlin, Monbijou -Platz No. 10, zu richten.
Hochachtungsvoll
J. & A. Aird.
139
A rclii tek teil -Verein zu Berlin.
Haupt -Versammlung am 4. April 1868.
Tagesordnung:
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
2. Beurtheilung der Monats - Konkurrenzen pro März und Abstim-
mung über dieselben.
3. Abstimmung über die Preis-Aufgaben zum Schinkelfest 1869.
4. Fortsetzung des Vortrages des Herrn Böckmann.
Architekten -Verein zu Berlin.
Zusendungen an den Verein namentlich Werthsendungen wer-
den bis auf Weiteres an die Adresse des
Baumeisters Herrn W. Höckmann, Neue Wilhclmsstrasse No. 2,
erbeten. Die blosse Adresse: „An den Vorstand des Arehitekten-
Vereins“ genügt der Königlichen Postbehdrde nicht. Die in letzterer
Zeit vorgekommenen Rücksendungen sind hieraus zu erklären.
Der Vo r s t a n d .
Bekanntmachung.
Qualifizirte Bauführer werden hierdurch aufgefordert, sich zur
sofortigen Uebernahme der Leitung des Mitte April er. beginnenden
Restaurationsbaues an der hiesigen Stadtkirche, wofür eine monat-
liche Remuneration von ca. 45 Thlr. veranschlagt ist, schleunigst
bei dem Königlichen Regierungs - Baurathe Herrn Homann in
Stettin unter Einreichung der erforderlichen Atteste zu melden.
Massow, den 26. März 1868.
Brauser, Pastor.
Bekanntmachung.
Zur Weiterführung und zum Abschluss des in vollem Gange
befindlichen Chausseebaues von Sensburg nach Johannisburg,
der incl. Abrechnung noch ca. 3 Jahre dauert, wird unter allen
Umständen sogleich ein geprüfter Baumeister gesucht und hierdurch
aufgefordert, sich sobald als möglich zu melden bei dem kommissa-
rischen Kreis-Baumeister Modest in Johannisburg.
Offene Baumeisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — - Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
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praktischen Eisenbahn- und Chausseebau zur Seite stehen, selbst-
ständig bedeutende Eisenbahnbauten für Unternehmer geleitet hat,
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struktionsarbeiten, sowie im Ab- und Berechnen der Bauarbeiten
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Inhalt: Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Fort-
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teilung für einen Schornstein-Aufsatz. — Aus der Fachlittera-
tur: Gazette des Architectes et du Bätiment. — Konkurrenzen:
Monats- Aufgaben im Architekten- Verein zu Berlin. — Personal-
Nachrichten etc.
Berlin, den 10. April 1868.
Heber architektonischen Unterricht in Frankreich.
(Fortsetzung.)
m.
Bei der kurzen Zeit, seit welcher die Ecole centrale
d’Architecture begründet ist, kann mein Bericht sich aller-
dings im Wesentlichen nur auf die Organisation derselben
und auf das von ihr ausgegebene Programm, nicht aber
schon auf die Resultate der Schule erstrecken. Allein im-
merhin gewährt dieser Lehrplan auch an und für sich
schon ein hohes Interesse.
Vor allen Dingen konnte die Schule auf dem einge-
schlagenen Wege der Privat-Initiative lediglich den Inter-
essen der Kunst gemäss in völlig freiem Sinne organi-
sirt werden. Es konnte hier eine um so eigentümlichere
Schöpfung entstehen, je weniger man sich in einen schon
bestehenden Rahmen einfügen musste oder auf ein älteres
Vorbild Rücksicht zu nehmen hatte. Fast niemals bisher
— und es ist wahrlich recht traurig dies konstatiren zu
müssen — ist in diesem Falle der Standpunkt, eben nur
Architekten, brauchbare künstlerische Kräfte bilden zu
wollen, so ausschliesslich und ohne alle anderen II interge-
danken und Nebenrücksichten zur Geltung gekommen wie
hier. Zum ersten Male ist es hier Prinzip gewesen, die
ästhetische Seite des Baufaches im Sinne einer freien, all-
gemein gültigen Kunsttheorie zu behandeln und über die
einseitige Kultivirung gewisser Stilformen hinweg, alle
Formen nur in ihrer Stellung zur Kunst an sich, als
Theile eines Ganzen zu betrachten und zu würdigen.
Besonders klar geht der Geist, in welchem die Ecole
centrale d’Architecture ihre Aufgabe erfasst und zu lösen
gesucht hat, aus den Worten hervor, die Emile Trelat,
ihr Begründer, in der feierlichen Eröffnungssitzung aus-
sprach. Nach drei Gesichtspunkten hin, sagte er unter
Anderem, muss ein Architekt sich ausbilden, sobald ei-
serner Aufgabe als Künstler in vollem Maasse gerecht
werden will. Er muss einmal den engen Kreis des mate-
riellen Bedürfnisses, dem er zunächst zu dienen hat, durch-
brechen und auf die Gefahr hin, ohne dieses seine Stelle
als Künstler zu verlieren und zum Handwerker herabzu-
sinken, sein Werk als ein Kunstwerk gestalten, indem er
die dem Gebäude innewohnende Idee, den Grad der
Empfindung, den es in uns erwecken soll, die Stelle, die
es in der Reihe unserer Bedürfnisse einnimmt, zur Gel-
tung bringt. Er muss zweitens über das Material zur
Herstellung eines Bauwerkes durch eingehende Kenntniss
und Uebung seiner Verwendung und Handhabung voll-
kommen verfügen. Er muss endlich der architektonischen
Ausdrucksweise, der P ormensprache, gewachsen sein. Nur
indem er seine Kenntniss der Letzteren möglichst er-
weitert und auch die übrigen Künste in diesem Sinne
herheizieht, wird er der Baukunst den ihr zukommanden
Charakter der Universalität, als der Kunst aller Künste,
verleihen können.
Nach diesen Gesichtspunkten sind die Lehrmittel der
Schule, welche den Architekten für die Ausübung seines
Berufes ausbilden soll, bemessen. Eine Reihe von Unter-
richtsgegenständen soll die Kenntnisse von der modernen
und positiven Wissenschaft der architektonischen Technik
in methodischer und kritischer Weise behandeln. Die
Lehre von der leitenden Theorie der Baukunst soll so-
dann die Intelligenz des Schülers leiten und entwickeln
bis zur Einsicht in das Ziel derselben, bis zur Feststel-
lung des architektonischen Problems und bis zum Ver-
ständnis des ihm zu gebenden Ausdruckes. Die Kennt-
nisse beider Zweige soll schliesslich der Schüler sich an-
eignen durch Uebungen ihrer praktischen Anwendung. —
Für die Technik und Theorie der Baukunst sind dem-
nach an der Schule eine Anzahl von Lehrstühlen errichtet.
Die Uebungen der Anwendung geschehen im Zeichnensaal
und im Atelier. Denn da es nicht Zweck der Schule sein
kann, dem Schüler fixirte Methoden beizubringen, sondern
nur ihn anzuhalten, die ihm eigenthümlichen Fähigkeiten
für sein Fach selbstständig und fortschreitend zu ent-
wickeln, so muss dem persönlichen Einflüsse im Unter-
richt ein weiter Spielraum belassen werden. Daher die
Einrichtung des Ateliers, durch welche unter dem dauern-
den Einflüsse eines einzelnen Meisters dieser Zweck am
Vollkommensten erreicht werden kann.
Gehen wir nunmehr etwas näher auf das Detail der
Organisation ein.
Die Aufnahme in die Ecole centrale d’Architecture
geschieht auf Grund einer Vorprüfung, welche von dem
Kandidaten die Zeichnung eines Ornamentes nach dem
Relief, das Aufträgen eines einfachen Gebäudes nach
einer Skizze mit eingeschriebenen Maassen und einen
schriftlichen Aufsatz verlangt. Ferner werden Kenntnisse
in den Elementen der Mathematik , einschliesslich jener
der beschreibenden Geometrie, sowie der allgemeinen
Geographie und Geschichte erfordert*).
Der Lehrplan der Schule ist auf eine dreijährige
Studienzeit berechnet. Eine erste Stelle ist darin den
Vorträgen gegeben, welche dergestalt geordnet sind, dass
das erste Studienjahr wesentlich zur Vorbereitung für die
auf die beiden folgenden Jahre in gleichem Maasse ver-
theilten Wissenschaften dient.
Obenan unter den achtzehn Disziplinen steht die
Lehre von der Baukonstruktion, von der technischen Ver-
wendung des Baumaterials. Sie wird im ersten Jahre
eingeleitet durch einen Kursus über die Stabilität der Kon-
struktionen und die Grundbegriffe der Statik. Die prak-
*) Französische Verhältnisse gestatten es wohl nicht, von den
Eleven einen bestimmten Grad allgemeinerer Bildung zu verlangen,
doch sucht die Schule diesem Mangel theilvveise abzuhelfen. Es
liegt namentlich in der Absicht, die Forderungen der Vorprüfung
in diesem Sinne zu steigern und hierfür Vorschulen, namentlich
auch ausserhalb von Paris, zu begründen.
142
tische Seite ist hier mit Bevorzugung betont und zahl-
reich sind die Beispiele herangezogen, welche die Bau-
geschichte in ausgeführten Monumenten darbietet. Die
mathematische Begründung der Konstruktion begnügt
sich dem gegenüber allerdings nur mit den elementaren
Rechnungsmethoden. Als Nebenzweige dieser Wissen-
schaft, aber von ihr in besonderen Lehrkursen geschieden,
treten Physik und Chemie in ihrer Anwendung auf das
Bauwesen auf; beiden gehen im ersten Jahre Vorträge
über allgemeine Physik und Chemie voran. Die Heizung
der Gebäude, ihre künstliche Abkühlung, die Ventilation,
Beleuchtung, so wie die zur Anwendung kommenden
elektrischen Apparate werden in jenen: die Herstellung
und die Eigenschaften der künstlichen Baumaterialien, Ziegel,
Eisen u. s. w., die Mittel zu ihrer Verbindung, wie die
Mörtel, endlich die zu ihrer Erhaltung, wie Farben und
sonstige Ueberzüge, werden in diesen behandelt. Im Zu-
sammenhänge damit steht ein Vortrag über allgemeine
Geognosie und Geologie, namentlich mit Bezug auf die
natürlichen Baumaterialien. Zwei Vorträge über die bei
der Konstruktion zur Anwendung kommenden Maschinen,
wie über Bauleitung und Rechnungslegung vervollständigen
endlich das wichtige Gebiet.
Eigenthümlicher sind die Voiträge gestaltet, welche
die ästhetische Seite des Faches behandeln.
So soll die Theorie der Architektur in folgen-
den Kapiteln behandelt werden. Allgemeiner Begriff der
Kunst, Entstehung und Studium der Kunsttheorie. Künst-
lerische Verfahrungsweise im Gegensatz zur wissenschaft-
lichen. Nothwendigkcit in jedem Falle den Zweck des
Werkes und alle seine Nebenbedingungen klar festzustel-
len. Aufsuchen der charakteristischen Form für jede Be-
dingung der Aufgabe. Klassifikation dieser Bedingungen:
Aufstellung des künstlerischen Programms, Forderungen
der Konstruktion, Forderungen des künstlerischen Aus-
drucks, Nothwendigkeit der Verbindung beider, ohne welche
kein Kunstwerk sich bilden kann, Erfindung. — Aktive
Bedingungen der Kunst: Wahrheit, künstlerische Interpre-
tation, Abwägen, harmonischer Ausdruck, welcher das
definitive Ziel der Bestrebungen des Künstlers bildet. —
Passive Bedingungen der Kunst: Regelmässigkeit, Sym-
metrie. — Ausdrucksmittel der Architektur: Betonung der
Beziehungen der Bautheile, Abwägen der Massen, der
geschlossenen und offenen Theile, Lichtwirkung, Farben-
wirkung, bildende Künste. Vollständiges Bauwerk. Cha-
rakter. Stil. Die Darlegung dieser Theorien bildet die
eine Hälfte des Vortrages. Auf Grund derselben sollen
alsdann im zweiten Theile die verschiedenen Gebäudegat-
tungen der modernen Zeit, vom Wohnhaus bis zum öffent-
lichen Gebäude in ihren Anordnungen betrachtet und stu-
dirt werden.
Das Programm des Vortrages über die vergleichende
Geschichte der Baukunst konzentrirt sich in Folgen-
dem: Jede klar ausgesprochene Kunstform in den Ge-
bäuden einer Geschichtsepoche ist der mehr oder weniger
klare Ausdruck eines Bedürfnisses und eines hervortreten-
den Gefühls dieser Epoche. Die vergleichende Geschichte
der Baukunst sucht den Ausdruck, den beide gefunden
haben, innerhalb der grossen Abschnitte der Geschichte
auf und kritisirt und analysirt dem gegenüber das Bau-
werk. Sie legt damit jenen Zusammenhang dar, der
stets, indem er das letzte Ziel der künstlerischen Thä-
tigkeit bildet, in seinem Ausdrucke die Bewunderung
der Geschlechter erweckt hat, und welcher eben die
Schönheit der Baukunst ist. Sie sucht in der Ver-
gangenheit den Gesichtspunkt auf, welchem der Künstler
für die Zukunft zu folgen hat, den harmonischen Aus-
druck nämlich der Bestimmung des Bauwerkes. Sie un-
terstützt zugleich die Theorie der Architektur, indem sie
Beweise für dieselbe bringt. Nach diesen Grundideen
sollen alsdann die einzelnen Monumente der verschiedenen
Geschichtsepochen beleuchtet werden. Ein Vortrag über
die Geschichte der Zivilisationen im Allgemeinen bildet
im ersten Jahre die Einleitung zu diesem Studium.
(Schluss folgt.)
Fig. 2. W. Barlo w.
LcImt Eisenbahn - Oberbau.
( Fortsetzung.)
Wir sind nicht die Ersten, welche solche Betrachtungen
anstellen. Seit dem Bestehen der Eisenbahnen wurden
andere Oberbau-Systeme von Laien, Ober- und Unter-Be-
amten vorgeschlagen; die Literatur ist reich an schätzbarem
Material”). Auch sind von einzelnen Gesellschaften be-
treffende Versuche gemacht worden. Und diese Versuche
haben merkwürdiger Weise gezeigt, dass die Fahrt auf
ganz eisernem Oberbau mit direktem Auflager der Schiene
auf der Bettung, ohne tragfähige, nur zur Erhaltung der
Spurweite dienende Querverbindung, eine ungleich ruhi-
gere sei, als auf dem jetzt allgemein üblichen System
mit Querschwellen, dass die Befürchtungen über Spurer-
weiterung durchaus ungegründet sind, dass die An-
lagekosten nur wenig theuerer, mitunter sogar etwas ge-
ringer, die Unterhaltungskosten aber erheblich gerin-
ger sind.
Es ist hier nicht der Ort, die vorgeschlagenen Sys-
teme einzeln vorzuführen. Wir wollen versuchen, sie nach
ihrem Wesen zu ordnen und die einzelnen Gruppen, die
sich zusammenstellen lassen, an der Hand der vorausge-
schickten Bemerkungen zu besprechen.
In Frankreich und England ging man in der Regel
(abgesehen von dem bald
wieder verlassenen Vor-
schläge von W. Bar low,
Fig. 2) darauf aus, unter
Beibehaltung der gewöhn-
lichen Stuhlschienen die
Holzschwellen durch eiser-
ne Unterstützungen zu er-
setzen. Als solche dienten
platten- oder glockenförmig gegossene Unterlagen, die mit
dem üblichen Schienenstuhl ein Stück bildeten; oder man
ahmte die Ilolzsch welle direkt durch Walzeisen verschie-
dener Form, sogar durch Wellenblech, nach. Das Haupt-
übel, die unterbrochene Unterstützung, wird also
bei allen diesen Vorschlägen beibehalten. Bis jetzt kom-
men übrigens die eisernen unterbrochenen Unterstützungen
sämmtlich noch so theuer zu stehen, dass trotz der nach-
gewiesenen Erfolge in den Unterhaltungskosten wenig
Gebrauch von diesen Systemen gemacht wird.
Die meisten in Deutschland gemachten Vorschläge zu
ganz eisernen Oberbausystemen bezwecken ein direktes
Auflager der Schienen auf der Bettung. Die Last eines
Triebrades muss also an jeder beliebigen Stelle vermöge
der blossen Form der Schiene auf eine I lache übertragen
werden, welche, je nach Beschaffenheit der Lnterbettung
diese Last ohne Senkung zu tragen vermag. V ir glauben,
dass eine Unterbettung aus Steingestück (Deckmaterial der
Chausseen) oder grobem Kies die Last eines .Triebrades,
zu 150 Ztr. gerechnet, auf 1 Oberfläche autnehmen kann,
I ohne eingedrückt zu werden, eine frühere Kompression
■ natürlich vorausgesetzt**).
Betrachtet man nun die Schiene als einen Balken,
der mit möglichster Material -Ersparniss für den speziellen
Zweck eines direkten Auflagers konstruirt werden soll, so
ist und bleibt die Vignole- Schiene die einzige richtige,
durch lange Erfahrung erprobte Form. Die gewöhnliche
Schiene von 5" Höhe vermag nun die Last eines Trieb-
rades schon auf 3 Fuss freie Länge zu übertragen, wie
die Rechnung und die darauf begründete Entfernung der
Holzschwellen beweist. Das giebt bei einer Breite des
Fusses von 3s/4" ein Auflager von 135“ oder ca. 11 iV-
*) Wir verweisen auf die technischen Journale, namentlich das
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, worin der „eiserne
Oberbau“ ein stehender Artikel geworden ist. Spezialwerke sind:
Heusinger von Waldegg, die eiserne Eisenbahn, und M. C. Couche,
voie, materiel roulant et exploitation technique des ehemins de fer.
Auch ist das Referat Xo. S der im September 18(55 in Dresden
versammelt gewesenen Eisenbahn- lechniker hier anzutühren.
**) Wir nehmen damit nur ca. 1 4 der Tragfähigkeit einer gut
im Stand erhaltenen Chaussee an, auf welcher ein Lastwagen mit
4" breiten Felgen leicht 120 Zentner laden kann. Es kommt dabei
eine Last von 30 Zentner auf höchstens 4 . 1 1 - = 0- , also < 20 Zent-
ner auf den c', und dabei ist der Boden direkt der wälzenden Rei-
bung ausgesetzt.
143
Es würde daraus folgen, dass schon die gewöhnliche Schiene,
direkt auf eine gute Unterbettung gelegt, den Zweck er-
füllen könnte, um so mehr, da hier gleichmässig ver-
theiltes Auflager vorhanden wäre. Die Unterbrechung an
den Stössen ist aber selbst durch Laselienverbindung aus
oben angeführten Gründen nicht gänzlich zu beseitigen.
Theoretisch würde also an den Stössen das halbe Aullager
vorhanden sein , und auch dieses würde, in Folge der
oben erwähnten Abnutzung der zu kleinen Auflagerflächen
sehr bald geschmälert werden. Das Auflager muss also
wegen der Schienenstösse erheblich grösser gemacht wer-
den und dazu bieten sich 2 Wege:
1. Uebertragung der Last auf eine grössere Länge
durch bedeutende Erhöhung des Mittelsteges bei
gleicher oder nur wenig grösserer Breite des Fusses.
2. Verbreiterung des Fusses bei derselben, oder
sogar wesentlich verringerten Höhe des Mittelstegs.
Mit genügender Klarheit hat sich über diese Verhält-
nisse bis jetzt nur der Geh. Ober -Baurath Hartwich
ausgesprochen und ist dieser zugleich derjenige, welcher,
abweichend von allen Andern, den ersten der vörbezeich-
neten Wege eingeschlagen hat. Sein System, in Fig. 3
dargestellt, ist bereits
in grossem Strecken
ausgeführt und hat
alle V orurtheile gegen
eiserne Oberbausys-
teme widerlegt. Der
Bedingung einer ste-
tigen Bahn ist durch
eine überaus kräftige
Laschen Verbindung
zu genügen versucht,
die jedoch schon nach
den bisherigen kur-
zen Erfahrungen
durch eine Unterlags-
platte verstärkt werden musste. Wenn jedoch gegenwär-
tig das System schon als eine wahre Erlösung vom Uebel
des bisherigen betrachtet werden muss, so dürften doch
nach Verlauf von mehren Jahren sich einige nicht zu
übersehende Mängel heraussteilen. Die Uebelstände jeder
Laschenverbindung sind in dem Hartwich’schen System
nämlich durch einen nicht unerheblichen Kostenaufwand
wohl verringert, aber keineswegs beseitigt. Das grosse
Gewicht der Schiene von 30 — 35 Pfd. pro lfd. Fass er-
schwert die Fabrikation, was nicht ohne Rückwirkung auf
Korrespondenzen.
Wien im März. — st — Als Neu-Oestreicher , als Zu-
kunftsmann, einem Lethebad entsprungen, will ich vor Sie tre-
ten, wenn ich, was mit herzlich aufrichtigem Vergnügen ge-
schieht, Ihrer Einladung, der „Deutschen Bauzeitung“ aus
Oestreich zu berichten, Folge gebe. Ich muss solehermaassen
fiir jetzt ohne Anknüpfung an Vergangenes zusammenhanglos
ein Stück unseres hiesigen Kunst- und Bau -Lebens heraus-
greifen, hoffe aber doch, dass in Zukunft ein verbindender
Faden meiner Berichte nicht empfindlich zu vermissen sein
werde.
Vor Allem die Kunde, dass für die Festbauten zum dritten
deutschen Bundesschiessen schon rüstig vorbereitet wird. In
dem abgeführten Konkurs der Architekten hat Moritz Hin-
träger mit seinem schlichten, den echten Eintags-Fest-Cha-
rakter an sich tragenden Entwürfe die Palme errungen, und
unter seiner kundig und ruhig schaffenden Hand, unter der
verständigen Oberaufsicht des Fest- Bau - Komitees, in dessen
Mitte sich Ferstel, Hansen, Tietz befinden, werden sich
bald in riesigem Umkreis zwischen den Waldgruppen des
Praters die Zimmerwerke erheben, welche bestimmt sind, lieb-
werthen Gästen deutscher Zunge zum erhebenden, wetteifer-
fördernden Vereinigungspunkt mit östreicliischen Stannngenossen
zu dienen. Ich kann Ihnen vom Fachstandpunkte aus in der
Arbeit Moritz Hinträgers, die ich den ersten Schwarzschuss
des ganzen Festes nennen möchte, einen sehr befriedigenden
Genuss versprechen. Aber hier heist’s: komrtien, sehen und
mitthun!
Von unserer Museenkonkurrenz ist dem Architekten-
Fig. 3. Hartwich.
den Preis und die Güte des Materials bleiben kann. Die
Schweissung der Kopffläche dürfte noch häufiger Fehlern
unterworfen sein, als bei der jetzt üblichen Schiene, wo-
durch die Dauerhaftigkeit wiederum beeinträchtigt ist.
Letzteres dürfte um so unangenehmer werden, als bei der
blossen Beschädigung der Kopffläche ein bedeutendes Ma-
terialgewicht unbrauchbar wird und ausgewechselt werden
muss. Die Dauer des Geleises dürfte also im günstigsten
Falle derjenigen nach dem bisherigen System gleichgestellt
werden*).
Alle übrigen vorgeschlagenen Systeme, deren wich-
tigste wir nachstehend in Profilskizzen vorführen, zeigen
durchweg die Absicht, das erforderliche Auflager auf der
Bettung durch Verbreiterung des Fusses zu erreichen.
Eine direkte Verbreiterung des Fusses der Vignole-
Schiene, welche liegend gewalzt werden muss, macht
durch das tiefe Einschneiden der Schenkel des Fusses in
die Walzen die Anfertigung schwierig, wenn nicht un-
möglich, und ist man aus diesem Grunde gezwungen, die
Schiene aus mehren Theilen zusammenzusetzen.
Dieser Uebelstand wird indessen mehr wie aufgehoben
durch eine ganze Reihe von Vortheilen, nämlich
1. die einzelnen Theile lassen sich wegen der ge-
ringeren Masse vollkommener auswalzen , billiger herstei-
len und bequemer handhaben;
2. durch Verwendung verschiedenen Materials zu den
einzelnen Theilen: Feinkorneisen resp. Stahl zu der
Oberschiene, geringere Eisensorten zu der Unterschiene,
wird eine grössere Dauerhaftigkeit ohne Kostenerhöhung
erzielt;
3. die Ausbesserung eines Geleises bei Schadhaftwer-
den eines Theiles desselben ist mit einem Minimum von
Zeit und Arbeitskraft und ohne beträchtlichen Material-
Verlust auszuführen;
4. die Ueberbriickung der Schienenstösse ist durch
Versetzen der Stösse in den einzelnen Theilen in der er-
reichbar vollkommensten Weise hergestellt.
Die Vortheile sind so wesentlich, dass man begreift,
warum mit jener einzigen Ausnahme alle Vorschläge, die
sich bis jetzt einer Aufmerksamkeit erfreuen, darauf ge-
rücksichtigt haben. Die in Figur 4 — 6 vorgeführten
Systeme sind schon versuchsweise verlegt, und die Be-
*) Bei einer kürzlich auf einer nach dem Hartwich’schen
System konstruirten Strecke vorgekommenen Entgleisung sind noch
einige andere Mängel hervorgetreten. Es wäre aber zu bedauern,
wenn mail diese Mängel dem Langschwellen -System überhaupt zu-
schreiben würde.
Verein in Berlin, der den H as enauer’schen bezüglichen Ent-
wurf kurze Zeit sogar in seinen Räumen beherbergte, Kunde
geworden. Theophil Hansen hat, ich sag’ es Ihnen offen,
die öffentliche Meinung ganz auf Seite seines echt monumen-
talen, echt Schinkel’schen Entwurfs für die vereinigten
Museen für Kunst- und naturhistorische Sammlungen gebracht.
Es muss und wird im Interesse der Kunst, im Interesse Wiens,
Alles daran gesetzt werden, diese Monumentalbauten in seine
Hände zu legen. Das ist meine und der grossen Mehrzahl
Meinung.
Die Museenkonkurrenz, eine sogenannte beschränkte, nur
auf wenige Eingeladene ausgedehnte, — eine Konkurrrenz
mit Protektions-Hindernissen, wie sich’s ergeben hat, — hat
auch die Frage der Bauentwurfskonkurrenzen im Allgemeinen,
die bei uns sehr einer Regelung bedarf, neuerdings in Schwung
gebracht. Mit um so grösserem Interesse sieht man den Be-
schlüssen des Gemeinderaths der Stadt Wien entgegen, der
jetzt eben über die Art der Beschaffung von Entwürfen für
das neue Rathhaus deliberirt. Davon dann später. Das Rathhaus
gegenüber dem Stadtpark, und das nach Fer stel’schem Plane
zur Ausführung kommende Gebäude für das östr. Museum
für Kunst und Industrie bei der alten Wienbrücke vor dem
ehemaligen Stubenthor werden die letzten Gebäude unserer
neuen Ringstrasse auf Süd- und Ost-Seite unserer Altstadt sein.
Sonst regt sich’s schon allenthalben mit Vorbereitungen
für die beginnende Bausaison. Es ist sehr vermehrte Baulust
wieder eingetreten. Wie ich höre, weilt Ihr Berliner Lands-
mann Friedrich Hoffmann hier, um mit unserem Ziegel-Sou-
verain Heinrich Dräsche alte Geschäfte abzuwickeln und neue
Ofenzirkulationen einzuleiten. Der Feuerungsprozess soll Bei-
den gute Werthe einbringen.
Einem interessanten Bau sehen wir mit Nächstem ent-
gegen , dem Bau der stabilen Eisenbahnbrücke der Staats-
144
richte*) darüber lassen über
ihre Brauchbarkeit gar kei-
nen Zweifel zu. Bei solider
Ausführung kann es auch
nicht anders sein. Uebel-
stände werden sich auch hier
erst nach Verlauf einiger Zeit
bemerkbar machen und
durchweg auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen
sein. Die von den Fahr-
zeugen ausgeübte Stösse
nämlich werden bei der
geringsten eingetretenen
Bewegung auf einzelne
kleine Flächen geleitet,
derenFestigkeitden wie-
derholten Stosswirkun-
kungen nicht gewachsen
ist. Diese kleinen Flä-
chen sind in den be-
treffenden Skizzen mit
* bezeichnet. Sowie ein-
mal eine kleine Bewegung eingetreten ist, und das ist bei
der solidesten Arbeit und sorgfältigsten Aufsicht bei Stössen
von so ungeheurer Intensität unausbleiblich, haben die
Schrauben und Niete
Alles auszuhalten; das
Nachziehen resp. Ver-
stemmen wird allmäh-
lich so überhand nehmen,
dass das Geleis schneller
erneuert werden muss,
als die aus besser m Ma-
terial gefertigte Ober-
schiene es nothwendig
machen würde. Die
Systeme Fig. 4 und 5, bei denen die Unterschiene aus zwei
Schenkeln besteht, haben ausserdem die vollkommene
Ueberbrückung der Schienenstösse nur vermeintlich er-
reicht. Entweder sind die beiden Schenkel zusammen
oder wechselweise gestossen. Im ersten Falle ist die Ober-
schiene viel zu schwach eine Stossverbindung abzugeben,
im zweiten Falle ist die Oberschiene nur einseitig an den
Stössen der einzelnen Schenkel unterstützt. Der Umstand,
dass sehr dicht daneben eine Befestigung durch Schrau-
*) Diese Berichte finden sich ziemlich vollständig im Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnswesens.
ben oder Niete stattfindet, schliesst jene kleinen anfäng-
lichen Bewegungen nicht aus, denen allmählich die ganze
Konstruktion zum Opfer fällt.
Die Stetigkeit der Bahn kann aber nur er-
reicht werden dadurch, dass bei Unterbrechung
des einen Schienentheils der andere für sich
stark genug ist, um die Last auf eine der Trag-
fähigkeit des Bodens entsprechende Länge zu
verth eilen. Dabei müssen die kleinen, in Folge der
Durchbiegung eintretenden senkrechten Bewegungen
von hinlänglich breiten horizontalen Flächen aufge-
fangen werden, um jeden durch schiefes Auflager ver-
grösserten Seitenschub auszuschliessen. Sobald der senk-
rechte Druck der Fahrzeuge durch schiefe Flächen aufge-
fangen wird, finden wir überall Schrauben und Niete als
wesentliche Theile der Konstruktion eingeführt. Gerade
die bisherige Laschenverbindung hat aber gezeigt, dass
Schrauben und Niete als wesentliche Theile eines Schie-
nengestänges immer wandelbar sind. Alle Systeme, die
jene Befestigungsmittel nothwendig machen, müssen daher
mit gerechtem Misstrauen aufgenommen werden. Unter
den vorgeschlagenen Systemen erfüllt die oben ausge-
sprochene Anforderung am meisten das System Hilf.
(Schluss folgt.)
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. Haupt - Versammlung am
4. April 1868. Vorsitzender Hr. Böckmann, anwesend 134
Mitglieder. Die Herren: Gerns, Hanke und Liersch wur-
den neu aufgenommen ; eingegangen sind 4 Lösungen der
fälligen Monatsaufgaben.
Zunächst referirte Hr. Schw edler über die 4 letzten
Monatskonkurrenzen aus dem Gebiete des Ingenieurwesens,
welche die Konstruktion der Unterzüge, Balken und Stützen
für ein Speichergebäude zur Aufgabe hatten. Den Vorzug er-
theilte derselbe der Arbeit mit dem Motto ,,J. W.“, deren
Verfasser namentlich in saehgemässer Weise die ungleichsei-
tige Belastung berücksichtigt und daher die Stützen nicht
allein auf Festigkeit gegen Knicken konstruirt, sondern hier-
bei auch Biegungsmomente in Rechnung gezogen hatte. Einem
Tadel des Hrn. Referenten gegenüber, dass bei die-er Arbeit
das Auflager der Balken auf einer vor die Wand gekragten
Mauerlatte zu wenig gesichert sei, wurden von anderer Seite
die grossen praktischen Vortheile einer solchen Anordnung
hervorgehoben, wTelche bei niedrigen Stockwerkshöhen, wie
solche bei Speichern üblich sind, gestattet den Fenstersturz
so hoch wie möglich anzuordnen. Auch die Schwächung der
Mauern, welche sehr bedeutend ist, wenn die Mauerlatte
luftig liegen soll, werde vermieden, ein Auswechseln derselben
Fig. 4. Sch ef fl er .
Fig. 5. Kostlin und Battig.
Eisenbalmgesellschaft über die Donau nächst Wien, am untern
Praterende. Bei der Vergebung der Brücke haben franzö-
sische Unternehmer durch Billigkeit ihrer Offerte gesiegt.
Die Pfeiler aus Stein werden durch den Spezialisten Castor,
der die Kehl-Strassburger Brücke fundirt, seither aber durch
zahlreiche Ausführungen sein Verfahren wesentlich vervollkomm-
net hat, mittelst Caissons und mit Anwendung komprimirter Luft
versenkt. Er wird dabei gar keine Flussgerüste, sondern nur
Pontons verwenden.
Der östr. Ingenieur- und Architekten-Verein ist mit der
am 29. Februar d. J. abgehaltenen General -Versammlung in
ein neues Vereinsjahr eingetreten. Er zählt jetzt nahe an
900 Mitglieder. Der aus der Zahl der Architekten gewählte
bisherige Vereins -Präsident, Dom- Baumeister Friedrich
Schmidt, hat seine Würde an den nach dem üblichen Turnus
nunmehr dem Ingenieurfach entnommenen neugewählten Prä-
sidenten, den Generaldirektor-Stellvertreter der k. k. pr. östr.
Staatseisenbahngesellschaft, Regierungsrath Wilhelm Ritter
von Engerth, abgetreten. Vizepräsident war Maschinen-
fabrikant Carl Pf aff, neugewählter Vizepräsident ist Archi-
tekt Carl Tietz. Eine Statutenmodifikation wurde in der
General-Versammlung zum Beschluss erhoben, wonach Prä-
sidium und Verwaltungsrath je auf 2 Jahre gewählt werden
und die betreffenden Personen für die nächstfolgende Wahl-
periode nicht wieder wählbar sind. Von den gewählten Ver-
waltungsräthen tritt jährlich die fuuktionsältere Hälfte aus,
so dass künftig in jeder General-Versammlung nur G statt bis-
her 12 Verwaltungsräthe zu wählen sind. Man bezweckt da-
mit einen grösseren Wechsel der Personen für dieses Ehren-
uud Vertrauensamt. Die neuen Verwaltungsräthe sind: Arn-
berger, Doderer, Flattich, Kaiser von der Architektur; Büliler,
Fanta. Hermann, Köstlin vom Ingenieurfach; Becker, Fink,
Grimburg, Rittinger aus der mechanischen und hüttenmän-
nischen Branche; dazu ex officio der abgetretene Vorstand
Schmidt und Pfaff, und mit Sitz ohne Stimme Kassenverwalter
und Redakteur, Seybel und Dr. Sonndorfer. Der Verein ver-
sammelt sich während der Wintersaison regelmässig jeden
Samstag Abend. Durchschnittlich 200 Mitglieder sind an-
wesend. Ein ständiges Komite approvisionirt denselben mit
wissenschaftlichen Vorträgen, deren meist 3 aus den verschie-
denen Branchen den Stoff für einen Abend abgeben, wofern
nicht die sich an die Vorträge knüpfenden Diskussionen
diese Anzahl beschränken. Von allgemeinerem Interesse war
seit der General -Versammlung nur ein für die Einführung
eines allgemeinen einheitlichen Schienenprofils plädirender Vor-
trag des Ober-Iugenieurs Heinrich Schmidt, die Diskussion
und Ivomitewahl anlässlich des Brückeneinsturzes bei Czerno-
witz und ein begonnener und sich noch fortsetzender Vortrag
des Historienmalers und Professors Eduard Engerth über
die Beleuchtung von Kunstmuseen. Diese letzteren beiden
Thematen behalte ich mir vor und schliesse für heute mit
kollegialischem Grusse.
Eduard ran der > ii 1 1 .
Die Architekten Deutschlands haben den Verlust eines
ihrer bekanntesten Meister zu beklagen. Am Morgen des 3.
April wurde der Oberbaurath, Professor van der Nüll zu
Wien todt in seiner Wohnung gefunden. Wir geben nach-
stehend die Mittheilung, welche die N. fr. Pr., anscheinend
aus der Feder eines Kunstgenüssen, dem traurigen Ereignisse
widmet.
„Seit langer Zeit hat keine Nachricht die Künstlerkreise
Wiens so mächtig bewegt, als dieser unerwartete und gewalt-
same Tod. Würde man nicht wissen, dass der Künstler seit
145
wesentlich erleichtert.. Als Verfasser der Arbeit „J. W.“,
welcher mit bedeutender Majorität der Preis ertheilt wurde,
ergab sich Hr. Klein. — Die Beurtheilung der Monatskon-
kurrenzen aus dem Gebiete des Hochbaus musste wegen Ab-
wesenheit des Referenten unterbleiben.
Nachdem Hr. Möller über die Arbeiten der mit dem
Entwurf eines neuen Vereins-Statuts beauftragten Kommission
referirt. und Hr. Jacobsthal mehre Anschaffungen für die
Bibliothek befürwortet hatte, ging man zur Bestimmung der
Aufgaben für die Konkurrenzen zum nächsten Schinkelfest
über. Von den verschiedenen Vorschlägen gewann der eine,
welcher eine einheitliche Zusammenfassung beider Aufgaben
bezweckte, die überwiegende Mehrheit. Hiernach soll im
Ingenieurwesen die Anlage eines Zentral-Bahnhofes (mit
Zugrundelegung einer wirklichen Lokalität, etwa Posen oder
Hannover), im Hochbau der Entwurf des Stati onsgebäudes
für diesen Bahnhof zur Lösung gestellt werden. Die Ausar-
beitung der Programme wird durch eine gemischte Kommission
erfolgen, zu welcher die Hrn. Koch, Weishaupt, Römer
und Lucae bestimmt wurden.
Eine im Fragekasten enthaltene Frage, ob der Verein
nicht in Gemeinschaft mit anderen technischen Vereinen Ber-
lins den Antrag stellen solle, dass bei Einführung des neuen
einheitlichen Maasses für die Bezeichnung des Gewichts nur
das Kilogramm gewählt, das Pfund aber gänzlich beseitigt
werden möge, gab Anlass zu einer Diskussion, in welcher ein
derartiges Vorgehen des Vereins einem bestimmt gestellten
Anträge Vorbehalten wurde; auch wurde geltend gemacht, dass
es sich jedenfalls empfehle, vorher von den Motiven des Re-
gierungs-Vorschlages Einsicht zu nehmen.
Den Schluss der Versammlung bildeten innere Vereins-
angelegenheiten. Der Vorstand berichtete über einige Aner-
bietungen, die dem Verein zum Zwecke der Erlangung eines
geeigneten Versammlungs- Lokals gemacht worden seien, und
versicherte sich des einstimmigen Einverständnisses der an-
wesenden Mitglieder mit dem von ihm gewählten Projekte,
wonach zunächst eine angemessene Erweiterung des gegen-
wärtigen Lokals in Aussicht genommen werden soll. — Die
Bibliothekordnung wurde auf Antrag des Bibliothekars dahin
abgeändert, dass die täglichen Bibliothekstuuden fortan um
2 Stunden (von 3 — 5 Uhr Nachmittags) gekürzt werden sollen.
In der Zeit vom 12. bis 16. April d. J. soll die Bibliothek
ganz geschlossen sein. — F. —
Vermischtes.
Einsturz der Eisenbahnbrücke über den Pruth auf
der Lemberg-Czernowitzer-Eisenbahn.
Als der am 4. März a. c. von Czernowitz abgehende Früh-
zug die nach Schifkorn’schem System konstruirte Brücke über
den Pruth passirte, stürzte das letzte der 180' langen Felder
ein. Zugleich mit der Eisenkonstruktion fielen 2 Lokomotiven
mehren Wochen bereits in dem Innersten seiner Seele ver-
stimmt war, dass sein Bruder, der General van der Niill, eines
ähnlichen Todes gestorben ist, so wäre das plötzliche Hin-
scheiden dieses Künstlers gerade in diesem Momente eine fast
unerklärliche Sache. Die Wege des menschlichen Geistes sind
wunderbar und räthselhaft, wie in ihren reinsten Konzeptionen,
so auch in ihren verhänguissvollsten Willensakten. Die Ein-
samkeit und gesellschaftliche Abgeschlossenheit dieses Mannes
mag viel dazu beigetragen haben, die krankhafte Gemüths-
stimmung zu erhöhen, seine Reizbarkeit zu steigern, zu deren
Erregung mehr als eiu Motiv vorhanden war. Seit der Er-
krankung seines Freundes August v. Siccardsburg lastete
der geschäftliche Theil des Baues des neuen Opernhauses, der
nicht zu den erquicklichsten und einfachsten gehört, auf sei-
nen Schultern allein; im Öffentlichen wie akademischen Leben
gestaltete sich Manches anders, als er erwartete; er fasste
dieses in* einer ganz persönlichen Weise auf, und so schien
in seiner Seele 'der Entschluss, der seinem Leben ein Ende
machte, zur Reife gediehen zu sein.
Eduard van der Nüll war ein ehrenhafter Charakter
und eine nicht gewöhnliche Künstlerkraft. Sein Tod reisst im
Wiener Künstlerleben eine Lücke aus, die Niemand unter den
Lebenden auszufüllen im Stande ist. So wenig er Architecte-
Gonstructeur war und so wenig er Massen architektonisch zu
beherrschen verstand, als Architecte-Decorateur nahm er einen
ersten Rang ein; als architektonischer Zeichner wird er nicht
leicht von einem der Lebenden übertroffen werden. Die Ele-
ganz der Form und der Zeichnung, die heutzutage in einen
grossen Theil der Wiener Kunst-Industrie übergegangen ist,
ist sein Werk und das Werk seiner Schule. Manche der von
ihm herrührenden grösseren Monumental - Bauten, die in rein
architektonischer Natur minder glücklich waren, sind reizend
in der Fülle dekorativen Details. Würde das Opernhaus heute
nebst 9 Lastwagen, worunter auch eine Anzahl Viehwagen, in
den Strom. Die Personenwagen, welche sich an die Last-
wagen anschlossen, wurden theils durch die Trümmer der
gebrochenen Wagen aufgehalten und vor dem Ilückstosse da-
durch bewahrt, dass die Kondukteure mit grosser Geistesge-
genwart die Bremsen mit aller Gewalt anzogen und so die
Wagen zum Stehen brachten. Die verunglückten Personen
und ein Theil des Viehs wurden gerettet, auch die beiden
Lokomotiven blieben beinahe ganz unversehrt; es scheint daher,
dass der Einsturz successive und sehr sanft erfolgt ist.
Der effektive Schaden der Gesellschaft wird sich auf
höchstens 25000 fl. belaufen, und die Wiederaufstellung des
Brückenfeldes einen Zeitraum von circa 4 Wochen in Anspruch
nehmen.
Sämmtliche Eisenbahnen, welche Schifkorn’sche Brücken
besitzen, haben ihre Brücken -Ingenieure nach Czernowitz ent-
sendet, um die mögliche Ursache dieses Einsturzes zu ergründen,
jedoch ohne Resultat. Seit der Aufstellung dieser Brücke ha-
ben mehr als 3600 Züge dieselbe passirt, ohne dass sich bei
der fortgesetzten strengen Ueberwachung irgend welche Be-
denken zeigten, welche auch nur im Entferntesten eine Gefahr
voraussetzen Hessen.
Das Eisenwerk Wiesenberg, welches die Ausführung der
Brücke bewerkstelligt hatte, hat sich bereit erklärt, das ein-
gestürzte Brückenfeld in kürzester Zeit zu ersetzen und zugleich
an demselben solche Verstärkungen vorzunehmen, welche noch
weit grössere Belastungen, als die normalmässigen , gestatten,
und für den Fall, dass bei deren Prüfung befriedigende Resul-
tate gewonnen würden, diese Verstärkung auch bei den übri-
gen Schifkorn’schen Brücken auf der Cherno witzbahn in An-
wendung zu bringen. Uebrigens findet seit dem 25. März in
Folge der hergestellten Kommunikation über den Pruth der
Verkehr wieder in regelmässiger Weise Statt.
(Nach d. Zeitg. d. Vereins deutscher Eisenbahn -Verwalt.)
Architekt Dr. J. Andreas Romberg, als Begründer
der noch heut unter seinem Namen bestehenden Fachzeitschrift
und durch mehre andere litterarische Unternehmungen vielfach
bekannt, ist in den ersten Tagen des April zu Berlin, wo
er zuletzt seinen Wohnsitz genommen hatte, verstorben. In
den letzten Jahren seines Lebens hatte er den Bau und die
Einrichtung von Bierbrauereien zu seiner Spezialität gemacht.
Die grosse Aktienbrauerei zu Bergedorf bei Hamburg rührt
von ihm her.
Die neuen Millwall- Docks in London sind vor kurzer
Zeit dem Verkehr übergeben. Das Eingangs - Dock ist das
grösste der Londoner Docks, 450 Fuss lang und 80 Fuss
breit. Die Docks haben 28 Fuss Wasser, und drei Schleusen-
thore am Eingänge gewähren Lichterschiffen und anderen
kleinen Fahrzeugen zu jeder Zeit Ein- und Ausgang.
in allen seinen Theilen vollendet vor unseren Augen stehen,
so würden diese Verdienste van der Niill’s noch entschie-
dener hervortreten, als es schon gegenwärtig der Fall ist. Auch
das Carltheater, das neue Geschäftshaus von Haas, die Altler-
chenfelder Kirche, der grosse Hof des Kommandantur-Gebäudes
im Arsenale, eine der vortrefflichsten Militairbauten der Ge
gen wart, sind Werke, die seinen Namen in ehrenvoller Weise
der Zukunft überliefern.
Geboren zu Wien 1812, wirkte van der Nüll vom Jahre
1844 bis 1866 an der hiesigen Akademie der bildenden Künste
unter nicht immer günstigen, noch weniger erfreulichen Ver-
hältnissen. Wer die Zustände dieser Schule während jener
Epoche kennt, weiss, wie wenige Perioden als wirklich erquick-
liche bezeichnet werden können. Was ihn auch während der
trübsten Stunden in seinem Amtsleben tröstete, war die innige
Freundschaft mit seinem Kollegen, Professor August v. Sic-
cardsburg, war die Verehrung seiner hervorragenden Schüler
und vor Allem die Lust zur Arbeit. Thätig und unermüdlich
war van der Nüll sein Lebenlang; Feder und Stift zu führen
verstand er wie Wenige. Die schroffe Seite seines Wesens,
das Unnahbare seines Charakters milderte sich für Jene, die
ihm näher standen und die sich bemühten, in seine künstleri-
sche Individualität einzugehen. Aber wie Wenige giebt es bei
uns, die wissen, was ein Künstlerleben bedeutet, die begreifen,
dass Künstlerfragen anders als ein bureaukratisches Aktenfas-
zikel behandelt werdeu müssen? Im vulgären Sinne des Wor-
tes war van der Nüll keine populäre Künstlernatur; aber
dessen sind wir überzeugt, die Künstlerwelt Wiens wie das
gebildete Publikum werden die Nachricht von dem Tode des
Künstlers mit dem Ausdrucke des tiefsten, des aufrichtigsten
Bedauerns hinnehmen.
146
Den Technikern Carl Windhausen und Heinrich
Büssing zu Braunschweig ist unter dem 2. April 1868 ein
Patent auf einen Schornstein - Aufsatz auf fünf Jahre für den
Umfang des preussischen Staates ertheilt worden.
Die „ Kunst- Chronik “ theilt mit, dass die Arehitektnr-
schule an der Wiener Akademie eine neue Organisation erhal-
ten wird, nach welcher an derselben Spezialschulen für die
bedeutendsten Kunstrichtungen, und zwar für die Antike, die
Renaissance und die mittelalterlichen Stilarteu errichtet werden
sollen. Jede dieser Spezialschulen soll unter der völlig selbst-
ständigen Leitung eines Lehrers stehen; alljährlich solleu unter
wechselnder Leitung dieser Vorsteher gemeinschaftliche Stu-
dienreisen stattfinden. Ein gleichzeitiger Besuch mehrer Spe-
zialschulen ist verboten; der LTebertritt aus der einen in die
andere soll in der Regel nur am Schlüsse eines Semesters
stattfinden. Die gesammte Studienzeit an der Architektur-
schule soll 3 Jahre nicht überschreiten dürfen.
2. die Baugeschichte des Louvre und der Tuilerien;
3. die Ausgrabungen der Cite in Paris.
Anerkennung verdienen die ausführlichen Besprechungen
aller das Baufach betreffenden juristischen und öffentlichen
Angelegenheiten. Dem durch die Weltausstellung veranlassten
grösseren internationalen Verkehr verdanken wir die Mitthei-
lung eines sehr ansprechenden Wohnhauses in Hannover, in
mittelalterlichen, struktiven Formen, vielleicht auch die grös-
sere Aufmerksamkeit auf nicht französische Angelegenheiten,
die sonst ignorirt, jetzt sogar anerkannt werden. Wir nen-
nen hier die Hervorhebung der vom Architekten -Verein in
Berlin gethanen Schritte in Betreff der Berliner Dombau-
Konkurrenz, an welche Betrachtungen für französische Ar-
chitekten angeknüpft werden und auf deren Verlauf diesel-
ben mit Spannung hiublicken. — Leider sind wir freilich
noch immer nicht in der Lage über einen Erfolg dieser
Schritte berichten zu können. E. J.
Aus der Fachlitteratur.
Gazette des Architectes et du Bätiment. Herausg.
von Viollet - le - Duc filsundde Baudot. Jahrg. 1867.
Heft 1 — 16.
Vor einem Jahre (No. 12 d. Arch.-W.) haben wir bei
Besprechung einiger Hefte der vorliegenden Zeitschrift bereits
auf die Tendenz derselben hingewiesen. Es möge hier mit
Beziehung auf den ausführlichen Bericht d. Bl. über den ar-
chitektonischen Unterricht in Frankreich wiederholt werden,
dass die Gazette die Richtung jener Männer vertritt, welche,
Viollet-le-Duc an der Spitze, einen Fortschritt der Bau-
kunst nur von der weiteren ästhetischen Entwickelung und Durch-
bildung der konstruktiven Elemente erwarten und die es durch
eiumiithiges Zusammenhalten seit vielen Jahren nach harten
Kämpfen endlich erlangt haben, eine ihren Prinzipien ent-
sprechende Lehranstalt ins Leben zu rufen.
Mögen die bisherigen Resultate jener Prinzipien für unsere
Anschauung auch keineswegs den Erwartungen entsprechen, so
dürfen wir die Arbeiten dieser Schule dessenungeachtet nicht
übersehen. Denn die in ihren meist grossen, oft monumen-
tal ausgeführten Werken enthaltenen Gedanken äussern sich
zwar oft charakteristischer und zugespitzter, eckiger und un-
schöner als vielleicht nöthig, dafür aber auch um so präg-
nanter und offener; sie verlangen und verdienen unsere
Beachtung. Mag unser Ideal immerhin ein anderes sein —
gehen trotzalledem unsere Wege nach diesen Idealen nicht
nebeneinander? Ziehen nicht auch wir die ernste und mühe-
volle, denkende und strebende Arbeit in der Kunst dem
bequemen Schlendrian der Säuleustellungen und Fialen vor?
Wie sehr die vorliegende Zeitschrift bemüht ist, ihrer
Aufgabe, ein Tageblatt zu sein, gerecht zti werden, sehen
wir schon daraus, dass mit Beginn der Weltausstellung die
Hälfte des Blattes dieser gewidmet ist. Klar disponirt, für
sich geordnet und paginirt liegt uns hier ein ansehnliches
Material darüber vor; zu reichhaltig, als dass hier ein Referat
daraus gegeben werden könnte, und — Dank dem buchhänd-
lerischen Geschäftsgänge und dem stets etwas verzögerten
Erscheinen der Zeitschrift — auch schon etwas veraltet! —
Hervorheben wollen wir daraus eine ausführliche Studie über
fast alle bis jetzt projektirten und ausgeführten Ausstel-
lungsgebäude, mit speziellem Eingehen auf die Konstruktion
und den Bau des jüngsten Pariser Gebäudes, von Chapron;
die folgenden Artikel sind dem Baumaterial nnd einem Theil
der Baukonstruktionen gewidmet und mit vielen zum Theile
guten Holzschnitten illustrirt.
Aus den Mittheilungeu der Zeitschrift selbst sind die
wichtigsten die Fortsetzungen der bereits früher begonnenen
Mittheilungen
1. Ecole des Freres zu Luneville;
Konkurrenzen.
Mo n at s - A ufgaben im Architek ten verein zu Ber-
lin zum 2. Mai 1868.
I. Fussbodenbelag für ein Vestibül von 30 bei 50 Fuss,
in reichem Marmormosaik. Maasstab der Zeichnung 1 : 60,
davon ein Viertel in charakterisirenden Farben.
II. Ueber den Dachraum des Speicher - Gebäudes (Monats-
Aufgabe pro März) wird eine freitragende Dachkonstruktion
in Schmiedeeisen mit Abwalmung nach allen Seiten verlangt.
Zeichnung und Berechnung wie dort.
P er sonal - N achrichten.
Am 5. April 1868 starb zu Berlin der frühere Geheime
Ober- Baurath und Direktor der Bauakademie Carl Ferdi-
nand Busse.
Pr eussen.
Ernannt sind: Die Ober- Bau -Inspektoren Cremer zu Dan-
zig und Baenseh zu Cüslin zu Regierungs- und Bau-Räthen, und
der Ingenieur Wagner zu Fulda zum Landbaumeister bei der Re-
gierung zu Cöln.
Dem Wasser - Bau -Inspektor Franzius zu Berlin ist eine tech-
nische Hülfsarbeiter- Stelle bei der Bau - Abtheilung des Ministeriums
für Handel etc. verliehen worden.
Der Ban-Inspektor Spannagel zu Recklinghausen ist nach
Essen versetzt worden.
Am 4. April haben das B a u meist er- Examen bestanden : Edu-
ard Arndt aus Greifenberg; Hugo Jaeckel aus Posen.
Offene Stellen.
1. Die Kanal -Insp.- Stelle bei der Sozietät für die Melioration
des Obra- Bruchs ist vakant und soll sogleich mit einem im Was-
serbaufache erfahrenen Techniker, welcher wenigstens die Qualifi-
kation eines Baumeisters hat, besetzt werden. Gehalt jährlich
800 Thlr. und 400 Thlr. Pferdegelder. Meldungen unter Beifügung
der Zeugnisse und eines Lebenslaufes sind bis spätestens den i. Mai
er. an den Kommissarius für die Obra -Meliorationen, Landrath
Delsa in Kosten einzusenden.
2. Von der Fortifikation in Rendsburg werden zwei Bau-
meister gegen 3 Thlr. Diäten gesucht.
3. Zur Leitung von Bauwerken bei einen Eisenbahnbau wird
ein junger Maurermeister verlangt. Näheres im Inseratentheile.
4. Mehre Bauführer zur Ausführung von Chausseebauten
werden gesucht. Näheres im Inseratentheile.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Danzig, S.
in Cassel, K. in Düsseldorf, E. in Stuttgart.
Als Verlobte empfehlen sich:
Helene Grabowski
Fritz Stumpf, Bauführer.
Marienburg, den 3. April 1868.
Gestern Abend wurde meine Frau Louise geb. Hottenrott
von einem Töehterchcn entbunden.
Berlin, 7. April 1868. E. Jacobsthal.
Bekannt niacliungs-
Qualifizirte Bauführer werden hierdurch aufgefordert, sich zur
sofortigen Uebernahme der Leitung des Mitte April er. beginnenden
Restaurationsbaues an der hiesigen Stadtkirche, wofür eine monat-
liche Remuneration von ca. 45 Thlr. veranschlagt ist, schleunigst
bei dem Königlichen Regierungs - Baurathe Herrn Ho mann in
Stettin unter Einreichung der erforderlichen Atteste zu melden.
Masse tv, den 26. März 1868.
Brauser, Pastor,
Bekniinliiiaeliiinu;
Zur Weiterführung und zum Abschluss des in vollem Gange
befindlichen Chausseebaues von Sensburg nach Johannisburg,
der incl. Abrechnung noch ca. 3 Jahre dauert, wird unter allen
Umständen sogleich ein geprüfter Baumeister gesucht nnd hierdurch
aufgefordert, sich sobald als möglich zu melden bei dem kommissa-
rischen Kreis-Baumeister Modest in Johannisburg.
Offene Banmeisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Ein junger Maurermeister wird sofort zur Leitung von Bau-
werken an einem Eisenbahn - Baue gesucht. Gehalt monatlich
30 Thlr, und Reiseentschädigung beim Antritt. Bedingung ist:
nachzuweisen das Vertrautsein mit Eisenbahnbauten. Schriftliche
Meldungen unter der Chiffre E. N. 24. befördert die Expedition.
147
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 11. April 1868.
Tagesordnung:
1. Fortsetzung des Vortrages des Herrn Bock mann.
2. Vortrag des Herrn Nietschmann.
Nach Beschluss der Hauptversammlung vom 4. d. Mts. sind
für die Sommermonate und bis auf Weiteres die Bibliothekstunden
festgestellt auf:
Vormittags von 9 bis 1 Uhr
Nachmittags „ 5 „ 8 „
Während dieser Zeit sind Bücher sowohl für den Gebrauch
im Vereinslokal als auch zum häuslichen Gebrauch zu entnehmen.
Behufs Revision der Bibliothek bleibt dieselbe vom 12. bis
incl. 16. April geschlossen. Eine Ausnahme wird nur für die in
Klausur befindlichen Vereinsmitglieder gemacht.
In der nächsten Vereins- Versammlung nach Ostern, am Sonn-
abend den 18. April sollen die ausrangirten Journale vom Jahre
1867, vor Beginn der Sitzung im Vereinslokale gegen Meistgebot
verkauft werden.
Im hiesigen Kreise sollen binnen wenigen Jahren 16 bis
18 Meilen Kreis - Chausseen gebaut werden, und sind theilweise
schon in Angriff genommen. Es wird gewünscht, die spezielle
Leitung derselben Königlichen Bauführern zu übertragen. An Gehalt
wird incl. Reisekosten 60 bis 80 Thlr. monatlich gewährt und kann
die Beschäftigung sofort beginnen. Diejenigen Herren Bauführer,
welche hierauf reflektiren, werden gebeten, sich wegen der nähern
Bedingungen recht bald an den Unterzeichneten zu wenden.
Pr. Ei lau, den 6. April 1868.
Der Königl. Kreis-Baumeister.
Ewermann.
Offene ßaunieistei‘§tel!e.
Ein geprüfter Baumeister kann vom 1. April c. ab bei der
Königlichen Fortifikation zu Kosel Beschäftigung finden.
Die Bewerber haben sich unter Beifügung der Zeugnisse und
unter Angabe der geforderten Diäten bei dieser Behörde schriftlich
zu melden.
Königliche Fortifikation.
Ein junger Maurermeister, im Faijaden-, Dekoration- u. Detail-
Zeichnen geübt, sucht in Berlin oder in einer andern grossem
Stadt eine Stelle bei einem Baumeister. Gefällige Offerten unter
B. M. 23 in der Expedition, woselbst auch Probezeichnungen und
Zeugnisse eingesehen werden können.
Ein praktisch und theoretisch tüchtiger und erfahrener Maurer,
welcher gut schreibt, im Zeichnen, Veranschlagen, Recbnungsauf-
stellen und Auszahlen gewandt ist, sucht eine Stelle im Bureau
eines Maurermeisters. Offerten wolle man unter H. B. 25. in der
Expedition dieser Zeitung abgeben.
(Jotlia- Jieiiiefclder- Eiseiilmhn.
Zur Ausführung der bei Dingelstedt im Bahnkörper vorkom-
menden Kunstbauten sollen ca. 1100 Schachtrnthen Mauerwerk im
Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissionsbedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissionsbedingungen von dem Unterzeichneten
auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der
Gotha-Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem
«ea« 30. Agairii «*., VtM'iniHstgM 11% Hin*,
in dem oben bezeichneten Biireau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submitten-
ten erfolgen.
Gotha, den 1. April 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister.
Witzeck.
Ein geübter Zeichner, der sich zum Bauführer- Examen vorbe-
reitet, sucht gegen massiges Honorar auf einige Monate Beschäfti-
gung. Adr. unter F. R. in der Expedition dieser Zeitung.
Ein geübter Geometer, der im Wasser-, Wege- und Eisenbahn-
Bau gute Kenntnisse besitzt, sucht Beschäftigung. Gefällige Adr.
unter J. S. in der Expedition dieser Zeitung.
Gotha-Lciiiefclder-Eisenbahn.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Bahn soll
bei Dingelstedt das Loos No. XVII. mit 99,531,5 Schachruthen zu
bewegenden Boden, einschliesslich der Böschungsarbeiten, veran-
schlagt auf 153,480 Thlr. 9 Sgr. 3 Pf. im Wege des öffentlichen
Submissionsverfahrens an einen qualifizirten Unternehmer verdun-
gen werden.
Pläne, Anschläge und Submissionsbedingungen sind im Ab-
theilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen. Die
Submissionsbedingungen werden auf portofreies Ansuchen kosten-
frei von dem Unterzeichneten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der
Gotha-Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem
asu 30. Agiril d. «I., Vormittags 10% UB»r,
in dem oben bezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submit-
tenten erfolgen.
Gotha, den 1. April 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister.
Witzeck.
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des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien -Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 17. April 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber architektonischen Unterricht in Frankreich. (Schluss.)
— Ueber Eisenbahn-Oberbau. (Schluss.) — Die Stabilität des ton-
nenförmigen Kappengewölbes. Nach einem Vorträge von J. W.
Schwedler. — Feuilleton: Der Konkurs zu den neuen Museen
in Wien. (Fortsetzung.) — Ludwig Lange. (Nekrolog.) — Der
Einfluss der letzten Weltausstellung auf den Reiseverkehr. — Mit-
theilungen aus Vereinen: Verein für Baukunde zu Stuttgart.
— Architekten -Verein zu Berlin. — - Aus der Fachlitteratur:
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins in Hannover. —
Die Schattenlehre von GuidoSehreiber. — Personal-Nachrich-
ten etc.
l'cber architektonischen Unterricht in Frankreich.
(Schluss.)
Ausserdem werden im ersten Jahre noch gelehrt die
Stereometrie mit den Unterabtheilungen der beschreibenden
Geometrie, des Steinschnittes und der Holzverbindungen.
Auch hier ist den praktischen Beziehungen möglichster
Raum gegeben und der Steinschnitt befasst sich z. B.
sehr eingehend mit der mittelalterlichen Gewölbetechnik
und der Uebertragung der Zeichnungen auf den Stein.
Als neu und bisher wohl kaum irgendwo eingeführt Hessen
sich sodann noch die folgenden Vorträge bezeichnen: Ein
Vortrag über die Hygienie im Bauwesen, über die Be-
dingungen nämlich, welche in Hinsicht auf den Gesund-
heitszustand der Menschen und Thiere in den für sie zu
errichtenden Bauwerken beobachtet werden müssen ; ein
Vortrag ferner über Naturgeschichte, welcher einmal die
Pflanzen, soweit sie in den Umgebungen eines Bauwerkes
als Gartenanlagen u. s. w. zur Geltung kommen, behandelt,
sodann aber namentlich auch die Formen der Thier- und
Pflanzenwelt, die der Architekt zum Schmuck seiner Mo-
numente benutzt, analysiren soll"). Zwei Vorträge endlich
sind der äusseren Stellung des Bauwesens in der heutigen
Gesellschaft gewidmet; der eine über Baurecht beschäftigt
sich mit den auf dies Fach bezüglichen juristischen Be-
stimmungen, der andere über Nationalökonomie mit der
Stellung der Kunst und der Kunstthätigkeit im modernen
Leben.
Hiermit schliesst der Kreis der Vorlesungen an der
Ecole centrale d'Architecture, welcher wohl entschieden
eigentümlich und auch in gewissem Sinne vollständig
zu nennen ist. Einen genaueren Einblick in die Behand-
lungsweise und den Umfang, welche den verschiedenen
Disziplinen gegeben werden, wird zwar erst die beab-
sichtigte vollständige Veröffentlichung der Vorträge wie
des gesammten Unterrichtsmaterials gewähren. Aus dem
bereits erschienenen ersten Bande des: „ Amphitheatre de
1 Ecole centrale d Architecture“, der die Einleitungen zu
mehren Fächern enthält, aus den Andeutungen des Pro-
gramms, wie aus der Zeit, die den Vorträgen im Lehr-
plan angewiesen ist — - etwa 2 Stunden täglich — geht
indessen bereits klar hervor, dass man hierin nichts weni-
ger als nach deutschen Begriffen „gründlich“ zu sein be-
absichtigte. Daneben sind jene Einleitungen freilich leben-
dig und interessant geschrieben, in schroffem Gegensätze
gegen die Jrockenheit vaterländischer Fachvorträge. Oh
eine solche freiere Auffassung gerade zu verwerfen ist
wage ich kaum zu behaupten. Bemerkenswerth ist jeden-
falls der Umstand, dass die Vorlesungen sich überall eng
*) Bei dieser Gelegenheit mag aufmerksam gemacht werden auf
das interessante Werk: Flore ornementale von Ruprich-Robert, wel-
ches den letzteren Gegenstand in zahlreichen Beispielen behandelt,
namentlich auch die Formen neuerer Pflanzeugattungen zur archi-
tektonischen Ornamentik heranzuziehen versucht.
an die Architektur und ihre Interessen anschliessen und
auch auf Gebieten, die dazu auffordern, unfruchtbare Spe-
zialitäten bei Seite lassen.
Neben den Vorlesungen gehen durch alle drei Jahre
die Uebungen im Zeichnensaal, in denen das archi-
tektonische Zeichnen, das Zeichnen des Ornaments, der
Landschaft, der Figuren, Pflanzen und Thiere nach Vor-
bildern, wie nach dem Modell und der Natur gelehrt
werden. Für alle diese Abtheilungen, zumal aber für das
architektonische Zeichnen, ist die Schule bemüht gewesen,
statt des bisherigen charakterlosen und unzweckmässigen
Wustes der Vorbilder neue Zeichnungen und Modelle zu
beschaffen. So unter Anderem Darstellungen für die
Typen der Hauptmonumente in den einzelnen Bauperioden,
den griechischen Tempel, die romanische und gothische
Kirche, welche den Schüler neben der Erlernung der
technischen Fertigkeit zugleich mit den ästhetischen wie
konstruktiven Eigentümlichkeiten des Bauwerkes ver-
traut machen. Es genügt wohl zu sagen, dass sich be-
sonders Viollet-le-Duc dieses Gebietes kräftig angenom-
men hat.
Das vermittelnde Band des ganzen Unterrichts bildet
endlich das Atelier. Es ist hier diese alte französische
Einrichtung passend mit den übrigen Institutionen ver-
schmolzen und zu dem wichtigsten Faktor im Lehrplane
erhoben. Drei Ateliers sind an der Schule eröffnet, in
welche der Schüler nach Wahl tritt und in denen er durch
die gesammte Studienzeit unter dem Einflüsse des Atelier-
Chefs, als seines eigentlichen und unmittelbarsten Lehrers,
verbleibt. Der Bedeutung dieses persönlichen Elementes ist
schon früher Erwähnung geschehen; dem Atelier ist der
Unterricht im Entwerfen zugetheilt, in welchem sich
ja die Bestrebungen aller übrigen Lehrzweige vereinigen.
Besondere Sorgfalt ist daher auf die Abfassung der Auf-
gaben , welche demselben zu Grunde gelegt werden, ver-
wendet. Als gälte es einen Gegensatz zu den Aufgaben
der Akademie sind hier die praktischen Verhältnisse ganz
besonders betont. Ueberall ist man bestrebt gewesen die
Aufgaben so zu stellen, wie die Praxis und das Leben
es wohl zu thun pflegen, und ausführlich sind die bezüg-
lichen Angaben, von den klimatischen und sonstigen Bo-
denverhältnissen an, den Umgebungen des Bauplatzes, den
vorhandenen Baumaterialien u. s. w. bis auf die Stellung,
den Charakter, die Wünsche des Bauherrn. Im Atelier,
nach Belieben und frei in seiner sonst geregelten Thätig-
keit, löst der Schüler diese Aufgaben unter de g Einflüsse
und der Anleitung seines Lehrers.
Die wenigen Arbeiten des ersten Jahres, welche ich
zu sehen Gelegenheit hatte, liessen freilich noch kein
Urtheil über die Erfolge der Schulprinzipien zu. In den
meisten sprach sich noch der Kampf mit den ersten tech-
150
irischen Schwierigkeiten aus. Die Zeichnungen waren
ziemlich gross im Maasstabe, die Bauwerke in allen Thei-
len, namentlich auch in konstruktiver Beziehung, sehr
ausführlich dargestellt und auch die Umgebungen derselben
entworfen. Bezüglich des Stiles war zwar das im Schul-
plan aufgestellte Prinzip der Stillosigkeit — gegenüber
dem einseitigen Bevorzugen von Stilformen — in gewissem
Sinne zur Anwendung gekommen, doch wogen mittelalter-
liche Ulemente im Sinne der neufranzösischen Gothik
entschieden vor und beeinflussten namentlich in nicht
glücklicher Weise die Verhältnisse der Architektur. Die
Darstellungsmanier, obgleich noch befangen, war ent-
schieden individuell. Jedem Plntwurfe waren übrigens
die Motive seiner Konzeption in einem schriftlichen Auf-
sätze heigefügt.
Es versteht sich wohl von selbst, dass ausser den
angeführten Lehrmitteln zum Selbstunterrichte der Schüler
auch für eine Bibliothek, eine Modellsammlung u. s. w.
gesorgt worden ist.
Es erübrigt nun noch, Einiges über die äussere Ein-
richtung, die Organisation und Disziplin der Schule zu
sagen. Man ist bestrebt gewesen, sie von ihrer Eröffnung
an bezüglich des Lehrerpersonals, der Lehrmittel, der
Sehullokalien, so vollständig wie möglich ins Leben treten
zu lassen und sie braucht in dieser Hinsicht, obgleich ein
Privatunternehmen, den Vergleich mit keiner deutschen
Staatseinrichtung zu scheuen. An der Spitze der Schule
steht ein Direktor, gegenwärtig Emil Trelat, dem ein
Rath von drei Mitgliedern für die Regelung aller Unter-
richtsverhältnisse, die Wahl der Lehrer u. s. w. beigegeben
ist. Die Wahl dieser Persönlichkeiten wird von der Ge-
sellschaft der Begründer bestätigt.*) Der Unterricht dauert
jährlich vom 10. November an durch 9 Monate; doch ist
der Schüler verpflichtet, die dreimonatlichen Eerien gleich-
falls zu architektonischen Arbeiten, Aufnahmen etc. zu
benutzen. Als Privatinstitut muss die Schule natürlich
sich selbst erhalten und fordert von ihren Schülern ein
jährliches Honorar von 850 Francs.
Bezüglich der inneren Organisation der Ecole centrale
d Architecture fällt es zunächst auf, dass die freien Grund-
sätze, welche sonst den ganzen Lehrplan der Schule be-
herrschen, aut dieselbe keineswegs übertragen worden sind.
Es ist keine freie Lehranstalt im höheren Sinne des Wortes,
doch konnte sie es vielleicht auch ihrer ganzen Stellung
nach nicht sein. "V iollet-le-Duc sagte einmal von der
Jugend, dass sie stets bestrebt sei, so wenig als möglich zu
lernen. Der Ausspruch mag passen auf die Jugend
Frankreichs, und die von dem schönen deutschen Begriffe
der Lernfreiheit so weit entfernten Einrichtungen aller
höheren französischen Bildungsanstalten scheinen ihn aller-
dings zu bestätigen. Auch die Organisation der in Rede
stehenden Schule schliesst sich ihnen in dieser Beziehung
eng an. Aller Unterricht ist obligatorisch; Repetitorien
und mündliche Prüfungen über die einzelnen Fächer wie-
derholen sich in kurzen Fristen und zwingen den Eleven
das Gehörte sich dauernd anzueignen. Eine sorgfältige
Kritik wird über die Zeichnungen, namentlich aber über
die monatlich anzufertigenden Entwürfe geübt. Der Di-
rektor und die Professoren der Ateliers, welche auch die
bezüglichen Aufgaben stellen, beurtheilen die einzelnen
Arbeiten in einer öffentlichen Sitzung und die Eleven sind
angehalten, in derselben auch mündlich die Motive ihrer
Anordnungen darzulegen und zu vertheidigen. Es ist
leicht ersichtlich, dass man bei einem solchen Verfahren
sehr bald einen genauen Einblick in deu Fleiss, die
Fähigkeiten und Fortschritte der Schüler erlangt. Von
drei zu drei Monaten werden die Resultate nach diesen
Rücksichten über jeden Einzelnen zusammengestellt und
solche Schüler, bei denen dieselben zu gering ausfallen,
von der Schule zurückgewiesen. Wie ernst es mit diesen
Prüfungen genommen wird, beweist der Umstand, dass
von 54 Eleven des ersten Jahres nur 39 zu den Studien
des zweiten Lehrjahres zugelassen worden sind. Am
*) Es mögen hier noch einige bekanntere Namen aus der Ge-
sellschaft hervorgehoben werden, wie: Michel Chevalier, Cre-
mieux, J. Dolltus, Maire von Mühlhausen, E. de Girardin,
F. de Lesseps, E. Pereire, der Prinz Napoleon.
Schlüsse der Studienzeit stellt die Ecole centrale d’Archi-
tecture denjenigen Schülern , von welchen sie glaubt, dass
sie sich völlig mit dem Geiste und Inhalt des Unterrichts
vertraut gemacht haben, ein Diplom aus. Dasselbe wird
ausgestellt auf Grund eines letzten grösseren Entwurfes
und mit Berücksichtigung aller von dem Eleven während
der dreijährigen Lehrzeit bewiesenen Kenntnisse.
Kann man diesem System, in bedingtem Maasse wenig-
stens, allenfalls wohl beipflichten, so ist dies doch entschie-
den unmöglich hinsichtlich zweier anderen Einrichtungen.
Nieht nur die Kurse sind obligatorisch, nein, auch der
ganze Schulbesuch, und von 10 Uhr Morgens bis 5 Uhr
Abends werden die Schüler in der geschlossenen Anstalt
gehalten. Man sollte ferner meinen, jene häufigen Prü-
fungen, der lange enge Zusammenhang von Schüler und
Lehrer müssten genügen, um den ersteren nach allen Rich-
tungen hin vollständig beurtheilen zu können, doch hat
man es trotzdem eingeführt, die Thätigkeit der Schüler
nach einem Systeme von Points in abstrakten Zahlen-
werthen darzustellen, — eine Einrichtung, die höchstens
entschuldbar wird durch die Allgemeinheit, mit der sie auf
allen andern Lehranstalten Frankreichs gehandhabt wird,
die aber doch als ein gar zu krasser Zopf erscheint, wenn
man z. B. liest, dass ein Herr Naudin zum besten Schüler
des ersten Jahres mit 274,83 (sic!) Points proklamirt wurde.
Hinzuzufügen hätte ich meinem Bericht nur noch ein
Wort über die äussere Stellung der Schule. Sie besitzt,
geradezu gesagt, mit Ausnahme eines bestimmten Kreises
verhältnissmässig wenig Freunde unter den französischen
Architekten. Man fasst sie mit Recht oder Unrecht als
eine Opposition auf gegen die Akademie, aus welcher ja
die meisten von jenen hervorgegangen sind. Man will
ihre freiheitlichen Unterrichtsideen als Rationalismus nicht
gelten lassen, man wirft ihr vor, sie wolle aus dem Künstler
einen Gelehrten, „Savant“, machen. So rekrutirt sie in
diesem Augenblick noch ihre Schüler aus Kreisen, in denen
wenig künstlerisches Element vorzufinden ist, Leute zu-
meist, denen andere Laufbahnen nicht zugänglich sind.
Sie hofft indessen diesen Uebelstand und jene Opposition
mit der Zeit zu bewältigen und hat bereits die Genugthu-
ung gehabt, dass der Staat entgegen dem, was man sonst
wohl einem auf so breiter demokratischer Grundlage ge-
wachsenen Institute gegenüber für angemessen befinden
würde, ihr sein Interesse entschieden zugewendet und das-
selbe auch durch Stiftung von Freistellen, Ueberlassung
von Büchern, Modellen u. s. w. bestätigt hat. Auch an
Geldpreisen fehlt es der jungen Anstalt bereits nicht mehr;
voran hat sich die Prinzessin Mathilde beeilt, einen Prix
Mathilde zu stiften. Wichtiger ist, dass der Senat eine
Petition um Einführung von Staatsdiplomen für Archi-
tekten mit dem Hinweis auf die Anstalt und die von der-
selben ausgegebenen Zeugnisse abwies und sich gegen
die Intervention des Staats in Kunstangelegenheiten aus-
sprach.
Es ist keinem Zweifel unterlegen, dass die Ecole cen-
trale d? Architecture einen entschiedenen Einfluss auf
französische Kunstzustände gewinnen wird; alsdann wird
sich auch Gelegenheit bieten dieselbe nach ihren Resul-
taten besser zu würdigen. Mögen diese Zeilen dazu
beitragen, meine deutschen Fachgenossen für die Schule
zu interessiren. Können wir uns mit dem einzelnen De-
tail auch nicht immer befreunden, so verdient die Anstalt
unsere Aufmerksamkeit dennoch entschieden um des freien
Grund und Bodens halber, auf dem sie gewachsen ist, um
der im besten Sinne modernen und fruchtbringenden
Ideen willen, die über besondere und nationale Einflüsse
hinaus dem besten und freisinnigsten Verständnisse der
Kunst, ihres Wesens und ihrer Erscheinungen gewidmet
sind, der Männer wegen endlich, die das umfangreiche und
schwierige Unternehmen mit Ernst und Energie aus ei-
genen Kräften heraus geschaffen haben. Mögen sie das-
selbe, so wünsche ich es im Interesse der Kunst, zu fri-
schem Gedeihen sich entwickeln sehen!
Florenz im Januar 18G8. Hubert Stier.
151
Heber Eisenbahn - Oberbau.
( Schluss. )
Auffallend ist bei sämmtlichen , aus zwei oder drei
Theilen zusammengesetzten Schienensystemen die unzu-
reichende Stärke der Unterschiene an der Stelle, wo die
Oberscliiene den Druck der Fahrzeuge überträgt. Die
sämmtlichen Unterschienen, einfache und zusammengesetzte,
werden an den Rändern aufgebogen, wenn nian die Quer-
verbindungen fortlässt. Sind letztere, ausser zur Erhaltung
der Spurweite, noch zur Versteifung der Unterschiene
nothwendig, so hat man kein System mehr mit fortlau-
fender, sondern mit unterbrochener Unterstützung,
mit allen seinen Mängeln in grösserem oder geringerem
Umfang. — Ueber die Art, wie die Unterschiene bei
direktem Auflager zur Wirkung kommt, kann man sich
folgende Vorstellung machen. Nehmen wir vorerst eine
einfache Eisenplatte an, 10" breit, und suchen dieselbe so
zu gestalten, dass sie ihren Zweck, Uebertragung einer
Last von 150 Ztr. auf eine Oberfläche von IQ' (obiger
Annahme der Widerstandsfähigkeit einer Schüttung von
geschlagenen Steinen entsprechend) mit möglichster Mate-
rialersparniss erfüllt. Die Länge des in Anspruch genom-
144
menen Plattenstücks wäre danach — — 14,4”, kann aber
mit Rücksicht auf die anzubringende Versteifung auf 18"
bemessen werden. Da die Oberschiene auf der Mitte der
Unterschiene angreift, so kann jeder Schenkel der letztem
betrachtet werden als ein fest eingemauerter Balken, wel-
150
eher die gleichmässig vertheilte Last von =75 Ztr.
auf einer Länge von 5", bei einer Breite von 18" zu tragen
hat (resp. von unten damit gedrückt wird). Die erforder-
liche Stärke h der Platte ergiebt sich aus der Formel
h
1/3 . 75 . 5
100 . 18
0,78"
k.b ’
Es wurde
das ist:
A A
75 Ztr.
k — 100 Ztr. ge-
nommen, da die
Festigkeit des ge-
walzten Eisens in
! dem vorliegenden
. - - — 1 Sinne am ge-
ringsten ausfallen
dürfte. Die gün-
stigste Gestalt ei-
nes einseitig ein-
gemauerten, gleichmässig belasteten
Balkens ist die nebenstehende Drei-
ecksform. Die Unterschiene ist daher
zweckmässig im Querschnitt als
150 Ztr.
Figur 7.
Rhombus gestal-
tet , dessen Ab-
messungen unter
vorstehenden An-
nahmen 10" Breite
und ca. 3/4" Höhe
sind.
Man vergleiche nun dieses, auf dem einfachsten Wege
hergeleitete Profil mit den Unterschienen der einzelnen vorge-
schlagenen Systeme. Wo das Material in der grössten Masse
liegen soll, sind Schrauben oder Niete angebracht, und
an den Rändern ist ganz überflüssiges Material ver-
schwendet. — So rechtfertigen eine Menge Gründe das
Misstrauen, welches bis jezt gerade in maassgebenden
Kreisen gegen die eisernen Oerbausysteme überhaupt
herrscht, trotz aller Befürwortung von Seiten anerkannter
Autoritäten. Nichts destoweniger glauben wir, dass die
oben genannten vier unschätzbaren Vortheile der zusammen-
gesetzten Schiene mit direktem Auflager eine befriedigende
Lösung gestatten. Ob wir dieselbe in nachstehendem
Vorschläge erreichen, müssen wir der herausgeforderten
Kritik unserer Fachgenossen zu beurtheilen überlassen.
Das System ist in Fig. 7. dargestellt. Die Ober-
schiene von 2 ya — 3" Höhe besteht aus Feinkorneisen
oder Stahl und un-
terscheidet sich von
der gewöhnlichen
Schiene nur durch
den schmälern Fuss,
dessen Schenkel
schief ansteigende
Flächen bilden. Die
Unterschiene, aus ge-
ringeren Eisensorten bestehend, hat in ihren Schenkeln
die mathematisch hergeleitete Form, während die noth-
wendige Längenversteifung durch einen unten angebrachten
Steg von 2" Höhe erreicht wird. Dieser Steg hat zugleich
den Zweck, der Seitenverschiebung durch festes Eingrei-
fen in den Bettungskörper entgegenzuwirken, welcher sich
allmählich unter dem senkrechten Druck zu einer unver-
änderlichen Langschwelle verdichtet.
Die Befestigung zwischen Ober- und Unterschiene
besteht aus Klammer und Keil und dient nicht zur
Erhaltung der Tragfähigkeit des Systems. Die Unter-
schiene ist in regelmässigen Abständen von ca. 15" gelocht,
so dass an jeder beliebigen Stelle ein Stoss der Ober-
oder Unterschiene stattfinden kann. Die gleichmässige
Anordnung der Stösse innerhalb eines Geleises ist daher
gar nicht mehr erforderlich. Die Querverbindung wird
durch eiserne Stangen von 1" Durchmesser an jeder be-
liebigen Stelle hergestellt. Zur Befestigung der Ober-
FEUILLETON.
Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien.
(Fortsetzung.)
Das ist in allgemeinen Zügen die Geschichte des
äusseren Verlaufs dieses Konkurses, deren kurze Wieder-
holung für die Meisten unserer Leser vielleicht nicht un-
erwünscht gewesen ist. Mag die schliessliche Lösung der
Frage sich gestalten, wie sie immer möge — und auch
wir wünschen dem genialen Gedanken des Hansen’schen
Projektes von Herzen eine Verwerthung — für uns bleibt
es das werthvollste Resultat des Konkurses, dass er ge-
zeigt hat wie unentbehrlich allgemeine feste Grundsätze
für jedes öffentliche Konkurrenzverfahren sind, wie schwer
hierbei Willkürlichkeiten, selbst wenn sie in bester Ab-
sicht erfolgen sollten, sich rächen und wie sehr daher die
Bestrebungen der deutschen Architekten, sich über solche
allgemeine Grundsätze zu einigen, einem wirklichen Be-
dürfnisse unserer Zeit entgegenkommen. Dass der Ingeni-
eur- und Architekten -Verein in Wien unserm Berliner
Entwurf hierfür fast wörtlich beigetreten ist, wollen wir
als gute Vorbedeutung für die Verhandlungen des bevor-
stehenden allgemeinen Architektentages ansehen, wenn
auch freilich noch einzelne schwere Differenzpunkte sich
ergeben werden.
Die Verletzung jener Bestimmungen bei dem Kon-
kurse für die Wiener Museen ist unschwer nachzuweisen.
So ist die Jury vorwiegend aus Nichtfachmännern und
zwar erst nach Eingang der Konkurrenz-Entwürfe gebildet
worden; die Berathung und Feststellung des Programms
durch die späteren Preisrichter, eine Fundamentalbedingung
für die Gewähr eines objektiven und richtigen Urtheils-
spruches war also nicht möglich. Die Folgen hiervon
sind nicht ausgeblieben. Die Jury fand sich an ein Pro-
gramm gebunden, das sie allseitig in allen seinen Theilen
nicht billigen konnte; sie war daher von vorn herein ge-
nöthigt ganz ausserhalb des Programms selbstständige Ge-
sichtspunkte für ihr Urtheil aufzusuchen. Und wohl in
Folge ihrer eigenthiimlichen Zusammensetzung ist es ge-
kommen, dass das Votum, das sie schliesslich zusammen-
brachte und das augenscheinlich auf Kompromissen beruht,
zwischen dem Programm und jenen anderen Gesichts-
punkten schwankend, so unklar und unbestimmt in Bezug
auf Prinzipien, so kleinlich im Detail ist, — dass es, ein
Muster von Vorsichtigkeit, Keinem zu nahe treten wollte
und daher Keinen befriedigt hat.
Aber trotz alledem liegen die wesentlichsten Ursachen,
welche diesen Ausgang des Konkurses verschuldet haben.
152
schiene auf der Unterschiene genügt eine beiderseitige
Keilverbindung in Abständen von 30”, so dass in den
freibleibenden Oeffnungen die Querstangen ebenfalls durch
unterhalb an den umgekröpften Enden derselben ange-
brachte Keile befestigt werden können. Die Querstangen
geben zugleich während des Geleislegens in einfachster
Weise die Spurweite an.
Besondere Vortheile gegen die genannten zusammen-
gesetzten Systeme sind folgende:
1) Schrauben und Niete kommen in dem ganzen
Schienen - Gestänge nicht vor. Zur Verlegung und Un-
terhaltung ist als einziges Werkzeug nur die Stopfhacke
und die geringste Menge Kleineisenzeug erforderlich.
2) Das System passt sich durch Einführung verschie-
dener Unterschienen, deren Breite von 7 bis 12” wechseln
kann, jedem zu Gebote stehenden Bettungsmaterial an.
Der Anschluss an ein bestehendes Geleis mit Querschwel-
len ist leicht herzustellen wegen der Aehnlichkeit der
Oberschiene mit der Vignole- Schiene. Weichen und Kreu-
zungen werden nach den bisherigen Prinzipien aus der
Oberschieue zusammengestellt und mittelst der bequemen
Keilverbindung auf durchgehende Bodenplatten befestigt.
3) In Fällen, wo für kurze Zeiträume schleunigst
ein Schienenweg hergestellt werden soll, z. B. bei Industrie-
Ausstellungen, Truppen -Konzentrationen, Bau- Ausführun-
gen, kann auf jedem Strassendamm oder auch durch das
freie Feld ein Geleis gelegt werden, welches nur sehr
geringes Arbeitslohn kostet und später bei dem Abbruch
keinerlei Einbusse an Material herbeiführt. Einer spä-
teren Besprechung dürfte Vorbehalten bleiben, in wie fern
das Problem einer transportablen Eisenbahn dadurch
gelöst wird. Eine solche dürfte namentlich in Kriegszei-
ten von Nutzen werden, wenn in wenigen Tagen ein
Geleis gelegt werden soll wo überhaupt kein solches ge-
wesen war. Wo eine vorhandene Eisenbahn blos zerstört
ist, wird das Verfahren unserer Feld- Eisenbahn-Abtheilun-
gen immer das beste bleiben.
Nach den bisherigen anderweiten Beobachtungen
dürfte das System, bei einer Breite der Unterschiene von
10”, einer Stärke in der Mitte von s/4”, auf einem aus
Steinstücken bestehenden Bettungskörper in der in Fig. 8
Fig. 8.
dargestellten Anordnung für die schwersten Lokomotiv-
bahnen genügen. Kleinere Bahnen , insbesondere die
24
15
vielbesprochenen Sekundärbahnen, dürften eine Unterschiene
von 7 bis 8” Breite erforderlich machen, da Bettungsmaterial
aus kleingeschlagenen Steinen in den meisten Fällen
(Gebirgsbahnen) zu haben sein wird.
Eine Kostenvergleichung der einzelnen Systeme ist
nur durchzuführen in Bezug auf die Beschaffungskosten
der Oberbau -Materialien, also mit Ausschluss der Kosten
für das Bettungs- Material und für die Geleislegung, wel-
che zu sehr -von lokalen Umständen abhängig sind. Mit
dieser Einschränkung und bei einem Preise von 34 Thlr.
pro 1000 Pfd. Schienengewicht kostet eine laufende
Ruthe Geleis überschläglich:
1) System mit Schwellen von
Eichenholz und 23 Pfd. pro lfd. Fuss
schweren Schienen 23 Thlr. 27 Sgr
2) Steinwürfelsystem (Wesphäl.
Bahn), Steinwürfel 22 . 22 . 12 Zoll, Schie-
nen wie oben
3) Syst em Hartwich mit 11 Zoll
hohen Schienen 32
4) Desgl., mit 9 Zoll hohen Schienen 29
5) System des Verfassers, mit
10 Zoll breiter Unterschiene, 23/4 Zoll
hoher Oberschiene, zusammen pr. lfd. Fuss
34,7 Pfd. schwer
6) Desgl. mit 8 Zoll breiter Unter-
schiene, 2ya Zoll hoher Oberschiene, zu-
sammen pr. lfd. Fuss 28,8 Pfd. schwer 24
7) Desgl. mit 7 Zoll breiter Unter-
schiene, 2y2 Zoll hoher Oberschiene, zu-
sammen pro lfd. Fuss 24,2 Pfd. schwer 20
Die Kosten für den Bettungskörper und die Geleis-
legung betragen aber bei dem Holzschwellensystem so
viel, dass dasselbe schon in den Anlagekosten nahezu den
ersten Platz einnehmen wird. Rechnet man hierzu die
überaus kostspielige Unterhaltung, so wird man sich der
Ueberzeugung nicht verschliessem können, dass das Holz-
schwellensystem nicht blos aus nationalökonomischen und
sozialen, sondern aus viel näher liegenden Gründen ver-
lassen werden muss. —
Die Kosten für den Bettungskörper werden bei den
übrigen Systemen nahezu gleich sein. Im Uebrigen dürfte
aber das System des Verfassers den Vorzug der gering-
sten Anlage- und Unterhaltungs- Kosten beanspruchen,
namentlich wegen des geringen Gewichts seiner einzelnen
I Theile und deren leichter Zusammensetzung ohne Schrau-
ben und Niete. Weitere theoretische Erörterungen ha-
ben an dieser Stelle, wo es sich lediglich um Anregung
handelt, noch keinen Zweck. So viele derselben auch
schon aufgestellt worden sind, so gehen sie doch alle von
der gemeinschaftlichen Ueberzeugung aus, dass Millionen
23 Thlr.
30
32
29
29
??
24
?5
20
55
15
nicht ganz innerhalb jener Grundsätze, die eben nur die
für jede öffentliche Konkurrenz ohne Ausnahme obligato-
rischen Bedingungen enthalten, während das zweckmässigste
Verfahren für jeden einzelnen Fall noch sehr wesentlicher
Erwägungen und Ergänzungen bedarf, die zu sehr von
einander abweichen, als dass sie allgemeingültig in Kürze
formulirt werden könnten.
Die erste dieser Ursachen ist bereits von einem der
Konkurrenten selbst, in dem Proteste Ilansen's, ausführ-
lich gewürdigt worden : es ist die enge Begrenzung
des Programms bei einer idealen Aufgabe von dieser
Bedeutung. Mag eine solche Begrenzung unter kleinen,
beschränkten Verhältnissen, bei Gebäuden, für welche
durch zahlreiche ausgeführte Beispiele feste Grundtypen
sich schon gebildet haben, gestattet sein — wir können
dem Künstler nur beipflichten, dass die Grundidee der
architektonischen Konzeption bei einem Konkurse um
einen der grossartigsten und seltensten Monumental-Bauten
einer Landeshauptstadt nicht schon gegeben sein dürfe,
dass dieselbe vielmehr den vornehmsten Gegenstand
der Konkurrenz zu bilden habe. Denn wenn es als
Zweck eines solchen gilt, die beste Lösung eines Problems
zu linden, so ist es allerdings ein Widerspruch in sich,
sobald für den wichtigsten Theil dieser Lösung bereits
feste Normen als die besten, einzig möglichen vorausge-
setzt werden. Der Preissteller legt sich hiermit zum
Schaden der Sache eine Unfehlbarkeit bei, auf die er im
Interesse der Sache durch Ausschreiben des Preises doch
ausdrücklich verzichtet hat. War seine Grundidee wirk-
lich die beste und richtigste, so war die Konkurrenz über-
flüssig; war sie verfehlt, so war das Resultat der Kon-
kurrenz von Anbeginn illusorisch. —
Dass im vorliegendem Falle das Programm keines-
wegs unantastbar war, dass es vielmehr wesentliche Mängel
enthielt, ist im Verlaufe des Konkurses wohl klar genug
an s Licht getreten. Will man es selbst noch als offene
Frage betrachten, ob es an sich besser sei, den Platz
zwischen Burgthor und Hofstallgebäude frei zu lassen und
nur zu beiden Seiten mit Gebäuden zu besetzen oder ihn
zur Errichtung einer imposanten einheitlichen Anlage zu
verwenden, so kann es doch wohl kaum einem Zweifel
unterliegen, dass die Forderung, das Kunstmuseum und
das naturhistorische Museum als zwei äusserlich gleiche, sym-
metrische Gebäude zu behandeln, eine höchst unglückliche
war. Beide Zwecke fordern so verschieden gestaltete
Räume, dass die Gleichheit nothwendiger Weise nur eine
erzwungene sein konnte; eine organische Gestaltung der
Gebäude aus der Aufgabe heraus war damit fast unmög-
lich gemacht, die Gefahr einer schablonenhaften, auf äusser-
lichen Effekt berechneten Lösung hingegen sehr nahe gelegt.
153
an Kapital und Arbeitskraft durch Anwendung eines ganz |
eisernen Oberbaues für die Eisenbahn -Gesellschaften zu
ersparen, für die Eisenproduzenten zu gewinnen — für
das Gemeingut endlich Wohlthaten zu erzielen sind, die
nach Zahlen gar nicht abgeschätzt werden können.
Leider ist es bis jetzt blos bei der Ueberzeugung Ein-
zelner geblieben. Es wird auch vielleicht so bleiben bis
der wachsende Holznothstand die Regierungen, die Direk-
tionen und Aktionaire zwingen wird, endlich entschei-
dende Versuche anzustellen. Wollen die Eisenbahn- Ver-
waltungen damit warten, bis der Staat in seinem schwer
geschädigten Interesse gezwungen ist, von einem bestimm-
ten Zeitpunkt ab die Verwendung hölzerner Schwellen
zu verbieten? Ziemt es einer Vereinigung der technischen
Vertreter von über 3000 Meilen Eisenbahn die Versuche
mit eisernem Oberbau nur als wünschenswerth hinzu-
stellen, während das jetzige Oberbausystem jährlich un-
nützer Weise mehr als das Doppelte verschlingt von dem,
was eine ganze Versuchs -Meile von den neuen Oberbau-
Systemen kosten würde. In dem so reichlich angesam-
melten theoretischen Material muss durch Versuche das
praktisch Brauchbare als solches festgestellt werden. F iir
die einzelnen Bahnen sind Versuche dieser Art zu
kostspielig und die bis jetzt gemachten nicht entscheidend,
da der Erfinder hier zugleich ausführender Ingenieur und
Richter in erster Instanz ist. Hier kann nur ge-
meinsames Handeln helfen!
Berlin den 26. Februar 1868. A. Meydenbauer.
Anmerkung des Verfassers. Die Grundzüge des hier
vorgeschlagenen Oberbausystems wurden bereits im Jahre 1864 aui-
gestellt und im August 1866 dem Verein für Eisenbahnkunde in
Berlin vorgelegt (Vergl. Protokoll der Sitzungen in der Zeitschrift
für Bauwesen, 1867 Seite 291). Seine jetzige Gestalt erhielt das
System im November 1866.
Die Stabilität des tonnenförmigeu Kappengcwölbes.
Nach einem Vortrage im Architekten- Verein zu Berlin, gehalten
von J. W. Schwedler.
Die Stabilität flacher tonnenförmiger Kappengewölbe, die
ausser dem eigenen Gewichte des Bogens, der Uebermauerung
etc., noch eine gleichmässig vertheilte zufällige Belas-
tung ( q pro □') zu
tragen haben, lässt sich,
da hier im Allgemei-
nen der durch die
nebenskizzirte Figur
angedeutete Fall ein-
tritt, nach den be-
kannten Gleichungen
für eine horizontale
Belastungslinie* *) be-
urtheilen : nämlich:
*) Siehe Erbkam’s Bauzeitung, Jahrgang 1859, pag. 109 fl".
Figur 1.
1) x—V H . ln
z + Kza- Zoa
Zo
und
Z0 . a sec s y
^ p ~ Kl + «tgJy>
worin :
H den Horizontalschub des Gewölbes, Zo
und Z beziehlich die Belastungshöhe (also
auch die Ordinaten der Stützlinie) im Scheitel
und in einem beliebigen, durch die Abszisse
0 x festgelegten Punkte M bezeichnen ; ferner
r und p beziehlich den Krümmungshalb-
messer im Scheitel und in dem beliebigen
Punkte M, endlich a den sogenannten „Model“
oder das Verhältniss
r Krümmungshalbmesser im Scheitel
Z0 " Belastungshöhe im Scheitel
bedeuten.
Da man in der Praxis die Form des
Gewölbes meist nach einem Kreisbogen fest-
legt, so wäre zu untersuchen, in wie weit
der Kreisbogen von der durch die Gleichung 1. und 2. be-
stimmten Gleichgewiehtskurve abweicht. Führt man zu dem
Zwecke für die letztere zunächst noch eine Näherungsform
ein, d. h. bestimmt sie als Korblinie aus etwa 5 Mittelpunkten,
so findet sich, dass die grösste Uebereinstimmung mit der
Kreislinie eintritt, wenn der Model a—1- — 3 ist; in diesem
Zo
Falle reicht der mittlere Bogen der Korblinie bis zu einem
Zentriwinkel von 60°, es fällt also auch die Gleichgewichts-
kurve sehr annähernd bis zu 60° mit der Kreislinie zusammen,
wobei wenigstens für flache Kappen auch das Widerlager er-
reicht sein wird. Wird dagegen a > 3, so umlasst der mit-
telste Bogen der Korb-
linie nur einen Zentri-
winkel von 25°; sind da-
mit die Widerlager noch
nicht erreicht, so muss
^ von hier aus der Radius
verkürzt werden. Dies
kann stärker geschehen,
als für das Gleichgewicht
erforderlich ist, so dass
die Punkte W W gleich-
sam als Widerlager des
mittleren Bogenstückes
gelten können, während
die angrenzenden Bogen-
stücke den Schub weiter
bis nach A hin übertragen.
Hiernach kann man für jeden gegebenen Model a die für
die Stabilität flacher Tonnengewölbe erforderliche Wölblinie,
so lange die variable Belastung gleichmässig vertheilt ist, als
Korblinie aus 3 Mittelpunkten hinreichend genau bestimmen.
Wichtiger für die praktische Ausführung ist die Unter-
Figur 3.
So ist es gekommen, dass zwei der betheiligten Künstler
sich in einen offenbaren Gegensatz zu dem Programm
setzen mussten, wenn sie anders ihrer ästhetischen Ueber-
zeugung gerecht werden wollten. Waren hierdurch fin-
den befriedigenden Ausgang der Konkurrenz als solcher
schon grosse Schwierigkeiten erwachsen, so wurden die-
selben thatsächlich unlösbar durch das Hinzutreten eines
zweiten Umstandes, den wir als den eigentlichen Todes-
keim der Angelegenheit betrachten müssen. Die Kon-
kurrenz war keine freie, sondern eine „beschränkte
Konkurrenz “.
Es ist dieses Verfahren ein in Oestreich sehr belieb-
tes und zahlreiche Gründe werden für dasselbe geltend
gemacht. So soll das Einlaufen zahlreicher mittelmässi-
ger und unreifer Arbeiten, wie es bei einer freien Kon-
kurrenz unvermeidlich ist, den Preisrichtern ihre Aufgabe
allzusehr erschweren und ein eingehendes Urtheil derselben
beeinträchtigen; auch den grossen Verlust an Arbeitskraft
und Zeit, den hier alle nicht prämiirten Theilnehmer er-
leiden, hat man betont. Namentlich aber ist die Vorliebe
für beschränkte Konkurrenzen aus der bei den meisten
Architekten verbreiteten Ansicht entsprungen, dass der
Lohn des Künstlers, welcher den Sieg in einer Konkur-
renz gewonnen hat, nicht allein in der öffentlichen Aner-
kennung, nicht allein in dem Geldpreise, sondern wesent-
lich darin bestehen müsse, dass er seinen Entwurf demnächst
auch wirklich zur Ausführung bringe. Und wenn man
geneigt ist nur eine Konkurrenz, welche ein solches Re-
sultat ergeben hat, für gelungen zu erklären, so wird eine
grosse Garantie des Gelingens allerdings dadurch geboten,
dass man zu derselben nicht Allen und Jedem den Zutritt
gewährt, sondern nur eine kleinere Anzahl bewährter Mei-
ster beruft, die mit den Verhältnissen vertraut und der
Aufgabe nach allen Seiten gewachsen sind.
Allein diesen scheinbaren Vortheilen einer beschränk-
ten Konkurrenz stehen eine so grosse Anzahl schwerwie-
gender Nachtheile gegenüber, dass dieses Verfahren wohl
höchstens für Preisausschreiben, die von Privaten ausgehen,
empfohlen werden kann, nimmermehr aber für grosse
öffentliche und nationale Aufgaben.
(Fortsetzung folgt.)
Ludwig Lange.
Unter den Verlusten, welche die deutsche Baukunst in
jüngster Zeit erlitten hat, haben wir noch den Tod des Pro-
fessor Ludwig Lange in München zu nennen. Wir entneh-
men folgenden kurzen Nekrolog den „Dioskuren“.
Ludwig Lange ist am letzten Tage des März einer
langwierigen Krankheit, Brustfellentzündung, erlegen. Er war
am 21. März 1808 zu Darmstadt geboren, widmete sich in
seiner Vaterstadt unter der Leitung von Lerch und Möller
154
suchung der Stabilität, wenn man eine ungleichförmige
Vertheilung der mobilen Belastung zu Grunde legt.
Wollte man sich zunächst die Frage vorlegen, wie denn über-
haupt diese Vertheilung gedacht werden müsse, um die grösste
Anstrengung des Bogens zu finden, so würde man damit vor
eine äusserst komplizirte Aufgabe treten. Man kann die ge-
naue Lösung dieser Aufgabe auch füglich entbehren, da es
eine andere, äusserst einfache Vertheilung der mobilen Belas-
tung giebt, welche jenem ungünstigsten Falle sehr nahe kommt;
diese schiefe Belastung stellt sich derart, dass die eine Hälfte
des Gewölbes leer, die andere voll gedrückt durch die mobile
Belastung ( q pro O) angesehen wird.
Die Folge dieser schiefen Belastung ist, dass der Bogen
nicht mehr einen tangential zu seiner Mittellinie gerichteten
Druck allein, sondern auch ein Biegungsmoment, welches durch
die Abweichung der Drucklinie aus der Gewölbemitte entsteht,
Figur 4. aufzunehmen hat,
also für beide In-
anspruchnahmen
hinreichend stark ,
konstruirt sein !
muss. Die Wer-
the dieser Wider-
stände erhält man
leicht, wenn man
die einseitige Be-
lastung q-^ in eine gleichförmige ^ . I und ein Belastungspaar
— ^ zerlegt. Erstere erzeugt den Druck, das Letztere
die Biegung.
Die gleichförmig vertheilte halbe Maximallast erzeugt
einen Druck:
3) H-Zo-r,
wobei Z0 die Summe von der Schlussteinstärke (r), der Feber-
maueruug ( e ) und von ist.
Zo = c -j- e 4- -|-
Das Belastungspaar erzeugt in den beiden Bogenhälften
gleiche und entgegengesetzte Biegungen, da zu dem so eben
bei der Berechnung von H beschriebenen Zustande rechts die
Belastung pro Q]' negativ, links dieselbe positiv hinzuge-
Figur 5.
fügt wird, wonach die ursprünglich angenommene schiefe Ver-
theilung wieder erreicht wird. Da es sich nun ferner blos
um vertikale Kräfte handelt, kann der Betrachtung zunächst
ein elastischer gerader Balken von der Länge der Bogenspann-
weite l zu Grunde gelegt werden , dessen rechte Hälfte mit
| pro lfd. Fuss nach oben, dessen linke Hälfte mit | nach
unten durchgebogen wird; für diesen in Fig. 5 skizzirten Fall
ist aber das ADgriffsmoment in c—O, während das Maximal-
angriffsmoment um — von den Enden entfernt den Werth hat
4>»=Kf) ({)’4
Die Kontinuität des Bogens in c ist also auf die Defor-
mation nicht von Einfluss. Bei Berücksichtigung der Konti-
nuität in A und B gestaltet sich die Deformation so:
Figur 6.
A c B
und es tritt das Biegungsmoment 4. bei A und B auf.
Nennt man die Anstrengung des Materials, welche aus
dem Drucke // hervorgeht, = k‘ pro Q', die aus dem Mo-
mente 9D? hervorgehende = k“ pro Q', so erhält man, immer
für 1' Tiefe des Gewölbes gerechnet, aus 3.
k' . c = Z0 ■ r,
worin c die Schlussteinstärke in Fussen, also
dagegen aus 4., entsprechend dem Widerstandsmomente eines
rechteckigen Querschnittes von der Breite 1 und der Höhe c
Figur 7.
< 1 >
6 •*"-<°=l£'°der
h ~ 32 •
wofür man rund setzen kann:
6) k" —
jL 0*1
11 C' ■
Beide Inanspruchnahmen dürfen die zulässige Spannung
des Materials nicht überschreiten; man erhält also:
<
'o r . 1 (jl*
C "^11 C1’
7) k A* + k“ =
Löst man diese Gleichung für c auf, so erhält man
Zo
8) c
= ‘2 k
+
1A*’
^ , Zo’.r’
lU"1- 4 k*
als Gleichung zur Bestimmung der Schlussteinstärke eines
Tonnengewölbes, die sich auch den in der Praxis üblichen
Maassen gut anschliesst.
Es kann aber Gleichung 7. auch noch mit Vortheil be-
nutzt werden, um denjenigen Krümmungshalbmesser r für den
Scheitel des Gewölbes daraus herzuleiten, welcher bei gegebe-
nem Zo jedenfalls nicht überschritten werden darf. Man er-
hält nämlich aus 7 :
der Architektur, studirte dann in Giessen und reiste als Zeich-
ner für das Bilderwerk „Original- Ansichten der historisch
merkwürdigsten Städte“. Dies führte ihn auch nach München,
wo er sich mit Karl Rottmann befreundete und sich in der
Landschaftsmalerei ausbildete. Er begleitete diesen 1834 auf
jener Kunstreise nach Griechenland, der wir die Bilder in der
neuen Pinakothek verdanken, und blieb mehre Jahre in Athen
als Zeichnenlehrer am dortigen Gymnasium. 1839 liess er
sich dann in München nieder und erhielt die Professur der
Baukunst an der Akademie.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Villa in
Berchtesgaden für König Max und das städtische Museum in
Leipzig. Selten verging ein Jahr, ohne dass Lange mit sei-
nen Entwürfen für Konkurrenzen einen Preis davon trug. So
mit den Zeichnungen für ein archäologisches Museum zu Athen,
mit den Plänen der Nikolaikirche und Kunsthalle zu Hamburg,
der Börse zu Bergen, der Pinakothek und des Parlamentsge-
bäudes zu Amsterdam. Dass er vor zwei Jahren nach dem
Urtheil des Preisgerichts für das Münchener Rathhaus den
besten Entwurf geliefert, ist noch in frischer Erinnerung. Nun
hoffte er endlich hier einen grossen Bau auszuführen und Alles
bis in das Kleinste künstlerisch durchzubilden. Dass dessen-
ungeachtet statt seines Plans im Stil der Renaissance ein
gothischer Bau beschlossen und einem Andern aufgetragen
ward, war, wie der Volksmund sagt, ein Nagel zu seinem Sarge.
Seine architektonischen Pläne berücksichtigen die Mitwir-
kung der Schwesterkünste für Vollendung des Ganzen. Eine
Sammlung seiner Zeichnungen für „Werke der höheren Bau-
kunst“ ist in Folioheften veröffentlicht ■worden. Zuletzt be-
schäftigten ihn noch Entwürfe für den protestantischen Dom
in Berlin, bis die leiblichen Kräfte erloschen. —
Er war das Haupt einer blühenden Familie und hatte die
Freude, mit einem talentvollen Sohn gemeinsam arbeiten zu
können. —
Der Einfluss der letzten Welt-Ausstellung auf den Reiseverkehr.
Wir geben aus dem „Portefeuille economique des Machines“,
1S67, pag. 124 nachstehende interessante Ermittelung. Die-
selbe ist wörtlich übersetzt, weil sie ein charakteristisches
Beispiel für den Ausdruck des gesättigten Stolzes gewährt,
mit dem die Franzosen auf die Pariser Ausstellung von 18G7
zurückblicken.
Es ist sicherlich unmöglich, auch nur annähernd die
moralischen, intellektuellen, industriellen, kommerziellen Folgen
einer so umfassenden Ausstellung zu ermessen. Aber man
kann sicher behaupten, dass eine ungeheure, bis diesen Tag
nicht gekannte Bewegung, deren Mittelpunkt Paris war, durch
die ganze Welt gegangen ist. Während der 7 Monate, welche
die Ausstellung gedauert hat, war Paris faktisch die Haupt-
stadt der Nationen.
Alle jene Millionen von Besuchern sind jetzt in ihre
Heimath zurückgekehrt. Aber wer wird je die Summe von
Licht, Bemerkungen und Beobachtungen aussprechen können,
welche jeder mit sich genommen hat, ein fruchtbarer Saamen,
der nach allen Weltgegenden getragen, dereinst seine Früchte
9) r
< k c
~ Zo
QlJ
llC.Zo'
Sowohl bei gewöhnlichen Brücken, als auch bei Hochbaukon-
struktionen ist es üblich, die mobile Belastung q — 1 Zentner
pro 0' zu setzen; dies berücksichtigt und ferner noch den
Werth l — r gesetzt für eine Kappe, deren Mittelpunkts-
winkel 60 Grad ist, erhält man aus 9:
10) ;• < c [K 11 k + - ~ Zo ]
Auf Grund dieser Gleichung lässt sich folgende Ueber-
sichts - Tabelle zusammenstellen :
z° =
%'
1'
2'
3'
4'
1'
14*)
—
—
—
—
2'
12*)
24
—
—
—
3'
10
20
40
—
—
4'
9
IS
36
54
—
5'
7%
15%
31
46%
62
8'
5
10
20
30
40
Die Festigkeit k des Materials ist dabei = 100 Ztr. pro
0' gerechnet. Der Gebrauch der Tabelle ist einfach ; der
Werth Z0 setzt sich aus der Sehlussteinstärke c, der Ueber-
mauerung e und %' Belastungshöhe für variable Belastung zu-
sammen, welche Höhe dem Werthe ^ = * Ztr. pro 0' bei
1 Zentner Gewicht pro Kubfss. des Bogen materials entspricht.
So würde also z. B. die Zahl 14 der ersten Spalte bedeuten,
dass der Radius für eine %' starke Kappe ohne Uebermaue-
rung nicht über 14' betragen darf; ebenso die Zahl 40 der
letzten Spalte, dass bei einem 4' starken Bogen mit 3'/»'
Uebermauerung der Radius nicht über 40' betragen soll.
Bei Bestimmung der grössten zulässigen Radien r für
den Scheitel des Gewölbes ist indessen noch ein zweiter Um-
stand nicht zu übersehen. Durch das Moment 3W wird nämlich
die eine Seite des Gewölbe - Querschnittes in Druckspannung,
die andere in Zugspannung versetzt; wird also verlangt, dass
k nicht negativ werden, d. h. dass das Material nicht auf ab-
solute Festigkeit in Anspruch genommen werden darf, so muss,
indem man in 7. k“ negativ setzt,
o 1 y i*
— c 11 c1
bleiben, oder es darf r nicht grösser werden, als
11) r=llcZ0
wobei wieder q =1 und l—r gesetzt ist. Soweit diese
neuen Radien kleiner werden, als die in der vorigen Tabelle
angegebenen, müssen sie maassgebend bleiben; es würde dies
nur bei den beiden mit * bezeichneten Werthen von 14' und
12' zutreffen, für welche beziehlich 5%' und 11' einträte.
Die %' starke Kappe ohne Uebermauerung wird dadurch
in sehr enge Grenzen eingeschlossen. Man könnte hier wohl
füglich von dem vorigen Gesichtspunkte abweichen und die
absolute Festigkeit bis zu einem gewissen Grade in Anspruch
nehmen; sollte dabei auf der einen Seite ein Oeffneu der
F'ugen eintreten, so wird dies für den Fall
Figur 8. unschädlich sein, dass auf der entgegen-
gesetzten Seite der Druck k wenigstens
den Werth von 100 Zentner nicht über-
schreitet.
Nimmt man an, die Fuge klaffte so
weit, dass nur die Höhe x geschlossen
bliebe, so würde der durch den Schwer-
punkt des Dreiecks x gerichtete Druck
(C X \
— -g- j H erzeugen, welches dem Mo-
mente 9Ji gleich zu setzen ist, also
(t-t)
Der Druck selbst ist:
qix
64'
H—Za.r
<
kx
2
man hat also
x >
2 Zo • r
= k
und diesen Werth in die erstere Gleichung eingetragen, q
wieder = 1 und / = r gesetzt, ergiebt
( C 2 Zo . F \
\ 2 Sk )
12) r
Sk
<
Z o - v • —
32 c Z0 k
64
oder
k 4- 43 Zo J
Für Ä=100 Zentner erhält man im erwähnten Falle
{C = % Z0 = l)
r < 11'.
Bei klaffender Fuge kann also das % ' starke Tonnen-
gewölbe ohne Uebermauerung füglich bis zu 11' Radius aus-
geführt werden. Es ist zu bemerken, dass für k — oo r = 16
wird; mithin kann dies Gewölbe bei 16 Fuss Spannweite
durch einseitige Belastung zerstört werden. Die Tabelle wäre
also schliesslich bei den beiden * Werthen dahin zu ändern,
dass für 14' der Werth von 11' und für 12' der Werth von
11' einzutragen bliebe. —
Man kann sich leicht davon überzeugen, dass die gleich-
förmig vertheilte Maximallast q pro 0' einen Druck erzeugt,
der H, = (Zo + %) V = ck‘ ist, und bei dem k' immer kleiner
bleibt als k, wenn nicht Z0 sehr gross wird, in welchem
letzteren Falle auch die Uebermauerung schon der elastischen
Beweglichkeit des Gewölbes Hindernisse bereitet. —
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Baukunde zu Stuttgart. Auszüge aus deu
Protokollen vom Dezember 1867 und Januar 1868.
9. Versammlung am 21. Dezember 1867. Vorsitzender
Oberbaurath von Egle, anwesend 24 Mitglieder.
Hr. Ober- Baurath Morlok sprach über Dachbedeckun-
gen. Unter Hinweis auf die schlechten Erfahrungen, die bei
den Württembergischen Eisenbahnbauten sowohl mit den ge-
bringen wird? Wo soll man beginnen, um die Fluth dieser
ungeheuren Reisebewegung nach Paris vom 1. April bis
1. November 1867 zu übersehen? Die Totalsumme der Ein-
nahme der Hotels, der Restaurants etc., selbst wenn sie er-
Einnahmen. Wir haben daher Woche für Woche die Ein-
j nahmen des ganzen französichen Eisenbahnnetzes, wie sie jeden
Freitag vom Moniteur veröffentlicht werden, aufgezeich-
net und mit denen des Jahres 1866 verglichen. Diese Ver-
gleichung ist graphisch in der beistehenden Figur dargestellt,
in welcher die Abszissen die Wochen vom 1. Januar bis zum
1. November, die Ordinaten die wöchentlichen Einnahmen
in den beiden Jahren 1866 und 1867 ausdrücken. Vom
1. Januar bis 16. April bemerkt man wenig Differenzen. Aber
von da an erhebt sich die Kurve von 1867 mehr und mehr
und zeigt eine Mehreinnahme von über 2 Millionen Frcs. pro
Woche gegen 1866.
Stellen wir die Summe aller Einnahmen der sieben Ausstel
lungs-Monate zusammen, so ergiebt sich
1867 409,823,091 Frcs.
1866 366,638,072 „
also Mehreinnahmen 1867 43,185,019 Frcs.
oder 12% gegen 1866.
Rechnet man die Durchschnittseinnahme für den Per-
sonenkilometer 0,055 Frcs., so folgt aus obiger Mehreinnahme,
dass im Jahre 1867 die ungeheure Summe von 803 Millionen
Personenkilometer über 1866 erreicht worden ist. Im Jahre
1865 betrug die von einem Reisenden durchschnittlich zurück-
gelegte Bahnlänge 40 Kilom. Hält man dieses Maass fest, so
gelangt man zu einer Bewegung von 20 Millionen Reisen-
den auf 40 Kilom. Bahnlänge. A. M.
156
wohnlichen Dachsteinen als mit Schiefer gemacht seien, lenkte
er die Aufmerksamkeit auf mehre der durch die letzte Pariser
Ausstellung bekannt gewordenen, in Italien und Frankreich
bereits erprobten, neuen Formen von Dachziegeln, namentlich
auf die von den Gebr. Gillardoni in Altkirch erfundenen
Dachplatten. Die Erfindung dieser Ziegel erfolgte schon im
Jahre 1841, wurde aber während dieser Zeit immer mehr ver-
bessert, und es hat die Fabrikation derselben in Frankreich
eine bedeutende Ausdehnung erlangt.
Die gepressten Dachziegel, aus der Fabrik der Gebrüder
Gillardoni sind 13,5" (württemb.) lang, 8,2" breit und durch-
schnittlich 6'" dick, sie haben oben und unten 1" breite und
3'" tiefe Falze, desgl. schmalere an den Langseiten, so dass
sämmtliche Platten auf allen 4 Seiten durch Falze mit den
anstossenden Ziegeln derart zusammengebunden sind, dass
jegliches Durchdringen des Schnees, des Regens etc. unmöglich
ist. Die auf der Oberfläche der Ziegel angebrachte Verzierung
soll nicht sowohl eine Dekoration als vielmehr ein Mittel
bieten, die Ziegel möglichst steif und zugleich leicht herzu-
stellen. Die Entfernung der Latten zum Anhängen der Ziegel
beträgt von einem Anhängepunkt zum andern 11,2", und es
hängt jeder Ziegel an zwei Nasen. Die Ziegel sind in zwei
Sorten, pro Q' 7,2 Pfd. resp. 6,8 Pfd. schwer, vorhanden, wäh-
rend bei einfacher Eindeckung der Q' 9,78 Pfd., und bei
doppelter 13,3 Pfd. wiegt. Es ergiebt sich hieraus, dass die
Konstruktion der Dächer, die mit französischen Ziegeln einge-
deckt werden, nahezu um die Hälfte leichter hergestellt werden
kann, als bei Dächern mit gewöhnlicher doppelter Ziegel-Ein-
dockung. Dabei kommen diese Dachplatten nicht oder kaum
theurer zu stehen, als gewöhnliche Doppel- Ziegelbedeckung,
während Schieferdeckuug sich auf den doppelten Preis stellt.
Zu Crailsheim und Schrozberg, wo ausgezeichneter kalk-
freier Lehm, wie er zur Fabrikation von Dachziegeln gehört,
vorhanden ist, sollen 2 Ziegelmaschinen von Gebr. Sachsen-
berg in Rosslau aufgestellt werden. Spätere Mittheilungen
über die Resultate dieser Etablissements behielt sich der Hr.
Vortragende vor.
Ferner legte Herr Oberbaurath Morlok Zeichnungen
vor für die Abtrittseinrichtungen bei den Hochbauten der
neuen Bahnlinie Crailsheim - Mergentheim , welche nach dem
Moselmann’schen System eingerichtet werden sollen, und ver-
weist hierbei auf die beim Bahnhof in Canstatt bereits aus-
geführten Einrichtungen ähnlicher Art.
Hr. Professor Teichmann hielt demnächst einen länge-
ren und sehr eingehenden Vortrag über das neu errichtete
Wasserwerk zu Schaffhausen, wo man das starke Gefälle des
Rheines zur Gewinnung einer bedeutenden Kraft nutzbar ge-
macht hat. Der Rhein ist durch ein Grundwehr unterhalb
der Stadt gestaut; in einer Bucht auf der linken Seite liegt
das für drei Turbinen a 200 Pferdekraft bestimmte Turbinen-
haus. Bis jetzt ist eine derselben nach Jon val-Hentschel’-
schem System ausgeführt, die bei 10' Durchmesser und 12 —
16' Gefäll 40 Umgänge pro Minute macht. Drahtseil-Trans-
missionen übertragen die Kraft zunächst nach einem 350'
weit entfernten Pfeiler am anderen Ufer, von dort stromauf-
wärts in Stationen von 300 — 400' nach den einzelnen Ver-
brauchsstätten. Die Kommunikation nach dem Turbinenhause
erfolgt in ziemlich kühner Weise durch einen eisernen, an
Drahtseilen auf Rollen gehenden Eisenkasten, in dem 2 Per-
sonen Platz haben. Näheres über die ganze Anlage giebt
ein Aufsatz von Kronauer in der schweizerischen polytech-
nischen Zeitschrift.
In der Angelegenheit wegen Erbittung einer Staatsunter-
stützung für den Verein wurde nach längerer Debatte be-
schlossen, bei den anderen deutschen Architekten- und In-
genieur-Vereinen anzufragen, ob und unter welchen Bedin-
gungen oder Voraussetzungen sie eine solche Staatsunterstüt-
zung erhielten. (Schluss folgt.)
Architekten- Verein zu Berlin. Versammlung am
11. April 1868; Vorsitzender Hr. Böckmann, anwesend
76 Mitglieder und 2 Gäste.
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Vorsitzen-
den (für tlie fällige Monatsaufgabe im Hochbau sind nachträg-
lich noch 4, im Ganzen also 8 Lösungen eingegangen) hielt
Hr. Nitschmann einen Vortrag über Schloss Lochstedt
am Kurischen Haft', dessen von ihm gefertigte Aufnahme er
vorlegte.
Das Schloss, eiue der kleineren Burgen des deutschen
Ordens, wurde im Jahre 1264 als eiue der wuchtigsten Posi-
tionen im Samlande am damaligen Ausflusse des Pregels er-
richtet; doch gehören die erhaltenen Baureste jedenfalls erst
einer späteren Periode an. Dieselben bestehen in zwei Flü-
geln der quadratischen Hauptburg und zeigen, obwohl theil-
weise stark verbaut und zerstört, doch noch einen grossen
Theil der wichtigsten Innenräume, u. A. die Kapelle, den
Kapitelsaal, den Speisesaal, die Wohnung des Pflegers. Das
Hauptgeschoss ist mit Kreuzgewölben , das niedrige Unterge-
schoss mit Tonnen überwölbt. Bemerkenswerther als die
Gesammterscheinung des einfachen Baus ist die Auswahl der
schönen Details, namentlich in der Kapelle, wo die rothen
Thonornamente auf geputztem Untergründe auftreten. Die
genaue Uebereinstimmung der Formsteine eines umlaufenden
Bogenfrieses daselbst mit einem Friese in der Marienburg
lässt darauf schliessen, dass diese Formsteine aus einer ge-
meinschaftlichen Quelle, wahrscheinlich der grossen Ordens-
ziegelei in Thorn, bezogen wurden. Am Werthvollsten und
Schönsten ist das reiche Portal des Kapellen-Einganges, dessen
Gewände aus grünen und gelben Fliesen hergestellt sind,
während die ornamentalen Theile gleichfalls jenen rothen
Thon zeigen und der Sockel theilweise aus Sandstein besteht.
Es verdient Erwähnung, dass alle Formsteine aus rothem
Thon sich vorzüglich gehalten haben und beinahe noch un-
versehrt sind, während der Sandstein und ein grosser Theil
der gewöhnlichen Mauerziegel an verschiedenen Stellen des
Baus stark verwittert sind.
Hr. Boeckmann beendete seinen am 28. März begon-
nenen Vortrag über Städteanlagen, indem er nach eingehender
Betrachtung der Verhältnisse Berlins die Stadterweiterungs-
pläne mehrer andern Städte flüchtig berührte und demnächst
noch einige allgemeine auf das Thema bezügliche Gesichts-
punkte erörterte. — F. —
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins in
Hannover. Jahrg. 1868. Heft 1. (Schluss.)
B. Aus dem Gebiete des Ingenieur wesens.
1) Theorie der Holz- und Eisenkonstruktionen,
von Professor Mohr.
Der Verfasser hat die Theorie der elastischen Linie auf
graphischem Wege behandelt. Bei Einführung des Näherungs-
1
werthes d2 y für den Krümmungshalbmesser ergiebt sich
d x 2
als Differentialgleichung der elastischen Linien die Beziehung
d2 y 3)1 Biegungsmoment.
d X2 ET Elast. Mod. X Trägheitsmoment.
Die allgemeine Gleichung jeder Stütz- oder Kettenlinie ent-
spricht aber der damit symmetrischen Form:
d2 y k var. Belastung pro Längeneinheit
d X2 // Horizontalspannung
hieraus folgt also, dass die elastischen Linien nichts
Anderes als Seilkurven sind. Als Horizontalzug dieses
Seils ergibt sich der Elastizitätsmodul f E ) und als Vertikal-
en
belastung pro Längeneinheit des Seils die variable Grösse -
Mit Hülfe dieser Beziehung werden die Durchbiegungen.
Biegungsmomente, Vertikalkräfte einfacher und kontinuirlicher
gleichmässig uud ungleichmässig belasteter Träger graphisch
bestimmt.
2) Beschreibung des eisernen Oberbaues der
Chausseebrücke über die Ise und der daselbst mit
verschiedenen Steinplatten angestellten Zer-
drückt! ngsversuche, vom Wegebaukondukteur Quantz.
Die Brückenöffnung ist im Lichten 3SVj' (hann.) weit
und zwischen den Gurtungen der Längsträger 20' breit. Zwei
Blechbalken von rot. 4' Höhe tragen auf ihrer unte-
ren Gurtung iu Entfernungen von 4' Querträger, ebenfalls
Blechbalken, von circa 1' 6" Höhe. Zwischen diesen sind
alle 3S/«' gewalzte I Eisen von 103/*" Höhe der Länge nach
eingespannt. Die von diesem Trägersystem gebildeten Oefthun-
gen sind mit 5" hohen Sandsteinplatten geschlossen.
Da die Versuche über die Tragfähigkeit der Steiuplatten
ergeben hatten, dass dieselbe vergrössert werde, wenn die
Platten ein weiches (bis auf einen gewissen Grad zusammen-
drückbares) Unterlager erhalten, so wurden die Steinplatten
mit Theermörtel verlegt, doch hält der Erbauer der
Brücke eine L’nterlage von doppelten, iu heissem Theer ge-
tränkten Asphaltfilzstreifen, wie solche bei ähnlichen Aus-
führungen in Hannover in Anwendung gekommen sind, für
zweckmässiger, weil hierbei das umständliche Bearbeiten der
Auflagerflächen der Sandsteinplatten entbehrlich ist.
Hierzu eine Beilage.
157
Die Sandsteinplatten tragen eine Theerkonkretlage,
welche unmittelbar die Fahrbahn bildet und an den Seiten
4" in der Mitte 7" Dicke erhalten hat. Eine Probebelastung,
die einer gleichmässig vertheilten Last von l/t Ztr. pro □'
entsprach, hat sehr günstige Resultate geliefert.
Die Baukosten des vollständigen, im Ganzen 45' langen
Oberbaues der Brücke haben pro lfd. Fuss 100 Thaler be-
tragen.
Die Versuche, welche mit verschiedenen Sandsteinplat-
ten gemacht wurden, ergaben:
a. unter gleichen Umständen verhält sich die Tragfähig-
keit zweier Steinplatten aus demselben Material von gleicher
Dicke und Grösse wie 3 zu 4, wenn dieselben beziehungs-
weise auf 2 oder 4 Seiten unterstützt sind.
b. die Tragfähigkeit einer an 4 Seiten unterstützten,
3' 9" im Quadrat grossen Steinplatte wird l3/iomal vergrössert,
wenn man den Druck nicht direkt, sondern indirekt durch
eine 6 Zoll starke Steinschlagbahn ( Theerkonkret) auf die
Platte wirken lässt.
Um für praktische Rechnungen einen Anhalt zu haben,
kann man auf Grund der angestellten Versuche annehmen,
dass eine Sandsteinplatte von der Festigkeit des Sandsteins
von Velpke im Braunschweig’schen von 33/P im Quadrat Grösse,
wenn sie auf eisernen Lagern 3 Zoll breit auf allen 4 Seiten
gut aufliegt und die Belastung mittelst eines eisernen Stem-
pels von 33A" im Quadrat Grundfläche auf die Mitte der Platte
indirekt durch eine 6" starke Schicht von Steinschlag wirkt,
bricht, wenn die Belastung beträgt: bei einer Platte von
3“ Dicke SOVs Zentner, 4" Dicke 143%o Zentner, 5" Dicke
225’/io Zentner, 6" Dicke 326 Zentner, 7" Dicke 4441>/io Ztr.
Gbs.
Die Schattenlehre, von Prof. Guido Schreiber, Leipzig
bei Otto Spanner, — bildet einen Theil des von dem Verfasser
herausgegebenen Werkes: das technische Zeichnen, das sich
in Format und Ausstattung den in demselben Verlage erschie-
nenen kleinen Werken unter dem Gesammttitel : „die Schule
der Baukunst“ anschliesst. Es behandelt in 3 Abschnitten
das gesammte Gebiet der Schattenlehre. Auf die beiden ersten,
welche die eigentlichen Schattenkonstruktionen, sowie die Re-
flexe und Brechungen behandeln, müssen wir uns versagen näher
einzugehen und wollen nur auf den physiologischen Theil des
Werkes, den 3. Abschnitt: „das Helldunkel“, aufmerksam
machen, der die hierhergehörigen Eigenschaften des Lichts in
übersichtlicher Weise erläutert. Das Studium dieses Ab-
schnittes könnte vielleicht zur Folge haben, dass das neuer-
dings etwas in Misskredit gekommene Tuschen von architek-
tonischen Zeichnungen (hauptsächlich Fapaden) die ihm ge-
bührende Stelle wieder einnimmt; denn in Wirklichkeit besteht
die Abneigung gegen derartige Zeichnungen nur in der Ab-
neigung gegen die wirklichen oder vermeintlichen Lügen in
denselben. Unseres Erachtens ist aber für Beurtheilung der
Hauptverhältnisse eines architektonischen Entwurfs die Anlage
der Schatten (Fenster etc.) ebensowenig zu umgehen, als eine
perspektivische Zeichnung des Entwurfs, am Allerwenigsten
für den Architekten selbst. Durch genaue Naturbeobaehtung,
Befolgung der Naturgesetze und die Vermeidung von pikanten
Uebertreibungen würde diesen Zeichnungen an sich auch ein
Architekten-Verein zu Berlin.
Versammlung am 18. April 18G8.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Hesse.
Bekanntniacliiiaig.
Zur Weiterführung und zum Abschluss des in vollem Gange
befindlichen Chausseebaues von Sensburg nach Johannisburg,
der incl. Abrechnung noch ca. 3 Jahre dauert, wird unter allen
Umständen sogleich ein geprüfter Baumeister gesucht und hierdurch
aufgefordert, sich sobald als möglich zu melden bei dem kommissa-
rischen Kreis-Baumeister Modest in Johannisburg.
Offene Baumeistersteil«.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Tlilr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Offene Banmeisterstelle.
Ein geprüfter Baumeister kann vom 1. April c. ab bei der
Königlichen Fortifikation zu Kosel Beschäftigung finden.
Die Bewerber haben sich unter Beifügung der Zeugnisse und
unter Angabe der geforderten Diäten bei dieser Behörde schriftlich
zu melden.
Königliche Fortifikation.
Ein geprüfter Feldmesser (Architekt) bereitet zum Bauführer-
Examen in der Feldmesskunde vor. Näheres theilt mit Herr Bau-
meister Dulk, Berlin, Dresdnerstrasse 116.
höheres Interesse verliehen werden; wir brauchen nur an selbst
unbedeutendere Scliinkelsche Zeichnungen zu erinnern. E. J.
Personal - N achrichten.
Pr eussen.
Der Eisenbahn -Baumeister Bolenius ist zum Eisenbahn -Bau-
Inspektor im technischen Zentral -Büreau der Ostbahn zu Bromberg
ernannt.
Dem Ober -Bau -Rath Görz zu Wiesbaden ist der Charakter
als Geheimer Regierungs -Rath verliehen.
Der Bau-Inspektor Pollack zu Hohenstein ist nach Sorau
versetzt.
Dem Eisenbahn -Bau -Inspektor AlexanderMenne in Berlin
ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste ertheilt.
Am 11. April haben das Baumeister-Examen bestanden:
Otto Lohausen aus Elberfeld, Carl Friedrich Krackow
aus Gr. Sährchen bei Muscau.
Offene Stellen.
1. Ein Baumeister wird als Hülfsarbeiter und event. zur
Stellvertretung sofort auf 2 Monate gegen 2 Thlr. Diäten gesucht.
Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse nimmt entgegen der
Bau -Inspektor A. Kühne in Prenzlau.
2. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Mosel wird ein
erfahrener Bauführer, welcher bis 15. Juni eintreten kann, gegen
45 Thlr. pro Monat gesucht vom Kreisbaumeister Ritter in Trier.
3. Der Meliorationsverband Braunsberg in Ostpreussen sucht
zur sofortigen Uebernahme der Arbeiten einen Bauführer. Qua-
lifizirte Bewerber wollen sehr bald ihre Bedingungen einsenden an
den Rittergutsbesitzer, Baron von Goetzen auf Rodelshoefen pr.
Braunsberg.
4. Zur speziellen Leitung des Kreisgerichts- Neubaues in Stolp
i. P. wird ein Baumeister gegen reglementsmässige Diäten ge-
sucht. Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse an den Bau-
Inspektor Heithaus in Stolp i. P.
5. Ein Bauführer wird für verschiedene Arbeiten auf unbe-
stimmte Zeit gegen reglementsmässige Diäten gesucht von dem
Kreisbaumeister Bachmann in Pr. Stargard. Näheres auch in der
Expedition dieser Zeitung.
6. Ein Bauführer findet auf 6 Monate Beschäftigung bei
einem Chausseebau. Näheres beim Bauinspektor Schumann in
Schleusingen.
7. Ein erfahrener Bauführer wird bei Kreischausseebauten
verlangt. Diäten 1 Thlr. 20 Sgr. Reisekosten vergütet. Schleunige
Meldungen beim Kreisbaumeister Fölsche in Bartenstein, Ostpreussen.
8. Ein Baumeister und ein Bauführer finden bei Kirchen-
bauten im Landsberger Kreise gegen reglementsmässige Diäten so-
fortige Beschäftigung. Meldungen beim Bau -Inspektor Peters in
Landsberg a. W.
9. Für Chausseebauten bei Heilsberg in O. P. wird sofort
ein Bauführer gesucht. Diäten 1 1/i Thlr., 15 Thlr. Pferdegelder,
Pauschquantum für die Zureise. Dauer der Beschäftigung ca. 2
Jahre. Meldungen bei dem Kreisbaumeister Jester in Heilsberg.
Nähere Auskunft ertheilt Bauführer Otto in Berlin, Mathieustr. 16.
10. Ein theoretisch und praktisch gebildeter Ingenieur gesetzten
Alters, welcher schon bei Eisenbahnbauten fungirt hat, mit ent-
sprechenden Zeugnissen, wird von einem grösseren Bauunternehmer
gesucht. Hierzu Befähigte können sich melden in der Exp. d. Ztg.
Brief- und Fragekasten.
H. W. 10 — Schmiedeeiserne Deckplatten mit Rippen für
Rinnsteinbrücken liefern Jacob Ravene Söhne, Stralauer-Srasse
No. 28/29 hierselbst.
Hin. B. in St, — Brief erhalten und die möglichen Schritte
gethan. Erfahrene Bauführer sind augenblicklich sehr gesucht.
Ein junger Zimmermeister, gewandter Zeichner und mit Bureau-
Arbeiten vertraut, der gute Zeugnisse und Empfehlungen besitzt,
sucht unter bescheidenen Ansprüchen Stellung bei Bauausführungen
oder als Bureau-Arbeiter. Adr. in d. Exped. dies. Ztg. sub C. B. 26.
Gotha-Leiiiefelder-Eisenbahii.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Bahn soll
bei Dingelstedt das Loos No. XVII. mit 99,531,5 Schachruthen zu
bewegenden Boden, einschliesslich der Böschungsarbeiten, veran-
schlagt auf 153,480 Thlr. 9 Sgr. 3 Pf. im Wege des öffentlichen
Submissionsverfahrens an einen qualifizirten Unternehmer verdun-
gen werden.
Pläne, Anschläge und Submissionsbedingungen sind im Ab-
theilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen. Die
Submissionsbedingungen werden auf portofreies Ansuchen kosten-
frei von dem Unterzeichneten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der
Gotha - Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem
am 30. April <1. J., Vormittags 10 Uj UE»r,
in dem oben bezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submit-
tenten erfolgen.
Gotha, den 1. April 1868.
Der Abtheilun gs-Baumeister.
Witzeck.
158
Gotha - 1 jcinefelder - Eisenball n.
Zur Ausführung der bei Dingelstedt im Bahnkörper verkom-
menden Kunstbauten sollen ca. 1100 Schachtruthen Mauerwerk im
Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissionsbedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen cinzusehen,
auch werden die Submissionsbedingungen von dem Unterzeichneten
auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der
Gotha-Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem
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am 30. April c., Vormittag» ll1/, Ulir,
in dem oben bezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submitten-
ten erfolgen.
Gotha, den 1. April 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister.
Witzeck.
Die Baugewerkschule zu Holzniindcii a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Stein hau er, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts-Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Tlialer.
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sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
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dass von dem
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Dogenpalastes zu Venedig. — Geschnitztes Ornament aus der Kirche
Monte Oliveto zu Neapel. — Majolica - Fussbodenplatten aus der
Kirche S. Catarina zu Siena (Farbendruck) — Friesornament aus
der Kirche del Carmine zu Siena; Sgraffito- Ornament von einem
; Hause in Arco della Chiesa nuova zu Rom.
Das II. Heft erscheint im Mai und wird u. A. enthalten:
Wanddekoration aus den Loggien des Vatican ; Decke aus S. M.
Maggiore in Rom, beides in reichem Farbendruck; Ornament vom
Sarkophag des Fr. Tornabuoni etc. etc.
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bittet man zu richten an die
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Berlin, Oranien - Str. 75.
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des
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien -Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 24. April 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber Schieferbedachung. — Reisenotizen, gesammelt auf der
Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin im August 1867.
(Forts.) — Ueber Anwendung des Luftdruckes auf die Ilaustelegraphie.
— Feuilleton: Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien. (Forts.)
— Mittheilungen aus Vereinen: Architekten- und Ingenieur-
Verein zu Hannover. — Verein für Baukunde zu Stuttgart. — Archi-
tekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes: Gegenwärtiger Zustand
und Wiederherstellung des Domes zu Frankfurt a. M. — Bauten zur
Verlegung der Neckarmündung. — Berufung Th. Hansen’s an die
Wiener Kunst-Akademie. — Aus der Fachliteratur: Architekt.
Motive, herausg. v. K. Weissbach u. E. Lottermoser. — Vademekum des
prakt. Baumeisters v. L. Hoifmann. — Personal-Nachrichten etc.
Einladung«
Das Unterzeichnete Komite beehrt sich Namens des Vorstandes, hierdurch sämmtliche deutschen Fach-
genossen zu der, einschliesslich vom 1. bis 4. September d. J. in Hamburg stattfindenden
XV. Versammlung-
deutscher Architekten und Ingenieure
freundlichst einzuladen.
Zugleich fordert das Komite zur thätigen Mitwirkung durch Vorträge und Aufstellung wichtiger und
interessanter Fachfragen auf, und ersucht um Betheiligung an der mit der Versammlung verbundenen Aus-
stellung von Plänen, Entwürfen, Modellen und sonstigen in das Baufach gehörenden Gegenständen.
Diejenigen Herren, welche die Absicht haben, der Aufforderung in irgend einer Weise Folge zu leisten,
Lokal -Komit6 der XV. Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure in Hamburg
Ferdinand-Strasse No. 44
werden gebeten dem
gefälligst baldthunlich davon Kunde zu geben und besonders hinsichtlich der Ausstellungs- Gegenstände den
erforderlichen Flächen- und Höhenraum bezeichnen zu wollen.
Auf Grund der eingehenden Meldungen wird sodann das Weitere festgestellt und baldthunlichst be-
kannt gemacht werden. Hamburg, den 20. April 1868.
Das Lokal-Komite der XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure.
F. Geo. Stammann, Vorsitzender.
Heber Schieferbedacltung.
Nach der in No. 6 der deutschen Bauzeitung befind-
lichen Mittheilung aus den Verhandlungen des Vereins für
Baukunde zu Stuttgart scheint dort im Allgemeinen die
Ansicht Platz gegriffen zu haben, „dass Schieferdächer
in freier, den Stürmen ausgesetzter Lage sich
nicht empfehlen. Da aucli anderwärts ähnliche An-
sichten und Klagen laut geworden sind, so dürfte es
manchem Ihrer Leser nicht ganz unwillkommen sein, das
Interesse der Fachgenossen nochmals auf diesen Gegen-
stand gerichtet zu sehen.
Einsender dieses vermag nämlich die oben ausge-
sprochene Meinung keineswegs zu theilen.
Wäre jene Ansicht richtig, so würde man in vielen
Gegenden Betreffs des zu wählenden Dachbedeckungs-
materiales in nicht geringe Verlegenheit gerathen. Denn
nicht allerorts sind gute Dachziegel zu haben. Ausserdem
ist der weite Transport derselben theurer, als der der
leichteren Dachschiefer und endlich eignen sich erstere
für hochgelegene Gebirgsgegenden um deswillen weniger,
weil die häufigen und anhaltenden athmosphärischen Nie-
derschläge nach und nach deren Zersetzung herbeiführen
und die rauhere Oberfläche das schnelle Abrutschen der
Schneemassen verhindert.
So ist z. B. Sachsen schon in Folge seiner geognos-
tischen Verhältnisse bezüglich der vorherrschenden Dach-
bedeckungsmaterialien in zwei Lager geschieden. In den
niedriger gelegenen östlichen und nördlichen Theilen, wo
die Alluvial- und Diluvialbildung vorherrschend ist, sowie
da, wo die Braunkohlen- und Steinkohlenformation auf-
tritt, fehlt es nirgends an Lehm- und Thonlagern. In
Folge dessen ist das Ziegeldach daselbst vorwiegend, ob-
wohl man auch hier für grössere öffentliche oder elegantere
Privatgebäude immer mehr und mehr sich des Schiefers
bedient und dabei den englischen, des leichteren Bezugs
auf der Elbe und der erforderlichen geringeren Neigung
wegen, dem deutschen vorzieht. — Das Erzgebirge und
Voigtland mit seinen Urgebirgs- und Massengesteinen ist
dagegen in Folge der ausgebreiteten Glimmer-, Thon-
schiefer-, Gneis-, Granit- und Granulitlager ganz arm au
Lehm, Thon und Sand und somit angewiesen, den eigenen,
wie den nachbarlichen Meiningen’schen Schiefer selbst bei
den hochgelegensten Bauten zu verwenden. Denn der
englische Schiefer kommt für gewöhnliche Bauten der
fehlenden Wasserstrasse wegen zu theuer. Blechbedachun-
gen haben zu sehr von den grossen Temperaturunter-
schieden zu leiden und die sonst heimisch gewesene Schin-
delbedachung wird aus feuerpolizeilichen Gründen nur aus-
nahmsweise gestattet.
Alle diese Verhältnisse bedingen, dass der Schiefer-
bedachung grössere Aufmerksamkeit zugewandt wird, und
dass die hierbei gemachten Erfahrungen nicht unberück-
sichtigt geblieben sind. Diese Erfahrungen aber haben
ergeben, dass zur Erlangung einer guten Schieferbedachung
1. auf angemessene Dachneigung,
2. auf gute Schalung,
3. auf geeignetes Material und
4. auf sorgfältige Arbeit
Bedacht genommen werden muss.
1G2
Zu 1. Als angemessenste Neigung kann für Sattel-
dächer zur Dachhöhe noch angenommen werden :
bei Doppeldach ljA bis */5, und nur unter beson-
ders günstigen Verhältnissen >/6 der Gebäudetiefe,
bei einfachen mit englischem oder meiningen -
schein (Lehestener) Schablonenschiefer gedeckten Dach
*/*, höchstens */4,
bei dergleichen, mit ordinärem gebirgischem
Schiefer eingedeckten oder in rauheren Gebirgsgegenden
liegenden Dächern nicht unter >/, bis 2/s der Gebäudetiefe.
Flacher zu gehen ist nicht räthlich.
Zu 2. Zur Erlangung einer guten Dachschalung ist
es vor Allem nöthig, das Werfen der Bretter zu verhindern.
Zu dem Ende sind nur gehörig ausgetrocknete, nicht
unter 25mm- (1" rhl.) starke, und nicht über 200inm- (8%")
breite Bretter zu verwenden und dieselben nicht mehr als
20 — 25mm- (*/4" — 1") von der Langfuge entfernt zu
nageln. Die Einschalung erfolgt hierorts spundunter-
steckend, um jeden Schaden an der Dachung leicht zu
finden. Auf gleichmässige Stärke der Bretter ist beson-
deres Augenmerk zu richten. Auch empfiehlt es sich
letztere im Stosse zu verschieben. Zur Befestigung der-
selben sind vierkantige Nägel von 70 — 80mm- (21/," — 3")
Länge erforderlich. In den Kehlen und an Brandgiebeln
sind Kehlbretter anzubringen.
Bei Eindeckung auf Lattung ist ebenfalls auf ganz
gleiche Stärke der letzteren und auf gute Nagelung zu
achten.
Z u 3. Der zu verwendende Schiefer muss fleckenlos,
insbesondere kiesfrei und von gleichmässiger Stärke sein.
Derselbe darf nur wenig Wasser in sich aufnehmen und
im Feuer nicht springen. Allzuschwache Schiefer sind
auszuscheiden. Dunkelblaue und dunkelgraue Schiefer
sind in der Regel andersfarbigen, besonders den helleren,
vorzuziehen. Von bunten Schiefern ist jedoch der rothe
englische empfehlenswert!). Schwarze Schiefer springen
leicht, ziehen die Feuchtigkeit sehr an und befördern so-
mit das Oxydiren der Nägel.
Kleinere Schiefer geben zwar ein schwereres Dach,
leisten aber dem Schnee- und Winddrucke, sowie dem
Begehen besseren Widerstand. Besonders empfehlenswertli
sind dieselben für hoch und frei gelegene Gebäude, weil
der Sturm der vermehrten Befestigungsstellen und kürzeren
Hebelarme wegen die Steine nicht so leicht lockert.
Zur Befestigung der Schiefer sind 40 — 50,nra- (l1//'
— 2") lange geschmiedete Nägel zu verwenden und
diese zur Verhütung des Röstens in Oelfirniss zu legen,
oder besser zu verzinnen, da gerade das Oxydiren der
Nägel häufige Schäden herbeiführt.
Zu 4. Bei der Eindeckung ist darauf zu achten,
dass die Schiefer sorgfältig an- und aufeinander
gearbeitet und gut befestigt werden. Das Letztere
gilt vorzüglich für die Fuss-, Ort- und Firststeine.
Bei einfachem Dach erfolgt die Nagelung etwa 15mm-
(’/i ■/') entfernt von den oberen Kanten.
Der fünfeckige Schablonenschiefer ist mit der abge-
stumpften Spitze nach oben zu legen; bei sechseckigem
desgl. ist die obere Spitze zu verbrechen. In den unteren
Dachflächen ist etwas mehr, in den oberen etwas weniger
Ueberdeckung zu geben, als im Mittel.
Als geringste mittlere Ueberdeckung ist anzunehmen
für Doppeldach im Neigungsverhältniss:
1:6 = 95 mm- (3 2/s") I
1:5 = 88mm- (3 */s"5
1 :4 = 80mm- (3") / in der dritten Schicht.
1:3 = 70 mm- (22/s'')
1:2 = 60““- (2 Vs") J
Für einfaches deutsches und englisches
Chablonendach von englischem oder meiningen-
schem Schiefer im Neigungsverhältniss:
1:4 = 110 ,nm- (4y4") in der Fusschicht, übrigens 95mm-
(32/s") über- und hinterrücks,
1:3 = 80 — 82m,u- (3 — 31/»") in der Fusschicht, übrigens
70 mm. (2»/j"),
1:2 = 70m,u- (2*/s") in der Fusschicht, übrigens für
Chablonensehiefer 70 mm-, für or-
dinären Schiefer 60,1>m- (21s"l-
Für deutsches Dach von ordinärem gebir-
gischen Schiefer im Neigungsverhältniss:
2:5 |
82mm-
( 3 Vs " ) in der Fusschicht,
oder
> 70rara-
( 2 2/3 " ) im Mittel,
1:2 1
53mm.
(2") oben.
Bei sehr kleinen Steinen entsprechend weniger.
Englische und Lehestener f Meiningensche) Kehl-
steine sind in mehr als 2/3 der Breite zu überdecken,
sodass, wenn ein Stein herausfällt, die Schalung nicht
sichtbar wird.
Zur Sicherung der Passage und Verhütung des Ab-
brechens der
Trauf kanten
an den Fuss-
steinen durch
abrutschende
Schneemassen
sind Schnee-
fangeisen, Fig.
1., (auf jedem
Sparren eins,)
einzudecken
und durch zwei
1 Qmm.
starke Eisen-
stäbe zu verbinden.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen mögen noch
einige neuere Methoden der Eindeckung von Dächern
mit Schiefer Erwähnung finden.
Angeregt durch einen kurzen Artikel über diesen
Gegenstand im 1. Hefte der Wiener Allgemeinen Bauzei-
tung vom Jahre 18G5 Hess ich durch einen hiesigen
Schieferdecker Modelle von den daselbst beschriebenen
drei neuen Systemen anfertigen. Diese drei Systeme von:
Gerard in Nancy, — Hugo in Bordeaux und
Mauduit und Bechet in Paris, von denen mir nur
das letztere als sehr praktisch erschien, sind lediglich
auf Doppeldach berechnet und unterscheiden sich von
der zeitherigen Deckmethode namentlich insofern, als die
Befestigung der Schiefer nicht mit telst N ägel , sondern
mit Draht, bezüglich Blech- oder Drahthaken erfolgt.
Wenn ausserdem bei allen drei Methoden die An-
wendung der Lattung anstatt der Schalung empfohlen
wird, so hat vielfache Erfahrung bestätigt, dass auf Latten
gedeckte Schieferdächer sich für unser Klima nicht em-
pfehlen, während sie allerdings für Gegenden, wo der
Schneefall seltener, dagegen Nebel und Regen häufiger
und anhaltender vorkommt, wegen beschleunigter Aus-
trocknung der Schiefer vorzuziehen sein mögen. Bei
Eindeckung auf Lattung ist nämlich trotz der grössten
Sorgfalt das Einwehen des Schnees, des vermehrten Zuges
wegen, der in den freien Dachräumen stattfindet, nicht
gut zu vermeiden. Ich erlaube mir hierbei auf die
Dachungen des Hoftheaters in Dresden und des ehemali-
gen Landgerichtsgebäudes zu Oschatz zu verweisen, -welche
auf diese Weise durch einen der renommirtesten Schiefer-
decker Sachsen’s eingedeckt und wiederholt innerlich ver-
strichen wurden, in denen sich aber dennoch der Schnee
binnen Kurzem in wahrhaft erschreckender Weise auf-
häufte, bis die Lattung beseitigt und Schalung untergelegt
war. Auch bei den Bahnhofs -Gebäuden zu Peina und
Lehrte im Hannoverschen hat sich die Eindeckung auf
Lattung nicht bewährt. (Vergleiche Jahrgang 1851 der
Wiener Allgemeinen Bauzeitung.) In beiden Fällen kön-
nen aber wohl auch fehlerhafte Lattung und Eindeckung
die Ursache gewesen sein.
Das von Gerard in Nancy erfundene System ist
in Fig. 2 dargestellt. Der Schiefer ist unterhalb ab-
gerundet und jede Tafel mittelst zweier gewundener, hinter
der Latte zusammengedrehter Eisendrähte befestigt.
Diese Befestigungsmethode gewährt meines Erachtens
keinen besonderen Vortheil vor der zeither üblichen mit
Nägeln. Ja ich halte sie für hiesige Verhältnisse
sogar für unempfehlenswerth. Denn
1) ist die Eindeckung zeitraubend und erfordert nicht
nur zwei Mann, von denen der eine innerlich, der andere
äusserlich beschäftigt ist, sondern sie erheischt auch eine
163
Figiir 2'
im höchsten Grade akkurate Arbeit, damit die Drähte
straff und glatt auf den Schiefertafeln aufliegen und mög-
lichst wenig auftragen;
2) gestattet sie das Einwehen von Schnee und Regen
und giebt dem Sturme Angriffspunkte, weil die einzelnen
Schieferschichten um die Drahtstärke von einander ge-
trennt sind;
3) kann es nicht fehlen, dass sowohl beim Lochen
der Schiefer, als auch in Folge des Hohlliegens derselben
zwischen den Drähten, die Dachsteine beim Begehen der Dach-
fläche leicht springen und häufige Reparaturen Vorkommen;
4) muss man, um einzelne Schiefer einzuziehen,
immer wieder zur zeitherigen Befestigungsmethode zurück-
kehren, wobei in den Nagellöchern das Wasser einsickert.
(Schluss folgt.)
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin,
im August 1867. (Fortsetzung aus Nr. 14.)
Hamburg. — Die „Schleusenbrücke“ über die
kleine Alster ist 1846 ausgeführt und soll später in
Förster’s allgemeiner Bauzeitung publizirt sein. Es ist
hier die erste der beiden Schleusen angeordnet, durch
welche das Totalgefälle von der Alster nach der Elbe
vermittelt wird, und zwar hat diese Schleuse ein Gefälle
von 6', da der Wasserspiegel der Binnen -Alster auf -{-
13' am Pegel, der Wasserspiegel der kleinen Alster aber
auf -f- 7' gehalten wird. Zur Regulirung dieser Wasser-
stände sind Freiarchen mit der Kammerschleuse in Ver-
bindung gebracht und ausserdem ist über die ganze An-
lage eine Brücke fortgeführt, die massiv und der Anlage
entsprechend, mit 3 gleich weiten Oeffnungen ausgeführt
ist. Unter der mittelsten Oeffnung befindet sich die
Schleusenkammer, deren Fläupter oberhalb und unterhalb
der Brückenpfeiler angeordnet sind, während unter den
beiden Seitenöffnungen sich die Gerinne der beiden Frei-
archen befinden, die an das Unterhaupt der Schleuse an-
geschlossen sind. In dem Unterhaupt der Schleuse sind
2 Thorpaare angeordnet, so dass sowohl längere als auch
kürzere Schifte (Elbkähne und Schuten) mit nahezu gleich
grossem Wasserverlust durchgeschleust werden können.
Das aufgehende Pfeilermauerwerk der Brücke lässt auf
den Kammerwänden noch einen genügenden Raum zur
Kommunikation zwischen Ober- und Unterhaupt. — Die
Freiarchen, deren jede mit 6 Schützen versehen ist, haben
einen massiven gewölbten Abschussboden erhalten und
sind mit Wellen versehen, vermittelst deren die in Ketten
hängenden Schützen aufgewunden werden können. — Die
eigenthümlichen Details dieser interessanten Anlage konn-
ten bei der kaum 10 Minuten währenden Besichtigung
keine weitere Berücksichtigung finden.
Dem schönen Bassin der Binnen -Alster droht eine
grosse Gefahr durch das Ueberhandnehmen der „Wasser-
pest“, einer Wasserpflanze, über die diese Zeitung be-
reits im 1. Jahrgange S. 71 eine Mittheilung aus Ham-
burg gebracht hat. Wenn es auch bis jetzt noch nicht
gelungen ist, dem Fortwuchern dieser Pflanze durch Ab-
schneiden oder selbst durch Auskrauten eine Grenze zu
stecken, so hat man doch die betreffenden Versuche noch
keinesweges aufgegeben und sorgfältige Beobachtungen
damit Hand in Hand gehen lassen. Zunächst hat sich
dabei ergeben, dass die Wasserpest in strömendem Wasser
überhaupt gar nicht gedeiht, so dass die Elbe ganz frei
davon ist und nur die durch Stauvorrichtungen in ihrem
Laufe gehemmte Alster darunter zu leiden hat. Ferner
scheint es festzustehen, dass die Wasserpest nur in ge-
ringen Wassertiefen von höchstens etwa 6’ fortzuwuchern
vermag, und dass grössere Wassertiefen davon befreit
bleiben. Es soll daher jetzt beabsichtigt werden, das
ganze, nur flache Alster-Bassin bis auf 7 und 8' Wasser-
tiefe auszubaggern.
Die Ham burg-Altonaer Verbindungsbahn, die
erst neuerdings zur Verbindung der Bahnhöfe in Hamburg
und Altona angelegt ist, folgt grösstentheils den ehemali-
gen Festungsgräben, die demzufolge mannigfache Umge-
staltungen erleiden mussten und zum grossen Theil mit
anmuthigen Prommenaden ausgestattet worden sind , die
der Stadt zur grossen Zierde gereichen. Wenn diese Ver-
bindungsbahn auch eine unbedingte Nothwendigkeit für
den Verkehr war, so hat sie doch mit unsäglichen
Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Zunächst war der
Grund und Boden in den alten Festungsgräben zum
grossen Theil sumpfig und morastig, so dass schon allein
hierdurch die Ausführung wesentlich erschwert wurde;
FEUILLETON.
Der Konkurs zu den neuen Museen in Wien.
(Fortsetzung.)
Es sind die Nachtheile einer beschränkten Konkur-
renz einmal idealer und zwar vorwiegend negativer
Natur. Dieselben werden sich in diesem, wie überhaupt
in jedem einzelnen Falle nicht direkt nachweisen lassen,
aber unerwähnt darf hier nicht bleiben, dass eine „be-
schränkte“ Konkurrenz schon an und für sich gegen das
eigentliche Lebensprinzip eines Konkurses verstösst, wel-
ches ja eben kein anderes ist, als das der Freiheit, und
dass daher die grossen und unschätzbaren Vortheile einer
freien und öffentlichen Konkurrenz für die Förderung der
Kunst hier zum grösseren Theile illusorisch werden.
Bei allen öffentlichen Aufgaben, an denen eine ganze
Nation Antheil haben soll, dürfte es sogar direkt als eine
Ungerechtigkeit bezeichnet werden, wenn man den
grössten Theil der Künstler von der Betheiligung aus-
schliesst. Und wenn man zu derartigen Aufgaben auch
in Wirklichkeit stets nur die bewährtesten und hervor-
ragendsten Künstler beriefe, so wäre ein solches Ver-
fahren trotz seines anscheinenden Liberalismus, trotz der
angeblichen Opportunität, im Grunde genommen doch
wieder nichts Anderes, als eine etwas verbesserte Auflage
der Monopolwirthschaft, die man durch Konkurse besei-
tigen will. Denn gerade die schlimmsten Folgen des
Monopolismus auf geistigem Gebiet — die Unterdrückung
aller aufstrebenden jüngeren Talente, denen die Gelegen-
heit abgeschnitten wird, an solchen grossen öffentlichen
Aufgaben, im Wettstreit mit älteren Meistern, ihre Kraft
zu entwickeln, zu zeigen, zu messen — sie blieben unver-
ändert bestehen.
Dieser Ausschluss jüngerer Kräfte wiegt übrigens auch
materiell um so schwerer, als, wie Flansen sehr treffend
ausgeführt hat, zunächst nicht die Durcharbeitung im Ein-
zelnen, sondern die Genialität des künstlerischen Grund-
gedankens für die Entscheidung über den Werth der Pro-
jekte eines Konkurses maassgebend sein soll. Wer darf
sagen, dass die Genialität stets auf Seite der älteren Ar-
chitekten zu finden sein wird und dass nicht gerade hierin
auch ein Jüngerer den Vorzug gewinnen möchte? Ist
doch selbst unter der Voraussetzung, dass geeignete „be-
währte“ Kräfte vorhanden sind, die Auswahl unter den-
selben der Willkür der preisausschreibenden Personen an-
heimgegeben und keine Garantie geboten, dass diese Wahl
eine glückliche sein wird! Und giebt doch selbst bewährte
Meisterschaft höchstens die Wahrscheinlichkeit, nicht aber
die absolute Bürgschaft des Gelingens, wie sich durch
naheliegende Beispiele unschwer nachweisen liesse!
Andererseits aber hat gerade dieser letzte Wiener
Konkurs gezeigt, dass dem Verfahren der beschränkten
Konkurrenz neben diesen ideelen Mängeln noch sehr
164
ferner musste die Bahn der Zickzacklinie der alten Fes-
tungsgräben folgen, so dass ausserordentlich scharfe Kur-
ven und Contre-Kurven nicht zu vermeiden waren ; diese
aber machen den Betrieb hier in so hohem Grade ge-
fährlich, dass Entgleisungen von Lokomotiven und Wagen
nicht zu den Seltenheiten gehören und dieser Bahn im
Volksmunde bereits den Namen der „Entgleisungsbahn“
verschafft haben. Endlich liegt die Sohle der alten Fes-
tungsgräben so tief unter einem grossen Theile der Stadt,
dass bei der Kreuzung mit den aus diesem Stadttheile
hinausführenden Strassen für die Eisenbahn kurze Tunnel
und schiefe massive Wege- Ueberführungen angeordnet
werden mussten. Bei diesen schiefen Wege-Ueberführun-
gen sollen sehr interessante Konstruktionen zur Ausführung
gekommen sein, zu deren Besichtigung indessen keine
Zeit gewonnen werden konnte.
Ein anderes interessantes Bauwerk dieser Bahn ist
noch die Lombard ’s -Brücke, welche sich in dem
schmalen, die Aussen- und Binnen- Alster von einander
trennenden Damm befindet und unter welcher hindurch
der überaus lebhafte Verkehr von Dampfschiffen und
Boten erfolgt. Die hohe Lage, welche die Fahrbahn
schon auf der alten Brücke hatte, ist auch für die neue
Brücke nahezu beibehalten , so dass die Anordnung eines
beweglichen Brückentheiles für die Durchfahrt der Schiffe
entbehrlich war. Die alte bisherige Brücke war nur auf
den gewöhnlichen Strassenverkehr berechnet und ist daher
nur leicht aus Holz konstruirt, während die neue, bei der
Besichtigung noch in der Ausführung begriffene Brücke
gleichzeitig dem Strassen- und Eisenbahnverkehr dienen
soll und daher in Stein konstruirt wurde. Bis zur Vol-
lendung dieser Brücke wird der Eisenbahnverkehr durch
eine provisorische Holzbrücke vermittelt.
Die neue massive Brücke erhält eine Breite von 130',
nämlich: 2 Trottoirs ä 20', eine Fahrbahn von 60' Breite
für den gewöhnlichen Strassenverkehr und 30' Breite für
die zweigeleisige Eisenbahn; ihre Länge dagegen ist nicht
sehr bedeutend: sie zeigt nur drei gleich grosse Oeifnun-
gen, jede von 59' 9" Spannweite und 12' Pfeilhöhe. Die
Gewölbe haben annähernd die Form einer halben flachen
Ellipse und sind als Korbbögen aus 9 Mittelpunkten und
zwar so konstruirt, dass jedes Bogenelement einem Mittel-
punktswinkel von 20° entspricht. Die Stärke der Mittel-
pfeiler beträgt 10', während die Widerlagspfeiler unten
15', oben dagegen ebenfalls nur 10' stark sind.
Die Gewölbe sind nur in den Stirnen 18" tief mit
Granit verkleidet, sonst aber durchweg in Ziegeln ausge-
führt, und zwar hat man hierbei eine sehr zweckmässige
Anwendung von farbigen Ziegeln gemacht, indem man
regelmässige
rsr* ir r Figuren da-
mit gebildet
und dadurch
nicht nur Ab-
wechselung in
die breiten
Wölbflächen
gebracht, sondern auch eine scharfe und sichere Kontrole
über die saubere und korrekte Ausführung der Gewölbe
gewonnen hat, — eine Kontrole, die bei der ungeheuren
Breite dieser Gewölbe sonst schwer zu erlangen gewesen
wäre, jetzt aber sofort jeden Fehler durch die Unregel-
mässigkeit der Figuren anzeigt. Die grosse Breite der
Gewölbe macht den Raum unter denselben ausserordent-
lich dunkel, was für die Schiffahrt sehr nachtheilig ist.
Um auch diesen Uebelstand möglichst zu vermindern ist
in dem Scheitel eines jeden Gewölbes ein grosser Licht-
schacht ausgespart, der unter dem Trottoir angelegt und
mit starken Glasplatten überdeckt ist. Die Wölbstärke
beträgt im Scheitel 40", nämlich 4 übereinander gerollte
Ringe a 1 Stein Stärke, und vergrössert sich in Absätzen,
bis sie am Kämpfer 60" beträgt. Ueber den Gewölben
und ihrer Ueber- und Hintermauerung ist zunächst eine
abdeckende Flachschicht von Ziegeln in Zement ausgeführt,
und hierüber sind dann 2 Lagen Asphalt, jede von s/8"
Stärke, angeordnet, auf welchen das Sickerwasser einer
kleinen Rinne zugeführt wird, die von einer flachen mit
Durchbrechungen versehenen Kappe überdeckt wird. Aus
dieser Rinne wird das Sickerwasser mittelst kleiner Röh-
ren durch die Gewölbe hindurch abgeführt.
Der dem Ferdinands -Thore zunächst liegende Land-
pfeiler dieser Brücke ist an beiden Seiten mit halbkreis-
förmigen Vorköpfen versehen, die so bedeutende Abmes-
sungen erhalten haben, dass hier zwei halbkreisförmige
Räume gewonnen sind, von denen der eine (der nach der
Binnen- Alster gerichtete) als Raum zum Billet -Verkauf
und Wartesaal für die mit den Dampfschiffen fahrenden
Passagiere, der andere, der Aussen - Alster zugewendete
Raum als öffentliches Pissoir benutzt werden soll. Beide
schlimme positive Nachtheile anhaften, Nachtheile, die
unserer unverhehlten Ueberzeugung nach gerade um so
fühlbarer werden, je mehr jener Gesichtspunkt in den
Vordergrund tritt, dass der Abschluss einer Konkurrenz
die Uebertragung des betreffenden Baues an den Sieger
sein müsse. Denn durch die willkürliche Auswahl der
Konkurrenten wird dem Verfahren ein Moment der Will-
kür und der persönlichen Rücksichten eingeimpft, das
gar zu leicht geeignet ist, eine wahrhaft unermessliche
Kette von unangenehmen Verwickelungen und Verlegen-
heiten zu gebären.
Es kommt zunächst das persönliche Verhältniss zwi-
schen den Konkurrenten selbst in Betracht, deren mensch-
liche Leidenschaften in mitunter nicht günstiger Weise er-
regt werden. Es hiesse wirklich ideale Charaktere und
keine Menschen voraussetzen, wenn dieselben in der Selbst-
verläugnung soweit gehen sollten, jeder Regung von Ri-
valität zu entsagen. Allenfalls Hesse sich solche gegen-
seitige Duldsamkeit bei einer Monopolisirung der Kunst
unter Wenigen noch am Ersten denken; sie wird am
Meisten zu vermissen sein, wenn ältere und jüngere Künst-
ler gemeinsam in die Arena treten sollen. Ein solches
Hervortreten der Rivalität aber, bei welchem man die er-
laubte Grenze so leicht überschreitet, wird die Interessen
der betheiligten Künstler, wie des Künstlerstandes in den
Augen des unpartheiisehen Publikums stets schwer schädi-
gen. So dürfen wir den ungünstigen und unerquicklichen
Eindruck, den auch wir von einzelnen Phasen des Wiener
Konkurses empfangen haben, nicht verhehlen. Denn mögen
die Vorgänge hinter den Koulissen gewesen sein, welche
sie wollen, mag man die Reizbarkeit des Künstlers daraus
vollkommen erklärbar finden — jedenfalls war es pein-
lich zu hören, dass Herr Hansen sich so weit vergriff,
in einem veröffentlichten Schriftstücke sich selbst als einen
„Künstler ersten Ranges“, seinen Mitkonkurreuten Herrn
Hasenauer aber als einen „inferioren Künstler“ zu bezeich-
nen, dessen Zulassung zu der Konkurrenz quasi nur eine
Gnade gewesen sei. Eine solche Aeusserung, ob materiell
gerechtfertigt oder nicht, bleibt immer eine Art Hohn auf
das Prinzip einer Konkurrenz und dürfte sich selbst als
„homerisches Selbstlob“ nicht entschuldigen lassen.
Der wundeste Fleck in dem Verfahren einer be-
schränkten Konkurrenz ist jedoch der, dass die Auffassung des
Rechtsstandpunktes für die schliessliche Entscheidung
eine so vage und unbestimmte ist, dass eine solche nicht
nur ernstlich erschwert, sondern geradezu bis in s Endlose
vertagt werden kann. Auch hier sprechen die letzten
Vorgänge in Wien besser als alle Theorien.
Bei jeder Konkurrenz ist nämlich ein Konflikt zwi-
schen den Interessen der Kunst und denen der Künstler
nur schwer ganz zu vermeiden. Wenn die ersten an und
für sich vorangestellt werden müssen, so muss doch, soll
die Loyalität des Verfahrens nicht ganz in der Luft
schweben, auch das Interesse der Ivüustler als heilig gelten.
165
Räume sind auf gleiche eigentümliche Weise überdeckt,
indem im Mittelpunkte des
mit einem lichten Halbmesser
von 15' hamb. angelegten
Raumes eine 9" weit aus der
Hinterwand heraustretende
Halbsäule aus Werkstein an-
geordnet ist, die dem halb-
kreisförmigen Ringgewölbe
zum Auflager dient: die Halb-
säule trägt demnach ein hal-
bes Fächergewölbe, während
auf der Aussenmauer ein hal-
bes ringförmiges Tonnenge-
wölbe ruht, in welches die
Stichkappen für die Fenster
eingreifen. Gewölbe und Um-
fassungswand sind in guten
Ziegeln ausgeführt und sauber
gefugt.
Brücke erfolgte in
Wassertiefe nur gering
Die Fundirung
einfacher Weise, da
ziemlich
und der
voll-
führt werden können,
dieser
die
Baugrund ziemlich fest war. Um der Brücke ein
kommen sicheres Fundament zu geben schien es wiin-
schenswerth die Tragfähigkeit des Baugrundes noch zu
vergrössern; derselbe wurde daher mit einer Spundwand
umschlossen und innerhalb dieser eine Pilotage zum Zwecke
seiner Verdichtung ausgeführt. Um aber dann ein Was-
serschöpfen zu vermeiden, durch welches leicht eine Auf-
lockerung des Bodens durch Grundquellen hätte herbeige-
zog man es vor, den Boden zwi-
schen den Pfahlköpfen auszu-
baggern und eine im Ganzen
starke Betonschicht ein-
zubringen, die sich somit theils
zwischen, theils über den
Pfahlköpfen befindet. Die Um-
schliessung der ganzen Bau-
grube wurde durch einen
Fangedamm gebildet, der bei
7' Wassertiefe die geringe
Dicke von nur 4' 6" hat, dessen Stärke jedoch wesent-
lich dadurch vergrössert wurde, dass man jeden zweiten Pfahl
noch mit einer Strebe versehen hat. Die Entfernung der
Pfähle betrug wie gewöhnlich etwa 4'. (Fortsetzung folgt.)
lieber Anwendung des Luftdruckes auf die lluustrlegraphic.
Die Haustelegraphie hat in neuerer Zeit nicht allein in
öffentlichen Anstalten, Hotels etc., sondern auch in Privat-
häusern vielfache Anwendung gefunden. Wenn bisher in den
meisten Fällen der Elektromagnetismus zur Erzeugung der
bewegenden Kraft benutzt wurde und der elektromagnetische
Telegraph bei sehr bedeutenden Entfernungen auch stets den
ersten Rang behaupten dürfte, so wird man doch zugeben
müssen, dass für die einfacheren Anforderungen, wie sie be-
sonders in Privat-Wohnhäusern , grossentheils aber auch in
öffentlichen Gebäuden gestellt werden, auch der auf Luft-
druck basirte Telegraph sich zur Anwendung nicht minder
empfiehlt, zumal hier kein Nebenapparat zur Erzeugung der
bewegenden Kraft erforderlich ist und die grosse Einfachheit
in den Konstruktionen aller Apparate bei gewissenhafter Aus-
führung eine Abnutzung derselben kaum befürchten lässt. Es
gehören bei richtiger Anlage — und diese muss immer vor-
ausgesetzt werden — Reparaturen zu den äussersten Selten-
heiten, so dass die Anwendung des Luftdruck - Telegraphen
ganz besonders auch da in Betracht gezogen werden dürfte,
wo die Hülfe eines erfahrenen Technikers nicht gleich zur
Hand ist, also z. B. auf dem Lande und in kleineren Städten.
Von den Luftdruck- Apparaten, die hier in Berlin seitens mehrer
Fabrikanten mit günstigem Erfolge angefertigt werden, sind
dem Unterzeichneten die des Herrn Hugo Becker genauer
bekannt geworden; deren System die in England und Frank-
reich patentirte Erfindung eines Schweden, Namens Sparre, zu
Grunde gelegt ist.
Mit dem Apparate, mittelst dessen das Signal hervorge-
rufen wird, steht eine Röhrenleitung in Verbindung, an deren
anderem Ende ein durch die im Rohr hervorgebrachte Span-
nung in Bewegung gesetztes Hebelwerk das gegebene Signal
zum Ausdruck bringt. — Es wird diese Spannung hervorge-
bracht entweder durch das Herabdrücken einer elastischen
Membrane mittelst einer mit einem Knopfe versehenen Metall-
scheibe, oder durch das Zusammendrücken einer an einem
Gummischlauche hängenden Gummibirne; des bessern Aus-
sehens wegen sind beide — Schlauch und Birne — mit Seide
besponnen. Diese letztere Einrichtung wird ihrer Aehnlich-
keit mit gewöhnlichen Klingelzügen resp. ihrer leichten Hand-
habung wegen vorzugsweise über Betten und Sophas ange-
gebracht. — An Hausthüren, Korridorverschlüssen etc. kann
statt der beiden obengenannten Einrichtungen das zu gebende
Zeichen auch mittelst eines gewöhnlichen Klingelzuges oder
| eines Knopfes durch Zug bewirkt werden, indem hierbei durch
| ein einfaches Hebelwerk eine Uebertragung der Kraft auf den
Apparat, welcher die Spannung in dem Rohre hervorzubringen
hat, stattfindet.
Der zeichengebenden Apparate, welche gegenwärtig zur
j Verwendung kommen, giebt es hauptsächlich drei:
1. Der sogenannte Ruf- Apparat (mit und ohne Rück-
antwort), in welchem einzelne Schläge gegen eine Glocke ge-
geben werden. —
2. Ein grösserer Apparat, in welchen die Röhren aus
verschiedenen Theilen eines Gebäudes resp. einer Wohnung
münden. Das in irgend einem Zimmer durch Herabdrücken
der Membrane oder auf andere Weise liervoru:erufene Zeichen
Am Leichtesten und Schärfsten wird dieser Konflikt
sich entwickeln, wenn wie in dem vorliegenden Falle
das zu Grunde liegende Programm ein unvollkommenes
war, und eine Anzahl von Künstlern sich nicht an das-
selbe gebunden, sondern ein eigenes und zwar ein besseres
Programm aufgestellt hat. Ertheilt man einem dieser
besseren Projekte den Sieg, so verletzt man dadurch
offenbar das Recht der Künstler, welche sich an den
Wortlaut des Programms gehalten und demgemäss be-
schränkt haben ; andererseits ist es eine etwas starke Zu-
muthung, seiner erlangten besseren Ueberzeugung zum
Trotz eines dieser letzten Projekte wählen zu sollen. Wir
haben darum eine solche Beschränkung des Programms
bereits als eine gefährliche Klippe für eine Konkurrenz
bezeichnet.
Aber gerade in diesem ungünstigsten Falle tritt der
Vorzug eines freien, öffentlichen Konkurses, eines Kon-
kurses, bei dem die an und für sich im hohen Grade
wünschens- und emptehlenswerthe Uebertragung des Baues
an den Sieger keine Grundbedingung ist, schlagend zu
Tage. Denn es unterliegt keinem Zweifel, dass sich hier-
bei beiden Rücksichten gerecht werden lässt. Die ausge-
setzten Geldpreise müssen unzweifelhaft und unter allen
Umständen den programmässigen Projekten zu Theil wer-
den. Hiermit ist zwar die Konkurrenz als solche formell
abgeschlossen, es würde dies jedoch keineswegs hindern,
dass für die Ausführung keines dieser Projekte gewählt,
sondern hierfür eines jener bessern, von der Preisertheilung
zurückgewiesenen Projekte gewonnen werden könnte. Und
sollten in solchem Ausnahmefalle in Wirklichkeit demnach
auch doppelte Preise bezahlt worden sein, so wird doch
wohl Keiner behaupten wollen, dass ein in der That vor-
züglicher Entwurf hiermit zu theuer erkauft sein sollte.
Eher noch könnte man dem entgegen halten, dass unter
solchen Aussichten Behörden und Kommunen von Kon-
kurrenzen nur noch mehr abgeschreckt werden möchten
wie bisher; wir versparen es uns jedoch bis zum Schlüsse
dieses Aufsatzes, darzulegen, dass jene Gefahr durch ein
modifizirtes Konkurrenzverfahren wesentlich gemindert wer-
den kann.
Vergleichen wir mit dieser bei einer freien Konkur-
renz möglichen Lösung des besprochenen Konfliktes den
Stand der Dinge in Wien. Die Konkurrenz war eine
beschränkte, die vier Theilnehmer wurden daher gleich-
mässig honorirt, während Geldpreise nicht ausgesetzt waren,
sondern die Ausführung des Projekts den Lohn des Sie-
gers bilden sollte.
Hr. Hasenauer, der sich gleich Hrn. Lohr an das
Programm gehalten hat, dem jedoch das Preisgericht einen
künstlerischen Vorzug vor diesem zubilligte, heischt die
Wahl seines Projektes, zum Mindesten jedoch die Zurück-
weisung der Hrn. Ferstel und Hansen, weil bei einem
Konkurse, wie bei jeder öffentlichen Angelegenheit, eben
nur das Recht und nichts anderes als das Recht maassge-
166
wird durch einen Glockenschlag angezeigt; gleichzeitig aber
entblösst ein herabfallender Schieber den Namen oder die
Nummer des Orts, von dem das Zeichen ausging.
3. Der Weckerapparat. Ein einmaliger Druck behufs
Erzeugung der Luftspannung in der Röhrenleitung setzt einen
Wecker in Bewegung, welcher so lange forttöut (wenigstens
auf eine Zeitdauer von 10 — 12 Minuten), bis er durch Drehung
eines Hebels in Ruhe gesetzt, zugleich aber hierdurch zur
neuen Thätigkeit vorbereitet wird.
Der Druck der Luft, welcher in dem Rohrsystem hervor-
gebracht werden muss, um die vorerwähnten Apparate in Be-
wegung zu setzen, ist nicht bei allen derselbe. Er wurde
mittelst eines Quecksilber-Manometers gemessen und ergaben
sich hierbei folgende Resultate:
Ad 1. Beim Ruf-Apparat l'/i* Zoll.
„ 2. Bei dein grösseren kombinirten Apparat . I1/* „
„ 3. Beim Wecker-Apparat 5/s „
Die Spannungen der Luft, welche bei Anwendung eines
gewöhnlichen Knopfes als Druckapparat in der Rohrleitung
überhaupt zu schäften möglich sind, waren bei verschiedenen
Rohrlängen, mit dem Manometer gemessen, folgende:
Bei
einer
Rohrlänge
von
60
Fuss
^1/
O / 8
Zoll.
55
55
55
55
90
= 3%
55
55
55
55
55
140
55
= 2»/.
55
55
55
55
55
240
55
= 1%
55
55
55
55
55
340
55
= 1%
55
Die letztere Entfernung dürfte in den meisten Fällen wohl
nicht erreicht werden. Es geht aus der Vergleichung der
beiden vorstehenden Resultate hervor, dass sämmtliche Appa-
rate bei der gewöhnlichen Entfernung, selbst bei Längen bis
über 300 Fuss mittelst eines leicht zu handhabenden Druck-
knopfes in Thätigkeit gesetzt werden können.
Die vorstehend aufgeführten Zahlen lassen erkennen, dass
die Spannung der Luft, welche in den Röhren erzielt werden
kann, den Druck, welcher erforderlich ist, um die verschie-
denen Apparate in Bewegung zu setzen, in den meisten Fällen
weit übertrift’t. Deshalb ist die Kombination mehrer Appa-
rate und deren gleichzeitige Wirkung mittelst eines einzigen
Druckes ermöglicht.
Eine solche Verbindung mehrer Apparate ist besonders
da zu empfehlen, wo die angerufene Person sich nicht immer
in einem bestimmten Raume aufhält, oder da, wo verschiedene
Personen gleichzeitig benachrichtigt werden sollen. Solche
Fälle treten ein in Krankenhäusern, Gasthöfen etc. In Letz-
teren gestattet die vorerwähnte Kombination eine mit den
Ruf-Apparaten gleichzeitige Thätigkeit der sogenannten Kon-
troll -Apparate, welche gewöhnlich in der Portierloge aufge-
stellt werden.
Leider gestattet der knapp bemessene Raum dieses Blat-
tes nicht, eine ausführlichere Beschreibung des höchst sinn-
reichen Mechanismus der einzelnen Apparate zu geben. Es
kann daher hier nur den Herren Fachgenossen, welche sicli
für diese Sache interessiren , ein Besuch der Eingangs er-
wähnten Fabrik anempfohlen werden. Ausgeführt sind der-
gleichen Einrichtungen hier in Berlin z. B. im Hotel des
Princes, im Hotel Royal, im Krankenhause Bethanien, im
Justizministerium und an anderen Orten; überall haben die-
selben im vollsten Maasse den an sie gestellten Anforderungen
entsprochen.
Berlin, im Februar 1868. Fr. Koch.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur -V erei n zu Hannover.
Versammlung am 5. Februar.
Der Vorsitzende, Hr. Bockeiberg, eröffnet die Versamm-
lung mit der Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten.
In den Verein aufgenommen werden die Herren Ingenieure
Sachse und Hoffmann zu Osnabrück. In Folge einer Auf-
forderung des Stuttgarter Vereins für Baukunde hat der
Vorstand eine Kommission gebildet, welche sich mit der Frage
über die Feststellung gleichmässiger Normen für das von den
Architekten zu berechnende Honorar beschäftigen wird. Nach
einer Aufforderung des Vorsitzenden an die Architekten des
Vereins zu lebhafterer Betheiligung an der Lieferung von
Beiträgen für die Zeitschriften ersucht die Versammlung den
Herrn v. Kaven, den von ihm in der letzten Versammlung
gehaltenen hnmoristischen Vortrag drucken zu lassen; es soll
sodann jedes Mitglied ein Druck -Exemplar erhalten.
Herr Ingenieur Clauss aus Braunschweig spricht hierauf
über ein von ihm entworfenes Projekt einer Wasser- und Gas-
Leitung für die Stadt Goslar und legt die Pläne des von
ihm erbauten Wasserwerkes der Stadt Braun schweig vor.
Ueber das Bedürfniss von Wasserversorgungen im Allgemeinen,
über die Anforderungen an dieselben bezüglich der Qualität
und Quantität des Wassers, die verschiedenen Methoden un i die
bei Anlage solcher Werke zu befolgenden Prinzipien der Zu-
und Ableitung des Wassers ergeht sich der Redner durch
Vorlesen eines von ihm verfassten, zur Veröffentlichung be-
stimmten Aufsatzes. Aus dem anschliessenden Vortrage dürfte
von allgemeinem Interesse das Folgende sein:
„Die in Goslar bereits bestehende Wasserleitung ist
mangelhaft, die Holzröhren erfordern häufige Reparaturen,
Qualität und Quantität des Wassers sind ungenügend. Mit
Ausführung der neuen Projekte ist beabsichtigt, die Mängel
zu beseitigen, das Wasser unter genügendem Druck in die
höchsten Punkte der Gebäude zu leiten und für vollkommene
Feuerlösch -Einrichtungen zu sorgen. Das Wasser soll durch
Grand-Filter gereinigt werden. Die Leistungsfähigkeit des
Werkes ist auf 40,000 Kub.-F. pro 12 Stunden veranschlagt.
Der Bedarf in den verschiedenen Tageszeiten ist ein ungleicher
und kann sich in einigen Tagesstunden auf V> bis Vu des
ganzen 24 ständigen Konsums steigern, -worauf in passender
Weise Rücksicht genommen ist. In einem 4 Fuss mit Erde
überdeckten Hoch-Reservoir wird das Wasser gesammelt, dann
in einer eisernen Hauptleitung in die Mitte der Stadt geleitet
und von dort vertheilt. Die Filtration des Wassers geschieht
in zwei Grobfiltern und zwei Feinfiltern, aus zerschlagenem
bend sein könne. Und im formalen Sinne scheint das
Recht allerdings wohl auf seiner Seite zu sein.
Herr Hansen hingegen macht geltend, dass es sich
bei Ausführung eines solchen Monumentalbaues in erster
Linie nicht um das Interesse des Künstlers, sondern um
das Interesse der Kunst handeln könne und beansprucht
den Vorzug für seinen Entwurf, den zwar nicht das Preis-
gericht, wohl aber die öffentliche Meinung für den besten
erklärt hat. Und auch er scheint hierbei im vollen Rechte
zu sein, zumal er sich auf den Präzedenzfall der Arsenal-
Konkurrenz berufen kann, bei welcher er es gleichfalls
durchgesetzt hat, dass der dem Konkursausschreiben zu
Grunde liegende Situationsplan verworfen und die von
ihm projektirte Situation angenommen wurde. Mag es
immerhin sein, dass die Herren Ferstel und Hansen
korrekter gehandelt haben würden, wenn sie vor einem
Eingehen auf die Konkurrenz ihre Bedenken gegen das
Programm ausgesprochen hätten, so steht einmal doch
gar nicht fest, ob diese Bedenken ihnen nicht erst bei
näherem Eingehen auf die Arbeit in voller Schärfe er-
schienen sind , andererseits muss ausdrücklich anerkannt
werden, dass sie einem solchen Präzedenzfall gegenüber
bona fide handeln konnten.
Das ist der Stand der Dinge seit fast einem halben
Jahre, das sind die gerühmten Vortheile eines „be-
schränkten“ Konkurses!
Eine solche Verschleppung der Entscheidung kann
übrigens auch eintreten, ohne dass die persönlichen Kon-
flikte sich just so scharf zuzuspitzen brauchten, wie ge-
rade in diesem Falle. So oft ist ja hervorgehoben wor-
den, dass ein Projekt, wie es in erster Gestalt unter der
Hand des Künstlers entspringt, sehr selten zur sofortigen
Ausführung reif ist; fast immer sind noch Kompromisse
zwischen dem Ideal und den realen Anforderungen zu
erledigen und eine nochmalige Durcharbeitung wird fast
nie zu entbehren sein. Nimmt man den bei einem be-
schränkten Konkurse wahrscheinlichsten Fall, dass nämlich
für die Ausführung an allen Projekten noch einige Aus-
setzungen zu machen sind, während der Werth derselben
sich annähernd gleichsteht, so öffnet sich auch hier eine
ziemlich weite Aussicht bis zur Entscheidung; denn eine
Abänderung, die dem einen Konkurrenten gestattet wird,
darf dem andern nicht verweigert werden. Und dass eine
zufriedenstellende Entscheidung nicht leichter wird, je
länger man sie vertagt, braucht kaum gesagt zu werden.
Ebenso wollen wir die Schwierigkeiten, welche bei
einer beschränkten Konkurrenz dem Preisgericht durch
seine Stellung zwischen den Konkurrenten und ihrem
beiderseitigen „Auftraggeber“ erwachsen, die nahe-
liegende Gefahr, dass auch hierbei menschliche Schwächen
und persönliche Rücksichten mitspielen, mehr andeuten,
als ausführen.
(Schluss folgt.)
1 G>7
Schiefer resp. reinem Sande bestehend. Das Reservoir besteht
aus zwei parallelen, in Schieferfelsen getriebenen, etwa 100'
langen 11' hohen ausgemauerten Tunneln, die am Ende durch
einen Querstollen verbunden sind, von wo das filtrirte Wasser
abfliesst. Das kleinste Rohr in der Stadtleitung hat 3" rhld.
im Durchmesser. Die Spülung der Gossen geschieht durch
Einleiten des Wassers vom Gosetlusse am höchsten Punkte.
Interessante Mittheilungen machte der Vortragende dann
über die seit drei Jahren im Betriebe befindlichen Wasser-
werke in Braunschweig. Das Wasser wird aus der Ocker
entnommen, in zwei neben einander liegende Ablagerungs-
bassins von circa 7 Morgen Grösse geleitet, daselbst in Filtern
von Steinen, Kiessand und Grand von etwa 4 */*' Stärke gerei-
nigt, dann in eine 18" weite Rohrleitung durch zwei rotirende
Dampfmaschinen 150' hoch in ein Standrohr innerhalb eines
Thurms gehoben. Dasselbe dient mit dem neben demselben
liegenden Ableitungsrohre als Regulator des Drucks. Der
gewöhnliche Minimaldruck beträgt nur 70'. Jede Maschine
kann auf die grossere Höhe in 24 Stunden 270,000 Kub.' ’
Wasser heben. Die Anlage ist auf einen regelmässigen Verbrauch
von 260,000 Kub/ Wasser berechnet. An dem äussersten Punkte
der Rohrleitung, 6 — 7000' von dem Thurme entfernt, hat
sich eine Druckdifferenz von nur 20' gezeigt. Die von Weiss-
bach für die Berechnung von Reibungs- oder sonstigen Ver-
lusten gegebenen Formeln haben sich darnach als zutreffend
erwiesen.
Die Kosten der Dampfmaschine betrugen 25,000 Thlr.
Kolilenverbraueh derselben wird auf 4 — 5 Pfd. per Stunde
und Pferdekraft angegeben; die Kosten des Wasserwerks über-
haupt betragen 280,000 Thlr. Der Preis des Wassers ist auf
2 V* bis l*/i Gr. pro 100 Kub.' festgestellt. Die Anlage ver-
zinst sich jetzt mit fast 5% und nimmt an Ausdehnung jähr-
lich bedeutend zu.
Versammlung am 4. März.
Aufnahme des Herrn Eisenbahubaumeisters Urban als
Mitglied. Der Verein erklärt sich bereit, ein von dem Vereine
Düsseldorfer Künstler an den Herrn Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten zu richtendes Ge-
such, die Etatposition für Kunstzwecke von 50,000 Thlr. auf
100,000 Thlr. erhöhen und alljährlich durch eine grosse Staats-
Ausstellung die Kunst fördern und die Künstler durch ehren-
volle öffentliche Auszeichnungen anregen zu wollen, durch
Unterschrift Seitens der Vorstandsmitglieder, Namens des gan-
zen Vereins, zu unterstützen.
Herr Ingenieur Kümmel aus Hildesheim spricht sodann
über die neuen Sielanlagen in Hildesheim, mit besonderer Be-
rücksichtigung der Typhus- und Cholera- Epidemien in den
Jahren 1864 und 1867.
Durch die Stadt fliesst ein am Eingänge klarer Bach, die
„Treibe“, welche oberhalb der Stadt in den Innerstefluss
mündet. Durch die Benutzung der Treibe, welche zu grossem
Theile durch Privatgrundstücke fliesst, Seitens der Privaten,
ist dieselbe verunreinigt und im Sommer von dem schädlich-
sten Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner der Stadt.
Das Wasser derselben war bei der Kanalisation zu benutzen,
jedoch galt als Grundsatz, dass die öffentlichen Kanäle nur in
öffentlichen Strassen, nicht in Privat -Grundstücken liegen
sollten. Es wurde die Kanalanlage darnach so bestimmt, dass
sie sich dem Treibelaufe möglichst nahe anschloss. Der Haupt-
kanal ist von elliptischem Querschnitt, im Anfänge 4', am
Ende 5' 6" hoch, von Backsteinen in zwei Rollschichten ge-
mauert und hat Gefälle von VW* Vii6, Vi43> endlich 1/216. Die
letzte Strecke in Gärten konnte ohne Nachtheil in der oberen
Hälfte oflen gelassen, also als in der Sohle ausgewölbter Graben
ausgeführt werden. Die Nebenkanäle haben einen eiförmigen
Querschnitt, 2' 8" Höhe und 2' Weite, und sind ebenfalls
von Backsteinen hergestellt.
Der Bau des Kanals wird schwierig durch die Bodenver-
hältnisse. Der Untergrund besteht aus einer undurchlässigen
Schicht festen Liasthons, darüber findet sich meistens eine
Kiesschicht von 5 bis 6" Tiefe, dann in 5 bis 6' Stärke Trieb-
sand, sogenannter Flottlehm, darauf Humus und aufgetragener
Boden. Nach der Formation der Oberflächen findet stellen-
weis in den oberen Schichten Stagnation des Wassers statt
und scheint dadurch den Epidemien Vorschub geleistet zu sein.
Die I undamentirung des Kanals in dem Triebsande war sehr
schwierig und musste zum Theil auf Bohlen und Pfahlrost
mittelst 16' langer Pfähle bewirkt werden. Der Kanal musste
durch eine Strasse von 9 ' Breite zwischen drei Geschoss hohen
Fachwerks- Gebäuden in einer Tiefe von 15' geführt werden,
wobei fünfzöllige Spundwände eingeramint und die Gebäude in
ausgedehntestem Maasse abgesteift und gestützt werden mussten.
In die Kanäle soll nur Schmutzwasser abgeleitet werden,
das abfliessende Wasser ist deshalb auch im Sommer fast ge-
ruchlos. Bezüglich der Gefälle bestätigen die Kanäle die Er-
fahrung, dass Kanäle mit starkem Gefälle bis zu einem gewis-
sen Grade nicht so leicht rein zu halten sind, als solche mit
geringerem Gefälle, so dass die künstliche Verringerung des
Gefälles durch Treppenanlagen, wie sie in Hamburg zur Aus-
führung gekommen, rathsam ist*).
Folge der Anlage der Kanäle in Hildesheim war zunächst
das Sinken des Grundwasserstandes auf eine in der Nähe der
Kanäle ziemlich konstant bleibende Höhe, wogegen früher
Schwankungen des Wasserstandes von 17' auf 21/*' innerhalb
60 Tagen vorgekommen sind. Auf dem alten Markte, wo bei
der ersten Epidemie im Jahre 1864 51 Typhusfälle vorgekom-
men waren, sind bei der zweiten im Jahre 1867 nur 13 Cho-
lerafälle konstatirt. Der Redner kommt nach Mittheilung wei-
terer Beobachtungen zu dem Schlüsse, dass es wichtiger sei,
Städte zu kanalisiren, als Wasserleitungen anzulegen, letztere
sogar schädlich werden könnten, wo erstere nicht vorhanden.
— In der folgenden Diskussion über Grundwasserstand macht
Herr Schuster auf die Wichtigkeit von Messungen desselben
aufmerksam.
Herr Professor Rühlmann hält sodann einen Vortrag
über die technisch- wissenschaftlichen Arbeiten und Leistungen
des Ingenieur- Generals Poncelet.
Verein für Baukunde zu Stuttgart. (Schluss.)
10. Versammlung am 4. Januar 1868; Vorsitzender
Oberbaurath v. Egle, anwesend 22 Mitglieder.
Nach Genehmigung einer zu erlassenden Bittschrift an das
Ministerium des Innern um Mittheilung des neuesten Bauge-
setz-Entwurfs, wurde der Vereins- Ausschuss im Hinblick auf
die in Folge der Miethung eines eigenen Lokals und des
Druckes der Protokolle entstehenden Mehrausgaben beauftragt,
eiuen förmlichen Etat pro 1868 auszuarbeiten und auf Grund
desselben Anträge an die nächste General -Versammlung zu
bringen, wie diese Mehrausgaben durch Erhöhung der Jahres-
beiträge gedeckt werden können.
Nachdem hierauf noch ein Schreiben des Hrn. Strassen-
bau - Inspektors Wolff vorgelesen worden ist, in welchem
dieser seinen Austritt aus dem Verein wegen vorgerückten
Alters anzeigt, hält Hr. Baurath Binder einen, mit vielem
Interesse aufgenommenen Vortrag über den Mont-Cenis- lunnel,
welchen er im Monat September 1867 besucht hat. Wir ent-
nehmen daraus folgende Notizen :
Die zur Ausführung kommende Richtung wurde schon
1843 von J. Medail vorgeschlagen. Prof. Sismonda in
Turin bestätigte durch seine geologischen Untersuchungen 1845—
1849 die Zweckmässigkeit derselben und gleichzeitig der In-
genieur Maus durch seine technische Untersuchung. Nach
ersteren sollten mächtige Schichten von glimmrigem und kal-
kigem Sandstein, Quarzit, Anchydrit, körnigem Kalke und
Thonschiefer mit Kalkstein sehr steil einfallend durchbrochen
werden; die bisherige Ausführung hat diese Bestimmungen
bestätigt und zugleich erkennen lassen, dass die Gesteine der
Trias- und der Lias- Formation angehören. Neben den topo-
graphischen Arbeiten beschäftigte sich Maus auch mit den
zur Ausführung nöthigen Maschinen, zu deren Bewegung er
die Wasser der Gebirgsbäche verwenden wollte. Aut die-
Bohrmacchienen, welche das ganze Profil des Tunnels gleich-
zeitig angreifen sollten, sollte die bewegende Kraft durch
endlose Seile übertragen und durch Vermittlung von Feder-
kraft der Bohrerstoss hervorgerufen werden. Pulver war
ausgeschlossen, um die Luft nicht zu verderben ; das Gestein
sollte von den Bohrlöchern aus durch Keile losgeschlagen
werden. 1853 schlug Baillett Bohrer durch Dampfkraft be-
wegt vor und 1855 wurde Prof. Colladon in Genf für die
Anwendung von komprimirter Luft zum Tunnelbau patentirt,
ohne jedoch Maschinen anzugeben.
Von 1850—1856 wurde dieselbe Frage von Sommeiller,
Grandis und Grattoni studirt; sie konstruirten für die
Kompression der Luft Wasserstossmaschinen und verwendeten
die komprimirte Luft zur Bewegung der Bohrer. Den 29.
Juni 1857 wurde durch ein Gesetz die Annahme ihrer Vor-
schläge bestimmt, und um keine Zeit zu verlieren, wurden im
August 1857 die Arbeiten ohne Maschinen, von Hand begounen.
Die Maschinen-Arbeit begann auf italienischer Seite den 12.
Januar 1861, als 725m- von Hand fertig waren, auf französi-
scher Seite im Januar 1863 bei 925ra- fertigen 1 unnel.
Im Mai 1862 kam der Vertrag mit Frankreich zu Stande,
wonach dieses 19 Millionen Fr. bezahlt, wenn der lunnel den
1. Januar 1887 fertig ist, 500,000 Fr. Prämien aber für jedes
Jahr früherer Vollendung, und diese Prämie auf jährlich
600.000 Fr. erhöht, wenn die Vollendung früher als 1877
erfolgt.
*) Herr Spiess bestätigt dies durch die Wahrnehmungen bei
den Kanälen in Hannover, bei denen Gefälle von 1:2000, sogar
1 : 3800, in der Regel von 1 : 1000 ohne Nachtheil angewandt seien.
168
Im September 1867 waren auf französicher Seite 2750™ ,
auf italienischer Seite 4770™- vollendet.
Durch dreimal wiederholte Triangulirung wurde die
Länge des ganzen Tunnels auf 12220™- bestimmt; der höchste
Punkt seiner Sohle ist genau in der Mitte auf 1338,45™- über
dem Meere gelegen, von hier aus beträgt das Gefälle gegen
die französische Seite 0,021, gegen die italienische 0,0005.
Die Richtung des Tunnels wird alle Monate unter Hülfe von
Magnesiumlicht von zwei Observatorien aus kontrolirt, welche
je den Mündungen des Tunnels gegenüber am entgegengesetzten
Bergabhange errichtet sind; ein drittes in gerader Linie zu
deren Kontrole errichtet, belindet sich auf der Spitze des Col
de Frejus, welchen der Tunnel durchbricht.
Die Victor -Emanuel- Bahn, welche auf französischer Seite
bis zum Tunnel führen wird, endigt zur Zeit in St. Michel
de Maurienne, 19 Kilom. von der Tunnelmündung; für diese
letztere Strecke wurden im Monat September neue Aufnahmen
gemacht.
In Forneau, einem Flecken an der Are, am Fusse des
Col de Frejus, findet man zunächst die Maschinenhäuser; in
dem älteren sind die Maschinen, welche durch hydraulischen
Stoss, ähnlich dem hydraulischen Widder, mit drei Stössen in
der Minute, die Lutt auf 6 Atmosphären Spannung kompri-
mirten ; sie sind nun verlassen und in einem neuen Gebäude
werden nun durch 6 oberschlächtige Wasserräder von 5,4™-
Durchmesser, je 70 Pferdekräfte, 24 doppelt wirkende Kom-
pressions-Pumpen betrieben, welche täglich (in 18 Arbeits-
stunden) 6480Ucubm- Luft auf C Atmosphären Spannung kom-
primiren, sie wird in drei grossen Reservoirs von Eisenblech
gesammelt und durch eiserne 0,2™- Durchmesser haltende
Röhren in den Tunnel geführt.
Ausser diesen Maschinenhäusern findet man hier das
Direktionsgebäude, Beamten- und Arbeiterwohnungen, Werk-
stätten für Maschinenbau und Reparatur etc.
Der Eintritt zum Tunnel ist vorschriftsgemäss nur an
zwei lagen monatlich, mit besonderer Erlaubniss des K.
Ministeriums in Florenz gestattet.
Man hatte in dem 8™- weiten, 6™- hohen, durchaus ge-
wölbten Tunnel 3/4 Stunde zu gehen, bis man in ein Telegraphen-
bureau gelangte, durch welches eine Verbindung mit dem Ingeni-
eurbureau, den W erkstätten und Maschinenhäusern hergestellt ist,
und hatte zu jener Zeit noch etwa weitere 600™-, bis man vor
Ort kam. Hier steht auf einer Eisenbahn die sogenannte
Lafette, ein vierrädriger Bahnwagen, welcher 8 — 12 Bohr-
maschinen trägt, die in jede beliebige Richtung gestellt werden
können. Innerhalb 6 Stunden werden auf einer Stirnfläche
des 4™- breiten, 3™- hohen Richtstollens 80 — 100 Löcher von
0,04™- — 0,09™- Durchmesser und 0,90™- Tiefe mit Stossbohrern,
deren Schneide Z Form hat, gebohrt. In der Minute erfolgen
180 — 300 Stösse eines jeden Bohrers, wodurch ein sehr hef-
tiges Getöse verursacht wird. Die komprimirte Luft, welche
nach jedem Bohrerstoss ausströmt, bewirkt vollständige Ventila-
tion, doch herrscht hier eine Temparatur von 24 — 30° Reaum.
Zur Abkühlung der Bohrerspitzen und zum Auswaschen
der Bohrlöcher bei jedem Stoss dient ein, jedem Bohrer bei-
gegebener Wasserstrahl; die Beleuchtung geschieht mit Gas.
(Eine Beschreibung der Bohrmaschinen wurde bei münd-
lichem Vortrag gegeben.)
Nach ca. 6 Stunden sind die Bohrungen vollendet, die
Lafette mit den Maschinen wird hinter ein eisernes Thor
zurückgeführt, die Bohrlöcher werden mit Pulver geladen,
abgesprengt und die Trümmer ausgebracht. Je nach 8 Stunden
wechselt die Mannschaft (im ganzen Tunnel), und mit dem
Wechsel tritt die Bohrmaschine wieder in Thätigkeit. Bei
dreimaligem Wechsel beträgt der Fortschritt 1,8 — 2,9™- jeder-
seits täglich, im Ganzen durchschnittlich 5™-, und man hofft
auf die Vollendung zu Anfang des Jahres 1871.
Der Ausbruch des vollen Profils geschieht mit Handarbeit
unter Holzeinbau, die Ausmauerung nach dem belgischen Sys-
tem, wobei das Gewölbe zuerst hergestellt wird; das Mauer-
werk von Kalkstein ist 0,70 bis 1,0™- dick. Jede achtstündige
Arbeitsschicht erfordert 350 Arbeiter.
Die ursprünglich vorgesehene Tunnelbauzeit von 25 Jahren
hat eine englische Unternehmer-gesellschaft veranlasst, eine
Konzession für eine nach dem „System Fell“ gebaute, auf die
bestehende Strasse gelegte Eisenbahn zu erwerben. Die Bahn
ist ausgeführt, ihre Eröffnung schon längst in Aussicht gestellt.
Das System gründet sich auf die Annahme einer Loko-
motive, welche neben 4 Rädern an 2 horizontalen Achsen noch
4 horizontal liegende Räder an 4 vertikalen Achsen erhält: die
4 horizontalen Räder fassen paarweise eine zwischen den ei-
gentlichen Fahrschienen 0,25™- höher als diese liegende
Schiene, pressen sich gegen dieselbe uud ergeben hierdurch
eine vermehrte Triebkraft. Die Pressung auf jedes horizon-
tale Rad ist zu 3 Tonnen bestimmt, die ausgerüstete Maschine,
welche keinen Tender führt, ist 17 Tonnen schwer; bei Ver-
suchen, welche damit angestellt wurden, zog diese Maschine
auf einer Rampe von 0,085 vier Wagons mit einer Bruttolast
von 25 Tonnen in der Stunde 10800™- weit. (Die normale
Geschwindigkeit eines württemb. Güterzugs mit schwerster
Güterzugsmaschine [35 Tonnen Belastung der Triebräder] und
240 Tonnen Bruttolast ist auf horizontaler Bahn 23500™-
die Stunde.)
Die Spurweite dieser Bahn ist 1,2™- Die Steigung der
Mont-Cenis-Strasse, auf deren Thalwand, zum Tkeil mit Mauern
gestützt, die Bahn liegt, wechselt von 0,013 bis 0,088. Wo
die Steigung weniger als 0,033 beträgt, ist die mittlere
Schiene nicht vorhanden.
Die Bahn enthält Kurven mit 30 — 40™- Radius, welche
jedoch Schwierigkeiten zu bereiten scheinen, da im September
1867 noch Aenöerungen derselben vorgenommen wurden, we-
nige Tage vor dem festgestellten Eröffnungstermin; übrigens
scheint die Bahn heute noch nicht im Betrieb zu sein.
Die geringe Leistungsfähigkeit der Maschinen und der
Eindruck der Unsicherheit, welchen die Bahn macht, lassen
das System nicht empfelilenswerth erscheinen; jedenfalls ist
die Finanzspekulation, welche am Mont- Cenis seiner Anwen-
dung zu Grunde lag, nicht wohl geglückt.
General-Versammlung am 18. Januar 1868. Vor-
sitzender Hr. Ober-Baurath von Egle, anwesend 23 Mitglieder.
Es erfolgte die Verlesung des Geschäfts- und Kassenbe-
richtes. Die Mitgliederzahl, welche im Laufe des Jahres 1868
um 10 gewachsen ist, weist 95 Mitglieder auf, von denen 71
ordentliche, 24 ausserordentliche Mitglieder sind. Es haben
10 Vereinssitzungen , in denen 13 Vorträge gehalten wurden,
und 1 Exkursion stattgefunden. Die Einnahmen haben 371 Fl.
die Ausgaben 436 Fl. betragen, so dass sich ein Defizit von
65 Fl. ergiebt.
Hierauf folgt die Debatte über die Erhöhung der Jahres-
beiträge, und wird gemäss dem Antrag des Ausschusses mit
21 Stimmen gegen 1 Stimme beschlossen, wie folgt:
1) Die Jahresbeiträge der ausserordentlichen Mitglieder
von 2 Fl. auf 4 Fl.,
2) die Jahresbeiträge der ordentlichen auswärtigen Mit-
glieder von 4 Fl. auf 6 Fl.,
3) die Jahresbeiträge der hiesigen Mitglieder von 4 Fl. auf
S Fl. zu erhöhen.
Zu Mitgliedern des Auschusses wurden gewählt die Herren
Oberbaurath v. Egle, Baurath Bok, Baurath Schlier holz,
Professor Wagner, Oberbaurath Morlok, Bauinspektor
Dimler, Professor Silber, Baurath Landauer, Oberbaurath
Leins.
Die Hrn. Bauinspektor Glocker, Architekt Albert uud
Architekt Krauss in Stuttgart wurden als ordentliche Mit-
glieder, Hr. Abtheilungsingenieur Mar et in Möckmühl als
ausserordentliches Mitglied aufgenommen.
Den Schluss der Versammlung bildet ein gemeinschaft-
liches Nachtessen, bei welchem die fröhliche Stimmung der
Versammelten sieh durch zahlreiche Tischreden etc. kund gab.
Architekten- Verein zu Berlin. — Versammlung am
18. April 1868; Vorsitzender Hr. Boeckmann, anwesend
137 Mitglieder und 5 Gäste.
Nach einer Mittheilung von Hrn. Jacobsthal über den
Tod eines Vereins -Mitgliedes, Baumeister Anton Schmidt,
erfolgte zunächst die Vorlesung der von der dazu erwählten
Kommission bearbeiteten Programme für die Schinkelfest-
Konkurrenzen des Jahres 1869. Als Situation für beide
Aufgaben — (Stationsgebäude und Zentral -Bahnhof, vide Be-
richt über die Sitzung vom 7. April) — ist die Stadt Han-
nover gewählt worden; die Programme wurden mit einer
kleinen Aenderung in Betreff der Maasstäbe für die Hochbau-
Aufgabe genehmigt und werden binnen Kurzem im Druck
erscheinen.
Hr. Hesse II. hielt demnächst einen Vortrag über Be-
obachtungen, die von ihm in mehren öffentlichen Gebäuden über
Resultate verschiedener Heizsysteme angestellt wurden. Bei
dem grossen Werth, den solche Angaben für die Praxis be-
anspruchen dürfen, behalten wir uns ein selbständiges einge-
henderes Referat über den Vortrag noch vor.
Von den Fragebeantwortungen, die am Schluss der Sit-
zung erfolgten, ist eine von Hrn. Schwedler gegebene Mit-
theilung über das S c h i f k o r n ’sche Brückenträger- System
hervorzuheben. Nachdem derselbe erläutert hatte, in welcher
Weise bei diesem System Guss- und Schmiede -Eisen kombi-
nirt sind — (sämmtlieke Diagonalen sind von Gusseiseu und
zwar für jedes Feld in einem Stück gegossen!) — verhehlte
er seine Verwunderung nicht, dass die bei Czernowitz einge-
stürzte Brücke die erste sei, welcher ein derartiges Schicksal
geworden ist.
Hierzu eine Beilage.
169
Hr. R. Neumann legte einige Proben von polirtem
Granit und Syenit vor, die Hr. Steinmetzmeister Woelffel
zu Baireuth dem Verein zum Geschenk gemacht hat. Dass
sich die Hoffnung desselben, in Berlin Absatz liir seine
Produkte zu linden, verwirklichen werde, bezweifelte der
Redner, da für Granit in Schlesien und Sachsen nähere Be-
zugsquellen vorhanden sind. Höchstens könnte der Syenit
seiner dunkelgrünen Farbe wegen bei Prachtbauten vereinzelte
Verwendung erlangen, obgleich auch hierin einzelne Sorten
des einheimischen (Findlings-) Granit ihm den Vorzug abge-
wirraen möchten.
Vermischtes.
Aus Frankfurt a. M. giebt man der Allg. Ztg. eine Notiz
über die sachverständige Feststellung der Schäden am dortigen
Dom, die wir vorbehaltlich eines uns bereits vor längerer
Zeit zugesagten selbstständigen Berichts wie lolgt mittheilen:
„Die drei Dom -Baumeister, Denzinger aus Regensburg,
Voigtei aus Köln und Schmidt aus Wien, haben im Verein
mit hiesigen Sachverständigen ihr Gutachten über unsern
Dom abgegeben. Daraus erhellt, dass die Umfassungsmauer
des Chors und die Fundamente des Langhauses um mehre Zoll
aus dem Loth gewichen sind. Zerstört ist der untere Theil
des Siidportals, verletzt sind der untere Theil des Thurm-
quadrats und die Ecken des Treppen thurms, zum Theil zer-
stört die Rippengewölbe des Mittelstocks; geborsten sind
Pfeiler und Rippen, und die Kuppel sehr beschädigt. Der
Kuppelkranz ist 6 — 7" tief verbrannt und die Felder der Kup-
pel gespalten, eine Senkung des Kuppelkranzes ist daher er-
folgt. Die Dachstühle sollen aus Eisen hergestellt und das
Gewölbe des Querschiffes ganz erneuert werden. Sehr frag-
lich ist, ob die Unfassungsmauer des nördlichen Seitenschiffes
erhalten werden kann.“
Die Vollendung der grossartigen Flussbauten, welche zur
Verlegung der Neckarmündung im Gange sind, wird voraus-
sichtlich noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.
Im Verfolg der an der Architektursehule der Wiener
Kunst -Akademie in Ausführung begriffenen neuen Organisation
ist Theophil Hansen zum Professor an derselben berufen
worden. Gleichzeitig ist dem Künstler der Titel eines Ober-
Bauraths und der Adelstand verliehen worden.
Aus der Fachliteratur.
Architektonische Motive für den Ausbau und die Deko-
ration von Gebäuden aller Art nach beendetem Rohbau.
Mit besonderer Berücksichtigung der Renaissance. Unter Mit-
wirkung von Prof. W. Liibke herausgegeben von K. Weiss-
bach und E. Lottermoser, Architekten in Dresden. Leip-
zig bei E. A. Seemann, Heft I — enthält nach einem Vorwort
von Lübke 5 Blatt Zeichnungen, von denen zwei Blatt, die
Decke im Konvent der Beichtväter von S. Pietro in Rom
und 2 Fussbodenplatten aus Siena, farbig gegeben sind. Wenn
es ein Urtheil über das Werk gelten soll, wie es nach der
uns vorliegenden Probe in Wirklichkeit ist, so kann das-
selbe als eine sehr dankenswerthe Erweiterung des litera-
rischen Materials über architektonische Dekorationen empfohlen
werden, die den ästhetisch geschulten und durchgebildeten
Architekten sicherlich anregend und nutzbringend sein wird.
Dass die Beispiele mit Vorliebe aus der dekorirenden Kunst-
epoche par excellence, der Renaissance, entnommen werden
sollen, liegt nahe und ist zu loben. Auch zu Vorlagen für
den Zeichen-Unterricht werden einzelne Tafeln, wie beabsich-
tigt, sich gut eignen.
Aber das Werk verfolgt nach der Einleitung von Prof. Lübke
noch höhere Ziele und anders verhält es sich mit dem Urtheile
über das Werk, als das was e s sei n wi 1 1 . Denn wenn es gilt
„der Willkür, dem Mangel des konstruktive!* Gewissens“ in der
Kunst entgegenzutreten, die von Paris aus „auf verschiedenen
Puukten hereinzubrechen drohen“ — (eine Befürchtung, die
wir heute durchaus nicht mehr theilen) — so möchten wir
stark bezweifeln, dass ein Werk wie das vorliegende hierzu
den richtigen Weg einschlägt. Schon der Titel zeigt den
losen Zusammenhang, den die Herausgeber zwischen Architek-
tur und Dekoration im Sinne haben, wenn nach beendetem
Rohbau erst an diese gedacht werden soll. Der Willkür wird
ja eben Thür und Ihor geöffnet, wenn ein organischer Zu-
sammenhang zwischen Grundriss, Struktur und Dekoration
nicht betont wird. Ebenso dürfte die Behauptung der Her-
ausgeber, dass eine grössere Anzahl der Architekten (?) die
dekorativen und gewerblichen Künste, den inneren Ausbau
von oben herab ansehe, „vielleicht sogar als ihrer unwürdig
betrachte“, keine ernstliche Widerlegung erheischen. —
Sollten die in der Einleitung bezeichneten hochgesteckten
Ziele durch die Publikation von architektonischen Dekoratio-
nen ernstlich gefördert werden, so wünschen wir dieselben
so geordnet und so ausführlich behandelt, dass dieselben, zu-
mal von jüngeren Architekten wirklich studirt werden könnten,
keine Mustersammlungen, die im besten Falle doch nur kopirt
werden. E. J.
Vademekum des praktischen Baumeisters von Ludwig
Hoffmann. 4. Auflage, herausgegeben von Emil Hoffmann
und Adolf Lämmerhirt, Baumeister. I. Abschnitt, ent-
haltend in alphabetischer Ordnung die während der
Bau -Praxis unentbehrlichen Notizen und Tabellen, welche
als Hiilfsmittel zu schneller Anordnung, Veranschlagung und
Berechnung dienen sollen. Berlin, Wiegandt & Hempel.
Preis 15 Sgr.
Das vorliegende Werkelten enthält auf 102 Oktav- Seiten
in dem angedeuteten Sinne Angaben aus dem Stadt-, Land-,
Wasser- und Strassenbau , Notizen über Gehege, Baugeräthe,
) über die Bau -Arbeiten sämmtlicher Baugewerke nebst zuge-
[ hörigen Materialien; Notizen betreffend Fabrikwesen und Ma-
1 sehinen, Heizung, Naturwissenschaften, Metalle, Steine und
1 Erden, Hölzer, Früchte, Viehfutter; Vergleichung von Münzen,
| Maassen und Gewichten, sowie im Anhänge 12 Tabellen mit
besonderer Berücksichtigung der eisernen Träger und Säulen.
Bei dem reichen Programme, welches auf so geringem
Raume erfüllt werden soll, ist zur Sichtung und Darlegung
des Stoffes grosser praktischer Ueberblick und deutliche Kürze
erforderlich. Die alphabetische Anordnung tritt dieser Auf-
gabe nicht eben förderlich zur Seite, da der natürliche Zu-
sammenhang durch die Zufälligkeit der Anfangsbuchstaben
zerrissen und bei Synonymen ein Hin- und Herblättern ge-
fordert wird.
Gleichwohl erscheint uns die Aufgabe innerhalb der gesteck-
ten engen Raumgrenzen gut gelöst zu sein, wozu namentlich ein
sachlich geordnetes Inhaltsverzeichniss beiträgt, so dass wir
das Vademekum der Beachtung der Fachgenossen empfehlen
können. Dass kein Druckfehlerverzeichniss beigegeben ist,
erhöht unseres Erachtens das Zutrauen nicht, welches man zu
einem Werkchen mit einer derartigen Fülle absoluter Angaben
gewinnen muss.
P er sonal - N achrichten.
Preussen.
Der Eisenbahn - Baumeister Rock zu Dirschau ist zum Eisen-
bahn-Bau- und Betriebs-Inspektor daselbst ernannt.
Am 18. April haben das Baumeister-Examen bestanden:
Carl Leonhard Wächter aus Stettin, Ferdinand Viereck
aus Kolberg.
Offene Stellen.
1. Zwei Stellen für Baumeister resp. Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Bureau der Kreis - Bau - Inspektion zu
i Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommiss. Kreis - Baumeister
Modest daselbst.
2. Die Betriebs -Direktion zu Bremen sucht einen Bau-
meister. Nähere Auskunft ertheilt Baumeister Wern ich, Betha-
nien Ufer 7, 1 Tr.
3. Zur Leitung eines sehr umfangreichen Seminarbaues in
Oberschlesien wird ein Baumeister oder Bauführer gegen regle-
mentsmässige Diäten gesucht. Näheres beim Reg.- und Baurath
Kronenberg in Oppeln.
4. Ein junger Maurermeister, mit Eisenbahnbauten ver-
traut, welcher bereit ist, die Leitung resp. Beaufsichtigung von Erd-
arbeiten zu übernehmen, wird sofort zu engagiren gesucht. Schrift-
liche Meldungen unter der Chiffre O. & C. befördert die Exped.
5. Ein sehr tüchtiger Zeichner für besonders subtile Arbeit
findet sogleich auf einige Monate Engagement. Meid, in der Exp.
6. Ein mit der Abnahme resp. Berechnung von Erdarbeiten
vertrauter Feldmesser oder Bautechniker wird sofort zu en-
gagiren gesucht. Schriftliche Meldungen mit O. & C. bezeichnet,
befördert die Exped.
7. Ein Baumeister oder Bauführer wird als Hilfsarbeiter
und event. zur Stellvertretung sofort auf 4 Monate gegen regle-
mentsmässige Diäten gesucht vom Bauinspektor Stappenbeek in
Königs -Wusterhausen.
8. Zwei Baumeister, die gut zeichnen, werden gegen 21/2
Thlr. Diäten auf längere Dauer von einer Königl. Eisenbahn - Di-
rektion gesucht. Meldungen befördert die Expedition, welche auch
nähere Auskunft ertheilt.
9. Ein Baumeister gegen 2 Thlr. oder ein Bauführer ge-
gen l'yj Thlr. und event. bald 2 Thlr. Diäten wird sofort auf 2
Jahre zum Erweiterungsbau etc. der geburtshilflichen Klinik der
Königlichen Universität gesucht vom Bauinspektor Klein zu Breslau.
10. Ein Bauführer gegen l>/2 Thlr. Diäten wird sofort auf
3 Monate zur Restauration der St. Dorotheen-Kirche gesucht vom
Bauinspektor Klein in Breslau.
11. Für die Braunsberger und Balgaer Melioration, beide mit
Wasser- Hebewerken, wird ein erfahrener Baumeister gesucht.
170
Beide Meliorationen sind 3 Meilen von einander entfernt und durch
die Ostbahn verbunden. Offerirt werden 90 — 100 Thlr. pr. Monat.
Wohnsitz Braunsberg. Meldungen beim Landes - Meliorations - Bau-
Inspektor Kuckuck in Königsberg.
12. Zur Leitung des umfassenden Arresthaus-Baues zu Aachen
wird für einige Jahre ein geprüfter Baumeister gesucht. Eintritt
sofort ; Diäten reglementsmässig. Briefe mit beizulegenden Zeug-
nissen sind gefälligst möglichst bald an den Bau-Inspektor Maertens
nach Aachen zu richten.
Brief- und Fragekasten.
H rn. A. in Saarbrücken. — Beim Abonnement auf das
laufende Quartal unserer Zeitung werden die bereits erschienenen
Nummern desselben ohne Weiteres von den Post- Anstalten und
Buchhandlungen nachgeliefert. Ebenso können Sie ohne Schwierig-
keit bereits vollständig erschienene Quartale auf demselben Wege
nachträglich beziehen. Letztere liefert Ihnen auch unsere Expedition
franco gegen Einsendung einer Post - Anweisung.
H. S. in Zeitz. — Rohglas wird am Besten aus der Aachener
Spiegel - Manufaktur (Fabrik zu Stobberg bei Aachen) bezogen. Wir
machen Sie jedoch darauf aufmerksam, dass Rohglas ziemlich spröde
ist. Wenn Sie in Ihrer Fabrik grössere F'ensterflächen ohne Sprossen
verglasen wollen, so müssen Sie auf das Zerspringen der Scheiben
bei starken Erschütterungen gefasst sein.
Hrn. LT. in Hannover. — Leute, wie Sie solche wünschen,
sind gegenwärtig sehr selten. Das Mögliche soll geschehen.
Berichtigung.
In No. 16 d. Bl., pag. 153, sind in der Figur 2 zu dem
Aufsatze über die Stabilität des tonnenförmigen Kappengewölbes
die Buchstaben Z und Z0 vertauscht. Ihre richtige Stellung geht
aus den Worten des Textes deutlich hervor.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am 25. April 1868.
Tagesord nung:
Beurtheilung der Monatskonkurrenzen. — Mittheilung des
Herrn Kyll mann. — Vortrag der Herren Römer und Orth.
Während der Bibliothekstunden liegt bis zum Sonnabend den
25. d. M. das namentliche Verzeichniss der aktiven Mitglieder des
Vereins znr Berichtigung aus. Die Herren Mitglieder werden er-
sucht, Standes- und Wohnungsveränderungen in diese Liste, welche
bald dem Druck übergeben werden soll, einzutragen oder dieselben
schriftlich dem Vereinsbibliothekar Herrn Eisemann mitzutheilen.
Offene liaumeisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Offen e Haumeisterstelle.
Ein geprüfter Baumeister kann sogleich bei der Königlichen
F'ortiiikation zu Kosel Beschäftigung finden.
Die Bewerber haben sich unter Beifügung der Zeugnisse und
unter Angabe der geforderten Diäten bei dieser Behörde schriftlich
zu melden.
Königliche Fortifikation.
Ein junger Mann (Maurer), welcher theoretisch und praktisch
gebildet, mit Bureau- Arbeiten und Leitung von Bauten vertraut,
sucht eine passende Stelle. Zeugnisse können auf Verlangen vor-
gelegt werden. Gef. Offerten erbittet man unter A. Z. No. I.
durch die Exped. d. Blattes.
Am 12. d. Mts. verlobte ich mich in Cassel mit Meta Hercher,
Tochter des Oberpfarrers Hercher in Stadt- Ilm, was ich meinen
Bekannten hiermit anzeige
Berlin, den 15. April 1868.
Th Rupprecht, Baumeister.
Ihre Vermählung zeigen an
Albert Zeyss, Baumeister,
Emilie Zeyss, geb. Kleiber.
Marienwerder, den 14. April 1868.
Heute Morgen 4 Ehr wurde meine liebe Frau Nettchen geb.
Tewess von einem gesunden Töchterchen entbunden.
Memel, den 13. April 1868.
E. Mohr, Baumeister.
In der Nacht vom 13. zum 14. d. Mts. verschied zu Meran
in Tirol nach längerem schweren Lungenleiden unser innigge-
liebter Bruder und Schwager, der Königliche Baumeister Anton
Schmidt, im Alter von 31. Jahren.
Reimen bei Neisse, den 15. April 1868.
Louise und Albert Lux,
Rittergutsbesitzer.
Am 14 April starb nach schweren Leiden zu Wiesbaden der
Bauführer Gustav Woywod, 2 2J/4 Jahr alt, an Lungenschwindsucht.
Im Namen der Mutter, meiner Schwester,
und im eignen Namen, der
Stadtgerichts- Rath Pr in.
Ein geübter Zeichner, Feldmesser und Maurer, auch bei Eisen-
bahnbau beschäftigt, sucht bei einem Maurermeister oder Eisenbahn-
bau-Unternehmer Beschäftigung. Adressen unter H. S. 27 in der
Expedition dieser Zeitung.
Ein theoretisch und praktisch gebildeter angehender Maurer-
meister sucht Beschäftigung. Gefällige Adressen sub R. W. 28.
in der Expedition d. Blattes abzugeben.
Stellege§ucli.
Ein junger Mann (Maurer), zur Zeit sein Militairjahr absol-
virend, sucht für seine freie Zeit Beschäftigung im Zeichnen oder
Bureauarbeit bei einem Bau-, Maurer-, Zimmermeister oder Archi-
tekten. Gefl. Adressen an Georg Böhme, Hollmannsstr. 24.
EINLADUNG
zum
dritten Deutschen Journalistentag in Berlin.
Zu der am 17. und 18. Mai c. in Berlin (Arnim’s Hotel) statt-
findenden Versammlung des dritten Deutschen Journalistentages
werden die Redakteure, Herausgeber, Mitarbeiter und Verleger aller
in deutscher Sprache erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften
(§§ 4 u. 5 der Statuten des Journalistentages) hierdurch eingeladen.
Anmeldungen derjenigen deutschen Zeitungen und Zeitschriften,
die bisher noch nicht im Jonrnalistentage vertreten waren, sowie
der älteren Mitglieder desselben, werden bis zum Vorabend der
ersten Versammlung bei dem Comite des Vorortes (unter der Adresse
der Redaktion der Vossischen Zeitung) erbeten.
Das Anmeldungs-Bureau wird am Vorabend der ersten Ver-
sammlung in Arnim’s Hotel, Unter den Linden 44, von 5 Uhr
Nachmittags ab eröffnet sein, wo auch die Beiträge der vertretenen
Zeitungen und Zeitschriften (§ 6 der Statuten) erhoben werden. Um
8 Uhr Abends werden sich dort die Mitglieder zu einer Vorbe-
sprechung versammeln.
Tagesordnung:
1) Bericht des Vorortes.
2) Konstituirung des Bureaus (§ 7 der Statuten).
3) Zeitungs- Telegraphen wesen.
4) Zeitungs - Inseratenwesen.
5) Geistiges Eigenthum der Zeitungen und Zeitschriften.
6) Alterversorgung der Journalisten.
Andere Gegenstände, die auf die Tagesordnung gebracht wer-
den sollen, bedürfen (§11 der Statuten) der Unterstützung durch
die Vertreter von fünf Zeitungen oder Zeitschriften.
Für den 19. Mai ist eine gemeinschaftliche Exkursion des Jour-
nalistentages in Aussicht gestellt.
Berlin, den 17. April 1868.
Der Vorort des Deutschen Journalistentages.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Ein Loos der Erdarbeiten für den Bau der Neuen Berliner
Verbindungsbahn von ca. 6100 Schachtruthen, einschliesslich der
Herstellung zweier Strassenüberführungen, beabsichtigen wir im
Wege beschränkter Submission zu vergeben. Bauunternehmer,
welche ihre Qualifikation durch Atteste nachzuweisen vermögen,
werden ersucht, von den in unserem Bureau, Köpnickerstrasse 29,
ausliegenden Plänen und Bedingungen Kenntniss zu nehmen und
werden daselbst Offerten bis zu dem, am
7. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr
stattfindenden Termine entgegen genommen, und im Beisein der
etwa persönlich anwesenden Submittenten eröffnet.
Berlin, den 17. April 1868.
Höniglielir Direktion der Xledersehleslscli-
Vlarkiselien Eisenbahn.
Abtheilung für den Bau der Neuen Berliner Verbindungsbahn.
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tönen assortirt zu halten.
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Sägewerke: eiserne Bundgatter, Wagenpression, Kreissägenlager.
Oelmühlen: Samenwärmer, Presskasten für hydraulische Pressen.
Papierfabriken: Holländerbetrieb mit Zentrifugalpumpen.
Maschinenziegeleien: Thon-Elevator, Kollermühle.
Mechanische Webereien: Betrieb, Regulator, Oberlicht.
Tabaksfabriken: Winde, Schneidemaschinen, Darren.
HolzstofFabriken für Papier: Schleif- und Mahl-Einrichtungen.
Brennereien: Maischmaschine. Grünmalzelevator, Keller, Pumpen.
Bleich- und Appretur- Anstalten : Mangelbetrieb, Stampfkalander.
Kraftmaschinen: Holzschaufelbefestigung, liegende und stehende
Dampfkessel mit innerer Feuerung ohne Gefahr und leichterer Rei-
nigung, Dampfmaschine mit horizontalem Schwungrad, Stopfbüchse
ohne Verschleiss, Pumpen-Ausrückung.
Maschinentheile: Spurlager, stellbare Hängelager, Holzverzah-
nung der Eisenräder und Verhütung des Springens, Friktionskuppe-
lungen, Verhütung des Auslaufens der Losscheibe.
Gebäude im Allgemeinen: Holzfenster, Eisenfenster mit dichten
Luftscheiben, Dachgerüst mit Ersparniss von 10°/o Holz. Silicat-
Anstrich für Pappdächer, Schlösser, dicht schliessende Thüren ohne
Schwellbretter, Blechthüren.
Hausgeräthe: Speiseschrankventilation, Klingelzüge, Wasch-
tische, Waschmaschinen mit Ersparnng des Kochkessels, Mostrich-
Konservator, leuchtende Oefen, Exkrementwagen, mechanische
Treppen.
Gothische Kirchen: Altar, Säulen, Emporen, Thurmanlage, feuer-
festes Dach, Ventilation.
Schulen: Sitzplätze, Kommoditäten, Spielkorridor, Ventilation
ohne Zug.
Heilanstalten: Verhütung der Miasmen, reichliche reine Luft ohne
Zug, Leichenfahrstuhl, Vertilgung der Ansteckungsluft.
Sitzungssäle und Theater: Sitzplätze mit Saugapparat, zugfreie
Ventilation.
Personenschiffe: Reine Luft, Ventilatorenbetrieb.
Eisenbahn -Personenwagen: Verhütung der Zugluft, Abhaltung
des Staubes.
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Schonung der Wagen, fehlerfreie Zementirung, Entbehrung theuerer
Schienenfabriken, zuverlässige Revision der Schienenqualität, keine
Hindernisse durch Temperatur-Veränderungen, Auswechselung einer
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bittet man zu richten an die
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Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2'A Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
licrausgcgebcn von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 1. Mai 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der
Königlichen Bau- Akademie zu Berlin im August 1867. (Fort-
setzung.) — Ueber Schieferbedachung. (Schluss.) — Ueber die
Strassehbesprengung mit Salz. — Feuilleton: Die Baudenkmale
Danzigs und die Gegenwart. — Mittheilungen aus Vereinen:
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. — Verein deutscher Ingeni-
eure. (Bezirksverein an der Lenne.) — Architekten -Verein zu Berlin.
— Vermischtes: Aufwand für die von König Ludwig I. errichteten
Bauten. — Anstellung von Kultur-Ingenieuren in Baden. — Die Dom-
bau-Konkurrenz betreffend. — Konkurrenzen: Monatsaufgaben
im Architekten- Verein zu Berlin. — Preisausschreiben für ein Rath-
haus in Dortmund. — P er sonal - N achri eilten etc.
filiiladiiiig;.
Das Unterzeichnete Komite beehrt sicli Namens des Vorstandes hierdurch sämmtliche deutschen Fach-
genossen zu der, einschliesslich vom 1. bis 4. September d. J. in Hamburg stattfindenden
XV. Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure
frenndlichst einzu laden.
Zugleich fordert das Komite zur thätigen Mitwirkung durch Vorträge und Aufstellung wichtiger und
interessanter Fachfragen auf, und ersucht um Betheiligung an der mit der Versammlung verbundenen Aus-
stellung von Plänen, Entwürfen, Modellen und sonstigen in das Baufach gehörenden Gegenständen.
Diejenigen Herren, welche die Absicht haben, der Aufforderung in irgend einer Weise Folge zu leisten,
werden gebeten dem
Lokal -Komite der XV. Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure in Hamburg
Ferdinand-Strasse No. 44
gefälligst baldthunlich davon Kunde zu geben und besonders hinsichtlich der Ausstell ungs- Gegenstände den
erforderlichen Flächen- und Höhenraum bezeichnen zu wollen.
Auf Grund der eingehenden Meldungen wird sodann das Weitere festgestellt und baldthunlichst be-
kannt gemacht werden. Hamburg, den 20. April 1868.
Das Lokal-Koniitc der XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure.
F. Geo. Stammann, Vorsitzender.
Rcisenotizcii
gesammelt aul der Studienreise der KÖnigl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung.)
Eine sehr interessante neue Anlage zeigt die Quai-
bahn am Sandthor-Hafen. Als Hafen dient die Elbe
selbst, so dass die Schiffe der Strömung ausgesetzt sind,
und daher meistens an Duc d’Alben befestigt werden
müssen. Um nun das Hafenbassin am Sandthor mit der
Eisenbahn in Verbindung zu bringen, ist vom Berliner
Bahnhofe aus eine „Hafenbahn“ angelegt, die hier nach
dem Quai führt und mit der Anlage eines kolossalen
Güterschuppens in Verbindung gebracht ist.
Wegen des so sehr beschränkten Raumes hat die
neue Quai- und Güterschuppen -Anlage noch zum Theil
in die Elbe hinein erbaut werden müssen, so dass auch
die Ausführung ganz neuer Uferschälungen im tiefen Was-
ser nothwendig wurde. Es wurden hier Bohlwerke mit
durchgerammten Pfählen ausgeführt, vor denen die See-
schiffe unmittelbar anlegen können. Auch die vordere
Front des Güterschuppens musste auf Pfählen gegründet
werden, weil der gewachsene Boden — in Folge des vor-
geschobenen Uferrandes — erst in grösserer Tiefe er-
reicht werden konnte und ein grosser Theil der ganzen
neuen Quai-Anlage erst durch neue Anschüttungen gebildet
werden musste.
Diese eigentümlichen Verhältnisse gaben nun wohl
zum Theil mit Veranlassung zu eigentümlichen Anord-
nungen und Konstruktionen. Zunächst nämlich wurden
zwischen dem Güterschuppen und dem ihm parallelen
Quairande zwei Schienengeleise angeordnet, die wohl ur-
sprünglich für Eisenbahnzwecke projektirt waren, aber
schon bald anderen Zwecken übergeben wurden, da die
Verkehrs -Verhältnisse für den Hamburger Hafen beson-
dere Rücksichten verlangten.
Das ganze zu Schiff ankommende Gut teilt sich in
diejenigen Massen, die in Hamburg selbst bleiben, und in
diejenigen Güter, die weiter — also zum grössten Theil
per Bahn — versendet werden sollen. Eine Trennung
beider schon beim Ausladen selbst vorzunehmen ist durch-
aus untunlich, weil das grösste Gewicht nicht sowohl
auf das Sortiren der Güter, als vielmehr auf ein möglichst
schnelles Löschen und Befrachten der Seeschiffe gelegt
werden muss. Es war daher auch nicht auf ein langes
Lagern der Güter im Schuppen zu rechnen, sondern viel-
mehr zunächst dem Bedürfniss Rechnung zu tragen, dass
möglichst viele Schiffe gleichzeitig ihre Ladung in den
Schuppen auswerfen können. Der Schuppen zeigt daher
auch nur ein einziges Geschoss, aber in einer Länge von
ca. 2400', und ist nach der Wasserseite ganz offen, so
dass die Schiffe nun an jeder beliebigen Stelle ihre La-
dung ausweifen können, der Schuppen also eigentlich nur
einen überdeckten Raum zum Sortiren der Schiffsgüter
abgiebt. Für die Fortschaftung der Güter aus dem Schup-
174
pen war darauf Rücksicht zu nehmen, dass im Lokalver-
kehr die Schuten das bevorzugte Transportmittel sind,
weil vermittelst derselben die Güter in alle kleinen Kanäle
transportirt werden können, an denen Hamburg so reich
ist, und neben denen unmittelbar die Speicher und Waaren-
häuser der Kaufleute liegen. Eine Abfuhr der angekom-
menen Güter durch Rollfuhrwerk erfolgt fast gar nicht.
Es konnten daher, weil die in Hamburg bleibenden
Güter wieder am Uferrande in die Schuten hinabgelassen
und verladen werden, auf der landseitigen Front die
Eisenbahnstränge unmittelbar neben den Güterschuppen
gelegt werden. Diese landseitige Front ist massiv aus-
geführt, mit grossen Ladethoren versehen und auf dem
gewachsenen Boden fundirt.
Sobald man nun auf das anfänglich für vortheilhaft
gehaltene Verfahren, die Eisenbahnwagen unmittelbar aus
den Seeschiffen zu befrachten, Verzicht geleistet und sich
zu einer vorgängigen Sortirung der Güter im Schuppen
entschlossen hatte, waren auch die beiden zwischen Schup-
pen und Quairand angeordneten Geleise disponibel gewor-
den, und nur eines derselben nimmt noch jetzt, wenn-
gleich sehr selten, Eisenbahnwagen auf, welche direkt be-
frachtet werden sollen. Das dem Quairande zunächst lie-
gende Geleis aber ist auf 7 J/2 ' Spurweite verbreitert wor-
den und trägt die beweglichen Kräh ne.
Bei dem grossen Gewicht, das hier vorzugsweise auf
ein möglichst schnelles Löschen und Befrachten der Schiffe
gelegt ist, war es von der grössten Wichtigkeit, auch die
möglichst zweckmässigsten Hebevorrichtungen zu wählen
und daher namentlich eine Wahl zwischen festen und be-
weglichen Krähnen zu treffen. Wenn nun zwar die An-
ordnung fester Krähne, wie sie fast alle Hafenanlagen
zeigen, in vielen Beziehungen grosse Vortheile gewährt
und namentlich rücksichtlich einer gemeinschaftlichen Be-
triebskraft (Dampf oder Wasser) wesentliche Verein-
fachungen gestattet, so sind ihre Nachtheile doch auch
nicht unbedeutend. Feste Krähne können vor allen Dingen
nur ganz bestimmte Kreise bestreichen, und ein Schiff',
welches sie benutzen will, ist daher genöthigt, an einem
ganz bestimmten Platze anzulegen, was für grosse See-
schiffe schon immer mit einigen Schwierigkeiten verbunden
ist. Sind aber auch wirklich die festen Krähne nahe ge-
nug bei einander angeordnet und selbst zwei oder drei
derselben für ein auswerfendes Schiff disponibel, so ent-
spricht die Vertheilung derselben doch immer bestimmten
Schiffslängen und können sie, da die Schifte weder gleiche
Abmessungen noch gleiche Formen haben, demnach auch
die Anordnung und Vertheilung der Luken, aus denen
die Ladung hervorgeholt werden muss, eine sehr ver-
schiedene ist, nicht immer zweckentsprechend benutzt werden.
FEUILLETON.
/
Die Itaudcnkmalc Danzig’s und die Gegenwart.
Danzig ist bekanntlich eine der sehr wenigen Städte
Deutschland’s , welche in ihrer Physiognomie noch ganz
den Charakter des Mittelalters bewahrt haben, und übt
daher auf alle Freunde der Geschichte, auf alle Kenner alter
Kunst, auf alle diejenigen, welche Sinn für das Malerische
haben, einen besonderen Reiz.
Solches ist kein Zufall, sondern hat seinen Grund in
der Geschichte Danzig’s und in dessen eigenthümlichen
Verhältnissen. Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts
wurde die Rechtstadt, welche wie alle mittelalterlichen
Städte auf einen möglichst kleinen, leicht zu vertheidi-
genden Raum zusammengedrängt werden musste, mit einem
Mauerring umgeben und ist seitdem bis auf den heutigen
Tag stark befestigt. Seit Ende des 14. Jahrhunderts baute
man ferner in Danzig massive Wohnhäuser, durch welche die
Richtung und Breite der Strassen für alle künftigen Zei-
ten festgesetzt wurde. So konnte man, als dann später
nach Befreiung der Stadt von der Herrschaft des Deut-
schen Ordens, die Zahl der Einwohner und die Bliithe
, Danzig’s stetig wuchsen, die Stadt weder räumlich ausdeh-
nen, noch überhaupt in die Breite gehen, musste die Häu-
Diesen Uebelständen wurde hier so grosser Werth
beigelegt, dass man es vorzog, bewegliche Krähne anzu-
ordnen, die nicht nur den Schiffen gestatten, an jeder be-
liebigen Stelle anzulegen, sondern die auch selbst jederzeit
an diejenigen Stellen geschafft werden können, wo sie den
Schiffsluken am besten entsprechen. Die Zahl der aufge-
stellten beweglichen Krähne ist ausserordentlich gross,
und da das Gewicht der zu hebenden Güter ein so sehr
verschiedenes ist, so zog man es vor, jedem Krahn seinen
eigenen Motor zu geben, anstatt durchgehende Leitungen
und Akkumulatoren etc. anzuwenden. Es sind daher die
Krähne nicht nur an Tragfähigkeit, sondern auch an Kon-
struktion sehr verschieden. Wenn die meisten derselben
freilich nur eine Tragfähigkeit von 10 bis 30 Zentnern
haben, so sind doch auch Krähne, die bis zu 100 Zent-
nern heben, hier aufgestellt, ebenso werden einzelne der-
selben von Hand, andere durch Dampf betrieben, während
bei einer Anzahl neuerer Krähne sowohl Dampf- als auch
Wasserkraft nutzbar gemacht wird. Eine Beschreibung
der nach diesem neuen Prinzipe konstruirten Krähne ist
in dem „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens“,
1868. Heft 1 enthalten, woselbst auch ein Querschnitt
durch die Quai -Anlage und den Güterschuppen mitge-
theilt ist.
Die mit den beweglichen Krähnen bis jetzt hier ge-
machten Erfahrungen haben diese Art des Güterbetriebes
als in jeder Art vortheilhaft erscheinen lassen; namentlich
ist es fast immer möglich, einem auswerfenden Schiffe
drei Krähne zur Disposition zu stellen und das Auswerfen
in einem bis höchstens 3 Tagen zu bewerkstelligen. Hier-
bei wird es wünschenswerth und nothwendig, die Stellung
der Krähne zu vertauschen, und ist daher das erste, dem
Quairande zunächst liegende breite, und ausschliesslich für
die Krähne bestimmte Geleis durch Quergeleise mit dem
zweiten Geleise verbunden, das jetzt fast nur noch zu
einem solchen Vertauschen der Krähne benutzt wird.
Interessant ist ferner noch die Konstruktion des Güter-
schuppens selbst. Wie bereits oben erwähnt, ist nur die
hintere Front massiv autgeführt und auf gewachsenem
Boden fundirt, die vordere, dem Wasser zugekehrte Front
dagegen auf Pfählen gegründet und ganz offen. Es wur-
den hierzu in etwa 20' Entfernung von einander Doppel-
pfähle eingerammt, die wenige Zolle über dem Terrain
einen mächtigen J förmigen Blechträger tragen; dieser
unter der ganzen Vorderfront fortlaufende Blechträger
dient den Querbalken des Güterbodens zum Auflager und
trägt über den Doppelpfählen eiserne Säulen, welche das
aus wellenförmigem Eisenblech gefertigte Dach tragen.
Die Tiefe des Schuppens beträgt etwa 45' , und da bei
seiner kolossalen Länge auch auf Sicherung gegen Feuers-
ser also erhöhen und die an und für sich engen Strassen
womöglich noch mehr verengen.
Jener Blüthe Danzig’s und dem bedeutenden Reichthum
seiner Handelsherren, deren Schiffe alle Häfen Europas be-
suchten, ist es aber zu danken, dass man stets in solidester
Weise, für Jahrhunderte gebaut hat, dass wir demzufolge die
Geschichte der Stadt seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bis
zur Gegenwart in Denkmalen der Baukunst, nicht an Kir-
chen allein, sondern auch an öffentlichen Profanbauten
und besonders Wohnhäusern noch heute in einer \ oll-
ständigkeit verfolgen können, wie sie wohl kaum eine
andere Stadt Deutschlands aufzuweisen haben dürfte. Denn
trotz vieler Kriege, trotz mehrmaliger Belagerungen, wel-
che die Stadt zu erleiden hatte, schritt ihre architektonische
Entwickelung zwar stetig fort, doch wurde fast immer das
Neue an das Alte angereiht, nicht, wie es jetzt so
vielfach beliebt ist, das Neue an Stelle des Alten ge-
setzt. Daher sehen wir neben zahlreichen gothischen Haus-
facaden in Ziegelrohbau die geräumigen Wohnhäuser der
stolzen Patrizier des 16. und 17. Jahrhunderts wie die
Bauten des 18. Jahrhunderts, auch letztere zwar nach der
Mode jener Zeit geformt, aber doch nicht minder solide
und monumental.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts . stand
Danzig auf der höchsten Stufe seiner architektonischen
und malerischen Schönheit. Seit jener Zeit hat es un-
175
gefahr Rücksicht genommen werden musste, so ist der
Schuppen seiner Länge nach in 6 Theile zerlegt, die bis
unter das Dach durch Querwände aus wellenförmigem
Eisenblech von einander geschieden sind und nur durch
Thüren mit einander in Verbindung stehen. Für die
Dachkonstruktion ist ebenfalls Eisen gewählt. Einer
authentischen Veröffentlichung dieser zugleich grossartigen
und lehrreichen Anlagen darf in hoffentlich nicht zu
langer Frist entgegen gesehen werden.
Auf dem linken Ufer der Elbe, auf Steinwaerder,
wurde ein massives Trockendock ausgeführt, doch befand
sich der Bau noch in dem ersten Stadium der Fundirungs-
arbeiten (Baggerung und Betonirung), so dass von dem
Bauwerk selbst noch Nichts zu sehen war und nur die
Bauzeichnungen die künftige Anlage veranschaulichen
konnten. Das Dock soll ganz in Stein ausgeführt wer-
den und eine Länge von 450' bei 65' Breite in den ober-
sten Theilen erhalten; die Eingangsschleuse jedoch soll
nur 57' breit werden und zum Verschluss ein bereits fertiges
eisernes Schwimmthor mit unten stark bimförmigem Quer-
schnitt erhalten, das mit Schützen versehen ist.
Die Ausführung selbst wurde wesentlich erschwert
durch den sehr beengten Bauplatz und die Hindernisse,
die von den diesem Unternehmen nicht günstig gesinnten
Besitzern der Nachbargrundstücke geschaffen wurden. Es
mussten daher, namentlich bei der seitlichen Absteifung
der Baugrube, be-
sondere Vorsichts-
maassregeln ge-
troffen und noch
eine dritte ab-
schliessende Holz-
wand angeordnet
nicht möglich war,
den Abschluss so-
fort bis auf die
erforderliche Tiefe zu erreichen. Die Seitenwände des
Docks sollen nur bis zur Terrainhöhe aufgeführt werden,
während die Eingangsschleuse mit Rücksicht auf die
höchsten Fluthen und die Höhenlage des Deiches bis
-j- 22' hochgeführt werden muss.*) Demgemäss ist die
Docksohle auf — 12' angenommen, so dass sich darnach
die Tiefe der erforderlichen Ausschachtung ergab. Die
Docksohle ist in der ganzen Länge horizontal, ohne jeg-
liches Längengefälle, angenommen und soll die Form eines
umgekehrten Gewölbes von Vio Pfeil erhalten. Die Schei-
*) Die höchste ausserordentliche Fluth vom 4. Februar 1825
erreichte einen Stand von -J- 20' 6" am Pegel, während die ordi-
nairen Fluthen sich nur etwa bis -f- 6' erheben und der Wasser-
spiegel der ordinären Ebben auf =i= 0 liegt.
telstärke dieses in guten Ziegeln auszuführenden Sohlen-
gewölbes soll 3' betragen, während die Dicke des Ziegel-
mauerwerks unter den Dockbänken 10' betragen soll.
Dies Sohlengewölbe soll auf einer 7' starken Betonschicht
ruhen, die auf der nach der Form eines Kreisbogens aus-
gebaggerten Sohle der Baugrube ausgeführt wird und sich
seitwärts an die Betonfangedämme anschliesst. Die seit-
lichen Begrenzungen waren bereits ausgeführt, die Bag-
gerung und Betonirung noch nicht beendet und momen-
tan nicht im Gange. Zur Baggerung wurde ein englischer
Vertikalbagger benutzt, dessen verbesserte Konstruktion
auch die Baggerung unmittelbar am Rande der Baugrube
gestatten soll ; eine Besichtigung des Baggers war nicht
thunlich. Die Betonbereitung erfolgt, trotz der bedeuten-
den erforderlichen Mengen, mit der Hand, wobei die
Steine vor der Verarbeitung auf einem Bretterboden mit-
telst einer Spritze gewaschen werden.
(Fortsetzung folgt.)
Heber Scliieferbedaclmng.
( Schluss. )
Das einzig Vorzügliche der Eindeckungs - Methode
Gerard’s besteht in deren weiterer Ausführung. Er lässt
nämlich Rahmen von ca. 1 Dm- Grösse fertigen, belatten
und in der vorbeschriebenen Weise mit Schiefer behängen.
Diese Rahmen, welche noch bequem von zwei Mann zu
handhaben sind, werden dann von Innen auf das Dach
gebracht und an einander gestellt, wodurch die Möglich-
keit geboten ist, grosse Dachflächen
in verhältnissmässig kurzer Zeit
einzudecken.
Figur 3 zeigt das von Hugo
in Bordeaux erfundene System.
Der Schiefer ist hier mit Haken-
klauen von Rothkupfer oder Blech,
die entweder eingehängt oder ange-
nagelt, bezüglich angeschraubt wer-
den, gehalten. Jeder Schiefertafel
entspricht eine Klaue, deren den Haken bildender Theit
sichtbar bleibt.
Es kann dieses System bei Schalbrettern wie bei Latten
angewendet werden, und scheint vor jenem hauptsächlich
den Vorzug zu besitzen, dass die Blechstreifen weniger
auftragen als der Draht und man jeden einzelnen Schie-
fer nach Umbiegen des Blechhakens herausnehmen und
durch einen anderen ersetzen kann, vorausgesetzt, dass
dieser Haken bei mehrmaligem Biegen nicht bricht, was
allerdings leicht geschieht. Dagegen besteht ein sehr
grosser Uebelstand dieser Methode darin, dass die Blech-
streifen zu geringe Steifigkeit haben, und um diese zu ver-
Figur 3.
endlich viel verloren und verliert jährlich in zunehmen-
dem Maasse mehr und mehr.
Den ersten empfindlichen Stoss erlitt die Stadt, als
sie im Jahre 1772 bei der ersten Theilung Polens ihre
Selbstständigkeit verlor und unter Preussens Herrschaft
kam. Der Stolz des Patriziats war tief beleidigt —
viele verliessen ihre Heimath. — Es folgte die französische
Revolution mit ihren Folgen, welche ganz Europa er-
schütterten. Die Kriege am Beginn unsers Jahrhunderts,
in denen Danzig zwei Belagerungen erlitt (1807 und
1813), lähmten den Handel und vernichteten den Reich-
tlium. Die Zahl der Einwohner sank bedeutend herab.
Viele Gebäude hatten durch die Belagerung gelitten;
manche vorher prachtreiche Patrizier -Wohnungen standen
leer und wurden ganz vernachlässigt, andere nur in noth-
dürftigster Weise erhalten.
Die Nachwehen des Krieges, während welcher die
Stadt fast nur vegetirte, dauerten sehr lange. — An Bauen
konnte Niemand denken ; man suchte sich in den alten
Räumen einzurichten , so gut es eben gehen wollte. Als
dann seit dem vierten Jahrzehnt unsers Jahrhunderts der
Wohlstand der Stadt allmälig wieder zu steigen begann
und man anfing, höhere Ansprüche an die Wohnungen
zu machen, war ein gänzlich veränderter Geschmack an
der Tagesordnung. Von dem krausen Rokoko war man
auf’s Neue zur Antike zurückgekehrt, reproduzirte dieselbe
aber in der nüchternsten Weise. Denn wenn auch Schin-
kel das Bessere gezeigt hatte, so drang seine Lehre doch
nicht so schnell bis in die entfernte Provinzialstadt Dan-
zig, und wo man in seinem Geiste zu arbeiten versuchte,
geschah es in missverstandenem Sinne. Natürlich, dass
man, weil das Geld für solide Ausführungen fehlte, auch
hier zu Surrogaten griff und in Kalkputz und Gyps aus-
führte, was seiner Form und Farbe nach Stein zu sein
vorgab !
Das Alterthümliche und Altmodische, welches aus
früheren Jahrhunderten sich erhalten hatte, gefiel nun
nicht mehr. Nicht nur die Privathäuser, sondern auch
die öffentlichen Gebäude und die Kirchen suchte man in
dem Sinn der „erleuchteten“ Neuzeit zu modernisiren und
schonungslos wurde das Alte, mochte es noch so ehrwür-
dig, noch so kunstvoll sein, entfernt, um dem Modernen,
meist Schlechteren, Platz zu machen.
Und so geschieht es noch heute. Die Häuser der
Patrizier sind zum Theil in den Besitz von Spekulanten
und Krämern übergegangen, welche meist nicht in Dan-
zig geboren, ohne Interesse für die Stadt, ohne Sinn für
Kunst, aller Pietät vor den ehrwürdigen Denkmalen der
Geschichte baar, um einer Laune oder des augenblick-
lichen Gewinnes willen unbedenklich die Werke der Vor-
176
Figur 3 a.
J3L
grossem, zweimal genagelt oder
angescliraubt werden müssen — was
die Arbeit erschwert — und dass
i. trotzdem wederdem Auf biegen durch
^ Stürme, noch dem Umbiegen durch
abrutschende Schneemassen gehö-
riger Widerstand geleistet wird. In
letzterer Beziehung sind bereits vor
längerer Zeit in ähnlicher Weise starke Zinkstreifen zur
Befestigung neu eingezogener Schiefer von mir verwendet
worden, um das Nageln von Aussen zu vermeiden, aber
stets hat der abrutschende Schnee diese Blechhaken auf-
gebogen. Es dürfte sich somit auch dieses System für
unser Klima nicht empfehlen.
Das dritte System von Mauduit & Bechet in
Paris, erweist sich dagegen in jeder Beziehung als prak-
tisch und verdient weitere Verbreitung.
Figur 4.
Dasselbe besteht
in Folgendem. Der
Schiefer wird mittelst
Drahthaken, die, bei
Lattung eingehängt,
bei Anwendung von
Schalung aber am
oberen Ende zuge-
spitzt und wie ein
Nagel in das Holz
eingeschlagen wer-
den, gehalten. Jeder
Schiefertafel ent-
spricht ein Drahthaken, dessen den Haken bildender kur-
zer Theil sichtbar bleibt, während der längere Theil in
Figur 4a. der Stossfuge zwischen zwei Schiefern liegt,
daher nicht aufträgt, und somit die Schiefer
dicht auf einander zu liegen kommen.
Die Hauptvorzüge dieses Systemes vor
den übrigen und der zeitherigen Befestigungs-
weise bestehen hauptsächlich darin, dass
die Befestigungsstelle der Schiefer nicht am oberen
Ende der Schiefer, — wie bei der Befestigung mittelst
Nägel oder Draht, sondern am unteren Ende liegt,
wodurch den Stürmen, des kürzeren Hebelarmes wegen,
grösserer AViderstand geleistet wird, und
2. dass jeder einzelne Stein mit Leichtigkeit entfernt
und durch einen anderen ersetzt werden kann, ohne den
Schiefer von aussen nageln zu müssen und so dem Ein-
sickern des Wassers Gelegenheit zu bieten. Man braucht
nämlich nur den Drahthaken aufzubiegen, nach Entfernung
des schadhaften Steines einen neuen einzuschieben und
dem Haken sodann seine frühere Gestalt wieder zu geben.
Sollte derselbe hierbei ja einmal brechen, so ist er leicht
durch einen anderen zu ersetzen, da die Befestigungsstelle
frei wird und ein neuer Haken in die Fuge nur wie ein
gewöhnlicher Nagel eingeschlagen und nach Einschiebung
des Schiefers umgebogen zu werden braucht;
3. dass bei etwa nöthig werdender Umdeckung jeder
Schieler, da er nicht zerlocht ist, in beliebiger AVeise wie-
der verwendet werden kann.
Alle diese Vorzüge bestimmten mich diese Deckme-
thode bei dem neuen Postamtsgebäude zu Crimmitzschau
im Jahre 1865 zur Anwendung zu bringen, welches auf
Schalung eingedeckt ward. Statt des empfohlenen Eisen-
oder Kupferdrahtes ward von mir zur Anfertigung der
Haken Messingdraht von 2mm- (9/io"0 Stärke verwendet,
weil dieser weniger Sprödigkeit besass, als der mir zu
Gebote stehende Kupferdraht.
Die Haken selbst liess ich je nach der dem Schiefer
zu gebenden Ueberdeckung 3 bis 4 Zoll lang anfertigen
und um das A'erschieben der Tafeln zu verhindern, un-
mittelbar über der drittunteren Schicht einschlagen. —
Misst man daher vor der Eindeckung die zu verwenden-
den Haken, so kann man, indem man den Schiefer nach
oben zu schieben versucht, leicht ermitteln, ob jeder ein-
zelne Schiefer die vorgeschriebene Ueberdeckung hat. —
Die Trauf-, Walm- und Forstschichten wurden, wie zcit-
her üblich, mit Nägeln befestigt.
In gleicher Weise ward, ausser einigen anderen
Dächern, im Jahre 1866 das den Stürmen sehr aus-
gesetzte Dach des hiesigen Salzmagazin-Gebäu-
des eingedeckt, welches ein Neigungsverhältniss von 1
besitzt, früher mit Pappe gedeckt war und fortwährender
Reparaturen bedurfte. Alle diese Dächer haben in den
verflossenen Wintern trotz heftiger Stürme sich als ganz
vorzüglich bewährt, wie ich durch eigene AVahrnehmung
und Beobachtung versichern kann. Denn während der
Sturm das Firstblech des erstgenannten Gebäudes in fort-
währende Bewegung setzte und die Aussteigethüren lockerte,
lagen die Schiefer vollkommen fest, ohne sich im gering-
sten zu bewegen. Bei dem Dach des Salzmagazines ist
der sehr zu empfehlende englische Firstschiefer verwen-
det worden, welcher in Stücken von 2 Ellen ( 3 3/4 ' rhld.)
Länge geliefert und aufgeschraubt w’ird.
Die oben angedeuteten A^orzüge machten in mir den
Wunsch rege diese Eindeckungsmethode auch bei dem ein-
fachen, schräg gedeckten Dach anwenden zu können. Ein-
mal weil dasselbe in einem grossen Theile Deutschlands
das übliche und zugleich das billigere ist, sodann aber
auch, weil das deutsche Dach vor dem französischen und
englischen mit parallel zum Dachfirst laufenden Schichten
einen grossen Vorzug besitzt. Dieser A'orzug besteht
nämlich darin, dass das Regenwasser, welches sich stets
die Schieferkanten entlang hinzieht, wegen deren freien
zeit zerstören. Selbst das Praktischeste wird solchen Rück-
sichten geopfert. Schlägt man doch sogar die Gewölbe
der Kellergeschosse, welche bei dem sumpfigen Boden,
auf welchem Danzig erbaut ist, eine gebieterische Noth-
wendigkeit sind, ein und ersetzt sie durch Balkendecken,
um nur einige Fuss an Tiefe zu gewinnen, wenn man die
hohen luftigen Räume in zwei Stockwerke zerlegt. Be-
sonders feindlich ist man den Beischlägen gesinnt, d. h.
erhöhten Sitzplätzen vor den Häusern, welche fast überall
mit Liebe künstlerisch ausgebildet wurden. Die Behörden
der Stadt sind bestrebt, sie gänzlich zu entfernen, — wie
solches z. B. in Thorn schon geschehen ist — um die
Strassen zu verbreitern und in einzelnen Fällen mit Trot-
toirs zu versehen.
Alles was irgend transportabel ist, alte Bilder, schön
geschnitzte Möbel und Geräthe aller Art, Eisengitter, ge-
schnitzte Friese, Fensterstücke und Treppen, kunstvolle
Holzdecken, die Beischläge, ja ganze Zimmereinrichtungen
und Hausläyaden werden nach auswärts, besonders nach
Polen, England und Frankreich hin verkauft. Danzig ist
seit lange schon die reichste Fundgrube für Antiquitäten-
händler.
Solchem Thun gegenüber hat sich in Danzig, nament-
lich unter den eingeborenen Bürgern, freilich schon längst
eine starke Opposition gebildet. Noch manche kunstsin-
nige Männer giebt es dort, welche in ihren Häusern eine
Auswahl der schönsten alten Möbel und Kunstwerke ver-
schiedenster Art vereinigt haben, welche ihre Hausfronteu
und namentlich die Beischläge und die Bäume, welche
Letztere beschatten und für den malerischen Anblick der
Strassen so wesentlich sind, mit Aufbietung aller .Mittel
zu erhalten suchen. Aber diese Männer sind leider nur
in der Minderzahl und alle Anstrengungen, das allgemeine
Interesse der Bevölkerung für solche Bestrebungen zu ge-
winnen, haben nur zu geringen Resultaten geführt.
Seit 1840 ist der Architektur- Maler Professor J. C.
Schultz beschäftigt, die hervorragendsten Denkmale seiner
Vaterstadt zu zeichnen und in Kupfer zu radiren, um
seine Mitbürger durch bildliche Darstellung über den Werth
der ihnen anvertrauten Schätze zu belehren. Das Resul-
tat dieser 25jährigen Arbeit ist sein erst in diesem Jahre
abgeschlossenes grosses Prachtwerk „Danzig und seine
Bauwerke in malerischen Original -Radirungen“, welches
eine getreue Darstellung der bedeutendsten Danziger Ar-
chitekturen, ('darunter Manches jetzt nicht mehr vorhandene)
enthält. Auch stiftete Prof. Schultz im Jahre 1857 einen
„A’erein zur Erhaltung der alter thümlichen
Kunstwerke Danzigs“, welcher die Eigentümer alter-
tümlicher Kunstwerke durch Rath und That unterstützen
sollte wo es darauf ankommt, solche vor Zerstörung,
177
und schrägen Lage nicht nur schneller abfliesst, sondern
auch nach der Mitte des nächstfolgenden Steines geleitet
wird und vermöge der Kapillarität nur geringes Bestreben
findet, sich unter die Steine zu ziehen. Bei der englischen
Methode, wo die normal zum First gehenden Dachschie-
ferkanten nicht über, sondern neben einander liegen, ist
dieses Bestreben grösser und es werden daher auch häufig
durch Gefrieren des untergezogenen Wassers Tafeln zer-
sprengt.
Nach verschiedenen verunglückten Versuchen glaube
ich, dass es mir gelungen ist, die Vortheile des Systemes
von Mauduit & Bechet auch auf das mit Schablonen-
schiefer gedeckte einfache deutsche Dach zu übertragen
und auf eine ziemlich einfache Weise die einzelnen Steine
gegen ein Verschieben sowohl nach oben und unten, als
auch nach seitwärts zu sichern.
Jedem Schiefer entspricht auch hier nur ein einziger
Drahthaken. Dieser Drahthaken liegt nach Fig. 5 in der
Stossfuge zweier in
gleicher Ilorizon-
tallinie, aber ver-
schiedenen Schich-
ten befindlichen
Dachsteine, so dass
also jeder zweite
Stein der oberen
Schicht in einem
Haken hängt, der
in der Fuge zwi-
schen dem nächst-
unteren Stein der-
selben und der
nächstu nteren
Schicht liegt. Auf
diese Weise kom-
men auch hier die
Schiefer dicht auf
einander zu liegen
und das Aufträgen der Haken wird vermieden.
Um aber die Schiefer selbst gegen ein Herabrutschen
im Haken und gegen ein Drehen um selbigen zu sichern,
was immer noch möglich wäre, Hess ich in jeden Schiefer,
sowohl unterhalb, als auch ober-
halb, eine Kerbe einhauen, in wel-
cher die Haken sitzen. Hierbei
darf man den Gebinden nicht zu
viel Neigung geben, auch muss
man die Vorsicht gebrauchen, die
Kerben nicht zu gross und genau
an der erforderlichen Stelle ein-
zuhauen, weil entgegengesetzten
Verschleppung oder schlechter Restauration zu bewahren.
Leider sind die Erfolge des trefflichen, unermüdlichen
Mannes gleichfalls verhältnissmässig nur unerheblich ge-
wesen. Nicht selten ist ihm der Schmerz geworden, ge-
rade die schönsten und werthvollsten Sachen vor seinen
Augen zerstört zu sehen. Auch der Eifer des genannten
Vereins ist, nachdem derselbe einige Jahre lang segens-
reich gewirkt hatte, allmälig mehr und mehr erkaltet.
Im Frühling des Jahres 1864 schlug der Unterzeichnete
vor, einen Theii der disponiblen Vereins-Mittel darauf zu
verwenden, eine grössere Sammlung von treuen Abbil-
dungen der bisher nicht publizirten, interessantesten und
werthvollsten Kunstdenkmale Danzigs, insbesondere der-
jenigen des Privatbesitzes, welchen Zerstörung oder Ver-
schleppung ins Ausland drohen, anfertigen zu lassen. In
Folge dessen Hess der Verein im Sommer 1864 durch
C. Radtke 40 Blatt photographischer Ansichten einzelner
Fa^aden, Giebel, Beischläge, Portale etc. und einige Zeich-
nungen herstellen, zu denen später noch andere 14 Blatt
durch Gottheit gefertigter ähnlicher Ansichten kamen.
Sodann aber nahm der Verein seinen Beschluss, jährlich
eine kleine Summe zu diesem Zweck verwenden zu
wollen, zurück und seine Thätigkeit hat seitdem ganz auf-
gehört. Wie werthvoll diese photographischen Ansichten
sind, zeigt sich schon jetzt nach dem Verlauf weniger
Falls ein gelindes Drehen der Schiefer nach seitwärts
möglich ist, was indessen der Dichtheit des Daches nicht
schadet.
Diese Deckmethode wurde von mir bei dem Bau des
Post- und Telegraphenamt-Gebäudes in Meerane im Jahre
1865 in Ausführung gebracht und hat sich bis jetzt,
namentlich auch bei dem am 23. August 1867 stattgefun-
denen Sturm und Hagelwetter, ebenfalls vollkommen be-
währt, steht aber der ersteren insofern etwas nach, als
sie sorgfältigere Arbeit erfordert und das Einziehen neuer
Schiefer etwas umständlicher ist.
Was nun die Mehrkosten anlangt, welche die Ein-
deckung mittelst Haken erfordert, so sind solche gegen-
über den erzielten Vortheilen nicht von Belang, indem
sie nur ca. 1 1/2 bis 2 gGr. pro (1V2 — 2Va Pf. pro
) betragen.
Die Vortheile des mit Haken eingedeckten Doppel-
daches lassen sich aber auch auf das einfache mit sechs-
eckigem Schablonenschiefer eingedeckte Dach anwenden
und auf das Musterdach übertragen. Man braucht nämlich
nur nach Figur 6 durch Ver-
brechen der Spitzen, den sechs-
eckigen Schablonenschiefer in
achteckigen zu verwandeln,
um dem Haken eine sichere
Haltestelle zu bieten.
Die Kosten sind, — ab-
gesehen von dem Mehrauf-
wand für Musterung, — nicht
höher als für deutsches mit
Haken gedecktes Dach, da
der Schiefer in der erforder-
lichen Form in den Brüchen bestellt werden kann. In
dieser Weise ward im vorigen Jahre das neue Postamts-
gebäude zu Glauchau eingedeckt, das sich bis jetzt eben-
falls gut gehalten hat.
Aus Vorstehendem geht wohl hervor, dass gut kon-
struirte Schieferdächer auch in freier Lage sich bewähren
und empfohlen werden können, dass aber bei der Wahl
der Eindeckungsmethode die klimatischen Verhältnisse ge-
bührend berücksichtigt werden müssen. Denn die mit
sechseckigem Schablonenschiefer und Nagelung eingedeck-
ten Dächer haben sich für hochgelegene Gebirgsorte und
Thürme nicht bewährt, während für derartige Lage gerade
das mit nicht zu grossem ordinären Schiefer eingedeckte
deutsche Dach empfohlen werden kann. In weniger rauher,
aber den Stürmen sehr ausgesetzter Lage verdient unbe-
dingt die Befestigung mittelst Drahthaken, insbesondere
die Eindeckung auf Doppeldach, den Vorzug.
Ob sich die vorerwähnte Befestigungsweise auch in
schneereichen Gegenden bewährt, bedarf noch der Erfah-
Jahre, indem viele der damals abgebildeten Gegenstände
jetzt zerstört oder modernisirt sind.
Es wäre gewiss ein grosser Fortschritt, wenn der
Rath der Stadt, welcher für Bibliothek und Archiv
in so vortrefflicher Weise gesorgt hat und dafür jährlich
bedeutende Summen verausgabt, seine Sorge auch auf
Erwerbung einer möglichst vollständigen Sammlung
älterer und neuerer Abbildungen (in Zeichnung,
Kupferstich, Photographie, Lithographie) von Architek-
turen und Werken der bildenden Kunst und des
Kunsthandwerks in Dan z i g ausdehnen wollte. Diese
Sammlung würde ein höchst werthvolles und später in
keiner Weise zu beschaffendes Quellen - Material für die
Geschichte, insbesondere die Kunstgeschichte Danzigs
und der ganzen Provinz bilden. Oder sind die histori-
schen Denkmale von Stein weniger werthvoll als Bücher
und alte Urkunden auf Pergament? Leuchtet der Geist
der Geschichte aus den Kunstwerken nicht weit deut-
licher hervor denn aus allen geschriebenen Ueberlieferun-
gen? „Bauwerke sind treue, unverfälschte Zeugnisse für
das geistige wie materielle Leben eines Zeitalters; sie sind
die eisernen Buchstaben der Geschichte, mit denen die-
selbe sich in die Herzen des Volkes von Nachkommen
zu Nachkommen einprägt.“ —
Danzig.
Figur 5a.
R. B e r g a u .
178
rung, da möglicherweise die abrutschenden Schnee- und
Eismassen die Drahthaken abbrechen.
Zwickau, am 5. März 1868.
Otto Wanckel, Landbaumeister.
lieber die Slritssciibesprengtiiig mit Salz.
Die Notiz in No. 10 der deutschen Bauzeitung, betreffend
eine in England gemachte neue Erfindung, die Strassen mit
gewissen Salzen zu besprengen, veranlasst mich zu der Mit-
theilung, dass diese Erfindung — prinzipiell wenigstens —
durchaus keine neue ist. Möglich, dass man in London an-
dere Salze als bisher in Anwendung zu bringen beabsichtigt:
so viel steht fest, dass man die Methode in grösserem Maass-
stabe schon vor mehren Jahren in Paris versucht hat.
In Folge einer hierauf bezüglichen Angabe von Mr. Dar-
cel, Ingenieur des Fonts et Chaussees, in den „Annales des
Ponts et Chaussees“, Jahrgang 1859, Heft 3, pag. 316, wel-
che mein Interesse auf diesen Gegenstand lenkte, habe ich
während des letzten Sommers über die Erfolge dieser Methode
in Paris selbst amtliche Quellen gesammelt, deren wesentlichen
Inhalt ich unten wiedergebe.
Nach Darcel hatte man schon vor 1S59 einige Alleen des
Bois de Boulogne versuchsweise mit gereinigtem Chlorcalcium
bestreut. Es hatte sich indessen gezeigt, dass die Kosten die-
ser Methode mit den Erfolgen in keinem Verhältniss standen.
Nachdem man gefunden hatte, dass dieses Salz nicht löslich
genug sei, um in einer Lösung mittelst der gewöhnlichen „Ar-
rosoirs“ gesprengt zu werden , sah man sich zunächst ge-
nöthigt, dasselbe mittelst Handarbeit auszustreuen. Die Wir-
kung auf den Strassen war allerdings 5 — 6 Tage zu bemer-
ken, man brauchte indessen 0,25 Kilogr. Salz pro Om-, wobei
sich 100 Kilogr. auf 15 Frcs. 7 Cent., also der Qm- auf 3,8 Cent,
stellte. Arbeitslöhne und Anfuhrkosten waren hierin noch
nicht inbegriffen.
In Folge dessen hat man sich erst im Jahre 1862 ent-
schlossen, die Versuche wieder aufzunehmen und zwar hoffte
man diesmal, mit ungereinigtem, d. h. Chlormangan enthalten-
den Chlorcalcium bessere Resultate zu erzielen, weil dessen
Preis nur 7 Frcs. 62 Cent, pro 100 Kilogr. betrug. Man
streute das Salz wiederum mittelst der Hand und wählte dieses
Mal die Avenues de l’Imperatrice und de l’Etoile, und die
Place de la Concorde. Ueber die Erfahrungen, welche inner-
halb der Monate Juli, August und September hierbei gemacht
wurden, existirt ein amtlicher Bericht ebendesselben Mr. Dar-
cel, datirt vom 10. August 1864. Diesem zufolge brauchte
man mit ungereinigtem Chlorcalcium V» Kilogr., d. h. das
Doppelte als mit gereinigtem, pro C]m-, um eine Wirkung für
nur 3 Tage zu erzielen. Auch schien zum Gelingen eine et-
was feuchte Witterung erforderlich zu sein, während man bei
trockenem Wetter genöthigt war, etwas Wasser nachzuspren-
gen. Dagegen wurde das Salz oftmals durch plötzlich ein-
tretende Regenschauer weggeschwemmt und die beabsichtigte
Wirkung wieder aufgehoben. Andererseits erzeugte das Salz
einen schwarzen , klebrigen und übelriechenden Koth auf den
Strassen, durch den das Publikum sehr belästigt wurde.
Man hat aber nichtsdestoweniger und in Anbetracht der
vielen Uebelstände, welche dem Sprengen der Strassen mit
Wasser eigen sind, und zu denen die zeitweise Hemmung der
Passage, die Bespritzung der Passanten und die plötzliche Er-
zeugung von nassem Koth gehört, welcher für die Spazier-
gänger um so unbequemer ist, als sie auf denselben nicht vor-
bereitet sind, die Versuche mit der Salzstreuung im Jahre
1864 zum dritten Male aufgenommen. Dieses Mal hatte man
aus den Salines du Midi eine Quantität Chlormagnesium von
vorzüglich reiner und weisser Beschaffenheit bezogen, welches
ausserdem in Wasser so löslich war, dass es nach Erforder-
niss in konzentrirter Lösung gesprengt werden konnte. Es
stellte sich dabei heraus, dass man die beste Wirkung erzielte,
wenn man das Salz des Abends entweder trocken oder in
Lösung auf die Strassen sprengte, und zwar waren für chaus-
sirte Wege 500 Grammes pro O“*"'", für gepflasterte nur
400 Grammes erforderlich. Die Wirkung war für die ersten
24 Stunden eine sehr zufriedenstellende. Um dieselbe zu
verlängern, mussten die Strassen am Morgen des zweiten Tages
gegen 7 Uhr ein wenig mit Wasser besprengt werden, wäh-
rend am dritten Tage zwei reichlichere Besprengungen mit
Wasser nöthig waren. Am Abend desselben Tages fand dem-
nächst die neue Streuung für die folgenden Tage statt. Ob-
gleich zur Sprengung der Salzlösung die gewöhnlichen „Ton-
neaux“ gebraucht wurden, kam bei fortgesetzten Versuchen
eine Streuung des trocknen Salzes per Hand mit der Zeit
billiger zu stehen, und hat man deshalb diese Methode iu der
Folge vorgezogen. Die Generalkosten stellten sich indessen
ausserordentlich hoch und zwar pro 10,000 Om‘ wie folgt:
50
1. Am 1. Tage, 18 Arbeitsstunden ä 30 Cent. 5 Fr. 40 Cent.
2- „ 2. „ eine Besprengung, rot. . . 1
6- * 3. „ zwei Besprengungen, rot. . 3
4. Aufsicht in den drei Tagen 2
5. Hierzu 10,000 . 0,5 Kilogram Salz
(1000 Kilogr. ä 20 Fr.) .... 100
Total 111 Fr. 90 Cent.
Dagegen stellen sich die Kosten für die gewöhnliche
\V asserbesprengung, wenn man der Erfahrung nach annimmt,
dass 1 lonne von 1 Kilolitre Inhalt erforderlich ist, um
20,000 Qm- Pflasterung oder 10,000 | |m- Chaussirung jeden
1 ag hinreichend zu besprengen, folgendermaassen :
1 . 1 Pferd und 1 Kutscher (monatlich von
einem Unternehmer für 250 Frcs. gestellt) 8 Fr. 33 Cent.
2. 1 Tonneau jährl. Unterhaltungskosten
120 Frcs., daher täglich bei 5 monat-
lichem Dienst — „ 80 „
3. Aufsicht und Bedienung der Wasserleitung
(für 5 Tonneaux sind erforderlich: 1 Auf-
seher ä 4 Frcs. und 2 Arbeiter ä 3 Frcs.),
pro 1 Tonneau 2 „ — „
4. Insgemein — «31 „
Summa pro Tag undTonneau= 10000 Qm- 11 Fr. 50 Cent.
Also pro 3 Tage Total 35 Fr. 50 Cent.
Der mit der Unterhaltung der Strassen betraute Ingeni-
eur en Chef des Ponts et Chaussees resumirt nun in einem
im Juli 1865 von ihm zusammengestellten Verwaltungsberichte
über die Versuche mit der Salzbestreuung wörtlich:
„Die Anwendung der zerfliessenden Salze ist bedeutend
kostspieliger als die gewöhnliche Strassenbesprengung. Letz-
tere hat ferner den Vortheil, dass sie den Staub verhütet,
die Luft abkühlt und die Trockenheit beseitigt, wogegen das
zerfliessende Salz die geringe Feuchtigkeit der Atmosphäre
aufsaugt, keine Kühlung verschafft und daher der Gesundheit
weniger zuträglich ist. Schliesslich erzeugt es auf den ehaus-
sirten Strassen einen unangenehmen klebrigen und ungleich-
mässigen Schmutz.
Mit einem Worte, wir halten nach unserer Ansicht die
vortheilhafte Anwendung des zerfliessenden Salzes nur iu
solchen Gegenden für möglich, wo die Beschaffung des Was-
sers und der zur Strassenbesprengung nothwendigen Materia-
lien Schwierigkeiten verursacht, und wo man das zerfliessende
Salz zu einem billigeren Preise erhält als in Paris.“
Berlin, im März 1868. Dr. E. Müller, Ingenieur.
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 14. April 1868. Vorsitzender Herr Hagen.
Herr Simon hielt im Anschluss au seine dem Vereine
im vergangenen Jahre mitgetheilte Abhandlung über die Stel-
lung der Eisenbahn-Gesellschaften zur Staats-Regierung einen
ausführlichen Vortrag über die Verpflichtungen der Eisenbahn-
gesellschaften dem Publikum gegenüber nach Maassgabe der
vorhandenen gesetzlichen und reglementarischen Bestimmungen.
Der Uebersichtlichkeit halber wurde zunächst die historische
Entwickelung des heutigen Eisenbahn -Transportrechts einge-
hend besprochen, welche der Verein deutscher Eisenbahn-Ver-
waltungeu bald nach seiner Bildung im Jahre 1847 als eine
seiner hauptsächlichsten Aufgaben sich angelegen sein liess, so
dass schon im Jahre 184S ein Vereins-Reglement für den Güter-
verkehr berathen und angenommen wurde. Mehrfache Abän-
derungen dieses Reglements, welche sieh durch die im Laufe
der Zeit gewonnenen Erfahrungen als nothwendig herausge-
stellt hatten, wurden vorgenommen, so zu Frankfurt a. M. im
Jahre 1S56 und zu München im Jahre 1S59. Inzwischen trat
am 15. Januar 1857 zu Nürnberg die Kommission zur Bera-
thung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches zusam-
men, deren Sitzungen am 12. März 1S61 geschlossen wurden,
nachdem sie sich ihrer Aufgabe durch Schaffung des seit eini-
gen Jahren nunmehr von sämmtliehen deutschen Regierungen
angenommenen Allgemeinen deutschen Handels- Gesetzbuches
entledigt hatte. In demselben ist im 4. Buche, Art. 422 — 431,
das Eisenbahn-Frachtgeschäft iu einem besonderen Abschnitte
berücksichtigt worden. Dieser Abschnitt ist das Endergeb-
nis mehrfacher Abänderungen, welche von der Kommission
in Berücksichtigung der ihr während ihrer Arbeiten von bei-
den Seiten, von dem Handelsstande und von den Eisenbahn-
Verwaltungen, zusegaugenen Vorstellungen vorgeuommen wor-
den waren, und bildet jetzt die rechtliche Grundlage tür die
Beurtheilung der Ersatz- und Beweispflicht bei Ansprüchen
gegen die Eisenbahn -Verwaltungen, an Stelle der trüberen
Selbstbestimmung der letzteren in dieser Beziehung. Mit dieser
neugeschaffenen gesetzlichen Grundlage wurden nunmehr die
179
Reglements der Eisenbahn -Verwaltungen durch die erforder-
lichen Abänderungen in Uebereinstimmung gesetzt, und zwar
speziell für die Preussischen Staatsbahuen vermittelst des fiir
dieselben unterm 17. Februar 1862 erlassenen Betriebs-Regle-
ments, welches am 1. März 18G2, gleichzeitig mit dem Allge-
meinen deutschen Handelsgesetzbuche, in Kraft trat, wogegen
das Vereins-Giiter-Reglement des Vereins deutscher Eisenbahn-
Verwaltungen endgültig mit dem Vereins-Personen-Reglement
unter dem 1. März 1865 neu redigirt und unmittelbar darauf
in Kraft gesetzt wurde. Nach diesem geschichtlichen Rück-
blick wendete sich der Vortragende zu einer eingehenden Be-
trachtung und Vergleichung der allgemeinen Rechtsgrundsätze
und gesetzlichen Vorschriften des Handelsgesetzbuches mit den
Spezial- Bestimmungen der Reglements. In letzteren ist zu-
uächst als Beweis über den zwischen dem Absender eines
Gutes und der dasselbe transportirendeu Eisenbahn-Verwaltung
abgeschlossenen Frachtvertrag nach den Grundsätzen des Han-
deisgesetzbuches der vom Absender vollzogene, von der Bahn-
verwaltung mit einem Expeditionsstempel versehene Fracht-
brief vorgeschrieben. Für den Personentransport enthält das
Handelsgesetzbuch keine besonderen Bestimmungen und würde
hier an Stelle des Frachtbriefes das gelöste Fahrbillet treten,
etwaige Streitfragen dabei aber nach den allgemeinen Gesetzen
zu beurtheilen sein, weshalb die ferneren Betrachtungen sich
nur mit dem durch spezielle gesetzliche Vorschriften geregelten
Gütertransport beschäftigten. Es wurde hierbei zunächst die
Transportverpflichtung der zum Verein gehörenden Eisenbahn-
Verwaltungen unter den Bedingungen des Reglements von
und nach allen für den Güterverkehr eingerichteten Stationen
besprochen, von welcher nur Bahnen ausgenommen sind, die
dem Publikum nicht zur allgemeinen Benutzung eröffnet sind,
sondern speziellen Zwecken dienen, wie Verbindungs- oder
Industriebahnen. Ausführlich verbreitete sich sodann der
Vortrag über die Haftpflicht der Eisenbahn - Verwaltungen,
deren Verpflichtung zum Schadenersätze für beschädigte, zu
spät oder gar nicht abgelieferte Güter, von welcher sie nur
für den Fall des Eintretens höherer Gewalt (vis major) durch
unabwendbare Naturereignisse, Krieg etc. befreit sind. An-
derweite Ausnahmen von der allgemeinen Haftpflicht sind im
Handelsgesetzbuche unter Berücksichtigung der Eigentümlich-
keiten der Eisenbahn-Transport-Einrichtungen für solche Güter
vorgesehen, welche vermöge ihrer besonderen Beschaffenheit
der Gefahr gänzlichen oder theilweisen Verlustes oder einer
Beschädigung ausgesetzt sind, wie ätzende, leicht entzündliche
oder gährende Flüssigkeiten, leicht zerbrechliche Sachen, Mö-
bel, Glas u. s. w. Sodann wurde der Geldwerth der Haftung,
die zu leistenden Entschädigungssätze und die Versicherungs-
prämien bei besonderen Werthsdeklarationen besprochen, und
glaubte der Vortragende schliesslich die Ueberzeugung aus-
sprechen zu dürfen, dass die Eisenbahnen selbst der schärfsten
gesetzlichen Kontrole gegenüber als die schnellsten, sichersten
und billigsten Transportanstalten sich bewähren würden, auch
wenn ihnen nicht in so mancher Beziehung eine Ausnahme-
stellung gewährt worden wäre, von der in vielen Fällen die
Eisenbahn- Verwaltungen übrigens schon jetzt kaum noch vollen
Gebrauch machen. —
Herr Westphal sprach über die im vorigen Jahre auf
der Pariser Ausstellung befindlich gewesene Strassenlokomotive
von Larmanjat, dessen spezielle Mittheilungen über dieselbe
und deren Leistungen ausführlich wiedergegeben wurden. Der
Erfinder glaubt, mit der seiner Maschine gegebenen Einrich-
tung, bei starken Steigungen statt der sonst arbeitenden
grösseren Triebräder, solche von kleinem Durchmesser eiu-
schalten und so die Kraft, wenn auch auf Kosten der Ge-
schwindigkeit, vermehren zu können, diese Maschine als höchst
geeignet zum Betriebe auf sekundären Bahnen empfehlen zu
können. Für solche Bahnen hat er zu diesem Zwecke eine
Anordnung mit einer einzigen Mittelschiene ersonnen, auf
welcher die Last der Wagen vorzugsweise ruhen soll, während
den Wagen auf beiden Seiten nur Balanzirungsräder zu geben
seien. Die Lokomotive soll hauptsächlich auf Triebrädern
ruhen, welche auf macadamisirten Streifen zu beiden Seiten
der Mittelschiene laufen, so dass bei ihnen die nöthige Zug-
kralt durch den vergrösserten Reibungskoeffizienten, nicht, wie
bei den gewöhnlichen Eisenbahnen, durch eine nur zu diesem
Zwecke erforderliche, sonst nutzlose Vermehrung des adhäri-
renden Gewichtes erreicht würde.
Herr Wiebe sprach hierauf seine Verwunderung aus, dass
derartige Ideen noch immer von Neuem auftanehten und glaubte
den Projekten des Herrn Larmanjat keine bessere Zukunft
als ähnlichen Ideen bisher zu Theil geworden , in Aussicht
stellen zu können.
Nach Besprechung innerer Vereins-Angelegenheiten stattete
sodann Herr Plessner im Namen des Reise-Komites Bericht
über die vorläufigen von letzterem aufgestellten Programme
für die Reise im bevorstehenden Sommer ab. Die definitive
Entscheidung hierüber wurde bis zur nächsten Versammlung
ausgesetzt und nur über den Zeitpunkt der Reise dahin Be-
schluss gefasst, dass dieselbe vom 18. bis 22. Juni stattfinden
solle.
Verein deutscher Ingenieure (Bezirksverein a. d. Lenne).
In der Versammlung am 26. April hielt Hr. Kreisbaumeister
Hein emann einen längeren Vortrag über den jetzigen Stand
der Dampfkessel -Explosionsfrage. Derselbe berührte zunächst
sämmtliche bisher über die Ursache der Dampfkessel- Explo-
sionen aufgestellten Hypothesen, und unterzog dieselben einer
möglichst erschöpfenden wissenschaftlichen Kritik. Von allen
diesen Hypothesen bliebe nur die K ai s er ’sche Hypothese der
plötzlichen stossweisen Dampfentwickelung als die einzige übrig,
welche sich nicht nur mit Wissenschaft und Erfahrung in
völliger Uebereinstimmung befände, sondern sich schon längst
als physikalisch - dynamische Nothwendigkeit ergeben hätte,
wenn man nicht merkwürdiger Weise den Versuch gemacht
hätte, sie durch den Du four’ sehen Siedeverzug, also durch
eine Ausnahme von den bisher bekannten und bestätigten Na-
turgesetzen zu erklären.
Lediglich die in dem Kesselwasser angesammelte sensible
Wärme enthalte die Explosionskraft, welche jederzeit und ur-
plötzlich sich in dem Maasse zu entwickeln bereit sei, als die
Spannung in dem Dampfraum , welche ihr das Gleichgewicht
halten müsse, stossweise vermindert werde. Hr. Heinemann
weist sodann durch dynamische Berechnungen nach, dass bei-
spielsweise in einem zylindrischen Dampfkessel von 30' Länge
und 4' Durchmesser, bei einer Dampfspannung von 4 Athmos-
pliären über den äussern Luftdruck 18756 Pfd. Wasser und
ca. 11,8 Pfd. Dampf von 152,3 Cent.0, dass also in diesen
18756 Pfd. Wasser (152,3 — 100). 18756 = 980938 Wärme-Ein-
heiten enthalten seien, für welche bei einer plötzlichen Ent-
lastung der Spannung im Dampfraume gar keine andere Arbeit
zu verrichten übrig bliebe, als ca. ^q~ — 1816 Pfd. Wasser
von 100 C.° in Dampf von derselben Temperatur und Span-
nung zu verwandeln, dass diese Dampfmasse einmal aus dem
Wasser entwickelt, ihres geringeren spezifischen Gewichtes
wegen nicht wieder in dasselbe zurücktreten, eine Kondensi-
rung derselben daher nur an der Oberfläche des Wassers, also
nicht so schnell wieder erfolgen könne, als die Entwickelung
an der feuerberührten Fläche und in der ganzen überhitzten
Wassermasse vor sich ging. Gelangt die vorhin berechnete
Dampfmenge wirklich zur Entwickelung, so würde sie, in den
ursprünglichen Dampfraum eingeschlossen, ein spezifisches Vo-
lumen von 3,51 annehmen müssen, was einer momentanen Stoss-
wirkung von 484 Atmosphären auf die Kesselwandungen ent-
sprechen würde, bevor ein Theil des entwickelten Dampfes
Zeit gehabt hat, sich wieder in Wasser zu verwandeln. Wenn
also nur der vierzigste Theil davon wirklich zur Entwickelung
kommt, so würde dies in den meisten Fällen schon hinreichend
sein, den Kessel zu sprengen. Nicht der Dampf in einem
Kessel, sondern recht eigentlich das Kesselwasser explodire
daher, und ersterer sei nur das Produkt der Explosion. Die
Explosion in der ganzen Grösse ihrer mechanischen Arbeit sei
daher die unausbleibliche physikalisch nothwendige Folge der
Zertrümmerung des Kessels durch den partiellen Stoss auf die
Kesselwandungen.
In Betreff der weiteren interessanten Folgerungen, welche
der Vortrag auf die Mittel zur Verhütung der Dampfkessel-
Explosionen und die Frage über die Zweckmässigkeit der Be-
stimmungen unseres Dampfkessels- Regulativs übergehend, er-
gab, glauben wir diejenigen Leser, welche sich dafür interessi-
ren, auf das nächste Monatsheft der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure verweisen zu können.
Architekten- Verein zu Berlin. — ■ Versammlung am
25. April 1S68; Vorsitzender Hr. Boeckmann, anwesend
150 Mitglieder und 12 Gäste.
Nachdem die zur Aufnahme in den Verein gemeldeten
Gäste, diesmal in ungewöhnlich grosser Anzahl, sich vorge-
stellt hatten, berichtete der Vorsitzende über die eingegan-
genen Schreiben. Hr. Architekt Burnitz zu Frankfurt a. M.
hat den Bericht der Sachverständigen -Kommission über den
Zustand des dortigen Domes eingesandt. Der Direktor der
hiesigen Bau - Akademie, Hr. Geh. Ober -Baurath Grund, er-
klärt sich bereit, dem Vereine die zur Veröffentlichung gelan-
genden Zeichnungen von Studirenden der Akademie zum Zwecke
des Austausches gegen die Publikationen des Pariser Intim-
Club zu überlassen. Die letzteren sollen dafür jedesmal drei
bis vier Wochen zum Zwecke einer Ausstellung in der Bau-
Akademie entliehen werden.
180
Hr. Schwatlo berichtete demnächst über die in den
letzten beiden Monaten eingegangenen Konkurrenz- Arbeiten im
Hochbau.
Für die Aufgaben zum März (Erker an der abgestumpften
Ecke eines in griechischen Stilformen erbauten Gebäudes)
sind drei Lösungen eingegangen. An einer derselben (Motto
„Sandstein“) rühmte der Referent die treffliche Grundriss-
disposition, tadelte jedoch die allzu kolossalen Verhältnisse
der im Uebrigen edel durchgeführten Architektur. Eine
andere (Motto „Eisen“) zeigt eine sehr zierlich gehaltene und
geschickt disponirte Durchführung in leichten, eleganten Ver-
hältnissen. Die beiden gezeichneten Varianten sind hierbei
angeblich für Putz- resp. Rohbau bestimmt, wobei jedoch
hervorzuhebeu ist, dass die Architekturtheile im ersten Falle
aus Zink, im zweiten Falle aus Sandstein bestehen.
Die Aufgabe zum April (Gaskronleuchter in Bronze mit
36 bis 40 Flammen) hat eine sehr zahlreiche Betheiligung
hervorgerufen. Doch zeigen die Lösungen verhältnissmässig
wenig neue Gedanken, sondern lehnen sich zumeist mehr oder
weniger geschickt an vorhandene Vorbilder an, die der Refe-
rent näher bezeichnet. Eine Ausnahme hiervon macht nur
eine Arbeit (Motto: „Was nie ein Rechner hat erdacht, das
Viereck ist hier grad’ gemacht“), welche eine entschieden
originelle Ausbildung des Kronleuchters mit drei über einan-
der angebrachten Ringen und eine sehr wirkungsvolle An-
wendung von in verschiedenen Formen geschliffenen Gläsern
zeigt. —
Die Abstimmung über beide Konkurrenzen findet in
nächster Hauptversammlung statt. Der Vorsitzende verlas
hierauf noch einen gegen die Beurtheilung einer der letzten
Monatskonkurrenzen im Wasserbau erlassenen Protest und
knüpfte hieran die Aufforderung, abweichende Ansichten doch
lieber unmittelbar nach der betreffenden Beurtheilung zum
Ausdrucke zu bringen, um die Möglichkeit einer Diskussion
über den Fall nicht auszuschliessen.
Von den Fragen, die zur Beantwortung gelangten, ist
hervorzuheben, dass Hr. Schwedler die bei städtischen
Strassenbrücken anzunehmende Maximallast für den Druck
eines Wagenrades auf 50 Zentner angab.
Der Vortrag war von den Vereinsmitgliedern, die sich
zu demselben gemeldet hatten, an den als Gast anwesenden
Herrn Dr. Wilhelm Lotz aus Marburg abgetreten worden,
welcher über gothische Baukunst sprach. Die geschichtliche
Darlegung der Entwickelung des mittelalterlichen Gewölbe-
baus, bei der einzelne besonders charakteristische Beispiele
näher hervorgehoben wurden und die technische Auffassung
angemessen vorwaltete, bot — namentlich in der Vergleichung
der französischen und deutschen Bauweise — manche origi-
nelle Momente. Nach kurzem kritischen Eingehen auf die
von Fr. Schmidt in Wien erhobenen Einwände gegen den
Nachweis, dass die gothische Baukunst in Frankreich erfunden
sei, brach der Vortragende zum Schluss eine Lanze für die
Anwendung des gothischen Baustils in unserer Zeit. Die
energischen Worte, in denen dies geschah, die Form des Ur-
theils, das über die Anwendung antiker Stilformeu gefällt
wurde, die Beziehungen endlich, in die der Vortragende die
künstlerische Potenz der Gegenwart zu ihren religiösen An-
schauungen setzte, verfehlten nicht eine gewisse Aufregung
in der Versammlung hervorzurufen. Eine Diskussion im An-
schluss an den Vortrag wurde jedoch abgelehnt*).
Das Ende der Sitzung bildete eine Trauer- Botschaft.
Ein Mitglied des Vereins, Baumeister Wust, noch vielen der
gegenwärtigen Mitglieder freundschaftlich nahestehend, ist im
Dienste durch den Fall aus einer Draisine auf der Zweig-
bahn Dittersbach -Waldenburg verunglückt und seinen Ver-
letzungen erlegen. Die Versammlung ehrte sein Andenken.
— F. —
Vermischtes.
Die „Dioskuren“ bringen aus hl ii neben einen inter-
essanten Ueberblick über die Kosten, welche der jüngst ver-
storbene König Ludwig I. von Bayern auf die von ihm er-
richteten grossartigen Werke verwendet hat.
Von seinem Regierungs- Antritte (1825) bis zum Jahre
seiner Abdankung (1848) verausgabte König Ludwig I. für:
*) Nichtsdestoweniger wäre eine ruhige Diskussion des auf-
geworfenen Themas sehr erwünscht, jedenfalls besser als ein Todt-
schweigen der zu Tage getretenen Differenz, durch welche eine
Annäherung der verschiedenen Architekturschulen Deutschlands
nur aufs Neue erschwert würde. Um einer solchen einen objek-
tiven Boden zu geben und Missverständnisse zu vermeiden, denen
das flüchtig gesprochene Wort so leicht ausgesetzt ist. wollen wir
versuchen, uns den Wortlaut von dem betreffenden Theile des Vor-
trages zur Publikation zu verschaffen. D. Red.
1. „Glyptothek“ (Bau) 109,589 Fl., für Malerei und Skulptur
195,126 Fl.; 2. „Walhalla“ (Bau) 1,832,385 Fl., für Skulpturen
330,557 Fl.; 3. „Königsbau“ 1,832,863 Fl., für Möbel 33,565
Fl.; 4. „Saalbau“ 468,176 Fl., für Malereien 256,465 Fl., für
Möbel 280,000 Fl.; 5. „Allerheiligenkirche“ 437,392 Fl., für
Einrichtung 44,107 Fl.; 6. „Glasmalerei“ (an Köln, Regens-
burg) 333,551 Fl.; 7. „ Bonifaciuskirche“ 697,676 Fl.; 8.
„Kunst - Ausstellungs- Gebäude“ 682,578 Fl.; 9. „Tsarthor“
25,856 FL; 10. „Hofgartenbögen“ 71,920 Fl.; 11. „Aeusserer
Hofgarten“ 21,877 FL; 12. ' „Feldherrnhalle“ 245,380 FL;
13. ,, Monopteros“ 42,000 Fl.; 14. „Bayrische Ruhmeshalle“
294,709 F1.; 15. Zwei „Brunnen“ 174,434 Fl.; 16. „Bavaria“
nebst Skulpturen 294,709 Fl„ 17. „Pompejanisches Haus bei
Aschaffenburg“ 155,635 FL; 18. „Siegesthor“ 205,732 FL;
19. „Befreiungshalle bei Kelheim“ 637,937 FL: 20. „Neue
Pinakothek“ 109,576 FL; 21. „Dom zu Speier“ 176,011 Fl.;
22. „Villa bei Edenkoben“ 154,384 Fl.; 23. „Landhaus bei
Schwabing“ 83,155 FL; 24. „Reiterstatue Max I., Kurfürsten
von Bayern“ 64,454 Fl.; 25. „Obelisk“ 99,721 FL; Summa:
10,391,520 Fl. oder rot. 6 Millionen Thaler. Mehre dieser
Bauten, welche bei der Abdankung des Königs noch unvoll-
endet waren, liess er vollenden, wozu eine jährliche Summe
von 200,000 FL angewiesen war.
In Baden sollen zur Förderung der Landeskultur, und
zwar aller derjenigen Unternehmungen, welche sich auf Ent-
und Bewässerung, auf die Urbarmachuug von Flächen, auf
die Anlage von Feldwegen, auf die Verbesserung der Felder-
Eintheilung, sowie auf Verlegung und Zusammenlegung der
Grundstücke beziehen, besondere technische Beamte: „ K ultur-
Ingenieure“ angestellt und den Wasser- und Strassenbau-
Inspektionen beigegeben werden. Die Funktion dieser Be-
amten, zu welchen namentlich solche Ingenieur -Praktitanten
gewählt werden sollen, welche sich über den Besitz der er-
forderlichen landwirthschaftlichen Kenntnisse ausweisen kön-
nen, dürfte demnach zum grösseren Theil derjenigen der
Preussischen Meliorations - Baubeamten entsprechen.
Auch in Betreff' einer strengeren polizeilichen Ueber-
wachung der Dampfkessel durch regelmässige amtliche Re-
visionen, die auf Kosten des Besitzers erfolgen sollen, scheint
man in Baden dem Preussischen Vorbilde folgen zu wollen.
Der anderwärts bestehende Modus freier Vereinigung der
Dampfkesselbesitzer zur gegenseitigen Versicherung ihrer Kes-
sel und Ueberwachung derselben durch selbstgewählte Beamte,
nach deren Vorbilde im Jahre 1865 zu Mannheim eine Ge-
sellschaft zusammengetreten ist, hat nämlich in Baden nur
wenig Anklang gefunden. Bis jetzt sind wenige der badischen
Dainpfkesselbesitzer diesem Vereine beigetreten; doch dürfte
eine Pression nach dieser Richtung dadurch erfolgen, dass
man den Mitgliedern dieses oder ähnlicher Vereine die Be-
freiung von der amtlichen Kontrole in Aussicht gestellt hat.
Wie wir hören, soll die Antwort der Königlich Preussi-
schen Ministerien des Handels etc. und des Kultus auf die
Petitionen des Berliner Architekten -Vereins in Betreff der
Dombau- Konkurrenz bereits vorbereitet sein und wird in näch-
ster Zeit erfolgen. Dieselbe soll — wie wohl kaum anders
zu erwarten stand — die Bitten und Vorschläge des \ ereins
durchweg zurückweisen.
Konkurrenzen.
Mo n a t s - A u fgab e n im Architekten -\ erein zu Berlin
zum 6. Juni 1868.
I. Auf einem Grundstück in der Ritterstrasse von 100 F.
Front und IS F. Tiefe sollen elegante Kaufläden erbaut werdi n,
ein darüber errichtetes niedrigeres Geschoss soll eine ent-
sprechende Anzahl von Ladenzimmern enthalten. Die Treppen
zu diesen Räumen sind im Laden nicht sichtbar; ausserdem
ist auf Möglichkeit der Heizung und Unterbringung von Klo-
sets Bedacht zu nehmen. Licht ist nur von der Strassen front
oder durch Oberlicht zu gewinnen. Grundriss, Durchschnitt,
Fayade sind zu zeichnen, die beiden letzteren im Maasstabe
von 1 : 60.
II. Ein Tunnel, in welchem der Bahnbetrieb alljährlich
durch Eisbildung behindert, resp. gefährdet wird, soll durch
Abschlüsse gegen das Eindringen von Frost geschützt werden.
Dieselben sind so zu konstruiren, dass sie durch den Bahn-
wärter leicht und sicher bewegt werden können und bei etwa
versäumtem Oeffnen dem passirenden Zuge möglichst wenig
Gefahr bringen.
Hierzu eine Beilage.
181
Preisausschreiben. — Der Magistrat in Dortmund
macht (vid. Inserat in d. Nummer u. Bl.) eine Konkurrenz
für ein neues Rathhaus daselbst bekannt. Die Preise betragen
500, 300 und 200 Thlr.
P ersonal - N achrichten.
Preussen.
Der Ingenieur Streckert zu Cassel ist zum Eisenbahn -Bau-
meister ernannt und ihm die kommissarische Verwaltung der zweiten
Eisenbahn - Bau- Inspektor -Stelle im technischen Eisenbahn -Bureau
des Königlichen Ministeriums für Handel pp. übertragen worden-
Dem Bau -Inspektor Klose zu Höxter ist die Eisenbahn-
Baumeister- Stelle dortselbst definitiv verliehen worden.
Der Eisenbahn-Bau- und Betriebs -Inspektor Gr apow, bisher
bei der Oberschlesichen Eisenbahn, ist nunmehr definitiv zur
Königlichen Hannoverschen Eisenbahn, — der Kreishaumeister
Passarge zu Strasburg W. Pr. nach Elbing versetzt worden.
Der Telegraphen - Ingenieur Georg Theodor Wilmanns zu
Hannover ist zum Eisenbahn -Telegraphen -Inspektor der hannover-
schen Staatseisenbahnen ernannt, — der Ober -Maschinenmeister
Johann Constantin Heckmann und der Maschinenmeister
Carl Jung als solche bei der Nassauischen Staats -Eisenbahn an-
gestellt worden.
Offene Stellen.
1. Zur Leitung des umfassenden Arresthaus-Baues zu Aachen
wird für einige Jahre ein geprüfter Baumeister gesucht. Eintritt
sofort; Diäten reglementsmässig. Briefe mit beizulegenden Zeug-
nissen sind gefälligst möglichst bald an den Bau-Inspektor Maertens
nach Aachen zu richten.
2. Ein Baumeister, welcher mit Eisenbahn-Vorarbeiten voll-
ständig vertraut, wird zur Leitung und Führung einer grösseren
Expedition für solche in Ostpreussen gegen 4 Thlr. Diäten und
näher zu vereinbarende Reisekosten gesucht, auch können zwei
Feldmesser daselbst gegen 2J/a Thlr. und Reise - Diäten Be-
schäftigung finden. Meldungen sind unter Angabe der Qualifi-
kation an den Ober -Betriebs -Inspektor Kessel in Königsberg
i. P. gefälligst zu richten.
3. An einem Eisenbahn -Bau -Unternehmen wird für die Ab-
nahmen der Erd-Arbeiten ein zuverlässiger, im Nivelliren geübter
Geometer, ferner ein tüchtiger Bau-Aufseher zu engagiren
gesucht vom Ingenieur Heene in Crossen.
Architekten -Verein zu Berlin.
Haupt- Versammlung am 2. Mai 1868.
Tagesordnung:
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
2. Abstimmung über die Monats-Konkurrenzen.
3. Bau eines Vereinslokales.
4. Wahl der Exkursions-Kommission.
5. Statuten-Entwurf.
Das namentliche Verzeichniss der aktiven Mitglieder des Ver-
eins liegt noch bis zum Sonnabend den 2. Mai zur Berichtigung
aus. Die Herren Mitglieder werden ersucht, Standes- und Wohnungs-
veränderungen in diese Liste, welche bald dem Druck übergeben
werden soll, einzutragen oder dieselben schriftlich dem Vereinsbiblio-
thekar Herrn E ise m an n mitzutheilen.
Offene IBauineisterstelle.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Die Stelle des Inspektors und Kassenführers der städtischen Gas-
Anstalt, mit welcher ein Jahrgehalt von 500 Thlr. haar, freie Woh-
nung, Beleuchtung und Heizung verbunden ist, ist vakant und soll
zum 1. Juli c. anderweit besetzt werden. Qualifizirte Gastechniker,
welche Gas-Anstalten bereits selbstständig geleitet haben, wollen
Ihre Bewerbungen unter Einreichung ihrer Qualifikations- und
sonstigen Atteste binnen 14 Tagen bei uns anbringen.
Mühlhausen, den 16. April 1868.
Iler Magistrat.
Die Unterzeichnete Fortifikation sucht zwei Baumeister gegen
3 Thaler Diäten. Zur Vermeidung zeitraubender Korrespondenzen
macht dieselbe darauf aufmerksam, dass sie nur zur Beschäftigung
solcher Baumeister berechtigt ist, welche die Staatsprüfung bestan-
den haben. Die Beschäftigung ist diätarisch mit einer zu verein-
barenden Kündigungsfrist (längstens 3 Monate). Reisekosten wer-
den auf besonderen Antrag, Umzugskosten gar nicht vergütet.
Die schriftliche Zusage zur Annahme der Stellung muss als
rechtsverbindlich angesehen werden.
Königliche Fortifikation zu Kendshurg.
Ein Zimmermeister, mit Vermessungsarbeiten vertraut, gewandter
Zeichner, sucht Stellung bei Bauausführungen oder als Bureau-Ar-
beiter. Adressen in der Expedition dieser Zeitung sub A. S. 31.
4. Die Königl. Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Bau-
meister. Näheres im Inseratenteile.
5. Zwei geprüfte, thunlichst im Hochbau erfahrene Bau-
meister finden gegen 2 bis 2l/t Thlr. Diäten sofort Beschäftigung
im Ressort der König]. Eisenbahn -Direktion in Hannover. An-
meldungen unter Beifügung von Zeugnissen sind an den Geh. Reg.-
Rath Dur lach in Hannover zu richten.
6. Die Stelle eines Inspektors der Gas-Anstalt in Mühl-
hausen ist zu besetzen. Näheres unter den Inseraten.
7. Ein gewandter Architektur- Zeichner findet sofort
Beschäftigung. Näh. unter Vorlegung von Zeichnungen Georgen-
Strasse 37, 3 Treppen im Atelier.
8. Zur speziellen Leitung des bereits in der Ausführung be-
griffenen Neubaues eines Seminar -Gebäudes in Mörs wird ein, im
Landbau erfahrener Baumeister oder Bauführer gesucht, wel-
cher sofort eintreten kann. Diäten 2 Thlr. Meldung beim Kreis-
Baumeister Baumgarten in Crefeld.
Brief- und Fragekasten.
Hm. B. in Berlin. Wir sind leider nicht mehr im Besitz
der Schriftstücke aus dem Monat Januar, so dass wir nicht mehr
feststellen können, ob die Anzeige über die offenen Stellen an der
Westfälischen Eisenbahn in No. 6 u. Bl. uns direkt von der
Direktion dieser Bahn oder durch ander weite Vermittelung zuge-
gangen war.
Es wird sonach wohl unsererseits nichts zur Aufklärung der
allerdings sehr auffälligen Thatsache geschehen können, dass die
Direktion Ihnen auf Ihre Meldung zu einer der in No. 6 ange-
kündigten Baumeister -Stellen statt der dort in Aussicht gestellten
Diäten von 21/, Thlr. nur 2 Thlr. angeboten hat. Dass diese Ant-
wort auf Ihre Eingabe unfrankirt und gleichzeitig mit Einziehung
der verwirkten Strafe wegen unterlassener Anwendung eines Stem-
pels erfolgt ist, lässt sich unseres Wissens formell allerdings wohl
rechtfertigen. Dass jedoch bei den meisten Behörden hierin eine
milde Praxis gehandhabt. wird, haben Sie ja selbst konstatirt.
Hrn. J. in Hessen. — Wir bitten Sie die Verzögerung
einer Antwort auf Ihren Vorschlag zu entschuldigen, da wir bemüht
sind, demselben Erfüllung zu verschaffen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren E. in Hannover,
H. in Altena, B. in Königswinter, M. in Höxter, Z. in Harburg,
K. in Hannover.
Heute früh 8'/a Uhr wurde meine liebe Frau Almuth geb.
Popken von einem gesunden Jungen glücklich entbunden.
Greifswald, den 21. April 1868.
Bohl, Stadtbaumeister.
Am 24. April Morgens 8 Uhr verschied in
Dittersbacli bei Waldenburg der
Königl. Baumeister Herr Ludwig Wust
aus Görlitz in Folge schwerer Verletzungen, welche
er in Ausübung seines Berufes durch einen unglück-
lichen Fall aus einer Draisine erlitten hatte.
Wir verlieren in dem Verstorbenen einen hoch-
geschätzten Kollegen und lieben Freund, dessen An-
denken in uns immer fortleben wird.
Görlitz, den 27. April 1868.
Die Kollegen und Freunde des
Verstorbenen.
Die Aufnahme und Anfertigung eines Planes der Stadt Mühl-
hausen mit ihren 5 Vorstädten im Maasstabe von 1 : 250 soll an
einen qualifizirten Unternehmer vergeben werden und fordern wir
geeignete Bewerber auf, ihre Offerten bei uns bis zum 14. Mai c.
unter Beifügung der Nachweise ihrer Qualifikation einzureichen.
Die Bedingungen sind in unserer Registratur einzusehen und
kann davon gegen Erstattung der Kopialien Abschrift ertheilt
werden.
Mühlhausen, den 16. April 1868.
Oer Magistrat.
Ein junger Zimmermeister, jetzt im Bureau eines Baubeamten
beschäftigt und mit guten Zeugnissen versehen, sucht unter beschei-
denen Ansprüchen anderweitig Stellung bei Bauausführungen oder
im Bureau. Adressen in der Exped. dieser Zeitung sub G. B. 30.
Ein junger Maurer- und Zimmermeister, welcher auch als Mau-
rer praktisch gebildet und im Zeichnen gut geübt ist, sucht eine
Stelle bei einem Baumeister oder als Bauaufseher bei Chaussee-
oder Eisenbahnbauten. Gefällige Offerten unter C. B. 32 wolle
man in der Expedition dieser Zeitung abgeben.
Ein tüchtiger Techniker (Maurermeister) sucht hier in Berlin
gegen mässiges Einkommen passende Beschäftigung. Gefällige
Adressen beliebe man unter der Adresse H. L. 45 an die Expe-
dition zu richten.
182
llatliliauslmu in Dortmund.
Konkurrenzpläne
Nach den Beschlüssen der Stadtbehörden soll das vorhandene
Rathhaus abgebrochen und an Stelle desselben unter Hinzunahme
zweier benachbarter Grundstücke ein neues Rathhaus gebaut werden.
Indem wir die Herren Baumeister und Architekten des In- und
Auslandes um Anfertigung des Bauprojekts ersuchen, bemerken wir,
dass der beste Plan mit 500, der zweitbeste mit 300 und der dritt-
beste mit 200 Thalern präiniirt werden wird. Situationsplan und
Bauprogramm werden den Bewerbern auf Verlangen eingesandt.
Dortmund, den 19. April 1868.
Der Magistrat.
Neue Berliner Verbindungsbalm.
Ein Loos der Erdarbeiten für den Bau der Neuen Berliner
Verbindungsbahn von ca 61000*) Schachtruthen, einschliesslich der
Herstellung zweier Strassenüberführungen, beabsichtigen wir im
Wege beschränkter Submission zu vergeben. Bauunternehmer,
welche ihre Qualifikation durch Atteste nachznweisen vermögen,
werden ersucht, von den in unserem Büreau, Köpnickerstrasse 29,
ausliegenden Plänen und Bedingungen Kenntniss zu nehmen und
werden daselbst Üii'erten bis zu dem, am
7. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr
stattfindenden Termine entgegen genommen, und im Beisein der
etwa persönlich anwesenden Submittenten eröffnet.
Berlin, den 17. April 1868.
Küniglirlie Direktion «1er Nietlersclilesiscli-
Märkiselien Eisenbahn.
Abtheilung für den Bau der Neuen Berliner Verbindungsbahn.
*) In voriger Nummer war irrthümlich 6100 Schachtruthen ge-
druckt.
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Zimmermeister oder Baumeister zu verkaufen. Zur Uebernahme
8 bis 10 mille erforderlich. Bedeutende Baupraxis wird mit über-
geben. Adr. sub M. M. 68 an die Exped. dies. Zeitg. einzusenden.
Hitzig’s Entwürfe, ganz oder theilweise, und eine Partie des
architekt. Skizzenbuchs werden zu kaufen gesucht. Adressen unter
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Zeitung abzugeben.
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ohne Versehleiss, Pumpen- Ausrückung.
Maschinentheile: Spurlager, stellbare Hängelager, Holzverzah-
nung der Eisenräder und Verhütung des Springens, Friktionskuppe-
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Gebäude im Allgemeinen: Holzfenster, Eisenfenster mit dichten
Luftscheiben, Dachgerüst mit Ersparniss von 10°/0 Holz. Silicat-
Anstrich für Pappdächer, Schlösser, dicht schliessende Thüren ohne
Schwellbretter, Blechthüren.
Hausgeräthe: Speiseschrankventilation, Klingelzüge, Wasch-
tische, Waschmaschinen mit Ersparung des Kochkessels, Mostrich-
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Treppen.
Gothische Kirchen: Altar, Säulen, Emporen, Thnrmanlage, feuer-
festes Dach, Ventilation.
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ohne Zug.
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Zug, Leichenfahrstuhl, Vertilgung der Ansteckungsluft.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 8. Mai 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Freigebung der Baugewerbe im Norddeutschen Bunde.
— Ein Wort über das Metermaass. — Backofen mit Heisswasser-
heizung. — Feuilleton: Der Konkurs zu den neuen Museen in
Wien. — Mittheilungen aus Vereinen: Architekten und In-
genier -Verein zu Hannover. -
Aus der Fach litte ratur:
— Personal-Nachrichten
- Architekten - Verein zu Berlin. —
Zeitschrift für Bauwesen von Erbkam.
etc.
Die Freigebung der Baugewerbe im Norddeutschen Bunde.
Der dem Reichstage des Norddeutschen Bundes vor-
gelegte Entwurf einer neuen, auf Grund der Gewerbe-
freiheit zusammengestellten Gewerbeordnung hat seither
allseitig die lebhaftesten Agitationen hervorgerufen. Aber
während die meisten der dawider erhobenen Einwände ein
zu geringes Maass der Freiheit in ihm finden und die
lästigen Beschränkungen, welche er noch aufrecht erhält,
gleichfalls hinweggeräumt wissen wollen, sind es verhält-
nissmässig nur wenige Gesellschaftsklassen gewesen, welche
sich gegen die Freiheit, die er bringen soll, sträuben.
Keine aber heftiger und einmüthiger als der Stand der
Baugewerks meister.
Von Maurer- und Zimmermeistern Berlins zusammen-
berufen, hat vor einigen Wochen hierseihst eine zahlreich
besuchte Versammlung „der Delegirten von Baugewerken
aus Städten des Norddeutschen Bundes“ getagt, die nach
mehren stürmischen Sitzungen einstimmig zu dem Be-
schlüsse folgender Petition gelangten:
„in Erwägung, dass die Gewerbe der Maurer- und
Zimmermeister unbestritten zu denjenigen gehören,
welche bei mangelhaftem Betriebe Gemeingefahr her-
vorrufen und zu deren Verhütung fachwissenschaft-
liche Kenntnisse erfordern, wolle der hohe Reichs-
tag beschliessen :
diese Gewerbe unter denjenigen b e i z u be-
halten, zu deren Betrieb der Nachweis
der persönlichen Befähigung nothwen-
dig ist.“
Wäre die Frage, ob die Freigebung der Baugewerbe
gerechtfertigt und wünschenswerth sei oder nicht, und
welche Folgen sicli daraus voraussichtlich ergeben möch-
ten, für unsern Leserkreis nicht schon von dein allerher-
vorragendsten Interesse, so würden wir zu ihrer Erörte-
rung doch durch die direkte Beziehung genöthigt sein,
in welche wir durch jene Petition der Baugewerksmeister
zu der Angelegenheit gesetzt worden sind.
Wie den meisten unserer Leser bekannt sein wird,
hatten wir nämlich seiner Zeit in einem Artikel „Die
Aufgabe der Baugewerk sc hu len und das Ver-
hältnis zwischen Baugewerksmeistern und Ar-
chitekten“ dargethan, dass die Einrichtungen und die
Resultate der Baugewerkschulen nur darum ungenügende
seien, weil die Stellung der Baugewerksmeister, zu deren
Ausbildung sie bestimmt wären, eine schiefe und zwitter-
hafte wäre. Denn als Vermittlungsgliedz wischen den aus-
führenden Werkleuten und den erfindenden Archi-
tekten seien sie an sicli nicht nothwendig, an Stelle der
letzteren zu treten aber ihrem bisherigen Bildungsgänge
nach zumeist unfähig. Wenn sie trotzdem, gestützt auf das
„Privilegium“, das sie der grossen Masse der Bau-
herren gegenüber vor jeder Konkurrenz mit den Archi-
tekten bewahrt, bei der ungeheuren Mehrzahl aller Bauten
die Funktion des Architekten in ungenügender, dilettan-
tistischer Weise ausübten, so sei dieses Verhältniss den
Interessen unserer Kunst entschieden nachtheilig. Denn
diese kann nimmermehr allein als Pflegling der Akademien
lind Bureaux gedeihen, sondern muss ihre Wurzeln im
Volke ausbreiten können, um sich zu lebenskräftiger Blüthe
zu entwickeln. Es sei daher jedenfalls nothwendig, den Stand
der Baugewerksmeister als solchen aufzuheben und zu
naturgemässen Verhältnissen zurückzuführen. Dies könne
entweder geschehen, indem man ihn in’s rohe Hand-
werk herabdrücke, den Baugewerksmeistern also die Be-
fugniss zur Anfertigung von Bauplänen entzöge und sie
zu Polieren mache — ein Verfahren, dass wir für ebenso
undurchführbar als barbarisch erklärten — oder dadurch,
dass man eine Verschmelzung der Architekten und Bau-
gewerksmeister anbahne, die letzteren also zu Architek-
ten erhöbe. Indem wir uns mit aller Entschiedenheit für
den letztgenannten Weg erklärten, fanden wir gleichzeitig
das beste und richtigste Mittel zur Erreichung dieses Zieles
in der Einführung voller Gewerbefreiheit, welche die Bau-
gewerksmeister zunächst einer Konkurrenz mit den Archi-
tekten aussetzen und sie dadurch auf die einfachste Weise
zwingen werde, über ihren bisherigen Dilettantismus hin-
auszugehen und seihst Architekten zu werden*).
Es erhellt aus diesem kurzen Resume, dass unsere
damalige Erörterung eine durchaus unpersönliche, wesent-
lich theoretische war, die vorwiegend die Stellung der
Architekten und Baugewerksmeister gegenüber der künst-
lerischen Seite unseres Faches im Auge hatte. Wir
hatten sogar ausdrücklich hervorgehoben, dass dieselbe
nur ein neues, keineswegs das wesentlichste Moment zu
der Frage über die Freigebung der Baugewerbe bilden solle.
Trotzdem hat dieser harmlose, dem aufrichtigsten
Interesse für die Kunst und keinem einseitigen Standes-
interesse entsprungene Aufsatz den zu Berlin versam-
melten Delegirten der Bau -Gewerke als Gegenstand des
erbittertsten Angriffs dienen müssen, der sich sogar bis in
die Motive der dem Reichstage überreichten Petition fort-
gesponnen hat. Man hat denselben nicht allein mit den
blöden Augen des Vorurtheils gelesen, man hat auf ihn
auch die alte Kunst, Sälze aus dem Zusammenhänge zu
reissen und sie einerseits zu verstümmeln**), andererseits
willkürlich zu ergänzen, in einer so kühnen Weise ange-
*) Die Ausführung ist selbstverständlich nur dem Sinne nach
wird rgegelien. Wir verweisen den, der sich dafür interessirt, auf
die No. 4, 6 und 9, Jalirg. 18(18 u. Blattes.
**) Beispielsweise hat man aus dem Satze: „dass des Institut
unserer heutigen Baugewerksmeister (sobald man ihnen das Recht
— oder was sachlich dasselbe sagen will — die Fähigkeit der Er-
findung, d. i. die Funktion des Architekten abspricht) eine völlig
überflüssige Zwischenstufe im Baufache bildet“, den eingeklam-
merten Theil einfach weggelassen. (Denkschrift über die Bange
werbefrage S. 3.)
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wendet, dass uns Ansichten untergeschoben werden konnten,
zu denen jener Aufsatz nicht die mindeste Veranlassung
gegeben hatte, Ansichten, die sogar im diametralen Gegen-
sätze zu der ganzen Tendenz unseres Blattes stehen. Und
aut’ diesem Scheingebäude hat man dann weitergebaut und
geschlossen, so dass die Motive jener Petition, durch
welche die Baugewerksmeister die Nothwendigkeit ihrer
Prüfungen beweisen wollten, fast nichts anderes geworden
sind als eine heftige Invektive gegen die Architekten, die
„Königlichen Baumeister“ — wohlgemerkt aber nur gegen
die „unerfahrenen jüngeren, welche in Folge ihrer
bis dahin hauptsächlich theoretischen Studien noch kaum
von der Wahrheit des Ausspruchs eines der grössten
Meister in der Baukunst durchdrungen sein können, dass
Theorie und Praxis nur ver ei nt Grosses zu schaffen
vermögen.“
Während der Verfasser jener Petition resp. der dieser
zu Grunde liegenden Denkschrift zunächst die Meinung
offen liess, als hätten wir in jenem Artikel bereits die
eigentliche Frage über Freigebung der Baugewerbe ver-
handelt, benutzte er den gleichzeitigen Angriff auf eine
Denkschrift des Berliner Magistrats, in welcher gleichfalls
Freigebung der Baugewerbe aber unter Annahme einer
unausgesetzten baupolizeilichen Kontrole und einer Ver-
antwortlichkeit des Bauherrn verlangt war, um unsere
Anschauungen mit denen des Berliner Magistrates in einen
durch nichts begründeten Kausal -Nexus zu bringen! Er
setzt ferner voraus, dass wir nur einseitige Aufhebung
der Gewerksmeisterprüfungen, hingegen Beibehaltung der
Baumeisterprüfungen wünschen, und nennt dies „einen
wahren Hohn auf Gewerbefreiheit und freie Konkurrenz.“
Er formulirt endlich als „Kardinalfrage“, welcher Vortheil
dem Publikum aus der Freigebung der Baugewerbe ent-
stehe und kommt dabei zu dem Resultate, dass es einzig
die Königlichen Baumeister seien, die ein Interesse daran
hätten! So konnte er nach Anführung dessen, was wir
über das Privilegium der Baugewerksmeister gegenüber den
Architekten gesagt hatten, zu folgender Behauptung ge-
langen :
„Hierdurch ist ausser Zweifel gestellt, worauf es ab-
gesehen ist. Weil die Königl. Baumeister, die bis
jetzt als Baubeamte a u s g e b i 1 d e t werden,
keine Gesellen halten dürfen — weil sie ihre Er-
findungen bezahlt nehmen müssen, während die Bau-
gewerksmeister ihre Pläne umsonst geben, wenn
sie die Arbeiten ausführen, deshalb sollen die Ge-
werksmeister beseitigt und die Gewerbefreiheit ein-
geführt werden, deshalb soll an Stelle der Meister-
prüfungen ein polizeilicher Apparat von Kontrole
und Beamten in die Welt gesetzt werden, der dem
ganzen Publikum zuwider sein mag, wenn er nur
den Interessen der Architekten entspricht.“
„Fragen wir nun, weshalb die Königl. Baumeister
nicht einfach das Recht verlangen, Gesellen halten
zu dürfen, wenn es ihnen nicht genügt, neben ihrer
amtlichen Thätigkeit Privatbauten zu leiten, oder
selbstständig als Bauunternehmer aufzutreten, so er-
halten wir die Antwort, dass sie alsdann mit den
geprüften Baugewerksmeistern konkurriren müs-
sen, und da ihnen dies nicht ganz ungefährlich zu
sein scheint, so sollen deren Prüfungen aufgehoben
werden, die ihrigen aber fortbestehen.“
Zum Schlüsse wird demnächst noch einmal ausgeführt,
dass es viel eher
„zulässig, ja für das fernere Gedeihen des ganzen
Bauwesens von unberechenbarem Erfolge sein würde,
wenn die Prüfungen der Königlichen Baumeister in
Wegfall kommen und dadurch dem Talent und
Genie ein Feld der Thätigkeit eröffnet würde, auf
dem in anderen Ländern, wo es nur Ingenieure und
keine geprüften Staatebaumeister giebt, so Grosses
geleistet wird, als dass die Prüfungen der
Maurer- und Zimmer m ei st er, welche eine Ga-
rantie für die solide Ausführung der Bauten gewäh-
ren müssen, aufgehoben werden.“
Wenn uns wirklich keine andere Absicht leitete, als
der Brotneid auf die Einnahmen der Maurer- und Zimmer-
meister, und wenn wir die Freigebung der Baugewerbe
wirklich nur deshalb wünschten, damit sich sofort alle
Architekten auch als Baugewerksmeister aufthun könnten,
wir müssten den Delegirten der Norddeutschen Bauge-
werke es nur Dank wissen, dass sie ihre Petition in sol-
cher Weise motivirten. Denn es leuchtet wohl einem
jeden einsichtsvollen Manne ein, auf wie schwachen Füssen
eine Forderung stehen muss, lür die keine besseren Gründe
geltend gemacht werden können! Da es in der Petition
an Seitenhieben auf die sachliche Befähigung der Königl.
Baumeister nicht fehlt, da ferner die Annahme, dass für
dieselben eine Befreiung von der baupolizeilichen Kon-
trole beabsichtigt sei (wie sie in der ursprünglichen Denk-
schrift uns gleichfalls frischweg ange — dichtet warj, in der
Petition weggeblieben ist, so kann als der Kernpunkt der
letzteren kaum etwas anderes herausgelesen werden, als
dass die Baugewerksmeister bei Aufhebung ihres Privi-
legiums die Konkurrenz nicht glauben bestehen zu kön-
nen, welche ihnen im Baugewerbe die Reklame mit
dem Titel: „Königlicher oder geprüfter Bau-
meister“ verursachen würde! Wir glauben ernstlich,
dass die Baugewerksmeister ihre vermeintlichen Interessen
gar nicht empfindlicher schädigen konnten, als durch eine
derartige Auffassung! In der ff hat hat ihre so effektreich
in Szene gesetzte Agitation in der gesammten politischen
Presse zwar einen lebhaften \\ iederhall, aber kaum Sym-
pathien gefunden.
Es leiten uns in Wirklichkeit jedoch durchaus andere
Ziele. Hätte man unsere Anschauungen nicht bereits der-
artig verfälscht vor ein grösseres Publikum gebracht, dass
wir dieses Wort der Nothwehr nicht gut vermeiden konn-
ten , wir würden jener Angriffe der Delegirten-Y ersamm-
lung am Liebsten gar nicht Erwähnung gethau haben.
Denn es entspricht unseren Bestrebungen keineswegs, die
bereits vorhandene Kluft zwischen den Angehörigen des
Baufaches noch mehr zu erweitern; wir sind ja vielmehr
aus ganzer Seele bemüht, an der aufrichtigen Versöhnung
aller persönlichen Gegensätze im Bereiche des deutschen
Bauwesens auf dem Boden der Freiheit und Gleichbe-
rechtigung zu arbeiten.
So wollen wir hiermit unsern Gegnern sogar gern
die Erklärung abgeben, dass wir trotzalledem an der Auf-
richtigkeit und Ehrenhaftigkeit ihrer differirenden An-
sichten durchaus nicht zweifeln. Wir wissen die Reiz-
barkeit eines in seiner langgewohnten Stellung Bedrohten
sehr wohl zu würdigen; wir nehmen gern an, dass es bei
den meisten unserer Gegner nicht die neidische I urcht vor
einer Konkurrenz, die sie nicht mehr zu fürchten brau-
chen, auch nicht zünftlerische Beschränktheit ist, die sie
in derartige Aufregung versetzt hat. Es liegt menschlich
so nahe, dass sie es nicht ohne ein Gefühl tiefer Y er-
stimmung mit ansehen können, wie ihr durch die Iradi-
tion der Jahrhunderte ehrwürdiger Stand den Anforderun-
gen einer neuen Zeit gegenüber so völlig aufgelöst wer-
den soll. Ein Gefühl, wie es der empfinden mag, dessen
Vaterhaus zum Zwecke einer Eisenbahn expropriirt wird,
und dem man schonendes Mitgefühl immerhin zollen muss,
wenn man es auch als maassgebend nicht anerkennen darf.
Wie wenig im Uebrigen unsere Ansichten über die
bevorstehende Freigebung der Baugewerbe dem Zerrbilde
entsprechen, das man sich von ihnen konstruirt hat, wird
sich am Besten aus der nachfolgenden sachlichen Ent-
wickelung ergeben.
(Fortsetzung folgt.)
Kin Wort über das JIcterinaass.
Dem Reichstage des norddeutschen Bundes soll noch
in dieser Sitzungsperiode ein Gesetz über Einführung des
Metermaasses — mit einigen Modifikationen (!) in dessen
konsequenter Durchführung — vorgelegt werden. Dem
gewiss berechtigten und als ein beachtenswerthes Zeichen
der Zeit sich geltend machenden Drange nach einem ein-
heitlichen Maassystem gegenüber hat bis jetzt fast
noch jede Kommission von Sachverständigen konstatiit,
dass das Metermaass als Längeneinheit bei allen mit der
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Hand auszufiihrenden Messungen fast in jeder Beziehung
so unpassend und unbequem wie möglich ist und darin,
wie wir auch unten sehen werden, durch das Fussmaass
bei Weitem an Zweckmässigkeit übertroffen wird. Der
einzige Vorzug des metrischen Systems ist die Dezitnal-
theilung und deren konsequente Durchführung in Bezug
auf Münze, Maass und Gewicht. Aber die Dezimalthei-
lung kommt nur der Rechnung zu Gute, lässt sich auf
jede andere Längeneinheit ohne Schwierigkeit übertragen
und wird niemals für sich allein im Stande sein, das in
seiner Länge verfehlte Grundmaass dem praktischen Be-
dürfniss anzupassen. Wir glauben daher, ohne uns mit
der Hoffnung zu schmeicheln, mit diesen Zeilen allein den
Siegeslauf der einer tollen Zeit entsprungenen Maassein-
heit aufzuhalten, dass jeder Einzelne das Recht und die
Pflicht habe, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln
gegen dieselbe anzukämpfen.
Das Metey maass hat nur in Verbindung mit der Thei-
lung des Kreises in 400 Grade a 100 Minuten a 100 Se-
kunden einen Sinn, indem dadurch eine gewisse Beziehung
zu dem Erdmeridian: 1 Meter = '/10 Bogensekunde —
1 Vierzig -Milliontel des Meridians hergestellt wurde. Jetzt
aber, da jene Kreistheilung an der älteren, durch tausendjäh-
rigen Gebrauch geheiligten und mit allen unsern Verhält-
nissen verwachsenen Kreistheilung in 360 Grade geschei-
tert ist, da man ferner nachgewiesen hat, dass ein Meter
gar nicht wirklich 40 millionenmal im Erdquadranten
aufgeht, so schwebt dieses Maass ganz ebenso in der Luft,
wie irgend ein anderes, d. h. 1 Meter ist — 443,334 Pa-
riser Linien!
Jenem Streben nach einem einheitlichen Maass-
und Gewichts-System erschien das metrische als das zur
Einführung am meisten geeignete, weil es bereits Verbrei-
tung „über die ganze Erde“ gefunden haben soll.
Diese weite Verbreitung schrumpft aber, genau betrachtet,
auf einzelne kleine Punkte der Erdoberfläche zusammen,
denn ausser Frankreich und Italien haben sich nur kleinere
Staaten, wie Baden, Belgien, die Schweiz und einige in
Di ngen der Kultur nicht zu beachtende südamerikanische
Republiken dem System angeschlossen und auch das nur
dem Namen nach, da man bekannterrnassen in allen diesen
Ländern, Frankreich nicht ausgenommen, von
alleiniger Anwendung des Metermaasses aus praktischen
Gründen noch sehr weit entfernt ist. Auf der andern
Seite stehen, abgesehen von dem unschlüssigen Deutsch-
land, die Weltreiche: England, Nord -Amerika und
Russland mit ihrem einheitlichen Fussmaasse, und zu
dieser an sich schon überwältigenden Majorität gesellt sich
in anderer Beziehung noch die wirklich „über die ganze
Erde“ verbreitete Republik der Seefahrer aller
Nationen. Diese werden dem Kilometer zu Liebe nie-
mals von ihrer, durch die Nothwendigkeit bedingten Ein-
heit der Seemeile (= 1 Bogenminute des Aequators) ab-
gehen!
Solchen bereits geschlossenen Massen gegenüber, soll-
ten wir meinen, hat die gegenwärtige Verbreitung des
Metersystems wenig zu bedeuten. Was werden wir also
mit Einführung des Metersystems gewinnen, abgesehen
von der auch in anderer Weise zu erreichenden Einigung
unter uns? Nichts als eine Einigung mit den minderzäh-
ligen romanischen Völkern und dafür eine unnatürliche
Trennung von der germanischen Majorität, welche den
Welthandel fast ausschliesslich in Händen hat, eine Er-
weiterung der Kluft, welche die dem Meter und die dem
Fussmaasse huldigenden Länder trennt; — denn dass der
Anschluss Deutschlands auf die andern Staaten einen Druck
ausüben werde, ist niemals zu erwarten. Dieser Erfolg
scheint uns der ungeheuren Opfer, welche die Einführung
des Metermaasses bei uns fordern würde, nicht werth
zu sein.
Darum aber brauchen wir nicht zu verzichten auf
die Erlangung eines einheitlichen Maasses, nur müssen
wir Zusehen, dass dasselbe ein wirkliches Weltmaass
werden kann, welches Aussicht hat, von allen Kulturna-
tionen angenommen zu werden. Wir müssen vor Allem
uns nicht nur mit Frankreich, sondern auch mit England,
Russland und Amerika darüber zu verständigen suchen.
Es hat. keine Schwierigkeit, ein Maass zu finden, welches
alle Vortheile des Meters in sich vereinigt und ausserdem
rationeller ist, d. h. einfacher in seinen Beziehungen zu
FEUILLETON.
Der Konkurs zu den neuen Museen in Dien.
(Fortsetzung statt Schluss.)
Was endlich den Auftraggeber anbetrifft, von wel-
chem ein derartiges beschränktes Konkursverfahren einge-
leitet worden ist, so braucht wohl ebenfalls kaum hervor-
gehoben zu werden, in wie hohem Grade delikat und ver-
antwortungsvoll seine Stellung wird, wenn derselbe nur
bevollmächtigter Vertreter des öffentlichen Interesses
ist. Der unangenehme Widerstreit persönlicher Rücksich-
ten wird eben nur dann völlig in Wegfall kommen, wenn
Auftraggeber, Preisrichter und Interessent sich in einer
Person vereinigen , d. h. — wie schon gesagt — bei
reinen Privat-Aufträgen.
Die Widerwärtigkeiten der Wiener Museen-Konkur-
renz und die Aufregung, welche sie hervorgerufen hat,
sind übrigens ferner noch durch das nicht eben geschickte
Verfahren bei derselben gesteigert worden.
Es muss hier zunächst noch einmal auf die Thätig-
keit des Preisgerichts zurückgegangen werden. Zwar
wollen wir die Vorwürfe, die man auf das Haupt dieser
Männer gehäuft hat, nicht unnütz vermehren; denn die
alleinige Schuld an dem Ausgange, wie ihnen solche fast
aufgebürdet ist, tragen sie nicht und es muss anerkannt
werden, dass ihre Aufgabe eine ganz aussergewühnlich
schwierige war. Aber unseres Erachtens standen ihnen
eigentlich doch nur zwei Wege ihres Verhaltens offen.
Entweder sie konstituirten sich als Jury und urtheilten
auf Grund des ihnen vorliegenden Materials d. h. ledig-
lich nach Maassgabe des Programms. Die erste Konse-
quenz hiervon hätte die sofortige Ausschliessung Ferstel ’s
und Hansen ’s von der Konkurrenz sein müssen; schreckte
die Jury vor dieser Konsequenz aber zurück, weil sie das
Programm nicht billigen konnte, so musste sie das sofort
erklären und demnächst ihr Amt niederlegen. — Oder sie
setzte sich über alle formalen Bedenken eines nicht von
i ihr entworfenen Programms hinweg und betrachtete sich
j lediglich als Sachverständigen -Kommission, die unabhän-
gig vom Programm nur nach Rücksichten der Zweck-
f mässigkeit und Schönheit über den Werth und Unwerth
und über die Rangordnung der Projekte zu urtheilen hatte.
— Es ist dies letztere der Standpunkt, auf den Hr. Ar-
chitekt Tietz sich gestellt und mit welchem er sich all-
gemeine Anerkennung erworben hat, während die Ma-
jorität der Kommission es bekanntlich versuchte, beide
Standpunkte zu vereinigen.
Eben so wenig hat das von der preisausschreibenden
Behörde, dem K. K. Ministerium, beobachtete Verfahren sich
viele Freunde erwerben können. Korrekt war es wohl in
keinem Falle, dass der höchste technische Beamte dieses
M inisteriums zu dem Konkurse hinzugezogen wurde; die,
hierdurch entstandenen Schwierigkeiten wuchsen jedoch
noch, als das zu Grunde gelegte Spezial-Programm sich
als unvollkommen erwies. Nach höheren „staatsmän-
nischen Rücksichten darf ein Ministerium bekanntlich nie-
mals direkt irren ; es war also in diesem Falle genöthigt,
sein Programm der öffentlichen Meinung gegenüber fest-
zuhalten und zu vertheidigen. Und konsequent genug ist
dies jedenfalls geschehen, wenn ihm hieraus auch der
Vorwurf bureaukratischer Bevormundung erwachsen ist!
— Freilich konnte das Ministerium, ohne einen Akt der
Willkür zu verüben, dessen keine Behörde sich schuldig
machen darf, und ohne die Rechte der anderen Konkur-
renten Lölir und Hasen au er zu verletzen, nicht ohne
Weiteres dem Hansen’schen Projekte den Preis ertheilen.
Wollte es jedoch der öffentlichen Meinung nachgeben, so
war ihm ein anderer Weg offen und ist es noch jetzt.
Es durfte das Preisgericht resp. eine andere und grössere
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den Dimensionen der Erde, welches ferner sich möglichst
an die bisher allerorts üblichen Maasseinheiten ansehliesst
und das deshalb bei seiner Einführung nur geringe Um-
wälzungen verursachen wird.
Eine nicht misszuverstehende Hindeutung auf eine
solche Maasseinheit liegt in der überaus einfachen Be-
ziehung der Seemeile = 1 Aequatorminute (und nahezu
'/4 deutsche Meile), der einzig rationellen und wirklich
über die ganze Erde verbreiteten Maasseinheit des gros-
sen Verkehrs, zu dem in fast allen Welttheilen herrschen-
den Fussmaasse des kleinen bürgerlichen Verkehrs.
Nehmen wir einmal y6ooo Seemeile als künftige Maass-
einheit an und nennen sie vorläufig den geographischen
Fuss (analog der geographischen Meile, wovon 15 =
1 Aequatorgrad). Wie eng dieser geographische Fuss
sich an die üblichen Maasse anderer Länder ansehliesst,
zeigt nachfolgende Tabelle. Es ist:
1 Seemeile =
1 Aequatorbogenminute.
5710,85 Pariser Fuss.
5868,54 Wiener Fuss.
5910.75 Preuss. Fuss.
6086,43 engl, amerikan.
russ. Fuss.
6550.76 sächsische Fuss.
6025,46 im Mittel,
während sie = 6000 geogr.
Fuss sein würde.
1 geographischer Fuss =
’/ioo Aequatorbogensekunde
0,95181 Pariser Fuss.
0,97809 Wiener Fuss.
0,98513 Preuss. Fuss.
1,01441 engl, amerikan.
russ. Fuss.
1,09179 sächs. Fuss.
1,00424 im Mittel,
während das Mittel aus dem
engl, und preuss. Fuss allein
0,99977 giebt.
Wir glauben auf das Vorhandensein eines nahezu
gleich grossen Fussmaasses, welches fast bei allen Völkern,
sogar unter gleichem Namen, in Gebrauch war und noch
ist, ganz besonders Gewicht legen zu müssen. Das Fuss-
maass ist keine willkürliche Schöpfung, sondern ist
aus einer praktischen Noth wendigkeit hervorge-
gangen und ist nur, bei der in Bezug auf Zeit und Ort
sehr verschiedenartigen Entstehung, in auffallend geringen
Gränzen schwankend ausgefallen. Das ist eine Thatsaehe,
welche der Ausbreitung des unhandlichen Meters ein un-
übersteigliches Ilinderniss entgegensetzen wird, und welche
nur der blinde Eifer nach einem einheitlichen Maass,
gleich viel welchem, übersehen kann.
Die weitere Ergänzung eines auf dem geographischen
Fusse beruhenden Systems für Flächen- und Hohlmaasse,
Gewichte und Münzen auf Grund der Dezimaltheilung
ist eine ganz selbstverständliche Sache und hat den gros-
sen Vorzug, der üblichen Nomenklatur der einzelnen Län-
der weniger Gewralt anzuthun, als irgend eines der ander-
weitig vorgeschlagenen Systeme. Nur nach unten ist die
Dezimaltheilung von Nutzen; nach oben hin, wo die Viel-
fachen der Maasseinheit bald so gross werden, dass jede
deutliche Vorstellung schwindet, muss eine uns geläufigere
Einheit beginnen, welche aber durchaus nicht eine rein
dezimale Vervielfältigung der ersten zu sein braucht.
Dies beweist ja schon das Metersystem, welches den Erd-
umfang auch erst in 4 und dann erst weiter dezimal
theilt. Zu jener grösseren Einheit empfiehlt sich die See-
meile unbedingt am vortheilhaftesten, ganz abgesehen da-
von, dass sie niemals von ihrem gegenwärtigen Gebiet
verdrängt werden kann. Sie spricht durch ihren Zusam-
menhang mit den Maassen der Erde zum Verständnisse
Aller; sie giebt nicht nur den Gelehrten eine überaus be-
queme Basis zu seinen Messungen, sondern ermöglicht
auch dem Ungebildeten eine Vorstellung von der wirk-
lichen Grösse der ihn umjrebenden Dinge.
Hiernach kann es nicht zweifelhaft sein, welche Stel-
lung Deutschland in der grossen Angelegenheit der Ein-
führung eines durch die ganze Welt gehenden Maass-,
Münz- und Gewichts- Systems zu nehmen hat. Wenn es
uns Deutschen nach Erreichung einer vollständigen Han-
dels-Einigung gelungen sein wird, unsern Antheil am in-
ternationalen Verkehr zur vollen Geltung zu bringen, so
würden wir auch darüber klar werden, dass unsere Stimme
auf Seite eines einheitlichen Fussmaasses für alle
Zeiten den Ausschlag geben, auf Seiten des Metermaasses
aber die jetzige Spaltung unheilbar machen wird.
- K. u. M. —
Kommission von Sachverständigen nur noch einmal be-
rufen und durch diese einfach die Frage zur Entscheidung
bringen lassen, ob die dem alten Konkursprogramm zu
Grunde liegende Idee den dagegen erhobenen Einwänden
gegenüber in der That noch als die vorzüglichste Lösung
der Aufgabe erscheine oder nicht. Wurde die Frage, wie
voraussichtlich, verneint, so konnte die alte Konkurrenz
als abgeschlossen erklärt werden, was formell jedenfalls
durchaus berechtigt erscheint, und ein neuer Konkurs auf
Grund eines neuen Programmes war auszuschreiben. Das
Ministerium hat jedoch entweder selbst dieses kleine De-
menti gescheut, oder es ist in der That von der Unfehl-
barkeit seiner Ansicht zu fest überzeugt. Jedenfalls hat
es durch die an die Herren Ferstel und Hansen ge-
stellte Zuinuthung, ihrerseits auf ihre künstlerische Ueber-
zeugung zu verzichten und den Konkurs auf Grund des
alten Programmes noch einmal zu beginnen, der öffent-
lichen Meinung keine Konzession gemacht, sondern höch-
stens Oel ins Feuer gegossen. — —
Das war es, was wir über die Wiener Museen-Kon-
kurrenz als solche zu sagen hatten. Es ist nicht unmög-
lich, dass wir in der Beurtheilung einzelner Verhältnisse,
welche durch die uns zugänglich gewesenen Schriftstücke
nicht ausreichend klar gelegt waren, geirrt haben und
gern werden wir uns darin bescheiden. Den Beweis aber,
den wir führen wollten, dass man die dortigen Vorgänge
nicht als Beweismittel gegen die Vorzüge des Konkurrenz-
Verfahrens überhaupt und als Beschönigungsgrund für die
alte büreaukratische Weise, die höchsten Aufgaben der
Baukunst zu lösen, betrachten dürfe — wir glauben ihn
immerhin geführt zu haben.
Wir werden deshalb in unserem Verlangen, dass das
Konkurrenz- Verfahren allen grossen und öffentlichen Bau-
ausführungen zu Grunde gelegt werden müsse, nicht ab-
lassen. Und wir können unsere Fachgenossen in Oest-
reich immerhin beglückwünschen, dass zum Mindesten doch
dieses Prinzip, als eine dauernde Errungenschaft des
Frühlingssturmes von 1848, bei ihnen zur Anerkennung
gekommen ist, dass man nur in der Form noch schwankt
und experimentirt. Es dürfte bei uns in Preussen (trotz
der sogenannten Domkonkurrenz!) noch sehr lange dauern,
ehe man sich „in maassgebenden Kreisen“ zur Annahme
dieses Prinzips entschliessen möchte. Aber desto mehr
ist es die Pflicht der gesammten deutschen Fachgenossen-
schaft, fort und fort ihre Stimme zu erheben und zu for-
dern, dass der Kunst ihr Recht werde.
Das Vorurtheil gegen Konkurrenzen, durch so viele
unbefriedigende Resultate erzeugt und fortdauernd genährt,
wird freilich nur in demselben Maasse schwinden, wie wir
bessere Erfolge derselben aufweisen können. Es genügt
daher nicht, allein die Mängel des bisherigen Konkurrenz-
Verfahrens und die in jedem einzelnen Falle begangenen
Fehler aufzudecken, sondern wir müssen mit allen Kräften
bestrebt sein, einem besseren V erfahren Eingang zu schaf-
fen. Unstreitig wird es in dieser Beziehung schon von
bedeutender Wirkung sein, wenn jene mehrfach erwähnten
prinzipiellen Grundsätze festgestellt und zur Geltung ge-
bracht werden; zum Mindesten wird man dadurch die
allergröbsten Verstösse gegen den Geist der Konkur-
renzen beseitigen, ein legales Verfahren sichern und eine
grössere Anzahl älterer und erfahrener Architekten zur
Betheiligung an Konkurrenzen ermuthigen. Dass dieselben
jedoch keineswegs erschöpfend sein können, dass ein Kon-
kurs um eine Aufgabe, wie die Museen in Wien, anders
behandelt sein will, als ein solcher um ein simples Schul-
haus, liegt auf der Hand und ist bereits von uns hervor-
gehoben worden.
Es erübrigt uns daher zum Schluss noch auszuführen,
wie unserer Ansicht nach bei derartigen Konkursen
ersten Ranges wohl zu verfahren sein möchte.
• (Schluss folgt.)
— 189 —
Backofen mit Ileisswasserheizuiig.
Eine interessante Anwendung der
Heisswasserheizung zeigt der von den
Fabrikanten Wieghorst & Sohn zu
Hamburg konstruirte „Patent - Röhren -
Backofen“, dessen in d. Bl. (No. 49,
Jahrg. 67, Bericht aus d. Architekten-
Vereine z. Berlin) bereits Erwähnung ge-
schehen ist. Als Ergänzung der dama-
ligen Mittheilung mögen die nachfolgenden
Skizzen und Notizen dienen.
Die Erwärmung des eigentlichen
Backraums erfolgt durch 60 Stück schmie-
deeiserne, mit Wasser gefüllte und an
beiden Enden zugeschweisste Röhren, die an
oberen und unteren Seite desselben vertheilt sind. Zwi-
schen ihnen liegt die schmiedeeiserne Platte (^r), welche
die Brote aufnimmt. Dieselbe ruht mittelst 6 Räder auf
einem Schienen - Geleise, das vor der Einschiebethür so
weit verlängert ist, dass die Platte aus dem Ofen heraus-
gezogen und ausserhalb desselben mit den Broten besetzt
werden kann. Die Einschiebethür (£), gleichfalls von
Eisen, ist durch ein auf der Scheibe (k) laufendes Gegen-
gewicht balancirt und leicht zu öffnen. — An der ent-
gegengesetzten Seite des Ofens findet die Heizung statt.
Die im Ganzen 14' langen Röhren sind im Ileizungs-
raum (a) auf eine Länge von etwa 14" dem Feuer ausge-
setzt. (/>) sind die Heizungsthüren, (c) die Aschethüren,
welche gleichzeitig zur Regulirung der Hitze dienen, (d)
sind Oeff’nungen, durch welche die oberen Röhren vom
Russ gereinigt werden können, was etwa
alle acht Tage nöthig ist. —
Zum Backen ist anfänglich ein
Hitzegrad von 200° Reaum. erforderlich,
der sich schliesslich bis auf 150°
vermindert. Die Röhren, welche dem-
nach eine Spannung von 100 Atmos-
phären auszuhalten haben, sind bei einer
Wandstärke von 3/16" auf 400 Atmos-
phären geprüft. Die Einrichtungen sind
übrigens so getroffen, dass ein schad-
haftes Rohr entfernt und ersetzt werden
kann ohne den Betrieb zu stören. Die
erforderlichen Kontrole- und Sicherheitsvorrichtungen
sind selbstverständlich vorhanden.
Das Backen eines Schusses von 110 — 120 Broten
erfordert 7/4 bis zwei Stunden und kann in zwölf Stun-
den fünf mal wiederholt werden, was einen wesentlichen
Vorzug dieser Oefen bildet. Ausser der Reinlichkeit
des Betriebes empfiehlt dieselben ferner vor Allem der
Umstand, dass das Beschicken des Ofens mit der Hand
und selbst durch einen ganz ungeübten Arbeiter statt-
finden kann, während das Einbringen der Brote mittelst
eines Schiebers grosse Geschicklichkeit voraussetzt und
den Betrieb demzufolge von einzelnen Arbeitern abhängig
macht. Die Oefen sind bereits in grösserer Anzahl, na-
mentlich in allen neueren preussischen Militär -Bäckereien
zur Ausführung gekommen und haben sich allen Nach-
richten zufolge überall ganz vorzüglich bewährt.
der
Mittheilung-en aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover.
Versammlung am 1. April 1868.
Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten
des Vereins hielt Hr. Keil einen Vortrag über die „Bau-
tliätigkeit der Preussischen 1. Feld - Eisenbahn-
Abtheilung der I. Armee in Böhmen, Sachsen und Bayern
im Jahre 1868.
Der Vortragende war, in seiner früheren Stellung als
technisches Mitglied der Königl. Direktion der Ostbahn zu
Bromberg, der technische Chef dieser Feld -Eisenbahn- Ab-
theilung gewesen, welche nebst zwei anderen beim Beginn
des Krieges im Jahre 1866 preussischer Seits , nach dem
Muster der Feld- Eisenbahn - Abtheilungen im Nordamerika-
nischen Kriege, errichtet worden waren. Dieselben bestanden
— ausser einem militairisehen Kommandeur mit seinem Ad-
jutanten und 50 Pioniren mit einem Ingenieur- Offizier nebst
Feldwebel — aus dem technischen Chef, aus 2 Eisenbahn-
Baumeistern, aus 7 Bahnmeistern und aus 2 Maschinen -Werk-
meistern, später wurde auch noch ein Telegraphen -Aufseher
zugewiesen. Der Vortragende hob hervor, dass bei dieser
sehr geringen Anzahl von Beamten es besonders auf die
persönliche Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen
angekommen sei, und dass ihm daher die Wahl der Beamten
für seine Eisenbahn -Abtheilung überlassen wurde. Im All-
gemeinen habe er sehr tüchtige Beamte gehabt; dieselben
seien zum Theil von der Königl. Ostbahn, zum Theil von der
Oberschlesischen Eisenbahn entnommen. Als Eisenbahn -Bau-
meister haben Hr. Vogel (jetzt Eisenbahn- Baumeister und
Betriebs -Inspektor zu Königsberg i. Pr.) und Hr. Jacobi
(jetzt Abtheilungs - Baumeister der Berlin - Lehrter Bahn in
Stendal) fungirt.
Für die Organisation der Feld - Eisenbahn - Abtheilung
war eine sehr kurze Instruktion gegeben; dieselbe präzisirte
sich dahin, dass es Zweck der Abtheilung sei, eines
Theils die zerstörten Eisenbahn -Strecken in möglichst kurzer
Zeit wieder herzustellen, anderen Theils die Zerstörung von
Eisenbahn - Strecken auszuführen; im Rücken der Eisenbahn-
Bau- Abtheilung habe eine Betriebs-Kommission die In-
betriebsetzung der fertiggestellten Bahnstrecken zu besorgen,
resp. das Betriebs - Material etc. zurückzuziehen gehabt.
Die I. Feld-Eisenbahn -Abtheilung wurde am 12. Juni
1866 in Berlin mobil gemacht und begann ihre Thätigkeit von
Görlitz aus am 17. Juni auf der Bahnstrecke nach Dresden.
Der Aufenthalt in Görlitz wurde benutzt, um aus den reichen
Beständen der im Bau begriffenen schlesischen Gebirgsbahn
die Depots für die Oberbau - Materialien und Utensilien ein-
zurichten und um zwei Arbeits-Züge mit Lokomotiven und
den nöthigen Requisiten auszurüsten. Ausserdem wurde da-
selbst mit dem Bau - Unternehmer Voss in Hirschberg ver-
handelt, (welcher 37 Mann von seinen besten eingeschulten
Oberbau - Arbeitern nebst einem Schachtmeister, einem Schmidt
und einem Stellmacher stellte,) desgleichen mit verschiedenen
Zimmermeistern und Holzlieferanten, sowie mit dem Maschi-
nenbau-Anstalt- und Eisengiesserei-Besitzer Scheidt, welcher
in früheren Jahren die Wasserstations - Einrichtungen zu der
sächsischen und zum Theil der böhmischen Bahn hergestellt
hatte und noch die meisten Modelle von den einzelnen
Stücken besass.
Hr. Keil gab einen kurzen geschichtlichen Ueberbliek
über die ganze Kriegslage und über die Terrain- Verhältnisse
des Kriegs -Theaters, sowie über die Herstellung der Eisen-
bahn-Linien von Görlitz bis Dresden, von Löbau nach Zittau
und Reichenberg, von Reichenberg nach Turnau und der
190
Bahnstrecke Turnau- Josefstadt- Pardubitz und Turnau- Kralup,
desgl. der Strecke Werdau-Hof.*) In Betreff der Details der
Bau- Ausführung beschrieb der Vortragende Folgendes:
I. Die Rekog n osz i r un g . Dieselbe -wurde durch den
Baumeister Jacobi, einen Bahnmeister und einige Oberbau-
Arbeiter in Begleitung zweier Pionire (zum militairischen
Schutz) mittelst eines sehr leichten Bahnmeister -Wagens aus-
geführt, welcher letztere über die defekten oder fehlenden
Geleisestellen forttransportirt werden konnte. Die Rekognos-
zirung gab die Details für die demnächst zu treffenden Dis-
positionen für die Bau -Arbeiten selbst, für die Heranziehung
der fehlenden Materialien und für die anderweit zu beschaf-
fende Aushilfe.
II. Die Oberbau -Arbeiten. Dem Rekognoszirungs-
trupp folgte der Arbeitstrain, der überall da anhielt, wo das
Geleise zerstört war. Die Arbeit der Wiederherstellung ge-
schah durch einzelne Kolonnen, welche sich in die Hände
arbeiteten und zunächst das Bahn- Geleise nur in soweit
(durch Anheften der Schienen mit einzelnen Nägeln oder auf
provisorischen Langschwellen) wieder herstellten, dass die
Lokomotive mit den Waggons ohne Gefährdung dasselbe pas-
siren konnte. Demnächst wurde- ein Bahnmeister mit einer
Arbeiter - Kolonne zurück gelassen , um das Geleise ordnungs-
mässig herzustellen, während der Arbeitstrain mit dem Gros
des Korps sofort weiter eilte. Daher kam es, dass öfters
3 bis 4 Kolonnen hinter dem Hauptkorps arbeiteten. Die-
selben hatten auch für das Nachsehieben der Materialien - De-
pots zu sorgen. Damit übrigens die Fahrt des Arbeitertrains
jederzeit gesichert blieb, wurde auf der Maschine je ein Bahn-
wärter oder Betriebsbeamte als Geissei mitgenommen. — Als
ein besonders erfolgreicher Arbeitstag wurde der 24. Juni
geschildert, an welchem Tage die vielfach zerstörte Strecke
von Grottkau bis Reichenberg fahrbar gemacht wurde.
III. Die Bahnhöfe betreffend. Zunächst kam es
stets darauf an, auf den kleineren Stationen die aufgerissenen
Weichen- und Herzstück- Geleisestellen zu vernageln, damit
der Arbeitstrain die Station passiren und weiter eilen konnte.
Auf den grösseren Stationen musste mindestens ein Seitenge-
leis durch provisorische Schleppweichen und drehbare Herz-
stück-Schienen in Verbindung gebracht werden. Durch Ans-
setzen von Geldprämien wurden meistens die vergrabenen
Weichen- und Herzstücke sehr schnell wiedergefunden. Das
Einlegen dieser Theile besorgte eine zurückgelassene Arbeiter-
Koloi ne mit einem Bahnmeister. — Die Wiederherstellung
der Wasserstationen war eine sehr zeitraubende und schwie-
rige Arbeit; in der Zwischenzeit mussten hölzerne Brunnen-
röhren mit Schwengel, welche in die Wasserstations- Brunnen-
kessel eingestellt wurden, das Wasser für die Lokomotiven
liefern, oder die städtischen Wasserleitungen (z. B. in Bautzen)
wurden zur Wasserabgabe requirirt. — An den Gebäuden
waren nur in Löbau (durch Brand) und in Turnau Wieder-
herstellungsarbeiten vorzunebmen; letzterer Bahnhof war be-
kanntlich preussischer Seits zur Gegenvertheidigung feldmässig
eingerichtet worden.
IV. Die Brückenbauten betreffend. Die Unter-
suchung der vielen Viadukte war eine schwierige und verant-
wortliche Arbeit, da an vielen Stellen Sprengungsvorrich-
tungen bereits vorbereitet waren. Demnächst fanden sich auf
der Strecke Turnau -Kralup fünf eiserne Brücken mit Oeff-
nungen von 120 — 150 Fuss Spannweite, bei welchen meistens
in der Mittelöffnuug särnmtliche Querträger herausgeschraubt
waren. Da diese Brücken nach dem Schiffkorn’schen System
gebaut waren und fast gleiche Abmessungen hatten , so ge-
schah die Wiederherstellung schablonenartig. Es wurden Ta-
feln von ca. 3' Höhe und 15' Länge aus kreuzweis über-
einander genagelten Brettern auf einem Bohlenrahmen kon-
struirt; je zwei dieser Tafeln wurden zu einem Querträger,
welcher die Hängestange des Längsträgers umfasste, mit gros-
sen Nägeln zusammengenagelt (denn Schraubenbolzen waren
in so grosser Menge und in so kurzer Zeit nicht zu beschaf-
fen) und darüber wurden Langschwellen zur Aufnahme der
Schienen gestreckt. Der Vortragende erläuterte diese Kon-
struktion durch Detailzeichnungen und wies nach, dass die-
selbe unter analogen Verhältnissen sehr zur Nachahmung zu
empfehlen sei, weil überall Bohlen und Bretter aufzutreiben
oder durch Aufreissen der Fussböden in Gebäuden und Güter-
schuppen leicht zu beschaffen sind und weil die Einbringung
dieser Querträgertafeln von einer fliegenden Rüstung aus leicht
bewerkstelligt werden kann. Die Wiederherstellung einer
Brücke erforderte meistens gegen 3 Tage. Die Spezialleitung
dieser Brückeubauten besorgte der Baumeister Jacobi. Auf
*) Das Nähere ist aus No. 28 der Zeitung des Vereins
deutscher Eisenbahn- Verwaltungen vom Jahre 1867 (Kol. 392) zu
entnehmen.
der Strecke Turnau - Pardubitz wurde der Josefstädter Via-
dukt (preussischerreits) gesprengt vorgefuuden. Das Bauwerk
hatte aus drei Bogenöfi’nungen von je 40' Spannweite (in
Rundbogen überwölbt) bestanden. Die Wiederherstellung ge-
schah durch Aufrichtung eines grossen hölzernen Pilars, nach
Art der amerikanischen Pfeilerbauten, als Mittelpfeiler, wel-
cher zur Aufnahme von zwei Sprengwerkssystemen von 64'
Spannweite benutzt wurde, die sich gegen die theilweis noch
stabilen Baureste der Widerlags-Landpfeiler stützten. Die
Wahl der Konstruktion wurde dadurch bedingt, dass in den
Tunnels der Strecke TurnauJföniginhof eine grosse Zahl ver-
zahnter Träger von ca. 64' Länge, 12/u" stark, vorgefunden
und dass dicht bei Königinhof am Bahngeleise ein Zimmer-
platz entdeckt wurde, auf dem noch ein ziemlich grosser Theil
derartiger Träger in Bearbeitung begriffen lag*). Die Aus-
führung des Josefstädter Viadukts erforderte drittehalb
Wochen Zeit; die Spezialleitung hatte der Eisenbahn - Bau-
meister Vogel und der Bauführer Drewitz; die Zimmerleute
waren vom Zimmermeister Knoll aus Hirschberg gestellt.
V. Unter den Arbeiten zur Wiederherstellung
des Planums wurde besonders die Räumung des mit Quetsch-
minen zugesprengten Felseinschnitts von Rothenbruch zwischen
Libenau und Reichenau beschrieben. Der Einschnitt war auf
22 Kuthen Länge ca. S' hoch mit Felstriimmern zugesprengt.
Die Räumung erfolgte durch Heranziehung einer halben Mi-
neur-Kompagnie und mit Hilfe des Baumeisters und Eisen-
bahn-Bauunternehmers Plessner, welcher mittelst Extrazugs
zwanzig seiner besten Felssprengarbeiter aus Schlesien in Per-
son zur Baustelle führte. Die Wiederherstellung des Ein-
schnitts zum Passiren des Arbeitstrains wurde in 21/* Tag
bewirkt.
Zum Schluss gab Herr Keil einige Mittheilungen über
die Art und Weise der Verpflegung, der Beschaffung der
Materialien und der Rechnungslegung und präzisirte endlich
die Leistungsfähigkeit einer Feldeisenbahn- Abtheilung durch
folgende zwei Bedingungen:
1. Bei der Auswahl der Beamten müssen nur Leute ge-
nommen werden, welche ausser der technischen Tüchtigkeit
und der persönlichen Bravour die Eigenschaft besitzen, sich
schnell zu entscheiden und selbstständig zu disponiren, ohne
eine höhere Entscheidung abzuwarten.
2. Der technische Chef muss möglichst selbstständig ge-
stellt werden, damit er je nach Zeit, Oit und Mitteln seine
Dispositionen treffen und dieselben mit Nachdruck verfolgen
kann. —
Herr Hagen beschrieb sodann in einem Vortrage:
„Ueber Fahrkünste in tiefen Grubenschächten“, die ersten
derartigen Einrichtungen in den Bergwerken am Harz, bei
denen die Pnmpengestänge zum Befahren der Gruben benutzt
seien. Die nach abwärts gerichtete Bewegung der Gestänge
vermittele das Einfahren, indem der Einfahrende bei jedem
Wechsel der Bewegung von dem Gestänge, welches diese Be-
wegung beendet habe, auf das andere übersteige, welches den
Niedergang zu beginnen im Begriff’ sei. Das Ausfahren werde
in ähnlicher Weise durch die Bewegung der Gestänge nach
Aufwärts vermittelt. Später habe man in England ähnliche
Einrichtungen in grösserem Maasstabe, auf Dampfmaschinenbe-
trieb berechnet, ausgeführt, welche spezieller beschrieben wer-
den. Neuerdings sei in Westphaleu das Verbot aufgehoben,
die Arbeiter durch gewöhnliche Hebevorrichtungen an Seilen
in den Förderschachten ein- und ausfahren zu lassen und hät-
ten damit die Fahrkünste an Wichtigkeit verloren. In vielen
Bergwerken wären sie noch jetzt das einzige rationelle Mittel
zum Besteigen der Gruben und würden sie wohl noch lauge
im Gebrauch bleiben.
Herr Dr. Schröder aus Nienburg erläutert im Anschluss
an diesen Vortrag an einem Modelle eine von ihm erfundene,
sehr sinnreiche* Einrichtung einer Fahrkunst, bei welcher beim
Wechsel der Bewegung der Gestänge der Uebergang vou
einem Gestänge auf das andere durch eine Klinkhakenvor-
richtung an einem Fahrstuhle derart vermittelt wird, dass
dieser sich an demselben abwärts und aufwärts bewegen und
die Förderung vou Arbeitern in die Grube resp. aus derselben
ohne Gefahr für dieselben und ohne dass dieselben den Platz
zu verlassen brauchen, bewirkt werden kann.
Arckitekten-Verein zu Berlin. — Hauptversammlung am
2. Mai 1S6S; Vorsitzender Hr. Boeckmauti, auwesend
153 Mitglieder.
*) Nach sicherer und zuverlässiger Mittheilung sind diese Trä-
ger zu Anfang des Jahres 1866 österreichischerseits gezimmert wor-
den. damit, wenn nach Benedek’schem Plane bei dem N ordringen
auf den Eisenbahn -Linien nach Berlin die dort befindlichen eiser-
nen’ Brücken etwa zerstört vorgefunden wurden, dieselben sofort
mit diesen Trägern überbrückt werden konnten!
191
Die Sitzung wurde ausschliesslich durch innere Angele-
genheiten des Vereins in Anspruch genommen. Es fand die
Aufnahme der Hin. Bauch, Bertuch, Buch holz, Ehren-
berg, Hager, Hintze, Hiihn, Köcher, Schlug und
Rocholl, sowie die Wahl einer Kommission zur Veranstaltung
der sommerlichen Exkursionen des Vereins statt, als deren
Mitglieder die Hrp. Becker, Genick, Hollin, Kyllmann,
Licht, Lncae, Mackenthun, Merzenich, S p i e c k e r ,
Dr. Weingarten und W il let bestimmt wurden. Eingegangen
sind vorläufig zwei Lösungen der Monatsaufgabe im Hochbau;
die fälligen Preise für die in der letzten Sitzung beurtheilten
Konkurrenzen wurden an die Arbeiten mit den Mottos: „Eisen“
und „Was nie ein Rechner hat erdacht“ verliehen, als deren
Verfasser sich in beiden Fällen Hr. Rhenius ergab. Zu Vor-
schlägen für die neu zu stellenden Monatsaufgabeu, die in
der Hauptversammlung des Juni festgestellt werden sollen,
forderte der Vorsitzende auf.
Nachdem Hr. Röder den Rechenschaftsbericht über den
diesjährigen Ball, der ein Defizit von pp. 1 7 V2 Thlr. ergab,
verlesen und der Vorsitzende ein vorläufiges Projekt für die
Erweiterung des Vereinslokales zur Ansicht ausgelegt hatte,
begann die durch ein Referat des Hrn. Möller eingeleitete
Berathung des Entwurfs für die neuen Statuten, aut' Grund
deren der Verein die Rechte einer juristischen Person erwerben
will. Da in denselben den jetzigen Verhältnissen des Vereins
auch in anderer Weise Rechnung getragen und der Versuch
mehrer prinzipieller Reformen gemacht worden ist, so wurde
die Diskussion darüber etwas eingehender geführt und schritt
nur unwesentlich voran. Die Berathung soll in nächster Sit-
zung, welche deshalb zu einer ausserordentlichen Hauptver-
sammlung bestimmt ist, fortgesetzt werden ; einen Bericht über
das neue Statut behalten wir uns bis zur definitiven Feststel-
lung desselben vor. — F. —
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift für Bauwesen. Red. von Erbkam. Jahrgang
1868. Heft IV bis VII.
A. Aus dem Gebiete des Hochbau’s.
1. Stüler-Denkmal.
Unter gleichzeitiger Rechnungslegung der Kommission wird
die Zeichnung des von deren Mitgliede H. Strack erfunde-
nen Denkmals veröffentlicht. Zwei korinthische Säulen von
Pavonazetta- Marmor , dem von Stiiler besonders gern ange-
wendeten, tragen einen Rundbogen mit flachem Tympanon;
vor der aus rothem Marmor gebildeten Rückwand der Nische
erhebt sich die von der Familie gewidmete Büste des Unver-
gesslichen (von Schie velbein) auf einem mit der Widmungs-
Inschrift versehenen Postamente. Büste und alles Uebrige,
mit Ausnahme des Sockels, sind aus karrarischem, letzterer
aus schlesischem Marmor gebildet. Die Ausführung ist ge-
diegen und würdig.
Dem Wunsche des Komite’s: „dass mit diesem Denkmal
das Andenken an den allverehrten Meister in würdiger Weise
erhalten werden wird“, sehliessen wir uns bereitwilligst an;
doch auch ohne dieses dürfte sein Gedächtniss nicht erlöschen,
da jenes Andenken, das Stiiler, als Künstler wie als Mensch,
sich selbst gegründet in den Herzen seines ausgedehnten
Schülerkreises, in allen Jenen, die ein günstiges Geschick in
seine Nähe führte, Früchte bringen wird fort und immerdar!
2 . Erziehungshaus für sittlich verwahrloste Kinder
am Urban zu Berlin, von Möller.
Da die schon 1825 gegründete Anstalt vor dem tlalle-
schen Tliore für die gesteigerten Anforderungen zu klein und
ihre Lage in Folge der Entwickelung eines sehr lebhaften
Verkehrs nicht mehr günstig erschien, ausserdem die Gebäude
selbst sich in einem ungenügenden baulichen Zustand befan-
den, wurde der auf sechs Blatt Zeichnungen mitgetheilte Ent-
wurf in grösserer Entfernung von der Stadt, an der westlichen
Grenze der sogenannten Hasenhaide, von 1863 bis 1866 zur
Ausführung gebracht. Das zuerst bearbeitete Projekt dessel-
ben \ erfa.ssers, die schon in einem Theile der Anstalt beste-
hende Einrichtung der Abtheilung der Zöglinge in sogenannte
Familien bis zur räumlichen Trennung dieser Gruppen in ein-
zelne von einander entfernte kleinere Gebäude (in ähnlicher
Weise wie die von Su ringer aus Amsterdam gegründete
Landbau - Kolonie Niederländisch -Mettray, beziehungsweise die
städtischen Waisenhäuser zu Rummelsburg bei Berlin) auszu-
dehnen, war bei der straffen Konzentration der Verwaltung
und Beaufsichtigung, welche in einer solchen Anstalt unerläss-
lich ist, abgesehen von deii dadurch bedingten höheren Bau-
end Verwaltungskosten, auf fast unlösbare Schwierigkeiten
gestossen. —
Das Bauwerk, dessen etwas eigentlnimliche Grundrissform
keine ganz freiwillige, sondern durch die Lage der Baustelle
und die Anforderungen der Baupolizei -Behörde bedingt war,
ist bestimmt 120 Knaben und 60 Mädchen aufzunehmen, wel-
che in Abtheilungen von je zwanzig, sogenannte Familien, ge-
trennt sind. In jeder derselben führt ein Erzieher oder eine
Erzieherin bei Tag und Nacht die unausgesetzte Aufsicht über
die Kinder und unterweist dieselben in den Arbeiten, welche
bei Weitem den grössten Theil der Tagesordnung einnehmen,
während der Schulunterricht nur in den frühesten Morgen-
stunden und gegen Abend ertheilt wird. Es bedarf in Folge
dessen für die Erzieher auch keiner besonderen Wohnungen.
Die Grundriss - Disposition ist übersichtlich und klar. Die
Wohnzimmer, die Arbeits-, Speise- und Schlafsäle, die Kran-
kenstuben 11. s. w. sind zur streng durchzuführenden Sonde-
rung der Geschlechter in zwei stumpfwinklig gebrochenen
Flügelbauten untergebracht worden, an deren vorspringender
Ecke sich je ein Treppenthurm erhebt, welcher die Monotonie
der Fa^aden unterbricht. Ein höher emporgeführter Mittelbau
enthält ausser dem gemeinschaftlichen Vestibül die Wohnungen
für Portier, Lehrer und Inspektor, Verwaltungsräume, und im
oberen Stock den gemeinschaftlichen Bet- und Fest -Saal.
Zur leichteren Ventilation der einzelnen Räume sind die
Korridore nicht in der Mitte angeordnet, sondern an die Front-
mauer verlegt, wodurch auch die für die Erziehungszwecke
störende Aussicht auf die Strasse vermieden wurde und die
Zimmer selbst fast ausschliesslich an die Sonnenseite zu liegen
kamen.
Die Faijaden sind in einer dem italienischen Backsteinbau
nahestehenden Durchführung in Rohbau, unter Verwendung
von Formsteinen errichtet, bildlicher Schmuck nur im Mittel-
bau unter den Fenstern des Betsaales zur Anwendung ge-
kommen. — Der innere Ausbau ist zweckentsprechend auf
das Einfachste hergestellt; Vestibül und Bet- und Festsaal
haben eine würdige, etwas reichere Ausbildung erhalten. Die
Schlafzimmer sind ungeheizt, in den Sälen stehen runde eiserne
Oefen, in den übrigen Räumen gewöhnliche Kachelöfen, durch
die theil weise ein Ventilationsrohr durchgeführt ist, das mit
der äusseren Atmosphäre an der Nordseite kommun izirt.
Die Kosten für dss Hauptgebäude einschliesslich Orgel,
Uhr, Wasser- und Gasleitung u. s. w. haben rot. 105,000 Thlr.,
die der ganzen Anlage ca. 125,000 Thlr., mithin für jeden
Zögling ca. 700 Thlr. betragen. —
3. Neue evangelische Kirche zu Lauenburg in Pom-
mern.
Der auf zwei Blatt Zeichnungen dargestellte Entwurf
(laut Angabe von Stiiler, während, wie wir bestimmt zu wissen
glauben, derselbe nur durch dessen Vermittelung, aber ganz
selbstständig von einem seiner früheren Schüler — 1862 — be-
arbeitet ist) wurde in den Jahren 1864 bis 1866 ausgeführt.
Die Kirche, eine sogen. Hallenkirche, ist ein Ziegelrohbau in
gothischer Bauweise, jedoch der beschränkten Mittel wegen
unter möglichst sparsamer Verwendung von Kunstformen,
dreischiffig, mit Emporen- Anlage, 92 Fuss lang, 70 Fuss tief,
42 Fuss in den Umfassungsmauern hoch, bei 2y3 resp. 21/* Fuss
Stärke derselben. Die über dem Mittelschiff, parallel den
Dachflächen ansteigende, über den Seitenschiffen horizontale
Heizdecke mit sichtbaren Balken wird von schlanken hölzernen
Pfeilern getragen, welche in ihrer Längenrichtung durch Spitz-
bögen mit durchbrochenen Maasswerk - Zwickeln verbunden
sind. Gleiche Anordnung war, wenn wir nicht sehr irren,
aus ästhetischen und konstruktiven Gründen auch zur Quer-
verbindung derselben Pfeiler mit den Umfassungsmauern, die
an diesen Stellen durch vorgelegte Strebepfeiler verstärkt sind,
projektirt, ist jedoch anscheinend nicht zur Ausführung ge-
kommen. Der gewölbte, 28 Fuss breite Chor, von fünf
Seiten des regulären Achtecks gebildet, enthält in seinem
hinteren Theile gleichzeitig die Sakristei.
Der an der Westseite befindliche Thurm, neben welchem
zu beiden Seiten kleine Treppenthürmchen angeordnet sind,
die den Zugang zu den Emporen vermitteln, hat bei einer
Grundfläche von 21 Fuss Quadrat eine Höhe von 179 Fuss.
Sein verhältnissmässig schlanker Helm ist massiv von' 1 Stein
Stärke ausgeführt, jedoch, obwohl uns von anderer Seite das
dazu verwendete, von der städtischen Ziegelei gelieferte Ma-
terial als ganz vorzüglich geschildert wird und der verwendete
(Muschel-) Kalk hydraulische Eigenschaften besitzen soll, für
das Regenwasser in so hohem Grade empfänglich, dass zum
Schutz des Glockenstuhles u. s. w. ein im Innern anzubringen-
des Schutzdach beabsichtigt wird.
Die innere Ausstattung ist den bescheidenen Verhältnissen
angepasst. Die Heizung erfolgt mittelst vier in den Haupt-
ecken der Kirche stehender Oefen mit innerem gusseisernen
Heizkasten nebst auf- und absteigenden Zügen und äusserem
Mantel von Kacheln; — ob dieselben hinreichenden Effekt
erzielen, ist nicht angeführt. Die Baukosten haben einschliess-
lich Orgel 39,424 Thlr. betragen oder 2S Thlr. 5 Sgr. für
jeden der 1400 Sitzplätze. ( Fortsetzung folgt.)
192
P ersonal - Nachrichten.
Pr eu ssen.
Ernannt sind: Der Kreis-Baumeister Reinhardt zu Neu-
Stettin zum Wasser- Bau -Inspektor zu Thiergartenschleuse bei
Oranienburg, — der Baumeister Gebauer zu Berlin zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Obersehlesischen Eisenbahn zu Breslau, — der
Baumeister K uni sch zu Heppens a. d. Jahde zum Kreis- Baumeister
zu Neu-Stettin, — der Baumeister Weber zu Stettin zum Land-
Baumeister bei der dortigen Regierung. —
Dem Bau- Inspektor Rathsa m zu Magdeburg ist der Charakter
als Bau -Rath verliehen worden.
Am 2. Mai haben das Baumeister - Examen bestanden:
Gustav Groetzbauch aus Wünscheiburg, Franz Rintelen
aus Laasphe.
Offene Stellen.
1. Bei der Fortifikation zu Saarlouis findet ein geprüfter Bau-
meister oder ein im Hochbau bewanderter Bauführer Beschäfti-
gung für längere Zeit.
2. Zwei Baumeister werden von der lvönigl. Regierung in
Posen gesucht. Näheres im Inseratenteile.
3. Die Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Baumeister .
Diäten 3 Thlr
4. Einen Baumeister sucht die Fortifikation in Danzig.
Näheres unter den Inseraten.
5. Ein tüchtiger Bautechniker findet zur Beaufsichtigung von
Hochbauten auf einige Monate Engagement in einer grösseren Stadt
der Rheinprovinz. Schriftliche Meldungen befördert die Expedition.
6. Zur Veranschlagung und Ausführung von Wasserbauten
wird sofort ein Baumeister oder Bauführer gesucht. Näheres
beim Wasserbauinspektor Well mann in Stralsund.
7. Zur Leitung des Restaurations- Baues der Kirche in Tre-
batsch wird zum sofortigen Antritt und gegen die reglementsmässigen
Diäten ein tüchtiger Bauführer gesucht. Dauer der Be-chäftigung
ca. 1 Jahr. Meid, an Bauinsp. Nierman Berlin, Hallescbestr. 11.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. K. in Laurenburg. — Wir sind leider nicht in der
Lage, Ihnen eine Ihren Wünschen entsprechende Stellung verschaf-
fen zu können. Obwohl solche nicht allzu selten sind, so pflegen
dieselben doch stets nur in Folge persönlicher Meldung besetzt zu
werden.
Hrn. C. F.-B. in K. — Antwort in nächster Nummer.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren R. in Lübeck, W.
in Berlin, R. in Frankfurt a. M., R. in Hannover, K. in Berlin.
Architekten -Verein zu Berlin.
Haupt- Versammlung am 9. Mai 1868.
Tagesordnung:
1. Fortsetzung der Berathung des neuen Statuts.
2. Programme der Monats- Aufgaben für den Jahrgang 1868/69.
(Die verehrlichen Mitglieder sind gebeten hierhin passende Aufgaben
möglichst präzise gefasst dem Vorsitzenden zugehen zu lassen).
Der Vorstand.
Zivei Baumeister
sollen vorläufig bis zum Ablauf dieses Jahrap als Hülfsarbeiter der
Kreisbaubeamten in Lissa und Krotoschin gegen zwei Thaler Diäten
engagirt werden. Meldungen bei uns sind möglichst zu beschleu-
nigen. Der Eintritt kann sofort erfolgen.
Höniglidic Regierung in Posen.
W egner.
Katlihausbau in Dortmund.
Konkurrenzpläne
Nach den Beschlüssen der Stadtbehörden soll das vorhandene
Rathhaus abgebrochen und an Stelle desselben unter Hinzunahme
zweier benachbarter Grundstücke ein neues Rathhaus gebaut werden.
Indem wir die Herren Baumeister und Architekten des In- und
Auslandes um Anfertigung des Bauprojekts ersuchen, bemerken wir,
dass der beste Plan mit Ö00, der zweitbeste mit 300 und der dritt-
beste mit 200 Thalern prämiirt werden wird. Situationsplan und
Bauprogramm werden den Bewerbern auf Verlangen eingesandt.
Dortmund, den 19. April 1868.
Der Riigifgtrat.
Die Aufnahme und Anfertigung eines Planes der Stadt Mühl-
hausen mit ihren 5 Vorstädten im Maasstabe von 1 : 250 soll an
einen qualifizirten Unternehmer vergeben werden und fordern wir
geeignete Bewerber auf, ihre Offerten bei uns bis zum 14. Mai c.
unter Beifügung der Nachweise ihrer Qualifikation einzureichen.
Die Bedingungen sind in unserer Registratur einzusehen und
kann davon gegen Erstattung der Kopialien Abschrift ertheilt
werden.
Mühlhausen, den 16. April 1868.
Hier ÜVagistrat.
Offene Baiinieistergtelie.
Für die Garnisonbauten in Danzig ist noch eine dritte Bau-
meisterstelle mit einem den Leistungen anzupassenden Diätensatz
von 2 bis 3 Thlr. zu besetzen. — Bewerber, welche die Staats-
Prüfung abgelegt haben, wollen sich unter Vorlage ihrer Atteste
bei der Königlichen Fortifikation melden.
Ein gebildeter junger Mann, Maurer, der seine Lehre in einem
grossen Geschäfte der Rheinprovinz bestanden hat, im Vermessen
von Grundstücken und Hochbauten erfahren ist, sucht Stellung bei
einem Baumeister. Offerten unter S. W. 30 an die Buchhandlung
Benrath & Vogelgesang in Aachen.
Ein junger Maurermeister, 33 Jahr alt, dem die besten Atteste zur
Seite stehen, sucht eine selbstständige, seinem Fache entsprechende
Stellung zur Leitung von Eisenbahn- oder Privat- Bauten. Adressen
sub Chiffre B. P. 33 befördert die Expedition.
Fensterrahmen-Fabrik
J. Ph. Stein in Mainz
liefert
vier Hüglige und zweiflüglige Fensterrahmen, mit oder ohne Sprossen,
durchaus aus reinem, zweizölligen Eichenholze, per preuss. | | Fass
loco Bahnhof Mainz ä 7 Sgr. 6 Pf.
Dieselben aus 1'/," Eichenholze, desgl. desgl. 6 Sgr. 6 Pf.
Fracht bis Berlin ca. 10 Pf. per | | Fuss.
Auf Verlangen werden Probefenster angefertigt I
Profi Izeichnnngen stehen nach Wunsch franco zu Diensten.
Wilhelm Devin, Baumeister,
Sophie Devin, geb. Meyer
Neuvermählte.
Schleswig und Münster, den 5. Mai 1868.
Heute Mittags ll1/, Uhr wurde ich von meiner lieben Frau
Emma, geb. Matthies mit einem tüchtigen Jungen beschenkt.
Stendal, den 3. Mai 1868.
Der Baumeister
Andres.
Heute Morgens 4 l'hr verschied nach längerem Leiden an den
Folgen der Lungenschwindsucht der bisher bei der Oberschlesi-
schen Eisenbahn beschäftigte
Königliche Baumeister Herr Alfred Ottermann
aus Marienwerder im Alter von 361/, Jahren.
Breslau, den 4. Mai 1868.
Im Namen der hinterbliebenen Mutter und Geschwister.
Zimmermann, Stadt-Baurath.
Ein Feldmesser, namentlich in Eisenbahnarbeiten sehr geübt,
wünscht Beschäftigung. Offerten sub J. M. 84. befördert die Ex-
pedition dieser Zeitung.
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Bordsteine, auf dem Wege der Submission vergeben wer-
den. Bezügliche Offerten werden bis Donnerstag den
14. Mai auf den Bau-Biireaus Unter den Linden No. 17
und Brunnenstr. No. 98 entgegen genommen, woselbst die
, Bedingungen eingesehen werden können.
Berlin, den 5. Mai 1868.
Der Baumeister
Balthasar.
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imentficfies lerjeicliniss der altioen Mitglieder des Ircfiitelten-lereins ju üerfrn
für das 1. Halbjahr 1868.
Adler, Baumeister und Professor, Friedrichsstr. 11.
Appelius, Bauführer, Holzmarktstr. 53.
Bartels, Bauführer, Jerusalemerstr. 53.
Bauch, O., Bauführer, Annenstr. 44.
Bauer, Bauführer, Ritterstr. 5.
Becker, J. A., Bauführer, Königgrätzerstr. 20.
Beemelmans, Baumeister, Waldemarstr. 40a.
Behmer, Bauführer, Rüdersdorfterstr. 18.
Behren d, S., Architekt, Friedrichsgracht 16.
Behrends, H., Baumeister, Lindenstr. 80.
Beil, A., Bauführer, Papenstr. 3.
Berring, G., Bauinspektor, Lützower Ufer 7b.
Bertuch, E., Bauführer, Brandenburgstr. 32.
Beyer, Bauführer, Bukowerstr. 14.
Biebendt, Bauführer, Kochstr. 47.
Blank, Bauführer, Neue Grünst r. 39.
Blankenstein, Bauinspektor, Dessauerstr. 35.
Bleeck, Baumeister, Ritterstr. 1.
Böckmann, Baumeister, Neue Wilhelmsstr. 2.
BÖlke, Baurath, Linkstr. 9.
Bönisch, H., Bauführer, Ritterstr. 75.
Bolte, Bauführer, Louisenufer lc.
Bors che, E., Bauführer, Bernburgerstr. S.
Brauer. Bauführer, Brandenburgstr. 36.
Brisgen, Bauführer, Krausenstr. 71.
Brünicke, Bauführer, Alexandrinenstr. 80.
Brüssow, Geh. Revisor, Wasser thorstr. 4L
Bruns, L., Bauführer, Dessauerstr. 20.
Buchholz, Baumeister, Elisabethufer 50.
Buchholz, H., Bauführer, Kommandantenstr. 50.
Bürkner, Bau-Inspektor, Puttkammerstr. 14.
Burgmann, Bauführer, Bauhof 1.
Busse, C., Baumeister, Bernburgerstr. 25.
Caspar, Baumeister, Hallesches Ufer 4a.
Clausnitzer, Bauführer, Louisenufer 8.
Cohn, Baumeister, Behrenstr. 29.
Cornelius, Baumeister, Hallesehe Str. 17.
Costenoble, W., Bauführer, Brandenburgstr. 36.
Cr am er, Bauführer, Oranienstr. 130.
Cuno, Baumeister, Hirschelstr. 25.
Deetz, Baumeister, Wilhelmsstr. 122a.
Demnitz, Bauführer, Prinzenstr. 72.
Denk, Baumeister, Hallesches Ufer 5.
Dircksen, Bauinspektor, Melchiorstr. 18.
Döbner, Baumeister, Hollmannsstr. 22.
Dossow, Vermessungsrevisor, Sebastianstr. 2.
Dulk, Baumeister, Dresdnerstr. 116.
Eckler, Bauführer, Friedrichsstrasse 189.
Eggert I., H., Bauführer, Feilnerstr. 7.
Eggert II., Bauführer, Bernburgerstr. 6.
Ehrenberg, A. H., Bauführer, Französischestr. 29.
Emmerich, Baumeister, Unter den Linden 5.
Ende, Baumeister, Neue Wilhelmsstr. 2. n
Erbkam, Baurath, Eichhornstr. 5.
Erd mann, Baumeister, Unter wasserstr. 6.
Faulhaber, P., Bauführer, Sparwaldsbrücke 1 a.
Fischer I., Bauführer, Adalbertsstr. 31.
Fischer II., Baumeister, Alte Jakobsstr. 88.
Fischer III., Bauführer, Friedrichsstr. 109.
Fischer IV., Bauführer, Alte Jakobsstr. 88.
Fleischinger, G., Bauführer, Körnerstr. 5.
Franc von Lichtenstein, Bauführer, Kreuzstr. 14.
Franz, Bauinspektor, Bernburgerstr. 10.
Franzi us, L., Wasserbau-Inspektor, Hallesches Ufer 4a.
Fricke, Baumeister, Wasserthorstr. 4L
Frinken, Landbaumeister, Prinzessinnenstr. 7.
Fritsch, Architekt, Louisenufer 3a.
Froebel, Bauführer, Potdamerstr. 139.
Fuchs, Bauführer, Brunnenstr. 110.
Gabriel, Bauführer, Neue Griinstr. 39.
Gaens, F., Bauführer, Oranienstr. 87.
Genick, Bauführer, Elisabethufer 59.
Gerdts, Bauführer, Prinzenstr. 84.
Gerns, Zimmermeister, Prinzenstr. 87.
G erste nb erg, Stadtbaurath, Neanderstr. 4.
Giersberg, Regierungs- u. Baurath, Hallesche Str. 8.
Gimbel, Baumeister, Besselstr. 11.
Goebbels, Baumeister, Bernburgerstr. 6.
Gödeking, Baumeister, Werderscher Markt 8.
Gottheiner, Bauführer, Köthenerstr. 46.
Gottstein, Bauführer, Prinzenstr. 72.
Gramberg, Baumeister, Invalidenstr. 80.
Gropius, Baumeister und Professor, Georgenstr. 37.
v. Grossheim, Bauführer, Kronenstr. 26.
Grossmann, Bauführer, Prinzenstr. 15.
Grüttefien, Baumeister, Prinzenstr. 61.
Grund, Geh. Ober-Baurath u. Direktor, Kgl. Bauakad.
Gummel, O., Bauführer, Brückenstr. 15.
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Haarbeck, Baumeister, Köthenerstr. 41.
Hacker, Baumeister, Oranienstr. 24.
Häger, Baumeister, Schönebergerstr. 15b.
Hälke, Baumeister, Oranienburgerstr. 45.
Hänel, Architekt, Friedrichsstr. 114.
H age n , Ober - Baudirektor, Geh. Ober- Baurath,
Schönebergerstr. 2.
Hager, R., Bauführer, Köpnikerstr. 126a.
Hahn, G., Bauführer, Brandenburgstr. 50.
H ahnemann I., F., Baumeister, Puttkammerstr. 19.
Hahnemann II., A., Hofbaumeister, Wilhelmsstr. 67.
Hanel, Baumeister, Heidestr. 33. 34.
Hanke, W. H., Bauführer, Alte Jakobsstrasse 104.
Hasenjaeger, Bauführer, Brandenburgstr. 20.
Hattenbach, Bauführer, Brandenburgstr. 41.
Hauer, Zimmermeister, Alexandrinenstr. 96.
Haupt, Bauführer, Matthieustr. 1.
Hauszmann, A., Architekt, Französischestr. 60.
Heid mann, Reg.- u. Baurath, Hafenplatz 8.
Heim, Bauführer, Schiitzenstr. 6.
Heimbach, Architekt, Schönebergerstr. 4.
H eimer d i n ger , C., Bauführer, Jakobikirchstr. 6.
Heinrich, II., Bauführer, Kommandantenstr. 76.
Heinrich, Bauführer, Alexanderstr. 24.
Hellwig, E., Bauführer, Schönebergerstr. 2.
Hellwig, M., Bauführer, Schönebergerstr. 2.
Hennicke, Baumeister, Burgstr. 25. 26.
Hense, Baumeister, Neuenburgerstr. 38.
Herrmann, Geh. Baurath, Potsdamerstr. 131.
Herr mann, Ingenieur, Luckauerstr, 15.
Herrmann, A. H., Bauführer, Annenstr. 48.
Hesse, Geh. Ober-Hofbaurath, Wilhelmsstr. 100.
Hesse, C., Bauinspektor, Grossbeerenstr. 3.
Heyden, Baumeister, Zimmerstr. 19.
Hilke, E., Architekt, Friedrichsstr. 154.
Hin, Bauführer, Teltowerstr. 49.
Hiutze, W., Maurermeister, Karlsstr 17.
Hitzig, Geh. Reg.- und Baurath, Seegershof 8.
Hövel, Bauführer, Neuenburgerstr. 2.
Hoffmann, F., Baumeister, Kesselstr, 7.
Hofmann, P., Bauführer, Kommandantenstr. 31a.
Hollin, Baumeister, Oranienstr. 101. 102.
Holtzha usen, Bauführer, Prinzessinnenstr. 8.
Homburg, Bauführer, Ritterstr. 78a.
Housselle, Baumeister, Krausenstr. 39.
v. d. Hude, Baumeister, Markgrafenstr. 32.
Hübbe, Wasserbaudirektor, Oranienstr. 9S.
Hühn, H., Ingenieur, Brückenstr. 12.
Jacob i, Bauführer, Oranienstr. 149.
Jacobsthal, J. E., Baumeister, Louisenufer 2.
Jahn, O., Bauführer, Prinzenstr. 63.
Janssen, Fr., Bauführer, Prinzenstr. 63.
Japel, Bauführer, Iiosstr. 11.
Jonas, Baumeister, Michaelkirehplatz 14.
Jungbecker, Bauführer, Oranienstr. 89.
Kärger, C., Bauführer, Oranienstr. 150.
Karchow, Architekt, Wallstr. 21.
Klein, H., Bauführer, Alte Jakobsstr. 49.
Klönne, Bauführer, Schmidstr. 5.
Knebel, Baumeister, Linienstr. 152.
Knoblauch, E., Baumeister, Oranienstr. 146.
Knoblauch, G. Baumeister, Oranienstr. 101. 102.
Koch, E., Geh. Ober-Baurath, Hafenplatz 7.
Koch, F., Baumeister, Dorotheenstr. 30.
Koch, M., Architekt, Kanonierstr. 32.
Köcher, FL, Bauführer, Feilnerstr. 7.
Költze, O., Bauführer, Tempelhoferufer 9.
Koenen, Bauführer, Sebastianstr. 80.
Kölscher, Baumeister, Spitt elmarkt 8. 9.
Korn, R., Bauinspektor, Körnerstr. 7.
Krackow, Baumeister, Oranienstr. 88.
Kranz, Bauinspektor, Kommandantenstr. 40.
Kratz, Bauführer, Möckernstr. 125.
Krause I., Baumeister, Michaelskirchstr. 12.
Krause II., Bauführer, Brandenburgstr. 27.
Kretschmer, Baumeister, Neuenburgerstr. 8.
Kühn, B., Baumeister, Luckauerstr. 2.
Kühneil, Baumeister, Melchiorstr. 18.
Kümmritz, Baurath, Hirschelstr. 36.
Kyll mann, Baumeister, Zimmerstr. 19.
Lämmerhirt, Baumeister. Kesselstr. 17e.
Lässig, Bauführer, Jakobikirchstr. 7.
v. Lancizolle, Bauführer, Kreuzbergstr. i. Thürmcher».
Lange, R., Bauführer, Dresdnerstr. 54.
L an tze n d ö r ff er , Bauführer, Ritterstr. 56.
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Laspeyres, Bauführer, Dessauerstr. 9.
Lauenburg, Baumeister, F'riedrichsstr. 34.
177
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1S2
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Lemcke, J., Bauführer, Alexandrinenstr. 87.
Lengeliug, Bauführer, Sebastianstr. 22.
Lent, Baumeister, Sigismundstr. 6.
Lentze, Geh. Ober-Baurath, Schellingsstr. 1.
Lesshafft, Bauinspektor, Oranienstr. 143.
Leyenthal, H., Bauführer, Unter den Linden 34.
Licht, H., Architekt, Unter den Linden 34.
Lieber, Kreisbaumeister, Unter den Linden 10.
Liersch, Bauführer, Kommandantenstr. 31a.
Lipschütz, Bauführer, Alexandrinenstr. 33.
Loebcll, O., Bauführer, Markgrafenstr. 93.
Lönartz, Bauführer, Zimmerstr. 30.
Lohausen, O., Baumeiser, Unter den Linden 17.
Lorentz, E., Bauführer, Schönebergerstr. 15b.
Lorenz, Otto, Baumeister, flallesehe Str. 2.
Loycke, Bauführer, llitterstr. 65.
Lucae, Baumeister und Professor, Victoriastr. 17.
v. Ludwiger, Baumeister, Roonstr. 2.
Lü dicke, Baumeister, Charlottenstr. 84.
Mackenthun, Bauführer, Adalbertstr. 35.
Maier, L., Bauführer, Kommandantenstr. 34.
Maret, G., Bauführer, Oranienstr. 144.
Massing, A., Bauführer, Alte Jakobsstr. 174.
Mei en reis, Baumeister, Bendlerstr. 23.
Meissner, A., Bauführer, Kommandantenstr. 45.
Mellin, Baurath, Annenstr. 54.
Merzenich, J., Bauführer, Hinter dem Packhof 3.
Meydenbauer, A., Bauführer, Anhallst . 15a.
Meyer, Stadtbaurath, Wilhelmsstr. 28.
Meyer, H., Baumeister, Schumannsstr. 17.
Michaelis, Bauführer, Schumannsstr. 14b.
Möbius, P., Bauführer, Linienstr. 100.
Möller, Reg.- u. Baurath u. Dir., Leipzigerstr. 4.
Möller, Baumeister, Hamburger Bahnhof.
Momm, Bauführer, Elisabethufer 13.
Moore, Ober-Baurath, Sigismundstr. 5.
Moritz, Baumeister, Alexandrinenstr. 45.
Müller, L., Baumeister, Oranienplatz 14.
Müller, H. M., Bauführer, Müllerstr. 3b.
Müller, P., Bauführer, Oranienburgerstr. 53.
Münch hoff, Bauführer, Brandenburgstr. 27.
Muyschel, Bauinspektor, Köthenerstr. 32.
Mylczewsky, Baumeister, Neue Wilhelmsstr. 2.
Mylius, B., Bauführer, Wasserthorstr. 47.
Naud, Baumeister, Unter den Linden 5.
Naumann, F., Bauführer, Prinzenstr. 16.
v. Nehus, Bauführer, Hollmannsstr. 41.
Neuhaus, Geh. Reg. -Rath. Direktor, Hamburgerbahnh.
Neuhaus, Baumeister, Louisenstr. 4.
Neumann, R., Bauinspektor, Körnerstr. 8.
Neumann, W., Bauinspektor, Tempelhoferufer 32.
Neumann, G., Bauführer, Oranienstr. 67.
v. N iederstetter, Bauführer, Charlottenburg, Berliner-
Strasse S4.
Niermann, Hofbauinspektor, Hallesche Str. 11.
Nitsch, M., Bauführer, Alte Jakobsstr. 10S.
Nitsclnnannn, F., Bauführer, Adalbertstr. 35.
Nowack, C., Bauführer, Königgrätzer Str. 16.
Offen berg, Bauführer, Ritterstr. 94.
Orth, Baumeister, Nene Jakobsstr. 18.
Oswald, Bauführer, Köthenerstr, 13.
Otto, R., Bauführer, Mathieustr. 16.
Paffen, Bauführer, Alexandrinenstr. 81.
Pagel, Baumeister, Melchiorstr. 22.
Pardow, Baumeister, Ziegelstr. 7.
i y. Perbandt, Bauführer, Schönebergerstr. 30.
Perdisch, Bauführer, Brandenburgstr. 35.
Persius, Baumeister, Potsdam,
v. Petzold, A., Professor, Hafenplatz 10.
Pfeffer, Geh. Admiralitätsrath, Schiffbauerdamm 38.
La Pierre, R., Bauführer, lnvalideustr. 66 d.
Pilger, C., Bauführer, Oranienstr. 119.
Pi osseck, Baumeister, Mohrenstr. 10.
Plathner, C., Bauführer, Ritterstr. S3.
Plessner, Baumeister, Jerusalemerstr. 5.
Puhlmann, F., Bauführer, Stralauerbrücke 1.
Punczmann, G v u 1 a, Architekt, Französische Str. 60.
Rätzel, Kreisbaumeister a. D., Neuenburgerstr. 39.
Rauch, H., Bauführer, Brandenburgstr. 47.
Rauch, R., Bauführer, Prinzenstr. 25.
Rehbein, Bauführer, Friedrichsstr. 41. 42.
Reinhardt, Bauführer, Brandenburgstr. 54.
lleinicke, Baumeister, Oranienstr. 45.
Reissner, Baumeister, Neanderstr. 16.
Rheni us, W., Architekt, Kanonierstr. 42.
Richter 1., Bauführer, Blumenstr. 6.
Richter II., Bauführer, Neuenburgerstr. 2.
Rocholl, Bauführer, Prinzenstr. 33.
| Röder, Baurath, Hallesche Str. 19.
Höhnisch, Bauführer, Schönebergerstr. 19.
Römer L, Bauinspektor, Breslauerstr. 17.
Römer II., Baumeister, Potsdamerstr. 38.
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I
Iioseck, Bauführer, Waldemarstr. 40.
Rospatt, Baumeister, Oranienstr. 104.
Rump, Bauführer, Prinzenstr. 37.
Runge, Bauführer, Kommandantenstr. 48.
Ruske, Bauführer, Ritterstr. 78.
; Ruttkowsky, Baumeister, Adalbertstr. 62.
Salzen berg, Geh. Ob. -Baurath, Potsd. Kommunikation 5.
v. d. San dt, Bauführer, Oranienplatz 14.
Sarrazin, O., Bauführer, Chansseestr. 41.
Scabell, Geh. Reg. -Rath, Direktor, Lindenstr. 50. 51.
| Scheinert, A., Bauführer, Oranienstr. 150.
Schieffer, Bauführer, Köpenickerstr. 141.
Schlepps, Bauführer, Bergmannsstr. 12.
Schlug, H., Maurermeister, Mauerstr. 8.
Schmidt, C., Baumeister, Möckernstr. 147.
Schmidt, G. J., Baumeister, Ivlosterstr. 91.
Schmidt, E., Baumeister, Karlsstr. 20a.
Schmidt, C., Bauführer, Oranienstr. 129.
i Schmieden, Baumeister. Dessauerstr. 4
Schneider, Bauführer, Ritterstr. 72.
Schönfelder, Geh. Ob. -Baurath, Köthenerstr. 32.
Scholtze, Baumeister, Platz vordem Halleschen Thorei.
Schramke, Baumeister, Gr. Frankfurterstr. 4c.
Schüssler, L., Bauführer*, Kreuzstr. 15.
v. Schütz, Bauführer, Prinzenstr. 19.
Schwartz, E., Baumeister, Krausenstr. 42.
Sch war tz, C. , Bauführer, Alexandrinenstr. 76.
Schwatlo, Landbanmeister, Hohenzollernstr. 10.
Schwechten, Bauführer, Dessauerstr. 22.
Schwedler, Geh. Reg. -Rath, Tempelhofer Ufer 31.
Schwenke, F., Architekt, Leipzigerstr. 64.
Seek, Baumeister, Oranienstr. 130.
Seil, Bauführer, Landsbergerstr. 58.
Seniler, Bauführer, Ritterstr. 25.
Sendler, Baumeister, Louisen Ufer 2b.
Siegert, Geh. Baurath, Schönebergerstr. 34.
Sil lieh, Bauführer, Seegershof 8.
Simon, Eisenbahn-Direktor, Lützower Ufer 1.
Sipp, Bauführer, Ritterstr. 75.
Sixt, Bauführer, Pfarrhaus der St. Thomaskirche.
Sobetzko, A., Bauführer, Ritterstr. 97.
Spiecker, Laudbaumeister, Dessauerstr. 40.
Spiel berg, Baumeister und Professor, Oranienstr. 112.
Spitta, M., Bauführer, Eugel Ufer 7b.
Starke, Bauführer, Neue Jakobsstr. 23.
Steffens, A., Bauführer, Schützenstr. 76.
Steinbrück, Bauführer, Kommandantenstr. 48.
Steuer, Landbaumeister, Louisen-Ufer la.
Stier, Baurath und Professor, Neuenburgerstr. 31.
Stiewe, G., Bauführer, Jakobikirchstr. 7.
Stödtner, E., Bauführer, Linienstr. 146.
Stoll, G., Bauführer, Stallsehreiberstr. 58.
Strack, Ober-Hof-Baurath, Professor, Leipzigerpl. 18.
Strauch. Baumeister, Genthinerstr. 3.
Stüler, A., Bauführer, Cantianstr. 4.
Stiirtz, Bauführer, Prinzessinnenstr. 17.
Term er, Bauführer, Alte Jakobsstr. 50.
Thür, Bauführer, Oranienstrasse 142.
Tiede, A., Baumeister, Schönebergerstr. 32.
Totz, Bauführer, Brandenburgstr. 53.
Treplin, Bauführer, Brandenburgstr. 24.'
Treuding, Ober-Berg- und Baurath, Blumshof 8.
Tuekermann, Bauführer, Michaelkirchplatz 1.
V ehsemeyer, Bauführer, Oranienstr. 58.
Vogel, Bauführer, Prinzenstr. 82.
Vogt, Reg.- und Baurath, Breslauerstr. 17.
Voigtei, Baumeister, Oranienstr. 69.
Volk mann. F., Bauführer, Ritterstr. 75.
W äse mann, Baurath, Karlsstr. 16.
Wallot, Architekt, Alexandrinenstr. S4.
Dr. Weingarten, Dozent der Mathematik, Jerusa-
merstr. 50.
Weishaupt, Geh. Ober-Baurath. Köthenerstr. 32.
Weiss, Bauführer, Prinzenstr. 40.
Weiss, E., Bauführer, Ritterstr. 19a.
v. Weltzien, Baumeister, Friedrichsstr. 21.
Wentzel, Ober-Bau-Inspektor, Brückenstr. 13a.
i Wernich. G., Baumeister, Bethanien-Ufer 7.
Weyer, Geh. Ober-Baurath, Königin Augustastr. 3.
Wiebe, Geh. Ober-Baurath, Sigismundstr. 7.
Wiebe, E., Bauführer, Sigismundstr. 7.
Wiechmann, Bauführer, Markthallen A.
Wieck, Baumeister, Potsdamerstr. 32.
Wiedenfeld, Baumeister, Askanischer Platz 7.
Willet, G. M., Architekt, Oberwallstr. 17.
Winterstein, Bauinspektor, Matthäikirchstr. 25.
Wolf, F., Architekt, Schöneberger Ufer 15.
Wolff, E. , Bauführer, Sebastianstr. 13.
Wollanke, Bauführer, Wilhelmsstr. 57. 58.
Zickler, W., Bauführer, Alexandrinenstr. 85.
Zimmer mann, Bauführer, Braudeuburgstr. 55.
M 20,
Jahrgang II.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien - Str. 75.
Insertionen
2% Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
herausgegebeD von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien -Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den
15. Mai 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Freigehung der Baugewerbe im Norddeutschen Bunde.
(Forts.) — Die Triger’sche Fundirungsmethode mittelst komprimirter
Luft. — Fachwerkträger. (Fortsetz.) — Feuilleton: Der Konkurs zu
den neuen Museen inWien. (Schluss.) Aus dem Architekten- und In-
genieur-Verein zu Hannover. — Mittheilungen aus Vereinen:
Architektonischer Verein zu Hamburg. — Architekten - Verein zu
Berlin. — Vermischtes: Einsturz des West-Thurmes der Michaelis-
kirche in Breslau. — Baumaterial für englische Festungswerke. —
Kollegienhaus für weibliche Studenten. — Erwerbung der Tele-
graphenlinien Englands durch den Staat. — Schädlichkeit eiserner
Oefen. — Uebersiedlung eines Theils des Pariser Ausstellungs-
Palastes nach Stuttgart. — Aus der Fac h litte r atu r: Zeitschrift
für Bauwesen. (Forts.) — Konkurrenzen: Preisertheilung für ein
Kasino in Coblenz. — Personal-Nachrichten etc.
Die Freigebuiig der Baugewerbe im Norddeutschen Bunde.
(Fortsetzung.)
Von den gesetzgebenden Faktoren, welche die Frage,
ob Beibehaltung ob Aufhebung der Beschränkungen des
Baugewerbes im Norddeutschen Bunde zu entscheiden
haben, hat der eine bereits sein Urtheil gefällt und auch
der Beschluss des anderen dürfte kaum zweifelhaft sein.
In der That ist diese Frage wissenschaftlich schon längst
abgethan; die Beschränkungen des Baugewerbes sind als
überflüssig und daher schädlich fast allseitig anerkannt.
Die Motive des von dem Bundesrathe vorgelegten Gesetz-
Entwurfes äussern sich darüber in schlagender Weise;
es heisst dort, nachdem die engen Beziehungen der Frei-
heit der Baugewerbe zu der gesetzlich bereits normirten
Freizügigkeit erwähnt sind:
„Wenn hiernach die Alternative sich aufdrängte,
entweder auf die Freizügigkeit für diese grossen
Gewerbe, oder auf die Prüfung für den Betrieb
derselben zu verzichten, so entschied sich der Ent-
wurf für die Wahl des letzteren Weges aus den
sachlichen Bedenken, welche gegen eine Einrichtung
sprechen, die täglich umgangen wird, die eine Ga-
rantie verheisst, ohne dieselbe zu gewähren, und
die durch Trennung der Verantwortlichkeit für den
Bau von der thatsäcblichen Leitung des Baues das
Gefühl der Verantwortlichkeit bei den Personen
abstumpft, von deren Gewissenhaftigkeit die Solidität
des Baues abhängt. Es konnte endlich nicht unbe-
achtet bleiben, dass das freie Gewerbe der Civil-
Ingenieure die verantwortungsvollsten Bauten aus-
führt, ohne an eine Prüfungspflicht gebunden zu sein.“
Ausführlich, sogar wohl erschöpfend, ist die Frage
ferner in der trefflichen Schrift von Dr. V. Böhmert
„Baugewerbe und Baupolizei“ (Berlin bei F.A. Her-
big 1866) behandelt worden, auf deren Studium wir hier
nur verweisen können, da sich bessere Gründe kaum an-
führen lassen. Die Sache liegt für Jeden, der sehen will,
auch gar zu klar am Tage. Denn ganz abgesehen von
der Verwerflichkeit der Prüfungstheorie überhaupt, die
durch einen einmaligen, immerhin sehr zweifelhaften Nach-
weis eines gewissen Maasses von Kenntnissen es sichern
will, dass der Betreffende diese Kenntnisse für alle Zu-
kunft richtig an wenden soll, ist es uns völlig unbe-
greiflich, wie man fort und fort behaupten kann, dass die
Prüfungen der Baugewerksmeister eine „Garantie“ Un-
richtige und solide Ausführung der Bauten geben sollen,
da doch die Gefahr des Gegentheils nicht zum hundert-
sten, Theile aus Unkenntniss, sondern zumeist aus Fahr-
lässigkeit und Gewissenlosigkeit entspringt und da doch
der geprüfte Werkmeister nicht eigenhändig mauert und
zimmert, sondern dieses, nach Art eines Fabrikherren,
durch seine Leute thun lässt, für die er wohl theoretisch
und vor dem Gesetze, nun und nimmermehr aber faktisch
„verantwortlich“ sein kann! In der That hat man mit
Recht darauf hingewiesen, dass es eine völlige Anomalie
sei, die Baugewerksmeister zu prüfen, Fabrikbesitzer und
Ingenieure aber, deren Arbeiten zumeist weit gemeingefähr-
licher werden können, ungeprüft zu lassen. Und die
äusserste Konsequenz eines solchen Systems von Prüfun-
gen als Garantie gegen Gemeingefahr würde es dann
schliesslich wohl sein, dass Jedermann über seinen gesun-
den Menschenverstand examinirt werden müsste!
Sehr schwach sind die Gründe, mit welchen die „Dele-
girten etc.“ die Nothwendigkeit ihrer Prüfungen verteidi-
gen, wenn man es Gründe nennen kann, dass eben einfach
und wiederholt behauptet wird, dass die Prüfungen doch
eine Garantie gewähren. Die früher so häufig ausge-
sprochenen Befürchtungen, dass sich nach Freigehung der
Baugewerbe plötzlich eine Schaar gefährlicher Pfuscher
und Spekulanten in das Fach werfen werde, sind ver-
stummt, im Gegenteil:
„Wenn es nun schon bei der jetzigen Gesetzge-
bung zulässig ist, dass nicht allein in Berlin, sondern
im ganzen Lande Jedermann, also auch Architekten,
Poliere und Gesellen Bauten als Bau-Unter-
nehmer selbstständig ausführen dürfen, indem sie
Hypotheken auf ihren Namen für ausgeführte Bauten
eintragen lassen und säumige Schuldner wegen rück-
ständiger Baugelder verklagen können, dann haben
wir ja bereits eine vollständige Gewerbefrei-
heit und eine Konkurrenz, die bei einer Freigehung
der Baugewerbe nicht schlimmer werden kann.“
Und auf diesen (für uns nicht ganz verständlichen)
Satz der Petition folgt die Behauptung, dass hieraus
die bisher fühlbaren Schäden, Häusereinstürze u. s. w.
erwachsen seien und die Forderung, dass die Prüfungen
der Maurer- und Zimmermeister erweitert werden sollen.
Eine „gediegene Fachken ntniss“ und „Schulbil-
dung“, das Bewusstsein, einem ehrenhaften, gebildeten
Stande anzugehören und die Vereinigung solcher Männer,
die sich durch einen gleichen Beruf zu einander hinge-
zogen fühlen, sollen mächtig auf Charakter und Gewissen-
haftigkeit wirken.
Ob die Gesetzgeber diese letzten idealen Motive, durch
welche die Behauptung entkräftigt werden soll, dass die
im Bauwesen zunächst erforderliche Gewissenhaftigkeit
nicht examinirt werden könne, würdigen werden, wissen
wir nicht. Dem Verlangen nach Verschärfung der Bau-
gewerksmeisterprüfungen haben wir jedoch entgegenzu-
setzen, dass die Ansprüche an die Vertreter dieses Stan-
des je nach Wohnsitz und Wirkungskreis denn doch gar
zu weit auseinandergehen, als dass sich eine Prüfung der-
selben, so lange solche besteht, auf mehr als ein Minimum
erstrecken könnte. Dem Preussischen Prüfungsreglement von
196
1856 bat dieser Gesichtspunkt auch durchaus zu Grunde
gelegen. Eine Verschärfung der Prüfungen würde übri-
gens, abgesehen von ihrem ganz illusorischen Wertlie, zu-
nächst den Erfolg haben, dass dem gewöhnlichen Gesellen
oder Polier, der einem kleineren Wirkungskreise sehr wohl
gewachsen wäre, die Möglichkeit selbstständig zu werden,
nur noch mehr abgeschnitten und damit der Stand der
Baugewerksmeister, der sich schon jetzt hauptsächlich aus
Meisterssöhnen rekrutirt, noch mehr zur Kaste werden
würde, als bisher.
Was die Beziehungen betrifft, in welche die Freige-
bung der Baugewerke zu der Frage über die Organisation
der Baupolizei gesetzt worden ist, so fühlen wir uns nicht
veranlasst, auf den letzten hochwichtigen Gegenstand, der
eine eigene sorgfältige Erörterung erheischt, hier einzu-
gehen. Denn wenn die Frage, ob die Prüfungen der
Baugewerksmeister eine Garantie für die Sicherheit der
Bauten gewährt, so absolut verneint wird, wie wir das
thun müssen, so steht die weitere Frage, ob und wie eine
solche Sicherheit durch baupolizeiliche Maassregeln er-
reicht werden könne, in gar keinem Zusammenhänge
mehr mit der Gewerbefreiheit. Um Missverständnisse und
Verdächtigungen zu vermeiden, wollen wir jedoch bemer-
ken, dass wir in jener Frage gleichfalls den freiesten An-
schauungen huldigen und namentlich die so vielfach an-
gegriffene permanente baupolizeiliche Kontrole der Bauten
ganz ebenso entschieden verwerfen, wie es die Baugewerks-
meister thun. Auffällig ist es uns nur gewesen, dass die
letzteren u. A. auch angeführt haben, wie solche Kontrole
illusorisch sei, weil der betreffende kontrolirende Baupo-
lizeibeamte den Bau doch nicht zu jeder Stunde inspiziren
könne. Und doch wollen sie es nicht zugeben, dass auch
sie aus dem gleichen Grunde keine wirkliche Garantie
für ihre Bauten gewähren können, die sie gleichfalls nur
zeitweise besuchen! Ebenso protestiren sie aus Gründen
der menschlichen Gerechtigkeit gegen eine Verantwortlich-
keit des Bauherrn, weil hierbei der Fall eintreten könnte,
dass ein Unschuldiger für das Versehen eines Schuldigen
bestraft werden müsste, während es ihnen fern liegt, daran
zu denken, dass gegenwärtig ganz ebenso ein unschuldiger
Baugewerksmeister die Sünden seines Poliers und seiner
Gesellen büssen kann!
Den zwingenden Zusammenhang der Gewerbefreiheit
mit dem Rechte der Freizügigkeit, wie solches im Ge-
biete des Norddeutschen 'Bundes bereits besteht, weiter
auszuführen, liegt ausserhalb der Aufgabe unseres Blattes.
Die Motive des dem Reichstage vorliegenden Gesetz-Ent-
wurfes legen mit Recht ein hervorragendes Gewicht da-
rauf; sie betonen es ferner ganz allgemein, dass eine ge-
meinschaftliche Gewerbe -Ordnung für Staaten, deren bis-
herige Zustände hierin so wesentlich von einander ab-
weichen, nur auf dem Grunde der Freiheit, niemals auf
dem der Beschränkung geschaffen werden, dass es nicht
möglich sei die Staaten, welche bereits die volle Gewer-
befreiheit auch in Beziehung auf die Baugewerbe besitzen
(Hansestädte — Oldenburg — Nassau) in ihrer Ent-
wickelung wieder zurückzudrücken. Wir glauben nicht,
dass diese Ausführungen beachtenswerthen Widerspruch
finden werden.
Die qu. Petition der zu Berlin versammelt gewe-
senen Delegirten der Baugewrerke erwähnt dieser Ver-
hältnisse mit keiner Silbe; sie hat, obgleich Vertreter
aus Hannover, Schleswig- Holstein, Sachsen u. s. w. daran
Theil genommen haben, überhaupt nur die bisherigen
Zustände der älteren Preussischen Provinzen im Auge
gehabt und in der von den Berliner Baugewerksmeistern
inspirirten Polemik gegen die ,.Königl. Baumeister“, als
die vermeintlichen Triebfedern der ganzen verwerflichen
Neuerung, deren Früchte ihnen allein in den Schooss
fallen sollen, scheinen ihnen alle weiteren Gesichtspunkte
abhanden gekommen zu sein! So war es gewiss nicht
geschickt, das Verlangen nach Aufhebung aller Baumeister-
prüfungen in die Petition zu verflechten, da doch der
Reichstag mit den Prüfungen, welche die einzelnen
Staaten ihren Beamten auferlegen, Nichts zu thun hat.
Da wir übrigens nun doch einmal vorzugsweise auf
jene Petition, als die unzweifelhaft wichtigste der dem
Reichstage vorliegenden 17 Schriftstücke von gleicher
Tendenz (die mit einer einzigen Ausnahme von Bauge-
werksmeistern herrühren!) eingegangen sind, so werden
wir vor Erörterung der letzten und wichtigsten Seite
unseres Themas — der praktischen Konsequenzen einer be-
vorstehenden Freigebung der Baugewerbe — allerdings
nicht vermeiden können, jene betreffenden Verhältnisse
des Preussischen Privat -Bauwesens dem Verständniss
unseres zahlreichen ausserpreussischen Leserkreises in
Kürze klarzulegen. Dass dieselben an Wichtigkeit vor-
anstehen und auch in Preussen dem grösseren Publikum,
vielleicht selbst den meisten der Herren Reichstagsabge-
ordneten nicht ausreichend bekannt sind, mag uns ent-
schuldigen. (Schluss folgt.)
FEUILLETON.
Der Konkurs zu den neuen Museen in Vien.
(Schluss.)
Mit der blossen Forderung der F r ei h ei t und Oeffent-
lichkeit ist selbstverständlich noch wenig gewonnen;
denn allerdings lässt sich nicht bestreiten, dass das Ver-
fahren der freien Konkurrenzen in der zumeist üblichen
Art seiner Anwendung gleichfalls die erheblichsten Mängel
zeigt. Der Vergleich derselben mit einer Lotterie liegt
ziemlich nahe und es bedarf bei allen denen, welche ihre
Zeit nutzbringender verwenden können, wirklich schon
eines gewissen Leichtsinns oder Ruhmesdurstes, um sie zu
einem so unverhältnissmässigen Wagniss an Zeit und Ar-
beitskraft zu bestimmen. Aber der wesentlichste Grund
dieser Zustände scheint uns bisher noch nicht genügend
gewürdigt zu sein.
Derselbe liegt augenscheinlich in dem Missverhältnis
zwischen dem gegebenen Programm und der verlangten
Leistung. Ein fertiges Bau -Programm, wie man es aus
einer bereits gelösten Aufgabe analysiren kann, hat sich
zusammengesetzt aus der künstlerischen Grundidee, den
realen Bedürfnissen und den lokalen Bedingungen. Dass
die künstlerische Grundidee in einem Konkurs-Programm
noch nicht enthalten sein darf, dürfte anerkannt sein; wir
möchten jedoch noch einen Schritt weiter gehen und be-
haupten, dass sich bei Eröffnung einer Konkurrenz um
eine so grosse und aussergewöhnliche Aufgabe auch die
letzten beiden Momente noch keineswegs mit so genügen-
der Klarheit feststellen lassen, dass man auf Grund der-
selben ein unabänderliches Programm entwerfen könnte.
Zahlreiche Beispiele, dass die Einsicht über das wirkliche
Bedürfniss erst allmälig sich entwickelt, dass man nach-
träglich auf Forderungen verzichtet hat, die anfangs für
unentbehrlich gehalten wurden, dürften dies am Besten
bestätigen können. Es liegt ja auch in der Natur der
Sache, dass die genannten drei Momente in ihrem Zusam-
menhänge berücksichtigt und auf das Vielseitigste gegen
einander abgewogen werden müssen, und selten wird ein
Programmverfasser in der Lage sein, alle hierbei mög-
lichen Beziehungen im Voraus zu übersehen. Namentlich
wird in Bezug auf den letzten Punkt, die lokalen Bedin-
gungen, welche bei der Entscheidung über die Ausführbar-
keil eines Projektes fast regelmässig den Ausschlag geben,
auch das ausführlichste Programm noch lückenhaft sein.
In Wirklichkeit sind die Konkurs-Programme jedoch
zumeist nichts weniger als ausführlich und jener wichtigen
Beziehungen pflegt nur in dürftiger Weise Erwähnung zu
geschehen. Hingegen verlangt man auf Grund so unvoll-
ständiger, obligatorisch gemachter Programme zur Ausfüh-
rung reife, völlig durchgearbeitete Entwürfe, wo möglich
mit Detail -Zeichnungen und spezifizirten Kosten- Anschlä-
gen. — Kann man sich demnach über das ungenügende
Resultat der meisten Konkurrenzen wirklich noch be-
schweren ?
Wer mit den Verhältnissen nicht auf das Genaueste
vertraut oder in der Lage ist, sie speziell studiren zu
können, wozu in den meisten Fällen schon die Zeit man-
gelt, wird fast immer genöthigt sein, das Programm aufs
197
Die Triger’schc Fundirungs- Methode mittelst komprimirter Luft.
Bei der Ausbeutung der Kohlenminen zu Chalonnes
an der Loire stellte sich die Nothwendigkoit heraus, in
diesem Flusse selbst einen Schacht anzulegen. Triger, der
Ingenieur des Bergwerksbesitzers de Las-Cases, kam auf
die glückliche Idee, dem Druck des äussern Wassers einen
gleichen Atmosphärendruck im Schachte entgegenwirken zu
lassen und dadurch das Wasser aus dem Schachte zu treiben.
Dieselbe Idee hatte, nach einer Schrift aus dem
Jahre 1691: Maniere de conserver la flamme sous l'eau,
der bekannte Papin , Professor der Mathematik zu Mar-
burg. Diese Schrift führt weiter aus, wie man in einer
Taucherglocke mittelst komprimirter Luft den Grund
trocken legen kann, um unter Wasser zu bauen.
Triger liess einen Blechzylinder von 4' 21/i" Durch-
messer und ca. 60' Höhe vertikal im Fluss aufstellen.
An dem oberen Ende des Zylinders war ein Raum nach
dem ganzen Durchmesser oben und unten durch Wände
abgeschlossen, so hoch, dass ein Mensch aufrecht darin
stehen konnte. Dieser Raum, die Luftschleuse, war
mit Hähnen und Ventilen derart versehen, dass die mit-
telst einer Dampfpumpe komprimirte Luft bald in den
Zylinder, bald in die Luftschleuse eintreten konnte, unter
einem Ueberdruck, der der Wassersäule von der Ober-
fläche bis zur Sohle das Gleichgewicht hielt. Die Ar-
beiter traten zunächst in die noch mit der äusseren Luft
in Verbindung stehende Luftschleuse ein. Nachdem im
Zylinder der erforderliche Druck hergestellt war, wurde
das Aussenventil geschlossen, und darauf das Gleichge-
wicht zwischen dem Zylinder und der Luftschleuse her-
beigeführt. In Folge dessen öffnete sich der Deckel des
Mannlochs nach dem Zylinder und die Arbeiter konnten
hinabsteigen. Beim Hinaufsteigen folgten die Operationen
in umgekehrter Reihenfolge auf einander. Die Arbeiter
mussten also unter einem Druck sich aufhalten, der den
gewöhnlichen Atmosphärendruck bedeutend überstieg. Die-
ser Umstand war scheinbar für die Arbeiter mit Gefahr
verknüpft, und Herr Triger giebt in einer Denkschrift die
Mittel an, diese Gefahr zu beseitigen.
Um einer Explosion vorzubeugen, genügt es, die
Zylindertheile vorher einer Probe zu unterwerfen und
Sicherheits-Ventile anzubringen. Durch eine Vor-
richtung, welche den Dampfkolben mit dem Kolben der
Luftpumpe in geeignete Verbindung setzt, ist man im
Stande, den Druck eine bestimmte Grenze nicht über-
schreiten zu lassen. Ausserdem sind drei Manometer an-
zubringen, das erste bei der Dampfmaschine, das zweite
im Schacht bei den Arbeitern , das dritte aussen an der
Luftschleuse mit einer Alarm Vorrichtung, welche meldet,
dass durch irgend einen Zufall das Manometer bei der
Dampfmaschine eine Ueberschreitung des nothwendigen
Druckes im Schachte nicht anzeigt.
Eine zweite Gefahr kann aus der zu schnellen
Ausschleusung entstehen, indem die Arbeiter nach be-
endeter Schicht den von Innen zugänglichen Hahn zn
schnell öffnen, um hinaus zu kommen. Es entstehen
daraus für die Arbeiter heftige nervöse Schmerzen. Ein
nochmaliger Verschluss des Hahnes von aussen gestattet
dem Aufseher, das Entweichen der Luft aus der Schleusen-
kammer auf einen bestimmten Zeitraum auszudehnen. An-
fangs normirte Triger diesen Zeitraum auf drei Minuten,
später auf sieben Minuten. Die nervösen Schmerzen der
Arbeiter hörten auf, selbst wenn letztere bis zu einer
Tiefe von 93' hinabgestiegen waren.
Als Triger bei seinem ersten Schachte zu einer Tiefe
von mehr als 80' gekommen war und noch weiter hinab
wollte, trug er Bedenken, die Arbeiter einem Drucke von
2>1/i Atmosphären auszusetzen. Auf der Sohle befand sich
eine Sammelgrube, aus welcher ein Abflussrohr sich bis
über den Wasserspiegel erhob. Das Wasser war wegen
des unzureichenden Druckes eine Zeit lang nicht abge-
flossen, als ein Arbeiter aus Ungeschick ein Loch in das
Abflussrohr stiess. Augenblicklich strömte das Wasser
mit Heftigkeit aus, obgleich das Manometer einen Druck
anzeigte, der über eine Atmosphäre weniger betrug, als
eigentlich zum Gleichgewicht nothwendig gewesen wäre. Die
Ausströmung währte so lange, als die untere Oeffnung
der Röhre in das Sumpfwasser tauchte, hörte auf, sobald
dasselbe so tief gesunken war, dass die Oeffnung nicht
mehr hineinreichte und begann wieder zu fliessen , wenn
das Wasser genug gestiegen war, und so wiederholte sich
das Spiel während der ganzen Dauer des Abteufens.
Auf diese Weise gelangte Triger dazu, das Wasser
höher zu heben, als nach dem hydrostratischen Druck zu
J erwarten war, und er konnte unter einem geringeren Druck
arbeiten lassen, als er selbst anfänglich für nothwendig
gehalten hatte.
Die Verbesserungen, die Herr Triger bei seinem ur-
sprünglichen Verfahren angebracht hat, bestehen daher in:
Gerathewohl hin zu interpretiren und zum Theil ganz will-
kürliche Annahmen zu machen, wobei die Gefahr einer
Uebertreibung gar zu nahe liegt. So kommt es, dass die
genialsten, künstlerisch werthvollsten Konkurrenz-Entwürfe,
denen die sachverständigen Preisrichter, wenn das Pro-
gramm nicht zu augenscheinlich verletzt ist, unbedenklich
den Preis ertheilen, sehr häufig an so tiefgehenden Wider-
sprüchen mit den faktischen Verhältnissen leiden, dass es
in der That unmöglich ist, sie der Ausführung zu Grunde
zu legen, selbst wenn man Aenderungen verlangen wollte,
die der Künstler unzweifelhaft als Beleidigung zurück-
weisen würde. Hingegen enthalten künstlerisch schwächere
Projekte häufig doch diesen oder jenen glücklichen Ge-
danken, der Beifall findet und sich zur Ausführung em-
pfiehlt. Unter diesen Umständen ist es ein sehr beliebtes
Verfahren, keinen der preisgekrönten Entwürfe direkt zu
benutzen, sondern dieselben, vielleicht nebst einigen anderen
angekauften Plänen, nur als „schätzbares Material“ für
den definitiven Bauplan zu verwerthen, zu dessen Aus-
tiihrung dann häufig, sei es nach Ueberzeugung, sei es aus
persönlichen Rücksichten, ein dem Konkurse ganz fern-
stehender Künstler gewählt wird. Ein solches Verfahren,
das auch wir nicht rechtfertigen wollen, wird dann ge-
wöhnlich als äusserstes Symptom engherziger bureaukra-
tischer Beschränktheit gebrandmarkt, aber dass die fak-
tischen Verhältnisse geradezu in dasselbe treiben, wird
kaum berücksichtigt. Dass unter solchen Umständen das
System der beschränkten Konkurrenzen trotz aller
seiner Mängel zahlreiche Anhänger und Vertheidiger findet,
darf wahrlich nicht Wunder nehmen!
Diesen, wie allen im Verlaufe dieses Aufsatzes erör-
terten Verhältnissen wird ein zweckmässiges Verfahren für
grosse öffentliche Konkurrenzen Rechnung tragen müssen.
Als ein solches aber glauben wir ein Verfahren bezeich-
nen zu können, dessen Grundidee bereits im vorigen Jahre,
als hierselbst die Eröffnung der Domkonkurrenz be-
sprochen wurde, in Anregung kam, eine Doppelkon-
kurrenz nämlich, deren leitende Absicht es ist, die Vor-
theile einer freien und einer beschränkten Konkurrenz
zu verbinden.
Die erste Konkurrenz, eine freie und unbeschränkte
soll den Zweck haben, sowohl das Material zur definitiven
Feststellung des Bauprogramms zu liefern, als die Künstler
zu ermitteln, welche demnächst zu der zweiten engeren
und beschränkten Konkurrenz hinzuzuziehen sind, deren
Zweck die Gewinnung des zur Ausführung bestimmten
Bauplans sein muss.
Der ersten Konkurrenz möge demnach noch kein ob-
ligatorisches Programm, sondern etwa eine, nicht zu kurz
gefasste, von der kompetenten Behörde ausgearbeitete
Denkschrift zu Grunde liegen, welche alles für die selbst-
ständige Beurtheilung des Bedürfnisses vorhandene Mate-
rial enthält. Auch über die loyalen Bedingungen (wozu
die ungefähr disponible Kostensumme gehört) möge sie
Angaben bringen; jedenfalls aber muss den Konkurrenten
Gelegenheit und Zeit gegeben werden, hierüber selbst-
ständige Studien machen zu können. Vorzuschreiben end-
lich ist vor allen Dingen, dass die Arbeiten nicht durch-
gearbeitete Projekte, sondern lediglich Skizzen sein
dürfen, aus denen die allgemeine Disposition erhellt.
198
1. der Sicherheit gegen Explosionsgefahr,
2. der Regulirung des Ein- und Austrittes der Luft
beim Schleusen, so dass die nervösen Schmerzen und noch
andere Belästigungen der Arbeiter beseitigt werden,
3. dem genauen Gleichgewicht zwischen dem Luft-
druck und dem effektiv zu überwindenden Widerstand,
ohne die Arbeiter dem vollen, der äusseren Wassersäule
entsprechenden Drucke auszusetzen.
Eine zur Prüfung der Triger’schen Fundirungsme-
thode niedergesetzte Kommission fügt der Denkschrift noch
folgende Bemerkungen bei.
Explosionen haben fast immer den Tod der Ar-
beiter zur Folge. Die Probe auf den doppelten Druck
ist eine nützliche Maassregel, ebenso ein doppelter Ver-
schluss des Aussenhahnes an der Luftschleuse. Die Ein-
richtung von Manometern ist ebenfalls vortheilhaft.
Das zu schnelle Ausschleusen verursacht eine
Temperatur-Erniedrigung, welche die Arbeiter veranlasst,
den Hahn zu weit zu öffnen, um nur schnell hinauszu-
kommen. Die Einwirkung auf den Körper ist je nach
der Natur der Individuen sehr verschieden. Es ist. jedoch
erfahrungsmässig festgestellt, dass diese Einwirkung, so-
wie der Aufenthalt in komprimirter Luft überhaupt, bei
vorsichtiger Behandlung der Apparate keine schädlichen
Folgen haben. Die Arbeiter pflegen zu sagen: nur das
Hinauffahren macht Schmerzen. Auch sind die Meinun-
gen noch getheilt darüber, was schlimmer ist, eine zu
schnelle oder eine zu langsame Ausschleusung. Bei Douchy
dauerte diese Operation bis 20 Minuten und es kamen
zahlreiche Fälle von heftigem Unwohlsein vor, während
bei dem Bau der Brücke über den Scorff bei Lorient
Tausende von Arbeitern die Luftschleuse in 30, sogar in
10 Sekunden passirten, und nur zwei davon starben. Bei
dem Unfall in Bordeaux im Dezember 1859 blieben 7
innerhalb eines explodirten Zylinders befindliche Arbeiter
unverletzt; ein Beweis, dass selbst die momentane Aus-
dehnung der Luft unschädlich sein kann.
Triger versichert, dass bei einer Dauer der Aus-
schleusung von 7 Minuten alle schädlichen Einwirkungen
ausbleiben. Die Kommission glaubt nicht, dass sich eine
bestimmte Regel für die Dauer der Ausschleusung fest-
stellen lässt und hält für gerathener, dieselbe nach der
Konstitution der Arbeiter einzurichten.
Von ärztlicher Seite werden folgende Vorsichtsmaass-
regeln empfohlen: 1
Ein wollener Anzug muss in einer nahe gelegenen,
gut geheizten Stube zum Wechsel des Arbeitsanzuges be-
reit liegen. Nach vollendeter Schicht müssen sich die
Arbeiter vor dem Ausfahren noch etwas verweilen, um
sich abzukühlen und nach dem Ausfahren sich eine Zeit
lang in der geheizten Stube aufhalten.
Es scheint aber zweckmässiger zu sein, die wollenen
Kleider schon in der Luftschleuse anlegen zu lassen, um
die Arbeiter bei der eintretenden Abkühlung zu schützen.
Einige Aerzte haben eine Dauer der Ausschleusung
angenommen, die mit der Tiefe der Fundirung zunimmt,
und zwar so, dass für jede Atmosphäre Ueberdruck eine
Minute Zeit der Ausschleusung gerechnet wird, jedoch nur
bis zu einer Grenze von 21/» Minuten, welche für eine
Abkühlung bis zum Gefrierpunkt genügt.
Bei den Bau- Ausführungen in Frankreich sind fast
überall Unglücksfälle vorgekommen, aber im Verhältniss
zur Zahl der beschäftigten Arbeiter doch nur sehr wenig.
Todesfälle ereignen sich sehr selten und nur bei allzu
schwacher Konstitution der Arbeiter. Krankheitsfälle haben
in der Regel nur zeitweise Arbeitsunfähigkeit zur Folge.
Explosionen entstehen fast nur durch Unvorsichtigkeit und
sind durch die genannten Hülfsmittel zu vermeiden.
Die Erklärung des vom Ingenieur Triger durch Zu-
fall gefundenen Hülfsmittels zum Entleeren des Sumpf-
lochs ist folgende;*) Wenn der innere Druck geringer
wird, als zur Freihaltung der Zylinder nach hydrosta-
tischen Gesetzen erforderlich ist, beginnt das Wasser, je
nach der Durchlässigkeit des Erdreichs, zu steigen. Das
Sumpfloch muss daher durch beständiges Pumpen ent-
leert werden. Statt dessen bringt Triger ein Abflussrohr
an, welches vom Sumpfloch bis über den Wasserspiegel
reicht und mit einem Seitenhahn versehen ist. Das Was-
ser sleigt in dem Abflussrohr nur bis zu einer dem in-
neren Druck entsprechenden Höhe. Sobald man aber
durch den Seitenhahn Luft eintreten lässt, vermischt sich
diese schaumartig mit der darüber stehenden Wassersäule,
welche dadurch leichter wird. Der auf den untern Was-
serspiegel wirkende Druck ist nun im Stande, das Wasser
der Röhre hinaus zu treiben.
Dieses Mittel verdient sehr wohl bei ähnlichen Aus-
führungen berücksichtigt zu werden.
(Annales des Ponts et Chaussees, JuiUet et Aöut 1867.)
*) Vergleiche Fundirung der Parnitzbrucke bei Stettin, Jahr-
gang 1867, pag. 161 des Architekten- Wochenblattes.
Die Jury, welche nicht ausschliesslich aus Sachver-
ständigen, sondern auch aus Vertretern der betheiligten
Interessenten zusammengesetzt sein mag, möge ein motivirtes i
Gutachten abgeben, in dem ohne Rücksicht auf ein Pro-
gramm die Schönheit, Zweckmässigkeit und Ausführbar-
keit der Entwürfe beurtheilt, die Rangordnung derselben
festgestellt und über die Vertheilung der ausgesetzten
Preise entschieden wird.
Will es das Glück, dass unter diesen Arbeiten ein
Entwurf vorhanden ist, der bereits eine so vollkommene
Lösung der Aufgabe enthält, dass er das beste Bau-Pro-
gramm in sich enthält, so steht nichts im Wege, das
Verfahren mit dieser ersten Konkurrenz abzuschliessen
und jenen Entwurf ohne Weiteres zur Ausführung zu
bringen. Ist dieses, wie wohl zu erwarten, nicht der
Fall , theilen sich vielmehr die preisgekrönten Projekte
in die Vorzüge und Nachtheile, so wird nunmehr unter
den Verfassern derselben die zweite definitive Konkurrenz
zu eröffnen sein, bei welcher es sich nicht mehr um
Skizzen, sondern um durchgearbeitete Pläne handelt.
Auf Grund der gewonnenen Einsicht in die Verhält-
nisse und der erschöpfenden Besprechung der Sachlage,
an welcher auch die öffentliche Meinung theilnehmen muss,
wird dieser zweiten Konkurrenz ein definitives, obliga-
torisches Programm untergelegt werden können, bei dessen
Feststellung die Konkurrenten jedenfalls hinzuzuziehen
sind. Der Urtheilsspruch dürfte demnächst nur von Sach-
verständigen abzugeben sein. Die Uebertragung des Baues
an den Sieger wird sich in den meisten Fällen dann wohl
von selbst ergeben; ob sie Bedingung sein soll, möchten
wir dahingestellt sein lassen.
Die Vortheile eines solchen Verfahrens sind gewiss
nicht zu unterschätzen. Durch die erste Konkurrenz
werden ihm alle Vorzüge der freien Konkurrenz gesichert;
namentlich ist hierdurch jüngeren Talenten Gelegenheit
geboten, erfolgreich mit älteren Meistern zu wetteifern,
während die letzteren in der zweiten Konkurrenz ihre
Ueberlegenheit angemessen verwerthen können und wer-
den. Die Vergeudung von Arbeitskraft und Zeit wird
wesentlich geringer, wenn es sich nur um skizzenhafte
Projekte handelt ; die grösste mögliche Vielseitigkeit der
Auffassung steht zu erwarten. Andererseits sind der zwei-
ten beschränkten Konkurrenz dadurch, dass die Theil-
nehmer nicht willkürlich ausgewählt wurden, sondern sich
das Recht hierzu erworben haben, ihre schlimmsten Nach-
theile genommen und ein Misslingen derselben bei der
vorherigen Klärung der Aufgabe ist kaum zu befürchten.
Wir sind im Uebrigen weit davon entfernt, dies
Verfahren, das jedenfalls noch weiterer Ueberlegung und
Ausbildung bedarf, für vollkommen zu halten. Eine ab-
solute Garantie des Gelingens wird es ebenso wenig ge-
ben wie irgend ein anderes und mit „Wenn“ und „Aber“
wird sich wohl noch Manches dagegen sagen lassen. Al-
j lerdings aber hoffen wir, dass die Wahrscheinlichkeit eines
Gelingens auf solche Weise wesentlich näher gerückt wer-
i den könnte, und insofern halten wir dasselbe immerhin
einiger Beachtung werth. Wenn es auf den ersten Blick
noch etwas zu schwerfällig und zu kostspielig erscheinen
sollte, so fallen diese Gesichtspunkte der Wichtigkeit von
Aufgaben gegenüber, wie der Dom in Berlin, die Museen-
Anlage für Wien es sind, nicht ins Gewicht; wo es sich
1 um ein Werk für Jahrhunderte handelt, darf man sich
199
Fachwerkträger.
(Fortsetzung aus No. 13.)
Anwendung der Gleichungen 1 — 4.
;n der einzelnen Konstruktionstheile eines Fachwerks,
und mit ihnen die Lage der Kno-
tenpunkte und Gurtungen, sind
durch die Grössen y, y0, b und & y
bestimmt; denn jene ergeben sich
mit Hülfe von Fig. 8 durch die
Gleichungen :
Sy — v — xj« — üy-,
t=yw+ bj'-,
n — j/ü1 -j- (j/o + b y)’5
s = ]/4Tl&-y« — ß y)J;
o = l/6> + (y — & yy-
Ausser b, der Feldbreite, und y, das wir, wenn nicht ge-
geben, durch voraufgehende Rechnung gefunden denken, ist
noch gemeiniglich die Lage wenigstens einer Gurtung be-
kannt. Dies kann in zweierlei Weise der Fall sein; entwedei
ist die Lage ihrer Knotenpunkte direkt gegeben, oder es be-
stehen zwischen beiden Gurtungen solche Beziehungen, dass
mit der einen zugleich auch die andere gefunden wird.
In dieser Abhandlung sollen die Fälle untersucht werden, wo :
a. die untere Gurtung gerade:
Fig. 8.
H.
2. die Spannungen beider Diagonalen am Kopf der Nutz-
last gleich 0 sind (''System Schwedler);
3. die Spannungen beider Gurtungen bei voller Belastung
konstant sind (System von Pauli ).*)
Sind mit Hülfe dieser Bedingungsgleichungen die Werthe
von y und somit auch die Trägerform bestimmt, so bleibt
noch die Bestimmung der im Träger auftretenden Spannungen
für diejenigen Fälle der Belastung, welche von der bei Auf-
findung von y zu Grunde gelegten abweichen. Auch hier
bedienen wir uns der Gleichungen 1 — 3, denen wir, da 4 Grössen
zu bestimmen, noch eine Bedingungsgleichung beizufügen
haben. Diese ist jedoch so zu wählen, dass sie mit den An-
nahmen, die zur Feststellung der Trägerform dienten, nicht
im Widerspruch steht.
1. Bei voller Belastung des Trägers sollen die Diagonalen
gleich Null sein.
Bezieht man die Gleichungen 1 bis 3 auf das xte Feld,
setzt für 9)1 die betreffenden Maximalwerthe und lässt der
Bedingung gemäss Nx und 0 x dabei zu Null werden, so
entsteht :
Tx max. 9JL
ix + b . yx
(I)
Sy = 0 , by — y—ya
b. beide Gurtungen kongruent sind:
es ist also auch S y als durch y und ya gegeben anzusehen,
und bleibt demnach nur noch yo zu bestimmen.
Die Gleichungen 1, 2 und 3, mittelst deren wir y0 fest-
zustellen haben, enthalten bereits 4 Unbekannte ( T, S, 0 und N) ;
einschliesslich y0 sind demnach 5 unbekannte Grössen vor-
handen, die nur gefunden werden können, wenn jenen 3 Gleichun-
gen noch 2 selbstständige Bedingungsgleichungen hinzugefügt
werden. Die hierbei möglichen Variationen sind unbegrenzt,
und ebenso unbegrenzt ist also auch die Anzahl verschiedener
Fachwerkträger, die sieh, je nachdem man die eine oder die
andere Bedingung hinzufügt, aus den Gleichungen 1 bis 3
aufbauen lässt. Man könnte die mannigfachsten Kombinationen
bilden; diese Abhandlung verfolgt aber zunächst nur den
Zweck, die Fälle zu untersuchen, wo zur Bestimmung von y°
die Bedingung gestellt wird, dass:
1. die Spannungen beider Diagonalen bei voller Belastung
gleich 0 sind (Parabel-Träger);
*) Ich will hier nur noch zweier Fälle Erwähnung thun, die viel-
leicht von Interesse sind.
1. Wollte man die Spannung einer Gurtung und einer Diago-
nale gleich 0 setzen , so würde sich aus den Gleichungen
ÜJ?
1—3 ergeben: — =: 0.
V
Diese Gleichung ist erfüllt, wenn y = oo oder M — 0. Ers-
teres liegt ausser dem Bereiche der Möglichkeit, letzteres
ist hei freiaufliegenden Trägern nur an den Auflagern der
Fall. Es kann daher die Bedingung nur in einem Endfelde
erfüllt werden.
2. Würde man die Spannungen beider Gurtungen gleich 0
setzen, so würde sich aus den Gleichungen 1 und 3 ergehen :
911 _ _ 9Ko
y ~ yo'
Da 9)1 und 9)10 positiv, so müsste der eine der Werthe y
negativ werden. Vergegenwärtigt man sich dies an einer
Figur und lässt hei einem Viereck eine Seite allmälig 0 wer-
den und dann über 0 fortgehend negativ, so findet man, dass
die ursprünglichen Diagonalen zu Seiten werden. Es wür-
den sich also die Diagonalen nicht mehr schneiden , sondern
die Stelle der Gurtungen einnehmen, während die Gurtungen
zu Diagonalen würden; damit wäre man aber auf den obigen
ersten Fall zurückgekommen.
die Mühe eben nicht verdriessen lassen, ganz abgesehen
davon, dass misslungene Konkurrenzen der alten Art je-
denfalls noch weit erheblichere Weiterungen und Kosten
veranlasst haben.
Es ist unser lebhaftester W unsch , dass man , sei es
auch im Kleinen, einen ersten Versuch damit wagte. Der
Erfolg wird entscheiden. — F. —
Aus dem Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover.
Der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover hat
sich durch seine fachwissenschaftlichen Publikationen die all-
gemeinste und ehrenvollste Anerkennung aller Fachgenossen
gesichert und innerhalb seines engeren Wirkungskreises her-
vorragende Wichtigkeit und einen bedeutenden Einfluss im
ganzen Gebiete der Technik gewonnen. — Nicht minder ist
er jedoch, durch die lokalen Verhältnisse und die bisherigen
Einrichtungen des Hannoverschen Bauwesens begünstigt, für
seine am Ort wohnenden Mitglieder ein Sitz gemiithlicher
Geselligkeit und die Pflegestätte eines fröhlichen, lebensfrischen
Geistes geworden, der für Freunde desselben ebenso anziehend
wirkt, wie er vielleicht von einer in den starren Formen ein-
seitigen Beamtenthums eingerosteten Seele wenig gewürdigt
werden mag. Einen Anklang desselben gaben seinen auswär-
tigen Mitgliedern zwei Beilagen des letzten Heftes der Ver-
einszeitschrift, die dem im Januar gefeierten Jahresfeste des
Vereins ihren Ursprung verdanken. Beide sind von dem Se-
kretair des Vereins Hrn. Baurath von Kaven verfasst, die
erste eine von köstlichem Humor gewürzte Nachtischrede über
den Einfluss des griechischen Geistes auf die Form der mo-
dernen Haus-, Küchen- und sonstigen Geräthe, die zweite
unter dem Motto: „Dulce est desipere in loco“ eine photoli-
thographisch hergestellte, nicht minder ergötzliche Festkarte
in Vers und Bild. Wenn wir darauf verzichten mussten, jene
erstgenannte Rede, die in ihren vielfachen persönlichen Be-
ziehungen doch vorwiegend für Eingeweihte bestimmt ist, zum
Abdruck zu bringen, so wollen wir es uns nicht versagen
unsern Lesern das auf der Festkarte enthaltene Lied als
Probe hannoverscher Tonart mitzutheilen :
„Lasst Freunde heut die Arbeit ruhn, lasst die Behörde lauern,
Viel besser, dass statt unsereins die Akten selbst versauern.
Und wär’s die grösste Schwierigkeit, das seltenste Exempel,
Lasst Alles liegen, wär es auch Berechnung selbst der Stempel.
Seid nur getrost, der Gute kann den Wischer leichter tragen,
Als wie der Pflichtvergessene, der immer sich thut plagen.
Des Staates grosses Räderwerk wird doch nicht stille stehen,
Wenn heute wir statt zum Bureau früh zum Vereine gehen.
Bedenke doch, du Menschenkind, was hilft dir alles Mühen,
Sei doch nicht für dein Bestes blind, lass dich zum Heil erziehen.
In deinem Leben wirst du doch berühmt dich nimmer machen,
Und wenn du’s auch geworden hist, so kannst du nicht mehr lachen.
Dann wirst du Asche streu’n aufs Haupt und schrei’n: „wo seid
geblieben,
Ihr Zeiten, da ich’s im Verein bis in die Nacht getrieben!“ —
Dann trinkst du nicht mehr rothen Wein, am wenigsten Burgunder, —
Kamillen -Thee und Pfeffermünz, Magnesia mitunter;
Dann läufst du jede freie Stund’ wohl in die Eilenriede
Und stampfest ringsumher den Grund, allein dir kommt kein Friede.
Denn nichts geschieht von ohngefähr, wer immer wollte schmieren,
Dem ist es recht, wenn ewiglich er muss an sich kuriren.
Dem Bösewicht’ wird Alles schwer, er thue, was er Ihn’,
Es hilft ihm keine Zulag’ mehr, und niemals hat er Ruh ;
Kein Mittel hilft, ja selbst nicht mehr Natron bicarbonatum,
Er läuft voll Säure wild umher, verwünscht den diem natum;
Und immer wird er graulicher, die Kinder macht er laufen,
Er wird Hypochondrauliker, will täglich sich ersaufen,
Bis endlich — schrecklich! — er ins Grab gesunken und vergessen,
Und Jeder sagt : „da haben wir’s, er hat zu viel gesessen!- — -
0 Freund! sink nicht in Traurigkeit, noch ist es nicht zu späte;
Wer eifrig lleue fühlt, verdient, dass man die Hand ihm böte.
Schreib dich nur auf das Circular, dass Andre lass den Göttern
Und denke: „Heute sitze ich, ein Weiser unter Spöttern.“
200
A_
Sr
Tr
+
max. TOi
b ■ yx
= 0
max.l,,! _
G ^ Ä.yx-1 ~
(II)
(III)
max. Sr — — max. Tx
Sr
~2 b
q b x (n — x) q b (x
1 )(n — x + 1P
X (11 — x)
(IV)
Aus Gleichung I und III folgt:
max. 3K, max. TOx— i
y* — yx-i
d. h.: es müssen sich die Werthe von y wie die in den be-
treffenden Punkten auftretenden Angriffsmomente bei voller
Belastung verhalten. Da nun, wie nachgewiesen, die An-
griffsmomente von den Auflagern aus entsprechend den Ordi-
naten einer Parabel wachsen, so folgt, dass die Vertikalen
des hier zu untersuchenden Trägers ebenfalls den
Ordinaten einer Parabel entsprechen müssen. Die
in IV gefundene Relation gilt für alle Trägerfelder, und
kann man daher setzen :
max. TOx max. max. TOX
Vx ~ h
worin h die Ordinate jener Parabel bezogen auf die Träger-
mitte bedeuten würde. Setzt man in letztere Gleichung für
TO die Werthe aus Gleichung 18 und 18a ein, so findet sich:
, n *
<lb r
Sr
b
4 h — - . —
q b n *
4h
(x — l) (n — x- i-l).
4 h
(VIII)
(Die Horizontalkomponente der Gurtungsspannung ist im Maxi-
qb 11 *
mum konstant und zwar gleich
max. max. TO
4 h
-, welcher Werth wieder
h
•)
Für die Diagonalspannungen ergiebt sich ein Minimum
resp. Maximum, wenn die Nutzlast von A oder B bis zum
arten Felde vorgerückt ist. Seien die ( x — 1) ersten Stützen
voll, die übrigen hingegen nur mit dem Eigengewicht belastet,
so folgt aus VII, für TOX und TOx — i die Werthe aus Glei-
chung 10 und 11, für y aus 19 eingesetzt:
\b x (n — x) (j) tz X~)
min. Or '
Or
2 6
4 h
x (n — x)
b(x — 1) (n — x -j- 1) (p Ar *
qb x (n — x)
Vx
h
4 h
(x — 1) (n — x + 1)
. , x(ll— x)
yr = *h
(19)
Diese Formel hat sich ergeben ohne Rücksicht auf die
Gestalt der Gurtungen, und gilt also auch allgemein für jeden
Träger, dessen Vertikalen durch Gleichung 19 bestimmt sind;
die Gurtungen eines Parabelträgers können demnach auf ganz be-
liebigen Kurven liegen, wenn nur ihre gegenseitigen Abstände
überall den Ordinaten einer Parabel proportional sind.
A. Die Gurtungen des Parabelträgers sind kongruent.
(Fig. 9.)
Zur Bestimmung der innern Kräfte ist den Gleichungen
1 — 3 noch eine Bedingungsgleichung beizufügen, Wir setzen
als Bedingung, die sich am natürlichsten darbietet und mit
keiner der früheren Beziehungen im Widerspruch steht:
Tr = - Sr (I)
d. h. die Spannungszahlen beider Gurtungen in ein und
Or 11*
2 b 4Ä
Or K ■ b .11
~~h
\p + *
n*
x — 1 x
P — TZ
11 11.
8 h
(IX)
Sind die ( x — 1) ersten Vertikalen hingegen nur mit Eigen-
gewicht, die übrigen voll belastet, so sind in VII für TO die
Werthe aus Gleichung 15 und 16 einzusetzen, und folgt:
n — x -j- 1'
max. Or —
Or
2 b
b . x (n
*>('’ + * n J
4A .
X (ll — x)
b (x — 1) (n — x + l) [p -f tz n--X^ \
4b
(x — l) (n — x + i)
Fig. 9.
= +
Or
b
TZ . b . 11
8 h
(IXa)
demselben Felde einander gleich, und erhalten aus 1 — 3, da
auch noch sx = tx und ox — «x '•
(II)
(III)
(IV)
Sr Or yx-1 • O
Aus II und III folgt
iVx = — Ox
d. h. die sich kreuzenden Diagonalen haben gleich grosse
entgegengesetzte Spannungen. Ferner ergiebt sich aus III
und IV addendo :
Sr
+
Ox
_ Sr
Ox
i
Sr
Or
^ yr . b
Sr
Or
TOx-1 _
+
„ _ r _ f | TOx-A
und aus denselben Gleichungen subtrahendo:
ÖX — l\x — 2 b ( y% yxA J
Aus Gl. VI folgt, dass die Gurtungsspannungen ihr Maxi-
mum erreichen, wenn TOX und TOx — l Maxima werden, d. i.
bei voller Belastung. Setzt man hiernach aus 18 die Werthe
für TO und aus 19 die für y ein, so folgt:
(VI)
(VII)
Die Maxima und Minima der Diagonalspannungen sind hier-
nach numerisch gleich, jedoch von entgegengesetzten Vorzei-
chen, ferner die Horizontalkomponenten der Diagonalspannungen
in ihren Grenzwerthen für den ganzen Träger gleich, nämlich
tz b ll
~ ~8 X'
Es erübrigt noch die Bestimmung der Spannungen in den
Vertikalen.
Bezieht man Gleichung 4 allgemein auf die Xte Vertikale,
so ergiebt sich
Px= - — t (tfyz — tfyx+O — — yx-i
J/x • 0 /tx
Setzt man aus VII die Werthe — und ^
yx — yx- 1
0X+1
yx+ 1 — Q
o
Ox-\-l
ein und berück-
sichtigt, dass 0 yx =
so folgt
TOx fyx — yx - 1
yx + 1 -
-yxV
yx • b V 2
2
J
rTOx TO*_A
i
— 1 2 b
pTOx + 1
V y x yx — i
V yx+ i
1 TTOx — TOx-i
TOx+ l —
TOx 1
2 L b
b
1
*) Sind die Felder nicht durchweg gleich, so bestimmen sich
die. Längen der einzelnen Vertikalen durch die Gleichung:
y — 4 //
X(L-X)
L *
(19a)
worin L die Trägerlänge, Y die Länge der Vertikale, X ihr Abstand
vom linken Auflager (im Gegensatz zu dem x in obiger Gleichung,
welches eine Zahl bezeichnet).
Im Früheren wurde bereits gezeigt, dass
TOx — TOx — l
b ~
und ergiebt sich mit Hülfe dieser Relation der in [] befind-
liche Ausdruck = 23x — 93x + 1, als0 gleich der Aenderung
der Vertikalkraft. Diese ist aber gleich der in der \ ertikalen
auftretenden Belastung, also im Maximo — 2 q. daher
max. Px — q — Q ■ (^)
201
Q ist die im oberen Knotenpunkt auftretende Belastung.
Denken wir, wie in der Skizze angedeutet, die Belastung in der
halben Höhe der Vertikalen angreifend, so wird die Spannung
derselben für den oberen Theil
max. Px = q
für den unteren (Xa)
max. Px — q — 2q — — q.
Zur Berechnung der Querschnitte der einzelnen Theile des
Trägers dienen die Maximalwerthe der auftretenden Spannungen.
Stellen wir dieselben hier nochmals zusammen, so ist:
max. Sx
max. Ox
max. Tx =
max. Nx = ±
Sx.
b
Ox
~~b~
q b iP
Ah
ti b n
8 h
(20)
max. Px — -\- q (resp. — q)
Stellt man bei Bestimmung der innern Kräfte die Be-
dingung, dass die untere Spannungsgrenze für die Diagonalen
gleich 0, d. h. dass dieselben nur auf Zug in Anspruch ge-
nommen werden sollen, so ist beim Vorrücken der Last von
A aus 0—0, und von B aus N — 0 in die Gleichungen 1
und 3 einzusetzen. Im ersteren Falle, wo Ox — 0 , ergeben
dieselben :
Tx
tx
wonach :
Nx
+
TO,
= 0
tlx
t/xb
Sx
+
TO*
= 0
Sx
Vx ■ b
Tx
tx
+
TO*-,
Vx-1 • <
Sx
TO*
Sx
—
b ’
yx
(I)
tx
TO*_!
Tx
—
b '
Vx-l
(U)
Nx
tlx (
TO*_, TOA
~
b \
- ?/*-! Vx )
(III)
Aus I und II folgt, dass die Gurtungsspannungen wieder
Maxima werden, wenn man für TOX resp. TOx_i die Maximal-
werthe aus Gleichung 18 und 19 einträgt.
Dies ausgeführt, erhält man wie vorher:
max. Sx — — max. Tx — — . b n* ny )
b 4 h v ’
Die Spannung in Nx erreicht ihr Maximum , wenn die
Nutzlast bis zum a?ten Felde vorgerückt ist; da das Vor-
rücken von A aus geschieht, so folgt aus III, mit Hülfe der
Gleichungen 10, 11 und 19:
max. Nx
b (x — 1) (n — x -f 1) [p -f Tr — )
4/4
(x — l) (n
n 1
x + 1 )
b x (n — x) {/> -f- 7r —
4 h
tlx
b
n b n
Tr
X (tl — x)
n 1
(V)
Die Horizontalkomponenten der Diagonalspannung sind
also im Maximum für alle Trägerfelder wieder konstant und
i^b .n
~ 4 h
Ls bleibt noch ^ zu bestimmen und ist nach Gleichung 4 da
0—0, ö
Px= ~ytb + - ~ yx~i — q.
Aehnlich wie früher erhält man durch gehöriges Einträgen
„ TOX - TO* - i .TO* r \
x- ~ + 2ÄyTLyx-1-2'x + ^ )~0
und wenn man noch für die Werthe y die Gleichung 19
benutzt: ö
p — m TOX 11 — 2 x _
— ^ T~ “ lejn—x) ~ ^ (VI)
Dieser Werth wird ein Maximum bei voller Belastung und
erg.ebt, wenn man für $ und TO die Werthe aus Gleichung
ü und 6 einsetzt: &
ö und 6 einsetzt
max. Px = q (n — 2 x -\
Q - 0.
1)
q b x (ti — x) n
b
2 x
x (ti— x)
■ (VI
Zu einem Minimum wird Px dagegen, wenn 33x ein V
mutn, also für den Fall, dass die Nutzlast bis zur (x— 1)
Vertikalen vorgerückt ist; entnimmt man also für 33 und
die Werthe aus Gleichung 9 und 10, so folgt:
min. Px = p(ll — 2x 4-1) X (x—1) —
n
bx(n — x) [y+ki-l] (tl — 2x)
b x (tl — x) ^
= p— * (x—\)(n—x)—Q. (VIII)
Ist die Belastung Q nicht im oberen Knotenpunkt, sondern
wie in Fig. 9 in der halben Höhe der Vertikalen angebracht,
so ergiebt sich für die obere Hälfte derselben:
max. Px = q (Vlla)
min. Px—p—1^ (X — 1)(M — x), (Villa)
für die untere Hälfte
max. Px — q — 2 q — — q
(Vllb)
TZ TZ
min. Px—p— — (x—\)(n — x)—2p — — p— — (x— 1) (tl— x)
(VHIb)
Beim Vorrücken der Nutzlast von B aus wäre in den
Gleichungen 1 bis 3 N — 0 zu setzen und würde man finden,
dass die Horizontalkomponenten der Diagonalen 0 im Maxi-
mum den gleichen Werth wie die der N erhalten, also
max. Ox —
Ox
b ‘
ti b ti
4 h
und da Ox — tlx
„ „ tlx n b n ,T„.
max. Ox — max. Nx = . • — (IX)
b 4 fl
Für die Maxima von 7', 5 und P würden sich die Werthe
gleich den oben gefundenen ergeben, da dieselben bei voller
Belastung stattfinden. Eine Aenderung würde nur für min.
Px eintreten, für welches in den obigen Gleichungen Villa
und VHIb statt x der Werth (n — x) zu setzen wäre.
min. Px — ± p — — (tl — X — 1) X (X)
n
Zur Bestimmung der Anstrengungen der .2?ten Vertikale ist von
den Gleichungen Villa oder VHIb und X selbstverständlich die-
jenige zu wählen, welche die grössten numerischen Werthe für
11
Px ergiebt; bei x > 9 ist dies die Gleichung Villa bezügl.
11
VHIb, bei X < hingegen die Gleichung X.
Stellen wir kurz noch die im Obigen gefundenen Resul-
sultate zusammen :
max.
Sx = — max. Tx —
Sx
b
q b tl 1
4 b
max. Nx = max. Ox
max. Px — =b q
11 x
b
ti b n
4/r
(21)
j min. Px — Az p (x — 1) (n — x)
| min. Px = =t p n-.(n—X— \) X
Vergleicht man diese Resultate mit denen in Gleichung
20 für den gleichen Träger (Fig. 9) aufgestellten Glei-
chungen, so folgt, dass die Spannung der Diagonalen hier,
absolut genommen, doppelt so gross als dort ausfällt; es tritt
aber hier nur positive, d. i. Zugspannung auf, während die
Diagonalen dort auf Zug wie auf Druck in Anspruch ge-
nommen sind.
(Fortsetzung folgt.)
Mittheilungen aus Vereinen.
Architektonischer-Verein zu Hamburg. Sitzung vom:
21. Februar 1868; Vorsitzender Herr F. G. Stammann an-
wesend 40 Mitglieder.
Nach Erledigung kleinerer Vorlagen hielt Hr. von Free-
den, Direktor der Norddeutschen Seewarte in Hamburg, über
die Einrichtung dieses Institutes einen längeren Vortrag.
Dasselbe steht in engstem Zusammenhänge mit den neue-
ren Forschungen auf dem Gebiete der Meteorologie. Wenn
es in Deutschland den Bemühungen des um diese Wissen-
schaft hochverdienten Professor Dove in Berlin gelungen ist,
zusammenhängende meteorologische Beobachtungen zu veran-
lassen, Bestrebungen, welchen sich die meisten europäischen
Staaten ausgeschlossen haben, so ist doch zu berücksichtigen,
dass die meisten meteorologischen Erscheinungen ihren Ur-
sprung nicht aus Europa, sondern aus dem grossen Ozean
resp. den subtropischen Kontinentalmassen herleiten. Der prak-
tische Sinn der Nordamerikaner war es, der die ersten um-
fangreichen Ermittelungen nach dieser Richtung hin veranlasst
hat. Zunächst behufs der Abkürzung der Fahrt nach dem
Kap der guten Hoffnung und nach Kalifornien unternahm es
202
der amerikanische Schiffslieutenant Maury in den Anfängen
der Vierziger Jahre, regelmässige und höchst umfassende Wet-
terbeobachtungen auf dem Ozeane zu organisiren, welche, von
der Regierung unterstützt, in Kurzem so günstige Resultate
lieferten, dass es Maury gelang, auf einem von ihm veran-
stalteten Kongresse zu Brüssel seinen Bestrebungen bei den
meisten seefahrenden Nationen Eingang zu verschaffen. So
machten die Holländer die Javafahrt mit Glück zum Gegen-
stände ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen , während in
England Admiral Fitzroy und in Frankreich Leverrier
sich mit Eifer auf Forschungen verlegten, deren Endzweck
die Vorhersagung der Kanalstürme sein soll. Die Herstellung
eines verbesserten und zuverlässigen Seebarometers , des soge-
nannten Kew-Barometers, ist in neuerer Zeit allen diesen Un-
tersuchungen sehr wesentlich zu Hilfe gekommen.
Deutschland, obgleich das dritte seefahrende Volk der
Erde, hat sich dem gegenüber bisher ziemlich theilnahmlos
verhalten. Die Unterstützung, welche viele Schiffskapitäne
dem Lieutenant Maury durch freiwillige Einsendung ihrer
sorgfältig geführten Wetterbücher leisteten, kann hier nicht
in Betracht kommen; auch die Leistungen der Preussischen
Marine und die Anregung eines Offiziers derselben zu Wetter-
beobachtungen in der Ost- und Nordsee sind bisher nicht von
grossen Erfolgen begleitet gewesen , so lobenswerth sie an
sich sein mögen. Es fehlt diesen Bestrebungen eben an
einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte.
Einen solchen zu bilden ist der Zweck der „ Nord-
deutschen Seewarte“, deren äussere Berechtigung der
Redner zunächst darin fand, dass die amerikanischen Beo-
bachtungen, wesentlich zum Zwecke der nordamerikanischen
Schiffahrt unternommen, immer noch lückenhaft genug —
neuerdings durch den Bürgerkrieg sogar gänzlich in’s Stocken
gerathen seien. Die innere Berechtigung derselben basire auf
dem hervorragenden Antheil, den die deutschen Gelehrten in
der meteorologischen Wissenschaft behaupten und auf dem
im Allgemeinen sehr tüchtigen Bildungszustande unserer
Schiffsführer. Der Vortheil für die mit dem Seewesen zu-
sammenhängende Volkswirthschaft sei unberechenbar, wenn
es der Seewarte für ihren Theil gelänge, die Seewege zu
sichern und um einen gewissen Prozentsatz abzukürzen.
Die Gründung der norddeutschen Seewarte kam zu Ham-
burg im Verlaufe weniger Tage zu Stande; die Eröffnung
sollte bereits im Anfänge des Jahres 18G8 erfolgen. Bis jetzt
wurden zunächst Journale oder Wetterbücher für die Schifter
gedruckt, kostbare Präzisionsinstrumente zur zuverlässigen
Vergleichung der Schiffs-Instrmente, angeschafft, Verbindungen
angeknüpft, um die Seewarte gleichzeitig zu einem Depot gu-
ter Instrumente zu machen. Der Redner, als designirter Di-
rektor der Anstalt, unternahm wissenschaftliche Reisen nach
Holland nnd England, um ähnliche dortige Einrichtungen zu
prüfen. Die Arbeit der Seewarte erfolgt demnächst in 2 Ab-
theilungen. Die erste derselben, Abtheilung für Seefahrt, hat
die Aufgabe Segelanweisungen herzustellen zur Sicherung und
Abkürzung der ozeanischen Seewege; eine zweite später zu
errichtende Abtheilung für strengwissenschaftliche Meteorolo-
gie soll ihre Untersuchungen auf die Ermittlung der Gesetze
richten, nach denen sich die Bewegungen der Atmosphäre
regeln. Die von den Kapitänen geführten Wetterbücher lie-
fern das für beide Abtheilungen gemeinschaftliche Material.
Die Ordnung dieses Stoffes soll, holländischem Vorbilde ge-
mäss, „nach der Breite“ erfolgen; nächste Arbeit ist die Her-
stellung von Wind- und Strömungskarten, Karten über die
Vertheilung des Luftdrucks und der Wärme von Luft und
See, Karten endlich über die verhältnissmässige Reisedauer
auf verschiedenen Seewegen. Augenblicklich liegen bereits
etwa 3000 ältere und mehre 100 neuere Schiffsbücher vor. —
Nach Beendigung dieses Vortrags legten die Architekten
Gebr. W ex eine Karte ihres Strassenprojektes durch das so-
genannte Gängeviertel in der Neustadt vor.
Architekten - Verein zu Berlin. — Ausserordentliche
Hauptversammlung am 9. Mai 18G8; Vorsitzender Hr Boeck-
mann, anwesend 132 Mitglieder.
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Vorsit-
zenden, worunter hervorzuheben ist, dass die vom Ver-
ein gewählten Aufgaben für die nächsten Schinkelfestkon-
kurrenzen die Genehmigung des Hrn. Ministers für Handel etc.
erhalten haben, ging der Verein zur Fortsetzung der Berathung
über den Entwurf der neuen Vereins • Statuten über. Bei der
grossen Differenz der sich gegenüber stehenden Anschauungen
wurde die Beschlussfassung nur wenig gefördert und durch
die mehrstündige Diskussion nur ein einziger Paragraph, aller-
dings wohl auch der wichtigste, (Pflichten und Rechte der
Mitglieder) festgestellt. Auch die nächste Sitzung soll dem-
zufolge noch derselben Angelegenheit gewidmet werden.
Vermischtes.
Breslau, 12. Mai 1SG8. Leider habe ich Ihnen heute
von einem beklagenswerthen Unglück zu berichten, das vor
einigen Tagen unsere Stadt mit plötzlichem Schrecken er-
füllte. Der nördliche der beiden Westthürme der noch im
Bau begriffenen Michaeliskirche, welche der hiesige Fürst-
bischof aus eigenen Mitteln von dem Architekten Langer er-
bauen lässt, ist am Morgen des 8. Mai in sich zusammenge-
stürzt — glücklicherweise ohne den Verlust von Menschen-
leben und selbst ohne erhebliche Beschädigungen der beim
Bau beschäftigten Arbeiter. Der südliche, auch von bedenk-
lichen Rissen zerklüftete Thurm steht noch, indessen fürchtet
man noch so sehr auch dessen, vielleicht plötzlich drohenden
Sturz, dass die Baustelle polizeilich abgesperrt und der Weiter-
bau, sowie die nothwendigen Aufräumungsarbeiten inhibirt
worden sind.
Die durchbrochenen Sandsteinhelme beider, etwa 270' hohen
Thürme waren schon im vorigen Herbst aufgesetzt und in
diesem Frühjahr die bekrönenden Wimperge und Fialen
des Achtorts mit der obersten Gallerie so weit aufgebracht,
dass bei der grossen Beschleunigung der Arbeiten die Abrüs-
tung der Thürme schon in nächster Zeit vorgenommen und die
feierliche Einweihung der im Uebrigen fertigen Kirche sodaun
am Michaelistage stattfinden sollte. Die Thurmfa<?aden hatten
im ersten Stockwerk je ein grosses, etwa 8' breites Fenster,
in der darüber liegenden, in der Höhe des Kirchendaches be-
findlichen Etage mit der Glockenstube je zwei, etwa 3' breite
Fenster mit starkem Pfeilerzwischen denselben; darübersetzt
dann das Achtort auf und zwar über Eck gestellt, so dass
jedesmal ein Achtortpfeiler auf die Mitte einer Seite des
Thurmvierecks trifft.
Bereits im vorigen Herbst, nach dem Aufsetzen der etwa
2000 Zentner schweren, steinernen Helme auf das noch nicht
erhärtete und nirgendwo durch eiserne Anker armirte Thurm-
mauerwerk , welches übrigens aus gutem Material besteht,
hatten sich mehrfache Risse, namentlich in den Bogenscheiteln
der Fenster des ersten und zweiten Stockwerks gezeigt, die
indessen im Laufe des Winters keine ^ eränderung erlitten
und nicht besorgnisserregend waren, jedoch zur Folge hatten,
dass der Druck der Pfeiler zwischen den Fenstern des zweiten
Stockwerks durch verkehrte Bögen von Zement - Mauerwerk
von dem Scheitel der darunter befindlichen grossen Fenster
abgelenkt wurde. Fast vor etwa 14 Tagen erweiterten sich
die' Risse des nördlichen Thurmes nach einem heftigen Ge-
wittersturme und wurden am Abend des 7. Mai so bedenk-
lich, dass die Arbeiten daselbst eingestellt und für den fol-
genden Tag die Anbringung von Steifen angeordnet wurde.
Am folgenden Morgen endlich war die Bewegung in dem
Thurme°so bedeutend, dass jeden Augenblick der Einsturz zu be-
fürchten war, der denn auch bald daraut in der W eise erfolgte,
dass über den Fenstern des ersten Stockwerks der Thurm
barst und der darüber befindliche Theil senkrecht hinab-
stürzte. Der südliche Thurm hat ebenfalls Risse in den Bo-
genscheiteln der Fenster, sowie in den Strebebögen, welche
beim Uebergang in das Achteck vor den Eckfialen gegen die
Achtort-Pfeiler gespannt sind, jedoch scheinen seit dem Ein-
sturz keine Veränderungen stattgefunden zu haben. — •=
Der britische Kriegssekretair John Pakington hat nach
der „Army and Navy Gazette“ vom 11. April eine Kommis-
sion, bestehend aus Marine-, Artillerie- und Ingenieur-Offizie-
ren und einem Zivil- Ingenieur, berufen, um die Frage des
Baumaterials der Befestigungen, die in England fast ausschliess-
lich dem Küstenschutze gewidmet sind, zu erörtern und zu
entscheiden, ob in Zukunft dem Eisen, den Mauerbauten oder
den Erdwerken der Vorzug zuzuerkennen sei.
In der Mitte zwischen Cambridge und London, in gesun-
der und angenehmer Lage, soll ein Kollegienhaus für weib-
liche Studenten erbaut werden; vorläufig wird das akade-
mische Institut, dessen Baukosten auf 200000 Thlr. veran-
schlagt sind, zur Aufnahme von 100 Musentöchtern einge-
richtet.
Die schon mehrseitig erwähnte Erwerbung sämmtlicher
Telearaphenliuien Englands durch den Staat ist nicht so auf-
zufassen, als ob eine Zentralisation des Telegraphenwesens so-
fort herbeigeführt werden würde. Das Gesetz ermächtigt den
Generalpostmeister nur, alle ihm zum Kauf angebotenen Linien
von Privatgesellschaften zu erwerben und solchen Gesell-
schaften, deren Linien besondere V ichtigkeit für die ervoll-
ständigung des britischen Telegraphennetzes haben , Kaufan-
träge zu ^ machen. Die Gebühr für eine Depesche von
Hierzu eine Beilage.
203
20 Worten beträgt ausschliesslich Adresse und Unter-
schrift innerhalb ganz Grossbritanniens 10 Sgr. , für jede fol-
genden 10 Worte fernere 5 Sgr.
Einige französische Aerzte agitireu von Neuem gegen den
Gebrauch eiserner Oefen, indem sie behaupten, dass durch
die Erhitzung des Eisens über einen gewissen Grad schädliche
Gase, namentlich Kohlenoxydgas, erzeugt würden, in deren
Einwirkung auf den menschlichen Körper die Ursache vieler
Krankheiten zu suchen sei. Dr. Carret zu Gh^mbery bat
seine Beobachtungen über die schädliche Einwirkung des Ge-
brauchs eiserner Oefen auf die Gesundheit von Schulkindern
vor Kurzem veröffentlicht und Dr. Deville zu Paris hat in
einem Vortrage in der Akademie einen von ihm erfundenen
elektrischen Apparat beschrieben, durch den die Entwickelung
von Kohlenoxydgas aus übermässig erhitztem Gusseisen nach-
gewiesen werden kann. — Der Referent des ,.Builder“, wel-
chem wir vorstehende Notiz entnehmen, fordert die Engländer
auf, ihre eisernen durch deutsche Kachelöfen zu ersetzen und
weist zugleich darauf hin, dass sich an diesen gefällige Orna-
mente, welche dem ganzen Zimmer zum Schmuck dienen, mit
Leichtigkeit anbringen lassen.
Durch ein provisorisches Uebereinkommen der Stadt
Stuttgart mit einer Aktien - Gesellschaft ist es gesichert
worden, dass ein Theil des Pariser Ausstellungs- Palastes von
1867 nach Stuttgart gelangt und dort als Gewerbehalle auf-
gestellt wird. Es ist der innere Mascbinenraum des weiland
Ausstellungs -Palastes, der 346 Fuss lang, 122 Fuss breit und
65 Fuss hoch ist, als Mittelpunkt der neuen Gewerbeballe
bestimmt, woran sich die bedeckte Galerie der Rohprodukte,
die 49 Fuss breit ist, anschliesst. Das Ganze wird von einer
bedeckten Galerie umschlossen, die 346 Fuss lang, 31 Fuss
breit sein wird. Die inneren bedeckten Räume werden
75,774 Quadratfuss und das Ganze 108,124 Quadratfuss
Flächenraum einnehmen und für Messen, Märkte, für Musik-
feste, Konzerte, Kunstreiter-Vorstellungen und andere Schau-
stellungen dienen. Die Kosten sind auf 350,000 Fl. berechnet,
wovon die Aktien - Gesellschaft 200,000 Fl. auf bringt und die
Stadt derselben 150,000 Fl. zu 3 pCt. darleiht, während der
Staat der Stadt 20 — 25,000 Fl. als Beitrag zu einem Reserve-
Kapital giebt. Die Stadt giebt den Platz unentgeltlich her,
wogegen das Ganze der Stadt nach 60 Jahren unentgeltlich
anheimfällt. Auch hat die Stadt das Recht, es unter ge-
wissen Bedingungen schon nach 30 Jahren an sich zu kaufen.
Aus der Fachlitteratur.
Zeitschrift für Bauwesen. Red. von Erbkam. Jahrgang
1868. Heft IV bis VII. (Fortsetzung)
4. Zur Pariser Ausstellung von 1 867.
Im vorliegenden Heft sind von den fünf Blatt Zeichnun-
gen, auf die der Text Bezug nimmt, erst zwei Blatt mitge-
theilt, welche den Grundriss, die Ansicht und das Querprofil
eines Bauwerkes mittheilen, mit dem man es versuchte, zur
besseren Geltendmachung einzelner bautechnischer Leistungen
dieselben in ihrer Zusammengehörigkeit darzustellen. Es ist
eine von v. d. Hude und He n nicke zu Berlin entworfene
Halle im Renaissance- Stil, 43 Fuss 6 Zoll lang, 16 Fuss tief,
20 Fuss hoch, deren Vorderfront aus polirtem schlesischen
Marmor besteht, gekuppelte Säulenstellung mit einer von Vasen
gekrönten Ballustrade, überdeckt mit drei Kuppeln von 10 Fuss
Durchmesser, die bei einer Dicke von 2 ’/i Zoll ohne Ver-
stärkung von Holz oder Eisen in Gypsguss ausgeführt sind.
Das Bauwerk hat, auf der Galerie der Maschinen - Ab-
theilung aufgestellt, nicht gänzlich die beabsichtigte Wirkung
erzielt, da sowohl der hohe Standpunkt als die steile Trep-
penanlage mit drapirten Brüstungen bald das Ganze, bald
einzelne Theile dem Auge des unten stehenden Beschauers
entzogen — dennoch ist ihm in Anerkennung der gemeinsamen
Leistungen eine silberne Medaille zu Theil geworden.
5. Das Rath ha us zu Breslau, von Lüdecke.
Zur Ergänzung der schon in einem früheren Jahrgange
derselben Zeitschrift mitgetheilten Aufnahme folgen zwei Blatt
Zeichnungen: Perspektive des grossen Vorsaales (Flur) des
ersten Geschosses, desgleichen der Schreibstube neben dem Zim-
mer des Oberbürgermeisters, nebst Details, in charakteristischer
Federzeichnung ganz vortrefflich dargestellt.
6. Palast Bevilaqua in Bologna.
Ein Blatt Aufnahme der Hof- Architektur desselben von
Scholtze. Der Palast ist bekanntlich eines der schönsten
und reichsten Beispiele des Lombardischen Backsteinbaues
der Renaissance- Periode.
7. Das Sgraffito in Gruner’s Terra-Cotta-Ar-
chitecture. — Das Sgraffito auf der Pariser
Weltausstellung. — Zwei - und mehrfarbige Sgraf-
fiten in Florenz. — Die Sgraffiten des Kloster-
gutes Sächsisch-Haugsdorf in der Lausitz, von
Max Loh de.
Der Verfasser ist seit der im vorigen Jahrgang der
Zeitschrift f. Bauwesen erfolgten Mittheilung der Sgraffito-
bilder des Schlosses Tschocha und nachdem die von ihm
selbst komponirten und im hiesigen Sophien - Gymnasium in
dieser Technik ausgeführten grossen Treppenhausbilder An-
klang gefunden , unablässig bestrebt, alles darauf Bezügliche
zu sammeln, das von anderen Seiten Erschienene zu be-
sprechen, kurz das Sgraffito zur Tagesfrage zu machen. Er
liefert im vorliegenden Aufsatze einige neue interessante Bei-
spiele, theils in Beschreibung namentlich italienischer Aus-
führungen, theils durch Veröffentlichung entsprechender Dekora-
tionen aus deutschen Landen, nämlich an Schloss und Scheunen
des jetzt im Besitz des geistlichen jungfräulichen Stiftes zu
Lauban befindlichen Klostergutes zu Sächsisch-Haugsdorf,
1 V» Std. nördlich von Lauban. —
Ihm selbst wurden gleichfalls neue bedeutende Aufträge
zu Theil, von denen der eine dem Sgraffito ein in Deutsch-
land neues Feld erobern soll, das er in Italien schon im
16. Jahrhundert besessen: Die Verbindung nämlich mit dem
Backsteinbau.*)
Auch wir können die Wiederaufnahme dieser Weise nur
freudig begrüssen, da wir in ihrer Anwendung zu bestimmten
Zwecken und an richtiger Stelle eine Unterstützung der mo-
numentalen Baukunst wohl zu erkennen vermögen, jedoch
dieselbe wesentlich auf das Aeussere beschränkt sehen möchten,
während im Innern, wenn die disponiblen Mittel dies ge-
statten , an ihrer Statt zweckmässiger farbige Darstellungen
(Fresken) verwendet werden dürften. — II. —
Konkurrenzen.
Preisertheil ung. Bei der Konkurrenz für ein Casino
in Koblenz (Jhrg. 67, No. 52, Seite 510 u. Bl.,) sind 27 Ent-
würfe eingelaufen. Den ersten Preis erhielt Herr Baumeister
Ed. Deutz in Cöln, den zweiten Preis Herr Architekt Hein-
rich Leyenthal aus Coblenz.
Personal - Wachrichten.
Der Bau -Inspektor Maack in Hamburg, Mitglied der
XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure ist am
12. Mai d. .T. Morgens 4 Uhr, nach längerer Kränklichkeit
plötzlich gestorben. Derselbe hat in Hamburg, ausser anderen
Bauten, namentlich viele Brücken ausgeführt und war noch jetzt
mit der Vollendung der Lombardsbrücke und dem Bau der
Spitze des Petrithurmes beschäftigt. Auch in Wien ist eine
Brücke nach seinen Plänen, mit denen er bei einer Konkurrenz
den ersten Preis erlangte, ausgeführt worden. Er war ein ebenso
befähigter Techniker, wie ein sehr geachteter und thätiger
Beamter.
Preussen.
Ernannt sind: Der Eisenbahn -Bauinspektor Schwabe zu
Münster zum Ober -Betriebs -Inspektor bei der Westphälischen
Eisenbahn, — der Landbaumeister Wolff zu Frankfurt a. O. zum
Bau - Inspektor zu Hohenstein O. Pr., — der Ingenieur Wilhelm
Stock zu Herzberg in Hannover zum Eisenbahn -Baumeister im
technischen Büreau der Oberschlesischen Eisenbahn zu Breslau. —
Dem Eisenbahn-Bau-Direktor Burghart zu Harburg ist die
Stelle des technischen Kommissarius zur Beaufsichtigung der Bau-
ausführung der Ostpreussischen Südbahn und der Tilsit -Insterburger
Eisenbahn mit dem Wohnsitze zu Königsberg i. Pr. kommissarisch
übertragen worden.
Am 9. Mai haben das Baumeister - Examen bestanden:
Paul Rascher aus Prenzlau, Walter Eggert aus Danzig.
Offene Stellen.
1. Zwei Stellen für Baumeister resp. Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Büreau der Kreis -Bau -Inspektion zu
Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommissarischen Kreis-
Baumeister Modest daselbst.
2. Bei der Fortifikation zu Saarlouis findet ein geprüfter Bau-
meister oder ein im Hochbau bewanderter Bauführer Beschäfti-
gung für längere Zeit. Näheres auf desfallsige Anfrage daselbst.
3. Für den Bau der Eisenbahn von Lübeck nach Kleinen
werden sofort noch einige geübte Geometer und zwei zuverlässige
Bautechniker gesucht. Diäten 2 •/, bis 3>/a Thlr. nebst Reisever-
gütung. Meldungen bei der Grossherzogi. Eisenbahn -Bau -Kom-
mission zu Schwerin.
*) Derselbe Gedanke wurde auch von uns schon in No. 6,
Pag. 53 der deutsch. Bztg. bei Besprechung der Kunsthalle zu
Hamburg angeregt.
204
4. Zum Bau einer Kreis -Chaussee von Fürstenwalde nach
Trebnitz wird zum sofortigen Antritt ein Bauführer gesucht.
Näheres hei dem Wasserbaumeister Feeder zu Cüstrin.
5. Ein erfahrener Bauführer oder Baumeister wird zur
Ausführung industrieller Hochbauten in der Provinz Sachsen ge-
sucht. Meldungen unter der Chiffre K. W. befördert die Expedition.
6. Baumeister, welche Praxis im Eisenbahn- und Brücken-
bau nachweisen, finden gegen 2*/, — 4 Thir. Diäten, 1 Thlr.
Feldzulage, Fuhrkosten - Entschädigung etc. dauernde Beschäftigung.
Auskunft ertheilt Baumeister Lohausen, Berlin, Jägerstrasse 22.
7. Von der Fortifikation in Cosel wird zur speziellen Führung
von Wasser- und Hochbauten ein geprüfter Baumeister gegen
3 Thlr. Diäten gesucht.
8. Ein erfahrener Techniker wird zu einer Bauleitung
in Glogau gesucht. Gehalt ca. 30 Thlr. nebst freier Wohnung. Schrift-
liche Meldungen bei Ende & Böckmann, Berlin, Neue Wilhelmstr. 2.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren M. in Berlin, L. in
Marburg, M. in Hamburg, H. in Dresden, A. in Berlin, R. in Frank-
furt a. M., fft. in Hannover.
Architekteii-Yerein zu Merlin.
Ausserordentliche Haupt- Versammlung am
16. Mai 1868.
Meine Verlobung mit Fräulein Anna Reichert, ältesten
Tochter des Geheimen Medizinalraths Herrn Prof. Dr. Reichert,
beehre ich mich ergebenst anzuzeigen.
Berlin, den 11. Mai 1868.
Ruttkowski, Baumeister.
Tagesordnung:
1. Fortsetzung der Berathung des neuen Statuts.
2. Programme der Monats-Aufgaben für den Jahrgang 1868/69.
(Die verehrlichen Mitglieder sind gebeten hierhin passende Aufgaben
möglichst präzise gefasst dem Vorsitzenden zugehen zu lassen).
Bibliothek - Augelegenheit.
Für die Zeit vom 18. bis incl. 25. d. Mts. sind wegen Beur-
laubung des Bibliothekars die Bibliothekstunden auf die Zeit von
5 — 8 Uhr Nachmittags eingeschränkt. Die Vereinsmitglieder Herr
Bauer und HerrSchneider haben die Freundlichkeit gehabt, für
diese Zeit die Verwaltung zu übernehmen.
Die Schinkel-Konkurrenz-Programme sind im Druck vollendet und
in der Bibliothek gegen Quittung in Empfang zu nehmen. Im
Uebrigen werden dieselben den hiesigen Mitgliedern per Kreuzband
zugeschickt werden; den auswärtigen desgleichen auf Verlangen.
Der Vorstand.
Ein Zimmermeister, mit Vermessungsarbeiten vertraut, gewandter
Zeichner, sucht Stellung bei Bauausführungen oder als Büreau-
Arbeiter. Adressen in der Expedition dieser Zeitung sub. A. S. 31.
Ein junger Mann, gelernter Maurer, praktisch und theoretisch
gebildet, seit 1863 in Berlin, der zuletzt bei einem grösseren Kö-
niglichen Bau als Aufseher beschäftigt gewesen, wünscht zum
1. Juni d. J. eine ähnliche Stelle, oder auf einem Bureau als Zeich-
ner. Gefällige Adressen bittet man an die Expedition d. Blattes
sub B. B. 84. richten zu wollen.
Ein junger Mann, 24 Jahr alt, tüchtiger Zeichner, im Archi-
tektonischen (kennt die Maasse aller Glieder der Säulenordnun-
gen nach Vignola; kombinirt Fa^aden, Entwürfe, innere Dekora-
tionen etc.) und Technischen (Statik, Bau- und Eisenkon-
struktion, Mathesis- Trigonometrie, Logarithmen und Veranschlagen)
geübt und bei Baumeistern gearbeitet, wünscht eine seinen Kennt-
nissen entsprechende Stellung, auch nach ausserhalb. Adressen
bittet man unter Littr. A. C. 12 in der Exped. d. Ztg. niederzuleg.
Ein junger Mann, 26 Jahr alt, Maurer und Steinhauer, der die
Baugewerkschule zu Nienburg a. d. Weser mit dem besten Erfolge
besucht hat, sucht eine seinem Fache entsprechende Stellung zur
Leitung von Eisenbahn- oder Privatbauten. Adressen sub F. S. 36
befördert die Expedition.
Ein Geometer, welcher mehre Jahre eine polytechnische Schule
besucht hat, wünscht Beschäftigung, wenn möglich im Eisenbahn-
bau. Gefl. Offerten erbittet man unter J. G. R. durch die Expe-
dition dieser Zeitung.
Ein tüchtiger Bautechniker, im Hochbau erfahren, sucht Stelle
als Bauführender an einem grossem Neubau. Die besten Zeugnisse
auf Verlangen. Gefällige Offerten einzusenden an die Expedition
dieser Zeitung sub Lit. I. W. u. S.
Eine noch brauchbare Lokomobile und Kreiselpumpe, von
Schwartzkopf in Berlin, zu Flussregulirungen geliefert, sind zu ver-
kaufen. Nähere Auskunft giebt der Baumeister Gerlhoff zu
Osterburg in der Altmark.
Berliner Viehmiirkt.
Für den Bau des Berliner Viehmarktes (Kommandit-
Gesellschaft auf Actien „Berliner Viehmarkt“) zwischen
Acker- und Brunnenstrasse nahe dem Stettiner Bahnhofe
soll die Lieferung von
1250 mille gewöhnlichen Mauersteinen,
850 mille Verblendungs-Steinen,
1400 mille Rathenower oder Birkenwerder Mauer-
steinen (Hartbrand)
auf dem Wege der Submission vergeben werden.
Bezügliche Offerten werden bis
Freitag den 22. Mai er.
auf den Bau-Büreaus Unter den Linden No. 17 und Brun-
nenstr. No. 98 entgegen genommen, woselbst die Bedin- |
gungen eingesehen werden können.
Berlin, den 12. Mai 1868.
Der Baumeister
Balthasar.
V erbindungs - Anzeige.
Gustav Herrmann, Ingenieur
Ida Herrmann, geb. Wens.
Berlin, 10. Mai 1868.
Der Baumeister Karl August Schulz, geb. in Meseritz,
seit einiger Zeit bei der Königl. Regierung zu Posen als Hülfsar-
beiter beschäftigt, ist gestern nach kurzem Krankenlager gestorben.
Die Hinterbliebenen.
Meseritz und Posen, den 9. Mai 1868.
Zu einem grossen Werkstättengebäude auf dem Bahnhofe der
Niederschlesisch-Märkischen Bahn in Berlin sollen die Zimmerar-
beiten im Betrage von circa 18000 Thlr. in zwei Loosen auf dem
Submissionswege vergeben werden. Die Zeichnungen und Bedin-
gungen können auf meinem Büreau eingesehen werden.
Die Offerten sind nach Abgebot in Prozenten der Anschlags-
summe zu machen und mit der Aufschrift „Offerte auf Zimmerar-
beit zum Werkstattgebäude“ versehen bis zur Terminsstunde :
Sonnabend, den 23. Mai er. 11 Uhr Morgens
in meinem Bureau Koppenstrasse 6 u. 7. einzureichen, wo die Er-
öffnung in Gegenwart der etwa erschienenen Unternehmer gesche-
hen wird.
Berlin, den 8. Mai 1868.
Der Eisenbahn -Bauinspektor
i. V.
Goer ing.
Steine -Gesuch.
Für den Bau No. 7 Alsenbrücke hierselbst werden gesucht
100 Klftr. gute lagerhafte Baukalksteine,
50,000 Rathenower Mauersteine,
100,000 ordinaire feste Klinker,
1 Million gewöhnliche weisse Steine.
Reflektanten wollen Offerten mit Angabe des Formats und
Nachweis von Probeladungen an den Rentier Herrn Mühlberg,
Kronenstrasse No. 40, und an die Baumeister Ende & Boeckmann,
Neue Wilhelmsstrasse 2., gelangen lassen.
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Jahrgang II.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2'/j Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
des Architcktcn-Vereins zn Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 22. Mai 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber die Bedeutung der gothischen Baukunst für unsere
Zeit. — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Künigl.
Bau- Akademie zu Berlin im August 1867. — Bauausführungen
und Projekte: Die Neugestaltung des Brandenburger Thores in
Berlin. — Die Wiederaufnahme der Mont- Cenis- Bahn-Fahrten. —
Der neue Berliner Viehmarkt. — Feuilleton: Ungehaltene Rede
gegen das Metermaass. — Mittheilungen aus Vereinen: Ar-
chitektonischer Verein zu Hamburg. — Architekten -Verein zu
Berlin. — Vermischtes: Juristisches. — Konkurrenzen: Preis-
Ausschreiben zum Bau eines Kunsthauses in Kassel. — Perso-
nal-Nachrichten etc.
Uebei* die Bedeutung der gothisclien Baukunst für unsere Zeit.*)
(Schluss eines Vortrages im Architekten - Verein zu Berlin.)
Was die heutige Baukunst betrifft, so wäre zu wün-
schen, dass unsere Baukünstler von dem Umhersuchen in
allen Architekturen des Alterthums und der Neuzeit zu-
rückkämen und vor allen Dingen in einem Stile die
Meisterschaft zu erreichen strebten, was nach dem Sprich-
worte: „vila brevis, ars longa” nur dann möglich ist, wenn
man einen Stil sein eigen nennen kann, und dieses ist
wiederum nur möglich, wenn man die übrigen ungeübt
lässt. In der That ist es ein Zeichen der Charakterlosig-
keit unserer Zeit, worin sie sich von allen früheren spezi-
fisch unterscheidet, dass ihr der Baustil fehlt. Hier gilt
es also, unter den bereits vorhandenen zu wählen. Wer
den gothischen wirklich kennt, dem kann diese Wahl
keine Qual bereiten. Dem sind die Anpreisungen der
Antike als der allein und ewig mustergültigen Kunstform
doch nur Phrasen, die keine strengere Prüfung vertragen.
Der weiss ferner, dass jede Baupraxis, die es mit der
Wahrheit nicht ganz genau nimmt, an einer gewissen Un-
fruchtbarkeit leidet, und dass die Antike ganz wahr wie-
der ins Leben rufen zu wollen nicht nur unmöglich, son-
dern auch übermässig kostspielig sein würde. Die Bau-
kunst ist nun einmal für das Leben da. Sobald sie gegen
das Leben gleichgültig wird und leeren Ideen nachjagt,
wird sie zur Spielerei und geht zu Grunde.
Man würde den wohl gewiss einen Verschwender
nennen, der, um einen Zweck zu erreichen, dasselbe auf-
wenden wollte, was sich mit der Hälfte völlig ebensogut
erreichen lässt: die gothische Kunst weiss mit der Hälfte
des Materials und also in gewissem Sinne auch der Ar-
beit auszukommen, um denselben Zweck zu erreichen
wie andere Bauweisen.
Jedermann würde den einen Thoren schelten, der
die Eisenbahn verschmähen und auf einer griechischen
Biga reisen wollte; nicht viel anders aber scheint uns
der zu verfahren, welcher die eminenten Erfindungen, in
deren Besitze die gothische Baukunst sich doch unbestreit-
bar befindet, verachtet, um antik -klassische Muster nach-
ahmen zu können.
Leider ist die mir zu Gebote stehende Zeit viel zu
kurz, um die Vorzüge der gothischen Kunst auch im Ein-
zelnen nachzuweisen. Ich muss mich begnügen, sie in
folgenden Sätzen zusammenzufassen.
ln der gothischen Baukunst triumphirt der Geist
über die todte Materie, so dass sie nicht so sehr ihren
eigenen Gesetzen als dem Geiste zu gehorchen scheint.
Dies zeigt sich zunächst in der Gesammterschöinung
des gothischen Kirchengebäudes. Man kann dasselbe einem
Organismus vergleichen, insofern sich, wie bei diesem,
*) Wir verweisen auf unsere Anmerkung in No. 18, Seite 180
unserer Zeitnng. D. Red.
der Gegensatz zwischen haltgebenden und nur umhüllen-
den, raumabschliessenden Theilen charakteristisch ausge-
prägt findet. Auf diesem Wege wurde mit dem gering-
sten Aufwand an Masse die möglichst grosse Festigkeit
erzielt.
Es zeigt sich der Triumph des Geistes über die Ma-
terie aber auch in der Gestaltung der einzelnen Bauglie-
der. Nicht als ob diese Herrschaft nach Art einer neue-
ren ästhetischen Betrachtungsweise aufgefasst werden
dürfte. Einer solchen Auffassung würde die strenge Zweck-
mässigkeit der Theile widersprechen , wovon jeder ein
bestimmtes Bedürfniss zu befriedigen vorhanden ist. Be-
trachten wir beispielsweise die Gesimse. Nach der äs-
thetischen Auffassung sind dieselben dazu bestimmt, über-
einander liegende Bautheile, z. B. Stockwerke von einan-
der zu sondern und das Gebäude oder einzelne von
ihnen umschlungene Gebäudetheile gleichsam zusammen-
zubinden, damit sie nicht auseinanderfällen können. Es
mag sein, dass in der antiken Kunst dergleichen Vorstel-
lungen bei der Bildung gewisser Gesimse maassgebend
gewesen sind. Wenn dieses in einem südlicheu Klima
und bei Anwendung wenig poröser Baumaterialien, wie
des Marmors, ungestraft geschehen konnte, so ist doch
die band- oder plattenartige Gesimsform in den nordischen
Gegenden um desswillen unpassend, weil auf der oberen
fast wagerechten Fläche die Regentropfen auseinander-
spritzen und die über dem Gesimse befindlichen Theile
durchnässen. Bei den gothischen Werken bilden deshalb
alle solche Gesimse oben eine schräge Fläche, an welcher
das Regenwasser ruhig herabläuft, und unterhalb ist, an
ihnen eine starke Unterschneidung angebracht, welche das
Wasser nöthigt, abzutropfen, ohne die unter dem Gesimse
befindlichen Bautheile zu berühren. — In ähnlicher Weise
lässt sich bei allen Gliedern der mustergültigen gothischen
Bauwerke, sollten erstere einer oberflächlichen Betrachtung
auch nur zur Zierde vorhanden zu sein scheinen, ein be-
stimmter Zweck finden, welchem sie dienen, mithin ein
Walten des Geistes, der die Materie zweckvoll gestaltet
hat. So sind die sogenannten Krabben, welche den Kan-
ten der steinernen Dächer an den gothischen Thürmen
entspriessen , zugleich Staffeln, deren man sich bei Re-
paraturen zum Hinaufklettern an diesen steilen Thurm-
helmen bedient.
Es zeigt sich aber die Herrschaft des Geistes an den
Ornamenten auch noch in anderer Weise. Die gothische
Kunst lieht es, die Verzierungen ihrer Bauten der organi-
schen Schöpfung, und zwar vorzugsweise dem einheimi-
schen Thier- und Pflanzenreiche zu entnehmen, aber
nicht so, dass sie die Organismen mit allen Zufälligkeiten
der Besonderheit eines einzelnen Individuums, welches
gerade zur Nachahmung gedient hat, kopirt, sondern in-
208
dem sie die Merkmale der Gattung, in welchen sich
gleichsam ihr Charakter verkörpert, schärfer ausprägt,
Nebensächliches und Zufälliges aber zurücktreten lässt.
Doch diese Thätigkeit des Stilisirens ist eine Seite der
gothischen Kunst, welche ja in ihrer Weise jede Kunst,
welche diesen Namen verdient, mit ihr theilt. Erst unse-
rer Zeit scheint es Vorbehalten, sehr allgemein in ein ebenso
Stil- als geistloses Kopiren der Natur zu verfallen, welches
sich die möglichst „natürliche“ Wiedergabe derselben zur
einzigen Aufgabe stellt.
Ein geistvoller Forscher unserer Tage sagt: „Die
Kunst hat einen nicht zufälligen, sondern nothwendigen,
einen nicht vergänglichen, sondern ewigen Zweck, und
dieser ist der: einen Vorgeschmack der ewigen Herrlich-
keit zu geben, zu predigen von der ursprünglichen und
ewigen Schönheit der Welt, die einst wieder erscheinen
soll, wenn alles hinweggethan sein wird, was ihre Erschei-
nung hindert.“ Wir dürfen wohl sagen: keine Kunst hat
diesen Zweck so vollständig erreicht, als die gothische.
Durch jenes Streben nach oben, welches in allen ihren
ächten Schöpfungen lebt, ist sie gleichsam eine Erschei-
nung des Strebens der Menschheit nach der verklärten
Welt, welche die wahre Religion giebt, hat sie einen Zug
ewigen Lebens an sich.
Im Zusammenhang hiermit erkennen wir nun aber
den tiefsten Grund des Hin- und Herschwankens, des
unsichern Suchens und nicht Findens, woran unsere heu-
tige Kunst leidet. Er liegt in dem Mangel an Bewusst-
sein für das eigentliche Ziel des Menschenlebens, in dem
nichtigen, nur für diese Welt und ihre Lust empfäng-
lichen Sinne, welcher eine Signatur der Gegenwart ist.
Es fehlt unserer Zeit allzu sehr der Glaube, es fehlt ihr
das Sehnen und Streben nach der Ewigkeit, „nach Erlö-
sung aus dieser Welt des Todes und der Hässlichkeit“,
welchem die wahre Kunst allein entspringen kann. Eine
Folge dieses Sinnes ist der immer noch sehr empfindliche
Mangel an kirchlichen Neubauten, also gerade an den
höchsten Aufgaben der Baukunst, die zugleich den sämmt-
lichen übrigen Künsten die würdigsten Zwecke zu setzen
vermögen. Daher geht die Thätigkeit der meisten Künstler
in Arbeiten auf, die nur vergänglichen Zwecken dienen,
also jeden höheren Schwung der Phantasie, jede wahre
Erhebung der Seele lähmen.
So lange diese Sinnesrichtung die Oberhand behält,
ist an die Entstehung einer für unser Jahrhundert charak-
teristischen Baukunst gar nicht zu denken, ist die Hoff-
nung einen neuen Baustil aufkommen zu sehen, ein Traum,
und bleibt nichts übrig, als nach wie vor bei der Ver-
gangenheit in die Lehre zu gehen und in ihrem Geiste
neues zu schaffen. Dazu zeigen die grössten Architekten
unserer Zeit, unter welchen mein leider so früh abgeru-
fener Landsmann Ungewitter eine ehrenvolle Stelle ein-
nimmt, den Weg. Ungewitters Bauten, seine Schriften,
seine Veröffentlichungen vaterländischer Kunstwerke wie
seiner eignen Entwürfe sind meines Erachtens Führer
von unschätzbarem Werthe, welche den mit Ernst vor-
wärts strebenden Künstler in den Stand setzen können,
jede Aufgabe der Baukunst in ihrer Tiefe zu erfassen
und mit Ueberlegenheit zu lösen. Ich erlaube mir nur
noch den Wunsch hinzuzufügen, dass ihnen dieser Erfolg
in immer reicherem Maasse und wachsender Ausdehnung
zu Theil werden möge.
Marburg. Dr. W. Lotz.
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung aus No. 18.)
Altona. Kiel.
Bei Blankenese, unterhalb Hamburg, befindet sich die
Dampfmaschinen- Anlage für die Stadtwasserkunst von Al-
tona. Es sind hier zw'ei Woolf’sche Maschinen, jede von
90 Pferdekräften, aufgestellt, vermittelst deren bei 16 Hüben
pro Minute 9 Kub.' Wasser pro Sekunde gefördert werden.
Der kleine Zylinder, welcher nur s/8 Füllung erhält, hat
21", der grosse Zylinder dagegen 36" Durchmesser, der
Kolbenhub ist 7'; der Pumpenkolben hat 15", der Stiefel
21 " Durchmesser und 3 y2 ' Hub (sämmtlich engl. Maasse).
Pro 1 Pfd. verbrauchte Kohle sollen ca. 40 Kub.' Wasser
gehoben werden. Die Anlage der ganzen Wasserwerke
ist im Wesentlichen etwa folgende:
Die Maschine hebt das Wasser aus der Elbe und
drückt es durch eine 2200' lange Leitung auf einen Hügel,
den Brauersberg, der etwa 100' höher liegt als der höchste
Punkt der Stadt Altona, so dass das gehobene Wasser
mit natürlichem Gefälle der Stadt zugeführt wird. Das
aus der Elbe geschöpfte Wasser ist unrein, da sowohl
Hamburg als auch Altona mit ihren Sielen, Kanälen etc.
die Exkremente und allen sonstigen Unrath der Elbe
oberhalb Blankenese zuführen. Es soll nun zwar das
Wasser vorzugsweise nur zur Zeit der etwa 4 — 5 Stunden
anhaltenden Fluth, also im Ganzen etwa pro Tag nur
8 — 10 Stunden lang geschöpft werden, allein auch diese
Anordnung vermindert nur wenig jene Uebelstände, da
die Fluth hier keine neuen, vollständig reinen Wassermas-
sen zuführt, sondern nur einen Theil der trüben, während
der Ebbe abgeflossenen Wassermassen zurückbringt. Es
muss daher das bei Blankenese geschöpfte Wasser erst
geklärt werden, bevor es der Stadt Altona zugeführt wer-
den kann, und sind hierzu auf dem Brauersberge 6 ge-
mauerte Bassins ausgeführt. Das von den Maschinen
hinaufgeförderte Wasser tritt zunächst in ein grosses Ab-
lagerungsbassin von ca. 350' Länge und 70' Breite, worin
sich das Wasser 10' hoch ansammeln kann. Aus diesem
ganz offenen Ablagerungs-Bassin tritt dasselbe, je nach
Bedarf abwechselnd , in die paarweise daneben liegenden,
ebenfalls ganz offenen Filterbassins, deren jedes 150' lang,
70' breit und 10' tief ist. Diese Filterbassins sind etwa
5' hoch mit dem schichten weise eingebrachten Filter-Ma-
terial (Kies und Sand) angefüllt, über dem sich dann noch
etwa 4' hoch Wasser befindet. Aus diesen Filterbassins
wird das filtrirte und also ganz geklärte Wasser dem
Reinwasserbassin zugefübrt, das etwa 100' lang und 100'
breit und mit kleinen Kreuzgewölben ganz überdeckt ist.
In diesem Bassin, dessen Sohle 12' tiefer liegt, als die
des Ablagerungsbassins, kann sich das Wasser 12' hoch (etwa
bis an die Kämpfer der Kreuzgewölbe) ansammeln. Es
wird demnächst in einer 1 V2 Meilen langen Leitung der
Stadt Altona zugeführt. — Da diese Leitung so tief ge-
legt werden musste, dass sie den Einwirkungen des Fros-
tes entzogen bleibt, so kühlt sich selbst im heissesten
Sommer das Wasser auf dem langen Wege bis zur Stadt
so vollständig ab, daas es dort immer in gleichmässiger,
niedriger Temperatur ankommt.
Auf einem der höchsten Punkte der Stadt ist noch
ein eisernes Hilfs- Reservoir auf massivem Unterbau auf-
gestellt, das vorzugsweise dann in Funktion treten soll,
■wenn die Leitung auf dem langen Wege vom Brauers-
berge bis zur Stadt irgendwo schadhaft geworden sein
und in Folge dessen der Stadt kein Wasser mehr zuge-
führt werden sollte. Um dann, selbst bei längerer Be-
triebsstörung, die Stadt wenigstens mit unfiltrirtem Wasser
für Strassensprengung, Feuersgefahr etc. versorgen zu kön-
nen, kann dies Hilfsreservoir mittelst einer in der Nähe
des Bahnhofes angelegten geneigten Ebene mit Elb-Was-
ser gespeist werden. Eine Besichtigung dieser Anlagen
war nicht thunlich. —
Die Kieler Bucht erstreckt sich von Kiel aus etwa
1 y2 Meilen lang in nordöstlicher Richtung bis Friedricbs-
ort, einem Fort, welches die Einfahrt zur Kieler Bucht
vollständig beherrscht. Ihre Breite beträgt in der Mitte
etwa s8 Meilen, ihre Wassertiefe in der Mitte etwa 40 —
45' und selbst nahe am Ufer noch 20 — 30'. Die Bucht
liegt ferner so geschützt, und der Ankergrund ist hier fast durch-
weg ^o vortrefflich, dass selbst bei heftigen Stürmen ein
Treiben der Schifte nur sehr selten vorkommt. Eine
Strömung von grösserer Wichtigkeit zeigt sich in der
Kieler Bucht gar nicht. Das einzige Gewässer von einiger
Bedeutung, das Flüsschen Schwentine, welches Kiel gegen-
über bei Ellerbeck in die Kieler Bucht mündet nnd zur
209
Versorgung der Schifte mit süssem Wasser benutzt wird,
da das Wasser der Bucht einen ziemlich starken Salzge-
halt hat, ist zu unbedeutend, um eine Strömung in der
Kieler Bucht erzeugen zu können; die schwachen Küsten-
strömungen an beiden Ufern scheinen vorzugsweise von
der Windesrichtung abhängig zu sein, da eine Regelmäs-
sigkeit in ihrem häufigen Wechsel noch nicht hat beobach-
tet werden können. Somit liegen die ankernden Schifte
auch sehr ruhig vor ihren Ankern, und Alles trägt dazu
bei, diese Kieler Bucht zu einem ganz vortrefflichen Hafen
zu machen.
Die angeführten Verhältnisse erleichtern allerdings
auch in jedem Winter die Bildung einer Eisdecke im
Hafen, indessen wird dies nicht als besonders schädlich
angesehen, da die Schiffahrt hierdurch nur etwa einen
Monat lang unterbrochen zu werden pflegt. Ebbe und
Fluth zeigen sich, wie in der ganzen Ostsee, so auch hier,
in kaum wahrnehmbaren Maasse, und zwar werden die
Beobachtungen hierüber ganz besonders erschwert durch
die starken Schwankungen, denen der Wasserspiegel der
Kieler Bucht bei Veränderung der Windesrichtung unter-
worfen ist: die westlichen Winde treiben das Wasser aus
der Bucht in die offene See und bewirken nicht selten
eine Senkung des Wasserspiegels bis zu 2' und unter Um-
ständen wohl sogar bis zu 4' unter den normalen Was-
serstand, während andererseits die östlichen Winde das
Wasser in der Kieler Bucht aufstauen und z. B. im Jahre
1864 eine Hebung des Wasserspiegels um etwa 8' über
den normalen Stand bewirkten. Diese Veränderungen des
Wasserspiegels beschleunigen die Sprengung der Eisdecke.
Bekanntlich ist die Kieler Bucht zur Anlegung einer
Marine-Station bestimmt und als günstigste Lage derselben
das Ufer bei Ellerbeck an der Mündung der Schwentine
und Kiel gegenüber gewählt, indessen w'ar zur Zeit noch
Nichts weiter über Anlage und Ausführung bestimmt, so
dass auch Arbeiten irgend welcher Art hierfür noch nicht
im Gange waren. Auch an sonstigen Anlagen für den
Bau oder die Reparatur von Schilfen etc. ist der Kieler
Hafen noch sehr arm, wenngleich auch hierin sich wohl
in kurzer Frist eine grössere Thätigkeit entfalten dürfte.
Zur Befestigung der Schilfe im Hafen sind theils
Duc d’Alben, theils Bojen angeordnet; die Duc d’Alben
müssen aus 9 Pfählen konstruirt werden , wenn sie die
Schiffe bei starken Stürmen gegen ein Treiben schützen
sollen, und doch genügt auch diese Konstruktion nicht
immer. Bei der grossen Wassertiefe müssen die zu den
Duc d’Alben verwendeten Pfähle wenigstens 50 — 60' lang
sein, damit sie noch tief genug in den Boden eingetrieben
werden können, und sind daher diese Konstruktionen so-
wohl wegen des schwierigen Einrarnmens als auch wegen
des dazu erforderlichen Materials ziemlich theuer. Für
j die Bojen (moorings, Hafenanker) ist hier eine eigen-
| thümliche Konstruktion gewählt worden, die in den neues-
ten Heften der „Zeitschrift für Bauwesen“ (IV — VII), auf
die wir verweisen, ausführlich beschrieben ist.
(Fortsetzung folgt.)
Bauausführungen und Projekte.
Die Neugestaltung des Brandenburger Thores in Berlin.
Die verschiedenen Pläne für die durch den Abbruch der
! alten Stadtmauer nothwendig gewordene Umgestaltung des
! Brandenburger Thores haben vor Jahresfrist in uns. Bl. be-
reits eine so eingehende Erörterung erfahren, dass wir nicht
verfehlen wollen, unsern Lesern Nachricht über den neuesten
Stand der Angelegenheit zu geben.
Indem wir auf die Artikel in No. 21 und 28 d. Archit.-
J Wochenbl. Jahrgang 1867 verweisen, reproduziren wir zum
besseren Verständniss in Fig. 1 den gegenwärtigen Zustand
des Brandenburger Thores und in Fig. 2 das von dem Bau-
Inspektor Blankenstein aufgestellte Projekt zum Umbau
| desselben, für dessen Vorzüge wir damals wie auch heute ein-
I treten zu müssen glauben. Denn kaum dürfte eine andere
J Lösung gefunden werden können, die einerseits so sehr den
Bedürfnissen des modernen Verkehrs Rechnung trägt und
dabei eine imposante, einheitliche Anlage herstellt, wie sie
Figur 1.
Südliche Seite des Brandenbur-
ger Thores in seinem gegen-
wärtigen Zustande.
a. Offizierstube,
b. Wachtstube,
c. Flügelgebäude, worin u. A.
die Abtritte der Wache,
d. Seitenausgang,
f. Giebelmauer des Flügelgebäu-
des, worauf die Treppe zum
Hauptgebäude.
g. Statue der Minerva.
Hugchalteue Rede gegen das Meter maass.
Unter dem Titel: „Ein Wort über das Metermaass“
bringt No. 19 der Deutschen Bauzeitung einen Aufsatz,
der dem Unterzeichneten so aus dem Herzen gesprochen
ist, dass er die Nothwendigkeit fühlt, eine solche Stimme
aus der Wüste nicht ohne Beifall und Unterstützung ver-
hallen zu lassen.
Man verlangt eine Maassreform. — Wer aber wirk-
sam reformiren will, bedarf vor Allem eines gewissen
konservativen Sinnes, der für rechtlichen und historischen
Zusammenhang mit dem Vorhandenen Sorge trägt, er
muss vor Allem sich klar machen, was vorhanden ist und
warum es so vorhanden ist.
Wir haben in Preussen drei Haupt- Maasseinheiten :
die Meile = 2000 Ruthen für Landesmaasse,
die Ruthe für die Feldmessung,
den Fuss =: yi2 Ruthe für Gewerbe und Künste.
Die Bemessung dieser Einheiten ist eine für ihre
Bestimmung durchaus zweckmässige. Der Fuss, der Qua-
dratfuss, der Kubikfuss sind übersichtliche, der Schätzung
noch sehr gut erreichbare Grössen, sie sind daher bei al-
len Völkern der Erde annähernd von gleichem Werth und
stellen im Zusammenhänge mit dem natürlichen Maass-
stabe des Menschengeschlechtes selbst. Die Entstehung der
Ruthe erklärt sich aus der deutschen Benennung, es ist
die Länge eines eben noch handlichen Stabes, wie auch
die Länge von 5 Ruthen das Maass einer grade noch
handlichen Messkette vorstellt. Eben so ist die Meile und
Quadratmeile, wie mir vorkommt, eine der menschlichen
Vorstellung von Ländergrösse bequeme und fassliche, da-
her gut gewählte Einheit.
Dass die Ruthe aus 12 Fussen, nicht aus 10, der
Fuss wieder aus 12, nicht 10 Zollen besteht, ist freilich
durchaus nicht zufällig, beruht vielmehr in der leichteren
Theilbarkeit in 2, 4 und 3 Theile an Stelle von nur 5
oder 10 Theilen, soll jedoch hier gegenüber unserm rech-
nenden Zeitalter als ein Mangel anerkannt werden, der
wenigstens da hervortritt, wo, wie beim Bauwesen, beide
Maasse verbunden angewendet werden müssen.
Dagegen ist es unberechtigt, wenn man dem preussi-
schen Maasse vorwirft, dass es nur ein konventionelles,
nicht ein Naturmaass vorstelle. Es kann dies für die
Wissenschaft wie für die Praxis sehr gleichgültig sein,
sobald nur das Verhältniss des konventionellen Maasses
zu einem Naturmaass genügend festgestellt ist. Und dies
ist in Bezug auf das preussische Maass geschehen. Durch
die feinen Untersuchungen unseres berühmten Astronomen
Bessel wurde die Länge des Sekundenpendels in Berlin
gleich 3 Fuss 2 Zoll 0,1626 Linien gefunden und nach
diesem Verhältniss im Jahre 1837 der preussische Fuss
gesetzlich festgestellt. Die hiernach angefertigten und in
Berlin aufbewahrten Normal -Maasstäbe sind vortrefflich
und werden an Feinheit von nichts Aehnlichem über-
troffen.
Was nun wird uns an Stelle unseres preussischen
Maasses geboten?
Ein Maass, das zwischen den, man kann wohl sagen,
natürlichen Maassen, dem Fuss und der Ruthe, eine nichts-
210
A
a Durchfahrt für Hofequipagen, bb Ausfahrten, cc Einfahrten für das
Publikum, d rf, e e, ff Ausgänge.
andererseits das bereits Vorhandene schont und den Charakter
des historischen Bauwerks unversehrt lässt. Die Schwierig-
keiten, die der Ausführung dieses Entwurfes iin Wege standen,
waren allerdings sehr gross, jedoch immerhin nicht unüber-
windlich; die an höchster Stelle getroffene Entscheidung, dass
die Militairwache erhalten bleiben solle, war anscheinend ohne
Kenntniss von jenem Projekte erfolgt und hätte sich durch
vorläufige Ausführung eines modifizirten Planes festhalten las-
sen, ohne eine spätere Wahl des grösseren Entwurfes auszu-
schliessen. Die sachverständigen Bedenken, dass durch Oeff-
nung je einer Passage dicht neben dem Hauptthore, die „Wi-
derlager“ des letzteren gefährdet seien, sowie dass dadurch
zwei ungleiche Säulenweiten entständen, wären gleichfalls
wohl noch zu beseitigen gewesen.
Die in dieser Beziehung gehegten Hoffnungen sind jedoch
nicht erfüllt worden. Zwar ist das Resultat einer nochmali-
gen Erörterung der Angelegenheit gewesen , dass die bereits
eingeleitete Ausführung des von uns angegriffenen älteren Um-
bau-Projektes*) zunächst sistirt, demnächst gänzlich beseitigt
worden ist; zur Ausführung aber ist, nachdem die Verhand-
lungen wiederum fast ein Jahr beansprucht haben, ein ganz
verändertes Projekt gewählt.
Wie wir hören, sollen nunmehr die beiden Flügelbauten
durch zwei offene Hallen ersetzt werden, die in ihrer äusse-
ren Erscheinung den inneren Seitengebäuden konform diese
nach der Seite des Thiergartens hin verdecken werden. Die
Anlage würde sich demnach, wenn die Stellung der beiden
neben dem Hauptthor stehenden Säulen maassgebend ist, etwa
wie in Fig. 3 skizzirt, darstellen. Grosse Vorzüge vor dem
*) Nach demselben sollten bekanntlich die Flügelbauten (c in
Fig. 1) in ihrer bisherigen Gestalt verlängert und mit den Seiten-
gebäuden durch Sandsteingebälke auf Zwischensäulen verbunden
werden. Der durch den Anbau an die Flügel gewonnene Raum
war zu öffentlichen Bedürfnissanstalten bestimmt.
durch sie beseitigten Entwürfe lassen sich in ihr nicht ver-
kennen und für gleiche Säulenweiten (wenigstens in den glei-
chen Ansichten) und nicht nur Beibehaltung, sondern sogar
Verstärkung der „Widerlager“ des Thors ist allerdings ge-
sorgt.
Figur 3. Entwurf zum Umbau des Brandenburger Thores mit Beibehaltung der
Wache. (Südseite.)
, Trotzdem scheuen wir
© uns nicht es offen auszu-
Vv sprechen, dass auch diese
Lösung der Aufgabe eine
allseitig befriedigende nicht
genannt werden kann. Soll
15J -— sie definitive Geltung haben,
so ist vom praktischen Ge-
sichtspunkte aus die dem
Bedürfnisse gegenüber
durchaus ungenügende Ver-
grösserung der lichten Weite
des Thors zu tadeln; auch
vom ästhetischen Gesichts-
punkte aus wird die Ver-
bindung der neuen Flügel-
bauten mit den älteren Sei-
i 1 1 1 1 1 50 F tengebäuden (Wache und
Steuergebäude), deren un-
organische Einbauten, ein trauriger Nothbehelf des früheren
Bedürfnisses, erhalten bleiben sollen, nicht ganz glücklich er-
scheinen. Soll die jetzige Lösung nur ein Provisorium sein,
während für spätere Zeiten der gänzliche Abbruch beider
Seitengebäude offen gehalten wird, so würden wir letztere
Maassregel, durch welche der Charakter des von den festen
Massen der Nebeugebände eingeschlossenen Thorgebäudes ver-
nichtet würde, für eine durch Nichts zu rechtfertigende Ver-
stümmelung des historischen Bauwerks halten.
Ob die so oft schon geänderte Entscheidung über das
Schicksal des Brandenburger Thores nunmehr unabänderlich
feststeht, ob Eiuwände dagegen noch Berücksichtigung finden
dürften — wir wissen es nicht. Als unsere Pflicht erschien
es uns sie zur Sprache zu bringen und noch in letzter Stunde
daran zu mahnen, dass unserer Stadt beim Umbau eines sol-
chen Monumentes nichts Halbes gegeben werde, sondern etwas
Ganzes !
Am 5. Mai war die internationale Kommission für die Mont-
Cenis-Bahn (sogen. Fell-Bahn) in St. Michel versammelt, um der
Wiederaufnahme der Fahrten über diesen Pass beizuwohnen.
Die Abfahrt fand um */* 1 2 Uhr Mittags statt, die Ankunft in
Susa Abends um 5 Uhr 15 Minuten. Die Auffahrt wie die
Niederfahrt ging gleich gut von Statten. Die Bahn, wie das
Fahrmaterial befindet sich in bestem Zustande, so dass in
einigen Wochen die regelmässigen Bahnzüge beginnen können.
sagende Mitte hält, für den Werkmeister, den Architekten
zu gross, für den Feldmesser zu klein, ein Maass, welches
in seiner Grundidee, ein Naturmaass zu sein, verfehlt ist,
ein Maass, welches die wichtigsten Völkergruppen der
Erde nicht haben und auch nicht annehmen werden, ein
Maass endlich, dessen konsequenter Durchführung zu
Liebe wir unsere ehrwürdige deutsche Sprache verwäl-
schen und verfälschen müssen, mit einem Worte ein
Ma ass, das, wie es nirgends volksthümlich geworden ist,
auch bei uns nimmer volksthümlich werden wird.
Die Entstehung des Metermaasses ist bekannt genug,
doch kann ein Rückblick hier nicht schaden;
Die Idee, ein Naturmaass als das Normalmaass aller
Völker einzuführen, beschäftigte schon die Gelehrten
früherer Jahrhunderte. John Ilerschel schlug die Länge
der polaren Erdaxe als Basis vor. Huygbens, der zuerst
eine vollständige Theorie des Pendels aufstellte, wollte die
Länge des Sekundenpendels, dessen verschiedenen Werth
er noch nicht kannte, maassgebend machen und empfahl
den dritten Theil als Fundamentalfuss (1673). Der As-
tronom Mouton in Lyon (1670) schlug die Länge einer
Meridianminute unter dem Namen Milliare, oder Meile als
Einheit vor. Die letztere Idee wurde während der fran-
zösischen Revolution besonders durch Laplace wieder auf-
genommen und man schritt zur Ausführung, indem man
vom Jahre 1791 an durch Mechain und Delambre ein
Stück Meridianbogen von Dunkirchen bis Barcelona,
9% Grade, messen und die Operation durch Biot und
Arago bis zur Insel Formentera fortführen liess. Die
aus dieser Messung gefundene Länge des Meridianqua-
dranten vom Aequator bis zum Pole theilte man in 10 Mil-
lionen Theile, nannte einen solchen Theil einen Meter und
ermittelte den Werth desselben unter Berücksichtigung der
polaren Abplattung der Erde, welche gleich 1 334 des
Aequatordurchmessers angenommen wurde, zu 443,295936
alten Pariser Linien. Durch ein Dekret des Direktoriums
vom 19. Frimaire des Jahres VIII (10. Dez. 1799) wurde
das Meter auf 443,296 pariser Linien endgültig festgestellt.
Längst ist seitdem die Inkorrektheit jener Ilerleitung
des Meters nachgewiesen worden. Die Abplattung der
Erde ist seitdem zu J/2 9 9 des Aequatordurchmessers er-
mittelt, sie ist also grösser, als die französische Messung
annahm, der Quadrant des Meridians daher in Wirklich-
keit kleiner, folglich das Meter zu gross. Die Messung
berücksichtigte ferner nicht , dass die Krümmung des el-
liptischen Erdsphäroids keine vollkommen gleichmässige
ist; es hangen ihr endlich die Ungenauigkeiten an, die
zahllos an einander gereihte Beobachtungen mit Theodo-
lit und Maasstab in Summa unfehlbar mit sich bringen.
Wenn somit das Meter nichts weniger als ein wirkliches
Naturmaass ist, so fehlt auf der andern Seite auch die
korrekte Vergleichung mit einem Naturmaasse, die Ersatz
leisten könnte und die im preussischen Maass gegeben
ist. Das Meter ist also nichts weiter, als ein in der Luft
schwebendes konventionelles Maass, wie die anderen auch,
es ist = 443,296 pariser Linien und findet seine Nor-
mirung nicht in einer Naturgrösse, sondern in den zu
Paris aufbewahrten Etalons!
Was nun die Wahl grade dieser Grösse als Maass-
einheit betrifft, so konnte kaum eine unglücklichere ge-
211
Der neue Berliner Viehnmrkt.
Dem in Berlin schon seit längerer Zeit hervorgetretenen
Bedürfnis nach Schlachthäusern und damit verbundenen An-
lagen für die Abhaltung von Viehmärkten abzuhelfen, hat
sich eine Aktien - Gesellschaft unter der Firma „Der Vieh-
markt“, Kommandit- Gesellschaft auf Aktien, A. Sponholz
& Comp, gebildet. Vor dem Rosenthalerthor , zwischen der
Brunnen- und Ackerstrasse, hat dieselbe bereits ein 36 Mor-
gen grosses, höchst günstig gelegenes Terrain erworben und
/ L
Im Mittelpunkt der ganzen projektirten Anlage für den
Viehmarkt ist eine Börsenhalle mit Räumen für die Verwal-
tung und Maklerbiireaus von 17,500 O Grundfläche angeord-
net, an welche sich 6 auf eisernen Säulen ruhende Hallen mit
Ständen für das zum Verkauf bestimmte Vieh von je
40,000 Q' Grundfläche anschliessen. Bei den Raumbestim-
mungen wurde vorläufig auf die Aufstellung von 2500 Rindern,
1500 Kälbern, 8000 Schafen und 4000 Schweinen Bedacht
genommen und ist eine genügende Fläche disponibel, die vor-
handenen Stände noch um die Hälfte zu vermehren.
A. Viehmarkt.
B. Schlachthaus.
C. C. Brunnen - Strasse.
D. D. Strehlitzer- Strasse.
E. E. Acker- Strasse.
F. Feld- Strasse.
G.G. Stralsunder - Strasse.
a. Börse.
b. b. Verkaufshallen für Rinder.
c. c. „ t> n Schaafe.
d. d. „ „ „ Schweine.
e. e. Rindvieh - Ställe.
■
f. f. Schaaf - Ställe.
g. g. Sandställe für Schweine.
h. Schweine -Stall.
i. Verkaufs-Halle nebst Stäl-
len für Kälber.
k. Pferde - Stall.
l. Maschinen -Haus für das
Pumpwerk,
m. Verwaltung. Arzt.
n. Steuer. Polizei.
o. o. Schwemmen und Tränken.
10 5 0 10
sind die Erdarbeiten zur Planirung der bedeutenden Flächen
für den Viehmarkt schou kräftig in Angriff genommen.
Von drei hierfür durch die Baumeister Wesenberg uud
Meyer — v. d. Hude und Hennicke — und Orth be-
arbeiteten Konkurrenz- Entwürfen gelangt der letztgenannte
zur Ausführung. Die Spezial-Projekte für die einzelnen Bau-
lichkeiten sind soweit vorgeschritten, dass in der nächsten
Zeit der grössere Theil der Arbeiten und Lieferungen ver-
dungen werden kann, und soll die Anlage in den Haupttheilen
schon im Herbst dieses Jahres dem Betrieb übergeben werden.
20 30 40 50 Rth.
An den Grenzen des 28 Morgen messenden Platzes für
den Viehmarkt sollen ringsherum Ställe für das überstehende
Vieh in entsprechenden Ausdehnungen ausgeführt werden,
während das Eingangsportal durch Gebäude für Steuer- und
Aufsichtsbehörde flankirt wird. Im Anschluss an den Vieh-
markt sollen Schlachthäuser für Rindvieh, Schweine und
Kleinvieh um besondere Höfe gruppirt angelegt Verden. Die-
selben werden mit ausreichender Wasserspülung und allen
den Einrichtungen verseheu, welche die neueren bedeutenden
Anlagen anderer Städte auszeichnen. Bp.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architektonischer Verein zu Hamburg. Sitzung am
20. März 1868; Vorsitzender Herr F. G. S tarn mann.
Von Hrn. Ehlers wird ein eingehendes, im Allgemeinen
günstig sich aussprechendes Gutachten über die Ziegel- Fabri-
kation der Ziegelei Victoria bei Eidelstedt verlesen. Nach Er-
ledigung kleinerer Vorlagen hielt demnächst Hr. Betriebs -In-
spektor Teilkampf der Altona- Kieler Bahn den nachstehend
troffen werden. Hätte man den Erdquadranten in 30 Mil-
lionen Theile getheilt, statt in 10, so würde man an-
nähernd den alten pariser Fuss wieder bekommen haben;
aber wahrscheinlich hielt man ein solches Resultat für
nicht radikal, nicht abstrakt genug. Nur aus dem ab-
strakten dekadischen Fanatismus jener Zeit, der ja auch
die Wochen in Dekaden umschuf nnd unfehlbar auch das
Jahr in 10 Monate, diese in 10 Tage getheilt haben
würde, wenn Sonne und Mond ihm den Gefallen ge-
than hätten, — nur aus diesem Fanatismus ist die Wahl ge-
rade dieser so unpraktischen Maasseinheit zu erklären.
Und unpraktisch ist sie allerdings.
Man denke sich nur, dass man bei Berechnung von
Holz, Steinen etc. immer mit einer Einheit zu thun hat,
die 32 mal so gross ist, als der preussische Kubikfuss,
also jedes einzelne Stück meist in echten Brüchen wird
auszudrücken haben. Wenn der Kubikfuss Kiefernholz
12 Sgr. kostet, so ist das anschaulich, sage ich aber, das
Kubikmeter kostet 13 Thaler, also so und soviel hunder-
tel Meter das und das, oder sage ich, das Kubikdezimeter
kostet 468/ioo Pfennige, also 735 Kubikdezimeter so und
so viel, so danke ich für eine derartige Rechnerei. Ich
gebe zu, dass das bei grösseren Rechnungen, wo man die
Dezimalstellen unter einander stellt und nach dem Ad-
diren abstreicht, nichts zu sagen hat, aber die Sache ist
nicht anschaulich, es ist eine papierne Geschichte, nichts
werth für das Volk.
Oder wenn der Feldmesser, der bisher mit Zehntel-
Ruthen, die er in seinem Manual anmerkte, gerade die
geeignete Genauigkeit erreichte, nunmehr nur abgerundete
im Auszüge mitgetheilten Vortrag über die grosse Erdrut-
schung des ehemaligen Rainville’schen Gartenterrains an der
Elbe in Altona.
Der frühere Rainville’sclie Garten bestand aus einem
oberen, ziemlich horizontalen Plateau von etwa 110' Höhe
über Hamburger Null und hatte nach der Elbseite hin einen
100' hohen, stellenweis ziemlich steilen Abhang, der an der
Südseite von der sog. geneigten Ebene begränzt wurde, die
vom Altonaer Bahnhof nach dem Elbquai hinabführt.
Meter angeben wollte, so würde er sicher mit jedem Re-
visor in Konflikt kommen; muss er sich nun also auf
Zehntel Meter einlassen, so erhalten seine Zahlen im Ma-
nual die annähernd vierfache Grösse, wie bisher, und wer
Feldmesser gewesen ist, wird wissen, was das auf sich
haben würde. Will er die neue Ruthe = 5 Metern auf
seiner Kette in 10 Theile theilen, so wird er wieder zu
ungenau, und bekommt ausserdem mit halben Metern zu
thun. Lässt er sich Ruthenstäbe von 5 Metern =16 Fuss
Länge machen, so kann damit kein Arbeiter hantiren,
ebensowenig, wie mit einer Messkette, die 5 Meterruthen,
circa 80 Fuss Länge hätte. Nimmt er eine 4 Ruthen
lange Kette, so verliert er die Bequemlichkeit und Sicher-
heit der Rechnung, die die Zahl 5 bietet. Sieht er von
der neuen Ruthe ganz ab und nimmt eine Kette von
20 Metern, so muss er sich wieder mit übermässig gros-
sen Zahlen herumschlagen. Kurz, Unzuträglichkeiten
überall.
Dass den Maschinenbauern das Centimeter und Milli-
meter angenehme Einheiten für das Detail sind, mag sein:
sie sind es wenigstens hauptsächlich, die für das Meter-
maass eifern; überzeugt hat uns freilich noch Niemand,
dass man mit Zollen und Linien bei dezimaler Theilung
des Fusses nicht eben so weit sollte kommen können.
Dass die Wissenschaften das Meter vorziehen, ist einfach
unwahr: weder Astronomie, noch Geographie, noch Geo-
logie und Physik bedienen sich bis jetzt des Metermaasses.
Wenn einige Schriftsteller deutscher Kleinstaaten in ihren
Werken das Metermaass zu Grunde gelegt haben, so ent-
sprang das einerseits dem billigen Wunsche, über ihre
212
An dem Abhange des Berges ist vor einigen Jahren eine
neue Strasse (Meinhold Terrasse) angelegt worden, um ihn
zu Bauplätzen nutzbar zu machen; zur Begrenzung und Er-
weiterung des oberen Plateaus wurde später eine Futtermauer
von etwa 1100' Gesammtlänge aufgeführt, die zum Theil auf
Sandschüttung fundirt ist, da der an einigen Stellen frisch
aufgeschiittete Lehmboden sich als sehr weich zeigte. Hinter
und vor dieser Mauer sind einige Anschüttungen vorgenommen
und ist das Terrain des ehemals Rainville’schen Gartens theils
durch solche Anschüttungen, theils durch Abgrabungen mannig-
fach verändert worden. Auf dem südlichen Theile des Ab-
hanges wurden in der letzten Hälfte des vorigen Jahres be-
deutende Abgrabungen, am östlichen Ende dieses Terrains
nur einige Planirarbeiten vorgenommen, um dort ein Wohn-
haus zu erbauen. Daselbst wurde neben der geneigten Ebene
eine niedrige Futtermauer statt der alten, an Ankerpfählen
verankerten hölzernen Vorsetzen aufgeführt.
Der ganze Abhang besteht nach den Bohrungen der
letzten Zeit aus theils sandigem theils thonigem Lehmboden,
der auf einer 4 — 7' starken Schicht von sehr festem, schwar-
zen Thonboden (aus dünnen schieferartigen Lagen, deren un-
tere seifenartig ist, bestehend) lagert. Die Oberfläche dieser
Thonschicht liegt unter dem grösseren Theile des abgerutsch-
ten Abhanges auf durchschnittlich 26' über Hamburger Null,
senkt sich aber gegen Südwesten und Südosten ziemlich stark
abwärts. Bei der Elbbergbrücke, welche über die geneigte
Fläche führt, liegt diese Oberfläche auf +17, 1 Ruthe weiter
südöstlich auf + 11; G Ruthen weiter südöstlich auf +4; an
der Westseite des Terrains auf + 19. Unter der Thonschicht
liegt lehmiger Sand, der in reinen Sand übergeht. Diese für
Wasser undurchdringliche Thonschicht mit schlüpferigen Gleit-
flächen ist ohne Zweifel eine Hauptursache der durch äussere
Einwirkungen erfolgten Abrutschungen.
Schon 1844 beim Bau der geneigten Ebene kamen hier
in Folge der am südlichen Ende des Rainville’schen Gartens
vorgenommenen Abgrabungen beträchtliche Abrutschungen vor,
so dass sich daselbst eine senkrechte Wand von 20' Höhe
zeigte. Durch ein ausgedehntes System von Sickerkanälen
gelang es damals den in Bewegung begriffenen Abhang zu
entwässern und zum Stehen zu bringen. Auch die Elbberg-
brücke mit der daran stossenden hohen Futtermauer, welche
auf resp. über der Thonschicht fundirt waren, bewegten sich
damals mit der Thonschicht etwas in südöstlicher Richtung.
Dieser Rutschung wurde dadurch Halt geboten, dass man die
Futtermauer an mehren Stellen unterfing und mittelst Pfeiler
durch die Thonschicht hindurch auf Sand fundirte; ferner
wurde sie an drei Stellen durch eiserne Anker an einem
starken Eichbaum, der in 90' Entfernung von der Vorderkante
der Mauer in einem weiten, gemauerten Brunnen ange-
bracht war, verankert.
Schon Ende vorigen Jahres zeigten sich geringe Bewe-
gungen im ganzen Abhange. Ende Dezember war die Mein-
hold Terrasse um 9 — 12“ nach Süden verschoben und die
Futtermauer zeigte an der betreffenden Stelle eine ähnliche
Ausbauchung, indem das Fundament derselben mit dem Boden
verschoben sein musste, ln den Weihnachts-Feiertagen wurde
ein Sickerkanal rechtwinklig zur Mauer eingetrieben.
Im Januar d. J. war nun der Abhang des ehemaligen
Rainville’schen Gartens durch Regen und Schneewasser so
durchweicht, dass er kaum zu passiren war; gegen Ende Ja-
nuar betrug die Verschiebung der Meinhold Terrasse 15“. —
Am 31. Januar und 1. Februar trat die eigentliche Katastrophe
ein: Ein Theil der Futtermauer auf dem Gebiet der früheren
Abrutschung von 1844 stürzte ein. In der Nacht vom 1. zum
2. Februar war die Meinhold Terrasse um 12' nach Süden
verschoben, die Erdrisse zeigten auch eine geringe Verschie-
bung nach Westen an. Am 4. Februar betrug die Verschie-
bung 21' und stieg im Laufe des Februars auf 26'. — Das
Wohnhaus auf der planirten Fläche nahe der geneigten Ebene
hatte sich am 4. Februar um 15' verschoben und war nur
wenig aus der lothrechten Stellung gekommen; zeigte jedoch
so starke Risse und war der geneigten Ebene so nahe ge-
kommen, dass es abgetragen werden musste. Am Morgen des
2. Februar stürzte ein Theil der Stützmauer am unteren Ende
der geneigten Ebene ein, so dass diese daselbst durch Steine
und Erde verschüttet wurde.
Neben dem Maschinenhause (südöstlich von der geneigten
Ebene liegend) war das Geleis um einige Zolle verschoben;
weitere Verschiebungen traten nicht ein, da das Maschinenhaus
auf Sand unter der Thonschicht fundirt ist, und der Saud
unter der Thonschicht keinen Theil an der Bewegung nahm.
Auch die nordwestliche konkave Flügelmauer der Elbberg-
brücke zeigte am 2. Februar einen Riss, und bewegte sich der
abgerissene Theil um 18“ von dem anderen fort. Am 3. Fe-
bruar wurde das westliche Ende des nördlichen Widerlagers
auf etwa 4' Länge um 2“ aus der geraden Richtung gedrückt,
in Folge dessen sich im Gewölbe und der Aussenfläche des
nicht abgerissenen Theils des konkaven Brückenflügels theils
horizontale, theils schräge Risse zeigten. Am 6. Februar
wurde eine Aufgrabung hinter diesem Flügel gemacht und
eiue Verankerung der Stirnmauer und des konkaven nord-
westlichen Flügels nach dem nordöstlichen hin vorgenommen;
die Risse des Gewölbes wurden mit Zement ausgegossen und
und der beschädigte Theil mit Asphalt neu abgedeckt, die
Risse an der Aussenseite ausgehauen und neu ausgemauert.
Gegen den grossen Riss dieser Mauer wird ein starker Strebe-
pfeiler, unter der Thonschicht fundirt, gesetzt; ferner soll am
Ende des Flügels noch ein kleinerer Strebepfeiler angebracht
werden.
Auf dem abgegrabenen Terrain hatte sich am 4. Februar
viel Wasser angesammelt, das sich bald unterirdische Kanäle
suchte. Bei den Arbeiten zur Entwässerung des Terrains fand
engen Landesgrenzen hinaus verständlich zu sein, andrer-
seits dem Mangel eines allgemeinen deutschen Maasses.
Den Schneidern und Putzmacherinnen endlich mögen ihre
Centimeter-Ellen in Gottes Namen verbleiben.
Was so oft, und mit einem Schein des Rechtes, an
dem Metermaass gerühmt wird, ist die konsequente Durch-
führung einer Vervielfachung mit den Potenzen von Zehn,
sowie seine einfachen Beziehungen zu den Gewichten und
llohlmaassen. Aber auch dieser Vorzug der Konsequenz
ist bei Lichte betrachtet nur ein scheinbarer und einge-
bildeter, es ist ein Vorzug, den eben ein abstraktes Ge-
dankending immer haben wird vor dem wirklichen Leben,
das in erster Reihe nicht konsequent, sondern bunt und
mannigfaltig ist.
Offenbar bedürfen wir verschiedener Maasseinheiten
für verschiedene Zwecke; dass diese Maasseinheiten in
einer leicht fasslichen und leicht umsetzbaren Bezie-
hung zu einander stehen, ist zweckmässig, dass diese
Umsatzzahlen aber immer Potenzen von 10 sein sollen,
ist nicht allein überflüssig, sondern auch häufig höchst
unpraktisch. Wenn 2000 Ruthen eine gute Meile geben,
so bin ich thöricht, wenn ich Meilen von 1000 Ruthen
annehme; wenn dem Bergmann ein Maass von 6 Fuss
eine passende Einheit giebt, so ist er thöricht, Lachter
von 10 Fuss Länge anzuwenden; wenn 2 Fuss eine gute
Elle geben, so ist der Kaufmann ein Thor, der eine zehn-
fiissige, oder, weil das nicht geht, eine einfüssige Elle ver-
wenden wollte. Dasselbe gilt von den llohlmaassen und
Gewichten; wenn 1 s0 Kubikfuss Hohlraum vielleicht ein
handliches Maass abgiebt, so ist es unklug, yJ00 Kubikfuss
anzunehmen; die leichtere Reduzirbarkeit hat keinen Werth,
denn was ich in Maassen messe, messe ich nicht auch in
Fussen. Wenn y66 des Gewichtes von 1 Kubikfuss Wasser
ein gutes Pfund abgiebt, weshalb soll ich y)0o nehmen
und so fort. Nicht die Potenzen der Zahl Zehn, sondern
die Potenzen des Lebens müssen für die Maasseinheiten
das Bestimmende sein. Eine leichte Reduzirbarkeit der
Maasseinheiten ist nur da wichtig, wo zwei Maasse ver-
bunden angewendet werden, wie das bei Ruthe und Fuss
allerdings der Fall ist.
Die Frage nun, was für Deutschland das Beste sei,
um endlich zu einem einigen Maass zu kommen, lässt sich
nach den verschiedenen Gesichtspunkten auch verschieden
beantworten.
1. Legen wir Werth auf ein Maass, das zu einem
leicht auffindbaren Naturmaass in einer festen, wissen-
schaftlich begründeten Beziehung steht, so haben wir das
preussische Maass zu wählen.
2. Legen wir Werth auf ein bereits vorhandenes,
wenigstens dem Namen nach deutsches Maass, so bietet
sich, wie der Aufsatz in No. 19 dieses Blattes vortrefflich
ausführte, die deutsche oder geographische Meile, gleich
4 Seemeilen, die in 2000 Ruthen, oder wie vorgeschlagen,
in 24000 Fuss getheilt werden könnte. Wir würden damit
sogar ein Naturmaass = 1 5400 des Aequatorumfanges und
zugleich ein Maass bekommen, das, wie dort ausgeführt
wurde, in hohem Grade schon Weltmaass ist.
3. Glauben wir unsere Einheit durch gemeinschaft-
liche Annahme eines ausländischen Maasses leichter zu
Stande zu bringen, wie es denn iu der That deutsche Ge-
213
sich, dass das verschobene Siel unter der Meinhold Terrasse
nicht mehr zu benutzen war, desshalb wurde ein neues hölzer-
nes Siel mit teleskopisch in einander geschobenen Rinnen von
IS'7 Weite, bei 12" Höhe an die Stelle des verschobenen Siels
gelegt. Die Rinnen waren aus 14' langen, 2" starken Bohlen
mit Querleisten auf den Aussenseiten hergestellt und je 1' tief
in einander geschoben, mit so viel Spielraum, dass sie geringen
Erdbewegungen folgen konnten. In die Seitenwände waren Lö-
cher von 6" Q] geschnitten und in den Deckel Löcher von */*//
Durchmesser gebohrt. Zu den Seiten und oben auf das Siel
wurden Busch und Steingrus gepackt und dann die ca. 15' tiefe
Ausgrabung mit reinem Sande zugeworfen, um schon das Re-
genwasser der Strasse abzuleiten. Der Boden war so schlam-
mig, dass die gewöhnliche Abspreitzung mit horizontalen rauhen
Bohlen nicht mehr genügte, sondern hinter dieselben noch dicht
gerammte Streichwände gebracht werden mussten.
Während des Sielbaues kamen Verschiebungen der Bau-
grube von 2 — 3' in südlicher Richtung vor. Das abgerissene
Quersiel des oberen Terrains wurde mittelst einer offenen
Rinne in das Strassensiel geleitet. Am 19. Februar wurde
die geneigte Ebene dem Betriebe übergeben, das Strassensiel
aber erst am 5. März vollendet. Die Böschung des durch-
weichten Terrains war durch kleine Siekerkaaäle trocken gelegt.
Gegen Ende Februar versiegte die Quelle des unter dem
nordwestlichen Flügel der Elbbergbrücke bisher heraustreten-
den Wassers, wahrscheinlich in Folge der Entwässerung des
Terrains durch das Strassensiel. Auf dem oberen Terrain,
uördlich der Meinhold Strasse, zeigte sich ein steiler Abriss
von etwa 10 ' Höhe, zwischen diesem Abriss und der Strasse
bildete sich eine Niederung, die sich im Laufe des Februars
an verschiedenen Punkten noch merklich senkte. Dort ist
wahrscheinlich der über der Thonschicht liegende Lehmboden
durch das von oben her eindringende Wasser in Brei verwan-
delt, der durch das bedeutende Gewicht nach Süden hin, wo
der geringste Gegendruck war, auswich.
Ob und wie weit die schwarze Thonschicht Theil an der
Bewegung nahm, ist nicht genau zu ermitteln. An einigen
Stellen, wo dieselbe in den Böschungen zu Tage tritt, zeigt
es sich, dass sie sich mit den darauf liegenden Erdmassen
fortschiebt. — Jetzt scheint der Abhang in Folge der Ent-
wässerung zum Stehen gekommen zu sein; geringe Bewegungen
zeigen sich hier und dort noch in der ziemlich steilen (etwa
zweifüssigen Böschung) neben der geneigten Ebene. Jedenfalls
wird eine weitere gründliche Entwässerung nöthig sein, um
dem Terrain solche Festigkeit zu geben, dass man an ein Be-
bauen desselben denken kann.
Architekten - Verein zu Berlin. — Ausserordentliche
Hauptversammlung am 15. Mai 1868; Vorsitzender Hr. Boeck-
mann, anwesend 92 Mitglieder.
Nach Erledigung kleinerer geschäftlicher Vereins- Ange-
legenheiten theilte der Vorsitzende mit, dass ihm eine so grosse
Anzahl von Vorschlägen für die neu zu stellenden Monats-
Aufgaben zugegangen sei, dass eine Verhandlung über diesel-
ben im Vereine fast unmöglich sei. Es wurden daher auf
seinen Antrag die Hrn. Schwatlo und Winterstein ge-
wählt, um aus dem vorhandenen Material die erforderliche
Anzahl von Programmen zusammenzustellen.
Eine grössere Anzahl von Fragen beantwortete Hr. Adler,
eine andere Hr. Schwatlo, der als Material für die Orna-
mente eines den Stürmen ausgesetzten Putzbaues an der Nord-
see gebrannten Thon oder auch Kunststein aus Zementguss
empfahl. Eine Frage über die dem Einsturze des einen Mi-
chaelis - Kirchthurms in Breslau zu Grunde liegenden Ursachen
— ob mangelhafte Konstruktion des Thurmhelmes, wie der
Korrespondent dies. Bl. anzudeuten scheint, ob mangelhafte
Fundirung auf Senkbrunnen, wie anderwärts behauptet wird
— konnte nicht beantwortet werden; zwei von Hrn. Stadtbaurath
Zimmer mann zu Breslau eingesandte Photographien der
Kirche nach der Katastrophe lagen zur Ansicht aus.
Der Verein setzte demnächst die Berathung des Entwurfs
für das neue Statut fort und beendete dieselbe im Einzelnen.
Der Entwurf wurde darauf der Kommission mit dem Aufträge
zurückgegeben eine neue Redaktion desselben mit Berück-
sichtigung der vielfach beschlossenen Aenderungen vorzuneh-
men und diese Fassung als neue Vorlage drucken und unter
die Vereinsmitglieder vertheilen zu lassen. Die definitive
Schlussabstimmung über Annahme oder Verwerfung des neuen
Statuts soll in der Haupt-Versammlung des Monats Juni
erfolgen. — F. —
Vermischtes.
Juristisches.
Entscheidung über die erforderliche Wand-
stärke eines massiven obersten Stockwerksin Bayern.
Gemäss Art. 180 des Polizei - Strafgesetzbuchs für Bayern sind
Bauherrn und Bauunternehmer strafbar, wenn sie bei einem
Neubau von dem genehmigten Bauplane abweichen und hier-
bei einer in den geltenden Verordnungen begründeten baupo-
lizeilichen Anordnung zuwiderhandeln. Der Maurermeister
Lorenz R. von Wolnzach hatte nun den Bau von zwei massiv
gemauerten zweistöckigen Wohngebäuden in Wolnzach zu
leiten und liess dabei bei jedem derselben die Umfassungs-
mauern des obern Stockwerks nur in einer Stärke von 14 Zoll
ohne Verputz anfertigen; einer von den genehmigten Bauplänen
enthielt auch die Bemerkung besonders, dass die Umfassungs-
mauern beider Stockwerke 18 Zoll stark aufgemauert werden
sollten. In der allgemeinen Bauordnung vom 30. Juni 1864
ist bestimmt, dass die Umfassungsmauern von Wohngebäuden
im obersten Stockwerke eine Stärke von mindestens 18 Zoll
erhalten müssen und zwar unbedingt, wenn das Gebäude ganz
wohnheit ist, allem Einheimischen endlose Vernünftelei
und lieblose Kritik entgegen zu setzen, vom Auslande aber
leichtgläubig und ziemlich kritiklos anzunehmen, so haben
wir uns den grossen Völkergruppen, England, Russland
und Nordamerika anzuschliessen, von denen jede einzelne
für den deutschen Verkehr wichtiger ist, als die ganzen
Mcterländer zusammen genommen.
4. Wollen wir aber ohne grosse Weiterungen zunächst
nur ein gutes einiges Maass für Deutschland haben, die
Aufstellung eines allgemeinen Weltmaasses aber der inter-
nationalen Verständigung der Völker überlassen, so be-
halten wir, was wir schon haben, und das würde mein
Vorschlag sein:
Man erhebe das preussische Maass zum Maass des
norddeutschen Bundes und bringe die Verbesserung an,
dass man die Ruthe gleich 10 Fuss setzt, einerlei, ob die
jetzige Ruthe = y2000 Meile, oder der jetzige Fuss =
724000 Meile zu Grunde gelegt wird. Den Fuss sich be-
quem einzutheilen, überlasse man dem Volke. Manches
Handwerk wird bei Zollen bleiben wollen, der Ingenieur
wird Dezimaltheile von Fussen in Rechnung ziehen.
Wenn dies geschieht, so haben wir zunächst einmal etwas,
und zwar etwas brauchbares für Deutschland ; zudem hat
der Preusse, also der überwiegende Theil der Bevölkerung,
nicht nöthig, seine reiche technische Literatur in den
Maassangaben umzusetzen und seine Katasterregister um-
zurechnen; und der Deutsche behält ausser seinen allge-
meinen Maassanschauungen auch seine Sprache. „Jeder
Zoll ein König“, kann er fortfahren zu sagen, und braucht
seinen Shakespeare nicht zu übersetzen: „Jedes Centimeter
ein König“. Dass wir mit unsern Nachbarnationen dann
immer noch nicht stimmen, ist gar kein Unglück; mit ein
paar verschiedenen Maassen in Europa kann man leicht
fertig werden, und das Weitmaass der Zukunft, wenn erst
eins da ist, wird dann auch das unsrige sein.
Zum Schlüsse bemerke ich, dass ich gleichfalls, wie
die Verfasser des mehrfach erwähnten Aufsatzes, innigst
überzeugt bin, dass wir den Siegeslauf des Metermaasses
durch unsere Stimmen nicht aufhalten werden; eine solche
mehr technische Frage liegt der Mehrheit der Reichstagsde-
putirten wahrscheinlich zu fern, als dass sie gegen die
Vorlage eine konservative Opposition der Mühe werth
halten möchten. Wir werden also das Metermaass be-
kommen. Und was wird die voraussichtliche Folge da-
von sein?
Während ein neuer Vereins- oder Bundesfuss als ge-
setzliches Fussmaass mit einem Schlage die übrigen deut-
schen Fusse verdrängen würde, gerade, wie das Zollpfund
mit einem Schlage alle übrigen Pfunde beseitigt hat, so
wird neben dem unpraktischen Meter unser Volk so gut,
wie die andern Metervölker fortfahren, sein anschaulicheres
und bequemeres Fussmaass zu gebrauchen und natürlich
wird jedes Staatchen oder Reichsstädtchen es für eine
höchst berechtigte Eigenthümlichkeit oder eigenthümliche
Berechtigung halten, seinen gebräuchlichen Fuss dem
Meter gegenüber zu behaupten. Wir werden also zu den
20 verschiedenen deutschen Maassen noch ein 21stes hin-
zugefügt, und die Verwirrung noch grösser gemacht haben.
Minden, im Mai 1868. Modle.
214
von Stein erbaut und durchaus massiv ausgeführt wird, indem
von dieser Vorschrift nur dann eine Ausnahme eintritt, wenn
das Gebäude ganz oder theilweise aus Riegeln oder Fachwerk
aufgeführt wird. R. wurde demgemäss wegen ordnungswi-
driger Bauführung angeschuldigt, ist auch in allen drei
Instanzen verurtheilt (zu 20 fl.) worden. Der Kassationshof
folgert aus der Bestimmung der Bauordnung von 1864, dass,
wenn ein Bauplan für ein massiv gemauertes Wohnhaus von
mehr als ein Stockwerk genehmigt wird, diese Genehmigung
von selbst auch für das oberste Stockwerk eine Stärke
der Umfassungsmauern von mindestens 18 Zoll zur Voraus-
setzung hat, es sei daher gleichgültig, ob solches im geneh-
migten Plane noch besonders hervorgehoben wird oder nicht.
Demnach enthalte in diesem Falle die Aufführung von solchen
Umfassungsmauern von minderer Stärke unter allen Umstän-
den sowohl eine Abweichung vom Bauplane, als auch eine
Zuwiderhandlung gegen die geltende Bauordnung. —
In der Nichtigkeitsbeschwerde hatte der Augeschuldigte
noch folgenden Einwand gemacht: Es handle sich hier um
Wohngebäude, die nicht in einer Stadt, sondern in einem
Markte aufgeführt werden, wo nach § 59 der Bauordnung
nur die Umfassungswände des untern Stockwerks der Wohn-
gebäude massiv hergestellt werden müssen. Hieraus folge, dass
es in den Märkten dem Bauherrn, der das untere Stockwerk
massiv gebaut habe, freistehe, die Umfassungsmauern im ersten
Stock auch nur einen Stein oder 14 Zoll dick aufführen zu
lassen, ohne sich strafbar zu machen. Dieser Einwand ist
jedoch vom Kassationshof verworfen, welcher sagt: „Die Be-
stimmung des § 59 enthält für Märkte, Dörfer, Weiler und
Einöden lediglich die Anordnung, dass daselbst wenigstens die
Umfassungswände des untern Stockwerks der Wohngebäude
massiv hergestellt werden sollen und räumt damit den Bauen-
den an diesen Orten die Befugniss ein, den übrigen Bau im
Allgemeinen nicht massiv, sondern mit Fach- oder Riegelwerk
etc. auszuführen. Hierdurch wird aber die Vorschrift des § 11
der allgem. Bauordnung, jetzt die diesen Paragraphen ergän-
zende Verordnung vom 15. März 1866 nicht im Geringsten
berührt, da, wenn der Bau durchaus massiv ausgeführt wird,
offenbar die Bestimmung hierüber, und wenn Riegelwerk an-
gewendet wird, die deställsigen Anordnungen dieses Paragra-
phen beobachtet werden müssen, in Märkten, Dörfern etc.
ebenso wie in den Städten, nachdem der § 1 1 unter den all-
gemeinen Bestimmungen der obigen Bauordnung aufgeführt
ist, sohin auf die besonderen Bestimmungen rücksichtlieh der
Bauführung in Städten und auf jene in Märkten, sowie auf
dem Lande ganz gleiehmässig Bezug hat. Es muss also auch
in Märkten und Dörfern Bayerns ein massiv gebautes oberstes
Stockwerk eines Wohnhauses mindestens 18 Zoll dick aufge-
führt werden, wenn auch der spezielle Bauplan hierüber nichts
enthält.
Konkurrenzen.
Preisausschreiben. Das Konnte zum Bau eines
Kunsthauses in Cassel erlässt im Inseratentheil d. N. die
Aufforderung zu einer Konkurrenz um den Entwurf dieses
Gebäudes. Aus dem uns vorliegenden Programm entnehmen
wir, dass der erste Preis für die Lösung der an sich zwar
einfachen, aber durch die eigentümliche Gestalt der Baustelle
erschwerten Aufgabe bei einer Bausumme von 20000 Thlr.
20 Friedrichsd’or, also 0,565 % der Bausumme betragen soll!
Der Preis wird von dem aus 7 Personen bestehenden Komite
ertheilt, unter dem sich nur zwei Architekten befinden; das-
selbe behält sich vor, ob und wiefern der prämiirte Plan
zur Ausführung gelangen soll und in welche Stellung der
Sieger eventuell zu derselben treten wird. Dass sich Fach-
genossen finden werden, die bereit sind, auf solche Be-
dingungen in die Konkurrenz einzutreten, bezweifeln wir
nach anderen Vorgängen nicht, aber wir bedauern es.
P er sonal - N achrichten.
Preussen.
Am 16. Mai haben bestanden das B a u meiste r - Examen :
Carl Middeldorf aus Datteln, Hermann Offenberg aus Rheine ;
das Bauführer- Examen: Carl Balzer aus Ems, Nicolaus
Firmenich aus Cöln.
Der Kreis- Baumeister Baltzer zu Rheine ist zum Bau -In-
spektor zu Recklinghausen ernannt.
Der Kreis -Baumeister Lichnock zu Malmedy ist nach Rheine
versetzt.
Offene Stellen.
1. Ein Bauführer, der geprüfter Feldmesser ist, wird
sogleich für die Entreprise bei einem Eisenbahnbau gesucht. Offerten
snb. R. St. befördert die Expedition dieser Zeitung.
2. Zwei Stellen für Baumeister resp. Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Büreau der Kreis- Bau- Inspektion zu
Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommissarischen Kreis-
Baumeister Modest daselbst.
3. Bei der Fortifikation zu Saarlouis findet ein geprüfter Bau-
meister oder ein im Hochbau bewanderter Bauführer Beschäfti-
gung für längere Zeit. Näheres auf desfallsige Anfrage daselbst.
4. Für den Bau der Eisenbahn von Lübeck nach Kleinen
werden sofort noch einige geübte Geometer und zwei zuverlässige
'Bautechniker gesucht. Diäten 21/, bis 3*/i Thlr. nebst Reisever-
gütung. Meldungen bei der Grossherzogi. Eisenbahn - Bau- Kom-
mission zu Schwerin.
5. Ein für den Staatsdienst geprüfter, erfahrener Baumeister
findet interessante und lohnende Beschäftigung bei Hochbauten.
Schriftliche Meldungen unter Chiffre L. M. in der Expedition.
6. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Elbe nahe bei
Magdeburg wird sofort gegen 2 Thaler Diäten und 15 Thlr mo-
natlicher Reisekosten - Entschädigung ein Baumeister gesucht.
Näheres beim Wasserbauinspektor Maass zu Magdeburg.
7. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Saar wird ein
im Feldmessen und Nivelliren bewanderter Bauführer gesucht.
Eintritt sofort. Das Nähere beim Kreis -Baumeister Koppe in
Merzig a./Saar.
8. Für den Restaurationsbau der Kirche zu Berlinchen wird
ein Baumeister und für den Neubau der Kirche zu Tornow' ein
Bauführer gegen reglementsmässige Diäten zu engagiren gesucht.
Meldungen beim Bau- Inspektor Peters in Landsberg a./W.
Die in No. 18, alinea 1, ausgeschriebene Baumeister -Stelle
j ist besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Hern C. F. in K. — Es ist ganz allgemein üblich, nur die-
jenigen Bewerbungen um offene Stellen zu beantworten, deren
Absender zu engagiren beabsichtigt wird. Es wird damit eine über-
flüssige und zeitraubende Korrespondenz besonders dann vermieden,
wenn viele Bewerber Ihrem Beispiele folgen und sich „lediglich
aus Interesse wo diese Bauten seien“ melden sollten. Unlautere
Absichten dürfen Sie bei Ausschreiburgen vakanter Stellen nur
dann, aber auch stets dann vermuthen, wenn die betreffenden
Bekanntmachungen von Vermittelungsbureaus ausgehen, die sich die
Beförderung der Offerten pränumerando bezahlen lassen. Es treibt
ein solches s. g. Architekten-Yersorgungs-Büreau hier in Berlin
sein Wesen, und wollen wir ausdrücklich vor demselben warnen. —
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren W. in Zwickau,
M. in Hamburg, Z. in Breslau.
Architekten -Verein zu Merlin.
Versammlung am 23. Mai 1868.
Tagesordnung:
Vortrag der Herren Römer I. und Krause I.
Heut Morgen 5 Uhr erfreute mich meine liebe Frau, Pauline
geb. Hensel, durch die Geburt eines munteren Ivnabens.
Berlin, den 15. Mai 1868. Hugo Steuer, Landbaumeister.
Ein Geometer, welcher mehre Jahre eine polytechnische Schule
besucht hat, wünscht Beschäftigung, wenn möglich im Eisenbahn-
bau. Gell. Offerten erbittet man unter J. G. R. durch die Expe-
dition dieser Zeitung.
Ein junger Zimmermeister, 26 Jahr alt, welcher lange praktisch
gearbeitet hat, und gute Atteste aufweisen kann, sucht Beschäfti-
gung bei Bauausführungen oder in Bureau- Arbeiten. Gefällige
Adressen unter G. F. werden in der Expedition erbeten.
Ein junger Mann, der bereits eine genügende Studienzeit an
hiesiger Akademie hinter sich hat, sucht unter mässigen Ansprüchen
eine Stelle auf dem Bureau eines Baumeisters. Gefällige Adressen
sub Chiffre A. W. in der Expedition.
Architektonisches Skizzciibuch
Heft 1 — 45, gut erhalten, zu verkaufen
f ui* 30 Sjpr. pro Heft
durch die Expedition dieses Blattes.
Zu einem grossen Werkstätten - Gebäude auf
dem Bahnhofe der Niederschlesisch -Märkischen
Eisenbahn in Berlin sollen folgende Arbeiten
im Wege öffentlicher Submission vergeben wer-
den und ist hierzu Termin auf den 4. Juni er.
wie folgt anberaumt:
1. Klempner- Arbeiten für rot. 1494 Thlr., Vormittag 10 Uhr;
2. Glaser - Arbeiten :
a. Loos I, gewöhnliche Verglasung für rot. 845 Thlr.
b. Loos II, Glaseindeckung mit Doppelglas für rot. 7207 Thlr.,
Vormittag 101 , Uhr;
3. Dachdecker - Arbeiten
mit Theerpappe für rot. 3181 Thlr., Vormittag 11 Uhr.
Kosten- Anschlag und Bedingungen liegen auf meinem Burenu
Koppenstrasse 6. 7. zur Einsicht aus und können auch gegen Er-
stattung der Kopialien bezogen werden.
Die Offerten sind nach Abgebot in Prozenten der Anschlags-
summe zu machen und mit entsprechender Aufschrift versehen, bis
zur Terminsstunde in gedachtem Bureau einzureichen, woselbst
auch die Eröffnung in Gegenwart der etwa erschienenen Submit-
tenten stattfinden soll.
Berlin, den 18. Mai 1868.
Der Eisenbahn-Bauinspektor,
i. V.: Goering.
Hierzu eine Beilage.
Jahrgang II. *M. 22.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet inan zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2 */2 Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
heransgegcbcn von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 29. Mai 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Freigebung der Baugewerbe im norddeutschen Bunde.
(Fortsetzung.) — Ueber Eisenbalinoberbau. II. — Feuilleton:
Die Wohnungen der Mexikaner. — Mittheilungen aus Ver-
einen: Schleswig- Holsteinscher Ingenieur -Verein. — Sächsischer
Ingenieur- Verein. — Architekten- Verein zu Berlin. — Vermisch-
tes: Zur Dachdeckungsfrage. — Bei Gelegenheit der Bauführer-
Prüfungen in Preussen ertheilte Prämien. — Die baulichen Ein-
richtungen des englischen Unterhauses. — - Trajekt-Anstalt auf dem
Bodensee. — • Konkurrenzen: Aufgaben zum Schinkelfest des
Architekten -Vereins zu Berlin. — P er sonal -Nachr i ch ten etc.
Die Freigebung der Baugcwei
(Fortsetzung
Der Unterschied zwischen Architekten (Baumei-
stern) und Baugewerksmeistern ist in Preussen durch
rbe im Norddeutschen Bunde.
statt Schluss.)
halten und die Ausführung von Bauarbeiten übernehmen.
In Wirklichkeit üben sie daneben jedoch meist noch das
die gesetzlichen Vorschriften festgestellt. Die betreffende
Gesetzgebung, welche jede selbstständige gewerbsmässige
Thätigkeit im Bauwesen an das Bestehen bestimmter Prü-
fungen knüpft, hat die an jene beiden Stände zu stellen-
den Anforderungen sehr speziell normirt und unzweifelhaft
bat ihr die Absicht zu Grunde gelegen, Baumeister und
Baugewerksmeister nicht nur nach diesen Anforderun-
gen, sondern auch nach den ihnen zustehenden Rechten
zu scheiden.
Architekten, welche an den gesetzlichen Rechten
Theil nehmen, also insofern sie sich überhaupt mit Bau-
ausführungen befassen wollen, müssen Baumeister*)
oder Privat Baumeister sein. — Um Baumeister zu
werden, ist es erforderlich, den für die Staatsbaubeamten
vorgeschriebenen Ausbildungsgang durchzumachen, d. h.
nach bestandenem Abiturienten - Examen etwa 10 Jahre
lang praktische und theoretische Fachstudien zu treiben und
zwei Prüfungen zu bestehen, von denen die zweite wohl
ohne Frage die umfangreichste und schwierigste aller in
Preussen vorgeschriebenen Staatsprüfungen sein dürfte. —
Um Privatbaumeister zu werden, bedarf es der vorherge-
gehenden Qualifikation als Baugewerksmeister, dreijähriger
theoretischer Studien in der Baukunst und einer Prüfung,
welche derjenigen der Baumeister in Bezug auf den Hoch-
bau entspricht. — Diesen sehr bedeutenden Anforderun-
gen steht, — wenn man von der nicht hierher gehörigen
Anstellungsfähigkeit im Staats- resp. Kommunaldienst ab-
sieht, für das Privatbauwesen einzig das Recht gegenüber,
Baupläne anfertigen zu dürfen, auf Grund deren die
polizeiliche Bauerlaubniss ertheilt werden kann, sowie
Bau - Unternehmungen unter eigener Verantwortlichkeit
zu leiten.
Die Prüfung der Baugewerksmeister (Maurer-
und Zimmermeister) entspricht hingegen einem durchaus
handwerksmässigen Standpunkte. Wer die vorschrifts-
mässige Lehrlingszeit (3 bis 4 Jahre) absolvirt, 3 Jahre
lang als Geselle gearbeitet und sich praktisch und theo-
retisch soweit ausgebildet hat, als dies im Gewerke selbst,
also auf dem Bauplatze und im Komtoir des Meisters
möglich ist, kann die Prüfung mit gewöhnlichen Schul-
kenntnissen ohne Schwierigkeit bestehen; als einzige
Schranke derselben gilt das 24. Lebensjahr. Als Recht
steht den Gewerksmeistern der selbstständige Betrieb ihres
Gewerbes zu, d. h. sie dürfen Lehrlinge ausbilden, Gesellen
*) Die Bezeichnung „Königl. Baumeister,“ welche die Delegirten
gewählt haben, ist nicht korrekt. Angestellte Baubeamte bedürfen
zur Leitung einer Privat- Bauausführung in jedem einzelnen Palle
die Erlaubnis« ihrer Vorgesetzten Behörde.
wesentlichste Recht der Architekten aus: sie fertigen
Baupläne an und ihre Unterschrift unter denselben wird
von der Baupolizei als genügend anerkannt. Wenn an
einzelnen Orten sowohl die Unterschrift eines Maurer-
meisters als die eines Zimmermeisters für die zur Re-
vision eingereichten Bauzeichnungen verlangt wird, so ist
dies eine der Sache nach unwesentliche Modifikation.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Archi-
tekten sich hierbei in entschiedenem Nachtheile befinden, dass
die Anforderungen, denen sie unterworfen sind, in einem
schreienden Missverhältnisse stehen zu dem, was ihnen
an Rechten übrig bleibt. Während es ihnen nicht gestattet
ist die Rechte der Baugewerksmeister auszuüben und Ge-
sellen zu halten — das Gewerbegesetz von 1849 hat
ihnen diese Befugniss entzogen — stehen sie den Bauge-
werksmeistern gegenüber ohne Schutz da. Die Mehrzahl
der Bauherren aber wählt zur Anfertigung eines Planes
selbstverständlich nicht den Architekten, sondern den Bau-
gewerksmeister; sie thut es einmal aus ähnlichem Miss-
trauen, wie das ist, welches den Bauern vom Rechts- Anwalt
abhält und zum „Volks- Anwalt“ treibt, sie thut es aber
auch schon aus dem näher liegenden Grunde, weil der
Architekt den Plan bezahlt nimmt, während ihn der Ge-
werksmeister bei Uebertragung der Arbeiten umsonst liefert.
Und in erster Linie gilt es ja zumeist nicht künstlerisch
schön und zweckmässig, sondern billig zu bauen!
Wenn man sich auf den Standpunkt der Prüfungen
stellt und diese Verhältnisse objektiv beurtheilt, so wird
man es nicht nur natürlich, sondern auch formell berech-
tigt finden, dass von Seiten der Baumeister vom Erlass
des 1849er Gewerbegesetzes an bis auf die neueste Zeit
Versuche gemacht worden sind, ihre Rechte zu wahren
und jene Zustände zu ändern.
Das Nächstliegende und Einfachste wäre unzweifel-
haft gewesen, unbeschadet der Prüfungen für Baugewerks-
meister und Baubeamte zum Mindesten doch für die Pri-
vat-Architekten jene volle Freiheit des Erwerbes zu ver-
langen, wie sie in den meisten anderen, auch deutschen
Ländern besteht, zu verlangen also, dass die wenigen
durch die Konkurrenz der Baugewerksmeister in Wirk-
lichkeit ziemlich werthlosen Rechte, die das Preussische
Gesetz den Architekten gewährt, nicht an so schwerfällige
und kostbare Vorbedingungen geknüpft würden. Dieje-
nigen, welche im Verlaufe ihres Fachstudiums auf eine
Staats-Karriere Verzicht zu leisten sich entschliessen, weil
sie Lust und Neigung zum Privatbau empfinden, wären
dann wenigstens nicht genöthigt gewesen, trotzalledem den
Umweg des Staats-Examens zu wählen, einen Ballast von
Kenntnissen die nur für das Examen Zweck haben, zu
bewältigen, ein gutes Stück Geld und die besten Jahre
218
ihres Lebens zu vergeuden, um zu ihrem Ziele zu ge-
langen. Auch zu der Prüfung als Privatbaumeister, die
gegenwärtig kaum noch einen anderen Zweck haben kann,
als den Betreffenden auch äusserlich der Sphäre des Bau-
gewerks zu entheben, würde sich dann schwerlich noch
Jemand entschlossen haben! Es ist diese Forderung un-
seres Wissens nur höchst vereinzelt gestellt worden, was
freilich nicht Wunder nehmen kann, wenn man berück-
sichtigt, welcher Werth bisher von allen Seiten auf Prü-
fungen gelegt wurde.
Ebenso ist wohl nur von wenigen Seiten verlangt
worden, dass den Baumeistern das Recht, Gesellen jedes
Baugewerbes zu halten, wiedergegeben werden solle. Es
wurde von diesem Rechte seiner Zeit nur sehr sparsam
Gebrauch gemacht. Freilich haben sich die Verhältnisse
mit der fortschreitenden Entwickelung des Privatbaues
seitdem wesentlich geändert, aber einerseits würde das
Vorurtheil eines bestimmten Publikums gegen den „ge-
lehrten“ Architekten keineswegs verschwinden, wenn der-
selbe auch nebenher Baugewerksmeister wäre, anderer-
seits ist die Konkurrenz zwischen den Letzteren so
gross, dass es einem Architekten nicht schwer fällt jeder-
zeit einige Meister zu finden, die sich allen seinen Be-
dingungen unterwerfen würden. Jenes Recht ist also in
der That werthlos.
Hingegen hat man oft und von verschiedenen Seiten
gefordert, einmal, dass jeder zur baupolizeilichen
Revision vorzulegende Bauplan von einem Baumeister
unterzeichnet sein müsse, andererseits, dass jene Bauten,
welche von einem Baumeister geleitet werden, jeder bau-
polizeilichen Kontrole enthoben sein sollen. Man hat in
letzterer Beziehung eine Analogie mit dem Arzte durch-
zuführen versucht, dem auf Grund seiner Prüfung gleich-
falls das Recht selbstständiger Praxis zusteht, ohne dass
seine Rezepte dem Kreisphysikus oder Regierungs - Medi-
zinalrathe vorgelegt werden müssten, während dem Bau-
gewerksmeister die Stelle des Apothekers zugewiesen sein
soll, der die Rezepte des Arztes unter eigener Mit-Ver-
antwortlichkeit auszuführen hat.
Es lässt sich im Uebrigen gar nicht verkennen,
dass jene Rechte nicht nur sehr wesentliche sein, dass sie
auch das jetzige Missverhältnis zwischen der Berechtigung
von Baumeistern und Baugewerksmeistern völlig aus-
gleichen würden. Aber im Interesse der Sache können
wir uns trotzdem nur freuen, dass jene Bestrebungen
bisher gescheitert sind. Denn was man erreicht hätte
FEUILLETON.
Die Wohnungen der Mexikaner.
Mangelhafte Kommunikationsmittel und die fortwäh-
renden inneren Unruhen der letzten Jahrzehnte haben die
Erforschung des von der Natur so reich ausgestatteten
Landes zwischen dem mexikanischen Meerbusen und dem
stillen Ozean sehr erschwert, insbesondere ist über den
Zustand des Bauwesens, diesen zuverlässigen Spiegel für
die Kultur der Völker, nur wenig bekannt geworden. Das
Interesse Europas an den Geschicken Mexikos hat in den
letzten Jahren jedoch so stetig zugenommen, dass auch
eine fragmentarische Mittheilung hierüber willkommen
sein möchte.
Die Baugeschichte Mexikos wird ebenso wie seine
politische Geschichte durch das folgenreiche Ereigniss der
Besitznahme des Landes durch die Spanier in zwei Haupt-
perioden zerlegt. Ueber den Charakter der ersten Periode
erlauben uns die bis jetzt entdeckten spärlichen Ueberreste
von Befestigungen, Tempeln, Pyramiden, Landstrassen und
Städten nur ungenaue Schlüsse zu ziehen; mit Sicherheit
wissen wir nur, dass ihre Erbauer die Toltecas und die
Azteken waren, Indianervölker, welche die Indianer der
Gegenwart an Bildung weit übertrafen und welche mit
Kulturvölkern noch keine Berührung gehabt hatten. Dieser
letzte Umstand und das Zeugniss, welches die wenn auch
wenig zahlreichen Ueberbleibsel abgeben, berechtigen zu
wäre nichts anderes gewesen, als ein Zustand, welcher
dem gesunden Leben Hohn gesprochen hätte, eine Be-
vormundung unerträglichster Art, ein Quell feindseligster
Gehässigkeit, eine Erweiterung der unberechtigten, un-
natürlichen Kluft zwischen Architekten und Baugewerks-
meistern, welche den Uebergang zu gesunden Verhält-
nissen nur erschweren könnte. Haben doch schon die
Versuche, die in jener Hinsicht gemacht wurden, die
Reizbarkeit der Gewerksmeister so erregt, dass sich nur
hieraus die Angriffe erklären, die sie mit so wenig Ge-
schick gegen uns, also an eine durchaus falsche Adresse,
gerichtet haben.
Spottet aber die Wirklichkeit aller künstlichen Versuche,
die Rechte der Baumeister und Werkmeister zu trennen,
so ist es für die letzteren gegenwärtig fast nicht minder
schwierig ihrer eigentlichen Rechte froh zu werden, und
hält auch hier die papierene Schablone kaum noch zu-
sammen. Die Prüfung der Baugewerksmeister ist auf
ein Minimum herabgesetzt und wie wir bereits gezeigt
haben, bedingen dies die Verhältnisse. Die Folge davon
ist gewesen, dass jeder Polier, der sich der Prüfung ge-
wachsen dünkt und der den berechtigten Trieb zur
freien Selbstständigkeit in sich empfindet, Meister zu
werden trachtet; es ist ein fühlbarer Mangel an guten
Polieren und eine Ueberzahl an Meistern entstanden.
Aber der Betrieb eines Baugewerbes erfordert heute nur
zum geringeren Theil technische Kenntnisse und Erfah-
rungen, in erster Linie jedoch Kapital und kaufmänni-
sches Geschick, und so ist es erklärlich, dass eine nicht
geringe Zahl von Baugewerksmeistern, nachdem sie durch
gewagte und verfehlte Spekulation sich vergeblich
zu halten gesucht haben, der Konkurrenz erliegt. Wieder
zum Schurzfell zu greifen verbietet ihnen ein falsches
Ehrgefühl, wenn sie nicht überhaupt die Lust zur Arbeit
verloren haben, und so entstehen tagtäglich auf's Neue
unbestimmte Existenzen, die ihre Meisterrechte schliesslich
in jeder Art zu Geld machen und die alte solide Basis
der Baugewerbe allmählig vollständig unterwühlt haben.
Aus dieser Klasse rekrutiren sich diejenigen, welche ihre
| Dienste den Häuserspekulanten widmen, sowie nicht
minder die sogenannten „Sch u tzm eister“, welche jeden
Gesellen, der nicht Schulkenntnisse genug besitzt um die
Meisterprüfung zu bestehen, der aber doch auf freie Faust
selbstständig zu bauen wünscht, gegen eine kleine Ab-
gabe mit ihrer Autorität decken. So hat sich unter der
Hand bereits eine Art heimlicher Gewerbefreiheit gebildet
der Annahme, dass jene frühsten Bauten in Stil und Kon-
struktion das Gepräge ureigenster Erfindung trugen.
Unverkennbar haben sich einige Züge der fast unter-
gegangenen Bauweise dieser ersten Periode auch in den
Werken erhalten, welche nach der Besitznahme Mexikos
durch die Spanier nach altspanischen Vorbildern erbaut
wurden; es sind dies besonders Grossartigkeit und Kühn-
heit in der Anlage so wie Originalität in der. Aus-
, Schmückung. Diese Eigentümlichkeiten, welche in schönster
Harmonie mit dem landschaftlichen Charakter Mexikos
Stehen, machen noch jetzt auf den an europäische Stil-
formen Gewohnten einen fremdartigen aber fesselnden
Eindruck. Sie sind eben noch stark genug auch in den
Bauwerken der Gegenwart vorhanden, um einen Unter-
schied zwischen einer mexikanischen und einer spanischen
Stadt erkennen zu lassen, welche sich im Uebrigen voll-
kommen gleichen.
Charakteristischer als die Städte sind für die Bau-
weise der Mexikaner die ziemlich zahlreich über das ganze
Land verbreiteten Haciendas oder Edelsitze, von denen
in früheren Zeiten ein bedeutender Einfluss auf die Kul-
turentwickelung ausging. Es hat dies namentlich auch
darin seinen Grund, dass fast jede Hacienda der V ohnsitz
eines Priesters und damit gleichzeitig ein Mittelpunkt auch
für die geistigen Interessen eines weiten Umkreises ist.
, Eine ihrer Besonderheiten war daher und ist zum 1 heil
noch jetzt das Vorhandensein einer mit Pracht ausge-
statteten Kapelle.
Die hervorragende Bedeutung der Hacienda ist ge-
wöhnlich auch durch eine besonders ausgezeichnete Lage
219
und wie eine Klasse der Bauherren den Gewerksmeister
dem Architekten vorzieht, so wählt eine noch zahlreichere
Klasse den Schaarwerker lieber als den Meister. „Billig!“
heisst die Parole, und wo der Boden günstig ist, wie zu
Berlin in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts, entwickelt
sich ein „Bauschwindel“, der Nichts zu wünschen
übrig lässt.
Niemand verdammt diese Zustände mehr und wünscht
dringender ihre Beseitigung, als die Baugewerksineister
es thun, aber kurzsichtig ist es zum Mindesten, wenn sie
das Heilmittel dafür in einer Verschärfung der Prüfungen
suchen, wenn sie die Berechtigung zum Betriebe der Bau-
gewerbe zum Monopol einer Kaste machen wollen, die
mit den Vertretern des eigentlichen Handwerks, dem Gros
der gewöhnlichen Maurer- und Zimmergesellen, kaum mehr
Zusammenhang haben würde. Dass die Zustände faul und
schwindelhaft geworden sind, ist ja eben nichts weiter,
als ein Symptom für die Unnatürlichkeit der Verhältnisse,
eine Folge des Zwanges, der auf der freien Erwerbsthä-
tigkeit lastet, und der dazu anreizt das Gesetz zu umge-
hen, eine Folge des Fluches demnächst, der an jede solche
Gesetzesumgehung sich heftet. Nicht anders wie der
Schmuggel die direkte Folge eines schlechten unnatür-
lichen Zollsystems ist. Und es darf dreist behauptet wer-
den, dass jene Maurer- und Zimmergesellen, die gegen-
wärtig als Schaarwerker angefeindet sind, obgleich
ihre Häuser an Solidität mit vielen Bauten geprüfter Mei-
ster wetteifern können, an sich gewiss die fleissigsten, in-
telligentesten und unternehmungslustigsten ihrer Genossen
waren, dass sie ein Element repräsentiren, das unter ge-
sunden Verhältnissen viel eher eine Blüthe, als den Ruin
des Handwerks herbeizuführen im Stande ist.
Wir brauchen uns nach dieser Darlegung der fakti-
schen Zustände im Privat- Bauwesen, die wohl in manchen
Beziehungen auch über die Grenzen des Preussischen
Staates hinaus Geltung beanspruchen kann, nur ein Bild
zu entwerfen, wie die Verhältnisse nach Freigebung der Bau-
gewerbe sich gestalten dürften, um demnächst die von
den Delegirten der Baugewerbe formulirte Frage, wer
ein Interesse an der Aufhebung der Maurer- und Zimmer-
meister-Prüfungen hat, wer Vortheil daraus gewinnen
wird, auch von unserem Standpunkte aus zu beantworten.
(Schluss folgt.)
lieber Eisenbahn -Oberbau.
II.
Der Artikel des Herrn Meydenbauer in No. 14
— 16 d. Bl. bespricht nicht nur sehr klar und eingehend
die grossen Nachtheile, welche das Holzschwellen - Ober-
bausystem mit sich führt, sondern bringt auch einen vom
Verfasser konstruirten Oberbau, ganz aus Schmiedeeisen,
der unbedingt zu den zweckmässigsten der bekannt ge-
wordenen Systeme gehört. Der Unterzeichnete erlaubt
sich Folgendes anzuschliessen.
Obgleich schon so viel über die Unzweckmässigkeit
des Holzschwellen-Oberbaues geschrieben ist und die gros-
sen nationalökonomischen und sozialen Nachtheile dessel-
ben erschöpfend nachgewiesen sind, so haben sich doch
nur die hervorragendsten und intelligentesten Eisenbahn-
Techniker entschliessen können, grössere Versuche mit
ganz eisernem Oberhau anzustellen. Namentlich waren
es Herr Baurath Schefflcr, als technischer -Chef der
Braunschweigischen Eisenbahnen und Herr Ober-Baurath
auf weithin sichtbarer Höhe mit romantischer Umgebung
ausgesprochen. Auf quadratischer oder auch rechteckiger
Grundfläche erhebt sich, um einen grossen Hof von ähn-
licher Form gruppirt und durch einen mehre Fuss hohen
Unterbau hervorgehoben, ein Komplex von massiven Ge-
bäuden. In der Vorderfront, welche den einzigen, meist
mit doppelten Thoren verschlossenen Eingang enthält,
liegen die Wohn- und Besuchszimmer, während sich in
den Seitenflügeln in unmittelbarem Anschluss an erstere
die Schlafzimmer und die Kapelle befinden. Der ganze
hintere Theil der Anlage wird von Gesinde- und Wirtli-
schaftsräumen so wie von den Stallungen eingenommen.
Sowohl auf der inneren, wie auf der äusseren Seite der
Hauptgebäude führen ringsum, auf schlanken Säulen
ruhend und mit leichtem Holzdach versehen, Arkaden, von
denen die inneren gleichsam als Korridor den Zugang zu
den einzelnden Räumen vermitteln. —
Der innere Ilofraum ist gross genug, um zugleich
für den Gemüsegarten und den Viehhof den nöthigen
Platz herzugeben, so dass das ganze oft werthvolle Be-
sitzthum des Gutsherrn durch die starken Wände der Ha-
cienda vor räuberischen Angriffen gesichert ist. Und stark
sind diese Wände — last, als ob sie in der Voraussicht
gebaut wären, dass sie eine regelmässige Belagerung aus-
zuhalten hätten! Sie sind aus einer eigenen Art von
Beton mit einzelnen durchgehenden Bindersteinen • aufge-
führt und von so vorzüglicher Arbeit und gutem Material,
dass sie den dort nicht seltenen Erschütterungen durch
Erdbeben, ohne Schaden zu leiden, widerstehen. Die
Fronten werden geputzt und gefärbt; die Dächer sind
Hartwich in Köln, welche grössere Strecken mit schmie-
deeisernen Langschwellen ausführten.*)
Wenn übrigens Herr Meydenbauer die unter-
brochenen Schienenunterstützungen überhaupt verworfen
und dafür allein das schmiedeeiserne Langschwellensystem
eingeführt wissen will, so mag dies doch nicht ganz rich-
tig sein. Es ist dieses System zwar sicher das Zweck -
mässigste und wird in Zukunft die meiste Verbreitung
finden; auch muss zugegeben werden, dass eiserne Quer-
schwellen schon a priori nicht rationell und daher ver-
werflich sind; es möchten jedoch für steinreiche Gegen-
den unterbrochene Steinunterlagen sehr zweckmässig sein,
besonders wenn man, wie es auf der Taunusbahn ge-
*) Gegenwärtig wird das zweite Gleis der Braunschweigischen
Bahn von Kreiensen nach Holzminden mit dem Daelen’schen
Oberbau belegt und zwar in Steigungen von 1 : 80. Dabei wird
die Unterschiene stark mit Theer angestrichen.
mit doppelt übereinander gelegten Hohlpfannen (Mönch
und Nonne) auf Schalung eingedeckt.
Das Innere ist mit behaglichem Komfort eingerichtet;
die Maurer-, Maler- und Tüncherarbeiten sind mit Sauber-
keit ja mit Eleganz ausgeführt. Statt der Tapeten ziert
geschmackvolle Malerei, meist in zartem Blau oder Grün,
die Wände und bequem gefertigte Möbel aus einem schön
dunkelen, festen Holze sind zahlreich in allen bewohnten
Räumen vorhanden. Tischler-, Drechsler- und Schlosser-
arbeit ist indess im Ganzen nicht von der Güte wie die
Maurer- und Malerarbeit, was wohl hauptsächlich in der
Schwierigkeit, gute Instrumente zu beschaffen, seinen Grund
haben mag.
Die Zustände des Handwerks sind übrigens eigen-
thümlicher Art. Die Tagelöhne variiren bei den Hand-
werkern zwischen 1 und 1 ’/2 Dollar, bei den Feld- und
Gartenarbeitern zwischen 4 und 6 Realen. Trotz dieser
hohen Preise ist es aber doch schwer, Arbeiter zu be-
kommen. Mit dem indianischen Blut ist dem Mexikaner
auch die Ruhelosigkeit, die unvertilgbare Vorliebe der
Indianer für das Nomadenleben eigen geworden, welche
ihn, auch selbst aus günstigen Verhältnissen mit
derselben unerklärlichen aber auch unwiderstehlichen Ge-
walt auf die Wanderung treibt, die auch dem Seemann
auf dem Festlande keine dauernde Ruhe gönnt und ihn
immer wieder zuin Kampfe mit dem trügerischen Elemente
aufreizt. — Schon Manchem, der beim Bau seines Hauses
ein paar Dutzend Arbeiter einige Wochen beschäftigt
hatte, ist es begegnet, dass einige Stunden nach Auszah-
lung des Lohnes seine sämmtliche Arbeiter verschwunden
220
schieht, zwischen Schiene und Stein imprägnirte Holz-
platten legt und schwebende Stösse anwendet. Ebenso
möchten sich unter Umständen auch guss- oder schmiede-
eiserne Einzelunterlagen bewähren, vorausgesetzt, dass die-
selben zweckmässig konstruirt sind; z. B. in Form der
Unterschiene des Hrn. Meydenbauer.
Die zehn verschiedenen Methoden des eisernen Ober-
baues, welche in Deutschland ausgeführt wurden, sind
allerdings sämmtlich Langschwellen -Systeme. Bevor man
die Frage, welches von den betreffenden Systemen das
wahrscheinlich Vortheilhafteste ist, beantworten kann, muss
man feststellen, was man von einem guten eisernen Ober-
bau zu fordern hat. Nach der Ansicht des Verfassers muss
1. vor allen Dingen die Schiene Tragfähigkeit genug
haben, damit durch die Last der Lokomotiven an keiner
Stelle eine erhebliche Durchbiegung veranlasst wird. Da-
bei darf die Summe der Herstellungs- und Unterhaltungs-
kosten nicht grösser sein, als diejenige des jetzigen Oberbaues.
2. Der Kopf der Schiene muss für sich bestehen und
einen möglichst kleinen Querschnitt haben, damit er vom
besten Material (Guss- oder Puddelstahl) hergestellt wer-
den kann; denn da der Kopf der Schiene der einzige
Theil ist, welcher einer raschen Abnutzung unterworfen
bleibt, so darf mit dem Auswechseln dieses Theiles nur
möglichst wenig Material entwerthet werden.
3. Die tragende Fläche der Schiene mnss des Fros-
tes wegen wahrscheinlich möglichst tief unter der Ober-
fläche der Bettung liegen.
4. Der Schienenkopf muss sich beim Auswechseln
desselben vou der unteren Schiene abnehmen lassen, ohne
dieselbe aus ihrer Lage zu bringen oder sonstige Störungen
an der Bettung zu veranlassen.
5. Der Schienenkopf muss eine solche Form haben
und so an der Unterschiene befestigt sein, dass eine mög-
lichst ebene und gleichmässige Fahrbahn erzielt wird,
dass er durch das Befahren nicht gestreckt (ausgewalzt)
wird und sich an den Stössen nicht heben oder senken
kann; dabei müssen die Befestigungsmittel einfach und
zuverlässig sein.
Nach diesem Programme hat der Unterzeichnete einen
Oberbau entworfen, der ihm interessant genug erscheint,
einem grösseren Kreise von Fachgenossen zur Prüfung
mitgetheilt zu werden.
Der Schienenkopf oder die eigentliche Fahrschiene b
ist Tförmig und greift mit einer der untern kleinen Rip-
pen in eine Vertiefung der Unterschiene a, wodurch ver-
hindert wird, dass erstere sich an den Stössen emporheben
kann. Ausserdem aber wird hierdurch erreicht, dass die
zusammengesetzte Schiene nahezu so steif wird, als ob der
Querschnitt aus einem Stücke bestände. Zum Zwecke der
Laschenverbindung ist die Unterschiene a unterhalb der
Figur 1 — 3. (% natürlicher Grosse).
Befestigung der Fahrschiene mit zwei Rippen versehen.
Diese müssen so schwach als möglich gehalten werden,
da das Material an dieser Stelle, wegen der Nähe der
neutralen Axe, die Steifigkeit der Schiene nur wenig ver-
grössert. Die Laschen c sind so konstruirt, dass sie durch
die 4 Schrauben g federartig gespannt werden, was zur
Verhinderung des Losewerdens der Schrauben von Nutzen
ist, obgleich dasselbe hier kaum Vorkommen kann, da die
Unterschiene am Stosse keinerlei Erschütterungen auszu-
halten hat. Die Befestigung des Schienenkopfes geschieht
durch die Schrauben h. Rechnet man, dass sowohl Ober-
wie Unterschiene in genauen Längen von 6 Meter herge-
stellt werden, so würden zur Verbindung beider 6 Schrau-
ben genügen. Diese müssen in der Weise angebracht
werden, dass an jedes Ende der Oberschiene 1 Schraube
kommt und die übrigen 4 auf der Zwischenstrecke gleich-
mässig vertheilt sind. Der Stoss der Oberschiene liegt
am Zweckmässigsten um die Entfernung von einer Schraube
zur andern vom Stoss der Unterschiene entfernt, weil man
dann nur nöthig hat, ein Loch in der Unterschiene läng-
lich zu machen, während alle übrigen rund sind (ausser
den Löchern für die Laschenschrauben).
Die Verbindung der beiden Schienen des Geleises
waren und er Monate lang warten musste, bis er andere
fand.
Etwas zuverlässiger, zahlreicher und deshalb leichter
zu bekommen sind die Feldarbeiter, die sich meist in
kleinen Gruppen, selten in Dörfern, in der Nähe der
Haciendas ansiedeln. Ihre primitiven Wohnungen, Wig-
wams, entsprechen ihrem niederen Kulturzustande; sie sind
aus Baumstämmen, Schlingpflanzen und langem Gras ge-
fertigt und haben entweder, ähnlich den Hütten der irischen
Landbevölkerung, die Gestalt eines hohen Satteldaches
oder, in etwas vollkommenerer Form, das Ansehen eines
nordamerikanischen Blockhauses, von dem sie sich nur
durch eine leichtere, wenn auch haltbare Konstruktion
unterscheiden. Vier Baumstämme mit gabelförmigen Enden
als Eckpfosten, in der einen Seite fernere zwei Stämme
als Thürpfosten, werden aufgestellt, an diese Pfosten
werden dicht übereinander gelegte schwächere Hölzer
mittelst Lianenranken angebunden und in die Gabeln zwei
stärkere Stämme als Schwellen für das Dach gelegt, wel-
ches aus Latten und mit Lianen darauf befestigten Gras-
bündeln errichtet wird. Das ganze Hausgeräth besteht
aus ein oder zwei Ilolzgestellen, welche zugleich als Bank,
Tisch oder Bett dienen, und für die Zubereitung der Spei-
sen genügen ein Paar zusammengesetzte Ziegelsteine, wo-
bei es dem Rauch überlassen bleibt, sich nach Belieben
einen Ausweg zu suchen. Trotz der Leichtigkeit in der
Konstruktion sind die Hütten so fest und dauerhaft, dass
sie sowohl den Erderschütterungen als den in Mittel-
Amerika oft sehr heftigen Stürmen widerstehen; andrerseits
sind sie kein Ilinderniss für die aus niederm Eigennutz
entspringende Unsitte der Indianer, ihre Wohnungen zu
verbrennen, wenn sie nach einem andern Distrikte aus-
wandern.
Mit etwas mehr Sorgfalt und Solidität als die Wig-
wams sind die „Ranchos“ errichtet, Wohnungen für die
Aufseher, Verwalter und Leute ähnlicher Stellung, die
häufiger in den Distrikten mit fest angesiedelter Bevöl-
kerung angetroffen werden. Sie sind entweder aus roh
behauenem llolze oder aus Mauerwerk erbaut und haben
weit überhängende Dächer zum Schutz der Wände vor
dem langanhaltenden Regen, oft auch umgiebt sie eine
Veranda von unbehauenem, knorrigen Holze, durchwunden
von schönen tropischen Schlingpflanzen. Für die Szenerie
zu dieser hübschen Staffage hat die Natur durch prächtige
Bäume, Sträucher und Schlingpflanzen von den wunder-
vollsten Formen mit überschwenglicher Freigebigkeit ge-
sorgt, so dass der Totaleindruck der bebauten mexikani-
schen Landschaften ein überaus günstiger ist. —
Die bis jetzt in verschiedenen Reiseweiken erschie-
nenen Abbildungen berücksichtigen leider das Landschaft-
liche in zu hohem Maasse, als dass sie für den Architekten
eine besondere Bedeutung beanspruchen könnten; nach
Allem aber, was darüber bekannt ist, lässt sich mit Sicher-
heit behaupten, dass eine dereinstige Veröffentlichung
mexikanischer Bauten aus der Gegenwart wie auch der
Monumente aus der Vergangenheit — namentlich für alle
diejenigen von hohem Interesse sein wird, welche das
„Pittoreske“ in der Architektur lieben. — oe —
221
kann sehr zweckmässig durch U - Eisen und durch
Anker, rund oder quadratisch, mit Keilen geschehen wie
aus Fig. 1 — 3 ersichtlich. Das U -Eisen muss an den
Enden nach der Neigung der Schiene schräg geschnitten
sein und zwar alle Stücke von genau gleicher Länge, wo-
bei die Spurerweiterungen in den Kurven durch Blech-
stücke, welche der Form des U- Eisens entsprechen und
von denen je nach der Erweiterung mehre auf einander ge-
legt werden, hergestellt werden. Um die Keile der Anker,
welche zur Verhinderung des Losewerdens gespalten sind,
bequem anziehen zu können, sind zwischen Anker und
Schiene gusseiserne Ringe gelegt, deren eine Seite der
Neigung der Schiene entsprechend schräg ist.
Es ist leicht einzusehen, dass das Legen des Ober-
baues auf diese Weise äusserst leicht wird und in den ge-
raden Strecken fast ganz ohne Spurmaass geschehen kann,
zugleich aber die Verbindung der Schienen viel steifer
wird, als dies beispielsweise bei dem Hartwich’schen
System der Fall ist. Drei solcher Verbindungen werden
voraussichtlich auf 6 Meter lange Schienen mehr als hin-
reichend sein.
Das Trägheitsmoment der 8 Zoll hohen zusammen-
gesetzten Schiene ist =76 in pr. Zollen, oder wenn von
den angenommenen Dimensionen nur die Höhe H (in pr.
Zoll) variirt, so ist das Trägheitsmoment annähernd
= 0,15 H3. Die Schwerpunktaxe liegt fast ganz genau
um
H
2
von unten und oben entfernt.
Die Gewichte der einzelnen Theile sind folgende:
die Unterschiene wiegt pr. lfd. Meter ca. 62 Pfd.
die Oberschiene
ein U-förmiges Zwischenstück . .
ein Anker mit Keilen und Ringen
„ 25
„ 12
» 12
„ 16
ein Paar Laschen
eine Laschenschraube „ 1 „
eine Schienenschraube „ 0,5 „
Dies macht pro lfd. Meter Geleis rund 190 Pfd. und
für jeden Zoll der Höhenzunahme der Schiene ergiebt-
sich ein Mehrgewicht von 8,4 Pfd. pr. lfd. Meter Geleis.
Nach dem Maasstabe des Hin. Meydenbauer (vergl. S.
152 d. Bl.) ergiebt sich der Preis pr. lfd. Ruthe Geleis
zu 24 Tlilr. 12 Sgr. Wenn man ein Walzwerk nach dem
System Petin, Gaudet & Co. zum Walzen der Unter-
schienen benutzt, so kann man die Basis der Schiene
leicht so formen, wie in Fig. 2 punktirt angedeutet ist;
diese Form empfiehlt sich besonders der guten Entwässe-
rung wegen.
Nach der Meinung des Verfassers können für die
praktische Ausführung nur noch die folgenden Systeme
besonders berücksichtigt werden.
1 . System Hilf resp. Meydenbauer,
2. „ Hart wich \ , .T ..
\ resp. des Verfassers.
o. „ Daelen j 1
Zum Schluss mögen noch die Vorzüge und Nach-
theile dieser Systeme flüchtig angedeutet werden.
Die Unterschiene des Hilf’schen Systems hat eine
grosse Tragfläche, gestattet eine solide Befestigung der
Oberschiene durch Aufschrauben, und ein leichtes Aus-
wechseln der letzteren, ohne das Aufreissen der festge-
lagerten Bettung nöthig zu machen. Dagegen liegt die
Unterschiene zu wenig tief im Boden, was vielleicht in
kalten Wintern nachtheilig werden könnte, und mit dem
Auswechseln der Oberschiene wird noch immer viel Ma-
terial entwerthet.
Hr. Meydenbauer verwirft jede Verschraubung und
Vernietung am Geleis und hebt als besondern Vortheil
seines Systems hervor, dass an demselben diese Verbin-
dungen nicht Vorkommen; dabei erwartet Hr. Meyden-
bauer alles Heil von seiner in ähnlicher Weise bereits bei
der Paris -Lyon -Mittelmeer- und französischen Nordbahn
angewendeten Befestigung mit Keilen. Der Verfasser
dieses kann nicht umhin, das Festkeilen der Oberschiene,
ohne eine starke Verlaschung derselben, als gefährlich zu
bezeichnen. Denn oft, besonders in den Kurven, erfährt
die eine Schiene einen Druck normal zur Geleisrichtung
und wird dadurch etwas nach auswärts gebogen; kommt
nun ein Rad bei der Unterbrechung der Oberschiene an,
so erhält die nächste Schiene, weil sie vorsteht, einen
Stoss, und durch das Hinüberrollen vieler Räder eine
rüttelnde Bewegung, wodurch die Keile sehr leicht ge-
löst werden können, zumal die Druckfläche des äusseren
Keiles sehr klein ist und sehr tief liegt. Auch die Quer-
verbindung des Meyden bauer’schen Oberbau -Systems
dürfte kaum rationell und solide genannt werden können.
Wenn die genannten Fehler vermieden werden, so sind
zweckmässige Materialverwendung und Leichtigkeit sehr
gute Eigenschaften dieses Systems.
Das System Hartwich würde wohl als das Beste
gelten können, wenn es nicht zwei bedeutende Uebelstände
mit sich führte, nämlich, dass mit dem Auswechseln der
Schiene eine grosse Masse Material entwerthet und die
Bettung gänzlich aufgelockert wird, und dass an der Ver-
bindungsstelle zweier Schienen wegen Unzuverlässigkeit
der Laschen leicht schädliche Durchbiegungen und Stösse
auf die Radbandagen Vorkommen können. Zwar hat Hr.
Oberbaurath Hartwich in erster Beziehung vorgeschlagen,
die alten Schienen zum Wagenbau zu verwenden, doch
scheinen Wagengestelle aus verrosteten Bahnschienen mit
theils zersplitterten Köpfen nicht recht rationell zu sein.
Auch die Querverbindung des Hartwich’schen Systems
scheint dem Verfasser nicht recht zuverlässig.
Das System von Daelen (Fig. 4.) hat den grossen
Vortheil, dass die Fahrbahn möglichst eben wird und auch
Figur 4 (% natürlicher Grösse).
so bleibt, was für die Radbandagen und für die Passagiere
gewiss sehr angenehm ist. Dabei ist die Verbindung aller
Theile zweckmässig und sicher und die Auswechselung
der Oberschiene leicht auszuführen. Der hohe Preis dieses
Systems ist sein Nachtheil.
Was sein eigenes System betrifft, so überlässt der
Verfasser dasselbe dem Urtheil der Fachgenossen. Nur
möchte er noch darauf aufmerksam machen, dass die von
ihm gewählten Schrauben -Verbindungen alle zuverlässig
sind, indem keine Schraube das Bestreben bat sich los-
zudrehen. Die Höhen -Dimension des Schienenkopfes ist
so gewählt, dass der Stahlkopf nach Abnutzung von
’/i Zoll bei einer ebenen Fahrbahn noch reichlich stark
ist, die schwersten Lokomotiven zu tragen.
Hannover, im April 1868. Ludwig Klasen .
Mittheilungen aus Vereinen.
Schleswig-Holsteinischer Ingenieur- Verein. — Die
7. Versammlung des Vereins findet Donnerstag den 11. Juni
d. J. im Bahnhofs - Hotel zu Neumünster Statt. Auf die
Tagesordnung sind vorwiegend Berathungen über innere Ver-
eins-An gelegenheiten gesetzt.
Sächsischer Ingenieur-Verein.
(Auszug aus den gedruckten Protokollen über die 62.
und Go. Haupt -Versammlung des Vereins.)
Die 62. Hauptversammlung, welche am 28. Juli 1867
unter Theilnahme von etwa 1 00 Mitgliedern zu Chemnitz tagte,
wurde ausschliesslich von inneren Angelegenheiten des Vereins
in Anspruch genommen, als deren wichtigste nur die ein-
stimmige Annahme einer provisorischen, für die Dauer eines
Jahres gültigen Geschäftsordnung zu nennen ist, nach welcher
ein regeres geistiges Leben des Vereins durch Theilung des-
selben in vier fachwissenschaftliche Sektionen erstrebt
werden soll. An die Versammlung schlossen sich der Besuch
der Chemnitzer Industrie -Ausstellung und eine technische
Exkursion nach den Viaduktbauten bei Hetzdorf und Branns-
dorf, sowie nach der im Bau begriffenen Zweigbahn Franken-
berg-Heinichen.
222
Die 63. Haupt-Versammlung wurde unter einer Be-
theiligung von 117 Mitgliedern und Gästen am 8. Dezember
1867 zu Leipzig abgehalten. Es trat hierbei die neue Or-
ganisation zum ersten Male und zwar mit dem günstigsten
Erfolge in’s Leben. Für die Verhandlungen der einzelnen
Fachabtheilungen, welche am Nachmittage des 7. resp. am
Vormittage des 8. Dezember stattfanden, waren die Vorträge
und die fachwissenschaftlichen Spezialberathungen bestimmt,
während in der gemeinschaftlich abgehaltenen Haupt-Ver-
sammlung einerseits die allgemeinen Angelegenheiten des Ver-
eins erledigt, demnächst aber Berichte über die Sektionssitzun-
gen erstattet und Anträge derselhen zur allgemeinen Be-
schlussfassung gestellt wurden. Es ist auf diese Weise ge-
lungen der Versammlung eine Mannigfaltigkeit und Fülle des
Stoffes zu unterbreiten, welche sich sonst nur in einer mehr-
tägigen ermüdenden Sitzung hätte bewältigen lassen.
In der Versammlung der I. Sektion hielt Hr. Oberin-
genieur Löh mann einen längeren Vortrag über Kanalisa-
tion der Städte mit besonderer Berücksichtigung des eng-
lischen Schwemmsystems, dessen Vorzüge bei prinzipieller all-
gemeiner Durchführung und solider Ausführung der Anlagen
unter Voraussetzung eines disponiblen genügenden Wasser-
quantums er auseinandersetzte. Den Einwendungen der Volks-
wirtschaft, wegen des ungeheuren Verlustes an Dungstoff,
maass derselbe nur eine theoretische Bedeutung bei, da ein
faktischer Werth der Auswurfsstoffe erst dann bestehen werde,
wenn ein Mittel erfunden sei die düngenden Bestandteile
desselben in einfacherer Weise herauszuziehen und nutzbar zu
machen. Hr. Ingenieur Dr. Fränkel hielt einen Vortrag
über die neueren pneumatischen Gründungsmethoden;
Herr Chausseeinspektor Lehmann regte durch einen Vortrag
über das Steinpflaster in Chemnitz eine Diskussion an,
in welcher namentlich auf eine frostfreie Lage des Unter-
grundes für Pflasterungen Gewicht gelegt wurde. Es ward
hervorgehoben, dass es hierbei nützlich sei, sowohl das Ein-
dringen des Tagewassers durch Ausgiessen der Fugen des
Pflasters mit Zement zu verhüten, wie das Aufsteigen des
Grundwassers durch Drainage zu beseitigen.
In der Versammlung der II. Sektion hielt Hr. Professor
Dr. Weiss einen Vortrag über Gaskraftmaschinen.
Nach einer Darstellung des historischen Entwickelungsganges
dieser Maschinen, deren Erfindung von dem 1689 durch
Pap in erdachten Apparate datirt, besprach derselbe nament-
lich die Gaskraftmaschine von Otto & Langen in Köln,
welche trotz ihrer anscheinend primitiven, dem alten Papin’-
schen Apparate fast analogen Konstruktion auf der letzten
Pariser Ausstellung entschieden den ersten Platz behauptet
hat. Dieselbe beansprucht pro Pferdekraft und Stunde nur
1,2 Kubikmeter Gas, während die Lenoir’sche und Hugon’-
sche Maschine 2 Kubikmeter verbrauchen. Der Redner
machte auf den Nutzen der Gaskraftmaschinen für den
kleinen Gewerbebetrieb aufmerksam. — Hr. Professor Dr.
Z et zs che sprach über die Einschaltung von Batterien zur
Translation zwischen zwei Leitungen , von denen die eine mit
Ruhestrom, die andere mit Arbeitsstrom arbeitet, und über
die Benutzung einer Leitung für Glockensignale auch für ge-
wöhnliche Morse-Depeschen. — Hr.Reg.-Rth. Prof. Schneider
sprach über das neue sächsische Dampfkessel- Regulativ und
empfahl die von Hru. Prof. Dr. Hartig verfasste Schrift
„Ueber Dampfkessel -Explosionen“.
Der III. Sektion, in welcher Hr. Kanitz einen längeren
Vortrag über die neuesten Ausgrabungen in Pompeji
hielt, lag es ob über die Frage wegen Aufstellung des
Kunze - Denk m als auf dem Bahnhofe der Leipzig Dresdener
Eisenbahn zu Dresden zu berathen, uud entschied sich die-
selbe unter Anerkennung der ästhetischen Vorzüge, welche
die gekrönten Konkurrenzarbeiten zeigen, doch nicht für die
von ihnen gewählte Anordnung einer Büste auf Postament in
der Abgangshalle des Bahnhofes, sondern empfahl aus prakti-
schen Gründen die Anbringung eines Reliefs an einem der
Fenstcrpfeiler des Ingenieur -Bureaus daselbst. — In Betretl
einer an die Staatsregierung zu richtenden Eingabe wegen
eines neuen Landesbaupolizeigesetzes wurde nach Feststellung
mehrer Grundsätze für ein solches Gesetz empfohlen, durch
eine Kommission des Vereins einen Entwurf hierfür ausar-
beiten zu lassen.
In der Versammlung der IV. Sektion sprach Hr. Chemi-
ker Gerstenhöfer über die Mittel zur Kontrolirung des
Säuregehaltes der entweichenden Schornsteingase in den che-
mischen Fabriken Englands. Die Bestimmung des Säurege-
haltes für die kubische Einheit erfolgt durch eineu der Gas-
uhr ähnlichen Apparat; zur Bestimmung der Geschwindigkeit
dient ein Anemometer, dessen Mängel den Vortragenden zur
Konstruktion eines neuen sogenannten Ausfluss- Anemometer
veranlasst haben, in welchem eine Wassermasse dem Stosse
der strömenden Gase ausgesetzt und aus der Menge des aus-
geflossenen Wassers die Geschwindigkeit des Gasstromes be-
stimmt wird. Da aus der Versammlung Zweifel an der ab-
soluten Zuverlässigkeit des Instruments laut wurden, so wurde
die Wahl einer Kommission zur Untersuchung der Frage be-
fürwortet. — Hr. Kunstmeister Bornemann sprach über
Fangvorrichtungen bei Fördergefässen und zeigte mehre Vor-
richtungen dieser Art theils im Modell, theils in Zeichnung vor.
Ueber die Verhandlungen der Haupt-Versammlung selbst
ist demnächst noch zu berichten, dass die Anträge der III. und
IV. Kommission vom Verein einstimmig angenommen wurden.
Die grosse Anzahl der Meldungen zur Aufnahme in den Ver-
ein, dessen Mitgliederzahl statutenmässig auf 250 eingeschränkt
ist, gab zu der Anregung Veranlassung eine Aufhebung die-
ser Beschränkung in Aussicht zu nehmen.
(Schluss folgt.)
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
23. Mai 186S. Vorsitzender Hr. Boeckmann, anwesend
132 Mitglieder und 8 Gäste.
Hr. Lucae schlug im Namen der für die Veranstaltung
der diesmaligen Sommer -Exkursionen des Vereins gewählten
Kommission vor, das im vorigen Jahre beobachtete Verfahren
für die Eintheilung der Vereinsthätigkeit auch diesmal fest-
zuhalten. Es sollen demnach die gewöhnlichen Sitzungen
nicht ganz suspendirt werden , sondern mindestens einmal in
jedem Monate stattfinden; zwei derselben innerhalb der Mo-
nate Juni bis incl. September sollen zu Hauptversammlungen
bestimmt sein. Die übrigen Vereinsabende sollen in üblicher
Weise zu Exkursionen benutzt werden, deren Programme je-
desmal vorher durch Inserat in der Deutschen Bauzeitung,
nöthigenfalls durch besondere Einladungen angekündigt wer-
den sollen. — Der Verein genehmigte die Anträge der Kom-
mission.
Hr. Tuckermann überreichte eine von ihm, auf Ver-
anlassung des Hrn. Professor Jahn zu Bonn herausgegebene
Restauration von dem Odeon des Herodes Atticus , dessen
Anlage er als den Höhepunkt der Entwicklung des antiken
Theaterbau’s bezeichnet.
Einen besonders anregenden nnd vielseitigen Charakter
gewann die Sitzung durch Beantwortung einer grossen An-
zahl von Fragen, die so ausführlich erfolgte, dass daraus eine
Reihe kleiner Vorträge entstand.
Hr. Hesse II. beantwortete einige Fragen über Heizungs-
Anlagen. Er gab unter Anderem die Auskunft, dass im Pa-
lais des Königs Wilhelm zu Berlin für die Zimmer und Kor-
ridore durchgängig Luftheizung angewendet sei , die in den
besseren Zimmern durch Kamine, in den untergeordneten
Räumen durch gewöhnliche Oefen unterstützt werden kann.
Die Luftheizung, obgleich bereits vor 30 Jahren angelegt,
hat sich seit dieser Zeit ununterbrochen bewährt und dürfte
ein schlagender Beweis dafür sein, dass die landläufigen Vor-
urtheile gegen Luftheizungen sich nur auf verfehlte Anlagen
beziehen können.
Herr Mellin gab an, dass eine Laschenverbindung mit
Nieten zwar auf der Thüringer und Westphälischen Bahn ver-
sucht. aber schon um der Schwierigkeit des Auswechselns hal-
ber bald wieder aufgegeben sei. Die Nachtheile der Schrau-
benbefestigung lassen sich durch die Wahl möglichst starker
Bolzen mit möglichst flachen Gewinden wesentlich vermindern.
Herr Franzius erläuterte in ausführlicher Weise die
Grundsätze für die Anordnung der Riegel in Schleusenthoren
und benutzte demnächst eine Erörterung über die Gründung
eines Viaduktes auf Brunnen, um einige allgemeine Notizen
über diese Fundirungsmethode zu geben. Vortheilbafter ist
meistentheils die Wahl runder Brunnen; ein Beispiel für die
Anwendung einer rechteckigen Grundrissform liefert die äus-
serst kühne Fundirung der Quai-Mauer am Sandthor -Hafen
zu Hamburg. Durch Herrn von Co hausen wurde an das
(unseres Wissens zuerst von Herrn Kreisbaumeister E. H. Hoff-
man n zu Neustadt in W.-P. angewendete) Verfahren erin-
nert, den Brunnen zur Ueberwindung des Reibungswiderstan-
des des Erdreichs eine konische Form zu geben.
Hr. Herrmann erörterte die Momente, welche bei der
Wahl der Deckeukonstruktion für eine amerikanische Mahl-
mühle maassgebend sein können , durch eine ausführliche
Skizze von der Einrichtung einer solchen. Bei Entscheidung
über die Wahl zwischen Vertikalrädern und Turbinen für den
Betrieb eines Pumpwerks (unter Voraussetzung eines dispo-
niblen Gefälles von 12') hielt derselbe die V ahl eines Verti-
kalrades für unzweifelhaft vortheilhafter. Einmal, weil Tur-
binen ihre Vorzüge wesentlich nur bei sehr geringen oder
sehr hohen Gefiillen bewahren , andererseits , weil in dem
speziellen Falle gerade ein Vertikalrad mit seiner einfachen
Zellenbildung in sich selbst das Element trägt, das die un-
223
gleiehmässige Bewegung der Pumpen am Leichtesten wieder
ausgleicht.
Zum Schluss hielt Herr Krause I. einen Vortrag über
die von ihm seit Jahresfrist in Berlin beobachteten, durch
Einschlagen des Blitzes in Gebäude entstandenen Beschädi-
gungen, deren 16 erfolgt sind. Die Beschädigungen sind theils
durch die Erschütterung erfolgt und haben im Herabwerfen
von Schornsteinköpfen und Dachziegeln, Mauer-Rissen u. s. w.
bestanden — theils sind sie durch die spezifische Einwirkung
des elektrischen Funkens entstanden, der im Innern der Häu-
ser zumeist den Drath des Rohrdeckenputzes oder vorhandene
Gasrohren als Leiter wählt. Der Drath ist glühend geworden
und geschmolzen, wodurch der Putz herabgefallen ist; ebenso
sind an andern Stellen einzelne Nägel und Haken gelöst wor-
den. Eine direkte Zündung ist in keinem Falle erfolgt, ob-
wohl die Schaalbretter von dem glühenden Putzdrathe stellen-
weise verkohlt wurden. Ein merkwürdiges Beispiel für die
flintenschussähnliche Wirkung des Blitzfunkens hat sich in
einem Hause der Cuvry- Strasse gezeigt, wo aus einer Fenster-
scheibe, von welcher der Vortragende ein Stück zur Ansicht
vorlegte, zwei runde Löcher herausgeschlagen wurden.
An den Vortrag schloss sich eine längere Dikussion, in
welcher theils andere merkwürdige Fälle der Wirkung des
Blitzes erzählt, theils die Vorrichtungen zum Schutze gegen
denselben, die Blitzableiter, gewürdigt wurden. Der Nutzen
derselben, so wurde ausgeführt, eine Zeit hindurch fast ange-
zweifelt, sei keineswegs zu unterschätzen; freilich kommt es
auf richtige Anlage (mit nicht zu geringem Querschnitte der
Leitung) und sorgfältige Unterhaltung, namentlich der Spitze
an. Ihre Wirksamkeit pflegt häufig falsch beurtheilt zu wer-
den, indem man ihnen den Zweck zuschreibt, den Schlag an-
znloeken, während sie vorzugsweise bestimmt sind eine Aus-
gleichung der Elektrizitäten herbei zu führen. Im Uebrigen
wurde auf die erschöpfenden Werke der französischen Ge-
lehrten, namentlich Arago’s, über dieses Thema verwiesen.
— F. —
Vermischtes.
Kur Dochtlfcliiingsfrage.
Von Herrn Kreisbaumeister Buchterkirch zu Greifen-
hagen in Pommern ging uns nachfolgendes Schreiben zu, des-
sen Wünschen wir am Besten zu entsprechen glauben, wenn
wir es zum Abdruck bringen.
In Nr. 16 der deutschen Bauzeitung ist eine Notiz aus
den Verhandlungen des Vereins für Baukunde zu Stuttgart
über neue gepresste Dachziegel von den Gebrüdern Gillar-
doni in Altkirch enthalten , welche mich auf das Lebhafteste
interessirt. Auch im diesseitigen Baukreise ist eine allgemeine
Dachdeckungsnotli. Die Schieferdächer sind für gewöhnliche
Bauten zu theuer, die Rohrdächer, so praktisch auch sonst
für ländliche Wirthschaftsgebäude, sind ihrer Feuergefährlich-
keit halber fast ganz verpönt, die Pappdächer haben sich hier
überall nicht bewährt und geben zu steten Klagen Veranlas-
sung, die einfachen Ziegeldächer halten nicht dicht, so dass
schliesslich nur das schwere Ziegelkronendach übrig bleibt,
welches einigermaassen den Ansprüchen genügt, indessen
anch immer noch zu wünschen übrig lässt. Wenn unter
solchen Umständen hier ein leichtes Deekmaterial, welches
nach obiger Notiz vollkommene Dichtigkeit zu gewähren
scheint, sich Eingang verschaffte, würde dies allgemein als
ein Segen erkannt werden. Die verehrliche Redaktion bitte j
ich daher ergebenst, falls es möglich ist, mir gefälligst -
Näheres anzugeben über eine Fabrik, in welcher dergleichen
Ziegelpressen gefertigt werden und vielleicht auch über den
Preis einer solchen Ziegelmaschine.
Ich weiss nicht, ob eine Art Firstziegel, welche ich kürz-
lich gesehen habe und welche sich wesentlich von den gewöhn-
lichen Hohlpfannen unterscheiden, schon in weiteren Kreisen
bekannt ist, sonst möchte sich eine kurze Notiz darüber zur
Mittheiluug empfehlen. Die
Firstziegel, mittelst einer
Maschine gepresst, bilden
Kappen mit dem Querschnitt
eines rechten Winkels von
ll3/i" Länge mit etwa 6"
langen Schenkeln, welche durchschnittlich s/i" dick sind, am
Scheitel etwas stärker als am untern Rande. Diese Kappen werden
mit einer y4zölligen Stossfuge auf der First der Ziegeldächer
neben einander vermauert. Auf dem Gutshofe, wo ich diese
Firststeine fand, hatte der Sturm am 8. März d. J. auf’s
Aergste gehaust. Eine Fachwerkscheune war ganz umge-
worfen und von anderen mit gewöhnlichen Hohlpfannen ein-
gedeekten Dächern waren diese massenhaft herabgeworfen,
obgleich dieselben zum Theil angenagelt gewesen waren. Ein
grosses Stallgebäude jedoch von mindestens 200' Länge war
mit den oben beschriebenen Firstkappen eingedeckt und
durchaus unversehrt geblieben. Das scheint mir sehr zu
Gunsten dieser neuen Art von Firststeinen zu sprechen , die
ausserdem leichter sind, als die runden Hohlpfannen, und
dort, wo ich sie sah, nur 1 Sgr. pro Stück kosteten, während
die alten Hohlpfannen kaum noch für 2% Sgr. pro Stück zu
haben sind, vielmehr meistens schon 3 Sgr. kosten.
Die Königl. Preussische Bau - Deputation macht bekannt;
In Anerkennung der bei den Bauführer-Prüfungen im
Jahre 1867 dargelegten Kenntnisse und Leistungen sind von
dem Königlichen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent-
liche Arbeiten auf unseren Vorschlag zwei Prämien von je
Dreihundert Thalern zu dem Zwecke einer Studienreise, fer-
ner drei silberne Preis-Medaillen bewilligt worden und zwar:
die Reise-Prämien den Bauführern Johann David Fried-
rich Schulze aus Colbitz bei Magdehurg und Eduard
Hilmar Froebel aus Stadtilm, die Medaillen den Bau-
führern Hans Hermann Richard Hager aus Fraustadt,
Colmar Friedrich Ferdinand Wollenhaupt aus Bosatz
bei Ratibor und Gustav Rudolf Roeder aus Kankern im
Kreise Insterburg.
Die baulichen Einrichtungen des englischen Unterhauses
erfreuen sich bekanntlich durchaus nicht der Zufriedenheit
der Volksvertreter. Auch in diesem Jahre wurden bei Vor-
bringung des Titels „Bauunkosten für das Parlaments-
gebäude“, wofür ca. 55,000 Lstr. beansprucht wurden, von
allen Seiten Klagen erhoben über den defekten Zustand des
Repräsentantenhauses der Nation , das ursprünglich nur zu
750,000 Lstr. veranschlagt, nun schon über drei Millionen Lstr.
gekostet habe und weder hinreichenden Raum für die Mit-
glieder (nämlich nur 350 Sitze für 658 Mitglieder) noch für
die Zuhörer, vorzugsweise die Damen, einen schlechten und
unzugänglichen Speisesaal und eine noch trübseligere Kiichen-
Anlage darbiete. Ueberhaupt war der Tadel über den inne-
ren Zustand und die Bequemlichkeits-Einrichtungen des Hauses,
sowie über die Statuen, Freskogemälde etc. desselben ein ganz
allgemeiner. Das vor einiger Zeit niedergesetzte Komite,
das über die Abhülfe dieser Uebelstände berathen sollte, hat
sich für den Bau eines neuen Sitzungssaales nebst
einiger Nebensäle entschieden. Der neue Saal, dem der bis-
herige Sitzungssaal als Vorhalle dienen soll, wird 569 Sitze
erhalten; die Kosten des Baues sind auf 120000 Lstr. ver-
anschlagt.
Ueber die Trajektanstalt auf dem Bodensee erfährt man
aus dem Jahresbericht der schweizerischen Nordostbahn, dass
das Trajektschifif für 540,000 Fr. von der Fabrik Escher,
Wyss & Co. bis 1. November 1868 geliefert wird. Dieses
Schiff erhält in seiner ganzen Länge von 230' auf dem Ver-
deck zwei Bahngeleise zur Aufnahme von 14 bis 16 vierräde-
rigen beladenen Güterwagen, Der Schiffskörper, in einer
Breite von 40' zwischen den Radkästen, wird nebst dem Ver-
deck vollständig aus Eisen und letzteres in einer solchen
Stärke konstruirt, dass auch Lokomotiven nebst Tender im
Gewicht von 6 — 800 Ztr. auf demselben befördert werden
können. Der Tiefgang des Schiffes darf 6' nicht übersteigen.
Dasselbe erhält zwei Schaufelräder von 24' Durchmesser.
Die Maschinen des Schiffes erhalten zusammen eine Nominal-
kraft von 200 Pferden in der Weise, dass jedes Rad unab-
hängig von dem andern von je zwei gekuppelten Maschinen,
jede von 50 Pferdekräften, in Bewegung gesetzt wird. Eine
Hilfsmaschine von 6 Pferdekräften soll dazu dienen, die Pum-
pen der wasserdichten Abtheilungen des Schiffskörpers, sowie die
Anker- und Schiffswinden zu treiben. Die beiden Radkästen in
einer Breite von je 10' reichen in ihren obersten Theilen bis
17‘/j' über das Verdeck und sind durch ein Oberverdeck,
ebenfalls aus Eisen konstruirt, mit einander verbunden. In
der Mitte auf dem Oberverdeck ist die Steuerung angebracht
und so eingerichtet, dass das an jedem Ende mit einem
Steuerruder versehene Schiff in beiden Richtungen
fahren kann, ohne gedreht zu werden. Die Ladungsfähigkeit
des Schiffes ist bei dem Tiefgang von 6' auf 4000 Ztr. be-
rechnet. Die Entfernung zwischen den beiden Häfen in Ro-
manshorn und in Friedrichshafen, 12 Kilometer betragend, soll
bei ruhiger Witterung in einer Stunde zurückgelegt werden.
Für das Auf bringen der Waggons von dem Bahuhofgeleise auf
das Schiff und umgekehrt von diesem wieder auf die Schienen
des Bahnhofes wird in den beiden Häfen eine schiefe Ebene
errichtet, welche sich mit ihrem äussersten Theil auf das
Schiff anflegt und so die Schienen des Schiffes mit denjenigen
des Bahnhofes verbindet.
224
Konkurrenzen.
Die Aufgaben für die nächsten S cli i n k e 1 fest - Kon-
kurrenz en des Architekten -Vereins zu Berlin sind
im Druck erschienen und für die Mitglieder des Vereins vou
diesem zu beziehen. Da dieselben, zumal für unsere Fachge-
uossen in Hannover, nicht ohne Interesse sein werden und
ihre Publikation in der Zeitschrift f. Bws. sich immerhin
noch verzögern möchte, so theilen wir einige Angaben da-
rüber mit:
1. Die Aufgabe für den Hochbau betrifft bekanntlich den
Entwurf eines Empfangsgebäudes für den Bahnhof zu
Hannover. Das Gebäude, für dessen Bedürfniss ein genaues
Programm gegeben wird, soll an Stelle des bisherigen erbaut
und in monumentalem Sinne gedacht werden ; Stil und Ma-
terial (mit Ausschluss des Putzbau’s) sind freigegeben. Ein
ganz besonderes Gewicht wird auf die grosse Halle gelegt,
als deren geringste lichte Weite 1 4 8 */» / normirt werden. Das
Dach derselben ist nicht allein statisch zu berechnen und im
Detail darzustellen, es soll vielmehr „bei der Konstruktion
desselben nicht nur darauf geachtet werden, sie so auszubil-
den, dass die statischen Kräfte in ihrer Wirkung ästhetisch
ausgedrückt werden, sondern es ist bei der sehr bedeutenden
Länge, welche die Halle bekommen wird und bei der häufigen
Wiederholung der Binder auch darauf ein Gewicht zu legen,
diesen Hauptkonstruktionstheilen in ihrer körperlichen Er-
scheinung eine solche Bedeutung zu geben, dass sie in dem
Gewirr der sich durchkreuzenden Linien dem Auge Ruhe-
punkte gewähren und so zu einem wirksamen Mittel zur äs-
thetischen Wirkung des ganzen Raumes werden.“ Die Deko-
ration der Königszimmer soll farbig dargestellt werden; im
Erläuterungsberichte ist auf die Heizung und die Abtritts- und
Pissoir-Einrichtungen besonders Rücksicht zu nehmen.
2. Die Aufgabe aus dem Ingenieurwesen ergänzt die
vorige, indem sie die Anlage eines Zentral-Bahnhofes für
Hannover (für 6 sich vereinigende Eisenbahnen) zum Ge-
genstände hat. Das Terrain ist jedoch als eben anzunehmen«
Wesentliche Theile der Aufgabe sind namentlich die Anlage
eines neuen Rangir-Bahnhofes, neuer Zentral- Werkstätten und
eines grossen Lokomotivschuppens für 50 Maschinen. Die an-
stossenden Niveau- Uebergänge sollen ganz beseitigt und zwar
die Celler und Vahrenwalder Strasse über die Bahn hinweg,
die Königsstrasse unter den Bahngeleisen durchgeführt werden.
Die Betheiligung an den Konkurrenzen, deren Preis je
ein Reise-Stipendium im Betrage von 100 Friedrichsd’or und
für alle dazu befähigt erfundenen Konkurrenten eventuell
auch der Erlass der bezüglichen Probearbeiten zur Baumeis-
ter-Prüfung ist, steht selbstverständlich nur Mitgliedern des
Vereins zu. Die Entwürfe sind bis zum 31. Dezember 1868
eipzu liefern.
Architekten -Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend, den 30. Mai.
5 Uhr Versammlung in Streitz’s Kaffeehaus in der Hasenhaide.
51/, „ Besichtigung des neuen Exerzierhauses und der Kasernen I
des Kaiser Franz Garde Grenadier-Regiments, unter Fäh,- |
rung des Herrn Voigtei.
61/, „ Besichtigung der Erziehungs-Anstalt für sittlich verwahr-
loste Kinder.
71/, „ Geselliges Beisammensein in der Aktien-Brauerei auf
Tivoli.
Für die Anordnungen
Hollin. Stiirtz.
Vorschläge zu den diesjährigen Exkursiqppty >y,ol|g xf) an mög-
lichst zahlreich und bald an den Vorsitzenden der Exkursions-
Kommission, Herrn Professor Lucae, Viktoriastrasse 17, gelangen
lassen. Der Vorstand.
Ein Geometer, welcher mehre Jahre eine polytechnische Schule
besucht hat, wünscht Beschäftigung, wenn möglich im Eisenbahn-
bau. Gefl. Offerten erbittet man unter J. G. R. durch die Expe-
dition dieser Zeitung.
Ein im Vermessen und Nivelliren tüchtig erfahrener junger
Mann, der bisher bei Eisenbahnbauten fungirte, sucht Beschäftigung.
Gefällige Offerten bittet man unter A. B. 23. in der Expedition
dieser Zeitung abzugeben.
lUicinische Eisenbahn.
Submission
von Erd-, Maurer- und Tuuuel- Arbeiten.
Die zur Herstellung des Bahnkörpers der
Eisenbahnlinie von Call nach Trier in der
Xten Meile auf ppr. G10 Ruthen Länge erforderlichen Erd-, Fels-,
Maurer- und Tunnel-Arbeiten sollen, mit Ausschluss der Lieferung
der Maurer-Materialien, der Transportschienen und Tunnelwagen,
P er sonal - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Die Baumeister Oberbeck und Middeldorf
zu Eisenbahn - Baumeistern im Bezirk der Oberschlesischen Eisenbahn.
Versetzt sind: Der Bau-Inspektor Simon zu Glogau nach
Mühlhausen, und der Bau-Inspektor Rickertzu Mühlhausen nach
Glogau.
Die Versetzung der Bau -Inspektoren Rickert und Doebbel
von Mühlhausen nach Belgard resp. von Belgard nach Mühlhausen
ist wieder zurückgenommen worden.
Am 23. Mai haben bestanden das Baumeister-Examen:
George Gabriel aus Koenigshütte; — das Bauführer-Examen:
Eduard Cordes aus Kiel, Carl Edmund Bohne aus Berlin,
Heinrich Freyse aus Essen.
Am 25. Mai starb zu Berlin der Geh. Regierungsrath Ernst
Costenoble, Vorsitzender der Königl. Direktion der Nieder-
schlesisch - Märkischen Eisenbahn.
Offene Stellen.
1. Für die diesjährige Bauperiode wird von der Königlichen
Fortifikation zn Cosel ein geprüfter Baumeister zur speziellen
Führung von Wasser -und Hochbauten mit 3 Thlr täglichen Diäten
gesucht. Die Bewerber haben sich schriftlich unter Beifügung der Zeug-
nisse bei oben gedachter Fortifikation zu melden. Reise und Um-
zugskosten werden nicht vergütet.
2. Zwei Stellen für Baumeister resp Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Büreau der Kreis -Bau -Inspektion zu
Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommissarischen Kreis-
Baumeister Modest daselbst.
3. Zur Leitung und Veranschlagung von Wasserbauten wird
ein Baumeister gegen 21/, Thlr. und ein Bauführer gegen
2 Thlr. Diäten gesucht. Meldungen beim Wasserbau - Inspektor
Well mann in Stralsund.
4. Ein Bauführer, im Nivelliren geübt, findet bei interes-
santen Wasserbauten — sowohl Ausführungen als Projekten — auf
4 bis 12 Monate sofort Beschäftigung. Diätensatz l1/, Thlr. Mel-
dungen beim Bau - Inspektor Opel in Merseburg.
5. Zur Ausführung von Reparaturbauten an einer Schiffahrts-
Schleuse des Nieder-Neuendorfer Kanals (bei Nauen) wird sofort
ein Bauführer gegen reglementsmässige Diäten etc. gesucht.
Näheres beim Wasserbau -Inspektor Reinhardt zu Thiergarten-
schleuse bei Oranienburg.
6. Ein Banführer, der Neigung zum Wasserbau hat, findet
gegen ly, Thlr. Diäten und 15 Sgr. Reisezulage Beschäftigung.
Meldung beim Baumeister Cuno, Berlin, Königgrätzer- Strasse 36.
Brief- und Fragekasten.
Hm. Baurath G. in Marienburg. — Von Walzwerken
die Eisen wel 1 b 1 e che liefern, können wir Ihnen nennen:
1. Den Hoerder Bergwerks- und Hütten -Verein.
2. Die Maschinenbauanstalt Bayenthal bei Cöln, welche das
Eisenwellblech für das Hallendach des Ostbahnhofes in Berlin ge-
liefert hat.
Verzinktes Eisenwellblech liefert das Walzwerk Ger-
mania in Neuwied (L. Fr. Buderus.)
Hrn. V. S. in Petersburg. Das Anerbieten mit bestem
Danke angenommen. Näheres brieflich.
im Wege der Submission verdungen werden. Der Tunnel ist
335 Ruthen lang. Die Bedingungen und Massen - Berechnungen,
sowie die zugehörigen Zeichnungen liegen in unserm Zentral-Bau-
Bureau — Trankgasse 23 — zur Einsicht offen, können auch gegen
Erstattung von 5 Thlr. durch portofreie Gesuche dorther bezogen
werden.
Unternehmer wollen ihre Offerte portofrei, versiegelt und mit
der Aufschrift:
«Offerte auf Bau-Arbeiten in der Xten Meile der Linie Call -Trier“
versehen, bis zum 15. Juni c. ebendorthin einreichen.
Cöln, den 23. Mai 1868.
Die Direktion.
Königlich Niederschlesisch Märkische
Eisenbahn.
Die Lieferung von 59004 Quadratfuss von */, Zoll starkem
Rohglas, einschliesslich der Arbeit des Verlegens nnd dichten
Eindeekens auf dem eisernen Hallendache beim Neubau des Stati-
onsgebäudes auf hiesigem Bahnhofe, soll im Wege öffentlicher Sub-
mission verdungen werden.
Das obengenannte Quantum vertheilt sich auf
2448 Tafeln von 3' 4" Länge
2040 Tafeln von 3' 9“ Länge
1224 Tafeln von 3' 7>/,'' Länge
säramtlich 2' 1 1" breit.
In den Offerten ist der Preis pro Quadratfuss Rohglas auf
Grund der Submissions - Bedingungen anzugeben, welche in dem
Bureau des Unterzeichneten, Koppen-Strasse 5 — 7, werktäglich von
9 bis 1 Uhr zur Einsicht ausliegen, und gegen Erstattung der
Sehreibegebühren abschriftlich mitgetheilt werden können.
In dem bezeichneten Bureau findet auch
Freitag den 12. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr
der Submissions- Termin statt.
Berlin, den 26. Mai 1S68.
Der Baumeister
Sendler.
Hierzu eine Beilage.
225
Alexander Klönne, Bauführer,
Clara Klönne, geh. Opdenhoff,
Vermählte.
Berlin, den 26. Mai 1868.
Zu einem grossen Werkstätten -Gebäude auf
dem Bahnhofe der Niederschlesisch- Märkischen
Eisenbahn in Berlin sollen folgende Arbeiten
im Wege öffentlicher Submission vergeben wer-
den und ist hierzu Termin auf den 4. Juni er.
wie folgt anberaumt:
1. Klempner- Arbeiten für rot. 1494 Thlr., Vormittag 10 Uhr;
2. Glaser - Arbeiten :
a. Loos I, gewöhnliche Verglasung für rot. 845 Thlr.
b. Loos II, Glaseindeckung mit Doppelglas für rot. 7207 Thlr.,
Vormittag 101/, Uhr;
3. Dachdecker- Arbeiten
mit Theerpappe für rot. 3181 Thlr., Vormittag 11 Uhr.
Kosten -Anschlag und Bedingungen liegen auf meinem Bureau
Koppenstrasse 6. 7. zur Einsicht aus und können auch gegen Er-
stattung der Kopialien bezogen werden.
Die Offerten sind nach Abgebot in Prozenten der Anschlags-
summe zu machen und mit entsprechender Aufschrift versehen, bis
zur Terminsstunde in gedachtem Bureau einzureichen, woselbst
auch die Eröffnung in Gegenwart der etwa erschienenen Submit-
tenten stattfinden soll.
Berlin, den 18. Mai 1868.
Der Eisenbahn-Bauinspektor,
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der
in den preussischen Provinzen Hannover, Schleswig-Holstein und Hessen-Nassau
im Staatsdienst angestellten Baubeamten.
(Nach der Zeitschrift für Bauwesen, 1868, Heft 4—7.)
In der Provinz Hannover.
Land-Baubeamte.
Giesewell, Ober -Land -Baumeister in Stade.
Mittelbach,
desgl. in Hildeshein».
Heider, Land
Baumeister
in Verden.
Eichhorn,
desgl.
in Celle.
W agner,
desgl.
in Verden.
Peters,
desgl.
in Northeim.
Marwedel,
desgl.
in Lüneburg.
W ellenkamp ,
desgl.
in Osnabrück.
Witting,
desgl.
in Hannover.
Beckmann,
desgl.
in Göttingen.
Pape, Land -Bauinspektor
in Hannover.
Siegener,
desgl.
in Lüneburg.
Bansen,
desgl.
in Hannover.
Döltz,
desgl.
in Göttingen.
Heins,
desgl.
in Hildesheim.
Hasenbalg,
desgl.
daselbst.
Sch ulze,
desgl.
in Göttingen.
Rhein, Baurath und Direktor der Baugewerkschule in Nienburg.
Schwägermann, Land -Bauinspektor in Lüneburg.
Steffen,
desgl. in Hannover.
Prael,
desgl. in Lingen.
Wolf,
desgl. in Hannover.
Wich m an n ,
desgl. in Lüneburg.
Ludowieg,
desgl. in Hameln.
Bode,
desgl. daselbst.
Heldberg,
desgl. daselbst.
Leopold,
desgl. in Aurich.
Wasser -Bau beamte.
Buchholz, Ober -Baurath in Hannover.
Gereke, Baurath daselbst.
Müller, Wasser- Baudirektor in Aurich.
Dincklage, August, Wasser -Bauinspektor mit dem Titel:
Direktor, in Koppelschleuse bei Meppen.
Luttermann, desgl. desgl. in Hameln.
Dincklage, desgl. in Geestemünde.
Richter, Wasser- Bauinspektor
• in Hanekenfähr.
Loges,
desgl.
in Harburg.
von Horn,
desgl.
in Osnabrück.
Bauer,
desgl.
in Hoya.
Run de,
desgl.
in Stade.
Taaks,
desgl.
in Esens.
Pampel,
desgl.
in Neuhaus a. d. Oste.
Heye,
desgl.
in Nienburg.
Pralle,
desgl.
in Northeim.
Hess,
desgl.
in Celle.
Clauditz,
desgl.
in Leer.
Katz,
desgl.
in Blumenthal.
E vers,
desgl.
in Winsen a. d. Luhe.
Schramm,
desgl.
in Emden.
Hoffmann,
desgl.
in Hildesheim.
Glünder,
desgl.
in Hitzacker.
Hobel,
desgl.
in Hannover.
Tolle,
desgl.
in Bleckede.
S c h a a f ,
desgl.
in Lingen.
W ege-Baubeamte:
Boekelberg
I., Weg -Baumeister in Lüneburg.
Bockeiberg
II., Weg -Baurath in Hannover.
Lüttich, Weg -Baumeister in
Stade.
Grimsehl,
desgl. in
Hildesheim.
Röse, Weg-
Bauinspektor, in
Diepholz.
Weniger,
desgl. in
Aurich.
Koken,
desgl. in
Stade.
Gerig, Weg- Bauinspektor,
in Osnabrück.
Ilettberg,
desgl.
in Hildesheim.
Pottstock,
desgl.
in Bassum.
T hielen,
desgl.
in Melle.
Grahn,
desgl.
in Osterode.
Fenkhausen,
desgl.
in Celle.
Willigerod,
desgl.
in Hameln.
Arens,
desgl.
in Harburg.
Brünnecke.
desgl.
in Lüneburg.
Crame r ,
desgl.
in Leer.
Rumpf,
desgl.
in Verden.
Voigts,
desgl.
in Hannover.
D om e y er ,
desgl.
in Goslar.
Meyer I.,
desgl.
in Lingen.
Hagenberg,
desgl.
in Göttingen.
Parisius,
desgl.
in Einbeck.
Meyer II.,
desgl.
in Bremervörde.
Haspelmath,
desgl.
in Fürstenau.
Iiöbel,
desgl.
in Uelzen.
Hart mann,
desgl.
in Walsrode.
Süssmann,
desgl.
in Neuhaus a. d. Oste.
von der Beck,
desgl.
in Meppen.
V o i g e s ,
desgl.
in Nienburg.
Bei dem Konsistorium zu Hannover.
Haase, Konsistorial- Baumeister, Titular- Baurath, Lehrer der
Baukunst an der polytechnischen Schule in Hannover.
Hülfsarbeiter, Baukondukteure.
Beim Land bau:
Pampel in Verden.
Fischer in Hildesheim.
Schuster in Hannover.
Fr eye daselbst.
Habbe in Nienburg.
Plötzen in Bücken bei Hoya.
Beim Wasserbau:
Tolle in Norden.
Bertram in Verden.
Valett in Buxtehude.
Oppermann in Meppen.
Meyer in Celle.
Grote in Harburg.
Hoebel in Geestemünde.
Rodde in Stade.
Panse in Borkum.
Dempwolf in Freiburg a. d. Elbe.
Salfeld in Celle.
Beckering in Geestemünde.
Garbe in Celle.
Pellens in Gifhorn.
La unhardt in Geestemünde.
Oosterlnik in Einbeck.
Kleinschmidt in Jork.
Colberg in Neustadt- Gödens.
Albrecht in Hameln.
Robb eien in Stickhausen.
Quantz in Lüneburg.
Borchers in Geestemünde.
Rhode in Lingen.
Bodecker in Fallersleben.
Hoebel in Stade.
Reissner in Verden.
Hunäus in Otterndorf.
Kappelhof in Meppen.
Bei dem Ober-Präsidium für Schleswig and Holstein und
bei der Regierung für Holstein.
Wie chers, Kanal-Inspektor des Schleswig-Holsteinschen Ka-
nals in Rendsburg.
Edens, Kondukteur bei dem Inspektorate dieses Kanals, daselbst.
Scheffer, Justizrath, Deich- und Wasser - Baudirektor in
Ottensen bei Altona.
Fülscher, Deich- und Wasser-Baukondukteur in Glückstadt.
Kröhnke, desgl. in Brunsbüttel.
Jessen, Chaussee- und Wege -Baudirektor in Itzehoe.
Hey dorn, Gevollmäehtigter bei der Chaussee- und Wege-
Baudirektion daselbst.
Gätjens, Wege -Inspektor in Itzehoe.
Nönchen, desgl. in Altona.
Barg um, desgl. in Preetz.
Beckmann, Wege -Baumeister in Oldenburg.
Krüger, Land -Bauinspektor in Düsternbroock bei Kiel.
Greve, Baukondukteur in Kiel.
Bei der Regierung für Schleswig.
Herzbruch, Chaussee- und Wege-Baudirektor in Flensburg.
Christensen, Wege- Bauinspektor in Schleswig.
Fischer, desgl. in Hadersleben.
Eck ermann, desgl. in Husum.
Thordsen, Gevollmäehtigter bei der Chaussee- und Wege-
Baudirektion in Flensburg.
von Irminger, Deich- und Wasser-Baudirektor in Husum.
Matthiessen, Deich- und Wasser-Baukondukteur daselbst.
Treede, desgl. daselbst.
Holm, Land -Bauinspektor in Flensburg.
Bei der Regieruug zu Cassel.
Lichtenberg, Regierungs- und Baurath in Cassel.
Sezekorn, desgl. daselbst.
Landgrebe, Baurath, kommissarisch b. d. Regierung in Cassel.
Schulz, Baurath, bisher Baureferent in Fulda.
Müller, desgl. desgl. in Hanau.
Matthei, Land -Baumeister in Witzenhausen.
Selig, desgl. in Ziegenhain.
Regenbogen, desgl. in Marburg.
Herrmann, Wasser- Baumeister in Hanau.
Herrmann, Land -Baumeister in Wolfhagen.
Koppen,
desgl.
in Rinteln.
Arend,
desgl.
in Hofgeismar.
Sallmann,
desgl.
in Cassel.
Augener ,
desgl.
in Frankenberg.
Schmidt,
desgl.
in Fulda.
Arend,
desgl.
in Eschwege.
S chulz,
desgl.
in Hi'infeld.
Eggena,
desgl.
in Cassel.
Maurer,
desgl.
in Schlüchtern.
Reusse,
desgl.
in Schmalkalden.
Heyken, Wasser -Baumeister in Cassel.
Koppen, Land
- Baumeister in Kirchhain.
Cäsar,
desgl.
in Rotenburg.
Rock,
desgl.
in Homburg.
Griesel,
desgl.
in Herzfeld.
Hoffmann,
desgl.
in Melsungen.
Spangenberg,
desgl.
in Gelnhausen.
Kullmann,
desgl.
in Rinteln.
Koppen,
desgl.
in Hanau.
Wolf, Inspekto
r der Wasserleitung in Cassel.
Wagner, Bau-
Commissar
in Witzenhausen.
Fischbach ,
desgl.
in Helsa.
Ehrhardt,
desgl.
in Cassel.
Auffahrt,
desgl.
in Fulda.
Heyderich,
desgl.
in Wolfshagen.
Hölke,
desgl.
in Schmalkalden.
D a 1 1 w i g h ,
desgl.
in Cassel.
Schmidt,
desgl.
in Hersfeld.
Buch, Bau-Inspektor in Bergen.
Eckhardt, Bau
- Kommissar
in Ziegenhain.
Schubarth,
desgl.
in Frankenberg.
Martin,
desgl.
in Homburg.
Gomber t,
desgl.
in Fretzlar.
Hunrath,
desgl.
in Melsungen.
Berner,
desgl.
in Rinteln.
Hoffmann,
desgl.
in Steinau.
Arnold,
desgl.
in Gersfeld.
Mergard t,
desgl.
in Marburg.
Jaeger,
dessl.
daselbst.
Sunkel,
desgl.
in Hanau.
Schuwirth,
desgl.
in Kirchhain.
Stern,
desgl.
in Rotenburg.
Engelhard,
desgl.
in Hofgeismar.
Koppen,
desgl.
in Rinteln.
Bei der Regierang za Wiesbaden.
Borggreve, Reg.- und Baurath in Wiesbaden.
Görz, Ober-Baurath, verwaltet die zweite Regierungs- und
Bauraths -Stelle zu Wiesbaden.
Fischer, Assessor, technischer Hülfsarbeiter bei der Regie-
rung daselbst.
Lokal-Baubeamte und Akzessisten.
Eckhardt, Wasser-, Wege- und Brücken -Bauinspektor in
Frankfurt.
Westerfeld, Bauinspektor in Hamburg.
Gross, Kreis -Baumeister in Biedenkopf.
Im vormaligen Herzogtham Nassau.
Lokal-Baubeamte
für die Domanial-Bauverwaltung:
Wolf, Bauinspektor in Limburg.
Goedicke, desgl. in Wiesbaden.
für den Landstrassenbau:
Lossen, Baurath in Wiesbaden.
Esau, Bauinspektor in Hadamar.
Wiegand, desgl. in Weilburg.
Zais, desgl. in Königstein.
für den Hochbau:
Zais, Baurath, Bauinspektor in Nassau.
Hoffmann, Ober - Baurath, desgl. in Wiesbaden.
Preusser, Baurath, desgl. in Limburg.
Maurer, Bauinspektor in Montabaur.
Willet, desgl. in Eltville.
Chelius, desgl. in Dillenburg.
für den Wasserbau:
Preusser, Bauinspektor in Biebrich.
Akzessisten
Malm, Bauinspektor, Akzessist in Wiesbaden, für die Doma-
nial - Bau Verwaltung.
für den Landstrassenbau:
Preusser, Bauinspektor, Akzessist in Hadamar.
Schüler, desgl. desgl. in Höchst.
Bertram, desgl. desgl. in Wiesbaden.
Petsch, Akzessist in Weilburg.
Keller, desgl. in Wiesbaden.
für den Hochbau:
Thoma, Bauinspektor, Akzessist in Wiesbaden.
Müsset, Akzessist in Höchst.
Klein, desgl. in Nassau.
Moritz, desgl. in Wiesbaden.
Cramer, desgl. in Dillenburg.
Wolf, desgl. in Limburg.
Schapper, desgl. in Montabaur.
Halbey, desgl. in Eltville.
für den Wasserbau:
Bald us, Bauinspektor, Akzessist in Diez.
Wäger, Akzessist in Biebrich.
Jahrgang II.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 5. Juni 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Freigebung der Baugewerbe im norddeutschen Bunde.
(Schluss.) — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Kgl.
Bau- Akademie zu Berlin im August 1867. (Fortsetzung.) — Noch
ein Wort über Scbieferbedachungen. — Einsturz des Michaeliskirch-
thurms in Breslau. — Vergleichung der Grössen der wichtigsten
Räumlichkeiten verschiedener Bahnhöfe. — Feuilleton: Auch ein
Wort für das Metermaass. — Das Metermaass. — Mittheilungen
aus Vereinen: Sächsischer Ingenieur-Verein. — Architekten- Verein
zu Berlin. — Vermischtes: Gegenwärtige Frequenz der Bau- Aka-
demie zu Berlin. — Die neuen Themse- Boulevards in London. —
Infusorien-Lager aus Kieselerde in der Lüneburger Haide. — Per-
sonal-Nachrichten etc.
Die Freigebung der Baugewerbe iin [Norddeutschen Bunde.
( öentuss. )
Wenn man befürchtet, dass die Freigebnng der Bau-
gewerbe, wie überhaupt die Gewerbefreiheit, einen plötz-
lichen Umsturz aller Verhältnisse bewirken werde, so irrt
man sehr. Formen, die durch Jahrhunderte bestanden
haben, sind zu dauerhaft, als dass sie nicht noch eine
Zeit lang fortdauern sollten, wenn auch das Leben daraus
gewichen ist. Es wird vorläufig so ziemlich Alles beim
Alten bleiben; vielleicht wird sich das Publikum in sei-
nem noch allseitig gehegten und gepflegten Autoritäts-
glauben zunächst nur um so fester an die alten geprüften
Baugewerksmeister anklammern und an deren bewährter
Erfahrung einen Anhalt in den neuen und ungewohnten
Zuständen suchen. Allmälig erst und langsam wird eine
durchgreifende Veränderung sich Bahn brechen.
Aber diese Veränderung wird zum geringsten Theile
dadurch erfolgen, dass nunmehr auch Architekten oder
Bauunternehmer die bisherigen Rechte der Baugewerks-
meister ausüben und mit diesen in engere Konkurrenz
treten werden. Die Fälle, dass sich Baumeister Maurer-
und Ziinmergesellen halten sollten, werden aus den be-
reits angeführten Gründen nicht häufig sein und auch
das so oft zitirte, vielgefürchtete Gespenst der „Häuser-
fabrikation“ wird schwerlich toller seinen Spuk ent-
falten, als dies bereits gegenwärtig der Fall ist. Aus
dem Gewerke seihst, aus den Reihen der wirklichen
Werkleute wird unserer Ansicht nach die Reform hervor-
gehen. Und während zuweilen der Gewerbefreiheit der
Vorwurf gemacht wird, dass sie die Arbeit dem Kapital
preisgebe und alle kleinen selbstständigen Handwerker zu
Fabrikarbeitern erniedrige, dürfte hei der Freigebung der
Baugewerbe gar leicht das umgekehrte Verhältniss ein-
treten. Für den jetzigen Baugewerksmeister ist das
eigentliche Handwerk nichts als ein Durchgangsstadium,
das in neuerer Zeit oft genug nur formelle Bedeutung
hat; in erster Linie ist er als Kaufmann und Architekt
thütig und das Verhältniss zu seinen Arbeitern ist dem
des Fabrikanten nicht unähnlich. In keinem anderen
Gewerbe ist das grosse moderne Prinzip der Arbeitstei-
lung noch so wenig verwirklicht, in keinem anderen
findet der Zug nach freier Selbstständigkeit, der das Ele-
ment unserer heutigen Arbeiterbewegung bildet, einen so
offenen Spielraum und eine so günstige Gelegenheit.
Zunächst dürfte sich die Zahl der Baugewerksmeister
— für die jetzigen Verhältnisse freilich schon viel zu
gross — noch erheblich vermehren, indem viele Poliere
sich selbstständig machen und als kleine Meister auftreten
werden. Es wird dies sehr wohl angehen, wenn sie ihren
Ehrgeiz nicht darauf richten, den Apparat des bisherigen
Meisterthums zu kopiren und Bauunternehmer zu werden,
sondern wenn sie sich darauf beschränken, die Ausführung
einzelner Bauten zu übernehmen, die sie unter persönlicher
Mitwirkung ganz ebenso für den Bauherrn leiten, wie sie
es bisher für den Meister gethan haben. Es dürften solche
kleine Meister, die aus dem Rahmen des Handwerks nicht
heraustreten und die durch ihre werkthätige Theilnahme
und dauernde Anwesenheit bei einem Bau eine wirkliche
Garantie für denselben zu leisten im Stande sind, sogar
sehr gesucht werden. — In grösseren Städten werden sich
dem Zuge der Zeit gemäss unzweifelhaft freie Assoziationen
von Arbeitern bilden, die sich zu gemeinschaftlichen Aus-
führungen vereinigen. Beispiele dafür liefern nicht allein
Frankreich und England, sondern auch in Berlin besteht
bereits seit längerer Zeit eine ähnliche Einrichtung in den
selbstständigen P u tzk o lo n neu , Vereinigungen von 3 bis
4 Maurern und einem Arbeiter, die sich stets nur gemein-
schaftlich einem Meister verdingen und den Abputz ganzer
Gebäude auf gemeinschaftlichen Akkord übernehmen. Es
dürften deren anerkannt ausgezeichnete Leistungen gleich-
zeitig den Beweis liefern, wie viel mehr ein selbstständiger
Arbeiter wertli ist, als ein Tagelöhner. — In kleinen
Städten und auf dem Lande dürften endlich die eigent-
lichen Schaarwerker d. s. einzelne Maurer- oder Zimmer-
leute, welche ausschliesslich kleinere Arbeiten übernehmen,
sich noch erheblich vermehren und ihren Wirkungskreis
ausdehnen. — Warum alle diese genannten Handwerker
selbstständig schlechtere Arbeit liefern sollten als bisher,
warum sie ferner die Ausbildung von Lehrlingen auf dem
Bauplatze — (für die weitere Vorbildung der Gewerks-
Lehrlinge ist die Errichtung von Fachschulen schon
längst ein Bedürfniss) — nicht ebenso gut bewirken
könnten als bisher, vermögen wir nicht einzusehen.
Eine solche Absonderung und Selbstständigkeit des
eigentlich werkthätigen Elementes im Bauwesen wird aller-
dings weitergreifende Folgen haben. Zunächst mehr und
mehr auch eine Ausscheidung des spezifisch kaufmännischen,
spekulirenden Elementes von dem eigentlichen Baubetriebe.
Denn die grossen Schwankungen, welche die Forderungen
der Bauliandwerker zeigen, entspringen nicht aus den Dif-
ferenzen der Arbeitslöhne, welche einen ziemlich konstan-
ten Werth behalten, sondern finden ihre Erklärung zumeist
darin, dass die Meister gleichzeitig die Baumaterialien lie-
fern, welche als Handelsartikel einer Konjunktur unterlie-
gen ; an einer Arbeit ohne Materialienlieferung pflegt da-
her in günstigen Baujahren den Meistern auch wenig
gelegen zu sein. Wie ungünstig freilich dieser Umstand
auf die Arbeit selbst zurückwirkt, wie häufig der durch
eine misslungene Spekulation entstandene Schaden durch
Ersparnisse an Arbeitslöhnen wieder gedeckt werden soll,
dürfte bekannt sein. Auch hier dürfte nach Freigebung
der Baugewerbe die Theilung der Arbeit sehr wohlthätig
wirken. Den kleineren selbstständigen Bauhandwerkern
wird ein derartiger kaufmännischer Betrieb sich von selbst
verbieten und so wird der Handel mit Baumateria-
lien sich sehr bald als ein völlig selbstständiges Geschäft
228
ausbilden. Zum grossen Theile ist dies bereits jetzt der
Fall und die fabrikmässige Herstellung namentlich der
Maurermaterialien, welche täglich ausgedehntere Dimen-
sionen annimmt, kann eine weitere Entwickelung nur be-
günstigen.
Es wird endlich auch eine naturgemässe Absonde-
rung des erfindenden Elementes stattfinden: die Thätigkeit
des Architekten wird eine selbstständigere Stellung,
einen grösseren Umfang gewinnen als bisher. Der Ar-
beiter ist ohne Ehrgeiz hierin einen Dilettantismus auszu-
üben, und sollte er auch bei einer Anzahl kleinerer Bauten
ganz ohne Plan, nur nach vorhandenen Mustern bauen, j
so wird er in den meisten Fällen doch bescheiden aner-
kennen, dass seine Kräfte nicht ausreichen. Wird die
Mitwirkung eines Architekten hierdurch schon bei Auf-
stellung des Planes veranlasst, so dürften die Bauherren
unter den neuen Verhältnissen bald genug einsehen, wie
wichtig ihnen die Hülfe desselben nicht minder bei der Aus-
führung selbst ist. Ein gesteigertes Bedürfniss nach Ar-
chitekten wird entstehen und ein neuer ausgedehnter Stand
derselben wird sich entwickeln. Zum geringsten Theile
werden zu demselben die für den Staatsdienst geprüften
Beamten beisteuern — wer sollte ferner noch Lust haben
für jene Zwecke einen solchen langwierigen, in seinen Er-
folgen höchst problematischen Ausbildungsgang einzu-
schlagen! — in überwiegender Anzahl wird derselbe aus
den Reihen der jetzigen Baugewerksmeister sich entwickeln,
von denen so manche schon jetzt unzweifelhaft im Stande
sind, höheren Anforderungen zu genügen. Durch eine
Erweiterung der bisherigen Baugewerkschulen werden An-
stalten entstehen, die zur Ausbildung von Architekten vor-
züglich geeignet sind, mögen dieselben ihr Fach mit einer
Volksschulbildung auf dem Bauplatz, oder mit höherer
Bildung im Atelier begonnen haben. Der grosse Unter-
schied gegen jetzt wird nur der sein, dass künftig alle
Architekten die Grenze ihrer Ausbildung nicht in den
Vorschriften einer Prüfung*) sondern in den Anforde-
rungen des Publikums suchen werden, das unter den
neuen Verhältnissen sich nicht mit sogenannter Maurer-
*) Es ist charakteristisch, wie die Berliner Maurer- und Zim-
mermeister, trotzdem die Mehrzahl derselben sich doch ganz offenbar
täglich mit Architektur beschäftigt, in ihrem Entwurf eines neuen
Prüfung«- Reglements jeden Anspruch auf künstlerische Ausbildung
zurückzuweisen suchen. „Architektonische Dekorationen, korrekte
Durchführung bestimmter Baustile, künstlerisch zu lösende innere
meister- Architektur und Maurermeister- Grundrissen be
gnügen wird, wenn es eben so leicht etwas Besseres er-
halten kann. Es ist dies der Punkt, den unser früherer
Aufsatz im Auge hatte und auf dessen Ausführungen wir
daher nun verweisen können. Wir zweifeln in der That
nicht daran, dass die bisherigen Baugewerksmeister, die
zum Theil schon jetzt einsichtsvoll genug sind, die von
ihnen verlangten Pläne unter der Hand von Architekten
anfertigen zu lassen, sich bald genöthigt sehen werden,
eine erweiterte Ausbildung zu suchen und Architekten zu
werden und wir müssen darauf bestehen, dass wir in einer
derartigen Beseitigung des unnatürlichen Unterschiedes
zwischen Architekten und Baugewerksmeistern das Fun-
dament zu einer gedeihlichen, selbstständigen Entwicke-
lung, zu einer neuen Blüthe unserer Kunst erblicken.
Dass eine geraume Zeit vergehen wird, ehe die neuen
Verhältnisse sich definitiv gestaltet haben, dass eine Son-
derung der einzelnen Elemente des Bauwesens, wie wir
sie andeuteten, nicht gleich überall so scharf ausgeprägt,
sondern mannigfach kombinirt sein wird, bedarf wohl
keiner Erörterung. Aber jedenfalls werden die Verhält-
nisse sich nicht mehr in eine Schablone zwängen dürfen,
sondern frei nach Neigung und Begabung der Personen,
nach Gunst der Gelegenheit sich entwickeln können. Man
wird in erster Linie nicht mehr fragen ob ein Bautech-
niker das Schurzfell getragen oder eine Akademie besucht,
was er gelernt und was für Prüfungen er bestanden hat,
sondern was er leisten kann und was er gebaut hat.
Nach alledem können wir nunmehr die Frage, wer
ein Interesse an der Freigebung der Baugewerbe hat und
wer Vortheil daraus gewinnen wird, ziemlich kurz beant-
worten.
Die zu Berlin versammelten Delegirten Norddeutscher
Baugewerke meinen bekanntlich, dass dies einzig und
allein die „Königl. Baumeister“ seien. Wenn sie unsere
Zeitung, die sie als Organ der unerfahrenen und jüngeren
Architekten bezeichnen, hierfür als einzige Quelle zitiren,
so erweisen sie ihr andererseits die durchaus unverdiente
Ehre, einen maassgebenden Einfluss auf die Entschlüsse
des hohen Bundesrathes ausgeübt zu haben; denn eben
Einrichtungen gewerblicher Art, welche ein besonderes Fachstudium
erfordern, sind nicht zu verlangen“ heisst es daselbst. Freilich fordern
sie dafür vom Maurer: „Kenntniss der 5 Säulenordnungen mit Bo-
genstellungen und Gebälken, jedoch nur in ihren wichtigsten
Verhältnissen und Formen“!
Auch ein Wort für das Metcrinaass.*)
(Vom Oberbaudirektor Lasius in Oldenburg.)
Man kann den Schmerzensergiessungen über die be-
vorstehende Einführung des Metermaasses ihre volle Be-
rechtigung zugestehen und dennoch die Ueberzeugung
*) Es wird den Lesern uns. Z. willkommen sein, auch die Aeusse-
rungen einiger Fachgenossen zu hören, welche die Annahme des
metrischen Maassystems für die bevorstehende deutsche Maassreform
vertheidigen. Eine weitere Erörterung der Frage dürfte in dem
gegenwärtigen Stadium derselben, wo die Entscheidung bereits nahe
bevorsteht, sich nicht mehr empfehlen. Die zur Vorberathung des
bezüglichen Gesetz -Entwurfes niedergesetzte Kommission des Nord-
deutschen Reichstages hat ihre Arbeiten bereits vollendet und die
Berathung im Plenum steht in kurzer Zeit bevor. Nach dem Vor-
schläge der Kommission sollen auch die letzten, in der Vorlage des !
Bundesrathes beibehaltenen Anknüpfungspunkte an das bisherige
Maassystem (Beibehaltung der Begriffe: Ruthe, Meile, Morgen,
Klafter, Pfund) beseitigt und die französischen Maasse ohne jeg-
liche Modifikation eingeführt werden. Wir verweisen in letzter
Hinsicht auf die Aeusserung einer in Sachen der Maassreform all-
seitig anerkannten Autorität, des Ingenieur en chef des französischen
Zentralbahnnetzes, Wilhelm Nördlinger, der auf Veranlassung
eines in unserem Blatte (Jahrg. I. No. 10 und 11) erschienenen Auf-
satzes von Prof. Sonne in Stuttgart in No. 16 Seite 155 desselben
Jahrgangs schreibt: „Ueberdies will es mir Vorkommen, als wäre
die Gefahr zur Annahme irgend eines Aftersystems nun in Deutsch-
land so ziemlich überstanden , und meine Besorgniss ist eher die :
dass das französische System gar zu unverändert angenommen werde.
Denn wenn mein entschiedenster, dringendster, wohlgemeinter Rath
an meine deutschen Landsleute dahin geht: die metrischen Grund-
einheiten sieh unverändert anzueignen, so bin ich nicht minder über-
zeugt, dass das metrische System für Deutschland manche Detail-
Abänderung erleiden sollte, z. B. durch Beseitigung dev unprakti-
schen, gelehrten Nomenklatur und Abgeltung von der allzustrengen
dezimalen Eiutheilnng.“ Die Redaktion.
hegen, dass der Standpunkt, welchen No. 90 und 119 der
Kreuzzeitung, No. 19 und 21 dieses Blattes und die in
No. 40 des halleschen Volksblattes für Stadt und Land
enthaltene Zurückweisung der in No. 106 der Kreuz-
zeitung versuchten Vertheidigung des Meters inne zu
halten bestrebt sind, aufgegeben werden müsse.
Zu laut hat die Entwickelung der Verkehrsmittel,
das Bedürfniss der Zeitersparung und der äussersten Ver-
hütung von Missverständnissen, ja das Verlangen nach
internationaler Verständigung, die Nothwendigkeit gepre-
digt, manchen der im Zählen und Messen von Jugend auf
eingelebten Gewohnheiten zu entsagen. Selbst in dem,
durch zähes Festbalten an Herkommen und Gewohnheit
sonst ausgezeichneten England ist das Bewusstsein wach
geworden, dass trotz der weiten Verbreitung, welche eng-
lisches Maass und Gewicht auf der ganzen Erde gewonnen,
die Einführung eines neuen, dezimal gegliederten Münz-,
Maass- und Gewichtssystems eine so grosse Wohlthat für
den ganzen bildungsfähigen Theil des Menschengeschlechts
sein würde, dass dagegen die mit der Einführung ver-
bundene Beschwerde ihre Bedeutung verliere. Der den
Engländern sicher nicht abzustreitende praktische Sinn Hess
bei der ersten Londoner Weltausstellung im Jahre 1851
aus dem dringend gefühlten Bedürfnisse gegenseitiger Ver-
ständigung die Bildung des „internationalen Vereins zur
Erlangung eines einheitlichen, dezimalen Münz-, Maass-
und Gewichts -Systems“ hervorgehen, dessen Thätigkeit
sich über die Länder diesseits und jenseit des Ozeans
erstreckt. Der britische Zweig dieses 5 ereins bat in
zahlreichen über das Land verbreiteten Flugschriften der
Kenntniss und dem Werthe der Dezimalrecimung immer
229
aus ihr wollen sie es ableiten, worauf es mit der ganzen
Freigebung der Baugewerbe zweifellos „abgesehen sei“.
Wir brauchen auf diesen scherzhaften Widerspruch, wie
auf die Behauptung selbst wohl nicht weiter einzugehen;
es dürfte Jedem einleuchten, dass die für den Staatsdienst
geprüften Baumeister, deren Privilegien für den Privatbau :
gleichfalls fallen, und denen Nichts bleibt als ihr Titel,
ein persönliches Interesse an der Aufhebung der Gewerks-
meisterprüfungen nicht haben können. Wer weiss, ob ihnen
nicht noch einmal jedwede Beschäftigung mit Privatbauten
untersagt wird ! — Der Stand des freien Architekten aber,
von dem wir sprachen, er soll und wird sich im Wesent-
lichen erst heranbilden , kann also gegenwärtig noch gar
nicht in Frage kommen.
Es werden jedoch bei einer Freigebung der Bauge-
werbe gewinnen:
1. Die eigentlichen Bauhand werker. Aus Tage-
löhnern, die gegenwärtig ein vagabondirendes, zum Theil
sogar ein ziemlich rohes Element der Bevölkerung bilden,
werden selbstständige Handwerker, — aus Arbeitern , die
im Bewusstsein ihrer Nichtverantwortlichkeit es mit der
Gewissenhaftigkeit ihrer Arbeiten nicht eben zu genau
nehmen, werden freie Unternehmer werden, die unter der
Kontrole ihres eigenen und gegenseitigen Interesses stehen.
Eine Verbesserung ihrer materiellen Lage, eine sittliche
Hebung des ganzen Standes wird die unzweifelhafte Folge
davon sein.
2. Das bauende Publikum. Bei einer freien
Konkurrenz, wie sie jetzt trotz der anscheinenden Ueber-
zahl an Meistern nicht bestehen kann, wird dasselbe seine
Bauten, wenn auch wahrscheinlich nicht billiger, so doch
verhältnissmässig solider und zweckmässiger hersteilen als
bisher. Und schon das wird ihm ein unschätzbarer Ge-
winn sein, dass es sich nicht mehr aus Bequemlichkeit
auf Titel und Prüfungen verlassen darf, sondern genöthigt
sein wird, selbstständig nachzuforschen, was der Techniker
leisten kann, dem es sein Vertrauen schenken will.
3. Die Baukunst, für welche die strengere Thei-
lung der Arbeit, die jeden Dilettantismus ausschliesst, nur
förderlich sein kann. Wir verweisen in dieser Beziehung-
wiederholt auf unsere früheren Ausführungen.
4. Das Gemeinwesen; denn es ist selbstredend,
dass eine Stärkung der einzelnen Glieder, die Entfaltung j
so vieler gebundener Kräfte günstig auf das Allgemeine
zurückwirken muss. Welches Interesse der Staat an der
Frage nimmt, ist von ihm selbst wohl am Besten dadurch
bewiesen, dass er zu ihrer Lösung die Initiative er-
griffen hat.
Wir wiederholen schliesslich, dass wir die Besprechung
der Frage zum geringeren Theile deshalb unternommen
haben, weil wir dem Eindrücke, den die Petitionen der
um Beibehaltung ihrer Privilegien besorgten Baugewerks-
meister auf den Reichstag des Norddeutschen Bundes und
auf das Publikum machen könnten, entgegen zu arbeiten
wünschten. Wir vertrauen in dieser Sache ziemlich rück-
haltlos auf den Sieg der zwingenden Wahrheit. Aber es
schien erforderlich, einmal die gegen uns ausgesprochenen
Verdächtigungen zurückzuweisen, andererseits eine weitere
Klärung der Ansichten innerhalb unseres Faches selbst
anzubahnen. Hoffentlich ist dieselbe einer Versöhnung
günstig, hoffentlich haben sich auch unsere Gegner über-
zeugt, dass wir in dieser Sache keine Parthei , sondern
nur das Prinzip vertreten, welches den Lebensnerv unserer
Bestrebungen bildet. —
Eine Hebung ihres Standes, damit eine Hebung unsres
Faches, ist die positive Forderung, welche von den Bau-
gewerksmeistern aufgestellt worden ist und der wir uns
von Herzen anschliessen, wenn wir solches Resultat aller-
dings auch auf ganz andere Weise erzielt wissen wollen,
wie sie. Wir hoffen, dass diese Gegensätze in der Form
sich schnell genug vermitteln werden, wenn die Freigebung
der Baugewerbe nur erst wirklich erfolgt ist und keinen
jener schlimmen Nachtheile mit sich gebracht hat, die
man jetzt von ihr fürchtet. Denn so gut es sein mag,
die tiefgewurzelten Gegensätze einmal zum gründlichen Aus-
trag zu bringen, so thut unserem Fache doch vor allen
Dingen nicht Zwist, sondern die Einigkeit Noth. — Wir
haben in dieser Hinsicht bereits die aufrichtige Freude
gehabt, von mehren Gewerksmeistern, denen wir hiermit
herzlichst danken, schriftliche Beweise ihrer Zustimmung
zu erhalten.
Wenn übrigens die mehrfach genannten Delegirten
am Schlüsse ihres Schriftstückes gleichsam als höchste
Karte die Forderung ausgespielt haben, dass mit den Bau-
gewerksmeister-Prüfungen, ja noch viel eher als diese,
auch die Baumeisterprüfungen fallen möchten, so gehört
eine derartige Forderung zwar nicht vor den Reichstag
des Norddeutschen Bundes und nicht in die Verhandlun-
gen über die Gewerbefreiheit, aber wir können uns im-
merhin freuen, dass diese Frage, in welcher wir die An-
weitere Anerkennung verschafft; die späteren Weltausstel-
lungen von 1855, 1862 und 1867, sowie die statistischen
Kongresse haben die Verständigung der verschiedenen
Regierungen angebahnt und von allen Seiten kommt man
sich in dem Bestreben entgegen, die Schranken zu besei-
tigen, die der Ausbreitung und Erleichterung des Ge-
schäftsverkehrs unter den Völkern noch entgegenstehen.
Deutschland ist nicht zurückgeblieben. Hat es frei-
lich auf die durch die deutsche Bundesakte schon 1815
in Aussicht gestellte Regelung lange warten müssen, so
hat sich doch im Laufe der letzten fünfzig Jahre die Ver-
wirrung sehr gelichtet, die sonst auf dem Münz-, Maass-
und Gewichtwesen lastete. Am Durchgreifendsten ist
Preussen 1816 in seiner Maass- und Gewichtordnung vor-
gegangen, welche hinsichtlich des Maasswesens noch be-
steht, hinsichtlich des Gewichts aber 1856 auf metrischer
Grundlage abgeändert ist. Das Münzwesen ist durch die
Münzverträge von 1837, 1838 und 1857 zwar vereinfacht,
doch fehlt noch viel an einem, den internationalen Ver-
kehr befriedigenden Zustande. Ein 1860 beim Bundes-
tage auf Einleitungen für gleiches Maass und Gewicht
gestellter Antrag führte 1861 zu Kommissions -Verhand-
lungen in Frankfurt, von denen Preussen sich noch fern
hielt, weil es die Opportunität der Maassregel bezweifelte,
und bei der Hir sein Land bereits getroffenen Ordnung
der Verhältnisse allerdings auch mindere Veranlassung
hatte, auf Aenderungen hinzuarbeiten. Dennoch bethei-
ligte es 1865 sich ebenfalls, unter Verzichtleistung auf
den preussischen Fuss, an der weiteren Entwickelung der
Sache und an dem Entwürfe einer deutschen Maass- und
Gewichtordnung, welcher das Meter als Grundlage an-
nimmt, welcher auch der jetzt dem Reichstage gemachten
Vorlage zur Basis dient, dieser aber in wesentlichen Punk-
ten nachsteht. Denn jener Entwurf kam nur als Kom-
promiss der von verschiedenen Staaten sehr verschieden
instruirten Bevollmächtigten zu Stande und musste manche
Besonderheit aufrecht erhalten, welche sich mit dem im
Ganzen angestrebten Ziele wenig vertrug. So verlangte
damals Preussen neben dem Meter noch die Annahme ir-
gend eines Fasses, und hielt dessen fortdauernde Geltung
(seihst unter dem Aufgeben des eignen , durch Bessel’s
Bestimmungen vorzüglich wohlbegründeten Fusses) für so
wichtig, dass es die Aufnahme des s. g. Dreidezimeter -
fusses unter die zulässigen Maassgrössen zur conditio sine
qua non seines Mitwirkens machte.
Wenn jetzt Preussen in der dem norddeutschen Bunde
gemachten Vorlage von einer bis dahin für unerlässlich
gehaltenen Beibehaltung irgend welchen Fussmaasses ab-
sieht, so gebührt sich’s wohl, nach den Gründen einer so
auffallenden Erscheinung zu fragen, zumal wohl Niemand
weder der preussischen Regierung, noch dem englischen
Volke unbedachte Neuerungssucht wird Schuld geben wol-
len. Es finden sich diese Gründe ausgesprochen in den
Motiven des von dem Bundesrathsausschusse für Handel
und Verkehr am 1. Mai d. J. erstatteten Berichts, welchem
sie in einem, dem Gutachten der Frankfurter Kommission
vom 30. April 1861 wortgetreu entnommenen Auszuge an-
gefügt sind, und von diesem Gutachten sich nur durch
Weglassung der meisten jener Auswüchse unterscheiden,
die das Hängen an gewohnten Vorstellungen noch hatte
stehen lassen.
Jene Motive entwickeln nun ausführlich, wie alle für
230
sicht der Delegirten durchaus theilen, wieder einmal und
zwar von anderer Seite einen öffentlichen Stoss bekommen
hat. So lange der Staat seine Beamten prüft, wird der-
selbe zwar schwerlich von einer Prüfung der Baumeister,
denen er die Verwaltung des in ununterbrochenem Bau-
betriebe befindlichen Staatseigenthums an Eisenbahnen,
Land- und Wasserstrassen an vertraut, abstehen, hingegen
dürfte selbst für Preussen die Zeit nicht mehr fern sein,
wo die im Staatsdienste beschäftigten Architekten von der
Zwangsehe mit dem Ingenieurwesen erlöst und ihrer freien
Kunst als freie Künstler zurückgegeben werden. Wenn
keine anderen Gründe eine solche Lösung erzwingen, so
wird es gar bald die bittere Nothwendigkeit thun. Denn
schon jetzt ziehen sich fast alle hervorragenden künstle-
rischen Talente vor dem Dienste als Baubeamter zurück;
bei einer Erweiterung der architektonischen Thätigkeit,
wie sie die Gewerbefreiheit bringt, wird dies noch in er-
höhtem Maasse der Fall sein. Und so dürften sich die
Folgen einer Freigebung der Baugewerbe auch in dieser
Beziehung als segensreich erweisen. — F. —
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Konigl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung aus No. 18.)
Travemünde.
Die sogenannte „Lübecker Bucht“ ist an drei Seiten
ganz vom Lande umschlossen und öffnet sich nur nach
Osten gegen die See. Für die Seefahrer ist sie kenntlich
gemacht durch zwei Leuchtfeuer, das zu Neustadt am
nördlichen Ende der Bucht, und das zn Travemünde, an
deren südlichen Ende. Zu Neustadt befindet sich auf
einem ca. 45' hohen, viereckigen Thurm eine Laterne mit
Blickfeuer; eine Besichtigung war nicht thunlicb.
Der Leuchtthurm zu Travemünde ist von unten
auf rund ausgeführt und zeigt zwei Feuer übereinander,
nämlich in 100' Höhe über dem Wasserspiegel das soge-
nannte „Hauptlicht“, und darunter in 68' Höhe über dem
Wasserspiegel das sogenannte „Rhedelicht“. Beide Feuer
senden ihr Licht nur nach Osten hin, auf die Rhede von
Travemünde hinaus, und da somit der von dem Lichte zu
erhellende Theil des Horizontes einem nur sehr kleinen
Zentriwinkel entspricht, so ist eine eigentliche, aus
Glas und Eisen konstruirte „Laterne“ hier für überflüssig
erachtet und das „Hauptlicht“ in einer kleinen, von mas-
siven Wänden umschlossenen Kammer untergebracht, deren
Frontwand mit breiten Fenstern durchbrochen ist. Das
„Hauptlicht“ hat ein „festes Feuer“, das durch drei neben
einander hängende Oellampen mit messingnen (nicht ver-
silberten) Reverberen erzeugt und durch glatte Scheiben
hindurch — also ohne Fresnel’sche Linsen — ausgesen-
det wird; dieses „Hauptlicht“ ist 16 Seemeilen = ca.
4 deutsche Meilen ('nach anderen Angaben 6 deutsche
Meilen) weit sichtbar. Das „Rhedelicht“ zeigt ebenfalls
ein „festes“, nur für die auf der Rhede, liegenden Schiffe
bestimmtes Feuer, das durch eine einzige, mit einem Re-
verber versehene Oellampe gebildet wird, die in dem
Rundbogenfenster über einer Balkonthür aufgestellt wird und
6 Seemeilen (= ca. 1 */2 deutsche Meilen) weit sichtbar ist.
Für ein bis auf die Rhede von Travemünde gelang-
tes Schiff ist daher die Lokalität sehr genau bezeichnet;
soll das Schiff aber in den Hafen einlaufen, so müssen
noch weitere Signale gegeben werden, da die Einfahrt
nicht gefahrlos ist. Während nämlich die Wassertiefe der
hier in die Ostsee mündenden Trave kurz oberhalb Trave-
münde noch 20 — 24' beträgt und die Wassertiefe der
Rhede vor Travemünde sich nur ganz allmälig von über
60' bis auf etwa 24' vermindert, liegt gerade vor der
Mündung der Trave, also vor der Hafeneinfahrt, eine
Barre, über welcher die Wassertiefe kaum noch 12' be-
trägt, und in der daher, um den Hafen zugänglich zu
machen — durch Baggerung eine Fahrrinne von 18' Was-
sertiefe freigehalten werden muss. Diese Fahrrinne ist nun
wohl durch Tonnen uud Baken genau bezeichnet, indessen
ist es einestheils kaum möglich, durch Baggerung in be-
wegter See eine ganz gleichmässige Tiefe zu erzeugen,
anderentheils aber können auch die Ablagerungen in Folge
von Sturm und Wellenschlag leicht ihre Lage verändern
und die Fahrrinne bald mehr, bald weniger zuschlammen
und endlich kann sich auch die Wassertiefe in der Fahr-
rinne noch wesentlich verändern, je nachdem nordöstliche
Winde Seewasser in die Trave hineintreiben und diese
dadurch aufstauen, oder südwestliche Winde das Wasser
aus der Trave hinaustreiben und deren Wasserspiegel da-
durch senken. Das Fahrwasser der Einfahrt ist demnach
so unsicher, dass in der Regel kein Schiff ohne Lootsen
einsegeln soll.
den fraglichen Zweck zu machenden Vorschläge entweder nur
1. eine gänzlich neue Maasseinheit aufstellen,
2. oder einen in Deutschland schon bestehenden Fuss,
8. oder endlich irgend ein ausserdeutsches Maass zur
Annahme empfehlen können; —
wie zu 1. weder der Schritt, noch eine aus der Grösse
des Erdhalbmessers abgeleitete Elle, noch einer der Fusse,
die man als ‘/3 des Sekundenpendels für irgend einen Ort
der Erde, oder als Theilgrösse der geographischen Meile
oder des Erdäquators, oder in solcher Grösse hinstellen
möchte, dass dessen Würfel genau 50 Zollpfund Wasser
fasse, noch ein anderes Maass der Art, einem Theile
Deutschlands den Vortheil biete, sein gewohntes Maass zu
behalten, und doch auch nicht zu dem französischen oder
englischen Maasse in einer irgend einfachen Beziehung stehe;
wie zu 2. nur ein Fuss von überwiegend geographi-
scher Verbreitung oder von sehr einfacher Beziehung zu
dem in den westlichen Nachbarstaaten geltenden Maasse
einen Anspruch auf Annahme zum deutschen Fusse
machen könne, dem hier zunächst in Frage kommenden
preussischen Fusse jedoch sein völlig irrationales Verhält-
niss zum Meter und zum englischen Fusse, seine Zwölf-
theilung und der Mangel einer einfachen Beziehung so-
wohl zu dem deutschen Pfunde von 500 Gramm, wie zu
den Flächen und Körpermaassen, hindernd entgegentrete;
— wie ferner ein aus dem Meter im Verhältnisse zu */2
oder % oder 3/j0 oder */| abgeleiteter Fuss keine der
aufzustellenden Bedingungen genügend erfülle;
wie zu 3. nur zwischen dem Meter und dem engli-
schen Fusse die Wahl frei bleibe, dieser gleichwohl zu
jenem in einem ebenso unbequemen Verhältnisse stehe,
wie der preussische Fuss, überdies aber in England der
Uebergang nicht blos zu einer durchgeführten Dezimal-
theilung, sondern selbst zum Meter vorbereitet werde;
wie endlich nur das Meter den Charakter eines
Universal -Maasses der kultivirten Welt besitze.
Es wird dann ferner die jetzige Verbreitung und
mannigfache Beziehung des Meters zu Maass- und Ge-
wichtgrössen dargethan, auch werden die vornehmsten
Einwürfe zurückgewiesen, welche dem Meter — bald
wegen seiner ungenau bestimmten Grundlage, bald wegen
seiner fremden Abstammung (Einige nennen das seinen
revolutionären Ursprung) bald wegen der Namengebung,
wegen der ungewohnten Grösse u. s. w. — gemacht zu
werden pflegen. Kurz, es ist nichts versäumt, die Sache
dem Verständigen klar vor Augen zu legen, und es
scheint nichts weiter zu fehlen, als dass diejenigen, die
sich berufen glauben, ihre Stimn e gegen die heillose
Neuerung zu erheben, sich zuvor mit dem Gegenstände
ein wenig bekannt machen, um den es sich handelt.
Indem wir im Uebrigen auf die Motive der Vorlage
Bezug nehmen, sei es uns erlaubt, auf einige der gegen
das Metermaass am häufigsten erhobenen Einwürfe etwas
näher einzugehen.
Man sagt, nur ein Naturmaass könne eine passende
Grundlage für ein Maassystem sein, und versteht unter
dem Naturmaasse natürlich ein solches, auf welches man
leicht müsse zurückgreifen können, wenn die konventionelle
Grundlage einmal möchte abhanden gekommen sein.
Nun hat aber der in der Wissenschaft, wie in der Tech-
nik mit Riesenschritten vordringende Fortschritt längst
dargethan , dass nichts schwieriger ist, als die „leicht bei
231
Gelangt Nachts ein Schiff auf die Rhede, welches in
den Hafen von Travemünde einsegeln will, so muss es,
den örtlichen Vorschriften gemäss, zunächst noch in 5 — 6
Faden Wassertiefe bleiben und eine nach allen Seiten hin
helleuchtende Laterne hissen, bis ihm von der auf der
südlichen Mole befindlichen weissen Bake als Gegensignal
ein rothes Licht gezeigt wird. Dann darf sich das Schiff'
dem Hafen nähern, bis es noch etwa 27' Wassertiefe hat,
muss dann aber ankern und liegen bleiben, bis der Lootse
an Bord ist, der dann für das sichere Einlaufen verant-
wortlich ist. Bei Tage ist es theils nicht immer nöthig,
theils nicht immer möglich, den einsegelnden Schiffen
einen Lootsen an Bord zu geben, und müssen daher in
solchen Fällen noch weitere Signale gegeben werden.
So wird zunächst die über der Barre befindliche augen-
blickliche Wassertiefe vom Leuchtthurm aus in folgender
Weise signalisirt. Beträgt die Wassertiefe über der Barre 14'
oder weniger als 14', so wird noch gar kein Signal gegeben;
beträgt die Wassertiefe aber mehr als 14', so wird nur
dieses „Mehr“ durch blaue Flaggen und blaue Wimpel
bezeichnet und zwar bedeutet jede blaue Flagge 2', jeder
blaue Wimpel 1' mehr als 14' Wassertiefe. Ferner be-
findet sich auf dem nördlichen Bohlwerk eine Bake, die
als optischer Telegraph dient und die „Wink-Bake“ heisst,
weil sie einen beweglichen Arm mit einer weiss und rothen
Kugel trägt, vermittelst deren dem einsegelnden Schifte
nach derjenigen Seite „gewinkt“ werden kann, nach wel-
cher hin es seinen Kurs nehmen soll. —
Unterhalb der nördlichen Mole ist an der Hafenein-
fahrt ein kleines, durch eine hölzerne Gilterthür absperr-
bares Bassin für die Lootsenböte angelegt, neben demsel-
ben ein Schuppen für die Rettungs- Apparate: ein Ret-
tungsboot nebst Zubehör und ein Raketen -Apparat. Das
Rettungsboot, mit doppeltem Boden und mit allem, zur
sofortigen Benutzung erforderlichen Zubehör (Ruder, Taue,
Kloben, Pffaschenzüge, life-preserver , d. i. mit Kork ge-
füllte Ringe u. s. w.) versehen, ruht auf einem starken
Wagen, auf dem es leicht an den Strand gefahren werden
kann, ebenso ist der Raketen -Apparat auf einem beson-
deren Wagen zusammengepackt. Der Apparat umfasst
einen dreibeinigen Bock, der, wenn er aufgestellt ist, als
Lafette für die Rakete dient, einen Kasten mit dem Ret-
tungsseil, das hierin um hölzerne, von dem Boden auf-
steigende Dorne so umgewickelt ist, dass es, wenn es mit
der Rakete verbunden ist, mit dieser aufsteigen und
einander wohnenden Gedanken“ durch Zahl und Maass
im Raume fest zu bannen und einer gedachten Grösse so
eng bestimmte Grenzen anzuweisen, dass Einer, der den-
selben Gedanken gehegt hat, in Maass und Zahl genau
auf dieselbe Grösse komme, wie ein Anderer vor ihm.
Daher hat man die Idee eines Naturmaasses — sei
dasselbe vom Rendel oder von dem Erdkörper herge-
nommen — für wissenschaftliche Zwecke längst aufge-
geben und hört man nur noch allenfalls von natürlichen
Maassen, d. h. von solchen reden, die dem Menschen
angeboren sind, wie z. B. Klafter, Elle, Fuss (Schuh?)
Zoll u. s. w. Verbindet man damit etwa den Sinn:
Weil Gott dem Menschen einen Fuss gegeben hat, der
etwa halb so lang ist, wie der Arm von der Schulter bis
zum Handgelenke, so seien jenes einfache und dieses
doppelte Maass gleichsam von Gott zu Maassgrössen ver-
ordnet, und es sei ein Auflehnen gegen göttliche Ordnung,
wenn man sich nach anderen umsehe: so könnte man zu-
nächst mit dem Verlangen antworten, den Normalmenschen
zu bezeichnen, dessen Arm und Fuss zur Richtschnur zu
dienen habe. Weiter aber lässt sich denen, die Gottes
Ordnung in der Natur auch auf das Leben und seine
Gewohnheiten anzuwenden lieben, entgegnen, dass die
fünf Finger an jeder Hand dem Menschen als ein Finger-
zeig gegeben sind, dass er nach zehn zu zählen habe
und dass die in manchen Stücken üblich gewordene
Zwölftheilung ebensogut eine Ueberschreitung der natür-
lichen Ordnung gewesen sei, wie das Aufsuchen eines
vom menschlichen Körper vorgezeichneten Maasses.
Wer es der Mühe werth hält, sich mit den Eigen-
thümlichkeiten des Metermaasses ein wenig genauer bekannt
sich schnell und sicher abwickeln kann, ohne Verschlingun-
gen zu bilden, — endlich noch einen Vorrath der Raketen
selbst. Diese Raketen sollen zur Zeit der Gefahr über
ein gefährdetes Schiff, dem wegen Sturm und Wellen-
schlag auf keine andere Weise, selbst nicht mehr mit dem
Rettungsboot Beistand geleistet werden kann, fortgeschossen
werden und diesem das Rettungsseil zuführen, so dass
dann zwischen dem Schiff und dem Lande eine Verbin-
dung hergestellt ist, die zu weiteren Rettungs-Versuchen
benutzt werden kann. Die hierzu erforderlichen eisernen
Raketengeschosse werden in der Königl. Geschütz -Gies-
serei in Spandau gefertigt und es stellt sich der Preis
für jeden Schuss auf ca. 5 Thlr.
Travemünde ist als selbstständiger Hafen nur von
sehr untergeordneter Bedeutung, dagegen um so wichtiger
als Vorhafen von Lübeck, und wird voraussichtlich noch
mehr an Bedeutung gewinnen, wenn erst die enge Ver-
bindung beider Städte erfolgt und die in Aussicht genom-
mene Eisenbahn ausgeführt sein wird. Die einzige bis-
herige Verbindung dieser beiden Städte durch die Schiff-
fahrt anf der Trave vermag den gesteigerten Ansprüchen
auf Sicherheit und Schnelligkeit des Transportes um so
weniger zu entsprechen, als im Winter diese Kommuni-
kation wohl gänzlich unterbrochen ist und die Trave
zwischen Lübeck und Travemünde so viele Krümmungen
macht, dass der von den Schiffen zurückzulegende Weg
etwa drei Meilen lang ist, während die direkte Entfernung
beider Städte von einander nur etwa zwei Meilen beträgt.
Ueberhaupt ist der Lauf der Trave ein sehr eigenthüm-
licher. Sie entspringt nur wenige Meilen von Lübeck
und dem Ostseestrande entfernt, wendet sich aber — an-
statt diesem in nordöstlicher Richtung direkt zuzuei-
len — erst nach Norden, dann nach Westen, dann nach
Süden und dann endlich erst nach Osten, so dass sie fast
einen vollständigen weiten Kreis durchläuft, bevor sie
nach Lübeck gelangt; hier vereinigt sie sich mit der
aus dem Ratzebnrger See abfliessenden Wakenitz und
setzt nun — wiederum mit vielen Krümmungen — ihren
Weg in nordöstlicher Richtung nach Travemünde fort.
Das linke Ufer schliesst sich an das hohe Plateau an, auf
dem die Trave entsprungen ist, das rechte dagegen ist
flach und tief gelegen und vielfach von der Trave zer-
rissen, so dass sich hier viele Erweiterungen „Wycke“
und „Seen“ bilden. Die Wassertiefe der Trave, die bei
Travemünde — wie erwähnt, noch 20 — 24' beträgt,
zu machen , wird übrigens sehr leicht eine Menge von
Anhaltspunkten finden, die der Vorstellung dieser neuen
Maassgrösse zu Hülfe kommen. Man nehme z. B. das
eine Ende der schon viel verbreiteten Meterbandmaasse
zwischen die spitzen Finger der ausgestreckten linken,
und das andere Ende zwischen die der rechten Hand, so
wird man sich leicht den Punkt an der rechten Achsel
merken können, welcher genau der Länge eines Meters
entspricht, und es bedarf sicher nur zwei oder dreimaliger
Wiederholung des Versuchs, um das Meter am eignen
Körper mit grosser Bestimmtheit angeben zu können.
Ein Mann in gewöhnlichem Schritte pflegt den Spa-
zierstock bei jedem vierten Schritte in die Erde zu setzen.
Je zwei solcher Stockeindrücke sind durchschnittlich 3
Meter von einander entfernt, und wer nur überhaupt an
einen regelmässigen Gang gewöhnt ist, wird sehr leicht
ermitteln können, wie weit seine Vierschritte von einem
Dreimetermaasse abweichen.
Wer eine in Fussen und Zollen gegebene Länge sich
im Metermaasse vergegenwärtigen will, erinnere sich, dass
je 2 Zoll und 5 Centimeter ungefähr dieselbe Länge haben;
preussische und englische. Zolle ein klein wenig mein,
sächsische, bayrische, hannoversche, hamburgische u. s. w.
etwas weniger; für Vergleichung im Kopfe genügt das
Verhältnis 2:5.
Um sich die Flächeneinheit des Ar von 100 Quadrat-
Metern zu vergegenwärtigen, schneide man in einem Garten
ein Beet von 13 Schritten Länge und 13 Schritten Breite
ab und suche diese Flächengrösse seinem Gedächtnis ein-
zuprägen. Man wird finden, dass dies weit leichter zu
einer Vergleichung mit andern Flächengrössen führt, als
232
nimmt bis nach Lübeck bin bis auf 14' ab, so dass viele
Schiffe schon in Travemünde „leichten“ müssen, wenn sie
ihren Weg bis Lübeck fortsetzen wollen.
(Fortsetzung folgt.)
Noch ein Wort über Sehicferherinchtiugcn.
In dem Aufsatze über Schieferbedachungen in No. 17 und
18 der deutschen Bauzeitung findet sich auf Seite 161, nach-
dem die Nothwendigkeit hervorgehoben ist, den bei dergleichen
Bedachungen gemachten Erfahrungen grössere Aufmerksamkeit
zuzuwenden, folgender Satz:
„Diese Erfahrungen aber haben ergeben, dass zur Erlangung
einer guten Schieferbedachung: 1. auf angemessene Dachneigung,
2. auf gute Schalung, etc. etc. Bedacht genommen werden muss;“
auf Seite 162 ferner:
„Auch bei den Bahnhofs-Gebäuden zu Feine und Lehrte im
Hannoverschen hat sieh die Eindeckung auf Lattung nicht be-
währt. (Vergleiche Jahrgang 1851 der Wiener allgemeinen Bau-
zeitung) “
Im Interesse für diese nicht unwichtige Angelegenheit
kann ich nicht unterlassen dagegen anzuführen, dass auf Grund
langjähriger, insbesondere bei den hannoverschen Eisenbahn-
bauten gesammelter Erfahrungen von vielen hannoverschen
Baubeamten der Deckung auf Lattung vor jener auf Schalung
unbedingt der Vorzug gegeben wird, und dass in Folge dessen
seit vielen Jahren ausser bei Deckung von Dachkehlen, Grathen
und Firsten nur da Schalung angewandt wird, wo dies in
Rücksicht auf die Untersicht der Dächer nothwendig ist, also
bei Dachüberstanden etc.
Die Deckungen auf Schalung leiden meistens durch das
unvermeidliche Werfen und Ziehen der Dielen und war diesem
Uebelstande selbst durch Anwendung von sehr schmalen Dielen
nicht vollkommen abzuhelfen. Dass die Schalung von trock-
nen Dielen hergestellt werde, dürfte bei den herrschenden
klimatischen Einflüssen nicht von grossem Werthe sein; Regen,
Schnee und Nebel werden das Holz dennoch beständig beein-
flussen; häufig aber auch wird eine Kontrole in dieser Bezie-
hung schwer zu iiben und oft nicht zu verhüten sein, dass die
Dielen schon bei der Herstellung der Deckung vollkommen
durchnässt werden. — Ausserdem aber ist die Schalung theu-
rer als die Lattung.
Die auf den hannoverschen Eisenbahnen angewandte
Deekungsmethode, welche sich sehr gut bewährt hat, auch
der von dem Herrn Verfasser des beregten Aufsatzes empfoh-
lenen nach dem Systeme von Mauduit & Bechet in Paris
vorznziehen sein dürfte, ist eine zwar ganz gewöhnliche Dop-
peldeckung in parallel mit dem First laufenden Schichten, bei
welchen jeder obere Stein den
zweiten darunter liegenden um
etwa 4 Zoll bann, überdeckt, je-
doch wird besonders Gewicht dar-
auf gelegt, dass die Nagelung der
Schiefer nicht an der oberen Kante
derselben erfolgt sondern in der
Mitte, so dass die Nägel gleich-
zeitig die obere Kante des darun-
ter liegenden Schiefer mit fest-
halten und somit den Steinen
möglichst geringe, ja geringere
Bewegung gestatten, als die bei
der Methode von Mauduit & Bechet
anzuwendenden Drathhaken ver-
möge ihrer Elastizität zulassen werden; dass ferner die aus
verzinktem Eisen, einer Komposition von Kupfer und Zink,
Kupfer oder auch wohl Zinn bestehenden Nägel eine ent-
sprechende Form mit plattem Kopfe erhalten, endlich die
Bedachung unterwärts in den Fugen zwischen der Lattung
und dem Schiefer sorgfältig mit Zement verstrichen wird. Mit
Ausnahme der Dächer auf Lokomotivschuppen und Dampf-
maschinengebäuden, bei denen die Nägel, gleichgültig von
welchem Metalle, vor der Zerstörung durch die Dämpfe nicht
zu schützen waren, haben sich derartige Dächer selbst auf
Güterschuppen, bei denen der Wind häufig auch von unten
auf die Dachfläche einwirken kann, sehr gut bewährt und ist ein
Durchdringen von Schnee nicht bemerkt worden. Den Dächern
wird meistens */., neuerdings nie weniger als 1 s der Breite
zur Höhe gegeben.
Die Dächer in Peine und Lehrte, auf welche Herr
Wan ekel hinweisst, haben nur */« der Breite zur Höhe er-
halten, und nicht in der dort angewandten Art der Deckung,
sondern in der zu flachen Neigung der Dächer dürfte die
Mangelhaftigkeit derselben zu suchen sein, wie auch in der
angezogenen Mittheilung der Wiener allgemeinen Bauzeitung
angedeutet ist. Es heisst daselbst wörtlich:
„Die Neigung der Dachfläche für englischen Schiefer wurde
mit wenigen Ausnahmen 1 : 21/2, also die Höhe eines Satteldaches
= % der Tiefe des Gebäudes angenommen. Dieselbe geringer
anzunehmen erscheint nicht rathsam; die auf den Hauptgebäuden
zu Peine und Lehrte mit 1 6 ausgeführten Dächer mit Latten-
deckung mit Unterstrich haben sich nicht gut gehalten, woran
aber wohl die Ausführung mit Schuld haben mag.“
In der folgenden Spalte daselbst findet sich zu Gunsten
der Deckung auf Lattung sogar Folgendes:
„Bei denjenigen Dächern, wo eine nachtheilige Wirkung des
Windes von unten nicht zu fürchten war, ist dagegen eine
Lattung von 3" breiten, l1/," starken, vollkantigen Latten ange-
wendet, und wurde diese um so mehr der Verschaalung
vorgezogen als sie nicht allein billiger ist, sondern auch den
wenn man die, etwa J/7 davon betragende Grösse einer
preussischen Quadratruthe zum Vergleichungsmaasstabe
nehmen wollte.
Auf diese Quadratruthe wird von Vielen ein so
ausserordentlicher Werth gelegt, dass sie meinen, das
metrische System könne man zur Noth sich noch wohl
gefallen lassen, wenn nur der Begriff einer Ruthe gerettet
werden könne, und diese Ansicht scheint auch dem Bun-
desrathsausschusse vorgeschwebt zu haben, indem derselbe
die Ruthe als zulässiges Maass der neuen Maassordnung
einverleibte, während Lachter und Faden gestrichen wur-
den. Schwerlich aber ist dabei erwogen, wie mit Zulassung
der Ruthe im Längen- und im Flächenmaasse der dezi-
malen Gliederung ein tödtlicher Stoss versetzt werde, denn
aus der Ruthe von 5 Metern bildet sich eine Quadrat-
ruthe von 25 Quadratmetern, und mit Einführung sol-
cher Maassgrössen hört die Rechnung nach Metern und
die grosse Bequemlichkeit, durch Versetzung des Komma
zu höheren oder niederen Einheiten überzugehen, durch-
aus auf; man muss entweder die Ruthe von Neuem dezi-
mal theilen und dadurch einen schädlichen Rückschritt
machen in die alte Mannigfaltigkeit der Maassgrössen,
aus der uns emporzubringen wir gerade bemüht sind, oder
man hat mittelst Division oder Multiplikation durch 25,
Quadratmeter und Ar in Quadratruthen, oder diese in jene
zu verwandeln. Dadurch aber kommt in das ganze System
eine Unsicherheit, die auf's Aeusserste zu vermeiden ist,
wenn man dem Volke nicht unnöthige Schwierigkeiten
bereiten will, und welche um so verwirrender wirken
wird, als die metrische Quadratruthe von 25 Quadrat-
meter reichlich 1 % preuss. Quadratruthen (genau 1,7625)
halten würde, also jedenfalls die mnetnonische Abstraktion
sehr stark und ganz unnöthiger Weise belästigt, statt er-
leichtert werden würde.
Die Behauptung, dass die Feldmesser zu sehr an den
Gebrauch der Ruthe gewöhnt wären, als dass man sie
ihnen nehmen dürfte, würde nun gar so viel heissen, als
diese Leute für weniger befähigt als das übrige Volk zu
erklären, und wird man im Ernste einer solchen Annahme
sich doch nicht schuldig machen wollen.
Hoffen wir, dass diese Betrachtungen und die in der
Beilage zu No. 106 der Kreuzzeitung vom 6. Mai gege-
benen Ausführungen das Auge für die Vorzüge der neuen
Maassordnung öffnen und dahin führen mögen, die aus
der Ruthe drohende Gefahr der Verwirrung abzu wenden!
Das Jletcrmaass.
Die Ueberzeuguug, nicht der Einzige zu sein, der über
die „ungehaltene Rede gegen das Metermaass“ in No. 21 d.
Blattes „ungehalten“ ist, veranlasst mich zu einer Kritik
dieser, zwar nicht als Rede, desto mehr aber als Schriftstück
in die Oeffentlichkeit gedrungenen konservativen Herzens-
wünsche des Herrn NI. in M.
Ich will dem „Redner“ nicht auf das Gebiet folgen, auf
welchem er die natürlichen Vortheile des Fussmaasses gegen
das Metermaass hervorhebt, da dieses Kapitel schon zur Ge-
nüge erörtert ist: sondern ich will lediglich den Kern der
„ ungehaltenen Rede“ beleuchten. Dieser ist offenbar in fol-
genden Sätzen enthalten :
„Wir behalten was wir haben, also das preussische Fuss-
„ruaass; dann braucht der Preusse, also der überwiegende
„Theil der Bevölkerung keine Maassangaben und Katasterre-
grossen Vortheil bietet, dass die Fugen mit Kalk oder Zement
von unten dicht, unterstrichen werden können , und dass ferner
Undichtigkeiten, zerbrochene Schiefer und sonstige Mängel sich
leichter erkennen und die Reparaturen sich bequemer und sicherer
vornehmen lassen.“
Hannover, den 7. Mai 1868. J. Rasch
Eisenbahn - Bau - Inspektor.
Breslau, 33. iflai ISfiS. — Im Anschlüsse an meinen
neulichen Bericht über den Einsturz des Michaeliskirchthurms
kann ich Ihnen heute mittheilen , dass nach meiner Ansicht
weder eine mangelhafte Fundirung, noch eine schlechte Be-
schaffenheit des Baumaterials, noch auch endlich die Kon-
struktion des Thurmhelmes, wie in der letzten Sitzung des
Architekten -Vereins vermuthet worden, als Ursache des Ein-
sturzes zu bezeichnen sein dürfte, sondern lediglich die
Schwäche der Widerlager.
Nicht nur die Risse des konform konstruirten , stehen
gebliebenen südlichen Thurmes weisen direkt darauf hin,
sondern auch die Aussagen der bei der Katastrophe zugegen
gewesenen Personen bekunden übereinstimmend , dass der
Thurm zuerst in der Widerlagshöhe der grossen Fenster des
ersten Stockwerks geborsten und dann der ganze obere
Tlieil senkrecht nachgestürzt sei. Auf dem Scheitel der
letztgenannten Fenster, in der Mitte der Thurmseite, stand
der starke Mittelpfeiler der gekuppelten Fenster des zweiten
Stockwerks, und darüber ein Eckpfeiler des über Eck ge-
stellten Achtorts. Ob die Dimensionen der Widerlager über-
haupt zu geringe bemessen waren für das verwandte Material
(Ziegelmauerwerk in Kalkmörtel, ohne eiserne Anker) oder
ob dieselben nach der, offenbar noch nicht eingetretenen
vollständigen Erhärtung des Mauerwerks ihre Funktion mit
Sicherheit zu erfüllen im Stande gewesen wären, dürfte sich
wohl nur durch genauere Untersuchungen feststellen lassen.
Erst nach dem Aufsetzen der Flelme im vorigen Herbst soll
die Zerklüftung des Mauerwerks begonnen haben , und bei
Beobachtung des noch stehenden Thurmes fällt es auf, bis zu
welchem Grade man die Zerstörung hat fortschreiten lassen,
ohne energische Maassregeln dagegen zu ergreifen.
Der Einsturz des südlichen Thurmes wird noch immer
befürchtet, und leider hat die Polizeibehörde die schon be-
gonnene Ausmauerung der unteren Oeffnungen neuerdings
wieder inhibirt, weil sich angeblich neue Risse gezeigt haben
sollen. Im Publikum ist allgemein die Ansicht verbreitet,
der Thurm müsse „eingeschossen“ werden, und vielleicht
warten die Artilleristen schon sehnsüchtig auf die Ordre; der
Sachverständige dagegen kann mit Sicherheit sagen, dass die
fortwirkenden zerstörenden Kräfte über kurz oder lang den
Einsturz herbeiführen müssen, wenn die Behörde die Ar-
beiten inhibirt und man die kostbare Zeit verstreichen lässt,
ohne mit aller Energie die nothwendigen , wenn auch gefahr-
vollen Restaurationsarbeiten zu betreiben. — C —
Vergleichung der Grössen der wichtigsten Räumlichkeiten
verschiedener Bahnhöfe.
Wenn es schon in vielen Fällen von allgemeinem Inter-
esse ist, bekannte Räumlichkeiten verschiedener Städte, welche
gleichen Zwecken dienen, mit einander in ihren Grössen-
Verhältnissen zu vergleichen, so dürfte es für den Architekten
von grösserem Werthe sein, indem ihm dadurch die Mittel
geboten werden, bei Ausarbeitung von Projekten gedachte
Raum -Verhältnisse auf bestimmte Abmessungen übertragen
zu können.
Die gewöhnlichen im täglichen Leben vorkommenden Auf-
gaben bieten zwar dem erfahrenen Architekten in dieser Be-
ziehung keine grossen Schwierigkeiten, weil die dabei zu be-
rücksichtigenden Maassverhältnisse sich so häufig wiederholen,
dass sie in fast unbewusster Weise beim Projektiren festge-
stellt werden. Anders verhält es sich mit grösseren, für spe-
zielle Zwecke gestellten architektonischen Aufgaben und nicht
selten ist es dabei unerlässlich, um zu bestimmten Vorstellun-
gen bezüglich des realen Bedürfnisses zu gelangen und die
zu projektirenden Raumgrössen richtig bemessen zu können,
sich an bereits Vorhandenes anderer Orte zu erinnern, die
durch Anschauung erhaltenen Eindrücke sich zu vergegen-
wärtigen nnd die Grössenverhältnisse in Zahlen auszudrücken.
Von ganz besonderem Werthe ist dies bei den Aufgaben, bei
welchen das reale Bediirfniss den in ästhetischer Beziehung zu
stellenden Anforderungen voranzustellen ist, wie dies beispiels-
weise bei Bahnhofs -Anlagen und Gebäuden der Fall sein dürfte.
Bei Gelegenheit der Bearbeitung von Projekten für den
beabsichtigten Umbau des Bahnhofes Hannover habe ich mehr-
fache Vergleiche derart angestellt, und da gerade dieser Bahn-
hof die Preisaufgabe für das nächstjährige Schinkelfest des
Berliner Architekten -Vereins abgegeben hat, so dürfte die
Mittheilung einiger derselben für diejenigen, welche sich mit
den Preis -Aufgaben spezieller beschäftigen werden, zur Zeit
nicht unwillkommen sein. Ich habe mir deshalb erlaubt,
in der nachfolgenden Tabelle Angaben über Lokalitäten von
Bahnhofs -Empfangsgebäuden und Hallen zusammenzustellen,
soweit mir das Material darüber zu Gebote stand, und be-
dauere nur Vollständigeres und Genaueres nicht haben lietern
zu können*). Die in der Tabelle genannten Maasse sind preus-
sische; die Zahlen geben für jeden einzelnen Raum in der
ersten Spalte die Länge und Breite, in der zweiten Spalte
den Flächeninhalt an. J- Rasch.
*) Hierzu fügten wir noch die uns bekannten Grössenzahlen des
im Bau begriffenen Bahnhofes der Niederschlesisch-Märkischen Eisen-
bahn zu Berlin. D. Red.
„gister umzurechnen und der Deutsche behält auser seinen
„allgemeinen Maassanschauungen auch seine Sprache. Dass
„wir mit unsern Nachbarländern dann immer noch nicht
„stimmen, ist gar kein Unglück.“
Ist das nicht der krasseste Egoismus und das unverhüll-
teste Bekenntniss, dass der „Redner“ jede Mühe scheut,
etwas Besseres und Allgemeineres gegen etwas Mangelhaftes
und nur in beschränktem Kreise Gültiges einzutauschen ?
Bios weil es für preussische Techniker so bequem ist, solleq,
die nicht preussischen Deutschen einen neuen Fuss einführen,
der einen viel schwereren Kampf mit dem alten Fussmaasse
zu bestehen haben würde, als das Meter mit seinen anders
benannten Unterabtheilungen. Glaubt der „Redner“ wirklich,
dass nach Einführung seines neuen Fusses die „berechtigten
Eigenthümliehkeiten“ der deutschen Kleinstaaten sich voll-
ständig von ihren bisher gebräuchlichen Fussmaassen lossagen
werden, und dass nicht ebenfalls für lange Zeit hindurch der
alte und der neue Fuss neben einander existiren und zu zahl-
losen Verwirrungen Veranlassung geben würden? Neben dem
Meter gilt in Frankreich allerdings in sehr beschränkten
Fällen noch der Pariser Fuss; zu Verwechselungen werden
aber diese beiden Maasse schwerlich führen. —
Und was ist es schliesslich, was der „Redner“ als deut-
sches Zukunftsmaass empfiehlt? Der preussische Fuss soll
es sein; aber es ist ihm „einerlei“, ob es der Dezimal- oder
der Duodezimalfuss ist, und ob man denselben in Zolle oder
in Zehntel eintheilt.
Also weil die Ruthe „die, Länge eines eben noch hand-
lichen Stabes, wie auch die Länge von 5 Ruthen das Maass
einer grade noch handlichen Messkette vorstellt“, darum soll
die preussische Ruthe bleiben, wie sie ist! Weiss der „Red-
ner“ denn gar nicht, dass in einer ganzen Anzahl deutscher
Gebiete die Ruthe 16 Fuss (in Oldenburg sogar 18 oder
20 Fuss) und die Messkette fünf solcher Ruthen, also 80 Fuss |
lang ist? Und doch wissen die Feldmesser auch mit diesen
Instrumenten „handlich“ umzugehen.
Was würden wohl fremde Nationen dazu sagen, wenn sie
den „Redner“ also fortfahren hörten: „Ebenso ist die Meile
und Quadratmeile, wie mir vorkommt, eine der menschlichen
Vorstellung von Ländergrössen bequem und fasslich, daher
gut gewählte Einheit“! Haben die Engländer und Amerika-
ner vielleicht keine menschliche Vorstellung von Ländergrössen?
Also die deutsche oder geographische Meile soll die Ein-
heit sein, weil der Erdäquator 5400 solcher Meilen lang ist;
der preussische Fuss soll aber auch beibehalten werden, und
20000 oder 24000 Mal in der Meile enthalten sein ! Wie ist
wohl aus dieser Schwierigkeit herauszukommen, da bekannt-
lich auf einen Aequatorgrad 15 deutsche, aber nur 14,77
preussische Meilen gehen?
Die von den Gegnern des Metermaasses stets wiederholten
Einwendungen, dass das Meter nicht genau der zehnmillionste
Theil des Erdquadranten sei, sind gänzlich unerheblich, selbst
wenn auch die Ungenauigkeit tausend Mal grösser wäre, als
sie wirklich ist. Das Meter steht als „konventionelles Maass“
gerade so fest, wie jedes Fussmaass. Wer garantirt übrigens
dafür, dass bei genaueren Messungen die Länge des Erdäqua-
tors genau gleich 5400 deutschen oder 5317,2 preussischen
oder 21600 Seemeilen, wie wir diese jetzt kennen, gefunden
wird? Sollen dann etwa auch alle Fussmaasstübe, die von
der Länge der Meile hergeleitet sind, verworfen und umge-
arbeitet werden ?
Wenn der „Redner“ am Schlüsse seine innige Ueberzeu-
gung ausspricht, dass er „den Siegeslauf des Metermaasses
durch seine Stimme nicht aut halten werde“, so hätte er wahr-
lich besser gethan, seine „ungehaltene Rede“ auch ungeschrie-
ben zu lassen, statt durch sie in einer deutschen Bauzeitung
sich als preussischen Partikularisten bloszustellen.
Lübeck, den 24. Mai 1868. Krieg.
234
Bemerkungen.
. ;J In Spalte I sind Korridors nicht berücksichtigt.
Kopfstationen, die übrigen sind Durchgangsstationen. Der Bahnhof Hannover hat die
Expedition, westlich für die Richtungen nach Bremen und Minden, östlich für die nach Ht
zwei Systeme von Expeditions- und AVartesaal - Lokalen vorhanden sind,
smd die Bahnhöfe 1, 2, 3, 4, 5, 10 und 13.
Die Bahnhöfe 1, 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 13 sind sogenannte
unzweckmässige Einrichtung einer zweiseitigen
Harburg, Braunschweig und Cassel, daher daselbst
Noch im Bau begriffen oder doch erst neuerdings vollendet
Hierzu eine Beilage
235
Mittheilungen aus Vereinen.
Sächsischer Ingenieur-Verein.
(Auszug aus den gedruckten Protokollen über die 62.
und 63. Haupt -Versammlung des Vereins. Schluss.)
Eine ausserordentliche Versammlung des Vereins
fand am 9. Februar 1868 zu Dresden statt. Zweck derselben war
die Feststellung der vom Verein an die Regierung zu richten-
den Eingabe in Betreff des Baupolizeigesetzes, welche auf
Grund einer von der Kommission vorgelegteu gedruckten Vor-
lage nach längerer Berathung und unter theilweiser Aende-
rung der Kommissions -Vorschläge erfolgte. Eine Mittheilung
des allgemein interessanten Inhalts dürfte bis zum eventuellen
Erlass des Gesetzes zu vertagen sein. Wir erwähnen nur,
dass es versucht ist eine ganz allgemein und zwar für Stadt so-
wohl wie für das Land gültige sehr detaillirte Bauordnung aufzu-
stellen, die an einzelnen Orten nur unwesentlichen Ergänzun-
gen, nicht aber prinzipiellen Aenderungen unterliegen darf;
die Einsetzung einer obersten Baubehörde wird verlangt. Im
Uebrigen trägt der Entwurf den Charakter der meisten bis-
herigen, als bureaukratisch so vielfach angefochtenen Gesetze.
Es wird nicht nur eine strenge Prüfung der Bautechniker
vorausgesetzt, sondern bei allen Bauausführungen sowohl eine
Revision der Zeichnung, wie eine unausgesetzte amtliche Kon-
trole des Baues und eine schliessliche Abnahme desselben
verlangt.
Von der ersten diesjährigen (6 4.) Haupt-V ersam m lu ng
des Vereins, die am 3. Mai d. J. ebenfalls zu Chemnitz statt
fand, liegt uns ein Original-Bericht über die Verhandlungen der
3. Sektion vor, den wir vorbehaltlich ergänzender Nachrichten
über die Sitzungen der drei anderen Sektionen hier folgen
lassen.
Für die 3. oder Hochbau - Sektion standen drei Gegen-
stände auf der Tagesordnung. Den 1. Gegenstand bildete ein
Vortrag des Hrn. Landbau -Inspektor Nauck aus Dresden
über die verschiedenen Bedachungen. Der sehr ausführliche
Vortrag rief wiederholte Diskussion hervor und wurde seiner
Gründlichkeit wegen sehr beifällig aufgenommen. Mau be-
schloss, die dem Vortrage beigefügten werth vollen Tabellen
durch eine Kommission prüfen zu lassen und für die Vereins-
Mitglieder in Druck zu geben. Die Tabellen sollen für die
verschiedenen Bedachungen: 1 ) das Neigungs-Verhältniss, 2)
das Gewicht der Quadrateinheit, 3) die Dauer und 4) die
(Dresdner) Preise, für die Quadrat -Einheit der Dachfläche so-
wohl als auf die Gebäude -Grundfläche reduzirt, enthalten.
Der zweite Gegenstand betraf die Stuttgarter Eingabe über
Honorirung der Architekten. Man vermochte sich der vor-
geschlagenen Klassifikation, als viel zu komplizirt, nicht an-
zusehliessen. Mehr Anklang fand zwar die in Preussen üb-
liche einfachere Tabelle, doch leidet auch diese an Mängeln,
welche jene besitzt. Diese Mängel erblickt man besonders
darin, dass sehr häufig schon die Einraugirung in eine der
drei Hauptklassen zu Zweifeln Veranlassung giebt und somit
Differenzen mit dem Bauherrn herbeiführt, und dass für ein-
zelne Leistungen, als: Fertigung der Details, Bauleitung oder
Veranschlagung etc. spezielle Angaben fehlen.
Grossen Beifall fand daher der vom Vorsitzenden der
3. Sektion Hrn. Baumeister Glöckner und dem Hrn. Kom-
missionsrath Gutwasser in Dresden ausgehende Vorschlag.
Nach demselben sollen für die verschiedenen Arbeiten und
Leistungen besondere Prozentsätze ausgeworfen werden, welche
sich, soweit sie den ersten Entwurf betreffen, auf die Kosten
des Massenbaues gründen, bei denen aber ferner, soweit die
künstlerische Aus- und Durchbildung des Baues mit in Frage
kommt, auch die Kosten für alle diejenigen Arbeiten, welche
besondere Detail -Zeichnungen erheischen, noch besonders zu
berücksichtigen sind. Da in Dresden Gelegenheit geboten ist,
aus den Baurechnungen über die verschiedenartigsten öffent-
lichen wie Privatgebäude — vom Museum und Theater bis
herab zu den kleinsten Bauten — den für künstlerische Leistun-
gen erforderlich gewesenen Aufwand zu erfahren, so wurde
beschlossen, die weitere Ausarbeitung jenes Vorschlages unter
Zugrundelegung der vorerwähnten Unterlagen eiüer Kommis-
sion zu übertragen. Es wurden hierzu die obengenannten
Herren gewählt und denselben überlassen, sich durch geeignete
Kräfte zu verstärken.
Der dritte Gegenstand der Tagesordnung, die von der
Regierung des Norddeutschen Bundes beabsichtigte Aufhebung
der Baumeister- und Baugewerksmeister-Prüfungen, fand wegen
der vorgerückten Zeit nur flüchtige Erwähnung. — ck. —
Architekten- Verein zu Berlin. — Sonnabend den
30. Mai 186S fand die erste der diesmaligen Sommer Exkur-
sionen des Vereins, leider unter einer verhältnissmässig
schwachen Betheiligung von nur c. 60 Mitgliedern, statt.
Dieselbe war einigen Neubauten am Rande der Haasen-
haide gewidmet und galt zunächst dem türkischen Be-
gräbnissplatze . Da die Grabstätte einiger zu Berlin ver-
storbener Türken, die sich früher inmitten des freien Feldes
im Süden der Stadt befand, von den neuen Kasernenbauten
daselbst berührt wurde, so ist deren Verlegung in die
Haasenhaide selbst mit Einwilligung der türkischen Regierung
erfolgt und von ihrer Seite für eine würdige Ausstattung der
Anlage Sorge getragen worden. Inmitten des düsteren Kie-
fernwaldes liegt der kleine von einer hohen Backsteinmauer
umfriedigte Raum, in dessen Mitte sich ein minaretartiger
Obelisk erhebt, welcher den Halbmond trägt und an den
Seiten des Postamentes die arabischen Grabschriften enthält.
Das hufeisenförmig überwölbte Portal, wie der Obelisk von
gelbem und rothem Thon in orientalischen Bauformen hergestellt,
haben eine sehr reiche Ausbildung erhalten; eine Merkwür-
digkeit bieten die Thorflügel des Einganges, deren verschlun-
genes arabisches Linear -Muster auf eine Herstellung in Guss
hinzudeuten scheint, während sie in Wirklichkeit aus einer
schmiedeeisernen Platte ausgehauen sind. Die Anlage ist
ein Werk des Baumeister Voigtei, die Thonwaaren, unter
denen sich mehre Stücke von sehr bemerkenswerther Grösse
befinden, sind von March in Charlottenburg geliefert.
Demnächst wurden unter Führung der Herren Voigtei
und Fleischinger zuerst die noch im Bau begriffene Zen-
tr a 1-Was ch- A n s talt für die in Berlin garnisonirenden Trup-
pen, darauf das anstossende Kaserne ment des Kaiser-
Fr an z - Gar de - Gr en adier - Regim en ts besichtigt. Das
Etablissement, das neueste und grösste seiner Art in Berlin,
ist auf einem Areal von 35 Morgen erbaut. Den grossen
Exerzirplatz umschliessen von drei Seiten Kasernements für
je ein Bataillon (einflüglig, ohne inneren Hof), auf der vier-
ten Seite das Exerzirhaus. Sämmtliche Gebäude sind im
einfachen Backsteinrohbau mit rundbogig geschlossenen Oeffnun-
gen erbaut, wobei der schöne rothe Farbenton der zu dem
Exerzirhause verwendeten Steine gegen den scheckigen unbe-
stimmten Farbenton der zu den Kasernen verwendeten Herms-
dorfer Verblendsteine angenehm absticht. — Der unbefriedi-
gende Gesammteindruck, den die meisten der Berliner Back-
stein-Rohbauten auf den ersten Anblick gewähren, beruht wohl
nicht zum geringsten Theile auf der Wahl dieses, in Bezug auf
Wetterbeständigkeit zwar erprobten, in der Farbenwirkung
jedoch höchst ungünstigen Materials, wie überhaupt die Ver-
achtung der Farbenwirkung im Aeussern eine der schwächsten,
fremden Architekten besonders auffälligen Seiten unserer Ber-
liner Schule bildet. — Da eine der Kasernen erst bei den
Exkursionen des Sommers 1866 besichtigt wurde, so galt der
Besuch diesmal ausschliesslich dem inzwischen neuerbauten
Exerzirhause.
Wir geben über dieses Bauwerk einige Notizen, deren
Mittheilung wir Hrn. Bauführer Fleischinger verdanken.
Der eigentliche Exerzirraum des Hauses, 64' im Lichten
tief, 388' im Lichten lang, 21' in den Umfassungswänden hoch,
steht östlich und westlich durch Bogenöffnungen mit zwei quer
vorliegenden Turnhallen in Verbindung. Letztere haben 30'
Tiefe, 69' Länge und eine Waudhöhe von ca. 38'. Südlich
und nördlich liegen vor der Mitte des Exerzirhauses zwei
höher geführte Mittelbauten (die von je zwei Thürmen ein-
gefassten Portale), wodurch unter Beschaffung einiger für das
Regiment noch erforderlichen Räumlichkeiten die langen Fron-
ten mit einer Verstärkung versehen, und gleichzeitig das mo-
notone schuppenartige Ansehen gehoben werden konnte.
Turnsäle sowohl, wie der Exerzirraum sind mit einem
P o 1 o n c e au ’schen Spann werk überdacht. Die 30 schmiede-
eisernen Binder des Exerzirhauses stehen den nach aussen
5" und innen 10" vortretenden Pfeilern entsprechend, ca. 12' 5"
von einander entfernt. Der Längenverband ist durch Kreuz-
zugstangen in der Ebene der gusseisernen Stelzen und in
Verbindung mit der Armirung der schmiedeeisernen Pfetten
hergestellt. Die Neigung der ca. 34' langen Bindersparren
beträgt etwa 1 8 ’/a 0 .
Auf den 4 Mittelbindern ist zum Anschluss der Dach-
flächen an die höher geführten Portalbauten eine Aufsattelung
angeordnet. Die Eindeckung der von unten sichtbaren ge-
hobelten Schaalung ist mit Asphaltpappe ausgeführt, die Ab-
führung des Wassers erfolgt durch die auf den massiven
Gesimsen angebrachten Zinkrinneu und Abfallrohre.
Analog den zuletzt hier ausgefiihrten Exerzirhäusern
ist der Fussboden als Lehmestrich hergestellt; die sonst in
Holz üblichen Fenster sind in Eisen ausgeführt worden. Die
zum Parement verwendeten Ziegel sind aus der Ziegelei von
Kuuheim bei Freienwalde (ä. Mille 171/» Thlr.) bezogen,
dem Massen -Verhältniss entsprechend ist die Anwendung von
Formsteinen möglichst vermieden.
Die Gesammt - Grundfläche beträgt ca. 33842 Q'. Die
236
Baukosten des im Jahre 1866/67 hergestellten und seit No-
vember 1867 in Benutzung befindlichen Gebäudes betragen
excl. Bauführung 62000 Thlr., also pro 0' 1 Thlr. 25 Sgr.
Von diesem Betrage sind auf die eiserne Dachrüstung, deren
Lieferung und Montage durch die Herren Donath und
Prange in Buckau bei Magdeburg erfolgt ist (aus ca.
1530 Ztr. Schmiedeeisen und 330 Ztr. Gusseisen bestehend),
16470 Thlr. oder bei 289920' lichter Grundfläche pro 0'
17 Sgr. */* Pf. zu rechnen.
Den Schluss der Exkursion bildete die Besichtigung der
Er z ie h u n gs- An s tal t für sittlich verwahrloste Kin-
der am Urban, wo Hr. Grossmann, der seiner Zeit die
Bauausführung geleitet hat, die Führung übernahm. Da dieses
Bauwerk erst im jüngsten Hefte der Zeitschrift für Bauwesen
publizirt und bei dieser Gelegenheit auch in dieser Zeitung
ausführlich besprochen worden ist, so können wir auf einen
Bericht darüber wohl verzichten. Allerdings bietet der An-
blick eines in Benutzung begriffenen Etablissements immer noch
ein grösseres Interesse als der des Bauwerks an sich. Auf-
fällig ist uns eine Anordnung gewesen, die wir im Betsaale
sahen. Zu beiden Seiten des Altartisches, für den Gesammt-
eindruck in unmittelbarer Verbindung mit demselben, befinden
sich auf niedrigen Postamenten die Büsten des Preussischen
Königspaars. Aesthetisch schön wirkt diese Anordnung nicht,
und ob es schicklich war dies Abbild des Herrseherpaares
gleichsam zu einem integrirenden Theile der Kultusstätte zu
machen, möchten wir noch mehr dahin gestellt lassen.
— F. —
Vermischtes.
Die Bau -Akademie zu Berlin wird gegenwärtig von 406
Immatrikulirten und 41 Hospitanten, im Ganzen also von 447
Studirenden besucht. Unter den ersteren befinden sich: 324,
welche die Prüfung für den Staatsdienst ablegen wollen, 20
Ausländer und 62 Baugewerksmeister. Die Hospitanten sind
meist Ausländer. — Der Unterricht wird von .22 ordentlichen
Lehrern und 12 Hilfslehrern ertheilt.
Die neuen Themse-Boulevards zu London sind in ihrem
Haupttheile, der von der Westminsterbrücke bis zum Ostende
von Teinple Gardens reicht, in einer Länge von 5807' engl,
vollendet, es bleibt auf dieser Strecke nur noch der unterir-
dische Eisenbahntunnel herzustellen, auf dessen überwölbte
Decke die eigentliche Fahrstrasse der Boulevards gelegt wer-
den soll. Vom Ostende der Temple Gardens bis zur Black-
friarsbrücke, einer Strecke von 853' Länge, wird die Bahn
dicht an den Werften, die Boulevardstrasse aber in einer Ent-
fernung von 100—125' von den Werften auf einem Viadukte
weitergeführt, unter dem kleinere Barken hindurchfahren können.
Im jüngsten Hefte der „Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen in dem Preuss. Staate“,
findet sich eine Mittheilung über ein Infusorienlager aus
Kieselerde bei Oberohe in der Lüneburger Haide, welches im
Jahre 1836 vom Lüneburger landwirthschaftlichen Provinzial-
Verein entdeckt, 450 Ruthen lang, 200 R. breit und 12 — 18',
an manchen Stellen aber über 40' tief und auf 30 M. er-
schlossen ist. Auf dem fiskalischen Antheil (10 M.) wird das
Lager durch Industrielle ausgenutzt, welche die Kieselerde
dem Vernehmen nach zur Versetzung des Nobel’schen Spreng-
öls (Nitroglyzerin) verwenden. In England wird die Kieselerde
zu Fayenceglasur versucht. Die Kuppel der Sophienkirche
in Konstantinopel soll aus ähnlicher Kieselerde gewölbt sein.
Steine, die Ehrenberg aus Oberoher Kieselerde brennen
Hess, hatten nur ‘/io des Gewichts eines gleich grossen Ziegel-
steins. Aehnliche Kieselerdelager finden sich auch an anderen
Stellen der Lüneburger Heide. Mau fordert zu Versuchen
auf, in welcher Weise diese Erde am besten zu verwenden ist.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Bau-Rath Gerke zu Berlin zum Geh.
Bau -Rath im Ministerium für Handel etc., — der Baumeister Jo-
hannes Karl Bernhard Garcke zu Heiligenstadt zum Eisen-
bahn-Baumeister bei der Westfälischen Eisenbahn in Hamm.
Dem Königlichen Wasser -Bau -Inspektor Kiesling zu Havel-
berg ist der Charakter als Bau- Rath verliehen worden.
In die 4 neuerrichteten städtischen Bau -Inspektor -Stellen zu
Berlin sind die Hrn. Baumeister Hänel und Stadtbaumeister
Häsecke zu Danzig für den Hochbau — die Hrn. Baumeister
Ros patt und Seek für den Wasser- und Strassenbau gewählt
worden.
Am 30. Mai haben bestanden das Baumeister-Examen:
Wilhelm Lengeling aus Elsen, Wilhelm Jacob Jungbecker
aus Gelsdorf; — das Bauführer-Examen Louis Kochendörfer
aus Cassel.
Offene Stellen.
1. Für die diesjährige Bauperiode wird von der Königlichen
Fortifikation zu Cosel ein geprüfter Baumeister zur speziellen
Führung von Wasser -und Hochbauten mit 3 Thlr täglichen Diäten
gesucht. Die Bewerber haben sich schriftlich unter Beifügung der Zeug-
nisse bei oben gedachter Fortifikation zu melden. Reise und Um-
zugskosten werden nicht vergütet.
2. Zur Ausführung von Reparaturbauten an einer Schiffahrts-
Schleuse des Nieder -Neuendorfer Kanals (bei Nauen) wird sofort
ein Bauführer gegen reglementsmässige Diäten etc. gesucht.
Näheres beim Wasserbau -Inspektor Reinhardt zu Thiergarten-
schleuse bei Oranienburg.
3. Zwei Stellen für Baumeister resp. Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Büreau der Kreis -Bau -Inspektion zu
Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommissarischen Kreis-
Baumeister Modest daselbst.
4. Zur Leitung eines sehr umfangreichen Seminarbaues in
Oberschlesien wird ein Baumeister oder Bauführer gegen
reglementsmässige Diäten gesucht. Näheres beim Reg.- und Bau-
Rath Kronenberg in Oppeln.
5. Bei den Erweiterungsbauten der Westfälischen Eisenbahn
können zwei Baumeister, welche die Qualifikation für alle Staats-
Baubeamten- Stellen besitzen und bereits längere Zeit beim Eisen-
bahnbau beschäftigt geweseu sind, gegen Diäten bis zum Betrage
von 21/, Thlr. dauernde Beschäftigung finden. Gesuche sind unter
Beifügung der Zeugnisse an die Königliche Direktion zu Münster
zu richten.
6. Zur Veranschlagung grösserer Wasserbauten wird ein, in
dergleichen Ausführungen erfahrener Baumeister durch einige
Monate, — zur speziellen Leitung von Buhnenbauten an der Netze
ein Bauführer bis gegen den Winter gebraucht. Meldungen unter
näherer Angabe seiner früheren Leistungen bei dem Geh. Regier.-
und Baurath Gerhardt in Bromberg. Diäten reglementsmässig.
7. Ein tüchtiger Bautechniker wird für Projektirung, Ver-
anschlagung und sofortige Ausführung eines Krankenhauses in Bo-
chum gesucht. Meldungen sind, unter Beifügung von Zeugnissen,
an den Königl. Bau- Inspektor Haarmann in Bochum zu richten.
8. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Oder nahe bei
Breslau wird sofort gegen 2 Thlr. Diäten und 15 Thlr. monatlicher
Reisekosten - Entschädigung ein Baumeister gesucht. Näheres
beim Wasserbauinspektor v. Morstein zu Breslau.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren R. in Hannover,
K. in Lübeck, H. in Berlin, L. in Oldenburg, Z. in Breslau, E.
in Wesel.
Architekten-Yerein zu Bcrliu.
Hauptversammlung am Sonnabend den 6. Juni.
Tagesordnung:
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
2. Beurtheilung und Abstimmung über die Monats-Konkurrenzen.
3. Beschlussfassung über Erwerb eines neuen Vereins -Lokals.
4. Schlussabstimmung über das neue Statut.
Die Pläne des neuen Vereins -Lokals liegen am Freitag und
Sonnabend in der Bibliothek zur Einsicht aus.
Der Vorstan d .
Am hiesigen Orte ist die Stelle eines Stadt - Baumeisters neu
zu besetzen. Dieselbe trägt 700 Thaler jährliches Fixum und ca.
100 Thaler Nebeneinkünfte. Ausserdem wird die Ausübung der
Privat-Praxis im Stadtbezirk, soweit die Amtsthätigkeit dadurch nicht
benachtheiligt wird, gestattet. Bewerber, welche das Königliche
oder Privat- Baumeister-Examen gemacht haben, wollen sich bei dem
Unterzeichneten bis 15. Juli c. a. melden.
Lauban, den 22. Mai 1868.
Der Stadtverordneten - Vorsteher
Reimann.
Ein Techniker, welcher das Polytechnikum zu Hannover be-
suchte, später verschiedentlich als Bauführer, Geometer ctc. thätig
war, sucht in dieser Eigenschaft Stellung. Gefällige Offerten unter
H. H. 30 franco erbeten an Carl Schüssler’s Annoncen-Ex-
pedition in Hannover.
Bkeinische Eiseiibalw.
Submission
von Erd-, Maurer- und Tunnel -Arbeiten.
Die zur Herstellung des Bahnkörpers der
Eisenbahnlinie von Call nach Trier in der
Xten Meile auf ppr. 610 Ruthen Länge erforderlichen Erd-, Fels-,
Maurer- und Tunnel-Arbeiten sollen, mit Ausschluss der Lieferung
der Maurer-Materialien, der Transportschienen und Tunnelwagen,
im Wege der Submission verdungen werden. Der Tunnel ist
335 Ruthen lang. Die Bedingungen und Massen -Berechnungen,
sowie die zugehörigen Zeichnungen liegen in unserm Zentral-Bau-
Bureau — Trankgasse 23 — zur Einsicht offen, können auch gegen
Erstattung von 5 Thlr. durch portofreie Gesuche dorther bezogen
werden.
Unternehmer wollen ihre Offerte portofrei, versiegelt und mit
der Aufschrift:
„Offerte auf Ban-Arbeiten in der Xten Meile der Linie Call -Trier“
versehen, bis zum 15. Juni c. ebendorthin einreichen.
Cöln, den 23. Mai 1868.
Die Direktion.
237
Als ehelich Verbundene empfehlen sich:
Konrad Busse, Baumeister,
Marie Busse, geh. Wächter.
Cottbus, den 27. Mai 1868.
Königlich Niederschlesiscli Märkische
Eisenbahn.
Die Lieferung von 59004 Quadratfuss von */, Zoll starkem
Rohglas, einschliesslich der Arbeit des Verlegens und dichten
Eindeckens auf dem eisernen Hallendache beim Neubau des Stati-
onsgebäudes auf hiesigem Bahnhofe, soll im Wege öffentlicher Sub-
mission verdungen werden.
Das obengenannte Quantum vertheilt sich auf
2448 Tafeln von 3' 4" Länge
2040 Tafeln von 3' 9" Länge
1224 Tafeln von 3' 7%" Länge
sämmtlich 2' 11" breit.
Iu den Offerten ist der Preis pro Quadratfuss Rohglas auf
Grund der Submissions - Bedingungen anzugeben, welche in dem
Bureau des Unterzeichneten, Koppen-Strasse 5 — 7, werktäglich von
9 bis 1 Uhr zur Einsicht ausliegen, und gegen Erstattung der
Schreibegebühren abschriftlich mitgetheilt werden können.
In dem bezeichneten Bureau findet auch
Freitag den 12. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr
der Submissions -Termin statt.
Berlin, den 26. Mai 1868.
Der Baumeister
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Inhalt: Ueber die Bauthätigkeit von Hannover ini letzten Dezen-
nium. — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Kgl. Bau-
Akademie zu Berlin im August 1867. (Fortsetzung.) — Fachwerk-
träger (Fortsetzung). — Feuilleton: Die Klsoterhöfe der Certosa
bei Paviu. — M i ttheilungen aus Vereinen: Architekten- und
Ingenieur -Verein zu Hannover. — Verein für Flisenbahnkunde zu
Berlin. — Architekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes: Bernhard
Erscheint jeden Freitag.
Kölscher f. — Antrag bei der Vorberatluing der Gewerbe - Ordnung
im norddeutschen Bund. — Der Ausbau des Regensburger Doms. —
Aus der Fachl itteratur: Zeitschrift für Bauwesen (Schluss.) —
Oppermann, Annales de la Construction. — Konkurrenzen: Preis-
ausschreiben für ein neues Rathhaus in Wien. — Personal - Nach-
richten etc.
Berlin, den 12. Juni 1868.
Heber die Bauthätigkeit vou Hannover ini letzten Dezennium.
Unter denjenigen Architektur- Schulen Deutschlands, mittelalterlichen Kunst im Publikum wesentlich zu fördern,
deren Bestrebungen vorzugsweise darauf gerichtet sind, und haben sich diese acht monumentalen Bauwerke ganz
unsere vaterländische Architektur des Mittelalters getreu, allgemeiner Anerkennung zu erfreuen. —
dabei aber doch allen Anforderungen der Neuzeit ent- Selbstverständlich zeigen uns die aus jenen Bestre-
Vorder - Ansicht der neuen Turnhalle zu Hannover.
sprechend, wieder zur Geltung zu bringen, nimmt die zu
Hannover wohl einen der ersten Plätze ein. Vor allen
Andern gebührt dem Baurath Hase das Verdienst diese
neue Richtung eingeschlagen und zur klaren Erkenntniss
gebracht zu haben. Eine Reihe grösserer Bauten, wie
das Museum zu Hannover, die Restaurationen der Micha-
elis- und Godehardi- Kirche zu Hildesheim, die Christus-
kirche zu II annover und namentlich der Bau des Königl.
Schlosses Marienburg, welche von Baurath Hase ausge-
führt wurden, trugen dazu bei, das Verständnis der
Imiigen hervorgegangenen Bauten Hannovers nicht gleich
von Anfang an ein fertiges System; noch weniger wurde
von vorn herein an einen bestimmten Zeitabschnitt der
mittelalterlichen Kunst angeknüpft , sondern man durch-
lief vielmehr, hei der romanischen Kunst anfangend, alle
Perioden des Mittelalters, bis man schliesslich im Allge-
meinen bei den Formen der Früh-Gothik stehen blieb.
Allmälig wurden dann auch die Grundprinzipien der
mittelalterlichen Baukunst richtiger aufgefasst und immer
mehr war man bemüht, die anfänglich mehr spielend und
240
dekorativ verwendeten gothischen Formen und Gliede-
rungen zu dem auszubilden, was sie wirklich sein sollen,
zu dem ästhetisch ausgebildeten Ausdruck des konstruk-
tiven Bedürfnisses. —
Der Grundsatz, überall nur aus der Konstruktion
die Bedingungen für die zu verwendenden Formen her-
zuleiten, machte es von vornherein zur Pflicht, überall die
Wahrheit zur Geltung zu bringen und den Schein zu
vermeiden; es waren daher alle Scheinkonstruktionen, wie
z. B. die Anwendung von äusserem Flächenputz, alle
Verblendungen, Verkleidungen von Zink und anderen
Materialien, wenn dieselben den Zweck hatten den Be-
schauer zu täuschen und Stoffe darzustellen oder Bedin-
gungen zu erfüllen, welche mit der Natur dieser Materi-
alien geradezu im Widerspruch standen, durchaus ausge-
schlossen. Wenn es also galt, überall die wahre Kon-
struktion sichtbar zu lassen und dem Materiale entsprechend
auszubilden — d. h. z. B. für den Backsteinbau nur
solche Formen abzuleiten, wie sie naturgemäss aus Back-
steinen herzustellen sind, und nicht etwa Sandsteinformen
auf Backsteinmauerwerk, Steinformen auf Holzkonstruk-
tionen und umgekehrt zu übertragen — so tritt uns in
den neueren Bauwerken namentlich noch ein Streben
nach wirksamer Gruppirung der aus den Grundrissbedin-
gungen entwickelten Gebäudemassen, und nicht minder die
Absicht entgegen, in der äusseren Erscheinung sogleich
erkennen zu lassen, welchem Zwecke dieser oder jener
Gebäudetheil diene. An Uebertreibungen oder mittelmässi-
gen Leistungen in dieser Hinsicht fehlt es dabei durchaus
nicht, wie denn bei der völligen Freiheit zu disponiren und
dem nicht ängstli ch Gebundensein an bestimmte Verhält-
nisse kein Stil in den Händen des mittelmässigen, nicht aus
dem wirklichen Geiste der Gothik heraus schaffenden Archi-
tekten so gefährlich werden kann als der gothische. —
Dies vorausgeschickt, ist es zur Beurtheilung der
hier zu besprechenden Bauten wichtig, die eigenthüm-
lichen Verhältnisse, wie sie in Hannover vorwalten, näher
zu beleuchten. — Zunächst muss bemerkt werden, dass
für die überwiegende Mehrzahl von Gebäuden (es ist
hier selbstverständlich nur von solchen Gebäuden die
Rede, welche ein architektonisches Interesse für sich in
Anspruch nehmen) der Backsteinrohbau gewählt wurde,
während reine Sandsteinbauten der höheren Kosten wegen
im Allgemeinen seltener zur Ausführung gekommen sind.
Die älteren Backsteinbauten des Baurath Hase,
Kriegsbaumeister Hunäus und Anderer, welche, wie
das Museum (Hase), Militairhospital (Hunäus) grössten-
theils an italienisch -romanische Bauten sich anlehnend,
aus sauber gepressten Formsteinen hergestellt wurden,
zeigen uns jedoch noch durchweg eine ausgedehnte An-
wendung von Sandsteinwerkstücken zu Sockeln, Fenster
Sohlbänken, Haupt- und Gurtgesimsen, sowie zu Giebel-
abdeckungen, ja sogar häufig zu den vorspringenden
Lisenen und sonstigen Vertikaltheilungen der Gebäude.
Den Wendepunkt in der Baugeschichte der Backstein-
Architektur Hannovers bildet der von Baurath Hase ge-
schaffene und im Jahrgang 1867 der Zeitschrift des Ar-
chitekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover veröffent-
lichte Bau der Christuskirche, welches ächt monumentale
Werk sich eng an die vorhandenen Backsteinbauten
Norddeutschlands, namentlich Mecklenburgs und Branden-
burgs, anschliesst. Wenn zwar bei diesem Bau zu den
Fialen, Giebelabdeckungen, Fensterpfosten, Gallerien u.
s. w. noch Sandstein verwendet wurde, so führte das
eingehende Studium der Backstein - Architektur des Mittel-
alters bald dahin, die Anwendung von Sandsteinwerk-
stücken ganz zu vermeiden.
Es hat sich in dieser Hinsicht einer der jüngeren
Schüler Hase’s, Herr Architekt Schultz, unbestreitbar
die grössten Verdienste erworben. Die von ihm in diesem
Sinne und mit grosser Konsequenz durchgeführten Bauten,
wie die Turnhalle, das Haus des Herrn Baurath Gercke
zu Hannover und andere mehr, zeigen uns durchweg
reine Backsteinformen ohne alle Sandstein Werkstücke, be-
lebt durch reiche grüne und braune Glasuren, deren
Herstellung auf den bei Hannover liegenden Ziegeleien
endlose Schwierigkeiten veranlasste. Statt der früher
üblichen Methode, die Giebelsehrägen mit
Sandsteinwerkstücken abzudecken, welche
vermöge der Porosität des Sandsteins dem
anliegenden Mauerwerk beständig Wasser
zuführen, wurden diese Giebelschrägen aus
horizontal gemauerten Backsteinen herge-
stellt, deren Stirnflächen durch Glasuren vor
dem Eindringen des Regen wassern geschützt
wurden. Dasselbe gilt von der Herstellung
der Fenstersohlbänke, bei denen die abgeschrägten Stirn-
flächen ebenfalls glasirt wurden.
In einer Reihe von Mittheilungen über Hannover-
sche Bauten mögen daher einige von Herrn Schultz
selbst gegebene Notizen über den Bau der neuen Turn-
halle, die den von mir gezeichneten Skizzen derselben zur
Erläuterung dienen, den Anfang machen. F. Ewerbeck.
(Fortsetzung folgt.)
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung aus No. IS.)
Lübeck.
Lübeck ist so reich an interessanten älteren Moumen-
tal- und Privatbauten, dass auf die Besichtigung der neuen
städtischen Wasserkunst nur ein untergeordneter Werth
gelegt worden war; doch gab der zweite, den Spezial-
studien gewidmete Tag noch Gelegenheit zu einer ge-
naueren Besichtigung dieser interessanten Anlage.
Lübeck hatte bereits im Jahre 1456 durch die Brauer
eine vorzugsweise die Brauereien versorgende Wasserkunst,
und 1533 noch eine zweite durch die Kaufleute angelegte
erhalten, so dass es vor vielen andern Städten sich eines
wesentlichen Vorzuges erfreute. Die alten Einrichtungen,
bei denen der Betrieb durch Mühlenräder und Daumenwellen
erfolgt, existiren zum Theil noch, konnten aber den ge-
steigerten Anforderungen der Neuzeit nicht mehr ent-
sprechen, so dass die Anlegung einer neuen Wasserkunst
nothwcndig wurde, die wieder eine theilweise Umänderung
des Entwässerungssystems nach sich zieht.
Beiden Anlagen ist die natürliche Lage der Stadt
sehr günstig: Lübeck liegt auf einem isolirten Hügel an
der Einmündung der Wakenitz in die Trave und wird
von beiden Flüssen fast vollständig umschlossen. Bei An-
legung der Liibeck-Büchener Eisenbahn wurde die Trave
in den alten Festungsgraben hineinverlegt und das alte
T ravebett zum Hafen ausersehen, der mit der Eisenbahn
in Verbindung ge-
bracht wurde. Die
Wakenitz ist vor ihrer
Einmündung in die
Trave aufgestaut, so
dass sich hier Teiche
bilden — der Mühlen-
teich und der Krä-
henteich — und das
konzentrirte Gefälle
der Wakenitz für in-
dustrielle Anlagen
nutzbar gemacht
wird. Die hohe Lage
sich etwa 15' über
dem Mittelwasser der Trave befindet, Hess die Wakenitz
für die Anlagen der neuen Wasserkunst ganz besonders
geeignet erscheinen, zumal eine scharfe Serpentine dersel-
ben es gestattete, das Wasser möglichst weit oberhalb zu
schöpfen und doch dabei das Etablissement in die Nähe
der Stadt zu bringen.
Der Hügel, der die Stadt trägt, hat eine längliche
Form und einen ziemlich lang gezogenen und breiten
Rücken, auf dem sich zwei einander nahezu parallele
Fig. 83.
des Wakenitz - Wasserspiegels, der
241
Strassen entlang ziehen: die Breitenstrasse und die Königs-
strasse. Da seitwärts von diesen Strassen ein ziemlich
starkes Gefälle vorhanden ist, so sind in dieselben die beiden
Hauptstränge der neuen Wasserleitung hinein verlegt, so
dass von hier aus das Wasser in dem Röhrennetz den
tiefer liegenden Stadttlieilen wieder mit natürlichem Ge-
fälle zugeführt wird. Die Yertheilung des Wassers in die
einzelnen Stadttheile konnte natürlich nicht gleichmässig,
sondern nur mit Berücksichtigung der Lokal-Verhältnisse
erfolgen, so dass der bald mehr, bald minder zahlreichen
Bevölkerung, sowie der Zahl und Beschaffenheit der in-
dustriellen Anlagen Rechnung getragen werden musste.
Man hat bei der Anordnung des Röhrennetzes dem
Zirkulationssystem den Vorzug vor dem \ erästelungs-
system gegeben, das sich nur vereinzelt bei kleinen Zweig-
leitungen angewendet findet und zwar auch nur als pro-
visorische Anlage, da späterhin, beim weiteren Ausbau
der Stadt, auch hier die Zweige wieder vollständig an
einander angeschlossen werden sollen.
Diesen Lokal -Verhältnissen entsprechend, sind nun
auch die Weiten der Haupt- und Zweigleitungen bestimmt
worden. Der Durchmesser der Hauptleitungen beginnt
mit 12" (engl.) und vermindert sich allmälig bis auf
8", während der Durchmesser der Zweigleitungen von
8" bis auf 2" hinabgeht. In dem Vertheilungsplan
sind zur Bezeichnung der verschiedenen Durchmesser auch
verschiedene Farben gewählt, wodurch die Uebersichtlich-
keit wesentlich erleichtert wird. Der Disposition des
Röhrennetzes entspricht auch die Vertheilung der Absperr-
ventile („Schieber“), die bei Reparaturen, Anbringung von
Privatleitungen etc. die betreffenden Theile von der Zir-
kulation des Wassers ausschliessen. Namentlich in der
ersten Zeit des Betriebes ist darauf zu rechnen, dass sehr
häufig Absperrungen einzelner Theile nothwendig werden,
weil die Privatleitungen sich erfalirungsmässig erst sehr
allmälig die Gunst des Publikums erwerben und also ein
und dieselbe Strecke wohl wiederholt für die Anbringung
von Privatleitungen abgesperrt werden muss. Gerade in
der Voraussicht so häufiger Betriebsstörungen hat man
dem Zirkulationssystem den V orzug vor dem Verästelungs-
system gegeben, weil bei diesem schon durch Schliessung
eines einzigen Schiebers dem ganzen folgenden Röhren-
strang das Wasser abgeschnitten wird, während bei dem
Zirkulationssystem die Betriebsstörung auf die durch zwei
Schieber abgesperrte Strecke beschränkt bleibt. Es ist
daher einer solchen theil weisen Absperrung der Neben -
stränge keine grosse Bedeutung beigelegt worden, bei den
beiden Hauptsträngen aber bat man selbst derartige vor-
übergehende Störungen vermeiden wollen und daher an
den wichtigsten Strecken neben dem Hauptrohr noch ein
kleines (gewöhnlich 3zölliges) Rohr angeordnet, das le-
diglich für den Anschluss der Privatleitungen bestimmt
FEUILLETON.
Die Klosterhöfe der Certosa bei Pavia.
(Aus einem Vorträge des Hm. Burgmai» n im Architekten -Verein zu Berlin.)
Wenn ein Karthäuserkloster in der durch die Strenge
der Ordensregeln bedingten Anlage im Allgemeinen den
Eindruck eines nach dem Prinzip der Einzelhaft angeleg-
ten Gefängnisses macht, so muss man es in der That den
Erbauern der Certosa Dank wissen , dass sie durch eine
oft verschwenderische Ausstattung des Aeusseren den ern-
sten und todten Charakter des Ganzen zu lindern sich
bestrebten. Ihren Höhepunkt aber erreicht diese künst-
lerische Ausstattung in jenen berühmten Meisterwerken
des lombardischen Backsteinbaus, den beiden inneren Hö-
fen des Klosters.
Die Plananlage desselben zeigt, wie bei den Kalt-
häusern üblich, zwei Hauptabtheilungen, die hier grad-
linig an einander stossen. Der eine südlich gelegene und
umfangreichere Theil umfasst die Wohnungen der Mönche
und das Prioratshaus; in ihm liegt, von drei Seiten durch
die Mönchszellen umschlossen, der grössere, etwa 390'
und daher ober-
^ T halb und unter-
A 1) b halb mitSchiebern
versehen ist.
Ausser den Schiebern sind ferner noch in dem Dis-
positionsplan die Feuerhähne g angegeben, an welche
die Schläuche (bei Feuersgefahr, Spülung der Strassen-
rinnen etc.) angeschraubt werden können und deren Ent-
fernung von einander etwa 12 — 15 Ruthen beträgt. Eben-
so auch sind die Strassenbrunnen Q (hier „Zapfstellen“
genannt) bereits im Dispositionsplanein etwa 15 — 20 Ruthen
Entfernung von einander angegeben, doch war eine Ent-
scheidung über die Zahl der wirklich zur Ausführung ge-
langenden Zapfstellen noch nicht getroffen, weil es sich
hier um ein noch nicht zum Austrag gebrachtes Prinzip
handelt. Je grösser nämlich die Zahl der öffentlichen
Zapfstellen ist, um so weniger tritt das Bedürfniss zur
Anlegung von Privatleitungen hervor, um so grösser wer-
den aber auch die der Kommune auferlegten Lasten. Mit
Rücksicht auf die wohl ziemlich allgemein für wünschens-
werth gehaltenen Privatleitungen ist daher die Nothwen-
digkeit und Zweckmässigkeit einer grossen Zahl von sol-
chen öffentlichen Zapfstellen nicht unbestritten.
Das ganze städtische Röhrennetz wird, wie erwähnt,
mit dem Wasser der Wakenitz gespeist, das an einer hoch
und günstig gelegenen Stelle des Terrains von dieser ent-
nommen wird. Die Angaben für die Höhenlagen der ein-
zelnen Stadttheile beziehen sich meistens auf den Trave-
Pegel; die gesammten Anlagen der neuen Wasserwerke je-
doch sind auf den Pegel der Wakenitz bezogen und zwar
liegt der Nullpunkt des Wakenitz- Pegels 24' 9” höher
als der Nullpunkt des Trave-Pegels. Der höchste Punkt
der Stadt liegt auf -j- 69' 9" des Trave-Pegels, also auf
-|- 45' des Wakenitz-Pegels und da das Terrain, auf dem
die neue Wasserkunst angelegt ist, auf -j- 30' des Wake-
nitz-Pegels liegt, so liegt der höchste Punkt der Stadt
nur 15' höher als das Terrain der Wasserwerke, was na-
türlich der ganzen Wasserleitung sehr zu gute kommt.
Die gesammten, hier an der Wakenitz gemachten An-
lagen zerfallen nun in drei Gruppen von Baulichkeiten:
1. die Pumpenanlage, 2. die Filter-Anlage und 3. das
Hochreservoir mit dem Wasserthurme — eine Anlage, die
bei der Wasserkunst von Altona nicht nothwendig war,
weil dort schon die Filter- Anlage so hoch liegt, dass das
Reinwasserbassin gleichzeitig als Hochreservoir dient.
1. Die P u m pen - An läge. In das diese Anlage
umschliessende Maschinengebäude führt von der Wakenitz
ein zum Theil offener Saugkanal hinein. Das Wasser
der Wakenitz ist aber nicht rein und kann selbst durch
Ruhe noch nicht vollkommen geklärt werden, es bedarf
daher noch einer Filtration, bevor es der Stadt zugeführt
werden kann.
lange, 320' breite Klosterhof. Der zweite nördlich ge-
legene Theil, welcher die vierte Seite des grossen Hofes
bildet, enthält die gemeinschaftlich zu benutzenden Räum-
lichkeiten , die Bibliothek, das Refektorium, den Kapitel-
saal, die Räume für die Hausökonomie, das Quartier der
Laienbrüder, das Fremdenlogis u. s. w. Er birgt den
kleineren, etwa 93' und 86' grossen Klosterhof, an den
sich weiter nördlich die Kirche anschliesst.
Beide Höfe sind rings von Hallen umgeben; schlichte
Kreuzgewölbe, durch Queranker, die über den Kapitälen
eingreifen, gesichert, ruhen auf Säulenarkaden, deren der
kleine Hof 50, der grosse Hof 24 zählt. Die Säulen, von
weissem Marmor gebildet , stehen auf einer gemeinschaft-
lichen niedrigen Mauer, welche die Hallen brüstungsartig
von den Höfen abschliesst und nur wenige Durchbrechun-
gen als Zugänge zu denselben zeigt — darüber ist die rund-
bogige Arkadenwand in Terrakotta emporgeführt; flache
Pultdächer mit Hohlziegeln bilden das Dach. Die Hinter-
wand der Hallen ist ab und zu mit Fresken belebt, der
Fussbode.n mit kleinen quadratischen Thonplatten gepflastert.
Die Dimensionen der Hallen und Arkaden sind nur massig;
im grossen Hofe etwas grösser als in dem an Zierlichkeit
und Eleganz voranstehenden kleinern Hofe. Hier sind die
Hallen etwa 12' breit, die Marmorsäulcben 5' 11'' hoch,
242 —
In dem Saugkanal sind daher zunächst die beiden
„bilterpumpen“ (tf) aufgestellt, deren jede einen Kolben-
durchinesser von 22 hat; sie fördern das Wasser zunächst
in den 4' 6" im Durchmesser haltenden Windkessel (£)
und von hier
nach den Fil-
terbassins. Um
sofort einer et-
waigen Ueber-
lastung der Fil-
terbassins Vor-
beugen zu kön-
nen ist zur Ab-
führung des
überflüssigen
Wassers eine
Zweigleitung
nach dem Ent-
wässerungs-
Brunnen ( c ),
und von hier
nach der Wa-
kenitz angelegt.
Dasfiltrirte und
in dem „Rein-
wasser-Bassin“
gesammelte
Wasser wird
nun mittelst
einer Rohrlei-
tung wieder dem Maschinenhause und zwar zunächst dem
Saugekessel {(!) zugeleitet. Aus diesem führt zunächst ein
Saugerohr nach den beiden grossen (17" Kolbendurch-
messer haltenden) Pumpen (e), welche das Wasser nach
dem Hochreservoir hinaufdrücken. Da aber das Hochre-
servoir nicht hoch genug liegt, um auch den Gebäuden
in den höher liegenden Stadttheilen noch Wasser zufüh-
ren zu können, so sind noch die beiden kleinen „Hoch-
druckpumpen“ (f) von 8" Kolbendurchmesser angeordnet,
denen das reine Wasser aus dem Saugekessel vermittelst
eines zweiten Saugerohres zugeführt wird. Diese beiden
Hochdruckpumpen fördern nun zwar das Wasser in die-
selbe Leitung wie die Reservoirpumpen (e), üben jedoch
einen stärkeren Druck aus, so dass das Wasser, sobald
das Hochreservoir ausgeschaltet wird, in dem Wasserthurm
bis zu der entsprechenden Höhe emporsteigt. Die Ma-
schine muss daher, je nach Erfordern, bald mit grösserem,
bald mit geringerem Drucke arbeiten, und war es aus
diesem Grunde noth wendig das gesammte geförderte Was-
ser erst in den 5' im Durchmesser haltenden Windkessel
(g) zu führen, bevor es dem Hochreservoir, dem Wasser-
thurm und der Stadt zugeführt werden kann.
5” dick, in Axentheilungen von 7' 2" gestellt, die obere
Arkadenmauer vom Säulenkapitäl bis unter das Dach 7' 3"
hoch.
Malerisch ist zunächst schon der Blick in diese
Höfe, besonders in den grossen Klosterhof, wo die end-
lose Perspektive der Arkaden, ihre herrlichen Farben,
der Schatten- und Lichtwechsel an und unter denselben
wirken. Bei dem stets blauen Himmel, bei der Lage der
Hallen nach allen vier Himmelsgegenden und der gewal-
tigen Weite des Hofes liegt zu jeder Tageszeit ein Theil
desselben im wundervollsten durch Reflex gelichteten
Eigendünkel, während ein anderer im hellsten Sonnen-
lichte prangt und seine Arkaden in dem schärfsten
Schlagschatten an der inneren Wand abzeichnet; alle
Arten und Abstufungen der Beleuchtung sind hier ein-
mal und in grosser Ausdehnung zugleich vertreten, und
ihre Uebergänge geben durch die weite Perspektive eine
noch erhöhte, unendlich mannigfache Variation. So ver-
einigt sich das Ganze mit dem dazwischen liegenden
grünen freien Platz zu einem Eindruck, wie man ihn
selten anderswo wiederfinden möchte. Nicht minder
schön stellt sich der kleine Hof dar, der im Innern einen
reizenden Blumengarten enthält, liier verbinden sich die
zierlichen Arkaden, deren Säulen vom feinsten karrari-
Ist nun das ganze städtische Röhrennetz gefüllt, und
auch das als Vorrathsbassin dienende Hochreservoir mit
Wasser versehen, so ist allerdings die der Stadt zur Ver-
fügung stehende Wassermenge sehr bedeutend; indessen
könnte doch bei einer Feuersbrunst der Fall eintreten,
dass mehr Wasser in der Stadt verbraucht wird, als die
bilter zu liefern vermögen, ebenso würde im Falle um-
fassender Reparaturen oder Umbauten an den Filtern pp.
gar kein Wasser mehr geliefert werden können etc. Um
der Stadt selbst in solchen Fällen noch Wasser, wenn
auch nur im unfiltrirten Zustande zuführen zu können,
ist in dem von der Wakenitz abgezweigten Saug -Kanal
noch eine Saugepumpe a’ aufgestellt, aus welcher das
Wasser den beiden Reservoirpumpen e zugeführt werden
kann.
Zum Schutze der ganzen Anlage gegen Feuersgefahr
ist ferner an einer kleinen Zweigleitung ein Feuerhahn
(//) angelegt, an den sich zum Ablassen des Wassers
noch ein Rohr anschliesst, vermittelst dessen das Hochre-
servoir im Falle einer plötzlichen Beschädigung entleert
werden kann. Dies Ablassrobr führt zunächst in den
Entwässerungsbrunnen ( c ) und von hier nach der Wakenitz.
Zum Betriebe dieser sämmtlichen Pumpen sind zwei
Woolfsche Dampfmaschinen, jede von 36 Pferdekräften,
aufgestellt, die in 10 Arbeitsstunden 120,000 Kub.' lüb.
(= ca. 92,400 Kub.' pr.) fördern. (Nach andern Anga-
ben werden täglich 140,000 Kub.' lüb. = ca. 107,800 Kub.'
pr. gefördert). Dies Wasserquantum ist für eine Ein-
wohnerzahl von ca. 34,000 Einwohnern berechnet. Die
Maschine macht 20 Umdrehungen pro Minute und ist mit
einem Schwungrade von 20’ Durchmesser versehen, dessen
Kranz 12" stark und 6" breit ist. Der Angriff der Hoch-
druckpumpen ist 60", der für die Reservoirpumpen 90"
von der Drehaxe der Balanciers entfernt.
(Fortsetzung folgt.)
Fachwerkträger.
(Fortsetzung aus No. 20.)
B. Die untere Gurtung des Parabelträgers ist gerade.
Zur Berechnung der iunern Kräfte fügen wir den Glei-
chungen 1 — 3 zunächst die Bedingung bei, dass die Horizou-
talkomponenten der Gurtungsspannungen eines Feldes einander
gleich sein sollen, also:
Mit Hülfe der so erhaltenen 4 Gleichungen folgt alsdann:
sehen Marmor nachgerade ein wundervolles Farbeuspiel
angenommen haben, während das duukle Braunroth der
Terrakotten bis zu einem tiefen Violett nachgedunkelt
ist, mit der auf der Nordseite hervorragenden Kirchen-
fa«,*ade zu einem entzückenden Gesammtbilde.
Die eigentliche Herrlichkeit dieser Klosterhöfe aber
geht nun freilich erst auf, wenn man die Detail - Ausbil-
dung der Arkaden näher betrachtet. Ein verschwende-
rischer Reichthum, eine üppige Fülle der Schönheit tritt
hier dem Beschauer entgegen.
Dies gilt zunächst von den Marmorsäulen. Unter
den 174 Kapitalen dürften sich kaum zwei ganz gleiche
finden; gemeinsam ist ihnen nur Höhe und Halsdicke,
die künstlerische Form ist ein ewig neues Spiel der Phan-
tasie, meist in freier Behandlung des Schemas des Kom-
positenkapitäls. Die Basis ist die attische, und ist ihr
noch ein kleiner Plinthus untergesetzt; der untere Torus.
zeigt oft niedliche diagonale Blattauswüchse. Die Säulen
des grossen Hofes sind dem gröberen Material entsprechend
im Allgemeinen einfacher detaillirt als die des kleinen;
übrigens sind auch nicht alle Kapitale gleich anmuthig
und schön, sondern deutlich erkennt man in ihnen das
Werk verschiedener Hände. Von gleicher Mannigfaltig-
keit sind die vorgeklagten Wandkonsole, auf denen die
243
(Ä__*!=ä.)
2b \ ?/x Vx-i /
2 b V V-x V-x l /
(IV)
(V)
»S' und T werden wieder Maxima bei voller Belastung,
und ergiebt sieb mit Hülfe von Gleichung 18 und 19:
q 6 n *
max. ,S’x
4/4
Jr * A
x = — —
6
q b n*
4/t
(VI)
(VII)
d. b.: die Spannung in der untern Gurtung und ebenso die
Horizontalkomponente der obern Gurtungsspannung ist im
, q 6 11*
Maximum konstant = — . , -■
4 h
Aus IV und V folgt, dass 0x und jVx Maxima, bezüglich
M
inima werden, wenn der Werth ^
Tlx
v x
5Ji xi \ sein Ma-
Vx- 1 '
ximum oder Minimum erreicht. Ersteres findet statt, wenn
die Nutzlast von B bis zur a?ten Vertikalen, letzteres, wenn
sie von A bis zur x — lten Vertikalen vorgerückt ist. Es ist
aber mit Hülfe der Gleichungen 10, 11 und 19:
Vx yx-
uud mit Gleichung 15 uud 16:
/ Tlx 3Kx-i\ .
v Vx Vx-l / 1
4 h
■k b n
4 /i '
:</x ?/x
Trägt man diese Werthe in IV und V ein, so erhält man:
max. „
Ox = ±
(Villa)
min.
min.
max.
Ox
tz b n
(IX)
b ‘
8 h
11 X
tz b n
(X)
b ‘
8 h ’
in den Maximalwerthen für den ganzen Träger
d. h.; die Horizontalkomponenten der Diagonalspannungen sind
u Ti b ii
~ Vh
Es bleibt noch die Bestimmung der in den Vertikalen
auftretenden Spannungen. Denken wir die Belastung in der
untern Gurtung wirksam, so ergiebt sich aus Gleichung 4a:
Tlx / f, q \ Nx 0x4- x
-p-(^x-^x + l)-— yx-l - -x+-
hierin mit Hülfe von IV und V die Werthe von ^ und °
n o
und nach 19 die von q eingesetzt, wird
Px
Vx+i ;
9«x-2»x-i i»x+i-9»x ,
P X — FTT c
Ix
2 b
®x - ®x+i
2 b
9J?x
b . x{n—x)
2 ‘ b x (ji — x) <XI1)
Px wird ein Maximum bei voller Belastung. Setzt man hier-
nach für 3J£X seinen Werth aus Gleichung 18 ein und berück-
sichtigt wieder, dass (2>x ■ — - 3)x-|-i) die Aenderung der Ver-
tikalkraft gleich der in den Vertikalen auftretenden Belastung
ist, so folgt:
2 q q b . x (ti — x)
max. Px —
2
= 2 q.
Die Haupt -Resultate sind also:
q b n*
4/i
b . x (n — x)
(XIII)
max. Sx
max. 7x = —
max. Ox =
max. Arx
/x
q b 11*
b
' 4 h
Ox
rz. b 11
b
' " 8 /7
rix
TZ b 11
b
‘ 8/i
(22)
max. Px — 2q
Setzen wir nun schliesslich wieder den Fall, dass in den
Diagonalen nur positive, d. i. Zugspannung auftreten soll,
so ist zunächst beim Vorrücken der Nutzlast von A aus
Ox = 0 (I)
Mit Berücksichtigung dieses Werthes ergeben die Glei-
chungen 1 — 3:
Tlx
Vx
tx 2>?x— 1
b
Sx —
Tx= —
Nx
Vx- 1
rix sWx—i _ Wx_\
~ b V Vx-i Vx /
(II)
(111)
(IV)
Sx und 7’x werden Maxima bei voller Belastung, nämlich
q b 11 *
4 h
tx q b il*
b ' 4 h.
max. Sx =
max. Tx — —
(V)
(VI)
Die Diagonalspannung Nx wird ein Maximum, wenn die
Nutzlast bis zur (,t— l)ten Vertikalen vorgerückt ist. Hier-
nach aus 10 und 11 die Werthe 391 in Gleichung IV einge-
setzt:
Kreuzgewölbe aufsetzen; dieselben sind meist figürlicher
Art und beziehen sich besonders im kleinen Hofe auf die
Hauptregeln des Ordens. Oft in komischer Auffassung
zeigen sich hier der schweigende Mönch, den Finger auf
die Lippe gelegt, der betende, studirende, der von Ge-
wissensbissen geplagte, der vom Tode heimgesuchte Mönch,
in charakteristischer Darstellung auf so kleinem Steine.
Am Bewunderungswürdigsten aber ist unzweifelhaft
der ferrakottenschmuck der Arkadenwand. Die Rund-
bogen sind, wie das bei solcher Anwendung meist ge-
schah, um ihnen den Ausdruck des Gedrückten zu be-
nehmen, ein wenig überhöht; eine kräftige Umrahmung
der Bögen, und darüber ein breiter Gesimszug bis unter
das Dach : dies ist die Disposition dieser Fa^aden. Die
Gesimse sind unendlich reich gegliedert und mit undenk-
lichem Fleiss in allen Theilen mit Perl- und Kymatien-
stäbchen. Bliithen- und Blätterschmuck, jede Fläche mit
reizvollen figürlichen und Rankenreliefs bis in die klein-
sten Winkel hinein belebt. Wiederholungen der Orna-
mente finden auch hier fast gar nicht statt. Mit Aus-
nahme der reizenden Engelfriese der Bögen, in denen
zwei gegenüberliegende Hofseiten sich öfter entsprechen,
stimmen die vier Seiten des Hofes vielmehr nur in der
Hauptdisposition und den Haupthöhenabtheilungen über-
ein, um eine regelmässige Verknüpfung je zweier Seiten
am Zusammenstoss in den Ecken zu erwirken. Der phan-
tasievolle Künstler hat sich nicht damit begnügt, ein ein-
ziges schönes Hauptgesims oder eine einzige zierliche Bo-
geneinfassung zu entwerfen — nein, überall wechseln
Gliederung und Ausschmückung, treten andere Formen
und neue Motive auf. Vor Allem interessant ist der
figürliche Schmuck. So viel Köpfe, so viel kernig ge-
schnittene Kopfcharaktere — weibliche und männliche,
Grafen und Ritter, vielleicht des Künstlers Zeitgenossen,
vielleicht er selbst und seine Freunde darunter. Beson-
ders aber haben die kahlköpfigen Mönche selbst Modell
stehen müssen; der Prior, der Pater, der Glöckner und
Schliesser in den verschiedensten Auffassungen finden sich
in traulicher Gesellschaft neben einander, oft in über-
sprudelnder, lustiger Laune des Künstlers von einer treu-
herzigen Komik angehaucht. Unendlich anmuthig und
lieblich sind dagegen die kleinen Engelfriese der Arkaden
des kleinen Hofes, frische, dickbackige, reizende Kinder,
die sich in Weinranken verstecken oder an denselben
hinaufklettern, Trauben naschen und Blumen pflücken.
Ueberhaupt ist der kleine Hof die Ilauptschatzkam-
mer des Schönen, und augenscheinlich ist auf seine künst-
lerische Gestaltung ein ganz besonderer Fleiss verwendet
244
max. JVx =
b (x — 1) (fl — X + J) ^ p + Tr ^
4 h
(x — l ) (n — x + i)
b x
(n — x)
* + ' ) I
4 h
x ( n — x )
fix ic b n
b ' 4 h
(VII)
Für die Spannung der Vertikalen ergiebt sich nach
Gleichung 4, wenn wir die Belastung als in den untern Knoten-
punkten angreifend denken, also (J — 0 setzen und berück-
sichtigen, dass nach I 0 = 0
Px
y!'b 0*-**+0
Nx
Hx
yx- 1 ;
hierin für
nach IV seinen Werth eingesetzt, sowie be-
rücksichtigt, dass b y — qx — f/x—i, folgt;
„ _ 1 f*Kx
/x - b \
?/x
(2 yx — yx - 1 — yx + i)
pffix _ 1
vyx - 1
Vx
yx )yx-lA
Wx — SKx - i
b
fx
b
^yx+ 1 — yx
= «x
K,
b
n — 2 x — 1
(VIII)
x (ti — x)
Dieser Werth wird ein Maximum bei voller Belastung.
33x würde zwar andererseits ein Maximum ergeben, wenn die
Last von B bis zur ,z;ten Vertikalen vorgerückt ist; doch
muss dieser Fall hier ausgeschlossen bleiben, da die obigen
Aufstellungen nur für ein Vorrücken der Last von A aus
gelten. Setzt man hiernach für 33 und 33 die Werthe aus
Gleichung 5 und G ein, so wird
„ , a . ,, q b x (n—x) n — 2x—l
max. Px = q (fl — 2 x -f 1) — ? r-
b x (n—x)
= 2 q. (IX)
Px wird ein Minimum, wenn die Nutzlast von A bis zur
(X — l)sten Vertikale vorgerückt ist. Hiernach mit Hülfe von
Gleichung 9 und 10
min. Px — p ( fl — 2x + 1) — ^ x (x — 1) —
bx(fi — x) -\-n X J n — 2x—i
b ’ x (n — x)
= 2p- (x-i)(n-x-i) (X)
Beim Vorrücken der Last von B aus würde N — 0 zu
setzen sein, und wären hiernach die übrigen Spannungen zu
bestimmen. Die Maximalspannungen der Gurtungen und Ver-
tikalen würden von den oben gegebenen Resultaten nicht ab-
weicben. Für die Berechnung des Trägers ergeben sich also
die Resultate
max. Sx =
q b fl 1
4 h
max. Tx = —
max. Nx = -f-
max. Ox = -j-
tx
q bnA
b
■ 4 h
fix
fzbn
b
■ 4 h
Ox
n b n
b
1
' 4 h
f —
;; (*-i)(»
(23)
min. Px = 2 p —
Bei den betrachteten vier Fällen bleiben die Diagonal-
spannungen in den Gleichungen 21 und 23 stets positiv.
Da man in dem Falle, wo es sich nur um Zugspannung han-
delt, auf die Form des Querschnitts keine Rücksicht zu neh-
men braucht, was beim Druck wegen der Gefahr des Durch-
biegens nicht mehr der Fall, so wird man für die Berechnung
gemeiniglich die in 21 und 23 aufgestellten Gleichungen denen
in 20 und 22 vorziehen. ' (Fortsetzung folgt.)
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover. —
In der Versammlung am 6. Mai d. J. hielt nach Erledigung
der laufenden Geschäftssachen Hr. Kopeke einen Vortrag
über das Psychrometer von August. Dasselbe besteht aus
zwei neben einander befestigten Thermometern; die Kuttel des
einen ist mit Tüll umwickelt, welcher mit Wasser angeleuehtet
wird. Durch den zufolge der Verdunstung in nicht mit Was-
serdampf gesättigter Luft eintretenden Wärmeverbrauch sinkt
dies Thermometer, und aus dem Vergleich des niedrigeren
Standes desselben mit dem des trockenen Thermometers, also
der Lufttemperatur, schliesst man auf die Menge des in der
Luft vorhandenen Wasserdampfes.
Der Erfinder des Instrumentes hat zu diesem Zwecke
eine Tabelle aufgestellt und in einem kleinen Werke ver-
öffentlicht. Von dem Vortragenden war dieselbe graphisch
dargestellt, so dass man aus der Darstellung die bei gegebenen
Thermometerständen vorhandene Tension des vorhandenen
Wasserdampfes für das Maximum der Dichte direkt abmessen
konnte.
Dieses Instrument gewinnt einen grossen praktischen
Werth, seitdem die Technik den Anfang gemacht hat, die Er-
neuerung der Luft in den Wohnungen zu regeln. Da man
angeben kann, welches Quantum Wasserdampf die Luft bei
jeder Temperatur tragen kann — ferner, da man weiss, welchen
Grad der Feuchtigkeit die Luft haben muss, um der Gesund-
heit möglichst zuträglich zu sein, so lässt sich nach anate-
stellter Beobachtung am Instrumente aus der Tabelle berech-
nen, um wie viel die atmosphärische Luft zu trocken ist und
bis zu welchem Grade sie in Wohnungen etc. angefeuchtet
werden muss.
Der Vortragende führt in dieser Beziehung interessante
auf Beobachtung gestützte Beispiele an.
Bei der gleichzeitig beobachteten Stellung der Thermo-
meter von 14° resp. 7,4» war die Spannung des Dampfes un-
gefähr so gross wie sie eine Temperatur von 2V>° unter Null
worden. Nicht nur, weil seiner geringeren Abmessungen
wegen jede einzelne Seite von der gegenüberliegenden
aus in weit grösserer Nähe sichtbar wird, also alle etwai-
gen kleinen Mängel um so augenfälliger gewesen sein
würden, sondern auch wohl, weil er den Vorhof für die
Kirche selbst bildet und schon deshalb höher steht als der
abseits gelegene, von den Zellen eingeschlossene grosse
Klosterhof, an welchem die Profilirungen mit Recht etwas
derber, die Ornamente von höherem Relief und grösser
im Maasstabe sind. Es lässt sich die etwas weniger ge-
naue Arbeit hier auch wohl aus dem riesigen, in verhält-
nissmässig kurzer Zeit zu beschaffenden Bedarf an Terra-
kotten erklären, wozu mehre, wohl verschieden tüchtige
Meister herangezogen werden mussten, während ein Mei-
ster, und sicher der tüchtigste von allen, das Modelliren
für den kleinen Ilof allein übernehmen konnte.
Nicht minder wie durch ihren künstlerischen Werth
zeichnen sich übrigens die Terrakotten durch die muster-
hafte Technik ihrer Herstellung aus. Die Geschicklich-
keit, mit der in Rücksicht auf das Schwindmass modellirt
worden ist, die Vorsicht beim Brennen sind zu bewundern.
Die Kanten sind so scharf und unverzogen, die fortlaufen-
den Dekorationen gehen in den Stossfugen so präzis in
einander über, die Relieffiguren sind trotz des ungleichen
Vorsprungs ihrer Glieder an demselben Block so eben-
mässig und proportionirt, dass sie aus einem Stein ge-
hauen erscheinen; die Rankenreliefs, die oft nur wie ein
Hauch sich auf die Flächen legen, ähnlich wie bei den
bekannten venetianischen Marmorwerken, sind trotzdem
so körperhaft und bestimmt geschnitten. Meist sind es
Vorgesetzte, mässig dicke Platten, mit denen der innere
Kern bekleidet ist; nur das Hauptgesims besteht aus dicke-
ren Thonblöcken.
An eigentlich genauen Aufnahmen und Darstellungen
dieses edelsten der Backsteinbauwerke Nord -Italiens fehlt
es fast noch gänzlich; die wenigen Blätter in dem
Werke von Runge und in der Sammlung von Warings
und Macquoid (London 1829) dürften die einzigen
sorgfältigeren Darstellungen enthalten. Vollständig auf-
genommen sind die Höfe der Certosa wohl noch nie.
Das Werk über die Certosa, das die Bildhauer Gebrüder
Durei li zu Mailand im Jahre 1853 begannen und wel-
ches eine sehr vollständige Darstellung der Kirche giebt,
ist leider unvollendet, doch gewähren die trefflichen Pho-
tographieen von Duron i in Mailand wenigstens einigen
Ersatz.
245
im Maximo zulasst; es War die Luft also sehr trocken.
In einem grossen Magistratssaale in Liverpool, welcher in der
vollkommensten Weise nach der Pulsionsmethode mit durch
Wasserdampf befeuchteter Luft ventilirt wird, hält man nach
gemachten Erfahrungen die Differenz der Thermometer auf
4° F. oder 1,8° R., so dass man die Dampfzufuhr steigert,
sobald die Thermometer grössere Differenzen zeigen. Der so
sich ergebende Dampfgehalt ist bei 15° R. etwa gleich 80% des
Quantums beim Sättigungszustande. Am Tage des Vortrages
zeigten die Thermometer im Zimmer 17,25° resp. 11,5°, die
Spannung betrug darnach 3,5 Pariser Linien; bei der in Li-
verpool in ne gehaltenen Differenz von 1,8° hätte die Spannung
6,7"' betragen müssen; tragen konnte die Luft 8,5"', sie war
also etwa nur halb so feucht, wie sie hätte sein sollen. Bei
einer andern Beobachtung zeigten die Thermometer aussen
9° resp. 5,1°; dies entspricht einer Spannung von 1,8'", wäh-
rend dieselbe 3,2"' betragen sollte und gleich 4,5'" hätte sein
können,, die Luft enthielt darnach so wenig Feuchtigkeit, wie
sie etwa bei 2° Kälte noch tragen könnte.
Da nun die Luft immer aus der äussern Atmosphäre ge-
nommen wird, die wegen ihrer geringeren Temperatur im
Winter den erforderlichen Dampfgehalt nicht besitzen kann,
so muss beim Erwärmen derselben Wasserdampf zugeführt i
werden, wenn das obige Verhältniss dasselbe bleiben und die {
Thermometer grössere Differenzen als etwa 2° nicht zeigen J
sollen. Es ist desshalb an eine gute Ventilation die Anfor-
derung zu stellen, dass bei derselben die Luft künstlich be-
feuchtet werde, und dies kann nur durch Einführung von
Wasserdampf geschehen. Nach Angabe von Redtenbacher
verwendet ein Mensch stündlich 25 Galerien zur Verdunstung
von Wasser aus seinem Körper, verwandelt also in 24 Stunden
ca. 1 Kilogramm Wasser in Dampf. Die dadurch bewirkte
Anfeuchtung der Luft in Abzug gebracht, so ergiebt sich, dass
bei einer guten Ventilation, von 60 Kubm- in der Stunde für
jede Person, in einem Raume, in welchem 3 Menschen leben,
40,2 Pfund Wasser in 12 Stunden verdunstet werden müssen,
wenn die Lufttemperatur aussen 0 Grad beträgt und dabei
eine Dampftension von 1,6'" zeigt, die Temperatur in der
Wohnung aber 15° betragen soll.
In dem genannten Stadthause in Liverpool werden in der
Minute bis zu 50,000 Kub.' Luft eingetrieben, zu deren An-
feuchtung bei 1,6"' Tension des Dampfes in der Atmosphäre
25 Pfund Wasser per Minute oder 1500 Pfund per Stunde
erforderlich sind. Diesen Effekt kann man nur mittelst eines
Dampfkessels, in diesem Falle mit einem etwa 25 Pferde-
kräften entsprechenden, erreichen. In Liverpool ist ein Corn-
wall-Kessel von Kupfer zur Dampferzeugung aufgestellt; der
Dampf wird in Zinn- Röhren der in die Säle einzuführenden
Luft zugeleitet. Beiläufig wurde erwähnt, dass dort ein Aus-
waschen der Luft stattfindet, indem man sie vor der Erwär-
mung durch die feinen Strahlen einer Fontaine leitet. Das
dabei im Winter wenig Dampf in die Luft gelangt ist klar,
weil das Wasser kalt ist; ein derartiges Verfahren reicht also
zur Anfeuchtung nicht aus, vielmehr ist die Einführung von
Dampf durch starke Verdampfung von Wasser unentbehrlich.
Der Vortragende hält die Anschaffung und tägliche Be-
obachtung des August’schen Psychrometer für besonders ge-
eignet, mit der Frage wegen der Feuchtigkeit der Luft ver-
traut zu werden und durch allgemeine Verbreitung der Ueber-
zeugung von deren Nothwendigkeit eine Besserung in der
Luftversorgung unserer Wohnungen beschleunigen zu helfen.
(Schluss folgt.)
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 12. Mai 1868. Vorsitzender Herr Wiebe.
Herr Dirc.ksen machte Mittheilungen über die hiesige
neue Verbindungsbahn, indem er zugleich mit Benutzung
dreier Pläne von Berlin, Paris und London Vergleiche in
Betreff der Verbindungs-Eisenbahnen um diese Städte, besonders
zwischen den beiden ersteren , anstellte. Bei Berlin berührt
ein Kreis von mehr als einer Viertelmeile Halbmesser, dessen
Mittelpunkt im Schlosse gelegen ist, noch sämmtliche Bahn-
höfe, bei Paris keinen einzigen, mit Ausnahme des Bahnhofes
der von Vincennes ausgehenden Bahn. Die Güterbahnhöfe
schliessen sich bei Berlin noch ziemlich den Personen- Bahn-
höfen an und liegen alle innerhalb eines Kreises von einer
halben Meile Radius, was bei den Pariser Güter- Bahnhöfen
wiederum nicht mehr der Fall ist. Es ergeben sich schon
hieraus wesentlich andere Verhältnisse, für die hiesige neue
Verbindungsbahn, welche im Uebrigen vorzugsweise mit Rück-
sicht auf den durchgehenden Verkehr projektirt worden ist.
Die Bahn wird von einem Bahnhofe an der Hamburger Bahn
bei der Birkenstrasse, nördlich von Moabit, ausgehend diese
Bahn und den Spandauer Sehiffahrts- Kanal nahe beim Nord-
hafen überschreiten, sodann beim Weddingplatz einen Bahn-
hof erhalten und die Ilochstrasse , sowie die Stettiner Bahn
überschreiten. Auf den nun folgenden Abschnitte der Bahn
in den Höhenzügen vom Gesundbrunnen bieten die nicht ge-
regelten Vorfluth-Verhältnisse mancherlei Schwierigkeiten und
kommt die Bahn von hier bis nach Lichtenberg fast immer
im Einschnitt zu liegen. Bei diesem Orte, wie auch an den
vom Königs- und Landsberger Thore ausgehenden Chausseen
sind Bahnhöfe projektirt und wird die Bahn sodann zwischen
Boxhagen und Rummelsburg die Ostbahn und die Nieder-
schlesisch-Märkische Bahn überschreiten. Nach dem Ueber-
gange über die Spree und die Görlitzer Bahn wird die Ver-
bindungsbahn unmittelbar südöstlich bei Rixdorf, wo ein Bahn-
hof angenommen ist, vorheifiihren, sodann nördlich von Tem-
pelhof am südlichen Rande des grossen Exerzierplatzes ent-
lang gehen, wo wiederum ein Bahnhof vorgesehen ist, und
endlich nach Ueberschneidung der Anhaitischen Bahn mit dem
Anschlüsse an die Potsdamer Bahn ihr vorläufiges Ende er-
reichen, da der Schluss des Ringes von hier bis zur Ham-
burger Bahn vor der Hand noch nicht bewirkt werden soll.
Alle Bahnhofs-Einrichtungen werden zunächst und bis die
Gestaltung des Betriebes auf der neuen Bahn sichere An-
haltepunkte hierfür gegeben haben wird, möglichst provisorisch
ausgeführt, überall aber der Personenverkehr durchaus unab-
hängig vom Güterverkehre gehalten werden.
Der Vortragende ging sodann auf die besonderen Ver-
hältnisse der vielfachen Verbindungsbahnen Londons, über und
unter der Erde, kurz ein und theilte schliesslich aus seinen
Studien zum Zwecke der Bauausführung der hiesigen neuen
Verbindungsbahn eine Idee über die möglichst vortheilhafte
Anlage solcher städtischen Verbindungsbahnen für den durch-
gehenden Verkehr mit, wonach denselben nicht die Form eines
Ringes, der die vom Orte radial ausgehenden Bahnen iiber-
schneidet und mit letzteren durch besondere Kurven verbun-
den ist, sondern einer um den Ort führenden Schlangenlinie
zu geben wäre, welche die einzelnen radialen Bahnen unmit-
telbar durch abwechselnd nach Innen und nach Aussen ge-
kehrte Kurven verbände.
Es wurde nunmehr die in der vorigen Sitzung vertagte
Angelegenheit wegen der vom Vereine im bevorstehenden
Sommer zu unternehmenden Reise wieder aufgenommen. Durch
Abstimmung wurde zu Gunsten der Reise nach Schlesien ent-
schieden und sodann noch beschlossen, den Beitrag zu den
Kosten der Reise fiir die Theilnehmer auf 8 Thlr. festzusetzen.
Nachdem der Oberingenieur der Qstpreussischen Südbahn,
Hr. Reiche zu Königsberg i. Pr., durch übliche Abstimmung
als auswärtiges Mitglied in den Verein aufgenommen war,
schloss der Vorsitzende die Versammlung, als die letzte vor
der Sommerpause bis zum Wiederzusammentreten des Vereins
im Monat September.
Architekten - Verein zu Berlin. — Hauptversammlung
am 6. ,luni 1S68. Vorsitzender Hr. Bockmann, anwesend
1 IS Mitglieder.
In den Verein wurden aufgenommen die Herren Buch,
Küchenmeister, Schulte und Stüve; an Monatskonkur-
renzen für den Monat Juni sind 3 Arbeiten eingegangen.
Hr. Möller referirte demnächst über die 4 Lösungen
der letzten Monatskonkurrenz im Hochbau — Fussboden eines
Vestibüls in reichem Marmormosaik. — Es ist bei dieser Auf-
gabe der Erfindung zwar ein sehr weiter Spielraum gegönnt,
inde-sen sind einige Momente z. B. Vermeidung einer für an-
dere Bautheile charakteristischen Anordnung, Wahl eines an-
gemessenen Maasstabes, Berücksichtigung der speziellen Eigen-
schaften des Materials und seiner Technik, immerhin in’s Auge
zu fassen und machte der Referent in diesem Sinne einige
Ausstellungen an den eingelieferten Entwürfen. Den Preis
erhielt Hr. Schwenke, als Verfasser der Arbeit mit dem
Motto : „Giallo antico.“ Im Ingenieurwesen, wo der Entwurf
eines eiseruen Walmdachs über einem Speichergebäude die
Aufgabe bildete, war nur eine einzige Lösung vorhanden, deren
Verfasser Hr. Spitta, nach einer anerkennenden Besprechung
der Arbeit durch Hern. Schwedler, den Preis erhielt.
Es kam demnächst eine Vorlage des Vorstandes, die Er-
werbung eines anderen Vereinslokales betreffend, zur Berathung.
Nachdem alle jetzt und früher gemachten Versuche ein an-
deres geeignetes Lokal zu miethen, oder ein Grundstück für
den Bau eines eigenen Vereinshauses zu erwerben, gescheitert
sind, ist als einziges ausführbares Projekt der Plan einer Er-
weiterung des gegenwärtigen Lokales übrig geblieben. Der
Vorstand legte einen von ihm mit dem Besitzer des Hauses,
Hin. Baumeister Knoblauch, vereinbarten Entwurf vor, nach
welchem ein neuer Sitzungssaal in der doppelten Grösse des
bisherigen, auf dem Hofe des Grundstücks erbaut werden soll,
so dass die jetzigen Räume des Vereins ausschliesslich für die
Bibliothek verwendet werden können, während die sonst er
forderlichen Nebenräume im gegenüberliegenden Flügel be-
246
schafft werden. Die dem Vereine gestellten Bedingungen sind
sehr günstiger Art, machen jedoch den Abschluss eines Mietlis-
vertrages auf 10 Jahre nöthig. — Obwohl der Entwurf idealen
Ansprüchen noch keineswegs genügt, so wurde das Bedürfniss
einer Vergrösserung des Lokales doch so dringend empfunden,
uud die Aussicht ein anderes zu gewinnen, als so unbestimmt
anerkannt, dass die Vorschläge des Vorstandes fast allseitige
Zustimmung fanden. — Es darf demnach der Hoffnung Raum
gegeben werden, dass der Verein bereits zum nächsten Winter
in sein neues Lokal einziehen kann.
Eine nicht minder schnelle und glückliche Erledigung
fand der letzte und wichtigste Gegenstand der Tagesordnung,
die Schlussberathung über das neue Vereins-Statut; aller-
dings war diese Frage mit der vorhergehenden insofern un-
mittelbar zusammenhängend, als es nur auf Grund einer
neuen Organisation des Vereins möglich sein dürfte, die für
das Eingehen grösserer Verpflichtungen nöthigen Garantien
zu gewinnen. Die heutigen Verhandlungen zeigten deutlich,
dass die durch drei Hauptversammlungen fortgesetzten Debatten
grossen theils auf einem Missverstehen der sich entgegenste-
henden Absichten beruht hatten. Denn als die Kommission,
deren ursprüngliche Vorlage abgelehnt worden war, sich
nochmals gegen die nach den Beschlüssen des Vereins festge-
stellte Fassung des Statuts erklärte, hingegen eine neue, unter
Verzicht auf einige frühere Vorschläge ausgearbeitete Redak-
tion des Entwurfs einbrachte, wurde das| durch drei Haupt-
versammlungen im Einzelnen festgestellte Statut als Ganzes
einstimmig verworfen, die neue Vorlage dagegen nach eini-
gen Modifikationen mit einer an Einstimmigkeit grenzenden
Majorität angenommen. Die Verleihung der Rechte einer
juristischen Person an den Verein soll auf Grund dieses Sta-
tuts nunmehr beantragt werden. — F. —
Am Sonnabend den 13. Juni findet eine Exkursion der
Mitglieder des Vereins nach Grünaue unter Betheiligung der
Damen statt.
Vermischtes.
Unter den Architekten Berlin’s erregt der plötzliche Tod
eines der begabtesten ihrer jüngeren Vertreter, des Baumeister
Bernhard Kölscher, schmerzliches Aufsehen. Beim Bau
des neuen Rathhauses lag ihm die spezielle Leitung des künst-
lerisches Theils der Ausführung ob, ausserdem war er als
Lehrer an der Bauakademie und am Gewerbemuseum, sowie
mit zahlreichen Privataufträgen namentlich im Gebiete der
Kunstindustrie beschäftigt.
Der Kommission zur Vorberathung der Gewerbeord-
nung für den Norddeutschen Bund lag in ihrer Sitzung am
6. Juni d. J. ein Antrag der Abgg. Dr. Friedenthal und
Stumm vor, welcher die Beibehaltung des Qualifikationsnach-
weises für den selbstständigen Betrieb des Maurer- und Zim-
mergewerbes in denjenigen Gebieten, in welchen er bisher
bestand, bis zur weiteren Erledigung der Frage im Wege
der Bundesgesetzgebuug verlangte. Der Antrag wurde nach
längerer Debatte abgelehnt, obwohl das Hauptmotiv der
Antragsteller, der Erlass eines Baugesetzes für das Bundes-
gebiet, Anerkennung fand. Die Majorität glaubte, dass dieses
nothwendige Korrelat auch nach Wegfall des Qualifikations-
nachweises um so sicherer erreicht werden könne.
Der Ausbau des Regensburger Domes hat im Jahre 1 867
nicht unbedeutende Fortschritte gemacht; die Helme der bei-
den Thürme wurden dem Programme gemäss bis zur Höhe
von 34 Fuss gebracht; im Baujahre 1868 sollen sie bis auf
77 Fuss gebracht werden.
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift für Bauwesen. Red. von Erbkam. Jahrgang
1S68, Heft 4 bis 7.
B. Aus dem Gebiete des 1 ngenieur wesens.
1. Die kurze und lange Oderbrücke in Breslau,
von J. W. Schwedler. — Nachdem vor einigen Jahren die
„Sandbrücke“ einen eisernen Ueberbau aut massiven Pfeilern
erhalten, beabsichtigt die Stadt Breslau, sämmtliche übrigen
in Holz konstruirten Strassenbrücken, welche die beiden Stadt-
hälften verbinden, im Laufe der nächsten Jahre umzubauen
und zu den bereits vorhandenen noch zwei neue anzulegen.
Die „kurze und lange Oderbrücke“, durch eine schmale Insel-
spitze in zwei Theile getrennt, ist als die erste dieser neuen
Anlagen im Bau begriffen. Bei der beschränkten Konstruk-
tionshöhe von nur 3 Fuss bis zur Oberfläche der Fahrbahn
war eine Konstruktion in Eiseu geboten, bei welcher die
Haupttragesysteme über der Fahrbahn liegen: die beiderseitigen
Fusswege sind ausserhalb der Ilauptträger durch Konsolen
unterstützt. — Eine vergleichende Zusammenstellung der
Kosten für vier verschiedene Arten der Befestigung der Fahr-
bahn, in Holz und Steiu, event. mit Fusswegen von Gussplatten,
ergiebt, dass die Zinsen von den Mehrkosten einer gepflasterten
Fahrbahn, mit Fusswegen von Granitplatten, die Erneuerung
einer hölzernen Fahrbahn nach je 3 bis 4 Jahren ermög-
lichen würden. Die sich anschliessende Untersuchung über
die für den vorliegenden Fall vortheilbafteste Spanmveite er-
giebt für die Brücken mit steinerner Fahrbahn 84' Weite, für
die mit hölzerner Fahrbahn circa 100' Weite. Mit Rücksicht
auf die häufigen Reparaturen eines Holzbelags wurde einer
gepflasterten Fahrbahn mit Fusswegen aus Granitplatten der
Vorzug gegeben. — Der auf 8 Blatt dargestellte Entwurf der
kurzen und langen Oderbrücke zeigt fünf Oeflnungen von 76'
lichter Weite, in der Mittellinie der den Fluss in schräger
Richtung überschreitenden Brücke gemessen. Die Krümmung
der oberen Gurtung der Hauptträger ist so bemessen, dass die
Beanspruchung des in jedem Fache liegenden Zugbandes (nur
das mittelste Feld zeigt gekreuzte Diagonalen ) bei den ver-
schiedenen Belastungen von 0 bis zu dem für seinen Quer-
schnitt maassgebenden Maximum wechselt. Bei dem stattfin-
denden Verhältnisse der konstanten Belastung zur variabeln,
wie 12:5, liegen die Breclipunktc der oberen Gurtung nahezu
in einer Kreislinie. — Der Text enthält, ausser den bereits
erwähnten Ermittelungen, die vollständige statische Berechnung
des eisernen Ueberbaus, sodann eine Erläuterung der Quer-
schnitte der verschiedenen Konstruktionstheile und die Angabe
des Gewichts.
2. Konstruktion und Berechnung von Fahrbahnen
für eiserne Strassenbrücken, von Dr. W. Fränkel.
Für 9 verschiedene Fahrbahnkonstruktionen sind die Belas-
tungen der Bohlen resp. Platten, der Längs- und Querträger,
demnächst die Querschnitte dieser Konstruktionstheile und
daraus die Gewichte mit grösster Umständlichkeit berechnet.
Das Endresultat der 26 Seiten füllenden Abhandlung ist das
Gewicht der verschiedenen Fahrbahnen pro Quadratmeter, ohne
Berücksichtigung des Gewichtes der Hauptträger, des Hori-
zontalverbandes und der Fusswege. Wenn nun auch für die
angenommenen Verhältnisse das Resultat der Berechnungen
einen genauen Vergleich gestattet, so beruhen letztere doch
auf so vielen Voraussetzungen in Bezug auf die Belastungen
wie auf die Abstände und Höhendimensionen der Träger, dass
sie keineswegs Anspruch auf allgemeinere Geltung machen
können. Für denjenigen, der eine so sorgfältige Bestimmung
des Gewichtes der Fahrbahn für nöthig erachtet, wird daher
schlechterdings nichts erübrigen, als für jedes Projekt die
Rechnung von Neuem durchzumachen. Die Untersuchung
über die Vertheilung des Druckes einer Einzellast auf mehre
Längsträger durch die Bohlen, unter der Voraussetzung, dass
letztere ohne Stoss über die ganze Brückenbreite reichen,
ist für die Praxis werthlos, da einerseits durch gleichzeitige
Einwirkung mehrer Einzellasten (zweier Wagenräder) die
Druckvertheilung wesentlich ungünstiger ausfallen kann, als
die Rechnung voraussetzt, andererseits Rücksicht darauf zu
nehmen ist, dass bei Reparaturen ein Stoss der Bohlen auf
jedem Längsträger stattfinden kann. Uebrigens sind manche
Einzelheiten der Abhandlung gleichwohl von Interesse, wie
beispielsweise die Notiz, dass sich nach Versuchen auf der
Kölner Rheinbrücke für die Bohlen der Fahrbahn das Buchen-
holz besser eignet, als selbst Eichenholz.
3. Beschreibung der speziellen Aufnahme und
Verpeilung des Rheinstrombettes in der Strecke von
Bingen bis St. Goar zur Beseitigung der im Fahr-
wasser anstehenden, der Schiffahrt besonders hin-
derlichen Felsen unter Wasser. Eine detaillirte Dar-
stellung der sehr schwierigen Vermessungsarbeit, welche für
iinliche Aufnahmen als Muster aufgestellt zu werden verdient.
4. Die Ausführung des grossen Tunnels bei Al-
tenbeken auf der Altenbeken - Holzmindener Eisen-
bahn. — Die vorliegende erste Hälfte der Mittheilung um-
fasst eine ausgedehnte Abhandlung über die geognostischen
uud hydrographischen Verhältnisse in dem betreffenden 1 heile
des Teutoburger Waldes und die Beschreibung des Baues der
vier Schächte, deren Anlage zur Vermehrung der Angriffspunkte
für die rechtzeitige Fertigstellung des Tunnels für erforderlich
erachtet wurde.
5. Anordnung der Geleise auf der Nord bahn bei
Paris zur Sicherung eines unbehinderten und siche-
ren Kursirens der Züge. — Die Durchkreuzung dreier
Bahnlinien im Niveau beeinträchtigte bei einer Frequenz von
ca. 200 Zügen innerhalb 24 Stunden die Sicherheit uud Re-
gelmässigkeit des Betriebes in einer Weise, dass eine Abhülle
zur Nothwendigkeit wurde. Durch Ueber- und Unterführung
derjenigen Geleise, auf welchen Züge in entgegengesetzter
Richtung fahren, und ein ausgedehntes Signalsystem eri eichte
Hierzu eine Beilage.
247
inan vollständige Sicherheit des Verkehrs und freie Kommu-
nikation auf den verschiedenen Linien.
Von den weiteren Mittheilungen ist noch zu erwähnen :
6. Regulator für Taucher. Eine vor 2 Jahren ge-
machte Eriindung, welche geeignet ist, dem Taucherapparate
(Skaphander) bei einem jeden Wasserbau Eingang zu ver-
schaffen. Der Regulator hietet neben seinem Hauptzwecke,
dem Taucher ein stets bequemes Athmen zu ermöglichen,
demselben eine vermehrte Sicherheit und gestattet für kürzeren
Aufenthalt sogar ohne Zuführung frischer Luft, ohne Helm
und besonderen Anzug unter Wasser zu gehen, indem der
Taucher einen Vorrath komprimirter Luft im Regulator mit
hinabnimmt. G. H. j
Oppermann Annales de la Construction, April 1868.
1. Der Jockey-Klub in Paris, von H. Dubois, mit
Zeichnungen.
Das Hotel des Jockey -Klub liegt an der Ecke der Rue
Scribe und des Boulevard des Capueines. Der grössere
Theil des Erdgeschosses wird durch das Grand Cafe einge-
nommen. Nur die zum Jockey-Klub gehörige Einfahrt, ein
grosses Vestibül, die grosse Ehrentreppe, Wartesäle und Die-
nerzimmer befinden sich im Erdgeschoss. — Die eigentlichen
Klubzimmer liegen im ersten Stock. Die Haupt- Salons sind
auf eine Länge von mehr als 120 Meter verbunden; Zentral-
punkt dieser Säle ist der ovale Konversationssaal, 13 Meter
lang, 11 Meter breit, der grosse Speisesaal ist 16,4 Meter
lang, 8 Meter breit. Im Entresol befinden sich Bureaux,
Treppen (3 Haupttreppen und 6 DieDertreppen), zwei Bade-
stuben und verschiedene Toilettenzimmer. — Im zweiten
Stockwerk liegen unter andern die Haupt-Kochküche und die
Waschküche. Im übrigen enthalten die oberen (2., 3. und
4.) Stockwerke Zimmer , die zum Theil jährlich , zum Theil
tageweise vermiethet werden. Die Baukosten des Etablisse-
ments werden nach der zu zahlenden Miethe auf zwei Millio-
nen Francs berechnet.
2. Die neuen Schlachthäuser und Viehmärkte
vonLaVillettebei Paris, von Jan vier, mit Zeichnungen.
a) Die Börse mit den Verwaltungsgebäuden. Der grosse Ver-
einigungssaal ist, ausschliesslich der 2,68 Meter breiten Galle-
rien, 20,28 Meter lang, 12,28 Meter breit, 14,8 Meter hoch.
Das Zinkdach wird durch eine Eisenkonstruktion aus Gitter-
trägern bestehend getragen. Die Verwaltungsräume, welche
an den Börsen- (Vereinigungs-) Saal angebaut sind, bestehen
im Erdgeschoss aus Kassenräumen, Bureaux der Beamten und
einem Sitzungssaale. Im ersten Stockwerk sind die Wohn-
räume für die Beamten. — Es wird ferner das Gebäude, in
welchem die Thiere nach dem Abschlachten zerschnitten und
abgebrüht werden, dargestellt und kurz beschrieben.
3. Beobachtungen über Hütten-Schornsteine, von
Oppermann.
Der schottische Ingenieur -Verein hat den Ingenieur P.
Carmichael beauftragt Beobachtungen an verschiedenen
Schornsteinen zu machen. Die Schornsteine hatten ungefähr
50 Meter Höhe. Die obere Oeffnung war ein Quadrat von
2,9 Meter, die untere Oeffnung ein Quadrat von 1,8 Meter.
Die Temperatur zeigte sich unten im Schornstein ziemlich
konstant = 300°. Der Zug wurde durch ein Wassermano-
meter zu durchschnittlich 20 Millimeter beobachtet. — Die
Schwankungen des Barometer hatten fast gar keinen Einfluss
auf den Zug, dagegen hat der Wind bedeutenden Einfluss;
am schädlichsten zeigte sich die Windrichtung von Süden
und Süd-Westen.
4. Auszug aus der Zeitschrift für Bauwesen.
Es werden namentlich die Protokolle und die Fragebeant-
wortungen im Architekten -Verein zu Berlin vom Dezember
1866 und Januar 1867 mitgetheilt.
Konkurrenzen.
Preisausschreiben. — Der Gemeinderath in Wien hat
eine Konkurrenz für den Entwurf eines am Parkringe zu er-
bauenden neuen Rathhauses erlassen, zu welcher Archi-
tekten aller Länder eingeladen werden.
Zwölf Preise, je 4 von 4000, 2000 und 1000 Fl. sollen zur
Vertheilung kommen. Das Preisgericht, welches aus 5 her-
vorragenden Architekten und 5 Mitgliedern des Gemeinde-
raths unter dem Vorsitze des Ober- Bürgermeisters bestehen
wird, hat die zu prämiirenden Entwürfe auszuwählen, die
Reihenfolge ihres Werthes zu bestimmen und das zur Aus-
führung am Meisten geeignete Projekt zu bezeichnen. Dem
Verfasser des gekrönten Entwurfs wird, falls dieser zur Aus-
führung kommt, und ein Einverständniss in Betreff der Be-
dingungen erzielt werden kann, die artistische und technische
Leitung des Baues zugesichert.
Festhaltung einer bestimmten Kostensumme wird nicht
verlangt, hingegen sind bestimmte Maasstäbe vorgeschrieben.
Das Programm mit den nöthigen Situationen ist vom
Wiener Stadtbauamte zu beziehen; Einlieferungstermin ist der
1. September 1869.
Wir behalten uns im Uebrigen eine Besprechung dieser
Konkurrenz bis nach Einsicht des Spezial- Programms vor.
Personal -Nachrichten.
Preussen.
Die bisherigen Bau -Inspektoren der Nassauischen Eisenbahn,
Konrad Gutmann zu Limburg und Philipp Stratemeyer zu
Rüdesheim, sind zu Königlichen Eisenbahn -Baumeistern ernannt
worden.
Am 6. Juni haben bestanden das Baumeister-Examen:
Matthias von Moraczewski aus Chwatkowo, Reg.-Bezirk Po-
sen, — Arthur Horwicz aus Flatow; — das Bauführer-
Examen: Hans Pieper aus Kattowitz, — Lucian Pitsch aus
Rodenbeck, — Leo von Lauer-Münchhofen aus Berlin.
Der Baumeister Bernhard Kölscher zu Berlin ist verstorben.
Offene Stellen.
1. Die Stelle eines Stadtbaumeisters in Lauban ist zu
besetzen. Näheres im Inseratenteile.
2. Zur Beaufsichtigung und Verwaltung der Kreis - Chausseen
im Kreise Jüterbog -Luckenwalde wird ein Baumeister gesucht.
Näheres im Inseratenteile.
3. Zwei Stellen für Baumeister resp. Bauführer sind bei
einem Chausseebau und im Biireau der Kreis - Bau - Inspektion zu
Johannisburg zu besetzen. Näheres beim kommissarischen Kreis-
Baumeister Modest daselbst.
4. Für die Oder-Regulirungsbauten in der Crossener Wasserbau-
Inspektion finden ein Baumeister resp. ein Bauführer zu den
gewöhnlichen Diätensätzen dauernde Beschäftigung. Meldungen
beim Wasserbau-Inspektor Beuck in Crossen.
5. Zur Leitung eines sehr umfangreichen Seminarbaues in
Oberschlesien wird ein Baumeister oder Bauführer gegen
reglementsmässige Diäten gesucht. Näheres beim Reg.- und Bau-
Rath Kronenberg in Oppeln.
6. Bei den Wasserbauten im Regierungsbezirk Frankfurt a./O.
findet ein Baumeister und ein Bauführer längere Beschäftigung.
Näheres zu erfahren bei dem Regierungs- und Baurath Wiebe zu
Frankfurt a./O.
7. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Oder nahe bei
Breslau wird sofort gegen 2 Thlr. Diäten und 15 Thlr. monatlicher
Reisekosten - Entschädigung ein Baumeister gesucht. Näheres
beim Wasserbauinspektor v. Morst ein zu Breslau.
8. Bei den Erweiterungsbauten der Westfälischen Eisenbahn
können zwei Baumeister, welche die Qualifikation für alle Staats-
Baubeamten - Stellen besitzen und bereits längere Zeit beim Eisen-
bahnbau beschäftigt gewesen sind , gegen Diäten bis zum Betrage
von 2y, Thlr. dauernde Beschäftigung finden. Gesuche sind unter
Beifügung der Zeugnisse an die Königliche Direktion zu Münster
zu richten.
9. Bei den Swinemünder Hafenbauten findet ein Baumeister
gegen reglementsmässige Diäten dauernde Beschäftigung. Meldun-
gen sind unter Beifügung von Zeugnissen an den Bauinspektor
Alsen in Swinemünde zu richten.
10. Bei den Bauausführungen der Coeslin -Stolp - Danziger
Eisenbahn können noch ein Baumeister und ein Bauführer,
die im Eisenbahnbau schon Erfahrung haben, Beschäftigung finden.
Diäten für das Biireau 21/, resp. 2 Thlr., für die Baustelle ausser-
dem l1/, resp. 1 Thlr. Zulage. Meldungen bei dem Abtheilungs-
Baumeister Hasse zu Coeslin.
11. Bei Bearbeitung der Projekte für mehre Empfangsgebäude
und andere Hochbauten der Westphälischen Eisenbahn kann ein
Architekt gegen 2 Thlr. bis 2*/, Thlr. Diäten dauernde Beschäf-
tigung finden. Meldungen sind unter Beifügnng der Zeugnisse und
einiger Zeichnungen an den Ober-Betriebs-Inspektor Schwabe in
Münster zu richten.
12. Zur Vertretung eines Kreisbaumeisters in der Provinz Sach-
sen wird ein Bauführer vom 1. Juli auf 6 Wochen gesucht.
Näheres zu erfahren bei Bauführer Loenartz, Berlin, Zimmer-
strasse No. 30.
13. Bei den Hannoverschen Eisenbahnen finden mehre Bau-
meister und ältere Bauführer unter den bei Preussichen Staats-
bahnen üblichen Bedingungen Beschäftigung. Meldungen bei der
Direktion.
14. Zur Vertretung eines Königl. Bau -Inspektors im Reg.-
Bezirk Erfurt wird vom 18. Juli ab auf 6 Wochen ein Bau-
führer gesucht. Nähere Auskunft ertheilt: Bauführer Goebell,
Berlin, Markgrafenstrasse 93.
15. Zum Reparaturbau der Klosterkirche in Zarnowitz wird
ein für den Hochbau sich interessirender Bauführer auf 2 bis
3 Monate vom 1. Juli er. ab gegen 1'/, Thlr. Diäten und Zureise-
kosten gesucht Näheres beim Kreisbaumeister Blaurock zu Neu-
stadt, West-Pr.
16. Ein Baumeister oder älterer Bauführer wird auf 2
Monat zur Bearbeitung und Veranschlagung eines Hochbauprojektes
sofort gegen re gl. Diäten gesucht vom Kreisbaumeister Schüler
in Kyritz.
248
Brief- und Fragekasten.
Berichtigung. In No. 23 sind 2 Druckfehler zu berichtigen.
Seite 231, linke Sp. Z. 3 v. u. fehlt das Wort „nicht“. Unter
den Personalnachrichten ist Baumeister Hane 1 statt Hänel zu lesen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren: P. in Oederau,
S. und L. in Rom, S. in Weimar.
Wir ersuchen unsere verehrlichen Abonnenten, Unregelmässig-
keiten in der Zusendung gefälligst gleich beim ersten Vor-
kommen für Berlin an die Expedition, ausserhalb jedoch der be-
treffenden Buchhandlung oder Post- Anstalt anzuzeigen. Woh-
nungsveränderungen wolle man nicht an den Ueberbringer der
Zeitung , sondern ebenfalls direkt den oben bezeichneten Expe-
ditions-Orten melden.
Am hiesigen Orte ist die Stelle eines Stadt - Baumeisters neu
zu besetzen. Dieselbe trägt 700 Thaler jährliches Fixum und ca.
100 Thaler Nebeneinkünfte. Ausserdem wird die Ausübung der
Privat-Praxis im Stadtbezirk, soweit die Amtsthätigkeit dadurch nicht
benachtheiligt wird, gestattet. Bewerber, welche das Königliche
oder Privat- Baumeister-Examen gemacht haben, wollen sich bei dem
Unterzeichneten bis 15. Juli a. c. melden.
Lauban, den 22.’Mai 1808.
Der Stadtverordneten -Vorsteher
Reimann.
Aufforderung zur Bewerbung um eine
Hreisbaumeigterstelle.
Für den Kreis Jüterbog-Luckenwalde soll zur technischen Be-
aufsichtigung und Verwaltung der Kreis-Chausseen und zur Leitung
etwaiger Chaussee - Neubauten ein Bautechniker angestellt werden,
der die Staatsprüfung als Baumeister bestanden hat und womöglich
schon als Chaussee-Bau-Techniker thätig gewesen ist.
Bewerber um diese Stelle wollen sich unter Einreichung ihrer
Zeugnisse baldigst schriftlich bei dem Unterzeichneten Kreislandrathe
melden und ihre Ansprüche hinsichtlich der Höhe des Gehalts und
der Dienst- Aufwands -Entschädigung darlegen.
Jüterbog, den 28. April 1868.
Der Landrath
Hoffman n .
Ein Bautechniker, welcher das Abiturientenexamen auf einer
Königlichen Gewerbeschule mit dem Prädikate „mit Auszeichnung“
bestanden, sowohl theoretisch als praktisch erfahren ist und bereits
den theoretischen Theil der Maurermeisterprüfung bestanden, sowie
mehrere Jahre auf einem technischen Bureau mit Bearbeiten von
Bauprojekten etc. beschäftigt war, sucht Stelle. Geil. Offerten bittet
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 19. Juni 1868.
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Inhalt: Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Kgl. Bau-
Akademie zu Beriin im August 1867. (Fortsetzung.) — Tabelle der
Flächeninhalte verschiedener Stationsgebäude u. ihrer einzelnen Theile.
— Korbbogen -Konstruktion. — Feuilleton: Bernhard Kölscher. —
Ueber die Sinnesrichtung der Neuzeit. — Korrespondenzen: Eisen-
bahnbauten im Künigr. Sachsen. — Die Hafenarbeiten in Heppens. —
Mittheilungen aus Vereinen: Architekten- u. Ingenieur -Verein
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d. nordd. Bund. — Die im prss. Staate angestellten Baubeamten. — Zir-
kular-Verfügung d. prss. Finanz-Ministeriums überd. Verfahren bei
Verdingung v. Lieferungen u. Bau- Ausführungen. — Prof. Siccard von
Siccardsburg f. — Autorschaft d. Entwürfe z. neuen Berl. Viehmarkt. —
Flächen-Inh. d. Krupp’schen Gusstahlfabrik in Essen. — Eine neue Art
Gebäude z. reinigen. — Aus der Fach 1 i t teratur : Zeitschrift d.österr.
Ingenieur- und Architekten -Vereins. — Bauwissenschaftliche Li-
teratur April, Mai, Juni 1868. — Personal - N achri chten etc.
Reiscnotizen
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung — Wasserkunst in Lübeck.)
2. Die Fi 1 ter - A n läge. Das 16" weite Rohr,
durch welches das unreine Wasser der Wakenitz den Fil-
terbassins zugeführt wird, theilt sich in drei Arme, deren
jeder bei (a) einen kleinen gemauerten Schacht von 3'
Durchmesser passirt. Es werden hierdurch die hier ange-
ordneten Schieber zugänglich gemacht, durch deren
Schliessung man behufs Räumung, Reparatur etc. der Fil-
terbassins den Zufluss frischen Wassers hemmen kann.
Am Ende dieser Zweigleitungen tritt das Wasser in einen
senkrechten und mit dem Filterhassin verbundenen <re-
mauerten Steigeschacht (b), dessen gewölbte Decke von
dem aufsteigenden Zweigrohre durchbrochen wird, so dass
das aus dem aufgesetzten Mundstücke hervorsprudelnde
Wasser unmittelbar dem betreffenden Filter ( c ) zugeführt
wird. Die Breite eines solchen Steigeschachtes beträgt 51//.
Jedes der drei Filter (c) ist
55' 9" breit und 91' lang, hat
daher ca. 5000n' Oberfläche. Die
Oberkante der 2 </a ' starken
Zwischenmauern liegt auf -f- 21'
des Wakenitz-Pegels. Die Sohle
der Bassins liegt auf -|— 10' und
hat sowohl nach der Länge als
nach der Breite etwas Gefälle
erhalten , so dass sich der gan-
zen Länge nach in der Mitte
eine Abflussrinne bildet, der das
bis auf die Sohle hindurch filtrirte Wasser von beiden
Seiten zuströmt. Zu diesem Zwecke sind, dem Querge-
fälle der Sohle entsprechend, Abzugskanäle aus Ziegeln
mit offenen Fugen gebildet. Das über diesen Abzugs-
kanälen befindliche Filtermaterial enthält zunächst 2' hoch
Steine und groben Kies, dann 2’ hoch groben Sand und
feinen Kies, uud endlich 2' hoch ganz feinen Sand, so
dass die Gesammtdicke der Filterschichten excl. der Ab-
zugskanäle 6' beträgt. In dem noch übrigen Raume fasst
jedes Filterbassin etwa 25,000 Kuh.' Wasser.
Da alle Unreinigkeiten in den obersten feinen Sand-
sebiehten Zurückbleiben, so ist selbstverständlich auch eine
häufige Erneuerung dieser obersten Sandschichten, somit
von Zeit zu Zeit ein vollständiges Trockenlaufen des be-
treffenden .Filterbassins nothwendig. Befindet sich das
Filter noch im normalen Zustande, so sammelt sich aas
durch sämmtliche Filterschichten hindurchgedrungene
„filtrirte“ Wasser auf der Sohle des Filterbassins und
fliesst in der Mitte der schmalen Seite durch die Röhre (</)
ab. Eine jede dieser drei Röhren («?) spaltet sich weiter-
hin in 2 Zweigröhren, die durch Schieber abgeschlossen
werden können. Das eine Zweigrohr führt das Wasser
dem 46' im Durchmesser haltenden „Reinwasserbassin“ ( e )
zu, das durch ein etwa 2' über die Terrainoberfläche
sich erhebendes Pappdach gegen Staub, Sonne etc. ge-
schützt ist; das andere Zweigrohr wird geöffnet, wenn
das Filterbassin trocken gelegt werden soll, oder auch,
wenn das Reinwasserbassin bereits so gefüllt ist, dass ihm
vorläufig keine neuen Wassermassen mehr zugeführt wer-
den dürfen und daher das aus den Filterbassins kommende
Wasser auf möglichst unschädliche Weise abgeführt wer-
den muss. Es münden daher diese Zweigrohre sämmtlich
in die Wakenitz. Um die sämmtlichen für diese viel-
fachen Abzweigungen nothwendig werdenden Schieber zu-
gänglich zu machen, mussten noch sechs grössere ge-
mauerte Schachte (/) von 6' Durchmesser, und ein klei-
nerer (/">) von 3' Durchmesser ausgeführt werden.
Endlich war es noch nöthig, die Filterbassins gegen
eine etwaige Ueberströmung zu schützen, wenn ihnen
durch die Filterpumpen mehr Wasser zugeführt wird, als
in derselben Zeit filtrirt werden kann. Es ist zu die-
sem Zwecke mit jedem Bassin ein 5 */4' breiter massiver
Ueberlass (Fallschacht) verbunden, dessen Krone 3''
tiefer liegt, als die Krone der Scheidemauern zwischen
den Bassins. Das hier Überfliessende, also noch nicht
filtrirte Wasser fällt in einen 1 ®/4' weiten Schacht hinab
und wird aus diesem durch eine 15'' weite Leitung den
oben erwähnten Abflussrohren zugeführt.
Sämmtliche Rohrleitungen sind in Eisen ausgeführt,
mit alleiniger Ausnahme der Abflussrohren, zu denen
thönerne Röhren verwendet wurden.
3. Das Hochreservoir mit dem Wasserthurm.
Da unter den geschilderten Höhenverhältnissen das der
ST El GESCHACHT li
252
Stadt zuzuführende Wasser eines starken Druckes bedarf,
da ferner der Bedarf an Wasser in der Stadt mit den
Tageszeiten und Stunden wechselt und bald grösser, bald
geringer ist, als dasjenige Quantum, welches die Pumpen
zu fördern im Stande sind, so ist ein Vorrathsbassin, das
„Hochreservoir“, angelegt, welches 40,000 Kuh/ (= 2/j
des täglichen Bedarfs) zu fassen vermag. Die Sohle des-
selben liegt auf -f- 70' des Wakenitz-Pegels, während der
Wasserspiegel darin auf etwa -j- 83' gehalten wird, sich
also etwa 35' höher betindet, als der höchste Punkt der
Stadt. Ein sehr grosser Theil dieser Druckhöhe wird in-
dessen durch die Reihungswiderstände in den Leitungen
absorbirt, so dass dieser Druck, wie erwähnt, nicht mehr
für alle Theile der Stadt ausreicht. Es ist daher mit dem
Hochreservoir die Anlage eines „Wasser th u r m es“ ver-
bunden, in welchem das Wasser in einem 12" weiten
Steigerohr bis -f- 150' des Wakenitz - Pegels aufsteigen
kann. Da aber nur ein kleiner Theil der Stadt so hoch
liegt, dass zu seiner Wasserversorgung ein so sehr ver-
mehrter Druck angewendet werden muss, so arbeitet die
Maschine täglich nur zwei Stunden lang mit dem ent-
sprechenden Hochdruck und die in den höheren Stadt-
theilen gelegenen Häuser sind auf ihren Bodenräumen mit
kleineren Reservoirs versehen, die während dieser zwei
Stunden gefüllt werden.
Die bauliche Anlage zeigt den Wasserthurm in der
Mitte eines grossen massiven Gebäudes, in welchem in
ca. 40' Höhe über dem Terrain, auf massivem Unterbau
und gusseisernen Tragebalken das ringförmige, aus Guss-
eisen gefertigte und überdachte Reservoir ruht.
Denkt man sich die ganze Anlage des städtischen
Röhrennetzes und des Hochreservoirs im Bau vollendet,
aber noch nicht mit Wasser gefüllt, so wird das von der
Maschine zunächst geförderte Wasser unter dem Hoch-
reservoir fort in gerader Richtung seinen Weg nach der
Stadt in dem Hauptstrange fortsetzen und zunächst das
ganze Röhrennetz mit Wasser füllen, so dass der Wasser-
verbrauch beginnen kann. Der Druck, unter dem das
Wasser ausfliesst, ist indessen noch so gering, dass die
Maschinenförderung jedenfalls noch grösser ist, als der
Verbrauch; demzufolge steigt das Wasser in dem 12"
weiten Steigerohr (fl) bis zu dem Schieber (/>) empor.
Ist dieser Schieber (b) geöffnet, so tritt das Wasser in
das Fallrohr (c), das bei ((/) ganz geschlossen ist; die
selbstthätige Ventilklappe (e) kann durch das Wasser im
Fallrohr nicht geöffnet werden so lange die Maschine
mehr Wasser fördert, als in der Stadt verbraucht wird
und also der Gegendruck stärker ist, es muss daher das ,
von der Maschine mehr geförderte Wasser in das Reser- I
voir treten und dasselbe füllen. Wird der Wasserver-
brauch jedoch stärker als der Zufluss zu dem Reservoir,
so öffnet sich die Ventilklappe ((•) und das Wasser aus
dem Reservoir strömt so lange nach, bis der Wasserver-
brauch wieder nachgelassen hat und in Folge der starken
Maschinenförderung sich der Wasserspiegel im Reservoir
aufs Neue zu heben beginnt. Es ist daher der Wasser-
spiegel im Reservoir keineswegs konstant, sondern ab-
hängig von der Maschinenförderung und dem Wasserkon-
sum. Immer aber steht das gesammte das Röhrennetz fül-
lende Wasserquantum unter einem Drucke, der abhängig
ist von der Höhe des Wasserspiegels im Reservoir. Um
einer etwaigen Ueberströmung des Reservoirs vorzu-
beugen, ist in demselben das Abflussrohr (/) angebracht,
durch welches das überschüssige Wasser wieder der Wake-
nitz zugeführt wird. Das ist der Weg des Wassers, wenn
— wie gewöhnlich — die Maschine mit Niederdruck arbeitet.
Soll dagegen zur Speisung der hochgelegenen Stadt-
theile mit Hochdruck gearbeitet werden, so bleibt der
Schieber (b) geschlossen und es werden ebenso der Reihe
nach die weiteren, in je 19' Höhe über einander ange-
ordneten Schieber (g) (//) und (?) geschlossen, so dass
das Hochresevoir vollständig ausgeschaltet ist und das in
Folge der gesteigerten Maschinenförderung über den Ver-
brauch hinaus geförderte Wasser in der Steigeröhre («)
höher und höher hinaufsteigen muss. Hat das Wasser
im Steigerohre endlich den Gipfel desselben erreicht, der
zur sicheren Abführung der Luft noch mit einem Luft-
röhre versehen ist, so fällt es in dem Fallrohr ( c ) hinab
und muss nun, da ihm alle anderen Auswege abgeschnit-
ten sind, zur Füllung des Reservoirs beitragen. Da die-
ses aber durch das Abflussrohr (/■) gegen Ueberströmung
geschützt ist, so kann nach Ablauf der für den Hochdruck
bestimmten zwei Stunden, das Steigerohr durch Ziehen
der Schieber (g) (//) und (j?) sehr schnell wieder entlastet
werden, so dass dann die gewöhnliche Niederdruck -För-
derung wieder eintritt.
Die Strassenbrunnen (Zapfstellen) sind möglichst ein-
fach eingerichtet: am Gehäuse befindet sich seitwärts ein
beweglicher
Knopf (ö), mit
dessen Hebung
zugleich das un-
tere Ventil ( b )
gehoben wird,
so dass nun das
Wasser in das
Standrohr stei-
gen und aus-
fliessen kann;
lässt man den
Knopf los, so
fällt das stark
belastete Ventil (b) von selbst herunter und schliesst den
weiteren Zufluss ab. Dass das Standrohr dabei mit Was-
ser gefüllt bleibt, ist im Sommer ohne Nachtheil, im Win-
ter aber gefährlich, weil bei eintretendem b rost das Rohr
leicht gesprengt werden kann. L m diesen Nachtheil zu
beseitigen, ist am Fusse des Standrohrs eine kleine Oeff-
nung angebracht, die durch eine Schraube (c) verschlos-
sen wird; diese Schraube ist nach Art eines Hahnes
durchbohrt, so dass sie, weit herausgeschraubt, dem V as-
ser aus dem Standrohr Abfluss gewährt, dagegen die Oeff-
nung vollkommen verscbliesst, wenn sie tief hineinge-
schraubt wird. Ist nun bei Eintritt der kälteren Jahres-
zeit die Schraube weit genug herausgeschraubt, so führt
die zur Entleerung des Standrohres freigemachte Abfluss-
öffnung allerdings auch während der Füllung des Stand-
rohres ein Ausspritzen des Wassers, also Wasserverluste
herbei: indessen wird diesem Uebelstande keine grosse
Bedeutung beigelegt, da die Wasserverluste nur gering
sind und die Abführung des herausgespritzten M assers
keine Schwierigkeiten verursacht.
Um die Zapfstelle hehufs Reinigung, Reparaturen
etc. von der Rohrleitung ganz abschliessen zu können,
ist ferner noch das Absperrventil ((/) angelegt.
(Fortsetzung folgt.)
Tabelle der Flächeninhalte verschiedener Station* -Gebäude und ihrer einzelnen Theile*).
253
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*) Wir verdanken diese Tabelle, welche die in No. 23 unseres Blattes gemachten Angaben in willkommener Weise ergänzt, der freundlichen Mittheilung des Hm. Bauinspektor Römer zu Berlin. — Bei
dieser Gelegenheit berichtigen wir zugleich, dass die Hallenweite des Görlitzer Bahnhofes in Berlin, nicht wie in No. 23 angegeben, 113’, sondern 118’ beträgt. (Vergl. No. 45, Paof. 433 des Arch. -Wochenbl. Jahrg. 1867.)
D. Red.
254
Fig. 1.
Korbbogenkonstruktiou.
Unter den üblichen Korbbogenkon-
struktionen wird in vielen Fällen die-
jenige den Vorzug verdienen , bei wel-
cher der kleine Radius (y) im Verhält-
nis zum grossen Radius ( x ) einen mög-
lichst grossen Werth erhält.
Wie aus Figur 1 zu ersehen, muss
[x — yy = ( a — yy + ( x — by ,
also: X =
+ 6> — 2ay
2(6-
Das Verhältniss
-y)
sein.
V —
wird aber ein Minimum, wenn
ß1-)- 6’ — (« — 6) Kß’-M1;
2 a
ist.
Um diesen Werth durch Konstruktion
zu erhalten, mache man in Fig. 2 B U
_ c — (a — 6) un(j errichte in jj ejne
Senkrechte auf A B. Die Schnitt-
punkte F und G ergeben die beiden
Radien B F = y und A G — X.
Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke
B B F und ABC lässt sich dann
leicht nachweisen, dass diese Kon-
struktion der obigen Gleichung ent-
spricht.
Ingenieur 0. Müller,
Lehrer a. d. Bausch, z. Höxter.
Korrespondenzen.
Eiseubahubaufeu iui Königreich Sachsen.
Nach langen Debatten während des letztvergangenen
Monats, fast am Schluss der Landtagsperiode wurde das De-
kret vom 17. Februar d. J. über den Eisenbahnbau im
Königreich Sachsen zugleich mit ca. 500 hierauf bezüg-
lichen Petitionen gewiss in einer für das ganze Land höchst
befriedigenden und segensreichen Weise zur Erledigung ge-
bracht und giebt dies Resultat Zeugniss, dass Sachsen sowohl
seine für ca. 90 Meilen Staatseisenbahnen kreirten Staatsschul-
den von ca. 60 Millionen Thalern, gestützt auf eine rationelle
Finanzwirthschaft und die vorhandene Steuerkraft, ohne Be-
nachtheiligung des Kredits um weitere 19 Millionen Thaler
erhöhen kann, als auch dass in Sachseu, ebenso wie iu Preu-
ssen, Bayern, Baden, Hessen, Württemberg, welche Staaten
für künftige 4 bis 5 Jahre zusammen ca. 138,7 Millionen
Thaler zu Staatseisenbahnbauten zu verwenden beschlossen,
die Staatseisenbahnen, welche in Sachsen 1865 das in dem-
selben angelegte Kapital mit 7,37 Prozent verzinst haben, mit
Vortheil vermehrt werden können.
Bestanden auch anfänglich Differenzen zwischen beiden
Kammern, so wurden doch schliesslich in der Hauptsache nach
dem Vorschläge der Regierung folgende wesentliche Beschlüsse
gefasst. Zu Staatseisenbahnen sollen je nach finanziellen Ver-
hältnissen und vorhandenen Arbeitskräften innerhalb der näch-
sten 6 Jahre etwa ca. 19 Millionen Thaler verwendet und
zunächst die Linien von Chemnitz direkt nach Leipzig event.
zum Anschluss an die Sächsisch -Bairische -Staatseisenbahn in
Borna, mit Zweigbahnen nach Limbach, Penig und Rochlitz —
von Radeberg über Kamenz nach der sächsisch -preussischen
Landesgrenze (sobald die Fortsetzung in Preusseu nach Hoyers-
werda und Spremberg zu gesichert) — sowie in der sächsischen
Lausitz die Fortsetzung der Zittau -Grosschönauer Staatsbahn
über Böhmisch- Warnsdorf durch die industriereichen Fabrik-
dörfer Seist-Hennersdorf, Leutersdorf, Eybau zum Anschluss
an die Löbau- Zittauer Bahn bei Kunersdorf iu Angriff ge-
nommen werden. Nach Vollendung dieser Linien ist die ein-
geleisige Fortsetzung der Südlausitzer Bahn von Neu-Gers-
dorf nach Sohland an der Spree sowie die Erbauung einer
zweigeleisigen Bahn von Plauen an der Leipzig -Hofer Linie
zum Anschluss an die Voigtländische Staatsbahn bei Oelsnitz
beschlossen worden.
Verschiedene Projekte sind zur Zeit der Privatuuter-
nehmung überlassen, so die Bahn von Chemnitz über Aue,
Schönhaide, Markneukirchen nach Adorf, Station der Voigt-
ländischen Bahn, mit Zweigbahn von Schöneck über Klingen-
thal nach Falkenau in Böhmen, welches Projekt jedoch zum
Theil (auf die Strecke Aue- Jägersgrün, als Zweigbahn der
Zwickau-Schwarzenberger Bahn zur Nutzbarmachung der säch-
sischen Staatsforsten im Gebirge) aus Staatsmitteln ausgeführt
wird, sobald bis 1. Oktober a. c. der Nachweis der erforder-
lichen Geldmittel nicht geleistet — sowie die Muldethalbahn
von Glauchau über Rochlitz, Grimma, Wurzen nach Eilenburg,
welche ebenfalls zum Theil (von Rochlitz nach Grossermuth
zum Anschluss an die Leipzig -Dobeln -Dresdner Bahn) auf
Staatskosten ausgeführt werden soll, falls innerhalb 5 Jahren
eine Gesellschaft zum Bau nicht konzessionirt worden. Even-
tuell wurde der Regierung Genehmigung zur Konzessionser-
theilung und Expropriationsanwendung für Erbauung verschie-
dener Linien ertheilt, Pirna-Dux, Zittau-Görlitz, Leipzig-Lan-
desgrenze nach Eilenburg zu, Annaberg-Schwarzenberg, Chem-
nitz Flöha-Lengefeld-Olbernhau ( Flöhathalbahu ), Wolkensteiu-
Landes.ireuze nach Marienberg zu etc., doch ist die Ausführung
durch Private zur Zeit noch sehr zweifelhaft. tz.
Die llafenarbeiten in Heppens.
Denen, welche die erleichterte Verbindung mit Heppens
benutzen wollen, die bedeutenden Bauwerke am Jade-Kriegs-
hafen in ihrem unfertigen, den besten Einblick in ihre Gross-
FEUILLETON.
Bernhard Kölscher.
Vor wenigen Tagen hat die Berliner Künstlerschaft
einen Mann verloren, dessen Ruhm noch nicht weit hinaus-
getragen, dem es noch nicht vergönnt war, seinen Namen
zum bleibenden Gedächtniss an grosse monumentale Werke
zu knüpfen, der noch im Anfang seiner künstlerischen
Laufbahn stand, und dessen Verlust dennoch eine so tiefe
Lücke in dem Kunstleben unserer Stadt hinterlässt, dass
man weit über die Kreise seiner Freunde und Berufsge-
nossen hinaus die segensreiche Thätigkeit des Verstorbenen
schmerzlich vermissen wird. Am 7. dieses Monats starb
der Baumeister Bernhard Kölscher im noch nicht vol-
lendeten 35. Lebensjahre, nach kaum dreitägigem Kranken-
lager, plötzlich und unvermuthet herausgerissen aus der
Fülle seines Schaffens.
Kölscher ist am 6. März 1834 in Königsberg i. Pr.
geboren, wo sein Vater als Intendantur- Rath lebte. In
seinem älterlichen Hause, welches der Sammelpunkt geist-
voller und feingebildeter Männer war, empfing er früh
die Anregung zu der selbstständigen und freisinnigen Ent-
wicklung des Geistes, die ihn späterhin in allen Beziehun-
gen der Kunst und des Lebens auszeichnete. Die Neigung
zu seinem späteren Lebensberuf trat in dem Knaben so
entschieden auf, dass er sich bereits im 10. Lebensjahre
ohne Vorwissen seiner Eltern die Erlaubniss zum Besuch
der Kunstakademie verschaffte und unter Knorr ’s Leitung
bis zu seinem Abgang von der Realschule alle Freistunden
unablässig mit Zeichenübungen ausfüllte.
Nachdem er das Abiturienten-Examen bestanden, trat
er als Avantageur in die Armee ein, jedoch schon nach
einigen Monaten gelang es ihm auf Grund eines leichten
körperlichen Fehlers seinen Abschied zu erhalten, worauf
er sich dann endgültig dem Baufache zuwandte. Bei sei-
nem Lehrherrn, dem Baumeister Urich, fand er in dem
Biireaudienst, zu dem er zuerst herangezogen wurde, freilich
sehr wenig Befriedigung, er durchstreifte lieber Tagelang
die Strassen Königsbergs uud zeichnete mit unermüdlichem
Fleisse alle Ueberreste früherer Kunstperioden, welche
sich in der vielfach von Krieg und Brandunglück heim-
gesuchten Stadt noch vorfanden. Es waren dies förmliche
Entdeckungsreisen, und erregte das hieraus entstandene
sehr umfangreiche Skizzenbuch sowohl in der Vaterstadt
als auch in Berlin das gerechteste Aufsehen.
Diesen Sammelfleiss dehnte Kölscher aber auch auf
alle ihm zugänglichen Abbildungswerke aus und kalkirte
mit grösster Emsigkeit alle architektonischen Aufrisse und
Glieder, welche ihm gefielen oder für sein Studium nützlich
erschienen. Alle diese Pausen hat er sorgfältig geordnet
und in Bücher eingeklebt, von denen sich eine grosse An-
zahl in seinem Nachlass vorfindet. Ueberhaupt hat er zu
allen Zeiten alles von ihm Benutzte oder Entworfene sorg-
fältig aufbewahrt und jede Zeichnung, die in seine Hände
kam, iu seine Mappen eingereiht, so dass er sich ein vor-
treffliches übersichtliches Studienmaterial geschaffen hatte,
255
artigkeit gestattenden Zustande zu sehen, wollen wir dazu
Anleitung geben.
Wer einige Minuten vor 7 Uhr Morgens von Bremen
abfährt, steigt um IO1/. Uhr in Heppens am Bahnhöfe aus
und findet in etwa 700 Schritt Entfernung zunächst die drei
grossen Trockendocks, von denen das erste in seiner mehr
als 400' betragenden Länge und etwa 70' Breite in pracht-
vollen Granitquadern aufgeführt ist und in seinen stufenför-
mig aufsteigenden Wänden an einen antiken Zirkus erinnert.
Das zweite Dock daneben ist im Boden schon mit Granit aus-
gelegt, das Dritte wird erst ausgegraben. Zu Häupten des
ersten ist das Pumpenhaus angelegt; die ungeheuren Pumpen,
welche in wenigen Stunden ein Dock sollen entleeren können,
sammt Zuleitungskanälen, Fallschützen und dem zur Ableitung
des ausgepumpten Wassers dienenden Aquädukt sind zwar
noch nicht ganz fertig, lassen aber die ganze Anlage jetzt
deutlicher erkennen, als später, wo das vollendete Werk sich
dem Auge mehr entzieht. Das Wasserschöpfen geschieht
durch grosse, in zwei Etagen angebrachte Wasserschrauben;
der nahe gelegene Bohrbrunnen hat in mehr als 750' Tiefe
die gehoffte Quelle noch nicht erschlossen , die in dem an-
dern, nur etwas über 500' tiefen Brunnen ein gutes Trink-
wasser liefert.
Zwischen den Docks und den Schleusen des Vorhafens
ist in 500' Länge das Hafenbassin und der Hafenkanal theil-
weise ausgegraben, letzterer auch in grosser Strecke schon
mit der (15' stark angelegten) Ufermauer eingefasst. Mörtel-
mühlen, Kreiselpumpe, Krahnanlagen und das grosse Lager
der Granitquader, welche in Schweden fertig behauen, in al-
len möglichen Formen zu beiden Seiten einer Eisenbahn auf-
geschichtet liegen und an die Trümmer von Karnak und The-
ben erinnern, verdienen Beachtung. Der Vorhafen, 600 und
400' gross, liegt zwischen zwei Schleusen (mit eisernen Fluth-
und Ebbethoren von 66' Weite und 27 bis 43' Höhe); die Be-
kleidung ist ebenfalls von Granit, die Winden zur Bewegung
der Thore und die Känäle zur Spülung sind sehr sehenswerth.
Die Hafeneinfahrt, 720' lang, 240' breit, mit Molenköpfen und
Kaimauern, die bleibenden Uferschutzwerke, so wie die noch
nicht weggeschafften Theile der verschiedenen , um des Baues
willen angelegten Fangdämme von Holz, Mauerwerk und Be-
ton, endlich die jetzigen und die künftigen Deich - Anlagen,
der Handels- oder Liegehafen, die Batterien, Festungswerke
und Kasernen, das Kloaken- und Drainirungssystem u. s. w.
sind Gegenstände, zu deren näherer Erklärung ein Techniker
leicht einen der Fachgenossen bereit findet, die während der
jetzigen Arbeitsuuterbrechung sehnsüchtig auf den Wiederbe-
ginn der Arbeiten harren.
Hotel Deninghoff, etwa in der Mitte zwischen den Docks
und den Schleusen belegen, sowie die Bahnhofs - Restauration
am diesseitigen , und das Gasthaus neben der Post am jen-
seitigen Ende bieten bei einem solchen Ausfluge die nöthige
Verpflegung. Gegen 5 Uhr fährt der Zug vom Bahnhof ab,
der um 8 Uhr 20 Minuten in Bremen wieder eintrifft. Ein
rüstiger Fussgänger, der sich für Alterthümer interessirt, ge-
winnt wohl noch Zeit, den ausserhalb des Deiches, 20 Minu-
ten vom Bahnhofe entfernten „Bandter Kirchhof“ zu be-
suchen, wo kürzlich durch Herrn von Quast einige, unweit
Deninghoffs Hotel aufbewahrte Steinsärge ausgegraben wurden.
Bandt war eins der sieben, 1511 vom Meere verschlungenen
Kirchspiele; die Fundamente und der Fussboden der Kirche
sind biosgelegt und lassen das Bauwerk deutlich erkennen.
Der grösste Theil des damals verlorenen Landes ist seitdem
wiedergewonnen; die mittlere Hälfte der Bahn von Varel
his Heppens (von diesseits der Station Ellenserdamm bis
jenseits der Station Sande) durchschneidet die von 1570 bis
1773 eingedeichten Landstrecken (Groden) und man sieht
östlich von der Bahn mehre der von 1780 bis 1854 mit
neuem Landgewinn angelegten Deiche. Der von Mariensiel
bis zum Kriegshafen west- östlich sich hinziehende Deich hat
dagegen stellenweise, und zum letzten Male 1755 auf dem
Dauensfelde, dem Reste des 1511 untergegangenen Kirchspiels
Dauens, zuriickgelegt werden müssen , und erst den seit der
zerstörenden Fluth von 1825 angelegten Schutzwerken ist es
gelungen, die gefährliche Lage dieses Deiches zu sichern.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover. —
Versammlung am 6. Mai d. J. (Schluss.)
Hr. Hase hielt sodann einen Vortrag über die Restau-
ration der St. Nicolaikirche in Lüneburg. Die Kirche stammt
aus der Spätzeit der Gothik, aus jener Zeit, in welcher in
Norddeutschland der Backsteinbau zu der charakteristischen
Ausbildung gelangte, welche in gleichem Maasse viele Bau-
werke jener Zeit z. B. die Andreaskirche in Verden, Kirchen
in Brandenburg, Mandelsloh, Lübeck u. s. w. kennzeichnen.
Sie zeigt die diesen Werken eigenthümliche Technik des Back-
steinbaues, deren Ursprung Hr. von Quast nach Dänemark
verlegen will, wogegen der Redner denselben an den italieni-
schen Bauten glaubt wiederfinden zu können. Die Form der
Backsteine und die Behandlung der Mörtelfugen, welche letz-
teren meistens so dick wie die Backsteine selbst und vorn
schräg, von unten und von oben mit der Kelle ausgeschnitten
sich zeigen, seien in Italien so übereinstimmend wieder zu
finden, dass man einen Einfluss von einer Seite nicht hinweg-
leugnen könne, und könne nicht wohl angenommen werden,
dass derselbe von Norden her auf Italien sieh geltend ge-
macht habe. Die Backsteine zeigen ferner übereinstimmend
saubere Bearbeitung — auf den Aussenflächen fast immer feine
Reifen, aus denen zu schliessen sei, dass die Steine in fast
trockenem Zustande mit der Säge geschnitten worden wären.
Auch in der ästhetischen Form der Giebel- und Gesimsbil-
dungen sei italienischer Einfluss zu erkennen.
das er unablässig und systematisch vermehrte. Uebrigens
ist es bemerkenswert!!, dass sich schon in der Auswahl der in
Königsberg angefertigten Pausen die entschiedene Hinnei-
gung zu dem Ornamentalen in der Architektur offenbart,
wie er auch in der Stadt selbst die alten schmiedeeisernen
Gitter, die Pfosten und Fensterbekleidungen der Spät-Re-
naissance und alle derartigen Erzeugnisse der Kleinkünste,
welche damals im Allgemeinen gar nicht beachtet wurden,
mit grosser Liebe hervorgesucht und abgezeichnet hatte.
Als er im Jahre 1854 die Berliner Bauakademie
bezog, fand er hier sogleich Gelegenheit seine Vorliebe
und sein Geschick für dekorative Arbeiten zu bethätigen.
Durch seinen Oheim, den als Künstler und feinen Kunst-
kenner bekannten Geheimrath Bussler, kam er mit
den für den Hof beschäftigten Bildhauern, Holzschnitzern
und Vergoldern in Verbindung und war schon damals
vielfach als Zeichner für dieselben thätig. Noch günsti-
ger gestalteten sich ihm die Verhältnisse als ihn Hofbau-
rath Strack, welcher bereits Kolscher’s Königsberger
Skizzenbuch richtig gewürdigt und seine künstlerische
Entwicklung beständig verfolgt hatte, nach Ablegung sei-
ner ersten Prüfung als Hilfsarbeiter beim Ausbau des
kronprinzlichen Palais heranzog. Hier konnte Köl-
scher nicht allein zum ersten Male sein Talent für die
künstlerische Ausstattung innerer Wohnräume bethätigen:
hier kam er auch mit einem grösseren Kreise der dabei
betheiligten Bauhandwerker in die vielfachste Berührung
und konnte sich ebensowohl eine Schule kunstgeübter
Werkleute heranbilden, wie er sich selbst mit den Grund-
bedingungen der Kunstindustrie mehr und mehr vertraut
machte.
Einen dauernden Mittelpunkt seines künstlerischen
Schaffens fand er, als ihn Baurath Wäsemann für den
Bau des neuen Berliner Rathhauses gewann. Ununter-
brochen, vom Beginn der Ausführung bis zu seinem Tode,
war er in dieser Stellung thätig, und in geistvollster Weise
wusste er in steter Gemeinschaft mit dem Schöpfer des
Baus dessen Gedanken zu gestalten. Mit Wäsemann
unternahm er auch im Interesse des Rathhausbaues, zum
Studium der Backsteinbauwerke Ober -Italiens, eine Reise
nach Italien, von der er mit reichgefülltem Skizzenbuche
zurückkehrte.
Aber auch noch in anderen Bahnen bewegte sich die
rastlose Thätigkeit Kolschers, der mittlerweile im Jahre
1862 seine Staatsprüfung abgelegt und in demselben Jahre
auch seine Ehe geschlossen hatte, in welcher er mit einer
an Reichthum des Geistes und Gemüthes ihm gleichgear-
teten Gattin das reinste und ungetrübteste Glück gefun-
den. In liberalster und kollegialischer Weise gewährte
ihm Wäsemann die Zeit, um während der Jahre 1864
bis 1866 als Hilfslehrer im Entwerfen an der Bauaka-
demie und späterhin in der Kompositionsklasse des Ge-
werbemuseums zu unterrichten. Daneben beschäftigten
ihn mehrfache Privatbauten. Gemeinsam mit dem Bau-
meister Lauenburg erbaute er das Haus des Handwer-
kervereins; er vollendete dann den von Knoblauch
begonnenen Bau der Pflug’schen Villa in Moabit, für den
er die ganze Ausstattung bis zum kleinsten Mobiliarstück
256
I 1 1 1 1 h— I 1 1 1 brPH
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 5 10
Neues System. Altes System.
Die Bauten dieser Zeit zeigten zum Theil grosse Dimen-
sionen und manche Eigenthümlichkeiten , welche zum Theil
nicht lobenswerth seien, so z. B. übermässig starke Mauern
und Widerlager, schwere Pfeiler, Verankerungen durch starke
Balken, oft Unklarheiten in der Bildung der Qnerschiffe. Den
Chorabsehluss bilden wohl grosse Giebel, welche sich in eigen-
thümlicher Weise aus den untern Kapellenabschliissen ent-
wickeln. Obgleich auch die Baumeister jener Zeit den gross-
artigen Organismus, welcher den Kathedralen früherer Zeit
zum Grunde läge, nicht zu erkennen vermocht hätten, so
böten manche ihrer Werke doch vielfache Gelegenheit zu
lohnenden und interessanten Studien.
Redner erwähnt sodann, dass die Lüneburger Bauten
jener Zeit ganz ausserordentlich gelitten hätten und zu Ruinen
geworden wären, welche zum Theil nicht vor dem gänzlichen
Untergänge geschützt werden könnten, und fand den Grund
davon darin, dass dieselben sämmtlich in Gips gemauert sind;
selbstständig entwerfen durfte, und so allgemein wurde
diese Arbeit bewundert, dass selbst Stüler vielfach Fremde
hinführte, um ihnen dieses Meisterwerk zu zeigen. Ebenso
schuf er in dem Ausbau des Franz Dunck e r ’schen Hauses
in der Potsdamer Strasse, dessen von Schinkel entworfene
Facade unberührt blieb, ein Muster einer stattlichen, von
Kunstsinn veredelten Bürgerwohnung. Auch bei der Ein-
richtung des Gräflich Arnim-Boytzenb u r g 'sehen Palastes
übernahm er eine Erbschaft Ivnoblauch’s.
Ganz unübersehbar endlich ist die Fülle von Zeich-
nungen, die er für kunstindustrielle Zwecke geschaffen
hat, und gerade dieses Sichhingeben an die scheinbar
kleinen Aufgaben der Kunst charakterisirt seine Art des
künstlerischen Schaffens.*) Ihm war es eine ideale Auf-
gabe die Wohnung und die ganze Umgebung des Men-
schen in reiner durchgeistigter Schönheit zu gestalten.
Mit dem Aufbau des eigentlichen Hauses war es ihm nicht
genug, in jeder Verzierung, in jedem Stücke Malerei, in
jedem Möbel, jedem Stoffe, jedem auch dem kleinsten Ge-
räth sollte der künstlerische Gedanke zum Ausdruck kom-
men, Nichts sollte nur für das kahle Bedürfnis gescharten
sein, Alles von der Kunst gereinigt und erhoben werden.
So entwarf er nicht nur die Möbel für die von ihm aus-
gebauten Häuser, sondern stand auch mit vielen Industri-
ellen, besonders mit Spinn & Mencke in dauernder Ver-
bindung; für Feilner zeichnete er Oefen, für Dankberg
*) Die näheren Freunde Ivolscher’s würden sich gewiss ein
Verdienst erwerben, wenn Sie eine Ausstellung seines künstle-
rischen Nachlasses veranlassen wollten. D. Red.
der Gips dehne sich vermöge der Witteruugseinflüsse und
seiner Krystallisation aus und löse in den Stossfugen von dem
Mauer werke eine Schale nach der andern ab. Dieser Zer-
störung könne nur dadurch Einhalt gethan werden, dass man
den Gips von der Luft und dem Wasser vollkommen abschlösse.
Die an der Nicolaikirche Vorgefundenen Schäden waren so
ausserordentliche und ausgedehnte gewesen, dass man Zweifel
gehegt habe, ob man das Bauwerk statt zu restauriren nicht
lieber abreissen wolle. Die Erhaltung sei aus kuusthistorischem
Intere.'-e von grossem Werth und einem Lüneburger Vereine
zu danken, welcher sich in der anerkennenswertesten Weise
dafür interessirt habe.
Wie aus dem beigefügten manches Interessante zeigenden
Querprofile hervorgeht, welches wir der Gefälligkeit des Hrn.
Hase zu danken haben, ist die Kirche dreisehiffig mit Seiten-
kapellen, das Mittelschiff in schlanken Verhältnissen mit 34 Fuss
Axentheilung und in 100 Fuss Höhe ausgeführt. Die Seiten-
schiffe sind sehr niedrig und in den Nischen sind Emporen
angebracht. Ueber den Bögen zwischen den Seitenschiffen
und dem Mittelschiffe ist durch Verminderung der Mauerstärke
daselbst ein Umgang gebildet. Eigenthümlich ist die Anord-
nung der Strebebögen, welche nicht in der Kämpferhöhe der
Gewölbe des Mittelschiffes ansetzen, sondern den von dort
herabgeführten Widerlagspfeiler, welcher nicht bis auf das
Fundament heruntergeführt ist, etwa in der Höhe der Bogen-
scheitel aufnehmen. Da die Fundamente der Mittelschiffspfeiler
zum Theil so unzureichend waren, dass dieselben bis zu 2 Fuss
versackt sind, so haben diese Strebebögen die Langwände des
Mittelschiffs nach innen geschoben, so dass dieselben bedeutend
übergewichen waren. Diese Pfeiler mussten neu fundamentirt
werden. Es wurde zu diesem Zwecke in der Kapitälhöhe
derselben eine Schicht von festen Mehler- Sandsteinquadern,
welche die Angriffspunkte für die Steifen zur Abstützung der
oberen Mauertheile bildete, eingeschoben und sodann unter-
halb derselben die Pfeiler neu aufgemauert. Vier Pfeiler sind in
solcher Weise hergestellt, ohne dass sich nachtheiliges Setzen
gezeigt hätte. Die Erneuerung der vielfach zerklüfteten Ge-
wölbe bot keine Schwierigkeit, da dieselben in grossen Flächen
noch so zusammenhängende Schalen bildeten, dass ganze Theile
ohne besondere Vorkehrungen ausgebrochen und neu herge-
stellt werden konnten. Die Arbeiten gehen nunmehr ihrer
Vollendung entgegen. Das neu hergestellte Profil der Kirche
ist auf der linken Seite der mitgetheilten Skizze dargestellt.
R.
Vermischtes.
Der Reichstag des Norddeutschen Bundes ist in seiner
Sitzung am 13. Juni über die neue Maass- und Gewichts-
Ordnung schlüssig geworden und hat sich, wie wohl kaum
anders zu erwarten war, für Annahme des metrischen Systems,
jedoch mit Einführung deutscher Benennungen, entschieden.
eine Fülle von ornamentalen Baustücken, für die Stuben-
maler entwarf er reiche Deckenmuster, den Buchbindern
zeichnete er Albumdeckel, den Eisenhütten, besonders der
Krause’schen, reiches Gitterwerk, für Fabrikanten von Gas-
einrichtungen, für Elster und Schaeffer & Walcker, ent-
warf er die geschmackvollen, feingegliederten Kronen,
welche auf der Pariser Ausstellung der Stolz der deut-
schen Kunstindustrie waren. So waren es auch Kol-
schers Zeichnungen, die hier den Ruf der Berliner Sil-
berschmiedekunst hoch hielten, und das von ihm entwor-
fene, von Sy & Wagner angefertigte silberne Tafelgeräth
des Kommerzienraths Ravene muss als das edelste mo-
derne Erzeugniss dieser Kunst angesehen werden. Die
Arbeit in Schmiedeeisen hat er mit Hauschild's Beihülfe
überhaupt erst wieder in Berlin erschaffen.
Ganz vorzüglich war daher Kölscher dazu berufen
hei dem neugegründeten Gewerbemuseum die Leitung
der Kompositionsklasse zu übernehmen. Mit hingebender
Liebe arbeitete er für dieses Institut, dessen Ziele voll-
ständig die seines eigenen Strebens waren, dessen geistiger
Träger er in vielen Beziehungen wurde. Schon hatte sich
eine grosse Zahl von Schülern um ihn gesammelt, welche
er in seiner Art fortbildete, die mit Liehe und Verehrung
an ihm hingen.
Alles was Kölscher begann, erfasste er mit ganzer
künstlerischer Hingebung. Er konstruirte nicht, sondern
liess vielmehr das malerische Gesammtbild dessen was er
schafl'en wollte, in seiner Seele entstehen. Daher kam es,
dass er Alles sofort perspektivisch entwarf und dann erst
Wir geben nachstehend die wichtigsten Artikel des Gesetz-
Entwurfes in der vom Reichstage beschlossenen Fassung.
Art. 1. Die Grundlage des Maasses und Gewichtes ist
das Meter.
Art. 3. Es gelten folgende Maasse: A. Längenmaasse.
Die Einheit bildet das Meter oder der Stab. Der hundertste
Theil des Meters heisst Zentimeter, oder Neuzoll. Der tau-
sendste Theil des Meters heisst Millimeter oder Strich. Zehn
Meter heissen ein Dekameter oder Kette. Tausend Meter
heissen ein Kilometer. B. Flächenmaasse. Die Einheit bildet
das Quadratmeter (Quadratstab). Hundert Quadratmeter
heissen das Ar. Zehntausend Quadratmeter heissen das Hek-
tar. C. Körpermaasse. Die Grundlage bildet das Kubik-
meter. Die Einheit ist der tausendste Theil des Kubikmeters
und heisst das Liter oder die Kanne. Das halbe Liter heisst
ein Schoppen. Fünfzig Liter heissen ein Scheffel. 100 Liter
oder der zehnte Theil des Kubikmeters heisst ein Hektoliter
oder Fass.
Art. 4. Als Entfernungsmaass dient die Meile von
7500 Metern.
Art. 6. Die Einheit des Gewichts bildet das Kilogramm
(— 2 Pfund). Es ist das Gewicht ^eines Liters destillirten
Wassers bei -1- 4 Gr. des hunderttheiligen Thermometers.
Das Kilogramm wird in 1000 Gramme getheilt, mit dezimalen
Unter -Abtheilungen. Zehn Gramme heissen ein Dekagramm
oder Neuloth. Der zehnte Theil eines Gramms heisst ein
Dezigramm, der hundertste ein Zentigramm, der tausendste
ein Milligramm. Ein halbes Kilogramm heisst ein Pfund.
50 Kilogramm oder 100 Pfund heissen ein Zentner. 1000 Kilo-
gramm oder 2000 Pfund heissen eine Tonne.
Art. 21. Diese Maass- und Gewichts - Ordnung tritt mit
dem 1. Januar 1872 in Kraft.
Art. 22. Die Anwendung der dieser Maass- und Ge-
wichts-Ordnung entsprechenden Maasse und Gewichte ist be-
reits vom 1. Januar 1870 an gestattet, insofern die Bethei-
ligten hierüber einig sind.
Die im preußischen Staate angcstellteu Daubeamten.
Die nachstehende Zusammenstellung ist auf Grund des
in der Zeitschrift für Bauwesen enthaltenen Verzeichnis-
ses der angestellten Baubeamten und der Hiibner’schen
statistischen Tafel aufgestellt. Zunächst dürfte das Resultat,
dass im ganzen preussischen Staat in den alten Provinzen
für alle Eisenbahnen, Hoch-, Wasser- und Wegebauten noch
nicht 500 Baubeamte angestellt sind , auffallen. Im früheren
Königreich Hannover sind sowohl den Quadratmeilen als den
Einwohnern nach fast viermal so viel Baubeamte angestellt
als in den alten Provinzen Posen, Pommern und Preussen.
Im Durchschnitt sind in sämmtlichen neuen Provinzen
den Quadratmeilen nach doppelt, den Einwohnern nach fast
für die Gesammterscheinung die Konstruktion suchte. Er
verzierte nicht das aus dem Bedürfniss Entstandene, sondern
schuf den ganzen Gegenstand neu in künstlerischer Ge-
stalt. Darin lag das Geheimniss, welches allen seinen
Arbeiten einen so ursprünglichen Reiz verlieh. Darum
wollte er aber auch nie an seinen Entwürfen Etwas ge-
ändert sehen; jeder Nagelknopf gehörte zum Ganzen. So
war ihm denn auch nichts zu klein, als dass er es nicht
gerne im Lichte seines reichen vielgewandten Geistes strah-
len liess. Alles um ihn her sollte schön und reizvoll sein,
und Niemand war daher geschickter als er, den Festen
seiner Freunde und Berufsgenossen ein heiteres, anmuthen-
des Gepränge zu verleihen. Ihn freute es die Säle fest-
lich auszustatten, mit geistvollen und galanten Scherzen
die Damen zu überraschen, die Tanz- und Speisekarten
mit lustigen Zeichnungen zu schmücken, die in harmlosen
und doch zutreffenden Spässen die Furagen des Tages be-
rührten. Dem würdigen Ernst der Schinkelfeste, der
ausgelassenen Freude der Maskerade wusste er die Deko-
rationen anzupassen und so selbst das Schnellvergängliche
zu durch geistigen.
Er hatte ein feines Verständniss für alle Richtungen
der Kunst. Auferzogen in der strengen Schule der klas-
sisch gebildeten Berliner Akademie, hatte er sich doch
von seiner Jugend her das Verständniss für die Schön-
heiten des gothischen Baues bewahrt. In den letzten
Jahren aber neigte er entschieden der heiteren Formen-
welt der Renaissance zu und wusste auch der zierlichen
Grazie des Roccoco ihre Reize abzulauschen.
2‘/a mal so viel Baubeamte angestellt als in sämmtlichen
alten Provinzen.
Bau-
Beamte.
Quadrat
Meilen.
"Einwohner.
Mithin kommen
auf einen
Bau beamt eil.
Quadrat: lfiin-
Meilen. wohner.
Ober-Bau-Behürde in Berlin
19
—
—
--
—
A. Alte Provinzen.
1 . Preussen
70
1179
3,014,595
16,8
43,065
2. Posen
31
525
1,523,729
17,0
49,153
3. Brandenburg
99
724
2,616,583
7,3
26,430
4. Pommern
33
575
1,437,375
17,4
43,557
5. Schlesien
69
731
3,510,706
10,6
50,880
6. Sachsen
48
458
2,043,975
9,5
42,583
7. Westphalen
48
367
1,666,581
7,7
34,720
8. Rheinland
96
487
3,346,195
5,1
34,856
9. Ilohenzollern
2
21
64,958
10,5
32,479
10. Jade- Gebiet
1
1/
1,573
7 4
1,573
Summa der alten Provinzen
497 5067 »/4i 19,226,270
—
—
Also kommen in den alten
Provinzen durchschiff tt-
lieh auf einen Baubeamten
10,19
38,685
B. Neue Landestheile.
1. Reg.-Bez. Kassel ....
58
185
776,069
3,2
13,380
2. Reg.-Bez. Wiesbaden . .
36
104
625,143
2,9
17,365
3. Hannover
151
699
1,923,492
4,3
12,738
4. Schleswig- Holstein . .
23
318
948,392
13,8
41,234
5. Lauenbnrg
—
19
49,704
—
—
Summa d. neuen Landestheile
268
1325
4,322,800
—
—
Also kommen in den neuen
Landestheilen
auf einen
Baubeamten
4,94
16,130
In den alten Provinzen und
den neuen Landestheilen
des preussischen Staates kommen
zusammen
durchschnittlich auf einen Baubeamten ....
8,35
30,780
O
Zi r k ular - Ver fügu n g des Preussischen Finanz- Mini-
steriums v. 8. März d. J. über das Verfahren bei Ver-
dingung von Lieferungen und Bauausführungen.
No. 4 d. Minist. Blattes für die ges. innere Verwaltung
veröffentlicht den Wortlaut dieser Verfügung:
I. Um einen sicheren Anhalt für die Feststellung ange-
messener Preise zu gewinnen und zugleich Beschwerden über
willkürliche Bevorzugung einzelner Gewerbetreibenden oder
Unternehmer vorzubeugen, sind alle Lieferungen und Bau-
Ausführungen , mit Einschluss der Arbeiten der Tischler,
Schlosser, Glaser und sonstigen Handwerker, öffentlich aus-
zubieten. Bei allen grösseren Lieferungen und Bau-Ausffih-
Oline Neid und Eifersucht erfreute er sich an allem
Schönen, was die Neuzeit und vor Allem sein geliebtes Berlin
hervorbrachte. Ihm waren das Leben und die Menschen lieb
und so war auch er lieb Allen die ihn kannten. Sein reicher
Geist umfasste das Menschenleben in allen seinen Rich-
tungen. Für das öffentliche Wohl, für die F'ragen des seeli-
schen und religiösen Lebens hatte er nicht nur eine tiefge-
hende Theilnahme, nein auch ein durchgearbeitetes selbststän-
diges Urtheil. Mit regem Eifer verfolgte er die Geschichte der
Menschheit bis in die entlegene Vorzeit, bis zu den Theo-
rien der Schöpfung, und vor jeder neuen Erscheinung der
Wissenschaft und der schönen Litteratur hatte er die reinste
Hochachtung, die er am wahrhaftigsten dadurch bethätigte,
dass er sich ihre Ergebnisse zu eigen zu machen suchte.
So hatte er sich eine köstliche allgemein menschliche Bil-
dung des Geistes und Herzens erworben und von dieser
edlen Humanität war all sein Schaffen durchdrungen. An
seinem Sarge hat der Geistliche das würdige Wort ausge-
sprochen, dass diesem Manne die Kunst ein Gottesdienst war.
Und noch können wir uns das Bild von dem Schaffen
des Dahingeschiedenen nicht abschliessend gestalten. Seine
letzte grosse Arbeit, an der er mit vollster Hingebung
thätig war, ist ein Projekt für den neu zu erbauenden
Dom. Es ist so weit vollendet, dass es an der Konkur-
renz wird Theil nehmen können, bis dahin gehört es der
Oeffentlichkeit noch nicht an.
Kolschers Hingang wird in allen Kreisen tief und
schmerzlich empfunden werden, der Künstlerschaft ist einer
ihrer genialsten, hoffnungsvollsten Jünger entrissen, dem
258
rungen sind die Arbeiten der einzelnen Gewerbe möglichst
getrennt zum Ausgebot zu stellen. Da eine allgemein zu-
treffende Grenze für das Ausgebot im Ganzen und Einzelnen
nicht vorgeschrieben werden kann, so ist bei der Bestimmung
des einzuschlagenden Verfahrens in den speziellen Fällen da-
von auszugehen, dass, wenn es einerseits im Interesse des
Staates liegt, bei einem öffentlichen Ausgebote mehren Unter-
nehmern Gelegenheit zur Bewerbung zu geben, so doch an-
dererseits darauf Bedacht zu nehmen ist, dass die einzeln
auszubietenden Arbeiten gehörig in einander greifen und
zweckmässig vereinigt werden können, ohne dass dadurch dem
Staate besondere Kosten erwachsen. Bei Bauten, deren Be-
aufsichtigung durch den Bezirks - Baubeamten ohne Schwierig-
keit erfolgen kann, und bei solchen Bauten, deren Leitung,
nach den im Anschläge dazu ausgesetzten Kosten, einem be-
sonderen Baubeamten zu übertragen ist, wird das Ausgebot
im Einzelnen als Regel gelten können. Für das öffentliche
Ausgebot ist vorzugsweise das Submissions- Verfahren zu wäh-
len, weil bei der Einreichung schriftlicher Anerbietungen die
Uebereilungen und Anreizungen zu gewagten Geboten weg-
fallen, welche bei einem mündlichen Lizitations - Verfahren
Vorkommen und eine nachtheilige Einwirkung auf die Ent-
sehliessungen der Bietenden ausiiben können. Wo aber diese
Rücksicht durch die Beschaffenheit des Gegenstandes des
Ausgebots oder durch andere Umstände, z. B. bei Arbeiten
von geringer Bedeutung, ausgeschlossen ist und von der Li-
zitation ein besseres Ergebniss als von dem Submissions -Ver-
fahren zu erwarten steht, kann das Lizitations -Verfahren ein-
treten. Bei dem Submissions-Verfahren ist in der diesfälligen
öffentlichen Bekanntmachung stets zu bemerken, bei welchen
Behörden die näheren Bedingungen der Submission eingesehen
oder Abschriften dieser Bedingungen gegen Erstattung der
Kopialieu in Empfang genommen werden können, und in dem
für die Eröffnung der eingegangenen Offerten festgesetzten
Termine ist den Submittenten die Gegenwart zu gestatten.
Bei dem Lizitations -Verfahren ist ein auf den Vormittag an-
beraumter Termin nicht vor zwölf Uhr Mittags, und ein Bie-
tungs-Termin am Nachmittag nicht vor fünf Uhr Nachmittags
zu schliessen, und in jedem Falle darf der Termin erst dann
geschlossen werden, wenn nach dreimaligem Aufruf kein Miu-
dergebot mehr erfolgt. Bei Ertheilung des Zuschlages ist der
Gesichtspunkt festzuhalten, dass eine willkürliche Begünsti-
gung Einzelner, mit Zurücksetzung anderer solider und be-
fähigter Konkurrenten, schlechterdings nicht stattfinden darf.
Wenn in Berücksichtigung des Gegenstandes des Ausgebots
oder nach den örtlichen Verhältnissen es rathsam erscheint,
unter den Mindestfordernden eine Auswahl des Unternehmers
und die Ertheilung des Zuschlages vorznbehalten , so ist da-
rüber in den Submissions-, beziehungsweise Lizitations- Be-
dingungen Bestimmung zu treffen und darin zugleich anzu-
geben, unter welcher möglichst gering zu bemessenden Zahl
von Mindestfordernden die Auswahl Vorbehalten wird. Der
Vorbehalt einer unbeschränkten Auswahl unter sämmtlichen
Bietern ist nicht zulässig, theils weil Unternehmer nur durch
die in Aussicht gestellte Berücksichtigung der vortheilhaftesten
Gebote zur Betheiligung an dem öffentlichen Ausgebote be-
stimmt werden können, theils weil die Ertheilung des Zuschla-
ges ohne Rücksicht auf die Höhe der Anerbietungen Verdäch-
tigungen der Behörden nud Beschwerden hervorruft, welche
eben durch das öffentliche Ausgebot vermieden werden sollen.
Dagegen muss die Befugniss Vorbehalten bleiben, alle Gebote
abzulehnen, wenn die Anerbietungen der Mindestfordernden
nicht annehmbar befunden werden, oder wenn das eingeleitete
Ausgebots - Verfahren zu einer so geringen Betheiligung ge-
führt hat, dass es für die Beurtheilung der Angemessenheit
der abgegebenen Gebote an einem genügenden Anhalt mangelt.
II. Als Ausnahme von der Regel des öffentlichen Aus-
gebots-Verfahrens ist eine Verdingung aus freier Hand in fol-
genden Fällen zulässig: 1. bei Lieferungen und Bau-Aus-
führungen, deren Kostenbetrag die Summe von 50 Thaleru
nicht übersteigt, 2. bei plötzlich eingetretenen Bedürfnissen
in dringenden Fällen, wenn es zu einem öffentlichen Ausge-
bots-Verfahrens an Zeit gebricht, 3. bei Arbeiten, welche eine
besondere Kunstfertigkeit erfordern , 4. wenn in einem vor-
gängigen zweimaligen öffentlichen Ausgebots- Verfahren kein
annehmbares Gebot abgegeben worden ist. In den beiden
letzteren Fällen (3 und 4) ist zur Verdingung aus freier
Hand meine Genehmigung nachzusuchen.
III. Bei den bisher darüber erlassenen Bestimmungen,
in welchen Fällen Bauten für fiskalische Rechnung auf Do-
mainen - Pachtvorwerken an Domainen -Pächter, und in k. For-
sten und den dazu gehörigen Dienst -Etablissements an Forst-
beamte überlassen werden können, behält es auch in Zukunft
sein Bewenden.
Nach den Nachrichten der Wiener Zeitungen ist Professor
August Siccard von Siccardsburg am 1 1 . Juni zu W eid-
ling bei Klosterneuburg, wo er seit längerer Zeit krank dar-
nieder gelegen hatte, verschieden. Er hat seinen Freund
Eduard van derNüll, mit dem er in engster Gemeinschaft
thätig war, somit nur um wenige Wochen überlebt und die
Vollendung ihres letzten gemeinsamen Werkes, des neuen
Opernhauses, gleichfalls nicht mehr gesehen.
Von Hrn. Baumeister Orth werden wir um Aufnahme
nachstehender Notiz ersucht.
„Auf den Wunsch von Herrn Baumeister Hennicke er-
laube ich mir zu der nicht von mir ausgegangenen Notiz über
den neuen Berliner Viehmarkt (in No. 21 d. D. Bztg.) mit-
zutheilen, dass eine wirkliche Konkurrenz nicht stattgefunden
hat, obwohl einer in Perspektive und generellem Grundriss
aufgestellten Projektskizze von mir, wesentlich aus Rücksicht
auf den Bebauungsplan, der Vorzug gegeben ist vor den bei-
den anderen ausgearbeiteten Entwürfen von den Herren Bau-
IIandwerk ein kunstsinniger erfindungsreicher Führer,
seinen Schülern ein treuer Lehrer, seinen Angehörigen
und Freunden ein edler geliebter Mensch, dessen Anden-
ken ungetrübt in Aller Herzen fortleben wird.
Julius Lessing.
lieber die Siiinesrichtiing der Neuzeit.
Herr Dr. W. Lotz aus Marburg hat wohl eigentlich für
die gothische Baukunst keine Lanze gebrochen, denn da, wo
derselbe hinstiess, befand sich Niemand, und seine Lanze blieb
unversehrt. Es kann daher nicht meine Absicht sein, hiermit
auf den in Nr. 21 der deutschen Bauzeitung veröffentlichten
Aufsatz über die Bedeutung der gothischen Baukunst zu ant-
worten. Jeder wirkliche Architekt wird dieser Kunst ihre
volle Berechtigung einräumen und in ihr die einzig folgerich-
tige und höchste Ausbildung des Gewölbebaues erkennen. Es
drängt mich vielmehr, einige Bemerkungen über die so viel-
fach geschmähte Sinnesriehtnng der Neuzeit zu machen.
Es giebt Leute genug, welche das tiefe und schwere Rin-
gen unserer Zeit nicht verstehen wollen, und welchen die
Sinnesrichtung derselben um so weniger passt, als ihr gegen-
über alle rohe, materielle Gewalt machtlos ist. Es helfen
denselben nicht einmal Anfeindungen und heuchlerische Ver-
dächtigungen gegen die Träger dieser Richtung, denn eiu
wahres Sprichwort sagt: „Lasse einen Jeden sein, was er ist,
so bleibst Du selbst wohl, wer Du bist.“
Nicht mehr die Autorität, welche einst die Welt aus
Herschsucht und niedrigem Eigennutz in Fesseln schlug,
nicht die zufällige und veränderliche Herrschaft der Majo-
rität sind das Charakteristische unserer Zeit: es ist vielmehr
die Geltung der freien und ihrer selbst bewussten Individualität,
welche sich weder um Majorität noch um Autorität kümmert
und ruhig ihren eigenen Weg geht. Die Baukunst ist der
treueste Spiegel des Geistes der Zeit und der Nation. Jeder
Baukünstler muss daher beständig nach innerer und äusserer
Wahrheit ringen, und darf sich weder einer Autorität, die
immer als Anmaassung betrachtet werden muss, noch den An-
sichten der Majorität, die selbstverständlich niemals über Wahr-
heiten Beschlüsse fassen kann, unterwerfen, sondern muss seiner
eigenen Erkenntniss und seiner freien Individualität folgen.
Unserer Zeit fehlt durchaus nicht der Glaube des Herzens,
der jedem wahren Künstler eigen ist, sondern, Gott sei Dank!
endlich einmal der Glaube an die Autorität. Weder die Geist-
lichkeit, noch die Bureaukratie. noch eine etwa augenblicklich
berschende Kaste vermögen mit ihrer Sinnesweise die Kunst
zu leiten, und keine dieser Autoritäten wird die geistige Welt,
und am wenigsten die Herzen der Menschen und die Kunst
belierscheu. —
Wir glauben an die Alles besiegende Göttlichkeit der
Wahrheit, es ist ein Sehnen und Suchen, ob wir sie nicht
finden und darstellen könnten, denn sie war von Ewigkeit
her und wird in Ewigkeit sein. Wie die alten Griechen diese
Wahrheit suchten und in ihren göttlichen Kunstwerken fanden
und darstellten, und wie das Mittelalter nach Wahrheit rang
und die Baumeister der alten Dome sie in überwältigender
Weise verkörperten, so suchen, so kämpfen und ringen auch
wir im Glauben des Herzens ohne müde und matt zu werden.
Aber habet Geduld mit uns, denn die Neuzeit ist noch zu
neu. An Baustilen bilden Generationen in immer wiederholten
Versuchen dieselben Aufgaben mit Hülfe derselben Mittel zu
lösen. Doch der Aufgaben sind so viele und die Mittel so
mannigfaltig. — Heydrich.
Hierzu eine Beilage.
259
meistern Hennicke & von der Hude resp. Meyer
& Wesenberg, welche Projekte angekauft und mir zur spe-
ziellen Bearbeitung mit überwiesen sind. — Die Disposition
meines Entwurfes ist wesentlich abweichend und naturgemäss
auch die weitere Ausarbeitung. Ich beabsichtige alle drei Pro
jekte später im Architekten -Verein vorzulegen.“
Der Fläclien-Inhalt der Krupp’schen Gusstahlfabrik in
Essen beträgt 920 Morgen, wovon die Fabrikgebäude 240 Morgen
bedecken. Für den Verkehr der Fabrik besteben 2 s/t Meilen
Eisenbahn, auf welcher 6 Lokomotiven und 150 Waggons den
Verkehr vermitteln; ausserdem werden 60 Pferde für kleine
Transporte verwendet. Die Zahl der Gasflammen beträgt 9000,
der Gasverbrauch beträgt 200,000 Kubikfuss. Die Zahl der
Arbeiter beträgt 10,000, die der Arbeiter in den Bergwerken,
bei den Hochöfen etc. ca. 1200; die Arbeitslöhne betragen
jährlich 3,100,000 Thlr. In Gang befinden sich 160 Dampf-
maschinen mit 6000 Pferdekraft. Der Kohlenverbrauch für
die Kessel beträgt 13,500, der Gesammtverbrauch an Kohlen
und Koaks 22,500 Scheffel täglich, der Wasserverbrauch
200,000 Kubikfuss.
Eine neue Art Gebäude zu reinigen.
M. Nivert in Paris hat einen Apparat erfunden, der
angeblich sehr zweckmässig zur Reinigung von öffentlichen
Gebäuden und Statuen sein soll. Der Apparat besteht aus
einem Dampfkessel mit einem oder mehren Giffard’schen
Injektoren und einem leichten Gerüst, auf welchem eine Röhre
nach jedem beliebigen Theil des Gebäudes geführt werden
kann. Das Wasser oder eine andere reinigende Flüssigkeit
wird dann heftig dagegen geschleudert. Man kann nun Wasser
allein, oder Wasser mit Dampf gemischt oder auch Silikate anwen-
den, wenn der Stein mit einem schützenden Ueberzug versehen
werden soll. Das Verfahren ist in Paris schon seit einiger
Zeit in Gebrauch und wird dort Nettoyage normal genannt.
Der Erfinder hat kürzlich ein Haus. 60 m. lang und 20 m.
hoch, in w'eniger als drei Tagen gereinigt mit einem Kosten-
aufwand von 1200 Fr. Für England ist das Patent bereits
gesichert und der Apparat mit Erfolg in London an der
St. Pauls Kirche Covent Garden versucht worden.
(Civil Engineer) A. M.
Aus der Fachlitteratur.
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur - und Archi-
tekten-Vereins, redigirt von Dr. Sonndorfer. Jahrg. 1868
Heft I bis IV.
1. Palais des Erzherzogs Wilhelm am Parkring
in Wien, von Iheophil Hansen. — Ein Renaissancebau,
dessen reiche Facade in Werkstein (Karststein) hergestellt ist;
der mit Glas gedeckte Hof soll als Winter-Reitschule benutzt
werden. Die Anlage von Stallungen für 24 Pferde direkt unter
dem erzherzoglichen Speisesaale bezeichnet der Verfasser selbst
als gewagt, doch sollen dieselben durch eine gute Ventilation
geruchlos und vollkommen trocken erhalten werden.
2. Grundzüge für eine billigere Herstell ung
der Eisenbahnen, behufs Belebung des Eisenbahnbaues in
Oesterreich. — In Folge eines Vereinsbeschlusses hat sich ein
Komite des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Ver-
eins eingehend mit der Frage einer billigen Herstellung von
Eisenbahnen beschäftigt. Die Resultate der desfallsigen Be-
rathungen sind niedergelegt in den vorliegenden , von einem
motivirenden Berichte begleiteten Grundzügen. Dieselben be-
stehen einerseits in einer Umarbeitung der Grundzüge des
Vereins der deutschen Eisenbahnverwaltungen, andererseits in
der Aufstellung entsprechender Normen für sekundäre Bahn-
anlagen. Als Haupterforderniss für die Hebung des Verkehrs
und somit der Rentabilität der Bahnen wird nämlich eine
Ausästung der Hauptbahnlinien und Verbindung derselben
unter einander durch Bahnanlagen minderer Bedeutung hin-
gestellt. Zur billigen Herstellung der H aup tbahnen wird vor
Allem verlangt, dass bei Konzessionsbewilligungen die Be-
dingung der Herstellung eines Unterbaues für zwei Geleise
fortfalle; nur für einzelne Objekte, namentlich hohe Viadukte
und grosse Brücken, erscheine die sofortige Herstellung in
der Breite für zwei Geleise gerechtfertigt, während im Uebri-
gen der Ausbau nur eines Geleises (selbst die Tunnel sollen
im Allgemeinen einspurig angelegt werden) als vortheilhaft
! bezeichnet wird; das zweite Geleise soll später allmälig, wie
der zunehmende Verkehr es erheischt, streckenweise ausgebaut
werden. Für die sekundären Bahnen wird das Expropria-
tionsrecht beansprucht und die Befugniss, bestehende Stras-
senzüge soweit als möglich zu benutzen. Uebrigens soll der
Staat denjenigen sekundären Bahnen, welche ohne Subvention
seinerseits zu Stande kommen, volle Freiheit in Bezug auf
Bau und Betrieb gewähren und nur die sicherheitspolizeiliche
Aufsicht ausüben; auch die Spurweite soll dem Ermessen der
Erbauer anheimgestellt sein. Aus dem Berichte ist noch zu
erwähnen, dass derselbe sich mit Entschiedenheit gegen die
Enbloc-Gross-Bau-L nternehmungen (General -Entreprisen) aus-
spricht, bei welchen die Bauten zwar allerdings auf’s Billigste
hergestellt würden, nicht aber im Hinblicke auf ihre Bestim-
mung, auf den Betrieb.
3. Verkuppelung von Eisenbahn -Schienen ohne
Laschen-Sch rauben. — Der Steg der Schienen wird an
den Enden auf 3 Zoll Länge mit einem 1 Zoll breiten Schlitze
versehen. Durch die auf solche Weise gebildete Oeffnung
wird ein an der inneren Lasche befindlicher, mit Nuthen ver-
sehener Ansatz gesteckt, auf welchen die äussere, geschlitzte
Lasche als Keil aufgeschoben wird. Nachdem Versuche auf
dem Bahnhofe der Kaiserin Elisabethbahn ein günstiges Resultat
ergeben haben, sollen nunmehr solche in grösserem Maasstabe
zur Ausführung kommen.
4. Die Radetzky-Brücke in Laibach, von J. Herr-
mann. — Eine gusseiserne Bogencharnierbrücke, erbaut im
Jahre 1867; 96 Fuss Spannweite bei 7 Fuss Pfeilhöhe. Die
18 Fuss breite Brückenbahn ist durch drei Bögen gestützt.
Der Querschnitt des Bogens ist röhrenförmig, während die
horizontale Gurtung, die Vertikalen und Diagonalen der Zwickel,
wie auch die Querträger, die TForm zeigen. Das Gesammt-
gewicht der Gusseisenkonstruktion wird auf 650 W. Ztr. (—
728 Zollztr.) angegeben.
5. Ueber den Gentilli- Starke’ sehen Kontakt-
Distanzmesser, von Arnadeo -Ge n t illi . — Das mit einem
Theodoliten verbundene Instrument soll namentlich bei der
Iraeirung von Gebirgsbahnen eine ganz ausserordentliche Er-
leichterung gewähren, indem man von einem Standpunkte aus
jeden anvisirten Punkt nach seiner Lage und Höhe bestimmen
kann. Vorausgesetzt wird die erforderliche Uebung im Ge-
brauche des Rechenschiebers, da andernfalls die mit Hülfe der
1 Mein auszuführenden Rechnungen eine unverhältnissmässige
Zeit in Anspruch nehmen würden. Uebrigens räth der Ver-
fasser selbst, die durchgehenden Nivellements auf gewöhn-
liche Weise auszuführen, und nur für die Zwischenpunkte
die Polar-Methode mit Distanzmesser zu wählen.
6. Verbesserte Puffer für Eisenbahnwagen, von
A. Oehme. — Die Führungshülse der neuerdings bei der
privil. österreichischen Staats-Eisenbabn-Gesellschaft zur An-
wendung gekommenen Puffer hat einen geschlossenen, massiven
Boden, während die Wandung sich nach unten öffnet, so dass
eine stete Beobachtung der Feder und erforderlichen Falls
eine Auswechselung derselben möglich ist, ohne dass dieser-
halb eine Schraube gelüftet zu werden brauchte.
7. Ueber die Ziegelmaschinen auf der letzten
Pariser Weltausstellung, eine kurze Besprechung der
bemerkenswerthesten unter den neueren Ziegelpressen. Die
„Lxeelsior Brick Press“ von Gregg in Philadelphia erfordert,
ausser dem Aufgeben des Thones und dem Abnehmen der fer-
tigen Steine, keine Handarbeit; sie liefert bei einem Kraftauf-
wande von 15 bis 16 Pferdestärken in 10 Arbeitsstunden
35000 Steine und ist dabei im Stande, ausser Vollziegeln und
Gesimssteinen auch Hohlziegel zu erzeugen, die an 5 Seiten
geschlossen sind, was für die Herstellung von Rohbauten von
Bedeutung ist.
8. Beitrag zur Frage über Konservirung von
E i s e n b ah n- S c li w eil e n . Buchenholz, zur Zeit geschlagen,
wo bereits der Saft ins Holz geht, demnächst mehre Mo-
nate hindurch in fliessendein Wasser ausgelaugt und sodann
mittelst Zinkchlorid imprägnirt, soll für Bahnschwellen sehr
geeignet sein. Von 140 derartigen Schwellen, welche im
Jahre 1854 verlegt wurden, sollen 120 noch jetzt im Ge-
brauche sein. G. H.
Bauwissenschaftliche Litteratur.
April, Mai, Juni 1868.
Architektonisches Skizzenbuch. Heft 89. 90. Fol. Berlin,
ä 1 Thlr.
Balling , C. A. M., die Probirkunde des Eisens und der Brennmate-
rialien. 8°. Prag. 16 Sgr.
Büchner, 0., die zweckmässigsten und elegantesten Zimmeröfen und
Zimmerkai*ine mit sparendster Holz-, Kohlen- und Torffeuerung.
8°. Weimar. 1 Thlr.
Chevillard, A., Le?ons nouvelles de Perspective. 8°. Mit Atlas von
32 Taf. in 4°. Paris. 12 Fr.
Cremer, A., Das neue chemische Laboratorium in Berlin. Fol.
Berlin. 4 Thlr.
Dehn-Rothfelser, H. von, die Baukunst in der grossen Ausstellung
und die neuste Bauthätigkeit in Paris. 8°. Kassel. 15 Sgr.
Emminghaus, A., allgemeine Gewerkslehre. 8°. Berlin. 1% Thlr.
Ernouf, l’art des jardius, histoire, theorie, pratique de la composition
260
des jardins, parcs, squares. 2 Bde. mit 150 Holzsch. 16°. Paris.
5 Fr.
Falke, J., die Kunstindnstrie der Gegenwart. Studien auf der Pariser
Welt -Ausstellung im Jahre 1867. 8°. Leipzig. 1 Thlr.
Flint, H. M., the railroads of the United States, their history and
statistics; with a synopsis of the railroad laws of the United
States. 12°. Philadelphia. 1 D. 75 C.
Förster, E., Denkmale deutscher Baukunst, Bildnerei und Malerei
von Einführung des Christenthums bis auf die neuste Zeit.
Lfr. 280 — 295. Fol. Leipzig, ä 20 Sgr.
Hitzig, F., die Börse in Berlin. Fol. Berlin. 10 Thlr.
Hoffmann, L., Vademecum des prakt. Baumeisters, sämmtlicher Bauge-
werkstneister und Techniker. 4. Aull. 1. Thl. 8°. Berlin. 15 Sgr.
Knoblauch, G., und F. Hollin, die neue Synagoge in Berlin. Entw.
u. ausgeführt von E. Knoblauch, vollendet von A. Stüler. Fol.
Berlin. 8 Thlr.
Leeds, L. W., Lectures on Ventilation; being a course before the
Franklin Institute of Philadelphia. 8°. New-York. 1 D.
Leitfaden f. d. Unterricht in der Kunstgeschichte, der Baukunst,
Bildnerei, Malerei, Musik etc. 8°. Stuttgart. 24 Sgr.
Lohse, A., das König Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Mit Text von
Pardow und Göbbels. Fol. Berlin. 3 Thlr.
Loth, C. E., the practical stair-builder: a complete treatise on the
art of building stairs and handrails. Ulustr. 4°. Troy. 10 I).
Michel, J., prakt. Baugewerkslehre zum Selbstunterricht f. absolvirte
Techniker etc. 2. Liefr. 8°. Wien. 12 Sgr.
Möllinger, K., die Baugewerkschule in ihrer Tendenz und Organi-
sation als Lehranstalt zur Ausbildung von Bauhandwerksmeistern.
8°. Halle. 12 Sgr.
Morin, A., Manuel pratique du chauffage et de la Ventilation. 8°.
Paris. 5 Frcs.
Neumann, F., hydraulische Motoren. Bau u. Anlage der wichtigsten
vom Wasser getriebenen Maschinen. 8°. Mit Atl. in 4". Weimar.
23/4 Thlr. (Schluss folgt.)
Personal-Nachrichten.
Preussen.
Der Eisenbahn-Baumeister Suche zu Beuthen O.-S. ist unter
Ernennung zum Eisenbahn- Bau -Inspektor zur Ostbahn, mit dem
Wohnsitze in Thorn, versetzt.
Der Baumeister Klee zu Eisleben ist zum Kreisbaumeister
zu Eupen ernannt.
Am 13. Juni haben bestanden das B au m eis ter-Examen :
Heinrich Bartels aus Rheinberg, Friedrich Lantzen- j
dörffer aus Schwelm; — das B a u f ii h re r-Examen : Heinrich
Roloff aus Erdeborn bei Eisleben, Thomas Brook aus Magde-
burg.
Offene Stellen.
1. Zur Beaufsichtigung der beim Posthaus- Neubau in Elber-
feld noch vorkommenden Arbeiten wird ein Baumeister oder
erfahrener Bauführer auf etwa 2 Monate gesucht. Bewerber
wollen sich baldigst beim Baurath Heuse in Elberfeld schriftlich
melden.
2. Zur speziellen Leitung der Weichselstrom - Regulirungs-
Bauten im Thorner Wasser -Baubezirk wird ein Baumeister gegen
2 1hl. Diäten und 15 Thlr. monatlicher Fuhrkosten -Entschädigung
oder ein Bauführer gegen 1 >/, Thlr. Diäten und 15 Thlr. monat-
licher Fuhrkosten -Entschädigung gesucht. Die Beschäftigung dauert
mehre Jahre. Näheres beim Kreisbaumeister Kleiss in Thorn.
3. Baumeister oder Bauführer, welche im Entwerfen
und Veranschlagen geübt sind, finden auf mehre Monate Beschäfti-
gung gegen reglementsmässige Diäten. Meldungen beim Bau- Inspek-
tor Baumgart in Glatz.
4. Ein Bauführer wird für die Regulirungsbauten an der
unteren Havel gesucht. Diätensatz 1*/, Thlr. Meldungen bei dem
Regierungs -und Baurath Weishaupt in Potsdam.
5. Feldmesser, welche bei Eisenbahn -Vorarbeiten etc. be-
schäftigt gewesen, wollen unter Beifügung ihrer Zeugnisse sich
melden bei Wolff, Berlin, Jäger -Strasse No. 22 1 Treppe. —
6. Ein B au t ech nik er wird zur speziellen Eeitung eines Privat-
Baues unter Oberleitung eines Baumeisters gegen 30 Thlr. monatlich
gesucht. Derselbe muss in Berlin eine ähnliche Stellung bereits ein-
genommen haben. Meldungen in der Expedition.
7. Zur Leitung eines interessanten Brückenbaues in Oppeln
wird ein Baumeister oder ein älterer Bauführer auf 4 Monate
gesucht. Bewerbungen sind an den Wasser- Bauinspektor Bader
in Oppeln zu richten.
8. Ein tüchtiger und gewandter Zeichner, der auch mit dem
Ausmessen alter Baulichkeiten Bescheid weiss, wird sofort verlangt
bei August Caspar, Berlin, Hallesches Ufer 4a.
9. Für die Leitung der Spree- Regulirungs- und Unterhaltungs-
bauten im Baukreise Cöpenick wird ein Bauführer gegen l>/a Thlr.
Diäten und Reisekosten -Entschädigung zum 1. Juli d. J. gesucht-
Meldungen sofort beim Wasserbaumeister Natus in Cöpenick.
10. Bei der Königl. Fortifikation in Rendsburg sind für die
dortigen Garnisonbauten zwei Baumeister-Stellen mit 3 Thlr.
täglicher Diäten zu besetzen.
11. Für den Bau einer Kaserne in Lübeck wird ein geprüfter
Baumeister gesucht. Näheres unter den Inseraten.
Ausserdem sind noch die in No. 24, alinea 3 und 4 ausgeschrie-
benen Stellen vakant.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. in Giessen, L.
in Oldenburg, K. in Wien, V. in Rawicz, J. in Paris, W. in Treb-
nitz, H. in Berlin, V. f. B. in Stuttgart.
Zur gefälligen Beachtung.
Bei dem bevorstehenden Beginn eines neuen Quartales ersuchen wir unsere verehrlichen auswär-
tigen Abonnenten um gefällige rechtzeitige Erneuerung des Abonnements bei den resp. Buchhandlungen und
Postanstalten, damit in der regelmässigen Zusendung des Blattes keine Unterbrechung eintritt. Unsern
Abonnenten in Berlin senden wir die Fortsetzung unverlangt weiter, falls nicht eine ausdrückliche Abbe-
stellung erfolgt ist.
Architekten -Verein zu Berlin.
Sonnabend den 20. Juni
findet die des drohenden Wetters wegen verschobene „Landparthie !
mit Damen“ nach Griinaue statt. Abfahrt präzise 2 Uhr 30 Minuten
von dem Landungsplatz der Extra- Dampfschiffe an der Jannowitz-
Briicke aus. Meldungen zu Händen des Portiers Stege mann,
Oranienstrasse 101 — 102, werden bis spätestens Donnerstag den
18. erbeten.
Hauptversammlung am Sonnabend den 27. Juni.
Tagesordnung:
1. Beurtheilung und Abstimmung über die Monats-Konkurrenzen.
2. Beschlussfassung über Erwerb eines neuen Vereins- Lokals.
Eine Umdruckskizze des Knoblauch - Hollin'schen Planes
mit dem Ersuchen um Verbesserungsvorschläge ev. neuer
Pläne ist am Dienstag jedem Mitgliede zugesandt worden;
es können auch noch einzelne Exemplare in der Bibliothek
in Empfang genommen werden.
Am Schluss der Versammlung soll eine Anzahl von Werken
(darunter Hagen’s Wasser- und Seebau, Architektonische Skizzen-
bücher etc.) aus dem Nachlasse des verstorbenen Baumeister Wust
zur Versteigerung kommen.
•
Vom Freitag den 19. d. M. ab sind die
Programme zu den Monatskonkurrenzen
im Vereinslokale gegen Quittung in Empfang zu nehmen. Auswär-
tigen Mitgliedern werden dieselben auf Wunsch zugesandt.
Ein tüchtiger Bautechniker, im Hochbau erfahren und im Besitz
guter Zeugnisse, sucht Stelle an einem grösseren Neubau oder Büreau.
Gefällige Offerten an die Expedition dieser Zeitung sub L. R. E. u. S.
Am hiesigen Orte ist die Stelle eines Stadt - Baumeisters neu
zu besetzen. Dieselbe trägt 700 Thaler jährliches Fixum und ca.
100 Thaler Nebeneinkünfre. Ausserdem wird die Ausübung der
Privat-Praxis im Stadtbezirk, soweit die Amtstbätigkeit dadurch nicht
benachteiligt wird, gestattet. Bewerber, welche das Königliche
oder Privat- Baumeister-Examen gemacht haben, wollen sich bei dem
Unterzeichneten bis 15. Juli a. c. melden.
Lauban, den 22. Mai 1868.
Der Stadtverordneten -Vorsteher
Reimann.
Offene Rauineister- stelle.
Zur Ausführung eines interessanten Kasernenbaues zu Lübeck
wird gegen 3 Thlr. Diäten ein geprüfter Baumeister gesucht. So-
fortiger Antritt erwünscht. Meldungen unter Beifügung von
Attesten und Angabe des Antritt -Termines bei der Garnison - Bau-
Direktion zu Schleswig.
Offene Stelle. Für eine Marmorwaaren-Fahrik wird ein
junger Mann gesucht, welcher zunächst zeichnen und der einfachen
Buchführung vorstehen kann. Bevorzugt wird derjenige, welcher
dieser Branche oder dem Baufach nicht ganz fremd ist. Bemittelten
Reflektanten ist gleichzeitig die Gelegenheit geboten, sieb eine
sichere und lohnende Existenz zu gründen, wenn sie später Theil-
haber oder Besitzer des Geschäfts werden wollen, da der Eigen-
thümer ohne Kinder ist. Offerten unter Bezeichnung F. No. 3.
vermittelt das Annoncen- Bureau von Eugen Fort in Leipzig.
Ein Bauführer, der im Eisenbahnbau erfahren ist und eben sein
Examen bestanden hat, sucht eine Thätigkeit im Hochbau. Offerten
sub L. M. 42 befördert die Expedition.
Ein junger Zimmermeister, erfahren im Entwerfen, Veranschla-
gen und der Geschäftsführung, welcher mehre Jahre als Bauführender
und Banamtsgehülfe fungirte, sucht gestützt auf die besten Zeug-
nisse zum sofortigen Antritt unter billigmässigen Bedingungen eine
dauernde und möglichst selbständige technische Stellung und nimmt
die Expedition d. Z. geehrte Offerten unter Chr. A. B. entgegen-
261
Ein junger Mann, der das Abiturienten-Examen einer Provin-
zial-Gewerbe-Schule bestanden und darauf 2 Jahre in verschiedenen
bautecbnischen Bureaus gearbeitet hat, was derselbe durch Atteste
nachweisen kann, sucht eine Stelle als technischer Bauzeichner in
Berlin, um sich im Baufache weiter ausbilden zu können. — Offert,
sub F. S. 41 befördert die Expedition dieses Blattes.
Wir sind ermächtigt die Aufbewahrung der in unserem amt-
lichen Verwahr befindlichen Probearbeiten der Baumeister bis zur
etatsmässigen Anstellung der Anfertiger zu beschränken und dem-
nächst den letzteren diese Arbeiten zurückzugeben. Die Rückgabe
wird auf schriftliche an uns zu richtende Anträge durch unsere
Registratur entweder direkt an die Anfertiger, oder an deren Be-
vollmächtigte erfolgen uud kann auf besonderes Verlangen auch
durch die Post, jedoch unfrankirt, stattlinden.
Die Rücknahme der Arbeiten der bereits angestellten Bau-
meister muss längstens bis zum 1. Oktober d. J., von den zur An-
stellung gelangenden ein Jahr nach der Anstellung erfolgen.
Heber die Arbeiten, welche bis dahin nicht zurückgenommen
worden sind, behalten wir uns anderweitige Verfügung vor.
Berlin, den 9. Juni 1868.
Königliche technische Kau - Deputation.
Westfälische Eisenbahn.
Die Herstellung der eisernen Dachkonstruktionen für die ICO
Fuss im Durchmesser grossen Lokomotivschuppen auf den Bahnhöfen
Soest und Paderborn soll einschliesslich Lieferung aller Materialien,
für beide Lokomotivschuppen
189,000 Pfund Schmiedeeisen
97,300 Pfund Gusseisen,
ira Wege der öffentlichen Submission verdungen werden.
Die Submissions- Bedingungen, Zeichnungen und Gewichts-Be-
rechnungen sind im Bureau des Unterzeichneten einzusehen und
werden auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten mit der Aufschrift:
Submission auf Ausführung der eisernen Dachkonstruktionen für die
Lokomotivschuppen in Soest und Paderborn
sind spätestens bis zu dem am
27. Juni, Mittags 12 */, Uhr
im oben genannten Biireau anstehenden Termine einzureichen, in
welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Münster, den 12. Juni 1868.
Der Ober-Bet.riebs-Inspektor.
Sch wabe.
Bekanntniacliuiifi;.
Zum Bau einer Bataillons- Kaserne auf dem Stresow hierselbst
ist die Lieferung von:
1,640,000 ordinairen Mauersteinen
458,000 Birkenwerder’schen Verblendsteinen
54.000 Rathenower Mauersteinen
48.000 Hohlsteinen (zu den Korridorgewölben)
350 Klafter Kalkbausteinen
17.000 Kubikfuss gebranntem Kalk
800 Schachtruthen Manersand
erforderlich und soll im Wege der Submission vergeben werden.
Lieferungslustige werden aufgefordert, ihre Submissions - Offerten
versiegelt mit der Aufschrift =: Submission auf Lieferung von or-
dinairen Mauersteinen, Birkenwerder’schen Vcrblendsteinen etc. = bis
zum 26. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr
bei der Unterzeichneten Garnison -Verwaltung, Marktplatz No. 5,
einzureichen.
Die Bedingungen, welche im Biireau der Unterzeichneten Ver-
waltung zur Einsicht ausliegen, müssen vor dem Termin von den
auf die Lieferung Reflektirenden unterschrieben sein.
Spandau, den 12. Juni 1868.
Königlich«* fiinriiisoii - Verwaltung.
Die Baugewerkschule zu Holzminden a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Steinhauer, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abthei I ung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts-Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), eitlen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchten 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
<i. Ilaarutaiiu.
Gesucht
werden
1,300,000 gute weisse Mauersteine
auf Lieferung im Laufe des Sommers.
Angaben von Preisen und Grösse des Formats, sowie wo
grössere Quantitäten zu besichtigen, wolle man an den Kaufmann
Alexander Lachmann, Oranienburgerstr. 58, oder an die Baumeister
Ende & Böckmann, Neue Wilhclmsstr. 2 gelangen lassen.
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tönen assortirt zu halten.
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M 26
Jahrgang II.
DEUTS( HE BAUZEITUNG
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bittet man zu richten an die
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Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2% Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
Lcrausgcgeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
2 5 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 26. Juni 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Einige Erfahrungen über Heizung in öffentlichen Gebäuden.
— Ueber die Bautbätigkeit von Hannover im letzten Dezennium. —
E e ui 1 1 e to n : Das Honorar der Architekten in Frankreich. — Korre-
spondenzen: Wien im Juni. — Einsturz des Michaeliskirchthurms in
Breslau. — Berichtigung. — Mittheilungen aus Vereinen: Verein
für Baukunde zu Stuttgart. — Verm isch tes: Vorschläge zu hydrogra-
phischen Ermittelungen. — Persönliche Bemerkung. — Besetzung der
etatsmässigen Eisenbahnbaumeister-Stelien i. Preussen. — Besetzung
der durch den Tod des Baumeister Ko 1 sch er erledigten Lehrerstelle am
Gewerbe-Museum zu Berlin. — Städtisches Wasserwerk in Halle. —
Bau wissenschaftliche Litteratur: April, Mai, Juni 1868
(Schluss). — Konkurrenzen: Monats-Aufgaben im Arcliitekten-
Verein zu Berlin. — Personal - Nachri ch ten etc.
Einige Erfahrungen über Heizung in öffentlichen Gebäuden.
Die nachstehend veröffentlichten Angaben sind einem
\ ortrage des Hrn. Bauinspektor Hesse im Architekten-
Verein zu Berlin entnommen und beruhen auf Beobach-
tungen, die derselbe im Laufe des verflossenen Winters
an einigen zu seinem Dienst-Ressort gehörigen öffentlichen
Gebäuden Berlins angestellt hat. — Seitdem die neueren
Zentral - Ileizungs -Methoden mit einander in Konkurrenz
getreten sind, fehlt es freilich nicht an sehr positiven An-
gaben über Anlage und Resultate der verschiedenen Sys-
teme: dieselben dürften in ihrer Allgemeinheit jedoch nur
von sehr bedingter Zuverlässigkeit sein. Denn einmal
sind die Beobachtungen, welche ihnen zu Grunde liegen,
doch wohl von zu verschiedenen Personen oder mit zu
verschiedener Vorliebe und Genauigkeit gemacht — an-
dererseits aber weichen die Bedingungen, von denen die
gute Wirkung einer Heizung abhängt, in jedem einzelnen
halle so sehr von einander ah, dass sich Analogien nur
mit grösster Unsicherheit ziehen lassen. Einen grösseren
Werth darf man jedenfalls voraussetzen, wenn die be-
treffenden Beobachtungen, wie hier, zu gleicher Zeit, von
demselben unparteiischen Techniker, an demselben Orte
und an Gebäuden veranstaltet wurden, die in ihrer An-
lage und Benutzungsart wesentlich ühereinstimmen. Wird
man auch keine Universal-Formeln aus ihnen gewinnen
können, so werden sie zum Mindesten doch etwas zuver-
lässigere Anhaltspunkte für eine vergleichende Kritik der
verschiedenen Heizsysteme liefern.
In der I hat handelte es sich bei den Beobachtungen
des Hrn. Hesse wesentlich um einen Vergleich zwischen
einer Heisswasserheizung und einer Warmwasserheizung,
beide in zwei von ihm ausgeführten Neubauten angelegt.
Die Hei ss wa sser h e i z u n g ist in dem neuerbauten
dritten Stockwerke des Stadtgerichtsgebäudes in der Jiiden-
strasse eingerichtet und von den Fabrikanten Bacon und
Perkins geliefert. Die Verhältnisse waren in jeder Be-
ziehung ungünstig; sowohl für die Anlage, da die unteren
Stockwerke nur mit Kachelöfen geheizt werden und das
heisse Wasser aus den im Keller angebrachten Oefen erst
50' hohe Steigeröhren passiren muss, ehe es in die zu
heizenden Zimmer gelangt — wie auch für die erste Be-
nutzung, da der Bau so rasch ausgeführt und so schnell
bezogen werden musste, dass die Heizung zunächst noch
tiii das Austrocknen der Zimmer in Anspruch zu nehmen
war. Die Anlage zerfällt im Uebrigen, dem Grundrisse
des (lebäudes entsprechend, in sechs einzelne, jedoch ge-
kuppelte Systeme, deren grösstes 1004' Länge hat. Da-
von kommen auf die Zimmer 745', auf die Steigeröhren
zweimal 50', auf den schrägen Theil 89', auf die vom
Feuer berührte Schlange 70'.
Die Heizung hat sich praktisch durchaus bewährt,
nachdem der anfängliche Uebelstand ungleicher Hitze
durch eine Ausgleichung der Schlangen in den einzelnen
Zimmern beseitigt worden war, und haben sich namentlich
die Vorwürfe, welche man der Heisswasserheizung ge-
wöhnlich zu machen pflegt, als unbegründet erwiesen.
Beobachtungen, die mit dem Hygrometer angestellt
wurden, haben ergeben , dass die Luft der Zimmer zwar
an und für sich etwas trocken war, jedoch immerhin
denselben Feuchtigkeitsgrad besass, wie die Luft der mit
Kachelöfen geheizten Zimmer. Vielleicht darf jedoch
dieses Resultat dadurch erklärt werden, dass die frischge-
mauerten Wände den ganzen Winter hindurch fortdauernd
Wasser verdunsteten — vielleicht darf
man es auch der Ventilationseinrichtung
zuschreiben. Dieselbe ist wie neben-
stehend skizzirt in einfachster Weise an-
gebracht. Da die Heizkörper in den
Fensterbrüstungen der Zimmer liegen, so
kann die frische Luft durch eine Oeff-
nung in der Aussenwand, die mittelst
einer Klappe verschlossen werden kann, direkt zwischen
die Ileisswasserschlangen treten und strömt von dort vor-
gewärmt in die Zimmer. Zur Abführung der schlechten
Luft dienen Oeffnungen, welche dicht unter der Decke
in 10" und 10" weite Röhren geleitet sind. Diese Ven-
tilation hat sich vorzüglich wirksam gezeigt. — Die Ge-
fahr einer Explosion, obgleich nach den später mitzuthei-
lenden Hitzegraden durchaus nicht naheliegend, dürfte
durch die Anbringung der mit selbstthätiger Speisung
versehenen Sicherheitsventile voll-
ständig beseitigt sein. Die Ein-
richtung derselben ist gleichfalls
nebenstehend skizzirt. Vom höch-
sten Punkte jedes Rohrsystems
führt eine Leitung in einen eiser-
nen, zum Theil mit Wasser ge-
füllten Kasten, woselbst sie mit
zwei Ventilen versehen ist. Das
obere Ventil, welches mit einem
Drucke, der der zulässigen höch-
sten Spannung entspricht, belastet
ist, wird abgeblasen, sobald dieser
Druck überschritten wird; das in
geringer Quantität ausspritzende
heisse Wasser kann hierbei kei-
nerlei schädliche Folgen veranlassen. Sobald hingegen
das Wasser des Rohrsystems erkaltet und sein Volumen
verringert, so entsteht im oberen Theile desselben ein
luftleerer Raum: das untere Ventil öffnet sich und das
zur Füllung des Rohrsyslems nöthige Wasser tritt ein.
Ebenso sind die in Zahlen festzustellenden Resultate die-
ser Heisswasserheizung in jeder Beziehung zufriedenstellend.
Der zu heizende Raum umfasst im Ganzen 137000
Kub.', die Anlagekosten haben betragen 5556 Thlr., also
264
pro 1000 Kub.' geheizten Raumes 40 Thlr. lG^Sgr. Es sind
hierin sämmtliche Nebenkosten enthalten; die eigentlichen
Rohrleitungen und Oefen haben 5115 Thlr. gekostet, und
ist hierbei zu berücksichtigen, dass einerseits die Steige-
robre eine ungewöhnliche Höhe hatten, und dass anderer-
seits manche kostspieligen Details, z. B. die in ihrer
Wirkung völlig illusorischen Absperrungshähne an den
Schlangen in den Zimmern hätten erspart werden können.
Die Anheizung des Systems erfolgt in etwa 3 l/2
Stunde (von Morgens 5'/2 bis 9 Uhr), und ist es selbst
an den kältesten Tagen des verflossenen Winters gelungen
die Zimmer innerhalb dieser Zeit bis zu einer Temperatur
von 17°R. zu bringen. Die Erhaltung dieser Wärme ist
durch Nachfeuern sehr leicht zu erreichen; ohne ein
solches tritt innerhalb zwei Stunden vollständige Erkal-
tung der Heizrohren ein.
D ie ii itzegrade an den verschiedenen Punkten des
Systems haben sich nach sorgfältigen und wiederholten
Messungen (mittelst umgelegter Oelbehälter) wie folgt er-
geben: 1' über dem Heizofen — 88UR., in der Schlange
des ersten Zimmers (nach 50' Steigung) = 68°, im Rück-
laufrohr = 50°. Eine grössere Hitze war selbst durch
das angestrengteste Heizen nicht zu erzielen, was daran
liegen mag, dass die Grundfläche der Roste (= 8 u. 9")
wohl verhältnissmässig klein ist.
Das Verhältniss der Heizfläche eines Ofens zum Be-
heizungsraume variirt je nach der Lage der Zimmer von
7 []' bis 14 0)]' Heizfläche pro 1000 Kub/ Zimmerraum.
Der Brennmaterialverbrauch beträgt nach sehr genauen
und sorgfältigen Ermittelungen pro 1000 Kub.' Zimmer-
raum durchschnittlich 4*/4 Pf. pro Tag. Es ist jedoch
hierbei zu berücksichtigen, dass die Heizung zum Aus-
trocknen der Zimmer stärker als gewöhnlich in Anspruch
genommen wurde. Unter normalen Verhältnissen dürften
sich die Kosten bis auf 4 Pf. ermässigen , welcher Satz
sich bei der Heisswasserheizung der hiesigen Postpacket-
Expedition herausgestellt hat.
Die Warmwasserheizung ist von den Fabrikan-
ten Schäffer und Walcker geliefert und im Gebäude
des Statistischen Bureau’s in der Lindenstrasse eingerich-
tet. Die Gesammt -Anlage wird ungefähr denselben in-
neren Raum, wie der betreffende Theil des Stadtgerichtes
enthalten. Bis jetzt ist jedoch nur etwa die Hälfte derselben
(ein 80' langes Flügelgebäude) mit 70,000 Kub.' zu hei-
zenden Raumes ausgeführt. Bei einer Wahl zwischen den
beiden Systemen der Warmwasserheizung, nach welchen
das horizontale Hauptvertheilungsrohr entweder im Keller
oder auf dem Boden angeordnet wird, hat man sich für das
erste entschieden, weil so ein Einfrieren des Rohres un-
möglich, und eine Ersparniss an Steigerohren mit grossem
Querschnitt eintritt. Dieses Röhr, 4" im Lichten weit,
steigt nach beiden Seiten um je 10", der für die Heizung
benutzte Kessel ist 9' lang und hat 4’ Durchmesser, wo-
von 2' auf das durchgehende Feuerrohr kommen. — Die
überflüssige Wärme im Kesselraum ist durch Oeffnungen
in den FussbÖden zum Theil wenigstens für die darüber
gelegenen Korridore nutzbar gemacht werden.
Die Anlage hat sich gleichfalls durchaus bewährt,
wenn schon die angeordnete Ventilation mittelst Auf-
saugung durch die Oefen zu wünschen übrig liess.
Für die Gesammt-Anlage stellten sich die Anschlags-
kosten bei Heisswasserheizung auf 5870 Thlr., bei Warm-
wasserheizung auf 9206 Thlr., also etwa wie 2 : 3. Die
Ausführung der Warmwasserheizung für die Hälfte
(70,000 Kub.') hat incl. aller Luxuskosten 4029 Thlr., excl.
derselben pro 1000 Kub.' geheizten Raumes 52 Thlr.
1 1 Sgr. betragen.
Der Heizeffekt ist so vorzüglich, wie in keiner an-
deren, dem Vortragenden bekannten Warmwasserheizung
Berlins gewesen. Eine Temperatur von 17° wurde längs-
stens nach 2 */a Stunden erzielt; überhaupt war nur ein
3 VjStündiges Heizen erforderlich, um das Röhrensystem
auf weitere 9 Stunden warm zu erhalten.
Die Hitzegrade haben sich, gleichfalls nach wiederholten
und genauen Messungen, am Anfang des Steigerohres auf
72° R. , am Ende des Rücklaufrohrs auf 40° R. ergeben.
In den ungünstig gelegenen Zimmern waren 24| |'
Heizfläche, in den günstigst gelegenen 17Q]' (in einem
Zimmer 15| |'), durchschnittlich etwa 19 [j' Heizfläche pro
1000 Kub.' zu beheizenden Zimmerraumes erforderlich.
Der Brennmaterial -Verbrauch hat sich pro Tag und
1000 Kub.' Zimmerraum auf 6 ’/5 Pf. herausgestellt, was
mit dem Resultate der langjährigen Beobachtungen in der
königlichen Staatsdruckerei, woselbst ein Satz von 6 '/4 Pf.
ermittelt worden ist, übereinstimmt.
Nach diesen Resultaten stand der Vortragende nicht
an, dem System der Heisswasserheizung für die Heizung
öffentlicher Gebäude den Vorzug zu geben. Die
Temperatur -Unterschiede des erhitzten Wassers sind in
der That nicht so gross, dass aus denselben für die Heiss-
wasserheizung spezifische Nachtheile befürchtet werden
müssten; event. lässt sich, wie gezeigt, einem Austrocknen
der Luft und der Gefahr einer Explosion auf die leichteste
Weise begegnen. Der wesentliche Unterschied in der
Wirkung beider Heizungssysteme beruht vielmehr auf der
grossen Differenz im Volumen des zu erhitzenden Wassers,
welches in den beschriebenen Fällen für die Ileisswasser-
heizung 27 Kub.', für die Warmwasserheizung 256 Kub.'
(hiervon jedoch 150 Kub.' unnütz im Keller! ) beträgt.
Der Vortheil des längeren Anhaltens der Wärme, welcher
sich hieraus für die Warmwasserheizung ergiebt und sie
für Privatgebäude empfiehlt, fällt für ein öffentlich es
Gebäude, wo die Zimmer nur an einem Theile des Tages
benutzt werden und ein bestimmtes Personal für die Heizung
disponibel sein muss, nicht in's Gewicht, während für die Heiss-
wasserheizung die leichte Disponirung der Anlage, die gerin-
geren Anschaffungs- und Unterhaltungs-Kosten sprechen.
Es ist nicht ohne Interesse, mit diesen Beobachtungen
die Resultate einiger anderen Heizungssysteme, welche
Hr. Hesse in seinem Vortrage gleichfalls in Kürze mit-
theilte, zu vergleichen.
So haben beispielsweise die Anlage -Kosten einer
Dampfheizung in dem Gebäude einer Versicherungs-
Gesellschaft zu Magdeburg nur 3 1 */7 Thlr. pro 1000 Kub.'
zu beheizenden Raumes, für welchen durchschnittlich < Q1-'
Heizfläche erforderlich waren, betragen, während sich der
Brennmaterial-Verbrauch pro Tag und 1000 Kub.' Heizraum
allerdings auf 84/, Pf. beläuft. Die Anlage hat sich jedoch
gleichfalls der grössten Zufriedenheit der Besitzer zu erfreuen.
Genaue Beobachtungen in den mit gewöhnlichen
Kachelöfen geheizten, älteren Di kasterial - Gebäuden
Berlin’s haben übereinstimmend pro 1000 Kub.' Heizraum
und Tag einen Brennmaterial erbrauch von 8‘;2 Pf. er-
mittelt; bei Anwendung von reinem harten Holz betrug
derselbe 9 */2 Pf.
Sehr gute und befriedigende Resultate hat die in
neuen Anatomie eingeführte Heizung
mit sogenannten Koaks-
schachtöfen nach der
Konstruktion der Ingenieure
Krimping und B ehrend
ergeben. Es sind dies, wie
nebenstehend skizzirt. guss-
eiserne Oefen mit einem
inneren Schacht, der für
jede Heizung mit Koaks
angefüllt wird, und einem
äusseren Mantel von Blech.
Da sie täglich nur einmal
beschickt zu werden brau-
chen und da sie, wrie leicht
zu ermessen, vermöge ihrer
Einrichtung niemals glühend
werden können , so ver-
meiden sie die bekannten
Nachtheile gewöhnlicher ei-
serner Oefen auf's Glück-
lichste. Ihr Kostenpreis ist
— 27 Thlr. pro Stück von
bezeichneten Falle 3 Stück
einigen Räumen der
verhältnissmässig sehr gering
83/4" Durchmesser, wovon im
für die Heizung eines Raumes von 23,000 Kub. aus-
reichen; — ihr Nutzeffekt kommt dem der Ileisswasser-
heizung gleich, da sie pro Tag und 1000 Kub.' Zimmerraum
etwa 42s Pf. an Brennmaterial beanspruchen. F.
265
Heber die Bauthätigkeit von Hannover im letzten Dezennium.
(Fortsetzung.)
1. Die neue Turnhalle des Turnklubbs.
Bei dem regen Interesse, welches nach der im deut-
schen Vaterlande immer allgemeiner gewordenen Erkennt-
nis der hohen Bedeutung der Turnerei dieser nach dem
allmählichen Schwinden der entgegenstehenden Vorort heile,
von Jahr zu Jahr eine grössere Anzahl praktischer Be-
kenner zugeführt hat und namentlich in den Städten zahl-
reiche Turnvereine entstehen liess, musste sich selbstver-
ständlich bald das Bedürfnis geltend machen, neben den
ursprünglich nur unter freiem Himmel eingerichteten
Turnanstalten Baulichkeiten zu haben, welche die nun-
mehr seit Jahren wissenschaftlich betriebenen und von
tüchtigen Lehrern geleiteten turnerischen Hebungen von
der Ungunst des Wetters unabhängig machen. — Zunächst
begnügte man sich freilich mit bedeckten Räumen, die
nothdürftig Schutz gegen Wind und Regen gewährten
und in einfachster Weise hergestellt waren; doch reichten
auch diese bald nicht mehr aus, indem bei der immer
steigenden Theilnahme am Turnen Seitens beider Geschlech-
ter und der verschiedensten Altersklassen es vielfach noth-
wendig wurde, Turnhallen zu erbauen, welche durch
Heizbarkeit und geeignete Beleuchtungsvorrichtungen auch
im Winter und zu jeder Tageszeit die Benutzung gestat-
ten und zugleich durch würdige äussere und innere Er-
scheinung der Bedeutung der Sache einigermaassen ent-
sprechen.
So erwies sich auch die auf Kosten der Stadt Han-
nover erbaute Turnhalle schon nach wenigen Jahren für
den zahlreichen Verein „Turnklubb“ zu klein und übrigens
in mehrfachen Beziehungen den gesteigerten Anforderungen
nicht mehr genügend.
Es wurde daher von diesem Verein im März des Jahres
1864 eine Konkurrenz zum Neubau einer Turnhalle auf
dem zu diesem Behufe für etwa 17000 Thlr. acquirirten,
an der Maschstrasse belegenen Bauplatze ausgeschrieben.
Von den in Folge dessen eingegangenen sechs Bau-
plänen wählte das Schiedsgericht das von mir gemein-
schaftlich mit dem Architekten Hrn.W. Hauers entworfene
Projekt, und wurde dasselbe unter unserer Leitung in der
Zeit vom Juli 1864 bis November 1865 zur Ausführung
gebracht.
Dem Konkurrenz -Programme im wesentlichen ent-
sprechend und nur in einzelnen Punkten noch über dessen
Forderungen hinausgehend, besteht das Gebäude:
I. Aus der eigentlichen Turnhalle (A) von 6400m'
lichter Grundfläche (100' Länge und 64’ Breite), 20'
bis zum Kämpfer und 37 V2' bis zum Scheitel des mitt-
leren spitzbogigen Brettergewölbes hoch. (hann. Maass.)
Das Honorar der Architekten in Frankreich.
Da sich in Deutschland gegenwärtig ganz allgemein
das Bestreben nach einer allgemeinen Regulirung und
Festsetzung des Honorars der Architekten zeigt, so möchte
es vielleicht die Leser der Deutschen Bauzeitung interessiren,
in welcher Weise diese Verhältnisse in Frankreich und
speziell in Paris geordnet sind.
Laut „ Arrete du Conseil des Bätiments civils 12 Pluvidse
au VIII., bestätigt durch eine Königl. Ordonnanz vom
10. Oktober 1841, namentlich aber durch eine grosse
Anzahl von gerichtlichen Urtheilen, schuldet der Bauherr
für ordinäre Arbeiten 5% von dem Betrage der verifizirten
Memoires, d. h. 5% von der wirklich verausgabten Bau-
summe, und zwar vertheilen sich diese 5% folgendermaassen :
a. 1 '!% % für Verfertigung der Pläne und Devise;
b. 1 >/2 % für Bauführung;
c. 2% für Verifikation und Regulirung der Memoires.
Für die öffentlichen Arbeiten hingegen adoptirt der
Conseil des Bätiments civils eine gleiche Theilung der 5%
in dreimal $'% % .
Unter diesen Abtheilungen a, b, c , sind nun folgende
Leistungen des Architekten begriffen:
a. Durcharbeitung der Projekte und Verfertigung sämmt-
II. Aus einem Vorderbau an der Maschstrasse. Dieser
enthält:
I m Erdgeschoss
1. Gerätheräume (B);
2. Die Garderobe von 1035 m' lichter Grundfläche ( D )
nebst Wasch- und Toilette- Raum (C);
3. Die Vorhalle des Turnraums, in welcher sich die
Haupttreppe befindet (E);
4. Die Wohnung des Hausverwalters (F), bestehend
aus Stube, zwei Schlafkammern, Küche, Speisekam-
mer und Korridor nebst Keller unter derselben.
Im oberen Geschoss
5. Den Fechtsaal, zugleich zur Abhaltung von General-
Versammlungen bestimmt, von 1 160 m' lichter Grund-
fläche;
6. Das Berathungszimmer für den Vorstand des Vereins
von pptr. 500 Q' Grundfläche.
In Verbindung mit der Vorhalle, dem Fechtsaale und
dem Berathungszimmer ist an der einen Schmalseite der
Halle in Fussbodenböhe des zweiten Geschosses des Vor-
derbaues eine Empore für Zuschauer in 10' Breite ange-
ordnet. — Ein Treppenthurm mit aus Backsteinen gemauer-
ter Wendeltreppe stellt eine direkte Verbindung der Turn-
halle mit der Empore und den übrigen oberen Räumen her
und macht zugleich den Keller und den Dachraum über
der Halle zugänglich. Ein dem Gerätheraum sich an-
schliessendes, in Fachwerk aufgeführtes Nebengebäude ent-
hält die erforderlichen Aborte und Pissoirs und einige
Stallräume für den Hausverwalter.
lieber für die Ausführung nothwendigen Pläne und
Detailzeichnungen, Abfassung der Devise und zwar:
1. Devis descriptif , d. h. Baubeschreibung. —
2. Devis estimatif, d. h. Voranschlag. —
Alles in solcher Genauigkeit und Ausführlichkeit,
dass jeder andere Fachmann im Stande wäre, auf
Grund dieser Vorarbeiten den Bau konform auszu-
führen; und es ist bezüglich der öffentlichen Bauten
für diese Rubrik speziell bemerkt: „Für approbirte
Pläne und Devise“, oder solche, welche zur „Mise
en adjudication“ (Vergebung der Arbeiten) genügen.
b. Bauführung: Abschluss sämmtlicher Ausführungsver-
träge, Vollziehung der polizeilichen Vorschriften, An-
ordnung und Ueberwachung der Arbeiten.
c. Verification und Reglement : Untersuchung, ob die
Ausführung den allgemeinen Vertragsbedingungen ent-
spricht, Feststellung der Quantität (. Metrage ) und der
Qualität ( Verification ) der gelieferten Arbeiten und
Materialien, Ansetzung der Preise (der Tarife der
Stadt Paris), Ausrechnung der Summen, Debatte mit
den Unternehmern und endliches Reglement, d. h.
definitive Feststellung der zu bezahlenden Summen.
Abnahme der Arbeit im Namen des Bauherrn.
Diese genaue Unterscheidung der einzelnen Leistun-
266
Das Hauptgebäude ist ganz in Massivbau und zwar
in gothischem Stile in engem Anschlüsse an die Konstruk-
tionen und Formen des im Mittelalter so eigenartig ent-
wickelten norddeutschen Backstein baues ausgeführt.
Dabei wurde das Prinzip befolgt, im Aeusseren wie
im Inneren die Konstruktion aller einzelnen Theile so
weit nur immer möglich ohne verdeckende Hülle zu Tage
treten zu lassen, und wurde demgemäss von der Anwen-
dung einer Verputzung der Mauerflächen im Aeusseren
völlig und auch im Inneren soweit es nur irgend erreich-
die natürliche Farbe des Holzwerks der Thüren, Fenster,
getäfelten Decken, aller sichtbaren Gebälke und Dachkon-
struktionen etc., unverdeckt beibehalten und durch einen
durchsichtigen Firniss-, Lack-, resp. Wachsanstrich ge-
schützt. Auf diesem Grundtone ist dann die dekorative,
in der Halle verhältnissmässig reich auftretende Malerei
mit reinen Farben und Gold ausgeführt.
Mit Ausnahme einiger Sandstein-Stufen und Schwel-
len tritt der rothe Backstein als das eigentliche Mauer-
material auf, aus welchem auch — mit Anwendung von Gla-
bar war abgesehen. Verputzt sind nur die Wohnräume sur für alle dem Wetter in höherem Maasse, als die
des Hausverwalters und das Berathungszimmer für den schlichten Mauerflächen ausgesetzten Theile — sämmtliche
Vorstand — letzteres weil die Mehrkosten einer hier zu feineren Mauer- Konstruktionstheile und die ornamentalen
erfordernden reicheren Ausbildung im Rohbau gescheut Gliederungen, Gesimse, Friese und das Maasswerk der
wurden — während die Turnhalle selbst, gleich der Vor- Fenster bestehen. Als Regel bei der Detaillirung ist, ab-
halle, der Garderobe und dem Fechtsaale, unverputzte, mit gesehen von einigen Pfeilerbekrönungen und der grossen
gelben und rothen Backsteinen verschiedenartig gemusterte Rose im hinteren Giebel der Halle, festgehalten, nie über
innere Wandflächen zeigt. — In gleichem Sinne ist auch das Format der gewöhnlichen Backsteine hinauszugehen
gen des Architekten ist deshalb nothwendig, weil es sich
oft darum handelt, in einem gegebenen Momente den Be-
trag der Honorare auszuscheiden; denn häufig kommt es
vor, dass Projekt, Ausführung und Verifikation in ver-
schiedenen Händen sind.
Je nach dem Modus der Arbeitsvergebung ändern sich
natürlich die Beziehungen dieser Rubriken zu einander,
so wird bei den für Privat Arbeiten immer mehr beliebten
Verakkordirungen zu Totalsummen die Rubrik Metrage,
Verißcation u. s. w. ganz wegfallen, d. h., nur für die re-
lativ unbedeutenden Travaux supplementaires übrig bleiben,
wogegen in diesem Falle die Ueberwachung der Aus-
führung eine unablässige, höchst Strenge, d. h. für den
Architekten kostbare sein muss. Ebenso verlangt dieser
Modus eine im höchsten Grade vollkommene Abfassung
der Pläne und Devise und ist überhaupt nur da anwend-
bar, wo der Bau während der Ausführung wenig Abän-
derungen erleidet. Umgekehrt verlangt das namentlich
für öffentliche Bauten durchgängig angenommene System
der Arbeiten nach Ausmaass weniger im Detail durch-
studirte Pläne und Devise und eine weniger strenge Auf-
sicht, dagegen wird hiermit die Verifikation zu einer wichtigen
und bedeutenden Arbeit und ist deshalb auch mit dem ver-
hältnissmässig hohen Prozentsätze von 1 2 3 — 2 ° 0 honorirt.
Für Privatbauten unter dem Betrage von 5000 Frcs.
gebühren dem Architekten 7%; endlich soll der Architekt
für Arbeiten unter dem Betrage von 400 Frcs., überhaupt
für Bemühungen , die nicht nach Prozentsatz berechen-
bar sind, per Vacation bezahlt werden.
Man versteht unter einer Vakation die jedesmalige
Inanspruchnahme der Architekten, sei es für Konsultation,
Untersuchungen an Ort und Stelle, Gutachten, oder
überhaupt irgend welche Bemühung desselben. Eine Va-
kation kann dauern von 5 Minuten bis 3 Stunden, was
darüber geht, zählt für zwei Vakationen, je eine Vakation
für 3 Stunden. Es ist Gebrauch, hierfür dem von den
Gerichten adoptirten Tarife zu folgen, wonach bezahlt
werden soll
pro 1 Vakation einem Architekten von Paris Frcs. 8. —
* „ » » n der Provinz „ 6. —
In allen Fällen sind oben gemeldeten Honoraren,
sowohl Prozentsätzen als Vakationen , für jede Bemühung
ausserhalb des Wohnortes des Architekten noch folgende
Reiseentschädigungen zuzufügen :
Dem Architekten von Paris für jedes Myria-
meter (zwei starke Stunden) sowohl hin
als zurück Frcs. 6.
Dem Architekten der Provinz Frcs. 4. 50
267
und alle vorgeblendfiten Platten oder an Töpferarbeit er-
innernden kachelartigen Stücke zu vermeiden. Säinmtliche
Wasserschläge , als Sockelschrägen, Fenstersohlbänke,
Giebel- und Strebepfeiler-Abdeckungen, sowie auch die ge-
mauerten Dächer der Laube über dem Haupteingange sind
mit Vermeidung von Rollschichten, deren vertikale Fugen
so leicht dem inneren Mauerwerk Feuchtigkeit zuführen,
ganz von dunkelbraun, resp. grün glasirten abgeschrägten
Steinen hergestellt. Bei den Einfassungen der Thüren,
Fenster und sonstiger Oeffnungen wechseln theils grün,
theils schwarz glasirte Formsteine mit unglasirten.
An der Strassenseite ist ein stark ausgekragtes, im
oberen Theile aus glasirten Schrägesteinen gebildetes
Hauptgesims hergestellt, welches eine gemauerte Rinne
bildet, in die jedoch noch eine Zinkrinne gelegt worden
ist. Für den Fall einer Undichtigkeit der Zinkrinne und
des direkten Eintretens von Wasser in die gemauerte, mit
Zement ausgeglichene Rinne sind zur Abführung nach
Aussen kleine Rohre in das Mauerwerk des Hauptgesimses
in geringen Abständen angeordnet. Diese Anordnung hat
sich bisher sehr gut bewährt. Sämmtliehe Dächer sind
mit glasirten verschiedenfarbigen Dachpfannen in einfachen
Mustern gedeckt.
Da behufs möglichst freier Benutzung der der
Reizbarkeit und der Kosten wegen nicht allzuhoch
auszuführenden Turnhalle durchgehende Balken oder
Zugstangen in derselben vermieden werden sollten, war
eine starke Widerlagskonstruktion gegen den Schub des
ganz in Holz ausgeführten Dachstuhles erforderlich und
erschien es zweckmässig, das Widerlager theilweise in die
Halle hineinzuziehen und in derselben als Stützen in drei
Fuss Entfernung von der Wand zwei Stein starke Back-
steinsäulen anzuordnen. Diese sind in der Längenrichtung
der Halle mittelst Gurtbogen mit einander verbunden und
tragen zunächst die eigentliche Stützmauer der Dachkon-
struktion. Die zwischen dieser und der Aussenmauer sich
bildenden Joche wurden mit 1 . Stein starken spitzbogigen
Tonnengewölben, deren Gewicht das Widerlager vermehrt,
überdeckt. Behufs thunlichster Verminderung der Höhe
der Aussenmauer wurde dieselbe in den einzelnen Jochen
entsprechende Giebel aufgelöst, deren hinterliegende Dächer
in das Hauptdach der Halle einschneiden. Die Abwäs-
serung erfolgt zwischen diesen kleinen Dächern durch
offene in Wasserspeier endende Rinnen, welche auf der
schrägen Abdeckung der Strebepfeiler ruhen und das
Wasser in darunter stehende Fässer führen, in denen das-
selbe zum Benetzen des Turnplatzes und des Fussbodens
der Halle gesammelt wird.
Durch die gedachte, theilweise nach innen gezogene
Widerlagskonstruktion wurde eine über die Forderung
des Programms um 4' hinausgehende lichte Weite der
Halle von 64' erlangt. Die durch die Säulen entstehende
Für den Aufenthalt an einem fremden Orte, den Tag
zu 4 Vakationen gerechnet,
dem Architekten von Paris Frcs. 32. —
„ „ der Provinz „ 24. —
Wir wiederholen, dass alle diese Preisansätze nicht
eigentlich gesetzliche Tarife sind, dass sie aber durch eine
vieljährige Jurisprudenz bestätigt, so zu sagen Gesetzes-
kraft erlangt haben. Nichts destoweniger stehen sie einem
speziellen Uebereinkommen zwischen Architekt und Bau-
herrn keineswegs entgegen, gelten aber überall wo ein
solches Uebereinkommen nicht stattgefunden; sie sind auch
gebräuchlich in allen anständigen Geschäften; sehr spezi-
cTö Fälle ausgenommen. Im Allgemeinen, bei kurrenten
Pi ivatbauten , mögen hiernach dem Architekten ca. 2 bis
2V2°/0 Reingewinn verbleiben. Die eigentlichen „ Faiseurs “,
welche die Architektur industrialisiren, stehen sich gewiss
: noch höher. Wem aber eine künstlerische, namentlich
j sehr decorative Arbeit gegeben ist, und wer dieselbe als
Künstler zu lösen sucht, der wird mit 5 % Honorar in
den wenigsten Fällen zu einem Reingewinn von 2 °/0 ge-
langen. Sicher ist, dass in den öffentlichen Bauten der
( Stadt Paris, sowie des Staates, die Administrations - und
i Bureaukosten, welche jene 5 % repräsentiren, weit iiber-
! schritten werden.
Abtheilung und der hinter denselben gewonnene Raum
ist beim Turnen selbst, ferner als Kommunikationsgang
während desselben, und nach dem Turnen zur Aufnahme
der beweglichen Geräthe sehr vortheilhaft zu benutzen
und hat sich diese Anordnung grossen Beifalls zu er-
freuen. Der Hauptraum der Halle kann durch Beseitigung
der mittelst im Fussboden versenkter gusseiserner Hülsen
aufzustellenden Geräthe völlig frei gemacht werden.
Die Kosten des Baues haben betragen
a. für das Hauptgebäude und Neben-
haus ind. Bauplan und Bauleitung 19,800 Thlr.
b. für Einfriedigung des Grundstücks
und Trottoir 750 „
c. für Turngeräthe und Inventar . . . 2,200 „
Summe: 22,750 Thlr.
W. Schultz.
Korrespondenzen.
— st — ^%riest im Juni. Unsere Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereins-Saison wurde am 23. Mai geschlossen, nachdem
vorher noch eine lebhafte Debatte über das Schifkor n’sche
Brückensystem zwei Versammlungsabende vollständig aus-
gefüllt hatte.
Das Ausserordentliche, dass eine eiserne Trägerbrücke
während des Passirens eines gewöhnlichen Bahnzuges aus
keiner andern Ursache als derjenigen der Belastung durch
diesen ganz gewöhnlichen Zug in sich zusammenbricht, wie es
bei der Pruthbrücke bei Czernowitz der Fall gewesen war,
hat nothwendigerweise eine ungewöhnliche Aufregung hervor -
rufen müssen. Das leichtsinnige Spiel, das gewinnsüchtige
Spekuliren auf den leicht zu dupirenden Laiensinn, der nach
billiger Waare sucht und dem ohne viel Mühe eingeredet
werden konnte, dass die grosse Billigkeit der Schifkorn-
Brücken von deren genialer Konstruktion und beileibe nicht von
ihrer Mangelhaftigkeit und Gebrechlichkeit herrühre, hatte im
Schoosse des österreichischen Ingenieur- und Architekten- Ver-
eins wiederholt Tadel gefunden, und es begegneten sich in
demselben unmittelbar nach der Katastrophe mehre Anträge
in der einen gleichen Richtung: eine Kommission des Vereins
möge die Ursachen des Brückeneinsturzes ermitteln und ihre
Ansicht über die Schifkorn’schen Brücken im Allgemeinen
dem Vereine mittheilen.
Die Kommission wurde aus Spezialfachmännern zusammen-
gestellt. Einzelne Mitglieder derselben reisten an Ort und
Stelle. Auf Grimd der eingehenden Berichte über die dort
gemachten Wahrnehmungen, namentlich der Ingenieure Battig
und Press el, fasste die Kommission ihre Beschlüsse, die je-
doch nicht vollkommen zusammen gingen. Die Majorität der
Kommission wollte die Verwerflichkeit des Schifkorn’schen
Brückensystems überhaupt für Eisenbahnen ausgesprochen
wissen, während eine Minorität von 2 Stimmen den älteren
bestehenden derartigen Konstruktionen , welche mit etwas
stärkeren Querschnitten ausgestattet sind, als die neueren
der Lemberg - Czernowitzer Bahn, Gnade widerfahren lassen
wollte.
Zum Schluss geben wir hier noch einen Ausspruch
des „ Conseil de la Socv'te Imp. et Centrale des Arcliitectesu ,
welcher in allen solchen Fragen Autorität macht, und
welcher offenbar die Sachlage klar zeichnet.
„Der Conseil bedauert, dass es nicht möglich
ist, für die Bestimmung des Honorars der Architekten
einen Modus zu finden, welcher, einzig auf das Verdienst
des Projektes und die Schwierigkeiten der Ausführung
basirend, vollständig abstrahirt von jeder Beziehung
auf den Betrag der Baukosten. Indem er die praktische
Unmöglichkeit der Einführung eines derartigen Modus
konstatirt, ist er der Ansicht, dass das Honorar von 5 %
der Baukosten als Maasstab für gewöhnliche Arbeiten bei-
zubehalten sei.“
Mit andern Worten, auch die Pariser Architekten,
trotz eines geregelten Zustandes, gestehen, dass das üb-
liche Honorar nicht immer das gerechte Maass der Be-
lohnung für die geleistete Arbeit gewährt; und wir schlies-
sen mit dem Wunsche, dass es dem spekulativen Geiste
der Deutschen gelingen möchte, auch zum Frommen ihrer
französischen Kollegen, den Weg des wahren Heiles zu
entdecken.
Paris. F. J.
268
Um diesen Punkt drehte sich auch vornehmlich die De-
batte über den getheilten Kommissionsbericht in den Vereins-
versammlungen. — Zäher Vertheidiger der älteren Schifkorn-
brücken war hauptsächlich Professor Dr. Rebhann, der in
früherer Zeit als Vertrauensperson des Ministeriums die Zu-
lässigkeit und Brauchbarkeit der Schifkornbrücken ausge-
sprochen und auch im Verein für dieselben plaidirt hatte,
nicht ohne hier schon damals gewaltige Opposition zu finden.
Reiner Theoretiker, wie er ist, Freund des Fortschritts und
der Neuerungen, wie ich vermuthe dass er es ist, übersah er
die vornehmlich in der Detailbildung gelegenen Gebrechen
und den Umstand, dass eben diese fehlerhafte Detailbildung
die in der Theorie vorausgesetzte Kräfteübertragung gar nicht
zur Geltung kommen lässt, dass das so ausgebildete System
also jeder Theorie spottet und bei der ohnedem beliebten
sehr bedeutenden Material-Inanspruchnahme einzelnen Ueber-
anstrengungen ausgesetzt ist, welche in kürzerer oder längerer
Zeit den Bruch zur Folge haben müssen. Hinsichtlich de-
taillirter Darstellungen des Systems darf ich auf die Zeitschrift
des österreichischen Ingenieur -Vereins, Jahrgang 1 8G5 ver-
weisen, wo im V. Heft eine eingehende und sehr aburtheilende
Besprechung sich findet. In einer andern, seither einge-
gangenen Zeitschrift „Illustrirte Eisenbahnzeitung“ (Wien bei
Geitier) ist im Jahrgang 1S65 nach vorausgehender Kritik
mit Abbildungen die über kurz oder lang unausbleibliche
Katastrophe geradezu vorhergesagt. Dies zur etwa gewünsch-
ten Orientirung nebenbei.
Ein vom Professor Grimburg und Oberingenieur Köst-
lin am zweiten Abend eingebrachter und von letzterem be-
gründeter Resolutions -Antrag im Sinne des Majoritätsvo-
tums erlangte übrigens einstimmige Annahme. Diese Resolu-
tion wurde dem Handelsministerium unterbreitet mit einem
Begleitbericht, welcher auf die leider überhörten , dem öster-
reichischen Ingenieur-Verein entstammenden Warnungsrufe hin-
weist. Noch ist nicht bekannt, welche Maassregeln das Mini-
sterium in der Gesammtfrage ergreifen wird. Doch über den
einen Punkt scheint man schlüssig zu sein, dass die zahlreichen
Schifkorn-Brückeu der Lemberg-Czernowitzer Bahn, welche in
unbegreiflicher Verblendung alle mit einer Material-Inanspruch-
nahme konstruirt waren, welche selbst besser komponirte
Systeme mit der Zeit hätte unbrauchbar machen müssen, so-
fort kassirt und durch bessere Konstruktionen ersetzt werden
müssen.
Nach den Erfahrungen , die wir in dieser Richtung in
Oesterreich gemacht haben, ist es nicht zu verwundern, wenn
die reellen, dem Schwindel abholden Fachmänner, die mit
ihrer 5 bis fifachen Sicherheit, mit der sie für Eisenbahnen
zu konstruiren sich verpflichtet gehalten, schon bald zum Ge-
spötte der Unkundigen geworden waren, sich veranlasst sahen,
im Vereine noch ferner zu beantragen, dass der Regierung
das Ansinnen auf Erlass einer die Inanspruchnahme des Eisens
bei Brücken und die Erprobung derselben regelnde Verord-
nung gestellt werde. Auch dieser Antrag wurde vom Verein
in der Form akzeptirt, dass der Verein der Regierung unter
Einem dem Entwurf einer solchen Verordnung vorzulegen
habe. Dem für die Aufstellung dieses Entwurfs niederge-
setzten Komite gehören die bedeutendsten Spezialfachmänner:
v. Ruppe rt, Pressei, Hornbostl, Köstlin, Hermann
an, und ist unter Vorsitz Hrn. v. Ruppert’s Herr Köstlin mit
Verfassung des Entwurfs betraut worden.
Ucber den Vorschlag Heinrich Schmidt ’s, bezüglich
des einheitlichen Schienenprofils, tagt eine Kommission, deren
Bericht wir bei Wiederbeginn der Versammlungssaison eut-
gegensehen.
Historienmaler Professor Eduard Enger tli hat seine
im Verein gehaltenen Vorträge über die Frage der Beleuch-
tung von Kunstmuseen unter Vorzeigung von photogra-
phischen Wandaufnahmen geschlossen. Diese Natur-Aufnahmen
erstrecken sich über dreierlei Wandbeleuchtungsarten, mit
gewöhnlichem Seitenlicht, mit hohem Seitenlicht, und mit
Oberlicht und sind in ihrer spezifisch photographischen Art,
den Kontrast zwischen Schatten und Licht wiederzugeben, gute
Parteigänger des sehr entschieden für Oberlicht eingenomme-
nen Herrn Malers. Ob diese Vorliebe für Oberlicht erst
durch die Erfolge grossgezogen wurde, welche Herr Engerth
mit seiner „Schlacht bei Zenta“ errungen hat, einem zur
Verherrlichung des edlen Ritters Prinz Eugen bestimmten,
mit lebeusgrossen Figuren, Pferden und Depeschen ausgestat-
teten Kolossalbild im nunmehrigen Besitz S. Maj. des Kaisers,
lasse ich dahingestellt. Hansen, ihm entgegnend, wies nach,
wie es sich bei Neubauten nur um eine richtige Anordnung,
um entsprechend grosse Fenster und drehbare Stellage- Wände
von verhältnissmässiger Höhe und Tiefe, um Einbaue also im
grösseren Saal, handle, damit das sonst in fast allen Be-
ziehungen vorzuziehende Seitenlicht als Regel in Anwen-
dung gebracht werden könne, Oberlicht dagegen als Ausnahme
nur für die seltenen Gemälde von ungewöhnlich grossen Dimen-
sionen zur Verwendung kommen müsse. Wohin käme es
auch mit unserer Prachtarchitektur, wenn unser künftiger
Museumsstil sich an die mittelalterlichen Mauerkastelle an-
schliessen müsste.
Die Frage der Donauregulirung bei Wien ist einen
Schritt weiter gediehen, allerdings nur erst im Prinzip, indem
die grosse Ministerialkommission sich nach vorheriger Anhö-
rung von Experten, die aber unter sich nicht einig werden
konnten, für einen Durchstich und eben damit für eine Näher-
rückung des Stroms gegen die Stadt Wien ausgesprochen hat.
Die Experten, Abernet y aus London, Sexaner aus Baden
haben den Durchstich unter allen Umständen empfohlen, —
der Franzose Tostain hält ihn wohl für besser aber für zu
kostspielig und glaubt, dass man sich auch mit einer Reguli-
rung beziehungweise Fixirung des gegenwärtigen Stromlaufs
begnügen könne; — Hagen aus Berlin ist entschieden gegen
einen Durchstich und für Beibehaltung und Regulirung
I des jetzigen Haupt - Strombettes. Wenn, was die gesammte
1 Bevölkerung sehulichst herbeiwünscht, der Durchstich be-
schlossen werden sollte, so werden zahllose technische Fragen
noch auftauchen, von den finanziellen ganz abgesehen. Kitter
von Engerth, der als Mitglied jener Donau - Regulirungs-
Kommission in der letzten Versammlung des Ingenieur - und
Architekten -Vereins Mittheilung über den Stand der Angele-
genheit machte, lenkte hierauf die Aufmerksamkeit des Vereins
und prognostizirte ihm in der Betheiligung an diesen Fragen
ein würdiges Feld seiner Thätigkeit für die kommende Win-
tersaison.
Die Bauten der Staats -Eisen bahn -Gesellschaft
nächst Wien sind schon im vollen Gange, nur an den Brücken
über Donau und Donaukanal — letztere wird von Har kort
in Westphalen geliefert — konnte bisher, wegen fortgesetzt
hohen Wasserstandes noch nicht begonnen werden. So viel
Schnee wie heuer war lange nicht in den Alpen angehäuft.
Einen überraschenden Fortschritt macht heuer die Votiv-
Kirche auf dem Alser vorstädter Glacis. Die beiden schlanken,
reich durchbrochenen Thurmpyramiden spitzen sich schon bis
zur Kreuzblume zu. Es scheint fast als ob unseren zu erwar-
tenden Schützengästeu noch die von ihren Gerüsten entkleidete
Hauptfayade des anmuthvollen Baues gezeigt werden solle.
Die Schützenfestbauten gehen ihrer Vollendung ent-
gegen. Die Pferdebahn über die Ringstrasse bis in den Prater
wird diesen Monat noch eröffnet werden. Sie wird nebst den
Dampfschiffen auf dem Donaukanal sehr zur Erleichterung der
Kommunikation während des Festes beitragen.
Noch hätte ich des Erscheinens der K on k u r sa use hr e i -
bung für das Rathhaus in Wien zu gedenken. Manches
von den Wünschen upd Vorschlägen der Adresse, die der
Ingenieur- und Architekten- Verein seiner Zeit in der Museums-
frage an das Ministerium gerichtet, ist darin berücksichtigt,
nur die Vorausbezeichnung der Namen der Jury -Mitglieder
nicht. Bei einer mehr als einjährigen Einreichungsfrist für
die Konkurspläne (1. September 1SG9) allerdings auch eine
etwas missliche Sache.
Gestatten sie mir schliesslich noch ein Wort über die
nicht uninteressanten Artikel über eisernen Oberbau in den
letzten Nummern der „Deutschen Bauzeitung“. Bei denselben
fällt ihren hiesigen Lesern auf, dass der zwei östreichischen
Ingenieure, welchen mit ihrem, in vollendeter, durchstudirter
Form schon im Sommer und Herbst des Jahres 1SG1 ge-
machten Vorschlag eines eisernen Oberbaues die Priorität des
Gedankens oder, wenn man will, der Erfindung unbestritten
und unbestreitbar zukommt, mit keinem V orte Erwähnung
geschieht.*) Und doch ist ihr Vorschlag, ohne dass derselbe
seit seiner Promulgirung auch nur die geringste Modifizirung
nothwendig oder wünscheuswerth hätte erscheinen hissen, auf
der Weltaustellung von ISG7 diplomirt und unter Anderem
von der Soeiete des Ingenieurs civils in Paris als der em-
pfehlenswertheste von allen anerkannt worden. Eine S000'
lange Versuchsstrecke desselben in Würtemberg war erst seit
Beginn der Weltausteilung dem Betrieb übergeben worden.
Hätte man schon auf die vorzüglichen Resultate desselben, so
wie heute nach einem Jahr des Betriebes, hinweisen können,
so hätte den Erfindern Köstlin und Battig die Medaille wohl
nicht fehlen können.
Den neueren Vorschlägen in der „Deutschen Bauzeitung“
gegenüber lässt sich einfach bemerken, dass, was sie aut der
einen Seite, d. h. in der einen Richtung zu verbessern trach-
ten, sie auf der andern wieder eiubtissen. Das richtige Mittel
von allen Eigenschaften, von allen zu stellenden Antorderun-
*) Ist in allgemeiner Weise auf Seite 141 (No. 15) doch wohl
geschehen? Die Red.
2C>9
ucn, in technischer und ökonomischer Beziehung scheint im
hingegen in dem Köstlin-Battig’schen Oberbau und zwar
gleich auf den ersten Schlag mit glücklicher Hand getroffen
zu sein. — Wie dem aber auch immer sei, oder wie man da-
rüber denken möge, die Priorität, die Ehre der ersten An-
regung muss ihnen gewahrt bleibeu!
DenEinsturz des Michaeliskirchthurms in Breslau
betreffend — erhielten wir neuerdings von zwei verschie-
denen Technikern längere Zuschriften, über die wir nachste-
hend im Auszuge berichten.
Wir erfahren daraus zunächst, dass eine Kommission von
Breslauer Architekten unter Zuziehung des Dombaumeisters
von St. Stephan, Oberbaurath Fr. Schmidt aus Wien, das
Bauwerk untersucht und sich für Wiederaufbau des nörd-
lichen und Erhaltung des südlichen Thurmes ausgesprochen
hat. Die Oeffnungen desselben sollen zum Theil ausgemauert,
einige Verstärkungen angeordnet, eine kräftige Verankerung
eingezogen werden, und glaubt man hierdurch jede Gefahr
beseitigen zu können. — Gleichzeitig ist die weitere Bauaus-
führung dem Erbauer der Kirche, Architekten Langner ab-
genommen und dem Kreisbaumeister a. D. Liidecke über-
tragen worden.
Ueber die Ursache des Einsturzes sind unsere beiden
Korrespondenten verschiedener Meinung. Denn während der
eine in den Thürmen stets ein Bild der Schwäche gesehen
und deren Einsturz über kurz oder lang prophezeit haben
will, bemerkt der andere, dass nicht allein weit kühnere
Konstruktionen aus alter Zeit wohl erhalten seien , sondern
dass der noch immer stehende südliche Thurm, der sogar die
furchtbare Katastrophe in nächster Nähe überstanden hat, den
besten Beweis liefere, wie nicht die Konstruktion an sich die
Schuld des Einsturzes tragen könne. Derselbe glaubt diese
vielmehr einzig und allein in der übermässigen Schnel-
ligkeit unserer Bauausführungen zu finden, bei wel-
cher der Mörtel in den verschieden starken Mauermassen
nicht gleichmässig erhärten kann.
Dem sei, wie ihm sei — - sehr beachtenswerth erscheint
jedenfalls die von ihm hieran geknüpfte Anregung, die Reste
des Bauwerks zum Gegenstände einer sehr sorgfältigen wis-
senschaftlichen Untersuchung zu machen, die sich nach allen
Richtungen, die hierbei in Betracht kommen könnten, zu er-
strecken haben wird; denn allerdings ist die Gelegenheit, die
Theorie unserer Bauweise in so umfassendem Maasstabe wie
hier mit den thatsäehlichen Ergebnissen vergleichen zu können,
eine glücklicherweise sehr seltene. Einer besonderen Anre-
gung des Architekten -Vereins zu Berlin, wie weiter vorge-
schlagen wird, um die Einleitung einer derartigen wissen-
schaftlichen Untersuchung von Seiten des Staates zu veran-
lasset), wird es kaum bedürfen , da man vertrauen darf, dass
das Interesse der Architekten in Breslau für diese Angele-
genheit wohl lebhaft genug sein wird, um alle erforderlichen
Schritte zu thun.
Uebereinstimmend zollen endlich unsere beiden Kor-
respondenten ihr Mitleid dem unglücklichen Erbauer der
Kirche, dem widerfahren ist, was schon berühmteren und
grösseren Architekten widerfuhr. Durch die Art, wie er
jetzt selbst von der künstlerischen Leitung des Baues besei-
tigt sein soll, dürfte sein Ruf bei dem leichtfertigen Urtheil
des grösseren Publikums allerdings auf’s Schwerste geschä-
digt sein, obwohl ihm — gerade dann, wenn allein die ge-
wählte Konstruktion Ursache des Einsturzes wäre — die
Schuld desselben doch wohl kaum allein aufgebürdet werden
könnte.
Genauere Aufklärungen in der Angelegenheit dürfen
wir übrigens wohl jedenfalls in nächster Zeit von unserem
Korrespondenten in Breslau erwarten, dem wir bereits die
früheren Mittheilungen zu danken haben.
In der Korrespondenz aus Heppens (No. 25 u. Bl.)
ist zu berichtigen, dass die Länge des Hafenkanals nicht 500'
sondern 5000' beträgt.
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Baukunde zu Stuttgart. Auszüge aus den
Protokollen vom Februar bis incl. Mai 1868.
1. Versammlung am 1. Februar; Vorsitzender Hr.
Oberbaurath von Egle, anwesend 25 Mitglieder.
Der in der letzten Generalversammlung neu gewählte
Ausschuss hat sich konstituirt wie folgt: Vorstand Öberbau-
rath von Egle. Stellvertreter Baurath Schlierholz —
Bibliothekar Bauinspektor Di in ler — Sekretär Professor
H. Wagner Kassier Baurath Bock — Stellvertreter für Bib-
liothekar und Sekretär Professor Silber — Weiteres Aus-
schussmitglied Oberbaurath Morloek — Ersatzmänner Bau-
rath Landauer, Oberbaurath Leins.
Der Vorsitzende machte Mittheilung über die von den
auswärtigen Vereinen ertheilte Auskunft, ob und inwieweit
dieselben einen Staatsbeitrag für Vereinszwecke erhalten. Es
lagen Schreiben Seitens der Vereine zu Hamburg, Han-
nover, Berlin, Cassel und Prag vor, aus denen hervor-
geht, dass einzig der Architekten- und Ingenieur-Verein zu
Hannover als Zuschuss für die Herausgabe seiner Zeitschrift
eine Staats-Unterstützung von 800 — 1000 'l’hlr. erhält.
Hr. Professor Sonne hielt hierauf einen Vortrag über die
Anlage von Trennungs-Bahnhöfen mit Inselperrons.
Die sogenannten Inselbahnhöfe seien zwar in der deutschen
technischen Litteratur mit besonderer Vorliebe behandelt,
ihre Anlage sei jedoch nur unter gewissen lokalen Verhält-
nissen, wenn ein bestehender Bahnhof in einen Trennungsbahn-
hof verwandelt werden solle, und wenn ein Bahnhof von zwei
getrennten Verwaltungen benutzt werde, vortheilhaft; für Sta-
tionen mit grösserem Lokalverkehr seien sie hingegen ganz
ausgeschlossen. Im Allgemeinen sprechen gegen die Anlage
der Inselperrons folgende Momente. Die Anlage wird kost-
spielig, ja fast luxuriös, — eine Konzentrirung der Weichen
und Signalbedienung in wenig Hände ist erschwert, — die
Zerspaltung der Hauptfahrgeleise und der Geleise für den
Güterverkehr bringt Uebelstände mit sich, — eine konsequente
Gruppirung der Baulichkeiten ist unmöglich, eine Erweiterung
derselben sehr beschränkt, — die Anlage des Hauptgebäudes
hat Schwierigkeiten, — Querverbindungen mit Drehscheiben
lassen sich in ausgedehnter Weise nicht wohl hersteilen.
An den Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Diskussion,
in welcher namentlich Hr. Oberbaurath Morloek den An-
sichten des Vortragenden entgegentrat und behauptete, dass
sich über Zweckmässigkeit und Unzweckmässigkeit der Anlage
eines Inselbahnhofes immer nur in einem konkreten Falle ent-
scheiden lasse. Auf seinen Vorschlag wurde beschlossen, dass
von den Mitgliedern, die sich speziell für die Frage inter-
essiren, Projekte für ein bestimmtes Programm nach den bei-
den entgegengesetzten Systemen bearbeitet werden möchten,
und wird hierzu die Bahnhofs- Anlage für Hebertingen gewählt,
für welche Herr Baurath Schlier holz bereits ein ähnliches
Projekt ausgearbeitet hat.
2. Versammlung am 15. Februar; Vorsitzender Herr
Oberbaurath von Egle, anwesend 24 Mitglieder.
Auch von den Vereinen in Wien, Dresden und Mün-
chen ist die Nachricht eingegangen, dass keiner derselben
einen direkten Staatsbeitrag für Vereinszwecke erhält. Nach
Besprechung über mehre innere Verwaltungs- Angelegenheiten
des Vereins begann Hr. Oberbaurath Leins einen Vortrag
über arab i sch e B au den k m ale in Spanien, den er jedoch
nur bis zur Hälfte vollendete. Hr. Bauinspektor Köhler
zeigte ein kleines Muster von gnsseisernen Fensterrahmen mit
eigenthiimlichen luft- und wasserdichtem Verschluss vor, die
von Fabrikant Wolff in Knittlingen konstruirt werden. —
Hr. Architekt Kapff in Stuttgart wurde als Mitglied in den
Verein aufgenommen.
3. Versammlung am 7. März; Vorsitzender Hr. Ober-
Baurath von Egle, anwesend 20 Mitglieder.
Neben der Erledigung kleinerer Vereinsangelegenheiten
und einer Mittheilung des Hin. Professor Teich mann über
einen einfachen Beschlag für Thiiren, die nach zwei Seiten
aufgehen, wurde die Sitzung durch eine von Hrn. Professor
Sonne angeregte Besprechung über die Exameiibestiinmungen
für Architekten und Ingenieure ausgefüllt. Es kam hierbei
eine Trennung des Examens für Architekten und Ingenieure
zur Sprache und allgemein wurde es als wünsehenswerth an-
erkannt, dass zwischen die theoretischen Studien eine praktische
Thätigkeit thunlichst eingeschoben werde. — In den Verein
wurden die Hrn. Abtheiluugs- Ingenieure Mayer in Riedlingen
und Bügler in Scheer sowie Hr. Strassenbauinspektor Ströh-
len in Eli wangen als auswärtige Mitglieder aufgenommen.
4. Versammlung am 21. März: Vorsitzender Hr. Ober-
Baurath von Egle; anwesend 27 Mitglieder.
Hr. Baurath Binder machte Mittheilung über einen Un-
fall auf der Eisenbahnstrecke Geisslingen; Hr. Oberbaurath
Leins vollendete seinen Vortrag über arabische Baudenkmale
in Spanien, von dem ein gedrängter Auszug für spätere Ver-
öffentlichung zugesagt wird. — Als auswärtige Mitglieder wur-
den die Hrn. Hochbauinspektor Zeller in Möckmiikl und As-
sistent Eulenstein in Weikersheim aufgenommen.
5. Versammlung am 7. April; Vorsitzender Hr. Ober-
Baurath von Egle, anwesend 21 Mitglieder.
Infolge des Beschlusses der 1. Versammlung waren von
den Hrn. Professor Mohr, Baurath Schlierholz und Bau-In-
spektor B ossert im Ganzen 6 Entwürfe für die Bahnhofsanlage
in Hebertingen eingegangen, die zu einer lebhaften Diskussion
270
Veranlassung gaben. Da eine Einigung über die Grundfrage, j
ob das gewöhnliche oder das System der Inselbahnhöfe zweck
massiger sei, nicht herbeigeffihrt werden konnte, so wurde die
Angelegenheit einer Spezial körn inission zur sorgfältigen He- ,
ratliung übergeben. — 11 r. Bauinspektor Necker in Aalen
wurde als auswärtiges Mitglied aufgenommen.
G. Versammlung am 18. April; Vorsitzender Hr. Ober-
baurath von Egle, anwesend 19 Mitglieder.
Hr. Baurath Schlierholz hielt einen Vortrag über die
Errichtung von Gebäuden aus Beton. Es ist diese Bauweise
keineswegs neu; denn abgesehen von dem unverwüstlichen
Gussmauerwerk an römischen Bauwerken, ist sie in zahlreichen
Beispielen seit mehren Dezennien mit Erfolg zur Anwendung
gekommen. So in Frankreich und England zu Militärbauten,
jedoch meist ohne Bedachung aus Beton, während einige Ge-
bäude der Maschinenfabrik von Henschel & Sohn in Cassel,
ein vom Kreisbaurath lluland in München ausgeführtes Wär-
terhäuschen an der Isar u. a. m. glückliche Beispiele einer
durchgängigen Beton-Konstruktion zeigen. Für Oberschwaben,
das arm an natürlichen Bausteinen ist und wo auch nicht
immer gute Backsteine zu haben sind, während es reiche La-
ger von scharfem Sand und Kies, sowie vorzügliche Zement-
fabriken besitzt, empfiehlt sich diese Bauweise ganz besonders
und hat die Königliche Eisenbahn-Kommission daher beschlos-
sen, einen Versuch ihrer Anwendung zu machen. Auf der
Linie zwischen Ulm und Blaubeuren sollen 3 Wärterhäuser
von Beton errichtet werden und zwar, bei durchgängiger Her-
stellung des unterirdischen Mauerwerks von Roman -Zement —
ein Haus von Roman - Zement, ein solches von einem Gemisch
aus *4 Roman- uud (4 Portland - Zement und ein drittes aus
Portland - Zement. Demnächst wird man sorgfältige Beobach-
tungen nach folgenden Gesichtspunkten veranlassen.
1. Wie verhält sich der Beton sowohl mit Bezug auf
Volumen -Vergrösserung als auf dessen Schwinden (Vermin-
derung) ?
2. Wie gestaltet er sich nach seiner Erhärtung durch
die Einwirkung von Trockenheit, Nässe, Sonnenhitze und
Kälte?
3. Wie gegenüber der Temperatur -Veränderung in mi-
kroskopischer Beziehung und der Eigenschaft der Wärme-
leitung, und
4. gegenüber der Wirkung der Erschütterung durch
Bahnzüge?
Es sollen diese Gebäude nicht nur in ihren ganzen Um-
fassungen incl. des Daches, sondern auch in den Decken, der
Kellertreppe, den Kaminausmündungen etc. vollständig in
Beton und zwar nicht etwa aus einzelnen Betonquadern mit
Zementmörtel verbunden zusammengefügt, sondern in Kästen
und Formen gleich wie beim Pise-Bau, die Gewölbe über
Einschaalung in niederen, 5 bis S" starken Schichten nach
und nach als aus einem Gusse bestehend hergestellt werden.
Bis jetzt ist nur eines dieser Häuschen und zwar da^ in
einem Gemisch von Roman- und Portland -Zement ausgeführt.
Dasselbe ist 27' (Württemberg.) lang, 19,4' breit, aus Keller
und Erdgeschoss bestehend. Die Kellergewölbe haben eine
Stärke von S", die Umfassungen des Erdgeschosses eine
solche von 12" erhalten. Das Dach ist durch ein spitzbo-
giges Tonnengewölbe von in minimo 7" Stärke gebildet, im
Aeusseren jedoch geradlinig abgeschrägt und mit einer l'/i"
starken Schicht von reinem Portland-Zement abgedeckt. Das
Gebäude ist innerhalb 38 Arbeitstagen errichtet und hat
29S2 Fl. (135 Fl. weniger als ein gewöhnliches Haus dieser
Art) gekostet; bis jetzt hat sicli dasselbe vorzüglich bewährt.
Spätere Ausführungen werden sieb noch billiger stellen, weil
alsdann die Formen schon vorhanden und die Arbeiter einge-
iibt sind.
Hierauf hielt Hr. Ingenieur Wolf einen längeren Vortrag
über Abtritt- und Kloaken- Anlagen.
Endlich zeigt Hr. Baurath Schlier holz noch ein Modell
von gläsernen Lüftungsjalousien von Fabrikant Friedr. Ja-
cob i in Hessen - Homburg vor, welches sehr solid ist, festen
Schluss gewährt und, durch eine Feder regulirt, beliebig
gestellt werden kann. Die Charniere sind von Messiug, der
ganze Mechanismus sehr gut aber etwas theuer. — Die eiser-
nen Rahmen mit Stange und Charniertheilen ohne Glas und
Schloss werden berechnet, indem s/t der Höhe -j- Breite als
Gesammtlänge in Cent im. ausgedrückt und pr. Centim. 5 kr.
angesetzt werden. Ausserdem kostet der Verschluss mit Feder-
einrichtung 1 fl. 48 kr., Verschluss mit Triebschloss 4 fl. 30 kr.
Diese Lüftungsjalousien, wovon einfachere Modelle schon auf
der Londoner und Pariser Ausstellung zu sehen waren und in
Schulen und Spitälern häufig Anwendung finden, sollen auch
für die grössten Flügel ausführbar sein.
Herr Architekt Bittinger von Ulm wurde als auswär-
tiges Mitglied in den Verein aufgenommen.
7. Versammlung am 2. Mai; Vorsitzender: Oberbau-
rath \on Egle, anwesend 22 .Mitglieder.
Nachdem der Vorsitzende Mittheilungen über die in
Hamburg abzuhaltende diesjährige Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure, sowie über die in Stuttgart be-
vorstehende Zusammenkunft des Vereins mittelrheinischer
Bautechniker gemacht hatte, beschloss der Verein über die
Ordnung seiner Thätigkeit während der Sommermonate.
Die 8. (ausserordentliche) Versammlung am 9. Mai,
(Vorsitzender: Baurath Schlierholz, anwesend 27 Mitglie-
der) sowie die 9. Versammlung am 16. Mai (Vorsitzender:
Oberbaurath von Egle, anwesend 22 Mitglieder) wurden fast
ausschliesslich durch Diskussionen über das (in No. 20, S. 203
der D. Bztg. erwähnte) Projekt einer Gewerbehalle für Stutt-
gart in Anspruch genommen. Der Verein erklärte sich fast
mit Einstimmigkeit gegen den Plan , den schönsten Platz der
Stadt (den Alleenplatz) mit diesem Gebäude verbauen zu wol-
len; auch die Art und Weise der Ausführung — durch Be-
nutzung eines Theils vom letzten Pariser Ausstellun^spallast
— wurde scharf kritisirt. —
Vermischtes.
Vorschläge zu hydrographischen Ermittelungen.
Der letzte im vorigen Jahre zu Florenz versammelte in-
ternationale statistische Kongress hat unter anderen Vorschlä-
gen auch die Nothwendigkeif umfassender hydrographischer
Ermittelungen betont. Indem wir auf den in dem letzten Hefte
der Zeitschrift des Köuigl. Preuss. statistischen Bureau’s ent-
haltenen Bericht des Marquis Pareto, Abtheiluugs - Direktor
im Ministerium für Ackerbau, Industrie uud Handel in Florenz
verweisen, geben wir nachstehend nach derselben Quelle die
vom Kongress gefassten Beschlüsse.
1. Es ist nützlich, dass in jedem Staate die Hydrographie
seiner Gewässer erforscht und das Resultat veröffentlicht werde.
Gehört ein Gewässer mehren Staaten an, so setzen sich die
verschiedenen Regierungen zu gemeinsamer Untersuchung der
hydrographischen Verhältnisse in Beziehung.
2. Das hydrographische Studium eines Landes muss die
nützlichen und die schädlichen Gewässer umfassen; sowohl
diejenigen, welche bereits nützlich verwendet werden, als die-
jenigen, welche unverwerthet dem Meere zufliessen.
3. Die Gewässer sind nicht nur in Beziehung auf ihre
physische Beschaffenheit, sondern auch bezüglich ihrer hygiei-
nischen Verhältnisse, ihrer Verwendung für Handel, Industrie,
Landwirthschaft zu erforschen.
4. Es sind alle Wasser, sowohl die, welche im häuslichen
Gebrauch und in den Fabriken Verwendung finden, als auch
die mineralischen und medizinalen Wasser, endlich auch die
Abzugswasser in allen ihren Beziehungen zum menschlichen
Gebrauch zu erforschen.
5. Die Untersuchung muss die unterirdischen und die auf
der Erdoberfläche fliessenden Wasser, sowie die in Seen und
Teichen stagnirenden Wasser umfassen.
G. Die Untersuchung hat die topographischen und physi-
kalischen Eigenschaften der Gewässer und den Nutzen, welchen
die Menschen aus diesen Eigenschaften für Schiffahrt, für Be-
wässerungen uud für Gewinnung motorischer Kräfte ziehen
können, darzulegen. Dieser letztere Gesichtspunkt ist um so
mehr von Interesse, als die Befürchtung sich regt, dass in einer
näheren oder ferneren Zukunft die Steiukohle, in Folge von
Erschöpfung der Gruben, ausgehen dürfte.
7. Die Untersuchung hat ferner festznstellen , worin die
Nachtheile schädlicher Gewässer, sei es, dass sie in Bewegung
sind oder in Sümpfen stagniren, bestehen.
8. Der Kongress dringt darauf, dass bei statistischen hydro-
graphischen Arbeiten das metrische Dezimalmaass zur Anwen-
dung komme. —
Es würde ferner von grossem Interesse sein, die Quanti-
täten des zu häuslichen Zwecken verwendeten Wassers, den
durchschnittlichen Verbrauch auf jeden Einwohner und die
Quantitäten, welche zu kommunalen Zwecken zur Verwendung
kommen, in Erfahrung zu bringen.
Der Kongress erachtet ferner folgende Angaben für er-
forderlich: die Dimensionen der Flussbetten, das Volumen der
Gewässer und ihre Schnelligkeit, die Niveauverhältnisse, die
Temperatur verglichen mit der atmosphärischen Luft, die Be-
schaffenheit des Terrains, wo die Gewässer zu Tage treteu
und über welches sie sich weiter ergiessen, die Geschwindig-
keit und das Volumen der Wasserläufe, die Quantitäten der
Wassermasse, welche diese Wasserläufe innerhalb eines Jahres
und eines Monats abgeben, und mit Bezug hierauf die V asser-
menge in verschiedenen Jahreszeiten, endlich die Art und
Weise, in welcher die Gewässer für den Ackerbau und die
Industrie verwerthet werden.
Hierzu eine Beilage.
271
Von Hm. Baumeister Mölle in Minden erhielten wir
(durch ein Versehen in der Expedition leider sehr verspätet)
folgendes Schriftstück, das wir im Interesse der Unpartei-
lichkeit veröffentlichen :
„Persönliche Bemerkungen gegen Hrn. Krieg zu Lübeck
in Folge seines Aufsatzes „das Metermaass“ in No. 23 dieses
Blattes.
]. „Konservativ“ muss jeder Deutsche in so weit sein,
dass er das Gute, was wir haben, erkennt und vertheidigt,
und dass er seine Stimme erhebt, wenn man im Begriff' ist,
schlecht erwogener ausländischer Neuerung, Bewährtes und
Nationales aufzuopfern.
2. „Partikularer Egoismus“ würde es freilich sein, wenn
Lübeck oder ein anderer kleiner Finger am Bundeskörper,
den Anspruch machte, sein Maass zum Maass des norddeut-
schen Bundes zu erheben. Wenn aber der preussische Staat,
der Rumpf und das Haupt dieses Körpers etwa forderte, dass
die Glieder sich ihm fügen, so wäre das kein partikularer
Egoismuss, sondern die sachgemässe Ordnung der Dinge.
Es giebt ein lateinisches Sprüchwort, welches Unterschiede
solcher Art in recht plastischer Weise hervorhebt.“
Minden, den 6. Juni 1868. Mölle.
Wir werden ersucht auf die Thatsache hinzuweisen, dass
bei Besetzung der etatsmässigen Eisenbahnbaumeister-
Stellen in Preussen bereits die im Jahre 1862 geprüften Bau-
meister berücksichtigt werden, während ans den Jahrgängen
1858 — 59 — 60 und 61 noch 18 + 30 + 45 + 54=147 Bau-
meister übrig sind, welche dieselben Ansprüche auf Anstellung
zu haben glauben.
Die durch den Tod des Baumeisters Bernhard Köl-
scher erledigte Stelle eines Lehrers in der Kompositions-
Klasse des deutschen Gewerbe -Museums zu Berlin hat der
Baumeister Eduard Jacobsthal erhalten.
In Halle a. S. ist ein städtisches Wasserwerk errichtet
worden. Das Wasser wird aus einem mächtigen Kieslager
vor der Mündung der Elster in die Saale, 3A Stunden von
der Stadt, durch natürliche Filtration gewonnen.
Bauwissenschaftliche Litteratur.
April, Mai, Juni 1 868.
(Schluss.)
Promnitz, J., der praktische Zimmermann. Handbuch für Zimmer-
meister, Gesellen, Lehrlinge etc, 1. Heft. 8. Halle. 10 Sgr.
Kamee, D., l’architecture et la construction pratiques, mises ä la
portee des gens du monde, des eleves et de tous ceux qui veulent
faire bätir. 16°. Paris. 1 2/j Thlr.
Ranghiasci, B., dei palazzi muuicipale e Pretorio di Gubbio, illustra-
zione storico - artistica. 8°. Florenz.
Kaumer, C. von, Konstruktion, Leistungsfähigkeit und Reparatur der
Ziegelmaschine. 8°. Weimar. 12 Sgr.
Richardi, H., Schablonen zu ornamentalen Zimmerwerken, zur prakt.
Benutzung für Baumeister und Zimmermeister. 1. Reihenfolge in
4 Heften m. je 30 — 40 Schab]. Fol. Pr. Stargardt. ä Heft 1 Thlr.
Rondelet, J., Traite theorique et pratique de l’art de bätir. Supple-
ment par G. A. Blouet. (Neue Aufl.) 2 Bde. 4°. Paris.
Sammelmappe für Bau -Entwürfe ausgeführter Gebäude. Hrsg,
v. W. H. Behse. 6. — 8. Heft. Fol. Halle, ä >/, Thlr.
Schreiber, G., die Farben und das Malen kunstgewerblicher Zeich-
nungen. Aus dem Athenäum zeichnender Kunst zu Karlsruhe.
1. Heft. Mit 6 Taf. 4°. Carlsruhe. 1 Thlr. 12 Sgr.
Schubert, F. C., Entwürfe von Stallgebäuden. Fol. Halle. 2 Thlr.
Schwatlo, C., der innere Ausbau an Privat- und öffentlichen Ge-
bäuden. 5. Heft: Schlosserarbeiten an Thiiren und Thorwegen.
Fol. Halle. 1 Thlr.
Sonnet, H. , dictionnaire des mathematiques appliquees. 8. Theil.
8«. Paris. 3 Fr. 50 C.
Tuckermann, W. P,, das Odeum des Herodes Atticus und der Regilla
in Athen. Fol. Bonn. 2% Thlr.
Ueber den Bau und Betrieb der bayerischen Staatsbahnen und der
bayerischen Ostbahnen. 8". München. 3*/« Sgr.
Ungewitter, G. G. , Land- und Stadtkirchen. Eine Sammlung von
ausgeführten oder zur Ausführung bestimmten Entwürfen.
Hrsg, von E. Hillebrand. 6. Lfr. Fol. Glogau. l>/2 Thlr.
Wastler , J., die Farbe als dekorativer Schmuck. 2 Vorträge.
8°. Gratz. 10 Sgr.
Wiebe, F. K. H. , Skizzenbuch für den Ingenieur und Maschinen-
bauer. Heft 55. Fol. Berlin, ä 1 Thlr.
Wolf, A., landwirthschaftl. -industrielle Bräuhausanlagen, deren bil-
lige Anlage und Rekonstruirung. 8». Prag. 7 Sgr.
Zeichnungen über Wasser- und Strassenbau. 2. Curs. Brückenbau,
zu den Vorträgen des Baurath Sternberg. 5. Heft. Fol. Carls-
ruhe. 2 Thlr.
Konkurrenzen.
Mon at s - A uf ga b e n für den A rchitek ten -Verein
zu Berlin, zum 4. Juli 1868.
I. Ein Rosettenfenster von 12' Durchmesser, in farbiger
Verglasung, mit Maasswerk ans gebranntem Thon. Verlangt:
1 Ansicht, 1 Durchschnitt. Maasstab: */*« der natürlichen
Grösse.
II. Für eine 24' weite Schiffsschleuse, welche 12' Gefälle
hat, ist das untere Thorpaar zu entwerfen. Die Thore sind
von Eisen, mit Schützöffnungen zum Entleeren der Schleuse
und ohne Wendesäulen zu konstruiren. Maasstab: ‘/oo, die
Details in grösserem Maasstabe.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Eisenbahn - Baumeister B ehrend zu St.
Wendel zum Eisenbahn-Bau-Iuspektor, (es ist demselben die obere
Leitung des Baues der Elm-Gemündener Eisenbahn, mit dem Wohn-
sitze zu Schlüchtern, übertragen worden), — der Eisenbahn - Bau-
meister Böttcher zu Saarbrücken zum Eisenbahn - Bau - und Be-
triebs-Inspektor bei der Bergisch -Märkischen Eisenbahn zu Elber-
feld, — der Baumeister Schneider zu Magdeburg zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Bergisch -Märkischen Eisenbahn mit dem Wohn-
sitze zu Dortmund, — der Baumeister Vier egge zu St. Wendel
zum Eisenbahn - Baumeister bei der Saarbrücker Eisenbahn zu
Saarbrücken.
Am 20. Juni haben das Baumeister-Examen bestanden:
Leop. Theodor v. Nehus aus Altona, Jacob Kratz aus
Nettesheim.
Offene Stellen.
1. Für den Kreis Zell a. d. Mosel ist die Stelle eines Kom-
mun a 1 - B au m eis te rs zu besetzen. Näheres unter den Inseraten.
2. Ein Stadtbaumeister für Bochum in Westphalen wird
gesucht. Siehe ebenfalls im Inseratentheile.
3. Ein geprüfter Baumeister wird für Hamburg gesucht.
Näheres unter den Inseraten.
4. Im Regierungsbezirk Minden findet ein Baumeister, der
zunächst die spezielle Leitung des begonnenen Neubaues eines
Gerichtshauses in Bielefeld — gegen einen Diätensatz von
2 +3 Thlr. — zu übernehmen hätte, dauernde Beschäftigung bei
fiskalischen Bauausführungen. Meldungen sind an den Regierungs-
und Baurath Keller in Minden zu richten.
5 Ein Architekt wird auf zwei Monate gegen regl. Diäten
für Anschlags- Arbeiten etc. sofort gesucht. Es verbindet sich da-
mit die Aussicht auf 2,/a jährige Beschäftigung bei Leitung eines
grösseren Landbaues. Näheres beim Kreisbaumeister Schüler in
Kyritz.
6. Zur Leitung des Neubaues eines bedeutenden Magazinge-
bäudes in Elbing wird ein Baumeister gegen reglementsmässige
Diäten gesucht. Dauer der Beschäftigung 4 bis 5 Monate. Meldung
beim Kreisbaumeister Passarge in Elbing.
7. Zwei Bauführer sollen gegen reglementsmässige Diäten
bei Abrechnungsarbeiten für den Ostbahnhof Berlin engagirt werden.
Näheres im Bau-Biireau daselbst.
8. Ein junger Mann, der als Maurer praktisch gelernt hat
und einige Fertigkeit im Zeichnen und Veranschlagen von Gebäu-
den besitzt, findet sofort in einer grösseren Provinzialstadt gegen
eine monatliche Remuneration von 30 bis 40 Thlr. dauernde Be-
schäftigung. Meldungen in der Expedition dieser Zeitung. —
9. Ein im Hochbau erfahrener Baumeister resp. Bauführer
findet bei einem grossem Kasernenbau gegen 2 Thlr. re^p. \ '/t Thlr.
Diäten vom 15. Juli c. dauernde Beschäftigung. Zu melden bei
dem Garnison -Baumeister Saemann in Königsberg i. Pr., Sack-
heimer Hinterstrasse No. 26.
Vakant sind noch die in No. 25, alinea 2 und 10 ausgeschrie-
benen Stellen.
Brief- und Fragekasten.
lim. L. in Oldenburg. — In der von uns an die Mitglieder
des Reichstages vertheilten Zusammenstellung der in unserem Blatte
über die Freigebung der Baugewerbe und die Einführung des Me-
termaasses erschienenen Artikel waren in letzter Hinsicht selbstver-
ständlich die beiden sich entgegenstehenden Ansichten gleichmässig
berücksichtigt worden. Dass der Abgeordnete Hr. Dr. Beckerden
Gegnern des Metermaasses seine Sympathie gezollt hat, ist ohne
unser Zuthun geschehen.
Hrn. N. N- in Magdeburg. Wir haben die von Ihnen
gerügte Thatsache zwar unter „Vermischtes“ aufgenommen, konnten
jedoch auf den Abdruck Ihrer daran angeschlossenen Bemerkungen
nicht eingehen, da wir anonyme Beiträge prinzipiell nicht be-
rücksichtigen.
Hrn. v. F. in Grünberg. — Gute Modelle zu Tischler-
Arbeiten des inneren Ausbaues liefern eine Anzahl tüchtiger Tisch-
lermeister in Berlin, u. A. die Tischlerei des Baumeister Strauch,
Genthinerstrasse 3, Koch Prinzenstrasse 70, Schievelbein Span-
dauerstrasse 46.
Hrn. E. W. in Mühlhausen. Für Berlin besorgt die Lie-
ferung grösserer Taue fast ausschliesslich der Seiler Gust. Crah-
mer, Jerusalemerstr. 55.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren R. in Franfnrt a./M.,
K. in Hannover.
272
Xu r gefälligen Beachtung.
Bei dem bevorstehenden Beginn eines neuen Quartales ersuchen wir unsere verehrlichen auswär-
tigen Abonnenten um gefällige rechtzeitige Erneuerung des Abonnements bei den resp. Buchhandlungen und
Postanstalten, damit in der regelmässigen Zusendung des Blattes keine Unterbrechung eintritt. Unsern
Abonnenten in Berlin senden wir die Fortsetzung unverlangt weiter, falls nicht eine ausdrückliche Abbe-
stellung erfolgt ist.
Architekten-Yerein zu ßcrlin.
Hauptversammlung am Sonnabend den 27. Juni.
Tagesordnung :
1. Beurtheilung und Abstimmung über die Monats-Konkurrenzen.
2. Beschlussfassung über Erwerb eines neuen Vereins -Lokals.
Die eingegangenen Verbesserungsvorschläge resp. Pläne zum
neuen Vereins-Lokal sind ausgestellt, mit Ausnahme des Freitags
Nachmittag, wo sie der Berathung des Vorstandes unterliegen.
Am Schluss der Versammlung soll eine Anzahl von Werken
(darunter Hagen’s Wasser- uud Seebau, Architektonische Skizzen-
bücher etc.) aus dem Nachlasse des verstorbenen Baumeister Wust
zur Versteigerung kommen.
Die Programme zu den Monatskonkurrenzen
sind im Vereins -Lokale gegen Quittung in Empfang zu nehmen.
Auswärtigen Mitgliedern werden dieselben auf Wunsch zugesandt.
Architekten -Verein zu Berlin.
Der in der Haupt- Versammlung vom 6. Juni gefasste Beschluss
wegen Erwerb eines auf dem Knoblauchzehen Grundstücke neu zu
erbauenden Vereinslokals ist vom Vorstande auf Antrag einer
grossen Zahl von Mitgliedern sistirt worden und kommt Sonnabend
den 27. d. Mts. abermals zur Berathung. Um die Verhandlung in
dem schwülen Lokal abzukürzen, dabei jedoch eine gründliche Er-
örterung dieser für die ganze Zukunft des Architekten -Vereins hoch-
wichtigen Frage zu ermöglichen, erlauben sich mehrere Mitglieder
des Vereins, wie schon mehrfach bewährt, eine
Vorversammlung auf Freitag den 26. Juni er. Abends 9 Uhr
im Cafe Jost, Kommandantenstrasse 62
zu berufen und laden zu zahlreichem Besuche derselben ein.
Kommunal -Kreisbaumeistercttelle.
Für den Kreis Zell a. d. Mosel soll nach einem Beschlüsse
der Kreisvertretung ein Kommunalbaumeister mit einem festen jähr-
lichen Gehalte von 800 Thlrn. gegen vierteljährliche Kündigung an-
gestellt werden. Bei dem bald eintretenden Mangel eines andern
Baumeisters im Kreise bietet sich für den Betreffenden auch Aus-
sicht auf eine nicht unbedeutende Privatpraxis. Qualifizirte Re-
flektanten, welche bereits praktisch beschäftigt gewesen sind, wollen
sich bis spätestens zum 15. Juli d. J. unter Vorlegung ihrer At-
teste und Darstellung der bisherigen Beschäftigung bei dem Unter-
zeichneten melden.
Zell, den 17. Juni 1868.
Der Landrathsamtsverwalter
Knebel.
OlTene Baumeister- Stelle.
Zur Ausführung eines interessanten Kasernenbaues zu Lübeck
wird gegen 3 Thlr. Diäten ein geprüfter Baumeister gesucht. So-
fortiger Antritt erwünscht. Meldungen unter Beifügung von
Attesten und Angabe des Antritt-Termines bei der Garnison -Bau-
Direktion zu Schleswig.
Offene Stelle. Für eine Marmorwaaren-Fabrik wird ein
junger Mann gesucht, welcher zunächst zeichnen und der einfachen
Buchführung vorstehen kann. Bevorzugt wird derjenige, welcher
dieser Branche oder dem Baufach nicht ganz fremd ist. Bemittelten
Reflektanten ist gleichzeitig die Gelegenheit geboten, sich eine
sichere und lohnende Existenz zu gründen, wenn sie später Theil-
haber oder Besitzer des Geschäfts werden wollen, da der Eigen-
thümer ohne Kinder ist. Offerten unter Bezeichnung F. No. 3.
vermittelt das Annoncen-Bureau von Eugen Fort in Leipzig.
Heute wurde meine liebe Frau Laura, geb. Sabarth, von
einem kräftigen Mädchen glücklich entbunden.
Frankfurt a. O. , den 22. Juni 1868.
Schwedler,
Baumeister.
Am hiesigen Orte ist die Stelle eines Stadt - Baumeisters neu
zu besetzen. Dieselbe trägt 700 Thaler jährliches Fixum und ca.
100 Thaler Nebeneinkünfte. Ausserdem wird die Ausübung der
Privat-Praxis im Stadtbezirk, soweit die Amtsthätigkeit dadurch nicht
benachtheiligt wird, gestattet. Bewerber, welche das Königliche
oder Privat- Baumeister-Examen gemacht haben, wollen sich bei dem
Unterzeichneten bis 15. Juli a. c. melden.
Lauban, den 22. Mai 1868.
Der Stadtverordneten -Vorsteher
Rei mann.
Bekan ntmacliunjE.
Die Stelle des zweiten Stadtbaumeisters, mit welcher ein jähr-
liches Gehalt von 1000 Thlr. verbunden ist, wird zum 1. Oktober
d. J. vakant und soll zunächst kommissarisch mit sechsmonatlicher
Kündigung aufs Neue besetzt werden.
Qualifizirte Bewerber, welche die Staatsprüfung als Baumeister
absolvirt haben, werden hierdurch aufgefordert, ihre Meldungen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 15. Juli d. J. bei uns
einzureichen.
Danzig, den 18. Juni 1868.
Iler Magistrat
W i n ter.
Für einen Mascliinentecliniker
der auch Kenntnisse im Baufach besitzt und eine entsprechende
theoretische Bildung nach weisen kann, ist sofort eine angenehme
Stelle zu vergeben durch die Redaktion des „Praktischen Maschi-
nen-Konstrukteur in Frankenberg bei Chemnitz.
Baumeister - Gesuch.
Für den Bau eines grossen Kasernements zu Hamburg wird
ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr. Diäten gesucht. Anmel-
dungen mit Angabe des Termins zum Antritt sind unter Einsendung
von Attesten und Angabe selbst ausgeführter Bauten an die Gar-
nison-Bau-Direktion 9. Armee-Corps zu Schleswig zu
machen.
Offene Baumeister -Stelle.
Für die hiesige Stadt wird ein Stadtbaumeister gesucht. —
Gehalt 800 Thaler. — Meldungen nebst Zeugnissen sind an den
Unterzeichneten Magistrat zu richten.
Bochum in Westpfalen, den 15. Juni 1868.
Der Magistrat
Greve.
Ein junger Mann (Zimmerm.) der mit Veranschlagen, Zeichnen
und Bureauarbeiten vertraut ist, und hier schon längere Zeit, sowohl
im Bureau als auch praktisch gearbeitet hat, sucht eine Bureaustelle.
Gefällige Adressen sub W. R. 33 in der Expedition dieses Blattes
niederzulegen.
Ein praktisch und theoretisch tüchtiger Maurer, der bereits
längere Zeit im Bureau arbeitete, jetzt mit der Leitung eines Baues
beschäftigt ist und die besten Zeugnisse aufznweisen hat, sucht
eine Stelle. Offerten bittet man unter A. B. 25 in der Expedition
dieser Zeitung abzugeben.
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2. für öffentliche Anstalten und Hausgebrauch: Waschtische, Aufsätze, Konsolen, Büffets, Ofen- und Tisch-
platten, Badewannen, Badezellen, Bassins, Pissoirs, Laboratorien und Sezirtische, Wärmsteine, Butterformen, Brunnenbecken, Viehtröge
und Pferdekrippen aus Granit und Marmor.
3. für Bärten : Postamente für Blumenvaseu und Figuren, Blumenbänke und Tische aus Schiefer (namentlich für die Warm-
häuser), Schilder (Etiquetten), Beeteinfassungen.
4. für Ben erbet reibende und Fabrikanten: Ladentischplatten für Konditoren, Fleischer, Bäcker, Gerber, Restau-
rateure u. a. m.; Farbereibeplatten; Mörser für Apotheker und Küchen; Wasser- Reservoire, Gälir- und Quellbottige, Malztennen,
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Hie berechtigten Anforderungen an Schulgebäude steigern sich
in der Neuzeit in beträchtlichem Maasse. Insbesondere werden per
Schüler 8 — 10 Quadratfuss Raum bei einer Zimmerhöhe von 14 — -15'
beansprucht und sind dadurch solch grosse Räume zu schaffen, dass
deren Beheizung mit gewöhnlichen Zimmeröfen um so weniger aus-
reichend ist, da gleichzeitig auch die Anforderung auf eine ergie-
bige Ventilation durch Zuführung unverdorbener Aussenluft und
Abzug der verbrauchten Zimmerluft gestellt wird.
Bei diesen Anforderungen auf einen grossen Flächengehalt der
Schulräume, die sieh auch auf geräumige Korridore und breite
Treppen ausdehnen, wird es für die Bauherren der Schulgebäude
zur unabweislichen Pflicht, jede mögliche anderweite Platzerspar-
niss nicht ausser Acht zu lassen, und ist es zunächst der Platz, den
der Ofen und dessen Rayon der Strahlwärme einnimmt, der hierbei
eine Beachtung verdient, besonders wenn mit Rücksicht auf die
Grösse des Schullokales mehrere Oefen zur Aufstellung kommen
müssten.
Diese Platzersparniss ist nicht unbedeutend, denn es werden
bei Wegfall des Ofens doch stets 3 — 4 Plätze gewonnen und ausser-
dem der Nachtheil gehoben, der die zunächst sitzenden Schüler
durch die lästige Strahlwärme des Ofens trifft.
Hierzu kommt noch, dass bei den steigenden Holzpreisen die
Befeuerung mit Steinkohlen immer mehr und mehr Eingang findet,
wobei meistens gusseiserne Oefen verwendet werden, die wohl ein
rasches Anheizen gestatten, aber auch bei aller Sorgfalt eine un-
gleiche und unregelmässige Beheizung ergeben.
Die hie und da zur Aufnahme gekommenen Füllöfen gleichen
wohl die Unregelmässigkeit der Beheizung einigermaassen aus; ein
Forciren derselben ist aber bei stärkerer Kälte selten gegeben, und
wenn auch deren Bedienung erleichtert ist, da dieselben nur eine
ein- bis zweimalige Beschickung per Tag erfordern, so wird doch
dieser Vortheil zum Oeftern wieder in empfindlicher Weise aufge-
hoben, wenn ein solcher Ofen aus irgend einem Grunde nicht
brennen will; denn die Mühe und Verunreinigung durch Ausleerung
der Brennstoffe ist dann um so grösser und der zeitliche Wärme-
verlust kann dann nicht mehr nachgeholt werden.
Die Thonöfen, wenn auch solche zur Beschickung mit Kohlen
eingerichtet sind, absorbiren noch mehr Raum als eiserne Oefen,
wohingegen der Rayon von deren Strahlwärme geringer ist. Diese
Oefen verlangen aber eine lange Anheizung, so dass meistens bei
Beginn der Schulzeit der Saal noch nicht durchwärmt und bei Be-
endigung der Schulzeit überflüssige Wärme vorhanden ist.
Diesen verschiedenen Misständen zu begegnen, hat gleichzeitig
mit dem Erstreben, eine Ersparniss an Brennmaterial zu erzielen,
zur Anlage von Zentralheizungen gedrängt, zu solchen Heizungen,
bei denen ein einziger Wärmeapparat möglichst viele einzelne Räume
beheizt und wobei der Apparat nicht selbst in den zu beheizenden
Räumen steht.
In natürlicher Weise begann mit dem Auftreten des Verlan-
gens nach Zentralheizungen auch der Kampf zwischen den vernehm-
lichsten Systemen derselben, der Luft- und Wasserheizung.
Die Luftheizung litt längst unter dem Nachtheil vielfach ver-
fehlter einzelner Anlagen, sie litt aber auch nicht minder durch
den Vorwurf der Trockenheit, und die Konkurrenz versäumte nicht,
derselben auch den Vorwurf der Feuergefährlichkeit entgegen zu
schleudern.
Der Wasserheizung standen und stehen heute noch entgegen:
die grossen Kosten der Anlage, die Sorgfalt und Uebung bei der
Bedienung und Unterhaltung, bei der temporären Beheizung der
! Schulen auch der Umstand, dass zur Verhütung des Einfrierens
entweder unnützer Weise fortgefeuert oder die Röhren abgelassen
werden müssen, welch Letzteres wieder das Einfüllen der Röhren
im Gefolge hat — eine Arbeit, welche durch die grosse Sorgfalt er-
schwert ist, die obwalten muss, um Explosionen zu verhüten.
Ausserdem besteht bei der gewöhnlichen Wasserheizung der
1 Mangel an Zuführung von frischer Luft, und da es äusserst schwierig
I *st, die mit Gittern gedeckten Wand- und Bodenkanäle, in denen
| sich die Röhren befinden, staubfrei zu halten und zu vermeiden,
dass sich in diesen Kanälen Ungeziefer einnistet, das bei der steten
Wärme förmliche Brutöfen findet, so könnte man der Wasserheizung
auch noch den Vorwurf der Unreinlichkeit zuweisen.
Das Bekämpfen der der Luftheizung gemachten Vorwürfe müsste
auch gleiches Verfahren gegen diejenigen der Wasserheizung im
Gefolge haben, wenn hier nicht zu berücksichtigen wäre, dass das
ausschliessliche Befassen mit der Erstellung von Luftheizungen
davon entbindet, für die konkurrirenden Systeme einzutreten.
Es ist wahr, es wurden Luftheizungen ausgeführt, die in ihrer
Ueberfülle von Fehlern Staunen erregend sind, denn es fehlte bei
deren Anlage theils das richtige Verständniss, das auf Praxis ge-
gründet sein muss und in der Theorie nur wenig Anhaltspunkte
findet, theils war es nicht vergönnt, die entsprechenden Apparate
zu schaffen.
Wohl scheint hier die Frage am Platze, warum, wenn man
der Vorzüge der Luftheizung gewiss war, nicht schon früher Ge-
schäfte gegründet wurden, die sich ausschliesslich mit der Einrich-
tung von Luftheizungen befassen.
Erinnern wir uns aber der vorhandenen Verkehrsmittel vor
Entstehung der Eisenbahnen, fragen wir uns nun, wieviel ein Ap-
parat von 80 und mehr Zentnern durch die Achsfracht für einen
Weg von 50 — 100 Meilen vertheuert worden wäre, und erinnern
wir uns ebenso, dass der Eisenbahnbau vornehmlich die Holzpreise
vertheuerte, dass aber auch durch denselben die Kohlenfeuerung
allgemeiner wurde, indem deren Transport sich erleichterte, und
dass eben durch die verbesserten Verkehrsmittel es erst möglich
wurde, die bereits ausgeführten Anlagen aufzusuchen und an den-
selben das richtige Verständniss zu schöpfen — und die Antwort
wird klar darlegen, dass erst nach Entstehung der Eisenbahnen es
möglich und gegeben war, solche Etablissements zu gründen und
für dieselben auch den Markt in weiten Umkreisen zu suchen.
Aber auch bei gelungenen Luftheizungen und gleichviel ob die
Wärmeapparate von Eisen oder Thon hergestellt waren, trat das
Vorurtheil mit dem Hauptvor würfe der Trockenheit der Luft auf;
vergeblich aber fragen wir uns: weshalb muss denn jeder Ofen, der
ausserhalb der zu beheizenden Räume steht, deren Luft aus-
trocknen ?
Wir fragen, jeder Ofen? dehnen diese Frage aber auch auf
dessen Anwendung aus, denn steigen wir in die Heizkammer, so
finden wir einestheils einen glühenden und mit Staub bedeckten
Ofen, auderntheils scheinen die Luftzuführungskanäle besonders dazu
angelegt, der Heizkammer eine recht staubige Luft zuzuführen.
Verkohlen nun die Staubtheilchen (Glühhitze), werden dieselben in
die zu beheizenden Räume durch den starken Luftstrom eingeführt
und eingeathmet, so saugen dieselben, vermöge der natürlichen
Eigenschaft der Kohle, die Feuchtigkeit der Athmungsorgane auf
und erzeugen in denselben ein Kratzen und Husten, welcher Husten
aber nicht aus der Lunge, sondern von dem Reiz auf den Kehl-
kopf kommt.
Dass die in der Luft schwebenden Kohlentheilchen auch ver-
mögend sind, die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit bis zu einem
gewissen Grade zu binden, kann bei einer solchen verfehlten An-
lage nicht abgeleugnet werden ; aber anzunehmen, dass selbst Möbel
und Böden dadurch zerspringen, ist zu weit gegangen, denn es
muss hierbei auch in Betracht gezogen werden, dass es sich in ge-
genwärtiger Zeit nicht mehr lohnt, Holz Jahrzehnte lang zum Ge-
brauche aufzuspeichern und auszutrocknen, und ebenso, dass Wär-
meleitungen so irrig angelegt werden können, dass dieselben mit
Holzwerk direkt in Berührung sind und dasselbe in Bewegung
bringen.
Dass eine in der Heizkammer oder in den Wärmeleitungen ange-
brachte Wasserverdampfung die Misstände des Glühendwerdens des
fehlerhaft gebauten Ofens, der Staubzufuhr und Verkohlung und
der fehlerhaften Kanalanlage nicht heben kann, muss gewiss zuge-
geben werden.
Endlich müssen die Umfassungen der Heizkammer und Wärme-
kanäle die Feuchtigkeit der durchströmenden Luft aufsaugen, dem
aber sofort der Satz entgegensteht, dass es im Gegentheil die durch-
strömende erwärmende Luft ist, die die Feuchtigkeit aus den Um-
fassungen an sich zieht und mit in die Räume einführt.
Die Thatsache, dass das kalt und mit einem gewissen Grade
von Feuchtigkeit in die Heizkammer einströmende Luftquantum
durch die Erwärmung vergrössert und somit der Feuchtigkeitsgrad
verringert wird, könnte der einzige Umstand sein, aus dem sieb
ein Vorwurf der Trockenheit folgern Hesse; dieser Vorwurf muss
aber äusserst sorgfältig ausgebildet werden, denn auch er steht auf
schwachen Füssen.
Zunächst wird bei jeder Art von Heizung, mag der Wärme-
apparat in den zu beheizenden Räumen selbst oder ausserhalb der-
selben stehen, das Luftquantum ausgedehnt; speziell bei der Luft-
heizung wird aber niemals ein zu bewohnender Raum auf den
gleichen Grad geheizt, mit dem die erwärmte Luft in denselben
strömt, es wird deshalb auch die in der Heizkammer erwärmte, also
auch ausgedehnte Luft sich wieder verdichten und einen grösseren
Feuchtigkeitsgehalt repräsentiren.
Was dann noch als Differenz verbleibt, gleicht eine in der
Heizkammer anzubringende Wasserverdampfung zum Ueberfiusse aus.
Nur der Vollständigkeit halber muss hier noch eingeschaltet
werden, dass die Austrocknung durch Luftbewegung nicht in das
Kapitel von der Beheizung, sondern in das von der Ventilation
gehört.
Zu der künstlichen Wasserverdampfung angelangt, wirft sich
zunächst die Frage auf, ob dieselbe in allen Fällen gestattet ist,
und sollte man sich, da solche an und für sich nicht schädlich ist,
auch deren Anlage — ein einfaches Wasserreservoir mit einer Rinne
oder Schaale in Verbindung — nicht kostspielig und deren Besitz bei
dem herrschenden Vorurtheil eine Beruhigung ist, fast für die un-
bedingte Bejahung dieser Frage erklären.
Wir sagen, die Wasserverdampfung ist nicht schädlich; sie ist
an und für sich nicht schädlich, dies schliesst aber nicht aus, dass
ausserhalb der Heizung liegende Umstände dazu treten können, die
es mindestens wünschenswert!) machen, die Wasserverdampfung
auszulassen. So bei feuchter Witterung, bei neuen und nassen Ge-
bäuden und wenn viele Menschen auf längere Zeit in einem Raume
beisammen sind.
Dies Letztere ist bei Schulen der Fall, denn die Transpiration
und Respiration der Schulen füllt die Luft mit mehr als zulässiger
Feuchtigkeit und die Ausdünstungen der vielfach feuchten und unge-
lüfteten Kleider tritt zu allem Ueberfiusse noch dazu. Es wird aus
diesen Gründen auch zum Oeftern verlangt, bei Schulen jede künst-
liche Wasserverdampfung ausfallen zu lassen.
Dass durch die Kaltluft-Zuführungskanäle nicht Staub in die
Heizkammer gelangen darf, ist bereits gesagt; es muss aber auch
ein Glühendwerden des Wärmeapparates vermieden werden, dies
Letztere sowohl durch die Konstruktion des Apparates, als auch
durch dessen richtige Anwendung.
Was die Konstruktion des Apparates anbelangt, so ist unter
Anderem darauf zu sehen, dass die im Feuerheerd erzeugte Wärme
sich über den ganzen Apparat vertheilen kann und dass der kalt
zuströmenden Aussenluft auch ermöglicht ist, alle Theile des Appa-
rates zu bestreichen.
Die Ausnützung des Brennmaterials und die Möglichkeit des raschen
Anheizens verlangen als Material zum Baue der Apparate die An-
wendung von Eisen; dieses wird aber stets glühend an den Stellen,
an welche das Feuer direkt herantritt, hier besonders der Feuer-
heerd, der deshalb mit feuerfesten Steinen auszukleiden ist.
Die Heizfläche muss der Rostfläche entsprechend sein, und ergibt
sich hier als das günstigste Verhältnis 1 zu 100.
Bei der richtigen Anwendung eines Wärmeapparates ist der
zu beheizende Kubus nicht allein maassgebend, die Abkühlungs-
flächen der Mauern, Fenster und Thiiren, des Bodens und der
Decke sind zu verschieden und fallen zu sehr ins Gewicht.
Die Erfahrung giebt hierbei das Nüthige an die Hand, und ist der
Wärmeaufwand bei einem Gebäude festgestellt, so ergibt sich auch
das zum Ersätze des Wärmeverlustes benöthigte Brennmaterial,
dessen Verbrennung dann den Rost bedingt, der wieder die fest-
stehende Heizfläche mit sich bringt.
Es verbleibt nun noch, den Vorwurf der Feuersgefahr näher
zu betrachten.
Spriichwörtlich ist: wo Rauch, da Feuer, und unbedingt schliesst
sich an: wo Feuer, da Gefahr. Die Feuersgefahr wird in einem
Gebäude je mehr verringert, je weniger Feuerstellen angebracht
werden, und reduzirt ja eine Zentralheizung diese Feuerstellen.
Ist bei der Aufstellung eines Luftheizungsofens dem gesunden
Menschenverstand Spielraum gelassen, werden die Kamine nach
Anleitung der feuerpolizeilichen Vorschriften angelegt und bleiben
leicht entzündliche Gegenstände ausserhalb des Bereiches der Hei-
zungsanlage, so ist ein Luftheizungsapparat nicht feuergefährlicher,
als ein Heiss- oder Warmwasser- Ofen, oder mit wenigen Worten,
ist der Eine so wenig feuergefährlich als wie der Andere.
Zur vernünftigen Aufstellung des Wärmeapparates ist auch die
Anlage der Wärmeleitung zu rechnen; denn wenn auch in den
Röhren nur warme Luft und keine Feuerluft oder Rauch strömt, so
müssen dieselben doch so angelegt sein, dass sie mit Holzwerk
nicht in Berührung kommen, um, wie bereits beregt, das Austrock-
nen und Bewegen des Holzes zu vermeiden.
Luft- und Wasserheizungen stehen sich also hinsichtlich der
Feuersgefahr vollständig gleich und in sanitätlicher Beziehung steht
auch die erstere der letzteren nicht nach, dagegen in der Höhe der
Anlagekosten, denn hier nimmt die Wasserheizung den ersten
Rang ein.
Die hohen Kosten schon einer einfachen Wasserheizung sind
bekannt und steigern sich diese Kosten noch mehr, wenn zur An-
wendung von Spiralen, an denen sich frische Aussenluft erwärmt,
übergegangen werden muss, um eine naturgemässe Verbindung der
Heizung mit der Ventilation herzustellen, eine Verbindung, die bei
der gewöhnlichen Wasserheizung fehlt.
Die Ventilation der Schulen ist aber unbedingt erforderlich,
und zwar durch Zuführung frischer Luft und Abzug der verbrauch-
ten Luft. Die Luft in Schulen wird durch Ausathmung und Aus-
dünstung verdorben, aber ein Minimum oder Maximum hierfür fest-
zustellen, ist unthunlich.
Nicht einmal die Zahl der Schüler gibt eine feste Basis ab,
denn wenn auch ein Schullokal bei dessen Erbauung auf eine ge-
wisse Anzahl Schüler berechnet wird, so zeigt sich doch bei der
Benutzung eine Abweichung. Da nun aber doch irgend eine Basis
angenommen werden muss, so dient hierzu eine bestimmte Zahl von
Schülern und werden dann per Stunde und Kopf circa 15 — 30 Kubik-
Meter frische Luft angenommen.
Dieser weite Spielraum muss gestattet sein und müssen eben
die Querschnitte der Ventilationsschläuche möglichst gross angelegt
werden.
In epidemischen Zeiten werden andere Anforderungen an die
Ventilation gestellt werden, als in normalen Zeiten; für Schüler,
die mit regendurchnässten Kleidern in die Schule kommen, wird
eine höhere Ventilation verlangt werden, als bei trockener Kleidung;
die Nahrung, das körperliche Wohlbefinden, Alles alterirt das Be-
dürfnis der Ventilation.
Die Aufstellung einer bewegenden Kraft zur Treibung von
Ventilatoren lässt wohl auch diese Klippe der Ventilation umgehen,
aber wo diese bewegende Kraft bei Schulen hernehmen?
Die Dampfmaschine wird zu theuer, Wasserkraft zu entfernt
sein, die Kraft der Hand ist vom guten Willen abhängig und das
Anbringen eines windmühlenartigen Getriebes ist ein grosser Luxus,
da, wenn das Getriebe durch eine starke Luftströmung in Bewe-
gung gesetzt wird, eben diese Luftströmung, die durch Mauern,
durch Fenster- und Thürritzen dringt, auch einen guten Theil der
Ventilation übernehmen wird.
Im Sommer ergibt sich immer das Aushülfsmittel des OefFnens
der Fenster, im Winter ist es das Natürlichste, die Ventilation mit
der Heizung zu verbinden.
Durch einen Kanal wird von Aussen frische Luft nach der
Heizkammer geleitet, die Luft erwärmt sich allda am Apparat, steigt
in den Wärmeleitungen in die Höhe und strömt in die Lokale ein.
Auch wenn keine Ansprüche an eine Ventilation" erhoben
werden, so muss es doch Grundsatz sein, mehr ein grosses Quantum
massig erwärmter Luft, als ein kleines Quantum grosser Hitze ein-
strömen zu lassen; sich auf den Satz zu stützen, dass wenn auch
der Querschnitt der Wärmeleitungen klein, die durch die grössere
Hitze verstärkte Strömung der Luft doch das erforderliche Luft-
quantum in der gegebenen Zeit zuführen lässt, ist falsch.
Die frische Aussenluft ohne Erwärmung in die Lokale einzu-
führen, ist nicht räthlich, denn der Eine oder der Andere der im
Lokale Befindlichen wird von dem Kaltluftstrom getroffen und
leidet dann darunter.
So einfach als die Zuleitung der frischen Luft, ist auch die
Ableitung der verbrauchten Luft, entweder nach oben in den
Dachraum oder über’s Dach, oder nach unten durch Rückzug nach
dem Roste des Feuerheerdes des Wärmeapparates, in welch letzte-
rem Falle dann das Ranchkamin als Hauptableitung dient.
Schwankend ist die Frage: sollen die Abzugsöffnungen an der
Decke oder am Boden angebracht werden? und statt sich für das
Eine oder das Andere unbedingt zu entscheiden, ist es am dien-
lichsten, oben und unten Oeffnungen zu lassen, um entweder über-
flüssige Wärme oder die verdorbene, durch die Kohlensäure schwere
Luft ablassen zu können.
Da, wie bereits beregt, der kubische Inhalt der zu heizenden
Räume nicht allein die Mächtigkeit des Wärmeapparates bedingt,
da der wichtigste Faktor bei dieser Berechnung der Wärmeverlust
ist, so ermöglicht sich auch nicht, eine feste Notirung der Apparate
für einen gewissen Kubus festzustellen, und ziehen -wir die kosten-
freie und spezielle Ausarbeitung und Veranschlagung auf Grund
der betreffenden uns gefälligst mitzutheilenden Baupläne vor.
In gleicher Weise wie für Schulen eignet sich die Luftheizung
bei rationeller Anlage für Wohnhäuser, Kollegien, Seminarien, In-
stitute, Heil-, Pflege- und Strafanstalten, für Kirchen, Theater,
Sammlungen, Bahnhöfe, Gesellschaftsräume etc., während in Mieths-
wohnungen und Kasernen, mit Rücksicht auf deren Benutzung, sich
diese Heizmethode, wie im Allgemeinen die Zentralheizung, noch
nicht als praktisch erwiesen hat.
Unsere Heizeinrichtungen erfreuen sich der allseitigsten Aner-
kennung und sind bereits theils ausgeführt, theils in Ausführung
in: Berlin, München, Stuttgart, Darmstadt, Weimar, Frankfurt a. M.,
Magdeburg, Barmen, Neuss, Augsburg, Nürnberg, Fürth, Regens-
burg, Esslingen, Heilbronn, Biberach, Erfurt, Hanau, Baden-Baden,
Offenbach, Constanz. Weinheim etc.
Mainz, 1868.
Mechmann <S‘
215 —
ItekannlnaareiiiiiiK.
Der Ausschuss für Errichtung eines Kunsthauses zu Kassel
ladet hiermit die Herren Architekten zur Einlieferang von Plänen
zu dem genannten Hause mit dem Bemerken ein, dass das Programm
den Herren Bewerbern auf baldgefälliges, schriftliches Verlangen
vom Unterzeichneten übersendet werden und der Einlieferung der
Entwürfe bis zum 15. Juli d. J. entgegengesehen wird. Der best-
befundene Entwurf wird mit 20 Friedrichsd'or prämiirt werden.
Kassel, am 12. Mai 1868. Für den Ausschuss
Dr. Renner, Rechtsanwalt.
Zu einem grossen Werkstättengebäude auf dem Bahnhofe der
Niederschlesisch-Märkischen Bahn in Berlin sollen die Zimmerar-
beiten im Betrage von circa 18000 Thlr. in zwei Loosen auf dem
Submissionswege vergeben werden. Die Zeichnungen und Bedin-
gungen können auf meinem Biireau eingesehen werden.
Die Offelten sind nach Abgebot in Prozenten der Anschlags-
summe zu machen und mit der Aufschrift „Offerte auf Zimmerar-
beit zum Werkstattgebäude“ versehen bis zur Terminsstunde :
Sonnabend, den 23. Mai er. 11 Uhr Morgens
in meinem Bureau Koppenstrasse 6 u. 7. einzureichen, wo die Er-
öffnung in Gegenwart der etwa erschienenen Unternehmer gesche-
hen wird.
Berlin, den 8. Mai 1863.
Der Eisenbahn -Bauinspektor
i. V.
Goering.
Die Baugewerkschule zu Holzminden a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Stein hau er, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter-Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts -Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchten 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
<«. ilaaruiann.
Eine noch brauchbare Lokomobile und Kreiselpumpe, von
Sclnvartzkopf in Berlin, zu Flussregulirungen geliefert, sind zu ver-
kaufen. Nähere Auskunft giebt der Baumeister Gerlhoff zu
Osterburg in der Altmark.
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Jahrgang II.
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Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2'/j .Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postaustalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 3. Juli 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Entwickelung u. die Geschichte des Tunnelbaues. — Die
Organisation des Bauwesens in Deutschland und der Ausbildungsgang d.
deutsch. Bautechniker. XII. Das Grossherzogthum Hessen. — Mallet’s
gebuckelte Platten. — Liernur’s Städtereinigungssystem. — Feuille-
ton: DielX.Versamml. d. Vereins mittelrhein. Bautechniker. — Korre-
spondenzen: St. Petersburg, d. 12./24. Juni 1868. — Mittheil ungen
ausVereinen: Architekten-Vereinz. Berlin. — D. neue Statut d. Archi-
tekten-Vereins z. Berlin. — Ve r m i sc h tes : D. engl. Zivil-Ingenieure. —
D. Indo-Europäische Telegraphen-Linie. — - O. Hübner’s statist. Tafel. —
Umfang d. Sandstein-Fabrikation i. R.-Bez. Coblenz. — AusderFach-
litteratur: D. Dom z. Köln., v. Fr. Schmitz. — Konkurrenzen:
Preisertheil. für einen Hochaltar d. Marienkirche z. Reutlingen u. f. drei
Hochaltäre in der Kathedrale zu Herzogenbusch. — Preisausschreiben
der Museums- Gesellschaft in Stuttgart. — Monats - Aufgaben für
den Architekten -Verein zu Berlin. — Personal - Nachrich-
ten etc.
Die Entnickelung und die Geschichte des Tunnelbaues.
(Vortrag gehalten im Architekten
Der Tunnelbau ist ursprünglich ein allgemeiner Theil
der Bergbaukunde, nimmt jedoch jetzt, da er so viele ein-
zelne Zweige der Bautechnik in sich begreift, welche alle
auf das Engste mit einander in Verbindung gebracht wer-
den müssen, einen selbstständigen Rang im Bauwesen
ein. —
Das Wort „Tunnel“, aus dem Englischen stammend,
heisst wörtlich übersetzt „Röhre“ und scheint, aus dieser
Bezeichnung hervorgegangen, bei dem unter der Themse
hindurch geführten Bau, dem Themse Tunnel, zuerst ange-
wandt worden zu sein. — Wir haben dies Wort unserer
Sprache vollständig einverleibt und zwar wohl deshalb,
weil uns diese Bauten von England aus zuerst in ihrer
Grossartigkeit bekannt geworden sind; wir würden auch,
wollten wir dasselbe durch ein deutsches Wort ersetzen,
keine ebenso kurze und passende Bezeichnung finden.
Der Franzose hat dafür „Souterrain“ gewählt, was jeden-
falls den Gegenstand richtig bezeichnet.
Der Tunnel, ein unterirdischer Gang, unterirdisches
Bauwerk, hat in der Regel den Zweck, zwei durch einen
Bergrücken getrennte Wege mit einander zu verbinden. —
Die Anwendung desselben findet nicht allein statt, um
einem derartigen Kommunikationsmittel die geradeste und
kürzeste Richtung zu gehen, sondern viel häufiger, um
günstigere und oft bestimmte Steigungsverhältnisse für
dasselbe zu erlangen. Wir finden desshalb die meiste
Anwendung der Tunnel bei Wasserleitungen, Schiffahrts-
kanälen und Eisenbahnen, wo die Krümmungs- und Stei-
gungsverhältnisse zwischen viel beschränkteren Grenzen
variiren als bei Strassen. — Für die Wasserstrassen hat
die Natur selbst hei einigen Flüssen, z. B. der Rhone
(. perd du Rhone ) gezeigt, dass es möglich ist, dieselben
unterirdisch zu führen. —
Den Gedanken, derartige Bauten auszuführen, hatte
man schon in den frühesten Zeiten und ist der Tunnel-
bau durchaus nicht neueren Ursprunges. —
Wenn wir von dem Bergbau der Phönizier, Griechen,
Aegypter u. s. w. absehen, weil die hier vorkommenden
Bauten wegen ihrer geringen Querschnitt -Dimensionen
nicht hierhin zu rechnen sind, so finden wir die ersten
eigentlichen I unnel-Bauten im 6. und 7. Jahrhundert vor
Christi Geburt und zwar hei den Babyloniern und Grie-
chen. Erstere erbauten — angeblich unter Nebukadnezar —
einen Gang von 500' Länge, 15' Breite und 6' Höhe unter
dem Euphrat hindurch, um zwei königliche Paläste mit
einander zu verbinden, und letztere führten hei Cumä eine
Strasse mittelst eines unterirdischen Ganges durch den
Berg. Vom Bestehen des ersteren Ganges wissen wir
nichts mehr, dagegen wird der letzterwähnte jetzt noch
als Grotta di Sibylla gezeigt: der grössere Theil dessel-
und Ingenieur- Verein zu Cassel.)
ben ist nämlich hei einer Belagerung Cumäs verschüttet
worden. —
Ein grösserer Bau dieser Art ist der unter Kaiser
Vespasian auf der Hauptstrasse nach Ariminum in den
Appenninen ausgeführte; die erwähnte Strasse, Via Fla-
minia , wurde unter Augustus und später unter Vespasian
der Art verbessert, dass die grossen Steigungen und star-
ken Biegungen vermieden und im Jahre 79 nach Christi
Geburt ein 1000 Fuss langer Felsen durchbrochen wurde.
— Dieser Durchbruch, von dem Bergier schreibt, dass er
wie eine Voute continuelle , (ununterbrochenes Gewölbe) ge-
bildet war, führte den Namen Petra pertusa; er befindet
sich in der jetzigen unweit Fossombrone unter dem Na-
men il Purlo bekannten Gegend. — So erzählt auch Se-
neca, dass er sich vor Neapel durch eine Grotte habe
tragen lassen, welche künstlich in den Berg gehauen war;
in welche Zeitepoche dieses Werk fällt, ist nicht bekannt,
obgleich viele Sagen darüber existiren. — Diese vorer-
wähnten Bauten sind im festen geschlossenen Gebirge, im
Felsen ausgeführt worden. — Die Cloaca maxima der Rö-
mer ist wohl wegen der zum Theil oberirdischen Bauaus-
führung kaum hierher zu rechnen.
Solche Bauten konnten in damaligen Zeiten nur durch
den mächtigen Willen eines Einzelnen hervorgerufen wer-
den, und war die Ausführung derselben auch nur bei den
vorerwähnten, in der Kultur so weit vorgeschrittenen
Völkern möglich. — Die folgenden beinahe 1700 Jahre
liefern uns, wenn wir von den unterirdischen Gängen der
Klöster und Burgen absehen, kein Beispiel derartiger
Bauten. — Erst als die Volksinteressen zur Geltung kamen
und das zum grossen Theil todtliegende Kapital für das
Gemeinwohl flüssig gemacht wurde, richtete man auch
sein Augenmerk auf die bis dahin gänzlich vernachlässig-
ten Verkehrswege. — Es scheint fast unglaublich, dass
seit der Zeit der Römerherrschaft bis zum vorigen Jahr-
hundert die Land- und Wasserwege jeder Beachtung ent-
zogen waren. Die nun anzulegenden Strassen hatten nicht
mehr wie die Römerstrassen den Zweck , die Gegend zu
beherrschen, sondern sollten die leichteste Weise darbieten,
grosse Lasten zu transportiren. — Dadurch wurde die
Lage derselben eine andere und Bergdurchstiche zur Um-
gehung grösserer Steigungen im Gebirge bald nothwendig.
Wir finden den ersten unterirdischen Bau wieder im Jahre
1707 bei der Gotthardstrasse im Urner Loch ausgeführt.
Derselbe war ursprünglich 240' lang, 8 bis 9' hoch und
7 bis 8' breit, wurde jedoch später erweitert. Die im
Anfang dieses Jahrhunderts über die Schweizer Hochalpen,
den Gotthard, Simplon, das Stilfser Joch etc. geführten
Strassen haben ebenfalls derartige unterirdische Bauten
und zwar schon von ganz ansehnlichen Dimensionen.
276
Der erste bedeutendere Bau dieser Art, dessen Gross-
artigkeit freilich durch den Gedanken abgeschwächt wird,
dass ein ähnlicher Bau, wenn auch mit geringerem Quer-
schnitt schon ca. 2400 Jahre früher ausgeführt wurde, ist
der unter der Themse hindurchgeführte Bau, der Themse-
Tunnel. Derselbe, aus dem Bedürfniss hervorgegangen,
London mit den auf der anderen Seite der Themse lie-
genden Ortschaften auf eine andere Art, als durch die
der Schiftährt hinderlichen Brücken zu verbinden, wurde
zuerst im Projekt 1799 von Dodd aufgefasst, jedoch als-
bald wieder als unausführbar niedergelegt. — Von einer
Gesellschaft „ Thames Braiway Company “ wurde der Plan
1802 wieder aufgenommen und durch einen Bergmann
Namens Vesay ein 75' tiefer Schacht abgeteuft, von wel-
chem ein 394' langer Stollen unter der Themse aufge-
fahren und später durch einen anderen Baumeister 952'
weiter vorgetrieben wurde. Derselbe wurde ganz berg-
männisch ahgebaut und wie der Bergmann sagt, verpfählt
(mit Bohlen verkleidet); 1808 im Januar brach das Wasser
durch, man verstopfte den Durchbruch und pumpte das
Wasser aus — jedoch wiederholte sich derselbe und so wurde
man schliesslich wegen mangelnder Gelder genöthigt, das
Unternehmen im Jahr 1809 aufzugehen. —
Ein Engländer Wyalt und der Franzose Brunei nah-
men die Idee eines Themse-Tunnels im Jahre 1823 wie-
der auf, sie wählten in der Nähe des früher aufgefah-
renen Stollens unterhalb der London Docks eine andere
Stelle zu ihrem Unternehmen. Auf beiden Seiten des
Mundlochs mauerte man zu dem Zweck im März 1825
zwei in die Erde versenkte Thürme auf, von welchem
aus man operirte; — zu den Vorrichtungen incl. des 50'
weiten Schachtes, durch welchen das gelöste Erdreich
mittelst einer Dampfmaschine von 30 Pferdekräften geför-
dert wurde, verwandte man die Zeit bis zum Anfang
des Jahres 1826, in welchem mit dem eigentlichen Bau
nach Brunel’s System begonnen wurde. Brunei hatte, bis
er zu dem von ihm angewandten System kam, verschie-
dene andere Arten des Bauvorganges probirt und fand
schliesslich den des sog. Schildvorsetzens als den solidesten
und sichersten. — Die Manier ist kurz folgende: In dem
auszugrabenden Raum setzte Brunei nach seiner vollen
Grösse 38' Breite und 22' 6" Höhe (engl. Maass), einen
gusseisernen Rahmen ein, welcher der Breite nach in
12 gleiche Theile getheilt und in jedem dieser Theile mit
3Etagen versehen war, so dass sich 36 genau zusammen-
passende Zellen bildeten, deren jede für sich allein vorge-
schoben werden konnte. — In jeder dieser Zellen befand
sich ein Arbeiter, welcher für sich also einen Theil des
Erdreichs ausgrub. Zeigte sich Gefahr durch Wasserein-
bruch etc., so schloss der Arbeiter sofort mit einem bereit
gehaltenen genau passenden Schild seine Zelle. — War nun
auf eine kurze Strecke von etwa 6" Länge das ganze Profil
ausgehölt, so wurde der so gewonnene Raum sofort aus-
gemauert, damit kein Punkt auch nur provisorisch ohne
Unterstützung blieb. Die Verpfählung wurde alsdann
gegen das vollendete Mauerwerk mittelst Schrauben ge-
stützt und das Gerüst weiter vorgeschoben. Als man un-
ter mancherlei Schwierigkeiten, jedoch glücklich 260' weit
vorgedrungen war, brach das Wasser durch; man bewäl-
tigte diesen Durchbruch und schritt vorsichtig weiter vor-
wärts bis sich diese Wasserdurchbrüche im folgenden Jahr
zweimal und 1828 im Januar nochmals wiederholten. —
Obgleich man den letzten Durchbruch wie die vorherge-
henden, reparirt hatte, musste man doch wegen Mangel
an Geldmitteln den Bau gänzlich einstellen.
Erst im Jahr 1835 wurde, nachdem das Parlament
die nöthigen Fonds vorgeschossen hatte, wieder weiter
fortgefahren und trotz der Wasserdurchbrüche in den
Jahren 1836 und 1837 schritt der Bau rüstig voran, so
dass derselbe 1841 vollendet war.
Nach dem auch der Thurm auf der anderen Fluss-
seite erbaut worden, wurde der Tunnel am 25. März 1843
dem Verkehr übergeben; es ist also, wenn die Unter-
brechungen des Baues in Abzug gebracht werden, 10 Jahre
daran gebaut worden. Der eigentliche Tunnel ist 1140'
engl, lang und kostet incl. der auf beiden Seiten liegen-
den Thürme und Zugänge 600000 Pfd. Sterling (circa
4,000,000 Thlr.). Der laufende Fuss eigentlicher Tunnel
kostet 2600 Thlr.
Die hierbei angewandte Baumethode war komplizirt,
aber deshalb nicht unzweckmässig zu nennen; — durch
Brunei ist der Tunnelbau auf den heutigen Stand ge-
bracht worden, er hat den Beweis geliefert, dass Tunnel
in jedem Material getrieben werden können und gebührt
ihm der Name „Vater des Tunnelbaues.“ Gleichzeitig
oder kurze Zeit nach dem Bau des Themse-Tunnels wur-
den in England, Frankreich und Belgien mehre Tunnel
für Kanäle nnd Flüsse ausgeführt, von denen die wich-
tigsten und grössten sind: der zwischen Gravesend und
Rochester für die Schiffahrt bestimmte, eine engl. Meile
lange, 35' hohe, 30' weite Tunnel, ferner die Tunnel bei
Manchester und Staffordshire , der Tunnel zwischen Sap-
perton und Wallbridge des Themse-Severn-Kanal, 12540'
lang, der von Languedoc u. s. w. Durch den sich immer
mehr ausdehnenden Eisenbahnbau wurde auch der Tun-
nelbau mehr zur Anwendung gebracht, obgleich man an-
fänglich denselben sehr scheute und oft lieber Bahnlinien
verlegte, als zu solchen, wie man glaubte, kostspieligen
Bauten schritt. Freilich kam zuweilen auch das Gegen-
theil vor und gab es Bahnverwaltungen und Ingenieure,
auf deren Bahn ein Tunnel nicht fehlen durfte; es liessen
sich mehre derartige Bauten anführen , welche leicht hät-
ten umgangen werden können und, wie es scheint, nur
der Eitelkeit ihr Entstehen verdanken.
(Schluss folgt.)
Die Organisation des Bauwesens in Deutschland und der Aushildungsgang der deutschen Bauteehniker.
XII. Bas Grossherzogthum Hessen.
Im Grossherzogthum Hessen ist der Zivil -Strassen-
und Wasserbau von dem Eisenbahnbau hinsichtlich der
Verwaltung getrennt, dagegen in Bezug auf die Ausbil-
dung der betreffenden Bautechniker vereinigt.
A. Die Organisation der Bau Verwaltung.
I. Der Zivil-Strassen- und Wasserbau.
Die höchste Verwaltungsbehörde für den Zivil-Stras-
sen- und Wasserbau, sowie das Kameral-, Forst-, geist-
liche, Stiftungs- und Gemeinde -Bauwesen, insoweit dies
von den betreffenden Verwaltungsbehörden bei ihr veran-
lasst wird, bildet die Oberbaudirektion, welche den
Rang einer Staatsmittelbehörde hat und dem Finanzmini-
sterium untergeordnet ist. Sie besteht aus dem Ober-
baudirektor als Vorsitzendem und vier Oberbau -
rä then, und zwar einem Referenten über Zivil-Bauwesen,
über Strassen- und Wasserbau, über Bergbau und Hütten-
wesen und einem juristischen Mitgliede als Referenten
über bauliche Rechtsfragen.
Unter der Oberbaudirektion stehen derzeit 16 Kreis-
bauämter, welchen je ein Kreisbaumeister vorsteht.
In deren Geschäftskreis gehören der Zivil -Strassen- und
Wasserbau ihres Baubezirks, sowie das oben weiterhin
erwähnte Staats- und Gemeindebauwesen, insoweit es ihnen
durch Vermittelung der Oberbaudirektion von dieser zu-
gewiesen wird.
Das feste Nominalgehalt der Kreisbaumeister beträgt
in drei steigenden Besoldungsklassen 1000, 1200 und
1400 Gulden (rot. 600, 700 und 800 Thlr.), wozu noch
eine sogenannte Naturalzulage von durchschnittlich 65%
eines Viertels dieses Gehalts, sowie ein Taggeld von
2% und 31 2 Gulden für auswärtige Geschäfte, (beziehungs-
weise ohne und mit Uebernachten) kommt. Für das Kame-
ral-. Forst-, geistliche, Stiftungs- und Gemeinde- Bauwesen
hat der Kreisbaumeister ausser den obenangefühlten Diäten
bei auswärtiger Beschäftigung keine weitere Vergütung
zu beanspruchen, dagegen ist ihm die Uebernahme von
Privatbauwesen gestattet.
277
Die spezielle Aufsicht über die Bauten eines jeden
Baubezirks liegt einem unter jedem Kreisbaumeister ste-
henden Kreisbauaufseher ob, welchem je nach dem
Umfang der in dem Baubezirk bestehenden Bauwerke für
bestimmte Unterabtheilungen desselben mehre auf Widerruf
angestellte Bauaufseher untergeben sind. Die Gehalte
der Kreisbauaufseher steigen von 300 auf 350 und 400,
diejenigen der Bauaufseher von 180 auf 200 und 220 Gul-
den. Werden einem Kreis-Bauamt Bauakzessisten (s.
sub B.) zugetheilt, so sind dieselben den Kreisbauauf-
sehern koordinirt.
Ausserdem besteht ein Hof- und Militärbauamt,
welchem ein Hof- uud Militärbaumeister vorsteht.
II. Das Eisenbahnwesen.
Für den Eisenbahn - Bau und Betrieb bilden die
höchsten Verwaltungsbehörden von einander unabhängige
Eisenbahndirektionen, welche gleichfalls zum Ressort
des Finanz - Ministeriums gehören. Denselben stehen die
Dirigenten der betreffenden Bahnen vor, welchen wieder
Betriebs - Ingenieure untergeordnet sind, denen zu-
gleich die vorkommenden Unterhaltungs- und Neubauten
obliegen.
III. Die Bauhandwerker,
welche bis zu dem Jahre 1867 erst nach bestandener
Prüfung bei einem Kreisbauamt von einer höheren Ad-
ministrativbehörde ein Patent zur Ausübung ihres Gewer-
bes erhalten konnten, sind seit dieser Zeit durch Ein-
führung der Gewerbefreiheit von jener Prüfung befreit.
B. Der Ausbildungsgang der technischen
Staatsbeamten.
Nach der Absolvirung der obersten Klasse eines
Grossherzogi. Gymnasiums und dem Bestehen der be-
treffenden Maturitätsprüfung, sowie nach einem drei-
jährigen Studium der Architektur und des Ingenieurwesens
auf der Landes-Universität, wovon zwei Jahre auf den
Besuch bestimmter polytechnischer Schulen des Auslandes
verwendet werden können, hat der angehende Bautechniker
eine akademische, sogenannte Fakultätsprüfung zu be-
stehn, welche sich über Mathematik, Physik, Chemie und
Mineralogie, Grundzüge der Staats Wissenschaften , Hoch-
und Ingenieurbauwesen erstreckt und die Ausarbeitung
eines Entwurfs aus dem Hochbau, sowie eines solchen
aus dem Ingenieurbauwesen mit ausführlicher schriftlicher
Begründung desselben involvirt. Auf Grund eines hin-
reichenden Fakultätszeugnisses hat der Bauakzessist
während eines einjährigen „Akzesses“ bei der Oberbau-
direktion, wovon ein halbes Jahr auch bei einer Eisen-
bahndirektion absolvirt werden kann, den Geschäftsgang
dieser Behörden zu erlernen, worauf er sich dem ersten
Th eil der Staatsprüfung in den baulicheu Hülfswis-
senschaften zu unterziehen hat. Ist dieser bestanden, so
folgt ein einjähriger „praktischer Akzess“ bei einem Kreis-
bauamt als Eintritt in die bauliche Praxis sowie zur Er-
lernung des Geschäftsgangs dieser Behörde, nach dessen
befriedigender Absolvirung der Bauakzessist zum zweiten
fachlichen Theil der Staatsprüfung zugelassen wird.
Dieser erstreckt sich ausser einigen Nebenzweigen über
alle Theile des Hoch- und Ingenieur -Bauwesens und be-
dingt die Ausarbeitung eines grösseren Entwurfs aus dem
Hochbauwesen nebst Kostenüberschlag.
Nach bestandener Staatsprüfung wird der Bauakzes-
sist hei einem der Aushülfe bedürfenden Kreisbauamt ge-
gen Taggelder von 2 bis 2y2 Gulden beschäftigt. Bei
auswärtigen Geschäften hat derselbe 3V2 beziehungsweise
2% Gulden zu beziehen, wenn dabei ein Uebernachten
erforderlich wird oder nicht. Urlaub auf bestimmte
Zeit zum Eintritt in anderweitigen Staats- oder Privat-
dienst als Bautechniker wird demselben nach dem Ermes-
sen der Oberbaudirektion gestattet. Die Verwendung des
Bau-Akzessisten im Eisenbahnwesen geschieht bei einer
Eisenbahndirektion gleichfalls gegen Taggelder.
Nach durchschnittlich zehn- bis zwölfjähriger Verwen-
dung als Bauakzessist erfolgt dessen feste Anstellung als
Kreisbaumeister oder Betriebsingenieur. H.
Nallet’s gebuckelte Platten.
In der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ be-
richtet Professor Baumeister zu Carlsruhe unter anderen
interessanten Notizen von der letzten Welt- Ausstellung zu
Paris auch über die Anwendung der gebuckelten Platten *).
„In der englischen Abtheilung der Pariser Industrie- Aus-
stellung sah man die Tragfähigkeit von sogenannten ge-
buckelten Blechplatten auf überzeugende Art dargethan,
indem einige derselben, an ihren Rändern unterstützt, in
der Mitte eiserne Gewichte von mehren Tonnen trugen.
Der Erfinder und Patenttriiger , Robert Mailet, Zivil-
*) Ihre Verwendung zu Strassenbrücken ist auf Seite 220 resp.
338 d. Bl. Jahrg. 1867 in zwei Beispielen aus Gladbach resp. Saar-
brücken beschrieben.
Die 9. Versauiinliiii« des Vereins Mittelrheinischer
ßautechniker.
Die am 5. und 6. Juni d. J. zu Stuttgart abgehaltene
IX. Versammlung mittelrheinischer Bautechniker war stär-
ker als irgend eine der frühem Versammlungen besucht.
Der Ausfall der regelmässigen Zusammenkünfte seit dem
Jahre 1865 und besonders die Wahl der durch Kunst-
werke alter und neuer Zeit, industrielle Anlagen und
landschaftliche Schönheit reich ausgestatteten „Königs-
stadt“ mögen hauptsächlich zu einem so zahlreichen Er-
scheinen der Festgäste beigetragen haben.
Da seit dem Bestehen Ihres Blattes eine derartige
Versammlung noch nicht getagt hat, so ist es Manchem
Ihrer Leser wohl nicht uninteressant, über das Entstehen
und Wirken des Vereins eine kurze Notiz zu erhalten.
Vor etwa 10 Jahren wurde derselbe von einer Anzahl
mittelrheinischer Bautechniker, welche auf eine Einladung
rnehrer bairischer, badischer und hessischer Baumeister
zusammengekommen waren, in Worms begründet, und
wurde als Hauptzweck desselben bestimmt, bestehende
freundschaftliche Beziehungen zwischen den Bautechnikern
des südwestlichen Deutschlands durch regelmässige Ver-
sammlungen zu erhalten und zu erweitern. Eine gemein-
same Besichtigung von Bauwerken des Versammlungsortes,
Ausstellungen von Entwürfen und Aufnahmen, Baumate-
rialien und bautechnischen Industrieprodukten geben in der
Regel einen so reichen Stoff zum gegenseitigen Gedanken-
austausch, dass für Besprechungen allgemeinerer Art selten
Zeit erübrigt.
So tagte dieser Verein in verschiedenen Städten des
mittleren Rheinlandes und entfernte sich jetzt zum ersten-
male weiter von seiner ursprünglichen Heimath, scheint
aber durch den glänzenden Verlauf des Festes so viele
Freunde und neue Mitglieder gewonnen zu haben, dass
das stets wachsende Interesse eine entsprechend ausge-
dehntere Wirksamkeit in Aussicht stellt. Ein wesentliches
Verdienst gebührt hierbei den beiden Geschäftsführern,
den Herrn Oberbauräthen von Egle und Leins, die,
unterstützt von der aufopfernden Gastfreundschaft der
andern einheimischen Herrn Fachgenossen und begünstigt
von dem herrlichsten Wetter, das reichhaltige Programm
ohne wesentliche Abänderung zur Ausführung bringen
konnten. Den darin gegebenen Anhaltspunkten folgend,
wollen wir versuchen in gedrängter Kürze ein Bild dieses
Künstlerfestes zu geben, welches vielleicht Manchen Ihrer
Leser zur Theilnahme für die nächste Versammlung in
Speier anregen wird.
Der grösste Theil der auswärtigen Gäste traf am
Nachmittag des 4. Juni ein und wurde nach herzlicher
Begrüssung Seitens des Komites durch Stuttgarter Kolle-
gen in den verschiedenen Gasthöfen untergebracht, von
wo aus man bald einzelne Partien die Strassen der Stadt
durchwandern sah, um diesen oder jenen der im Pro-
gramme nicht aufgeführten Punkte oder die Ausstellung
zu besuchen, oder auch um die herrliche Umgebung Stutt-
garts zu gemessen. Der Abend vereinigte eine ansehn-
liche Versammlung in den festlichen Räumen des Königs-
278
Ingenieur in London , gab den Namen Buckelplatte einer
quadratischen oder rechteckigen Blechplatte, welche von allen
vier Rändern gegen die Mitte ansteigt,
so dass jeder Durchschnitt in beliebiger
Richtung eine flache Kurve zeigt. In
der Regel bleibt ringsherum ein schmaler
ebener Rand behufs Auflager und Be-
festigung. Dieses Gewölbe von Eisen ver-
mag auf seiner Fläche oder seinem Scheitel
ansehnliche Lasten zu tragen, ohne einen Seitenschub auszuüben.
Letzterer wird in dem Rande selbst aufgehoben. Die Tragfähigkeit
variirt wenig, wenn die Platte ihre konkave Fläche nach
oben richtet und auf dieser belastet wird. Wenn im ersteren
Falle mehr die Druckfestigkeit der elastischen Ebene bean-
sprucht zu werden scheint, so ist es jetzt die Zugfestigkeit
des Materiales.
Die Buckelplatten sind anwendbar in allen Fällen, wo es
gilt, widerstandsfähige, leichte und dauerhafte Flächen zu
bilden, so für Dächer, Decken, Wände, Brückenbahnen, Was-
serbehälter. In der That stehen sie in England seit einiger
Zeit in starkem Gebrauch. Zu ihrer Unterstützung bedarf
es entweder eines Systems von parallelen Trägern, auf denen
sie mit je zwei gegenüberstehenden Rändern aufliegen, oder
eines Rostes aus Trägern, dessen rechteckige Felder durch je
eine Platte bedeckt werden, welche demnach mit allen vier
Rändern aufliegt. Das letztere Verfahren ist trotz des Mehr-
bedarfes an Trägern (System von Querträgernj vortheilhafter,
weil die Tragfähigkeit der Platten, welche nach allen Rich-
tungen denselben Werth besitzt, besser ausgenützt wird.
Uebrigens können die Platten lose aufliegen oder aufgenietet
werden oder mit Hülfe von Asphalt, Kautschuk und dergl.
wasserdicht auf ihren Trägern befestigt werden. Mit Hülfe
vollständiger Vernietung wird eine zusammenhängende Ebene
gebildet, welche an Dächern und Brückenbahnen im Allge-
meinen besondere Windkreuze überflüssig macht.
Die Beispiele der Anwendung sind mannichfaltig. Eine
Bahnkonstruktion , die auf mehren englischen Hängebrücken
vorkommt, besteht aus Querträgern von den Hängestangen
getragen, Buckelplatten, auf jenen, sowie unter sich vernietet,
einer Asphaltschicht und kreosotirtein Holzpflaster. Bei einer
anderen Konstruktion, die sieh für stabile Brücken eignet,
besteht die Fahrbahn aus einer unteren Schicht von Ziegel-
grus und einer oberen von Schotter. Andere englische
Strassenbrücken enthalten Hauptträger im Abstande der dop-
pelten Plattenbreite, darüber Querträger aus T Eisen und
Zwischenlangträger aus schwächerem T Eisen. Die entste-
henden Felder dieses Rostes sind dann mit Buckelplatten be-
deckt, welche theils nach unten, theils nach oben an die
Flanschen der Stäbe angenietet werden. Die Steifigkeit dieser
Decke gegen Seitenstösse, isolirte und ungleichförmige Belas-
tungen wird noch durch eine zusammenhängende Betonschicht
erhöht, auf welcher das Steinpflaster ruht. Auch Eisenbahn-
brücken (z. B. in Ostindien) sollen mit einer derartigen
Bahnkonstruktion versehen sein. Die Laugschwellen der
Schienen ruhen im Sande oder unmittelbar auf den Scheiteln
der Buckelplatten und nehmen deren Elastizität zur Abschwä-
chung der Vibrationen in Anspruch. Nach kontinentaler
Uebung dürfte dieses System wohl kaum nachgeahmt werden.
Feuersichere Decken in Gebäuden sind zahlreich mit
Hülfe von Buckelplatten konstruirt worden, so aus einem
einfachen Systeme von Trägern, Platten, Beton und Ziegeln
oder auch etwas leichter mit Holzböden, endlich nach beiste-
hender Figur aus einem Rost zwischen Blechträgern, Buckel-
platten, Betonschicht und kleinen Mauern aus Hohlziegeln
zur Unterstützung von Steinplatten oder Holzboden. Die
Hohlräume können zum Einlegen von Heizrohren, zur Venti-
lation und dergl. benutzt werden. Bei Erdverkleidungen
besteht das Ge-
rippe nach der
in England ge-
wöhnlichen Art
aus eisernen
Pfählen (Guss oder Blech); die Zwischenräume sind mit
Buekelplatteu geschlossen, und eine Masse von Beton da-
hinter gelegt. Der Schub bis zur Erhärtung des letzteren,
sowie überhaupt ein Theil des Erdschubes kann durch
Ankerstangen an weiter hinten befindliche feste Punkte, als
h undamente von Gebäuden und dergl., übertragen werden.
Eiserne Wände bestehen aus I Ständern und einer Doppel-
wand von Buekelplatteu. Der Zwischenraum kann leer
bleiben oder mit Be-
ton ausgefüllt werden.
Feuersicherheit, gerin-
ges Gewicht und leichte Zerlegbarkeit sind hier nament-
lich Vorzüge für die eisernen Gebäude in englischen Kolo-
baus. Erst allmätig lösten sich die Zungen; treffliche
musikalische Aufführungen entzückten die für jeden Kunst-
genuss so empfänglichen Festtheilnehmer. In später Stunde
trennte man sich mit der frohen Ueberzeugung, dass die
nächsten Tage Jedem viel Anregendes und Schönes brin-
gen würden. Eine am Ausgang offen gelegte Liste wurde
an diesem und dem folgenden Tage mit 142 Unterschriften
gefüllt,. leider scheint diese Einrichtung nicht Allen bekannt
gewesen zu sein, denn in Wirklichkeit mochte die Ver-
sammlung wohl sicher 200 Mitglieder zählen. Unter den
in der Liste aufgeführten Theilnehmern sind: 62 Würtem-
berger, 25 Baiern, 23 Hessen, 18 Badener, 8 Preussen,
4 Schweizer und 2 Hamburger.
Früh am andern Morgen fand sich eine durch die
noch in der Nacht hinzugekommenen Gäste vergrösserte
Versammlung zum Frühstück in dem am Schlossplatz ge-
legenen Cafe Marquardt ein. Nur wenige Städte Deutsch-
lands haben eine so grossartige Platzanlage aufzuweisen.
In der Mitte die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts
unvermeidliche freistehende Säule, welche mit ihren Vic-
torien oder Souverainen fast zu einer konventionellen
Charakteristik der deutschen Residenzstädte wurde. Zu
beiden Seiten derselben zwei im Aufbau wohlgelungene
mächtige Fontainen, deren etwas schwerfällige figürliche
Dekoration beim Springen der Wasser verdeckt wird.
Imposante Gebäude schliessen den Platz ein: das alte und
neue Schloss, Theater und der Königsbau. Nach zwei
Richtungen hin hat man den Einblick in die beiden Haupt-
Strassen Stuttgarts, während wenige Schritte in die herr-
lichen Anlagen führen.
Der Königsbau, von Leins, zog die Hauptaufmerk-
samkeit auf sich. Die Wirkung einer solchen Säulenhalle
bleibt eben immer so imposant, dass man die gezwungen
eingeschobenen korinthischen Säulen mit Giebelfeldern
gern übersieht. Schade nur, dass die organischer durch-
gebildete Hinterfa^ade durch das im Bau begriffene neue
Postgebäude sich einem Total -Eindruck entziehen wird.
Hier zeugen grossartige Gerüste von einer rationellen
Bauführung. Wie Felsenmauerwerk hebt sich der Sockel
von der Strasse, mit Bossagen von 5" und Sockelvor-
sprüngen bis zu 10"; der ausgestellte Entwurf scheint aber
bald das Massenhafte der Architektur aufzugeben, indem
schon vom ersten Stock an die Pfeiler kaum '/a der
Oeffnungen betragen, abgesehen von so auffallenden An-
ordnungen, wie es bei dem Giebel über dem Einfahrts-
Bogen mit einer Säule im Mittel, und der unharmonischen
Verbindung der leichten Eisenhalle mit dem wuchtigen
Steinbau im Parterre des Plinterbaues der Fall ist. Der
Grundriss ist klar gelöst und scheint recht zweckent-
sprechend zu sein.
Vom Cafe Marquardt begab man sich durch die An-
lagen, vorüber an den Marmorkopien antiker Statuen, die
das runde Bassin umgeben und sich von den mächtigen
Baumgruppen brillant abheben, nach der Neckarstrasse
zum Palais Weimar, einem der früheren Werke von Leins.
Wie hier, so auch bei den meisten monumentalen Privat-
häusern Stuttgarts ist das Parterre in dunkelrothem, die
oberen Stockwerke in grünem Sandstein ausgeführt, eine
Anordnung, bei der schon durch die Farbe dem Unterbau
die nöthige Schwere gegeben wird; es bedurfte deswegen
279
nieen. Die betreffenden Thiiren bestehen ebenfalls aus dop-
pelten Buckelplatten, befestigt an einem gusseisernen Rahmen.
Mailet hat eine Reihe von Versuchen über die Trag-
fähigkeit von Buckelplatten angestellt, deren Resultate folgende
sind? Die Widerstandsfähigkeit wächst im gleichen Verhält-
nisse mit der Metalldicke und mit der Pfeilhöhe. Letztere
darf jedoch einen gewissen Grad nicht übersteigen, damit nicht
schon bei der Anfertigung des Buckels die Elastizitätsgrenze
überschritten werde. 5 Centimeter Pfeil genügen für eine Platte
von l,22m Seite und 6mm Metalldicke. Eine Platte ringsum
vernietet, liefert einen doppelt so grossen Widerstand, wie eine
lose aufliegende. Wenn zwei gegenüber liegende Seiten keine
Unterstützung erhalten, so findet sich die Tragfähigkeit im
Verhältnisse von 8:5 vermindert. Innerhalb der Sicherheits-
grenze bleibt die Tragfähigkeit ziemlich dieselbe, ob die Be-
lastung auf dem Scheitel konzentrirt oder auf der ganzen
Fläche gleichförmig vertheilt liegt. .Im Vergleiche zu Wellen-
blech sollen die Buckelplatten ökonomisch vortheilhafter sein,
insbesondere weil bei der Anfertigung des ersteren etwa V& der
ebenen Fläche für die Krümmung verloren geht, bei derjenigen
von Buckelplatten nur sehr wenig. Wenn diese Behauptung
auch im Allgemeinen durch theoretische Gründe über den
Widerstand, namentlich gegen isolirte Belastungen (Wagen-
räder), unterstützt wird, so bedarf es wohl noch genauerer
Vergleiche in Preis, Steifigkeit, Bequemlichkeit des Ge-
brauches, um zu Gunsten der einen oder der anderen Eisen-
sorte zu entscheiden.
Die Breite der Buckelplatten hängt natürlich ab von
derjenigen, auf welche das Blech selbst gewalzt werden kann.
Die gewöhnliche Grösse ist 3 Fuss oder 4 Fuss engl, im
Quadrat (0,91 m oder l,2m im Quadrat), oder diese Breite und
die ganze Länge der Blechplatten. Die mit Sicherheit zu
tragende Last soll indess bei einer rechteckigen Platte nicht
grösser sein, als bei einer quadratischen, deren Seite der
längeren Seite des Rechteckes gleich kommt, so dass der
Vortheil entschieden auf Seite quadratischer Platten liegen
würde.
In nachstehender Tabelle finden sich, auf Grund der
Mallet’schen Versuche, die zulässige Belastung, welche
1 Quadratmeter Eisenkonstruktion (quadratische Buckelplat-
ten von 0,91m- Seite auf Trägern ringsum aufgenietet) mit
Sicherheit tragen kann, sowie das Eigengewicht und der Preis
der Platten allein pro Quadratmeter (nach dem Maasstabe
von 333 Frcs. pro Tonne).
Von diesen Sorten werden angegeben No. 1, 2 und 3 als
besonders brauchbar für Bedachungen, feuersichere Decken
und Wände, 4 und 5 für Fussteige und Hängebrücken, 6 und
7 für stabile Brücken (No. 6 für die neue Westminsterbrücke),
8 noch nicht erforderlich gewesen. Auch in Zink und Pud-
delstahl werden die dünneren Sorten angefertigt.
Nr.
Blechdicke
Millimeter.
Belastung | Gewicht
pro Quadratmeter
Kilogrm. Kilogrm.
Preis
Francs.
i
1,2
330
9,4
3,3
2
1,7
520
12,8
4,3
3
2,7
770
21,1
7,0
4
3,2
1220
24,5
7,9
5
4,8
3040
36,7
12,0
6
6,4
5480
49,0
15,9
7
7,9
7510
61,2
19,9
8
9,5
10920
73,5
23,7
Lieriiur’s Städtereinigiuigssystem.
In der D. Gemeinde - Ztg. finden wir einen kurzen Be-
richt über das „pneumatische Städtereinigungssystem“ des
holländischen Ingenieur-Kapitäns Liernur. — Es ist dieses
System, welches Herr Prof. Zeh fuss in einem auf Veranlas-
sung des Komite’s für Öffentliche Gesundheitspflege zu Köln
gehaltenen Vortrage beschreibt, nichts anderes als eine zen-
tralisirte und grossartigere Anwendung der bereits in mehren
Städten bestehenden Latrinenentleerung mittelst pneumatischer
Apparate*).
Liernur will die Städte in Quartiere vonje 60 — 100 Häusern
eintheilen, deren Abtritte mittelst eines nnterirdischen Systems
luftdichter eiserner Röhren mit je einem luftdicht verschlosse-
nen eisernen Sammelbassin in Verbindung stehen, das an
einem geeigneten Punkte unter dem Strassenpflaster ange-
bracht ist; jedes Abtrittsrohr ist mit einer luftdicht schlies-
senden, von der Strasse aus zugänglichen Klappe verschlossen.
Von diesen Zentralpunkten aus erfolgt bei Nachtzeit die Ent-
leerung. Durch eine kräftige, von einer Lokomobile betrie-
benen Luftpumpe werden zunächst Bassin- und Rohrsystem
luftleer gemacht und demnächst unter fortwährender Arbeit
der Luftpumpe durch rasches Oeffnen und Schliessen der ein-
zelnen Klappen die Abtritte in das Bassin entleert. Aus die-
sem wird die Masse sodann auf gleiche Weise in Wagenzy-
linder gefüllt und nach einem ausserhalb der Stadt gelegenen
Etablissement gefahren, wo sie in luftdichte Fässer verpackt
wird, um wie jede andere Waare der Landwirthschaft zuge-
führt werden zu können. Eine Luftpumpen -Lokomobile mit
drei Wagenzylindern von je 90 Kub.' Inhalt soll genügen,
um die 24stiindigen Auswurfsstoffe von etwa 10,000 Menschen
durch eine achtstündige Arbeit aus der Stadt zu schaffen.
Ob das System an irgend welcher Stelle schon zur Aus-
führung gekommen ist und wie es sich bewährt hat, wird in
unserer Quelle nicht gemeldet. Wäre das letztere der Fall —
*) Die in Münster übliche Anwendung dieses Systems ist im
Jalirg. 67 d. Bl., S. 63., näher beschrieben-
nach unserem Gefühl in den oberen Stockwerken und
namentlich im Hauptgesims nicht einer so flachen und
zarten Detailbildung, wie sie hier und an anderen Bauten
von Leins durchgeführt ist. Sucht sie doch gleichsam, die
Vortheile, die das Material bietet, verschmähend, ängstlich
den Fehler einer schwerfälligen Steinarchitektur zu ver-
meiden! Durchweg herrschen übrigens edle Verhältnisse
vor, die mit einem durchgehenden und zwei halbkreis-
förmigen Balkons eine sehr wirkungsvolle Fapadenbildung
erzielt haben. Weiter wurde die Aufmerksamkeit auf
mehre sehr elegant ausgeführte Wohnhäuser von Professor
Wagner gelenkt. Sie zeigen fast alle die moderne fran-
zösische Renaissance mit dem Reichthum an Motiven,
wie sie die neuen Häuser Brüssels und Paris aufweisen.
Die beliebte Anordnung, die Sockel oder Unterglieder
widergekehrt in der Ansicht abzuschneiden und so Sockel-
füsse oder Konsole zu bilden, findet eine oft etwas zu
übertriebene Anwendung. In der Fa^adenbildung zeigt
sich eine wohlthuende Mannigfaltigkeit und geschickte
Massen vertheilung, die wir namentlich auch später an
einem Wohnhause der Königsstrasse mit sehr schön ge-
löster Ladeneinrichtung, von Baurath Bock und Professor
Bäumer, zu bewundern Gelegenheit hatten.
Mitten unter diesen massiv und solid ausgeführten
Neubauten bilden viele neue theilweise im Bau begriffene
Holzhäuser mit nachgeahmter oder vorgeklebter Stein-
Architektur eine auffallende Erscheinung, welche von den
Stuttgarter Fachgenossen als Folge der mangelhaften Bau-
ordnung bezeichnet wurde. Hiernach besteht nur für den
unteren Stock die Vorschrift des Massivbaues, der hei dem
herrlichen Material in der Regel auch ganz monumental
durchgeführt wird. Für die oberen Stockwerke liegt
dann die Versuchung allerdings sehr nahe, dieses Material
wenigstens scheinbar zu zeigen. Es wird dies nun theil-
weise, namentlich in der Brüstung, dadurch erreicht, dass
man wirklich ornamentirte, dünne Steinplatten vorklebt,
wofür die Holzpfosten ausgeschnitten werden, oder dass
man Pilaster oder Gesimse von Holz vornagelt. Das
übrige Holzwerk wird statt gerohrt mit dünnen Bruch-
steinplatten benagelt und dann mit der Ausmauerung ver-
putzt. Die den Schwaben eigenthümliche Zähigkeit, „ihre
Eigenartigkeit zu bewahren“, mag übrigens doch viel dazu
beigetragen haben, diese Unsitte zu erhalten, und dürfte
das wirksamste Mittel zu ihrer Beseitigung neben einer
neuen Bauordnung, die auch massive Brandmauern vor-
zuschreiben hätte, eine jetzt bereits in Wirksamkeit ge-
tretene stille Uebereinkunft der Architekten sein, hei einem
solchen Bau nicht mitzuwirken. Vielfach ist Gelegenheit
geboten, die Jämmerlichkeit solcher Konstruktionen von
nur mehrjähriger Dauer zu beobachten, und trifft der
Vorwurf „des Schwindels“ hier viel eher die biederen
Schwaben, als dies bei einer mit Stuck dekorirten Back-
steinfapade gerechtfertigt sein möchte.
In der Neckavstrasse auf dem Wege zur Münze zog
die im Bau begriffene Pferdebahn die Aufmerksamkeit der
Ingenieure auf sich. Die Schienen sind doppelt I-Eisen
mit hohem Steg und liegen ohne Querschwellen in grobem
Kies, sind aber circa alle 5 Fuss durch Quereisen, welche
durch die Stegmitte gehen, in eine unter sich unverschieb-
liche Lage gebracht. Belastungs -Versuche sollen bei der
280
("woran wir jedoch zweifeln müssen, da ein so ausgedehntes
Köhrensystem wohl schwerlich luftdicht zu erhalten sein
möchte) — so würde man mit dem Prinzip der Abfuhr aller-
dings einen der grössten Vorzüge der Kanalisirung verbunden
haben : man würde sie unabhängig machen können von der
persönlichen Aufmerksamkeit und Sorgfalt des Publikums.
Dass diese in den seltensten Fällen vorausgesetzt werden kön-
nen, dürfte jedenfalls als eines der grössten Hindernisse zu
betrachten sein, die der Einführung einer organisirten Abfuhr
der städtischen Auswurfsstoffe noch im Wege stehen. 0
Korrespondenzen.
— V. S. — St. Petersburg, den 12./24. Juni 1S6S.
Konkurrenzen. In architektonischen Kreisen wird hier
jetzt vielfach von einer neuerdings stattgehabten Konkurrenz
gesprochen, die von einem Privatmann in halb offizieller
Weise ausgeschrieben war. Es handelte sich dabei um den
Entwurf zu einem Gasthause für eine Baustelle im Zentrum
der Stadt und es kam dem Bauherrn darauf an, seinen kost-
baren Platz so vortheilhaft als möglich zu bebauen. Leider
war die Konkurrenz eine beschränkte und sind die Auserle-
senen unter der Hand dazu eingeladen worden. Unter 9 Be-
werbern erhielten von den drei ausgesetzten Preisen Herr
K oll mann den ersten Preis von 1000 S.R. , Herr Harlam-
moff den zweiten von 500, Herr Dü tack erhielt, wie es
heisst, 300 S.R., statt des verheissenen dritten Preises von
200 S.R. ; zu Preisrichtern hatte Herr Baschmakoff, der
Bauherr, die namhaftesten hiesigen Architekten bestellt. —
So viel mir bekannt, ist dies Beispiel einer Privat- Konkur-
renz hier das erste, und verdient schon deswegen allgemeine
Anerkennung, mehr aber noch wegen der gerechten und frei-
gebigen Preisertheiluug. Die endgültige Bearbeitung des
Entwurfes und die Ausführung des Bauwerks soll Herrn
Professor D. Grimm, dem Erbauer der hiesigen neuen re-
formirten Kirche übertragen sein.
Eine andere Konkurrenz - Angelegenheit , die vor Kurzem
zum Austrag gekommen ist, betrifft den Neubau eines Kran-
kenhauses zu 400 Betten. Das Programm war, trotz grosser
Ausführlichkeit, ziemlich unklar, die ausgesetzte Bausumme
wenigstens um die Hälfte zu niedrig gegriffen (225,000 S.R.),
daher die Betheiligung an der Konkurrenz eine sehr geringe.
Die ausgesetzten Preise von 1000, 500 und 250 S.R. wurden
den besten Arbeiten zuerkannt, ungeachtet dessen, dass von
allen Konkurrenten (ca. 12) die Grenzen der Bausumme in
den Anschlägen weit überschritten waren. Die Namen der
Sieger sind noch nicht offiziell bekannt.
Behufs Errichtung eines neuen Kommerzschulgebändes
hierselbst ist eine Konkurrenz ausgeschrieben , die für die
besten Arbeiten Prämien von 1500, 700, 400 und 400 S.R.
verheisst. Das Gebäude soll in grossartigem Maasstabe ange-
legt werden. Der Bauplatz hat eine Frontenlänge von
80 Faden oder 560 Fuss engl.; 400 Zöglinge sollen in der
Anstalt wohnen und unterrichtet werden. Das Programm
verlangt 12 Klassenräume, ein Waarenkabinet, ein physikali-
sches, naturhistorisches und ein chemisches Kabinet, Labora-
torium, Bibliothek, zwei Rekreationssäle, eine Aula, eine
Hauskirche, einen grossen Speisesaal und geräumige Schlaf-
säle; ferner Wohnungen für den Direktor, Inspektor und
Kastellan der Anstalt. In einem getrennten Flügel soll auf
ein Spital für 50 Betten, in einem anderen auf zahlreiche
Beamtenwohnungen Bedacht genommen werden. Ein geräu-
miges russisches Bad, Waschhaus, Ställe, Remisen, Eiskeller,
Holzgelass, Gas- und Wasserleitung werden ebenfalls verlangt.
So schön die Aufgabe an sich ist, so wenig lässt sich auf
eine grosse Betheiligung rechnen, da das Programm leider
mehr als eine zweideutige Stelle enthält; auch ist der Termin
(1. August) ein zu kurzer und dazu, der Jahreszeit nach,
ein sehr ungünstiger.
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Ausserordentliche
Hauptversammlung am 27. Juni 1868. Vorsitzender Hr. Böck-
mann, anwesend 105 Mitglieder.
Nachdem der Vorsitzende Mittheilung über einige an den
Verein gerichtete Schreiben gemacht hatte, wies derselbe auf
die im Vereins - Lokale ausgestellten Muster der Frieden -
thal’schen Thonwaaren-Fabri k bei Neisse hin, welche
durchweg ein sauber gearbeitetes Fabrikat, in schönen Farben-
tönen, anscheinend vorzüglicher Qualität und zu sehr billigen
Preisen zeigten, deren Einführung in Berlin demnach im In-
teresse der Konkurrenz nur willkommen sein kann.
Herr Ende referirte sodann über die beiden im Hochbau
eingegangenen Monatskonkurrenzen — (Verkaufsläden auf
einem l8' tiefen, 100' langen Grundstücke iu der Ritter-
strasse), von welchen der elegant gezeichnete Entwurf des Hrn.
Punchmann den Preis' erhielt , obwohl keine der beiden
Arbeiten eine vollkommen befriedigende Lösung der eigen-
thümlichen, in der Aufgabe enthaltenen Schwierigkeiten zeigte.
Dasselbe tadelte Herr Dircksen als Berichterstatter über die
eiugegangene einzige Bearbeitung der Aufgabe aus dem Ge-
biete des Ingenieurwesens — (Eisenbahntunnel -Verschluss).
Der Verfasser desselben habe den Verschluss durch ein Schiebe-
thor in der ganzen Grösse des Tunnel-Profils bewirkt, während
ein Thor in der Grösse des freien Normalprofils jedenfalls
genügt hätte. Ebenso hätte es nahe gelegen , das Thor mit
den am Eingänge des Tunnels befindlichen Signalvorrich-
tungen in nähere Verbindung zu bringen und auf eine Vor-
richtung Bedacht zu nehmen, wonach ein plötzlich nahender
Zug den Verschluss selbstthätig öffnet, anstatt ihn zu zer-
geringen Breite des Schienenkopfes und Fusses immer
eher ein Seitwärtsausbiegen als ein Durchbiegen veran-
lasst haben.
Die k. Münze bot in ihrer Einrichtung nichts we-
sentlich Neues gegen andere Anstalten der Art. Die be-
kannten Uhlenhorst’schen Präg - Maschinen sind in ver-
schiedenen Grössen aufgestellt und waren im Gang.
Gegenüber wurde darauf die Kunstschule besucht.
Leider war die Zeit sehr knapp zugemessen und musste
man sich auf ein flüchtiges Durchwandern der Räume
beschränken. Unter den Abgüssen bildete eine Pieta von
Michel Angelo eine seltene Erscheinung und bot inter-
essante Vergleichungspunkte zu der idealen Schönheit der
daneben stehenden Pieta von Rietschel. Eine reizende
büsscnde Magdalena in Marmor von Professor Wagner
war ausgestellt. Thorwaldsen’s Modell zum Kopen-
hagner Christus gehört zu dem Bedeutendsten unter den
vorhandenen modernen Schöpfungen; ausserdem sind
Rauch, Dan neck er und Rietschel vertreten. In den
oberen Räumen befindet sich die Gemäldesammlung. Der
Saal der neueren Meister hat Kunstwerke ersten Ranges
aufzuweisen, und interessirte am Meisten; Rottmann,
Vo 1 1 z , Rüstige, Riedel, Schick, Morgenstern,
Kaulbach und der mit Piloty’s* Technik arbeitende
Nähr sind eben Namen, mit denen eine bedeutende Lei-
stung identisch ist. Bei den Italienern und Niederländern,
die wir übrigens nur noch flüchtig sehen konnten, fiel es
uns auf, dass doch wohl manches Bild zweifelhaften Ur-
sprunges hervorragende Namen führt; namentlich schien
uns die Unächtheit eines grossen Van Dyk zweifelsohne.
Das Gebäude besteht aus einem zurückliegenden Mittelbau
und zwei nach der Strasse gerichteten Seitenflügeln, die
einen Hof einschliesseu ; Vestibül und Treppenhaus nehmen
fast den ganzen Mittelbau ein. Zwei nicht sofort sicht-
bare Treppenläufe führen nach verschiedenen Richtungen
in ein oben zusammenhängendes Vestibül, von wo aus man
in die Seitenflügel gelangt, deren räumliche Ausdehnung
zu einer so raumverschwendenden Anlage nicht in rich-
tigem Verhältniss stehen dürfte. Die äussere Architektur
ist sehr einfach gehalten.
Von der Kunstschule ging es zur Markthalle von
Baurath Morlock, einer sehr leichten und eleganten
Eisenkonstruktion von so bedeutendem Höhenverhältniss,
dass ein in einem früheren Projekt vorgesehener A erschluss
der Seiten wenigstens nach den Wetterseiten nachträglich
angebracht werden musste. Die Detailformen sind sehr
reich und geschmackvoll. Aehnlich wie im Bahnhof die
Oefen sind hier Brunnen in Halbkreisform um die frei-
stehenden Säulen angeordnet. Der auch an andern Eisen-
konstruktionen übliche bleigraue Bronzeanstrich gefiel nur
theilweise. Auf dem Weg zum Schloss und der nur von
einem Theil der Gesellschaft besuchten Stiftskirche wurde
Thorwaldsen s Schiller auf einem etwas engen Platze be-
trachtet. Plastische Ruhe kennzeichnen den grossen
Künstler. Wie wohlthuend wirkt ein solches Werk, wenn
man kurz vorher die Frankfurter, Mainzer und Mannheimer
Sehillerstatuen gesehen hat! Was hier vielleicht zu wenig,
ist dort zu viel.
(Fortsetzung folgt.)
281
jedes Mitglied, falls es nicht ausdrücklich austritt oder wegen
Nichterfüllung seiner Zahlungsverbindlichkeiten ausgeschlossen
wird, mit dem Verein in ununterbrochenem Zusammenhänge
bleiben. Es sollen daher folgerichtig auch die nicht in Berlin
wohnenden Mitglieder zu Beitragszahlungen herangezogen
werden, doch ist ihr Beitrag wesentlich geringer (jährlich nur
2 Thlr. statt 12 Thlr.) festgesetzt, wogegen sie sämmtliche,
vom Vereine an seine Mitglieder vertheilten Drucksachen
(Protokolle, Publikation einer Auswahl von Monatskonkurren-
zen u. s. w.) erhalten. Auf ältere Mitglieder des Vereins, die
denselben vor Einführung des nenen Statuts verlassen haben,
hat diese Bestimmung selbstverständlich keine rückwirkende
Kraft, sondern bleibt es ihrem freien Entschlüsse Vorbehalten,
dem neu organisirten Vereine jederzeit ohne Weiteres wieder
zutreten zu können. Mitglieder hingegen, die nach diesem
Termine ausscheiden oder wegen Unterlassung der Beitrags-
zahlung ausgeschlossen werden, bedürfen zum Wiedereintritt
einer nßuen Aufnahme mit allen ihren Modalitäten.
triimmern, was schwerlich ohne Nachtheil für den Zug selbst
geschehen könne. Der Verein beschloss der Bearbeitung keinen
Preis zu ertheilen.
Es folgte hierauf der wichtigste Gegenstand der Tages-
ordnung, welcher die Berufung der Versammlung veranlasst
hatte: die Berathung über die Vereins -Lokal - Angelegenheit.
Auf den Antrag einer grossen Anzahl von Mitgliedern hat
der Vorstand den Beginn des Erweiterungsbaues nach dem
ursprünglichen Plane sistirt und den Verein zur Einreichung
von Verbesser ungs -Vorschlägen aufgefordert. Es waren in
Folge dessen sechs neue Projekte eingegangen, über welche
Hr. Lucae in ausführlicher Darlegung referirte, indem er
namentlich einen dieser Pläne, der mit wesentlich einfacheren
Mitteln als der frühere Entwurf grosse Vorzüge vor dem-
selben gewährt, in wärmster Weise empfahl. Hr. Bauer
kämpfte mit grosser Energie gegen sämmtliche vorliegenden
Pläne, Hr. Blankenstein beantragte auf den in letzter Ver-
sammlung gefassten Beschluss und auf die Idee einer Erwei-
terung des Vereins-Lokals auf dem gegenwärtigen Grund-
stücke ganz zu verzichten; er bezweifelte, dass der Verein
bereits im Stande sein werde, eine Miethe von 1300 Thlrn.
aufzubringen. Gegen diesen Antrag erklärte sich der Vor-
stand auf das Heftigste und wurde es vom Verein abgelehnt
ihn zu diskutiren. Das von Hrn. Lucae und dem Vorstande
empfohlene Projekt wurde schliesslich mit überwältigender
Majorität angenommen und ergaben sich — nicht ohne Hei-
terkeit der Versammlung — die Hrn. Ende und Boeck-
mann, von denen gleichfalls der ursprüngliche Plan ausge-
gangen war, als die Verfasser desselben. Ob der Bau be-
ginnen kann, wird von weiteren Verhandlungen mit Hin.
Knoblauch abhängen , zu welchen die Hrn. Ende und
Boeckmann Seitens des Vereins Auftrag erhielten.
Das neue Statut des Architekten -Vereins zu Berlin.
Zwar ist das neue Statut des Architekten-Vereins, so lange
es nicht die Genehmigung der Regierung erlangt hat, als de-
finitiv feststehend noch nicht zu betrachten : eine kurze Mit-
theilung über den Haupt -Inhalt desselben wird jedoch deu
von Berlin abwesenden Mitgliedern des Vereins erwünscht sein.
Bei dem ausgesprochenen Zwecke des neuen Statuts, auf
Grund desselben die Rechte einer juristischen Person für den
Verein zu erwerben, was jede zukünftige Aenderuug von der
Genehmigung der Staatsbehörden abhängig macht, sind in das
eigentliche Statut nur prinzipiell wichtige Bestimmungen auf-
genommen worden, während die spezielle Verwaltung des
Vereins durch eine besondere (noch festzustellende) Ge-
schäftsordnung geregelt werden soll.
Die wichtigen Neuerungen , welche das Statut gegen die
alten, im Wesentlichen noch aus dem Jahre 1824 herrühren-
den Bestimmungen einführt, beziehen sich einmal auf einige
zeitgemässe allgemeinere Reformen. So ist die Tendenz des
Vereius, die bisher nur einer Wirksamkeit im Kreise der Mit-
glieder galt, auf eine thätige Mitwirkung an allen Interessen
des Bauf achs erweitert worden und ebenso sind die Aufnahme-
bedingungen, welche bisher in speziellem Zusammenhänge mit
den Verhältnissen des Preussischen Baubeamtenthums standen,
dahin geändert, dass fortan alle Architekten und Ingenieure,
welche eine anerkannte bautechnische Hochschule mindestens
ein Jahr lang besucht haben, ohne Weiteres aufnahmeberech-
tigt sind. Für Männer aus dem Baufache oder den ihm nahe
stehenden Fächern, die dieser Bedingung nicht entsprechen
können, bedarf es einstimmigen Vorschlages von Seiten des
Vorstandes; ebenso können auf solchen hervorragende Archi-
tekten und Ingenieure des Auslandes zu Ehrenmitgliedern
ernannt werden.
Durchgreifende Veränderungen sind zweitens zu dem
Zwecke erfolgt, die Verwaltung des von Jahr zu Jahr an Be-
deutung gewinnenden Vereins straffer zu machen und eine
festere Organisation desselben herbeizuführen. In erster Be-
ziehung ist namentlich die Einrichtung getroffen , dass der
Vorstand des Vereins zwar fortan aus 12 Mitgliedern (bisher
7 Vorsteher und 2 Oberbibliothekare) bestehen soll, dass je-
doch 9 Mitglieder desselben ausschliesslich die Leitung der
auf die inneren Zwecke des Vereins bezüglichen Angelegen-
heiten zu führen haben , während die äussere Repräsentation
und die eigentliche Verwaltung in einem Geschäfts -Aus-
schüsse von drei Personen (Vorsitzender, Stellvertreter,
Säckelmeister) konzentrirt ist. In zweiter Beziehung ist
eine Permanenz der Mitgliedschaft eingeführt worden.
Es stand bisher jedem Mitgliede frei, durch einfache Abmel-
dung zeitweise aus dem Verein auszuscheiden und später ohne
Weiteres wieder einzutreten, und die hierbei übliche Praxis
war sogar ziemlich lax. Nach dem neuen Statut soll hinfort
Vermischtes.
Ein Aufsatz in einem englischen Fachjournale (Engineer
1868 p. 377) prophezeit, dass es den dortigen Zivil-Inge-
nieuren schon in der nächsten Zeit an der gewohnten Thätig-
keit bei Neubauten fehlen wird und sie gezwungen sein wer-
den, ihre Beschäftigung hauptsächlich auf dem Gebiete des
Kultur -Ingenieurs zu suchen, ja, das Bedürfniss für diesen
Zweig der Technik dem Lande theilweise erst zum Bewusst-
sein zu bringen. Entwässerung von Städten , Rieselung mit
Haus wasser, Schutz bestehender Eindeichungen und Anlagen,
um dem Meere neues Land abzugewinnen: hierauf wird der
englische Ingenieur bald hauptsächlich hingewiesen sein.
Nicht der zehnte Theil der Zivil -Ingenieure, welche sich in
der Praxis befinden oder jetzt in dieselbe eintreten, behauptet
der Verfasser, könnte bei den in Aussicht stehenden Eisenbahn-
bauten und Hafen- Anlagen Englands Beschäftigung und mäs-
siges Einkommen finden. Wenn er diese Betrachtungen auch
nur als Einleitung benutzt, um auf die stets wachsende Wich-
tigkeit aller Erfahruugen über Hauswasserberieselung hinzu-
weisen — und über kurz oder lang wird diese Art der Feld-
bestellung sich auch in die Umgebung deutscher Haupstädte
einbürgern — so wirft dies Bekenntniss von der Ueberzahl
englischer Ingenieure doch ein eigenthiimliches Licht auf den
Wendepunkt, an welchem die dortige Bauthätigkeit ange-
kommen ist.
Hiernach müssen wir erwarten, dass in wenigen Jahren
die englischen Ingenieure aus Mangel an Neubauten in ihrer
Heimath deu Versuch machen werden, in andern Ländern
ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu verwerthen, und zum
Theil werden sie sich auch wohl nach Deutschland wenden,
wo englische Techniker bisher nur vereinzelt und meist im
Dienst englischer Kapitalisten sich niedergelassen haben. Der
gesteigerte Verkehr, die Gewohnheit, englisches Kapital in
Deutschland arbeiten zu lassen, so wie die nahe bevorstehende
Gewerbefreiheit lassen diesen Schritt jetzt viel weniger
schwierig erscheinen, als er noch vor wenigen Jahren gewesen
sein mag. Der deutschen Technik wird dadurch eine Gelegen-
heit zu dem erneuten Beweise geboten, dass sie ihrer älteren
Schwester in England — ihrer früheren Lehrerin — jetzt eben-
bürtig und ehrenvoll zur Seite steht. W.
Die Indo-Europäische Telegraphen -Linie. Vor
Kurzem war, nach der „Nat. Zt,g.“, das Exekutiv-Komite der
Indo - Europäischen Linie, bestehend aus den General - Direk-
toren der Telegraphen des Norddeutschen Bundes und Russ-
lands, Obrist von Chauvin und Geheimrath von Liiders,
sowie dem stellvertretenden Vorsitzenden des Londoner Ge-
sammt - Direktoriums , Barlow, in Berlin versammelt, um die
Führung und Konstruktion der Linie definitiv festzustellen.
Ebendaselbst wurde eine Sitzung der kontinentalen Di-
rektion der Gesellschaft abgehalten. Nachdem dieselbe sich
konstituirt und zu ihrem Vorsitzenden den Konsul Meier
gewählt hatte, berichtete Dr. W. Siemens über den gegen-
wärtigen Stand der Gesellschafts - Angelegenheiten. Darnach
ist die Gesellschaft jetzt vollständig konstituirt, das uöthige
Kapital voll gezeichnet und die erste Einzahlung geleistet.
General - Direktor von Chauvin berichtete darauf als
Vorsitzender des Exekutiv- Komites über dessen Thätigkeit.
Seitens der Konzessionäre ist die ganze Linie durch Persien
und Russland bereits untersucht und von ihnen auf Grund
der eingegangenen Berichte der damit betrauten Ingenieure
ein Bauprojekt eingereicht, welches in seinen wesentlichen
Punkten vom Exekutiv - Komite genehmigt ist. Darnach
werden die Haupt- und Translationsstationen der Linie: Lon-
282
don , Berlin, Shitomir, Kertsch, Tiflis und Teheran sein.
Wenn die gegenwärtig ausgeführten Sondirungen im Schwarzen
Meere keine nachträgliche Aenderung des Bauplans nothwen-
dig machen, soll die Linie von Kertsch durch ein Kabel über
die Meerenge, darauf über Ekaterinodar nach Djuba am
Schwarzen Meere geführt werden, von wo aus ein etwa
25 deutsche Meilen langes Kabel nach Fort Konstantin zu
legen ist. Dieses Kabel wird mit einem Panzer aus doppeltem
starken Kupferblech umgeben werden, um es vor der Bohr-
muschel sicher zu stellen. Auch in ihren übrigen Theilen
wird die Linie ungewöhnlich solide und stark erbaut werden.
Es werden durchweg 6 Millimeter starke Drahte des besten
Eisens verwendet werden. In Persien, dem ganzen asiatischen
und einem grossen Theile des europäischen Russlands kommen
durchweg starke eiserne Pfosten zur Verwendung. Der Rest
der Linie im europäischen Russland wird mit sehr starken
und hohen Pfosten, grösstentheils von eichenem Holze ver-
sehen. Auch die übrigen Leitungsmaterialien werden in ent-
sprechender Weise verstärkt und nur von bester Qualität
verwendet werden.
General - Direktor von Chauvin theilte noch mit, dass
die Telegraphen -Verwaltung des Norddeutschen Bundes die
Linie vom Kabel-Endpunkte zu Emden bis zur russischen
Grenze bei Thorn in gleich solider Weise im Laufe des
nächsten Sommers herstellen resp. vollenden werde. Da die
Anfertigung des Materials für den russischen Theil der Linie
bereits in Angriff genommen und das für Persien bestimmte
sogar schon nach seinem Bestimmungsorte unterwegs ist, so
erscheint die Eröffnung des Telegraphendienstes auf der ganzen
Linie London -Teheran vor Ablauf des nächsten Jahres als
vollständig gesichert. —
Von Dr. Otto Hübners statistischer Tafel aller
Länder der Erde ist die 17. Auflage erschienen. Da das be-
kannte und vortreffliche Unternehmen nicht nur für jeden
Gebildeten von höchstem Interesse ist, sondern für unsere
Leser auch besonderen Werth hat, indem es vollständige
Angaben über alle gebräuchlichen Münzen, Maasse und Ge-
wichte enthält, so wollen wir gern darauf aufmerksam machen.
Preis 5 Sgr.
Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu
Koblenz für das Jahr 1867 nahm daselbst die Fabrikation
von Sandsteinen aus vulkanischem Saude, Bimstein und
Kalkmörtel lebhaften Aufschwung. Bei Urmitz, Weissenthurm
und Neuwied wurden in den Sommer - Monaten täglich ca.
100,000 Stück geformt, die zum Preise von 5J/$ Thlr. pro
mille bis nach den Niederlanden und Süddeutschland Absatz
fanden.
Aus der Fachliteratur.
Der Dom zu Köln, seine Konstruktion und Aus-
stattung. Gezeichnet und herausgegeben von Franz
Schmitz, Architekt. Historischer Text von Dr. L. Ennen,
Stadt-Archivar zu Köln. Köln und Neuss. Imp. Folio. Voll-
ständig in 25 Lieferungen ä 2 Thlr.
Es sind nun 26 Jahre vergangen, seitdem Kugler in
einer Rezension über die zweite Auflage des Boisseree’schen
Dom -Werks und mehre andere den Dom zu Köln betreffende
Schriften*) die Ansicht aussprach, dass der Architekt, um zur
Meisterschaft in seiner Kunst zu gelangen, sich nicht mit dem
Studium der griechischen, sowie der daraus abgeleiteten Bau-
weisen begnügen dürfe, sondern demnächst einem nicht min-
der gründlichen Studium des gothischen Stiles sich hiugeben
müsse. Dass das letztere so sehr vernachlässigt werde, fand
er nicht zum geringsten Theile darin begründet, dass es bisher
an einem Werke fehle, „welches uns in die Eigenthümlich-
keiten der gothischen Architektur auf so umfasseude und zu-
reichende Weise einführte, wie wir deren genug zum Studium
der griechischen Architektur besitzen.“ Als würdigste Grund-
lage eines solchen Werkes aber bezeichnete er eben den Dom
zu Köln, als das Denkmal, an welchem das gothische Bau-
System unbestritten in seiner höchsten und klarsten Vollen-
dung, in seiner reinsten Schönheit auftritt, und eindringlich
richtete er an den damaligen Dombaumeister die Mahnung,
die Herausgabe einer gründlichen, vorzugsweise das charak-
teristische Detail in's Auge fassenden Aufnahme des Domes
zu beschleunigen.
Langsam hat seitdem jene Ueberzeugung sich Bahu ge-
brochen. Denn so sehr die Meinungen über die praktische
Berechtigung der gothischen Kunst für unsere Zeit von ein-
ander abweicheu und so viele ihr auch die Lebensfähigkeit
einfach absprechen zu können glauben — in dem einen
Punkte dürfte gegenwärtig doch wohl die Mehrzahl der
Architekten einig geworden sein, dass eine Kenntniss des
gothischen Stils für den Baumeister der Gegenwart nicht
mehr zu entbehren ist — dass man in beide, sich gegen-
überstehende Systeme, in denen der architektonische Genius
seinen höchsten Ausdruck gefunden hat, sich versenkt, beide
verstanden haben muss, wenn man den Aufgaben unserer
Zeit, deren Bildung auf antiken Anschauungen nicht minder
fusst, wie auf mittelalterlichen Traditionen, gewachsen sein
will. Und widerlegt dürften wir schwerlich werden, wenn
wir weiterhin behaupten, dass unsere gegenwärtige Kenntniss
der Gothik im Allgemeinen noch keineswegs genügt. Frei-
lich ist seit jener Aeusserung Kugler ’s manch gothisches
Bauwerk gemessen, gezeichnet und veröffentlicht worden,
mächtig hat das praktische Beispiel der neu erstandenen
gothischen Bauhütten und der aus ihnen hervorgegangenen
Meister, mächtig die anregende Lehrthätigkeit von Männern
wie Ungewitter, Hase und vor Allen Viol 1 e t -1 e - D u c
• gewirkt, aber ein Werk, wie es Kugler im Sinne hatte, das
! uns in erschöpfender Darstellung eiues klassisch -gothischen
l Bauwerks vollständig in den Geist der mittelalterlichen Bau-
weise einführen könnte, ist noch immer offenes Bedürfniss
und die von ihm angeregte Publikation des Domes zu Köln
ist bis heute unterblieben.
Welche Hindernisse derselben im Wege gestanden haben
— warum sowohl Dombaumeister Zwirner, wie sein Nach-
folger der an sie gerichteten Aufforderung nicht entsprachen
— ob eine Veröffentlichung vielleicht gar schon beabsichtigt
und nach beliebter Art nur bis nach Vollendung des Werkes
vertagt ist: dies Alles ist uns völlig unbekannt. Aber unser
lebhaftes Bedauern, dass bisher noch so gar Nichts in dieser
Hiusicht geschehen ist, müssen wir aussprechen. Denn je
sichtbarer der Einfluss ist, den die erneute Bauthätigkeit der
Kölner Domhütte, in welcher Statz, Fr. Schmidt und
andere Meister der neueren deutschen Gothik gebildet wurden,
schon durch ihr Beispiel auf die ganze gegenwärtige Ent-
wickelung unserer Architektur ausgeübt hat, um so mehr,
scheint uns, war es die Pflicht "der Berufenen, durch
eine sachgemässe und erschöpfende Publikation des alten
Denkmals die geistige Theilnahme an dieser Schule auch
einem weiteren Kreise zu gestatten und den Schatz der Er-
kenntniss, der ihnen offen lag, zum Gemeingute Aller zu
machen.
Das im Titel genannte Werk, das nunmehr endlich diese
Pflicht erfüllen will und welches wir heut unsern Lesern anzu-
kündigen haben, erscheint als ein Privatunternehmeu des
durch die letzte Pariser Ausstellung bekannt gewordenen
Architekten Franz Schmitz, der gleichfalls in der Kölner
Hütte gebildet, seit 20 Jahren am Dom thätig war und seit
Fr. Schmidt’s Abgang die spezielle Leitung des künstlerischen
Theiles am Bau als „Domwerkmeister“ zu führen hatte — es
erscheint, wie wir hören, ohne Genehmigung der Dombauver-
waltung, die annehmen soll, dass der Herausgeber nicht be-
rechtigt sei, die in ihrem Aufträge ausgeführten Arbeiten als
sein geistiges Eigenthum zu betrachten und ihn in- Folge
der Herausgabe des Werkes zum Aufgeben seiner bisherigen
Stellung nöthigte. — Ob die Ansicht der Dombauverwaltung
oder die des Herausgebers nie richtige ist, kann nur durch
die gerichtliche Entscheidung, in wie weit dem Architekten
das geistige Eigenthum seiner Arbeiten gewahrt bleibt, festge-
stellt werden. So sehr wir es im Interesse unseres Faches
zu beklagen haben, dass dieser Konflikt nicht vermieden
werden konnte, so wenig kann uns dies jedoch veranlassen,
dem Werke selbst, dessen Geschichte hierbei selbstverständ-
lich nicht in Betracht kommen kann, unsere Würdigung zu
versagen.
Ziel uud Zweck desselben sind bereits erläutert, da Hr.
Schmitz einfach die Kugler sehe Idee aufgenommen hat.
Neben den Werken von Boisseree, Möller etc., denen das
Verdienst einer ersten Anregung stets gewahrt bleiben wird,
deren Aufnahmen jedoch zu ungenau uud unvollständig sind,
als dass sie zum Verständuiss der Eigenthümlichkeiten des
Denkmals genügen könnten, soll diese Publikation alle wesent-
lichen Momente desselben in Bezug auf Disposition, Konstruk-
tion und künstlerische Durchbildung des Details gewissenhaft
zur Darstellung bringen. Auf eine Verdeutlichung der Ent-
wickelung und Auflösung der Massen nach den einfachen Ge-
setzen der alten Kölner Schule soll hierbei besonders Rück-
sicht genommen werden. Ebenso beabsichtigt das W erk \ oll-
ständigkeit in Betreff der Ornameutation und aller Werke
') Kunstblatt 1842, No. 89 f. f.
Hierzu eine Beilage
283
der Steinbildnerei, Holzschnitzkunst und Glasmalerei, die der
Dom enthält.
Es sollen im Ganzen 25 Lieferungen von je 6 Blatt
Zeichnungen ausgegeben werden. Die uns vorliegenden zwei
ersten Lieferungen genügen, zumal ohne den zugehörigen Text,
freilich noch nicht, um ein sicheres Urtheil dafür abzugeben,
bis zu welchem Grade der Herausgeber seine umfassende und
in ihrer Schwierigkeit keineswegs zu unterschätzende Aufgabe
lösen wird. So gern wir anerkennen, dass es ihm daran lie-
gen musste, in dieser ersten Probe seines Unternehmens eine
gewisse Mannigfaltigkeit der dargestellten Gegenstände zur
Schau zu tragen, so sehr müssen wir uns in diesem, wie schon
in früheren Fällen, gegen die beliebte französische Manier
aussprechen, die einzelnen Lieferungen ganz unsystematisch,
mehr dem Zufalle nach, zusammenzustelleu. Ein eigentliches
Studium des Werkes, ein wirklicher Vortheil davon wird auf
diese Weise erst nach dem gänzlichen, in weiter Aussicht
stehenden Abschlüsse desselben möglich, während wir es für an- ,
regender und der Sache förderlicher halten würden, wenn den ein-
zelnen Lieferungen ein selbstständiges Interesse gegeben werden
könnte.
Im Uebrigen sind die in den ersten Lieferungen enthal-
tenen Tafeln in jeder Weise zu rühmen. Die einzelnen Aufrisse
und Grundrisse sind in Vs« oder l/n (der vollständige Haupt-
Grundriss in ’/jio) — die Details in ’/n oder */« der natür-
lichen Grösse mit Sorgfalt und Klarheit in Steindruck dar-
gestellt — erstere in einfachen Linien, letztere mit Angabe
der Schatten. Die Mitte zwischen einer ängstlichen, minutiös
feinen Zeichnung und jener etwas wüsten Breite der Behand-
lung, deren sich einige Gothiker mit Vorliebe bedienen,
scheint uns recht glücklich getroffen zu sein.
Eine weitere auf das Detail der Darstellungen eingehende
Besprechung des Werkes behalten wir uns bis zum Erschei-
nen des Textes und einer grösseren Anzahl von Lieferungen,
deren eine nach je 6 Wochen versprochen wird, vor. Inzwischen
begrüssen wir das Unternehmen an sieh mit aufrichtiger
Freude und wünschen von Herzen, dass dem schnellen Fortgange
desselben Hindernisse sich nicht in den Weg stellen mögen.
— F. —
Konkurrenzen.
P re i s -Ertheil u n ge n. Bei der Konkurrenz um den
Entwurf eines gothischen Hochaltars für die Marien-
kirche zu Reutlingen (Architekt. -Wochenbl. 1867, No. 37)
waren 19 Entwürfe eingegangen. Das Urtheil des Preisgerichts
erkannte den ersten Preis (400 fl.) einstimmig dem Entwürfe
des Architekten Conradin Walter aus Hall zu. Für den
zweiten Preis (200 fl.) sind dem Stiftungsrath von Reutlingen
drei Entwürfe vorgesehlagen worden, über deren Rangordnung
die Preisrichter nicht einig geworden sind. — Bei der Kon-
kurrenz um die Entwürfe für drei Hochaltäre in der
Kathedrale zu Herzogenbusch (Architekt. -Wochenblatt
1867, No. 48) ist der erste Preis (400 fl.) Hrn. L. C. Hezen-
mans zu Herzogenbusch, der zweite und dritte Preis (200 und
100 fl.) gemeinschaftlich den Herren J. J. Vielvoye zu Rot-
terdam und H. Peeters Divoort zu Antwerpen zugefallen.
Preis-Ausschreiben. Die Museums - Gesellschaft in
Stuttgart hat eine Konkurrenz um den Entwurf eines Erwei-
terungsbaues für das Museum daselbst ausgeschrieben. Termin
1. Dezember. Preise 1200 fl. und 800 fl. (vid. Inserat i. d. Numm.)
Monats-Aufgaben für den Architekten - Verein
zu Berlin zum 1. August 1868.
I. Ein reicher Kamin von circa 5' Breite und 4' Höhe
in karrarischem Marmor, darüber ein Spiegel mit reich ver-
ziertem Bronzerahmen. Verlangt: ein Grundriss, eine Ansicht.
Maasstab : Vu der natürlichen Grösse.
II. Eine Fussgängerbrücke, über 8 Schienengeleise hinweg-
gehend, zur Vermittelung des auf dem Eisenbahn-Niveau-Ueber-
gange gestörten Strassenverkehrs, ist ganz aus Eisen herzu-
stellen. Entfernung der Geleise von Mitte zu Mitte zweimal 18,
einmal 17 und viermal 14 Fuss. Maasstab: '/ho, die Details
in grosserem Maasstabe.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Eisenbahn -Baumeister Steegemann zu
Münster zum Eisenbahn -Bau- und Betriebs -Inspektor bei der Ober-
schlesischen Eisenbahn in Breslan, — der Baumeister Tie de zu
Berlin zum Baumeister bei den Königlichen Museen und zum Haus-
Inspektor bei denselben, — der Baumeister Ulrich zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Saarbrücker Eisenbahn, mit dem Wohnsitze in
Saarbrücken.
Dem Ober -Bau -Inspektor Laur zu Sigmaringen ist der Cha-
rakter als Bau -Rath verliehen.
Am 27. Juni haben bestanden das Baumeister-Examen:
Carl Plathner aus Rawicz, Wilhelm Hahn aus Greifenstein
bei Wetzlar, August Hattenbach aus Höxter; das Bauführe r-
Examen : Adolf Boetticher aus Blumberg, August Goedicke
aus Groeningen.
Offene Stellen.
1. Für eine Abtheilungs-Ingenieur-Stelle bei der Thüringer
Bahn wird ein erfahrener Baumeister gesucht. Gehalt 1000 Thlr.
bei freier Wohnung und freiem Brennmaterial. Meldungen beim
Bau-Inspektor Umpfenbach in Erfurt.
2. Die Königl. Hafenbau - Kommission für das Jade - Gebiet
zu Heppens sucht zwei Baumeister. Diätensatz 3 Thlr.
3. Beim Bau der Thorn -Insterburger Eisenbahn finden ein
Baumeister und mehre Bauführer Beschäftigung. Meldungen
sind an die Königl. Direktion der Ostbahn in Bromberg zu richten.
4. Bei der Königl. Eisenbahn - Direktion zu Saarbrücken finden
bei den dortigen Eisenbahnbauten ein Baumeister und ein Bau-
führer längere Zeit Beschäftigung. Meldungen sind an die ge-
nannte Direktion zu richten.
Vakant sind noch die in No. 25, alinea 10, in No. 26, alinea 7
und 9 ausgeschriebenen Stellen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. S. in Zwickau. — Besten Dank für die uns gesandten
Vorschläge für den 2. Jahrgang unseres Architekten -Kalenders.
Wir haben das Gutachten befreundeter Sachverständiger in ausge-
dehntem Maasse durch besondere Fragebogen eingeholt (vergl. Inserat
in der heutigen Nummer) und werden die ausgesprochenen Wünsche
nach Möglichkeit berücksichtigen.
Mehre Abonnenten in Berlin:
ad 1. Dass bei einer Aufhebung der Prüfungen für die Bau-
Handwerker auch die Prüfungen der Privat -Baumeister in Fortfall
kommen, erscheint uns selbstverständlich und möchten wir bezwei-
feln, dass nach erfolgtem Eintritt der Gewerbefreiheit noch derar-
tige Prüfungen vorgenommen werden können, wenn auch die Kan-
didaten sich vorher schon zu denselben gemeldet haben.
ad 2. Die neuen Vorschriften für das Studium des Baufach’s
sind noch nicht publizirt, entziehen sich also vorläufig der Be-
sprechung.
ad. 3. Dass nach Eintritt der Gewerbefreiheit Jedem freisteht
sich den Titel: Baumeister, Privatbaumeister, Maurermeister, Zim-
mermeister u. s. w. beizulegen, ist wohl zweifellos. Nach durchaus
authentischen Nachrichten ist es selbst unter den jetzigen Ver-
hältnissen nicht möglich gewesen, einen Architekten, der sich Bau-
meister nennt, deshalb zur Verantwortung zu ziehen. Eine Be-
nachtheiligung derjenigen, welche sich jene Titel durch Prüfungen
errungen haben, können wir darin nicht erblicken, da doch wohl
nicht anzunehmen ist, dass sie die Prüfungen um des Titels wegen
abgelegt haben. Uebrigens bleibt es ihnen ja unbenommen sich
fortan: „Geprüfter Baumeister u. s. w.“ zu nennen, ein Titel,
in welchem sie jedenfalls durch das Gesetz geschützt sein möchten.
Berichtigung: In No. 25 d. Bl. Seite 259 Spalte 2 Zeile 6
v. oben ist zu lesen „absolut“ statt „allerdings“.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren v. N. in Berlin,
S. in St. Petersburg, R. in Frankfurt a./M.
Der zweite Jahrgang des
Mahnörrs für Ardjitclitcn unö lauiiciucrköinciftcr
bearbeitet von den
Herausgebern der Deutschen Bauzeitung
ist in Vorbereitung begriffen.
Den geehrten Freunden unseres Blattes, die wir über die Gestaltung desselben um ihren gütigen Rath
baten, erlauben wir uns unsere Anfrage in freundliche Erinnerung zu bringen. Gleichzeitig bitten wir alle
Leser, welche den ersten Jahrgang des Kalenders benutzen, wiederholt, etwaige Wünsche und Verbesserungs-
Vorschläge, die wir nach Kräften berücksichtigen möchten, uns schleunigst anzuzeigen.
Alle Briefe in dieser Angelegenheit erbitten wir bis spätestens den 12. Juli d. J. unter der Adresse der Ver-
lagshandlung von C. Beelitz, Oranienstrasse 75.
J iir die uns bereits zugegangenen Mittheilungen den Herren Absendern besten Dank.
Berlin, 1. Juli 1868.
Die Herausgeber der Deutschen Bauzeitung.
284
Architekten-Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 4. Juli.
4 Uhr. Versammlung im Hörsaale des Gewerbe -Museums, Stall-
Strasse No. 7.
G „ Besichtigung der Neubauten im Kriegs -Ministerium.
Zum Schlüsse gemeinschaftliches Zusammensein im Leipziger
Garten.
Für die Anordnungen
Kyllmann. Becker.
Zahlreiche in letzter Zeit beim Unterzeichneten Vorstande ein-
gegangene Gesuche um Beschäftigungs - Nachweis veranlassen denselben
zu der Erklärung, dass er mit dergleichen Aufträgen sich nie befasst
hat und befassen kann. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so beruhen
jene Meldungen auf einer Verwechslung mit einem sogenannten ,, Archi-
tekten -Versorgungs -Verein“, der in irgend einer Weise sein Wesen zu
treiben scheint.
Die zahlreichen an uns gelangten Briefe können unmöglich ein-
zeln beantwortet werden. Der Vorstand.
Baumeister- Gesuch.
Für die Leitung der hiesigen Land- und Wasserbauten werden
zwei Baumeister gesucht. Diätensatz 3 Thlr.
Meldungen bei der Unterzeichneten Commission.
Heppens, den 25. Juni 1868.
Die Königliche Hafenbau -Kommission
für das Jadegebiet.
Baumeister - Gesuch.
Für den Bau eines grossen Kasernements zu Hamburg wird
ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr. Diäten gesucht. Anmel-
dungen mit Angabe des Termins zum Antritt sind unter Einsendung
von Attesten und Angabe selbst ausgeführter Bauten an die Gar-
nison-Bau-Direktion 9. Armee-Corps zu Schleswig zu
machen.
Offene Baumeister- Stelle.
Zur Ausführung eines interessanten Kasernenbaues zu Lübeck
wird gegen 3 Thlr. Diäten ein geprüfter Baumeister gesucht. So-
fortiger Antritt erwünscht. Meldungen unter Beifügung von
Attesten und Angabe des Antritt -Termines bei der Garnison -Bau-
Direktion zu Schleswig.
Bekanntmachung.
Die Stelle des zweiten Stadtbaumeisters, mit welcher ein jähr-
liches Gehalt von 1000 Thlr. verbunden ist, wird zum 1. Oktober
d. J. vakant und soll zunächst kommissarisch mit sechsmonatlicher
Kündigung aufs Neue besetzt werden.
Qualifizirte Bewerber, welche die Staatsprüfung als Baumeister
absolvirt haben, werden hierdurch aufgefordert, ihre Meldungen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 15. Juli d. J. bei uns
einzureichen.
Danzig, den 18. Juni 1868.
Der Magistrat
W inter.
Offene Baumeister -Stelle.
Für die hiesige Stadt wird ein Stadtbaumeister gesucht. —
Gehalt 800 Thaler. — Meldungen nebst Zeugnissen sind an den
Unterzeichneten Magistrat zu richten.
Bochum in Westpfalen, den 15. Juni 1868.
Der Magistrat
Greve.
Kommunal -Kreisbaumeisterstelle.
Für den Kreis Zell a. d. Mosel soll nach einem Beschlüsse
der Kreisvertretung ein Kommunalbaumeister mit einem festen jähr-
lichen Gehalte von 800 Thlrn. gegen vierteljährliche Kündigung an-
gestellt werden. Bei dem bald eintretenden Mangel eines andern
Baumeisters im Kreise bietet sich für den Betreffenden auch Aus-
sicht auf eine nicht unbedeutende Privatpraxis. Qualifizirte Re-
flektanten, welche bereits praktisch beschäftigt gewesen sind, wollen
sich bis spätestens zum 15. Juli d. J. unter Vorlegung ihrer At-
teste und Darstellung der bisherigen Beschäftigung bei dem Unter-
zeichneten melden.
Zell, den 17. Juni 1868.
Der Landrathsamtsverwalter
Knebel.
Eiin Bauführer, welcher sich speziell für den Hochbau interessirt,
sucht eine Beschäftigung. Gefällige Offerten an die Expedition
dieser Zeitung unter A. G. 67.
Für eineu Magehinentechniker
der auch Kenntnisse im Baufach besitzt und eine entsprechende
theoretische Bildung nachweisen kann, ist sofort eine angenehme
Stelle zu vergeben durch die Redaktion des „Praktischen Maschi-
nen-Konstrukteur in Frankenberg bei Chemnitz.
Ein Maurermeister, 29 Jahr alt, wünscht sich mit einem
Kapital von 5 — 6000 Thlr. , welches in Raten eingezahlt werden
kann, an einem grösseren Geschäfte zu betheiligen, sei es bei Bau-
oder anderen in’s Fach schlagenden Unternehmungen. Kollegen
oder Baumeister etc., welche hierauf reflektiren, werden ersucht,
ihre Adresse an die Exped. d. Bl. sub Chiffre R. H. 69 einzusenden.
Ein junger Mann, (Maurer) geübter Bauzeichner, der auch län-
gere Zeit praktisch gearbeitet und dem die besten Zeugnisse zur
Seite stehen, sucht unter bescheidenen Ansprüchen eine baldige
Stelle- Gefällige Adressen unter F. E. No. 3 bittet man poste
restante Hannover.
Ein junger Zimmermeister, welcher längere Zeit in Berlin be-
schäftigt gewesen und noch mit der Leitung eines Baues beauftragt
ist, sucht eine Stelle als Geschäftsführer hier oder ausserhalb. Es
stehen demselben die besten Empfehlungen und Zeugnisse zur Seite.
Meldungen nimmt die Expedition dieser Zeitung entgegen.
Bekanntmachung.
Der Bau eines Feuerwacht- und Strassenreinigungs-Depot-Ge-
bäudes in der Reinickendorfer Strasse soll im Wege der General-
Entreprise, einschliesslich der erforderlichen Materialien, ausgeführt
werden.
Die Bauzeichnungen, Bedingungen, sowie der Kostenanschlag
sind im Bureau der städtischen Bau - Deputation täglich in den
Dienststunden zur Einsicht ausgelegt. Qualifizirte und kautionsfähige
Unternehmungslustige, welche auf Verlangen ihre Qualifikation
durch Atteste nachzuweisen haben, werden ersucht, ihre Offerte
portofrei und versiegelt mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme des Baues des Feuerwachtgebäudes in
der Reinickendorfer Strasse“
spätestens bis zum 8. Juli, Mittags 12 Uhr, im neuen Rathhause,
Zimmer No. 71 abzugeben.
Berlin, den 25. Juni 1868.
Die städtische Bau-Deputation.
Stuttgart, Museum.
Die Museums - Gesellschaft beabsichtigt eine Erweiterung ihrer
Räumlichkeiten mit einem Kostenaufwand von 200,000 Fl. hersteilen
zu lassen.
Für die erforderlichen Pläne ist eine Preisbewerbung mit dem
Einlieferungstermine 1. Dezember d. J. eröffnet und ein Preisge-
richt aufgestellt Die Preise sind bemessen:
Der erste mit 1200, der zweite mit 800 Fl. südd. Währg.
Die Herren Architekten, welche an dieser Preisbewerbung
Theil nehmen wollen, belieben das ausführliche Programm, nebst
einer Preisliste der Baumaterialien, sowie die Grundrisse und Situa-
tionspläne über die verfügbare Grundfläche bei dem Sekretariat des
Museums, Stuttgart, Kanzleistrasse 11 in Empfang zu nehmen.
Bekanntmachung.
Es wird beabsichtigt, an Stelle der bis jetzt bei den Abtritten
der städtischen Schulen im Gebrauch befindlichen, aus verbleitem
Ponton- oder Zinkblech bestehenden Trichtern eben dergleichen
von anderer Masse einzuführen, die dauerhafter sind und nament-
lich dem Einfluss der zur Desinfektion gebrauchten Chemikalien
besser widerstehen.
Lieferungslustige werden hierdurch aufgefordert, dergleichen
Probetrichter mit Angabe des Preises baldigst einzureichen.
Berlin, den 24. Juni 1868.
Die städtische Bau -Deputation.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Die Lieferung von
1200 Schachtruthen Extra- Kalkbausteinen
soll im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden. Die
bezüglichen Bedingungen liegen in unserem Baubüreau, Köpnicker-
strasse No. 29 zur Einsicht offen, auch können daselbst Kopien der-
selben gegen Erstattung der Kosten in Empfang genommen werden.
Anerbietungen sind bis zu dem am
Donnerstag, den 9. Juli d. J., Vormittags 10 Uhr
stattfindenden Submissions-Termine portofrei an uns einzusenden.
Königliche Direktion der Xiedersehlesisch-
Märkiselien Eisenbahn.
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
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lich den Herren Baumeistern und Bauunternehmern zur Anlage von
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Mein System empfiehlt sich vor allen anderen durch Billigkeit,
Zweckmässigkeit und die Leichtigkeit, es allenthalben zur An-
wendung zu bringen, namentlich auch in schon bewohnten
Häusern.
Verschiedene Anlagen, die ich hier ausgeführt und die Refe-
renzen der renommirtesten Architekten werden mir zur Empfehlung
dienen. Aufträge von ausserhalb werden auf’s Leichteste
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befindlichen Apparats im Comtoir: Behrenstrasse 36, parterre, oder
in meiner Privatwohnung in Pankow, Berlinerstr. 8, woselbst auch
nähere Auskunft ertheilt wird.
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Pläne und Anschläge nach eingesandten Bauzeichnungen gratis.
Burham - Portland - Cement.
Dieser mit vollem Rechte berühmte Cement ist sehr bedeutend
von dem Metropolitan Board of Works (Baubehörde der Stadt Lon-
don) bei allen grossen Unternehmen, ebenso in sehr grossem Maass-
stabe von der Grossbritanischen Regierung zur Erbauung von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von den
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil- Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Burham-
Compagnie im Metropolitan-Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtlich geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von
iyl“=2>/4Q' eine Widerstandskraft von 631 Pfd. ergeben hat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten, haben dieselben eine Widerstandskraft von 702,3 Pfd. er-
geben.
Lager von unserm Portland-Cement haben wir für Berlin den
Herren
W. Naetebus & Co.
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übertragen, welche sich zu geneigten Aufträgen empfohlen halten.
London, im März 1868.
Burham Brick, Lime -Cement- Company
Der Betriebsdirektor
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Jahrgang II.
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Zusendungen
bittet man tu richten an die
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Berlin, Oranien-Str. 75.
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des
Wochenblatt
taransgegeben von Mitgliedern
Architekten -Vereins zu Berlin.
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und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 10. Juli
1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Entwickelung und die Geschichte des Tunnelbaues.
(Schluss.) — Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Königl.
Bau -Akademie im August 1867. (Fortsetzung). — Die Kosten der
neuen Strassen - Anlagen in Paris. — Feuilleton: Die 9. Versamm-
lung des Vereins mittelrheinischer Bautechniker. (Fortsetzung). —
Korrespondenzen: Breslau, 30. Juni 1868. — Mittheilungen
aus Vereinen: Schleswig- Holsteinischer Ingenieur -Verein. — Ar-
chitekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes: Noch einmal Liernur’s
Städtereinigung. — Sgrafliti im Ordenslande Preussen. — Neue
Publikation der mittelalterlichen Baudenkmale des Rheinlandes. —
Beschluss über eine Konkurrenz für das Rathhaus in Stettin. — Das
Vereinslokal des Architekten -Vereins zu Berlin. — Kunstgelehrte als
Preisrichter bei Konkurrenzen. — Ingenieur Hiihn j — Aus der
Fachlitteratur: Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation
von Ziegeln etc. — Personal-Nachrichten etc.
Die Entwickelung und die Geschichte des Tunnelbaues.
(Vortrag gehalten im Architekten- und Ingenieur-Verein zu Cassel.)
( Schluss. )
Seitdem nunmehr der Eisenbahnbau in Gegenden ge-
drungen ist, welche man bisher wegen ihrer gebirgigen
Terrainbeschaffenheit vermeiden zu müssen geglaubt hatte,
ist auch dem Tunnelbau eine grössere Beachtung gewid-
met worden und haben sich in jedem Lande besondere
Arten der Bauausführung ausgebildet, welche gleichsam
das Charakteristische des Volkswesens an sich tragen.
So haben wir ein amerikanisches oder englisches, ein bel-
gisches oder französisches, ein deutsches und ein österreichi-
sches Tunnelbausystem.
Das englische oder amerikanische Tunnelhau-
system ist wohl als das früheste zu betrachten. — Man
nimmt hierbei sofort die ganze Tunnelfläche in Arbeit
(nachdem zuvor ein Stollen in der Sohle des Tunnels
vorgetrieben ist), zimmert dieselbe aus und beginnt vom
Fundament an das Mauerwerk auszuführen, schreitet dann
wieder wie vordem vorwärts und stützt den weiteren Holz-
ausbau aul das vollendete Mauerwerk. Bei der belgi-
schen oder französischen Methode wird ein Stollen
im oberen Theil des Tunnelprofils vorgetrieben, von hier
aus das obere Profil ausgeweitet und ausgemauert, also
erst die First gesichert und dann der für die Widerlager
bestimmte Raum durch Unterfangen des vollendeten Ge-
wölbemauerwerks herausgenommen und das Widerlags-
mauerwerk aufgeführt. Das deutsche System mauert
auch erst die Widerlager und dann das Gewölbe, wie die
englische Baumethode, benutzt jedoch den mittleren Kern des
Tunnels zum Tragen der oberen Auszimmerung und der Lehr-
bogen. Das österreichische, welches einen dem englischen
System analogen Bauvorgang hat, unterscheidet sich von
diesem hauptsächlich in der Art der Auszimmerung, welche
selbstständig und ohne auf das bereits ausgeführte Mauer-
werk gestützt zu werden, aufgeführt wird.
Vergleicht man diese verschiedenen Bausysteme, so
findet man, dass das französische oder belgische
System zweckmässige Anwendung bei festem Gestein
findet, bei welchem weniger ein starkes Mauerwerk gegen
Druck und seitlichen Schub erforderlich ist, als eine Ver-
kleidung des etwa verwitternden Gesteins. Es mag daher
wohl die in Frankreich und Belgien hauptsächlich vor-
kommende Gebirgsbildung die Anwendung dieses Systems
motivirt haben. Bei stark druckäusserndem Gebirge wer-
den bei einem nach diesem System gebauten Tunnel trotz
der grössten Vorsicht Unebenheiten des Gewölbes, ja so-
gar Risse herbeigeführt werden und muss die Anwendung
desselben dann eine kühne genannte werden. — In
Deutschland sind sehr wenige Tunnel nach diesem System
ausgeführt worden — und diejenigen, welche danach er-
baut worden sind, wie z. B. die Tunnel der Hessischen
Nordbahn, haben diese Behauptung bestätigt.
Während man bei diesem System fürchtete, den ganzen
Tunnelquerschnitt mit einem Male in Angrift' zu nehmen,
führt dies die englische Methode aus. — Sie bat den
grossen Vortheil, dass das Mauerwerk einer Strecke vom
Fundament an ununterbrochen bis zu seinem Schluss auf-
geführt würd und das ganze vollendete Profil für Materi-
alien und deren Transport zur Verfügung steht. Nach
diesem System wurde einer der ersten Eisenbahntunnel
des Kontinents, der Tunnel von Charleroy, begonnen,
bei dem jedoch später von dieser Methode, als einer
zu gewagten in sandigem Boden, abgegangen und die bel-
gische angewandt wurde. Beide Systeme konnten jedoch
mehrfache Einbrüche nicht verhindern. — Beinahe
sämmtliche Tunnel der englischen und amerikanischen
Eisenbahnen sind nach dem englischen System ausgeführt;
hei letzteren Bahnen hat man auch bei einigen Tunneln
Versuche mittelst der Tal bot 'sehen Tunnelbohrmaschine
gemacht, welche das ganze Tunnelprofil mit einem Male
ausbohren sollte, — dieselbe scheint sich jedoch nicht be-
währt zu haben, weil deren weitere Anwendung auf sich
warten lässt. Der ITauenstein -Tunnel der Schweizer
Zentralbahn und mehrere andere sind ebenfalls nach vor-
besprochenem System ausgeführt.
Das deutsche System ist gleichsam eine ängstliche
Kombination des englischen und französischen Systems.
Der stehengebliebene Mittelkörper beengt nun ganz
ausserordentlich den ohnedies so spärlich zugetheilten
Manipulationsraum eines Tunnels und muss ausserdem, um
die ihm zugemuthete Last tragen zu können, genügend
stabil sein, — also entweder aus tragfähigem, festem Ge-
stein bestehen, oder durch Verzimmerung, Verkleidung etc.
die nöthige Tragfähigkeit erhalten. Diesen Uebelstand
hat das österreichische System sehr gut mit voller Aus-
zimmerung zu umgehen gesucht, indem hei demselben der
Mittelkörper des deutschen Systems gleich durch selbst-
ständige Zimmerung ersetzt wird. — Dabei lässt die Art
der Zimmerung einen Bauvorgang in jeder Gebirgsart
zu. Trotzdem, dass beim Bau des Tribitzer Tunnels auf
der Brünner Bahn so üble Erfahrungen hei Anwendung
des deutschen Systems gemacht wurden, hatte dasselbe
dennoch in Deutschland vielfache Nachahmung gefunden.
Erst nachdem mehre Tunnel, von denen der Czernitzer
als der Bemerkenswertheste zu nennen ist, zu Bruche ge-
gangen waren, ist man wohl überall davon abgegangen.
Die Tunnel am Karst, Semmering, Brenner, sowie die
meisten in den letzten 10 bis 15 Jahren in Deutsch-
land ausgeführten Tunnel sind und werden noch nach dem
österreichischen System ausgeführt, welches wohl in den
meisten Fällen als das beste der vorbeschriebenen Systeme
erklärt werden darf.
288
Eine in den letzten Jahren neu angewandte Tunnel-
baumethode ist diejenige des Ingenieurs Rziha, welche
bereits an zwei Tunneln, dem Naenser und Ippenser der
Bucke - Kreienser Bahn, ihre Anwendung gefunden hat;
dieselbe ersetzt die Holzzimmerung, welche durch die fort-
während steigenden Ilolzpreise immer theurer wird, durch
Eisen und zwar der Art, dass sie den Druck des Ge-
birges gleich auf die eisernen Lehrbogen, welche aus
gusseisernen , zusammengeschraubten Segmenten bestehen,
vermittelst viereckiger, aus alten Eisenbahnschienen gebil-
deter Rahmen überträgt. Diese Methode hat dieselben
Vortheile der vorher als zweckmässig beschriebenen
Systeme, denn es wird gleich ein freier Raum gebildet
und die Mauerung vom Fundament aus begonnen. Die
Anwendung dieser Methode wird sich erst Bahn brechen
können, wenn die Kosten-Ersparniss im Gegensatz zu den
nach den früher beschriebenen Arten ausgeführten Tunneln
bewiesen ist.
Die Kostcnvergleichung zwischen Tunnel und Ein-
schnitt stellt sich bei festem Gestein schon bei etwa 50'
Einschnittstiefe in der Regel zu Gunsten der Tunnel
heraus, während in weichem, druckäusserndem Gebirge,
insbesondere, wenn noch Wasserzudrang — der grösste
Feind des Tunnelbaues — hinzutritt, ein Tunnel im Kosten-
preis einem Einschnitt von 100 und 120' Tiefe in dem-
selben Gebirge gleichkommt. Mit Rücksicht indessen
darauf, dass ein gut erbauter Tunnel betriebssicher und
billig in der Unterhaltung ist und dies einem 100' tiefen
Einschnitt in thonigem Gebirge nicht nachgerühmt wer-
den kann, wird man in den meisten Fällen dem Tunnel
den Vorzug geben. Letzteres vorraussichtlich für die Zu-
kunft um so mehr, als mit Sicherheit zu erwarten steht,
dass in sehr schwierigem Gebirge die Rzilia’sche Methode
die früher oft enormen Kosten erheblich reduziren wird.
Gegenwärtig wird der grösste bis jetzt in Ausfüh-
rung genommene Tunnel durch den Mont Cenis auf der
Eisenbahn von Lyon nach Turin erbaut*). Derselbe hat
eine Länge von 12220 Meter oder 1 */2 deutsche Meilen
und führt durch den Alpenkalk. Die vornehmlich vor-
kommenden Gesteinsarten sind dichter Kalkstein der Jura-
formation, talkiger sowie dichter Kalkstein, Gyps- und
Quarzgesteine der Triasformation, sowie Sandstein und An-
thracit der Steinkohlenformation.
Der noch 1200 Meter hohe Bergrücken gestattete
nicht, diesen Bau mittelst Schächten in Betrieb zu setzen,
sondern beschränkte die Arbeit auf den Vorgang durch
beide Mundlöcher. Zur Beschleunigung der Arbeiten, so-
wie auch zur Zuführung der frischen Luft nach den Ar-
*) Man vergl. die ausführlichere Mittheilung aus den Proto-
kollen des Vereins für Baukunde zu Stuttgart in No. 17 (Jhrg. 68)
u. Bl. D. Red.
Die 9. Versammlung des Vereins ülittelrheiiiFScher
Baiitechniker.
(Fortsetzung.)
Auf der einen Seite begrenzt das alte königliche
Schloss den Schillerplatz. Sowohl in seiner Gesammtan-
lage, dem vorspringenden Thurm, unregelmässigen Hof
mit offenen Galerien, wie in den Details zeigt es gröss-
tentheils die so anziehende und bei deutschen Bauten
seltener vorkommende Mischung des gothischcn Stils mit
den Anfängen der Renaissance. Die Hallen des Hofes
sind durch korinthische Säulen von kurzem Schaft und
schwerer Kapitälform mit dazwischen gespannten flachen
Kreuzgewölben gebildet. In eigentümlicher Weise ent-
wickeln sich die Säulen aus der Brüstung, gestützt von
halbkugelförmig vortretenden , ornamentirten Konsolen.
Reinere Renaissanceform zeigt ein einzelnes Säulchen auf
der Ecke eines aus dem Dach malerisch vortretenden
Baues. Das im Hof aufgestellte Reiterstandbild des
Grafen Eberhard im Barte von Hofer leidet sehr unter
der beschränkten Raumausdehnung und unter der un-
künstlerischen Panzerbekleidung. In der Nähe befindet
sich, in die Mauer eingesetzt, ein prächtiges Renaissance-
grabmal mit vortrefflicher Behandlung des Ornaments.
beitsorten ist von G ra n d is, G ratton i & S o mm e i 1 1 e r eine
Bohrmaschine konstruirt worden, deren Bewegung mittelst
durch hydrostatischen Druck komprimirter Luft von 6 At-
mosphären Ueberdruck in 2 Maschinen von 300 Pferde-
kraft geschieht; — das bis jetzt erzielte Resultat ist ein
günstiges zu nennen, so dass der Tunnel in ca. 2V2 Jahren
von jetzt au vollendet sein kann. — Dieser Bau wird
durch italienische Ingenieure von der italienischen und
französischen Regierung gemeinschaftlich ausgeführt.
Der Aufschwung aller Verkehrs- und Handelsverhält-
nisse unseres Jahrhunderts zeigt schon jetzt, dass die vor-
handenen Verbindungswege überall nicht mehr ausreichend
sind, dass man zu Parallelwegen oder Bahnen, oder wo
dies nicht immer thunlich ist, zu unterirdischen Bahnen
seine Zuflucht nehmen muss, wie dies bereits in London
geschehen ist und in manchen grossen Städten Nachahmung
linden wird. Wenn auch der Bau dieser unterirdischen
Bahnen London’s nicht solche Schwierigkeiten wie z. B.
der Themse-Tunnel bereitet hat, weil der unterirdische
Bau durch oberirdische Bahnanlagen unterbrochen und ein
Tlieil dieser Bauten von Tage aus betrieben worden ist,
so zeigt doch das Projekt schon, dass man vor keinen
Schwierigkeiten zurückschreckt. Grosse Hindernisse be-
reiteten bei letzterwähnten unterirdischen Bahnen die
vorhandenen Wasserleitungen, Kloaken, Gasleitungen etc.
in den Strassen und die theils unterfahrenen oder berühr-
ten Gebäude; denn alles musste im Status quo erhalten
werden. — Bis jetzt ist erst ein Theil der projektirten
unterirdischen Bahnen vollendet, und beabsichtigt man in
das vollständige Netz den jetzt wenig in Gebrauch be-
findlichen Themse-Tunnel mit hineinzuziehen.
Von den vielen Projekten, welche bis jetzt zur Ver-
bindung verschiedener Länder und Meere mit einander
aufgetaucht sind, z. B. des Durchstiches der Landenge von
Suez — welcher demnächst seine Verwirklichung erreicht
haben wird, — des Durchstiches_der Landenge von Panama,
der Ueberbrückung des Bosphorus, der Verbindung Eng-
lands mit dem Festland, muss eines der vielen über letztere
Verbindung entworfenen Projekte hier erwähnt werden.
Die Projekte einer stehenden Brücke über den Canal
la Manche hat man nämlich wegen der dadurch der Schiff-
fahrt bereiteten Hindernisse, sowie wegen der Kosten nun-
mehr ausser Acht gelassen und sein Hauptaugenmerk einer
unterirdischen Verbindung beider Länder zugewandt.
Ausser der projektirten Anwendung von Röhren , welche
man auf die Meeressohle legen wollte, um durch dieselben
eine Kommunikation zwischen Calais und Dover herzu-
stellen, ist das Projekt eines Tunnels nach bergmännischem
Betrieb von Thome de Gammond erwähnenswerth, ob
zweckmässig und praktisch ausführbar, mag unerörtert
bleiben. De Gammond will in verschiedenen Zwischen-
Durch einen niedrigen Vorsaal mit weitgespanntem
Gewölbe gelangt man zu der neu hergestellten Schloss-
kapelle; von hier aus hat man dieselbe in ihrer im ^ er-
hältniss zur Breite bedeutenden Längenausdehnung vor
sich, in deren Mitte sich der Chor befindet. Die Decke
wird durch ein flaches Gewölbe mit vielfach sich durch-
schneidenden Bogenrippen von schwerem Profil gebildet;
ein kalter blauer Ton der Flächen lässt die hellen
Rippen nur noch entschiedener hervortreten. Die Wände
sind in harmonischer Stimmung ganz mit bunten Dessins
bemalt, namentlich zeigt der Chor eine glückliche Far-
bengebung. Leber dem roth gepolsterten Holzwerk in
Eichenholz zieht ein in Holzfarbe gestrichener, ornamen-
tirter Gipsfries her, der durch seine kräftige Modellirung
alsbald die Unächtheit des Materials verrätb. Die sehr
ausgedehnten Emporen fallen mit ihren schweren Brüs-
tungen wieder aus der glücklichen Färbung der unteren
Partie heraus und werden durch einen blauen Ton in
der Hohlkehle des Gesimses unschön auseinander ge-
rissen.
Der in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
eingetretenen Stagnation in sozialer Beziehung entsprachen
auch die künstlerischen Leistungeu und zeichnet sich das
neue Resideuzschloss, ein Produkt dieser Zeit, vor den
vielen andern derartigen Bauten nur etwa durch seine
289
räumen 13 Inseln in der Richtung der Tunnelachse in
das Meer schütten und in diesen so gebildeten Erdkör-
pern Schächte abteufen, von welchen aus in der Längen-
achse des Tunnels operirt werden soll. — Durch zwei
noch auf beiden Ufern abgeteufte Schächte erhält derselbe
32 Angriffspunkte, von welchen aus er den 47000 Meter
= 3 deutsche Meilen langen Tunnel in 6 Jahren für
170,000,000 Frcs. vollenden will. Von französischer Seite
findet dies Projekt Anklang und Unterstützung; hingegen
wollen die Engländer, wie es scheint, der möglichen Ver-
wirklichung keinen grossen Glauben beimessen, so dass
wohl noch manches Jahr der Weg nach England nur auf
dem schwankenden Elemente gefunden werden kann.
W. Strecker t.
ltcisciiotizen
gesammelt auf der Studienreise der KÖnigl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung.)
Lauenburg.
Lauenburg liegt an der Mündung der Stecknitz in
die Elbe, die hier ein ziemlich weit ausgedehntes Inun-
dationsgebiet hat. Die Stecknitz ist grossentheils kana-
lisirt und mündet hier mittelst einer in den Häuptern 24'
weiten Kammerschleuse, oberhalb deren sich der durch
den Chaussee- und den Eisenbahndamm geschützte Winter-
hafen Lauenburg’s befindet. Die Chaussee ist über das
Unterhaupt der Schleuse
mittelst einer doppelten
Portalbrücke von 30' Weite
geführt, deren Klappen
noch von unten her durch
stützende Rahmen getragen
werden. Jeder Rahmen
besteht aus 5 Säulen mit
Ober- und Unterrahmen,
und ist um seinen Fuss-
punkt drehbar.
Die von Büchen nach
Lüneburg führende Eisen-
bahn kreuzt bei Lauenburg
die Elbe, und da die Aus-
führung einer festen Brücke
wegen des grossen Wasser-
standswechsels, des ausge-
dehnten Inundationsgebietes und des schlechten Baugrun
des so grosse Kosten verursacht haben würde, dass bei
dem jetzt noch so geringen Verkehr auf eine Rentabilität
der Anlage nicht zu rechnen gewesen wäre, so wurde es
vorgezogen, den Uebergang über die Elbe mittelst einer
Dampffähre zu bewerkstelligen, die auch im Stande ist,
die beladenen Güterwagen hinüberzuführen, so dass der
durchgehende Verkehr möglichst wenig Störungen erlei-
det. Von dem wasserfreien Bahnhofsterrain werden die
Eisenbahnwagen auf einer geneigten Ebene der Dampf-
fähre zugeführt, übergesetzt und jenseits, wiederum auf
einer geneigten Ebene, zum Bahnhofsterrain emporgewun-
den: es sind also zwei ganz gleiche Vorrichtungen auf
beiden Ufern der Elbe erforderlich, die mit den betref-
fenden Bahnhöfen — (auf dem rechten Elbufer Bahnhof
Lauenburg, auf dem linken Ufer Bahnhof Hohnstorf) —
in unmittelbarer Verbindung stehen. Eine genauere Be-
schreibung der hier an beiden Ufern ausgeführten allge-
meineren Anlagen befindet sich in der Zeitschrift des
Architekten- und Ingenieur -Vereins zu Hannover, Jahr-
gang 1866, so dass hier vorzugsweise nur noch einige
dort nicht mitgetheilte Spezialitäten erwähnt werden sollen.
Jede der beiden geneigten Ebenen zieht sich mit
einem Gefälle von 1 : 9 von dem auf 24 des Pegels
gelegenen Bahnhofsterrain bis unter den auf — V dessel-
ben Pegels belegenen niedrigsten Wasserstand der Elbe
hinab. Auf der geneigten Ebene bewegt sich ein ca. 100'
langer Schlitten mit fast ganz horizontaler Plattform auf
und nieder, der je nach dem Wasserstande der Elbe so
weit hinaufgezogen oder hinabgelassen wird, dass die
Höhe der Plattform ungefähr der Verdeckhöhe des Fähr-
schiffes entspricht und die auf letzterem von dem jensei-
tigen Bahnhofe herübergebrachten Eisenbahnwagen jetzt
über die Plattform des Schlittens fort und dann die ge-
neigte Ebene hinaufgezogen werden können.
Um zunächst die Stellung des Schlittens je nach dem
Wasserstande der Elbe reguliren zu können, liegt in der
Mitte der geneigten Ebene auf ihrer ganzen Länge eine
starke Ankerkette, in welche an jeder beliebigen Stelle
ein starker Haken eingelegt werden kann; mit Hülfe eines
Flaschenzuges, der diesem Haken angehängt wird, kann
alsdann das Hinaufziehen oder Hinablassen des Schlittens
ohne Schwierigkeit bewirkt werden. Es ist jedoch der
Schlitten auch in dieser Stellung zu sichern und zu be-
Grosse aus. Auf der andern Seite vermissten wir aber
das der Zopfzeit oft eigenthümliche Raffinement in der
komfortablen Herrichtung der Wohnräume. Wir durch-
wanderten eine ganze Reihe gleichartiger Zimmer, die
weder in der inneren Ausschmückung, noch im Möblement
etwas Bemerkenswerthes boten, nur ein mit vielem Auf-
wand von buntem Marmor und Vergoldung dekorirtes
Treppenhaus zeugt von fürstlicher Prunkliebe. Die
obere Zimmerreihe mit vortrefflichen Fresken Gegen-
baurs, Szenen aus der würtembergischen Geschichte,
gleicht mehr einer Galerie, als Wohnräumen. Schöne
Verhältnisse und Dekorationen hat der Festsaal. Ein
Spiegelgewölbe bildet die Decke mit Gemälden im Plan
und wird in der Wölbung durch Kappen, die auf der
einen Seite Fenster, auf der andern Spiegel einschliessen,
durchschnitten. Flächen und Ornamente zeigen weissen
Stuck mit Gold und rothe Draperie.
Der linke Flügel des Schlosses enthält die neu her-
gerichteten Zimmer der Königin, aus denen die „Gewerbe-
halle“ verschiedene Kamine gebracht hat; sie wurden
andern Tags von einigen Herren besucht und sollen mit
königlicher Eleganz ausgestattet sein. Im Aeussern fiel
uns auf, dass jeder Stein mit einem grossen rothen Kreuz
bezeichnet war; diese „Revision der Steinhauerrechnung“
hat bis jetzt allen Witterungseinflüssen getrotzt.
Das bei dieser Besichtigung geschwundene Interesse
wurde beim Besuch des neuen Bahnhofs, von Oberbaurath
Morlock wieder geweckt. Die Neuheit der Aufgabe,
hauptsächlich aber die in vielfacher Beziehung so treff-
liche Lösung derselben, verfehlte nicht ihre anregende
Wirku ng.
Die Schwierigkeiten, unter welchen dieser Bau ent-
stand, sind in No. 11 d. Bl. theilweise angedeutet und
die ganze Anordnung aus der Publikation in der Förster -
sehen allgemeinen Bauzeitung bekannt. Die hieraus ge-
wonnene Vorstellung wird aber in der Wirklichkeit be-
deutend übertroffen, da die grossen Perspektiven im
Vestibül und den Hallen sich so erst Geltung verschaffen.
Die Axe des Vestibüls fällt bekanntlich nicht genau in
die Verlängerung der Bahnhofsaxe; diese Unregelmässig-
keit ist aber in der gekuppelten Säulenstellung sehr ge-
schickt verdeckt. Die Färbung ist mit den einfachsten
Mitteln erreicht. Die lichten Töne der Gewölbe heben
die Verhältnisse, während in den untern Theilen die
bunten Karten, Schriften und Wappen eine kräftige Wir-
kung erzielen, welche durch eine sehr effektvolle Abtö-
nung der blauen rundbogigen Oberlichter nach oben und
durch leichte Bronzegitter mit der Decke in Einklang
gebracht wird. Auch die Lüstres zeigen eine nachah-
mungswerthe Anordnung; die Flammen brennen in kugel-
290
festigen, da F laschenzug und Haken wieder beseitigt wer-
den müssen, um das Geleise, in dessen Mitte die Anker-
kette liegt, für die liiisenbalmwagen frei zu machen. Diese
Sicherung des Schlittens erfolgt auf dreifache Weise: ein-
mal durch eine einfallende Sperrklinke, dann durch kräf-
tige Radbremsen, die nach Art der Bremsen bei den Eisen-
bahnwagen konstruirt sind und von der Plattform aus in
Bewegung gesetzt werden können, und endlich durch soge-
nannte „Vorstecker“.
Es sind dies starke
eiserne Platten, die
oben mit einem Hand-
griff und unten mit
einem vertikalen
Schlitze versehen
sind; die Weite die-
ses Schlitzes ist gross
genug, um eine hoch-
stehende Schake der
auf der geneigten
Ebene liegenden An-
kerkette bequem fas-
sen zu können, da-
gegen nicht gross
genug, um auch
noch den flaekliegenden Schaken den Durchgang zu ge-
statten. Werden diese Vorstecker also durch einen im
Fussboden des Schlittens angebrachten Schlitz so hinab-
gelassen, dass sie die Kette in der angegebenen Weise
fassen, so ist der ganze Schlitten so fest mit der Anker-
kette verbunden, dass ein Gleiten desselben unmöglich
wird, selbst wenn die Radbremsen gelöst werden sollten.
Um ein gutes Eingreifen der Vorstecker zu sichern, sind
an dem Schlitten vor und hinter ^en erwähnten Schlitzen
kleine Walzen angeordnet, durch welche die hierüber fort-
gezogene Ankerkette hoch gehoben wird.
An seinem hinteren, dem Fährschiffe zugekehrten
Ende ist der Schlitten mit einer beweglichen Klappe ver-
sehen, deren freies Ende sich auf das Fährschiff nieder- i
legt. Da nun das Fährschiff im unbelasteten Zustande
nur 3', belastet dagegen 4' Tiefgang hat, so muss sich
das auf dem Fährschiff aufruhende freie Ende der Klappe
mit diesem heben oder senken, je nachdem das Fährschiff
ent- oder belastet wird. Es soll daher der Schlitten in
der Regel so eingestellt werden, dass seine Plattform etwa
y2' höher liegt als das Verdeck des befrachtet ankommen-
den Fährschiffes, so dass die Eisenbahnwagen anfangs
mit etwas Steigung, zuletzt mit etwas Gefälle von dem
Verdeck des Fährschiffes auf die Plattform des Schlittens
geschoben werden. Ist das Fährschiff dann von Neuem
befrachtet, so wird zunächst die Klappe des Schlittens
hochgewunden, so dass das Fährschiff frei wird und seine
Ueberfahrt antreten kann. Die Klappe hängt zu diesem
Zwecke in Ketten, die über zwei auf der Kommando-
Brücke des Schlittens aufgestellte Windevorrichtungen ge-
führt und zur Erleichterung der Bewegung mit Kontre-
gewichten versehen sind, die zwischen den vertikalen
1 rägern der Kommando-Brücke geführt werden. — Am
vorderen, der geneigten Ebene zugekehrten Ende ist der
Schlitten mit ca. 15' langen Zungenschienen versehen, die
sich aut die Schienen der geneigten Ebene auflegen und
eine kurze, mit 1 : 30 geneigte Strecke darstellen, welche
den Uebergang von der mit 1 : 9 geneigten Ebene nach
der Plattform des Schlittens bildet.
Die Eisenbahnwagen, welche mittelst dieser Anstalten
übergesetzt werden sollen, haben demnach an jedem Ufer
einen mehrfachen scharfen Wechsel des Gefälles zu pas-
siren, nämlich:
1) vom Bahnhofsterrain nach der geneigten Ebene;
2) von der geneigten Ebene auf die Zungenschienen
des Schlittens;
3) von den Zungenschienen des Schlittens auf die Platt-
form desselben;
4) von der Plattform des Schlittens auf dessen hintere
Klappe, und
5) von der Klappe des Schlittens auf das Verdeck des
Fährschiffes.
Nur die beiden letzten Gefällwechsel können für
einen kurzen Zeitraum fortfallen, doch bleiben auch dann
noch drei zum Theil sehr starke Gefällwechsel übrig, die
nur von vierrädrigen Eisenbahnwagen ohne wesentlichen
Nachtheil passirt werden können; passiren sechsrädrige
Wagen diese schroffen Gefällwechsel, so hört sofort die
gleichmässige Vertheil ung der Lasten auf, indem jetzt die
Gesammtlast von nur zwei Achsen getragen werden muss,
was nicht ohne nachtheiligen Einfluss auf die tragenden
Theile des Wagens bleiben kann. Es beschränkt sich
daher auch der ganze Güterverkehr hierselbst ausschliess-
lich auf vierrädrige Wagen.
Als Fährschiff dient ein Raddampfschiff', das zur Auf-
nahme der Eisenbahnwagen mit einem in der Mitte lie-
genden Geleise versehen ist, welches 12 Achsen aufzunehmen
vermag; die Länge des Verdeckes beträgt 140', seine
Breite 25', im Radkasten gemessen aber 43'. Das Schiff'
ist mit 2 Steuerrudern versehen, die von der hohen, in
der Mitte des Schiffes angeordneten Kommandobrücke aus
bewegt werden können. Die mittlere Fahrgeschwindigkeit
förmigen Glocken, die an graziös geschwungenen Armen
zu hängen scheinen und derart angebracht sind, dass
jedes Licht seine volle Wirkung behält, indem die Licht-
kränze, von der gewöhnlichen Anordnung abweichend,
nach oben immer weiter werden. Die im Vestibül einge-
bauten Kassen sind wahre Kunstwerke der Holzschnitzerei,
haben aber für den ihnen gegebenen Charakter eines
Möbels unseres Erachtens doch zu bedeutende Abmes-
sungen. In den Wartesälen ist durch eingeschobene
Scheidewände und eine kräftige, entschieden kontrasti-
rende Flächenabtönung die zweistöckige Anlage durchge-
führt, der Eindruck der Raumeinheit wird aber durch die
durchgehende obere Färbung und die gemeinschaftliche
Decke, namentlich in dem grossen Wartesaal III. Klasse,
nicht immer erreicht.
Einen würdigen Schluss des Morgenganges bildete
die Besichtigung der polytechnischen Schule von Ober-
baurath von Egle. Ebenso stolz und kräftig im Auf-
bau, wie elegant und fein im Detail, bildet dieser Bau
eine Perle unter den Stuttgarter Neubauten. Die Eigen-
schaften und die Farben des herrlichen Materials sind
auf's Geschickteste zu einer wirklichen Steinarchitektur
von männlicher Kraft verwendet! Die Entwicklung der
Favade mit kräftig vortreteuden Eckpavillons und einem
Mittelbau, und ihren verschiedenartigen Fensterbildungen
zeigt die wirkungsvollste Abwechselung, ohne dass die
Einheit des Ganzen nur im Entferntesten darunter Noth
litte. Beim Eintritt befindet man sich im Treppenhause,
ein in der Mitte durchgehender Korridor mündet an
beiden Enden auf zwei aus Eisen und Stein konstruirte
Nebentreppen. Die Korridore sind in allen Stockwerken
mit böhmischen Gewölben gewölbt und pompejanisch be-
malt. Die Ausstattung und Einrichtung der innern
Räume, namentlich der Aula ist einfach und würdevoll
und zeigt überall künstlerische Durchbildung. Die Orna-
mentensammlung, Modell- und Maschinensammlung, die
Lesezimmer u. s. w. sind auf s Reichhaltigste ausgestattet;
musterhafte Ordnung und Reinlichkeit in den Sälen,
Schränken und Mappen lassen den besten Eindruck von
dieser Anstalt zurück.
Welchen hohen Werth die würtembergische Regie-
rung auf eine allgemein durchgreifende Ausbildung der
Techniker legt, beweisst die Errichtung der ganz in der
Nähe gelegenen Baugewerkschule, welche gleichfalls nach
Plänen von Oberbaurath von Egle jetzt bis zum ersten
Stock gediehen ist und an Ausdehnung der polytechni-
schen Schule nicht nachzustehen scheint. Der ganze
davor gelegene Platz ist mit grossen Quadern belegt
und zeigen die fertigen Steinhauerarbeiten eine sehr sorg-
fältige Technik, wie denn überhaupt die Ausführung
291
des Schiffes beträgt etwa 10' pro Sekunde, so dass die
Ueberfahrt selbst nur etwa 8 — 10 Minuten erfordert; um
so mehr Zeit ist jedoch zum Ent- und Beladen des Fähr-
schiffes erforderlich, so dass man zu einer Hin- und Her-
fahrt etwa eine Stunde rechnet, pro Tag also nur etwa
12 Hin- und Herfahrten gemacht werden können. Die
Dampfmaschine des Schiffes hat etwa 150 Pferdekräfte
und arbeitet mit oszillirenden Zylindern.
Damit das Schiff' noch sicher und bequem anlegen
kann, braucht es über der geneigten Ebene noch minde-
stens 1 VV Wassertiefe; hieraus ergiebt sich leicht bei
einer bestimmten Neigung der Ebene auch die Länge des
zugehörigen Schlittens, und da man hier dem Schlitten
nicht gern eine grössere Länge, als etwa 100' geben
wollte, so konnte der geneigten Ebene keine flachere
Neigung als 1 : 9 gegeben werden. Bei den schottischen
Anlagen dieser Art, die der hiesigen Anlage zum Muster
gedient haben, und über die sich weitere Mittheilungen
in den Jahrgängen 1852 und 1867 der Zeitschrift für
Bauwesen finden , haben diese Ebenen noch stärkere
Neigungen, nämlich 1 : 8 und sogar 1 : 6 erhalten.
(Fortsetzung folgt.)
Die Kosten der neueu Strassen- Anlagen in Paris.
Die in Berlin immer unabweislieher hervortretende
Nothwendigkeit, mit dem Anwachsen der Stadt auch in dem
unter so wesentlich kleineren Verhältnissen angelegten Innern
derselben jene Veränderungen vorzunehmen, welche der rapide
gesteigerte Verkehr der Gegenwart und die Rücksicht auf
eine stetige Vergrösserung der Stadt in der Zukunft erforder-
lich machen, hat zu wiederholten Hinweisen auf die grossen
Strassen-Anlagen, Durchbrüche und Erweiterungen, welche in
Paris zu demselben Zwecke bereits ausgeführt wurden, Ver-
anlassung gegeben. Ein spezieller Vergleich zwischen beiden
Städten und die daraus hergeldtete Entwickelung der für
Berlin zu stellenden Forderungen ist vor einiger Zeit auch
Gegenstand eines längeren Vortrages im hiesigen Architekten-
Verein gewesen *). — Im Anschlüsse an denselben erlaube ich
mir einige Notizen über die Kosten zu geben, welche die be-
treffenden Anlagen in Paris verschlungen haben. Je weniger
bei Aufstellung des Berliner Bebauungsplanes die Beispiele
anderer grossen Städte-Anlagen beachtet worden sind, um so
wichtiger erscheint es zu betonen, unter welchen enormen pe-
kuniären Opfern unser grosses Vorbild Paris seine Verjüngung
hat durchmachen müssen. Wir können daraus ersehen, welche
Summen auch von uns nothwendigerweise und unerbittlich die
Zukunft verlangen wird, wenn nicht bei Zeiten und nach
festem System die Regelung des einstigen Verkehrs in unserer
Stadt angebahnt wird.
Die grossen Ausführungen von Paris zerfallen in drei
Gruppen. Der erste Theil des neuen Strassennetzes umfasste
*) Wir hoffen einen für die Zwecke uns. Bl. geeigneten Auszug
aus demselben später noch geben zu können. D. Red.
hauptsächlich die Anlage der Rue Rivoli und der Boulevards
Sebastopol und St. Michel, die Freilegung der grossen Öffent-
lichen Gebäude im Zentrum der Stadt, Tuilerien , Hotel de Ville,
Palais Royal u. s. w. Auf Grund verschiedener Gesetze aus
den Jahren 1849 bis 1857, welche Staatssubventionen respek-
tive Steuererleichterungen festsetzten, baute die Stadt Paris
zunächst die erwähnten Strassen in einer Länge von 7577 Meter
und ausserdem ohne Beihülfe des Staates 1890 „
zusammen 9467 Meter
(oder stark DA Meile) mit einem Kosten - Aufwande von
272 Mill. Frcs. oder rot 72*/j Mill. Thlr.
Die zweite Gruppe der Ausführungen geschah auf Grund
eines unter persönlicher Mitwirkung des Kaisers projektirten
Planes und des Gesetzes vom 28. Mai 1858. Dasselbe bestimmte,
dass der Staat ein Drittel der Kosten tragen sollte, mit der
Beschränkung, dass dieses Drittel 50 Millionen Frcs. nicht über-
stiege. Zur Ausführung wurden 10 Jahre nörmirt vom 1. Ja-
nuar 1859 ab. Diese Operationen enthielten die grossen Boule-
vards dicht um das Zentrum der Stadt, also du Prince Eugene,
Magenta, Malesherbes, Friedland, Haussmann, St. Marcel, die
Umgebungen des Are de Triomphe, des Charnp de Mars, vieler
dazu gehöriger Neben Strassen, und Eröffnung grosser Verbin
dungsstrassen im Herzen der Stadt, wie der Rue Auber, Halevy,
Erweiterung der Rue Mouffetard u. s. w. Die ganze Länge be-
trug 26,994 Meter oder 37/i2 Meilen.
Trotzdem durch das obenerwähnte Gesetz, die von der
Stadt veranschlagte Summe von 180 Millionen auf 130 Millio-
nen Francs herabgesetzt war, hat doch diese Vorsicht des ge-
setzgebenden Körpers nicht verhindern können, dass die Aus-
führung der grossartigen Anlagen 410 Millionen Frcs. oder
10973 Mill. Thlr. gekostet hat. — Dabei muss ausdrücklich
bemerkt werden, dass die Erträge aus wiederverkauften Grund-
stücken in den erwähnten Summen enthalten sind, um der
irrigen Meinung vorzubeugen, als ob hier nur die Passiva ,der
Operationen aufgeführt, die Activa aber vernachlässigt seien.
Es ist hier nicht der Ort, die Gründe vollständig zu ent-
wickeln, welche eine so kolossale Ueberschreitung des Anschla-
ges veranlasst haben. Theils der mit der gleichzeitigen Zu-
nahme der Bevölkerung und des Wohlstandes steigende Werth
der Immobilien, theils eine erst nach Beginn der Operationen
erfolgte Auslegung der Expropriationsgesetze, welche der Stadt
nicht günstig war, endlich und hauptsächlich die mit allen
Raffinements durch^eführte Spekulation, deren kontagiöser
Charakter Alles depravirte, was mit den Projekten der Kom-
mune zusammenhing, Einzelnen enorme Summen einbrachte
und der Stadt den erwarteten Vortheil aus der Verwerthung
der neu acquirirten Grundstücke vorweg nahm: — das sind
die Ursachen, auf welche die Verwaltung den Missgriff ihrer
Berechnungen zurückführt. —
Es lag weder im Interesse, noch in dem Charakter des
Mannes, welcher an der Spitze der Verwaltung des Seine-
Departements steht, während der Dauer der Operationen den
finanziellen Stand der Dinge ganz klar zu legen und derselbe
fand keinen Widerstand oder wusste solchen geschickt über-
stimmen zu lassen, um die Konsequenz der neuen Anlagen,
die dritte Gruppe der Erweiterungen durchzuführen, ohne die
dieser beiden Bauten in jeder Beziehung mustergültig er-
scheinen kann und ein glänzendes Zeugniss für die Tüch-
tigkeit der Stuttgarter Bauhandwerker ablegt.
Die Zeit bis zuin Beginn des Festessens im Königs-
bau wurde zu einem Besuch der Ausstellung daselbst
verwendet. Im Vestibül des Erdgeschosses waren von
dem General - Agenten der Gesellschaft Vieille Montagne ,
Herrn Aragon in Cöln , verschiedene Zinkbedachungen
ausgestellt, die im nördlichen Deutschland schon viel-
fache Anwendung fänden; Preisangaben fehlten leider
und müssen aus den Gewichten berechnet werden. Dann
folgte die Thonwaarenfabrik von Staib in Ravensburg.
Schön geformt und gut gebrannt war ein Geländer. Eine
im glatten Schaft getheilte Säule zeigte an der Fuge eine
Einziehung, welche eine derartige Verwendung des Mate-
rials nicht räthlich erscheinen lässt, abgesehen davon,
dass eine Belastung wohl unzulässig ist. Ueber ein Fa-
brikat von J. Tochtenherger in Stuttgart, Formsteine
aus hydraulischem Mörtel und Kies, wäre es interessant,
das Urtheil eines bewährten Fachmannes zu vernehmen.
Am bedeutendsten war die Ausstellung von Zement
aus der Weisenauer Zementfabrik von Lotliary und von
Zementabgüssen des Bildhauers V. Barth aus Mainz.
Beide hatten sich bereits auf der letzten Pariser Welt-
ausstellung vereinigt, doch waren die Leistungen der be-
rühmten Fabrik, welche die vorzüglichen Muschelkalke
und Thonlager des Rheinbeckens verarbeitet und mehr
als viele andere dazu beigetragen hat, den früher in
Masse rheinaufwärts eingeführten englischen Portland-Ze-
ment fast ganz zu verdrängen, wegen mangelhafter An-
ordnung nicht recht zur Geltung gekommen — ein Vorwurf,
welcher ihrer diesmaligen, auf das Geschmackvollste ar-
rangirten Ausstellung nicht gemacht werden konnte.
Ueber die Tragfähigkeit der ausgestellten Bruchstücke
aus Lothary -Zement gab ein aufgelegtes Gutachten
einer Kommission von hessischen Baubeamten und preussi-
schen Genieoffizieren ein glänzendes Zeugniss. Die Ab-
güsse zeigten eine vortreffliche künstlerische Behandlung
und eine Schärfe, wie wir sie anderwärts noch nicht
sahen. Die Unterschiede im Alter der Abgüsse von
wenigen Wochen bis zu drei Jahren waren nicht zu er-
kennen. Bei einer so vollendeten Technik fanden wir
die Preisnotirungen im Allgemeinen sehr mässig.
Im obern Stock waren in drei Sälen Aufnahmen und
Entwürfe ausgestellt; der erste Saal war fast ausschliess-
lich durch gothische Konkurrenzprojekte zu dem Altäre
für Reutlingen benutzt.
(Schluss folgt.)
292
Mitwirkung des Staates in Anspruch zu nehmen Es sind dies
die Boulevards Richard le Noir auf dem überwölbten Kanal
St. Martin, des Amandiers, St. Germain , Durchbrüche und Er-
weiterungen einer Menge von Strassen innerhalb der Stadt,
beispielsweise der Rue Lafayette, Drouot, le Pelletier, Meyerheer
u. s. w., deren Aufzahlung allgemeines Interesse nicht bietet.
— Die ganze Länge beträgt rot. 28000 Meter oder beinahe
33/* Meilen, welche einen Kostenaufwand von 300 Millionen Frs.
oder 80 Mill. Thaler erfordern.
Die angeführten Arbeiten scheinen noch nicht alle Er-
weiterungen zu umfassen, welche in der Ausführung begriffen
sind. Die Kosten für die Erweiterung der Stadt durch die
Zuziehung des Weichbildes sind nicht eingeschlossen und ein-
zelne sehr bedeutende Arbeiten, wie die der Place du Chateau
d'Eau, des Trocadero, finde ich in dem offiziellen Bericht des
Seinepräfekten vom Dezember 1867 nicht aufgeführt. Nach
dem die früheren Jahresberichte die Situation immer in rosi-
gen Tönen gezeigt hatten, enthüllte dieses Memoire zum ersten
Male klarer die Finanzlage. Eine Zusammenstellung darnach
ergiebt das folgende Resultat:
Länge in Kosten in
i Meter Fuss
Meilen
Mill. Frs.
Mill.Thl.
Erstes Strassennetz . . .
9467 30160
i’A
272
72 Vi
Zweites Strassennetz . .
26994 86000
3’/ij
410
109*3
Drittes Strassennetz . .
28000 | 89200
3%
300
80
zusammen . . !
64461 205360
8 7 1 3
982
261%
Es kommt mithin der laufende Meter Strassenlänge durch-
schnittlich auf 15234 Frs. oder der laufende Fuss auf 1275 Thlr.
Eine richtigere Vorstellung dieser Zahlen kann man sich
machen, wenn man bedenkt, dass auf diese Weise die Anlage
einer neuen Strassenflucht für je zwei Häuser von nur 50'
Front jedesmal ein Kapital von 63,750 Thlr. erfordert hat.
— Oder dass, wenn man die mittlere Strassenbreite mit Rück-
sicht auf die Boulevards zu 100' annimmt, der QFuss Strassen-
terrain auf 12V» Thlr., die I IRth. auf 1836 Thlr. durchschnitt-
lich zu stehen kommt, mithin durch die Bank ein Preis hat
bezahlt werden müssen, der in Berlin ausnahmsweise in den
besseren Lagen für Grundstücke erzielt zu werden pflegt.
Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass ein Theil des Terrains,
vorhandene Strassen, der Stadt bereits gehörte.
Um das skizzirte Bild für den Zweck eines Vergleichs mit
unseren Berliner Verhältnissen zu vervollständigen, muss ich
noch einige Zahlengruppen angeben.
Das Budget der Stadt Paris für 1868, etwas höher als
das der Vorjahre, ist in Einnahme und Ausgabe veranschlagt
auf rot. 245,212,000 Frcs. oder 65,389,000 Thlr. Dies er-
giebt bei einer Bevölkerung von 1,825,000 Menschen pro
Kopf ca. 134 Frcs. oder 353/* Thlr.
Das Budget der Stadt Berlin beträgt nach dem in der
Stadtverordneten -Versammlung vom 27. Februar festgestellten
Etat pro 186S in Ausgabe rot. 4,591,000 Thlr. oder bei einer
Bevölkerung von rot. 702,500 Menschen (Zählung vom 3. De-
zember 1867) pro Kopf ca. 6 Thlr. 16 Sgr.
Der kolossale Unterschied zwischen den Etats der beiden
Städte könnte geeignet sein Zweifel zu erwecken, ob zwischen
den Verhältnissen der Weltstadt an der Seine und denen von
Berlin direkte Analogien stattfinden. Es wäre eine sehr dan-
kenswerthe Aufgabe, wenn Jemand sich der Mühe unterziehen
wollte, vergleichende Aufstellungen von Grundstücken und
Gebäuden zwischen dort und hier zu machen, ln welch ra-
pidem Maasse auch hier die Preise sich steigern und die
Verhältnisse ungeahnte Dimensionen gewinnen können, be-
weist die jüngst kursirende Notiz aus dem Verein für die
Geschichte Berlin’s, wonach vor etwa 100 Jahren das Palais
des Prinzen Albreeht für etwas über 12,000 Thlr. verkauft
wurde, ein Besitz, der, wenn überhaupt veräusserlich , für
eine Million Thaler jetzt nicht weggegeben werden würde.
Schliesslich erlaube ich mir auf den sehr beherzigens-
werthen, eingehenden Artikel: Der Strassenverkehr in Berlin
von E. Bruch in dem „Gemoinde - Kalender und städtischen
Jahrbuch für 1868 hinzuweisen, der freilich mit Ausschluss
des weiteren Bebauungsplanes viele sehützenswertho Notizen
und Fingerzeige über die wünschenswerthen Erweiterungen,
Durchbrüche und Anlagen für die innere Stadt Berlin enthält.
Berlin, April 186S. Kyllmann.
Korrespondenzen.
11 real an, 30. Juni 68. — Es wird gewiss bei Man-
chem Freude erregt haben, dass in No. 26 Ihres Blattes der
Anfang gemacht ist, auch ein Wort für den Erbauer der
hiesigen Michaeliskirche einzulegen, und will ich mir erlauben,
eine Bemerkung darüber hinzuzufügen. — Die Wahrheit in
Betreff der Ursache des Einsturzes liegt jedenfalls zwischen
den beiden dort aufgestellten Behauptungen in der Mitte; es
ist in sachverständigen Kreisen kaum Jemand darüber zweifel-
haft, dass der Einsturz durch Fehler, die bei der Bauaus-
führung gemacht sind und durch den Mangel an jeder Ver-
ankerung bei immerhin gewagten Konstruktionen verursacht
ist. Der noch stehende Thurm hat genau dieselbe Kon-
struktion, wie der eingefallene, er zeigt daher auch nicht un-
erhebliche Risse, die eine beginnende Destruktion ankündig-
ten, und hätte der Einsturz vielleicht in naher Zukunft bevor-
gestanden, wenn nicht Vorsichtsmaassregeln dagegen ergriffen
wären. Wenn er bisher nicht eingestürzt ist, so bat sicher-
lich der Umstand, dass er früher gebaut ist, als der andere,
dass das Mauerwerk also längere Zeit Gelegenheit hatte , in
sich fest zu werden, ehe die schwere Steinpyramide aufgesetzt
wurde, wesentlich dazu beigetragen.
Unter den hiesigen Sachverständigen fehlt es gegenwärtig
nicht an solchen, welche selbst ohne persönlichen Hass gegen
den Erbauer im Herzen zu tragen, das eingetretene Unglück
benutzen, um sich gewaltig in die Brust zu werfen. Seht ihr
wohl, so sagen sie, sicher zu bauen und sicher zu konstruiren,
das ist die Hauptkunst! Solchen gothischeu Entwurf bringt
am Ende ein Jeder von uns zu Stande; er braucht sich nur
alle Werke, die über Gothik vorhanden sind, zusammen zu
kaufen, nur ein paar Tage sich hinzusetzen und zu zeichnen,
dann ist das Bildchen fertig. — Ueber den Werth solcher
Anschauungen ist hier wohl kein Wort zu verlieren ; zu be-
dauern ist es nur, wenn sie von Personen vorgetragen werden,
denen es unter den obwaltenden Verhältnissen nicht schwer
fällt, sich bei den nicht sachkundigen Zuhörern Glauben zu
verschaffen.
Dass der Erbauer der Michaeliskirche hier ausserdem
Feinde hat, ist um so erklärlicher, als er von vorn herein
durch sein Auftreten nicht eben dazu beigetragen haben soll,
sich unter den Fachgenossen Freunde zu verschaffen: jeden-
falls ist es, den bösen Zungen gegenüber, wohl am rechten
Ort, darauf hinzuweisen, dass schon Bessere vor uns von Ein-
stürzen betroffen sind. — z.
Mittheilungen aus Vereinen.
Schleswig-Holsteinischer Ingenieur-Verein. 7. Ver-
sammlung am 11. Juni 1S68 zu Neumünster. Bei der Er-
öffnung waren drei Vorstandsmitglieder und zusammen 20 Mit-
glieder, sowie 3 besuchende Fachgenossen anwesend.
Nach Begriissung der Gäste überreichte der Vorsitzende,
Wegebaudirektor Herzbruch, einen vom Vereinsmitgliede,
Fabrikant Jepseu in Flensburg geschenkten, sehr hübschen
in Holz geschnitzten, mit verschiedenen Inschriften versehenen
Fragekasten und meldete dem Geber sofort den Dank des
Vereins per Telegraph. Nach verschiedenen weiteren ge-
schäftlichen Mittheilungen stattete der Vorsitzende den Jahres
bericht ab und wurden die Revisoren für die Revision der
Jahresabrechnung pro 1867 gewählt, sowie desgleichen für die
austretenden drei Vorstandsmitglieder in den Vorstand ge-
wählt: Bahningenieur Wo 11 he im in Neumünster, Wegebau-
inspektor Bargum in Preetz und Fabrikant Jepsen in
Flensburg. — Daun wurde der Austritt zweier Mitglieder
angezeigt, und wurden durch Ballotement 6 neue Mitglieder
aufgenommen, wodurch die Zahl der Vereinsmitglieder auf
101 stieg.
Ein Antrag auf Anschaffung eines Vereinsabzeichens wurde
abgelehnt und beschlossen, die nächste ’\ ersammlung in der
ersten Hälfte des August in Kiel abzuhalten.
Von den in der letzten Versammlung gestellten Fragen
wurde nur die Frage No. 4 vom Vorsitzenden dahin beant-
wortet, dass die Kommune Cappeln, da die Pontonbrücke bei
Cappeln ein Kommuneban sei, theils schwache Eisbrecher an-
gebracht, theils die grössere Hälfte der Pontons an der Süd-
seite durch starke Ketten etc verbunden habe , um dieselben
bei starkem Eisgang um einen festen Punkt am Lande sich
drehend, zusammen anstreiben lassen zu können. Versuche
seien hiermit noch nicht gemacht und daher der Erfolg noch
zweifelhaft.
Doktor Meyn in L^etersen referirte dann über Asphalt-
decken für Strassenbahnen , deren vorzügliche Haltbarkeit in
Paris u. s. w. und proponirte, mit Asphalt-Erde aus der Grube
„Zur Hölle“ bei Heide hier Versuche anzustellen, wofür Ma-
terial von den Grubenbesitzern unentgeltlich oder zu ermäs-
sigtem Preise zur Disposition gestellt worden.
Geheimer Regierungsrath Hoffmann bemerkte, dass in
Paris trotz der grossen Kosten (1 Franc per Stein) für schwe-
res Lastfuhrwerk Pflasterstrasseu hergestellt würden, und
Marinebaudirektor Martiny fügte hinzu, dass in Norddeutsch-
293
land bei dem grossen Temperaturwechsel Asphaltdecken sich
nicht bewährt hätten, was vom Vorsitzenden bestätigt wurde.
Dr. Meyn legte dann noch durch Gniedelung geriefelte
Trottoir-Zementplatten von 1 O' Grösse und 21/» Zoll Stärke
zum Preise von 6 Sgr. pro □' vor und empfahl dieselben,
weil sie bei geringerer Grösse haltbarer zu verlegen seien.
Die Oberfläche sei weder glatt, noch leicht verschleissend,
weil dieselbe durch die Gniedelung besonders hart werde,
auch könne man bei nasser Witterung stets trockenen Fus-
ses auf denselben gehen. Ingenieur W oll heim versprach,
Versuche mit solchen Platten zu machen und dem Verein
darüber zu referiren.
Direktor Meyn von Rendsburg sprach dann kurz über
automatische Küchen und zeigte einen derartigen Apparat vor.
Nach Vorlegung einiger Zeichnungen von Ingenieur Bong-
Schmidt über Trockendocks und Verlesung der aus dem
Fragekasten entnommenen Fragen wurde die Versammlung
vom Vorsitzenden um 41/.» Uhr geschlossen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Die zweite der dies-
jährigen Sommer -Exkursionen des Vereins fand Sonnabend
den 4. Juli d. J. unter einer Betheiligung von etwa 90 Mit-
gliedern statt.
Versammlungsort war das deutsche Gewerbe-Museum,
das seinen vorläufigen Sitz in den Räumen des alten Gro-
pius’schen Diorama’s in der Georgenstrasse genommen hat.
In dem Hörsaale desselben hielt Herr Professor Gropius
zunächst einen längeren Vortrag über die bisherige Geschichte,
die Einrichtung und die Ziele dieses Instituts, das er dem
Interesse aller Fachgenossen warm empfahl: sodann wurden
unter Führung und Erläuterung der Herren Gropius,
Grunow, Dr. Lessing und Dr. Woltmann die Samm-
lungen und die Unterrichtssäle besichtigt. Auf eine nähere
Mittheilung des Gehörten und Gesehenen, die bei der Fülle
des Stoffes schwer abzumessen wäre, glauben wir hier um so
mehr verzichten zu können, als wir eine selbstständige Be-
sprechung des Deutschen Gewerbe-Museums in u. Bl. später
wohl erwarten können.
Da die im Programm vorgesehene Besichtigung der Bau-
ausführungen im Kriegs -Ministerium an diesem Tage leider
aut Hindernisse gestossen war, so wurde in aller Eile ein
Besuch auf der Baustelle der National-Gallerie improvisirt,
wo Hr. Bauführer Merzenich die Vereins-Mitglieder empfing
und führte. Bei dem gegenwärtigen Stande der Ausführung,
der fast bis zur Höhe des Unterbaues gediehen ist, auf wel-
chem sich die beiden oberen Stockwerke bekanntlich in der
Form eines korinthischen Pseudo -Peripteros erheben sollen,
konnte sich das Interesse fast allein der technischen Aus-
führung zuwenden, die in musterhafter Solidität und Sorg-
falt erfolgt.
Die Sandsteinijuadern, mit welchen das Ziegelmauerwerk
der Umfassungswände verkleidet wird, sind durchschnittlich
10" stark und wird jeder zweite Stein verankert; die saubere
Bearbeitung derselben, die namentlich in den Fenstergewänden
zur Geltung kommt und gleichmässig an den bereits auf der
Baustelle liegenden Architektur- Details sichtbar war, wurde
gebührend gewürdigt. Man hat hier versucht, den Nebraer
Sandstein in möglichst heller Tönung zu gewinnen, nament-
lich iür die nach der Spree zu belegene Schauseite des Ge-
bäudes — es wäre zu wünschen dass derselbe unter den Ein-
flüssen der Witterung besser Farbe hielte als der zur Börse
verwendete dunklere, rothe Nebraer Sandstein; denn es lässt
sich nicht läugnen, dass die Gesammterscheinung dieses Ge-
bäudes unter der schmutzigen stumpfen Tönung, die der
Stein angenommen hat, wesentlich leidet. Es werden für den
Bau der National-Gallerie übrigens Blöcke bis zum Gewichte
von 150 Ztr. in Anwendung kommen und sind die Gerüste
bereits diesen Lasten entsprechend solide konstruirt.
Gleiche Sorgfalt wie dem technischen wird dem künstle-
rischen Theile der Ausführung zu Theil und ist an Versuchen
: aller Art, Modellen verschiedener Grösse von ganzen Gebäude-
theilen wie von den Details, nichts gespart worden. Wir hatten
diesmal Gelegenheit einige sehr originelle und schöne Kapitä-
e zu sehen, die. freilich erst am Orte ihrer Verwendung ganz
! werden beurtheilt werden können. Auch über die Beleuch-
tung durch Ober- und Seitenlicht und die für beide Arten
lerToruprliche Grösse der Liehtüffnungen sind Versuche in
igrossem Maasstabe gemacht worden.
Die ganze Konzeption des Gebäudes, dessen Autorschaft
zwischen König Friedrich Wilhelm IV., Stüler und die ge-
genwärtigen Erbauer wohl schwer zu theilen sein wird,
einer Besprechung zu unterziehen, dürfte gegenwärtig ent-
weder zu spät oder noch zu früh sein. — F.
i
Vermischtes.
Noch einmal Liernur’s Städtereiuigung.
Zur Ergänzung des in Nr. 27. d. Bl. pag. 279 enthaltenen
Aufsatzes über „Liernur’s Städtereinigung“ mögen einige No-
tizen dienen, welche einer umfangreichen Monographie über
dieses System: „ The sewage question , description of Captain
Liernur's System , by F. C. Krepp, London 1867 “ und einigen
kleineren deutschen Schriften Krepp’s entnommen sind.
Das Hauptgewicht legt der Erfinder, in Firma Liernur,
Krepp & Co. in Frankfurt a. M., auf die tägliche Abfuhr und
die Erhaltung des Dungwerthes der menschlichen Exkremente,
und will er dieselben möglichst frisch verwenden , weil sie
durch Lagerung bekanntlich an Werth verlieren. Zu diesem
Zwecke bringt er die gefüllten Fässer, (von imprägnirtem
Eichenholz, der Spund mit einer eisernen Kapsel luftdicht
verschlossenj welche er nicht direkt an Landwirthe verkaufen
kann, in ein Etablissement vor der Stadt und pflügt den
Dung sofort unter, indem das auf den Pflug gelegte Fass
seinen Inhalt bei der Fortbewegung des Pfluges allmälig in
die Furche fliessen lässt. Wie viel Land für den Dung einer
gegebenen Anzahl von Menschen nöthig wäre, berechnet der Er-
finder nicht — er rechnet aber darauf, öde Ländereien, welche
in der Nähe von Eisenbahnen liegen, nöthigenfalls in grösserer
Entfernung von der Stadt zu finden und in dieser Weise ur-
bar zu machen. Hierzu würde ihm allerdings sowohl im
Sommer als im Winter ausreichendes Material zur Verfügung
stehen, weil, selbst wenn der Absatz des Dunges zur Zeit
der Ackerbestellung glücken sollte, ausser derselben auch
„die mit dem Zeitgeist fortgeschrittenen Landwirthe“ keine
Verwendung für die Exkremente haben würden.
Sollte es auf diese Weise wohl auch im Sommer gelingen,
den täglich abzufahrenden Dünger sofort unterzupflügen, in-
dem man durch Urbarmachung stets neuen Terrains den Uebel-
stand vermeidet, fortwährend die zum Unterpflügen nöthigen
Ländereien disponibel zu halten und sie der Bebauung für
einen Theil des Jahres zu entziehen, so bleibt doch die
Schwierigkeit bestehen, die Exkremente im Winter unterzu-
bringen. Liernur resp. Krepp giebt zu, dass heftiger Frost
oder tiefer Schnee das tägliche Unterpflügen unterbrechen
muss, und obgleich er einen Dampfpflug zum Durchbrechen
der gefrorenen Erdschichten vorschlägt, folgert er doch die
Nothwendigkeit , die Exkremente bis zum Eintritt warmer
Witterung aufzuspeichern. Damit nun die gefüllten, luftdichten
Fässer nicht durch den Frost gesprengt werden, sind heiz-
bare Magazine angeordnet, in welchen die Temperatur etwas
über dem Gefrierpunkt gehalten werden soll. Zugegeben
wird, dass diese Magazine bei anhaltendem Frost und für
grosse Städte eine unangenehme Ausdehnung erhalten müssen;
indessen wird hierauf ebensowenig eingegangen, wie auf die
Frage, in welcher Weise bei plötzlich eintretender warmer
Witterung die Fäulniss verhindert und, während der Boden
nur allmälig aufthaut , der grosse Vorrath von Dung rasch
bewältigt werden soll.
Aus den angeführten Vorschlägen Liernur’s ersieht man
die Schwierigkeiten, welche sich dem Aufspeichern der Exkre-
mente in der kalten Jahreszeit entgegenstellen. Trockenen
Dung aus ihnen zu fabriziren, hat mau der schlechten peku-
niären Erfolge wegen aufgegeben, und so scheint nichts Ande-
res übrig zu bleiben , als in grossen Städten auf die tägliche
Reinigung der Klosets zu verzichten, die alten, schlechten Ab-
trittsgruben bei unsern Wohnungen beizubehalten und die
Dungstoft’e hier aufzuspeichern, so lange man das System der
Wasserspülung und Kanalisirung nicht annehmen will.
Wenden wir uns nun zu Liernur’s Zahlenangabe, dass
eine 10 — 12pferdige Luftpumpen-Lokomobile mit drei eisernen
Dungwagen von je 90 Kub.' Inhalt genügen soll, um die
24stündigen Auswurfsstoffe von etwa 10,000 Menschen durch
eine achtstündige Arbeit aus der Stadt zu schaffen. (Hierbei
ist für das Leeren je eines Sammelbassins für die Exkremente
von 700 Personen incl. des Anbringens der Schläuche, der
Wege und allen Zeitverlustes nur */» Stunde gerechnet, wobei
noch die Exkremente aus den einzelnen Häusern in das Sam-
melbassin hineingesaugt werden müssen.) Denkt mau sich
diese Einrichtung auf eine grosse Stadt, beispielsweise auf Ber-
lin angewendet, so springt die Ungeheuerlichkeit des Projekts
in die Augen. 70 Lokomobilen (für je 10,000 Menschen eine)
von 10 — 12 Pferdekraft allnächtlich 8 Stunden, z. B. von
11 — 7 auf den Strassen herumirrend, zu jeder von iliuen aus-
ser der nöthigen Bedienung 3 Dungwagen gehörig, von wel-
chen der eine gefüllt wird, der zweite die eben erhaltene
Ladung aus der Stadt befördert und der mit Kohlen und
Wasser für die Maschine versehene dritte zur Ablösung des
ersten heranfährt: dieser Apparat und die sich hieraus erge-
bende komplizirte Verwaltung verweisen das Projekt in das
Bereich der Hirngespinste.
294
Selbstverständlich ist dasselbe auch noch nirgends ausge-
führt. Der Erfinder rühmt sich seit Jahren, dass die hollän-
dische Regierung sich sehr für dasselbe interessire und dass
eine holländische Stadt — Haag wird genannt — nächstens
auf ihre Kosten einen Versuch machen würde; bei diesen Aus-
sichten resp. Behauptungen ist es aber geblieben.
Einige Einzelnheiten des Systems, auch abgesehen von
der erwähnten Heizung der Dung-Magazine, sind ganz ergötz-
licher Natur. Es dürfte von drastischer Wirkung sein, wenn
Jemand in den Nachtstunden, wo die regelmässige Entleerung
erfolgt, also zwischen 1 1 Uhr Abends und 7 Uhr Morgens,
bei der Benutzung seines Closets durch einen Luftstrom er-
schreckt wird, der, nach der Berechnung Krepps, zwar nicht
14 Pfd. pro Q" resp. 2000 Pfd. pro Q', aber doch 1300 Pfd.
pro Q' beträgt und also „mit der 30 fachen Macht eines
Sturmwindes (Krepp rechnet 50 Pfd. pro O), der Bäume ent-
wurzelt und Häuser abdeckt, durch das eiserne Abtrittsrohr
dahinsaust.“ W.
Sgrailili im Onlcnslauric Preussen.
In Folge einer durch die Publikationen des Herrn Max
Loh de (Zeitschrift für Bauwesen 1867 u. 1868) erfolgten An-
regung ist auch in diesen Blättern wiederholt (zuletzt in No. 20)
von der in den letzten Jahrzehnten fast vergessenen Sgraflito-
Technik und ihren Denkmalen die Rede gewesen, ist beson-
ders auch auf die Verbindung des Sgraflito mit dem Back-
steinbau hingewiesen worden.
Sei es mir gestattet hier kurz darauf aufmerksam zu
machen, dass die Sgrafliti im Mittelalter und besonders im
XVI. und XVII. Jahrhundert auch im alten Ordenslande
Preusseri zu erhöhtem Schmuck des dem Wetter ausgesetzten
Aeussern der monumentalen Ziegelrohbauten sehr oft ange-
wendet worden sind. Die frühem Jahrhunderte kannten kei-
neswegs die Scheu der vor Polychromie, welche unser Publikum
heute hat. Man liebte damals auch in unserm grauen Norden
den Farbenreichthum. In welcher Weise man ihn an den
monumentalen Bauten dieser Gegend zu erreichen wusste, habe
ich in No. 11. des Organs für christliche Kunst von 1867
nachgewiesen. —
Im Ordenslande Preussen ist das Sgraflito besonders auf
deu nur wenig vertieften, geputzten Friesen, welche sich meist
unter dem Hauptgesimse der Kirchen etc. hinziehen, aber
auch sonst, zur Dekoration grösserer Flächen, angewendet
worden. Doch scheint es erst gegen Ende des XV. Jahrhun-
derts in Aufnahme gekommen zu sein. Spuren desselben an
Bauten dieser Zeit haben sich erhalten an den südlichen Ka-
pellen von St. Katharinen zu Danzig , an der Sakristei der
Pfarrkirche zu Culm etc. An der St. Georgs - Brüder - Halle
(jetzt Kunstschule) zu Danzig ist es zwar nicht mehr erhalten,
doch zeigt die alte Abbildung bei C’uricke die Anwendung
desselben in grosser Ausdehnung. Aus dem Anfang des XVI.
Jahrhunderts linden sich Reste an dem Fries des Stockthurms
in Danzig. Dass das Altstädtische Rathhaus zu Danzig (von
1587) ebenfalls damit geschmückt war, zeigt ein anderer
Kupferstich bei Curicke. Aus noch späterer Zeit ist die In-
schrift an dem Hause Jopengasse 46 zu Danzig und die ein-
fache, aber sehr wirkungsvolle Dekoration der Fa<;ade des
Pfarrhauses zu Zarnowitz (v. 1632). Eigentlnimlich und von
der schönsten Wirkung ist das in Sgraflito ausgeführte Mus-
ter auf den geputzten Gewölbe-Kappen im Innern der (neulich
restaurirten) Franziskaner-Kirche zu Culm.
Danzig, im Juli 1868. II. Bergau.
Wie das „Organ für christliche Kunst“ meldet, steht in
nächster Zeit das Erscheinen eines neuen umfangreichen
Werkes des als trefflicher Kunstforscher bekannten Kanonikus
Dr. Bock aus Aachen bevor. Dasselbe wird unter dem
Titel: „Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters.
Ein Führer etc.“ eine populär gehaltene, durch Holzschnitt-
darstellungen erläuterte Beschreibung der vorzüglichsten alten
rheinischen Bauwerke bringen und soll fünf Bände umfassen,
von denen der erste 17 Baudenkmale des Niederrheins von
Cleve bis Cöln , der zweite 19 mittelalterliche Bauwerke
Cölns, der dritte 17 Monumente zwischen Cöln, Aachen und
Bonn, der vierte IS der bedeutendsten Bauwerke am Mittel-
rhein zwischen Bonn, Koblenz und Trier, der fünfte endlich
12 Monumente am Oberrhein von Koblenz bis Mainz ent-
halten wird. Interessant ist die Nachricht, auf welche Weise
das Zustaudekommen dieses Werkes gesichert ist, das einen
möglichst niedrigen Preis erhalten soll, um auch Unbemittelten
zugänglich zu sein. Es haben sich nämlich die Angehörigen
der fürstlichen, gräflichen uud freiherrlichen Geschlechter
Rheinlands und Westphalens theils durch freiwilliges Entge-
genkommen, theils auf Einladung des Herausgebers vereinigt,
um die Kosten für die xylographische Darstellung je eines
Bauwerks zu tragen, während der Kronprinz von Preussen
die Protektion über das Werk übernommen hat.
Ueber die Vortheile und Nachtheile von Konkurrenzen
ist jüngst auch in der Stadtverordneten - Versammlung zu
Stettin gesprochen worden. Die Deutsche Gemeinde -Zeitung
berichtet darüber wie folgt:
„Stettin, 9. Juni. — Betreffs des Rath h ausb a ues
will der Magistrat von dem Ausschreiben einer Konkurrenz
ganz absehen, wogegen die Finanz - Kommission die für die
Ausarbeitung des Planes durch einen Bauführer unter Auf-
sicht des Stadtbauraths geforderten 600 Thlr. (2 Thlr. Diäten
auf 9 Monat) zwar zu bewilligen anträgt, jedoch mit der
Maassgabe, dass demnächst eine Konkurrenz betreffs der äus-
seren Architektur ausgeschrieben werde. Oberbürgermeister
Burscher erklärt in Bezug auf die Konkurrenz-Ausschreiben,
dass er mit den Ansichten der Finanz- Kommission nicht ein-
verstanden sei. Diese Frage ist sehr eingehend berathen
worden, und sei man nach den in anderen Städten gemachten
Erfahrungen zu dem Beschluss gekommen, einen hiesigen
Architekten mit der Ausarbeitung des Bauplanes zu beauf-
tragen, da derselbe besser als ein Fremder das Raumbedürf-
niss zu berücksichtigen vermöge. Nach längerer Debatte be-
schloss die Versammlung, sofort ein Konkurrenz-Ausschreiben
über die innere und äussere Architektur (Grundriss und
Fapade) zu erlassen.“ —
Die Behauptung, dass Niemand einen besseren Plan zu
entwerfen verstehe, als der, dem dies von Amtswegen zukommt,
ist bekanntlich nicht neu. Dass ein Preis- Ausschreiben für
das Rathhaus in Stettin schon erlassen sei, haben wir übrigens
noch nicht vernommen.
Da die Sitzungen des Architektenvereins zu Berlin z.Z. sistirt
sind, so wird es die Mitglieder desselben interessiren hier
vorläufig zu erfahren, dass die beabsichtigte Erweiterung des
Vereinslokals gescheitert ist, indem die Besitzer des Grund-
stücks — (wohl in Folge der im Vereine selbst, wenn auch
nicht in den Abstimmungen, zu Tage getretenen Opposition) —
ihre Einwilligung definitiv zurückgezogen haben. Ob es mög-
lich sein wird ein anderes Lokal in so kurzer Frist zu be-
schaffen, ist im höchsten Grade fraglich und so blüht uns
wahrscheinlich auch für den nächsten Winter noch die Aus-
sicht, unsere V ersammlungen in Räumen abhalten zu müssen,
die im äussersten Falle noch nicht die Hälfte der in Berlin
wohnenden Mitglieder zu fassen im Stande sind.
In einer Wiener Korrespondenz der „Dioskuren“ stossen
wir auf eine Forderung, die uns in ihrer anscheinenden All-
gemeinheit befremdet hat. Es wird dort nämlich an dem
jüngst erlassenen Preisausschreiben für das Rathhaus in Wien
getadelt, dass alle eigentlichen Kunstgelehrten vom Preis-
gericht ausgeschlossen seien! — Wenn in einzelnen Fällen
hervorragende Kunstgelehrte sehr wohl geeignet sein möchten,
unter den Preisrichtern bei einer architektonischen Konkur-
renz zu fungiren und Fälle dieser Art auch wohl schon da-
gewesen sind, so dürfte es doch wohl als höchst bedenklich
erscheinen, prinzipiell die Forderung zu stellen, dass unter
jeder Jury neben den Fachmännern und deu deu Bauherrn
repräsentirenden Mitgliedern auch „eigentliche Kunstgelehrte“
vertreten sein sollen. Dieser Begritl ist doch gar zu umfas-
send, als dass die Wahl hierbei nicht zuweilen aut Persön-
lichkeiten fallen könnte, die jener Funktion wohl kaum ge-
wachsen sein möchten!
Wir erhalten die betrübende Nachricht, dass einer der
Mitarbeiter unseres Blattes, Ingenieur Heinrich Hühn, nach
kurzem Krankenlager in kräftigster Jugend verschieden ist.
Der Verstorbene ist der Verfasser der noch im Erscheinen
begriffenen Abhandlung über Fachwerkträger uud wisseu wir
nicht, ob wir bei seinem plötzlichen Tode im Stande sein
werden, den Schluss derselben geben zu kÖDuen.
Aus der Fachlitteratur.
Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrikation von
Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Zement. Vierter Jahrgang,
2. Heft. — (Das erste Heft dieses Jahrgangs enthielt nur den
stenographischen Bericht über die General -Versammlung am
22. u. 23. Januar d. J.; mit Rücksicht auf das Referat in
No. 8, pag. 72 unseres Blattes haben wir nicht besonders
darüber berichtet.) — Schritthaltend mit dem zunehmenden
Umfange des Vereins werden auch die Notizblätter von Heft
zu Heft inhaltreicher.
Das Mi tg lieder- V er zei ch n i ss des Vereins zeigt
275 Nummern gegen 247 im V orjahre. — Unter dem litel.
„Gesammelte Gedanken bei der Ziegelfabrikation.
Hierzu eine Beilage
295
II.“ siebt Hr. Alb. Türrschmiedt einen grösseren Aufsatz
über Vorkommen und Beschaffenheit der Thone. Es wird
auf den Varietäten - Reichthum gemeiner Thone, entstanden
durch die verschiedenen Verwitterungswege aus einer grossen
Reihe von Gesteinsarten, hingedeutet, dann aber die grosse
Schwierigkeit erwähnt, die Prozesse der Natur und dadurch
die Eigenschaften der Thone auf chemisch analytischem Wege
gehörig zu ergründen. — Da die Homogenität der Masse die
hauptsächlichste Grundlage für die Festigkeit des Fabrikats
bildet, so soll der Ziegeleitreibende sein Augenmerk auf die
Textur des Thones richten. Der Verfasser wirft dem Ziegel-
fabrikanten vor, dass er sein Geschäft nicht mit den dazu
nöthigen Kenntnissen betreibe, in Folge dessen auch viel
schlechte Waare zu Markte bringe, und fährt dann fort:
„Baumeister und Ziegeleitreibender sind gegenwärtig wie ein j
„paar feindliche Brüder, von denen der eine dem andern den
„Schaden zu tragen überlässt, welchen er durch sein Fabri-
„ziren veranlasst. Es fragt sich aber, ob der Baumeister
„durch eine nachdrückliche Kritik nicht zur
„Hebung der Misstände beitragen dürfte?“ Zur
näheren Erläuterung dieser „Kritik“ wird schliesslich auf die
mehrfach besprochenen und gewünschten Pressungsver-
suche und sonstigen Prüfungen der Baumaterialien
hingewiesen.
Ueber Zementproben, von Dr.W. Michaelis. (Ein Ka-
pitel aus dem Handbuch des Hrn. Dr. Michaelis über Zementfabri-
kation, dessen Erscheinen im nächsten Herbst in Aussicht steht.)
Der Verf. stellt als Eigenschaften eines guten Portland Zements
hin : er soll ein möglichst feines und gleichmässiges Pulver
darstellen, stark aber nicht zu schnell erhärten, sein Vo-
lumen nicht verändern, gleichmässige, angenehme, hell-
graue Steinfarbe annehmen, durchaus keine braunen Flecke
bekommen, auch frei von Verfälschungen sein u. s. w. Es
folgen nun verschiedene Angaben über die Feststellung dieser
Eigenschaften und die Ermittelung der Verfälschungen, unter
denen Asche, Thon und Sand erwähnt, schlechter oder
verdorbener Zement als die gefährlichste, weil schwer
nachweisbare hervorgehoben werden. Die höchste absolute
Festigkeit, welche bis jetzt beobachtet worden, giebt der Ver-
fasser auf 500 Pfd. pr. Quadratzoll, für Portland- Zement-
Mörtel mit gleichen Volumen Sand auf 1800 Pfd. an, ferner
die rückwirkende Festigkeit für Zementmörtel mit 2 Vol.
Sand nach 14 Tagen auf 375 Pfd., nach 105 Tagen auf
1250 Pfd. pr. Quadratzoll. —
Offenes Sendschreiben an Herrn Baumeister
F. Hoffmann in Berlin betrifft ebenso wie eine „Mit-
theilung des Vorsitzenden“ auf pag. 208 das sogenannte
Matern’sche Verfahren, Ziegelsteine in grünem, d.
h. nassem Zustande zum Brennen einzusetzen. Aus
beiden vorliegenden Aufsätzen scheint hervorzugehen , dass
das, was Hr. Dr. Matern in Königsberg mit dem Mantel
des „Geheimnisses“ umhüllte, nichts Anderes ist, als das Re-
sultat von Temperaturbeobachtungen, die jeder intel-
ligente Ziegeleibesitzer selbst machen kann. Hr. Baumeister
Sältzer in Eisenach theilt in jenem „Sendschreiben“ seine
Resultate offen mit.
Ausser einer Reihe kleinerer Aufsätze über: „Kalk-
brennen in Ringöfen,“ „Eisenoxydation in Thon
von Professor Dr. Rem eie,“ „Chemische Zusammen-
setzungen bei Zementen“ von demselben etc. heben wir
noch aus den „Literarischen Notizen“ den Artikel
Mauersteinformat besonders hervor. Unter Besprechung
der V orschläge in der deutschen Bauzeitung pag. 68 u. 100
d. J. wird die Ansicht geltend gemacht, dass das noch zu
Recht bestehende sogen, mittlere Format (10 . 45/« . 2*/i Zoll)
durch seine grosse Verbreitung sich als das zweckmässigste
bewiesen habe. Der richtigste Weg scheine der zu sein, dass
von Seiten des Baumeisters — in specie des hiesigen
Architekten -Vereins- — ein dieser Grösse gleichkommendes
Maass festgestellt und vorgeschrieben werde. Der Referent
hält die Ziegeleitreibenden nicht für kompetent in dieser Sache.
— Die Ausstattung des Heftes ist bezüglich der beigege-
benen Tafeln etwas dürftig; wir finden nur erläuternde Zeich-
nungen zu einem Verfahren, unregelmässige Haufen von
Brennmaterial u. dgl. zu messen, den Wasserstand in Schlämm-
werken zu reguliren, und eine Skizze zu einem einfachen
Trockenschuppen. — ry —
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Regierungs - und Bau -Rath Johann Wil-
helm Schwedler zu Berlin zum Geheimen Bau -Rath und Vortra-
genden Rath beim Ministerium für Handel etc., — der Eisenbahn-
Baumeister Funke, früher bei der Westfälischen Eisenbahn zu
Höxter, zum Eisenbahn - Bau- und Betriebs - Inspektor bei der
Hannoverschen Eisenbahn in Göttingen, — der Landbaumeister
Müller in Berlin zum Kreisbaumeister zu Cosel.
Am 4. Juli haben das Bau meister - Examen bestanden:
Carl Brisgen aus Hirschberg im Kreise Arnsberg, Joseph
Kolszewski aus Posen, Johann Anton Joseph Richter aus
Koblenz, Carl Sipp aus Minden.
Offene Stellen.
1. Die Stelle eines Stad tbaumeisters in Duisburg ist va-
kant. Näheres im Inseratentheile.
2. Zu einem Chausseebau wird gegen 1 */„ Thlr. Diäten auf
9 — 12 Monate eiu Bauführer nach Waldenburg i./Schl. gesucht.
Meldungen an den Kreisbaumeister Sarrazin daselbst.
3. Beim Bau der Thorn - Insterburger Eisenbahn finden ein
Baumeister und mehre Bauführer Beschäftigung. Meldungen
sind an die Königl. Direktion der Ostbahn in Bromberg zu richten.
4. Bei der Königl. Fortifikation zu Rendsburg sind für die
dortigen Garnisonbauten zwei Baumeister-Stellen mit 3 Thlr.
täglicher Diäten zu besetzen.
5. Ein Bauführer für Hochbau und ein Zeichner werden
gesucht vom Baumeister Sendler, Berlin, Koppenstrasse 5 — 7.
6. Für zwei grössere Garnison - Bauten in Breslau werden
Bauführer gesucht. Meldungen beim Baumeister Bernhardt,
Berlin, Matthieustr. 1.
7. Bei den Marine-Hafenbauten in Kiel findet ein im Wasser-
bau erfahrener Baumeister und ein Bauführer gegen 3 Thlr.
resp. 2 Thlr. mehrjährige Beschäftigung. Meldungen unter Beifü-
gung der Atteste bei dem Marine -Hafenbau -Direktor Marti ny
in Kiel.
8. Für eine Abtheilungs-Ingenieur-Stelle bei der Thüringer
Bahn wirdein erfahrener Baumeister gesucht. Gehalt 1000 Thlr.
bei freier Wohnung und freiem Brennmaterial. Meldungen beim
Regierungs- und Bau -Rath Umpfenbach in Erfurt.
Vakant ist noch die in No. 26, alinea 9 ausgeschriebene Stelle.
Die Baumeister- Stelle für Lübeck (No. 25 alinea 11) ist besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. P. H. in Bonn. — Wir haben Ihren Brief nach Breslau
befördert, wo der Adressat jetzt wohnt.
Hrn. V. in Rawicz. — Eine Kritik des Metermaasses, die
vor Annahme desselben warnt, dürfte gegenwärtig doch etwas gar
zu weit post festum kommen.
Hrn. B. in Tilsit. — Wir bedauern, die eigentliche Ver-
mittelung von Stellen nicht übernehmen zu können, und müssen uns
daher darauf beschränken Sie auf die in unserem Blatte angekün-
digten „Offenen Stellen“ zu verweisen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren — z in Breslau,
B. in Danzig, H. in Flensburg, W. u. L. in Berlin, v. H. in Stralsund.
Arckitekten-Vereiii zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 11. Juli.
Nachmittags 5 Uhr. Versammlung in der March’schen Fabrik
in Charlottenburg, am Eingang in der Sophien-Strasse. Besichti-
gung der Fabrik und des Wohnhauses unter Führung des Herrn
Kommerzienrathes March und des Herrn Baumeister Hense.
Für die Anordnungen
Licht. Lucae.
Ein junger Mann (Maurer), der die Gewerbeschule besucht und
schon längere Zeit bei einem Baumeister gearbeitet hat, sucht Be-
schäftigung^ Näheres bei J. Henkel, Stettin, Königsstrasse 3.
Baumeisler« Ge§ucli.
Für die Leitung der hiesigen Land- und Wasserbauten werden
zwei Baumeister gesucht. Diätensatz 3 Thlr.
Meldungen bei der Unterzeichneten Commission.
Heppens, den 25. Juni 1868.
l>ie Königliche Hafenbau - Kommiggion
für das Jadegebiet.
Baumeister - Gesuch.
Für den Bau eines grossen Kasernements zu Hamburg wird
ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr. Diäten gesucht. Anmel-
dungen mit Angabe des Termins zum Antritt sind unter Einsendung
von Attesten und Angabe selbst ausgeführter Bauten an die Gar-
nison-Bau-Direktion 9. Armee-Corps zu Schleswig zu
machen.
Bekanntmachung.
Die hiesige Stadtbaumeister- Stelle, mit welcher ein festes Ge-
halt von 1200 Thalern pro Jahr verbunden ist, ist durch den Tod
des bisherigen Inhabers erledigt und soll durch einen geprüften
Königlichen oder Privat -Baumeister wieder besetzt werden. Die
sonstigen Bedingungen werden auf Anfrage schriftlich mitgetheilt
werden.
Hierauf Reflektirende wollen sich unter Beifügung ihrer Atteste
bei dem Unterzeichneten schriftlich melden.
Duisburg, den 1. Juli 1869.
Der Bürgermeister
Keller.
296
Als ehelich Verbundene empfehlen sich:
W. Housselle, Baumeister,
Frida Housselle, geh. Haack.
Berlin, den 27. Juni 1868.
Am 7. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr verschied zu
Berlin der
Ingenieur Herr Heinr. Hühn
Mitglied des Architekten -Vereins, nach mehrtägigem
Krankenlager am Typhus.
Die Beerdigung findet am Freitag den 10. d. Mts., Nach-
mittags 6 Uhr, vom Krankenhause Bethanien aus auf dem
Uouisen-Kirchhofe statt; die Mitglieder des Vereins und die
Freunde des Verstorbenen werden zur Theilnahme ergebenst
eingeladen. Berlin, den 8. Juli 1868.
Die Freunde und Kollegen des Verstorbenen.
Ein Maurermeister, tücht’g und gewandt in jeder Beziehung,
sucht aus Mangel an Arbeit eine Stelle in einem Bureau oder auf
dem Bauplatz, wo ist gleich. Adressen in der Expedition dieses
Blattes unter F. G. 51.
Ein junger Maurermeister, der bisher grössere Eisenbahnbauten
für den Unternehmer selbstständig ausgeführt hat, sucht eine solche
Stellung. Die besten Empfehlungen können vorgelegt werden.
Gef. Adressen sub Q. 2091 befördert die Annoncen-Expedition von
Rudolf Mosse, Friedrichsstrasse 60.
Ein hier ansässiger Zimtnermann, 29 Jahr alt, welcher mit den
hiesigen Büreau- sowie praktischen Bau-Arbeiten vertraut ist, wo-
rüber demselben die besten Zeugnisse zur Seite stehen, sucht unter
soliden Bedingungen angemessene, dauernde Beschäftigung. Gefl.
Adressen werden unter Chiffre J. K. 50 in der Expedition dieser
Zeitung entgegengenommen.
Zum Ausbau meines so eben gekauften Grundstückes ausser-
halb der Stadt suche ich einen Baumeister, der eine Hypothek mit
jährlicher Tilgung von 800 — 1000 Thlr. in Zahlung nimmt. Adr.
sub H. v. S. 711 in der Expedition dieser Zeitung.
Bekanntmachung.
Für den Ausbau der Kaserne Y in Rendsburg zu einem Mili-
tair-Arresthause soll eine
Perkins’sclie Heisswasser -Hcizungs- Einrichtung
ausgeführt und im Wege der öffentlichen Submission vergeben wer-
den. Hierzu ist ein Termin auf den 18. Juli d. J., Vormittags
10 Uhr im Büreau der Königl. Garnison-Verwaltung festgestellt.
Die abzugebenden Offerten mit der Aufschrift:
„Submission auf Ausführung einer Heisswasser-Heizung nach
Ferkins für die Kaserne Y in Rendsburg*
sind in dem vorgedachten Büreau frei bis zum Tage des Termins
Vormittags 9 Uhr einzusenden, wo die Eröffnung derselben zu der
oben angegebenen Zeit in Gegenwart der sich einfindenden Sub-
mittenten erfolgen wird.
Das Gebäude ist 165' lang, 28' breit, einstöckig, von ll*/j'
lichter Etagenhöhe, massiv mit Ziegeldach. — Es sind 39 Zellen
mit zusammen 30,000 Kubikfuss Luftraum durch die in der Mitte
des Kellergeschosses anzubringenden Oefen zu heizen.
Weitere Details, sowie die speziellen Bedingungen der Aus-
führung sind im obigem Büreau der Garnison- Verwaltung einzu-
sehen, sonst gegen Erstattung der Kopialien zu beziehen.
Die Offerten sind in Form von spezifizirten Kostenanschlägen
mit der Erklärung abzugeben, dass die Ausführung auf Grund der
Bedingungen vom 30. Juni d. J. übernommen wird.
Rendsburg, den 30. Juni 1868.
Die Königliche Barnison -Veriv nllim«.
Bekanntmachung.
Es wird beabsichtigt, an Stelle der bis jetzt bei den Abtritten
der städtischen Schulen im Gebrauch befindlichen, aus verbleitem
Fonton- oder Zinkblech bestehenden Trichtern eben dergleichen
von anderer Masse einzuführen, die dauerhafter sind und nament-
lich dem Einfluss der zur Desinfektion gebrauchten Chemikalien
besser widerstehen.
Lieferungslustige werden hierdurch aufgefordert, dergleichen
Probetrichter mit Angabe des Preises baldigst einzureichen.
Berlin, den 24. Juni 1868.
Bie städtische Bau- Deputation.
Stuttgart. Museum.
Die Museums -Gesellschaft beabsichtigt eine Erweiterung ihrer
Räumlichkeiten mit einem Kostenaufwand von 200,000 Fl. herstellen
zu lassen.
Für die erforderlichen Pläne ist eine Preisbewerbung mit dem
Einlieferungstermine 1. Dezember d. J. eröffnet und ein Preisge-
richt aufgestellt. Die Preise sind bemessen:
Der erste mit 1200, der zweite mit 800 Fl. südd. Währg.
Die Herren Architekten, welche an dieser Preisbewerbung
Theil nehmen wollen, belieben das ausführliche Programm, nebst
einer Preisliste der Baumaterialien, sowie die Grundrisse und Situa-
tionspläne über die verfügbare Grundfläche bei dem Sekretariat des
Museums, Stuttgart, Kanzleistrasse 11 in Empfang zu nehmen.
i Besucht
I wird für die Sonntagsschule (gewerbliche Vor- und Fortbil-
I dungs- Anstalt) in Altona zum 1. Oktober d. J. ein Direktor,
i welcher ausser der allgemeinen Bildung, die ihn befähigt, die Schule
. würdig zu repräsentiren, eine solche polytechnische und pädago-
gische Durchbildung besitzen muss, um in einem Hauptfache selbst
Unterricht zu ertheilen, die Lehrer der Anstalt anzuweisen und in
ihrem Unterrichte zu überwachen.
Das Gehalt für die an den Sonntagen zu ertheilenden 4 Lehr-
stunden und für die Direktorialgeschäfte beträgt 400 Thlr. jährlich,
ausserdem erhält der Direktor für jeden in der Woche einzurich-
tenden zweistündigen Abendkursus, wenn der Unterricht von ihm
selbst ertheilt wird, 1 Thlr. 10 Sgr., wenn von andern Lehrern
unter seiner Oberleitung, eine Extravergütung von 15 Sgr. Im
Uebrigen hat der Direktor die Wochentage zu seiner eignen Ver-
fügung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen in beglaubigten
Abschriften sind bis zum 15. August d. J. bei Herrn Pastor Schaar
in Altona portofrei einzureichen.
Altona, den 1. Juli 1868.
Der Vorstand der Sonntagsschule.
Glocken -Imhängniig in Schwerin a. W.
Auf dem Thurm unserer evang. Ortskirehe haben wir kürzlich
die beiden Glocken nach der dem Königl. Kreisbaumeister Ritter
in Trier patentirten Methode umhängen lassen und damit die glän-
zendsten Erfolge erreicht. Während früher die Glocken mit grösster
Anstrengung nur in dem obersten Stockwerk geläutet werden konnten,
wo diese selbst aufgehängt waren, ist jetzt eine einzige schwache
Menschenkraft im Stande, beide Glocken mit Leichtigkeit von unten
aus zu läuten. Während sonst die Erschütterung des Thurmes so
bedeutend war, dass für die Dauer die nachtheiligsten Wirkungen
zu befürchten standen, ist jetzt, auch wenn die Glocken mit aller
Kraft geläutet werden, nicht die mindeste Erschütterung des Thur-
mes und Glockenstuhls zu merken. Der Klang der Glocken ist
reiner und heller, an Glockenseilen und Schmier, so wie an Raum
eine erhebliche Ersparniss erzielt. Um aller dieser erlangten grossen
Vortheile willen halten wir uns für verpflichtet, indem wir zugleich
Herrn Kreisbaumeister Ritter unsern Dank aussprechen, diesen
ebenso einfachen wie ausserordentlich praktischen haltbaren Hänge-
Apparat unsern Schwester-Gemeinden hierdurch angelegentlichst zu
empfehlen.
Schwerin a. W., August 1867.
Der evangelische Gemeinde- Kirchenrath.
Anderson, Oberpfarrer.
Prospekt, Zeichnung und Ausführungs- Atteste werden franco
eingesandt von dem Patentinhaber Ritter, Kreisbaumeister in Trier.
Meine Wohnung befindet sich jetzt Königsgrätzer- Strasse 26.
C. Schmidt, Baumeister.
„Nicht Villa, nicht Miethskaserne!“
ist der Inhalt eines Aufsatzes des Banrath Gärtner (im Anschluss
an die Schassler’sche Schrift: Villa oder Miethskaserne?), von wel-
chem nebst einer lithogr. Zeichnung eine Anzahl Exemplare durch
die F. Bümmler’sclie BiirltliaiMliiius; (W. Grube),
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und jeden beliebigen Farbe- Anstrich zulässt. Ueber die seit Jahren
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Burham- Porlland- Gement.
Dieser mit vollem Rechte berühmte Cement ist sehr bedeutend
von dem Metropolitan Board of Works (Baubehörde der Stadt Lon-
don) bei allen grossen Unternehmen, ebenso in sehr grossem Maass-
stabe von der Grossbritanischen Regierung zur Erbaunng von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von den
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil- Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Burham-
Compagnie im Metropolitan -Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtlich geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von l1 X
1 */," = 2% Q" eine Widerstandskraft von 631 Pfd. ergeben hat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter V asser gelegen
hatten, haben dieselben eine Widerstandskraft von 702,3 Pfd. er-
geben.
Lager von unserm Portland-Cement haben wir für Berlin den
Herren
W. Naetebus & Co.
Scharrastrasse No. 4
übertragen, welche sich zn geneigten Aufträgen empfohlen halten.
London, im März 1868.
Burham Brick, Lime- Cement -Company
Der Betriebsdirektor
John Ward.
Institut für Wasser- & Gas-Leitung, Canalisirung, Wasser- & Dampf-Heizung.
BERLIN.
23,Alexandrinenstr.
Lager: Cottbuser Ufer 10.
POSEN.
C 0 E L N.
Bes tes englisches THON -ROHR innen und aussen glasirt.
3“
4"
5"
6“
8"
0"
10“
15“
18“
-1“
24"
30“
Zoll
i.
1. W.
SV*
4
57*
67«
97 «
11' .
137»
207»
303 4
42
60
743,4
105
Sgr.
in
Berlin
37»
47«
57«
7
10
117«
14
21
32
437«
61’ ,
777»
125
5»
Posen.
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3
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57»
8
9
11
16
25
35
50
61
82
Stettin
Franco Baustelle geliefert pro rlieinl. Fuss. — Bei Posten über 500 Tlialer billiger.
Kommissionsverlag von Carl Beelitz in Berlin.
Druck von Gebrüder Fickert in Berlin.
M 29
Jahrgang II.
Zusendungen
bittet man zu richten an die
E x g» e «1 i t i o 11
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien - Str. 75.
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2,/o Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
liiTaufeffkn von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
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liii Berlin die Expedition
Oranien - Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 17. Juli 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Das Arbeiter- Quartier zu Kuchen. — Nochmals Schie-
ferbedachung. — Reissfeder mit während des Ausziehens verstell-
baren Zungen. — Feuilleton: Die 9. Versammlung des Vereins
mittelrheinischer Bautechniker. (Fortsetzung.) — Mittheilungen
aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin. — Bauaus-
führungen und Projekte: Neubauten in England. — Ver-
mischtes: Autorschaft des Schlosses Marienburg bei Hannover. —
Publikation des Gesetzes über den Betrieb der stehenden Gewerbe
im norddeutschen Bund. — Berichtigung. — Personal-Nach-
richten etc.
Bas Arbeiter- Quartier zu Kuchen.*)
Auf der letzten Pariser Welt-Ausstellung ertlieilte die
„Jury du nouvel ordre des recompenses“ einen der grossen
Figur 1.
a. Fabrikgebäude.
b. Magazin.
c. Wasch und Badehaus.
d. Schule, Lesesaal und Krankenstation.
e. Restauration.
f. Bäckerei.
g. Arbeiter - Mietshäuser.
h. Häuser im Besitz von Arbeitern.
i. Schuppen.
Preise für Verbesserung des physischen und moralischen
Zustandes der Bevölkerung an die Hrn. Staub & Comp.,
Besitzer einer grossen Baumwollen-Spinnerei und Weberei
zu Kuchen hei Geislingen in Württemberg, welche die
Plane des hei ihrer Fabrik angelegten Arbeiter-Quartiers
nebst einer Denkschrift über die Einrichtung desselben
ausgestellt hatten. — Es ist dieses Etablissement, dem in
Eolge dessen allgemeinere Aufmerksamkeit zu Theil wurde,
und das seither durch die Veröffentlichung jener Denk-
schrift weiter bekannt geworden ist, schon so vielfach als
ein vorzügliches Muster für die Anlage von Arbeiter-
Woh nungen empfohlen wor-
den, und dieses Problem selbst
steht bei dem Range, den ge-
genwärtig die sozialen Fra-
gen einnehmen, noch so sehr
im vollen Interesse des Tages,
dass eine Mittheilung über die
in Kuchen getroffenen Ein-
richtungen nicht unwillkom-
men sein dürfte.
Wenn eine solche hier
selbstverständlich Vorzugs-
weise nur die äusserliche,
technische Seite des Gegen-
standesin’s Auge fassen kann,
so ist doch bei jeder Gelegen-
heit hervorzuheben, dass die
Frage nach der zweckmässig-
stenEinrichtu ng von Arbeiter-
Wohnungen weder ganz all-
gemein und noch weniger
vom Architekten allein gelöst
werden kann. In erster Linie
wird es sich stets darum han-
deln, die sozialen Verhältnisse
der Arbeiter, für welche diese
Wohnungen bestimmt sind,
auf das Genaueste festzustel-
len, u.je nach derVerschieden-
heit der Bedingungen, welche
sich hierbei ergeben, wird
auch die Lösung der Aufgabe
eine verschiedene sein müssen. — Wir werden es daher
im vorliegenden Falle nicht vermeiden können, einige
Notizen über die höchst interessante innere Organisation
des Arbeiter -Quartiers zu Kuchen und über die Tendenz
seiner Begründer vorauszuschicken.
*) Beschreibung des Arbeiter -Quartiers etc. in Kuchen. Von
A. Staub. Mit einem Atlas von 36 Tafeln in Folio. Stuttgart bei
Eduard Hallberger 1868.
Die Anlage dieses Quartiers hat nämlich keineswegs
nur den Zweck, eine entsprechende Anzahl von Familienwoh-
nungen zu schaffen, sondern sie ist lediglich ein Glied
in der Kette der Bestrebungen, die von den Hrn. Staub
& Comp, mit grosser Konsequenz verfolgt werden, um
die Lage ihrer Fabrikarbeiter zu heben und sich aus einer
ursprünglich bunt zusammengesetzten Menge ziemlich roher
Elemente ein sparsames, fleissiges und intelligentes, dem-
gemäss auch ein möglichst leistungsfähiges Arbeiter-
personal heranzubilden. Es war hierbei allerdings die
Ueberzeugung maassgebend, „dass eine gesunde, bis zu
einem gewissen Grade bequeme Wohnung — (sodann
Wasser und Seife) — das Nöthigste sei, um einem rohen
Menschen Gesittung beizu-
bringen“, — andrerseits aber
giebt Hr. A. Staub selbst
an, dass die Errichtung des
Arbeiter-Quartiers in der Ab-
sicht erfolgte, die Arbeiter in
unmittelbarer Nähe der Fa-
brik zu halten und sie so
einem möglichst direktem
Einflüsse des Fabrikherrn zu
unterwerfen.
Hiermit hängt es zu-
sammen , dass die Häuser
anfangs durchaus auf Kosten
der Fabrik gebaut und die
einzelnen Wohnungen den
Arbeitern nur unter der Be-
dingung vermiethet wur-
den, sich der für das Quartier
festgesetzten Ordnung zu un-
terwerfen. Neuerdings hat
man nach anderweit gege-
benem Vorbilde auch zu
Kuchen begonnen, den Ar-
beitern den Bau eigener
Wohnhäuser nach den all-
gemeinen Vorschriften zu
gestatten, resp. sie dazu zu
ermuntern; doch müssen sich
die Besitzer solcher Häuser
verpflichten, dieselben an kei-
nen Andern, als einen Ar-
beiter der Fabrik zu verkaufen und sind sie sammt ihren
Miethcrn gleichfalls jederzeit an die oben erwähnten „Ord-
nungs-Vorschriften für das Arbeiter -Quartier“ gebunden.
Es legt dies die Vermuthung nahe, dass die Fabrikbesitzer
sich jedenfalls das Eigenthum des Grund und Bodens Vor-
behalten haben.
Jene Ordnungs- Vorschriften — die allgemeine Fa-
brik-Ordnung — die Statuten der für die Geschmacksbil-
300
düng der erwachsenen Arbeiter begründeten Vereine (Lese-,
Gesang-, Musikverein etc.) und der gemeinnützigen An-
stalten (Krankenkasse, Sparkasse, Feuerwehr) und andere
der Denkschrift des Hrn. Staub angehängte Beilagen ver-
vollständigen das Bild der Prinzipien, in welchen das
Arbeiter- Quartier zu Kuchen gegründet ist und verwaltet
wird. Durch die Einführung einer fast unausgesetzten
Kontrole, die sich bis in das Innere der Wohnungen und
bis auf die Führung der Wirtschaftsbücher erstreckt, durch
ein komplizirtes System von Strafen (Lohnabzügen) für
jeden Verstoss und jede Unterlassung, denen andererseits
wieder Prämien für ein Wohlverhalten entgegenstehen,
sind die Bewohner des Arbeiter- Quartiers in eine fast
vollständige, materielle wie geistige Abhängigkeit von dem
Fabrikherrn gebracht und dem weitgehendsten Einflüsse
desselben ausgesetzt. Es charakterisirt sich demnach der
Weg, den dieser zur Hebung seines Arbeiter -Personals
eingeschlagen hat, als der einer wahrhaft patriarchalischen
Bevormundung in ausgedehntestem Maasstabe.
Es ist hier nicht der Ort, die Vorzüge und die Ge-
fahren eines solchen Systems zu erörtern. Obgleich wir
nicht verhehlen dürfen, dass wir dasselbe unmöglich bil-
ligen können, weil wir die Freiheit für eine unentbehr-
liche Grundlage jedes wirklichen und dauernden Fort-
schrittes ansehen, so halten wir uns zu einem harten Ur-
theile über die in Kuchen verfolgten Bestrebungen doch
um so weniger berechtigt, je mehr anzunehmen ist, dass
dieselben einer durchaus wohlwollenden Tendenz und einer
aufrichtigen Ueberzeugung entsprungen sind. Als Resul-
tate seines Systems rühmt Herr A. Staub, dass Ord-
nungsliebe, Sparsamkeit, Ehrgefühl, und in Folge dessen
die Zufriedenheit mit ihrer Lage, und die Leistungsfähig-
keit seiner Arbeiter schon wesentlich gefördert seien.
Wenden wir uns nunmehr zu dem Hauptgegenstande
unserer Mittheilung, zu der baulichen Anlage des Arbeiter-
Quartiers in Kuchen, so dürfen wir uns nach dem Vorher-
geschickten nicht wundern, dass die Einrichtungen dieses
Etablissements, das den reichen Mitteln eines Einzelnen
seine Entstehung verdankt und weitergehenden Zielen
dient, mit einer Opulenz getroffen sind, wie sie wohl kaum
möglich wäre, wenn blos der Miethswerth der Wohnungen
das Baukapital verzinsen und amortisiren müsste. Zu be-
dauern bleibt, dass Hr. A. Staub in seiner ausführlichen
Beschreibung über diese Beziehungen keinerlei Angaben
gemacht hat; denn wenn die Baukosten für ähnliche Häuser,
je nach den lokalen Preisen auch allerdings stark ab-
weichen, so hätte doch gerade das Verhältniss jener beiden
Zahlen interessirt.
Die allgemeine Anordnung des Arbeiter- Quartiers,
das auf der nordwestlichen Seite durch die Magazine,
auf der nordöstlichen Seite durch den Kanal der Fabrik
begrenzt wird, ist auf vorstehender Situations-Skizze dar-
gestellt. Den Mittelpunkt bildet ein mit Gartenanlagen
bestellter, von Kastanienbäumen beschatteter Square, in
dem sich zahlreiche Sitzbänke befinden. Nach der Fa-
brik zu liegt an demselben das hervorragendste Gebäude
des Etablissements, das durch reichere Gruppirung aus-
gezeichnete, mit einem Uhrthürmchen geschmückte Wasch -
und Badehaus. ( c ) Dasselbe enthält im Erdgeschoss
neben der mit Dampfbetrieb eingerichteten Waschanstalt
zu 32 Bütten: ein Dampfbad, ein Schwimmbassin und
Räume, worin männliche und weibliche Arbeiter sich
Füsse, Hände und Gesicht reinigen können; im ersten
Stockwerk sind je vier Wannenbäder für Männer resp.
Frauen eingerichtet. Das heisse Wasser für das Wasch-
haus und die Bäder liefert das Kondensationswasser der
Fabrik in reichlicher Menge. — An der entgegenge-
setzten Seite des Square liegt ein grösseres Gebäude (</),
das in einem mittleren Flügel die beiden Schulen, einen
Lesesaal, eine kleine Krankenanstalt und vier Wohnungen
für den Lehrer und drei Aufseher enthält, während die
beiden Seitenflügel zu Arbeiterwohnungen ausgebaut sind.
Die 9. Versammlung des Vereins Mittelrkeinisclier
ßautechuiker.
(Fortsetzung statt Schluss.)
Der angeblich preisgekrönte Entwurf weicht zwar
am meisten von den gebräuchlichen Altarformen ab und
ist in der ganzen Anordnung, einem von Säulen getra-
genen Kreuzgewölbe von rechteckiger Grundform mit
Giebeln etc., wohl insofern am originellsten, doch zeugen
auch andere Projekte von hohem künstlerischem Werth.
Namentlich galt dies von einem unmittelbar daneben auf-
gestellten Entwurf aus der Wiener Schule, gleich bedeu-
tend in der Zeichnung, wie in der Komposition. Ausser-
dem waren in diesem und im folgenden Saal Entwürfe
von ausgeführten oder im Bau begriffenen Viadukten und
Brücken der württembergischen Staatsbahnen ausgestellt,
die theilweise mit vielem Fleiss in Perspektive gesetzt
und aquarellirt sind. Die Verwendung des Eisens herrscht
vor. Einige kleine Kirchenentwürfe schlossen sich dieser
Ausstellung von Oberbaurath Morlock an. Photogra-
phien von ausgeführten Bauten ergänzten theilweise die
Entwürfe. Viel Interesse erregte ein mit flotter Technik
nach Pariser Manier behandelter Entwurf eines Schülers
der Akademie, der den grand Prix davon getragen hatte,
und welcher zu Lehrzwecken von Oberbaurath von Egle er-
worben wurde. Eine polygonale Gruftkirche, eine Irrenan-
stalt von Oberbaurath Schlierholz, ein Zellengefäng-
niss, verschiedene Villen, die gothische, im Bau begriffene
Feuerseekirche von Oberbaurath von Leins, Aufnahmen
von Santer nahmen den übrigen Raum ein.
Im dritten Saal lag am Eingang eine Anzahl von
Programmen zur Konkurrenz für den Umbau der Gesell-
schaftsräume „des Museums“ offen. Das schon erwähnte
Postgebäude von Baurath Tritschler und die Schlosska-
pelle waren hier im Entwürfe aufgestellt. Dann folgten
Skizzen, Aufnahmen und Dekorations - Entw'ürfe aus
Schloss Montfort im Bodensee von Bau -Inspektor Dol-
linger. Mit sehr einfachen Mitteln sind schöne Wir-
kungen erzielt. Einige der Aufnahmen, z. B. Dom zu
Limburg, Schloss Montfort, sind in der illustrirten Zei-
tung erschienen; sie zeichnen sich alle durch eine male-
rische Auffassung und Behandlung aus, die freilich sich
auch öfters in den Kompositionen wiederfindet und den-
selben nicht immer zum Vortheil gereicht. — Eine sehr
ähnliche Technik zeigen die Aufnahmen des Architekten
Durm aus Karlsruhe, welcher unter seinen eigenen Ent-
würfen auch das preisgekrönte und das ausgeführte Pro-
jekt zum Portal der Mannheimer Rheinbrücke ausgestellt
hatte. Die für einen so monumentalen Bau wTohl etwas
zu zierliche Architektur des ersten Entwrurfs ist in dem
ausgeführten durch ernstere Massen sehr woblthuend ge-
mildert. Die Figurengruppe von Bildhauer Moest aus
Karlsruhe war in der Photographie ausgestellt und wird
eine imposante Krönung dieses Portals bilden. Auf
der letzten Wand endlich hatte der Architekt Rein-
hardt aus Stuttgart seine Aufnahmen vereinigt, wrelche
wegen ihrer brillanten Technik und des V erständnisses
in der Zeichnung den ungeteiltesten Beifall fanden; vor-
trefflich ist in den Bleistiftzeichnungen der Charakter des
Materials w'iedergegeben. Einen interessanten ^ ergleich
boten namentlich bezüglich der Auffassung der 1* arben-
töne zwei Aufnahmen desselben Gegenstandes, des Grab-
mals des Kardinal Lebretto in N. Maria d'Ära coeli
von Durm und Reinhardt. In No. 8 d. Bl. findet
sich hierüber eine kurze Abhandlung von Durm,
welche die Berechtigung „zum Restauriren der ehe-
maligen Farbenpracht“, wie dies bei seiner Aufnahme
geschehen ist, nachzuweisen sucht. — Der von der
Giesserei zu Wasseralfingen und dem Baugeschäfte
von Schöttle in Stuttgart offen gelegten Musterbücher
sei hier nur kurz erwähnt. Eine reiche Sammlung aus-
gezeichneter Photographien der bedeutendsten öffentlichen
und Privatbauten Stuttgarts gab Manchem Gelegenheit,
sich eine bleibende Erinnerung an das Gesehene zu
verschaffen.
Das um 1 Uhr beginnende Festessen vereinigte die
zerstreuten Festtheilnehmer. Die Begrüssung derselben
Seitens der Geschäftsführer fand in Toasten auf dieselben
und die andern Fachgenossen, welche sich um das Ge-
lingen des Festes verdient gemacht hatten, ihre Erwiede-
301
Besonderen Zwecken dient endlich noch die Restauration
(e) mit einigen Versammlungssälen und die Bäckerei (/*),
während die übrigen Häuser des Quartiers ( g und h)
fast ausschliesslich Arbeiterwohnungen enthalten. Als
einzige Ausnahme ist ein grosser, das ganze obere Ge-
schoss eines Gebäudes einnehmender Saal zu erwähnen,
in welchem die ausserhalb wohnenden Arbeiter der Fa-
brik ihre Mahlzeiten verzehren und der zu diesem Zwecke
mit Wärmeapparaten für 500 bis 600 Portionen versehen
ist. Vor jedem Hause, dem Square zugekehrt, befinden
sich in entsprechender Anzahl an einander gereiht, die
zu den einzelnen Wohnungen gehörigen kleinen Gärten;
für Unterbringung des Brennmaterials dienen die auf der
entgegengesetzten Seite liegenden Schuppen (i). Zwei
Brunnen liefern das nöthige Wasser, während durch ein
System von kleinen Abzugskanälen (Dohlen) für Ent-
wässerung gesorgt ist. Die Wege neben den Häusern
sind gepflastert.
(Schluss folgt.)
Nochmals Schicferbedachuug.
Wenn es jedenfalls ein Hauptzweck der Deutschen Bau-
zeitung ist, die in verschiedenen Theilen des weiteren Vater-
landes gemachten Erfahrungen und Ansichten auszutauschen
und zur gegenseitigen Verwerthuug zu bringen, so konnte
es sicher nur mit Freuden begrüsst werden, dass die Schie-
ferbedachungsfrage in No. 23 dieser Blätter nochmals zur
Besprechung gelangte und dass die Erfahrungen hierüber auch
aus einem anderen Theile des deutschen Vaterlandes mitge-
theilt wurden. — Da jedoch der geehrte Herr Verfasser jenes
Artikels, nach dem Eingänge desselben zu schliessen, hierbei nicht
nur einzelne aus dem Aufsatz in No. 17 und 18 dieser Blätter
herausgegriffene Sätze anders aufgefasst hat, als dies in der
Absicht des Einsenders liegen konnte, so mögen mir die Herren
Fachgenossen mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Frage
eine Berichtigung um so mehr gestatten, als Seitens des
Herrn Eisenbahn -Bau -Inspektor Rasch die Trefflichkeit der
Eindeckungsmethode von Mauduit & Bechet ganz allgemein
in Frage gezogen wird, ohne deren Hauptvorzüge den angeb-
lichen Nachtheilen gegenüberzustellen.
In No. 17 hat der Unterzeichnete, nachdem von ihm
speziell die Verhältnisse Sachsens, insbesondere des Erzge-
birges und Voigtlandes, besprochen worden waren, einfach
gesagt: dass in Folge dieser Verhältnisse „der Schieferbe-
dachung grössere Aufmerksamkeit zugewendet wird“,
und in Anschluss hieran sind die dabei gemachten Erfahrungen
mitgetheilt worden. — Hieraus dürfte zur Genüge erhellen,
dass nur hiesige, oder diesen ähnliche Verhältnisse von mir
gemeint sein konnten. Es geht dies noch deutlicher aus dem
auf Seite 162 zu lesenden Satze hervor, in welchem es heisst:
dass auf Latten gedeckte Schieferdächer sieh für „unser
Klima“ nicht empfehlen, während sie allerdings für Gegenden,
in welchen der Schueefall seltener, dagegen Nebel und Regen
häufiger Vorkommen etc., vorzuziehen sein mögen. Ebenso
deutet die, in unmittelbarem Anschluss an die von Herrn
Rasch bezüglich der Bahnhofsgebäude zu Peine und Lehrte
zitirten Worte folgende Stelle: — „In beiden Fällen können
aber wohl auch fehlerhafte Lattung und Eindeckung Ursache
gewesen sein“ — darauf hin.
Die von Herrn Rasch angeführten Vorzüge der Lattung,
insbesondere deren Billigkeit, sind sicher nicht zu unterschät-
zen, es sind aber auch ihre Nachtheile abzuwägen und die
Erfahrungen zu benutzen, die man in den verschiedenen Ge-
genden macht. In Sachsen, namentlich in der Gegend von
Leisnig und Roehlitz, wo man die Lattung der grösseren Bil-
ligkeit wegen, selbst bei deutsch gedeckten Schieferdächern
angewandt hat, ward dieselbe meines Wissens hauptsächlich
auf dem Lande bei Nebengebäuden, und nur in seltenen Fällen
für Wohngebäude in Ausführung gebracht, und in hiesiger
Gegend, z. B. in Ivirchberg, ist, wie in Oschatz die Lattung
unter Sehablonenschieferdach wieder entfernt und Brettsehalung
angebracht worden. —
Freilich muss man dabei zugestehen, dass in Gegenden,
wo nur Bretter aus sommersehlägigem Holze zu erlangen sind,
selbst deren Trockenheit gegen das Werfen nicht schützt,
während bei trockenen Brettern aus Holz, das im Dezember
u ;d Januar geschlagen worden ist, wohl ein leichtes, Quellen,
aber selten und nur bei scharfer Zusammentreibung e’fi Vf e.rfen
rung. Dem Andenken zweier verstorbenen Mitglieder des
Vereins, des Baudirektor Fischer aus Karlsruhe und
des Baurath Opfermann aus Mainz wurden von Ober-
baurath von Egle einige warme Worte gewidmet.
Die nach dem Festessen beabsichtigte Droschkenfahrt
durch die K. Anlagen nach dem Rosenstein musste wegen
zu starker Betheiligung durch einen Extrazug ersetzt
werden, welcher die Versammlung bis zum Tunnel unter
dem Rosenstein führte. Das Schloss, ein Lieblingsaufent-
halt des verstorbenen Königs, ist zwar in griechischem
Stile erbaut, würde aber, wenn nicht königlicher Befehl
entscheidend war, jetzt wohl eine geistreichere Lösung
gefunden haben. Statt der strengen Symmetrie des Ge-
bäudes, das sich mit seinem niedern Sockel und seiner
einstöckigen Anlage wenig von dem koupirten Terrain
abhebt, würde wohl geeigneter eine malerische Gruppi-
rung und ein engerer Anschluss an die Umgebung in
Anwendung gekommen sein. Das Innere birgt eine
grosse Anzahl von Originalgemälden und Kopien, sowie
einige Marmorstatuen.
Einer wahrhaft fürstlichen Ausstattung begegneten
wir unter den königlichen Schlössern Würtembergs zum
erstenmal in der Villa Berg, welche 1853 auf einer
gegenüberliegenden Höhe von Oberbaurath Leins erbaut
worden ist. Auf einem hohen und kräftigen Unterbau
von rothem Sandstein erhebt sich das stattliche Schloss,
mit vier, über dem zweiten Stock vortretenden Eckpavillons,
in einer feinen Renaissance- Architektur. Terrassen mit
Fontainen, Freitreppen, offene Galerien mit Balkons und
glasgedeckte Hallen verleihen den Fahnden eine wohl-
thuende Abwechselung und der ganzen Anlage den Cha-
rakter eines Landsitzes, bei dem nach allen Seiten hin
eine leichte Verbindung mit der herrlichen Umgebung er-
möglicht ist. Das kleine Vestibül zeigt eine reiche Archi-
tektur und eine Dekoration, welche sich hier, wie in
allen übrigen Räumen an eine in jeder Beziehung streng
gelöste Architektur anscbliesst. Die Axen sind überall
durchgeführt;, ohne dass die innere Einrichtung gezwungen
erschiene. Lange währte es, bis man sich von dem
herrlichen Baue trennen konnte.
Die Zeit der Rückkehr mit den- Zuge' war so* nahe,
dass eine Besichtigung der Wasserwerke :,und def Kirche
nicht mehr thunlich erschien; wir wählten die letztere
als Schlussziel unserer heutigen Exkursion', während
andere sich nach den Wasserwerken begä'ben. Die" afif
einer Höhe gelegene neue Kirche von Oberbaurath Gaab
ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche mit einem
Thurme vor dem Mittelschiff. Eine achteckige durch-
brochene Steinpyramide und eine um den Dachfuss
gehende durchbrochene Brüstung kontrastirt stark gegen
die mehr als bescheidene innere Ausstattung und die
Holzgewölbe der Decke. Die Emporen in den Seiten-
schiffen durchschneiden mit ihren Brüstungen die Pfeiler.
Die Profile in dem Fenstermaasswerk sind sehr einfach.
Jener poetische Hauch, der die französischen und deut-
schen Bauten des Mittelalters kennzeichnet und zu dessen
Würdigung und Erkenntniss erst die neuern Aufnahmen
und namentlich das Werk von Viollet-le-D uc geführt
haben, jene Originalität, die sich im kleinsten Detail be-
währt, die von einem unerschöpflichen Ideenreichthum
zeugt und alles Chablonenhafte meidet, die aus jedem
Bedürfniss ein künstlerisches Motiv herleitet, fehlt diesem
Bau. Wie mager erscheint die Inschrift über dem Chor-
bogen, worin in glatter Wandfläche mit lateinischen Buch-
staben der königliche Bauherr genannt ist! Unsere mo-
derne Gothik fängt jetzt erst an, in den Geist der mittel-
alterlichen Kunst einzudringen und ihre Grundsätze
unsern so verschiedenartigeren und mannigfaltigeren sozialen
Verhältnissen anzupassen. Nichtsdestoweniger ist dieser
Bau für die Zeit seines Entstehens von Bedeutung. Für
die rasche Entwickelung des modernen Kirchenbaus und
den Fortschritt auf diesem Gebiete der Kunst geben die
schon erwähnte Feuerseekirche und die englische Kirche
in Stuttgart erfreuliche Belege.
In einigen Minuten brachte uns der Zug zurück
nach Stuttgart, wo die Gesellschaft in kleineren Gruppen
den Abend im Liederkranzgarten zubrachte.
(Schluss folgt.)
302
bemerkt worden ist. Dagegen durfte wohl auch zu berück-
sichtigen sein, dass bei Eindeckung auf Lattung der innere
Verstrich iu exponirten Lagen nicht gehörig schützt, denn da
die Schiefer nie von ganz gleicher Stärke sind, so kann auch
das Bewegen derselben durch Sturm und somit die Trennung
der Zementfuge nicht verhindert werden.
Was nun die von Mauduit & Beeilet eingeführte Deck-
methode betrifft, welche ebenso auf Lattung wie auf Schalung
berechnet ist, so besteht deren Hauptvorzug wie bereits gesagt,
nicht allein darin, dass die Befestigungsstelle der Schiefer
noch tiefer liegt, als bei der von Herrn Rasch empfohlenen
Eindeckungsweise, sondern ganz hauptsächlich darin, dass man
jeden zerbrochenen Schiefer leicht durch einen ganzen ersetzen
kann, ohne Behufs der Nagelung denselben lochen zu müssen.
1 — Da selbst die sorgfältigste Verkittung der Nagellöcher
nicht hinlänglich gegen Einsickerung der Dachwässer schützt,
so muss selbstverständlich ein genageltes Schieferdach um so
schlechter werden, je mehr Reparaturen sieh im Laufe der
Zeit daran nöthig machen, während ein nach der Methode von
Mauduit & Be eh et gedecktes Dach seine Dichtheit behält,
i da die Befestigungsstelle nie zu Tage liegt. — Nach den von
mir bis jetzt gemachten Erfahrungen kann ich daher diese
Deckmethode in jeder Beziehung zur Anwendung empfehlen.
Zwickau am 15. Juni 1868. Wanckel, Landbaumeister.
Reissfeder mit während des Ausziehens verstellbaren Zungen.
Ein Beitrag zur Vervollständigung des technischen Zeichenapparats. Von Dr. F. Heinzerling, Professor der Bauwissenschaften an
der LTniversität Giessen.
Um mit der gewöhnlichen Reissfeder Linien von ver-
schiedener Stärke ziehen zu können, ist bekanntlich ein jedes
maliges Stellen der Schraube und eine eben so oftmalige Un-
terbrechung der Arbeit erforderlich. Um nicht nur diese
.Operation, siz vereinfachen, sondern auch um Linien von
•ab - o der z u n e h m en de r Stärke ausziehen zu können, be-
dienf 'sifch'Sclffdiber dieses seit einer Reihe von Jahren einer
Rtissfedei*) mit federnden Zungen und einem kleinen, um c
(Fl£. lt) dreBBaren Hebel, dessen Drehung mittelst des bei in
angelegten Mittelfingers, ohne die Arbeit zu unterbrechen,
bewirkt wird, während der Daumen bei d und der Zeigefinger
bei z den .Stiel der Reissfeder festhalten. Schlägt der Hebel
bei a an die Zungen oder befindet er sich in der Stellung a‘
der Fig. 2, so berühren sich die Spitzen jener und liefern
die feinsten Linien, schlägt der Hebel bei b an die Zungen
oder nimmt er die Lage b‘ der Fig. 2 au, so stehen die Spitzen
jener am weitesten von einander ab und ergeben die stärksten
Linien. Allen Stellungen des Hebels zwischen a und b ent-
sprechen mittlere Stärken der Linien.
Der Zweck und Vortheil der vorbeschriebenen Reissfeder,
welche sich übrigens wie die gewöhnliche gebrauchen lässt,
besteht hiernach darin, dass sich mit ihr
1) Linien von variabler, allmälig zunehmender
oder abnehmender Stärke (Fig. 3.**) wie. sie z. B. beim
Sehrat'firen kegelförmiger Böschungen oder bei perspektivischen
Darstellungen Vorkommen;
2) Liniensysteme von konstanter aber sprungweise ab-
oder zunehmender Stärke (Fig. 4.**), wie sie beim Schraf-
firen ebener und geneigter Flächen, z. B. Böschungen oder
Dachflächen, oder beim Schattiren gekrümmter Flächen, z. B.
von Zylindern und Säulen, Vorkommen, ohne Unterbrechung
der Arbeit ansziehen lassen und
3) dass wegen der leichteren Verstellbarkeit ihrer Zungen
eine Reinigung derselben sich schneller bewirken lässt, als
bei einem Oeffnen der Zungen mittelst der Stellschraube, weil
dabei meistens ein Auseinanderspreitzen der Zungenspitzen
mittelst des Hebels und ein kurzes Ausziehen auf einem be-
reitgehaltenen Blatt Löschpapier genügt.
Die mittelst Hebel verstellbare Reissfeder erheischt eiue
besonders vorsichtige Härtung der Zungenspitzen zur Ver-
meidung eines allzu häufigen Schleifens und eine möglichst
geringe Reibung resp. sorgfältige Reinhaltung des Hebels
zwischen den Zungen zur Erhaltung eines leichten „Ganges“.
Die erforderliche Uebung in dem allmiiligen oder sprungweisen
*) Die erste dieser Reissfedern wurde im Jahre 1852 nach
der Zeichnung und näheren Angabe des Verfassers in der mechani-
schen Werkstätte von Staudinger in Giessen in vorzüglicher Güte
gefertigt.
**) Die Originale der in F'ig. 3 u. 4 in Holzschnitt darge-
stellten Linien wurden mit der vorbeschriebenen Reissfeder ausge-
zogen. —
Vor- oder Zurückbewegen und richtigen Fiinsiellen des Hebels
wird durch einige aufmerksame Versuche unschwer erworben
und bietet, einmal erlangt, den Vortheil der Handhabung
eines Werkzeuges, dessen Gehrauch, wie den Verfasser eine
mehrjährige Erfahrung gelehrt hat, eine grössere Freiheit und
Zeitersparniss beim Ausziehen technischer Zeichnungen gestattet.
Giessen im Juni 1S68.
Mittheilungexi aus Vereinen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Die dritte Sommer-
Exkursion , Sonnabend den 11. Juli d. J., an welcher sich
etwa 110 Vereiusmitglieder betheiligten, galt der March’
sehen Thonwaar en-Fabri k zu C harlo tt en b u rg.
Eiue F'ülle sehenswerther Gegenstände bietet schon der
offene Vorhof der Fabrik, iu welchem die Gesellschaft sich
versammelte. Hier giebt eine Auswahl verschiedener Bild-
werke, Statuen, Gruppen, Reliefs u. s. w., die aus dem Eta-
blissement hervorgegangen sind, ebensosehr ein Beispiel für
die Höhe ihrer künstlerischen Leistungen, wie für die W etter -
bestiindigkeit ihres Materials. Obwohl diese Auswahl ver-
hältnissmässig nur klein ist, interessirte es die Besucher doch
sichtlich, so manches Bildwerk, das ihnen vom Orte ihrer
Verwendung her wohl bekannt war, darunter aufzusuchen und
in der Nähe zu betrachten. An Grösse voran stehen die
Lutherstatue von der Universität in Königsberg und die
Borussia vom Milhelms - Gymnasium zu Berlin, doch fand
auch der vielgeschmähte Engel von den Thürmen der St.
Thomaskirche, trotz seiner versteckten Aufstellung, vielfache
Beachtung. — ln mehren Gruppen ging es sodann unter der
Führung der Herren Vorsteher des Etablissements durch die
verschiedenen Räume, desselben, wo die einzelnen Vorgänge der
Fabrikation: das Schlemmen, Mischen. Formen, Breuueu u. s. w.
des Thones eingehend erläutert und besichtigt wurden. Die
Bauten, für welche augenblicklich vorzugsweise gearbeitet
wurde, sind das Rathhaus zu Berlin, die evangelische Kirche
zu Posen, ein von Hitzig entworfenes Palais iu Warschau u. A.
— Es dürfte an dieser Stelle wohl eben so wenig möglich sein,
alle interessanten und wichtigen Momente der Fabrikation
hervorzuheben , wie die Bedeutung der berühmten Fabrik,
deren Leistungen überdies allgemein bekannt uud anerkannt
sind, gebührend zu würdigen. Für die Entwickelung der
mehr uud mehr emporblühenden Thouwaaren -Fabrikation in
Deutschland ist sie geradezu bahnbrechend gewesen und ihr
verdanken wir es zumeist, wenn wir unseren Monumental-
Bauten gegenwärtig wieder reicheren figürlichen und orna-
mentalen Schmuck von unverwüstlicher Dauer verleihen kön-
nen, ohne den für manche Gegenden unerschwinglich theureu
und dabei immerhin nicht wetterbeständigen Sandstein oder
die traurigen Surrogate von Zink und Stuck wählen zu müs-
sen. Wenn von vielen Seiten der Einfluss, den die Leistungen
der Thon waaren-Fabrikation auf die Entwickelung des Back-
303
stei n-Roh baues ausgeübt haben, noch mehr gerühmt wird, so
müssen wir freilich am Rande bemerken, dass wir uns in
diesem Punkte zu ketzerischen Ansichten bekennen. Denn
wir sind der Ueberzeugung, dass die Möglichkeit, alle For-
men des Hausleinbaues in fast beliebiger Grösse aus gebrann-
tem Thon hersteilen zu können — (wir sahen Säulen in der
Länge von 9', ebenso stellen sich die einzelnen Theile des
Hauptgesiuises zu dem genannten Palais in Warschau als voll-
ständige Quadern dar), — für Architekten leider allzu ver-
führerisch ist und der Entwickelung einer aus dem Charakter
des Materials hergeleiteten wirklichen Backstein - Architektur,
die für uns Norddeutsche doch immerhin noch das Problem
der Zukunft bleibt, eher hinderlich als förderlich war. —
Längst ist übrigens die March’sche Fabrik in Preussen nicht
mehr die einzige ihrer Art; eine grössere Anzahl Konkurren-
ten, namentlich in dem mit vorzüglichen Thonlagern geseg-
neten Schlesien, aber auch in nächster Nähe, sind ihr ent-
standen und manche Zweige der Fabrikation hat sie seit ihrem
Bestehen fast wieder anfgegeben, wie s:e überhaupt eigentliches
Massen- Fabrikat gegenwärtig wohl nur in Thongefässen für
chemische Fabriken und in Thonröhren liefert. Ihre Spe-
zialität war und bleibt indessen der vorzugsweise künstle-
rische Theil der Thonwaaren -Industrie und wohl lange Zeit
noch wird sie in diesem den ersten Rang behaupten.
Was sie in dieser Beziehung leisten kann, das ist am
Besten an dem neuen Wohnhause ihres Besitzers bewiesen
worden. Die Besichtigung dieses in seiner Art wohl einzigen
Bauwerks bildete den zweiten Theil der Exkursion und
theilte sich hierbei Hr. Kommerzienrath March mit dem
Architekten der Villa, Hrn. Baumeister Hense, in die Füh-
rung der Gesellschaft.
Es ist ein zweistöckiger gothischer Bau von bescheidenen,
das bei einem bürgerlichen Wohnhause übliche Maass durch-
aus nicht überschreitenden Dimensionen ; die Grundform bildet
ein H, bei welchem die beiden, mit Giebeln geschmückten
Seitenflügel nur die Tiefe eines Zimmers erhalten haben.
Durch Hinzufügung einer zwischen den Flügeln vorspringen-
den offenen Halle, eines giebelgekrönten Vorbaus über dem
Haupteingange, eines achteckigen Thürmchens, dessen oberstes
flach abschliessendes Geschoss laternenartig durchbrochen ist,
eines Erkers, der auf einen reich ausgebildeten Sitzplatz führt,
u. s. w. ist diese Grundform jedoch zu einer verschwenderisch
reichen Gruppirung erweitert, deren Eindruck durch die
b ii Ile des ornamentalen und figürlichen Schmucks, der über
das ganze Bauwerk ergossen ist, noch gesteigert wird. Und
zwar bietet dieser Schmuck , der durchweg aus gebranntem
hellgelben Thon hergestellt ist, während die Flächen mit
vorzüglichen Blendsteinen ähnlicher Farbe in ‘/8 zölligen
Kachelfugen gemauert sind, nicht nur ein Muster feiner, fast
mit Holzschnitzerei wetteifernder, technisch vollendeter Aus-
führung, sondern auch das heute seltene Beispiel einer bis in’s
Kleinste künstlerisch durchdachten Komposition, bei welcher
Architekt und Bauherr augenscheinlich gewetteifert haben,
sinnige Motive und Beziehungen zu erfinden und künstlerisch
schön zu gestalten.
Gegenüber einer so liebenswürdigen und innigen Hinge-
bung an eine Aufgabe ist Kritik wohl kaum berechtigt. Wir
dürfen jedoch nicht verschweigen, dass der Gesammteindruek
des Werkes unter dieser mit so grosser Vorliebe bewirkten
Ausbildung des Details wesentlich gelitten hat. Nicht nur ist
hierbei der richtige Maasstab wohl nicht ganz getroffen —
(die Baldachine, Fialen etc. erinnern wie gesagt an Holz-
schnitzerei, die Figiirchen theilweise an Nippes): mit der be-
wegten, reichgegliederten Gruppirung kontrastiren auch der
Charakter des zarten, feinen Reliefs und der Eindruck der
glatten Back stein mauern. Namentlich gilt dies von der Garten-
facade, wo das obere Geschoss des Mittelbaues mit seinen
Ziergiebeln wohl den am Wenigsten günstigen Eindruck ge-
währt.. So ist die Wirkung eines organischen Ganzen leider
nicht erreicht. — Wesentlich günstiger und harmonischer ist
die Ausbildung des Innern, die sich an liebevoller, poetischer
Auflassung der künstlerischen Gestaltung des Einzelnen mit den
l* apadeu wohl ganz messen kann, und bei welcher die Fein-
heit der Details besser am Platze war. Darf auch hier etwas
gerügt werden, so möchten wir behaupten, dass die Decken
des Saales wie des Treppenhauses in ihrer Holzkonstruktion
diese Feinheit etwas vermissen lassen. —
Dem sei, wie ihm sei: für Architekten, die es zu würdi-
gen wissen, welche Fülle künstlerischen Schaffens in diesem
kleinen Bauwerke enthalten ist, bleibt die Gesammtwirkung
einer Besichtigung desselben jedenfalls im höchsten Grade er-
freulich und anregend, und äusserte sich diese Stimmung un-
verhohlen in der Gesellschaft, von der Jeder im Stillen wtin
sehen mochte, dass so künstlerisch gesinnte Bauherren, wie
der Besitzer der Villa March, häufiger wären. Ehre und vollste
Anerkennung ward auch dem wackeren Künstler, der sie
geschaffen.
Der Schluss der Exkursion verzögerte sich diesmal bis
in die Nacht, denn der liebenswürdige Wirth hatte es bei den
nahen persönlichen Beziehungen, die ihn mit der Architekten-
welt verknüpfen, sich nicht nehmen lassen, dieselbe in ein
zwangloses und heiteres festliches Zusammensein überzuführen,
bei welchem die vom Therme aus bewirkte Illumination der
Villa, die vom prachtvollsten Effekte war, eine gelungene Ueber-
raschung bildete. — F. —
Bauausführungen und Projekte.
Den letzten Nummern des ßuilder (9. Mai bis 6. Juni)
entnehmen wir folgende Notizen über das Fortschreiten eini-
ger wichtiger Hoch- und Ingenieurbauten in England.
Zu dem neuen St. Thomas - Hospital in London, welches
an dem rechten Ufer der Themse grade gegenüber dem Par-
lamentsgebäude erbaut wird, und von welchem wir eine kurze
Beschreibung in No. 41 unseres vorigen Jahrgangs gaben,
scheinen die Fundirungsarbeiten vollendet zu sein; denn es
ist Anfangs Mai d. J. der Grundstein durch die Königin ge-
legt worden.
Dieselbe Zeremonie hat für das erste der vier neuen
Trockendocks in Chatham stattgefunden. Diese Trocken-
docks gehören zu den sehr bedeutenden Erweiterungs-
bauten des Königlichen Dockgard (Marinewerft). Diese be-
stehen aus drei grossen Bassins, welche derartig in einer
scharfen Krümmung des Medwayflusses angelegt sind, dass die
beiden äussersten direkte Zugänge vom Flusse haben. Mit
dem ersten, dem eigentlichen Reparaturbassin, stehen die
Trockendocks in Verbindung. Die Bassins mit den dazu ge-
hörigen Schuppen und Lagerplätzen nehmen eine Fläche von
mehr als 380 Acres (G02 preuss. Morgen) ein, während die
jetzt in Chatham bestehenden Werfte nur eine Fläche von
97 Acres (1 54 preuss. Morgen) umfassen. Die Trockendocks
werden oben 468' 3" lang und 80' im Eingang weit. Ebenso
weit sind auch die Eingänge zu den Bassins. Diese werden
alle durch Pontons geschlossen. Stemmthore sind in der
ganzen Anlage durchaus vermieden. Der Baugrund besteht
aus Thon (Clay). Dennoch hat man zur Fundirung der Quai-
mauern und der Trockendocks Pfahlroste anwenden müssen.
Ein anderer bedeutender Hafenbau ist seiner Vollendung
uahe, nämlich das neue Hafenbassin zu Leitli (dem Hafenort
Edinburgs). Dasselbe ist ca. 17 preuss. Morgen gross, liegt
sehr günstig in unmittelbarer Nähe der Hafenmündung und
steht mit einem 'Trockendock in Verbindung. Den Zugang
zu dem Bassin bildet eine 60' weite Kammerschleuse mit höl-
zernen Stemmthoren. Die ganze Anlage ist auf dem Meere
abgewonnenem Terrain errichtet. Doch war der Baugrund
— ein sehr fester Thon — vortrefflich. Pfahlroste oder Be-
tonschüttung waren entbehrlich, und da auch der Seedeich,
welcher den Bauplatz umschliesst, sehr dicht war, so konnten
Quaimauern und Schleuse ohne namhafte Wasserhaltungsar-
beiten im Trocknen ausgeführt werden. Das Mauerwerk ist
nun, wie der ßuilder mittheilt, fast ganz vollendet, und man
ist dabei, die Thore aufzustcllen.
In Liverpool und dem gegenüberliegenden Birkenhead
werden einige Speicher gebaut und sind jetzt beinahe fertig,
welche an Grösse, solider Ausführung und praktischer
Einrichtung ihres Gleichen suchen. Die auf der Liver-
pooler Seite sind drei an der Zahl und liegen an
der Stelle des alten Waterloo Docks um ein recht-
eckiges Bassin. Sie sind zusammen 1485' lang und 70'
breit. Ausser dein Erdgeschoss sind 5 Lagerböden vorhanden,
und ein sechster für die Maschinerie. Die Höhe des Gebäu-
des vom Quai bis zur Oberkante des Hauptgesimses beträgt
82'. Die lichte Höhe des Erdgeschosses ist 15' 3", die der
übrigen Stockwerke 9' 3''. Die nutzbare Lagerlläcke ist
48,918 0 Yards (414,242 0' preuss.) gross und kann
1 96,000 Quarters ( 1 ,036,840 preuss. Scheffel) Getreide aufnehmen.
Zum Ausladen des Getreides aus den Schiffen, zum Rei-
nigen desselben und zum Hin- und Hertransportiren in den
Speichern dienen hydraulische Maschinen, welche Sir W. Arm-
strong geliefert hat. Es sind fünf Krähue vorhanden, welche
das Getreide aus den Schiffen mittelst Kübeln in das oberste,
für die Maschinen bestimmte Geschoss heben. Hier wird es
gereinigt, gewogen und durch einen sinnreichen Mechanismus
nach jedem beliebigen Theil des Speichers geschafft. Dieser
! Mechanismus besteht aus 18" breiten Gummiriemen ohne Ende,
deren zwei durch die ganze Länge der Speicher mit einer
| Geschwindigkeit von 500' in der Minute laufen und von
einem Ende des Gebäudes nach dem andern 50 Tonnen Korn
in des Stunde transportiren können. Durch Schläuche wird
das Korn in die unteren Räume hinabgelassen. Ausser den
j erwähnten Krähnen sind 1 1 Aufzüge für Fässer und Säcke
304
und 20 Vorrichtungen zum Hinablassen vorhanden. Die
Speicher in Birkenhead sind den eben beschriebenen ganz
ähnlich, nur haben sie nicht, wie jene, gewölbte Zwischenböden.
Sie fassen 212,800 Quarters (1,125,712 preuss. Scheffel) Ge-
treide \V. H.
Vermischtes.
Hr. Baurath Oppler zu Hannover sendet uns in Folge
des Artikels über die Bauthätigkeit in Hannover etc. in No. 24
uns. Bl., in welchem das Königliche Schloss Marienburg unter
den von Baurath Hase ausgeführten Werken aufgezählt
worden war, folgende Berichtigung.
„Baurath Hase hat die Pläne zum Aussenbau der Ma-
rienburg angefertigt und bis zum Jahre 1804 auch die Aus-
arbeitung des Baues gehabt. — In jenem Jahre wurde mir
aber durch Königl. Befehl der Weiterbau der Marienburg
übertragen, und ist der ganze innere Ausbau, sowie Ausstat-
tung, Dekoration etc. mein Werk. Auch der Aussenbau in
seiner jetzigen Gestaltung weicht wesentlich vom ursprüng-
lichen Plane ab, namentlich an der Süd- und Westseite, in-
dem hier von mir Um- und Anbauten ausgeführt sind.“ —
Der Preussische Staats -Anzeiger vom 13. Juli d. J.
publizirt nunmehr das vom 8. Juli datirte Gesetz über
den Betrieb der stehenden Gewerbe im Nord-
deutschen Bunde. Die Freigebung der Bauge-
werbe ist somit bereits zur Thatsache geworden. Eben-
so ist der Gewerbebetrieb als Feldmesser, den die ur-
sprüngliche Vorlage des Bundesrathes noch von einer
Approbation abhängig machen wollte, damit freigegeben.
In dem Bericht aus dem Architekten -Verein zu Berlin
in No. 27 u. Bl. war der Name des Siegers in der Monats-
konkurrenz fälschlich als „Punchmann“ angegeben. Es ist
der Architekt Hr. Punczmann Gyula aus Ungarn.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Die technischen Mitglieder der Eisenbahn -Direktionen zu El-
berfeld resp. zu Cassel, Bau-Räthe Schneider und Kinel, sind
zu Regierungs- und Bau- Rathen ernannt.
Offene Stellen.
1. Zur Vertretung eines Kreisbaumeisters in Ober- Schlesien
wird sofort ein Ba um eis ter oder B a ufü b rer auf 6 Wochen gegen
reglementsmässige Diäten gesucht. Offerten siud an den Kreisbau-
meister Stavenhagen in Leobschütz zu richten.
2. Ein Bauführer wird zu mehrmonatlicher Beschäftigung
sofort fiir 1*/, Diäten beim Wasserbau gesucht. Uebung im Nivel-
liren und in Ausführung von Vermessungen wird besonders verlangt.
Nähere Auskunft ertheilt Bau-Rath Kayser zu Ruhrort.
3. Zum Bau eines Garnison- Lazarethes in Görlitz wird ein
Bauführer resp. Baumeister sofort gesucht. Hierauf Reflekti-
rende wollen sich an Herrn Baurath Wolff daselbst wenden.
4. Ingenieure und Architekten, welche geneigt sind, im
nächsten Winterkursus Unterricht in der Baugewerksschule zu Holz-
minden zu ertheilen, wollen sich an den Vorsteher G. Haarmann
daselbst wenden.
Vakant sind noch die in No. 28, alinea 4, ausgeschriebenen
Baumeister -Stellen in Rendsburg.
Die in No. 28, alinea 5, ausgeschriebenen Stellen (bei Hrn.
Baumeister Sen dl er) sind besetzt. —
Brief* und Fragekasten.
Hrn. G. — Einen Eiskeller in den Kellerräumen eines Wohn-
hauses anzulegen, dürfte, abgesehen von der nachtheiligen Einwir-
kung der Hauswärme, in den meisten Fällen schon deshalb nicht
räthlich sein, weil der Eiskeller dabei zu klein wird. Ein kleiner
Eiskeller aber ist fast gleichbedeutend mit einem sch lechten Eis
keller, da das wesentlichste Moment für Erhaltung des aufzube-
wahrenden Eises sein muss, dass seine Oberfläche im Verhältnisse
zu seiner Quantität möglichst gering ist. Ein Raum von 15' Seite
im Kubus dürfte als Minimum anzusehen sein. Bei solcher Quan-
tität genügen, wie uns das die Landleute gelehrt haben, für einen
im Freien angelegten Eiskeller sehr einfache Konstruktionen: ein
leichter Holzbau, mit Reisern gedeckt und mit 3 bis 4' Erde über-
schütte', über einer Grube. Zum Einsteigen ist eine kleine Schleu-
senkammer anzulegen und dafür zu sorgen, dass die Sohle der
Grube stets mit Wasser bedeckt ist, ohne dass jedoch dieses das
Eis jemals berühren darf; man erreicht dies leicht durch einen
Latten -Fussboden mit entsprechend geregeltem Wasserabfluss.
Hrn. B. in H. — Eine sichere Auskunft über die Wirkung
der von Ihnen erwähnten „Löschdosen“ vermögen auch wir nicht
zu geben, werden den Gegenstand jedoch im Auge behalten.
Hrn. K. in Gre vesmü hl en. — In Folge Ihres Briefes vom
II. Juli bitten wir uns 5 Sgr. 8 Pf. in Postmarken gefälligst ein-
zusenden.
Architekten -Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 18. Juli.
Besuch des Königl. Schlosses, und zwar von sonst nicht
zugänglichen Räumen. Versammlung präcise 5 Uhr im Vestibül
des Schweizersaales auf dem zweiten Hof.
Um 7 Uhr Besichtigung des Baues des Herrn Securius am
Schlossplatz.
Zum Schluss gemeinschaftliches Zusammensein in Haugk’s
Garten am Hausvoigteiplatz.
Für die Anordnungen
Lucae. Becker.
Montag; «len 30. Juli, Alieiuls § Uln* Ver-
sammlung «ler Exkursions •HommiMsion im
Harlsliaile an «ler Potsdamer Brücke.
Baumeister - tiesucli.
Für die Leitung der hiesigen Land- und Wasserbauten werden
zwei Baumeister gesucht. Diätensatz 3 Thlr.
Meldungen bei der Unterzeichneten Kommission.
Heppens, den 25. Juni 18G8.
Bie ■iöniglirlie Hafenbau - Hoiiiinisglon
für das Jadegebiet.
Gotha-Leinefelder Eisenbahn.
Bekannt ■«• a «‘Innig.
Zur Ausführung der bei Reiser und Dachrieden unweit Mühl-
hausen über die Unstrut zu erbauenden 2 Viadukte sollen die exel.
der Materialien zu 24,656 Thlr. und 22,665 Thlr. veranschlagten
Maurerarbeiten im Wege der öffentlichen Submission an qualiiizirte
Unternehmer verdungen werden.
Die Zeichnungen, Anschläge und Submissiousbedingungen sind
im Abtheilungs - Biireau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen
und werden auch auf portofreies Ansuchen von dem Unterzeichne-
ten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme der Maurerarbeiten zum Bau der
Unstrut -Viadukte bei Reiser und Dachrieden“
versehen, bis spätestens zu dem auf
den 31. Juli er. Vormittags 11 Uhr
in dem obenbe/eiehneten Biireau anberaumten Termine portofrei
einzureichen, in welchem die Eröffnung der eingrgangenen Offerten
in Gegenwart der etwa erscheinenden Submittenten erfolgen wird.
Gotha, am 10. Juli 1868.
Der Abt h eil u n gs-Ba umeis ter,
W i t z e c k .
Heute wurde meine liebe Frau Clara geb. Thiel von einem
kräftigen Mädchen glücklich entbunden.
Lötzen, 11. Juli 1868. Quedenfeldt, Baumeister.
Todes-Anzeige.
Am 7. Juli ist mein Freund, der Bauführer
Theodor Fenneke
zu Handorf bei seiner Vaterstadt Münster in Folge längeren Brust-
leidens gestorben.
Berlin, den 13. Juli 1868.
Wese mann, Bauführer.
Ein Ingenieur oder Architekt findet dauernde Anstellung an
der städtischen Baugewerkschule zu Eckernförde. Nähere
Auskunft ertheilt
der Direktor
Wilda.
Eckernförde, den 8. Juli 1868.
Ein praktisch erfahrener Maurermeister, nach zehnjähriger be-
deutender selbstständiger Praxis Verhältnisse halber bereits wieder
ein Jahr als Privatbauführer in Berlin beschäftigt gewesen, sucht
eine entsprechende Stellung. Gefl. Offerten sub C. W. 77 beförd.
I die Expedition.
Ein geübter Feldmesser, der mehrere Jahre polytechnische
Schulen besucht hat, sucht Beschäftigung im Eisenbahn bau oder
Wasserbau. Gefällige Offerten bittet man unter M. D- 27 in der
Expedition dieses Blattes abzugeben.
Beglicht
wird für die Sonntagsschule (gewerbliche Vor- und Fortbil-
dungs-Anstalt) iu Altona zum 1. Oktober d. J. ein Direktor,
welcher ausser der allgemeinen Bildung, die ihn befähigt, die Schule
würdig zu repräsentiren, eine solche polytechnische und pädago-
gische Durchbildung besitzen muss, um in einem Hauptfache selbst
Unterricht zu ertheilen, die Lehrer der Anstalt anzuweisen und in
ihrem Unterrichte zu überwachen.
Das Gehalt für die an den Sonntagen zu ertheilenden 4 Lehr-
stunden und für die Direktorialgeschäfte beträgt 400 Thlr. jährlich,
ausserdem erhält der Direktor für jeden in der Woche einzurich-
tenden zweistündigen Abendkursus, wenn der Unterricht von ihm
selbst ertheilt wird, 1 Thlr. 10 Sgr., wenn von andern Lehrern
unter seiner Oberleitung, eine Extravergütung von 15 Sgr. Im
Uebrigen hat der Direktor die Wochentage zu seiner eignen Ver-
fügung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen in beglaubigten
Abschriften sind bis zum 15. August d. J. bei Herrn Pastor Schaar
in Altona portofrei einzureichen.
Altona, den 1. Juli 1868.
Der Vorstand der Sonntagsschule.
305
Ein junger Mann, Maurer, im Entwerfen, Veranschlagen n. a.
Bureauarbeiten, sowie praktisch geübt, sucht passende Stelle im
Bureau oder beim Bau sogleich oder später. Offerten sub A. S. 73
befördert die Expedition.
Ein junger Mann mit guten Kenntnissen, der schon längere
Zeit von Eisenbahn-Bauunternehmern theils im Bureau, theils auf
der Strecke beschäftigt wird und mit allen vorkommenden schrift-
lichen Arbeiten vollständig vertraut ist, sucht zu seiner weiteren
Ausbildung eine andere derartige Stellung. Guce Empfehlungen
stehen demselben zur Seite. Gell. Offerten sub N. 2187 befördert
die Annoncen -Expedition von Rudolf Mosse, Berlin, Friedrichs-
strasse 60.
Gotha - Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Ausführung der auf der Strecke von Langensalza bis Mühl-
hausen im Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten sollen 4 Loose
und zwar:
Loos
No. IV mit
ca. 133
Schachtruthen
Mauerwerk
n
„ V „
„ 739
do.
do.
„ VI „
„ 772
do.
do.
n
„ VII „
„ 375
do.
do.
im Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an qualifizirte
Unternehmer verdünnen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions - Bedingungen sind im
Abtheilungs- Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions- Bedingungen von dem Unterzeichneten
auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn.“
versehen, bis spätestens zu dem am
28. Juli er., Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen.
In diesem Termine wird die Eröffnung der eingegangenen Offerten
in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen.
Gotha, den 26. Juni 1868.
Der Abtheil ungs-Bau me i ster
(gez.) Witzeck.
Baugewerkschitle zu Holziiiiiiden a. Weser.
Ingenieure und Architekten, welche geneigt sind, im nächsten
Winterkursus Unterricht zu ertheilen, wollen sich baldigst zur Ent-
gegennahme der Bedingungen schriftlich bei dem Unterzeichneten
melden.
Der Vorsteher der Ba u ge werksch u 1 e
G. Haarmann.
Gotha -Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Eisenbahn
sollen auf der Strecke von Langensalza bis Mühlhausen 4 Loose
und zwar
1. Loos No. IV mit 11920,0 Schachtruthen
zu bewegenden Bodens, einschliesslich
der Böschungsarbeiten veranschlagt auf 21,803 Thl. 17 Sgr. — Pf.
2. Loos No. V mit 24105,7 Schachtruthen
wie vor 29,578 „ 16 „ 8 „
3. Loos No. VI mit 19584,1 Schachtruthen
wie vor 21,265 „ 15 „ 5 „
4. LoosNo. VII mit 16728,7 Schachtruthen
wie vor 15,456 „ 4 „ 5 „
im Wege des öffentlichen Submissions -Verfahrens an qualifizirte
Uüifernehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs- Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
kostenfrei von dem LTnterzeichneten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem am
27. Juli c., Vormittags 10 '/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 26. Juni 1868.
Der Abtheil ungs-Bau meister
(gez.) Witzeck.
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Dieser mit vollem Rechte berühmte Cement ist sehr bedeutend
von dem Metropolitan Board of Works (Baubehörde der Stadt Lon-
don) hei allen grossen Unternehmen, ebenso in sehr grossem Maass-
stabe von der Grosshritanischen Regierung zur Erbaunng von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von d n
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil - Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Bnrliam-
Compagnie im Metropolitan -Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtlich geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von 1> , X
1 1 = 21/, Qj" eine Widerstandskraft von 631 Pfd. ergeben hat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten, haben dieselben eine Widerstandskraft von ,02,3 Pfd. er-
o-eben.
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den
24. Juli 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Das Arbeiter-Quartier zu Kuchen. (Schluss.) — Reisenotizen,
gesammelt auf d. Studienreise d. Kgl. Bauakademie i. August 1867. (Fort-
setzung.) — Feuilleton:Die9. Versammlung des Vereins mittel rhein.
Bautechniker. (Schluss.) — Korrespondenzen: St. Petersburg, den
29. Juni/11. Juli 1868. — Mittheilungen ausVereinen: Sehleswig-
Holstein’scher Ingenieur-Verein. — Architekten -Verein zu Berlin. —
Vermischtes: Programm f. d. 15. Versamml. deutscher Architekten u.
Ingenieure in Hamburg. — Berichtigung. — Errichtung einer Bauge-
werkschule in Eckernförde. — Ausstellung d. Kolseher’schen Entwürfe
im deutschen Gewerbe-Mnsenm u. Studienreise d. Bauakademie zu Ber-
lin. — Aus der Fach 1 i tter atur: Mittelalterl. Baudenkmale aus
Schwaben.: Chorstühle im Münster z. Ulm. — D. Baukunst in d. grossen
Ausstellung z. Paris. — K o nk u r re n z en : Preisausschreiben für ein
Bürgerschulgebäude i. Freiherg. — Personal-Nachrichten etc.
An die deutschen Architekten und Ingenieure.
Der Unterzeichnete Vorstand der XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure erlaubt
sich an die verehrten Fachgenossen die Bitte zu richten, durch recht zahlreichen Besuch und durch thätiges
Mitwirken in der einen oder andern Richtung das Interesse der Versammlung zu erhöhen und dies nament-
lich durch Vorträge, durch zeitige Anregung zu besprechender Fragen und durch Ausstellung von Entwürfen,
Plänen, Modellen oder andern Gegenständen der Architektur und des Ingenieurwesens herbeizuführen.
Auch diejenigen Herren, welche verhindert sein sollten persönlich an der Versammlung theilzunehmen,
werden ersucht, durch Einsendung von Ausstellungsgegenständen dennoch für dieselbe thätig zu sein.
Das Weitere ist aus der Mittheilung des Lokalkomite*) zu ersehen. Hamburg, im Juli 1868.
0er Vorstand.
v. Engerth. Karmarsch. Hansen, v. Paradis. Schmidt. Semper. Stammann. Strack. Wiebe.
Wien. Hannover. Wien. Wien. Wien. Zürich. Hamburg. Berlin. Berlin.
*) Unter „Vermischtes“ mitgetheilt. D. Red.
Das Arbeiter- Quartier zu Kuchen. (Schuss).
Etwas näher müssen wir auf die unstreitig interes-
santeste Seite der ganzen Anlage, auf die Anordnung
und Einrichtung der einzelnen Arbeiterwohnungen
eingehen.
Es lässt sich zunächst wiederum nicht verkennen,
dass die Behaglichkeit und Geräumigkeit dieser Woh-
nungen das Maass dessen, was die Mehrzahl der freien
deutschen Arbeiter aus eigenen Mitteln sich erringen
kann, nicht unerheblich übersteigen dürfte. Wohnungen
von nur zwei Haupträumen sind in einem, einzigen Hause
vorhanden und ausdrücklich für jungverheirathete Leute
bestimmt; auch Wohnungen von drei Räumen finden sich
nur vereinzelt. Die grosse Mehrheit der Arbeiter-Woh-
nungen zu Kuchen besteht aus vier Haupträumen (Wohn-
zimmer, Küche, zwei Schlafzimmer); mehrfach ist diese
Zahl durch die Hinzufügung eines dritten Schlafzimmers
sogar bis auf fünf Räume gesteigert. Eingänge und
Küchen sind nach Westen oder Norden, Wohnzimmer
und Schlafzimmer möglichst nach Osten oder Süden
orientirt. In unmittelbarer Verbindung mit jeder Woh-
nung steht ein eigenes Kloset; ebenso ist jeder Familie
ein eigener Keller, häufig auch noch ein Bodenraum zu-
getheilt.
Hierbei ist im Allgemeinen einer Anordnung, wonach
jede Familie auch ihren besonderen und ausschliesslichen
Hauseingang hat, der Vorzug gegeben, und sind demzu-
folge die meisten Wohnungen in mehren Geschossen, die
durch kleine, innerhalb der Wohnräume liegende Treppen
verbunden sind, vertheilt, während solche, deren Räume
in einem Stockwerke liegen und denen Treppe und Vor-
flur mit anderen gemeinsam ist, die Minderzahl bilden.
Um Raum zu ersparen ist im ersten Falle der Haupt-
eingang meistentheils direkt in die Küche geführt, die
alsdann Küche, Hausflur und Treppenhaus zugleich bildet,
eine Einrichtung, welche in gewiss glücklicher Weise an
die alte deutsche Sitte anknüpft, nach welcher der Haus-
heerd im eigentlichsten Wortsinne Mittelpunkt des Fami-
lienlebens sein und die an demselben waltende Hausfrau
alle Ein- und Ausgehenden überwachen soll. Den durch
die grössere Anzahl der Stuben sich ergebenden Raum-
aufwand hat man übrigens durchweg nicht nur durch
eine geschickte Disposition , sondern auch durch Spar-
samkeit im Einzelnen wieder auszugleichen gesucht. So
sind alle irgendwie entbehrlichen Räume, Korridore, Flure
u. s. w. fast ganz beseitigt oder doch ebenso wie die
Treppen, auf das geringste Maass gebracht, während jeder
Winkel durch Wandschränke ausgenutzt wird, auf deren
Anbringung ein so prinzipielles Gewicht gelegt ist, dass
sie keiner Wohnung fehlen. In Verbindung mit einer
wohlüberlegten Einschränkung an Zahl und Dimension
der Fenster und Thüren sind die meisten Räume hier-
durch allerdings so nutzbar geworden, dass die Abmessung
derselben verhältnissmässig klein gewählt werden konnte;
seihst die grössten Zimmer überschreiten selten das Maass
von rot. 4 Meter (I2V4 preuss. Fuss) im Quadrat.
Die Stockwerkszahl der einzelnen Häuser weicht,
je nach der inneren Eintheilung derselben, von einander
ab. Zum Mindesten sind ausser dem Keller noch Erdge-
schoss und ein oberes Stockwerk vorhanden; in den meisten
Fällen tritt hierzu noch ein zu Schlafräumen ausgehautes
Dachgeschoss, während die höchsten Häuser nicht mehr
als drei Geschosse und ein ausgebautes Dachgeschoss haben.
Ebenso differiren die Stockwerkshöhen, doch dürfte als
ein mittleres Maass derselben im Lichten 2,8 Meter (8' 11")
für das untere, 2,6 Meter (8' 3") für die oberen Ge-
schosse zu bezeichnen sein. Die Konstruktion der Häuser
bietet keine besonderen Eigentümlichkeiten , ist jedoch
durchweg solid; der Unterbau incl. des Erdgeschosses
massiv, die oberen Geschosse von ausgemauertem Fach-
werk, die überhängenden Dächer mit Ziegeln gedeckt.
Die Keller sind durchweg gewölbt, die Stockwerke haben
Balkenlagen erhalten. Im Innern sind Wände und Decken
mit Gipsputz versehen, die Wohnzimmer bis zur Fenster-
höhe getäfelt und, wie alles Holzwerk der Häuser, mit
308
Oelfarbe gestrichen. Wohnzimmer und ein grosser Theil
der Schlafzimmer sind mit eisernen resp. Kachelöfen ver-
sehen, jede Küche enthält einen guten Koehheerd (für
geschlossenes Feuer) und einen steinernen Spültisch mit
Wasserausguss; für den Winter sind Vorfenster vorhanden.
Das Aeussere der Häuser ist entsprechend einfach und
hat durch die Holzarchitektur seinen Charakter erhalten ;
mehre der besser ausgestatteten Häuser haben durch Hin-
zufügung verandenartiger Holzgallerien , die durch alle
Stockwerke gehen, nicht nur eine erhöhte Behaglichkeit,
sondern auch einen zierlichen Schmuck gewonnen.
Es erübrigt demnächst noch die für die Eintheilung
der Häuser maassgebenden Haupt -Grundriss- Systeme vor-
zuführen :
Fig. 2 zeigt ein einzeln stehendes Arbeiterhaus mit
nur einer Wohnung in 2 Geschossen und 4 Haupträumen;
Figur 2.
Erdgeschoss. I. Stock.
Maasstab wie bei 3.
a Wohnzimmer, b Küche, cc Schlafräume.
der Holzschuppen ist unmittelbar mit dem Hause verei-
nigt. Der konstruktive Aufwand dürfte dem erzielten Re-
sultate nicht ganz entsprechen und so ist dieses System zu
Kuchen auch nur in einem einzigen Beispiele angewendet
und später ganz verlassen worden. — Hingegen zeigt
Fig. 3 die einfachste Form des Systems, welches allen
jenen Häusern, in denen eine grössere Anzahl von Woh-
nungen vereinigt ist, zu Grunde liegt: im Erdgeschoss
die Küche als Eingangsraum, dahinter das Wohnzimmer,
im oberen Geschoss 2 Schlafzimmer. Es liegt auf der
Hand, dass sich dieses System nicht nur in beliebiger An-
zahl an einander reihen, sondern auch auf die mannig-
faltigste Weise variiren lässt. Bei dem Hause, dem das
Beispiel entnommen ist, liegt in einem 3. Geschosse, durch
eine am Giebel angebrachte Treppe zugänglich, der bereits
früher erwähnte Speisesaal für auswärtige Arbeiter; im
Dachgeschosse sind Schlafkammern für unverheirathete
Arbeiter angeordnet. Anderweitig ist die Tiefe des Hauses
verringert, die Breite der Stuben aber so weit vergrössert
worden, dass aus dem oberen Geschoss eine Treppe nach
dem Dachboden weitergeführt werden konnte, in dem sich
alsdann noch Schlafzimmer befinden; auch lässt sich auf
diese Art ein selbstständiger Eingangsflur im Erdgeschoss
gewinnen, so dass man zur Treppe gelangen kann, ohne
die Küche passiren zu müssen. Allenfalls Hesse sich also
Figur 3.
Erdgeschoss. I. Stock.
— obwohl dies in Kuchen selbst nicht geschehen ist —
über einer solchen Wohnung noch eine zweite gleichartige
anlegen. Eine andere Eigenschaft eines Hauses nach
diesem System, dass sich als eine Reihenfolge selbststän-
diger kleiner Häuser mit gemeinschaftlichen Giebeln und
unter einem gemeinschaftlichen Dache darstellt, wie dies
übrigens bei den nächsten beiden Anordnungen gleichfalls
der Fall ist, würde sein, dass die einzelnen Wohnungen
desselben auch selbstständig verkauft werden könnten.
Um eine solche Möglichkeit zu verhüten hat man in
Kuchen die Wohnungen zum Theil in einander verschränkt,
so dass sie abwechselnd im Erdgeschoss einen und im oberen
Stockwerk drei Räume — resp. umgekehrt — enthalten.
Fig. 4 zeigt die Einrichtung des oben erwähnten
Figur 4.
Erdgeschoss. I. Stock.
zweigeschossigen Hauses, das vier, für jungverheirathete
Leute bestimmte Wohnungen mit je nur zwei Haupträu-
Dic !). Versammlung des Vereins MiUelrlieini-sclier
Bautechniker.
(Schluss.)
Der folgende Tag war zu einem Besuche der Wil-
helma und zu einem Ausfluge nach Esslingen bestimmt.
Nahe am Neckar, zwischen Kanstatt und dem Rosen-
stein liegt das königliche Lustschloss Wilhelma, das
bei Lebzeiten des Königs Wilhelm ebenso unzugänglich
war, wie ein Harem der Grossen des türkischen Reiches,
für welches also auch hinsichtlich der Möglichkeit des
Zutritts ganz ebenso orientalische Gesetze bestanden, wie
o
solche für die künstlerische Gestaltung der ganzen An-
lage maassgebend waren. Ob diese Konformität oder
andere Gründe dem Fremden den Zutritt verwehrten, ist
uns unbekannt, bedauern müssen wir aber, dass die An-
erkennung des Publikums dadurch auch dem genialen
Autor dieses Werkes L. von Zanth vorenthalten blieb.
Zwanzig Jahre eines thätigen Künstlerlebens stehen hier
vor uns und geben ein beredtes Zeugniss von der treuen
Hingabe an diese herrliche Aufgabe und der liebenswür-
digsten Sorgfalt bei der Lösung derselben. Die Garten-
anlagen bilden mit den ausgedehnten Gebäulichkeiten,
Orangerien, Säulenhallen, Terrassen u. s. w. einen regel-
mässigen Komplex, dessen Axe senkrecht zu dem anstei-
genden Bergrücken liegt, auf dessen Höhe die Anlage
mit einem Belvedere abschliesst.
Wir müssen uns darauf beschränken, einen Ueber-
blick über die ganze Anlage zu geben, da eine Beschrei-
bung der Dekorationen der Form oder Farbe nach bei
einem nur mehrstündigen Besuch ebenso wenig ausreichend
und ebenso schwierig sein würde, als wenn man den Farben-
und Formenreichthum der „Alhambra“ in Worten schildern
wollte. Hier wie dort können nur die Zeichnungen
selbst zum Ziele führen. Ein Bild dieser verschlungenen
Linien und Ornamente verwischt das andere; bleibend ist
nur der Eindruck, dass überall der vollständigste Ein-
klang zwischen der Dekoration, Bestimmung und Grösse
des Raumes, dem Möblement und der sonstigen innern
Ausstattung erreicht ist. — Die baulichen Anlagen be-
ginnen mit einer Halle in Kreuzform von kleinen Dimen-
sionen; davor liegt ein länglich viereckiger Teich, an
dessen entgegengesetztem Ende sich ein Löwenbrunnen
en miniature befindet. Schattige Alleen führen um den
Teich zu dem Festsaal mit kleinen Vorhallen und Nischen
in der Mitte der Längswäude. Ein hubscher Effekt ist
hier und in andern Räumen durch gegenüberstehende
Spiegel erzielt, welche eine einfache Säulen- und Bogen-
umrahmung in eine endlose Perspektive von Bogenstel-
309
Figur 5.
Erdgeschoss. I- Stock.
Maasstab wie bei Figur 4.
« Wohnzimmer, b Kiiche. c Schlafräume.
men enthält. Der Ofen des Wohnzimmers ist hierbei mit
einer Kocheinrichtung versehen, während — dem Kloset
im oberen Geschosse entsprechend — eine kleine Spül-
kiiche mit Speiseschrank in einem Ausbau daneben ange-
ordnet ist. Der Raum unter der Treppe ist zu einem
Bettstande benutzt. Wenn dieses System, gewiss ein
Muster vortheilhafter Raumausnutzung, die räumlich be-
schränktesten Wohnungen liefert, so zeigt hingegen Fig. 5,
welche die Hälfte eines Hauses zu vier Familienwohnun-
gen darstellt, die aufwandvollste Anlage. Es ist zur Er-
läuterung der Skizze zu bemerken, dass das Haus auf
ungleich hohem Terrain erbaut ist, so dass die Küche für
die hintere Wohnung im Keller angelegt werden konnte.
Rechnet man die Alkoven als selbstständige Räume und
berücksichtigt, dass das Dachgeschoss noch je eine Giebel-
stube enthält, so umfasst die vordere Wohnung 6, die hin-
tere sogar 7 Räume. Das Haus, welches in das Eigen-
thum von Arbeitern (ob eines einzigen oder mehrer Be-
sitzer wird in der Denkschrift des Hrn. Staub nicht ge-
sagt) übergegangen ist, wurde übrigens nach dem Muster
eines Hauses der Arbeiterstadt von Mühlhausen im Eisass
angelegt und nur durch die Hinzufügung von Wand-
schränken verbessert.
Fig. 6 endlich zeigt ein für mehrstöckige Anlagen
berechnetes System, bei welchem sämmtliche Räume einer
Figur 6.
Maasstab wie Figur 4.
a Wohnzimmer, b Küche, c c {Schlafräume.
Wohnung in einem Ge-
schosse vereinigt sind,
während Treppe und
Hausflur von mehren
Familien benutzt wer-
den. Hr. A. Staub legt
Gewicht darauf, dass
hierbei in dem Flure
ein grosser Fussreiniger,
bestehend aus einem
Roste über einer Ver-
tiefung im Boden so
angeordnet werde, dass
jeder Eintretende genö-
thigtwird überdenseiben
zu gehen und ihn dabei zu benutzen. Das Beispiel ge-
hört einem Hause an, das in jedem Geschoss vier Woh-
nungen enthält; eine weitere Anwendung findet das System
jedoch noch darin, dass die beiden Hälften eines solchen
Hauses als Kopfbauten einem nach Fig. 3 errichteten
Hause vorgesetzt werden können, wie dies in Kuchen
mehrfach geschehen ist.
Die hier mitgetheilten Grundrissanordnungen sind
nicht die einzigen, die in dem Werke des Hrn. Staub
mitgetheilt werden: es sind jedoch, mit Ausnahme |des
ersten Beispiels, nicht nur die einfachsten und besten son-
dern auch die, welche sich in Wirklichkeit am Meisten
bewährt haben müssen, da sie in einem, jenem Werke
angehängten Projekte einer Arbeiterstadt, die Hr. Eduard
Hallberger bei Stuttgart anlegen will, ausschliesslich
und anscheinend ohne jede Modifikation auftreten.
Der relative Werth derselben dürfte übrigens jedem
Fachgenossen so unzweifelhaft sein, dass wir darauf ver-
zichten können, ihn besonders zu würdigen. Ob die Ar-
beiterhäuser von Kuchen als direkte Muster zur Nachah-
mung dienen können oder nicht, wird, wie gesagt, nicht
nur von den sozialen Verhältnissen der Arbeiter, für welche
die Wohnungen berechnet sind, abhängen — und wir
wollen hoffen, dass bald auch viele selbstständige und freie
Arbeiter in der Lage sein mögen so zu wohnen! — son-
dern auch von provinziellen Gewohnheiten und der lokalen
Bauweise; jedenfalls sind in ihrer Anlage so viele anre-
gende und nutzbare Motive enthalten, dass wir es wohl
für werth hielten, sie einem grösseren Kreise bekannt zu
machen. — Ihre weitere Bedeutung für die allgemeine
Lösung der Frage über die zweckinässigste Einrichtung
von Arbeiterwohnungen zu erörtern, würde es eines Ver-
gleiches mit vielen anderen Beispielen und mehrfacher
anderer Voraussetzungen und Entwickelungen bedürfen,
die eine eingehendere und selbstständige Behandlung ver-
dienen. Und eine solche behalten wir uns vor. — F. —
lungen nach jeder Seite hin verlängern. Dem Festsaal
schliesst sich ein grosser oblonger Hofraum an, welchen
offene Hallen umgeben, die sich in Halbkreisform an
zwei auf der Queraxe gelegene Bauten anscbliessen. Der
eine enthält die Wirthschaftsräume, der andere eine Ge-
mäldegalerie, in der die träumerische Sinnlichkeit des
Orients in üppigen Formen und glühenden Farben wie-
dergegeben ist. Auf einer Terasse erhöht, dem Festsaal
gegenüber, befindet sich zwischen zwei Orangeriegebäuden
von Eisen und Glas das eigentliche Wohnhaus. Im vor-
dem Theile sind eine Reihe grösserer und höherer Zim-
mer, im hintern enthalten kleinere Apartements das
Schlafzimmer mit Kabinet, Badezimmer, Garderobe u. s.
w.; dazwischen liegen, von oben erleuchtet, ein Hof mit
hingang und eine kleine aber sehr werthvolle Bilderga-
lerie, unter andern einige bekannte Bilder von Ilorace
Vernet: Araber in der Wüste, enthaltend. Teppiche,
Lüstres, Vorhänge, Möbel, überhaupt die ganze Einrich-
tung bis zum Schreibzeug herab sind nach Zeichnungen
zum grössten Theil in Damaskus angefertigt. Das nun
steiler ansteigende Terrain ist terrassenartig abgetragen
und durch Freitreppen verbunden, auf denen man bequem
zu der weiten Fernsicht im Belvedere gelangt.
Jetzt ist die Wilhelma wenig von der königlichen
bamilie besucht und soll ihre Unterhaltung dem Staate
übergeben worden sein. Nach der Aufmerksamkeit, welche
man gegenwärtig in Württemberg einer künstlerischen und
repräsentativen Ausstattung der öffentlichen Bauten schenkt,
darf man wohl annehmen, dass Regieruug und Stände
jetzt noch die nöthigen Mittel für Erhaltung dieses Kunst-
werkes bewilligen werden, aber bei der Unbeständigkeit
solcher Anschauungen in den maassgebenden Kreisen und
bei der Ungewissheit der künftigen staatlichen Gestaltun-
gen in Deutschland kann man die bange Sorge nicht ganz
zurückdrängen, es möge diesem Baue einmal ergehen, wie
es schon so vielen deutschen Schlössern ergangen ist,
denen das Interesse eines kunstsinnigen Besitzers fehlt.
Das im Programm nunmehr vorgesehene Frühstück
gewährte eine allgemeinere Befriedigung, als der darauf
folgende Besuch des Kursaals, der in keiner Hinsicht etwas
Bemerkenswerthes bot.
Eine kurze Eisenbahnfahrt durch das liebliche Neckar-
thal brachte uns nach dem alterthümlichen Esslingen,
wo wir sogleich uns zu der bekannten Liebfrauenkirche
begaben. Etwas hoch gelegen, dominirt sie mit ihrer
eleganten durchbrochenen Spitze und ihrem hohen Dache
die ganze Stadt. Zwei Reliefs über den Portalen gehören
der besten Zeit an. Im Innern ist sie neu hergestellt
nach Angaben von Oberbaurath von Egle. Wie die
meisten eigentlichen Pfarrkirchen der ehemaligen freien
310
Rciseuotizcn
gesammelt auf der Studienreise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung.)
Lauenburg (Fortsetzung.)
Das Fährschiff dient aber nicht allein znm Transport
der Güterwagen, sondern auch zur Ueberführung der Rei-
senden, für deren Unterkunft auf dem Schiffe bei un-
günstigem Wetter durch Kajüten gesorgt ist. Um die
Ein- und Ausschiffung der Passagiere von dem An- und
Abfahren der Eisenbahnwagen möglichst zu trennen, ist
das Holzgerüst, welches neben der geneigten Ebene zur
Führung des Fährschiffes angeordnet werden musste, gleich-
zeitig als Landungsbrücke konstruirt, so dass sofort nach
der Ankunft des Schiffes die Passagiere seitwärts auf diese
Landungsbrücke übertreten können, während gleichzeitig
die Eisenbahnwagen über den Schlitten fort zum Bahn-
hofsterrain emporgewunden werden. Der Bohlenbelag dieser
Brücke ist in einer Länge von ca. 100' auf ca. 5' Höhe
über dem Niedrig -Wasserspiegel der Elbe angenommen
und steigt von hier aus, parallel zur geneigten Ebene,
also ebenfalls mit 1 : 9, jedoch etwa 12' über der für den
Schlitten und die Eisenbahnwagen angelegten Bahn, bis zum
Niveau des Bahnhofsterrains auf. Man hat hier auch für
die Landungsbrücke der Form einer geneigten Ebene vor
der wohl sonst üblichen Treppenform den Vorzug gege-
ben, weil dadurch nicht nur das Aussteigen der Passagiere
bei jeder Höhe des Elb -Wasserstandes, sondern auch das
Verharren ihres Gepäckes wesentlich erleichtert wird.
Die Breite der Landungsbrücke beträgt 12', und ihre Ent-
fernung von der Mitte des auf der geneigten Ebene lie-
genden Eisenbahngeleises ca. 24', so dass bei der im Rad-
kasten 43' betragenden Breite des Fährschiffes noch ca.
2,/J' Spielraum für die Bewegung desselben beim An-
und Abfahren disponibel bleiben.
Hat nun das Schiff' angelegt und ist der Schlitten da-
vor richtig eingestellt, so werden je nach dem Gewichte
der Wagen und ihrer Ladungen so viele der auf dem
Verdeck des Fährschiffes stehenden Güterwagen gekup-
pelt, als die auf dem Bahnhofe aufgestellte Dampfmaschine
zu fördern vermag, und dann mittelst eines Seiles vom
Verdeck des Fährschiffes über den Schlitten und die ge-
neigte Ebene fort zum Bahnhofterrain hinaufgezogen. Sind
noch Wagen auf dem Verdeck des Fährschiffes zurückge-
blieben, so muss für den zweiten Transport das Seil, nach-
dem es von der ersten Wagengruppe abgelöst ist, durch
Arbeiter die geneigte Ebene wieder binabgezogeu wer-
den. Als Seil wird in Lauenburg ein Drahtseil von 1 "
Durchmesser benutzt, welches sich auf eine Seiltrommel
von ca. 8' Durchmesser aufwickelt, während in Hohnstorf
ein 2“ starkes, mit Bindfaden umwickeltes und getheertes
Hanfseil im Gebrauch ist, welches sich auf eine Seiltrom-
mel von nur etwa 3' Durchmesser aufwickelt. Ein ent-
schiedener und unbestrittener Vortheil der einen oder der
andern Anordnung scheint sich bis jetzt noch nicht her-
ausgestellt zu haben, dürfte sich wohl auch erst im Laufe
einer längeren Betriebszeit feststellen lassen, da auch die
Triebwerke beider Anstalten in ihren Verhältnissen und
Umsetzungen nicht ganz übereinstimmen, wenn auch die
Dampfmaschinen beider Stationen ganz gleich sind.
Das auf dem Lauenburger Bahnhofe angeordnete
Triebwerk zeigt in einem unterhalb der Geleise angelegten
hohlen und nur mit Bohlen überdecktem Raume zunächst
die vorerwähnte Drahtseiltrommel von ca. 8' Durchmesser,
mit welcher 2 Bremsscheiben verbunden sind. An die
dem Maschinenhaus zunächst liegende Bremsscheibe schliesst
sich eine, durch eine Umhüllung gegen Staub und Schmutz
geschützte Zahnkuppelung an, die nach Belieben eiuge-
rückt und ausgelöst werden kann. Sollen nun z. B.
Wagen vom Bahnhofe auf der geneigten Ebene zum Fähr-
schiffe hinabgelassen werden, so wird das fast ganz auf
die Seiltrommel aufgewickelte Drahtseil au die gekuppel-
ten Wagen gehängt, die Zahnkuppelung gelöst und dieser
Wagenzug bis an die geneigte Ebene vorgeschoben. Da
die Seiltrommel nach erfolgter Ausrückung frei um die
Achse rotiren kann, so würden die sich selbst überlassenen
Wagen mit beschleunigter Bewegung die geneigte Ebene
hinabrollen, und es muss daher der Maschinenwärter
Reichsstädte zeigt auch sie einen dreischiffigen Hallenbau.
Die Gewölbfelder sind verputzt und auf einem lichten
Grundton mit stilisirten Blumen und Blattwerk sehr ge-
lungen bemalt. Der Chor ist reicher mit blauem Grund
und mehr vergoldeten Rippen gehalten und stimmt sehr
schön. Die Gewölbrippen im Schifte schneiden ohne Ka-
pitale in die Pfeiler ein. Hierdurch ist der Anfang der
Gewölbe nicht besonders markirt und befremdet einiger-
maassen die nun folgende rauhe Wandfläche in dem natürli-
chen Steinmaterial. Es mag allerdings sein, dass wir durch
die neuen, oft übertriebenen und den Raum verkleinern-
den Ausmalereien der Kirchen, namentlich am Rheine,
etwas verwöhnt sind, aber bei einer ohnehin schon schmuck-
losen protestantischen Kirche dürfte unsers Erachtens in
dieser Beziehung doch etwas mehr geschehen. Kanzel
und Orgel zeigen reiches Schnitzwerk.
Eine zweite Kirche ohne Thurm aber mit Dachreiter
ist ebenfalls neu hergerichtet und wird von den Katho-
liken benutzt. Hier ist die Bemalung auf Säulen, Kapitäle
und Rippen beschränkt, aber in so bunten und lebhaften
Farben gehalten, als ob hierdurch die den Flächen feh-
lende Farbe ersetzt werden sollte. Die sonstige innere
Einrichtung, Beichtstühle, Kanzel u. s. w. sind auch gar
bescheiden gehalten; namentlich zeigen die Pfosten und
Büge der Kanzel eine höchst primitive Konstruktionsweise.
Die folgende Kirche, welche wir sahen, ist im Innern
j durch späte Zuthaten sehr verbaut und verunstaltet. Ein
zierliches Sakramentshäuschen bildet ihren llauptsehmuek.
Im Aeussern flankiren zwei mächtige Thürme, die oben
durch einen bedeckten Gang verbunden sind, den Chor.
! Sie sind von malerischer Wirkung. Später angefügte
Strebepfeiler scheinen die begonnene Senkung des einen
Thurmes wirksam zu verhüten. Von einer vierten Kirche
ist nur der Chor erhalten, er wird aber mit einem schlechten
Verschluss zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt. Nach sei-
ner Grösse darf man auf eine ausgedehnte Anlage schliessen.
Die Gesellschaft hatte sich ziemlich zerstreut und war
theilweise in die bekannte Ivesslersche Maschinenfabrik
gegangen ; wir benutzten die hierfür bestimmte Zeit zu
einer weiteren Besichtigung der an mancher pikanten
Architektur, wie Erker, Brücken, Gitter, Stadtthore u. s. w.,
reichen Stadt, die nach den Skizzen der Ausstellung zu
schliessen von Stuttgart aus viel besucht wird. Bei dem
Festessen in der Krone herrschte eine sehr animirte Stim-
mung; in Toasten und Reden verschaffte sich bald ein
trefflicher Humor Geltung. Den Gegenstand einer laugen
Debatte bildete die Wahl des nächsten Versammlungsortes,
um die sich Frankfurt und Speyer stritten, bis das letztere
den Sieg behielt. Der herrannahende Eisenbahnzug löste
die fröhliche Versammlung auf.
311
sofort den Bremsapparat in Thätigkeit setzen, indem er
den Bremshebel (ö der Skizzen) anzieht und dadurch
der Bremswelle ( b ) eine bald mehr bald weniger dre- ,
hende Bewegung giebt, so dass nun auch die Brems-
klötze sich gegen die Bremsscheiben legen, und eine bald
mehr bald weniger grosse Reibung erzeugen. Da aber
der Maschinist nicht immer und namentlich nicht, wenn
die Wagen bereits etwas in’s Laufen gekommen sind, im
Stande ist die Bremsen mit der Hand fest genug anzu-
ziehen, so ist, um eine noch kräftigere und unter allen
Umständen genügende Bremsung zu erzeugen, der obere
Theil des Bremshebels noch mit einer Kette versehen, die
auf eine Kettentrommel aufgewickelt ist; diese Ketten-
trommel kann mittelst eines Haspels vom Maschinisten
leicht in Bewegung gesetzt werden, so dass dadurch auch
der Bremshebel scharf angezogen und die möglichst kräf-
tigste Bremsung erzeugt werden kann. Wird der Brems-
apparat wieder ausser Thätigkeit gesetzt, so hebt ein mit
dem Bremsbande verbundenes Contre- Gewicht von selbst
die aus Rothbuchenholz gebildeten Bremsklötze von den
Bremsscheiben los.
Die schnellere oder langsamere Bewegung der die
geneigte Ebene hinabrollenden Wagen hängt somit ledig-
lich von dem Maschinisten ab, so lange der Bremsapparat
noch gut und das Drahtseil, an welches die Wagen ange-
hängt sind, noch unversehrt ist. Um einem Unglücke
Vorbeugen zu können, wenn an dem Bremsapparate oder
dem Drathseil plötzlich eine Beschädigung eintreten sollte,
besteht die Vorschrift, dass die über die geneigte Ebene
sich fortbewegenden gekuppelten Eisenbahnwagen ebenfalls
mit einer genügenden Anzahl kräftiger Wagenbremsen
versehen sein sollen, damit sie, selbst wenn sie sich von
dem Triebwerke vollständig losgelöst haben sollten, noch
auf der geneigten Ebene oder dem Schlitten zum Still-
stände gebracht werden können.
Sollen dagegen Wagen vom Fährschiffe über den
Schlitten und die geneigte Ebene fort zum Bahnhofe hin-
aufgezogen worden, so wird die Drahtseiltrommel mit der
Zahnkuppelung in Eingriff gebracht und nun mittelst
ln Stuttgart angekommen, hatten wir vor dem im
Programm vorgesehenen Besuch der Silberburg noch so
viel Zeit, dass wir unter der liebenswürdigen Führung
einheimischer Kollegen in einer kleinen Gesellschaft einige
Privatneubauten eines bis jetzt noch nicht betretenen Stadt-
iheiles besichtigen konnten. Die Professoren Wal t er und
Baumgärtner sind nebst den schon genannten Herren
hier am Meisten vertreten. Besonders zog uns ein Haus
des letzteren an, das in den beiden oberen Etagen eine
reiche Sgraffitodekoration zeigt. Mit vielem Humor ist
in dem Figurenfries des Hauptgesimses die Thätigkeit der
verschiedenen Bauhandwerker geschildert. Festons und
Medaillons bekannter Künstler zieren den Fries unter der
h enstergurte; die übrigen Flächen, aus zwanzig Feldern
bestehend, zeigen in einer architektonischen Umrahmung
Ireihängende Früchteschnuren und dgl. Auch das Innere
ist sehenswert!). Wir möchten jedem Fachgenossen bei
einem Besuche Stuttgarts die Besichtigung dieses in der
verlängerten Augustenstrasse gelegenen Wohnhauses em-
pfehlen. Fast in allen diesen Neubauten manifestirt sich
das Bestreben nach einer edlen Renaissance. Andere
Stilarten treten nur vereinzelt auf und zeigen grösstentheils
weniger glückliche Lösungen.
Wir kamen zeitig genug in den Garten „Silberburg“,
um noch einen Blick auf die Stadt werfen zu können,
eines Vorgeleges durch die Maschine in Rotation versetzt,
so dass sich das Drathseil wieder aufwickelt, und die an
dasselbe angehängten Wagen hinaufzieht. Die Zahnkup-
pelung ist durch Feder und Nuth mit der Trieb welle ver-
bunden, so dass sie sich zwar nicht unabhängig von der-
selben drehen, wohl aber, behufs der Aus- und Einrückung,
seitwärts auf derselben ein klein wenig verschieben lässt.
Die Zahnkuppelung
ist zu diesem Zwecke
zunächst von einem
Ringe (c der Skizze)
umschlossen, der mit-
telst zweier Stützen
d von der Aus-
rückungswelle e ge-
tragen wird und
etwas Spielraum hat.
Wird nun die Ausrückungswelle e etwas gedreht, so durch-
laufen die Stützen d und also auch der Ring c einen
kleinen Kreisbogen, so dass die Ausrückung dabei um die
Sehne dieses Kreisbogens vor- oder zurück bewegt wird;
der Ring c hebt sich dabei um die Pfeilhöhe dieses Kreis-
bogens, muss also genügenden Spielraum haben. Um die
Drehung der Ausrückungswelle e zu erzeugen ist eine
einfache Hebelkombination angewendet, die vermittelst eines
festen Gestänges und eines Wendebockes vom Maschinisten
in Thätigkeit gesetzt werden kann. Die beiden zur Aus-
rückung und zur Bremsung dienenden Hebel befinden sich
im Maschinenhause unmittelbar neben einander.
(Fortsetzung folgt.)
Korrespondenzen.
— V. S. — St. Petersburg, den 29. Juni/11. Juli
1868. Von der „Gesellschaft zur Förderung der Künste“,
deren Thätigkeit riihmlichst anerkannt werden muss, werden
seit 1S66, ausser den jährlich wiederkehrenden Konkursen
für Landschafts- und Genremalerei, noch Preisaufgaben für
Zeichnungen aus dem Gebiete der Kunst-Industrie ausgeschrie-
ben. Die eingegangenen Arbeiten werden vor und nach der
Preisentscheidung öffentlich ausgestellt und das Gutachten der
Preisrichter durch die Zeitungen bekannt gemacht — ein
Verfahren, das bisher in ähnlichen Angelegenheiten nur zu
sehr ausser Acht gelassen wird. — Es ist einleuchtend, dass
diese Preisarbeiten , die laut Programm in bestimmten Stil-
formen bearbeitet werden müssen, ein wichtiges Bildungs-
mittel für den Geschmack der Kunst-Industriellen, wie des
grossen Publikums abgeben werden, namentlich wenn die
prämiirten Entwürfe, wie beabsichtigt wird, zur Ausführung
gebracht oder durch den Druck veröffentlicht werden. —
Alle Zeichnungen zu gewerblichen Zwecken, wenn überhaupt
welche verlangt werden, fertigen Architekten an (sogenannte
Zeichner, wie in Frankreich und theilweise schon in Deutsch-
land, giebt es hier noch nicht), daher sich an den erwähnten
welche in dem weiten rebenbekränzten Bergkessel mit
ihren zerstreut liegenden Villen, dem Wald von Zier-
bäumen in den Anlagen und auf Öffentlichen Plätzen,
einen wahrhaft südlichen Eindruck macht. Die Stuttgarter
Fachgenossen hatten grösstentheils ihre Familien mitge-
bracht. Mit dem schwäbischen Dichterwort: „Ehret die
Frauen, sie flechten und weben himmlische Rosen ins
irdische Leben“ wurden die schwäbischen Frauen be-
grüsst.
Dieser Abend bildete einen würdigen Schluss der
gemeinsamen Zusammenkünfte. Für den andern Tag
waren im Programm unter Führung wiirttembergischer
Architekten und Ingenieure getrennte Exkursionen nach
Ulm, nach Wasseralfingen und Gmünd, nach Maulbronn
oder nach den Neubauten der Staatsbahnen vorgesehen,
denen man sich nach Belieben anschliessen konnte. Jede
dieser Partien schien zu Stande zu kommen und findet
vielleicht noch in diesen Blättern von anderer Seite her
ihre Erwähnung. Wir verwendeten den folgenden Tag
in fröhlicher Gesellschaft zu einer Fusstour ins Gebirge.
Die schönen Tage, die uns in Stuttgart bereitet wurden,
werden bei Allen in dankbarer Erinnerung bleiben.
812
Konkurrenzen bisher auch nur solche betheiligt haben; doch
steht zu erwarten, dass mit der Zeit, die freilich bei den ob-
waltenden Umständen noch ziemlich ferne liegen dürfte, auch
Gewerbetreibende ihre Kräfte bei dieser Gelegenheit versuchen
werden , und das möchte wohl das ideale Ziel dieser Preis-
ausschreiben sein.
Eine vortreffliche, in grossartigem Maasstabe eingerichtete
Zeichnenschule, in der auch Sonntags Unterricht ertheilt wird
und die gegen äusserst geringes Honorar Jedem zugänglich,
ist eine ausgezeichnete Pflanzstätte der Kunst; doch wird sie
leider von den Handwerkern nur äusserst spärlich besucht,
die immer noch nicht einsehen wollen, dass ihnen einiges Kunst-
verständnis und einige Fertigkeit im Zeichnen von Nöthen.
Natürlich trägt hierbei das Publikum, das in den Erzeugnissen
der Industrie nur den Zweck der Befriedigung des rohen Be-
dürfnisses, allenfalls noch eine „anständige“ Erscheinung sucht,
die grösste Schuld. Der Zeichnenunterricht in unserem
deutschen Handwerkerverein, im „Gesellenhaus zur Palme“,
kann vor der Hand nicht in Betracht kommen, da an ihm
durchschnittlich nur 4—5 Schüler Theil nehmen, obgleich der
Verein schon seit 1802 besteht und seine Mitgliederzahl sich
auf ca. 700 beläuft.
Es scheint mir nicht uninteressant, hier die bisherigen
und laufenden Aufgaben und die erzielten Resultate der „Ge-
sellschaft zur Förderung der Künste“ zu registriren: lm
Jahre 1860 war ein Preis von 200 Hub. für die Zeichnungen
zu einem Tisch, Stuhl, Schrank und Wandreal, ein zweiter
Preis von 100 Rub. für die Zeichnung zu einem Kästchen
für Werthgegenstände und ein dritter von gleichfalls 100 Rub.
für die Zeichnungen zu einem Sakramentshäuschen und zwei
Kirchenleuchtern, alles im russischen Stile des XVII. Jahr-
hunderts, ansgesetzt. Die Preise kamen an die Architekten
Sytschugoff, Huhn und Schröter zur Vertheilung und
wurden ausserdem noch zwei Zeichnungen des Architekten
Dahl von Mitgliedern des Preisgerichts angekauft. Im ver-
gangenen Jahre waren gleichfalls drei Preise von 200, 100
und 100 Rub. für folgende Themata ausgesetzt: 1) Zeich-
nung zu einem reich ornamentirten Bibeleiuband in griechisch-
byzantinischem Stil; 2) Zeichnung zu einem Betpult in dem-
selben Stile und 3) Zeichnung zu einem Bildrahmen in floren-
tinischem Stile; die Betheiligung an der Konkurrenz war eine
massige (15 Entwürfe) und wurden die Arbeiten der Archi-
tekten Huhn, Schröter und Dahl prämiirt. Die Aufgaben
für den laufenden diesjährigen Konkurs bestehen in Folgen-
dem: 1) ein vollständiges silbernes Theeservice im russischen
Stile des XVII. Jahrhunderts; 2) ein vollständiges Tischservice
aus Porzellan in demselben Stile und 3) Möbelzeichnungen
für ein Speisezimmer und zwar Tisch, Stuhl, Schrank, Sessel
und Zeichnung eines Musters für eine Ofenkachel, im Ge-
schmacke der Zeit Alexei Michailowitscli’s zu entwerfen. Für
jede der genannten drei Aufgaben sind je zwei Preise von
200 und 100 Rub. von dem Mitgliede der Gesellschaft,
Herrn Narischkin, ausgesetzt. — Diese Programme lassen
deutlich erkennen, dass sich die Gesellschaft die fernere Auf-
gabe gestellt hat, so viel an ihr ist, zur Ausarbeitung und
Pflege des sogenannten russischen Stiles beizutragen.
Mittheilungen aus Vereinen.
Die achte Versammlung des Schleswig - Holsteinischen
Ingenieur -Vereins wird, wie uns mitgetheilt wird, am
Sonnabend, den 8. August 1868, Vormittags IO1/* Uhr, in
Kiel, auf Wilhelminenhöhe, stattfinden.
Die Tagesordnung umfasst ausser den geschäftlichen Mit-
theilungen, dem Ballotement über die Aufnahme neuer Mit-
glieder und der Beantwortung der Fragen aus dem Frage-
kasten vorläufig folgende Vorträge:
1. Betriebs- Inspektor Teilkampf: über Erdrutschungen,
vornehmlich bei Altona und Schleswig;
2. Maschinen - Ingenieur Joh. Schweffel: über Heizung
in Schulhäusern in der Stadt Kiel;
3. Landmesser Licht werk: über Entschädigung der
Wassermühlen bei Aufhebung der Staurechte:
4. Bahn - Ingenieur Wollheim: über die Eisenbahn-
dämme auf Mooi’strecken der Ostholsteinischen Bahnen :
5. Wegebau -Inspektor Bargum: über Abfuhr - Systeme.
Im weiteren Verlaufe ist eine Dampfbootfahrt aut dein
Kieler Hafen nebst Besichtigung der Kriegsschifte und ein
Ausflug per Eisenbahn nach Ploen und Eutin in Aussicht
genommen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Die vierte Sommer-
Exkursion des Vereins galt zunächst der Besichtigung des
Königlichen Schlosses. Die Anzeige, dass sich dieselbe
auf Räume erstrecken werde, die dem Publikum sonst nicht
zugänglich sind, hatte es wohl veranlasst, dass die Theilnahme
an dieser Exkursion stärker war, als jemals vorher; beim
Verlassen des Schlossportales sind 223 Theilnehmer — da-
runter allerdings eine sehr grosse Anzahl solcher, die nicht
Mitglieder des Vereins sind — gezählt worden*).
Das Königliche Schloss zu Berlin — bekanntlich eines
der imposantesten Fürstenschlösser Europas und in der äus-
seren Erscheinung vorzugsweise das Werk des grossen An-
dreas Schlüter — stammt nicht blos in seinen Haupttheilen
aus den verschiedensten Bauperioden: an seiner iuneren Ein-
richtung ist ausserdem von der Zeit der Kurfürsten bis zur
Gegenwart herab fortlaufend so viel geändert und erneuert
worden, dass es mehr oder weniger Arbeiten fast aller be-
rühmten Architekten enthalten dürfte, die in Berlin geschaf-
fen haben. Von der Fülle des Interessanten und Sehenswür-
digen, das es enthält, haben verhältnissmässig wohl nur Wenige
Kenntniss, da dem Publikum nur die Prachträume gezeigt
werden; zudem fehlt es — mit Ausnahme der kleinen Grund-
risszeichnungen in den auf Befehl Friedrich Wilhelm IV
lierausgegebenen Plänen fürstlicher Schlösser — ganz und gar
an einer Publikation, soviel wir wissen grossentheils sogar
noch au einer Aufnahme dieses hervorragendsten Bauwerks
unserer Stadt.
Auch wir sind nach dem eiligen Rundgange, der uns
mehre Stunden lang durch eine Unzahl von Räumen führte,
bis zuletzt die Füsse und Augen ermüdeten, nicht im Staude,
auch nur eine flüchtige Beschreibung des Gesehenen zu geben
und können nur einfach das Hervorragendste davon aufzählen.
So die Zimmer Friedrich Wilhelm II, in denen später Napo-
leon wohnte und die daher im vorigen Jahre zum Empfange
des jetzigen Franzosenkaisers neu ausgestattet wurden — die
Wohnung des Fürsten von Hohenzollern, die Königin-Mutter-
Kammern, die Braunschweig’schen Kammern, die Reden’scbe
Wohnung — die Zimmer Friedrich Wilhelm IV, welche die
Ecke zwischen dem Schlossplatz und der Spreeseite einnehmen
und zum Theil in die ehemalige Schlosskapelle und den alten
Gefängnissthurm (den „grünen Hut“) eingebaut sind — end-
lich den grösseren Theil der Zimmer in den komplizirten
älteren, nach der Spreeseite zu belegeuen Theilen, deren Lage
und Namen nach einer einmaligen Besichtigung kaum im Ge-
dächtnisse zu bewahren sind.
Wenige von diesen älteren Räumen dürften ganz in ur-
sprünglichem Zustande erhalten oder wieder hergestellt sein ;
denn wir wollen nicht verschweigen , dass die Restaurations-
arbeiten — so geschmackvoll, namentlich mit so feinem Far-
bensinne sie auch in’s Werk gesetzt worden — doch einer
einheitlichen, künstlerischen Oberleitung und der historischen
Gewissenhaftigkeit zu entbehren scheinen. So ist wohl nicht
alles echt, was auf Schlüter’s oder gar des braven Caspar
T heiss Namen geht. Die Räume aus der Zeit König Fried-
rich I wollten uns in ihrer etwas rohen Pracht am Wenigsten
anmuthen; namentlich gilt dies von der berühmten ..Braut-
kammer“, wo die plumpe Anhäufung von Gold und schweren
Stoffen geradezu niederdrückend wirkt. Als das Schönste von
Allem, was wir gesehen, werden wohl sämmtliche Exkur-
sionsgenossen die Zimmer Friedrich Wilhelm IV erachten,
deren Dekoration zum grösseren Theile von Schinkel her-
rührt, in deren Einrichtung und Ausstattung, die bis in’s
Kleinste hinein sorgfältig konservirt wird, das persönliche
Walten des kunstsinnigen Monarchen jedoch nicht zu ver-
kennen ist.
Den Herren der Schlossverwaltung, welche die nicht ge-
ringe Mühe der Führung übernommen, sowie den Mitgliedern
der Exkursions -Kommission, welche dem Vereine die Gelegen-
heit zu einem so seltenen Genüsse verschafft hatten, gebührt
sicher der allgemeine Dank.
Bei der Besichtigung des „ rothen Schlosses “ — aliuea
Securius — die nunmehr folgte, gab lir. Baumeister Boeck-
mann die nöthigen Erläuterungen. Der Bau ist in diesem
Blatte mehrfach erwähnt worden, und erhalten wir über die
höchst interessante Anlage des Kellers, der bekanntlich mehre
Fuss unter dem Grundwasser liegt und gegenwärtig zu einer
sehr stattlichen Restauration ausgebaut wird, vielleicht noch
eine spezielle Mittheilung. Neben der alten, mit dem Nach-
barhause gemeinschaftlichen Giebelwand, die einem Erkennt-
nisse des Kammergerichts zufolge erhalten werden musste,
wird jetzt ein neuer eiserner Giebel aufgeführt, der aus
einem fach werkartigen Gerüst besteht, das auf beiden Seiten
mit Blechplatten verkleidet und demnächst ausgefüllt werden
*) Die Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten, welche sich
aus einer so starken Theilnahme, zumal bei Besichtigung innerer
Raume ergeben, sind so gross, dass es — wie wir hören — ange-
regt werden soll, die Einführung von Gästen bei Exkursionen einer
Beschränkung zu unterwerfen und die Theilnehmer durch ihre
Mitgliedskarte zu kontroliren.
— 3 13 —
soll. Besondere Erwähnung und Anerkennung verdient es,
dass bei diesem Bau auch der Hof eine künstlerische Aus-
stattung mit einer reichen und wirkungsvollen Renaissance-
Architektur in Ziegel -Rohbau erhalten hat. — F. —
Vermischtes.
Einem Zirkulare, welches das Lokalkomite für die in
Hamburg bevorstehende XV. Versammlung deutscher Archi-
tekten und Ingenieure erlassen hat, entnehmen wir Folgendes:
„Die Herren, welche an der Versammlung Theil zu neh-
men beabsichtigen, wollen ihre genaue Adresse gefälligst bald-
thunlich, spätestens bis 15. August aufgeben. Sie werden da-
rauf, wenn sie es wünschen, eine spezielle Einladungskarte
zugesandt erhalten, die zu den, von vielen deutschen Eisen-,
bahndirektionen für die Theilnehmer der Versammlung be-
willigten Fahrpreis-Ermässigungen berechtigt. Die betreffen-
den Eisenbahnen, sowie die Preis-Ermässigungen sind auf der
Einladungskarte bemerkt.
Diejenigen, welche die Bestellung einer Wohnung in einem
Gasthause wünschen, werden ersucht, darüber gleichzeitig
Nachricht zu geben, auch sich überhaupt des anliegenden
Formulars*) zu bedienen.
Das Bureau der Versammlung ist in der Kunsthalle. Das-
selbe wird am 31. August von Nachmittags 3 Uhr bis Abends
8 Uhr, und während der Versammlungstage von Morgens
8 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr zur Anmeldung, Einzeichnung,
Empfangnahme der Legitimation, Einzahlung des Beitrages von
fünf Thalern und zur Auskunfts- Ertheilung geöffnet sein. Im
Bureau ist zugleich eine Liste disponibler Wohnungen vorhanden.
Für die Ausstellung bestimmte Gegenstände sind:
„an das Bureau der XV. Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure in der Kunsthalle in Hamburg“
zu senden und müssen spätestens am 15. August dort eintref-
fen. Die Theilnehmer der Versammlung können die für sie
nach Hamburg zu sendenden Briefe u. s. w. auch unter dieser
Adresse geben lassen.
Grund züge des Programms für die Versammlung.
Am Montag den 31. August, Abends, Zusammenkunft in der
„Erholung.“
„ 1. September, Gesammtsitzung , Wanderungen in Abthei-
lungen durch die Stadt, Abtheilungssitzungen in der
Kunsthalle.
„ 2. September, Abtheilungssitzungen, Elbfahrt u. s. w.
„ 3. Sepibr., nach Lübeck, Ratzeburg und zurück.
„ 4. Septbr., Schluss der Abtlieilungs- Sitzungen, Gesammt-
Schluss - Sitzung, Alsterfahrt u. s. w.
Die mit der Versammlung verbundene Ausstellung von
Zeichnungen, Modellen und anderen Fachgegenständen wird
vom 31. August bis 5. September in der Kunsthalle stattfinden.
Am Sonnabend, den 5. September, wenn sich genügende
Betheiligung tindet, geht für die Mitglieder der Versammlung
eine Extrafahrt nach Holstein und Schleswig und eine andere
nach Helgoland. Zur Theilnahme an einer dieser Exkursionen
wird um vorherige, baldgefällige Anmeldung, möglichst bis
15. August, ersucht. Die Tour nach Helgoland wird 3 Tage
in Anspruch nehmen und die Dampfscliiffahrt hin und zurück
etwa vier Tbaler kosten.
Ueber die Verhandlungen lässt sich Näheres noch nicht
mittheilen, weil bis jetzt nur wenig Anmeldungen dazu ein-
gegangen sind. Das Komite muss daher dringend die Bitte
erneuern, dass diejenigen Herren Fachgenossen, welche durch
Vorträge, aufzustellende Fragen, so wie zur Ausstellung thä-
tig mitwirken wollen, darüber recht bald Nachricht geben“.
In No. 27, Bericht über die 9. Versammlung des Vereins
Mittelrheinischer Bautechniker, heisst es Seite 280, Zeile 5
von oben: „Die bekannten Uhlen horst’schen Prägmaschinen“
statt Uhlhor n’schen u. s. w. — Uhlhorn in Grevenbroich
am Niederrhein (Preussen) ist Erfinder und Verfertiger der
ausgezeichneten Münzprägernasehinen. E. F. Scholl.
Zu den bereits vorhandenen deutschen Baugewerk-
schulen wird im nächsten Winter wiederum eine neue, vom
Magistrat zu Eckernförde errichtete, treten, deren Direktion
der Ingenieur Wilda, früher Lehrer an der Baugewerkscluile
zu Höxter übernommen hat. Die Anstalt soll in zwei Abthei-
lungen, eine für den Hochbau, eine für den Maschinenbau,
zerfallen, deren jede drei Klassen mit halbjährigem Kursus
umfasst. Das Schulgeld ist pro Kursus auf 35 Thlr. festgesetzt.
Organisations- und Unterrichtsplan, soweit uns dieselben be-
kannt geworden sind, bieten anscheinend keine wesentlichen
Abweichungen von dem nach dem Vorbilde der Holzmindener
Schule abgeleiteten Schema.
*) Exemplare davon in der Expedition dieser Zeitung.
Im Inseratentheil d. N. befinden sich Anzeigen über die
Ausstellung der K o 1 s c her’schen Entwürfe im hiesigen
deutschen Gewerbe -Museum, sowie über die bevorstehende
Reise der Studireuden der Bauakademie. Wir verfehlen nicht
unsere Leser auf Beides besonders aufmerksam zu machen.
Aus der Fachlitteratur.
Mittelalterliche Baudenkmale aus Schwaben: Die ehe-
malige freie Reichsstadt Ulm, herausgegeben von J. von Egle.
Heft 1 — 5, Chorgestühl im Münster, aufgenommen und
gezeichnet von A. Beyer und C. Riess. Stuttgart bei Eb-
ner und Seubert. Folio. —
Der Ankündigung des S ch m itz’ sehen Werkes über den Dom
zuKöln in einer der letzten Nummern diesesBlattes schliessen wir
eine Besprechung der vorstehend genannten Publikation um
so lieber an, als in derselben ein fast kaum minder klassisches und
bedeutungsvolles Werk mittelalterlicher Kunst, wenn auch
nur einem Spezialgebiete derselben angehörig, zur Darstellung
gelangt ist.
Das Chorgestühl des Münsters zu Ulm, 1468 — 1474 von
dem Ulmer Bildschnitzer Jörg Syrlin in Eichenholz aus-
geführt , nimmt nicht nur einen hohen Rang unter allen
auf uns überkommenen Erzeugnissen mittelalterlicher Plastik
ein, sondern ist unter den zahlreichen und vorzüglichen Wer-
ken der gleichen Art in Deutschland unbestritten das vorzüg-
lichste und grossartigste. Ausser einem isolirten dreisitzigen
Chorstuhl unter dem Triumphbogen umfasst dasselbe zwei
längere Doppelreihen zusammenhängender Stühle auf der Nord-
und Südseite, von welchen, da sie bis auf den figürlichen
Schmuck im Wesentlichen übereinstimmen, in vorliegendem
Werke nur das südliche Gestühl behandelt wird.
Die allgemeine Anordnung, die hier am Vollständigsten
entwickelt ist, gruppirt sich derartig, dass die vordere Stuhl
reihe eine Stufe über dem Kircheuboden erhöht ist, während
die hintere Stuhlreihe noch um 2 weitere Stufen sich erhebt.
Die erste, nach vorn offen, enthält nur das einfache Gestühl,
welches übrigens durchweg mit dem bekannten mittelalter-
lichen Raffinement für jede beim Sitzen oder Stehen wünschens-
werthe Bequemlichkeit eingerichtet ist. Auf den stärkeren
Pult-Wangen an den Enden und neben den Durchgängen zur
oberen Reihe geben frei gearbeitete Brustbilder von Sibyllen
des Alterthums (auf der nördlichen Seite griechische und rö-
mische Philosophen) einen kräftigen seitlichen Abschluss.
Das obere Gestühl, das an den Rücklehnen der unteren Reihe
noch eine mit Buchbrettern versehene Vorderwand hat, ist
in den Sitzen selbst durchaus gleichartig angeordnet. Ueber
denselben erhebt sich die hohe feste Hinterwand, den Pult-
wangen entsprechend durch schmale Querwände getlieilt, zwi-
schen denen auf weiter Vorkragung schwebend, Bögen ge-
spannt sind, die eine reiche obere Krönungswand tragen. Die-
selbe setzt sich aus Wimpergen über jedem Sitz, Fialen über
jeder Wange und einer zierlich durchbrochenen Maasswerks-
gallerie, welche beide fast in ganzer Höhe verknüpft, zusam-
men. Zwischen den vorderen Bögen und der Rückwand ist
eine Decke in Form von schmalen Kreuzgewölben eingeschaltet.
Fünf hohe Baldachine überragen das Ganze.
Die eigentliche Bedeutung des herrlichen Schnitzwerks zeigt
sich jedocli vorzugsweise erst in der künstlerischen Ausbil-
dung des Details, mit welchem dieses architektonische Gerüst
belebt ist. Hier steht der figürliche Schmuck obenan. Ne-
ben den schon genannten Brustbildern auf den Pultwangen
der unteren Reihe enthält der obere Theil der Rückwand in
jedem Felde ein in freiem Relief vortretendes Bildwerk in
halber Figur und jeder Wimperg ein kleineres Brustbild,
die auf der Südseite Frauen, auf der Nordseite Männer des
alten resp. neuen Testamentes darstellen. Grössere Bildwerke
in ganzer Figur enthielten unzweifelhaft die Baldachine, doch
sind dieselben (wahrscheinlich im Anfänge der Reformation)
daraus entfernt worden. In freiester Behandlung sind ferner
menschliche oder thierische Bildungen auch für die Miseri-
kordien (Konsolen unter den Klappsitzen zum verstohlenen
Sitzen während des Stehens), für die Handknäufe der Zwi-
schenwangen und für die Rosetten, welche die Hinterwand
unter jedem Sitze schmücken, verwendet. Hier tritt jedoch
der pfianzliche Organismus als ein mindestens gleichberech-
tigtes Element auf, das sich demnächst an den Füllungen der
Scliildbögen, an den Nasen des Maasswerks, au den Krabben
und Kreuzblumen in so üppiger Fülle der Motive entfaltet,
dass beispielsweise ein einzelner Wimperg oft verschiedene
Krabbenformen zeigt. Geometrische Motive endlich, die in
jenen Rosetten unter den Sitzen und den Schildbogenfüllungen
mit den reicheren phantastischen Gebilden der Thier- und
Pflanzenwelt regelmässig abwechseln, walten ausschliesslich
vor in den Durchbrechungen der Zwischenwände, wo sie sehr
314
reiche Beispiele spätgothischen Maasswerks geben, iu der De-
koration der Gestühlwangen, sowie in den zahlreich ange-
brachten Maasswerksfransen und Friesen. — Von mehr ar-
chäologischem Interesse sind die an einzelnen Stellen vorkom-
menden Intarsiaturen (Arbeiten in eingelegten, buntfarbigen
Hölzern'), die auf direkte italienische Vorbilder hinweisen.
Dass diese so verschiedenartigen, einander widerstrebenden
Elemente mit sicherstem Geschick zu einem lebendigen orga-
nischen Ganzen verbunden sind, dass das Werk trotz der un-
glaublichen Mannigfaltigkeit des Details doch nichts von seiner
klaren Disposition, seiner einheitlichen Wirkung verliert —
das eben ist es, was seinen künstlerischen Werth ausmacht. Wenn
die architektonischen Glieder freilich im Sinne der Zeit auch hier
nicht ganz von spielender dekorativer Anwendung bewahrt
geblieben sind, so fällt dies kaum in’s Gewicht gegenüber der
hohen plastischen Schönheit der Formen, dem Adel und der
gewinnenden Anmuth der Figuren, der Eleganz und dem flüs-
sigen Schwünge der Ornamente, welche das Chorgostühl Meister
Syrlin’s als eines der glänzendsten Beispiele mittelalterlicher
Kunsttechnik erscheinen lassen.
Wir können es daher in der That nur mit lebhaftester
Freude begrüssen, dass diesem Werke nunmehr durch die be-
geisterte, opferwillige Thätigkeit einiger kunstsinniger und
kunstbegabter Männer eine durchaus ebenbürtige Publikation
zu Theil wird, die in ihrer Vollendung von wenigen Unter-
nehmungen dieser Art erreicht werden möchte. Die seit dem
«Jahre 1862 erschienenen 5 Hefte des obengenannten, unter
der Leitung von Egle’s herausgegebenen Werkes bieten in
Bezug auf Treue, Anschaulichkeit und Uebersiehtlichkeit der
Darstellung — (die Ansichten in ’/u, die Details in */. der
natürlichen Grösse), — die durchweg von dem feinsten und
verständnisvollsten künstlerischen Nachempfinden zeugt, sowie
nicht minder in splendider Ausstattung und meisterhafter
Schönheit und Präzision des im Atelier der Gebrüder Ritter
zu Nürnberg erfolgten Stichs ein seltenes Muster einer archi-
tektonischen Publikation. In Aussicht stehen noch zwei Hefte,
von denen das letzte nebst einem ausführlichen Texte der sich
auch auf Chorgestühle im Allgemeinen beziehen soll, mehre
andere vorzügliche Beispiele dieser Gattung bringen wird.
Wenn wir das Werk, das Professor Liibke in einer aus-
führlichen Rezension, welche die Zeitschrift für bildende Kunst
bringt, mit Recht ein „ h er zerfreuen d es “ nennt, aus voller
Ueberzeugung empfehlen, so glauben wir diese Empfehlung
nicht nur an alle Freunde „unserer alten Kunst“ sondern an
alle Freunde der Kunst schlechthin richten zu können. Ein
Werk, wie dieses, ist wohl berechtigt, nicht nur als schätzbares
Material in Bibliotheken zu verstauben, sondern auch für das
frische Leben der Gegenwart nutzbar gemacht zu werden.
Denn abgesehen von dem hohen Werthe, den es für diejenigen
hat, die im Sinne des Mittelalters schaffen, abgesehen davon,
dass es wie wenig andere geeignet ist, in den Geist mittel-
alterlicher Kunsttechnik einzuführen, darf es wohl auch eine
weiter gehende Bedeutung beanspruchen. Die sichere Herr-
schaft über die Aufgabe, die völlige Beherrschung des Mate-
rials, wie der Form, der unerschöpfliche Reichthum gesunder,
kernhafter Phantasie, der in der Schöpfung des alten Ulmer
Bildschnitzers enthalten ist, dünken uns treffliche Lehrmeister
für alle Zeiten und alle Kunstweisen zu sein. Und darum
möchten wir das Werk zu Zeichenvorlagen, sowie überhaupt
für die Zwecke des allgemeinen künstlerischen und speziell
des kunstgewerblichen Studiums für nicht minder geeignet
halten , als die betreffenden Muster aus der Antike und der
Renaissance. — F. —
Sie Baukunst in der grossen Ausstellung und die neu-
este Bauthätigkeit in Paris. Von Heinrich von Dehu-
Rotfelser, Oberhofbaumeister. Cassel bei Theodor Kay.
Das Werkchen verdankt einem amtlichen Aufträge des
Königl. Ober -Präsidiums zu Cassel seine Entstehung und
wurde einem engeren Kreise durch eine Reihe von Vorträgen
im dortigen Architekten- und Ingenieur -Verein bereits im
Laufe des letzten Winters bekannt. Der zuletzt erschienene
von den mehrfachen Berichten über den architektonischen
Theil der Pariser Ausstellung, ist er zugleich der ausführlichste
und eingehendste; er erstreckt sich jedoch nicht auf die Aus-
stellung allein, sondern zieht gleichzeitig einen grossen Theil
der Pariser Neu- und Restaurationsbauten in den Kreis der
Besprechung, die sich in Betreff des Louvre und der Tuile-
rien bis zu einer vollständigen Baugeschichte dieses Palast-
Komplexes erweitert. Darf das Buch schon deshalb einen
mehr als vorübergehenden Werth beanspruchen, so verdient
es sich denselben in noch höherem Grade durch die muster-
hafte Objektivität des Urtheils, durch die anschauliche Klar-
heit der Schilderung und durch die fesselnde Anmuth der
Darstellung. — Dass alle Illustrationen fehlen, dürfte den
Leserkreis freilich etwas einschränken , denn einem grossen
Theile des Stoffes gegenüber ist wohl selbst die klarste Be-
schreibung allein nicht im Stande, ein annähernd richtiges Bild
der Wirklichkeit zu geben; so wird man beispielsweise bei
der genannten Baugeschichte des Louvre und der Tuilerien
znm Mindesten eine Skizze der Situation ungern vermissen.
Für alle diejenigen jedoch, welche Paris und die Ausstellung
gesehen haben , wird dieser Uebelstand weniger fühlbar sein
und erfüllen wir sicher eine Pflicht, wenn wir ihnen das Werk
hiermit bestens empfehlen. — F. —
Konkurrenzen.
Preisausschreiben. Der Stadtrath zu Freiberg hat
eine Konkurrenz für den Bau eines B ärger schulg ebä udes
daselbst erlassen, in Betreff deren wir auf den Inseratentheil
d. N. verweisen.
Wir freuen uns, diese und die in No. 27 angekündigte
Konkurrenz für die Erweiterung des Lokals der Museums-
Gesellschaft in Stuttgart als die ersten nennen zu kön-
nen , bei denen die als Vorlage für den Hamburger Archi-
tektentag aufgestellten: „Grundsätze für das Verfahren bei
öffentlichen Konkurrenzen“ nicht nur eingehalten worden sind,
sondern anscheinend auch bereits wirklich zu Grunde ge-
legen haben.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Dem Regierungs- und Bau-Rath Giersberg zu Berlin ist die
Stelle des bautechnischeu Mitgliedes und Mitdirigenten der Königl.
Ministerial- Bau -Kommission nunmehr definitiv übertragen.
Der Eisenbahn -Ingenieur Tasch zu Fulda ist zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Bebra- Hanauer Eisenbahn ernannt worden.
Offene Stellen.
1. Bei den Swinemünder Hafenbauten findet ein Baumeister
gegen reglementsmässige Diäten dauernde Beschäftigung. Meldungen
sind unter Beifügung von Zeugnissen an den Bau- Inspektor Alse n
in Swinemünde zu richten.
2. Zur Ausführung von Wasserbauten an der Oder nahe bei
Breslau wird sofort gegen 2 Thlr. Diäten und 15 Thlr. monatlicher
Reisekosten - Entschädigung ein Baumeister oder älterer Bau-
führer gesucht. Näheres beim Wasserbau -Inspektor von Mor-
stein in Breslau.
3. Bauführer und Geometer zu interessanten Vorarbeiten
für Eisenbahnen werden gesucht. Näheres im Inseratentheile.
4. Ein Bauschreiber, mit einiger Gewandheit im Zeichnen,
wird von einem Kreisbaumeister gesucht. Zu erfragen beim Bau-
führer Bandke, Berlin, Ritterstrasse 97, 2 Treppen.
5. Die Königl. Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Bau-
meister gegen 3 Thaler Diäten. Meldungen daselbst.
6. Zu den Spreeregulirungsbauten wird sofort auf ca. 5 Monate
ein Bauführer oder Baumeister gegen reglementsmässige Diäten
und Reisekosten gesucht vom Wasserbaumeister Natus in Cöpenick.
7. Zum Entwerfen und zur Ausführung von Entwässerungs-
Anlagen wird ein Baumeister oder älterer Bauführer gesucht.
Diäten nach Vereinbarung; Meldungen im neuen Rathhause in
Berlin, Zimmer 73, oder beim Stadt-Bau -Inspektor Ros patt, Ora-
nien-Strasse 104.
Brief- und Fragekasten.
Hm. St. in Gera. — Der Druck unseres Blattes muss bereits
am Mittwoch stattfinden; Inserate müssen deshalb bis spätestens
Mittwoch früh in unsern Händen sein, wenn sie noch zur Auf-
nahme gelangen sollen. Ihr Brief traf erst am Donnerstag ein,
deshalb konnten wir Ihren Wunsch erst in der heutigen Nummer
berücksichtigen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herrn L . in Elberfeld
und B. in Berlin.
Architekteii-Yerein zu Merlin.
Exkursion am Sonnabend den 25. Juli.
Besichtigung des Rathhausbaues.
Versammlung um 51/, Ubr beim Eingänge zu demselben in
Nagelgasse.
Zum Schluss gemeinschaftliches Zusammensein in der Lipps’-
schen Brauerei im Friedrichshain.
Für die Anordnungen
Licht. Merzenich.
^lontag «len 31. .full. Abends 8 ITIir, Ver-
sammlung- «1er E^kursions - Kommission im
Karlsbade an «1er Potsdamer Brücke.
Hierzu eine Beilage.
315
Für ein Bauhandwerkfabrikgeschäft und für Comtoir
wird ein junger Mann (am liebsten Maurer od. dergl.) sogleich bei
20 Thlr. monatlichem Gehalt gesucht, der umsichtig ist. Adressen
mit Abschrift von Attesten werden unter F. S. 33. in der Exped.
dieser Zeitung erbeten.
Bauführer und Geometer, welche womöglich bereits bei Vorar-
beiten für Eisenbahnen im Gebirge thätig gewesen sind, jedenfalls
aber in der Ausführung von Nivellements und von geometrischen
Aufnahmen geübt sind, können sofort bei interessanten Vorarbeiten für
Eisenbahnen durch den Unterzeichneten beschäftigt werden. Mel-
dungen werden schriftlich erbeten und zwar unter Angabe der
bisherigen Thätigkeit, sowie unter Beifügung der bezüglichen
Zeugnisse.
Gera, den 14. Juli 1868.
R. Staberow
Kgl. Baumeister und Eisenbahn - Ingenieur.
Ein hiesiger Maurermeister, 29 Jahr alt, wünscht sich mit einem
Kollegen oder Zimmermeister etc., der 2500 Thlr. einlegen könnte,
zu associiren. Das Kapital kann auch in Raten gezahlt werden.
Adressen unter H. H. 79 bittet man in der Expedition dies. Blattes
niederlegen zu wollen.
Ein junger Mann, Maurer, im Entwerfen, Veranschlagen u. a.
Bureauarbeiten, sowie praktisch geübt, sucht passende Stelle im
Bureau oder beim Bau sogleich oder später. Offerten sub A. S. 73
befördert die Expedition.
Ein junger Mann, praktisch gelernter Maurer, welcher bereits
mehrere Jahre städtische sowie Fabrikbauten als Bauführender auch
Polier ausführte, ebenfalls bei einem Maurermeister sowie Zimmer-
meister auf dem Büreau im Entwerfen, Veranschlagen, stets mit
dem Erfolg guter Zeugnisse arbeitete, sucht wegen Vollendung des
gegenwärtigen Baues eine Stelle, am liebsten als Bauaufseher, resp,
Bauführender oder im Büreau eines Bau- oder Bau - Gewerksmeisters.
Gell. Offerten bittet man unter C. E. beim Zimmerraeister J. Beh-
ren ds zu Magdeburg, Heiligegeiststrasse 5, zu adressiren.
Ein praktisch erfahrener Maurermeister, nach zehnjähriger be-
deutender selbstständiger Praxis Verhältnisse halber bereits wieder
ein Jahr als Privatbauführer in Berlin beschäftigt gewesen, sucht
eine entsprechende Stellung. Gefl. Offerten sub C. W. 77 beförd.
die Expedition.
Gotha -Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Ausführung der bei Reiser und Dachrieden unweit Mühl-
hausen über die Unstrut zu erbauenden 2 Viadukte sollen die excl.
der Materialien zu 24,656 Thlr. und 22,665 Thlr. veranschlagten
Maurerarbeiten im Wege der öffentlichen Submission an qualifizirte
Unternehmer verdungen werden.
Die Zeichnungen, Anschläge und Submissionsbedingungen sind
im Abtheilungs - Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen
und werden auch auf portofreies Ansuchen von dem Unterzeichne-
ten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme der Maurerarbeiten zum Bau der
Unstrut-Viadukte bei Reiser und Dachrieden“
versehen, bis spätestens zu dem auf
den 31. Juli er. Vormittags 11 Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anberaumten Termine portofrei
einzureichen, in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten
in Gegenwart der etwa erscheinenden Submittenten erfolgen wird.
Gotha, am 10. Juli 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister,
Witze ck.
Gotha -Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Eisenbahn
soll auf der Strecke diesseits Dingelstädt das Loos No. XVI mit
35408 Schachtruthen zu bewegenden Bodens, einschliesslich der
Böschungsarbeiten veranschlagt auf 41996 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf. im
Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions- Bedingungen sind im
Abtheilungs -Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
bis spätestens zu dem am
10. August er. Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichnetem Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister,
Witzeck.
Gotha -Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Eisenbahn
sollen auf der Strecke von Langensalza bis Mühlhausen 4 Loose
und zwar
1. Loos No. IV mit 11920,0 Schachtruthen
zu bewegenden Bodens, einschliesslich
der Böschungsarbeiten veranschlagt auf 21,803 Thl. 17 Sgr. — Pf.
2. Loos No. V mit 24105,7 Schachtruthen
wie vor 29,578 „ 16 „ 8 „
3. Loos No. VI mit 19584,1 Schachtruthen
wie vor 21,265 „ 15 „ 5 „
4. LoosNo. VII mit 16728,7 Schachtruthen
wie vor 15,456 „ 4 „ 5 „
im Wege des öffentlichen Submissions -Verfahrens an qualifizirte
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs -Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
kostenfrei von dem Unterzeichneten mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem am
27. Juli c., Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine portofrei
einzureichen. In diesem Termine wird die Eröffnung der einge-
gangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten
erfolgen.
Gotha, den 26. Juni 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister
(gez.) Witzeck.
G o tha - Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Ausführung der auf der Strecke von Langensalza bis Mühl-
hausen im Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten sollen 4 Loose
und zwar:
Loos
No. IV mit
ca. 133 Schachtruthen
Mauerwerk
„
. v „
„ 739
do.
do.
n
» VI „
„ 772
do.
do.
„
* VII „
„ 375
do.
do.
im Wege des öffentlichen Submissions -Verfahrens an qualifizirte
Unternehmer verdünnen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions - Bedingungen sind im
Abtheilungs - Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions - Bedingungen von dem Unterzeichneten
auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn.“
versehen, bis spätestens zu dem am
28. Juli er., Vormittags 101/. Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen.
In diesem Termine wird die Eröffnung der eingegangenen Offerten
in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen.
Gotha, den 26. Juni 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister
(gez.) Witzeck.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Auf den Bahnhöfen der Neuen Berliner Verbindungsbahn
sollen 5 Wirthschaftsbrunnen von verschiedener Tiefe mit eisernen
Pumpen versehen werden. Diejenigen Herren Maschinenfabrikanten,
welche auf Lieferung derselben reflektiren, werden ersucht, ihre
bezüglichen Offerten unter Beifügung detaillirter Zeichnungen,
namentlich der Konstruktionstheile (Ventile) bis spätestens am 15.
August d. J. in meinem Büreau, Köpnickerstrasse 31a, abzugeben.
Der Abtheilungs-Baumeister
W. Housselle.
Deutsches Gewerbe - Museum
Berlin, Stallstrasse IV«. 5.
Die hinterlassenen architektonischen und kunstgewerblichen
Entwürfe des verstorbenen Baumeisters und Lehrers am Gewerbe-
Museum B. Boise li er sind von heute ab bis Sonntag den
2. August incl., täglich, ausgenommen Montags von 10 — 2 Uhr, in
den Räumen des Gewerbe-Museums öffentlich ausgestellt.
Der Eintritt ist in dieser Zeit auch für die Sammlung des
Gewerbe-Museums unentgeltlich. Der Vorstand.
Maurische Villa Sr. Majestät des Königs
Wilhelm von Württemberg.
Entworfen und ausgeführt von Mi. von Zantli. Grosses
Prachtwerk in reichstem Farbendruck (Subskriptionspreis 10 Frd’or.)
ist aus einem Nachlass für
SO Tlialer
zu verkaufen durch die Expedition dieses Blattes.
316
(lOtlia-Lcinefelder Eisenbahn.
BekiiiiiitniacliuiiK.
Zur Ausführung der auf der Strecke diesseits Dingelstädt im
Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten soll das Loos No. XVI
mit circa 927 Schacht- Ruthen Mauerwerk im Wege des öffent-
lichen Submissions -Verfahrens an einen qualifizirten Unternehmer
verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs - Biireau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions -Bedingungen von dem Unterzeichne-
ten auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift :
, Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem am
11. August er. Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister,
W i t z e c k .
Die Baugewerkschule zu Holzminden a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Steinhauer, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter-Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts -Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchten 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
ü. llaaruiami.
Konkurrenz - Ausschreiben.
Nachdem vom Unterzeichneten Stadtrathe unter Zustimmung
der Stadtverordnetenschaft der Neubau eines
für hiesige Stadt und zugleich die Beschaffung der hierzu erforder-
lichen Pläne auf dem Wege der Konkurrenz beschlossen worden
ist, so ergeht hiermit an diejenigen Herrn Architekten, welche ge-
neigt sind, sich bei dieser Konkurrenz zu betheiligen, die Auffor-
derung, ihre Pläne und Kosten- Anschläge bis zum
1. November d. J.
an den Unterzeichneten Stadtrath einsenden zu wollen. Später ein-
gehende Arbeiten können keine Berücksichtigung finden. Das spe-
zielle, unter Beihülfe der nachbenannten Preisrichter verfasste und
von ihnen genehmigte Programm wird nebst dem erforderlichen
Situationsplane den resp. Bewerbern auf deren, bei hiesiger Raths-
stelle mündlich oder schriftlich angebrachtes Ansuchen sofort zuge-
stellt werden.
Zur Uebernahme des Preisrichteramtes haben sich bereit er-
klärt:
Herr Oberlandbaumeister Iiänel in Dresden,
„ Professor R. Heyn ebendaselbst,
., Prüfungskommissar Zöche r in Leipzig.
Für die beiden relativ besten und zur Ausführung geeigneten
unter den programmgeraäss ausgeführten Konkurrenz-Projekten sind
Preise von 250 Thlr. und beziehentlich 100 Thlr. ausgesetzt.
Die prämiirten Pläne bleiben Eigenthum der hiesigen Kom-
mune. Der Unterzeichnete Stadtrath behält sich zwar die Auswahl
unter den preisgekrönten Arbeiten behufs der Ausführung vor,
„flehert aber demjenigen Architekten, dessen Pläne zur Ausführung
gewählt werden, die Betheiligung bei der speziellen Aus- resp.
Umarbeitung der Baupläne, bei Beaufsichtigung des Baues etc.
gegen ein zu vereinbarendes Honorar zu.
Freiberg, den 26. Juni 1868.
Der Rath der Stadt Freiberg.
Lemuss, Bürgermeister.
Abschriften jeder Art fertigt Sartorius, Alte Jakobstr. 134,
Hof 3 Treppen links.
Oranienstrasse 128, 3 Treppen links bei Nube ist zum 1. Au-
gust eine freundlich möblirte Stube zu vermiethen.
Die Jahrgänge 1859, 1864, 1S65 und 1866 der
„Zeitschrift für Bauwesen”
beabsichtige ich zu verkaufen.
IV e rill eil. Baumeister,
Berlin, Bethanienufer 7. 1 Treppe.
Studienreise
der
StnlirniDen Der ta^HaHeiiue.
Die diesjährige Studienreise der Bau- Akademie zu Berlin be-
ginnt am 8. August und geht von Berlin nach Dresden, Prag,
Nürnberg und München. Kollegen werden freundlichst zur
Theilnahme eingeladen. Programme der Reise und die Liste zur
Namensunterzeichnung liegen beim Saaldiener der Bau- Akademie aus.
Das Comite der Studienreise.
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Kunst und Architektur
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Berlin, Friedrichsstr. 225
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tönen assortirt zu halten.
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317
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nur guter Qualität zu den billigsten Preisen.
Burham -Porlland- Cement.
Dieser mit vollem Rechte berühmte Cement ist sehr bedeutend
von dem Metropolitan Board of Works (Baubehörde der Stadt Lon-
don) bei allen grossen Unternehmen, ebenso in sehr grossem Maass-
stabe von der Grossbritanischen Regierung zur Erbauung von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von den
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil- Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Burham -
Compagnie im Metropolitan -Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtüeh geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von l’/T'X
1 1 2" = 2% [J" eine Widerstandskraft von 63 t Pfd. ergeben bat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten, haben dieselben eine Widerstandskraft von 702,3 Pfd. er-
geben.
Lager von unserm Portland-Cement haben wir für Berlin den
Herren W. Naetebus & Co.
Schar rnstrasse No. 4
übertragen, welche sich zu geneigten Aufträgen empfohlen halten.
London, im März 1868.
Rurliam Itricli, Limo -Cement- Company
Der Betriebsdirektor
John Ward.
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Dachüberzug zum Anstrich neuer und alter schadhafter Papp-,
Filz- und Dorn’scher Dächer, Asphalt etc., laut Reskript von der
Königlichen Regierung konzessionirt und auf mehreren Industrie-
Ausstellungen des In- und Auslandes prämiirt, empfiehlt
die Asphalt- und Dachdeckmaterialicn-i'abi-ik von
L. Haurwitz & Co.
Berlin,
Kottbuser Ufer No. 24.
Stettin,
Frauenstrasse No. 11 u. 12.
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318
Empfehlung von Granit-, Marmor-, Alabaster-, Schiefer- und Steinwaaren
1. zu Bauzwecken: Trottoirplatten, Thür- und Fensterwände, Soolbänke, Treppenstufen, Fensterbretter, Belagplatten zu
Kellern, Küchen,. Hausfluren, Parquets, Entrees, Korridors, Fussleisten, Wandbekleidungen (besonders hinter den Oefen) u. s. w.
2. für öffentliche Anstalten und HausKebrauch : Waschtische, Aufsätze, Konsolen, Büffets, Ofen- und Tisch-
platten, Badewannen, Badezellen, Bassins, Pissoirs, Laboratorien und Sezirtische, Wärmsteine, Butterformen, Brunnenbecken, Viehtröge
und Pferdekrippen aus Grault und Marmor.
3. für Gärten: Postamente für Blumenvasen und Figuren, Blumenbänke und Tische aus Schiefer (namentlich für die Warm-
häuser), Schilder (Etiquetten), Beeteinfassungen.
4. für fiiewerbetreibende und Fabrikanten: Ladentischplatten für Konditoren, Fleischer, Bäcker, Gerber, Restau-
rateure u. a. m. ; Farbereibeplatten; Mörser für Apotheker und Küchen; Wasser-Reservoire, Gähr- und Quellbottige, IBalztennen,
Marmor -Kegelbahnen, Billardtafeln. Iilthographlestelne, feine Abziehsteine, grüne Oel-, Wetz- und Schleifeteine
für Graveure, Uhrmacher, Goldarbeiter und dergl. sowie Sensensteine.
5. MunstgegenstäiMle: Grabplatten und Kreuze, Monumente jeder Art und Grösse, Postamente zu Denkmälern, Altar-
platten, ganze Altäre, Taufsteine, Säulen, Kamine u. dergl. sowie alle Sorten gedrehter Marmor- und Alabasterwaaren.
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St. Adalbertst. 13.
Stettin, Danzig,
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Art hier und flD^trljfllb mit seinem anerkannt besten
natärlid)en Asphalt, den er nur allein verarbeitet, so wie
zum Dtrhlinf der Materialien nebst Verarbeitungsunter-
weisung.
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den und Privaten sieh bewährt habenden Arbeiten sind
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4»
5"
6"
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9“
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15"
18"
21"
24"
30" Zoll i. 1. W.
31/*
4
57s
37*
97*
117 s
137s 20’
303 4
42
60
747*
105 Sgr. in Berlin.
37s
47*
57*
7
10
117*
14 21
32
437*
617s
777s
125 „ „ Posen.
37*
47s
6
77s
117*
137*
15V * 23
347*
477s
667s
847*
130 „ „ Coeln.
3
37a
47.
57*
8
9
11 16
25
35
50
61
82 „ „ Stettin.
Franco
Baustelle
seliefert uro
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Bei Posten über 500 Thaler billiger.
Kommissionsverlag von Carl Beelitz in Berlin.
Druck von Gebrüder Fickert in Berlin.
Jahrgang II.
M 31.
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 31. Juli 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Reisenotizen, gesammelt auf der Studienreise der Konigl.
Bau -Akademie zu Berlin im August 1867. (Fortsetzung). — Gubbio.
— Fachwerkträger. (Schluss). — Feuilleton: Das Königliche
Schloss zu Berlin vor 200 Jahren. — Bauausführungen und
Projekte: Hamburg. - Mittheilungen aus Vereinen: Ar-
chitekten-Verein zu Berlin. — Ver m i sch t es : Die Ausstellung
der Zeichnungen Bernh. Kolscher’s. — Aus der Fachlitera-
tur: Fürster’s allgemeine Bauzeitung. — Erbkam's Zeitschrift für
Bauwesen. — Konkurrenzen: Monatsaufgaben für den Archi-
tekten-Verein zu Berlin zum 5. September. — Personal-Nach-
richten etc.
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienreise der Konigl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Fortsetzung.)
Rostock, Heiligen dämm, Warnemünde.
Die neuen Wasserwerke der Stadt Rostock zeigen
eine gänzlicli missrathene Anlage; nicht nur sind die Sam-
melbassins noch im Inundationsgebiete der Warnow ange-
legt und dem Hochwasser derselben ausgesetzt, sondern
sie befinden sich auch in der unmittelbaren Nachbarschaft
einer öffentlichen Kloake, die bei der grossen Durchlässig-
keit des Bodens nicht verfehlt einen nachtheiligen Einfluss
auf das Wasser auszuüben und dasselbe fast gänzlich un-
brauchbar zu machen. Hierzu kommt ferner noch, dass
die Maschine zu schwach konstruirt und in Folge dessen
bereits ein Bruch bei den Rümpen eingetreten war, so
dass der kaum begonnene Betrieb bereits gänzlich hatte
sistirt werden müssen. Der einzige Theil dieser neuen
Wasserwerke, der sich augenblicklich noch in Funktion
befand, war das auf dem alten Festungswalle angelegte
Hochreservoir und das mit demselben in Verbindung ste-
hende städtische Röhrennetz. Denn da Rostock sich in
einem ähnlichen glücklichen Falle befindet wie Lübeck,
und eine alte, wenn auch den jetzigen Ansprüchen und
Bedürfnissen nicht mehr entsprechende Wasserkunst besitzt,
so fördert diese jetzt das Wasser in das Hochreservoir,
so dass die Stadt wenigstens nicht ganz ohne Wasser ist.
In Anordnung und Konstruktion ist dies Hochreservoir
ganz ähnlich dem zu Lübeck und zeigt auf einem hohen
massiven Unterbau, der auch hier zu Geschäftsräumen be-
nutzt wird, ein eisernes Reservoir von 64' engl. Durch-
messer und 12' Höhe.
Ueber das weitere Schicksal der neuen Wasserwerke
war vorläufig noch nichts entschieden. —
Der Hafen Rostocks wird durch die Warnow ge-
bildet, deren Wassertiefe hier 14' beträgt und sich bis zu
ihrer Mündung in die Ostsee bei Warnemünde bis zu 17'
vergrüssert. Die Verhältnisse sind denen von Lübeck
im Allgemeinen zwar sehr ähnlich, jedoch in jeder Bezie-
hung günstiger; denn nicht nur ist der Hafen von Ro-
stock viel geräumiger und ruhiger, da hier der Fluss er-
heblich breiter und fast ganz ohne Strömung ist: er bietet
auch, weil die Warnow sich stets nur auf kurze Zeit mit
Eis bedeckt, als Winterhafen besondere Vortheile und ist
als solcher sehr gesucht. Wenn dennoch ein lebhafter
Handel hier nicht aufkommen kann und der ganze Schiff-
iahrts- und Handels-Verkekr von Rostock bedeutend ge-
ringer als der von Lübeck ist, so ist der Grund sicher
in der Ungunst anderer Verhältnisse zu suchen. Dazu
beitragen muss z. B. das in Rostock vollständig durchge-
bildete Zunftwesen, das nicht nur die Handelswelt, sowie
jedes Handwerk für sich abschliesst, sondern sogar eine
Zunft der Hafen-Fuhrleute in’s Leben gerufen hat, die ein
Privilegium auf die An- und Abfuhr sämmtlicher Schiffs-
güter besitzen, so dass seihst Privat- Fuhrwerke vollstän-
dig ausgeschlossen sind und die An- und Abfuhr nur
durch „zünftige“ Fuhrwerke erfolgen darf. Dass solche
und ähnliche Verhältnisse nur lähmend auf den Handels-
verkehr einwirken können, liegt wohl auf der Hand. Eines
wohlbegründeten Rufes geniesst Rostock hingegen als
Schiffsbauplatz. Es zeigt demzufolge eine lange Reihe
von Werften und Schiffsbauplätzen, aus denen Jahr aus
Jahr ein Schiffe in grosser Zahl hervorgehen. Die Re-
paratur der Schiffe erfolgt entweder auf einem Patent-Slip
oder durch Kielholen, und ist zu letzterem Zweck ein kleines
Hafenbassin in der Warnow selbst durch ein Pfahlwerk
gebildet. Hieran schliesst sich ein kleiner Baggerhafen
für die Ueberwinterung der Bagger und Baggerprähme etc.
Für die Ueberwinterung der Seeschiffe ist dadurch gesorgt,
dass sich quer durch die ganze Warnow hindurch Reihen
von Duc d' Alben ziehen, an denen die Schiffe sich fest-
legen können. Bis jetzt sind 12 solcher Querreihen aus-
geführt und zwar enthält jede Querreihe 10 Duc d’ Alben,
von denen jeder aus 5 Pfählen konstruirt werden musste,
da der gute und feste Grund erst in grosser Tiefe zu er-
reichen ist.
Nur eine verhältniss mässig kurze Uferstrecke ist als
eigentlicher Kai ausgebildet, an dem das Löschen und
Beladen der Schiffe erfolgt, und zwar ist diese Uferstrecke
theils durch Bohlwerke, theils durch eine massive Futter-
mauer begrenzt, welche letztere nach und nach allgemein
durchgeführt werden soll. Es ist für dieselbe hier eine
Bauweise befolgt, die in einem früheren Jahrgange der
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Han-
nover von Ilrn. v. Ronzelen angegeben ist. liier in
Rostock hat sich diese Konstruktion bereits an den vor
mehr als 10 Jahren ausgeführten Theilen vollständig he-
320
währt und noch nicht die geringste nachtheilige Verän-
derung gezeigt, während bei ähnlichen in Kiel ausgeführten
Anlagen ein durchaus ungünstiges Resultat damit erzielt
sein soll.
Die Kaimauer erhebt sich hier nur etwa 7' über den
mittleren Wasserspiegel der Warnow und ruht auf einem
Pfahlrost, welcher nur wenig unter diesem Wasserspiegel
ahgeschnitten ist. Der Grund besteht zunächst aus einer
Schicht iriebsand, dann folgt eine mächtige Schicht In-
fusorienerde und erst in etwa 45' Tiefe unter dem Was-
serspiegel der gute Baugrund. Die zum Rost zu verwen-
denden Pfähle mussten daher eine Länge von ca. Gü' er-
halten; sie wurden in zwei Reihen eingerammt und dann
der Quere nach paarweise verhöhnt, so dass sich Joche
bildeten, deren Entfernung von einander etwa 3 *4' be-
trägt. Ueber diesen Querholmen liegt der Länge nach
eine Mittelschwelle, die mit sämmtlichen Querholmen ver-
bolzt ist und gegen welche sich schräge Pfähle stemmen,
die in der Mitte zwischen je zwei Jochen,1 also in 7' Ent-
fernung von einander angeordnet sind; diese Pfähle ge-
nügen vollkommen, um den Druck der Hinterfüllungserde
aufzuheben. Der Raum zwischen und zunächst hinter den
lothrehten Pfählen ist mit Faschinen ausgefüllt.
Auf der Fahrt nach Dobberan wurde noch ein aus-
Seitenspur.
Mittelspur.
serhalb der Stadt Rostock gelegenes Patent -Slip besich-
tigt. Es ist dies eine sehr einfache und kunstlose Anlage
zur Reparatur der Schifte. In das hohe Ufer ist eine ge-
neigte Ebene eingeschnitten, die seitwärts durch Rasen-
böschungen begrenzt und soweit unter den Wasserspiegel
hinab verlängert ist, wie es der Tiefgang leergehender
Schiffe erfordert. Diese Ebene hat eine Neigung von
1:13 uud trägt — wie die geneigte Ebene zu Lauenburg
ein Geleise, auf welchem ein mit Stapelblöcken ver-
sehener Schlitten so tief in das Wasser hinabgelassen
werden kann, dass das zu reparirende leere Schiff sich
über den Schlitten stellen und auf demselben befestigen
kann, um dann mit dem Schlitten hinaufgezogen zu wer-
den. Der Schlitten besteht aus einzelnen Theilen, so dass
er je nach der Länge des heraufzuziehenden Schiffes ver-
längert oder verkürzt werden kann; seine Länge betrug
am Lage der Besichtigung 172,/2/ und seine Breite incl.
der drei Schlittenbalken 19'. Diese drei Schlittenbalken
sind durch Querbalken fest
miteinander verbunden und
werden in je 2' Entfernung
durch Räderpaare getragen,
die auf gusseisernen Spuren
laufen. Jede der beiden
Seitenspuren hat die Form
einer doppelten Brückenschiene uud zwischen den beiden
Schienenköpfen öVj", incl. derselben aber 10" Breite.
Die mittlere Spur ist zwar ähnlich gestaltet, zeigt jedoch
zwischen den beiden Schienenköpfen 1 2", incl. derselben
\Tx/i" Breite und trägt ausserdem in der Mitte eine 7"
breite Sperrstange mit 4" langen, s/4" hohen Zähnen, in
welche von oben her Sperrklinken einfallen, die den
Schlitten in seiner augenblicklichen Stellung festhalten und
gegen ein willkürliches Hinabgleiten sichern. Bei der
augenblicklichen Länge des Schlittens von 172,/a' waren
vier Sperrklinken im Eingriff.
An den vorderen Theil des Schlittens greift eine
Kette an, vermittelst deren eine Dampfmaschine von an-
geblich 20 — 25 Pferdekräften den mit dem zu repariren-
den Schift belasteten Schlitten auf die Ebene hinaufzieht
und auch auf derselben hinablässt. Diese Bewegung er-
folgt indessen nicht gleichmässig, sondern intermittirend.
Die Kette besteht nämlich aus 19' langen Gliedern, die
mittelst verkeilter Bolzen mit einander verbunden sind.
Wird nun das obere Ende der Kette mit der Maschine in
Verbindung gebracht, so zieht diese den Schlitten zunächst
19' weit hinauf, dann wird der Schlitten festgestellt, das
oberste Kettenglied herausgenommen und das nächstfol-
gende Kettenglied jetzt mit der Maschine in Verbindung
gebracht. Dann wird abermals der Schlitten 19' weit
heraufgeholt, wiederum das oberste Kettenglied herausge-
nommen u. s. f. Ebenso erfolgt das Hinablassen des
Schlittens durch Ansetzen neuer Kettenglieder am oberen
Ende. Jedes Kettenglied hat 10" Umfang (ca. 3 1/4" Durch-
messer) und daher ein so grosses Gewicht, dass die Span-
nung in der Kette nicht im Stande ist, dieselbe ganz
straff anzuziehen und ein Durchhängen und Schleifen auf
der Ebene zu verhüten. Um diesen Uebelständen mög-
lichst vorzubeugen, ist jedesmal das zweite oder dritte
Kettenglied durch einen starken hölzernen
Rahmen unterstützt, der auf zwei Räderpaan n
ruht, die auf der mittleren Spur laufen.
Die Maschine, welche das Aufziehen des
Schlittens bewirkt, zeigt zunächst auf der Trieb-
welle ein Getriebe, welches in ein grosses
Zahnrad eingreift, auf dessen Axe sich eine
Welle mit vi< r starken Daumen befindet. Ueber
diese Daumenwelle und eine etwa 22' davon
entfernte kleinere Welle von ca. 18" Durch-
messer ist eine Gall’sche Kette ohne Ende
mit 12" langen Gliedern gespannt; diese Glie-
dern sind in den Augen 5", in der Mitte 3"
breit, zeigen aber verschiedene Stärken: die
einfachen Glieder haben 2 ’/j” Stärke, während jedes Stück
dm- doppelten Glieder 1 V2 " stark ist. Soll nun das Ge-
stänge des Schlittens mit dieser rotirenden Kette verbun-
4)
'i
r
den werden, so wird ein starker Haken in die Doppel-
glieder eingelegt und an dem Haken das Gestänge in der
angegebenen Weise befestigt; die rotirende Kette nimmt
dann den Haken mit auf, und zieht dann das Gestänge
und den Schlitten ebenfalls nach. Hat dann der Haken
einen Weg von 19' zurückgelegt, so dass er sich in der
Nähe der Daumenwelle befindet, so wird die Maschine
angehalten, der Haken und das erste Glied des Gestänges
werden herausgenommen, der Haken mit dem nächstfol-
genden Gliede des Gestänges verbunden uud unten, in
der Nähe der kleinen Welle, von Neuem in die Kette
ohne Ende eingelegt, und dann endlich die Maschine wie-
der in Gang gebracht. Eben solche Operationen, natür-
lich in umgekehrter Anordnung, sind erforderlich, wenn
der Schlitten in das Wasser hinabgelassen werden soll;
es ist daher der Betrieb nicht gerade besonders günstig
angeordnet. Da das Slip augenblicklich nicht benutzt
war, konnte der Gang der anscheinend schwerfälligen
Operationen nicht beurtheilt werden; ebenso wenig war
es möglich, sichere Angaben über das Alter und die
Brauchbarkeit der gewählten Anordnungen zu erlangen.
Von Dobberan wurde nach Besichtigung der dorti-
gen Monumentalbauten die Fahrt nach dem unmittelbar
am Meeresufer gelegenen Badeorte Heiligendamm fortge-
setzt, wo sich noch Gelegenheit zu einer flüchtigen Besichti-
gung einiger neuen, am Meeresufer ausgeführten Bauten bot.
Das Ufer erhebt sich hier nur etwa 30 — 40' hoch
über dem Meeresspiegel, von dem es durch einen etwa
G — 8 Ruthen breiten Strand getrennt wird. Da der Was-
serspiegel der Ostsee auch hier durch Winde oft um mehre
Fusse gehoben wird, so ist dieser Strand nicht genügend,
um das Ufer zu schützen, welches vom Wellenschläge
angegriffen und so unterhöhlt wird, dass oft auf lange
Strecken ein plötzliches Abbrechen und Nachstürzen er-
folgt. Zum Schutz gegen diesen fortgesetzten Abbruch des
hohen Ufers war früher mit vielen Kosten und mit gros-
ser Mühe und Sorgfalt eine Futtermauer ausgeführt wor-
den, welche eine lange Strecke des bedrohten Theiles
deckte. Allein auch diese Futtermauer war unterspült
worden und eingestiirzl, so dass nur noch an einzelnen
Stellen Bruchstücke derselben sichtbar waren, während an
321
andern, früher durch die Futtermauer gedeckten Stellen sich
jetzt tiefe Einrisse zeigten.
Man hat nunmehr, in Folge dieser ungünstigen Re-
sultate, auch hier das Prinzip der unmittelbaren Ufer-
deckungen aufgegeben und statt dessen angefangen, den
Strand nach der in Preussen eingeführten Methode durch
Einbauc (Buhnen) zu befestigen. Es sind demnach nor-
mal gegen den Strand
Pfahle in zwei Reihen
so eingerammt, dass die
Pfähle der einen Reihe
die Lücken der .andern
Reil le decken; in dieser
Weise treten die Pfahl-
reihen noch etwa 30'
weit in das Meer vor,
so weit wie bei dem
verbältnissmässig flach
abfallenden Meeres-
gründe die Ausführung
noch ohne wesentliche Schwierigkeiten möglich war. Die
Krone dieser Pfähle liegt, soweit die Pfähle im Wasser
stehen, horizontal und zwar etwa in der Höhe des Meeres-
wasserspiegels, nach dem Ufer jedoch steigt die Krone
dann mit etwa 1 : 16 auf und schliesst sich entweder
an den Fuss des Ufers oder an die erwähnten Reste der
Futtermauer an. Um an der Wurzel einer Durchbrechung
und abermaligen Unterspülung vorzubeugen, ist hier zu
beiden Seiten noch eine Steinschüttung ausgeführt. Die
zu diesen Buhnen verwendeten Pfähle sind etwa 6 — 7"
stark, 6 — 10' lang, je nach der Stelle, an welcher sie zur
Verwendung kommen, und werden etwa bis zur Hälfte
ihrer Länge in den Boden eingetrieben. Die Entfernung
der Buhnen von einander ist sehr verschieden, je nach
Oertlichkeit und Länge, und wechselt etwa zwischen 5
und 7 Ruthen.
Diese Werke sind erst im Jahre 1867 und zwar nur
in geringer Anzahl erbaut, so dass ausreichende Erfah-
rungen über ihre Wirksamkeit hier noch nicht Vorlagen;
doch hatten sie bereits einige Stürme überdauert und sich
bis dahin nicht nur gut gehalten, sondern namentlich
auch schon eine recht kräftige Verlandung zwischen sich
erzeugt, so dass auch das Ufer hier von neuen Zerstörun-
gen bewahrt geblieben war.
Ganz eben solche Buhnen sind auch am Seeufer bei
Warnemünde ausgeführt und haben sich auch hier in
gleicher Wejse gut bewährt, wenngleich das Ufer hier
ganz anders gestaltet ist, als bei Heiligendamm. Bei War-
nemünde, dem Vorhafen von Rostock, ist nämlich das
ganze Gestade sehr flach, so dass die Seewinde den Sand
sehr weit landeinwärts führten und ausgedehnte Strecken
dadurch vollständig der Kultur entzogen wurden. War-
nemünde ist aber auch als Badeort stark besucht, und so
lag es im Interesse der Stadt, in möglichster Nähe der
Bäder aumuthige Promenaden zu schaffen. Es ist daher
nicht nur, wie bei Heiligendamm, das Seeufer gedeckt und
befestigt, namentlich , um das grobe Geschiebe von den
Badestellen fern zu halten, sondern es ist auch ein voll-
ständig ausgebildeter Dünenbau zur Ausführung gekom-
men, so dass jetzt der Flugsand durch bepflanzte Dünen
und 10 — 15' hohe Strauchzäune grösstentheils festgehalten
wird, und daher jetzt blühende Anlagen sich da befinden,
wo früher nur wüste Sandflächen waren. Die Unterhal-
tung dieser Anlagen ist freilich auch jetzt noch ausser-
ordentlich kostspielig, da das Anpflanzen von Bäumen nur
sehr langsam erfolgen und der dem Sonnenbrände aus-
gesetzte Rasen nur durch sorgfältiges Giessen frisch er-
halten werden kann.
Wenn es jedoch gelungen ist, den nachtheiligen Ein-
wirkungen des Flugsandes wenigstens zum grossen Theil zu
begegnen, so ist es doch noch nicht gelungen, das Ein-
wehen des Flugsandes in die Hafenstrasse zu verhüten.
Der Küstenstrom hat hier die Richtung von Westen nach
Osten, trifft also zuerst auf die westliche Mole der
Hafenstrasse. Ganz besonders noch unterstützt durch die
vorerwähnten Uferbefestigungswerke lagern sich nun hier
vor der westlichen Mole ausgedehnte Sandfelder ab , die
zu einem fortgesetzten Vorrücken des Strandes Veranlas-
sung geben. Es ist daher auch die frei in die See vor-
tretende Länge der westlichen Mole jetzt nur verhältniss-
mässig gering gegen die freie Länge der östlichen Mole.
Von diesen Sandfeldern aber wird nun durch die west-
lichen Winde der Sand über die westliche Mole fort oft
in sehr beträchtlicher Menge in die Hafenstrasse geweht.
Das Königliche Schloss zu Koriin vor 200 Jahren.
ln der Topographie der Mark Brandenburg von M. Zeiler
vom Jahre 1652 findet sieh folgende Beschreibung des dama-
ligen Schlosses hierselbst: „Von weltlichen Gebäuden ist in-
sonderheit zu Cöln das Churfürstliche Schloss und Residenz,
an dem Wasser ziemlich regalisch und weitläufig mit zwei
Höfen erbauet, zu sehen. In dem neuen Bau ist die Stallung,
in welcher vor dem nächsten Deutschen Kriege viel schöne
Pferde; in den Rüstkammern 'viel Kürass oder Kiiris auf
Ross und Mann, auch zum Scharfrennen; viel Inventionen und
Schlitten, mit welchen man bis für die Losamenter hinnauffahren
können. In der Schlosskirche viel Gemälde von Lucas
Krariach und andern Malern gemalet, die zuvor in der Doin-
kirehe gewesen, zu sehen waren, die neben andern Sachen,
sonderlich der Schatz als ein ganz goldener Altar, die zwölf
Apostel in Lebensgrösse von getriebenem Silber, Bischofshüte,
Stolen, Stäbe, alles mit Perlen versetzt, sonder Zweifel bei
Zeiten von dannen in die beiden churfürstlichen Festungen
Cüstrin und Spandau geflüchtet worden sein werden. Man
soll nirgends so viel Gemälde von gedachtem Lucas
Kranaeh als allhie beisammen gefunden haben, so eines
grossen Schatzes Werth. Auf dem Thurm an der Schlosskir-
che hängt eine grosse Glocke, davon Theils sagen, sie sei
sogross als die Erfurtische und etwas höher: aber man muss
sie treten. In der Kirche drinnen ist Churfürst Johann und
seines Sohnes Joachim I. Monument von Messing in chur-
fürstlichem Habit zu sehen. So liegen auch da Churfiirst
Hans Georg und Churfiirst Joachim Friedrich. Im inneren
Schlosshof ist ein schöner grosser und künstlich durchbroche-
ner und ausgehauener Schnecken von Quaderstücken, oben mit
einer Altanen unten mit einem Stiiblein: und kann man durch
verborgene Gänge und Thfiren aus- und einreiten. Das alte
Gebäu ist drei Gaden, das neue vier Gaden hoch, hat unge-
fähr vierzig Stuben und Kammern. Unten herum sind meisten-
theils Hofstuben. Unter dem grossen Thor wohnen die
Wächter und Hausvögte, daneben ist ein Gewölbe, in welchem
obgedachter Schatz aufbehalten worden, item die Kanzlei und
Kammer zu den Archiven, oder Original- und geheimen auch
sonderbaren Schriften. Denen folget die Rentei. Unter dem
grossen Saal sind zwei grosse Hofstuben auf der andern Seite
daran die Silberkammer, dann die Kapelle; zwischen der
Küche der grosse Wendelstein, da man bis in die andern Ga-
den reiten kann. Durch den grossen Schnecken oder Wendel
kommt man auf den grossen Saal, der so lang und breit als
das Schloss auf derselben Seite ist, auf Art des Saals zu
Padua und das Lusthaus zu Stuttgart, alles am Dachstuhl
hangend. In des Herrn Churfiirsten Losamentern hingen
Kaiser-, König-, Chur- und Fürstliche Konterfeie vor dem be-
sagten Krieg, alle in Lebensgrösse. Die Decke ist gemalt mit
Emblematibus oder Sinnbildern, andere Losamenter von His-
torien und Tugenden, in denen hin und wieder hübsche Ta-
feln von besagtem Lucas Kranaeh, auch gekonterfeite Berg-
werk, Pferd, Hirschen, wilde Schweine und dergleichen vorhin
zu sehen waren und vielleicht theilweis noch. Das neue Ge-
bäu über dem Thor, allda auch die Rathstube, hat fünf Ta-
bulat über einander mit sehr schönen Gemachen für fremde
Herrschaften. Die Schloss - Apotheke ist auch zu sehen, in
welcher drei Zimmer voll Büchsen, Flaschen und Gläser, mit
allerlei köstlichen Sachen gar in schöner Ordnung mit hüb-
schen Laboratoriis, guten Kellern und Springwassern vor
diesem vorhanden gewesen. Und dieses Schloss hat Churfürst
Joachim der Andere mit grossen Unkosten aufgeführt: darin
man die Churfiirsten von Brandenburg bis an die Brust aus-
gehauen und gemalt siehet. Hat keine Gräben herum. Ausser-
halb des Schlosses ist der Garten, das Vorwerk, Wagenhaus,
ein grosses neues Haus, etlieh hundert Schuh lang weit und
breit, das Jägerhaus, das Ballhaus, und wird der Ort, wo
diese Sachen stehen, der Werder genannt. Es ist auch da
eine schöne Wasserkunst, welche an die Allanen des Schlosses
stösst; item ein eingefasster Platz zum Bärenhatz und eine
hübsche Rennbahn gegen der Stadt.“
322
Um den für die Schiffahrt nachtheiligen Folgen dieser
Versandung einigermaassen zu begegnen, hat man die
Breite der Hafenstrasse in der Mündung auf 96' verengt,
so dass sich ein ziemlich kräftiger ausgehender Strom er-
zeugt, der wenigstens den eingewehten Flugsand nicht so-
fort zur Ablagerung kommen lässt, wenn er auch nicht
immer ausreicht, um den bereits abgelagerten Sand zur
Mündung hinauszuspülen. Baggerung kann daher auch
hier nicht entbehrt werden.
Die Molen sind nach dem Vorbilde der Swinemünder
Molen aus Sinkstücken, mit flachen Böschungen und
abgepflasterten Kronen erbaut. Als Leuchtfeuer dient
eine Schiffslaterne mit Fresnel’schen Linsen, die Abends
an einem hohen eisernen Gerüst gehisst wird, das auf
einem massiven Unterbau ruht und die Stelle eines Leucht-
thur mes vertritt.
(Schluss folgt.)
Gubbio.
Von Hubert Stier und Ferdinand Luthmer.
Das kleine italienische Landstädtchen Gubbio ist
dicht unter dem höchsten Kamme des Appennin an der
Strasse belegen, die von Perugia nach Urbino und Pesaro
an das adriatische Meer hinabführt. Einige Notizen über
die Monumente des ausserhalb der Verkehrswege befind-
lichen und somit wenig besuchten Ortes möchten um so
eher berechtigt sein, als dieselben in der That von nicht
gewöhnlicher künstlerischer Bedeutung sind.
Gubbio, im Alterthum als Iguvium eine grössere
Stadt Umbriens, war im Mittelalter neben Perugia und
Spoleto eine der hervorragendsten freien Städte dieser
Gegend, eine Anhängerin der welfischen Partei und wie
zumeist ihre Schwestern im damaligen Italien, neben äusserer
Macht von inneren Parteifehden zerrissen, bis sie unter
die Oberhoheit der Grafen von Montefelt.ro gelangte und
die Geschicke derselben und des Herzogthums Urbino bis
zu dessen Einverleibung unter die päpstliche Herrschaft
theilte. Die Bedeutung der Stadt im Alterthum beweisen
zumeist nur die Reste eines grösseren Theaters, in der
Ebene vor der Stadt belegen. Es stehen noch einige
Bogen der äusseren Umfangsmauer in zwei Geschossen,
aus mächtigen Kalksteinquadern ausgeführt, Reste von
Untermauerungen der Sitzreihen und der Skene. Archäo-
logisch berühmt sind ausserdem besonders jene hier ge-
fundenen eugubinischen Tafeln mit lateinischer und um-
brischer Schrift, um so wichtiger, je weniger bis jetzt
eine Entzifferung derselben gelungen ist. Die Monumente
indessen, von denen hier besonders die Rede sein soll, sind
das im Mittelalter erbaute Stadthaus, der Palazzo muni-
cipale, ein würdiges Seitenstück jener von Florenz und
Siena, und der aus der Zeit der besten Frührenaissance
stammende kleine Palast der Herzoge von Urbino.
Ueber den Palazzo municipale und seine Erbauung
finden sich in den städtischen Archiven höchst genaue
Nachrichten vor. Am 14. Dezember 1321 beschlossen
die Konsuln und die Deputirten der vier Stadtquartiere
von Gubbio die Erbauung eines neuen und grösseren
Stadthauses, angemessen der Würde ihres damals reichen
und blühenden Gemeinwesens, ein Beschluss, der am 19.
Januar 1322 von der allgemeinen Volksversammlung ge- ;
billigt wurde. Eine Kommission von 24 Vertrauensmän-
nern wurde zur Aufsicht über den Bau bestellt. Sie er-
warb den nöthigen Grund und Boden in der Mitte der
Stadt, bestimmte die Richtung der Baufluchten und neu
anzulegenden Strassen, wählte die Handwerksmeister und
zuletzt den Architekten in der Person ihres Mitbürgers des
Giovauello Maffei, genannt il Gattapone, aus dem
Quartiere von San Pietro. Trotz dieser sorgfältigen Vorbe-
reitungen begann indessen die Bauausführung selbst erst
10 Jahre später, 1332, wie die Inschrift über dem Haupt-
portal meldet, dessen Bogen 1335 eingewölbt wurde*).
Im Jahre 134G bezogen dann die Behörden den Pallast,
welcher demnach bis auf den Thurm, der erst später auf-
geführt wurde, vollendet gewesen sein muss; ganz unter
der Leitung des Gattapone, der noch 1363 in wichtigen
Aufträgen seiner Stadt nach Spoleto gesendet wird. In
der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts wurde das Innere
des obersten Stockwerks im Stile jener Zeit umgebaut,
zum Glück ohne dass dadurch der äussere Anblick des
*) Falls diese Inschrift, welche also lautet: ,J. Dni 1332
chomenciata quesl'opera; quaiido fu posta qnesta pietra 1333-, sieh
nicht vielleicht hlos auf den Portalbau bezieht. Die Bauzeit von
kaum drei Jahren erscheint l'iir die kolossalen Substruktionen des
Palastes ohnehin zu kurz.
Gebäudes wesentlich verändert worden wäre. Gegenwär-
tig steht der Palast zwar leer, doch hat die Stadt für
seine Erhaltung Sorge getragen, zumeist auf Anlass ihres
Mitbürgers, des Marchese Ranghiasci Brancaleone, der auch
mit dem ganzen liebenswürdigen Lokalpatriotismus der
Italiener die Nachrichten über den Palast gesammelt hat,
denen die vorstehenden Notizen entnommen sind.
Bevor ich zur Beschreibung des Bauwerkes übergehe
ist es nöthig, einen Blick auf die Lage der Stadt zu
werfen. Aus der weiten, angebauten Ebene des Flüss-
chen Chiascio erheben sich unmittelbar steil aufsteigend
die Felsenhäupter des Zentral- Appennin, von tiefen, wilden
Schluchten, in denen Bergwässer niederfallen, gespalten.
Die Stadt hat sich zwischen zwei solchen Thalschluchten
an dem Bergabhange angesiedelt und zieht mit einigen
langen parallelen Strassen, die nur durch Treppen' mit
einander verbunden sind, in hohen Terrassen an derselben
hin. Aus der Mitte der kleinen malerischen Häusergrup-
pen erhebt sich thurmhoch und weitherrschend der Pa-
lazzo, aus schönen, vom Alter gelbbraun gefärbten Kalk-
steinen errichtet, mit offenen Loggien gegen die Ebene
hinausschauend, dahinter die alten Stadtmauern, die mit
zerfallenen Thürmen und Zinnen an der Bergseite auf-
steigen, und als kolossale Schlussdekoration die Felsen,
deren Häupter oft von Nebeln verhüllt sind. Ich und
Freund L., die von der Bahnlinie Fuligno - Ancona in
dunkler Nacht nach Gubbio gekommen waren, genossen
diesen überraschenden Anblick am nächsten Morgen noch
unter dem Schleier weissen Schneegestöbers — für Ende
März und für Italien, selbst in dieser hohen Gegend eine
Seltenheit.
Der Palast bildet ein Rechteck von 39,20 m und
19,50m Länge und Breite und steht mit der schmalen
Seite gegen die Bergwand gerichtet, entgegen dem ge-
Stadthaus in Gubbio. Erstes Stockwerk.
wohnlichen Sinne, der eine Stellung, parallel zu derselben,
wohl einfacher gefunden hätte. Vor der Längs- und
Hauptfronte ist ein Platz zum Theil künstlich gebildet,
indem das steil abfallende Terrain für ihn und den Palast
Substruktionen nöthig machte, die sich um 18m über dem
Boden der unteren Strasse erheben. Den Platz stützen
tiefe Bogennischen von 9m Spannweite. Die Substruktionen
des Palastes sind zu drei Geschossen vortrefflicher ge-
323
wölbter Kellerräume ausgebaut, die durch doppelte Mauern
gegen die Bergwand trocken gelegt, in alten Zeiten wie
heute zu Getreidemagazinen gedient haben werden. Der
Zugang zu dem Platze sollte von der unteren Strasse
aus durch eine grosse Rampe vermittelt werden, von
welcher leider nur der Theil ausgefiihrt ist, wo dieselbe
unter der Vorderseite des Palastes hin in einer schönen
offenen Halle mit Spitzbogen und Kreuzgewölben über-
deckt, aufsteigt.
Ueber dem Niveau des Platzes ist dem Palast weiter
als Unterbau ein niedriges Erdgeschoss von 4m Höhe ge-
geben, das ebenfalls durchgängig gewölbt ist und durch
zahlreiche Thüren mit dem Aeusseren in Verbindung
steht. Zu dem ersten Stock nunmehr und dem Haupt-
portal des Gebäudes in der Mitte der Längsfronte gegen
den Platz hin führt eine Freitreppe hinauf. Vor dem
Portal ist ein langer Balkon ausgekragt auf gewaltigen
Konsolen , zwischen welche ein Stichbogen gespannt ist,
ein zweiter Stichbogen stützt die Freitreppe und fällt
gegen die Stirnseite des ersteren an. So entsteht unter
der Treppe noch ein freier Raum mit Eingängen zum
Erdgeschoss, eine bei den bedeutenden Abmessungen und
dem energischen Detail der Ausführung höchst kühn
und kräftig wirkende Anlage. Das Portal ist rundbogig
überdeckt mit reicher mittelalterlicher Umrahmung, auf
dem Thiirsturz sieht mau die auf den Bau bezüglichen
Inschriften und die Wappen der Stadt eingemeisselt, da-
rüber schmückt den Schildbogen das alte Fresco einer
Madonna mit den Stadtheiligen. Durch die noch erhaltenen
eisenbeschlagenenen Thorflügel betritt man sodann den
grossen Versammlungssaal der Bürgerschaft, welcher das
erste Geschoss fast allein einnimmt. Es ist eine mäch-
tige Halle, 13,65m breit, 28,80m lang, 13,20m hoch und
von einem einzigen Tonnengewölbe überdeckt. Nur grosse
Blendbogen gliedern die Wände, wenige hohe Fenster
mit Sitzbanken in den tiefen Mauernischen beleuchten
den Saal, der, trotzdem er heute allen Schmuckes beraubt,
wüst und leer dasteht, doch noch einen gewaltigen Ein-
druck hervorbringt. Eine Freitreppe führt an der einen
Schmalseite zu dem oberen Stockwerke des Baues, an
deren Brüstung sich noch Bruchstücke eines alten Fresco’s
vorfinden, die einzige Spur der ehemals gewiss nicht ver-
nachlässigten inneren Dekoration. Hier führt auch eine
Thür zu zwei kleinen, mit Kreuzgewölben überdeckten
Räumen, in dem vorderen Theile des Baues über der
Rampe belegen. Der eine ist als Kapelle eingerichtet,
der andere mit weiten Fenstern, mehr als Loggia, beide
dienten für die Konsuln und den Gonfaloniern.
(Fortsetzung folgt.)
Fachwerkträger.
(Fortsetzung aus No. 24 und Schluss.'1)
2. Der Schwedler’sche Träger.
Zur Auffindung der Kurve, nach welcher die Gurtungen
beim Schwedler’schen Träger gegen die Auflager hin zusam-
mengeführt werden, haben wir den Gleichungen 1 — 3 noch
die Bedingung beizufiigen, dass die Spannungen der Diago-
nalen am Kopf der Nutzlast, bei einem Vorrücken derselben
von A aus — 0 sein sollen. Sind also die (x — 1) ersten
Vertikalen voll, die übrigen dagegen nur durch das Eigenge-
wicht belastet, so folgt:
Nx = 0, 0x — 0
und mit Einsetzen dieser Wertlie in 1 und 3:
Tx slk x
Ix h yx l)
7'x
= 0
+ -*5=1 = 0
tx t/x — 1 f)
fx
//X ~ 2kx-l ' yx l
und sind in dieser Gleichung für 2k die in den Gleichungen
10 und 11 gefundenen Wertlie einzusetzen, also:
Ux =
x (n—x) (j? 4- 7 r - — 1)
n
ix l) (n — x + i) (/? T n ^ )
yx- 1-
In gleicher Weise wie denken wir uns J/x—i gefunden,
also bei einer Belastung der (x — 2) ersten Vertikalen.
Wx-l
Vx- 1 — -ss — — . yx- 2-
*x— 2
Zur Bestimmung des 2k dienen dabei wieder die Gleichungen
10 und 11, nur ist statt X jetzt x — 1 in diese einzusetzen:
yx- 1 -
( X 1) (tl — X +1) (j U TZ — )
(x-2) (n-x + 2) o + Tr 1 )
yx- 2.
In ähnlicher Weise fahren wir fort bis zur Mitte, und
erhalten, wenn F die Höhe der Vertikalen in der Trägermitte,
y«
(I
1) in
* - 0 (f + * ■ ‘. )
F
Setzt man die Werthe der y der Reihe nach in die frühe-
ren Gleichungen ein, so folgt:
*) Der Verfasser, dessen plötzlichen Tod wir gemeldet haben,
halte beabsichtigt als letzten Theil seiner Abhandlung die Ent-
wickelung des Pauli 'schon Trägers folgen zu lassen. Beider ist
das unter seinem Nachlass gefundene Material nicht vollständig ge-
nug, um eine Publika ion im Sinne des Autors zu ermöglichen.
Die Redaktion.
y.x = 4 F
■ /L
x (n — x) 1 + 2
«2 . x
P + n -
(24)
als Gleichung der gesuchten Kurve. Auch hier ist es, wie
beim Parabelbalken, gleich, welche Form die Gurtungen er-
halten; ausgeführt sintl jedoch nur solche Träger, bei denen
die untere Gurtung gerade ist, und wird daher nur diese Form
in Betracht gezogen.
Fig. 11.
Bei einer Belastung, die von der bei Auffindung der
frägerform zu Grunde gelegten abweicht, würde in einer
rechts ansteigenden Diagonale Druck-, in einer 1 i nies ansteigen-
den Zugspannnung hervorgerufen werden. Um Druckspannung
in den Diagonalen überhaupt, die eine besondere Rücksicht
aut die Form des Querschnitts bedingen würde, zu vermeiden,
verwendet man nur links ansteigende Diagonalen (Fig. 11)
und hat somit zu den Gleichungen I — 3 die Zusatzgleichung
Nx = 0
zu setzen. Mit Hülfe dieser Gleichung folgt für die Span-
nungen der übrigen Konstruktionstheile aus 1 — 3,
7'x = —
Sx —
tx äkx
(i)
b ‘ yx
ükx-1
y.x-i
/2kx _ 9kx— i \
(D)
' yx yx- i 7
(in)
Die Spannungen der Gurtungen werden Maxima bei
voller Belastung und folgt daher, wenn wir für 2k die Werthe
aus Gleichung 6, für y die aus Gleichung 24 einsetzen :
max. 7'x — —
tx
b
max. Sx —
q b n 2
4 F~
q b n*
4>
P + *
P +
P + *
P + -
X — 1
n
TZ
2
(IV)
(V)
Bezeichnen
q b n* 1
4 F tz
PA-.,
wir in diesen Gleichungen den Ausdruck
mit Const. so ist also die Spannung der
324
untern Gurtung im Max. = ^ p n — ^ Const.; und die
Horizontalkomponente der oberen Gurtungsspannung im Max.
= (/> + * ^ ) Co,lst-
Die Spannung der Diagonale des xten Feldes wird ein
Maximum, wenn die Nutzlast von B bis zu diesem Felde
vorgerückt ist, und sind also in Gleichung III für 3T?X und
SDfx—i die in den Gleichungen 15 und 16 gegebenen Werthe
zu setzen, max. Ox
n — j-f 1
Ox
t> ■ (p + x
) i’ {v + nHirx)
b
<
4 F
i x
p+ 2
1 X
4 F P 2
n2
i x
p Ar x
1 n
fl2 . x— 1
r+’ ir
Ox
b
TZ b . fl
‘ 2 F
(VI)
im Max. konstant und
0x4- 1
y.x+i
= 33x
Px —
so folgt:
ür*
b
-33x+i;
yx
(VII)
mit Hülfe der Gleichung 24 ferner
gx ffx— 1 _
yx
(x — 1) x
X (w — x) + Tt X n 1 j
(VIII)
„*=(,+, *±I)
p A-x
p{n — 2x — l)+ — — (x-J- 1) x
2/> (/> + *)
/> + *
X— 1
(IX)
min. Px
=(,+„»h£zlL)
/> («
-P2 — (n — x — l) (x — l) n (2p + tz)
V +
d. h. die Ho rizontalkomponente der Diagonalspannungen ist
tz b n
2 /’ '
Es bleibt noch die in den Vertikalen auftretende Span-
nung zu bestimmen und dient hierfür die Gleichung 4 a, da
wir auch hier die Belastung als in den unteren Knoten-
punkten angreifend denken. Nx ist gleich Null und folgt
daher
Px — ((3/x — 3/x-i) — (y.x-t-1 — !/x) j - Ox+I
Setzen wir in dieser Gleichung für (?x+i mit Hülfe
Gleichung III seinen Werth und berücksichtigen , dass
a»*+i - Wx
Px wird ein Maximum bez. Minimum , je nachdem 33x-j- i
ein Minimum oder Maximum wird.
33x4-1 wird ein Minimum, wenn die Nutzlast von A bis
zum (x’+ljten Felde vorgerückt ist, die x ersten Vertikalen
also voll , die übrigen hingegen nur durch Eigengewicht be-
lastet sind. In Gleichung VII sind also für 33 und 3JJ die
Werthe mit Hülfe Gleichung 9 und 11 einzusetzen, in diesen
Gleichungen aber x Ar 1 statt X zu setzen.
x + i ^ P (« — 2 x + i) — ” Gr-i)x
33x4-i wird ein Maximum, wenn die Nutzlast von R bis
zum (x -}- l)ten Felde vorgerückt ist, die X ersten Vertikalen
also nur durch Eigengewicht, die übrigen hingegen voll be-
lastet sind. Setzen wir also mit Hülfe von Gl. 14 und 16
die Werthe 33 und 3)c in Gl. VII ein, nachdem wir in den
genannten Gleichungen X -f" 1 statt X eingeführt haben, so
folgt:
P (N — 2 X -f 1) — n (X — 1) X
I x — 1
p + n~ir
2 X — 1) — * (« — X — 1) (« — x)
(X)
X — 1
n
Verwendet man von dem Träger, wie er in Fig. 1 1 ver-
zeichnet ist, die Hälfte auf Seite A zur Konstruktion und
trifft die Anordnung wie in Fig. 12, so dass BC kongruent
.IG, so gelten die im Obigen gegebenen Formeln selbstver-
ständlich nur für den Theil .IC des Trägers, und haben wir
für den Theil BC die Gleichungen:
&>— x+l — Sx Tu— X-f-l = Tx
-Vii — X+1 = 0 x P n - x - P x
Fig. 12.
xtcs (n-x-l)tes Feld
(XI)
Im Uebrigen wäre in den Feldern je nur eine Diagonale
erforderlich und diese immer nur auf Zug in Anspruch ge-
nommen. W ir erhielten aber in der Mitte eine Einbiegung
der oberen Gurtung. Dies wird vermieden und der Träger
zwischen den höchsten Vertikalen durch gerade Gurtungen
begrenzt.
Aus Gl. 24 folgt, dass yx ein Maximum wird für
(XII)
Diesen W erth von x (oder falls derselbe keine ganze
Zahl die nächst gelegene ganze) bezeichnen wir mit a, sowie
die Vertikalen zwischen a und n — u mit yA oder mit h.
h ür diesen Theil des Trägers, für welchen also eine Abwei-
chung von der ursprünglichen Kurve stattfindet, müssen in
jedem Felde 2 Diagonalen angebracht werden, wenn dieselben
nur aut Zug in Anspruch genommen werden sollen.
Die Spannungen in den einzelnen Konstruktionstheilen
ergeben sich für diesen Trägertheil, indem wir in die Gl. I,
II, III und VII statt der y durchweg h setzen, und folgt:
max. Tx — — -
max. 3)(x
q b x (n — x)
h h
„ Tlx— l qb
max. Ax = j (x — 1) (fl — .
(X — 1) (« — x + 1)
(XIII)
(XIV)
d (®x ü»x iV ox m
l A ~ k J= T ®*
max. Ox = max. Nu— x-fl —
| \P (» - 2 x + l) -f ~ (n - x) (fi - x + 1)[ (XV)
Px =: - 33x4-1
I TZ 1
max. Px — — {/> (n — 2 x — 1) -f — (« — x — 1) (« — X)j (XVI)
21> 2p 2P
2JT 2 vT 2.T
Fassen wir die im Obigen gegebenen Resultate kurz zu-
sammen, so ist:
U annähernd
= {±Vr + V-:\'‘
PA- TZ
F — /i
4 n (fl — d)
ijx (für X <fl) — 4F
P + 2
X (fl - x) P + 2
fl2 , J
P + ~ .
(25)
Die Maximalspannuugeu im gekrümmten Trägertheil sind:
, _ X
tx q b n2 P " n
max‘ n = - b ~ 4 F ^
max. Sx —
qb
4 F
P + ~2
i x ~ 1
ti2 p + “ n '
max. Ox — max An— x-fl =
Ox tz b n
J ' 2 F
max. Px
2 P (/> + ”)
x— 1
n
P + x-
min. Px =■
1p - (fl — X — 1) (X — 1) “ (’2p + x)
1> +
x— 1
fl
(26a)
325
Die Maximalspannungen im geraden Trägerthed sind:
x (ri — x)
max. Tx = — (j b
h
max. Sx = (j b
(. X — 1) (« — X -f- |)
max. Ox = max. An _ x -f i
— d/t |jt» (« — 2 J” + ff+ ^ (Jl—X) (n — X + 1) |
max. Px—— J p (M — 2 X — 1) -f- ~ (?l — X — 1 ) — x) J
(Die hier für 7', N und P gegebenen Gleichungen gelten
nur für X U ).
2 ’
Heinrich Huhn.
> (26b)
arbeiten, Materialienlieferung, Wasserbewältigung und aller
Nebenarbeiten einem General -Unternehmer übertragen.
Mit diesem Bauwerk zugleich in der Ausführung begriffen
ist die Schleuse nach dem Brookthorhafen, deren Pfahlrost
augenblicklich von 6 Kunstrammen geschlagen wird (der Bär
wiegt 10 Ztr., Hubhöhe etwa 20', Bedienung 5 Manu). Man
beabsichtigt, um bei dem lebhaften Schiffsverkehr die */j —
l1/*' betragende Niveaudifferenz zwischen Ober- und Unter-
wasser möglichst rasch ausgleichen zu können, die Schleusen-
thore als Schiebethore zu konstruireu und mittelst hydrauli-
scher Flaschenzüge plötzlich fortzuziehen. Obgleich bei den
nicht bedeutenden Wassermengen diese Anordnung wenig
Bedenkliches haben dürfte, hat man doch bei dem Projekte
die üblichen Stemmthöre vorgesehen. Die zur Bewegung der
hydraulischen Flaschenzüge nöthige Kraft liefert die Stadt-
wasserkunst. — W. —
Bauausführungen und Projekte.
ii i&iiifhini’g» Auf dem südlichen Ufer des Sandthor-
hafens in Hamburg, dessen Beschreibung der erste Baubeamte
der Stadt, Wasserbau-Direktor Dahlmann, in dem neuesten
Heft der Zeitschrift für Bauwesen geliefert hat, ist jetzt eine
massive Kaimauer von etwa 3000' Länge im Bau, deren Fur-
dirung viel Interessantes darbietet.
Die Gründung geschieht nämlich auf gemauerten Brunnen
von rechteckiger Grundfläche ; dieselben werden in gewöhn-
licher Weise auf einem Bohlkranz von 3" Stärke gleich in
der vollen Höhe von 18' aufgemauert und zwar in den ersten
10' mit starkem Anlauf (einen Zoll auf jeden Fuss Höhe), die
oberen 8' senkrecht. Die Grundfläche der Brunnen ist 1 S 1 a '
zu 15', die Mauerstärke 31/» Stein kleinen Formats = rot.
2>/a', ihre Entfernung von Mitte zu Mitte etwa 27'. Die Brun-
nen sollen bis 6' unter die Sohle des Hafens gesenkt werden
und werden dann etwa 5' im Sande stehen. Nach der Ver-
senkung sollen sie mit magerem Beton ausgefüllt und etwa
in der Höhe des niedrigsten Wasserstandes mit Gurtbögen
verbunden werden. Hierauf steht dann die eigentliche Kai-
mauer, welche unmittelbar am Ufer ein Eisenbahngeleise trägt.
Nachdem etwa die Hälfte der projektirten Brunnen ge-
mauert, also das Mauerwerk der ersten vollständig erhärtet
war, begann man mit dem Senken. Auf den Brunnen selbst
wurde eine Lokomobile mit stehendem Kessel gestellt, welche
einen gewöhnlichen Bagger mit senkrechter Leiter treibt.
Die ganze Vorrichtung ist auf Eisenbahnschienen nach den
grössten Dimensionen des Brunnens, also senkrecht auf die
Kailinie beweglich, während die Baggerleiter um eine den
Eisenbahnschienen parallele horizontale Axe schwingt und so
die Arbeit au jedem Punkt der Breitendimension ermöglicht
wird. Ein sinnreicher, mit der Trommel des Baggers ver-
bundener Mechanismus schiebt ein Blech unter die ausschüt-
tenden Baggereimer und zieht dasselbe dann zurück, um die
leeren Eimer passiren zu lassen.
In dieser Weise ging das Senken mit grosser Sicherheit
vor sich und etwas schief gegangene Brunnen Hessen sich mit
Leichtigkeit gerade richten. Allerdings ist man bis jetzt weder
aut grosse Steine noch auf Baumstämme oder sonstige Hin-
dernisse gestossen, welche ohne Zweifel sehr schwierig zu be-
seitigen sein würden; die Bodenformatiou (Darg, d. h. von an-
geschwemmten Seepflanzen gebildetes Moor und darüber feiner
Sand) lassen solche Gegenstände jedoch auch nicht erwarten.
In zweimal vierundswanzigstündiger ununterbrochener Arbeit
wird je ein Brunnen gesenkt; das Versetzen des Dampfbaggers
nimmt bis jetzt noch mehr Zeit in Anspruch, als das eigent-
liche Senken, doch wird sich dieser Zeitverlust bei längerer
Uebung der Mannschaften jedenfalls reduziren. Den Uebel-
stand des umständlichen Versetzens vermeidet eine andere
Baggervorrichtung, welche aber noch nicht in Betrieb gesetzt
war. Hier steht die Lokomobile auf dem Lande und treibt
den auf dem Brunnen stehenden Bagger mit Drahtseil-Trans-
mission. Die weniger kompendiöse Aufstellung und die un-
günstigere Kraftübertragung wird wahrscheinlich durch die
leichtere Versetzbarkeit aufgewogen werden.
Die Baugrube befindet sich grössten Tlieils auf dem
Lande, der Insel Grasbrook, und so bildet der stehengeblie-
bene Iheil des Ufers den Fangedamm. Zur Betreibung der
Maurerarbeiten wird der Wasserspiegel in derselben möglichst
gesenkt und daher steht das innerhalb der Brunnen befind-
liche Wasser , welches durch das Wasser des Untergrundes
mit dem äusseren Wasserspiegel kommunizirt, einige Fuss
höher, als die Sohle der Baugrube. Die Wände der Brunnen
sind also weder von aussen durch die Erde noch vou innen I
durch das Wasser einem bedeutenden Ueberdruck ausgesetzt
und giebt die gradlinige Form zu keinerlei Befürchtungen
Anlass. Die Herstellung der ganzen Kaimauer ist incl. Erd-
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Die fünfte Sommer-
Exkursion des Vereins, Sonnabend, den 25. Juli d. J., war
nach dem neuen Rathhause gerichtet.
Die Besichtigung des in seiner Gesammt- Disposition und
in seinen bereits vollendeten Theilen wohl den meisten Lesern
d. Bl. bekannten Gebäudes war diesmal leider nicht allzu
lohnend. Der Versuch, die Exkursions Gesellschaft, die nahezu
200 Theilnehmer zählen mochte, in kleinere Gruppen zu theilen,
welche den Erläuterungen der Führer hätten folgen können,
misslang und das kaum in der rohesten Konstruktion herge-
stellte Innere der grossen Repräsentationsräume, denen vor-
zugsweise der Besuch galt, bot ohne die erforderlichen Er-
läuterungen gerade kein sehr hervorragendes Interesse. Die
Meisten zogen es daher auch sehr bald vor, den freilich noch
mit Leitern allein zugänglichen Thurm zu ersteigen und von
seiner etwa 240' hohen Plateform, resp. der noch höher ge-
legenen Gallerie des glockenförmigen Aufsatzes das gross-
artige Panorama Berlin’s und seiner Umgebung zu gemessen.
Das Aeussere des Rathhauses dürfte wohl noch in diesem
Jahre aller Gerüste entkleidet werden, da gegenwärtig im
Wesentlichen nur noch an der Verblendung und Ausschmückung
der beiden Mittelbauten an der Königsstrasse uud der Span-
dauerstrasse gearbeitet wird, von denen der erste das am
Reichsten ausgestattete Hauptportal, der andere die grosse
Einfahrt und den Festsaal enthält. Die Vollendung des In-
neren, welche die Dekoration der eigentlichen Prachträume
mit umfasst, beansprucht jedenfalls noch eine gewaltige Thä-
tigkeit, wenn der Bau im Laufe des nächsten Jahres fertig
gestellt sein soll. Ob die vollständige künstlerische Aus-
schmückung des Aeusseren und Inneren, über welche eine
Kommission kunstverständiger Männer bekanntlich schon seit
Jahren beräth, dann bereits das Stadium erster Vorbereitung
verlassen haben wird, dürfte mehr als zweifelhaft sein.
— F. —
Vermischtes.
Die Ausstellung der Kölscher’ sehen Zeichnungen in den
Räumen des Deutschen Gewerbe -Museums zu Berlin, durch
welche ein Blick in das Leben und Schaffen des liebenswür-
digen, leider so früh dahin geschiedenen Künstlers auch einem
weiteren Kreise ermöglicht ist, hat nicht verfehlt, allgemeines
Interesse zu erregen. Obwohl auf Grund dieses, nunmehr
der Oeffentlichkeit vorliegenden Materials die begeisterte
Schilderung, welche ein nahestehender Freund des Verstorbenen
in No. 25 d. Zeitung gab, in mancher Hinsicht eine Ergän-
zung erfahren könnte, so wollen wir uns einer solchen um so
weniger unterziehen, als sie sich wesentlich auf die undank-
bare Aufgabe beschränken müsste, jenem lichtvollen Bilde
einige Schatten hinzuzufügen, die ihm in Wirklichkeit selbst-
verständlich keineswegs gefehlt haben. Wohl keinem Besucher
der Ausstellung dürfte es entgangen sein, dass Kolscher’s
hochpoetische Künstlernatur in ihrer durchaus eigenartigen,
durch einen bewunderungswürdigen Fleiss geförderten Ent-
wickelung doch fast ausschliesslich der phantastischen,
dekorativen Seite der Kunst sich zuneigte, während die
eigentliche architektonische Begabung, die in maassvoller
Gesetzmässigkeit organische Gebilde zu schaffen weiss, ihm
jedenfalls in wesentlich geringerem Grade beiwohnte.
Aus der Fachlitteratur.
Förster’s Allgemeine Bauzeituug. Jahrg. 18GS, Heft
II. und III.
A. Aus dem Gebiete des Hochbi us.
1) Die Restauration des Rathhauses in München.
Die Fa9aden des Gebäudes vor und nach dem Baue vervoll-
ständigen die im I. Hefte gegebene Mittheilung und gestatten
— 32G —
nunmehr ein wirkliches Verständniss derselben. Das Gebäude,
an dessen Abbruch bereits gedacht wurde, weil es die Passage
zwischen zwei Stadttheilen sehr verengt, verdankt seine Er-
haltung dem im ersten Stockwerk befindlichen grossen Fest-
saale. Das Aeussere war im vorigen Jahrhundert total ver-
ändert und aller künstlerischen Formen oder Motive so be-
raubt, dass seine jetzige völlige Neugestaltung kaum noch als
eigentliche Restauration betrachtet werden kann. Vorhandene
Rechnungen aus dem löten Jahi hundert, in denen von fünf
Thurmknöpfen und glasirten Dachziegeln die Rede ist, gaben
zunächst einen spärlichen Anhalt für den Umbau der Thurm-
spitze. Ueber dem vollen Thurmmauerwerk wurde eine zier-
liche durchbrochene Maasswerksgallerie eingeschaltet, die an
den vier Ecken von vorgekragten spitzigen Fialen eingefasst ist.
Die achteckige Haube, von einer offenen Laterne unterbro-
chen, ist gotliisch zugestutzt und mit Erkern belebt; die stei-
len Dachflächen siimmtlicher Helme sind in gelb und schwarz
— (Münchener Stadtfarben) — glasirten Ziegeln gedeckt.
Die abgetragenen Giebel des Gebäudes erhielten sodann an
den Ecken und auf den Spitzen ähnliche Fialen, wie der Thurm
und eine Pfosten -Theilung; die Saalfenster wurden mit Maass-
werk versehen , die unsymmetrisch angeordneten Oeffnungen
des Erdgeschosses und die Fenster im Thurm nach Möglich-
keit verlegt und verändert. Eine originelle, freilich nichts
weniger als schöne Dekoration hat der Thurm durch stereo-
chromische Malereien erhalten, welche die Zifferblätter der
Uhr umrahmen. — Ueber den Werth der Gesammt- Ausfüh-
rung vermögen wir uns ein günstiges Urtheil auch gegenwär-
tig nicht zu bilden; der Eindruck einer rein äusserlichen,
gesuchten Architektur ist nicht abzuweisen. Und wenn die
Schwierigkeiten, welche einer künstlerischen Neugestaltung
des Gebäudes im Wege standen, gewiss nicht . unterschätzen
sind, so ging doch aus den Verhältnissen sicherlich nicht die
Nothwendigkeit hervor, sie im Sinne einer mageren Spätgo-
thik zu bewirken.
2) Die Pfarrkirche zu Andernach, historisch und
architektonisch beleuchtet vom königl. Baumeister Krüger.
Die Kirche, ein auziehendes Beispiel des rheinischen Ueber-
gangstils, zeigt ein dreischiffiges Langhaus in Basilikenform; —
das 3 Joche (etwa 92,/J/) lange Mittelschiff im Lichten 25' 11"
breit und bis zum Scheitel der spitzbogigen Kreuzgewölbe 54*/i'
hoch — die Seitenschiffe 17' 4" resp. 13' 7" breit mit gewölb-
ten Emporen versehen. Hieran schliessen sich sowohl westlich
wie östlich je zwei Thiirme, zwischen denen eine Vorhalle
resp. der durch eine halbkreisförmige Absis erweiterte Chor
liegen. Die Erbauung der Kirche wird in den Anfang resp. die
erste Hälfte des 13. Jahrhunderts gesetzt, doch gehört der nörd-
liche Ostthurm einem noch älteren Baue des 1 1 . Jahrhunderts
an. Die Gesammt - Disposition der Kirche wie ihre Architek-
tur tragen jenen phantasievollen, poetischen Charakter, der
die Mehrzahl der rheinischen Kirchen auszeichnet, doch ist
das augenscheinlich aus verschiedenen Bauperioden stammende
Einzelne keineswegs so edel und harmonisch durchgebildet,
wie bei andern Denkmalen derselben Epoche, z. B. bei St. Georg
in Limburg a. d. Lahn. Immerhin ist die Kirche jedoch
äusserst bemerkenswert!! und einer genauen Publikation durch-
aus würdig. — Als eine solche ist freilich die vorliegende
durchaus nicht zu erachten ; wir können vielmehr bei den An-
sprüchen, welche heut in dieser Hinsicht gestellt und erfüllt
zu werden pflegen, unsere Verwunderung nicht unterdrücken,
dass dieselbe in dieser Form erfolgen konnte. Die Zeichnun-
gen, im Maasstabe von 1.240 geben kaum mehr als ein flüch-
tiges Gesammtbild, für dessen Treue es nicht eben ein günsti-
ges Vorurtheil erweckt, dass beispielsweise die im Texte beson-
ders betonte Differenz in der Breite der Seitenschiffe (welche
nicht weniger als 3' 9" betragen soll) ■weder aus dem Grund-
riss noch aus dem Querschnitt zu ersehen ist. Die wenigen
Details, die mitgetheilt werden, sind keineswegs geeignet, das
Charakteristische der Architektur wiederzugeben; das Relief
über dem Eingänge auf der Südseite, das im Text als „herr-
lich“ bezeichnet wird (im Uebrigen eine ziemlich fade Kom-
position) ist geradezu kindlich gezeichnet. Im Text überwiegt
der historische Theil der ,. Beleuchtung“ den kunsthistorischen
und ästhetischen bei Weitem, während die Konstruktion ganz
unberücksichtigt geblieben ist.
3. Der Thurm zur Kirche der protestantischen
Gemeinde in Oedenburg. (Ungarn). Das letzte Werk
des verstorbenen Architekten Ludwig Ritter von Förster,
in den Jahren 1S61 — 64 erbaut. Die Kirche, ein stilloses
Gebäude von magazinartigem Charakter, gestattete bei der
Wahl des Baustils für den Thurmbau einen ziemlich weiten
Spielraum. Professor von Förster, der gleichzeitig eine
künstlerische Umgestaltung auch der Kirche projektirte,
wählte dafür italienische Renaissance. Auf ein kräftig ge-
quadertes Untergeschoss von etwa 7,6 Meter Seite, welches
das einfache Portal enthält, folgt ein von Quaderstreifen ein-
gefasstes zweites Geschoss mit der Uhr, und weiter die
auf allen vier Seiten durch drei ruodbogige Arkaden geöffnete
Glockenstube. Ueber dieser schliesst ein kräftiges Konsolge-
sims den quadratischen Theil des Thurmes ab, auf dem sich
in starker Verjüngung eine zierliche achteckige, von einer
Kuppel gekrönte Laterne erhebt. Die Gesammthöhe des
Thurmes beträgt etwa 50,5 Meter. Bis zur Laterne ist das
Mauerwerk von Ziegeln hergestellt und mit Quadern ver-
kleidet, der obere Theil besteht ganz aus Quadern. Die
Jalousien der Glockenstube und der Laterne sind aus Schie-
ferplatten gefertigt. — F. —
(Schluss folgt.)
Zeitschrift für Bauwesen, red. v. Erbkam Jah rgang
XVIII. Heft VIII bis X.
A. Aus dem Gebiete des Hochbaus.
1. Zur Pariser Ausstellung von 1867. 3 Blatt
Details zu der von uns pag. 203 d. Bl. schon besprochenen
Mittheilung im letzten Heft. — Bl. 30. Thür in Eichenholz
mit Schnitzereien, anscheinend eine Z will ingssch wester des
Thorweges zu dem in Berlin, Bellevue - Strasse No. 5. von
denselben Architekten (v. d. Hude und Hennicke) ausge-
führten Wohngebäude; — Bl. 31. Thürbeschläge von galva-
nisch vergoldeter und vernickelter Bronze und Bl. 32. ein
sehr reich ausgebildetes „schmiedeeisernes“ Thor, ausgeführt
in „Schmiedeeisen und Bronze“ von C. Hauschild, bei
welchem uns aufgefallen, dass das symmetrisch auf der Mittel-
axe befindliche Schlosschild, sowie die gleichgeformten Ro-
setten der untern und obern Gurtung bei offenstehendem
Flügel eine ebenso unschöne als unzweckmässige Silhouette
bilden dürften.
2. Das Kr eisger ich ts- E t a b 1 i s s e m e u t in Essen,
bestehend aus dem Geschäfts- und Gefangenhause,
sowie eine 41 besonderen Schwurgerichts-Gebäude,
von Hrn. Ober-Bauinspektor Aug. Kind in Marien-
werder. Der auf 5 Bl. Zeichnungen dargcstellte Entwurf
zu dem Geschäfts - und dem davon gesonderten Gefangen-
hause wurde 1862 — 64 auf einem etw’as stumpfwinkligen
Eck- Bauplatze so zur Ausführung gebracht, dass, als im
Jahre 1865 durch bedeutenden Aufschwung des Kreises Essen
das Bedürfniss der Errichtung eines Schwurgerichts sich her-
ausstellte, eiu dafür bestimmtes besonderes Gebäude mit der
Front an der Logenstrasse vor den Giebel des Gefangeu-
hauses und in unmittelbarem Zusammenhänge damit projektirt
werden konnte , dessen Zeichnungen gleichfalls mitgetheilt
werden und welches jetzt der Vollendung nahe ist. — Dass
diese Nothwendigkeit sich nicht schon früher herausgestellt
oder dass auf dieselbe nicht rechtzeitig Bezug genommen
werden konnte ist eiu unbesiegtes Hinderniss für die einheit-
liche Lösung der gestellten Aufgabe geworden.
Die Raumverhältnisse des an der III. Hagen-Strasse lie-
genden Vordergebäudes, des „Geschäftshauses,“ sind nach der
Grösse des Kreisgerichts bemessen, welches 15 etatsmässige
Richter zählt; die Büreaux - Zimmer zu beiden Seiten eines,
das 127% Fuss lange Bauwerk seiner ganzen Längenrichtung
nach durchschneidenden, in den oberen Geschossen wohl nicht
überflüssig hellen Korridors angeordnet, in dessen Mitte die
freitragende, einarmige Sandsteintreppe die Verbindung der
verschiedenen Stockwerke vermittelt; — Keller, Erdgeschoss,
sowie die Korridore der oberen Geschosse sind gewölbt; als Be-
flurung der Letzteren mit Erfolg Bonner Zementplatten ver-
wendet. Die Mauern sind in gewöhnlichen Feldbrand-Ziegeln
ausgeführt und mit Ausnahme der Plinthe, zu welcher, wie
zu den Gesimsen und profilirten Gewandungen zumeist Ruhr-
sandstein, Zement dagegen nur au den geschützteren Stellen
zur Verwendung gekommen ist, äusserlich iu Bonner Portlaud-
Zement verputzt ; — das abgewalmte Satteldach ist mit eng-
lischem Schiefer eingedeckt. —
Das mit dem vorigen Gebäude parallel und in ähnlicher
Konstruktionsweise ausgeführte Gefaugenhaus nach der für
alle neueren Preussischen Bauten dieser Art üblichen Scha-
blone des Gefangenhauses in Minden angelegt, besitzt einen
— j förmigen Grundriss, dessen Rauineintheilung als muster-
gültiges Vorbild u. E. nach wohl nicht aufgestellt werden
dürfte. — Wenn es uuabweisliche Bedingung war, die Schuld-
gefangenen (eiu hoffentlich jetzt überwundener Standpunkt)
in demselben Gebäude mit den vor das Schwurgericht zu
stellenden schweren Verbrechern unterzubringen, dann dürfte
eine mehr als aus den Zeichnungen erkennbare Sonderung
w’ohl am Platze gewesen sein; — wie man aber Zimmer für
„schuldgefangene Männer“ und „schuldgefangene Frauen" mit
2 Zellen für je 1 Mann und einer für 4 Männer in paradie-
sischer Unschuld unmittelbar nebeneinander an demselben Kor-
ridor aulegen kann, in ungetrennter Nähe der einzigen Treppe,
Hierzu eine Beilage.
327
welche zum 1. Stock*) führt, wo Zimmer für Schuldgefangene
und kranke Männer sowie die übrigen Gefangen- (zum gröss-
ten Theile Isolier- ) Zellen ebenso harmlos neben einander
liegen, das ist uns unerfindlich! —
Das Schwurgerichtsgebäude, durch die Baugeschichte ein
Anhängsel, ist auch im Aeusseren mit der übrigen Gebäude-
gruppe nur lose und nicht gerade günstig verknüpft. — Einem
Raume aber, wo die ruhige Ueberzeugung des unabhängigen
Laien die Spreu vom Weizen zu sondern berufen ist, wo der
Triumph des freien Geistes über das todte Buchstaben- Recht
gefeiert wird, dem möchten wir auch schon im Aeusseren eine
mehr dominirende Stellung angewiesen sehen! —
„Eine weitere Erläuterung hat kein besonderes Interesse“
— so lauten die Schlussworte des Verfassers. —
3. Wohnhaus in Karlsruhe, dem Kaufmann Herrn
Schnabel zugehörig, mit zwei Blatt Zeichnungen, von
Architekt Josef Durm in Karlsruhe. Städtisches Wohn-
gebäude in kleinen Dimensionen , das ausser dem Erdgeschoss
zu zwei Läden mit verlangten möglichst grossen Auslegefen-
steru ein Entresol zur Wohnung des Ladenmiethers und dar- |
über noch zwei Stockwerke besitzt. Die Fa<;ade, mit Anklän- [
gen an moderne Pariser Renaissance-Formen, ist in den beiden
untern Stockwerken und in den Architektur- Theilen der obern
aus gelblich-grauem Sandstein ausgeführt, während die Mauer-
flächen der obern Geschosse mit in der Naturfarbe (welcher?)
belassenem, glattem Verputze überzogen sind. — Die freitra-
gende Haupttreppe ist aus geschliffenem rothen Sandstein, die
Podest-Platten sind stets aus einem Stücke gearbeitet. — Der
Querschnitt des Gebäudes ist nicht mitgetheilt; — aufgefallen
ist uns, dass die Mittelmauer zur Hälfte ihrer Länge nur einen
halben Stein Stärke besitzt, während der übrige Theil dersel-
ben zwar doppelt so stark angelegt ist, aber durch die ausge-
führte Isolirschicht nicht gerade an Stabilität gewinnen dürfte;
— Ursache dieser Anordnung zwischen Laden und Komtoir
einerseits resp. Wohnzimmer und Speisezimmer in den oberen
Stockwerken andererseits ist nicht angegeben.
Während sich in jedem Geschosse nur eine geschlossene
Wohnung befindet, ist das zugehörige englische Waterkloset
davon vollständig getrennt auf dem Zwischenpodest der Haupt-
treppe angeordnet, vielleicht durch uns unbekannte lokale
Verhältnisse bedingt, jedoch wohl nicht zur Nachahmung zu
empfehlen. — Im August 1865 begonnen war das Haus im
Juli 1866 beziehbar; — die Baukosten haben nur 28,000 Fl.
oder 16,000 Thlr. betragen. —
4. D as Rath haus zu Breslau von C. Lüdecke.
Als weitere Folge der vortrefflichen Aufnahme 2 Bl. Zeich-
nungen mit Details der inneren Architektur aus dem Zimmer
des Oberbürgermeisters und des Syndikus, sowie der Ansicht der
Staupsäule auf dem Markte vor der Ostseite und zwei Reliefs
an den Wangen der Freitreppe zum Hauptportale ebendaselbst.
5. Konkurs -Ausschreibung, betreffend den Bau
eines neuen Rathhauses in Wien. Diese Einladung an
alle Fachmänner des In- und Auslandes, sich zu betheiligen,
um ein den praktischen Bedürfnissen, „den Anforderungen der
Kunst und der Würde der ersten Stadt des Reiches“ ent-
sprechendes Bauwerk zu gestalten, ist bereits in No. 24. d.
Bl. erwähnt.
Wir enthalten uns, eine gewiss sehr nahe liegende Paral-
lele mit der für Norddeutschlands Hauptstadt ausgeschriebe-
nen Dom bau -Konkurrenz zu ziehen, da Veranlassung hierzu
noch in Hülle und Fülle sich finden dürfte.
6. Schinkelfest am 13. März 1 868. Giebt u. a.
den Wortlaut der Ansprache des Festredners, Bauinspektor
Blankenstein wieder. Dieselbe ist zwar im Auszuge in
No. 12. u. 13. d. Bl. schon mitgetheilt, doch können wir
nicht umhin die beherzigenswerthen Schlussworte desselben
hier ausführlicher wiederzugeben.
„Unser Volk aber, dessen Stolz es ist, dass
Bildung seine weitesten Kreise durchdringt, wird wieder ler-
nen, unsere Kunst zu verstehen, wie die Kunst der Griechen
und des Mittelalters verstanden ist vom Volke, wenn wir nur
bemüht sind, aus innerer Nothwendigkeit heraus verständlich
zu schaffen. Nur auf diesem Wege und in fortdauernder Gei-
stesarbeit eines ganzen Geschlechts kann und wird ein neuer
Baustil sich entwickeln, der die Traditionen vergangener
Kunstepochen und Alles das, was sie Gemeingültiges für alle
Zeiten geschaffen haben, treu bewahrt, und darum nicht wie
eine Modesache erscheinen wird, oder die willkürliche Laune
eines Architekten, der sich müht, dem übersättigten Auge Ab-
wechselung zu bereiten, sondern den bewussten Ausdruck bil-
den wird einer neuen Zeit.“
*) Der Grundriss vom zweiten Stock des Gefangenhauses ist
nicht mitgetheilt, der äusseren Erscheinung des Gebäudes nach zu
urtheilen ist er von dem ersten auch in seiner Verwendung nicht
verschieden. —
„Darum wende ich mich an Sie, meine hochgeehrten Fach-
genossen. Lassen Sie uns vor Allem trachten nach einer sol-
chen festen Grundlage für unsere Kunst, damit, wenn einst
der (für Berlin neu projektirte) Dom erstanden ist, er würdig
dastehe in der Gruppe jener herrlichen Denkmäler: Schloss
und Zeughaus, Museum und Bau-Akademie, ein Denkmal un-
serer Tage!“ — H. — (Schluss folgt.)
Konkurrenzen.
Monats-Aufgaben für den Architekten-Verein
zu Berlin, zum 5. September 1868.
I. Die Unterfahrt eines bedeutenden öffentlichen Gebäu-
des in Ziegelrohbau mit Anwendung von Terracotten. Die-
selbe bilde eine gewölbte Halle in drei gleichen Axen von
circa 15' Weite. Die Aufgabe ist im Sinne der Tektonik na-
mentlich ohne versteckte Eisenkonstruktion zu behandeln. Ver-
langt: 1 Grundriss, 1 Durchschnitt. Maasstab: 'A« der na-
türlichen Grösse.
II. Zur Gewinnung einer Wasserkraft sollen in einem
Gebirgsbach von 16' mittlerer Breite und P mittlerer Tiefe
bei dem niedrigsten Wasserstande, und 40' mittlerer Breite
und 9' mittlerer Tiefe beim höchsten Wasserstande eine Ein-
lasschleuse und ein Wehr erbaut werden. Baugrund grober
Kies. Maasstab: ’/no.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Dem technischen Mitgliede des Königl. Eisenbahn- Kommis-
sariats zu Cöln, Reg.- und Baurath Redlich, ist die Stelle eines
Vorstehers im technischen Eisenbahn -Bureau des Ministeriums für
Handel .A.--,, "ehen worden.
Ernannt sind: Der Eisenbahn - Baumeister Nahrath zu Essen
zum Eisenbahn -Bau- und Betriebs- Inspektor bei der Westfälischen
Eisenbahn mit dem Wohnsitze zu Paderborn; — der Baumeister
Kricheldorf zu Weissenfels zum Eisenbahn - Baumeister bei der
Bergisch- Märkischen Eisenbahn mit dem Wohnsitze zu Essen.
Versetzt sind: Der Bau-Inspektor Klose von Höxter nach
Münster und der Eisenbahn -Baumeister Bronisch von Paderborn
nach Höxter.
Offene Stellen.
1. Zur Ausführung neuer Bahnstrecken der Thüringischen
Eisenbahn werden einige Bauführer sofort gesucht. Meldungen
an den Betriebs -Direktor, Reg.- und Baurath Umpfenbach in
Erfurt.
2. Zur Vertretung eines Kreisbaubeamten wird sofort ein
Baumeister oder Bauführer auf 6 Wochen, und zur Leitung
eines umfangreichen Hochbaues ein Baumeister oder Bauführer
auf mehre Jahre gegen reglementsmässige Diäten gesucht. Meldungen
nimmt an der Kreisbaumeister Stavenhagen in Leobschütz.
3. Beim Bau der Elm-Gemiindener Bahn (Hessen) finden
mehre Bauführer sehr interessante Beschäftigung (u. a. grösseren
Bauwerken ein grosser Viadukt und 5 Tunnel). Meldungen bei
der Königlichen Eisenbahn- Direktion in Cassel.
4. Zu einem Chauseebau wird auf 9 — 12 Monate ein Bau-
führer nach Waldenburg i. Schl, gesucht. Diäten 1*/, Thlr. Mel-
dungen an den Kreisbaumeister Sarrazin daselbst.
5. An der Baugewerkschule zu Höxter a. d. Weser finden
zwei Bautechniker, resp. ein Eisenbahn -Ingenieur und
ein Architekt für Winter und Sommer feste Anstellung. Briefe
mit beizulegenden Zeugnissen sind gefälligst an den Direktor
Möllinger nach Höxter zu richten.
6. Ein Zeichner, der besonders auf Situations-Zeichnen
geübt ist, wird gesucht durch den Plankammer-Verwalter Meitzer
der Königl. Niederschlesisch - Märkischen Eisenbahn, Berlin, Ecke
der Breslauer- und Koppen -Strasse.
7. Ein Wasserbaumeister oder älterer Bauführer wird
zu Vorarbeiten etc. gesucht. Näheres im Inseratentheile.
8. Ein gewandter Zeichner kann Beschäftigung erhalten.
Meldungen in der Exped. sub C. 39.
9. Die Stelle eines zweiten städt. Baumeisters in Danzig
ist zu besetzen. Vid. Inserat.
10. Zur Ansarbeituug von Rheinkorrektionsprojekten wird ein
Baumeister oder Bauführer gegen reglementsmässige Diäten
auf vier Monate gesucht vom Wasserbauinspektor Hipp in Koblenz.
11. Ein Baumeister oder Bauführer findet bei Wasser-
bauten, und ein Baumeister oder Bauführer bei Landbauten
gegen reglementsmässige Diäten Beschäftigung. Meldung beim
Wasserbauinspektor Kozlowski in Kulm.
Die in No. 29, alinea 4, ausgeschriebene Bauführer -Stelle ist
besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. D. in Stettin. — Wir ersuchen Sie eine Beschwerde
an das Postamt in Stendal zu richten, welches Ihnen die Bauzei-
tung, falls Sie deren Nachsendung dort bestellt und bezahlt haben,
unbedingt beschaffen muss. Ihren Beschwerdebrief haben wir
einstweilen dem Zeitungskomtoir hierselbst zur Abhülfe übergeben.
Hrn. Tr. — Ihr Anerbieten, welches uns sehr willkommen ist,
nehmen wir mit bestem Danke an.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Danzig,
S., W. und H. in Berlin, K. in Holzminden.
328
Architekten -Verein zn Berlin.
Versammlung am Sonnabend den 1. August
Tagesordnung:
1. Vortrag des Hm. Töpffer über einen neuen Thürverschluss.
2. Vortrag des Hm. Perdisch über den französischen Thurm
auf dem Gensd’armen - Markt.
3. Vortrag des Hrn. R. Neu mann über Zinkbedachung.
Bekanntmachung;*
Die Stelle des zweiten Baumeisters, mit welcher ein jährliches
Gehalt von 1000 Thlr. verbunden ist, wird zum 1. Oktober d. J.
vakant, und soll zunächst kommissarisch mit sechsmonatlicher Kün-
digung aufs Neue besetzt werden.
Qualifizirte Bewerber, welche die Staats - Prüfung als Baumei-
ster absolvirt haben, werden hierdurch aufgefordert ihre Meldungen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 1. September d. J. bei
uns einzureichen.
Danzig den 24. Juli 1868.
Der Magistrat.
Zu den Vorarbeiten und Projekten einer grösseren Anlage
wird ein 'Wassei’bamiieister oder älterer Bau-
führer gesucht. Es ist erwünscht, dass derselbe bei Melio-
rations-, Flussregulirungs- oder Kanalbauten beschäftigt war.
Meldungen erbittet Veitmeyer,
Civil - Ingenieur,
Berlin, Alte Jakobsstrasse 126.
Ein namentlich im Hochbau erfahrener Techniker, seit längeren
Jahren heim Eisenbahnbau beschäftigt, der mehrfach die Ausfüh-
rung grösserer Bauwerke geleitet hat, sucht bei neueren Eisenbahn-
oder sonstigen Bau -Unternehmungen eine entsprechende Stellung.
Offerten beliebe man unter der Chiß're K. O. in der Expedition
dieses Blattes zu hinterlegen.
Ein junger Maurermeister sucht eine passende Stelle im Biireau
oder am liebsten bei Bauausführungen. Gell. Offerten an Herrn
Friedr. Simon in Berlin, Linienstrasse 15.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Auf den Bahnhöfen der Neuen Berliner Verbindungsbahn
sollen 5 Wirthschaftsbrunnen von verschiedener Tiefe mit eisernen
Pumpen versehen werden. Diejenigen Herren Maschinenfabi ikanten,
welche auf Lieferung derselben reflektiren, werden ersucht, ihre
bezüglichen Offerten unter Beifügung detaillirter Zeichnungen,
namentlich der Konstruktionstheile (Ventile) bis spätestens am 15.
August d. J. in meinem Biireau, Köpnickerstrasse 31a, abzugeben.
Der A b th ei 1 u n g s - Baume i ster
W. Housselle.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Ein Loos der Erdarbeiten für den Bau der neuen Berliner
Verbindungsbahn von ca. 100, U00 Schachtruthen mit rot. 900 Ruth.
Transportweite, beabsichtigen wir im Wege beschränkter Sub-
mission zu vergeben.
Bau -Unternehmer, welche ihre Qualifikation durch Atteste
nachzuweisen vermögen, werden ersucht, von den in unserem Bau-
Biireau, Köpnickerstrasse No. 29 ausliegenden Plänen und Bedin-
gungen Kenntniss zu nehmen und werden daselbst Offerten bis zu
dem am 17. August d. J., Vormittags 11 Uhr stattfindenden Ter-
mine entgegengenommen und im Beisein der etwa persönlich an-
wesenden Submittenten eröffnet.
Berlin, den 21. Juli 1868.
Möni^livlie Direkt ion «Ser Nie«lerselilesisclt-
jVIärkisehen Jüiseiihalin,
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
Königlich Niederschlesisch - Märkische
Eisenbahn.
Die Ausführung der Tischlerarbeiten zu dem neuen Empfangs-
gebäude auf Bahnhof Görlitz soll im Wege der Submission ver-
geben werden und ist hierzu ein Termin auf:
Donnerstag, den 6. August Vormittags 12 Uhr
im Baubureau, Bahnhofsstrasse No. 3 hierselbst, anberaumt worden.
Qualifizirte Unternehmer haben ihre Offerten versiegelt und
portofrei mit der Aufschrift:
„Submissionsofferte auf Tischlerarbeiten für das Empfangsgebäude
auf Bahnhof Görlitz“
bis zur festgesetzten Terminsstunde an den Baumeister Lehwald
hierselbst einzureichen.
Zeichnungen und Bedingungen sind vor dem gedachten Ter-
mine zur Einsicht ansgelegt.
Görlitz, den 22. Juli 1868.
Der Eisenbahn - Betriebs - Inspektor.
Priess.
Baiigewerkschule zu Holzmiuden a. Weser.
Ingenieure und Architekten, welche geneigt sind, im nächsten
Winterkursus Unterricht zu ertheilen, wollen sich baldigst zur Ent-
gegennahme der Bedingungen schriftlich bei dem Unterzeichneten
melden.
Eotha-Leiiiefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung;.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Eisenbahn
soll auf der Strecke diesseits Dingelstädt das Loos No. XVI mit
35408 Schachtruthen zu bewegenden Bodens, einschliesslich der
Böschungsarbeiten veranschlagt auf 41996 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf., im
Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
bis spätestens zu dem am
10. August er. Vormittags 101/* Uhr
in dem obenbezeichnetem Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der Abthei lungs-Baumeister,
W i t z e c k .
Eotka- Leinefelder Eisenbahn.
BekantitHiacliuug.
Zur Ausführung der auf der Strecke diesseits Dingelstädt im
Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten soll das Loos No. XVI
mit circa 927 Schacht- Ruthen Mauerwerk im Wege des öffent-
lichen Submissions -Verfahrens an einen qualifizirten Unternehmer
verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions - Bedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions - Bedingungen von dem Unterzeichne-
ten auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem am
11. August er. Vormittags 10% Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der A b theil ungs -B au mei s ter,
W i t z e c k .
Lithographische und kalligraphische Arbeiten jeder Art, so wie
Zeichnungen auf Holz etc. werden sorgfältig und billigst angefer-
tigt. Gefl. Aufträge nimmt entgegen die Expedition dies. Blattes.
Die BnntiniicrkftlniU'jii |flrter n. b. lUefer
beginnt ihren Winter- Kursus am 3. November, während der Vor-
bereitungs-Unterricht für neueintretende Schüler bereits am 14. Ok-
tober seinen Anfang nimmt.
Im vierten Jahre der Gründung der Anstalt erreichte dieselbe
bereits die Zahl von 260 Schülern, worunter an */4 Meistersöhne aus
grossem Städten Preussens, wie Berlin, Magdeburg, Düsseldorf,
Danzig, Posen, Merseburg, Minden u. s. w., sowie den Nachbar-
staaten sich befanden.
Anmeldungen zur Aufnahme in die Anstalt sind unter Ein-
sendung der Schulzeugnisse an den Unterzeichneten franco bis Mitte
Oktober einzusenden.
Zur Abnahme der Meisterprüfung für Bauhandwerker befindet
sich die Königliche Kommission am Orte.
VI ü I I i ii s «■ »• , Direktor der Baugewerkschule.
Studienreise
der
Sfiiüirnillfii Der J5au= Jlßnilpinie.
Die diesjährige Studienreise der Bau -Akademie zu Berlin be-
ginnt am 8. August und geht von Berlin nach Dresden, Prag,
Nürnberg und München. Kollegen werden freundlichst (zur
Theilnahme eingeladen. Programme der Reise und die Liste znr
Namensnnterzeichnung liegen beim Saaldiener der Bau-Akademie aus.
Das Comite der Studienreise.
nie Roth- und Gclbgiesscrei
von G. H. Speck
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Abschriften jeder Art fertigt Sartorius, Alte Jakobstr. 134,
Hof 3 Treppen links.
Der Vorsteher der Bau gewerkschule
G. Haarmann.
329
Konkurrenz - Ausschreiben.
Nachdem vom Unterzeichneten Stadtrathe unter Zustimmung
der Stadtverordnetenschaft der Neubau eines
PirgerfdjulgflJdUÖfO
für hiesige Stadt und zugleich die Beschaffung der hierzu erforder-
lichen Pläne auf dem Wege der Konkurrenz beschlossen worden
ist so ergeht hiermit an diejenigen Herrn Architekten, welche ge-
neigt sind, sich bei dieser Konkurrenz zu betheiligen, die Auffor-
derung, ihre Pläne und Kosten- Anschläge bis zum
1. November d. J.
an den Unterzeichneten Stadtrath einsenden zu wollen. Später ein-
gehende Arbeiten können keine Berücksichtigung linden. Das spe-
zielle, unter Beihülfe der nachbenannten Preisrichter verfasste und
von ihnen genehmigte Programm wird nebst dem erforderlichen
Situationsplane den resp. Bewerbern auf deren, bei hiesiger llatbs-
stelle mündlich oder schriftlich angebrachtes Ansuchen sofort zuge-
stellt werden.
Zur Uebernabme des Preisrichteramtes haben sich bereit er-
klärt:
Herr Oberlandbaumeister Hänel in Dresden,
„ Professor R. Heyn ebendaselbst,
„ Prüfungskommissar Z och er in Leipzig.
Für die beiden relativ besten und zur Ausführung geeigneten
unter den programmgemäss ausgeführten Konkurrenz-Projekten sind
Preise von 250 Thlr. und beziehentlich 100 Thlr. ausgesetzt.
Die prämiirten Pläne bleiben Eigenthum der hiesigen Kom-
mune. Der Unterzeichnete Stadtrath behält sich zwar die Auswahl
unter den preisgekrönten Arbeiten behufs der Ausführung vor,
sichert aber demjenigen Architekten, dessen Pläne zur Ausführung
gewählt werden, die Betheiligung bei der speziellen Aus- resp.
Umarbeitung der Baupläne, bei Beaufsichtigung des Baues etc.
gegen ein zu vereinbarendes Honorar zu.
Freiberg, den 26. Juni 1868.
Der llath der Stadt Freiberg.
Lemuss, Bürgermeister.
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*7 Dieser mit vollem Rechte berühmte Cement ist sehr bedeutend
von dem Metropolitan Board of Works (Baubehörde der Stadt Lon-
don) bei allen grossen Unternehmen, ebenso in sehr grossem Maass-
stabe von der Grossbritanischen Regierung zur Erbaunng von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von den
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil - Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Bnrham-
Compagnie im Metropolitan - Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtlich geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von l1/j/'X
1 L/i" — 2 '/i fH" eine Widerstandskraft von 631 Pfd. ergeben hat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten” haben dieselben eine Widerstandskraft von 702,3 Pfd. er-
geben.
Lager von unserm Portland - Cement haben wir für Berlin den
Herren W. Naetebus & Co.
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übertragen, welche sich zu geneigten Aufträgen empfohlen halten.
London, im März 1868.
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John Ward.
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Italienischer, französischer und belgischer Marmor
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Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 7. August 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ueber die Einrichtung der Baugewerkschulen. — Ueber
Eisenbahn - Oberbau. III. — Heisenotizen, gesammelt auf der Studien-
reise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Schluss).
— Zur Dachdeckungsfrage. — Mittheilungen aus Vereinen:
Architekten - und Ingenieur-Verein zu Kassel. — Architekten-Ver-
ein zu Berlin. — Vermischtes: Das Zirkular -Reskript des preuss.
Handelsministers betr. die Ausführung des Gesetzes über den Be-
trieb der stehenden Gewerbe. — Aus der Fachlitteratur:
Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen. (Schluss). — Konkurrenzen:
Preisertheilung für die Entwürfe zum Kunsthaus in Kassel. —
Personal-Nachrichten etc.
Ueber die Einrichtung der flaiigcwerkschulcn.
(Von R. Klette, Architekt, Lehrer der Baugewerkschule zu Holzminden.)
Dass gerade jetzt, wo auf dem Gebiete des gewerb- j
liehen Lebens so gewaltige Neuschöpfungen, wie die Ein-
führung der Freizügigkeit und vollständigen Gewerbe-
freiheit, sich zu vollziehen anfangen, eine Frage wie die '
in der Aufschrift angedeutete, lebhafte Erörterungen her-
vorruft, ist die natürliche Folge der von diesen Neuge-
staltungen bedingten allgemeinen Bestrebungen für die
Hebung der Volks- und Arbeiterbildung und hat seinen
Grund darin, dass diese Frage sich als eine Zeit- und
Lebensfrage für die betheiligten Klassen sowohl, als für
die betreffenden Bildungsanstalten herausstellt. Denn mit
der Freigebung des Verkehrs und der Arbeit und dem
daraus hervorgehenden Wetteifer geistiger und materieller
Kräfte müssen sich die Anforderungen an die Intelligenz
des Einzelnen steigern und demgemäss die Bildungsmittel
beschafft werden.
In Bezug auf die wissenschaftliche Ausbildung
der so zahlreichen und wichtigen Klasse der Bauhand-
werker ist die Frage zuerst im Berliner Architekten-
Wochenhlatte durch Herrn Professor Bohnstedt in
Gotha angeregt und darnach durch Herrn Professor
Schramm in Zittau, als Vertreter einer Staatsanstalt,
dann von Seiten der Baugewerkschule zu Höxter, sowie
von der Redaktion obiger Zeitschrift des Näheren erör-
tert worden.
Je nach den verschiedenen Standpunkten wurden hierbei
sehr auseinander gehende Ansichten zu Tage gefördert.
Wenn bis jetzt noch kein Mitglied der Baugewerk-
schule zu Holzminden Veranlassung genommen hat, sich
an dieser noch keineswegs abgeschlossenen, so überaus
wichtigen Debatte zu betheiligen, so hatte dies seinen
Grund darin, dass seitens der Direktion dieser Anstalt
Veränderungen und Erweiterungen in dem Lehrplane der-
selben bearbeitet wurden, durch welche in erhöhter Weise den
Anforderungen der bevorstehenden Neugestaltungen auf
dem gewerblichen Gebiete Rechnung getragen werden
sollte. Dieser so umgearbeitete Lehrplan ist jetzt der
Oeflentlichkeit übergehen und liegt in demselben wohl
eine Beantwortung der vorliegenden Frage seitens der
genannten Anstalt. Der Verfasser dieses erlaubt sich
unter Anschluss eines Auszuges dieses Lehrplans seine
Ansichten über das fragliche Thema in Folgendem dar-
zulegen:
Nicht vorgefasste Meinungen oder theoretische Auf-
stellungen, sondern allein der geschichtliche Gang der
einschlägigen Verhältnisse kann über die Frage entschei-
den, was dem Bauhandwerker frommt. Der Kulturgang
eines Volks und seiner einzelnen Schichten zeigt keine
Sprünge, sondern ist eine zusammenhängende Kette ein-
zelner Momente, welche nur im Zusammenhang mit ein-
ander richtig und vollständig beurtheilt werden können.
Die Gründung gewerblicher Bildungsanstalten war
ein solches Kulturmoment und ihr bisheriger Entwicke-
lungsgang war kein beliebiger oder gemachter. Ihre Ein-
führung war eine geschichtliche Nothwendiglceit und jeder
weitere Schritt eine nothwendige Folge des vorangegan-
genen. Und dieser Entwickelungsgang war selbstver-
ständlich ein aufsteigender. Denn wenn irgendwo, so
kann doch bei einem Werke, welches der Erziehung und
Bildung gewidmet ist, von einem festbegrenzten und dazu
eng gezogenen Wirkungskreise oder gar von Stillstand
keine Rede sein, vielmehr muss der Fortschritt das
erste Lebensprinzip bilden und müssen höhere Zwecke
als letzte Ziele in Aussicht genommen werden, wenn seine
Wirkung eine dauernde und erspriessliche sein soll.
Wie bei allen Völkern mit selbstständiger Kunst- und
Kulturentwickelung war auch bei uns dereinst die Kunst
aus dem volkstümlichen Stamme des Handwerks ent-
sprossen, waren beide Eins und noch die Zeit des aus-
gehenden Mittelalters, obwohl den Verfall dieser Kunst
ebenso wie des Handwerks darstellend, lässt aus den Rei-
hen der Handwerker noch manches bedeutsame Kunstlicht
aufleuchten, was zu der Annahme berechtigt, dass unsere
nationale Kunst auf einer naturgemässen, aber freier ge-
stalteten Grundlage einem neuen Aufschwung hätte ent-
gegen geführt werden können.
Es kam jedoch anders. Die eigene Wiedergeburt
ward durch die ausländische, durch fremde Künstler herein-
getragene „Renaissance“ unterbrochen. Eine neue Kunst,
selbst bereits mit krankhaften Symptomen behaftet und
Schritt vor Schritt in die bodenlose Versunkenheit des
Roccoco ausartend, ward unserem Volke aufgedrängt und
ihm je länger, je mehr auch sein nationales Bewusstsein
entrissen. Das deutsche Handwerk erlag in dem Kampfe
und ward mehr und mehr zum blossen willen- und kennt-
nisslosen Werkzeug der herrschend gewordenen Kunst-
richtung und ihrer Träger herabgedrückt: kurz es vollzog
sich jene Trennung der Kunst und des Handwerks, bei
dem das Letztere am meisten, die selbstschöpferische Ivunst-
thätigkeit verlor. Es entstand und erweiterte sich die
Kluft zwischen Künstler und Handwerker, ein Missver-
hältniss, welches, wenn allgemein und stabil geworden,
in engster Wechselwirkung mit dem vollständigen Verfall
der Nation gestanden haben würde.
Bei einem Kulturvolke, wie das deutsche, kann aber
von einem dauernden Verfall nicht die Rede sein und
eingerissene Missverhältnisse führen sicher zu Läuterungs-
prozessen, aus denen die Nation immer neu verjüngt her-
vorgeht.
Dem neunzehnten Jahrhundert war diese Regenera-
tion Vorbehalten; wir befinden uns mitten darin. Auf po-
litischem und sozialem Gebiete, in der Gesetzgebung und
332
der Staatswirthschaft bricht sie hindurch und so haben
auch die in der Gegenwart so lebhaften Bestrebungen zur
Bildung und Hebung des Handwerkerstandes kein höheres
Ziel, als die Wiederannäherung der Kunst und des Hand-
werks.
Angebahnt wurden diese Bestrebungen zunächst durch
den gegen Ende des vorigen und mit Anfang dieses Jahr-
hunderts zugleich mit einem lebhafteren Nationalgefühl
wiedererweckten Sinn für unsere eigenen Kunstleistungen
früherer Jahrhunderte. Wir staunten selbst über das,
was unsere Väter geschaffen, was sie, nach Göthes Wor-
ten, „hatten wollen dürfen“, und die Vergleiche, welche
die seitdem durch den Fleiss der Kunstforscher eröffnete
Kenntniss der Kunstleistungen aller Völker und Zeiten
gestatten, waren wohl geeignet, unser altehrwürdiges
Handwerk wieder zu Ehren zu bringen.
Entscheidend war indess die in dieser Zeit mit Macht
hereinbrechende Fülle naturwissenschaftlicher Erkenntnisse
und daraus hervorgehender Erfindungen, welche unwider-
stehlich nach praktischer Geltendmachung drängten und
eine fast beispielslose Thätigkeit und Regsamkeit auf allen
Gebieten des Bauwesens zum Gefolge hatten. Bei diesem
Aufschwünge konnte die Mitwirkung des geschickten Hand-
werkers so wenig entbehrt werden und seine Bekanntschaft
mit dieser neuen Technik so wenig ausgeschlossen bleiben,
dass er ohne Weiteres wesentlich an Bedeutung gewinnen
musste.
Bei der grossen Masse des Handwerkerstandes fand
indessen dieser Aufschwung, wie nicht anders zu erwarten,
zunächst einen gänzlichen Mangel an Bewusstsein dieser
seiner Bedeutung und stiess sogar auf ein vielfach feind-
liches, von Vorurtheil, Unwissenheit und starrem Fest-
halten an abgelebten, sozialen Formen getragenes Ver-
kennen seines Verhältnisses zu den neuen Bedingungen
und Anforderungen. Diesem Mangel an Einsicht konnte
nur durch Erziehung und Heranbildung abgeholfen werden,
und dieser Erkenntniss verdanken auch die Baugewerk-
schulen ihre Entstehung und Entwickelung. Von diesem
Standpunkte aus ist aber zu beurtheilen, ob sie ihre Auf-
gabe erfüllt oder dieselbe überschritten haben.
Solches ist wenigstens der Ausgangspunkt der ältes-
ten Baugewerkschule in Deutschland, der Baugewerkschule
zu Holzminden, gewesen. Von vorn herein und immer
aufs Neue an den durch die Volksschule gegebenen Bil-
dungsstand ihrer Zöglinge anknüpfend und mit regem Ver-
ständnis auf das Wesen und Bedürfen unserer Handwerker
eingehend, immer darauf bedacht, deren Kraft in hohem
Grade anzuspannen, zu erhöhter Thätigkeit, zu geistiger
Regsamkeit anzuspornen und beides, im Einklang mit den
wachsenden Ansprüchen des Lebens steigernd, zeigt ihre
über mehr als Zehntausend herangewachsene Schülerzahl
und deren Erfolg auf ihrem späteren Lebensgange, wie
sehr diejenigen im Irrthum sind, welche dieser Klasse die
Befähigung zu Höherem absprechen und ihr eine dauernd
untergeordnete Stellung anweisen möchten. Solche Er-
folge und solchen Anklang würde die Schule nimmer er-
lebt haben, wenn sie ihren Wirkungskreis beschränkt und
in festgezogene Grenzen eingeengt hätte.
(Fortsetzung folgt.)
lieber Eisenbahn -Oberbau, (in.)
Bei dem Bestreben der Ingenieure, die hölzernen
Querschwellen aus dem Eisenbahn-Oberbau zu beseitigen,
laufen die Projekte und Ausführungen darauf hinaus,
entweder
1. die Schienen auf Steinwürfel zu lagern,
2. dieselben von einzelnen, aus Gusseisen konstruirten
Unterlagen tragen zu lassen,
3. die hölzernen Querschwellen durch eiserne zu er-
setzen, oder
4. die Schienen sehr steif zu konstruiren und ohne
Zwischenmittel direkt auf Kies zu betten.
Die erste Methode hat sich bereits in Bayern und
Würtemberg Eingang verschafft und liefert bei solider
Ausführung befriedigende Resultate; dagegen kommt die
zweite Methode in grösserem Maasstabe in Aegypten, Algier,
England, Ostindien und versuchsweise auf einer kleinen
Strecke der Magdeburg - Leipziger Bahn vor. Sowohl
Steinwürfel wie gusseiserne Unterlagen möchten auf neuen
Dämmen nicht sehr zu empfehlen sein, indem durch das
Setzen der Dämme die Geleise leicht in Unordnung ge-
rathen und daher viel Aufmerksamkeit und Arbeit erfordern.
Die eisernen Querschwellen fanden in Frankreich, Bel-
gien und Spanien mehrfache Anwendung; vorzugsweise
wurde das System Vautherin auf der französichen Nord-
bahn und in neuester Zeit auch auf der Saarbrücker-
Eisenbahn ausgeführt. Bei demselben wird die Fahrschiene
auf den Querschwellen mit Keilen befestigt, wie dies in
ähnlicher Weise bei dem M eydenbauer selten Projekte
der Fall ist*). Dass die eisernen Querschwellen bei neuen
Dämmen, den anderen Oberbausystemen gegenüber, ihren
Vortheil haben, kann nicht bestritten werden; derselbe
besteht namentlich darin, dass durch ungleiches Setzen der
Dämme die Spurweite nicht leicht verändert werden kann.
Dieser Vortheil dürfte aber verschwindend klein sein, wenn
man den grösseren Material -Verbrauch und die sehr wahr-
scheinlich bedeutenden Unterhaltungskosten daneben stellt.
Das letzte Verfahren endlich, den Schienen eine grosse
Steitigkeit zu geben und sie direkt auf Kies oder Stein-
*) Yide Seite 161 dies. Zeitg. Nach einer mündlichen Mittheilung
eines hervorragenden Ingenieurs, der die französische Nordbalm vor
Kurzem besuchte, bewähren sich diese Keile sehr schlecht; die Löcher
sollen schon bedeutend ausgearbeitet sein und den Schienen einen
nachtheiligen Spielraum gestatten.
schlag zu betten, welchem in diesen Blättern schon mehr-
fach eingehende Erörterung geworden ist, hat bei rationeller
Ausführung, so viel jetzt bereits beurtheilt werden kann,
vortheilhafte Resultate geliefert. Namentlich hat die Köln-
Mindener Bahn in der neuesten Zeit einen Versuch mit
einer 8" hohen Schiene nach dem System des Geheimen
Oberbaurath Hart wich gemacht, wobei die Herstellungs-
kosten pro lfd. Ruthe Geleis ca. 26 J/j Thlr. betragen haben.
Bei diesen Schienen sind die Laschen 2' lang und werden
durch 8 Stück Schrauben von 1" Durchmesser zusammen-
gehalten; dabei sind dieselben sehr zweckmässig konstruirt
und haben ein eben so grosses Trägheitsmoment wie die
volle Schiene. — Manche Ingenieure haben das Losgehen
der Laschenschrauben durch komplizirte Schraubenbolzeu
zu vermeiden gesucht, was aber entschieden unrichtig ist,
denn das Losewerden der Schrauben liegt nicht an diesen,
sondern vielmehr an der Form der Lasche und an der
hiervon abhängenden Vibration derselben beim Passiren
der Räder. Sobald die Lasche gehörig stark und lang
ist und als Stütze, wenig keilförmig, mit einer ziemlich
breiten Fläche, zwischen Kopf und Fuss der Schiene ein-
greift, wird man sehr selten oder nie mit dem Losewerden
der Laschenschrauben zu kämpfen haben.
Wenn man die Schienen direkt auf Kies bettet, so
muss der Fuss derselben, um eine genügende Tragfläche
zu erhalten, entweder sehr breit sein, oder die Schiene
muss eine beträchtliche Höhe haben; beides hat seine
Nachtheile. Vorzüglich sind sehr hohe Schienen leicht
zum Umkippen geneigt, wie dies denn in der That vorge-
kommen ist.
Es giebt ein Material, was sich dem Anscheine nach
besonders gut als Schienenunterlage in Form einer Lang-
schwelle eignet und was meines Wissens, auflallender Weise
noch ■gar nicht hierzu verwendet ist, nämlich: Beton*).
Dieses Material ist fast überall zu haben und scheint an
Billigkeit der Herstellung und Unterhaltung, sowie an
Dauerhaftigkeit alle andern Materialien hinter sich zu lassen.
Eine kleine Rechnung mag dies anschaulich machen.
Legt man z. B. wie Fig. 1 zeigt, gewöhnliche breit-
basige Schienen von 5" Höhe und 4” breiter Basis auf
*) Die Würtembergische Bahn hat auf einer ganz kurzen Strecke
die Steinwürfel auf einer 3 Fuss breiten und 7 — S Zoll hohen Beton-
Schicht fundirt. was sich ausserordentlich bewährt haben soll.
333
Figur 1.
Figur 2.
Beton und nimmt an, dass die grösste Belastung eines
Rades = 130 Ztr. auf 30" der Schienenlänge gleichmässig
vertheilt wird, so erhält der Beton pro D" eine Belastung
von j13 — Qj — 108 Pfd., die derselbe bei guter Beschaf-
4 . 30
fenheit leicht zu tragen vermag. Nimmt man ferner nach
Fig. 1 an, dass die Beton -Langschwelle von 6" oberer
und 12" unterer Breite, sowie von 12" Höhe, genügend
stark sei, so ist der Querschnitt derselben ca. 3/4 D'. Eine
144
Schachtruthe Beton liefert also 7, — = 96 lfd. Fuss
2.3/4
8 Ruthen Geleis.
Ein fetter Zement - Beton würde pro Schachtruthe
etwa folgende Materialien und Kosten erfordern:
5 Tonnen Portland -Zement a 52/s Thlr. = 27 Thlr.
*/2 Schachtruthe Sand )
2/s „ gescldagene Steine)
Für Zubereitung des Beton
Verarbeitung desselben zur Schwelle
ca. — 4
= 2
= 3
Summa = 36 Thlr.
Die lfd. Ruthe Geleis kostet demnach an Beton-
3 6
Langschwellen = 4Vj Thlr., während 4 Stück Quer-
8
schwellen pro lfd. Ruthe Geleis gerechnet, a Stück incl.
Verlegen ca. 1 1 2 Thlr., 6 Thlr. oder 1 1j% Thlr. mehr als
Beton - Langschwellen kosten würden. Die Kosten für
Verlegen der Schienen werden in beiden Fällen ziemlich
gleich sein.
Man sieht hieraus, dass es den Eisenbahn - Verwaltun-
gen wohl zu empfehlen ist, Versuche mit Beton -Lang-
schwellen anzustellen, zumal dieselben sehr leicht und
ohne grosse Kosten auszuführen sind.
Die Befestigung der Schienen kann in der Weise
geschehen, dass man gusseiserne Platten mit rechteckigen
Löchern in dem Beton eingiesst (Fig. 1 und 2), so dass
die Befestigungsschraube von Oben hineingesteckt, um 90°
gedreht und darauf angezogen werden kann. Beim Ab-
reissen einer Schraube ist dieselbe leicht aus dem Loche
herauszuziehen und durch eine andere zu ersetzen. Zur
Verhinderung der Spurerweiterung, können einfache An-
ker, a Fig. 1, aus Flacheisen dienen, welche unter den
Fuss der Schiene gelegt und an den Enden umgebogen
sind, so dass sie den Schienenfuss umfassen. Die Form
der Schiene und Schwelle Fig. 2 möchte sich besonders
der guten Abwässerung wegen empfehlen, auch scheint
hierbei keinerlei Querverbindung nöthig zu sein.
Die Stösse der Schienen sind natürlich mit einer
starken Verlaschung (Fig. 3) schwebend herzustellen; zu
Figur 3.
dem Zwecke müssen die Langschwellen am Stosse unter-
brochen werden, was auch hinsichtlich der Ausdehnung
derselben zu empfehlen sein möchte. Es fragt sich nun,
ob der Beton widerstandsfähig genug sein wird, um die
Erschütterungen am Stosse aushalten zu können? Bei
Verneinung der Frage erscheint es zweckmässig unter
den Stoss eine Holzplatte h zu legen, etwa wie in
Fig. 3 punktirt angedeutet, oder auch an den Schwellen-
enden möglichst gutes Material zu verwenden. Es muss
auch dafür gesorgt werden, dass die Schiene an allen
Stellen der Basis mit der Beton -Schwelle in Berührung
ist, was wohl am einfachsten dadurch bewirkt wird, dass
man nach dem gehörigen Festlegen des Geleises einen
dünnen Zementguss unter die Schienen bringt.
Hannover, im Juni 1868. L. K lasen.
Reisenotizen
gesammelt auf der Studienicise der Königl. Bau-Akademie zu Berlin, im August 1867. (Schluss.)
Stetti n.
Die kurze Zeit des Aufenthaltes in Stettin wurde
zur Besichtigung der Brücken über die Oder und die
Parnitz, sowie der neuen Anlagen des Zentral-Güterbahn-
hofes und der städtischen Wasserwerke benutzt.
Ueber die beiden Brücken, sowie namentlich über
die Fundirung ihrer Wasserpfeiler mit Anwendung von
komprimirter Luft hat das Architekten -Wochenblatt be-
reits im ersten Jahrgange, S. 151 und 161 ausführliche
Mittheilungen gebracht. Indessen ist dort nur die Fun-
dirung der Drehpfeiler beschrieben; ausser dem Dreh-
pfeiler aber stehen sowohl in der Oder wie in der Parnitz
noch zwei andere Pfeiler, die sowohl der eingestellten
Drehbrücke, als auch den Parabelträgern zum Auflager
dienen, welche die beiden anschliessenden festen Brücken-
theile tragen. Da aber die Brücke zwei Geleise und
zwischen den Parabelträgern eine lichte Breite von 24'
erhalten soll und ausserdem ihre Axe unter etwa 60°
gegen die Stromrichtung geneigt ist, so mussten diese Auf-
lagerpfeiler grössere Dimensionen erhalten, als die Dreh-
pfeiler, die oben nur 25' Durchmesser zeigen.
Um nun das erforderliche Auflager zu gewinnen, ohne
durch so grosse runde Pfeiler das Durchflussprofll zu be-
schränken, ordnete man für jeden Auflagerpfeiler zwei
runde Pfeiler an, die in derselben Weise gesenkt werden
konnten wie der Drehpfeiler, jedoch etwas kleinere Ab-
messungen erhielten. Der Durchmesser des untersten eiser-
nen Brunnenkranzes beträgt hier nur 24', das Mauerwerk
ist jedoch oben bis auf 18' Durchmesser eingeschränkt
und ist jeder runde Pfeiler mit einem runden Vorkopfe
und einem 15' breiten geraden
Vorsprunge versehen. Etwa in
der Höhe des Wasserspiegels
sind dann beide Pfeiler durch
einen Bogen von 12' Spannweite
mit einander verbunden, so dass
sie über Wasser einen einzigen
genügend grossen Auflagerpfeiler
repräsentiren. Der auf dem
rechten Oderufer befindliche
Landpfeiler musste in tiefem
Torf- und Moorboden fundamen-
tirt werden, so dass hier die
gewöhnliche Brunnenfun dirung
als die geeigneteste Methode gewählt ist und für den Pfei-
ler drei Brunnen von 12' Durchmesser gesenkt wurden.
Die Verbindung zwischen der Oder und der Parnitz-
brücke soll durch einen eisernen Viadukt hergestellt wer-
den , dessen Pfeiler ebenfalls in dem erwähnten tiefen
Torf- und Moorboden ausgeführt werden mussten. Hier
aber hat man die Fundamente nicht bis auf den unteren
festen Grund hinabgesenkt, sondern nur mit verbreiterter
Grundfläche angelegt und mit einer Spundwand umschlos-
sen, so dass hier auf eine Komprimirung des Bodens und
334
ein starkes Setzen des Pfeilermauerwerkes gerechnet wird.
Um aber das Bauwerk selbst möglichst gegen jedes wei-
tere Setzen zu schützen und die Pfeiler schon vor Aus-
führung des eisernen Überbaues sicher zu stellen, hat man
auf die Pfeilerfundamente als Probebelastung das Vier-
fache der künftigen Last aufgebracht und dann die Pfeiler
sich selbst überlassen. Ein starkes Setzen der Fundamente
war allerdings eingetreten, indessen waren doch einige
derselben bereits zur Ruhe gekommen.
An das rechte Ufer der Parnitz schliesst sich unmit-
telbar der neue Zentral -Güter -Bahnhof an, über dessen
Anlage das Architekten -Wochenblatt ebenfalls bereits im
1. Jahrgange, S. 117, genauere Mittheilungen gebracht
hat. Bei dieser Anlage soll auch auf eine unmittelbare
Verbindung zwischen Eisenbahn- und Schiffahrt« -Verkehr
Rücksicht genommen werden, so dass der Bahnhof gegen
die Parnitz durch eine Futtermauer abgeschlossen werden
muss. Auch hier besteht aber der Grund aus einem bis
auf grosse Tiefe reichenden Torf- und Moorboden, so
dass die Ausführung eines fortlaufenden Fundamentes für
eine lange Futtermauer grosse Schwierigkeiten haben
würde. Man will daher versuchen, die Futtermauer auf
massiven Senkkasten von quadratischem Querschnitt und
16' Seite zu gründen, die nach Art der gewöhnlichen
Senkkasten versenkt und dann mit Mauerwerk ausgefüllt
werden sollen. Der erste Senkkasten dieser Art war be-
reits einige Fuss tief gesenkt.
Der ganze neue Zentral-Güterbahnhof soll auf einer
tief liegenden Wiese durch Erdaufschüttung hergestellt
werden. Da der gute Boden sich gleichfalls erst in 25 — 3(J'
Tiefe unter dem Torf und Moor findet, so musste auf
ein Ausweichen und eine starke Komprimirung des Bodens
durch das Schüttungsmaterial gerechnet werden. In Folge
dessen sind die Schüttungsarbeiten sofort im grossartig-
sten Maasstabe begonnen, der durch die eingetretenen Ver-
änderungen auch vollständig gerechtfertigt wird: die Sand-
schüttung ist bis jetzt 18' tief in den Torfboden hinein-
gesunken, während ihre Höhe über dem Wiesenterrain
noch etwa 12' beträgt. Es ist bis jetzt also eine 30' hohe
Sandschüttung in der ganzen Ausdehnung des Bahnhofes
ausgeführt, wozu die Abtragung eines ganzen Berges er-
forderlich war. Auf dieser Sandschüttung, die wohl auch
jetzt noch nicht vollständig zur Ruhe gekommen ist, ist
ein Güterschuppen ausgeführt, der selbst möglichst leicht
konstruirt werden musste, um nicht zu noch stärkeren
Bewegungen Veranlassung zu geben und an den etwaigen
ferneren Bewegungen der ihm als Fundament dienenden
Sandschüttung Theil nehmen zu können, ohne dadurch einer
Zerstörung preisgegeben zu werden. Es ist daher für den
Güterschuppen die Fachwerkskonstruktion gewählt, die
statt auf einem Fundamente, auf Eisenbahnquerschwellen
ruht, so dass dadurch der Druck des Gebäudes auf eine
grössere Grundfläche vertheilt wird; die Schwellen liegen
etwa 3' von einander entfernt. —
Die städtischen Wasserwerke zeigen zunächst in Pom-
merensdorf, einem oberhalb Stettin an der Oder gelegenen
Dorfe, eine Dampfmaschinen- und Filter-Anlage, die aus-
serhalb des Inundationsgebietes der Oder auf wasserfreiem
Terrain ausgeführt ist und der daher das Wasser aus der
Oder in einem theils offenen, theils verdeckten Saugkanal
zugeführt wird. Eben dieser hohen, wasserfreien Lage
wegen ist auch die Saughöhe für die Pumpen nicht ganz
unbedeutend; sie betrug augenblicklich etwa 11', wechselt
aber natürlich mit dem Wasserstande der Oder. Die
Pumpen fördern das Wasser aus dem Saugkanal in zwei
etwas höher gelegene Filterbassins, denen noch ein drittes
zur Reserve dienendes Bassin hinzugefügt ist, und aus
denen das filtrirte Wasser dem Reinwasserbassin zufliesst.
Aus diesem saugen es die Hochdruckpumpen auf, die es
nach dem Hochreservoir oder unmittelbar nach der Stadt
hin fördern. Die hier aufgestellten Pumpen werden durch
zwei Woolf'sche Dampfmaschinen, jede von 75 Pferde-
kräften, getrieben, die lti Hübe pro Minute machen und
mit kolossalen Schwungrädern von 25' Durchmesser und
etwa 300 Zentnern Gewicht versehen sind. Die ganze
Anlage zeigt eine sehr saubere und sorgfältige Ausstattung;
so ist z. B. das Kesselmauerwerk an den Ecken und in
den Mitten der langen Seiten mit eisernen vertikalen
Schienen versehen, die oben, unten und in der Mitte
durch eiserne Zugbänder zusammengehalten werden, so
dass mittelst eingelegter Schlösser ein Nachspannnen eines
jeden Geschlinges und in Folge dessen ein schärferes Zu-
sammenhalten des ganzen Mauerwerks bewirkt werden
kann. Ferner ist oberhalb des Maschinenraumes ein Lauf-
krahn angelegt, der sich auf einem Absätze des Mauer-
werks auf Schienen fortbewegen lässt und beim Montiren
der Maschine benutzt worden ist; er soll späterhin zur
Ausführung von Reparaturen, zum Auswechseln schwerer
Maschinentheile etc. dienen. Endlich ist auch noch eine
telegraphische Verbindung, sowohl mit dem entfernt lie-
genden Hochreservoir, als auch mit dem städtischen Ver-
waltungs-Büreau hergestellt. Da es sich hierbei ausschliess-
lich um die Beantwortung von nur wenigen und ganz be-
stimmten Fragen handelt, so ist ein bestimmtes Tableau
ausgearbeitet, das über dem Apparat angebracht ist, so-
dass zur Handhabung desselben weitere Kenntnisse nicht
erforderlich sind.
Das Hochreservoir liegt auf einer natürlichen Anhöhe
und zeigt auf einem massiven Unterbau ein überdachtes
eisernes Bassin von 100' Durchmesser und 12' Höhe.
Das Bauwerk ist ganz analog dem zu Lübeck, nur fehlt
der Wasserthurm, der hier nicht mehr nothwendig war.
Das Bassin ist in der Mitte von einer kleinen, zum Dache
aufsteigenden eisernen Wendeltreppe durchbrochen, aus
deren Wangen die Stützen emporsteigen, welche die Spitze
des Zeltdaches tragen. Das eiserne Bassin, das in Lübeck
aus Gusseisen hergestellt ist, ist hier aus Schmiedeeisen
konstruirt, und zwar hat der Boden und das untere Drit-
tel der Seitenwand 0,5", das zweite Drittel 0,4'' und das
obere Drittel 0,3" Eisenstärke. Die Mauern, welche dies
Bassin tragen und die Scheidemauern des massiven Un-
terbaues bilden , sind in Lübeck konzentrisch und radial,
hier aber rechtwinklig zu einander angeordnet. Auch
hier ruht das Bassin zunächst auf eisernen Unterzügen,
deren Entfernnng von einander etwa 10' beträgt.
Das Hochreservoir liegt etwa 80' höher als der
höchste Punkt der Stadt, so dass von hier aus auch die
höchst gelegenen Stadttbeile noch mit Wasser versorgt
werden können. Es braucht jedoch nicht alles von den
Pumpen geförderte Wasser seinen Weg durch das Hoch-
reservoir zu nehmen, sondern es liegt dies seitwärts von
dem in gerader Linie zur Stadt führenden Strange, so
dass sich hier eine mit drei Verschlüssen versehene Zweig-
verbindung befindet, und also
HOCH- q RESERVOIR das Hochreservoir ausschliesslich
sowohl mit den Pumpen, wie
y u t N D mit der Stadt in Verbindung
PUMPEN '^V| STADT. gesetzt, aber auch gänzlich aus-
geschaltet werden kann. Im
letzteren Falle fördern die Pum-
pen das Wasser direkt nach der Stadt und es genügt die
durch Ersteigung der natürlichen Anhöhe gewonnene
Druckhöhe vollständig, um die niedrigeren und mittleren
Stadttbeile mit Wasser zu versorgen.
Ist das Hochreservoir gefüllt, was wegen des in den
Vormittagsstunden vorzugsweise starken Wasserverbrauches
meistens erst Nachmittags eintritt, so wird dies auf tele-
graphischem Wege dem Maschinenwärter angezeigt, der
nun die Maschine abstellt und durch Oeffnung eines Ven-
tils das Wasser aus dem von den Pumpen zum Hochre-
servoir ziemlich steil aufsteigenden und daher nur kurzen
Röhrenstrange ablässt. Die Verbindung mit dem Hoch-
rervoir wird dabei sofort durch den Schluss eines selbst-
tätigen Ventils aufgehoben, so dass jetzt die städtische,
mit Wasser gefüllte Leitung nur noch mit dem gefüllten
Vorrathsbassin des Hochreservoirs in Verbindung steht.
Durch dies Ablassen des Wassers aus dem aufsteigenden
Röhrenstrange geht allerdings eine nicht ganz unbeträcht-
liche Menge bereits filtrirten und gehobenen Wassers ver-
loren, indessen wird dadurch der wesentliche ^ ortheil er-
reicht, dass die Maschine beim Anlassen am andern Mor-
gen nicht sogleich gegen den gewaltigen Druck der bis
zum Hochreservoir aufsteigenden Wassermasseu zu arbei-
ten hat, sondern ganz ohne Gegendruck beginnen kann,
335
so dass heftige Schläge in der Maschine ganz vermieden
werden.
Zur Ueberwindung der Reibungs- etc. Widerstände
des Wassers in der Leitung vom Hochreservoir bis zur
Stadt dürfte etwa eine Druckhöhe von 20 — 25' erforder-
lich sein, so dass sich das Wasser selbst in der Leitung
der höchstgelegenen Stadttheile noch unter einem Drucke
befindet, der einen freispringenden Strahl wohl bis zur
ganzen Höhe der Häuser emporschnellt. Man hat ver-
sucht, bei Feuersgefahr diese Druckhöhe durch unmittel-
bares Anschrauben der Schläuche für die Feuerlöschung
nutzbar zu machen, hat indessen doch davon Abstand
nehmen müssen, da die Schläuche sich nicht hinreichend
fest erwiesen, um diesem Drucke dauernd zu widerstehen.
G. D ulk.
Zur Dachdeckungsfragc.
In No. 22, Seite 223 der deutschen Bauzeitung ist bei
Gelegenheit des Wunsches — Kenntniss über eine Fabrik zu
erlangen, welche Ziegelpressen für die von den Gebr. Gillar-
doni in Altkirch gefertigten neuen Dachziegel herstellt, —
einer im Kreise Greifenhagen herrschenden Dachdeckungsnoth
erwähnt und dabei hervorgehoben, dass Pappdächer sich dort
überall nicht bewährt haben.
Gegen diese Behauptung, die, Seitens eines Königlichen
Baubeamten ausgesprochen, allseitig in’s Gewicht fallen muss,
fühle ich mich veranlasst, weil ich länger als 15 Jahre mich viel
mit Herstellung einer guten Dachpappe und ihrer Verarbei-
tung beschäftigt habe, Einiges zu erwidern.
So schlimm, wie Herr Referent schreibt, wird es wohl
zunächst im dortigen Kreise nicht sein ; ich glaube mich kaum
zu irren, wenn in der Nähe von Greifenhagen auf dem Ritter-
gute Garden sich einige Pappdächer, z. B. das der Zucker-
fabrik, des Viehstalles, mphrer Wohnhäuser etc. befinden, die
trotz ihres Alters sich bis heute sehr gut bewährt haben. —
Andererseits wird gewiss auch allseitig zugegeben, dass viele
Pappdächer existiren, die nichts taugen, wie es ebenso Schie-
fer-, Ziegel- und Rohrdächer giebt, die dieselbe Klage noth-
wendig machen.
Der hauptsächlichste Grund, dass die Pappdächer mehr
denn jedes anderes Dach Veranlassung zu Klagen geben, ist
die geringe Beachtung, die man dabei der Konstruktion des
Daches, sowie der Güte des Pappmaterials selbst zu schenken
pflegt.
Das Pappdach lässt bei der Leichtigkeit des Dachdeckungs-
materials allerdings auch die leichteste Dachkonstruktion zu,
jedoch giebt dies in der Praxis nur zu häufig Veranlassung
die erforderliche Grenze zu überschreiten. Die Verschalung
wird in den seltensten Fällen vorschriftsmässig von mindestens
1 Zoll starken, gespundeten oder gedübelten Dielen hergestellt,
sehr häufig hingegen von so dünnen Brettern gefertigt, dass
solche schon beim Betreten des Daches sich sichtlich biegen.
Die Baumkanten werden nicht allein überhaupt gelitten, son-
dern sogar statt wenigstens nach unten, nach oben genommen —
nicht selten werden auch Bretter von verschiedener Dicke
mit ausgefallenen Aesten verarbeitet etc.
Die Dachpappe selbst ist durch ihre umfangreiche An-
wendung ein bedeutender Handelsartikel geworden, der einer
Konkurrenz unterliegt. Dies hat zur Folge gehabt, dass die
Pappe bei sonst gleicher Güte des Materials in sehr verschie-
dener Stärke fabrizirt wird — ein Umstand, der Nichtken-
nern der Waare leicht entgeht, aber für die Güte der damit
gefertigten Dachbedeckung sehr nachtheilig werden kann. Denn
wenn auch im Allgemeinen der Ueberzug, den ein fertiges
Dach erhält, die sogenannte Krustirung, die Dichtigkeit
eines Pappdaches auf längere Dauer am Meisten bedingt, so
ist doch dasselbe noch anderen Einflüssen, als starkem Sturm,
dem Betreten des Daches, dem Krümmen der Dachschalung
etc. unterworfen , die ein gewisses Minimum der Stärke für
die Pappen bedingen. Erfahrungsgemäss steht fest, dass Pappe
von l1/* Linie Dicke bei sonst gutem Fabrikat, solchen schäd-
lichen Einflüssen widersteht; wenn jedoch, wie es häufig ge-
schehen und noch geschieht, % dicke Pappe verwendet wird,
so kann es nicht Wunder nehmen, dass Klagen über schlechte
Bewährung der Pappdächer laut werden.
Die Stärke der Pappe bedingt jedoch nicht allein ihre
Güte; ohne die nothwendige Zähigkeit des Gefüges, ohne die
sachgemässe Tränkung der Rohpappe würde auch die stärkste
Pappe nichts taugen.
Was zunächst das Gefüge der Pappe betrifft; so muss
dasselbe langfaserig sein, die Pappe sich weich und doch
fest gearbeitet anfühlen und beim Biegen, Zusammenlegen
keine Brüche zeigen, was stets vorkommt, wenn die Pappe
hart und die Papiermasse der Billigkeit wegen mit Stroh ver-
setzt oder aus sonstigen schlechten Bestandtheilen herge-
stellt ist. —
Nicht minder giebt die Tränkung der Pappe sehr vielen
Spielraum zur Herstellung einer wenig empfehlenswerthen
Waare. Wie häufig anuoneiren die Fabriken ihre Fabrikate
als asphaltirte Dachpappen und haben solche doch nur einfach
mit Steinkohlentheer getränkt, der häufig vorher gar nicht
einmal von allen Wasser bestandtheilen befreit ist. Die zur
Herstellung einer wirklich asphaltirten Dachpappe nöthigen
Zusätze werden als unbekannt gar nicht oder doch nur selten
beigegeben. Eine gute und vorschriftsmässig getränkte Dach-
pappe muss eine blanke Farbe haben; eine matte Farbe ist
der Beweis, dass die Pappe nur mit Steinkohlentheer ge-
tränkt ist, ein lappiges Anfühlen, dass dieser wasserhaltig ge-
wesen. Gute Dachpappe muss gleichmässig mit feinem Sand-
korn bestreut sein, in’s Wasser gelegt, als schärfste Probe
nach 24 Stunden keine Ge wichts Veränderungen zeigen.
Die letzte Ursache endlich für die mehrfachen Klagen
über schlechte Bewährung der Pappdächer ist die zu häufig
vorkommende unverständige Eindeckung und Unterhaltung
derselben. Wenn auch das Eindecken der Pappdächer an
und für sich nicht schwierig ist, so bedingt es doch Erfah-
rung in dieser Arbeit und es sollte nicht Jedermann hierzu
gewählt werden. Ebenso ist es auch mit der Unterhaltung
der Dächer. Wie häufig sind aus gutem Material hergestellte
und sachgemäss eingedeckte Pappdächer späterhin durch feh-
lerhaft aufgebrachte Ueberzüge verdorben worden.
Ueber die Art und Weise der Eindeckung giebt es ge-
nug Quellen zur Information, weniger aber ist die Art der
richtigen Unterhaltung der Dächer bekannt.
Ein neues Pappdach muss, nachdem es bei der Eindek-
kung die Krustirung erhalten , nach 2 Jahren neu überzogen
werden. Sind diese beiden Ueberzüge richtig gemacht, so ist
es nur nöthig, alle 4 Jahre denselben zu erneuern. Ich habe
die vielfachsten Versuche über die beste Mischung der Kru-
stirungs- Masse und des nachträglichen Ueberzuges unter gleich-
zeitiger Beachtung aller verständigen Vorschläge gemacht und
gefunden, dass die beste Krustirung aus wasserfreiem Stein-
kohlentheer, mit 15% Asphalt versetzt, hergestellt wird.
Diese Masse wird heiss auf die Dachfläche mit grossen Bür-
sten aufgebracht, nachdem zuvor sämmtliche Nagelungen,
zu denen stets nur verzinnte Nägel gewählt werden dürfen,
mit Asphalt überzogen sind, und dann sehr gleichmässig mit
gesiebtem reinen , trockenen Sand bestreut. Der spätere
Ueberzug muss ebenfalls aus Steinkohlentheer mit 15% As-
phalt versetzt, bestehen, jedoch ohne, dass dieser Anstrich mit
Sand bestreut wird. Hierbei beobachte man, dass die An-
strichsmasse möglichst heiss und nicht zu stark auf die Dach-
fläche aufgetragen wird. Das Bestreuen des in gewissen
Zeiten wiederkehrenden Anstrichs der Pappdächer mit Sand
lässt, wie die Erfahrung lehrt, mit der Zeit Sprünge in der
Krustirung entstehen, die auf das Nachtbeiligste die Dichtig-
keit des Pappdaches gefährden, indem solche sehr schwer mit
der Krustirungsmasse wieder auszufüllen sind, deshalb frei
bleiben, das Wasser in sich aufnehmen und schliesslich die
Pappe erweichen lassen.
Möge man also auf eine solide Dachkonstruktion achten,
sich nur einer Dachpappe von renommirten Fabrikanten be-
dienen und die Eindeckung und Unterhaltung des Daches
selbst durch die betreffende Dachpappenfabrik unter Garantie
für die Dauer der Dachbedeckung ausführen lassen: dann
werden die Klagen über schlechte Bewährung der Pappdächer
geringer werden und das Material die Beachtung und Aner-
kennung finden, welche es durch seine grosse Billigkeit und
Feuersicherheit in der That verdient.
Danzig, im Juli 1868. Berndts,
Privat- Baumeister.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Cassel. — Aus-
zug aus den Protokollen vom März bis incl. Juli 1868.
Hauptversammlung am 31. März 1868; Vorsit-
zender Hr. Finck.
Wegen Versetzung legte Herr Schuchard sein Amt als
Vereinssekretair nieder, so dass eine Neuwahl in nächster
Hauptversammlung erforderlich wird.
Hr. Rolide referirte über verschiedene Zustände des
amerikanischen Eisenbahnwesens. Es wurde hervorgehoben,
dass letzteres meist in zu günstigem Licht gezeigt wird, Un-
fällen gegenüber, welche sich bis in die neuste Zeit auf den-
selben ereigneten und deren Ursache 1) in mangelhafter Bahn-
bewachuug, 2) Mangel an einheitlichen Bestimmungen inner-
halb ihres Verbandes und 3) theilweise zu grosser Zugs- Ge-
336
schwindigkeit zu suchen sind. — Als Beleg für erstere Ur-
sache wurde der Unfall bei Lockland am 21. November v. J.
angeführt, wobei ein nicht benachrichtigter Expresszug auf
einen haltenden Güterzug rannte und der Verlust mehrer
Menschen zu beklagen war; zur Verdeutlichung der zweiten
Ursache wurde des Unglücks auf der Seegürtelbahn nahe An-
gola gedacht, welches mehr als 50 Menschen das Leben kostete.
Hier entgleiste ein sogenannter Verbandswagen wahrscheinlich
in Folge verschiedener Schienen -Spurweite und stürzte mit
dem vorlaufenden Wagen von einer 40 bis 50 Fuss hohen
Brücke herab.
Die weitere Tagesordnung füllte ein Vortrag des Herrn
Heller aus, in welchem derselbe die von ihm über rückwir-
kende Festigkeit angestellten Druck -Versuche gelegentlich der
Aufstellung von gusseisernen Säulen im neuen Lokomotiv-Re-
paraturschuppen zu Fulda besprach. Die aus der Fabrik von
Müller in Fulda gelieferten und in Zeichnung veranschaulichten
hohlen gusseisernen Säulen von 16 Fuss Länge und in der
Mitte 7 Zoll äusserem und 5 Zoll innerem Durchmesser
sollten jede 500 Ztnr. mit fünffacher Sicherheit tragen und
ergab sich bei dem entsprechenden Druck (2500 Ztnr.) der
hydraulischen Fresse eine Durchbiegung von 2 bis 5 Li-
nien, die noch vollständig innerhalb der Elastizitätsgrenze
lag. — Vortragender berichtete weiter über seine Versuche
über die rückwirkende Festigkeit von verschiedenen, beim Bau
der genannten Reparatur- Werkstatt zu Fulda zur Verwendung
gekommenen Sand- und Backsteinen. Erstere wurden in
Würfeln von 3, 4 und 5 Zoll probirt, letztere in Mauerklötzen
von harten, mittel und schlecht gebrannten Steinen, sowohl in
Zement als in Kalkmörtel. Um den Druck möglichst gleich-
mässig zu vertheilen, wurde zwischen dem Steinkörper und der
Eisenplatte der hydraulischen Presse eine eichene Holzplatte
und ausserdem eine Lage Dachfilz eingeschaltet. — Aus den
vom Vortragenden ausführlich mitgetheilten Tabellen erhellt,
dass die Tragfähigkeit durchaus in keinem Zusammenhang mit
dem spezifischen Gewicht steht und letzteres also nur hinsicht-
lich der Belastung z. ß. bei Stützmauern in die Waagschaale
fällt.
Hauptversammlung am 28. April 1868; Vorsit-
zender Hr. Rudolph I.
Als Vereinssekretair wurde Hr. Ingenieur Henric Petri
und an Stelle des ebenfalls versetzten Hrn. S treck er t in
seiner Eigenschaft als Bibliothekar der Klasse der Ingenieure
Hr. Spangenberg, Mitglied des Königlichen Direktoriums
und Lehrer der hiesigen höheren Gewerbeschule — in seiner
Eigenschaft als Mitglied der Redaktionskommission Hr. Ma-
schinenmeister Urban gewählt.
Mit Bezug auf einen Aufsatz von Friedrich Mohr (ab-
gedruckt in den Westermann’sclien Monatsheften) hielt Hr.
Rohde einen Vortrag über die Beziehungen zwischen Wärme
und Arbeit, wobei betout wurde, in welchem geringen Grade
die Dampf- und kalorischen Maschinen die zugeführte Wärme-
menge wirklich auf Arbeit verwenden. Entsprechende Rela-
tion wurde ebenfalls bei menschlicher und thierischer Kraft
vorgeführt. (Schluss folgt.)
Architekten - Verein zu Berlin. Versammlung am 1. Au-
gust 1868; Vorsitzender Hr. Lucae, anwesend 62 Mitglieder
und 4 Gäste.
Unter den geschäftlichen Mittheilungen machte die Vorle-
sung des Bescheides auf die vom Vereine in Sachen der Dom-
bau-Konkurrenz erlassene Petition den Anfang. Der Verein
hatte bekanntlich, nachdem die Absicht Sr. Maj. des Königs,
den Dombau wieder aufzunehmen , verkündigt worden war,
bereits im Juni v. J. eine Petition an Se. Excellenz den Hrn.
Kultusminister gerichtet, in der um Ausschreibung einer Kon-
kurrenz und Ausstellung der älteren Dom- Entwürfe gebeten
wurde. Nachdem dieselbe ohne Antwort geblieben, hingegen
durch die Bekanntmachung der Hrn. Minister für Handel etc.
und Kultus vom 12. August v. J. eine „freie Konkurrenz“ für
Pläne zum Dombau erlassen worden war, nahm der Verein
unter Ablehnung des Antrags, direkt an Se. Maj. den König
sich zu wenden, im November v. J. abermals Veranlassung eine
Petition an die beiden Hrn. Ressortminister zu beschlossen,
in der um Modifikation der Konkurrenzbedingungen, nament-
lich Aussetzung von bestimmten Preisen und Verlängerung des
Schlusstermins gebeten wurde. Das Resultat dieses Beschlusses
kam nach nicht weniger als neun Monaten nunmehr in
nachfolgendem Schreiben zur Kenntniss des Vereins.
Berlin, den 19. Mai 1868.
Die Anträge des Vorstandes des hiesigen Architekten -Vereins
vom 31. Dezember v. J. auf wesentliche Abänderungen an der Auf-
forderung vom 12. August v. J. zur Einreichung von Entwürfen
für den Neubau des hiesigen Domes würden schon deshalb zur Be-
rücksichtigung nicht geeignet gewesen sein, weil nach Ablauf eines
grossen 'l'iieils der Jahresfrist für Einreichung der Entwürfe mit
Wahrscheinlichkeit anzunehmen war, dass von den nahe an hun-
dert Architekten des In- und Auslandes, welche ihre Absicht auf
Betheiligung an Lösung der Aufgabe an den Tag gelegt haben,
nicht wenige den Haupttheil ihrer Arbeit werden inzwischen vol-
lendet haben.
Bei der erwähnten Aufforderung sind jedoch in der Absicht,
eine Betheiligung in möglichst weiten Kreisen hervorzurufen, die
bindenden Bestimmungen einer eigentlichen Konkurrenz, wie der
Vorstand sie befürwortet, ausdrücklich vermieden worden. Aus
streng begrenzten Konkurrenzen sind, ausser dem Gewinn für ein-
zelne Prämiirte, dem eigentlichen Zwecke seither selten erfreuliche
Resultate erwachsen. In dem vorliegenden Falle handelte es sich
darum, allgemein zu mehr oder minder ausgearbeiteten Entwürfen
für die Errichtung eines grossen evangelischen Domes anzuregen
und deren Vorlegung zu veranlassen. Dabei kann es sich wohl
ereignen, dass einzelne derselben hohe Beachtung verdienen, ohne
in einer streng begrenzten Konkurrenz zur Prämiirung geeignet zu
sein, bei einer solchen mithin ohne irgend eine Vergütung blieben.
Von diesen Gesichtspunkten ist die Aufforderung vom 12. Au-
gust v. J. ausgegangen, in dem Vertrauen, dass in dem Gegenstände
selbst ein hinreichender Anreiz für befähigte Architekten liege, ihr
Talent an einer solchen Aufgabe zu versuchen, wenn auch nur eine
Aussicht auf Arbeitsvergütung für beachtenswerte Leistungen offen
gehalten ist. Die grosse Anzahl der stadtgehabten Anmeldungen
hat diese Ansicht bestätigt.
Speziellere Vorschriften in Bezug auf das Raumbedürfniss konn-
ten um so mehr hinwegfallen, als gegen die allgemeinen, als be-
kannt vorauszusetzenden Bedingungen eines auch zu kirchlichen
Festlichkeiten dienenden Domes die Anforderungen einer bestimmten
Gemeinde nicht in Betracht kommen. Auch für andere Neben-
fragen, wie die Art der Aufstellung vorhandener Grabdenkmäler,
sowie die Verwendung der alten Glocken, bedurfte es einer vor-
gängigen Bestimmung nicht.
Was an früheren Entwürfen und Modellen für den Neubau
eines Domes im Besitze des Staates sich befindet, ist im Schinkel-
Museum und in dem Raume zwischen der alten Börse und dem
jetzigen Dome Jedermann zugänglich; die Ausführung einer öffent-
lichen Ausstellung der im l’rivatbesitze befindlichen Entwürfe vor
Ablauf der zur Einreichung neuer Entwürfe bestimmten Frist, deren
problematischer Nutzen nur den in Berlin anwesenden Architekten
zufallen würde, muss dem Vorstande überlassen werden.
Der Minister für Handel, Der Minister der geistlichen,
Gewerbe und öffentliche Unterrichts- und Medizinal-
Arbeiten. Angelegenheiten.
Itzen plitz. von Mühler.
An Stelle von Hrn. Grüttefien, der Berlin verlässt und
daher das Amt als Ober- Bibliothekar für die Richtung des
Ingenieur weseus niedergelegt hat, wurde Hr. Franzius berufen.
Die Lokalfrage, über deren weiteren Verlauf wir bereits
in No. 28 eine Notiz gebracht hatten, ist in ein neues Stadium
getreten, indem der Vorstand des Deutschen Gewerbe-Museums
durch Hrn. Prof. Gropius sich erboten hat, dem Architekten-
Verein ein geeignetes Lokal in seinen Räumen einzurichten.
Da das nöthige Material, um über diesen Vorschlag zu be-
rathen, in gegenwärtiger Sitzung nicht vorbereitet war, so
wurde bestimmt, am nächsten Versammlungstage wiederum
eine Hauptversammlung abzuhalten, in welcher nicht allein
über diese Frage, sondern auch über die Betheiligung des
Vereins au der bevorstehenden Versammlung deutscher Architek-
ten und Ingenieure zu Hamburg Beschluss gefasst werden soll.
Der Tagesordnung gemäss folgte nunmehr der Vortrag
des Hrn. Toepfer, der zwar weniger einen neuen Thiirver-
schluss als eine neue Methode der Thüröffnung zum Gegen-
stände hatte. Dieselbe basirt auf dem bekannten Luftdruck-
Telegraphen -Apparat, mit dessen Hülfe eine Walze, die den
Thürriegel hält, gelöst wird, worauf eine verborgene, starke
Feder den Flügel öffnet. Die Vorrichtung, welche sich leicht
an jeder alten Hausthür anbringen und mit allen Geschossen
in Verbindung setzen lässt, wird von der Firma Toepfer £
Schädel zu Berlin ausgeführt.
Hr. Perdisch legte die von ihm in Gemeinschaft mit
Hrn. Nitschmann gefertigte Aufnahme des französischen
Thurines auf dem Gensdarmeumarkt zu Berlin vor und gab
einige Notizen über dieses Bauwerk. Da die Aufnahme, wie
wir hören , in Förster’ s Allgemeiner Bauzeitung publizirt
werden wird, so sparen wir uns eine Mittheilung darüber noch auf.
Zum Schlüsse berichtete Hr. R. Neu mann über eine
Geschäftsanzeige des Walzwerks Germania zu Neuwied, das
dem Verein verschiedene Modelle der Dachdeckung mittelst
verzinkten Eisenblechs übersandt hat. Eine ausführliche Notiz
hierüber behalten wir uns für nächste Nummer vor.
An Monatskonkurrenzen sind aus dem Hoehbau zum Juli 2,
zum August 4, aus dem Ingenieurwesen zum August 1 eiugegangen.
— F. —
Vermischtes.
Der preuss. Staats- Anzeiger publizirt ein vom 24. Juli
d. J. datirtes Zirkular-Reskript des Ministeriums für Handel
etc., durch welches die Ausführung des Gesetzes über den Be-
trieb der stehenden Gewerbe für den Lmtang des preussischen
3.37
Staates geregelt wird. Als Punkte, die für unsere Leser inter-
essant sein möchten, heben wir hervor, dass die bisherigen ge-
setzlichen Bestimmungen über das Gesellen- und Lehrlingsver-
hältniss, namentlich über die Beaufsichtigung derselben durch
die Ortspolizei und die Innungen unverändert in Kraft bleiben
— dass fortan den Innungen der Bauhandwerker die Befug-
niss ertheilt werden soll, behufs Aufnahme in die Innung
nicht nur Gesellen- sondern auch Meisterprüfungen abzuhalten
und dass die bisherigen Kreisprüfungs-Kommissionen für Bau-
handwerker auch fernerhin zu dem Zwecke bestehen bleiben
sollen, einen Appell von dem Urtheil der Innungsprüfungs-
kominissionen zu ermöglichen und den Lehrlingen Gelegenheit
zur freiwilligen Ablegung der Gesellenprüfung ausserhalb der
Innung zu geben, solange ein Anspruch hierauf besteht. Wich-
tiger als diese Bestimmungen, ist ein ganz allgemein gehalte-
ner Passus, der wörtlich lautet:
,.Das Gesetz vom 8. Juli d. J. hat das gewerbliche Prü-
fungswesen indessen noch nicht gänzlich beseitigt; vielmehr
werden nach wie vor alle diejenigen Prüfungen bestehen blei-
ben müssen, welche nicht lediglich die oben hervorgehobene
Bedeutung*! haben und auf Grund der vorstehend angeführten
Gesetzes -Vorschriften gefordert werden. Nach diesem Ge-
sichtspunkt wird der Befähigungs- Nachweis in allen solchen
Fällen nach wie vor ein Erforderniss bleiben , in welchen
derselbe nach gesetzlicher Bestimmung oder nach Herkommen
die Voraussetzung für die Ertheilung einer polizeilichen Ap-
probation, Bestallung oder Konzession von Seiten des Staates,
einer Gemeinde oder einer Korporation bildet. Sodann sind
die gewerblichen Prüfungen insoweit durch das Gesetz nicht
betroffen worden, als sie in der Form der Meisterprüfung
oder der Gesellenprüfung einen Bestandtheil der Innungs-
verfassung bilden. Für diese Prüfungen bleiben unverändert
die bisher geltenden Vorschriften resp. statutarischen Bestim-
mungen maassgebend.“
Täuscht uns nicht Alles, so glauben wir aus dieser Be-
stimmung, die mit ihrer Heranziehung des ,, Herkommens“
einen ziemlich weiten Spielraum gestatten dürfte und nach der
es fortan für Kommunal - Baubeamte sowie die Techniker der
Privat -Eisenbahnen noch immer einer Prüfung bedürfen wird,
auch herauszulesen, dass man den Prüfungszwang für Feld-
messer beibehalten will.
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift für Bauwesen, red. v. Erbkam. Jahrgang
XVIII. Heft VIII bis X. (Schluss.)
B. Aus dem Gebiete des Ingenieurwesens
finden sich folgende Mittheilungen:
1 . Die Eisenbahnbrücke über den Sicherheits-
hafen in Bremen, die zu Ende des Jahres 1866 dem Ver-
kehr übergeben worden ist, umfasst 2 Oeffnungen mit festem
eisernen Ueberbau ä 31,974™ in der Bahnaxe gemessen und
1 Drehöffnung von 15,769™ lichter Weite. Die beiden festen
Oeffnungen sind durch einen Träger kontinuirlich überbrückt.
Die Unbestimmtheit in der Druekvertheilung, welche die Kon-
tinuität mit sich bringt, hat man versucht, dadurch zu ver-
meiden, dass die Träger der beiden Oeffnungen einzeln aufge-
stellt und vollendet und über dem Mittelpfeiler erst dann
verbunden sind, nachdem die durch das Eigengewicht veran-
lasste Durchbiegung bereits eingetreten war; die Auslängung
in den oberen Gurtungen betrug dabei in Uebereinstimmung
mit der Rechnung ’/i Zoll, so dass das Stück der oberen
Gurtung über dem Mittelpfeiler um dieses Maass länger ge-
nommen werden musste. — Die Diagonalen sind nach dem
System des gleichschenkeligen Dreiecks in achtfacher Ordnung
in einander gelegt; bei 11' Höhe der Hauptträger und 10' Ent-
fernung der Querträger von einander dürfte sich eine derartige
Zergliederung kaum rechtfertigen lassen — jedenfalls kann die
Auflösung der Diagonalen in acht einzelne Systeme nur unter
Mehrbedarf von Material durchgeführt werden. — - In Bezug auf
die Drehbrücke ist zu erwähnen, dass die Drehung durch ein Ge-
triebe erfolgt, welches in einen Zahnkranz von 7,583™ Radius
lasst; die Handhabung der Drehspindel geschieht mittelst eines
vertikal aufzusetzenden zweiarmigen Schlüssels. Die Feststel-
lungs-Vorrichtungen bestehen aus drei auf dem Mauerwerk
befestigten, gusseisernen Ständern, in denen Schraubenspindeln
mittelst Schneckenräder vertikal auf- und abwärts bewegt
werden können. — Das Gesammt-Gewicht, der ganzen Briicken-
Anlage wird zu 4300 Ztr. Schmiedeeisen und 440 Ztr. Guss-
eisen angegeben. — Die Fundirung zeigt keine besonderen
Eigen th üm lieh k eiten.
2. Der Hafen von Hamburg - Al tona, mitgetheilt
vom Wasser - Bau - Direktor J. Dal mann in Hamburg.
*) Als selbstständige und unmittelbare Voraussetzung für den
Beginn eines Gewerbebetriebes.
Nachdem zu Eingang eine vergleichende Uebersicht des
Verkehres von Hamburg gegenüber dem Verkehr in englischen
und französischen Häfen gegeben ist, entwickelt der Verfasser,
wie sich immer mehr und gegenwärtig allgemein die Ueber-
zeugung Bahn gebrochen hat, dass Hamburg ein frei zugäng-
licher Hafen bleiben müsse, anstatt, wie frühere Vorschläge
dies bezweckten, ihn in einen geschlossenen Hafen umzu-
wandeln. Die Docks, verbunden mit der vollständigen Ein-
deichung der Stadt, würden einen ungeheuren Kostenaufwand
erfordert haben; dabei bieten beim Laden und Löschen an
Quais die geschlossenen Häfen keinen wesentlichen Vorzug
vor den freien Häfen, während das Eis in geschlossenen Bassins
länger liegt, als wenn die Fluth frei eintreten kann, und die
Schleusen jedesmal vom Eise vollständig frei gemacht werden
müssen, ehe man ein Schiff hindurchbringen kaun. Die etwas
grösseren Baggerkosten bei offenen Häfen können wegen des
in Hamburg verhältnissmässig geringen Schlickfalles nicht
wesentlich in Betracht kommen. Diesen Gesichtspunkten ent-
sprechend ist die Anlage des neuen Sandthorhafens bewirkt,
zu deren Beschreibung der Verfasser übergeht. Der Schluss
des Aufsatzes wird folgen; wir verweisen inzwischen auf die
bereits unter dem Artikel „Reisenotizen“ in unserem Blatte
gegebenen Mittheilungen über den Sandthorhafen.
3. Die Felsensprengungen im Rheinstrom von
Bingen bis St. Goar. Die Mittheilungen entsprechen ziem-
lich genau den im Bericht aus dem Architekten - Verein zu
Berlin unter Nr. 8 unseres Blattes gegebenen Notizen, so dass
eine auszügliche Mittheilung hier entbehrt werden kann.
4. Die Ausführung des grossen Tunnels bei Al-
tenbecken (Fortsetzung). Mit wohl zu grosser Ausführlich-
keit werden die Kosten für die Herstellung der Stollen und
den Ausbruch des vollen Profils, getrennt nach 12 Bauabthei-
lungen, mitgetheilt. Wir können uns der Ansicht nicht ver-
schliessen, dass eine derartige Sorgfalt auf einen Baubericht
verwandt, demselben zum Lobe gereichen wird — dass sie aber
für eine allgemeine wissenschaftliche Mittheilung die Ueber-
sicht erschwert.
Ausser diesen Originalartikeln finden sich noch folgende
Aufsätze :
Vermittelung des G efäl le-Wechs el s und Kurven-
Anschlusses auf Eisenbahnen. Auszug aus den Annales
des ponts et cliaussees 1867. — Ueber die Reinigung
und Verwerthung des Hauswassers, von B. Latham,
Ingenieur zu Croydon; übersetzt vom Bauführer E. Wiebe.
— Ueber die Schwartzkopf’sche Steinbrech m aschine
und ihre Leistungen. Gr.
Konkurrenzen.
Cassel. Zu der auf den 15. Juli d. J. ausgeschriebenen
Konkurrenz für den Bau des hiesigen Kuusthauses waren
7 Pläne rechtzeitig eingegangen und im Lokal des Vereins
für bildende Kunst öffentlich ausgestellt. Zu den hervorra-
gendsten derselben gehörte der Entwurf von Lieb lein in
Frankfurt a. M., welcher sich durch gute Anordnung des
grossen Ausstellungssaales und eine sehr würdige, entsprechende
Gestaltung der Fahnden in klassisch antikem Stil auszeichnet;
der Entwurf von Riffard in Köln in reichem Renaissance-
Stil, an welchem besonders die geschmackvolle und prächtige
Durchbildung der inneren Architektur anzog; der Entwurf
von A. Scholz in Berlin, welcher sich bei einfacherer äusse-
rer Architektur in edlem Renaissance-Stil und nur theilweiser
Bebauung des Platzes durch eine sehr wohldurchdachte Anor-
dnung der inneren Räumlichkeiten besonders empfahl, und der
Entwurf von Zahn dahier in gotliischen Formen, dessen
Grundrissanlage wegen ihrer Einfacbeit und Zweckmässigkeit
vielfache Anerkennung fand.
Nach Ablauf des Termins wurde, ohne Anspruch auf
Theilnahme an der Konkurrenz, dem Komite noch ein sehr
reichgestaltetes Projekt von Lönhold in Bockenheim bei
Frankfurt a. M. mitgetheilt, welches, weit über die nach dem
Programm verlangten Räumlichkeiten hinausgehend und ohne
alle Rücksicht auf das verfügbare Baukapital, den Vortheil
einer höchst rentablen Ausnutzung des Platzes bietet. Die
von verschiedenen Seiten, namentlich von drei Architekten in
Paris, eingegangenen Ersuchen um Verlängerung des Termins
hatten nicht berücksichtigt werden können.
Der ausgeschriebene Preis wurde mit grosser Stimmen-
mehrheit dem Plane von A. Scholz in Berlin zuerkannt mit
Rücksicht darauf, dass dieser Plan weit mehr als die anderen
oben genannten Entwürfe, deren Ausführung zum Theil mehr
als das Doppelte der vorhandenen Mittel erfordern würde,
mit Rücksicht auf die im Programm bestimmt angegebene
verfügbare Kostensumme entworfen ist, wenn man denselben,
namentlich wegen der zu beschränkten Grösse des Hauptaus-
338
stellungsraumes, auch nicht für die Ausführung zu wählen
sich entschliessen konnte.
Die Konkurrenz hat zu der Ueberzeugung geführt, dass
es am zweckmässigsten sein wird, auf den Grundriss des früher
von Zindel dahier ausgearbeiteten Entwurfes zurück zu
kommen, den Aufriss dieses Entwurfes aber in einer den
vielfach ausgesprochenen Wünschen des Komites und der
meisten anderen hiesigen Künstler und Kunstfreunde mehr
entsprechenden Weise umzuarbeiten.
Personal-Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Bau- Inspektor Ehrhardt zu Cüslin zum
Ober -Bau -Inspektor bei der Königlichen Regierung zu Danzig, —
der Baumeister Pavelt zu Breslau zum Landbaumeister bei der
Regierung zu Breslau, — der Baumeister Reichert zu Marienwer-
der zum Landbaumeister bei der Regierung zu Marienwerder.
Der Regieruags- und Bau-Rath Cremer zu Danzig ist an das
Hegierungs - Kollegium zu Wiesbaden versetzt.
Offene Stellen.
1. Ein in Verwaltungssachen erfahrener Baumeister wird
zur Assistenz des Stadtbauraths gegen 3 Thlr. Diäten gesucht. Nä-
heres beim Stadt-Bau-Inspektor Rospatt in Berlin, Oranienstr. 104.
2. Bei der Königl. Fortifikation in Stettin wird zum 1. Septbr.
eine Baum e i ster- Stelle vakant. Näheres im Inseratentheile.
3. Die Königl. Fortifikation in Rendsburg sucht zwei Bau-
meister gegen 3 Thlr Diäten. Meldungen daselbst.
4. Zur Vertretung eines Kreisbaubeamten wird sofort ein
Baumeister oder Bauführer auf 6 Wochen, und zur Leitung
eines umfangreichen Hochbaues ein Baumeister oder Bauführer
auf mehre Jahre gegen reglementsmässige Diäten gesucht. Meldungen
nimmt an der Kreisbaumeister Stavenhagen in Leobschütz.
5. Ein Bauführer findet sofort Beschäftigung gegen regle-
mentsmässige Diäten in Berlin beim Landbaumeister Steuer, Loui-
sen-Ufer 1 a. (Morgens bis 10).
Die in No. 30, alinea 6, und No. 31, alinea 8 ausgeschriebenen
Stellen sind besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Durch das Verunglücken eines Holzstockes sind wir leider
ausser Stande in dieser Nummer die Fortsetzung des Aufsatzes
über die Bauwerke von Gubbio geben zu können, was wir freund-
lichst zu entschuldigen bitten. D. Red.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S. in Merseburg,
Dr. S. in Weimar, v. D. in Cassel. 0. in Breslau, z. N. in Rathenow.
Architekten -Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 8. August.
Besichtigung des Borsig’schen E tab lissemen ts in Moabit.-
Versammlung um 61/, Uhr beim Eingänge zum Eisenwerke daselbst.
Zum Schluss gemeinschaftliches Zusammensein im Cafe Gärtner
an der Moabiter Brücke.
Die Mitglieder werden gebeten ihre Legitimations-Karten mit-
zunehmen.
Für die Anordnungen
Merzenich. Willet.
Bekanntmachung.
Zum ersten September er. wird hierselbst eine Baumeisterstelle
vakant, welche mit 3 Thlr. Diäten dotirt ist.
Bewerber, welche das Examen für den Staatsdienst bestanden,
können sich unter Einreichung der Atteste an die Unterzeichnete
Behörde wenden. —
Zur Ausführung gelangt zunächst ein in monumentalem Cha-
rakter zu erbauendes Militair- Kasino und demnächst voraussicht-
lich zwei grössere Kasernen.
Stettin, den 1. August 1868.
Königliche Fortifikation.
Ein junger Maurermeister sucht eine passende Stelle im Bureau
oder am liebsten bei Bauausführungen. Gefällige Adressen sub
W. H. in der Expedition dieses Blattes.
Zur Anlage einer Fabrik für Heisswasser -Heizungen (Perkins
System) empfiehlt sich ein Ingenieur. Gefl. Adressen abzugeben
sub L. Z. 36 in der Expedition dieses Blattes.
Ein Techniker erbietet sich zu Uebersetz ungeu technischer
Schriften aus dem Englischen und Französischen. Gefl. Adressen
sub Chiffre E. B. 2 in der Expedition dieser Zeitung.
Ein sowohl im Privat- als Kataster-Geschäfte in allen Arbeiten
geübter Geometer-Gehülfe wünscht seine Stelle zu verändern. Gefl.
Offerten beliebe man unter P. R. No. 181 an die Expedition dieser
Zeitung zu richten.
Beste Rathenower Mauersteine, feinste weisse Verblender und
Klinker werden billig verkauft Kanonierstrasse 39, 1 Treppe.
Heute früh 121/, Uhr wurde meine liebe Frau Josephine, geb.
Rosorius vo einem gesunden Mädchen glücklich entbunden.
Berlin, den 1. August 1868.
Neuhaus, Baumeister.
Heute früh starb nach langem Brustleiden mein geliebter Mann,
der Bauführer Herrmann Westphal in seinem 38. Lebensjahre.
Ukta, den 3. August 1868.
Die trauernde Wittwe
Minna Westphal, geb. Blum.
Ein Maurermeister, welcher in eigener Praxis und bei der Baufüh-
rung grösserer öffentlicher Gebäude vielfache theoretische Kennt-
nisse erworben und praktische Erfahrungen gesammelt hat und
die besten Zeugnisse hierüber beibringen kann, sucht als Bau-
führer bei grösseren Bauten etc. eine Anstellung. Offerten werden
sub W. R. Breslau, post restante erbeten.
Ein namentlich im Hochbau erfahrener Techniker, seit längeren
Jahren beim Eisenbahnbau beschäftigt, der mehrfach die Ausfüh-
rung grösserer Bauwerke geleitet hat, sucht bei neueren Eisenbahn-
oder sonstigen Bau -Unternehmungen eine entsprechende Stellung.
Offerten beliebe man unter der Chiffre K. O. in der Expedition
dieses Blattes zu hinterlegen.
Ein junger Mann, der längere Zeit in einem der grössten
Ateliers für Architektur hier gearbeitet und die Ausführung von
Baulichkeiten selbstständig geleitet, sucht eine dem ähnliche Stel-
lung hier oder ausserhalb. Adr. unter Z. in der Exped. d. Blattes.
in anerkannt vorzüglichster Qualität,
in Originalschachteln von 10, 5 und 1 Stück,
zum Preise von 15 Sgr., 121/, Sgr. und 10 Sgr. per Stück Tusche
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Oranienstrasse 75.
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sendung des Betrages in Briefmarken werden franco ausgeführt.
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einer Wohnung in die andere, empfehlen sich diese Maschinen ebenso für die grössten Bötels, Restaurationen, Institute,
Oekonomien, wie für die kleinsten Haushaltungen. Zeichnungen, Preisverzeichnisse und nähere Auskunit werden aufs
Bereitwilligste gegeben. — _
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Patentirte
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Grosse Medaille
auf der
(ftfcatrbr unb |nbustn£- Ausstellung
ZU
Kaiserslautern
1860.
BOYER & CONSORTEN
Silberne Med viele
pariser Sbfanunljaus
auf der
Pariser Welt - Ausstellung
1865.
mit 10, 14, 17, 19, 23, 26, 32 und mehr Quadratmeter Heizfläche,
deren
AH’ij- uni> '^entifafions-J>nffem
bei
Schulen, Krankenhäusern und anderen Räumen*
—
Es ist notorisch, dass in der Neuzeit die Zentral -Luftheizung in Verbindung mit Ventilation immer
mehr zur Geltung und praktischen Anwendung gelangt, trotz vielfach dagegen gehegter Vorurtheile.
Wie bei so vielen anderen Neuerungen bricht sich auch hier das Brauchbare, Gute nur langsam,
aber mit sicherem Erfolge Bahn und gewinnt durch die überzeugende Kraft seiner faktischen Leistung oft
die widerstrebendsten Gegner.
Anerkannt von Männern der Wissenschaft wie der Praxis wird es wohl eine nicht zu bekämpfende
Wahrheit bleiben, dass neben der Zentral -Luftheizung und der damit im innigen Zusammenhänge stehenden
Ventilation, vorausgesetzt, dass dieselbe verständig und richtig erstellt ist, keine andere Heizmethode
existirt, die gleich rationell und billig, insbesondere aber dem menschlichen Organismus in sanitätlicher Be-
ziehung in solch’ hohem Grade zuträglich ist.
Nicht die eigenthümliche Konstruktion der Heizapparate (Caloriferes) ist es allein, die solch günstige
Resultate herbeiführt, sondern der Hauptfaktor liegt in der Methode, wie die erwärmte Luft produzirt,
geleitet, vertlieilt und schliesslich wieder abgeführt wird, so wie in der Ermittelung der richtigen
Quersch n itts - V erhäl t n iss e der Kanalisirung mit Rücksicht auf die Erfüllung der in sanitätlicher Be-
ziehung gestellten Ansprüche. Die neben der regulirbaren Erwärmung mittelst Luftheizung gleichzeitig zu
bewirkende, Niemand störende und sichere Ventilation bildet thatsächlich den Kern, aber auch den schwierig-
sten Punkt dieses Heizsystems.
Es waren auf diesem Felde langjährige Studien und vielfache praktische Versuche nothwendig, um
zu derjenigen Vollkommenheit der Einrichtung zu gelangen, wie sie jetzt von Fachmännern und Laien rüh-
mend anerkannt wird.
Auch wir haben in dieser seit Jahren als Spezialität betriebenen Geschäftsbranche vielfache und
mancherlei Erfahrungen gesammelt und da uns heute das Urtheil von kompetenten Experten*) anerkennend
zur Seite steht, so dürfte es wohl nicht ohne Interesse sein, unser gegenwärtiges Verfahren hiermit näher zu
beleuchten.
Allgemeines
über Zentral-
Luftheizung und
Ventilation
Zentral - Luftheizungen und Ventilation stehen nothwendiger Weise im innigen natürlichen Zusammen- Ventilation,
hange, indem die Erwärmung eines Raumes nur dann rationell sowohl in ökonomischer als auch sanitätlicher
Beziehung stattfinden kann, wenn das gleiche Luftquantum, welches eingeführt, auch entfernt wird. Ein
Entweichen von Zimmerluft findet thatsächlich zwar durch Thür- und Fensterritzen statt, jedoch stets sehr
mangelhaft und unregelmässig, da die jeweiligen Windströmungen durch ihre Intensität dieses Entweichen alteriren.
Nicht selten treten konträre Erscheinungen auf, bei welchen die Luft durch besagte Thür- und Fen-
sterritzen eindringt und die Erwärmung der jeweiligen Räume hemmt.
Abgesehen davon, dass Ventilations- Anlagen aus sanitätlichen Gründen nicht nur in Krankenhäusern,
Schulen, Kasernen, Fabriken etc. dringend geboten sind, sollten dieselben auch in unseren Wohnungen nicht fehlen.
Durch die Herstellung eigens disponirter Ventilations -Kanäle wird bei unseren Heiz- Anlagen durch
dieselben einerseits die Erwärmung der Räumlichkeiten ausserordentlich begünstigt, andererseits durch Abfüh-
rung der verdorbenen Luft den Respirations- Organen eine reine, möglichst gleichbleibende Atmosphäre dar-
geboten, und wegen der raschen und leichten Erwärmung der zu beheizenden Räume auch noch eine nicht
zu unterschätzende Brennmaterial -Ersparniss erzielt.
Vor Allem sind nunmehr die Fragen zu erörtern, wie und wo zu ventiliren ist.
Ventilationen lassen sich erstellen: Ventilations-
1) Durch Pulsionsvorrichtungen, d. i. Einpressen der Luft durch Ventilatoren, welche durch irgend eine sy3t<;me'
bewegende Kraft (Motor) in Betrieb gesetzt werden.
2) Durch Aspirations-Vorrichtungen, d. i. Aufsaugen der Luft durch Exhaustoren, oder durch Abfüh-
rung der Luft zu dem Roste des Heizapparates, oder endlich durch die Herstellung eines Lockfeuers
resp. einer Zug -Esse etc.
‘) Vide Zeugnisse.
3) Durch die Benutzung der gegebenen jeweiligen Temperatur -Differenz zwischen der inneren und
äusseren Luft im Verein mit der saugenden Wirkung der Windströmung auf die über Dachfirst aus-
rmindenden Ventilationskanäle.
Ad 1. 1 u 1 s i o n s- V e n ti 1 a ti o n e n finden ihrer Natur nach nur eine beschränkte Anwendung, weil in
den seltensten Fällen eine entsprechende Betriebskraft zur Verfügung steht und die Beschaffung einer solchen wegen
dei Anlage- und Betriebskosten vielfach gescheut wird. Bei grösseren Etablissements und besonders bei
Hospitälern ist übrigens die Herstellung dieser Betriebskraft von solcher Wichtigkeit, dass deren Kosten nicht
in die Waagschale fallen sollten.
Ad 2. A s p i r a t i o n s - Ve n ti 1 a t i o n e n mittelst Exhaustoren kommen aus demselben Grunde
wie die Pulsions-Ventilationen nie allgemein zur Anwendung.
Ventilationen unter Abführung der verbrauchten Luft unter den Rost des Heizapparates lassen sich
nui für kleinere Räume mit Erfolg ausführen; für grössere Räume, wie z. B. Krankensäle, Schulen etc. ist
es unmöglich, eine genügende V entilation hierdurch zu erzielen, weil das I’ euer des Heizapparates immer nur
einen kleinen Theil des abzuführenden Luftquantums absorbiren kann.
Ventilationen vermittelst Zugessen, in welchen zum Zwecke der Aspiration ein sogenanntes Lock-
feuer unterhalten werden muss, sind schon vielseitig zur Anwendung gekommen, jedoch sind dieselben in
ihren Anlagen kostspielig und bedürfen zum Betriebe nicht unbedeutenden Aufwand an Brennstoff'.
Ad 3. Ve ntilationen beruhend auf der Benützung der jeweiligen Temperaturdifferenz
zwischen der inneren und äusseren Luft im Verein mit der saugenden Wirkung der Windströmung auf die
über Dachfirst mündenden Ventilationskanäle haben wir mit dem besten Erfolge und praktischen Nutzen in
allen jenen l'ällen zur Anwendung gebracht, wo wegen Mangel eines Motors keine Pulsions-Ventilirung
möglich war oder gewünscht wurde, aus anderen Gründen aber die Anlage von Zugessen vermieden werden
musste.
Es ist jedoch unbedingt erforderlich, die einzeln über Dach geführten Ventilationskanäle so zu
bekrönen, dass die jeweiligen Windströmungen, gleich viel von welcher Seite sie immer kommen mögen, den
Gang der Ventilation durch ihre saugende Wirkung unterstützen müssen.
Bei Neubauten sind die Anlagekosten dieser Kanalisirungen unbedeutend; der Betrieb dagegen
kostet gar nichts, da die benöthigte Temperaturdilferenz stets vorhanden ist.
Da solcher Art ventilirte Zimmer sich in wesentlich kürzerer Zeit erwärmen, die Vorheizzeit sich
also vermindert, so werden sich selbst die übrigens ganz unbedeutenden Anlagekosten bald durch die Erspar-
nis an Brennmaterial bezahlt machen.
Ventilation im
Winter.
Zur Bestimmung, an welcher Stelle die Ventilation stattzufinden hat, erscheint vor Allem die Be-
schaffenheit der Luft als maassgebender 1* aktor. Um die Verderbniss der Luft durch Respiration und Perspi-
ration von Menschen zu beurtheilen, kann man sich von dem Gehalte an Kohlensäure sicher leiten lassen.
Es ist zwar anzunehmen, dass die Verderbniss der Luft auch von Beimischung organischer Stoffe
abhängt; dieselben werden jedoch mit der aus derselben Quelle stammenden Kohlensäure proportional an-
wachsen. Durch Untersuchungen über Luftbeschafl'enheit in Krankenhäusern ist konstatirt, dass der Kohlen-
säuregehalt der Luft im ganzen Raume, sowohl in der Nähe des Fussbodens, als auch unter der Decke,
beinahe vollständig gleich ist. I
Die Vorstellung, die sich gewöhnlich, selbst hei Fachleuten, noch kund giebt, man müsse deshalb
Ventilationsöffnungen am Boden anbringen, um hierdurch die verdorbene, durch die Kohlensäure „schwere
Luft“ abzuführen, ist demnach, wie oben erklärt, eine ganz irrige, und entspringt lediglich aus falschem
theoretischen Raisonnement.
Obwohl, wie aus Obigem erhellt, es in sanitätlicher Beziehung ganz gleich ist, in welcher Höhe
die verdorbene Luft abgeführt wird, so ist es doch in Bezug auf den rationellen Betrieb der Heizung nicht
einerlei, wo die Abzugsöffnungen für Ventilation anzubringen sind.
Da die eingeführte erwärmte Luft vermöge ihrer höheren Temperatur immer bis zur Decke empor-
steigt, daselbst in horizontalen Schichten sich ausbreitet und durch Abkühlung an den Umfassungswänden
wieder allmählich zu Boden sinkt, die kontinuirlich nachströmende warme Luft aber immer wieder die
obersten Schichten einnimmt und einen elastischen Druck auf die unteren Luftschichten ausüht, so ist ein
rasches Sinken der letzteren nur dann ermöglicht, wenn die verdorbene Luft in der Nähe des Fussbodens
zur Abführung gelangt.
Nur auf diese Weise allein ist es möglich, Räume in kürzester Zeit genügend zu
erwärmen und gleichzeitig kräftig zu ventiliren.
Wollte man die Abströmungsöffnungen für die Ventilation ebenfalls unterhalb der Decke anbringen,
so käme hierdurch die heisseste Luft selbstverständlich zum Abströmen, wodurch sich natürlich der betreffende
Raum nur schwer, unter Umständen gar nicht erwärmen liesse.
Die Annahme, dass die warme Luft, durch vertikale Oeffnungen in den Wänden unmittelbar über
den Fussboden in einem Raume ausströmend, sich sofort auf die ganze Fläche des unteren Raumes verbreite
und die darüber befindlichen Luftschichten durch die oben erwähnten unterhalb der Decke angebrachten
Ventilationsöffnungen hinausdränge, ist total unrichtig.
Die Strömung derart eingeführter Luft wird allerdings vermöge ihrer Geschwindigkeit in den Steig-
kanälen von 8' bis 12’ per Sekunde noch auf eine gewisse Entfernung fast horizontal sein, allein durch den
Widerstand der ruhigen Luftschichten und ihre höhere Temperatur wird die warme Luft bald zum Auf-
wärtssteigen gelangen, und zwar bis zu der Höhe, in welcher die Temperaturen gleich sind, bei gewöhn-
lichen Zimmerhöhen also stets bis unter die Decke.
Die Luft in den entfernteren Theilen des Raumes wird durch diese anfänglich horizontale Strömung
durchaus nicht berührt und findet eine Erwärmung daselbst erst dann statt, wenn die einzelnen Luft-
schichten, in der Abkühlung begriffen, sich allmählich dem Boden nähern.
Wir führen daher prinzipiell die verdorbene Luft durch vertikale Oeffnungen, die
an den Wänden in der Nähe des Fussbodens angebracht sind, in die Ventilations-Kanäle
und lassen letztere bis über Dachfirst ausmünden.
Bei der Anlage von Ventilations-Kanälen ist es überdies in sanitätlicher Beziehung von
grösster Wichtigkeit, ja für Krankenhäuser sogar dringend geboten, dass jeder Kanal einzeln über Dach-
first aufgeführt wird, und vermieden werden muss, mehrere. Kanäle gemeinschaftlich am Dachboden zu ver-
einigen, um von da durch einen einzigen Lüftungsthurm die verdorbene Luft abzuleiten.
339
Ein junger Zimmermeister, der bei der Leitung eines grossen
Privatbaues beschäftigt ist, sucht nach Beendigung desselben im
Monat August eine Stelle im Bureau oder bei Bauausführungen
eines Zimmermeisters oder Baumeisters.
Gefällige Offerten sub F. W. 71 an die Exped., wo auch
Atteste zur Einsicht vorliegen.
Ein junger Mann (Maurer) der schon längere Zeit im Bureau
gearbeitet hat, wünscht eine Stelle unter soliden Bedingungen hier
oder ausserhalb. Adressen in der Expedition sub K. R. 18.
Königlich Niedersclilesisch - Märkische
Eisenbahn.
Die Ausführung der Schlosserarbeiten für das neue Empfangs-
gebäude auf Bahnhof Görlitz soll im Wege der Submission ver-
geben werden und ist hierzu ein Termin aut:
Donnerstag, den 13. August, Vormittags 12 Uhr
im Baubureau, Balmhofsstrasse No. 3 hierselbsf, anberaumt worden.
Qualifizirte Unternehmer haben ihre Oflerten versiegelt und
portofrei mit der Aufschrift:
„Submissiousofferte auf Schlosserarbeiten für das Empfangsgebäude“
bis zur festgesetzten Terminsstunde an den Baumeister Lehwald
hierselbst einzureichen.
Die betreffenden Bedingungen sind vor dem Termine in ge-
dachtem Baubureau zur Einsicht ausgelegt.
Görlitz, den 31. Juli 1868.
Der Eisenbahn - Betriebs - Inspektor.
P r i e s s .
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Ein Loos der Erdarbeiten für den Bau der neuen Berliner
Verbindungsbahn von ca. 100, U00 Schachtruthen, mit rot. 900 Ruth.
Transportweite, beabsichtigen wir im Wege beschränkter Sub-
mission zu vergeben.
Bau - Unternehmer, welche ihre Qualifikation durch Atteste
nachzuweisen vermögen, werden ersucht, von den in unserem Bau-
Biireau, Küpnickerstrasse No. 29 ausliegenden Plänen und Bedin-
gungen Kenntniss zu nehmen und werden daselbst Oflerten bis zu
dem am 17. August d. J., Vormittags 11 Uhr stattfindenden Ter-
mine entgegengenommen und im Beisein der etwa persönlich an-
wesenden Submittenten eröffnet.
Berlin, den 21. Juli 1868.
Königliche Kirektion tler Nieilerschlesisch-
Iflärkisclieii Eisenlialin,
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
Gotha- Leinefcldcr Eisenbahn.
Gotha -Leiiiefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Herstellung des Bahnkörpers, sowie zur Ausführung der
Kunstbauten der Gotha- Leinefelder Eisenbahn sollen innerhalb der
Strecken zwischen Horsmar und Helmsdorf, ingleichen zwischen
Dingelstädt und Leinefelde, drei Loose und zwar:
No. XV. a. mit 19954 Schachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl.der
Böschungs - Arbeiten veran-
schlagt zu 34,726 Thl. 14 Sgr. 3Pf.
b. mit ca. 214 Schachtruthen
Mauerwerk;
No. XVIII. a. mit 34006 Schachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl. der
Böschungs- Arbeiten veran-
schlagt zu 39,280 „ 28 „ 10 „
b. mit ca. 1252 Schachtruthen
Mauer werk;
No. XIX. a mit 20502 S'hachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl der
Böschungs- Arbeiten veran-
schlagt zu 30,166 „ 24 „ 9 „
b. mit ca. 480 Schachtruthen
Mauerwerk,
im Wege des öff Etlichen Submissions -Verfahrens an geeignete
Unternehmer verdungen werden.
Die l’läne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs- Büreau zu Gotha an den Wochentagen ein/.usehen,
die Submissions- Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kosten!' ei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn, Loos XV, XVIII und XIX,“
oder mit der Bezeichnung:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn, Loos XV, XVIII und XIX“
versehen, bis spätestens zu dem am
20. August c., Vormittags 10 •/. Uhr
in dem obenl e/eiclinet- n Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der einaeganeenen Offerten in Gegenwart
der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den J. August 1868.
Der A b thei I ungs - B aume is ter
(ger.) Witzeck.
Konkurrenz - Ausschreiben.
Kekan nfniaehniig;.
Zur Bildung des Bahnkörpers der Gotha-Leinefelder Eisenbahn
soll auf der Strecke diesseits Dingelstädt das Loos No. XVI mit
35408 Schachtruthen zu bewegenden Bodens, einschliesslich der
Böschungsarbeiten veranschlagt auf 41996 Thlr. 22 Sgr. 2 Pf., im
Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen.
Die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
bis spätestens zu dem am
10. August er. Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichnetem Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister,
W i t z e c k .
Gotha- Leinetelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Ausführung der auf der Strecke diesseits Dingelstädt im
Bahnkörper vorkommenden Kunstbauten soll das Loos No. XVI
mit circa 927 Schacht- Ruthen Mauerwerk im Wege des öffent-
lichen Submissions-Verfahrens an einen qualifizirten Unternehmer
verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha au den Wochentagen einzusehen,
auch werden die Submissions - Bedingungen von dem IJnterzeichne-
ten auf portofreies Ansuchen kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn“
versehen, bis spätestens zu dem am
11. August er. Vormittags 10 l/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegen-
wart der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 14. Juli 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister,
Witzeck .
Nachdem vom Unterzeichneten Stadtrathe unter Zustimmung
der Stadtverordnetenschaft der Neubau eines
für hiesige Stadt und zugleich die Beschaffung der hierzu erforder-
lichen Pläne auf dem Wege der Konkurrenz beschlossen worden
ist, so ergeht hiermit an diejenigen Herrn Architekten, welche ge-
neigt sind, sich bei dieser Konkurrenz zu betheiligen, die Auffor-
derung, ihre Pläne und Kosten-Anschläge bis zum
1. November d. J.
an den Unterzeichneten Stadtrath einsenden zu wollen. Später ein-
gehende Arbeiten können keine Berücksichtigung finden. Das spe-
zielle, unter Beihülfe der nachbenannten Preisrichter verfasste und
von ihnen genehmigte Programm wird nebst dem erforderlichen
Situationsplane den resp. Bewerbern auf deren, bei hiesiger Raths-
stelle mündlich oder schriftlich angebrachtes Ansuchen sofort zuge-
stellt werden.
Zur Uebernahme des Preisrichteramtes haben sich bereit er-
klärt:
Herr Oberlandbaumeister Hänel in Dresden,
„ Professor R. Heyn ebendaselbst,
„ Prüfungskommissar Zocher in Leipzig.
Für die beiden relativ besten und zur Ausführung geeigneten
unter den programmgemäss ausgeführten Konkurrenz-Prpjekten sind
Preise von 250 Thlr. und beziehentlich 100 T hlr. ausgesetzt.
Die prämiirten Pläne bleiben Eigenthum der hiesigen Kom-
mune. Der Unterzeichnete iStadtrath behält sich zwar die Auswahl
unter den preisgekrönten Arbeiten behufs der Ausführung vor,
sichert aber demjenigen Architekten, dessen Pläne zer Ausführung
gewählt werden, die Beth.iligung bei der speziellen Aus- resp.
Umarbeitung der Baupläne, bei Beaufsichtigung des Baues etc.
gegen ein zu vereinbarendes Honorar zu.
Freiberg, den 26 Juni 1868.
Der Rath der Stadt Freiberg.
Lemuss, Bürgermeister.
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^3^ ocz? <^-3? 159
Hiermit beehre ich mich, einem verehrten Publikum, wie nament-
lich den Herren Baumeistern und Bauunternehmern zur Anlage von
|if Innjjfiüfrtfdiult jti |irttr n. i. Itlcfcr
beginnt ihren Winter-Kursus am 3. November, während der Vor-
bereitungs-Unterricht für neueintretende Schüler bereits am 14. Ok-
tober seinen Anfang nimmt.
Im vierten Jahre der Gründung der Anstalt erreichte dieselbe
bereits die Zahl von 260 Schülern, worunter an s/4 Meistersöhne aus
grossem Städten Preussens, wie Berlin, Magdeburg, Düsseldorf,
Danzig, Posen, Merseburg, Minden u. s. w., sowie den Nachbar-
staaten sich befanden.
Anmeldungen zur Aufnahme in die Anstalt sind unter Ein-
sendung der Schulzeugnisse an den Unterzeichneten franco bis Mitte
Oktober einzusenden.
Zur Abnahme der Meisterprüfung für Bauhandwerker befindet
sich die Königliche Kommission am Orte.
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stabe von der Grossbritanischen Regierung zur Erbaunng von
Festungswerken, Uferbefestigungen und Quais, so wie von den
hervorragendsten Ingenieuren und Bauunternehmern im vereinigten
Königreiche angewendet worden.
Im Institut der Civil - Ingenieure in London hat Herr Grant,
Ingenieur der Stadt London, erklärt: „dass der von der Burham-
Compagnie im Metropolitan -Distrikt gelieferte Portland-Cement
sämmtlich geprüft worden ist und auf eine Oberfläche von 1 Vj" X
1 Va" — 2 % fl" eine Widerstandskraft von 631 Pld. ergeben hat.
Nachdem die Versuchsblöcke 6 Tage lang unter Wasser gelegen
hatten, haben dieselben eine Widerstandskraft von 702,3 Pfd. er-
geben.
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Herren W. Naetebus & Co.
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Wir lieben dies besonders hervor, da konstatirt ist, dass in derart eingerichteten Krankenhäusern
häufig Rückströmungen stattfinden, ein Umstand, der bei epidemischen Krankheiten äusserst gefährlich werden
kann, da hierdurch ansteckende Krankheiten resp. die Miasmen aus einem Saale in einen anderen über-
tragen werden.
Mit der Ventilationsmethode auf der Temperatur- Differenz beruhend, wird auch eine Ventilirung für
den Sommer sehr einfach erstellt, indem man jeden Ventilations- Kanal noch mit einer zweiten Oeffnung, die
unterhalb der Decke in denselben einmündet, versieht.
Die unteren Oeft'nungen der Ventilations- Kanäle bleiben alsdann in der Regel geschlossen.
Die Ventilirung geschieht nun auf die Weise, dass durch den Luftkanal, durch welchen im Winter
heisse Luft zur Ausströmung gelangt, im Sommer die aus dem Souterrain kommende kältere Luft eindringt,
sich allmählich zu Boden senkt, während die ausgeathmete, verdorbene wärmere Luft in die Höhe steigt, und
durch die erwähnten unterhalb der Decke angebrachten Oeft'nungen in die Ventilationskanäle abströmt.
Zum vollständigen Gelingen einer Heizanlage ist die Bestimmung der Stellen, wo die heisse Luft
einströmen soll, von grosser Wichtigkeit.
Wir sind durch zahlreiche Erfahrungen zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Ausströmungsöffnun-
gen für heisse Luft mit wenigen Ausnahmefällen, die ihrer Natur nach ein anderes Verfahren bedingen, in
die Nähe der Decke, jedenfalls jedoch immer weit über Kopfhöhe anzulegen sind.
Es wird hierdurch die Einwirkung des direkten heissen Luftstroms beseitigt und geht in Wohnzim-
mern, Krankensälen, Schulen etc. keinerlei Platz zum Stellen von Möbeln, Betten und Bänken verloren.
Die hierbei nöthigen Wärme- Regulir Vorrichtungen können einfach offen, wie z. B. ein Schellenzug,
oder verdeckt in der Mauer liegend und bequem zu handhaben hergestellt werden.
Es wird vielfach behauptet: „Kanäle für Luftheizung und für Ventilation müssten in ihren Quer-
schnitten möglichst gross angelegt werden, um vollständig gut zu funktioniren.“
Diese Behauptung ist total unrichtig und verfällt man in grobe Fehler, wenn der Willkür (dem sog.
empirischen Greifen) freier Spielraum gelassen wird. Wer nicht im Stande ist, die Querschnitte sämmtlicher
Kanäle durch Rechnung zu bestimmen, und nicht in der Lage sich befindet, überhaupt die maassgebenden
Faktoren berücksichtigen zu können, wird nie eine gute Anlage zu Stande bringen. Beklagenswerth ist es,
dass das Vorkommen solcher Fälle dem Vorurtbeil gegen Zentral -Luftheizung neuen Nahrungsstoff giebt und
auf diese Weise der guten Sache Schaden bringt.
Zum wirklich vollständigen Gelingen von Heiz- und Ventilations - Anlagen ist es unbedingt erforder-
lich, die benöthigten Querschnitte für die Kanäle genau zu berechnen, und sind hierfür die Abküh-
lungsflächen der jeweiligen Räume, die Temperatur, mit welcher die warme Luft zur Ausströmung
kommen soll, die Geschwindigkeit derselben bei verschieden hohen Steigkanälen, der zu erzielende Wär-
megrad maassgebend. In den weitaus meisten Fällen müssen die Querschnitte für die Ventilationskanäle
auch nach dem aus sanitätlichen Gründen zu erzielenden Luftwechsel bestimmt werden.
Bei Heiz- und Ventilations- Anlagen für Gefängnisse, Irrenanstalten etc. ist auf die Kanalisirung
wegen der leichten Fortpflanzung des Schalles besonders Bedacht zu nehmen, und sind in solchen
Fällen die Zuleitungskanäle für warme Luft isolirt zu disponiren.
Eine vielfach noch vorherrschende Meinung, dass die durch Luftheizung produzirte Luft im Vergleich
zu der durch andere Heizmethoden erzeugten trocken sei, entbehrt jeder positiven Basis.
Es ist Thatsache, dass bei allen Zentralheizsystemen, welche mit Ventilation und steter Zufuhr von
frischer Luft ausgeführt sind, der Feuchtigkeitsgehalt vollständig gleich ist.
Bei Heizanlagen ohne Ventilation und ohne Zuleitung frischer Luft von Aussen (gleichviel, ob Wasser-
oder Dampfheizung) findet eine allmählige Austrocknung und vollständige Stagnation der Luft statt, und sind
derartige Heizanlagen vom sanitätlichen Standpunkte aus zu verwerfen.
Die Ansicht, die Luft müsse bei Wasserheizungen mit Feuchtigkeit gesättigter sein, als bei Luftheizung,
ist rein instinktiver Natur, da das in den Röhren befindliche Wasser nur Träger der Wärme ist und nie mit
der zu erwärmenden Luft in Berührung kommt.
Durch sorgfältiges Studium und zahlreiche anemo metrische und hygro metrische
Experimente ist es möglich geworden, die maassgebenden Faktoren zur Herstellung von
Zentral - Luftheizungen mit Ventilation genau kennen zu lernen, und sind wir im Stande
mit aller Sicherheit den Anforderungen, welche man in sanitätlicher Beziehung macht,
vollständig zu entsprechen.
Ein nicht zu unterschätzender Vortheil, den unser Zentral-Luftheizungssystem bietet, ist ferner die
gänzliche Beseitigung jedweder Feuersgefahr und die leichte Instandhaltung der Apparate.*)
Wir rekapituliren in Folgendem die wesentlichen Vorzüge der Zentral- Luftheizung mit Ventilation:
I. Rasche und gleichmässige Erwärmung der Räume;
II. Kräftige und sichere Luft - Er n eu er u ng (Ventilation) sowohl im Winter als auch
im Sommer;
III. Voll ständige Erreichung der in sanitätlicher Beziehung gewünschten, für den
menschlichen Organismus in hohem Grade zuträglichen Beschaffenheit der Luft
(sowohl an Sauerstoff-, als an Wassergehalt);
IV. Erhebliche Ersparniss an Brennmaterial;
V. Billige Herstellungskosten der Anlage;
VI. Ve rmeidung jedweder Feuersgefahr und Beseitigung der Unglücksfälle, welche bei
anderen Heizungen Vorkommen können;
VII. Die Möglichkeit, jeden Raum für sich nach Erforderniss zu erwärmen oder abzu-
sperren und den Wärmegrad zu reguliren;
VIII. Leichte Instandhaltung und Reinigung der Heizapparate;
IX. Raumersparn iss durch Beseitigung der durch ihre Strahlwärme lästigen Zimmeröfen.
*) Das Nähere über die Instandhaltung der Apparate enthalten die jeder Anlage beigegebenen gedruckten Heiz-
Instruktionen.
Ventilation im
Sommer.
Einführung: für
warme Luft.
Kanalisirung:.
Schall -Leitung:.
Hygrometrisohe
Beschaffenheit
der Luft.
Luftheizungs- Anlagen mit Ventilation sind von uns in grosser Anzahl inner- und ausserhalb
der Zollvereinsgrenzen ausgeführt und noch in der Ausführung begriffen, als in: Kirchen, Schulen, Akade-
mien, Krankenhäusern, Versorgungs-Anstalten, Heilanstalten, Gebäranstalten, Irrenanstalten, Badeanstalten,
Gefängnissen, Kasernen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden, Palais, Wohnhäusern, Theatern, Zirkus’, Turnhal-
len, Börsen, Markthallen, Museen, Bildergallerien, Bibliotheken, Bazars, grösseren Gesellschaftssälen, Ausstel-
lungsgebäuden, pyrotechnischen Anstalten, Schlössern, Klöstern, photographischen Ateliers, Treibhäusern, Fa-
briken, Werkstätten und Trockenanstalten der mannigfachsten Art etc.
Projekte und
Kostenanschläge. Wir sind stets bereit, Projekte und Kostenanschläge anzufertigen und bedürfen wir hierzu:
1) Baupläne, bestehend in Grundrissen der Fundamente resp. Souterrains, sowie der zu beheizenden
Stockwerke, und den dazu gehörigen Profilen, mit Andeutung der Richtung gegen Norden, ausser-
dem aber noch:
2) Angabe des in Verwendung kommenden Brennmaterials, oh Holz, Steinkohlen, Braunkohlen oder Torf;
3) Angabe, ob eine disponible Triebkraft vorhanden ist;
4) Angabe des Niveau’s vom höchsten Grundwasserstand;
5) Angabe der Räumlichkeiten, welche in den verschiedenen Etagen zu beheizen sind, zu welchem
Zwecke dieselben dienen, und welcher Wärmegrad dafür verlangt wird;
6) Bei Krankenhäusern : Angabe der Anzahl Betten in Sälen und Separatzimmern ;
7) Bei Schulen: Angabe der Apzahl Schüler für jedes Klassenzimmer;
8) Bei Trockenanstalten: Angabe der gewünschten Temperatur und des zu verdunstenden Wasserquan-
tums, welches in einer bestimmten Zeit entfernt werden soll.
Für den gewünschten Heizeffekt, überhaupt für die solide Ausführung unserer
Heizapparate leisten wir Garantie.
Ludwigshafen a. Rh., im August 1868.
Boyer & Consorten.
Zeugniss.
Die Caloriferes- Fabrik von Herren Boyer & Consorten zu Ludwigshafen am Rhein hat im Jahre 1867 die zur Beheizung der
Säle des neuen Sehulhauses an der Frauenstrasse dahier nöthigen Caloriferes, wie auch die zum Betriebe der Pulsions -Ventilation ver-
langte Turbine mit Ventilator geliefert.
Diese Heizung und Ventilation ist nun während des Winters 1867 auf 1868 in Betrieb gewesen und hat sich hierbei vollkommen
bewährt, und wurden mit derselben sowohl in Beziehung auf Erwärmung als Reinheit der Luft die günstigsten Resultate erzielt.
München, den 7. April 1868. Stadt-Bauamt.
(E- S.) (gez.) Zenetti, Stadtbaurath.
München, den 19. März 1868.
Magistrat der Küuigl. Haupt- und Residenz -Stadt München!
Das neue Schulhaus in der Frauenstrasse betreffend.
Dem in dem Schreiben vom 19. November 1867 ausgedrückten Wunsche habe ich durch Untersuchungen der Luft in den neuen
Schulhäusern in der Frauenstrasse und der Louisenstrasse während der Winterzeit zu entsprechen gesucht. Ich theile die Resultate einst-
weilen mit unter dem Bemerken, dass ich nicht versäumen werde, auch während der Sommerzeit Beobachtungen anzustellen.
Am 20. Dezember 1867 verfügte ich mich Nachmittags 31/, Uhr in das Schulhaus in der Frauenstrasse. Ich hatte diesen Tag ge-
wählt, weil es stark schneite und die Kinder deshalb mit nassen Kleidern in die Schule kamen. Ich betrat zur Untersuchung der Luft den
I. Kurs der Knabenschule (Lehrer Graf) und den III. Kurs der Mädchenschule (Lehrerin Ludwig). Von den Knaben waren 106, von den
Mädchen 83 im Sehulzimmer anwesend. Die Temperatur betrug in beiden Lokalitäten 14° R.
Der erste Eindruck, den die Luft auf die Sinne machte, war ein ausserordentlich günstiger, von der gewöhnlichen Schulluft sehr
abstechender. Auch Lehrer Gräf und Lehrerin Ludwig äusserten sich dahin, dass sie einen grossen Unterschied gegen sonstige Lokalitäten
verspürten und dass sie die Wohlthat so guter Luft nur wieder schwer entbehren würden.
Die Abwesenheit des iibelen Geruches in den Schulsälen wurde von mir auch noch bei einer anderen Gelegenheit konstatirt, wo
die Frau Grossfürstin Helena von Russland das Schulhaus in der Frauenstrasse der Ventilation wegen besuchte; auch dieser hohen Dame
fiel es auf, dass die Schulluft nicht den bekannten Geruch habe.
Da die Kohlensäure der Luft in bewohnten Räumen durchschnittlich den genauesten Maasstab für ihre Güte abgiebt, vorausgesetzt,
dass im Raume keine anderen Kohlensäurequellen vorhanden sind, als Haut und Lungen des Menschen, so wurde der Kohlensäuregehalt in
beiden Zimmern bestimmt. Bei den Knaben ergab sich 21/,, bei den Mädchen *2 Volum per Mille Kohlensäure, was weit unter dem Mittel
des gewöhnlichen Kohlensäuregehaltes der sonstigen Sehulluft ist.
Dem Wunsche des Schreibens vom 19. November 1867 entsprechend, begab sich der Unterzeichnete am 27. Dezember 1867 in das
neue Schulhaus in der Louisenstrasse in die II. Abtheilung der Knabenschule (Lehrer Wittmann) und in den I. Kurs der Mädchenschule
(Lehrerin Sennefelder). Die Luft roch, wie es gewöhnlich in Schulen riecht, trotzdem dass die Zimmer sehr hoch und geräumig sind, und
in der Knaben- Abtheilung nur 95, in dem Mädchenkurse nur 69 Kinder anwesend waren.
Der Unterschied im Kohlensäuregehalt sprach sieh in derselben Richtung, wie das Geruchsorgan aus. In der Knabenabtheilung
wurde die Kohlensäure unter einem für die Anhäufung derselben höchst ungünstigen Nebenumstande bestimmt, nämlich gerade zur Zeit, wo
eben eine Abtheilung von circa 20 Knaben nach dem Abtritte gegangen und wieder zurückgekehrt war, also nachdem die Thüre längere Zeit
im Angel offen gestanden hatte. Trotzdem betrug der Kohlensäuregehalt noch 2'/, per Mille.
In der schwachbesetzten Mädchenklasse, 69 Schülerinnen, ergab sich sogar 33/, per Mille Kohlensäure, während sich in der Frauen-
strasse bei Anwesenheit von 83 Schülerinnen nur 2 per Mille ergeben hatte. Hierbei ist noch zu bedenken, dass die 69 Schülerinnen in der
Louisenstrasse um 2 Jahre jünger, als die 83 Schülerinnen in der Frauenstrasse waren und dem entsprechend weniger Kohlensäure produzirten.
Der Vergleich zwischen diesen beiden Mädchenkursen ist schlagend zu Gunsten der Ventilation des Schulhauses in der Frauenstrasse*).
Vom hygienischen Standpunkte aus darf man dem Magistrate zu diesem Resultate gratuliren, und ist sehr zu wünschen, dass in
diesem Sinne fortgefahren werde. Was etwa die Heizung mehr kostet, bezahlt sich reichlich durch den kräftigenden Einfluss guter Luft auf
die Gesundheit der Lehrer und der Kinder.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
ganz ergebenster
Dr. Max v. Pettenkofer,
Professor der Hygiene.
') Von Boyer & Consorten erstellt.
M 33
Jahrgang II.
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Zusendungen
bittet man zu richten an die
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Architekten - Vereins zu Berlin.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 14. August 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die Entwässerung der Stadt Stralsund. — Leber die
Einrichtung der Baugewerkschulen. (Fortsetzung). — Gubbio. (Fort-
setzung). — Schornsteinaufsätze. — Mittheilungen aus Verei-
nen: Architekten - und Ingenieur -Verein zu Kassel. — Schleswig-
Holstein’scher Ingenieur -Verein. — Architekten -Verein zu Berlin.
— Vermischtes: Tod des Eisenbahnbaumeisters H. Schulze. —
Anlage einer Heizgasleitung in Berlin. — Neue Publikation des
Schlosses Marienburg. — Aus der Fachliteratur: Förster’s
allgemeine Bauzeitung. — Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens. - — Humber’s Modern Engineering. — Konkurren-
zen: Vervielfältigung der für den Altar der Kirche zu Reutlingen
eingelaufenen Projekte. — Personal-Nachrichten etc.
\¥. VcrsaiiniialiiBijjt
deutscher Architekten und Ingenieure
vom 1. bis 4. September <1. J.
Die geehrten Herren Fachgenossen, welche die mit der Versammlung verbundene Ausstellung zu be-
schicken wünschen, werden daran erinnert, dass die auszustellenden Pläne bis zum 15. August d. J. dem Ham-
burger Lokal -Comite, Adresse Kunsthalle, einzusenden sind. Auch die Anmeldungen zur Theilnahme an
der Versammlung werden zu demselben Termine erbeten. Hamburg, den 4. August 1868.
Der Vorsitzende des Lokal - Comites
F. Geo. Stammann.
Wir verweisen wiederholt auf die in No. 30. u. BI. (Seite 313) abgedruckte Mittheilung des Lokal -Comites, in welcher die
Grundzüge für das Programm der Versammlung enthalten sind. (D. Red. d. d. Bauztg.)
Die Entwässerung der Stadt Stralsund.
D ie Stadt Stralsund enthält innerhalb der Festungs-
werke ein Areal von etwa 206 Magdeb. Morgen. Sie liegt
unmittelbar an einem der Binnengewässer der Ostsee,
welches ihre östliche Seite bespült, während sie an den
andern Seiten von aufgestauten Miihlenteichen umgeben
ist; der mittlere Meeresspiegel liegt auf -j- 3' 9" am Stadt-
pegel, wogegen der eine der beiden Teiche mindestens bis
auf 12' 8", der andere bis auf 11' 8" gefüllt bleibt. Beide
Gewässer dienten bisher zum Betriebe städtischer Wasser-
mühlen. Der höchste Punkt des Strassenpflasters liegt
auf -(- 40' am Pegel.
Die bisherige Entwässerung der Stadt geschah durch
offene Strassenrinnen , welche zum Theil in den Obergra- i
ben der einen, zum Theil in den Untergraben der andern
Mühle mündeten. Jedoch befinden sich in verschiedenen
Strassen von Alters her hölzerne Röhrensiele von etwa
4 ]/2 " Weite, welche Verbänden von Hausbesitzern ange-
boren und vorzugsweise zur Entwässerung solcher Keller
dienen, in welchen Malz gemacht zu weiden pflegte.
Der Zustand des erwähnten Obergrabens, welcher mit
einer grossen Zahl von Abtritten der benachbarten Häuser
in Verbindung stand, erforderte in Folge der dürren Jahre
1857 und 1858 dringende Abbülfe und gab die erste
Veranlassung zu der Anlage eines unterirdischen gemau-
erten Kanales. Bei dem Entwurf desselben musste der
Entwässerungs - Plan für die Stadt im Allgemeinen fest-
gestellt werden. Die hierbei vorzugsweise zu verfolgenden
Zwecke waren:
1. Die Beseitigung der für die Gesundheit nachthei-
ligen offenen Vorfluthgräben;
2. Die Verhinderung der massenhaften Eisbildung
in den Strassen zur Winterzeit;
3. Die Verkleinerung der bei starken Regengüssen
in den Strassen sich ansammelnden Wasserbäche;
4. Die Beseitigung der über die Strassenrinnen füh-
renden Brücken;
5. Die Verlegung der Hausrinnen vom Flur des
Erdgeschosses bis unter die Kellersohle;
6. Die Senkung des Grundwasserstandes auf ein
konstantes, möglichst tiefes Niveau.
Zur Erreichung dieser Zwecke konnten allein tieflie-
gende Siele dienen.
An Stelle der beiden gedachten offenen Vorfluthgräben
mussten gemauerte Kanäle veranschlagt werden, während
die Zweigkanäle bis zur Weite von 15" aus glasirten
Steingutröhren, über dieses Maass hinaus, soweit sie über-
haupt Vorkommen, aus Ziegeln in Zement gemauert werden.
Das Wasser der Strassenrinnnen wird in kleine Schlamm-
fänge geleitet, welche mit Wasserverschlüssen versehen
sind und aus denen das Wasser durch Röhren in die
Siele herabfällt.
Die beiden Hauptkanäle sind besteigbar und spülbar;
ein solches von 1 : 1000 erhalten wird. Die unteren Aus-
miindungen liegen im mittleren Meeresspiegel. Die beiden
Mühlen sind wegen zu geringen Ertrages eingegangen
und steht daher eine sehr bedeutende Wassermenge zur
fast ununterbrochenen Spülung zu Gebot.
Der Wasserverbrauch in der Stadt wird vorläufig nur
durch ein altes Wasserwerk unterstützt, welches aber eine
zur Spülung der Zweigsiele hinreichende Wassermenge
liefert.
Die Gesammtk osten des unterirdischen Kanalnetzes
werden überschläglich 82,630 Thaler betragen, so dass auf
den Magdeb. Morgen der fast durchweg eng bebauten und
gepflasterten Fläche in runder Summe 400 Thaler kommen.
Einschliesslich der gegenwärtig in Ausführung begriffenen
Strecken werden am Schlüsse dieses Jahres ca. 30,000 Thlr.
verausgabt sein und da die schwierigsten Strecken bereits
vollendet sind, ist eine Ueberschreitung der angegebenen
Gesammtsumme nicht mein- zu befürchten.
Die Betheiligung der Hausbesitzer ist der Erfahrung
H44 —
gemäss eine erfreuliche, namentlich in allen denjenigen
Fällen, wo der Grundwasserstand durch das tiefliegende
Siel dauernd gesenkt wird und demgemäss die Keller zu
allen Jahreszeiten trocken bleiben. In der Regel bringen
die Hausbesitzer die Kosten des Strassensieles zusammen,
so dass die Stadtkasse nur die Einläufe der Strassenrinnen
zu bezahlen hat.
Von den in neuerer Zeit hier errichteten öffentlichen
Gebäuden, zum Theil auch schon von Privatgebäuden, ist
das umgebende Erdreich dnrch besondere Futtermauern
getrennt, so dass auch die Kellergeschosse völlig trockene
und der Luft zugängliche Wände behalten und zu Wohn-
und Wirthschaftsräumen ohne Nachtheil benutzt werden
können; das in die offenen Zwischenräume fallende Re-
genwasser fliesst in die Siele ab.
Die aus den offenen Strassenrinnen in die beiden
Vorfluthgräben gelangenden Sandmengen sind in früherer
Zeit theils daselbst liegen geblieben, theils bis in den
Strand getrieben und dort von der Küstenströmung fort-
geführt. Eine nachtheilige Anhäufung ist nicht bemerkt
worden. In Zukunft werden jedoch die Sinkstoffe durch
die bei jedem oberen Einlauf in die Siele angebrachten
Schlammfänge zurückgehalten.
Die Benutzung der Siele zum Fortschwemmen des
Koths aus den Abtritten wird gestattet und nimmt all-
jährlich zu. Die anderweitige Räumung der Abtrittgruben
ist in der Regel mit grösseren Kosten verbunden und ge-
bietet daher das wirtschaftliche Interesse sowohl bei Pri-
vathäusern als bei öffentlichen Anstalten, die zur Ent-
wässerung der Kel ler ohnehin vorhandenen Haus-
siele auch zur Ableitung des Unraths in Anspruch
zu nehmen.
Aus dem jetzigen Betrage der in Stralsund erhobenen
Gebäudesteuer darf man schliessen, dass der jährliche
Miethswerth sämmtlicher Baulichkeiten sich auf rund
400000 Thlr. beläuft. Das Baukapital für die öffent-
lichen Siele kann mit rund 5000 Thlrn. verzinst und
amortisirt werden, wogegen deren Unterhaltung sich reich-
lich aus den Mitteln bestreiten lässt, welche bisher zur
Räumung der Vorfluthgräben, zur Fortschaffung des Eises
aus den Strassen und zur Unterhaltung der Strassenbrücken
verwendet wurden. Mithin würde ein Aufschlag von
1 y4 Prozent des Miethsertrages genügen, um die Kosten
der öffentlichen Siele zu decken.
Die Anlage eines Netzes tiefliegender Siele ist hier
in Stralsund glücklicherweise bereits im Jahre 1858 be-
gonnen, als der Streit über dergleichen Bauten in Deutsch-
land noch nicht angefacht war. Nach Ausführung der
ersten Strecken befreundete man sich bald mit dem wolil-
thätigen Zweck der Siele und haben die vielfachen ander-
wärts dagegen erhobenen Einwendungen hier keinen nach-
theiligen Einfluss mehr ausüben können.
Der Unterzeichnete hat bereits im Jahre 1855 bei
einer Besprechung des Pettenkofer'schen Werkes: „Ueber
die Verbreitungsart der Cholera“ im Architekten -Verein
zu Berlin die Nothwendigkeit tiefliegender Siele in eng-
bewohnten Städten hervorgehoben und hielt es jetzt an
der Zeit, über das von ihm ausgeführte, wenn auch noch
unvollendete Sielnetz das Wesentlichste bekannt zu machen,
da es anscheinend an Beispielen ausgeführter Anlagen in
Deutschland noch fehlt.
E. v. Haselberg, Stadtbaumeister.
Heber die Einrichtung der Uaiigewcrkscliulen.
(Fortsetzung.)
Im Anfänge freilich war der Wirkungskeis ein sehr
wenig umfangreicher und blieb längere Zeit auf die elemen-
taren Vorkenntnisse beschränkt. Denn die Volksschule
lag damals noch sehr darnieder und ein guter Theil der
Bau - Handwerker konnte kaum seinen Namen schreiben.
Obschon die Herzoglich Braunschweigische Regierung in
Anerkennung der Wichtigkeit des Bauhandwerkerstandes
bereits in einer im Jahre 1821 erlassenen neuen Gilde-
ordnung die Meisterprüfung für Bauhandwerker unter Zuzie-
hung von Distriktsbaubeamten vorgeschrieben hatte, stellten
sich doch noch auf Jahre hinaus auch die mässigsten An-
forderungen als zu bedeutend heraus. Dies eben veran-
lasste damals den verewigten Gründer der Holzmindener
Baugewerkschule, Bauhandwerkern Privat- Unterricht, vor
Allem in den ganz vernachlässigten Elementarkenntnissen
und im Zeichnen zu ertheilen, der indess nicht lange für
den vorliegenden Zweck genügen konnte. Es wurde im
Winter 1830 — 31 möglich gemacht, einen ziemlich gere-
gelten Unterricht mit 7 Schülern in einer ärmlichen Stube
zu beginnen. Der Winter 1831 — 32 vereinigte 15 Schüler
in einer einzigen Klasse und in dieser Zeit reifte der Ge-
danke zur Gründung einer allgemeinen Baugewerkschule.
Mit welcher Beharrlichkeit und Thatkraft und mit
welchem Erfolge der Gründer der Anstalt diesen Gedan-
ken bis zu seinem Tode verfolgt hat, ist bekannt genug;
weniger bekannt möchte sein, dass dieser Erfolg wesent-
lich dadurch bedingt gewesen ist, dass sein klarer Geist
schon damals, obwohl an das Gegebene anknüpfend, die
Anforderungen kommender Zeiten vollständig übersah und
den Plan so anlegte, dass er ohne prinzipielle Aende-
rungen Stück für Stück, den jeweilig wachsenden An-
sprüchen gemäss, ausgebaut werden und zu einem orga-
nischen Ganzen erwachsen konnte. Sein unablässiges
Streben war darauf gerichtet, dem Bauhandwerker nicht
eben nur soviel einzutrichtern, um etwa der Meisterprü-
füng zu genügen, sondern seine Deukkraft zu steigern,
sein ganzes geistiges Leben stetig zu heben und ihn zu
immer neuen Anstrengungen anzuregen, ihn intelligenter
und erfinderisch zu machen, ihn über den Zusammenhang
von Wissenschaft und Praxis aufzuklären, namentlich aber
seinen Sinn für das Schöne zu wecken. Wenn es
dabei unausbleiblich war, ihn zugleich auf das Verständ-
niss der Kunstformen hinzuführen und ihn somit allmälig
höheren Regionen zu nähern: so lag der Schule bis auf
den heutigen Tag das Streben ferne, ihn über seinen Stand
zu erheben, und ist ihr ausgesprochener Zweck, nicht
Künstler oder Ingenieure heranzubilden, sondern einzig
und allein, denkende Handwerker zu erziehen, deren
Bildungsgang aber auch jeden Vorschub zu leisten und
ihrer Ausbildung keine anderen Schranken, als durch ihre
eigene Kraft und Fähigkeit stecken zu lassen.
Und mit diesem Willen stellt sich auch jetzt die
Baugewerkschule dem gewaltigen Umschwung gegenüber,
der uns in der vollen Freizügigkeit und Freigebung der
Baugewerbe mit allen ihren Folgen bevorsteht. Sie ver-
kennt nicht die mannigfachen Schwierigkeiten, welche zu-
nächst mit dieser Freiheit verbunden sein werden, ist aber
auch überzeugt, dass die Kraft, welche dem deutschen
Bauhandwerker inne wohnt und die durch seine Ausbil-
dung immer mehr erhöht wird, diese Mängel bald ver-
schwinden machen wird. Sie sieht demnach in der Frei-
gebung der Baugewerbe den Schlusstein in der Brücke
über jene Kluft, welche Kunst und Handwerk bisher ge-
trennt hat, nach desseu Einfügung der Vereinigung beider
nichts mehr im Wege sondern Jedem frei steht, beide
Gebiete zu betreten und zu beherrschen, aber sie versteht
unter dieser Wiedervereinigung kein allgemeines Aufgehen
des Einen in dem Anderen, sie erkennt zunächst nur ein
erwünschtes Hand in Handgehen, Ineinandergreifen und
gegenseitiges Verständniss. Nach wie vor werden die
Kunst, die höhere Technik und das Handwerk ihre ge-
sonderte Vertretung um so mehr finden, als bei dem täg-
lich sich erweiternden Gebiete der Bauwissenschaften je
länger je mehr in allen drei Fächern eine berufsmässige
Auswahl von Spezialitäten sich nütliig machen wird; nach
wie vor wird das altehrwürdige Handwerk neben den
beiden andern bestehen und es Aufgabe der Baugewerk-
schule bleiben, den Bauhandwerker als solchen zu vertreten
und auszubildeu. Es kommt nur darauf an, sich ein klares
Bild von der Wirksamkeit dieser drei Fächer, wie sie in
345
Wirklichkeit sich jetzt darstellen und wohl auch in Zu-
kunft gestalten werden, zu entwerfen, um sofort zu er-
kennen, welches von jetzt an der leitende Gedanke der
Baugewerkschulen sein muss.
Wenn das Gebiet des Architekten an sich that-
sächlich keinerlei Aufgabe des Bauwesens ausschliesst, so
beginnt die eigentlich künstlerische Thätigkeit doch erst
mit dem selbstständigen Entwurf der Anlage, Formgebung
und Ausstattung aller solcher Gebäude, die etwa über dem
Niveau des einfachen bürgerlichen Wohngebäudes stehen
oder so aufgefasst werden. Zu seinem Ressort gehören
also alle Gebäude, die höheren oder bevorzugten Lebens-
zwecken dienen und, sei es als öffentliche oder Privatge-
bäude, auf monumentalen Charakter Anspruch machen,
also: die Villa und das herrschaftliche Wohngebäude, Pa-
läste, Schlösser, Theater, Museen und Musikhallen, Rath-
häuser und Regierungsgebäude, Gerichtshöfe, Markthallen,
Bahnhöfe, Kirchen, grössere städtische Schulgebäude und
höhere Lehranstalten, Festhallen, grössere Vergnügungs-
anlagen, Turnhallen, Arsenale, Ausstellungshallen, Bäder etc.
Es macht hierbei die örtliche Lage keinen Unterschied,
d. h. wenn auch die Thätigkeit des Architekten sich
wesentlich auf grössere Plätze konzentriren wird, so ist
es doch gleich, ob seine Entwürfe in der Stadt oder auf
dem Lande zur Ausführung bestimmt sind. Die Erwer-
bung der hierzu nöthigen Fertigkeiten und Kenntnisse,
also die Ausbildung der Architekten, ist Sache der Aka-
demien.
Ebenso ist die Thätigkeit des Ingenieurs nicht an
Oerllichkeiten gebunden und umfasst dieselbe alle wich-
tigen öffentlichen Nutzbauten und solche bauliche Anla-
gen, zu deren Entwurf und Ausführung eine höhere theo-
retische Begründung besonders mittelst Mathematik, Mecha-
nik und Chemie etc. erforderlich ist. Hierher gehören
Wasserleitungen, Kanalisirungen , Tunnel, Gasanstalten,
Ueberbrückungen, Strassen, Eisenbahnen, Maschinen, Werk-
stätten, Wasser- und Schleusenbauten, alle grösseren che-
misch- und mechanisch -technischen, gewerblichen und Fa-
brikanlagen, z. B. Brauereien, Brennereien, Siedereien,
Webereien, Spinnereien etc., sowie alle grösseren und
theoretisch zu begründenden Einzelkonstruktionen, wie
grosse Dachwerke und Ueberwölbungen, grössere Heiz-
und Feuerungsanlagen etc. Beider, des Architekten wie
des Ingenieurs Stellung setzt einerseits eine höhere huma-
nistische Bildung voraus, wie sie andererseits zugleich eine
möglichst genaue Ivenntniss der einschlägigen praktischen
Arbeiten, also des handwerklichen Theils der Aus-
führung um so mehr erfordert, als beide für die Ausführ-
barkeit, Solidität, Richtigkeit ihrer Entwürfe verantwort-
lich sind.
Hiernach präzisirt sich das Gebiet des Flauhand-
werkers, als des dritten wichtigen Gliedes dieser Reihe
folgendermaassen. Zunächst soll er Hand in Hand mit
dem Architekt und Ingenieur die von diesen entworfenen
Kunstwerke, grösseren technischen Anlagen und Konstruk-
tionen, denen höhere mathematische Berechnungen zu
! Grunde liegen, ausführen; dazu genügt nicht blos eine
mechanische Fertigkeit, es erfordert dies ein Eindringen
in die Kunst, ein Verständniss der ihm in die Hand ge-
gebenen Entwürfe und Konstruktionen; ohne dieses Ver-
ständniss leistet er nicht die richtige Hilfe und bleibt der
Handlanger jener Beiden. Die Detailausführungen dieser
grossen Entwürfe muss er selbstständig leiten und im
Geiste des ganzen Werkes durchführen können.
Aber mehr wird von ihm verlangt; er soll auch ei-
gene Werke schaffen; der Bewohner in grösseren und
kleineren Städten und auf dem Lande verlangt von ihm
den Entwurf und die Herstellung seines Wohnhauses mit
zweckmässiger Einrichtung und dauerhafter Kostruktion,
j dem auch der künstlerische Schmuck nicht fehlen darf.
! Ebenso umfasst sein Gebiet den Entwurf und die Aus-
[ führung aller übrigen in kleinen Städten nnd auf dem
Laude vorkommenden Gebäulichkeiten, soweit sie nicht
| den Charakter des Monumentalen tragen sollen; dahin
; gehören ausser dem Wohnhause kleinere Fabriken und ge-
; werbliche Anlagen, wie kleinere Brauereien, Brennereien etc.,
! landwirthschaftliche Anlagen, Geschäftslokale, Gasthöfe,
Säle, kleinere Brücken, deren künstlerische und technische
Anforderungen geringer sind und höchstens in den immer-
hin einfachen Ansprüchen des bürgerlichen Wohnhauses,
I wie solche in kleineren Städten Vorkommen, gipfeln. Selbst
öffentliche Gebäude, wie Rathhäuser, Schul- und Pfarr-
{ häuser, sowie öffentliche Geschäfts- und Verkehrslokale
[ werden an solchen Orten selten über die Ansprüche des
j bürgerlichen Wohnhauses hinaus aufgefasst, andernfalls er-
fordern sie meist die Heranziehung anderer Kräfte aus der
! Sphäre des Architekten. Die inneren und äusseren Be-
I dingungen der hier geschilderten Bauentwürfe und Aus-
führungen erfordern im Ganzen eine eigene theoretische
und künstlerische Begründung, Herleitung und Entwicke-
lung nur in einem geringeren Grade; es sind dafür mehr
praktische Regeln und bestimmte Normen maassgebend.
Die Ausbildung für dies Gebiet muss die Baugewerk-
schule bieten und hofft die hiesige diesen Forderungen
durch nachstehend mitgetheilten Lehrplan .zu genügen.
Ueberhaupt. muss in Betracht gezogen werden, dass
eigentlich nur das Maurer- und Zimmergewerk, obwohl
beide, streng genommen, nur zwei einzelne Zweige, aller-
dings die Hauptzweige des Bauhand werk’s bezeichnen, zu
der vollen Vertretung und Uebernahme ganzer Gebäude-
anlagen berufen werden und also eine entschieden grössere
Ausbildung voraussetzen, als die übrigen Zweige des Bau-
gewerkes, wie z. B. die Klempner, Tischler etc., welche
nur ihre Spezialität vertreten, die in der Hauptsache auf
praktische Uebung hinausläuft und eine weit weniger allge-
meine, etwa im geometrischen und Handzeichnen, Modelliren
gipfelnde Ausbildung in der Fachschule erfordert. Im-
merhin muss die Baugewerkschule auf diese Bauhandwerker
die nöthige Rücksicht nehmen und deren Anforderungen
in den Gesammtorganismus einzufügen wissen.
(Schluss folgt.)
(hihhio.
Von Hubert Stier und Ferdinand Luthmer (Fortsetzung.)
Das obere Stockwerk des Gebäudes, zu welchem man
nunmehr auf jener Freitreppe emporsteigt, war wohl von
jeher als Sitz der Signorie in mehre kleinere Räume ge-
theilt. Im sechszehnten Jahrhundert, wie erwähnt, wahr-
scheinlich lür die herzogliche Verwaltung umgebaut, lassen
sich die alten Dispositionen hier allerdings nicht mehr er-
kennen und die ursprünglichen Fenster, ebenfalls mit den
typischen Sitzbänken versehen, sind vielfach vermauert;
doch gewähren auch diese Räume in ihrer jetzigen Ge-
stalt. immerhin einen stattlichen Anblick: 5,50m- im Durch-
schnitt hoch, mit den Stichkappengewölben jener Zeit mo-
numental überdeckt und mit gutem Detail der Thüren
und Kamine. Schön wirkt besonders ein mittlerer, qua-
dratischer Saal mit einem kuppelartigen Gewölbe, der
die ganze Tiefe des Gebäudes einnehmend, von beiden
Seiten her durch die alten Fenster erleuchtet wird. Hier
steht aucli noch das reiche Bassin einer Fontaine, in wel-
chem ehemals das von den nahen Berghöhen mit starkem
Druck herabkommende Wasser sprudelte. Nach der Vor-
derseite ist diesem Geschoss eine offene Loggia angefügt,
eine leichte Bogenstellung, welche das hölzerne Dach un-
mittelbar trägt und die einen prachtvollen Blick thurm-
hoch hinab auf die Stadt und das Flussthal gewährt.
Einer eigenthümlichen Anordnung ist hier noch zu
gedenken. Im Boden dieser Loggia befindet sich eine
Oeffnung, welche mit der grossen Halle im ersten Stock-
werk korrespondirt. Durch dieselbe wurden dem unten
versammelten Volke die Beschlüsse der Signorie mitge-
theilt, die sich auf diese Weise ausserhalb der Schussweite
abweichender Meinungen setzte — eine recht empfehlens-
346
werthe Einrichtung für konstitutionelle Ministertische. Dass
man zu dieser Anordnung guten Beweggrund hatte, be-
weist die Geschichte solcher Versammlungen, bei denen
es häufig zum wüthenden Handgemenge, ja zum offnen
Aufstand gegen die Signorie kam, welche letztere sich
dann ausser durch feste Thüren auch noch durch einige
in der Mauerdicke verborgene Treppen zum Entweichen,
gegen allzu kräftige Aeusserungen des Volkswillens sicher
gestellt hatte. Zahlreiche kleine Gemächer sind übrigens
noch durch das ganze Gebäude, zumal in der Ilintermaue-
rung des unteren Tonnengewölbes, zerstreut.
Eine Wendeltreppe führt endlich auf das mit einem
Zinnenkränze umgebene Dach, dessen Brüstung gegen den
Platz um 30 m-, gegen die untere Strasse aber fast um
50m- über dem Terrain liegt. An den Zinnen sind noch
Gehen schon aus dieser Gesammtdisposition der gross-
artige und verständige Sinn des alten Meisters Gattapone
und der Reichthum der Mittel, über welche er und seine
Stadt verfügten, hervor, so lernt man den Künstler doch
noch mehr schätzen durch die ästhetische Ausbildung
seines Baues. Abgesehen von der Wahl des Platzes und
der hohen Untermauerung ist der Bau auch in seinen
oberen Theilen höchst wirkungsvoll gegliedert. Das nie-
drige Erdgeschoss mit den schmalen, einfachen Rundbogen-
thüren ist als Sockel behandelt, an demselben die nie feh-
lenden geschmiedeten Fackelhalter und Ringe. Darüber
erhebt sich der hohe Saalbau, nur durch wenige, reicher
verzierte Fenster und durch das Portal mit seinem stolzen
Baikone durchbrochen. Dann folgt die dichte Fensterreihe
des zweiten Stockwerks, deren Archivolten ein umlaufendes
Stadthaus zu Gubbio. Fa^ade.*)
die Eisen befindlich für die zum Verschluss der Zinnen-
lücke dienenden Holzflügel, doch sind diese Vertheidigungs-
vorrichtungen, wie überhaupt in Italien, ähnlichen gleich-
zeitigen französischen Bauten gegenüber schwächlich, fast
nur wie zum Schein oder als blos ästhetischer Abschluss
errichtet. An der vorderen rechten Ecke des Baues steigt
dann ein nach beiden Seiten hin keck auf Konsolen vor-
gekragtes Thürmchen noch um 1 1 höher empor, zwi-
schen dessen vier Pfeilern die Stadtglocke hängt.
Band vereinigt, und schliesslich ein zierliches Konsolenge-
sims mit den grade abgeschlossenen Zinnen. Fügt man
hierzu die leichten, feinen Loggien der Vorderseite, die
zu diesen einfachen Massen, welche nur durch sparsame,
flach vortretende Strebepfeiler gespalten sind, in einen vor-
trefflichen Gegensatz treten, und das Glockeuthürmchen,
das schliesslich wie ein keckes und trotziges Wahrzeichen
über dem Ganzen sitzt, so hat man ein Bauwerk vor sich
von so imponirenden und so wohl abgewogenen \ erhält-
“) Eine Durchschnittsskizze soll in nächster Nummer nacbgeliefert werden.
347
nissen, wie man ihm in der gothischen Epoche Italiens
leider nur zu selten begegnet.
Als gothisch könnte der Stil des Gebäudes übrigens
fast kaum bezeichnet werden. Ueberall, mit Ausnahme
der Halle über der Rampe, ist der Rundbogen in den
Ueberdeckungen durchgeführt, alles Detail bewegt sich in
einfachen, klaren Formen, die unnütze Spielereien, an
denen es dieser Zeit sonst nicht fehlt, bei Seite lassen —
kurz, es geht fast wie eine Vorahnung der Renaissance
durch das Ganze.
Neben diesem ist der Bau auch noch sorgfältig kon-
struirt und vortrefflich und genau ausgeführt — für Italien
ebenfalls in dieser Epoche eine Seltenheit. Im Inneren
Bruchsteinmauerwerk, im Aeusseren eine Bekleidung von
glatt behauenen Kalksteinquadern mit scharfen, fast ge-
schliffenen Fugen, Alles unverletzt und ohne Risse, genau
und winkelrecht errichtet, dem Palazzo vecchio zu Florenz
in jeder Weise überlegen, dem zu Siena nur hinsichtlich
der gewaltigen Massenwirkung nachstehend, ist der Palazzo
municipale von Gubbio ein höchst charakteristisches und
bemerkenswerthes Monument, eine energische Aeusserung
des Geistes, der im Mittelalter die freien Städte Italiens
beseelte, sein Meister Gattapone aber unbedingt ein vor-
trefflicher Künstler jener Epoche*).
Uebrigens hatten es die Herren von Gubbio bei die-
sem einen Palast nicht einmal bewenden lassen wollen.
War dieser Bau für die Stadtverwaltung bestimmt, so
sollte ihm gegenüber, an der anderen Seite des 55 m- lan-
gen Platzes ein verwandter Bau für die Justizpflege sich
erheben, dessen Bauleitung gleichfalls dem Gattapone
übergeben worden war. Leider nur zum Theil ausgeführt,
ist er in späterer Zeit arg verwüstet und umgebaut wor-
den. Jetzt bestehen nur noch die Substruktionen gegen
die untere Strasse hin, symmetrisch mit denen des Palazzo
municipale aufgeführt, darüber in drei Geschossen je ein
quadratischer Saal von 14m- Seite, dessen vier Kreuzge-
wölbe von einer mittleren Säule getragen werden. Eine
Vorhalle gegen den Platz hin ist erst in neueren Zeiten
abgebrochen, das Ganze steckt jetzt in modernen Baumassen.
Doch lässt sich auch heute noch erkennen, wie in der
Architektur ein Gegensatz zu dem anderen l’alaste beab-
sichtigt war, und es leuchtet die Grossartigkeit ein, welche
in der Grundidee der beiden hohen, durch die Terrasse
des Platzes verbundenen Monumente sich ausspricht.
Neben dieser aufwandrollen Anlage sind kleinere
mittelalterliche Reste, Privathäuser, Thor- und Mauer-
thürme noch zahlreich erhalten, doch ohne sonderliche
Bedeutung. Merkwürdiger Weise sind auch die Kirchen
von der allerein lächsten , ja rohesten Form. So die Ka-
thedrale: zwei Wände mit Nischen, darüber in gleichen
Entfernungen Mauerbogen, die das sichtbare Ziegeldach
tragen, in der vorderen und hinteren Abschlusswand je
ein Fenster zur Beleuchtung — wie man sieht der Inbe-
griff einer Scheune. Es scheint sonach, dass man zu
Gubbio den kirchlichen Interessen stets wenig Rechnung
getragen habe, obgleich es in den Kirchen nicht an guten
Bildern, sowie an einzelnen schönen Möbeln und Gerä-
then fehlt. (Schluss folgt.)
Schornstcinaufsätzc.
Dem uns freundliehst mitgctheilten Protokoll der Sitzung
des Pfalz - Saarbrücker Bezirks -Vereins deutscher Ingenieure
zu Kaiserslautern am 28. Juni 1868 entnehmen wir nachste-
henden Bericht über einen Vortrag des Herrn Dr. Adolph
W olper t, Professor der Bau Wissenschaften am Technikum
zu Kaiserslautern: „Ueber Schutzvorrichtungen an Laternen
und Kaminen.“
Derselbe hatte 8 Modelle von Schornstein-Aufsätzen auf-
gestellt, wovon 5 als von ihm selbst ausgedacht und zum Theil
häufig ausgeführt, 3 dagegen als fremde Erfindungen bezeichnet
wurden. Redner erwähnte, dass der neueste von ihm kon-
struirte Apparat, den er „Rauch- und Luftsauger“ nannte, sich
eben so zweckmässig für Schornsteine, als auch für Ventila-
tionsröhren und in kleineren Dimensionen für Laternen, Lam-
pen in Eisenbahnwaggons u. dgl. Apparaten, deren Flammen
*) Der Gattapone, als dessen Bauten namentlich noch Festungs-
werke, so eine päpstliche Feste zu Perugia angeführt werden, soll
auch einen Theil des dortigen Stadthauses erbaut haben.
sonst oft durch Sturmwind ausgelöscht werden, anwenden lasse
und vollkommenen Schutz gegen Regen und Wind gewähre.
Zu den lehrreichen Experimenten bediente sich der Vor-
tragende eines ziemlich grossen zylindrischen Glasgefässes,
das den zu lüftenden oder zu heizenden Raum vorstellte. Auf
dem Glase lag ein Deckel mit 2 Röhren, die als Luftkanäle,
Schornsteine u. dgl. gelten. Auf diese werden Schornstein-
aufsätze gesteckt und wird durch Blasen mit dem Munde, durch
ein Tretgebläse oder, um Sturm und Windstösse vorzustellen,
durch Fächern mit einem Pappdeckel, Wind hervorgebracht.
Zuerst wurden zwei vollkommen gleiche Papierröhren auf
das mit Cigarrenrauch gefüllte Glas aufgesteckt. Der Rauch
blieb ruhig im Glase. Der Vortragende nmfasste eine der
beiden Röhren mit der warmen Hand, — sogleich kam Rauch
aus dem Glase durch diese Röhre empor, während ebensoviel
reine Luft durch die andere Röhre hinab in das Glas sank.
In ähnlicher Weise ist die Wirkung der Sonnenstrahlen
eine günstige , wenn durch einen zweckmässigen Schornstein-
aufsatz ein Theil des Schornsteins ziemlich gleichmässig er-
wärmt wird, während dagegen bei einseitiger Erwärmung des
Schornsteins durch einfallende Sonnenstrahlen häufig das
Rauchen veranlasst wird.
Nun wurde auf den Nachtheil der Feuchtigkeit in und
an Schornsteinen aufmerksam gemacht, und zum Beweise, wie
schnell die Verdunstungskälte den sogenannten Zug eines
Schornsteins schwäche, wurde die wärmere Röhre, durch
welche noch der Rauch emporkam, mit Wasser bestrichen,
welches die Temperatur der Luft des Raumes hatte. — So-
gleich war die Rauchströmung umgekehrt. Der Rauch kam
aus der trocknen Röhre empor, die äussere Luft sank durch
die feuchte Röhre hinab.
Redner zeigte dann, wie leicht ein günstiger Wind einen
guten Zug im Schornstein hervorbringen könne. Wenn näm-
lich nur leise mit dem Munde gegen eine der Röhrenmün-
d ungen von unten nach oben geblasen wurde, floss augenblick-
lich Rauch durch diese Mündung empor. Da aber der Wind
von allen Richtungen her den Schornstein treffen kann, so
kommt es darauf an, an der Schornsteinmündung Apparate
anzubringen, welche ein gleiches Saugen bei jeder Windrich-
tung veranlassen.
Nun folgten Experimente mit solchen Apparaten, indem
diese der Reihe nach auf Blechröhren über dem jedesmal
frisch mit Zigarrenrauch angefüllten Glase aufgesteckt wurden,
und zwar:
1) Ein Schornsteinaufsatz, welcher in verschiedenen Ge-
genden, namentlich in der Schweiz oft ausgeführt sein soll,
bestehend aus einem offenen Zylinder und zwei konischen
Hüten darüber. — Ein von unten nach oben gerichteter
Wind kehrte sich im Aufsatze um und trieb den Rauch nach
allen Seiten aus dem Glase. Dieser Schornsteinaufsatz bietet
also bei gewissen Windrichtungen keinen Schutz gegen das
Rauchen.
2) Ein sehr einfacher Schornsteinaufsatz, welcher unlängst
als unübertrefflich von Ed. Noeggerath in Brieg in der
deutschen Industriezeitung angepriesen wurde, bestehend aus
einem zylindrischen Rohre nebst einem um dasselbe angebrach-
ten, unten und oben offenen abgestutzen Konus. Hier hatte
der von oben nach unten gerichtete Wind dieselbe ungünstige
Wirkung wie vorhin der von unten nach oben gerichtete Wind.
3) Der Dr. Wolpert’sche Rauch- und Luftsauger, be-
stehend aus einem gekrümmten Schirme, einem nach unten
und oben ausgeschweiften ringförmigen Körper, genannt Saug-
kessel, und einer horizontalen Deckplatte.
Der Wolpert’sche Rauch- und Luftsauger wurde auf die,
den Schornstein oder die Ventilationsröhre vorstellende Blech-
röhre aufgesteckt, dann wurde auf jede mögliche Art und in
allen Richtungen bald konstanter, bald wieder rasch wechseln-
der Wind gegen den Aufsatz und selbst mittelst eines Röhr-
chens in denselben hineingeführt. Bei allen Windrichtungen
und Windstärken kam der Rauch sehr schnell aus dem Glase
empor.
Redner zeigte dann ein Modell von einem unlängst in
Preussen patentirten Schornstein- Aufsatz, genannt „Deflek-
tor“ von Windhauseu und Büssing in Braunschweig, und
erwähnte, dass er in seinem schon 1860 zu Braunschweig er-
schienenen Werkehen: „Prinzipien der Ventilation und Luft-
heizung“, Grundregeln für die Anfertigung von Schornstein-
kappen, veröffentlicht habe und dass ganze Sätze der mit An-
kündigung dieses Apparats verknüpften Erklärung wörtlich aus
seinen „Prinzipien“ abgedruckt seien, woraus zu schliessen sein
möchte, dass auch aus demselben Buche Wiudhausen und
Büssing ihre Ideen für ihren „Deflektor“ geschöpft haben.
Der Vortragende zeigte anch, dass der „Deflektor“ an
Schönheit, Leichtigkeit und Billigkeit sowie in seinen Wir-
kungen weit hinter seinem Rauch- und Luftsauger zurücksteht,
348
sowie dass der „Deflektor“ den Schornstein nicht genügend vor
Nässe schützt, ferner, dass sich der Schnee leicht anhäufen
kann und wenn solcher wegen geringer Temperatur des Schorn-
steins oder der Ventilationsröhre nicht alsbald schmilzt, son-
dern sich ansammelt und etwa gar festfriert, der von oben
nach unten gerichtete Wind in den Schornstein hinabgelaugt,
während dagegen bei dem Wolpert’sehen Rauch- und Luft-
sauger die gleichen Witterungsverhältnisse nicht im geringsten
nachtheilig sein können.
Durch schlagende Experimente wurden diese Vorzüge des
Wo Iper t’ sehen Apparates nachgewiesen.
Hierauf folgten noch einige Experimente mit einer Laterne:
1) Der Wind wurde gegen die ungeschützte obere Oeff-
nung der Laterne gerichtet; die Flamme erlosch sogleich.
2) Eine etwa 1 Fuss lange Blechröhre wurde an der
Oeffnung aufgesteckt; bei abwärts gerichtetem Winde er-
losch die Flamme ebenfalls.
3) Der Nöggerath’sche Schornstein - Aufsatz wurde auf die
Röhre gesteckt; die Flamme wurde wieder durch abwärts ge-
richteten Wind ausgeblasen.
4) Der Wolpert’sclie Rauch- und Luftsauger wurde auf-
gesteckt. Zunächst wurde gegen und in denselben ein starker
konstanter Luftstrom mittelst des Gebläses geführt, — die
Flamme brannte dabei ganz ruhig fort. Dann wurde, um
Sturm und Wirbelwind nachzuahmen, mit grösster Hef-
tigkeit mittelst eines starken grossen Pappdeckels die Luft in
allen möglichen Richtungen gegen die Laterne getrieben, —
da zitterte wohl zuweilen die Flamme, allein sie brannte mit
ungeschwächter Helligkeit fort; sie durch irgend einen Wind-
stoss auszidöschen, war ganz unmöglich.
Nach diesen höchst überraschenden Experimenten er-
wähnte Hr. Dr. Wolpert, dass es dennoch Fälle gebe, in
welchen kein Schornsteinaufsatz das Herabfliessen der Luft in
den Schornstein verhindere, wenn nämlich der Schornstein sehr
nahe an einer hohen Mauer oder gar in einem Winkel nahe an
zwei Mauern ausmünde, wo zuweilen momentan eine kompri-
mirte Luftschicht vorhanden sei. Da solche Luft alsdann ein
grösseres Expansionsbestreben habe, als die Luft im Schorn-
stein, so müsse erstere in allen Richtungen in den Schornstein
eindringen. In solchen Fällen könne man nur dadurch helfen,
dass man den Schornstein über die gepresste Luftschicht
emporführe. Ueberhaupt solle man Schornsteine nicht nahe
an Mauern oder steilen Dachflächen ausmiindeu lassen, sie wo
möglich über die höheren Gegenstände emporführen. Aus
ähnlichen Gründen sei es auch rathsam, Laternen im Freien
uicht ganz nahe an Mauern anzubringen.
Dem Vortrage folgte eine lebhafte Diskussion, worin die
Vorzüge des Apparats von Hrn. Dr Wolpert, der für einen
sehr massigen Preis von der Aktiengiesserei in Kaiserslautern
zu beziehen ist, allgemein anerkannt wurden. —
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Cassel. — Aus-
zug aus den Protokollen vom März bis Juli 1S6S. (Schluss.)
Hauptversammlung am 26. Mai 1 868. Vorsitzen-
der Hr. Rudolph I. verlas ein Schreiben des früheren Vor-
standmitgliedes Hrn. Eisenbahn - Baumeisters Streckert zu
Berlin, worin derselbe unter Anzeige seines Austritts aus
hiesigem Verein für das ihm früher übertragene Ehrenamt als
Vorstandsmitglied seinen Dank ausspricht. Seitens der Hrn.
Möller zu Wommen und Führer zu Orb lagen Austritts-
erklärungen vor.
Hr. Urban machte ausführliche Mittheilung über einen
Apparat, den sogenannten Dampfkessel-Explodicautor, welcher
vom Ingenieur W. Fischer in Essen a. R. zur Verhütung von
Dampfkessel- Explosionen durch eingetretenen Siedeverzug
konstruirt und von diesem für den Preis von 75 Thlr. zu be-
ziehen ist. Der Apparat kann auf stationären Dampfkesseln
leicht angebracht werden und bringt eine stetige Erschütterung
des Kesselwassers dadurch hervor, dass er in Intervallen
eine Quantität desselben aufsaugt und aus der erlangten Höhe
wieder auf deu Kesselwasser-Spiegel zurückfallen lässt.
Hr. Spangen her g besprach unter Vorzeigen des be-
treffenden Instrumentes die Theorie und den Gebrauch des
Bauernfeiud’sehen Prismenkreuzes, welches, aus zwei symme-
trisch übereinander liegenden Glasprismen bestehend, zum Ab-
stecken von rechten und gestreckten Winkeln dient. Um nun
dasselbe auch zum Abstecken von Kreiskurven nach seiner
neuen Methode einzurichten, hat Vortragender die Deckelplatte
des oberen Prismas durch Anbringung einer Druckschraube
und einer dieser entgegenwirkenden Feder beweglich gemacht j
und die normale, d. i. parallele Stellung der Okularebenen >
durch einen Anschlagestift gesichert.
Das neue, von Hrn. Spangenberg als Peripherie- i
methode bezeichnete Verfahren besteht in Folgendem.
Sind die Tangentenrichtung T 7\, der Abgangspunkt der
Kurve A nebst dem Radius A C — r gegeben und setzt man
in dem Dreieck A «, b, die Basis a, b , = x und A Ui—Abi—l
/ 2
(der Kettenlänge), so ist A bi A r»j A bi A B ; daher x = •
2r
Mit Hülfe dieser berechneten Grösse steckt man die beiden
kongruenten Dreiecke u, A und al bl A ab uud verlegt den
für äquidistante Bogenpunkte
in demselben Kreis konstanten
Peripheriewinkel bt .4 b 1 =
A bi b2 = bi 6j bt — . . . . in
das auf einem Kettenstab in A
befestigte Prismenkreuz, indem
man die Deckelplatte des oberen
Prismas so lange dreht, bis die
Bilder der in den Punkten bv
und bl stehenden Visirstangen
in den Okularebenen lothrecht
übereinander erscheinen. Geht
die Kette weiter und gelangt
das Prismenkreuz somit nach
bt, so wird der dritte Bogen-
punkt bi leicht dadurch gefunden, dass man den zweiten
Kettenstab bei angezogener Kette so lange hin und her be-
wegen lässt, bis dessen Bild in der oberen Okularebene loth-
recht über dem in der unteren Okularebene erscheinenden
Bilde einer in A zurückgelassenen Visirstange erblickt wird
u. s. w.
In Ermangelung eines nach vorbeschriebener Art kon-
struirten Prismenkreuzes kann man sich eines von Hrn. Mecha-
nikus Breithaupt dahier nach Angabe des Hrn. Spangen-
berg konstruirten kleinen Diopter-Apparates bedienen, welcher
sich von dem alten Astrolabium nur dadurch unterscheidet,
dass er keine Kreistheilung hat und die Visirlinie der unteren
(festen) Regel bedeutend höher liegt, als die der oberen (be-
weglichen) Regel, während die an den Endflächen der ersteren
angebrachten Visirplatten in ihren unteren Theilen stark durch-
brochen sind, um selbst bei Aufnahme von sehr spitzen Win-
keln die Durchsicht zu gestatten. Die obere bewegliche Regel
lässt sich aber durch eine Klemmschraube in jeder Lage
feststellen und da eine Marke zur Einstellung des rechten
Winkels angebracht ist, so kann dieses Instrumentchen genau
dieselben Dienste leisten wie das Bauern fein d’sche Prismen-
kreuz und dürfte, wenngleich weniger einfach als dieses, im
gebirgigen Terrain dennoch vorzuziehen sein.
Hinsichtlich der Einzelheiten, sowohl in Bezug auf die
beiden Instrumente als die neue Absteckungsmetbode, verweist
Vortragender auf das von ihm verfasste Programm hiesiger
königlichen höheren Gewerbeschule pro 1S67 und theilt schliess-
lich noch das Ergebuiss seiner Versuche mit, woraus hervor-
geht, dass hinsichtlich der Genauigkeit seine Absteckungs-
methode wohl von wenigen andern iibertrofl’eu . hinsichtlich
der Zeit und Kostenersparnis aber, sowie bezüglich der Be-
schränkung auf ein möglichst kleines Operationsfeld von keiner
der älteren Verfahrungsarten erreicht werde.
Hauptversammlung am 30. Juni 18 GS. Vorsit-
zender Hr. Rudolph I legte die Jahresschlussrechnung von
1867 vor und erörterte das im verflossenen Jahr . entstandene
Defizit, worauf beschlossen wurde, dieselbe Hrn. Lingemanu,
welcher sich zur Ueberuahme bereit erklärt hatte, zur Prü-
fung zu überweisen. — Seitens der Hrn. Sippel zu Cassel
und Schreiber zu Nauheim lagen Austrittserklärungen vor.
Die Versammlung beschloss die üblichen Sommer-Ferien
eintreten zu lassen uud die nächste Hauptversammlung auf
den 29. September d. J. festzustellen. Gleichzeitig wurde
eine in gedachten Ferien zu machende Exkursion in Vorschlag
gebracht und als Ziel der Reise Wilhelmsthal, um die daselbst
befindlichen architektonischen Kunstwerke so wie Malereien
etc. zu besichtigen, gewählt.
Der angekündigte Vortrag des Hrn. Spangenberg über
Geometrie der Lage und deren Auwendung auf geodätische
Arbeiten musste wegen vorgerückter Tageszeit ausfallen, und
substituirte derselbe hierfür unter Vorzeigung des betreffen-
den Instruments eine kurze Erläuterung des kleinen Stampfer’-
schen Nivellirinstrumeuts, dessen Fernrohr eine Vergrösserung
= 1 o>ler eigentlich gar keine besitzt, wodurch es möglich
ist, ohne vorherige Korrektion, aber durch zweimalige Able-
sung der Visur, Höhenunterschiede richtig zu bestimmen.
Schleswig - Holsteinischer Ingenieur - Verein. Achte
Versammlung am S. August 1S6S zu W ilhelminenhöhe bei
Kiel. Vorsitzender: Wege -Baudirektor Herzbruch. Gegen-
wärtig 39 Mitglieder und 12 Gäste.
Herr Lesenberg meldete seinen Austritt aus dem Ver-
ein wegen Versetzung nach Rostock als Stadtbaumeister. Es
349
wurden in den Verein aufgenommen: die Herren Wagner,
Baumeister in Kiel; Mose, Architekt daselbst; Engel und
Timm, Ingenieure der Norddeutschen Schiffsbau - Gesell-
schaft in Gaarden bei Kiel; Röleer, Maschinen -Ingenieur in
Harburg, wodurch nach dem bemerkten Abgang die Zahl der
Vereins -Mitglieder auf 105 gestiegen ist. Der Vorsitzende
1 heilte ein Schreiben des Handelsminister, worin fiir Ueber-
sendung der Protokolle gedankt wird, und eine Zusendung
der Regierung für Schleswig, welcher die statistischen Nach-
richten über die preussischen Eisenbahnen beigegeben ist, mit
und beantragte, der Regierung für die Uebermittelung zu
danken.
Von den aus früheren Versammlungen herrührenden
Fragen beantwortete der Gasinspektor Speck die Frage:
„welche Versuche sind gemacht um die von den Strassen-
laternen aufwärts gehenden Lichtstrahlen für die Strassenbe-
leuchtung zu verwerthen, und welche Erfolge sind durch
solche Versuche erzielt“, dahin dass die bisherigen Einrich-
tungen zum Reflektiren der Lichtstrahlen an Gaslaternen auf
freien Plätzen sich nicht bewährt hätten und daher in letzterer
Zeit von besonderen Vorkehrungen für diesen Zweck ganz ab-
gesehen worden sei.
Von den angekündigten Vorträgen konnten, da es an
Zeit mangelte, nur zwei gehalten werden. Betriebs -Inspektor
Teilkampf aus Altona sprach über Erdrutschungen, insbe-
sondere über die grosse Rutschung im ehemaligen Rainville-
schen Garten in Altona und über eine Rutschung eines Eisen-
bahndammes bei Schleswig. Wege- Bauinspektor Barg um
ans Preetz trug über Abfuhr- Systeme vor, woran sich eine
Besichtigung der Kieler Abfuhr -Einrichtungen schloss. Diese
bestehen erst seit kurzer Zeit daselbst und sind von einer
Gesellschaft Industrieller, der Firma Rekowsky & Co.
unter dem Namen „Ceres“ ins Leben gerufen. Es wird mit
« der New-Yorker Pumpe gearbeitet und der Latrinen -Inhalt
in 50 Kuh.' haltenden Tonnen nach einer ausserhalb der
Stadt belegenen Düngergrube gefahren, von wo er an die
Landbesitzer zum Preise von 1 Thlr. 24 Sgr. per Kub.' ab-
gegeben wird. Nebenher wird von dem Institut auch die Ab-
fuhr von Kübeln besorgt. In diesen, etwa l'/i Kub.' grossen
Tonnen wird gegenwärtig mit dem Nebenprodukte einer Mi-
neralwasser-Fabrik, mit saurer schwefelsaurer Magnesia desin-
fizirt, wodurch jedoch eine genügende Desinfektion nicht er-
reicht wird. — Beide Referenten versprechen ihre Vorträge
für die Vereins -Protokolle ausführlich einzureichen.
Nach einem gemeinschaftlichen Mahle, welches in heiterster
Stimmung verlief, wurden von den Kgl. Kriegsschiffen der
„Prinz Friedrich Carl“ und die „Thetis“ besichtigt und hier-
ant eine Exkursion nach der grossen Lange’sclien Korn-
Wasser- und Dampf-Mühle zu Neumühlen an der Schwentine
unternommen. Diese Mühle, welche gegenwärtig die grösste
Korn -Mühle des Kontinents sein soll, (sie kann mittelst acht
Turbinen und einer Dampfmaschine täglich 1500 Tonnen Korn
vermahlen) ist vor wenigen Jahren von Grund aus neu erbaut
worden, mit den neuesten und vorzüglichsten Einrichtungen
versehen und lieferte daher des Sehenswerthen nicht wenig.
Nach weiterer Dampfschiffahrt auf dem Kieler Hafen vereinigte
der Abend die Vereins-Mitglieder in dem Garten -Etablisse-
ment „Bellevue“ in Düsternbrook. Am Sonntag den 9. Au-
gust folgte der Versammlung eine Fahrt nach dem lieblichen
Wald- und See- Gelände des Ostens von Holstein, welche
gleich dem Feste am Tage vorher Schönes und Interessantes
vollauf lieferte. B.
Architekten-V erein zu Berlin. Entgegen dem Beschlüsse
des Vereins, nach welchem Sonnabend den 8. August eine
ausserordentliche Hauptversammlung tagen sollte, war dieser
lag zu einer Exkursion nach dem Borsig’schen Etablisse-
ment in Moabit (der sechsten dieses Sommers) bestimmt
worden. Dieselbe fand unter einer Betheiligung von etwa 60
bis 70 Mitgliedern statt und war in ihrem Verlaufe so ausser-
ordentlich gelungen, dass wir den Bericht darüber, den wir
tür heute im Raume beschränkt — in nächster Nummer fol-
gen lassen, einer selbstständigen Bedeutung für werth hielten.
Vermischtes.
Der in diesen lagen zu Elberfeld verstorbene Eisen-
bahnbaumeister PI. Schulze zählt unter den hiesigen Fach-
genossen ohne Zweitel noch manche spezielle Freunde, die
seinen Verlust schmerzlich bedauern. Aeltere Mitglieder des
Architekten -Vereins werden sich seiner als des unermüdlichen,
stets heiteren und freundlichen Bibliothekars erinnern, in wel-
cher Eigenschaft er sich den Unterscheidungsnamen „Bücher-
Schulze“ erwarb, der ihn auch in späterer Zeit kennzeichnete,
als er dies Amt längst nicht mehr verwaltete. Im Kreise
seiner (Genossen, die ihn alle wegen seiner allseitigen tüchti-
gen Kenntnisse und seines unablässigen Strebens achteten, war
er als der jovialste, harmloseste und lustigste Gesellschafter
ganz ungemein beliebt.
Ein inneres organisches Leiden , an dem er schon seit
längerer Zeit krankte, war Ursache seines Todes. Die Königl.
Eisenbahn - Direktion zu Elberfeld, bei der er seit mehren
Jahren beschäftigt war, gab ihm in dankens werthester Libe-
beralität Gelegenheit zu Reisen und Erholung, doch vermochte
ihn dies um so weniger zu retten , als sein rastloser Pflicht-
eifer ihn antrieb, statt der Erholung Erfahrungen zu suchen !
Es ist die Idee nicht gerade neu , Städte nach Analogie
der bisherigen L euch t gas - Leitungen mit Hei z gas- Einrich-
tungen zu versehen. Bekanntlich ist das Leuchtgas, wie es
bei uns zur Anwendung kommt, nur ein Theil der aus der
trockenen Destillation der Kohle entstehenden Gase, und wenn
dasselbe, wie sehr häufig der Fall, in Koch- und Heiz -Appa-
raten verwandt wird, so ist dies an und für sich eine Ver-
schwendung, durch die jedoch aufs Deutlichste dokumentirt
wird, dass das Publikum ein Bedürfniss hat, sich in gewissen
Fällen des Gases als Heizmittel zu bedienen. — Heizgas würde,
wie dies in der Natur der Sache liegt, zu viel billigerem Preise
und dazu von viel intensiverer Wirkung zu produziren sein,
dabei aber, weil die Verbrennungsprodukte desselben die Luft
verderben würden, nur wie die Kohle selbst, in geschlossenen
Feuerungs- Apparaten zur Verwendung kommen können. —
Soviel uns bekannt ist, hat man Einrichtungen dieser Art im
Grossen bisher noch nicht praktisch zur Ausführung gebracht
und wird unseren Lesern daher die Nachricht interessant sein,
dass ein kompetenter schlesischer Industrieller die Absicht hat,
eine derartige Anlage für Berlin in’s Leben zu rufen.
Dem hervorragendsten mittelalterlichen Baudenkmale der
preussischen Ostprovinzen — der Marie nb urg — steht nun-
mehr endlich eine genaue Aufnahme und eine würdige Publi-
kation in Aussicht. Wie wir hören, ist dem Lehrer der Gothik
an der Bauakademie zu Berlin, Bauinspektor Blankenstein,
eine Staats-Unterstützung für diesen Zweck zu Theil geworden
und wird er sich, von mehren seiner Schüler begleitet, in
kurzer Frist an Ort und Stelle begeben.
Aus der Fachlitteratur.
Förster’s Allgemeine Bauzeitung. Jahrg. 1868, Heft
II. und III. (Schluss).
B. Aus dem Gebiete des Ingenieur wesens.
1) Fortsetzung und Schluss des im ersten Heft begonnenen
Aufsatzes über Brückenträger, welche auf zwei und
mehr Stützpunkten frei aufliegen. Vom Ober-Ingenieur
Heinrich Schmidt.
In diesem Theil des Aufsatzes wird der Einfluss betrachtet,
welchen eine verschiedene Höhenlage der Stützpunkte ausübt,
und das Resultat gefunden, dass bei einem auf drei Stützen
ruhenden, seiner ganzen Länge nach gleichförmig belasteten
Träger eine Senkung oder Hebung der Zwischenstütze nicht
nur keinen Vortheil sondern Nachtheil bringt. Bei einem auf
vier Stützen ruhenden und seiner ganzen Länge nach gleichför-
mig belasteten Träger ergiebt sich durch Senkung der Mit-
telstützen ein Vortheil, welcher jedoch bei Brückenträgern,
der ungleichmässigen Belastung wegen, schon wieder verloren
geht. Mau wird also auch liier eine ungleiche Höhenlage
der Stützpunkte nur ausnahmsweise anwenden. Jedenfalls
aber muss man sehr genau darauf achten, dass die Stützpunkte
bei der Ausführung genau die der Berechnung zum Grunde
liegende Höhenlage erhalten, da schon eine geringe Abwei-
chung hierin eiue bedeutend andre Inanspruchnahme des Ma-
terials zur P'olge hat.
2. Bohrmaschine von Per re t (m. Abbildung im Text).
Diese Maschine, von welcher ein Exemplar auf der vor-
jährigen Pariser Ausstellung war, setzt einen Drehbohrer
durch Wasser in Bewegung, das sich unter einem Druck
bis zu 20 Atmosphären befindet. Dieses dient zugleich dazu,
das Bohrloch zu spülen, und ist insofern der komprimirten
Luft vorzuziehn. Jedoch dürfte der Vortheil, den diese ge-
währt, den Tunnel zu ventiliren, wohl mindestens ebenso hoch
anzuschlagen sein. Als Schneide-Instrument trug die Bohrma-
schine auf der Pariser Ausstellung einen Ringbohrer mit einem
Stahlring von 5mm- Wandstärke bei 40 bis 60mm- Länge
und 32 bis 60 mm- Durchmesser, der mit mehreren höchstens
i/, mm. vorspringenden schwarzen Diamanten bewaffnet war.
Dieser Bohrer braucht nicht oft geschärft zu werden, muss
aber sehr oft zurückgezogen werden, um den in der Mitte
des Bohrlochs stehenbleibenden Felsstift abzubrechen und zu
entfernen. Die mit dieser Bohrmaschine auf der französischen
Südbahn erzielten Resultate sollen günstig sein. Sie sind je-
doch nicht präzise genug in Zahlen angegeben, um sie mit denen
andrer Bohrmaschinen vergleichen zu können.
3. Die vo r theilhafteste Wanddicke der Gebäude.
350
Eine bau - und heizungstechnisehe Frage, von Prof. Dr. Th.
Wei ss.
Der Verfasser ermittelt mit Hülfe der Wärmetheorie,
welche Stärke man den Umfassungswänden eines Gebäudes
geben müsse, um die Gesammtkosten, welche sich aus denen
des Baues, der Unterhaltung und der Heizung zusammensetzen,
zu einem Minimum zu machen, und kommt zu dem beruhigen-
den Resultat, dass dies in der Regel weniger sein wird, als
man schon anzuwenden genüthigt ist, um den Gesetzen der
Stabilität zu genügen.
4. Historische Uebersicht über die Anwendung
des Eisens zu Brückenbauten, von Professor Dr. F.
Heinzerling.
Die Entwickelung des eisernen Brückenbaues von den
frühesten Anfängen bis zu den jetzt im Bau begriffenen Wer-
ken wird in diesem Aufsatz vollständiger und übersichtlicher
dargestellt, als es bisher noch geschehen sein dürfte.
5. Die Gerüste zur Aufstellung der Eisenkon-
struktionen des Ausstellungs - Palastes von 1 867,
(incl. 3 Blatt Zeichnungen). Von A. Hanninger, Ingenieur.
In die grösseren Eisenarbeiten theilten sich drei Unter-
nehmer, welche sich bei der Aufstellung verschiedener Rüs-
tungen bedienten. Die der Herren Cai 1 & Co. zeichneten
sich durch leichte Beweglichkeit und praktische Handhabung
besonders aus und werden deshalb ausführlich dargestellt
und beschrieben. W. H.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens,
Jalirg. 1868. Heft 3.
Der in Paris ausgestellten Wagen, welche bereits
in früheren Heften besprochen wurden, geschieht auch in die-
sem an zwei Stellen Erwähnung. Aus sämmtlichen Aufsätzen
heben wir folgende Konstruktionen hervor:
Vierrädrige Lastwagen nach dem System Bournique
& Vidard. Die beiden Axen tragen getrennte Gestelle (aus
Holz), letztere sind durch ein schmiedeeisernes Gelenk und
ausserdem seitlich durch in einander greifende Gleitstücke
(wie Bufferhülsen) zu einem verschiebbaren System verbun-
den und tragen den Oberrahmen mittelst kreisförmiger Bah-
nen und Reibnägel. Der Wagen ist für scharfe Kurven be-
stimmt und war bereits sechs Monate lang mit gutem Erfolg
benutzt.
Vierrädriger Wagen für die Mout-Cenisbahn, welcher zum
sichern Spurhalten mit vier an der Mittelschiene laufenden,
horizontalen Leitrollen versehen ist. Die Bremsvorrichtung
besteht ausser den gewöhnlichen Bremsschuhen aus zwei die
Mittelschiene umfassenden Bremsklötzen, welche seitlich ange-
presst werden.
Zweistöckiger Personenwagen der französischen Ostbahn.
Dieselben werden nur in Züge von geringer Geschwindigkeit
eingestellt, so dass die ungewöhnliche Höhe (13yi') keine
Instabilität erzeugt. Länge des vierrädrigen Wagens zwischen
den Bufferenden 291/a'; Stockwerkshöhe oben wie unten 5' 5";
zu dem obern Stockwerk gelangt man auf eisernen Treppen,
welche an den Kopfenden der Wagen sitzen
Schlafeinrichtungen für die I. Klasse auf der franzö-
sischen Ostbahn: Ueber dem Rückpolster belindet sich ein
elfenbeinerner Griff; wird derselbe gezogen, so bewegt sich
die ganze Rückwand, dereu hintere Seite eine Schlafmatratze
mit Kopfkissen enthält, zwischen den Armlehnen und Kopf-
backen, welche an ihrem Platze bleiben, um zwei unter dem
Sitze auf dem Fussboden liegende Drehpunkte. Während
dieselbe sich auf den Boden niederlegt, wird sie zugleich
durch ein Hebelwerk, der Raumersparniss wegen so weit als
möglich zurückgeschoben; letzteres beseitigt auch den Sitz
durch Niederlegen.
An den Personenwagen der französischen Süd- und Nord-
bahn war zur Beseitigung der kurzen Stösse zwischen Unter-
gestell und Wagenkasten ein zweites Federsystem angebracht,
welches aus kurzen, vertikal gestellten Gummibuffern besteht.
Die Konstruktion steht der von A. Reifert in Bockenlieim
angegebenen und vielfach ausgeführten, welche durch ein
zweites System von Blattfedern denselben Zweck erreicht, in
jeder Hinsicht nach.
Das Legen des Oberbaues bei der Paci fic-Eisen -
bahn erfolgt mit gewohnter amerikanischer Energie in fol-
gender Weise: 1Ö00 Zimmerleute haben Sorge zu trageu, dass
sich stets ca. 100,000 Schwellen längs der Bahnlinie in Vorrath
belinden; dieser Kolonne folgen die Ingenieure, welche auf
100', in Kurven auf 50' Entfernung Schwellen als Festpunkte
legen, eine zweite Kolonne misst und visirt die Stosschwellen
ein, eine dritte legt die Mittelschwellen; in ähnlicher Weise
sind die Schienenleger und Nagler in Kolonnen getheilt. Dem
ganzen Operationskorps folgt ausser den Materialienzügen der
Wohnungszug, bestehend aus Schlafsälen zu 80' Länge, Speise-
sälen, Küchen etc., sowie auch einem Bureau; unter den Wa-
gen befinden sich Hängematten für solche, welche im Freien
übernachten wollen, auf denselben die Gewehre, um gegen die
Angriffe der Indianer stets gerüstet zu sein.
Parson’s Patentbolzen für Eisenbahnschienen und
andere Zwecke. Bei den Laschenbolzen ist der Querschnitt
des zylindrischen Theiles grösser als der des Gewindkernes;
bei allen Spannungen sind also die Dehnungen des letzteren
grösser als die des ersteren; dieselben können, wenn die
Elastizitätsgrenze überschritten ist, wohl das Zwanzigfache er-
reichen und eine dauernde Verlängerung zur Folge haben, so
dass die Gewinde der Mutter und des Bolzens nicht mehr
auf einander passen. Um dies zu verhüten, macht Parson
die Querschnitte einander gleich, was z. B. dadurch leicht er-
reicht wird, dass der zylindrische Tbeil zu einem quadratischen
umgestaltet wird, dessen Diagonale gleich dem äussern Durch-
messer des Gewindes ist. — Bei vergleichenden Versuchen,
welche mit gewöhnlichen Bolzen und mit solchen nach Par-
son’s System angestellt wurden, ergab sich, dass die ersteren,
lose aufgeschraubt, noch 2 bis 2’/8 Umdrehung bis zum Bruch
gestatteten, wogegen letztere 4*/* bis 6 */« Umdrehung aushielten.
Baker’s Anti - Inkrustator soll durch elektrische
Ströme die Bildung des Kesselsteins verhindern: In dem
Dampfdome wird ein starker Ring aus Rothguss, in welchem
eine Anzahl scharf zugespitzter .Magnete radial eingesetzt ist,
von der Kesselwand isolirt aufgehängt; dieser wird durch die
Einwirkung des Wasserdampfes zum Elektrizitäts - Erreger.
Von dem Ringe aus geht ein Kupferdraht, welcher erforder-
lichen Falls durch Aufhängen vor Berührung mit dem Kessel
bewahrt werden muss, zum anderen Ende des Kessels und
wird dort mit demselben metallisch verbunden. Die Existenz
der Ströme soll nach der „Engineering“ durch Versuche
konstatirt sein , ebenso soll der Zweck vollkommen erreicht
werden.
Ueber die Fell’sche für die Mont-Cenis-Bahn
konstruirte Lokomotive wird eine verwerfende Kritik der
„Engineering“ mitgetheilt, welche die komplizirte Konstruktion
tadelt und besonders darauf hinweist, dass der Parallelismus
der Mittelschiene mit den Seitenschienen, welcher sowohl für
die Wirkung der horizontalen als der vertikalen Räder von
grösstem Einfluss ist, schwer gewahrt werden kann. — Hierbei
erwähnen wir eines anderen Systems, bei welchem eine Mittel-
schiene zur Anwendung kommt, „das Bergbahnsystem Marsh
(Heft 2 d. Jalirg.). Die nach demselben in New-Hampshire
erbaute Bahn soll den höchsten der weissen Berge, Mount-
Washington, in Steigungen von S bis 33 Prozent erklimmen.
Die Lokomotive greift mit einem Mittelrade in eine Zahn-
stange ein und gebraucht in starken Steigungen zu einer Post-
stunde eine Stunde. Die Bremsen werden durch Luftpumpen
gebildet; au den Zylindern derselben ist ein Hahn angebracht,
der geöffnet die Bewegung des Kolben gestattet, im halb ge-
schlossenen Stande dieselbe hemmt, geschlossen dieselbe ver-
hindert. — Schliesslich fügen wir eine ebenfalls dem 2. Heft ent-
nommene Notiz hinzu, nach welcher Seilrampen mit einem
flachen, starken Seil ausgerüstet werden, welches um eine Ar-
beitswelle der Lokomotive sich in ähnlicher Weise umlegt,
wie die Kette bei der Kettenschiffahrt um die Trommel.
Aus einem Artikel über die Verwendung des Mineralöls
zu Schmierzwecken entnehmen wir die Angabe, dass die
Kaiser -Ferdinand -Nordbahn zum Schmieren der Wagenlager
jährlich 2000 Ztr. Mineralöl verwendet. z. N.
Modern Engineering by Humber. London 1S64.
Bereits in No. 15, Jalirg. 67 d. Ztg. ist auf Humber ’s
Jahresschrift hingewiesen uud als Auszug aus dem ersten,
1863 erschienenen Bande eine Notiz über die darin beschrie-
benen Brücken gegeben worden. Bei der hervorragenden
Wichtigkeit des Werkes, das über allen andern englischen
Fachblättern steht, darf Referent — ohne unbedingter Be-
wunderer der englischen Bauweise zu sein — es wohl für
angemessen halten, über die späteren Jahrgänge ein eingehen-
deres Referat zu bringen.
Baud II, 1864 beginnt mit der Photographie und
Lebensbeschreibung von Rob. Stephen son, Erbauer
der ersten Röhrenbrücke und Sohn jenes allbekannten Eisen-
bahnbaumeisters. Das Leben des 1S03 bei Newcastle geborenen
Mannes ist reich an Thätigkeit. Bis 1859 war er als aus-
führender Ingenieur oder Konsulent an den Haupt-Bauten
seines engern Vaterlandes und andrer Läuder thätig — 1S47
wurde er ins Parlament gewählt. 1851 nöthigten ihn kör-
perliche Leiden seine Thätigkeit einzuschränken und sich auf
Reisen zu erholen, die er meistens auf eigner lacht unter-
nahm. Er besuchte so seine überseeischen Bauten und durch-
kreuzte Europa; zuletzt war er in Egypten und Skandinavien.
Die Reste des 1S59 verstorbenen Mannes wurden neben denen
Englands berühmter Staatsmänner in der W estminsterabtey
351
beigesetzt. Ueber 300000 Thlr. seines Vermögens vermachte
er seiner Vaterstadt und gemeinnützigen Anstalten. —
Die eisernen Eisenbahnbrücken haben ganz neue
Brückenformen verbreitet, welche mit ihren Vor- und Nach-
theilen näher betrachtet werden. Tm Allgemeinen sind
Brücken mit eisernen graden Balkenträgern im Aeussern
einförmig und lassen eine ästhetische Ausbildung weniger zu,
als die aus bogenförmigen Trägern; die neuern Brücken mit
Steinbögen werden angeführt, welche gefälligeres Ansehen
haben. —
Die zum Anstreichen eiserner Oberbaue gegen
Oxydiren gebräuchlichen Mischungen werden erörtert,
jedoch weniger chemisch analysirt als nach ihrer Bewährung
in der Praxis gewürdigt; auch werden die für sie gültigen
Prinzipien angeführt. Wie wenig man oft seinen Zweck er-
reicht, beweist die Br itan nia-Brücke, von der man bis 1864
bereits über 400 Ztr. Rost entfernt hat, während sicher ein
eben so grosses Quantum ungewogen abgefallen ist. Blei-
farben vermögen nicht zu hindern, dass unter ihnen das
Eisen oxydirt, wodurch sie allmählig abgesprengt werden.
Die Erfahrung lehrt, dass die ihr eignes Oxyd zur Basis
habenden Mischungen am brauchbarsten sind — doch soll
Eisenoxyd als Basis nicht gleiehmässig wirksam sein. Eine
der bewährtesten Mischungen ist die des Ungarn Szerelmey,
welche sich am Thurmdach des Parlaments in sieben Jahren
gut gehalten hat. Torbay’s Eisenfarben sind seit 1851 mit
Erfolg auf den Regierungswerften, wie von Dock-, Gas- und
Bahngesellsehaften angewendet. Galvanisirte s Eisen kann
sich nicht wohl in schwefelhaltiger Luft halten. —
Die Oekonomie der Dampf masch ine, welche letztere
so wesentlich zum Wohlstände Englands beigetragen, wird in
ihren stufenweisen Verbesserungen seit Newcomen und Watt
betrachtet. Man hat in ökonomischer Beziehung zu erstreben:
die atmosphärische Luft im Kessel so lange mit der Feuerung in
Berührung zu halten, bis ihr der Sauerstoff möglichst ent-
zogen ist, und die heissen Gase so lange in den Kesselzügen
zu halten, bis das Wasser ihre Wärme vollständig aufgenom-
men hat. An mehren Beispielen wird gezeigt wie weit man
diese Desiderata und damit eine Ersparniss an Feuerung von
*/s erreicht hat. —
Die vortreffliche Abhandlung: Neuere Fluss- und
Seehäfen und Wellenbrecher schliesst sich an die
gleichlautende des vorigen Jahres an, überspringt jedoch, durch
die Ueberschrift gerechtfertigt, die mittelalterlichen Leistun-
gen auf diesem Gebiete gänzlich. Nach Hervorhebung der
Hauptschwierigkeiten beim Hafenbau werden alle Zweige des-
selben, als: der Bau tiefer See-, kleiner Fluss- und Zufluchts- ,
liäfen; ferner der Bau von Pfeilern und Landebrücken, von
Werften und Quais etc. betrachtet. Dann werden Rath-
schläge in Bezug auf die allen Zweigen gemeinsamen Elemente
gegeben , betreffend die physikalische Beschaffenheit der
Oertlichkeit und des Küstenlandes, die Bodenbildung, seine
Festigkeit und Tiefe, die vertikale oder horizontale Küsten-
bildung, die herrschenden Winde, die Ausdehnung der
See, über welche hin der Wind die Küste zu treffen vermag,
und schliesslich die Eigenthümlichkeit der Küstenwellen , der
Ebbe- und Flutkerscheinungen und Strömungen. —
Das Ebbebassin der Birkenhead-Do cks (15 Taf.)
soll dem lange gefühlten Uebelstande, dass grosse Schiffe nicht
bei jedem Wasserstande in die Docks von Liverpool einlaufen
können, abhelfen, nachdem die Halbüuthdocks denselben nur
theilweise gehoben haben. Das neue Ebbebassin gestattet
den grössten Dampfern während tiefster Ebbe einzulaufen,
hat am Siidquai Landevorrichtungen, gestattet aber auch nach
dem grossen Fluthdock nur durchzufahren. Der starken Ab-
lagerung von Mersey -Schlamm während des ruhigen Wasser-
standes ist durch ein System grösster Schleusen vorgebeugt,
welche durch Wasserleitung vom grossen Bassin her eine
kräftige Spülung ermöglichen. Das unmittelbar am Mersey
liegende Ebbebassin ist 1600' lang, und an seinen Enden je
300 und 400' breit. Es ist bis 10' unter NW7 ausgetieft, be-
deckt 22 preuss. Morgen Land, also ’/g so viel wie das grosse
Dock. Die mittlere Verbindungsschleuse rn beider Bassins ist
50' breit und 240' lang; die überwölbten Nebenkanäle n, n
sind 25 und 30' breit und endigen an der Flusseite in je
10 Oeffnungen von ö1/«' Breite; die dieselben absperrenden
Schotte sind in doppelter Zahl vorhanden und werden durch
hydraulischen Druck gehoben; Maschine und Accumulator
stehen in einem 200' hohen Nebengebäude. In den nächsten
Kapiteln werden die Haupttheile eingehend beschrieben. —
(Schluss folgt.)
Konkurrenzen.
Hr. Bildhauer Lanuer zu Reutlingen beabsichtigt eine
Zusammenstellung der für den dortigen Altarbau eingelau-
fenen 19 Konkurrenz -Projekte zu veranstalten und ersucht
die Konkurrenten, ihm zu diesem Zwecke eine etwa 4" hohe
Skizze der Vorderansicht ihres Projekts (nebst Angabe des
Mottos) zur Disposition zu stellen, wofür sie das photographisch
hergestellte Blatt nebst einem kleinen Text gratis erhalten
sollen. — Reutlinger Nachrichten zufolge ist die Konkurrenz
übrigens ohne das gewünschte Resultat verlaufen, da sieh das
Urtheil des Preisgerichts mit dem der Geistlichkeit und Bür-
gerschaft nicht in Uebereinstimmung befindet.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Der Baumeister Kosehel in Münster ist zum Eisenbahn-Bau-
meister bei der Oberschlesischen Eisenbahn in Beuthen O. S. ernannt.
Offene Stellen.
1. Zum Neubau eines Geschäfts- und Gefängnissgebäudes für
das Kreisgericht in Cosel wird ein Bauführer gesucht. Meldun-
gen sind unter Einreichung der Atteste direkt an die Königliche
Regierung zu Oppeln zu richten.
2. Zur Hülfsleistung bei Ausarbeitung eines Seminar-Projektes
wird ein Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten, oder ein im Zeich-
nen geübter Techniker gegen 1 y3 Thlr. Diäten gesucht. Die
Beschäftigung dauert ca. 4 Monate. Meldungen beim Bau -Inspek-
tor Trübe in Stralsund.
3. Ein in Eisenbahn- Vorarbeiten geübter Zeichner wird
gesucht vom Kreis - Baumeister Lange in Berlin, Neustädtische
Kirchstrasse 2.
4. Einen im Veranschlagen geübten B iir eau- Ass i ste n ten
sucht der Iveis - Baumeister Grün in Pillkallen.
5. Eine Stelle für einen Baumeister oder erfahrenen Bau-
führer, zunächst zur Fortführung eines Staatschausseebaues im
Kreise Sensburg in Ostpreussen ist vakant. Meldungen etc. beim
Kreis -Baumeister Kaske in Sensburg O. Pr.
6. Zwei Baumeister werden zu Eisenbahnbauten gesucht.
Meldungen in der Expedition sub R. E.
7. Zur Vertretung eines erkrankten Kreisbaumeisters wird im
Regierungs - Bezirk Koblenz ein Baumeister gegen Gewährung
von 2 Thlr. Diäten pro Tag und reglementsmässige Reisekosten-
Entschädigung gesucht.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren G. in Mühlhausen,
B. in Preetz, D. in Saarbrücken.
Architekten - Verein zu Berlin.
Hauptversammlung am Sonnabend den 15. August
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
2. Beurtheilung und Abstimmung über die Monatskonkurrenzen.
3. Anträge für die XV. Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure zu Hamburg.
4. Beschaffung eines neuen Vereins-Lokals.
Unser Atelier ist nach
Unter den Linden Wo. 4 a
verIest- Ende & Böckmann,
Baumeister.
Meine Wohnung befindet sich
Unter den Linden Sio. 4a.
Wilhelm Böckmann,
Baumeister.
Offene Stadthau - Inspekt«r§telle.
Die hier vacant gewordene Stadtbau - Inspektorstelle, mit wel-
cher zur Zeit ein fester, in monatlichen Raten praenumerando zahl-
barer Jahresgehalt von Dreihundert Thalern und die Accidenzien
für Prüfung und Begutachtung der Bauzeichnungen von hiesigen
Privaten verbunden, soll baldigst wieder besetzt werden.
Geprüfte Bautechniker, welche auf diese Stelle reflektiren,
haben sich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis
Ende dieses Monats
bei uns zu melden.
Abschriften der Dienstinstruktion für den Stadtbau - Inspektor
können gegen Erlegung der Kopialien von hiesiger Rathsexpedition
bezogen werden.
Gross enhain, den 5. August 1868.
Der Stadtrath.
Kunze.
352
Bekanntmachung.
Die Stelle des zweiten Baumeisters, mit welcher ein jährliches
Gehalt von 1000 Thlr. verbunden ist, wird zum 1. Oktober d. J.
vakant, und soll zunächst kommissarisch mit sechsmonatlicher Kün-
digung aufs Neue besetzt werden.
Qualifizirte Bewerber, welche die Staats - Prüfung als Baumei-
ster absolvirt haben, werden hierdurch aufgefordert ihre Meldungen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 1. September d. J. bei
uns einzureichen.
Danzig, den 24. Juli 1868.
Der Magistrat.
Bekanntmachung.
Zum ersten September er. wird hierselbst eine Baumeisterstelle
vakant, welche mit 3 Thlr. Diäten dotirt ist.
Bewerber, welche das Examen für den Staatsdienst bestanden,
können sich unter Einreichung der Atteste an die Unterzeichnete
Behörde wenden. —
Zur Ausführung gelangt zunächst ein in monumentalem Cha-
rakter zu erbauendes Militair - Kasino und demnächst voraussicht-
lich zwei grössere Kasernen.
Stettin, den 1. August 1868.
Bönigliehe Fortifikation.
Ein junger Maurermeister, zugleich gelernter Zimmermann seit
Jahren bei Eisenbahnbauten und grösseren Wasserbauten beschäf-
tigt, mit Biireauarbeiten vertraut und gegenwärtig bei einem grösse-
ren Wasserbau thätig, sucht in einem anderen grösseren Baugeschäft
als Geschäftsführer eine Stellung. Gefällige Offerten mit Angabe
der Bedingungen befördert die Exped. d. Zeitung unt. Chiffre D. III.
Ein junger Mann, der eine Realschule bis Sekunda besucht
und dann das Abiturienten-Examen einer Provinzial-Gewerbe-Schule
„mit Auszeichnung“ bestanden hat, auch zur Führung einer eng-
lischen Korrespondenz qualifizirt ist, sucht eine Stelle als tech-
nischer Bauzeichner, oder eine andere entsprechende Stelle um sich
weiter ausbilden zu können. Die Einnahme muss zu einem be-
scheidenen Unterhalt ausreichen. Offerten sind an den Archi-
tekten und Gewerbeschullehrer Carl Krieger in Bochum (West-
falen) zu senden.
Ein namentlich im Hochbau erfahrener Techniker, seit längeren
Jahren beim Eisenbahnbau beschäftigt, der mehrfach die Ausfüh-
rung grösserer Bauwerke geleitet hat, sucht bei neueren Eisenbahn-
oder sonstigen Bau -Unternehmungen eine entsprechende Stellung.
Offerten beliebe man unter der Chiffre K. 0. in der Expedition
dieses Blattes zu hinterlegen.
Bekanntmachung.
Die Meisterschaft der hiesigen Maurer -Innung wird hierdurch
benachrichtigt, dass in Folge Beschlusses der Repräsentanten hiesi-
ger Gesellenschaft vom 16. Juli er. und Genehmigung des Magis-
trats vom 27. Juli er.
1. die Auflagen für die Monate August und September d. J.
mit je 15 Sgr. zu erheben sind.
2. Für den Monat Oktober d. J. eine Auflage mit 10 Sgr. und
zwar zu Gunsten der Maurer -Gesellen -Kranken -Kasse eingezogen
wird.
Berlin, den 27. Juli 18G8.
gez. A. Parey, gez. von Hennig, gez. L. Lüdke,
Obermeister. Innungs- Assessor. Ladenmeister.
Eine in unmittelbarer Nähe Cassels gelegene Maschinen-Repa-
ratur- Werkstatt nebst vollständiger Einrichtung und Inventar, mit
Dampfmasehinen-Betrieb sowie mit dem dabei befindlichen Wohn-
haus und circa l1/, Acker grossen Garten soll verkauft, eventuell
auf mehre Jahre verpachtet werden.
Nähere Auskunft ertheilt Güteragent
II. Rudolph, Cassel.
Marktgasse No. 23.
|jf Btuiflfuicrkfcbulc ju |örtfr a. 1). IMfr
beginnt ihren Winter-Kursus am 3. November, während der Vor-
bereitungs-Unterricht für neueintretende Schüler bereits am 14. Ok-
tober seinen Anfang nimmt.
Im vierten Jahre der Gründung der Anstalt erreichte dieselbe
bereits die Zahl von 260 Schülern, worunter an s/4 Meistersöhne aus
grossem Städten Preussens, wie Berlin, Magdeburg, Düsseldorf,
Danzig, Posen, Merseburg, Minden u. s. w., sowie den Nachbar-
staaten sich befanden.
Anmeldungen zur Aufnahme in die Anstalt sind unter Ein-
sendung der Schulzeugnisse an den Unterzeichneten franco bis Mitte
Oktober einzusenden.
Zur Abnahme der Meisterprüfung für Bauhandwerker befindet
sich die Königliche Kommission am Orte.
Hö 1 1 1 *» i£ e p, Direktor der Bangewerkschule.
Berlin, den 6. August 1868.
Die heute Vormittag 12 Uhr erfolgte glückliche Entbindung
meiner lieben Frau Anna, geb. Bahn von, einem gesunden Töch-
terchen, zeige ich Freunden und Bekannten statt besonderer Mel-
dung hierdurch an.
Hermann Krause,
Baumeister.
Gotha - Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntniacliung.
Zur Herstellung des Bahnkörpers, sowie zur Ausführung der
Kunstbauten der Gotha- Leinefelder Eisenbahn sollen innerhalb der
Strecken zwischen Ilorsraar und Helmsdorf, ingleichen zwischen
Dingelstädt und Leinefelde, drei Loose und zwar:
No. XV. a. mit 19954 Schachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl.der
Böschungs - Arbeiten veran-
schlagt zu 34,726 Thl. 14 Sgr. 3 Pf.
b. mit ca. 214 Schachtruthen
Mauer werk;
No. XVIII. a. mit 34006 Schachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl. der
Böschungs- Arbeiten veran-
schlagt zu 39,280 „ 28 „ 10 „
b. mit ca. 1252 Schachtruthen
Mauer werk;
No. XIX. a. mit 20502 Schachtruthen zu
bewegenden Bodens, incl.der
Böschungs- Arbeiten veran-
schlagt zu 30,166 „ 24 „ 9 „
b. mit ca. 480 Schachtruthen
Mauerwerk,
im Wege des öffentlichen Submissions -Verfahrens an geeignete
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs-Biireau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernabme von Erdarbeiten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn, Loos XV, XVIII und XIX,“
oder mit der Bezeichnung:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten zum Bau der Gotha-
Leinefelder Bahn, Loos XV, XVIII und XIX“
versehen, bis spätestens zu dem am
20. August c., Vormittags 1 0 J/i Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 1. August 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister
(gez.) Witzeck.
Baugewerkschule zu llofziiiiiiden a. Weser.
Ingenieure und Architekten, welche geneigt sind, im nächsten
Winterkursus Unterricht zu ertheilen, wollen sich baldigst zur Ent-
gegennahme der Bedingungen schriftlich bei dem Unterzeichneten
melden.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
G. Haarmann.
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Zimmerer, Steinhauer, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer ( S c h 1 o s s e r, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts -Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchten 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem Unterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
G. Haarmann.
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25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 21. August 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Gubbio. (Schluss). — Ueber die Einrichtung der Bau-
gewerkschulen. (Schluss). — Englische Bahnhöfe. — Mittheilun-
gen aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin. — Ver-
mischtes: Zur Dombaukonkurrenz. — Fahrpreis - Ermässigungen
für die Theilnehmer am Hamburger Architektentage. — Bepflan-
zung der Böschungsflächen der Eisenbahnen. — Im ersten Semester
1868 neu eröffnete Bahnstrecken. — Aus der Fachlitteratur:
Zu Graeve’s hydrotechnischen Ermittlungen beim Oderstrom. —
Modern Engineering by Humber. (Schluss). — Personal-Nach-
richten etc.
XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure.
Um Irrthümern zu begegnen, machen wir darauf aufmerksam, dass unsere Bitte, die Anmeldungen zur Theil-
nahme an der Versammlung bis zum 15. August einzusenden, selbstverständlich spätere Anmeldungen nicht ausschliesst.
H amburg, den 18. August 1868. D as Lokal-Komite.
Gubbio.
Von Hubert Stier und Ferdinand Luthmer. (Schluss.)
Stadthaus in Gubbio. Durchschnitt.
Ich wende mich nunmehr zum zweiten Theile meiner
Schilderung, zu dem Palaste der urbinatischen Herzoge.
Die Stadt Gubbio hatte sich, wie erwähnt, später unter
die Oberhoheit der Grafen von Montefeltro begeben,
von denen Feder igo Montefeltro im Jahre 1474 durch
Sixtus IV den Herzogtitel von Urbino erhielt. Als Kon-
dottiere in den damaligen Fehden Italiens hochberühmt,
war der alte Kriegsfürst, zumal als er sich auf dem Her-
zogsstuhl zu Urbino zur Ruhe gesetzt hatte, ein echter
Freund und Beschützer der Künste. Sein grosser Palast
in dieser Stadt, wo man noch an der Treppe sein geist-
reiches, energisches Profilbild sieht — ein Schuss, der
ihm die Nasenwurzel wegnahm, hatte die Wirkung seiner
grossen Hakennase noch bedeutend erhöht — hiess damals
das schönste Schloss Italiens und hat auch heute noch
Anspruch auf einen hervorragenden Rang unter den Mo-
numenten des kunstreichen Landes. Jener Palastzu Gubbio
ist nun sein kleineres und bescheideneres Abbild, ein
Absteigequartier, das sich Federigo, wie es die Wappen-
zeichen beweisen , als Herzog errichten liess und dessen
Erbauungszeit somit zwischen die Jahre 1474 und 1482,
sein Todesjahr, fallen muss. Ueber den Baumeister dürfte
Herzoglicher Palast zu Gubbio. Grundriss des ersten Geschosses.
a. Hof. b. Grosser Saal. c. Kabinet des Herzogs. d. Haupttreppe.
ebensowenig ein Zweifel obwalten, da ein Vergleich dieses
Palastes mit jenem zu Urbino beide als aus derselben
Hand hervorgegangen zeigt. Der Baumeister des letzteren
356
Schlosses steht nun aber in der Person des Luciano
Martini, genannt Lauranna nach seinem Geburtsorte,
einem kleinen Städtchen Illyriens, fest, da das Dekret, in
welchem Federigo, im Jahre 1468 noch blosser Herr von
Urbino, diesen Meister unter schmeichelhaftem Lobe seiner
Tüchtigkeit und in den bestimmtesten Ausdrücken mit
der Leitung dieses Baues beauftragt, in Florenz vorhan-
den ist.*) Wollte man nun auch den Umstand, dass an
beiden Monumenten viele Bautheile, wie die Fussboden-
platten, die Dachziegel u. s. w., gleichen Fabrikstempel
tragen, als nicht maassgebend unberücksichtigt lassen, so
sprechen doch für denselben Meister viel deutlicher die
verwandte Gesammtanordnung der Architektur, die gleiche
Ausbildung des Details, die identische Dekorationsweise,
so dass Lauranna mit Sicherheit auch als der Baumei-
ster des Palastes zu Gubbio anzunehmen ist.
Schon in der Grunddisposition zeigt sich indessen
der bescheidenere Geist, welcher bei der Anlage dieses
Bauwerks maassgebend war. Ein mittelalterliches Gebäude,
oberhalb des Stadthauses und gegenüber der Domfa^ade
an der Bergwand belegen, wurde benutzt und ausgebaut.
Unter dem vorderen Theile dieses vorhandenen Baues geht
eine Strasse der Stadt in einem langen, überwölbten Durch-
gänge hin, das erste Stockwerk liegt auf gleichem Niveau
mit dem rückwärts ansteigenden Terrain, welches weiterhin
durch hohe Terrassen gegen den Berg abgeschlossen wird.
Indem Lauranna nun diesen älteren Theil, bei welchem
er übrigens wenig mehr als dies Erdgeschoss und die Um-
fangsmauern wird benutzt haben, zu einer fürstlichen Woh-
nung umbaute, war er vor Allem bestrebt, seinem Palaste
jenes Bauglied anzufügen, welches wie in Erinnerung der
Atrien des Alterthums dieser Zeit als unentbehrlicher Aus-
druck fürstlicher Hoheit und Pracht galt, den grossen,
hallenumgebenen Hof. Er verlegte denselben, dem gege-
benen Terrain folgend, an die Rückseite des Baues, gegen
die Bergwand hin und gab ihm hier in zwei grossen
Thoren Zugänge von den Seitenstrassen aus. Offene Bo-
genhallen umgeben den Hof an drei Seiten, an der vierten
begrenzt ihn die Terrassenmauer, in welcher der Haupt-
wasserzufluss der Stadt durch einen Aquädukt herabrauscht.
In einer Ecke gegen den Berg eingeschnitten ist sodann
weiter die Haupttreppe zum zweiten Geschosse angelegt,
bequem, aber nur zweiarmig, wie diese Epoche, die den
Luxus groesartiger Treppenhäuser noch nicht aufgenommen
hat, sie stets anzuordnen pflegt. Sie mündet auf einen
Korridor, welcher durch eine Fensterreihe erleuchtet, den
Hof von allen vier Seiten umgiebt und mit einer Anzahl
von Zimmern über der rückliegenden Hälfte des Vorder-
hauses in Verbindung steht.
Zumal dieser Hof nun ist ein reizendes Beispiel jener
frühen, feinen und keuschen italienischen Renaissance, dem
grossen Hofe des urbinatischen Palastes im Ganzen gleich
gebildet, in der Detaillirung ihm vielleicht noch überlegen,
wie er denn auch der Zeit nach wohl etwas später als
jener entstanden ist. Kräftige Säulen tragen die einfachen
Kreuzgewölbe der Hallen des Erdgeschosses. Ihre Kapi-
täle sind zwar das getreue Abbild der Kompositenkapitäle
des Titusbogens, doch gewinnt diese sonst so verschrieene
Kunstform hier eine ganz neue Bedeutung, indem sie durch
ihre grossen und kräftigen Voluten den Uebergang zu dem
*) Dasselbe ist von Gaye publizirt worden und berichtigt
die Angaben Vasari’s, welcher den Palast zu Urbino dem Cecco
di Giorgio zuschreibt. Die schon von Rurnohr ausgesprochene
Ansicht, dass dieser Künstler nur als Festungsbaumeister in Urbino
thätig g. wesen sei, scheint sich sonach zu bestätigen.
quadratischen Bogenanfänger vortrefflich vermittelt. Ein
hohes Gesims schliesst über den Bogenarchivolten das Erd-
geschoss ab. Glatte Pilaster theilen das obere Stockwerk,
dazwischen sitzen die Fenster, gleichfalls mit Pilastern und
ornamentirten Verdachungen reich umrahmt, ein einfaches
Kranzgesims endlich, welches zu dem weitausladenden
Rande des Ziegeldaches in Beziehung gesetzt ist, krönt
das Ganze. Alles Detail, die Pilasterkapitäle, die Wand-
konsolen des unteren Geschosses sind geistreich erfunden,
schön und kräftig gezeichnet, während die Ausführung
ohne alles sichtbare Eisenwerk in blaugrauem Sandstein,
und Ziegeln für die glatten Flächen, höchst sorgfältig
hergestellt ist.
Durch mehrfache Thüren gelangt man in die Räume
des ersten Geschosses, einige grosse Zimmer, und vor
Allem an der Vorderseite mit der Aussicht auf die Stadt
hin belegen in einen grossen Saal von 23 m- und llm
Länge und Breite. Finden sich in allen übrigen Räumen
noch die bescheidenen mittelalterlichen Abmessungen für
die Thüren, so öffnet sich zu diesem Hauptraum ein präch-
tiges Portal mit reicher Umrahmung, in der schönes Ran-
kenwerk aufsteigt. Nächstdem bietet ein grosser Kamin
besondere Gelegenheit zur Entfaltung phantasievollen
Schmuckes. Diese Bautheile, deren kräftiges Ornament
in der Behandlung sich eng an römische Vorbilder an-
schliesst, sind in eiuer höchst einfachen und wirkungsvollen
Weise dekorirt. Dem Stein ist als Grundton seine na-
türliche blaugraue Farbe belassen, einzelne hervorragende
Theile, die Blumen im Akanthusornament, die Wappen,
Vögel und fliegenden Bänder, welche es durchziehen, die
Vasen, aus denen es aufsteigt, sind leicht, nur in Linien
auf den vortretenden Rippen und Profilkanten vergoldet,
während in die Tiefen, ebenfalls nur höchst sparsam,
dunkle Linien mit leuchtendem Ultamarinblau eingezeichnet
sind. Die Thürflügel zeigen noch den edlen Schmuck
reichen Ornamentes aus hellem und dunklen Holze ein-
gelegt. Auch die alten Fenster sind noch vorhanden, in
der Regel in der Mitte der Höhe getheilt, so dass der
obere Theil durch Scheiben, der untere hingegen nur
durch hölzerne zu öffnende Laden verschlossen wurde.
Diese Laden sind gleichfalls noch mit Intarsienornament
verziert, aber nur als Nachahmung, indem das Holz in
einer hellen Kreidefarbe grundirt war, auf welcher als-
dann die Ornamente mit einem braunen Tone ausgespart
wurden. Ein einfaches Ziegelmuster, nur als Unterlage
für Teppiche gedacht, deckte den Fussboden, während
die Decken, hier durchweg Holzdecken, ein reich orna-
mentirtes, in weiss, blau und gold bemaltes Kassettenwerk
zeigen. Leider sind dieselben bis auf einen kleinen Ueber-
rest zerstört, wie auch die Wände, wohl hier wie in Ur-
bino zumeist auf den Schmuck bunter Teppiche berechnet,
jetzt kahl und leer dastehen.
Die übrigen Zimmer zeigen dieselbe Durchführung
und zumal eine ganze Sammlung schöner Kamine, auf
denen gewissermassen das künstlerische Hauptgewicht im
inneren Schmucke des Baues ruht. Ein Raum indessen ver-
dient noch besondere Aufmerksamkeit. Neben den grossen
Wohn- und Prachträumen finden sich in den gleichzeitigen
Palästen überall noch einige kleine Zimmerchen zum Ar-
beiten und zum besonders behaglichen Aufenthalt. In
Urbino ist dieses Motiv mit einer anstossenden Loggia
zu einer ganz besonders anmuthigen Anlage gestaltet, hier
ist nur ein kleines Ivabinet dazu bestimmt. Seine Wände
sind ganz mit reichem, intarsirten Holzgetäfel bekleidet,
in welchem zahlreiche Wandschränke verborgen liegen,
die Decke ist kassetirt und bemalt und zeigt in den Fel-
dern alle die verschiedenen Wappenzeichen des Herzogs,
sein Monogramm, das F. E. Dux, den Reiher, die Bomben,
die Ordenszeichen des goldenen Flieses und des Hosen-
bandes, die denn auch in alles Ornament des ganzen
Hauses verflochten, neben den grossen skulpirten Wappen
über den Eingängen allenthalben an den Erbauer und
Besitzer erinnern. Eine bequeme Wendeltreppe vermittelt
dicht bei diesem Kabinet den Verkehr in diesem Theile
des Hauses. Es versteht sich, dass dabei auch der kom-
fortable, hier sogar doppelsitzige Abtritt nicht fehlt. —
Din Zimmerreihe des zweiten Geschosses, der des ersten
357
Stockwerks in der Ausbildung völlig gleich, erhält ihr
Licht zumeist durch Fenster unter der Decke über
dem Dache des grossen Saales her. An der rechten Seite,
über dem gewölbten Korridor, springt thurmartig noch
ein einzelnes Zimmerchen mit schöner Aussicht vor. Ein
Gang, auf einem Bogen über die anliegende Strasse hin-
weggeführt, verbindet den Palast schliesslich mit einem
Nebenhause, das wohl zum Aufenthalt der Diener, für die
Küchen u. s. w. gedient haben mag, jetzt indessen ganz
verbaut ist.
Auch der Palast ist leider in vielen Theilen arg zer-
stört. Eine Seidenfärberei, die ehemals darin ihr Wesen
getrieben, ist nun freilich daraus entfernt und er steht
ganz leer, aber mit theilweise eingestürzten Fussböden,
gesenkten Decken, zerbröckelten Stufen, kurz, mit der
ganzen staubigen Poesie solcher verschwundenen Herrlich-
keit, die nur in dem verlassenen Hofe, wo die Veilchen
blühen, die Wasser rauschen und die Sonne leuchtet, einen
lebensvolleren Gegensatz erhält. Die Sonne Italiens hatte
nämlich mit dem Schnee des ersten Tages rasch aufge-
räumt und uns während unseres Aufenthaltes in Gubbio
freundlich gelächelt. Als es indessen zur Abfahrt ging,
verhüllte sie sich wieder und wir schieden am Morgen der
Abreise von der Stadt, wie wir sie zuerst gesehen hatten,
im Schneegestöber, um uns in einem Vetturin mühselig
mit Ochsenvorspann durch die tiefbeschneiten Pässe des
Apennin nach Urbino durchzuarbeiten.
lieber die Einrichtung der Baugewerkschulen.
(Schluss.)
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich als Ziel der Bau-
gewerkschule die Heranbildung des Bauhandwerkers zü
einem denkenden Werkmeister, der im Stande ist, in der
bezeichneten Sphäre selbst zu schaffen und mit Verständ-
niss dem Künstler und Ingenieur bei ihren Schöpfungen zur
Seite steht. Ihre Wirksamkeit muss da beginnen, wo die
Volksschule auf hört; denn nur mit Ausnahmen, auf die wir
später zurückkommen, ist die bei Weitem grösste Mehr-
heit unserer Handwerker mit ihrer Jugenderziehung und
Bildung lediglich auf die Volksschule angewiesen und von
deren Leistungen abhängig. Diese haben aber von jeher,
wie bekannt, ganz entschieden hinter den Anforderungen
der Zeit zurückgestanden und sehr unangenehm sichtbare
Lücken gezeigt. Bis auf den heutigen Tag ist ein grosser
Tlreil der aus der Volksschule entlassenen Schüler, be-
sonders vom Lande oder aus den Provinzialstädten, in
den Elementargegenständen und in der Handhabung der
Muttersprache (anderer Kenntnisse gar nicht zu gedenken)
noch immer so schwach beschlagen, dass dieser Mangel
schon oft für manchen sonst tüchtigen jungen Mann eine
Klippe für sein Fortkommen gewesen ist. Von der Fach-
schule ist dieser Uebelstand von jeher schwer empfunden
worden; denn wie sie mit ihrem Fachunterricht fortwäh-
rend auf der Höhe der Zeit stehen musste, ist sie stets
genöthigt, in ihrer unteren Klasse auf Ergänzung der Volks-
schule durch fortgesetzten Unterricht in den Elementar-
Gegenständen ganz entschieden Bedacht zu nehmen, sich
also mit Dingen zu befassen, die ihr eigentlich gar nicht
obliegen und die nothwendig den Fachunterricht störend
berühren oder wenigstens die dem Bauhandwerker zu seiner
Ausbildung vergönnte Zeit wesentlich beeinträchtigen
müssen*).
Es soll hiermit nicht gesagt sein, dass sich in Folge
dieser Mängel unserer Volksschulen die Volksbildung nicht
gehoben hätte. Im Gegentheil, sie hat sich trotz dieser
Mängel sehr bedeutend gehoben durch die eigene Streb-
samkeit unserer Handwerker, durch das Leben selbst und
durch die der Volksbildung speziell gewidmeten Anstalten,
Vereinigungen etc.
Die Erkenntniss der grossen Nachtheile einer man-
gelhaften Elementarbildung und der grossen Vorzüge der
hiermit tüchtig ausgestatteten Bauhandwerker hat bereits
seit längerer Zeit die Wirkung gehabt, dass bemitteltere
*) Was deshalb recht nothwendig wäre, das wären Anstalten,
welche wir unter der Bezeichnung von Vorbereitungsschulen
so oft befürwortet haben, Anstalten, die an die Elementarschule
anknüpfend, deren Lücken ausgleichen und die jungen Leute zu
einem wissenschaftlichen Unterrichtsgang vorbereiten, wie ihn eine
Fachschule bieten soll. Wie diese Anstalten einzurichten und
überall, in Stadt und Land herzustellen seien, in welcher Weise
sie zu wirken hätten, darüber haben wir uns ausführlich in dem
Organ des Zentral Vereins in Preussen für das Wohl der arbeitenden
Klassen und in dem „Arbeiterfreund“ (Jahrg. 1866) ausgesprochen. Es
ist die Frage, ob die Errichtung einer solchen Anstalt am hiesigen
Orte nicht ratl.sam wäre, so wie deren Einrichtung und ihr Ver-
hülfniss zur Baugewerkschule, in Folge vieler laut gewordenen
Wünsche und Anfragen und des in neuerer Zeit auffallenden Zu-
dranges von ganz jungen Leuten, die sich oft noch nicht einmal
für einen Beruf entschieden haben, von Seiten der hiesigen Schule
in Erwägung gezogen und werden wir wohl Gelegenheit haben,
auf diesen Gegenstand später zurückzukommen.
Eltern ihre dem Baugewerk gewidmeten Söhne zunächst
den Realschulen, selbst den Gymnasien übergaben, um
durch den Besuch der unteren Klassen dieser Anstalten
jene durch die Volksschule gelassenen Mängel auszumerzen.
Diese Erscheinung muss von den Baugewerkschulen um
so mehr berücksichtigt werden, als dieselbe immer häufi-
ger auftritt; sie führte schon seit einer Reihe von Jahren
bei der hiesigen Baugewerkschule, da die so vorbereiteten
Schüler einen grösseren Theil der Unterrichtsgegenstände
der unteren Klasse nicht mehr bedurften, dagegen in sol-
chen Fächern, welche auf jenen Anstalten nicht gelehrt
wurden, für die II. Klasse nicht reif waren, zur Einrich-
tung einer besonderen Klasse, der sogenannten Mittel-
klasse, wo in einem einzigen, um mehre Wochen ver-
längerten Halbjahrskurse die entsprechend modifizirten
mathematischen und bauwissenschaftlichen Pensa der dritten
und zweiten Klasse erledigt werden mussten, so dass die
Schüler nach Absolvirung dieser Klasse gleich in die
erste Klasse, die reine Fachklasse, eintreten konnten. Im-
merhin blieb diese Einrichtung doch in vieler Hinsicht
ein unzulängliches Auskunftsmittel, ein vielfach lästiges
und störendes Zwischenglied und wird, wie weiterhin aus-
zuführen, in dem jetzt vorbereiteten Lehrplane der Schule
ihre zweckentsprechende Erledigung finden.
Eine gleiche Umgestaltung steht bei unserer Anstalt
der bei fast allen Baugewerkschulen eingeführten soge-
nannten Repetenten- oder Meisterklasse bevor, die
von Haus aus für solche Schüler eingerichtet worden war,
welche vorzogen, vor Eintritt in die Meisterprüfung das
auf der Baugewerkschule Gelernte noch nachhaltiger durch
Repetition zu befestigen resp. zu erweitern und sich na-
mentlich im Entwerfen weiter zu bringen. Dieser einzige
Zweck hat sich je länger je mehr als ungenügend heraus-
gestellt. Schon die bisher immer gesteigerten Anforde-
rungen, besonders aber die durch die jetzige Gewerbe-
freiheit bedingte grössere Ausbildung dringen auf einen
weiteren regelmässigen Unterricht.
Hiernach stellt sich für den Lehrplan der Baugewerk-
schule hierselbst, die übrigens von jeher einen Haupt-
zweck darin erkannte, auch dem unbemittelten Bauhand-
werker die zeitgemässe Ausbildung zu verschaffen und
damit seine Existenz zu sichern, Folgendes als nothwen-
dig heraus:
Der ganze Kursus, worin die für das oben beschrie-
bene Gebiet des Bauhandwerkers nothwendigen Lehrge-
genstände absolvirt werden, theilt sich in 3 Klassen mit
je einem Semester; die untere (III.) Klasse beginnt da,
wo die Volksschule auf hört, und sucht vor allen zunächst
die Mängel, welche letztere in den Elementarkenntnissen
gelassen, zu beseitigen und ihm diejenigen Hilfswissen-
schaften zuzuführen, ohne deren Vorkenntnisse er kein
Verständniss für die Fachgegenstände haben würde; über-
haupt sucht sie erst, im Gegensatz zu der meist mechanischen
Unterrichtsweise der Volksschule, den Zögling im Denken
zu üben, so dass hierin den technischen Wissenschaften
nur ein solcher Umfang zugewiesen wird, als dem noch
wenig geweckten Fassungsvermögen angemessen ist.
Die II. Klasse theilt ihre Zeit zwischen Hilfs- und
358
technischen Wissenschaften; letztere treten hier mehr her-
vor und werden erstere so weit gebracht, als der Bau-
handwerker bedarf, so dass also die I. Klasse ganz
den Fachgegenständen gewidmet sein kann. Dabei ist
natürlich in allen Klassen ein grosser Theil der Zeit dem
Zeichnen, sowohl Freihand- wie Bauzeichnen gewidmet
und schreitet dies Letztere in der Weise vor, dass, wenn
der Schüler in der unteren Klasse die einfachsten Kon-
struktionen nach Vorlagen, und zwar der Maurer die
Maurer- und der Zimmerer die Zimmerkonstruktionen, in
der II. Klasse dagegen der Maurer die Zimmer- und der
Zimmerer die Maurerkonstruktionen, sowohl leichtere wie
schwerere, gezeichnet hat, hier noch das Entwerfen grösserer
und schwieriger Konstruktionen über gegebene Grundfor- ,
men folgt. In der I. Klasse beginnt sodann der Unter- |
rieht im Entwerfen solcher Gebäudeanlagen, wie wir sie
oben dem Gebiete des Baubandwerkers zugewiesen haben.
Eine bedeutende Hilfe für diesen Unterricht bietet eines-
theils der Vortrag der Baukonstruktionslehre, anderentheils •
die Uebung im Modelliren von Bau-Konstruktionen, wobei
die bedeutende Modellsammlung der Anstalt von ausser-
ordentlichem Einfluss ist.
Ein besonderes Gewicht ist in allen Klassen auf das
Erlernen der schönen Formen, auf Uebung im Freiband-
und Ornamentenzeichnen zu legen; der Bauhandwerker
soll, wie wir schon oben gesehen, die Kunst verstehen
und ausüben; er muss auf seinem Gebiete wirklich
Schönes zu erzeugen im Stande und seine Werke müssen
von der Kunst geadelt sein.
Wenn wir obige Disposition der wissenschaftlichen
Gegenstände in dem Lehrplane betrachten , so ergiebt
sich, dass derjenige Schüler, welcher seine Vorbildung
auf Realschulen, Gymnasien etc. erhalten hat, nun im
Stande ist, sofort in die II. Klasse einzutreten, sobald er
eine kürzere Zeit darauf verwendet hat, die der III.
Klasse zugewiesenen Anfangsgründe der technischen und
sonstigen Fächer, welche auf genannten Anstalten nicht
gelehrt werden, sich einzuprägen. Mit dem Zeichnen der
Baukonstruktionen kann der Schüler in der II. Klasse
beginnen, da hierin jeder Schüler für sich durch den
Lehrer unterwiesen wird; er ist dann nur gehalten, auch
in der I. Klasse so lange noch Konstruktionen zu zeich-
nen, bis er das richtige Verständniss und die erforder-
liche Fertigkeit dieses wichtigsten Zweiges für den Bau-
handwerker erlangt hat, was wiederum dadurch ermög-
licht ist, dass in der I. Klasse diesem Unterrichtsgegen-
stande ziemlich doppelt so viel Zeit, als in der II. Klasse
zugetheilt ist.
Mit diesen drei Klassen ist dem Bauhandwerker so-
mit Alles dasjenige geboten , was er für das von ihm zu
beherrschende Gebiet nothwendig bedarf. Doch dem
Wissensdrange soll nicht die enge Schranke des Noth-
wendigen gesetzt werden; daher tritt zu diesen drei
Klassen — wie schon erwähnt, an Stelle der bisheri-
gen Repetenten- oder Meisterklasse — eine vierte Klasse
unter der Bezeichnung Oberklasse. Dieselbe vertritt
zunächst für solche Schüler, welche in Folge ihrer allge-
meinen Vorbildung gleich in die zweite Klasse eintreten,
die erste Klasse im Bauentwerfen. Die wissenschaftlichen
Fächer erfahren hier eine, mehr schon der Lehrweise der
höheren Lehranstalten sich nähernde Entwickelung; es
tritt an Stelle der mehr populären und graphischen Be-
handlung die theoretische Auffassung und wird dabei
namentlich auf die berufsmässige Wahl bestimmter Ein-
zelfächer im Baugewerkswesen Rücksicht genommen. Das
Bauentwerfen erstreckt sich zugleich auf grössere und
überhaupt solche Entwürfe, welche schon höhere künst-
lerische oder bautechnische Anforderungen voraussetzen,
und wird unterstützt durch Vorträge über Kunstgeschichte,
Aesthetik und die Stilarten, mit besonderer Berücksichti-
gung der Gegenwart. Immer aber bleibt bei allen Un-
terrichtsgegenständen die praktische Tendenz, die Hinwei-
sung auf die Ausführung vorwaltend und wird durch die
schon erwähnten ausgedehnten Uebungen im Modelliren
und Bossiaen, also durch thatsächliches Konstruiren und
Gestalten wesentlich unterstützt und zur Geltung gebracht.
Wir hoffen, dass diese Auseinandersetzung, unter-
stützt durch die Kenntnissnahme des nachstehenden Lehr-
planes*), keine Zweifel darüber lässt, wie dieser Lehrgang
*) Lehrplan der Baugewerkschule zu Holzminden.
HI. Klasse.
Ebene Geometrie. Anfangsgründe, Linien, Winkel, Drei-
ecke, Parallelogramm, Vielecke, Kreis, Proportionalität, Aehnlich-
keit, Inhalt. Wöchentlich 9 Std. — Baukonstruktionszeich-
nen. Kenntniss oder Behandlung der Instrumente, Linearzeichnen,
geometr. u. isometr. Zeichnen einfacher Baukonstruktionen nach
Vorlagen. Wöchentlich 12 Std. — Formenlehre. Archit. Glie-
der und Profile, dorische, jonische und korinth. Säulenordnung.
Wöchentlich 4 Std. — Buchstabenrechnen. Vier-Spezies-Glei-
chungen des ersten Grades. Wöchentlich 7 Std. — Freihand-
zeichnen. Wöchentlich 12 Std. — Darstellende Geometrie.
Grundbegriffe, Projektion des Punktes, der Linie, Ebene, Spuren
der Linien und Ebenen, Darstellung der ebenen Figuren und Kör-
per gegeneinander und gegen die Projektionstafeln. Wöchentlich
3 Std. — Baukonstruktionslehre. Mauerverbände, Pisemau-
ern , Mauerbögen, einfache und zusammengesetzte Holzverbände.
Wöchentlich 1 Std. — Rechtschreiben. AA’öchentlich 2 Std. —
Schönschreiben. Wöchentlich 2 Std. — Deutsche Auf-
sätze. Wöchentlich 2 Std. — Bossiren und Modelliren.
In den Abendstunden zwischen 7 und 9 Uhr. — Bürgerliches
Rechnen. AVochentlich 4 Std. — Naturlehre. Allgemeine
Eigenschaften der Körper, absolutes und spez. Gewicht, Elemente
aus der Lehre von der AVärme, dem Schalle, dem Lichte, dem Magne-
tismus und der Elektrizität. Wöchentlich 2 Std.
II. Klasse.
Algebra. Gleichungen des ersten und zweiten Grades mit
einer und mehren Unbekannten , Potenzlehre. Wöchentlich 4 Std.
— Darstellende Geometrie. Durchdringungen, Abwickelung
der Oberflächen, Berührungsebenen, Schatten- Konstruktionen.
AVochentlich 5 Std. — Baukonstruktionszeichnen. Zusam-
mengesetzte Konstruktionen, Entwerfen von Baukonstruktionen.
AVochentlich 12 Std. — Formenlehre. Gesimse, Säulen, Pilaster,
Lisenen, Bögen, Fenster- und Thüröffnungen, Unterbau, AA'and-
flächen etc. Wöchentlich 4 Std. — Ebene Geometrie und
Stereometrie. AVochentlich 8 Std. — Freihandzeichnen.
Nach schwierigen Vorlagen mit Vergrösserung. AA'öcbentlich 12 Std.
— Mechanik. Bewegung, Zerlegung der Kräfte, Parallelogram
der Kräfte, statische Momente, Schwerpunkt, Stabilität, Festig-
keiten. Wöchentl. 6 Std. — Bürgerliches Rechnen. AA’öchentl.
6 Std. — Bau konstruktionslehre. Verbände der Gewölbe,
Lehrbögen, Gewölbeeinrüstungen. Decken aus Holz, Gerüste, Dach-
konstrnktionen. Wöchentlich 2 Std. — Baumaterialienlehre.
Hölzer, natürliche und künstliche Steine, Mörtel, Zemente, Metalle,
Farben, Glas, Kitte, etc. AVochentlich 1 Std. — Chemie. Grund-
stoffe, Basen, Säuren, Salze, chemische Verbindungen. 1 Std.
— Rechtschreiben, 1 Std. — Buchführung, 1 Std. —
Deutsche Aufsätze, 1 Std. — Bossiren und Modelliren,
in den Abendstunden.
I. Klasse.
Darstellende Geometrie und Steinschnitt. Wind-
schiefen (Dachflächen und Treppen), Mauern, Mauerdnrchbreehun-
gen, Nischen, Gewölbe, Treppen, schiefe Brücken, Chablonen.
AA’öchentlich 6 Std. — Technische Gewerbekunde. Bäckerei,
Brauerei, Brennerei, Seifensiederei, Ziegelfabrikation. AA’öchentlich
3 Std — Bau en t w e rf e n . Ländliche und städtische AA’ohnhäuser,
Gehöfte, gewerbliche Anlagen. AVochentlich 20 Std. — Baukon-
struktionszeichnen. Zeichnen und Entwerfen schwieriger Bau-
Konstruktionen solcher Schüler, die gleich in die zweite Klasse
eingetreteu sind. AVochentlich 20 Std. — Schnellentwerfen.
Anfertigung von Skizzen zu Entwürfen nach Aufgaben. Wöchent-
lich 3 Std. — Formenlehre. Holzarchitektur, mittelalterliche
Stile und deren Verwendung. Wöchentlich 2 Std. — Ornamen-
tenzeichnen. Zeichnen der in der Formenlehre gegebenen For-
men, Ornamente etc. in grossem Maasstab, Entwerfen von Orna-
menten. AA7öchentlich 6 Std. — Lehre von den Baustilen.
AVochentlich 2 Std. — Perspektive. Anleitung, Perspekt. Zeich-
nen der Bauentwürfe, Behandlung der Farben. AVochentlich 2 Std.
— Baukonstruktionslehre. Dächer, Thürrne, Glockenstühle,
Dacheindeekungen, Dachrinnen, Treppen, Gesimse, Mauern, Futrer-
mauern, Bögen, Gewölbe etc., Heizanlagen, Fundationen, Rammen,
Fangdämrae, Brücken in Holz und Stein für kleinere Spannweiten.
Wöchentlich 10 Std. — Baurecht. AA’öchentlich 2 Std. — Bau-
veranschlagen. AVöehen'lich 4 Std. — Mathematik. AA’öchent-
lich 1 Std. — Trigonometrie. AA'öchentlich 1 Std. — Bau-
kunde. AVochentlich 1 Std. — Mechanik. Reibung, einfache
Maschinen, tropfbar-flüssige Körper, Bewegung des AA’assers in Ka-
nälen und Röhren, Pumpen, hydraulische Presse. AA'öchentlich
6 Std. — Bossiren und Modelliren. Abendstunden.
Oberklasse.
Geschichte der Baukunst. AA’öchentlich 6 Std. — Bau-
kunde. Fortsetzung, landwirthschaftl. Gebäude, grössere städtische
AVohngebäude, Kapellen, Krankenhäuser, Bäder, Landhäuser, klei-
nere Eisenbahnhochbauten. AA'öchentlich 4 Std. — Innerer Aus-
bau. AVochentlich 2 Std. — Bauentwerfen nach grösseren
und schwierigen Aufgaben oder von auswärts eingehenden Auf-
gaben. Wöchentlich 20 Std. — Ornamenten- und Detail-
zeichnen. AA öchentlich 12 Std. — Baukonstruktionslehre.
Eisenkonstruktionen, Grössere Grund- und Fuudirungsarbeiten und
dabei vorkommende Maschinen- und Zimmerarbeiten, Brücken-,
Schleusen- und Tunnelbau, Feuerungsanlagen für gewcrbl. Zwecke,
359
den gegenwärtigen Anforderungen zu entsprechen vermag
und in welcher Weise die Baugewerkschule ihrerseits die
Vereinigung von Kunst, Wissenschaft und Handwerk zu-
nächst betrieben wissen will.
Wen seine individuellen oder pekuniären Mittel nöthi-
gen , als reiner Handwerker und zwar nur als Arbeit-
nehmer, also etwa als Polirer, Werkführer, Aufseher etc.
zu wirken, ebenso diejenigen Bauhandwerker, welche nur
einzelne Zweige vertreten, wie Klempner, Tischler, Glaser,
Tapezirer, Töpfer, Dachdecker etc., können nach Absol-
virung der beiden untern Klassen in ihre Praxis zurück-
kehren. Wer dagegen selbstständig, wenn auch in klei-
neren Wirkungskreisen mit bescheideneren Ansprüchen,
aber doch als tüchtiger Bauhandwerker, also etwa auf
dem Lande oder in kleineren Städten auftreten will, wird
nach Absolvirung der ersten Klasse vollkommen dazu be-
fähigt sein.
Wer dagegen in einen grösseren Wirkungskreis ein-
treten will, wie ihn etwa grössere Städte bieten, oder
sich im Fortgang seiner Studien für die Laufbahn als
Ingenieur oder Architekt berufen fühlt, dem ist der Be-
such auch der Oberklasse unerlässlich. Für solche bildet
diese eine Vorbereitungsschule, ein Uebergangsglied für
die höheren technischen Lehranstalten oder Akademien.
R. Klette.
Englische Bahnhöfe.
(Nach dem „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens“ aus dem Reisebe-
richte des Baumeisters Conrad Busse zu Berlin.)
Als eine Hauptbedingung eines guten Betriebes betrachtet
man in England lokale Trennung der Bahnhöfe in Personen-,
Güter- und Lokomotiv- und Wagenstationen (letztere verbun-
den mit den erforderlichen Reparatur -Werkstätten).
Im Allgemeinen ist bei der Ausstattung der Bahnhöfe
das Sparsamkeitsprinzip maassgebend nur die Endstationen
pflegt man reichlicher zu bedenken. Bei diesen sind die Vor-
plätzesehrgeräumig und mit Barrieren, Inschriften etc. versehen,
um allen Verkehrsstockungen möglichst entgegen zu wirken;
aus demselben Grunde vermeidet man daselbst Säulen, und
ebenso kräftige Risalite, weshalb die Fafaden gewöhnlich
etwas einförmig erscheinen. Das Trottoir der Vorplätze liegt
in der Höhe der Wagentritte und bietet meist Raum für
mehre Wagen.
Inschriften geben dem Reisenden den Weg an, welchen
er zu wählen hat; sie führen ihn zunächst in ein Vestibulum,
in dessen Mitte er ein Polygon eingebaut findet. Die ein-
zelnen Zellen des Polygons sind für die Billetbeamten bestimmt,
von denen jeder den Verkauf für eine Route besorgt, häufig
ist eine Mittelzelle der Platz eines Aufsichtsbeamten. Von
dem Vestibulum aus muss der Reisende sich meist direkt zum
Perron begeben, denn die Wartesäle haben geringe Dimensio-
nen und genügen nicht für den Verkehr. Auf dem Perron,
auf welchem man ebenfalls Säulen meidet, befindet sich meist
die Gepäck-Expedition ; für dieselbe ist kein besonderer Raum
bestimmt, da das englische Publikum nur geringes Gepäck
mitzuführen pflegt.
Die Verbindung zwischen den Perrons ist häufig mittelst
Tunnels unter den Geleisen oder Brücken über denselben
hergestellt; man giebt jedoch ersteren fiir gewöhnlich den
Vorzug, da man bei denselben durch wenige Stufen die erfor-
derliche Höhe erreicht, wogegen diese bei Brücken nicht so
leicht zu gewinnen ist. Auch bei den Aus- und Einfahrten
der Bahnhöfe hat man, um dem Begegnen zweier Fuhrwerke 1
und den daraus möglicher Weise erwachsenden Verkehrsstok- 1
kungen entgegen zu wirken, Tunnels und Brücken angewendet.
Diese Tunnels sucht man vor Zugluft möglichst zu bewahren,
da bei der grossen Konkurrenz der Bahnen leicht zu besorgen
steht, dass die Reisenden durch die geringe für die Kutschpferde
verwendete Aufmerksamkeit bestimmt werden, einen andern
Reiseweg zu wählen.
Für die allgemeine Anordnung der grossem Bahnhöfe
findet man drei Systeme:
a) Gebäude parallel den Geleisen und zunächst dem Ab-
tahrtsgeleise , wobei die Anfahrten vor dem Gebäude nach Be-
diirfniss verbreitert werden können und das Publikum einen
kurzen Weg zum Coupee hat.
b) Gebäude normal zum Geleise; hinter dem Gebäude
einen Querperron, von dem aus Längenperrons zwischen den
Ziegel-, Zement-, Chamott-, Porzellan- und Glasöfen etc. Wöchent-
lich 12 Std. — Bau veranschlagen. Wöchentlich 4 Std. —
Praktische Anweisung im Feldmessen und Nivelliren und An-
fertigung der aufgenommenen Pläne. —
Schienen hingehen — eine Anordnung, welche auf Stationen
beliebt ist, wo gleichzeitig mehrere Züge abgehen.
c) Eine Kombination der beiden beschriebenen Systeme.
Die Perrons haben meist eine Höhe von 2' bis 3'. Längen-
perrons gestatten also die Anlage von Weichenstrassen nicht;
die Ordnung der Züge erfolgt deshalb durch Drehscheiben
und Schiebebühnen, für welche letztere Oeffuungen, welche
mit beweglichen Klappen überdeckt sind, in den Perrons sich
befinden.
Bei Zwischenstationen sind zuweilen, wenn dieselben zwi-
schen zwei Städten liegen, Expeditions-Gebäude und Perrons
auf beiden Seiten der Geleise vorhanden; wenn dieselben in
Einschnitten liegen, ist das Gebäude wohl brückenartig über
die Geleise gestellt, so dass man auf Treppen zum Perron
hinabsteigt.
Für den Oberbau ist die Stuhlschiene mit Laschenverbin-
dung und freitragendem Stoss fast allgemein üblich; die Be-
festigung der Stühle erfolgt durch 6" lange, 3/t" starke Nägel
in Hülsen von hartem Holz. — Die Wasserstationen haben
oft Reservoire, welche einem wöchentlichen Wasserbedarf ge-
nügen; Kohlen und Koaks sind meist auf freien Perrons an
Nebengeleisen gelagert.
Ein Muster für die Verladung von Gütern bietet die
Camden- Güterstation der London and Northwestern Rail way. Der
Güterschuppen bat vor jedem seiner Thore einen Tummelbaum,
um welchen durch hydraulische Kraft ein Tau aufgerollt wird.
Mit diesen Tauen werden die Güterwagen zu den mit 90 klei-
neren und einer entsprechenden Anzahl grösserer Krahne aus-
gerüsteten Ladestellen hin und nach der Beladung wieder zu-
rück in den Bahnhof befördert.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. Ausserordentliche Haupt-
versammlung am 15. August 1868. Vorsitzender Hr. Boeck-
mann, anwesend 66 Mitglieder. Die Hrn. Stoll und Pippo
wurden in den Verein aufgenommen.
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Vorsitzen-
den und des Oberbibliothekars Hrn. Jacobsthal referirte
zunächst Hr. Ende über die zwei Lösungen der Monatskon-
kurrenz für den Hochbau im Monat Juli. Die Aufgabe be-
traf ein Rosettenfenster mit Maasswerk aus gebranntem Thon
in farbiger Verglasung. Die eine Lösung in gothischen For-
men (Kathedralglas) zeugt von grosser Sachkenntniss in An-
ordnung des Maasswerks, auch die Glasmalerei ist im Maass-
stabe der Zeichnung sehr richtig gefühlt und hat den Vorzug
musivischer Technik; leider ist jedoch die Farbengebung, für
die als Grundton Violett gewählt ist, sehr wenig glücklich
und würde im Totaleindrucke zu grau und schmutzig er-
scheinen. — Die zweite Lösung in rundbogigen Formen (Iris),
bei der das Maasswerk weniger detaillirt ist, hat glücklichere
obwohl auch nicht ganz zufriedenstellende Farben — da zu-
viel Blau und Grün nebeneinander gestellt ist und die Farben
beim Ausschluss einer musivischen Technik zuwenig von ein-
ander gesondert sind; verfehlt ist der Maasstab der Zeichnung
für die Glasmalerei, der entschieden zu klein gewählt ist. —
Der Verein ertheilte der Arbeit mit dem Motto: „Kathedral-
glas“, als dessen Verfasser sich Hr. Elis ergab, das Andenken.
Sodann berichtete Hr. Gropius, als Vorstandsmitglied
des Deutschen Gewerbemuseums über den Seitens dieses In-
stituts gemachten Vorschlag, ein Lokal für den Architekten-
Verein beschaffen zu wollen. Es wird beabsichtigt die alte
Rotunde des ehemaligen Dioramas wieder frei zu legen und
zu einem Hörsale einzurichten, dessen Miethe für einen oder
mehre Tage der Woche dem Verein offerirt wird. Ein Be-
schluss in dieser Angelegenheit wurde noch nicht gefasst, da
eine vorherige Lokalbesiehtigung und mehrfache persönliche
Verhandlungen nothwendig werden, mit denen eine Kommission
in Person der Herren Römer, Röder, Jacobsthal und
Fritsch beauftragt wurde.
Als letzter Gegenstand kam endlich die drängende Frage
zur Entscheidung, in welcher Weise der Verein als solcher
sich an der bevorstehenden XV. Versammlung deutscher Ar-
chitekten und Ingenieure zu Hamburg betheiligen solle. Zwei
Angelegenheiten, die dort zur Verhandlung kommen sollen,
sind vom Verein bereits vor längerer Zeit in Vorberathung
genommen worden. Die Kommission, welche die schon im
November v. J. festgestellten Grundsätze für das Verfahren
bei öffentlichen Konkurrenzen ausgearbeitet hatte, legte heut
eine kleine Denkschrift vor, in welcher der vom Verein an-
genommene Standpunkt näher erörtert wird; dieselbe erhielt
die Zustimmung des Vereins und soll an die Mitglieder der
Hamburger Versammlung vertheilt werden. — Die Kommis-
sion zur Berathung über eine Normirung des architektonischen
360
Honorars hat bis jetzt noch kein Resultat ihrer Thätigkeit
vorgelegt und kann daher ein Antrag Seitens des Vereins in
dieser Angelegenheit nicht gestellt werden. — An der Aus-
stellung in Hamburg beschloss der Verein sich mit den zwei
gekrönten Konkurrenz- Arbeiten des letzten Schinkelfestes und
einer Auswahl aus den Monatskonkurrenzen zu betheiligen.
— Die zur Anregung gebrachte Frage, wie die an der Ham-
burger Versammlung theilnehmenden Mitglieder sich zu dem
Vorschläge stellen sollten, Berlin als nächsten Versammlungs-
ort zu wählen, oder ob ein solcher Vorschlag Seitens des
Vereins gemacht werden solle, fand vorläufig noch keinen de-
finitiven Abschluss. — F. —
Vermischtes.
Zur Dombaukonkurrenz.
Nach Ablauf des Einlieferungs- Termins mit dem 12. c.
m. sind wir in der Lage, aus guter Quelle mittheilen zu kön-
nen , dass einige 40 Konkurrenzarbeiten, darunter mehre
Modelle, eingegangen sind. Wie zu erwarten war, hat unser
engeres Vaterland — Norddeutschland — die meisten Beiträge
geliefert, aber auch das Ausland — England und Frankreich
— sind nicht ganz unvertreten. Das ferne Toulouse hat
zwei Projekte beigesteuert. — Erfreulich ist die Thatsache,
dass die meisten Arbeiten den Namen ihrer Urheber offen
nennen. Ein Einsender hat dagegen seine Zurückhaltung so
weit getrieben, dass er zwar seine Arbeit mit einem Motto
bezeichnet, derselben aber kein versiegeltes Schriftstück bei-
gefügt hat, aus welchem sein Name später ermittelt werden
könnte. Viele der Arbeiten sind äusserlieh sehr umfangreich,
so dass es bei der Grösse und der Zahl der Blätter nicht
leicht sein wird, ein geeignetes Austel lungslokal zu gewinnen.
Vorläufig besteht die Absicht, nach Schluss der diesjährigen
grossen Kunstausstellung eine öffentliche Ausstellung zu ver-
anstalten. Wenn uns hierbei ein Wunsch gestattet ist, so
möchten wir dringend bitten, diese Ausstellung in die erste
Hälfte des Oktober zu verlegen, weil in jener Zeit die Wit-
terung noch günstig genug ist — um in ungeheizten Lokalen
verweilen zu können — weil ferner dann das grosse Publi-
kum aus den Bädern oder von Sommerreisen zurück ist und
schliesslich den auswärtigen Fachgenossen Gelegenheit gege-
ben wird, vor Beginn des Winter -Semesters und nach Ab-
schluss der Sommerpraxis diese Ausstellung zu besuchen.
x.
Die Einladungs Karte, welche den Theilnehmern an der
XV. Versammlung Deutscher Architekten und Ingenieure
Seitens des Hamburger Lokal- Komite’s zugesandt worden ist,
veröffentlicht die von den Deutschen Eisenbahn - Gesellschaften
zugestandenen Fahrpreis - Ermässigungen. Von 52 Eisenbahn-
Direktionen, an welche sich das Komite gewandt hatte, haben
10 nicht einmal eine Antwort gesandt, 14 das Gesuch abge-
lehnt, 28 eine Ermässigung bewilligt, die zum grösseren Theil
auf freie Rückfahrt oder halben Fahrpreis sich bezieht. Eine
einzige Bahn: Turnau-Kralup-Prag, hat freie Fahrt bewilligt.
Vom Kgl. Preuss. Handelsministerium ist folgendes Schrei-
ben unter dem 2fi. Juni d. J. an die Kgl. Bahnverwaltungen
des Landes ergangen und auch den Privat-Verwaltungen zur
Berücksichtigung mitgetheilt: „Es ist in neuerer Zeit wiede-
rum die Bepflanzung der Böschungsflächen der Eisenbahnen
mit Obstbäumen und Fruchtsträuchern in Anregung gebracht
worden, und zwar werden zu diesem Zwecke besonders Zwerg-
obstbäume in Verbindung mit Johannisbeer-, Stachelbeer- und
Himbeersträuchern, sowie für die tiefliegenden Terrains Korb-
macher-Weiden empfohlen.“
„Wenn nun auch Obstbäume und Fruehtsträueher wegen
der Pflege und Aufsicht, die ihnen gewidmet werden muss,
sowie wegen der bei den Verpachtungen der Früchte notb-
wendigen häufigen Betretung des Bahnterrains durch fremde
Personen sich für die Bepflanzungen der Böschungen nicht
überall eignen werden, so verdient doch eine Bepflanzung
dieser grossen nutzlos liegenden Flächen mit geeigneten Holz-
arten Beachtung, ln Frankreich findet man namentlich die
Akazien auf ausgedehnten Strecken an den Böschungen der
Eisenbahnen angepflanzt.“ — —
Hierzu bemerken wir, ohne die Wichtigkeit der Anord-
nung in volkswirtschaftlicher Beziehung verkennen zu wol-
len, folgendes:
Die grössten Böschungen findet man im Allgemeinen be-
kanntlich bei Gebirgsbahnen, welche ebenso die grössten und
zahlreichsten Kurven haben. Will man in Kurven Pflanzungen
an den Böschungen anlegen, so vermindert man die Aussicht
und vergrössert somit die den Zügen und den Bahnbeamten
drohenden Gefahren. Für die Sicherheit des Verkehrs ist
ferner in erster Reihe eine gute Beschaffenheit der Telegra-
phenlinie erforderlich. Ihre Mängel gründen vielfach in unge-
nügender Isolation, diese aber fast ausschliesslich in den Be-
rührungen der Drähte mit den Blättern und Zweigen. Letztere
immer genügend zu beschneiden, erfordert viele Arbeitslöhne
und wird oftmals mangelhaft ausgeführt, da es nicht leicht ist,
die Schwankungen der Drähte und Zweige im Winde, das
Heben und Senken der ersteren bei wechselnden Temperatur-
graden, sowie das Niedergehen der letzteren bei Belastung
von Regen, Schnee und Eis richtig zu ermessen.
Dies in Betreff der Bepflanzungen überhaupt; gegen Ver-
wendung der Korbmacherweiden die Notiz, dass die Leipzig-
Dresdener Eisenbahn die Pflanzungen grösstentheils wieder be-
seitigt hat: dieselben wucherteu stark und kamen den Geleisen
so nahe, dass die langen Ruthen die Wagen trafen und von
denselben Lackirung und Anstrich abpeitschten. Zuerst hielt
man sie durch Auf binden zurück; als diese Arbeiten aber den
grössten Theil des Betrages für sich in Anspruch nahmen,
begann man die Pflanzung wieder zu beseitigen.
Schliesslich richten wir an unsere Fachgenossen die Bitte,
uns Notizen über die in dieser Richtung gemachten Erfahrungen
zugeben lassen zu wollen, um dadurch zu einer erschöpfenderen
Behandlung dieser Frage in den Stand gesetzt zu werden.
z. N.
Innerhalb des Vereinsgebietes der deutschen Eisenbahn-
Verwaltungen wurden — soweit uns bekannt geworden ist —
im I. Semester 1868 folgende neue Bahnstrecken dem öffent-
lichen Verkehr übergeben:
1. Januar. Für den Personenverkehr die (im Monat No-
vember 1867 für den Güterverkehr eröffnete) Strecke
Essen -Wattenscheid (Rheinische Eisenbahn) 1,250 Meilen.
1. Januar. Kempen -Venlo do. do. 3,040 „
1. Januar. Enschede - Preuss.Grenze bei Glaner-
burg, 6,5 Kilometer, und Boxtel-Vught, 8,3
Kilom. (Niederländische Staatseisenbahn) ca. 2,000 „
2. Januar. Zittau -Grosschönau (Sächs. östl.
Staatsbahn) 1,860 „
7. Januar. Frose Ballenstedt (Magdeburg- Hal-
berstädter Eisenbahn) 1,900 „
1 5. Januar. Meppel-Heerenveen(Niederländische
Staatsbahn), 38 Kilom 5,060 „
3. Februar. Ans-Flemalle für den Güterverkehr
(Niederländische Staatseisenb.), 12 Kilom. . 1,600 „
8. April. Opladen -Mühlheim am Rhein (Ber-
gisch -Märkische Eisenbahn) für den Perso-
nen-, Gepäck- und Depeschen -Verkehr; am
1. Mai für den Güterverkehr 1,520 „
27. April. Verbindungsbahn vom Sandthor-Bahn-
hof in Prag nach Bubua (Buschterader
Eisenbahn) 1860 Klftr 0,465 „
1. Mai. Groningen -Winschoten (Niederländi-
sche Staatsbahn) 32,196 Kilom 4,290 „
6. Mai. Bares -Fiinfkirchener Eisenbahn . . . S,8S0 „
28. Mai. Schlesische Gebirgsbahnstrecke Dit-
tersbach-Altwasser (Niederschlesisch - Mär-
kische Eisenbahn) für Personenverkehr . . 0,900 „
2. Juni. Leisnig- Döbeln für den Personenver-
kehr, am 15. Juni für den Güterverkehr
( Leipzig- Dresdener Eisenbahn -Gesellsch.) . 1,S00 „
11. Juni. Die Enzthalbahn Pforzheim -Wildbad
(Würtembergische Staatsbahn) 3,100 „
15. Juni. Engen - Douauescbingen (Badische
Staatsbahn) 3,900 „
19. Juni. Eifelbahnstrecke Call - Soetenicli (Rhei-
nische Eisenbahn) 0,200 „
25. Juni. Meckesheim- Rappenau (Bad. Staatsb.) 3,900 .
Summa . . . 45,665 Meilen.
Ausserdem wurden noch eröffnet:
9. Mai. Bester Strasseueisenbahn über die Kerepeser Strasse
in das Stadtwäldchen.
17. Mai. Ofener Strassenpferdebahn auf der Strecke Ketten-
briiekenkopf- Altofen.
30. Juni. Die Wiener Pferdebahnstrecke Schottenring- Pra-
terstern nebst Verlängerung bis zu den Praterbäiiern.
(Ztg. d. V. deutscher Eisenbahn -Verw.)
Aus der Fachlitteratur.
Zu „Graeve, hydrotechnische Ermittelungen bei dem
Oderstrom.“ (Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang X\ III,
Heft I bis III.)
In der Zeitschrift für Bauwesen 1S6S Heft I bis III be-
361
findet sieh von dem Kreisbaumeister Graeve ein Aufsatz über
die technische Behandlung von Strom -Regulirungen etc., in
dem auch Wassermengen- Bestimmungen Vorkommen, welche
mit der Regenmenge des Flussgebiets in Vergleich gezogen sind.
Da sich gegen die Art und Weise, an Messungen, deren
Zusammenhang zwar nachgewiesen, aber wissenschaftlich nicht
benutzt ist, derartige weitgehende Folgerungen zu knüpfen,
Manches anführen lässt, so dürfte es nicht unangemessen sein,
die gegebenen Resultate einer Betrachtung zu unterziehen , in-
sofern dadurch der Herr Verfasser vielleicht Veranlassung
nimmt, die aufgeworfenen Bedenken einer eingehenden Erör-
terung zu unterwerfen.
Zunächst wäre es bei der grossen Wichtigkeit, Wasser-
mengen-Bestimmungen vorzunehmen, um von der Abführung
der Wasserinassen durch die Flüsse eine richtige Vorstellung
zu erlangen, wohl erforderlich gewesen, die Geschwindigkeits-
formel für den Flügel anzugeben, um daraus entnehmen zu
können, ob nur die übliche Umdrehungszahl für die Ermitte-
lung der Geschwindigkeit zu Grunde gelegen hat, oder ob auch,
namentlich wenn der Flügel mit Vorgelege konstruirt war,
diejenige Geschwindigkeit berücksichtigt worden ist, welche er
überhaupt nicht mehr angiebt. — Wie aus der leicht nach-
weisbaren erheblichen Differenz der Lage der Null-Punkte der
Wassermengen- und Profilparabel und aus den nachfolgenden
Vergleichen hervorgehen dürfte, liegt hier die Vermuthung
nahe, dass dieser Koeffizient des Flügels nicht berücksichtigt
ist. Möglicherweise mag der Umstand, dass an der obern Oder
zur Zeit der hier vorgenommenen Messungen die Ansicht, wo-
nach die Ermittelung dieses Koeffizienten nicht in Erwägung
zu ziehen sei, maassgebend war, auch hier zur Geltung ge-
kommen sein.
Die Veränderungen, welche dadurch für die einzelnen
Wassermassen herbeigeführt werden, würden allerdings die
Vermuthung des Herrn Verfassers nicht alteriren, wonach die
Wassermengenkurve mit einer Parabel verglichen werden kann,
wie der Unterzeichnete sowohl in der obern Oder als im
Mississippi, in der Weser und der Weichsel in dem „Civilinge-
nieur“ 1867 nachzuweisen in der Lage war, weil hier die prin-
zipiellen Veränderungen nur die spezielle und genauere Form
der Parabel, nicht die Parabel an sich berühren.
Der Herr Verfasser unternimmt nun, auf Grund dieser
Messungen unter Zugrundelegung des mittleren Wasserstandes
die Höhe des abgeführten Regens zu bestimmen. Die Zu-
grundelegung des mittleren Wasserstandes dürfte aber kaum
zulässig sein, denn die mittlere Wassermasse ist etwas ganz
anderes als die Wassermasse des mittleren Wasserstandes. Schon
die Folgerung des Herrn Verfassers, dass die Wassermengen- ,
kurve eine Parabel und keine gerade Linie ist, hätte ihn ab- I
halten sollen, diesen Vergleich, den er allerdings mit Reserve
in Anspruch nimmt, anzunehmen.
Nach Ermittelungen des Unterzeichneten über den Abfluss
der Regenmengen der oberschlesisehen Oder ist beispielsweise
von 1834 bis 1865 die mittlere Wassermasse der Oder bei
Oppeln 3418,82 Kub.' pro Sekunde gewesen, und diese Wasser-
masse entspricht einem Wasserstande von 5' 11%", während
der mittlere Wasserstand der Oder in demselben Zeiträume,
nach dem Gesetze der durchschnittlichen Dauer der Wasser-
stände berechnet, sich zu 5' 6" ermittelt, dem die Wasser-
masse von 2720 Kub-' pro Sekunde entspricht. Schon hiernach,
wenn man ohne andern Anhalt dieses Verhältniss benutzt,
würde die abgeführte Regenmenge um nahe 25% zu erhöhen
sein. Es würden nämlich nicht 4550 Kub.' pro Sekunde als
mittlere Wassermasse, sondern
4550.3419 „ , ,
— 2720 — 5719 Kllb- pro Sekunde
abgeführt sein.
Aber auch diese Wassermasse ist noch zu niedrig bemessen.
Der Herr Verfasser giebt auf Seite 92 an, dass der mitt-
lere Wasserstand der Periode
von 1822 — 1835 6' 5" 7'"
„ 1836 — 1849 7' 4" 3"'
„ 1850 — 1863 7' 9" 5'"
und der niedrigste Wasserstand
in Periode I = 2' 11"
» » II = 3' 2 %"
„ „ III = 3' 9"
am I egel zu Auf halt, für welchen die Wassermengenkurve
ermittelt wurde, gewesen sei*). Hiernach war es gewiss
*) Aus dieser Zusammenstellung, wonach in der ersten Periode
der kleinste Wasserstand unter dem mittlern
6' 5" 7'" — 2' 11" — : 3' 6" 7'"
in der II. Periode 7' 4" 3"' — 3' 2" 6"' = 4' 1" 9‘"
in der III. Periode aber derselbe 7' 9" 5"' — 3' 9" — "' — 4' 0" 5"'
also gegen die erste Periode 5" 10"'
nicht thunlich, den mittleren Wasserstand zu 7' 2%" für die
erst in den sechziger Jahren ermittelte Wassermengenkurve
zu Grunde zu legen, da offenbar eine starke Hebung des Bettes
nachgewiesen war, die auf die Abführung der Wassermassen
von Einfluss gewesen sein muss. Denn wie schon die gra-
phische Darstellung der Wassermengenkurve angiebt, hätte
z. B. beim Wasserstande von 2' 11" nur wenig Wasser ab-
geführt werden können. Sonach müssen früher bei denselben
Wasserständen viel mehr Wassermassen abgeführt sein als
jetzt, und der Herr Verfasser konnte daher nur, wenn er keine
Korrektur eintreten lassen wollte, den mittleren Wasserstand
der letzten Periode, vorausgesetzt dass eine wesentliche He-
bung des Flussbettes nicht stattgefunden hat, zu Grunde legen.
Bei 7' 9" 5'", als dem mittleren Wasserstande dieser Periode,
dürften aber nach der Zeichnung etwa 5400Kub-' pro Sekunde ab-
geführt worden sein; und berücksichtigt man nach oben das Ver-
hältniss des mittleren Wasserstandes zur mittleren Wassermenge
in dem Verhältnisse, wie es bei Oppeln gefunden wurde, so würde
sich die durchschnittliche Wassermasse von 1850 bis 1863 zu
5400 . 3409
2720
= 6788Kub-' pro Sekunde
ergeben, d. h. etwa die 1% fache Wassermenge der vom Herrn
Verfasser zu Grunde gelegten.
Endlich dürfte bei der Entwickelung der abgefübrten
Regenhöhe nicht unberücksichtigt bleiben, dass wegen der
Schaltjahre nicht 365 sondern 365% Tage in Rechnung ge-
stellt werden mussten.
Wollte man die bisherige Entwickelung wenigstens als
überschläglich gelten lassen, so würden also
6788 . 1728 . 365,25 . 24 . 60 . 60 _ o ro//
520 . (2000 . 12 . 12)» ~ 8’°8,
Regen abgeführt sein, welche der Herr Verfasser nur zu 5,75"
angiebt.
Es ist aber höchst wahrscheinlich, dass selbst diese Zahl
noch zu niedrig ist.
Nach den Wassermengen - Bestimmungen der Oder bei
Oppeln lässt sieh nämlich nachweisen, dass unter Vermeidung
der hier bemerkten Mängel von 1834 bis incl. 1865 durch-
schnittlich jährlich 11,38" rhl. Regen abgeführt wurden, d. h.
bei 24,85" rhl. Regen mit Berücksichtigung der Gebirge etwa
46% des aufgefallenen Regens. Es ist daher bei den bekannten
Regenmengen in Schlesien, welche von Möllendorf in den
„Regenverhältnissen Deutschlands“ zusammengestellt hat, nicht
anzunehmen, dass von Oppeln bis Aufhalt die abgeführte Re-
genhöhe ohne Weiteres von 11,38" auf 8,5S" fallen wird. —
Selbst von Möllendorf ermittelt aus sehr zahlreichen,
wenn auch nicht immer gleichzeitigen Wasser- uud Regen-
mengen-Bestimmungen für ganz Deutschland die abfliessende
Regenmenge zu 12,4" paris. oder 47,3% des auffallenden Regens.
Die Weichsel hat, um diesen Nachweis noch anderweit
zu führen, nach der Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 1858
von 1809 bis 1S56 bei Kurzebrack nachgewiesenermassen den
mittleren Wasserstand von 6,6' am Pegel gehabt. Die den
Wassermengen - Bestimmungen entsprechende Wassermenge
würde gewesen sein 38,328 Kub-'**). Nimmt man auf Hebungen
und Senkungen des Bettes keine Rücksicht, weil sie nach der
ersten und letzten Periode zu urtheilen mit Sicherheit nicht
nachzuweisen sind, und nimmt man ferner an, dass die Wasser-
masse des mittleren Wasserstandes zu der mittleren Wasser-
tiefer zu liegen gekommen ist, wird die keineswegs erfreuliche, aus
der Entwaldung hergeleitete allgemeine Behauptung nur bestätigt,
dass die frühem kleinsten Wasserstände wasserreicher waren. Wenn
also die Regulirung nicht eine wesentliche Vertiefung hervorgebracht
haben sollte, welche Beantwortung der Herr Verfasser schuldig ge-
blieben ist, so würde eher die Unfahrbarkeit der Oder zugenommen
haben. —
**) Bei Kurzebrack wurde beobachtet
bei 5' 7" am Pegel 29037 Kub.'
„ 7' „ „ 44494 Kub.'
Differenz = 15457 Kub.'
also auf 17" pro Zoll = 909 Kub.'
daher 6,6 — 5,58 = 1,02' = 12,24 Kub.'
und es tritt sonach, wenn man keine Parabel, sondern eine grade
Linie zu Grunde legt, zu 5' 7" mit 29037 Kub.'
hinzu 12,24. 909 =: 11 126 Kub.'
somit würden es =: 40163 Kub.' sein.
Nach der vom Unterzeichneten im Civilingenieur 1867 mittelst der
Methode der kleinsten Quadrate ermittelten mittleren Wassermengen-
Parabel würden aber 38328 Kub.' pro Sekunde dem Wasserstande
von 6,6' entsprechen. Der Bezugnahme auf den mittleren Wasser-
stand von 5' am Montaner Pegel kann hier aber deswegen nicht
beigetreten werden, weil diese Bestimmung nicht näher begründet,
auch ztt unbestimmt gehalten sein dürfte. —
362
masse sich etwa wie bei Oppeln verhält, was allerdings nicht
ganz zulässig ist, so würde sich bei etwa 3200 [jAIeileu
Flächengebiet und bei einer mittleren Wassermasse von
48200 Kllb-' pro Sekunde die abgeflossene Regenhöhe ermitteln
lassen zu
48200 . 1728 . 365,25 . 24 . 60 . 60 _ Q
3200. (2000. 12 . 12)*
welche Höhe bei den geringem Regenmengen des Wcichsel-
gebiets zulässig sein dürfte.
Aus allen diesen Gründen dürfte die bei Aufhalt ermittelte
abgeführte Regenhöhe von 5,75" wohl einer wesentlichen Kor-
rektur zu unterliegen haben.
Neben der Flügelgeschwindigkeits-Korrektur wird daher
wohl unter Berücksichtigung der Hebung des Bettes noch
die besondere Ermittlung der mittleren Wassermasse gegen-
über der Wasser masse des mittleren Wasserstandes der be-
trachteten Oderstrecke erforderlich sein.
Es wird nun noch zu untersuchen sein, ob die aus drei
Orten gesammelten Regenmengen- Beobachtungen für die Ent-
wicklung der mittleren Regenmenge als ausreichend ange-
sehen werden können.
Nach v. Möllendorf ’s „ die Regen verhältnisse Deutsch-
lands“, würde es gewiss vorzuziehen gewesen sein, soviel
Regenmengen -Beobachtungen zuzuziehen, als nur irgend ge-
macht sind.
Flier ergiebt sich denn
Oderberg . .
ZU
22,65"
paris.
Neurode . . .
ZU
28,36"
pari
Ratibor . . .
21,02
do.
Kl. Kniegwitz
23,25
do.
Leobschiitz .
23,49
do.
Breslau ....
19,15
do.
Tarnowitz .
V
24,75
do.
PI. Wartenburg
11,50
do.
Proskau. . .
21,68
do.
Erdmannsdorf
22,19
do.
Neisse. . . .
n
20,99
do.
Zechen ....
21,92
do.
Kreuzburg .
22,05
do.
Zapplau . . .
Y)
20,16
do.
Wollte man auch den Gebirgseinfluss durch Oderberg,
Neurode und Tarnowitz als hinreichend gedeckt halten, was
nicht ganz zulässig sein dürfte, so würde die durchschnittliche
jährliche Regenmenge immerhin 21(4" paris. = 22(4" rheinl.
betragen, während der Verfasser nur 17,6 Zoll annimmt. —
Einen grösseren Werth würden diese Zusammenstellungen er-
langen , wenn blos die mit den Wasserstands-Beobachtungen
gleichzeitigen Regenmengen zum Vergleich gezogen werden.
Jedenfalls dürfte hieraus hervorgehen, dass die Folgerung,
als würde von der Oder nur der dritte Theil des Regens ab-
geführt, durchaus nicht als bewiesen gelten kann. — Dagegen
dürfte der Zweifel gegen die in der Zeitschrift für Bauwesen
ermittelte, von der unteren Oder bei Stettin abgeführte Re-
genhöhe vollständig berechtigt sein; schon die Art und Weise
dieser Berechnung entzieht sich jeder Beurtheilung und ist
daher im Resultate für die vorliegende Frage werthlos.
Aus dem Vorstehenden wolle der Herr Verfasser entneh-
men, dass bei aller Anerkennung seines Strebens doch ge-
wichtige Bedenken gegen die veröffentlichten Resultate über
die Wassermengen-Bestimmungen bei Auf halt und gegen die
gemachten Folgerungen obwalten. Bei der grossen Wichtig-
keit der dabei aufgeworfenen Fragen kann es nicht die Ab-
sicht des Unterzeichneten gewesen sein, die Messungen selbst
für nicht verwendbar auszugeben, vielmehr sollte die Unter-
suchung im luteresse der Sache lediglich Veranlassung sein,
den Herrn Verfasser zu vermögen, unter Berücksichtigung
der gemachten Ein wände namentlich die aus den Folgerungen
gewonnenen Resultate einer Umarbeitung zu unterziehen, um
die Ueberzeugung zu gestatten, dass die neuen Resultate einer
Bemängelung nicht mehr unterworfen werden können.
Der Herr Verfasser würde sich durch diese allerdings
nicht unerhebliche Umarbeitung die Leser seiner Abhandlung
jedenfalls zu Dank verpflichten. Sasse.
Modern Engineering by Humber. London 1S64.
(Schluss.)
Das Dach des Londoner Cha ring cross-Bahnhofs,
(3 Tafeln) eines 512' langen und 164' breiten Gebäudes, be-
steht aus 14 Sichelträgern, in 35' Entfernung von einander
und von 45' äusserer Bogenhöhe, während der Binder selbst in
der Mitte ohne den 10' hohen Aufsatz nur 20' hoch ist. */*
der Aussenfläche ist mit Glas, ’/s mit Ziuk bedeckt. Das
Dach wurde von Cochrane & Co. in Dudley geliefert und
aufgestellt. Die der Ausdehnung und Zusammenziehung rech-
nungtragenden Vorrichtungen sind bemerkenswert!!.
Der Digewell-Viadukt (1 Tafel) der Greatnorthern-
balin ist aus hohlen, mit Konkret ausgefüllten Mauern aufge-
führt. Ich behalte mir vor ihn demnächst eingehender, im
Zusammenhänge mit andern englischen Viadukten, nach früher
gesammelten Reisenotizen zu beschreiben.
Ein andrer Viadukt derselben Bahn, der zu Robbery
Wood, 2(4 Meilen nördlich von der erwähnten Kingscross-
station, bietet wenig Bemerkenswerthes. Er besteht aus 7 Bö-
gen von je 22' Spannweite, während die Brückenbahn 27(4'
zwischen den Brüstungen breit ist und ihre Schienen 56' über
der Strasse liegen. Die Pfeiler bestehen aus Ziegeln in Kalk-
mörtel. Er kostete 31000 Thlr. oder ca. 157 Thlr. für den
laufenden preuss. Fuss.
Metallische und min eralische per manente Wege.
Die ersten Holzbahnen (Liverpool-Manchester), auf denen nach
Vorschrift nur 1 Ton (20 Ztr.) auf das Rad kam, wurden
nur durch den chemischen Prozess des Verrottens zerstört;
die heutige Belastung von 2 — 7 Tons hingegen pro Rad zer-
stört, wenigstens in den europäischen Ländern, die Unterlage
durch die wiederholten Stösse noch ehe sie verrotten kann
und macht gusseiserne Stühle wünschenswerth. Englands
jetzige Eisenbahnbaumeister wollen nichts von hölzernen Unter-
lagen wissen, erstreben vielmehr einen elastischen Metallweg.
Es folgt ein interessanter geschichtlicher Ueberblick über die
Entwicklung der Eisenunterlagen, mit welchen 1835 Day
die Steinwürfel Stephensons verdrängte; namentlich 17 ver-
schiedene englische Formen werden unterschieden und durch
Figuren erläutert. Da ohne solche die Beschreibung unver-
ständlich bleibt, mögen nur die Namen der Erfinder in chro-
nologischer Reihe folgen : Reynolds, Greaves (für die ägyp-
tischen B.), P. Barlow’s 2 Arten mit flacher und hohler
Basis; de Bergues, Burks (theilweis aus Schmiedeeisen
1845), die Barlow’sche Sattelform ohne jede Schwelle 1849;
die schmiedeeiserne Schiene des Hrn. Adams, des Hrn. Mac-
donald auf hohlen Tellern, des Spencer, die 3 Formen des
Burleigh von Guss- und Schmiedeeisen, besonders in Nord-
Amerika und auf der Greatnorthernbahn gebräuchlich; de
Bergues und schliesslich Griffin ’s sehr ökonomisches, auf
der Southwesternbahn eingeführtes System.
Der Clydach-Viadukt der Merthyrbahn, von Gard-
ner erbaut, ist namentlich durch die gekrümmte Grund-
rissform merkwürdig; seine nur einen Sehienenstrang tra-
gende Bahn, mit dem Radius von 10 Ketten (ä 66') be-
schrieben, hat die Steigung von 1:38. Im Uebrigen besteht
er aus 8 halbkreisförmigen Bögen von je 30' Spannweite, ist
312' lang und 13' zwischen den Brüstungen breit; die Schiene
liegt 75' über dem Flusspiegel. Er ist aus rothem Sandstein
erbaut; der Mörtel ist aus Aberthaw-Kalk und Asche gemengt;
der Kern des Mauerwerks wurde durch unregelmässige Stein-
blöcke von 6" Dicke in streng horizontalen Schichten gebil-
det. Alle 12 — 18" der Höhe wurde das Werk nivellirt,
nachgeebnet und vergossen. Der laufende Fuss desselben
kostete ca. 60 Thlr.
Wenig verschieden davon ist der Ebbwe-Viadukt der-
selben Bahn von 271' Länge und (da er doppeltes Gleis hat),
26' Breite. Er kostete entsprechend mehr, nämlich 95 Thlr.
pro laufenden Fuss preuss.
Der College wood- Viadukt ist die typische Form vie-
ler anderer Viadukte der vom verst. Brunei erbauten Corn-
wallbahn, weshalb der beifolgenden Skizze noch einige Worte
zugefügt werden mögen. Aus 15 Oeff-
nungen von 60 ' Spannweite bestehend,
ist er 964' laug und max. 105' hoch;
die Pfeiler sind in Haustein aufgeführt,
der gesprengte Oberbau ist von Holz.
Die Laudpfeiler werden nur durch höl-
zerne, auf dem festen Boden ruhende
Plattformen gebildet; die Holzverbindun-
gen sind so, dass einzelne Stücke ausge-
wechselt werden können; die eisernen
Zugstangen sollen in solchen Fällen ein
Verschieben und Heben der Einzeltheile hindern. Der Bau
erforderte 22005 Ivub.' kyanisirtesFöhrenholz, 841 Ztr. Schiniede-
und 396 Ztr. Gusseisen, und kostete 77 Thlr. pro lfd. Fuss.
Dublin’s Winterpalast (3 Tafeln), von Jones und
Beardwood erbaut, wurde im Mai 1S65 für die internationale
Ausstellung der Künste und Manufakturen eröffnet und ist
nachher zum Zweck anderweitiger Unterhaltung durch Lektüre
oder Konzert als Wintergarten und permanente Ausstellung
stehen geblieben. Er besteht aus dem gemauerten Theil,
welcher Musik- und Erfrischungsräume, und dem eisernen,
welcher Wintergarten und Ausstellungsräume enthält. An
das 50 1 j' breite, mit halbkreisförmigem Dach überspannte
Mittelschiff legen sich Seitengallerien von 17' und 34' Breite;
die schmiedeeisernen, in der Mitte nur l(i' hoheu Dachbinder
des 60' hohen Mittelbaus sind durch eine originelle Verbin-
dung mit den Seitenflügeln versteift. Die Festigkeit der 45'
hohen Säulen wird durch die 3(4' hohe verzierte Balkenlage
wesentlich vermehrt, welche den Gallerieboden trägt. Die
ästhetische Ausbildung des Ganzen dürfte dem deutschen Ge-
schmacke kaum Zusagen.
Hierzu eine Beilage.
Die Gitterbrücke bei Blackfriars über die Themse,
von Cubitt und Peto erbaut, zählt als Theil der London-
Doverbalm zu den 1860 konzessionirten Erweiterungsbahnen. Sie
hat 5 Oeffnungen — die mittlere von 185', zu beiden Seiten
Oeftnungen von 175', am Lande endlich von 155' lichter
Weite — ganz in Uebereinstimmung mit der alten daneben
liegenden Fahrbrücke. Das Fundament ist im Mai 1863 ge-
lebt, die Brücke im Dezember 1864 dem Verkehr übergeben.
Ihre Länge ist 995', auf der 55' breiten Bahn trägt sie 4 Ge-
leise in der Höhe von 32 */i' über HW. Die Landpfeiler sind
im Schutze gewöhnlicher Fangdämme erbaut und gehen 27'
unter dieselbe HWmarke hinab. Die Geleise ruhen auf 3
von einander 27' entfernten, 16' hohen Gitterbalken. Ich hebe
die Eigentümlichkeit des Unterbaues hervor, dass er aus 3
gesonderten Pfeilern besteht; das gleichfalls getrennte Fun-
dament jedes derselben besteht aus einem 35' tief in den Lehm
gesenkten schmiedeeisernen Zylinder von 18' Dnrebm.; nachdem
dieser mit Zement ausgefüllt, wurde auf ihm ein 21' hoher
Steinbau ausgeführt und 4 reichverzierte Eisensäulen von 24'
Höhe aufgestellt. Auf diesem Unterbau ruht jedesmal der
doppelt gekreuzte Gitterbalken mit Querbalken für die Schie-
nen. Man traf Vorkehrungen, dass alles Eisen bequem zu
jeder Zeit angestrichen werden kann. Die 12 schmiedeeiser-
nen Zylinder von 18' Dm. werden auf 1 Tafel speziell dar-
gestellt und die Art ihrer Versenkung und Ausfüllung mit
Zement beschrieben.
Die imposanten Alber thafenbauten zu Greenock
waren noch im Bau begriffen. Der derzeit zur Hälfte vollen-
dete Aussendamm wird 3000' lang sein; mit Vermeidung von
Fangedämmen hat man zu seinem Bau und dem der seeseiti-
gen Quaimauern folgende originelle Bauweise befolgt: zur
Aufnahme der Fundamente wurden zwei parallele Gräben 17'
unter NW. gezogen. Ein Pfahlgerüst für die Bahnen, Krahne
und Ma-chinen wurde über die ganze Breite hergestellt und
dann gusseiserne Pfähle, 7' von einander entfernt, durch Zug-
stangen verbunden, in der Quaimauerflucht eingeschlagen. Die
dazwischen geworfene Zementmasse von 3' Höhe und 20' Breite
bildete das Bett der Mauer, vorne durch starke in die Eisen-
pfähle fassende Granitplatten geschützt, bis zur NW. hinauf.
Nachdem hier der Zement abgestoclieu, wurden die Aussensei-
ten in Quadern aufgeführt, wieder mit Zement hinterfüllt und
mit Granit abgedeckt. Diese Mauern sind 33' hoch, unten
11*/»', oben 5' dick. Die einzelnen Theile dieser „reichlich
englischen“ Konstruktion sind speziell erläutert. Ns.
Personal -Nachrichten.
Preussen.
Dem Wasserbau-Inspektor Theodor Moek zu Colbergermünde
ist der Charakter als Bau -Rath verliehen worden.
Offene Stellen.
1. Zum Neubau eines Geschäfts- und Gefängnissgebäudes für
das Kreisgerieht in Cosel wird ein Bauführer gesucht. Meldun-
gen sind unter Einreichung der Atteste direkt an die Königliche
Regierung zu Oppeln zu richten.
2. Eine Stelle für einen Baumeister oder erfahrenen Bau-
führer, zunächst zur Fortführung eines Staatschausseebaues im
Kreise Sensburg in Ostpreussen ist vakant. Meldungen etc. beim
Kreis -Baumeister Kaske in Sensburg O. Pr.
3. Eine Sektionsbaumeister-Stelle in Hessen (21/, Thlr.
Diäten und 50 Thlr. monatliche Reisekosten - Entsehäd’gung ) soll
möglichst bald besetzt werden. Nähere Auskunft ertheilt Baufüh-
rer Rauch, Berlin, Prinzenstr. 25, 3 Tr. Vormittags bis 11 Uhr.
4. Zur Leitung von Kreischaussee - Bauten wird ein Baufüh-
rer gesucht. Näheres im Inseratenteile.
5. Ein geübter Situations- und Nivellementszeichner
kann sich sofort melden — sub Chiffre K. 34 in der Exped. d. Bl.
6. Ein Bau-Hülfsschrei ber gegen 20 Sgr. tägliche Diäten
wird gesucht. Probe der Handschrift nebst Nachweis früherer
Beschäftigung sind im Bau-Biireau der Königlich Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn, Koppenstr. 5/7 hierselbst persönlich abzugeben.
7. Ein Zimmermann, welcher praktisch und theoretisch ge-
bildet ist und bereits im Komtoir eines hiesigen Zimmermeisters
gearbeitet hat, wird als Büreauarbeiter verlangt beim Zimmermei-
ster Heinel, Berlin, Andreasstrasse 56.
Brief- und Fragekasten.
Es ergeht an uns nachstehende Anfrage mit der Bitte um
Veröffentlichung.
„Welches sind die Leipzig am nächsten liegenden Granitbrüche
in Schlesien, in welchen besonders Trottoir- und Platten bester
Qualität gewonnen werden, und wie heissen deren Besitzer? - — “
Hm. W. S. in Hannover. Unseres Wissens ist nur von
dem Konkurenz - Entwürfe Fr. Schmidts zu dem Rathhause in
Berlin eine Anzahl photolithographischer Kopien angefertigt worden,
die jedoch im Buchandel niemals käuflich gewesen sind. Wenn
Kopien der anderen Konkurrenz- Entwürfe angefertigt sein sollten,
erfolgt auf Grund dieser Notiz vielleicht von anderer Seite her
Auskunft. Die Originale der sechs preisgekrönten Entwürfe sind
im Besitz des hiesigen Magistrates.
Hm. S. in Mühlhausen. Die Fackeln für die Berliner
Feuerwehr liefert der Fabrikant Tannhäuser, Breitestrasse 14.
Der Preis pro Stück beträgt 1 Thlr. Doch würde bei Abnahme
einer grösseren Anzahl wohl eine Ermässigung zu vereinbaren sein.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren M. in Bromberg,
R. in Chemnitz, E. in Osnabrück, T. in Prag.
Architekten -Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 22. August.
Besichtigung des Zeughauses.
Versammlung präzise 5 Uhr auf dem Hof des Zeughauses.
Geselliges Zusammensein im Münchener Brauhaus, Johannis-
strasse No. 13.
Für die Anordnungen
Merzenich. Knoblauch.
Revision der llihliotlich.
Bekanntmachung.
Die Revision beginnt am Montag den 17. d. Mts. und endigt
am 31. August er. Sämmtliche Bücher müssen bis zum Sonnabend
den 22. d. Mts. zuriickgeliefert werden.
Vom 17. an werden Bücher nicht nach Hause ausgegeben und
vom 22. bis incl. 31. d. Mts. bleibt die Bibliothek gänzlich geschlossen.
Berlin, den 15. August 1868.
Der Ober - Bibliothekar.
E. Jacob sthal.
Gesucht wird unter vorteilhaften Bedingungen ein Betriebs^
Dirigent für eine seit zwei Jahren im Betrieb befindliche grosse
Dampfziegelei mit Hecke’schen Pressen, gleich oder im Spätherbst
d. J. anzutreten. — Nur solche Personen werden Beachtung finden,
welche für ihre fachmännische Tüchtigkeit bündige Beweise bei-
bringen können, diejenigen aher bevorzugt werden, welche auf Kö-
niglichen oder auf solchen privaten Ziegeleien, die hauptsächlich für
fortifikatorische Zwecke zur Zufriedenheit des Gouvernements arbei-
ten, bereits eine gleiche Stellung eingenommen und in derselben
sich bewährt haben. — Offerten in der Exp. d. Ztg. sub T. 19.
Ein im Baufache (Hoch- und Wasserbau) praktisch wie theore-
tisch erfahrener junger Mann sucht sofort Stellung. Adressen sub
Chiffre W. Z. 50 befördert d ie Expedition.
Bekanntmachung.
Die Stelle des zweiten Baumeisters, mit welcher ein jährliches
Gehalt von 1000 Thlr. verbunden ist, wird zum 1. Oktober d. J.
vakant, und soll zunächst kommissarisch mit sechsmonatlicher Kün-
digung aufs Neue besetzt werden.
Qualifizirte Bewerber, welche die Staats - Prüfung als Baumei-
ster absolvirt haben, werden hierdurch aufgefordert ihre Meldungen
unter Beifügung ihrer Zeugnisse bis zum 1. September d. J. bei
uns einzureichen.
Danzig, den 24. Juli 1868.
Der Magistrat.
Im hiesigen Kreise wird zum 1. September er. in Schrombehnen
(2. Station der Ostpr. Südbahn von Kön gsberg aus) eine Banführer-
stelle vakant, mit welcher die Leitung zweier Kreis-Chausseen und
ein monatliches Gehalt incl. Reisekosten von 75 Thlr. verbunden
ist. Die Herren Bauführer, welche auf diese Stelle reflektiren,
werden ersucht sich schleunigst an den Unterzeichneten zu wenden
und ihre Atteste beizufügen.
Pr. Eylau, den 14. August 1868.
Der Königliche Kreisbaumeister
Ewermann.
Ein junger Maurermeister, zugleich gelernter Zimmermann, seit
Jahren bei Eisenbahnbauten und grösseren Wasserbauten beschäf-
tigt, mit Büreauarbeiten vertraut und gegenwärtig bei einem grösse-
ren Wasserbau thä ig, sucht in einem anderen grösseren Baugesehäft
als Geschäftsführer eine Stellung. Gefällige Offerten mit Angabe
der Bedingungen befördert die Exped. d. Zeitung unt Chiffre D. III.
Eine in unmittelbarer Nähe Cassels gelegene Maschinen-Repa-
ratur- Werkstatt nebst vollständiger Einrichtung und Inventar, mit
Dampfmaschinen - Betrieb soll mit dem dabei befindlichen Wohn-
haus und circa l*/2 Acker grossen Garten verkauft, eventuell auf
mehre Jahre verpachtet werden.
Nähere Auskunft ertheilt Güteragent
II. Riiilolgili, Cassel.
Marktgasse No. 23.
364
Heute Vormittag 10 Uhr entriss mir der Tod meine heissge-
liebte Frau Anna, geb. Bahn, welches ich Freunden und Bekannten
hierdurch tief gebeugt anzeige.
Die Beerdigung findet vom Trauerhause, Michaelkirehstrasse 12
aus Freitag um 10 Uhr Vormittag statt.
Berlin, den 18. August 1868.
Hermann Kranse, Baumeister.
Offene Stadtbau «Inspektorstelle.
Die hier vacant gewordene Stadtbau- Inspektorstelle, mit wel-
cher zur Zeit ein fester, in monatlichen Raten praenumerando zahl-
barer Jahresgehalt von Dreihundert Thalern und die Accidenzien
für Prüfung und Begutachtung der Bauzeichnungen von hiesigen
Privaten verbunden, soll baldigst wieder besetzt werden.
Geprüfte Bautechniker, welche auf diese Stelle reflektiren,
haben sich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bis
Ende dieses Monats
bei uns zu melden.
Abschriften der Dienstinstruktion für den Stadtbau - Inspektor
können gegen Erlegung der Kopialien von hiesiger Rathsexpedition
bezogen werden.
Grossenhain, den 5. August 1868.
Der Stadtrath.
Kunze.
Gotha -Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung.
Zur Herstellung des Bahnkörpers, sowie zur Ausführung der
Kunstbauten der Gotha- Leinefelder Eisenbahn sollen auf der Strecke
zwischen Mühlhausen und Dingelstädt drei Loose und zwar:
a. Erdarbeiten
No. XII. mit 69137 Schachtruthen zu be-
wegenden Bodens, incl. der Bö-
schungs-Arbeiten veranschlagt zu 76,278Thl. 16Sgr.llPf.
No. XIII. mit 22692 Schachtruthen wie
vor zu 24,258 „ 29 „ 5 „
No. XIV. mit 34053 Schachtruthen wie
vor zu 37,584 „ 14 „ 8 „
b. Kunstbauten.
No. XII. mit ca. 162 Schachtruthen Mauerwerk
No. XHI. „ „ 743 „
No. XIV. „ „ 611
im Wege des öffentlichen Submissions-Verfahrens an geeignete
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions-Bedingungen sind im
Abtheilungs- Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
die Submissions - Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten Loos XII, XIII, XIV“
oder mit der Bezeichnung:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten Loos XII, XIII, XIV“
versehen, bis spätestens zu dem am
1. September c., Vormittags 10% Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 10. August 1868.
Der Abtheilungs - Baumeister
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Druck von Gebrüder Fickert in Berlin.
Jahrgang II. 35.
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Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
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2'/2 Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
heraasgegeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 28. August 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkur-
renzen. — Honorar für baukünstlerische Arbeiten. — Abgekürztes
Verfahren bei Berechnung von Erdmassen, Grund- und Büschungs-
flächen für den Bau von Eisenbahnen. — Allgemeine Vorschriften
für die räumliche Gestaltung von Gebäuden für höhere Schulati-
stalten. — Mittheilungen aus Vereinen: Sächsischer Ingenieur-
Verein. — Architekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes: Pro-
gramm für die XV. Versammlung deutscher Architekten und In-
genieure in Hamburg vom L. bis 4. Septbr. 1868. — Prüfung der
Privatbaumeister in Preussen. — Konstruktion von Dampf krähnen.
— Konzentrirung der Weichenzüge auf Bahnhöfen. — Vorrichtung
zur Verhinderung des Oeffnens der Weiche während des Passirens
eines Bahnzuges. — Konkurrenzen: Preisausschreiben für ein
Schlachthaus in Pest. — Personal-Nachrichten etc.
XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure.
Die Herren Fachgenossen, welche sich zur Theilnahme bereits gemeldet haben, so wie diejenigen,
welche noch Theil zu nehmen beabsichtigen, werden ersucht, ihre Mitgliedskarte, das Festzeichen und Fest-
buch, das Programm, die Aufstellung der Verhandlungen etc., gegen Einzahlung des Beitrages von 5 Thalern,
am 31. August Vormittags von 11 — 1 Uhr und Nachmittags von 3 — 8 Uhr, an den Versammlungstagen von
8 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, im Bureau in der Kunsthalle, Eingang der Ferdinandsstrasse gegen-
über, persönlich in Empfang zu nehmen und ihre Namen einzuzeichnen. — Diejenigen Herren, welche Woh-
nung bestellt, die Anweisung dazu aber noch nicht erhalten haben, wollen sich hier bei ihrer Ankunft gefäl-
ligst direkt in das erwähnte Bureau begeben, um die nöthige Auskunft zu bekommen.
Hamburg, den 25. August 1868. Das Lokal - Komite.
Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen.
Als Vorlage für die XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg aufgestellt durch den Architekten -Verein zu Berlin.
Die Feststellung bestimmter Grundsätze für das Ver-
fahren bei Konkurrenzen — zuerst im Jahre 1864 von
Hamburger Architekten öffentlich angeregt und bei der
XIV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure
in Wien beantragt — ist von dieser der bevorstehenden
X V. Versammlung in Hamburg Vorbehalten worden. Bei
der hervorragenden Wichtigkeit des Gegenstandes hat es
der Architekten -Verein zu Berlin für Pflicht erachtet, die
Frage, welche ihn bereits im Jahre 1863 beschäftigte,
neuerdings einer selbstständigen Erörterung zu unterziehen.
Im Anschluss an die Hamburger Fassung und unter Be-
rücksichtigung der Vorschläge, die Seitens mehrer aus-
wärtiger Fachgenossen gemacht wurden, arbeitete eine
Kommission des Vereins den nachstehenden Entwurf aus,
der demnächst in der Hauptversammlung vom 2. Novem-
ber 1867 nach eingehender Besprechung die einstimmige
Billigung des Vereins erhielt:
Das öffentliche Konkurrenz-Verfahren entspricht im weiteren Sinne einer Hauptrichtung der Gegenwart, grosse
und bedeutsame Unternehmungen öffentlich zu behandeln, und dient im engeren Sinne ebensosehr den Interessen der
Bauherren, wie der Baukünstler.
Seine Vorzüge bestehen:
a) in der Vielseitigkeit der Auffassung der gestellten Aufgabe;
b) in der Ermittelung der hervorragenden Talente;
c) in der Beschränkung des Nepotismus und im Ausschluss jeder Monopolisirung;
d) in der stets erneuerten Anregung des öffentlichen Interesses für Bauunternehmungen;
e) in der durch den Wetteifer gesteigerten Anspannung der baukünstlerischen Kräfte.
Um aber den Bauherren wie den sicli betheiligenden Baukünstlern eine Garantie für den Erfolg oi nes öffent-
lichen Konkurrenz- Verfahrens zu bieten, ist die allgemeine Annahme folgender Grundsätze erforderlich:
§. 1. Unter den Preisrichtern müssen Fachmänner vorwiegend vertreten sein.
§. 2. Die Richter sind im Programm zu nennen. Sie müssen dasselbe vor der Veröffentlichung gebilligt
und sich zur Annahme des Richteramtes bereit erklärt haben.
§. 8. Die Annahme des Richteramtes bedingt Verzichtleistung auf jede direkte und indirekte Preisbewerbung'
und Betheiligung an der Ausführung des betreffenden Baues.
§. 4. Das Programm darf an Zeichnungen und Berechnungen nicht mehr verlangen, als die klare Dar-
legung des Entwurfs einschliesslich der Konstruktionen erfordert, und muss die Maasstäbe für die
Zeichnungen genau vorschreiben.
§• 5. Es ist im Programm deutlich zu sagen, ob auf die Einhaltung einer bestimmten Bausumme das maass-
gehende Hauptgewicht gelegt wird, so dass alle Pläne, welche dieselbe überschreiten, von der Kon-
kurrenz auszuschliessen sind — oder ob die genannte Bausumme nur als ungefährer Anhaltspunkt dienen
soll, in welchem balle den Konkurrenten ein freierer Spielraum ausdrücklich Vorbehalten bleibt.
§• 6. Im Allgemeinen darf die Ausschliessung eines Entwurfes von der Preisertheilung nur stattfinden:
a) in böige nicht rechtzeitiger Einlieferung,
b) in Folge wesentlicher Abweichung von dem Programm.
Tritt der Fall ein, dass aus diesen Gründen alle eingelieferten Arbeiten zurückgewiesen werden müssen,
und bleibt hiernach die Konkurrenz erfolglos, so haben die Richter ihren Urtheilsspruch öffentlich zu
motiviren.
368
7.
10.
Soweit konkurrenzfähige Arbeiten vorhanden .sind, müssen die ausgesetzten Preise unter allen Umständen
an die relativ besten Entwürfe vertheilt werden.
Sämmtliche eingelieferten Arbeiten sind vor der Preisertheilung mindestens 2 Wochen lang öffentlich
auszustellen.
Die preisgekrönten Entwürfe sind nur insofern Eigenthum des Preisausschreibers resp. des Bauherren,
als sie für die betreffende Ausführung benutzt werden. Das geistige Eigenthum bleibt dem Verfasser.
Der erste Preis muss mindestens dem Honorar entsprechen, welches ein renommirter Architekt für
eine derartige Arbeit erhält.
Indem der Architektenverein zu Berlin beantragt:
Die XV. Versammlung deutscher Archi-
tekten und Ingenieure wolle diese von ihm
redigirten Grundsätze für das Verfahren
bei öffentlichen Konkurrenzen als die
ihrigen anerkennen,
erlaubt sich die Unterzeichnete Kommission, nachstehend
von den Motiven, welche bei Aufstellung des Entwurfs
maassgebend waren, Rechenschaft zu geben.
Mit einer einzigen prinzipiellen Abweichung ist dieser
durch das Berliner Architektonische Wochenblatt (Deutsche
Bauzeitung) bekannt gemachte Entwurf seither bereits vom
Ingenieur- und Architekten-Verein zu Wien adoptirt wor-
den, indem dieser ihn fast seinem vollen Wortlaute nach
in eine Eingabe an das K. K. Ministerium verflochten hat.
Auch mehren seither erlassenen Preisausschreiben von
Behörden hat derselbe anscheinend bereits zu Grunde ge-
legen.
Wir hielten es für nothwendig den in 10 einzelnen
Paragraphen formulirten Grundsätzen einige allgemeine,
einleitende Worte über den Werth und die Bedeutung
des Konkurrenz -Verfahrens als integrirenden Theil vor-
auszuschicken, weil nicht oft genug die Gelegenheit er-
griffen werden kann, dem Misstrauen gegen dies Verfahren,
welches sich nach dem unbefriedigenden Erfolge so vieler
Konkurrenzen sowohl bei Künstlern, wie beim Publikum
entwickelt hat, entgegenzutreten. Man übersieht nur zu
oft und zu leicht, dass diese Misserfolge meistenlheils aus
der Mangelhaftigkeit der zu Grunde gelegten Konkurrenz-
Bedingungen entsprungen sind und dass andererseits nicht
wenige Beispiele von Konkurrenzen, die ein sehr befrie-
digendes Resultat ergeben haben, sich anführen lassen —
man übersieht endlich, dass die wesentlichste Bedeutung
des Konkurrenz -Verfahrens nicht in dem Erfolge eines
konkreten Falles, sondern in dem allgemeinen Einfluss
auf die Entwickelung der Baukunst besteht.
Einer näheren Motivirung der von uns angeführten
Vorzüge des Konkurrenz Verfahrens halten wir uns über-
hoben, wie es auch kaum nöthig erscheint, das Bediirf-
niss für die Feststellung bestimmter Grundsätze zu be-
weisen. Es dürfte anerkannt sein, dass die Mangelhaftig-
keit der meisten Preisausschreiben, welche in ihrer Unklar-
heit und Zweideutigkeit die Konkurrenten sowohl zu
zwecklosen Arbeiten verleiten, wie sie dieselben anderer-
seits der Willkür der Preisrichter aussetzen — meist
nicht durch Absicht, sondern durch Mangel an Sachkennt-
niss und Erfahrung verschuldet worden ist.
Wenn es hiernach als der Zweck dieser Feststellung
von Grundsätzen für das Verfahren bei öffentlichen Kon-
kurrenzen bezeichnet werden kann, dass dieselben den
preisausschreibenden Behörden etc. als Richtschnur, den
Fachgenossen hingegen als Maasstab für die Beurtheilung
eines Preisausschreibens dienen sollen, so war hingegen
vor allen Dingen sorgfältig zu erwägen, in wie weit
hierbei auf einen praktischen Erfolg zu rechnen sein
dürfte.
Nicht um ein Statut handelt es sich, das mit Ge-
setzeskraft erlassen werden soll, sondern um den Vor-
schlag zu einem Kompromiss zwischen zwei Parteien
Architekten und Bauherren. — Um einen Vorschlag, der
einseitig von einer dieser Parteien gemacht wird und der
nur dann Aussicht auf praktischen Erfolg hat, wenn
einerseits die preisausschreibenden Behörden etc. sich in
ihrem eigenen Interesse veranlasst sehen, jene Grundsätze
anzuuelnnen, und wenn andererseits sich die Fachgenossen
die moralische Pflicht auferlegen, an keiner Konkurrenz,
die diesen Bedingungen nicht entspricht, Theil zu nehmen.
Bei den Schwierigkeiten, denen dies unterliegt, bei
der unendlichen Maunichfaltigkeit der Verhältnisse, welche
einem Preisausschreiben zu Grunde liegen können, er-
schien uns hieraus die Nothwendigkeit hervorzugehen, bei
Aufstellung jener Grundsätze eine gewisse Grenze der
Forderungen einzuhalten. Es mussten Bestimmungen
vermieden werden, welche die Rechte des Bauherrn , dem
schliesslich doch immer das letzte Wort zusteht, in un-
verhältnissmässiger Weise einschränken — es konnten
endlich nicht solche Bedingungen aufgenommeu werden,
welche unwesentlicher Natur oder nur für einen einzelnen
Fall gültig sind. Nicht das Wünschenswerthe, son-
dern einzig und allein das absolut Unentbehrliche,
nicht ein Maximum, sondern ein Minimum der Forderun-
gen glaubten wir formuliren zu müssen, wenn Aussicht
vorhanden sein soll, jene Grundsätze als allgemein aner-
kannten Kanon für Konkurrenzen zur Geltung zu bringen.
Es darf endlich nicht allein einseitig den Inter-
essen der Künstler Rechnung getragen werden, son-
dern auch auf die Interessen der Kunst, hinter denen
jene jederzeit zurückstehen müssen, ist Rücksicht zu
nehmen und nach Möglichkeit zu verhindern, dass beide
mit einander in unlösbaren Konflikt treten können.
Aus diesen Erwägungen begründen sich die Abwei-
chungen unseres Entwurfs von der Hamburger Fassung
und den anderen uns zugegangenen Vorschlägen.
Eine solche betrifft zunächst in § 1 die Zusammen-
setzung des Preisgerichts. Während wir verlangen, dass
Fachmänner in demselben die Majorität bilden sollen,
wird anderweitig der Ausschluss aller Nichtfachmänner
— zum Mindesten bei der Entscheidung — gefordert.
Wir glauben dies nicht billigen zu können, weil einmal
wohl schwerlich ein Bauherr zu solcher Bedingung sich
bereit finden möchte — andererseits aber weil wir ein
derartiges Zusammenwirken unparteiischer Fachmänner
mit den beim Bau interessirten , mit den Lokalverhält-
nissen vertrauten Persönlichkeiten für die Sache nur för-
derlich halten können, so lange diese nicht das Hauptge-
wicht der Entscheidung haben. Einem einseitigen, mit
der öffentlichen Meinung im herben Widerspruche stehen-
den Urtheile, dem Fachmänner, von der Vorliebe für eine
bestimmte Kunstrichtung beeinflusst, nicht selten verfallen
können, oder einer allzu flüchtigen Kritik dürfte auf diese
Weise am Sichersten vorgebeugt werden können.’') Auch
dürfte es gewiss ebenso bedenklich erscheinen, jedem
Laien das Urtheil über den Werth eines Bauwerks ohne
Weiteres absprechen zu wollen, wie es nur dazu beitragen
könnte die Baukunst in unfruchtbare Isolirung zu ver-
bannen.
Die in den §§ 2 und 3 gestellten Bedingungen für
die Uebernahme des Richteramtes, welche namentlich die
Unparteilichkeit der Richter und ihre Uebereinstimmung
mit den Forderungen des Programms garantiren sollen,
sowie die §§ 4 und 5, welche die Konkurrenten vor
überflüssigen Anforderungen sichern und den Preisrichtern
die Möglichkeit einer einheitlichen Beurtheilung gewähren
sollen, bedürfen kaum einer näheren Begründung, da die
Meinungen der Fachgenossen in dieser Beziehung nicht
wesentlich abweichen werden.
Hingegen machen sich in der Auffassung der Fragen,
welche den §§ 6, 7 und 8 zu Grunde liegen und welche in
Wirklichkeit fast am Meisten zu der Unzufriedenheit der bei
Konkurrenzen betheiligten Künstler Veranlassung gegeben
haben , sehr bemerkenswerthe Verschiedenheiten geltend,
welche fast alle auf den Konflikt zwischen den Interessen
*) Ob der anderweitig gemachte Vorschlag, dass dem Preisge-
richt, wegen der Schwierigkeit der bei Konkurrenzen in Frage
kommenden Rechtsfragen, allezeit ein Jurist angehören solle, Be-
rücksichtigung verdient, wollen wir dahin gestellt sein lassen.
369
der Künstler lind denen der Kunst zutückz uluhren sind.
Ohne iin Einzelnen auf diese Fragen eingehen zu können,
müssen wir unsere Ansicht dahin aussprechen, dass man
jenen Konflikt einzig dadurch vermeiden kann, dass man
beide Interessen streng von einander sondert. Hiernach
muss ein Konkurrenzverfahren als solches scharf begrenzt
sein, es muss in der Ertheilung der ausgesetzten Preise
seinen Abschluss finden und nichts anderes als das Recht
allein darf für die Entscheidung maassgebend sein. Pro-
grammwidrige und zu spät eingelieferte Projekte sind also
unter allen Umstanden von der Preisertheilung auszu-
schliessen, die ausgesetzten Preise aber — soweit die
nöthige Anzahl Projekte um die Preisertheilung konkur-
rirt hat — unter allen Umständen zur Vertheilung zu
bringen.
Ist auf diese Weise den Interessen der Künstler Ge-
nüge geschehen, so erscheint es uns hingegen wider die
handelt zu sein, wenn man verlangt, dass jene zur Preis-
ertheilung nicht zugelassenen Projekte auch von der Be-
urtheilung und von der öffentlichen Ausstellung ausge-
schlossen werden sollen — ganz abgesehen davon, dass
hierdurch eine zweimalige Thätigkeit des Preisgerichts
nothwendig würde. Man hat auf eine öffentliche Ausstel-
lung der Projekte und zwar auf eine Ausstellung vor Er-
theilung der Preise mit Recht stets ein maassgebendes
Gewicht gelegt und der öffentlichen Meinung so die Ge-
legenheitverschafft, an dem Urtheile des Preisgerichts An-
theil zu nehmen und dasselbe zu kontroliren. Wenn man
verlangt, dass Projekte, welche dem Programm nicht ent-
sprechen, von dieser Ausstellung ausgeschlossen sein sollen,
„weil sie durch ihre vielleicht glänzendere Aussenseite das
Publikum bestechen könnten“, so übersieht man hierbei
die durch mehrfache Beispiele bestätigte Möglichkeit, dass
ein solches Projekt — falls das Programm der Konkur-
renz mangelhaft war — in Wirklichkeit den Vorzug vor
allen programmässigen Entwürfen haben kann, dass also
die bessere Sache mit Gewalt unterdrückt werden würde,
wenn man dasselbe ignoriren wollte. Es liegt in diesem
Falle der Ausweg offen, das schlechte Programm aufzu-
geben und das gute Projekt, trotzdem es keinen Kon-
kurrenzpreis erhalten hat, zur Ausführung zu wählen. —
Ein solcher Ausweg aus jenem mehrfach erwähnten
Konflikte wäre ausgeschlossen, wenn der von sehr vielen
Architekten vertretene und auch in den Hamburger Vor-
schlägen enthaltene Grundsatz aufgestellt würde, dass mit
der Ertheilung des ersten Preises unter allen Umständen
auch die Ausführung des betreffenden Baues verbunden
sein müsse, und glauben wir schon hierdurch die Unhalt-
barkeit einer derartigen Forderung dargethan zu haben,
falls dieselbe als allgemein gültiges, unumstössliches Prin-
zip angenommen werden soll. Die Verhältnisse, welche
bei der Uebertragung eines Baues an einen Künstler in
Erwägung gezogen werden müssen, sind auch so mannig-
faltig und theilweise so delikater Natur, dass wir der
festen Ueberzeugung sind — nur wenige Bauherren, Be-
hörden etc. würden sich jener Bedingung fügen, das Zu-
standekommen von Konkurrenzen würde also t.hatsächlich
entweder vereitelt oder die Wirkung der von uns aufge-
stellten Grundsätze würde illusorisch sein. Ist doch z. B.
in dem Programm der grössten , neuerdings in Deutsch-
land ausgeschriebenen Konkurrenz für das Rathhaus in
Wien, welches jene Zusicherung der artistischen und tech-
nischen Leitung an den Sieger der Konkurrenz enthält,
die vorsichtige Klausel hinzugefügt, „falls eine Einigung
über die Bedingungen erzielt werden kann“, was den
Werth jener Garantie in Wirklichkeit sehr verringern
dürfte.
Dass ein solcher Ausgang der Konkurrenz im höch-
sten Grade wünschenswerth ist, dass es ein besserer Lohn
für den Sieger sei, seinen Plan auszuführen, als ihn für
klingendes Gold zu den Akten legen zu lassen, darüber
dürfte allseitige Uebereinstimmung herrschen, wie es wohl
unzweifelhaft erwartet werden kann, dass sich in den
meisten Fällen eine solche natürliche Konsequenz der
Konkurrenz von selbst ergeben wird. Dieselbe aber zu
einer Bedingung zu machen, ohne welche kein Künstler
an einer Konkurrenz sich betheiligen darf, schien uns
unmöglich.
Ebensowenig können wir von diesem Standpunkte
aus die Ansicht derjenigen Fachgenossen theilen, welche
es prinzipiell als Unfug verdammen, wenn die preisge-
krönten Pläne für die Ausführung nur theilweise benutzt
und mit einander kombinirt werden , da die Absicht,
geistiges Material für ein Projekt zu sammeln, oft gerade
der Zweck eines Konkurrenzausschreibens sein kann —
ein Zweck, den man nicht billigen, dem man aber die
Berechtigung nicht wohl versagen kann. Eine Benach-
theiligung des geistigen Eigenthums für die Verfasser kön-
nen wir in einem derartigen Verfahren nicht erblicken,
glauben ihnen aber dasselbe insoweit wahren zu müssen,
als ihnen selbst die Benutzung des Projeks für anderwei-
tige Zwecke jederzeit freistehen muss.
Hingegen ist es, falls die Konkurrenz mit der Preis-
ertheilung ihren Abschluss erreicht, ein unbedingtes Er-
forderniss, darauf zu halten, dass die Höhe der Preise
mit der geforderten Leistung im Verhältnisse stehe. Die
Verletzung dieser Forderung ist mehr als alles Andere
Veranlassung gewesen, dass die Betheiligung an manchen
Konkurrenzen nur eine mittelmässige war. Wir glauben
daher den ersten Preis mindestens so hoch normiren zu
müssen , als das Honorar eines renommirten Architekten
für diesen Fall betragen würde, und gingen hierbei von
der Hoffnung aus, dass im Anschlüsse hieran auch eine
Feststellung des Honorars für architektonische Arbeiten
auf der bevorstehenden XV. Versammlung deutscher Ar-
chitekten und Ingenieure erreicht werden möchte.
Wir bemerken schliesslich, dass wir uns auf die
Feststellung der Grundsätze für öffentliche Konkurrenzen
beschränken zu müssen glaubten, da allgemeine Regeln
für private Abkommen wohl ohne Werth sind.
So viel zur Erläuterung der Motive, die den Archi-
tekten-Verein zu Berlin bei seiner Fassung der Grund-
sätze für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen ge-
leitet haben.
Der Werth derselben — sie mögen in dieser oder
einer anderen Form von der Versammlung deutscher
Achitekten und Ingenieure proklamirt werden, wird zu-
nächst wesentlich darin beruhen, ihnen die allgemeinste Ver-
breitung zu verschaffen und für sie Propaganda zu machen.
Die Unterzeichnete Kommission spricht ihre Ansicht
dahin aus, dass dies - — namentlich mit Rücksicht auf das
nicht fachmännische Publikum — am Besten durch eine
Denkschrift geschehen könnte, welche die Vorzüge des
Konkurrenzverfahrens, die Nothwendigkeit bestimmter
Grundsätze fii'- dasselbe und die dahin einschlagenden
Fragen in grösserer Ausführlichkeit behandelte, als dies
hier mit Rücksicht auf den vorliegenden Zweck ge-
Berlin, den 15. August 1868.
schehen konnte. Auch darf nicht unberücksichtigt blei-
ben, dass in diesen Grundsätzen eben nur die für jede
Konkurrenz unentbehrlichen Bedingungen enthalten sind,
während es von grossem Werthe sein möchte, auch auf
eine Anzahl anderer wichtiger, jedoch minder nothwen-
diger Momente zur Verbesserung des Konkurrenzverfahrens
aufmerksam zu machen, die in zweiter Reihe zu empfehlen
sein werden.
Eine derartige Denkschrift möchte alsdann nicht nur
unter den deutschen Fachgenossen, sondern vor allen bei
den zunächst betheiligten Behörden: Ministerien, Re-
gierungen, Magistraten etc. zu verbreiten und deren Be-
rücksichtigung zu empfehlen sein. Auch dürfte es nütz-
lich sein, in dieser Frage demnächst auch mit den Fach-
genossen des Auslandes und den Vertretern der mitin-
teressirten Schwesterkünste, Bildhauerei und Malerei, in
Verbindung zu treten.
Die Kommission des Architekten - Vereins.
370
Honorar fiir haiikünstlmschc Arbeiten.
(Entwurf der Kommission des Architekten -Vereins zu Berlin.)
I. Fiir städtische Wohngebäude, denselben ähnliche Landhäuser und öffentliche Gebäude von mittlerer äusserer und
innerer Ausstattung.
Betrag der veranschlagten oder nachzu-
weisenden Baukosten in Thalern.
Bezeichnung der Leistungen.
3000
bis
5000
5000
bis
10000
10000
bis
20000
20000
bis
40000
40000
bis
80000
80000
bis
200000
200000
und
darüber.
1
Für Anfertigung von Skizzen: Grundrissen nebst Fayade im Maass-
stabe bis !/120 der natürlichen Grösse, nebst Ueberschlag der Kosten
nach dem Quadratmaass der bebauten Grundfläche
1
Vs
Vis
Vis
Vs
*/4
2
Für Anfertigung eines ausführlichen Eutwurfs in Grundrissen, An-
sichten, Durchschnitten, im Maasstabe von wenigstens J/j80 der na-
türlichen Grösse, nebst generellem Ueberschlag wie ad 1
1
1
V S
VlS
Vs i Vs
Prozente
3
Für die Darstellung der wesentlichsten konstruktiven und dekora-
tiven Details, Aufzeichnung der Chablonen in natürlicher Grösse
und der Ornamente etc.
i
%
Vs
Vs Vis
Vs
5/.s
<
o
X
CT
t;’
4
Für einen speziell ausgearbeiteten Kostenanschlag
s/4
Vs
Vs
Vs
V,
Vs
V.
rr.
5
Für Oberaufsicht des Baues (Bauleitung) ohne Stellung der Spe-
zialaufsicht
iy4
l2/s
IV»
1 Vs
iv*
1 Vs
3
y
6
Für Revision der Rechnungen
%
2/s
Vs
Vis
Vis
Vs
V»
7
Für alle obigen Leistungen zusammengenommen
6 Vs
■>'A
4 Vs
4
3 Vs
3
2 Vs
II. F ür einfache ländliche und Fabrikgebäude, Fachwerks- und Hohlbauten ohne reichere Ausstattung im Innern
und Aeussern genügt 3/4 der Tabelle ad I.
III. Für monumentale öffentliche oder dem ähnlich ausgestattete Privatgebäude ist 1 Vs der Tabelle ad I zu liquidiren.
Bemerkungen.
a. Die Spezialaufsicht ist ad Pos. 5 besonders ausgeschlossen und für jeden Fall zu vereinbaren.
b. Reisen sind besonders zu berechnen. Diäten für den selbstständig ausführenden Architekten ca. 5 Thlr.
c. Die Aufmessung der Maasse und Berechnung der Vordersätze ist in Pos. 6 nicht enthalten, sondern durch den bauführenden
Techniker oder gegen besonders vereinbartes Honorar zu bewerkstelligen.
d. Bauausführungen unter dem Betrage von 3000 Thalern sind nicht nach Prozenten der Bausumme, sondern pro Leistung
Blatt Zeichnung, Konferenzen etc. zu berechnen.
e Es gilt als Regel, dass nach Verhältniss der obigen Sätze Abschlagszahlungen an den ausführenden Architekten geleistet
werden :
1. bei Genehmigung des Bauplans,
2. bei Fertigstellung des Rohbaus,
3. bei Uebergabe des Gebäudes,
4. den Rest nach Abschluss sämmtlieher übernommenen Leistungen.
Berlin, den 24. August 1868. Die Kommission.
Abgekürztes Verfahren bei Berechnung von Erduiasscn, (»mini- lind fföschungsfläekrn für deu Bau von Eisenbahnen.
Bei der Berechnung der Erdmassen, welche bei Eisen-
bahnbauten zu bewegen sind, befolgt man zwei verschiedene
Methoden. Entweder man mittelt die Höhen des Auf- resp.
Abtrags, welche die Stationslänge begrenzen, berechnet das
Querprofil für die gemittelte Höhe und multiplizirt dasselbe
mit der Länge. Oder man berechnet das Querprofil für
jede der begrenzenden Höhen , mittelt beide Querprofile und
multiplizirt dieses Resultat mit der Länge. Beides sind nur
Näherungsmethoden. Vergleicht man dieselben mit der mathe-
matisch genauen Berechnungsweise, so lindet man , dass die
Berechnung nach gemittelten Höhen ein zu geringes Resultat,
die nach gemittelten Querprolilen ein zu grosses Resultat er-
giebt. Ist uäm-
b
lieh b die Pla-
numsbreite, —
l die Länge der
Station, — h,
dieAnfangshöhe,
— bi die End-
höhe — eines
der Inhalt des-
Damrnos mit l'/i flüssigen Böschungen, so ist
selben, nach gemittelten Höhen berechnet:
h
h = (*4-i,5 . h' + Ai ) ■ ^4 ^
_ ^ f> (Ai + bi)
l
Nach
Ji
3 (bi -j- b
+ 8
gemittelten Querprofilen berechnet:
(A 1,5 . bi) . bi 4* (A 4" 1,5 • Ai) ■ bi
*)■
(
A (/U + bi) 3 (b
‘-Mi
4
)
. /
Der genaue Inhalt aber, wie er sich durch Zerlegung
des vierseitigen abgekürzten Prismas in zwei dreiseitige er-
giebt, ist: .1 —
b | b |- (b | 3 bi) bi l , b j- h j •'>//,) -j- (b -j- •,//,)
3 • 2 3
(A -j- bi) .bi / (A -j- hi 4 bi) ■ h% /
2 2
b (Ai 4~ Ai) j Ata4 Ai hy 4-Ai1^ i
Daher ist der Fehler, um welchen J, zu klein ist:
, , Ai* — 2 bi b7 4 -A^ (A, -biY . /
J — S 8
/h /
oder, wenn die Differenz zwischen Anfangs- und Endhöhe d
genannt wird,
,-,= r
Dagegen ist der Fehler, um welchen Ji zu gross ist:
, r _ bi * — 2 //, hi -f bi1 , _ z/J /
Ji — J — 4 ‘ “ 4
Der Fehler wächst also bei beiden Methoden mit den
Quadraten der Differenz beider Höhen, ist aber bei der Me-
thode der gemittelten Höhen nur halb so gross, als bei der
der gemittelten Querprofile. Da man aber bei der Veran-
schlagung lieber etwas zu reichlich als zu spärlich rechnet,
wird die letztere Methode vielfach vorgezogeu , trotzdem sie
mit dem grösseren Fehler behaftet und nebenbei — der grös-
seren Zahlen wegen — die umständlichere ist.
Man kann nun aber zu demselben Ziel aut einfacherem
Wege gelangen. Da es nämlich gewöhnlich nicht daraut an-
kommt, den Inhalt des Bahnkörpers speziell für die einzelnen
371
Stationslängen zn ermitteln, sondern nur denselben zwischen
je 2 Punkten, in denen Auf- und Abtrag wechselt, zu bestim-
men, so kann man die Zerlegung des Längenprofils auch nach
den punktirten Ordinaten, welche die Stationslängen halbiren, |
vornehmen und die Auf- resp. Abtragshöhe des Stations-
punktes selbst als mittlere Höhe für
die Länge von einer punktirten Or-
dinate zur andern betrachten. Sind
z. B. Ih hi hi die Auftragshöhen eines
Dammkörpers, so würde derselbe
sich nach dieser Zerlegungsweise fol-
gendermaassen berechnen lassen:
( b -j- 1,5 hi) . hi . g -j- {b -j- 1,5 . hi) . hi ■ l
+ (h + 1,5 . hi) . hi . ~
_ fh ■ {hi
+ Vhi + hi) 3 (hi
+ 2 + f
Um diese Methode mit den früheren vergleichen zu
können , würde aus vorstehendem Resultat der Inhalt für
eine Stationslänge, zwischen hi und hi, herauszuziehen sein,
nämlich :
=(
h .{hi + /h) 3 (Ä,H- hi')
Dies ergiebt aber genau denselben Inhalt, wie Ji ■ Man
kann also ohne jegliche Mittelung direkt aus den Auf-
resp. Abtragshöhen dieselben Resultate finden, welche man
bisher durch die umständlichere der beiden Mittelungsmetho-
den gewann.
Dass diese. Methode ohne Weiteres auch bei Einschaltung
beliebig vieler Zwischenstationen Anwendung finden kann, ist
leicht nachzuweisen. Festzuhalten ist nur, dass zu jeder Auf-
resp. Abtragshöhe die zugehörige Länge gefunden wird, wenn
man die Entfernung von dem vorhergehenden bis zum nächst-
folgenden Stationspunkt halbirt; denn dies ergiebt jedesmal
die Länge zwischen den punktirten Ordinaten. Soll zum Bei-
spiel nach neben-
stehendem Längen-
_ profil zu der Auf-
tragshöhe 8,0 in
^ dem Stationspunkt
I die zugehörige
Länge ermittelt
werden, so halbirt
man die Entfernung
von Stat. 0 bis Stat.
1 -j- 4°, also 14°, u. s. w. Für die Anfangsstation wird
natürlich nur die halbe erste Stationslänge, für die Endstation
ebenso die halbe letzte Stationslänge in Rechnung gestellt.
Benutzt man dann ausserdem noch den Vortheil, die Quer-
profil-Tabelle, welche der Massenberechnung zu Grunde zu
legen ist, nicht, wie häufig geschieht, nach Quadratfussen,
sondern nach Zwölftel- Quadratruthen zu berechnen, so dass
man den daraus entnommenen Querschnitt nur mit der Länge
in Ruthen zu multipliziren hat, um das Resultat in Schachtruthen
zu erhalten, so vereinfacht sich das Verfahren wesentlich und
man erspart gegen die gewöhnliche Methode viel Rechen- und
Schreibarbeit.
Bei der Berechnung der zu erwerbenden Grundflächen
lässt sich dasselbe Prinzip durchführen. Die Grundbreiten
sind der Regel nach zusammengesetzt aus einer konstanten
Breite für Planum, Schutzstreifen, Banketts, Grabensohlen etc.
und aus einer von der Auf- resp. Abtragshöhe h abhängigen
Breite. Die erstere sei c, die letztere ist bei P/a füssigen
Böschungen im Aufträge — 3 h , im vVbtrage = 3 (/< + 2 (),
wenn t die Tiefe der Seitengräben unter dem Planum be-
zeichnet. Bei der gewöhnlichen Berechnungsweise wird wieder
die Anlangs- und Endhöhe einer Stationslänge, hi und hi, ge-
mittelt, also die Grundfläche berechnet nach der Formel:
3 . — ui — — ^ . i bei Aufträgen,
oder [c + 3 . _^+2*0-rO*, + 2f,)j , bei Abträgen_
Es liegt aut der Hand, dass das Resultat genau dasselbe
wird, wenn man die oben bezeichnete Zerlegungsweise von
Mitte zu Mitte der Stationslängen einführt. Zu bemerken ist
nur noch, dass man auch hier wieder eine Vereinfachung der
Rechnung herbeiführen kann, wenn man die Grundbreiten
nicht in Fussen, sondern in Ruthen ansetzt, damit man wieder
nur mit der Länge in Ruthen zu multipliziren braucht, um
das Resultat in Quadratruthen zu erhalten. Ist c in Ruthen
berechnet, so erhält man, wenn wieder hi hi hi Fuss die
Auftragshöhen der einzelnen Stationspunkte in ln Entfernung
bezeichnen, die Grundflächen zwischen hi und hi ■
P+-r)'4 + P +4’) •' + (<' + -T-)
oder
(2 ,+ *
hi -} -hi -j- x/i hi
) /. Q Ruthen.
Wie man in gewissen Grenzen, innerhalb deren c den-
selben Werth behält, die Grundflächen gleich für längere
Abschnitte zusammen berechnen kann, indem man die gege-
benen Auf- und Abtragshöhen sämmtlich addirt und mit
multiplizirt, um den von der Höhe abhängigen Theil der
Flächen zu erhalten, geht aus dem Vorigen leicht hervor.
Für die Berechnung der Böschungsflächen gilt eine
ganz ähnliche Methode. Nur bietet sich hier noch auf Grund
der zufällig möglichen Zusammenziehungen von Zahlenwerthen
eine Erleichterung, welche die Berechnung besonderer Hilfs-
tabellen ganz und gar entbehrlich macht. Da nämlich die
Länge einer Böschungslinie bei 1 '/jfacher Anlage =: 1,8 h Fuss,
die Breite der beiderseitigen Böschungen also 3,61 Fuss ist,
so ergiebt sich der Flächeninhalt bei 10° Länge
= 10 . ^ — 3 h D Ruthen.
Hieraus folgt, dass man die gegebenen Auftragshöhen blos mit
3 zu multipliziren braucht, um sofort das Resultat für eine
Stationslänge in D Ruthen zu erhalten. Bei Abträgen würde
statt dessen wieder, analog dem Obigen, der Werth 3 {h -j- 2 ()
in Rechnung treten.
Diese Andeutungen dürften genügen, um die mögliche
Vereinfachung der Berechnungsformulare zu bezeichnen und
das abgekürzte Verfahren zur allgemeineren Anwendung zu
empfehlen.
Breslau, den 2. August 1868.
Oberbeck, Eisenbahn Baumeister.
Allgemeine Vorschriften für die räumliche Gestaltung von
Gebäuden für höhere Schiilaustalteii.
(Nach vinem Gutachten der k. technischen Baudeputation des preuss. Handels-
ministeriums für das Unterrichtsministerium, vom 8. Dezember 1867.)
Die Ermittelung der Bedingungen, welche bei Errichtung
von Gebäuden für höhere Schulanstalten der räumlichen An-
ordnung derselben zu Grunde zu legen sind, würde ohne
Schwierigkeiten oder Bedenken ihre Erledigung finden, wenn
unter den von der Technik bisher adoptirten Prinzipien die-
jenigen durch das Zeugniss erfahrener Pädagogen als bewährt
anerkannt wären, welche ihrem Zweck am vollständigsten ent-
sprochen haben. Ungeachtet des entscheidenden Einflusses,
den derartige Zeugnisse auf das Urtheil des Baumeisters über
den Werth oder Uuwerth jener Prinzipien üben müssen, sind
dieselben, wenn sie bestehen, den Kreisen der Technik fremd
geblieben, und die Baumeister, welche Aufgaben aus dem er-
wähnten Gebiete zu lösen berufen sind, haben sich bisher mit
den wenigen Angaben begnügen müssen, welche aus den
Wahrnehmungen und Untersuchungen von Technikern hervor-
gegangen sind und die als solche zwar in einem einseitigen
Lichte erscheinen mögen, dennoch aber zu dem Anspruch
eines bedeutenden Gewichtes berechtigt sind, weil die Berufs-
stellung ihrer Urheber sie vorzugsweise befähigte, vielseitige
Wahrnehmungen und Erfahrungen in dieser Beziehung zu
sammeln. So sehr es aber bei der Bedeutung jener Prinzi-
pien für die wissenschaftliche Ausbildung der Jugend anschei-
nend befremden mag, zur Zeit noch die Erfahrung der Päda-
gogen über ihre Bewährung zu vermissen, so wird hierbei
nicht unbemerkt bleiben dürfen, dass die erfolgreichen Be-
strebungen für die Vervollkomnung der Schulen und Bildungs-
anstalten erst einer verhältnissmässig kurzen Periode der Neu-
zeit angehören und dass die Thätigkeit der Technik voran-
gehen musste, um die Objekte zu schaffen, deren Prüfung
und Beurtheilung Seitens der Pädagogik zur Erlangung all-
gemein gültiger Normen wünsehenswerth erscheint.
Die erste Stelle in der folgenden Erörterung gebührt
(len Unterrichtslokalen, deren Grösse, neben der Voraussetzung
eines freien , durch keine Stützen beeinträchtigten Raumes
und einer oblongen oder quadratischen Grundform, durch die
pädagogische Bedingung begränzt wird, dass der Lehrer einer
höheren Bildungsanstalt nicht mehr als etwa 60 Schüler mit
Erfolg zu unterrichten im Stande ist. Da die äussere Entfer-
nung, in welcher der Schüler die Schrift an der Schultafel
noch deutlich zu lesen vermag, erfahrungsmässig 26 bis 27'
beträgt, dieselbe Rücksicht aber auch in Bezug auf die Wahr-
nehmung der Verrichtungen des Schülers durch den Lehrer
zu beachten ist, so ergiebt sich, unter Voraussetzung eines
372
Zwischenraumes zwischen der Abschlusswand und der letzten
Schiilerbank , ein Maass von 30 Fuss als das zulässige Maxi-
mum nach der einen Richtung.
Die Grenzen für das Maass nach der anderen Richtung
werden dagegen durch die technische Rücksicht bedingt, dass
die Anordnung der Klassen in mehren Stockwerken mittelst
lreitragender Balkenlagen und ohne künstliche oder kostbare
Unterstützungen bewirkt werden könne, was bei Abmessungen
von 18 bis höchstens 22 Fuss noch zu ermöglichen ist, im
letzten Falle jedoch schon Balken von aussergewöhnlich star-
kem Querschnitt voraussetzt. Wird ferner für die Höhe
der Klassenräume das durch die Erfahrung ermittelte ange-
messene Maass von 13 bis höchstens 14 Fuss adoptirt, so be-
stimmen die vorgedachten Zahlen die äussersten Grenzen der
Abmessungen, welche den erwähnten Unterrichtsräumen ent-
sprechen.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich zugleich, dass eine
quadratische Grundform nur bei kleineren Klassenzimmern
anwendbar ist, dass dagegen grosse Klassen stets eine oblonge
Form beanspruchen, bei der es von der Lokalität oder der
Wahl des Baumeisters abhängen wird, ob es vorzuziehen sei,
die Fenster an der kurzen oder der langen Seite des Oblon-
gums anzulegen.
Im ersten Fall, welcher eine Anordnung der Balkenlage
parallel mit der Fensterwand voraussetzt, wird die Beleuch-
tung der Klasse vorwiegend durch die grössere Höhe der
Fenster bewirkt, da die Bögen derselben keine Balken zu
unterstützen haben, folglich bis nahe zur Decke des Klassen-
raumes hinaufgeführt werden können; der andere Fall bedingt
zwar eine geringere Höhe der Fenster, gestattet aber dagegen,
entweder eine grössere Zahl von Fenstern oder Fensteröff-
nungen mit breiteren Lichtöffnungen anzuordnen.
Die fernere Distribution der Grundfläche der Klassen
wird durch drei Beziehungen bestimmt:
1) durch den Sitz des Lehrers und die zunächst demselben
befindliche Schultafel oder sonstige Unterrichtsmittel,
2) durch die Sitze und Tische der Schüler,
3) durch die frei zu lassenden Gänge, welche für den
Verkehr der Schüler und die Beaufsichtigung derselben
durch den Lehrer nothwendig sind.
ad 1. Die vielfach gebräuchliche Anordnung, bei wel-
cher die Schultafel sich unmittelbar über dem Katheder oder
dem Sitz des Lehrers befindet, hindert die freie Bewegung
der Verrichtungen an der Tafel und nöthigt den Lehrer,
seinen Sitz zu verlassen, wenn einer der Schüler zu Uebungen
an der Tafel gerufen wird.
Die Anordnung der Tafel neben dem Sitz des Lehrers,
welche in den Gemeinde -Schulen der Residenz allgemein
eingeführt ist, besteht aus einem Podium von 10 Fuss Länge
und 4 Fuss Breite, welches sich um die Höhe einer Stufe
über die Dielung erhebt und an dessen einem Ende der Sitz
und Tisch des Lehrers angebracht ist, während der übrige
Theil für die Verrichtungen an der darüber befindlichen Tafel,
und die deklamatorischen Uebungen der Schüler bei unmittel-
barer Nähe des Lehrers verfügbar bleibt. Diese Einrichtung
gewährt unzweifelhafte Vorzüge vor der ersteren und ist da
her auch in den folgenden Erörterungen überall adoptirt.
ad 2. Die Grundflächen, welche die Sitze und Tische
der Schüler einnehmen, werden in den Bedürfniss- Maassen
von Länge und Breite durch das den Lebensaltern und Bil-
dungsstufen entsprechende Bedürfniss bestimmt und würden
als konstante Grössen betrachtet werden können, wenn die
Erfahrung in allen Fällen gleiche Bedürfniss- Maasse ergeben
hätte. Die folgende Zusammenstellung dieser Maasse, welche
von verschiedenen Baumeistern als bewährte adoptirt sihd,
und denen vermöge der Erfahrung und Berufsstellung der be-
treffenden Techniker das Anerkenntniss berechtigter Autorität
beizulegen ist, weist jedoch nicht unbedeutende Differenzen
nach, und umfasst nicht allein die Maasse höherer Bildungs-
anstalten, sondern auch der Uebersichtlichkeit wegen diejeni-
gen der Elementarschulen und Vorbereitungsklassen für die
ersteren:
Maasse der Klasse.
a. Fünfte und sechste Klasse. 520, ‘ bei G3 Schü-
lern, daher pro Kopf 8,30' und 116 Kub.-Fuss bei 14' Höhe.
520(3]' bei 60 Schülern, daher pro Kopf S,660' und 121 Kub.-
Fuss bei 14' Höhe.
b. Mittelklassen. 5200' bei 56 Schülern, daher pro
Kopf 9,SO' und 130,2 Kub.-Fuss bei 14' Höhe. 5200' bei
54 Schülern, daher pro Kopf 9,450' und 132,3 Kub.-Fuss
bei 14' Höhe.
c. Erste und zweite Klasse. 5200' bei 50 Schülern,
daher pro Kopf 10,4 0' und 145,6 Kub.-Fuss bei 14' Höhe.
5200' bei 49 Schülern, daher pro Kopf 10,6; J' und 148’ > Kub.-
Fuss bei 14' Höhe.
Alters- und Bildungsstufen
der Schüler.
a) Wilhelms - Gymnasiun
b) Städtische Schulen in
c) Städtische Schulen in
Breite Tiefe
der
Sitze und Tische
Zolle. Zolle.
n in Berlin
Berlin.
Köln.
Grund-
fläche
Q Fuss.
1) Elementar- u. Volkschulen.
bei einem Alter von 6 bis 7 Jahren
a)
18 >4
28
3,58
b)
16
22
2,38
c)
16
27
2,99
desgl. von 7 bis 8 Jahren
a)
18%
28%
3,66
b)
17
24
,2,82
c)
16%
28
3,19
desgl. von 8 bis 14 Jahren
a)
19
30
4,00
b)
18%
25
3,07
c)
17
29
3,44
2) Gymnasien.
Sexta und Quinta
von 10 bis 13 Jahren
a)
20%
31
4,41
b)
19
27
3,55
c)
18
31
3,87
Quarta und Tertia
von 13 bis 16 Jahren
a)
22%
32*/,
5,07
b)
21
28
4,08
c)
20
32
4,46
Secunda und Prima
von 16 bis 19 Jahren
a)
25
34
5,89
b)
23
30
4,80
c)
22
32
4 86
Vorbereitungsklassen für höhere
Lehranstalten
b)
18%
26
3,50
Bemerkungen: Zu 2: Beim Wilhelms -Gymnasium beziehen sich
die Maasse auf Vorbereitungs- Klassen für das
Gymnasium.
Zu 2: Desgl. in Köln auf die höheren Klassen
der Realschulen.
In allen Maassen ergiebt die Vergleichung, dass das Wil-
helms-Gymnasium, bei dessen Errichtung Königliche Munifizenz
mitgewirkt hat, sich der reichlichsten Grundflächen für die
Sitze seiner Schüler erfreut, die Gemeinde Bildungs-Anstalten
der Residenz dagegen die geringsten Grundflächen besitzen,
und wenn daran die weitere Erwägung geknüpft wird, dass
die Behörden der Residenz in Folge der zahlreichen und stets
zunehmenden Anforderungen, welche der alljährliche Zuwachs
der Bevölkerung bezüglich der Errichtung neuer Bildungs-
Anstalten beansprucht, am Meisten veranlasst sind, die Be-
diirfnissmaasse auf das Sorgfältigste zu ermitteln, und Nach-
theile aus der Anwendung jener Maasse bisher nicht wahrge-
nommen sind, so hält die Unterzeichnete Deputation in Erfül-
lung des Zwecks, dem nach dem Erlass des Herrn Ministers
für die geistlichen etc. Angelegenheiten vom 27. Mai d. J.
diese Ermittelung zu dienen bestimmt ist, sich wohl berechtigt,
die in den Gemeindeschulen der Residenz gebräuchlichen Maasse
vorzugsweise zu empfehlen und hat dieselben aus dem gleichen
Grunde in die folgenden Erörterungen eingeführt.
ad 3. Die frei zu lassenden Räume und Verkehrsmittel
in den Unterrichtsklassen und die geringsten Maasse, welche
ihnen ohne Nachtheil zugetheilt werden können, sind folgende;
a. Der für den Eintritt der Schüler und Lehrer bestimmte
Raum zunächst der Mittelwand in mindestens 3' Breite.
b. Der Raum für den Sitz des Lehrers, das obeugedachte
Podium und die dasselbe umgebende Fläche in minde-
stens 6' Breite.
c. Ein Verbindungsgang zwischen der Fensterwand und
den Enden der Schülersitze, mit Rücksicht auf die Er-
weiterung der Fensternischen in mindestens 15" Breite.
d. Ein Mittelgang zwischen den Schülersitzen von minde-
stens IS" Breite.
e. Der Zwischenraum zwischen den hintersten Sitzen und
der Wand dahinter von gleicher Abmessung.
Der ad d gedachte Mittelgang ist übrigens selbstredend
in solchen Klassen entbehrlich, wo das geringe Breitenmaass
derselben nur den Raum für etwa sechs Sitze neben einander
zulässt, indem diese Zahl noch die Kontrole des Lehrers vou
den Seitengängen aus gestattet.
Die Lösung der weiteren Frage, welche Gesammt- Grund-
fläche einer für eine bestimmte Schülerzahl anzuordnenden
Klasse nach diesen Prämissen zuzutheilen ist, lässt sich am
sichersten auf praktischem Wege in der Art ermitteln, dass
für eine gegebene Grundfläche mittlerer Grösse diejenige
grösste Schülerzahl durch spezielle Eintheilung der Gesammt-
lläehe gesucht wird, welche, den verschiedenen Bildungsstufen
373
angehörend, zweckmässig darin Raum finden können. Die
hierneben verzeichneten Skizzen a, b und c, bei denen überall
eine mittlere Grösse der Grundfläche von 20' Breite und 2G'
Länge als gemeinsame Norm gedient hat, und deren Scliiiler-
sitze den in den Schulen der Residenz bewährten Maassen
entsprechen, ergeben für die Anordnung der Sitze nach der
Länge und resp. nach der Tiefe der Klasse das Bedürfniss-
maass bei den untersten Stufen von 8,3 bis 8,66 □' pro Kopf,
bei den mittleren Klassen unter gleicher Bedingung 9,3 bis
9,45 0' pro Kopf, endlich bei den oberen Klassen 10,4 bis
10,6 □' pro Kopf. Das hier angewendete Verfahren lässt
zwar mit Sicherheit erkennen, dass daraus zuverlässige Resul-
tate gewonnen werden müssen ; insofern dieselben jedoch aut
andere Abmessungen der Unterrichtsräume Anwendung finden
sollen, wird eine mässige Vermehrung, mindestens aber eine
Abrundung der gefundenen Grössen zu ganzen Zahlen empfoh-
len werden müssen, weil jenen veränderten Abmessungen viel-
fach eine minder günstige Vertheilung der Sitze entsprechen
wird und vorzugsweise die Verringerung des Tiefenmaasses
einen Mehraufwand an Grundfläche für die Kopfzahl der
Schüler bedingt.
Ermitteln sich hiernach die zu empfehlenden Maasse der
Klassen:
a) für die unteren Bildungsstufen auf 9 bis 10 O', resp,
auf 126 bis 140 Kub.',
b) für die mittleren auf 10 bis 11(0', resp. auf 140 bis
154 Kub.',
c) für die oberen auf 11 bis 12 O' pro Kopf, resp. auf
154 bis 168 Kub.', so wird für den Unterricht im
Zeichnen die vielfach bestätigte Erfahrung als maass-
gebend erachtet werden können, dass das Bedürfniss-
maass der dazu bestimmten Klassen das Doppelte der
für gewöhnliche Klassen gefundenen Grundflächen er-
fordert.
Der Unterricht in der Physik und Chemie bedingt ferner
vermöge der in geneigter Ebene aufsteigenden Sitze eine Ver-
mehrung, der Unterricht im Gesänge wegen der ausfallenden
Tische eine entsprechende Verminderung der oben gefundenen
Normen, die in beiden Fällen auf das ungefähre Maass von
2 bis 2‘/j(0' pro Kopf anzusprechen ist, und es erübrigt hier-
nach nur noch, ein Bedürfnissmaass für die Grösse der Aula
zu konstatiren, wenn dieselbe ihrer Bestimmung gemäss bei
Schulfeierlichkeiten die gesammte Schuljugend aufnehmen soll.
Wären andere Rücksichten als die durch das Raumbe-
dürfniss gebotenen nicht zu beachten, so würde die für die
Gesangsklassen ermittelte Grundfläche bei der Gleichheit der
Vorbedingungen für beide Lokalitäten auch für die Aula maass-
gebend sein; der daraus sich ergebende Gesammtraum bean-
sprucht jedoch namentlich bei Gymnasien von grosser Schüler-
zahl so exorbitante Maassverhältnisse und Kosten, dass eine
Verminderung des für jene ermittelten Maasses sich in der
Regel als nothwendig erweist, und eine Grundfläche von 6 □'
pro Kopf in der Regel schon als eine sehr befriedigende
Norm angesehen werdeu darf.
Ueber die Anordnung der Lokale über und neben ein-
ander, die Disposition der Flure und Treppen, der Zugänge
von der Strasse und nach dem Hofe, lassen sich eben so we-
nig allgemein gültige Prinzipien aufstellen, wie über die Ein-
richtung der technischen Mittel zur Heizung und Ventilation,
deren wirksame Anwendung jedoch um deswillen als eine we-
sentliche Bedingung an die oben gefundenen Bedürfnissmaasse
der Grundflächen und resp. Kubikräume geknüpft ist, weil die
neuen Schulen der Residenz ganz allgemein mit guten Venti-
latiousvorkehrungen versehen sind. Jene Anordnungen sind
stets durch lokale Verhältnisse bediugt, und selbst die weni-
gen allgemeinen Andeutungen, welche die Unterzeichnete De-
putation in dieser Beziehung zu bemerken sich gestattet, wer-
den stets unter Berücksichtigung der lokalen Einflüsse beur-
theilt werden müssen.
In Betreff der Lage der Unterrichtsklassen wird dieje-
nige Anordnung den Vorzug verdienen, welche dem Schüler
das Ersteigen von 'kreppen bei den täglich besuchten Klassen
entbehrlich macht, und wenn dies nicht für alle erreichbar
ist, wenigstens die unteren Klassen im Erdgeschoss disponirt.
In gleichem Maasse sind die Freitreppen vor den Hauseingän-
gen nachtheilig, da sie im Winter nicht ohne Gefahr passirt
werden können, dagegen Erweiterungen der Flure bei den
Treppenaustritten emplehlenswerth , insofern sie der aus ver-
schiedenen Fluren zuströmenden Frequenz der Schüler grössere
Bäume der Vereinigung darbieten.
Wird die Grundfläche der Anstalt von städtischen Stras-
sen begrenzt, so wird es darauf ankommen, die Störungen des
Unterrichts durch das Strassengeräusch zu verhüten, und ent-
weder die Flure an der Strassenseite, die Klassen an der Hof-
seite zu plaziren, oder die Situation des Schulgebäudes selbst
in solcher Entfernung von den Strassen zu wählen, dass die
Nachtheile der letzteren wirkungslos bleiben.
Endlich darf auch die Möglichkeit einer Feuersgefahr
nicht unerwähnt bleiben, und wird bei Gebäuden mit mehren
Stockwerken durch massive Treppen und gewölbte Flure auf
sichere Mittel zur Rettung Bedacht zu nehmen sein.
Mittheilungen aus Vereinen.
Sächsischer Ingenieur-Verein. 64. Hauptversamm-
lung des Vereins am 3. Mai 1868 zu Chemnitz. Nachdem
in No. 23 d. Bl., Seite 235 bereits über die Verhandlungen
der 3. (Hochbau) Sektion berichtet worden ist, sei über die
Verhandlungen der drei anderen Sektionen folgendes bemerkt:
In der ersten Sektion (Ingenieure im engeren Sinne, d. h.
Ingenieure für Strassen-, Wasser-, Brücken- und Eisenbahn-
Bau und Betrieb) gab der Betriebs-Ingenieur Schmidt seine
hauptsächlich reich an der Sächs.- Schlesischen Bahn (Dres-
den - — Görlitz) angestellten Studien über Schneeverwehungen
kund, erläuterte das Wesen derselben und führte die gegen
die Verwehungen angeführten Schutzmittel nebst deren Kosten
auf. Die Vorkehrungen bestehen in einfachen Zäunen von
Reisig geflochten, in Flechtzäunen mit nebengepflanzten Fich-
tenhecken, in aufgeworfenen Erddämmchen mit aufgesetzten
Flechtzäunen und in doppelten Dämmchen mit aufgesetzten
Flecht zäunen und Fichtenhecken. Alle aufgeführten Vorkeh-
rungen können gänzliche Verwehung der Bahnen bei lang an-
haltenden Wehen nicht gänzlich verhüten, jedoch so lange
aufhalten, dass bis zur Wiederkehr der Wehen die Bahn
wieder fahrbar gemacht werden kann. — Hierauf sprach Dr
Fränkel über die neusten Konstruktionsformen eiserner
Brücken, unter Vorzeigung einiger der polyt. Schule zu Dres-
den gehöriger und sehr schön gearbeiteter Modelle. Er ver-
breitete sich hauptsächlich über die parabolischen, Paulischen
und Schwedler’schen Träger (welch letztere Konstruktion an
der Elbbriicke für die neue Leipzig-Dresdner Bahn in Meissen
Verwendung gefunden hat), gab die Vortheile dieser Konstruk-
tion an einem Beispiel an und berührte kurz die drei Haupt-
formen der versteiften Hängebrücken (mit schlaffem Bogen
und steifem Balkenträger, mit versteiftem Bogen und schlaffem
Balken, mit schlaffem Bogen und schlaffem Balken zwischen
denen ein versteifendes Fachwerk.) — Durch hierauf vom Be-
triebsingenieur Bleyl gegebene Notizen über Asphalt ent-
wickelte sich eine lebhafte Debatte über Verwendung desselben
zu Perrons und Isolirschichten, während über andere Ver-
wendungen die Diskussion ausgesetzt bleiben musste. Schliess-
lich berichtete Betriebsingenieur C la u s über die Minenspren-
gung am Harrassprung bei Lichteuwalde, worüber bereits Notiz
in No. 10 d. Bl. gegeben wurde.
In der zweiten Sektion (Ingenieure für Maschinenwesen
und mechanischen Eisenbahnbetrieb) referirte zuerst Betriebs-
oberinspektor Tau b er t h über einen Besuch der höchst inter-
essanten Brennerbahn, deren Baukosten für 16 Meilen Länge
24‘/j Millionen Gulden betragen haben. Hierauf erläuterte
Fabrikdirektor Schultz durch Zeichnung eine von ihm kon-
struirte Dampfkesselfeuerung für möglichst rauchfreie und
sparsame Verbrennung klarer, leicht backender Steinkohle,
sodann referirte Professor Dr. Hartig über Verwendung der
in Amerika besonders üblichen Cycloidalmühlen zur Herstellung
der feinsten Staubpulver und sprach darauf über den in der
Pariser Ausstellung mit grosser Anerkennung ausgestellt ge-
wesenen Davies’schen Dampfhammer — einen Schwanzhammer,
welcher eine Veränderung in der Richtung der Schläge zulässt.
In der vierten Sektion (Bergbau- und Hütteningenieure)
sprach Dr. Otto über Fangvorrichtungen unter Vorzeigung
eines Modelles der von ihm konstruirten Vorrichtung, und
Bergschuldirektor Kreiselier über Steinbohrmaschinen ins-
besondere über die von Sommeiller & Sachs konstruirten.
In der nach Beendigung der Sektionssitzungen abgehal-
tenen General-Versammlung erledigte man in der Hauptsache
nur Geschäftliches und genehmigte auf Antrag der ernannten
Sachverständigen-Kommission die Summe von 500 Thlr. zu den
in früherer Versammlung bestimmten Anemometerversuchen.
Am 4. Mai unternahm eine grosse Anzahl Mitglieder
eine Exkursion nach Altenburg zum Besuch der von Baurath
He noch daselbst angelegten neuen Wasserleitung, deren ge-
lungene Anlage durch Versuche sich bestätigte, sowie zur Be-
sichtigung des Schlossneubaues.
Die 65. Versammlung des Sächs. Ingenieur-Ver-
eins fand am 15. und 16. August a. c. zu Dresden statt
und gewährte in einer unter zahlreicher Betheiliguug der Ver-
einsmitglieder gehaltenen Abendsitzung der vierten Sektion
der Vortrag des Prof. Richter über Spektralanalyse viel
374
Interessantes, umsomehr, da derselbe von prächtigen Versuchen
unter Benutzung der dem englischen Physiker Finn gehörigen
galvanischen Batterie von 50 Elementen begleitet vor. Die
Spektralanalyse wurde nach Vortragendem von Herschel &
Brewster entdeckt, von Miller angewendet, aber erst 1860
durch B unsen & Ki rehhoff auf die jetzige Vollkommenheit
gebracht. Die Spektralanalyse beruht auf dem längst bekannten
Umstande, dass verschiedene elementare Körper, insbesondere
Leichtmetalle, verschiedene charakteristische Flammenfärbungen
erzeugen und diese gefärbten Flammen mittelst Prismen zer-
legt das siebenfarbig angenommene Sonnenspektrum wesentlich
verändern und zum Theil absorbiren. Man verwendet zur
Ausführung der Spektralanalyse entweder Spektroskope d. h.
Apparate, welche das Licht des in möglichst wenig leuchten-
der Flamme (Bunsen’scher Gasbrenner) glühend gemachten
oder in seinen Verbindungen (besonders mit Chlor) zum Ver-
flüchtigen gebrachten Metalls durch eine mit einem Schlitz
versehene Röhre auf ein stark brechendes Glasprisma auffallen
lassen, während von der anderen Seite des Prismas die Beob-
achtung durch ein aufgestelltes Fernrohr erfolgt. Gleichzeitig
lässt man durch Licht reflektirt auf die zwischen beiden Röh-
ren gelegene Spitze des Prisma eine auf Glas photographirte
Skala reflektiren, so dass man beim Beobachten stets eine
Vergleichung mit dem einfachen Sonnenspektrum vor Augen
hat und die von verschiedenen Elementen hervorgerufenen
farbigen Streifen im Spektrum nach der Frauenhofer’schen
Linie genauer präzisiren kann. Andererseits stellt man die
Spectra objectiv dar und bringt die zu untersuchenden Körper
entweder zwischen Kalk- oder Platinpole einer sehr starken
galvanischen Batterie oder stellt die Spitzen der Pole von
den zu untersuchenden Metallen dar. Das so hervorgerufene
Licht wird in einer sogenannten Dubosque’schen Lampe auf-
gefangen, gebrochen und auf einen weissen Schirm geworfen,
wodurch man weithin sichtbar die einzelnen charakteristischen
Streifen in dem Farbenspektrum erhält. Gasarten prüft man,
indem man den elektrischen Funken durch Röhren leitet, in
welchen die Gase eingeschmolzen sind, und erzeugen dieselben
im Spektrum charakteristische dunkle Streifen , wodurch die
Frauenhofer’schen Linien des Sonnenspektrums auf die Ein-
wirkung einer grossen Anzahl Gasarten zurückgeführt werden.
Bekanntlich sind bereits Metalle durch die Spektralanalyse
entdeckt worden, so das Thallium (liefert ein stark brechendes
Glas, das bereits zuweilen an Stelle des Flintglases zu Pris-
men verwendet worden), Caesium, und neuerdings von Vor-
tragendem das in Paris in einem sehr grossen Stück ausge-
stellte Indium. —
Am folgenden Tage, den 16. August, hielt die erste Sektion
eine Sitzung und verhandelte zwei analoge Themata, indem
zuerst Betriebsingenieur Dr. Fritzsche eine Flügelkonstruk-
tion für Brücken, Futtermauern etc. angab, welche bedeutende
Materialersparnisse bei gleicher Stabilität bieten soll. Diese
Konstruktion besteht darin, dass man die Flügel einer Brücke
45 Grad rückwärts gegen die Bahnachse neigt und die Flügel
nicht bis zum Boden herabreichen lässt sondern am Ende
durch eine Dammkegelschüttung ersetzt, wobei auf Belassung
des erforderlichen lichten Raumes für durchgeführte Wege
oder Wasserläufe zu achten ist. An zweiter Stelle berechnete
Betriebsingenieur Hättascli die vortheilhafteste Gewölbehöhe
einer in eine hohe Dammschüttung eingebauten Wölbunter-
führung nach praktischen Beispielen und theoretisch dadurch,
dass er das Widerlager zu einem Minimum machte, was er-
halten wird, wenn man Moment des Bogenschubes gleich
Moment des einwirkenden Erddruckes werden lässt.
ln der zweiten Sektion sprach Prof. Dr. H artig über
Zahnrädermechanismus mit grosser Uebersetzung und führte
an, dass sich Scheibenräder zu sehr abnutzten, weshalb neuer-
dings mit Vortheil Exzenterräder mit innerer Verzahnung au-
gewendet worden seien. Fabrikdirektor S chultz führte zwei
neue Mnnometerkonstruktionen für Dampfkessel vor, welche
ohne Feder und Quecksilber mit dem Wasserraum des Kessels
in Verbindung stehen und die Zusammenpressung des Dampfes
direkt angeben; Ingenieur Lochner referirte hierauf über
Gusstahlschieneu und deren Abnutzung nach eigenem und
Wöhlert’schen Versuche (im Durchschnitt 1,42 Prozent). Zum
Schluss sprach noch Maschinenmeister Ehrhardt über Stahl-
kessel und deren Verhalten.
ln der dritten fachwissenschaftlichen Sektion (für Archi-
tektur und Hochbau) sprach zunächst Architekt Dr. Mo f lies
über Aufdeckung und Wiederherstellung alter Wandgemälde,
mit besonderer Rücksicht auf die zur Zeit in Ausführung be-
griffene Wiederaufdeckung der mit Leimfarbe hergestellten,
früher mit Zemeutputz überzogenen Gemälde im Kreuzgange
des Leipziger Uuiversitätsgebäudes, sowie über die Erfolge,
welche er bei Reparirung wurmfrässigen Holzes erzielt hätte;
hierauf berichtete Baumeister Glöckner im Namen der in
letzter Sitzung eingesetzten Kommission über Honorirung der
Architekten und gab die bis jetzt erhaltenen Gesichtspunkte
an zahlreichen Beispielen an ; da die Arbeit nicht abgeschlossen,
wurde beschlossen, dass die Kommission ihre Thätigkeit noch
fortsetzen solle, und wurde sie zu diesem Zwecke durch Zuwahl
verschiedener ausführender Baumeister aus dem ganzen Lande
ver>tärkt. Nur flüchtig wurde der dritte Gegenstand der
Tagesordnung erwähnt, die Einrichtungen, welche in Folge
der Einführung des Metermaasses bezüglich der Baumaterialien
zu treffen sind, und soll dieser Gegenstand später in einer
Hauptversammlung diskutirt werden.
Nach Beendigung der Sektionssitzungen fand eine ziem-
lich zahlreich besuchte Hauptversammlung statt, in welcher
prächtige, in Berlin ausgeführte Photographien der grösseren
Kunstbauten der im Bau begriffenen Freiberg-Flöhaer Bahn
( Dresden — Chemnitz) und der Seitenbahn nach Frankenberg
und Hainichen durch das Königliche Finanzministerium aus-
gestellt waren. Zur Mittheilung gelangt, dass die Institution
Of Civil- Engineers zu London den Austausch der Schriften
angeboten, die eigenen sofort mit übersendet und ein Zirkular
beigelegt habe, enthaltend das Ersuchen von Mittheilungen
über die Ausbildung der Techniker, worüber im Verein No-
tizen zusammengestellt werden sollen. Auf Antrag der dritten
Sektion wurde der Beschluss gefasst, an den Ausschuss des
deutschen Architekten- und Ingenieur-Vereins das Ersuchen
zu richten, das gleichzeitige Tagen mit Vereinen von gleicher
Tendenz wenn möglich künftig zu vermeiden, resp. als ältester
Verein die anderen Vereine zu ersuchen, ihre Sitzungen nicht
mit den seinigen zusammenfallen zu lassen. Hierauf hielt
Herr Ingenieur Kohl aus Weimar einen längeren anziehenden
Vortrag über Pfahlbauten und ging nach Erörterung der für
dieselben angenommenen Perioden und Zeitalter über auf die
von dpn Pfahlbauern entwickelte Bauthätigkeit, welche als
eine ziemlich ausgedehnte und mit Rücksicht auf die benutz-
ten Hülfsmittel vorgeschrittene bezeichnet wurde.
Am folgenden Tage wurde eine Exkursion nach Tetscheu
zur Besichtigung von Bauten und Spinnereien unternommen.
Architekten-Verein zu Berlin. Die siebente Exkursion
des Architekten -Vereins, -welche Sonnabend den 22. August
unter einer Betheiligung von 86 Mitgliedern stattfand, galt
einer Besichtigung des Zeughauses.
Sammelplatz war der durch die Schliiter’schen Masken
sterbender Krieger berühmte Hof des Gebäudes, wo gegen-
wärtig der im Mittelpunkt desselben aufgestellte Flensburger
Löwe einen drastischen Gegensatz zu diesen phantasievolleu
Kunstwerken bildet. Von hier traten wir in zwei Abteilun-
gen in das gewölbte Erdgeschoss, dessen südliche Hälfte als
Artillerie-Museum dient. Abgegrenzt durch ein aus Hellebar-
den und Spontons bestehendes Gitter, eine Beute des letzten
Feldzuges aus dem Prager Arsenal, ist es angefüllt mit Reprä-
sentanten genannter AYaffenart, von den schwedischen Leder-
Kanonen des 80jährigen Krieges an bis zu der Krupp’schen
Gusstahl-Hintei’ladungs- Kanone. Auch enthält dasselbe eine
Sammlung kleinerer Modelle von sämmtlichen preussischen
Kanonen , Wagen, Fahrzeugen und Bespannungen, sowie eine
desgleichen aus dem hannoverschen Arsenal seit 1866 entnom-
mene Sammlung von Modellen hannoverscher Geschütze.
Das darüber befindliche ganze Geschoss dient als Museum
für Handwaffen aller Länder und Zeiten , sowie als Vorraths-
raum für Zündnadelgewehre. Die Wände sind dekorirt mit säch-
sischen, österreichischen und französischen Trophäen und Fah-
neu aus dem siebenjährigen, dem Befreiungs- , dem dänischen
und dem letzten österreichischen Kriege. A on den dorischen
Säulen, welche die horizontale Decke tragen, sind vier, mit
vergoldeten Kapitälen und um den Schaft gewickelten golde-
neu Lorbeerguirlanden ausgezeichnet, aus französischen Gewehr-
läufen gebildet, welche aus den Befreiungskriegen herrühren :
zwei desgleichen sind mit österreichischen, im letzten Feldzuge
erbeuteten Schusswaffen ummantelt und ebeuso wie die vorigen
ornameutirt. — ln den Schränken daselbst findet man eine
vollständige Waffen-Sammlung aller Herren Länder von der
ältesten Zeit an vertreten. Die beiden Modelle zu den Reiter-
standbildern für die Kölner Rheinbrücke ,• ganz in der Weise
bronzeartig vergoldet, wie sie frisch nach dem Gusse in der
Farbe erschienen, stehen gleichfalls in diesem Geschosse des
Zeughauses, sowie einige vollständige ritterliche Riistungeu.
Den Schluss bildete das schöne freundliche Panorama,
welches uns die Aussicht von dem Dache dieses den preussi-
schen Waftenglanz gebührend verherrlichenden Gebäudes nach
allen vier Windrichtungen zu schauen gab. Nach der Besich-
tigung fanden sich zur geselligen Zusammenkunft noch circa
30 Mitglieder im Miiuchener Brauhaus zusammen.
Hierzu eine Beilage.
375
Vermischtes.
Programm für die XV. Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure in Hamburg von 1. bis
4 . September 1868.
Vorabend, den 31. August.
7 ’ Uhr Abends: Zusammenkunft im Festpavillon auf der Alster,
freie Ueberfahrt von der Ecke des alten und neuen
Jungfernstieges, Streit’s Hotel gegenüber, und vom
Alsterdamm, beim Alsterthor. — Bei ungünstiger
Witterung findet die Zusammenkunft in Sagebiel’s
Saal, auf der grossen Drehbahn, statt.
Diens tag, den 1. September.
9 Uhr Morgens: Gesammtsitzung in Sagebiel’s Saal.
10j „ Abtheilungssitzungen in der Kunsthalle, in welcher
sich auch die Ausstellung befindet.
1 ,. Wanderung in Abtheilungen durch die Stadt nach
dem Sandthorquai und Quaibau.
4 ,. Von dort auf Dampfböten (Abfahrt der Dampf-
mühle gegenüber) zur Elbbrückenanlage, Besichti-
gung der Stadt-Wasserkunst und Hafenfahrt.
6 „ Ankunft am Landungsplatz in St. Pauli. Für Mit-
tagessen ist in verschiedenen Restaurationen in St.
Pauli vorgesorgt, doch sind im Voraus im Bureau
Karten dazu zu lösen, um sich Platz zu sichern und
Ueberfüllung zu verhüten.
8 „ Schultze’s Theater in St. Pauli; freier Eintritt.
Mittwoch, den 2. September.
7 j Uhr Morgens: Caffe im zoologischen Garten.
9) „ Abtheilungssitzungen in der Knnsthalle.
lj „ Nach dem Landungsplatz der Hamburg - Amerikani-
schen Packetfahrt - Aktien - Gesellschaft zur Besichti-
gung der „Cimbria“.
3 „ Elbfahrt vom Landungsplatz in St. Pauli nach Blan-
kenese.
4j „ Mittag im Fährhause in Blankenese, wozu im Bureau
im Voraus Karten zu lösen sind.
65 „ Nach dem Bahnhof in Blankenese.
7j „ Ganz präzise, von dort Rückfahrt pr. Verbindungs-
bahn, wozu von der Direktion der Altona-Kieler
Eisenbahn - Gesellschaft ein Extrazug zur Disposition
gestellt ist.
8 „ Beginn der Abend-Unterhaltung bei Döbereiner im
„Neuen Raben“.
Donnerstag, den 3. September.
85 Uhr Morgens: Abfahrt nach Lübeck. Karten und Spe-
zial-Programme für Lübeck gefälligst vorher im Bu-
reau zu lösen.
9) „ Abends: Abfahrt von Lübeck nach Hamburg. Zu
beiden Fahrten hat die Direktion der Hamburg-
Lübecker Eisenbahn einen Extrazug zur Verfügung
gestellt.
Freitag, den 4. September.
SJ Uhr Morgens: Abtheilungssitzungen.
12 „ Gesammt - Sehlussitzung: Referate aus den Abtheilun-
gen. Beschlussfassung über den Ort für die nächste
Versammlung und Neuwahl des Vorstandes.
2j „ Alsterfahrt und Spaziergang über Uhlenhorst und
Harvestehude; bis Ü/j Uhr.
5 „ Gemeinschaftliches Mittagessen bei Sagebiel, zu
welchem die Karten vorher im Bureau zu lösen.
8 „ Gesellige Zusammenkunft im Festpavillon auf der
Alster. Ueberfahrt etc. wie am 31. August.
NB. Alle im Programm angegebenen Zeiten
werden genau eingehalten.
Ausserordentliche Fahrten.*') Sonnabend den
5. September.
6 Uhr früh: Abfahrt vom Dammthorbahnhof nach Kiel, mit
einem dazu von der Direktion der Altona- Kieler
Eisenbahn - Gesellschaft zur Verfügung gestellten
Extrazuge.
9*/i „ Seefahrt von Kiel aus, auf den von der dortigen
Marinestation gütigst dazu disponirten Kriegsfahr-
zeugen; soweit die Zeit es gestattet.
ü1/» » Nachm.: Abfahrt mit dem vorerwähnten Extrazuge
von Kiel zurück nach Hamburg.
NB. Zu dieser Tour sind die erforderlichen Karten im
Bureau zu bekommen.
Sonntag, den 6. September. Fahrt nach Helgoland
mit dem Dampfschiffe „Helgoland“. Hin und zurück 2 Thlr.
8 Uhr früh: Abfahrt vom Landungsplätze der Dampf-
schiffe in St. Pauli.
*) Die beiden ausserordentlichen Fahrten erleiden vielleicht
noch eine Aenderung.
Dienstag den 9. September: Rückfahrt von Helgo-
land: doch können auch später, an jedem Donnerstag und
Sonnabend, die regelmässigen Fahrten dieses Botes zur Rück-
fahrt benutzt werden.
Wer schon den 5. September nach Helgoland fahren will,
benutzt dazu das Morgens 9 Uhr vom Landungsplatz in
St. Pauli abgehende Dampfschiff „Cuxhaven“ (Preis 2 Thlr.
hin, 2 Thlr. zurück) und kann mit diesem Boot regelmässig
jeden Dienstag, Freitag und Montag zurückkehren.
In betheiligten Kreisen wird augenblicklich sehr lebhaft
die Frage erörtert, ob nach Erlass des Noth-Gewerbe-Gesetzes
die Prüfung als Privat-Baumeister in Preussen beibehalten
werden wird oder nicht, zum Mindesten ob es denen, welche
sich bereits in Vorbereitung für diese Prüfung befanden , ge-
stattet sein soll, sie noch abzulegen. Mehre der davon Be-
troffenen haben bis jetzt vergeblich um Auskunft gebeten, wie
über sie entschieden werden soll; von Anderen wird eine Pe-
tition vorbereitet, die Ablegung der Privat- Baumeister-Prü-
fung allen denen, welche zu diesem Zwecke bereits die Bau-
Akademie bezogen haben, zu gestatten. — Die Entscheidung
der Frage und zwar für Beibehaltung der Privat- Bau-
meister- Prüfung erscheint uns übrigens, seitdem die Ausfüh-
rungs-Bestimmungen des Hrn. Ministers für Handel etc. zu
dem neuen Gewerbe-Gesetze erlassen sind, kaum noch zweifel-
haft, wenn lediglich jenes Gesetz als Ausgangspunkt dienen
soll. Denn wenn noch fernerhin Lehrlingen die Gelegenheit
geboten wird, ein Gesellen -Examen ausser der Innung abzu-
legen, weil sie bisher ein Recht darauf hatten, und wenn dies
sogar als einer der Gründe geltend gemacht wird, dass die
bisherigen Kreis -Priifungs- Kommissionen für Bauhandwerker
bestehen bleiben — so ist in der That nicht abzusehen , wie
die Prüfungen der Privat-Baumeister, denen ein Recht auf
Anstellung im Kommunal - Dienste zusteht, aufgehoben werden
sollten, so lange Kommunen nur geprüfte Beamten anstellen
dürfen. Und auch dieses ist bekanntlich in jenem Erlass des
Hrn. Handels- Ministers vom 24. Juli festgehalten worden.
Die Konstruktion der Dampfkrähne auf der neuen
Quaianlage in Hamburg. Während die Last am Krahne
hängt, kühlt sich der Zylinder ab: es muss also eine Konden-
sation und in Folge dessen ein Sinken der Last stattfinden,
wenn der Arbeiter nicht entsprechende Mengen Dampf unter
den Kolben Zuströmen lässt. Da dies die Aufmerksamkeit
desselben mehr wie thunlieh in Anspruch nehmen würde, so
ist folgende Anordnung getroffen: Mit der Kolbenstange des
Dampfzylinders steht die Stange eines Pumpenzylinders in
fester Verbindung; bei dem Aufgange beider tritt unter den
letzteren aus einem kleinen Reservoir Wasser, welches durch
ein Ventil an dem Zurückgehen gehindert wird. Die Last
wird also in derselben Höhe verbleiben, bis der Arbeiter da-
durch, dass er das Ventil theilweise oder ganz öffnet, das
allmählige oder schnellere Sinken derselben bewirkt.
Mit Hinweis darauf, dass bereits in Deutschland (Bahn-
hof zu Stettin) mit der Konzentrirnng der Weicbenzüge auf
einen Punkt begonnen wurde, seien hier (nach einem Aufsatze
des Professor Sonne) die nach dem System Saxby und
Farmer getroffenen Einrichtungen der Station Cannon- Street
zu London, von der ein Modell auf der Pariser Ausstellung
zu sehen war, kurz erwähnt.
Vier Geleise für Züge und ein Maschinengeleise laufen
in den Bahnhof ein und verzweigen sich vor der Halle in
9 Geleise (4 Ankunfts-, 4 Abfahrts-, 1 Maschinengeleise). Diese
Geleise sind mit 32 Weichen verbunden und zur Deckung der
letzteren 35 Signale nöthig. Die Bewegung der Weichen und
Signale erfordert also 67 Hebel, welche man auf einer am
Bahnhofseingang über den Geleisen angebrachten , durch ein
Glashaus geschützten Plattform vereinigt hat. Dorthin werden
ankommende und abgehende Züge telegraphisch gemeldet,
worauf die Stellung der Hebel erfolgt. Letztere sind in ein-
zelne Gruppen getheilt und ist dabei eine Einrichtung in der
Weise getroffen, dass bei Bewegung des Weichenhebels zu-
gleich ein Riegel sich so einschiebt, dass nur die zu dem
Weichenhebel gehörigen Signalhebel bewegt werden können,
wogegen sämmtliche übrigen Hebel bei dieser Lage des Riegels
eine Bewegung nicht gestatten. Durch diese Einrichtung hat
man es ermöglicht, dass in der verkehrreichsten Zeit des
Tages stündlich 18 Züge ankommen und ebenso viele abgehen
können, ohne dass Störungen eintreten.
In No. 27 des vorigen Jahrgangs brachten wir einen Auf-
satz des Prof. Sonne über Sicherung der Eisenbahnzüge,
welche bei Ausweichungen gegen die Spitze der
Weichenzungenfahren, und berichten nun über eine andere
376
von einer englischen Firma Livesay und Edwards erfundene
Einrichtung, welche das Oeffucn der Weiche während des
Passirens eines Zuges hindert. Vor der Zungenspitze liegt an
der äussern Seite jeder Schiene eine 16' lange Eisenstange
mit 5 Gelenken, welche so mit der Weiche verbunden ist, dass
sie bei dem Weichenstande auf „Halb“ sich über die Schiene
erhebt, bei geschlossener und bei geöffneter Weiche dagegen
unter der Oberkante der Schiene liegt. Ist die Lokomotive
in die Weiche eingetreten, so hindern die Räder der folgen-
den Wagen das Aufsteigen der Stange und somit das Oeffnen
der Weiche. — Eine ähnliche Vorrichtung bringt in No. 32
dieses Jahrgangs die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-
Verwaltungen, welche in No. 41. v. J. die vorstehende er-
wähnte, sich dieser Mittheilung jetzt aber nicht mehr zu er-
innern scheint. Bei der letztgenannten Konstruktion, welche
von den Ingenieuren Paravicini und Clement erfunden und
an der Kaiserin Elisabeth-Bahn mehrfach ausgeführt ist, wird
statt der oben erwähnten Eisenschiene eine um eine Axe dreh-
bare Eisenstange durch die Räder niedergehalten : die Stange
ist mit einem Keile verbunden, welcher auf der geneigten
Ebene eines zweiten Keiles gleitend den festen Anschluss der
Weichenzunge bewirkt. 1
Konkurrenzen.
Der Magistrat zu Pest hat unterm 22. Juli eine Kon-
kurrenz für Pläne und Kostenübersehläge zu einem Schlacht-
hause ausgeschrieben. Programme sind aus dem städtischen
Ingenieuramt zu beziehen; Einlieferungstermin ist der 22. Ok-
tober d. J. Erster Preis 1200 Fl., zweiter Preis 800 Fl.,
dritter Preis 400 Fl.
P ersonai - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Landbaumeister Krüger zu Cüslin zum
Bau - Inspektor daselbst, — der Baumeister Fritze zu Hamburg
zum Landbaumeister zu Cöslin, — der Baumeister Karl Christoph
Friedrich Gustav Schulze in Halberstadt zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Königl. Westfälischen Eisenbahn in Höxter.
Dem Lehrer an der Polytechnischen Schule zu Hannover,
Architekten Heinrich Köhler, ist der Charakter als Bau-Rath
verliehen.
Der Architekt R. Bergan in Danzig hat den Ruf erhalten
die Professur für Kunstgeschichte an der Kunstgewerbeschule zu
Nürnberg zu übernehmen, und denselben angenommen.
Offene Stellen.
1. Zur Leitung des Baues eines Gefangenhauses beim hiesigen
Kreisgericht wird bei ca. 1’/, jähriger Dauer ein Baumeister
gegen 2 Thlr. Diäten gesucht durch Bauinsp. Trübe in Stralsund.
2. Ein Bauführer gegen l1/, Thlr. Diäten wird sofort auf
ca. 4 Monate zu einem Uferbau an der Oder in Breslau gesucht
vom Bau - Inspektor Klein in Breslau.
3. Ein Baumeister oder Bauführer wird für lang andau-
ernde Beschäftigung gesucht. Näheres beim Baumeister Wuttke,
Berlin, Königgrätzerstrasse 131. 9 — 11.
4. Ein Bauführer findet beim Eisenbahnbau sofort Beschäf-
tigung. Näheres mitzutheilen hat Auftrag Bauführer Rhenius
in Oppeln.
5. Zwei Baumeister werden zu Eisenbahnbauten gesucht.
Meldungen in der Expedition sub R. E.
tl. Ein Zeichner wird verlangt. Näheres im Inseratentheile.
7. Von der Königl. Festungsbau - Direktion in Friedrichsort
wird ein Baumeister oder Bauführer gesucht. Näheres im
Inseratentheile.
8. Für den Bau eines Domänen -Vorwerks wird sofort auf
4 Monate ein Bauführer gegen l1/, Thlr. Diäten, freie Wohnung
und Reisekosten gesucht vom Bau -Inspektor Deutschmann in
Wittenberg (Festung).
9. Zur Anfertigung der Vorarbeiten für eine inländische
Privatbahn werden noch einige mit solchen Arbeiten vertraute
Ingenieure, Bauführer oder Feldmesser unter günstigen
Bedingungen gesucht, Meldungen bei dem Baumeister Wernich,
Berlin, Bethanienufer 7, 1 Tr., Mittags zwischen 2 und 4 Uhr.
10. Ein gewandter Z ei chn er wird gesucht. Meldungen beim
Bauführer Heim, Berlin, Schützenstrasse 6, 2 Tr., 7 — 10.
Die Stelle alin. 6, No. 34 ist besetzt.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von Herrn Sp. in Berlin.
Architekten-Verein zu Berlin.
Hauptversammlung am Sonnabend den 29. August.
1. Beurtheilung der Monats - Konkurrenzen und Abstimmung
darüber.
2. Bericht der Kommission über einen Vorschlag zur Normirung
des architektonischen Honorars; Berathung und Abstimmung über
denselben.
3. Bericht der Lokal - Kommission über die Erwerbung eines
Vereins- Lokals in den Räumen des deutschen Gewerbe - Museums,
sowie über ein Anerbieten des Baumeister PI ess n e r , die Erbauung
eines neuen Vereins-Lokals betreffend; Berathung und Abstimmung
darüber.
4. Besprechung über die Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure in Hamburg.
KekangiliHaeliii nt;.
Die Königliche Fortifikation zu Geestemünde (bei Bremen)
sucht einen im Konstruiren von Eisen -Verbindungen gewandten
Zeichner zur Unterstützung beim Projektiren eiserner Thiirme für
Küsteu-Befestigungen. Die qu. Stellung muss sogleich angetreten
werden; Atteste und Ansprüche sind umgehend der vorgenannten
Behörde portofrei einzusenden.
Itekaniilnttirliunj;.
Bei der Unterzeichneten Behörde in der Feste Friedrichsort,
l»/4 Meilen von Kiel, findet ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr.
Diäten oder ein bereits erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort und voraussichtlich auf längere Zeit für einfache Hochbauten
Beschäftigung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen werden erbeten.
Friedrichsort, den 23. August 1868.
nie Künitsliclie Fetttuiigabau - Direktion.
Gesucht wird unter vortheilhaften Bedingungen ein Betriebs-
Dirigent für eine seit zwei Jahren im Betrieb befindliche grosse
Dampfziegelei mit Hecke'schen Pressen, gleich oder im Spätherbst
d. J. anzutreten. — Nur solche Personen werden Beachtung finden,
welche für ihre fachmännische Tüchtigkeit bündige Beweise bei- |
bringen können, diejenigen aber bevorzugt werden, welche auf Kö-
niglichen oder auf solchen privaten Ziegeleien, die hauptsächlich für
fortifikatorische Zwecke zur Zufriedenheit des Gouvernements arbei-
ten, bereits eine gleiche Stellung eingenommen und in derselben
sich bewährt haben. — Offerten in der Exp. d. Ztg. sub T. 19.
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Berlin. Granger & Hyan.
Ein junger Mann, praktisch und theoretisch gebildeter Maurer,
welcher schon Bauten selbstständig geleitet und gute Zeugnisse auf-
zuweisen hat, sucht vom 1. Oktober er. ausserhalb, bei einem Bau-
oder Maurermeister, Beschäftigung. Gefällige Adressen sub R. S. T.
nimmt die Expedition dieser Zeitung entgegen.
Ein junger Mann, Maurer und Zimmermann, in Besitz guter
Zeugnisse, sucht eine Stelle im Komtoir. Gefällige Offerten unter
Chiffre L. H. in der Expedition.
Ein junger Maurermeister, zugleich gelernter Zimmermann, seit
Jahren bei Eisenbahnbauten und grösseren Wasserbauten beschäf-
tigt, mit Büreauarbeiten vertraut und gegenwärtig bei einem grösse-
ren Wasserbau thätig, sucht in einem anderen grösseren Baugeschäft
als Geschäftsführer eine Stellung. Gefällige Offerten mit Angabe
der Bedingungen befördert die Exped. d. Zeitung unt. Chiffre D. III.
Ein junger Maurermeister auch in Vermessungsarbeiten etc.
praktisch erfahren, sucht eine Stellung. Gefl. Adr. sub G. H. 71
in der Expedition dieses Blattes.
Ein junger Mann, bis jetzt ausschliesslich in Bau-Büreaus be-
schäftigt und noch im Dienst als Bauschreiber bei einer Eisenbahn,
mit Korrespondenz und Buchführung vollständig vertraut, sucht
möglichst bald anderweite Stellung in gleicher Branche. Gefällige
Offerten werden erbeten sub H. W. 100 in der Exp. dies. Blattes.
Nene Berliner Verbindungsbahn.
Die Lieferung von
500 .yiille hartgebrannter Mauersteine resp.
Klinker
für den Bau der Spreebrücke bei Stralau soll im Wege der öffent-
lichen Submission verdungen werden und liegen die bezüglichen
Bedingungen in unserem Büreau, Köpnickerstrasse No. 29 zur Ein-
sicht offen; auch können daselbst Kopien derselben gegen Erstat-
tung der Kosten, sowie die Offerten-Formalare in Empfang ge-
nommen werden.
Anerbietungen sind bis zu dem am
Donnerstag, den 3 September d. J. Vormittags 10 TThr
stattfindenden Submissions -Termine portofrei an uns einzusenden.
Berlin, den 20. August 1868.
Hönixlirlie llirekt ion der Xiedersclilesisrli-
Vlärkiselien £iseiihalin,
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
Lithographische und kalligraphische Arbeiten jeder Art, so wie
Zeichnungen auf Holz etc. werden sorgfältig und billigst angefer-
tigt. Gefl. Aufträge nimmt die Exped. d. Bl. entgegen.
Rathenower Verblendsteine
ä Mille 12 Thlr. zu verkaufen Berlin, Teltowerstrasse 54.
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Architekt und Steinmetz -Meister
Berlin, Invaliden-Strasse No. 66E., ITreppe
empfiehlt sich für jede Steinmetzarbeit in Granit, Marmor und
Sandstein, sowie für die Anfertigung von Bauzeichnungen und
Voranschlägen.
377
Baugewerkschule zu Holzmindeii a, Weser.
Ingenieure und Architekten, welche geneigt sind, im nächsten
Winterkursus Unterricht zu ertheilen, wollen sich baldigst zur Ent-
gegennahme der Bedingungen schriftlich bei dem Unterzeichneten
melden.
Der Vorsteher der Bau ge werkschule
G. Haarmann.
29
14
8
Gotha - Leinefelder Eisenbahn.
Bekanntmachung;.
Zur Herstellung des Bahnkörpers, sowie zur Ausführung der
Kunstbauten der Gotha- Leinefelder Eisenbahn sollen auf der Strecke
zwischen Mühlhausen und Dingelstädt drei Loose und zwar:
a. Erdarbeiten
No. XII. mit 69137 Schaehtruthen zu be-
wegenden Bodens, incl. der Bö-
schungs-Arbeiten veranschlagt zu 76,278Thl. 16Sgr. 11 Pf.
No. XIII. mit 22692 Schachtruthen wie
vor zu 24,258
No. XIV. mit 34053 Schachtruthen wie
vor zu 37,584
b. Kunstbauten.
No. XII. mit ca. 162 Schachtruthen Mauerwerk
No. XIII. „ „ 743
No. XIV. „ „ 611
im Wege des öffentlichen Submissions -Verfahrens an geeignete
Unternehmer verdungen werden.
Die Pläne, Anschläge und Submissions -Bedingungen sind im
Abtheilungs-Büreau zu Gotha an den Wochentagen einzusehen,
die Submissions -Bedingungen werden auf portofreies Ansuchen
von dem Unterzeichneten kostenfrei mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten sind mit der Aufschrift:
„Offerte zur Uebernahme von Erdarbeiten Loos XII, XIII, XIV“
oder mit der Bezeichnung:
„Offerte zur Uebernahme von Kunstbauten Loos XII, XIII, XIV“
versehen, bis spätestens zu dem am
1. September c., Vormittags 101/, Uhr
in dem obenbezeichneten Büreau anstehenden Termine einzureichen,
in welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der etwa erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Gotha, den 10. August 1868.
Der Abtheilungs-Baumeister
W i t z e c k .
Eine in unmittelbarer Nähe Cassels gelegene Maschinen-Repa-
ratur- Werkstatt nebst vollständiger Einrichtung und Inventar, mit
Dampfmaschinen - Betrieb, soll mit dem dabei befindlichen Wohn-
haus und circa l1/, Acker grossen Garten verkauft, eventuell auf
mehre Jahre verpachtet werden.
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Wochenblatt
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des Äicliitcktcn-Verciiis zu Berlin.
Bestellungen
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und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien -Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Eritsch. Berlin, den 4. September 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Der Bau des neuen Zentral- Güter -Bahnhofes in Stettin.
- — • Das neue Dienstgebäude für den General- Stab zu Berlin. —
Feuilleton: Die Versammlungen deutscher Architekten und In-
genieure. — Mittheilungen aus Vereinen: Architekten-Verein
in Moskau. — Architekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes:
Eröffnung des Architektentages in Hamburg. — Siegesdenkmal auf
dem Königsplatze in Berlin. — Der Zusammenstoss auf der Eisen-
-/ — - — •— r-r —
bahn zwischen Chester und Holyhead. — Anwendung des Gegen-
dampfes zum Bremsen der Eisenbahnzüge. — Kirche des heiligen
Grabes in Jerusalem. — Mannheimer Rheinbrücke. — Prüfung
der preuss. Privatbaumeister. — Aus der Fachlitteratur: Or-
gan für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. • — ■ Konkurren-
zen: Monats - Aufgaben für den Architekten-Verein zu Berlin. —
Personal-Nachrichten etc.
Der Hau des neuen Zentral -Gütcrbahnhofes zu Stettin.
Im vorigen Jahrgänge dieses Blattes, No. 13, S. 117,
wurden die Anlagen des neuen Zentral -Güterbahnhofes
zu Stettin einer kurzen Besprechung unterzogen und die
einzelnen Bauwerke desselben im Allgemeinen und in
ihrer gegenseitigen Zusammengehörigkeit erläutert. Seit
jener Zeit ist das Werk seiner Vollendung mit raschem
Schritte entgegengegangen, so dass, nachdem bereits vor
3 Monaten der Güterbahnhof selbst dem Betriebe über-
geben ist, in Kurzem die Eröffnung der ganzen Anlage
zu erwarten steht. Unter Verweisung auf den oben an-
geführten Artikel soll in Folgendem eine etwas einge-
hendere Beschreibung der einzelnen Bau-Objekte gegeben
werden.
1. Der Güterbahnhof.
Derselbe ist 340° lang und 58° breit durch Auf-
schüttung im Wiesenterrain hergestellt worden; seine Längs-
richtung erstreckt sich nahezu von Norden nach Süden.
Von den an der Westseite sich hinziehenden, für den
durchgehenden Verkehr bestimmten beiden Geleisen zweigen
sich nach Osten hin die Gütergeleise ab, zusammengefasst
in zwei parallelen Gruppen, zwischen welchen zwei Reihen
von Güterschuppen und zwischen diesen eine 7° breite
Abfuhrstrasse liegen.
Es sind einstweilen, wenngleich der Raum für die
grosstmöglichste Erweiterung vorhanden ist, nur 4 Schup-
pen von 60' Tiefe und 350 bis 530' Länge zur Ausfüh-
rung gekommen, denen nach der Uebergabe an den Be-
trieb ein anderweitig frei gewordener durch Translozirung
zugesellt ist. Jene sind in ausgemauertem Fachwerk er-
baut und ohne feste Fundamentirung auf den aufgeschüt-
teten Boden gesetzt. Als Unterlage dienen starke, in den
Unterstützungspunkten des Gebäudes resp. Güterbodens
sich überkreuzende Holme, unter welchen gewöhnliche
Eisenbahnschwellen in 6' Entfernung zur möglichst gleich-
massigen Belastung des Bodens liegen. Da ein starkes
Setzen zu erwarten stand, wurden die im Frühjahr 1867
zuerst erbauten beiden Schuppen 3' höher gestellt, als sie
später stehen sollten, und hat sich dieses Maass bereits
bis auf wenige Zoll reduzirt. Die beiden andern im letzten
Sommer errichteten Schuppen, welche in den Stützpunkten
auf Ziegelsteinblöcke von 3'Q und 3' Höhe gestellt sind,
haben gleich die richtige Höhe erhalten und bisher keine
erhebliche Senkung gezeigt. Die Perrons zum Verladen
im Freien, welche sich auf beiden Enden an die Güter-
schuppen anscliliessen, sind in einer Breite von 4° ausge-
führt. Zwischen den beiden westlichen Schuppen liegt
das ebenfalls in ausgemauertem Fachwerk 1 Stock hoch
hergestellte Expeditionsgebäude, 147' lang und 50' tief,
mit einem an der Geleiseseite durchgehenden bedeckten
Perron. Es enthält einen Expeditionsraum, 1 Kassenzim-
mer, 1 Tresor, Zimmer für den Expeditions -Vorsteher,
den Stations-Vorsteher, für den Telegraphen, das Zugper-
sonal etc. Die Erwärmung des Gebäudes geschieht durch
eine Heisswasserheizung, ausgeführt durch Johann Haag
in Augsburg, welche sich vorzüglich bewährt und sehr-
günstige Resultate ergeben hat. Sämmtliche angeführten
Gebäude sind mit Wasserleitung versehen, welche durch
zahlreiche Ausflusshähne Gelegenheit bietet an allen Punk-
im Falle der Feuersgefahr Hülfe zu schaffen.
Die Rangirgeleise sind durch eine englische Weichen-
strasse verbunden, deren Bedienung durch eine Zentral-
Weiehenstellung nach dem System von Saxby und Farmer
erfolgt. Ein Sprachrohr, 3" weit von Zinkblech unter-
irdisch geführt, vermittelt die Kommunikation zwischen
dem Stationsvorsteher und dem Stellhiireau, welches auf
vier eisernen Säulen hoch über den durchgehenden Ge-
leisen errichtet ist. Gleichzeitig werden von hier aus die
Eingangsweichen und Signale bedient, zu welchem Zweck
eine telegraphische Verbindung mit den nächsten Stationen
hergestellt ist. — Zum Ueberschieben einzelner Wagen
zwischen den beiden Gruppen der Rangirgeleise sind so-
wohl kleine Drehscheiben, als auch eine Schiebebühne
mit nicht versenktem Geleise hergestellt worden. Die
letztere hat sich sehr gut bewährt und soll noch mit einer
Exter’schen Rangirmasehine*) in Verbindung gesetzt werden.
Gegen die Parnitz ist der Güterbahnhof durch eine
im Bau begriffene massive Futtermauer abgeschlossen. Das
gegenwärtig vor derselben noch befindliche 1 */2 — 2 Ruthen
breite Vorland soll bis — 12' ausgebaggert werden. Der
mittlere Wasserstand liegt bei -(- 1' 6", die Krone der
Mauer bei -f- 14' 8'' und findet der tragfällige Sandboden
sich unter einer durchschnittlich 23' tiefen Moorschiclit
erst bei ca. — 20'. Es werden liier quadratisch gemauerte
Brunnen von 16' Seite in Abständen von 8' herunter ge-
senkt und zwischen diesen unter dem niedrigsten Wasser-
stande 1 */2 Stein starke Gewölbe gespannt. Auf der so
gebildeten durchgehenden Fläche wird eine massive Mauer
aus Ziegelsteinen mit Verblendung von Niedermendiger
Basaltlava aufgeführt. Die Grundlage der Brunnen bildet
ein Geschlinge von 12 — 15" starken Balken, die an den
Ecken überblattet und verholzt und an der inneren Seite
abgeschrägt sind, so dass die Grundfläche nur 3" Breite
behält. Die Brunnenwand wird nur 2 Stein (13/V) stark
aufgeführt, erhält aber eine Versteifung durch die mit 3 '
Kathetenlänge angelegte Ausmauerung der Ecken, wodurch
die Länge der dünnen Wandung auf 6 ‘/2 ' reduzirt wird.
Als Mörtel wird eine Mischung von 1 Theil Zement,
*) Vide „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens“, Jahr-
gang 18G8, lieft 2.
380
1 Theil Kalk und 5 Tkeilen Sand benutzt, welche bei
warmer Witterung schon in 2 — 3 Tagen eine solche
Härte erlangt, dass ein Eindrücken der Wandungen nicht
zu befürchten ist. Bei kalter Witterung dagegen geschieht
die Erhärtung weit langsamer und bekommen die Brun-
nen, wenn die Senkung nicht ganz gleichmässig geschieht,
im Anfang leicht Risse, die indesen bei weiterer Ueber-
mauerung sich nicht mehr vergrössern und unschädlich sind.
Das Senken geschieht, so lange das Wasser bewältigt
werden kann, durch Ausgraben und Förderung des Bo-
dens mittelst grosser Eimer, wobei die Brunnen unter gün-
stigen Umständen täglich 2' herunter kommen. Weiterhin
tritt die sogenannte indische Schaufel ein, die täglich bis
1 ' fördern kann. Die geringe Ausdehnung des Baues
liess bisher eine Maschinenbaggerung, wie sie in Hamburg
angewandt, nicht vortheilhaft erscheinen. Die Torfmasse
setzt sicli zuweilen so fest an die Brunnenwandungen,
dass der Boden bis 7 ' unter dem Kranz weggegraben
war, ohne dass ein Sinken erfolgte; dann geräth plötzlich
der Brunnen in Bewegung und erreicht den Boden in
einigen Minuten. Die Betonnirung wird in der Regel
1 0 ' stark ausgeführt. Die Oeffnungen zwischen den Brun-
nen werden durch eine dahinter gerammte Spundwand
geschlossen.
2. Die Par nitzbrücke.
Eine Beschreibung der mit Hülfe komprimirter Luft
ausgeführten Fundirung dieser Brücke findet sich im vori-
gen Jahrgange No. IG, S. 151. Der Oberbau, bestehend
aus zwei festen Brücken von 120' Trägerlänge (nach
Schwedler’s System) und einer Drehbrücke von 11 7' Länge,
wurde bis zum 1. August 1867 durch die kölnische Ma-
schinenfabrik vollendet. An der Drehbrücke ist die von
J. W. S cli w edler konstruirte, höchst interessante Hebe-
und Feststellungsvorrichtung mit Kontregewicht angebracht,
deren Beschreibung leider ohne ausführliche Zeichnungen
FEUILLETON.
Die Versammlungen deutscher Architekten
und Ingenieure*).
Mehr als ein Vierteljahrhundert liegt zwischen der
ersten Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure
und derjenigen, die als die fünfzehnte gegenwärtig zu
Hamburg tagt — ein Vierteljahrhundert reich an Ereig-
nissen und hochbedeutsam für die Entwickelung unseres
Faches im Vaterlande. Wie viel oder wie wenig hierzu
jene Versammlungen beigetragen haben — und bekannt-
lich ist ihr Werth oft genug bestritten und angezweifelt
worden — dünkt uns eine miissige Frage, in die wir
uns nicht vertiefen wollen. Spricht doch die immer
Stärker gewordene Betheiligung, das erhöhte Interesse
deutlich genug dafür, dass ihre Bedeutung nicht darin
beruht, greifbare und positive Erfolge zu Tage zu för-
dern, sondern in der mächtigen Anregung, die der per-
sönliche Verkehr, der freie Meinungsaustausch zwischen
Fachgenossen verschiedener Gauen, verschiedener Schulen
unfehlbar zur Folge haben muss. Wohl aber scheint
es uns angemessen zu sein, nach einem solchen Zeitab-
schnitt dem Verlauf der bisherigen Versammlungen einen
kurzen Rückblick zu gönnen.
Unter den Wanderversammlungen deutscher Berufsge-
nossen nehmen die der Architekten und Ingenieure dem Alter
nach den vierten Rang ein. 20 Jahre lang hatten bereits
die Aerzte und Naturforscher, 10 Jahre die Philologen
und Schulmänner, und seit kürzerer Zeit vorher die deut-
schen Landwirthe und Forstmänner getagt, als im Jahre
1842 „an alle Architekten und diejenigen, welche ein
wissenschaftliches Interesse an der Baukunst nehmen,“ die
Einladung zu einer Zusammenkunft erging.
Leipzig, der Zentralsitz des deutschen Buchhandels
*) Das historische Material ist zumeist den älteren Jahrgängen
der F ä rste r sehen Bauzeilung entlehnt.
nicht möglich ist. Mit dieser stehen die Signale in solcher
Weise in Verbindung, dass sie nur bei absolut sicherem
Schluss auf fahrbar gestellt werden können.
3. Der Viadukt über die Silberwiese.
Seine Länge von 1081' ist vertheilt auf 29 Joche
von meistens 39' Länge, unter welchen 3 Wegeunter-
führungen. Er beginnt unmittelbar an der Parnitzbrücke
mit einer geraden Strecke von 625V* ' Länge und setzt
sich in einer Kurve von 60° Radius bis zur Oderbrücke
fort. Der Baugrund besteht aus aufgeschüttetem Boden
und Torf bis zu einer Tiefe von durchschnittlich 30'.
Bei der grossen Anzahl von Pfeilern musste auf eine
möglichst billige Fundirung Bedacht genommen werden.
Im Winter 1866/67 wurde probeweise ein Fundament
von 12' Breite und 32' Länge aus Ziegelsteinen in Kalk-
mörtel 6' unter dem Terrain auf den aufgeschütleten Bo-
den gesetzt und nach Vollendung mit einer Last von ca.
9000 Ztr., gleich der dreifachen höchsten späteren Be-
lastung, beschwert. Die Senkung wurde jede Woche ein-
mal beobachtet und graphisch notirt; die gebildete Kurve
näherte sich bald schon der geraden Linie und war nach
acht Wochen keine Aenderung mehr wahrzunehmen. Auf
dies Resultat hin wurde die Fundirung der übrigen
Pfeiler eben so vorgenommen, mit der Aenderung jedoch,
dass zunächst auf den durch eingestampfte Ziegelbrocken
geebneten Boden zwei gekreuzte Lagen von einzölligen
Brettern gelegt wurden. Mehre Pfeiler wurden gleich-
zeitig belastet und sobald eine fernere Senkung nicht
mehr bemerkbar war, aufgemauert. Die Aufmauerung
von 6' Breite und 28' Länge durfte aus fortifikatori-
schen Rücksichten nur bis 1' über dem Terrain aufge-
führt werden und wurde der übrige Theil des Unter-
baues aus Gusseisen hergestellt.
Sechs Grundplatten mit nach Oben erhöhten Rändern
und für die damaligen Kunstfehden ein „ neutrales Ge-
biet“, war zum ersten Fest- Orte auserlesen worden,
und dem dort wohnenden Dr. Putt rieh, bekannt als
Herausgeber des Werkes über Sachsen’s mittelalterliche
Baudenkmale, der den Plan einer solchen Versammlung
mit Berliner Architekten vereinbart hatte, gehört unstrei-
tig das Hauptverdienst an dem Zustandekommen derselben.
147 Theilnehmer hatten sich eingefunden, darunter etwa
60 aus Sachsen und Thüringen und ebensoviele aus den
zunächst liegenden preussischen Provinzen — 22 allein aus
Berlin. Aus dem Norden: den Hansestädten, Hannover
und Mecklenburg waren etwa 10, aus Baiern und W ürt-
temberg je 2, aus Oesterreich 1 Theilnehmer erschienen.
Die Versammlung, für welche im Allgemeinen bereits die-
selbe Form der Thätigkeit angenommen wurde, die bei
allen späteren galt: Vorträge und Berathungen in Ver-
sammlungen, eine Ausstellung von Entwürfen und Werken,
gemeinschaftliche Besichtigung der Sehenswürdigkeiten des
Ortes und der Umgegend, verlief zu allgemeinster Befrie-
digung und führte zu dem Beschlüsse, für die Zukunft
alljährlich eine ähnliche zu veranstalten. Unter den in
Leipzig gehaltenen Vorträgen ist der Wilhelm Stier s
über den Bau evangelischer Kirchen hervorzuheben, an-
knüpfend an die Vorlegung seiner 4 Entwürfe für den
Dom in Berlin. An der Ausstellung hatten sich nament-
lich die hervorragendsten Architekten Berlins betheiligt,
von denen nur wenige bei der Versammlung fehlten. Für
die Stimmung des Festes wurde es bedeutsam, dass just
in jenen Tagen der Grundstein für den Fortbau des
Kölner Domes gelegt wurde, so dass die begeisterten
Worte, die König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen
dort gesprochen hatte, auf die Versammelten noch ihre
unmittelbare zündende Wirkung üben konnten.
Für die zweite Versammlung im Herbst 1843
war Bamberg gewählt worden und zwar in der ausge-
sprochenen Absicht, die Architekten Süddeutschlands,
deren Ausbleiben in Leipzig schmerzlich vermisst worden
war, hierdurch zur stärkeren Betheiligung heranzuziehen.
Leider war der Erfolg nicht der gewünschte. Die Zahl
der Theilnehmer betrug nur 90, darunter die Hälfte
Preussen, Sachsen und Thüringer, sowie 25 Baiern aus
381
und glatter Unterfläche liegen ohne weitere Verbindung,
nur mit Zement untergossen, auf dem Mauerwerk, damit
bei etwa später eintretenden Senkungen das Heben und
Untermauern der ganzen Konstruktion ohne Schwierigkeit
ausgeführt werden kann. Hierauf stehen sechs J förmige
Stützen, je eine unter den vier Hauptträgern und zwei
als SeitenabscMüsse, zwischen denen zehn Rahmen von
"T förmigem Querschnitte als Aussteifung mit Schrauben-
bolzen befestigt sind. An den Verbindungsstellen sind
gehobelte Arbeitsleisten an alle Theile angegossen. Die
hierdurch entstehenden ]/4" starken Fugen sind auf 1"
Tiefe fest mit einer Masse ausgeschlagen, welche aus
gusseisernen Bohrspähnen, etwas Schwefel und Salmiak
durch Anfeuchten mit Wasser erhalten wurde und in zwei
bis drei Tagen so vollständig erhärtete, dass der ganze
Pfeiler wie ein Stück gehoben und versetzt werden
konnte. Um das Durchrosten der Masse zu verhüten,
ist dieselbe noch mit einer dünnen Lage Mennigekitt
überzogen , worauf der Oelanstrich (eine Lage Minium-
farbe und zwei Lagen abgetönte Bleiweissfarbe) ausge-
führt ist.
(Fortsetzung folgt.)
Das neue Dienstgebäiide für den General- Stab zu Berlin.
Das Grundstück, auf welchem das Dienstgebäude für spree-Brüeken zwischen Spree und Thiergarten angelegt
den Generalstab der Norddeutschen Armee errichtet wer- wurde. Es enthält einen Flächenraum von 371 [ ] Ruthen
den soll, liegt am Königsplatz, zwischen der Herwarth- und bildet ein unregelmässiges Viereck, dessen Seiten-
und Moltkestrasse, also in dem Stadtquartier, das erst vor länge am Königsplatz 288', an der Herwarthstrasse 175'
wenigen Jahren nach dem Bau der beiden neuen Unter- und an der Moltkestrasse 199' beträgt. Diese drei Seiten
Bamberg und Nürnberg. Aus dem deutschen Norden und
Westen sowohl, wie aus Schwaben und Oesterreich waren
einzelne Wenige, aus Carlsruhe und München jedoch Nie-
mand erschienen. Wenn namentlich die letztere That-
sache starke Verstimmung erregen musste, so wurde die-
selbe jedoch mehr als ausgeglichen durch den warmen
und herzlichen Empfang, den die Einwohnerschaft Bam-
bergs ihren Gästen bereitete. — Die Ausstellung hatten
diesmal ausser Stier, Stüler, Strack auch Semper,
sowie bairische, bremische und schwäbische Architekten
beschickt; die Aufgabe der Vorträge ruhte wiederum
vorzugsweise auf Wilhelm Stier. An Ausflügen , die
von der Fest- Genossenschaft ausserhalb der Stadt selbst
veranstaltet wurden, ist eine Fahrt auf dem Ludwigskanale
zu nennen, in dessen Schleusenkammer dem Baiernkönige,
der vollbracht hatte, was Karl der Grosse nicht vermocht,
ein jubelndes Hoch geweiht wurde.
Besser gelang im nächsten Jahre (1844) der Ver-
such, durch die Wahl einer österreichischen Stadt die
Fachgenossen Oesterreichs zur Theilnahme zu gewinnen.
Das alte Prag, der Sitz der dritten Versammlung,
sah mehr als 150 Mitglieder derselben und unter diesen
wohl 90 Oesterreicher. Sachsen und Thüringen waren
durch 27, Preussen durch 17 Gesandte vertreten; der
Westen und Nordwesten Deutschlands fehlte ganz; aus
Schwaben und Baiern waren 8 gekommen, jedoch darun-
ter wiederum kein Münchener. — Im Uebrigen zeichnete
sich die Prager Versammlung nicht blos durch ihren zahl-
reicheren Besuch, sondern auch durch die Fülle des dort
gebotenen Stoffes vor den früheren aus. Zum ersten
Male erhielten die Festgenossen zum Andenken wie zur
Orientirung ein Werkehen über die Baudenkmale des
hestortes; eine lange Reihe von Vorträgen, an denen sich
Wilhelm Stier und Kugler aus Berlin, Förster aus
Wien, Dr. Schulz aus Dresden, Dr. Puttrich aus Leip-
zig, Rosenthal aus Magdeburg, Professor Wiesenfel-
der aus Prag u. A. betheiligten, konnte nicht einmal
ganz zur Oeffentlichkeit gelangen. Ein hohes Interesse
b°t die Besichtigung der charaktervollen Stadt und eine
fahrt nach der Veste Karlstein. Auch die Ausstellung
hatte namentlich unter den Architekten Wiens Betheiligung
gefunden; neben Entwürfen von van der Niill, Sic-
cardsburg und Rösner hatte Professor Förster ein
Modell seines Planes der Stadterweiterung Wiens dazu
geliefert.
Freilich fehlte es schon damals nicht an solchen,
denen die bisherige Form der Versammlungen nicht ge-
nügte. Zu ihrem Sprecher warf sich auf der nächsten,
vierten Versammlung, die 1845 zu Halberstadt im
Harze tagte und von 169 Fachgenossen (100 Preussen,
36 Sachsen und Thüringer, 9 Oesterreicher, 2 Würtem-
berger, 20 Hannoveraner, Hanseaten und Mecklenburger)
besucht wurde, Dr. Andreas Romberg aus Leipzig auf.
Derselbe unterzog die bisherigen Versammlungen, an de-
nen er wissenschaftliche Resultate vermisste, einer schar-
fen Kritik und verlangte an Stelle der langathmigen Vor-
träge Diskussionen über technische Gegenstände, zu wel-
chem Zwecke er die Tlieilung der Versammlung in fach-
wissenschaftliche Sektionen vorschlug. Er drang nicht
durch; sei es, dass man einen solchen Versuch noch für
verfrüht hielt: sei es, dass die Form der Vorschläge für
Viele verletzend gewesen war. Vielmehr verfuhr man
durchaus in alter Weise, ja die Ausflüge, die man nicht
allein zur Besichtigung Ilalberstadts und seiner Umgegend,
sondern weiter nach Quedlinburg, Gernrode, dem Bode-
thal — am vierten Tage in Folge einer Einladung
selbst nach Braunschweig — unternahm, verkürzten
sogar die den eigentlichen Verhandlungen gewidmete Zeit
mehr als früher. Von den wenigen Vorträgen ist der des
Dr. Lucanus über Halberstadt’s Bauwerke und der des
Preussischen Ober-Wege-Inspektor Horn aus Potsdam
über einen „neugermanischen Baustil“ zu nennen; der
letzte war durch einen Entwurf eines Domes erläutert.
Den Glanzpunkt der nicht allzu zahlreich beschickten
Ausstellung bildeten die Entwürfe des kürzlich verstor-
benen Persius; Runge hatte u. A. seinen Plan für die
Dom-Facade zu Florenz, Demmler aus Schwerin den
Entwurf für das dortige Schloss beigesteuert.
Um der Gefahr einer allzugrossen Ablenkung durch
die Sehenswürdigkeiten des Festortes zu entgehen, hatte
man die fünfte Versammlung, die im Jahre 1846 statt-
fand, nach dem stillen Gotha verlegt. Die 118 Theil-
382
bilden die Fronten des eigentlichen Gebäudes; an der
vierten, nach der Spree hin liegenden Seite von 287' Länge,
welche an das Nachbargrundstück stösst, steht ein Wirth-
schafts- und Stallgebäude, an welches sich zwei kleine
Wirthschaftshöfe schliessen. Der in der Mitte des Grund-
stücks verbleibende freie Raum ist als ein grosser Hof
projektirt, der mit Gartenanlagen geschmückt werden soll.
Der Haupteingang, der auf die zum oberen Stock-
werk führende Haupttreppe mündet, liegt in der Mitte
der Front am Königsplatz. Vor demselben ist eine über-
Grundriss des Erdgeschosses.
A. Grosser Hof.
BB. \V irthschafts - Höfe.
C. Stallgebäude.
a. a. Archive.
b. u. /. Dienstwohnungen.
c. Buchbinderei etc.
d. Registratur und Ex-
pedition.
Nachbargrundstück.
co
ri
e. Plankammcr.
f. Kartensammlung.
(j. Bibliothek u. Lese-
zimmer.
h. Kriegsgeschichtliche
Abtheilung.
/. Trigonometrische
Abtheilung.
k. Nachrichteu-Biireau.
10 5 6 10 20 SO HO 50 60 io 80 so 100 Fuss
Königsplatz.
nehmer derselben vertheilten sich auf Sachsen und Thü-
ringen (61) und Preussen (44); der Nordwesten war durch
5, Hessen durch 6, Oestreich durch 4 Fachgenossen ver-
treten, der Südwesten fehlte ganz. In der Ausstellung,
an der Söller, Demmler, Eberhardt, Osten u. A.
Theil genommen hatten, erregten die Zeichnungen, die
Schinkel als jugendlicher Architekt in seiner ersten, von
Fr. Gilly ererbten Praxis für den Herzog von Koburg
angefertigt hatte, nicht das geringste Interesse. Vorträge
wurden gehalten von Professor Wolff und Bergrath Hen-
scliel aus Kassel, Professor Sch u her t aus Dresden (über
.. .. v
die Göltzsch- und Elsterthal -Ueberbrückung), Lassa ul x
aus Coblenz (über Gewölbeformen), Osten u. A. — Ein
Ausflug nach Reinhardsbrunn und dem Inselsberge, sowie
ein solcher nach der Wartburg, wohin der Grossherzog
von Weimar die Versammlung zu einem Gutachten über
den von v. Quast aufgestellten Restaurationsplan entboten
hatte, machten den Schluss.
lieber die sechste Versammlung, die im Jahre
1847 in Mainz stattfand, sind wir beim Mangel jeder
Quelle nur im Stande mitzutheilen, dass sie von 212 Fach-
genossen besucht wTurde, also die zahlreichste der bisheri-
gen war. Für das nächste Jahr war Braunschweig in
Aussicht genommen worden; die politischen Verhältnisse
der Jahre 1848 und 49, die 1850 zu Braunschweig hau-
sende Cholera, endlich die erste Londoner Weltausstellung
von 1851 verhinderten jedoch den Zusammentritt der sie-
benten Versammlung bis zum Jahre 1852. Die Zahl
der Theilnelimer belief sich auf 216, darunter 110 Braun-
schweiger, 40 Preussen, 32 Hannoveraner, 12 Sachsen
und Thüringer, 12 Hanseaten und Mecklenburger, 6 Hes-
sen und 1 Oesterreicher. Unter den ausgestellten Ent-
würfen und Zeichnungen überragen die der Braunschwei-
ger (Ottmer, Kühne, Krähe u. A.); Stiiler hatte seine
3 ersten Entwürfe für den Dom zu Berlin, Söller und
Strack hatten Kirchenprojekte, von Diebitsch aus Ber-
lin arabische Architekturen geliefert; zum ersten Male
(wenn nicht schon in Mainz?) war auch Hübsch aus
Karlsruhe mit einigen seiner Arbeiten betheiligt. Vorträge
wurden gehalten von Wolff (Kassel), von Diebitsch
(Berlin), Westphalen (Hamburg); ein Werkehen des
Dr. Schiller über die mittelalterlichen Baudenkmale
Braunschweig’s und ein Festalbum des vorbereitenden Ko-
mite's gewährten ein willkommenes Andenken.
Von besonders glänzendem Verlaufe war im Jahre
1853 die achte Versammlung zu Köln, zu der sich
307 Architekten und Ingenieure zusammen fanden, deren
Heimath wir jedoch ebenso wie bei den beiden nächsten
Versammlungen im Einzelnen nicht anzugeben im Stande
sind. Die Stadt mit ihrer Fülle von Sehenswürdigkeiten,
die Poesie des Lebens am Rhein, waren wohl geeignet
es den Fachgenossen anzuthun. Vorträge hielten Har-
perath über die Alterthümer Kölns, Zwirner über
Gothik und über den Dom, Hessemer aus Frankfurt
a. M. über ägyptische und arabische Baukunst, Schwed-
ler über die Theorie der Gewölbe. Die Ausstellung war
natürlicher Weise reich an Arbeiten mittelalterlichen Stils
von Fr. Schmidt, St atz u. A. ; viel Interesse erregten
auch die Sammlungen des Stadtbaumeister Weyer. —
Eine Rheinfahrt bis Königswinter und zurück bezeichnete
die Höhe des Festes.
Nicht minder hatte sich die neunte Versammlung
im Jahre 1854, deren Schauplatz Dresden war, einer
begeisterten Stimmung ihrer 221 Mitglieder zu erfreuen,
die durch die Besichtigung der Stadt selbst und die Aus-
flüge nach Albrechtsberg, Meissen und der Bastei genährt
wurde. An den Verhandlungen, in denen Dr. Schulz
und Prof. Schubert über die Sehenswürdigkeiten der
Stadt und des Landes im Gebiete der Architektur resp.
des Ingenieurwesens berichteten, und aus denen die Vor-
träge von Voigt aus Braunschweig (über die Entwicke-
lung der Architektur im Nordwesten Europa’s), Dr. Schulz
aus Dresden (über das Rokkoko) anzuführen sind, nahm
König Johann von Sachsen vorübergehenden Antheil.
llervorzuheben ist aus ihnen der einstimmig beschlossene
und von schönstem Erfolg gekrönte Antrag an die
Sächsische Staatsregierung auf Wiederherstellung der
Albrechtsburg in Meissen und Verlegung der Porzellan-
Manufaktur aus derselben. — Die Ausstellung war na-
mentlich reich an Entwürfen sächsischer Architekten und
Aufnahmen sächsischer Baudenkmale.
(Schluss folgt.)
383
deckte 12' weite, bis an die Bordschicht des Bürger-
steiges vorspringende Halle angeordnet, um eine vor Wet-
ter geschützte Vorfahrt zu gewähren. Die Einfahrten
befinden sich in der Mitte der beiden andern Fronten.
Das auf vorstehender Grundriss - Skizze dargestellte
Erdgeschoss enthält einen geräumigen Bibliotheksaal und
dazu gehörige Lesezimmer, die Räume für die trigono-
metrische Abtheilung mit gewölbten, umfangreichen Ar-
die für einen grossen herrschaftlichen Haushalt nöthigen
Wirthsehaftsräume. ln Verbindung mit dieser Wohnung
steht das Zimmer des Adjudanten. Die übrigen Räume
dieses Stockwerks sind Arbeitszimmer für die Offiziere
und Beamten der drei Abtheilungen des grossen General-
Stabes.*)
Das zweite Stockwerk wird hauptsächlich wiederum
durch Bureaux für Offiziere eingenommen; ausserdem
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Ou F.B/i/.,
chiven , ferner grössere und kleinere Zimmer für Karten-
sammlungen, topographische Instrumente etc., eine Buch-
binderei, Registratur, Expedition etc., endlich zwei Dienst-
Wohnungen für den l’lankammer-l nspektor und für einen
Kanzleidiener.
Das erste Stockwerk ist theilweise zur Wohnung für
den Chel des Generalstabes bestimmt, zur Zeit bekannter-
maassen Freiherr von Moltke; dieselbe liegt nach der
Seite der Moltke -Strasse und des Königsplatzes und ent-
hält ausser einem sehr geräumigen Speisesaal und einem
lanzsaal noch 14 grössere und kleinere Zimmer, sowie
sind jedoch zwei grosse Säle für Zeichner, sowie Räume
für die topographische und Vermessungsabtheilung und
für Ingenieur-Geographen, Kupferstecher und Lithographen
dort angelegt.
Im Bodengeschoss wird ein geräumiges photogra-
*) Die Karte von Europa ist nämlich in drei Theile getheilt,
und nennt man jeden dieser Theile, entsprechend seiner Lage, das
östliche, mittlere und westliche Kriegstheater, oder den 1., II. und
III. Theil. Die Offiziere und Beamten, denen die Bearbeitung
solcher Theile obliegt, gehören demnach den resp. I., II. und
111. Abtheilungen zu.
384
phisches Atelier mit den dazu nöthigen Nebenräumlich-
keiten eingerichtet. Es sollen dort unter Andern die
Generalstabskarten nach der in neuerer Zeit üblichen
Methode durch Photographie auf Kupferplatten übertragen
werden. Zur Zeit werden diese Arbeiten in der König-
lichen Staatsdruckerei ausgeführt.
Iin Kellergeschoss endlich sind, ausser den Heizkam-
mern für die Heisswasserheizung, Räume für die Druckerei
und zur Aufbewahrung von 600 Stück Lithographiesteinen
angeordnet. Für einige untergeordnete Beamte sind hier
Wohnungen eingerichtet; die übrigen Räumlichkeiten sind
den Wohnungen der oberen Geschosse zugetheilt.
Die Fa^aden, von denen hier die Gesammt- Ansicht
vom Königsplatz aus und das Detail des Mittelbaues mit-
getheilt werden, sind in einer späten Renaissance pro-
jektirt und sollen in Sandstein und Rohbau ausgeführt
und in diesem Jahre bis zur Plinte hergestellt werden.
Das Stall- und Remisengebäude ist bereits vollendet;
die Frontlänge desselben beträgt 107', die Tiefe in medio
50'. Es enthält einen gewölbten Pferdestall für den Chef
des Generalstabs mit sechs Ständen und einem Box, sowie
einen kleineren Pferdestall von drei Ständen, drei Re-
misen, Geschirr- und Futterkammer, etliche Stuben für Stall-
knechte, einen Hühnerstall etc. und im ersten Stock eine
Kutscherwohnung. Dasselbe ist im Rohbau ausgeführt
und musste auf Kasten gegründet werden, da der frühere,
jetzt zugeschüttete sogenannte Porzellangraben das ganze
Grundstück in schräger Richtung durchschneidet und sich
daher nur ein schlammiger Baggerboden vorfand. Ebenso
ist ein grosser Theil des Hauptgebäudes auf Kasten fun-
damentirt. Der tragfähige Baugrund findet sich durch-
schnittlich in einer Tiefe von 25' unter der Krone der
nebenliegenden Strassen.
Das ganze Grundstück ist für 100,000 Thlr. erwor-
ben worden, die Kosten für den ganzen Bau sind noch
nicht festgestellt. PI. Goedeking.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein in Moskau. Wie das Notizblatt des
Technischen Vereins in Riga nach dem Russischen Ingenieur-
Journal mittheilt, hat sich im vergangenen Jahre in Moskau
ein Verein gebildet, welcher die Förderung und Verbreitung
technischen Wissens in Russland anstrebt, soweit sich dasselbe
auf die Architektur bezieht. In die Kreise seiner Beschäfti-
gungen gehören:
a. Vorlesungen und Diskussionen,
b. Veröffentlichung von Werken, Uebersetzungen , Samm-
lungen u. dgl.,
e. Errichtung einer Bibliothek und einer Sammlung von
Modellen und Materialien,
d. Ausschreibungen von Konkursen und Preisbestimmungen
für Projekte und Werke,
e. Prüfung von Baumaterialien und Konstruktionen,
f. Veranstaltung öffentlicher Ausstellungen und Vorträge,
g. Ausbildung von Personen, die des Schreibens und Lesens
kundig sind, zu Polieren.
Der Verein besteht aus Ehren- und wirklichen Mitglie-
dern, Mitarbeitern, Dilettanten und Korrespondenten. Die Mit-
arbeiter und Dilettanten haben nur Stimme in Sachen ihres
Faches, in wirthschaftlichen Angelegenheiten und Wahlen, die
Korrespondenten (während ihrer Anwesenheit in Moskau) nur
berathende Stimme. Das Eintrittsgeld beträgt 10 Rubel, der
Jahresbeitrag für die wirklichen Mitglieder und Mitarbeiter
10 Rubel, für Dilettanten 20 Rubel, doch kann der letztere
auch durch einmalige Zahlung von resp. 100 und 200 Rubel
abgelöst werden. Die Versammlungen des Vereins bestehen
in periodischen, ein Mal im Jahre zur Rechenschaftslegung
und Wahl, temporären, zur Erledigung dringender Fragen,
und gewöhnlichen, zum Zweck der Annäherung der Mit-
glieder, des Austausches von Gedanken und Ideen, und zu
Vorlesungen und Diskussionen. Nichtfachmänner können durch
Mitglieder als Gäste eingeführt werden.
Architekten-Verein zu Berlin. Hauptversammlung am
Sonnabend, den 29. August. Vorsitzender Hr. Boeckmann.
Nachdem einige geschäftliche Angelegenheiten durch den
Vorsitzenden erledigt worden waren , beurtheilte zunächst
Hr. Schwatlo die Monats- Konkurrenzen im Landbau zu der
Aufgabe: „Reicher Kamin in Marmor mit Bronze - Spiegel-
rahmen“. Unter den fünf eingegangenen Bearbeitungen waren
vier, welche vom Referenten wegen der Sicherheit in der
Behandlung, auch theilweise wegen der Grazie in der Zeich-
nung, rühmend hervorgehoben wurden. Bei der Arbeit mit
dem Motto „Marmor“ wurde ausserdem noch bemerkt, dass
dieser Entwurf, wegen richtiger Abwägung in der Benutzung
des Materials, für die Ausführung besonders geeignet sei.
Der letzteren Arbeit wurde der Preis zuerkannt ; das Kouvert
ergab als Verfasser Herrn Schwenke.
Zu der Aufgabe im Ingenieurfach: Fussgängerbrücke
über acht Geleise einer Eisenbahn, war nur eine Lösung
eingegangen; über dieselbe sprach sich Herr Haarbeck
als Beurtheiler besonders dahin aus, dass bei der Konstruktion
eine seitliche Inanspruchnahme der Brücke durch Winddruck
und Erschütterungen und eine einseitige Belastung unberück-
sichtigt geblieben seien, da hinreichender Quer- und Kreuz-
verband fehle, auch die Säulen nur auf Zentraldruck berechnet
seien. Ein Preis wurde dieser Arbeit nicht ertheilt.
Unter einigen Fragebeantwortungen war die des Herrn
Franzius von allgeineineremlnteres.se. Derselbe empfiehlt es
als zweckmässiger, über einem 17' tiefen Moorgrund einen 12'
hoch im Aufträge gelegenen Kanal zwischen zwei Dammschüt-
tungen in vollem Profile anzulegen und passend zu dichten, an-
statt ihn mit beschränktem Profil in einem Damm durch ge-
mauerte Sohle und Wandungen herzustellen. Die im Moorgrunde
unvermeidlichen Bewegungen lassen ein baldiges Lockern des
Mauerwerks erwarten.
Der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung: Beschaf-
fung eines Vereinslokals kam nunmehr zur Besprechung. Hr.
Römer berichtete, dass die gewählte Kommission die Loka-
litäten des Diorama besichtigt und gefunden hätte, dass wohl
der Saal für die Vereinszwecke herzurichten sei, dass aber
die Nebenräume durchaus ungeeignet und unpraktisch seien.
Da inzwischen ein neuer Vorschlag an den Vorstand einge-
gangen und der Kommission mitgetheilt war, so ging man
alsbald zu diesem über. Das Vereins - Mitglied Hr. Plessner
beabsichtigt ein Lokal für den Verein auf einem in der Wil-
helmsstrasse, nahe der Anhaltstrasse, belegenen Grundstücke
in einem neu zu erbauenden Quergebäude herzurichten. Es
wird offerirt: ein grösserer und ein kleinerer Saal von 2060,
bezügl. 780 Quadratfuss Grundfläche und drei Nebenränme
mit Zubehör, ferner die. Benutzung einer im Tunnel, aus-
schliesslich für Vereine angelegten Restauration und eines
Gartens an 50 bis 60 Tagen des Jahres für 1200 Thlr. Miethe
pro Jahr, bei einer kontraktlichen Verpflichtung auf 10 Jahre.
Herr Plessner ist auch erbötig, die vorgelegte Skizze
vor Beginn des Baues nach Berathung mit zwei Vereins-Mit-
gliedern angemessen abzuändern.
Der Verein nimmt bei der Abstimmung diese Offerte
einstimmig an und bescbliesst, dass vom Vorstande zwei
Mitglieder beauftragt werden, in die gedachte Berathung mit
Hrn. Plessner einzutreten.
Zum Schluss bespricht Hr. S ch watl o noch die in vorig.
Nummer d. Bl. mitgetlieilte Tabelle „das Honorar für bau-
künstlerische Arbeiten“ betreffend, und trägt die Motive beim
Entwurf derselben vor, erwähnt auch, dass dieselbe haupt-
sächlich zum Anhalt bei Konflikten mit dem Bauherrn dienen
solle. Nachdem noch eine Ergänzung dahin getroffen worden
ist, dass unter „Bemerkungen“ hinzuzufügen sei: „Für Um-
bauten ist das anderthalbfache der obigen Sätze zu liquidiren“,
beschliesst der Verein einstimmig, dass er den Entwurf
und die vorgetragenen Motive der Komission zu dieser Ta-
belle zu den seinigen machen und dieselben der XV. Ver-
sammlung der Architekten zu Hamburg zur Besprechung un-
terbreiten und zur Annahme empfehlen wolle. Hr. Schwatlo
übernimmt das Referat über diesen Gegenstand. Mit dem
Grosse: „Auf Wiedersehen in Hamburg“! wird die Versamm-
lung geschlossen. — S. —
Vermischtes.
■lainlMii'iC'. den 1. September 1S6S. Die XV. Ver>amm-
lung deutscher Architekten und Ingenieure ist heute unter
Anwesenheit von etwa 600 Theilnehmern eröffnet worden, doch
ist jedenfalls noch ein bedeutender Zuwachs zu erwarten. Die
Verhandlungen der beiden Sektionen für Architekten und
Bau - Ingenieure sowie der neugebildeten Sektion für Marine-
Technik sind gleichfalls schon eröffnet: hingegen ist die Sek-
tion für Heizung und Ventilation wegen Mangel allen Mate-
rials gar nicht gebildet worden, die Sektion der Maschinen-
ingenieure wegen zu geringer Betheiligung noch nicht zu-
sammen getreten.
Der im Allerhöchsten Aufträge vom Oberhof - Baurath
Professor Strack ausgearbeitete Entwurf zum Sieges-Denkmale
auf dem Königsplatze befindet sich dem Vernehmen nach jetzt
im Geschäftslaufe zur Feststellung des Kostenbedarfes. Es
steht daher zu hoffen, dass nunmehr der Abschluss der Ange-
legenheit nahe bevorsteht und bald die Vorbereitungen zur
Ausführung folgen werden. — Jedenfalls wird der Entwurf,
wenn er in vorliegender Weise zur Ausführung kommt, Ber-
lin um ein ebenso grossartiges als originales Monument be-
reichern (dafür birgt schon genugsam der Name des Künstlers)
und es kann kein Zweifel obwalten, dass auch das grössere
Publikum die hin und wieder auftauchenden Gerüchte von
einer blossen Wiederholung schon dagewesener Ideen als voll-
kommen irrthiimlieh erkennen würde, wenn es Gelegenheit
erhielte von dem Projekte Kenntniss zu nehmen, lieber die-
ses selbst einstweilen nur soviel, dass Bildkunst und Malerei
— - letztere im Fond einer den Fuss des thurmartigen Haupt-
baues rund uinschliessenden Säulenhalle — bestimmt sind, in
reicher Entfaltung dem Werke bedeutsamen Schmuck zu ver-
leihen, und dass das Ganze in mächtigen Dimensionen, sowie
durchweg solidester Ausführung gedacht ist — (die Gesammt-
höhe soll über 180' betragen, als Material Granit, Sandstein
und Bronze angenommen sein). —
Bei keinem Werke der monumentalen Kunst dürfte aber
in so hohem Maasse, als gerade bei diesem der oben angedeu-
tete Wunsch gerechfertigt erscheinen, dass schon vor dem
Beginn der Ausführung dem Publikum Gelegenheit geboten
werde, von dem Beabsichtigten Kenntniss zu nehmen, und
nicht nur die Kunstwelt allein müsste es aufs Freudigste be-
grüssen, wenn zu geeigneter Zeit die den Entwurf darstellen-
den Zeichnungen, nebst einem in grösserem Maasstabe auszu-
arbeitenden Modelle, öffentlich ausgestellt und Jedermann zu-
gänglich gemacht würden. Neben der Widerlegung schiefer
Anschauungen würde ein erhöhtes Interesse, ein gesteigertes
Verständniss für solche Angelegenheiten in weitesten Kreisen
das unzweifelhafte Ergebniss dieser Ausstellung sein; Resul-
tate, die allein genügen müssen, um alle etwa entgegenstehen-
den Bedenken zu beseitigen.
Der Zusammenstoss auf der Eisenbahn zwischen
Chester und Holyhead, welcher am 20. August erfolgte,
wurde dadurch veranlasst, dass auf der ziemlich in der Mitte
der genannten Strecke liegenden Station Llandulas ein Güter-
zug rangirt wurde, ohne dass derselbe genügend mit Personal
besetzt war. Die Lokomotive hatte die zu Llandulas zurück-
zulassenden Wagen, welche sich in der Mitte des Zuges be-
fanden, in ein Nebengeleise gestossen und rückte wieder vor
die im Hauptgeleise stehenden letzten fünf Wagen des Zuges,
welche von keinem Bremser besetzt waren. Durch den Stoss
der angerückten Wagen resp. der Lokomotive in Bewegung
gesetzt, geriethen diese fünf sehliessenden Wagen auf die freie
Bahn, welche von Llandulas nach Abergele, der nächsten Sta-
tion, ein geringes, doch konstantes Gefälle hat, und begegne-
ten in der Nähe der letztgenannten Station dem Irischen
Postzuge. '“') Obwohl dieser nach der Aussage des Lokomotiv-
führers eine Geschwindigkeit von nur 5 bis G Meilen hatte,
so ist es doch wohl anzunehmen, dass beide Züge, als der Zu-
sammenstoss erfolgte, mit einer Geschwindigkeit von 12 bis
15 Meilen pro Stunde sich einander genähert haben. Der
Lokomotivführer des Postzuges würde somit selbst in dem
Falle, d ass der Zusammenstoss auf grader Linie erfolgt wäre,
schwer Zeit gewonnen haben, rückwärts zu fahren, da er aber
im Anfänge einer Kurve sich befand, so hatte er nur Zeit,
seine Bremse ahzudrehen und von der Lokomotive zu sprin-
gen. Ob er auch noch das Signal zum Bremsen gegeben, ist
aus den Zeitungsberichten nicht ersichtlich; es wäre dies auch
bei der geringen Distanz ohne Einwirkung gewesen. Das
Unglück würde sich wahrscheinlich auf Beschädigung der Lo-
komotive, der derselben zunächst folgenden Wagen und deren
Insassen beschränkt haben, wenn dasselbe nicht durch den
Umstand vergrössert worden wäre, dass die Petroleumfässer,
mit welchen die fünf von Llandulas kommenden Wagen be-
laden waren , ihren Inhalt auf die Lokomotive etc. ergossen,
wodurch die drei ersten Personenwagen und ein Postwagen im
Moment in ein Feuermeer gehüllt waren. Die folgenden Wa-
gen, unter welche das Petroleum sich nicht ergossen hatte,
konnten noch abgehängt und geborgen werden , jedoch hatten
die in denselben befindlichen Reisenden sich bereits gerettet,
wobei sie theilweise, da sie die Thüren verschlossen fanden,
ihren Weg aus dem b enster ^nehmen mussten. Die Reisenden
der ersten drei Wagen (32 an der Zahl) verbrannten, man
hat von ihnen keinen Laut gehört; ebenso fand der Heizer
seinen Tod. Aus den mit Petroleum getränkten Schwellen
*) Der Irische Postzug geht von London nach Holyhead und
gn bt dort seine Passagiere an das Dubliner Dampfboot ab; zwischen
Chester und Holyhead (18 bis 19 Meilen) hält der Zug nicht an.
stiegen noch bis zum Abend Feuersäulen auf. (Der Zusammeq-
stoss erfolgte gegen 12 Uhr Mittags.)
Ein in ähnlicher Weise entstandener Zusammenstoss fand
im Frühling dieses Jahres auf der an Unglücksfällen so reichen
Sächsischen Westlichen Staatsbahn statt: Auf der Station
Hohenstein - Ernstthal wurden in der vorbeschriebenen Weise
eine Anzahl Wagen aus dem Bahnhofe in die freie Bahn ge-
schoben und gingen in der Richtung nach Glauchau ab, fuh-
ren in Windeseile durch den Bahnhof St. Egidien und stiessen
zwischen diesem und dem Bahnhof Glauchau auf einen mit
zwei Maschinen bespannten Güterzug. Der Führer der ersten
Maschine hatte, als er die Wagen erblickte, kaum Zeit, das
Zeichen zum Bremsen zu geben ; er blieb auf seinem Posten
und fand dort den Tod; das übrige Zugpersonal kam mit
einigen unerheblichen Verletzungen davon. Referent, welcher
die Unglücksstätte besuchte, fand daselbst ausser der stark
mitgenommenen ersten Maschine des Güterzuges einen etwa
3 bis 4 Ruthen langen Haufen Trümmer; es waren dies ca.
20 Wagen mit ihrer Beladung, welche die Heftigkeit des
Stosses auf dieses Minimum zusammengedrängt hatte.
z. N.
Anwendung des Gegendampfes zum Bremsender
Eisenbahnzüge mittelst der Lokomotiven. Bei der
Anwendung des Gegendampfes wurden bekanntlich bisher die
heisse Luft und die Verbrennungsgase aus dem Schornstein durch
die Zylinder angesogen und in den Kessel gedrückt, wodurch
die Spannung in demselben in nicht unbedenklicher Weise
stieg ; ausserdem trat durch die Gase eine schädliche Ueber-
Irtzung der Zylinder, Schieber etc. ein, weshalb man nur un-
gern zu diesem Mittel schritt. Diese Mängel hat eine Ein-
richtung beseitigt, bei welcher durch besondere Rohre Dampf
und Wasser aus dem Kessel entnommen und alsdann durch die
Zylinder zurück befördert werden.
Aus Jerusalem wird dem französischen „Moniteur“ ge-
meldet; Die grosse Kuppel der heiligen Grabkirche ist bereits
vollständig mit Blei gedeckt und mit einem Kreuz in vergol-
deter Bronze geschmückt. Die Wandmalereien im Innern sind
bedeutend vorgeschritten, so dass im Oktober Alles vollendet
sein wird.
Die feste Brücke über den Rhein bei Mannheim ist am
20. August d. J. dem Betriebe übergeben wordeu.
In Folge der Notiz in voriger Nummer uns. Zeitung über
die Frage wegen Beibehaltung oder Fortfall der preussischen
Privat-Baumeister Prüfung geht uns ein Schreiben zu, in dem
es heisst:
„Es scheint Ihnen kaum zweifelhaft, dass die Prüfung der
Privat-Baumeister beibehalten werde, obgleich der Direktor der
Bau-Akademie, Herr Geheimrath Grund mehren Herrn, die
eben im Examen begriffen sind, auf ihre betreffenden Anfragen
ganz bündig erklärt hat, die Königliche Technische Baudepu-
tation würde diese Examen nicht mehr abhalten, indem sie
sich weder verpflichtet noch berechtigt dazu erachte. - — - Der-
selbe fügte hinzu, wenn den betheiligten Herren dennoch be-
sonders etwas daran liegen sollte, das Examen zu machen, so
möchten sich dieselben an das Ministerium wenden ; er glaube
jedoch, dass dies zu keinem Resultate führen würde. Trotz
dieser ungünstigen Aussichten haben eine Anzahl von Studi-
renden , die das Privatbaumeister -Examen ablegen wollen,
mehre Versammlungen anberaumt, um eine Petition au das
hohe Ministerium zu richten, und ist diese Petition nicht nur
seit Wochen vorbereitet, sondern schon vor ca. 14 Tagen
mit vielen Unterschriften versehen an ihre Adresse abge-
gangen. — PI. S.“ —
Wir bescheiden uus in letzter Hinsicht gern unseres Irr-
thums, ohne dass die von uns ausgesprochene Ansicht in Be-
treff der eigentlichen Frage — wenn solche konsequent
im Sinne des Ministerial - Erlasses vom 24. Juli entschieden
wird — dadurch erschüttert werden könnte. Wir wollen
freilich nicht behaupten, dass dies in Wirklichkeit gerade ge-
schehen muss, doch wird der Bescheid des Ministeriums jeden-
falls abzuwarten sein.
Aus der Fachlitteratur.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.
Jahrg. 18G8, Heft IV.
Winn’s Universal -Schraubenschlüssel, welcher
sich durch seiue^Einfachheit so sehr auszeichnet, dass man be-
haupten kann, eine weitere Vereinfachung sei unmöglich.
386
Seine Konstruktion wird ohne Beschreibung aus der bei-
stehenden Skizze klar werden. (Der Ansatz a soll als Hammer
benutzt werden).
iC^0D::i=irT _zzr>
Laschen ohne Schrauben. Heft III enthielt eine
Mittheilung, nach welcher auf dem Westbahnhof der Kaiserin-
Elisabeth-Bahn zu Wien Laschen ohne Schrauben, deren be-
reits auf S. 259 dieses Jahrgangs in einem Referat aus der
„Zeitschrift des Oester. Ingenieur- uud Architekten-Vereins“
Erwähnung geschah , mit Erfolg angewendet sein sollten.
Diesen Erfolg erachtet in einer Abhandlung des IV. Heftes
der Redakteur für nichtig, da einestheils die Beobachtungszeit
(2 ’/a Monate) zu kurz, um die Mängel hervortreten zu lassen,
sowie auderutheils das Oberbausystem der Kaiserin Elisabeth-
bahn, mit welchem die neue Konstruktion in Vergleich ge-
stellt wird, ein sehr mangelhaftes ist. Derselbe weist darauf
hin, dass eine Oberbaukonstruktion, bei welcher dieSchienen unter
dem Kopfe und ebenso auf dem Russe mit schrägen ebenen
Flächen zum festen keilförmigen Anlegen der Laschen ver-
sehen sind und die Bolzen also nicht, wie bei dem bisherigen
Oberbau der Kaiserin-Elisabeth-Bahn, auf Abscheerungsfestigkeit
in Anspruch genommen werden, günstigere Ergebnisse liefern
wird. Schliesslich wird noch darauf aufmerksam gemacht,
dass der jetzige Ober-Betriebsinspektor Tauber th in Dres-
den eine ähnliche Schienenkuppelung sich bereits vor 23 Jahren
patentiren liess, dass man die Konstruktion aber nach einigen
Versuchen verliess, als sich ergab, dass die Schlitze bei dem
Durchbiegen der Schienen am Stoss nach den Enden zu sich
erweiterten, obwohl jene Schlitze nur */« der Länge, wie bei
der besprochenen Konstruktion hatten.
Aus einem Aufsatze „die Lokomotiven der Queens-
land-Eisenbahnen“ ist die Konstruktion der Räder nach
dem Adams’ sehen Patent mit elastischen Tyres zu bemerken;
dieselbe gestattet ein Gleiten des Tyres auf dem Rade und
dient daher auf Eisenbahnen mit starken Kurven zur Aus-
gleichung der Längen-Ditferenz des konkaven und konvexen
Schienenstranges der Kurven.
Stroudley’s Rampenschienen fürentgleisteEisen-
b ah n fahr ze ug e bestehen aus kleinen, eine geneigte Ebene
bildenden Metallplatten, deren untere Enden auf die Schwelle
mit zwei Nägeln aufgenagelt werden und deren obere Enden so
gebildet sind , dess sie fest um den Schienenkopf fassen. Ein
Paar dieser Rampeuschienen wurde kürzlich in Gegenwart
einiger Direktoren der Highlandbahn angewendet uud ergaben
das günstige Resultat, dass mit 2 Arbeitern in 3 Minuten
2 beladene Wagen auf die Schienen gebracht wurden, wobei
das Hinaufbewegen auf den geneigten Ebenen durch die
Maschine bewirkt wurde.
Ausserdem enthält das Heft Mittheiluugen über Verbesse-
rungen au den Expansionssteueruugeu mit einem Schieber,
über entlastete Regulatoren, ein Referat über das Werk „die
neusten Oberbau - Konstruktionen der dem Verein deutscher
Eisenbahn- Verwaltungen augehörenden Eisenbahnen, von Heu-
singer von Waldegg,“ ferner eine Abhandlung „Beitrag zur
Geschichte des deutschen Lokomotivbaues nebst einem Anhänge,
den gegenwärtigen Zustand der vorzüglichsten Lokomotiv-
Bauanstalten Deutschlands betreifend“ etc., auch einen Aufsatz
des Staatseisenbahn -Direktors M. M. von Weber zu Dresden,
welcher eine Schlagbarriere, wie sie bei den frequentesten
St fassen Übergängen der Dresdener Verbindungsbahn bestehen,
beschreibt und empiiehlt. Nach einer Zusammenstellung all-
gemeiner Prinzipien kommt Verfasser zu dem Resultat, dass
die bisher zumeist im Gebrauche befindlichen Strassenabschluss-
Vorrichtungen den an sie zu machenden Anforderungen fast
alle nur in verhältnissmiissig wenigen Beziehungen entsprächen,
dass dies jedoch bei Schlagbarrieren am meisten der Fall sei,
insbesondere wenn beide Barrierebäume von einem Stande aus
bewegt werden könnten. Dies unter Anwendung von Gegen-
gewichten mittelst eines in einem Röhrenstrange liegenden
Kettenzuges in der meist üblichen Weise zu erreichen, erachtet
Verfasser nicht für praktisch, weil die Stangen zuweilen vom
Winde niedergehalten würden, so dass sie sich nur sehr lang-
sam heben, auch oft von Stürmen aus der vertikalen Lage
niedergelegt würden. Beides ist freilich der Fall, wenn die
Gegengewichte ungenügend sind; jedenfalls verrichten aber
richtig konstruirte Schlagbarrieren mit Kettenzug ihren Dienst
besser als solche der von Weber beschriebenen Konstruktion.
Bei denselben wird nämlich die Bewegung mittelst eines
Ilebelsystems bewirkt: Der Hebel am Stande des Wärters
bewegt eine lange, an den vier Schienen hängende horizontale
Stange und besorgt somit die Uebertragung der Kraft nach
der andern Seite des Wegeüberganges; die Stange greift
mittelst eines Winkelhebels an dem Schlagbaum an und zwar
liegt der Angriffspunkt in einer Entfernung von rot. 4 Zoll
vom Drehpunkte. Zieht man diesen geringen Hebelarm, die
Reibung in den 6 Drehpunkten und den 4 an der Schiene
befestigten Oesen in Betracht, so wird man zugeben, dass diese
Vorrichtung jedenfalls weniger zu empfehlen ist, als die ge-
wöhnlichen Schlagbarrieren mit Kettenzug, selbst wenn man
nicht gesehen hat, wie die Wärter mit Anstrengung aller
Kräfte die Bewegung des Hebelwerks, welches im Winter in
den 4 Oesen oft vollständig festfriert, bewirken müssen.
z. N.
Konkurrenzen.
Monatsaufgaben für den Arcbitekten-Vereiu zu
Berlin, zum 3. Oktober 18G8.
I. Eine Orchester - Tribüne in reicher Holzarchitektur,
mit darunter liegendem Eiskeller uud geschlossener Rückwand,
in einem öffentlichen Garten für eine 40 Mann starke Kapelle.
Verlangt: 1 Grundriss, 1 Ansicht, 1 Durchschnitt. Maasstab:
Vis der natürlichen Grösse.
II. Ein Verladungsgerüst für den Eisenbahn-Güterverkehr
— sogenannter Galgenkrahn — über einem Schienengeleise
und dem angrenzenden Fahrwege errichtet, mit 2 Windevor-
richtungen von 200 Zentner Kraft, so dass also Lasten von
400 Zentner verladen werden können, ist aus Eisen zu kon-
struiren. Maasstab: 1/60 , die Details in grösserem Maasstabe.
P er sonal - N aehrichten.
Pre usse n .
Der bisherige Kreisbauamts-, Berg- und Hütten -Verwalter
Dr. Langsdorf zu Thal -Itter ist zum Baumeister ernannt und
ihm die Verwaltung der Baubeamten- Stelle im Bezirke des Ober-
Bergamts zu Clausthal übertragen worden.
Offene Stellen.
1. Für den Bau und event. den Betrieb einer Eisenbahn wird
ein Baumeister und ein Bauführer zu engagiren gesucht. Nä-
heres im Inseratentheile.
2. Ein Baumeister wird zur Leitung von Chanssecbauten
im Baukreise Memel gegen reglementsmässige Diäten gesucht.
Meldungen beim Kreisbaumeister Meyer in Memel.
3. Ein Baumeister oder Bauführer, welcher im Entwerfen
und Veranschlagen von Kirchen geübt ist, findet auf mehre Monate
Beschäftigung gegen reglementsmassige Diäten. Meldungen beim
Bau - Inspektor Baumgart in Glatz.
4. Zwei Baumeister werden zu Eisenbahnbauten gesucht.
Meldungen in der Expedition sub R. E.
5. Zur Leitung eines grösseren Deichbaues wird ein Bau-
meister oder Bauführer gesucht. Meldungen beim Wasserbau-
Inspektor Wellmann in Stralsund.
G. Beim Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn wird ein
Bauführer gegen 1'3 Thlr. Diäten und bis 16 Thlr Feldzulage
gesucht. Meldungen im Banbureau, Küpnickerstrasse 29.
Brief- und Fragekasten.
Hm. M. in Frankfurt. — Ad 1 können wir Ihnen nur
nennen : Doelil, das Konzessionswesen des preuss. Staates in seiner
durch die Gesetzgebung des Jahres 1SG1 herbeigeführten Gestaltung,
oder die Gewerbe, welche einer besonderen polizeilichen Geneh-
migung bedürfen. Berlin, 1862. Preis 1 Thlr. 5 Sgr. — Ad 2 ist
uns kein neueres Werk bekannt.
Ein Abonnent in Weimar. — Als Leipzig zunächst gele-
gene Granitbrüche in Schlesien sind uns gemeldet worden: die
Steinbrüche der Gansel'schen Steinbruch -Verwaltung in Striegau
und die der Steinbruch -Verwaltung von C. Kulmiz in Oberstreit bei
Striegau gehörigen Steinbrüche in unmittelbarer Nähe von Stationen
der Breslau-Schweidnitz- Freiberger Eisenbahn. Entfernter gelegen
sind die zu Strehlen, der Stadt Strehlen gehörigen Brüche, deren
Produkte bis zu der G Meilen entfernten Station Frankenstein per
Wagen transportirt werden müssen. .
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren J. in Paris, K. in
Kassel, S. in Berlin, z. N. in Frankfurt a.O.
Hierzu eine Beilage.
387
Architekteii-Verein zn Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 5. September.
5 Uhr präzise. Versammlung vor dem Palais des Prinzen Albrecht,
Wilhelmstr. 102. 103. Besichtigung desselben.
6 Uhr Besichtigung des Palais des Prinzen Carl am Wil-
helmsplatz.
Zum Schluss gemeinschaftliches Zusammensein im Königsgarten,
Leipzigerstrasse 136.
Ule Mitglieder werden ersucbt ilire Iiegi-
tiinationskarteu ntitzubriiigen.
Für die Anordnungen
Merzenich. Hauer.
Einladung.
Bauführer in Danzig, Oliva, Marienburg, Pr. Stargard und
Dirschau erlauben sich, geehrte Herren Kollegen von nah und fern
zur Anbahnung näherer Bekanntschaft auf
Sonutag, den 13. September d. J.
nach Marienburg (Gasthaus z. Hochmeister) freundlich einzuladen.
I. A.
Stumpf.
AVIS
für die verehrlichen neueingetretenen
Abonnenten
auf die
DEUTSCHE BAUZEITUNG.
Von dem ersten Jahrgang unsres Blattes, dem Ar-
chitekten-Wochenblatt für 1867 ist noch eine An-
zahl vollständiger Exemplare vorräthig und zu dem Preise
von 2 Thlr. 15 Sgr. zu erhalten. Auch sind zur«Kom-
pletirung unvollständiger Exemplare noch einige Exem-
plare einzelner Quartalshefte jenes Jahrgangs zurückge-
stellt und werden gegen 183/4 Sgr. pro Heft abgegeben.
Die bereits vollständig erschienenen Quartale der
deutschen Bauzeitung liefern wir stets zu dem Preise
von 25 Sgr. pro Quartal nach. Einzelne Nummern
beider Jahrgänge, so weit solche überzählig sind, a
2y* Sgr.
Bestellungen wolle man an die nächst gelegene
Buchhandlung oder direkt an die Unterzeichnete Expedition
richten, welche bei frankirter Einsendung des Betrages —
die Bestellung wird am Besten auf den Koupon einer
Postanweisung geschrieben — das Gewünschte sofort
portofrei übersendet.
Berlin, Oranien-Str. 15.
Expedition der deutschen Bauzeitung
Carl Beelitz.
Bekanntmachung.
Für den Bau einer Eisenbahn und vielleicht auch für den Be-
trieb derselben werden gesucht
1 Baumeister
und 1 Bauführer
jnit der formellen Qualifikation als solche für den Staats-Baudienst.
Diäten können je nach der Qualifikation dem ersteren
3— 3>/j, dem letzteren l1/* — 3 Thlr. gewährt werden.
Meldungen empfängt die Expedition dieses Blattes unter der
Chiffre O. T. bis zum 15. September er.
Im Verlage des Unterzeichneten ist erschienen :
Bekanntmachung.
Bei der Unterzeichneten Behörde in der Feste Friedrichsort,
l»/4 Meilen von Kiel, findet ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr.
Diäten, oder ein bereits erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort und voraussichtlich auf längere Zeit für einfache Hochbauten
Beschäftigung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen werden erbeten.
Friedrichsort, den 23. August 1868.
IHe Königliche Festuiigsbau- Direktion.
Gesucht wird unter vortheilhaften Bedingungen ein Betriebs-
Dirigent für eine seit zwei Jahren im Betrieb befindliche grosse
Dampfziegelei mit Hecke’schen Pressen, gleich oder im Spätherbst
d. J. anzutreten. — Nur solche Personen werden Beachtung finden,
welche für ihre fachmännische Tüchtigkeit bündige Beweise bei-
bringen können, diejenigen aber bevorzugt werden, welche auf Kö-
niglichen oder auf solchen privaten Ziegeleien, die hauptsächlich für
fortifikatorische Zwecke zur Zufriedenheit des Gouvernements arbei-
ten, bereits eine gleiche Stellung eingenommen und in derselben
sich bewährt haben. — Offerten in der Exp. d. Ztg. sub T. 19.
Ein Zimmermeister, welcher mehre Jahre beim Bau einer Eisen-
bahn sowie im technischen Bureau beschäftigt gewesen, sucht wie-
der eine solche Stellung. Gefl. Offerten werden erbeten in der
Expedition dieses Blattes sub Chiffre R. S. 26.
Ein junger Mann, Maurer und Steinmetz, im Zeichnen u. Ver-
anschlagen geübt, sucht als Buchhalter oder Zeichner, bei 15 bis
18 Thlr. Honorar, eine günstige Stellung. Gute Zeugnisse sind auf-
zuweisen. Adr. unter H. W. in der Expedition dieses Blattes.
Ein junger Zimmermeister, bisher hier bei Ausführung von Hoch-
bauten beschäftigt, sucht eine Stelle als Geschäftsführer. Adressen
bittet man unter der Chiffre F. M. 61. in der Expedition dieser
Zeitung niederzulegen.
Ein junger Maurermeister, mit den hiesigen Verhältnissen ver-
traut, sucht bei einem Bau- oder Maurermeister im Bureau oder
Aussendienst eine passende Stellung. Adressen erbeten unter G. 1
in der Expedition dieser Zeitung.
Für Techniker und Fabrikanten.
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Seestadt, ist eine Stärkezueker-, Couleur- und Wein-
fabrik, da der zeitige Besitzer sich ins Privatleben zurückziehen
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Gegend, wo Kartoffeln überreichlich gebaut werden , Brennmate-
rialien und Arbeitslöhne sehr billig sind. Zur Fabrik gehören noch
36750Q' Grund und Boden. Der Preis der Fabrik ist unter dem
Selbstkostenpreise auf 11,500 Thlr. Pr. Cour, festgesetzt. Näheres
bei Herrn Heinrich Hoffmann, in Firma Gaul & Hoffmann zu
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Zweites Heft:
Entwurf zur Wiederherstellung des tuskischen
Preis 5 Thlr. 20 Sgr.
Landsitzes
des
Plinius.
7 Kupfertafeln
in Imp. -Folio,
mit
Text.
Drittes Heft: Entwurf zum Rathhause in Hamburg. (Im Erscheinen begriffen.)
Die ferneren Hefte werden die übrigen grösseren Entwürfe Wilhelm Stier’s — und zwar den Winterpalast zu Peters-
burg, die vier Entwürfe zum Berliner Dom, das Ständehaus zu Pesth, das Athenäum zu München, die Votivkirche zu
Wien umfassen. Die Publikation derselben ist so weit vorbereitet, dass ein schnelles Erscheinen mit Sicherheit zugesagt werden kann.
Hubert Stier in Berlin.
388
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2. Abtheilung: für Maschinen- und Mühlenbauer, Mechaniker, Schlosser, Schmiede etc. Näheres besagen die Prospekte, die bei Unter-
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= #mt-dfnirrlir-jöd)ulf =
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Der diesjährige Winterkursus zur Ausbildung von
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Berlin, den 1 1. September 1868.
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Inhalt: Der Bau des neuen Zentral - Güter - Bahnhofes zu
Stettin. (Fortsetzung.) — Die Schwefelbäder von Enghien. —
Feuilleton: Die Versammlungen deutscher Architekten und
Ingenieure. (Schluss.) — Mittheilungen aus Vereinen:
Architekten- und Ingenieur -Verein in Böhmen. — Technischer
Verein zu Riga. — Architekten - Verein zu Berlin. — Ver-
mischtes: Normal-Senkgruben -Anlage in Berlin. — Bekannt-
machung der technischen Bau - Deputation in Berlin , die Bau-
führer-Prüfungen betreffend. — Personal - Nachrichten , Of-
fene Stellen, Briefkasten.
Der Bau des neuen Zentral -Büterbahultofes zu Stettin.
(Fortsetzung.*)
1% • i‘A • >
s/8" stark >-
2.2 .
Der zweigeleisige Oberbau des Viadukts hat, wie
aus dem nachstehenden Holzschnitt zu ersehen, für jedes
Geleise zwei Hauptträger von 4' Höhe, die durch Kreuze
von Winkeleisen verbunden sind. Die Träger eines Ge-
leises liegen G' von einander entfernt, darüber werden
Querbalken von 8: 10" Stärke gestreckt. Ueher der Fahr-
bahn erhebt sich ein eiserner Tunnelbau, dessen Zweck
es ist, die Gefahren zu beseitigen, welche aus dem Fun-
kenwerfen der Lokomotiven für die neben dem Bauwerke
befindlichen Holzgebäude entstehen würden. Ein sehr
leichtes Rippenwerk aus Winkeleisen (in den obersten
Theilen Blech) steigt zunächst auf 10' Höhe senkrecht
empor u. schliesst
sich oben zu einem
aus drei Mittel-
punkten konstruir-
ten Korbbogen, so
dass in der Mitte
eine lichte Höhe
von 20' 9“ über
Scliienenoberkante
vorhanden ist. Die
Entfernung der
Rippen von einan-
der beträgt 12'. Sie
sind durch zehn
horizontale (zum
Tlieil ebenfalls ge-
gliederte) Längs-
bänder und Diago-
nalschienen gegen-
seitig versteift. Um
im Falle der Bela-
gerung den Tun-
nelbau schnell zu
beseitigen , musste
derselbe gegen die
Fahrbahn mit
Schrauben bolzen
befestigt werden.
Im Aeusseren ist
derselbe ebenso wie
die P ahrbahn mit gewelltem Eisenblech eingedeckt. Die
Stärke der hierzu verwandten Bleche beträgt beim Tunnel
•y8"',_bei der Fahrbahn i/2'", die Länge der Welle 4". Die
Verbindung mit den Eisenrippen sowie mit den Schwellen ist
durch Schrauben hergestellt; die vertikalen Stösse der
Bleche sind sämmtlich ebenfalls verschraubt, die horizon-
*) Die in voriger Nummer gemachte Angabe in Betreff der
Gewölbstärke bei der Futtermauer am Parnitzufer ist dahin zu be-
richtigen, dass dieselbe nicht 1 •/, Stein, sondern 2 Stein beträgt.
. Z’8"7e'
'U ■ % ■ %"
2.2. %"
1% .VI,. >/."
talen vernietet. Die Beleuchtung geschieht durch Fenster
von 5' Höhe und 6' Breite, welche in Abständen von
24' angebracht und mit mattem, gereiftem Glase ver-
sehen sind.
Für die drei Wege -Unterführungen, deren Durch-
fahrtshöhe 11', llVa' und 12' beträgt, konnte nur eine
Konstruktionshöhe von 18" erhalten werden. Es liegt
daher jede Schiene zwischen zwei von einander 15" ent-
fernten, 18" hohen Blechträgern, die durch kleine Zwischen-
träger in Abständen von 21/2' verbunden sind.
Die Länge der Balken beträgt durchschnittlich 29'.
Eine Ueberdachung ist an diesen Stellen nicht für notli-
wendig befunden,
auch dieBedeckung
der Fahrbahn nur
mit zweizölligen
Bohlen bewirkt.
Der Viadukt ist
von dem hiesigen
Schlosser meister
Herrn Kolesch
hergestellt worden,
dem für die Aus-
führung grosse An-
erkennung gezollt
werden muss. Bei
der grossen An-
zahl der Joche wa-
ren die die Aufstel-
lung besorgenden
Arbeiter bald so
eingeübt, dass mit
Hülfe sehr ein-
facher Vorrichtun-
gen dieselbe über-
raschend schnell
vor sich ging. Die
Aufstellung eines
Pfeilers von Guss-
eisen dauerte incl.
V erbohren undV er-
schrauben, durch-
schnittlich 14 Stunden.
Vom Güterhahnhofe her, wo eine Werkstatt mit einer
Lokomobile als Betriebskraft eigens für den Viadukt ein-
gerichtet war, geschah das Ueberschieben der Fahrbahn-
träger mit Hülfe eines besonders dafür gebauten Krahn-
wagens auf dem bis über das letzte fertige Joch hinaus
verlängerten provisorischen Geleise. In s/4 Tagen wurden
die 4 Träger eines Joches übergeschoben und in derselben
Zeit wurden sie verbunden, so dass auf diese Weise in
392
drei Tagen zwei Joche bis auf das Vernieten fertig waren.
Das Aufstellen der Tunnelrippen und deren Verbindungen
erforderte einen Tag für jedes Joch. Die meiste Mühe
verursachte das Aufbringen des Wellbleches auf dem Tun-
nelbau. Den für den gebogenen Theil desselben bestimmten
Tafeln war natürlich im Walzwerke bereits die erforder-
liche Krümmung gegeben worden, indem man sie zwischen
drei Rollen hindurchlaufen liess. Es waren hierbei, wie
leicht erklärbar, die beiden Enden des Bleches auf etwa
4" Länge gerade geblieben und musste auf der Baustelle
dieser Fehler durch Schraubenpressen verbessert werden.
Eine andere Unbequemlichkeit stellte sich in dem in der
Kurve liegenden Theile des Tunnels heraus. Wenngleich
dieser als Polygon und nicht als Kreisbogen erbaut wurde,
also die mittlere Partie jedes Joches eine gerade Strecke
bildete, so musste doch die grössere Länge der konkaven
Seite gegen die konvexe dadurch ausgeglichen werden,
dass die Welle hier gestreckt, dort zusammengezogen
wurde. Auch musste der Uebergang von einer Seite zur
andern durch den Scheitel allmählich erfolgen und wurde
hierdurch das Fortschreiten des Baues nicht unwesentlich
verzögert. Bis auf einige Kleinigkeiten ist der Viadukt
nunmehr vollendet. Die hauptsächlichsten Gewichtsan-
gaben für dies Bauwerk sind folgende:
Gewicht eines normalen gusseisernen Pfeilers 190,3Ztr.,
eines normalen Joches der Fahrbahn von 39' Stütz-
weite 191,2 Ztr., des Rippen Werkes von einem normalen
Joche 75 Ztr., der dazu gehörigen Wellenblech -Ueber-
dachung 63,8 Ztr. Im Ganzen sind verwendet worden:
5770 Ztr. Gusseisen,
7488 „ Schmiedeeisen,
1602 „ Wellblech,
2940 Q Glas.
Die Kosten des Bauwerkes betragen ca. 150000 Thlr.,
wovon 100000 Thlr. auf die Eisenarbeiten kommen.
(Schluss folgt.)
Die Schwefelbäder von Enghien.
Die Schwefelbäder in Enghien werden ihrer kräfti-
gen Quellen und ihrer vorzüglichen Einrichtung wegen
seit einigen Jahren ziemlich viel benutzt; namentlich von
derjenigen Klasse der hülfsbedürftigen Bevölkerung von
Paris, welcher Geschäfte halber eine längere Abwesenheit
untersagt ist. Andererseits ist es aber auch die Nähe
von Paris, welche diese in einer hübschen Gegend an
einem kleinen See gelegenen Bäder einzig verhindert in
Mode zu kommen. Wer einen Bade- Aufenthalt nehmen
will, wünscht natürlich ganz besonders, sich von der Auf-
regung der Hauptstadt zu isoliren , und dies ist bei dem
allstündlichen Verkehr zwischen Enghien und Paris un-
möglich.
Das vor einigen Jahren gebaute grosse „ Etablisse-
ment thermal “ besteht aus einer grossen mit Glas be-
deckten zentralen Halle, an deren Langseiten die Bade-
Kabinete auf offene Kommunikations- Galerien ausmünden,
und zwar, auf einer Seite das „Quartier des Hommes“ auf
der anderen das „Quartier des Dames“ ; endlich auf der
Eintrittsseite die Administration nebst der Kontrolle und
dem „Inhalations- Saale“ ; auf der hinteren Seite die Spe-
zial- und Partial- Douchen. Bezüglich der Badekabinete
ist noch zu bemerken, dass sich im Erdgeschosse sämmt-
liche Bäder mit Douche, im ersten Stocke lauter einfache
Bäder ohne Douche befinden.
Die Reservoirs, Maschinen und Dampfkessel liegen
seitwärts, sind aber wegen Benutzung bestehender Ge-
bäulichkeiten nicht genug vom Haupt- Etablissement ge-
trennt, was gewisse Uebelstände zur Folge hat; so nament-
lich das unangenehme Geräusch und die Erschütterung,
welche durch den Gang der Dampfmaschine verursacht
FEUILLETON.
Die Versammlungen deutscher Architekten
und Ingenieure.
(Schluss.)
Die Versammlung des Jahres 1855 fiel wegen der
ersten Pariser Industrie- Ausstellung aus und wurde es
seither üblich, dieselben in der Regel in zweijährigen
Pausen auf einander folgen zu lassen.
Die zehnte Versammlung wurde im Jahre 185(5
zu Magdeburg abgehalten und fand 250 Theilnehmer.
Vorträge der Ilm. Rosenthal (über den Dom), Geute-
brück aus Leipzig (über den Wohnhausbau früherer
Jahrhunderte), Lange aus München (über den Erkerbau),
Voigt aus Braunschweig (über die Dome zu Amiens,
Beauvais und Cöln), Grubitz aus Magdeburg (über die
Elbbrücke und Wasserleitung daselbst) u. a., eine reiche
Ausstellung, in welcher die am Schinkelfeste des Ber-
liner Architektenvereins durch einen Staatsjpreis zuerst
gekrönten Kirchen-Entwürfe von Orth und Nohl, Ent-
würfe von Stüler, Strack, Hitzig in Berlin, Nicolai
werden, auch Infiltrationen, von den Reservoirs herrührend,
die häufig unvermeidlich sind.
Ein Hauptaugenmerk bei der Anlage von Schwefel-
bädern ist bekanntlich darauf zu richten, nur Konstruktio-
nen und Einrichtungen zu wählen, welche dem Einfluss
der Schwefelwasserstoffgase nicht in schädlicher Weise
unterworfen wird. So musste das zuerst eingeführte
System elektrischer Klingeln in kurzer Zeit ganz aufge-
geben werden, weil die unvermeidliche chemische Verän-
derung der Kontakt -Stellen immerwährende Reparaturen
nöthig machte und deshalb eine höchst fühlbare Störung
im Betriebe hervorrief. Eben so wenig Vertrauen erregte
das Luftdruck -System, und ist man schliesslich wieder zur
alten ehrlichen Draht-Klingel zurückgekehrt. Wir bemerken
bei dieser Gelegenheit, dass die beiden Systeme des elek-
trischen und des Luftdruck -Telegraphen in Paris zwar
sehr im Gebrauche sind, dass man aber von ihren Leis-
tungen, bezüglich der Dauer und eines ununterbrochenen,
sichern Dienstes noch nicht sehr befriedigt ist.
Als eine Hauptbedingung der Badeeinrichtung hat
sich des Ferneren herausgestellt, dass die ganze so wich-
tige und theure Röhren - Anlage derart disponirt sein
muss, dass sie überall aufs Leichteste zugänglich ist;
denn um sie in gutem Stande zu erhalten, bedarf die-
selbe einer fortdauernden und immerwährenden Aufsicht
und Unterhaltung. Es sind deshalb die Hauptleitungen
in sehr grosse geräumige Kanäle gelegt, welche zugleich
zum Abführen des Badewassers dienen; sie sind gut ven-
tilirt und möglichst sauber und trocken gehalten. Mit
grosser Sorgfalt ist Vorsorge getroffen, dass die Möglich-
keit des Tropfens von den Kaltwassersträngen auf die
in Dresden, die Entwürfe zu der oben genannten Brücke
und der Wasserleitung in Magdeburg u. a. zu erwähnen
sind, treffliche Arrangements des Lokal -Komites und ein
Ausflug nach den durch ihre Backsteinbauten berühmten
Städten der Altmark, Stendal, Jericho w, Tangermünde,
reihen diese Versammlung würdig an die früheren.
Von der eilften Versammlung im Herbst 1858
zu Stuttgart können wir wiederum die Heimath der
266 Theilnehmer angeben. Auf Württemberg kommen
davon 163, auf Preussen 24, auf die Schweiz 16, auf
Baden und ebenso auf Sachsen und Thüringen 14, auf
die Hansestädte 8. Zum ersten Male endlich hatten
7 Architekten der Münchener Schule der Versammlung ihren
Besuch geschenkt, während Hessen nur schwach, Hanno-
ver gar nicht vertreten war. Aus den Verhandlungen
sind die Vorträge Hassler’s (über württembergische Kir-
chen, insbesondere über den Dom zu Ulm), Hübsch’s
(über altchristliche Architektur), Wolff s aus Kassel und
Voigfs aus Braunschweig (über ästhetische Fragen), end-
lich Nördlinger's hervorzuheben, der für Einführung
des metrischen Maass-Systems in Deutschland agitirte. Zu
der Ausstellung hatten ausser den Architekten des Landes
Stüler seinen vierten Dom-Entwurf für Berlin, Hübsch
seinen Entwurf für die Fayade des Kaiserdoms in Speier
393
Warm wasserstränge und umgekehrt vermieden wird. Ueber-
haupt kann dem ganzen Röhren -Systeme, als dem teu-
ersten und undankbarsten Theile der Anlage, nicht genug
Sorgfalt bewiesen werden, und rentiren sich die kost-
barsten Vorsichts- Anlagen in sehr kurzer Zeit durch die
grössere Dauer der Röhren und einen ungestörten Be-
trieb. Zur Erreichung der für die Ausdehnung notwen-
digen Elastizität der Röhrenstränge hat sich die Anwen-
dung langer Muffen mit Werg-Füllung bewährt; gebogene
Einsatzstücke, welche durch ihre elastische Form der Aus-
dehnung der Röhren freies Spiel lassen sollten, waren
in kurzer Zeit ruinirt. Die ganze Röhren- Anlage wird
alljährlich neu mit Oelfarbe bestrichen.
An allen Stellen, wo die Anwendung von Blei-Röhren
wünschbar gewesen, bediente man sich der neuen, inwen-
dig mit Zinn belegten Blei -Röhren, da dieselben chemi-
schen Einwirkungen sehr wenig ausgesetzt sind. Ja wenn
es möglich wäre, würde man vorziehen die ganze Röhren-
Anlage aus emaillirtem Gusse zu erstellen, denn es haben
sich die Badewannen aus emaillirtem Gusse als das vor-
züglichste erwiesen. Die Zinkwannen sind auch in ziem-
licher Anzahl vertreten, haben aber den Nachtheil sich
nicht so gut reinigen zu lassen und weniger sauber und
elegant auszusehen als erstere.
Die Reservoirs sind sämmtlich in einem Thurme an-
gebracht, in welchem das Wasser zuerst auf 27 m- Höhe
in 4 Kufen gefördert wird, um von dort in die verschie-
denen Geschosse zurückzufallen, wo es in betreffenden
Kufen auf einem konstanten Niveau erhalten wird und
somit unter konstantem Druck zur Verwendung in den
Douche -Apparaten gelangt. Die Druckhöhe beträgt: für
die grosse Douche 27 m-, für die grosse Douche für Haut-
krankheiten („ affections cutanees “) 16,50m-, für die „ Douche
laringienne “ 8m-, für die „Douche ascendante “ 2ra- Der
Wasserdruck für die Inhalations-Apparate beträgt 20 At-
mosphären. Sämmtliche Kufen sind aus Eichenholz mit
einem ca. 3mm- starken Bleibelage; jede von 8 Kub.in- Fas-
sungsraum. Es ist wichtig, dieselben vollständig wasser-
dicht zu halten, denn nichts ist der Balkenlage, welche
die schweren Reservoirs trägt, sei sie Holz oder Eisen,
schädlicher, als die Schwefelwasserfeuchtigkeit. Mögen die
Balken auch noch so sorgfältig durch Anstrich geschützt
sein, die mit. Schwefelwasserstoff und Wasserdämpfen ge-
schwängerte Luft dringt eben doch ein, namentlich bei
den Verbindungen, Bolzen u. s. w., und wirkt alsdann
nur um so gefährlicher, weil es im Geheimen geschieht.
Es wäre daher wiinschenswerth , den ganzen Raum, in
welchem sich die Reservoirs befinden , gut zu lüften und
die Kufen auf Gewölbe zu stellen. Die Lüftung ist der
Temperatur der Heisswasser- Reservoirs bei weitem nicht
so nachtheilig, als man glauben sollte. Obige 8 Kub.™-
haltende eichene Kufen, gut verschlossen aber in stark
ventilirtem Raume, verlieren auf 80° erhitzt über Nacht
blos 1 4 °.
Die ganze Röhren - Anlage, die Dampf- Maschine,
Dampf- Kessel, Pumpen, Reservoirs, Badewannen und
sämmtlichen Douche- und Bade- Apparate wurden von
den Herren Bouillon -Müller in Paris ausgeführt und
sollen mit allen möglichen höchst kostbaren Versuchen
und Verbesserungen gegen 400000 Frs. (?) gekostet haben.
Die direkte Einrichtung des ganzen Etablissements, so
wie es heute besteht, d. h. ohne das tlieure Lehrgeld,
welches die Gesellschaft zu bezahlen hatte, sollte für die
Summe von 130000 Frs. herzustellen sein. Es ist für
die Architekten jedenfalls hieraus die wichtige Lehre zu
entnehmen , dass dem Unvorhergesehenen bei solchen
neuen Einrichtungen ein sehr grosser Spielraum zu lassen
ist. Unvorhergesehen waren nun allerdings theilweise die
Wirkungen des Schwefelwasserstoffes, andererseits aber
weit mehr noch die Wirkungen der Meinungsverschieden-
heit unter den dirigirenden Aerzten und ihres nie ruhen-
den Erfindungsgeistes, gegen welchen schliesslich das öko-
nomische Interesse der Gesellschaft sein Veto einlegte.
Wir können unsere Fachgenossen, welche jemals in den
Fall kommen, sich mit der Einrichtung ähnlicher Etablisse-
ments zu beschäftigen, nicht genug auf diesen Punkt auf-
merksam machen, denn die Verbesserungen der Herren
Mediziner scheinen in diesem Falle die Dividenden der
Gesellschaft viel mehr als alle Schwefelwasserstoffe der
Welt angegriffen zu haben.
Jedes Badezimmer besteht aus einem 3,50 m- : 2,50 m-
grossen und 3m- hohen gewölbten Gelasse nebst an-
gefügtem Toilettenzimmer von 2,50 m- : 1,50 m-, welches
zugleich als Entree dient. Boden, Wände und Decke sind
mit Portland-Zement geputzt, der einzigen Bekleidung, welche
dem kombinirten Einflüsse der Schwefelgase, der Feuchtig-
keit und der mechanischen Wirkung der oft auf die Wände
fallenden Douche -Strahlen widersteht. Ein Oelanstrich,
ein Jahr nach dem Putze aufgetragen, hält sich ziemlich
gut und giebt dem Badezimmer ein besseres Aussehen.
In jedem Badezimmer bemerkt man drei unverdeckte
Steigröhren von je ca. 3em- Durchmesser für lieisses und
kaltes Seinewasser und für Schwelfel wasser, bestimmt zur
Füllung der Bäder nach vorgeschriebener Temperatur und
Mischung. Warum man der Erwärmung des Schwefel-
wassers durch Mischung mit erwärmtem Seinewasser den
Vorzug gab vor dem vorzüglichen System der Erwärmung
des Schwefelwassers durch direkte Dampfkondensation in
der Badewanne, haben wir weder erfahren noch ein-
sehen können. Des Weiteren findet sich bei jeder Bade-
wanne ein Fallrohr für starke Douchen, ein anderes für
die Partial -Douchen. Obige drei Steigrohren vereinigen
sich in den Zimmern des ersten Stockes (ohne Douche) in
ein einziges Rohr, welches in die Badewanne einmündet;
beigetragen. Ausflüge wurden den fürstlichen Schlössern
der Umgegend sowie der berühmten Abtei Maulbronn ge-
widmet.
Die zwölfte Versammlung zu F ran kfurt a. M. im
Jahre 1860 erreichte eine Betheiligung von 316, darunter Hes-
sen, Frankfurt und Nassau mit 98, etwa ebensoviel Preussen,
aber auch 24 Wiirttemberger, 20 Baiern, 16 Hanseaten, 11
Sachsen und Thüringer, 9 Hannoveraner, 5 Schweizer, 2 El-
sässer, 1 Oestreicher — also eine erfolgreichere Stammes-
mischung als sie jemals vorher erzielt worden. Unter der
Ausstellung ragte des im Jahre 1856 geschiedenen Wil-
helm Stier letzter Entwurf zur Votivkirche in Wien
hervor, wie auch die von seinem Sohne vorgetragene Er-
läuterung zu demselben einen wesentlichen Theil der für
Vorträge bestimmten Zeit hinwegnahm. Unter letzteren
sind zu nennen die Vorträge von Simons (über Kuppel-
bau), von Karmarscb und Lasius (über Einführung des
Metermaasses in Deutschland), von Fr. II offmann (über
ringförmige Ziegelöfen); — unter den ausgestellten Ent-
würfen: die gekrönten Konkurrenz -Projekte zum Rathhause
in Berlin, Knoblauch’s Entwurf für die Synagoge da-
selbst und zahlreiche Arbeiten von Frankfurter Architekten,
namentlich von Adolph Pichler. Ausflüge führten die
Festgenossen nach Wiesbaden und Aschaffenburg.
Mit der dreizehnten Versammlung, die im
September 1862 zu Hannover abgehalten wurde, beginnt
eine neue Phase für die Zusammenkünfte deutscher Ar-
chitekten und Ingenieure. Dieselbe wurde zunächst schon
bezeichnet durch den verstärkten Besuch , der die Ziffer
651, somit das Doppelte früherer Versammlungen erreichte.
Hierzu trugen freilich die rührigen Techniker des Landes
Hannover, die sich in der Zahl von 329 betheiligten, das
Meiste bei; aus Preussen waren 108, aus den Hansestädten
49, aus Braunschweig 48, aus Sachsen und Thüringen 36,
aus den beiden Hessen 27, Frankfurt und Nassau 11,
Württemberg 8, Baden 7, Schleswig -Holstein 6, aus Ol-
denburg und Mecklenburg je 5, aus Baiern 4, aus Oester-
reich 3, aus der Schweiz 1 Theilnehmer erschienen; Gäste
ausserdem aus Frankreich, Belgien und Schweden. We-
sentlicher aber noch sind die neuen Formen für die ge-
meinschaftliche Thätigkeit der versammelten Fachgenossen,
die in Hannover zum ersten Male ins Leben traten und
seitdem gültig geworden sind.
Den ausserordentlichen Anstrengungen , der Sorgfalt
und Umsicht der Mitglieder des dortigen Lokal-Komite’s
gelang es, nicht nur für die Vorbereitung und Leitung derar-
tiger Zusammenkünfte ein Vorbild zu schaffen, das für
alle Folge wohl höchstens erreicht, schwerlich aber über-
394
die Mischung nach verschiedener Temperatur oder Schwefcl-
wassergehalt geschieht einfach durch ein Mehr- oder Min-
der- Oeffnen der betreffenden Hähne. In jedem Zimmer
befindet sich eine Sanduhr, aus einer in Grade getheilten
Glasröhre gebildet, welche Zeiträume von 2 Minuten bis
1 Stunde anzeigt.
Sehr interessant sind die sogenannten partiellen
Douchen.
1. Dio Douche für Augen, Ohren und Nase. Auf
einem Konsoltische befindet sich ein Becken mit Douche-
schlauch von Guttapercha, auf welchen Mundstücke von 4
verschiedenen Stärke-Nummern, von 1/3ram- bis 1 1/amm> Durch-
messer, ebenfalls von Guttapercha, einfach aufgesteckt wer-
den können. Jede Person, welche von dieser Douche Ge-
brauch machen will, kauft sich die ihm vorgeschriebene
Nummer zu exclusivem Gebrauche.
2. Die Douche für Arme und Hände. Ein läng-
licher Kasten, an der Wand angebracht, mit zwei ein-
fachen Hähnen, wodurch die ziemlich starken Strahlen
direkt auf die Arme und Hände wirken.
3. Die Douche für die Beine. Ein länglicher hoher
Kasten mit fächerförmigem Strahl zum Douchiren der
Waden oder der Knien.
Diese drei Douchen sind in einem grossen Kabinet
mit Eichenparquet und Oberlicht angebracht. In zwei
besonderen Kabineten befinden sich Dampfbäder nach ge-
wöhnlichem System und zwar eins mit Douche von oben,
das andere mit Douche von unten.
4. Sitzbäder. Gewöhnliche Sitzwanne von Zink
mit einem schmalen Metallring zum Stützpunkte des
Sitzes; ringsum eine feinstrahlige konzentrische Douche;
auf der vorderen Seite Doucheschlauch für die Geschlechts-
theile, auf der entgegengesetzten „Jet ascendant“ ad libitum.
5. Die Kraftdouchen. In einem 5m- : 7m- grossen
Raume befinden sich die grossen Douchen mit hohem
Drucke. Die Hauptdouche von oben mit 27ra- Druck-
höhe, in der Mitte über einem 3,50m- : 3m- grossen Bas-
sin. Eine mittlere Douche von 20m- Druckhöhe in einem
Bassin von l,50m- : l,50m- Grösse. Zu gleicher Zeit Seiten-
Douchen mit denselben Druck-Verhältnissen. Ihr Strahl
ist so stark, dass überall starke Eisenstäbe angebracht sind,
an welchen sich der Patient festhalten kann. Die Mund-
stücke geben nach Bedürfniss einen runden oder breiten
Strahl.
6. Endlich ist noch die Zirkular -Douche zu er-
wähnen, ein zylindrischer Röhrenapparat, welcher den Pa-
tienten in seiner ganzen Höhe mit feinen konzentrischen
Strahlen begiesst; nach Versicherung der Badediener die
angenehmste Douche.
7. Die kleinen Schlund-Douchen („douches larviyiennes“),
eine Reihe von Becken mit Doucheschlauch und feinem
Guttapercha-Mundstück, die Becken mit einer Zinkbrüstung
troffen werden kann: sie wagten und gewannen auch den Ver-
such, den Charakter der dort zu pflegenden Verhandlungen
von Grund aus umzugestalten. So glaubten sie es nicht
dem Zufall allein überlassen zu dürfen, ob geeignete Vor-
träge angemeldet würden , sondern regten interessante
technische Fragen zur Diskussion an; sie schlugen in
weiterer Konsequenz dieses Schrittes vor, dass nur die
allgemeinen geschäftlichen Fragen und Vorträge in Ple-
nar- Sitzungen, eigentlich fachwissenschaftliche Fragen
aber in Abtheilungssitzungen verhandelt werden soll-
ten. Beide Vorschläge wurden angenommen und demzu-
folge 3 Sektionen: für Architekten, für Bau -Ingenieure
und für Maschinen-Ingenieure gebildet, eine Einrichtung,
welche so guten Erfolg hatte und so viel Beifall fand,
dass ihre Beibehaltung für die Folge beschlossen wurde.
Herr Friedrich Stammann aus Hamburg, der da-
gegen auftrat, fand gegenwärtig ebenso energischen Wider-
spruch, als ihn 17 Jahre vorher zu Halberstadt Andreas
Romberg mit den Vorschlägen gefunden hatte, die jetzt
von dem hannoverschen Lokal-Komite aufgenommen und
ins Werk gesetzt worden waren. — Ueber die höchst
interessanten Verhandlungen, die in den Sektionen gepflo-
gen wurden und die im Gegensätze zu den früheren Ver-
sammlungen fast ausschliesslich praktisch -technische Fra-
versehen, um die douchirende Person vor dem Strahl zu
schützen.
Ein besonderes Interesse gewährt endlich der In-
halations-Saal, bestimmt, das in Dunst verwandelte Schwefel-
wasser durch Inhalation bis in die Lungen eindringen zu
lassen. Der Saal ist in der Mitte durch einen Tisch in
zwei Hälften getheilt; vier kandelaberartige Apparate auf
diesem Tische haben die Bestimmung, den Saal mit
Schwefelwasserdunst zu füllen-, ringsum den Tisch befin-
den sich die Spezial- Apparate, für jeden Kranken ein
sprachrohrartiges Mundstück, vor welchem unmittelbar
sich der Wasserdunst erzeugende Apparat befindet. Die
mehr oder weniger multiplizirten Elemente bestehen im
Prinzipe aus linsenförmigen Scheiben, gegen deren konvexe
Breitseite ein feiner Wasserstrahl unter einem Drucke von
20 Atmosphären ausströmt. Das Wasser wird unmittel-
bar in Dunst verwandelt und erfüllt auf’s Feinste zertheilt
den ganzen Saal, so dass man beim Eintritt in einem
Dampfbad von unmöglich geringer Temperatur sich zu
befinden glaubt. Eine Spezialdampfpumpe erzeugt den
nöthigen Druck von 20 Atmosphären für diese Apparate.
Die Kranken stellen sich in diesem Saale nackt in einen
Kautschuckmantel gehüllt auf, da der feine Wasserstaub
alle Kleider durchdringen würde.
Wir erwähnen schliesslich der freundlichen Zuvor-
kommenheit des dirigirenden Arztes, Dr. de Puisaye,
welcher es sich zu einem Vergnügen machte, uns den
Besuch des Etablissements in allen seinen Tbeileu zu er-
leichtern und die gewünschten Aufklärungen zu er-
theilen.
Paris, im August 1868. F. J.
Mittheilungen aus Vereinen.
Das 1. Heft des III. Jahrgangs der Mittheilungen des
Architekten- und Ingenieur-Vereins in Böhmen giebt in
dem Geschäftsberichte Nachricht über die Thätigkeit des
Vereins im vorigen Jahre (vergl. No. 3 d. Bl.).
Der Tarif zur Entlohnung architektonischer und tech-
nischner Arbeiten, welcher dem Ministerium des Innern zur
Berücksichtigung und Erlassung eines Gesetzes vorgelegt
worden war, ist von demselben abgelehnt worden.
Dagegen ist ein vom Vereine berathenes Wassergesetz
dem Landtage zur Berücksichtigung empfohlen. Ausser den
bereits erwähnten, vom Vereine ausgegangenen Anregungen,
die Zusammenstellung der Baumaterialien Böhmens und die
Ueberwachung der Dampfkessel betreffend, hat derselbe auch
eine fachgemässe Beobachtung der Grundwasserstände in sani-
tärer und baulicher Hinsicht veranlasst. Es wurde beschlos-
sen, zunächst an 20 Brunnen in den verschiedenen Theilen
Prag’s Beobachtungen und Messungen anzustellen , wobei
letztere auf einen gemeinsamen Horizont zu beziehen und in
gleichmässigen Zwischenräumen vorzunehmen seien. Die Bau-
meister, Brunnengräber und Hausbesitzer sollen ersucht wer-
gen, hingegen keinerlei abstrakte ästhetische Probleme
zum Gegenstände hatten, über die sehr reichhaltige Aus-
stellung zu berichten, verbietet uns der Raum, der diesen
Mittheilungen zugemessen werden kann. Zudem steht
Beides bei vielen Fachgenossen wohl noch in frischer Er-
innerung und können wir ferner auf den sehr ausführ-
lichen und werthvollen Bericht über die Hannoversche
Versammlung verweisen, den das Lokal-Komite veröffent-
licht hat — hierin wie in der Vorbereitung eines aus-
führlichen Festalbums zur Orientirung der Mitglieder gleich-
falls tonangebend für die Folgezeit. Wenn wir noch etwras
aus der dreizehnten Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure hervorzuheben haben, so ist es die erneute
Agitation von Karmarseh für Einführung des Metermaasses
und der einstimmige Protest, der auf den Antrag F. Geo.
Stammann’ s von Hamburg gegen den beabsichtigten Ab-
bruch des alten Ralhhauses von Hannover — und zwar
erfolgreich — eingelegt wurde. Zum Ziel der gemein-
schaftlichen Ausflüge waren Hildesheim und Bremen er-
wählt worden.
Noch weniger Spezialitäten können wir über die
vierzehnte Versammlung, im Jahre 1864 zu Wien
berichten, doch dürfte dies noch überflüssiger sein, da das
trefflich ausgestattete und vorzüglich redigirte Festalbum:
395
den, bei den Erdarbeiten die Schichtungen des Bodens zu be-
obachten und dem Komite mitzutheilen, welches aus Geo-
logen, Physikern, Chemikern, Aerzten und Technikern besteht.
Es ist diesem, im Interesse der Wissenschaft, der Tech-
nik und der Gesundheitspflege in’s Leben gerufenen Unter-
nehmen der beste Erfolg zu wünschen; möge es an anderen
Orten Nachfolge finden.*)
Das vorliegende Heft bringt ferner, wahrscheinlich im
Anschlüsse an die beabsichtigte Zusammenstellung der Bau-
materialien, einen Vortrag des Prof. G ruber über die natür-
lichen Baumaterialien Böhmens, mit den Gesteinen beginnend;
alsdann einen Vortrag von Gustav Schmidt über Kreisel-
räder und schliesslich einen Rückblick auf die diesjährige
Ausstellung des Vereins, welche eine reiche Zusammenstellung
von Entwürfen des Ingenieur- und Hochbauwesens mit den
Erzeugnissen der heutigen Technik darbot.
Bei einer Besprechung der aufgestellten Entwürfe zu den
Parlamentshäusern in Wien wird die Ansicht entwickelt, dass
für alle Anstalten gemeinnützignr Art, also auch für die vor-
liegenden Aufgaben, ein möglichst einfacher und geläuterter
antiker Styl der angemessenste sei; dem Entwürfe Hansen’s
wird hiernach der Vorzug ertheilt und schliesslich an-
kniipfend an die Projekte Ybl’s, Ferstel’s und Ullmann’s
der Frage Raum gegeben, weshalb wohl in neuerer Zeit bei
Entwürfen im Stil der Renaissance weniger die Werke eines
Bramante, Baldassare, Peruzzi und Sansovino, als
vielmehr des B orr omi ni , Claude Perrault und Mansard
beachtet würden. — S.
Notizblatt des technischen Vereins zu Riga. VII. Jahr-
gang, Heft 2, 3, 4. (Vergl. No. 12 d. Bl.)
Aus dem Inhalte ist Folgendes als für weitere Kreise be-
merkenswerth hervorzuheben.
Riggenbach’ s Verfahren alte Eisenbahnschienen
wieder brauchbar zu machen. Die schadhaften Stellen,
die sich meist nur in 1 bis 2 Fuss Ausdehnung vom Schie-
nenende vorfinden, werden bei je 2 Schienen in einander ent-
sprechender Weise ausgeschnitten unter Weissglühhitze ver-
schweisst und mit Profilhämmern und Handwalzen derart be-
arbeitet, dass sie die richtige Form wieder erhalten. Solche
Schienen finden in Nebengeleisen wieder Verwendung. Auf
Stahl- und Gusstahlschienen ist dies Verfahren nicht an-
wendbar.
Verbindung zweier Bahnen mit verschiedenen
Spurweiten. Die zur Anwendung gekommenen Mittel sind
bei grossem Unterschiede in der Spurweite drei Schienen,
deren eine zu beiden Spuren gehört, bei geringem Unterschiede
ein Verschieben der Räder auf den Achsen**), doch ist dies
*) Wir finden in einem andern Theile des Heftes erwähnt, dass
der Architekten -Verein in München ebenfalls Grundwasser- Be-
obachtungen veranlasst und zugehörige Karten und Berechnungen
aufgestellt hat. In den meisten Strassen der Vorstädte Münchens
sind die Grundwassertiefen den Hausnummern beigesetzt.
**) Dieses Mittel wird auch angewendet, wenn bei den Reisen
der Russischen Kaiserfamilie nach Deutschland die Waggons der-
selben auf Preussische Bahnen übergehen. Anm. d. Ref.
nur bei Versendung von Wagen und Maschinen, nicht im regel-
mässigen Betriebe durchzuführen.
Bei Ablieferung von Wagen aus deutschen Fabriken nach
Russland laufen dieselben häufig bis zur Russischen Grenze
auf enger stehenden Rädern und erhalten erst dort die weiter
gestellten Räder. Auch werden in solchen Fällen besondere
niedrig gebaute Transportwagen angewendet.
Arbeiterwohnungen in Riga. Es ist in Aussicht ge-
nommen Wohnungen für Arbeiterfamilien von 200 — 300 1 I'
und 9' Höhe zu erbauen, denen Kellerräume wegen flacher
Gruudwasserlage nicht beigegeben werden können; auch eine
bet ordere Küche ist nicht vorhanden, dagegen Waschhaus
und Backhaus auf dem Hofe angelegt, dem sich ein Garten
ans. hliesst. Der Miethszins soll 9 Prozent des Baukapitals,
nämlich 30 bis 50 Rubel jährlich betragen.
Wetli’s Planimeter. Nach einer theoretischen Be-
trachtung dieses bereits vor langer Zeit in Gebrauch gekom-
menen Instrumentes wird auf seine Anwendung zur Auffindung
des Werthes eines bestimmten Integrals hingewiesen und als
besondere Vorzüge desselben leichte Handhabung und grosse
Genauigkeit gerühmt, welche bis auf 1/1000 der zu bestim-
menden Fläche gehen, während das Polarplanimeter Fehler bis
1/300 zulasse. Der Preis des Wetli’schen Planimeters ist
freilich der drei- bis vierfache von dem eines Polarplanimeters.
Unter manchen Mittheilungen von mehr lokalem Inter-
esse enthalten die Hefte noch Untersuchungen über den Wider-
stand der Luft gegen geworfene Körper und im Anschlüsse
hieran die Angabe, dass der günstigste Winkel für die Wurf-
weite eines Spritzenstrahles 28 bis 29° sei; ferner über baro-
metrische Höhenmessungen und Mittheilung einer genau regu-
lirbaren Kompensation für Pendel. — S. —
Architekten-Verein zu Berlin. Am Sonnabend den 5. Sep-
tember wurden die hiesigen Schlösser der Prinzen Albrecht
und Carl besichtigt. Es hatte sich eine grössere Anzahl
Theilnehmer (70) zusammen gefunden, als in der Woche des
Hamburger Architektentages erwartet werden konnte.
Mit lebhaftem Interesse durchwandelte die Versammlung,
in einzelne Gesellschaften getrennt, die Zimmer und Säle, die
der Mehrzahl nach in wohlerhaltenen Zügen die Thätigkeit
des grossen Meisters der Berliner Schule wiederspiegeln.
Der kunstliebende Sinn der Fürsten, die diese Räume be-
wohnen, hat dieselben vor den wechselnden und herrischen
Launen der Mode in einem Zeiträume von 30 bis 40 Jahren
treu bewahrt, so dass wir dem Geiste Schinkels in der Wand-
und Deckenpracht, in dem reichen Getäfel der Fussböden,
wie in den Sesseln, Tischen, Kaminen, den Lichterkronen und
anderem Geräth fast bei jedem Blicke begegnen. Ganz be-
sonders gilt dies von dem Schlosse des Prinzen Albrecht,
dessen bauliche Einrichtung in einen späteren Abschnitt der
Thätigkeit Schinkels fällt; es würde deshalb wohl zur Steige-
rung des Genusses beigetragen haben, wenn die Besichtigung
beim Schlosse des Priuzen Carl begonnen und bei dem des
Prinzen Albrecht geendet hätte, während das Umgekehrte
der Fall war.
Dies letztere Schloss hat, ehe es an seinen jetzigen Be-
sitzer kam, so mannigfachen Wechselfällen unterlegen, dass
es wohl werth ist, Einiges aus den geschichtlichen Aufzeich-
„Alt- und Neu -Wien in seinen Bauwerken“, sowie der
Bericht über die Versammlung, letzterer in Stärke eines
ansehnlichen Werkes, wohl fast allgemein bekannt sind.
Wie die Anzahl der Theilnehmer sich wiederum verdop-
pelte und auf 1397 stieg, so war die Fülle dessen, was
in der Ausstellung, was an Vorträgen, Besichtigungen
und Vergnügungen geboten wurde, auf eine Höhe gestei-
gert worden, die kaum von einer anderen Stadt erreicht
werden kann , die es aber auch ebenso zweifelhaft macht,
ob der Zweck der Versammlung unter solcher Fülle nicht
völlig erdrückt wird. Ein grosser Theil der angemelde-
ten Vorträge konnte nicht gehalten werden, eine eigent-
liche Diskussion war last unmöglich. Hervorzuheben ist
die Bildung einer sehr zahlreich besuchten vierten Sek-
tion für Ventilation und Heizung, sowie der Beschluss
künftig noch eine fünfte Sektion für Marine -Technik
und Schiffsbau zu errichten. Die in den beiden letzten
Versammlungen angenommenen Formen wurden zusam-
mengestellt und zum Statut erhoben. Zum dritten
Male mahnte Direktor Kar mar sch an die Einfüh-
rung des Metennaasses als einheitlichen Maasses für
Deutschland. — Von den 1397 Mitgliedern der Wiener
Versammlung kommen übrigens auf Oesterreich 730,
Preussen 220, Sachsen und Thüringen 180, Hannover 74,
Württemberg 43, beide Hessen 37, Baiern 23, Hansestädte
22, Braunschweig 13, Baden und die Schweiz je 11,
Schleswig -Holstein 8, Frankfurt a. M. 7, auf Mecklen-
burg 6 ; die übrigen vertheilten sich auf deutsche Klein-
staaten und das Ausland.
Für die nächste Versammlung waren Plamburg und
das Jahr 1866 bestimmt worden; sie musste ausfallen
unter dem Geklirr der Waffen, die deutsche Stämme ge-
gen einander zückten. Auch im Jahr 1867 glaubte man
die Aufregung der Gemüther soweit noch nicht beschwich-
tigt, um nord- und süddeutsche Fachgenossen mit Erfolg
zu friedlichen Berathungen vereinigen zu können. Ob
mit Recht oder Unrecht, wir wollen es nicht entscheiden,
wenn wir auch an das Erste nicht glauben können.
So hat denn erst in diesem Jahre und in diesen Ta-
gen die fünfzehnte Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure zu Hamburg getagt — die erste seitdem dieses
Blatt gegründet wurde. Wir erachten die Zwecke des-
selben den Zwecken jener Versammlungen so eng ver-
wandt, dass es uns Pflicht erscheint, über dieselben einen
möglichst ausführlichen und vollständigen Bericht zu brin-
1 gen und werden mit diesem in nächster Nummer der
Deutschen Bauzeitung beginnen. — F. —
396
nun^en mitzutheilen*), die uns durch einen der Herren, die bei
der Führung betheiligt waren, freundlichst übermittelt sind.
Von einem französischen Emigranten, Baron de Vernezobre,
auf Veranlassung Friedrich Wilhelm I von 1737 an erbaut,
diente es dem Besitzer zuerst als Sommeraufenthalt. Nach
dem siebenjährigen Kriege jedoch verkauften es die Erben
Vernezobre’s für 16000 Thlr. Im Jahre 1763 von Friedrich
dem Grossen gemiethet, diente es zur Aufnahme des türkischen
Gesandten, wurde dann 1769 für 12500 Thlr., 1772 aber für
21500 Thlr. weiter verkauft und war nun Residenz der Prin-
zess Amalie, Schwester Friedrich’s des Grossen, später einer
Reihe andrer fürstlichen Personen; auch mussten die König-
lichen Kinder das Palais beziehen, wenn ihnen die Pocken
eingeimpft werden sollten. — Nach der Schlacht bei Jena
verlegten die Franzosen die Verwaltung der Feldpost in das
Schloss und wirthschafteten 1 */j Jahr rücksichtlos darin. Von
1808 an war dasselbe bald Maler - Atelier, bald Musik -Kon-
servatorium. 1810 diente es als Baumwollen-Magazin und im
Souterrain als Armenspeiseanstalt, 1 S 1 2 wurde das Louisenstift
hierher verlegt; die Franzosen nahmen dann nochmals darin
Quartier; 1818 wurden bei einer Reparatur die sämmtlichen
Freiwohnungen geräumt, nur das Louisenstift blieb im Schlosse.
1820 hatte Prinz Friedrich von Preussen seinen Marstall hier
und Lenne erhielt den Auftrag den Garten zu verbessern.
1823 wiederum wurden Maler-Ateliers in den Sälen des Schlos-
ses aufgeschlagen, es diente auch als Gemälde- Galerie und
Restaurations- Atelier, bis es endlich im Jahre 1830 für den
Prinzen Albrecht von Preussen als Wohnsitz bestimmt wurde.
Schinkel erhielt den Auftrag einen entsprechenden Umbau
vorzunehmen, der denn auch 1833 vollendet wurde.
Wie uns von befreundeter Seite noch mitgetheilt worden
ist, soll auch der Neffe und Eleve Schinkels, mit ihm gleichen
Namens, selbstthätigen Antheil an den Entwürfen zum Aus-
bau haben.
1861 — 62 ist das Palais im Aeussern, theilweise auch
im Innern von dem verstorbenen Hof - Baurath Lohse re-
staurirt worden. Die Grundriss- Anlage ist einfach und klar;
das geräumige Treppenhaus liegt in der Mitte des oblongen
Gebäudekörpers und enthält ausser der eisernen Haupt-
treppe, die für den Blick auf die geschmückten Wände
wohl nicht ganz günstig disponirt ist, geschickt verborgene,
sehr bequem gelegene Nebentreppen. An das Treppenhaus
schliesst sich in der Mitte der Gartenfront in beiden Ge-
schossen eine Rotunde ; an beiden kurzen Seiten liegen Säle
und zwischen diesen und den vorgenannten Räumen in zwei
Reihen eine Anzahl Gemächer. Die Rotunde, sowie der Tanz-
nnd Speisesaal iin oberen Geschoss, die mit sparsamen Mitteln
in edelster Pracht ausgestattet sind, beschäftigten die Ver-
ehrer Schinkels in besonderem Maasse. Im Tanzsaal war ein
reiches Service goldner Gefässe aufgestellt, deren bildnerischer
Schmuck ebenfalls Schinkels Zeichnung bekundete. Nicht
unerwähnt dürfen die modernen vortrefflichen Gobelins in
einem kleineren Zimmer des Erdgeschosses bleiben, welche
wohl von mehr als einem der Beschauer beim ersten Ansehen
für Wandgemälde gehalten worden sind. DasFeuer und derFluss
der Farben begünstigten freilich die Täuschung in hohem
Maasse.
Das Palais des Prinzen Carl, welches demnächst be-
sichtigt wurde, ist 1737 durch den Prinzen Ferdinand nach
de Bodt’s Entwürfen von Richter erbaut, 1S28 aber von
Schinkel gänzlich umgebaut. Stiiler war mit der speziellen
Bauausführung betraut worden. Der Tanzsaal, die Galerie
und der Ahuensaal erregten die besondere Aufmerksamkeit
der Besucher. In den übrigen Gemächern waren es kleinere
Bildwerke und kunstreiches Geräth, welche die Beschauer
fesselten, so dass schon die Dämmerung eingetreten war, als
man der berühmten Waffenhalle des Prinzen im Erdgeschoss
des Schlosses einen flüchtigen Besuch abstattete. Auch hier
fand das Auge ausser dem bunten Gemisch der Waffen auf
Schildern und manch anderem Geräth gedankenreiche Zeich-
nung und kunstvolle Arbeit. — Der Abend vereinigte die
Theilnehmer in mehren Lokalen der LTmgegend zu fröh-
lichem Beisammensein. S.
Vermischtes.
Normal - Senkgruben - Aulage in Berlin.
Die Anlage einer Senkgrube nach bestimmter Vorschrift
wird in Berlin allen den Hausbesitzern zur Bedingung ge-
macht, welche ihre Grundstücke nach einem der Stadt gehö-
*) Diese Aufzeichnungen sind einem Vortrage des Herrn Ilof-
rath Schneider, im Juni d. J. im Verein für die Geschichte
Berlins gehalten, entlehnt.
rigen Abzugs - Kanäle zu entwässern wünschen. Eine solche
Senkgruben -Anlage, wie sie nachstehend im Grundriss und
2 Durchschnitten mitgetheilt wird, besteht aus der Sammel-
grube (A), in welche die Zuleitung (c) mündet, und der Ab-
leitungsgrube ( B ), aus welcher das Ableitungsrohr ( b ), vor dem
sich ein gemauerter Wasserverschluss befindet, nach dein Kanal
führt. Beide Gruben sind durch eine Oeffnung verbunden,
die durch ein Gitter, dessen Stäbe in höchstens 1" Zwischen-
raum auseinander stehen dürfen, verschlossen wird. Sämmt-
liche Maasse der Anlage sind aus den Zeichnungen zu ersehen.
Das Mauerwerk muss in guten Klinkern mit Zementmörtel
ausgeführt und im Innern mit Zement verputzt werden; die
Abdeckung erfolgt mit Hausteinschwellen, die eine Einlage
von hölzernen Bohlen erhalten. Das Ableitungsrohr, das aus
Metall oder Thon bestehen muss, darf in den Kanal nur unter
dem Gewölbe, andererseits mindestens 18" über der Sohle
desselben einmiinden.
In eine derartige Senkgrube, die nur auf dem Grund-
stücke selbst, nie auf der Strasse oder in Vorgärten angelegt
werden darf, ist nur Wirthschaftswasser, Wasser aus Wasch-
räumen und Waterklosets (letzteres jedoch widerruflich) zu
leiten erlaubt; eine Verbindung der Ableitung mit Ställen,
Pissoirs und Abtritten, die nicht unter Wasserleitung stehen,
ist verboten. Die Ausführung, welche vorher angezeigt wer-
den muss, wird von Seiten der städtischen Baubeamten über-
wacht und steht die Anlage unter fortdauernder Kontrole der-
selben. — o —
Bekanntmachung.
Die Kandidaten der Baukunst, welche in der zweiten
diesjährigen Prüfungs-Periode die Prüfung als Bauführer oder
Privatbaumeister abzulegen beabsichtigen, werden hiermit auf-
gefordert, bis zum 19. September er. sich schriftlich bei
der Unterzeichneten Behörde zu melden und dabei die vorge-
schriebenen Nachweise und Zeichnungen einzureichen, worauf
ihnen wegen der Zulassung der Prüfung das Weitere eröffnet
werden wird,
Spätere Meldungen können nicht berücksichtigt werden.
Berlin, den 1. September 1S6S.
Königliche technische Bau- Deputation.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Der Königliche Land-Baumeister Schwatlo in Berlin ist zum
Bau-Inspektor, — der Baumeister Elsässer zu Strassburg (W. -Pr.)
zum Kreis- Baumeister ernannt und demselben die von ihm bisher
kommissarisch verwaltete Kreis-Baumeisterstelle dortselbst definitiv
verliehen worden.
Dem Geheimen Regierungs- Rath Engelhard zu Münster ist
die von ihm bisher kommissarisch verwaltete Stelle eines Re-
gierungs- und Bau-Raths bei der Königlichen Regierung dortselbst
nunmehr definitiv übertragen worden.
Offene Stellen.
1. Ein im Nivelliren und Situationszeichnen geübter Feld-
messer findet bei den Vorarbeiten zu der Melioration des Kinzig-
thaies alsbaldige lohnende Beschäftigung. Meldungen etc. beim
Köuigl. Meliorations - Bautechuiker Schmidt zu Orb im Regie-
rungs-Bezirk Cassel.
3<)7
2. Zur speziellen Leitung eines Kanalbaues im Leba-Thale
wird ein Bauführer gesucht, welcher zugleich Feldmesser oder
doch des Nivellirens kundig ist. Schleunigste Meldungen etc. sind
bei dem Wasserbaumeister Schoenwald in Coeslin einzureichen.
3. Für einen Baumeister resp. erfahrenen Bauführer bei
Staats-Chaussee- resp. Hochbauten sind Stellen im Kreise Sensburg
in Ostpreussen vakant. Meldungen etc. beim Kreis -Baumeister
Kaske in Sensburg (O.-Pr.)
4. Von einem Maurermeister wird ein junger Mann zur theil-
weisen Führung des Geschäftes gesucht. Näheres im Inseraten-
theile.
Brief- und Fragekasten.
Ein Abonnent in Weimar. — Wie uns noch nachträglich
mitgetheilt wird, liefern auch die in Königshain bei Görlitz gele-
genen Granitbrüche ein vorzügliches Material , auch Hr. Maurer-
meister H offmann in Görlitz liefert diesen Stein aus seinen dor-
tigen Brüchen; endlich ist auch in Bautzen und Camenz sehr guter
Granit zu erhalten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren T. in Stettin, B.
in Serazewo, K. in Hannover, H. in Hamburg.
Architekten -Verein zu Berlin.
Exkursion am Sonnabend den 11. September.
Besichtigung der Wasserwerke.
4 Uhr präzise. Versammlung an der Jannowitzbrücke. Fahrt mit
einem Extra-Dampfer nach den Wasserwerken und Besich-
tigung derselben.
6 „ Abfahrt nach Treptow. Geselliges Zusammensein daselbst.
9 „ Rückfahrt nach der Stadt.
Der Beitrag für die Fahrt — pro Person 10 Sgr. — wird auf
dem Dampfschiff durch den Boten einkassirt.
Für die Anordnungen
Kyll mann. Knoblauch.
Rekauntmacliun^.
Das Studienjahr auf der Königlichen Bau -Akademie zu Berlin
beginnt am 5. Oktober c.
Die Meldungen zur Aufnahme in diese Anstalt müssen unter
Beifügung der Nachweise, welche über die Befähigung zur Auf-
nahme nach den §. §. 7 bis 9 der Vorschriften für die Königliche
Bau -Akademie vom 3. September 1868 gefordert werden, bis spä-
testens zum 3. Oktober schriftlich bei dem Unterzeichneten Direktor
erfolgen.
Die Vorschriften sind in dem Sekretariat der Bau -Akademie !
käuflich zu haben.
Berlin, den 7. September 1868.
Der Geheime Ober -Bau -Rath und Direktor der
Königlichen Bau- Akademie.
Grund.
Behaniititiacliung.
Bei der Unterzeichneten Behörde in der Feste Friedrichsort,
l3/i Meilen von Kiel, findet ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr.
Diäten, oder ein bereits erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort und voraussichtlich auf längere Zeit für einfache Hochbauten
Beschäftigung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen werden erbeten.
Friedrichsort, den 23. August 1868.
Die Königliche Festimgsbau - Direktion.
Ein junger Maurermeister, welcher aus seiner früheren Thätig-
keit als Polier und Büreauarbeiter gute Zeugnisse aufzuweisen hat,
sucht eine Stellung. Gef. Offerten werden unter der Chiffre N. B.
an die Expedition d. Bl. erbeten.
Ein junger Maurermeister, speziell mit Berliner Verhältnissen
vertraut und in allen Bureauarbeiten bewandert, sucht Stellung.
Adressen sub R. S. 75. an die Expedition dieser Zeitung.
Ein junger Maurer- und Zimmermeister, Stud. a. d. Kgi, Bau-
Akademie, mit Bureauarbeiten vollständig vertraut, zuletzt bei Ei-
senbahn-Vorarbeiten thätig, sucht Beschäftigung. Adr. unter M. 76
in der Expedition dieser Zeitung.
Lithographische und kalligraphische Arbeiten jeder Art, so wie
Zeichnungen auf Holz etc. werden sorgfältig und billigst angefer-
tigt. Gefl. Aufträge nimmt die Exped. d. Bl. entgegen.
Westfälische Eisenbahn.
Die Ausführung von 51,400Q' Pappdach auf den Lokomotiv-
schuppen zu Paderborn und Soest soll einschliesslich Lieferung
aller dazu erforderlichen Materialien im Wege der öffentlichen
Submission verdungen werden.
Die Submissions-Bedingungen sind im Biireau des Unterzeich-
neten einzusehen und werden auf portofreies Ansuchen gegen Er-
stattung der Kopialien mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten mit der Aufschrift:
„Submission auf Ausführung von Pappdacharbeiten für
die Lokomotivschuppen zu Paderborn und Soest“
sind spätestens bis zu dem am
2 5. September d. J. , Mittags 1 2 »/, Uhr
im obengenannten Bureau anstehenden Termine einzureichen, in
welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Münster, den 7. September 1868.
Der Ober - Betriebs - Inspektor
Schwabe.
Am 3. d. Mts. wurde meine liebe Frau Elise geh. Schneider
von einem Knaben glücklich entbunden.
Rathenow, den 7. September 1868.
Baumeister zur Nieden.
Ein Zimmermeister, welcher mehre Jahre beim Bau einer Eisen-
bahn sowie im technischen Bureau beschäftigt gewesen, sucht wie-
der eine solche Stellung. Gefl. Offerten werden erbeten in der
Expedition dieses Blattes sub Chiffre R. S. 26.
Ein junger Mann, gelernter Maurer wird zur Führung des Ge-
schäftes von einem Maurermeister nach ausserhalb zu engagieren
gewünscht. Zur näheren Besprechung, Paul Ernst, Maurermeister,
Berlin, Taubenstrasse 48, 2 Tr. von 8 bis 10 Uhr Vormittags.
Einem jungen Architekten, Maurer oder Steinhauer, der sich im
praktischen Steinbruchsbetriebe ausbilden will und auch befähigt
ist die Arbeiten selbstständig zu leiten, wird in einem grossen Sand-
steinbruche Stellung nachgewiesen. Offerten unter Chiffre V. H.
nimmt die Expedition dieser Zeitung entgegen.
Ein junger Mann, welcher l1/, Jahr bei einem hiesigen Mau-
rermeister als Buchhalter fungirte und 2 Jahr die Bau -Akademie
besuchte, sucht zum Oktober eine Anstellung. — Offerten sub
Chiffre L. D. 94. in der Expedition dieser Zeitung.
Peiisions-(«esueli.
Für einem dem Baufache angehörenden jungen Mann von
ausserhalb, welcher bei der Pionir -Abtheilung in Berlin sein Jahr
abdienen will, wird zum Oktober eine gute Pension gesucht, in
welcher er sich gleichzeitig noch in seinem Fache beschäftigen kann.
Adressen erbittet man sub E. 15 nach der Expedition d. Ztg.
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des Architekten -Vereins zu Berlin.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 18. September 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und In-
genieure zu Hamburg. — Der Bau des neuen Zentral - Güterbahnhofes
zu Stettin (Fortsetzung). — Ueber die Wassermengen der Flüsse. —
Feuilleton: Der Entwurf zu dem Sieges-Denkmal auf dem Kö-
nigsplatze in Berlin. — Mittheilungen aus Vereinen: Archi-
tekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes: Versuche über Stein-
bearbeitung mittelst Maschinen. — Aufhebung der Privatbaumeister-
Prüfung in Preussen. — Preise von Falzdachziegelpressen. —
Personal - Nachrichten etc.
fKur gefälligen Beachtung!
Bei dem bevorstehenden Beginn eines neuen Quartales ersuchen wir unsre verehrliehen auswärtigen
Abonnenten um gefällige rechtzeitige Erneuerung des Abonnements bei den resp. Buchhandlungen und Post- Anstalten,
damit in der regelmässigen Zusendung des Blattes keine Unterbrechung eintritt. - — Im Falle aus besonderen Gründen
direkte Zusendung unter Kreuzband gewünscht wird, wolle man die Bestellung an unsre Expedition richten
und derselben 1 Thlr. für Abonnement und Porto durch Postanweisung übermitteln.
Unsern Abonnenten in Berlin senden wir die Fortsetzung unverlangt weiter, falls nicht eine ausdrückliche
Abbestellung erfolgt.
Die XV. Versammlung; deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.*)
Die am 1. bis 5. September zu Hamburg abgehal-
tene XV. Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure war bis zum Schlüsse im Ganzen von
818 Theilnehmern besucht. Von dem 1864 zu Wien ge-
wählten Vorstande waren nur die Hrn. Kar marsch
(Hannover), Strack (Berlin) und Stammann (Hamburg)
anwesend. Letzterer, als Vorsitzender des Lokal -Komites,
leitete die Gesammtsitzuugen , in denen jedoch nur allge-
meine geschäftliche Angelegenheiten verhandelt wurden,
während Vorträge und Diskussionen ausschliesslich den
Sitzungen der vier Abtheilungen Vorbehalten blieben.
Die A b thei 1 u ng für A r c h i t ek t u r wählte zum ersten
Vorsitzenden Hrn. Boeckmann (Berlin), zum zweiten
Vorsitzenden Hrn. von Egle (Stuttgart). Vorträge wur-
den gehalten von Hrn. Heinzerling (Giessen): überdas
Bildungsgesetz der architektonischen Flächen- und Körper-
formen, und von Hrn. von Ilitgen (Giessen): über die
Geschichte des bürgerlichen Wohnhauses. Den grösseren
Theil der Zeit nahm die Beratliung über zwei wichtige,
die soziale Stellung der Architekten betreffende Fragen:
die Feststellung des Honorars für bautechnische Arbeiten
und die Grundsätze für das Verfahren bei öffentlichen
Konkurrenzen — in Anspruch. Nachdem zwei aus den
Mitgliedern der Versammlung gewählte Kommissionen die
Fragen nochmals in gründliche Vorberathung gezogen
hatten, gelang es nach eingehender Diskussion die Ab-
theilung zu fast einstimmigen Beschlüssen über beide An-
gelegenheiten zu vereinigen. Auf den Antrag von Reme
(Hamburg) wurde die Einsetzung einer Kommission be-
schlossen, welche als Zentralstelle durch Begutachtung,
Vermittelung und Ueberwachung von architektonischen
Konkurrenzen für praktische Durchführung der von der
*) Anmerkung. Wir bitten unsere Leser es freundliehst
entschuldigen zu wollen, wenn wir durch den beschränkten Kaum
unseres Blattes gezwungen, statt des versprochenen eingehenden
Berichtes über die Hamburger Versammlung, der sich durch eine
Anzahl von Nummern erstrecken muss, vorläufig nur eine trockene,
aber vollständige Zusammenstellung der wichtigsten auf dieselbe be-
züglichen Daten bringen können. Wir durften mit Mittheilung der-
selben nicht länger zögern, während eine etwas ausgeführtere Schilde-
rung, die nunmehr erst mit nächster Nummer beginnen soll, durch
diese Verspätung wohl weniger von ihrem Interesse einbüssen dürfte.
(D. Red.)
Versammlung beschlossenen Grundsätze wirken soll. Die
Bildung einer solchen Kommission, die bis zur nächsten
Versammlung zu fungiren hat, wurde einstweilen dem
Architekten-Verein in Berlin übertragen.
Die Abtheilung für Bau-Ingenieure, welcher
Hr. Funk (Osnabrück) als erster, Hr. Lasius (Olden-
burg) als zweiter Vorsitzender präsidirten, war ungleich
reicher an Vorträgen. Hr. E. H. Ho ff mann (Neustadt
Westpreussen) sprach über gewölbte Brücken nach eigener
Frfindung, Hr. Baumeister (Karlsruhe) über die Archi-
tektur der Brücken im Alterthum und Mittelalter, Hr.
Kopeke (Hannover) über Eisenbahnbrücken von grosser
Spannweite, Hr. v. d. Sandt (Lauenburg) über den Steck-
nitzkanal als Verbindung zwischen Nord- und Ostsee. Es
trugen ferner vor die Herren Samuels on und Hübbe
(Hamburg) über die Stromverhältnisse der Elbe im Fluth-
gebiet resp. deren geschichtlichen Verlauf, Hr. Andr.
Meyer (Hamburg) über die Revision der Küsten-
und Einsegelungskarten , Hr. Nölde (Harburg) über die
schädliche Wirkung glühend erhitzter Luttheizungs- Appa-
rate. Hr. Maack (Hamburg) machte Mittheilung über
den Bau des neuen Kais am Sandthorhafen, Hr. Lohse
(Hamburg) über die im Bau begriffene Elbbrücke, Hr.
1 lath (Hamburg) über die Mittel zur Vertilgung der
Wasserpest in Hamburg, Hr. Gerwig (Karlsruhe) über
Grundwasserstands - Beobachtungen. Endlich wurde auf
Vorschlag von Hrn. Baumeister (Karlsruhe) eine Kom-
mission gewählt, die in der nächsten Versammlung über
Anlage und Betrieb sekundärer Eisenbahnen Bericht er-
statten soll.
Der Abtheilung für Maschinen -Ingenieure,
welche erst am zweiten Tage zusammentrat und in wel-
cher Hr. Herr mann (Hamburg) den Vorsitz führte, lag
nur ein einziger Vortrag von Hrn. Gebauer (Wien) über
die Normal -Personenzugs - Lokomotive der Kaiser Ferdi-
nands-Nordbahn vor. Es wurde ferner beschlossen an
die Gesammtsitzung einige Anträge zu richten, durch
welche man für die Zukunft eine regere Betheiligung an
dieser Abtheilung zu sichern hoffte. Am dritten Tage
unternahmen die Mitglieder der Abtheilung einige Spezial-
Exkursionen zur Besichtigung von Docks, Schiffswerften
und Fabriken.
400
In der zum ersten Male gebildeten Abtheilung für
Marine- Techniker führte Hr. Dreyer (Altona) den
Vorsitz. Vorträge wurden gehalten von den Hrn. Kreuth
(Wien) — im Manuskript verlesen — über die lenkbare
Propellerschraube des Ingenieurs Heinrich Kessel, — Ber-
gius (Kiel) über die Probefahrt des Dampfers Holsatia, —
Bartels (Altona) über die Stellung der Segel, — von
Freeden (Hamburg) über den Salzgehalt der Elbmün-
dungen und der Nordsee. — Ein Antrag auf Anregung
einer gleichmässigen Norm für Schiffsvermessung bei allen
seefahrenden Völkern wurde fallen gelassen, da konstatirt
wurde, dass diese Frage bereits den Norddeutschen Bun-
desrath beschäftige; hingegen wurde der Vorschlag bespro-
chen, das Prinzip der Ventilation bewohnter Räume mit-
telst hohler Mauern auch auf Auswandererschilfe anzu-
wenden.
Die Abtheilung für Ventilation und Heizung,
auf den letzten beiden Versammlungen durch besonders
interessante Verhandlungen ausgezeichnet, konnte bekannt-
lich wegen allzu geringer Betheiligung diesmal gar nicht
gebildet werden.
Die Ausstellung von Entwürfen, Modellen und
Erzeugnissen der Bautechnik war im Vergleiche mit frü-
heren Versammlungen nur schwach beschickt, bot jedoch
nach mehren Richtungen hin ein interessantes, in sich
abgeschlossenes Bild.
Die im Programm (vide No. 35 u. Bl., S. 375) vor-
gesehenen Exkursionen in und um Hamburg, die Fahrten
nach Lübeck und Kiel, die gemeinschaftlichen Festlich-
keiten, nahmen, vom Wetter durchweg begünstigt, einen
sehr befriedigenden Verlauf.
Zum Orte für die nächste Versammlung (1870) wurde
einer Einladung des Grossherzogi. Badischen Ministeriums
zufolge mit Einstimmigkeit Car lsr uh e gewählt, zum Vor-
stande die Herren Oberbaurath v. Egle (Stuttgart), Ober-
baurath Gerwig (Carlsruhe), Oberst de Paradis (Wien),
Direktor Karmarsch (Hannover), Ober-Hof-Bauratb
Strack (Berlin), Professor Baumeister (Carlsruhe),
Architekt Stammann (Hamburg), Oberbaurath Funk
(Osnabrück), Architekt Durm (Karlsruhe), Baumeister
Boeckmann (Berlin), Oberbaurath Schmidt (Wien),
Professor Dr. von Ritgen (Giessen).
Der Bau des neuen Zentral -Giiterbahnhofes zu Stettin.
(Fortsetzung statt Schluss.)
4. Die Oderbrücke.
Die Brücke überschreitet die Oder unter einem Winkel
von 59° 20' und mit 4 Spannungen, deren Gesammtlänge
450' beträgt. Zunächst dem linken Ufer liegt eine feste
Brücke von 126' Spannung; die Mitte wird von einer
doppelarmigen Drehbrücke von 144' Länge gebildet, auf
welche wieder eine feste Brücke von 168' Spannung folgt.
Die Wassertiefe der Oder beträgt im Stromstrich 32' bei
Mittelwasser (30' 6" unter 0 am Pegel), der Grund besteht
aus reinem scharfen Sande in einer Tiefe von 34' unter
dem Nullpunkt, über welchem schlickiger Sand, Holzerde
und Schlamm sich abgelagert haben. Für den linksseitigen
Landpfeiler wurde als Fundament die im Jahre 1844 er-
baute massive Bollwerksmauer benutzt, deren Gründung
auf Pfablrost mit Betonausfüllung erfolgt war. Der rechts-
seitige Landpfeiler, welcher auf festem Lande steht, wurde
auf drei runden massiven Senkbrunnen von 12' Durch-
messer fundirt.
Die drei Mittelpfeiler mussten bei der grossen Wasser-
tiefe mit komprimirter Luft gesenkt werden. Die Methode
war genau die bei der Parnitzbrücke befolgte, auf deren
Beschreibung im vorigen Jahrgange dies. Zeitg., No. 16
und 17, hiermit verwiesen wird; doch sind die Dimen-
sionen bei der Oderbrücke überall grösser gewählt wor-
den. Die runden eisernen Kaissons für die Auflagerpfeiler
Iler Entwurf zu dem Sieges -Denkmal auf dem Königsplatzc
in Berlin.
Aus derselben Quelle, der wir bereits die Notiz in Nr. 36
Seite 384 d. Bl. verdanken, erhalten wir nunmehr die folgende
ausführlichere Mittheilung, deren Zweck es vornehmlich sein
soll, näher darzulegen, wie schlecht unterrichtet anderweite
Angaben waren, welche in jenem Sieges -Denkmal nur eine
einfache Wiederholung der schon öfter dagewesenen „Säuleu-
Viktoria“, und Nichts weiter vermuthen Hessen.
„Allerdings, schreibt der Verfasser, bildet auch für dieses
Denkmal die krönende Spitze eine weibliche Gestalt, welche
den siegreichen Frieden mit gehobenem Kranz und gesenktem
Schwerte symbolisirt. S t rac k’s Entwurf geht jedoch über diese
allgemeine Charakteristik hinaus und knüpft für die weiteren
bedeutsamen Darstellungen ausdrücklich an die grossen Ereig-
nisse an, deren dauernde Verherrlichung Aufgabe des Monu-
mentes ist.
Auf breitgelagertem achtseitigem Stereobat baut sich
nämlich zunächst ein mächtiger Untersatz auf von quadrati-
scher Grundform, etwa 25 Fuss hoch; über diesem, durch
Ringstufen abgehoben, eine Säulenhalle von stattlichen Dimen-
sionen, welche konzentrisch einen massigen, runden Kernpfeiler
umschliesst; ihr Dachkranz erhebt sich zur Höhe von 55 bis
60 Fuss über dem Pflaster. Aus dem Kernpfeiler dieses ge-
säulten Rundbaues und über dessen Dach hinaus wächst nun
der Haupt - Aufbaukörper, ein Rundthurm von pp. 15 Fuss
Durchmesser und solcher Höhe, dass die Platte der den oberen
haben 24' Durchmesser, das aufgehende Mauerwerk der-
selben wurde bis auf 18' Stärke eingezogen. Der Durch-
messer des Drehpfeilers beträgt im Kaisson 30', im obern
Theil 25'. Alle Pfeiler wurden bis 42' unter Mittel-
wasser gesenkt, mithin beträgt die Luftkompression
49' Di« 44'
X 14 Pfd. = 18 '/'s bis 19'/4 Pfd. Schädliche
32'
Einflüsse dieses Druckes auf die Arbeiter sind nicht wahr-
genommeu worden, obgleich diese, da die Bodenförderung
aus den Schächten in Akkord geschah, das Ein- und Aus-
schleusen in der Regel so schnell bewirkten, als es die
Lufthähne zuliessen.
Am 25. Februar 1867 wurde der Bau mit dem Ram-
men der Gerüste begonnen, wofür im Ganzen ca. 330 Stück
bis 70' lange Pfähle mit Hülfe einer Sch wartzkopff sehen
Dampframme eingetrieben werden mussten. Die Zeitdauer
der Fundirungsarbeiten für die einzelnen Pfeiler, und zwar
gemessen vom Versetzen des ersten Steins bis zur Abnahme
der Luftschleusen, war folgende:
1) der Drehpfeiler, begonnen am 28. Mai, beendet
am 2. Juli, = 36 Tage,
2) der linksseitige Auflagerpfeiler, begonnen am
4. Juli, beendet am 7. August, = 35 Tage,
3) der rechtsseitige Auflagerpfeiler, begonnen am
16. August, beendet am 20. September, = 36Tage.
Abschluss bildenden Gallerie nahe an 160 Fuss über dem
Boden des Platzes schwebt. Ein aehtseitiger Aufsatz, welcher
zugleich den Austritt der inneren Wendeltreppe überdeckt,
schliesst zuletzt das Ganze ab mit dem Bilde der Siegesgöttin,
deren Scheitel bis zur Höhe von 184 Fuss emporragt.
Der quadratische Unterbau stellt sieh als kräftige, wenig
getheilte Masse dar und erhält seinen wesentlichsten Schmuck
durch eingelassene Bildtafeln , welche in figürlichen Reliefs
Darstellungen aus den jüngsten Kriegsereignissen bieten. In
wirksamen Kontrast zu diesem massigen Baukörper tritt
die leben volle Gliederung der Säulenhalle, ein Kontrast, der
noch erhöht wird durch die reiche Farbenwirkung der Ge-
mälde, welche im Innern der Halle, auf der Mantelfläche des
Kernpfeilers, beabsichtigt sind und gleich jenen Reliefs Be-
ziehung auf die jüngsten Thateu unseres Volkes nehmen sollen.
Anscheinend hatte der Künstler bei Konzeption der Reliefs
hauptsächlich Momente der Kriegführung selbst im Auge,
während in den Darstellungen der Malerei auch der stilleren
Thaten und Leiden gedacht ist, deren Schauplatz hinter dem
Schlachtfelde liegt. Ausserdem ist noch in einer Reihe von
Brustbildern en Medaillon über den letztgenannten Darstellun-
gen Gelegenheit zur Verherrlichung einzelner hervorragender
Persönlichkeiten gewonnen.
Sind so die besonderen Beziehungen des Monumentes
deutlich und sinnvoll in den unteren Abtheilungen ausgesprochen,
wo die grössere Nähe dem Beschauer den Genuss des De-
tails sichert, so leiten die Ornirnngen des oberen Baues all -
miihlig ius Allgemeinere über.
Der Thurmkörper ist nämlich durch Horizontalgurte äus-
401
Die Pfeiler, welche bis zum niedrigsten Wasserstande
(0 am Pegel) aus reinem Ziegelmauer werk mit Zement
verputzt bestehen und darüber eine Verkleidung von
Niedermendiger Basalt- Lava erhalten haben, wurden im
Wesentlichen noch bis zum Ende des Jahres 1867 voll-
endet.
Der eiserne Oberbau war der Firma Jacobi, Haniel
& Huyssen übertragen. Die Aufstellung desselben begann
mit der Drehbrücke am 1. April 1868 und war am 1. Juli
vollständig beendet. Es mag hier erwähnt werden, dass
die nahezu 2000 Ztr. schwere Drehbrücke von einem
Manne mit grösster Leichtigkeit in einer Minute (um 60°)
aufgedreht wird. Die ganze Manipulation des Oeffnens
dauert ls/4 Minute.
Die Masse des für die Oderbrücke verwandten Eisens
beträgt :
1) für die feste Brücke von 126' Sp. 2076 Ztr.
Schmiedeeisen, 70 Ztr. Gusseisen;
2) für die feste Brücke von 168' Sp. 3483 Ztr.
Schmiedeeisen, 100 Ztr. Gusseisen;
3) für die Drehbrücke von 144' Länge 1926 Ztr.
Schmiedeeisen, 120 Ztr. Gusseisen;
in Summa 7485 Ztr. Schmiedeeisen, 290 Ztr. Gusseisen.
Die Gewichte für den laufenden Fuss doppelgeleisiger
Brücke stellen sich folgendermaassen:
ad 1) 16,47 Ztr. Schm., 0,56 Ztr. Gusseisen;
ad 2) 20,73 Ztr. Schm., 0,59 Ztr. Gusseisen;
ad 3) 13,38 Ztr. Schm., 0,83 Ztr. Gusseisen;
Die Baukosten der Brücke betragen ungefähr 160000
Thlr., wovon ca. 56000 Thlr. auf den Oberbau kommen.
Eine besondere Erwähnung verdienen die Taucher-
Arbeiten, welche in ausgedehntem Maasstabe bei der Fun-
dirung der beiden grossen Brücken zur Anwendung kamen.
Es handelte sich in der Hauptsache darum, die Gerüst-
pfähle, welche im Wasser 32' und mehr freistanden und
die ganze enorme Last der Senkpfeiler zu tragen hatten,
derartig zu versteifen, dass der Stand der Pfeiler gesichert
war. Dies geschah durch gekreuzte Halbholzzangen, die
über je drei Pfähle gehend, oben, in der Mitte und unten
mit Schraubenbolzen befestigt werden mussten.
Der Taucher- Apparat besteht aus einem Anzuge von
luft- und wasserdichtem Gummizeuge, der ringsum den
Körper umschliesst und nur für den Kopf und die Hän-
de Oeffnungen lässt. Die Letzteren sind mit kräftigen
Gummi -Manschetten versehen, zum dichten Anschluss an
das Handgelenk, während das von einer bis unter das
Kinn reichenden Halskrause umgebene Kopfloch weit
genug ist, dass der ganze Mann in den Anzug hinein-
kriechen kann. Zum Schutz gegen Steine und andere
scharfe Gegenstände werden die Füsse mit starken filzge-
fütterten Lederschuhen bekleidet. Ueber den Kopf wird
serlich iu drei Geschosse zerlegt, deren unterstes peripherische
Nischen zwischen Pilastern zeigt, während die Nischen der
beiden oberen Abtheilungen die Gestalt von Kanelluren an-
nehmen, deren Breite und Tiefe genügen, um je einem kranz-
geschmückten Geschützrohre in Naturgrösse Raum zu ge-
währen. Auch die Nischen des untersten Geschosses nehmen
Geschützrohre von stärkerem Kaliber auf, welche unter sich
durch Festons verbunden sind. Dachte etwa der Künstler
bei dieser höchst originellen und wirkungsreichen Anordnung
an die mit eroberten Geschützen so reich geschmückte „Sieges-
strasse“ beim Einzuge unserer heimkehrenden Krieger? Jeden-
falls ist sie als sinnige Lösung einer, wie verlautet, von höch-
ster Stelle ausgegangenen Angabe zu betrachten. Die mittle-
ren Gurtbänder sind mit Helmen und Kränzen ornirt, während
am obersten Friese, unter der kapitellartigen Gallerie -Aus-
kragung wachehaltende Adler in dichtgeschlossener Reihe
nach allen Seiten ausspähen.
Der Untersatz des Viktorienbildes, welcher in achtseitiger
Grundform sich über der Gallerie erhebt, ist mit einem
Mauerkranze abgeschlossen, vielleicht in Anspielung auf die
Residenzstadt, in welcher die Sieg- und Friedensspenderin
fortan walten will. Diese selbst schwebt in oben angedeu-
teter Haltung über einer aus dem Zinnenkränze herausragen-
den Halbkugel.
Als Material für den ganzen Unter- uud Halleubau ist
rother Granit, für den Thurm graugelblicher Sandstein ange-
nommen. Zu den ornamentalen Details, namentlich den
Relieftafeln am Unterbau, Säulenkapitellen der Halle und
dem Taucher ein aus Kupfer getriebener Helm gesetzt,
der von den Schultern getragen und nicht mit dem An-
zuge verbunden wird, sondern nur über denselben hinüber-
greift. An der Vorderseite befinden sich 3 Lichtgläser,
am Scheitel ein starker eiserner Ring zum Anbringen eines
Taues und ein mit nach aussen hin schliessendem Ventil
versehener Rohransatz zum Befestigen des Luftschlauchs.
Zwischen den Beinen durch wird ein mit Sitzpolster be-
kleidetes sogenanntes Reiteisen vorne und hinten mit dem
Helm verbunden. Als Belastung des Tauchers dient ne-
ben dem 25 Pfd. schweren Helm ein mit Riemen an
demselben aufgehangener, die Hüften umspannender Blei-
ring, dessen Gewicht von 40 Pfd. bei starkem Luftzu-
flusse (wobei sich der ganze Anzug mit Luft anfüllt) nicht
genügt, sondern noch bis 80 Pfd. vergrössert werden muss.
Diese Anordnung hat gegen die sonst übliche Belastung
der Füsse den grossen Vortheil, dass die Bewegungen des
Tauchers nicht gehindert werden.
Die Luft tritt, wie aus dem Vorhergehenden zu er-
sehen, über den Scheitel des Tauchers ein und entweicht
unterhalb des Helms, so dass der Kopf fortwährend von
frischer Luft umspült wird. Diese Einrichtung hat aller-
dings den Nachtheil, dass der Mann sich nur wenig
bücken darf, weil hierbei bald das Wasser vorne in den
Anzug hineinlaufen resp. ihm bis an den Mund steigen
würde. Indessen die einfachen Manipulationen, auf welche
in den meisten Fällen die Arbeit unter Wasser sich be-
schränkt, erfordern dies auch nicht, und kann der Taucher
sich durch Niederknieen helfen, wohingegen die Einrich-
tung den wesentlichen Vortheil bietet, dass das An- und
Auskleiden sich in ausserordentlich geringer Zeit bewerk-
stelligen lässt. Sobald der Taucher auch nur auf wenige
Minuten aus dem Wasser kommt, werden ihm Belastung,
Reiteisen und Helm sofort abgenommen und er geht in
dem Anzuge umher, bis er wieder hinunter gehen muss.
Die bei den hiesigen Taucherarbeiten gebrauchte
Luftpumpe ist, sowie die anderen vorhin beschriebenen
Apparate von dem Submarine-Ingenieur Bauer angegeben
worden. Dieselbe war ursprünglich für den Handbetrieb
eingerichtet und wird auch gegenwärtig noch so benutzt;
während der Dauer der Brückenfundirungen aber war sie
mit einer Dampfmaschine in Verbindung gesetzt und diente
gleichzeitig als Reservepumpe für die Pfeilersenkung. Es
sind 16 Mann erforderlich, um sie bei einer Wassertiefe
von 30' dauernd in Bewegung zu bringen. Die Luft-
leitung besteht aus einem 1" weiten, V4" starken Gummi-
schlauche, der bei weiter Entfernung mit Hülfe eiserner
Düsen und Drathumwickelung zusammengesetzt wird.
Für das Hinuntersteigen in’s Wasser wurde eine aus
leichtem Winkeleisen verbundene Leiter angefertigt, da alle
anderen Vorrichtungen bei der Wassertiefe von 34' sich
Löwenmasken an deren Sima, Geschützrohren, Helmen, Krän-
zen und Adlern am Tliurme, sowie der Gallerie-Briistung soll
Bronze dienen. Im gleichen Materiale ist auch das Viktorien-
bild gedacht.
So wird die Baukunst im Vereine mit ihren Schwestern
ein Monument schaffen, würdig der grossen Ereignisse, die es
verherrlicht, würdig des Königs, an dessen Namen jene Er-
eignisse unwandelbar geknüpft sind , würdig endlich des Vol-
kes, dem die Kraft innewohnt, solche Thaten zu vollbringen;
ein Werk, dass sich dem Besten an die Seite stellen darf, was
je in ähnlicher Art geschaffen wurde, eine neue, bedeutungs-
volle Zierde unserer Residenz. ln hellenischem Sinne und
Geiste erfunden und doch der deutschen Gefühls- und Denk-
weise unserer Tage so völlig entsprechend gestaltet, modern
im edelsten Sinne des Wortes, wird es mit seinen uns allen
geläufigen Kunstformen verständlicher zu Mit- und Nachwelt
reden, als etwa ein in jener Kunstweise errichtetes Monument,
welche uns neuerdings so oft und laut als der eigentliche und
allein ächte Ausdruck germanischen Geistes gepriesen wird,
während sie doch nur den Geist des Mittelalters — wenn
auch an sich noch so treffend und trefflich — wiederspiegelt.
Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass die Stimmung der über-
wiegenden Mehrheit sich in dieser Richtung vernehmen lassen
würde, wenn durch eine bereits früher angeregte Ausstellung
des Entwurfs in Zeichnung und Modell dem Publikum Ge-
legenheit sich böte, volle Kenntuiss von dem Beabsichtigten
zu nehmen.“
402
als unpraktisch erwiesen. Von oben h er werden Zeichen
mittelst des vorhin erwähnten , an dem Helm befestigten
Taues gegeben, welches zugleich dazu dient, im Falle ir-
gend welcher Gefahr den Taucher aus dem Wasser zu
ziehen. Eine Signalschnur, um Zeichen nach oben zu
geben, ist auf der Brust des Tauchers befestigt und geht
nach einer Rolle, welche ein Ilülfsarbeiter sich um den
Leib schnallt. Die Signale bestehen aus 1 oder 2 Zügen,
deren Bedeutung für jeden bestimmten Fall vorher ver-
abredet wird, und aus 3 Zügen, die ein für allemal „schnell
herauf“ bedeuten.
Zum Tauchen waren 2 Zimmergesellen ausgebildet,
welche in der Weise sich unterstützten, dass jeder täglich
einen halben Tag im Wasser war und während der an-
deren Zeit die Signalschnur übernahm. Ausserdem sind
hierbei beschäftigt ein Aufseher, der, so lange der Taucher
im Wasser ist, seinen Posten nicht verlassen darf, ein i
Mann zum Halten des Gummischlauchs, und einer für
allerlei Handleistungen. Die Arbeiten machten selten ein
längeres Verweilen unter Wasser erforderlich, wenn dies
aber nöthig war, hielten die Taucher bis zu einer halben
Stunde aus. Bei dem trüben Wasser der Oder ist die
Möglichkeit des Sehens nur bis ca. 15' Tiefe vorhanden,
weiterhin musste das Gefühl an dessen Stelle treten.
Hauptsache ist daher, dass die im Wasser vorzunehmen-
den Arbeiten so einfach als möglich sind. Die Kosten
des Tauchens sind hauptsächlich von der Luftpumpe und
deren Betriebskraft abhängig. Die Taucher selbst wurden
hier von einem Zimmermeister gestellt, der dafür pro Tag
2 Thlr. 20 Sgr. erhielt. Die Kosten der Apparate be-
tragen für 1 Helm nebst Reiteisen, Bleigewicht, Signal-
schnur und Rolle 91 Thlr., 2 Taucheranzüge (aus Eng-
land bezogen) 83 Thlr.
(Schluss folgt.)
lieber die W’asserineugeu der Flüsse.
Für einen grösseren Fluss war das Maass des bekannten
eisfreien Hoehwasserstandes gegeben und es bandelte sich da-
rum, die Wassermasse bei demselben zu bestimmen und das
Profil zu ermitteln , welches bei der Einschränkung durch
eine Brücke noch zulässig sei. Aus den desfallsigen Unter-
suchungen wird Einzelnes in der Absicht mitgetheilt, eine
Kritik anzuregen.
Nach dem Handbuche der Wasserbaukunst von Hagen
ist die einfache Formel c — k Y a t, in welcher c die Ge-
schwindigkeit, k einen konstanten Koeffizienten, a das relative
Gefälle, t die Tiefe bezeichnet, der Untersuchung zu Grunde
gelegt.
In Beachtung der in jenem Handbuche anempfohlenen
Theilung des Profiles in kleinere Abschnitte ist die Wasser-
masse M jedes einzelnen Profiles aus der Summe der Pro-
dukte der einzelnen Flächenabschnitte f mit ihren, den Tiefen
entsprechenden Geschwindigkeiten - f c zusammengesetzt.
Der Fluss wurde auf die Länge einer halben Meile mög-
lichst genau nivellirt, seine Profile wurden in Entfernungen
von 50 bis 90 Ruthen gemessen und k bei einem mittleren
Wasserstande von 5' am Pegel durch schwimmende Stäbe zu
ca. 85 ermittelt. Das Gefälle beim mittleren Wasserstande
betrug 2 Zoll auf 100 Ruthen. Dadurch gestaltete sich die
Formel im vorliegenden Falle zu dem einfachen Ausdrucke
c = Vt.
Die Beobachtungen benachbarter Pegel ergaben, dass bei
Hochwasser das Durchschnittsgefälle dem obigen nahezu gleich-
kam und es durfte die Formel also auch zur Ermittelung der
Hochwassermengen von 21' am Pegel angewendet werden.
Da bei unverändertem Gefälle die Wassermasse der Pro-
file ungleich war, so ist unter der Voraussetzung, dass die-
selbe Wassermasse nothwendig durch alle Profile fliesse, er-
mittelt, wie sich das relative Gefälle in jedem Profile und die
Oberfläche des Flusses bei Hochwasser auf der untersuchten
Strecke gestalten müsse. Die nachstehende Tabelle enthält das
Resultat der Rechnung:
Quer-
Ent-
fer-
Breite
im
Was-
Fläche
des
Quer-
Für a~
:2"p.l00«
Fi
24800
r M —
0 Kub.' ist
Berner-
profil
ser-
Schnitts
masse
Ordinate
kungen.
No.
nung.
Spie-
gel.
im
Wasser.
pro Se-
kunde.
am
Pegel.
a
Ordinate.
Ruth.
Fuss.
DFuss,
Kub.'.
Fss. Zoll.
Zoll.
Fss.
Zoll.
1
50
50
60
85
85
85
70
60
2772
50082
226628
21
10,9
2,4
21
0,1
2
2808
51204
233760
21
9,9
2,3
21
10,9
3
2902
53785
243757
21
8,9
2,1
21
9,8
4
2962
56914
259639
21
7,7
1,8
21
8,6
Nnrh
5
2890
52012
241941
21
6,7
2,1
21
6,9
dem
6
2976
47165
216471
21
4,3
2,6
21
4,9
Durch-
7
2934
49889
229914
21
2,6
2,3
21
2,9
schnitt
8
9
2651
1878
50101
42665
237849
219705
21
21
1,2
2 2
2,5
21
21
1,4
beträgt
die
10
40
2605
51940
249415
20
11,2
2,0
20
11,1
mittlere
11
50
50
50
50
55
45
45
50
3402
52125
233510
20
10,2
2,3
20
10,0
Wasser-
12
3610
58701
263140
20
9,2
1,8
20
9,0
248000
13
3942
63131
282931
20
8,2
1,5
20
8,2
Kub/
14
4272
62727
278669
20
7,2
1,6
20
7,4
pro Se-
15
4488
63932
269365
20
6,1
1,7
20
6.5
künde.
16
4642
64560
271552
20
5,2
1,7
20
5,7
17
4818
62743
258136
20
4,3
1,8
20
4,9
18
5044
64601
249848
20
3,3
2,0
20
3,9
Aus dieser Tabelle geht nun zunächst hervor, dass eine
nicht bedeutende Veränderung dos relativen Gefälles genügt,
um die scheinbar ganz unregelmässigen Profile für die Wasser-
abführung gleichwerthig zu machen, wenn man annimmt, es
sei die gemessene Sohlenlage des Flussbettes beim Hochwasser
dieselbe wie beim Mittelwasser. Diese Annahme ist weniger
wahrscheinlich als diejenige, dass der Fluss unter Ausgleichung
der Differenzen im relativen Gefälle eine entsprechende Ver-
tiefung der einzelnen Profile beim Hochwasser bewirkt, welche
beim Fallen des Wassers durch die abgelagerten Sandmassen
wieder verschwindet. Es ist jedoch der Zweck dieser Mit-
theilung, darauf aufmerksam zu machen, dass die Kenntniss
der Profile und namentlich des relativen Gefälles die wesent-
lichsten Anhaltspunkte zur Schätzung der von einem Flusse
abgeführten Wassermassen bietet. Hiernach dürften bei den
meisten Flüssen die regelmässig beobachteten Pegel in zu
grossen Entfernungen von einander stehen, als dass sie für
die Ermittelung des relativen Gefälles erheblichen Nutzen
gewähren könnten.
Hätte man in einem Strome Messungen obiger Art an
recht vielen Stellen ausgeführt, so würde man in der Formel
C — k V a t-, sobald a und l bekannt sind, den Werth von k
ermitteln, welcher alle die Unregelmässigkeiten der Strömung
in sich begreift, welche durch direkte Messung mit den be-
kannten Hilfsmitteln nicht nachzuweisen sind, wenn diese
Messungen auch wirklich ausführbar sein sollten.
Die Untersuchung der in Rede stehenden Flusstrecke hat
noch ein anderes Interesse durch die erkennbare Grenzlinie
der Wirkung drs Stromes auf die Veitiefung seines Bettes.
Der Strom hat sein Bett in Thon gegraben, der nach Bohrver-
suchen bis auf 300' Tiefe ansteht. Seine Wirkung erstreckt
sich daher bis zu der Tiefe, bis zu welcher Sand oder sand-
haltige Schichten gefunden werden. Das Profil No. 13 zeigt
in punktirter Linie diese Grenze. Denkt man sich dieses
Profil bis zur Linie a b eingeschränkt, so wird anfänglich
ein Stau erzeugt, der auf Vertiefung der Sohle wirkt und
diese Vertiefung beginnt da, wo t und c am grössesten sind.
Die Grenze dieser Vertiefung tritt ein, wenn das durch-
schnittliche Gefälle wieder erreicht, das Profil hinreichend
erweitert ist und in Folge dessen der Stau wieder aufgehört
hat. Nimmt man in vorliegendem Falle an, es beschränke
sich die Vertiefung des Flussbettes auf eine Länge von
25 Ruthen, während der übrige Theil des Profiles ungeändert
bleibt, so wird die Senkung der Flussbettsohle an jener Stelle
nach einer leicht zu führenden Rechnung die Tiefe von — 25'
am Pegel erreichen.
Diese berechnete Tiefe ist grösser, als die an bestehenden
Brücken beobachtete. Man darf jedoch nicht ausser Acht
lassen, dass an solchen Brücken die Profile nicht während
der Dauer des Hochwassers, sondern erst nach dem Ablauf
desselben, in der Regel bei Mittelwasserständen, gemessen
sind. Der Strom hat aber, sobald seine Tiefe und also auch
seine Geschwindigkeit abgenommen haben, die Fähigkeit des
Aufwiihlens, d. h. - der Ueberwindung des spezifischen Ge-
wichtes der Materialien, welche den Grund bilden , verloren,
und diese während der Strömung des Hochwassers in Be-
wegung befindlichen Massen haben sich bei kleineren W asser-
ständen bereits wieder abgelagert. Die Formen des Flusspro-
files beim Hochwasser geben also die Aufnahmen, welche bei
niedrigeren Wasserständeu gemacht werden, keineswegs an.
Bei der Bestimmung der Tiefe, bis zu welcher z. B.
lc Ruthen.
403
Brückenpfeiler zu gründen sind, werden solche Rechnungen
von Nutzen sein und sie geben auch einen Anhalt bei der
Beurtheilung der Wirkung und der Dauer von Regulirungs-
werken. Mentz.
Mittheilungen aus Vereinen.
A rchitekten-Verein zu Berlin Die Exkursion am Sonn-
abend den 12. Sept. zur Besichtigung der Berliner Wasser-
werke war ungewöhnlich schwach besucht. Es hatten sich
nur etwa 40 Theilnehmer eingefunden, um von der Jannowitz-
brücke aus mit einem zu diesem Zweck gemietheten Extra-
dampfer nach dem an der Spree bei Stralau belegenen Eta-
blissement hinaufzufahren. Nachdem die etwas schwierige Lan-
dung an dem flachen Ufer glücklich bewerkstelligt worden,
empfing der Dirigent des Etablissements, Hr. Ingenieur Gill,
die Gesellschaft in der zuvorkommendsten Weise und erläu-
terte zunächst unter Vorlegung von Zeichnungen die haupt-
sächlichen Momente der Anlage, die Art des Betriebes, ins-
besondere die Einrichtung der Filtrirbassins, welche durch
Glaszylinder, in welchen die Füllung in halber natürlicher
Höhe enthalten war, veranschaulicht wurde.
Hierauf wurden zunächst die grossartigen Kessel- und
Maschinenhäuser näher besichtigt. Das alte Maschinenhaus,
in welchem 12 Balanciermaschinen von zusammen 1200 Pferde-
kraft aufgestellt sind, von denen die Einen das Spreewasser,
das durch einen sehr tief liegenden gemauerten Kanal von
der Spree zugeführt wird, in die Filterbassins heben, während
die Andern das filtrirte Wasser aus dem Reinwasserbassin in
die Stadtleitung drücken, wurde von den meisten Theilnehmern
mit geringerem Interesse betrachtet, als das neu erbaute
Maschinenbaus, welches erst wenige Wochen vorher dem Be-
trieb übergeben worden war. Die beiden hier aufgestellten
Woolf’schen Dampfmaschinen, jede von 300 Pferdekraft, er-
regten durch die Kolossalität ihrer Dimensionen allgemeine
Bewunderung, insbesondere die riesigen gusseisernen Balanciers
und der von Borsig gefertigte kolossale gusseiserne Träger,
der die Axlager der Balanciers unterstützt. Diese Maschinen
saugen das Wasser direkt aus der Spree durch eiserne Rohre
und drücken es, nachdem es die Filter passirt hat, weiter
nach der Stadt. In der äussern Erscheinung sind die beiden
Maschinenhäuser ganz konform.
Die Filterbassins, welche ebenfalls in den letzten Jahren
eine bedeutende Vergrösserung durch vier neue Bassins er-
fahren haben, die bei einer Exkursion des Architekten -Vereins
vor 2 Jahren im Bau besichtigt wurden, haben nach den ge-
gebenen Erläuterungen folgende Konstruktion. Der Boden ist
mit Klinkern gepflastert. Darüber kommt zunächst eine etwa
6" hohe Lage von grösseren Steinen, darüber P hoch grober
Kies und endlich eine 2' starke Schicht scharfen Sandes. Das
zu filtrirende Wasser in denselben steht etwa 4' hoch. Das
reine Wasser sammelt sich in der unteren Steinschicht und
fliesst von dort nach dem überwölbten Rein wasserbassin. Die
unreinen Bestandteile lagern sich in dem oberen Theil der
Sandschicht ab, der von Zeit zu Zeit entfernt und erneuert
werden muss. Der mit Schlammtheilen versetzte Sand, welcher
hierbei aus den Filtern abgefüllt wird, wird durch Waschen
gereinigt und immer wieder auf’s Neue verwendet.
Ein Theil der Gesellschaft begab sich von den Wasser-
werken noch nach den in nächster Nähe liegenden, grossen,
neugebauten Werkstätten der Niederschlesisch-Märkischen Bahn
und den Brückenbauten der Verbindungs - Bahn , während die
Mehrzahl mit dem Dampfer die Fahrt nach Treptow fortsetzte,
von wo gegen 9 Uhr die Rückfahrt iu fröhlichster Stimmung
angetreten wurde.
Vermischtes.
Versuche über Steiiibcarbeitiing mittelst maschinell.
— o. Chemnitz. Angeregt durch mehre Steinbruch-
besitzer, Steinwaarenfabrikanten etc. stellte vor einiger Zeit
eine hiesige Maschinenfabrik eine Reihe von Versuchen an,
um zu erlahren, wie sich verschiedene häufig vorkommende
Steinarten gegen die Bearbeitung mittelst Maschinen verhielten,
und wurden hierzu von Steinen: Marmor und Kalkstein ver-
schiedener Arten, Sandstein (aus der sächsischen Schweiz),
Thonporphyr (aus den Chemnitzer Brüchen), Schiefer (von
verschiedenem Gefüge) und Granit benutzt, als Maschinen
aber die liir die Bereitung des Eisens gebräuchlichen Werk-
zeugmaschinen, ausserdem eine gewöhnliche Kreissäge, deren
Sägeblatt 0,35 ra- Durchm. hatte, und 1 Bundgatter.
Da glatte Flächen beim Bauen am häufigsten Vorkommen,
so zielten auch alle Versuche zuerst auf Herstellung derselben
hin, und wurde dabei vorzüglich das Schneiden mit der Kreis-
und Gattersäge angewendet. Als allgemeines Resultat hierbei
ergab sich, dass die Form der Zähne der Sägeblätter wesent-
lichen Einfluss auf die Güte der Arbeit hatte, und stellte sich
die Form eines gleichseitigen Dreiecks für dieselben, mit nur
geringer Verschränkung, sowohl für die Dauerhaftigkeit des
Blattes, als für die Schnelligkeit der Leistungen als die vor-
theilhafteste heraus. Die gewöhnlichen spitzwinkligen Zähne
waren die unbrauchbarsten, denn bei allen benutzten Steinarten
verursachte das ungleichmässig harte Gefüge ein plötzliches Ab-
springen der Zähne, ja bei der Probe mit Granit völlige Zer-
störung des Blattes. Durch Veränderung der Bewegung der
Kreissäge in Rückwärtslauf wurde beinahe derselbe Grad der
Leistung erreicht wie bei der ersten Form, aber die Dauer-
haftigkeit der Zähne war nur eine äusserst geringe, so dass
man bald die vierte Form des Sägeblattes erhielt; nämlich
ein zahnloses Stück Bandstahl oder Stahlscheibe, wobei nur
der Uebelstand eintrat, dass die Reibung zu gross wurde und
das Steinstück bei % des Durchschnitts unregelmässig ge-
sprengt wurde.
Bei allen diesen Versuchen wurde ein scharfer Quarzsand
angewendet, der mit Wasser angefeuchtet auf das Sägeblatt
fiel, so die Schnittfuge vergrösserte und bei der reichlichen
Anwendung von Wasser gleichzeitig zur Glättung der Schnitt-
flächen der Steine diente, die man bei den Proben ohne alle
weitere Verarbeitung hätte verwenden können. Ein leichtes
Abreiben mit Oel erzielte einen hellen Glanz beim Marmor,
Granit und Schiefer; der Chemnitzer Thonporphyr bekam den-
selben schon durch den Schnitt. Was die Umdrehungszahl
der Kreissäge betrifft, so erreichte dieselbe beim Marmor,
Kalkstein und Schiefer die Zahl 1500 in der Minute, beim
Sandstein 1800, beim Thonporphyr nur 1200 und beim Granit
2000 — 2500 und mehr, was durch verschiedene Uebersetzung
auf Riemscheiben erzielt wurde. Die Kraft, deren es bedurfte,
differirte zwischen l/> — 1 Va Pferdekraft, je nach der Leistung,
die man damit erzielen wollte; ebenso schwankte die Dauer
der Haltbarkeit der Zähne ziemlich heftig, je nach der Güte
des Werkzeugstahls, und bewährte sich hier guter deutscher
Stahl nicht ungünstig. Bestimmte Zahlen - Resultate für die
Leistung konnten nicht erreicht werden.
Es kann diese Methode des Steinschneidens hauptsächlich
nur zum Trennen grösserer Stücke angewendet werden. Zur
Herstellung der Seitenflächen wurden die Eisendrehbänke be-
nutzt, wobei der Stein auf eine Vorrichtung des Bettes der-
selben so zu liegen kommt, dass er durch Vor-, Rückwärts- und
Seitenbewegungen nach allen Flächen hin mit dem sich dre-
henden Stahl in Berührung kommt, welche Arbeit einen aus-
gezeichneten Erfolg hatte, da die Flächen nicht sauberer und
glatter mit der Hand gefertigt werden konnten; ein kleiner
Uebelstand hierbei war nur der, dass der Marmor eine eigen-
thümliche gelbe Färbung annahm, der Thonporphyr eine bläu-
liehgrüngraue und Schiefer gar nicht benutzt werden konnte,
da er zu leicht zerrissen wurde. Je nach der Härte der Steine
wurde mehr oder weniger geleistet, da man die weicheren
schärfer angreifen konnte. Dieselben Maschinen wurden be
nutzt zur Herstellung von Säulchen, indem die Steinstücken
genau so behandelt wurden, wie zu bearbeitende Wellen — nur
machte hierbei die sichere Befestigung der länglich runden
Stücke die grösste Schwierigkeit; war diese überwunden, so
konnte man des Erfolges ziemlich sicher sein.
Ausserdem wurden noch einige Versuche in Bezug auf
das Hobeln der Steine gemacht, bei denen man dieselben Re-
sultate erzielte wie beim Drehen. Einige Simse aus Kalkstein,
Marmor, Thonporphyr, Sandstein und Granit (Schiefer war
gleichfalls nicht zu gebrauchen) mit einer nicht zu starken
Profilirung ohne Unterschneidung wurden ganz schön herge-
stellt. Bei letzteren beiden Arbeiten, dem Drehen und Hobeln,
können Kraft und Geschwindigkeit bedeutend geringer sein,
doch sind scharfe und gute Stahlwerkzeuge erforderlich. Dass
eine genügende Befestigung der Steine, zumal grösserer Stücke,
äusserst schwierig, öfter sogar unmöglich ist und dass man
aus diesem Grunde Gefahr läuft eine fast vollendete Arbeit
wieder unbrauchbar zu machen, ist hierbei ein grosser Uebel-
stand; es tritt hinzu, dass einzelne Stücke derselben Steinart
häufig so grosse Unterschiede iu Bezug auf Festigkeit und
Dichtigkeit zeigen, dass ein ganz verschiedenes Verfahren für
ihre Bearbeitung nothwendig wird.
Die Höhe des Arbeitslohns, die sich hieraus ergiebt, die
kostbare Unterhaltung der Werkzeuge, die Schwierigkeit ge-
eignete Maschinen und geübte Arbeiter zu beschaffen, machen
den Erfolg des Verfahrens gegenüber der Handarbeit gegen-
wärtig wohl noch zu unsicher, als dass Aussicht voihanden
wäre, es von Steinwaarenfabrikanten angenommen zu sehen.
Die Versuche sind freilich noch zu vereinzelt gemacht und
nicht weit genug verfolgt worden, um das Resultat derselben
als Norm betrachten zu dürfen, und hofft Verfasser durch
diese Mittheilung vielleicht anregen zu können, dass auch an
anderen Orten der fast noch gar nicht beachteten Steinbe-
arbeitung mittelst Maschinen einige Aufmerksamkeit geschenkt
wird.
404
Die Frage wegen Beibehaltung oder Aufhebung der
P r Lv at bau meiste r - P rü fun g in Preussen, von uns in letz-
ter Zeit mehrfach erwähnt, ist, wie wir hören, nunmehr be-
reits dahin entschieden worden , dass in der That nur den
Kandidaten, welche bereits ihre Probearbeit erhalten haben,
die Ablegung der Prüfung gestattet werden soll. Doch sollen
auch diese nicht mehr wirklich zu Privatbaumeistern ernannt
werden, sondern nur ein Zeuguiss über das Bestehen der Prü-
fung erhalten.
Dass eine derartige Entscheidung, wenn sie auch als eine
einfache und buchstäbliche Folgerung aus der Freigebuug der
Baugewerbe erscheint, mit den bekannten Ausführungs-Bestim-
mungen, welche das Ministerium für Handel etc. zu dem sog.
Nothgewerbe- Gesetz erlassen hat, unserer Ansicht nach nicht
in konsequentem Zusammenhänge steht, haben wir wiederholt be-
tont und liegt gerade hierin das unstreitig Bedenkliche und
Harte der Maassregel. Denn so lange der Staat nicht allein
selbst ausschliesslich geprüfte Techniker beschäftigt, sondern
auch den seiner Oberaufsicht unterstehenden Behörden und
Korporationen nur die Anstellung geprüfter Baumeister ge-
stattet, ist der durch eine Prüfung erlangte Titel „Bau-
meister“ allerdings nicht blos ein leerer Titel, sondern für
den Betrellenden, der seine Laufbahn bereits danach eingerich-
tet hat, etn sehr wesentlicher Hebel des Fortkommens. Wir
glauben daher, dass es im Interesse der Gerechtigkeit gelegen
hätte, jener Verordnung wenigstens nicht rückwirkende Kraft
zu verleihen, sondern unter den gegenwärtigen Verhältnissen
die Ableistung der Privatbaumeister-Prüfung noch allen denen
zu gestatten , welche sich bereits im Studium dafür befinden.
Mit Bezug auf die Anfrage des Hrn. Kreisbaumeister
Buchterkirch zu Greifenhagen in No. 22, Seite 233 u. Bl.
erhalten wir nunmehr aus Württemberg die Nachricht, dass
dort seit wenigen Wochen in Scherzberg, 0. A. Gerabronn,
eine von Hrn. Werkmeister Mack errichtete Ziegelfabrik er-
öffnet ist, welche die in No. 16, Seite 156 d. Bl. beschriebenen
I al zdach ziegel nach der Erfindung von Gillardoni liefert.
Die Maschinen für diesen Betrieb haben gekostet:
1 Falzdachziegelpresse complet . . . . . 1500 Thlr.
1 Vorwalzwerk 275 „
1 Aufzug zur Beförderung des Materials in
den Thonschneider 75 „
1 Thonschneider 300 ,,
1 Ziegelpressmaschine, welche neben den ver-
schiedenen Formen von Ziegeln auch die
Thonplatten für die Falzziegelpresse liefert, G50 „
je 1 Mundstück für verschiedene Steinsorten 10 „
1 Abschneide- Apparat 40 „
Vorstehend genannte Maschinen sind von der Maschinen-
fabrik der Hrn. Gebr. Sachsenberg in Rosslau zu vollkom-
mener Zufriedenheit des Bestellers geliefert worden. — Aus- i
serdem wurden noch weiter geliefert ( durch die Maschinen-
fabrik von A. Hildt in Berg bei Stuttgart):
1 Elevator für 500 Gl.
die erforderlichen Transmissionen für . . . . 700 „
Die nöthigen Leder- Riemen zu den Transmissionen
lieferte Bechstett in Stuttgart für 238 „
Personal -Nachrichten.
Preussen.
Der Baumeister Steltzer zu Oldenburg ist zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Saarbrücker Eisenbahn, mit dem Wohnsitze in
Trier ernannt.
Der Eisenbahn -Bau- und Betriebs -Inspektor Bayer ist von
Trier nach St. Johann versetzt.
Offene Stellen.
1. Ein tüchtiger Baumeister zu Stromregulirungsbauten wird
gesucht. Näheres unter den Inseraten.
2. Ein Baueleve oder angehender Werkmeister findet bei
interessanter Bauthätigkeit eine Stelle im Bureau eines Kreisbau-
meisters. Adr. in der Expedition d. Bl. sub S. K.
3. Mehre Bauführer können bei Eisenbahnbauten plazirt
werden. Vergl. den Inseraten theil.
4. Ein im Eisenbalmbau erfahrener Bauführer findet gegen
1 */2 Thlr. Diäten und 15 Sgr. Feldzulage in Westfalen Beschäfti-
gung. Nähere Auskunft ertheilt der Bauführer Hövel, Neuen-
burgerstrasse No. 2.
5. Zwei Baumeister oder erfahrene Bauführer finden
dauernde Beschäftigung bei Chausseebauten und im Bureau der Kö-
niglichen Kreisbau-Inspektion zu Johannisburg.
6. Für einen Baumeister resp. erfahrenen Bauführer bei
Staats -Chaussee- resp. Hochbauten sind Stellen im Kreise Sensburg
in Ostpreussen vakant. Meldungen etc. beim Kreisbaumeister Kaske
in Sensburg in Ostpreussen.
7. Ein Baumeister oder Bauführer und ein erfahrener
Feldmesser finden bei Chausseebauten im Baukreise Memel Be-
schäftigung gegen reglementsmässige Diäten. • Meldungen beim Kreis-
baumeister Meyer in Memel.
8. Ein Bauführer wird zur Leitung eines Schleusenbaues
auf 2 Monate gesucht von dem Kreisbaumeister Bach mann in
Pr. Stargardt.
9. Ein Baumeister und ein Bauführer werden gesucht.
Meldungen sind an den Bau - Inspektor Römer im Technischen
Biireau der Niederschlesisch -Märkischen Eisenbahn einzusendeu.
10. Ein im Veranschlagen und Zeichnen geübter Mau-
rer wird für das Büreau verlangt. Selbstgeschriebene Adressen
nebst Angabe früherer Beschäftigung werden in der Exped. d. Bl.
sub A. B. erbeten.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S. in Stuttgart,
W. in Dresden.
Architekten -Verein zu Berlin.
Letzte Exkursion in diesem Jahre am Sonnabend
den 19. September.
Besichtigung des Königlichen Palais.
Versammlung um 5 Uhr am Eingänge in der Behrenstrasse 41.
Zum Schluss gesellschaftliches Zusammensein im Cafe de Belve-
dere, hinter der Katholischen Kirche 2.
Die Mitglieder werden ersucht ihre Legitimations-Karten mit-
zubringen.
Für die Anordnungen
Kyll mann. Merzenich.
Einladung.
Bei der am 13. September abgehaltenen ersten Versammlung von
Architekten in Marienburg ist eine monatliche Wiederholung der-
selben beschlossen und werden deshalb die Herren Kollegen auf
Sonntag den 4 Oktober d. J.
nach Danzig (9 Uhr Vormittag im Rathskeller) freundliehst ein-
geladcn. I. A.
Stumpf.
OflVne Stellen.
Bei der ersten Betriebs-Inspektion der Niederschlesiseh-Märki-
sehen Eisenbahn in Berlin können mehrere Bauführer zu reglements-
mässigen Diäten sofort plazirt werden. Man beliebe sich unter
Vorzeigung der Zeugnisse Unterzeichnetem vorzustellen.
Go eri ng,
Eisenbahn -Baumeister
Koppenstrasse 6/7.
Ein Bau-Eleve wünscht bei einem Ban-, Zimmer- oder Maurer-
meister eine Stellung im Büreau. Adressen sub 11. R. 10 poste
restante Potsdam erbeten.
Rekaniitiiinrliiuig.
Bei der Unterzeichneten Behörde in der Feste Friedrichsort,
1»/* Meilen von Kiel, findet ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr.
Diäten, oder ein bereits erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort und voraussichtlich auf längere Zeit für einfache Hochbauten
Beschäftigung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen werden erbeten.
Friedrichsort, den 23. August 186S.
llie Könitflielie Festiingslinu - Direktion
Oirene Stelle.
Ein tüchtiger Baumeister wird gegen 2 Thlr. 15 Sgr. tägliche
Diäten und Reisekosten zur Beaufsichtigung der Reguliruugsbauten
am Memelstrome, zur Ausarbeitung der Pläne und Anschläge und
dahin gehörigen Büreau- Arbeiten gesucht. Meldungen finden bei
dem Baurath Fütterer in Tilsit statt und sind Zeugnisse zur Ein-
sicht an denselben einzureichen.
Ein Bauführer aus den neuen Provinzen, (nicht examinirt), der
von pr. Behörden gute Zeugnisse naohweisen kann, sucht eine Stelle.
Adressen erbeten unter A. Hn. in der Expedition dieser Zeitung.
Ein junger Architekt, geprüft. Maurer- und Zimmermeister, wel-
cher in mehreren deutsehen Hauptstädten im Hochbau beschäftigt
gewesen und seit ca. 1> , Jahren bei der Eisenbahn mit Projek-
tirungsarbeiten sowie mit der speziellen Leitung und Abrechnung
von Kunstbauten thätig war, sucht Beschäftigung bei grösseren
Bau-Unternehmungen. Ein Engagement bei einer deutschen Gesell-
schaft zur Ausführung von Eisenbahnen im Auslande würde unter
günstigen Bedingungen willkommen sein. Gute Referenzen und
Zeugnisse stehen zur Seite. Offerten unter Littr. I. K. 18 poste
restante Münster, Westfalen.
Ein junger Maurer- und Zimmer -Meister, der 2 Jahre die Kgl.
Bau -Akademie besuchte, mit Bauarbeiten vollständig vertraut ist
und zuletzt bei Eisenbahn -Vorarbeiten thätig war, sucht Beschäfti-
gung. Derselbe war bei verschiedenen Baumeistern beschäftigt und
können hierüber gut lautende Zeugnisse vorgelegt werden. Adr.
in der Exped. d. Z. unter M. 76.
405
Heute Mittag 1 Uhr wurde meine liebe Frau Elise, geb. Preuss,
von einem Knaben glücklich entbunden.
Berlin, den 14. September 1868.
Eust
Baumeister und Betriebs-Inspektor der Berlin - Görlitzer Eisenbahn.
rB'«<Irs- Anzeige.
Am 8. d. Mts. verschied in Landesbergen bei seinen Ver-
wandten der Eisenbahn - Bau - Inspektor Fiiük, komm. Vorstand
der Königlichen Eisenbahn-Betriebs-Direktion Hannover. Wir ver-
lieren in demselben sowohl einen verehrten Vorstand, als tüchtigen
Fachgenossen und liebevollen Kollegen.
Hannover, den 12. September 1868.
Die Ingenieure der Königlichen Eisenbahn-Betriebs-Direktion.
Blumenthal. Ostermeyer. Hauptmann.
Rohr mann. Offen berg. Heeren.
Westfalische Eisenbahn.
Die Ausführung von 51,400Q)' Pappdach auf den Lokomotiv-
schuppen zu Paderborn und Soest soll einschliesslich Lieferung
aller dazu erforderlichen Materialien im Wege der öffentlichen
Submission verdungen werden.
Die Submissions-Bedingungen sind im Biireau des Unterzeich-
neten einzusehen und werden auf portofreies Ansuchen gegen Er-
stattung der Kopialien mitgetheilt.
Die versiegelten Offerten mit der Aufschrift :
„Submission auf Ausführung von Pappdacharbeiten für
die Lokomotivschuppen zu Paderborn und Soest“
sind spätestens bis zu dem am
2 5. September d. J. , Mittags 1 2 >/a Uhr
im obengenannten Bureau anstehenden Termine einznreichen, in
welchem die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart
der erschienenen Submittenten erfolgen wird.
Münster, den 7. September 1868.
Der Ober -Betriebs -Inspektor
Schwabe.
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406
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bei mir, gestützt auf die Erfahrung langjähriger Wirksamkeit in
dem grössten Atelier Berlins das geeignetste Verstand niss, wie ich
auch meine Arbeiten eignen Entwurfes selbst einer strengen Kritik
unterbreiten kann. Den geschätzten Herren Fabrikanten für
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Skizzen und Entwürfen, mit den Materialeigenthümlichkeiten ver-
traut, jederzeit zu Diensten. Auswärtige Bestellungen werden nach
beigegebener Grösse oder Skizze veranschlagt und gewissenhaft aus-
geführt. Photographien von meinen Arbeiten stehen zur Disposition.
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Architekten -Vereins zu Berlin.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 25. September L868.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Inge-
nieure zu Hamburg. (Fortsetzung.) — Der Bau des neuen Zentral-Gü-
terbahnhofes zu Stettin (Schluss.). — Zum Umbau der Bildersäle im
alten Museum zu Berlin. — Der Antheil des Bauwesens am preussi-
scheu resp. norddeutschen Staatshaushalt. — Mi tt h e i 1 11 n g e n aus
Vereinen: Verein fiir Eisenbahnkunde zu Berlin. — Architekten-
Verein zu Berlin. — Vermischtes: Vermeidung des Putzbaues bei
öffentlichen Gebäuden. — Die Elbüberbriiekung bei Schönhausen.
— Donau-Regulirung bei Wien. — Ausstellung der Entwürfe für den
Erscheint jeden Freitag.
Dom zu Berlin. — Steinbearbeitung mittelst Maschinen. — Baukosten
des neuen Museums zu Berlin. — Vorschriften für die Prüfungen
preuss. Staatsbautechniker. — - Aus der Fach litt eratur: System
einer beweglichen Brücke, von 0. Roeper. — Die neuen Breithaupl’-
schen Messtisch und Kippregel - Konstruktionen, von v. Rüdgisch. —
Bauwissenschaftliche Litteratur, Juli, August, September 1868. —
Konkurrenzen: Preisertheil ung bei der Konkurrenz für ein Kon-
zerllokal in Köln. — Personal - Nachrichten etc.
Die \V. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg. (Fortsetzung.)
I. Der Ort der Versammlung.
Für den Charakter und Verlauf einer Wanderver-
sammlung ist der Ort, wo sic tagt — wenn nicht maass-
gebend — so doch sicher von schwerwiegendem Einflüsse.
Nicht nur, dass die ortsangehörigen und umwohnenden
Fachgenossen den bedeutendsten Prozentsatz der Theil-
nehmer zu bilden pflegen: durch den mehrtägigen Aufent-
halt, durch die Besichtigung der charakteristischen Sehens-
würdigkeiten, durch die lokalen Vergnügungen endlich,
welche stets einen nicht unerheblichen Theil des offiziellen
und privaten Festprogramms ausmachen, muss nothwen-
digerweise ein Hauch des im Orte herrschenden Geistes
auf die Versammelten übergehen. — Und dass dies ge-
schieht, ist ja ebensowohl ein wesentlicher Zweck wie ein
eigentliümlicher Reiz der deutschen Wanderversammlungen.
Wenn dies vor allen anderen für die Versammlungen
deutscher Architekten und Ingenieure zutrifft, so erklärt
es sich wohl, dass es hei diesen stets als erste Pflicht des
vorbereitenden und leitenden Komites angesehen worden
ist, die im Orte der Versammlung fremden Fachgenossen
mit demselben bekannt zu machen und in ihm zu orien-
tiren. Früher pflegte dies durch einen einleitenden Vor-
trag zu geschehen; seit den letzten Versammlungen ist es
üblich geworden für diesen Zweck ein besonderes Fest-
album herauszugehen, dass jedem Theilnehmer hei seiner
persönlichen Meldung zugestellt wird.*) Und wie vordem
die Vereine in Hannover und Wien, so hatte es sich auch
diesmal der Architektonische Verein zu Hamburg ange-
legen sein lassen dieses Album, dessen unser Bericht in
erster Linie erwähnen muss, in trefflicher Weise auszu-
Statten und zu einem möglichst vollständigen Bilde der
Stadt in der Vergangenheit und Gegenwart zu gestalten.
Der Titel des Werkes: „Hamburg. — Historisch-
topographische und bäugeschichtliche Mitlheil ungen“ be-
sagt schon, dass sich dasselbe keineswegs darauf beschränkt
die. Leistungen der Architektur und des Ingenieurwesens,
welche Hamburg bietet, zu skizziren, sondern dass sein
Ziel ein weitergehendes ist. So finden wir in demselben
zunächst einen „Blick auf Ilamburg’s Vergangenheit“, d.
i. einen Abriss seiner politischen Geschichte, eine topo-
graphische Uebersicht über das allmälige Wachsthum der
Stadt und Mittheilungen über die wenigen kunstgeschicht-
lichen Denkmale des alten Hamburg; sodann aber mehr
oder weniger ausführliche Notizen über Gebiet, Bevölke-
*)Wir dürfen nicht verhehlen, dass der angedeutete Zweck ai
diese Weise allerdings nicht ganz erreicht wird; denn so werthvo
ein solches Werk sich später als Andenken erweist, so wenig i
di r Theilnehmer an einer Wanderversammlung, dessen Zeit nac
Minuten disponirt ist, im Stande dasselbe sofort durchzustudire
und entsprechend ausznnutzen. Erwünscht möchte es daher fi
künftige Fälle sein, daneben noch einen gedrängten Auszug aus de
Festalbum (elwa in Verbindung mit einem Fremdenführer) zu gehe:
rung, Verfassung und Verwaltung des kleinen Freistaates,
über Handel, Schiffahrt und Gewerbe, über das städtische
Ingenieurwesen und die Verkehrsanstalten, über Kirchen
und Schulen, Kunst- und wissenschaftliche Institute, Spi-
täler, Wohlthätigkeits - Anstalten und Stiftungen, endlich
über die Privatgebäude des neuen Hamburg. Zahlreiche
Situationspläne, Grundrisse und Ansichten illustriren das
Buch, das durch einen mit künstlerischem Humor gezeich-
neten Umschlag noch einen besonderen Schmuck erhalten
hat. Ist es gestattet, den kritischen Maasstab daran zu
legen, so möchten wir einige — in der Vorrede auch
zugestandene — Lücken allerdings bedauern. Wo so
viel schon geboten wird, ist man leicht unbescheiden ge-
nug mehr zu verlangen. Wohl hätten wir daher neben
den sehr ausführlichen historischen und topographischen
Mittheilungen auch dem fiir die Baukunst ungleich be-
deutsameren kulturhistorischen Elemente eine selbst-
ständige Würdigung gewünscht, und ungern haben wir
kurze Angaben über einige allgemeine Beziehungen des
dortigen Bauwesens und technische Details aus demsel-
ben — (z. B. die Stellung der Techniker zum Publi-
kum, Verhältniss zwischen Kunst und Handwerk, Ein-
fluss der Baupolizei und lokaler Gewohnheiten, die
gebräuchlichsten Baumaterialien, Art der Bauverdingung
und des Baubetriebes u. s. w. ) — vermisst. Doch
können diese Lücken den Werth des Buches nicht wesent-
lich beeinträchtigen, und wir zweifeln nicht, dass dasselbe
nicht nur allen Theilnehmern der Versammlung ein liebes
Erinnerungszeichen sein, sondern auch über diesen Zweck
hinaus in weiteren Kreisen die Anerkennung und das In-
teresse finden wird, die ihm sicherlich gebühren.
Hier einen Auszug daraus zu gehen — obwohl dies
unstreitig die bequemste und sicherste Weise wäre Über
die Charakteristik Hamburgs hinwegzukommen, die auch
wir am Eingänge dieses Berichtes unsern Lesern schuldig
zu sein glauben ■ — verbieten Umfang und Zweck des
letzteren. Auch die Würdigung der hervorragenden Be-
deutung der Stadt und die spezielle Aufzählung und
Schilderung ihrer Sehenswürdigkeiten, die man besser im
„Bädeker“ verzeichnet findet, wird man nicht von uns
fordern. So wollen wir lieber versuchen im Wesentlichen
den persönlichen Eindruck, den wir während unseres
kurzen Aufenthaltes daselbst von Hamburg empfangen
haben, in flüchtigen Umrissen zu skizziren.
Mächtig und bedeutend wirkt schon der allgemeine
Eindruck, den die Stadt ihrer Lage und Gruppirung nach,
und in dem bunten Eluthen und Treiben ihres Verkehrs
und ihrer Arbeit gewährt. Unten der mächtige Strom,
in dem Fluss- und Seeschiffahrt in einander übergehen, be-
lebt von einer Unzahl von Schiffen aller Gattungen, ankern-
den und in Bewegung begriffenen ; oberhalb die beiden
408
anmuthigen Wasserbecken der Alster. Dazwischen die
alle Stadt, in ihrem mittleren und unteren Theilc von zahl-
reichen Wasserläufen (Fleeten) durchzogen, die dem Ver-
kehr zwischen Hafen und Speichern dienen; an den Seiten,
auf die Höhenzüge des nördlichen Elbufers sanft empor-
steigend — statt der Wälle, die sie ehemals schirmten,
mit freundlich grünen Promenaden umgürtet. In den
Vierteln dem Hafen zunächst, die von dem Brande des
Jahres 1842 grossentheils verschont blieben, krumme, enge
Gassen mit alten, kleinen Häusern in dem malerischen
Aufbau vergangener Jahrhunderte, — in dem neuen Theile,
namentlich in den Umgehungen der Binnenalster, die lan-
gen, geraden Strassen, die hohen Häusermassen einer mo-
dernen Grosstadt. Hieran schliessen sich die Vorstädte.
An der Elbe unterhalb das hochliegende St. Pauli, das
die Verbindung mit Altona giebt, oberhalb das tiefliegende
Hammerbrook, beide gewerbreich — an den Alsterhassins
hinauf Quartiere mit Wohnhäusern, die je weiter hinaus
einen desto ländlicheren Charakter annehmen, bis sie in
der Uhlenhorst und in Harwestehude, den Sitzen der Ham-
burger Geldgrössen, zu Städten von eleganten Villen wer-
den, die im schattigen Grün sich verstecken.
Wenn der eigentümliche Reiz, den die Gegensätze
dieser an Architektur- und Landschaftsbildern so reichen
und doch so verschiedenen Theile der Stadt Hamburg
gewähren, wohl allgemein anerkannt ist und namentlich
die in ihrer Art einzigen Umgebungen der Alsterbassins
mit vollem Rechte berühmt sind — wenn der Ruf Ham-
burgs als einer schönen und charakteristischen Stadt für
den Touristen also feststeht: so ist dies in Bezug auf
die architektonische Physiognomie der Stadt, die
für unsern Leser jedenfalls die interessantere ist, keines-
wegs ebenso der Fall. Seihst in dem erwähnten Fest-
album für unsere ^diesmalige Versammlung ist die An-
sicht ausgesprochen, dass Hamburg in seinem Bauwesen
nicht viel Interessantes zu bieten habe. Eine Ansicht,
die wir keineswegs in ganzem Umfange unterschreiben
können und gegen die wir für den Ruhm der guten
alten Stadt hier in die Schranken zu treten versucht
sind.*)
Es ist wahr — Hamburg besitzt aulfallend wenig
Kunstdenkmale aus dem Mittelalter — mehr das Bedürf-
nis einer neuen Zeit, als Brand und Verwüstung haben
sie vernichtet — es ist andern Städten gegenüber ver-
hältnissmässig arm an grossen öffentlichen Monumenten.
Aber müssen denn alle Städte nach derselben Elle ge-
messen werden — fällt die kolossale Thätigkeit, die der
Privatbau in Hamburg entfaltet hat und entfaltet, in ihrer
Gesainmtheit dafür nicht desto schwerer ins Gewicht?
Und sind die älteren Leistungen desselben trotz ihrer Be-
scheidenheit, die freilich nirgends Palästen nachäffen will,
nicht auch historische Monumente? Wir erachten das be-
stehende Sachverhältniss das Wesen der Stadt so trefflich
bezeichnend, dass wir uns wundern es nicht als Stolz
Hamburgs angesehen zu finden. Gerade dieses beschei-
dene Zurücktreten der öffentlichen Monumente vor der
rührigen Bautliätigkeit der Privaten scheint uns einer Re-
publik eben so wohl anzustehen, wie es auch treu die
Geschichte Hamburgs spiegelt, die niemals — im Gegen-
sätze zu der Lübecks — von einzelnen ehrgeizigen und
gewaltigen Persönlichkeiten gestaltet worden ist, sondern
im einmüthigen Zusammenwirken bürgerlichen Gemein-
sinns sich entwickelt hat.
Aber auch im Einzelnen haben wir an den Bauwer-
ken Hamburgs Interessantes und Bedeutsames genug ge-
funden, so dass wir lebhaft bedauerten ihrem Studium
nur so Hüchtige Zeit haben widmen zu können. —
*)Die architektonische Bedeutung Hamburgs ist übrigens auch
anderweitig gewürdigt worden. In einem Aufsatze „ Prag und
seine Baukunst“ (Fürster’sche Bztg. 1845), in welchem Franz
Mertens eine interessante Rangordnung der Städte in Bezug auf
ihre bauliche Wichtigkeit entwickelt, weist derselbe Hamburg
seinen Platz zwischen den europäischen Städten dritten und vierten
Hanges an und lässt es in Deutschland direkt hinter Wien,
Berlin (Städten zweiten Ranges) und Köln, Prag, Dresden (Städten
dritten Hanges) folgen, während er Frankfurt, Lübeck, Königsberg,
Breslau, München, Triest, Danzig, Leipzig, Nürnberg, Magdeburg,
Augsburg, Mainz, Aachen, Kassel, Stuttgart, Hannover, Gräz dem
vierten Hange beizählt.
Was aus dem Mittelalter erhalten ist — im Wesent-
lichen sind es nur drei Backsteinhallenkirchen, von denen
die älteste und werthvollste, die 1352 geweihte St. Petri-
kirche, jedoch nach dem Brande vollständig erneuert ist
— steht an Bedeutung hinter den Leistungen des 17. und
18. Jahrhunderts, die dem alten Hamburg sein eigenthüm-
liches Gepräge gehen. Die künstlerischen Vorbilder für
dieselben sind unzweifelhaft in den Niederlanden zu suchen;
nicht nur die Kunstformen der älteren Gebäude, von de-
nen die Fayade des Kaiserhofes hier erwähnt sein mag,
bezeugen dies deutlich, sondern ebenso die Technik, die
ausser vielfacher Anwendung des Sandsteins zu Portalen,
Gesimsen und Fenstereinfassungen seit alter Zeit ein Auf-
treten des soliden Backstein - Rohbaues aufweist. Bei den
öffentlichen Bauten sind fast durchweg Sandstein-, der das
architektonische Gerüst bildet, und Backsteinrohhau ver-
bunden. Sollen wir die alten Giebelhäuser näher be-
schreiben? Die reicheren Kaufherrnhäuser des 17. Jahr-
hunderts, die mit ihrem lustigen Fayadenschmuck so selbst-
bewusst. und doch so treuherzig in die Welt sehen, und
die in ihrem Innern hei der alten Grundrissdisposition
noch so manche wackere Bildhauerarbeit , namentlich
Stuckdecken bergen sollen, die Häuser des vorigen Jahr-
hunderts, etwas kahler und nüchterner, aber doch noch
immer höchst stattlich und stilvoll — beide untermischt
mit geringeren, aber durchweg individuellen Gebäuden in
Putzbau oder Fachwerk — - sie geben in dem bunten Ge-
wirr der engen Strassen und Fleete ein Bild von der
Privatarchitektur einer alten deutschen Stadt, wie wir es
anziehender und verständlicher kaum noch gesehen haben.
Denn es zeigt sich nicht, wie in so mancher anderen
alterthümlichen Stadt in der traurigen Verlassenheit und
Oede einer Zeit, der das Kleid der Vorfahren zu weit
geworden ist, sondern ist noch erfüllt von dem vollen
Strome wirklichen lebendigen Verkehrs, in dem auch die
Bauwerke erst zu wahrem Leben erwacht scheinen. —
Von den Monumentalbauten dieses alten Hamburg treten
zwei kirchliche Bauten besonders hervor: der Thurm der
St. Katharinenkirche und die St. Michaeliskirche, deren
404 Pariser Fuss hoher Thurm die Stadt beherrscht. Jener,
ein Werk des 17. Jahrhunderts, der untere Theil in Sand-
stein- und Backsteinrohhau, der obere Theil wie dies für
Hamburger Hauptthürme charakteristisch ist, in Holzwerk
mit Metallverkleidung, ist von besonders koketter und
zierlicher Ausbildung; dieser in den Jahren 1750 — 62 von
dem für die damalige Baukunst tonangebenden Architekten
Sonn in erbaut, ist eine für den Zweck protestantischen
Kultus sehr glücklich disponirte Zentral-Anlage.
Ist in den Gebäuden bis zum Ende des vorigen Jahr-
hunderts die architektonische Physiognomie Hamburgs trotz
aller Mannigfaltigkeit eine einheitliche, so verschwindet
diese Einheit selbstverständlich in den Leistungen, die
seit jener Zeit, wo die Studien-Stile an Stelle des Stils
traten, entstanden sind. Die Bauthätigkeit der Stadt vor
dem Brande scheint nicht erheblich gewesen zu sein, min-
destens fällt sie in den Privathäusern, die nüchtern und
langweilig in der Konzeption auch eine Verschlechterung
in der Technik zeigen, nicht in die Augen. Einzelne
Ausnahmen, namentlich die Werke des im Schinkel sehen
Sinne schaffenden hochbegabten Chateau neu f sind rüh-
mend zu nennen, ebenso die beiden bedeutendsten der in
jener Zeit entstandenen öffentlichen Gebäude, die Börse
(mit einem Innenraume von vorzüglicher Wirkung) und
das Johanneum (Gymnasium etc.), tüchtige Werke der
Architekten Wimmel und Forsmann. Schinkel’s
Theater- Entwurf ist leider nur sehr moditizirt und ent-
stellt zur Ausführung gekommen.
Ein desto ergiebigeres Feld eröffnete sich der Ar-
chitektur wie der gesummten Technik nach dem Brande,
der anscheinend eine völlige Revolution nicht nur im
Aeusseren der Stadt, sondern auch in der Art öffentliche
und private Bauausführungen zu behandeln, hervorgerufen
hat. Von den ersten gewaltigen Anstrengungen an, die
gemacht werden mussten, um das Nothwendigste des
vom Feuer Zerstörten zu ersetzen, bis zur Gegenwart hat
sich in Hamburg eine wahrhaft immense Bauthätigkeit
entwickelt, auf die freilich seine in rascher Steigerung
409
wachsende Bedeutung als Welthandelsplatz und die da-
mit mächtig vorschreitende Ausdehnung der Stadt von
entschiedenem Einflüsse gewesen sind. Und an diese
Eigenschaft Hamburgs als Welthandelsplatz möchten wir
geistig ankniipfen, wenn wir die Leistungen seiner moder-
nen Architektur in kurzen allgemeinen Zügen charakteri-
siren sollen. Sicher ist es nicht ohne tiefen Sinn, dass
in dieser Stadt, in welcher die Erzeugnisse aller Länder
zusammenströmen, während die einheimische Produktion
nur gering ist — auch für die Baukunst keine eigent-
liche einheimische Schule sich entwickelt hat, sondern
dass alle Schulen, alle Bestrebungen der Gegenwart sich
hier kreuzen. Hamburgs heimische Architekten bilden
sich an den verschiedensten Akademien — fremde Ar-
chitekten aus allen deutschen Gauen, aber auch aus Eng
land und Frankreich werden von der Fülle der hier
blühenden Aufgaben zu vorübergehender oder auch dau-
ernder Thätigkeit angelockt: was Wunder, dass der
moderne Privatbau Hamburgs eine bunte Musterkarte alles
dessen bietet, was unsere Zeit in der Baukunst leistet
und strebt. In allen Materialien — Sandstein, Back-
stein-Rohbau und Backstein -Putzbau (aber mit Zement-
putz !), — in allen Stilrichtungen, den mittelalterlichen wie
den modernen, romanisch, gothisch, hellenisch, in Re-
naissance mit allen ihren Ab- und Spielarten , aber auch
originell aus freier Schöpferfaust wird hier gebaut; die
Traditionen aller hervorragenden Lehrer der Baukunst,
die einen Kreis von Jüngern um sich gesammelt haben,
sind hier in namhafter Anzahl vertreten und können ver-
gleichend studirt werden.
Das ist es, was der modernen Privatarchitektur Ham-
burgs, die sich übrigens wie anderwärts wesentlich auf die
beiden Aufgaben des Miethshauses ( hier „Etagenhaus“ ge-
nannt) und der städtischen Villa beschränkt, ihr ganz
eigenthümliches Interesse verleiht — ein Interesse, das
unseres Erachtens noch höher ist, als das, welches seine
alte Architektur erweckt. Selbstverständlich können wir
bei der flüchtigen Uebersicht, die wir gewinnen konnten,
weder ein allgemeines Urtheil über den Durchschnittswerth
derselben fällen, noch weniger aber auf Einzelheiten ein-
gehen, wozu übrigens bei Besprechung der architektoni-
schen Ausstellung noch Gelegenheit sich finden dürfte.
Auf die Vorsicht, die es bei den Gegensätzen, die in Ham-
burg selbst die Vertreter der verschiedenen Richtungen
trennen, veranlasst zu haben scheint, dass der Bericht
über den Privatbau der Neuzeit im Festalbum einem
Ingenieur zugefallen ist, würden wir unsererseits weniger
Gewicht legen.
Wohl aber wollen wir mit wenigen Worten noch
der wichtigsten öffentlichen Bauten gedenken, die in Ham-
burg seit dem Brande entstanden sind. Es sind dies von
Kirchen unter einigen kleineren Kirchen und Kapellen-
bauten die Synagoge von Rosengarten und die St. Nico-
lai-Kirche von dem Engländer Gilbert Scott, letztere
1845 begonnen und seit 1863 geweiht, eine der frühesten
gothischen Kirchenausführungen der Neuzeit iti Deutsch-
land. In den Verhältnissen hochstrebend und elegant, im
Detail leider englisch plump genug, hat sie in der Konzeption
die Aufgabe einer protestantischen Kirche nichteinmal zu lösen
versucht und ist darum leider als ein Rückschritt gegen
das 100 Jahre früher ausgeführte Werk Sonnin’s zu be-
trachten. Zu nennen sind ferner die grossen Wohl-
thätigkeits- Anstalten (Kranken-, Irrenhäuser etc.), in der
Mächtigkeit ihrer Anlage eine Hamburgische Spezialität,
unter ihnen gleichfalls mehre von Rosengarten, andere
von Tim in ermann und Luis — das Thalia -Theater
von F. Geo. S tarn mann, das Haus der sogenannten
„Patriotischen Gesellschaft“ von Th. Biilau, der Bazar
von Avendiek, die neue Kunsthalle von v. d. Hude u.
Schirrmacher, die Bauwerke des zoologischen Gartens
von Haller und endlich die Hochbauten, welche in Ver-
bindung mit den grossen Ausführungen des Ingenieur-
wesens, namentlich denen des Englischen Ingenieurs
Lindley entstanden sind.
Hätten wir somit einen glücklichen Uebergang ge-
funden, um an die vorhergehenden Notizen über Ham-
burgs Architektur auch einige Mittheilungen über sein
sehr hervorragendes Ingenieurwesen knüpfen zu können,
so müssen wir doch leider darauf verzichten, da sich in
der Hast der Versammlung noch weniger Müsse und Ge-
legenheit fand, den betreffenden Werken, die nicht blos
gesehen, sondern studirt sein wollen, genügende Beachtung
zu schenken. Vielleicht erhält unser Bericht hierin von
anderer Seite eine Ergänzung. Wir können hier wohl
um so eher darüber hinweggehen, je mehr sowohl jene
älteren Ausführungen William Lindley’s (Siele, Wasser-
kunst, Wasch- Anstalt etc.) durch Publikationen bekannt
geworden sind, als auch die neueren Arbeiten des Ham-
burger Ingenieurwesens (Brücken, Hafen- und Schleusen-
Anlagen) Beachtung in der technischen Presse — u. a.
in unserer Zeitung — gefunden haben, während Publika-
tionen von Hamburger Architekten zu den grössten Selten-
heiten gehören. Wenn wir der Verdienste des Bauinspek-
tor Maack um den städtischen Brückenbau, und seines
letzten, noch nicht ganz vollendeten Welkes — der neuen
Lombardsbrücke, im Damme zwischen den beiden Alster-
bassins — besonders erwähnen, so geschieht dies um eine
Ehrenpflicht gegen ein verstorbenes Vorstandsmitglied der
XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure
zu erfüllen.
Im Uebrigen wünschen wir, dass unsere Skizze, so
unvollständig und unvollkommen in ihren Grenzen sie
immer ist und so wenig sie eine in Wirklichkeit fast
ebenso wichtige Seite, die Charakteristik des Hamburger
Lebens und Treibens berühren konnte — ihrem Zwecke;
unsere Leser entweder auf den Schauplatz der Versamm-
lung einzuführen oder ihnen denselben in’s Gedächtniss
zurückzurufen — nicht allzufern geblieben sein mag. Wir
wollen sie mit der Bemerkung abschliessen , dass die
wichtige Stellung des Bauwesens in Hamburg dort natür-
lich auch eine grössere Anzahl von Fachgenossen ange-
sammelt hat, unter denen, wie bekannt, ein „Architekto-
nischer Verein“ besteht, der die Repräsentation der Ham-
burger Technik und die Bildung des vorbereitenden
Lokal-Komites für die Versammlung iihernommen hatte.
— F. —
(Fortsetzung folgt.)
Der Bau des neuen Zentral -Güterbaliuhofts zu Stettin.
(Schluss.)
5. Der Viadukt am linken Oderufer.
Die Geleise, welche auf der Oderbrücke noch in
11' Entfernung und in grader Linie liegen, gehen von
da nach dem Personenbahnhöfe hin in einer Kurve von
ca. 50 Ruthen Radius bis auf 19' auseinander. Indem
der Viadukt sich unter diesen Umständen einerseits dem
schiefen Landpfeiler der Oderbrücke, andererseits dem
durch eine Futtermauer normal zu den Geleisen be-
grenzten Bahnhof anschliessen musste, entstand der in
nachfolgendem Holzschnitte dargestellte eigentümliche
Grundriss. Das Bauwerk überschreitet die zu diesem
Zwecke um 7' gesenkte Bollwerkstrasse in einer lichten
Höhe von 13'. Seine Einteilung ist so bewirkt, dass
drei Fahrstrassen mit ca. 34 */3 ' Trägerlänge und vier Fuss-
passagen hergestellt sind. Zur Unterstützung dienen guss-
eiserne achteckige Säulen von 15" Durchmesser bei 1"
Wandstärke, die um jede Fusspassage herum zu zusam-
menhängenden Gruppen verbunden sind, deren Stellung
aus dem Grundriss deutlich wird. In den Aussenseiten
stehen dieselben in gleichen Abständen von 9' 4J/2" v. M. z. M.
Sie sind durch schmiedeeiserne Bögen mit einander verstrebt.
Die Fundamente der Säulen bestehen aus einzelnen Mauer-
! blocken, die auf je 5 Pfählen von 30' Länge stehen.
Für jedes Geleise sind zwei Träger von 25" Höhe
und 8' 8" Entfernung von einander vorhanden, zwischen
l denen Schienenträger von 11" Höhe und 3' Entfernung
410
liegen. Jede Säulengruppe ist durch die Träger sowohl, als
durch Diagonalverhand zu einem festen Ganzen vereinigt,
bei dem auf Temperaturveränderungen keine Rücksicht
genommen ist. Bei den Trägern über den Fahrstrassen
waren diese jedoch nicht zu vernachlässigen, weshalb die-
Festungshafen zugeschüttet und seine Mündung mit einer
Futtermauer geschlossen werden. Nachdem daselbst eine
provisorische Spundwand geschlagen und dahinter die
Erde bis zur Wasserfläche aufgeschüttet war, wurden
hierauf nach dem , auf untenstehendem Holzschnitt da*ge-
Ausicht.
5 .1 ' l'rä
F-T-T-IT
fff
Grundriss.
selben auf einem Ende ver-
schiebbar sind. Das von Hin.
Geh. Rath Stein entworfene
Bauwerk sollte als Eingangs-
thor zum Bahnhofe auch äs-
tethischen Anforderungen ge-
nügen, und sind hierdurch
in Folge des ungünstigen
Grundrisses für die Detailkon-
struktion manche Schwierig-
keiten entstanden. Die Fundi-
rungsarbeiten begannen im
Mai dieses Jahres; die Vol-
lendung des Oberbaues, der
ebenfalls von Herrn Kolesch ausgeführt wird, steht in
wenigen Wochen zu erwarten und würde damit der An-
schluss an den Personen - Bahnhof erreicht sein. Das
Gewicht des zum Viadukt verwendeten Eisens beträgt ca.
1850 Ztr. Schmiedeeisen und ca. 1430 Ztr. Gusseisen.
6. Die Futtermauer in der Mündung des
F estungshafens.
Für die mit dem eben beschriebenen Viaduktbau zu-
sammenhängende Strassenverlegung musste der ehemalige
Ansicht. Schnitt A — B.
stellten Projekt 4 Brunnen,
12' zu 16' gross, in 3' 10"
Entfernung von einander ge-
senkt. Leider traf die Aus-
führung auf ganz ungeahnte
Schwierigkeiten, die zwar den
Bau lange aufgehalten haben,
jedoch glücklich überwunden
sind. Es wurden nämlich
iunerhalb der Brunnen selbst
noch bei 25' Tiefe unter
M. W. eine Unmasse von
Steinen und Pfählen angetrof-
fen, die zum grössten Theil
mit Hülfe des Tauchers entfernt werden mussten. Im
Uebrigen unterscheidet sich die Arbeit in Nichts von der
bei Gelegenheit des Parnitzbollwerks beschriebenen.
Von den Anlagen des Zentral -Güterbahnhofes bleiben
nunmehr noch das Empfangsgebäude (das in diesem Jahre
noch unter Dach kommt) und einige kleinere Bauwerke
auf dem Personenbahnhöfe zurück , deren Vollendung im
nächsten Jahre bevorsteht, und die s. Z. den Lesern dieses
Blattes vorgeführt werden sollen.
In wenigen Wochen aber wird die ganze neue Strecke
dem Verkehre übergeben werden und damit ein Werk
Grundriss.
iik
vollendet sein, welches vor 3 Jahren begonnen, mit un-
endlichen Schwierigkeiten durchgekämpft, ein bleibendes
Denkmal sein wird des Mannes, dessen Umsicht und viel-
seitigem Wissen, dessen Energie und Ausdauer allein es
seine Entstehung verdankt, des Geheimen Regierungs-
und Bau -Rath Stein.
Stettin den 13. September 1868. — T. —
Durchschnitt nach A — B.
Zinn luibau der Bildersäle im alten Huscum zu Berlin.
Im Hinblicke auf die beabsichtigten Aenderungen an Ein- kels über diese Aulage insbesondere, sowie über Anordnung
richtung und Beleuchtung der Bildersäle im hiesigen Museum und Beleuchtung von Bildersäleu im Allgemeinen sich ins
ist es wohl vor allen Dingen nothwendig die Ansicht Schin- j Gedä-htuiss zurückzurufen, ln den gesammelten Briefen etc.
411
des Meisters, welche A. v. Wolzogen in seinem Werke
„Aus Schinkels Nachlass“ mittheilt, finden sich einige hier-
her passende Stellen.
Auf der zweiten Reise nach Italien, im Jahre 1824, als
die Ausführung des Museums eben begonnen hatte, sieht
Schinkel in Stuttgart die damals dort befindliche Boisse-
ree’sche Gemäldesammlung. Ueber deren Aufstellung äussert
er sich Band I, pag. 197 des genannten Werkes:
„Die Zimmer gegen den Garten enthalten die Kapital-
stücke, gewöhnlich jedes Zimmer nur eins, welches so gestellt
ist, wie ich die Aufstellung im neuen Museum be-
absichtige, nämlich so, dass das Licht von einer Seite da-
gegen streift.“
Auf derselben Reise besucht Schinkel in Mailand die
Sammlung der Brera, deren Anordnung er (pag. 229 etc.)
wie folgt, schildert :
„Die Hauptsäle sind quadratisch und von oben beleuchtet,
aber dunkel und die Bilder glänzen fast überall Vor
Allem fesselt in der Brera das göttliche Bild des Sposalizio
von Raphael, welches fast allein gut aufgehängt, jedoch auch
noch zu wenig erleuchtet ist. Von der Erleuchtung in
meinem neuen Museum erwarte ich ungleich mehr.
Alle übrigen Beleuchtungsarten sind nur dazu da, dem Laien
einen dunklen mysteriösen Eindruck zu machen, welcher aber
dem eigentlichen Kunstfreunde sehr hinderlich ist.“
ln Venedig, welches Schinkel auf derselben^Reise be-
rührt, findet er die Einrichtung einer Gemälde - Galerie in
Ausführung begriffen und sagt darüber (Band II, pag. 83):
„In einem schön eingerichteten Lokal, ehemals Kirche
und Klostergebäude, wo man leider wieder Säle mit
Licht von oben anlegt, die obenein zu hoch für Gemälde
werden, sind schon herrliche Bilder etc. etc.“
Mit diesen mehr gelegentlichen Aeusserungen Schinkels
ist zusammenzuhalten, was er in Bezug auf die Einrichtung
der Bildersäle seines Museums in den Vorbemerkungen zur
Publikation seiner Entwürfe und ausgeführten Bauwerke sagt.
Nachdem er die bekannte Eintheilung der drei, je eine ganze
Erontseite einnehmenden Säle in Ivabinete, den Fensteraxen
entsprechend, geschildert hat, fährt er, wie folgt, fort:
„Diese Abtheilungen, welche den Eindruck der grossen
Räume im Ganzen keineswegs vernichten, haben ausser dem,
dass das beste Licht für die Bilder gewonnen wird, entschie-
dene andere Vortheile. Zuvörderst wird man nicht durch
eine zu grosse Menge von Kunstwerken, welche man in den
meisten anderen Bildergalerien auf einmal übersieht, zerstreut
und im Genüsse des Einzelnen gestört, sondern kann sich im
kleineren , behaglicheren Raume der ruhigen Betrachtung
besser hingebeu ; dann gewähren diese Abtheilungen den Vor-
theil, die Malerschulen gehörig zu trennen und überhaupt
jede nöthige Sonderung und Vereinigung vorzunehmen, welche
der Charakter der Bilder und das Prinzip der Aufstellung
irgend fordert; ferner ist das Hängen der Bilder auf Holz
ungleich vortheilhafter für deren gute Erhaltung, als auf der
Mauer, und ausserdem wird der Flächeninhalt der Bilderwand
durch diese Abtheilungen sehr vermehrt, zumal für das Un-
bedeutendere und für die sehr grossen und in der Ausführung
des Einzelnen weniger sorgfältig behandelten Bilder auch noch
die lange Wand, den Fenstern gegenüber, benutzt werden
kann, auf welcher dann die Bilder unter einem Neigungswinkel
angebracht werden müssen.“
Zu bemerken ist, dass Schinkel dies schrieb, als das Ge-
bäude bereits im Bau vollendet und nach Aufstellung der
Kunstwerke dem Publikum geöffnet war.
Wie verlautet, sollen jetzt, um die „mangelhafte“ Be-
leuchtung zu „verbessern“, die sämmtlichen Schirmwände der
Bildersäle entfernt, die Fenster von Innen maskirt und die
drei grossen in eine Anzahl kleinerer Säle durch feste, bis
zur Decke reichende Trennungswände getheilt werden, deren
Beleuchtung durch Oberlicht beabsichtigt ist, für dessen An-
lage Decke und Dach durchbrochen werden müssen. Zur
„Probe“ soll schon bald ein solcher Saal angelegt werden.
Vielleicht geben vorstehende Notizen Anlass zu weiterer
Besprechung *) dieser wichtigen Angelegenheit , jetzt, wo eine
*) In der politischen Presse, in Kunstblättern, ja selbst im
Hause der Abgeordneten ist über die Angelegenheit schon genug
bin und her geredet worden, freilich vorzugsweise mit Hineinziehung
persönlicher Motive und im Tone jener leidenschaftlichen Gehässig-
keit, die eine Spezialität gewisser Streitigkeiten auf kunstwissen-
schaftlichem Gebiete zu sein pflegt.. Wir haben uns bisher weder
für die eine noch die andere Partei begeistern können, wollen je-
doch gern unsere Hand dazu reichen, wenn nunmehr ausschliesslich
der Sache nahe getreten werden soll. Wir wollen hoffen, dass
der vorstehende Artikel dazu beiträgt, dass dem Publikum eine
authentische Aufklärung über die Lage der in vielen Punkten noch
etwas dunklen Angelegenheit von kompetenter Seite zu Theil
objektive Behandlung des Gegenstandes allenfalls noch zu Mo-
difikationen der bezüglichen Entschliessungen führen kann.
Jedenfalls dürfte nicht zu verkennen sein, dass die angeführten
Aenderungen einen grossen Theil der Vortheile aufgeben, welche
Schinkel in wohlüberlegter Absicht bei seinen Anordnungen
vor Augen hatte.
Der Anthcil des Bauwesens am l'reussiselicn resp. Norddeutschen
Staatshaushalt.
Nicht selten schon ward hervorgehoben, welch bedeutender
Antheil an der Verwaltung des Staatsvermögens den Preussi-
schen Baubeamten zufällt, und verlangt, dass ihre Stellung im
Staatswesen dieser Bedeutung entsprechen solle. Es dürfte
daher der Versuch nicht ohne Interesse sein, aus dem Etat
des laufenden Jahres zu ermitteln , wie hoch faktisch jener
Antheil in Zahlen sich darstellt. Die augenblickliche Ge-
staltung der politischen Verhältnisse, nach denen Militair-,
Marine-, Post- und Telegraphenverwaltung für die Staaten des
Norddeutschen Bundes gemeinsam sind, bringt es mit sich,
dass hierbei sowohl der Etat des Preussischen Staates (vom
24. Februar 1868), wie der des Norddeutschen Bundes (vom
29. Juni 1868) berücksichtigt werden müssen.
Selbstverständlich können und wollen die nachstehenden
Angaben, die den betreffenden Publikationen im Kgl. I’reuss.
Staats- Anzeiger entnommen sind, keinen Anspruch auf abso-
lute Richtigkeit erheben, da die Positionen des Etats nicht
überall so durchsichtig angeordnet und so spezialisirt sind,
dass man die für die Zwecke des Bauwesens erforderlichen
Summen davon ohne Weiteres absondern könnte. Nicht Weniges
musste daher unberücksichtigt bleiben und es darf mit Sicher-
heit behauptet werden, dass das genaue Resultat, (welches nur
durch unverhältnissmässig umfangreichere Ermittelungen fest-
gestellt werden könnte), sich noch wesentlich höher stellen
dürfte. Zur allgemeineren Orientirung über das Sachverhältniss
werden indessen auch diese oberflächlichen Notizen genügen.
Ausgabe - Posten.
Summe im
Einzelnen Ganzen
Thaler.
A. Preussischer Staat.
I. Staats-Ministerium.
Unterhaltung der Dienstgebäude etc. des
Ministeriums
2680
2680
II. Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten.
Unterhaltung der Dieustgebäude etc. des
Ministeriums
4500
4500
III. Finanz -Ministerium.
Unterhaltung der Dienstgebäude des Mi-
nisteriums, sowie der Dienstgebäude, der
Wege-, Wasserbauten etc. im Bereiche
der Domainen-, Forst- und Steuer-
verwaltung
1413914
1
Einmalige ausserordentliche Ausgaben für
1 1563574
Neubauten und Meliorationen
149660
1
IV. Ministerium für Handel, Ge-
werbe und öffentliche Arbeiten.
Besoldung der Baubeamten, sowie persön-
liche und sachliche Ausgaben der Bau-
verwaltung
1106817
Unterhaltung der Land-, Wasser- und
Chausseebauten
6138074
Chausseeneubauten
1099857
Zuschuss für die Bau -Akademie
8560
Bauten, Betriebs-Anlagen und deren Un-
terhaltung im Bereiche der Berg-, Hüt-
ten - und Salinen -Verwaltung
1951401
Unterhaltung und Erneuerung der Bahn-
17299519
anlage bei den Staats-Eisenbahnen, so-
wie Vorarbeiten für neue Bahnlinien .
3823756
Unterhaltung der Gebäude der Porzellan-
Manufaktur
6600
Einmalige ausserordentliche Ausgaben für
Neubauten etc. im Gesammtbereich des
Ministeriums
3164454
werde. Unsererseits waren wir überrascht, durch diese Mittheilung
des meist gut unterrichteten Verfassers zu erfahren, dass eine durch-
gängige Einführung der Oberlichtbeleuchtung für die Bildersäle des
alten Museums beabsichtigt sei, während bisher stets nur davon die
Kode war, dieselbe in dem auf der Nordseite befindlichen, durch
den Bau des neuen Museums vsrdunkelten Saale einzurichten. Be-
stätigt sicli diese Nachricht, so würde die Auflassung der Angele-
genheit allerdings in ein durchaus verändertes Stadium treten müssen,
D. lled,
412
V. J u s tiz - V er wa 1 1 u ng.
Unterhaltung säinmtlicher Dienstgebäude
der Justiz -Verwaltung
Einmalige ausserordentliche Ausgaben für
Neubauten etc
VI. Ministerium des Innern.
Unterhaltung der Dienstgebäude des Mi- 1
nisteriums und der Strafanstalten ... 55102
86400
572150
658550
55102
VII. Ministerium f. d. landwirt-
schaftlichen Angelegenheiten.
Unterhaltung der Dienstgebäude des Mi-
nisteriums und der Gestüt-Verwaltung,
so wie der Deichanlagen, Fortführung
der grösseren Landesmeliorationen und
Deichbauten
Einmalige ausserordentliche Ausgaben zu
denselben Zwecken
278242
162701
441033
VIII. Ministerium dergeistlichen,
Unterrichts- und Medizinal - An-
gel egen heiten.
Unterhaltung der Dienstgebäude des Mi-
nisteriums etc. und Patronats-Bau fonds
Einmalige ausserordentliche Ausgaben
für Neu-, Reparatur- und Erweite-
rungsbauten
Hierzu treten noch :
Ausgaben im Bereiche des Bauwesens
in den Hohenzollernschen Landen .
für Unterhaltung der Gebäude der
Staatsschulden- Verwaltung
514266
650274
1164540
75642 75642
1190 1190
Summa der Ausgaben . . .
21266330
Der gesammte Staatshaushalts -Etat
schliesst mit einer Summe von 159,757,064
Thlrn. ab; der Antheil des Bauwesens an
den Preussiscben Staatsausgaben würde
demnach auf mindestens 13,3 Prozent sich
belaufen.
B. Norddeutscher Bund.
I. Militair-Verwaltung.*)
Unterhaltung der Magazine, Kasernen
und Lazarethe und grössere Neu- und
Retablissemeutsbauten derselben . . .
Einmalige ausserordentliche Ausgaben
für Neubauten etc. . . •
2700057
809962
3510019
II. Marine-Verwaltung.
Unterhaltung der Dienstgebäude
Einmalige ausserordentliche Ausgaben für
Neubauten
30000
3140000
3170000
III. Post- Verwaltung.
Unterhaltung der Postgebäude, Neu-
bauten etc
244032
244032
IV. Telegraphen-Verwaltung.
Unterhaltung der Dienstgebäude und Te-
legraphenlinien
Einmalige ausserordentliche Ausgaben für
neue Anlagen
303600
324945
Summa der Ausgaben . . .
628545
7552596
Der gesammte Haushaltsetat schliesst ab mit 77,701,135
Thlr. ; der Antheil des Bauwesens an den Ausgaben des Nord-
deutschen Bundes würde sich demnach ungefähr auf 9,7 Pro-
zent belaufen. — O —
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung am
8. September 1S68. Vorsitzender Hr. Hagen.
Hr. C. Hagen machte Mittheilung von einer nach seinen
Angaben in der Werkstatt zu Stargard ausgeführten und durch
längere Benutzung als sehr bewährt befundenen Konstruktion
von Dampfkolben für Lokomotivzylinder. Der Kolben ist an
seiner im Ganzen 2 V»" breiten Umfangsfläche mit zwei Nutheu
versehen, in welche aus zwei Hälften bestehende Ringe von
ganz weichem Messing, durch innere Federn an den Zylinder
*) Die Angaben aus dem Bereich der Militair-Verwaltung sind
am Unbestimmtesten, da der betreffende Etat in lakonischer Kürze
gefasst ist. Nur bei den Magazinen, Kasernen und Lazarethen sind
die Baukosten ans den: „Sachlichen Ausgaben“ besonders hervor-
gehoben, während bei den Kasernen Unterhaltungs- und Verwal-
tungskosten kombinirt sind. Zur Kompensirung sind daher letztere
vorstehend mit inbegriffen. Auf die Kosten der eigentlichen Be-
festigungsbauten ist nicht Rücksicht genommen worden.
angepresst, eingelegt sind. Diese Kolben funktionirten nach
zehnmonatlichem Gebrauche bei ca. 3500 durchlaufenen Meilen
noch sehr gut, obgleich sich bei Revision derselben ergab,
dass die Ringe mehrfach beschädigt, a'.ch zerbrochen waren,
ohne dass letzterer Umstand einen merkbaren nachtheiligen
Einfluss durch Dampfverluste etc. zur Folge gehabt hätte.
Hieran wurde die Bemerkung geknüpft, dass sogar schon die
Absicht ausgesprochen worden wäre, Kolben ohne irgend welche
Dichtung, nur durch Kolbenstangen an beiden Seiten geführt,
anzuwenden, welche Absicht, wie Herr Wedding bemerkte,
in Amerika bereits zur Ausführung gebracht sein soll. Hr.
Wiebe erwähnte mit Bezug auf die Anordnung der Nuthen
die ähnliche Einrichtung, nur mit einer grösseren Anzahl von
Nuthen, jedoch mit gänzlicher Fortlassung der Ringe, wie sie
angewendet ist bei den Kolben der Luftpumpen für die atmos-
phärische Eisenbahn von St. Germain.
Hr. Franz trug über die von ihm im Anfänge des Mo-
nats Juli d. J. besuchten Eisenbahnen über die Alpen beim
Mont-Cenis und beim Brenner vor. Nach einer Beschreibung
der Fahrt auf der damals erst seit einigen Wochen in Betrieb
gesetzten Fell’schen Eisenbahn über den Mont Cenis-Pass, so-
wie einiger Details der durch mannigfache Mittheilungen be-
kannten Einrichtungen dieser Bahn, wurde das System, mittelst
welchem bei derselben die bis zu einem Verhältnisse von 1:12
angewendeten starken Steigungen durch Anpressung zweier
Paare horizontaler Klemmräder an eine Mittelschiene über-
wunden werden, einer Erörterung unterzogen. Bei voller Wür-
digung der richtigen theoretischen Grundlage des Systems
und der im Ganzen gelungenen Ausführung desselben bei der
Mont-Cenis-Bahn konnte eine ähnliche Ausführung anderwärts
bei Uebersteigung h"her Gebirgsrücken doch nicht empfohlen
werden, da die Bahn weder für Personen noch für Güter
einen unmittelbaren Anschluss und ununterbrochenen Verkehr
zwischen den Bahnen, deren Mittelglied sie bildet, vermittelt,
und musste als erstes Haupterforderniss gleiche Spurweite mit
den anschliessenden Bahnen statt der jetzigen engen Spurweite
von 1,1 Meter bezeichnet werden, wodurch die in Anwendung
gebrachten Kurven mit sehr kleinen Radien (bis zu 40 Meter)
ausgeschlossen werden würden. Ueber die Fortschritte des
Baues des grossen Tunnels beim Mont -Cenis wurde aus der
amtlichen, vom Direktionsbüreau in Turin herausgegebenen
Monats-Nachweisung mitgetheilt, dass am 1. Juli d. J. von
der ganzen zu durchbohrenden Länge von 12220 Metern be-
reits 8498 Meter (5045 Meter auf italienischer, 3453 Meter
auf französischer Seite) ausgeführt waren, so dass gegründete
Hoffnung vorhanden ist, den Rest von 3722 Metern nach dem
Durchschnittsfortschritte der letzten vier Jahre, 1212 Meter,
bis zu Ende des Jahres 1871 vollendet zu haben. Von der
durch meisterhafte Führung der Bahnlinie bei umsichtigster
Benutzung des Terrains im höclnten Maasse sich auszeichnen-
den Brennerbahn existiren ebenfalls bereits vielfache spezielle
Beschreibungen. Der Vortragende beschränkte sich darauf,
einige Mittheilungen über Vorkommnisse bei der Bahn in der
Gegend von Patsch, nahe bei Innsbruck zu machen, wo reissende
Berggewässer und ein Terrain von sehr ungünstiger geolo-
gischer Beschaffenheit manuichfache Beschädigungen an Bau-
werken, Verdrückung von Tunnels etc. herbeigeführt, ja sogar
im verflossenen Frühjahr durch eine umfangreiche Bergab-
rutschung eine mehrtägige Störung des Betriebes bewirkt halten.
Nachdem die Herren Ober-Berg- und Baurath Treu ding,
Dr. Grossmann, Professor an der Königlichen Gewerbe-
Akademie, und Baumeister Siemsen durch übliche Abstim-
mung als einheimische Mitglieder in den ^ erein autgenommen
waren, wurde die Sitzung geschlossen.
Architekten-Verein zu Berlin. Die zehnte und letzte
der diesmaligen Sommer - Exkursionen des Vereins, welche
nach dem Palais Sr. Majestät des Königs gerichtet war, wurde
aussergewöhnlich stark besucht. 1S3 Mitglieder des Vereins
hatten sich zu derselben eingefunden.
Ueber die Baugeschichte des im Anfauge der dreissiger
Jahre durch den Oberbaurath C. F. Langhans erbauten
Palais sind in einer der ersten Nummern u. Bl. einige Mit-
theilungen gemacht worden. Allbekannt ist die Parade des-
selben unter den Linden. Was bei der Besichtigung des In-
neren zunächst auffällt, ist die meisterhafte Disposition des
Grundrisses, für welche bei der unregelmässigen Gestalt und
der beschränkten Grösse der Baustelle ungewöhnliche
Schwierigkeiten zu lösen waren, die jedoch so glücklich über-
wunden sind, dass nicht nur eine bedeutende Anzahl ansehn-
licher Räume gewonnen wurde, sondern dass dieselben auch
mit feinstem Gefühl für das Verhältnis ihrer Grössenab-
messungen an einander gereiht werden konnten. Im V order-
gebäude sind die eigentlichen Wohn- und Empfangszimmer
(im Erdgeschoss des Königs, im oberen Geschoss der Königin i
413
angelegt; im mittleren Theile des Grundstücks liegen die
Festsäle, unter denen namentlich der runde, von einer durch
Säulenstellungen getragenen Gallerie umgebene Tanzsaal sich
auszeichnet, und der Wintergarten. — bür einen Königssitz
freilich sind die Dimensionen der Räume fast allzu bescheiden,
doch muss man sich erinnern , dass das Palais nicht als solcher,
sondern als Wohnung eines zweitgeborenen Prinzen und für
die geringe Bausumme von 300000 Thlrn. erbaut wurde.
Wie sehr übrigens Prunkliebe dem geraden und ein-
fachen Sinne des königlichen Hausherrn fern ist, das zeigt
sich am Besten in dem Grade der künstlerischen Ausstattung
der Innenräume. Zwar ist die ursprüngliche Einrichtung des
Langhans’schen Baues zum Theil bereits beseitigt und durch
andere Dekorationen ersetzt, mit denen Oberhofbaurath Strack
beauftragt wurde — (leider fehlte mehrfach eine Erläuterung,
die es möglich gemacht hätte, die Arbeit beider genau zu
scheiden) — aber auch diese sind weit davon entfernt,
den gewöhnlichen Begriffen von königlicher Pracht zu ent-
sprechen. Finden wir in den noch ganz erhaltenen älteren
Zimmern , z. B. in den Wohnräumen des Königs und der
Königin noch einfach geputzte und weiss gestrichene Deeken,
erscheint namentlich auch das Hauptvestibül ungemein
schmucklos und kahl, so beschränkt sich doch auch die
Dekoration der Repräsentationsräume zumeist auf einfachen
weissen Marmorstuck mit geringer Vergoldung, so dass bei
dem durchweg sehr flachen Relief der schlichten, in helleni-
schem Sinne gedachten Architektur, ein Eindruck der Mono-
tonie und Kälte fast nicht abzuweisen ist. Der in reicheren,
sehr bewegten Formen durchgeführte grosse Festsaal, gleich-
falls in Weiss und Gold dekorirt, macht davon eine Ausnahme
— leider wohl keine ganz glückliche. — Vielleicht, dass
bei Festlichkeiten das Wogen der bunten, in Uniformen und
festlichem Schmuck strahlenden Menschen, welche diese Räume
erfüllen, jenen Eindruck vollständig aufhebt.
Es ist selbstverständlich, dass neben dem hohen Interesse,
welches der Bau selbst den an der Exkursion betheiligten Ver-
einsmitgliedern einflösste, das Interesse nicht geringer war,
in das Privatleben des Monarchen, wie es sich in der Einrich-
tung seiner Wohnung, im Schmuck und Hausrath derselben
spiegelt, einen Blick werfen zu dürfen, der sonst wohl nicht
Jedem freisteht; doch verbietet uns ebenso selbstverständlich
der Takt, unsern Bericht auch nach dieser Seite hin auszu-
dehnen.
Die gesellige Zusammenkunft, die den Schluss der Exkur-
sion bildete, vereinigte nur einen kleinen Theil der Gesellschaft
jedoch nicht in geschlossener Weise, so dass es nicht möglich
war der Sommer - Saison des Vereins den sonst wohl üblichen
festlichen Abschluss zu geben und denjenigen Mitgliedern der
Exkursions - Kommission, (es sind ihrer nur sehr wenige übrig
geblieben!) — welche durch ihre aufopfernde Mühe den Dank
des Vereins sich verdient hatten — denselben auf dem Schau-
platze ihrer Thätigkeit auszusprechen. — F. —
Vermischtes.
Kerlin, im August 1868. Ohne zu verkennen, was
schon Alles in früherer und neuerer Zeit geschehen ist um
der eingerissenen Unsolidität bei der Wahl der zur äusseren
Architektur dienenden Materialien entgegen zu arbeiten, kann
doch auch jetzt noch nicht geläugnet werden, dass der grösste
Theil der äusseren Ausstattung unserer Gebäude aus der Werk-
stätte des Stuckateurs und verwandter Künstler hervorgeht.
Man braucht gewiss nicht zu jenen Zeloten zu gehören, die
die Anwendung von Putz etc. unbedingt verdammen, ihn wo
möglich auch aus dem Inneren der Gebäude verbannen möchten,
die die „Konstruktion“ zeigen wollen und zwar a tout prix,
als ob das Gebäude um der Konstruktion willen und nicht die
Konstruktion um des Gebäudes und seines Zweckes willen da
sei ■ — kurz man kann einen durchaus gemässigten und prak-
tischen Standpunkt in dieser Frage einnehmen und dennoch
sich von den gegenwärtigen Zuständen im hohen Grade un-
befriedigt fühlen. Die grossen Staatsbauten haben aber von
jeher bedeutenden Einfluss auch auf dem Gebiet der Technik
geübt, deshalb scheint es nicht nur um ihrer selbst, sondern
auch um des guten Beispiels willen geboten, auf ihre äussere
Behandlung mehr als bisher Gewicht zu legen.
Bei einem ganz für sich bestehenden Neubau ist natürlich
die Wahl der Technik vollständig frei; es wird, je nach Um-
ständen, Ziegel- Blendstein- oder Schnittsteinbau zur Anwen-
dung kommen und so den weitest gehenden Anforderungen
der Solidität Rechnung getragen werden, wofür ja erfreuliche
Beispiele aus neuerer und neuester Zeit auch hier in Berlin
nicht fehlen. Oft handelt es sich aber um die Erweiterung
vorhandener Baukomplexe durch An- oder Aufbauten, und
ein Anschluss an die Architektur des Vorhandenen ist unver-
meidlich. Und hier könnte, so scheint es, ohne Beeinträchti-
gung der Harmonie etwas mehr fiir die Wahl solider, echter
Materialien geschehen, als dies leider meistens bei den älteren
Bauwerken sich vorfludet und als es in vielen Fällen auch
jetzt geschieht.
Sehen wir uns in Gegenden um, welche die Natur etwas
günstiger mit Baumaterialien bedacht hat , als die hiesige,
namentlich mit Schnittstein. Wir werden meisten theils finden,
dass selbst an dem unbedeutendsten Bürger- oder Bauernhäus-
chen die Thür- und Fensteröffnungen mit Gewänden von Hau-
steiu eingerahmt, dass alle vortretenden Theile wie Sockel-
lind Gurtgesimse etc. ebenfalls aus Werkstücken hergestellt
sind. Lieber bleibt die Wand ganz glatt, als das ein unechter
Vorsprung angeklebt wird. Nun weiss aber Jeder, der in
solchen Gegenden gebaut hat, dass auch dort der Haustein
nicht umsonst zu haben ist, dass vielmehr der Titel für Stein-
hauer-Arbeit und Material in den dortigen Kostenanschlägen
eine sehr erhebliche Rolle spielt. Sollte es also nicht ein ge-
rechtfertigtes Verlangen sein, dass das, was in solchen Gegen-
den jeder, selbst der ärmste Privatmann als selbstverständlich
und unvermeidlich ansieht, hier mindestens bei grossen Staats-
bauten Anwendung finde? Man wende nicht die höheren
Kosten ein, denn die werden einmal gar keinen so erheblichen
Prozentsatz der Gesammtsumme ausmachen, als dies anfäng-
lich scheinen mag, und dann werden öfter bei solchen Bauten
einzelne Theile so reich und luxuriös behandelt, dass die
Rücksicht der Kosten wenigstens nicht als unbedingt maass-
gebend erscheinen kann — erst recht nicht, wenn durch einigen
Mehraufwand eine grössere Solidität erzielt wird.
Wenn daher auch, entweder durch den Anschluss an Vor-
handenes oder anderweite Bedingungen, die Wahl der Archi-
tekturformen und in Folge dessen der Technik nicht immer
ganz frei ist, so müsste doch selbst für solche Fälle als Grund-
satz feststehen, dass alle Relieftheile, also namentlich Gesims-,
Pfeiler- oder gar Säulen-Vorspriinge, Einfassung der Lichtöff-
nungen etc. unter Vermeidung jeden Putzes aus einem soliden
Materiale, also entweder Backstein resp. Terracotta oder Hau-
stein hergestellt werden. Es dürfte in vielen Fällen der
ruhigen und einheitlichen Wirkuug des Bauwerks nur günstig
sein, wenn durch solche Bestimmungen die „Ausbildung“ der
Fapade in einfachere Formen gewiesen würde. Gegen einen
Abputz der glatten Wandflächen wird kein Vernünftiger etwas
einzuwenden haben, wenn nicht zu besserer Behandlung auch
dieser Theile die Kosten zur Verfügung stehen. —
Es will mich bediinken, dass die Baumeister, welchen
ressortmässig die Auf- resp. Feststellung der bezüglichen Bau-
pläne und Anschläge, sowie die Ausführung solcher Bauten
obliegt, sich grosses Verdienst durch Annahme und Durch-
führung obiger Grundsätze erwerben könnten. Die guten
Folgen auch auf anderen Gebieten würden sicherlich nicht
ausbleiben. Sp.
Die Berlin-Hannoverschen Eisenbahnen, deren
Bau im Laufe dieses Jahres begonnen hat, umfassen die
Strecken Berlin-Spandau-Rathenow-Stendal,Stendal-Gardelegen-
Gifhorn-Lerthe und Stendal-Salzwedel-Uelzen. Sie kürzen so-
mit den Weg von Berlin über Hannover zum Rhein erheblich
ab und eröffnen zugleich durch den Zweig Stendal -Uelzen
einen neuen Weg für den zwischen Berlin und der Nordsee
gehenden Verkehr. Die Bauausführungen bieten nur an
wenigen Punkten grössere Schwierigkeiten, von denen die her-
vorragendste die Elbüberbrückung bei Schönhausen ist. Die-
selbe ist im Frühjahr dieses Jahres in Angriff genommen und
befindet sich zur Zeit in einem interessanten Stadium. Wäh-
rend nämlich die Pfeiler der Fluthbriicke theilweise mit
Spundwänden umgeben und ausgebaggert, theilweise betouirt
werden oder sich auch schon aus dem Terrain erheben , ist
der erste auf dem linken Ufer befindliche Strompfeiler, welche
unter Luftdruck fundirt werden, bis zu der erforderlichen
Tiefe (ca. 26' unter dem augenblicklichen Wasserstande der
Elbe) gesenkt. Die nächste Zeit, in welcher die Fundirung
des zweiten Strompfeilers beginnt, wird zur Besichtigung des
Baues denen zu empfehlen sein, welche noch nicht Gelegen-
heit hatten, eine derartige Ausführung in Wirklichkeit zu
sehen; jedenfalls aber ist es den Besuchern anzurathen, zum
Eiusteigen in die Kaissons keine Zeit zu wählen, wo dieselben
schon bedeutend unter den Wasserspiegel gesenkt sind. Die
Ingenieure und Arbeiter, welche die Senkung von Beginn an
mitmachen , empfinden zwar auch in grösserer Tiefe keine
unangenehmen Einwirkungen des Luftdr uckes, weil sie sich an
die Einflüsse allmählich gewöhnt haben; dagegen lässt sich
dies von den Besuchenden nicht behaupten, bei denen sich
vielfach Schwindel einstellt, welcher sich in einzelnen Fällen
bis zur Ohnmacht steigern kann , sowie auch zuweilen ein
Austreten von Bluttheilchen aus den Schleimhäuten der Nase
414
und des Halses Statt bat. Einer Unannehmlichkeit sind alle
Besucher unterworfen: dieselbe wird dadurch hervorgerufen,
dass das Trommelfell dein Drucke der komprimirten Luft
ausgesetzt ist, und besteht in einem empfindlichen stechenden
Schmerz, als ob eine Nadel langsam in das Ohr hineinge-
drückt würde.
Wie die Wiener Zeitung meldet, hat der Kaiser am 12.
d. M. genehmigt, dass die Regulirung der Donau bei Wien
von Nussdorf bis Fischamend in der von der Donau - Reguli-
rungs-Kommission beantragten Art und Weise, mittelst eines
Durchstiches nach der von den Experten James Abernethy
und Georg Sexauer projektirten Trace stattzufinden habe.
Wie verlautet soll in Berlin die Ausstellung der eingegange-
nen Dombau-Entwürfe nach Schluss der augenblicklich stattfin-
dendeu Kunst- Ausstellung und zwar im Lokale der Kunst-
Akademie vor sich gehen. Die ursprüngliche Absicht S. M.
des Königs soll auf eine Vereinigung mit der allgemeinen
Kunst- Ausstellung gerichtet gewesen sein, aber in den unzu-
reichenden Räumlichkeiten ein unübersteigliches Hinderniss
gefunden haben. Wenn auch so einerseits der Wunsch, durch
diese Kombination mit der im grossen Publikum allbekannten
Ausstellung das Interesse zu verallgemeinern , nicht realisir-
bar schien, dürfte jetzt der bestimmte Modus den Vortheil grös-
serer Konzentrirung des Interesses unläugbar bieten. Jedenfalls
wird es von allen Seiten mit Freuden begrüsst werden, dass
das ungünstige Lokal im Campo santo, welches anscheinend
auch eine Zeit lang zum Behufe der Ausstellung in’s Auge
gefasst war, nunmehr definitiv aufgegeben sein dürfte. —
Im Anschluss au den Artikel in der letzten Nummer (38)
d. Bl.: „Versuche über Steinbearbeitung mittelst
Maschinen“, erlaube ich mir mitzutheilen, dass bei dem nach
Stiiler’s Plänen und unter dessen Oberleitung ausgeführten
Museum zu Stockholm, zu dessen Umfassungsmauern schwe-
discher Kalkstein verwendet wurde, sowohl zur Bearbeitung
der glatten Quadern, als sämmtlicher Prolilirungen Maschinen
in ausgedehntem Maasse benutzt worden sind. Stiiler be-
zeichnete das erreichte Resultat als ein ganz vorzügliches
und zog diese Werkstein-Bearbeitung den besten ihm bekannten
Ausführungen unbedingt vor. — H. —
Eine ältere Notiz über die Baukosten des neuen Mu-
seums zu Berlin, von der wir zufällig Kenntniss erhalten,
dürfte nicht ohne Interesse sein. Die Kosten stellen sich
demnach :
Grundbau 100,000 Thlr.
Oberbau 681,000 „
Verbindungsgang 78,000 „
919,000 Thlr.
Säulenhalle
69,000 „
Dekoration
241,000 „
Möbel
69,000 „
Wandmalerei
210,000 „
Requisiten dazu
18,000 „
Summe der Gesammtkosten
1,526,000 Thlr.
Der Preussiche Staats- Anzeiger v. 22. September publizirt
nunmehr die neuen „Vorschriften für die Ausbildung* und
Prüfung derjenigen, welche sich dem Baufach im Staatsdienste
widmen“. Wir werden in nächster Nr. u. Bl. zunächst einen
Auszug aus denselben bringen, welcher die wichtigsten Aen-
derungen gegen die bisher gültigen Bestimmungen mittheilt..
Aus der Fachliteratur.
System einer beweglichen Brücke. Von Oscar Roe-
per, Ingenieur. Hamburg, 1808.
Hubbrücken sind eine Art der beweglichen Brücken, die
zwar selten ausgeführt, aber schon häufig gedacht ist; es hatte
daher das Auftauchen eines derartigen Vorschlages in No. 33
des vorigen Jahrg. d. Bl. nichts Ueberrasebendcs. Derselbe
unterschied sich von früheren ähnlichen Projekten dadurch,
dass er die Träger für den beweglichen Theil der Brücken-
bahn über die höchste Mastenhöhe der Schiffe legen und die
Fahrbahn mittelst Hängestangen an denselben aufhängen wollte.
Dass die Idee in der damals beabsichtigten Art nicht durch
Zufuhren war, wird dem Verfasser jenes Aufsatzes bei der
vorliegenden spezielleren Bearbeitung wohl zum Bewusstsein
gekommen sein, indem die Durchführung, im Einzelnen jetzt
wesentlich modifizirt erscheint, während der Grundgedanke
derselbe geblieben ist.
In der oben genannten kürzlich erschienenen Broschüre
ist nun, „um die Vortheile des neuen Systems zur glänzend-
sten Geltung zu bringen“, das Projekt einer Elbüberbrückung
zwischen Harburg und Altona von dem Verfasser jenes Auf-
satzes bearbeitet.
Die Nothwendigkeit einer freien Durehfakrtsöffnung von
400' Weite für Seeschiffe ersten Ranges dürfte wohl zu be-
zweifeln sein; indessen musste der Verfasser zur Erreichung
des ausgesprochenen Zweckes eine grosse Weite der Brücken-
öffnung wählen, weil bei geringeren Spannungen, etwa bis
100', das Gewicht der mit der Brückenbahn zu bewegenden
Hängestangen, Gegengewichte etc. dem der Träger mindestens
gleichkommen würde; es würde daun das neue System uns
seine Schattenseiten zeigen, ohne irgend welchen Vortheil da-
gegen zu bieten. Im Uebrigen beruht der „Glanz“ des ge-
wählten Beispiels darin, dass die Bahn der festen Brücke be-
reits in einer solchen Höhe (100' über Null am Elbfluthmesser)
liegt, dass eine Hebung der beweglichen Brückenbahn von nur
33' für alle Fälle genügt.
In dem erwähnten Aufsatze im vorigen Jahrgange d. Bl.
begründete der Verfasser seine neue Idee dadurch, dass er
den Drehbrücken, als dem bisher gebräuchlichsten und an-
wendbarsten Systeme der beweglichen Brücken, den Vorwurf
einer beschränkten Spannweite machte. Seitdem scheint ihm
die Drehbrücke bei Brest, welche eine Oeffnnng von 336'
überspannt, bekannt geworden zu sein und es mussten deshalb,
zur Rettung der neuen Idee, für die vorliegende Ausarbeitung
andere Mängel der Drehbrücken ersonnen werden.
Zunächst wird denselben eine hinreichende Geschwindig-
keit der Bewegung abgesprochen. Wenn Verfasser den von
diesem Blatte gebrachten Nachrichten über Bauprojekte und
Bauausführungen gefolgt ist, so wird ihm eine Mittheilung
über die zwei Oeffnungen iiberspaunende Drehbrücke bei Goole,
von 250' Gesammtlänge, aufgestossen sein, bei welcher das
durch hydraulische Maschinen erfolgende Oeffnen resp. Schlüs-
sen nur eine Minute Zeit erfordert (Wochenbl. 1867, No. 37,
Seite 359 u. 360). Wenn in anderen Fällen eine durch we-
nige Menschen bewegte Drehbrücke eine geringere Geschwin-
digkeit der Bewegung zeigt, als eine durch 90 Pferde-
kraft netto (!) in Bewegung gesetzte Roeper’sche Hub-
brücke, — sollte das Jemanden befremden? —
Ein zweiter den Drehbrücken gemachter Vorwurf ist der
einer beträchtlichen Vergrösserung der Reibungswiderstände
bei Winddruck. Von den Reibungswiderständen in dem Be-
wegungsmeehanismus der llöper’schen Brücke wird man sich
ungefähr eine Vorstellung machen können, wenn man bedenkt,
dass in dem vorliegend bearbeiteten Projekte zur Hebung
eines Geleises 132 Zahnräder, ebensoviele Kettenrolleu und
400 Fiihrungsrolleu in gleichzeitige Bewegung gesetzt werden
müssen. Weshalb nun hier der Einfluss des Windes weniger
störend sein soll, als bei einer Drehbrücke, ist nicht recht
einzusehen.
Der demnächst aufgeführte Mangel der Drehbrücken, dass
sie im geöffnetem Zustande, in der Stromrichtung liegend,
noch ein Schiffahrtshinderniss bilden, kann wohl als unerheb-
lich betrachtet werden.
Endlich wird noch als ein Hauptübelstand bei Anlage
der Drehbrücken der Umstand hervorgehoben, dass die star-
ken Pfeiler die Wasserstrasse beschränken uud dadurch störend
werden für den kleineren Schiffakitsverkehr wie auch für den
Durchfluss des Wassers. Es fragt sich, wie viel geringer die
Pfeilerstärke bei dem Rüper’schen Projekte ausfallen wird.
Die Pfeiler an der mit beweglicher Brückenbahn verseheneu
Oetfnung sind hier 233' Fuss hoch. Etwa in der halben Höhe
derselben ist ein freier Raum im Innern des Pfeilprs von min-
destens 1 2 V» Fuss Lichtweite für die Maschinen erforderlich.
Herr Röper trägt kein Bedenken, die tragende Fläche des
Pfeilers hier einzuschränken auf 3' an der einen und 18 Zoll (!)
an der anderen Seite uud diesen Mauern das Gewicht eines
allerdings mit Durchbrechungen versehenen Mauerkörpers von
17' oberer Breite und etwa 100' Höhe aufzubürden. Die un-
tere Pfeilerstärke von ca. 21', welche die Zeichnung der Brücke
zeigt, kann unter diesen Umständen wohl nicht als maassgebend
angesehen werden. Einigen Anhalt für das erforderliche Maass
der Pfeiler giebt uns der Vergleich mit der Dirschauer Brücke,
welche bei geringerer Spannweite (386') und Pfeilern von
der halben Höhe derer im vorliegenden Projekte eine Pfeiler-
stärke von 31' zeigt. Vergleicht man hiermit die 32' betra-
gende Pfeilerstärke der Drehbrücke bei Brest von 336' Weite,
so wird man zugeben müssen, dass eine erhebliche \ erringe-
rung der Pfeilerstärken bei Aulage von Hubbrücken keines-
wegs zu erwarten ist.
Da somit nur der dritte von den gegen die Drehbrücken
erhobenen Einwänden bestehen bleibt, so fragt sich: Was
bietet das Projekt des Herrn Roepfr gegenüber der Hin-
Hierzu eine Beilage
415
wegräumung des Seliiffakrtshindernisses einer geöffneten
Drehbrücke?
Die Hängestangen, Aussteifungen etc. der Rooper’schen
Hubbrücke belasten die Träger mit 4 Ztr. pro lfd. Fuss Ge-
leise; das Gegengewicht erfordert pro lfd Fuss 10 Ztr. Mit-
hin beträgt die durch das System bedingte Mehrbelastung
der Brückenträger mehr als */«, fast '/* der sonstigen Be-
lastung durch Eigengewicht und Nutzlast. Es ist also eine
Eigentümlichkeit dieses Systems, dass es fast */* Mehrauf-
wand in den Trägern verlangt. Dazu kommen die Kosten
für den ganzen Aufhänge-Apparat, sowie der vermehrte Auf-
wand für den Horizontal-Verband, welcher dreifach anzulegen
ist, zwischen beiden Gurtungen der Hauptträger und
unter der Fahrbahn. Die Pfeilerbauten werden ausserordent-
lich kostbar, weil die bedeutende Höhe eine sehr sorgfältige
F'undirung und vorzügliches Material verlangt; endlich kommt
noch der ganze, in Anschaffung und Betrieb kostbare Be-
wegungsmechanismus hinzu, für welchen nach der eigenen
Ansicht des Verfassers eine Dampfmaschine von höchstens
35 Pferdekraft ausreichen wird.
Was nun speziell die Bearbeitung des Entwurfes betrifft,
so kann es nicht Absicht sein, hier alle Fehler derselben an-
zuführen; nur Weniges soll zur Charakterisirung der Arbeit
hervorgehoben werden.
Auf Seite 12 bemerkt der Verfasser in Betreff des Quer-
schnittes der Gurtungen: „Die Gurtungen machen durch die
Zweiheit jedes einzelnen Bestandteiles jedwede Lasche (Stoss-
platte) unnöthig.“ Nach dieser Aeusserung und der folgen-
den auf Seite 17: „die Schwächung des Profiles der Gurtun-
gen ist unter allen Umständen kleiner als diejenige,
welche durch den Stoss einer der grössten Lamellen herbei-
geführt wird“, muss man vermuthen, dass der Querschnitt
einer der grössten Lamellen, 48 0', dem erforderlichen Gur-
tungsquerschnitte überall zugegeben sei, um Stossplatten zu
vermeiden. Dies ist indess keineswegs der Fall und es bleibt
schlechterdings nichts übrig, als anzunehmen, dass für den
Verfasser die Art der Wirkung und der Verteilung der
elastischen Kräfte im Materiale in Dunkel gehüllt sei. Es
geht dies auch aus dem Nachstehenden zur Genüge hervor :
Den Diagonalverband unter der beweglichen Fahrbahn fasst
der Verfasser ganz richtig als einen horizontal liegenden Trä-
ger auf, denkt aber nicht daran, diesem Träger ein Auflager
zu geben; der Flansch einer Laufrolle, welche überdies auf
einem wegen der Temperatur-Ausdehnung beweglichen Briicken-
theile befestigt ist, muss durch seitliche Pressung den Druck
des Trägers auf das Mauerwerk übertragen. Während der
Kreuzverband dieses horizontalen Trägers sich unter den
Querträgern der Brückenbahn befindet, sind die Gurtungs-
winkeleisen ohne Bedenken an dem oberen Tlieile der Quer-
träger befestigt, damit sie gleichzeitig den Bohlenbelag tragen
können; und wo für die Rechnung der Querschnitt der Gur-
tung nicht ausreicht, wird der Querschnitt der Geländerstan-
gen (!) hinzuaddirt. Um nun auch für stärkeren Winddruck
ein befriedigendes Rechnungs - Resultat zu erlangen, wird an
dem beweglichen Briickentheile ein Haken befestigt, in einen
vom Pfeilermauerwerke gehaltenen Eisenring eingehakt und
nun der Träger als an beiden Enden eingespannt behandelt.
Schliesslich wird dann noch, damit besagter Flaken nicht zn
grosse Dimensionen annehme, die Behauptung aufgestellt, dass
Winde von 40' Geschwindigkeit oder 3,6 Pfd. Druck pro O
(25 Pfd. pflegt man als Maximaldruck in Rechnung zu stellen)
„in der betreffenden Gegend eigentlich nie bei einer Tempe-
ratur Vorkommen, welche viel unter dem Nullpunkte des
Thermometers liegt.“
Hiermit sei es genug und es soll nur noch die Bemerkung
Platz finden, dass die ganze Berechnung der Sicherung gegen
Winddruck auf falschen Voraussetzungen beruht.
Wie nun erst das neue System bei weniger günstigen
Vorbedingungen sich gestalten würde, da seine Vorzüge durch
das vorliegende Projekt zur glänzendsten Geltung gebracht
werden sollten, möge ein Jeder sich selbst sagen.
Haarbeck .
Die neueren Breithaupt’schen Messtisch- und Kipp-
regel-Konstruktionen und ihr Werth für die topogra-
phische Messkunst. Von v. Rüdgisch. 8». Cassel, Verlag
von Theodor Kay. 121/* Sgr.
Die Bi’eithaupt’schen Instrumente erfreuen sich eines alten
begründeten Rufes, besonders wegen ihrer Genauigkeit und
Handlichkeit.
In dem Schriftchen finden wir eine eingehende Beschrei-
bung des neueren, von Breithaupt konstruirten Messtisch- und
Kippregel- Apparates; letzterer auch im Vergleich mit der
vielfach in Aufnahme gekommenen dänischen Kippregel. Be-
merkenswerth u. A. erschien uns, dass das Fadenkreuz durch
eine dünne Glasplatte mit eingravirten Linien ersetzt ist, und
die Art der Verbindung der Messtischplatte mit dem Fussge-
stell, welche eine seitliche Verschiebung der ersteren er-
leichtert.
Ausführliche Anleitung zum Gebrauch, zur Prüfung und
Berichtigung der Instrumente ist am Schlüsse hinzugefügt.
Allen mit dem Messtisch arbeitenden Ingenieuren und
Geometern wird das Schriftchen willkommen sein. 1 >•
Bau wissen schaft liehe Litteratur.
Juli, August, September 1 868.
Offizieller Ausstellungsbericht über die Weltausstellung zu
Paris. Herausg. durch das Österreich. Zeutral-Komite. 11. Lfr.
Kunstgewerbe, Möbel und Einrichtungsstücke. 8°. Wien. 1 Thlr.
Bock, E., zweckmässige Einrichtung der Schultische. 8°. Königs-
berg. 21/, Sgr.
Bourne, J., examples of modern steam, air and gas engines. 1. Theil.
4°. London. 2 sh. 6 d.
Brown, H. T., five hundred and seven mechanical movements: em-
bracing the most important in dynamics, hydraulics etc. 12°.
New-York. 1 D.
Corssen, W., Alterthümer und Kunstdenkmale des Zisterzienser Klo-
sters St. Marien und der Landesschule zu Pforte. 4°. Halle.
51/3 Thlr.
Eigenbrodt, F., Städtereinigung zur Verhütung der steigenden Ver-
unreinigung des Erdbodens. 8°. Darmstadt. 16 Sgr.
Eisenlohr, die Bauverzierungen in Holz. 2. Ausg. 1. — 3. Heft.
Fol. Carlsruhe. ä 1 Thlr.
Engelhard, J. D. W. E. , die Theorie der architektonischen Ver-
zierungskunst. 2. Ausg. 8°. Halle. 24 Sgr.
Geul, A., die Anlage der Wohngebäude. 1. Lfr. 4°. Stuttgart.
12 Sgr.
Gladbach, E., Vorlegeblätter zur Baukonstruktionslehre. 1. 2. Heft.
4°. Zürich, ä 10 Sgr.
Gothic Album for cabinet makers; comprising a collection of
designs for gothic furniture. Mit 23 Tafeln. 8°. Philadelphia. 3 D.
De Graff, S., the modern geoinetrical stair builder’s guide. 22 Ta-
feln. 4°. Philadelphia. 5 D.
La Grange, Ornamenten -Album in Originalzeichnungen für Deko-
rationsmaler etc. 1. — 4. Lfr. Fol. Zürich, ä 20 Sgr.
Gravina, D. B., il duomo di Monreale, illustrato e riportato in tavole
cromolithographiche. Fase. 34 — 40. Imp. Fol. Palermo, ä 6 Thlr.
Harrisou, W. B., the mechanic’s tool book, with practical directions
for the use of machinists, ironworkers etc. Illustr. 12». New-
York. 2 D. 50 C.
Herdtle, E., Flächenverzierungen des Mittelalters und der Renaissance.
Nach den Originalen gezeichnet. 1. Abth.: Fliese. 28 Bl. Fol.
Stuttgart. 5 Thlr.
Hügel, H., architektonisches Taschenbuch. 1. Abth. 6 Hefte. 8°.
München, ä Heft 12 Sgr.
Humber, W., record of the progress of modern engineering. Jalirg.
1866. 4°. London. 3 3 sh.
Hunäus, G. C. K., Lehrb. der praktischen Geometrie. 8°. Hanno-
ver. 3Vj Thlr.
Illustrated catalogue of the universal exhibition, published
with the „Art Journal“. 4°. London. 21 sh.
Keck; über das zu Brücken-Konstruktionen zu verwendende Schmiede-
eisen, Blech und Fagoneisen. 8. Hannover. >/a Thlr.
Klein, L. von, Samml. eiserner Brücken-Konstruktionen ausgeführt
bei den Bahnen des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen.
Neue Folge. 5. u. 6. Liefr. Fol. Stuttgart. äiy2Thlr.
Lasius, G., die Baukunst in ihrer chronologischen und konstruktiven
Entwickelung. 15. 16. Lfr. Fol. Darmstadt, ä 15 Sgr.
Launhardt, Bestimmung der zweckmässigsten Steigungsverhältnisse
der Chausseen. 4°. Hannover. 10 Sgr.
Lottermoser, E., u. K. Weissbach, architektonische Motive für den
Ausbau und die Dekoration von Gebäuden. 2. Heft. 4° Leip-
zig. 25 Sgr.
Michel, J., prakt. Baugewerbslehre zum Selbstunterricht für absol-
virte Techniker etc. 3. — 5. Lfr. 8°. Wien, ä 12 Sgr.
— dasselbe. Vorlegeblätter. 1. 2. Heft. Fol. Ebend. 24 Sgr.
Möllinger, K. , Handb. der zweckmässigsten Systeme von Abtritt-,
Senkgruben- und Sielanlagen. 2. Ausg. 8°. Halle. l»/3 Thlr.
Münchener Kunst- und Gewerbefreund Entw. und gesam-
melt v. G. Schneider. 1. Jahrg. in 12 Monatsheften zu je
4 Taf. Fol. München, ä Heft 20 Sgr.
Northcott, W. H., a treatise on lathes and turning, simple, mechanical
and ornamental. Mit 239 Illustr. 8°. London. 18 Sh.
Peclet’s vollständ. Handbuch über die Wärme und ihre Anwendung
in den Künsten und Gewerben. Nach der 3. Aull, deutsch bearb.
von C. Hartmann. Neue wohlfeile Ausg. 8°. Leipzig. 5 Thlr.
Photographien von Erzeugnissen des Kunstgewerbes älterer Zeit.
Herausg. von Dr. C. Stegmann. 1. u. 2. Lfr. 12 Bl. 4°.
Weimar. 4 Thlr.
Puckett , R. C., Sciograpliy : or, radial projection of shadows. 8°.
London. 5 Sh. —
Rabe , A. , die Schmiermittel uud Schmiervorrichtungen der Dampf-
maschinen. 8°. Kattowitz. 1 Thlr.
416
Eoeper, 0., System einer beweglichen Brücke. 8°. Hamburg. 24 Sgr.
Büdgisch, von, Die neueren Breithaupt'schen Messtisch- und Kipp-
regel-Konstruktionen und ihr Werth für die topographische Mess-
kunst. 8°. Kassel. 121/, Sgr.
Sammlung von Entwürfen der Studirenden des 3. Baukursus
des Polytechnikum Hannover. 2. Heft. Fol. Hannover. 20 Sgr.
Schell, W., Theorie der Bewegung und der Kräfte. Ein Lehrbuch
der theoret. Mechanik. 1. Liefr. 8°. Leipzig. 28 Sgr.
Schlömilch, 0., Kompendium der höheren Analysis. 3. Aufl. 1. Bd.
1. Hälfte. 8°. Braunschweig. I1/« Thlr.
Schmitz, F., der Dom zu Cöln, seine Konstruktion u. Ausstattung.
Mit histor. Text von L. Ennen. 1. — 4. Lfr. Mit je 6 Taf.
Imp. -Fol. Cöln. ä 2 Thlr.
Statz, V., gothische Einzelheiten. 4. Serie. Fol. Lüttich. 6 Thlr. 2 Sgr.
Teirich, V., die moderne Richtung in der Bronze- u. Möbel-Industrie.
8°. Wien. 20 Sgr.
Tidemann, B. J. , Ijzer en Staal. Eene beschrijving van de wijzen,
waarop men ijzer en staal wint uit de ertsen, zuivert en ver-
werkt. 8°. Mit 30 Tafeln. Schoonhoven. 11 F. 40 C.
Tölzer, J., oberbayerische Architektur für ländliche Zwecke. Fa^a-
den, Grundrisse und Details. 7. und 8. Heft. Fol. München,
ä 1 Thlr.
Villa and cottage architecture: select examples of country
and suburban rcsidences recently ereeted. Fol. London. 3 j? 10 sh.
Wagner, J. R., technologische Studien aus der allg. Kunst- und In-
dustrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867. 8°. Leipzig. 1 Thlr.
Werken, G. von, das Ganze der Ziegelfabrikation. 8°. Altona.
1 Thlr.
Wetli, K., Grundzüge eines neuen Lokomotiv-Systems für Gebirgs-
bahnen mit Bezugnahme auf die Schweiz. Alpenbahnfrage. 8°.
Zürich. 20 Sgr.
Winckler, A., die Wohnhäuser der Hellenen. Nach den Quellen und
neuesten Forschungen. 8°. Berlin. l>/s Thlr.
Zahn, A. von, Musterbuch für häusliche Kunstarbeiten. Neue Folge.
2. Lfr. Fol. Leipzig. 21/, Thlr.
Konkurrenzen.
Preisertheilung. Bei der Konkurrenz zum Neubau
eines Konzert-Lokals im Zoologischen Garten zu
Köln (von uns nicht gemeldet, weil wir leider nicht recht-
zeitig davon Kenntniss erhielten), bei der sich namentlich
Rheinische Architekten betheiligt hatten, ist nunmehr die
Entscheidung gefällt worden. Es erhielten :
den 1. Preis der Architekt H ei n rieh Kayser aus'Crefeld;
den 2. Preis der Baumeister Heinrich Deutz zu Köln;
den 3. Preis der Architekt Hugo Licht zu Berlin.
Für die Leser unseres Blattes wird die Notiz nicht ohne
Interesse sein, dass es die mit dem ersten und dritten Preise
belohnten Architekten Kayser und Licht waren, die vor
Jahresfrist als „Maurermeister“ von der Konkurrenz an
der Kunstakademie zu Berlin zurückgewiesen wurden.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Das Baumeister-Examen hat am 19. September bestanden:
Hermann Seick aus Danzig.
Offene Stellen.
1. Für einen Baumeister resp. erfahrenen Bauführer bei
Staats -Chaussee- resp. Hochbauten sind Stellen im Kreise Sensburg
in Ostpreussen vakant. Meldungen etc. beim Kreisbaumeister Kaske
in Sensburg in Ostpreussen.
2. Zwei Baumeister oder erfahrene Bauführer finden
dauernde Beschäftigung bei Chausseebauten und im Bureau der Kö-
niglichen Kreisbau-Inspektion zu Johannisburg.
3. Ein Baueleve oder angehender Werkmeister findet bei
interessanter Bauthätigkeit eine Stelle im Bureau eines Kreisbau-
meisters. Adr. in der Expedition d. Bl. sub S. K.
4. Von der Baugewerkschule zu Höxter a. d. Weser werden
einige Bautechniker gesucht. Näheres im Inseratentheile.
5. Ein geprüfter Wasserbautechniker wird für Hafenbauten
in Rumänien gesucht. Vergl. d. Inserat in vorliegender Nummer.
6. Gesucht ein Baumeister oder Bauführer gegen regle-
mentsmässige Diäten zum Projektiren und zur Ausführung interes-
santer Chausseebauten. Dauer der Beschäftigung ein Jahr, vielleicht
länger. — Meldungen beim Kreisbaumeister Neumann in Bonn.
7. Zu den Arbeiten bei Fixirung der Bauholzberechtigungen
auf dem Oberharz werden zwei Bauführer gesucht. Meldungen
bei dem Land -Bauinspektor Wichmann in Clausthal.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. F. in Magdeburg. — Wir setzen voraus, dass Sie
Durchschlagthüren mit einer Federvorrichtung meinen, welche die
Thür wieder schliesst. Solche Federvorrichtung kostet pro Stück,
je nach der Schwere der Thür
für eine einflgl. Thür m. Zapfenband, Feder u. Knöpfen 9 — 10 Thlr.
Für eine zweiflgl. desgleichen 18 — 20 Thlr.
Zur Anfertigung können wir Ihnen in Berlin die Schlosser-
meister: Riechers, Kommandantenstr. 61, Puls, Mittelstr. 47, und
Leidig, Königgrätzerstr. 27, empfehlen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Berlin, K.
in Dortmund, G. in Elberfeld.
Bei dem gemeinschaftlichen Mittagessen der XV. Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure in Kiel, Sonnabend den
5. September, an welchem etwa 650 Person Theil genommen haben
sollen, sind dem Wirthe nur c. 520 Marken dafür in Bezahlung
gegeben ; demselben ist also ein empfindlicher Schaden verursacht.
Es wird vermuthet, dass es in der bewegten Gesellschaft, die sich
grossen theils im Freien befand und bei der Eile des Aufbruchs von
Manchem, dem die Marke nicht abgefordert ist, vergessen wurde,
dieselbe abzuliefern, und werden alle diejenigen, bei denen dies zu-
trifft, gebeten, die noch in ihren Händen befindliche Marke an den
Architekten Becker, Friedrichstrasse 24 in Kiel, oder direkt an
den Gastwirth Heuer, Wilhelminenhöhe bei Kiel, einsenden zu
wollen.
Zur gefälligen Beachtung!
Bei dem bevorstehenden Beginn eines neuen Quartales ersuchen wir unsre verehrlichen auswärtigen
Abonnenten um gefällige rechtzeitige Erneuerung des Abonnements bei den resp. Buchhandlungen und Post- Anstalten,
damit in der regelmässigen Zusendung des Blattes keine Unterbrechung eintritt. — Im Falle aus besonderen Gründen
direkte Zusendung unter Kreuzband gewünscht wird, wolle man die Bestellung an unsre Expedition richten
und derselben 1 Thlr. für Abonnement und Porto durch Postanweisung übermitteln.
Unsern Abonnenten in Berlin senden wir die Fortsetzung unverlangt "weiter, falls nicht eine ausdrückliche
Abbestellung erfolgt.
Architekten -Verein zn Berlin.
Versammlung am Sonnabend, d. 26. September.
Tagesordnung: Verschiedene Mittheilungen etc., Geschäftliches.
Ein junger Maurermeister, der über seine früheren Stellungen
in Bureaus und bei Eisenbahnbauten gute Zeugnisse aufzuweisen
hat, sucht bald oder vom 1. November ab eine passende Stellung.
Gefällige Offerten ersuche in der Expedition unter Chiffre O. L. II
niederzulegen.
Für den Umbau dss Herrenhauses auf Gütergötz bei Pots-
dam wird ein Bautechniker zur Beaufsichtigung der Ausführung
gesucht, welcher sich bereits in ähnlicher Stellung bewährt hat.
Gehalt 30 Rthlr. und freie Wohnung.
Nur schriftliche Offerten mit gedrängter Angabe der
bisherigen Thätigkeit.
Ende & Rürkniann
Unter den Linden No. 4a •
Gehülfen der bautechnischen Künste und Gewerbe, die an
einem Privat-Kursus im:
Freien Ha ml - und areliitektoniselien Zeichnen
Sonntags Morgens von S — 10 Uhr,
und im Rechnen, Geometrie und Biielifütirungs
(für Geübtere auch in Projektionslelire und im
Steinsclinltt)
an zwei Abenden in der Woche Theil nehmen wollen, mögen sich
bei LTnterzeichnetem baldigst, Morgens bis 9 Uhr melden.
Hermann Moser
Architekt und Steinmetzmeister.
Invalidenstrasse 66E.
v. 1. Oktbr. 68: Rosenthalerstr. 39.
= öau-(Bruifrl)r-j5d)ulf =
Berlin, Nenenburger-Strasse 26.
Der Winter-Kursus zur zeitgemäßen Ausbildung von
Ilniirrrn. Ziininerlenten und Steinmetzen
beginnt am 5. Oktober. Anmeldungen erbitte Vorm. 9 — 10 Uhr.
V. Arnim, Baumeister, Zimmer- und Maurermeister.
417
Einladung.
Bei der am 13. September abgehaltenen ersten Versammlung von
Architekten in Marienburg ist eine monatliche Wiederholung der-
selben beschlossen und werden deshalb die Herren Kollegen auf
Sonntag den 4. Oktober d. J.
nach Danzig (9 Uhr Vormittag im Rathskeller) freundlichst ein-
geladen. U A.
Stumpf.
Offene Stellen.
Bei der ersten Betriebs-Inspektion der Niederschlesisch-Märki-
schen Eisenbahn in Berlin können mehrere Bauführer zu reglements-
mässigen Diäten sofort plazirt werden. Man beliebe sich unter
Vorzeigung der Zeugnisse Unterzeichnetem vorzustellen.
Goering,
Eisenbahn - Baumeister
Koppenstrasse 6/7.
Bekanntiuacliuiig.
Bei der Unterzeichneten Behörde in der Feste Friedrichsort,
13/, Meilen von Kiel, findet ein geprüfter Baumeister gegen 3 Thlr.
Diäten, oder ein bereits erfahrener Bauführer gegen 2 Thlr. Diäten
sofort und voraussichtlich auf längere Zeit für einfache Hochbauten
Beschäftigung.
Anmeldungen unter Beifügung von Zeugnissen werden erbeten.
Friedrichsort, den 23. August 1868.
Hie Königliche Festungshau -Direktion.
Bekanntmachung.
Die Fürstlich Rumänische Regierung wünscht zur
Ausführung von Meliorationen an ihren Häfen einen er-
fahrenen preussischen Wasserbautechniker auf mindestens
drei Jahre zu engagiren. Ueber die näheren Bedingungen
des Engagements wird der Geheime Ober-Bau-Rath Schön-
felder, Wilhelmsstrasse 79 in Berlin, mündliche xiuskunft
ertheilen.
Ein im Veranschlagen und Zeichnen geübter Maurer wird für
das Bureau verlangt. Selbstgeschriebene Adressen nebst Angabe
früherer Beschäftigung werden in der Exped. d. Bl. sub A. B. erbeten.
Ein junger Zimmermeister, im Hoch- und Eisenbahnbau erfahren,
ersucht um geeignete Verwendung in einem Bureau oder bei Bau-
ausführungen und bittet geneigte Offerten unter 0. T. Dr. in der
Expedition dieses Blattes gefälligst niederzulegen.
(von 9 bis 3 Uhr thätig), Schönzeichner,
empfiehlt sich zu jeder technischen Ne-
benbeschäftigung behufs Zeitausfüllung.
Näheres Kurfürstenstrasse 8 bei Thiele.
Die Geburt einer Tochter zeigt an
Schloss Malberg Allmenröder
in der Eifel, 14. Sept. 1868. Abtheilungs -Baumeister.
Hunaans
Heute Abend 8*/j Uhr starb unser innig geliebter Bruder der
Königliche Bauführer Franz Hesselbarth
nach langem, schweren Leiden.
Berlinchen, am 13. September 1868.
Gustav und Wilhelm Hesselbarth.
Ein praktisch und theoretisch gebildeter junger Bautechniker,
gelernter Maurer und Dachdecker, gewandter Zeichner, sucht zum
1. Oktober eine Stelle. Adressen in der Exped. d. Bl. sub W. D.
Für auswärtige Architekten.
Seit vielen Jahren hier für die renommirtesten Architekten
beschäftigt, monumentale sowie Privat- Gebäude mit Wand- und
Deeken-Malereien zu schmücken, wollte ich nicht unterlassen, mich
namentlich denjenigen Herren zu empfehlen, welchen ich als Lehrer
an der hiesigen Bau-Akademie von früher im Gedächtniss.
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Bilder hier gemalt und an Ort und Stelle eingesetzt werden. Bei
einfacheren Arbeiten könnte event. der Preis annähernd nach
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Königl. Professor und Lehrer an der Akademie der Künste
sowie der Bau -Akademie
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zu erfagen in der Expedition dieses Blattes.
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finden noch einige Bautechniker resp. Architekten und Eisen-
bahn-Ingenieure für den nächsten Winterkursus Beschäftigung.
Briefe mit beizulegenden Zeugnissen sind gefälligst an den Direktor
Müllinger nach Höxter zu richten.
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Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 2. Oktober 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Inge- — Vermischtes: Die neuen (preussischen) Vorschriften für die
nienre zu Hamburg. (Fortsetzung.) — Ueber die Aufnahme der Ausbildung und Prüfung derjenigen, welche sich dem Baufache
Marienburg. — Ueber Absteckung von Eisenbahn - Kurven. — widmen. — Aus der Fachliteratur: Zeitschrift des Archi-
Feuilleton: Aus der Sektion für öffentliche Gesundheitspflege tekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. — Konkurrenzen:
auf der 42. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. — Monats-Aufgaben für den Architekten -Verein zu Berlin. — Per-
Mittheilungen aus Vereinen: Arehitekten-Verein zu Berlin. s on al - Nac hri eh ten etc.
Die XY. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Mamburg. (Fortsetzung.)
2. Der äussere Verlauf der Versammlung.
Allgemeines. Die Vorbereitungen.
Es liegt nahe, dass die XV. Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure nicht so zahlreich besucht
sein konnte, wie die vorhergegangene zu Wien. Eine
grosse Anzahl von Theilnehmern hatten ihr sicherlich die
beiden gleichzeitig zu Wien und Düsseldorf tagenden Ver-
sammlungen der deutschen Kunstgenossenschaft und des
Vereins deutscher Ingenieure entzogen und nicht wenige
der Fachgenossen aus dem Osten und Süden des Vater-
landes mögen durch die weite Entfernung Hamburgs von
ihrem Wohnsitze und den Umstand, dass so viele der
Eisenbahn - Direktionen jede Fahrpreis -Ermässigung ver-
weigert hatten, am Kommen verhindert worden sein. Hier-
nach lässt sich aus der verminderten Gesammtzahl der
Theilnehmer weder eine Abnahme des Interesses an unsern
Versammlungen folgern, noch geben die Zahlen der Theil-
nehmer aus den einzelnen deutschen Gauen*) einen rich-
tigen Maasstab für den Grad jenes Interesses in densel-
ben. Man kann wohl annehmen, dass unter den 818 Mit-
gliedern, welche von den 1052 Angemeldeten erschienen,
fast alle deutschen Stämme vertreten waren. Hamburg
selbst mag ein Viertel, der Preussische Staat (incl. der neuen
Provinzen) die Hälfte davon gestellt haben; sehr stark
bet heiligt war auch Sachsen. Aus dem Süden behaupte-
ten, wie immer, die rührigen Wiirttemberger den Vorrang,
demnächst folgten die Badenser, während Baiern und
Oesterreicher sehr schwach vertreten schienen.
Dass die Stadt Hamburg sich zum Empfange ihrer
Gäste besonders gerüstet und angestrengt hätte, lässt sich
nicht eben behaupte!), ohne dass wir ihr daraus einen
Vorwurf machen wollen ; in einer Stadt von dieser Grösse,
einer Handelsstadt zumal, lässt sich Anderes wohl kaum
erwarten. Trotzdem erfreute sich unsere Versammlung im
Vergleiche zu dem Arbeiter- Kongress und dem Juristen-
tage, die unmittelbar vorher in Hamburg gewesen waren,
immerhin einer gewissen Popularität bei der Bevölkerung,
die sich bis zum Schlüsse hin steigerte und auch in der
Presse ihren Widerhall fand. Was an Vorbereitungen,
an Sorgen und Mühen zu leisten, was an Opfern zu tra-
gen war, das freilich hatte ausschliesslich auf den Schul-
tern der Hamburger Fachgenossen als eine schwierige,
aber darum desto dankbarere Aufgabe gelastet. Die Sorg-
falt und Umsicht, mit der sie gelöst wurde, verdienten
sicher die Anerkennung, die ihr allseitig zu Theil wurde.
Und blieb so manches noch zu wünschen übrig, so lag
dabei wohl weniger ein Versäumniss des Lokal - Komites
*) Mittheilung derselben behälten wir uns nach dem Erscheinen
des offiziellen Mitglieder-Verzeichuisses noch vor.
vor, als ein mangelhaftes Entgegenkommen, das demselben
geworden war.
Zum Mittelpunkte der Versammlung war die neue
Kunsthalle erwählt worden, die, im Baue fast durchaus
vollendet, für das Bureau, die Sitzungen der Abtheilungen
und die Ausstellung so treffliche Lokale bot, wie sie selten
disponibel sein möchten. Es mag übrigens hier beiläufig
bemerkt werden, dass dieses durch die Publikation in der
„Zeitschrift für Bauwesen“ wohl allgemein bekannte Ge-
bäude in Hamburg selbst sehr wenig Beifall findet — ein
Urtheil, über das wir uns leider kaum wundern können.
Denn die Gesammterscheinung desselben leidet darunter,
dass der Bauplatz seiner Lage und seinen Umgebungen
nach den Maasstab des Gebäudes viel zu klein erscheinen
lässt und die Schönheiten seines edlen griechischen De-
tails gehen unter in der flauen, unklaren Farbe und dem
Fugengewirr des gewählten Ziegelmaterials, das bei
unserer Sonne derartige Feinheiten nun einmal nicht ver-
stattet. — Für die Gesammtsitzungen bot Sagebiel ’s
Saal, ein tüchtiges und ansprechendes Werk des Archi-
tekten Breckelbaum, der den Kroll’sc.hen Königssaal
in Berlin an Grösse noch übertrifft, ebenfalls eine sein-
geeignete Räumlichkeit. Für die Festlichkeiten am Anfang
und Schluss endlich war nach einer Idee F. Geo.
Stammann’s, des Vorsitzenden der Versammlung, ein
besonderes, höchst originelles Festlokal, ein Pavillon in-
mitten der Binnen - Alster geschaffen worden, der in
seinem phantastischen Aufbau und seinem bunten Fahnen-
schmuck das Staunen des Publikums erregte, zumal sich
das seltsame Gerücht verbreitet hatte, er werde am
Schlüsse der Versammlung in barbarischer Lust ange-
zündet und abgebrannt werden.
Es feldte übrigens nicht viel, dass die erste Fest-
lichkeit, für die dieser Pavillon bestimmt war, die ge-
sellige Zusammenkunft am Abende des 31. August,
durch die Ungunst des Wetters, das über die unmittelbar
vorher zu Hamburg tagenden Juristen alle Schleusen
seines Zorns ergossen hatte, vereitelt, worden wäre. Erst
in letzter Stunde klärte es sich auf und gestattete den
bereits Anwesenden, deren Zahl auf 400 — -500 sich be-
laufen mochte, auf dieser stillen Insel, vom Treiben der
unruhigen Grosstadt isolirt, den hellen Mondschein
geniessend, in heiterem Gespräch neue Bekanntschaften
anzuknüpfen, alte zu erneuern.
Der 1 . September.
Die Eisenbahnzüge der Nacht hatten inzwischen noch
eine grössere Anzahl von Fachgenossen herbeigeführt, so
dass die Meldungen derselben am Morgen des ersten Ver-
sammlungstages schon die, Ziffer 650 erreichten. Nicht
alle derselben wohnten indessen dev ersten Gesammt-
420
sitzung bei, mit der die Versammlung dem Programm
gemäss in schlichter — fast zu schlichter Weise eröffnet
wurde. Denn neben den beiden kurzen Ansprachen, mit
denen der Präsident F. Geo. S tarn mann im Namen
des Vorstandes und des Lokal -Komites, Senator Heyn,
der Chef des Hamburgischen Bauwesens, im Namen der
Madt Hamburg die Versammelten willkommen hiessen,
wurden in dieser Sitzung lediglich geschäftliche Notizen
vorgetragen.
Aon allgemeinem und dauerndem, leider ebenso
bedauernswerthem Interesse sind darunter die Mittheilungen,
die über den Vorstand der XV. Versammlung deutscher
Architekten gegeben wurden. Nur zwei Mitglieder des
aus zwölf Personen bestehenden Vorstandes, die Herren:
Architekt F. Geo. Stammann (Hamburg) und Direktor
Kar marsch (Hannover) wohnten der Eröffnung bei;
Herr Oberhof baurath Strack (Berlin) wurde noch er-
wartet, die Herren Regierungsrath von Engerth und
Oberst de Paradis, welche ihr Erscheinen zugesagt
hatten, waren durch Krankheit daran verhindert worden.
Von den anderen Vorstehern sind seit 1864 der Geh.
Oberbaurath Stüler (Berlin), Professor Siccard von
Siccardsburg (Wien) und Bauinspektor Maack (Ham-
burg) ihren Fachgenossen durch den Tod entrissen wor-
den; die Versammlung ehrte ihr Andenken durch Erheben
von den Plätzen. Die vier übrigen Vorstandsmitglieder,
die Herren Oberbaurath Th. Hansen (Wien), Oberbau-
rath Schmidt (Wien), Professor Semper (Zürich) und
Professor Wiebe (Berlin) hatten es nicht für nothwendig
gehalten, ihr Ausbleiben anzuzeigen oder zu begründen!*')
Leber die Verhandlungen der Abtheilungssitzun-
gen, die sich nach Schluss der ersten Gesammtsitzung in
den Räumen der Kunsthalle sofort konstituirten, und über
die mit der \ ersammlung verbundene Ausstellung Spe-
zielleres zu melden, wird Sache der folgenden Abschnitte
dieses Berichts sein, während der gegenwärtige sich da-
lauf beschränkt, eine kurze Chronik der denkwürdigen
gemeinsamen Erlebnisse zu liefern.
^ So wäre denn über den weiteren Verlauf des ersten
lages mitzutheilen , dass sich den Abtheilungssitzungen
zunächst eine Exkursion zur Besichtigung einiger techni-
schen Sehenswürdigkeiten Hamburg’s — leider die einzige
dieser Art anschloss. Man besah — so gut es die
Anzahl der 1 heilnehmer und die auf’s Kürzeste zuge-
messene Zeit gestatteten — die Siel -Anlage an der
Reesendamms- Brücke, die Börse, das Haus der patri-
otischen Gesellschaft, den Kaiserhof, die Nicolai - Kirche,
) Doch ging von Letzterem noch ein Kntschuldignng-sehrei-
ben vor Ablaut der Versammlung ein.
Aus der Sektion für öffentliche Gesundheitspflege auf der
42. Versammlung deutscher Naturforscher und Amte.
Auf Veranlassung des Dr. Varrentrapp war bei der
41. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche
\ni September v. J. in Frankfurt a. M. tagte, eine’ Sektion
für öffentliche Gesundheitspflege gegründet worden. — Einum
Techniker (Hobrecht, Bennieke, Lindley, Veit-Mover,
Wiebe) hatten der Aufforderung zur Theilnahme an der
Diskussion über die Frage der Reinigung und Entwässerung
der Städte, welche auf die Tagesordnung gestellt war, Folge
gegeben. Die Debatten verbreiteten sich lebhaft und inter-
essant, über das ganze grosse Gebiet dieser Frage, über die
verschiedenen Systeme sowohl der Aufnahme und Beseitigung
als auch der Verwerthung und Verwendung städtischer
Abgänge. Es war damals so eben der 9. Bericht des Medical
Officer des Board of Health erschienen und Dr. Thudiehum
(London) kommeutirte die Tabellen des Berichts, welche die
Zahlen der Sterblichkeit von ‘24 englischen Städten enthalten,
deren \ erhältnisse während eines Zeitraumes von circa zehn
Jahren vor und nach Ausführung der Kanalisatiouswerke
(Schwemmsysteme) der genauesten wissenschaftlichen und sta
tistischen Feststellung unterworfen worden waren. Die Thatsache,
dass in 21 dieser Städte die allgemeine Sterblichkeit in der auf-
fallendsten Weise nach Ausführung jener Werke abgenommen
hat, dass in allen diesen Städten der günstigste Einfluss auf
die Morbilität des typhoiden Fiebers, der Phtisis, der Cholera
und der Kinderkrankheiten unverkennbar ist, batte das Inter-
esse der Aerzte und Naturforscher in hohem Grade erregt,
die vollendeten und im Bau begriffenen Kai -Anlagen
des Sandthorhnfens — fuhr darauf per Dampfschiff
elbaufwärts zur Baustelle der neuen Brücke der Paris-
Hamburger Bahn und zu der Stadtwasserkunst in Roten-
buigsort, von da elbabwärts durch das Gewimmel all" der
Schilfe und Böte, die den Hafen belebten, und landeten
bei St. Pauli, wo für das gemeinschaftliche Mittagsmahl
in mehren Lokalen gesorgt war. Der Abend brachte
eine Festvorstellung in dem zp diesem Zwecke besonders
dekorirten Schultze’schen Theater zu St. Pauli, wo ein
beliebtes Lokalstück in das „Hamburger Leben“ einführte.
Der 2 . September.
Für den Morgen des zweiten Versa mmlungstages war
im Programm zunächst „Caffe im zoologischen Gar-
ten’- angesetzt und den Fachgenossen somit Veranlassung
gegeben, ein Etablissement kennen zu lernen, das in seiner
Art zu den trefflichsten Europa’s gehören soll und jeden-
falls zu den ersten Sehenswürdigkeiten Hamburg’« zählt,
wenn auch die h reude an den Schönheiten des Parkes
und den in vorzüglichen und seltenen Exemplaren vor-
handenen 1 liieren das Interesse an seinen Bauwerken über-
wiegen möchte, unter denen das Aquarium wohl das
Bemerkenswertheste ist. Von dem Wintergebäude, dessen
originellen in der Konkurrenz gekrönten Plan wir in der
Ausstellung sahen, ist vorläufig nur der Mittelbau ausge-
führt. Selbstverständlich war auch hier ein näheres Ein-
gehen auf Einzelheiten aus Mangel an Zeit unmöglich;
kaum konnte man des köstlichen Morgens froh werden,
wenn man die Abtheilungssitzungen nicht versäumen wollte.
Nach Schluss derselben begab die Gesellschaft sich
zum Landungsplätze der Hamburg-Amerikanischen Packet-
fahrt-Aktien-Gesellschaft, wo ein schwimmendes Bauwerk
ersten Ranges, der Dampfer „Cimbria“ besichtigt wurde.
In alle Räume und V inkel desselben, treppauf, treppab
drang der Schwarm der wissbegierigen Besucher, von
kundigen L ührern geleitet und belehrt, die riesigen Dimen-
sionen des Schiffes nicht minder bewundernd, wie die
Eleganz seiner Einrichtung. Auf zwei kleineren Dampfern
ging es sodann stromabwärts, an St. Pauli, Altona
und jener Reihe meist älterer Landsitze, die das hohe,
herrlich bewaldete Nordufer der Elbe beleben, vorüber; —
Damen auf den Terrassen und Balkons der Villen grüssten
von fern die Insassen der festlieh geschmückten Fahrzeuge,
die den Gruss jubelnd Zurückgaben.
In Blankenese ward Halt gemacht und der Gipfel
des Beiges erklommen, wo im Fährhause das gemein-
schaftliche Mahl gerüstet war; — da viele die Anmeldung
versäumt hatten, leider nicht für eine so zahlreiche Ge-
sellschaft, so dass nicht Wenige ihren Weg weiter fort-
uud da zur Zeit in Frankfurt a. M. eiue Kanalisation nach
W i e b e - L i n d 1 e y ’schem Entwürfe unter Lpituug des Letzteren
ausgeführt ward, «o bot sich für eine grosse Zahl der Mit-
glieder der Sektion die willkommene Gelegenheit, diese Ar-
beiten, in eingehender Weise erläutert, an Ort und Stelle
stndiren zu können. Keine Diskussion, kein Buch, kein Be-
richt kann aber das geben, was der Augenschein bietet.
Viele, die als Gegner der Kanalisation gekommen waren,
gingen als Freunde davon.
Wenngleich die Sitzungen der Sektion vorerst keinen
andern Erfolg batten, als gegenseitiges Aussprechen , Hervor-
beben der wesentlichsten Gesichtspunkte und mündliche Wie-
derholung dessen, was in einzelnen Schriften und Berichten
niedergelegt war, so steigerte sich doch das luteresse au
jenen wichtigen Fragen der Reinigung und Entwässerung der
Städte derart, dass sie von Neuem zum ersten Gegenstände
der Tagesordnung für die 42. Versammlung deutscher Natur-
forscher und Aerzte bestimmt wurden. — Das vorhandene
Material war in dem Zwischenjahr durch neue Veröffent-
lichungen vermehrt worden, zumal durch das wichtige Gut-
achten der Königl. wissenschaftlichen Deputation fiir das
Medizinalwesen , welches seine Untersuchungen in dem Satze
formnlirt:
..es ist daher unumgänglich nothwendig, dass eine häutige
Entfernung der Auswurfsstoffe ans den Wohnnngeu erfolge.
Je schneller diese geschehen kann, um so besser. Von
diesem Gesichtspunkt aus ist das Tonnensystem dem
System der Gruben, das Kanalisationssystem wiederum
dem Tonuensvstem vorzuziehen.*
421
setzen mussten, während die
Enge eingekeilt des Mahles un
Anderen in drangvoller
I der Trinkspriiche sieh
freuten, die hier zum ersten Male einem entfesselten
Strome gleich hervorbrachen. Und wenn wir sie alle
mit Stillschweigen übergehen: eines Spruches, der in
seiner wunderbaren, packenden Wahrheit und mathema-
tischen Präzision vom durchschlagendsten Erfolge war,
müssen wir gedenken. Galt er doch denen, die stets in
erster Linie gefeiert werden, wenn deutsche Mannei lest-
lich tafeln — unseren holden Frauen, ,,die unsere
Sorgen vereinfachen, unsere Freuden verdoppeln und
unsere Ausgaben verdreifachen!11
Der Rückweg
führte am Abend landeinwärts zu
Fuss nach dem Bahnhofe Blankenese, von da. mit. einem
Extrazuge der ^Itona- Kieler Bahn nach Hamburg. Ein
zwangloses Beisammensein im Garten zum „Neuen
Raben“ an der Ausseualster beschloss den lag.
(Fortsetzung folgt.)
lieber die Aufnahme der Marieuburg.
Von dem Plane, das alte deutsche Ordensschloss zu Ma-
rienburg von Neuem vollständig aufzunehmen und in würdi-
ger Weise zu veröffentlichen', sind die Leser der deutschen
Bauzeitung schon früher in Kenntniss gesetzt; es wird sie
daher iuteressiren zu erfahren, dass mit der Arbeit begonn i
ist, und zugleich einige Nachrichten über den Stand dei An-
^ an n vorausgesetzt werden, dass den Lesern des Blattes
das Bauwerk aus den älteren Publikationen im Allgemeinen
bekannt ist, so dass es einer Erörterung über die hohe archi-
tektonische und geschichtliche Bedeutung desselben nicht be-
darf Wie weit aber diese, in dem, was sie geben, so vor-
trefflichen Werke davon entfernt sind, den Gegenstand zu
erschöpfen, das lässt sich freilich nur an Ort und Stelle er-
kennen, und zwar nicht aus einer flüchtigen Besichtigung,
sondern erst nach eingehendem Studium. Wohl zeigt sich die
Grossartigkeit der ganzen Anlage und die bewundernswur ige
Pracht einzelner Theile schon auf den ersten Blick, aber bei
anderen, die jetzt kahl und roh erscheinen, kann man nur
mit Mühe aus wenigen Ueberresten eine \ orstellung ihrer
ehemaligen Schönheit gewinnen, während bei einer ganzen
Reihe von Räumen, die zu modernen Wohnungen emgenchte
sind jede Spur ihres früheren Zustandes, den spärliche Ab-
bildungen im FrickÄen Werke kaum ahnen lassen, ver-
WlSthEine' nochmalige Veröffentlichung des Bauwerks in allen
seinen Theilen und unter Berücksichtigung seines ursprung-
lichev» Zustandes bedarf daher keiner weiteren Rechtfertigung.
Mit besonderer Befriedigung aber werden die Leser erfahren,
dass der bewährte Kenner der mittelalterlichen Baukunst, der
Geheime Regierungsrath und Konservator der Alterthumer,
von Quast, die Oberleitung des ganzen Werkes übernommen
hat — Zur Aufnahme traten fünf Studirende der Bauakademie
mit dem Unterzeichneten am 9. d. M. hier ein. Wegen an-
derweitiger Geschäfte konnte für die Arbeit zunächst nur ein
Zeitraum von vier Wochen in Aussicht genommen weiden,
wovon für die Her- und Rückreise und für die ersten
Vorbereitungen noch mindestens eine halbe Woche in
Abzug zu bringen ist. Dass es in so kurzer Zeit nicht mög-
lich ist, die ganze Arbeit zu beendigen, ist selbstverständlich;
es wird sogar mehr für das nächste Jahr Zurückbleiben, a s
ich gedacht hatte, aber soweit sich bis jetzt übersehen lasst,
und wenn das Wetter wie bisher einigermaassen günstig ist,
so wird doch der grösste oder wenigstens der schwierigste
Theil der Arbeit jetzt beendigt werden.
Die Marienburg hat die mannigfaltigsten Schicksale ge-
habt und ihre Herren vielfach gewechselt. _ ln älterer Zeit
aber scheinen dieselben, ausser etwa au den Befestigungswerken,
keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen zu haben.
Nur unter polnischer Herrschaft, namentlich unter August aem
Starkeu , der im Jahre 1710 mit der Gräfin von Cosel hier
sein lustiges Hoflager hielt, sind grössere Umgestaltungen
auso-eführt , die sich indessen zumeist auf die im sogenannten
Mittelschlosse belegene Wohnung des Hochmeisters beschrank-
ten. Mit Beschämung muss es ausgesprochen werden, dass
eine eigentliche Zerstörung des Schlosses erst unter der preus-
sischen Herrschaft begann. Im Jahre 1774 wurde das Hoch-
schloss zu einer Kaserne,, der grosse Konvents- Remter im
Mittelschlosse zum Exerzierhause eingerichtet und neun Jahie
darauf in der ehemaligen Hochmeisterwohnung eine Baum-
wollenweberei untergebracht. Zu diesen Zwecken wurden die
hohen Geschosse durch eingeschobene Balkenlagen getheilt,
Wände eingezogen, Thüren und Fenster verändert, aber doch
die herrlichen Gewölbe in der Hauptsache nach geschont- Im
Uebrigen aber wurde das Schloss als Steinbruch betrachtet,
und die Bewohner der Gegend benutzten die Ziegelsteine,
Granitpfeiler und was ihnen sonst passend erschien, zum
Bau ihrer Wohnungen und Wirtschaftsgebäude. Die sys e-
matischc Verwüstung begann mit dem Anfang dieses Jahr-
hunderts. als man die Kaserne im Hoelisehlosse aufgab und
dieses, wie einen Theil des Mittelschlosses zu einem Kriegs-
Magazine einrichtete. Hierzu bedurfte es gründlicher Um-
gestaltungen, die man mit einer Rücksichtslosigkeit ohne
Gleichen vornahm; namentlich wurden die hinderlichen Ge-
wölbe sämmtlieh eingeschlagen und die meisten Zwischen-
wände herausgebrochen. Zu bequem, das massenhaft gewon-
nene Material abzufahren, verteilte man damit entbehrliche
Kellerräume und Gänge in den Mauern, wo es zum lheil noch
heute lagert und die Untersuchung hindert.
Während man in dieser Weise das Schloss zerstörte,
begannen Kunstkenner die Schönheiten desselben zu würdigen,
als der Erste der jüngere Gilly- Das nach Zeichnungen von
Gilly, Rabe und Frick von Letzterem herausgegebene
Prachtwerk lenkte die Aufmerksamkeit weiterer Kreise aut
Die Sitzungen der Sektion für öffentliche Gesundheits-
pflege, welche vom 18. bis 25. September d J. in Dresden
statt fanden, boten schon ein anderes Bild als die des vergan-
genen Jahres. Die Ansichten hatten sich geklart. Die Be-
richterstattung über Arbeiten, Versuche und Beobachtungen,
welche in verschiedenen Städten gemacht worden waren,
strengere Terminologie und festere Scheidung der Systeme,
verbunden mit gründlicherer Kenntniss ihrer technischen
Details, gaben den Debatten Halt, bewahrten vor Abschwei-
fungen und führten endlich zur Fassung von Resolutionen,
welche tlieils einstimmig von ca. 100 Anwesenden, theils gegen
ganz wenige Stimmen angenommen wurden.
Die erste Resolution war der von Dr. Wasserfuhr
amendirte Varrentrapp’sche Antrag:
„Die Sektion für öffentliche Gesundheitspflege und gerichtliche
Medizin erwählt aus ihrer Mitte eine aus 5 Mitgliedern,
und zwar theils aus Aerzten, theils aus Technikern be-
stehende Kommission mit der Aufgabe
1. einige zur Verhandlung in der Sektion für öffentliche Ge-
sundheitspflege geeignete Fragen vorzubereiten;
2. einzelne Berichterstatter oder, wo die Kommission es für
zweckentsprechend halten sollte, vorberat.hende Ausschüsse
für jeue Fragen zu erwählen;
3. die Fragen selbst spätestens bis Ende März 18Ö9 zu ver-
öffentlichen ;
4. die in Form von Resolutionen zusannnengetassten haupt-
sächlichen Ergebnisse der Berichte gedruckt der Sektion
beim Beginn der Versammlungen einzuhändigen.“
Die Kommission, welche demzufolge gewählt wurde, be-
steht aus den Herren Göttigshelm (Basel), Ho brecht
(Stettin), Reclain (Leipzig), Varr ent rapp (Frankturf),
Wasser fuhr (Stettin) und Wiebe (Berlin); letzterer für
den Fall der Nichttheilnahme des Erstgenannten. Die Kommis-
sion deren Mitglieder die Verpflichtung übernommen haben,
persönlich auf der nächsten in Innsbruck tagenden Versamm-
lung zu erscheinen, hat demnächst, dem allseitigen Wunsc
entsprechend, als Zentral-Organ die erste deutsche Zeitschrift
für öffentliche Gesundheitspflege ins Leben zu rufen.
Die zweite Resolution war die Annahme des Varren-
tr app - W ie b e'schen Antrages in folgender form.
1 Die Gesundheit der Städtebewohner verlangt als eins der
’ dringendsten Bedürfnisse, dass der Boden, worauf die Städte
erbaut sind, rein und trocken erhalten werde.
Rein, indem aller flüssiger Unrath (Kuchen-, Haus-
reinigungs-, Fabrik- Wasser u. s. w.) weder direkt dem
Boden überliefert, noch in Gruben oder sonstwo in dei
Nähe der Wohnungen aufgespeichert, vielmehr vollständig
und schleunigst weit aus den Städten hinweggetuhrt werde.
Trocken, indem das Gruudwasser , wo dasselbe l ege
„lässig oder zeitweise höher als der Kellerboden der Hauser
steht, niedriger als derselbe gelegt und aut diesem Stand-
! punkte dauernd erhalten werde. . , ,
Zur Erreichung dieses Doppelzweckes sind folgende Ü
der un gen zu stellen : . « . . •
1. Reichliche Versorgung der Wohnhäuser mit Irischem rei-
nen Wasser und zwar am Besten durch alle Stockwerke,
i 2 Jeder Aufspeicherungsort, jede Art von Gruben (Ver-
422
die Marienburg uud gab so die erste Veranlassung zu der
von Schinkel angeregten Restauration, die sich indessen
bisher nur auf das Mittelschloss erstreckte und auch hier
noch viel zu thun übrig liess. — Als w ir in Marienburg ein-
trafen , war auch das Hochschloss soeben wieder geräumt und
von der Militär -Behörde an die Regierung zu Danzig als
Schlossverwalterin zurückgegeben. Uebcr eine etwaige ander-
weitige Verwendung scheint noch nichts bestimmt zu sein,
denn die in der Stadt umlaufenden Gerüchte beruhen auf
blossen Vermuthungen. Dass sich an die Räumung eine
würdige Restauration anschliessen wird, ist vorläufig wohl
noch nicht zu hoffen, aber zu wünschen wäre wenigstens, dass
das Schloss nicht von Neuem fremdartigen Zwecken dienstbar
gemacht werden möchte, die nur Veranlassung zu Aenderungen
und zu fernerer Verdunkelung der ursprünglichen Einrichtung
geben würden.
Der Umstand, dass die Räume augenblicklich leer sind,
gestattet eine Untersuchung in viel bequemerer uud gründ-
licherer Weise, als bisher möglich gewesen ist, und diese Ge
legenheit musste nach Möglichkeit benutzt werden. Weil über-
dies die älteren Publikationen sich vorwiegend mit dem Mit-
telschlosse und der Hochmeisterwohnuug beschäftigen, von
letzterer auch seit der Wiederherstellung manche brauch-
bare Zeichnungen vorhanden sind, so haben sich unsere Ar-
beiten bisher fast ausschliesslich dem Hoebschlosse zugewendet,
welches an Grossartigkeit und Pracht dem Mittelschlosse
zwar nachsteht, dagegen an schönen Einzelheiten es übertrifft
und wegen seiner noch erkennbaren Ausführung zu verschie-
denen Zeiten bei Weitem interessanter ist.
Die hohe kunstgeschichtliche Bedeutung der Marienburg
beruht überhaupt in ihrer allmähligen Entstehung aus einem
kleinen Kern zu einer grossartigen Baumasse, die nicht sowohl
eine Burg als eine Festung genannt zu werden verdient. Sie
bietet hierdurch ein treues Bild dar von der Ausdehuung
des deutschen Ritterordens von einem unscheinbaren Anfänge
bis zu jener gewaltigen Macht, auf deren Trümmern das
preussische Königreich erwachsen ist. Die Bauzeit der Ma-
rienburg umfasst die ganze Periode des gothischen Baustiles
von seiner ersten Entwickelung bis zum Beginn des Verfalls
und dies eine Bauwerk spiegelt ihren gesammten Formenkreis
um so vollständiger wieder, als es auch eine Anwendung der
verschiedensten Baumaterialien zeigt, zu einem harmonischen
Ganzen sie vereinigend.
Das Hauptmaterial ist vorzüglicher Backstein, der in den
ältesten Theilen des Baues fast 600 Jahre lang dem Wetter
Trotz bietet. Der gebrannte Thon ist zu wahrhaften Kunst-
werken gestaltet, besonders an dem Eingänge zur Schlosskirche,
der sogenannten goldenen Pforte, deren Pllan zenornamente die
grössten Aehnlichkeiten mit den Details. der Elisabeth- Kirche
zu Marburg, dem ehemaligen Sitze der Hochmeister, haben
und deren Skulpturen dem Besten au die Seite gesetzt wer-
den können, was mittelalterliche Bildkunst geschaffen. Aber
auch Werkstein ist reichlich verwendet: Granit und ein hell-
grauer schwedischer Kalkstein. Ersterer ausser zu den Fun-
damenten zu freien Stützen, Gewänden der äusseren Thore,
uud wo es sonst noch auf besondere Festigkeit aukam, der
sickeruugs , Senk-, zementirte Gruben u. s. w.) sind un-
bedingt zu verbieten.
3. Leichte und schnelle Abführung des durch den Gebrauch
verunreinigten Wassers durch gut eingerichtete, gehörig
gespülte und ventilirte unterirdische Abzüge dergestalt,
dass jeder Fäulniss der flüssigen organischen Abgänge
nicht nur im Bereich des Hauses, sondern auch im Bereich
der ganzen Stadt unbedingt vorgebeugt wird.
4. Diese Abzüge sind so einzuricliten , dass jedes Austreten
von Luft aus denselben in die Häuser uud die Verunrei-
nigung des Untergrundes wirksam verhindert wird.
5. Die Abzüge müssen tiefer als die Kellersohlen liegen und
sind so anzulegen, dass sie die Keller von etwaigem Grund-
wasser befreien, überhaupt die Keller vor dem Eintreten
von Wasser in dieselben völlig schützen.
II. Eine besondere Beachtung verdient die Entfernung der
menschlichen Exkremente, des ekelhaftesten Bestaudtheiles
des abzuführenden Unraths. Er geräth am schnellsten in
Zersetzung, entwickelt die widerlichsten und schädlichsten
Gase uud dient zugleich als Entwicklungsstätte gewisser
Krankheiten (Cholera. Typhus u. s. w.)
ln der Nähe unserer Wohnungen aufgespeichert ver-
anlasst er Nachtheile und Gefahren, sowohl durch das Ein-
dringen der Gase (und mit ihnen gewisser staubförmig auf-
steigender Pilze uud Sporen) in die Häuser, als auch durch
die Versickerung der flüssigen Theile in das umgebende
Erdreich, durch die hiervon abhängige Verderbniss der
Brunnen und die Ausdünstungen solchen infizirteu Erd-
reichs. Bei diesen Stoßen vor Allem ist jede Aufspeiehe -
Letztere zu den kunstreicheren Baustücken, Kapitellen, Kon-
solen, Portalen u. s. w. ; und zwar findet er sich in den
jüngeren Theilen des Gebäudes reichlicher verwendet, als in
den älteren, während in den Bauwerken Pommerns das Um-
gekehrte Statt findet, eiu Umstand, der für die Frage nach
dem Ursprung des Materials von Bedeutung ist. Aber noch
ein weiteres, im Mittelalter splteu vorkommeudes Baumaterial
schufen sich die deutschen Ritter, einen Stuck vou eigentüm-
licher Zusammensetzung und einer so bewundernswürdigen
Härte und Wetterbeständigkeit, dass er vom Stein oft nur
durch Zerschlagen unterschieden werden kann. DurcL einen
Zusatz von Kohlenstaub gab man ihm eine hellgraue Färbung,
dem Kalkstein ähnlich, zu dessen Ersatz im Innern und Aeus
seru er vielfach diente. Aus diesem Stuck besteht auch der
Kern der berühmten, in der Kunstgeschichte einzig dasleheu
den Mosaik-Statue der Maria mit dem Kinde, welche au der
Ausseuseite der Schlosskirche in einer die Stelle des östlichen
Mittelfensters einnehmenden Nische steht. Diese Figur ist 26'
hoch, eiu hohes Relief, fast ein Rundwerk zu neunen uud da-
bei ganz mit Würfelchen von farbigem und vergoldetem Glas-
fluss überdeckt. Die Arbeit entspricht der besten Zeit der
mittelalterlichen Bildhauerkunst, wovon freilich die Abbil-
dung im Frick’scheu Werke ebensowenig eine Vorstellung
giebt, wie vou ihrer Farbenpracht. Das Werk ist 500 Jahre
alt und im Ganzen wohl erhalten. Wie sich bei einer ge
nauen Untersuchung ergeben hat, sind indessen schon in frühe
rer Zeit Reparaturen daran vorgenommen und eine weitere
ist nothweudig geworden, welche im Laufe des nächsten
Jahres durch Salviati iu Venedig für den Preis von
1100 Thlrn. zur Ausführung gebracht werden soll.
Was iu eigentlich baulichem Sinne an der Marienburg
am Meisten interessirt, ist ihr ausserordentlicher Reichthum
au Gewölbeformen. Sie besitzt schwere ruudbogige Tonnen
gewölbe, Kreuzgewölbe im Rundbogen, Spitzbogen uud im
Flachbogen mit möglichst geringer Pfeilhöhe, und Sternge-
wölbe der verschiedensten Art: iu der Anuakapelle ein sol-
ches, dessen Grundform ein ruudbogiges Tonnengewölbe bil-
det, und zahlreiche andere, welche aus dem Kreuzgewölbe
durch mannichfache Theiluug der Kappen entstanden sind.
Sterngewölbe, deren Rippen auf der Kugelfläche liegen, hat
die Marienburg erst bei der Wiederherstellung erhalten und
sogenannte Zellengewölbe, von denen Frick auf Taf. XVIII,
Fig. 29 eiu vorzüglich schönes uud reiches Beispiel mittheilr,
sind jetzt nicht mehr erhalten. — Den Gipfelpunkt mittelal
terlichen Gewölbebaues aber zeigen die grossen Prunksäle, vor
Allem iu dem herrlichen Fächergewölbe des grossen Kun-
ventsrempters. Von drei iu der Mittellinie steheuden schlan-
ken Grauitpfeilern steigen die Rippen in hohem Spitzbogen
nach allen Seiten gleichmässig auf, mit den auf den Wan.1-
konsoleu entspringenden gleichen Rippen sich vereinend uud
eiu wunderbar reiches Muster bildend. Nicht ganz so edel
und von ganz verschiedener Form sind die Gewölbe iu den
sogenannten „Meisters grossem uud kleinem Remter.“. Die-
sen liegt nämlich das Kreuzgewölbe zu Grunde, indem um
den einen Mittelpfeiler vier dreieckige Ausschnitte eines
spitzbogiaen Tonnengewölbes geordnet sind, auf denen die
rnng verboten, schleunigste Entfernung geboten, uud zwar
sollen die>e Stolle noch frisch abgeführt werden, d. h. ohne
jeden Aufenthalt gleich uaeli ihrem Entstehen uud soweit
mit Wasser verdünnt, dass sie eben so leicht wie das
sonstige unreine Hauswasser abfliessen. Der reichliche Wu-.~er-
gebtauch hierbei dient zugleich dazu, die Fallrohre reiu zu
erhalten, die erwähute Verstaubung zu verhüten und durch
Wasser- etc. Abschluss dem Eintritt von Gasen in die Hause;
vorzubeugen.
Nach dem Gesagten ist das Touuensystem immerhin
jeder Art von Gruben, selbst wenn diese durch die besten
hvdropneumatischen Apparate entleert weideu , vorzuziehen
und ebenso das Schwemmsystem dem Touuensystem.
Der Schluss dieses Antrages wurde der obeugeuaauten
Kommission zur Vorberathuug für die uächste Versammlung
überwiesen. Derselbe lautet:
„Bei kleineren uud mittleren au grossen Flüssen gele
geneu Städten ist vom gesundheitlichen Standpunkte aus
gegen die Ausgiessung des frischen flüssigen Inhalts der
Schwemmkanäle in jene Flusse nichts zu erinnern. Grossen
Städteu kaun diese Ausgiessung, insbesondere in kleine
Flüsse, nicht gestattet werden
Hier empfiehlt sich, zumal da die Frage der Desin-
fektion, d. h. gegenüber der blossen Geruchlosmachung die
wirkliche Niederschlagung, Zersetzung und Zerstörung der
schädlichen Be-taudtheile bis jetzt noch ganz problematisch
ist, vor Allem nach den bisherigen Erfahrungen die Berie-
selung des Landes.
Die Berieselung allein gewährt das Mittel, diese Müsse
423
Rippen aufliegen und in welche die Fensterkappen kreuzge-
wölbeartig einschneiden, während diese zur Steigerung des
Rpchthums noch wie beim Sterngewölbe getheilt sind.
Eine grossere Beachtung, als sie bisher noch gefunden haben,
verdienen die ursprünglichen Heizeinrichtuugeu. Das Schloss
zeigt nämlich neben Kaminen, welche nur als Aushülfe gedient
zu haben scheinen, in verschiedenen Theilen eine Art von
Luftheizung, bei welcher in einem Ofen durch starkes Feuern
zunächst eine Lage von Feldsteinen erhitzt wurde, welche als-
daun durch Kanäle und Oeffnungen in den Fussböden ihre Wärme
allmälig an die Zimmer abgaben. Die Heizungen sind zum Theil
noch heuie in brauchbarem Zustande und haben das Eigen-
thümliche, dass sie die Wärme ausserordentlich lauge bewahren.
Sie erfordern allerdings eine bedeutende Menge von Brenn-
material und zwar von Holz, da bei anderem Material zu
starker Dunst in die Zimmer dringen würde, aber bei regel-
mässig t Heizung, von Beginn des Winters an, würden sie
nach den gemachten Versuchen auch für unsere heutigen An-
sprüche noch ausreichen. Bei der Restauration der zur Woh-
nung eines Burggrafen bestimmten Räume hat man indessen
zur Erhöhung der Behaglichkeit moderne weisse Kachelöfen
gesetzt, welche zwar gothische Ornamente zeigen , aber dem
Charakter des Bauwerks sehr wenig entsprechen.
Ueberhaupt fehlt dem Gebäude noch eine Ausstattung
mit alterthiimlichen Möbeln und Geräthen, welche z. B. die
Wartburg so harmonisch erscheinen lässt. Die Wäude und
Gewölbe sind einfach hell gefärbt, kein Schrank oder Gefäss
belebt sie, ja selbst die in alten Schlössern sonst so gewöhn-
lichen alten Waffen und Rüstungen fehlen fast gänzlich, und
das Wenige was vorhanden ist, wurde erst in neuester Zeit
geschenkt und gehört nicht den deutschen Rittern an. Hier
wäre noch ein weites Feld für private Thätiglceit. Aber wie
gering die Aussichten in dieser Hinsicht sind, beweist ein
Fall, den ich zum Schluss meiner diesmaligen Mittheiluugen
noch anführen will. Eine im Besitze der hiesigen Stadt be-
findlich gewesene alte Rüstung, vor. deren Vorhandensein nur
die Näekstbetheiligten Kenntniss hatten, ist in diesen Tagen,
in öffentlicher Auktion mit anderem „alten Eisen1' für geringes
Geld an einen Dauziger Trödler verkauft worden. Der Land-
rath des hiesigen Kreises, der sich für das Schloss und seine
Alterthümer lebhaft interessirt, hat zwar, als er die Nachricht
davon erhielt, sofort amtliche Schritte gethan, um die Rüstung
wieder herbeizuschaffen und. womöglich dem Schlosse zu ge-
winnen, aber ob dieselben den gewünschten Erfolg haben
werden, muss abgewaitet werden.
Marien bürg, im September 1868.
Blankenstein.
Ueber Absteckung von Eiseubahn-Kurveu.
Je grösser die Anforderungen sind, welche in Folge des
täglich sich steigernden Eisenbahnverkehrs in Bezug auf solide
uni korrekte Ausführuug des Oberbaues gemacht werden
müssen, je mehr es einleuehtet, dass jene Steigerung nach
Schnelligkeit und Belastung der Züge eben eine möglichst
vollkommene Konstruktion des Oberbaues zur unbedingten
Voraussetzung hat; um so mehr Gewicht wird auf die einzel-
nen Momente zu legen sein, auf denen die Sicherheit des
Oberbaues beruht.
Als eiu solches Moment kann die möglichst genaue Ab-
steckung der Kurven nicht genug hervorgehoben werden, na-
mentlich in einer Periode, wo Bedürfniss und Konkurrenz das
Schienennetz immermehr auch auf solche Richtungen aus-
dehnen, diu ihrer Terrainschwierigkeiten wegen bisher
ausgeschlossen waren und welche verliültnissmässig bedeutende
Steigungen wie stark gekrümmte Kurven nöthig machen.
Die Absteckung der Kurven, welche bei den Vorarbeiten
resp. während Ausführung der Erdarbeiten stattgefunden hat,
wird unbedingt und zwar auf das Genaueste unmittelbar vor
Legung des Oberbaues zu wiederholen sein, da die Lage
der einzelnen Kurvenpunkte während der Planirungsarbeiteu
auch bei strengster Aufsicht nicht mit genügender Sicherheit
festgehalteu wird. Wenn nun auch die noch jetzt gebräuch-
lichsten Methoden der Kurveubestimmung mittelst der Ordi-
naten von der Tangente oder Sehne aus allenfalls für die
Vorarbeiten eine hinreichende Genauigkeit gewähren, so ge-
nügen dieselben doch keineswegs den strengen Anforderungen,
welche für die Absteckung des Planums, der in demselben
befindlichen Bauwerke und namentlich des Oberbaues zu stel
len sind.
Eine kurze Aufzählung der bei der Anwendung jener
Methoden der Kurvenabsteckung obwaltenden Uebelstände
wird hinreichen, unsere Behauptung zu beweisen.
In koupirtem Terraiu folgt die Bahnlinie sehr oft dem
Längenzuge der Gebirgsabhänge, und Kurven der verschie-
densten Art, einfache, wie kombinirte, dienen dazu, die etwa
gegebenen Terraiuvortheile möglichst auszunutzen , die Linie
durch Annäherung au die Bergwand oder Entfernung von
derselben beliebig zu heben oder zu senken, wie es eben das
Erklimmen einer Wasserscheide oder das Herabsteigen in eine
Thal-Mulde erfordern mag. In allen diesen Fällen, während
die Bahnrichtung die einzelnen Horizontalen der Berggehänge
nur allmählig und in sehr schiefen Winkeln durcksehneidet,,
werden die Ordinaten von Tangente oder Sehne der dem
Berghang sich anschmiegenden Kurve nahezu senkrecht auf
deu Horizontalen stehen, die Abmessungen dieser Ordinaten
also unter mehrfachem Ablothen auf sehr geneigtem Terrain
stattfinden müssen.
In unserer Figur z. B. ist ein um etwa 1 : 5 seitlich der
Bahnrichtiing geneigtes Terraiu angenommen, für die Gradiente
wird eine Steigung von 1 : 100 erforderlich; es wird also die
Bahnlinie von Stat. 7 aus, wo sie mit der Terrain-Ordinate 870
zusam menfällt, auf 200° Länge, also bei Stat. 27 bis auf die
Ordinate 894 zu heben sein. Um diese Steigung möglichst
vollkommen rein zu erhalten und allen düngenden flüssigen
Unrath dem Ackerbau zuzuführen, indem andrerseits bei
jeder Art von Abfuhr die Küchen-, Wasch-, Fabrik- und
Strassen- Wasser u. s. w. der Landwirtschaft entzogen
bleiben.“
Ein dritter Antrag der Herren Wasserfuhr und Kirch-
h off kam nicht mehr zur Debatte. Er geht dahin, dass die
Sektion erklären wolle
„die Wichtigkeit der öffentlichen Gesundheitspflege für die
Bevölkerung erfordert in den grösseren deutschen Staaten
die Gründung besonderer, aus Verwaltungsbeamten, Aerzten,
Architekten und Chemikern zusammengesetzter staatlicher
Zentralorgane, welche hauptsächlich folgende Funktionen
zu übernehmen haben:
a) Für die Erhebung einer fortlaufenden Statistik der
Gesundheits- und Sterblichkeits -Verhältnisse in den
grösseren Gemeinden des Staates zu sorgen.
b) Jährlich einen ausführlichen Bericht über deu Ge-
sundheitszustand sowie über deu Fortgang der Werke
der ößentlichen Gesundheitspflege zu veröffentlichen.
c) Die gesetzgeberische Thätigkeit des Staates in Bezug
auf die öflentliche Gesundheitspflege vorzubereiten.
d) Die Ausführung der erlassenen gesundheitspolizei-
lichen Gesetze als oberstes Verwaltungsorgan zu
kontrolliren.“
Die Arbeiten der Sektion schlossen mit 2 Vorträgen, dem
einen des D r. Roth (Berlin) über die Leistungen der Ge-
sundheitspflege im Abyssinischeu Feldzuge, welcher mit dem
grössten Interesse aufgenommen wurde, uud dem anderen dos
Dr. Ewich (Köln) über die bei diesem Feldzug zu so ausser-
ordentlicher Bedeutung gekommenen Rammpumpen.
Die hohe Wichtigkeit der in Frage kommenden Gegen
stände sicherte deu Verhandlungen der Sektion für öffentliche
Gesundheitspflege das allgemeinste Interesse uud ihre Resolu
tionen werden mit der Zeit nicht verfehlen, sich Einfluss zu
verschaffen auf die Entwürfe und Ausführungen von Werken
der Technik der öffentlichen Gesundheitspflege.
Diese bildet einen Zweig der allgemeinen Bautechnik,
welcher leider in Deutschland noch ganz vernachlässigt ist
und zwar in so hohem Grade, dass er bisher selbst bei den
ersten technischen Lehr- Anstalten noch nicht zum Gegenstand
besonderer Vorträge erhoben worden ist. Eine Vernacklässi
gung, die sich bitter rächt, indem sie die allergrösste Mehr-
zahl der deutschen Ingenieure uud Bautechuiker rathlos da
stehen lässt gegenüber den wichtigsten Arbeiten der Städte,
und die Kommunen zwingt, zur Hülfe des Auslandes ihre Zu-
flucht zu nehmeu, wenn sie öffentliche Werke vorberathen
und ausführen wollen. Gleich bei der vorliegenden Frage der
Reinigung und Entwässerung der Städte sind wir ganz auf
Englands Beispiele und Erfahrungen angewiesen.
Mit alleiniger Ausnahme von Hamburg hat Deutschland
keine einzige Stadt, die sieh hinsichtlich ihrer Reinigung und
Entwässerung auch nur vergleichen könnte mit dem Zustand
von Hunderten von englischen Städten. Wer England bereist
und seine Aufmerksamkeit dem vorliegenden Gegenstand zu
gewendet hat, der nimmt die Ucberzeugung mit fort,
dass in diesem Lande die Fragen der Kanalisation ihre Lösung
gefunden haben und dass die Nutzbarmachung städtischer
424
dem Terrain anzupassen, geht die grade Linie zwischen
Stat. 17 und 18 in eine Kurve von 175° Radius über, deren
Tangentenwinkel wir zu
120° annehmen wollen.
Wird nun auch zur Ver
meidung allzulanger Ordi-
naten eine Hülfstangente
eingelegt, so ergiebt sich
deren Länge für den Zen-
triwinkel von 30° immer
noch = 46,89 Ruthen.
Es entspricht hier der Abszissenlänge:
1. von 30 Ruthen die Ordinate von ca. 31' Länge.
» 35 n » » jj «42' «
,, 40 « » « « » «
» ^5 « n » » « 70 ,,
Im ersten Falle würde bei einer, wie oben angenommen, seitlichen
Terrainneigung von 1:5 auf ca. 31' L. eine Steigung von ca. 6'.
ad 2 bei ca. 42' Länge eine Steigung von ca. 8'
« ^ » » 5b „ « „ ,,,,11'
« ^ » » 10 « » n »«14
durch Ablothen zu überwinden sein. Es sind nun, ausser den
kürzeren Ordinaten , diese oben \ erzeichneten Maasse vier-
mal, an jedem Durchschnittspunkt der Hülfstangente mit der
Haupttangente doppelt, abznsetzen und möchte es wohl un-
möglich sein, von der Tangente aus, wie üblich, mittelst
Hand -Winkelinstrument (Spiegel oder Kreuz), Längenmaass
und Loth den erforderlichen Grad von Genauigkeit zu er-
reichen. — Sollen nun gar nach Vollendung des Planums
vor Legung des Gestänges die Kurven revidirt resp. wieder-
hergestellt werden, so gestaltet sich die Operation der Ordi-
natenmessung noch weit ungünstiger, indem nun auch noch
die Böschungen der Auf- und Abträge sowie der Gräben er-
schwerend einwirken.
Die einzige Methode der Kurvenabsteckung , welche bei
grosser Einfachheit der Operation einen hohen Grad der Ge-
nauigkeit gewährt, ist die auf dem Lehrsatz, dass auf gleichen
Bogen gleiche Winkel stehen, beruhende Absteckung mittelst
eines guten Theodolithen. Im ersten Tangentenpunkt der
Kurve sich aufstellend und zunächst nur denjenigen Peri-
pherie-Winkel absetzend, dessen Bogen (-Sehne) bis zur ersten
in die Kurve fallenden ganzen oder halben Station reicht, so-
dann aber stetig um denjenigen Winkel fortschreitend, wel-
cher der Länge von 5 Ruthen der zu bestimmenden Kurve
entspricht, erhält man durch den eiuvisirten Endstab der
5 Ruthen langen Kette unmittelbar die ganzen und halben
Stationen der Kurve, für deren Endpunkt wiederum der letzte
Winkel, welcher dem über die letzte ganze oder halbe Sta-
tion hinausliegenden Bogentheile entspricht, besonders zu be-
rechnen ist.
Bei langen Kurven oder bei in der Visirlinie sich zei-
genden und nicht leicht zu beseitigenden Hindernissen wird
eine beliebige Station des abgesteckten Kurventheils als neuer
Standpunkt angenommen, nach einem der abgesteckten Punkte
zurückvisirt und nach Umschlagen des Fernrohrs oder Um-
drehen des Instrumentes um 180° von hieraus wiederum der
dem nächsten 5“ laugen Bogen entsprechende Winkel ab-
gesteckt.
Bei einer Visirlinie
von 100° würde für einen
Theilstrich des Nonius
eines noch Drittelminuten
zeigenden Theodolithen
sich eine Differenz von
0,0097» oder 1,39 Zoll
nach rechts oder links ergeben, eine L’ngenauigkeit, die bei
einigermaassen geschickter Handhabung des Instrumentes sich
auf höchstens die Hälfte belaufen kann.
Dass auch bei dieser Methode die Abmessungen der Sta-
tionen, wo bedeutendere Unebenheiten sich fiuden, mit Hülfe
des Ablothens vollzogen werden müssen , versteht sich von
selbst, es verschwinden aber diese Hindernisse gänzlich
bei der letzten und wichtigsten Kurvenabsteckung,
die behufs Legung des Oberbaues ausgeführt wird, wo auf
dem regulirten Planum das Abmessen mittelst der Kette und
Einvisiren des Endstabes sich auf das Leichteste und Ge-
naueste vollziehen lässt. Beim Bau der Heppens-Olden-
burger Eisenbahn wurde von dem technischen Dirigenten,
Herrn Baurath Mellin, für die Vorarbeiten zur Legung des
Oberbaues eine Instruktion ertheilt, die wir hier, soweit sie
die Kurvenabsteckung zum Gegenstände hat, kurz beschrei-
ben wollen.
Es werden zunächst sämmtliche Kurven mittelst des Theo-
dolithen nochmals abgesteckt und in die Stationspunkte*) der
Bahnaxe 3 bis 4 Zoll starke Pfähle fest eiugetrieben. Nach-
dem dies geschehen, wird das Einvisiren der Kurve nochmals
wiederholt und zwar mittelst zugespitzter eiserner, weiss
lackirter Stäbchen von etwa lm- Länge, 7mm- Stärke, welche
auf die vorerwähnten Pfähle aufgesetzt werden. Der nunmehr
auf dem Pfahlkopf tixirte Punkt wird mittelst eines feinen
Bohrers (oder Sägeschnitts) markirt. Sollte es Vorkommen,
dass ein beim Einschlagen in den Boden, z. B. bei Abtrag-,
strecken in festem Boden (wo schon ein Eiugraben Statt
linden muss), etwas aus der Richtung gekommener Pfahl nicht
mehr von dem Visirstabe getroffen würde, so dient leicht ein an
den Pfahl genageltes Holzstück zur Aufnahme der .Marke. Von
diesen Marken aus wird mittelst eines Stichmaasses die Lage
des Gestänges bestimmt.
Wird diese Methode befolgt und sodann auch die Ueber-
höhung der äusseren Schiene mit grösster Genauigkeit ausge-
führt, so sind die geometrischen Unterlagen für die Her-
stellung eiues tüchtigen Oberbaues gegeben.
Die von dem Königl. Ministerium für Handel etc. zu
Anfang dieses Jahres mittelst Zirkularverfügung mitgetheilte
Methode des Herrn Nördling (Ingenieur der Orleans-Eisen-
bahn-Gesellschaft) „Ueber die Vermittelung der Gefalle, sowie
der geraden und gekrümmten Strecken auf Eisenbahnen^
*) Bei Kurven von kleinerem Radius als 200°, wrelche bei der
Heppens- Oldenburger Bahn nicht Vorkommen, w-ohl auch in die
Punkte der halben Stationen.
Düngstoffe, soweit dieselbe überhaupt mit Reinlichkeit, Be-
quemlichkeit und Gesundheitspflege vereinbar ist, daselbst
ernstlich angestrebt und mit Erfolg ausgeführt wird.
Es wäre in England undenkbar, dass eine Stadt in sol-
chem Zustande verharrte, in welchem sich das heutige Berlin
befindet. Berlin, dessen Reinigung und Entwässerung durch
ebene Lage und weitläuftige Bebauung, durch leicht zu be-
handelnden und gleichmässigen Baugrund begünstigt wird, Ber-
lin, das schon ziemlich vollständig und in allen Höhen mit
W asser versehen ist, erträgt, ohne auch nur ernstlich au die
Vorarbeiten zu gehen, den vernachlässigten schädlichen Zustand
ungenügend entwässerter Strassen, verdorbener Brunnen und
begnügt sich, alljährlich ausserordentliche Geldmittel auf die
erfolglose Instandhaltung der Rinnsteine und die überaus
schlechte Pflasterung der Strassen zu verwenden, während die
Einwohner die grossen Kosten einer unzureichenden, ekel-
haften Abfuhr ertragen , welche allnächtlich ganze Strassen
verpestet, deren Erzeugnisse aber so werthlos sind , dass
kein Unternehmer sie unentgeltlich auch nur abholen mag,
dass sie, statt für die Landwirthschaft nutzbar gemacht, heim-
lich im Thiergarten und auf freien Plätzen der Vorstädte aus
Wagen und Fässern ausgeschüttet werden.
Aehnlieh aber liegen die Verhältnisse in den meisten
deutschen Städten, welche ein grosses, noch unbebautes Feld
für die Arbeiten der Technik der öffentlichen Gesundheits-
pflege darbieten. So lange aber die Basis, die wissenschaft-
liche und praktische Vorbereitung des Fachmannes für diese
Arbeiten fehlt, steht eine allgemeine Besserung der Verhält-
nisse nicht zu erwarten.
Doch schon jetzt sind überall die Kräfte vorhanden und
nirgends dürften die Geldmittel fehlen, um die grossen und
wichtigen Vorarbeiten in Angriff zu nehmen, welche noth-
wendigerweise der Ausführung von Werken der offen t liehen
Gesundheitspflege vorangehen müssen. Das sind von ärztlicher
Seite die genaue Statistik der Krankheitserscheinungen, der
allgemeinen Mortalität und der Morbilität einzelner Krank-
heiten und Epidemien in ihrer Beziehung zu lokalen Be-
dingungen, von chemischer Seite Untersuchungen über Be-
schaffenheit von Luft, Wasser und Boden und endlich von
technischer Seite Kartirung und sichere Nivellements de>
Städtebodens, Wasserstandsbeobachtungen der Wasserläufe und
des Grundwassers und Feststellung der Schichtungen des Un-
tergrundes. Diese und noch andere Vorarbeiten müssen in
allen Städten nach übereinstimmenden Grundsätzen gen acht
und in gleicher Weise in Zeichnungen und Tabellen nieder-
gelegt werden.
Dies anzubahnen, dahin zu wirken, dafür öffentlich zu
sprecheu, bieten die Sitzungen der Sektiou für öffentliche
Gesundheitspflege Ort und Gelegenheit.
Der Zeitschrift, welche zum Verfolgen dieser Zwecke in s
Leben gerufen wird, darf das Prognostikon gestellt werden,
dass sie bald lebendigen und segensreichen Einfluss gewinuen
wird, zerstreute Kräfte vereinend zum Angriff auf überkom-
mene Vorurtheile, zum Austoss träger und gleichgültiger Mas-
sen, zur Anregung neuer und nothwendiger Gesetze und zur
Erweiterung des technischen Unterrichtes.
Berlin, den 27. September 1S68.
Julius Hennieke.
425
bringt ausser der von Hm. NÖrdling geforderten stärkeren
Ueberhöhung auch zur geometrischen Konstruktion der
Kurven noch ein neues Moment hinzu, indem der Anschluss
des Kreisbogens an die gerade Linie im Tangentenpunkte
nicht unmittelbar erfolgt, sondern mittelst eines parabolischen
Bogens, einer Parabel dritten Grades angehörend , vermittelt
wird. Diese „parabolische Vereinigung“ liegt zur Hälfte i
diesseits, zur Hälfte jenseits des Tangentenpunktes, so dass j
die gerade Fortsetzung der so konstruirten Kurve um eine |
gewisse Entfernung von der ursprünglichen Tangente trans-
versal zu versetzen ist. —
Eine ausführlichere Beschreibung der N ördli ng’schen
Theorie möge einem späteren Artikel Vorbehalten bleiben.
Mühlhausen a./U. , im August 18G8.
A. Günther, Eisenbahngeometer.
i
Äiittiieilungea aus Vereinen.
Arckitekten-Vereia zu Berlin. Versammlung am 26. Sep-
tember 1868. Vorsitzender Hr. Boeekmann, anwesend 83 Mit-
glieder.
Nachdem mehre der anwesenden Gäste, unter ihnen ver-
schiedene Fachgenossen aus den neuen Provinzen, sich zur
Aufnahme gemeldet hatten, berichtete der Vorsitzende zunächst
über den Fortgang der mit Hm. Plessner getroffenen Ver-
einbarung über den Bau eines neuen Vereinslokals und die
beabsichtigte Einrichtung desselben und theilte mit, dass er
und Hr. Kyllmann von Seiten des Vorstandes das Mandat
empfangen hätten, die weiteren technischen Berathungen mit
Hrn. Plessner zu pflegen. Der Exkursions-Kommission des j
vergangenen Sommers wurde darauf der Dank des Vereins
für ihre mühevolle Thätigkeit ausgesprochen; eine Anerken-
nung, welche der Säckelmeister Hr. Röder mit dem Kom-
mentar begleitete, dass die „Exkursion mit Damen“, welche I
nach Grtinaun gerichtet war, der Vereinskasse baare 280 Thlr. :
gekostet habe.
Nach einigen weiteren kleinen geschäftlichen Mittheilun-
gen des Vorsitzenden, u. A. über das nachträglich kundgege-
bene Einverständniss des Berliner Magistrates, Berlin zum Orte i
der nächsten Architekten - Versammlung vorzuschlagen — ein !
Vorschlag, welcher bekanntlich im Interesse einer einstimmi- i
gen Wahl von Carlsruhe nicht geltend gemacht worden ist,
— über die zur Erlangung der Korporationsrechte für den
Verein getroffenen Maassregeln u. s. w., wurde einem Beschlüsse
der letzten Hauptversammlung gemäss dazu geschritten, den
gegenwärtigen Aufenthaltsort früherer Vereins-Mitglieder, die
zum Wiedereintritt als auswärtige Mitglieder aufgefordert
werden sollen, durch Verlesen einer Anzahl Namen aus der
Stammrolle zu ermitteln. Der Erfolg war leider kein allzu-
grosser.
Herr G. Knoblauch trug hierauf nach dem Briefe eines
gegenwärtig in Chicago weilenden, ehemals in Berlin ansässigen
Architekten über die dortigen, vielgenannten, aber technisch
bisher nicht allzu deutlich beschriebenen Häuserhebungen vor.
Eine Mittheilung des Vortrages für unser Blatt ist uns zu-
gesagt.
Den Schluss der Versammlung machte die Beantwortung
rneh rer Fragen.
Hr. Grund gab Auskunft über die in letzter Zeit so
vielfach ventilirte Frage, wie es nach den neuesten Vorschrif-
ten mit den Prüfungen der Privatbaumeister gehalten werden
solle und erläuterte, dass es nach Entscheidung des Königl.
Ministeriums für Handel etc. nur denen, welche sich vor dem
8. Juli d. J. (Erlass des Nothgewerbe -Gesetzes) zur Privat-
Baumeisterprüfung gemeldet hätten, gestattet werden sollte,
dieselbe abzulegen, ohne dass sie jedoch zu Privatbaumei-
stern ernannt werden würden. Vielmehr sollen dieselben
nur ein Zeugniss erhalten, dass sie zur Leitung von Bauaus-
führungen qualifizirt seien. Wenn in den neuen Bestimmun-
gen für die Bauakademie gesagt sei, dass dieselbe auch sol-
chen, die sich zu „Privatbaumeistern“ ausbilden wollen, die-
nen solle, so sei diese Bezeichnung hier ganz allgemein und
gleichbedeutend mit Privat -Architekt zu verstehen. Er könne
persönlich denen, welche sich durch Fortfall der Privatbau-
meisterprüfung benachtheiligt glaubten, nur rathen, nunmehr
nicht für ein Examen, sondern für’s Leben zu studiren und
lediglich darauf bedacht zu sein in Wirklichkeit tüchtige Ar-
chitekten zu werden; er sei überzeugt, dass sie dadurch eben
so gut für ihr Fortkommen sorgen würden, als durch die Er-
langung eines Titels.
Weitere Fragen wurden durch die Hrn. Adler, Schwed-
ler, Orth und Dircksen beantwortet. Die beiden Letzte-
ren gaben mehre Konstruktionen besonders leichter Draisinen
an, die von 2 Mann (eventuell mit Hülfe einer auf eine Schwelle
aufgesetzten Schraube, die in der Mitte der Draisine ange-
bracht ist) mit. Bequemlichkeit aus den Schienen gehoben
werden können. Ueber die Konstruktion und Brauchbarkeit der
neuerdings in Paris so stark in Mode gekommen „Velocipeden“
und ob solche in Berlin käuflich zu haben seien — (worauf
die Frage in erster Linie gelautet hatte) — wurde Nicht
mitgetheilt. — F. —
Vermischtes.
Die neuen „Vorschriften für die Ausbildung und
Prüfung d e r j e n i g e n , welche sich dem Bau fache w i d -
men“, vom 3. September 1868 datirt und von dem Minister
Grafen von Itzenplitz unterzeichnet, enthalten gegen die bis-
her in Preussen gültigen Bestimmungen folgende Aenderungen.
Für die Zulassung zur Bauführer-Prüfung, welche
auch vor einer Prüfungs-Kommission in Hannover abgelegt
werden kann, wird fortan statt des bisherigen zweijährigen
Studiums auf der Bau-Akademie zu Berlin der Nachweis eines
dreijährigen Studiums auf einer höheren technischen
Lehranstalt verlangt, von welchen mindestens 2 Jahre im
regelmässigen Unterrichte, der Bau-Akademie zu Berlin oder
der polytechnischen Schule zu Hannover zugebracht sein
müssen. Dementsprechend sind die für die Prüfung selbst
gestellten Anforderungen erweitert; unter den einzureichenden
Zeichnungen müssen sich künftig auch Entwürfe von Brücken-
Wehr- und Schleusen-Anlagen befinden und in der mündlichen
Prüfung werden künftig die reine Mathematik im ganzen Um-
fange (d. h. incl. Differenzial- und Integral-Rechnung, sowie
analytischer Geometrie der Ebene) — desgl. Geodäsie, Geogno-
sie und Oryktognosie — also die gesammten Hülfswissen-
schaften verlangt. Die (ehemals von Rei chensp erger so
stark angefochtene) Bestimmung, dass die einzureichenden
Entwürfe, sofern sie den Massivbau bedingen, „nach einem in
antiker Auffassung dnrchgebildeten Baustile“ bearbeitet sein
müssen, sowie die (längst nicht mehr festgehaltenen) Be-
schränkungen in der Anwendung der Farben für die getuseh
von Zeichnungen sind weggefallen. Für die im Laufe der
Prüfung zu ertheilenden schriftlichen „Prädikate“ ist die
Scala: „Vorzüglich gut, gut, hinreichend, nothdürftig undun-
genügend“ festgesetzt.
Für die Zulassung zur Bau m ei ster - P r üf u ng ist der
verlangte Nachweis eines zweijährigen Studiums ganz wegge-
fallen, so dass fortan der Weg, sich die für die Prüfung
nöthigen Kenntnisse zu verschaffen, in das Belieben eines
Jeden gestellt ist. Dem Kandidaten steht auch frei „mit
Rücksicht auf seine hervorragendere Ausbildung in einer der
beiden Hanptrichtungen der Bautechnik den Wunsch auszn-
spreehen“, dass die ihm zu ertheilenden Aufgaben vorzugs-
weise dem einen dieser Gebiete entnommen werden. Hingegen
ist nach wie vor festgehalten worden, dass sowohl die Klausur-
Arbeiten, wie die mündliche Prüfung sich gleichmässig über
das ganze Gebiet des Bauwesens erstrecken sollen. Bei letz-
terer sind die nunmehr bereits in der Bauführerprüfung ver-
langten Disziplinen weggefallen, hingegen „ Ventilations-, Hei-
zungs- und Erleuchtungs- Anlagen, Wasser-Zu- und Abführungen
innerhalb der Gebäude“ hinzugetreten. Die bisherige Rang-
ordnung in der Qualifikation der Baumeister nach Ausfall
ihrer Prüfung [ a) und b) — früher a) b) c) ] ist aufgegeben
und handelt es sich nunmehr lediglich um ein Bestehen oder
Nichtbestehen der Prüfung. Ersteres erfolgt bei mindestens
hinreichender Ausbildung in beiden Hauptrichtungen, oder bei
guter Ausbildung in der einen und „wenigstens nothdiirftiger“
in der anderen.
Von besonderer Wichtigkeit für die jüngeren Techniker
in den neuen Provinzen sind die nachstehend wörtlich ange-
führten Transitorischen Bestimmungen.
„§. 21. Um zur ersten technischen Prüfung resp. der
Bauführer-Prüfung zugelassen zu werden, bedarf es bis zum
1. Oktober 1872 in Betreff der Schulbildung derjenigen Kan-
didaten aus den neuen Provinzen, welche bei Publikation die-
ser Vorschriften bereits die polytechnische Schule zu Hanno-
ver oder eine andere derselben gleichstehende technische
Lehranstalt besuchen, nur der von ihrer bisherigen Prüfungs-
Behörde geforderten Nachweise, sofern dieselben nicht unter
der Reife für Prima eines Gymnasiums oder einpr Realschule
erster Ordnung stehen.
§. 22. Bis zu demselben Zeitpunkte ist es auch gestat-
tet, sofern nach den bisher maassgebenden Prüfungs -Vor-
schriften ein praktisches Lehrjahr (§. 4b.) vor der ersten
technischen Prüfung nicht abgelegt zu werden brauchte, das-
selbe nachher zurückzulegen; jedoch erfolgt in diesem Falle
die Ernennung zum Bauführer erst nach Beibringung der
darüber lautenden Atteste.
Dieses Jahr kommt bei den im nachfolgenden Paragra-
426
phen enthaltenen Bestimmungen über die praktische Thätig-
keit nicht in Betracht.
§. 23. Die Kandidaten, welche in den neuen Provinzen
nach den für dieselben bisher gültigen Vorschriften die erste
bautechnische Prüfung bestanden haben, bedürfen bei ihrer
Meldung zur Baumeister-Prüfung, welche vor der Königlichen
technischen Bau - Deputation abzulegen ist, keines weiteren
Nachweises ihrer Schulbildung; sie haben jedoch a) eine Be-
schreibung ihres Lebenslaufes, b) das Attest über ihre erste
Prüfung und c) 1. wenn sie in Hannover oder Wiesbaden
geprüft worden sind, die im §.13 bestimmten Atteste, 2. wenn
sie in Cassel geprüft worden sind, den Nachweis einer zwei-
jährigen Studienzeit und einer dreijährigen praktischen Thätig-
keit nach abgelegter erster Prüfung beizubringen.
Diejenigen, welche in den Herzogthümorn Schleswig-Hol-
stein in der daselbst üblichen Weise für das Baufach im
Staatsdienst sich in der Vorbereitung befinden oder bereits
ausgebildet haben, können bis zum 1. Oktober 1872 ohne
vorhergegangene erste Prüfung direkt zur Baumeister-Prüfung
zugelassen werden; sie haben jedoch bei ihrer Meldung zur
Prüfung ausser dem Nachweis über ihre Schulbildung: a) eine
Beschreibung ihres Lebenslaufes: b) das Attest eines König-
lichen Baubeamten über ihren bei Erlass dieser Vorschriften
bereits erfolgten Eintritt in den Vorbereitungsdienst für höhere
Staatsbauämter; c) den Nachweis über eine zweijährige Stu-
dienzeit und über eine wenigstens dreijährige praktische
Tbätigkeit im Sinne des §. 13 beizubringen.
§. 24. Die Ablegung der Bauführer-Prüfung ist nach
den bisher maassgebenden Prüfungsvorschriften nur noch vor
den Prüfungsbehörden zu Berlin oder Hannover und zwar in
der mit dem 1. Oktober a. c. beginnenden Prüfungs-Periode
gestattet. In Betreff der Baumeister-Prüfung soll die gleiche
Berechtigung nur denjenigen Kandidaten zu Theil werden,
welche sich beim Erscheinen dieser Verordnung zur Prüfung
bereits gemeldet haben und zulässig befunden worden sind.
In beiden Fällen sind die Prüfungsarbeiten, Protokolle
und Akten der Königlichen technischen Bau - Deputation vor-
zulegen, welche über den Ausfall der Prüfung entscheidet
und bestimmt, ob und in welchem Umfange eine Nachprüfung
erforderlich ist oder nicht.
Die Nachprüfung zur Baumeister-Prüfung hat der Kandi-
dat stets vor der Königlichen technischen Bau-Deputation ab-
znlegen, welche auch die Prüfungs-Zeugnisse ausstellt.
§. 25. Diejenigen Bauführer, welche ihre Prüfung vor
der Königlichen technischen Bau- Deputation nach den bis-
herigen Bestimmungen abgelegt haben , müssen die letzte
Prüfung, den nämlichen Bestimmungen entsprechend, ablegen,
dieselben erhalten aber die Priifungs -Aufgaben bereits auf
Grund des Nachweises einer zweijährigen praktischen Thätig-
keit und eines einjährigen Studiums als Bauführer auf einer
höheren technischen Lehr- Anstalt.
Das Prüfungsattest wird nach den Bestimmungen des §. 17 (d.
h. ohne Rücksicht auf eine bestimmte Qualifikation) ausgefertigt'.
Entsprechend diesen Veränderungen , welche die Vor-
schriften für die Ausbildung der Staats- Bautechniker erfahren
haben, sind selbstverständlich auch veränderte Vorschriften
für die Bauakademie zu Berlin erlassen worden, welche
nunmehr „in einen dreijährigen Lehrgang für die Ausbildung
zum Bauführer“ und „in einen höheren akademischen Kursus“
zerfällt. Der Lehrplan berücksichtigt die für die Baufiihrer-
resp. Baumeister- Prüfung geforderten Kenntnisse; nachzutragen
wäre noch, dass im ersten Kursus nunmehr bereits die voll-
ständige Geschichte der Baukunst (des Alterthums, des Mittel-
alters und der italienischen Kunstperiode) gelehrt werden
soll, und dass im zweiten Kursus Vorträge über mittelalter-
liche Architektur, über die Geschichte der bildenden Künste
und die Grundlinien der Aesthetik, sowie die Graphostatik zu
den Unterrichtsgegenständen hinzugetreten sind.
Die Zulassung zum Unterrichte an der Bauakademie
(abgesehen von einem blossen Hospitiren au derselben) ist
für Inländer, welche sich nicht dem Staatsdienste widmen,
sondern als Privatbaumeister ausbilden wollen, au die Be-
dingung geknüpft, dass die Betreffenden das Zeuguiss der
Reife für Prima eines Gymnasiums resp. einer Realschule
1. Ordnung oder das Zeugniss der Reife einer Realschule
2. Ordnung resp. einer Provinzial - Gewerbeschule abgelegt
— ein Bauhandwerk erlernt und nach zurückgelegter Lehr-
zeit mindestens zwei Jahre betrieben haben und hinreichende
Fertigkeit im Zeichnen besitzen müssen. Doch werden für 's
Erste auch alle Bautechniker der neuen Provinzen, welche
bereits ein Examen für Baubeamte bestanden haben, und alle
Baugewerksmeister, welche vor dem 8. Juli d. J. geprüft
sind, aufgenommeu. Für Ausländer bedarf es nur des Nach-
weises ausreichender Fertigkeit im Zeichnen.
Aus der Fachliteratur.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins
zu Hannover. Jahrg. 1868, Heft 2 und 3.
Aus dem Gebiete des Ingenieurwesens werden folgende
Originalaufsätze gebracht:
1. Die Hafenanlage zu Brake, vom Ober-Bauin-
spektor Nienburg zu Oldenburg. Unter den Hafenplätzen
am linken Ufer der Unterweser ist der Freihafen Brake der
bedeutendste; vor der Gründung von Bremerhafen verein gte
sich hier die gesammte Weserschiffahrt. Ein eigentlicher
Sicherheitshafen war jedoch in Brake bi- neuerdings nicht
vorhanden, die Schiffe wurden meistau die Strora-Duc-d: Alben
gelegt; im Jahre 185S wurde die j tzige Hafenanlage begon-
nen und im Jahre 1861 in den Haupttheilen vollendet. —
Das Hafenbassin hat eine mittlere Länge von 1440' oldenb.
und eine Breite zwischen 150 bis 400'; die Wassertiefe be-
trägt 20' unter der ordinären Fluth. Der Vorhafen hat bei
140' Breite eine Länge von 400'; er ist an beiden Seiten mit
Bohlwänden eingefasst, welche eine Höhe von 6' über ordi-
närer Fluth haben. Die den Vorhafen mit dem Hafenbassin
verbindende Schleuse ist eine einfache Fluthschleuse, da die
grossen Schiffe nur bei Hochwasser vor die Schleuse gelangen
können. Der ganze Fluthweclisel vor der Schleuse beträgt
10'; bei Sturmfluthen wächst er bis 20'. Die Länge der
Schleuse, die aUo nur ein einfaches Haupt bildet, beträgt 75',
die Lichtweite 45', wobei von grösseren Raddampfern abge-
sehen ist. Den Verschluss stellen eiserne Fluth- und Ebbe-
thore her; dieselben bilden einen aus Blech wänden konstruir-
teu hohlen Körper, dessen innere, an den Drempel liegende
Wandfläche gerade, dessen äussere, dem Wasserdruck ent-
gegengesetzte Wand in parabolischer Form gebogen i-t; die
Dicke der Thore beträgt in der Mitte 27", an den Enden
20". Die einzelnen Kästen, aus denen die Thore zusammenge-
setzt sind, haben eine Höhe von 3' 6" und sind in der Mitte
durch wasserdichte Wände wieder je in zwei Theile getheüt.
Die Verbindung der einzelnen Kästen erfolgt durch L Eisen
und Laschen; zur Aussteifung der langen BlechtatVlu dienen
T Ei en. Das Oeft’nen und Schliessen der Thore erfolgt in
üblicher Weise durch Ketten. Zur Reguliiung des Wasser-
standes im Hafen sind in den Schleusen wänden Umläufe von
3' Weite und 7' Höhe angebracht, die durch gußeiserne
Schütze verschlossen werden. Von den Umläufen zweigen
-ich besondere Querkanäle ab, die zur Spülung des äusseren
Schleusenhodens dienen.
Die Hafenwände sind, von der Schleuse ab gemessen, auf
450' Länge aus Mauerwerk, im Uebrigen aus Bohlwerk her-
gestellt, unterbrochen von den vorspringenden Steinfunda-
menten der Krahne. —
2. Versuch einer verallgemeinerten Stützmauer-
theorie, vom Ingenieur C. O. Gleim zu Steinau.
Die Abhandlung zerfällt in zwei Haupttheile: die Be-
stimmung des Erddruckes und die Anwendung hiervon auf
die Stabilität der Futtermauern. — Im ersten Theile wird die
Frage nach der Grösse des Erddruckes unter möglichst allge-
meiner Form abgehandelt, insofern eine an ihrer inneren, der
Hinterfüllung zugekehrten Seite beliebig geböschte Stützmauer
und eine an der Oberfläche ebenfalls beliebig abgeböschte
Hinterfüllung vorausgesetzt wird. Für die Kohäsion der
Hinterfüllungserde wird ein Koeffizient pro Flächeneinheit
eingeführt; auch wird der Reibungswinkel des Erdmaterials
Anfangs getrennt gehalten von dem der Erde gegeu die hin-
tere Fläche der Mauer. Nach Aufstellung der ersten allge-
meinen Formel werden mehre Spezialfälle abgeleitet.
Aber auch in diesen vereinfachten Spezialf llen ergeben sich
noch so komplizirte Formeln, dass sich unwillköhrlieh die
Frage aufdrängt, ob derartig zusammengesetzte analytische
Ausdrücke, die doch vielfach von Konstanten und Koeffizien-
ten durchsetzt sind , welche nur auf ziemlich oberflächlicher
Schätzung beruhen, einen Vorzug vor einer einfacheren, wenn
auch weniger streng abgeleiteten Formel verdienen. Der
zweite Theil der Abhandlung gründet sieh auf die Unter-
suchung der Mittellinie des Druckes mit Berücksichtigung
des zuerst von Navier aufgestellten Satzes, dass die Mittel-
liuie des Druckes bei Steiukörpern an keiner Stelle aus dem
mittleren Drittel der Breite heraustreten darf, um nicht den
Mörtel auf Zugfestigkeit in Anspruch zu nehmen und klaf-
fende Fugen zu erzeugen. — Mit grosser Ausführlichkeit
wird, nach der trapezförmigen und rechteckigen Stützmauer,
die mit dreieckförmigem Querschnitte untersucht, die sich zu-
gleich als solche von gleicher Stabilität ergiebt. — Wiewohl
die Abhandlung zum Zwecke de- Spezialstudinms äus-erst
geeignet scheint, muss doch der Mangel an praktischer Hand-
lichkeit in den Resultaten hervorgehobeu werden. Der \ er-
fasser erkennt dies wohl gleichfalls, indem er eine grössere
Anzahl von Hiilfstabellen einfügt. —
Hierzu eine Beilage.
427
3. Verbesserter Schneepflug auf den Schles-
wigsehen Bahnen. Die bisher gebräuchlichen SehneepQiige
hatten die Form eines Keiles, schaufelten den Schnee nicht
auf, sondern schoben ihn zusammen; die Folge davon war,
dass die Schneepfliige sich bei längeren Einschnitten rasch fest-
keilten. Bei dem mitgetheilten , verbesserten Schneepfluge,
konstruirt vom Maschinenmeister Constantine, ist eine breite
vordere Schneide angeordnet, die mit grosser Leichtigkeit
dicht über den Schienen in die Schneemasse eindringt; der
Schnee schiebt sich dann auf eine geneigte Ebene hinauf und
wird dort durch einen Keil zertheilt und auf die Seiten der
Bahn geworfen. Dieser Schneepflug hat sich bei den grossen
Schneemassen des vorigen Winters vollkommen bewährt. —
4. Notizen über Kosten einer Wasserleitung zur
Speisung der Lokomotiven auf dem Bahnhofe Goslar.
Die Kosten für diese 4711' lange Rohrleitung, aus Gusseisen
31/*" weit, werden detaillirt mitgetheilt. Der lt’d. Fuss fertige
Rohrleitung excl. Brunnenhaus kostet ca. 17 Gr. —
5. Ueber einen neuen Dampfbagger, Mittheilung
des Bureaus der Scbiftahrts- und Hafen -Deputation zu Ham-
burg. Die Konstruktion wird durch Zeichnung ausführlich
erläutert. Die Länge des Baggers beträgt 100' engl., die Breite
26'. Die Maschine hat 2 Zylinder von 13'' Durchmesser und
26" Hub bei einer Stärke von 30 Pferdekraft. Die Eimer-
kette hat 29 Eimer von je 6 Kub.' Inhalt; die Geschwindig-
keit der Eimer beträgt, je nach der Beschaffenheit des Grun-
des zwischen 0,9 und 1,3 Fuss pro Sekunde. Die durch-
schnittliche Leistung des Baggers stellt sich auf 3400 bamb.
Kub.' pro Arbeitsstunde. —
6. Der Kriegshafen an der Jade. Der Aufsatz ist
eine sehr frisch und interessant geschriebene Reisemittheilung
des Eisenbahn -Betriebs - Direktors Buresch zu Oldenburg, die
in der ersten Hälfte sich auch über die Oldenburgischen Eisen-
bahnen und die preussische Staatsbahn Heppens -Oldenburg
ergeht. In Bezug auf den Kriegshafen an der Jade bringt
der Bericht den Zustand der Bauausführung , wie sie im Spät-
herbste des Jahres 1867 lag. Wir wollen nur einzelne Maass-
angaben aus dem Aufsatze wiedergeben;
Die Weite der Hafeneinfahrt beträgt 63,25 111 , ihre Länge
219,10m- Die Lichtweite der Schleusen ist = 20,S7rn-, ihre
Länge — 43,82ln-; jede ist mit einem Paar Fluth- und einem
Paar Ebbethoren geschlossen. Die Schleusen stehen auf einer
3,1 3 m- starken Betonsohle; ihre Seitenmauern sind im Mittel
6,26 m- stark. — Das zwischen beiden Schleusen liegende Bas-
sin, der Vorhafen event. Schleusenkammer ist 219,10 m- lang
und 125,20 m- breit. Die Länge des Hafenkanales zwischen
der zweiten Schleuse und dem Hafenbassin beträgt 1 126,80 m-
bei 67,61 m- Breite. Die Länge des eigentlichen Hafenbassins
beträgt 375, 60m- bei 241,01 “■ Breite.
In Bezug auf die vielbesprochene Tiefe des Fahrwassers
bis zum Heppenser Hafen wird angeführt, dass nach den auf
genauen Messungen beruhenden Angaben der Oldenburgischen
topographischen Karten die Breite zwischen den Drei-Faden-
Linien (9,89m- Wassertiefe bei Fluthzeit) gegenüber der Hafen-
mündung 600 m- beträgt und bald auf 1600m- wächst. An der
vollkommenen Zulänglichkeit des Fahrwassers nach dem Jade-
hafen, selbst für die grössten Kriegsschiffe, wird hiernach kaum
zu zweifeln sein. Gr.
Aus dem Gebiete des Hochbaues enthält die Zeitschrift
diesmal nur eine kurze Mittheilung des Bauraths von Kaven
über eine leichte Dachkonstruktion von Bohlen, und lleise-
notizen des Eisenbahn -Bauinspektors Rasch über eine von
ihm im Sommer d. J. 1866 zur Besichtigung mehrer Bahn-
hofs-Anlagen Mittel- und Süddeutschlands, sowie nach Belgien
und Nord-Frankreich unternommene Reise, letztere von einer
Anzahl photolithographisch wiedergegebener Skizzen begleitet.
Das Beiblatt „Beiträge zur Förderung der Kunst
in den Gewerken“, Heft 9, enthält Arbeiten vonMolthan,
Götze, Hase, Heldberg und Oppler.
Konkurrenzen.
Mou ats-A ufgaben für den Architekteu-Verein
zu Berlin zum 7. November 1868.
I. Ein Lesepult in reich geschnitztem Ebenholz mit gra-
virtem Silberbeschlag, ca. 2' breit und 1 V* ' tief, hinten 6"
hoch, auf der Platte eine dergl. Votivtafel. Geschenk für
einen verdienten Mann des Baufachs. Verlangt: 1 Ansicht,
1 Konstruktionszeichnung; Maasstab: l/4 der natürlichen Grösse.
II. Für einen 6' tiefen Schiffahrts- Kanal ist ein Aquä-
dukt über einen 400 ' breiten Fluss zu führen. Der Kanal-
spiegel liegt 20' über dem Hochwasserspiegel des Flusses.
Die Oeffnungen müssen 50' weit sein. Der Oberbau des
Aquädukts ist aus Eisen zu konstruiren. Maasstab 1 ; 60, die
Details in grösserem Maasstabe.
Personal - Ifacbrichten.
Preussen .
Dem Lehrer der Architektur und Perspektive an der Königl.
Akademie der bildenden Künste in Cassel, Ober -Hof- Baumeister
Heinrich von Dehn-Rotfelser, ist das Prädikat „Professor“
verliehen worden.
Offene Stellen.
1. Zwei Baumeister oder erfahrene Bauführer finden
dauernde Beschäftigung bei Chausseebauten und im Bureau der Kö-
niglichen Kreisbau-Inspektion zu Johannisburg.
2. Ein Bau eie ve kann in einem hiesigen Atelier für Archi-
tektur plazirt werden. Schriftliche Meldungen mit Angabe des
Bildungsganges unter B. 61. in der Expedition.
3. Zwei in generellen Vorarbeiten gutgeübte Feldmesser oder
Ingenieure finden für einige Monate Beschäftigung. Zu melden
beim Eisenbahnbaumstr. Plessner i. Berlin, (Büreau Leipz. Str. 87.)
4. Für einen grösseren Hochbau in Berlin wird ein tüchtiger
Bauaufseher gesucht, welcher zugleich auch die Abnahme und
Buchung der Materialien zu besorgen hat. Meldungen unter der
Chiffre H. S. befördert die Expedition.
5. Einen tüchtigen Baumeister oder Bauführer zu seiner
Unterstützung resp. Vertretung in Meliorations- und Eisenbahn-
Arbeiten, mit der Station Berlin, 3 Thlr. Diäten und reglements-
mässigen Reisekosten sucht der Baurath Roeder, Berlin, Hallesche
Strasse 19.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Bauführer M. in Hennersdorf bei Schweidnitz.
— Indem wir Sie im Uebrigen auf einen in nächster Nummer u.
Bl. erscheinenden Artikel „über Ausfugen von Ziegel- Rohbauten“
verweisen, stellen wir Ihnen anheim, wenn Sie einen ganz dunklen
Farbenton verwenden wollen, entweder Mineralschwarz za nehmen
oder Versuche durch Zusetzen von gebranntem, pulverisirten Braun-
stein (Manganüberoxyd) zu machen, bemerken jedoch ausdrücklich,
dass wir selbst Erfahrungen darüber nicht besitzen, wie auch die
dieserhalb eingezogenen Erkundigungen ohne Erfolg geblieben sind.
Hrn. K. in L. Unter reglementsmässigen Diäten für Bau-
meister werden in Preussen gewöhnlich 2 Thlr., fiir Bauführer
l»/a Thlr. verstanden. Ein Reglement, welches die Diäten für
nicht festangestellte Baumeister und Bauführer bestimmt, giebt es
jedoch nicht; die Höhe der Diäten ist vielmehr nur durch ver
schiedene Reskripte des Handelsministeriums festgestellt. In dem
Reskripte vom 29. Dezember 1851 (9362) wird die Regierung in
Königsberg ermächtigt den Bauführern 1 Vs bis 1 l/a Thlr., den Bau
meistern 1 */a bis 2 Thlr. zu bewilligen. Für die letzten Jahre
ist das Zirkular - Reskript vom II. Mai 1866 (III. 6018), welches
an sämmtliche Regierungen gegangen ist, maassgebend. In diesem
Reskript heisst es „allgemein (auf 2 Thlr. für Baumeister
resp. 1*/, Thlr. f iir Baufü hrer) normirte Diäten“ und weiter:
„Höhere Diätensätze als von 2 Thlr. für Baumeister, 1»/, Thlr.
für Bauführer können daher, wie bisher, auch in der Folge nur
ganz ausnahmsweise bewilligt werden.“ In Berlin sind übrigens
in den letzten Jahren ziemlich allen Baumeistern 2*/, Thlr. und
vielen Bauführern 2 Thlr. Diäten auch bei Staatsbauten bewilligt
worden. Bei Privatbauten, namentlich Eisenbahnbauten, werden
in der Regel den Bauführern 2 — 2*/a Thlr., den Baumeistern
3 — 5 Thlr. Diäten gezahlt.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S. in Kassel, v. B.
: in Kiel, B. in Danzig, K. in Leer, T. in Hof, W in Brieg, N. in
i Breslau, H., G., B. und H. in Berlin.
Architekteu-Verein m Berlin.
Hauptversammlung am Sonnabend, d. 3. Oktob.
Tagesordnung :
1. Aufnahme neuer Mitglieder.
3. Beurtheilung der Monats • Konkurrenzen und Abstimmung
über dieselben.
3. Berathung der Geschäftsordnung und Wahl, der bezüglichen
Kommissionen.
Ein junger Maurermeister, der über seine früheren
Stellungen in Bureaus und bei Eisenbahnbauten gute Zeugnisse auf-
zuweisen hat, sucht bald oder vom l. November ab eine passende
Stellung. Gefällige Offerten ersuche in der Expedition unter Chiffre
O. L. II niederzulegen
fllilTeme »trllens.
Bei der ersten Betriebs-Inspektion der Niederschlesisch -Mürki
sehen Eisenbahn in Berlin können mehrere Bauführer zu reglements-
mässigen Diäten sofort plazirt werden. Man beliebe sich unter
Vorzeigung der Zeugnisse Unterzeichnetem vorzustellen.
Go eri ng,
Eisenbahn - Baumeister
Koppenstrasse 6/7.
Ein im Zeichnen nnd Veranschlagen geübter Maurer sucht
eine Stelle in einem Bureau. Adressen bittet man gefälligst unter
W. B. in der Expedition dieser Zeitung abzugeben.
Meine Wohnung befindet sich jetzt Möckornstrasse 132.
E. Beyling,
Maurermeister.
428
Bei den Arbeiten iw Bureau der Königlichen Kreisbau-Inspek-
tion Johannisburg erhalten Baumeister monatlich 90Thl.,
Bau füll rer monatlich 75 Thlr. und reglementsmässige Reise-
kosten - Entschädigung für die Znreise. Bei etwaigen Meldungen
sind Zeugnisse einzusenden.
Jo h a n n is b urg, den 26. September 1868.
ilie Könisliehe Breis-Baii-Insgiektiou.
C. Schmidt & Meyer
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als möglich bei einem Zimmer- oder Maurermeister eine Stellung
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lichkeiten und architektonischer Gegenstände für alle Zweige des
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— Heft II: „Konstruktionen von Rohbau- Mauerwerk.“
— Heft III: „Wohngebäude.“ — Heft IV: „Konstruktio-
nen in Eisen und Zink.“ — Heft V: „Oeffentliche und
Privatgebäude.“ — Heft VI: „Die Arbeiten des Bau-
tischlers.“ 2. Liefrg. Jedes Heft enthält 6 Folioblätter in
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10»
12»
15»
18»
21»
24»
30»
Zoll i.
!. W.
37«
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Sgr. in
Berlin»
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Coeln.
3
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11
16
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herausgegeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
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Oranien - Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 9. Oktober 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Inge-
nieure zu Hamburg. (Fortsetzung.) — Aborte für Eisenbalm-istatio- i
neu. — Ueber Ausfugen von Ziegelrohbauten. — Mittheilungen
aus Vereinen: Architekten - und Ingenieur-Verein zu Hannover.
— Architekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes: Beschlüsse
der Haupt- Vers ammlung deutscher Ingenieure. — Der internatio-
nale Kongress für Geschichte und Alterthnmskunde zu Bonn und
die Versammlung des Gesammt -Vereins der deutschen Allerthiims-
Vereine zu Erfurt. — Aus der Stadtverordneten -Versammlung in
Breslau. — Universal - Schraubeiisehlüss “I von Kirchner in Dort-
mund. — Gründung eines Architekten -Vereins zu Magdeburg. —
Kaiserhaus zu Goslar. — Der Clavieini Arkograph. — Aus der
Fach I i ttcr a t u r: Danzig und seine Bauwerke von J. C. Schultz.
— Per so nal - Nachri eh ten etc.
Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
2. Der äussere Verlauf der Versammlung.
(Schluss.)
Der 3. September. Lübeck.
Der dritte Tag der Versammlung war für die übliche
grössere fachvvissenscbaftliche Exkursion bestimmt; ein Ex-
trazug führte am Morgen schon die Festgenossen hinüber
nach dem alten Lübeck, wo die bisherigen Führer und
Ordner, die Mitglieder des Hamburger Lokal -Komites,
ihre Sorgen und Pflichten in die Hände des dortigen
„Technischen Vereins“ niederlegten. Dass dieser seine Auf-
gabe in wahrhaft vortrefflicher Weise zu lösen wusste,
darüber dürfte nur eine Stimme sein.
Von der Musik - Tribüne der „Wallhalle“ aus, wo
man sich zunächst für die bevorstehenden Anstrengungen
gestärkt und einen Gesammt- Ueberblick der thurm- und
giebelreichen Stadt genossen hatte, verkündigte der
Vorsitzende des technischen Vereins, Stadt - Baudirektor
Dr. Krieg die Anordnungen, welche als Gesetze des
Tages galten. Durch eine Theilung der Gesellschaft in
vier Sektionen, die durch verschiedenfarbige Fahnen und
Programme bezeichnet, von orts- und sachkundigen Männern
geleitet wurden, gelang es die hervorragendsten Sehens-
würdigkeiten Lübecks zur Besichtigung zu bringen, ohne
dass dabei die unvermeidlichen Nacktheile jeder Massen-
besichtigung allzu störend empfunden wurden. Frei-
lich ermöglichte auch nur der verhältnissmässig ge-
ringe Umfang der Stadt die Gesellschaft in solcher Weise
zu führen und trotzdem zusammenzuhalten — ein Um-
stand, der für die Wahl kleinerer Orte zum Schauplatze
solcher Versammlungen ebenso sprach, wie das herzliche
und zum Herzen sprechende Entgegenkommen, das die
ganze Bevölkerung der festlich geschmückten Stadt ihren
Gästen zollte.
Eines aber und das Willkommenste ihnen darzubrin-
gen, lag nicht in ihrer Macht — die Zeit, die zum Schauen
der Herrlichkeiten Lübecks erwünscht gewesen wäre. Lü-
beck, das stolze Haupt der mächtigen deutschen Hansa,
die einst mit Königreichen Krieg führte und deren Ein-
fluss den europäischen Norden beherrschte, ist zwar vom
Ausgange des Mittelalters an stetig von seiner Höhe ge-
sunken : immerhin aber, und vielleicht gerade aus diesem
Grunde hat es sich noch eine so grosse Anzahl werth-
voller Baudenkmale bewahrt, birgt es noch eine solche
Menge von Kunstschätzen aller Art, dass es eine der se-
henswerthesten Städte Deutschlands geblieben ist. Und
noch sind seine Denkmale keineswegs im ganzen Umfange
gewürdigt und gekannt, noch entbehren sie grossentheils
einer genauen Erforschung, Aufnahme und Publikation;
fast nur die trefflichen Nöhring’schen Photographien bie-
ten seit einigen Jahren geringen Ersatz für letztere. Zumal
für den norddeutschen Architekten, dem die Aufgabe gestellt
ist, in dem gleichen Baumateriale zu schaffen, dürfte hier
eine ergiebige Fundgrube sein. Um sie zu erschlossen
sind freilich Wochen des Studiums erforderlich; — wir
aber wurden im Verlaufe einiger Stunden, im Fluge
fast, vorübergeführt an ihren Monumenten, so dass uns
natürlich auch nur möglich war, den flüchtigsten Eindruck
derselben zu erhaschen.
So hat sich uns Lübeck vorwiegend als eine im
höchsten Grade malerische Stadt dargestellt, malerisch
nicht allein ihrer Gesfimmterscbeinung nach, die sich
auf einem Hügel zwischen den Wasserläufen der Trave
und Wakenitz sehr wirkungsvoll zusammendrängt, son-
lern auch malerisch in der Konzeption und Ausstattung
ihrer einzelnen Bauten. Noch ist eine sehr bedeutende
Anzahl alter Privathäuser aus Mittelalter und Zopfzeit,
alle gegiebelt, viele darunter in zierlichster Backstein-
architektur erhalten und die flachen Erzeugnisse moder-
ner Spekulationsbauten treten noch wenig störend da-
zwischen; aber werthvoller noch ist es, dass auch der
grössere Theil der öffentlichen Gebäude, welche das
mittelalterliche Lübeck zierten, kirchlicher, wie profaner
Bauten, bis auf unsere Zeiten ausgedauert hat. Und
ihnen fast allein galt die Besichtigung. Zumeist einfach
und schmucklos im architektonischen Aufbau, derb im
Detail, aber gross in den Verhältnissen, keck und glück-
lich in der Gruppirnng, fielen uns diese Gebäude, nament-
lich dadurch noch auf, dass an ihnen auch im Aeusseren
deutlich die Spuren des reichen Farbe nschmnckes zu
sehen sind, mit denen sie im Mittelalter lustig prangten.
Die Anwendung dunkler farbiger Glasuren belebt fast
durchweg die ernsten Ziegelflächen, in deren Blenden
noch hier und da Wappen in bunten heraldischen Farben
erhalten sind, während vergoldete Knöpfe und Wetter-
fähulein die zahlreichen Spitzen schmücken. Noch reicher
und bunter muss das Innere der Bauten gewesen sein, in
denen die Malerei der Wände und Gewölbe zwar zumeist
unter weisser Tünche verschwunden ist, während nur die
kleinen Einbauten noch Farben und Vergoldung zeigen;
höchst wirkungsvoll ist hier auch die häufige Anwendung
von Bronze, die mit anderem Materiale passend kombi-
nirt ist. Die Renaissance, die in Lübeck nicht allein
zuerst im nördlichen Deutschland, sondern auch in be-
sonders zierlicher und feiner Ausbildung auftrat und
blühte, hat die Freude an der Wirkung lustigen Farben-
schmuckes auch hier vernichtet. — Wenn übrigens die
mittelalterlichen Bauten Lübecks sämmtlich vorwiegend
den Backstein - Rohbau zeigen, so ist doch auch Granit,
der vom Norden her leicht zu beziehen war, zu einzelnen
Theilen , namentlich Stützen (am Dom auch zu Mauer-
werk) vielfach verwendet. Die schlanken, 32 l/2' hohen
432
Monolithsäulen der Briefkapelle an der Marienkirche, die
kolossale Ecksäule des Südhaus am Rathhause verdienen
als seltenste Exemplare besondere Beachtung.
Von einer Schilderung der einzelnen Bauwerke Lü-
becks, die wir gesehen, kann hier selbstverständlich keine
Rede sein. Am mächtigen Holsten th ore, das der
patriotische Kunstsinn Lübecker Bürger durch eine Restau-
ration erst jüngst vor dem Untergange gerettet hat, vor-
über, gingen wir an dem Hafen entlang, dessen älteste
Giebelhäuser einst noch die deutsche Flotte der Hansa
gesehen haben mögen, hinauf zu dem zierlichen Burg-
thor. Wir besahen sodann das Burgkloster — das
Hospital zum heiligen Geiste, dessen merkwürdige
Einrichtung (eine Stadt von kleinen, durch Bretterwände
gebildeten Schlafzellen innerhalb eines einzigen hohen
— ehemals gewölbten — Raumes) — neuerdings in Ham-
burg wieder Anwendung gefunden hat, — die Jacobi-
kirche und das Haus der K a u f 1 e u te- K om pagn i e mit
dem berühmten Fr edenhagen 'sehen Zimmer, das ganz
mit Renaissance -Schnitzerei in Holz und Alabaster ge-
schmückt ist. Rast wurde gehalten in dem durch die Ge-
werbefreiheit dem Publikum eröffneten Saale des Hauses
der Schiffergesellschaft, dessen seit 300 Jahren treff-
lich erhaltene Ausstattung wegen ihres bunten drastischen
Schmuckes, sowie auch nicht minder wegen ihrer grossen
Zweckmässigkeit allgemeinsten Beifall fand. Weiter ging
es endlich zu den Hauptbauten Lübecks. Zunächst zum
Rathhamse, das in seiner aus verschiedenen Bauperioden
herrührenden Gestalt äusserlich wohl am Originellsten
und Phantastischsten von allen Denkmalen der Stadt
wirkt, während das Innere, das unter den Veränderungen
einer späteren nüchternen Zeit sehr gelitten hat, hinter
der Erwartung zurückbleibt. Dass die durch den hun-
dertjährigen Rauch der kürzlich erst entfernten Gold-
schmiedbuden geschwärzten und stark beschädigten Ge-
wölbe der Durchgangshalle zwischen Nord- und Südbau
des Rathhauses verputzt wurden, erregte starkes Missfallen
bei einem grossen Theile der Gesellschaft und gab zu
einigen unliebsamen Erörterungen Veranlassung. In der,
Ende des 13. Jahrhunderts erbauten Marienkirche war
es ebensowohl der überwältigende Eindruck des mächtigen
Bauwerks selbst, wie die Fülle der in ihr enthaltenen
plastischen Kunstschätze und der brausende Klang der
herrlichen Orgel, welche die Besucher fesselten; im Dom
hingegen, einer Stiftung Heinrich’s des Löwen, dem Lübeck
seine Gründung verdankt, überwiegt das Interesse an den
Kunstwerken wohl das künstlerische Interesse an dem
alten, noch aus romanischer Zeit stammenden, in gothi-
scher Zeit erheblich vergrösserten Bau, der mit Ausnahme
des alten trefflichen Nordportals doch gar zu derb und
plump sich darstellt.
Mit allen diesen Besichtigungen war die Zeit bis spät in
den Nachmittag vorgerückt, so dass es nach dem gemein-
schaftlichen, wiederum von Toasten gewürzten Mittags-
mahle, das in den eng besetzten Räumen der Casino -Ge-
sellschaft stattfand, dem Einzelnen kaum noch möglich
wurde, zu einigen der Denkmale, die ihn besonders inter-
essirt hatten, zurückzukehren. Der Abend wurde zwangs-
los, jedenfalls aber in heiterster Laune in verschiedenen
Vergniigungs- Lokalen Lübeck’s verbracht. Die Meisten
vereinte gewiss der Rathsweinkeller, der zwar nur einen
Schimmer früherer Herrlichkeit mit den Gewölben und
Namen seiner alten Trinkstuben sich bewahrt hat, seine
Würde aber doch durch treffliches Getränk zu repräsen-
tiren wusste. Heller Jubel erschallte hier von deutschen
Architekten und Ingenieuren so laut wieder, wie er nur
je aus mittelalterlichen Kehlen gedrungen seiu kann. —
Ein donnerndes Hoch dem lieben gastlichen Lübeck schallte
noch aus dem Zuge, der spät am Abende die Gäste nach
Hamburg zurückführte; ein freundliches Andenken werden
ihm sicher Alle bewahren, auch wenn es ihnen nicht ver-
gönnt sein sollte, in besserer Müsse dahin zurückzukehren.
Der 4. September.
Am folgenden Tage, dem letzten der eigentlichen
Hamburger Versammlung, fanden sich nach Beendigung
der Abtheilungssitzungen die Mitglieder wieder zu einer
Gesammtsitzung im Sagebiel’schen Saale ein, zahl-
reicher diesmal, als bei der Eröffnung. Präsident F. Geo.
Stammann gab weitere Mittheilungen über die Persön-
lichkeiten des Vorstandes, von dem nunmehr auch Ober-
hot baurath Strack (Berlin) erschienen war, und bestellte
die telegraphisch eingegangenen Grüsse des Vereins
deutscher Ingenieure und des Sächsischen Ingenieur-
Vereins, welche beide zugleich gebeten hatten, für die
Zukunft einem Zusammentreffen mit anderen Versamm-
lungen verwandter Tendenz Vorbeugen zu wollen. Die
Vorsitzenden der vier Sektionen erstatteten darauf Bericht
über die iliätigkeit derselben; der Vorsitzende der drit-
ten Sektion (für Maschinen-Ingenieure), indem er gleich-
zeitig zwei Anträge an die Versammlung richtete, von
denen der erste mit dem Wunsche der oben genannten
Vereine zusammenfiel, während der zweite es durchge-
führt wissen wollte, dass jedes Mitglied künftig bei der
Anmeldung einer bestimmten Sektion beitreten sollte.
Beide Anträge wurden nach kurzen Bemerkungen des
Präsidenten ohne Diskussion abgethan, da der erste nur
an eine selbstverständliche Pflicht des Vorstandes mahnt,
während der Durchlührung des zweiten (übrigens auch
schon im Statut enthaltenen ) praktische Erfolge nicht
zugemessen werden konnten. — Nach weiteren Mittheilun-
gen des Präsidenten, die von untergeordneterem Interesse
waren, und nachdem beschlossen worden war, die von
den anderen Vereinen gesandten Grüsse telegraphisch zu
erwidern, wurde die Wahl des nächsten Versammlungs-
ortes und des neuen Vorstandes angenommen, deren Re-
sultat wir bereits gemeldet haben. Die einstimmige Wahl
Carlsruhe’s wurde jedenfalls dadurch herbeigeführt, dass
Ilr. Bo ec k man n (Berlin) im Namen seiner Landsleute,
die sich gleichfalls Hoffnung gemacht hatten, die XVI. Ver-
sammlung deutscher Architekten und Ingenieure bei sich
zu empfangen, der süddeutschen Stadt den Vorzug über-
liess und für Berlin die Ehre erbat, Schauplatz der
XVII. Versammlung zu sein.
Noch einmal vertagte sich die Gesellschaft auf wenige
Stunden, um nach einer Dampf bootfahrt über die Alster-
bassins, der sich ein flüchtiger Spaziergang durch die \ i 1 -
lenstrassen der Uhlenhorst und Harvestehude anschloss,
am Abende zu dem festlichen Bankett, das den Schluss
der Versammlung bildete, sich nochmals in Sagebiel’s Saal
zu vereinigen. Die Schilderung der Tafelfreuden, die sich
hier in einem Raume von ausreichender Grösse, bei aus-
reichender Bedienung und ausreichender Abwechslung
der Speisekarte zum ersten Male unter den bisherigen
gemeinschaftlichen Mahlzeiten entwickeln konnten, müssen
wir uns versagen. Mit Begeisterung wurden die Toaste
ausgenommen, ilr. F. Geo. Stammann weihte einen
solchen dem fröhlichen Gedeihen und Fortbestehen unserer
Versammlungen, Ilr. Karmarsch (Hannover) der guten,
im Glück wie im Unglück bewährten Stadt Hamburg,
worauf Ilr. Senator Havn im Namen von Hamburg ihm
dankte. Hr. Meyer (Berlin) betrat politisches Gebiet und
brachte sein Glas der im Frieden blühenden Einigkeit der
deutschen Stämme; Hr. Böhme (Dermbach) liess im
kunstreichen Wortspiele den Präsidenten der Versammlung
F. Geo. Stammann leben. Hr. Gerwig (Carlsruhe),
der designirte Präsident der nächsten Versammlung, dankte
im Namen seiner Heimath und verknüpfte Fraueulob und
Politik, indem er die Einigung des Vaterlandes unter dem
schwarz - weiss- rothen und schwarz -roth -goldenen Banner
der silbernen und goldenen Hochzeit verglich, deren erste
erreicht zu haben man sich freut ohne die Hoffnung auf
die zweite deshalb aufzugeben. — Hr. Sonndorfer
(W ien) brachte der deutschen Kunst und Wissenschaft sein
Hoch, Hr. Günther (Dresden) improvisirte zu wieder-
holtem Male das gereimte Lob Hamburgs; Hr. llerz-
bruch (Schleswig) endlich liess Direktor Karmarsch
leben, während Hr. Arvenius (Lübeck) im Namen der
Damen dankte. — Noch mehr mag gesprochen worden
sein, ohne dass wir es gehört haben und in der zum
Schluss gesteigerten Unruhe hören konnten.
Das Schönste aber — es blieb den Festgenossen
doch erst noch Vorbehalten, als sie am Abend zum Pa-
villon auf der Alster sich begaben, der zum letzten Bei-
433
sammensein in Hamburg bestimmt war, wie er die Gäste
auch zuerst empfangen batte. War sein Dasein, während
der vergangenen Tage, wo er unbenutzt geblieben war, j
den Meisten wohl ziemlich zwecklos erschienen, so soll-
ten sie jetzt, wo er in voller Bedeutung sich zeigte, desto
schöner mit ihm versöhnt werden. Ein schimmerndes
Wunderbauwerk erhob er sich aus den dunklen Fluthen
- — der Rand der niedrigen Terrasse des Unterhaus mit
einer dichten Doppelreihe weisser Lichter gesäumt, die
sich im Wasser spiegelten — darüber die vier Eckpa-
villons mit ihren kleineren Kuppeln und der mächtige
Mittelbau in ihren Hauptkonturen durch farbige Lampen
bezeichnet, vom Nachthimmel sich abhebend — das Innere
aber, in dem das Treiben der Gesellschaft hin und her
wogte, strahlend im hellsten Lichte. Und doch war der
Pavillon selbst nur der Mittelpunkt eines entzückenden
Bildes, das in solcher Vollkommenheit wohl noch Keiner
der Anwesenden gesehen hatte. Ringsum an den beiden
Jungfernstiegen und dem Alsterdamm leuchteten auch die
Häuser in festlicher Illumination; auf der vierten Seite
erglühten die mächtigen Bogen der Lombardsbrücke fast un-
unterbrochen in bengalischem Feuer. Dazwischen waif der
Feuerwerker am Himmel, der helle Vollmond sein glitzern-
des Licht, während auf der mächtigen Fläche des Alster-
beckens der Schein bunter Laternen, mit denen unzählige
den Pavillon umkreisende Böte sich geschmückt hatten,
seinen Theil zum Ganzen beizutragen sich mühte. —
Ueber 1000 Menschen waren im Pavillon versammelt,
mehre tausend andere auf den Böten und an den Ufern,
alle einig in fröhlichem Jubel, so dass das letzte Fest
der deutschen Architekten und Ingenieure sich nicht
minder zu einem Hamburger Volksfeste gestaltet hatte.
Bis spät in die Nacht hinein blieben die Mitglieder der
Versammlung vereinigt, des herrlichen Schauspiels und
des traulichen Beisammenseins sich freuend, das für viele,
die sich während des Festes gefunden, zugleich schon dem
Abschiede galt.
Der 5. September. Kiel.
Der Ausflug nach Kiel galt zwar, auf gleicher Linie
mit einem Ausfluge nach Helgoland, nur als ausserordent-
licher Anhang an die XV. Versammlung deutscher Archi-
tekten und Ingenieure; indessen nahmen die Mitglieder
derselben doch in so überwiegender Anzahl daran Theil,
dass wir ihn als eine vollberechtigte Fortsetzung derselben
betrachten und daher auch über ihn flüchtig berichten
müssen. Die Lust, den berühmten Hafen und die Kriegs-
flotte des norddeutschen Bundes zu sehen, die in Aussicht
gestellte Fahrt auf einigen Fahrzeugen derselben, waren
für die Binnenländer doch gar zu unwiderstehlich ge-
wesen. Das zeigte sich, als in Kiel der aus etwa G00 Per-
sonen bestehenden Gesellschaft, die am frühen Morgen
schon durch einen Extrazug von Hamburg aus hinüber-
geführt worden war, die Wahl frei gestellt wurde, entweder
die Stadt mit ihren Bauwerken zu besehen oder die Was-
serfahrt mitzumachen. Nicht zehn Personen entschieden
sich für das Erste, während die ungeheure Mehrzahl, der
wir uns pflichtmässig anschlossen, das Zweite wählte.
Drei Fahrzeuge, die Kanonenboote ,, Skorpion“ und
„Habicht“ und der Transportdampfer „Greif“, waren
es, welche das Marinekommando zur Disposition gestellt
hatte, und in liebenswürdiger Weise, die den wackeren
Blaujacken Aller Herzen gewann, mühten sich Offiziere
und Mannschaften derselben, ihre Gäste während der lan-
gen Fahrt, die sich bis hinaus in die offene, spiegelklare
See erstreckte, angenehm zu unterhalten und in seemänni-
schen Dingen zu unterrichten. Nicht minder war das
preussische Landheer, d. h. die Besatzung der kleinen
Feste Friedrich sort, bei der auf der Rückfahrt angelegt
wurde, darauf bedacht, „moralische Eroberungen“ zu ma-
chen. War an den uralten Erdwällen und den schlichten
Gebäuden des ehemaligen Dänenforts auch wenig zu sehen,
so erregten einige scharfe Schüsse aus einem gezogenen
72 Pfänder, die zu Ehren der Gesellschaft abgefeuert
wurden, ein desto grösseres Interesse.
Eine allgemeine Beschreibung des Kieler Hafens, über
den in jüngster Zeit so viel schon geschrieben ist, zu lie-
fern ist hier wohl überflüssig, und von den vielgenannten
Bauwerken, die ihn seiner Bedeutung als erster Kriegs-
hafen Deutschlands würdig machen sollen, können wir
leider nichts berichten, da bisher keine Spur ihrer Anlage
zu sehen ist, eine Ausstellung der betreffenden Entwürfe
aber nicht veranstaltet worden war. Auch von den Pan-
zerschiffen, deren eines (der Friedrich - Carl) besichtigt
wurde, konnte man in den wenigen Minuten, die hierzu
gestattet waren , kaum etwas anderes würdigen, als ihre
Ko' os ialität.
Fast bereuten wir daher, nicht in Kiel zurückgeblie-
ben zu sein, wo inzwischen Stadtbaumeister Martens
die wenigen der Kunst Getreuen auf seinen Bauten um-
hergeführt hatte, doch gewannen wir unter Verzicht auf
einen Theil des Mittagsmahles auf Wilhelminenhöhe, bei
dem die Gesellschaft sich wiederum sehr stark zersplittert
hatte, am Nachmittage noch einige Stunden der Müsse,
um die wichtigsten dieser Bauten, deren Photographien
wir bereits auf der Ausstellung architektonischer Entwürfe
in Hamburg gesehen hatten, und die wir im Zusammen-
hänge mit dieser besprechen wollen, nun auch in Wirk-
lichkeit kennen zu lernet’.
Zu früh leider entführte am Abend der Extrazug die
Versammlung aus der interessanten, anregungsreichen Stadt
zurück nach Hamburg, wo sic sich still auflöste, um ihre
Mitglieder nach der Heimath zu entlassen. — F. —
(Fortsetzung folgt.)
Aborte für Eisenbahn- Stationen.
Die zweckmässige Anlage der Aborte auf den Eisen-
bahnstationen ist für die Bequemlichkeit des reisenden
Publikums von so grosser Wichtigkeit, dass es sich leicht
erklärt, wenn man von verschiedener Seite her darauf
Bedacht genommen hat, die bisherigen Einrichtungen der-
selben zu verbessern.
Von besonderer Bedeutung ist die Anordnung der
Abtritte und Pissoirs auf den Zwischen-Stationen, wo die
Züge nur kurze Zeit anlialten; sie müssen deshalb so an-
gelegt werden, dass die Passagiere sie beim Aussteigen
sogleich erblicken können. Man findet für dieselben
meistens kleine besondere Gebäude am Perron neben dem
Emplangsgebäude angeordnet, auf kleineren Stationen auf
einer, auf grösseren zu beiden Seiten des Stationsgebäu-
des. Die folgenden Figuren stellen einige der besseren
Grundriss -Anordnungen solcher Abortsgebäude in y200
der natürlichen Grösse dar. Dieselben sind die Normal-
pläne für freistehende Aborte der betreffenden Bahnen.
Figur 1, von der Niederschlesisch -Märkischen Bahn,
ist ein massives Gebäude, in dessen Mitte vier Sitze im
Kreise angeordnet sind, zwei («) für Frauen, zwei ( b ) für
Männer; die Scheidewände sind von Holz. Das Pissoir
ist in einem Anbaue c eingerichtet, d eine verdeckte Oeff-
Figur 1. Figur 2.
nung zum Ausbringen der Exkremente. Das Gebäude
wird durch Oeffnungen von 0,6 ™- Höhe und 0,3,n- Breite,
welche oberhalb der Thür ringsum angebracht sind, ent-
sprechend gelüftet und erleuchtet.
Figur 2, von den Sächsischen- Westlichen Staatsbahnen,
ist aus Fachwerk mit Bretterverschaalung hergestellt, aussen
434
geschmackvoll dekorirt und wird
nungen über den Thiiren gelüftet
vier Sitze für Frauen, b zwei für
neun Abtheilungen.
durch vergitterte Oeff-
und beleuchtet, a sind
Männer, c Pissoir mit
Figur 3.
Figur 3, von
der Bayrischen
Ostbahn, aus
verschaaltem
Fach werk mit
vergitterten
Luft- und
Lichtöffnungen
über den Thü-
ren. Das Ge-
bäude ist sehr
elegant einge-
richtet.
Figur 4, massives Gebäude von der Oesterreichischen
Staatseisenbahn. Dasselbe hat im Dache und an zwei Seiten
Liiftungs- Oeffnungen , von denen
die Seitenölfnungen mit Jalousien
versehen sind. An der Bahnseite
des Gebäudes sind zwei Tafeln e,e
angebracht mit der Aufschrift „Her-
ren“ und „Damen“, diese können
transparent beleuchtet werden. Ein
Rohr /•, welches bis zum Dache
hinauf geführt ist, dient zur Ven-
tilation der Grube.
Figur 5, massives Abortsgebäude von der Niederlän-
dischen Staatsbahn. Das Pissoir c mit zehn Abtheilungen
liegt in der Mitte. Die Sitze sind einzeln durch Thiiren
von aussen zugänglich. Die Ventilation wird durch Oeff-
n ungen im Dache, welche mit Jalousien versehen sind,
bewirkt; Licht erhalten die Räume durch Fenster über
den Thiiren.
Figur 4.
Figur 5. Figur 6.
Figur 6, Abortgebäude der Main -Weser Bahn, aus
Fachwerk mit Bretterverschaalung. Die Grube wird durch
die unausgefüllten Räume zwischen der Schaalung der
mittleren Scheidewand, welche bis über das Dach hinauf-
geführt ist, ventilirt; das letztere ist von der Scheidewand
nach den Eingängen zu geneigt. Die Lüftung und Be-
leuchtung des Gebäudes geschieht durch X 1 vergitterte
Oeffnungen an jeder Breitseite desselben.
Hinsichtlich der Anzahl der Sitze kommen selten
weniger als zwei für jedes Geschlecht vor; angemessen
scheint es jedenfalls zu sein, dass man für Frauen mehre
einrichtet als für Männer, wie dies auch in Figur 2 und 6
geschehen ist. Die Eingänge für Frauen und Männer liegen
am zweckmässigsten auf entgegengesetzten Seiten des Ge-
bäudes, doch so, dass der Eingang für Frauen von den
Bahnbeamten überwacht werden kann; die Anordnung der
Eingänge wie in Figur 3 scheint nicht passend zu sein.
Um die Aborte leichter geruchlos halten zu können,
ist es empfehlenswerth das Pissoir von den Abtritten zu
trennen, etwa wie in Figur 1, und für gehörige. Ventilation
zu sorgen, wobei natürlich starke Zugluft in den Räumen
vermieden werden muss. Hauptbedingung einer zweck-
mässigen Abortsanlage ist gute Beleuchtung aller Räum-
lichkeiten derselben, sowohl bei Tage wie bei Nacht: „da-
mit das Publikum nicht aus Misstrauen zur Unreinlichkeit
verleitet wird“, wie die Direktion der Köln-Mindener Bahn
bei Beantwortung der von der technischen Kommission
des Vereins deutscher Eisenbahn -Verwaltungen gestellten
Frage (Welche Abtritte und Pissoirs auf den Bahnhöfen
haben sich bewährt?) sehr richtig bemerkt.
Bei den neueren Pissoir-Einrichtungen sind die Urin-
rinnen meistens im Fussboden angebracht und entweder
aus Sandstein, Zement, Asphalt oder Marmor hergestellt;
Zinkblech und Holz bewähren sich schlecht hierzu. Sie
haben starkes Gefälle, theils hach einer Richtung hin,
theils, um die Rinne horizontal zu legen und doch darin
ein starkes Gefälle zu ermöglichen, von mehren Punkten
nach entgegengesetzten Richtungen, wo dann an den tiefsten
Stellen die Abflussrohren angebracht sind. Die Fussböden
der Pissoirs bestehen grösstentheils aus möglichst ebenem
Ziegelpflaster mit einer Asphaltdecke und haben nach der
Urinrinne zu eine Neigung von etwa 1 : 40. Die nach-
stehenden Skizzen geben die Einrichtung einiger neueren
Pissoirs, welche sich im Gebrauche gut bewährt haben;
der Maasstab ist der natürlichen Grösse.
Figur 7, von der Main -Weser Bahn, ohne Abthei-
lungswände; die Urinrinne und Rückwand bestehen aus
geschliffenem Sandstein.
Figur 8 und 9, von der Kaiser Ferdinands Nordbahn,
(Nordbahnhof in Wien), ohne Abtheilungswände; die Rück-
wand ist aus Glasplatten von llmm- Stärke, 0,65 m- Breite
und l,28m- Höhe hergestellt. Oberhalb dieser Platten ist in
der Wand eine Rinne aus Zinkblech angebracht, die durch
Zuflussrohre mit Wasser gefüllt gehalten wird; das über-
fliessende Wasser reinigt die Glasplatten und die Urinrinne.
Die Befestigung der Glasplatten a,a an der Mauer ist aus
Figur 9 zu ersehen ; dieselben werden durch das einge-
mauerte Zinkblech b, welches mit Kitt hinterstrichen ist,
festgehalten.
Figur 7 bis 11.
Figur 10, von der badischen Staatsbahn (Bahnhof
Karlsruhe). Die Abtheilungswände (l sowie die Rückwand
e, die Urinrinne, der Vorsatz c und die Fussplatten /
sind aus Portland-Zement angefertigt und in der Fabrik
bis zum Aufstellen vollendet. Die Stände sind 0,75m- im
Lichten weit und durch 90 mm- starke und 0,45 m- tief#
Scheidewände von einander getrennt. Die Urinrinne ist
von der Mitte des einen Standes nach beiden Seiten zur
Mitte des nächsten Standes ca. 1 : 40 geneigt und hat an
den tiefsten Stellen Abflussrohre. Der Vorsatz c ist in
der Mitte jedes Standes mit einer Durchlassöffnung ver-
sehen, damit das hinter demselben sich etwa ansammelnde
Wasser in die Urinrinne gelangen kann. Um den Stand
möglichst trocken zu erhalten, sind die elliptischen Fuss-
platten /' von 0,25 ,n- Breite und 0,45 m- Länge in den Fuss-
boden eingelegt und ragen etwas über demselben hervor.
Das Wasserzuflussrohr r auf der Rückwand e ist nach
unten siebartig durchbrochen, so dass das Wasser an der
Rückwand herunterstrahlt und diese sowie die Urinrinne
so rein hält, dass in dem Pissoir selbst in den heissesteu
Tagen kaum ein übler Geruch zu bemerken ist.
Fig. 1 1, v. den sächsischen-östlichen Staatsbahnen (Bahn-
hof Dresden). Die Rückwand g und der Vorsatz c be-
stehen aus 40 mm- starken Schieferplatten, die Abtheilungs-
wände d ans Holz. Die Urinrinne o und die kannelirte
Fussplatte f sind von weissem Marmor und geschliffen.
Oberhalb der Rückwand ist auch hier eine Wasserrinne
/• angebracht, deren Überfliessendes Wasser Rückwand und
Urinrinne reinigt; auch wird durch ein Rohr von r aus
ein beständiger Wasserfluss durch die Vertiefungen der
etwas geneigten Fussplatte f geleitet.
Figur 12, von der hannoverschen Staatsbahn. Die
Rückwand und die Abtheilungswände bestehen aus Schiefer
435
von 20 mm- Stärke, 1,45 m- Höhe lind 0,58 m- Breite mit
0,70m- bis 0,85m- weiten Ständen. Die Abtheilungswände
werden durch Einlassen in die Rückwand und die As-
Figur 12, 13 und 14.
phaltdecke oder durch Eisenschienen an der Rückwand
befestigt. Die Urinrinne erhält ein starkes Längengefälle
und besteht aus Sandstein oder aus einer glatten Ziegel-
schicht mit Asphaltüberzug; Einmündungen in Kanallei-
tungen werden mit Wasserverschluss b versehen. Wenn
irgend thunlich wird kontinuirliche Wasserspülung ein-
gerichtet.
Figur 13, von belgischen Bahnen. Dieselben sind
aus Zinkblech. Jeder Stand ist mit einem Gitter a ver-
sehen und hat ein zweckmässiges Auffangeblech b , welches
den Stand vor Nässe schützt.
Figur 14, vom Südbahnhofe in Wien. Die Rückwand
besteht aus polirten Marmorplatten, der Fussboden aus
Ziegelpflaster mit Asphaltschicht. Die Stände ohne Ab-
theilungswände bestehen aus einem Gitter a , wodurch
dieselben stets trocken erhalten werden.
Auf mehren sächsischen Bahnhöfen (Bautzen, Löbau
etc.) sind in den Pissoirs Porzellanschalen angebracht, die
mit einem gemeinschaftlichen Abflussrohre in Verbindung
stehen ; diese sind ihrer Glätte und ihrer weissen Farbe
wegen leicht rein und geruchlos zu halten und dürften
sich in jeder Hinsicht als zweckmässig empfehlen.
Zu den Abtheilungswänden, welche überall in den
Pissoirs angebracht werden sollten, eignen sich am besten
geschliffene Schieferplatten von ca. 20,nm Stärke, 1 ,4 m- Höhe
und 0,5 m- Breite; zu der Rückwand ebenfalls Schiefer-
oder Glasplatten. Die Stände erhalten zweckmässig eine
Weite von 0,70 — 0,75 m- Es ist sehr zu empfehlen, die
Rückwand durch kontinuirlichen Wasserfluss zu reinigen,
so, dass man aus einem fein durchlöcherten Rohre das
Wasser auf die Wand strahlen lässt, wodurch dieselbe
besser gereinigt wird als durch Ueberfliessen des Wassers
aus offenen Rinnen.
Figur 15, 16 und 17.
Um die Abtrittsitze vor dem Beschmutzen zu schützen
hat man mancherlei eigentümliche Einrichtungen getroffen,
die sich aber durchweg als unzwecknüissig erwiesen haben.
Die zweckmässigste Einrichtung in dieser Hinsicht dürfte,
wie schon angedeutet, sein, die Sitze bequem einzurichten
und sauber auszuführen, die Zellen geräumig und luftig
zu machen und mit reichlichem Licht zu versorgen, sowie
dein ganzen Innern eine freundliche, helle Farbe zu geben.
Als geeignete Dimensionen der Abtrittzellen können fol-
gende empfohlen werden:
Breite der Zelle = 0,90 m-
Tiefe des Sitzes — 0,50 m-
Tiefe der Zelle vor dem Sitze = 0,70,n-
Höhe des Sitzes = 0,47 m-
Das Sitzbrett ist horizontal zu legen und die Sitz-
öffnung oval (nach hinten erweitert) zu machen , so dass
sie 0,06m- vom vordem Rande beginnt, 0,3 1 m- lang ist
und die grösste Breite 0,23 ,n- beträgt. In jeder Zelle sind
einige Kleiderhaken anzubringen. Die nächtliche Beleuch-
tung geschieht sehr zweckmässig dadurch, dass man für
je zwei Zellen eine Laterne in geeigneter Höhe in oder
über der Scheidewand der Zellen einrichtet.
Die Abtrittzellen der österreichischen Staatsbahn,
Figur 18, sind unten mit Fayence -Platten, und die vom
Südbahnhofe in Wien, Figur
15, mit Marmorplatten a be-
kleidet. Die Sitze für Män-
ner sind hier aus Steinplatten
gebildet, was jedoch nicht
zu empfehlen sein dürfte, da
die kalten Sitze leicht zu
Erkältungen Anlass geben
können. Im Fussboden der
Zelle Figur 15 ist vor dem
Sitze ein geneigtes Gitter b
angebracht, während die Mar-
morfussböden der Zellen Fi-
gur 18 muldenförmig vertieft
sind und an der tiefsten
Stelle zur Ableitung etwaiger Nässe durch
kleine Röhren mit dem Kothrohre in
Verbindung stehen. Auch diese Einrich-
tung dürfte sich nicht empfehlen, indem
die Verbindung mit dem Kothrohre ge-
rade vor dem Sitze einen unangenehmen
Geruch verbreiten muss.
Figur 18.
Figur 19.
Sehr wichtig ist die Art der Abführung der Exkre-
mente aus den Aborten der Eisenbahnstationen, welche
bisher hauptsächlich nach drei Methoden geschah. Ent-
weder wurde der Unrath in Eimern aufgefangen und täg-
lich abgeführt, oder man sammelte denselben in grossen
Gruben, wobei häufig die flüssigen Stoffe von den festen
gestreunt wurden, was zweckmässig durch Filter aus Eisen-
stäben, wie in Figur 17 angedeutet, zu erreichen ist. Die
dritte Methode besteht darin, dass man den Unrath durch
Wasserspülung mittelst Rohrleitung in fliessende Gewässer
leitet. Diese letzte Methode ist auf Bahnhof Danzig (ho-
hes Thor) in Anwendung (Figur 17) und hat sich dort
gut bewährt; sie ist gewiss die reinlichste und geruch-
loseste, aber auch die kostspieligste Art der Abführung
und nur da anwendbar, wo fliessende Gewässer sind"). Die
zweite Methode, die Exkremente in Gruben aufzubewahren,
wird dadurch lästig, dass die Masse in Gährung geräth
und übelriechende Dünste aufsteigen lässt, besonders dann,
wenn die Grube entleert wird. Die erste Methode ist bei
zweckmässiger Einrichtung wohl die empfehlenswertheste,
nämlich wenn die Eimer durch dicht verschliessbare
eiserne Kasten, welche mit Rädern zum Fahren versehen
sind, ersetzt werden. Man kann dann den Inhalt der
Kasten entweder direkt an Unternehmer verkaufen oder
an der Stelle der Bahnstrecke eine Grube für den Dünger
anlegen, wo derselbe leicht und am besten verwerthet
werden kann und wohin die Exkremente von mehren
Stationen transportirt werden. Die hierdurch entstehen-
*) Diese Einrichtung findet man in den Referaten zur Beant-
wortung der von der technischen Kommission zur IV. Versamm-
lung des Vereins deutscher Eisenbahntechniker gestellten Fragen
sehr speziell abgebildet. Dieses sehr nützliche Werk wird dem-
nächst als III. Supplement-Band des Organs für die Fortschritte
des Eisenbahnwesens auch im Buchhandel (Kreidel’s Verlag in
Wiesbaden) erscheinen.
436
den Unkosten werden gewiss reichlich durch den ver-
kauften Dünger gedeckt. Derartige Kasten haben sich
auf dem Bahnhofe Würzburg (Bayrische Staatsbahn) that-
sächlich sehr gut bewährt.
Die üblen Dünste, welche aus den Unrathbehältern
durch die Abfallrohre der Sitze in die Abtrittszellen auf-
steigen, hat man durch verschiedene Mittel abzuhalten
gesucht; bei der hannoverschen Staatsbahn z. B. durch
Wasserverschluss und durch Ventilation der Abfallrohre,
wie Figur 16 zeigt. Das wirksamste Mittel in dieser Art
dürfte jedoch sein, dass man die Abfallrohre unten mit
einer Klappe aus Glas, Porzellan oder emaillirtem Eisen-
blech versieht. Diese Klappe wird durch ein leichtes
Gegengewicht geschlossen gehalten und öffnet sich durch
das Darauffallen der Exkremente, die nun abgleiten, worauf
die Klappe sich wieder erhebt und anschliesst. Solche
Abtritts -Einrichtungen waren in Paris ausgestellt und
sollen sich mehrfach gut bewährt haben.
Hannover. L. Klasen.
Ueber Ausfugcn von
Ziegel -Rohbauten.
Breymann (Allg. Bau - Konstruktionslehre Thl. I. S. 166)
sagt in Bezug auf Ausfugen :
Der bei dem Mauern gebrauchte Mörtel ist aus den Fugen
mit einem spitzen und scharfen Eisen bis wenigstens auf 1"
Tiefe zu entfernen, dann die Fuge gut vom Staub zn reinigen
und förmlich auszuwaschen , hierauf der mehr oder weniger
hydraulische (Fugen-) Mörtel mit kleinen passenden Kellen
einzustreichen und zuletzt mit einem eigens dazu geformten
F'ugeneisen so lange zu bearbeiten bis er ganz poliert er-
scheint.
Aus eigener Erfahrung müssen wir das Reinigen der
Mauerfugen mit eisernen In-
strumenten ganz entschieden ver-
werfen, — weil das Eisen die
Steiukanten zu sehr glättet,
also der einzubringende Fugen-
mörtel weniger guthaftet, — und
haben wir stets dazu in neben-
stehend skizzirter Form ge-
schnittene Holzstäbchen, der Stärke der Fugen entsprechend,
mit bestem Flrfolg verwendet.
Mit dem starken Reiben (Polieren) der Fugen sind wir
ferner ebenfalls nicht einverstanden, weil n. E. dadurch dem
Mörtel zu schnell das Wasser entzogen wird, seine Güte also
mehr oder weniger leiden dürfte, da auch bei Kalkmörtel*)
ein gewisser Theil Wasser zum Erhärten nothwendig ist; —
ausserdem scheint uns ein Reinigen der Fugen etwa bis zur
Hälfte der angegebenen Tiefe von 1“ vollständig hinreichend
zu sein.
Eine andere Methode auszufugen ist bei den ganz vor-
züglich ausgeführten Rohbauten der grossen Eisenbahnbrücke
über die Weichsel bei Dirscliau angewendet,**) wo nach jedes-
maligem Aufmauern von 4 — 5 Schichten sofort das Ausfugen
( mit Zement) vorgeuommeu wurde, also ehe der Mörtel in den
Fugen erhärtet war, und so, dass Schmutzflecke noch abge-
wischt werden konnten, bevor sie trockneten. Zum Aus- und
Abwischen der aufgekratzten Fugen bediente man sich des
Werges.
Bei dieser Art und Weise hat der Maurer zwar zwei
verschiedene Arbeiten in unmittelbarem Wechsel vorzunehmen,
es wird jedoch der Vortheil erreicht, dass das Ausfugen gleich
auf derselben Rüstung und zwar bevor der zum Mauern ver-
wendete Mörtel erhärtet, geschieht, der Fugenmörtel also sich
noch mit dem im frischen Zustande befindlichen inneren Mörtel
besser verbinden kann.
ln den meisten Fällen dürfte es sich jedoch zur Förderung
der Arbeit und einer grösseren Sauberkeit des Mauerwerks
wegen empfehlen, nach Vollendung des Mauerns von oben her-
unter mit dem Auskratzen der Fugen, Reinigen und Ab-
waschen, und dann erst mit dem Ausfugen selbst zu beginnen.
Das Fcuchthalten ***) und demnächstige Begiessen der
Fuguug ist durchaus nothwendig, wenn die Fügung dem
Wechsel der Temperatur widerstehen, nicht abblättern oder
rissig werden soll.
Zum Fugenmörtel Zement zu nehmen, ist im Allgemeinen
nicht zu empfehlen, weil derselbe zu rasch bindet. Es ist
kaum ausführbar, zur Zeit stets nur so wenig anzumachen, als
bis zum Binden verbraucht werden kann; in der Regel wird
daher der Bindungsprozess durch Umrühren gestört und also
eigentlich abgebundener Zement verwendet, der aber bekannt-
lich hinsichtlich der Haltbarkeit nicht viel besser als Lehm
ist. Es ist daher erklärlich, wenn schon nach dem ersten
Winter solche Zementfugungen sehr zerstört erscheinen, f)
*) Brey mann a. a. 0. S. 22.
**) Fleischingcr und Becker: Systematische Darstellung der
Bau-Konstruktionen, I. Abthl.: Der Rohbau, S. 13 u. ff.
***) Fleischinger und Becker a. a. O. S. 14.
f) Förster: Allgem. Bauzeitung, 1851, im Artikel: Die Eisen-
bahnen im Königreich Hannover, von Funk und Debo, Abschnitt:
Fügung der äusseren Mauerflächen, S. 262.
Als Zusatz zu gefärbtem Fugenmörtel ist ebenso wenig
viel Frankfurter Schwarz als Zement zu nehmen, da in bei-
den Fällen ein schimmliger Ausschlag entsteht, der zwar mit
der Zeit — namentlich an den Wetterseiten — mehr oder
weniger verschwindet, aber niemals gänzlich beseitigt wer-
den kann.
Um die einzelnen Fugen dunkler zu erhalten, werden die-
selben mit der Fugenkelle (vulgo Brenneisen) gerieben (ge-
brannt), — das Resultat ist aber meist so ungleich, dass dies
Verfahren bei besseren Ausführungen nicht empfohlen wer-
den darf.
Um die grelle Farbe der Fugen (namentlich bei rothen
Verblendsteinen) unter Verwendung von gewöhnlichem Kalk-
mörtel, dessen Saud zu blendend weiss ist, zu dämpfen, wird
häufig ein Theil des Sandes durch Ziegelmehl ersetzt oder
nur solches statt des Sandes genommen, wodurch der Mörtel
gleichzeitig hydraulische Eigenschaften erhält und sehr fest wird.
Beim Bau der Synagoge in der Oranienburger Strasse zu
Berlin (in gelben Verblendsteinen) ist der Fugenmörtel mit
Umbra gefärbt und dadurch ein dunkelbrauner warmer Ton
erzielt worden; — bei dem Rathhausbau hierselbst, dessen
äussere Fronten mit dunkelrothen Ziegeln von Augustin in
Lauban verblendet sind, ist ein sehr harmonisch wirkender
Fugenmörtel zur Verwendung gekommen, gemischt aus Kalk-
mörtel mit sehr wenig Caput mortuum (weil dasselbe violett
macht) und mehr englisch Roth, ohne Zusatz von Frankfurter
Schwarz; derselbe ist sehr hart geworden, wahrscheinlich eine
F'olge des vielen Eisenoxyds.
Der ursprüngliche Kalkmörtel darf vor dem Färben nicht
zu fett sein, weil dann die Oberfläche vielfache Risse erhält,
auch die Verbindung mit den Steinen eine mangelhafte wrird.
Prinzipiell dürfte übrigens jedes spätere Ausfugen —
weil der Fugenmörtel mit dem zum Mauern verwendeten sich
meistens nicht innig genug verbindet — zu verwerfen sein; —
so viel uns bekannt, sind die Ziegelbauten des Mittelalters fast
durchgängig gleich vollfugig gemauert, also nicht später aus-
gefugt , im Aeusseren auch kein besonders gefärbter Mörtel
angeweudet worden, und in Bezug auf einheitliche \\ irkuug
dürften dieselben unseren modernen Bauten wohl nicht nach-
gestellt werden können.
Bei der in vortrefflicher Technik (in gelben Verblend-
steineu) ausgeführten Villa March zu Charlottenburg (confr.
So. 29 d. Bl.) hat ein nachträgliches Ausfugen ebenfalls nicht
stattgefunden. — H. —
Wir geben im Anschlüsse an diesen Artikel eine Notiz,
welche uns — durch die von demselben Verfasser herriihreude
Auskunft im Briefkasten u. letzt. N. veranlasst — Hr. oau-
meister Vogdt zu Pr. Friedland zugehen lässt, und richten
hierbei an alle unsere Leser wiederholt die Bitte, ähnliche
Veranlassungen zum Austausche gegenseitiger Erfahrungen
soviel wie möglich zu benutzen, da die Zwecke unserer Zei-
tung kaum wirksamer gefordert werden können, als gerade
auf solche Weise. Hr. Vogdt schreibt:
Ich erlaube mir die Mittheilung, dass ich nach viellachen
Versuchen, Kalkmörtel zu färben, den im Handel unter der
Bezeichnung -Falschblei“ oder „Bleierz“ vorkommenden Gra-
phit als den geeignetsten Zusatz zur Erzeugung einer
schwarzen Färbung gefuuden habe. Derselbe wird in Essig
aufgelöst dem Mörtel zugesetzt und erzeugt dann eine ganz
gleichmässige , bis zum tiefsten Schwarz zu steigernde Färbung
desselben. Eine vorzügliche F'arbe zur rothen Färbung des
Mörtels ist rothe Eisenmennige. Ich habe diese Farbe unter
dem angegebenen Namen nur bei M. Breidenbach in
Bromberg erlangen können, während ich dieselbe durch
schriftliche Anfrauen in den grössten Farbe -Handlungen von
Berlin, Stettin und Dauzig vergeblich gesucht habe. Es wäre
mir interessant, zu erfahren, ob diese harbe noch unter
437
einem anderen Namen bekannt ist. Ein geringer Zusatz
dieser Farbe giebt dein Mörtel einen intensiv rothen Ion und
der starke Eisengehalt derselben erhöht die Festigkeit des
Mörtels. Verzierungen, von rothen Ziegeln ausgeführt, er-
halten durch das Verstreichen der Fugen mit derartig ge-
färbtem Mörtel eine vorzügliche Ruhe und Klarheit.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover. —
Die erste Versammlung nach Beendigung der Sommerferien
war, wegen der vom 1. bis 4. September c. in Hamburg statt-
findenden XV. Versammlung deutscher Architekten und In-
genieure, vom 2. September auf Mitwoch den 9. September
verlegt worden, Sie war nur gering besucht, so dass anfäng-
lich die statutenmiissig zur Abstimmung über die Aufnahme
neuer Mitglieder erforderliche Stimmenzahl nicht vorhanden
war. Architekt Go etze hatte es übernommen in dieser Ver-
sammlung über die XV. Versammlung deutscher Architekten
und Ingenieure zu referiren, war aber von dort noch nicht
zurückgekehrt. An Stelle dieses Referats gaben Herr Bau-
inspektor Köp k e und Herr Architekt Schultz Mittheilungen
über jene Versammlung, ersterer bezüglich des Ingenieurfaches,
letzterer bezüglich der Resultate, welche zur Einführung
gleichmilssiger Grundsätze betreffs des Honorars für baukünst-
lerische Arbeiten erzielt worden sind. Die deutsche Bauzei-
tung giebt über jene Versammlung bereits so eingehende
Mittheilungeu, dass ich mich näheren Berichts überhoben er-
achte.
Während der Vorträge hatten sich noch einige Mitglieder
eingefunden, so dass die Aufnahme mehrer neuer Mitglieder
schliesslich noch vorgeuommen werden konnte.
n.
Architekten-Verein zu Berlin. Haupt -Versammlung am
3. Oktober 18G8. Vorsitzender Hr. Boeckmann, anwesend
93 Mitglieder.
Neben der Aufnahme der Hrn. Bruhn , Fenner,
Kunze, Steinfeld und Varnhagen beschäftigte den Ver-
ein zunächst die Entscheidung der Monats - Konkurrenzen aus
dem Monat September.
Das Referat über die einzige Lösung der Aufgabe aus dem
Gebiete des Ingenieurwesens (Wehr-Anlage in einem Ge-
birgsbache) erstattete Hr. Hübbe. Derselbe entwickelte zu-
nächst in eingehender Weise die in der Aufgabe enthaltenen
Bedingungen und zeigte, wie durch eine Kette ineinander
greifender Folgerungen aus den wenigen Angaben derselben
doch eine grosse Anzahl von Momenten zu ihrer Lösung
hätte gefunden werden können. Der Verfasser, der zunächst
durch eine zu strikte, ohne Kritik geschehene Anwendung
der von Eytelwein angegebenen Formel zu unpassenden
und unwahrscheinlichen Voraussetzungen in Betreff der von
dem Gebirgsbache geführten Wassermengen gelangt sei, habe
ferner auch darin geirrt, dass er die Unterschiede der mitt-
leren Wassertiefen denen der betreffenden Wasserstände
gleich gesetzt habe. So habe er die eigentliche Pointe jeder
Wehranlage, das Wehr nicht hoher zu machen, als unum-
gänglich nöthig, um das Hochwasser so wenig wie möglich
aufzustauen, verkannt und ein Werk konstruirt, das den
Hochwasserspiegel im Gegentheil sehr beträchtlich erhöhen
müsse. Von diesem Gesichtspunkte aus erklärte Hr. Hübbe
die Lösung der Aufgabe, trotzdem die gewählten Konstruk-
tionen im Einzelnen zu billigen seien und die Berechnungen
au sieh Anerkennung verdienten, für nicht gelungen. Der
Verein trat diesem Urtheile bei und beschloss der Arbeit
kein Andenken zu ertheilen.
Die Aufgabe aus dem Gebiete des Hochbaus — (Unter-
fahrt eines öffentlichen Gebäudes in Ziegelrohbau mit An-
wendung von Terrakotten, im Sinne der Tektonik durchzu-
bilden) — hatte zwei Bearbeitungen gefunden, welche Hr.
Ende einer Beurtheilung unterwarf. Die eine Arbeit mit
dem Motto „Dante“ habe sich an die Muster der norditalie-
nischen Backsteinarchitektur angelehnt und zeige grosses Ge-
fühl für schöne Verhältnisse und Formen bei vorzüglicher
Darstellung. Doch könne nicht geläugnet werden, dass diese
Lösung vorwiegend dekorativ sei. Während bei den besten
Monumenten des Backsteinbaus in Italien, wie in Deutsch-
land die eigentlich konstruktiven Theile stets aus wirklichen
Backsteinen im annähernden Format gewöhnlicher Ziegel ge-
bildet seien und die Terrakotten meist nur in Form von
Füllungen auftreten, habe der Verfasser die verhältnissmässig
grösste Schwierigkeit, die Bildung der Backsteinstützen um-
gangen, indem er der Aufgabe zuwider Säulen von Stein
anwendete, und die Terrakotten in Form dünner Platten zur
Verblendung konstruktiver Theile (der Bögen) benutzt. Auch
die Bildung des Arehitravs aus grossen Thonblöcken, die 8"
auskragen, sei im Sinne der Aufgabe jedenfalls zu verwerfen,
trotzdem solche und ähnliche Konstruktionen , durch die
Leistungsfähigkeit der neueren Thonwaaren - Industrie veran-
lasst, gegenwärtig leider häufig genug seien. — Dem gegen-
über zeige die zweite Arbeit mit dem Motto „Thon“, trotz-
dem sie in der Zeichnung und der ästhetischen Komposition
weit hinter der ersten zurücksteht, ein entschieden grösseres
Verständniss der Backsteintechnik und eine konstruktiv ge-
lungenere Lösung der Aufgabe. — Der Verein ertheilte dieser
zweiten Arbeit, als deren Verfasser sich Hr. Schlug ergab,
den Preis.
Der Vorsitzende brachte hierauf zur Sprache, in welcher
Weise eine Vorlage für die im neuen Statut vorgesehene
Geschäftsordnung, deren Inhalt in dem ersten Entwürfe
des Statuts nur andeutungsweise angegeben ist, beschallt
werden solle. Es wurde beschlossen für jede Unterabtheilung
derselben einen besonderen Referenten zu erwählen, der einen
entsprechenden Entwurf bis zur nächsten Haupt -Versammlung
liefern solle; die Redaktion dieser einzelnen Abtheilungeu
und ihre Zusammenstellung zu einem einheitlichen Ganzen,
das demnächst der Genehmigung des Vereins zu unterbreiten
ist, soll dem auf Grund des neuen Statuts neu zu wählenden
Vorstande überlassen bleiben. Zu Referenten wurden ernannt
die Hrn. : Adler, Boeckmann, Ende, Goebbels, Holliu,
Knoblauch, K y 1 1 m a n n , Röder, Schwatlo, S C h w e d l e r .
Die Anfrage eines in Nord -Amerika konstituirten Ivo-
mites , das sich die Errichtung eines Denkmals für den dort
verstorbenen Erfinder der Schiffsschraube, den Oestreicher
Ressel, zum Zweck gesetzt hat, ob der Verein sich au einer
Agitation und an Geldbeiträgen für diesen Zweck betheiligen
wolle, wurde nach einem zur Vorlesung kommenden schrift-
lichen Referate des Hrn. Hübbe, „ad acta“ gelegt, weil in
den übersandten Schriftstücken mehre auffallende Widersprüche
sich zeigen und die Persönlichkeiten des Komites nicht legi-
timirt sind, auch wohl weil die Angelegenheit selbst dem
spezifischen Interesse des Vereins nicht nahe genug steht.
Von den Fragebeautwortungen erwähnen wir eine Aus-
kunft des Hrn. Römer, dass die Forderung feuersicherer
Konstruktionen im Programm der diesmaligen Schinkelfest-
Aufgabe im Hochbau nicht etwa ausschliesslich gewölbte
Räume, eiserne Dachstühle etc. bediuge, sondern nur die ge-
wöhnlichen Erfordernisse der Feuer -Baupolizei voraussetze.
Hr. R. Neu mann theilte mit, dass von Seiten der Berliner
Baupolizeibehörde für die Deckenkonstruktionen gewöhnlicher
Wohnhäuser etc. einschliesslich der Nutzlast Belastungen von
100 Pfd. pro Q' angenommen würden, bei gewölbten Räumen,
über die gefahren würde, Belastungen von 150 Pfd. pro I I'.
Für Speicher sei in jedem einzelnen Falle der Zweck und die
beabsichtigte Höhe der Schüttung maassgebend. Bei Getreide-
Speichern werde pro Q' und je 1' Schüttungshöhe eine Be-
lastung von 50 bis 60 Pfd. angenommen, jedoch mit Rück-
sicht auf die oft ungleiche Belastung jedesmal 1 Fuss Schüt-
tungsliöhe mehr als in Wirklichkeit beabsichtigt sei. Alle
diese Annahmen beruhten übrigens keineswegs auf einer be-
stimmten unabänderlich feststehenden Verordnung, sondern
hätten sich nur in der Praxis horausgebildet.
Hr. Mellin ergänzte schliesslich eine in der letzten Ver-
sammlung gestellte Frage durch einige Mitt leiluugen über
„ Velocipeden“, die er vor kurzer Zeit in München näher
kennen gelernt hat. Es giebt deren mehre Arten; die ge-
bräuchlichste besteht aus zwei hintereinander stehenden, oben
durch eine Art Sattel, auf dem der Fahrende sitzt, yerbun-
denou Rädern. Die Bewegung erfolgt durch eine am Vorderrade
befindliche, mit den Füssen getretene Kurbel von bedeutendem
Ausschlage uud kommt der eines Pferdes im starken Trabe an
Geschwindigkeit durchaus gleich. Der Gebrauch derselben
erfordert eine nur durch Hebung zu erlangende grosse Ge-
schicklichkeit uud ist namentlich bei allen (durch Verstellen
des Vorderrades erfolgenden) Wendungen nicht ungefährlich,
da der Fahrende so hoch sitzt, dass er die Erde mit den
Füssen nicht erreichen kann. Velocipeden können jedenfalls
nur auf chaussirten Strassen und in ganz ebenem Terrain be-
nutzt werden, doch werden sie eine wirkliche Bedeutung und
eiue ernstliche Anwenduug wohl kaum erlangen; als Spielerei
sind sie schon seit mindestens 20 Jahren bekannt.
Vermischtes.
Das von den deutschen Wander-Versammlnngen des dies-
maligen Monats September gelieferte Material ist so gross,
dass wir uuseru Lesern nur allmälig das für unser Fach In-
teressanteste daraus mittheilen können.
438
Wir tragen heute zuerst noch die wichtigsten Beschlüsse
nach, welche von der Haupt-Versammlung des Vereins deut-
scher Ingenieure, die in den ersten Tagen des September
zu Düssei dorf stattfand, gefasst wurden.
I. In Betreff neuer Untersuchungen über die Ursachen
der Dampfkessel- Explosionen wurde beschlossen:
a) Die Vornahme umfassender Versuche über die Ursachen
der Explosion von Dampfkesseln ist im Interesse der ge-
sammten Industrie dringend erforderlich.
b) Es soll durch den Vorstand eine allgemeine Agitation zur
Aufbringung ausreichender Geldmittel für die Versuche
eingeleitet werden.
c) Der Vorstand wird ermächtigt einen aus geeigneten Kräften
bestehenden Ausschuss zu bilden, welchem die Verfügung
über die einkommenden Gelder, sowie Bestimmung über
die Art und Reihenfolge der Versuche unter Vorbehalt
der Zustimmung des Vorstandes anheimgegeben werden soll.
II. In Erwägung, dass die von manchen Gesetzgebungen
in den Regulativen für Dampfkesselanlagen vorgeschriebeue
Anbringung eines offenen Qu ecks i Iber - M a n ome ter s in
keiner Weise dem vorgesehenen Zweck entspricht, indem
diese Instrumente wegen ihrer Unbeholfenheit die Beobachtung
der statttindendeu Dampfspannung nur erschweren, wegen ihrer
häufigen Reparaturbedürftigkeit dieselbe sogar oft ganz un-
möglich machen, auch keineswegs eine Garantie gegen ab-
sichtliche und unabsichtliche Täuschungen bieten, also auch
keineswegs ein sicheres Mittel zur Koutrole geben, war bean-
tragt und wurde auch nach längerer Diskussion einstimmig
beschlossen :
„Der Verein deutscher Ingenieure möge geeignete
Schritte thun, um auf die endliche Abschaffung dieser Be-
stimmung hinzuwirken.“
Motive. Thatsächlich werden bei allen guten Dampt-
kesselanlagen neue Feder - Manometer zur Bestimmung der
Spannung benutzt, die vorhandenen Quecksilber-Manometer
spielen eine zwecklose Statistenrolle. Die Zuverlässigkeit
der Feder-Manometer ist hinreichend erprobt, sie bieten die
Möglichkeit für eine in der Praxis durchaus hinreichend
genaue Kontrole, ohne sich zu absichtlichen Täuschungen
missbrauchen zu lassen, und gestatten endlich für die Dampf-
maschine eine Anwendung von höheren Spannungen, die
vor der Hand, so lange offene Quecksilber- Manometer ge-
setzlich vorgeschrieben sind, bei uusern gewöhnlichen sta-
tionären Maschinen nicht praktisch nutzbar gemacht werden
können, während sie sich z. B. bei Lokomotiven als ökono-
misch und vortheilhaft in jeder Hinsicht bewährt haben.
Ein Zusatz- Antrag, die gesammte Dampfkessel- Gesetz-
gebung einer Revision zu unterziehen, wurde dem Vorstände
zu näherer Erwägung auheimgegeben.
III. Die Frage, wie sich der deutsche Ingenieur -Verein
zur Patent-Gesetzgebung zu verhalten habe, gab zu fol-
genden Vorschlägen Veranlassung.
1. Durch eine aus den Mitgliedern des deutschen Ingenieur-
Vereins gewählte Kommission das vorhandene Material zu
sichten und eine Denkschrift anzufertigen, welche dem
Ministerium, dem Bundeskanzler und denjenigen einzelnen
Abgeordneten , welche durch ihre Parteistellung in der
Kammer eine Rolle spielen, vorgelegt werden soll;
2. durch die Presse in der Angelegenheit zu wirken.
Der erste Antrag wird einstimmig angenommen , der
zweite gleichfalls mit der Ausdehnung, der betreffenden Kom-
mission 500 Rthlr. zur Verfügung zu stellen.
Als Ort für die im Jahre 1S69 abzuhaltende Haupt -Ver-
sammlung des Vereins deutscher Ingenieure wurde Stettin
gewählt. — —
Eine besonders erfolgreiche Thätigkeit entwickelten in
diesem Jahre die deutschen Archäologen, denen nicht nur
eine, sondern zwei Versammlungen oblagen.
Die erste derselben, der II. internationale Kongress
für Geschichte und Alte rth umskunde, tagte vom 1 3. bis
21. September zu Bonn. Einflussreiche Unterstützung war
demselben zu Theil geworden. Die Preussische Regierung
hatte einen Geldbeitrag gewährt uud mehre ihrer ersten Be-
amten dazu entsendet; fürstliche Persönlichkeiten sowohl
(Kaiser Napoleon, der Herzog von Koburg, der I ürst von
Hohenzollern) wie die Domkapitel von Trier, Limburg und
Aachen, die Rheinischen Städte und Vereine hatten die kost-
barsten Gegenstände ihrer Sammlungen zu einer Ausstellung
geliehen, die unter diesen Umständen ausserordentlich reich und
interessant werden musste. Die lebhafte Betheiligung nam-
hafter Kunstforscher und Gelehrter aus verschiedenen Ländern
Europas eudlieh trat hinzu, um den iiusscrn \ erlaut des
Kongresses zu einem höchst glänzenden zu machen.
Ohne im Einzelnen über die Sitzungen und über die
Ausflüge berichten zu können , welche von Bonn aus uach
Schwarz- Rheindorf, Godesberg, Heisterbach, Köln und Laach
unternommen wurden, nennen wir aus den sehr zahlreichen
Vorträgen und Versammlungen zunächst die, welche den rö-
mischen Alterthiimern in Deutschland gelten. Ueber die Un-
terscheidungsmerkmale zwischen römischen und germanischen
Verwallungen und Strassen, sowie zwischen römischem und
mittelalterlichem Mauerwerk und über die Anzahl der unzwei-
felhaft römischen Baudenkmale, die in Deut.chland über der
Erde erhalten sind, wurden dabei sehr abweichende Ansichten
laut. Geheimer Regierungs-Rath von Quast, der an diesen
Verhandlungen den hervorragensten Antheil nahm, sprach
ausserdem über die Uebertragung von Baumaterialien und
Kunstwerken von einer Gegend in die andere während des
Mittelalters und über den Einfluss dieser Thatsache auf die
Entwicklung der Kunst, sowie über den Ursprung des Spitz-
bogenstils und seine Einführung in Deutschland, Auch wurde
von ihm die Frage angeregt: „Welche Anstalten giebt es in
den verschiedenen Ländern, um die Denkmale der Vorzeit
gegen Zerstörung und Verderben zu bewahren, — wo fehlen
dergleichen noch, wie lässt sich diesem Mangel abhelfen und
wie sind die noch unvollkommenen Anstalten zu verbes-
sern?“, was zu lebhaften Diskussionen und schliesslich zur
einstimmigen Annahme folgender Resolution führte:
Der zu Bonn versammelte internationale Kongress für
Alterthumskunde beschlicsst wie folgt: „Sämmtliche Mit-
glieder des Kongresses verpflichten sich, die gewissenhafte
Erhaltung aller Denkmäler des Alterthums in den von ihnen
vertretenen Ländern auf jede mögliche Weise zu fördern.
Zu diesem Zwecke werden sie uach Maassgabe der Verhält-
nisse die geeigneten Wege einsc-hlagen, indem sie sich bald
an die weltlichen oder geistlichen Behörden, bald an einfluss-
reiche Privatpersonen oder Korporationen wenden, vor allem
aber auf jede Weise lebhaftes Interesse für das Alterthum
und die Kenntniss desselben in weitesten Kreisen zu ver-
breiten suchen. Die Schulen und die Presse werden hier
zunächst ius Auge zu fassen sein, um den Sinn für die Er-
haltung der Kunstdenkmale zum Gemeingut der Nationen
zu machen.“
Als Ort des nächsten, im folgenden Jahre abzuhaltenden
Kongresses w urde die Stadt Basel gewählt.
O O
In unmittelbarer Folge schloss sich an die Arcbäologen-
Versammlung in Bonn diejenige des Gesammtvereines der
deutschen Alterthumsvereine an, die vom 21. bis 25. Sep-
tember zu Erfurt tagte. Eine Amstellung der Alterthiimer
Erfurts, die Besichtigung der dortigen Bandenkmale, Aus-
flüge nach Gotha, Eisenach und der Wartburg wechselten
auch hier mit den eigentlichen Verhandlungen, in denen man-
nigfache Fragen diskutirt und ausführliche Berichte über das
Resultat der neuesten archäologischen Ausgrabungen und
Forschungen in Deutschland erstattet wurden. Zur Prüfung
der Leistungen des römisch - germanischen Museums in Mainz,
dem die Versammlung grosse Theilnahme widmete, wurde
eine Kommission von 4 Mitgliedern ernannt. Als Versamm-
lungsort für das nächste Jahr wurde Regensburg gewählt.
Eine Stadtverordneten -Versammlung — die zu Breslau
— hat sich wiederum (wie dies auch den Berliner Stadtver-
ordneten schon in ähnlicher Weise begegnet ist) dadurch aus-
gezeichnet, dass sie auch über eine spezifisch technische
Frage ihren Urtheilsspruch fällen zu können glaubte. Der
Magistrat hatte für das neue Magdalenen - Gymnasium die
Anlage einer Heisswasserheizung beantragt. Diesen An-
trag lehnten, wie die D. Gemeinde Ztg. berichtet, die Stadt-
verordneten mit dem Ersuchen ab. die Anlage einer Warm-
wasserheizung mit durchweg kupfernen Leitungsröhren
ausführen zu lassen, „da die technischen Uebelstän d ig-
le e i t e n der Heisswasserheizung grösser seien als der
geringere Belauf der A n läge k os t en
Ein Universalschraubenschlüssel
für sechseckige Muttern von
J. Kirchner in Dortmund kou-
struirt. Die Wirksamkeit dessel-
ben erläutert sich durch neben-
stehende Skizze.
Die Architekten Magdeburg^ und Umgegend haben einen
Ar chitek ten -V erein gebildet, welcher wöchentlich am
Sonnabend 7 Uhr Abends im Cafe uational zu Magdeburg,
Wasserkuuststrasse i>9 zusammen kommt.
Hierzu eine Beilage.
439
Bei der Restauration des Kaiserhauses zu Goslar
ist in diesen Tagen ein für den Wiederaufbau wichtiger Fund,
der über den inneren Ausbau des Raumes Licht verbreitet,
gemacht. Die Nachgrabungen haben, laut der „N. H. Z.“,
in Fortsetzung zu den beiden Säulen an der Rückwand zu
Seiten des Thrones je zwei, vier Fuss lange und drei Fuss
breite Säulenlager, in Zwisclien-Entfernungen von etwa 15 Fuss
durch Sandsteinbogen verbunden, in der Richtung nach der
Vorderseite des Gebäudes freigelegt, also zu beiden Seiten
des mittelsten der vorhandenen sieben Gewölbe. Da diese
vier Säulenlager die einzigen vorhandenen sind, so berechtigt
der Umstand zu dem Schlüsse, dass die Decke des ganzen
Saales nicht eine gewölbte war, zumal sich oben auf dem
Mauerwerke noch hier und da Spuren der alten Balkenlager
finden, und ferner, da noch jetzt das Gebäude mitten über
der Front einen Erker trägt, dass der Mittelbau, über und
vor dem Throne eben von jenen vier steinernen Säulen (von
einer findet sich auch noch die Basis) getragen, sich bis in’s
Dach hinein erhob. St. A.
In No. 40 d. Bl. beschreibt Herr Eisenbahn - Geometer
Günther die Methode der Absteckung von Kurven mittelst
des Theodoliten und bezeichnet dieselbe als die einzige,
welche bei grosser Einfachheit der Operation einen hohen
Grad der Genauigkeit gewährt.
Eine andere Methode, welche bedeutend einfacher in der
Operation und mindestens einen ebenso hohen Grad der
Genauigkeit gewährt, ist die auf demselben Lehrsätze, dass
Peripherie-Winkel auf demselben Bogen einander gleich sind,
beruhende Absteckung mittelst des v. C 1 avi ci n i’sch en Ar-
k o grap h en .
Dieses Instrument gewährt den bedeutenden Vortheil,
dass mit demselben jeder beliebige Punkt der Kurve ohne
weitere Arbeitshülfe, ohne alle Rechnung und Messung und,
was demselben einen ganz besondern Vorzug vor andern In-
strumenten gewährt, jeder Punkt unabhängig von jedem andern
bestimmt werden kann, welches Letztere bei jeder andern Ab-
steckungs-Methode nicht der Fall ist uud dadurch leicht
grössere Fehler herbeiführt.
Näheres über diese von mir mehrfach angewendete und
als brauchbar erprobte Methode der Absteckung ist in der
Förster’schen Bauzeitung, Jahrgang 1857, S. 328 — 331 mit-
getheilt.
Berlin. Schieffer, Bauführer.
sammenhange 'dargestellt, vorher niemals in genügender Weise
publizirt worden sind, mehrere derselben gar nicht mehr
existiren — Danzig aber, als eine vom vierzehnten bis acht-
zehnten Jahrhundert höchst bedeutende Handelsstadt, durch
den Reichthum ihrer Bewohner auch ein wichtiges Glied in
der Geschichte der Entwickelung der deutschen Kunst gewor-
den ist. Danzig besitzt innerhalb seiner Mauern wohl erhal-
tene Denkmale der Baukunst aus allen Perioden der Ent-
wickelung derselben vom Beginn der Herrschaft des deutschen
Ritterordens bis auf unsere Tage. — Die Kirchen, obgleich
am bekanntesten, sind am wenigsten bedeutsam. Andere Orte
Preussens : Thorn , Culm, Marienwerder, Marienburg, Oliva,
Frauenburg, Königsberg etc. besitzen deren bessere, wenn auch
die Danziger Marien-Kirche , architektonisch ganz handwerks-
mässig, an Grösse, an malerischer Gesammt - Wirkung ihres
Innern und im Reichthum an Kunstwerken jeder Art alle an-
deren übertrifft. Aber Danzig führt uns die Geschichte des
städtischen Wohnhausbaues in seiner ganzen Entwickelung
vom fünfzehnten Jahrhundert ab ohne Lücken in wohlerhal-
tenen Beispielen vor Augen, und es dürfte kaum eine zweite
Stadt in Deutschland vorhanden sein, in welcher man die Ge-
schichte der Festungs - Baukunst noch so deutlich an
Resten aus allen Perioden derselben verfolgen könnte. Dazu
die interessanten malerischen Hausflure, die Zimmereinrichtun-
gen , die Höfe und die nur noch Danzig und Elbing eigen-
thümlichen Beischläge, bekanntlich erhöhte Sitze von Stein
mit Freitreppen vor den Hausthüren, oft von alten Linden
beschattet. Ferner Bilder (ich nenne nur das berühmte
jüngste Gericht), Eisengitte?, Möbel, Holzschnitzereien, orna-
mentale Steinskulpturen etc. etc.
Das Alles führt uns das Schultz’sche Werk mit grosser
j Treue auf 54 Blatt grösst Folio vor Augen. Eine Beschrei-
bung, ja nur Aufzählung der einzelnen Ansichten würde die
Grenzen dieser Mittheilung weit überschreiten. Man sehe
selbst. Jeder sinnige Beschauer wird des Interessanten genug
finden. — Ein ausführlicher Text giebt die nöthigen Erläu-
terungen, namentlich in historischer Beziehung.
R. Bergau.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Der Baumeister Küster zu Elberbeld ist zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Bergisch -Märkischen Eisenbahn ernannt.
Das Baumei ster- Examen hat am 3. Oktober 1868 bestanden:
Carl Louis Ferd. Rehbein aus Berlin.
Aus der Fachlitteratur.
Offene Stellen.
J. C. Schultz, Danzig und seine Bauwerke in malerischen
Original -Radirungen. Danzig. Verlag des Autors.
Der in den weitesten Kreisen als Architektur - Maler
rühmlichst bekannte Direktor der Kunstschule zu Danzig,
Professor J. C. Schultz, hat nach mehr als 25 jähriger
Arbeit so eben ein Werk vollendet, welches unter den vielen
architektonischen Publikationen der Neuzeit eine ebenso eigen-
thümliche und hervorragende Stelle einnimmt, wie der Gegen-
stand desselben, die Stadt Danzig, unter den anderen bedeu-
tenden Städten unseres Vaterlandes. Wie die Stadt Danzig,
arm an Werken von hohem, rein architektonischem Werth,
besonders wegen des malerischen Ansehens der Stadt im
Ganzen , ihrer Strassen , ihrer Hausflure etc. bei allen Kunst-
freunden des besten Rufes sich erfreut, so giebt auch das vor-
liegende Werk nicht streng architektonische Aufnahmen, wie
der Architekt sie zu machen gewohnt ist (obgleich auch solche
nicht fehlen), sondern malerisch aufgefasste und ausgeführte
Ansichten von der Hand eines architektonisch gebildeten Malers.
Und diese Ansichten gewinnen in den Augen der Kunstfreunde
nicht unbedeutend durch die Thatsache, dass sie in der, in
der neuesten Zeit etwas vernachlässigten Technik der Radi-
rung ausgeführt, d. h. dass die Original - Zeichnungen des
Künstlers von der eigenen Hand desselben auf Kupfer über-
tragen worden sind, also jede fremde Mithülfe (des Kupfer-
stechers, Lithographen oder Xylographen) vermieden ist.
Neben diesem rein künstlerischen Interesse der Darstel-
lung und dem architektonischen Interesse der dargestellten
Gegenstände bietet das Werk aber auch ein nicht unbedeuten-
des' kunstgeschichtliches und kulturhistorisches Interesse, in-
dem alle hier gegebenen Denkmale, in ihrem lokalen Zu-
1. Zwei Baumeister oder erfahrene Bauführer finden
dauernde Beschäftigung bei Chausseebauten und im Bureau der Kö-
niglichen Kreisbau-Inspektion zu Johannisburg.
Die in No. 38 alinea 3 angekündigten Bauführerstellen bei der
Betriebs- Direktion der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn zu
Berlin sind besetzt.
Brief- und Eragekasten.
Ch. in M. — Ein Werk über Baufübrung ist uns nicht be-
kannt. Im 17. Abschnitt von „Triest, Handbuch zur Berechnung
der Baukosten“ ist eine Anleitung zur Führung von Bauten ent-
halten ; doch werden Sie dies Werk nicht mehr im Buchhandel,
I sondern nur aus Bibliotheken beziehen können.
In „Schwatlo, Handbuch zur Anfertigung von Bauanschlägen“
und „Grapow, Der Bau- Aufseher“ finden Sie manche Mitthei-
lung in dieser Hinsicht; auch enthält der Kalender für Architekten
und Baugewerksmeister einen besonderen Abschnitt; Bauführung, so-
j wie in anderen Abschnitten dahin einschlagende Angaben.
Sie wollen ferner wissen, wie bei Abführung von Spülwasser
aus Küchen die Verbreitung von Dünsten aus Abzugskanälen ver-
mieden werde. Es ist dazu sowohl unter jedem Spülbecken, als
auch in dem gemeinschaftlichen Abflussrohr nach dem Kanal ein
C\J förmiger Wasserabschluss anzubringen. Damit dieselben sich
nicht verstopfen, sind die Spülbecken mit engen Sieben zu versehen.
Näehstdein ist zu empfehlen das gemeinschaftliche Abflussrohr bis
über die Dachfläche hinaus zu verlängern und dort offen oder je
nach Umständen unter einer Kappe münden zu lassen. Bei dieser
Einrichtung wird auch das Aufstossen in den Abflussröhren ver-
mieden werden, welches durch plötzliche Aenderung der Spannung
der Luft im Abflussrohr hervorgerufen wird und hauptsächlich die
Ausbauchung übelriechender Gase mit sich bringt.
Beiträge mit Dank erhalten von Herrn z. N. in Rathenow.
Architekten-Vereiu zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend, den 10. Oktober.
Herr Heinze, früherer Bote des Architekten -Vereins, ist am
1. Oktober verstorben. — Die Tochter lässt sich für die Wohl-
thaten, die dem Verstorbenen von Seiten des Vereins erwiesen sind,
bestens bedanken.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Adler.
Ein Feldmes Ser, der Vorarbeiten zu einer Eisenbahn ge-
leitet hat und die besten Zeugnisse besitzt, sucht eine ähnliche
Stellung. Gef. Offerten in der Expedition sub S. S. 29.
440
Ein junger ^laurei'iurisl«*!*, der über seine früheren
Stellungen in Bureaus und bei Eisenbahnbauten gute Zeugnisse auf-
zuweisen hat, sucht bald oder vom 1. November ab eine passende
Stellung. Gefällige Offerten ersuche in der Expedition unter Chiffre
O. L. II niederzulegen.
Eine Blanipf MttltneideBiiüBbGe an der Eisenbahn und
flössbarem Wasser in der Nähe von Berlin, mit dazu gehöriger
Holzbearbeitungsfabrik, Zimmereigeschäft, neuen Fabrik- und Wohn-
gebäuden, ist bei 8 bis 10,000 Thlr. Anzahlung zu verkaufen. Wegen
seiner prächtigen Lage und geräumigen Fabrikgebäude, eignet sich
das Etablissement auch zu jeder anderen industriellen Anlage. Adr.
in der Expedition dieser Zeitung sub P. N. 21.
Im Verlage von Fnt&t I4oi*n in Berlin ist soeben
erschienen :
Hfienz, Ij., Praktische Anleitung /inn Erdball.
Zweite Aullage. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet
von F. Plessnei*. gr. 8. br. Mit einem Atlas in Fol. 5 Thlr.
Scliinz, C., IlakiiEaieiKte betreffend den Ifoelt-
olen zur Starstellung von Roheisen. Mit Holz-
schnitten und Kupfern, gr. 8. geh ls/6 Thlr.
Wiebe, F. 14. HB., AlSg-r meine Theorie der
Turhisien. gr. 8. geh I1/* Thlr.
Iiiideeke und Schnitz, lias Kaihliaus zu ESresiau.
gr. Fol. 1-1 Tafeln mit Text, cart l2/a Thlr.
König]. Baugewerkesclmle in Stuttgart.
Eröffnung des Wliiterkurses.
Dieselbe hat den Zweck, künftige Baugewerksmeister und sons-
tige niedere Hoch- und Wasserbautechniker, sowie Geometer und
niedere Maschinenbauer für ihren Beruf auszubilden. Sie besteht
zu diesem Zweck aus einer BSouschule mit o Klassen und
12 Abtheilungen, ferner aus einer fJeemetergebuEe mit
3 Klassen und einer I?Sasclkiu«‘ttbauschiBlc mit 4 Klassen.
In jeder Klasse und Abtheilung werden wöchentlich ungefähr 40
Unterrichtsstunden ertheilt. Das Unterrichtsgeld für einen ganzen
Kurs beträgt 12 Gulden. Der diesjährige Winterkurs beginnt am
6. November und schliesst am 19. März. Auf frankirte Gesuche
werden vom 15. Oktober an spezielle Unterrichtsprogramme über-
sandt werden. Anmeldungen zum Schulbesuch können schon jetzt
schriftlich erfolgen.
Stuttgart, den 30. September 18G8.
Ilic ISireUläoi» der SSaugeiverkeschuIe
Egle.
Im Verlage von Fort Scholtze in keipzig,
schien soeben die
I. Sammlung
der zweiten Auflage vom
Faca den buch.
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Original-Entwürfe, nebst Grundrissen und Details,
komplet in 4 Sammlungen. 120 Tafeln Fafaden nebst Grund-
rissen und vielen Details enfhaltend, jede Sammlung (30 Taf.)
in dauerhaftem Einband ä 2 Thlr. 12 Gr. Jeden Monat wird
eine Sammlung ausgegeben, so dass das vollständige Werk
mit Ablauf dieses Jahres in den Händen der geehrten Be-
steller sein wird.
“ Diese reiche Zusammenstellung neuer geschmackvoller Fa-
— (jaden der verschiedensten Art wird hiermit a'len Architekten,
— Bauhandwerkern und Bau -Unternehmern als das praktischste
— und handlichste Hilfsmittel seiner Art, als eine wahre Fund-
— grübe schöner Fanden und Details warm empfohlen.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunsthandlungen
Deutschlands und des Auslandes engegengenommen.
DieBaugcwerksclrale zu Holzmimlen a. W.
besteht aus: 1. einer Abtheilung für Bauhandwerker (Maurer,
Zimmerer, Steinhauer, Tischler, Töpfer etc.), 2. einer
Abtheilung für Mühlen- und Maschinenbauer (Schlosser, Schmiede,
Kupferschmiede, Mechaniker etc.).
Beginn des Sommer -Semesters Anfangs Mai
„ „ Winter -Semesters „ November.
Der Schüler zahlt für Unterricht, Unterrichts-Materialien, Hei-
zung, Erleuchtung, Wohnung und Verpflegung (mit Ausschluss von
Brod und Butter), einen Schulrock, Besorgung der Wäsche und
deren Ausbesserung, einen Jahrgang der Zeitschrift für Bauhand-
werker pro Semester zusammen 68 Thaler.
Im Winter 1867/68 besuchten 639 Schüler, darunter 412 Preus-
sen die Anstalt.
Der spezielle Prospekt nebst Lehrplan ist von dem LTiterzeich-
neten gratis zu erhalten. Anmeldungen zum Besuche der Anstalt
sind möglichst frühzeitig einzureichen.
Der Vorsteher der Baugewerkschule
G. Haaruiann.
Zwischen den Unterzeichneten Herausgebern des im Jahre 1868 begründeten
isalcnöcv für Architekten uni» Paugeroerksmeilter
und Herrn Franz Duncker, Verleger des von Ludwig Hoffmann begründeten
paukatenber
ist ein Abkommen getroffen worden, wonach eine Vereinigung der beiderseitigen Unternehmungen erfolgt und
für das Jahr 1869 nur ein Kalender unter dem Titel:
ARCHITEKTEN-KALENDER
bearbeitet von den
Herausgebern der deutschen Bauzeitung.
Verlag von Franz IHimcker.
erscheint. Das im Drucke befindliche Buch, dessen Ausgabe für den Anfang des Monats November d. J. mit
Sicherheit zugesagt werden kann, schliesst sich nach Inhalt und Form im Wesentlichen dem ersten Jahrgange
unseres „Kalenders für Architekten und Baugewerksmeister“, der mit so allseitiger Anerkennung aufgenommen
wurde, an. Doch ist das Material desselben in allen Theilen neu durchgearbeitet und gesichtet worden und
hat wesentliche Verbesserungen und Ergänzungen erfahren, wobei wir die Wünsche und ^ orschläge unserer
Mitarbeiter und vieler Freunde unseres Unternehmens, denen wir für ihren freundlichen Rath hiermit herz-
lichst danken, nach Möglichkeit berücksichtigt haben. Im Allgemeinen ist der theoretische Theil des Kalenders
etwas gekürzt, während die Tabellen und der praktische Theil desselben erheblich vermehrt sind. Trotzdem
ist es, indem ein Theil des weniger häufig gebrauchten Materials in den Anhang verwiesen wurde, (dessen
Personal -Nach richten gleichfalls eine Ausdehnung erfahren sollen) möglich gewesen, den Umfang des eigent-
lichen Taschenbuches etwas zu verringern. Wir behalten uns vor, später noch ein genaues Inhaltsverzeichniss
zu veröffentlichen.
Für die äussere Ausstattung des Kalenders sind uns gleichfalls die vielfach ausgesprochenen Wünsche
der Abnehmer desselben maassgebend gewesen. Der Preis wird betragen:
1. für ein Exemplar in Calico gebunden 27 12 Sgr.
2. für ein Exemplar in Leder gebunden 1 Thlr.
3. für ein Exemplar in Saffian mit Goldschnitt ... 1 Thlr. 7 1 , Sgr.
Bestellungen auf den .. Architekten - Kalender “ bitten wir den betreffenden Buchhandlungen baldigst
aufgeben zu wollen, damit dieselben im Stande sind, sie rechtzeitig zu erfüllen. W ir bemerken, dass die
Expedition unserer Zeitung, (Buchhandlung von C. Beelitz, Berlin, Oranienstrasse 75.) Bestellungen auf den Kalender
direkt — bei Franco -Uebersendung des Betrages portofrei — ausführt.
Berlin, im Oktober 1868.
Die Herausgeber der deutschen Banzeitnng.
441
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Paul Rascher, Baumeister
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Lauen bürg i. P. Berlin.
Gustav Groetzebauch, Baumeister
Lieschen Groetzebauch, geb. Schirrmeister.
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Insertionen
2'/2 Sgr. die Petitzeile.
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 16. Oktober 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure zu Hamburg. (Fortsetzung). — Der Dom zu Frank-
furt a. M. — Noch einmal über Pappdächer. — Mittheilungen
aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin. — Aus der
Fachlitte ratur: Bewegliche Brücke von Röper. — Zeitschrift
des österreichischen Ingenieur- und Architekten -Vereins. — Or-
gan für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. — Personal-
Nachrichten etc.
Die XV. Versammluug deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
3. Die Abtheilungssitzungen,
a) Sitzungen der Abtheilung für Bau-Ingenieure.
Erste Sitzung am 1 . September.
Nachdem die Abtheilung die Hrn. Oberbaurath
Funk (Osnabrück) und Oberbau - Direktor Lasius
(Oldenburg) durch Akklamation zu Vorsitzenden gewählt
und die vom Lokal - Komite vorgeschlagenen Schrift-
führer bestätigt hatte, eröftnete Hr. Kreisbaumeister a. D.
E. H. Hoffmann (Neustadt W. -Pr.) die Reihe der
Vorträge.
TIr. Hoffmann sprach : „Ueber gewölbte
Brücken“ und suchte zu beweisen, dass Bauten in
Steinmaterial, zu denen er auch Piseebau rechnet, billiger
auszutühren seien, als Konstruktionen in Holz. Bei
alten Gewölbekonstruktionen sei die Kreislinie nicht an-
gewandt worden, und sei dieselbe auch nicht als passende
Gewölblinie anzusehen.*) Bei Anwendung des Kreis-
bogens als Gewölblinie würden die Gewölbe durchweg
in gleicher Stärke ausgeführt; es finde daher eine Mate-
rialverschwendung statt, indem bei rationeller Konstruk-
tion die Stärke vom Scheitel nach dem Auflager in der
Weise zunehmen müsse, dass die Vertikalprojektion jedes
zentralen Schnittes gleich der Scheitelstärke sei. Bei
solcher Anordnung bedürfe es keiner unnützen Belastung
des Gewölbes, die wir Hintermauerung nennen**) (!). Die
Brückenpfeiler, welche bisher als Stütze und (wegen der
Uebermauerung) als Last konstruirt wurden, sollen nach
Ansicht des Vortragenden künftig nur als Stützen aufge-
fasst werden, d. h. es soll über der Höhe des Gewölb-
rückens auf dem Pfeiler ebensowenig als auf dem Gewölbe
noch Mauerwerk angeordnet werden. Eine Stützung des
Bogens normal zur Gewölblinie sei nicht, erforderlich,
wie eine ausgeführte Chausseehrücke aus Kalkpisee (10
Theile Sand, 1 Tkeil Portland -Zement) von 6' Spann-
weite beweise, hei deren Ausführung das Gewölbe zwischen
senkrechten Wänden eingespannt sei. Das Widerlager
müsse, um mit möglichst wenig Material hergestellt zu
werden, eine Fortsetzung des Bogens sein, so verstärkt,
dass der Endquerschnitt der Tragfähigkeit des Bodens
entspreche.
Als Beispiel, wie gering der Material - Aufwand bei
rationeller Gewölbe -Konstruktion sei, führt der Vortra-
*) Welche Kurve er für pnssend erachte, erwähnt der Vortra-
gende nicht ausdrücklich; doch schien es, dass derselbe zwei
als Kreissegmente gebildete Gewölbschenkei in der Weise gegen
einander setzen will, dass dieselben im Scheitel keine gemeinsame
Tangente haben.
**) Von einer einseitigen Belastung eines Gewülbschenkels
durch mobile Last war nicht die Rede.
gende an, dass die 64' weite Turnhalle in Hannover bei
massiver Ueberwölbung mit gewöhnlichen Ziegeln nach
seiner Berechnung nur ein Widerlager von 4' erfordert
haben würde. — In neuerer Zeit hat der Vortragende
eine Brücke über die Warthe projektirt, mit 6 Oeffnungen
ä 100 bis 110' bei x/10 Pfeil, wobei die Belastung des
Materials der Rechnung zufolge q = 250' (noch nicht
2 Ztr. pro D") beträgt. Bei dem Projekte einer massiven
Elbbrücke bei Hamburg, deren weiteste Oeffnung 220'
misst, mit einem Pfeile von 45', ist die Beanspruchung
des Materials auf q = 600 gesteigert. Mit Rücksicht
darauf, dass ein von anderem Materiale umschlossenes
Molekül einen grösseren Druck auszuhalten vermag als
ein frei liegendes, würde der Vortragende kein Bedenken
tragen, bei bedeutenden Gewölbstärken und guten Steinen
die Belastung des Materials auf q = 10000' (=70 Ztr.
pro D") zu steigern und hat als Beispiel mehre Entwürfe
angefertigt; so eine massive Brücke von Calais nach Dover
und eine massive Brücke, welche den East-River bei
New-York in einer Oeffnung von 1392' Weite bei 130'
Pfeilhöhe überspannt. Die Mittelpfeiler dieser Brücken
sind als Brunnen konstruirt, die sich nach unten sehr er-
weitern; innerhalb des dünnen Mantels von Mauerwerk
ist eine Füllmasse, vermuthlich Beton, angedeutet.
In eine Diskussion über die von Hrn. Hoffmann
entwickelten Grundsätze, welche jedoch keineswegs die
Zustimmung der Versammlung zu linden schienen, wurde
nicht eingegangen. Es folgte demselben Hr. Professor
Baumeister (Carlsruhe) mit einem Vortrage „Ueber
die Architektur der Brücken im Alterthume und
Mittelalter.“
Die Architektur einer Brücke könne ausgehen von
dem Zwecke oder der Konstruktionsart des Bauwerkes.
Sie müsse einerseits den Charakter der Gegend wieder-
spiegeln und daher eine andere Ausbildung erhalten wenn
sie flache, als wenn sie hohe Ufer verbinde, eine andere
Architektur zeigen in der Ebene als im wilden Gebirgs-
thale — andererseits müsse sie das Stützende wie das Stre-
bende der Theile zum Ausdruck bringen, den Zusammen-
hang der letzteren erkennen lassen und dürfe keine Wider-
sprüche in der Verbindung derselben zu einem Ganzen
zeigen. Je nach Zeit und Ort sei der Charakter der
Brücken daher ein verschiedener.
Als Kunst tritt der Brückenbau erst mit dem Be-
ginne des Gewölbebaues auf. Die römischen Brücken
zeigen keine Befestigungen, auch überhaupt keinen kriege-
rischen Charakter. Im Traume einer ewig dauernden
Weltherrschaft dachten die Römer wohl nicht daran, dass
sie in den Fall kommen könnten, das Bauwerk gegen
einen Feind vertheidigen zu müssen. Die Wirkung der
römischen Brücken ist imposant durch die Kolossalität
der Massen. Wie Inseln erheben sich oft die Pfeiler
aus dem Strome, während die Spannweiten bis zu 30 Meter
betragen. Die Bogenform ist stets der Halbkreis, mit
Ausnahme des pons Fabricius , der ein Segment zeigt, das
jedoch dem Halbkreise nahe kommt. Redner vermuthet,
dass der Halbkreis, trotz der Ungunst dieser Gewölbeform
für die Brückenbahn, von den Römern aus ästhetischen
Gründen angewandt worden sei, wie er auch die Ueber-
höhung der Brückenbahn in der Mitte, durch welche der
Schein der Tragfähigkeit vermehrt wird, auf solche zu-
rückführt. Durch reiche Brüstungen, Portale, Triumph-
bogen wird dann der ethische Ausdruck der völkerver-
bindenden Strasse vollendet. Welche Wichtigkeit die
Römer dem Brückenbau beilegten, zeigt sich in der hoch-
geachteten Stellung des pontifex maximus , den der Vor-
tragende als „Ober- Ingenieur“ interpretirt. — Die Brücken
der Römer sind als Th orbrücken zu bezeichnen, Oeff-
nungen in einem Massiv, gar nicht oder nur durch eine
Umrahmung ausgezeichnet, die dann das Profil eines Ar-
chitravs hat. Der Sockel fehlt selten ganz, die Vorköpfe
von dreieckigem Grundrisse schliessen sich schlecht an
die Pfeiler an und hören in willkürlicher Höhe auf, ohne
Rücksicht auf das Hochwasser. Später wird wohl der
Vorkopf als Pilaster hochgeführt und endet mit einer Statue
oder dergl. über der Brüstung. Ganz verschieden von
den Flussübergängen der Römerzeit sind die Thalüber-
gänge, die Aquädukte und Viadukte, bei denen Trage-
Konstruktion, Bogen und Bahn entschieden getrennt sind.
In klarer Disposition sind die nicht zu dicken Pfeiler mit
einer vortretenden Platte als Gesims versehen, während
der Sockel, wahrscheinlich wegen der Unebenheit der
Thalsohle fehlt; die glatte Fläche der Stirnmauern schliesst
ein Hauptgesims ab, über dem sich nicht selten noch eine
Brüstung findet. Durch die Höhe wurde oft ein Etagen-
bau bedingt, wobei dann die Stockwerke nicht durch Li-
senen verbunden sind. Auffallend ist besonders die Er-
scheinung derjenigen Bauwerke, bei welchen die Anzahl
der oberen und unteren Bögen dieselbe ist, so dass die
unteren lediglich als Spannbögen auftreten. Gruppenbau
kommt ebenfalls schon bei den alten Viadukten vor. Die
Verhältnisse derartiger römischer Bauwerke sind durch-
weg schön gewählt.
Zwischen der römischen und mittelalterlichen Kunst
steht der Aquädukt von Spoleto, in zwei Geschossen er-
baut. Die Pfeiler von unübertroffener Schlankheit zeigen
Spitzbogen, deren Scheitel durch Pfeiler des oberen Stock-
werks belastet sind. Vielleicht könnte (so meint der
Vortragende) die nähere Kenntniss von der Entstehung
dieses Bauwerks ein neues Licht auf den Ursprung der
Gothik (?!) werfen.
Nach den römischen Brücken werden Massivbauten
erst wieder im 12. Jahrhundert ausgeführt und zwar zu
Regensburg, Avignon und London. Wir müssen daher
den mittelalterlichen Brückenbau vom 12. bis ins
18. Jahrhundert rechnen. Die Brücken dieser Zeit, welche
mit ihren Städte-Privilegien und Ritterburgen den Ver-
kehr mehr hemmte als beförderte, zeichnen sich aus durch
kriegerische Vorkehrungen, Thürme, Thore, Erweiterung
der Brüstungen auf den Vorköpfen. Die Befestigungen
geben Anlass zur Erhebung eines Brückenzolls; der rege
Verkehr auf der Brücke bewirkt bald, dass dieselbe mit
Häusern besetzt wird, zu denen Kramläden, Kapellen, Ta-
bernakel u. dgl. sich gesellen. Die mittelalterliche Brücke
schliesst sich besser ihrer Umgebung an als die römische;
kurze Brücken zeigen einen Sattel in der Mitte, lange
dagegen eine horizontale Fahrbahn. Die Mittelpfeiler sind
sehr dick, oft über ein Drittel der Spannweite, zuweilen
sogar gleich der Spannweite, sodass sie hierin noch weiter
gehen als die römischen Bauwerke. Die Vorköpfe werden
bis über die Bogenanfänger geführt und oft schmaler als
die Pfeiler angelegt, wie überhaupt die einzelnen Theile
des Bauwerks scharf von einander getrennt erscheinen.
.Äs Gewölbeform ist im Allgemeinen der Halbkreis
beibehalten, der bis zur Weite von 50 Meter ausgeführt
wird; doch finden sich auch zuweilen gedrückte und über-
höhte Bögen oder statt der letzteren Spitzbögen. Im
16. Jahrhundert tritt zuerst der Stichbogen und der Korb- |
bogen auf, doch wagt man nicht, den Stichbogen gegen
einen Mittelpfeiler zu lehnen, dieses findet sich zuerst bei
der „langen Brücke“ in Berlin. Oft findet sich der
Schlusstein ausgezeichnet mit einem darüber in der
Brüstung stehenden Pfeiler; Umrahmung kommt nur bei
einigen italienischen Brücken vor. Zwei Bauwerke, unter
ihnen die Brücke zu Pavia, zeigen hohle Uebermauerung,
wobei die Axe der hohlen Räume der Flussrichtung pa-
rallel liegt, sodass die Oeffnungen in der Stirn sichtbar
werden.
Die neuere Zeit des Brückenbaues beginnt mit
der Errichtung des Corps des Fonts et Chaussees in Frank-
reich. Die Bauten aus dem 1 7. Jahrhundert mussten we-
gen zu starker Einengung des Flussbettes beseitigt und
durch neuere ersetzt werden, wogegen die seit 1720 aus-
geführten noch allen Anforderungen der Gegenwart ent-
sprechen. Die Perronet’schen Brücken haben dem archi-
tektonischen Eindruck nach etwas Kaltes, zeigen aber
schöne Verhältnisse ; die Weite der Oeffnungen nimmt bei
denselben nach der Mitte zu. ln London wurde bis zum
Ende des vorigen Jahrhunderts noch ganz in mittelalter-
licher Weise gebaut; erst mit der Anwendung des Eisens
begann eine rationellere Bauweise. In Deutschland muss
man ebenfalls das 18. Jahrhundert noch zum Mittelalter
rechnen; zu erwähnen sind die Dresdner Elb- und die
Heidelberger Neckar- Brücke. Eiserne Brücken finden sich
zuerst 1820 in Potsdam und Berlin.
Zweite Sitzung am 2. September.
Hr. Eisenbahn -Bau - Inspektor Kopeke aus Hanno-
ver sprach über Eisenbahn - Brücken von grosser
Spannweite. Durch die bedeutenden Erfolge der Hänge-
brücken in Ueberspannung grosser Weiten angeregt, ver-
sucht Redner die Vortheile dieses Systems auszunutzen,
ohne den Vorzug der Balkensysteme, die Steifigkeit, auf-
zugeben. Mittelst eines durch Gegengewichte belasteten
Gelenkes soll die Horizontalspannung der gekrümmten
Gurtung, soweit dieselbe aus dem Eigengewichte der
Konstruktion hervorgeht, aufgehoben werden; es soll also
dem Bogen ein bewegliches Widerlager gegeben oder die
Spannung der Kette durch ein Gegengewicht bewirkt
werden. Dadurch würde man in den Stand gesetzt sein,
die Inanspruchnahme des Materials sicherer zu verfolgen,
ohne dass ein Charnier im Scheitel des Bogens erforder-
lich wäre. Eine Ersparung an Material w7ürde durch die
schwächere gezogene Gurtung herbeigeführt, indem die-
selbe nur der aus der mobilen Last hervorgehendeu
Horizontalspannung zu entsprechen braucht. Das vorge-
schlagene System ist aufzufassen als die Kombination eines
Balkens mit einem hängenden Bogen, oder auch als kon-
tinuirlicher Balken mit verschwächter horizontaler Gurtung,
indem der aus dem Eigengewicht hervorgehende Zug der
Gurtung durch das Gegengewicht aufgehoben wird. Die
Eigenlast der Konstruktion wird daher getragen durch
Hängegurten zwischen steifen Dreiecken auf den Mittel-
pfeilern (Balken auf einem Stützpunkte) während für die
mobile Last die Konstruktion als kontinuirlicher Balken
anzusehen ist. — Bei einem berechneten Beispiel erhielt
die Bogengurtung 651D/' Querschnitt, während die gerade
nur 243a" bedurfte. Uebrigens wird das Gegengewicht
sehr bedeutend, und bemerkt der Vortragende ausdrück-
lich, dass die Konstruktion nur für sehr grosse Spann-
weiten empfehlenswerth sei, wo die Ausführung von Bal-
kenbrücken sich der Grenze der Möglichkeit nähert.
Hr. Haack* **)), Unternehmer der neuen Kai bauten
am Sandthorhafen, berichtete darauf, vom Vorsitzen-
den aufgefordert, über die dortigen Ausführungen/ *) Die
viereckigen Brunnen, welche das Fundament der eigent-
lichen Stützmauer bilden, waren ursprünglich mit verti-
kalen Seitenwänden projektirt, was nach älteren Erfah-
rungen des Vortragenden leicht ein Abreissen des Mauer-
werks herbeiführen soll. Es wurde daher auf die unteren
10' Höhe der 10 zu 14' messenden Brunnen eine Erwei-
terung des Schachtes um 10" eingeführt, während der
*) In dein vorläufigen Berichte in No. 38. d. Bl. irrthiiinlich
als Hr. Maack bezeichnet.
**) Man vergleiche auch No. 31, Seite 325 d. Bl.
445
obere 9 ' hohe Theil mit vertikalen Wänden aufgeführt
wird. Ein leichteres Senken der Brunnenschächte wurde
neuerdings noch dadurch kerbeigeführt, dass man den
unteren Theil auf einem Geschlinge von 3 zölligen Bohlen
2,/2 Stein stark begann und die erforderliche Verstär-
kung in der Weise eintreten liess, dass erst in der Höhe
von 6' die volle Stärke von 3\/2 Stein erreicht wird. —
Die 30' von Mitte zu Mitte entfernt stehenden Brunnen
werden zuerst, so lange die Pumpen den Wasserzudrang
bewältigen können, durch Handarbeit gesenkt, dann aber
durch Baggermaschinen mit vertikaler Leiter. Nachdem
der feste Baugrund erreicht ist, wird der untere Theil
des Brunnens mit Steinschlag gefüllt, welcher in seinen
Zwischenräumen den aufgelockerten Schlamm aufnimmt;
demnächst wird der Brunnenschacht mit Beton gefüllt,
der mittelst Klappenkasten versenkt wird. Von Brunnen
zu Brunnen wird ein Balken gelegt, dann der Kämpfer
auf jedem Brunnen 1' 4” hoch aufgemauert und die
Bögen eingespannt. Unter diesen Bögen fällt der Boden
in natürlicher Böschung herab, doch wird, um ein Nach-
rutschen desselben zu verhindern, eine Spundwand ge-
schlagen, die sich gegen den vorerwähnten Balken lehnt.
Schutzpfähle sichern das Mauerwerk gegen äussere Be-
schädigung. Alle 30' ist die im Uebrigen 5' 9" starke
Mauer mit 12' starken Kontreforts versehen, in welche die
Bolzen der Schiffsringe eingreifen.
An den Vortrag schloss sich eine kurze Diskussion.
Hr. Hoff mann (Neustadt) tadelte es, dass nicht runde
Brunnen gewählt seien, welche sich ohne vorhergehende
Ausschachtung senken lassen und eine geringere Wand-
stärke erfordern, und Hr. Lasius (Oldenburg) führte an,
dass bei dortigen Brunnensenkungen im Triebsande der
Boden nur in der Mitte trichterförmig ausgehoben worden
sei , wobei der Sand alsdann von allen Seiten zufloss.
Demgegenüber vel’theidigte Hr. Stadt -Ingenieur F. Andr.
Meyer (Hamburg) die gewählte Anordnung. Die vier-
eckigen Brunnen hätten sich bei den Proben bis auf 30'
Tiefe sehr gut gesenkt. Die Kostenersparnis, welche
durch die geringere Wandstärke runder Brunnen hätte er-
zielt werden können, sei bei der Ausfüllung durch Beton
nicht sehr wesentlich und könne nicht in Betracht kom-
men gegen die für die Ueberwölbung erzielten Vortheile.
Das von Hrn. Lasius angegebene Verfahren sei nicht
anwendbar gewesen, da es wegen der zwischen dem Sande
vorkommenden Klaischichten nothwendig war bis in die
Ecken hineinzubaggern. Eine Annahme des Hrn. H off-
mann, dass ihm Hr. Meyer bei dieser Erklärung zu
nahe getreten sei, wurde später von der Versammlung ein-
stimmig verneint.
Herr v. d. San dt (Lauenburg) sprach demnächst
„Ueber den Stecknitz-Kanal“. Der bestehende, im
Jahre 1390 ausgeführte Kanal ist übermässig lang,
20 Meilen, bei 7 Meilen direkter Entfernung der End-
punkte; die projektirten Verbesserungen sind jedoch stets
an dem Umstande gescheitert, dass der Kanal durch vierer
Herren Länder führte. Unter Napoleons Herrschaft wurde
ein neuer Kanal ,,de la Seine a la Baltique“ nicht nur
projektirt, sondern auch in Angriff' genommen, aber nicht
vollendet. Uebrigens sind die Verhältnisse sehr günstig;
die s/4 Meilen lange Scheitelstrecke liegt 44' über der
Elbe bei Lauenburg und 60' über der Ostsee, bei sehr
günstigen Wasser -Verhältnissen , indem Speisung durch
reiche Bäche und grosse, höher gelegene Seen möglich ist.
Die Herstellung des Kanals für kleine Fahrzeuge von 25 Last
würde einen Kostenaufwand von nur etwa 150000 Thlr.
erfordern. Als Fortsetzung des Rhein -Weser -Elbe -Kanals
würde die Instandsetzung für grössere Schiffe, von etwa
100 Last Tragfähigkeit, circa 700000 Thlr. beanspruchen.
Als Verbindung der Nord- und Ostsee endlich, auch für
grosse Schiffe berechnet, würden nach dem französischen
Projekte, bei 96' Breite und IO1// Wassertiefe, etwa eine
Million Thlr. erforderlich sein, welche Summe sich für die
Ausführung in gegenwärtiger Zeit auf das Doppelte steigern
dürfte. — Eine andere Linie, die nicht bei Mölln vorüber
geht, sondern durch den Ratzeburger See führt, ist gleich-
falls von französischen Ingenieuren projektirt. Bei 50'
Breite ist dabei eine Tiefe von 6' zu Grunde gelegt. Der
Nutzen einer Wiederherstellung des Stecknitz-Kanals würde
namentlich für die Städte Hamburg, Lübeck nnd Lauen -
bürg wesentlich sein.
Hr. Ingenieur Samuelson (Hamburg) machte als-
dann Mittheilungen: „Ueber die Strom - Verhält-
nisse der Elbe im Fluthgebiet“ und erläutert die-
selben durch in grossem Maasstabe aufgetragene Pläne.
Das Längenprofil des unteren Stromlaufes zeigt zwei fast
scharf geschiedene Abtheilungen, indem die Linie des
mittleren Wasserstandes, da wo das Fluthgebiet beginnt,
aus dem regelmässigen Gefälle in eine flache, der Hori-
zontalen sich nähernde Gefällelinie übergeht. Die mittlere
Höhe der Fluthwelle beträgt bei Helgoland 8', wächst
bis auf 10' bei Glückstadt und beträgt bei Hamburg
noch 6 ', während sie etwa 4 bis 5 Meilen aufwärts ver-
schwindet. Der Gipfel der Fluthwelle zeigt eine Vor-
eilung gegen den Fuss derselben, indem er in 43/4 Stunden
von Cuxhafen bis Hamburg hinaufschreitet, während der
Fuss der Welle 6J/4 Stunde gebraucht, so dass die Dauer
der Fluth gegen die der Ebbe um so mehr verkürzt wird,
als auch noch der Zufluss von oben hinzukommt.
In der Nähe Hamburg’s spaltet sich der Stromlauf
der Elbe in zwei Hauptarme, die Norderelbe und Süder-
elbe; da die erstere 5650' länger ist als letztere, so würde
längst eine Versandung der Norderelbe eingetreten sein,
wenn nicht auf ihre Erhaltung von Seiten Hamburg’s
viele Mühe verwendet würde. Die Vertheilung des Was-
sers ist derartig, dass von der mittleren Wassermenge von
etwa 27000 Kub.' pro Sekunde 7000 bis 8000 Kub.'
durch die Norderelbe und 20000 durch die Süderelbe ihren
Weg nehmen. Diese Zahlen umfassen das Oberwasser
und das Fluthwasser zusammen. Eine Bestimmung der
Fluthwassermenge durch gleichzeitige Beobachtungen wäh-
rend der Ebbezeit hat allgemein noch nicht stattgefunden,
nur für die Norderelbe ist sie vorgenommen. Die grössere
Länge der Norderelbe ist Veranlassung, dass die Fluth-
welle auf dem Wege durch die Süderelbe eher den Punkt
erreicht, wo dieselbe sich von der Norderelbe trennt als
durch letztere. Es tritt daher die Fluthwelle von oben
in die Norderelbe und indem sie auf die von unten herauf
kommende Welle trifft, wird an der betreffenden Stelle die
Bewegung des Wassers gehemmt, so dass sich eine Barre
bildet, die eine Offenhaltung der Schiffahrtsstrasse durch
Baggerung erfordert.
Im unteren Laufe der Süderelbe findet eine bedeu-
tende Verengung des Flussbettes statt, der Köhl-
brand, welcher für die Erhaltung der Norderelbe von
höchster Bedeutung ist. Auf die Wünsche der Hannover-
schen Regierung, welche behufs Anlage eines grossen
Hafens in Harburg eine Erweiterung des Köhlbrands er-
strebte, konnte daher Hamburg ohne gleichzeitige Sicher-
stellung des Zuflusses zur Norderelbe nicht eingehen.
Später wurde die Angelegenheit mit der Frage über An-
lage der Paris-Hamburger Eisenbahn zusammen verhandelt,
kam aber nicht zum Abschlüsse. Zur Verbesserung der
Norderelbe ist neuerdings von Dal mann ein Durchstich
projektirt, der den Lauf um einige tausend Fuss abkürzen
soll, ohne indess die Kürze der Süderelbe zu erreichen. —
Auf die Frage des Hrn. Funk nach den unterhalb Ham-
burgs projektirten Elbbauten erwiederte der Vortragende,
dass an die Ausführung dieser Projekte noch kaum ge-
dacht werde.
Im Anschlüsse an diesen Vortrag des Hrn. Samuelson
gab Hr. Inspektor Hübbe (Hamburg) eine interessante
Entwickelung der Ausbildung des gegenwärtigen
Strom laufes der unteren Elbe durch Vorführung der
Veränderungen, welche den Slrom in früheren Jahrhun-
derten betroffen.
Hr. Dr. Nöllner (Harburg) sprach endlich noch
über Luftheizung. Wenn die Ueberhitzung der Luft
an einer kleinen Heizfläche und die demnächstige Ver-
theilung derselben in dem zu erwärmenden Raume bei
Trockenanstalten und ähnlichen Anlagen auch ganz am
Platze ist, so sei es doch ein Anderes, wenn die erwärmte
Luft von lebenden Organismen eingeathmet werden soll,
wobei die Forderung aufgestellt werden muss, dass die
446
chemische Beschaffenheit der Luft nicht verändert
werden dürfe.
Das thierische Leben ist als ein fortwährender Ver-
brennungsprozess zu betrachten. Hat nun die eingeath-
mete Luft nicht die Fähigkeit eine Oxydation des Blutes
herbeizuführen, so wird der Prozess gestört, das orga-
nische Leben erstirbt; überwiegt dagegen die verhältniss-
mässige Menge des Sauerstoffs gegen den Stickstoff, so
wird die Verbrennung unnütz beschleunigt. Alle einge-
athmeten Stoffe nun, welche leichter oxydiren als das
Blut, sind unbedingt schädlich, indem sie den Sauerstoff
der Luft absorbiren und dadurch den Verbrennungsprozess
im Organismus aufhalten. Hierhin gehören aber nament-
lich die an einer überhitzten Fläche halb verbrannten
organischen Stoffe, dit? in der Luft schweben und zum wei-
teren Verbrennen sehr geneigt sind, Kohlendunst, Lam-
penqualm u. s. w. Andererseits gebe auch das Ozon, ge-
wissermassen konzentrirter Sauerstoff, sehr leicht ein Mo-
lekül desselben ab und verwandele sich dadurch in ein
fachen Sauerstoff; daher auch dessen desinfizirende Eigen-
schaften.
Eine Luftheizung mit zu kleiner Heizfläche, welche
somit durch Ueberhitzung den chemischen Zustand der
Luft zerstört, ist demzufolge im hohen Grade schädlich
und müsse auf die erforderliche Grösse der Heizfläche
bei Anlage einer Luftheizung ein Hauptgewicht gelegt
werden. Ausdrücklich bemerkte der Redner noch, dass
die Herstellung des Feuchtigkeitszustandes der Luft eine
durchaus hiervon getrennte und untergeordnete Frage sei,
und dass Feuchtigkeit und Kohlensäuregehalt durchaus
nicht allein maassgebend seien für die Beschaffenheit der
Luft. Auf eine Frage des Hin. Lasius wurde als höch-
ster zulässiger Hitzegrad eines Luftheizungsapparates der
Schmelzpunkt von Blei und Zinn angegeben, der bei
Kachelöfen nie erreicht werde.
(Fortsetzung folgt.)
Der Dom zu Frankfurt am Main»
Als vor Jahresfrist die Kunde von der traurigen Ka-
tastrophe, welche den Dom zu Frankfurt heirngesucht,
durch Deutschland ging, war das Bedauern darüber wohl
ein allgemeines; betraf es doch ein Bauwerk, das in zwei-
facher Weise unser Interesse in Anspruch nimmt: einmal
als ein Denkmal, mit dem die stolzesten Erinnerungen
des deutschen Volkes verwachsen sind, dann als ein Wahr-
zeichen des künstlerischen Geistes dieser Vergangenheit.
In architektonischen Kreisen ist dieses Interesse seitdem
noch ein spezielleres geworden durch die Frage nach der
Wiederherstellung des Domes. Wie bekannt, haben sich
zwei Kommissionen, die eine aus Frankfurter Sachver-
ständigen, die andere aus den drei Dombaumeistern von
Cöln, Regensburg und Wien bestehend, mit der Feststel-
lung der Schäden und Angabe über die Wiederherstellung
beschäftigt. Die Berichte dieser Kommissionen liegen
seit einiger Zeit vor und da hiermit die Dombau-Ange-
legenheit mit Rücksicht auf die technischen Vorfragen in
ein bestimmtes Stadium getreten ist, so sollen nunmehr
die früher in diesem Blatte in Aussicht gestellten Mit-
theilungen darüber beginnen.
Zunächst aber wird es nöthig sein, auf die Geschichte
des Bauwerks etwas näher einzugehen.
Die Wahl- und Krönungskirche der deutschen Kaiser
in Frankfurt ist die älteste der Stadt; ihre Gründung
reicht bis in die frühesten Zeiten der Karolinger hinauf,
urkundlich wird sie zuerst 874 'ijwähnt. Damals führte
sie den Namen St. Salvators -Kapelle und wird in ver-
schiedenen Schenkungsurkunden Ludwig's des Deutschen
und seiner Nachfolger genannt. Im Jahre 977 wird die
Dotation der Kapelle, auf Bitte des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz, von Kaiser Otto II. bestätigt; dann
fehlen durch mehre Jahrhunderte alle Nachrichten. In
diese Zeit fällt die erste Kaiserwahl zu Frankfurt, die
von Friedrich I. Barbarossa, welche 1152 in der
Salvators-Kirche vorgenommen wurde, während die Krö-
nung in Aachen erfolgte. Im Anfänge des 13. Jahr-
hunderts muss die Kirche sehr baufällig gewesen sein,
und da dem Kapitel die Mittel zur Wiederherstellung
fehlten, wandte man sich an den Papst Gregor IX., wel-
cher durch eine Bulle vom 16. September 123S einen
zwanzigtägigen Ablass denjenigen zusicherte, welche zur
Wiederherstellung der Kirche und der Glockenthürme
Almosen geben würden. Schon am 24. August 1239
fand die Weihe des Hauptaltares in dem damaligen Chore
statt und zwar wurde die Kirche als Salvators- und Bar-
tholomäus-Kirche geweiht, doch scheint ihr der letztere
Name schon früher beigelegt worden zu sein. Von die-
sem Bau rührt das dreifache, auf sechs Pfeilern ruhende
Schiff des gegenwärtigen Gebäudes her. Diese Schiffe
zeigen das System des Hallenbaues, wie es zu so früher
Zeit namentlich in Westphalen seine eigenthümliche Ent-
wicklung gefunden : bei schon leichten und freien Ver-
hältnissen eine eigen primitive Behandlung des Details,
an romanische Reminiszenzen anknüpfend. Hier tritt dies
besonders an den Pfeilern hervor, welche einfach vier-
eckig mit gebrochenen Kanten und an jeder Seite mit
einem als Dienst vortretenden Rundstabe gestaltet sind.
An diesen Bau lehnten sich noch zwei Kapellen,
südlich die Kapelle S. Wolffgangi, von welcher ein Theil
gleichfalls noch erhalten , während der andere später ab-
gebrochen wurde und hier 1487 die nach dem Erbauer
benannte Scheids- Kapelle aufgeführt ist. Auf der nörd-
lichen Seite lag die St. Katharinen-Kapelle, 1260 erbaut,
welche später dem Bau des nördlichen Querschiff-Flügels
weichen musste. An der Stelle des jetzigen Pfarrthurmes
befand sich eine Vorhalle, wo der altkirchlichen Sitte ge-
mäss vor der Taufe die Beschwörungsformel ausgesprochen
wurde; auch stand hier der sogenannte Heissenstein, auf
den sich Braut und Bräutigam stellen mussten und sich
Treue gelobten, bevor die kirchliche Trauung erfolgte; eine
Sitte, die noch 1607 in Frankfurt üblich war. Wie die
Kirche damals ausgesehen hat, ist in einem alten Holz-
schnitzwerk im Chore, welches Kaiser Carl den Grossen,
das Modell der Kirche auf der Hand tragend, darstellen
soll, zu ersehen; hiernach hatte der Bau ursprünglich
vier Thürme.
Nach der Wahl Ludwig's des Baiern im Jahre 1315
wurde die Vergrösserung der Kirche beschlossen und so-
gleich mit Niederreissen der beiden östlichen Thürme und
des Chores begonnen. Der Bau dauerte 23 Jahre, doch
ohne dass der Gottesdienst unterbrochen wurde; die Ein-
weihung des einschiffigen, langgestreckten Chores erfolgte
am 9. August 1338. Eine weitere Vergrösserung der
Kirche trat im Jahre 1346 ein, wo der Bau des nörd-
lichen Querschiff- Flügels an der Stelle, wo die St. Ka-
tharinen-Kapelle gestanden, begonnen wurde. Vollendet
wurde dieser Bau erst im Jahre 1351; die Verzögerung
scheint dadurch bewirkt zu sein, dass inzwischen 1348
auch der Bau des Kreuzganges in Angriff genommen
war, ferner dadurch, dass 1349 das Chordach durch einen
Brand zerstört wurde und wiederhergestellt werden musste.
Der Bau des südlichen Flügels des Querschilfes folgte
zwar unmittelbar darauf in den Jahren 1352 und 1353,
doch scheint im Ganzen der Bau des Querschiffes sich
noch länger hingezögert zu haben, denn erst 1410 wird
die Vollendung der Gewölbe berichtet. Eine Eigenthüm-
lichkeit dieses Querschilfbaues ist die ungewöhnliche
Längenausdehnung der beiden Flügel, welche mit dem
ziemlich langen Chor eine gleiche Ausladung zeigen.
Bemerkenswerth sind auch die beiden Portale der Flügel.
Das nördliche, den jetzigen Haupteingang zum Dome
bildend, führt nach einem Steinbild über der mittleren
Säule den Namen Marienthüre und zeigt als Hauptver-
zierung eine grosse prachtvolle Fenster- Rosette, seitwärts
stufenförmig Konsolen mit Baldachinen darüber, für welche
die Figuren jedoch nie zur Ausführung gekommen zu
sein scheinen; darunter befinden sich noch verstümmelte
Reliefs. Das Südportal dagegen, leider ganz verbaut, ent-
hält reichen Figurenschmuck in rothem Sandstein , na-
447
mentlich eine grössere Komposition in dem Bogenfeld
über dem Thürsturz.
Von den Anbauten des Chores ist zunächst an der
Südseite die heilige Grab -Kapelle zu nennen, welche
ihren Namen oft gewechselt hat, früher Capelia Salva-
toris, dann Maria Magdalenen - Kapelle hiess und ihren
jetzigen Namen nach einem in neuester Zeit gestifteten
Altäre trägt. Durch eine Thüre in der Kapelle gelangt
man in die daran stossende kaiserliche Wahlkapelle.
Dieselbe wurde im Jahre 1355 begonnen und ihr Bau
sehr beeilt, was wohl seinen Grund darin hatte, dass
ein Ort geschaffen werden musste, wo die Wahl der
deutschen Kaiser vorgenommen werden konnte, wie dies,
das neue Reichsgrundgesetz vom Jahre 1356, die goldene
Bulle Kaiser Karl IV., genau vorschrieb. In Urkunden
führt sie daher den Namen conclave electionis, Kurkam-
mer, Kurkapelle,
Kaiserchor. Die-
ser in der deut-
schen Geschichte
so merkwürdige
Raum , wo sich
die Kurfürsten des
Reiches zu der
wichtigen Hand-
lung der Kaiser-
wahl versammeln
mussten, ist frei-
lich nur ein schma-
les, dunkles Ge-
wölbe, das dieser
wichtigen Bestim-
mung wenig wür-
digerscheint. Hier
fand auch die Sal-
bung der Kaiser
Statt, als Frank-
furt in den letzten
Jahrhunderten der
deutschen Kaiser-
zeit zugleich die
Krönungsstadt des
Reiches geworden
war.
Zum hohen
Chor führen mehre
Stufen hinauf, doch
ist diese Erhebung
des Fussbodens ur-
sprünglich nicht so
bedeutend gewe-
sen, sondern hängt
wohl mit der Be-
stimmung des Do-
mes als Krönungs-
kirche zusammen.
Auf der Nordseite
des Chores liegt
ausser der Sakri-
stei, einem lang-
gestreckten Raum, dar nach Osten durch einen
regelmässigen Anbau abgeschlossen ist, noch die Maria-
Kapelle, weiche schon 1399 als „Salve -Chor“ benannt
vorkommt; später wurde die Kapelle nach einer Stiftung
das Psalmen-, gewöhnlich Salmen-Chörlein genannt. Der
gegebene Grundriss des Domes ist nach der Restauration
von 1855 genommen. Ein Bild, wie die Kirche im Jahre
1414 aussah, findet sich in einer kleinen Handzeichnung
am Rande des Protokolles über die Grundsteinlegung des
Thurmes. Bevor wir jedoch zu diesem Theile des Bau-
werks übergehen, der mehr in künstlerischer Hinsicht un-
ser Interesse beansprucht, wollen wir einen Blick auf die
innere Ausschmückung des Domes werfen.
Unter den Altären ist nur derjenige in der Marien-
Kapelle, ein Steinbildwerk aus dem 15. Jahrhundert, zu
nennen; die übrigen sind von keiner Bedeutung, meist
aus späterer Zeit und in barocken Formen, selbst der
Hochaltar aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Das Sa-
kramenthäuschen im Chor, neben dem Eingang zur Sa-
kristei, ist dagegen wohl der Beachtung werth, ebenso
ein Tabernakel von schöner Steinkonstruktion mit ausge-
gemalter Wandnische. Zu beiden Seiten des Chores be-
finden sich in Holz geschnitzte Chorstühle von keinem
bedeutenden Kunstwerth, über denselben sind der ganzen
Länge des Chores nach Wandgemälde angebracht, welche
bemerkenswerther
sind, wenn auch
mehr in kunsthis-
torischer als in
künstlerischer
Hinsicht. Zu bei-
den Seiten des Al-
tars aber befinden
sich Freskogemäl-
de von weit höhe-
rer Bedeutung, die-
selben gehören un-
zweifelhaft der
Kölnischen Schule
an und sind viel-
leicht direkt Schü-
lern des Meister
Stephan zuzu-
schreiben; nach
denbeigefiigten In-
schriften wurden
sie 1407 gefertigt.
Auch in der Vor-
halle des Thur-
mes und in der
Scheidskapelle be-
fanden sich Fres-
kogemälde, die
theils zerstört,
theils übertüncht
worden sind. Un-
ter den verschie-
densten Grabdenk-
mälern, an denen
der Dom sehr reich
ist, gewährt das
grösste historische
Interesse das des
Königs G ü n the r
von Schwarz-
burg, des edlen
Gegenkönigs Karl
IV. Das Denkmal
zeigt den Helden
in voller Rüstung, auf sein Schwert gestützt, unter einem
reich ornamentirten gothischen Schwibbogen stehend ; die
Arbeit ist wahrscheinlich vom Meister Was müde. Aus
späterer Zeit des 14. Jahrhunderts rührt her der Grabstein
des Johann von Holz hausen und seiner Frau Gudela,
ein charakteristisches Skulptur- Monument des ausgebildeten
germanischen Stiles und auch als Beispiel zur Kostümkunde
des 14. Jahrhunderts von besonderem Werth.
(Fortsetzung folgt.)
a Sakristei.
b Wahlkapelle.
Marienkapelle.
Scheidskapelle.
fl Heilige Grabkapelle.
11 II-
Koch einmal über Pappdächer.
Nachdem bereits in No. 32 u. Bl. ein bei der Fabrikation
von Pappdächern betheiligter Techniker, Hr. Privatbaumeister
Bernd ts zu Danzig, dem ungünstigen Urtheil, welches in
einer früheren Korrespondenz über die im Kreise Greifen-
hagen (Pommern) vorhandenen Pappbedachungen ausge-
sprochen wurde, entgegen getreten war und die Vorzüge des
sachgemäss und solide ausgeführten Pappdaches vertheidigt
hatte, erhielten wir vor Kurzem auch eine denselben Gegen-
stand betreffende Zuschrift des Ingenieurs der ßiisscher & Hoff-
mann’schen Fabrik zu Neustadt - Eberswalde, Hr. Ad. Neu-
448
mann zu Breslau. Da die genannte Fabrik eine der ältesten
und renommirtesten ihres Faches in Deutschland ist, so glau-
ben wir die Aeusserungen ihres Vertreters, soweit sie das
technische Detail der Herstellung von Pappdächern betreffen
und die Angaben des Hrn. Berndts ergänzen, unseren Leser
mittheilen zu müssen. Hr. Neu mann schreibt:
Von den verschiedenen Konstruktionen bei Pappdächern ist
die einzig sichere und schon deshalb vorzuziehende, weil bei ihr
allem Reparaturen leicht und erfolgreich vorgenommen werden
können, die jetzt wohl allgemein bekannte, wenn auch leider noch
nicht ausschliesslich angewandte, bei welcher die Pappe in
langen, vom First bis zur Traufkante reichenden Feldern
zwischen in der Sparrenrichtung liegenden dreikantigen Deck-
leisten aufgebracht wird, deren zusammenstossende Ränder
mit einem Deckstreifen genagelt und überklebt werden. Diese
Deckstreifen werden mit einem festen Asphaltkitt, die Papp-
felder aber mit einem leichteren, mehr Theer enthaltenden
Ueberzuge versehen und übersandet. Auch ohne diesen Kitt
und Ueberzug muss das Dach völlig regendicht sein. Der-
selbe soll niemals zur Dichtung beitragen, sondern einzig und
allein Pappe und Nagelung vor den zerstörenden Einflüssen
der Atmosphäre und gegen Beschädigung durch auf das Dach
fallende harte Körper schützen. In der zeitgemässen
Erneuerung dieses Ueberzugs (etwa in Zwischen-
räumen von 4 — 5 Jahren) besteht bei gut ausge-
führter Dächern ihre ganze Unterhaltung. Hier
aber ist es, wo sehr häufig ein bedeutender Fehler dadurch
gemacht wird, dass mit der Wiederholung dieses Ueberzuges
nicht abgewartet wird, bis der alte zu schwinden beginnt
und die Pappe roh zu Tage tritt. Theils weil man glaubt
ein doppelter Ueberzug könne das Dach nur besser und dauer-
hafter machen, theils durch die ganz gewöhnliche Ansicht,
defekte Stellen durch Streichen zu dichten, wird oft ein zu
häufiges Theeren vorgenommen. Es hat dieses nicht nur
den Nachtheil, dass es jene, auf nur wenige Tage vielleicht
geschlossenen, schadhaften Stellen überdeckt und schwer sicht-
bar macht, sondern was schlimmer ist, es entsteht durch zu
häufiges Ueberziehen des Daches, namentlich bei sehr konsis-
tentem Asphaltlack eine dicke Kruste, die bei der nächsten
Temperaturveränderung unzählige feine und viele grosse Risse
bekommt und — da ihre einzelnen Theile an der Pappe fest-
haften — auch diese auseinanderreisst. Die Pappe ist dann
fast unzugänglich und eine Reparatur schwer ausführbar.
Es ist also das Streichen nicht zu oft, namentlich
nicht als Dichtungsmittel anzuwenden, sondern ein
neuer Ueberzug nur aufzu tragen, wenn der alte zu
schwinden beginnt.
Ein zweiter Fehler wird häufig dadurch begangen, dass
beim Ueberzug die Masse desselben nicht kochend auf die
Pappe gebracht oder nicht sofort abgesandet wird. Beides
ist zu einer innigen Verbindung des Ueberzugs mit der Pappe
durchaus nöthig. Bei kaltem Theer wird derselbe zu dick
aufgetragen und nicht nur mehr als nöthig verbraucht, sondern
Sand und Theer haften auch nicht. Bei solchem Ueberzuge merkt
man nicht ein allmäliges Schwinden desselben, er schält sich
vielmehr in flachen Stücken, wie Mauerputz ab, und da dieses
an den schlechten Stellen sehr viel früher als an andern ge-
schieht, so lässt sich der nöthige bessere Ueberzug schlecht
aufbringen, weil der theilweise noch haftende alte bald auch
das Abschälen des neuen veranlasst. Ein Gleiches geschieht,
sobald der verwendete Steinkohlentheer nicht ganz wasserfrei
ist, was leider sehr häufig vorkommt; die sich beim Aufträ-
gen entwickelnden Wasserdämpfe lassen dann eine innige Ver-
bindung des Ueberzuges mit der Pappe nicht zu. Ebenso
schädlich ist ein, statt trockenen scharfen Mauersandes ange-
wendeter thonhaltiger oder feuchter Sand.
Sorgfältig ausgeführte und rationell unterhaltene Dächer
können eigentlich nur durch heftigen Sturm oder äusserliehe
Gewalt schadhaft und reparaturbedürftig werden. Ist letzterer
Fall eingetreten, so muss, was leider in den meisten Fällen
nicht geschieht, eine direkte Nagelung der Pappe auf die
Schaalung durchaus vermieden werden. Bei solchen Papp-
stücken, welche zur Dichtung defekter Stellen aufgesetzt und
auf die Schaalung genagelt sind, ziehen sich in kürzester Frist
die Nagelköpfe durch die Pappe und der Schaden ist nur
schlimmer geworden. Ja es ist nicht selten vorgekommen,
dass Besitzer von Pappdächern, wenn der Sturm (namentlich
bei noch weicher Pappe) die einzelnen Felder in die Höhe
bauschte, zur Verhütung dessen sämmtliche Felder zwischen
den Deckleisten vom First bis zur Traufkante an die Schaa-
lung nagelten, Solche Dächer können als ruinirt betrachtet
werden. — Defekte Stellen sind einzig zu dichten — falls
sie klein sind, durch Unterschieben oder Aufkleben nicht von
Pappe, sondern von einigen Lagen theergetränkten Packpapiers
mit Asphaltkitt; ist der Schaden grösser, so reparirt man das
Dach dadurch, dass man an den defekten Stellen die Papp-
bahn in ihrer ganzen Breite zwischen den Deckleisten durch
eine neue ergänzt, die etwas länger als der Sprung ist. Die-
selbe wird oben unter die alte Bahn geschoben uud mit As-
phaltkitt angeklebt, auf die Deckleisten aber neue Streifen
genagelt. Diese Reparatur ist einfach, mit geringsten Kosten
und Mühe verbunden und in jedem Falle zuverlässig.
Die Unterhaltung sorgfältig ausgeführter und
mit gutem, von reinem Steinkohlentheer vollstän-
dig durchtränktem Material gedeckter Pappdächer
ist also sehr leicht. Schlecht ausgeführt oder mit schlech-
tem Material gedeckt, werden dieselben freilich ewiger Repa-
raturen bedürfen, und eben solche Dächer sind es, oder aber
arg vernachlässigte, oder falsch behandelte, welche Grund zu
immerwährenden Klagen geben. — Die hier zusammengestellten
Fehler bei der Unterhaltung von Steinpappdächern sind die,
welche sich am meisten wiederholen. Sie liegen eigentlich so
klar auf der Hand und ihre Vermeidung ist so einfach, dass
dieselben hier nicht zusammengestellt wären, wenn mich nicht
die unglaublich häufigen Verstösse gegen die einfachsten Re-
geln der Unterhaltung überzeugt hätten, dass es nöthig sei,
immer und immer wieder darauf aufmerksam zu machen, wie
leicht es ist, das so wohlfeile und feuersichere Pappdach
auch ein dauerhaftes sein zu lassen.“
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
10. Oktober 1868. Vorsitzender Hr. Bo eck mann, später
Hr. Koch I.; anwesend 151 Mitglieder und 4 Gäste.
Der Vorsitzende theilte zunächst mit, dass die am vorigen
Versammlungsabende mit Ausarbeitung eines Theiles der neuen
Geschäftsordnung beauftragten Referenten — mit Ausnahme
von Hrn. Schwedler — die Wahl angenommen hätten. An
Stelle von Hrn. Schwedler wurde hierauf Hr. Sen dl er
gewählt.
Hr. Faulhaber verlas im Aufträge einer grösseren An-
zahl von Vereins -Mitgliedern eine an den Vorstand gerichtete
Interpellation. Es wurde darin Auskunft erbeten, warum der
Vereinsbeitrag vor vollständiger Einführung und Genehmigung
des neuen Statuts bereits für die Monate September uud
Oktober erhöht worden sei und warum dem bisherigen Ver-
eins-Bibliothekar seine Stellung gekündigt, dem Verein jedoch
keine Anzeige von dieser Kündigung gemacht sei. Der Vor-
sitzende antwortete im Namen des Vorstandes, dass derselbe
das neue Statut, auch ohne die bisher noch nicht erfolgte Er-
langung der dadurch in letzter Linie bezweckten Korporations-
rechte in allen den Bestimmungen, welche bereits durchführ-
bar seien und die mit dem Besitz von Korporationsrechten
nicht direkt Zusammenhängen, als in Kraft getreten betrachte
— sowie dass die Kündigung an den Vereins- Bibliothekar in
voller Einstimmigkeit des Vorstandes und der Ober -Biblio-
thekare aus sachlichen Gründen erfolgt und nur aus Rück-
sicht auf die davon betroffene Persönlichkeit nicht publizirt
worden sei. Eine Debatte, die sich an diese Auskunft an-
schloss und in der mehre der Interpellanten die Gründe,
welche sie geleitet hatten, noch näher auseinander setzten, ver-
lief ohne Resultat, da weitere Anträge in dieser Angelegen-
heit nicht gestellt wurden.
Herr Adler begann hierauf mit einer übersichtlichen
Darstellung der Leistungen des Backsteiubaues und kün-
digte an, dass er diesem für die Gegenwart, wo der Back-
steinbau nach langer Vernachlässigung sich allseitig zu neuer
Blüthe erhebe, so zeitgemässen Thema im Laufe des bevor-
stehenden Winters eine Reihe von Vorträgen widmen wolle,
die nicht nur die ästhetische und formale, sondern namentlich
auch die technische Seite desselben in’s Auge fassen sollen.
Eine geographische Uebersieht der Leistungen des
Backsteinbaues zeigt zunächst seine weite Verbreitung über
die ganze Erde. Von den aus der Vorzeit erhaltenen Bau-
denkmalen (nach Mertens etwa 15000) ist die grössere
Hälfte aus Backstein errichtet, der fast überall als Material
des Massenbaues auftritt, während der Hausteinbau demgegen-
über nur sporadisch und vorzugsweise nur bei den edelsten
Ausführungen verwendet wurde. Die Heimat des Backstein-
baues ist der Orient, wo das Bediirfniss, sich durch sehr
starke Mauern von einem schlecht wärmeleitenden Material
gegen die Hitze zu schützen, und die leichte Herstellbarkeit
der nur an der Luft getrockneten Ziegel zunächst darauf hin-
leiteten. Hier hat er auch seine weiteste Ausdehnung gefunden.
China, Japan, beide Indien sind Länder, wo von jeher ganz
überwiegend in Backsteinen (theilweise in Verbindung mit
Porzellan) gebaut worden ist, desgleichen Babylonien, Assyrien,
Arabien und Aegypten; nur im Hochland Westasiens ist reiner
449
Hausteinbau vorhanden. In Europa hat der Backsteinbau in
alter Zeit in Griechenland und Etrurien, später zu Rom und
in seinen Provinzen geblüht. Italien erhielt sich denselben,
eine weitere Ausbreitung erlangte er später im Westen und
Norden: in England, den Niederlanden, Deutschland und Skan-
dinavien, während Spanien und Frankreich ihn nur in einzel-
nen Distrikten aufweisen. Nord- und Südamerika endlich
zeigen aus alter Zeit gar keinen Backsteinbau und sind ihm
erst in neuerer Zeit erschlossen worden.
Bei einer geschichtlichen Uebersicht der Entwicke
lung des Backsteinbaues ist Aegypten voranzustellen, wo
wir die ältesten Spuren desselben finden. Die vor einigen
Jahren durch Linant-Bey vorgenommenen zahlreichen Bohr-
versuche haben in einer Tiefe von 60 — 72' unter der Ober-
fläche des jetzigen Nilthals Stücke gebrannten Thons, mit und
ohne Hieroglyphen zu Tage gefördert, was (mit Zugrunde-
legung der Messungen, wonach die Aufhöhung des Nilthaies
5" pro Jahrhundert beträgt) ein mehr als 12000jähriges Alter
des Backsteinbaues beweist. Die ältesten bekannten Bauwerke
Aegyptens waren , wie uns dies ja auch die Nachrichten des
Herodot lehren, von Luftziegeln aus Nilschlamm errichtet, und
deuten die Abmessungen dieser Ziegel (16" Länge, 8" Breite,
4 ya bis ö1/»" Dicke) darauf hin, dass das Format derselben
für einen regelmässigen Verband eingerichtet war. Wenn
sich von diesen ältesten Bauten nur Pyramiden (in denen sich
bekanntlich auch die ältesten Tonnengewölbe finden) bis auf
die Gegenwart erhalten haben, so scheint aus den neuerdings
gefundenen Inschriften (Bauurkunde über die Tempelmauer
von Denderah, von Dümiehen publizirt) hervorzugehen,
dass auch die Freibauten der alten Zeit aus demselben Mate-
riale, wahrscheinlich mit einer Verblendung von gebrannten
Ziegeln , errichtet waren. Die letzteren hatten erheblich ge-
ringere Abmessungen als die Luftziegel und zeigen durchweg
eine lebhafte rothe Farbe; glasirte Ziegel (mit Ausnahme von
Emaille-Platten) scheinen nicht vorgekommen zu sein.
Vollständigere Kenntniss besitzen wir über den Backstein-
bau Mesopotamiens, der gleichfalls auf eine uralte Kultur
und Pflege hinweist, wenn die geschichtlichen Nachrichten
auch nur bis auf 2300 Jahre v. Chr. reichen. Die merk-
würdigen Nachrichten der Bibel über den Thurmbau zu Babel
sind bekannt; desgleichen die Angaben, die Herodot über das-
selbe Bauwerk, den Belustempel, giebt, und die lange Zeit
für ein Mährchen gehalten worden sind, bis die neueren eng-
lischen und französischen Untersuchungen ihre Zuverlässigkeit
sehr wahrscheinlich gemacht haben. Die babylonischen Bauten,
von denen bereits eine grössere Anzahl untersucht worden
ist, zeigen fast stets einen sehr starken Mauerkern von Luft-
ziegeln mit einer Verkleidung in gebrannten Backsteinen.
Erstere, aus Lehm mit Spreu vermischt hergestellt (ein Stein
etwa 16" lang und breit, 5 bis 7" dick) wurden in Thon-
mörtel vermauert und in Höhen von 4 bis 5' durch hindurch-
gesteckte 1" starke Schilfrohrstengel verankert. Die zur Ver-
blendung benutzten Backsteine, die im Gegensätze zu Aegyp-
ten meist eine lebhafte gelbe (fleischrothe) Farbe haben, sind
meist 11 y/' im [J und 2% bis 3" dick. Zur Bildung der
Ecken dienen dreieckige Steine; ausserdem finden sich jedoch
Formsteine zu Bögen, zu halbrunden Strebepfeilern etc. ver-
wendet. — Wenn sich hierin eine schon völlige Beherrschung
des Materials zeigt, so ist diese auch in der Anwendung ver-
schiedenfarbiger Steine zu Wanddekorationen und in der tech-
nisch vollendeten Herstellung der Glasuren, die sogar die An-
bringung zweier Farben auf einem Steine kannte, ausgesprochen.
Weniger bekannt dürfte es sein, dass auch das alte
Griechenland einen sehr ausgebildeten Backsteinbau be-
sessen hat. Wenn wir von demselben noch nichts Genaueres
wissen, so trägt die Schuld hiervon, dass man bei den bishe-
rigen Ausgrabungen die Backsteinfragmente meist eben so
wenig beachtet hat, wie dies früher mit den Architekturresten
überhaupt — den Bildwerken gegenüber, geschah. — Vitr uv
erzählt, dass in Athen die alte Hütte des Areopags, aus
Fachwerk mit Lehmdecke, konservirt wurde; ebenso berichten
die Schriftsteller von dem aus Backsteinen errichteten Schlosse
des Königs Mausolus, da« in der Sonne geglitzert habe,
was sogar auf Anwendung von Glasuren schliessen lässt. Dass
der Backsteinbau in Makedonien einen hohen Rang einnahm,
lehren nicht nur die Nachrichten, dass König Philipp in
Olympia ein Schatzhaus aus diesem Materiale errichten liess,
sondern auch die (im Aufträge des Kaiser Napoleon III)
angestellten Untersuchungen zu Pella, wo sehr werthvolle
Reste von Backsteinbauten gefunden worden sind. Aber auch
in der späteren Zeit muss selbst in Athen der Backsteinbau
eine ausgedehnte Anwendung und eine grosse Blüthe erreicht
haben, wie sich dies schon aus der dort in höchster Vollen-
dung stehenden Terrakotten-Iudustrie ergiebt. Die aufgefun-
denen Fragmente berechtigen zu der Annahme, dass das ältere,
durch die Perser zerstörte Erechteion im Wesentlichen,
namentlich auch in allen seinen Kunstformen aus Backsteinen
errichtet war.
Viel mehr erforscht sind die Backsteinbauten des alten
Italiens, obgleich auch hier die noch in kolossaler Anzahl
vorhandenen Fragmente bisher wenig beachtet und kaum ge-
sammelt worden sind. Vieles davon ist wieder verschwunden
und zerstreut oder doch für die Alterthumswissenschaft ohne
sonderlichen Werth, da die Fundorte nicht notirt worden sind.
Die hohe Ausbildung, welche die Anfertigung gebrannter
Thonarbeiten, namentlich von Vasen, in Etrurien erreicht hat,
ist bekannt; jedenfalls ist der Backsteinbau und die Anwen-
dung von Terrakotten von dort aus nach Rom übertragen,
das mit seiner Umgebung eines der wichtigsten Lokale für die
Entwickelung dieser Bauweise geworden ist.
Bis zum Zeitalter des Augustus wurden in Rom wahr-
scheinlich die meisten Bauwerke in Backsteinen und Terra-
kotten errichtet, wie dies von dem alten Tempel des kapito-
linischen Jupiter, dessen Akroterien alljährlich mit rother
Mennige neu gestrichen wurden, feststeht; auch später wurden
die grössten und wichtigsten Bauwerke (das Pantheon, die
Thermen, das Mausoleum des Augustus) ihrem Kerne nach
von Ziegeln erbaut, im Aeusseren jedoch mit Putz oder Mar-
mor verkleidet. In unverputzten Backsteinen sind während
der Kaiserzeit von grösseren Werken nur mehre Nutzbauten
ausgeführt; so die technisch vollendet hergestellte Wasserlei-
tung des Kaisers Nero, deren helle, fleischroth gefärbte
Ziegel 26‘V' im [H gross, l1/*" dick sind.
Von grösserer Wichtigkeit für die künstlerische Behand-
lung des Materials sind die zahlreich erhaltenen kleineren
Monumente des Privatbaues, namentlich Grabmäler, die auch
für das technische Verfahren bei Herstellung der ornamentalen
Glieder sehr lehrreiche Winke geben. Die wichtigsten dieser
kleineren Monumente, von denen der Vortragende später noch
Zeichnungen mitzutheilen versprach, wie er auch Proben
ägyptischer, babylonischer und römischer Ziegel vorlegen zu
können hoffte, sind der sog. Tempel der Virtus und Honos
(Grab der Annia Regilla?), der sog. Tempel des Deus riduculus,
des ampbitheatrum castrense u. A.
Von Rom aus ist der Backsteinbau demnächst in alle
Provinzen des Weltreichs übertragen worden. Der alte grie-
chische Steinbau des Theaters zu Taormina ist 2' dick mit
Ziegeln ummantelt; römische Backsteinruinen finden sich am
Euphrat und Tigris, im nördlichen Afrika, besonders zahlreich
in Mösien und Dacien, endlich auch in den Rheinlanden, wo wir
vom Abbruche mehrer dahin gehörigen Monumente zu Köln,
Xanten, Nymwegen etc. wissen, während wohl erhaltene Bau-
werke dieser Art sich namentlich noch in Trier finden. Hier
kann man auch den Verlauf der römischen Backsteintechnik
verfolgen , die ein sicheres Kennzeichen zur Bestimmung des
Alters dieser Gebäude ist. Während die ältesten Bauten die
unvermischte Anwendung von Backsteinen kleineren Formats
zeigen, wächst im weiteren Verlaufe das Format der Ziegel
und treten diese mit Bruchsteinen vermischt auf, bis sie zu-
letzt zu Streifen aus einer oder mehren Schichten gereiht nur
einen Schmuck der Bruchsteinbauten bilden ; letzteres übrigens
eine Dekorationsweise, die sich bis in das Mittelalter hinein
erhalten hat.
Die weitere Fortsetzung des interessanten Vortrages, den
der Redner an dieser Stelle abbrach, wird demnächst den
Einfluss der Völkerwanderung auf die Entwickelung des
Backsteinbaues behandeln. — F. —
Aus der Fachlitteratur.
Bewegliche Brücke von Boeper.
Wenngleich es mir nur Vergnügen machen kann, in Hrn.
Haarbeck einen Gegner meines Projektes zu finden, der,
wie sich bald zeigen wird, recht leicht zu widerlegen ist, so
erscheint es doch weniger erfreulich, wenn derselbe Ent-
stellungen mit unterlaufen lässt, die allerdings denen, welche
weder meine Broschüre noch diese Berichtigung zu Gesicht
bekommen, eine schlechte Meinung von jener Arbeit beibrin-
gen müssen.
Ueber die Eingangssätze des Kritikers gehe ich schnell
hinfort; — ich bemerke nur, dass ich weder mein System für
kleine Spannweiten empfohlen, noch auch die Möglichkeit
bestritten habe, Drehbrücken von grosser Spannweite zu bauen,
sondern einzig behauptete, dass die Unzuträglichkeiten des
Betriebes die Spannweite der letzteren thunlichst zu beschrän-
ken veranlassten, während bei dem vorgeschlagenen System
die Vortheile mit der Spannweite wachsen. Ich will auch
nicht erst versuchen, die Begriffsverwirrung zu klären, in der
sich der Kritiker in Betreff der durch Winddruck erzeugten
450
Reibungswiderstände befindet, deren Grösse in erster Linie
doch wohl von der Grösse der dem Winddruck ausgesetzten
Fläche und nicht von der Anzahl der übertragenden Räder
etc. abhängt.
Wenn aber ferner behauptet wird, die Dicke der Pfeiler
wäre in halber Höhe auf 3 Fuss und 18 Zoll eingeschränkt,
so wundert mich nur, dass Herrn Haarbeck eine Stelle im
Pfeiler entgangen ist, wo die beiden Wände, welche für ihn
die Pfeilerstärke (tragende Fläche) repräsentiren, ganz fehlen,
die obenbefindliche Mauermasse also nothwendig in der Luft
hängen müsste; oder wäre es dem Kritiker vielleicht nicht denk-
bar, dass man das Gewicht des oberen Mauerkörpers durch Ge-
wölbe auf die Steinmassen der Vorköpfe etc. übertragen könnte?
Im Allgemeinen scheint man doch sonst, z. B. wenig Unsicher-
heit darin zu finden, die Stärke der Frontmauern eines Hauses
an einigen Stellen auf die Dicke einer Fensterscheibe zu re-
duziren.
Die ungewöhnliche Stärke der Pfeiler der Dirschauer
Brücke mag Hrn. Haarbec.k eine rechte Freude gewesen sein;
dass meine Pfeiler nur um ein Geringes stärker sind als die-
jenigen der Rheinbrücke bei Köln und der neuen Elbbrücke
bei Hamburg (beide von ca. 300 Fuss Spannweite) rührt da-
her, dass sie so viel länger sind, also dass mit Sicherheit an-
genommen werden kann, der Druck im Mauerwerk übersteige
nirgends das Maas von 160 M pro □Zoll. Doch, wie darf
ich erwarten, dass Hr. Haarbeck dies richtig nachreehnen
kann, denn in der Folge wird nun gar behauptet, der Quer-
schnitt der grössten Lamelle wäre dem vollen Querschnitt
einer Gurtung nicht abgezogen, während S. 12. ausdrücklich
bemerkt ist, den Profilen wäre die Grösse des am meisten
geschwächten Querschnitts beigeschrieben. Will der Kritiker
sich für diese Behauptung vielleicht damit entschuldigen, dass
in der Zeichnung die Stärke der Winkeleisen (über deren
ungewöhnliche Form ich mich S. 14. ausgesprochen) nicht
beigeschrieben sei, während sie doch mit genügender Genauig-
keit aus der Darstellung zu entnehmen ist? Und wie lässt
es sich wohl bezeichnen, wenn an diese Annahme eine Hypo-
these geknüpft wird, die zum mindesten beleidigend für jeden
Techniker genannt werden muss?
Nach diesen Berichtigungen und in Rücksicht auf die Be-
schränktheit des Raumes, den ich an dieser Stelle bean-
spruchen darf, werde ich mich einer ausführlichen Darlegung
der Gründe enthalten dürfen, die mir z. B. erlaubten die
Biegungsmomente zu vernachlässigen, welche dadurch erzeugt
werden, dass Gurtungseisen und Diagonalen der Bahn leider
nicht in eine Ebene gebracht werden konnten, die Geländer-
stangen als wirksame Konstruktionstheile zu koustruiren etc.
zumal, da ja auch Hr. Haarbeck die Behauptung, die Berech-
nung der Sicherheit gegen Winddruck beruhe auf falschen
Voraussetzungen, ohne Beweis gelassen hat. Wenn er sich
schliesslich darüber wundert, dass starke Winde nur selten bei
starker Kälte Vorkommen sollen — so kann man sich eben
nur über die Verwunderung wundern.
Zwar bin ich mir bewusst, dass das Projekt an vielen
Fehlern leidet, dass zumal der Hebel h gewiss durch eine
bessere Konstruktion zu ersetzen wäre, aber eben darum
wünsche ich mir eine durchdachtere Kritik als diejenige des
Hrn. Haarbeek, die selbst da, wo keine Fehler sind, deren
findet.
Hamburg, den 29. September 1S68. Oscar Roeper.
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Ar-
chitekten-Vereins, redigirt von Dr. Sonndorfer, Jahr-
gang 1868, Heft V. bis VIII. enthalten unter Anderem:
Vorschlag zu allgemeinen Profilen für Eisen-
bahnschienen von H. Schmidt. Nachdem die Wichtig-
keit eines allen Eisenbahnen gemeinsamen Sehienenprofils
hervorgehoben, wird ein neues Profil, welches allen Anforde-
rungen möglichst entsprechen soll, berechnet. Der Verfasser
verlangt, dass die Beanspruchung des Eisens bei ruhigem
Drucke der Maximallast nicht über 5 Kilogr. pro LJ Milli-
meter (68,4 Ztr. pro □ " preuss.) betrage; dass die Einsen-
kung der belasteten Schiene 0,0005 der freien Aufiagerweite
nicht überschreite und dass die neutrale Axe genau in
halber Höhe des Querschnittes, oder aber, weil der Kopf der
Schiene durch die Stösse und die beim Bremsen auftre-
tenden Schubkräfte mehr zu leiden hat, als der Fuss, etwas
oberhalb derselben liege. Die Schwellen neben dem Scbienen-
stosse sollen, da die Laschen nicht so stark gemacht werden
können, dass sie das Schienenprofil vollständig ersetzen, so
nahe gelegt werden, dass die Beanspruchung des Materials in
den Laschen die in den Schienen nicht übersteigt. Das dem-
gemäss unter der Voraussetzung, dass die Schiene im un-
günstigsten Belastuugsfalle als eiu au einer Seite befestigter
Balken zu betrachten sei, berechnete Profil ist 145 mm- =
5,544" preuss. hoch und wiegt der lfd. Wiener Fuss 24,4 W.
Pfund (der preuss. Fuss 27,1 -#').
Die zulässige Entfernung der Schwellen am Schienen-
stosse ergibt sich, unter der obigen Bedingung für die Bean-
spruchung der Laschen, bei direkt unterstütztem Stosse
unter Anwendung eiserner Laschen zu 16,7 Zentimeter =
6,4 Zoll, und bei Laschen von Bessemerstahl, dessen Be-
anspruchung mit 8 Kilogr. pro (109,4 Ztr. pro □")
für zulässig erklärt wird, zu 26,7Zentm- = 10,2 Zoll. Vor-
teilhafter ist der Berechnung zufolge der Stoss zwischen
den Stützpunkten (schwebende Stoss), namentlich dann, wenn
er nicht in der Mitte zwischen zwei Schwellen, sondern genau
um *4 der freien Weite von dem einen Auflager entfernt
liegt. — Unter den gleichen Anforderungen und für die an-
gegebene Beanspruchung ist sodann eine Schiene in Vignol-
form für Stahl berechnet, welche bei 124mm- (43/*//) Höhe
18,8 M pro lfd. Fuss preuss. wiegt, und endlich eine Stuhl-
schiene aus Stahl, 128mm- (4,9") hoch und 20,1 M pro lfd.
Fuss preuss. schwer. —
Die Donauregulirung bei Wien*). Die vorliegen-
Nummern der Zeitschrift bringen die ausführlichen Gutachten
der in dieser Angelegenheit zu Rathe gezogenen vier Exper-
ten. Ingenieur Abernethy aus London und Oberbaurath
Sexauer aus Carlsruhe empfehlen bekanntlich, ein neues
Bett auszuheben , durch welches der Stromlauf näher an die
Stadt herangezogen werde. Oberbaudirektor Hagen aus Ber-
lin dagegen glaubt, dass das Programm nur durch Regulirung
des gegenwärtigen Laufes erfüllt werden könne, während nach
Ansicht Tostain’s (General-Direktors der österreichischen
Südbahn) beide Projekte zum Ziele führen werden, wobei der-
selbe jedoch der Regulirung des jetzigen Bettes den Vorzug
giebt vor der Bildung eines neuen. Dass das Projekt eines
Durchstichs seither bereits die Kaiserliche Genehmigung er-
langt hat, ist in No. 39 d. Bl. gemeldet worden.
Hirn’s Pandynamometer bestimmt die übertragene
Arbeit auf einfache Weise, indem er die Verdrehung der
Transmissionswelle misst.
Der Palast des Erzherzogs Ludwig Victor am
Schwarzenbergplatze in Wien, vou H. Ferstel. — Von dem
auf unregelmässigem Bauplatze unter sehr beschränkenden
Vorschriften entworfenen Bau sind die Grundrisse mitgetheilt,
während Fa^ade und Durchschnitt im nächsten Hefte folgen
sollen. —
Neben diesen Original - Aufsätzen findet sich in den
Sitzungsberichten des gegenwärtig 8G9 Mitglieder (573 in-
nerhalb des Gebietes von Wien) zählenden Vereins Manches,
was von allgemeinerem Interesse ist, jedoch in einer Wiener
Korrespondenz dieses Blattes (No. 26 d. Jahrg.) theilweise
bereits Erwähnung gefunden hat.
Wir tragen daraus zunächst einige Mittheilungen über
die neue (dritte) Moldaubrücke in Prag, von Fink und
Köstlin nach. Die von Ruston & Co. in Verbindung mit
Ordish-Lefeu vre in London erbaute Brücke überspannt
zwei seitliche Oeffnungen von 150' und eine mittlere von
464' mittelst 7' hoher Blechträger, welche durch gerade ge-
spannte Ketten an den Pilonen der Mittelpfeiler derart auf-
gehängt sind, dass in den Seitenöffnungen je ein mittlerer
Stützpunkt geschaffen wird, in der Mittelöffnung aber fünf
Zwischenstützpunkte. Die Beanspruchung der Trageketten
erreicht bei voller Belastnng 350 Ztr. pro Q", geht also weit
über die Elastizitätsgrenze des Eisens hinaus. Für die Probe-
belastung waren kontraktlich 30 W.-Ztr. pro □ Klafter ge-
stattet; da dieselbe jedoch nur 24 Stunden Zeit in Anspruch
nehmen durfte, so sah man sich ausser Stande, die ganze
Last aufzubringen, und erreichte die in Wirklichkeit vorge-
nommene Belastung noch nicht die Hälfte der zulässigen,
während einseitige Belastungen sorgfältig vermieden wurden.
Ein sehr interessanter Vortrag von F. Schmidt über
den Einsturz der Kuppel der Leopoldstädter Kirche
in Pest wird mit der Bemerkung erwähnt: „Leider sind wir
nicht in der Lage, Näheres hierüber mitzutheilen.“
Endlich ist noch der ausführliche Bericht über den Ein-
sturz der nach dem Schif körn -Systeme erbauten Eisenbahn-
brücke bei Czernowitz hervorzuhebeu. — Wenige Tage nach
der am 4. März d. J. eingetretenen Katastrophe ernannte der
Verein zur Untersuchung der Ursachen des Einsturzes ein
Ivomite, von welchem mehre Mitglieder sich sofort am Orte
des Unfalls genaue Kenntniss des Thatbestandes verschallten.
Am 9. Mai erstattete das Komite dem Verein seinen Bericht,
dessen Hauptmomente etwa folgende sind.
*) Man vergl. No. 46, Seite 448, Jahrg. 67, sowie No. 26,
Seite 228, Jahrg. 68 d. Bl.
Hierzu eine Beilage.
«
451
Die Brücke überschreitet den Pruth in vier Oeffuungen 1
von BO Klaftern (181,3' preuss.) im Lichten. Die eingelei-
sige Brückenbahn wird getragen von zwei Einzelträgern für
jede Oeffnung, welche von Auflager- zu Auflagermitte 183'
österr. (184,3' preuss.) messen. Jede dieser Haupttragwände
ist aus zwei einfachen Gittern in 14" Abstand von einander
gebildet, welche in halber Höhe die Fahrbahn tragen. Die
obere Gurtung und die gekreuzten Streben bestehen aus
Gusseisen, während die untere Gurtung sowie die vertikalen
Zugstangen aus Schmiedeeisen hergestellt sind. Ausserdem
liegen schmiedeeiserne Längenbänder auf der oberen Gurtung
und in Fahrbahnhöhe. Die Querträger sind in Hängewerks-
form ebenfalls aus Schmiedeeisen hergestellt.
Der Einsturz des letzten BrüekenfelJes fand statt beim
Uebergange eines mit der mässigen Geschwindigkeit von l»/>
bis 2 Meilen fahrenden Zuges, welcher zusammengesetzt war
aus zwei Lokomotiven, von denen die zweite kalt, zehn Vieh-
wagen und sechs Personenwagen. Eine Entgleisung des
Zuges auf der Brücke fand vor dem Einsturze nicht statt,
sondern in dem Augenblicke, als die Zugmaschine den Land-
pfeiler erreicht hatte, senkte sich die flussabwärts gelegene
Tragwand unter einem von der Mitte dieses Feldes ausgehen-
den dounerähulichen Getöse, wodurch die Maschinen gleich-
zeitig eine retrograde und seitliche Bewegung annahmen und
hierauf sammt dem ganzen Brückenfelde und neun Wagen
in den Fluss hinabtielen, während die letzten sieben Wagen
durch schnelles Bremsen zum Stehen gebracht wurden.
Bei der durch die Komitemitglieder vorgenommenen Be-
sichtigung lag die zuerst hinabgestürzte Tragwand noch
unter den Maschinen im Wasser, war daher für die Unter-
suchung unzugänglich; doch ergab letztere, dass der Einsturz
auch ohne spezielle Fehler im Materiale oder in der Aus-
führung vollständig erklärlich sei.
Bei der nach Erbauung der Brücke vorgenommenen Pro-
bebelastung war ein Gewicht von 23Vs Ztr. pr. lfd. Fuss auf-
gebracht, während das Gewicht des oben erwähnten Bahn-
zuges, gleichmässig vertheilt, einer Belastung von 1 7 3/* Ztr.
pr. lfd. Fuss entsprechen würde.
Die angestellte Festigkeitsberechnung ergab, dass diese
letztere, massige Belastung, welche mit Einschluss des Eigen-
gewichtes 33 Ztr. pr. lfd. Fuss Brücke ausmacht, eine grösste
Beanspruchung des Materials bewirkte von 232 Ztr. pr. Q"
in der gusseisernen oberen Gurtung, 197 Ztr. pr. Q" in
der schmiedeeisernen unteren Gurtung, 156 Ztr. in den ver-
tikalen schmiedeeisernen Zugstangen und 110 Ztr. in den guss-
eisernen Hauptstreben. Bei diesen Angaben ist die Spannung
nicht berücksichtigt, welche schon ohne alle Belastung im
Systeme dadurch hervorgerufen wird, dass, ähnlich wie beim
Howe’schen Träger, Kopf und Fuss der Strebe durch Anzie-
hen der vertikalen Zugstangen gegen die Gurtungen gepresst
werden müssen.
Das Koustruktionssystem selbst wird in dem Berichte
namentlich deshalb getadelt, weil bei demselben die obere
Gurtung und die Strebenkreuze aus vielen kurzen Stücken
stumpf zusammengestossen werden, so dass ein seitliches Aus-
weichen der gedrückten Theile bei grösseren Spannweiten
kaum verhindert werden kann. Bei den früher nach dem
Schifkorn - Systeme ausgeführten Bauwerken sind stets nur
geringere Weiten überdeckt und schon bei diesen drei und
selbst vier Traggitter zu einer Wand zusammengekuppelt,
bei der in Rede stehenden Brücke dagegen, wie bereits er-
wähnt, nur zwei Gitter in dem geringen Abstande von 14";
zudem ist das früher gebräuchliche Höhenverhältniss von l/n
der Spannweite hier auf y14,6, ermässigt. Ferner wird im
Berichte gesagt, dass die Querträger um 50% zu schwach,
mangelhaft befestigt und ohne Kreuze, also nicht für ungleich-
förmige Belastung konstruirt waren, sowie endlich, dass die
Vorrichtungen zur Verhütung seitlicher Schwankungen einen
entsprechenden Effekt nicht ausüben konnten.
Ueber die von dem Komite erstatteten beiden Schluss-
gutachten und die interessanten Verhandlungen des Vereins,
die sich hieran anschlossen, ist in der oben angeführten Kor-
respondenz (No. 26 d. Bl.) bereits eingehend berichtet worden.
G. H.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. 1868.
Heft V.
Die Versuche, Bessemerstahl zur Schienenfa-
brikation zu verwenden, haben seither auf den deutschen
Eisenbahnen kein günstiges Resultat gegeben; es sind vielfach
Schienenbrüche vorgekommen, ohne dass die Einwirkung
äusserer Gewalt Vorgelegen hätte. Hieraus hat man die be-
rechtigte Folgerung gezogen, dass dem Bessemerstahl die
Haupteigenschaft eines guten Schienenmaterials — Härte mit
Zähigkeit gepaart — zuweilen abgeht; derselbe ist vielmehr
so verschiedenartig, dass er in vielen Fällen wiederum zwar
die erforderliche Zähigkeit besitzt, dagegen im Wasser keine
Härtung annimmt und somit den Namen Stahl kaum verdient.
Um den Brüchen entgegen zu wirken und dadurch wenigstens
die Gefahren des Materials zu beseitigen, fabrizirte man
Eisenschienen mit aufgelegtem Kopfdeckel aus Bessemerstahl,
machte aber dabei die unangenehme Erfahrung, dass ein Theil
der Kopfdeckel sich bei der Benutzung schon in kurzer Zeit
ablöste und dass hierdurch selbstredend die Schienen un-
brauchbar wurden. Diese Erscheinung, welche man meist der
Ungleichheit des Bessemerstahles und dem Umstande, dass er
an sieh schwierig aufzuschweissen ist, zuschrieb, erklärt ein
„Norddeutscher Eisenbahn -Ingenieur “ in einem Aufsatze
des vorliegenden Heftes folgendermaassen : „ Eine erhebliche
Abweichung von der lothrechten Lage bei dem Einschieben
des Schienenpackets in das zweite oder dritte Walzenkaliber
ist die offenbare Ursache der Defekte gewesen , denn es hat
sich der Stahlkopf nur einseitig ausgebildet und das im
Packet zu beiden Seiten des Stahlblocks, denselben im Feuer
schützend, angebrachte Eisen ist einseitig aufgeschoben und in
seiner abnormen Lage nicht genügend mit dem Stahl ver-
schweisst“. In dem Aufsatze wird ferner angeführt, dass so-
gar in der Lieferung, welche vorzüglich den Anlass zu den
Angriffen auf die Bessemer- Fabrikate gegeben hat, unter
10000 Stück nur 23 gewesen wären, welche Ablösungen der
Kopfdeckel gezeigt hätten, dass dagegen auch als günstiges
Ergebniss angeführt werden könnte, wie jetzt noch mehre im
Bau befindliche österreichische Bahnen ausschliesslich dieses
Material bestellt hätten.
Eisenbahn - Ingenieur W. Clauss zu Braunschweig nimmt
die Priorität der Erfindung einer Schiebebühne
mit Dampfbetrieb, wie sie unter dem Titel „ Rangir - Ma-
schine für Bahnhöfe“ dem General - Direktionsrath Exter in
München patentirt ist (in diesem Blatte erwähnt auf S. 125
u. 379) für sich in Anspruch, da er bereits im Jahre 1862
seiner Oberbehörde Zeichnungen einer solchen Einrichtung
vorgelegt hat; derselbe erklärt jedoch, dass er an der selbst-
ständigen Erfindung des General -Direktionsraths Exter, da
der Apparat desselben in mehrfacher Beziehung abweichend
konstruirt ist, nicht den leisesten Zweifel hege.
Ingenieur Kl äsen zu Hannover zeigt durch Berechnung,
wie wenig empfehlenswerth der Gif fard’sche Injektor, wel-
cher bekanntlich in wenigen Jahren eine sehr weite Verbreitung
erlangt hat, in ökonomischer Beziehung ist. Bei Lokomotiven
sind z. B. für den Injektor 9 Prozent des gesammten Feue-
rungsmaterials zur Speisung des Kessels nÖthig, während die
Dampfpumpe nur etwa 2 Prozent erfordert. Wenn eine Lo-
komotive jährlich 5000 Ztr. Kohlen verbraucht, so würden
hiervon also auf die erstere Art der Speisung 450 Ztr., auf
die letztere 100 Ztr. kommen, die Differenz würde sieh also bei
einem Preise von 6 Sgr. pro Ztr. schon zu 350 . 6 Sgr.= 70 Thlr.
berechnen. Ferner verbrauchen mit einer guten Kondensations-
Vorrichtung die Lokomotiven bei gleicher Leistung etwa
5 Prozent Brennmaterial weniger als ohne diese Einrichtung.
Bei der Injektorspeisung kann aber eine Kondensation nicht
angewendet werden, da der Injektor bekanntlich Wasser über
40 Grad Temperatur nicht befördert. Der Gebrauch der
Dampfpumpen führt also, wenn man mit Kondensation ar-
beitet, eine weitere Brennmaterial- Ersparniss von 5 Prozent
mit sich. Rechnet man diese für Zinsen der Mehrkosten der
Dampfpumpe und Kondensations -Einrichtung, so erspart man
doch noch 7 Prozent der gesammten Feuerung. Da also der
Giffard’sche Apparat ökonomisch so ungünstige Resultate
liefert, so ist zum Speisen der Lokomotivkessel unstreitig
eine gute Dampfpumpe vorzuziehen; als Reserve - Speisevor-
richtung aber sind die Injektoren vortreffliche Apparate, da
sie billig in der Anschaffung sind und immer zuverlässig
bleiben. Eine Dampfpumpe und ein Injektor reichen voll-
ständig und für alle Fälle zum Speisen eines Lokomotiv-
kessels aus.
Abtheilungs - Ingenieur Fuchs zu Meiningen empfiehlt
als Mittel gegen das seitliche Verschieben der Schie-
nen geieise in den Kurven der freien Bahn, die Bettung
aus geschlagenen festen Steinen statt aus Kies herzustellen,
weil sich hierbei die scharfen Steine in das Holz eindrücken
und die Reibung möglichst erhöht wird. In einer Kurve der
Werrabahn von 1800 Fuss Radius hat das genannte Mittel,
verbunden mit einer Ueberliöhung des äussern gegen den
inneren Schienenstrang von 3% Zoll, den besten Erfolg gehabt,
so dass das Gestänge in der Seitenrichtung ganz ruhig liegt.
Experimente auf englischen Bahnen sollen gezeigt
haben, dass durchschnittlich 220 Millionen Tons bei einer engli-
schen Meile Geschwindigkeit pro Stunde über eine Schiene
gefahren werden können, ehe sie ausgewechselt werden muss.
Eine Eisenbahn - Gesellschaft könnte hiernach also die Dauer
der eisernen Schienen (von derselben Qualität wie die Ver-
452
*
suchsschienen) in Jahren schätzen, wenn sie das Produkt aus
dem bekannten Gewicht in Tonnen , welches jährlich die
Schienen passirt, multiplizirt mit der Geschwindigkeit in
engl. Meilen pro Stunde, in 220 Millionen dividirt, wobei
selbstverständlich die Steigungsverhältnisse der Bahn mit
denen der Versuchsbahnen ungefähr übereinstimmen müssten.
(220 Millionen Meilentons engl, sind ca. 940 Millionen Mei-
lenzentner preussiscb.
In dem österreichischen offiziellen Ausstel-
lungs-Bericht in Betreff der Eisenbahn-Personen-
wagen ist unter andern folgendes bemerkt:
In den preussischen Wagen schliesst sich zur Herstellung
einer Kommunikation zwischen den Enden derselben an die
daselbst befindlichen Perrons eine um ein Scharnier drehbare
Eisenplatte, welche als Brücke von einem Wagen zum andern
benutzt wird. In England ist man hierin viel weiter ge-
gangen. Die englischen Postzüge bestehen aus mehren mit
einander kommunizirenden Wagen; die Kopfwände derselben
sind beseitigt und Boden, Wände und Decken zweier Nach-
barwagen sind in einer Weise mit einander verbunden,
welche eine variable Länge zulässt und mit der Ausdehnung
und Zusammendrückung der Bufferfedern in Uebereinstim-
mung bleibt.
Herr Rock Chidley stellte das Modell eines Wagens
aus, welchem die Einrichtung zu Grunde liegt, den Train mit
dem Dampf der Lokomotive zu heizen. Unter dem Boden jedes
Wagens zieht sich eine Serpentine hin, die mit Dampf von
der Lokomotive versehen wird; der Fussboden ist durchlöchert
und giebt der Wärme in das Innere Zutritt; alle Wagen sind
nach der vorbeschriebenen Art mit einander verbunden. Die
Serpentinen werden zwischen zwei Nachbarwagen an einander
gekuppelt und der ganze Zug wird auf einmal geheizt. Die
Ventilations-Methode von Rock Chidley ist mit dieser
Heizung in direktem Zusammenhänge.
Von den zweistöckigen Personenwagen (siehe Referat auf
Seite 350) sagt der Bericht, dass das Verhältniss zwischen der
todten Last und der Nutzlast ein sehr günstiges ist. Wäh-
rend nämlich ein Personentrain von 15 gewöhnlichen Wagen
und 600 Reisenden aller Klassen einer todten Last von
90 Tonnen (— 1800 Ztr.) entspricht, kann dieselbe Zahl der
Reisenden mit 9 zweistöckigen Wagen befördert werden und
erfordert hierzu nur 60 Tonnen todter Last.
In Frankreich werden in neuester Zeit die meisten Holz-
bestandtheile der Untergestelle und der Kasten von Eisen-
bahnwagen, besonders auch die Fussböden an ihrer Oberfläche
nach der Methode von De Lapparent (O. f. d. F. 1867
S. 64.) verkohlt; sie sollen dadurch neben einem grossem
Härtegrad auch eine längere Dauer erhalten.
Der kürzlich herausgegebene Bericht der brittischen
Königlichen Eise n bah n - Kom m i s sion enthält unter An-
derm einige Vergleichungen zwischen dem Betriebe auf eng-
lischen und fremdländischen Bahnen. In denselben befindet
sich eine Tafel der durchschnittlichen Fahrgelder in den
hauptsächlichsten Eisenbahnländern Europas pro englische
Meile in englischen Pence angegeben ; auf preussische Meilen
und Silbergroschen reduzirt ist das Resultat folgendes.
I. Kl. II. Kl. III. Kl.
Durchschnitt aus 12 engl. Eisenbahnen 8,2 5,9 3,6
Frankreich 6,7 5,1 3,7
Preussen 6,1 4,6 3,1
Oesterreich 7,3 5,5 3,7
Belgien 4,8 3,6 2,4 j
Baiern 5,2 3,5 2,3
Italien 6,5 5,2 3,6 ,
Fahrgeld der IV. Klasse, welche sich nur in Preussen
findet, gleich */* der III. Klasse.
Aus den Angaben über die Geschwindigkeit der Züge
einschliesslich der Aufenthalte lässt sich folgende Tabelle
bilden :
Die schnellsten Züge Die langsamsten Züge
Preuss. Meil. pro Stunde. Preuss. Meil. pro Stunde.
t- , , (Schnellzüge 7,81 „ _
& (Expresszuge 8,6 J ’
Frankreich . . . 5,4 — 7,5 3,4 — 5,4
Preussen .... 6,2 3,6 — 4,5
Belgien 6,2 — 7,5 3,9 — 4,9
Baiern 5,1 — 6,8 2,8 — 5,1
Italien 5,1 — 6,4 3,2 — 5,1
Auf der neuen Bahn von London nach Liverpool,
welche eine Länge von ca. 43 Meilen hat, sollen Züge mit
10 Meilen Geschwindigkeit gehen, was dadurch ermöglicht
wird, dass auf der Strecke nur einmal angehalten werden soll
(um Wasser zu nehmen).
W. Robinson stellt Schmiedeeisen aus Roheisen
her, ohne dieses zu puddeln und ersetzt letztere Ope-
ration durch die Einwirkung eines Magneten. Er bringt in
einem Schmelzofen zwei Stücke Eisen so an, das ihre inneren
Enden mit dem geschmolzenen Metall in Berührung kommen,
wobei die äusseren an die Pole eines Magneten gelegt werden.
Das geschmolzene Roheisen ballt sich in rot. 20 Minuten zu
einem Klumpen , welcher sich beim Auswalzen als von der
feinsten Qualität zeigte. z. N.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Dem Baumeister Cornelius ist die bautechnische Hülfsarbeiter-
Stelle bei dem Finanz -Ministerium verliehen worden.
Das Ba u me i s t er- Examen haben am 10. Oktober bestanden;
Albert Blanck aus Grunauermühle in Westpreussen, Arthur
Schneider aus Königsberg i. Pr.
Offene Stellen.
1. Zwei Baumeister oder erfahrene Bauführer finden
dauernde Beschäftigung bei Chausseebauten und im Bureau der Kö-
niglichen Kreisbau-Inspektion zu Johannisburg.
2. Zur Leitung von Regulirungsbauten an der Spree zwischen
Berlin und Spandau wird ein Bauführer gesucht. Näheres beim
Wasserbau - Inspektor Reinhardt zu Thiergartensebleuse bei
Oranienburg.
3. Zu dem Instandsetzungsbau der Havelbrücke bei Plaue
wird ein Baumeister oder erfahrener Bauführer gegen die
regulativmässigen Diäten gesucht. Reisekosten werden vergütet.
Meldungen nimmt der Regierungs- und Baurath Weishaupt zu
Potsdam entgegen.
4. Zwei Baumeister, von denen der eine mit statischen
Berechnungen und Eisenkonstruktionen besonders vertraut sein,
der andere im Hochbau Tüchtiges leisten muss, finden lohnende
Beschäftigung bei einer grossen Privatbahn. Nähere Auskunft er-
theilt Baumeister Wernich, Berlin, Bethanien -Ufer 7, 1 Treppe,
Vormittags bis 10 Uhr.
5. Zu Bauausführungen im Wasserbau - Distrikte Küstrin wird
sofort ein Bauführer gegen reglementsmässige Diäten gesucht.
Darauf Reflektirende wollen sich bei dem Wasserbaumeister Feeder
in Küstrin melden.
6. Ein älterer Bauführer wird für Eisenbahnbauten gesucht.
Näheres im Inseratentheile.
7. Für einen Bauführer ist eine Beschäftigung in Berlin
nachzuweisen Oranienstrasse 150. 3 Tr. links.
8. Eine Zeichnerstelle ist vakant. Siehe die Inserate.
9. Bei dem Kriegshafenbau an der Jade werden, hauptsächlich
zu Hochbauten, zwei Baumeister und zwei Bauführer gegen
monatliche Remuneration von resp. 90 und 60 Thlr. gesucht. Dauer
der Beschäftigung mindestens zwei Jahre. Offerten unter der Chiffre
H. P. befördert die Expedition.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. in Berlin, d. S.
in Lissabon, S. in Florenz, V. in Constadt, N. in Brieg, H. in Berlin.
Berichtigung. Das in voriger Nummer angekündigte Werk
über das Rathaus zu Breslau von L ü d e c ke nnd Schultz kostet
nicht 1 >/* Thlr. sondern 8% Tlilr.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend, den 17. Oktober.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn R. Neumann.
Kekmiiitmnrltuiigr.
Ein junger gebildeter Ulnurei*, welcher bereits sauber zeichnet
und sich im Zeichnen weiter bilden will, kann hier gegen ange-
messenes Honorar Beschäftigung finden. Einen bereits im Fortika-
tions-Zeichnen geübten wird der Vorzug gegeben. Portofreie An-
meldungen mit Zeugnissen werden entgegengenommen.
Friedrichsort, den 7. Oktober 1S68.
14 öni sei leite Fest iinieslmii- Direktion.
Ein llnuteclinilter (Zimmermann) wünscht baldigst im
Büreau eines Bau-, Zimmer- oder Maurermeisters eine Stellung als
Zeichner. Gef. Offerten sub L. T. 30 in der Expedition.
Ein Feldmesser, der Vorarbeiten zu einer Eisenbahn ge-
leitet hat und die besten Zeugnisse besitzt, sucht eine ähnliche
Stellung. Gef. Offerten in der Expedition sub S. S. 29.
Ein älterer Bmifiilirer findet gegen 2 Thlr. Diäten
für längere Zeit interessante praktische Beschäftigung bei der Kgl.
Eisenbahn -Direktion zu Saarbrücken. Ausser der Anlage von
Kohlen -Zweigbahnen wird im kommenden Frühjahr der vollständige
Umbau des bedeutenden Bahnhofes St. Johann — Saarbrücken
begonnen. Eintritt sofort oder spätestens Ende des Monats.
Meldungen nimmt der Kgl. Eisenbahn - Baumeister Hr. Ulrich
zu Saarbrücken entgegen. Nähere Auskunft ertheilt der Unter-
zeichnete in seiner Wohnung, Wilhelmsstrasse 57/58. 1 Trpp. links,
Vormittags 9 — 12.
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tektonische Entwürfe von Promnitz. — Entwürfe von landwirt-
schaftlichen Gebäuden von Schubert. — Fa<?adenbuch. — Perso-
nal-Nachrichten etc.
llie XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
3. Die Abtheilungssitzungen,
a) Sitzungen der Abtheilung für Bau-Ingenieure.
Dritte Sitzung am 4. September.
Zunächst gab Hr. Ober -Ingenieur Plath (Hamburg)
Mittheilungen über das Auftreten der Wasserpest in
den Alsterbassins und die Erfahrungen , die man bei den
Versuchen sie auszurotten, gemacht hat. Da in diesem
Blatte früher schon mehrfach über denselben Gegenstand
berichtet worden ist (u. A. namentlich in No. 9, Jahr-
gang 1867), so möge aus den Mittheilungen des Hrn.
Plath hier nur nachgetragen werden, dass ein Vertilgen
der Pflanze durch Ausbaggern sich gleichfalls als unmög-
lich herausgestellt hat. Nachdem man bisher vorwiegend
Harken mit eisernen Zähnen zum Herau.sreissen benutzt
hat, ist seit einigen Wochen ein neuer Apparat in Tliä-
tigkeit, der sich wohl zu bewähren scheint. Ein Floss,
das eine bis auf den Grund reichende geneigte Ebene
hat, wird von einem zweiten, fest vor Anker liegenden
Flosse aus bewegt und häuft so grosse Mengen der schäd-
lichen Pflanze auf, die dann in Kähne verladen und un-
tergegraben werden. Die Hoffnung diesen Feind der Ge-
wässer wieder los zu werden , gründet sich einmal auf
die Nachrichten aus Belgien und England, denen zufolge
neuerdings das Wuchern der Pflanze nachzulassen scheint,
andererseits auf den Einfluss einer anderen Wasserpflanze,
Nitelia flexilis , welche die Wasserpest verdrängen soll.
Hr. Plath bat schliesslich, anderweit über die Wasserpest
und ihre Entfernung gemachte Erfahrungen mitzutheilen,
um gemeinsam gegen den gemeinsamen Feind vorgehen
zu können.*)
Herr Stadt- Ingenieur F. Andr. Meyer (Hamburg)
sprach darauf, nachdem sich die Abtheilung für Marine-
Techniker mit der für Bau -Ingenieure vereinigt hatte,
„über die Anfertigung von Küsten- und Einsege-
lungskarten und wie oft deren Erneuerung geboten
erscheine.
Die Aufnahme der Küsten erläuterte der Vortra-
gende an der von ihm bewirkten Aufnahme der Elb-
*) Einem Berichte über die Wasserpest, den ein anscheinend sach-
verständiger Korrespondent in der „Oder- Zeitung“ giebt, entnehmen
wir, dass man auch in den Havelseen unterhalb Potsdam, wo die
Wasserpest sich sehr stark eingenistet hatte, ein allmäliges Nach-
lassen ihrer Wucherung beobachtet hat. Eine Erklärung hierfür
findet inan darin, dass die äusserst kalkreiche Pflanze (die deshalb
auch als Dünger so geschätzt wird, dass man sie nach Gegenden,
wo sie bereits verschwunden ist, von anderwärts holt) zu ihrem
Gedeihen eines Bodens von sehr starkem Kalkgehalte bedarf.
Wo solcher nicht in ganz ausserordentlichem Grade vorhanden ist,
wird derselbe bald erschöpft und die Pflanze muss verkümmern
und allmälig wieder ganz aussterben. (D. Red.)
mündung. Dieselbe erfolgte da, wo das Flussbett be-
engt war, mittelst der Peilleine, wo man sich aber freier
bewegen konnte, mittelst Fahrzeug. Die letztere Methode
erfordert, dass einzelne Punkte des Ufers sehr genau fest-
gelegt sind, was hier durch die Gauss’sche Triangulation
in wünschenswertester Weise der Fall war. Das Ver-
fahren der Aufnahme besteht dann darin, dass an belie-
bigen Stellen gelothet wird, während gleichzeitig mittelst
zweier Sextanten die Winkel zwischen dreien der be-
kannten Punkte gemessen werden; die Lösung der Po-
thenot’schen Aufgabe ermöglicht dann die Ortsbestim-
mung. Am Ufer sind gleichzeitig Wasserstandsbeobach-
tungen in Zwischenräumen von 5 Minuten auszuführen.
— Die in Rede stehende Vermessung fand mittelst eines
Dampf bootes statt. Es wurde dabei jedesmal nach Ver-
lauf einer Minute zu beiden Seiten des Bootes gelothet;
während ein Mann auf dem Maste beobachtete, wann
zwei der bekannten Festpunkte auf der Fahrt zur Deckung
kamen, was eine gute Kontrole abgab. Die Resultate
wurden sofort aufgetragen und so Arbeitskarten im beab-
sichtigten Maasstabe der Veröffentlichung oder im dop-
pelten angefertigt, welche eine schnelle Herausgabe der
Karten, deren Verzögerung die Messung werthlos machen
würde, ermöglichen.
Bei der Aufnahme ist darauf zu achten, dass man
die Stromläufe möglichst rechtwinklig durchschneidet und
an die Sünde möglichst nahe heranfährt. Da das Ueber-
fahren über letztere gefährlich ist, so bewirkte Redner die
Aufnahme derselben in der Weise, dass er sie bei nie-
drigem Wasserstande zu Fuss umging und einige Punkte
einmass. Grosse Genauigkeit ist nicht erforderlich, weil
häufig innerhalb eines Tages bedeutende Veränderungen
eintreten. Da Pegel zur Beobachtung der Wasserstände
auf den leicht bewegten Sünden kaum anzubringen waren,
so wurde nur einmal in günstiger Zeit das spätere Ein-
treffen der Fluth an den verschiedenen Punkten beobach-
tet und dann die regelmässigen Wasserstandsbeobachtungen
nur in Cuxhaven und Helgoland ausgeführt. Ueber die
Bildung der verschiedenen Sände und des Watts bemerkte
der Redner, dass die Veränderungen in Letzterem weit
geringer seien, als gewöhnlich angenommen wird; grosse
Sturmfluthen brächten zwar oft bedeutende Veränderungen
hervor, die sich aber dann bald wieder ausgleichen. Bei
Besprechung der den Karten zu gebenden Einrichtung und
der Vermessungs- Instrumente wurde noch erwähnt, dass
bei Anfertigung der Arbeitskarten die Ortsbestimmung
mittelst der Po thenot’schen Lösung nicht durch Rech-
nung erfolge, was zu zeitraubend sein würde, sondern
graphisch, mittelst Aufträgen der gemessenen Winkel auf
Pauspapier, oder besser, mittelst eines dreischenkeligen
Transporteurs, dessen mittlerer Schenkel fest stehe.
456
In Betreff' der Erneuerung der Küsten- und Ein-
segelungskarten sprach sich Hr. Meyer dahin aus,
dass es sich, um Verwirrung zu vermeiden, empfehle,
nicht jede einzelne Veränderung unvollkommen nach-
zutragen, sondern in bestimmten Zwischenräumen, etwa
alle zwei Jahre, eine allgemeine Revision vorzuneh-
men, der dann eine neue Ausgabe der Karten folgen
müsse. — Demgegenüber vertheidigte Hr. Plath das in
England und Dänemark gebräuchliche Verfahren, die
Karten, je nach dem Bedürfniss der Kapitäne, durch in
anderer Schrift aufgedruckte Bemerkungen seitens der Re-
gierung berichtigen zu lassen; mindestens in Betreff der
auf der Oberfläche des Fahrwassers sichtbaren Verände-
rungen (Baaken, Bojen etc.) sei dies wünschenswerth.
Herr Meyer konstatirte die Unzuverlässigkeit derartiger
Revisionsbemerkungen auf dänischen Karten und die den
Schiffern daraus erwachsende Gefahr. Von anderer Seite
endlich wurde versucht, beide Ansichten einander näher
zu bringen und zwar durch Unterscheidung der Seekar-
ten, in welche die Veränderungen (meist nur neue Feuer)
leicht einzutragen seien, von den Küsten- und Einsege-
lungskarten, wo dies schwerermöglich sei, also eine häu-
figere Erneuerung der Ausgaben nothwendig erscheine. —
Hr. Meyer erwähnte schliesslich noch als Curiosum, dass
die französische Regierung eine Kopie seiner Karte heraus-
gegeben habe, mit einer oft wunderbaren Uebersetzung
der deutschen Namen, und legte ein Exemplar dieser
Ausgabe vor.
Durch Hrn. Prof. Baumeister (Carlsruhe) wurde
sodann die zur Diskussion angemeldete Frage: „über
Anlage und Betrieb von sekundären Eisen bah-
neu“ eingeleitet. Redner versteht unter sekundären Ei-
senbahnen nicht lediglich das, was in Frankreich die Vi-
zinal- Bahnen sind, die sich von den Hauptbahnen fast
nur durch die Aufbringung der Mittel unterscheiden; er
hält es für erforderlich, das bei der nöthigen Sicherheit
noch zulässige Minimum an Betriebs -Personal, Gewicht
der Maschine, Einfachheit des Unter- und Ober-Baues
etc. festzusetzen, damit durch die grösste Oekonomie in
Anlage und Betrieb es möglich werde, den Segen der
Schienenwege noch weiter auszudehnen. Bei der grossen
Wichtigkeit dieser Frage schlug Hr. Baumeister zu
diesem Zwecke vor, entweder:
1) das Material aus den Vereinen, welche die Frage
bereits erörtert haben, zu benutzen, oder
2) eine Kommission zu ernennen, welche die Frage be-
arbeite und ein Gutachten über dieselbe abgebe, oder
3) Verweisung derselben an die bevorstehende Versamm-
lung deutscher Eisenbahn-Techniker in München.
Hr. Bau -Inspektor Tellkampf (Altona) theilt mit,
dass dieselbe Frage bereits in einer Abtheilung der Dres-
dener Versammlung deutscher Eisenbahn -Techniker zur
Verhandlung gekommen sei. In dem Gutachten von
zwanzig verschiedenen Bahn -Verwaltungen sei einstimmig
gleiche Spurweite mit den Haupt- Bahnen verlangt; im
Uebrigen wollte ein Theil grössere Freiheit — Mitbe-
nutzung von Chausseen, hölzerne Brücken etc. — gestat-
ten, während der andere den Vorschriften für Haupt-
bahnen näher kommende Bestimmungen für nöthig hielt.
Die Mehrzahl stimmte jedoch darin überein, dass möglichste
Billigkeit der Anlage, grössere Steigungen und schärfere
Kurven, eingeleisige Anlage, leichterer Unter- und Ober-
bau etc. zulässig seien. Da die Entscheidung der Frage
auf der Dresdener Versammlung noch offen gelassen sei,
so schlug Hr. Teilkampf vor, die Frage durch eine
Kommission weiter bearbeiten zu lassen, und dann einen
Antrag an die Münchener Versammlung zu richten, der
die möglichste Freiheit, selbst in der Spurweite erstreben
solle.
Es entspann sich über diesen von den Hrn. Uasius
und Gerwig unterstützten Antrag demnächst einer län-
gere Debatte, in welcher der Vorsitzende Hr. Funk,
unterstützt durch die Ilrn. Kopeke und Meyer geltend
machte, dass die Zeit bis zu der auf den 28. September
festgesetzten Münchener Versammlung zu einer eingehen-
den Bearbeitung der Frage durch eine diesseits gewählte
Kommission zu kurz sei. Eine solche sei jedoch sehr
wünschenswerth, da jene Versammlung, trotzdem sie eine
grosse Autorität für die Entscheidung der Angelegenheit
bilde, von ihrem Standpunkte aus die Grenzen doch
wohl zu eng stecken werde. Annahme fanden schliesslich
die Anträge der Hrn. Funk und Baumeister, eine
Kommission zu wählen, welche zunächst die Münchener
Versammlung zur Behandlung der Frage veranlassen,
demnächst aber selbstständig die Sache erörtern und für
die Berathung in der nächsten Versammlung der deutschen
Architekten und Ingenieure vorbereiten soll. Die Kom-
mission wurde zunächst von den Herren gebildet, welche
in der Frage gesprochen haben; andere Mitglieder der
Versammlung, welche Interesse für die Angelegenheit
haben, können sich denselben anschliessen.
Herr Oberbaurath Gerwig (Carlsruhe) hielt darauf
einen kurzen Vortrag über Grund wasser und die Be-
obachtungen , welche er in Betreff desselben bei Gelegen-
heit des Projektes für die Wasserversorgung von Carls-
ruhe zu machen Gelegenheit hatte. Darnach beträgt die
Fortbewegung des Wassers im Boden in 30 Tagen \/2 Weg-
stunde; die Schwankungen des Grundwasserspiegels stehen
in engem Zusammenhänge mit den Luftzuständen. Der
höchste Stand tritt ein im April, der niedrigste im Sep-
tember.
Zum Schlüsse gab Herr Regierungs- und Baurath
Lohse (Hamburg) unter Vorlegung der bezüglichen Zeich-
nungen einige Mittheilungen über die im Bau begriffene
Eisenbahnbrücke über die Norderelbe. In den früheren
Projekten wurde die Gesammtspannweite von 1200' in
vier gleiche Oeffnungen getheilt, welche mittelst horizon-
tal gegurteter Gitterträger überdeckt wurden; jetzt sind,
nach erfolgter Regulirung der Elbe, nur zwei Strompfeiler
angenommen. Drei Oeffnungen von 312' zwischen den
Auflagermitten (306' im Lichten) entsprechen der Strom-
breite und vier kleinere Oeffnungen von 80' dem Vorland
vor den Deichen.
Bekanntlich machen Gitterträger mit geraden Gur-
tungen bei grösserer Höhe keinen angenehmen Eindruck;
auch die Träger mit gekrümmten Gurtungen wirken dann
nicht eben günstig, und ist die Coblenzer Brücke fast die
einzige der grösseren neueren Brückenbauten, deren Er-
scheinung ästhetisch befriedigt. — Für das vorliegende
Projekt sollte, bei einer Deichkrone von -(- 21', die
Schienenunterkante in der Höhe von 30' liegen; eine
Bogen-Konstruktion wie bei der Coblenzer Brücke war
daher nicht möglich und wurde nun ein über der Fahr-
bahn liegender gedrückter Bogen mit einem hängenden
Bogen vereinigt. Jeder von beiden soll die Hälfte der
Last tragen und sind sie daher durch vertikale Kon-
struktionstheile (Zugstangen) mit einander verbunden.
Beide Bögen sind ganz Avie bei der Coblenzer Brücke
mit 10' Gurtungsabstand gebildet; die Höhe des Trägers
von Mitte zu Mitte des Bogens beträgt 54'.
Das Flussbett liegt auf 8 bis 10' unter Null. Der Bau-
grund besteht von — 15' bis — 20' abwärts aus Sand,
und da die Strömung nicht sehr stark ist, so konnte eine
einfache Fundirungsmethode gewählt werden. Nachdem
bis auf die tragfähigen Schichten hinab gebaggert ist,
werden Rüstungen eingerammt, welche die Dampframme
tragen, die alsdann eine Pfahlwand von 10 bis 12' starken
Pfählen bis auf — 35' hinabtreibt. Dann wird die Ramme
auf eine Rollbrücke gestellt und rammt Grundpfähle in
der Baugrube ein, welche nächstdem mittelst der Grund-
säge 1' über der Sohle abgeschnitten werden. Hierauf
schüttet man bis zur Höhe von — 2' Beton, etwa 18'
stark, und führt nun das Mauerwerk weiter auf, wobei
dann Wasserschöpfen fast ganz fortfällt.
Der Antrag, den Lokal-Komites der künftigen \ er-
sammlungen aufzugeben, allgemein interessante \ orträge
so zeitig bekannt zu machen, dass man sich für eine
Diskussion gehörig vorbereiten könne, sowie die von
Herrn Ilocheisen aus Rottweil augeregte Frage einer
Normirung des Honorars für Ingenieur-Arbeiten wurden
nicht weiter verhandelt, sondern zur Mittheilung in der
Gesammtsitzung Vorbehalten. Die letztgenannte Frage
erschien jedenfalls auch noch nicht vorbereitet genug, um
457
schon bei der diesmaligen Versammlung deutscher Archi-
tekten und Ingenieure erledigt werden zu können.
Hiermit wurden die Sitzungen der Abtheilung für
Bau-Ingenieure geschlossen. G. H.
b. Die Sitzungen der Abtheilung für Architektur.
Erste Sitzung am 1 . September.
Unter sehr zahlreicher Betheiligung begannen die
Sitzungen der Abtheilung mit der Wahl der beiden Vor-
sitzenden und der Schriftführer, welche nach Maassgabe
der vom Lokal -Konnte gemachten Vorschläge durch Ak-
klamation erfolgte. Hiernach übernahmen , wie bereits
gemeldet, die Hrn. Baumeister Boeckmann (Berlin) und
Oberbaurath von Egle (Stuttgart) die Aemter des ersten
resp. des zweiten Vorsitzenden. — Da es vortheilhaft er-
schien, die im Programme voranstehenden Verhandlungen
über die Fragen des Honorars für Architekten und des
Verfahrens bei öffentlichen Konkurrenzen so lange zu
verschieben, bis die Mitglieder der Abtheilung Zeit ge-
wonnen hätten, das darüber vorliegende Material durchzu-
sehen, so wurde beschlossen zunächst einen der angemel-
deten Vorträge zu hören, und erhielt Hr. Professor
Dr. Heinzerling (Giessen) das Wort.
„Das Bildungsgesetz der architektonischen
Flächen- und Kör per formen“ zu entwickeln hatte
dieser sich vorgesetzt und damit wiederum ein Gebiet
betreten , das in früheren Jahren, als der Schwerpunkt
der deutschen Baukunst mehr noch in der Studirstube
und auf dem Katheder wurzelte, denn auf dem Bauplatze,
— schon vielfach in den Versammlungen deutscher Ar-
chitekten und Ingenieure erörtert, in der neueren Zeit
jedoch den praktischen und technischen Fragen zu Liebe
geflissentlich vermieden worden war. —
Seit dem vorigen Jahrhundert, so ungefähr führte
der Redner aus, fehlt unserer Baukunst ein bestimmter,
die Zeit beherrschender und für die Zeit charakteristischer
Stil. Einen solchen wieder zu schaffen, liege nicht in
unserer Macht, zumal wenig Elemente hierzu vorhanden
seien; wohl aber stehe es bei uns, die Bedingungen da-
für zu modifiziren. Durch ein blosses Kopiren alter For-
men sei freilich ebenso wenig vorwärts zu kommen, wie
sich neue Formen aus freier künstlerischer Phantasie er-
finden lassen, denn alle im Laufe der Zeit entstandenen
neuen Formen haben sich mehr oder weniger an vorhan-
dene angelehnt. Unsere Aufgabe sei es daher in erster
Linie sowohl im Studium der historischen Baustile, wie
im sorgfältigen Studium der Natur zu untersuchen, in
welcher Weise und aus welchen Elementen neue Formen
entwickelt und zu organischen Gebilden verarbeitet wur-
den, um daraus Gesichtspunkte für unser eigenes Schaffen
zu gewinnen. — Hier müsse wissenschaftliches Denken
sich eng mit dem künstlerischen Erfinden verbinden.
Und neben dem Studium der Mathematik , der Mechanik,
der Physik, die schon längst als dem Architekten unent-
behrliche Hülfswissenschaften anerkannt seien, werde sich
hier vor Allem das Studium der Normalgesetze des
Denkens als fruchtbar für die Frage des Bildungsge-
setzes architektonischer Formen erweisen, deren Lösung
noch immer nicht geglückt sei, so viel auch die in unse-
rem Zeitalter zuerst aufgetretenen Forschungen nach die-
ser Richtung von dem Dunkel gelichtet haben.
Die allgemeine architektonische Komposition , so
fuhr Hr. Dr. Heinzerling fort, setze sich zusammen
aus der Disposition , der Konstruktion und der Komposi-
tion im Einzelnen. Wenn man die Stellung der Formen-
bildung zu letzterer betrachte, so erkenne man, dass die
geistige Thätigkeit, um die es sich hierbei handle, durch-
aus mit der Bildung der logischen Begriffe identisch sei,
also auf eine plastische Darstellung der logischen Be-
griffe im Raume hinauslaufe. Zweck derselben sei die
Auflösung eines Gesainmtbegriffs in seine Theile und die
Vermittelung einzelner Theile desselben zu einem organi-
schen Ganzen: Mittel dazu seien, da jedes Bauwerk ein
geometrischer Körper ist, die Bestandteile eines solchen,
also wiederum Körper, Flächen, Linien, Punkte, ja selbst
die Einfügung eines freien Raumes. — Durch Vorfüh-
rung zahlreicher Beispiele, in Betreff deren wir wohl auf
die bevorstehende Veröffentlichung des Vortrages ver-
weisen müssen, suchte der Redner nachzuweisen, wie sich
das Prinzip der architektonischen Formenbildung in zwei
Hauptgesetze zusammenfassen lasse:
1. Die Scheidung architektonischer Formenelemente
erfolgt entweder durch Nebeneinandersetzung ver-
schiedenartiger Elemente, oder durch Einschiebung
eines anderen (niederen) Elementes zwischen zwei
gleiche Elemente.
2. Die Verknüpfung auf einander folgender ver-
schiedenartiger Formenelemente eines architektoni-
schen Ganzen erfolgt durch Einschiebung vermit-
telnder Elemente, die beiden ähnlich sind.
Der Grad der Begriffsformen ergebe sich quantitativ
aus der Zahl der Scheidungen oder Vermittelungen und
hänge qualitativ mit dem Maasstabe des Gebäudes zu-
sammen.
So lasse sich das Gesetz der architektonischen For-
menbildung im Zusammenhänge mit dem Standpunkte
neuerer psychologischer Forschung auf einen einzigen
allgemeinen Begriff, den der Gedankenkette zurück-
führen. Im Besitze dieses Gesetzes, so schloss Herr
Heinzerling, werde man nicht allein den Baustilen der
Vergangenheit neues Verständniss entgegentragen, sondern
auch für die Zukunft zu neuen Bildungen fähig sein. Und
wenn es auch nicht allein genügend sei , um einen neuen
Baustil zu begründen, so hoffe er, dass es zum Minde-
sten einen Baustein zu einem solchen abgeben könne.
Bevor in eine Diskussion über den Vortrag einge-
gangen wurde , der einerseits am Schlüsse mit lebhaftem
Beifalle begrüsst wurde, während andererseits bei der
fast 1 % ständigen Dauer desselben mehr als die Hälfte
der Versammelten den Saal verlassen hatte, wurde fest-
gestellt, dass jedem Redner nur eine Frist von fünf
Minuten gestattet werden solle. Hierauf sprach zunächst
Hr. Bauinspektor Schwatlo (Berlin) gegen die von Hrn.
Dr. Heinzerling entwickelten Grundsätze, die er bei
aller Anerkennung einzelner Punkte von seinem Stand-
punkte als Anhänger der Bötticher’schen Lehre, doch
im Prinzip verwerfen müsse. Das Heinzerling’sche
System zeige eine entschiedene Lücke, die der Willkür
freiesten Spielraum gewähre. Denn wenn derselbe die
Scheidung und Verknüpfung von Formenelementen auch
an einzelnen Beispielen gezeigt habe, so sei er doch den
Beweis schuldig geblieben, warum die Scheidung oder
Verknüpfung nur auf diese und nicht ebenso gut auf
andere Weise erfolgen könne (Redner zeigte dies an
einem ziemlich drastischen Beispiele); hier könne einzig
der Zweck eines architektonischen Gliedes maassgebend
sein, den Hr. Heinzerling völlig unberücksichtigt ge-
lassen habe. Voranzustellen seien bei der Konzeption
eines Architekturwerks die Erfüllung des praktischen
Zweckes und die möglichst vollkommene technische Her-
stellung, die Konstruktion; aus beiden ergebe sich das
Wesen des Werks, und Sache der Dekoration sei es
in erster Linie dieses Wesen zum Ausdrucke zu brin-
gen. Die Klagen über Stillosigkeit seien übrigens unbe-
gründet; ein neuer Stil könne sich nur aus einer neuen
Konstruktionsweise ergeben und unsere Zeit, die in der
Anwendung des Eisens eine solche gewonnen, habe daraus
bereits so manche neue Bildungen entwickelt. —
Derber wies Hr. Architekt Hauers (Hamburg) die
Vorwürfe zurück, die er aus dem Vortrage für die Archi-
tekten der Gegenwart entnehmen zu müssen glaubte; er
verglich das darin entwickelte System mit einigen in den
„Fliegenden Blättern“ gelösten Problemen. Hr Dr. Hein»
zerling, der sich gegen den letzten Vergleich mit Ent-
schiedenheit verwahrte, beschränkte sich in seiner Erwi-
derung fast nur auf die (unseres Erachtens hier sehr bei-
läufige) Frage, ob die Form des griechischen Echinos
aus einem Blattüberfall herzuleiten sei oder nicht, was
er in seinem Vortrage bestritten hatte, während Herr
Schwatlo für die Richtigkeit der Bötticher’schen An-
sicht eingetreten war.
Die Zeit war mittlerweile schon zu weit vorge-
schritten als dass noch einer der andern Vorträge begon-
nen werden konnte. Um möglichst allen Mitgliedern,
458
welche sich zu solchen gemeldet hatten, gerecht werden
zu können, wurde auf Antrag des Hrn. Baumeister Hense
(Berlin) beschlossen, dass auch für jeden der weiteren
Vorträge nur ein bestimmtes Zeitmaass, das auf eine halbe
Stunde festgesetzt wurde, gestattet sein solle.
Als erste Gegenstände der Tagesordnung für die
nächste Versammlung wurden jedoch die Verhandlungen
über die beiden gemeinschaftlichen Angelegenheiten (der
Honorare — und Grundsätze für Konkurrenzen) bestimmt.
Um dieselben nach Möglichkeit abzukürzen, entschied man
sich dafür 2 Kommissionen aus Mitgliedern der Vereine,
welche sich bei Vorbereitung dieser Fragen betheiligt
hatten, zu wählen und diesen aufzugeben über die ver-
schiedenen dazu geäusserten Anschauungen in Berathung
zu treten und der Versammlung geeignete Vorlagen zu
machen. Für die Frage der Feststellung des architek-
tonischen Honorars wurden darauf die Hrn. von Egle
(Stuttgart), W. Schultz (Hannover) und Schwatlo
(Berlin), — tür die Frage der Feststellung von Grund-
sätzen für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen
die Hrn. Hastedt (Hamburg), Wagner (Stuttgart) und
Fritsch (Berlin) zu Mitgliedern der betreffenden Kom-
missionen ernannt.
(Fonsetzung folgt.)
Der Dom zu Frankfurt am Main.
(Fortsetzung.)
Gehen wir jetzt zu der Geschichte des Pfarrthurms
von St. Bartholomäi über. Die Gründung desselben fällt
in das Jahr 1415, erster Baumeister war Madern Gert-
ner. Als namhafte Meister des Thurmbaues werden dann
aufgeführt: Hans von Ingelheim 1483, Nicolas
Quecke von Mainz 1494, Jakob von Etlingen
1503. Mit dem Jahre 1512 hörten die Arbeiten auf und
blieb seitdem der Bau unvollendet liegen.
Der Thurm steigt bis zum Dache der Kirche durch
zwei Geschosse in kräftig viereckiger Masse empor, mit
schlanken Fenstern, welche unten im Rundbogen, oben
mit Spitzbogen überwölbt sind; das obere Geschoss zeigt
auch eine leichte Leistendekoration. An den Ecken sind
starke quadratische Strebepfeiler, welche die Thurmecken
umfassen und im oberen Geschoss sich in etwas spielend
behandelte Pyramiden auflösen. Zwei Treppenthürme, an-
lehnend an die beiden östlichen Strebepfeiler des Thurm-
vierecks, führen nur bis zum Dachraume des Langhauses.
Von hier aus führt ein grösserer viereckiger Treppenthurm,
welcher mit dem südöstlichen Strebepfeiler verbunden ist,
nach der ersten Gallerie des Thurmes, die eine ornamen-
tirte Brüstung umzieht. Hier beginnt der Uebergang in
das schlank aufsteigende achteckige Obergeschoss, ver-
mittelt durch vier vierseitige Strebepfeiler, welche sich über
den Ecken des Unterbaues erheben und zu schlanken
Fialentlnirmchen gipfeln. So ist das Achteck in seinen
unteren Parthien noch in ein Viereck verwandelt und nur
der oberste Körper des Thurmes tritt in seiner achteckigen
Form frei heraus. Strebebögen in doppelter Anord-
nung sollten die Pfeiler mit der Masse des Thurmes ver-
binden, es sind jedoch nur die oberen zur Ausführung ge-
kommen.
Sto Spirito in Florenz.
(J. S — 1 r.) — Der Inspektor der Florentinischen Aka-
demie, Herr C. J. Cavalucci, hat Einsender dieser Zeilen
gebeten, einen Brief von ihm, worin mit Hülfe von Doku-
menten höchst wichtige neue Aufschlüsse über den Bau der
obigen Kirche gegeben werden, in Deutschland bekannt zu
machen. Er möge hier mit nur wenigen Verkürzungen
folgen :
Wer setzte den Bau der Kirche Sto Spirito
in Florenz fort?
Brief an den Advokaten Cav. Giov. Felice Berti.
Geehrter Freund!
Einem so eifrigen Forscher nach vaterländischen Erinne-
rungen und Illustrationen unsrer Monumente, wie Dir, wird
es gewiss nicht unlieb sein, wenn ich mich mit Dir in diesem
Briefe über die Weiterführung eines der ansehnlichsten
heiligen Gebäude unserer Stadt unterhalte, das zur Zeit der
Wiedererweckung der klassischen Architektur in Italien ent-
stand: ich meine die Kirche Sto Spirito. Dieses herrliche
Monument ist nicht das einzige seiner Art, das seines Histo-
rikers noch harrt, denn als solche kann man nicht wohl die
bisherigen Ansammler von zerstreuten Notizen bezeichnen,
deuen zudem oft die nöthige Glaubwürdigkeit abgeht.
Wiederholen wir dieselben mit kurzen Worten:
Im Jahre 1428 erweckten die Predigten des Mönches
Francesco Mellini, Cicero pro domo sua, in den Florentinern
das Verlangen, die Kirche Sto Spirito grossartiger und ehr-
würdiger als die bisherige, neu aufzubauen. Zum Bauherrn
(provveditorej der neu zu errichtenden Kirche wurde Stoldo
Im Allgemeinen erinnert die ganze Disposition des
Thurmbaues bis hierher ungemein an den Thurm des
Freiburger Münsters, welcher fast zur Grundlage gedient
zu haben scheint; aber wie das Mittelalter individuell bei
all’ seinem Schaffen war, stets beflissen aus der Wurzel
desselben Prinzips neue Gewächse zu treiben, so sind auch
hier die allgemeinen Formen in höchst geistreicher Weise
modifizirt. Der Hauptunterschied zeigt sich aber endlich
in dem Abschluss des Ganzen; beim Freiburger Thurm
ist die letzte Hauptform der mittelalterliche Helm, hier
dagegen in ganz ungewöhnlicher Weise die Kuppel. Soll
man hierin vielleicht ein sehr frühes Einwirken der ita-
lienischen Renaissance , deren Lebenspriuzip ja der Kup-
pelbau ist, suchen; oder war es der Hinblick auf die
Bestimmung der Kirche, welcher den Meister bewog,
seinen Bau mit einem steinernen Symbol der deutschen
Kaiserkrone zu krönen? Ein schlankes, schönes Spitz-
thürmchen sollte den ganzen Thurm beendigen, doch schon
bei der Kuppel selbst blieb der Bau liegen. Hier fehlen
die Endigungen der Wimperge und die Fialen auf den
Ecken, ebenso die Knäufe auf den Rippen der Kuppel;
das Innere derselben wurde später zur Thürmerwohnung
ausgebaut, und dadurch der Bau noch mehr entstellt. Es
haben sich jedoch drei Originalpläne für den Thurmbau
erhalten von denen der eine dem Meister Hans
von Ingelheim, der andere dem Niclas Quecke
von Mainz zugeschrieben wird, während der Verfasser
des dritten unbekannt ist. Aus den Ansätzen, welche an
den Rippen der Kuppel noch vorhanden sind, lässt sich
schliessen, dass man die Absicht hatte, die Kuppel mit
dem Spitzthürnachen nach dem Plane des Ingelheimer
zu vollenden. Die jetzige Höhe des Thurmes über dem
Frescobaldi erwählt, der im Jahre 1433 Filippo di Ser
Brunellesco den Auftrag zur Verfertigung eines Modelles gab,
und aus eignen Mitteln beisteuerte, was am nöthigen Gelde
fehlte. Brunellesco legte im selben Jahre Hand an’s Werk,
als er aber 1440 starb, wurde der von ihm begonnene Bau
von Andern vollendet. Als im Jahre 1470 die alte Kirche
abbrannte, war es um so nöthiger die Vollendung der neuen
zu beschleunigen, so dass 14S1 Gottesdienst darin geführt
werden konnte. Da aber die Kunstverständigen mitten unter
den ausserordentlichen Schönheiten des Tempels nicht wenige
Fehler entdeckten, die man wegen inres Charakters anstaud,
dem grossen Architekten der Domkuppel zur Last zu legen,
so fehlte es nicht an Verwünschungen gegen die respektlosen
Anmaassungen der Fortsetzer des Baus, welchen sie hofften
mit Aenderungen zu verbessern — und verdarben.*)
Woher Vasari nahm, dass Brunellesco seine Kirche mit
der Vorderfa^ade gerade nach der entgegengesetzten Seite
hatte bauen wollen, als wie sie jetzt dasteht, so dass der
Platz an den Arno zu liegen gekommen wäre und diejenigen,
welche von Genua, von der Riviera von Sunigiana, vom Pisa-
nischeu und Lncchesischen kamen, die Pracht jenes Gebäudes
hätten bewundern können — woher Vasari dies nahm, das
kann ich Dir nicht sagen , da wenigstens kein ihm vorauge
heuder Schriftsteller, so viel ich weiss, davon Erwähnung
*) In diesem Sinne spricht sich Vasari mit Herzählung einzelner
Fehler aus. Der Einsender erlaubt sieh von Herrn Cavalucci’s
Brief in sofern abzuweichen, als er die betreffende Stelle des \ asari
nicht anführt, sodern den Leser auf dessen Leben Brunellesco ver-
weist.
459
Fussboden der Thurmhalle beträgt 257 Fuss, durch die
Pyramide würde er eine Höhe von etwas mehr als 300 b uss
erreichen.
Auch in seinem unteren Theile ist der 1 hurm im
Einzelnen nicht vollendet, an den Portalen fehlt das Bild-
werk, in den Fenstern das Maasswerk und die Dienste,
die Strebepfeiler sind unvollendet und die Tabernakel der-
selben entbehren der Figuren. Was noch den inneren
Ausbau des Thurmes anbelangt, so ist zunächst die untere
Thurmhalle durch ein Gewölbe abgeschlossen, ebenso hat
das obere Geschoss des Thurmvierecks ein Rippengewölbe.
Das ganze Achteck war mit einer Holzkonstruktion aus-
gebaut, welche die Glocken trug; den oberen Abschluss
bildet ein reiches Sterngewölbe.
Mit dem Bau des Pfarrthurms hängt zugleich auch
eine Veränderung des Kreuzganges zusammen, derselbe
bestand ursprünglich aus drei Flügeln von gleicher Länge,
jeder mit zwei Fenstern; damals nun wurde der westliche
Flügel abgebrochen und eine Vergrösserung vorgenommen,
wodurch sich der Kreuzgang bis über den Thurm hinaus
erstreckt. Ueber seinen Gewölben auf der Ostseite befand
sich die Kapitelstube, welche später zu einer Knabenschule
eingerichtet wurde; auf der Nordseite war die Bibliothek.
So stand der Bau durch mehr als vier Jahrhunderte,
und wenn er im Laufe dieser Zeit verschiedene Restau-
rationen erlebte, welche sich wohl hauptsächlich auf das
Innere der Kirche erstreckten, so fehlte es natürlich auch
hier nicht an Zuthaten und Entstellungen , namentlich
durch jenes Zeitalter, welches in wunderbarem Selbstbe-
wusstsein Alles nach seinem eigenem Geschmack ummo-
delte. In den Jahren 1855 — 56 wurde daher, unter Lei-
tung des Architekten Riigem e r, die Kirche einer gründ-
lichen Restauration unterworfen , welche von vorn herein
von dem Gedanken ausging, alle der Kirche und ihrer
Anlage nicht entsprechenden Einrichtungen zu entfernen
und dieselbe möglichst stilgerecht im Innern wiederher-
zustellen.
Zunächst handelte es sich um die Beseitigung einer
steinernen Orgelbühne, welche im 17. Jahrhundert im
Schiff unmittelbar vor der Thurmhalle erbaut war, hier
also namentlich die freie Durchsicht nach dem Schiff' und
Chor hinderte, auch das ohnedies sehr stumpfe Langhaus
noch mehr verkürzte. An diese Orgelbühne schlossen
sich zu beiden Seiten hölzerne Emporen, welche sich bis
in das Querschiff' erstreckten, auch die Fenster der Seiten-
schiffe in sehr unorganischer Weise durchbrachen. Auch
diese Emporen wurden entfernt, um aber dafür ein Aequi-
valent zu schaffen, wurden in den beiden Feldern der
Seitenschiffe unmittelbar am Thurm zwei steinerne Empo-
thut.*) — — Es ist dies wahrscheinlich eine ebenso grund-
*) Nachdem Her Cavalueci diesen Aufsatz geschrieben hatte,
ist es dem Unterzeichneten gelungen, einen Künstlerbiographen vor
Vasari in der Magliabecehiana zu Florenz zu entdecken, in welchem
Herr G. Milanesi einen Kanonikus Antonio Petrei zu erkennen
glaubt, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb und seiner-
seits wieder aus einem älteren Schriftsteller schöpfte. G. Milanesi
wird den genannten Biographen , zusammen mit einem andern von
ihm gefundenen, im Giorna'M storico degli Archivi italiani veröffent-
lichen. Näheres über diese beiden Vorgänger des Vasari siehe in
der „Allgemeinen Zeitung“. Hier möge nur aus dem Codex Petrei
die Stelle aus Brunellesco’s Leben folgen, die sich auf den Bau
von Sto Spirito bezieht und aus welcher Vasari seine Behauptung
in Betreff' der ursprünglich beabsichtigten Lage der Kirche geschöpft
zu haben scheint, welche Cavalueci für unrichtig hält. Zugleich
sind in diesem Passus unseres Codex verschiedene Angaben enthalten,
die uns weiter unten noch nützlich sein werden. Er möge als
neues, wichtiges Dokument, in der Ursprache folgen:
„Fecie (Brunellesco) al modello di Sto Spirito opera exciellente,
beuche non fu seguito interamente lo ordine suu , ne nelle porte,
ne nel ricidimento di fuori che si haveva a dimostrare nel modo
che esso era drento nello altari delle capeile et haveano a essere
dallato dinanzi; et volgiere il prete il volto alla chiesa al
dire la messa contrarii appunto a quel che sono al pre-
sente. Ne ancliora la sua cupola non hanno seguito lo ordine suo
et si sono alzati troppo ne pilastri et capitelli delle colonne et nel
riagimento di sopra , in modo che la detta cupola viene a essere
uscita della vera regione et proportione sua, et detto edißtio viene
tutto a essere piü debole et porrä pericolu di non rovinare prima
grau tempo, che non sarebbe fatto, et anchora per un altro errore
fatto qui dai muratori di uno archo che si posa in sul falso“.
ren hergestellt; die hierdurch veranlasste Verschiebung
der Orgel aus der Mitte nach der Seite hat in akustischer
Hinsicht keinerlei Uebelstände herbeigeführt. Die Archi-
tektur dieser neuen Emporen wurde ganz nach den in der
daran stossenden Scheidskapelle gegebenen Grundmotiven
ausgebildet, und wurde es so durch diese Wiederholung
in der Kirche schon vorhandener Formen möglich, eine
Einheit zwischen dem Alten und dem Neuen herzustellen,
auch in den Details den organischen Charakter des Gan-
zen zu bewahren.
Mehre weitere Aenderungen erstreckten sich im
Wesentlichen auf die Entfernung zweier barocker Altäre
zu beiden Seiten des Triumphbogens, dann auf die Her-
stellung beschädigter Gegenstände: der Maasswerke der
Fenster, der Dienste an den Säulen, ebenso wurden die
Gewölbe neu ausgekeilt. Die Wände erhielten einen
grünlichen, steinfarbigen Anstrich, die Wandgemälde im
Chor, sowie das Tabernakel daselbst und die gothischen
Altäre in den Kapellen zur Seite wurden sämmtlich her-
gestellt, das Fehlende ergänzt. Alle Wappen und Monu-
mente wurden in ihren ursprünglichen Farben und Ver-
goldungen nach den neuesten Untersuchungen renovirt.
Die Kanzel aus dem vorigen Jahrhundert wurde abge-
brochen und später durch eine neue steinerne ersetzt.
Durch diese gründliche und umsichtige Restauration
war es gelungen, die Kirche in ihrem Innern als ein ein-
heitliches Ganzes in möglichster Vollkommenheit wieder
herzustellen. Auch das Aeussere des Domes hätte einer
Freilegung wohl schon bedurft, da es im Laufe der Jahr-
hunderte durch störende An- und Umbauten vielfach ent-
stellt ist. Die Ost- und Südseite liegen im Allgemeinen
zwar frei, doch trennt hier eine Einfriedigungsmauer die
höher gelegenen Gärten des Domes von seiner Umgebung,
und an diese lehnen sich unschöne Fleischer- und Fischer-
buden. Die Westseite dagegen ist bis unmittelbar an den
Fuss des Thurmes umbaut; an der südwestlichen Ecke
: liegt das ehemalige Spritzenhaus, auf der Nordseite springt
der Kreuzgang schon über den Thurm hinaus vor und
dazwischen zieht sich die eine Häuserreihe der Höllgasse
hin, ohne Unterbrechung und in solcher Nähe, dass in
der Mitte vor den Thurm nur ein schmaler Gang von
10 bis 15' Breite bleibt.
Oefter ist auch in früherer Zeit schon die Frage nach
der Vollendung des Thurmes angeregt worden, so unter
Andern in den vierziger Jahren, wo die Frankfurter Archi-
tekten Hessemer und Burnitz darauf hinwiesen; der
einer von ihnen wollte einen Helm, ähnlich dem Frei-
burger Münster, der letztere war für die Vollendung des
Original -Planes. In neuester Zeit endlich wurde durch
lose Fabel wie so viele andere des Vasari. — — Doch
indem ich es den Künstlern überlasse, Sto Spirito von der
ästhetischen Seite aus zu untersuchen, sowie Vasari’s Richter-
sprüche zu prüfen , wollen wir beide zusammen die alten und
neuen Dokumente durchgehen, um uns ein Kriterium zu
bilden, wie viel Richtiges und Wahres in den Worten des
aretinischen Historikers sei, der weder immer gut unterrichtet,
noch ängstlich in der Wahl des Materials war, aus dem er
seine Biographien zusammensetzte.
Er versichert, dass Brunellesco das Modell der Kirche
machte und das dieses nicht befolgt wurde. Auch ein ano-
nymer Biograph Bruuellescos (Zeitgenosse und Freund des
Künstlers) versichert dasselbe; aber weil zwischen die be-
stimmte Behauptung des Vasari und die Erzählung des letztem
abschwächende Umstände treten, wirst Du es nicht liir über-
flüssig; halten, wenn ich hier eine Stelle aus dem Anonymus
herbeiziehe:
„Die Natur, oder besser Gewohnheit Filippo’s, nach-
dem er Jahre lang viel Dinge in der Architektur ertahren
hatte, war, dass er seine Modelle für Gebäude, die er zu
bauen hatte, so ausführte, dass in Betreff der Symmetrie
wenig bestimmt war; er bemühte sich nur die Hauptmauern
genau anzugeben, sowie die Korrespondenz zwischen gewissen
Gliedern, — ohne Ornamente, ohne Charakterisirung der Ka-
pitäle, ohne Architrave oder Friese und Gesimse etc., weil
ihm oft mit seinen eigenen Waffen Unannehmlichkeiten be-
reitet worden waren, indem Viele oft nicht Alles verstanden
und sich bei ihren Fehlern dann auf ihn beriefen. Nur aus
diesem Grunde wurde auch das Modell der Kirche degli An-
gioli so ausgeführt, und ebenso das v o n S t . S p ir i t o . bür
460
die Preussische Regierung, wie es hiess, die Vollendung
des Baues beabsichtigt. Diesem Ziele sollte aber in an-
derer Weise erst näher getreten werden.
In der Nacht vom 14. auf den 15. August 1867
brach in der Nähe des Domes, in dem etwa 185' entfernt
gelegenen Miiller’schen Hause ein Brand aus, wobei
durch den starken Ostwind ein Theil des Brandstoffes auf
die gegen Osten gerichteten Dachflächen der Kirche ge-
tragen wurde. Das Feuer verbreitete sich mit unglaub-
licher Schnelligkeit; binnen Kurzem stand das Dach des
Chores, des Querschiffes und des Langhauses in Flammen,
und in nicht viel mehr als einer Stunde war das ganze
Holzwerk der Dächer zerstört. Der Kronleuchter des
Chores, der an dem Gebälk befestigt war, stürzte in die
Kirche. Sehr bald ergriff das Feuer die Domschule über
dem Kreuzgange, drang von hier aus durch die Fenster
gegen die zunächst liegenden Gewölbe des nördlichen
Seitenschiffes des Langhauses und zerstörte auch die da-
selbst aufgestellte Orgel. Der Ostwind trieb die Flammen
des Kirchendaches gleich Anfangs gegen die der Kirche
zu gelegene Seite des Pfarrthurmes und durch die nur
mit Brettern verwahrten Fensteröffnungen desselben in
das Innere, wo das Feuer den hölzernen Ausbau ergriff
und denselben nebst der Thürmerwohnung zerstörte.
Mehre Stunden währte der Brand des Thurmes, bis er
mit den theilweise geschmolzenen Glocken zusammenbrach
und auf den Gewölben ausbrannte. Auch die Bedachungen
der Wahlkapelle, Sakristei und Scheidskapelle wurden ein
Raub der Flammen.
(Fortsetzung folgt.)
Driickständcr für Strassen.
In No. 25. dieser Zeitung wurde unter den Mittheilungen
über die vorjährige Studienreise der Bauakademie zu Berlin
eines in Lübeck angewendeten Druckständers (Zapfstelle) Er-
wähnung gethan. Wenngleich derselbe den Vorzug einer
sinnreichen Konstruktion besitzt, so hat er sich wegen seines
komplizirten und dem leichten Verderben ausgesetzten Mecha-
nismus im Allgemeinen doch nicht auf die Dauer bewährt.
Denn wenn ich behaupte, dass es auf den städtischen Strassen
keinen Apparat giebt, auf dessen zweckmässige Herstellung
eine grössere Sorgfalt zu verwenden wäre, als einen öffent-
lichen Druckständer, so werden mir diejenigen städtischen
Techniker, welchen gleich mir auch die Obhut über die öffent-
liche Wasserversorgung anvertraut ist, ohne Zweifel bei-
stimmen. Dem Frost und der rücksichtslosen Behandlung
des Publikums wie dem Muthwillen der Strassenjugend aus-
gesetzt, versagt ein solcher Drnckständer sehr leicht seinen
Dienst und verursacht seine Reparatur ausser den Kosten
jedesmal eine längere Störung des Verkehrs und obendrein
noch Klagen des wasserkonsumirenden Publikums.
Den Schutz gegen Frost hat man ehedem, wie bei den
Magdeburger Druckständern, durch eine Umhüllung des Stei-
gerohres zu erzielen gesucht. Die Kostspieligkeit solcher
Einrichtung führte später auf das System der Selbstentlee-
rung, bei welchem nämlich das Steigerohr nach dem jedes-
maligen Gebrauch sich selbt entleert. Diese Konstruktion
bestand gewöhnlich aus zwei durch eine Hebelkombination
mit einander verbundenen Ventilen resp. Hähnen, von denen
der eine, welcher den Zufluss von der Wasserleitung zum
Steigerohre vermittelte, sich schloss, während der andere, die
Entleerung des Steigerohres in die Grube bewirkende, sich
öffnete, und umgekehrt. Das Wasserquantum, welches man
hierbei verlor, war sehr bedeutend, weil nicht allein der ge-
ringe Inhalt des Steigerohres abfloss, sondern weil namentlich
| während der jedesmaligen Oeffnung und Schliessung des
Ständers beide Hähne oder Ventile einen Moment gleichzeitig
geöffnet waren, wobei das unter Druck stehende Wasser der
Strassenleitung Gelegenheit fand, durch die zur Entleerung des
Steigerohres bestimmte Oeffnung mit grosser Gewalt heraus-
zustürzen.
Um dieses zu verhüten, und um den Inhalt des Steige-
rohres selbst zu konserviren, hat mau mehre Konstruktionen
ersonnen, welche ihrem Zwecke auch entsprechen — leider
jedoch nur auf kurze Zeit und so lange die betreffenden
Mechanismen nen und in vorzüglichem Zustande sind. So
werden bald unaufhörliche Reparaturen dieser komplizirten
Mechanismen nöthig. Da sich aber von Aussen nie ermitteln
lässt, ob die Vorrichtung noch ihren Dienst thut, so ereignet
es sich oft, dass der Lederkolbeu, oder worin sie sonst be-
stehen mag, in kurzer Zeit durch den Schlamm, welcher sich
von den Röhren ablöst, verschleisst und sodann einen kon-
stanten Wasserabfluss aus der Zuleitung herbeiführt. Das
Wasserquantum, welches dabei verloren geht, ist aber erheb-
lich grösser, als dasjenige, welches die vorhergenannten Druck-
ständer intermittireud vergeuden.
Bei unserer Wasserleitung geschieht die Wasserabgabe
in einer sehr liberalen Weise vermittelst einer Anzahl von
Freibrunnen. Auch die Wasserentnahme der Privaten ge-
schieht durch Druckständer in den Höfen. Aus diesem Grunde
war die Wahl einer zweckmässigen Druckständer -Konstruktion
für uns eine Sache der grössten Wichtig', dt. Nach vielen
Versuchen und reiflichem Ueberlegen nahmen wir aus den
schon angeführten Gründen von der Wahl der Konservirungs-
ständer Abstand und führten, indem wir von ei Uebeln das
kleinere wählten , allmälig die erstgenannte Konstruktion mit
Selbstentleerung ein. Ich gestehe gern, dass wir uns der
Mangelhaftigkeit unserer Ständer sehr wohl bewusst waren,
die Casa Barbadori und für die der parte Guellä wollte er
gar keine Modelle machen, sondern that Alles mit Zeich-
nungen, und mündlich; Tag für Tag sagte er den Steinmetzen
und Maurermeistern, was sie zu thun hätten, und so that er
auch bei San Lorenzo.“ —
Mir scheint nun, dass der anonyme Biograph in seiner
schlichten Erzählungsweise nicht bestimmter sein, noch besser
für den Ruhm Brunellesco’s sorgen konnte, indem er die ver-
schiedenen Fortsetzer des Baues von der Schuld befreit, vor-
sätzlich dem Rufe des Meisters geschadet zu haben, denn sie
konnten ja nichts dafür, wenn sie nicht sein Genie hatten.
Dies allgemein gesagt, treten wir in Einzelnes ein. Die
Schriftsteller legen die Fehler von S. Lorenzo und Sto Spirito
und an der Kuppel und Laterne des Doms einem Holzarbeiter,
Antonio Manetti zur Last, der erst Schüler, dann Neben-
buhler und Verkleinerer Filippo’s war. Der Anonymus, dessen
Zeugniss viel Gewicht hat, sagt dasselbe, aber nennt ihn aus
Diskretion nicht bei Namen; doch sind seine Angaben so be-
stimmt, dass inan in der Person nicht irren kann. Er spricht
von ihm folgen dermassen : „Er verstand ans Unwissenheit nicht
was vorging, obschon er mit einigen Andern als einer von
den Bessern herbeigezogen worden war;“ ferner: „Er ge-
laugte nothwendigerwei.se nach Filippo zu einigem Ansehen,
weil dieser während seines Lebens ihn die meisten Modelle
hatte machen lassen.“ Diese Worte lassen mich zu Gunsten
der ewigen Ruhe des armen Antonio Manetti Giaudy hoffen,
dass er, einäugig im Lande der Blinden, wirklich mehr aus
Unwissenheit als Bosheit fehlte, als er (ohne Modell) S. Lorenzo
vollendete und mit einem ungenügenden Modell Sto Spirito
weiter führte.
In welchem Zustande sich der Bau beim Tode Brunel-
lesco’s befand, kann ich Dir uicht sagen, weil Niemand eine
Andeutung davon zurückgelassen hat; nur indirekt im l ver-
mittelst Konjekturen kann man einiges nachweisen. Der Ano-
nymus, der Licht in diese Finsteruiss gebracht hätte, lässt
uns am entscheidenden Punkte im Stich, indem seine P 'Zäh-
lung abbricht, gerade wo sie mit der Geschichte jenes schönen
Monumentes beginnt, das heisst im -Jahre 142 8, in welches
Jahr er die Ernennung der Operai uud des Stoldo FrescobalJ.
zum provveditore setzt, und nicht in das Jahr 1431. Man
muss sich also anderswo umsehen, uud ich habe glücklicher-
weise so viel gefunden (ohne mein Verdienst), dass ich über
diesen Gegenstand für heute etwas mehr weiss als Andere.
Aus einem gewissenhaften Auszuge der tibri di ricordanze der
Proveditoren der Opern von Sto Spirito, den ich der liebens-
würdigen Freigebigkeit meines geschätzt n Freundes Cav. Gae-
tauo Milanesi verdanke, geht hervor: dass am 5. April 1446
90 Goldgulden au Giovanni Pieroni, Steinmetzen, bezahlt
wurden für eine Säule, die er in die Opera abgeliefert hatte,
eine von den fünfen, welche derselbe zu „vollenden uud abzu-
lieferu“ versprochen hatte. Da ich in diesen Auszügen keine
andere ähnliche Bezahlungen angeführt linde, so würde ich
glauben, dass diese Säulen die letzten waren, die aufgestellt
wurden, wenn uicht ein Dokument bei Padre Richa (Le chiese
di Firenze) diese Hypothese zu uiehte machte. Das Dokument
lautet: „Erinnerung, wie am 23. Mai 1454, Donnerstag um
5 Uhr die erste Säule von eiuem Stück in der Kirche von
Sto Spirito aufgerichtet wurde, und es ist die Säule in der
Mitte zunächst der Kapelle uud ich war dabei uud schreibe
deshalb die Erinnerung nieder. Ich Bianco di Glimozzo di
Caucellieri di Dafto, Wollenwcber von Via Maggio.“
(Schluss folgt.)
461
und uns bei den häufigen Reparaturen, welche diese verur-
sachten, nur mit dem Bewusstsein trösten konten, dass das an-
dere System noch schlechter sei.
In Folge einer gelegentlichen Klage über die Uebel-
stände unserer Druckständer im Winter 1866 zu 1867 gab
der damals in England befindliche Ingenieur Dr. Müller
eine später patentirte Konstruktion an, welche bei uns nach
Verlauf von jetzt kaum zwei Jahren die Druckständer - Frage
zum endlichen Abschluss gebracht hat. Dieselbe ist bei uns
jetzt ganz ausschliesslich, sowie auch schon in mehren anderen
Städten in Anwendung und scheint berufen zu sein, alle an-
deren Konstruktionen wegen ihrer grossen Einfachheit und
Solidität zu verdrängen. Unter Berücksichtigung, dass letz-
tere Eigenschaften die Hauptbedingung für einen öffentlichen
Druckständer seien, ist es nämlich bei dieser Konstruktion
gelungen ein freiwilliges Entweichen von Wasser aus der Zu-
leitung unmöglich zu machen und nur die kleine Quantität
zu opfern, welche dem geringen Fassungsraum des schwachen
Steigerohres entspricht, das nur einmal nach dem Gebrauch
des Ständers entleert wird, um diesen im Winter vor dem
Einfrieren zn schützen. In den 9 frostfreien Monaten des
Jahres wird sogar diese geringe Quantität auf eine höchst
simple Weise gespart.
Fig. 1.
Die Konstruktion dieses Druckständers ist aus den li-
u-uren 1. u. 2 ersichtlich. Quer durch den Brunnenschacht
ist ein Zweigrohr (A) von der Strassenhauptleitung geführt; an
dieses schliesst sich unterhalb mittelst eines Flansches ein
länglicher Ventilkasten ( B ) von Rothguss. Seitlich geht von
diesem das Steigerohr ( C ) ab, an welchem unten eine Stopt-
büchse zur dichten Führung einer durchbohrten Stange ( a )
angebracht ist. Letztere ist an ihrem oberen Theile zu einem
Kelch ausgebildet, welcher als zeitweiliger Sitz für die Ven-
tilkugel ( d ) dient, und mit dem Gestänge, welches in Ge-
stalt eines Gatters (siehe Fig. 2) um den ganzen Apparat
greift, verbunden. In der in Figur 1 dargestellten, und dem
gehobenen Gestänge entsprechenden Stellung liegt die Ventil-
kugel auf dem Kelch der Stange (a); es besteht eine Ver-
bindung zwischen Zuleitung und Steigerohr und der Ständer
giesst also Wasser aus. Beim Niederlassen des Gestänges
und der Stange ( a ) legt sich die Ventilkugel in der punk-
tirten Stellung in ihren am Gehäuse selbst befindlichen Sitz
und verschliesst so den Wasser-Zufluss. Beim weiteren Sinken
des Gestänges kommunizirt das Steigerohr mit der Bohrung
der Stange («) und kann sich durch diese entleeren. Um
' dieses in der frostfreien Jahreszeit zu verhindern wird die
untern Oeffnung derselben einfach mit einem Propten ver-
schlossen. Die Wasserquantität, welche bei Weglassung des
Pfropfens unten abfliesst, ist indessen selbst bei häufigem Ge-
brauch des Brunnens sehr unbedeutend, und haben wir nie-
mals w all r genommen , dass das Wasser im Schacht stehen ge-
blieben wäre oder Uebelstände verursacht hätte.
Diese Ständer sind hier unter dem verschiedensten Druck
in Thätigkeit, denn abgesehen davon, dass die Standorte der-
selben verschieden hoch liegen, arbeiten wir zu gewissen Stun-
den mit Hochdruck, zu andern mit Niederdruck. Der erste
Ständer wurde in der Nähe der Maschinen unter einem effek-
\ tiven Druck von 90 Fuss angelegt und befindet sieh noch
heut daselbst in Wirksamkeit. Weuige Fuss davon hatte ich
an die mit ihm in Verbindung stehende Leitung ein Sicher-
heitsventil mit Hebelbelastung und daneben verschiedene Sorten
und Grössen von Niederschraub- und anderen Hähnen anbrin-
gen lassen, um ein Urtheil über den Rückschlag des Ständers
zu gewinnen. Es ergab sich dabei, dass ein Rückschlag, wenn
man seinen Zughebel absichtlich schnell herunterstiess und
somit das Ventil plötzlich schloss, bei geringer Hebelbelastung
zwar nachzuweisen war, dass derselbe sich aber noch geringer
erwies, als der, welchen beispielsweise ein 1 ‘/i zölliger Nieder-
schraubhahn bei schnellem Verschluss zeigte. Der Grund
dieser günstigen Erscheinung mag in dem geringem Hube
und der Elastizität der Ventilkugel zu suchen sein. Nichts-
destoweniger habe ich bei einigen Ständern einen kleinen
Windkessel anbringen lassen, wie dies ja auch bei allen an-
dern Druckständern geschieht.
Brieg im September 1868. Windberger.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Prag. In der am
9. Oktober d. J. abgehaltenen ersten Winterversammlung hielt
Herr Direktor Jahn einen Vortrag über Gasbrenner, mit be-
sonderer Berücksichtigung der sogenannten Sparbrenner. Nach
einer kurzen Einleitung über die Verbrennung im Allgemeinen
und über die Verbrennung des Leuchtgases im Besonderen
ging der Vortragende zu den verschiedenen Gattungen der
Brenner und zu den Bedingungen über, welche zur vortheil-
haftesten Verbrennung nothwendig sind, vorzugsweise weit
o-eschnittene, beziehungsweise weit gebohrte Brenner und
schwacher Gasdruck. Die während des Vortrages angestellten
photometrischen Messungen ergaben das interessante Resultat,
dass mit einer gleichen Menge stündlich zu verbrauchenden
Leuchtgases in drei Brennern von verschiedenen Schnittweiten
Lichtmengen entwickelt werden, welche im Verhältniss von 5 : 6 Va
: 10 stanefen, mit anderen Worten, dass ein gleiches Quantum
Leuchtgas je nach dem angewendeten Brenner 5 oder 6%
oder 10 Stearinkerzen Leuchtkraft entwickeln kann. Hieraut
zeigte der Vortragende eine Anzahl sogenannter Sparbrenner
vor und gab zu jedem derselben eine kurze Erläuterung.
Wegen vorgerückter Zeit brach Hr. Direktor Jahn seinen
Vortrag ab.
Architekten- Verein zu Berlin. — Versammlung am
17. Oktober 1868. Vorsitzender Herr Boeckmann, anwe-
send 163 Mitglieder und 5 Gäste.
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen seitens des
Vorsitzenden setzte Herr Adler, der für den am Vortrage
behinderten Hrn. R. Neumann eingetreten war, seinen am
vorigen Vereinsabende begonnenen Vortrag über die Ent-
wickelung des Backsteinbaues fort. Zuvor jedoch
modilizirte resp. ergänzte er seine früheren Mittheilungen über
den Backsteinbau der alten Hellenen. Einerseits behauptete
er die Ansicht, dass das ältere Erechtheion im Wesentlichen
von Backsteinen errichtet worden sei, weniger bestimmt aus-
gesprochen zu haben , als dies in unserem letzten Referate
wiedergegeben sei, andererseits lügte er als Beweis für die
hohe Stufe, welche die Technik in gebranntem Thon bei den
Hellenen eingenommen habe, die Notiz hinzu, dass die Aus-
bildung des hellenischen Tempeldaches — der einzige Versuch
einer künstlerischen Behandlung der Dachdeckung überhaupt
— ursprünglich in gebranntem Thon erfolgt sei, da der Künst-
ler, der diese Dachdeckung zuerst von Thon auf Marmor
übertragen habe, Bryaxis von Naxos, ausdrücklich genannt
werde. ,.
Durch den Einfluss der Völkerwanderung erlosch die
römische Kultur und mit ihr der Backsteinbäu in mehren
Ländern, namentlich auch in Deutschland. Die hortlühtung
desselben in das Mittelalter und die Renaissance hinüber wurde
nunmehr durch zwei einander gegenüber stehende Gebiete,
den Orient und das Abendland vermittelt.
Eine neue Bliithe des orientalischen Backstein-
baus datirt schon aus der letzten Zeit des römischen Kaiser-
thums und entwickelte sich im dritten und vierten Jahrhundert
v. Chr. unter der glänzenden Herrschaft der Sassaniden.
Noch heute stehen Bauten dieser Epoche zu Schapur , Firu-
zabad (V. Jahrhundert) und Schiras, Reste von Palästen mit
einer eigentümlichen Anwendung von parabolischen und
elliptischen Linien zu Bögen und Wölbungen (Tonnen und
Kuppeln), die Fapaden geschlossen und mit Lisenen besetzt.
Auch Spitzbögen, (die als Konstruktionsform schon bei baby-
lonischen Nutzbauten (Kloaken) Vorkommen), finden sich hier
zum ersten Male im Aeusseren zu dekorativen Blenden be-
nutzt; so zu Amida. Die Kunstformen dieser Gebäude, in
denen sich römische Einflüsse nur mit Mühe erkennen lassen,
schliesen sich unter vorzugsweiser Anwendung von Umrah-
mungen eher an altpersische Motive an; jedenfalls sind hier
uralte Keime orientalischer Backsteinbaukunst zu neuer Ent-
462
wickelung gelangt. — In Indien treten in dieser Periode
von Ziegelbauten namentlich die in typischer Form oft wie-
derholten , in Ceylon am Zahlreichsten erhaltenen Buddah-
gräber: (Topes, Stupas) auf.
Während aus der gleichzeitigen Kunst des Abendlandes,
deren Hauptsitze das alte und neue Rom (Byzanz) waren,
sich die altchristliche Baukunst entwickelte, ging seit
dem 7. Jahrhundert aus dieser älteren orientalischen Bauweise
die arabische Baukunst hervor. Zwischen beiden Ge-
bieten liegend sind die gleichfalls auf alter Tradition fussen-
den koptischen Kirchen in Aegypten und der lybischen
Wüste beiläulig anzuführen — Luftziegelbauten mit geneigten
Wänden.
Der Aufschwung des Islam und der arabischen Baukunst
brachte dem orientalischen Backsteinbau wiederum eine be-
sonders glänzende Entwicklung. Hier ist zunächst Bagdad,
die Mährchenstadt der Abassiden zu nennen, die in 25 Jahren
(grossentheils mit Benutzung des Baumaterials aus den Resten
Babylons) geschaffen sein soll, aber heute bis auf wenige
Reste wieder verschwunden ist. Besser erhalten sind die
Ziegelbauten des nördlichen Afrika, namentlich soll Marokko
noch sehr reich daran sein; doch ist hier meist nur eine Ver-
blendung von Backsteinen vorhanden, während der Kern der
Mauern (selbst bei Thürmen) aus einem Gussmörtel ftajiia)
hergestellt ist, dessen Anwendung Aehnlichkeit mit dem Pisebau
haben soll. — Die maurische Baukunst Spaniens hat gleich-
falls nicht unerhebliche Reste von Backsteinbauten zurückge-
lassen, von denen die bemerkenswerthesten die alte Synagoge
von Toledo (mit achteckigen Backsteinpfeilern), der Aleazar
und der mit farbigen Backsteinen in trefflicher Technik kon-
struirte Glockenthurm La Giralda zu Sevilla, sowie endlich
die Alhambra zu Granada sind. Letztere trotz ihrer Pracht
ein auffallend unsolides Gebäude zum grösseren Theile gleich-
falls aus jenem Gussmörtel hergestellt, zum Theil nur aus
Holzkonstruktionen mit Fayence oder Stuckplatten bekleidet.
Von besonderer Wichtigkeit wegen des Einflusses, den
sie auf die Zeitgenossen des Abendlandes geäussert haben,
sind die Backsteinbauten Kleinasiens, welche einst von den
Kreuzfahrern gesehen wurden. Namentlich Iconium enthält
noch heute sehr bedeutende Bau - Denkmale aus der Seld-
s c h u c k e n - Herrschaft, reich mit Emaille -Platten und gla-
sirteu Ziegeln verziert, Ihnen schliessen sich die Bauten zu
Caesarea und Erzerum au; stolze Pracht zeigt Sul tanieh, das
einen Kuppelbau aus dem 14. Jahrhundert von SO ' Weite,
145' Höhe aus farbig glasirten Ziegeln hergestellt enthält.
Zur schönsten und edelsten Blüthe aber entfaltete sich der
orientalische Backsteinbau unter turkomannischer Herr-
schaft, und ist hier die Moschee zu Tabris (etwa gleichzeitig
mit der Alhambra und der Marienburg [nach 1350] erbaut),
als ein Meisterwerk ersten Ranges , namentlich auch wegen
ihrer trefflichen , zum Theil sogar mit echtem Gold glasirten
farbigen Ziegel zu nennen.
Nach der Eroberung Konstantiuopels durch die Osmanen
(1453) zeigt sich auch hier ein neuer und origineller Auf-
schwung orientalischer Baukunst durch eine Verschmelzung
byzantinischer und orientalischer Elemente. Doch hat diese
Bauweise, deren bestes Beispiel die Moschee von Adrianopel
ist, und die namentlich zu ganz ausgezeichneten konstruktiven
Leistungen geführt hat, keine eigentlich künstlerische Bedeu-
tung für den Backsteinbau, da dieser bei allen hervorragenden
Denkmalen nur den Kern bildet, während das Aeussere mit
Marmor bekleidet ist. Eine letzte lebendige Regung der
orientalischen Baukunst erfolgte endlich noch im 16. und 17.
Jahrhundert unter der Herrschaft der Soliden zu I späh an.
Hier ist der Riesenbau des Atmeidan zu nennen — gewölbte
zweigeschossige Hallen, die einen (zur Rennbahn und zu Pa-
raden benutzten) Platz von 700' Breite und 2600' Länge in
einer einheitlichen Architektur umgeben; ganz aus Backsteinen
ausgeführt, bunt und glänzend.
Ueberblickt man die Gesammtleistungen des Orients
in diesen Bauwerken, so tritt uns in ihnen vorwiegend der
Charakter des Massenbaues entgegen, im Innern stets ausgehend
auf Ueberwölbung mit Tonnen oder Kuppeln, im Aenssern
kolossale geschlossene Paraden mit reicher Dekoration und
vorwiegender Lisenen-Eintheilung bildend. Zu bedauern ist,
dass die meisten dieser Bauten noch so wenig erforscht sind,
namentlich, dass mau über das Detail ihrer Technik fast noch
gar nicht unterrichtet ist. — —
Das llauptbaulokal der abendländischen Kunst, die
sich au die antike römische Kunst anschloss, war seit Cou-
stantin die neue Residenz des Reiches, Co ns tan t in o pol is
(Byzanz). Obwohl seine natürliche Lage auf den reinen Hau-
steinbau hinweist, so wurden doch fast alle von Constantiu i
dort aufgeführten Bauten — der schnelleren Herstellung
wegen — von Backsteinen errichtet. Erhalten ist kein ein- ;
ziger dieser Constantinisehen Bauten mit Ausnahme der
noch wenig erforschten Ringmauer. — Von späteren Denk-
malen sind aus dem 5. Jahrhundert die Basilika des Stu-
dios, ein sehr ökonomischer Backsteinbau, aus dem 6. Jahr-
hundert die grossen Bauten Justinian’s, die Kirchen Ha-
gios Sergios und Hagia Sophia zu nennen, die mit Aus-
nahme der grossen Hauptpfeiler gleichfalls ganz aus gebrann-
ten Ziegeln errichtet sind. Von den ungeheuren Palastan-
lagen der byzantinischen Kaiser ist wenig mehr erhalten. —
Leber die Bauwerke, die als Ausflüsse der Kunst von Byzanz
zu betrachten sind, ging der Vortragende nur flüchtig hinweg.
Bekannt sind die Ravennatischen Bauten, bei denen das
Auftreten des Thurmbaues eine wesentliche Neuerung ist und
bei denen römischer Einfluss mit dem byzantinischen sieh
kreuzt; weniger bekannt sind die werthvollen Monumente zu
Salon ic hi, Backsteinbauten, welche die Ravennatischen
an Grösse noch übertreffen. Hervorzuheben ist die vortreff-
liche Technik und die durchdachte Konstruktion der byzan-
tinischen Bauten, namentlich der Gewölbe, wobei entschieden
altrömische Tradition sich geltend machte.
Von geringerem Werthe sind in dieser Beziehung die
Werke der altchristlichen Kunst, die zu Rom selbst ent-
standen, ärmliche Bauten, aus antiken Resten mit stark redu-
zirten Kunstformen und in schlechtester Technik hergestellt.
Ein Einfluss der trefflichen Gewölbebauten, welche die letzte
Epoche der römischen Kunst hier ausgeführt hatte, ist in
keiner Weise zu spüren. Bessere Leistungen finden sich in
anderen Gegenden Italiens. So das Baptisterium zu Flo-
renz (im 5. Jahrhundert in Backsteinen erbaut, später im
12. Jahrhundert mit Marmor inkrustirt), eine Uebertragung
des Pantheons in’s Achteck, das die entschiedenste Wirkung
auf die spätere Richtung der llorentinischen Kunst ausgeübt
hat. Bedeutungsvoller noch ist der alte Bau von St. Lo-
renzo zu Meiland (von Mertens zuerst kunstgeschicht-
lich gewürdigt, von Hübsch als der kühnste aller jemals
ausgeführten Gewölbebauten bezeichnet), ein Zentralbau, dessen
Einfluss epochemachend wurde. Hierher gehört endlich noch
eine sehr grosse Anzahl von Bauwerken der Lombardei
(Pavia, Piacenza, Brescia, Padua u. s. w.), welche überhaupt
als jenes Land zu bezeichnen ist , in welcher sich der Baek-
steinbau von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart in un-
unterbrochener Folge erhalten hat.
W as den weiteren Fortgang der Entwickelung des abend-
ländischen Backsteinbaus im Mittelalter betrifft, so sind
in England und Frankreich nur einzelne Gebiete zu
nennen, in denen er gepflegt wurde. In England die Graf-
schaft Sussex, in Frankreich (wo in römischer Zeit auch zu
Paris ein Ziegelbau, die Thermen des Julian, ausgeführt wur-
de) nur ein Theil des Languedoc: Toulouse (Franziskaner-
kirche), Montauban (Brücke), Alby (Kathedrale) u. a. Hier
treten noch Ziegel römischen Formats (16" im Q], 1" dick
mit 1" starken Fugen), an den Ecken dreieckige Ziegel auf.
— Im übrigen Frankreich sind Backsteine höchstens zu Fach-
werksfüllungen verwendet worden, wenn man nicht die vor-
züglichen, emaillirten Fussbodenfliesen, die namentlich in den
Loiregegenden sehr vielfach angewendet wurden, hierzu rech-
nen will.
Eine um so reichere und glänzendere Entfaltung erfuhr
der Backsteinbau in den flandrischen und holländischen
Städten, und von dort aus nach der Mark Brandenburg über-
tragen, im ganzen nördlichen Deutschland und dem slavi-
schen Osten, soweit dieser damals durch deutsche Kraft ger-
manisirt und kolonisirt wurde. Die Leistungen des mittelal-
terlichen Backsteinbaues in der Mark, in Mecklenburg, in den
Hansestädten (und deren ausländischen Faktoreien), in Pommern
und Preussen sind gegenwärtig bereits bekanut genug geworden,
um hier keiner speziellen Erwähnung zu bedürfen; auch Süd-
deutschland besitzt in der Gegend von Augsburg und Ulm
ein Gebiet des Backsteiubaues und besteht der Mauerkeru
des Münsters in Ulm aus Ziegeln. — Was die deutschen
Backsteiubauten des Mittelalters technisch auszeichnet, das
ist, dass alle Kunstforinen unter Anwendung von Rollschichten
aus massiven Ziegeln hergestellt sind. Daneben kommen im
im Aeussern wohl Platten und durchbrochene Steine vor, nie-
mals aber hohle Stücke in Kasteuform, wie sie jetzt ange-
wendet werden. Das Mittelalter, das in den obereu Erd-
schichten einen so vorzüglichen ausgewetterten Thon zur Dis-
position hatte, wie wir ihn heut nicht mehr besitzen, verstand
zwar die Anfertigung grösserer Thonstücke (Grabmal Herzogs
Heinrich im Dom zu Breslau) sehr wohl, aber es verwendete
denselben stets nur im Innern der Gebäude.
Das Eindringen der Renaissance, die nach Deutschland
namentlich durch italienische Festungs - Ingenieure importirt
wurde, vernichtete hier mit der Gothik zugleich den Back-
steinbau; wenigstens wurden die Bauten seitdem mit \ erpntz
Hierzu eine Beilage.
463
bekleidet. Nur einige Theile der Mark (Priegnitz) und
Mecklenburg leisteten hier Widerstand und erhielten sich auch
in der Renaissance noch einige Zeit einen künstlerisch aus-
gebildeten Backsteinbau. (Schlossbauten.) — Hingegen erzeugte
die Renaissance in Ober-Italien bekanntlich einen neuen
glänzenden Aufschwung des Baeksteinbaus (Mailand, Creina,
die Certosa, Ferrara, Bologna), der in seiner prächtigen Far-
benwirkung so vielen Beifall fand und solchen Einfluss aus-
übte, dass er unter König Franz I. eine kurze Epoche hin-
durch sogar nach Frankreich übertragen wurde; Theile von
Fontainebleau und Schloss Blois bestehen noch heute, hingegen
ist das prachtvollste Beispiel dafür, Schloss Madrid bei Paris,
in der Revolution zerstört und nur wenige Reste desselben
im Musee de Cluny sind erhalten, welche in ihrer trefflichen
Herstellung (Glasur in 3 bis 4 Farben) beweisen, wie hoch
damals die Thon waaren - Industrie Frankreichs (Bernard de
Palissy) stand.
In den nächstfolgenden Jahrhunderten erlosch eine künst-
lerische Behandlung des Backsteinbaues fast vollständig; die
Erfindung des Porzellans (das in Ostasien für die Architektur
nutzbar gemacht ist) blieb in Europa ohne Einfluss. Erst
unserem Jahrhunderte und in ihm England und Deutschland war
es Vorbehalten , den Backsteinbau wieder zu wecken und in
volles frisches Leben wieder einzuführen, ln England waren
es wiederum die Grafschaft Sussex und Worcester, wo dies
erfolgte, in Deutschland war es unser Schinkel, der die
Bahn brach, nachdem die erste Anregung dazu durch die
Gilly’sche Aufnahme der Marienburg, an der auch Schin-
kel als Gilly’s Schüler Theil nahm, gegeben war. Die
Werder’sche Kirche, die kleine Kirche in Moabit, das Neue
Thor, die Bauschule sind die Backsteinbauten, welche Schin-
kel in Berlin ausführte; zu ihnen traten Schloss Babelsberg
und die Kirche zu Königsberg i. Pr. Welche mächtige Ent-
wickelung der Backsteinbau seitdem genommen hat, weiter
verbreitet namentlich durch industrielle Etablissements und
Eisenbahnbauten, bedarf keiner besonderen Würdigung.
Indem der Redner die historische Uebersicht des Back-
steinbaus hiermit schloss, behielt sich derselbe vor im weiteren
Verfolge seines Vortrages einzelne Gebiete aus demselben
spezieller zu behandeln. —
Von den Fragebeantwortungen erwähnen wir eine Aus-
kunft, die Hr. Stüve über den Umfang der durch das Ge-
rücht vielfach genannten Beschädigungen an der Alsenbrücke
gab. Hiernach ist an der Brücke selbst keinerlei Beschädi-
gung vorhanden und ist die Sicherheit derselben durchaus
nicht in Frage gestellt. Die Beschädigungen reduziren sich
auf einige Versackungen in der Hinterfüllung des an die
Brücke sich anschliessenden grossen Pfeilers, die eine Repa-
ratur am Geländer desselben nothwendig gemacht haben. —
Der als Gast anwesende Architekt Hr. Lüer aus Hannover
lud den Verein für nächsten Sonnabend zu einer Besichtigung
des von ihm hierselbst erbauten Aquariums ein. — F. —
Vermischtes.
Die Königliche Direktion der Ostbahn zu Bromberg giebt
uns folgende Mittheilung: „Das Referat in Nr. 41 der deut-
schen Bauzeitung über die zweckmässigste Anlage der Aborte
auf Eisenbahn -Stationen spricht sich bezüglich der auf dem
Bahnhofe Danzig (Hohe Thor) ausgeführten Wasserspülung
dahin aus, dass diese Methode, bei welcher die Exkremente
ohne Anwendung von Tonnen oder Senkgruben innerhalb der
Gebäude direkt in die Rohrleitung geführt werden, nur bei
fliessenden Gewässern anwendbar sei. — Zur Vermeidung von
Missverständnissen theilen wir der Redaktion ergebenst mit,
dass die Wasserspülung in den Retiraden des Empfangs- Ge-
bäudes der Ostbahn in Berlin, welche mittelst einer Rohrlei-
tung durch die in letztere eingeschalteten, ausserhalb des Ge-
bäudes liegenden Schlamm - Kästen nach dem Kanal in der
Fruchtstrasse entwässert sind, im Wesentlichen nach demselben
Prinzip wie in Danzig ausgeführt ist und sich in Bezug auf
Reinlichkeit und Geruchlosigkeit ebenfalls vollkommen be-
währt hat.
Die Herstellung der Spül -Vorrichtungen erfolgte dem
diesseitigen Programm gemäss in beiden Fällen nach den Ent-
würfen der Herren Elsner & Stumpf in Berlin und wurde
bei dem Empfangs-Gebäude in Berlin von den genannten Fa-
brikanten gemeinschaftlich mit den Herren Granger & Hyan
bewirkt.
Es geht uns die Nachricht zu, dass gegen den Heraus-
geber des auch von uns besprochenen Werkes über den Dom
zu Cöln, Hrn. Franz Schmitz zu Cöln eine Anklage „we-
gen Nachdrucks, resp. unbefugter Benutzung von Zeichnungen,
welche der Dombau -Verwaltung gehören“ erhoben ist, und
dass demzufolge die vorräthigen Exemplare des Werkes beim
Verleger und einer anderen Buchhandlung mit Beschlag be-
legt worden sind. Der Konflikt, der wegen Herausgabe
des Werkes zwischen Hrn. Schmitz und der Dombau -Verwal-
tung besteht, war bekannt genug geworden, so dass ein
Schritt, wie der gemeldete, kaum überraschen kann — höch-
stens, dass er nach den schon früher erhobenen Beschuldi-
gungen der Dombau -Verwaltung gegen Hrn. Schmitz so spät
erst erfolgte. Im Interesse des Letzteren ist es nur mit
Freude zu begrüssen, dass diese Angelegenheit durch den
Spruch eines Richters endgültige Entscheidung erhalten
soll; ebenso dürfte der Prozess in Betreff der schwierigen
Frage des geistigen Eigenthums an architektonischen Auf-
nahmen von höchster Wichtigkeit für alle Fachgenossen
werden.
Von den deutschen Wanderversammlungen des diesmaligen
Monats September haben wir unsern Lesern nur noch einige
Notizen über die in den ersten Tagen desselben zu Wien ab-
gehaltene Versammlung der Deutschen Kunstgenos-
senschaft nachzutragen. Die Versammlung, bei der übri-
gens unsere Fachgenossen nur spärlich vertreten waren (nicht
ohne dass in Folge dessen Angriffe auf die Architekten wegen
ihrer angeblichen Uneinigkeit und ihrer Trennung von den
bildenden Künstlern erfolgten), beschäftigte sich unter Anderem
auch mit zwei Fragen, welche die Fachgenossen nahe berüh-
ren , mit der des artistischen Eigen thumsrechtes
(angeregt durch die Bestrebungen der Buchhändler nach die-
ser Richtung) und der der Konkurrenzen. Ueber die
erste Angelegenheit soll eine Petition an den Reichstag und
Bundesrath des Norddeutschen Bundes entworfen und durch
die Lokal- Genossenschaften festgestellt resp. eingereicht wer-
den. In Bezug auf die zweite Angelegenheit sollen von den
Lokal- Genossenschaften zu Wien, Berlin und Düsseldorf Ent-
würfe zu Grundsätzen für das Konkurrenzverfahren aufgestellt
und der nächsten Plenar- Versammlung vorgelegt werden. (Ob
man auch nur beiläufig Rücksicht darauf genommen hat, dass
dieselbe Angelegenheit gleichzeitig in der Versammlung deut-
scher Architekten und Ingenieure bereits zur definitiven Er-
ledigung kommen sollte, erwähnt unsere Quelle, die Z. für bil-
dende Kunst, nicht.) — Den Mittelpunkt der Festlichkeiten
bei der Versammlung zu Wien bildete die Einweihung des
neuen Künstlerhauses. Zum Orte der nächsten Ausstellung
(1872) wurde Berlin, zum Ort der nächsten Versammlung
wurde Nürnberg und zum Tage derselben der 20. Mai
1871 als 400 jähriger Geburtstag Albrecht Dürer’s gewählt.
Die Chicago-, Burlington- and Quincy-Eisenbahn hat kürz-
lich in ihren Werkstätten vollständige Restaurations-
Wagen, konstruirt von Mr. Pullmann, bauen lassen, die
zwischen New -York und Chicago laufen und sich durch ihre
zweckmässige Einrichtung, freilich auch durch ihren hohen
Preis auszeichnen. Ein solcher Wagen kostet nämlich nicht
weniger als 20000 Dollars. Die Wagen sind 60 Fuss lang,
10 Fuss 8 Zoll breit, mit einer 9 Fuss langen Küche in der
Mitte, so dass an beiden Enden des Wagens zwei getrennte
Speisesalons, für die feinere und gröbere Gesellschaft, übrig
bleiben. Eine Trennung der Passagiere in zwei verschiedene
Klassen scheint nämlich in Nordamerika immer mehr Eingang
zu finden.
In den Zügen muss also der Restaurations -Wagen in der
Mitte, die Wagen I. Klasse an einer Seite und die Wagen
II. Klasse an der andern Seite desselben stehen.
Die Speisesalons in dem Restaurations -Wagen sind sehr
geräumig, luxuriös und behaglich eingerichtet, auch gut ven-
tilirt; die beweglichen Tische sind seitwärts an den Wänden
befestigt, jeder Tisch mit vier Sitzen, zwei zu jeder Seite,
versehen. Der Spiegel zwischen den Fenstern bildet die Thür
eines Wandschranks, der das erforderliche Tischzeug, Porzellan
etc. enthält. In der Küche befindet sich ein Eisbehälter zur
Aufbewahrung von Fleisch etc.
Das Essen soll recht gut und die Preise dabei mässig
sein, was allerdings zu bewundern ist.
Der Wagen soll gut gebaut sein, dass selbst dann, wenn
er über eine schlecht unterhaltene Bahnstrecke rollt, die Be-
wegung sehr sanft bleibt.
(Zeitschr. deutscher Eisenb.-Verw. nach Engineering.)
Aus der Fachlitteratur.
Zur Kritik der beweglichen Brücke von Böper.
Auf Herrn Röper’s in No. 42 d. Bl. erschiene Berichti-
gung angeblicher Entstellungen diene folgendes als Erwiderung:
464
Wenngleich die Kritik sich bestrebt den wahren Grund
aufzudecken, wesshalb für das bearbeitete Projekt eine ausser-
gcwöhnliche Spannweite gewählt ist, so sagt sie doch an keiner
Stelle, dass das System für kleine Spannweiten empfohlen
sei. —
Die Möglichkeit, Drehbrücken von grosser Spannweite
zu bauen, ist vom Verfasser der in Rede stehenden Broschüre
in einem Artikel, auf welchen die Kritik sich ausdrücklich
bezieht, allerdings bestritten. In No. 33 des vorigen Jahr-
ganges d. Bl., Seite 323, Spalte 1, Zeile 3 u. ff. sagt derselbe:
„Ausser diesem Uebelstande haben aber die Dreh-
brücken noch einen anderen Fehler, der ihre Anwendung zu
einer misslichen, ja oft unmöglichen macht, und dies ist
die enge Begrenzung ihrer Spannweite. Einestheils
ist also die Weite der durch sie zu erreichenden freien
Durchfahrt sehr beschränkt“ — etc.
Eine Begriffsverwirrung in Betreff der durch Winddruck
erzeugten Reibungswiderstände zu klären, würde dem Verfasser
vielleicht weniger bedürftig erschienen sein, wenn er überlegt
hätte, wie verschwindend klein der Einfluss der zeitweise durch
Winddruck hervorgerufenen Reibungswiderstände bei einer
Drehbrücke ist gegen die stets vorhandenen Widerstände
in den Rollen, Zahnrädern etc. einer Hubbrüeke. — Oder
soll etwa die Kritik den Splitter richtend den Balken über-
sehen? —
Nach der unzweideutigen Darstellung der Fig. 15, Taf. II
der Broschüre ist der Raum für die Dampfmaschine, wie der
zur Aufnahme des Bewegungsmechanismus dienende, bei wel-
chem die Kritik die übermässige Einschränkung der tragen-
den Fläche rügt, durch ein auf die Längswände sich stützen-
des 9' weites Gewölbe überdeckt. Den „Berichtigungen“ in
No. 42 d. Bl. zufolge soll dagegen das Gewicht des oberen
Mauerkörpers durch Gewölbe auf die Steinmasse der Vor-
köpfe etc. übertragen werden. Der Vorkopf, welcher hier-
nach als Widerlager für das nunmehr 23' 8" überspannende
Gewölbe dienen soll, enthält nach Fig. 14 iu der betreffenden
Höhe die Wohnung für den Wärter, welche nach aussen zwei
bogenförmige Mauern von 3' Stärke, gegen den Pfeiler hin
eine 15 zöllige Wand zur Umfassung hat. — Sollte der Ver-
fasser wirklich glauben , dass diese Mauern geeigneter seien,
den Schub des belasteten Gewölbes und das Gewicht der
oberen 100 Fuss des Pfeilermauerwerks aufzunehmen, als die
Längswände?! —
Die Bemerkung auf Seite 12 der Broschüre, betreffend
den Querschnitt der Gurtungen, ist allerdings von der Kritik
■übersehen, und beruhte es somit auf einem Irrthume, wenn
der den Profilen beigeschriebene Flächeninhalt in gewohnter
Weise für den Inhalt des Profiles gehalten wurde. Wenn
aber auch der erforderliche Gurtungsquerschnitt an jeder
Stelle vorhanden ist, so ist damit den Anforderungen einer
rationellen Konstruktion keineswegs Genüge geleistet. Es
muss daher die sich anschliessende, jedoch nicht hierauf allein
gestützte Bemerkung um so mehr aufrecht erhalten werden,
als bei der gewählten Querschnittsform, die |einen mehrfachen
Wechsel horizontaler und vertikaler doppelter Platten zeigt,
eine Stossverbindung, welche Deckplatten vermeidet, nicht
ausführbar ist ohne Ueberanspruchung einzelner Theile des |
Querschnittes.
Uebrigens wird es einem Jeden, der nicht schon durch
die Grundidee des „neuen Systems“ davon abgehalten wird, j
die Broschüre in die Hand zu nehmen, bei einigem Verständ-
nisse für Konstruktionen leicht werden, sich ein Urtheil über
die Arbeit zn bilden. Haarbeck.
Notiz-Blatt des technischen Vereins zn Riga, 1868, Heft 5,
In den Original -Mittheilungen findet sich Beschreibung, Be-
rechnung und Zeichnung eines hydraulischen Flasehenzugs
für die neuen Speicher in Riga nach bekannten und bereits
Öfter zur Anwendung gebrachten Prinzipien. — Es wird ferner
unter genauer Angabe der Bedingungen mitgetheilt, dass die
Gesellschaft russischer Techniker in St. Petersburg einen Preis
von 500 Rubeln für das beste Handbuch zum Gebrauche bei
der Beaufsichtigung von Dampfmaschinen ausgeschrieben hat.
Dasselbe muss in russischer Sprache verfasst und bis späte-
stens 1. März 1869 im Manuskript eiugesendet werden. —
Schliesslich werden Angaben über die nach Angabe dps Ober-
baudirektor Hagen in Berlin ausgeführten Hafenbauten in
Riga und die Regulirung des Flussbettes der Düna gemacht.
Architektonische Entwürfe. Als Vorlagen für den Linear-
Zeichenunterricht für technische und andere Schulen, heraus-
gegeben von Promnitz, Baumeister und Lehrer an der Kunst-
schule zu Breslau. Heft I. Halle bei Knapp. — Das Werk
ist aus einem in den meisten technischen Schulen fühlbaren
Bedürfnisse nach geeigneten Vorlagen zum Ban-Zeichnen her-
vorgegangen. Die vorhandenen grösseren Werke eignen sich
sowohl der Kostbarkeit als wegen der meist zu ausgeführten
Darstellung, deren Nachahmung den Anfänger auf falsche
Bahnen führt, nicht für diesen Zweck. Die kleineren Werke
aber bieten ihm zu wenig. Hier finden wir eine Anzahl
Blätter in klarer Darstellung, ganz geeignet dem Uebelstande
abzuhelfen, so dass wir dem Werke nur grosse Verbreitung
wünschen können.
Entwürfe von Stallgebäuden. Herausgegeben von
F. C. Schubert, Baumeister und ordentlicher Lehrer der
königl. landwirthschaftlichen Akademie Poppelsdorf. Bonn. —
Eine Anzahl ausgeführter landwirthschaftlicher Stallbauten,
sowie zwei Ställe für Luxuspferde, in Ausführung und Kosten-
betrag ausführlich besprochen, bilden den Inhalt des Werkes.
Weder in den Konstruktionen noch in den Anordnungen der
Gebäude finden erhebliche Abweichungen von den üblichen
Grundsätzen statt. Die Architektur der einfachen Gebäude
entspricht kaum den Anforderungen, welche man an die
Erscheinung selbst derartiger schlichter Bedürfnissbauten zu
stellen gewöhnt ist.
Fa^adenbuch. Sammlung von Fa^aden neuausgeführter
Wohnhäuser und Original - Entwürfe nebst Grundrissen und
Details. 2. Auflage. Leipzig. Karl Scholtze. — Wie der
Titel besagt, enthält das (früher im Grieben’schen Verlage
erschienene) Buch eine Anzahl Fahnden und Grundrisse von
Berliner Bauwerken in skizzenhafter Behandlung, die im All-
gemeinen dem billigen Preise des Werkchens entspricht und
eine oberflächliche Anschauung der Bauwerke giebt. Leider
stören die in grosser Zahl beigegebenen Details auch diese,
da sie nicht bloss mit wenig Verstäudniss gezeichnet, sondern
(der Verbreitung des Buches im Publikum wegen müssen wir
es zur Rettung vieler der dargestellten Bauwerke anführen)
keineswegs auf die Wirklichkeit auch nur annähernd schliessen
lassen. Q
Personal -Nachrichten.
Preussen.
Der Baumeister Carl Friedrich Dittmar zu Coblenz ist
zum Landbaumeister bei der Regierung dortselbst ernannt worden.
Versetzt sind: Der Kreis- Baumeister Sehe epers zu Simmern
als solcher nach Wetzlar, — der Landbaumeister Spieker zu
Coblenz als kommiss. technischer Hülfsarbeiter der Abtheilung für
Bauwesen im Ministerium für Handel etc. nach Berlin.
Das Baumeister-Examen haben am 17. Oktober bestanden:
J. C. Ludwig Termer aus Deutsch -Krone, Anton Sobeczko
aus Sohrau, Otto Friedrich Löbach aus Züllichau.
Offene Stellen.
1. Zur Aufstellung des Projektes für eine Brücke über die
Lahn zwischen Ober- und Niederlahnstein wird sofort ein Bau-
meister gesucht, welcher sich unter Vorlegung der Zeugnisse bei
dem Kgl. Wasser- Bau -Inspektor Baldus zu Diez a. Lahn melden
wolle. Diäten principaliter 2 Thl., event. nach Verhandlung mehr.
2. Einen tüchtigen und kautionsfähigen jungen Bautechniker
(Maurer), der im Zeichnen geübt ist, kann eine angenehme Stellung
i nachgewiesen werden. Bewerbungen sub Chiffre B. C. befördert
die Expedition, welche auch persönliche Meldungen entgegen nimmt.
3. Zur speziellen Leitung eines grossen Baues im Ziegel -
Rohbau am Rhein wird ein erfahrener Bauführer, der womöglich
Kenntnis» von den dortigen Baumaterialien und Usancen besitzt,
gesucht. Schriftliche Offerten an die Exped. d. Bl. sub. Z. 20.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren Gr. in Elberfeld,
M. in Cöln, J. in Berlin.
Arcliltekten -Verein zw Berlin.
Versammlung am Sonnabend, den 24. Oktober.
T ageso rd ti u ng:
Vortrag des Herrn Römer.
Die verehrliehen Mitglieder werden hierdurch zu einer Be-
sichtigung des im Bau begriffenen Aquariums. Schadow Strasse (Ecke
der Linden) eingeladen. Dasselbe ist am Sonnabend von 4 Uhr
Nachmittags bis Abends 6'/, Uhr gegen Vorzeigung der Mitglieds-
karte geöffnet. Der Vorstand.
Ein geübter Zeichner, weicher mit ländlichen Bauten etwas
vertraut ist, wird auf längere Zeit verlangt — Gehalt 30 bis 40 Thl.
— Adressen mit gedrängter Angabe bisheriger Beschäftigung er-
bittet Baumeister Müller in Teterow, Mecklenb.-Schwerin.
465
Ein Ingenieur (ehern. Staatsbeamter) sucht bei einem Bau-
unternehmen oder gewerblichen Etablissement als Socius mit ca.
10000 Thlr. Einlage einzutreten. Gef. Offerten unter T. S. 30 in
der Expedition dieser Zeitung.
Einladung.
Zur 3. Zusammenkunft der Architekten hiesiger Umgegend ist
Sonntag-, der 15. November d. J.
in Aussicht genommen. Die geehrten Herren Kollegen werden
für diesen Tag nach Dir sch au freundlichst eingeladen.
I. A.
T r e i b i c h .
Der Baumeister Heydrich in Berlin, Branden burgstr. 60
lehrt die schnelle Auffindung der Methoden und Hiilfsformeln der
Integral- und Differential-Rechnung, sowie deren schematische und
rationelle Anwendung und geht die Hefte und Lehrbücher seiner
Zuhörer speziell durch. Bei schneller Fassungsgabe ist eine vor-
herige Kenntniss der qu. Rechnungsarten nicht erforderlich.
Honorar nach Betheiligung höher oder niedriger.
tSeässzeuge in den feinsten Qualitäten, eigenes Fabrikat,
zweimal prämiirt, zu enorm billigen aber festen Preisen. Preis-
kourante gratis. Theilzahlungen bewilligt.
A. IltsgessiainsB , Mechaniker und Fabrikant, Dorotheen-
Strasse 10, nahe den Linden.
Zwischen den Unterzeichneten Herausgebern des im Jahre 1868 begründeten
^aienbcr für Architekten uni» Paucjeiuerksmeifter
und Herrn Franz Duncker, Verleger des von Ludwig Hoffmann begründeten
Paukalenöer
ist ein Abkommen getroffen worden, wonach eine Vereinigung der beiderseitigen Unternehmungen erfolgt und
für das Jahr 1869 nur ein Kalender unter dem Titel:
ARCHITEKTEN -KALENDER
bearbeitet von den x
Herausgebern der deutschen Bauzeitung.
Verlag von Fa’anz MaaiaeKer.
erscheint. Das im Drucke befindliche Buch, dessen Ausgabe für den Anfang des Monats November d. J. mit
Sicherheit zugesagt werden kann, schliesst sich nach Inhalt und Form im Wesentlichen dem ersten Jahrgange
unseres „Kalenders für Architekten und Baugewerksmeister“, der mit so allseitiger Anerkennung aufgenommen
wurde, an. Doch ist das Material desselben in allen Theilen neu durchgearbeitet und gesichtet worden und
hat wesentliche Verbesserungen und Ergänzungen erfahren, wobei wir die Wünsche und Vorschläge unserer
Mitarbeiter und vieler Freunde unseres Unternehmens, denen wir für ihren freundlichen Rath hiermit herz-
lichst danken, nach Möglichkeit berücksichtigt haben. Im Allgemeinen ist der theoretische Theil des Kalenders
etwas gekürzt, während die Tabellen und der praktische Theil desselben erheblich vermehrt sind. Trotzdem
ist es, indem ein Theil des weniger häufig gebrauchten Materials in den Anhang verwiesen wurde, (dessen
Personal-Nachrichten gleichfalls eine Ausdehnung erfahren sollen) möglich gewesen, den Umfang des eigent-
lichen Taschenbuches etwas zu verringern. Wir behalten uns vor, später noch ein genaues Inhaltsverzeichniss
zu veröffentlichen.
Für die äussere Ausstattung des Kalenders sind uns gleichfalls die vielfach ausgesprochenen Wünsche
der Abnehmer desselben maassgebend gewesen. Der Preis wird betragen:
1. für ein Exemplar in Calieo gebunden 27% Sgr.
2. für ein Exemplar in Leder gebunden 1 Thlr.
3. für ein Exemplar in Saffian mit Goldschnitt ... 1 Thlr. 7% Sgr.
Bestellungen auf den „ Architekten - Kalender “ bitten wir den betreffenden Buchhandlungen baldigst
aufgeben zu wollen, damit dieselben im Stande sind, sie rechtzeitig zu erfüllen. Wir bemerken, dass die
Expedition unserer Zeitung, (Buchhandlung von C. Beelitz, Berlin, Oranienstrasse 75.) Bestellungen auf den Kalender
direkt — bei Franco -Uebersendung des Betrages portofrei — ausführt.
Berlin, im Oktober 1868.
Hie Herausgeber der deutschen Hauzeitung.
Für die Mittheilung der Personal-Notizen über die in Privatstellungen fest ange-
stellten Bautechniker sagen wir den Herren Fachgenossen, von denen wir auf unsere Bitte
bereits solche erhalten haben, besten Dank, bitten jedoch gleichzeitig diejenigen, von denen
wir noch keine Nachrichten haben, um baldige freundliche Zustellung derselben, da der
Druck des Kalenders Eile erfordert.
Silberne Medaille.
$C\\ktfFEIU W4i C/(£fl
Geschäfts-Inh aber : * •
jß. 3d)acffcr. 05. Aljlctncijer.
Paris 1867.
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Anlagen.
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Heizungen.
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Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
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des
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
Architekten -Vereins zu Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
fiir Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 30. Oktober 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure zu Hamburg. (Fortsetzung). — Milroy’s Excavator. —
Feuilleton: Sto Spirito in Florenz. — Mittheilungen aus
Vereinen: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Prag. — Verein
für Eisenbahnkunde zu Berlin. — Architekten -Verein zu Berlin. —
Vermischtes: Aus der Stadtverordneten -Versammlung in Breslau.
(Entgegnung). — Die amerikanische Rammpumpe. — Neuer Stein-
kitt.— Aus der Fach litteratur: Notizblatt des deutschen Ver-
eins für Fabrikation von Ziegeln, Kalk und Zement. — Personal-
Nachrichten etc.
Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
3. Die Abtheilungssitzungen,
b) Sitzungen der Abtheilung für Architektur.
Zweite Sitzung am 2. September.
Dem Beschlüsse der vorhergegangenen Sitzung der
Abtheilung gemäss gelangte zunächst die Frage der Fest-
stellung einer für Deutschland gültigen Norm zur Be-
rechnung des Honorars für architektonische
Arbeiten zur Verhandlung. Wenn wir auch darauf ver-
zichten müssen, den Gang, welchen die Diskussion dieser
wichtigsten aller aut der diesmaligen Versammlung
deutscher Architekten und Ingenieure behandelten Ange-
legenheiten nahm, in allen Einzelheiten mitzutheilen , so
werden wir doch zum besseren Verständniss unseres kur-
zen Berichtes nothwendigerweise vorausschicken müssen,
bis zu welchem Stadium der Vorbereitung dieselbe vor
Beginn dieser Schlussverhandl ungen gediehen war.
Das Bedürfnis, eine derartige Norm als Anhalts-
punkt in allen streitigen Fällen, namentlich auch als
Gi undlage von Gutachten iur gerichtliche Entscheidungen
zu besitzen, ist längst von allen Seiten empfunden worden.
Eine von mehren Architekten zu Hannover 1855 aufge-
stellte Tabelle der „Vergütung für baukünstlerische
Leistungen,“ welche seitdem (1862) in der Zeitschrift
des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover
publiziit wurde und Aufnahme in den bautechnischen
1 aschen büchern fand, hat bereits eine weite Verbreitung
und vielfache Anwendung gefunden. Seit 1864 hat dem-
nächst der „Verein für Baukunde“ zu Stuttgart die
Angelegenheit kräftig in die Hand genommen. Ein von
ihm (auf Grundlage der Hannoverschen Tabelle) ausge-
arbeiteter Entwurf einer „Norm für Belohnung der
Architekten“ wurde auf der XIV. Versammlung deut-
scher Architekten und Ingenieure zu Wien vertheilt, welche
die weitere Berathung des Gegenstandes ausdrücklich der
XV. Versammlung zu Hamburg übertrug. Im Anfang d. J.
(1868) forderte demnächst der Verein für Baukunde unter
Uebersendung dieses Entwurfs die anderen bautechnischen
Veieine Deutschlands nochmals aut, an der Vorberathung
der Angelegenheit ihrerseits Antheil zu nehmen.
Von mehren Seiten ist dieser Aufforderung entsprochen
worden. Schon früher (1867) hatte der Architekten- und
Ingenieur -Verein zu Prag „Entwürfe von Normen zur
Belohnung der Architekten und Ingenieure in Böhmen“
(gleichfalls im Anschlüsse an die Hannoverschen und
Stuttgarter Arbeiten) aufgestellt. Im Sommer d. J. 1868
trat auch die Architektur- Abtheilung des Sächsischen
Ingenieur -Vereins der Angelegenheit näher und beschloss,
hir diesen Zweck umfangreiche Ermittelungen über die
hei verschiedenen Bauten für die verschiedenen architekto-
nischen Leistungen gezahlten Honorare anzustellen; leider
sind jedoch die Arbeiten des Vereins in Folge dessen vor
der Hamburger Versammlung zu keinem Abschlüsse ge-
langt. Bestimmte Vorlagen für dieselbe waren vielmehr
nur von dem Architekten- und Ingenieur -Verein zu Han-
nover, von dem Verein für Baukunde zu Stuttgart
und dem Architekten -Verein zu Berlin eingegangen,
und waren diese es, welche den Verhandlungen der Ab-
theilung zu Grunde lagen.
Im Prinzipe schliessen sich alle drei Vorlagen der
in der ursprünglichen Hannoverschen Tabelle befolgten
Methode an. Die Berechnung des architektonischen
Honorars ist demnach, (wie auch durchweg im Auslande
üblich) zur Anschlags- resp. Bausumme in Beziehung
gesetzt und das Honorar im Allgemeinen als ein Prozent-
satz davon aufgefasst worden. Modifizirt wird dieser
Prozentsatz aber nach drei Gesichtspunkten:
I. Nach dem höheren oder niederen Range
der betreffenden Bauausführung;
II. Nach dem grösseren oder geringeren
Umfange derselben, bestimmt durch
die Höhe der B a u s u m me, ( so zwar dass
ein höherer Rang des Gebäudes oder ein ge-
ringerer Umfang desselben, welche beide eine
verhältnissmässig grössere Arbeit des Architek-
ten bedingen, auch einen höheren Prozentsatz
von der Bausumme als Honorar erfordern),
endlich :
III. Nach der Art und dem Umfange der aufge-
wendeten architektonischen Th ätigkeit.
Stimmen die Entwürfe von Hannover, Stuttgart
und Berlin hierin im Allgemeinen überein, so zeigen
sie im Detail allerdings erhebliche Verschiedenheiten.
Was die Rang -Unt e rscheidungen der Bauaus-
führungen betrifft, so hatte die ältere Hannoversche
Tabelle deren nur drei: 1) einfache ländliche Gebäude,
2) mittlere städtische Geb., 3) reichere öffentliche und
Privat -Geb., angenommen, während der neue Hanno-
versche Entwurf deren sechs zählt. Der Stuttgarter
Entwurf theilt die Bauausführungen in fünf Rangklassen:
1) einfache ländliche und städtische Gebäude, 2) gewöhn-
liche städtische und einfachste öffentliche Geh., 3) bessere
städtische, mittlere öffentliche Geb., 4) grosse öffentliche
Monumentalbauten und Geb. mit fürstlicher Ausstattung,
5) Dekorationen und Einzelnmonumente. Der Berliner
Entwurf endlich nimmt die ältere Hannoversche Einthei-
lung an.
Grössere Abweichungen zeigen die drei Entwürfe in
Betreff' der Unterschiede, welche der Höhe der
Bausumme entsprechen sollen. Die ältere Hanno-
versche Arbeit hatte vier Abstufungen (2000 — 5000 Thlr.,
5000 — 10000 Thlr., 10000 — 20000 Thlr., über
20000 Thlr.) angenommen, wobei das Honorar allerdings
in erheblichen Sprüngen fiel ; der neue Hannoversche Ent-
wurf führt statt dessen acht Abstufungen (von 500 — 1000
bis auf über 100000 Thlr.) ein. Der Stuttgarter Ent-
468
wurf hingegen hat die bei einer derartigen sprungweisen
Differenz des Honorars unvermeidlichen LJnzuträglichkei-
ten dadurch zu vermeiden gesucht, dass er das jedesmalige
Honorar nicht auf den Gesammtbetrag der ßausumme,
sondern auf Theilbeträge derselben bezieht, so dass die
ersten 4000 Thlr. derselben mit dem höchsten, die folgenden
12000 Thaler mit einem niedrigeren Prozentsätze hono-
rirt werden sollen u. s. w., wodurch bei Summen über
800,000 Thlr. acht verschiedene Abschnitte entstehen,
für welche das Honorar sich allmälig verringert.*) Der
Berliner Entwurf, welche dem Prinzipe des Hannover-
schen folgt, zeigt sieben Abstufungen, in Beträgen von
3000 — 5000 bis auf über 200,000 Thlr.
Was endlich die Bezeichnung des Umfangs der
aufgewendeten architektonischen Thätigkeit be-
trifft, so geben die ältere und neuere Hannoversche
Tabelle dafür drei Unterabtheilungen : 1) Anfertigung einer
Skizze mit Ueberschlag, 2) hierzu noch Anfertigung der
Generalzeichnungen nebst Kosten-Anschlag, 3) zu 1. und
2. noch Lieferung der Detailzeichnungen und Leitung der
Bauausführung, während die Berechnung einzelner dieser
Leistungen durch modifizirende Bemerkungen vorgesehen
ist. Der Stuttgarter Entwurf adoptirt gleichfalls drei
Unterabtheilungen: 1) Skizzen, Pläne, Ueberschlag und An-
schlag, 2) Details, 3) Bauleitung und Revision. Am Aus-
führlichsten ist hierin der Berliner Entwurf (No. 35,
Seite 370 d. deutschen Bauzeitung mitgetheilt) , welcher
die Gesammtleistung des Architekten in sechs einzelne Leis-
tungen zerlegt, für welche das entsprechende Honorar aus
der Tabelle selbst zu ersehen ist.
*) in den neuesten Protokollen des Sächsischen Ingenieur- Ver-
eins linden wir einen der Architektur - Abtheilung des Vereins von
Professor 11. Heyn zugestellten Entwurf für die Normirung des
architektonischen Honorars abgedruckt, der im Allgemeinen auf
ganz denselben Prinzipien fusst, wie die hier erwähnten. Professor
Heyn erklärt auch die Stuttgarter Methode, die Prozentsätze des
Honorars nach Theilbeträgen der Bausumme abzustufen, für noch
nicht genügend, weil durch dieselbe noch immer keine „Kontinuität“
der Abstufung erzielt sei, und schlägt vor eine graphische Dar-
stellung mit Hülfe von Kurven zu wählen.
Auf die allen drei Entwürfen, von denen der Han-
noversche und Berliner sich in Tabellenform darstellen,
angehängten Bemerkungen, welche Modifikationen, Erläu-
terungen und Ergänzungen (über Spezial- Aufsicht, über
die Honorirung von Ausbauten und Reparaturen, Diäten
für Einzelleistungen und Reisen, Verfahren bei Anschlags-
überschreitungen, Abschlagszahlungen etc.) enthalten, wollen
wir hier nicht näher eingehen, zumal hierin nur unwesentliche
Abweichungen stattfanden. Ebensowenig können wir, ohne
die Tabellen abzudrucken, über den eigentlichen Kern-
punkt der Entwürfe und „nervus rerum“, die Höhe
des darin angenommenen Honorars, mehr mitthei-
len , als dass gerade hierin sehr erhebliche Differenzen
stattfanden und dass der Stuttgarter Entwurf die höch-
sten, der Berliner Entwurf die niedrigsten Honorarsätze
zeigte. — Doch fahren wir nach dieser langen, aber zur
Sache nothwendigen Erläuterung mit dem Berichte über
die in der Architektur- Abtheilung der Hamburger Ver-
sammlung gepflogenen Verhandlungen fort.
Hr. Oberbaurath von Egle (Stuttgart) berichtete im
Namen der Tages zuvor gewählten Kommission, welche
aus drei Vertretern der betreffenden Entwürfe zusammen-
gesetzt worden war, dass dieselbe mehre Stunden getagt
habe, ohne jedoch bisher zu einer völligen Einigung ge-
langt zu sein; er beantrage daher die Angelegenheit,
welche er im Allgemeinen zu einer definitiven Beschluss-
fassung noch nicht ganz gereift halte, bis zum letzten Sit-
zungstage, eventuell bis zur XVI. Versammlung deutscher
Architekten und Ingenieure zu verschieben. Ihm entgegen
sprach sich der Vorsitzende, Ilr. Boeckmann (Berlin),
unterstützt namentlich von Ilrn. Hen nicke (Berlin), gegen
eine solche nochmalige Vertagung mit Entschiedenheit aus
und schlug vor, dass die Kommission zuerst Bericht über
ihre bisherigen Berathungen erstatten und die Entschei-
dung der Versammlung über die allgemeinen Prinzipien
der festzustellenden Norm einholen solle, damit sie ihre
weitere Arbeit zweckentsprechend vorzugsweise dem De-
tail derselben zuwenden könne.
Da dieser Vorschlag Annahme fand so wandte sich
StA Spirit» in Florenz.
(Schluss.)
Der oben erwähnte Auszug hilft uns nicht viel für diese
Periode, weil in dem libro di ricordanze ein Sprung von 144G
bis 1459 stattzufinden scheint, in welch letzterem Jahre der
Beschluss zur Ernennung von Antonio Manetti, Holzschnit-
zer, zum capo maestro der upern einregistrirt wird, mit 8 Liren
für den Monat, und darauf die nacheinander erfolgten Er-
nennungen von Giuliano Sandrini und Domenico da
Gaiole, Holzkiiustler, genannt der Dicke. Die Beschlies-
sung von 144G, welche die Bezahlung einer Säule verordnet,
und die Eriuneruug, die im Jahr 1454 über ihre Aufrichtung
gemacht wird, machen mich glauben, dass Brunellescos
Tod eine lange Unterbrechung im Bau herbeiführte, von dem
nicht nur die Fundamente gelegt, sondern auch die Seiten-
mauern errichtet sein mussten; denn wenn man schon begann
für die Säulen zu sorgen, so mussten die Arbeiten schon so
weit vorgeschritten sein, dass man daran ging die Bogen zu
spannen und die Wölbungen zu konstruiren. Manetti, der
von seinen Zeitgenossen angeklagt wurde, muss mehre Jahre
vor 1459 in seiner Stellung als Bauführer bestätigt worden
sein, denn indem er am 8. November 1460 starb, hätte er
nicht in einem einzigen Jahre so viel Stoff zur Kritik geben
können. Wahrscheinlich wurde er zum capo maestro von Sto
Spirito nach seiner Erwählung zur nämlichen Stellung für die
Kuppel des Doms ernannt, welche im Jahre 1452 stattfand,
und daher wurden wahrscheinlich von 1454 — 14G0 die erste
sowie die folgenden Säulen von ihm aufgerichtet. Und
dass er während dieses Zeitraumes fortwährend die Aufsicht
über den Bau geführt habe, scheint aus einem Brief hervor-
zugehen, den Domenico da Gaiole im Jahre 1457 an Giov.
de Medici schrieb und in welchem Manetti als Bauführer
von Sto. Spirito genannt wird. Dass Giuliano da Sau-
gal lo am Bau betheiligt war, darüber haben wir keine Notiz,
ebenso sind wir im Unklaren über den Theil, den Domeuico
da Gaiole daran nahm. Es ist erlaubt zu glauben, dass der
letztere dem Bau wenigstens keiuen Schaden that, denn er war
dem Brunellesco und seinem Andenken so ergeben, dass er
in heftigen Konflikt mit einem Gesellen des Manetti kam,
dessen Arbeiten in S. Lorenzo er lebhaft kritisirt hatte.
So kommen wir, bald -von Licht bald von Finsterniss um-
geben, zum Jahre 1470. In diesem Jahre stattete Giovan
Galeazzo Sforza Florenz einen Besuch ab, und unter deu
vielen Festapparaten, die ihm zu Ehren gemacht wurden, ver-
anstaltete der Ingenieur La Cecca vermittelst verschiedener
Maschinerien eine Darstellung des Ostertags in der alten
Kirche Sto. Spirito. Ein schlecht ausgelöschtes Licht steckte
das Holz und die Leinwand des Apparates in Brand, der sich
in kurzer Zeit der ganzen Kirche mittheilte, die vollstän-
dig zerstört wurde. So in einigen Quellen; aus Gaye scheint
jedoch hervor zu gehen, dass dies „vollständig“ nicht so
wörtlich zu nehmen ist. (Siehe daselbst den Beschluss vom
20. Juni 1471, wonach eine Steuer behufs der Restauratiou
der verbrannten Kirche und nicht zum Baue der neuen aus-
geschrieben wird, also war jene nicht vollständig zerstört
worden). — — Die alte Kirche wird vielmehr so gut als
nöthig restaurirt worden sein, um dem Bedürfniss der From-
men bis zur Vollendung der neuen zu genügen. Letztere
scheint ohne Eile vorwärts gegangen zu sein, denn im Jahre
1478, 24 Jahre nach der Errichtung der ersten Säule und
8 Jahre nach dem Brande der alten Kirche, fehlte noch die
Mauer der F a 9 a d e , die Kuppel, ein Theil des Daches,
der Fussboden, ein Theil der iunern und äusseren
Gesimse, die Sakristei und der Glocken thurrn.
Aus dem Auszug Milanesi, der von 147S — 1496 ohne
Unterbrechung fortläuft, wissen wir: dass 1479 die Arbeiten
begonnen wurden, um die Kuppel zu wölben, nach einem Mo-
delle von Salvi d’Andrea, und es wurden die Ringe gemacht,
um sie zu umgürten, „in gehöriger Stärke.“ Aber diese Ar-
beiten wurden für kurze Zeit unterbrochen, denn eiu Be-
schluss vom 4. Mai dieses Jahres befiehlt, dass das Kuppel-
modell von Salvi d’Andrea den verständigsten und angesehen-
sten Architekten gezeigt werde, und wenn diese es gut fänden,
solle es zur Ausführung kommen, in diesem Falle aber solle
Salvi sieh so streng als möglich an Brunellescos Modell halten.
Der Rath, der dem Salvi gegeben wird, zeigt einerseits
die grosse Verehrung, die mau für die Werke des grossen
Verstorbenen hatte, andererseits die Nothwendigkeit, in die
sieh die operai versetzt fühlen, in einigen Punkten von seinem
Modelle abzuweiehen, gewiss, weil schon im übrigen Bau vom
Plane Brunellescos abgewichen worden war, besonders unter
469
Hr. von Egle demnächst zu einem speziellen Referate
über die Angelegenheit, die er nach den oben erläuterten
Hauptgesichtspunkten darstellte. Jedem Abschnitte des
Referats schloss sich eine entsprechende Diskussion und
darauf die Beschlussfassung Seitens der Versammlung an.
Wir können uns nach dem Vorausgeschickten damit be-
gnügen, mitzutheilen, was (grossentheils mit an Einstim-
migkeit grenzender Majorität) beschlossen wurde.
In Betreff einer Rangunterscheidung der Ge-
bäude wählte man die Stuttgarter Eintheilung in fünf
Klassen, über deren Annahme auch schon die Kommission
einig geworden war.
In Betreff einer Abstufung der Bausummen
wurde der Stuttgarter Vorschlag, verschiedene Prozentsätze
für die Theilbeträge einer Bausumme einzuführen, ver-
worfen; so sehr man die Richtigkeit der zu Grunde lie-
genden Anschauung anerkannte, so hielt man ein derartiges
Verfahren andrerseits doch für viel zu komplizirt und für
das Verständniss der Bauherren nicht durchsichtig genug.
Vielmehr entschied man sich dafür die von dem Archi-
tekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover vorgeschla-
gene sprungweise Abstufung der Gesammtbausumme trotz
ihrer einzelnen Unzuträglichkeiten beizubehalten.
In Betreff einer Eintheilung der zu honoriren-
den architektonischen Arbeiten wurde die Einfüh-
rung möglichst vieler Unterabtheilungen als zweckmässig
anerkannt und die Fassung des Berliner Entwurfs als
Grundlage für die Norm angenommen.
Auf den Vorschlag von Hrn. Baumeister Goebbels
(Berlin) wurde endlich auch noch versucht, der Kommis-
sion für die Berathung der bei den obwaltenden Diffe-
renzen voraussichtlich schwierigsten Frage, der absoluten
Höhe des anzunehmenden Honorars, dadurch einen
Anhalt zu geben, dass man das für einen bestimmten
Durchschnittsfall gebührende Honorar festsetze. Als einen
solchen Normalfall schlug derselbe den Bau eines besseren
städtischen Wohnhauses im Betrage von 30000 Thlrn. vor,
bei welchem der Stuttgarter Entwurf 1936, der Hanno-
versche Entwurf 1359 Thaler, der Berliner Entwurf 1200
den Bauführern bis 1475. Das Urtheil der Architekten fiel
günstig für das Modell von Salvi aus und die Kuppel wurde
1482 vollendet und in demselben Jahre wurde noch (nach
einem Diarium von Luca Landucci) unter ihr gepredigt.
Unterdessen drohten die Seitenmauern, die so lange Jahre
isolirt dastanden, dem Drucke der Bögen zu weichen und
schon seit 1481 hatte mau angefangen, die Fa^adenmauer
zu errichten, als ein unvorhergesehenes Hinderniss die Arbeit
von 1482 — 1486 zum Stocken brachte. Seit 1475 waren
mehre Leute für „Modelle der Fa<?adenmauer und der Thüren
darin bezahlt worden, ohne dass irgend ein Entschluss zur
Ausführung eines derselben gefasst worden wäre. Am 11. März
1482 war beschlossen worden, dass drei Thüren, eine für jedes
Schiff, in der Fa^ade sein sollten. Die kleineren sollten 8
Ellen zu 4, die Hauptthüre 12 zu 6 messen, und „sie sollten
mit den schönsten Ornamenten, die nur möglich seien“ ge-
schmückt werden. Für 3 Thüren hatten gestimmt, die Meister
Domenico da Prato, Francesco di Giovanni, genannt Francione
und Simone del Caprino, sowie die operai Stoldo Frescobaldi,
Bernardo Corbinelli und Pietro dei Rossi. Vittorio Ghi-
berti aber, der Sohn des berühmten Lorenzo, war der An-
sicht, dass 4 Thüren sein sollten. Seine Opposition scheint
sehr lebhaft und von einem geheimen Einfluss unterstützt ge-
wesen zu sein, denn im Mai wurde, trotz des obigen Be-
schlusses, ein Uebereinkommen getroffen, wonach Salvi und
Scorbacchia die Mauer aufbauen sollten in der Weise, dass
man sowohl 3 als 4 Thüren darin anbringen könnte. Dies war
nicht genug. Am 15. März 1483 wurde ein weiterer Be-
schluss gefasst, mit welchem die „sachkundigsten Architekten“
bestimmten, dass nicht 4 sondern 3 Thüren gemacht werden
sollten und zwar nach dem Modell des Salvi, der wenige
Tage nachher 6 Goldgulden dafür bekam. Die Opposition
schien besiegt zu sein, — aber dein war nicht so, diejenigen,
welche 4 Thüren haben wollten, ruhten nicht eher, als bis
der Faijadenbau unterbrochen und die damit betrauten Meister
„bis auf Weiteres“ entlassen wurden. Am 9. März 1484
sollten 2 operai nach ihrem Gutdünken eine Kommission von
5 oder 6 Bürgern ' berufen , während der provveditore die
besten Architekten in dieselbe Kommission wählen sollte. Die
ernannte Jury bestand aus 64 Mitgliedern, theils Bürgern,
theils Künstlern, doch kamen am 11. Mai 1486 nur 47 davon
Thaler als Honorar für die Gesammtleistungen des Archi-
tekten annehme. Nach einer längeren Diskussion entschied
sich die Versammlung dafür, den Satz der Hannoverschen
Tabelle, also etwa 4 */2 °/o der Bausumme, als Norm für
das Honorar in dem bezeichnten Falle festzusetzen. —
Um den weiteren Berathungen der Kommission einen
noch allgemeineren Charakter zu geben, wurde beschlossen,
dieselbe noch um vier Mitglieder zu verstärken, und wurden
zu denselben die Hrn.: Bock (Stuttgart), Ende (Berlin),
Martens (Kiel) und Wessiken (Mainz), letzterer als
Vertreter Oestreichs, gewählt.
Nachdem somit diese Angelegenheit in einer uner-
wartet günstigen Weise gefördert worden war, schritt man
zur Behandlung der zweiten Frage von allgemeiner Trag-
weite, die der Abtheilung vorlag, der Frage einer Fest-
stellung der Grundsätze für das Verfahren bei
öffentlichen Konkurrenzen. Für dieselbe war als
einziges Material der von dem Architekten- Verein zu Ber-
lin aufgestellte Entwurf (in No. 35 d. Deutschen Bau-
Zeilung abgedruckt), eingebracht; die Kommission des
Hamburger Architektonischen Vereins, von welcher die
ursprüngliche Anregung in der Sache ausgegangen war,
hatte schriftlich erklärt, dass sie auf Grund der jenem
Entwürfe beigegebenen Motive ihren früheren Entwurf
zurückziehe und jenem pure beitrete.
Unter diesen Umständen hatte die in der vorigen
Versammlung gewählte Kommission weiterer Berathungen
nicht bedurft. Ihr Referent, Herr Architekt Fritsch
(Berlin), verlas noch einmal die in 10 Paragraphen for-
mulirten „Grundsätze“ und erläuterte sie in Kürze. Aus
der Versammlung wurden nur zwei Abänderungsvorschläge
eingebracht. Einmal von Herrn von Egle (Stuttgart):
die nähere Bestimmung, ob die Konkurrenzarbeiten vor
oder nach der Preisertheilung auszustellen seien, fortzu-
lassen, — andrerseits von Hrn. Architekt Hauers (Hamburg) :
eine öffentliche Mittheilung über die Seitens der Preis-
richter erfolgte Beurtheilung der einzelnen Projekte nicht
nur im Falle der Zurückweisung sämmtlicher Konkurrenz-
arbeiten, sondern als Regel bei jeder Konkurrenz zu
zusammen, welche mit 30 Stimmen das Modell Salvi d’Andrea’s
von Neuem billigten und zur Ausführung bestimmten. Die
Partei der 4 Thüren hatte nur 9 Vertreter, darunter M.Lo-
dovico, welcher sagte, dass M. Pagholo reden horte, dass
Brunellesco 4 Thüren projektirt hätte, wie er sie habe aus-
führen wollen, wisse er nicht.“ — Nachdem so nach vierjäh-
rigem Kampfe die Sache zu Ehr und Ruhm von Salvi d’An-
drea entschieden war, ging man mit solchem Eifer ans Werk,
dass am 12. November des folgenden Jahres Salvi und Scor-
bacchia mit je 25 L. bezahlt wurden, für „ihre guten Dienste
und für die Vollendung der Faijadenmauer und des Daches.*)
In dieses Jahr also, 1487, und nicht wie die Meisten
thun, ins Jahr 1481, muss die Vollendung der Kirche ge-
setzt werden, denn was noch fehlte war nicht von grossem
Belang. — Paolo d’Agnolo, viaestro di vetro , hatte die
Scheiben mit den Wappen des Volkes und der Gemeinde, die
Augen der Kuppel und zwei grosse Fenster, ebenfalls mit
den obigen Wappen, im Querschiff zu beiden Seiten des
Chors gemacht. Ebenso war der Fussboden gelegt und der
provveditore beeilte sich zwei Marmorweihbecken und eine
Holzkanzel in Auftrag zu geben, während aussen die Treppe
und das Paviment von hartem Stein und so schön wie vor
Santa Croce gemacht wurde.
Es bleibt mir nun übrig von der Sakristei zu sprechen,
deren Ausführung im Juni 1488 beschlossen wurde. Aber
weil die Dokumente, die sich darauf beziehen von ausser-
ordentlichem Interesse sind, indem sie alles zerstören, was
bisher über die Sakristei gesagt oder geglaubt wurde, so will
ich, um diesen Brief nicht zu sehr auszudehnen, in einem
nächsten Schreiben darüber mich aussprechen, auf das Du
nicht zu lange warten sollst.
Florenz, den 10. August 1868.
C. J. Cavalucci.
*) Aus der oben herbeigezogenen Stelle eines älteren Schriftstellers
als Vasari geht hervor, dass die von Salvi d 'Andrea gebauten
Thüren nicht dem Plane Bru nnelesco’s entsprechen. Vielleicht
hatte jener M. Sadorico, sowie Vittorio Ghiberti, welche
vier Thüren für Brunnelesco’s Plan ausgaben, nicht Unrecht.
Am Modell scheinen die Thüren gar nicht angegeben gewesen zu
sein, denn sonst hätte kein Streit entstehen können.
470
fordern. Beide Vorschläge wurden, nachdem der Referent
noch die Gründe angeführt hatte, welche den Berliner
Architektenverein veranlasst hatten, eine Ausstellung vor
der Preisertheilung zu fordern, angenommen, ebenso der
ganze Entwurf vorbehaltlich einer durch Einfügen jener
Aenderungen nothwendig werdenden Redaktion.
Da man voraussah, dass es in der noch übrigen
Sitzung an Zeit fehlen würde, die drei noch angemeldeten
Vorträge sämmtlich zu hören, so wurde auf Vorschlag des
Vorsitzenden die Reihenfolge derselben festgesetzt und
Hrn.von Ritgen (Giessen) die erste, Ilrn. Tochter m an n
(Hildesheim) die zweite, Hrn. Schubert (Bonn) dite dritte
Stelle bestimmt.
(Fortsetzung folgt.)
Milroj’s Excavator.
Diesen Namen führt ein neuer Bagger- Apparat, welcher
bei der Gründung der Clyde- Brücke in der Glasgower Ver-
bindungsbahn im Jahre 1867 zum ersten Male augewandt ist.
Jeder Pfeiler der Brücke besteht aus zwei gusseisernen
Zylindern von 8' 4" äusserem Durchmesser, welche bis zu einer
Tiefe von 65' unter das Flussbett versenkt sind.
Dies geschah mit Hülfe des Excavators, welchen die bei-
gefügte Skizze in Ansicht und Durchschnitt, und zwar in
dem Zustande zeigt, in welchem er in den Zylinder hinabge-
lassen wird. Er besteht in einem achtseitigen eisernen Rah-
men, welcher acht Schaufeln trägt, die sich vermöge ihrer
I ' 1 1 " 1 1 1 1 1 ' 1 I 1 1
Zoll. 12 6 0 1 2 3 4 Fuss
Gestalt zu einem Boden unter dem Rahmen zusammenschliessen
können. Beim Hinablassen hängt er an der Kette .4, welche
über zwei oben an der Rüstung befindliche Rollen geführt
und um die Kettentrommel einer Dampfmaschine geschlungen
ist. Diese Kette trägt mittelst des Hakens B den Ring C
und dieser wiederum an den Ketten D D den festen Rahmen
des Apparats, von welchem die durch Scharniere au ihm be-
festigten Schaufeln vertikal hinunterhängen. Wird der Exca-
vator nun hinabgelassen, so dringen die Schaufeln durch das
Gewicht des Apparats in den Boden, in welchen sie noch mit
den Ketten KE tiefer hineingedrückt werden. Letztere sind
nämlich über Rollen geführt, die an dem tiefsten Punkt des
Pfeilerzylinders angebracht sind, gehen von hier in die Höhe
und legen sich oben um horizontale Wellen oder Kettentrom-
meln. Indem nun diese von Arbeitern gedreht werden, drin-
gen die Schaufeln des Excavators in den Boden. Dann wird
der Haken B durch das au ihm befestigte Seil F gehoben,
so dass der Ring C mit den Ketten DD herunterfällt und
beim Wiederanzieheu der Kette A deren Verlängerung und
die davon ausgehenden Ketten GG in Wirksamkeit treten.
Da diese an den untern Enden der Schaufeln befestigt sind,
so drehen sie dieselben um ihre Scharniere und heben den
zwischen ihnen befindlichen Boden. Zieht mau die Kette A
weiter an, so hebt sie mittelst der Ketten GG den ganzen
Apparat in die Höhe, indem die ausgehobene Erde auf den
nunmehr eine feste Plattform bildenden Schaufeln liegen
bleibt.
Als grösste Leistung des Excavators wurde dem Refe-
renten von dem Erfinder, Herrn Milroy angegeben, dass
ein Pfeiler damit in einem Tage um 25' gesenkt sei. Die
mittlere Leistung soll eine tägliche Senkung von 16' gewesen
sein. Dieselbe ist also recht bedeutend und dürfte in Ver-
bindung mit der grossen Einfachheit in der Konstruktion und
Handhabung des Excavators geeignet sein, ihn für Gründun-
gen in einem gleichmässigen Boden, der nicht mit grossen
Steinen untermischt ist, zu empfehlen.
Für eine demnächst in Glasgow durch die Herren Bell
& Miller zu erbauende Strassenbrücke ist ebenfalls die
Fundirung mit Excavator in Aussicht genommen.
w. H.
Mittheihmgen aus Vereinen,
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Prag. — In der
Wochen -Versammlung am 15. d. M. beendigte Hr. Direktor
Jahn den Vortrag über Gasbrenner, unter Hinweis auf sein
über diesen Gegenstand im Drucke befindliches Werk. Hierauf
referirte Hr. Prof. Winkler über das Werk: „De la resis-
tance des trains et de la puissance des machines, par Vuille-
min, Guebhard et Dieudonne, 1868“ woraus hervorging, dass
die von den genannten Herren auf der französischen Ostbahn
über den Widerstand der Eisenbahnzüge angestellten zahl-
reichen Versuche sehr werthvoll sind, dass aber die daraus
abgeleiteten Regeln dem jetzigen Stande der Wissenschaft
nicht entsprechen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Sitzung am 13.
Oktober 1S6S. Vorsitzender Hr. Wiebe, Schriftführer Hr.
Schwedler.
Eingegangen waren: 1. von der Sinithsonian Institution in
Washington a) der Bericht des Patentamtes pro 1S66, b) der
Bericht der Smithsonian Institution pro 1866 und c) 2 Tafeln
Anweisung zur Behandlung Verunglückter bei Eisenbahn -Un-
fällen und in Werkstätten, 2. von dem Mitgliede Herrn
Dr. Scheffler in Braunschweig eine Broehüre, betreffend
die Wirkung zwischen Rad und Schiene.
Herr Bergrath Dr. Wedding sprach demnächst über
die Anwendung des Bessemerstahls zu Eisenbahnschienen.
Bezugnehmend auf Mittheilungen, wonach englische Ingenieure
j schlechte Erfahrungen an Bessemerstahl - Schienen gemacht
haben wollen, bewies der Vortragende, dass die hieran ge-
knüpften Folgerungen, welche darauf hinausliefen, dass Besse-
mer- Schienen überhaupt nichts taugten, der Begründung nach
allen Seiten hin entbehrten. Zunächst ständen jenen Erfah-
rungen andere gegenüber (z. B. an Schienen der Königin-
Marien-Hütte, der Hörder- und Königshütte, der North-Wes-
tern-Railway etc.), welche für ein ausgezeichnetes Verhalten
des betreffenden Produktes sprächen. Dass es freilich auch
schlechte Bessemerschienen, namentlich aus der ersten Zeit
nach Einführung des Prozesses gebe, sei grade so gut anzu-
nehmen, als sich auch schlechte Schienen von Eisen, Puddel-
stahl u. s. w. vorfänden. Wenn zweitens aus dem Prozesse
selbst die Nothwendigkeit eines schlechten Verhaltens des
Produktes abgeleitet werde, so sei dies vollständig unrichtig.
Der Vortragende schildert zum Beweise dieser Behauptung
den Bessemerprozess, nach Erläuterung der dazu gebrauchten
Apparate und der vorkommendeu Manipulationen, namentlich
in chemischer Beziehung und in Vergleich mit den übrigen
Methoden zur Darstellung von Stahl und Eisen: er zeigte,
dass der Bessemerprozess zwar gegenüber den anderen Frisch-
prozessen den Nachtheil habe, nur ein phosphorarmes graues
Roheisen als Hauptmaterial verwenden zu können, dass da-
gegen unter Voraussetzung eines geeigneten Roheisens die Be-
stimmung des Härtegrades und die unter sonst gleichen Ver-
hältnissen allein vom Kohlenstofigehalt abhängende Schweiss-
barkeit gegenwärtig keine grösseren Schwierigkeiten als beim
Puddelprozess biete, Prüfungen des Halbproduktes sehr wohl
auszuführen un i eine Garantie für das Fertigprodukt leicht
zu beschaffen sei; dass schliesslich die aus den Selbstkosten
471
des Bessemerstahls sieh ergebenden möglichen Verkaufspreise
seine ausgedehnte Benutzung für Strecken, auf denen über-
haupt Stahlschienen oder Eisenschienen mit Stahlköpfen be-
nutzt werden sollen, rechtfertigen, ja dass mit Rücksicht aut
die durch den Martin’schen oder Siemens’schen Prozess sich
bietende Verwerthung der Abfälle und durch die Möglichkeit,
das Schienengewicht zu vermindern, eine ganz allgemeine Be-
nutzung von Bessemer-Schienen vorausznsehen sei.
Am Schluss der Sitzung wurden die Herren Regierungs-
und Baurath Baensch zu Cüslin als auswärtiges, und Eisen-
bahnbaumeister St reck er t hier als einheimisches Mitglied
durch übliche Abstimmung in den Verein aufgenommen.
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
24. Oktober 1868. Vorsitzender Herr Lucae, anwesend 147
Mitglieder und 1 1 Gäste.
Zunächst hielt Hr. Römer I. einen Vortrag über den
neuen Bahnhof zu Stuttgart. Indem er die sehr grossen
Schwierigkeiten, die bei der Anlage zu überwinden waren,
näher auseinaudersetzte, zollte er der geschickten Lösung der-
selben seine volle Anerkennung. Disposition sowohl wie die
Konstruktion und die architektonische Ausbildung seien wohl-
gelungen; wenn etwas zu tadeln sei, so wäre es die Hallen-
dach-Konstruktion, die nicht ganz klar und ruhig wirke, so-
wie die Anordnung der Retiraden, die ohne Wasserspülung
sind und sich unangenehm bemerklich machen. — Näher auf
den Vortrag einzugehen, können wir vermeiden, da auch in
unserer Zeitung bereits mehrfach über die Anlage des Stutt-
garter Bahnhofes berichtet wurde.
Ebenso wollen wir diesmal auf einen Bericht über das
zu Berlin im Bau begriffene Aquarium, das von den Vereins-
mitgliedern am Nachmittage vor der Sitzung besichtigt worden
war und dessen Einrichtung Hr. Liier demnächst in der Ver-
sammlung unter Vorlage der Grundriss - Pläne näher erläuterte,
verzichten, da uns in Aussicht gestellt ist, bald eine ausführliche
Mittheilung über dasselbe mit mehren Zeichnungen bringen
zu können.
Einige im Fragekasten enthaltene Fragen wurden durch
die Hin. Franzius und Schwedler beantwortet.
— F. —
Vermischtes.
Aus Anlass unserer Notiz über einen Beschluss der Stadt-
verordneten in Breslau in No. 41 u. Bl. ersucht uns Hr. Zivil-
Ingenieur Kayser in Breslau, mitzutheilen , dass jener Be-
schluss auf Grund eines Gutachtens der städtischen Bau-
Kommission gefasst sei, in welcher Techniker amtiren , die
vollständig befähigt sind, ein Urtheil in einer derartigen An-
gelegenheit (Wahl zwischen Heiss- und Warmwasserheizung)
zu haben. Der Ton des Spottes über jenen Beschluss der
Stadtverordneten sei also nicht gerechtfertigt oder treffe ebenso
gut auch ein Magistratskollegium, welches die Ansichten seines
technischen Mitgliedes zu der seinen macht. — Wir bemerken
hierzu, dass wir keineswegs gezweifelt haben, dass die intel-
lektuellen Urheber jenes Beschlusses urtheilsfähige Techniker
gewesen sind. Jener Ton des Spottes hat jedoch weder der
von ihnen herrührenden Ansicht, noch dem Faktum gegolten,
dass die Stadtverordneten sich für den ihrer Beschlussfassung
unterliegenden Fall von dieser Ansicht haben leiten lassen,
sondern nur dem Faktum, dass eine Stadtverordnetenversamm-
lung als solche ihre doch nur aus zweiter Hand gewonnenen
Anschauungen über eine technische, unter Technikern bekannt-
lich sehr streitige Frage, in Form einer allgemeinen Re-
solution auszudrücken für gut befunden hat. Oder sollte es
in der That nicht auffällig sein, wenn eine derartige Versamm-
lung darüber abstimmt, „dass die technischen Uebelstände
der Heisswasserheizung grösser seien, als der geringere Be-
lauf der Aulagekosten (gegen eine Warmwasserheizung)“? —
Ueber die amerikanische Rammpumpe, welche sich
bekanntlich bei der neuesten Expedition der Engländer nach
Abessynieu als äusserst praktisch erwiesen hat, entnehmen
wir dem „ Württembergischen Gewerbeblatt’1 einige nähere
Mittheilungen.
Dieselbe besteht im Wesentlichen in einem Rohre von
Schmiedeeisen von etwas grosserer Wandstärke als die be-
kannten schmiedeeisernen Gasleitungsröhren, welches sich durch
Ansebrauben verschiedener Stücke bis 30 Fuss verlängern lässt.
Dieses Rohr ist an einem seiner Enden auf eine Länge von
etwa 2 Fuss siebartig mit kleinen Löchern durchbohrt und
durch eine scharfe Spitze von Stahl abgeschlossen, ähnlich
einem Pfahle, der in die Erde gerammt werden soll; am an-
deren Ende ist ein Gewinde zur Aufnahme einer kleinen
eisernen Säugpumpe vorgesehen. Um die senkrecht aufgestellte
Brunneuröhre wird etwa 2 — 3 Fuss vom Boden ein zweithei-
liger Klemmring mittelst zweier starken Schrauben befestigt.
Die innere Seite dieses Klemmringes, da wo sie an die Röhre
anschliesst, hat Zähne, so dass sie sich in das Eisen eindrückt
und ein Herabgleiten des Ringes verhütet. Ueber das Rohr
her ist ein ca. 70 Pfund schwerer eiserner Fallblock gesteckt,
dessen Durchbohrung der Röhre hinlänglich Spielraum bietet.
Der Fallblock wird mittelst zweier Seile, welche über zwei
Rollen laufen, durch zwei Arbeiter gehoben und fallen ge-
lassen. Wenn die Röhre, welche selbst harte Gebirgsarten
zu durchdringen vermag, bis an den Klemmring eingetrieben
ist, wird derselbe, sowie das Fall werk selbst, höher oben an-
geschraubt und mit der Arbeit von Neuem begonnen. So
fährt man fort die Röhre einzurammen, bis der Brunnen die
nöthige Tiefe hat, um hinlänglich Wasser zu liefern. Hierüber
unterrichtet man sich von Zeit zu Zeit dadurch, dass man
ein Senkblei in die Röhre hinablässt. Das erste durch die
Pumpe geförderte Wasser enthält selbstverständlich Sand und
Erde; aber schon nach kurzer Zeit erscheint reines Wasser
und zwar in reicher Fülle. Um sich vergebliche Arbeit zu
ersparen wird man jedoch gut thun, sich vor Beginn derselben
zu vergewissern, ob der Boden überhaupt Wasser enthält und
in welcher Tiefe dasselbe vorzukommen pflegt. Lässt sich die
Brunnenröhre nicht tief genug einrammen, so zieht man das
Rohr am besten vermittelst desselben Rammapparates, der
dann aufwärts arbeitet, heraus und macht den Versuch an
einer anderen Stelle in der Nähe.
Die K. Württembergische Zentralstelle für Gewerbe und
Handel, welche einige Exemplare der Rammpumpe durch Ver-
mittelung der Hrn. All mann und Sturgeon (27 Corpora-
tion-Street, Manchester) bezogen batte, liess danyt auf dem
Cannstatter landwirtschaftlichem Feste eine öffentliche Probe
anstellen. Die Pumpe war in einer guten halben Stunde auf
dem Festplatze 12 Fuss tief durch zwei Männer eingerammt
und die aufgeschraubte Pumpe lieferte alsbald reichliches
Wasser, dass nach mehrstündigem Pumpen weder abnahm noch
versiegte. J
Zu einem ausserordentlich festbindenden Steinkitt lässt
sich nach „Böttger’s polytechn. Notizblatt“ die sogenaunte
Infusorienerde, wie solche in der Lüneburger Haide und in
der Gegend von Herbstein auf dem Vogelsberge in Gestalt
einer ungemein zarten, schneeweissen, pulverförmigen Masse
gefunden wird, verwenden. Ihrem Wesen nach aus Kiesel-
säurehydrat bestehend, eignet sich dieses Material zu genanntem
Zwecke weit besser als der gewöhnliche Quarzsand (die was-
serfreie Kieselsäure), insofern nämlich das Hydrat der Kiesel-
säure leichter sich mit Basen verbindet als das Anhydrat.
Rührt man ein Gemisch von ca. gleichen Theilen Infusorien-
erde und Bleiglätte (Bleioxyd) und einem halben Theile Kalk-
erdehydrat (frisch gelöschtem Kalk) mit Leinölfirniss zu einer
recht gleichförmigen dicken Paste an, so erhält man eine
Masse von ausserordentlich grosser Bindekraft, die nach län-
gerer Zeit die Härte des gewöhnlichen Sandsteins annimmt
und daher in allen den Fällen eine nützliche Verwendung zu-
lässt, wo z. B. beabsichtigt wird, Eisen in Stein zu befestigen,
schadhaft gewordene Steinverzieruugcn, Wasserreservoirs u.s.w.
dauernd auszubessern.
Aus der Fachlitteratur.
Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von
Ziegeln, Kalk und Zement. Vielter Jahrgang. 3. Heft. —
Der Inhalt des vorliegenden Heftes ist diesmal Gebieten
entnommen, welche für die meisten unserer Leser, die Archi-
tekten, von geringerem Interesse sein dürften, desto mehr
empfehlen wir das Studium desselben denjenigen, welche sich
speziell mit der Ziegelfabrikation beschäftigen.
Es wird zuerst ein Sandsieb mitgetheilt, welches in
Form einer wenig geneigten Trommel das genannte Material,
wie auch Kohlenklein, Torfmüll, Sägespähne, Aschen, s. w. bei
geringem Kraftaufwand gut sortirt. — Ein Herr Sarrazin
hat zum Schutz der Gebäude gegen das Eindringen atmosphä-
rischer Feuchtigkeit Bekleidesteine geformt, welche hoch-
kantig über einander gestellt, bei schon fertigen Gebäuden
in Form eines Mantels angebracht werden sollen. Wenn
wir auch glauben wollen, dass die Anwendung derselben
keine Schwierigkeit hat und nicht übermässige Kosten bean-
sprucht, so müssen wir doch die Dauerhaftigkeit der Kon-
struktion bezweifeln, da die Verbindung der „Bekleidesteine“
mit dem vorhandenen Mauerwerk lediglich durch eiserne
Haken, in Entfernung von 3 bis 4 Fuss in jede vierte Lager-
fuge eingeschlagen, erfolgen soll.
Hr. Diiberg in New-York berichtet über die Ver-
wendung von Anthracit zum Brennen feuerfester
Steine. Dieses Material, welches in Europa nirgends in
472
grösseren Mengen vorkommt und desshalb für uns nur wissen-
schaftliche Bedeutung hat, konnte auch in Amerika nur in
Gemeinschaft mit bituminöser Kohle verwandt werden. Im
Hoffmann’schen Ringofen, der auch in Amerika Verbreitung
gefunden, ist aber die theurere bituminöse Kohle entbehrlich
geworden, weil der Ringofen eine sehr grosse Vertheilung des
Brennmaterials zulässt. Dadurch sind die Kosten für die
Feuerung von 5 Dollars auf l1/, Dollars pro 1000 Steine herab-
gedrückt. Derselbe Verfasser, (ein junger deutscher Ingenieur,
welcher der Vervollkommnung der Ziegelfabrikation aus-
schliesslich seine Kräfte gewidmet hat), bespricht in einem
zweiten Artikel die vorhandenen „Ziegelmaschinen“ in
sehr anregenderWeise. Er bringt dieselben’ in zwei Klassen :
diejenigen, welche die Steine — wie Sachsenberg und Hertel
— von einem Strange abschneiden, und solche, welche
eine bestimmte Quantität Thon in eine Mulde pressen.
Die letztgenannte Manipulation führt zu dem Uebelstand,
dass die ungebrannten Steine zwar ein gleiches Volumen aber
ungleiche Dichtigkeit haben, in fertigem Zustande auch sehr
ungleiches Format zeigen, während die Maschinen der ersten
Klasse nicht im Stande sind, den Steinen ein vollkommen
gutes Ansehen zu geben. Beide Vortheile will Herr
Diiberg durch eine von ihm konstruirte Ziegel-
presse erreichen, welche ihm neuerdings in ver-
schiedenen Staaten patentirt ist.
„Das Auswettern des Thones“ ist eine Abhandlung
überschrieben, in welcher Heir Türrschmiedt (Berlin) die
Vortheile und die Noth wendigkeit des Auswinterns uaehzu-
weisen sucht. Das Schmauchverfahren des Dr. Matern
wird von Hrn. G. A. Botirry, Ziegeleibesitzer in Horn bei
Rohrschach, in derselben Weise verurtheilt., wie es im zweiten
Hefte d. J. schon von anderer Seite geschah.
In einem Aufsatze: „Einiges, was nicht zur Ziegel-
fabrikation und doch hierher gehört“ macht Hr.
Türrschmiedt den Baumeistern den Vorwurf, dass dieselben
die Ziegelfabrikation als zu „trivial“ vernachlässigten und
gelegentlich vom Ziegelfabrikanten Dinge fordern, welche ge-
radezu unausführbar sind. Als Belag dafür werden „Kontrakts-
Bedingungen für die Lieferung von Steinen für die Ostbahn“
und dergl. Bedingungen der Ministerial- Bau -Kommission mit-
gethcilt, die allerdings ein bedenkliches Schütteln des Kopfes
bei manchem Leser veranlassen werden.
Während zuletzt noch Hr. Professor Dr. RemeLe einen
längeren Vortrag über die verschiedenen Zustände der
Kieselsäure und deren Bildungsweise in der Natur
mittheilt, erzählt uns Hr. Diiberg noch Einiges über „Zie-
gelfabrikation und Bauart in Amerika“. In den
grösseren Städten daselbst findet man vorzugsweise Rohbauten;
die Fa^aden sind gewöhnlich mit rothen Verblendern,
front -brics oder face-bricks hergestellt, deren Preis
zwischen 25 und 70 Dollars pro Mille schwankt. Die ordi-
nären Mauerziegel kosten bei 8.4. 21/» Zoll Grösse 8 bis
1 3 Dollars, werden vorzugsweise mit Maschinen gefertigt und
in einem eigenthümlichen Steinverband vermauert, nämlich:
5 bis 7 Schichten werden als Läufer gelegt, dann
erst folgt eine Streckerschicht. Die Verblender
werden meistens mit der Hand geformt und mit einer Hand-
presse nachgepresst. Vor dieser letztem Manipulation be-
streut man sie mit feinem Sand oder Thonstaub, um das An-
haften an der Presse zu verhüten und ihnen eine schöne
rothe Farbe zu verleihen. In der Fafade erscheinen die
Verblender nur als Läufer — einzelne Kopfschichten
würden das gute Ansehen stören und die Kosten erhöhen —
aller Verband besteht darin, dass in einzelnen Schichten
die hinteren Ecken der Verblender abgehauen und
dafür Steine der Hintermauerung vor gestreckt
werden. Dachziegel findet man in Amerika fast gar nicht,
an ihre Stelle treten Eisenblech, Gravelroof (eine Art As-
phaltdach), Schiefer und Schindeln. - T -
P ersonal - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Der Eisenbahn - Baumeister Oskar Amandus
Werner zu Gladbach zum Eisenbahn- Bau - Inspektor und kommis-
Architek teil -Verein zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend , den 31. Oktober.
Tagesord n u ng:
Vortrag des Herrn Blankenstein.
Während der Bibliothekstunden liegt am Sonnabend und Mon-
tag das namentliche Verzeichniss der aktiven Mitglieder des Vereins
zur Berichtigung aus. Die Herren Mitglieder werden ersucht,
sarischen Betriebs - Inspektor zu Hannover, — der zur Zeit als
Abtheilungs - Baumeister bei dem Bau der Thorn - Insterburger Eisen-
bahn beschäftigte Baumeister Karl Wilhelm Emil Leopold
Siecke zum Eisenbahn -Baumeister.
Dem Eisenbahn- Bau -Inspektor Stüve, früher zu Osnabrück,
ist die von ihm seither kommissarisch verwaltete Bau - Inspektor-
Stelle bei der Königlichen Ministerial - Bau- Kommission in Berlin
definitiv verliehen worden.
Dem Ober- Hof baumeister von Dehn - Rotfelse r zu Kassel
ist der Charakter als Bau- Rath verliehen.
Am 24 Oktober haben bestanden: das Baumeister-Examen:
Carl Urban aus Stettin, Georg Maret aus Coblenz, Casper
Carpe aus Brilon; das Ba u f ü h r e r-Examen: Franz Schunek
aus Brilon, Engelbert Hegemann aus Münster, LeoSaigge
aus Danzig, Franz Giese aus Stargard i. P.
Berichtigung. Durch das theilweise Abbrechen eines o
erscheint der Name des Herrn Baumeister Sobeczko in einigen
Exemplaren der vorigen Nummer falsch geschrieben, was wir zur
Vermeidung von Missverständnissen mitzutheilen nicht unterlassen
wollen.
Offene Stellen.
1. Zur Projektbearbeitung und zur Ausführung einer .Staats-
Chaussee wünscht das Königliche Kreisbauamt Biedenkopf einen
geprüften Baumeister zu engagiren.
2. Ein im Zeichnen und Veranschlagen geübter Techniker
(Maurer oder Zimmermann) findet bei soliden Ansprüchen dauernde
Büreau -Beschäftigung beim Bauinspektor Heithaus in Stolp, wo-
hin Meldungen unter Vorlage von Zeugnissen und Angabe der Be-
dingungen zu richten.
3. Ein Baumeister wird für länger dauernde Beschäftigung
bei Wasser- und Strassenbauten in Berlin gesucht. Diäten nach
Vereinbarung. Offerten unter der Chiffre H. R. in der Expedition.
4. Ein im Aufstellen von Revisionsberechnungen gewandter
Techniker findet dauerndes Engagement. Offerten unter Chiffre
H. R. in der Expeditiou.
5. Ein gewandter Zeichner für Situationspläne wird verlangt.
Schriftliche Meldungen unter Chiffre H. R. befördert die Expedition.
6. Einen tüchtigen und kautionsfähigen jungen Bautechniker
(Maurer), der im Zeichnen geübt ist, kann eine angenehme Stellung
nachgewiesen werden. Bewerbungen sub Chiffre B. C. befördert
die Expedition, welche auch persönliche Meldungen entgegen nimmt.
Brief- und Fragekasten.
Herr v. W. in Berlin. Eine Rechen-Maschine wird zu Mul-
tiplikationen und Divisionen mit Vortheil bei grosser Zeitersparniss
seit langer Zeit ini Büreau der Eisenbahn-Abtheilung des Handels-
Ministeriums benutzt. Es können mit derselben sechsstellige Zahlen
mit einander multiplizirt und durch einander dividirt werden. Der
Preis der Maschine beträgt rot. 80 Thlr. — Auf dem statistischen
Büreau hierselbst sollen mehre Rechen-Maschinen im Gebrauch sein,
einzelne davon für dreistellige Zahlen eingerichtet. Nähere Aus-
kunft erhalten Sie bei dem Agenten für den Verkauf dieser Ma-
schinen, Hrn. Zivil-Ingenieur Scholl, Berlin, Markgrafenstr. 107.
Herrn L. T. N., in Lübeck. Die Besichtigung des neuen Ka-
sernements in der Hasenhaide durch den Berliner Architekten-Ver-
ein ist im Jahre 1866 erfolgt. Da damals unser Blatt noch nicht
bestand und in den Protokollen des Vereins über die Exkursionen
desselben nicht berichtet wird, so konnten Sie eine Mittheilung da-
rüber allerdings nirgends finden. Sollten Ihnen Notizen über jenen
Bau erwünscht sein, so rathen wir Ihnen sich direkt an Herrn
Landbaumeister Voigtei zu wenden.
Y. 1. in Z. — In Beantwortung ihrer Frage „wie lange ein
Keisbaumeister resp. Regierungs - Baurath einen Bauführer in einer
Stellung festhalten und auf welche Weise letzterer sich losmachen
kann“, verweisen wir sie auf § I des Anhanges zu den neuen Preus-
sischen Vorschriften für die Ausbildung etc. v. 3. Sept. d. J., welcher
übrigens wörtlich aus den älteren Vorschriften übernommen ist.
Hiernach ist der Bauführer verpflichtet jeder Aufforderung des Mi-
nisters für Handel etc. zur Uebernahme einer Beschäftigung Folge
zu leisten, „insoweit ihn solche nicht an der Ablegung
der Baumeister-Prüfung behindert“. Demzufolge muss der-
selbe selbstredend zum Zwecke der Ablegung der Baumeister-Prü-
fung nach vorheriger Kündigung auch aus jeder Stellung entlassen
werden. Ein anderes sicheres Mittel zum Zwecke (obwohl in den
meisten Fällen eine 1 Monat vorher erfolgte Kündigung genügt)
dürfte nicht bestehen, da äussersteu Falles wohl eine derartige
Ministerial- Anweisung zur Uebernahme der betreffenden Beschäf-
tigung extrahirt werden könnte.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren S. in St. Peters-
burg, K. in Lübeck, H. in Altena, S. in Bonn.
i' — nt"— ü . i— ^ ■ - - *
Standes- und Wohnungsveränderungen in diese Liste, welche bald
dem Druck übergeben werden soll, einzutragen oder dieselben
schriftlich dem Vereinsbibliothekar. Herrn Eise mann, mitzu-
theilen.
Ein Arrliitekt, tüchtiger Zeichner, durch höhere Bau-
beamte empfohlen, sucht anderweitige Beschäftigung. Adressen
unter A. ß. abzugeben bei Frau Kauffmann hierselbst,
Potsdamerstrasse 108, 2 Treppen.
478
Ein junger Maurer, der im Zeichnen und sonstigen Bureau-
Arbeiten geübt ist, sucht bei einem Maurermeister eine ent-
sprechende Stelle. Gef. Adressen befördert die Expedition dieses
Blattes snb Chiffre S. B.
Ein Baueleve, iflaurer, im Zeichnen und Veranschlagen
geübt, sucht jetzt oder zum 1. Januar 1869 Stellung in einem Com-
toir. Gute Zeugnisse stehen zur Seite. Gefällige Offerten nimmt
unter C. A. die Expedition der deutschen Bauzeitung entgegen.
IEin Braumeister, gut empfohlen, wünscht Privat- j
Beschäftigung. Adr. snb H. F. abzugeben beim Oberlehrer I
Dr. Leonhard, hierselbst, Trehbinerstrasse 1, 2 Treppen.
Ein gebildeter junger Mann (Zimmermann) sucht sogleich
eine Stellung im Comtoir eines Zimmer- oder Maurermeisters.
Näheres bei Hin. Baumeister Ernst hierselbst, Brandenburgstr. 42,
oder bei Wilke, Schell ingstrasse 8.
Neue Berliner Verbindungsbahn.
Die Lieferung von
52,000 Stück eichenen Bahnschwellen,
12,000 lfde. Fuss eichenen Weichenschwellen
soll im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden. Die
bezüglichen Bedingungen liegen in unserem Baubureau, Küpnicker-
strasse 29, zur Einsicht offen, auch können daselbst Kopien der-
selben gegen Erstattung der Kopialien, sowie die Offerten -Formu-
lare in Empfang genommen werden.
Anerbietungen sind versiegelt und mit der Aufschrift
„Submission auf Schwellen -Lieferung“
bis zum Submissions -Termine
Donnerstag den 12. November 1868, Vormittags 11 >/, Uhr
portofrei an uns einzusenden.
Königliche Direktion «1er IViedersehlesiscli-
Märkiscdten Fi Seilbahn,
Abtheilung für den Bau der neuen Berliner Verbindungsbahn.
Eine der ersten, im besten Betriebe sich befindenden Ofeil-
Fahriken in ßerlin soll wegen andauernder Kränklichkeit
des Besitzers baldigst verkauft werden. Adressen unter V. W. 152
nach der Expedition des Fremden-Blattes, Wilhelmsstrasse No. 75.
Unterhändler werden verbeten.
Ich habe Berlin bereits Mitte August verlassen und bin daher
nicht im Stande den noch fortwährend an mich ergehenden Auf-
forderungen zur Ertheilung von technischem Rath und Unterricht
zu entsprechen. Den betreffenden Herren diese Anzeige statt brief-
licher Mittheilung.
Kiel, den 20. Oktober 1868. G. Dulk,
Baumeister.
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Seine Verlobung mit Fräulein Laura Ludewig, Tochter des
zu Bromberg verstorbenen Ober - Betriebs - Inspektors Ludewig,
zeigt ergebenst an
Waldenburg i./Scld., den 24. Oktober 1868.
Ernst Grossmann,
Abtheilungs - Baumeister.
Einladung.
Zur 3. Zusammenkunft der Architekten hiesiger Umgegend ist
Sonntag, der 15. November d. J.
in Aussicht genommen. Die geehrten Herren Kollegen werden
für diesen Tag nach Dirsehau freundlichst eingeladen.
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33/e
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772
1174
1374
1574
23
34 7«
4772
6672
8474
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2 */2 Sgr. die Petitzeile.
Preis
des Architekten -Vereins zu Berlin. Bs" 'tr°
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 6. November 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure zu Hamburg. (Fortsetzung). — Der Dom zu Frankfurt
am Main. (Fortsetzung). — Chicago und seine Häuserhebung. — -
Feuilleton: Skizzen aus Bosnien I. — Mittheilungen aus
Vereinen: Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover. —
Architekten -Verein zu Berlin. — Vermischtes: Apostelöfen des
Herrn Sältzer in Eisenach. — Eisenbahnbauthütigkeit im Gebiet
des norddeutschen Bundes. — Franz Merten’s künftig erscheinendes
Werk über das Mittelalter der Baukunst. — Aus der Fachli-
teratur: Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen, Heft 11 u. 12. —
Konkurrenzen: Monats - Aufgaben für den Architekten -Verein
zu Berlin. — Personal-Nachrichten etc.
Uie XV. Versammlung deutscher Architekten uud Ingenieure zu Hamburg.
(Fortsetzung.)
3. Die Abtheilungssitzungen,
b) Sitzungen der Abtbeil ung für Architektur.
Dritte Sitzung am 4. September.
Nachdem zunächst das Protokoll der beiden voran-
gegangenen Sitzungen durch die betreffenden Schriftführer,
die Hrn. Haller und Hauers (Hamburg) verlesen und
von der Versammlung anerkannt worden war, hielt Herr
Hofbaurath, Professor Dr. von Ritgen (Giessen) den
von ihm angekündigten Vortrag ,,Ueber die Ge-
schichte des bürgerlichen Wohnhauses.“
Derselbe ging in seiner Einleitung davon aus, die
Gründe zu untersuchen, warum in der Gegenwart trotz
des allgemein empfundenen Verlangens, in der Wohnung
alle Genussmittel des Lebens vereinigen zu können, doch
so wenig bequeme, geschweige denn schöne Wohnungen
gefunden werden. Eine bestimmt ausgeprägte, für Zeit-
alter und Land charakteristische „Sitte des Hauses“ sei
nicht mehr vorhanden; es fehle jener allgemeine Begriff
für das wohnliche Bedürfniss, der den Wohnhäusern
früherer Epochen, beispielsweise denen Pompeji’s, zu Grunde
liegt, so dass es dem Künstler nur oblag, ihn weiter auszu-
bilden und zu veredeln — mit einem Worte, wir seien
Weltbürger geworden, aber auf Kosten des Sinnes für
häusliche Behaglichkeit.
Wenn von einem Konflikte zwischen Bedürfniss und
Kunst in der Architektur überhaupt nicht geredet werden
dürfe, da die Baukunst eine Tochter des Bedürfnisses sei
und bleibe, die ihre wesentlichsten ästhetischen Motive
gerade aus der Nothwendigkeit heraus zu entwickeln hat,
so sei dies heim bürgerlichen Wohnhause noch in er-
höhtem Grade der Fall. Gleiche Bedürfnisse — und das
wohnliche Bedürfniss des Menschen differirt mit Aus-
nahme der Veränderungen, die Klima und Sitte bedingen,
nur wenig — haben hier in allen Ländern und hei allen
Völkern gleiche Formen hervorgebracht und bei allen
lassen sich die Fortschritte verfolgen, welche der zuneh-
menden Kultur der menschlichen Gesellschaft entsprechen.
War das Haus, das in seiner ursprünglichen Gestalt wohl
aus dem Zelte des Nomaden hervorgegangen ist, Anfangs
nur zur Schlafstätte bestimmt und für Mensch und Vieh
gemeinschaftlich, so sei je ein Schritt zu seiner weiteren
Ausbildung durch die Trennung von Menschen und Tbieren,
durch die Scheidung der Wohn- und Schlafzimmer, der
Winter- und Sommerräume erfolgt.
Uebergeheud zu einer Schilderung des Wohnhauses
in den verschiedenen Ländern und Zeitaltern gab der
Redner (wohl mit Rücksicht auf die Kürze der ihm zu
Gebote stehenden Zeit) den Faden eines streng geglie-
derten und geordneten Vortrages auf, um sein Thema
durch die Vorlegung einer sehr grossen Anzahl zu-
meist farbig ausgeführter Skizzen, die von einem
langjährigen unermüdlichen Studium des Gegenstandes
zeugten, zu erläutern.
An dem Beispiele eines Bauernhauses zu Kanakir in
Armenien zeigte er zunächst den seit uralter Zeit fest-
stehenden Typus des orientalischen Wohnhauses mit
seinem festen Abschlüsse nach Aussen, seinem inneren
Hole, seinen starken Mauermassen, seinen flachen Dächern,
die als Schlafräume benutzt werden — (zu diesem Zwecke
werden zuweilen auch besondere Schlafthürme erbaut) —
seiner bereits verschiedenartig angeordneten Winter- und
Sommerhalle, an welcher letzteren sich schon der Anfang
einer künstlerischen Ausbildung zeigt, u. s. w. Aehnlich
wie diese einfachen Anlagen waren vermuthlich die älte-
sten griechischen Wohnstätten gestaltet. Die ausgebildetere,
allgemein bekannte Form des späteren römischen und na-
mentlich des griechischen Hauses hat eine auffallende
Verwandschaft mit dem im Oriente noch heut vorkom-
menden Wohnhause höherer Art, wie dies ein Vergleich
der Grundrisse mehrer Häuser Pompejis mit dem Grund-
risse einer Villa des Bey’s von Tunis bewies, die seihst
im Maasstahe der Anlage annähernd zusammentrafen.
Wesentlich unterschieden von dem antiken und ori-
entalischen Wohnhaus ist das im nordwestlichen Europa
ausgehildete mittelalterliche Wohnhaus, von dessen
Anlage der Vortragende mehre Beispiele aus Cluny, Lü-
beck, Nürnberg u. s. w. gab. Der Abschluss nach Aussen
ist nicht mehr so fest; nur das untere, meist von Stein
erbaute Geschoss bewahrt denselben, während das meist
von Holz erbaute Obergeschoss sich freier öffnet. Der
Grundriss dieser Häuser ist in der früheren Zeit ziemlich
typisch. Unten, unmittelbar von der llaustbür zugäng-
lich, der grosse Hauptraum des Hauses, die Deele mit
der Ireppe nachdem oberen Geschoss, dahinter der kleine
Hot (mit einem Brunnen) und die; Küche; über der Deele,
der Wohnraum, über der Küche das Frauengemach. Man-
che Veränderungen und Erweiterungen dieses Schemas
brachte später der von Italien aus nachwirkende Einfluss
der antiken Sitte, sowie die freiere Gestaltung der Bau-
kunst durch die Gothik. Wurde hierdurch der Abschluss
nach Aussen noch weiter abgeschwächt, so erfuhren na-
mentlich die, Motive, welche sich aus einer Vermittelung
des Lehens innerhalb und ausserhalb des Hauses ergaben,
eine sinnige und bevorzugte Ausbildung. So der Sitzplatz
vor der Hausthür, häutig mit der zu derselben führenden
breitreppe kombinirt — vor Allem aber der Erker, jener
am Meisten charakteristische Ausdruck für das Leben und
Wohnen des Mittelalters. Durch Vorführung zahlreicher
Beispiele zeigte der Vortragende die mannigfaltige Ge-
staltung beider Motive an Burgen sowohl, wie an städti-
schen und ländlichen Häusern.
476
Nachdem Hr. von Ritgen darauf auch der kleinen
Wohnungen des Adels im 16. und 17. Jahrhunderte er-
wähnt hatte, erläuterte er an mehren Einzelheiten noch,
wie trefflich es das Mittelalter verstanden habe, jedem
Raum durch verschiedenartigen Schmuck sowohl, wie
auch namentlich durch eine passende Abstufung der Be-
leuchtung den für seine Bestimmung charakteristischen
Ausdruck zu geben. Zum Schlüsse des Vortrages endlich
wies er an mehren seiner eigenen Ausführungen, an der
Restauration der Wartburg, der Wohnung eines Verwal-
ters in der Moldau u. A. nach, in welcher Weise er
selbst versucht habe, die Früchte seiner Studien über die
Wohnhäuser der Vorzeit zur praktischen Anwendung zu
bringen. Zu studiren, nicht zu kopiren, gelte es die alten
Muster. In das Verständniss des Geistes der Zeit einzu-
dringen, ihr wohnliches Bedürfniss zu veredeln, — Deko-
ration und Ornamentik in sinniger Weise der Bedeutung
des Hauses und Raumes anzupassen: das sei die Aufgabe
des Architekten bei der künstlerischen Ausbildung eines
Wohnhauses; — ihr Zweck Erhebung des Gemüthes. —
Die Versammlung trat hierauf in die Fortsetzung der
Verhandlung über die Norm und Berechnung des
Honorars für architektonische Arbeiten ein und
berichtete Hr. Baumeister E n de (Berlin) als Referent der
verstärkten Kommission über das Resultat ihrer abermali-
gen längeren Berathungen. Indem er die Beschlüsse der
letzten Versammlung rekapitulirte, stellte er die einzelnen
Theile der von der Kommission auf Grund derselben
formulirten Norm zur Diskussion und Abstimmung.
Die Klassifikation der Bauobjekte, die Eintheilung
der bei einer Bauausführung aufzuwendenden Gesammt-
thätigkeit des Architekten in die verschiedenen einzelnen
Leistungen wurden ohne Diskussion einstimmig geneh-
migt. Zu einigen Erörterungen und Aenderungen gaben
die Bemerkungen Veranlassung, welche als Ergänzung und
Erläuterung der aufzustellenden Haupttabellen dienen sollen,
doch kam auch hierin bald eine Einigung zu Stande.*) —
Eine Abweichung von den Beschlüssen der vorigen Ver-
sammlung hatte die Kommission in Betreff der absoluten
Höhe des anzunehmenden Honorars treffen zu müssen
geglaubt, da eine Einigung auf Grund des für den Nor-
malfall eines Baues der dritten Klasse im Betrage von
ca. 30000 Thlr. festgesetzten Prozentsatzes des Honorars
zwischen den norddeutschen und süddeutschen Mitgliedern
der Kommission nicht hatte erzielt werden können. Die
letzteren hatten vielmehr an Stelle des festgesetzten Ho-
norars von 4l/j0/0 ein solches von 5°/0 als das Mi-
nimum bezeichnet, auf welches unter Berücksichtigung
der in Süddeutschland obwaltenden Verhältnisse von ihnen
eingegangen werden könnte. Da die Normirung des Ho-
norars nimmermehr als für jeden einzelnen Fachgenossen
und jeden einzelnen Fall bindend aufgefasst werden kann
und es daher doch immer anheimgestellt bleiben muss,
die als Durchschnittssätze für ganz Deutschland ermittel-
ten Werthe den Lokalverhältnissen entsprechend zu modi-
fiziren, so hatte die Kommission keinen Anstand ge-
nommen jenen Vorschlag zu akzeptiren, und legte der
Versammlung die folgende, auf Grund jenes Normalan-
satzes aufgestellte Tabelle vor.
Prozente für sämmtl. Leistungen des Architekten.
klasseu
der
Uuu-
ubjekte.
Betrag der Bausiuume in
T h a 1 e r n .
800
bis
2000
einsohl.
2000
bi»
4000
einschl
4000
bis
8000
einschl.
8000
bi»
16000
einschl.
16000
bis
24000
einschl.
. ...
24000
bis
40000
einschl.
40000 100000 |
bis bis 200000
100000 200000 J Uud
einschl. einschl. darüber
I. Kl
5,0
4,6
4,2
3,8
3,4
3,0
2,6 2,2
2,0
11. Kl.
6,5
6,0
5,5
5,0
4,5
4,0
3,6 3,3
3,0
III. Kl.
8,0
7,2
6,5
6,0
5.5
HTÖl
4,6 4,3
4,0
IV. Kl.
9,5
8,9
8,3
7,7
7,1
6,5
6,0 5,5
5,0
V. Kl.j
1 1,0
10,2
9,6
9,0
8,4 |
7,8
7,2 6,6
6,0
*) Die Mittlieilung derselben glauben wir uns hier ersparen
zu können, da die Publikation der vollständigen, redigirten und
festgestellten Norm wohl in Kurze durch unsere Zeitung erfolgen
dürfte.
Als Beispiel des Modus für die Zerlegung des für
die Gesammtthätigkeit des Architekten gebührenden Pro-
zentsatzes, in die den einzelnen darin enthaltenen Leis-
tungen entsprechenden Theilbeträge hatte die Kommission
noch die Durchführung dieser Theilung für den als Grund-
lage angenommenen Fall einer Bausumme von 24000 bis
40000 Thalern hinzugefügt, die wir im folgenden gleich-
falls wiedergeben.
Bausumme von 24000 bis 40000 Thlr.
I. Kl.
II. Kl.
III. Kl.
IV. Kl.
V. KI.
Skizze ....
0,4
0,4
0,5
0,6
0,7
Entwurf . . .
0,6
1,1
1,5
1,8
2,1
Detail ....
0,2
0,6
1,0
2,0
3,0
Kostenberech-
nung ....
0,4
0,4
0,4
0,4
0,3
Ausführung .
1,1
1,2
1,3
1,5
1,5
Revision . . .
0,3
0,3
0,3
0,2
0,2
Zusammen . .
3,0
4,0
1 5,0 |
6,5
7,8
Auch diese Vorschläge der Kommission und somit
ihr ganzer Entwurf wurde nach einigen von Hrn. von
Egle gegebenen Erläuterungen einstimmig genehmigt.
Ueber die Form, in welcher die Angelegenheit dem-
nächst weiter behandelt und nach Möglichkeit zur Kennt-
niss aller deutschen Fachgenossen gebracht werden solle,
wurde beschlossen, dass die Schiassredaktion der in fünf
einzelne Tabellen zu zerlegenden Norm Hrn. Oberbau-
rath von Egle in Stuttgart, der Druck derselben und
der Vertrieb an die einzelnen Fachgenossen der Redak-
tion der deutschen Bauzeitung übertragen werden
solle. Von Seiten der Kommission ist die Norm selbst-
redend an die technischen Vereine etc. zu versenden und
der Beachtung aller deutschen Fachgenossen bei eigenen
und bei Begutachtung anderer Liquidationen zu empfehlen.
Eine noch schnellere Erledigung fand die Angelegen-
heit der Grundsätze für das Verfahren bei öffent-
lichen Konkurrenzen. Nachdem der Referent der
Kommission, Hr. Fr i tsch (Berlin), die von den am vori-
Tage gefassten Beschlüssen betroffenen Paragraphen des
Entwurfs in ihrer veränderten Fassung vorgelesen hatte,
wurde der ganze Entwurf durch die Versammlung ein-
stimmig genehmigt. Die Frage, auf welche Weise die-
sen nunmehr von der Versammlung aufgestellten Grund-
sätzen Eingang und Geltung bei dem betheiligten Publi-
kum verschafft werden könne, wurde durch die gleich-
falls einstimmige Annahme eines von dem Architekten
Hrn. Reine (Hamburg) gestellten Antrages gelöst. Der-
selbe lautete:
„Es wird eine Zentralstelle zur Ueberwachung
des Konkurrenzverfahrens“ und zur Vertretung der
in dieser Beziehung von der Versammlung aufgestellten
„Grundsätze“ ernannt. Der Sitz der Zentralstelle ist zu-
nächst Berlin; die Mitglieder derselben — 5 an der
Zahl — werden jährlich vom Architekten verein zu
Berlin erwählt und haben am Schlüsse des Jahres Be-
richt zu erstatten. Der architektonische Verein in Ham-
burg entwirft die für die Publikation der „Grundsätze-1
geeigneten Motive; der Berliner Architekten verein prüft
sie und stellt sie definitiv fest. Das Organ für alle die
Konkurrenzen betreffende Angelegenheiten ist die Deut-
sche Bauzeitung“
Der Annahme des Antrages, dessen Wortlaut ur-
sprünglich den Sitz der Zentralstelle definitiv nach Berlin
verlegt wissen wollte, ging eine kurze Diskussion voraus,
in der von verschiedenen Seiten geltend gemacht wurde,
dass ein solcher Beschluss in Süddeutschland zu Miss-
verständnissen Veranlassung geben und der Sache selbst
schaden könne. Da dies als richtig angenommen wurde,
so schlug der Antragsteller selbst die Modifikation vor,
eine Entscheidung in dieser Hinsicht nur für die Zeit bis
zur nächsten Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure gelten zu lassen. Dass das theoretisch rich-
tigste Verfahren, die Zentralstelle aus Vertretern der ver-
| schiedeneu Hauptstädte Deutschlands zusammenzusetzen,
477
praktisch undurchführbar sei, und dass eine gedeihliche
Wirksamkeit derselben nur dann erwartet werden könne,
wenn sie die Bedingungen schnellen und energischen
Handelns in sich trägt, wurde allseitig anerkannt.
Mit einem Rückblicke des Vorsitzenden auf die re-
sultatreiche, in ihren Konsequenzen hochwichtige Thätig-
keit der Versammlung und einem Danke desselben an
alle jene Mitglieder, welche ihr besondere Opfer an Ar-
beit und Zeit gebracht hatten, sowie mit einer aus der
Versammlung hervorgehenden Anerkennung der geschickten
und energischen Geschäftsführung des Vorsitzenden, der
jene Resultate nicht zum geringsten Theile zu danken
waren, schlossen darauf die Sitzungen der Abtheilung für
Architektur. — F. —
Ueber die Sitzungen der Abtheilung für Ma-
schinen-Ingenieure und der Abtheilung für Ma-
rine-Technik in gleich ausführlicher Weise berichten
zu können, wie dies über die Sitzungen der beiden spe-
zifisch bautechnischen Abtheilungen geschehen, ist uns bei
dem beschränkten Umfange unseres Blattes unmöglich.
Da ein kürzerer Bericht gegenwärtig wohl kaum noch auf
das Interesse unseres Leserkreises rechnen könnte, dem
die in jenen Abtheilungen verhandelten Fragen auch wohl
zum grösseren Theile ferner liegen, so verweisen wir in
dieser Beziehung lediglich auf die in No. 38 gegebenen
kurzen Notizen.
(Schluss folgt.)
Der Dom zu Frankfurt am Main.
(Fortsetzung.)
Alsbald nach dem Dombrand schlug das Bauamt der
Stadl dem damals noch bestehenden Senate vor, eine Un-
tersuchungskommission von einheimischen Sachverständigen
zur Feststellung der Schäden und Angabe der Herstel-
lungsarbeiten zu ernennen. Diese Kommission, bestehend
aus dem Stadtbaumeister Henrich, den Architekten Rü-
gemer und Burnitz, sowie dem Maurermeister Ritter,
wurde in der Senatssitzung vom 23. August genehmigt
und ging sofort an ihr Werk. Die Untersuchung der
Kirche musste eine sehr umfangreiche sein und war dabei
eine höchst mühevolle und zeitraubende Arbeit, so dass
die Kommission zwar erst am 22. Januar d. J. ihren Be-
richt vorlegen konnte, dafür aber in demselben eine auf
das Gründlichste und Umfassendste bearbeitete Darstellung
des Befundes der Domkirche und des Pfarrthurmes ge-
geben hat.
Für diese Untersuchung handelte es sich zunächst um
eine genaue Aufnahme des Bauwerks, es wurden daher Ab-
lothungen sämmtlicher Pfeiler vorgenommen, dann die
Gewölbe von unten untersucht und die Risse in den
Grundriss eingezeichnet. Nachdem das Nothdach der
Kirche vollendet, wurde auch eine Aufnahme des Befundes
der Gewölbe von oben bewerkstelligt und die Risse gleich-
falls in die Grundrisse eingetragen. Später, als das Hülfs-
geriist zur Untersuchung des Thurmes fertig gestellt war,
wurde auch hier zur Aufnahme der verschiedenen Grund-
risse und Durchschnitte geschritten. Es zeigte sich hier-
bei, dass eine genauere Untersuchung sich nur auf die j
schlanken Pfeiler des Achtecks und auf die Kuppel zu
erstrecken brauche. Um ein klares Bild von den Be-
schädigungen der Pfeiler zu erhalten, wurde der am
stärksten vom Feuer angegriffene nach seinen Durchschnit-
ten und Grundrissen in den einzelnen Schichten genau
aufgenommen; dasselbe geschah mit der am meisten be-
schädigten Rippe der Kuppel. Diese sämmtlichen, mit
der grössten Sorgfalt und Genauigkeit angestellten Mes-
sungen liegen in dem Berichte in den verschiedensten
Grundrissen, Durchschnitten und Tabellen vor und werden
für die spätere Bauausführung noch ein schätzbares Ma-
terial abgeben.
Auch auf die Untersuchung der alten Bauweise, so-
weit dies zum Verständniss der Beschädigungen durch den
Brand erforderlich, musste eingegangen werden. Beson-
ders wichtig war dies für den Thurm und zeigte sich
hier, dass die beiden unteren Geschosse aus Kalksteinen
von unregelmässigem Gefüge mit sorgfältiger Ausführung
hergestellt sind; die Pfeiler des Achtecks dagegen be-
stehen in ihrem unteren Theile aus einem Kern von
Bruchsteinmauerwerk mit Verblendung von rothen Sand-
steinquadern , erst oberhalb der vierzehnten Schicht sind
dieselben massiv aus Quadern derselben Steingattung kon-
struirt. Die Achteckspfeiler sind in drei verschiedenen
Höhen, theils durch einfache, theils durch doppelte und
Kreuzanker unter einander verankert. Die Ausführung
der Kuppel ist ebenfalls eine sorgfältige zu nennen, der
Fugenschnitt der Rippen zeigt die Eigenthümlichkeit, dass
derselbe sowohl im Sockel, als in den drei ersten Schich-
ten bleirecht liegt und erst nach und nach von hier aus
FEUILLETON.
Skizzen aus Bosnien.
I.
Besondere Umstände gaben dem Verfasser die seltene
Gelegenheit, mehre Monate in dem, besonders uns Nord-
deutschen noch ziemlich unbekannten Bosnien, der nord-
westlichsten Provinz der europäischen Türkei, zuzubringen.
— Eigentliche Kunstschätze birgt dieses dafür mit Na-
turschönheiten überreich ausgestattete Land freilich nicht
und des Studirungs- und Nachahm ungswerthen ist in der
dortigen Bauweise auch nicht gerade allzuviel enthalten.
Aber da mir gleichzeitig auch nichts ferner liegen kann,
als etwa mit einer Baugeschichte Bosniens, oder einer
ähnlichen gelehrten Abhandlung vor den Leserkreis der
Deutschen Bau-Zeitung zu treten, so darf ich es, ohne auf
alles Interesse zu verzichten, doch vielleicht unternehmen,
in kurzen abgerissenen Zügen zu skizziren, in welchem
originellen und primitiven Zustande sich unsere edle Kunst,
das Bauwesen, dort — „hinten weit in der Türkei“ —
befindet.
Zum Verständniss der in Bosnien üblichen Bauweise
muss man zunächst im Auge behalten, dass die Einwohner-
schalt, bis auf die türkischen Beamten, fast durchweg
slavischer Abstammung, also mit den Bewohnern der an-
grenzenden österreichischen Provinzen eines Stammes ist.
Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, wenn wir den-
selben echt slavischen Holzbauten, die schon vom süd-
lichen Steiermark an uns begleitet haben und in den
Niederungen der Save mit geringen Modifikationen sich
finden, jenseits der Save in Bosnien wieder begegnen.
| Namentlich sind es die von der christlich gebliebenen Be-
völkerung bewohnten Gebirgsdörfer , auf deren charakte-
i ristische Bauweise die Herrschaft der Türken noch wenig
Einfluss ausgeübt. hat. Bei dem grossen Reichthum an
Waldungen, den das Land, trotz der unsinnigsten Ver-
wüstung derselben, noch heute besitzt, ist ausserdem das
Holz das natürlichste, bequemste und billigste Baumaterial
für die Landbevölkerung, obgleich es auch an vorzüg-
lichen Hausteinen und Thonlagern durchaus nicht fehlt.
Für die stärkeren Konstruktionstheile verwendet man vor-
zugsweise Fichten-, Tannen- oder Eichenholz. Braucht
der Fiskus oder ein Privat-Unternehmer Holz, so werden
je nach Bedürfniss die stärksten und tauglichsten Stämme
gefällt; was dann nicht gebraucht wird, sowie das junge
Holz, das der Baum vielleicht beim Fallen mit niederge-
rissen hat, bleibt liegen und vermodert unbenutzt. Das
Bauholz wird sodann, wenn es grössere Stämme sind,
meist durch Ochsen zur Baustelle geschleift, oder, wie
z. B. das zur Herstellung der Schindeln nnd ähnlicher
kleinerer Konstruktionstheile zu verwendende Holz, in
kürzere Stücke zerschnitten auf Pferden transportirt, da
fahrbare Strassen in diesem Gebirgslande noch zu den
Seltenheiten gehören. Auf dem Bauplatze wird es soweit
als nöthig, vierkantig beschlagen. Es macht einen eigen-
thümlichen Eindruck, wenn man bei dieser Arbeit den
Bosniaken mit untergeschlagenen Beinen und dabei den
unvermeidlichen Tschibuk rauchend, sitzen sieht.
478
dem Mittel zugeht, aus welchem der Bogen konstruirt ist.
Die Felder der Kuppel zwischen den Rippen sind aus
1 1 “ starken Sandsteinplatten konstruirt.
Ueber den Befund der Kirche und des Thurmes nach
stattgehabtem Brande giebt der Bericht folgendes Resultat.
Was zunächst die Beschädigungen der Kirche betrifft, so
konnten durch den Brand des Daches und dessen Ein-
sturz nachtheilige Folgen auf ein Ausweichen der Um-
fassungswände bewirkt sein, zumal die Umfassungen und
Pfeiler eine beträchtliche Höhe haben und die Veranke-
rung durch die Binderbalken jetzt aufgehoben war. Die
angestellten Ablothungen haben aber ergeben, dass die
Umfassungen des Chores und des Querschiffes zwar 1 bis
2 Zoll Überhängen, doch ist diese Abweichung zu gering,
um Besorgniss einzuflössen und scheint überdies schon alt
zu sein, nach dem Lostrennen der Gewölbekappen zu
schliessen. Die Mauern oberhalb der Gewölbe, auf wel-
chen der Dachstuhl ruhte, sind stellenweise nicht uner-
heblich beschädigt, die Trennungswände zwischen Chor und
Querschiff und zwischen Letzterem und dem Langhaus zeigten
sich, abgesehen von dem unerheblichen Brandschaden, in
baulich mangelhaftem Zustande. Bei den Gewölben rüh-
ren an der Mehrzahl derselben nur unbedeutende Be-
schädigungen vom Brande her und hat der Zusammensturz
des Dachstuhls kaum eine Spur hinterlassen. Von den
zahlreichen Rissen sind nur wenige von Bedeutung; meist
ist ein Lostrennen der Gewölbe von den Umfassungs-
mauern erfolgt, die Risse haben aber sicher schon früher
bestanden und sich nur von Neuem geöffnet. Man hat
dieselben daher auch, um die Kirche provisorisch wieder
benutzen zu können, von Neuem ausgemauert und ausge-
zwickt. Nur die Gewölbefelder des nördlichen Seiten-
schiffes des Langhauses, wo die Flammen unmittelbar
hineinschlagen konnten, haben Schaden gelitten, so dass
hier die Absteifung eines Gewölbes nöthig wurde. An-
dere Beschädigungen im Innern erstreckten sich nur auf
die theilweise zerstörte Verglasung, auf den Anstrich, so-
wie auf das Herabstürzen des grossen Gaskronleuchters
im Chor, so dass es möglich war, die Kirche bereits bis
zum 27. Oktober vorigen Jahres soweit wiederherzustel-
len, dass der Gottesdienst darin abgehalten werden konnte.
Die Verheerungen des Brandes an den äusseren Theilen
der Kirche beziehen sich ausser dem zerstörten Dach
meist auf die Strebepfeiler, Fenstergewände und Vergla-
sung, sowie auf das herumlaufende Kafsims und das Süd-
portal; auch das Hauptgesims des Langhauses wurde auf
der Nordseite theilweise stark beschädigt.
Für den Pfarrthurm hat der Brand schwerere Fol-
gen gehabt. Im Allgemeinen hat das Bruchsteinmauer-
werk von dem Feuer wenig, dss Backsteinmauerwerk gar
nicht gelitten, dagegen sind der rothe Sandstein und die
als Binder benutzten Basalte theilweise stark angegriffen.
Der untere Stock des Thurmvierecks zeigt in der Thurm-
halle keine grossen Beschädigungen, durch das Ansam-
meln des Brennstoffes auf dem Gewölbe der Thurmhalle
haben aber die inneren Fenstergewände des oberen Stocks
stark gelitten, so dass von den Profilen kaum noch etwas
sichtbar ist; auch das Rippengewölbe über diesem Mittel-
stock ist sehr zerstört. Die grössten Verheerungen hat
das Feuer, des mächtigen hölzernen Innenbaues und der
Glockenstühle wegen, au den schlanken Pfeilern des Acht-
ecks hervorgebracht. Im Innern sind alle Gliederungen
der Pfeiler auf eine bedeutende Tiefe abgesprengt, im
Aeusseren haben namentlich die gegen Osten gelegenen
Pfeiler, welche direkt dem Feuer des Kirchendaches aus-
gesetzt waren, erheblich gelitten. Ganz besonders haben
i die Verankerungen der Pfeiler wegen der Ausdehnung
! des Eisens mannichfachen Schaden verursacht, so dass die
Quadern theilweise gesprengt und aus ihrem Lager ver-
schoben sind. An einigen Stellen sind jedoch verkittete
alte Sprünge sichtbar, und lässt sich daher wohl der
Schluss ziehen, dass diese Schäden nicht allein von dem
Dombrande herrühren. Das schöne Rippengewölbe, wel-
ches das Achteck abschliesst, ist so verletzt, dass die eine
Rippe abgesteift werden musste. Nicht minder hat die
Kuppel im Innern, wo sich das Feuer konzentrirte, ge-
litten. Die Felder aus den 11" starken Platten sind fast
durchgängig in der Mitte ihrer Stärke gespalten, doch
nur unbedeutende Sprünge gehen durch die ganze Stärke
der Platten, so dass im Aeusseren der Kuppel keine we-
sentliche Veränderung durch den Brand zu bemerken ist.
Von allen Schäden des Thurmes war es demnach
namentlich die Zerstörung an den Pfeilern des Achtecks,
welche zu ernsten Befürchtungen über deren fernere
Widerstandsfähigkeit Anlass gab und selbst Zweifel an
der möglichen Erhaltung des Pfarrthurmes erregte. Aut
Grund der vorgenommenen ausgedehnten Untersuchung
glaubte aber die Kommission nach reiflicher Ueberlegung
und nach bestem Wissen und Gewissen den Ausspruch
thun zu können:
„dass der alte treue Freund Frankfurts, der schöne
majestätische Thurm, der so manches Jahrhundert die
Geschicke der altehrwürdigen Stadt an sich vorüber-
ziehen sah, nicht abgetragen zu werden braucht, sou-
Alle Hölzer werden sodann, sowie sie zugearbeitet
sind, an Ort und Stelle verlegt. Ein vorheriges Abbinden
und Zusammenpassen der Konstruklionstheile kennt man
gar nicht und in Folge dessen sind, ganz abgesehen von
der massenhaften Materialvergeudung, die Verbindungen
der einzelnen Hölzer nach unseren Begriffen nicht eben
zünftig. Zapfenverbindungen sieht man verhältnissmässig
selten, häutig dagegen Ueberschneidungeu und Anblattung,
was bei der meist bedeutenden Stärke der Hölzer ihrer
Festigkeit nicht übermässig Eintrag thut; Schwalben-
schwanzverbindungen und ähnliche komplizirtere Kon-
struktionen sind natürlich ganz unbekannt. Die gewöhn-
lichste Verbindung zweier Hölzer wird durch ein oder
zwei sechszöllige Eisennägel hergestelll.
Eine besondere Geschicklichkeit, trotz der oben be-
schriebenen unbequemen Stellung, besitzt der Bosniak
übrigens in der Herstellung der Schindeln für die Be-
dachung. Dieselben werden mit einem Beile aus frischen
Rothbuchenscheiten gespalten, haben meist eine Länge
von 3 — 4', etwa 1' Breite und iya" Dicke. Sie sind
an der einen stärkeren Seite mit einer Nuth versehen,
während sie an der andern Seite keilförmig zugeschärft
sind., In ähnlicher Weise werden auch die zwischen den
Balken diagonal oder rechtwinklich eingeschobenen Schal-
bretter für die Holzdecken in den Wohnräuinen angefer-
tigt. Was die übrigen eigenthümlichen Konstruktionen
in Holz betrifft, so denke ich darauf noch später-
hin bei der Beschreibung einzelner Gebäude zuriiekzu-
konnnen.
An Steinmaterialien steht, wenigstens in den Theilen
des Landes, die ich zu besuchen Gelegenheit hatte, fast
überall ein sehr feinkörniger, weisser und röthlicher
kristallinischer Kalkstein zu Gebote, der den Hauptstock
der Gebirge bildet und z. B. in der Nähe von Serajewo,
der Provinzial-Hauptstadt, in vorzüglicher Qualität und in
mächtigen Blöcken gebrochen wird. Leider versteht man
denselben nicht gut zu bearbeiten, obgleich er. wie ver-
schiedene ältere Beispiele in bosnischen Klöstern und
Moscheen zeigen, sehr wohl politurfähig wäre. Zu Ar-
chitekturtheilen wird er nur selten, in Serajewo und ander-
wärts dagegen fast ausschliesslich zu Grabsteinen von Juden,
Christen und Türken benutzt. Seine Hauptverwendung
findet er gebrannt zur Mörtelbereitung und als Anstrich
für die mit Lehm abgeputzten Holz- oder Fachwerks-
wände. Auch die wenigen massiven Bauten werden höchst
selten in natürlicher Farbe gelassen, sondern meist all-
jährlich frisch abgeweisst. Dem Mörtel setzt man. um ihn
magerer zu machen , in Ermangelung von Sand zer-
schlagene Stückchen ungebrannten Kalk, Lehm oder auch
Hede zu, letztere besonders da, wo er zum Abputz ver-
wendet werden soll. Einen ganz guten hydraulischen
Mörtel stellt man in einigen Theilen des Landes her, in-
dem man zu einem Theil gebrannten Kalk etwa drei
Theile einer zwischen dem Kalkgestein lagernden rothen
eisenhaltigen Erde zusetzt.
Ferner fehlt es auch an hinreichenden Lagern von
brauchbarem Thon zur Ziegelbereitung nicht. Meist
werden die Ziegel jedoch im Feldbrand und in so unge-
479
dern Kunde geben soll unseren Kindern und Kindes-
kindern von der Grösse des bürgerlichen Gemeinsinns,
der ihn erstehen liess.“
Bei den Vorschlägen zur Herstellung des Bau-
werks wurde die Kommission von Erwägungen geleitet,
wie sie seit dem unglücklichen Brande wohl jeden Kunst-
freund bewegt haben, dass nämlich vor Allem zugleich mit
Ausführung der Herstellungsarbeiten der Ausbau und die
Vollendung des monumentalen Bauwerks in das Auge
zu fassen sei. Die allgemeinen Gesichtspunkte für eine
solche Restauration sind in dem Berichte der Kommission
zwar enthalten, die Wichtigkeit der dabei zur Sprache
kommenden Fragen veranlassten dieselbe jedoch, den An-
trag zu stellen, noch eine Berufung auswärtiger, im
gothischen Monumentalstil hervorragender Techniker vor-
zunehmen. Diesen Theil ihrer Aufgabe daher einer spä-
teren Ausarbeitung vorbehaltend, beschränkte die Kommis-
sion sich darauf, über diejenigen Herstellungsarbeiten zu
berichten, welche die Erhaltung des Bauwerks bedingen.
Bei der Kirche und ihren Anbauten erstrecken sich
diese Arbeiten vernehmlich auf die Bedachungen, wobei
vor Allem zwei Punkte berücksichtigt werden müssen,
einmal die Form, welche dern monumentalen gothischen
Bau entsprechen muss, dann die Unverbrennlichkeit des
zu wählenden Materials. Die Erledigung des ersten
Punktes einer späteren Vorlage überlassend, spricht sich
die Kommission in Bezug auf das Letztere dahin aus,
sämmtliche Dächer in Eisen zu konstruiren und denselben
eine geeignete Metalldeckung ohne Holzunterlage zu ge-
ben. Die Mauern und Gewölbe der Kirche bedürfen im
grossen Ganzen nur der Ausbesserungen, nur die Gewölbe
des nördlichen Seitenschiffes des Langhauses werden theil-
weise gänzlich erneuert werden müssen, ebenso ist hier
die Erhaltung der Umfassungsmauer noch sehr in Frage
zu stellen. Die vom Feuer beschädigten Steinmetzarbeiten
der Kirche, im Innern und Aeussern sind in geeigne-
ter Weise zu restauriren oder gänzlich zu erneuern. Die
Verglasungen der Fenster bedürfen einer umfassenden
Reparatur, ebenso ist der Fussboden der Kirche zu er-
neuern.
Bei den Herstellungsarbeiten des Thurm es würde
im unteren Geschosse die Restauration der beiden Portale
in ihren Steinmetz- und Bildhauerarbeiten, sowie Erneu-
erung der Thüren in stilgerechter Weise vorzunehmen
sein. Mit der Reparatur des Maasswerks und der Dienste
der Fenster wäre auch noch die Ausführung des im Ori-
ginalplan ausgesprochenen äusseren Maasswerks zu be-
werkstelligen. Im oberen Geschoss des Thurmvierecks
sind die gänzlich zerstörten inneren Fenster profile in ihrer
früheren Form wieder herzustellen; der völlige Ausbau
dieser Fensteröffnungen durch die Ausführung des projek-
tirten Maasswerks dürfte wünschenswerth erscheinen. Das
Rippengewölbe im Schluss dieses Geschosses muss durch
ein neues, in eben derselben Weise, mit ausgemanerten
Feldern in sichtbarer Konstruktion, ausgeführtes Gewölbe
ersetzt werden. Die Pfeiler des Achtecks müssen in ihrer
früheren Form wieder hergestellt werden, die Verluste
ihrer Masse sind den Schichten entsprechend aus Qnadern
derselben Steingattung zu ersetzen. Die Ausführung des
im Originalplan angegebenen Fenstermaasswerks wäre
hierbei nicht nur in architektonischer, sondern auch na-
mentlich in konstruktiver Beziehung als eine wirksame
Verspannung der sehr schlanken Pfeiler besonders zu
empfehlen. Insbesondere glaubt jedoch die Kommission
auf eine nothwendige Verbesserung der Verankerungen
der Pfeiler hinweisen zu müssen, um den schädlichen Ein-
wirkungen derselben vorzubeugen. Die beschädigten Stre-
bepfeiler des Achtecks sind ihrer Architektur gemäss auf
das Gründlichste herzustellen, und da dieselben mittelst
der Strebebögen die schlanken Pfeiler des Achtecks unter-
stützen, so glaubte die Kommission zur grösseren Sicherung
der letzteren die Ausführung der im Originalplan projek-
tirten zweiten Strebebögen vorschlagen zu müssen. Statt
der zerstörten Holzkonstruktion im Innern des Achtecks
ist zum Tragen der Glockenstühle eine Eisenkonstruktion
anzubringen. Bei den Herstellungsarbeiten der Kuppel
fragt es sich, ob dieselbe wieder als Wohnung für den
Thürmer oder nur zum zeitweisen Aufenthalt desselben
ausgebaut werden soll ; der Innenbau samrat dem Gebälke
müsste dann in unverbrennlichem Material konstruirt werden.
Die beschädigten Rippen würden in geeigneter Weise zu
repariren sein. Endlich erklärte die Kommission, dass
die Kuppel bei einer geeigneten Verstärkung wohl fähig
sei, den Aufbau des im Originalplan enthaltenen Thürm-
chens auf derselben tragen zu können.
Zum Schlüsse weist der Bericht darauf hin, dass alle
Vorsichtsmaassregeln und Sicherungen des Baues durch
unverbrennliche Bestandtheile doch keinen genügenden
Schutz bieten würden , so lange bei einem ausbrechenden
Brande die Flammen der angrenzenden Häuser das Bau-
werk erreichen können, und dass daher auch aus diesem
Grunde die schon in ästhetischer Hinsicht gebotene, weit-
greifende Freilegung des Doms erfolgen müsse.
(Schluss folgt.)
nügender Qualität hergestellt, dass man es den Bauherren
nicht verdenken kann, wenn sie die Steine lieber luft-
trocken verwenden und sich die Mühe des Brennens
sparen. Ziegeldächer, wo sie vorhanden sind, werden
gewöhnlich auf Schindelschaalung, meist ohne Mörtel,
mit Hohlziegeln eingedeckt. In Folge dessen müssen sie,
damit die Ziegel nicht herabrutschen, eine bedeutend
flachere Neigung als die meist sehr steilen Schindel-
dächer haben und sind dadurch wieder für das dortige
Klima unpraktisch, weil bedeutendere Schneemassen im
Winter einen zu starken Druck auf den Dachstuhl aus-
iiben , dessen Konstruktion hierauf auch nicht im Min-
desten berechnet ist. Mit Recht zieht man deshalb dieser
Art von Ziegeldächern ein gutes Schindeldach noch vor.
Metall wird zu Konstruktionstheilen verhältnissmässig
in sehr geringen Mengen angewendet. Nur die Kuppeln
der Moscheen und die Spitzen der Minarets sind ge-
wöhnlich mit Weissblech, neuerdings auch mit Zink ein-
gedeckt.
Wenn ich nunmehr, um ein möglichst getreues Bild
der Art und Weise der üblichen Bauausführung geben zu
können, mehr oder weniger auf bestimmte Beispiele ein-
gehen will, die ich kennen lernte, so bietet sich mir zu-
nächst als ein besonders frappantes Beispiel aus dem Ge-
biete des Hochbaus der Bau einer Kaserne, den ich zu
Derbend, einer der ersten Ortschaften der Türkei, die ich
betrat, ziemlich eingehend zu besichtigen die Gelegenheit
hatte.
Der Oberst des Kavallerieregiments, für welches das
Gebäude bestimmt war, als solcher Oberleitender des
Baues, empfing uns auf einem aus Balken und Bohlen
improvisirten Divan, von dem aus er bei Tschibuk und
Kaffee seine Anordnungen für den Bau traf. Einer der
Herren Stabsoffiziere, der die Pläne dazu entworfen und
(nach unsern Begriffen freilich etwas skizzenhaft) zu Pa-
pier gebracht hatte, leitete die technische Ausführung,
während die Handarbeiten grösstentheils von den Soldaten
selbst ausgeführt wurden. Dadurch kommen derartige
Bauten dem Fiskus natürlich verhältnissmässig billig zu
stehen. Nur zur Ausführung der feineren Tischlerar-
beiten, Thüren, Fenster etc. waren geschulte Handwerker,
meistentheils aus den angrenzenden österreichischen Pro-
vinzen herangezogen.
Das Hauptgebäude selbst bildet ein Rechteck von
etwa 250' Front und 60' Tiefe. In dem mittleren Theile
befindet sich ein durch die Tiefe des Gebäudes durch-
gehender breiter Flur, der zugleich die Treppen nach dem
oberen Geschoss enthält und den einzigen Ausgang aus
sämmtlichen Stallräumen bildet. Diese sind nämlich in
dem untern Geschoss zu beiden Seiten des Flures ange-
legt und jeder derselben ist auf 100 Pferde berechnet,
welche in vier Längsreihen an hölzernen Krippen ohne
Raufe stehen, während zwei 6' breite Gänge hinter den
je 12' tiefen Ständen der Pferde entlang führen. Im
obern Geschoss befinden sich, von dem durchgehenden
Mittelkorridor aus zugänglich, in grossen Sälen die Wohn-,
resp. Schlafräume der Soldaten. Das Möblement der-
selben besteht natürlich nur in der üblichen, als Stuhl,
480
Chicago und seine lläiiserhehnng.
Ueber die durch ihre Lage und ihren bedeutenden
geschäftlichen Verkehr so interessante Stadt Chicago im
Staate Illinois ist zwar schon in den verschiedensten
Journalen berichtet und ist unter den dortigen kühnen
und gewaltigen technischen Ausführungen vor Allen auch
die im grossartigsten Maasstabe unternommene Häuser-
hebung bekannt geworden: an einer technisch klaren und
richtigen Darstellung dieses Unternehmens hat es jedoch,
soviel dem Unterzeichneten bekannt geworden ist, bis jetzt
gefehlt. Um eine solche zu erhalten, ist derselbe mit
einem dortigen, früher in Berlin ansässigen Architekten
in Verbindung getreten, dessen freundlicher Mittheilung er
die nachstehenden Notizen im Wesentlichen verdankt.
Bevor jedoch an den eigentlich technischen Bericht
gegangen werden kann, wird es nothwendig sein ein kurzes
Bild von der Entwickelung und der gegenwärtigen Be-
deutung Chicagos zu entwerfen; denn nur aus diesem wird
es verständlich werden, welche Gründe eine so ausserge-
wöhnliche, nach europäischen Verhältnissen gemessen gar
nicht zu begreifende Maassregel, wie die Höherhebung
ganzer Stadttheile, veranlassen konnte.
Chicago, am Michigan-See und zwar am Ausfluss des
Chicago, eines im Uebrigen sehr unbedeutenden Flusses
belegen, zählte kurz nach seiner Gründung im Jahre
1830 : 70 Einwohner, zehn Jahre später 1840:4853 Ein-
wohner — 1845 : 12088 Einw. — 1850 : 29963 Einw. —
1860 : 110973 Einw. — 1865 : 178900 Einw. — im Jahre
1867 endlich, also noch nicht 40 Jahre nach seiner Grün-
dung, 230000 Einwohner. — Welche Gründe ein so ra-
pides Wachsthum veranlasst haben, kann hier nicht näher
erörtert werden, zunächst jedenfalls die für den Handel
äusserst günstige Lage der Stadt.
Ein Kanal, welcher 1836 angefangen und 1848 voll-
endet wurde, verbindet Chicago mit dem Illinois; derselbe
ist namentlich deshalb von Wichtigkeit für den Handel,
weil er die Verbindung mit dem Mississipi- Missouri -Ge-
biet herstellt. Die erste Eisenbahn nach Eigin wurde
erst 1850 gebaut. Jetzt verbindet ein Eisenbahnnetz von
fast 5000 Meilen Chicago mit dem ganzen Illinois-Staat,
mit 16 Handelsplätzen am Mississippi und Missouri, mit den
Prairien von Jowa, Wisconsin, Minnesota und Missouri, auf
3 Wegen endlich mit den atlantischen Städten und erstreckt
sich fast bis zur Minenregion des Superiorsees. Ein nicht
minder lebhafter Verkehr findet zu Wasser Statt, denn
904 Fahrzeuge (77 Dampfschiffe, 827 Segelschiffe) mit
10000 Matrosen vermitteln den Handel der Städte an
den Binnenseen.
An Wichtigkeit voran steht der Getreidehandel.
Die Ausfuhr Chicagos betrug im Jahre 1838:78 Bushel
Getreide — 1853 : 6,500000 B. — 1854 : 12,932320 B.
— 1860:31,108759 B. — 1861 : 50,481862 B. — 1862:
I 56,484110 B. — im Kriegsjahr 1864 : 47,124494 Bushel.
(1 Bushel = 0,6613 preussische Scheffel). 17 Elevators
heben das Getreide in Magazine, von wo es sofort ver-
laden wird. Der geschäftliche Verkehr zwischen Liefe-
ranten und Spediteuren findet dabei fast ausschliesslich
durch Anweisung über Qualität und Quantität seine Er-
ledigung.
Nächstdem hat der Viehhandel sehr bedeutende Di-
mensionen angenommen. Täglich passiren Chicago 1000
Stück Rindvieh, die vom Westen nach dem Osten gehen; in
den drei für Verpackung von Schweinefleisch geeigneten
Wintermonaten 1863 wurde daselbst das Fleisch von
904,659 Schweinen verpackt. — Zur Aufnahme des Viehes
sind grosse Viehhöfe (stock yards) angelegt, welche im
März 1867 vollendet wurden und 2 Millionen Doll. Kosten
verursacht haben. Es sind darin vollständige Stallungen
für 20000 Stück Rindvieh und überdachte Stallräume für
75000 Schweine und 20000 Schaafe vorhanden. Kein
Donnerstag ist seit der Eröffnung vergangen ohne dass
sie gefüllt gewesen wären. Die Hauptstrasse dieses grössten
Viehhofes der Welt, die ihren Namen mit dem ßroadtvay
New-Yorks theilt, ist 1 Meile lang und 75' breit. An hervor-
ragenden Gebäuden zählt derselbe das Houghhaus (Hotel
für Viehhändler, für 200 Gäste eingerichtet und Bankhaus,
welches täglich 500000 Doll, einnimmt und auszahlt),
Telegraphenbureaux u. A.
Erwähnt sei endlich noch der Versand von Nutz-
holz nach den Prairien; 1866 verkaufte Chicago 614 Mill.
laufende Fuss Nutzholz.
Doch mag es mit dieser Schilderung genug sein. Bei
Anlage der Stadt war selbstverständlich an eine so bedeu-
tende Vergrösserung nicht gedacht worden und war sie für
eine solche nichts weniger als günstig; denn da der Michigan
See in einer Hochebene liegt, die sich nach Süden und
Westen abdacht, so befand sich das Terrain der Stadt mit
‘ dem Niveau des Sees in einer Höhe, stellenweise sogar
noch niedriger als dieses. Auf eine Entwässerung, die
unter solchen Umständen unmöglich war, hatte man mit
amerikanischer Sorglosigkeit nicht eher Rücksicht genom-
Bett und Tisch benutzten rings an den Wänden herum-
laufenden Estrade. Selbst auf Heizungsanlagen war trotz
des ziemlich rauhen Klimas nicht weiter Bedacht ge-
nommen, denn im Felde, erwiderte man mir auf meine
Frage, könne der Soldat ja doch auch keinen Ofen mit-
nehmen! Möglich dass die nach oben dringende Stall-
wärme diesem Uebelstande abhelfen wird.
Auffallend ist neben dieser sparsamen Ausstattung
die ganz unglaubliche Verschwendung von Material, die
als eine ganz natürliche Folge der mangelhaften Konstruk-
tion überall zu Tage tritt. Das Gebäude selbst ruht, da
der Baugrund ziemlich sumpfig ist, auf einem stehenden
Rost; in welcher Weise derselbe jedoch konstruirt war,
liess sich nicht mehr ermitteln, doch sollten, wie der Herr
Rittmeister mir mit Genugthuung versicherte, die Pfähle
drei Manneslängen tief eingerammt sein. Die Mauern
des untern Geschosses sind ca. 3 — 4' stark in Back-
steinen ausgeführt und in ziemlich fettem Kalkmörtel,
aber ohne jeden regelmässigen Verband, gemauert. Die
Balkenlage wird durch fünf starke, mindestens zwölf-
zöllige Unterzüge, die noch durch ebenso starke Sattel-
hölzer unterstützt sind, getragen, und in ähnlicher Weise
ist auch die Balkenlage für das obere Geschoss konstruirt,
dessen Zwischenwände ganz in Holz ausgeführt sind. Die
Konstruktion des Daches, eine Art dreisäuliges Hänge-
werk ist hingegen trotz der auch hier vielfach zu Tage
tretenden unnöthigen Materialverschwendung, eine ratio-
nellere als man sie gewöhnlich bei den dortigen Ge-
bäuden findet. Selbst an diagonalen Verstrebungen fehlt
es demselben nicht ganz, während im Allgemeinen die
bei uns so beliebten, ja oft für unerlässlich erklärten
Kopfbänder eine dem Bosniaken fast vollkommen unbe-
kannte Erfindung zu sein scheinen.
Die etwa 15' breite Oeffnung des Thorweges ist mit
Hausteinen in einem Stichbogen überwölbt, desgleichen
die Fenster in Backsteinen, doch haben dieselben nach
aussen, wie der Oberst mir sagte, der Billigkeit halber,
(um nämlich die gebogenen Fensterrahmen zu ersparen),
einen geraden Sturz erhalten. Von Kunstformen findet
sich an dem ganzen Gebäude, abgesehen von einem ver-
krüppelten Kämpfergesims an der V ülbung des Thor-
weges, keine Spur. Der Bau der Nebengebäude, die sich
nach dem Hofe zu an dieses Frontgebäude an zwei Seiten
anschli essen sollten und dazu bestimmt sind, die 1 utter-
kammern. Küchen, Bäder und sonstige V irthschaftsräume
aufzunehmen, war noch nicht begonnen, doch werden
dieselben jedenfalls ganz in derselben Weise ausgeführt
werden.
Uebrigens erschien der Umstand, dass jenes 15' breite
Thor für Menschen und Vieh den einzigen Ausweg bil-
dete, besonders für den Fall einer Feuersgefahr auch dem
kommandirenden General der Provinz, der die Revision
der Bauzeichnungen zu besorgen hatte, zu bedenklich,
und wollte derselbe anordnen, dass nachträglich an der
Hoffront noch einige Thüren durchgebrochen werden
sollten.
(Fortsetjung folgt.)
481
men, als bis die Dimensionen der Stadt bereits so gross
geworden waren, dass an eine Verlegung derselben nicht
mehr zu denken war. Und diese Lebensfrage war es,
welche demnächst zu dem kurzen Entschlüsse führte, zur
Beseitigung der bestehenden Mängel ganze Strassen
und Stadttheile zu erhöhen.
Was blieb den Besitzern von Gebäuden an solchen
zu erhöhenden Strassen übrig, wenn sie ihre Gebäude
nicht bedeutend entwerthet sehen wollten , — so schreibt
unser Gewährsmann — als ihre Häuser dem neuen Ni-
veau entsprechend mit in die Höhe zu bringen? Die
Arbeiten wurden ausgeführt. Hier muss freilich bemerkt
werden, dass die Schwierigkeiten derselben nicht so gross
waren, wie dies in einer entsprechenden europäischen
Stadt der Fall sein würde, weil noch sämmtliche Strassen
Chicagos nicht gepflastert sind. Nach Vollendung dieser
ersten Arbeiten, durch welche das Terrain etwa um 4'
erhöht worden war, kam man indessen zu der Einsicht,
dass das erzielte Resultat noch keineswegs genügend sei,
und ohne sich weiter zu besinnen wurde eine weitere Er-
höhung von 3' beschlossen und ausgeführt. Daher kommt
es, dass an verschiedenen Gebäuden zweimal die Kraft der
Schraube probirt werden musste.
So wurden denn gleichzeitig ganze Blocks , die meis-
ten Gebäude der Lake -Street, eine der frequentesten und
schönsten Strassen Chicagos, gehoben. Gleichzeitig
• deswegen, weil es durchweg üblich ist, dass zwei neben
einander liegende Gebäude eine gemeinschaftliche Zwischen-
wand als Brandmauer haben, die zum Auflegen der Balken
beider Gebäude benutzt wird. Balken werden überhaupt
nie auf die Fronten, sondern stets parallel mit diesen
verlegt, was seinen Grund darin findet, dass die einzelnen
Parzellen (Lots') bis höchstens 30', meist indessen nur 25 1
in der Front messen und daher dem Gebäude das an Tiefe
ersetzt wird, was ihm an Frontabmessung fehlt. Es wurde
z. B. ein Block , bestehend aus ca. 40 einzelnen, hohen
Gebäuden mit massiven Stockwerken, um 7 Fuss gehoben;
die früheren Keller dieses Gebäudes, zu denen man viel-
leicht auf 10 Stufen hinunter steigen musste, sind zu ele-
ganten Verkaufslokalen zu ebener Erde umgewandelt.
Allerdings tragen verschiedene dieser Gebäude die Spuren
noch an sich , dass ihr Untergeschoss ursprünglich andern
Zwecken gedient hat, als heut. Wieder andere Gebäude,
welche ursprünglich ohne Kellergeschoss waren, erhielten
ein solches von 7' Höhe.
Die Hebung selbst der kolossalsten Gebäude in Chi-
cago, des Tremonthouse, des Briggs Hotel , der Metropolitan
Hall und viele andere geben Zeugniss, dass die Amerika-
ner nicht leicht vor einer Schwierigkeit zurück schrecken.
Briggs Hotel z. B., ein Eckgebäude von 6 Stockwerken
Höhe und 150 — 200 Fuss Front, wurde vor 2 Jahren um
18" gehoben, welche Arbeit in ca. 6 Wochen vollständig
ausgeführt wurde. Hierbei ist aber zu bemerken, dass
sämmtliche Gebäude, selbst die grössten, nur massive Um-
fassungswände haben, während alle inneren Wände aus
Holz bestehen , und dass es üblich ist, Schornsteinröhren
getrost auf hölzerne Konsolen in diesen Holzwänden auf-
zubauen, mithin die Last eines in dieser Art konstruirten
Gebäudes nicht entfernt derjenigen gleich kommt, welche
ein gleich grosses in Berlin haben würde.
Allgemein üblich ist übrigens, selbst bei Gebäuden von
sechs Stockwerken, die Umfassungswände nur 12" stark auf-
zuführen, welche letztere, beiläufig gesagt, noch dazu in
dem alten englischen Verband konstruirt sind, bei welchem
bekanntlich immer erst die achte Schicht eine Strecker-
schicht ist, alle anderen dazwischen liegenden aber Läufer-
schichten sind , bestehend aus dreimal hinter einander
verlegten 4 breiten Läutern. Wird nun ausserdem auf
ein sauberes äusseres Mauerwerk Rücksicht genommen
und die Aussenseite mit gepressten Steinen verblendet,
so ist diese 4 " breite Läuferverblendung, mit den dahinter
liegenden Steinen durch nichts als nur durch den allerdings
sehr guten Mörtel verbunden , bis zum Hauptgesims aus-
geführt.
Gleichviel indessen, welche Schwere ein Gebäude
haben mag; der Kraft der Schraube muss Alles weichen,
ln beisteheuder Skizze sind die zur raising (Hebung)
der Gebäude benutzten Schraubensätze dargestellt. Es wer-
den von denselben (Fig. 1) an die massiven Umfassungs-
wände des zu hebenden Gebäudes so viele angesetzt, als
eben nur Platz finden, und zwar, wenn möglich, eine
neben die andere. Bei einem Eckhause von 25' Länge
Fig. 2. Fig. 4. Fig. 3.
Zoll 12 9630 1 2 3 4 Fuss.
an der einen Front und ca. 80' an der andern, dienten
160 Schrauben ausserhalb und ebensoviele innerhalb der
Kellermauern zur Hebung. Ebenso waren die mit a be-
zeichneten Tragebalken in möglichster Anzahl angebracht,
was sich selbstredend nach der Länge der Frontpfeiler
richtet. Andernfalls werden dieselben bei vollen Wänden
in der Regel (ns 4' von einander entfernt durch die Mauer
verlegt. Sind nun alle Tragebalken gegen die Unterlags-
hölzer und das darüber befindliche Mauerwerk ordentlich
verkeilt, sind ferner die in Fig. 2 dargestellten Schrauben,
welche zur Unterstützung der über den Schaufenstern
liegenden entweder steinernen oder hölzernen Träger
verwendet werden, fest angezogen und bei Thür- und
Fenster - Oeffnungen durch die in Fig. 3 angedeutete
Schraubengattung die Anschläge, wo solches nöthig ist,
gegen einander gesteift, so beginnt die möglichst gleich-
zeitige Drehung der Schrauben. Ein Arbeiter hat in der
Regel nicht mehr als höchstens 12 Schrauben zu ver-
sehen und geht ein solcher mit einer 4' langen, zollstarken,
runden, eisernen Stange von einer zur andern, beim je-
desmaligen Durchgehen seiner ihm überwiesenen Anzahl
jede Schraube einen halben Gang herum drehend. Das
Kommando zum Beginnen des Drehens geschieht durch
ein helltönendes Pfeifensignal des Foreman (Polier). Lautlos
erhebt sieb das von seinen Bewohnern natürlich nicht
verlassene Gebäude mit seinen Verkaufs - Lokalen und
Waarenlagern. — Mit völliger Ruhe sitzt die candy
schwelgende Lady in ihrem rocking chair am Fenster, gar
nichts Merkwürdiges darin findend, dass zwei oder drei
Stockwerke unter ihr dem Gebäude das Fundament ent-
zogen ist, und mit ebenso grosser Ruhe streckt der Yankee
seine langen Beine auf seinem Tisch aus, dem Genüsse
des vielbeliebten Tabaksaftes mit ewig bewegten Kinn-
backen sich hingehend.
Es wurde beim Heben eines Gebäudes beobachtet,
dass jede Schraube eine halbe Umdrehung in durchschnitt-
lich 5 Minuten macht und dass dieses Gebäude an einem
aus 10 Stunden bestehenden Arbeitstag um 12" in die
Höhe gebracht wurde. Das Resultat ist deswegen wohl
nicht erheblicher, weil es eine geraume Zeit erfordert bis
die Unterlagen etc. bis zu dem Grade, wo sie erst Wider-
stand leisten, zusammengedrückt sind.
Es wurden gewöhnlich kieferne Hölzer zu Unterlagen
482
und Traghölzern verwendet, ebenso zu den Theilen, welche
den Schrauben zur Aufnahme dienen und in welche die
Muttern eingelassen sind , wie die Skizze zeigt. Höher
als 16 bis 18" werden die Schrauben nicht gedreht; denn
werden die Gebäude höher gehoben, so wird je die zweite
Schraube entfernt, ein neues Unterlager gelegt und
auf diesen auf’s Neue gestellten Schrauben die Hebung
fortgesetzt, bis die andere Hälfte, die stehen geblieben,
frei geworden ist und dann auch höher gestellt werden
kann, worauf wieder die Arbeit mit der ganzen Anzahl
der Schrauben fortgesetzt, wird. Die Schrauben selbst,
Fig. 4, sind gut gearbeitet, haben bei 21/a/i Durchmesser
eine Länge von 2' und auf 1 Fuss 24 Gänge, welche nach
der Skizze geformt sind.
Noch zu bemerken ist, dass es zu dieser Arbeit ein
ganz besonders ausgebildetes Handwerk der House Mover
and Baiser giebt, die auf die bedeutendsten Arbeiten vor-
bereitet sind, da es vorkommt, dass bis zu 2000 Schrauben
und mehr au einer Hebung erforderlich sind.
G. Knoblauch.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Hannover. —
Die Sitzung des Vereins am 7. Oktober c. wurde von dem
Vorsitzenden mit Mittheilungen, die inneren Angelegenheiten
des Vereins betreffend, eröffnet. Nachdem hierauf die Ab-
stimmung über die Aufnahme dreier neuer Mitglieder voll-
zogen worden, gab Hr. Professor Rühlmann Mittheilungen
bezüglich des grossen Amsterdamer Kanals.
Derselbe ist bestimmt, eine direkte Verbindung des unmit-
telbar vor Amsterdam gelegenen schmalen Theiles des Zuider-
See’s, das „Y“ genannt, mit der Nordsee herzustellen. Die
Dauer der Fahrt von Amsterdam bis in die offene Nordsee,
welche jetzt, da der Zuider-See der Schiffahrt nicht genü-
gende Sicherheit und den meisten Schiffen auch nicht ausrei-
chende Wassertiefe bietet, durch den grossen Nordholländi-
schen Kanal stattfindet, soll hierdurch um ca. 24 Stunden
abgekürzt werden. Die bis jetzt in Angriff genommenen
Arbeiten bestehen in der Herstellung des Kanals durch die
Dünen zwischen Velzen und Beverwijk, in der Eindämmung
des Wijker Meeres, in der Erbauung von Schleusen in grossen
Dimensionen nahe den Dünen der Nordsee und an der Mün-
dung des Y in den Zuider-See, sowie in der Anlage eines
Hafens vor der Mündung des Kanals in die Nordsee. Die
Gesammtlänge des Kanals beträgt ca. 23000 Meter, seine
grösste Breite, im Wasserspiegel gemessen, 60 Meter, die
durchschnittliche Wassertiefe 7,5 Meter, so dass sich, bei
zweifüssiger Anlage der Böschungen, die grösste Breite der
Kanalsohle zu 30 Meter ergiebt. Die Molen zur Bildung des
Hafens erhalten eine Länge von ca. 1500 Meter; die Herstel-
lung derselben aus künstlich gebildeten regelmässigen Blöcken
ist die bei den neueren Bauten in den französischen Häfen
der Nordsee im Allgemeinen übliche. Für den Transport der
Erdmassen zur Herstellung des Kanals, welcher auf sehr grosse
Entfernungen stattfinden muss, ist eine schmalspurige Eisen-
bahn angelegt, auf welcher durch entsprechend gebaute Loko-
motiven die Erdtransportzüge bewegt werden. Die Gesammt-
kosten der Anlage sind auf 27 Millionen holländische Gulden
veranschlagt ; die holländische Regierung hat für etwa die
Hälfte dieser Summe eine 4'/»prozentige Zinsgarantie über-
nommen, auch eine Unterstützung in Höhe von 21/» Millionen
Gulden zugesagt; der Gesellschaft des Unternehmens, an deren
Spitze des Londoner Bankhaus H. Lee & Sohn steht , fallen
ferner die durch die Kanalanlage in dem Wijker Meere und
dem Y gewonnenen Ländereien zu. Der ganze Kanal wird
voraussichtlich im Jahre 1875 vollendet werden.
Am Schlüsse dieses Vortrages erläuterte Hr. Rühlmann
noch eine sehr sinnreiche, nach dem Prinzip der Zentrifugal-
Pumpen konstruirte Vorrichtung an den bei den erwähnten
Arbeiten im Gebrauch befindlichen Baggermasehiuen zur Be-
seitigung der ausgebaggerten Massen.
Die wieder auf die Tagesordnung gestellten „ Mitthei-
lungen über die XV. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure“ fielen wiederum aus. Hr. Baurath v. Kaven gab
hierauf einige Erläuterungen über Photolithographie nach der
Natur, unter Vorlage mehrer sehr gelungener Produkte des
Photographen Schwab zu Hannover. — n.
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
31. Oktober 1S68. Vorsitzender Hr. Boeckmauu; anwesend
147 Mitglieder und 13 Gäste.
Nachdem sich eiu Theil der Gäste, diesmal in ungewöhn-
lich grosser Zahl, zum Zwecke ihrer Aufnahme in den Ver-
ein vorgestellt hatte, machte der Vorsitzende neben mehren
unwesentlicheren geschäftlichen Anzeigen die erfreuliche Mit-
theilung, dass es den Bemühungen des Vorstandes endlich
gelungen sei, für die Sitzungen des diesmaligen Winters ein
geräumigeres Lokal, die Aula der Friedrichsstädtischen Re-
alschule, Kochstrasse No. 66, zur Miethe zu erhalten und dass
bereits die nächste Versammlung dort abgehalten werden
solle.
Hr. Blankenstein begann hierauf einen längeren Vor-
trag über die von ihm aufgenommene Marienburg. Indem
wir uns Vorbehalten eventuell auf denselben zurückzukommen,
wenn er beendet sein wird und wir im Stande sein werden,
unsere Mittheilung durch einige Darstellungen zu erläutern,
wollen wir für heute nur anführen, dass der Vortragende nach
einem Abriss der Geschichte des deutschen Ordens und seiner
Wirksamkeit in Preussen zunächst eine allgemeine Beschrei-
bung von der Situation der Burg gab und darauf näher auf
den ältesten Theil derselben, das Hochschloss einging, über
dessen verschiedene Erbauungsperioden und ursprüngliche Ge-
stalt er durch Lokaluntersuchungen mehre neue, jedoch noch
nicht ganz abgeschlossene Ansichten gewonnen hat.
Eine beiläufige Bemerkung des Vortragenden über die
auch in der Marienburg angewendeten Ziegel- Verblen-
dungen und ihre Bewährung gab zu einer lebhaften Diskus-
sion über den Werth und die Zulässigkeit einer (nachträglich
eingesetzten) Verblendung, wie sie gegenwärtig so häufig ist,
Veranlassung.
Während Hr. Adler ein derartiges Verfahren, für das
die Erfahrungen noch fehlen, als im hohen Grade bedenklich
perhorreszirte und darauf hin wies, dass die römischen Back-
steinbauten, bei denen eine Verblendung niemals vorkäme, fast
noch unversehrt seien, während mittelalterliche Bauwerke, bei
denen die Verblendung eines Mauerkerus mit Backsteinen
besserer Sorte sehr häufig ist, auf Grund dessen erhebliche
Zerstörungen erlitten haben, wurde von den Hrn. Bo eck-
mann und Heidmann betont, dass derartige Zerstörungen
doch wohl hauptsächlich der Anwendung des polnischen Ver-
bandes zuzuschreiben seien und dass Fälle, wo eine richtig
ausgeführte Verblendung sich nicht gehalten hätte, nicht nach-
gewiesen seien.
Die Herren Schwatlo und Dircksen machten auf die
Missbrauche aufmerksam, die bei nachträglicher Anwendung
der Verblendung sich einstellen. Während dieselbe bei rich-
tig gemauerter Verzahnung und Anwendung eines wenig
schwindenden (mit Zement versetzten) Mörtels nach völligem
Setzen des Mauerwerks wohl unbedenklich angewendet werden
könne, wird doch in Wirklichkeit nicht immer Schicht und
Verband gehalten, namentlich nicht bei Bögen, und es kommt
oft genug vor, dass mehre Schichten der Verzahnung fortge-
hauen und die Blendsteine einfach mit Mörtel angeklebt wer-
den. Herr Dircksen, der dies nicht zum Wenigsten der
Sucht zuschrieb, in der Fa9ade engere Fugen halten zu wol-
len, ohne dass die Verblendsteine dazu (wie in München) keil-
förmig geformt werden, sprach sich überhaupt gegen die herr-
schende Vorliebe für feine Verblendsteine aus, denen gegen-
über gute hartgebrannte Ziegel mit Unrecht zurückgesetzt
werden. Hr. Adler pflichtete dem bei und äusserte die An-
sicht, dass dies für Berliner Verhältnisse namentlich noch da-
durch verschlimmert werde, dass man einen dunklen rothen
Ton der Ziegel verlange. Dieser sei bei dem in nächster
Nähe zu beziehenden Materiale nur durch schwächeres Bren-
nen zu erzielen, während die gut ausgebrannten härtesten
Steine aus demselben Materiale meist eine ganz helle Färbung
zeigen.
Indem die Herren Boeckmaun und Möller auf die
praktische Unmöglichkeit hinwiesen, die Anwendung einer
Verblendung ganz auszuschliessen, und letzterer namentlich
die Meinung aussprach, dass ohne eine solche der Backstein-
Rohbau in Berlin fast eine Unmöglichkeit sei, schloss die
Diskussion, die wir übrigens keineswegs in allen ihren Einzel-
heiten wiedergeben konnten und die wohl später noch eine
Fortsetzung finden dürfte. Vielleicht nimmt das „Notizblatt
des Vereins zur Fabrikation von Ziegeln etc.“ das Thema auf.
Eine Beantwortung der eingegangenen Fragen wurde der
vorgeschrittenen Zeit wegen vertagt. — F. —
Vermischtes.
Das Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von
Ziegeln, Thonwaaren etc. bringt im 4. Heft d. J. folgende
Notiz.
Freunden keramischer Erzeugnisse diene zur Nachricht,
dass die sogenannten Apostelöfen, d. h. solche, wie deren
einer im Lutherzimmer der Wartburg zum grössten
Theil im Original noch vorhanden ist, bei dem Kunsttöpfer
Hierzu eine Beilage.
483
Herrn A. Sältzer in Eisenach käuflich zu haben sind.
Hie Kacheln in der alten Form und mit grüner Glasur kosten
je nach der Grösse eines Ofens 76 bis 90 Tlilr. — Ein Ofen
in grösserer Dimension mit graphitartiger Glasur und Por-
traits von Hutten, Sickingen, Luther u. s. w. kostet in
sauberer Durchführung 106 Thlr.
Statt der Wachsfarbe, welche unstreitig für die Reliefs
der Oefen geeigneter ist, als die Bleiglasuren, verwendet
Herr Sältzer allerlei Stoffe und sind besonders die Proben
interessant, wo Kupferschlacke in Pulverform aufgetragen ist
und durch das Einbrennen ein lebhaftes Farbenspiel entwickelt.
Mit Sprüchen und Emblemen versehene Bierhumpen,
Vasen nach antikem Muster mit ausgeführten Bildern und
dergl. mehr geben Zeugniss für das künstlerische Streben, was
hier mit dem Handwerk verbrüdert ist. - r -
Die Eisenbahn - Bauthätigkeit im Gebiete des norddeut-
schen Bundes ist zur Zeit eine bedeutende; es sind als län-
gere Baustrecken zu nennen :
1. Die Berliner Verbindungsbahn unter der Direktion
der Niederschlesisch - Märkischen Eisenbahn.
2. Die Venlo - H am b urger (Paris -Hamburger) Eisenbahn
unter Leitung der Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn.
3. Die unter der Eisenbahn- Direktion zu Elberfeld (Bergisch-
Märkische Bahn) stehende Ruhrthalbahn.
4. Die Bahn von Gotha nach Leinefelde unter der Di-
rektion der Thüringischen Eisenbahn.
5. Die von der Magdeburg- Halberstädter Eisenbahn - Gesell-
schaft begonnenen Berlin - H annöverschen Bahnen,
bestehend aus den Strecken Berlin - Stendal , Stendal-
Lehrte und Stendal -Uelzen.
6. Die Bahn von Halle nach Guben mit Zweigbahn Cott-
bus-Sorau und die Mär k isc h -Posener Bahn.
7. Die unter der Eisenbahn - Direktion zu Saarbrücken ste-
hende Bahn von Saarbrücken nach Saargemünd.
8. Die auf Kosten des Sächsischen Staates zu bauende di-
rekte Bahn von Leipzig nach Chemnitz.
9. Die Zweigbahn Ruh b ank - L an des h ut-Lieb au unter
Leitung der Kgl. Kommission für den Bau der Schle-
sischen Gebirgsbahn (Anschluss an Schwadowitz - Preuss.
Grenze).
10. Eine Bahn von Lübeck nach Kleinen unter Leitung
der Grossherzoglich Mecklenburgischen Eisenbahn - Bau-
Kommission zu Schwerin.
11. Die zur Zeit des Nothstandes in Ost- und Westpreussen
unter Leitung der Direktion der Ostbahn begonnenen
Eisenbahnen von Schneidemühl über Conitz nach
Dirschau und von Thorn nach Insterburg u. a. m.
Ausserdem steht der Bau einer grösseren Anzahl Bahnen,
darunter die Linien Cottbus -Grossenhain, Annaberg in Sach-
sen - Commotau- Prag, Pirna-Dux, Liegnitz -Grünberg- Rothen-
burg (Station der Märkisch -Posener Bahn), Giessen - Geln-
hausen, Giessen -Fulda, Hanau -Friedberg etc. für die nächste
Zeit in Aussicht.
Zu Franz Mertens „Denkmalkarte des Abendlandes im
Mittelalter“ ist eine neue Ausgabe des Textes erschienen, be-
gleitet von dem Prospekt zu einem grossen Werke: „Das
Mittelalter der Baukunst“, in welchem der Verfasser die
Summe seiner Studien zu veröffentlichen gedenkt ; ausgewählte
Proben aus demselben werden mitgetheilt. Wir behalten uns
vor auf diese Arbeiten ausführlicher zurückzukommen.
Aus der Fachlitteratur.
Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen. Heft XI u. XII.
(Schluss des Jahrgangs 1868.)
A. Aus dem Gebiete des Hochbaues.
1. Friedhof-Kapelle für die israelitische Ge-
meinde in Dresden, von E. Giese (jetzt Professor der
Architektur an der Königl. Kunst-Akademie in Düsseldorf.)
Der Hauptraum der nur kleinen Anlage — die eigent-
liche Begräbniskapelle — ist ein Quadrat von 30' Seite, mit
achteckiger massiver Kuppel (die sich etwas unvermittelt auf-
setzt) überdeckt, und wird durch vier dreitheilige Oberlicht-
fenster erleuchtet. Flankirt ist derselbe von zwei niedrigen
korrespoudirenden Anbauten, von denen der südliche zu einer
\\ ohnung für den Todtengräber bestimmt ist, während nörd-
lich eine Leichenkammer nebst Wärter- und Requisitenraum
augeordnet sind.
Die vier Eck-Lisenen des Gebäudes — der niedrigen Ab-
seiten — sind über das Dachgesims hinausgeführt und endigen
als kurze achteckige Tliürmchen in einer (zwiebelförmigen)
Haube. Der Mittelbau ist über den mit Zink gedeckten
flachen Dächern der Anbauten, der innern Kuppel ent-
sprechend, gleichfalls achteckig angeordnet und mit einem in
Schiefer gedeckten Zeltdache geschlossen. — Das Aeussere ist
in romanischen Formen, mit Ausnahme des östlichen und
westlichen Portales zur Kapelle ziemlich schmucklos, gebildet.
Die sämmtliehen Architekturtheile sind in Naundorfer Sand-
stein, die Flächen in Kalkmörtelputz ausgeführt.
Die angegebene Kostensumme bezieht sich gleichfalls auf
die Einfriedigung des Platzes — drei Seiten „volle Mauer mit
Schäften“, auf der Strassenseite mit durch schmiedeeisernes
Gitter geschlossenen Wandfeldern; da von derselben jedoch
weder Zeichnung noch Längen mitgetheilt sind, so ist die an-
geführte Ziffer völlig werthlos.
2. Maria delle carceri in Prato (Toscana), mitge-
theilt auf zwei Blatt Zeichnungen von Joseph Durm in
Carlsruhe, demselben Architekten, dessen in grosser Menge
auf dem Hamburger Architektentage ausgestellte geniale Reise-
skizzen unser Interesse lebhaft in Anspruch genommen.
Die Kirche, eine der reizvollsten Zentralbauten des
XV. Jahrhunderts (1485 begonnen), ward von Giuliano da
Sangallo in drei Jahren im Innern vollendet, während das
sehr einfache Aeussere bis jetzt noch nicht zum Abschluss ge-
kommen ist, da die beabsichtigte Marmorverkleidung kaum
bis über das erste Gesims hinaus reicht und die Giebel noch
roh dastehen. — Der Grundriss bildet ein griechisches Kreuz,
dessen geradlinig abgeschlossene, 6m- lange Arme mit Tonnen-
gewölben überdeckt sind, während der Mittelraum, 11, 5m- im
Quadrat, von einer auf kurzem Tambour angeordneten Kuppel
überspannt ist, welche durch zwölf Rippen und dazwischen
angeordnete kleine Rundfenster belebt und von einer Laterne
gekrönt wird. — Der über den die Wandflächen schmücken-
den Eck-Pilastern angeordnete Fries — Fruchtguirlanden von
Kandelabern getragen — wie die vier Evangelisten in den
Gewölbzwickeln* **)) sind Terraeotta - Arbeiten von den
Robbia (PAndrea della Robbia 1435 — 1528), weiss auf blauem
Grund. —
Burckhardt bezeichnet die Gesammt Wirkung mit:
„höchster Zauber des Raumes und edelgemässigte Dekoration“.
— Das Urtheil dieses geistreichen Kunstgelehrten unange-
fochten gelassen, kann dasselbe durch die vorliegende Zeich-
nung allein nicht vollständig bestätigt werden; — ihr fehlt
der poesievolle Schmelz der Farbe.
2. Rathhaus zu Breslau. In der bekannten charakte-
ristischen Darstellung von Lüdecke, zwei Blatt Zeichnungen
mit der Holzdecke über dem Erker des Schöffenzimmers,
Fries und Krönung des Schranks im Fürstensaale, Kapital
der Mittel- und einer Wandsäule ebendaselbst und eines Kron-
leuchters aus Messingguss. — Mit diesen Darstellungen ist
der Kreis der genannten vortrefflichen Aufnahme, deren wür-
dige Publikation nur durch die Munilizenz des Magistrates zu
Breslau'1*) ermöglicht werden konnte, geschlossen, und hat die
Verlagsbuchhandlung (Ernst & Korn) sich ein besonderes
Verdienst dadurch erworben, dass sie diese Blätter in ähn-
licher Weise wie eine Reihe anderer Monographien auf bes-
serem Papier von grösserem Format als selbstständiges Werk
dem kunstsinnigen (nicht allein Fach-)Publikum darbietet,
dem dasselbe hiermit auf das Wärmste empfohlen sein mag.
— H. —
Konkurrenzen.
Monatsaufgaben für den Architekten - Verein
zu Berlin zum 5. Dezember 1868.
I. Ein Erbbegräbnissplatz, mit der Rückseite an der Um-
fassungsmauer eines öffentlichen Kirchhofes gelegen, von
30' Breite und 8' Tiefe soll eine Gruft für circa 20 Särge
erhalten. Der Theil über der Erde soll mit einer würdigen
Einfriedigung, die Rückwand mit Gedenktafeln, Büsten, Re-
liefs etc. versehen werden. Verlangt: 2 Grundrisse, 1 An-
sicht, 1 Durchschnitt, 1 Detail. Maasstab: yi8 , für’s Detail
Vu der natürlichen Grösse.
II. Zu einer bei einer Stadt von ca. 6000 Einwohnern
zu erbauenden Kopfstation für Personenverkehr mit drei Ge-
leisen soll der Entwurf gefertigt werden. Die Bahn ist ein-
geleisig. Die Züge haben vor der Station und nach dem
Verlassen derselben Steigungen von 1 : 80 zu überwinden.
Als Zufuhrweg soll eine vorhandene Strasse benutzt werden,
deren Pflaster 18' unter der Oberkante der Schienen liegt
und welche keine Veränderung erleiden darf. Die Räume
für den Dienst und für das Publikum sind theils in Höhe
der Bahn, theils im Niveau der Strassen anzuordnen. Auf
*) Im Querschnitt sind die betreffenden Felder leider unausge-
füllt geblieben und machen dieselben den Eindruck von leeren
Oeffnungen, was die harmonische Totalwirkung der Zeichnung un-
gemein abschwächt.
**) Wir können uns nicht enthalten bei dieser Gelegenheit
einer ganzen Reihe ähnlicher Korporationen zuzurufen: „Gehet hin
und thuet desgleichen!“ —
484
die Beförderung von Vieh und Eilgütern ist Rücksicht zu
nehmen. Es sind der Situationsplan des Bahnhofes im Maass-
stabe von 1 : 2500, sowie die Grundrisse und der Querschnitt
des Empfangsgebäudes zu entwerfen. Maasstab für die Grund-
risse und Querschnitte der Gebäude: '/.»o.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Am 31 Oktober haben bestanden: das B au meiste r- Examen:
Albert von Schütz aus Worbis; das Baufüh re r - Examen :
Wilhelm von den Bercken aus Bochum, Louis Meyer aus
Spandau, Eduard Rabe aus Burg, Rudolph Mattern aus
Koenigsherg i. P.
Offene Stellen.
1. Ein Baumeister findet dauernde Beschäftigung bei der
Wasser -Bau -Inspektion zu Frankfurt a. 0. Der Antritt kann so-
fort erfolgen.
2. Zwei geübte Zeichner für Architektur- resp. Feldmesser-
Arbeiten werden gegen gute Diäten gesucht. Meldungen, nebst
einer Probe- Zeichnung bei der Direktion der Grossherzoglicheu
Friedrich -Franz -Bahn in Malchin.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren U. in Hannover,
L. in Berlin W. in Frankfurt a. O., z. N. in Rathenow.
Architekten -Verein zu Berlin.
Den verehrlichen Mitgliedern zeigen wir hierdurch an, dass
bis auf Weiteres die regelmässigen Sonnabends- Versammlungen
in her üwia itcr üontijltdjcn ftealfdjulc
Koch -Strasse No. 66
stattfinden werden.
Die Bibliothek bleibt bis zum Bezüge des voraussichtlich 1. Okto-
ber nächsten Jahres vollendeten Baues des neuen Vereins -Lokals
in den bisherigen Räumen, Oranien-Str. 101. 102. und ist gegen-
wärtig von 9 — 1 und von 3 — 8 Uhr geöffnet; der bisherige Hör-
saal ist zum Lesezimmer umgestaltet.
Zunächst laden wir hiermit zur Eröffnung des neuen Sitzungs-
saales durch die
Haupt -Versammlung am Sonnabend
den 7. November, Abends 7 Uhr
ergebenst ein.
Tagesordn ung:
1) Aufnahme neuer Mitglieder.
2) Monats- Konkurrenzen.
3) Berathung der neuen Geschäfts -Ordnung.
4) Vortrag des Hrn. Franz Mertens über seine Denkmal-Karte.
Der V orstand.
Adler. Bo eckmann. Hagen. Koch. Lucae.
Röder. Weishaupt.
Ein junger militärfreier Mann, welcher im vergangenen Jahr
seine Bauführerprüfung in Kassel gut bestanden, sucht auf den 1.
k. M. eine Stelle als praktischer Bauführer. Gef. Offerten unter
W. D. in der Exped. d. Ztg.
Ein junger Xintiiieriiiaatn sucht zu seiner weiteren Aus-
bildung Beschäftigung im Bureau eines Zimmermeisters. Adressen
bittet man unter E. S. an die Expedition dies. Zeitung zu richten.
Ein durchgebildeter Maurt'rmeitttcr, im Zeichnen und
Veranschlagen geübt, sucht ein Unterkommen bei einem Königl.
Baubeamten oder bei Bau- Ausführungen.
Die Verlobung unserer ältesten Tochter Elise mit dem König-
lichen Baumeister Herrn W. Kyllmann beehren sich hierdurch
ergebenst anzuzeigen.
Berlin, den 2. November 1868. B. Afinger und Frau.
Elise Afinger,
W. Kyllmann,
Königlicher Baumeister.
Verlobte.
Eine wenig gebrauchte liokoinohile von 6 — 8 Pferde-
kräften wird zu kaufen gesucht. Offerten sub G. H. in der Expe-
dition dieser Zeitung.
Eine der ersten, im besten Betriebe sich befindenden Ofeil-
Fabriken in Berlin soll wegen andauernder Kränklichkeit
des Besitzers baldigst verkauft werden. Adressen unter V. W. 152
nach der Expedition des Fremden-Blattes, Wilhelmsstrasse No. 75.
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Dorotheen-Strasse 16.
MOTIV.
Das Motiv feiert am Donnerstag, «len 13, Novem-
ber im Saale des Odeons, Oranienstrasse No. 52, sein dies-
jähriges llegrüssungsfest, wozu es hiermit seine Freunde
und Mitglieder freuudlichst einladet. Beginn 8 Uhr Abends.
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Staaten Nordamerika^. — Aus der Fachlitteratur: Erkam’s Zeit-
schrift f. Bauw. Heft 11 u. 12. — A. d. Zeitsehr. d. Vereins deutsch. Ing.,
Heft9. — Entwürfe v. Stallgebäuden v. Schubert. Entgegnung. — Kon-
kurrenzen: Rathhaus z. Dortmund. — Pe r so n a 1 - Nac hr i c h t e n.
Der Dom zu Frankfurt am Hain.
(Schluss.)
Der Antrag der Kommission einheimischer Sachver-
ständiger, dieselbe durch die Berufung auswärtiger Tech-
niker zu verstärken, um das Programm für die Vollen-
dung des Domes auszuarbeiten, wurde von dem Bauamt
der Stadt Frankfurt (wie es scheint unter Wirkung an-
derweitiger Einflüsse) dahin aufgenommen, dass unter dem
27. Februar d. J. die Dombaumeister Voigtei von Köln,
Denzinger von Regensburg und Schmidt von Wien
zur Abgabe eines besonderen Gutachtens über die Wieder-
herstellung, den Ausbau und die Freilegung des Domes
aufgefordert wurden. Die drei genannten Dombaumei-
ster fanden sich Ende März d. J. in Frankfurt ein und
haben ihren Bericht in einem Gutachten vom 28. März
niedergelegt. Sie erklären in demselben, auf Grund des
im Kommissions- Bericht vom 22. Januar vorhandenen
reichen Materials und an die darin gegebene Darstellung
des Befundes der Kirche
anknüpfend, sofort ihr Gut-
achten über die offen ge-
lassenen Fragen sowohl,
als überhaupt über die in
dem Berichte ausgesproche-
nen Ansichten abgeben zu
können.
Was zunächst die W ie-
derherstellung der Be-
dachungen der Kirche
und ihrer Anbauten be-
trifft, so wird in Bezug
auf die Gestaltung und
äussere Form derselben be-
merkt, dass beim Chor und
Querschiff keine Veranlas-
sung vorliege, eine von
der früheren abweichende
Form in Vorschlag zu brin-
gen. Bei der eigenthüm-
lichen Anlage des Kreuz-
baues an der Domkirche zu
Frankfurt erscheine es geboten, diesem Theil eine gleiche Be-
handlung der Dachung wie dem Chor zu gehen oder überall
die Anlage von Walmen durchzuführen. Die Dachung
des Langhauses dagegen, welche in ihrer früheren Ge-
staltung unwahr war, indem hier eine Anlage mit erhöhtem
Mittelschiff simulirt wurde, muss künftig der inneren An-
lage des Hallenbaues entsprechen. Mit Rücksicht aber
aut die Herstellung des Vierungsthurmes ist es nöthig,
allen hier zusammenstossenden Dächern gleiche Neigung
zu geben, so dass demnach, da auch die Höhe des Ge-
simses am Langhause festgehalten werden muss, das Dach
unvermeidlich gebrochene Dachflächen erhält. Hierdurch
wird Gelegenheit gegeben in stilgemässer Weise das zu
erreichen, was früher durch Theilung des Daches in drei
/I Domplatz. B Garküchenplatz. C Weckinarkt. D Krautmarkt.
a Dom. b Pfarrthurm. c Kreuzgang. d Sakristei.
Theile bewirkt werden sollte. Die Brechungslinie der
Dachneigung und zugleich die Hauptrinne des Langhaus-
daches kommt nämlich dann in gleiche Höhe mit dem
Hauptgesims oder vielmehr der Dachrinne des Quer-
schiffes und des Chores zu liegen. Der unterhalb lie-
gende Streifen der Dachfläche soll dann als Dachsaum
in einer von der übrigen Dachfläche abweichenden Art
dekorativ behandelt werden, bei Metalldeckung durch ver-
schiedene Streifen, bei Schieferdeckung durch wechselnde
Lagen oder Anwendung verschieden farbiger Stücke. Für
Herstellung eines Dachstuhles aus Eisen spricht sich das
Gutachten ebenso entschieden aus , wie der Bericht der
Kommission; nur bezüglich der Deckung des Daches ist
ersteres dafür, dieselbe auf Brettern oder Latten zu be-
festigen. Als Deckungsmaterial selbst wird Schiefer empfoh-
len, da die Schieferdachung die landesübliche sei und auch
am besten zu der eigen-
thümlich ernsten Einfach-
heit des ganzen Baues
passe. Die Form der
Dachungen der Anbauten
wäre bei zu behalten , nur
an der Wahlkapelle und
Sakristei würden einige
Aenderungen zur Erzie-
lung grösserer Regelmäs-
sigkeit und einer Freile-
gung der Fenster des
Chores von selbst veran-
lasst sein. Dem Dach-
reiter über der Vierung
Cwird mit dem Ausbau des
Pfarrthurms auch eine
grössere Bedeutung und
r grössere Höhe zukommen,
die Verlegung der Mess-
glocke in denselben würde
e Hoiigas«.. indess nicht zweckmässig
erscheinen.
Ueber die Gewölbe des Langhauses spricht sich
das Gutachten dahin aus, dass dieselben theils der be-
deutenden Beschädigungen im nördlichen Seitenschiff
wegen, theils wegen ihrer unzweckmässigen und unsoliden
Anlage überhaupt, gänzlich umgebaut werden müssen.
Ueberdies würden die Seitenmauern des Langhauses an
und für sich bis zum Gewölbeanfang abgetragen und er-
neut werden müssen, um für die Eisenkonstruktion des
Daches ein passendes Auflager zu erhalten. Auf der
Nordseite wird durch Beseitigung des Kreuzgang- Ueber-
baues die Wand des Langhauses künftig sichtbar werden
und müssen daher ihre Pfeiler, wie auf der Südseite, überdas
Dachgesims hinaus geführt werden, was auch nur durch
einen Umbau der oberen Mauertheile geschehen kann.
488
Was dann die Herstellungsarbeiten am Thurm be-
trifft, von dem wir eine Ansicht nach dem von Kallen-
bach mitgetheilten alten Original-Plane des Ingelheimer
hier beifügen, so erklären sich die drei Dombaumeister
mit den von der Kommission erstatteten Vorschlägen in-
soweit vollkommen einverstanden, als sich dieselben auf
die beiden unteren viereckigen Geschosse beziehen; hin-
sichtlich der Wiederherstellung des Achtecks jedoch sammt
der Kuppel sind dieselben zu einer abweichenden An-
schauung gelangt. Wenn es die bestimmte Absicht ist,
lautet das Gutachten, den Thurm nunmehr gänzlich zu
vollenden und mit allen reichen Detailformen auszustatten,
so dürfen dem dereinst vollendeten Bauwerk keinerlei
Spuren einer früheren Zerstörung mehr anhaften. Dies
wird jedoch nur dann ermöglicht werden können, wenn
gewisse am meisten beschädigte Theile vorerst gänzlich
abgetragen werden. Die Untersuchung der Pfeiler des
Achtecks, sowie der Kuppel hat ergeben, dass ausser der
durch das Feuer bewirkten Beschädigung der innere
Kern des Steinwerks durch die eingelegten Eisenverbin-
dungen in einer bedenklichen Weise angegriffen ist. So
lange nun dieser gefährliche Feind aller Steinkonstruk-
tionen nicht beseitigt ist, kann nicht gesagt werden, dass
der Bestand dieser Bautheile vollkommen gesichert sei,
noch weniger dürfte es gewagt werden, der den Keim
der Vernichtung in sich tragenden Kuppel die an sich
schon sehr kühne Konstruktion der steinernen Laterne
aufzusetzen. Eine gänzliche Beseitigung der Eisenbe-
standtheile, ohne das Steinwerk vollkommen zu alteriren,
erscheint geradezu unmöglich. Abgesehen hiervon würden
auch durch die an dem Steinwerk nothwendigen Aus-
wechselungen von dem alten Baukörper nur wenige
Theile noch übrig bleiben.
In Erwägung dieser Verhältnisse sind die drei Dom-
baumeister zu der Ansicht gelangt, dass es vom rein
technischen und konstruktiven Standpunkte aus geboten
erscheint, den ganzen oberen Theil des Thurmes bis zum
Anlaufe der Fensterbögen des Achtecks vollständig abzu-
tragen und neu aufzuführen. Doch weisen dieselben zu-
gleich darauf hin, dass auch in ökonomischer Hinsicht
die Abtragung dieser Bautheile einer Restaurirung der-
selben vorzuziehen sein würde, indem letztere sehr schwie-
rige und zeitraubende Arbeiten erfordern würde. Jeden-
falls würde immer ein erheblich besseres Resultat ge-
wonnen: die Beschädigungen an den Achteckspfeilern
werden sich gründlicher wiederherstellen lassen und der
Neubau kann den strengsten Anforderungen der Kunst
gemäss, unter Berücksichtignng aller auf dem Gebiete
der Bautechnik gemachten Erfahrungen erfolgen.
Die Vorschläge und Andeutungen des Gutachtens
gehen nun für die eigentliche Wiederherstellung des
Thurmes dahin, zunächst in den unteren Theilen der
Fenster des Achtecks eine Blendung auszuführen, wodurch
eine bedeutende Verstärkung der unteren Pfeilertheile ge-
wonnen werden kann, ohne die ästhetische Wirkung des
Ganzen irgend zu beeinträchtigen. Bei dem Aufbau der
Laterne ist mit ganz besonderer Sorgfalt das Verhältniss,
welches dieselbe auf dem Original -Plane hat, beizube-
halten. Die Laterne muss massiv und breit aus der
Kuppel herauswachsen und in einer feinen Pyramide en-
digen , um den Rhythmus zwischen den Wimpergen und
Fialen des Achtecks und der Kuppel einzuhalten. An-
langend die Strebebögen, welche die Eckpfeiler mit dem
Thurinachteck verbinden, so sind die Dombaumeister
gegen die nachträgliche Ausführung der unteren Strebe-
bögen, obwohl dieselben im Original- Plan enthalten sind;
sie sind der Ansicht, dass die Erbauer des Thurmes
diese Bögen aus ästhetischen Rücksichten fortgelassen
haben. Für den innern Ausbau des Thurmes wird gleich-
falls eine Eisenkonstruktion empfohlen; gegen die Ein-
richtung einer eigentlichen Thürmerwohnung in der
Kuppel spricht sich das Gutachten zwar auch aus, da-
gegen wird hervorgehoben , dass es aus Rücksichten der
Pietät geboten erscheine, die Form der Kuppel mit all’
ihren eigenthümlichen Fensterbildungen, welche auf die
ursprüngliche Bestimmung als Wächterwohnung hiuweisen,
Die HcrstcUuiigsarbcitcn am Kathhause zu Lübeck.
Bei dem Ausfluge, der am 3. September d. J. die Theil-
nehmer der XV. Versammlung deutscher Architekten und
Ingenieure von Hamburg nach Lübeck führte, fiel es bei Be-
sichtigung des Rathhauses den fremden Baumeistern sehr
unangenehm auf, dass die Gewölbe der soeben erst freige-
legten Durcbgangshaüe unter dem Mittelbau des Rathhauses
mit Mörtel verputzt werden sollten. Da dieses Umstandes
auch in der Deutschen Bauzeitung, so wie in der Deutschen
Kunstzeitung gedacht worden ist unter Andeutung der da-
durch veranlassten „unliebsamen Erörterungen“, so ist es der
Zweck dieser Zeilen, den Beweis zu versuchen, dass es nicht
„Barbarei“ und „Vandalismus“ ist, wenn die erwähnten Ge-
wölbe verputzt werden, sondern leider nur eine Folge zwin-
gender Nothweudigkeit.
Wenn die Deutsche Kunstzeitung von dem „sauberen
Rohbau“ der Gewölbe spricht, so ist diese Sauberkeit wohl
nur auf dem Papier des Berichterstatters vorhanden. ln
Wahrheit ist die Konstruktion der Gewölbekappeu zwischen
den profilirten Rippen so roh, dass bei näherer Betrachtung
kein Zweifel darüber obwalten kann, dass diese Kappen gleich
beim ursprünglichen Bau verputzt gewesen sein müssen. Dass
dieser alte Putz jetzt bei der Herstellung mit grosser Mühe
heruntergeschlagen worden ist, hat darin seinen Grund , dass
derselbe mit einer Jahrhundert alten Kruste von Russ über-
zogen war, welcher letztere jedenfalls entfernt werden musste,
wenn man au eine anderweitige Benutzung des gewonnenen
Raumes denken wollte. Zur Erklärung dieses Umstandes
möge den nicht in Lübeck bekannten Fachgenossen dienen,
dass in der fraglichen Rathhaushalle seit miudesteus einem
halben Jahrtausend zwei und zwanzig Goldschmiede ihr Ge-
werbe getrieben haben und zwar in der Art, dass sich um
jeden Gewölbe - Pfeiler vier Feuerstellen gruppirten , von
welchen der Rauch ohne Vermittelung eines Schornsteins an
die Deckeugewölbe schlug und sich von da durch einzelne
Löcher in den Frontmauern einen Ausweg in’s Freie suchen
musste. Es ist erklärlich, dass bei dieser Benutzungsart die
Gewölbe durchaus dem Innern eines recht alten Schornsteiues
gleich waren. Alle Versuche den Russ auf chemischem Wege
zu entfernen, schlugen fehl und es blieb nichts anderes übrig,
als das mühsame Lospicken mit spitzen Hämmern.
Wenn trotzdem die Gewölbe bei der angewandten Vor-
sicht nicht wesentlich gelitten haben, so war doch die Vor-
gefundene Beschädigung derselben höchst bedenklich, da
die Goldschmiede sich nicht gescheut hatten, überall wo es
ihnen passte, die Profilirungen abzuhauen und Mauerwerk
auszustemmen, um sich Raum zu schaffen. Leider zeigte sieh
eine Ergänzung der fehlenden Profilsteine, sowie, eine gründ-
liche Reparatur der Gewölbekappen durch Einwölben einzelner
neuer Stücke unausführbar, wenn man nicht die über dieser
Halle liegenden Rathhausräume der Zerstörung preisgeben
wollte. Die Gewölbe sind nämlich mit losem Sande über-
füllt, und auf diesem stehen die Fachwerkszwischeuwände des
oberen Geschosses ohne jede Rücksicht auf die Stellung der
unteren Pfeiler und der Gurtbögen. Die Fussböden des
Obergeschosses liegen nur auf Lagerhölzern und nicht aut
Balken. Jeder Versuch also, einen schlechten Stein in den
unteren Gew'ölben auszustemmen, um ihn durch einen neuen
zu ersetzen, hatte zur Folge, dass der lose Sand durch die
Oeff’nuug rollte und ein Versacken der oberen Fachwerks-
wände verursachte. Da die Räume des Obergeschosses, welche
die Stadtkasse und die Seuatskanzelei enthalten, nicht ent-
behrlich sind, musste von weiteren \ ersuchen einer derartigen
Gewölbereparatur abgesehen werden. Nur an zwei Stellen
war es möglich, schadhafte Gewölbekappen durch Neuein-
wölben zu repariren, da hier ein Korridor darüber lag,
welcher gepflastert und mit Asphaltfussboden versehen war.
Hier konnte der Saud nach Aufnehmen des Pflasters von
oben wieder nachgefüllt werden.
Unter solchen Umständen musste man sich leider damit
begnügen, die Sicherheit der schadhaften Gewölbe so gut
es gehen wollte, von unten herzustellen und das durch die
ungünstigen Verhältnisse leider zur Nothweudigkeit gewordene
Flickwerk mit einem Mörtelüberzug zu verdecken. Es ist
hierbei die Absicht, bei den genau nach den Vorgefundenen
Resten profilirten, in Zement gezogenen Gewölberippen den
Rohbau durch Vermittelung von Farben wieder zur An-
schauung zu bringen.*) Für die Gewölbekappeu dürfte wohl
die Beibehaltung der geputzten Flächen unbedenklich sein.
— K. —
*) Sollte dies ästhetisch nicht bedenklicher sein, als das \ er-
putzen der Gewölbe an sich es war? (D. Red.)
489
aufrecht zu erhalten, und dass sich hiernach die Eintei-
lung des inneren Raumes richten müsse. Weitere Vor-
schläge beziehen sich dann auf die konstruktive Seite der
Ausführung, auf die Herstellung des neuen Quaderwerkes
und die nöthigen Verankerungen.
Auch auf die würdige Her-
stellung des ganzen Bauwerks
in seinem Aeussern geht das
Gutachten näher ein. Alle feh-
lenden oder zerstörten Archi-
tektur- und Ornament- Theile,
sowie der statuarische Schmuck
sind ergänzend herzustellen. Mehre
Fenster können durch Aende-
rung des Kreuzganges und des
Daches der Sakristei nach Ent-
fernung der Mauerausfüllung wie-
der auf ihre angelegte Höhe
gebracht werden; teilweise müs-
sen sie ein dem Stil der Kirche
entsprechendes neues Maasswerk
erhalten. Der unregelmässige An-
bau an der Ostseite der Sakristei
wäre durch eine im Achteck ge-
schlossene Nische von der Höhe
des unteren Sakristei -Stockwer-
kes zu ersetzen. Durch alle
diese Ausbesserungen ist dann
eine Erneuerung oder ausge-
dehnte Reparatur des inneren
und äusseren Verputzes der
Kirche und ihrer Anbauten ver-
anlasst, wobei selbstverständlich
auf Erhaltung der alten Wand-
malereien und Blosslegung etwa
sich noch vorfindender die nö-
tige Sorgfalt zu wenden ist.
Im Uebrigen wird im Be-
treff der künstlerischen Restau-
ration und Ausstattung des In-
nern der Kirche zunächst die
Tieferlegung des Fussbodens im
Chor der Kirche gefordert, wo-
mit dann die Aenderung der
Chorstühle und der übrigen Ein-
richtung daselbst Zusammenhän-
gen würde. Die Errichtung eines
neuen Hochaltars würde hier-
durch dringend geboten sein, und
könnten die vorhandenen pracht-
vollen Seitenaltäre und Taber-
nakel hinreichenden Anhalt für
die Konstruktion und Detailent-
wicklung eines solchen gewäh-
ren. Auch die Orgel würde in
stilvoller Weise im Geiste des
Baues auszuführen sein. Die
Fenster des Chores könnten,
nach den vorhandenen Resten
der früheren Glasmalerei, sämmt-
lich mit neuen Glasgemälden ver-
sehen werden. Die Herstellung
einer würdigen Pflasterung des
Fussbodens durch Mettlacher
Platten wird vorgeschlagen. Die
letzte Konsequenz der inneren
Ausstattung würde endlich die
Bemalung der Wände bilden;
die Vorgefundenen Wandgemälde
und Bemalungen geben einen
Fingerzeig für die Ausführung
dekorativer Malereien , wobei
jedoch die natürliche Polychromie
in der Farbe des verwendeten
schönen Materials mit in Be-
tracht gezogen werden muss.
Zum Schluss verbreitet sich
das Gutachten der drei Dombaumeister unter Beifügung
einer Situations- Skizze, die wir vorstehend gleichfalls
wiedergeben, ausführlicher über die Freilegung des
Domes und eine würdige Umgestaltung seiner Umgebung,
wobei die unbedingte Zustimmung
zu den im Berichte vom 22. Januar
aufgestellten Anschauungen aus-
gesprochen wird. Eine schleu-
nige Beseitigung der Gebäude
am Fusse des Thurmes erscheine
auch aus dem Grunde geboten,
als für die erste Aufgabe der
beginnenden Bauthätigkeit , die
Anlage der Gerüste und Werk-
plätze, der erforderliche Platz
zur Verfügung stehen muss. Im
Zusammenhänge mit dieser äus-
seren Umgestaltung der Westseite
schlägt das Gutachten noch vor,
eine theilweise Niederlegung des
vorhandenen Kreuzganges vorzu-
nehmen, denselben gewissermas-
sen in seiner ältesten Gestaltung
wiederherzustellen, um die Nord-
seite des Langhauses, sowie die
reich entwickelte und schmuck-
volle Portalhalle mehr zur Gel-
tung zu bringen. Nach BeseF
tigung aller störenden Umbauten
und nach Vollendung der Restau-
ration wird es dann angemessen
erscheinen, die nächste Umge-
bung des Domes zu einer Garten-
anlage und einem öffentlichen
Verkehrsorte umzugestalten. Die
vorhandene Niveaudifferenz der
Strassen und Plätze würde die
Beibehaltung einer niedrigen Fut-
termauer gegen Süden und Süd-
osten bedingen ; für den Abschluss
der Gartenanlage dürfte im Ue-
brigen ein stilgemässes, nicht zu
hohes schmiedeeisernes Gitter auf
niedriger Sockelmauer zu wäh-
len sein. Vor dem Südportal,
welches dann erst zur Geltung
kommen wird, empfiehlt sich die
Anlage eines breiten Podestes,
wobei zugleich auch durch Trep-
penstufen Gelegenheit zur Ver-
mittelung der verschiedenen Ter-
rainhöhen gegeben sein wird.
Portale und Gitterthüren würden
die übrigen Zugänge abschliessen
müssen.
Hiermit wären in Kurzem
die allgemeinen Gesichtspunkte
angegeben , welche sowohl der
Kommissionsbericht als das Gut-
achten der Dombaumeister für
die Wiederherstellung und Voll-
endung des Domes zu Frankfurt
aufgestellt haben. Es wird Sache
der Ausführung sein, die darin
ausgesprochenen Gedanken in’s
Leben zu rufen und zur That
werden zu lassen, dass der Bau
aus seinen Ruinen von Neuem
und vollendeter erstehe, dass
sich das Neue harmonisch zum
Alten füge nach jenen Geset-
zen, die in den Werken einer
gewaltigen Kunstepoche aufge-
stellt. So wird das schwere Er-
eigniss, welches den Bau jetzt
betroffen hat, sich in Segen
verwandeln und Ursache werden
490
zu der bisher nicht erreichten Vollendung. Und möge
durch diese Herstellung und Vollendung des ehrwürdigen
St. Bartholomäus - Domes künftigen Geschlechtern nicht
nur ein Denkmal einer grossen Vergangenheit unseres Vol-
kes erhalten bleiben, sondern auch Zeugniss gegeben
werden von dem künstlerischen Verständnisse unserer
Zeit! — y —
Mittheilungen aus Vereinen.
Ar chitekten - Verein zu Berlin. — Hauptversammlung
am 7. November 1868. Vorsitzender Hr. Boeckman, an-
wesend 151 Mitglieder und 2 Gäste.
Nicht nur durch den Wechsel der Szene bot die erste Ver-
sammlung in dem neuerworbenen Lokale, das in seiner luftigen
Geräumigkeit gegen die schwüle Enge des bisherigen Sitzungs-
zimmers angenehm absticht — eine veränderte Physiognomie,
sondern namentlich auch dadurch, dass eine grössere Anzahl älte-
rer Vereinsmitglieder hieraus Veranlassung genommen hatte, wie-
derum in der Sitzung zu erscheinen. Nachdem der Vorsitzende
dem im letzten Monat funktionirenden Protokollführer Hrn.
Rauch für seine ganz besonders sorgfältigen und ausführlichen
Berichte wiederholt seine Anerkennung ausgesprochen hatte,
machte er zuvörderst Mittheilung über einige an den Verein
gerichtete Schreiben und Zusendungen.
Das Geschäft der Hauptversammlung galt, da das Referat
über die Monats - Konkurrenzen ausfiel, in erster Linie der
Aufnahme von 17 neuen Mitgliedern, der Herren Bode,
Bröckelmann, Caspary, Engler, Franzius, Goering,
Humelet, Muttray, Philippi, du Plat, Reder, Reh-
berg, Saegert, Skaiweit, Streckert, Wessel, Zink-
eisen. Auch die Wiederanmeldung älterer Vereinsmitglieder
ist eine bedeutende gewesen; es wurde beschlossen, dass die
Namen derselben jedesmal durch Aushang bekannt gemacht
werden sollen.
Hr. Lucae erstattete Bericht über die finanziellen Er-
gebnisse des diesjährigen Schinkelfestes, das ein Defizit von
237 Thalern ergeben hat, da der Besuch desselben geringer
war, als erwartet werden konnte. Eine Debatte darüber, wie
dieses Defizit mit den über die Höhe der Ausgaben beim
Schinkelfest gefassten Vereinsbeschlüssen zu vereinigen sei,
blieb ohne eigentliches Resultat, doch wurde der Kommission
Indemnität für die bereits geleisteten Ausgaben bewilligt.
Nachdem sodann auf den Vorschlag des Vorstandes be-
schlossen war, die während des Sommers erst um 5 Uhr
Nachmittags geöffnete Vereins - Bibliothek nunmehr wieder
von 3 Uhr ab zugänglich zu machen, theilte Hr. Adler mit,
dass der Vorstand wegen eines grösseren Vortrags, wie er
im Laufe des Winters vor Beginn der jedesmaligen Versamm-
lungen gehalten zu werden pflegt, mit dem Privatdozenten
an hiesiger Universität, Mitglied des archäologischen Instituts
in Rom, Hrn. Dr. Schöne, in Verbindung getreten sei, der
sich bereit erklärt habe, einen Vortrag über Pompeji, na-
mentlich über die neuesten Ausgrabungen daselbst, zu halten.
Der Verein nahm diese Nachricht beifällig auf und genehmigte
die — wegen ungenügender Betheiligung — eventuell ent-
stehenden Kosten. Der Vortrag soll am 21. November be-
ginnen und bis zum Schluss des Winter-Semesters dauern.
Auf der Tagesordnung stand die Berathung der Ge-
schäftsordnung, für deren einzelne Unterabtheilungen in
letzter Hauptversammlung ein Komite aus je einem resp.
zwei Referenten gewählt worden war — ein Verfahren, das
sich nach Mittheilung des Vorsitzenden ausserordentlich be-
währt hat. Der Vorstand hat die eingegangenen Arbeiten
seinerseits bereits einer Berathung unterzogen und Abände-
rungsvorschläge mit den Referenten vereinbart. Ein Antrag
der Hrn. Ende und Schwatlo, die Berathung der Entwürfe
in einer gemeinschaftlichen Sitzung des Vorstandes und der
Kommission vorzunehmen, wurde abgelehnt, die weitere Be-
handlung der Sache bis zur nächsten Hauptversammlung
verschoben.
Der als Gast anwesende Hr. Franz Mertens gab hierauf,
ankniipfend an seine älteren Beziehungen zum Verein, einige
Erläuterungen seiner Denkmalkarte des Abendlandes im Mit-
telalter und bat den Verein, ein öffentliches Urtheil über den
Werth derselben fällen, sowie ihn in seinen Bestrebungen unter-
stützen zu wollen. Hr. Ende und Hr. Adler, von denen
der letztere darauf hin wies, dass er persönlich eine Würdigung
der Verdienste des Hrn. Mertens um die Begründung der
mittelalterlichen Kunstgeschichte bei keiner Gelegenheit un-
terhissen habe, sprachen einige warme Worte über die Vor-
züge der Karte, die bei Reisen, welche dem Studium mittel-
alterlicher Baudenkmale gewidmet sind, geradezu unentbehr-
lich ist. — Ein etwas näher auf das Detail der Karte
eingehender Vortrag wurde von Hrn. Mertens übrigens für
die nächste Zeit zugesagt.
Von den zur Beantwortung gestellten Fragen rief nur
die eine, über die zweckmässigste Lage der einzelnen Zimmer
eines Wohnhauses nach den verschiedenen Himmelsgegenden,
eine kürzere Diskussion hervor. Wenn auch die sehr spe-
ziellen Unterscheidungen des Fragestellers keine Berücksich-
tigung finden konnten, so wurde doch von mehren Seiten als
feststehend bezeichnet , im Allgemeinen Wohnzimmer nach
Süden, Schlafzimmer nach Osten, Speisesäle etc. nach Westen,
Küche und Nebenräume nach Norden zu legen. Wir behalten
uns vor auf die Frage eventuell zurückzukommen. Herr
Heid mann gab endlich noch eine Notiz über einen am vor-
hergehenden Tage erfolgten Unglücksfall. In einer der hier
neu erbauten Brauereien ist ein gusseiserner Träger, der die
zwischen schmiedeeisernen Trägern gewölbte Decke trug, ge-
brochen und hat den theilweisen Einsturz der Decke ver-
anlasst.
Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem
Danke an die so zahlreich erschienenen alten Mitglieder und
dem Wunsche, dass die Thätigkeit des Vereins in seinem
neuen Lokale eine fruchtbare sein möge. — F. —
Vermischtes.
In dem Marktflecken Adenau in der Eifel findet sich
eine Anzahl älterer Brücken, deren aus Bruchstein konstruirte
Wölbungen nur 20 bis 21" Stärke haben bei einer Spannung
von 22l/i bis 23' und einer lichten Pfeilhöhe von nur 3 bis
31/*'. An den Ecken der Gewölbestirn aber sind Zwickel (für
das Abbiegen der Fuhrwerke) von noch flacherer Wölbung
und von nur 10 — 11" Stärke vorgelegt. Nach dem Vorbilde
dieser Ueberwölbungen sind von mir zu Adenau während der
Jahre 1860 und 1861 mehre Brückenwölbungen in derselben
Konstruktionsweise ausgeführt. Der Baustein besteht aus
einem lagerhaften sandigen Grauwackebruchstein, der Mörtel
aus trefflichem Eifelkalk und einem vulkanischen Sande, der,
eine Zermürmelung der als Baustein so hoch geschätzten so-
genannnten Basaltlava, sich an mehren Punkten der Eifel fin-
det, jenem Sande ähnlich, den wir bei Pompeji an der Ab-
dachung des Vesuves antreffen.
Lipke, Kreisbaumeister.
Die Gesammtlänge aller Eisenbahnen in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika betrug nach „Mor-
gans British Trade Journal“ zu Ende des Jahres 1835 erst
1098 Meilen, dagegen zu Anfang des Jahres 1868 schon 39244
Meilen, deren Anlagekosten auf ca. 390,000,000 Pfd. St. ge-
schätzt werden, eine Summe, die etwas mehr als die Hälfte
der amerikanischen Staatsschuld beträgt. In der Zeit von
1835 — 1868, also in 33 Jahren, sind überhaupt 3S146 Meilen
Eisenbahn gebaut worden, im Durchschnitt jährlich 1156 Mei-
len. Die geringste Länge, die in einem Jahre eröffnet wurde,
war 159 Meilen im Jahre 1S43, die grösseste von 3643 Mei-
len trifft auf das Jahr 1856. Im ersten Kriegsjahre wurden
nur 621 Meilen gebaut. - — Von der Eröffnung der ersten
Eisenbahn in Amerika im Jahre 1830 bis zur Erwerbung von
Kalifornien in 1848 sind 5996 Meilen, im Durchschnitt 316
jährlich gebaut worden. Von dieser Zeit ab bis zum Aus-
bruche des Bürgerkrieges, in einer Periode von 12 Jahren,
wurden 24639 Meilen, oder durchschnittlich 2051 im Jahre
hergestellt. Von da ab bis jetzt sind überhaupt 8587 Meilen
oder 1227 jährlich dem Verkehr eröffnet worden. Das Ver-
hältnis der Meilenzahl der Eisenbahnen zur Bevölkerung
stellte sieh folgendermaassen : im Jahre 1840 kamen auf eine
Meile 7415 Einwohner, 1850 — 3298, 1860 — 1083 und
1S67 — 905 Einwohner.
Aus der Fachlitteratur.
Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 1S6S,
Heft XI und XII.
B. Aus dem Gebiete des Ingenieur wesens.
Das Heft bringt zunächst zwei Beispiele von Eisenbahn-
brücken, welche als Fachwerksträger nach dem Sch wedl e r ’-
sehen Systeme konstruirt sind. Die Eigentümlichkeit dieses
Svstemes besteht bekanntlich darin, dass sich die beiden Gur-
tungen über den Auflagern vereinigen und dabei der oberen
eine solche Form gegeben wird, dass die Diagonalen nur auf
Zug in Anspruch genommen werden sollen, obgleich sie in
den polygonalen Endfeldern einfach angeordnet sind. Das eine
Beispiel betrifft den eisernen Ueberbau der Oderbrücke in
Breslau für die Rechte Oderufer-Eisenbahn; diese Brücke hat
Oeffnungen von 94' Weite zwischen den Auflagermitten, und
zwar sind auf diese Länge sechs mittlere Fache von 12' und
491
zwei Endfache von 11' Weite angeordnet. Das Gewicht des
eisernen Ueberbaues beträgt 7,56 Zentner pro lfd. Fuss Geleise.
— Das zweite Beispiel zeigt den Ueberbau für die grossen
Oeffnungen der Elbbrücke in der Berlin -Lehrter Eisenbahn.
Die Brücke hat Oeffnungen von 202' lichter Weite, und sind
für die beiden Geleise nur zwei Hauptträger angeordnet; die
Querverbindungen sind, wie es für zweigeleisige Brücken im
Allgemeinen am vortheilhaftesten sein dürfte, in 12' Entfer-
nung angeordnet; nur die Endfache sind zu 9' angenommen.
Da gegenüber der Theilung von 12' die Hauptträger eine
grösste Höhe von 30' zwischen den Gurtungsschwerpunkten
haben, ist das System der Diagonalen in zweifacher Ordnung
eingelegt worden. Die Gurtungen bestehen je aus 16 L Eisen,
deren vertikale Schenkel sämmtlich 5" lang sind, während die
von Fach zu Fach stattfindende Aenderung des Querschnittes
durch Variation der abstehenden Schenkel erreicht ist. In
den Eckpunkten sind die L Eisen nach einem Radius von 14'
gebogen. Die Stösse sind so angeordnet, dass in jedem Kno-
tenpunkte 8 L Eisen durchgehen und 8 gestossen sind, wobei,
der dabei günstigeren Anordnung der Stossplatten wegen, die
gestossenen L Eisen über Kreuz zu liegen kommen. Die Ver-
tikalen sind aus je 4 L Eisen konstrüirt, welche durch eine
zwischen liegende Blechplatte von 3/8" Stärke verbunden sind.
Die Diagonalen bestehen aus 2 Stäben von je %" Stärke.
Der horizontale Kreuzverband ist für einen Winddruck von
25 Pfd. pro 0' berechnet. Das Gewicht des gesammten Ueber-
baues beträgt pro lfd. Fuss Geleise 11,775 Zentner.
Demnächst werden im vorliegenden Heft XI und XII
mehre in früheren Heften begonnene Originalartikel zum
Abschluss gebracht und zwar:
1. Der Hafen von Hamburg-Altona, mitgetheilt
von J. Dalmann. In diesem Schlussartikel werden haupt-
sächlich die Vorkehrungen zum Laden und Entlössen der
Schiffe besprochen. Gegenüber den neuerdings vielfach an-
geordneten hydraulischen Krahnen, die in Bezug auf Schnel-
ligkeit und Sicherheit der Arbeit zwar nichts zu wünschen
übrig lassen, jedenfalls aber mit Rücksicht auf die verschiedene
Grösse und Bauart der Schiffe nicht gestatten, das ein Lössen
aus 2 oder 3 Luken stets gleichzeitig erfolgen kann, sind bei
Hamburg-Altona bewegliche Dampfkrahne angeordnet worden.
Dieselben laufen auf Geleisen von 7' 9" engl. Spurweite, haben
31%' engl. Ausladung, und wirkt der Dampf direkt, ohne Kur-
belübertragung , auf die Hebung der Last. Die Konstruktion
wird im Uebrigeu durch Zeichnung ausführlich erläutert.
2. Die Felsensprengungen im Rheinstrom von
Bingen bis St. Goar, mitgetheilt von Hartmann. Es werden
die Ergebnisse aus der zweiten bis vierten Sprengperiode,
fallend in die Jahre 1858 bis 1866, mitgetheilt; eine beige-
gebene Karte bezeichnet durch rothe Töne die abgesprengten
Felsmassen.
3. Die Ausführung des Tunnels bei Altenbeken,
mitgetheilt von Simon. In dem vorliegenden Schlussartikel
werden die Kosten der Förderung, Auszimmerung, der Lehr-
bögen und der Ausmauerung zusammengestellt. Aus dem
Schlussresume ergiebt sich, dass der im Ganzen 432 Ruthen
lange Tunnel pro lfd. Ruthe 1826 Thlr, gekostet hat.
Von Originalartikeln findet sich endlich vor eine Mit-
theilung über den eisernen Oberbau nach dem System des
Reg. u. Bauraths Hilf zu Wiesbaden. Wenngleich dies System
aus mehrfachen anderweitigen Publikationen bereits bekannt
ist, so werden doch nachfolgende, dem Artikel entnommene
Angaben nicht ohne Interesse sein. Das Gewicht dieses Ober-
baus beträgt pro lfd. Meter Geleis = 139,5 Kilogr. und die
Kosten des zum Befahren fertigen Oberbaues excl. der Be-
schaffung des Kieses zur Bettung belaufen sich auf 9 Thlr.
26 Sgr. pro lfd. Meter Geleis. Auf eine Geleislänge von
6 Meter kommen 3 Querverbindungen. Anwendung von diesem
System wurde zuerst im Jahre 1867 auf dem Bahnhofe Ass-
mannshausen der Nassauischen Bahn gemacht. Dies Geleise
hat sich ruhig und gut gefahren; von einem sogenannten Auf-
frieren hat sich nichts gezeigt. In Folge dieser günstigen Re-
sultate ist das zweite Geleis zwischen Oberlahnstein und Ems
der Nassauischen Bahn von 1,7 Meilen Länge nach dem be-
schriebenen System verlegt worden, wobei auf die grössere
Hälfte der schwebende Stoss zur Anwendung kam. Obgleich
in dieser Strecke mehre Kurven von 300 Met. Radius Vor-
kommen, haben die mit dem Geleise vergenommenen Probe-
fahrten die günstigsten Resultate ergeben; es fährt sich ruhiger
und geräuschloser, als ein Geleis mit hölzernen Querschwellen
und liegt unverrückbar. Selbst nach dem Lösen der Quer-
verbindungen zeigten die Schienen, nach einem Befahren mit
voller Geschwindigkeit, nicht die geringste Aenderung der
Lage. Ueberdies stellte sich auch heraus, dass das Fahren
auf dem ruhenden Stosse keineswegs ein härteres war, als auf
dem schwebenden.
Als Mittheilungen aus anderweitigen Quellen sind noch
zu nennen der Schluss eines Aufsatzes über die Reinigung
und Verwerthung des Hauswassers von B. Latham, übersetzt
von E. Wiebe; ferner eine Notiz über den Diggswell- Viadukt
der Great-Northern-Eisenbahn ; sowie endlich eine kurze, durch
Zeichnung erläuterte Angabe über die Ketzer’sche Chaussee-
walze. Diese Walze ist eindeichselig und kann mittelst
eines die Deichsel umfassenden Umringes binnen einer Minute
gewendet werden. Gr.
Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure.
Heft 9. —
1. Zur Organisation polytechnischer Schulen.
Im Juli v. J. wurde von den Professoren der polytech-
nischen Schulen zu Stuttgart und Karlsruhe an die Lehrer-
Kollegien der deutschen technischen Hochschulen die Auf-
forderung gerichtet, zu gemeinsamen Berathungen über die
Einrichtungen , Bedürfnisse und Ziele dieser Lehr - Anstalten
zusammen zu treten, Erfahrungen und Ansichten auszutauschen
und auf gleichmässige Organisation und zeitgemässe Ent-
wickelung hinzuarbeiten. Es sind darauf zustimmende Ant-
worten eingegangen :
vom Rektorat des polytechnischen Institut zu Prag,
von d. Direktion der polytechnischen Schule in Dresden,
vom Rektorat der polytechnischen Schule in München,
von der Direktion der technischen Hochschule in Graz,
vom Rektorat des polytechnischen Instituts in Wien,
vom Direktorium d. Kollegii Karolini i. Braunsehweig,
vom Direktorium des technischen Instituts in Brünn.
Dagegen haben sich ablehnend geäussert:
d. Direktion d. eidgenössischen Polytechnikums i. Zürich,
die Direktion der Königl. Gewerbe-Akademie in Berlin,
die Direktion der polytechnischen Schule in Hannover.
Keine Antwort ist eingegangen:
von der Königl. Bau-Akadomie in Berlin.
Mit Rücksicht auf die letzteren norddeutschen techni-
schen Hochschulen, deren spätere Theilnahme noch zu erwarten
steht, wird nun von der Ausführung des Projektes in diesem
Jahre abgesehen und einstweilen eine Reihe von Fragen,
welche zunächst zu erörtern sein würden, zur allgemeinen
Kenntniss gebracht. Es sind dies folgende:
1) das Wesen und die Stellung der technischen Hochschule
im Verhältniss zur Universität;
2) Lehr- und Lernfreiheit und ihre etwaige Begrenzung im
Interesse des Unterrichts und des Erfolges der Anstalt;
3) Scheidung des Unterrichts in einen grundlegenden, rein
wissenschaftlichen und in den beschliessenden Fach -Unter-
richt engeren Sinnes;
4) Vertretung der polytechnischen Schulen in den höchsten
Verwaltungsstellen durch fachverwandte Referenten;
5) der zu allgemeiner Annahme geeignetste Name der tech-
nischen Hochschule;
6) passender Titel für diejenigen, welche auf Grund einer
strengen Prüfung sich ein von der Schule resp. betreffender
Fakultät oder Fach -Kommission ausgestelltes Diplom er-
worben haben ;
7) Erleichterung des Ueberganges zur Praxis nach Absolvirung
der technischen Hochschule;
8) wissenschaftliche Ausbildung für gewisse militairische Be-
rufszweige, insbesondere der Ingenieur - Offiziere durch
die technische Hochschule.
2. Brücke über die Oerkla bei Svorkmo in Nor-
wegen (nach der Polytesnists Tiedsskrift 1866).
Dieselbe sollte bei einer Breite von nur 2,5m- eine Weite
von 73, 5m- mit einem Mittelpfeiler überspannen. Um bei
Anwendung des Fachwerkssystems die Horizontal- und Quer-
verstrebungen zu vermeiden, hat
man nach dem Entwürfe des
Ingenieurlieutenant Segelcke
einen dreieckigen Querschnitt
der ganzen Brücken -Konstruk-
tion gewählt und hierdurch,
neben grosser Steifigkeit der
Brücke in horizontaler Richtung,
bedeutende Material-Ersparniss
erreicht. Die Schwerpunkte
der beiden Gurtungen stehen
2,3m- von einander ab; die obere
Gurtung ist zwiefach aus je vier Hölzern von 235 mm- im
Quadrat durch Bolzen verbunden, die untere dagegen aus
492
drei übereinander liegenden Hölzern von 260mm- Breite und
183“™- Höhe. Die in vertikaler Ebene schräg liegenden
Streben werden von zwei Hölzern von 260 und lö?“™- Quer-
schnitt gebildet und dicht unter der oberen Gurtung durch
zwei Zangen von 210mm- Höhe und Breite zusammengehalten.
Die diagonalen Zugbänder, am Auflager drei Rundeisen von
45mm- D„ verringern sich nach der Mitte zu und bestehen in
den vier mittelsten Feldern aus gekreuzten Bändern von
30mm. d.
Die Landpfeiler sind bis zur Unterkante der Zangen auf-
geführt; die obere Gurtung liegt auf zwei Quersehwellen auf,
die untere verbindet sich mit einem an den Pfeiler gebolzten
Holze. Auf dem Mittelpfeiler lagern beide Gurtungen auf
einem unterstützenden Gerüst von starken Hölzern. Hierselbst
ist auch die Brückenbahn behufs Ausweichen von Fuhrwerken
verbreitert. Die Fahrbahn besteht aus einer doppelten Lage
von Querschwellen, welche in der Mitte auf einem Unterzug
ruhen, der gegen die untere Gurtung abgestützt ist. Ueber
den Schwellen ist Bohlenbelag angebracht.
Bei der Probebelastung wurde die zufällige Belastung
von 500 Kilogramm pro Q™- durch eine Kiesbeschüttung dar-
gestellt und es ergab sich dabei eine grösste Durchbiegung
von 52mm-, von welcher nach dem Entlasten 18mm- blieben.
Die ganze Anlage kostet 9000 Thlr. preuss, der lfd. Meter
36 V. Thlr.
3. Eisernes Oberbausystem von Paulus.
Dasselbe soll einzig und allein dazu dienen, unbrauchbar
gewordene Eisenbahnschienen noch vortheilhaft zu verwenden;
es wird nur eine Schiene aus Bessemer Stahl von verhältniss-
mässig kleinem Profil hinzugefügt. Aus den Figuren geht
hervor, dass das Langschwellensystem zu Grunde gelegt ist.
Die dreitheilige Fahrschiene aus zwei seitlichen alten Vignol-
schienen und der mittleren Bessemer Stahlschiene wird mit
regelmässiger Abwechslung der Stossverbindungen dieser
drei Theile hergestellt und unter den Stössen mit Querver-
bindungen ebenfalls aus alten Eisenbahnschienen versehen.
Loco Fabrik kostet die Meile diese Eisenoberbaues 13000 Fl.
östr., während bei Zugrundelegung gleicher Einheitspreise das
billigste der bisherigen Eisenoberbausysteme, das von Köstlin
und Battig, 140,000 Fl. österr. kosten würde. Für die Strecke
stellt sich dies Verhältniss beim System Paulus allerdings
wegen grösseren Gewichts ungünstiger. S.
Von Hrn. Baumeister Schubert zu Bonn geht uns fol-
gende Erklärung zu :
Im Jahrgang II, No. 43 der Deutschen Bauzeitung be-
findet sich eine Kritik meines Werkes „Entwürfe von Stall-
gebäuden“, welche lautet:
„Weder in den Konstruktionen noch in den Anordnungen
der Gebäude finden erhebliche Abweichungen von den üb-
lichen Grundsätzen statt. Die Architektur der einfachen Ge-
bäude entspricht kaum den Anforderungen, welche man an
die Erscheinung selbst derartiger schlichter Bedürfnissbauten
zu stellen gewöhnt ist.“
Was den ersten Tadel betrifft, so kann ich denselben an
und für sich nicht zurückweisen, muss aber die Art und
Weise des Ausdrucks für hart und ungerechterklären; jeden-
falls klingt derselbe viel schlimmer, als der Kritiker selbst
beabsichtigt haben mag. Eine erhebliche Abweichung von
bestehenden, durch die Erfahrung bedingten Grundsätzen kann
und darf wohl Niemand erwarten, da man ihre Beachtung und
Befolgung nicht umgehen kann. Die in den vorliegenden
Plänen wirklich vorhandenen Abweichungen vom Gewöhn-
lichen sind aber immer schon erheblich genug gewesen um
vor der Veröffentlichung nicht zurückschrecken zu müssen,
ln Betreff des zweiten Tadels, dass die Architektur nicht zier-
lich genug sei, erwidere ich ganz ergebenst, dass die vorge-
führten Stallgebäude im Anschluss an vorhandene, noch gut
erhaltene Gebäude des Wirthschaftshofes erbaut worden sind
und mit den Letzteren in übereinstimmende Form gebracht
werden mussten. Würde es wohl gut geheissen worden sein,
wenn neben noch einfacheren älteren Gebäuden ein neues mit
zierlichem Schnitzwerk an Sparren und Traufbrett, mit Gie-
belecken und unnützen Vorsprüngen errichtet worden wäre,
oder, wenn ich für die Veröffentlichung die Faijaden anders
gestaltet hätte als sie in der Wirklichkeit sind?
Uebrigens handelt es sich bei einfachen landwirthschaft-
Gebäuden wahrhaftig nicht um zierliche Architektur, sondern
um eine zweckmässige, mit dem Betriebe der Wirthschaft
übereinstimmende Einrichtung, so wie um eine dauerhafte und
billige Konstruktion. Zierliche Fa^aden werden bei derar-
tigen Gebäuden in der Regel gar nicht gewünscht, da mit
denselben stets eine vermehrte Ausgabe und eine geringere
Solidität Hand in Hand geht.
Der Zweck der Herausgabe jener einfachen Blätter war
nicht der, nur unter den erfahrenen und hochgebildeten Ar-
chitekten Leser und Abnehmer zu gewinnen , sondern ich
wünschte für Schulen, angehende Bautechniker und Landwirthe
zu arbeiten, und hätte der geehrte Kritiker das Werk einer
näheren und spezielleren Durchsicht des Textes gewürdigt,
so würde er mir in letzterer Beziehung gewiss gerecht ge-
worden sein. F. C. Schubert.
Wir haben das Schriftstück aufgenommen, obgleich wir
uns bei der Geringfügigkeit des Gegenstandes und da der
Verfasser keine thatsächlichen Unrichtigkeiten zu berich-
tigen hatte, hierzu nicht für verpflichtet halten konnten. Un-
sererseits haben wir darauf hinzuweisen , dass die Forderung
einer ,, zierlichen“ Architektur dem Rezensenten fern ge-
legen hat. Ob eine angemessene architektonische Ausbildung
landwirthschaftlicher Gebäude mit den Forderungen der Soli-
dität und Billigkeit zu vereinbaren sei oder nicht und ob nur
„Schnitzwerk, Giebelecken und unnütze Vorsprünge“ den Be-
griff der Architektur ausmachen: darüber wollen wir mit
dem Herrn Verfasser nicht rechten.
Konkurrenzen.
In der Konkurrenz für den Neubau des Rathhauses in
Dortmund (vergleiche No. 18 d. J.) sind 23 Pläne eingegan-
gen. Dieselben sollen einige Tage lang öffentlich ausgestellt
und dann den Preisrichtern, die jetzt erst von dem Magistrat
bestimmt werden, zur Entscheidung zugestellt werden.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Den Bau - Inspektoren Schopen zu Cöln und Dieckhoff zu
Bonn ist der Charakter als Bau -Rath verliehen.
Am 7. November haben bestanden : das Baumeister-Examen:
August Steinbrück aus Greiffenberg, Friedrich Braune
aus Reinsdorff; das Bauführer-Examen: Alexander Georg
aus Beller, Franz Ratjen aus Kiel, Ludwig Werner aus
, Montjoie, Eduard Löhmann aus Altona.
Offene Stellen.
1. Zwei geübte Zeichner für Architektur- resp. Feldmesser-
Arbeiten werden gegen gute Diäten gesucht. Meldungen nebst
einer Probe- Zeichnung bei der Direktion der Grossherzoglicheu
Friedrich -Franz -Bahn in Malchin.
2. Ein Techniker (Maschinenbauer), weichereine polytech-
nische Anstalt mit gutem Erfolg besucht hat und in Anfertigung
von Werkzeichnungen zu eisernen Brücken geübt ist, findet Be-
schäftigung hier in Berlin. Adressen unter B. 17 in der Expe-
dition der Deutschen Bauzeitung.
3. Ein Feldmesser, im Nivellir-Arbeiten gewandt, wird so-
fort verlangt. Meldungen im Bau-Inspektionsbüreau, Alexandrinen-
Strasse 113, Berlin.
4. Ein Bauführer für Berlin für eine fiskalische Beschäf-
tigung gesucht. Offerten unter A. B. mit Angabe der bisherigen
Beschäftigung resp. Bildungsgang in der Expedition.
5. Ein Zeichner resp. Feldmessergehülfe, welcher geo-
metrische Karten und Situationspläne sauber anzufertigen und sorg-
fältig zu beschreiben versteht, findet dauernde Beschäftigung.
Näheres im Büreau von Otto Busse, Berlin, Schönebergersr. 26,
10—12 Uhr.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. v. S. in Rostock. — Wir theilen in Bezug auf ihre
Beschwerde wiederholt mit, dass Ankündigungen bis spätestens
Mittwoch früh in unsern Händen sein müssen, wenn sie noch in
der am darauf folgenden Freitag erscheinenden Nummer Aufnahme
finden sollen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren J. in Paris, V.
in Pr. Friedland, S. in Zölp.
493
Architekten -Verein zn Berlin.
Versammlung am Sonnabend den 14. November
T agesord n ung:
Vortrag des Hrn. Mertens.
Ein junger Bauteclllliker (Maurer) sucht unter geringen
Ansprüchen Stellung als Bauaufseher oder Zeichner. Gute Atteste
stehen demselben zur Seite. Adressen snb Chiffre R. H. in der
Expedition dieses Blattes.
Unterzeichneter, mit den besten Zeugnissen versehen, wünscht
als Zeichner bei einem Baumeister hierselbst ein sofortiges En-
gagement. A. Caspar, Berlin, Annenstr. 44, 3 Trepp, links.
Fabrik -Verkauf.
Die in Berlin seit fast 100 Jahren bestehende Ofen- und Thon-
waarenfabrik unter der Firma T. Ch. Feilner & Co. soll wegen
Todesfalles des bisherigen Besitzers mit sämmtlichem Inventarium,
ausstehenden Forderungen, Firma und Grundstücken verkauft wer-
den. Das Fabrikgrundstück hat 138' Strassenfront in der Ritter-
strasse, 150' in der Alten Jakobsstrasse, 247' in der Feilnerstrasse
und enthält im Ganzen einen Flächeninhalt von 344 Q Rth. Als
Anzahlung wären 50,000 Tblr. erwünscht.
Näheres im Comtoir der Fabrik, Feilnerstrasse No. 4.
Als bewährter Copist empfiehlt sich den Herren Architekten
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Gustav Schwartz,
Verlobte.
Potsdam und Posen, den 8. November 1868.
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495
VERZEICHNIS
der von dem verstorbenen Eisenbahn -Baumeister H. Sehultze zu Elberfeld hinterlassenen Bücher und
Zeitschriften, welche zu den beigesetzten Preisen verkauft werden sollen.
Die Werke sind sämmtlich vollständig, im besten Zustande und mit wenigen, besonders bezeichneten
Ausnahmen gut gebunden: die meisten, namentlich alle grösseren Werke, in Halbfranz, einige wenige in Pappband.
Bestellungen wolle man an Herrn Buchhändler Beelitz, Expedition der Deutschen Bau-
zeitung, Berlin, Oranien-Str. 75 richten, woselbst auch die Bücher innerhalb der nächsten acht Tage
zur Einsicht ausliegen.
(Die in Parenthese beigefügten Preise sind die Ladenpreise, excl. Einband.)
Architekten-Wochenblatt. Jahrg. 1867 (2 % thl.) 2 thl.
Bau-Anlagen der Ruhr-Sieg-Eisenbahn. 1860. (Nicht im
Bucbbandel.) 4 thl.
Baudenkmäler, die mittelalterlichen Nieder-Sachsens. Heft
1 — 10. geh. (13 % thlr.) 4 thl.
Bauwerke, die kunstgeschichtl. merkwürdigsten, von Be-
ginn der altchristl. Architektur bis zur Bliithe der
Renaissance (10 thl.) 7% thl.
Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken.
Heft 1 — 9. geh. (9 thl.) 3 thl.
Berghaus, Landbuch der Mark Brandenburg u. der Nieder-
lausitz. 3 Bde. (9 thl.) 3 thl.
Bernouilli,Vademecum d. Mechanikers. 1857 (1% thl.) 14sgr.
Boltze, Lehrbuch der Physik (28 sgr.) 5 sgr.
Breymann, Baukonstruktionslehre. 1. Aufl. 1. — 3. Bd.
(12 thlr.) 2 thlr.
— do. — 4. (neuste) Aufl. 1. Bd. (5 thl.) 4 thl.
— do. — do. 2. Bd. Heft 1-3. (l%thl.) 1 thl.
Brix, Lehrbuch der Statik. 2. Aufl. (2 % thl.) 1* 2/3 thl.
— do. — do. Kollegienheft 25 sgr.
Burescb, über Imprägniren der Hölzer (1 2/s thl.) 1 thl.
Denkmäler der Kunst. Herausg. v. Guhl, Caspar, Lübke
u. Voit. 1. Aufl. 4 Thle. in 2 Bde. geh. (41 thl. 12 sgr.)
25 thl.
Ehrenberg, Baulexikon (3 thl.) 1 thl.
Engel, Handbuch des landwirthschaftlichen Bauwesens.
(Neuste Aufl.) (4 thl. 1 2 sgr) 3 % thl.
Eytelwein, Einrichtung d. Stosshebers (1 % thl.) 15 sgr.
— Lehrbuch d. Statik. 3 Bde. (7% thl.) 1 (4 thl.
— do. Mechanik. 1801. (3 thl.) 15 sgr.
Förster’s Bauzeitung. Fragmente aus d. Jahrg. 1842 (über
eiserne Brücken und Getreide -Silos) 15 sgr.
Gerstner, Handbuch der Mechanik. 3 Bde. mit Atlas
(24 thl.) 4 thl.
Gilly u. Eytelwein, Wasserbau. 1. 2. Heft. (62 *4 thl.) 1*4 thl.
Grein, Lehrbuch des Baurechts, geh. (2 thl.) 1 thl.
Grüber, Baumaterialienlehre (D/j thl.) 20 sgr.
Grunert, Leitfaden d. höheren Analysis (lV-jthl.) 15 sgr.
— Trigonometrie (1*4 thl.) 20 sgr.
— Elemente d. analyt. Geometrie. 2 Bde. (2 2/3 thl.) 1 thl.
— Lehrbuch d. Mathematik. 5 Bde. (211/12 thl.) 1 thl.
Hagen, Wasserbau cplt. 8 Bde. m. Atlas, (neuste Aufl.)
(42 thl. 28 sgr.) 34 thl.
Heine, landwirthschaftliche Baukunde (20 sgr.) 7 (/2 sgr.
Heinzerling, Brücken - u. Hochbau - Konstruktionen, geh.
(25 sgr.) 17% sgr.
Hirsch, Meier, Sammlung geometr. Aufgaben. 2. Theil
(1 % thl.) 15 sgr.
Hoffmann, Vademecum des Baumeisters. 2. Aufl. 1. 2. Bd.
(1 Ve thl.) 7% sgr.
Des Ingenieur’s Taschenbuch. 1865 (1 thl. 15 sgr.) 20 sgr.
— do. — do. 1867 (2 thl.) 1 thl. 10 sgr.
Köhler, Mineralogie. 2. Aufl. (1 thl.) 10 sgr.
Kugler, Handbuch d. Kunstgeschichte. 3. Aufl. 2 Bde.
(5 thl. 20 sgr.) 3 thl.
— Geschichte d. Baukunst I.— IV. 1.2. (15 thl.) 9 thl.
Laissle & Schübler, die Brückenträger. 1. Aufl. (1 thlr.
24 sgr.) 20 sgr.
Linke, Vortr. über Wege- u. Eisenbahnbau (2 thl.) 15 sgr.
• — do. do. Wasserbau (2% thl.) 1 (/2 thlr.
— do. do. Kameralbau (3 */2 thl.) 2(4 thl.
— do. do. Bau-Konstruktionslehre (3 thl.) 2(4 thl.
Lübke, Gesch. d. Architektur. 5. (neuste) Aufl. (6% thl.)
5% thl.
Minding, Samml. v. Integraltafeln (1% thl.) 20 sgr.
Navier, Differential- und Integralrechnung. 1. Aufl. 2 Bde.
(3% thl.) 1% thl.
— Lehrbuch d. höheren Mechanik (2 thl.) 1 % thl.
— Mechanik d. Baukunst 1 5/6 thl.
Notizblatt d. Arehitekten-Vereins zu Berlin. Jahrg. 1833 —
1850 (18 thl.) " 6 (4 thl.
Oppermann, portefeuille economique des machines. Jahrg.
1860 — 1864. geh. (30 thl.) 10 thl.
Organ f. d. Fortschritte d. Eisenbahnwesens. Jahrg. 1864.
geh. (6 thl.) 3 thl.
Perronet’s Werke, übers, v. Dietlein. 2 Bde. mit Atlas.
(15 thl.) 5 thl.
Pouillet - Müller , Lehrbuch der Physik und Meteorologie.
3 Bde. 6. Aufl. 1864 (13 thl.) 9 thl.
— Grundriss d. Physik. 2. Aufl. (1 % thl.) 15 sgr.
Redtenbacher , Resultate für den Maschinenbau. 2 Bde.
4. Aufl. 1860. (5 thl.) 3(4 thl.
Regnault- Strecker, Lehrbuch d. Chemie. 2 Bde. 4. Aufl.
1857. 58. (3% thl.) 2% thl.
Rosengarten, die architekton. Stilarten (35/6 thl.) 2% thl.
Runge, Vortr. über Baumaterialienlehre (20 sgr.) 10 sgr.
Sammlung v. Zeichnungen aus dem Gebiete des Wasser-
u. Brückenbaues. 2 Thle. (8 thl.) 5 thl.
Scheffler, Theorie d. Festigkeit gegen Zerknicken (24 sgr.)
15 sgr.
Scliinz, Lehrb. d. Wärmemesskunst. 3 Thle. (8 thl.) 6 '4 thl.
Scholl, Führer d. Maschinisten. 1856. ( 1 s/6 thlr.) 15 sgr.
Schubarth, physikalische Tabellen. 5. Aufl. (1 thl.) 10 sgr.
Sehwahn, Lehrb. d. Mühlenbaues, cplt. (17 thl.) 10 thl.
Schwarz, der Brückenbau, geh. (l2/s thl.) 1 (4 thl.
— Seeufer- und Hafenbau, geh. (1% thl.) 1 % thl.
— Grundbau. geh. (22/3 thlr.) l5 * * * * */6 thl.
— Uferbau. geh. (I thlr.) 20 sgr.
Seubert, Lehrb. d. Pflanzenkunde. 4. Aufl. 1866 (2 thlr.)
1 % thlr.
Statz, kirchliche Bauwerke in gothischem Stil. 1. Abthl.
In Mappe (24 thl.) 15 thl.
Strack & Hitzig, der innere Ausbau. 14 Hefte. (11 thl.
8 sgr.) 9 thl.
Stuart & Revett, Alterthümer von Athen, übers, v. Berg-
mann (3 thl.) 1 thl.
Studien über Imprägniren von Hölzern. Manuskript von
ca. 200 Seiten 2 thl.
Tellkampf, Theorie der Hängebrücken (25 sgr.) 18 sgr.
Titz, das Viktoria-Theater in Berlin (9 thlr.) 5 thl.
— das Kroll’sche Etablissement in Berlin (5 thl.) 3 thl.
Vega, logarithmisch-trigonometr. Tafeln. 1842. (1% thl.)
15 sgr.
Vereinbarungen, technische, des Vereins deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen. geh. (15 sgr.) 10 sgr.
Vincent, der Wiesenbau. 1. Aufl. 1846. (ls/4 thl.) 15 sgr.
Weissbach, Lehrb. der Mechanik. 1. 2. Bd. 2. Aufl.
(10 % thl.) 6 thl.
— do. — do. — do. 3. Bd. 1. Aufl. (7% thl.)
5 thl.
Wöhler, Grundriss der Chemie. 2 Bde. 1845. (1% thl.)
20 sgr.
Woltmann, Schiffbarmachung der Flüsse. (3% thl.) 1 thl.
— Anlage der Kanäle. (4 thlr.) 1 thlr.
— hydraulische Architektur. 4 Bde. (4*4 thlr.) 25 sgr.
Wörterbuch, technologisches, in deutscher, französischer
und englischer Sprache. 3. Bd. (224 thlr.) 2(/6 thl.
Zeitschrift des Arehitekten-Vereins zu Hannover. Jahr-
gang 1860 — 1867. geh. (36 thl.) 20 thl.
— do. — do. Jahrg. 1868. Heft 1 — 3. 15 sgr.
/
.M 47,
Jahrgang II.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2 '/z Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu
Berlin.
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 20. November 1868.
Erscheint jeden Freitag.
I nhalt: Der Staatsstreich vom 13. November 1863. — Bemer-
kungen über die Fachwerkträger nach dem System Schwedler. —
Feuilleton: Sto Spirito in Florenz II. — Mittheilungen aus
Vereinen: Architekten- und Ingenieur -Verein zu Prag. — Archi-
tekten-Verein zu Berlin. — Vermischtes: Entreprise der Erd-
und Bagger-Arbeiten an der Jahde. — Ueber die Wasserpest. —
Korrektion der Unter-Weser. — Versuche mit Brunnen-Bohrern. —
Im 3. Quartal 1868 in Deutschland eröffnete Eisenbahnen. — Länge
der preussischen Staats-Chausseen. — Der Viehmarkt zu London. —
Aus der Fachlitteratur: Die neue Turnhalle in Hof. — Zeit-
schrift d. österr. Ingenieur- u. Architekten -Vereins. — Konkur-
renzen: Börse in Königsberg. — Personal-Nachrichten etc-
Der Staats -Streich vom 13. November 1863*).
Zur fünfjährigen Gedächtnissfeier desselben.
PARIS, den 13. November 1868.
Victor Hugo, der bahnbrechende Genius der Ro-
mantik, hat vor bald 40 Jahren in seinem wundervollen
Romane „Notre-Dame de Paris “ ein enthusiastisches Ka-
pitel über Architektur geschrieben. Seine bethörten Leser
glaubten, weil er darin das Pantheon eine Savoyer Torte
genannt, hätte er nun auch definitiv der Antike und ihrer
akademischen Nachkommenschaft den Hals gebrochen.
Allerwenigstens nahm ein grosses Publikum diese Abhand-
lung (eigentlich nur ein Kapitel über die allgemeine Be-
deutung der Skulptur an den gothiscken Kathedralen)
für eine gründliche und vollständige Theorie der Ar-
chitektur.
Wie dem auch sei: für Frankreich war dieser Roman
der schallende Posaunenstoss, welcher die gothische Kunst
aus ihrem Grabe aufweckte, und noch heute tönt sein
Echo in so manchen Köpfen nach. Nehme ich mir als
Beispiel zwei Pariser Typen, welche — der eine auf dem
linken, der andere auf dem rechten Ufer der Seine —
bedeutend in öffentlicher Meinung arbeiten. Wenn ein
Student der Medizin, nachdem er in seiner These den
lieben Herrgott pflichtgemäss abgeschafft und den Men-
schen zu einem verklärten Affen emanzipirt hat, endlich
aus angeborener Genialität und Allseitigkeit auch mit der
Kunst sich beschäftigt, so wird er aus Opposition gegen
alle offiziellen Perrücken und akademischen Gängelbänder
sicherlich enragirter Gothiker. Oder wenn ein litterariscber
Boulevardier und Chroniqueur zwar auch die „Fresken des
Phidias“ bewundert (buchstäblich in einetn Bericht über
einen Konkurs), so wird er nicht umhin können zum
Schlüsse die gothische Architektur zu preisen, weil „das
spitzenartig ziselirte Maasswerk“ und die „himmelanstre-
benden Thurm-Pyramiden“ seiner Phrase einen erwünschten
Schwung geben. Hat nun ja ein Architekt das Unglück
sich für die Theorien dieser Aesthetiker und ihrer Adepten
nicht zu begeistern und sie sogar bekämpfen zu wollen,
so wird derselbe einfach inundtodt geschlagen mit dem
Kapitel aus Notre-Dame de Paris und der Autorität
Victor Hugo’s, fast wie wenn deutsche Halb-Gothiker
Goethe ’s Autorität zitirten, weil er in seiner Jugendzeit
eine Abhandlung über den Strassburger Münster geschrieben.
Ja wenn der betreffende Kunstschriftsteller irgend welche
Ansprüche aut Geschmack zu haben glaubt, so wird er
naserümpfend tragen, wie doch eigentlich nur ein Archi-
tekt wagen diirte über Kunst und Geschmack zu sprechen,
*) Man vergleiche: „Ueber architektonischen Unterricht in
Frankreich“, von H. Stier, in No. 11 — 16 der Deutschen Bau-
zeitung. Es darf sicher ein hohes Interesse beanspruchen, die Aus-
führungen jenes Aufsatzes von Seiten eines Vertreters der grossen
französischen Architekturschule erörtert zu sehen. D. Red.
da es doch anerkannte Thatsache, dass die heutige Pariser
Architektur der Inbegriff aller Geschmacklosigkeit sei?
Mögen wir solche liebenswürdige Schmeicheleien viel-
leicht zum guten Theil der Gassen-Architektur der Pa-
riser Haussmannisation verdanken, es wird uns nichtsdesto-
weniger auf jeden Versuch einer Kritik doch immer
Victor Hugo’s Savoyer Torte entgegengehalten. — Aber
dürfen wir uns auch wirklich über dieses zweifelhafte
Ungemach betrüben und müssen wir es nicht im Gegen-
theil Victor Hugo zum grossen Verdienste anrechnen
für Frankreich den grössten Schritt zur Rehabilitation des
Gothischen gethan zu haben? Wer weiss ob es nicht
jener zündende Roman, trotz seiner verquickten Theorie
der Gothik gewesen, welcher eine Gruppe damals junger,
jetzt bedeutend gewordener Männer in das Studium des
Mittelalters warf, und ob wir ihm nicht Archäologen wie
Viollet-le-Duc, und Architekten wie Lassus, Millet,
Böswilwald und andere verdanken? Gewiss ist, dass
damit ein erster Anlass gegeben war, und wenn auch
die ersten Kraftäusserungen des romantischen Geistes die
süsseste Zuckerbäcker- Gothik zu Tage förderten, so ist
leicht darüber wegzugehen , denn sehr schnell folgte das
ernste archäologische Studium und die genaue Aufnahme
der Monumente, d. h. das tiefere Eingehen und Erkennen
mittelalterlicher Kunst. Der wüthende Kampf zwischen
Klassikern und Romantikern in der französischen Litte-
ratur jener Zeit, welcher häufig faustrechtlich, oder viel-
mehr sogar recht fäustlich in den Theatern ausgefochten
wurde, konnte sich damals offenbar nur aus Mangel an
Kampf hähnen noch nicht auf die Architektur erstrecken;
denn es gehörte langes Studium dazu um stilfeste Recken
mittelalterlicher Kunst zu erziehen. Aufgeschoben war
aber nicht aufgehoben und nur um so schrecklicher sollten
später die alten gemüthlichen Vertreter der Akademie aus
ihrem Schlummer aufgeschüttelt werden.
Es ist Jedermann bekannt, welche eminente Position
Viollet-le-Duc sehr bald als Anführer der Ritter vom
Drei- und Vier- Ort zu erobern wusste und wie er in
seinem ausgezeichneten „Dictionnaire“ das Prinzip des
gothischen Stiles von einer ganz neuen Seite beleuchtete.
Wenn es Bötticher’s unendliches Verdienst ist, der
erste das Prinzip der griechischen Architektur in seiner
rein idealen Poesie definirt zu haben, so war es die
Haupt-Errungenschaft Viollet-le-Duc’s, wenn auch nicht
so mathematisch bestimmt, so doch allgemein verständlich
das konstruktiv materielle Gesetz der gothischen Kunst
zu durchdringen. Leider verhindert eine zu erhabene
Sprache Bötticher’s Tektonik populär und Gemeingut zu
werden, während dagegen Viollet-le-Duc ein Handbuch
geschrieben, das nicht nur hei Fachleuten einen unge-
496
heuren Erfolg hatte, sondern anch seines leichten Stiles
und seiner hübschen Zeichnungen wegen beim grossen
gebildeten Publikum Aufnahme fand. Es entspricht eben
Viollet-le-Duc’s Darstellung vollständig dem franzö-
sischen Geiste : eine artikelweise Behandlung ohne ermü-
dende Systematik und ohne Abstraktionen, welche dem
französischen Gehirn nun einmal absolut widerstreben.
Dazu jener gegen den offiziellen Geschmack revolutio-
nirende Grundton, jenes ewige Rütteln und Schütteln,
Bemäkeln und Bekritteln der bestehenden Zustände, ohne
welche der Franzose nicht glücklich sein kann.
Eine offizielle Stellung, welche ihm erlaubte, seine
Nachforschungen über ganz Frankreich auszudehnen, so dass
weder der dunkelste Winkel im ältesten Kirchendachstuhle,
noch der vergessenste Schrank der geringsten Sakristei sei-
nem Forscherauge oder dem Spürsinn seiner Agenten ent-
gehen konnten, lässt uns begreifen, wie er zu jener kolos-
salen Menge von Material gelangte, welche den praktischen
Werth seiner Werke ausmacht. Da wurde alles ehrwür-
dige Gerümpel aus Jahrhunderte altem Staube und Moder
hervorgezogen, geprüft, studirt, verglichen und schliesslich
publizirt. Es knüpft sich übrigens hieran ein für die
Architekten Frankreichs bezeichnendes Phänomen. Viol-
let-le-Du c’s so sehr verbreitete, so Aufsehen erregen-
de, so absolut absprechende Publikationen sind niemals
kritisch angegriffen worden. Seine Partei empfing sie wie
ein Evangelium, seine Gegner nahmen sich niemals die
Mühe, die Richtigkeit seiner Behauptungen und Angaben
zu untersuchen und auf seine höchst agressive Sprache zu
antworten.
So war Viol let-le- Duc, vielleicht mehr mit Popu-
larität als mit Autorität gewappnet, zum Recken ange-
wachsen, hatte aber bis dabin meist nur mit seiner spitzen
Feder gekämpft. Man war es schon zufrieden, dass er an der
ehrwürdigen Nase des Institutes zupfte und an dem alten
Zopfe zerrte, aber all sein Zupfen und Zerren blieb ohne
Einwirkung auf sie und so dienten seine Angriffe mehr
zur Unterhaltung, als dass sie durchschlagenden Erfolg
verursacht hätten. Erst als er bei dem Konkurs für die
neue Oper leer ausgegangen (was er neuerdings auf Rech-
nung der blinden Nichtachtung von Seite der Akademie
setzte), erst da sann er auf einen Staatsstreich.
Und heute vor fün! Jahren, am 13. November 1863
war es, wo er mit mächtigem Beistände die Ecole des
Beaux Arts mit einem soi-disant reformatorischen Dekrete
überfiel. Dieser gew Jtige Keulenschlag auf die ehrwür-
digen Perrücken der Unsterblichen des Instituts betäubte
die Betroffenen so sehr, dass sie im ersten Momente
sämmtlich die Besinnung verloren. Indess die Betäubung
dauerte nicht lange und jeder von den bei der Sache In-
teressirten wusste sehr bald seine Moral aus der Geschichte
zu ziehen.
Für das Institut hiess diese Moral einfach: „Ote toi de
lä que je m'y mette.“ In seiner nächsten Aeusserung ein
persönlicher Angriff, war es vielleicht doch in seinen
weiteren und nobleren Beweggründen der letzte Sturm
der romantischen Schule gegen die klassische; der alte
Hass war neu aufgefrischt, in ein zeitgemässes Gewand
gekleidet. Weil ein litterarischer Streit das Publikum
kaum berührt hätte, wurde dem Staatsstreiche eine poli-
tische Färbung gegeben, der Anstrich einer liberalen Re-
form. Leider konnte Jeder sogleich erkennen, dass es
der Regierung im Grunde freilich nur auf den Staatsstreich
an sich ankam; sie hat nun einmal eine Schwäche für
diesen politischen ' Vorgang, und sobald sie die Ecole des
Beaux Arts konfiszirt hatte, war sie zufrieden und Hess
den Urheber des Staatsstreiches schmählich fallen. Der
Mohr hatte seine Schuldigkeit gethan, Herr Viollet-le
Duc konnte gehen. Im grossen politischen Publikum
täuschte sich kein Mensch über diesen wesentlich usur-
pirenden Charakter der sogenannten Reform und deshalb
wurde sie, was auch die Gegenpartei sagen mag, weit
mehr angegriffen als vertheidigt.
Zwar führte Herr Vi o 11 et- 1 e- D u c mit gewohnter
Energie und Thätigkeit seine ganze offizielle und nicht
offizielle Hierarchie als Petitionaire in’s Feld: Hr. Tre-
lat als Adjudanten, sämmtliche Archilectes diöcesains und
sämmtliche Unternehmer sämmtlieher Diöcesains , vom
Terrassier bis zum Fumisten als Hauptcorps und diese
ihrerseits als nmenu fretin“ ihre sämmtlichen Angestellten.
Dies war der Kern des grossen Publikums, welches die
Reform beklatschte.
Was nun die Stellung der armen Eleces de TEcole
des Beaux Arts anbelangt, für deren Glück man sich
schlug, so muss ich ganz dem Ausspruche des Hin. Tre-
1 at oder vielmehr des Herrn Hubert Stier, in seinem
Aufsatze „Ueber den architektonischen Unterricht in
Frankreich“ beistimmen, dass es „nicht eben ehrenvoll“
für dieselben war, sich gegen den Viollet-le-D uc’schen
Nürnberger Trichter so höchst feindselig zu verhalten.
Herr Stier hat ganz Recht, es für wenig ehrenvoll zu er-
klären, dass diese jungen Leute, welche in den Prinzipien
der klassischen Kunst auferzogen, zu den angegriffenen
Persönlichkeiten in jenem schönen, innig-ehrfurchtsvollen
Verhältnisse standen, das in den Ateliers zwischen Eleve
und Patron existirt und von welchem Herr Stier keine
Sto Spirit» in Florenz*)
II.
Wer sind die Erbauer der Sakristei und des daran
stossendeu Vestibüls?
Geschätzter Freund!
Im letzten Briefe sprach ich von einem geheimen Einfluss,
der die Opposition des Vittore Ghiberti »egen die drei
Thüren der Fapade unterstützen musste. Meine Vermuthung
wird jetzt durch einen unedirten Brief des Giuliauo da San-
gallo an Lorenzo di Piero de’ Medici bestätigt, den ich der
Güte Milanesis verdanke. Er lautet:
„Im Namen Gottes, am 15. Mai 1490.
Ich möchte nur Eurer Hoheit melden, das letzten Mitwoch
von sechs Architekten über die Thüren von Sto Spirito Be
rathung gehalten wurde, wie ich vernommen habe; ich selbst
war nicht dabei, weil ich mich in Prato*) befand. \\ eun ich
auch kein Architekt bin**), so war ich doch zur Versamm-
lung eingeladen, an welcher folgende Künstler theiluahmeu:
Araldo, Vittorio Ghiberti, Lorenzo della Ghol
paia, Simone del Caprino, der Maurermeister (Do-
menico di Francesco del Borgo a S. Lorenzo), Giu-
liano da Majano, Bernardo Ghaluzi. — Vittore
wollte vier Thüren haben und Bernardo Ghaluzi sowie
*) J. S. . . . r. — In diesem Abschnitt hat Einsender sieh
mehrfache Zusammenziehungen erlaubt.
*) Jedenialls daselbst mit dem Bau der Madonna delle
carceri beschäftigt.
**) Eine Bescheidenheitslüge.
der Maurermeister drei und vier zugleich, indem sie die
Mittelthüre so breit wie das Mittelschiff bauen und durch
eine Säule in der Mitte theilen wollten, nach Art der venezia-
nischen Fenster. Aus guteu Griindeu wurde dieses Projekt
verworfen. Giuliauo da Majano sprach für drei Thüren
und liess nicht eher ab, als bis seine Ansicht zum Beschluss
erhoben wurde. Majano macht mit seinem Siege solchen
Wind, dass wir nicht mehr Stand halten können. Hievon
wollte ich Euch benachi ichtigen. Ich hoffe, Eure Hoheit
werde nach Ihrer Rückkehr (von Bagno a Morbo, wohin der
Brief adressirt ist) nicht dulden, dass man ein so schönes
Gebäude verhunzt.
Euer Diener
Giuliano da Sangallo“.*)
Also vier Jahre nach dem Beschluss der Siebenundvierzig
und drei Jahre nach der Vollendung der Fa<;adenmauer wird
die Angelegenheit der Thüren wieder auf’s Tapet gebracht.
Dieser Brief nun scheint mir auzudeuten, dass Sangallo
selbst ein Projekt gemacht hatte und von Lorenzo de Medici
protegirt wurde, und dies ist jeuer mysteriöse Einfluss, von
dem ich im ersten Briefe sprach und uuter welchem Vittorio
Ghiberti und Maestro Lodovico so lebhaft auf vier
Thüren drangen. Der neue Beschluss von 1490 und noch
mehr der Tod Lorenzo ’s im April 1492 trugen gewiss dazu
bei, dass die Thüren des Sal vi' endlich in Ruhe gelassen wur-
den, denn von Niemand Auüerem können die Bestehenden
sein, da Salvi’s Modell in einer Versammlung vom 15. März
*) Vergleiche den Brief des Sangallo mit dem im ersten
Abschnitt dies s Aufsatzes (No. 43) in einer Anmerkung mitge-
theilten Dokument.
497
Ahnung zu haben scheint, dass diese jungen Leute sich
nicht auf einmal par de er et imperial in Gothiker und
Feinde ihrer verehrten Meister wollten umgiessen lassen.
Was? Diese jungen Brauseköpfe stürzten sich nicht
mit Wonne aus den Armen der Duban, Labrouste,
Duc u. s. w., der bescheidenen Grossmeister des Louvre,
der St. Chapelle, der Ecole des Beaux Arts, der Biblioiheque
Imperiale , des neuen Palais de Justice u. s. w. in die Arme
Viollet-le-Duc’s, des Urhebers und Ausführers der
unsinnigen und geschmacklosen Restauration von Pierre-
fonds, des Schöpfers des Monumentes von Morny und
des Hauses Rue Chanchat No. 13? Sie widerstrebten den
Liebkosungen des „ Grand Ereinteuru, alles dessen, was
nicht er selbst und seine Schule ist, und sie wollten nichts
wissen von den bewunderungswürdigen Olfenbarungen der
letzten Hefte der „Entretiensa ? Die Werke des Herrn
Trelat will ich aus Achtung für seine wissenschaftliche
Bildung und seine schrifstellerischen Talente nicht er-
wähnen.
Herr Hubert Stier wusste allerdings nicht, dass
eine Reform der Ecole des Beaux- Arts den Eleven durch-
aus nicht antipathisch war, und dass sie für die Akademie
sonst weder in’s Feuer noch in’s Wasser gegangen wären.
Eine Reform mit den Herren Duban, Duc, Labrouste,
(dem Ueberwinder des Eisens) an der Spitze wäre mit
dem lautesten -Jubel begrüsst worden, denn das sind unbestrit-
tene künstlerische Autoritäten, aber eine Reform, welche mit
den Herren Viollet- le-Duc und Trelat, von welchen
der erste ein ausgezeichneter Archäolog und brillanter
Zeichner — der letztere überhaupt ein gebildeter Mann
ist, eine Reform mit diesen Namen ohne künstlerische
Autorität, mit ihren, den Traditionen der Schule feind-
lichen Tendenzen, wurde ausgepfiffen wie sich’s gebührte.
Viele der Hiebe dieser Herren gegen die Gebräuche
und Missbräuche der Schule treffen richtig, wenn auch
etwas neben die Wahrheit, indem sie was vereinzelt
und im geringem Maasse .vorkömmt, als allgemein und
überwiegend darstellen. Was lag den Schülern der Ecole
des Beaux - Arts an den alten Reglements und der Ober-
herrschaft des Instituts und seiner wackligen Zöpfe? Sie
wehrten sich für ihre unbestrittenen Meister und meuterten
gegen Ursurpatoren von bestrittener Autorität; sie wehrten
sich für die zweihundertjährige Tradition, welche mit Recht
den grossen Ruf der Ecole des Beaux- Arts begründet hat
und aufrecht erhält, gegen die Invasion der Neugothiker,
deren Einseitigkeit noch ganz anders exlusiv verfährt als
die vielberufene Ausschliesslichkeit der Klassiker. Sie
hielten zu denjenigen Männern, welche mit Werken ihre
Künstlerschaft bewiesen haben, gegen diejenigen welche
sie mit Worten behaupten und in ihren Werken meist
kläglich scheiterten. Diese angefeindete Tradition, und sie
allein ist es, welche jenes unbestreitbare Uebergewicht der
französischen Schule in der Grundriss -Anlage und der
Raum -Disposition sowie in dem monumentalen Charakter
ihrer Werke begründet, und welche Herr Hubert Stier
ihr mit einer gewissen grossmüthigen Naivetät so nebenbei
zugesteht; ein Uebergewicht, welches übrigens schon vor
vielen Jahren der selige Professor Stier im öffentlichen
Vortrage an der Akademie zu Berlin anerkannte.
Das in der Ecole des Beaux- Arts nicht gelehrt wird
was ein Architekt nöthig hat zu wissen, kann nur Jemand
verwundern, der ihren ganzen Charakter ignorirt und nicht
weiss, dass dieselbe faktisch eine Kunst- Schule und nicht
eine Architek tekten- Schule ist, und der nicht weiss,
dass in Frankreich ein Architekt vor allem Anderen ein
„Homme cTaffaire“ und Constructeur sein muss (die Gesetze
rathen einem dazu in sehr unangenehmer Weise) und dass
er erst in zweiter Linie - — so zu sagen zu seinem Privat-
Vergnügen — Künstler sein darf. In dieser Beziehung mag
vielleicht die Ecole centrale d’ Archilecture unter Direktion
des Herrn Trelat ein die Ecole des Beaux -Arts sehr
treffend ergänzende Anstalt sein, wenn sie wenigstens
dasjenige hält, was sie versprochen. Sie kann die dem
Architekten nothwendige wissenschaftliche Grundlage
geben.
Es ist nur auffallend, dass das Einzige, was der
Viollet-le- Duc’sche Staatsstreich geschaffen ohne den-
selben hätte geschehen können, und dass die Ecole centrale
d' Architecture dabei höchstens Gefahr gelaufen hätte, statt
vielleicht ungerechte Antipathien, möglicherweise gerechte
Sympathien zu erzeugen. Dass man aber für die Güudung
einer Schule, welche mit der Ecole des Beaux - Arts und
ihrem Geiste nichts zu thun hat, einen nutzlosen Sturm-
Anlauf gegen diese letztere unternahm, ist eben das Kri-
terium dieser ganzen abortirten Revolution, deren einziges
liberales (???) Resultat war: Eine neue Usurpation von
Seiten der Kaiserlichen Regierung.
F. J a e g e r.
Bemerkungen über die Fach werksträger nach dem
System Schwedler.
Herr J. W. Schwedler hat in neuerer Zeit eine Anzahl
Brücken konstruirt, deren System durch die umstehende
Skizze angedeutet ist. Die Gurtungen sind am Ende zusam-
mengeführt und die Krümmung der oberen Gurtung ist so
1492 einstimmig gebilligt wurde. Man könnte vielleicht denken,
dass Giuliano da Majano daran Theil gehabt hätte, wenn
nicht sein Tod auf den Dezember desselben Jahres 1490 fiele.
Allein Sangallo blieb nicht unbetheiligt am Bau; die
Thüren erhielt er nicht, aber sein Freund und Gönner wusste
ihn reichlich dafür zu entschädigen, indem er ihm einen weit
wichtigeren Bau übertrug. Vasari in den Biographien des
Cronaca und des Andrea Sansovino sagt, dass Cronaca
die Sakristei und Andrea Sansovino das Vestibül davor ge-
baut habe. Mao habe dem Sansovino diesen Bau gegeben, weil
er für Cronaca’ s Sakristei zwei Kapitale in meisterhafterWeise
lieferte. Aber obschon Cronaca noch in frischer Erinnerung
war, als Vasari seine Biographien schrieb, so irrt er doch
schwer, wenn er ihm die Sakristei von Sto. Spirito zusehreibt.
Aus einer Memorie des Provveditore Zanobi Landi vorm
September 1488 erhellt, dass die operai dem Letzteren auf-
trngen, „dass er eine Zeichnung der Sakristei machen Hesse“,
und aus einer solchen vom 14. August, dass beschlossen wurde,
„die Sakristei in der Weise und Gestalt des Modelles aus-
zuführen, welches Lorenzo di Piero di Cosimo (Medici)
von Giuliano da Sangallo hatte machen lassen, und dieses zu
befolgen mit den kleinen Abweichungen, die etwa Lorenzo noch
wünschen möchte. Nach demselben Landi war das Modell
„ein Achteck mit Kuppel nach Art von S. Giovanni“ und
wurden am 3. Dezember die Fundamente zur Sakristei gelegt
und feierlich eingeweiht. Es waren dabei zugegen Giovanni
di Mariano, genannt Scorbacchia, und unser Freund
Salvi d’ Andrea. Giuliano erhielt für das Modell lire 77
soldi 8. — Die Arbeit ging, wie es scheint, ohne Unter-
brechung voran, so dass im Jahre 1492 (10 Tage nach Lo-
renzo’s Tod) der Provveditore den Sangallo fragen konnte, „ob
er über das, was zu thun übrig bliebe, den letzten Willen des
Lorenzo vernommen hätte, und dass dieser befolgt werden
müsste.“
Ehe jedoch die Sakristei vollendet wurde, dachte man
daran, das Vestibül zu Ende zu führen, dem noch das Ge-
wölbe fehlte, welches „schön und schmuckreich und sowohl der
Majestät der Kirche, als der Eleganz der Sakristei ent-
sprechend“ ausfallen sollte. Auch über das Vestibül wird
der arme Vasari von jenem gesegneten Provveditore Lügen
gestraft. Derselbe sagt in seinen Memorien: „Am 10. März
1493 versammelten sich die operai im Palast, im Saale des
Gonfalortiere, und in deren Auftrag berief ich dorthin eine
Versammlung von Sachverständigen, worunter Simone del
Pollajuolo (Cronaca), Giuliano da Sangallo, Gio-
vanni di Betto, Salvi d’Andrea und Pagnio d’An-
tonio waren. Diese sollten ein Gutachten abgehen, wie das
Gewölbe zu bauen sei, welches vor den Eingang der Sakristei
kommen soll, wo die 12 Säulen stehen: ob es von Kies oder
Ziegeln oder gehauenen Steinen gebildet werden sollte. Und
alle stimmten darin überein, dass das Gewölbe des Vestibüls,
welches so reich und mit so vielen Säulen angefangen wurde,
aus Sandstein bestehen sollte, mit Quadraten und Rosetten-
feldern und anderem Schmuck, der gut steht. Schliesslich
setze man fest, dass Simone und Giuliano dem Piero di
Lorenzo (de Medici) einige Zeichnungen vorwiesen, und dass
letzterer über die Art und Weise der Ausführung zu ent-
scheiden hätte.“ Piero de Medici war mit dem von Simone
und Giuliano gemeinsam gemachten Modell zufrieden, denn
acht Tage später wurde endgiltig beschlossen, dass das Ge-
wölbe gemäss dem Modell und den jeweiligen Wünschen
Piero’s ausgeführt würde.
498
gewählt, dass die Diagonalen nur auf Zug in Anspruch ge-
nommen werden sollen. ln den beiden letzten Jahrgängen
von Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen sind mehrfache Mit-
theilungen über dieses Träger -System enthalten.
Fig. l.
Wenn schon vielen Lesern dieses Blattes die Idee bekannt
sein wird, aus der sich jene eigenthiimliche Form entwickelt,
so mögen doch, zum besseren Verständniss der nachfolgenden
Bemerkungen, noch einige Andeutungen nicht analytischer
Natur über die Ursachen vorausgehen, welche die Gestalt der
oberen Gurtung bedingen.
Fig. 2.
n m
Es ist bekannt, das ein Fachwerksträger mit parallelen
geraden Gurtungen sich wie in Fig. 2 mit nur auf Zug in
Anspruch genommenen Diagonalen konstruiren lässt. Eine
gewisse Anzahl Mittelfelder sind es, welche gekreuzte Diago-
nalen erhalten ; die beiden äusseren Trägertheile machen da-
gegen nur einfache Diagonalen erforderlich, welche gleichfalls
nur gezogen, nicht gedrückt werden.
Um dieser letzteren Bedingung zu genügen, ist indessen
nicht etwa erforderlich, dass die Enden rn n der oberen Gur-
tung geradlinig und parallel der unteren verlaufen; vielmehr
lassen sich noch unendlich
viele anderweitige Abschlüsse
denken, wobei ebenfalls der
Bedingung genügt wird, dass die
Endfelder nur einfache und
dabei niemals gedrückte Diago-
nalen erfordern. Der Abschluss
kann beispielsweise nach der
gebrochenen Linie m >' erfolgen, wobei natürlich über den
Auflagern noch das Portal V o erforderlich wird ( Elbbrücke
bei Meissen); es können jedoch auch die beiden Gurtungen
in o zusammengeführt werden , wodurch ein polygonaler Ab-
schluss wie m t 0 entsteht — nur soviel ist sicher, dass die
Eckpunkte dieses Polygons nicht beliebig tief gesenkt werden
dürfen, sondern mindestens noch so hoch liegen müssen, als
eine gewisse Kurve vorschreibt, die wir als Grenzkurve für
die oben ausgesprochene Bedingung auffassen können. In der
Figur möge dieselbe durch die punktirte Linie angedeutet sein.
Herr J. W. Schwedler theilt in No. 26, Jahrgang I.
dieses Blattes als Gleichung dieser Grenzkurve die Formel.
Fig. 3.
1) V =
4 F
L*
(/+t)
(L-x)
71 X
P +
mit, wobei
L die Spannweite des Trägers,
F die gewählte Ordinate der Grenzkurve in der Trägermitte,
T) die fßste |
7T die variable j Belastung des Trägers pro Längeneinheit
bezeichnen sollen.
Ohne auf die Herleitung der Gleichung 1 ausführlicher
einzugehen, will ich nur anführen, dass die Differential- Glei-
chung der gesuchten Grenzkurve jedenfalls dem Wertbe
2) = JL . y
’ dx — W y
genügen muss, wobei Q) die Vertikalkraft, 9D? das Angriffs-
moment für eine bis zur Abszisse X vorgerückte schiefe Be-
lastung bedeutet. Entwickelt man beide Werthe und trägt
sie in 2 ein, so entsteht:
3)
dy
V ~
P
(4 - 0 -
C L — x )
0 + tt)
dx
Herr Schwedler hat den Werth 7r der Gleichung 3 als
eine konstante Grosse angesehen und in diesem Sinne Glei-
chung 1 durch Integration direkt aus 3 abgeleitet. Hier-
nach ist anzunehmen, dass die Ingenieure, welche Gleichung 1
für Eisenbahn - Brücken benutzen, voraussichtlich p und ^
unter Anwendung einer anderen, von J. W. Schwedler mit-
getheilten empirischen Formel bestimmen werden, wonach für
eingeleisige Eisenbahn -Brücken von 30 — 300' Spannweite
die Summe
4) p -f- 7i 4000 Pfd. pro lfd. Fuss
5) p
_ I 500 -f- 6L bis 1 p,, „
I 500 + 7 Z, | Pfd. pro lfd. Fuss
1 zu nehmen ist, wenn L die Länge des Trägers in Fussen
J bedeutet.*)
Es lässt sich nachweisen, dass durch Kombination dieser
empirischen Werthe von p und 7t mit Gleichung 1 Resultate
entstehen, wie sie nicht beabsichtigt sind, so zwar, dass die
Grenzkurve in der Nähe der Auflager bei Weitem zu tief
liegt und die auf Zug koustruirten Enddiagoualen thatsächlich
einer bedeutenden Druckspannung ausgesetzt sind.
Die Formeln 4 und 5 sind werthvolle Angaben für den
Fall, wo eine Eisenbahnbrücke ihrer ganzen Länge nach
mit Nutzlast bedeckt ist; bekanntlich wird diese Bedingung
gestellt, wenn die Maximal-Anstrengungen der Gurtungen er-
*) Für Brücken von 9,4 bis 94“>’ Spannweite soll
4) p -f- Ti — 6375 Kilogr. pro lfd. Meter
und im Mittel 5) p — 800 -)- 33 L für Kilogr. und Meter sein.
Contucci (Sansovino) arbeitete in der Sakristei und
auch im Vestibül von Sto Spirito, — aber als Bild-
hauer, und von ihm sind ohne Zweifel die beiden Kapitale
der Pilaster, die den Altar flankiren , da sie wahre Juwelen
an Zierlichkeit, Geschmack in der Komposition und Form sind.
Und dass er im Vestibül arbeitete, ist durch eine Zahlung
bestätigt, die mit dem Datum 1490 nebst andern Zahlungen
an unbekanntere Bildhauer im libro di rieordanze eingetragen ist.
Es blieb die Kuppel der Sakristei zu konstruiren übrig;
ihre Ausführung wurde am 20. Mai 1495 beschlossen. Und
zwar wurde dafür das Modell das Antonio del Pollajuolof)
angenommen und verordnet, dass die Kuppel in folgender
Gestalt ausgeführt würde: „mit Bögen, welche sich oberhalb
des Gesimses erheben, mit je einem Rundfenster darin, das
von Sandstein eingerahmt ist, und mit Gewölberippen von
Sandstein, welche von den Ecken der Seiten emporstreben.“
Warum nicht Sangallo oder Cronaca mit dem Bau
der Kuppel beauftragt wurde, erklären uns die Dokumente
nicht. Pollajuolo’s Werk gelang nicht zum Besten, denn
aus einem Diarium des Lu ca Landucci wissen wir, dass am
10. Dezember 1496 die Kuppel, welche erst im September
desselben Jahres vollendet worden, einstürzte, sobald sie der
Stützen beraubt ward. Nichtsdestoweniger wurde sie nach
dem angenommenen Modell wiederhergestellt, denn die Schil-
derung des Provveditore in seinen Memorien entspricht voll-
kommen den Theilen der gegenwärtig bestehenden Kuppel.
f) Antonio Pollajuolo war vor Allem ein ausgezeich-
neter Bronzekünstler, nebenbei ein tüchtiger Maler. Unsere Stelle
ist um so interessanter , als sie unsres Wissens der einzige Beleg
dafür ist, dass er auch Architekt war.
Hier haben die Notizen, die mich bei meiner L'ntersuchung
leiteten, ein Ende. Sie sind weder so komplet noch so aus-
führlich, als man wünschen möchte, aber dennoch werthvoll,
weil sie nicht wenige Irrthümer korrigiren und dem Kaiser
geben, was des Kaisers ist.
Florenz, den 15. August 186S.
C. J. Cavalucci.
Anhang.
Chronologische LTebersicht der baulichen Geschichte von
Sto Spirito in Florenz, seit der Gründung bis 1498.
1292. — Gründung der alten Kirche und des Klosters Sto
Spi rito.
1428. — Wahl der operai und des provveditore der neuen
Kirche.
1433. (?) — Beginn der neuen Kirche nach Brunelleseo’s
Zeichnungen.
1446, 5. April — Giovanni Pieroni erhält 90 Goldgulden
für eine Säule.
1446, 15. April — Brunellesco stirbt.
1459, 3. April — Antonio Mauetti wird zum Ober-Bau-
meister erwählt.
1460, 3. März. — Ihm folgt Giuliano Sandrini.
1461, 3. Februar. — Diesem Giovanni di Domenico da
G a j o 1 e .
1470. — Die alte Kirche brennt ab.
1475. — Es werden Modelle der Mauer, der Fa^ade und der
Thürme der neuen Kirche gemacht.
1478, 9. März. — Es wird die Fortsetzung der innern und
äussern Gesimse und die Vollendung des Daches be-
schlossen.
1479, 4. Mai. — Die Arbeit an der Kuppel wird suspendirt,
499
mittelt werden sollen. Dem entgegengesetzt tritt die Grenz-
spannung in den Diagonalen dann auf, wenn die Nutzlast vom
einen Auflager bis zum Kopfe der Dia uile vorgerückt ist.
Es ist aber einleuchtend, dass bei der bestimmten Zusammen-
setzung eines Eisenbahnzuges, wo eine resp. zwei Lokomotiven
den Kopf bilden und darauf weniger schwer belastete Achsen
folgen, eine vom Auflager her vorrückende Nutzlast Anfangs
einen sehr bedeutenden, im weiteren Vorschreiten aber einen
geringeren Druck pro Längeneinheit der bedeckten Ab-
szisse hervorbringt.
Ich habe unter Zugrundelegung der drei von einander
wesentlich verschiedenen Lokomotiven Fulda, Bingen und
Hochdahl der Bergisch-Märkisehen Eisenbahn die dabei mög-
lichen Kombinationen gemacht und die Resultate in der Fig. 4
graphisch zusammengestellt. Die Skala, welche man bis zu
Fig. 4.
A
Spannweiten von ca. 300' als richtig ansehen mag, ist dahin
zu lesen, dass die Ordinaten die gleichmässig vertheilt gedachte
variable Belastung pro lfd. Fuss in Pfunden angeben, wenn
dieselbe den Raum zwischen dem linken Auflaser und der
betreffenden Abszisse ausfüllt. Um diese ungesetzmässige
Skala für eine analytische Behandlung brauchbar zu machen,
sind statt ihrer zwei gerade Linien AB und BC eingeführt
worden, die sich bei der Abszisse von 30' schneiden.
Die Skala lässt ersehen, wie ausserordentlich abweichend,
namentlich in den ersten 30', der Werth pro Längeneinheit
einer vom Auflager aus vorrückenden Nutzlast von dem Werthe
TT der Gleichung 4 ist; es soll jener Werth zum Unterschiede
von im Nachfolgenden mit X bezeichnet werden.
Nach dem Vorhergehenden ist X als eine variable
Grösse aufzufassen, die zwischen den Abszissen 0 bis 30 Fuss
den Werth*)
*) Für Meter und Kilogr. sind
6) X — 19100 — 1415 X
7) X = 6050 — 33,7 x
6) X — 12000 — 280 x,
von 30 bis 300 dagegen den Werth
7) X — 3800 —
O
für Fusse und Pfunde hat.
Es sind dies Werthe von X, welche anstatt tr in Glei-
chung 3 einzutragen sind.
Um die Integration gleichzeitig für die Fälle 6 und 7,
sowie auch unter Zugrundelegung des französischen Maass-
systems ausführen zu können, sei allgemein
8) X = a — b x
gesetzt. Es entsteht dann aus 3 :
d v p (rr - x) -{a-b x )
9) ÄJL — Al A . dx
-r ■ V + -t gjJ
und durch Integration, wenn man zur Abkürzung den Werth
I/A + p b L— A
setzt,
I. . a 1 a
A+ 2 Ö X I 4 A '
A-JL + bx |
Gleichung 10 würde eine, den gestellten Bedingungen
nahezu entsprechende Grenzkurve bilden können. Herr
Schw edler verfährt zwar in den von ihm ausgeführten Fäl-
len meist derart, dass er die Knotenpunkte etwas höher hin-
aufreichen lässt, als Gleichung 1 angiebt; in Jahrgang 1868,
pag. 517 von Er bk am ’s Zeitschrift für Bauwesen deutet er
sogar ausdrücklich darauf hin, dass aesthetische Rücksichten
schon häufig ein solches Höherlegen in eine Korblinie oder
Ellipse hinein wünschenswerth machen. Nichtsdestoweniger
besteht, wie weiter unten ein Beispiel zeigen wird, zwischen
Gleichung 1 und 10 ein so bedeutender Unterschied, dass es
gerathen scheint, die zulässige untere Grenze stets nach
Gleichung 10 festzulegen. Was die Behandlung dieser etwas
komplizirten Formel anbetrifft, so kann mau etwa, wie nach-
folgend beschrieben, verfahren.
Indem man für a und b zunächst die Werthe aus 6 und
dann die aus 7 einträgt, erhält man die Gleichungen zweier
Kurvenzweige. Dieselben müssen bei der Abszisse X — 30'
eine Berührung erster Ordnung eingehen, da die erste Ab-
leitung beider Zweige nach Gleichung 9 an dieser Stelle den-
selben Werth annimmt. Bei der Konstruktion stelle man zu-
erst den rechtsseitigen Zweig fest, sehe dabei die Integral -
konstante anfangs = 1 an und multiplizire sämmtliehe Ordi-
naten mit einem gewissen Faktor so, dass der Träger ein ange-
messenes Höhenverhältniss bekommt. Hierauf koustruire man
den linksseitigen Zweig, indem man ebenfalls die Integral-
so lange das Modell von Salvi d’ Andrea nicht ge-
nehmigt ist.
1479, 23. September. — Es werden die Eisenringe in Auftrag
gegeben, welche die Kuppel nmgiirten sollen, und das
Modell des Salvi bezahlt.
1481, 12. Januar. — Man beginnt die Fa^adenmauer zu er-
richten, und zugleich wird am Querschiff gearbeitet.
1482, 11. März. — Man beschliesst, dass die Kirche in der
Faeadenmauer drei Thüren habe, d. h. eine für jedes
Schiff.
1482, 4. Mai. — Das Blei wird geliefert, um die Kuppel zu
bedecken.
1482, 31. Juli. — Das Querschiff und die Kuppel werden
weiss getüncht. — Polo d’Agnolo erhält lire 5 soldi 10
für drei Glasscheiben mit den Wappen des Volks, der
Gemeinde und mit der Taube (S. Spirito!). welche in
die Kuppel kommen; und L. 164, s. 2, denari 6 für zwei
grosse Fenster mit den Wappen des Volks und der Ge-
meinde, welche in die Rückwand des Hauptschiffes
kommen.
1482, 15. März. — Neuer Beschluss, dass drei und nicht vier
Thüren sein sollen.
1484, 9. März. — Man setzt eine abermalige Berathung über
die Thüren fest.
1484, 13. Mai. — Die Arbeit der Faeadenmauer wird bis zu
einem neuen Beschluss über die Anzahl der Thüren
suspendirt.
1486, 24. April. — Es wird eine Versammlung von 64 Künst-
lern und Bürgern berufen, um über die Thüren zu
berathen.
1486, 1 1. Mai. — Es erscheinen 42 der eingeladenen Per-
sonen und entscheiden für drei Thüren.
1487, 12. November. — Bezahlung von 25 Lire an die bei-
den Baumeister für die Vollendung der Faeadenmauer
und des Daches. Es werden die steinernen Treppen
und der äussere Fussboden nebst einer Holzkanzel in
Auftrag gegeben.
1487, 16. Dezember. — Es werden zwei Weihbecken bestellt.
1488, 27. Juni. — Man beschliesst die Sakristei zu bauen.
1489, 14. August. — Sie soll nach dem Modell Giuliano
da Sangallo’s und dem Gefallen von Loren zo dem
Prächtigen ausgeführt werden.
1489, 3. Dezember. — Die Fundamente der Sakristei werden
eingesegnet.
1490, 15. Mai. — Neuer Beschluss zu Gunsten der drei Thüren.
1490, 3. September. — Die Fundamente des neuen Gloken-
thurmes werden ausgemessen.
1492, 10. März. — Beschluss, dass das Gewölbe des Vesti-
büls von quadrirtem und getäfeltem Sandstein etc. gebil-
det werde.
1493, 21. Mai. — Das von Sangallo und Cronaca in Ge-
meinschaft gemachte Modell soll zum Muster dienen.
1494, 19. Juni. — Dem Provveditore Zanobi Landi wird
befohlen, dass er für die Beseitigung eines Mauerfehlers
des Schiffes gegen das Kloster zu sorge.
1495, 20. Mai — Das Modell Antonio Pollajuolo’s für
die Kuppel der Sakristei wird angenommen.
1496, 10. November. — Die Kuppel der Sakristei stürzt ein*).
*) Der Thurm hinter der Sakristei wird nach Luca Lan-
ducci 1512 gebaut.
500
konstante zunächst = 1 setzt; die Ordinaten dieses Zweiges
sind selbstredend mit einem Faktor derart zu multipliziren,
dass bei der Abszisse 30 die Ordinaten beider Zweige gleich
gross werden. In Fig. 5 ist als Beispiel ein Träger von
Fig 5 150' Spannweite
s gewählt und sind
die Ordinaten,
der Erkennbar-
keit wegen , etwa
mit dem drei-
fachen der erfor-
derlichen Höhe
eingezeichnet;
zwischen den Ab-
szissen 0 bis 30
hat der linke
Zweig Gültigkeit;
derselbe ist der
zu oberst gelegene, berührt den rechtsseitigen bei der Abszisse 30,
hat bei 40,8 einen Wendepunkt und verläuft bei 59,5 in’s Unend-
liche. — In derselben Figur ist die nach Gleichung 1, 4 und 5 sich
ergebende Kurve punktirt eingetragen; es ist ersichtlich, dass
bei der Abszisse von 9' (wohin etwa die erste Vertikale tref-
fen würde), der Knotenpunkt um mehr als 25 Prozent zu
tief liegt.
Fig. 6.
Die Abszisse q, bei welcher die Kulmination der Grenz-
kurven eintritt, erhält man nach Gleichung 9, wenn
also:
11) bq* — aq1 — 2p Lq p l1 = 0
wird. Dieser Werth q giebt diejenige Stelle des Trägers an,
bis zu welcher die Vertikalkräfte ihr Vorzeichen wechseln,
bis wohin also die Diagonalen im doppelten Sinne anzuordnen
und die obere Gurtung der unteren parallel zu legen ist.
In Fig. 7 ist die
Lösung der Glei-
chung 11 für Spann-
weiten von 40 bis
100' graphisch dar-
gestellt. Als Ordi-
naten sind, im hal-
ben Maasstabe der
Abszissen, aufgetra-
gen zunächst wieder
die ganze Träger-
länge, folgend der
Linie CD, dann die
Abstände tj von bei-
den Auflagern, re-
präsentirt durch die
Kurven EF und GH. — In Anbetracht, dass die Endfelder
einer Eisenbahnbrücke im Mittel = 9' sein werden, sind in
je 9' Entfernung zwei parallele Linien I I und II II mit den
begrenzenden Geraden AB und CD gezogeu. Aus ihren
Durchschnitten mit den Kurven EF und GH lässt sich nun
direkt ablesen:
1) Der Scliwedler’sche Träger ist für Eisenbahnbrücken
unter 40' Spannweite nicht ausführbar.
2) Für Eisenbahnbrücken von 40 — 70' könnte derselbe
mit einem, für solche von 70 — 100' mit zwei polygonalen
Endfeldern angewandt werden.
3) Der Schwedler’schc Träger gewinnt erst für Eisen-
bahnbrücken von 100' und darüber Bedeutung, weil hier min-
destens 3 Endfelder neben jedem Auflager dem Gesetze des
Polygons folgen können.
Gleichung 1 1 giebt überhaupt die genauere Lösung der
bei allen Balkenbrücken sich stellenden Frage, innerhalb wel-
cher Grenzen die Vertikalkräfte mit doppeltem Vorzeichen
auftreten können. Aus Fig. 7 lässt sich deshalb für gerade
Fachwerksträger, welche nur mit. gezogenen Diagonalen kon-
struirt werden sollen, folgern :
1) dass bei Spannweiten unter 40' sämmtliclie Felder ge-
kreuzte Diagonalen erfordern ;
2) dass bei Weiten von 40 — 70' höchstens im Endfelde
die Kreuzung entbehrt werden kann, etc.
Zum Schluss will ich, ohne hierin Ausführungen zu geben,
nur andeuten, dass die Benutzung der Werthe von A unter 6
und 7 die Resultate über die Grösse der Zug- resp. Druck-
spannungen in den Diagonalen und Vertikalen eines Fach-
werkträgers wesentlich anders stellt, als bisher angenommen ist.
Elberfeld, Oktober 1868. E. Grüttefien.
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur- Verein zu Prag. — In der
Wochen -Versammlung vom 31. October d. J. hielt Hr. Ar-
chitekt Alois T urek einen Vortrag über die Unterfangung
von baufälligen Gebäuden und illustrirte ihn durch die aus
eigener Erfahrung entlehnten Beispiele. Alle diese Fälle be-
trafen Kirchen, welche durch den Vortragenden vor dem Un-
tergänge gerettet wurden, und zwar waren dies: die Pfarr-
kirche in Zercitz auf der Domaine Doubrawitz, die Filialkirche
zu Chroustow und die Pfarrkirche in Knezitz auf der Herr-
schaft Dymokur. Zum Schlüsse erwähnte der Vortragende noch
eines Falles, welcher in Prag sich zugetragen hat, und bewies,
wie fehlerhaft häufig bei Unterfangung alter Gebäude vorge-
gangen wird, und welcher besonderen Umsicht der Baumeister
in solchen Fällen bedarf.
In der am 7. November abgehaltenen Wochen -Versamm-
lung hielt Hr. Professor Gustav Schmidt einen Vortrag
über den sogenanten „Kraftregenerator“ desHrn. Staatseisenbahn-
Inspektors Bochkoltz, durch welchen das 30 bis 42X be-
tragende Supplementargewicht der Schachtgestäuge, welches
man Behufs selbstthätiger Erhebung der Pumpendruckventile
nöthig hat, für die Betriebs - Dampfmaschine unschädlich ge-
macht werden kann. Man kann demzufolge dieselbe mit be-
deutend stärkerer Expansion, also mit beträchtlicher Kohlen-
ersparung arbeiten lassen. Der Redner wies nach, dass die
Herstellungskosten durch die Ersparniss in zwei Jahren gedeckt
wären, dass jedoch die mittlere Niedergangs- Geschwindigkeit
0,75 bis 1 Meter betragen würde, was kaum gewagt werden
dürfte.
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
14. November 1868; Vorsitzender Herr Boeckmann.
Eine Differenz, die sich nach Verlesung des Protokolls
der letzten Sitzung ergab, ob nämlich bereits beschlossen wor-
den sei, zu dem bevorstehenden Vortrage über Pompeji auch
die Damen der Vereinsmitglieder zuzulassen, gab zu einer
nochmaligen Diskussion dieser Frage Veranlassung. Es wurde
geltend gemacht, dass in einem für die Mitanwesenheit von
Damen berechneten Vortrage auf spezifisch technische Dinge
doch wohl weniger eingegangen werden könne, als wfinschens-
werth sei; auch die Schwierigkeiten, die sich alsdann aus
einer unmittelbaren Aufeinanderfolge des Vortrages und der
Vereinsversammlung ergeben würden, wurden hervorgehoben.
Da auch konstatirt wurde, dass Herr Dr. Schöne in einer
privaten Aeusserung erklärt hatte, dass sein Vortrag ursprüng-
lich allerdings nicht auf die Theilnahme von Damen berech-
net gewesen sei, so beschloss der Verein — einer lebhaften
Fürsprache für die Zulassung von Damen ungeachtet — die-
selbe nicht zu gestatten. Der Beginn des Vortrages bängt
von der noch in Aussicht stehenden Erlaubniss ab, den gegen-
wärtigen Versammlungssaal dafür benutzen zu dürfen.
Nachdem Hr. Lucae augezeigt hatte, dass für die be-
schlossene Publikation einer Auswahl aus den Monatskonkur-
renzen die Vorbereitungen soweit getroffen seien, dass sie in
nächster Hauptversammlung zur Genehmigung des Vereins vor-
gelegt werden könnten, sowie, dass die Ueberschreitung der
für das letzte Schiukelfest ausgesetzten Summe nicht 87, son-
dern nur 13 Thlr. betragen habe, legte der Vorsitzende nach
mehren kleineren Mittheilungen den Plan des von Hm. Pless-
ner zu erbauenden Vereinshauses vor. Die Verhandlungen
zwischen der Vereius- Kommission und Hrn. Plessner sind
noch nicht definitiv abgeschlossen uud der Bau noch nicht
soweit gefördert, dass ein Wunsch oder guter Rath nicht noch
Berücksichtigung finden könnte.
Eine prinzipielle Frage, ob auf das Aufnahme- Gesuch
eines gegenwärtig am Rhein weilenden Fachgenossen eingegan-
gen werden könne, wenn derselbe — ohne sich gegenwärtig
persönlich vorzustellen — nachweise, dass er den Verein frü-
her mehrfach als Gast besucht habe, wurde mit sehr grosser
Majorität bejaht.
Hr. Koblauch beantwortete eine Frage, ob in Berlin
Wasserglas zur Ueberziehung und Fixirung innerer Dekora-
tionen angewendet sei. Es sei dies noch nicht geschehen;
Versuche, gemalte Flächen mit Wasserglas zu überziehen,
haben ein für die Farben ungünstiges Resultat ergeben. —
Bei Rücksprache mit dem als praktische Autorität auf diesem
Felde geltenden Gallerie - Diener Hrn. Trüloff habe dieser
jedoch die Möglichkeit, innere Dekorationen mit Wasserglas
so zu fixiren, dass sie beliebig abgewaschen werden könnten,
Fig. 7.
Spannw.
501
als ausser Zweifel stehend erklärt, wenn bereits die anzu-
wendenden Farben mit Wasserglas angesetzt seien und dem-
nächst ein nochmaliger Wasserglas -Ueberzug gemacht werde;
ein Verfahren, dessen Anwendung allerdings erhebliche Kosten
verursacht. Hr. Adler berichtigte hierzu, dass bei den
Wandmalereien im Neuen Museum nicht die Farben mit
Wasserglas angesetzt worden wären, sondern dass der Putz
damit vorher präparirt sei, während die Farben mit destillirtem
Wasser behandelt wurden.
Den folgenden längeren Vortrag des Hr. Franz Mertens,
der übrigens nicht seine Denkmalkarte näher erläuterte,
sondern aus dem zu derselben gehörigen Texte einen Auszug
vorlas, der die Geschichte seines Lebensganges mit sehr
starken Invektiven auf einzelne Persönlichkeiten enthielt,
übergehen wir mit Rücksicht auf die von uns in Aussicht ge-
nommene Mittheilung.
Der Vorsitzende theilte schliesslich mit, dass privater
Notiz zufolge das Gesuch des Vereins um Verleihung von
Korporationsrechten, nachdem es vom Königl. Polizei -Präsi-
dium befürwortet worden, nunmehr bereits mit einigen Aen-
derungen versehen, vom Königl. Ministerium des Innern dem
der Justiz übergeben sei. — Ein Bescheid, hoffentlich ein
günstiger, stehe demnach in nicht mehr allzuferner Aussicht.
— F. —
Vermischtes.
Wie wir vernehmen, sind dem Eisenbahn -Bau -Unter-
nehmer Hrn. Plessner in Berlin die zur Vollendung des
Kriegshafens an der Jahde erforderlichen Erd- und Bagger-
Arbeiten in Entreprise gegeben worden. Als Frist für die
Beendigung derselben sind 10 Monate in Aussicht genommen.
Ueber die Wasserpest
bringt nunmehr auch der Kgl. Pr. Staats-Anzeiger (No. 270)
einen ausführlichen Artikel: Wir geben einen Auszug daraus
in seiner charakteristischen Darstellung, deren Zweck an-
scheinend ebensowohl ist, die Gemüther zu beruhigen, wie die
Regierung vor dem Vor würfe mangelnder Sorgfalt in Betreff
vorbeugender Maassregeln zu schützen.
„Mehrfache Mittheilungen in der Tagespresse haben seit
länger als einem Jahre die Aufmerksamkeit des Publikums,
und eingehende Berichte der Lokalbehörden bereits früher
schon die Aufmerksamkeit der Regierung auf eine Wasser-
pflanze gelenkt, welche, seit etwa 15 Jahren von Kanada aus
nach Europa gelangt, durch ihre schnelle Verbreitung über
einen grossen Theil der norddeutschen Gewässer der Schiff-
fahrt und Flösserei gefährlich zu werden und selbst die Vor-
fluths-Interessen zu schädigen droht.
Die sogenannte Wasserpest, Elodea canadensis, auch Ana-
charis alsinastrum und Tropperoria pestifera genannt, ist eine
dunkelgrüne, zierliche, dünnstengliche Wasserpflanze, welche
zwar am Besten in ruhigen, gut belichteten Gewässern mit
schlammigem Untergründe, jedoch auch in mässiger Strömung
und selbst im klaren Brunnenwasser gedeiht.
Die Verbreitung der Pflanze geschieht nicht durch Ver-
streuung ihres Samens, sondern dadurch, dass jedes noch so
kleine Zweigtbeilchen in kürzester Zeit neue Wurzeln schlägt
und neue Stengel treibt.
Nach den durch den verstorbenen Gartendirektor Lenne
angestellten Ermittelungen soll die Pflanze mit amerikanischen
Bauhölzern, an denen sie hängen geblieben, in England und
Schottland eingeschleppt seiu, wo sie sich ebenso, wie jetzt
bei uns, sehr rasch über viele schiffbare Flüsse und Schiff-
fahrts-Kanäle verbreitet hat Vor etwa 13 Jahren wurde sie
durch den damaligen Ober-Gärtner der A ug u sti n’schen Gärt-
nerei an der Wildpark- Station bei Potsdam aus dem bota-
nischen Garten zu Breslau in das dortige Aquarium einge-
führt; wie sie aber von dort in die Gewässer von Charlotten-
hof gelangt ist, wo sie sich zunächst als Unkraut in Menge
zeigte, hat nicht mit Sicherheit festgestellt werden können.
\ on den Gewässern Charlottenhofs aus hat sich die Pflanze,
in den ersten Jahren unbemerkt, mit erstaunlicher Schnellig-
keit über sämmtliche mit jenen Gewässern in Verbindung
stehende Wasserläufe von Sanssouci und in die Havel hinein
verbleitet, und selbst in weit davon entfernten Wasserbecken,
welche durch drei Fuss hohe Wehre von einander getrennt
sind, hat sie von den tiefer gelegenen nach den höher gele-
genen Eingang gefunden. Seit vorigem Jahre hat sie sich
endlich auf dem ganzen Laufe der Havel von der mecklen-
burgischen Grenze bis zu ihrer Einmündung in die Elbe und
auf allen mit der Havel in Verbindung stehenden Kanälen,
dem Finow- und Werbelliner Kanäle, den Templiner- und
Lychcner Gewässern, auf der Spree und ihren Seitenstrassen,
namentlich auf dem Spandauer Kanäle, auf dem Dämeritz- und
Miiggel-See und selbst auf der Elbe bei Neu-Werben, im
Wittenberger Hafen, sowie auf der Karthane und Stepnitz
gezeigt und, begünstigt durch den heissen Sommer dieses
Jahres, zum Theil das gesammte Profil dieser Wasserstrassen
erfüllt.
Nicht minder schnell hat sich die Pflanze nach einem
Artikel der Schlesischen Zeitung vom 3. Oktober c. vom bo-
tanischen Garten zu Breslau aus, auch in den schlesischen
Gewässern ausgebreitet und zeigt sich nach einer Bekannt-
machung der Königl. Regierung zu Frankfurt a. O. vom 21.
September d. J. in den Wasserzügen vom Schwieloch- bis
zum Miillroser See und im Friedrich-Wilhelms - Kanäle bis
zum Brieskower See. Im Regierungs - Bezirke Stettin ist sie
seit zwei Jahren von Botanikern und im vorigen Jahre von
Fischern bemerkt worden, in diesem Sommer aber erst in
grösserer Ausdehnung und zwar hauptsächlich im Dammschen
See, aber auch, wenn auch nur vereinzelt, in der Oder und
Dievenow aufgetreten.
Vom hamburger botanischen Garten aus, wo die Pflanze
bis zum .Jahre 1860 nur in Gefässen im Gewächshause kulti-
virt wurde, hat sie sich in bisher ebenfalls nicht erklärter
Weise in den dortigen Stadtgraben und endlich in das Alster-
bassin fortgepflanzt und ihre Verbreitung hat gegenwärtig
auch dort die grössten Dimensionen angenommen.
Unter solchen Umständen war es zunächst erforderlich,
genaue Erkundigungen über die physiologische Beschaffenheit
der Pflanze und über die Mittel einzuziehen, wie man an an-
dern Orten, namentlich in England und Schottland, wo sie
schon früher als Wucherpflanze aufgetreten war, gegen ihre
Verbreitung in deu schiffbaren Gewässern und Kanälen ange-
kämpft habe.
Aus den ersteren ergab sich, dass sie, wie bereits oben
erwähnt, am besten auf schlammigem Boden gedeiht und dass
sie, nachdem sie denselben vollständig ausgesogen hat, abstirbt
und von selbst verschwindet; aus den letzteren dagegen, dass
eine Begrenzung ihrer Verbreitung in Gewässern, bei denen
die zu ihrem Gedeihen erforderlichen Bedingungen vorhanden
sind, nicht gelungen ist, und dass ihre Vertilgung vor dem
Absterben derselben aus Mangel an Nahrung, ausschliesslich
durch fortgesetztes Ausreissen in möglichster Tiefe erfolgen
könne.
Gleichzeitig mit diesen Nachrichten w
urde aber auch
der reiche Gehalt der Pflanze an
Alkalien
und also deren
Dungkraft bekannt und durch die
von der agrikultur -chemi-
sehen Versuchsstation zu Dahme
ausgefiihrteu chemischen
Analysen festgestellt, dass in 100
Theilen der frisch gewon-
nenen Pflanze:
Feuchtigkeit
. . 77,300 Theile,
Organische Stoffe ....
. . 17,674
Kali , .
. . 0,431
Natron
. . 0,244
Y)
Kalkerde
. . 2,600
Magnesia
. . 0,437
Eisenoxyd
. . 0,082
r>
Phosphorsäure
. . 0,142
n
Kieselsäure
. . 0,805
V
Chlor
. . 0,124
»
Sand
. . 0,161
y>
Summa .
. 100,000
Theile
enthalten seien.
Wenn hiernach auch nicht anzunehmen war, dass von
einem Fuder der Anacharis gleich nachhaltige Dungkraft er-
wartet werden könnte, wie von einem Fuder Stallmist, so
war doch festgestellt, dass die erstere überall da, wo sie
massenhaft vorkommt und aus den Gewässern als schädlich
entfernt werden muss, für die zunächst und bequem gelegenen
Felder als eine erwünschte Düngerzugabe gelten kann.
Spätere fortgesetzte Versuche zur Verwerthung der Pflanze
in der Landwirtbschaft, auf welche man durch die Beobach-
tung hingeführt worden war, dass die Wasservögel sie gierig
verzehren, ergaben, dass auch das Pferd, das Schwein und
die Ziege sie geniessen , ohne dass bisher ein nachtheiliger
Einfluss auf die Gesundheit dieser Thiere davon bemerkt
worden wäre.
Der Vortheil, welchen man sich von der dichten Be-
stockung der Pflanze für das Laichen der Fische versprach,
hat sich nicht nur nicht herausgestellt, sondern es hat sogar
an Stellen, wie im Nieder - Neuendorfer Kanäle, wo die Ver-
krautung durch die Wasserpest allerdings einen hohen Grad
erreichte, beim Eintritt des niedrigen Wasserstandes ein star-
ker Verlust au Fischen stattgefunden, weil sich die junge
Brut aus dem engverfilzten Kraute nicht herausarbeiten
konnte.
Nach diesen Ermittelungen, von denen, soweit sie sich
auf die Verwendung der Pflanze in der Landwirthschaft be-
502
zogen, den betreffenden Organen seiner Zeit ausführliche
Mittheilungen zugegangen waren, musste man eine erfolgreiche
Beseitigung der durch die rapide Verbreitung der Pflanze,
der Schiffahrt sowohl wie der Vorfluth zugefügten Nachtheile
am ersten aus einem Zusammenwirken der Wasserbau -Ver-
waltungen mit den Adjazenten der von der Verkrautung
heimgesuchten Wasserläufe erwarten und namentlich darauf
Bedacht nehmen, die geeignetsten Vorrichtungen zur Reinigung
der letzteren aufzufinden.
Als angemessenstes Instrument hat sich dabei eine eiserne
Harke mit ziemlich langen und enggestellten Zähnen , mit
welcher das Kraut sammt seinen Wurzeln ausgezogen werden
konnte, erwiesen, während die früher versuchte Verwendung
von Sensen oder Sensenketten, welche über den Boden des
Wasserbettes fortgezogen wurden , minder günstige Resultate
ergab, weil die einzelnen sehr leichten Fäden des Krautes
sich unter der Sense nur umbogen und später wieder aufrich-
teten.
Ein ferneres zweckmässiges Requisit für diese Auskrau-
tungen sind flache, möglichst niedrige Prahme, auf denen die
Arbeiter stehen und in welche sie das mit der Harke ausge-
zogene Kraut ablegen können, ohne es höher als nöthig heben
zu dürfen. Bei der verhältnissmässig beträchtlichen spezifi-
schen Schwere des mit Schlammtheilchen oder feinem Sande
stark vermengten Krautes ist dieser Umstand von beträcht-
lichem Einflüsse auf die Leistung der Arbeiter, welche am
besten nach Schachtruthen gewonnener Krautmasse bezahlt wird.
So sehr nun auch Seitens der Wasserbau Verwaltungen
dahin gestrebt worden ist, durch derartige Vorrichtungen die
von der Wasserpest bedrohten Schiffahrtsstrassen nach Mög-
lichkeit frei zu halten, so fehlte es doch anfänglich an den
nöthigen Prahmen und Harken, andererseits, und namentlich
während der Ernte, an Arbeitskräften, um in den Räumungs-
arbeiten mit der Ueberhandnahme der Verkrautung überall
gleichen Schritt zu halten, vielmehr liess sich erst, nachdem
mit den Schiffahrts -Interessen auch die Vorfluths - Interessen
in erheblicher Weise geschädigt zu werden drohten, und sich
die dadurch betroffenen Gemeinden zu einer Betheiligung an
den Räumungsarbeiten entschlossen, eine Organisation dieser
Arbeiten herbeiführen, durch welche ein nachhaltiger Erfolg
für die Beseitigung des Uebels erreicht werden kann.
Immerhin bleibt es für die davon betroffenen Gemeinden,
wie für die Staats -Verwaltung keine leichte Aufgabe, alle
durch die Verbreitung der Wasserpest aus den verschiedensten
Kreisen laut werdenden Klagen zu beseitigen, so lange es
nicht gelingt, der Verwerthung des Krautes für Dungzwecke,
allgemeineren Eingang bei dem landwirtschaftlichen Publikum
zu verschaffen, wenn man erwägt, dass z. B. die Auskrautung
des Spandauer Kanales auf eine Länge von etwa 1 */i Meilen
in den letzten 3 Monaten, excl. der Anschaffung der Prahme
mehr als 2500 Thlr. Kosten verursacht hat, wofür ca.
1000 Schachtruthen Krautmasse gewonnen, jedoch nur zum
kleineren Theile zu Dungzwecken verwendet wurden, weil
die Wirkung des Krautes als Dungstoff gegenüber dem Auf-
wande an Abfuhrkosten zu gering angeschlagen wurde.
Zur Herbeiführung einer richtigen Würdigung dieser
Verhältnisse dürfte hier, nach den darüber von namhaften
Landwirthen gemachten Erfahrungen, noch angeführt werden,
dass das Kraut sowohl für Winter- wie für Sommerfrüchte
die Stelle des Stallmistes am besten zu vertreten geeignet ist,
wenn es entweder grün etwa einen Fuss tief untergegraben,
oder in Haufen abgelagert wird, wo es nach 3 bis 6 Wochen,
je nach der Witterung, dergestalt verrottet, dass es dem Kuh-
dünger mindestens gleichkommt, dessen Farbe es vollständig
annimmt. Dagegen haben vielfache Versuche allerdings die
geringere Nachhaltigkeit seiner Dungkraft gegenüber dem
Stallmist hinreichend festgestellt, so zwar, dass das Kraut im
ersten Jahre eine fast grössere Wirkung als gewöhnlicher
Stallmist, dagegen im zweiten Jahre schon eine geringere und
im dritten Jahre fast gar keine Wirkung mehr erzeugt, wäh-
rend der Stallmist umgekehrt, im ersten Jahre w'enig, im
zweiten und dritten Jahre grössere Vortheile gewährt und
man daher die Krautdüngung mindestens alle zwei Jahre
wiederholen muss, um einen gleichen Ertrag wie beim Stall-
mist zu erzielen.
Auch für den Ertrag von Wiesen hat sich die Ausbrei-
tung des grünen Krautes auf denselben, nach dessen Verrot-
tung durchaus günstig gezeigt.
Wenn hieraus die Vortheile und Nachtheile dieser unsere
Gewässer so massenhaft erfüllenden Pflanze genügend zu er-
messen sein dürften, so wird gleichzeitig daraus hervorgehen,
dass nichts versäumt worden ist, um die aus dem L msich-
greifen derselben gehegten Besorgnisse zu verscheuchen und
das Entstehen einer Kalamität zu beseitigen, welche am
Empfindlichsten das Schiffer- nächstdem aber auch das Fi-
schergewerbe treffen musste, denen beiden die erforderlichen
Kräfte fehlten, um solchen Feinden siegreich zu begegnen;
immerhin aber wird es die Aufgabe der Kreis- und Gemeinde-
verwaltungen sowohl, wie aller lokalen Aufsichts - Organe
bleiben, das Auftreten der Pflanze und ihr Verhalten in den
verschiedenen Gewässern unausgesetzt zu beobachten und
rechtzeitig zur Anzeige zu bringen, weil sich nur auf solche
Weise die der Allgemeinheit dadurch zugefügten Nachtheile
vermindern und der daraus zu ziehende Nutzen vergrössern
lässt.“
Einer Bekanntmachung des Ministers für Handel, Gewerbe
und öffentliche Arbeiten zufolge steht eine K o r r e ktio n der
Weser bevor. Nachdem die Korrektion der Unterweser von
Vegesack bis unterhalb Reckum beschlossen und zum Theil
bereits in Ausführung gebracht ist, wird in Gemässheit des
§. 4 des Gesetzes vom 16. September 1846, betreffend die
Veräusserungspflicht Behuf der Anlage von Schiffahrts - Kanälen
und Häfen, sowie Behuf Schiffbarmachung von Flüssen, durch
jene Bekanntmachung zur allgemeinen Kenntniss gebracht,
dass nach dem festgestellten Plane die Unterweser in der be-
nannten Strecke durch weitere Einschränkungswerke, resp.
Abgrabung von vorspringenden Ufern auf eine normalmässige
Breite — und zwar neben Rönnebeck in zwei getrennten
Armen — gebracht und dabei eine Fahrtiefe von 4' unter
Niedrigwasser hergestellt werden soll.
Im Anschlüsse an die Mittheilung in No. 44 d. Bl. über
amerikanische Rammpumpen (Brunnenbohrer) entnehmen wir
aus No. 40 der „Annalen der Landwirthschaft“ noch folgende
Notiz:
„Nach einer Mittheilung des Generalsekretärs von Laer
hat der Brunnenbohrer bei Versuchen an den Ufern des
Rheins, wo die wasserführende Schicht aus Kies besteht, ge-
lungene Resultate gegeben. Ebenso ist dies auf der Ausstel-
lung in Hietzing bei Wien (Anf. September) der Fall gewesen,
wo zwei dergleichen treffliches Wasser lieferten. Dagegen ist
nach v. Laer ein Versuch, einen Brunnen im Triebsande an-
zulegen, fehlgeschlagen, so dass es scheint, dass das Instrument
nur da anwendbar sein wird, wo die wasserführende Schicht
aus wirklichem Kies besteht. Für das landw. Museum zu
Berlin ist ein ebensolcher Bohrer bestellt worden“.
Im III. Quartal des laufenden Jahres wurden im Gebiete
des Vereins deutscher Eisenbahn Verwaltungen den Bekannt-
machungen des Vereinsorgans zu Folge folgende Bahnstrecken
dem Verkehr übergeben:
Am 1. Juli. Fulda-Neuhof, Bebra-Hauauer Eisenbahn 1,8 Meil.
— Wächtersbach-Steinau, Bebra-Hananer Eisenbahn 1,8 „
— Bergen op Zoom-Goes, Niederländ. Staatsbahnen 5,0 „
— Börsum -Jerxheim, Braunschweig. Staatsbahnen 3,1 „
am 23. Juli. Thalhausen- Rottweil, Würtemb. Staatsb. 0,9 „
„ 2. Aug. Ulm-Blaubeuren, Würtemb. Staatsbahnen 2,2 „
— Schwadowitz- Preuss. Grenze bei Königshain, mit
den Stationen Trautenau und Bernsdorf . . . 3,5 „
am l.Sept. Heerenveen-Leeuwarden, Niederl. Staatsb. 3,8 „
— Rittershausen-Remscheid, Berg.-Märk. Eisenb. . 2,32 „
— Keresztur-Barks, Oesterr. Südbahn - Gesellschaft 9,31 „
— Bruck a. M. -Leoben, Oesterr. Siidbahn-Gesellsch. 2, IS „
am 22. Sept. Pfälzische Nordbahn Landstuhl- Cusel,
Pfälzische Bahnen 3,88 „
„ 23. Sept. Zuffenhausen-Ditzingen, Würtem. Staatsb. 1,00 „
Summa 40,79 Meil.
Nach den im neuesten, dem Landtage vorgelegten Etats-
Entwurf enthaltenen Angaben beträgt die Länge sämmtlicher
Preussischen Staats - Chausseen gegenwärtig 2807,9 Meilen.
Davon treffen auf Preussen 309,1 M., Posen 92,6 M., Pommern
176,0 M., Schlesien 27S,S M.. Brandenburg 191,8 M., Sachsen
259,6 M., Westphaleu 2S4.1 M., Rheiu - Provinz 304,6 M.,
Hessen - Nassau 33S,4 M., Hannover 393,3 INI. und Schleswig-
Holstein 179,6 Meilen.
Der neue Vieh markt zu London (Metropolitan - Cattle-
Market), 1S57 in der Vorstadt Islington angelegt, umfasst eine
Fläche von 109 Morgen, wovon die eine Hälfte zu den Vieh-
stäudeu, die andere zu den Nebenanlagen verwendet ist. Den
eigentlichen Viehmarkt bildet ein Quadrat von 780' Länge
und Breite, in dessen Mitte sieh das s. g. Bankhaus mit den
nöthigen Geschäftszimmern erhebt. Der Platz ist in seiner
ganzen Ausdehnung gepflastert, durch unterirdische Abzugs-
kanäle trocken gelegt und reichlich mit Wasser versehen.
Die eine Hälfte des Marktes wird für das Grossvieh, die andere
für Kälber, Schafe und Schweine benutzt. Der Flächenraum
der Rindviehstände beträgt 250000c', er gestattet die Auf-
stellung von 7000 Stück Vieh. Die offenen Schafstände, in
Hierzu eine Beilage.
503
Abtheilungen für je 20 Stück getheilt, umfassen 143000°' und
reichen für 30000 Schafe aus. An dieselben schliessen sich
zwei bedeckte, an den Seiten offene Hallen von je 30000°'
Fläche an, deren jede 12 — 1500 Stück Kälber oder Schweine
aufzunehmen vermag. Ausserdem sind noch 24 Ställe für
8000 Schafe und 3000 Stück Rindvieh vorhanden, um das-
jenige Vieh aufzunehmen, welches vor dem Markttage am
Platz eintrifft oder nach dem Verkauf nicht sofort abgeholt
wird oder unverkauft geblieben ist. Auch ein grosses öffent-
liches Schlachthaus und 7 grosse Gasthöfe gehören zu der
Anlage, die 3 Millionen Thaler gekostet hat.
Aus der Fachlitteratur.
„Die städtische Turnhalle in Hof“, heraussregeben von
J. G. Thomas, Stadtbaurath. — Die vorliegende Monographie
zeigt eine Anlage von mässigem Umfang und prunkloser Ein-
fachheit, um so mehr aber entsprechend den Bedürfnissen
eines Gemeindewesens von mittlerer Grösse und den Grund-
prinzipien der Turnerei.
In der Einleitung giebt der Verfasser einen geschicht-
lichen Ueberblick der Entwicklung des Turnwesens in Hof,
welche für den Turner von Fach wie für den Kulturhistoriker
mehr von Interesse sein wird als für den Architekten. Da-
rauf wird die Situation der Turnhalle wie .des daneben lie-
genden Turnplatzes, die in naher Verbindung mit dem Gym-
nasium und anderen Schulen stehen, erläutert und motivirt.
Die getroffene Anordnung ist als wohlgelungen zu bezeichnen.
Die folgende Beschreibung der Turnhalle, welche nebst
den beigefügten Zeichnungen bis in’s kleinste Detail gegeben
wird, weist in wünschenswerther Weise auf manche Gesichts-
punkte hin, welche dem Architekten meist ferne liegen, von
Fachturnern aber selten besonders erwähnt werden, weil sie ihnen
als selbstverständlich erscheinen. Hingegen dürften die ebenfalls
mit grosser Genauigkeit gegebenen Konstruktions- Details dem
ausgebildeten Architekten theilweise als entbehrlich erscheinen,
wenngleich sie manches Nachahmenswerthe bieten, wie die
Einrichtung von Wandschränken, die doppelte Verglasung der
Fenster, die Holzbekleidung der unteren Wandflächen und der-
gleichen. Letztere würde allerdings zweckmässiger vom Fuss-
boden gemessen auf 5 Fuss (über Schulterhöhe) anstatt auf
3Vi Fuss hinaufgeführt worden sein, ohne dass eine ent-
sprechende Beschränkung in der Höhendimension der Fenster
bei der sonst reichlich bemessenen Lichttläche derselben iu’s
Gewicht gefallen wäre.
Von der Grundfläche des Turnsaales, welche bei einer
lichten Höhe des Raumes von 21 S', in der Länge 75' und in
der Tiefe 45' preuss. misst, ist der vierte Theil für die Auf-
stellung der festen Turngerüste verwendet, wobei ein fast
quadratischer Raum für die Freiübungen offen bleibt. Die
Aufstellung transportabler Gerüste mittelst in den Fussboden
eingelassener Hülsen (wie sie in den älteren Turnhallen und
auch in der sonst oft als Muster empfohlenen Kluge’schen An-
stalt in Berlin der Raumersparniss wegen vielfach angewendet
wurden) ist hierbei vollständig vermieden. Diese Anordnung
empfiehlt sich besonders dort, wo das Turnen der Schulen
nach Klassen in den Vordergrund tritt, da das Herantragen
und Aufstellen von schweren Gerüststücken für kleinere Schü-
ler theils unausführbar, theils gefahrbringend sein wird. —
Bei den Gerüsten selbst sind für die Bewegung der verän-
derlichen Theile mit bevorzugter Anwendung von Eisen sinn-
reiche Einrichtungen getroffen. Ob dieselben indessen in
jeder Beziehung als zweckmässig und vollkommen zu empfehlen
sind , dürfte sich erst nach den bei längerer Benutzung ge-
sammelten Erfahrungen beurtheilen lassen.
Das schliesslich beigefügte Verzeichniss der Turngeräthe
mit den Angaben aller bezüglichen Maasse und Preise beweist
wie die ganze Darstellung, dass die Ausführung mit Verständ-
niss, Nachdenken und Sorgfalt behandelt worden ist und
empfiehlt ihre Beachtung auch dort, wo andere Verhältnisse
die Befriedigung anderer Bedürfnisse und Anforderungen er-
heischen mögen. — Br. —
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereins, redigirt von Dr. Sonndorfer.
Der grössere Theil des Doppelheftes IX u. X vom lau-
fenden Jahrgange wird ausgefüllt durch den ausführlich mit-
getheilten Komite - Bericht der Donauregulirungs-
Kommission, welchem die überwiegende Majorität der Kom-
mission beigetreten ist und dessen Vorschläge seither bekanntlich
schon die kaiserliche Genehmigung erhalten haben. Wir
entnehmen aus demselben, dass die Gesammtkosten der beab-
sichtigten Regulirung, für deren Ausführung zwei Bauperioden
von je 5 Jahren in Aussicht genommen sind, mit Einschluss
der am Donaukanale vorzunehmenden Arbeiten zu 24,000000 Fl.
veranschlagt sind. Die im Anschlüsse an die Stromkorrektion
zu erbauende Brücke der Kaiser Ferdinands-Nordbahn soll in
ihren Hauptöffnungen eine Länge von 1000 Fuss erhalten,
denen sich weitere 1400 Fuss zur Abführung des Hochwassers
anschliessen werden. Eine Fahrbahn für Strassenfuhrwerk
mit der Eisenbahnbrücke zu verbinden ist als zweckmässig
empfohlen.
Von den kleineren Mittheilungen sind zu erwähnen:
Notizen über die Bauzeit verschiedener Tunnels.
Erfahrungsresultate über Schalengussräder.
Die priv. österr. Staats - Eisenbahn - Gesellschaft hat etwa
16000 Stück Schalengussräder von Ganz & Co. im Betriebe.
Dieselben haben sich bei ungebremsten Lastwagen vorzüglich
bewährt, während sie für Personenwagen und Bremswagen
nicht empfohlen werden.
Verwendung imprägnirter Hölzer zum Bau von
Eisenbahnwagen. Ein von der eben genannten Gesell-
schaft ausgeführter Versuch, zum Bau von Eisenbahnwagen
mit Kupfervitriol imprägnirte Holzer zu verwenden, hat ein
ungünstiges Resultat ergeben. G. H.
Konkurrenzen.
Konkurrenz für die Börse in Königsberg. Dass
eine im März v. J. ausgeschriebene öffentliche Konkurrenz für
ein Börsengebäude in Königsberg einige Wochen später wegen
Schwierigkeiten, die sich in Betreff des Bauplatzes herausge-
stellt hatten, sistirt werden musste, wird vielen Fachgenossen
noch in Erinnerung sein. Es ist unzweifelhaft, dass mehre
derselben damals die Arbeit bereits ernstlich begonnen hatten
und sich genöthigt sahen, dieselbe zu unterbrechen. Um so
auffälliger erscheint es, dass man (einer uns zugegangenen
Nachricht zufolge) diesem Umstande gegenwärtig so wenig
Rechnung tragen will, dass statt der öffentlich en Konkur-
renz eine beschränkte Konkurrenz eingeleitet werden
soll. Wir würden, wenn diese Nachricht sich bestätigen sollte,
im Namen unserer Fachgenossen gegen eine derartige Ver-
letzung der ihnen schuldigen Rücksicht entschieden protestiren
müssen und alle diejenigen, welche damals auf Grund des
ersten öffentlichen Aufrufes die Konkurrenz bereits begonnen
hatten, dringend auffordern, ihre Entschädigungsansprüche im
Wege Rechtens geltend zu machen.
Personal-Nachrichten.
Preussen.
Der bisherige Ober-Bau- Inspektor Assmann zn Liegnitz ist
zum Regierungs- und Bau -Rath daselbst ernannt.
Dem Eisenbahn - Bau - Inspektor Kopeke zu Hannover ist die
erste Bau -Inspektor- Stelle im technischen Eisenbahn -Bureau des
Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, — dem
Regierungs- und Bau -Rath Koppin in Breslau ist der Charakter
als Geheimer Regierungs- und Bau -Rath verliehen worden.
Am 14. November haben bestanden das Baumeister-Examen:
Carl Zimmerman n aus Torgau, Emil Hasenjäger aus Stargard,
das Pr i vat bäum eis ter- Examen: August Rühle aus Magdeburg,
das Ba uf ii hre r -Examen: Hermann Nienhausen aus Gelsen-
kirchen, Ernst Blankenburg aus Stettin, Alexander Hoff-
man n aus Homburg.
Offene Stellen.
1. Zur Weiterführung des Restaurationsbaues der Kirche
St. Johannis zu Ellrich ist die Annahme eines Bauführers auf
die Dauer eines Jahres erforderlich. Meid, beim Magistrat daselbst.
2. Eine Kommunal-Baumeister-Stelle, mit welcher ein
festes Gehalt von 600 Thlr. und eine Privatpraxis von ca 800 Thlr.
jährlichem Reingewinn verbunden ist, soll anderweitig besetzt werden.
Es ist noch zu bemerken, dass eine Erhöhung des fixen Gehaltes
auf 1000 Thlr. in nächster Zeit zu erwarten steht. Näheres beim
Baumeister Schlitte zu Nordhausen und beim Stud. arch. Schil-
ling zu Berlin, Kalkscheunenstrassei, 3 Tr.
3. Ein Baumeister oder erfahrener Bauführer wird
gegen gute Diäten bei Hochbauten etc. an einer Eisenbahn in Thü-
ringen verlangt. Adressen unter F. P. an d. Exp. d. Ztg.
4. Ein Bauführer findet sogleich Beschäftigung im Zeichnen
und Veranschlagen, vorläufig auf drei Monate beim Kreisbaumeister
Marggraff in Oschersleben. Diäten reglementsmässig, nebst Ent-
schädigung für Zu- und Abreise.
5. Ein Baumeister findet dauernde Beschäftigung bei der
Wasserbau -Inspektion zu Crossen a. O. Der Eintritt kann sofort
erfolgen. Meldungen beim Wasserbau -Inspektor Beuck in Crossen.
6. Die Königl. Fortifikation zu Minden sucht sogleich zur
Leitung eines grossen Kasernenbaues einen geprüften Baumeister,
gegen 2 Thlr. Diäten. Offerten und Atteste sind der genannten
Fortifikation möglichst bald frankirt einzusenden.
7. Zum Entwürfe eines grösseren öffentlichen Gebäudes,
welcher in Berlin ausgearbeitet werden soll, wird ein guter Hoch-
bauer gesucht. Offerten in der Expedition.
504
8. Ein Bautechniker wird zum Zeichnen etc. gesucht. Nä-
heres im Inserateutheiie.
Brief- und Fragekasten.
Hm. Architekt St. in Dresden. — Unter den angegebenen
Verhältnissen dürfte kaum ein anderes Mittel sich darbieten, als
die Anwendung von Wasserglas. Was wir über die hierselbst an-
gestellten Versuche aus kompetenten Quellen erfahren konnten, fin-
den Sie in einem betreffenden Artikel der nächsten Nummer zu-
sammengestellt.
Hrn. T. in Halb.erstadt. — Unter der Voraussetzung, dass
Sie transportable Klosets, die an beliebigen Orten aufgestellt wer-
den können, gemeint haben, empfehlen wir Ihnen die Luft -Klosets
von Mehlhose, Landsberger- Strasse 78 u. 79 in Berlin.
Hrn. A. in Offenburg. — Wie Sie aus der Anzeige in
heutiger Nummer ersehen wollen, werden in die Personal -Verzeich-
nisse unseres Architekten - Kalenders nur die Namen der
Bau-Beamten nicht aber die der Privat-Bautechniker, auch nur für
den Umkreis des Norddeutschen Bundes, aufgenommen. Eine wei-
tere Ausdehnung desselben dürfte auf zu grosse Schwierigkeiten
stossen.
Hrn. J. in Holzminden. — Auf die Angelegenheit der
Reutlinger Konkurrenz näher einzngehen behalten wir uns eventuell
vor, wenn uns die Sammlung der Konkurrenz-Entwürfe zugeht.
Polemische Artikel aus politischen Tagesblättern aufzunehmen, wenn
uns Verfasser sowohl, wie die Verhältnisse fremd sind, tragen wir
Bedenken.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren W. in Zwickau,
H. in Berlin.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend den 21. November
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rungen des Verfassers hervorgegangene, den Gegenstand erschöp-
fende Arbeit, die für Fabrikanten, Bauteehniker, Ingenieure und
Chemiker von Wichtigkeit ist.
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Die Verlobung unserer ältesten Tochter Auguste mit dem
Königl. Baumeister Herrn Eugen Bahlcke zu Bremen beehren
wir uns ergebenst anzuzeigen.
Berlin, den 14. November 1868.
Professor H. Wiebe und Frau, geb. Höpfner.
Heute früh wurde uns ein Töchterchen geboren.
Berlin, 18. November 1868.
Wilhelm Böckmann, Baumeister,
Elisabeth Böckmann, geb. Neuhoff.
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Zeugnisse und Angabe ihrer Gehaltsansprüche unter F. F. post
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506
ARCHITEKTEN-KALENDER.
Vielfachen Anfragen gegenüber beehren wir uns anzuzeigen, dass unvorhergesehene Umstände das Erscheinen
des von uns bearbeiteten, von Herrn Franz Duncker verlegten
Architekten - Malender
Jahrgang 1869
zu dem angekündigten Termine verhindert haben, dass der Druck des Buches jedoch nunmehr nahezu beendet ist
und die Ausgabe desselben spätestens für die erste Woche des Dezember sicher zu erwarten steht.
Unter Bezugnahme auf unsere früheren Ankündigungen heben wir von den Veränderungen und Bereicherungen,
die der „Architekten-Kalender“, Jahrgang 1869, gegen unsern vorjährigen Kalender erfahren hat, folgende
besonders hervor:
Die Tabellen zur Vergleichung der Maasse und Gewichte sind vermehrt und auf die Mehrzahl
der deutschen, sowie die wichtigsten europäischen Staaten ausgedehnt.
In dem mathematischen Theile sind einige seltener benutzte Abschnitte (Parabelträger — Theorie der
Stützlinie — Perspektive etc.) weggelassen, dagegen mehre Notizen hinzugefügt worden; eine sehr bedeutende Er-
weiterung haben die Eisentabellen erhalten, worin über die bei den wichtigsten Bezugsquellen Norddeutschlands
während des Jahres 1869 vorräthigen Fa^oneisen ausgedehnte Angaben gemacht werden.
Von dem praktischen Theile sind die Bedingungen für Submissionen und Bau -Verträge, sowie die
Methoden der Kosten-Ueberschlags-Berechnung und das Dampfkessel -Regulativ aus dem eigentlichen Kalender in
die besonders gebundene Beigabe verwiesen worden. Hinzugefügt sind die Einheitssätze für den Bedarf an Maurer-
Materialien, sowie Angaben über Dauer, Unterhaltungs- und Amortisationskosten von Bauwerken. Die Angaben
über Arbeitspreise sind bis zu grosser Vollständigkeit erweitert worden.
Im Anhänge werden die neuesten Bestimmungen für den Post- und telegraphischen Verkehr, sowie die
durch den jüngsten Architektentag zu Hamburg festgestellte „Norm zur Berechnung des Honorars für architekto-
nische Arbeiten“ mitgetheilt.
Die erheblich verstärkte Beigabe enthält ausser den bereits genannten Abschnitten noch das Reglement für
Herstellung der Trottoirs etc. in Berlin und die durch den Architektentag zu Hamburg beschlossenen „Grundsätze
für das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen“. Durch das freundliche Entgegenkommen zahlreicher Fachgenossen,
denen wir wiederholt danken, ist es endlich möglich geworden, die in der Beigabe enthaltenen Personal-Notizen
auf die Bau-Beamten der sämmtlichen Staaten des Norddeutschen Bundes, sowie auf die in Privatstel-
lungen fest angestellten Bautechniker auszudehnen und in der Liste der seit 1858 geprüften Preussischen Baumeister
und Privat -Baumeister statt des Geburtsortes zum grösseren Theile den gegenwärtigen Aufenthaltsort derselben
anzugeben.
Durch ein verändertes Arrangement und zum Theil kleinere Schrift ist es dabei gelungen, vielfachen Wünschen
entsprechend, den Umfang des eigentlichen Kalenders etwas zu verringern, trotzdem das Quantum des weissen
Schreibpapiers vermehrt worden ist.
Im Uebrigen verweisen wir auf die nachstehende:
INHALTS-UEBERSICHT:
Der Ratender enthält:
1. Theil.
Eisenbahnkarte von Mittel-Europa, Kalendarium, Schreib- und Ter-
minkalender, Ausgabe- und Einnahme -Formulare, Schreib- und
Projektirpapier, Maasstabstafeln.
2. Theil.
Maass- und Gewichts -Tabellen.
Hülfsmittel und Ergebnisse der reinen Mathematik.
Angewandte Mathematik (Schwerpunktsbestimmungen ; Festigkeits-
theorie; Berechnung einfacher Holzverbindungen und Dachkon-
struktionen; Hydromechanik ; Stabilität der Mauern und Gewölbe;
Notizen aus der Mechanik, Maschinen- und Wärmelehre; Eisen-
tabellen; Notizen über Feldmessen und Axonometrie.
Praktische Bau- Konstruktionslehre (im Anhang: Abtrittanlagen,
Wasserleitung, Beleuchtung, Haustelegraphie, Heizung, Ven-
tilation).
Einheitssätze für den Bedarf an Maurer- Materialien.
Preis- Angaben (Arbeits-, Materialien- und Transportpreise; Ge-
sammtkosten von Bauwerken nach den D Fussen der bebauten
Fläche, sowie Angaben über Dauer, Unterhaltungs- und Amor-
tisationskosten von Gebäuden.
Banfifhrung (Reihenfolge der Bauarbeiten; Bestellzeit; Inventarisa-
tion von Gebäuden).
Notizen aus der landwirtschaftlichen Baukunde, dem Wege- und
Eisenbahnbau.
Anhang.
Münz- Vergleichungs - Tabelle. Norm zur Berechnung des Honorars
für architektonische Arbeiten. Löhnungs- Tabelle. Die Preussi-
schen Bestimmungen über Stempelverpflichtung. Notizen über
den Post- und telegraphischen Verkehr.
Die besonders gebundene Beigabe enthält:
Methode der überschläglichen Kostenberechnung von Gebäuden nach
den DFussen der bebauten Fläche und nach dem Flächeninhalte
der Bestandtheile. Bedingungen für Submissionen und Bauver-
träge. Dampfkessel - Anlagen in Preussen. Reglement für die
Herstellung der Bürgersteige und Rinnsteine in Berlin. Grössen-
verhältnisse von Festsälen in Berlin. Grundsätze für das Ver-
fahren bei öffentlichen Konkurrenzen.
Verzeichniss der Baubeamten im Gebiete des Norddeutschen Bundes
sowie der in Preussen geprüften Baumeister und Privat -Bau-
meister (nebst einem alphabetischen Register).
Adressen -Nachweis für den Bezug von Baumaterialien und die
Beschaffung von Bau- Arbeiten.
Bestellungen auf den „Architekten-Kalender“ bitten wir wiederholt, den betreffenden Buchhandlungen
baldigst aufgeben zu wollen, damit dieselben im Stande sind sie rechtzeitig zu erfüllen. Wir bemerken, dass die
Expedition unserer Zeitung (Buchhandlung von C. Beelitz, Berlin, Oranienstrasse 7 5) Bestellungen auf
den Kalender direkt — bei Franco-Uebersendung des Betrages portofrei — ausführt. Der Preis beträgt:
1. für ein Exemplar in Calico gebunden 271/, Sgr.
2. für ein Exemplar in Leder gebunden 1 Thlr.
3. für ein Exemplar in Saffian mit Goldschnitt ... 1 Thlr. 7'/, Sgr.
Indem wir den Fachgenossen unser Unternehmen bestens empfehlen, bitten wir sie, dem Jahrgange 1869 des
„Architekten - Kalenders“ dieselbe freundliche Aufnahme schenken zu wollen, die bereits unserem vorjährigen
Kalender zu Theil wurde.
Berlin, 20. November 1868.
Die Herausgeber der deutschen Bauzeitung.
Kommissionsverlag von Carl Beelitz in Berlin.
Druck von Gebrüder Fickert in Berlin.
M4H,
Jahrgang II.
DE U TSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz.
Berlin, Oranien-Str. 75.
Insertionen
2*/j Sgr. die Petitzeile.
Wochenblatt
herausgegeben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu
Bestellungen
übernehmen alle Postanstalteu
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
lü l*1 1* 1 1 II 25 Ssr' pro ViertelJahr'
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 27. November 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Gefahrsignale auf fallenden Zügen — Wasserglas zur
Konservirung von Sandsteinen. — Zement-Dachplatten. — Korre-
spondenzen: Wien, im November 18(18. — Mittheilungen
aus Vereinen: Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. — Archi-
tekten- und Ingenieur- Verein zu Prag. — Architekten -Verein zu
Berlin. — Vermischtes: Konservirung der „Gerichtslaube“
iu Berlin. — Aus der Fach li tter atur : Annales de la Con-
struction, Heft 9. — Zirkelzeichnen von Dr. A. Stuhlmann. —
Mittheilungen des Architekten- und Ingenieur -Vereins in Böhmen,
Heft 2. — Konkurrenzen: Zur Dombau-Konkurrenz. — Börse
in Königsberg. — Personal-Nachrichten etc.
Gcfahrsignalc auf fahrenden Zagen.
Die Nothwendigkeit, zwischen dem Lokomotivführer und
den Bremsern eines Zuges Signale herzustellen, ist seit der
ersten Zeit des Eisenbahnbetriebes anerkannt und man hat
derselben auch so viel wie möglich Rechnung zu tragen ge-
sucht. Dieses Signalgeben ist jedoch meist nur einseitig zur
Anwendung gekommen, indem der Lokomotivführer bekannt-
lich den Bremsern verschiedene Signale giebt, den Bremsern
jedoch nicht auf allen Eisenbahnen diese Möglichkeit geboten
wird. In Preussen dient zu letzterem Zweck ein von einem
Ende des Zuges zum andern gespanntes Seil, welches den
Bremsern zugänglich ist und auf der Lokomotive an einer
Signalpfeife endet; anderwärts hat man versucht, dasselbe mit
einer im Wagen des Bremsen wäSfers angebrachten Pfeife,
welche durch komprimirte Luft in Wirkling gesetzt wurde,
zu erreichen; doch der Lärm des fahrenden Zuges verhindert
den Führer, die Pfeife zu hören. Dass andere Signalvorrich-
tungen für diesen Zweck weitere Anwendung gefunden hätten,
ist mir nicht bekannt geworden und so scheint das vorer-
wähnte Sjgnalseil die einzige Einrichtung zu sein, welche den
Anforderungen der Praxis entsprochen hat.
Dem Publikum ebenfalls die Möglichkeit zu bieten, ein
Gefahrsignal zu geben , hat man bisher auf den deutschen
Eisenbahnen für unnöthig gehalten; jedoch wurde am 20. Ok-
tober dieses Jahres auf der Oberschlesischeu Eisenbahn der
erste, mit einer telegraphischen Verbindung sämmtlicher
Coupes mit dem Zugführer und dem Maschinisten ausgerüstete
Bahnzug abgplassen. Für gewöhnlich überlässt man den
Reisenden, sobald der Wagenschlag geschlossen ist, einer fast
erschreckenden Isolirtheit und pflegt ihn damit zu trösten,
dass in andern Ländern noch weniger für ihn gesorgt ist, in-
dem man dort den Verschluss der Wagen so ein lichtet, dass
ein Oetinen der Thüren aus dem Innern nicht Statt haben
kann. Man wendet auch wohl gegen die Einrichtung von
Gefahrsignalen ein, es dürfe der Böswilligkeit des einen, oder
der Aengrstlichkeit eines andern Reisenden nicht überlassen
sein, einen fahrenden Zug zum Anhalten zu bringen; ich
glaube iudess, diese Besorgniss ist ebensowenig begründet, als
eine Feuerwehr die Zahl der Anmeldestellen und Feuerwecker
zu beschränken sich aus solchen Gründen veranlasst sehen wird.
In Frankreich hat man die Zweckmässigkeit einer Ver-
bindung zwischen den Reisenden und dem Begleitpersonal
eines Eisenbahnzuges schon längere Zeit genügend gewürdigt;
der Minister tiir Ackerbau, Handel etc. hat sogar bereits
durch eine Verfügung vom 29. November 1865 die An-
bringung zweckentsprechender Signale anempfohlen. Un-
glücksfälle in fahrenden Zügen, Brand, Raubanfälle etc. haben
die Anregung hierzu gegeben.
I)a eine derartige Bestimmung in andern Ländern nicht
bestand, so darf es nicht überraschen, wenn wir auf der im
vorigen Jahre veranstalteten Ausstellung zu Paris vorzugsweise
Signals orrichtungen für fahrende Züge von französischen Er-
findern ausgestellt finden, unter denen sowohl elektrische, wie
pneumatische zu nennen sind. Auch ein mechanischer
Apparat befand sieh auf der Ausstellung, konstruirt von
Morgan & Howarths aus London: Wie das Modell zeigte,
soll eine 1 ransmission durch den ganzen Zug reichen, deren
Axen in gehöriger Weise mit einander verkuppelt werden.
Dreht man in einem beliebigen Wagen eine Kurbel, so wird
diese Bewegung durch die Transmission nach dem Wagen des
Zugführers übertragen und daselbst eine Glocke in Bewegung
gesetzt; gleichzeitig hebt sich aus dem betreffenden Wagen
eine Signalscheibe über das Wagendach hinaus und bezeichnet
den Ort, von dem der Hiilferuf ausgiug. Die Herstellung,
insbesondere aber die Unterhaltung des Apparates wird wohl
der seitlichen Schwankungen wegen, welche die einzelnen
Wagen bei jeder Bewegung, vorzüglich aber in Kurven an-
uehmen, eine sehr kostbare werden; ausserdem ist der grös-
sere Zeitaufwand, welchen das Rangiren der Züge erfordern
wird, nicht gering anzuschlagen.
Unter den elektrischen Apparaten sind die von
Ac.hard und P r u dho in me gelieferten insbesondere hervorzu-
heben. Der Zug führt in zwei oder drei verschiedenen Wagen
je einen Kasten mit sich, welcher zugleich die Batterie und
das Läutewerk enthält; die positiven Pole des ganzen Trains
Ijcgen in einer DrathDitung, die negativen und die Glocken-
apparate in der zweiten; durch Anziehen eines Ringes, wel-
cher sich in jedem Personenwagen befindet, wird der Strom
hergestellt (oder, sofern die Schaltung auf Ruhestrom erfolgt
ist, unterbrochen) und das Läutewerk zum Tönen gebracht;
zugleich hebt sich, wie bei dem vorbeschriebenen Apparat,
an dem entsprechenden Wagen eine Signalscheibe. Der vor-
genannte Ring befindet sich in der Wand zwischen je zwei
Coupes und wird durch leichte Glasscheiben gedeckt, so dass
mau nur durch Zerbrechen einer Scheibe zu demselben ge-
langen kann. Durch diesen Ring wird der Kontakt, erzeugt
und die Signalscheiben gehoben; es führt nämlich von dem
Ringe aus eine kurze, verdeckt liegende Kette nach einem
kleinen Arme, der an einer quer durch das Coupe gehenden,
unterhalb der Decke liegenden Stange befestigt ist. Die
Stange trägt an der äussern Seite des Wagens zu beiden Sei-
ten eine kleine, bei normalem Stande horizontal liegende
weisse Blechplatte und einen Kommutator. Durch Herab-
ziehen jenes Ringes wird die Stange um 90 Grad gedreht,
die Blechplatte hebt sich und der Kommutator schliesst die
Kette, wodurch sämmt.liche Läutewerke in Bewegung gesetzt
werden. Ein Zurückstellen des Apparats in seinen normalen
Stand kann nur durch die Beamten mit Hülfe eines Schlüssels
geschehen. Die Kuppelung der Leitungsdrähte von Wagen
zu Wagen erfolgt in folgender Weise: Zwei starke Spiralen
von Kupferdraht, von einer isolirenden Hülle umgeben und in
einer Oese endigend, sind an jedem Wagen mit Hülfe eines
beckenförmigen Halters befestigt und zwar eine am vorderen
Ende rechts vom Zughaken, die andere am hinteren Ende des
Wagens links von demselben. An der andern Seite der Zug-
haken befindet sich je ein kupferner Haken, über d n die
vorerwähnten Oesen gehängt werden. Die Einrichtung ist so
getroffen, dass bei jeder gewaltsamen Trennung eines Wagens
vom Zuge die Läutewerke in sämmtlie.hen Packwagen ertönen.
Tn diesen Anordnungen stimmen die Systeme Achat1 d
und Prudliomme überein ; ihre Verschiedenheit liegt in der
Konstruktion der Läuteapparate: Acliard wendet kräftige
Glockenwerke an, deren Hämmer durch eine mechanische, von
den Wagenaxen getriebene Vorrichtung bewegt werden; der
Elektromagnetismus db-nt nur dazu, diese Vorrichtung in Thä-
tigkeit zu versetzen; Prudliomme dagegen benutzt elektrische
Klingelwerke mit Selbst Unterbrechung. Die erste Einrichtung
508
ist einem Eisenbahnläutewerk zu vergleichen, bei dem die
von den Wagenachsen getriebene Vorrichtung an die Stelle
des Uhrwerk'-s tritt, die zweite ist ein Klingelwerk, wie es
bei der Haustelegraphie vorzukommen pflegt.
Beide Einrichtungen, besonders aber die von Prud-
homme konstruirte, haben in Folge des oben erwähnten
Ministerial -Zii kulars in Frankreich vielfache Anwendung ge-
funden; meist sind dieselben j-doch zur Verbindung der Be-
amten unter sich, seltener für die Korrespondenz zwischen
den Passagieren und den Beamten angebracht. — Dia Nord-
bahn hatte zu Anfang des Jahres 1S68 bereits 1756 Wagen
mit elektrischen Verbindungen, darunter 474 Br; mswagon
(Packwagen) mit Batterie, Handgriff und Klingelwerk zum
Signalgeben. Unter den 1282 übrigen Wagen sind nur die
fünf Wagen des kaiserlichen Zuges mit Druckknöpfen zum
Herbeirufen von Beamten vers-hen; man ist indess damit be-
schäftigt, eine ähnliche Vorrichtung bei einer Anzahl von
Personenwagen anzubringen. — Die Gesellschaft Paris -Lyon
hat 500 Wagen mit elektrischen Verbindungen nach Prud-
homme’s System montirt, die Orleansbahnen 25, die Midi-
bahnen 36, auch die Westbahn -Gesellschaft geht in dieser
Sache vorwärts. Die Ostbahnen haben 20 Wagen mit Prud-
homme’s Apparat versehen, im Uebrigen sich aber dem Ap-
parat Achard zugewandt, welcher bereits bei ca. 300 Per-
sonenwagen und 25 Packwagen angebracht ist*).
Obwohl hieraus also hervorzugehen scheint, dass die
elektrischen Verbindungen für fahrende Züge in Frankreich
Erfolg haben und obwohl das mehrfach genannte Ministerial -
Zirkular die von Achard und Prudhomme konstruirten
Einrichtungen erprobt nennt, so halte ich doch hierbei den
beschränkenden Zusatz, welchen der offizielle österreichische
Ausstellungsbericht enthält, „der Apparat bewährt sich so
gut, als es eben elektrische Apparate zulassen“, für durchaus
gerechtfertigt. Jeder Hausbesitzer, welcher die Anlage einer
Haustdegraphie den Bequemlichkeiten seines Gebäudes hin-
zugefügt hat, weiss zur Genüge, welch’ vorsichtige Behand-
lung eine solche Einrichtung erfordert; und doch hat man es
dort nur mit einem feststehenden Körper zu thun und nicht
die Nachtheile zu überwinden, welche die Erschütterungen
der Bewegung überhaupt, insbesondere aber das Anziehen und
Bremsen der Eisenbahnzüge mit sich bringt. Die Nachtheile
bei dem Rangiren der Züge haben die elektrischen Apparate
mit dem oben erwähnten mechanischen gemein.
Dasselbe gilt von der dritten Art der Signale, welcher
sich auf der Ausstellung in Paris fand, dem pneumatischen
Apparat von Jolly. Unter jedem Wagen zieht sich ein
Eisenrohr hin; sämmtliche Röhren der Wagen sind in sehr
einfacher Weise mittelst Kautschuckröhr.-n zusammengekup-
pelt. Die Eisenröhren sind mittelst Bleiröhren, welche im
Innern der Wagen zur Decke führen, hier mit kleinen Luft-
pumpen in Verbindung. Durch Anziehen an einem Knopfe
der letzteren wird die Luft in dem Rohre verdünnt und da-
durch ein Läutewerk im Wagen des Dienstpersonals zum
*) Siehe Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1868,
Heft II.
Korrespondenzen.
Wien, im November 1868. — st. — Der zum 24. Ok-
tober ausgeschriebene erste Versammlungsabend des Ingenieur-
und Architektenvereius hat die über den Sommer aus jedem
Zusammenhang gelösten, meist auf Berufs- und Erholungs-
touren über die Lande zerstreuten Vereinsbestandtheile wieder
im traulichen Lokale vereinigt. Man konnte an der zahl-
reichen Betheiligung ersehen, dass das Bedürfniss der Ver-
einigung schon allenthalben recht lebhaft empfunden wurde,
wozu die kurzen Tage beitragen mochten, die der Fortsetzung
der Gewohnheiten des Sommers wehren.
Eröffnet wurde die erste Versammlung durch eine Be-
grüssungsrede des Vizepräsidenten, Architekten Carl Tietz,
in welcher er, mit einem gewissen Stolze auf die bisher stets
an den Tag gelegte rücksichtslose Wahrheitsliebe und Unab-
hängigkeit des Vereins verweisend, diesen aufl’orderte, io
gleichem Geiste fortzuwirken und so den sich in unserem
öffentlichem Leben noch immer geltend machenden Koterien-
wesen, auch dem davon unzertrennlichen Hader und Gezanke,
kräftigst entgegenzusteuern. Sodann wurde auf Antrag des
Ingenieur Friedrich Bömches beschlossen, dem Vereinsprä-
sidenten, Wilhelm Ritter von Enger th die Anerkennung
und den Dank des Vereins durch den Mund des Vizepräsi-
denten in nächster, vom Präsidenten wieder geleiteter Ver-
sammlung auszusprechen für die Verdienste, die er sich um
Schlagen gebracht. „Dieser Apparat, den die französische
Ostbahn bereits anwendet, scheint uns sehr empfehlenswert!!
und sicherer in seiner Wirkung, als die elektrischen,“ so
schliesst der offizielle österreichische Ausstellungsbericht, dem
die vorstehende kurze Beschreibung entnommen ist.
Wenn nun die Sicherheit dieses dem pneumatischen
Haustelegraphen gleich zu achtenden Apparat- leicht einzu-
sehen ist, so glaube ich doch, bei diesem wie den übrigen
vorgenannten Apparaten einen bedeutenden Mangel darin er-
blicken zu müssen, dass das Kuppeln der Verrichtungen viel
Zeit erfordert, auch den Apparat rasch abnutzt und dienst-
untüchtig macht, sowie dass ein Wagen, welcher ohne Signal-
vorrichtung oder auch nicht mit derselbeu Signalvorrichtung
wie die übrigen versehen ist, nicht einrangirt werden kann,
ohne den ganzen Apparat wirkungslos zu machen.
Diesen Uebelstäuden zu begegnen, konstruirte ich die
nachstehend gezeichnete Vorrichtung: Die Lampen, welche
zur Beleuchtung der Waggons dienen*) werden durch einen
um c drehbaren Kopf bb gedeckt, welcher durch die Auf-
zugsvorrichtung e ausdem Wagen hervorgehoben werden kann.
An dem drehbaren Kopf b b sitzt die vorgenannte Glasschaale
a a, selbst drehbar um den Punkt tl. — Hebt sich durch den
Zug ee der Kopf bb , so dreht sich die Glasschale um den
Punkt d und der Apparat tritt in die punktirt gezeichnete
Stellung, so dass die Lampe dem Bremser das Nothsignal
giebt, welcher es mittelst der in Preussen üblichen Zugleine
an den Lokomotivführer weiter befördert. Wie die Lampe
*) In der Skizze ist nur die sie aufnehmende Glassehalc a a
dargestellt. Die spezielle Konstruktion der Lampe, welche keine
Schwierigkeiten bieten kann, muss natürlich verhüten, dass der
durch den fahrenden Zug erzeugte Luftzug ein Verlöschen der
! Lampen bewirkt.
die nunmehr vom Kaiser sanktionirte und der Ausführung
entgegenreifende Donauregulirung bei W’ien als berichterstat-
tendes und hauptsächlich thätiges Mitglied der Donauregu-
lirungs-Kommission erworben hat. Die Vorträge des Abends
bestanden in einem Bericht Bender’s über die Beschlüsse
der am 28. September und den folgenden Tagen in München
abgehaltenen Technikerkonferenz des Vereins der deutschen
Eisenbahnverwaltungen und in Notizen des Baron Somma-
njira über die grosse praktische Bedeutung, welche das
hypermangansaure Kali neuerer Zeit in der Industrie erlangt
hat. Die billige Darstellung von Sauerstoff mit Hülfe dieses
Körpers macht es z. B. möglich, das Knallgasgebläse im
Grossen zum Schmelzen der sch werst schmelzbaren Körper
zu verwenden, wie des Platins, und somit Platingeräthe billig
darzustellen , die früher nur mit grössten Kosten mechanisch
durch Hämmern und Treiben des Metalls in kaltem Zustand
erzeugt werden konnten. Zum Bleichen, zum Desinfiziren, zu
vielem Anderem, ja sogar zum Mundreinigen wird der leicht
oxvdirende, Organisches zerstörende Stoft verwendet.
Am zweiten Vereinsabend, 31. Oktober, war Wesen und
Nutzen der Stenographie Gegenstand eines A ortrages des
Herrn Engelhardt, Ingenieurs der Ferdinand’s - Nordbahn.
Ein begeisterter Schüler Gabelsb?r ger ’s, verstand er es, in
beredter Sprache für seine Sache zu werben und seither sam-
melt sich wöchentlich zweimal ein Kreis von ^ ereinsmitglie-
dern um denselben im Vereinslokal, wo er ihnen unentgelt-
lichen Unterricht in Stenographie ertheilt. . Herr Pön-
ninger. Nachfolger Fernkorn’s in der Leitung der kaiser-
lichen Erzgiesserei in Wien, forderte in anziehendem \ ortrag
500
bei Dunkelheit wird der gehobene Kopf b b bei Ta<re den
besprochenen Zweck erfüllen. Die Spiralfeder ff drückt den
Kloben g gegen die Zugstange und verhindert so ein Zuriick-
geheti des gezogenen Signals. Den im Wagen befindlichen
Ring in ähnlicher Weise, wie dies oben bei den elektrischen
Apparaten besprochen, durch eine Glasscheibe zu decken halte
icli nicht für nöthig, da der Unbewanderte auch dann, wenn
er Gefahr zu sehen glaubt, meist nicht gleich zum Entschlüsse
kommen wird, ein Gefahrsignal zu geben. Ebenso wenig
wird man der Böswilligkeit zu steuern haben; wenn sich dies
ab >r doch als nothwendig ergeben sollte, würde ich eine Geld-
strafe für zweckdienlicher halteu.
Sollte gegen diese optische Telegraphie geltend gemacht
w'erden, es sei nicht thunlich, den Insassen eines Coupes im
Augenblicke der Gefahr die Beleuchtung zu entziehen, so
würde der Einrichtung leicht in der Weise eine andere Form
gegeben werden können, dass an Stelle des Kopfes bb ein
Reflektor tritt, durch welchen die Lichtstrahlen dem Bremser
zugeworfen werden, die Lampe somit an ihrem Platze bleiben
könnte.
Die ganze Einrichtung hat neben den obengenannten Vor-
zügen noch den der grössten Billigkeit und Einfachheit und
wegen dieser Billigkeit auch den der grössten Sicherheit.
zur Nie den.
Wasserglas zur Itonscniriiug von Sandsteinen.
Obgleich die Erfahrungen in Bezug auf Wasserglas noch
keineswegs als abgeschlossen zu betraci ten sind und es nicht
geleugnet werden kann, dass alle jene überaus günstigen Re-
sultate, die man sich von diesem Material erträumte, — das
bekanntlich von Fuchs in München ISIS zuerst beschrieben
und ursprünglich zum Schutz leicht feuerfangender Gegen-
stände ( Theater - Requisiten etc.), wozu es sich vortrefflich
bewährt, angewendet wurde — sich bis jetzt Dicht gänzlich
bewährt haben: so ist uns doch zur Konservirung monumen-
taler Sandstein - Arbeiten , bei denen man Oel- oder Wachs-
farben - Ueberzüge u. dergl. gern zu vermeiden sucht, kein
Mittel bekanut, das seinen Zweck besser und so vollständig
als möglich erreicht. —
Es sind in Berlin seit länger als einem Dezennium umfang-
reiche Versuche augestellt worden, wie sich Steinmaterialien,
welche theil weise mit Wasserglas imprägnirt sind, in Bezug
auf ihre Witterungs - Beständigkeit verhalten, und sind dazu
vorzüglich Sandsteinsorten und zwar aus verschiedenen Ge-
genden, u. A. vom Bau der Villa Albrechtsberg bei Dresden,
vom neuen Museum und der Börse zu Berlin, ferner Carrarischer
Marmor zweiter Klasse, schlesischer Marmor, Granit u. s. w.
gewählt worden. Diese Proben sind fortwährend der Witte-
rung ausgesetzt gewesen und haben Jahrein — Jahraus
unter der Dachtraufe eines ca. 18 Fuss hohen Gebäudes
gelagert. —
Das hierzu verwendete Wasserglas war nicht aus den
üblichen Bezugsquellen entnommen,*) sondern von dem Königl.
*) Im Handel kommen 2 Sorten: Kali- und Natron -Wasserglas
vor; das Letztere gerinnt nicht so leicht, giebt mit Wasser eine
am gleichen Abend den Verein auf, sich den Schritten der
Künstlergenossenschaft anzuschliessen , dahin gerichtet, dass
die schon sehr defekten Bleitiguren des Brunnens am Mehl-
markt, um sie dauernd erhalten zu können, in Bronze um-
gegosseu werden mögen. Diese Figuren von allgemein aner-
kannter Schönheit und Originalität, von Raphael Donner
aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine der Zierden
des alten Wien, verdienen wahrlich, den mancherlei Einflüssen
entrissen zu werden, die zerstörend auf sie einwirken; die-
selben sind zumeist in der Natur des Bleies selbst gelegen, des-
sen Weichheit und Schwere es mit sich bringt, dass über-
hängende Theile sich senken und dadurch Risse erzeugen,
auch dass Rohheit und Unvorsichtigkeit viel leichter und em-
pfindlicher zu schaden vermögen. Gypsabdrücke wurden be-
reits von einem Theil der Figuren für das österreichische
Museum für Kunst und Industiie abgeuommen und wird dies
auf alle ausgedehnt. Der Verein akzeptirte den Vorschlag.
Am 7. November Monatsversammlung. Beschlossen wurde
eine Eingabe an die Regierung, mittelst welcher das Wiin-
schenswerthe und die Nothwendigkeit einer staatlichen Sub-
vention für die allgemeine Förster’sche Bauzeitung betont
wird, um sie ohne Abminderung ihrer technisch-künstlerischen
Ausstattung durch billigeren Preis allgemeiner zugänglich
machen zu können. Dann Vortrag des Ingenieurs Cohn,
technische Miszellen, unter Anderem: Geschichte eines arte-
sischen Brunnens in Wien, dessen reichliches vortreffliches
Wasser in Folge ungeschickter Verstopfung in 70 Klafter
Tiefe andern Ausweg gefunden hat und jetzt als Quelle fast
eine Meile unterhalb Wien, bei Fisehamend, in die Donau
Galleriediener Trüloff hierselbst, der dasselbe auch zur
Fixirung stereoehromatischer Darstellungen vielfach mit gün-
stigstem Erfolge benutzt, selbst bereitet, und ist mit dem
Pinsel aufgetragen worden.
Bei den imprägnirten Stellen der Versuchsstücke ist die
ursprüngliche Farbe des Steines mehr oder weniger, bei
jenen, die im Laufe der verflossenen ca. zehn Jahre theilweise
zweimal getränkt oder nur kürzere Zeit den Einflüssen der
Witterung Preis gegeben waren, sogar vollständig klar und
reiu, d. h. frei von allem Schmutz und jeglichem Moosausatz
erhalten und die Textur des Materials gänzlich unverändert
geblieben, was bei den ungestrichenen Stellen in verschieden
hohem Grade nicht der Fall ist.
Wer die zerstörenden Einflüsse, welche Bildungen von
Kryptogamen auf Sandstein - Skulpturen ausüben, aus eigener
Erfahrung kennt, wird demnach ein Mittel zu würdigen wissen,
welches diesen gefährlichen Feind aller feinen Sandstein-Aus-
führuugen wenn auch nur beinahe unschädlich macht. Und
hierzu ist unseres Erachtens die Anwendung von Wasserglas
sehr wohl geeignet, wenn der Ueberzug alle 3 bis 5 Jahre,
nachdem das Steinmaterial vorher von allem Staub u. s. w.
sorgfältig gereinigt ist, erneuert wird.
Dass die zum hiesigen Rathhausbau verwendeten Sandstein-
Säulen ebenfalls mit Wasserglas getränkt sind, sei beiläufig
erwähnt; ebenso dass beabsichtigt wird, den in Sandstein-
Verblendung ausgefübrten Bau der hiesigen National-Galleri©
nach Vollendung der äusseren Fronten damit vollständig zu
überziehen. Wir sind überzeugt, dass, wenn bei der benach-
barten Börse (in Nebraer Sandstein ausgeführt) eiu gleiches
Verfahren angewendet wäre, dieselbe noch heute das jungfräu-
liche Ansehen behalten hätte, das sie nach Beseitigung der
Gerüste zeigte, während jetzt schon bei einzelnen Theilen der
nicht gerade immer verschönernde „Rost der Jahrhunderte“
sich bedenklich bemerkbar macht. —
Was die in gleicher Weise wie die Sandsteine behan-
delten Proben von Marmor und Granit aubelangt, so ist die
Oberfläche der gestrichenen und unbestrichenen Stellen in
Bezug auf Farbe und ihr anderweitiges Verhalten eine völlig
gleiche, d. h. eine schützende Wirkung kounte nicht nachge-
wiesen werden. Dieselbe Erfahrung ist bei den aus carrarischem
Marmor ausgeführten Bildwerken der hiesigen Sehlossbrücke
und denen neben der Hauptwache gemacht, welche seit län-
gerer Zeit ebenfalls mit Wasserglas in bestimmten Fristen
überzogen werden. — Beim Versuche, carrarischen Marmor
zweiter Sorte, der mit Wasserglas behandelt war, nach Verlauf
einiger Monate an verschiedenen Stellen mit Salzsäure in Be-
rührung zu bringen, entstand das bekannte Aufbrausen, d. h. es
entwickelte sich Kohlensäure ebenso, als wenn der schützende
Ueberzug nicht vorhanden gewesen wäre, — ein Beweis, dass
die schützende Wirkung bei diesem Material nicht viel zu
bedeuten hat oder nur auf kürzere Zeit andauert. Dass das
Letztere bestimmt der Fall ist, geht aus chemischen Analysen
hervor, die auf der hiesigen Königl. Gewerbe-Akademie vor-
dünnere Flüssigkeit und kann also besser in die feinen Poren ein-
dringen.
fliesst. Zweiter Vortrag: Professor G ti n t n e r über Messappa-
rate für Flüssigkeiten, mit Demonstrationen.
Am 14. November: Mittheilungen Friedrich Schmidt’s,
des Dombaumeisters von St. Stephan, über die Restaurations-
arbeiten am Mainzer Dom, wo die den Ostchor überragende
Kuppel Einsturz droht und abgetragen werden muss, und
ferner über die Michaeliskirche in Breslau: Mittheilungen,
die, gegeben in der plastischen, lebendigen Ausdrucksweise
Schmidt’s, das lebhafteste Interesse erwecken mussten. Ihm
folgte die Erläuterung eines Kontrole-Apparates für Manometer
durch Hrn. Brosch, und die Besprechung der Broschüre
Professor Dr. Liitzow’s über den Hansen’schen Restaurations-
Entwurf des Lysikrates - Denkmals in Athen durch Ober-
Ingenieur Köstlin. Man konnte da so per Gelegenheit
erfahren, dass Theophil Hansen eine zusammenhängende Pe-
riode von vollen acht Jahren, ausser der Zeit einiger späterer
Besuche, in Athen verbracht, eifrig mit Studien und Original-
Aufnahmen der Ueberreste der edelsten Baudenkmale aller
Zeiten beschäftigt, und dass diese Aufnahmen freilich nicht
den Büchermarkt, aber doch seine Mappen füllen. Köstlin
begrüsste die kleine Publikation Lützows über das auch dem
modernen Ge^hmack mundgerechteste Denkmal des Lysikrates
als appetitreizendes Hurs-d'oeuvre, dein bald Ausgiebigeres
folgen möge. Dem publikationsscheuen Hansen aber müsste
man im eigenen Interesse wünschen, meinte Köstlin unter dem
zustimmenden Beifall der Versammlung und in leicht erkenn-
barer Hinweisung auf die bureaukratisch verfahrene Frage des
Museumsbaues, dass er in einer kapitalen Monumentalbau-Auf-
gabe seine gesammelten Schätze bloszulegen gezwungen würde.
510
genommen wurden mit verschiedenen Proben von carrarischem
Marmor zweiter Klasse, die theils wenige Monate, theils ein
und zwei Jahre früher mit Wasserglas überzogen und dem
Witterungswechsel ausgesetzt gewesen waren. Während näm-
lich bei ersterer das Wasserglas deutlich, bei der zweiten
wenigstens noch in einigen Spuren nachweisbar war, war
aus der zwei Jahre alten Probe dasselbe vollständig ver-
schwunden. —
Schliesslich sei noch erwähnt, dass selbst völlig durch-
sichtiges Wasserglas dem carrarischen Marmor (zweite Sorte)
einen Stich in’s Gelbliche verleiht, während Sandstein seine
Farbennüance nicht verändert, dagegen häulig um ein bis zwei
Töne heller erscheint. — — H. —
Zement -Dachplatten.
No. 17. der in Trier drei mal wöchentlich erscheinenden
technischen Zeitschrift: „Keramik“ vom 1 ‘2. Oktober c. ent-
hält eine Nachricht d. d. München den 6. Oktober, über
Versuche, welche wegen Feuerfestigkeit der Staudacher
Z ein en t - Dach p 1 a tte n angestellt und in hohem Grade be-
friedigend ausgefallen sind. Ein Paar solcher Zement- Dach-
platten von dem hier rühmliehst bekannten Kunststein-Fabri-
kanten Herrn Peter Jautzen in Elbing gehen mir soeben
zu; das Fabrikat ist so vortrefflich , dass ich mir nicht ver-
sagen kann eine kurze Mittheilung, darüber zu geben.
Die Zement - Dachplatten sind 18" lang, 12" breit, */i"
stark, haben bei einer doppelten Wöl-
bung zwei Nasen und ein Gewicht von
11 Pfd. Die Wölbung bei A beträgt
*/i". Nach der genannten Zeitschrift
werden derartige Platten schon seit
21 Jahren in der Zement -Fabrik von
K r o h e r zu Staudach am Chiemsee
( Bayern ) augewendet und bestehen
noch. —
Peter Jantzen hat eine Probeplatte aus Schlangen-
wald (Böhmen) erhalten und danach gearbeitet. In Garlsbad
sollen Gebäude mit diesen Zement- Dachplatten eingedeckt
sein. Von Prag aus werden dieselben ebenfalls in einer
früheren Nummer der oben genannten Zeitschrift angekündigt.
In und bei Elbing sind Dächer, deren Dachneigung %
d. h. pro Fnss vier Zoll beträgt, mit Zement- Dachplatten
eingedeckt. Das Mille wird für 80 Thlr. gefertigt und
kostet die Q Ruthe incl. Eiudecken 8 Thlr. 5 Sgr. Erwägt
man, dass ein gewöhnliches Schieferdach pro U]' 15 Pfd.,
ein einfaches Ziegeldach 20 Pfd wiegt, so ist das Gewicht
von 1 Q' Platten mit 1 1 . s/j = 7*/* Pfd. nur halb so gross
als Schieferdach und auch nur halb so tlieuer.
Demnach steht zu hoffen, dass die Verwendung der
Zement- Dachplatten bald Eingang finden und die Erfahrung
über die Zweckmässigkeit entscheiden wird. Wenn die hell-
silbergraue Farbe unangenehm gefunden werden sollte, so ist
der von mir auf Pappdächern mit grossem Erfolg angewen-
dete Anstrich von Kohlentheer und Portland Zement gewiss
sehr zu empfehlen. Der Kohlentheer wird gut erwärmt, auf
100 Pfd. rheer 180 Pfd. Portland - Zement unter stetem
(Jmrühren zugesetzt und die Mischung sofort verstrichen. —
Es darf vorausgesetzt werden, dass man von mehren
Seiten Erfahrungen über dieses neue Deckmaterial mittheilen
und dass dadurch die Verbreitung dasselbe schnell gefördert
oder aufgehoben werden wird.
Zölp. Steenke.
Mittheilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. — Versammlung
am 10. November 18IJ8. Vorsitzender Herr Hagen, Schrift-
führer Herr Schwedler.
Eingegangen war vom Hrn. Haudelsminister Grafen von
Itzen plitz Abschrift eines Berichtes des KÖDigl. Bauraths
Hrn. Steenke zu ZÖlp über die in Schweden gemachte Er-
findung eines neuen Sprengmittels, genannt Amouiakrut; das-
selbe soll nach angestellten Versuchen gefahrloser, billiger
und wirksamer sein, als eines der bekannten Sprengmittel:
Scliiesspulver, Schiessbaumwolle, Nitroglyzerin und Dynamit.
Doch scheint es sich nicht zu halten, indem es mit der Zeit
feucht wird und klebt. — Hr. Maschinenmeister Hagen referirt
über die neueste Konstruktion der englischen Weichen -Ver-
bindung mit nur zwei Weichenböcken und Signallaternen, an-
statt vier dergleichen bei den älteren Anordnungen. — Herr
Raven e legt den mit Herrn Plessner abgeschlossenen Ver-
trag vor über die mietlisweise Beschaffung des neuen Vereins-
lokals, welcher genehmigt wird.
Herr Römer machte darauf Mittheilung über die
neuste Anordnung der Güterschuppen auf der Niederschlesisch-
Märkischeu Eisenbahn, welche am meisten praktisch befunden
worden ist. Die Ladeperrons erhalten 5 bis 7 Fuss Breite,
der Schuppen 50 Fuss Tiefe bei IG Fuss Entfernung der
Hauptgebinde von einander und in der Mitte eine Reihe
Stiele (IG Fuss entfernt von einander), welche das Dach
stützen und zum regelmässigen Aufstapeln der Güter Gele-
genheit geben. Die Stiele sind schwarz angestrichen und
dienen als Tafeln zur Notiz der Güterklassen. Für die Bo-
denmeister sind an den Enden der Schuppen geschlossene
Räume abzutheilen. Bei grösseren Schuppen - Anlagen , wo
für aukommende und abgehende Güter besondere Schuppen
errichtet werden , legt man zweckmässig ein besonderes
Bureau - Gebäude zwischen beide, welches durch bedeckte
Gänge damit verbunden wird.
Am Schluss der Sitzung wurden durch übliche Abstim-
mung die Herren Regierungs- Baurath Redlich und Be-
triebs-Direktor Reder als einheimische Mitglieder in den
Verein aufgenommen.
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Prag. —
In der Wochen -Versammlung am 14. November 1868 ent-
wickelte Hr. Professor Gustav Schmidt den theoretischen
Nachweis des Arbeitsverlustes in Folge des schädlichen Raumes
zwischen den beiden Zylindern der Woolf’schen Maschinen.
Es ergiebt sich, dass die Eudspanuu ig und die Endtemperatur
grösser, trotzdem die Expansionsarbeit kleiner ist, als wenn
Soviel vom Ingenieur- und Architekten - Verein. Nun
noch einen kurzen allgemeineren Rückblick. Als ich Ihnen
das letztemal berichtete, standen uns noch heisse Tage bevor.
Das Schützenfest berühre ich nur, um zu konstatiren , dass
die Baulichkeiten sich ganz entsprechend gezeigt haben, be-
sonders die Halle. War das eine Pracht, in dem hohen lufti-
gen, glänzend erleuchteten Saal die ungeheuren Menschenmassen
freudig bewegt untereinander wimmeln zu sehen! Wie über-
wältigend rauschten die Sangeswogen aus den hunderten von
Kehlen des niederöstreichischen Sängerbundes! Der Anblick
der Halle, der ästhetische Theil im höchsten Grade festlich
und erhebend, die Zweckmässigkeit in Raumgewährung, in
Kühle und Lufterneuerung unübertrefflich.
Heute sind diese riesigen Holzbauten bereits verschwunden.
Die Ingenieurvereiuszeitschrift wird sie dem Gedäehtniss auf-
bewahren. Bald nach dem Festtaumel kamen die deutschen
Künstler zu uns, liebe Gäste, deneu wir genussreiche Stunden
und Tage verdanken. (Kein Wunder, dass so Wenige von
uns Wienern den Weg nach Hamburg fanden.) Eröffnung und
Einweihung des neuen Künstlerhauses ward bekanntlich für
die Künstlerversammlung aufgespart. Die Kunstausstellung in
demselben, eine der interessantesten und reichsten bisher ge-
sehenen, geht freilich stark über den Rahmen dieses Künstler-
hauses hinaus. Die bei den Weltausstellungen erfundenen An-
nexe mussten auch hier zur Ergänzung helfen. Das Haus ist
im Ganzen nicht gerade übel, aber besonders viel praktischer
Sinn zeigt sich in seiner Disposition nicht. Da fast alle Aus-
stellungsräume des Hauses mit Oberlicht erleuchtet werden,
auch der räumlich beti ächtliche Annex, so konnte Jedermann
über die Zweckmässigkeit des Oberlichts in Kunstmuseen mit
sich in’s Klare kommen. Wie viele Zusammenstösse und Fuss-
tritte erzählen nicht von den Schwierigkeiten , Bilder in ge-
wisser Höhenlage ohne Glanz zu sehen! Aber die Starren
und Eingefleischten schreiben auch diese Fusstritte andern Ur-
sachen zu, und so befinden sich unsere Zukuufts - Museen trotz
aller Bemühung der Kiiustlergenossensehaft und des Ingenieur-
lind Architekten - Vereins noch immer auf schiefen Wegen.
Hanseu’s genialer und edler Entwurf, Ferstel’s Entwurf des-
gleichen wurden von der Konkurrenz ausgeschlossen, weil sie
eine Zuthat zum Programm, eine Verbindung beider vis-ä-vis-
Gebäude enthielten. Löhr und Hasenauer mussten aber zu
einer Ueberarbeitung ihrer in den Grenzen des Programms
gehaltenen Pläne wegen sonstiger Schwächen veranlasst werden.
Die alte Jury wurde wieder gerufen, sie sollte uuter deu zwei
Verbesserten entscheiden, und entschied wirklich vorschrifts-
gemäss, ohne Rücksicht auf die bureaukratisch Gevehmten,
freilich unter allerhand Kautelen , für Löhr. Jetzt sind alle
Entwürfe wieder ausgestellt, und jetzt ragt der Hansen’.-che
Entwurf erst recht wohlthuend aus seiner Umgebung hervor.
Hansen dürfte darüber lächeln, wie man sich da vergeblich
abgemüht hat mit zu Hülfenabme der programmwidrigen künst-
lerischen Idee der Verbindung beider Museumsgebäude, die
ehemals programmgerechten Eut würfe aufzuputzen! Nein wenn
die öffentliche Meinung wirklich eine Macht ist, danu muss
der einzig würdige, rechte Mann diese Bauten in die Hand
bekommen, und das ist der Grieche Hansen.
511
kein schädlicher Raum da wäre. Für die Praxis glaubt Pro-
fessor Schmidt die mehrfach vorgeschlagene Heizung des
schädlichen Raums empfehlen zu dürfen. — Hr. Ingenieur
Wenzel Eckerth besprach diesen Vortrag vom praktischen
Gesichtspunkt und empfahl die Maschinen mit hintereinander
liegenden Zylindern mit grossem schädlichen Raum wegen
grösserer Gleichförmigkeit, geringerer Anlagekosten und bes-
serer Beseitigung des Kondensationswassers. — Hr. Ingenieur
Franz Wellner hielt hierauf einen sehr beifällig aufgenom-
rneueri Vortrag über die Aenderung der Biegungsfestigkeit
durch Zugabe von Rippen, aus welchen sich ergab, dass man
durch schwache Rippen die Festigkeit vermindern kann, ob-
wohl der Querschnitt vergrössert ist.
Architekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
21. November 1868; Vorsitzender Hr. Lucae, anwesend 149
Mitglieder und 6 Gäste.
Nachdem mehre Gesehäftsangelegeuheiten ihre Erledigung
gefunden hatten, trug zunächst Hr. Stuertz einige technische
Notizen vor. die derselbe während des verflossenen Sommers
an den Hafenbauteu zu Swinemünde gesammelt hat.
Dieselben betrafen einmal die Reparatur des dortigen
Leuchtthurms, der vor etwa 10 Jahren erbaut, seitdem
fast ein ruinenhaftes Aussehen gewonnen hatte. Grosse Stücke
der Verblendung — (ob dieselbe mit dem Mauerwerke gleich-
zeitig oder nachträglich ausgeführt war, konnte der Vortra-
gende nicht angeben; die Schuld der Beschädigung wird dem
in den Steinen enthaltenen Mergel zugeschrieben) — waren
herausgestürzt und eine durchgreifende Reparatur derselben
durch Ausstemmen aller schadhaften und Einsetzein neuer
Steine unumgänglich nöthig geworden. Gleichzeitig sollten
die aus gussei-ernen , zwischen Stielen verschraubten Platten
hergestellten Gallonen der etwa 175' hohen, stark ausgekragten
oberen Plateform und einer zweiten etwa 35' hoch belegeneu
Platefoim des Thurmes, die dem Winde zu viel Fläche darbo-
ten und dadurch ein zu starkes Schwanken des Thurmes verau-
iassten, durch ein leichtes Eisengitter ersetzt werden. — Statt
der zur Ausführung dieser Reparatur in Aussicht genommenen
Einnistung des ganzen Thurms, für welche 3000 Thlr. nöthig
geworden wären, beschloss der ausführende Beamte, Bau-
Inspektor Alsen, die Anwendung eines Hängegerüstes. Auf
der oberen Plateform wurde — wie der Vortragende
durch Skizzen ausführlich erläuterte — ein einfacher Krahn
errichtet, als dessen Rückhalter Ketten dienten, die an eine
unterhalb des Hauptge.-iinses um den Thurm geschlungene
Kette befestigt waren. Mittelst dieses Kräh®, der später
auch zum Emporwiuden der Materialien diente, wurden dar-
auf zunächst vier starke Balken bis zur Plateform gehoben,
welche auf derselben verlegt, die vier Befestigungspunkte
abgaben, an denen demnächst die einzelnen T heile des Hänge-
gerüstes in üblicher Weise angehängt werden konnten; da der
Thurm sich nach oben verjüngt, so musste darauf Bedacht
genommen weiden, das Gerüst in sich verengern, resp. er-
weitern zu können. Die Herstellung des Hängegerüstes hat
etwa 250 Thlr., also nur den zwölften Theil der Kosten
einer festen Rüstung erfordert; die ganze Arbeit, bei der über
IS000 Steine auszustemmen und wieder einzusetzen waren,
hat etwa 1800 Thlr. gekostet, inclusive Anstrichs des Thur-
mes mit Oel etc.
Der zweite Theil der Mittheilungen des Herrn Stuertz
betraf die Swinemünder Molen und die Versuche, welche man
zur Sicherung derselben mit Anwendung von Betonblöcken ge-
macht hat, die ersten grösseren Versuche dieser Art iu
Preussen. Nach den bedeutenden Beschädigungen, welche die
Nordostmole durch die Stürme der letzten Jahre erlitten,
hatte, mau im Jahre 1867 die flache Böschung derselben zum
1 heil mit schwedischen Granitblöcken grösster Dimension in
Zement abgedeckt und in eine 5' hohe vertikale Briislungs-
mauer übergehen lassen, hinter welcher eiue Eisenbahn zum
Materialientransport angelegt war. Diese Einrichtung hat
sich nicht ganz nach Wunsch bewährt. In den Stürmen des
verflossenen Jahres hat zwar die Brüstungsmauer Stand ge-
halten, hingegen ist die Befestigung der flachen seeseitigen
Böschung zum Theil wiederum zerstört und sind 40Kub-' hal-
tende Blöcke aus derselben über die Brüstung geschlendert
worden; die Eisenbahn, welche an eingeschwefelten Bolzen be-
festigt war, wurde fast ganz vernichtet. Sehr gut hat sich
hingegen ein aus zwei Plahlreihen mit innerer Steinschüttung
errichtetes, mit Zangen und umgeschlungenen, bis zur alten
Mole reichenden Ketten befestigtes vorgeschobenes Werk gehal-
ten, das im J. 1867 ausgeführt wurde. Zum Schutze dessol- i
ben gegen ein Ausspülen der Steinschüttung, sowie zur aber-
maligen Befestigung der Böschung auf der Seeseite sind nun- I
mehr in diesem Jahre grosse Betonblöcke von 96 Kub.' bis j
1 Scht.-R. Inhalt angewendet worden. Dieselben wurden I
theils auf der Böschung, theils im vorgeschobenen Werke,
theils auf der Brüstungsmauer erbaut, um dort auf Rollen an
den Ort der Verwendung transportirt zu werden. Die An-
fertigung der Blöcke erfolgte ähnlich, wie Hagen in
seinem Seebau es für Marseille beschreibt; die Bruchsteine,
für die ausreichendes Material auf der Baustelle vorhanden
war, hielten 6" — 8" Durchmesser, der Kies wurde aus der
See gebaggert, der Zement aus der alten Stettiner Portlaud-
Zjgment- Fabrik entnommen.
Während der Stürme zu Anfang Oktober konnte man
bereits einige Erfahrungen sammeln. Die im vorgeschobenen
Werke gemauerten Blöcke wurden nicht gerührt; die auf der
seeseitigeu Böschung gemauerten, eine Schachtruthe haltenden
Steinblöcke wurden verschoben und umgekantelt und, da sie
nur sechs Wochen alt waren, auch an den Ecken nicht uner-
heblich beschädigt. Am 17. Oktober wurden ein gemauerter
und ein Beton -Block von der Brustmauer auf die seeseitige
Böschung verstürzt. Beide waren 14 Wochen alt, 96 Kbfuss.
gross und von Zement der alten Stettiner Fabrik, die Fallhöhe
betrug 8l/a Fuss. Der gemauerte Block zerschellte vollständig;
der Beton -Block blieb vollständig ganz, nur au der Ecke,
auf welche der Stein stürzte, brach etwa 1 Kubikfuss ab.
Hr. Licht hielt hierauf unter Vorlegung mehrer Skizzen
und Photographien einen Vortrag über die Zisterzienser-Abtei
Neuzelle (zwischen Frankfurt und Guben) und ihre Bau-
geschichte. Die in den Jahren 1230 — 34 durch den Mark-
grafen Heinrich von Meissen gegründete, später mit Mönchen
aus Kloster Lehnin besetzte Abtei hat mannichfache Schick-
sale erlebt. Von dem mittelalterlichen, aus Backsteinen er-
richteten Bau ist aus der Zeit vor den Hussitenkriegen nur
das Kirchenschiff mit seinem hohen, einen Wald von Bau-
holz enthaltenden Dache gerettet; aus späterer Zeit der Kreuz-
gang, dessen Formen unter der wiederholten Tünche jedoch
kaum noch zu erkennen sind. Nach den Zerstörungen des
30jährigen Krieges wurde eine umfangreiche Restauration vor-
genommen. Unter die alten Kreuzgewölbe wurden elliptische
Tonnengewölbe in Stuckguss angebracht, die alten Backstein-
pieiler der Kirche und die Strebepfeiler mit korinthischen
Gebälken versehen, reiche Dekorationen uud Fresken hiuzu-
gefiigt. 1711 wurden die Zellen der Mönche erweitert. Die
bedeutendste Bauthätigkeit für das Kloster begann jedoch erst
nach dem Jahre 1727. Die Hauptkirche wurde mit reichem
Schmuck au Altären, Beichtstühlen etc. — alles im Geschmack
des Dresdener Rokkoko — ■ ausgestattet; daneben die soge-
nannte Josephskapelle und eine kleinere Kirche, das Abtshaus,
ein grosses Kanzleigebäude u. s. w. erbaut. Aufgehoben wurde
das Kloster, das 1815 aus sächsischem iu preussischen Besitz
gekommen war, im Jahre 1816; über eine halbe Million baa-
res Geld, das zwischen den Strebepfeilern vermauert war,
wurde dabei koufiszirt. Gegenwärtig dienen die Gebäude als
Schullehrer-Seminar.
Hr. Hesse II. berichtete sodann über ein von Seiten des
Hrn. Handelsministers an den Verein überwiesenes Gutachten
des Hrn. Baurath Steenke zu Zölp, ein in Schweden erfun-
denes Sprengmittel Ammoniacrut betreffend, das bei gleicher
Sprengkraft wie Nitroglycerin mir halb so theuer und dabei
vollständig gefahrlos sein soll.
Den Schluss der Sitzung bildete die Beantwortung meh-
rer Fragen durch die Herren Weishaupt, Möller und
Franzius. Hr. Weishaupt bezeicliuete die Ausführung
einer massiven Strassenbrficke von 60' Spannweite bei nur 2 j'
Konstruktionshöhe im Scheitel als unzulässig. — Hr. Möller
theilte mit, dass die Versuche, rauchverzehrende Feuerungen
für Porzellan-Oefen einzuführen, im Allgemeinen verunglückt
seien; nur iu einer einzigen böhmischen Fabrik ist Holzgas-
feuerung vorhanden. Die genauen Titel einiger Werke über
rauchverzehreude Feuerungen, sowie über Einrichtung von
Porzellan- und Steingutöfen anzugeben behielt sich derselbe
vor. — Hr. Franzius erläuterte einige Vorrichtungen, um
Kohlen von einem höheren Punkte iu Schiffe auszuschütten,
wobei er der Anwendung beweglicher Plateformen den Vor-
zug gab. — F. —
Vermischtes.
Die von der „Post“ und danach von verschiedenen Zei-
tungen gebrachte Nachricht, dass von Seiten der fiskalischen
Behörden die Konservirung der vielgenannten ehemaligen
„Gerichtslaube“ Berlins an ihrem jetzigen Platze bereits
definitiv beschlossen sei, können wir nach sicherer Quelle da-
hin berichtigen, dass zunächst nur die Freilegung derselben
beabsichtigt wird, um dem Publikum Gelegenheit zu geben,
sich ein Ui theil über ihren architektonischen Werth zu bilden,
und um zu sehen, wie weit dii Interessen des Verkehrs durch
ihre Erhaltung beeinträchtigt werden.
512
Aus der Fachliteratur.
Das Septemberheft von Oppermann s Annales de la
Construction enthält eine Notiz über die Konstruktion der
Zwischendecken der Station Vaugirard bei Paris.
Nach der Breite des Raums, der 8,9 m- lang und 7,Sm- breit
ist, liegen zunächst zwei Eisenblechträger von 0,3 ln- (11 ‘/j")
Höhe 2,8“- von einander entfernt. Auf den unteren Flantschen
dieser Träger ruhen in Entfernungen von U,59m- (1' 10 */,")
Walzeisen von 0.1 4m- (5'/j") Höhe, welche mit Winkellaschen
vernietet sind. Die Walzeisen tragen alle 1,35 m-, wie bei-
stehend angedentet, ein gebogenes
Quadrat-Eisen ( ’mnop ) von rot. %"
Stärke; dieses Quadrateisen trägt
(beiaa) zwei Flacheisen. Zwischen
dieses Eisengerippe wird der Gyps-
beton bis zur Oberkante des Walz-
eisens eingebrackt. Zum Tragen und
Befestigen des Fussbodens sind quer über die 0,14 m - hohen
Walzeisen besondere Holzsehwellen gelegt, welche ein Ge-
ringes über die obere Platte des Blechträgers reichen.
,,Zirkelzeiehuen“ von Dr. A. Stuhl mann, Lehrer
der öffentlichen Gewerbeschule und der öffentlichen Schule
für Bauhandwerker in Hamburg.
Ein kleines Heft, welches der zeichnenden Jugend sehr
zu empfehlen ist. Es giebt in Text und Figuren bei knapper
Form und sehr bequemer Anordnung eine grosse Menge der
Mittel in die Hand, welche zum Verständnisse von Zeichnun-
gen und zum selbstständigen Entwerfen durchaus nothwendig
sind, während es alles Entbehrliche sehr geschickt vermeidet.
Seine beste Verwendung dürfte es an Handwerkerschulen und
ähnlichen Instituten finden, wo dem Schüler noch ein Lehrer
erklärend und ergänzend zur Seite steht.
Gr einer, Ingenieur.
Mittheilungen des Architekten- und Ingenieur- Vereins
in Böhmen. — Aus dem zweiten Heft dieses Jahrgangs heben
wir Folgendes hervor:
1) Eine Besprechung der Zementdächer v. Th. Nosek.
Nachdem diejenigen Deckungsarten, welche (nach An-
sicht d. Verf.) zu dieser Gattung gehören, (als Lehm-, Lehm-
mastix-, Asphalt-, Asphaltlilz-, Rasen - Dächer) kurz beschrieben
sind, wird die Eindeckung mit Holz-Zement von Samuel
Häusler zu Hirschberg ausführlich beschrieben, auf die
mehrfachen Vorzüge derselben hiugewiesen und demnächst
ein Erzeugniss der Zement - Fabrik zu Maria-Schein in Böhmen,
bestehend aus 64 % Portland - Zement und 36 % Steinkohlen-
oder Braunkohlentheer, welches in gleicher Weise, wie der
Häusler’sehe Holz-Zement angewendet wird, zur Anwen-
dung empfohlen. Zum Schlüsse wird eine Reihe von
Gebäuden in Prag aufgezählt, welche mit bestem Erfolge mit
H äusl e r ’schem Zemente eiugedeckt sind.*)
2) Bericht des Komites zur Beobachtung und Mes-
sung des Grundwassers in Prag.
Es wird nach Erörterung des Begriffs Grundwasser,
resp. der zwischen undurchdringlichen Schichtungen der Erd-
rinde auftretenden zweiten, dritten etc. Grundwässer, ein
ausführliches Programm zur Beobachtung derselben aufge-
stellt. Die Orte, an denen die Messungen stattlinden sollen,
sind vorzugsweise Brunnen. Es wird verlangt, dass eine
12 ständige Ruhe des Brunnens der Messung, welche von 14
zu 14 Tagen zu erfolgen habe, vorausgegangen sein müsse;
ausserdem sollen noch ausserordentliche Beobachtungen den
Beginn und das Ende besonderer Einflüsse auf den Grund-
wasserstand feststellen.
Eine leichte Einsicht in alle hierbei zur Erwägung ge-
nommenen Punkte giebt die Beobaehtungstabelle , welche wir
hier mit dem dringenden Wunsche mittheilen, dass ähnliche
durchgreifende Beobachtungen zu Nutz und Frommen der
Einwohner auch anderer Städte als Prag angestellt werden
möchten. Es würde durch die Kolonnen IV, V und VI
manch’ beachtenswerther Schluss auf gegenseitigen Zusam-
menhang gezogen werden können.
*) Auch uns ist kein Fall bekannt geworden, bei dem der
Haus ler 'sehe Zement sich zur Eindeckung nicht bewährt hätte.
Gleichwohl findet man in Berlin und Umgegend wenige mit llolz-
Zcment eingedeckte Gebäude. Dagegen werden in neuerer Zeit
mit diesem schätzbaren Material Fussböden oberer Geschosse was-
serdicht hergestellt und auf diese Weise besonders die auf den Dach-
boden verlegten Waschküchen möglich gemacht.
Beobachtungs-Tabelle
des Wassers in dem Brunnen in Prag.
L
II.
m.
IV.
Der Beobachtung
Meteorologische E
‘Scheinu i
Igel).
Sanitäre
Erscheinungen.
So. der
Datum.
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V.
VI.
VII.
VIII.
Koten vom gemeinschaftlichen
Horizont
. -
Anmerkung
über Lage und
Beschaffenheit
Chemische
zum zum
» Funkt des
Untersuchung
Mikroskopische
Brun - j
2. 3.
des
Beobachtungen.
deckel. Pegel.
des zu beobach-
tenden
Brunnens.
Grund wassers.
Koten von da zum Wa^serstand.
)•
Konkurrenzen.
Zur Dombau - Konkurrenz.
Dem Vernehmen nach wird die öffentliche Ausstellung
der eingegangenen Konkurrenz - Arheiten im Laufe des Monat
Januar in den Sälen der Königl. Kunst-Akademie stattfinden.
Ein früherer Ansstellungs Termin i-t nicht zu ermöglichen
gewesen, weil einerseits die grosse Kunstausstellung tun fast
zwei Wochen verlängert wurde und die für dieses Jahr wieder
in Aussicht genommeneWeihnachts-Ausstellung von Transparent-
Gemälden Berliner Künstler die Haiipträutne des akademischen
Ansstellungs - Lokals bis Neujahr beansprucht. Nach dieser
getroffenen Entscheidung werden die eingegangenen Entwürfe,
welche mit Ausnahme höchst- und hochgestellter Personen
bisher nur wenige, besonders bevorzugte Sterbliche erblickt
haben, noch einige Wochen in den Registratur- Räumen des
Kultus - Ministeriums schlummern. Ob es nun bei diesen,
schon im Frühjahr sicher voraus zu sehenden Verhältnissen
nicht rathsam gewesen wäre, den Wünschen und Anträgen
des Berliner Architekten -Vereins vom Dezember 1S67 mit
rascher Entscheidung zu entsprechen und den Einlieferungs-
Termi bis zum 1. Januar 1S69 hmauszusebieben , wollen wir
nicht weiter erörtern. Jeder Sachverständige aber, welcher
diese Angelegenheit weit über alle persönlichen Verhältnisse
hinaus, als eine geweihte und nationale, echt deutsch protestan-
tische Angelegenheit betrachtet, wird es gewiss mit uns be-
dauern, dass bis zu dem Ansstellnngstermine fast fünf Monate
verflossen sein werden, ohne dass die grosse Sache weder
innerlich noch äusserlich auch nur um einen Schritt weiter
gefördert wäre. — X. —
Börse in Königsberg. — Im Anschlüsse an unsere
Mittheilung in letzter Nummer geben wir heut nach No. 274
der r Königsberger Zeitung* vom 21. d. Mts. einen Au--
zug aus dem Bericht über die am 4. d. Mts. abgehalteue
Sitzung des Vorsteheramts der Kaufmannschaft.
Die Deputirten der Kaufmannschaft zum vierten deutschen
Handelstage, Kominerzieurath Stephan und Konsul Lorck,
welche gleichzeitig noch mit Förderung des Börsenbau -Pro-
jekts beauftragt gewesen waren, erstatteten über ihre dahin
gerichtete Thätigkeit Bericht. Neben Verhandlungen mit den
Staatsbehörden hatten dieselben
.aber auch in Betreff’ des eigentlichen Baues nicht
nur in Berliu mit erfahrenen Architekten Rücksprache ge-
nommen . sondern sich auch nach Bremen und Breslau be-
geben und sich mit den Erbauern der dortigen Börsen in
I'
513
Verbindung gesetzt. Diese Verhandlungen mit Architekten,
welche theils durch praktische Leistungen, theils durch be-
sonderes Studium von Börsenbauten (sic!) Autorität in diesem
Zweige der Baukunst erlangt haben, batten in zwei Be-
ziehungen Aenderungen des ursprünglichen Planes des Vor-
steheramtes zur Folge.“
Es wird darauf berichtet, dass einmal Vergrösserung der
Baustelle durch Hinzukauf einiger Speicher angerathen und
beschlossen worden sei. Weiter heisst es:
„Sodann wurde auch die bisher beabsichtigte Art der
Konkurrenz zur Einreichung von Bauplänen geändert. Das
Vorsteheramt beschloss von einer Preisausschreibung mit all-
gemeiner Konkurrenz Abstand zu nehmen und nur eine be-
schränkte Konkurrenz zu veranstalten. Zur Theilnahme an
derselben und somit zur Einreichung von Bauplänen sind
Hr. Baumeister Müller, der Erbauer der Bremer Börse,
Hr. Baumeister Lii decke, der Erbauer der Breslauer Börse,
Hr. Baumeister Tiede aus Berlin, der sich besonders mit
dem Studium von Börsenbauten beschäftigt hat, und ein hie-
siger (Königsberger) Architekt, Hr. Baumeister Hüter, auf-
gefordert. Derjenige unter den Konkurrenten , dessen Plan
die Preisrichter für den besten erklären, erhält die Ausfüh-
rung des Baues. Jeder der drei anderen Konkurrenten er-
hält für seinen Plan ein Honorar von 50 Friedrichsd’or, wo-
für dem Vorsteheramte die Mitbenutzung dieser Pläne zusteht.
Preisrichter sollen ausser einem Vorsitzenden drei Mitglieder
des Vorsteheramts ( der Obervorsteher und die beiden Bei-
sitzer) und drei bewährte Architekten sein. Um Uebernahme
dieses Amtes sind Hr. Geheimer Rath Hitzig und Hr. Ober-
Hof baurath Professor Strack in Berlin, sowie Hr. Regierungs-
und Baurath Oppermann von hier, um Uebernahme des
V orsitzes,Hr. Oberbürgermeister Ki es ch ke ersucht worden.“ —
Hiernach scheint weder dem Vorsteheramte der Königs-
berger Kaufmannschaft, noch einer der von ihr um Rath ge-
fragten architektonischen Autoritäten irgend ein Bedenken
darüber aufgestossen zu sein, dass durch ein solches Verfahren
die Rücksicht gegen alle diejenigen, welche früher schon mit
den Arbeiten zur öffentlichen Konkurrenz begonnen hatten,
auf das Empfindlichste verletzt wird. Wir sind vielmehr pri-
vatim bereits zur Rede gestellt worden, dass wir die davon be-
troffenen Architekten aufgefordert haben, ihre Entschädigungs-
Ansprüche im Wege Rechtens geltend zu machen, ohne ihnen
ein Mittel angeben zu können, wie sie eine derartige Klage
einleiten und mit Erfolg durchführen sollten. Nun — wir
hoffen, dass sich unter den von uns aufgeforderten Persönlich-
keiten solche finden werden, welche selbst die Möglichkeit
vergeblicher Mühe und eines vergeblichen kleinen Geldopfers
nicht scheuen werden, um eine Sache klar zu legen,
deren prinzipielle Entscheidung weniger in ihrem eigenen, als
im allgemeinsten Interesse aller Fachgenossen liegt.
Eine derartige Entscheidung kann eben nur durch rich-
terlichen Spruch erfolgen und dass ein solcher für einen kon-
kreten Fall hervorgerufen werde, — ohne Rücksichten auf
persönliche Empfindlichkeiten — ist im höchsten Grade wün-
schenswert!).
Wir bedauern, dass die Zentralstelle zur Ueberwachung
des Konkurrenzverfahrens, deren Einsetzung der jüngste Ar-
chitektentag beschlossen hat, noch nicht konstituirt, ist, um
sich der Angelegenheit anzunehmen, werden uns jedoch in-
zwischen auf eigene Hand bemühen, ein juristisches Gutachten
über die rechtlichen Verhältnisse bei Konkurrenz - Ausschrei-
Arcliitektcn -Verein zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend den 28. November
tu ber 3Utla ber $ihugüdjcit ftenifdjule
Koch -Strasse No. <56
Tagesordnung:
Vortrag des Hrn. Berring.
Yenlo- Hamburger Eisenbahn.
Für die Abtheilungen VI und VII der Venlo-Hamburger Eisen-
bahn zwischen Osnabrück und Bremen, von denen die erstere etwa
9 Meilen lang ist und eine 3 Meilen lange Gebirgsstreeke enthält,
während in der anderen 7 Meilen langen Abtheilung die etwa
3000 Fuss langen Haupt- und Fluthbrücken der Weser gelegen sind,
sollen zwei Abtheilungs- Baumeister engagirt werden. Auch sind in
der nächsten Zeit noch vier bis fünf Sektions - Baumeisterstellen zu
besetzen.
Meldungen zu diesen Stellen werden von dem Unterzeichneten
technischen Dirigenten der Bahn entgegen genommen.
Osnabrück, den 18. November 1868.
A. Funk
O b er - Baurath.
Unterricht im Af|iiarelliren ertheilt
Julius Frbc, Berlin. Alte Jakobs- Str 116, Hof 2 Trepp.
bungen zu erlangen. — Ein Mittel freilich, das alle richter-
lichen Entscheidungen überflüssig machen würde, wissen wir
und wollen uns nicht scheuen es auszusprechen. Vorkomm-
nisse der Art, wie der jüngste Fall in Königsberg würden
unmöglich sein , wenn sich die zur Theilnahme an der be-
schränkten Konkurrenz, sowie zum Preisrichteramt berufenen
Architekten im Interesse der grossen Allgemeinheit ihrer
Fachgenossen weigern wollten — einem solchen Ansinnen zu
entsprechen. — F. —
Personal - Nachrichten.
Preussen
Ernannt sind: Die Baumeister Baumert und Lex zu Eisen-
bahn-Baumeistern bei der Bergisch-Märkischen Eisenbahn, mit dem
Wohnsitze zu Gladbach resp. Elberfeld.
Dem mit den Funktionen eines technischen Hiilfsarbeitcrs bei
der Eisenbahn - Direktion in Hannover betrauten Eisenbahn - Bau-
Inspektor Wilhelm Grapow ist der Charakter als Baurath ver-
liehen worden.
Am 24. November hat das Bauführer-Examen bestanden:
Carl v. Münstermann ans Werne.
Offene Stellen.
1. Zum Zeichnen und Veranschlagen eines Kirchen -Neubaues
wird ein Baumeister oder ein hierin geübter Bauführer auf
2 Monate gegen reglementsmässige Diäten zum sofortigen Antritt
in Prenzlau gesucht von dem Bauinspekfor Kühne daselbst.
2. Bei der Venlo-Hamburger Eisenbahn sind mehre Bau-
meister-Stellen zu besetzen. Näheres im Inseratentheile.
3. Ein Zeichner für Baugegenständc, welche durch Holz-
schnitt und Lithographie vervielfältigt werden sollen, wird gesucht.
Adressen sub J. R. S. werden nach der Expedition d.Ztg. erbeten.
4. Ein Baumeister oder Bauführer findet auf 2 — 3 Mo-
nate Beschäftigung bei dem Kreisbaumeister Wagenführ zu Salz-
wedel.
5. Ein Baumeister findet dauernde Beschäftigung bei der
Wasserbau -Inspektion zu Crossen a. 0. Der Eintritt kann sofort
erfolgen. Meldungen beim Wasserbau- Inspektor Beuck in Crossen.
6. Die Königl. Fortifikation zu Minden sucht sogleich zur
Leitung eines grossen Kasernenhanes einen geprüften Baumeister
gegen 2 Thlr. Diäten. Offerten und Atteste sind der genannten
Fortifikation möglichst bald frankirt einzusenden.
7. Ein M asch in en -In g enien r, welcher chemische Kennt-
nisse und praktische Erfahrungen in der Papier - Fabrikation
nachweisen kann, wird unter vortheilhaften Bedingungen gesucht.
Näheres beim Königl. Bauinspektor Bargum in Preetz, Holstein.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. A. D. in Cottbus. — „In einer Aula, 61' lang, 37'
tief und 21' hoch, mit glatter horizontaler Decke und an einer
Langseite mit sechs 13' hohen Fenstern versehen, sind bei Prüfungen
etc. wegen schlechter Akustik die Lehrer und Schüler einander
schwer verständlich. — Unterhalb des Fussbodens befinden sich der
Korridor und 2 Klassenzimmer, über der Decke mit 2 durchbroche-
nen Rosetten ist der freie Dachboden. — Sind die akustischen
Verhältnisse durch Anbri ngen weicher Fenster Vorhänge
oder durch sonst welche Mittel zu verbessern? Gegen-
wärtig hängen im Innern Lamberquins von Wachstafft vor den
Fenstern.“ — Die glatten Wände und die glatte Decke sind augen-
scheinlich Ursache der mangelhaften Akustik : mit blossen Stoffver-
zierungen, die sonst ganz gut wirken, wird dem Uebelstande kaum
abzuhelfen sein. Ist nicht das Nützliche mit dem Schönen zu ver-
binden und den Wänden ein architektonisches Relief zu geben?
Ein gewandter Xeichner (Maurermeister) sucht für einige
Zeit Beschäftigung in Anfertigung von Revisions - Anschlägen etc.
Das Nähere Maurermeister Hoff mann in Crem men.
Ein junger ISantechniker (zweimal prämiirt) sucht als
Zeichner Beschäftigung. Gefällige Offerten bittet man unter M. Z.
an die Expedition dieser Zeitung zu richten.
Ein Architekt, welcher zwei Jahre die Akademie besucht,
sucht Beschäftigung. Adressen sub X. 10. in der Exped.
Ein geübter Xeichner sucht Beschäftigung. Adressen sub
Y. 10. in der Expedition. '
Ein Architekt
wird zum Zeichnen, Führung der Bücher und Leitung von Bauten
von einem Baumeister zu Neujahr zu engagiren gesucht. Nur
Bewerber, die Tüchtiges leisten, wollen sich unter Beifügung ihrer
Zeugnisse und Angabe ihrer Gehaltsansprüche unter F. F. post
restante Freiberg (Sachsen) franco melden.
Norddeutsche Techniker, welche sich mit der Anlage
amerikanischer Kaninihrunnen beschäftigen, wollen
ihre Adresse der Expedition d. Blattes zugehen lassen.
Ein junger Mann, welcher schon mehre Bauten führte, sucht
Stellung bei einem Bau- oder Maurermeister als Bauaufseher oder
Zeichner. Offerten unter H. B. besorgt die Exped. d. Blattes.
514
Verlag von E. A. Seemann in EiCipzig;.
.Ärd)itektonifd)f lllottnc für den Ausbau und die Dekoration von Gebäuden aller Art nach beendetem Rohbau, mit
besonderer Berücksichtigung der Renaissance. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. W. Lübke herausgegeben von
Karl Weissbach und Ernst Lotterm ose r, Architekten in Dresden. — Bis jetzt erschienen : Heft 1 — III in
kl. Folio. Subskriptionspreis pro Heft 25 Sgr. 6 Hefte bilden einen Band.
Heft I.
1. Plafond im Convent der Beichtväter von 1.
S. Pietro in Rom. (Farbendruck).
2. Marmorkamin in der Sala dcl 1 ' Anticol- 2.
legio des Palazzo Ducale in Venedig.
3. Ornament aus der Kirche Monte Oliveto 3.
zn Neapel.
4. Majolika- Fussboden aus S. Caterina zu 4.
Siena. (Farbendruck).
5. Sgraffito-Ornament von einem Hause in 5.
Arco della Chiesa nuova zu Rom.
Heft II.
Ornament aus den Loggien des Raphael.
(Farbendruck).
Ornament vom Grabmal des Franc. Torna-
buoni in S. Maria sopra Minerva zu Rom.
Gitter im Stallhofe des k. Schlosses zu
Dresden.
Decke von St. Maria maggiore zu Rom.
(Farbendruck).
Ornament aus der Kirche S. Satiro in
Mailand.
Heft III.
1. Decke aus dem Speisesaale des Dogen-
palastes zu Venedig. (Farbendruck).
2. Pila-terornament aus der Seuola di S.
Marco zu Venedig.
3. Antiker Kandelaberfuss aus einem Muse-
um zu Neapel.
4. Theil einer Decke aus dem Treppenhause
zu Genua. (Farbendruck).
5. Friesornament aus der Badia zu F'lorenz
und dem Dogenpalast zn Venedig.
Scr liitöoictjflall, seine bauliche Anlage und Ausführung, sowie
seine innere Einrichtung mit Rücksicht auf Zweckmässigkeit und
grüsstmögliche Kostenersparniss, nebst Anleitung zur schnellen
Berechnung der Herstellungskosten. Von Achill Wolf, Zivil-
ingenieur. Mit Holzschnitten und 3 lithogr. Tafeln. 18C8. gr.
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©runbnige her jQrcicdiarcdjmmg. Elemente der Goniometrie und
Trigonometrie. In besonderer Rücksicht auf die Ziele der Bauge-
werkschule. Von Julius Krüger. Mit 61 Holzschnitten. 1868.
br. 12 Sgr.
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Zum Gebrauch für den konstruktiven Unteriicht an Gewerbe-
und Handwerkerschulen, sowie zum Selbststudium des praktischen
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Baugewerkschule zu Siegen. 40 lithogr. Tafeln in Fol. mit er-
läuterndem Texte. 1868. Preis 2 Thlr. 12 Sgr.
Raocnna. Eine kunstgeschichtliche Studie. Von Dr. J. Rud. Rahn.
Mit Holzschnitten und zwei lithogr. Tafeln. (Separatabdruck
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Hansen’s Restaurationsentwurf. Von Prof. Dr. C. v. Lützow.
Mit Holzschn. und 2 Stahlst. (Separatabdruck aus der „Zeit-
schrift für bildende Kunst“), hoch 4°. br. 20 Sgr.
(§cfd)id)tf b(T jAvdjitrktur. Von Prof. Dr. W. Lübke. Dritte
stark verm. A ti fl. Mit 583 Holzschn. 1865. broch. 6 Thlr.,
eleg. geh. 62/3 Thlr., Velin-Ausg. di. Goldschn. 8 Thlr.
<$rfd)id)te Ücr JHaflik. Von Prof. Dr. W. Lübke. Mit 231 Holz-
schnitten. 1863. br. 52/3 Thlr., eleg. geb. 6y3 Thlr.
^brifj ber df>ffd)id)tc ber $außiU\ Unter Zugrundelegung seines
grosseren Werkes, jedoch mit besonderer Berücksichtigung des
„konstruktiven und ornamentalen Details“ für Bauge-
werkschulen bearbeitet von Dr. Wilh. Lübke. Dritte gänz-
lich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 3 Abtheilungen.
1867. broch. 1 Thlr. 25 Sgr.; eleg. geb. 21/, Thlr.
Brd)itcktonifd)c /ormcufdjulc. Eine praktische Aesthetik der Bau-
kunst. Von A. Scheffers, Direktor der Gewerbeschule in Al-
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Baustile christl. Zeit. Zweite Auflage. Mit 180 Hlzschn.
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Holzschnitten, 9 Farbendrucken und 28 schwarzen Tafeln in
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Falke, G. Heider, Carl Lemcke, Wilh. Liibke, OttoMündler, C. Sch naase, G. Semper, A. Springer,
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Mit dem IV. Jahrgange (von Oktober 1868 — Oktober 1869 laufend) wird diese Zeitschrift, welche sich einer no(h \on Jahr
zu Jahr gestiegenen Theilnahme aller für die schöne Kunst, Malerei, Plastik und Architektur interessirenden Kreise erfreut, eine bedeu-
tende Erweiterung und reichere Ausstattung erfahren. Der Subskriptionspreis beträgt fernerhin für 12 Monatshefte und 24 Nummern
des Beiblatts 51/, Thlr.
Hierzu eine Beilage.
515
Meine Verlobung mit Fräulein Anna Heinrich, Tochter der
verwittweten Frau Dr. Emmj Heinrich geh. Wagner, beehre
ich mich ergebenst anzuzeigen.
Eilenburg, den 21. November 1868.
Hugo Hanke.
Caecilie Kühn
Carl Mentzel, Baumeister
Verlobte.
Berlin. Beuthen, O.S.
Als ehelich Verbundene empfehlen sich
Otto Löbach, Baumeister
Elise Löbach geb. Lüdke.
Haarburg und Frankfurt a. O., den 19. November 1868.
Bekanntmachung.
Die Anfertigung von 126 Fenstern und 20 Stubenthüren in der
Schlosskaserne hierselbst, veranschlagt mit zusammen 1697 Thlr.
20 Sgr., soll im Submissionswege an den Mindestfordernden ver-
geben werden.
Unternehmungslustige werden aufgefordert ihre desfalsigen Of-
ferten versiegelt und portofrei, lautend auf Prozent Abgebot von
der Anschlags -Summe, mit der Aufschrift: „Submission auf Anfer-
tigung von Fenstern und Thiiren“ bis
Donnerstag, den 3. Dezember er. Vormittags 10 Uhr
im Biireau der Unterzeichneten Verwaltung, woselbst auch die Be-
dingungen und Anschläge etc. eingesehen werden können, abzugeben.
Submission von solchen Submittenten , welche die Baubedingungen
nicht eingesehen und vollzogen haben, sowie Nachgebote, bleiben
unberücksichtigt.
Ciistrin, den 21. November 1868.
Königliche Garnison -Verwaltung.
Von
„Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen“
wird Jahrgang 1855, resp. Bl. 2. 27. 68 und Text, Heft IX — X,
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heraasgegeben von Mitgliedern
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Insertionen
2l/i Sgr. die Petitzeile.
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 4. Dezember 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Ein neues in Schweden erfundenes Sprengmittel. Die
Verbindungsbahn in Stockholm. — Dachrinnen - Konstruktion. —
Aufpflügen der festen Schneedecke auf Chausseen. — Feuilleton:
Skizzen aus Bosnien. II. — Mittheilungen aus V ereinen : Archi-
tekten-Verein zu Berlin. — Architekten - Verein in Magdeburg. —
Vermischtes: Dom zu Frankfurt. - — Aus der Fac h li tter atur :
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, H. 6. — Konkur-
renzen: Preisausschreiben für Entwürfe zu Gehäusen von Schwarz-
wälder Uhren. — Monats- Aufgaben für den Architekten -Verein zu
Berlin. — Personal-Nachrichten etc.
Ein neues in Schweden erfundenes Sprengmittel. — Die Verbindungsbahn in Stockholm.
Aus einem Berichte des Bauraths Steenke zu Zölp an das preussische Ministerium für Handel etc.*)
„ In Stockholm erfuhr ich bei Besichtigung des Ge-
werbe-Instituts, dass vor wenigeu Tagen der technische Che-
miker J. H. Norrbin ein neues, sehr wirksames Sprengmittel
erfunden habe. Eine kurze Empfehlung, von dem mich füh-
renden Hrn. Eckstraut geschrieben, war genügend, mich bei
Hrn. Norrbin einzuführen.
Nachdem ich versichert hatte , dass ich unter allen Um-
ständen jede Mittheilung der Analyse für mich behalten und
keinen der beabsichtigten Patenterwerbung in Preussen naeh-
theiligen Gebrauch von dem mir Gesagten machen würde,
fuhren wir nach der etwa 1 */. Meile von Stockholm am Mä-
laren belegenen Fabrik Oernsberg. Hier wurde mir in der
provisorisch eingerichteten Fabrik nicht allein ein sehr instruk-
tiver Vortrag mit schlagenden Experimenten gehalten, sondern
auch eine grossartige Felsensprengung wurde ausgeführt.
Einen grossen Werth legt der Erfinder auf die Gefahr-
losigkeit des neuen Sprengmittels und experimentirte folgen-
dermaassen : Auf einem langen Tische stand ein kleiner Porzel-
lanteller. Vor diesem Tische war mittelst Latte von etwa
14 Fuss ein am Tisch entlang schwingender Pendel und am
unteren Ende des Pendels ein kleines Brettchen , um eine
Lampe darauf stellen zu können, angebracht. Die Lampe
bildete bei den Schwingungen des Pendels eine Stichflamme,
welche, den Porzellanteller bestreichend, den darauf gelegten
Sprengstoff entzündete.
Die untersuchten Stoffe waren: 1) Schiesspulver ; 2) Schiess-
baumwolle; 3) Nitroglycerin; 4) Dynamit; (No. 3 im festen
Zustande); 5) das neu erfundene Sprengmittel, Amoniakrut
genannt. No. 1 — 4. entzündeten sich, sobald die Flamme auch
nur daran leckte; No. 5. dagegen fing langsam an zu sprühen,
nachdem der Pendel 20 Mal die Flamme an dem Amoniak-
pulver vorbeigeführt hatte. Als es eine Weile Funken gesprüht,
brannte es langsam herunter.
Das Amoniakpulver ist schwarz, etwas teigartig und nicht
ganz leicht. Es fühlt sich feucht an und klebt zusammen.
Hierauf wurden die Experimente in derselben Reihenfolge
wiederholt, die leichtere oder schwerere Entzündbarkeit aber
durch einen starken Schlag — hier ein besonders eingerich-
tetes Fallwerk — erwiesen. Dabei entzündete sich Schiess-
pulver bei 4 — 5 Fuss Fallhöhe**), Nitroglycerin bei DA — 2
Fuss, Dynamit bei 2% — 3% Fuss, Amoniakrut bei 12 —
15 Fuss Fallhöbe.
Nach diesen instruktiven Experimenten war die Gefahr-
losigkeit des neuen Sprengmittels erwiesen und sollte jetzt
die Kraft des Amoniakpulvers bewiesen werden.
Im Garten, etwa 100 Schritt vom Wohnhause, trat —
wie fast aller Orten Schwedens — ein Granitfelsen von circa
250 — 300 DFuss Oberfläche sichtbar zu Tage. Die Mitte
des Felsens war etwa 3‘/a — 4 Fuss gegen die Ränder erhaben.
Hier war ein Loch gebohrt, das 48 Zoll tief und % Zoll im
Durchmesser war. In dasselbe schüttete Norrbin etwa 13 Zoll
Amoniakrut, setzte oder schob daun eine Zündschnur, an
deren unterem Ende ein grösseres kupfernes Zündhütchen be-
festigt war, in das Bohrloch, schüttete dann wohl noch 1 — 1
Kubikzoll Sprengmasse hinauf, stampfte auch diese Quantität
mit einem hölzernen Ladstock fest und schüttete dann troeke-
*) Man vergleiche die Berichte aus dem Verein für Eisenbahn-
kunde und dem Architektenverein zu Berlin in No. 48. d. Bl.
**) Der Fallklotz von Eisen, etwa 0,2 Kub.', fiel auf Eisen.
nen Sand lose hinauf, das ganze Loch füllend. Die Zünd-
schnur wurde angesteckt, wir zogen uns zurück, stellten uns
hinter starken Kieferstämmen auf und warteten wenige Sekunden.
Die Explosion erfolgte, schleuderte Stücke von % — 1 Ku-
bikfuss hoch, sehr hoch in die Luft und der Felsen zerriss in
viele Stücke. Es war also die grosse Kraft dieses Sprengmittels
erwiesen. Die Hauptvorzüge desselben sind:
1) gänzliche Gefahrlosigkeit, ein Umstand, der unstreitig
sehr hoch anzuschlagen ist;
2) grosse Billigkeit. Hr. Norrbin rechnet es halb so
theuer als Nitroglycerin, bei gleicher Sprengkraft.
Für Schweden hat der Erfinder ein Patent, für Preussen etc.
sucht er es nach. Beiläufig erlaube ich mir die Bemerkung,
dass dieses Amoniakrut unser Schiesspulver eben so wenig
wie alle anderen chemischen Sprengmittel verdrängen oder
ersetzen kann, da es der Veränderung unterworfen ist, was aber
bei Schiesspulver nicht vorkommt.
Eine grossartige Verwendung von Sprengmitteln ist in
Stockholm erfolgt. Diese nordische Residenz hatte bisher
zwei Bahnhöfe, einen für die Süd-, den anderen für die Nord-
bahn. Jetzt ist seit drei Jahren eine Verbindungsbahn im
Bau begriffen und soll in Jahr und Tag eröffnet werden; ein
höchst geistreiches, grossartiges Projekt von Erickson, dem
Chef der schwedischen Eisenbahnen.
Von Süden in die Stadt tretend, überschreitet die Bahn
Orsta-Wiken, geht östlich durch den Stadttheil Södermalm,
woselbst der Bahnhof am Torg Dessein liegt. Ungefähr 175°
rückwärts geht die Verbindungsbahn unter einem sehr spitzen
Winkel links ab, tritt in einen unter der Stadt sieh hinzie-
henden Tunnel von 1500' Länge, 32' Breite und 19' Höhe,
ganz in Granit gesprengt und 50' tief unter den Häusern der
Stadt in einer grossen Kurve liegend, geht dann in einen
offenen Einschnitt von 2400' Länge, 39' Weite über und ge-
langt an das rechte Ufer von Söder -Ström. Der offene Ein-
schnitt ist von Futtermauern in Quadern eingefasst und bis
30' tief.
Dann folgt eine grosse eiserne Brücke, worin ein Schifts-
durcklass; die Bahn tritt in den alten Stadttheil Staden, über-
schreitet den Riddaneholmen- Kanal, wo grossartige Werke
notbwendig und prachtvoll ausgeführt werden , geht an der
Westseite von Strömsbord, mit bedeutender Brücke in Eisen,
und tritt auf der Ostseite von Nija Kungsholmbron auf ein
aufgeschüttetes Terrain, woselbst künftig der neue Nordbaku-
hof gebaut werden soll.
Es giebt wohl kaum eine Stadt der Welt, wo eine Ver-
bindungsbahn grössere Schwierigkeiten zu überwiuden haben
kann, als im nordischen Venedig,
Zur Sprengung des Tunnels sind 30,000 Pfund
Nitroglycerin verwendet; am 21. August c., als ich bei
Laternenlicht hindurch geführt wurde, sprengte man noch au
einigen Stellen den Felsen, weil die Bahn noch nicht auf
richtiger Höhe gelegt werden konnte.
Die rfbere Leitung des Baues hat Ingenieur - Lieutenant
Unge und neben ihm sind die Hrn. Lieutenants F. A. Dahl-
quist und Engelblom tbätig.
Die Kosten dieser Verbindungs - Bahn betragen circa
441,000 Thlr. preussisch, eine Summe die aber auch nur in
Schweden genügen kann.“
518
Dachrinnen - Konstruktion.
Eine Konstruktion, welche trotz ihrer grossen Wichtigkeit
bei Publikation von Bauwerken in der Regel sehr stiefmütter-
lich behandelt wird, ist die der Dachrinnen. Es ist daher
vielleicht die Mittheilung einer solchen, welche von den unter
ähnlichen Verhältnissen gewöhnlich angewandten Konstruk-
tionen den Vortheil grösserer Einfachheit und dementsprechen-
der Solidität zu haben scheint, von einigem Interesse.
Dachrinnen, welche sichtbar auf dem Hauptgesimse liegen,
werden in der Regel entweder in der Weise konstruirt, dass
ein hölzerner Kasten von der Form der Rinne gefertigt und
dieser reit Zinkblech bekleidet wird, oder es wird eine Rinne
mit doppeltem Boden hergestellt, so dass die Rinne in ihrer
äusseren Ansicht von waagerechten Linien begrenzt wird,
während der innere Boden das erforderliche Gefälle erzeugt.
Bei der ersteren Konstruktion entspricht die vollständige
Einschlicssung des Holzes den Eigenschaften desselben über-
haupt nicht recht, führt aber geradezu die Zerstörung des-
selben berbei, sobald die Rinne einen Leck bekommt. Die
Solidität der anderen Konstruktion wird durch den hohlen
Raum zwischen den beiden Böden ebenfalls beeinträchtigt.
Sobald Wasser zwischen die beiden Böden tritt, was mit un-
bedingter Sicherheit nicht zu vermeiden sein wird, können
durch das Gefrieren desselben Beschädigungen der Rinne er-
zeugt werden, da eine vollständige Ableitung des durchdrin-
genden Wassers bei wechselnder Winter - Temperatur kaum
möglich sein dürfte.
Mit Rücksicht hierauf habe ich die Rinnen des Seminar-
Gebäudes in Pr. Fried-
land in der neben ge-
zeichneten Weise ausge-
geführt. Für das Gefälle
(1 : 120) der Rinne dient
die über das Hauptge-
sims hervortretende Roll-
schicht als Lehre. Diese
Rollschicht wird mitZink-
blech abgedeckt, so dass
für den Fall, dass die Rinne
einen Leck bekommt, das
durchdringende Wasser
direkt auf das mit Schie-
fer abgedeckte Hauptge-
sims geleitet wird. Auf
die so abgedeckte Roll-
schicht ist die Rinne ge-
legt. Die 3' von einander entfernten, V*" und s/* ' starken
Rinneisen sind eingemauert und durch iibergelöthete Hafter
mit der Rinne verbunden; ausserdem ist zwischen je zwei
Rinneisen, wie aus der Figur ersichtlich, zur grösseren Ver-
steifung der Rinne noch ein röhrenförmiger Steg von Zink-
blech eiugelöthet.
Der Boden der Rinne erhält also eine vollständig ebene
Unterstützung, so dass sowohl ein gutes, gleichmässiges Gefälle
erzeugt, als auch das Begehen der Rinne vollständig unschäd-
lich gemacht wird. Da sich die Abdeckung der Rollschicht
bis auf das Gesims fortsetzt, so wird die äussere Begrenzung
der Konstruktion waagerecht. Die schwache Fuge im An-
schlüsse der Rinne an die Rollschicht ist so wenig in die
Augen fallend, dass die Architektur durch diese Linie nicht
gestört wird. Vogdt, Baumeister.
Aufpflügen der festen Schneedecke auf Chausseen.
Für die Kreisbaubeamten in den nördlichen Theilen des
preussischen Staates , welche Staats - Chausseen zu verwalten
haben, ist bereits die immer sehr unangenehme und undank-
bare Schnee-Periode eingetreten. Ich habe in früheren Zeiten
gleichfalls diese Leiden genossen und will nachfolgend eine
kleine Notiz aus meiner Praxis mittheilen, die sich vielleicht
auch anderweit nützlich erweisen dürfte.
Die von meinem nächsten Vorgesetzten für die Behand-
lung der Chausseen während des Winters erlassenen Instruk-
tionen waren darauf gerichtet , ein eigentliches Abräumen des
Schnees durch Verhinderung unebener Schneeanhäufungen
überhaupt möglichst entbehrlich zu machen. Die alten keil-
förmigen Schneepflüge (auch wohl Schneeschleifen genannt),
die nur momentan und dann auch nur in einzelnen Fällen
halfen, wurden, weil ihre Anwendung zu immer neuen Schnee-
verwehungen Veranlassung gab, mit Recht kassirt. Hingegen
wurde durch sorgfältige Einebnung aller Schlittengeleise, die
sich im Schnee bildeten, auf Erzielung einer guten Schlitten-
bahn nach Möglichkeit hingewirkt. Hierzu trat noch die
nachträgliche Herstellung sechsfüssiger Dossirungen in flachen,
den Schneeverwehungen ausgesetzteu Einschnitten.
Während eines ganz besonders schneereichen Winters
wurde jedoch durch das vorerwähnte beständige Einebnen
der Fahrbahn veranlasst, dass diese in Folge oft wechselnden
Frost- und Thauwetters in einen ziemlich festen, halb aus Eis,
halb aus gefrorenem Schnee bestehenden erhöhten Damm sich
verwandelte , neben welchem sich der weichere und losere
Schnee in gleicher Höhe abgelagert hatte. Ja, sehr lange
Strecken der Kunststrassen meines Baukreises, welche mit dem
Seitenterrain in ziemlich gleicher Höhe lagen, litten sogar in
Folge ungünstiger Windrichtungen und des immerhin unvoll-
kommenen Einebenens der Schlittengeh-ise nach und nach fast
noch mehr an Schneeanhäufungeu , als viele Einschnitte, bei
denen man solche weit eher gefürchtet hatte. Immerhin war
jedoch der Zustand meiner Chausseen derartig, dass ich als
verantwortlicher Baubeamter des Nachts vorläufig noch ruhig
schlafen konnte.
Bei Annäherung des Frühjahrs trat plötzlich entschiedenes
Thauwetter ein, und bald waren einige Theile der Chausseen
von Schnee entblösst und lediglich die leider nur zu langen
Strecken mit den hohen, neuen Fahrdämmen von Eis uud einige
Einschnitte, in denen sich Verwehungen nicht verhindern Hessen,
konnten noch mit Schlitten befahren werden.
FEUILLETON.
Skizzen aus Bosnien.
II.
Von jener einen verfehlten Anlage, die ja gewisser-
maassen selbst von den Vorgesetzten türkischen Behörden
desavouirt wurde, einen Schluss auf das ganze Bauwesen
des Landes machen zu wollen, würde ungerecht erscheinen.
Freilich war auch das, was ich weiterhin von türkischen
Bauten zu sehen bekam, sehr wenig im Stande mir einen
vortheilhafteren Begriff von bosnischer Architektur zu ver-
schaffen.
Auch in Serajewo war vor etwa 10 Jahren eine
grosse Kaserne gebaut worden, eine umfassende quadra-
tische Anlage mit einem Hof in der Mitte und einem
durch drei mächtige Bogen getragenen \ orbau an der
Hauptfront. Solidität war ganz sichtlich angestrebt wor-
den, indem man das Gebäude sogar ganz massiv baute
und mit Ziegeln deckte. Selbst an V ersuchen künstle-
rischer Ausbildung fehlte es nicht; denn abgesehen von
einem Fries, der in möglichst grellen Farben, blau und
roth, eine Komposition von allerlei Pflanzenwerk zeigte,
war auch zwischen je zwei Fenstern eine Art Pilasterstellung
in Farben dargestellt, letztere ein merkwürdiges Beispiel
einer neuen Anordnung, da der Künstler — augenschein-
lich im Besitz einer einzigen Schablone — das korinthische
Pilasterkapitäl auch als Basis benutzt und zu diesem
Zwecke einfach auf den Kopf gestellt hatte. Unglück-
licher Weise hatte man den Bau jedoch auf sehr ungün-
stigem Terrain, in der Nähe der die Stadt durchströmen-
den Miliazka angelegt. Der intelligente Rittmeister von
Derbend mit seinem drei Mannslängen tiefen Pfahlrost
mag wohl damals noch nicht zur Stelle gewesen sein; ge-
nug, schon nach wenig Jahren neigte sich die eine Hälfte
des Gebäudes bedenklich der Miliazka zu. Zudem hatten
die Bogen der Vorhalle, da ihnen ein ausreichendes Wi-
derlager fehlte, bedeutende Risse bekommen und waren
nachträglich verankert: kurz, das ganze Bauwerk ist ge-
genwärtig bereits wieder in so baufälligem Zustande, dass
ein Neubau desselben kaum lange zu vermeiden sein wird.
Ein nicht viel besseres Schicksal wird voraussichtlich
ein anderes grosses Gebäude haben, das während meiner
Anwesenheit in Serajewo aufgeführt wurde. Das Regie-
rungsgebäude, zugleich Palais des Gouverneurs, war in
diesem Frühjahr durch Unvorsichtigkeit in Brand gera-
then und, wie das bei der leichten Bauart unvermeidlich
ist, fast ganz niedergebrannt. Wie immer zu allen Fort-
schritten geneigt, hatte man beschlossen, einen Monumen-
talbau „d la Franca “ an Stelle des alten abgebrannten
bosnischen Holzbaues zu setzen, und war der Plan zu
demselben nach langen Berathungen zwischen dem Pascha
und seinem gegenwärtigen Regierungsbaumeister, einem
ehemaligen k. k. österreichischen Chausseeaufseher aus
Dalmatien, festgesetzt worden. Von einigen Absonderlich-
519
Nunmehr wurde die Lage kritisch. Das Publikum fuhr
selbstverständlich nicht mehr auf Schlitten, sondern mit Wagen
und nicht etwa in dem sehr tiefen Schnee neben den Eisdäm-
men, sondern auf den schmalen Dämmen selbst. Unglücksfälle
durch Umwerfen schienen unvermeidlich. Dazu kam noch,
dass gerade Jahrmarkt in der Kreisstadt abgehaltcn werden
sollte, und was mochte dann wohl aus den Marktleuten mit
ihren auf den Wagen hoch aufgethürmten Kisten werden ! —
Die Gefahr für das Publikum musste sofort beseitigt,
der Schnee, welcher die Passage hemmte, sowie der Eisdamm
schleunigst entfernt werden. Wenn dies jedoch auf dem bisher
gebräuchlichen Wege durch Aufhacken des gefrorenen Schnees
geschehen wäre, so hätte diese Arbeit nicht nur einen sehr
grossen Theil des ohnehin sehr knapp bemessenen Chaussee-
Unterhaltungs-Fonds, sondern auch eine längere Zeit beansprucht,
als gestattet war.
Jetzt endlich kam eine schlaflose Nacht im Kruge neben
der übelsten Strecke der Chaussee, für welch - Rath geschafft
werden musste, und in dieser der rettende Gedanke. Mir fiel
das Aufpflügen des festen, lehmigen Brache-Ackers mittelst
der gewöhnlichen Karrenpflüge bei.
Am anderen Tage liess ich auf allen gefährlichen Stellen
die Eisdämme mit solchen mit 4 Pferden bespannten Pflügen
aufpflügen und die grossen losgebrochenen Eis- und Schnee-
schollen bei Seite werfen , damit sie nicht etwa wieder zu
Schneeverwehungen Veranlassung geben könnten.
In kürzester Frist waren so die von mir verwalteten
Chausseen für Wagen ohne Gefahr passirbar gemacht. Die
Kosten für das Aufpflügen der Schneedecke reduzirten sich
nach angestellten Versuchen auf den fünften Theil derjenigen,
welche durch das früher übliche Verfahren entstanden wären.
R. Heydrich.
Mittheilungen aus Vereinen.
A rchitekten - Verein zu Berlin. — Versammlung am
28. November 1868. Vorsitzender: Herr Boeckmann, an-
wesend 164 Mitglieder und 3 Gäste.
Unter mehren andern Verwaltungs-Angelegenheiten theilte
der Vorsitzende mit, dass die Schluss- Redaktion der von den
gewählten Referenten aufgestellten und vom Vorstande be-
reits im Einzelnen durchberathenen Geschäftsordnung voraus-
sichtlich doch noch so viel Zeit beanspruchen werde, dass es
nicht möglich sei, den gedruckten Entwurf noch vor der in
nächster Woche bevorstehenden Hauptversammlung in die
Hände der Vereinsmitglieder gelangen zu lassen. Da es
wünschenswerth erschien, die Berathung der Geschäftsordnung
nicht noch auf einen Monat länger zu verschieben, so wurde
auf Antrag des Vorsitzenden beschlossen, die diesmalige
Haupt-Versammlung des Dezember auf die zweite Woche des
Monats zu vertagen.
Hr. Römer überreichte dem Verein zwei in Veranlassung
eines jüngst erfolgten Ministerial-Reskripts angefertigte Pho-
tographien von dem Bau des neuen Niederschlesisch -Mär-
kischen Bahnhofs zu Berlin zum Geschenk. Es ist verfügt,
dass derartige Photographien, die für die Folge von allen
wichtigen Staatsbauten in verschiedenen Stadien der Ausfüh-
rung aufgenommen werden sollen, in je einem Exemplare dem
Ministerium , der Bauakademie zu Berlin und der polytech-
nischen Schule zu Hannover einzuliefern sind und stellte
Herr Römer anheim, ob der Verein nicht Schritte dazu thun
wolle, sich die Vergünstigung einer gleichen Zuwendung zu
verschaffen*). Zur Erläuterung der Photographien gab später
Herr Send I er, unter Vorlegung von Spezial -Zeichnungen,
über die Aufstellung, Konstruktion und die Kosten des gros-
sen eisernen Hallendaches noch einige Notizen, deren Mit-
theilung in einem besonderen kleinen Artikel wir uns Vorbe-
halten. Der Verein erhielt im Uebrigen durch Hrn. Römer
die Einladung, die Baustelle während des Aufbringens des
Hallendaches einer Besichtigung zu unterziehen.
Den Hauptvortrag des Abends bildete eine sehr ausführ-
liche Mittheilung des Hrn. Berring über den am 6. Novem-
ber d. J. erfolgten Bruch eines gusseisernen Trägers in einem
hiesigen Neubau. Der Träger bildete einen Theil der massiven
Deckenkonstruktion über dem Sudhause einer hiesigen neuen
(vom Juni bis Oktober d. J. erbauten) Bierbrauerei. Die
Decke des 40' 3" langen, 32' 8'' breiten Raumes war durch Back-
steinkappen zwischen schmiedeeisernen Längsträgern gebildet
und durch zwei gusseiserne (aus je zwei Theilen bestehende)
Querträger auf zwei Mittelsäulen gestützt. Da diese Anord-
nung von der baupolizeilich genehmigten Zeichnung abwich,
nach der zwei schmiedeeiserne Längsträger in der Mitte und
darüber schmiedeeiserne Querträger projektirt waren, so wurde
bei der Abnahme , die im Allgemeinen eine vorzügliche und
elegante Ausführung, namentlich der Maurerarbeiten, naehwies,
eine nachträgliche statische Berechnung über die Tragfähigkeit
der gusseisernen Träger, von denen nur die untere Gurtung
sichtbar geblieben war, verlangt. Durch diese Berechnung,
der wie üblich nur eine Profilzeichnung des 18" hohen, in
der oberen Gurtung 4", in der unteren Gurtung 10" breiten
Trägers, dessen Stärke in den Gurtungen 1 */»", in dem durch
eine Aussparung durchbrochenen Stege l1/»" betragen sollte,
beigefügt war, wurde das Widerstandsmoment zu 234 nachge-
*) Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass der Besitz
einer solchen Sammlung von Photographien grösserer Bauwerke
während ihrer Ausführung für einen Verein, der fast ausschliesslich
aus praktischen Technikern besteht, von allergrösstem Werthe sein
müsste und dass das Königl. Ministerium für Handel etc. durch Zuwen-
dung derselben nicht nur dem Architekten verein eine Gunst erweisen,
sondern mehr noch die weiteren Ziele desselben, die Ausbildung
und Fortentwickelung der Technik im Vaterlande, sehr wesentlich
fördern würde. Aus diesem Grunde jedoch wünschten wir, falls
eine solche Zuwendung erbeten werden sollte, die Bitte nicht auf
den Architekten verein zu Berlin allein beschränkt, sondern dahin
gerichtet, dass allen bau technischen Vereinen in Preussen
eine gleiche Gunst zu Theil werde.
keiten in der Anordnung, die dem Pascha nicht den besten
Begriff von den Bequemlichkeiten eines ä la Franca ein-
gerichteten Palastes beibringen werden, und kleineren Ver-
stössen abgesehen, war hier die Konstruktion der Wöl-
bungen eine Klippe für die Ausführung geworden. Man
hatte beschlossen, sämmtliche Räume des Erdgeschosses
zu überwölben und zwar mit nahezu scheitrechten Kappen;
eine Konstruktion, die doch gewiss selbst bei geschicktester
Technik und vorzüglichem Materiale gewagt erscheint, unter
den bosnischen Verhältnissen jedoch und bei den dortigen
halbgebrannten, unregelmässig geformten Steinen ein Ding
der Unmöglichkeit ist. Dazu hatte es den ganzen Sommer
hindurch auf die Gewölbe geregnet, so dass Steine und
Mörtel vollständig durchweicht waren. Beim ersten Ver-
suche die Lehrbögen unter einer der Kappen zu entfernen
stürzte dieselbe zusammen; den übrigen mag es nicht
besser gegangen sein. Auch hatten die schlechten Erfah-
rungen, die an jener Kaserne gemacht waren, es nicht
verhindert, dass man wiederum die kühne Konstruktion
der unvermeidlichen Vorhalle auf Bögen ohne genügendes
Widerlager gewagt hatte. Da in den oberen Theil dieses
bedenklichen Bautheils der Festsaal des Paschas verlegt
war, so hatte die europäische Damenwelt Serajewos es
bereits verschworen, in demselben auch nur einen Schritt
zu tanzen.
Dass ganz in der Nähe dieses Palais, des Konak, ge-
genwärtig auch ein grosses neues Gerichtsgebäude, freilich
nur aus Lehmsteinen aufgeführt wurde, mag übrigens be-
weisen, dass zur Zeit eine immerhin ziemlich rege Bau-
thätigkeit in der Hauptstadt des Landes herrscht.
Sogar eine Art „Haussmann“ hatte Serajewo in der
Person des schon früher erwähnten kommandirenden Ge-
nerals ( Muschir ) der Provinz gefunden. In einer der
Vorstädte wurde nämlich ein grosses Militairlazaretb er-
richtet, ein Bau, den ich während der Ausführung gleich-
falls wiederholt in Augenschein nehmen konnte. Selbst
hier hatte man auf Heizungsanlagen gar keine Rücksicht
genommen und gedachte sich auf die, übrigens auch in
der Serajewoer Kaserne übliche einfache und originelle
Methode zu helfen, dass man die Rauchrohren der Oefen
im Winter einfach zum Fenster hinausleitet. Im Früh-
jahr wird dann die schwarz geräucherte Wand neu ge-
weisst und der Schaden ist wieder beseitigt.
Durch irgend Jemand musste der Muschir, der selbst
die Oberleitung dieses Lazarethoaues führte, auf den sehr
richtigen Gedanken gebracht worden sein, dass für ein
Lazareth vor allen Dingen die Lage in frischer und ge-
sunder Luft Noth thue. Wahrscheinlich war ihm jedoch
diese Einsicht erst gekommen, als der Bau bereits be-
gonnen hatte, und so konnte jener Bedingung nicht mehr
durch die Wahl des Platzes entsprochen werden. Statt
dessen ging man mit türkischer Entschiedenheit an eine
Regeneration der Umgebung des Bauplatzes, die grossen-
theils mit Zigeunerhütten besetzt war. Wenn ein Pascha
befiehlt, muss gehorcht werden; die Bewohner wurden
theilweise expropriirt, theils verpflichtet, ihre Pläuser neu
520
wiesen, während eine sehr spezielle Ermittelung der voraus-
sichtlichen Belastungen nur ein solches von 222 als erforder-
lich ergab.
Nach der Katastrophe, bei der einer dieser vier, je 14%'
langen, gusseisernen Träger plötzlich gebrochen war und da-
durch den Einsturz von % der Decke veranlasst hatte, sind
sehr genaue und sorgfältige Untersuchungen angestellt wor-
den. Es zeigte sich hierbei, dass die vier 12" hohen Aus-
sparungen im Stege des Trägers bis 39%" lang waren, so dass
die obere und untere Gurtung nur drei feste Verbindungen
hatten. Der Bruch war jedesmal an den Ecken einer Aus-
sparung — einerseits, sowohl in der oberen wie in der un-
teren Gurtung, dicht am Auflager in der Mauer, anderer-
seits am Auflager auf der Säule, in der oberen Gurtung einige
Fuss vom Auflager, in der unteren dicht an derselben — er-
folgt. Eine Messung des Profils ergab nur unwesentliche Ab-
weichungen von dem in der Zeichnung angegebenen; das
Widerstandsmoment stellte sich nach genauer Berechnung auf
217 heraus. Die Ermittelung der wirklichen Eigenlast der
Konstruktion, sowie der vor dem Unglücksfall vorhanden ge-
wesenen Belastung ergab gleichfalls nicht so wesentliche Dif-
ferenzen von den früheren bezüglichen Annahmen, dass der Träger
im Grossen und Ganzen nicht als stark genug hätte gelten kön-
nen, wenn die Vertheilung des Materiales in demselben für
eine gleichmässige Abkühlung nach beendetem Guss vortheil-
hafter, als geschehen, disponirt und wenn namentlich die Aus-
sparungen des Steges auf eine weit geringere, als die vorer-
wähnte Länge beschränkt worden wären. Ganz besonders
aber möchte auch der Umstand, dass diese Aussparungen ge-
radlinig begrenzt resp. in den Ecken nicht ausgerundet waren,
den Bruch befördert haben, wenigstens wurde hierauf von
Seiten der Spezial- Sachverständigen grosses Gewicht gelegt.
— Wie ungleichmässig die Erkaltung des Gusstückes vor sich
gehen musste, kann aus der Verschiedenheit der Masse an ver-
schiedenen Stellen desselben geschlossen werden, in welcher
Beziehung zu bemerken ist, dass der Querschnitt des Trägers
mit ausgespartem Stege = 25D//, mit vollem Stege = 35D//,
in den Verstärkungsrippen = 126°" und am Auflager der
Kappen träger = 36 a" beträgt. — Die Beschaffenheit des
Eisens in den Bruchflächen erwies sich als eine ziemlich gute,
und nur an einer Stelle war eine kleine Blase bemerkbar.
Eine Untersuchung der drei erhaltenen Träger zeigte, dass
dieselben unter der blossen Eigenlast der Konstruktion Durch-
biegungen bis auf %«" erlitten hatten, und dass sich in ihnen
au den Stellen, in denen der Bruch des belasteten Trägers
erfolgt war, ausnahmslos sehr merkliche Sprünge gebildet
hatten, deren Ursprung jedoch von Seiten des Vortragenden
nicht der stattgehabten Durchbiegung, sondern der ungleich-
mässigen Erkaltung resp. der scharfkantigen Begrenzung der
bezüglichen Aussparungen des Steges zugeschrieben wird. —
An den Vortrag schloss sich die Beantwortung mehrer Fragen
aus dem Schleusenbau durch Herrn Franzi us. Auf die Frage,
was unter den im Gewerbesteuergesetz genannten „Paltrok-
ken-Mühlen“ zu verstehen sei, wurde durch Hrn. Nitsch-
mann die Auskunft gegeben, dass dies eine ‘in Ostpreussen
vorkommende, zwischen Bock- und Holländischen Mühlen ste-
hende Windmühlen-Spezialität sei, bei welcher das ganze Müh-
lengebäude auf einem in Terrainhöhe befindlichen Kranze ge-
dreht wird.
Hr. Ende theilte mit, dass der Berliner Künstlerverein
beschlossen habe, sich bei der im nächsten Jahre bevorstehen-
den deutschen Industrie - Ausstellung in Wittenberg als
Korporation zu betheiligen und forderte im Namen jenes Ver-
eins auch den Architektenverein auf, die Ausstellung zu be-
schicken. So wünschenswerth es erschien, dass durch eine
derartige Ausstellung gezeigt werde, wie weit in Berlin be-
reits ein Zusammenhang zwischen den Architekten und der
Kunstindustrie besteht, auf dass ein immer engerer und inni-
gerer Zusammenhang dieser Art angebahnt werde, so wurde
es doch bedenklich gefunden einen Beschluss über ein der-
artiges öffentliches Auftreten des Architektenvereins zu fassen,
bevor nicht festgestellt ist, wie viele Mitglieder bereit sind,
sich dabei mit ihren Arbeiten zu betheiligen. Es soll daher
zu diesem Zwecke zunächst eine dringende Aufforderung zur
Anmeldung von Beiträgen, die nicht nur in Zeichnungen, son-
dern auch in ausgeführten Gegenständen, Modellen etc. be-
stehen können, erlassen werden und nach dem Resultate der-
selben eine Entscheidung getroffen werden. — F. —
Der Architekten -Verein in Magdeburg und Umgegend
versammelt sich von jetzt ab in jeder Woche am Dienstag
Abend um 7 Uhr im Cafe national, Wasserkunststrasse.
Vermischtes.
Dom zu Frankfurt. Unseren ausführlichen Mitthei-
lungen über dieses Bauwerk tragen wir (nach d. Deutsch.
Gemeinde-Ztg.) den Wortlaut des Beschlusses nach, den die
dortige Stadtverordneten -Versammlung — (soviel wir wissen
übrigens gegen eine starke Opposition) — in Betreff der Wie-
derherstellung des Doms gefasst hat.
Die Stadtverordneten-Versammlung
1) beschliesst die Herstellung der Bartholomäuskirche
und des Pfarrthurms sammt Kreuzgang nach Maassgabe de?
Gutachtens der Dombaumeister, so wie deren Ausbau auf
Grund des ursprünglichen Bauplans, und billigt die Mitwirkung
des Frankfurter Dombau -Vereins nach Inhalt seines bezüg-
lichen Schreibens an das Bauamt;
2) ist einverstanden, dass hierzu der von der Frankfurter
Feuerversicherungs-Anstalt zu leistende Entschädigungsbetrag
für den Brandschaden von Kirche und Thurm mit 133,200 fl.
sowohl als auch der für die Domschule mit 23,000 fl. und an-
dere Gebäude mit 6350 fl. abgeschätzte Schadensbetrag zu-
nächst verwendet werde;
3) genehmigt zu dem Ende nach Vorschrift des § 54 des
Gesetzes vom 6. August 1857, aus Gründen des öffentlichen
Wohls und zum Behuf der Freilegung von Kirche und Thurm
und der Strassenerweiterung, die Dispensation bezüglich der
zu bauen, oder wenigstens in solchen Stand zu setzen,
dass sie die Atmosphäre des Lazareths nicht beeinträch-
tigten, eine Vorschrift, der freilich oft schon dadurch Ge-
nüge gethan war, dass wenigstens die Strassenfront der
betreffenden Hütten wieder einmal frisch getüncht und
gestrichen wurde.
Hierdurch hatte der Muschir, wenn auch vielleicht
nicht ganz seinen Zweck, so doch das erreicht, dass die
Einfahrt in die Stadt durch dieses sonst recht elende und
zerfallene Viertel zur Zeit einen ganz freundlichen Anblick
gewährt, wozu auch nicht wenig ein neues hölzernes
Gitter beiträgt, das gleichfalls auf Befehl des Muschir
von den Hausbesitzern an den nach der Strasse zu gele-
genen Vorgärten angebracht werden musste. Ob dasselbe
roth und blau oder gelb und grün angestrichen werden
sollte, darüber waren die Architekten anscheinend noch
nicht einig. Vorläufig hatte man noch an einzelnen Stellen
Versuche in den verschiedenen Regenbogenfarben ange-
stellt. Auch in andrer Weise hatte dieser Muschir sein
pariser Vorbild gewissermaassen nachgeahmt. Er hatte
nämlich selbst Kirchhöfe nicht geschmnt, indem er alte
slavische Grabsteine, d. h. mächtige viereckige Marmor-
blöcke ohne alle Kunstformen, wie sie in Bosnien in Wald
und Feld zerstreut sich vielfach finden, zum Kalkbrennen
und zur Herstellung von Thürpfosten verwendete, eine
That, die ihm von mancher Seite sehr übel angerechnet
wurde.
Vergleicht man mit diesen Bauten der jüngsten Ver-
gangenheit das, was aus älterer Zeit von bedeutenderen
Bauten noch vorhanden ist, so wird dieser Vergleich wohl
sehr zu Ungunsten der jetzigen Bauweise ausfallen. Mög-
lich, dass gerade die Sucht, von der althergebrachten Bau-
weise abzuweichen und ä la Franca zu bauen, dazu ge-
führt hat die Technik dieser bessern Periode vergessen
zu lassen, möglich auch, dass damals einsichtsvollere Bau-
meister aus Stambul oder anderen Orten die Stelle der
gegenwärtigen dalmatinischen und slavonischen Architekten
vertraten.
Unter den Resten aus jener besseren Vergangenheit
sind zunächst das Bemerkenswertheste eine Reihe von
grösseren, ganz massiv ausgeführten Moscheen, die mit ihren
hohen Kuppeln und schlanken Minarets den türkischen
Städten schon von Fern ihren eigenthümlichen Charakter
verleihen. Da dieselben fast durchgehend nach ein und
demselben Schema angelegt und nur in mehr oder weniger
reduzirtem Maasstabe ausgeführt sind, so wird es genügen,
wenn ich die grösste derselben, zugleich eine der ältesten,
etwas eingehender beschreibe. Dieselbe aufzumessen war
leider, trotz der einflussreichen Protektionen, deren ich
mich dort zu erfreuen hatte, nicht recht ratbsam, wäre
auch wegen der umliegenden Gehöfte schwer auszuführen
gewesen; doch habe ich zu wiederholten Malen die Haupt-
räume dieser Moschee ohne irgend welche Unbequemlich-
keit besuchen können, wobei sogar ein junger muhame-
521
Verpflichtung zum Wiederaufbau der drei letztgenannten Ge-
bäulichkeiten ;
4) ist damit einverstanden, dass hinsichtlich des weiter
erforderlichen Betrags für Herstellung und Ausbau von Kiiche
und Thurm der k. Regierung, in Anschluss an eine Mitthei-
lung des k. Polizei-Präsidiums, Vorlage gemacht und dieselbe
um Bestimmung des in Aussicht gestellten Beitrags ersucht
werde ;
5) behält sich je nach deren Erklärung weitere Be-
schlussnahme vor;
6) ist ferner einverstanden, dass zunächst zum Behuf der
Feststellung der Pläne und Voranschläge ein bewährter Bau-
meister berufen und hierfür au Honorar und Kosten des Bau-
bureaus jährlich auf fünf Jahre ein Betrag von 9000 fl. bis
10,000 fl. in Aussicht genommen werde;
7) nimmt den zu letzterem Zwecke vom Dombau- Verein
angebotenen Betrag von vorläufig 15,000 fl. unter dankbarer
Anerkennung dieser Widmung an.
Aus der Fachlitteratur.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Jahr-
gang 1 8 68. Heft VI.
1) Ein Bericht des Redakteurs über die in der Pariser
Ausstellung ausgestellten Eisenbahnwagen- und Lokomo-
tivräder sowie Bandagen und Axen nennt als in diesen
Artikeln mit der goldenen Medaille prämiirt von deutschen
Firmen :
Gusstahlfabrik von Friedrich Krupp in Essen,
Bochumer Verein für Bergbau und Hüttenbetrieb,
Hörder Bergwerks- und Hüttenverein und
Aktiengesellschaft Phönix in Laar bei Ruhrort;
ausserdem kam nach Deutschland nur noch eine silberne Me-
daille für die Produkte des Eisenwerks Zeltweg in Steiermark,
dem Grafen Henkel von Donuersmark gehörig.
Bei der erstgenannten Firma bilden die Gusstahl-Radreifen
ohne Schweissung das am meisten verbreitete Massenfabrikat
des Etablissements. Die jährliche Produktion beträgt ca. 34
— 40,000 Stück, wovon mehr als ein Drittel für englische und
amerikanische Eisenbahnen. — Die Erfindung und Patentirung
dieses Fabrikats datirt aus dem Jahre 1853. Bei der Fabri-
kation werden massive Gusstahlblöcke flach geschmiedet und
dann in rektanguläre Barren zerschnitten, deren Gewicht nach
demjenigen des verlangten Radreifens bestimmt ist; diese Barren
werden in der Mitte aufgespalten und durch die Spalte
unter dem Hammer alhuählig grössere Keile getrieben; so
bildet sich ein Ring, welcher nach weiterem allseitigem Aus-
schmieden schliesslich fertig gewalzt wird. Für mehre hundert
Profile sind die Walzen stets vorräthig.
In anderer Weise betreibt der Bochumer Verein die An-
fertigung der Gusstahlbandagen ohne Schweissung: es wird
zuerst durch Faijonguss ein dicker Ring von circa der Hälfte
des Durchmessers der herzustellenden Bandage gefertigt, als-
dann dieser durch Ausschmieden und Auswalzen erweitert und
in die richtige Form gebracht.
2) Betriebs -Ingenieur L. Neumann in Gr. Schönau theilt
dänischer Geistlicher uns einen ganz intellirnenten Führer
abgab.
Auf einem im Grundriss quadratischen Unterbau von
etwa 50' Seite erhebt sich zunächst, durch zwickelartige
Auskragungen in den Ecken des Quadrates vermittelt,
ein achteckiger Tambour, über diesem eine mächtige Kup-
pel, so dass die lichte Höhe des Raumes wohl gegen
80 Fuss betragen mag. An der Südseite, oder richtiger
Südostseite, d. h. nach Mekka zu, schliesst sich an das
Mittelschiff ein Rechteck, eine Art Apsis mit einer halben
Kuppel überwölbt, an, während ähnliche, nur noch kleinere,
kappehenartige Räume an der West- und Ostseite ange-
baut sind. Vor dem an der Nordseite gelegenen Ein-
gänge endlich befindet sich eine schöne, mit drei Flach-
kuppeln überwölbte Vorhalle, getragen durch vier Säulen
aus bosnischem Marmor, deren rohe Würfelkapitäle mit
den bronzenen fast antik gezeichneten Basen seltsam kon-
trastiren. Diese Vorhalle dient vor Allem als Leichenhalle,
da ein Todter in die Moschee selbst nicht gebracht wer-
den darf. An der einen Ecke des Baues erhebt sich bis
zu einer Höhe von etwa 200' das schlanke Minaret, im
Innern mit einer 2' breiten massiven Wendeltreppe ver-
sehen, die bis auf den auf 2/3 der ganzen Höhe durch
Auskragung gebildeten Umgang führt. Von dort aus
ruft der Muezin die Gläubigen zum Gebet.
Das Innere der Moscheen, obgleich sehr einfach und
schmucklos, macht doch einen grossartigen, feierlichen Ein-
Zeichnung und Beschreibung von eisernen Strecken-Aus-
rüstungsgegenständen (Grenzsäulen, Tafeln und Barrieren)
mit, bei denen als Konstruktionsprinzip aufgestellt ist, dass
nur Stein mit dem Erdreich in Berührung kommen und hier-
durch eine dauerhafte Unterlage für die eisernen Ständer und
Säulen gewonnen werden soll.
3) Veranlasst durch das zunehmende Streben einiger Eisen-
bahn-Verwaltungen, die Verwendung von Gussrädern zu
ihrem Wagenpark aufzugeben, insbesondere aber durch das
Vorgehen der französischen Ostbahn, welche Wagen mit Schaa-
lengussrädern auf ihre Strecken nicht mehr übergehen lassen
wollte, später dieses Verbot dahin veränderte, dass sie jene
Wagen in Züge von erhöhter Geschwindigkeit nicht mehr ein
stellte, sucht W. Thamm, Ingenieur der Kaiser Ferdinands
Nordbahu die Diensttüchtigkeit der Gussräder nachzuweisen.
Die Zahl dieser Räder betrug auf der Nordbahn im Jahre 1855
nur 20 Stück und wuchs allmählig bis auf mehr als 7000 Stück ;
von dem Bestände waren bis zum Winter 1866 bis 1867 nur
0,005% gebrochen, dann aber kamen in rascher Folge im
Verkehr mehre Radbrüche vor, welche ganz ernstliche Be-
sorgnisse wachriefen und um so mehr beängstigend wirkten,
als die durch die Brüche herbeigeführten Schäden an Fahr-
betriebsmittein zufällig sehr bedeutende waren. Die angestell-
teu Untersuchungen ergaben als die nächste Veranlassung der
Brüche vorhandene Mängel an den Laufflächen, die in flachen
Stellen und in Langrissen bestanden. Die flachen Stellen
hatten ziemlichen Umfang und ihren Grund zumeist in Guss-
blasen, die sich durch Ausbrechen der Kanten erweiterten.
Auf den flachen Stellen entstanden durch die fortwährenden
Stösse, die das Rad daselbst erlitt, die Langrisse und zwar fast
immer in der Mitte der Lauffläche. Ausserdem wurden jedoch
auch Langrisse da beobachtet, wo keine flachen Stellen vor-
handen waren und hier deren Ursache in der schwachen Kon-
struktion der Räder gefunden. Die Erklärung dafür, dass
die Brüche plötzlich in grösserer Zahl auftraten, sucht Ver-
fasser in der grossen Inanspruchnahme der Wagen durch die
Militairtransporte und in der zeitweiligen Einstellung der Werk-
stättenarbeiten in Folge der Kriegsereignisse; derselbe glaubt
mit Rücksicht darauf, dass den Brüchen häufig Risse und
flache Stellen vorausgehen, annehmen zu können, dass eine
aufmerksame Beobachtung der Räder und zeitiges Ausrangiren
derselben das Eintreten der Brüche meist würde verhindern
können. Wenn nun Letzteres auch als richtig anerkannt wer-
den kann, so hat doch das Resultat der nach den im Winter
1866 bis 1867 erfolgten Brüchen vorgenommene Untersuchung
für die Verwendung von Gussrädern wenig Ermuthigendes;
bei derselben ergaben sich unter den 6117 damals vorhandenen
Rädern 11,7% mit ungefährlichen und 4,1 % mit gefährlichen
Gebrechen behaftet. Nimmt man nun den Fall an, dass sich
diese schadhaften Räder möglichst ungünstig auf die einzelnen
Wagen vertheilen, so würden bei vierrädrigen Wagen auf 25
Stück mehr als 4 nicht verwendungsfähige und ca. 16 mit Ge-
brechen behaftete kommen und würde sich dieses Verhältniss
bei mehrrädrigen Wagen natürlich noch ungünstiger gestalten
können. (Schluss folgt.)
druck. Eine einfache Kanzel, sowie eine Tribüne für die
zukünftigen Geistlichen, die in einer mit der Moschee ver-
bundenen Schule erzogen werden, bilden die einzige innere
Ausstattung. Einen etwas störenden Eindruck bringen
nur die vielen langen Drähte hervor, an denen von der
Decke kleine Lämpchen herabhängen. Die Wirkung des
hohen, freien Raumes wird dadurch bedeutend beein-
trächtigt. Der Fussboden ist für gewöhnlich mit zierlich
geflochtenen Strohmatten, an Festtagen aber mit kost-
baren Teppichen belegt. Sehr zu bedauern ist es, dass
die alte Farbenpracht der ursprünglichen Malereien, die
nach den Proben, die ich anderwärts gesehen, herrlich ge-
wirkt haben muss, einer weissen Tünche hat weichen
müssen, angeblich, weil der Raum zu dunkel gewesen sei.
Ein anderer Künstler, würdig des Schablonenmalers an
der Kaserne zu Serajewo, hatte nun nicht ermangelt, seiner
Phantasie in blauen Schnörkeleien des krassesten Barock-
stiles freien Lauf zu lassen.
Die Bedachung ist, wie schon früher mitgetheilt, so-
wohl auf den Minarets als auf den Kuppeln in Weissblech
oder Zink auf Brettschalung ausgeführt. Uebrigens findet
sich weder auf den Kuppeln noch auf dem spitzen Zeltdach der
Minarets der auf allen Bildern so unvermeidliche Halbmond.
Dass derselbe in andern Provinzen der Türkei sehr wohl üb-
i lieh sein könne, will ich damit nicht bestreiten; in Bosnien
i aber ist die Spitze regelmässig mit 2, 3 auch 4 überein-
I ander gereihten Kugeln geschmückt. (Schluss folgt.)
522
Konkurrenzen.
D. — Preis-Ausschreiben. Der Uh r e n -Indus trie
des badischen Schwarzwaldes, welche in der formalen
Durchbildung ihrer Gehäuse für Wand- und Standuhren auf
der letzten Pariser Ausstellung gerade keine glänzenden Be-
weise eines guten Geschmackes gab, sondern gegen frühere
Leistungen einen entschiedenen Rückschritt zeigte, soll nun
durch eine Anzahl mustergültiger Entwürfe, die auf dem Wege
der Konkurrenz erlangt werden sollen, aufgeholfen werden.
Das Grossherzogi. Handels- Ministerium, welches sich für
diesen Zweig der Landes -Industrie stets lebhaft interessirte,
hat unter’m 4. November ein Preis-Ausschreiben für neue
Entwürfe zu Gehäusen für Schwarz wälder Uhren
(Wand- und Standuhren verschiedener Grösse), welche ohne
unverhältnissmässigen Kostenaufwand auf dem Schwarzwalde
herzustellen sind, erlassen.
Die Entwürfe müssen in natürlicher Grösse, unter Angabe
der Dimensionen im Metermaasse, dargestellt sein und sind, mit
einem Motto unter den üblichen Maassregeln zur Wahrung der
Anonymität versehen, bis spätestens den 5. April 1869 an die
Grossherzogi. Gewerbehalle in Karlsruhe einzusenden. Etwaige
Modelle müssen ausserdem noch mit einer Angabe des Ver-
kaufspreises bezeichnet sein.
Die Preisrichter werden vom Grossherzoglichen Handels-
Ministerium ernannt. Die Preise bestehen in 1 Preis zu 100 Fl.
(etwa 57% Thlr.), 2 Preisen zu je 50 Fl., 4 Preisen zu je
25 Fl. und 10 Preisen zu je 10 Fl. (5 Thlr. 21% Sgr.). Für
Anfertigung von Modellen oder zum Ankauf fertiger Gehäuse
sind 100 Fl. ausgeworfen. Die Entwürfe, welche durch Preise
ausgezeichnet worden sind, gehen mit der Auszahlung der
Preise in das Eigenthum des Staates über und werden zur
allgemeinen Benutzung in die Filiale der Landesgewerbehalle in
Furtwangen abgegeben, nachdem sie auch in anderen Haupt-
orten des badischen Schwarzwaldes, welche sich mit Uhren-
industrie befassen, ausgestellt worden sind.
Wenn die Bedingungen der Konkurrenz, die wohl nicht
mit dem gewöhnlichen Maasstabe zu messen ist, an sich nicht
allzu verlockend sein mögen, so können wir doch nicht umhin,
die Fachgenossen darauf aufmerksam zu machen. Der gemein-
nützige vaterländische Zweck und die Gelegenheit, seiner künst-
lerischen Erfindung Volksthümlichkeit in seltenster Ausdehnung
zu verschaffen, veranlassen doch wohl manchen Architekten,
der Aufforderung des badischen Ministeriums nachzukommen.
— Auch den kunstgewerblichen Anstalten mag dieselbe empfoh-
len sein.
Monatsaufgaben für den Architektenverein zu
Berlin zum 2. Januar 1869.
I. Schwimmendes Badehaus auf einem tiefen See mit
abgeschlossenem, stellbarem Badebassin zur Benutzung von 8
bis 12 Personen, sowie mit einer Einrichtung für Schwimmer
mit Sprungbrettern nach der freien Wasserfläche. Verlangt:
1 Grundriss, 1 Ansicht, 1 Durchschnitt. Maasstab: %0 der
natürlichen Grösse.
II. Es soll der Entwurf zu einer hölzernen, beweglichen
L dnpfadsbrücke über die 24 Fuss breite Mündung eines Fluss-
hafens gefertigt werden. Das Hochwasser steigt 6 Fuss über
den Leinpfad. Die Brücke soll durch einen Mann bewegt
werden können. Maasst. : %o, die Details in grösserem Maasstabe.
Personal - N achrichten.
Preussen.
Ernannt ist der Bau -Inspektor Dresel zu Saarbrücken zum
über- Bau -Inspektor bei der Regierung zu Stettin.
Den Regierungs- und Bau - Rathen Drewitz zu Erfurt und
Krüger zu Düsseldorf ist der Charakter als Geheimer Regierungs-
Rath verliehen worden.
Am 28. November haben bestanden das Baumeister-Examen:
Carl Schmidt aus Höxter, Wilhelm Tuckermann aus Schubin,
das Ba ufü h rer - Examen: Ernst Kieckhoefer aus Wetzmitz
in Pommern, Carl Ott aus Hanau, F riedrieh Böttger aus Halle,
Ernst Hake aus Pr. Stargardt.
Offene Stellen.
1. Ein Baumeister findet dauernde Beschäftigung bei der
Wasserbau - Inspektion zu Crossen a. O. Der Eintritt kann sofort
erfolgen. Meldungen beim Wasserbau - Inspektor B euc k in Crossen.
2. Die Königl. Fortifikation zu Minden sucht sogleich zur
Leitung eines grossen Kasernenbaues einen geprüften Baumeister
gegen 2 Thlr. Diäten. Offerten und Atteste sind der genannten
Fortifikation möglichst bald frankirt einzusenden.
3. Einen befähigten Buchhalter (praktischen Maurer) wenn
auch bei Jahren, verlangt ein hiesiger Maurermeister. Selbstge-
schriebene Meldungen nimmt die Exped d. Ztg. unter C. R. an.
Brief- und Fragekasten.
Hrn.Carl Ziegler, Königl. Bay r. Bauassistenten, d. z. Lehrer
an der Baugewerbeschule in Regensburg. — Sämmtliche Fabri-
kanten etc. die unser Blatt zu Geschäftsanzeigen benutzen , dazu
aufzufordarn, Ihnen ihre Kataloge, Preisverzeichnisse, Prospekte etc.
besonders zu übersenden, ist ein Verlangen, das wir — beim besten
Willen unseren Abonnenten entgegenzukommen — - doch wohl kaum
anders erfüllen können, als indem wir es hier öffentlich mittheilen.
Sollten Sie indessen nicht sicherer und besser zum Ziel kommen,
wenn Sie sich direkt an diejenigen Adressen wendeten, deren spe-
zielle Preisverzeichnisse Ihnen besonders erwünscht sind?
Berichtigung. In der letzten Zeile des Aufsatzes „Gefahr-
Signale auf fahrenden Zügen“ in voriger Nummer ist statt „Bil-
ligkeit“ — „Einfachheit“ zu lesen.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren H. in Coblenz,
D. in Carlsruhe, W. in Kaiserslautern.
Architekten -Verein zu Berlin.
Versammlung am Sonnabend den 5. December
itt öer JUtla öer üöitiijüdjrn Ural fd)nlr
Koch -Strasse No. 06
Tagesordnung:
Vorträge der Heren Neu mann, Ende und Adler.
Venlo - Hamburger Eisenbahn.
Für die Abtheilungen VI und VII der Venlo-Hamburger Eisen-
bahn zwischen Osnabrück und Bremen, von denen die erstere etwa
9 Meilen lang ist und eine 3 Meilen lange Gebirgsstrecke enthält,
während in der anderen 7 Meilen langen Abtheilung die etwa
3000 Fuss langen Haupt- und Fluthbrücken der Weser gelegen sind,
sollen zwei Abtheilungs- Baumeister engagirt werden. Auch sind in
der nächsten Zeit noch vier bis fünf Sektions -Baumeisterstellen zu
besetzen.
Meldungen zu diesen Stellen werden von dem Unterzeichneten
technischen Dirigenten der Bahn entgegen genommen.
Osnabrück, den 18. November 1868. A. Flink
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524
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Preise sind die Ladenpreise, welche bei den gebundenen Büchern ohne Berechnung des Einbandes angegeben sind.
Anweisung zum Bau und zur LTnterhaltung der Kunststrassen.
Vom preuss. Handels-Ministerium erlassene Vorschriften. Mit 13
von Schinkel gez. Kpfrtfln. 4. 1834. (5*4 Thlr.) Pappbd. 3. 15.
Architektonisches Album. Redigirt vom Architekten -Verein zu Berlin
durch Stiiler, Knoblauch, Strack etc. Folio.
Heft 1 u. 2., entli. : Entwurf zum Gesellschaftslokal der Eisen-
bahn von St. Petersburg nach Pawlosk , von Stiiler und
Strack. 12 Tafeln mit Text. (4 Thlr.) In Carton. 1. 20.
Heft 6: Baulichkeiten ira fürstl. Park zu Sondershausen. 1. — .
Heft 9: Bau-Anlagen im Park zu Glienicke, ausgefiihrt von
Persius. 6 Tafeln. (Ramponirt) — . 20.
Architektonische Entwürfe aus der Sammlung des Architekten -Ver-
eins zu Berlin. i. u. 2. Heft. 12 Kpfrtfln. mit Text. Folio.
1833. (4>/2 Thlr.) 2. — .
Armengaud, Prakt. Handbuch für den Bau und Betrieb der hydrau-
lischen Motoren, oder der Wasserräder und Turbinen. Deutsch
von C. Hartmann. Mit 24 'Tafeln. 8. 1858. (7*4 Thlr.) 3. 15.
Armengaud & Bavrault, Der Taschen -Ingenieur oder die unentbehr-
licheren Formeln und Reehnungs- Resultate aus dem Gebiete der
reinen und angewandten Mathematik, Chemie, Phisik etc. Deutsch
von A. W. Hertel. 2. Auflage. 8. 1862. (l*'6Thlr.) — . 25.
Arnold, C., Prakt. Anleitung zur bürgerlichen Baukunst, in
einer Reihe von Plänen für Gebäude aller Art. 114 Tafeln mit
Text. Folio. 1834. (93/, Thlr.) In Mappe. 3. — -.
Aubineau’s grosses Treppenwerk für Architekten, Zimmerleute etc.
Herausg. von A. W. Hertel. Mit 16 Tafeln. Folio. 1857.
(2 1/2 Thlr.) 1. 20.
Barfuss, F. W., Lehrbuch der Optik, Katoptrik u. Dioptrik. 2. Anfl.
von Dr. H. Gieswald. 8. Mit Atlas von 31 Quarttafeln.
1860. (5 Thlr.) 3. 10.
Barth, G., Die Einrichtung und der Betrieb der Oelmiihlen oder die
Gewinnung des Brenn- und Speise -Oels aus den Oelfrüchten.
Mit 6 Foliotafeln. S. 1862. (22*4 Sgr.) — . 15.
Baumgartner, J., Die neuesten und vorzügl. Kunststrassen über
die Alpen. Mit 13 Tafeln. 8. 1834. (2*/j Thl. ) Pappbd. — . 25.
Bauschinger, J., Die Schule der Mechanik. Für den Selbstunterricht
besonders des praktischen Mechanikers und Handwerkers darge-
stellt. Mit über 600 Holzschn. 8. 1861. (3 Thlr.) Halbfrzbd.,
2. 7«/,.
Bauzeitung, allgemeine. Redigirt von C. F. Ludwig Förster.
Jahrgang 1841. (II Thlr.) Pappbd. 3. — .
— Jahrgang 1864. 8. 10.
Becker, C. A, Das Aufnehmen mit dem Messtische, im Sinne
der Lehmann’schen Lehrart. Mit 3 grossen Plänen. 8. 1829.
(7 */, Thlr.) Halbfrzbd. 3. 15.
Becker, A. W., Erfahrungen über den Portland-Cement. 8.
1853. (Vergriffen!) — . 15.
Becker, M., ausgeführte Konstruktionen des Ingenieurs. Heft 1 — 4.
8. Mit Atlas von 43 Tafeln in Folio. 1861. (7 */„ Thlr.) 5. — .
Bede, Die Brennmaterial -Ersparung bei der Dampf- Erzeugung,
bearbeitet von L. Einsiedel. Mit 84 Abbild. 8. 1863.
(24 Sgr.) _ ^ —.15.
Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken. Herausg. vom
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hannover. Heft 1 — 2 mit
je 6 Tafeln. Folio. 1858. (2 Thlr.) 1. — .
Bergmann, L., Bau-Lexikon oder Real - Encvclopädie des gesarnm-
ten Bauwesons. Lfrg. 1 — 7 (A — F). 8. 1855. (2* 3 Thlr.)
Nicht weiter erschienen. . 12.
Berlin’s Bauwerke in malerischen Ansichten. 20 Stahlstiche in
eleg. Carton. 8. (l'/gThlr.) — . 25.
Bitzei, J., Die Grundzüge der Mechanik, als Leitfaden bei Vor-
lesungen und zum Selbststudium. Mit 9 Tafeln. 8. 1854.
(l*/jThlr.) Halbleinwdbd. 1. .
Blwcam, H, Die mittelalterliche Kirchenbaukunst in England.
Nach der 7. Anfl. übersetzt und mit Anmerkungen versehen.
Mit 56 Tafeln. 8. 1847. (2 Thlr.) 1. 5.
Bolze, H., Lehrbuch der Physik für Schule und Haus. Mit 4 Taf.
8. 1850. (28 Sgr.) Pappbd. — . io.
Bruyere, L., Etudes relatives ä l’Art des Constructions. 12 Hefte
mit 184 Kpfrtfln. nebst Text. Folio. 1828. (40 Thlr.) 10. — .
Büchner, 0., Die Mineralöle, insbesondere Photogen, Solaröl,
Petroleum; ihre Naturgeschichte, Eigenschaften und Unterschiede
im Vorkommen etc. Mit 8 Taf. Abbild. 8. 1864. (27 sgr.) — . 15.
Burat, A., Angewandte Geognosie, oder das Auffinden und
der Bau nutzbarer Mineralien. Lebersetzt von Krause und
Hochmuth. Mit 147 Holzschn. und 22 Kpfrtfln. 8. 1844.
(3*4 Thlr.) Halbleinwandbd. 1. 10.
Buresch, E., Leber die verschiedenen V erfahrungsarten und Appa-
rate, welche beim Imprägniren der Hölzer Anwendung gefunden
haben. Mit 4 Taf. 4. 1860. (l2/s Thlr.) Halbfrzbd. 1. — .
Bürkli, A., Anlage und Organisation städtischer Wasserversorgungen.
8. 1867. (1 Thlr.) — . 24.
- — Leber Anlage städtischer Abzugskanäle und Behandlung der
Abfallstofie aus Städten. Mit 6 Taf. 8. 1866. (1 */5 Thlr.) — . 27.
Busch. C., Die Baustyle. l.Thl. Baukunst der Griechen und Römer.
Mit 430 Abbildungen. 8. 1864. (1 Thlr.) — . 24.
Busse, A., Das neue Stadtgerichts - Intjäiisitoriats - und Ge-
fängniss-Gebäude zu Breslau. Mit Details der inneren Ein-
richtungen. 10 Blatt. Imp. -Folio. 1854. Halbfrzbd. 2. 10.
Buttel, F., Der Bau der flachen Theerdächer in Verbindung mit
Leinwand oder Löschpapier. Mit 1 Taf. 8. 1842. (15 Sgr.) — . 6.
Campin, Fr., Das Drechseln in Holz, Elfenbein, Perlmutter, Metall etc.
Deutsch v. St. Appenzeller. M. 11 Taf. 8. 1S62. (l*/2Thl.) — . 25.
Cavos, A., Leber die architektonische Einrichtung von Theater-
Gebäuden. Mit 21 lith. Taf. Fol. 1849. (2 Thlr.) 1. 10.
Cämmerer, F., Sammlung neuer ausgewählter Bau -Entwürfe zu ein-
fachen Kirchen-, Bet- und Wohngebäuden. Nach amtlichen
Quellen bearb. 2. Aull. 21 Taf. Fol. 1861. (3 Thlr.) 2. —
Claudel u. Faroque, Das Maurerhandwerk in seinem ganzen Umfange,
theoretisch und praktisch. 2 Bde. Mit 10 lith. Taf. 8. 1860.
(2*'3 Thlr.) 1. 20.
Combes u. Viollet, Die rauchverzehrenden und brennstoffsparenden
Feuerungen. Deutsch von Dr. C. Hartmann. 3. Aufl. Mit
9 lith. Foliotafeln. 8. 1862. (20 Sgr.) — . 15.
Degen, L. , Der Ziegelrohbau, systematisch entwickelt und durch
Beispiele erläutert. 8 Hefte mit 48 Tafeln in Farbendruck.
Folio. (8 Thlr.) 6. 10.
Denkmäler der Kunst, zur Uebersicht ihres Entwicklungsganges von
den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Standpunkten der
Gegenwart. Herausg. von Guhl, Caspar, Lübke und Voit.
4 Theile mit 1700 Abbild, auf 157 Tafeln. Folio. 1851 — 1860.
(41* 2 Thlr.) Schönes Exetnpl. in 2 Halbfrzbde. geh. 25. — .
Dom, der, zu Mai nz und seine bedeutendsten Denkmäler in 36 Ori-
ginal-Photographien von H. Emden, mit histor. und erläutert.
Text von J. Wetter. Folio. 1858. (12 Thlr.) 6. — .
Duhamel , Lehrbuch der analytischen Mechanik. Deutsch von Dr.
0. Schl ö milch. 2. Aufl. 2 Bde. mit Holzschn. 8. 1861.
(2 Thlr.) 1. 15.
Dumont, J., Das Zellengefängniss zu Antwerpen. Nebst
einer Einleitung über die Anwendung des Zellensystems bei der
Gefangenschaft nach Duc peti au x. Mit 13 Tafeln. Folio. 1859.
(22/3 Thlr.) 2. 7 */2.
Durand, J. N. L., Abriss der Vorlesungen über Baukunst, ge-
halten an der polytechnischen Schule zu Paris. Aus dem Franz,
übers. Mit 32 Steintafeln. Folio. ( 63/4 Thlr.) Pappbd. 3. —
Egen, P. N. C., Handbuch der Buchstabenrechnung. Mit 1
Kpfrtfl. 8. 1820. (2 Thlr.) Halbfrzband. — . 20.
Eggert, F. X., Die Glasgemälde der neuerbauten Mariahilf- Kirche
in der Vorstadt „Au“ zu München. 1. Liefrg. mit Farbentaf.
Imp -Fol. (6 Thlr.) 1. 15.
Ehrenberg, C. F., Bau -Lexikon. Erklärung der im gesammten Bau-
wesen verkommenden technischen und Kunstausdrücke. Fortges.
von E. Knoblauch u. L. Hoffraann. 2. Anfl. Mit 1 1 Taf.
8. 1843. (3 Thlr ) Halbfrzbd. 1. — .
Engel, Fr., Sammlung landwirtschaftlicher und ländlicher Bauaus-
führungen. Neue Folge: Liefrg. 1, 2, 6 u. 7. Folio. 1862.
(4 Thlr.) 2. 20.
Engelhard, J. D. W. E. , Baukunde oder architekt. Construktions-
lehre. Mit Atlas von 4 Blättern. 8. 1852. (1V2 Thlr.) — . 25.
Entwürfe zu Kirchen, Pfarr- u. Schulhäusern. Zum amtl.
Gebrauche herausg. von der techn. Bau- Deputation zu Berlin.
Neue Ausg. 78 Tafeln mit Text. Imp. -Fol. 1862. (20J/3 Thlr.)
(Tafeln 1 — 6, 27, 61, 65, 66 fehlen.) 14. — .
Ewerbeck, Architektonische Reiseskizzen aus Deutschland, Frank-
reich und Spanien. Liefg. 1 u. 2 mit 20 Tafeln. Folio. 1862.
(1 Thlr. 26 Sgr.) 1. 5.
Feichtinger, G., Ueber die chemischen Eigenschaften mehrerer baye-
rischer hydraulischer Kalke im Verhältniss zu Portland-Ce-
ment. 8. 1858. (11 Sgr.) — . 8.
Fink, F., Der Bauschlosser. 2 Theile mit 550 Abbild. 8. 1859.
(2 Thlr.) 1.15.
Fischer, 0., Mustersammlung für das Linearzeichnen. 150 geome-
trische Ornamente für Künstler und Bautechniker. 5 Hefte. Mit
60 Tafeln. 4. 1858. (2*/, Thlr.) 1. 15,
Flachat, E., Handbuch für Locoraotiv-Constrncteure und Locomotiv-
führer. 3. Aufl., bearb. von C. Hartinann. Mit Atlas von
24 Foliotafl. 8. 1862. (2% Thlr.) 1. 15.
Gerstenbergk, H. v., Die Zemente, ihre Bereitung aus natürlich-
hydraulischen und künstlich -hydraulischen Kalken. 8. 1865.
(18 Sgr.) ' -.13.
— Tafeln zur Berechnung des Quadrat- Inhaltes der Fussböden,
Wand- und Dachflächen etc. 2 Anti. 8. 1865. (1 Thlr.) — . 20.
Gieswald. H., Die Lehre von der Thermometrie, der Pyrometrie,
Hygrometrie, Psychrometrie und Baronietrie in ihrer Gesammtheit
dargestellt. Mit 14 Quarttafeln. 8. 1S61. (2 Thlr.) 1. 10,
Gilly, D., Handbuch der Landbaukunst. 5. Autl. 3 Theile. 8. Mit
Atlas von 75 Taf. in Fol. 1822. (IO1/, Thlr.) Halbfrzbd. 3. 20.
— Abriss der Cameral - Bau Wissenschaft, zu Vorlesungen
entworfen. 8. 1801. (1 Thlr.) Pappbd. — . 12%-.
Goltz, von der, u. W. Kinzel, ländliche Arbeiterwohnungen oder Dar-
stellung der Nothwendigkeit einer Verbesserung derselben nebst
Vorschlägen und Zeichnungen zu ihrer zweckmässigen Ausführung
8. 1 86ö! (1% Thlr.) — . 25.
Grabdenkmäier berühmter Personen auf den Kirchhöfen zu Berlin.
4 Blatt, die Denkmäler von Ancillon, Humboldt, Scharnhorst und
Schinkel enthaltend. Fol. 1856. (l*/3 Thlr.) — . 20.
Gralfenried u. Stürler, Schweizerische Architektur oder Aus-
wahl hölzerner Gebäude aus dem Berner Oberland. 32 zum Theil
farbige Tafeln mit Text. Fol. 1844. Ivartonnirt 14. 20.
(Schönes Exemplar dieses im Buchhandel vergriffenen
und sehr gesuchten Werkes.)
Graeger, N., Die fabrikmässige Darstellung chemischer Produkte
2 Bde. mit Atl. von 11 Foliotafeln. 8. 1865. (3% Thlr.) 2. 15.
Grandpre, Der Schlossermeister oder theoretisch - praktisches Hand-
buch der Schlosserkunst. 8. Aufl. Herausgeg. v. A. W. Hertel.
Nebst Atl. v 22 Foliotaf. 8. 1865. (2% Thlr.) 1. 20.
Gros, J. E. v., Anschauliche Darstellung der elektrischen Telegraphie.
2. Aufl. 8. 1862. (15 Sgr.) — . 8.
Gruuert, J. A., Elemente der analytischen Geometrie zum Gebrauche
bei Vorlesungen. 2 Thle. 8. 1839. (2% Thlr.) 1. — .
— Elemente der ebenen, sphärischen und späroidischen Trigono-
metrie in analytischer Darstellung. 8. 1837. (l3/4 Thlr.) — . 25.
Gysser, R., Der Torf, seine Bildung und Eigenschaften, sowie seine
beste und billigste Bereitungsweise. Mit 2 Tafeln. 8. 1864.
(10 Sgr.) — . 6.
Häberlin, C. L., Sanssouci, Potsdam und Umgegend. (Bauge-
schichte dieser Orte mit besonderer Berücksichtigung d. Regierungs-
zeit König Friedrich Wilhelms IV.) 8. 1855. (l*/3 Thlr.) — . 20.
Hacault, E., Der Köngl. Sächsische Staatsbahnhof zu Leipzig.
4 Kpfrtfln. mit Text. Fol. 1861. (1 Thlr.) — . 20.
Harres, B., Die Schule des Zimmermanns. 1 Theil : Hochbauten.
3. Aull. Mit 215 Abbildungen. 8. 1862. (1 Thlr.) — . 20.
Hartmann, C., Vollständiges Handbuch der Steinarbeiten. 2. Aufl.
Mit 8 Tafeln. 8. 1862. (I1/, Thlr.) —.25.
— Angaben und Pläne englisch -amerikanischer Mahlmühlen,
sowie die neuesten Einrichtungen der Üel-, Papier-, Loh- und
Sägemühlen. 2. umgearbeitete Aufl. 8. Mit Atlas von 27 Taf.
in Fol. 1857. (2% Thlr.) 1.15.
— Die Brenn- oder Feuerungs- Materialien des Pflanzen- und Mi-
neralreichs, ihre Eigenschaften, Aufsuchung, Gewinnung etc.
3. Aufl. Mit Atlas von 15 Taf. 8. 1863. (2 % Thlr.) 1. 15.
— Die Aufbereitung und Verkokung der Steinkohlen , Braun-
kohlen u. des Torfes. 2. Aufl. mit 8 Taf. 8. 1861. (I Thlr.) — . 18.
— Der Maschinenbauer oder Beschreibung und Abbildung der
Masehinen-Elemente. 2 Bde. 3. Aufl. Mit Atlas von 25 Taf. 8.
1858. (31 3 Thlr.) 2. 10.
— Vademeeum oder erfahrener Begleiter des Lokomotivführers
Maschinenmeisters etc. 2. Aufl. Mit 1 Figurentaf. 8. 1862.
(1 Vs Thlr.) ‘ 1. — .
Harzer, Fr., Guttapercha und Kautschuk, ihr Vorkommen, ihre
Eigenschaften und ihre Verarbeitung. 2. Aufl. mit Atlas von
10 Tafeln. S. 1864. (1% Thlr.) — . 20.
Haslett u. Hackley, Praktisches Taschenbuch für Ingenieure und
Techniker. Deutsch bearb. v. D. Brauns. Mit 157 Holzschn.
8. 1858. (l*/s Thlr.) Leinwandbd. — . 25.
Hassenstein, C. H., Das elektrische Licht. Erläuternde und kritische
Besprechung seiner Benutzung zur Beleuchtung. Mit 15 lithog.
Tafeln. 8. 1865. (1»/« Thlr.) —.25.
Henz. L., Prakt. Anleitung zum Erdbau. S. Mit Atl. v. 17 grossen
Tafeln. 1S56. (4% Thlr.) Halbfrzbd. 3. 15.
Herrmanu, Fr., Katechismus der Nivellirkuust. Mit 56 Holzschn.
8. 1866. (10 Sgr.) — . 6.
Hertel, A. W., Sammlung von Landhäusern und ländlichen Wohn-
gebäuden. In Entwürfen, Durchschnitten, Grundrissen, Details
etc. Mit 54 Taf. 4. 1862. (21/, Thlr.) 1. 20.
— 62 Tafeln mit Fafaden, Grundrissen, Profilen und Details.
4. Aufl. 4. 1862. (2% Thlr.) 1. 20.
— Das ABC des Zimmermanns. Mit 14 Figurentafeln. 4. 1861.
(22% Sgr.) " — 15.
— Der Brunnen-, Röhren-, Pumpen- und Spritzenmeister. 5. Aufl.
Mit Atl. von 16 Tafeln. 8. 1S64. (2 Thlr.) 1. 12.
Herzberg, C., Vollständiges Handbuch der chemischen Fabrikenkunde.
2. Aufl. Mit 17 Taf. 8. 185S. (1 Thlr.) 1. 10.
Hirsch, Meier, Sammlung geometrischer Aufgaben. 2. Theil. 8. 1807.
(l*/s Thlr.) Halbfrzbd. " — . 15.
Hirt, A., Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten. Mit
50 Kpfrtfln. Royal -Fol. 1809. Pappbd. (24 Thlr.) 5. 10.
Hoffstadt, F.; Gothisches ABC-Buch, das ist: Grundregeln
des gothischen Styls für Künstler und Werkleute. Mit. 40 Vor-
legeblättern. Lfr. 1 — 6. Fol. 1840. Schönes Exemplar der
grossen Pracht-Ausgabe mit prachtvoll in Gold und Farben aus-
gemalten Initialen. (50 Thlr.) In Carton. 25. — .
Hogrewe, J. L., Prakt. Anweisung zur Baukunst schiffbarer Iva-
i näle. Mit 17 kol. Kpfrtfln. 4. 1805. (8% Thlr.) Pappbd. 2. — .
— Beschreibung der in England seit 1759 angelegten und jetzt,
grösstentheils vollendeten schiffbaren Kanäle. Mit 10 illum.
Kpfrtfln. 4. 1780. (,6 Thlr.) Halbfrzbd. 1. — .
Holz, F. W., Vor 1 ege b lä tter für Bau- u . Gewerbeschulen,
technische Institute überhaupt, sowie zur Selbstbelehrung und
Kunstbildung der Bauhandwerker. 16 Blatt, enth. Ornamente
zur äusseren und inneren Ausschmückung der Gebäude, Thüren,
Fenster, Oefen, Kandelaber etc. Fol. 1844. (3 Thlr.) 1. 15.
(Einige Tafeln sind etwas wasserfleckig.)
Hornig, E., Lehrbuch der technischen Chemie. 1. Theil: L’n-
organische Chemie. Mit 9 Kpfrtfln. 8. 1860. (2‘/3 Thlr.) 1. 15.
Hornig, G. S., Sammlung prakt. Zimmerwerks - Risse, theils
j ausgeführter, theils für verschied. Zwecke entworfener Bau-Gegc-n-
stände. 8 Hefte m. 48 Taf. F'oi. 1831. (10 Thlr.) Hlbfrzbd. 2. — .
, Hübner, E. A., Das Recht zu Mühlen- Anlagen jeder Art u. zu
Mühien-Veränderungen nach preuss. Recht. 8. 1S43. (1 Thlr.) — . 12.
Hummel, J. E., Die Säulenordnungen nach Vitruv mit einigen
Säulenordnungen von den vorzügl. alten Momenten zusammen-
gestellt. Mit 30 Kpfrtfln. 4. 1840. (3 Thlr.) Pappbd. 1. 25.
Hunäus, G. Chr. K.. Lehrb. d. reinen Elementar- Mathematik,
zum Gebrauch in Gymnasien und technischen Lehr- Anstalten.
2 Bde. in 3 Abth. 8. 1838. (5* 2 Thlr.) Halbfrzbd. 2. — .
— Die geometrischen Instrumente der gesammten prakt. Geometrie,
deren Theorie, Beschreibung und Gebrauch. Mit 290 Holzsehn.
8. 1864. (5% Thlr.) 4. — .
Jeep, W. , Die Festigkeit der Materialien und die Anwendung der
Festigkeits-Regeln und Verhältnisse im Maschinenbau und in der
Baukunst. Mit 5 Foliotafl. 8. 1861. (1% Thlr. 1. 5.
— Die kalorische Maschine oder Entstehung, Konstruktion, Bau,
: Wartung n. Benutzung derselben. Mit 4 Figurentafl. 8. 1861
(1% Thlr.) -.24.
’ Journal für Architekten und Bauhandwerker. Redig. von W. A.
Becker. Jahrg. 1860, 1861. Mit 50 Tafl. Abbild. P'olio.
(12 Thlr.) 4. 10.
Kallenbach, G. G., Album mittelalterlicher Kunst. I. Bd. mit 60 Taf.
4. 1847. (4% Thlr.) 2. 10.
Klose, H. A,, Theorie der eisernen Träger mit Doppelflanschen.
Mit 14 Holzschn. 8. 1862. (24 Sgr.) — . 16.
Köhler. Fr., Der Gasmeister für Jedermann. Mit 17 Abbild. 8.
1S65. (20 Sgr.) —.12.
Köhler, H., Taschenbuch zum prakt. Gebrauch bei den Verrichtungen
des Eisenbahn wesens. 8. 1839. ( 1 1 2 Thlr.) Leinwdbd. — . 15.
Koenig, J.. Grundriss der Schlosserkunst. 4. Aufl. Mit Atlas von
J 45 Tafeln. 8. 1864. (ly, Thlr.) 1. 2.
— dasselbe Werk. 1. Aufl. 1848. — . 15.
Koepcke, C., und G. Welkner, Die steuerfreie Niederlage zu Harburg
und deren hydraulische Krahne und Aufzüge. Mit 11 Kpfrtafl.
Folio. 1860. (I1 2 Thlr.) 1. — .
Krafft & Thiollet, Choix des plus jolies Maisons de Paris et
de ses Environs. 218 Kupfertafeln mit Text. Folio. 1849.
(16% Thlr.) Halbleinwdbd. 10. 10.
Krüdener, L. , Angaben und Pläne englisch -amerikanischer Mahl-
mühlen, sowie von den neuesten Einrichtungen der Oel- und
Schneidemühlen. 3. Aufl. Mit Atlas von 31 Tafeln. 8. 1865.
(2% Thlr.) 1.25.
Kugler, F.. Geschichte der Baukunst. Mit Illustrationen und andern
artischen Beilagen. 1. — 3. Bd. (Altertlmm und Mittelalter.)
8. 1859. (12 Thlr.) Eieg. Halbfrzbd. 8. — .
— 4. Bd., fortgesetzt von Burckhard und Liibke. 1. Abtheil.
I (Renaissance in Italien.) (2 % Thlr.) 2. 6.
Kuhlmann, M. Fr.. Die Verkieselung durch Anwendung des Wasser-
glases etc. Dentsch von A. W. Hertel. 2. Aufl. Mit 1 Tafel.
8. 1S62. (22% Sgr.) — . 15.
Kunst, die, des Miteialters in Schwaben. Denkmale der Baukunst,
Bildnerei und Malerei. Herausg. von C. Heideloff u. A. Heft
1 — 8 mit 30 Ivpfrtafln. Fol. 1858 — 1S64. ( 10* 3 Thlr.) 6. 15.
Kunst- und Gewerbeblatt des polytechn. Vereins für das König-
i reich Bavern. Mit Holzschn. und Kpfrtfln. Jahrg. 1S60. 4.
(4 Thlr.)' 2. — .
— Jahrgang 1864 und 1S66. (ä 4 Thlr.) Jeder Jahrgang 2. 15.
Lardner, D., Populäre Lehre von dem elektrischen Telegraphen.
Deutsch von Dr. C. Hartmann. 2. Aufi. Mit 6 Tafeln. 8.
1862. (3, Thlr.) — . 15.
Lenormand, L. S., Haudbuch der gesammten Papierfabrikation. 2.
Aufl. 2 Bände mit Atlas von 32 Foliotafeln. 8. 1862. (5 Thlr.)
3. 5.
Leo, W. , Theoretisch -prakt. Anleitung zum Nivelliren. Mit 9
lith. Tafeln. 4. Weimar. 1S46. (1% Thlr.) — . 15.
Lerch, G. A., Ueber die Heizung mit erwärmter Luft und ihre
Anwendung im Irren - Hospital zu Hofheim. Mit 5 grossen Taf.
4. 1S33. CI V» Tblr.) " —.15.
! Leuchs, J. C., Verbesserte Darstellung der Kitte, Mörtel, künst-
lichen Steine etc. 8. 1S4S. (20 Sgr. ) — . 8.
Lindenhagen, Die zur Bearbeitung des Holzes angewendeten Werk-
zeug-Maschinen. Mit 7 Foliotafeln. 8. 1862. (20 Sgr.) — . 10.
Linke. G., Der Bau der flachen Dächer. Mit den dazu gehörigen
Holz-Konstrukt, und Kostenberechnungen. Mit 2 Taf. 8. 1S40.
(1% Thlr.) —.25.
Lipsius, C.. Entwürfe zu Schaufenstern u. zur innern Decoration
von Läden. 6 Tafeln in Farbendruck mit Text. Folio. 1857.
(1% Thlr.) 1. — .
Littrow, J. J., v,, Anfangsgründe der gesammten Mathematik. |
Mit 5 Ivpfrtafln. 8. 1838. (2% Thlr.) Halbfrzbd. — . 25. j
Lixaute, A., Der Strassen-Eisenbahn-, Canal-, Brücken-, Küstendamm-, j
Deich- und Hafenbau, sowie Bemerkungen über Bewässerungs- ]
Arbeiten. 2. And. Mit Atlas von 20 Foliotafeln. 8. 1862.
(2y'2 Thlr.) ^ 1-20.
Lohmann, Ad., Der Wassermahlmühlenbau. 2. Aufl. Neu herausg.
von L. Kriidener. Nebst Atlas von 20 Tafeln. 8. 1865.
(2 Thlr.) 1- 10-
— dasselbe Werk. Mit 19 Tafeln. 1856. — - 20.
Liibke, W., Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis |
auf die Gegenwart, 3. (neueste) Aufl. Mit 583 Holzschnitt-
Illustrationen. 8. 1867. Eleg. geb. 5. 20.
Malian, D. H , und Fr. Schubert, Grundzüge des Ingenieur -Wesens.
2. Aufl. Mit 197 Holzschn. 8. 1353. (1% Thlr.) — . 15.
Matthaey, C. L., Der Stein- oder Dammsetzer. Ausführliche Unter-
weisung in der zweekmässigsten Anlage des Strassenpflasters etc.
2. Aufl. Mit 3 Tafeln. 8. 1863. (iy3 Thlr.) — . 25.
— Der vollkommene Dachdecker. 2. Aufl. ganz neu bearbeitet v.
A. W. Hertel. Mit Atl. v. 12 Taf. 8. 1858. (IV, Thlr.) — . 28.
Manch, J. M., Vergleichende Darstellung griechischer Bau-Ord-
nungen. Mit 16 Kpfrtfln. Fol. 1832. Kart. (4% Thlr.) 2. 5.
Menzel, C. A., Versuch einer Darstellung der Kunstsinnbilder,
insofern sie der jetzigen Zeit angemessen sind. 8. 1840.
(D/a Thlr.) _ __ — • 17 Vs-
— Der praktische Maurer. Handbuch für' Maurermeister,
Gesellen und Lehrlinge. 3. verb. Aufl. Mit etwa 400 Holzschn.
und 4 Tafeln Abbild. 8. 1862. (3 Thlr.) 2. 5.
— Der Bau des Eiskellers in wie über der Erde. Mit 4 Tafeln
Abbildungen. 8. 1848. — •• 12.
Mittheilungen des Architekten - und Ingenieur-Vereins in
Böhmen, herausgegeben von Jahn u. Noseck. Jahrgang
1866 u. 1867. Fol. " (4 Thlr.) 2. 15.
Morin’s Hiilfsbuch des praktischen Mechanikers. Deutsch
bearbeitet von C. Hol tz mann. 2. Aufl. Mit 61 Figuren. 8.
1S44. (1% Thlr.) l’appbd.
— . 15.
Müller (-Pouillet), Lehrbuch der Physik und Meteorologie. 6. um-
gearbeit. Aufl. 2 Bde. mit 1724 Holzschn. u. 15 Stahlstiehtafeln.
8. 1S64. (9 Thlr.) Eleg. Halbfrzbd. 6. 15.
— 3. Band. Lehrbuch der kosmischen Physik. 2. Aufl. Mit
316 Holschn. u. einem Atlas von 33 Stahlstichtafeln. 8. 1865.
(4 Thlr.) Eleg. Halbfrzbd. 3. 5.
— Grundriss der Physik u. Meteorologie. 2. Aufl. m. 6Ö0 Holzschn.
8. 1850. (I1 3 Thlr.) Halbfrzbd. — . 15.
Nachrichten, statistische, von den preussischen Eisen-
bahnen. Bearbeitet vom techn. Eisenbahn-Bureau d. Ministeriums
für Handel, Gewerbe u. offentl. Arbeiten. Bd. 1 — 2. (Jahrg. 1855
u. 1856.) Mit vielen Karten u. Nivellements-Plänen u. Zeichnun-
gen des Oberbaues, der Fahrzeuge etc. Fol. (6 Thlr.) 2. — .
Naumann, C. F., Lehrbuch der Mineralogie. Mit einem Atlas
von 26 Tafeln. 8. 1828. (3 Thlr.) Halbfrzbd. 1. — .
Nell, A. M., u. E. W. Kauffmann, Lehre von den Eisenbahnkurven
und Ausweichgeleisen. Mit Atlas von 17 Tafeln in Fol. 8.
1861. (2% Thlr.) 1. 15.
Neumann, W. , Grundsätze und Erfahrungen über die Anlegung,
Erhaltung und Pflege von Glashäusern aller Art. Aus dem
Französischen von Biedenfeld. 8. Mit Atlas von 43 Tafeln
in 4. 1862. (2 Thlr.) Halbfrzbd. 1.15.
Newth, S., Die wichtigsten Lehren der Statik, Dynamik und Hydro-
statik erläutert durch die bekanntesten Maschinen. 2. Aufl. Mit
16 Tafeln. 8. 1862. (% Thlr.) — . 15.
Nordenburg, J., Die Ventilatoren und deren Anwendung auf prakt.
Zwecke. Mit 117 Abbildungen. 8. 1860. (1 Thlr.) — . 20.
Notice historique et descriptive sur la Cathedrale de Strass-
bourg. 8. 1853. (10 Sgr.) — , 5.
Notizblatt des Architekten -Vereins zu Berlin. Jahrg. 1833 — 1850.
4. (20 Thlr.) Halbfrzbd. 6. 10.
— do. — Jahrg. 1837 — 1850. (16% Thlr.) 5. 10.
Ohlmüller, D. J., Ideen zu Grabdenkmälern. 15 Kpfrtfln. in
Imp. -Fol. 1824. (2% Thlr.) 1. 10.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Be-
ziehung. Herausgeg. von Heusinger von Waldegg. Jahrg.
1855. Mit 21 Tafeln. 8. (3 */2 Thlr.) 1. 15.
Pereis, Handbuch zur Anlage und Konstruktion landwirthschaftlicher
Maschinen und Geräthe. Heft 1, 5, 6, 7. Mit vielen lithogr.
Tafeln in Fol. 8. 1866. (5*/, Thlr.) 3. — .
Perronets Werke, die Beschreibung der Entwürfe u. der Bauarten der
Brücken bei Neuilli, Mantes, Orleans, Ludwig XVI. etc. enth.
Uebers. v. Dietlein. 2 Bde. Text mit Atlas von 54 Kpfrtfln.
4. 1820. (15 Thlr.) Pappbd. 6. — .
Persius , Architektonische Entwürfe für den Umbau vorhandener
Gebäude. Tafel 1 — 6. Imp.-Fol. 1849. (2% Thlr.) — . 20.
Petzold, E., Die Landschafts - Gärtnerei. Ein Handbuch für Archi-
tekten, Gärtner, etc. Mit 10 Holzschn. und 19 landschaftlichen
Ansichten. 4. 1862. (5 Thlr.) 3. 20.
Pfeiffer, A., Handbuch der elektromagnetischen Telegraphie nach
Morse’schem System. Mit Atlas von 16 Tafeln. 8. 1865.
(2*/* Thlr.) ' 1. 10.
Poppe, J. H. M. von, Ausführliche Volks -Gewerbslehre, oder allge-
meine und besondere Technologie für alle Stände. 7. Aufl. mit
266 Holzschn. 8. 1856. (3 Thlr.) Halbfrzbd. 1. 5.
— Geschichte aller Erfindungen und Entdeckungen im Bereiche
der Gewerbe, Künste und Wissenschaften. Mit 162 Abbild. 8.
1837. (1% Thlr.) Pappbd. — . 15.
Portefeuille economique des machines, de l’outillage et du materiel.
Dirige par C. A. Oppermann. Jahrg. 1860 — 1864. Fol.
(30 Thlr.) 6. 20.
Potente, Cfc., Praktisches Handbuch der Brückenbaukunde in ihrem
ganzen Umfange. Mit 19 Tafeln. 8. 1844. (6 Thlr.) 3. — .
Poussin, G. T., Chemins de fer amerieains; historique de leur eon-
struction, prix de revient et produit, mode d’administration etc.
Mit 7 Kpfrtfln. und 1 Karte. 4. 1836. (4 Thlr.) — . 25.
Preuss, A. A. L.. Ueber evangelischen Kirchenbau. Mit 3 lith. Taf.
8. 1837. (15 Sgr.) “ — . 8.
Prüsmann, A., Die Konstruktion der Lokomotiv -Essen. Mit 4 Taf.
4. 1865. (iy3 Thlr.) — . 25.
Quast, F. v., Ueber Form, Einrichtung und Ausschmückung der
ältesten christlichen Kirchen. Mit 1 Kpfrtafl. 8. 1853.
— . 12.
Raetz, Th., Praktische Anleitung zur Projektionslehre. Mit 8 Figu-
rentafeln. 4. 1864. (15 Sgr.) — . 10.
Rauch. Chr., Elementar-Arithmetik. 3. Aufl. 8. 1862. (1% Thlr.)
' — . 20.
Reinhold, Prakt. Anweisung, Frachtfahrzeuge für Ströme, Flüsse
und Kanäle, deren Fahrwasser nur 12 — 24 Zoll tief ist, aus
Eisen zu erbauen. Mit 3 Tafeln. 4. 1852 (i1/, Thlr.) — . 20.
Reuleaux, F. , Der Construkteur. Ein Handbuch zum Gebrauch
beim Maschinen -Entwerfen etc. Mit 250 Holzschn. 8. 1861.
(2j/2 Thlr.) Halbleinwbd. 1. 20.
Riedinger, J. , Tabellen zur Berechnung des Flächen -Inhaltes von
Spiegeln, Spiegelgläsern, Fensterscheiben und ganzen Fenstern.
8. 1865. (22% Sgr.) — . 12.
Rivoire, M. , Description de l’eglise cathedrale d’Amies. Mit
1 Abbildg. 8. 1806. (1 Vs Thlr.) — . 12%.
Roiaberg, J. A., und F. Steger, Geschichte der Baukunst bei
den Assyrern, Medern, Babyloniern, Persern, Phöniziern, Israe-
liten und Indern. Mit 12 Stahlstichen. 4. 1S44. (4 Thlr.)
Pappbd. 1. 6.
Ross, Schaubert und Hansen, Der Tempel der Nike Apteros auf der
Akropolis zu Athen. 12 Tafeln mit Text. Imp.-Fol. 1839.
(10 Thlr.) 2. — .
Runge, L. und A. Rosengarten, Architektonische Mittheilungen über
Italien. Eine Auswahl interessanter und werthvoller Darstel-
lungen aus den Mappen dieser Architekten. 2 Hefte mit 12 Taf.
Fol. 1851. (5* 3 Thlr.) 2. —
Sachs, H., Die Schieferdeckerkunst in ihrem ganzen Umlänge prak-
tisch dargestellt. Mit 12 Tafln. 8. 1836. (1* 3 Thlr.) Pappbd.
— . 12.
Sachs. S., Auflösungen der in Meier Hirsch, Sammlung von Bei-
spielen etc. enthaltenen Gleichungen und Attfgaben. 9. Aufl.
8. 1859. (1% Thlr.) Halblederbd. 1. —
Salzenberg. W. , Vorträge über Maschinenbau, an der Königl. Bau-
Akademie und dem Gewerbe - Institut in Berlin gehalten. Mit
vielen Holzschn. 4. 1842. (51/* Thlr.) Leinwdbd. 3. 15.
Scheerer, T. , Lehrbuch der Metallurgie mit besonderer Hinsicht auf
chemische und physikalische Prinzipien. 1. Bd. mit vielen Holz-
schnitten. 1847. (3*/2 Thlr.) 2. — .
Scheffer's, A., architektonische Formenschule. II. Abth. : Bauformen
zur Ausbildung des Aeusseren. Mit 86 Holzschn. u. 40 lithogr.
Tafeln. 2. Aufl. 8. 1865. (1% Thlr.) 1. 10.
— — dasselbe Werk. Eleg. geb. 1. 16.
— — 3. Abth. : Bauformen zur Ausbildung des Innern. Mit Holz-
schnitten und 37 z. Th. farbigen Taf. 8. 1867. (3% Thlr.)
2. 25.
Schellen, H., Die Schule der Elementar-Mechanik und Maschinen-
lehre für den Selbst-Unterricht bearbeitet. 2 Tille, mit 845 Holz-
schn. 8. 1863. (2% Thlr.) Halbfrzbd. 2. — .
Schinkel, X. F., Entwurf zu dem kaiserlichen Pallast Orianda in
der Krimm. 2. Ausgabe. 14 Tafeln im reichsten Farben- und
Kupferdruck. Imp.-Fol. 1862. 16. 25.
(Schönes und sauberes Exemplar.)
Schinz, C., Die Wärmemesskunst und deren Anwendung zur Kon-
struktion von Apparaten für die Industrie und für häusliche Be-
dürfnisse. Mit einem Kompendium von Zahlenresultaten und
Formeln und Atlas von 35 Tafeln in Fol. 8. 1858. (8 Thlr.)
In 3 Hlbfrzbde. geb. 6. 10.
Schlegel, C. F., Vollständige Mühlenbaukunst nach den neuesten Er-
findungen und Verbesserungen, mit besonderer Berücksichtigung
der amerikanischen und schweizerischen Kunstmühlen. Mit 21
lithogr. Tafeln. 8. 1846. (6 Thlr.) Halbleinwdbd. 2. 10.
Schmidt, F. L., Der bürgerliche Baumeister, oder Versuch eines
Unterrichts für Baulustige etc. 2 Bde. mit 273 Kpfrtafln. Fol.
1790— 1794. (30 Thlr.) Halbfrzbd. 3. —
(Interessantes und in Bezug auf die damaligen Verhältnisse
des bürgerlichen Bauwesens wichtiges Werk.)
Schmidt, G. G. , Anfangsgründe der Mathematik. 2. Theil enthalt.:
Statik, Hydrostatik, Aerostatik und Mechanik fester Körper.
2. Aufl. mit 8 Kupfern. 8. 1814. (1% Thlr.) Pappbd. — . 10.
— — 3. Theil: Die Analysis in 2 Bdn. Mit 5 Ivpfertafl. 8.
1805. (3yla Thlr.) Halbfrzbd. — . 20.
Schmidt, Ch. H., Grundsätze der Bierbrauerei nach den neuesten
technisch-chemischen Entdeckungen. 3. Aufl. Mit Atlas von 13
Foliotafeln. 8. 1860. (1% Thlr.) 1. 5.
— • Handbuch der Zuckerfabrikation, namentlich des Runkelrüben-,
Rohr- und Stärkemehlzuckers. 4. Aufl. Mit 12 Foliotafeln. 8.
1858. (2y, Thlr.) 1. 20.
Schmidt, R., Anleitung zur Ausführung geometrischer Zeichnungen,
sowie zur Beleuchtung derselben. Mit 16 Tafeln. 8. 1847.
(iy3 Thlr.) — . 10.
Schnirch, Fr., Die erste ausgeführte Kettenbrücke für den Lokomo-
tivbetrieb. Heransg. von J. Fanta. Mit Zeichnungen. 4. 1861.
(24 Sgr.) -. 16.
Scholz, B., Lehrbuch der Chemie. 2. Auf]. 2 Bde. Mit 2 Kpt'rtfl.
8. 1832. (7> 3 Thlr.) Halbfrzbd. 1.10.
Schreiber, G , Malerische Perspective. Mit einem Anhänge über den
Gebrauch geometr. Grundrisse. 8. 1854. (4 Thlr.) 3. 10.
Schreiber, E., Das Heizen und Kochen mit Gas, sowohl in industri-
eller als hauswirthschaftlicher Beziehung. 2. Aull. 8. 1861.
(20 Sgr.) — . 10. I
Schubarth, E. L., Elemente der technischen Chemie. 2 Bde. mit 20
Tafeln. 8. 1835. (12 Thlr.) llalbleinwdbd. 1. 10.
— Sammlung physikalischer Tabellen. Zum Gebrauch am Ge- ,
werbe-Institut zu Berlin. 4. Ausg. 8. 1841. (25 Sgr.) Halb- j
leinwdbd. — . 8.
Schwatlo, C. , Der innere Ausbau von öffentlichen und Privatge-
bäuden. 1. — 3. Heft (Eussbüden ; Treppen in Stein und Holz;
eiserne Treppen und Fahrstühle. Mit vielen Holzschn. und lith.
Tafeln. Folio. 1867. (2 Thlr. 12 Sgr.) 1. 25.
Semper, G., Ueber den Bau evangelischer Kirchen. 8. 1845. — . 3.
Seroux d’Agincourt , J. B. L. G. , Sammlung von Denkmälern der
Architektur, Skulptur und Malerei vom 4. bis zmn 16. Jahrh.
In 3335 Abbildungen auf 328 Kpfrtiin. in Fol. Text revidirt
von A. F. von Quast. 1846. Pappbd. 18. — .
Seubert, M., Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde. 4. Aull, mit
vielen Holzschn. 8. 1866. 2 Thlr. Eleg. Halbfrzbd. 1. 10.
Sganzin, Grundsätze der Strassen-, Brücken-, Kanal- und Hafen-
Baukunde. Aus dem Franzos. 2 Theile mit 13 iithogr. Tafeln.
8. 1833. (4(, Thlr.) Kartonnirt. 2. 20.
Stegmann, C., Zeichnungen zu Schaufenstern', Waarenauslagen und
Laden -Vorbauen. 24 Taf. m. Text. 4. 1864. (ly, Thlr.) 1. — .
— Entwürfe zu Grabdenkmalen. l.Heft. 4. 1864. (1 Thlr.) — . 20.
— Handbuch der Bildnerkunst in ihrem ganzen Umfange. Mit
Atlas von 25 Tafeln. 8. 1864. (3 Thlr.) 1. 20.
Steinhäuser, W., Verzierungen für Architektur, Zimmer - Dekoration
und Eleganz. 50 Tafeln. 4. 1853. (81/, Thlr.) 5. — .
Stieglitz, C. L., Encyclopädie der bürgerlichen Baukunst, in v elehcr
alle Fächer der Kunst abgeliandelt sind. 5 Bde. m. 118 Kpfrtiin.
8. 1798. (17 Thlr.) Halbfrzbd. 2. 20.
Stöckel, H. F. A., Die Tischlerkunst in ihrem ganzen Umfange.
5. Autl. Mit Atlas v. 19 Foliotafeln. 8. 1865. (2 Thlr.) 1. 10.
Studer, J. G., Beschreibung der verschiedenen Zeichnen - und vor-
züglich beim Bergbau nöthigen Vermessungs- Instrumente, Mit
8 Kpfrn. 8. 1811. (2 T hlr. ) Halbfrzbd. — . 15.
Swan, A., A collection of designs in architecture, containing new
plans and elevations of houses, sections of rooms, decorations etc.
2 Bde. mit 120 Kpfrtiin. Fol. Halbfrzbd. (3 ä?. 6 sh.) 5. — .
Teilkampf, H., Die 4 lieorie der Hängebrücken mit besonderer Rück-
sicht auf deren Anwendung. 8. 1856. (25 Sgr.) Leinwdbd. — . 18.
Thibaut, B. F., Grundriss der allgemeinen Arithmetik oder Analysis.
1. Theil. 8. 1809. (l(äThlr.) Pappbd. 6. — .
Thon, Theod., Lehrbuch der Linear -Zeichnen -Kunst. 3. Autl. Mit
Atlas von 24 Tafeln. 8. 1863. (1‘, Thlr.) 1. — .
Titz, E., Das Kroll’sehe Etablissement. 12 Blatt in Kupferstich u.
Farbendruck. Fol. 1866. 4. — .
— u. H. Richter, Das Wallner- Theater in Berlin. 2 Hefte mit
12 Kpfrtfln. Imp. -Fol. 1868. 4. — .
Triest, F., Handbuch zur Berechnung der Baukosten für sämmtliche
Gegenstände der Stadt- u. Landbaukunst. 18 Thle. mit Supple-
ment. 4. 1828. (201/, Thlr.) Halbfrzbd. 6. 15.
— — Dasselbe Werk ohne Supplement. Pappbd. 6. — .
Truran, W., Das britische Eisenhuttengewerbe in theoretischer und
praktischer Beziehung. Nebst Atlas mit 29 Foliotafeln. 4. 1864.
(4 Thlr.) 2. 15.
Ulrich, G. C. J., Lehrbuch der praktischen Geometrie. 2 Bde. Mit
14 Steintafeln. 8. 1833. (5 Thlr.) Halbfrzbd. 1. 15.
— Lehrbuch der reinen Mathematik. Mit 5 Steintafeln. S. 1836.
(2 (4 Thlr.) Halbfrzbd. 1. — .
Uuger, L,, Die Verwerthung der Braunkohle als Feuerungs - Mate-
rial und durch die Theergewinnung, 8. 1863. (I1, Thlr.) — . 24.
Ungewitter, G. G., Entwürfe zu Stadt- und Landhäusern. 1. Heft
mit 8 lith. Tafeln. Fol. 1858. (I1/, Thlr.) — . 25.
— Lehrbuch der gothischen Konstruktionen. 8. Mit Atlas von
47 Tafeln in Fol. 1864. (12 Thlr.) Halbfrzbd. Neu. 10. —
Vademecum für den Ingenieur und Baumeister in Formeln, Tabellen
und praktischen Nachweisen. 2. Autl. 8. 1854. (2 y, Thlr.) — . 20.
Vega, G. von, Logarit hm isch- trigonometrisches Handbuch. 47. Auf!.
1S63. (1(4 Thlr.) — . 25.
Verheilet, J., Manuel geometrique du Tapissier ä l'usage des Ta-
pissiers. Mit einem Atlas von 60 Tafeln. Fol. 1857. (15 Thlr.)
Halbfrzbd. 6. — .
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleisses
in Prenssen. Jahrgang 1845 — 1S49. Mit vielen KplVttln. 4.
(57 Thlr.) Halbfrzbd. 8. — .
Vicat, L. J., Nene Versuche über den Kalk und Mörtel. Aus dem
Franz, übersetzt. Mit 3 Taf. 4. 1825. (1** Thlr.) Pappbd. — . 10.
Vignola’s Säulenordnungen. Herausg. von Th. Ilaetz. Mit 10 Fi-
gurentafeln. 4. 1864. — . 12.
Viollet le Duc, Entretiens sur l'Architecture. Liefr. 7 — 9. Mit
vielen Holzschn. 8. 1861. (5 Thlr.) 3. — .
Vorlegeblätter für Baumeister. Herausg. von der König!. Technisch.
Deputation für Gewerbe in Berlin. 35 Tafeln in Kupferstich n.
farbigem Druck. Imp.-F'ol. 15. — .
(Im Buchhandel vergriffen .)
Vorlegeblätter für Maurer in 42 Tafeln mit Erläuterungen. Herausg.
von der Königl. Technischen Bau -Deputation in Berlin. Fol.
1834. (41/, Thlr.) Pappbd. 3. — .
— Dasselbe Werk (weniger gut erhalten.) Pappbd. 2. 10.
Vorlegeblätter für Maurer und Zimmerleute. Heransgegeben von
G. Stier. Auch u. d. T.: Der Rohbau. 37 Tafeln mit Text.
Imp.-F'ol. (4P, Thlr.) 3. 15.
Wagner, C. F., Anweisung zur Erhaltung der Dämme bei Strom-
ergiessungen und Eisgängen. Mit 12 illum. Tafeln. 8. 1827.
(I1/, Thlr.) Halbfrzbd. — . 221/,.
Walker, Ch., Die Galvanoplastik für Künstler, Gewerbtreibende und
Freunde der Numismatik. 4. Aull. Mit 2 Tafeln Abbild. 8.
1862. (y„ Thlr.) — . 12.
Walter, G. und W. J. G. Curtmann, Das Mineralreich, Oryktognosie
und Geognosie. Mit 258 Holzschn. 8. 1858. (1 Thlr.) — . 18.
Wangenheim, E., Die Fabrikation der künstlichen und geformten
Brennmaterialien. Mit 9 Tafeln. 8. 1862. (1 Thlr.) — . 20.
— Der Bessemerprozess zur einfachsten und billigsten Erzeugung
von Gusstahl. Mit 11 Abbild. 8. 1863. (21 Sgr.) — . 15.
Weber, M., Die Kunst des Bildformers und Gvpsgiessers. 2. Aufl.
8. 1864. ' — . 6.
— Das Schleifen, Poliren, F'ärben und künstliche Verzieren des
Marmors wie auch aller andern Steinarten. 8. 1864. — . 8.
Weber, M. M, v., Das Thelegraphen- und Signal wesen der Eisen-
bahnen. Geschichte und Technik desselben. .Mit 1 lith. Tafel
8. 1867. (2(4 Thlr.) 1. 20.
Weisbach, J. , Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinen - Mechanik.
2. Aufl. 3 Theile. 8. 1850 — 1860. (18(/3 Thlr.) Eleg. Halb-
frzbd. 10. — .
— Die ersten Grundlehren der höheren Analysis oder der Diffe-
rential- und Integralrechnung. Mit 3S Holzschnitten S. 1860.
Haibfrzbd. — - 10.
Wenek, J., Die Mechanik. Ein Lehr- und Handbuch zum Gebrauch
beim Privatstudium und an Gewerbeschulen. Mit 175 Figuren.
8. 1866. (1 */s Thlr.) 1. 6.
Wiebeking, C F., Allgemeine auf Geschichte und Erfahrung begi An-
dere theoretisch - prakt. Wasserbaukunst. 5 Bände Text in 4.,
mit einem Atlas von 101 Kpfrtfln. in Imp. -Folio. 1798 — IS07.
(142 Thlr.) 17. 15.
(Schönes Exeiqplar dieses berühmten, im Buchhandel längst
vergriffenen Werkes.
Wöhler, F , Grundriss der Chemie. 8. Aufl. 2 Theile. 8. 1845.
(1(4 Thlr.) Pappbd. — . 20.
Wolff, F., Lehrbuch der Geometrie. 1. Theil: Ebene Elementar-
Geometrie, Trigonometrie, Theilungslehre. 6. Ausgabe. 8. 1855.
(1(4 Thlr.) Halbfrzbd. 1. 5.
— 2. Theil: Stereometrie und sphärische Trigonometrie. 4. Aufl.
8. 1853. (1 Thlr.) Halbfrzbd. — . 20.
— 3. Theil : Analytische Geometrie. 2. Aufl. 8. 1845. (l!,Thlr.)
Halbfrzbd. L — -
Alle 3 Bde. znsammengenommen 2 Thlr. 20 Sgr.
— Theoretisch-prakt. Zahlenlehre. 1. Theil. 4. Aufl. 8. 1856.
(1 1 , T hlr.) Halbfrzbd.. 1- £>.
Wolfram, L. F., Vollständiges Lehrbuch der gesammten Baukunst,
enth. : Lehre von den Baustoffen, Erdarbeiten beim Land- und
Wasserbau, den Formen. Grössenverhältnissen und der Anslüh-
rung der Hochgebäude, dem Steinschnitt etc. 3 Bände mit 182
Tafeln. 4. 1833— 1842. (23*/, Thlr.) Pappbd. 5.—.
Wolpert, A.. Prinzipien der Ventilation und Luftheizung. Mit 165
Holzschn. 8. 1860. (1‘4 Thlr.) L 5.
Wood, N-, Praktisches Handbuch der Eisenbahnkunde und inneren
Communikation im Allgemeinen. Deutsch übers, von H. Köhler.
Mit 15 Foliotafeln. 8. 1S39. (5 Thlr.) Leinwdbd. 1. — .
Wurzer. F., Handbuch der populairen Chemie zum Gebrauch bei
Vorlesungen etc. 3. Anfl. 8. 1S20. (2 Thlr.) Pappbd. — . 10.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur -Vereins für das Königr.
Hannover. Jahrg. 1S55. Mit vielen Tafeln. Folio. (6(3 Thlr.)
Halbfrzbd. 2. — -
— des Vereins deutscher Ingenieure. Redigirt von F. Grashof,
R. Werner, R. Weber und H. Ludwig. Jahrgang 1864.
(6 Thlr.) 3. 15.
Der Unterzeichnete ist stets zum Ankauf einzelner brauchbarer Werke, sowie ganzer Bibliotheken ans den in
diesem Verzeichniss vertretenen Fächern der Literatur bereit und vermöge seiner, ausschliesslich auf diese Wissen-
schaften beschränkten Thätigkeit im Staude, die höchsten Preise dafür zu bewilligen.
Berlin, 1. Dezember 1868.
Carl Beelitz.
Druck vou Gebrmiei Fickert in Berlin.
Jahrgang II.
M 50.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
Zusendungen
bittet man zu richten an die
Expedition
Buchhandlung von C. Beelitz,
Berliu, Oranien-Str. 75.
Wochenblatt
h^raas?tsreben von litylieiem
C C ü
Bestellungen
übernehmen 2. e PostanstalteB
und Buchhandlnngen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Srr. 75.
Insertionen
2% Sgr. die Petitzeile.
des Architekten -Vereins zu Berlin.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 11. Dezember 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Feber den Bau von Gasometer -Bassins. — Zn der in
Wittenberg bevorstehenden Gewerbe- und Industrie- Ausstellung. —
Vom Mont Cenis- Tunnel. — Die Gas- Anstalten ;m Gebiete des
Norddeutschen Bandes. — Fenilieton: Skizzen aus Bosnien. HL
— Mittheilungen aus Vereinen: Architekten -Verein zu Berlin.
— Vermischtes: Zimmeröfen in Nürnberg. — Vom Domban in
Köln. — Einsturz des südlichen Thnrmes der Stiftskirche zu Fritzlar.
— Erbo! rnng von Trinkwasser-QnAlen im .Jahdegebiet. — Aus
der Fachliteratur: die landwirtschaftliche Baukunst, von
Harras. — Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens,
Heft 6. — Der Rindviehstall, von Wolff. — Konkurrenzen:
Zur Domban- Konkurrenz. — Personal-Nachrichten etc.
leber den Bau von Gasometer -Bassins.
Der Bau von Gasometer-Bassins gehört unstreitig zu
den schwierigsten Aufgaben, welche dem Baumeister ent-
gegen treten, und die lange Reibe von verunglückten
derartigen Ausführungen liefert den Beweis, wie vorsichtig
und sachgemäss verfahren werden muss, wenn man des
Erfolges einigermaassen sicher sein will: umsomehr ist es
zu verwundern, dass die Litteratur wenig Anhaltepnnkte
zur prinzipiellen Behandlung dieses Gegenstandes bietet.
Unterzeichnetem wurde durch die Projekt -Bearbeitung
und die Ausführung der Neubauten der Artillerie-Werk-
statt in Spandau, zu der auch eine Gas -Anstalt gehört,
die Gelegenheit, die Schwierigkeiten eines Bassin -Baues
kennen zu lernen, und bietet derselbe seine Erfahrungen
als Beitrag zu diesem Thema.
Der Bau der Gasometer- Bassins zerfällt in die Her-
stellung des Bodens und in die der Ringwände; in wieweit
ihre Ausführung gleichzeitig oder nach einander statt zu finden
habe, wird von den besonderen Umständen abhängen: doch
wird die Erwägung maassgebend bleiben, dass durch nach-
trägliches Setzen des Ringmauerwerks bei einem gegen
den Boden aufwärts gerichteten Wasserdruck leicht eine
Trennung des Bodens vom Ringmauerwerk stattfinden kann.
Für die Ansführung des Bodens sind zwei Fälle zu
unterscheiden :
a. der Boden liegt unter der Höhe des Grund-
wassers; in diesem Falle versuche man nicht, denselben
aufzumauern, sondern schütte Beton in einer Stärke, welche
etwa 2 3 derjenigen beträgt, welche gegen den Auftrieb erfor-
derlich ist, je nach dem Durchmesser des Bassins und der
Zeit, welche man für die Erhärtung bewilligen kann; bei
grösseren Bassins ist es sicherer, die ganze gegen den
Auftrieb erforderliche Stärke anzuwenden. Die wasser-
dichte Aufmauerung des Bodens unter Wasserdruck, selbst
wenn die Baugrube wasserfrei erhalten wird, möchte näm-
lich wohl nie gelingen, da die unter der Bodenfläche auf-
steigenden Quellungen sowohl nach der Peripherie des
Ba ssins als nach oben Abfluss suchen und in dieser Weise
sowohl den Boden unterspülen als immer von Neuem die
eben vermauerten Schichten durchdringen.
b. der Boden des Bassins liegt über dem Grund-
wasser; dies ist der einfachere Fall und dann ist es vorzu-
ziehen. den Boden gegen die künftige Bassin-Füllung wasser-
dicht zu mauern, wozu eine geringere Stärke erforderlich
ist. Dass die Gründung des Ringmauerwerks wie des
Bodens auf tragfähigem Grunde stattfinden muss, ist selbst-
verständlich.
Die Ringmau i n können entweder ganz oder tbeil-
weise unter der Terrainhöhe liegen, und würden hierbei
wieder die Fälle unterschieden werden, ob auf den Druck
des Erdreichs gerechnet weiden soll oder nicht, was auf
die Bestimmung der Manerstärke von Einfluss ist. Auf
Erdumschüttungen über der Terrainhöhe als Widerstand
gegen den inneren Wasserdruck dürfte nicht zu rechnen
sein, dagegen erhält das vom Wasser durchzogene Ring-
mauerwerk durch den Erdwall einen wirksamen Schutz
gegen die Einwirkung des Frostes.
Liegt das Bassin ganz nnter der Terrainhöhe, so wird
in den meisten Fällen eine Mauerstärke von 1*2 — 2 Stein
in Zement genügen , nnd da in diesem Falle auf den
Gegendruck des Erdreichs gerechnet wird, so ist nur die
Vorsicht za beachten , bei etwaigen Aufgrabungen des
Bassins aus diesem das Wasser zu entfernen.
Liegt das Bassin über der Terrainhöhe, so ist dessen
Mauerstärke abhängig von dem Wasserdruck und dem
Durchmesser des Bassins, so dass eine Beanspruchung des
Mauerwerks auf absolute Festigkeit oder Zerreissen des-
selben nach lothrechter Richtung stattfindet. Es folgt
hieraus, dass es nur voitbeilhaft sein kann, mit bestem
Material nnd ausschliesslich in Zement zu mauern, weil
dann die geringste Mauerstärke erforderlich ist.
Widersteht der ~Zoll frisches, etwa 14 Tage altes Ze-
mentmauerwerk mit 60 Pfd. gegen das Zerreissen, so kann
für Kalkmörtel nach Jahresfrist kaum ein Drittel der an-
geführten Festigkeit in Rechnung gestellt werden, ganz
abgesehen davon, dass bei der grösseren Mauerstärke der
Kalkmörtel im Innern erst nach längerer Zeit erhärtet
und einen gewissen V iderstand gegen Zerreissen leister.
Zur Erzielung einer grösseren Wasserdichtigkeit wer-
den Boden nnd Wände des Bassins noch mit einem etwa
5 4 starken nnd mit eisernen Reibebrettern za glättenden
Zementputz versehen, hiernach kann die Glocke anfgestellt
und die V asserfüllung eingebracht werden.
Spandau, im November 1866.
Beyer, Landbaumeister.
Zu der in Miltenberg bevorstehenden Gewerbe- und Industrie-Ausstellung.
Da«s die Reihe der grossen -Weltausstellungen“, die
sich im Laute dieses Jahrzehnts doch wohl in allzu grosser
Hast gefolgt sind, mit der vorjährigen Pariser Ausstellung
für lange Zeit ihren Abschluss getuuden hauen dürfte, ist
von sachkundigen Mänuern wiederholt geäussert worden, und
hat man daher den sowohl in Wien wie auch in Berliu auf-
treteoden lokalpatriotisehen Bestrebungen . mit London und
Paris auch in Veranstaltung einer Weltausstellung zn rivali-
siren, keinen allzugünstigen Erfolg prophezeit.
L'm so mehr aber ist auf die grosse Bedeutung und den
W erth von Industrie-Ausstellungen innerhalb eines enger be-
grenzten Gebietes aufmerksam gemacht worden, von denen die
526
gleichfalls im vorigen Jahre abgehaltene Sächsische In-
dustrie Ausstellung in Chemnitz ein treffliches Beispiel ge-
liefert hat.
Wohl lag der Gedanke nahe, dass ein nächstes grösseres
Unternehmen dieser Art die Industrie des ganzen Deutsch-
lands zu vereinigen und zu repräsentiren haben werde; ob
man in weiteren Kreisen jedoch daran gedacht hat, dass die
nächste „Allgemeine Deutsche Industrie- und Ge-
werbe-Ausstellung“ schon im Jahre 1869 und in Wit-
tenberg veranstaltet werden würde, möchten wir freilich
bezweifeln. Indessen liegt es uns hier fern zu untersuchen,
wie die wackeren Bürger der alten Lutherstadt zu solch’
kühnem Beginnen gekommen sind und welcher Erfolg von dem-
selben zu erwarten sei. Thatsache ist es, dass trotzalledem
diese Ausstellung eben als die erste nach der Pariser Welt-
Ausstellung, auf der die Deutsche Industrie, wenigstens die
Deutsche Kunst- Industrie, eine so unbestreitbare Niederlage
erlitten hat, gerade in den uns am Nächsten stehenden Krei-
sen ein lebhaftes Interesse erweckt hat und dass für die Be-
schickung derselben mit rührigem Eifer agitirt wird.
Unter Bezugnahme auf die Mittheilungen uns. Bl. über
die beiden letzten Sitzungen des Architekten -Vereins zu Ber-
lin geben wir nachstehend den wesentlichen Inhalt eines von
dem Verein Berliner Künstler an die Kunstgenossen erlasse-
nen „Aufrufs“.
„In der General-Versammlung des Vereins Berliner Künst-
ler sind am 3. November 1868 folgende Beschlüsse einstimmig
gefasst worden :
1) Der Verein der Berliner Künstler betheiligt sich an
der im Jahre 1S69 in Wittenberg stattfindenden allgemeinen
Deutschen Industrie-Ausstellung, übernimmt die Leitung seiner
Ausstellung durch ein von ihm gewähltes Komite und lässt
Aufforderungen an die Künstler Berlins ergehen. Die hier-
durch entstehenden Kosten werden von den ausstellenden
Künstlern nach Verhältniss des von jedem beanspruchten
Raumes bestritten.
2) Das Komite entscheidet über die Zulässigkeit der
Anmeldungen, wobei nur zu untersuchen ist, ob sie in
die Industrie- Ausstellung gehören. Eine von den Ausstellern
unter den Mitgliedern des Vereins gewählte Jury entscheidet
über die Aufnahme der auszustellenden Gegenstände.
3j Die eingelieferteu Gegenstände werden vor der Ab-
sendung nach Wittenberg hier in Berlin im Deutschen Ge-
werbe - Museum, Stallstrasse 7, öffentlich ausgestellt.
Das mit der Ausführung obiger Beschlüsse beauftragte
Komite erlaubt sieh auf folgende Punkte aufmerksam zu
machen :
Bisher waren auf allen Industrie-Ausstellungen die Werke
und Namen der Künstler in einer besonderen Abtheilung der
den Ausstellungen einverleibten Kunst-Ausstellungen zu finden,
während die Thätigkeit der Künstler hierdurch auch nicht an-
nähernd erschöpft ist. Als geistiger Urheber aller jener kunst
industriellen Erzeugnisse, welche so häufig den Glanzpunkt der
Ausstellungen bilden, war die Künstlerschaft noch niemals anf-
FEUILLETON.
Skizzen aus Bosnien.
(Fortsetzung statt Schluss.)
iii.
Neben den grösseren, in Haustein ausgeführten Moscheen
giebt es nun noch in Serajewo eine grosse Anzahl klei-
nerer Beihäuser, mit deren Anlage und Konstruktion meist
auch die Moscheen in kleineren Städten und auf dem Lande
übereinstimmen. An Stelle des kuppelbedeckten Haupt-
schiffes tritt dann ein rechteckiger Raum, durch ein hohes
Schindeldach mit ganzen Walmen vor Wind und Wetter
geschützt. Die Vorhalle fehlt auch hierbei nie, nur ist
auch sie in Holz konstruirt, ebenso wie das Minaret, wel-
ches in einer, einem spitzen chinesischen Hut mit breiter
Krempe ähnlichen Haube endigt.
Zu sonstigen architektonisch- interessanten Bauten wür-
den zunächst wohl die Gebäude einiger mit den Haupt-
moscheen verbundenen hohem Schulen zur Ausbildung
von Geistlichen und Rechtsgelehrten zu rechnen sein. So
zeigte eine derselben ein interessantes Portal in echt orien-
talischen Formen und im Innern eine recht hübsche Kreuz-
gang-Anlage, deren geschweifte Spitzbogen von Säulen
mit Würfelkapitälen getragen wurden. In der Mitte des
Hofes befand sich die natürlich auch auf dem Vorhof kei-
ner Moschee fehlende Quelle hellsprudelnden Wassers.
Olt sind diese Brunnen mit einem buntbemalten hölzernen
getreten. Publikum UDd Fabrikanten batten keine Gelegenheit,
die so oft wünschenswerthe Adresse der Verfertiger zu erfahren.
Die preussischen Künstler waren um so mehr unberücksichtigt,
je weniger unsere Kunst- Industrie Raum hatte sich zu ent-
wickeln. Und selbst das, was hier geschaffen ward, ist den
Meisten unbekannt, da keine Gelegenheit sich darbot, die
tüchtigen hiesigen Tabmte als Schöpfer derselben an’s Tages-
licht zu ziehen. — Aufgerüttelt durch unsere Misserfolge "auf
der letzten Pariser Weltausstellung fängt man an die Er-
richtung von Gewerbe-Museen, von Muster- und gewerblichen
Z ich-nschulen energisch zu betreiben, die Gesetze, welche
hemmend einwirkten, umzugestalten, um endlich auch bei uns
jene innige Verbindung von Kunst und Handwerk herbeizu-
führen, welche früher in Deutschland so gross, jetzt leider so
klein ist. Bei weitem sind uns andere Nationen voraus. Wenn
wir nicht immer den Vorwurf hören wollen, dass Franzosen
und Engländer uns an Begabung überlegen seien, so ist es
hohe Zeit zu zeigen, dass nur ungünstige Verhältnisse und
nicht Mangel an Talent und an gutem Willen viele Künstler
zurückgehalten haben, mit kunstindustriellen Arbeiten hervor-
zutreten.
Die in Wittenberg veranstaltete Ausstellung soll den
Berliner Kiinstl rn zum ersten Mal Gelegenheit geben, mit
solchen Entwürfen und Arbeiten eigener Erfindung aufzu-
treten, welche, wenn auch nicht Kunstwerke in der höchsten
Bedeutung des Wortes, doch geeignet sind, auch dem gewöhn-
lichsten Gebrauchs-Gegenstand künstlerische Weihe zu geben.
Die Zahl und Art dieser Gegenstände ist unendlich. In der
Beilage ist versucht worden, einige Gattungen derselben in
Erinnerung zu rufen.*)
Der Verein Berliner Künstler ersucht Sie dringend, sich
bei diesem Vorhaben zu betheiligen und die grosse Bedeutung
desselben nicht zu unterschätzen. Es kann diese Ausstellung
den Anstoss zu einer grossen Umgestaltung der Industrie
geben und einen viel innigeren Verkehr zwischen Publikum
und Künstlern herbeiführen , als bisher jemals der Fall war.
Um vor allen Dingen der Berliner Bevölkerung Gelegenheit
zu geben, unsere Arbeiten kennen zu lernen, sollen die ein-
geschickten Gegenstände vor der Abschickung nach Wittenberg
hier im Gewerbe-Museum, wie bereits erwähnt, öffentlich aus-
*) Aufzählung einiger Gattungen wünsche nswerther
Arbeiten. In Entwürfen oder in Ausführungen.
Schnitzerei in Holz, Ornamente, aber nicht figürliche Gegen-
stände, wenn nicht mit Ornamenten verbunden. — Schnitzerei in
Elfenbein. — Kunstdrechslerei. — Gefässbildnerei und Geräthe. —
Oefen und Kamine. — Möbel. — Bau-Ornamentik in Stuck, Zement,
Thon, Metall u. s. w. — Geprägte und getriebene Arbeiten. —
Muster für Weberei. — Stickerei. — Tapeten. — Malerei auf Ge-
webe wie Leinwand, Seide u. s. w. — Malerei auf Holz und Leder,
Thon, Stein, Spiegel, Metall, Glas u. s. w. — Aetzarbeiten in Stein,
Metall und Elfenbein. — Bücher und ihre Ausschmückung; z. B.
Vignetten, Initialen, Buchdeckel u. s. w. — Malerei für die Aus-
schmückung von Wohnhäusern; z. B. Deckenbilder, Superporten,
Friese u. s. w. auf Leinwand, Holz, Marmor, Schiefer u. s. w.
Ueberbau versehen und gewöhnlich mit Koransprüchen
beschrieben. Das Wasser wird zu vielen derselben durch
eine freilich etwas defekte hölzerne Röhrenleitung etwa
zwei Stunden weit hergeleitet von einer Quelle, die hoch
oberhalb der Stadt am Abhange des Trebovic entspringt.
Bemerkenswerth sind ferner die beiden Markthallen,
welche gleichfalls Eigenthum der Moscheen sind. Die eine
derselben besteht aus einem rechteckigen Hof mit gewölb-
ten Hallen umgeben, in denen Kaufleute aller Art, Geld-
wechsler und Handwerker ihr Geschäft betreiben; die an-
dere, der Trödelmarkt, bildet ein grosses massives Gebäude,
das durch Gurtbogen in einzelne Quadrate getheilt und
mit Flachkuppeln überwölbt ist. Von ähnlicher Konstruk-
tion müssen auch die Räumlichkeiten der öffentlichen Bäder
sein, wenigstens charakterisiren sich dieselben von Aussen
gleichfalls durch eine Reihe flacher Kuppeln. Die innere
Einrichtung derselben habe ich leider nicht zu Gesicht
bekommen.
Wenn nun schon über die Baudenkmale der Muha-
medaner im Allgemeinen nicht viel zu sagen war, so sind
dagegen vollständig verschwindend die wenigen Bauten,
die von der christlichen Bevölkerung ausgeführt sind, trotz-
rlem dieselbe der Zahl nach sich in der Majorität be-
findet. Es kommt dies einestheils wohl daher, dass schon
in der vortürkischen Zeit das Land durch fortwährende
innere Kämpfe verwüstet wurde und die Baukunst damals
grade nicht zu einer besonderen Blüthe gelangen konnte;
527
gestellt werden. Die Künstler von Wien, München, Stuttgart,
Karlsruhe, Düsseldot'f, Königsberg u. s. w. sind gleichfalls
zur Beschickung der Wittenberger Ausstellung aufgefordert
worden.
Unsere Anmeldung ist von dem Ausstellungs - Ausschuss
in Wittenberg mit der grössten Freude begrüsst worden.“
Es wird demnächst mitgetheilt, dass die Ankündigung
von Beiträgen (auf dazu ausgegebenen Formularen) bis spä-
testens 1. Januar an das Komite des Vereins zu richten ist.
Die Ausstellung der Gegenstände zu Berlin soll vom 15. Fe-
bruar bis 15. März stattfinden, während für die Ausstellung
in Wittenberg selbst die Zeit vom 15. Mai bis 15. Juni in
Aussicht genommen ist. — Die Kosten der Ausstellung sind
von den Ausstellern zu tragen; dieselben betragen in Witteu-
berg au Mietbe für 1 Quadratfuss Wandfläche 2 Sgr., für
1 Quadratfuss Tischfläche resp. Fussbodenfläehe 8 Sgr. Ausser-
dem erwachsen den Ausstellern die Kosten für die Verpackung,
Transport, Versicherung gegen Feuersgefahr und Beschädigung,
Aufstellung, Ueberwachung und Verkaufs - Agenten.
In wieweit auch der Architekten- Verein, dessen Mitglieder
grossentheils wohl in einem noch näheren Verhältnisse zur
Kunstindustrie stehen, als die des Künstler -Vereins, dem von
jenem gegebenen Beispiele folgen wird, soll von dem Er-
gebniss der zur vorläufigen Anmeldung einer Betheiligung
erlassenen Aufforderung und den Beschlüssen der bevorstehen-
den Hauptversammlung abhängen. Die Möglichkeit eine ge-
nügende Anzahl geeigneter Ausstellungs -Gegenstände zusam-
menzubringen, ist vorläufig von Manchem angezweifelt worden.
— Zu wünschen wäre es jedenfalls, dass man wenigstens einen
Versuch damit wagte!
Vorn Mont Cenis -Tunnel.
Ueber die Fortschritte der Arbeiten am Mont-Cenis-
Tunnel entnehmen wir aus einem Aufsatze der Zeitung des
Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen Folgendes:
Art der Arbeit.
Seite
Bardonneche.
von
Modane.
Arbeit jedes
Jahres an beiden
Enden.
Jahr.
Fortschritt
Jahr.
Fortschritt
Meter.
Meter.
Meter.
Handarbeit
1857
27,28
1857
10,80
38,08
»
1858
257,57
1858
201,95
459,52
1859
236,35
1859
132,75
369,10
1860
203,80
1860
139,50
343,30
n
1861
193,00
193,00
»
1862
243,00
243,00
Sa.
725,00
921,00
1646,00
Maschinenarbeit
1861
170,00
170,00
1862
380,00
3S0,00
»
1863
426,00
1863
376,00
802,00
„
1864
621,20
1864
466,65
1087,85
1865
765,30
1865
458,40
1223,70
,,
1866
812,70
1866
212,29
1024,99
,,
1867
824,30
1867
687,81
1512,11
1868
486,60
1868
509,35
995,95
(1. Okt.)
Sa.
4486,10
2710,50
7196,60
Hieraus berechnet sich die Länge des von Bardonneche aus
getriebenen Tunnels zu 725,00 -j- 448G,10 = 521 1,10 m-
des von Modane zu .... 921,00 -j- 2710,50 = 3631,50,,
mithin fertiger Theil am 1. Oktober 1868 . . =: 8842,60 .,
die ganze Länge des Tunnels*) beträgt . . . . = 12220,00 „
mithin bleibt noch herzustellen = 3377,40 „
Aus obiger Zusammenstellung ergiebt sich der mittlere
Fortschritt der Durchbohrung
für das Jahr 1867 zu rund 1 2 6 m- per Monat
„ „ do. 1868 do. 111» do.
Die Abnahme des Fortschrittes in 1868 hat ihren Grund
weniger in den mit den zunehmenden Längen schwieriger
werdenden Arbeiten, als in dem Umstande, dass man dieselb-n
in letzt r Zeit nicht so kräftig mehr betreibt, als es möglich
wäre, nachdem man die Ueberzeugung gewonnen hat, dass der
Tunnel voraussichtlich früher fertig wird, als die noch zu
bauenden anschliessenden Strecken Susa-Bardonneche und St.
Michel-Modane, jedenfalls aber, selbst bei erinässigter Arbeit,
gleichzeitig mit denselben fertig werden kann.
Nach dem mittleren Monatsfortschritte von 1868 würde
die Beendigung —rrv — = 30 bis 31 Monate erfordern, mithin
die Vollendung bis 1. Mai 1871 zu erwarten sein. z. N.
Die Gas- Anstalten im Clebietc des Norddeutschen Bundes.
Ausführliche Mittheilung über dieselben (nach einem
Werke N. H. Schilling’s, Direktors der Gasbeleuchtungs-
Gesellschaft in München, das ganz Deutschland und die Schweiz
umfasst) hat in jüngster Zeit der Köuigl. Preuss. Staats-Anzeiger
gebracht. Wir entnehmen einen Auszug aus denselben der
Deutschen Gemeinde- Zeitung.
Die erste Gas-Anstalt in Norddeutschland soll Kommissions-
rath Blochmann in Dresden im J. 1819 für sein Atelier und
seine Wohnung angelegt haben. Oeffentliche Gas-Anstalten
wurden in Deutschlaud zuerst von der Imperial-Gas- Association
zu London begründet, zunächst 1825 in Hannover, dami 1827
*) Der Tunnel unter dem Mont-Cenis (richtiger Col de Frejus)
wird zunächst in einer geraden Linie durchgeschlagen, während
die Bahn später mit Anschlusskurven von fast V. Kreisen an beiden
Enden in denselben eingeführt wird. Dadurch stellt sich die später
im Alpentunnel liegende Länge der Bahn nicht unerheblich grösser
als obiges Maass. Die geradeaus gehenden Enden des Tunnels
bleiben der Lüftung wegen voraussichtlich offen.
andrerseits wurden, nachdem die Türken Herren des Landes
geworden waren, die Christen von diesen in ihrer Bau-
thätigkeit auf’s Aeusserste beschränkt.
So kommt es, dass die Kirchen aus älterer Zeit ein
überaus bescheidenes Ansehn haben und besonders in
ihrem Aeussern, um nicht die Habgier der Türken zu
reizen, vollkommen schmucklos sind. Wo dagegen in Folge
grösserer Toleranz Griechen oder Katholiken in jüngster
Zeit Neubauten in grösserem Maasstabe ausgeführt haben,
ergiebt sich im Wesentlichen wohl kaum etwas viel Besse-
res als bei den bekannten türkischen Neubauten. Ueberall
ein völlig unüberlegtes, planloses Bauen mit der unglaub-
lichsten Verschwendung von Material.
Die Griechen, die jetzt in Serajewo eine grosse neue
Kirche bauen, haben natürlich nicht verfehlt, die krassesten
russischen Barockstilformen nach Bosnien zu verpflanzen,
obschon trotzdem nicht zu leugnen ist, dass diese Kirche
mit ihrer hohen Vierungskuppel und vier kleineren Eck-
kuppeln besonders aus der Ferne wohl im Stande ist,
einen ganz stattlichen Eindruck hervorzurufen. Das Kirch-
lein der römischen Katholiken ist dagegen ein sehr be-
scheidener kleiner Rundbau mit einer durch Oberlicht er-
hellten Kuppel bedeckt; die innere Ausstattung ist in mög-
lichst geschmacklosen Renaissanceformen ausgeführt.
Beachtenswerther , sowohl was Technik als Kunst-
formen anlangt, wäre eine grosse neue Kirche, die in
Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina, unter Leitung
dortiger Franziskaner- Mönche ausgeführt wird. Da es
jedoch nicht in meiner speziellen Aufgabe liegt, auf die
im Wesentlichen verschiedenen Verhältnisse dieser politisch
allerdings mit Bosnien vereinten Provinz einzugelien, so
verzichte ich auf eine detaillirtere Beschreibung dieses
Baues. Im Allgemeinen sei nur bemerkt, dass bei den
wesentlich anderen klimatischen Verhältnissen und der
grossen Holzarmuth der Herzegowina dort an Stelle der
( bosnischen Blockhäuser fast überall steinerne Gebäude, oft
mit Kalksteinplatten abgedeckt, treten und dass ferner,
besonders in Mostar, welches mit den benachbarten dalma-
tinischen Küstenländern und der alten Republik Ragusa
stets in regem Verkehr gestanden hat, Einflüsse italienischer
| Kunst und Technik unverkennbar sind.
In Bosnien selbst hatte ich dann noch Gelegenheit,
■ ausser den Kirchen zu Serajewo das Franziskanerkloster
; zu Krescewo zu besichtigen, 4 Stunden westlich von Sera-
jewo in einem herrlichen Waldthal gelegen; die Kirche
desselben gehört zu den ältesten des Landes, ist aber leider
in neuerer Zeit so gründlich umgebaut, dass von der ur-
sprünglichen Disposition nicht viel mehr zu sehen war.
Jetzt besteht dieselbe aus einer dreischiffigen Basilika,
mit Tonnengewölben bedeckt. Die ältesten Pfeiler sind,
wenn ich nicht irre, achteckig und aus bosnischen Marmor
gefertigt. Im Innern ist die Kirche mit mehr oder weniger
gut gemalten älteren und neueren Madonnen- und Heiligen-
Bildern geschmückt, unter denen wir von unsern freund-
— 528 —
in Berlin. Die Gasfabrikation fand indessen in Deutschland
nur sehr langsam Eingang. In den zwanziger Jahren ent-
standen in Norddeutschland nur noch zwei Anstalten, in
Dresden für das Königl. Schloss und die Plätze um dasselbe,
und in Frankfurt a. M. eine Privat- Anstalt, beide ] S°S er-
öffnet. In den dreissi2er Jahren kamen nur zwei Fabriken
hinzu: in Aachen (1837) und Elberfeld (1839); in den vier-
ziger Jahren erst 16. Von 393 bis 1868 eröffueten Gas-
Anstalten nn Gebiete des Norddeutschen Bundes wurdeu mit-
hin nur 4, oder 1 pGt. in den Jahren 1825 — 1829 2 oder
0,5 pCt. in den Jahren 1830 — 1839, 16, oder 4,5 pCt in
den Jahren 1840 - 1849, dagegen 133, oder 34 pCt. in den
Jahren ISdO - 1859 und 238, oder 60 pCt. in den Jahren
1S60 — 1868 eröffnet.
An den ersten Gasbeleuchtungsanstalten in Deutschland
hatte die Impenal-Gas- Association sehr wesentlichen Autheil
Die im Jahre 1S39 in Elberfeld eröffiiete Anstalt war die
erste kommunale in Norddeutschland. Später haben viele
Gemeinden, selbst einzelne Flecken und Dörfer sich ent-
schlossen, die Gasbeleuchtung aus Kommunalmitteln oder als
Kommunaleinrichtung herstellen zu lassen. Von denjenigen
361 öffentlichen Gasanstalten in Gemeinden Norddeutschlands,
von welchen sich die Eigenthums- und Betriebsverhältnisse
aus Schilhng’s statistischen Mittheilungen ersehen lassen, sind
144 (40 pCt.) Gemeiudeeigenthum und werden für Rechnung
der Gemeinde betrieben, während 217 (60 pCt. ) Eigenthum
\ on Privatpersonen oder von Gesellschaften sind, mit denen
die Gemeinde meist in einem Koutraktsverhältnisse steht. In
vielen Städten bestehen besondere Aktiengesellschaften, denen
auch häufig die Stadtgemeinde als Aktionair angehört. In
anderen Städten haben grössere, nach dem Vorbilde der Im-
perial-Gas- Association gebildete Aktien- oder Kommanditge-
sellschaften die Gasanstalten begründet und in Betrieb ge-
nommen. Diese Gesellschaften sind ausser der lmperial-Gas-
Association: die deutsche Continental-Gas-Gesellschalt zu Dessau,
1854 gestiftet, welche im Ganzen 13 Anstalten und davon 10
im Gebiet des norddeutschen Bundes besitzt. Ferner gehört
dahin die Allgemeine Gas- Aktien - Gesellschaft zu Magdeburg,
welche 5 Anstalten besitzt. In Berlin trat demnächst im
Jahre 1864 die neue Gas-Gesellschaft, Kommanditgesellschaft
W ilh. Nolte & Co., zusammen, welche 11 Anstalten in Betrieb
hat. In Gotha konstituirte sich 1866 die Thüringer Gas-Ge-
sellschaft, welche 2 Anstalten betreibt. Endlich Fst noch die
Rheinische Gas - Gesellschaft J. F. Richter & Co. in Eupen
zu erwähnen. Ausser der Imperial-Gas- Association haben auch
noch einzelne ausländische Gesellschaften Gasanstalten in
Deutschland im Betriebe, so zu Bonn und Chemnitz die Com
paynie generale pour Veclairage etc. in Brüssel. Unter den
zahlreichen einzelnen Privatunternehmern, welche öffentliche
Gas-Anstalten eingerichtet haben und betreiben, sind einige,
die solche Unternehmungen auf mehre Städte ausgedehnt
haben. Andererseits bilden verschiedene einander nahe bele-
gene Städte mitunter einen Gasbeleuchtungsbezirk.
Der Betrieb der Gasanstalten geschieht im Allgemeinen
mit Kohlen, von denen viele Fabriken verschiedene Kohlen
mit einander vermischen; einzelne Anstalten verwenden Holz.
In neuester Zeit hat das Petroleumeas mit dem Apparat des
Prof. Dr Hirzel in viele kleine Fabriken Eingang gefunden
lorf wird zum Betriebe- nur noch in wenig Etablissements
angewendet. — Man kann eine Vorstellung von dem Umfam'
der Gasfabrikat.on in Norddeutschland erhalten, wenn maF
die kubikfuss Gas zusammenzählt, welches auch nur der sta-
tistisch nachweisbare Theil der Gasanstalten (299) jährlich
fabnzirt Es ergeben sich hierbei nach den neuesten, für jede
Anstalt bekannten Zahlen, jährlich 4,014,000,000 Kubikfuss
Gas, was, auf die Tonne Kohlen im Durchschnitt 1600 Kbfss.
Oas gerechnet, eine Verwendung von jährlich 2,500,000 Ton-
nen Kohlen erfordert. Ueber die Flammenzahl liegen nur
aus .j-J Anstalten Norddeutschlands Nachrichten vor. Die
von diesen Fabriken gespeisten Flammen belaufen sich auf ca
5 Millionen, entsprechen also, die Lichtstärke einer Gasflamme
12 Stearinkerzen gerechnet, in der Lichtstärke ca.
oc7 oll0Ilen Stearinkerzen. Das Anlagekapital lässt sich für
267 Gasanstalten berechnen; es beläuft sich im Ganzen für
diese Fabriken auf 20,598,000 Thlr. Was die Zahl der Gas-
anstalten und deren Vertheilung über Stadt und Land betrifft
so werden 3S3 Städte aufgezählt, welche Gasanstalten besitzen'
die für die Strassenbeleucbtuug und Privatflammen Gas lie-
fern; daneben existiren aber noch etwa 150 Anstalten für
Dörfer, Bahnhofe, einzelne Fabriken und Gebäude. Die ge-
sammten Gasanstalten im Gebiete des norddeutschen Bundes
belaufen sich mithin auf etwa 533.
Mittheilungen aus Verein en.
Architekten -Verein zu Berlin. — Versammlung am
5. Dezember 1868. Vorsitzender Hr. Boeckmann, anwesend
118 Mitglieder und 7 Gäste.
Nach mehren kleineren geschäftlichen Mittheilungen des
Vorsitzenden erwähnte zunächst Hr. Ende nochmals der be-
vorstehenden deutschen Industrie - Ausstellung in Witten-
berg und verlas den vom Verein Berliner Künstler eilasse-
nen Aufruf zur Betheiligung an derselben.*) Er knüpfte hier-
an den Antrag, Seitens des Architekten - Vereins gleichfalls
eine Kommission zur Betreibung der Sache zu ernennen, die
es sich namentlich angelegeu sein lassen müsse, einzelne ge-
eignete Mitglieder persönlich zur Beschickung der Ausstellung
aufzutordern. Da bisher trotz der öffentlichen Bekannt-
machung kein einziges Mitglied seine Betheiligung zugesagt hat,
so wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden beschlossen, die
Angelegenheit bis zur nächsten Hauptversammlung zu vertagen.
Hr. Adler, der dem Verein eine photographische Kopie
der ältesten vorhandenen Ansicht Berlins (vom Jahre 164S)
als Geschenk überreichte, machte demnächst unter Vorlage
*) Man vergl. den besonderen Artikel über diese Angelegen-
heit in dieser No. d. Deutsch. Bauztg.
liehen Wiithen besonders auf eins aufmerksam gemacht
wurden, das die wunderbare Eigenschaft haben sollte, mit
seinem Blick dem Beschauer nach allen Richtungen zu
folgen. In ihrer A't gewiss nicht ohne Werth waren die
uralten prächtigen, goldgestickten Messgewänder, die in
der Sakristei in schweren, eisenbeschlagenen Truhen be-
wahrt und uns mit besonderem Stolze gezeigt wurden.
Das Kloster selbst ist übrigens äusserst bescheiden , ja
dürftig ausgestattet und in ziemlich bauiälligem Zustande.
Zwei andere grosse Klöster, die in ihrer Einrichtung und
technischen Ausführung bedeutend glänzender sein sollen,
lagen von meiner Route zu weit abseits um besucht zu
werden. Von altchristlichen Kirchen sollen übrigens hier
und da im Lande zerstreut eine Anzahl von Ruinen vor-
handen sein, deren nähere Untersuchung vielleicht noch zu
ganz interessanten Resultaten führen dürfte.
Ebenso ist das Land reich an Ruinen alter Burgen.
Besonders in dem schönen Bosnathale tragen diese alten
Bergfesten dazu bei, der Landschaft jenen eigenthümliuhen
Reiz zu verleihen, der ja auch unsern vielbesungenen
Burgen an des Rheines und der Saale kühlem Strande
eigen ist. Eine derselben, Doboi, vom Prinzen Eugen
1697 beschossen und zerstört, wurde von uns einer näheren
Besichtigung unterworfen. Die Mauern waren, wie bei
uns, nach Aussen in behauenen Bruchsteinen hergestellt,
innen aber mit Gussmörtel und Steinstücken unregelmässig
verfällt. Interessant war es, dass sich, halb unter Schutt
und Trümmern begraben, noch eine Anzahl ohne Zweifel
ehemals deutscher Kanonen vorfand, welche tie Türken
wohl einmal auf einem ihrer Züge nach Westen erbeutet
haben mochten. Jetzt liegen sie dort unbenutzt und uu-
gekannt und warten darauf, dass der rechtmässige Besitzer
sie sich wieder holt.
Wenn ich noch Einiges über die Privat -Architektur
Bosniens hinzufüge, so geschieht dies um zu zeigen, dass
wir derselben Anspruchslosigkeit und Genügsamkeit, die
einen Hauptzug in dem National- Charakter des Bosniaken
ist, auch auf diesem Gebiete begegnen. Selbst der General-
Gouverneur, ein Mann, der ein fürstliches Einkommen
besitzt, begnügt sich mit einem aus Holz und Lehmsteinen
gebauten Ttschiftlok (Landgut), das die bescheidensten
Dimensionen nicht überschreitet und vor Allem von Aussen
einen recht dürftigen Eindruck macht. Kein Wunder also,
dass auch die Privat- Architektur noch zu keiner Blüthe
gelangt ist. Die Häuser in der Stadt sind fast durchgängig
zweistöckig. In den untern, zuweilen sogar gewölbten
und feuersicheren Räumen befinden sich Waarenlager oder
Merkstätten, während die Räume des obern Stocks zu
M ohnungs- und Wirthschaftszwecken dienen. Ist der Be-
sitzer ein Muhamedaner, so schliesst sich an das nach der
Strasse zu gelegene Gebäude nach hinten oft noch ein
zweites Haus an. In diesem befindet sich dann der Ha-
rem. d. h. die eigentliche Familienwohnung des Besitzers.
(Schluss folgt.)
529
mebrer Gypsabgiisse Mittbeilungen über den in archäologischen
Kreisen gegenwärtig so viel genannt' n Hildesheimer Silberiund.
In der 3. Woche des Oktober wurde bekanntlich am Galgen-
berge bei Hildesheim 9' unter der Erde beim Anlegen eines
Schiesstandes eine grössere Anzahl silberner Geräthe gefunden,
die man An längs fiir Werke der Renaissancezeit hielt, bis die-
selben bei näherer Untersuchung durch Göttinger Gelehrte
an den einpuriktirten römischen Inschriften für Erzeugnisse
antiker Kunst erkannt wurden. Die Grösse des Fundes stellt
ihn an Bedeutung über alle früheren; der berühmte Fund zu
Berray in der Normandie (1830), bei welchem 69 Geräthe
eines Tempelschatzes entdeckt wurden, übertrifift ihn zwar an
Stückzahl, kommt ihm jedoch an künstlerischem Werthe kei-
neswegs gleich.
Die zu Hildesheim gefundenen 56 Geräthe stellen sich als
das für drei Personen berechnete Tafel -Service eines reichen
Römers dar und umfassen beinahe vollständig alle zum Essen,
Trinken und Kochen erforderlichen Gefässe, sowie einige
Prunkstücke nach Art unserer Tafelaufsätze. Es sind Teller,
Platten, Trinkbecher, Mischkrüge, Kasserollen, Siebe, Tiegel,
Schüsseln, endlich Reste eines Dreifusses und eines besonders
schönen Kandelabers. Einige Stücke sind sehr schwer, ein
Krater erreicht das Gewicht von 40 Pfd. Das Silber ist fein
(14löthig) und sowohl getrieben, wie gegossen verarbeitet.
Einzelnes ist stark vergoldet, Anderes mit Niello - Arbeit ver-
ziert. Der künstlerische Werth der Geräthe, die an Technik
mit dem Besten wetteifern, was wir kennen, jedoch augenschein-
lich nicht griechischen Ursprungs sind, ist sehr verschieden.
Neben mittelmässigen Handwerks - Leistungen fiuden sich da-
runter mehre höchst edle, ja geradezu vollendete Kunstwerke.
Den Preis dürften einige Trinkbecher (im Siune derWarwik-
Vase komponirt) verdienen; demnächst einige Aufsatzschaalen
mit den Reliefbildern der Kybele und des Deus Luuus, sowie
der Minerva, endlich ein mit angelnden und tischenden Genien
geschmückter Krater.
Die aus den Inschriften und der Form der Buchstaben
(namentlich des P) mit Sicherheit zu schliessende Zeitbestim-
mung weist darauf hin, dass die Gefässe vor dem Tode des
Kaiser Augustus (14 n. Chr.) gebildet sein müssen; die Re-
liefs der Kybele und des Lunus machen wahrscheinlich, dass
wenigstens Einzelnes davon in Syrien, wo jene Gottheiten ver-
ehrt wurden, angefertigt ist. Aus diesen Voraussetzungen hat
man den naheliegenden Schluss gezogen, dass die Geräthe
wohl dem in der Schlacht im Teutoburger Walde gebliebenen
Qu. Varus selbst, der vor seiner Berufung nach Germanien
Statthalter in Syrien war, angehört haben mögen.
Aus der Art der Eingrabung, die mit grosser Ueberle-
gung, Sorgfalt und Müsse, jedenfalls nicht in der Hast einer
Flucht geschehen ist, glaubt man ferner schliessen zu dürfen,
dass die Bergung des Schatzes nicht von dem ursprünglichen
Besitzer, sondern von einem deutschen Heerführer geschah,
dem derselbe als Beuteantheil zugefallen war und der ihn vor
dem Rachezuge des Germanicus in Sicherheit brachte.
Beschädigt waren die Gefässe theilweise wohl schon bei
der Eingrabung. Durch das unterirdische Lagern war das in
Sehwefelsilber verwandelte Silber völlig weich geworden; später
an der Luft wurde es wieder hart aber in höchstem Grade
spröde, so dass nach der Auffindung weitere sehr bedauerliche
Beschädigungen hinzugetreten sind, zumal bei der Ausgrabung,
dem Transport, der Abformung, sowie endlich beim theilweisen
Putzen der Gefässe (das von Seiten der Soldaten, in deren
Obhut sie standen, mit Putzpulver vorgenommen wurde), wohl
nicht immer mit genügender Sorgfalt verfahren ist. Gegen-
wärtig ist der F'und bereits au das Berliner Museum abge-
liefert worden, wo er in nächster Zeit dem Publikum sicht-
bar gemacht werden soll.
Hr. Ende überreichte dem Vereine als Geschenk des
Fabrikanten Hrn. Aird die sehr sorgfältig aufgenommenen
Photographien einer (auch auf der Pariser Ausstellung im
Modell vorhandenen) als Muster der rumänischen Bauweise
geltenden Kirche in Bukarest und legte sodann eine ganze
Sammlung von Photographien nach Bauwerken von G. Mar-
tens, Stadtbaumeister in Kiel vor, die er einer Besprechung
unterwarf. Wenn diese Bauten, so führte der Redner aus,
die Architekten der Berliner Schule wohl nicht ganz anheimeln,
so verdienen dieselben doch die höchste Anerkennung wegen
dessen , was in ihnen durch ein tüchtiges, ehrliches und
konsequentes Streben geleistet ist. Unter den schwierigsten
Verhältnissen hat Martens seine Thätigkeit in Kiel begonnen;
mit sehr geringen Geldmitteln, mit ungeübten Handwerkern
musste er bauen, und doch ist es ihm gelungen allen seinen
Bauwerken, die treu dem Charakter der Stadt und des Landes
entsprechen, einen monumentalen Charakter zu verleihen und
der gesaminten gegenwärtigen Bauthätigkeit Kiels ein einheit-
liches Gepräge zu geben. Die Bauwerke sind in schlichten,
derben Formen , sämmtlich auf Grundlage mittelalterlicher
Bauweise errichtet. Als Mauermaterial hat ausschliesslich
rother Backstein gedient, mit dem durch theilweise Verwen-
dung grünglasirter, gelber, schwarzer (mit Theer getränkter)
grauer und brauuer (mit frischem Ellernlaub geschweelter)
Steine eine gewisse Polychromie verbunden ist; Formsteine
sind nur sparsam zur Anwendung gekommen.
Besonderen Werth legt der Erbauer, wie schon erwähnt,
auf den geringen Kostenbetrag seiner Bauten, durch welchen
das landläufige Vorurtheil, dass Monumentalbauten für be-
schränktere Verhältnisse unerschwinglich seien, widerlegt
wird. Von den in Photographie vorgelegten Ausführungen
haben gekostet: das Gymnasium in Kiel (zweigeschossig, acht
Klassen, gewölbt) excl. der sehr schwierigen Fundirung
59000 Thir., pro D' 42A Thlr ; die zu demselben gehörige
Lehrerwohnung pro D' 3’/a Thlr.; ein Eckwohnhaus in Kiel
(Keller, 3 Geschosse) pro D' 4'2/s Thlr. Das Arbeitshaus in
Kiel pro 3 Thlr.; die Kirche in Elmschenhagen, 500 Sitz-
plätze, 27500 Thlr. ; ein Kronleuchter aus dieser Kirche, von
einem gewöhnlichen Schmiede aus Eisen gefertigt, 80 Thlr.
Unter den vorgelegten Bauten befanden sich ferner die
Kirche und Schule zu MiddeLbroe in England, die Friedhofs-
Anlage für Kiel, die Entwürfe zur Restauration der Stadt-
kirche daselbst und der Konkurrenz- Entwurf für die Kirche
in Altoua. Dass Hr. Ende die Grundidee dieses Entwurfs,
eine zweischiffige Anlage, aus eiuer künstlerischen Laune ab-
leitete, gab Hin. Adler, der bei jener Konkurrenz als Preis-
richter fungirt hat, Veranlassung, dieselbe zu vertheidigen.
Zweischiffige Kirchen, die in nicht unbeträchtlicher Anzahl
ausgeführt seien, wären nur in der Zeichnung hässlich, in
Wirklichkeit sehe man bei geschickter Disposition der Ein-
gänge und der Sitzbänke kaum etwas Auffallendes daran.
Andererseits sei gerade eine zweischiffige Anlage höchst prak-
tisch, um bei geringen Mitteln möglichst weit überspannte
Räume zu erzielen. Hr. Ende hielt dem gegenüber seine
Ansicht fest und sprach sich dahin aus, dass derartige Gründe
wohl bei Saal-Anlagen, Refektorien etc. zutreffend seien, dass
jedoch bei einer Kirche durch den Chor die Längenaxe so
bestimmt ausgeprägt sei, dass es seinem Gefühl unter allen
Umständen widersprechen müsse, wenn dieselbe im Schiffe auf-
gegeben werde.
Auch in Betreff des schmiedeeisernen Kronenleuchters, der
von Martens für SO Thlr, hergestellt ist, entspann sich eine
Diskussion zwischen den Hrn. Ende und Adler, von denen
der letzte behauptete, dass ein so billiger Preis wohl nur auf
Kosten des Verfertigers, der sich durch die Arbeit vielleicht
habe empfehlen wollen oder sonstige Gründe zur Resignation
gehabt habe, hätte erzielt werden können, während Hr. Ende
unter Hinweis auf die auch in Berlin ausgeführten trefflichen
und billigen Schmiedearbeiten des Schlossermeister Puls es
für zweifellos hielt, dass jene Summe den wirklichen Preis
des Kronleuchters repräsentire.
Hr. Adler benutzte übrigens die Gelegenheit, um anzu-
regen, wie wünsebenswerth und willkommen es sein möchte,
wenn die Mitglieder des Vereins, wie früher der Fall war,
öfter ihre Entwürfe vorlegen wollten und versprach selbst
darin vorzugehen.
Von den Frage - Beantwortungen ist eine Auskunft des
Hrn. Franzius über die indische Schaufel zu erwähnen. Die
Anwendung derselben bezeichnete er nur in sehr engen Bau-
gruben als vortheilhaft, während in grösseren Gruben ein ver-
tikaler Bagger unbedingt vorzuziehen ist. Beim Bau der
Brücke über die Oborspree für die neue Berliner Verbindungs-
bahn wird eine indische Schaufel von 5 Quadratfuss angewendet,
die bei einer Tiefe von 20' pro Stunde 10 — 11 Hübe macht
und jedesmal 3 Kubikfüss fördert.
Hr. Möller gab die genauen Titel einiger Werke über
rauchverzehrende Feuerungen und die Anlage von Porzellan-
Oefen an. Es sind:
Seyferth, llauchverbrennungs - Einrichtungen , Dresden
1862.
Steinmann, Kompendium der Gasfeuerung, Freiberg 1868.
Aufsätze über Porzellan- etc. Oefen in Dinglers Polyt.
Journal und im Jahrgang 1850 der Förster’schen
Bauzeitung.
Bronquiart, traite des arts ceramiques, Paris 1854.
Lambert, traite pratique de la fabricatiog des faiences
fines, Paris 1865.
Strele, Praxis d. weissen Feldspath-Porzellane, Weimar
1868.
Hr. Dircksen machte endlich noch Mittheilungen über
ein vor Kurzem erschienenes Werkchen, das Anleitung zur prak-
tischen Untersuchung des Werthes von Portland - Zement giebt.
Er knüpfte hieran den Rath, sich bei Verwendung von Ze-
ment niemals auf den Ruf einer F'abrik zu verlassen, sondern
530
in jedem einzelnen Falle sich von der Güte der Lieferung
durch eigene Versuche zu überzeugen.
Der Vortrag des Hrn. Dr. Schöne über Pompeji hat
Sonnabend den 5. September begonnen — wegen der verspä-
teten Ankündigung wohl noch nicht vor einem so zahlreichen
Auditorium, wie es nach dem Interesse, welches das Thema
beanspruchen darf, zu erwarten steht.
— F. —
Berichtigung.
In No. 48, S. 511 der Deutschen Bauzeitung finden siel»
im zweiten Tbeile des Berichtes über den von mir im Archi-
tekten - Verein zu Berlin am 21. November d. J. gehaltenen
Vortrag Ungenauigkeiten betreffs einiger Punkte, die ich nur
flüchtig und nebensächlich berührte, so dass ich Missverständ-
nis dadurch wohl veranlasste.
Es wurde Anwendung von Betonblöcken nöthig, weil die
Beschaffung von „schwedischen Blöcken grösster Dimension“
zu theuer geworden wäre. Die flache seeseitige Böschung
wurde im Sommer 1S67 mit den vorhandenen Granitblöcken
sorgsam abgedeckt, in der obern Schicht verzwickt und
bis auf Tageswasserhöhe mit Zement vergossen. Dieses Pflas-
ter wurde bei den Stürmen des vorigen Winters theilweise
zerstört und „Steine von 40 Kubikfuss“ sind dabei gelöst
und gegen die Briistungsmauer gewälzt, nicht aber über
dieselbe geschleudert. — Vielmehr ist nicht beobachtet, dass
Steine von mehr als 4 Kubikfuss Inhalt über die Brüstungs-
mauer geschleudert seien. —
An dem Leuchtthurme ferner wurden „ 15000“ nicht
„ 18000“ Steine ergänzt, und beziehen sich hierauf die von
mir angegebenen Preise. — E. Stuertz.
Vermischtes.
Für Ofen -Fabrikanten.
Allen denjenigen, welche aus Norddeutschland kommen
und zur Winterzeit kürzere oder längere Zeit in dem viel ge-
priesenen Nürnberg weilen, fällt neben dem Mangel an guten,
komfortabel eingerichteten Miethswohnungen vor Allem die
schlechte Konstruktion der Stubenöfen unangenehm auf. Man
findet hier meist kleine, an der Oberfläche reich ornamentirte,
dunkel glasirte Oefen, welche in Konstruktion und Form die
grösseste Aehnlichkeit haben mit den mittelalterlichen
Oefen, davon eine instruktive Reihenfolge im germanischen Muse-
um aufgestellt ist. Diese Oefen werden durch die Feuerung sehr
schnell — freilich ungleichmässig — erwärmt, kiiblen aber
ebenso schnell wieder ab. Luftdichter Verschluss fehlt gänz-
lich. Ausserdem sind die Oefen zu klein, so dass die durch
das Feuer entwickelte flitze zum grössesten Theil unbenutzt
in den Schornstein entweicht.. Sie leisten wenig mehr als
eiserne Oefen und Kamine. Man ist genÖthigt den Ofen fort-
während zu bedienen, stets Flammen darin zu erhalten, was
natürlich sehr viel Brenn-Material erfordert, daher sehr theuer
ist. Trotzdem ist es nicht möglich in dem Zimmer eine gleich-
mässige behagliche Wärme zu erzielen. Während der Nacht
kühlen die Zimmer, besonders da in dem oft nicht einmal ab •
zuschliesseuden Rauchrohr ein lebhafter Zug statt hat, so sehr
ab, dass z. B. Topfgewächse in denselben erfrieren. — Es
ist dies eine bei der sehr günstigen Lage Nürnbergs mitten
in Deutschland und bei der regen Fabrikthätigkeit dieser
grossen Stadt sehr auffallende Thatsache. Die Nürnberger
von Geburt fühlen den Mangel, weil sie Besseres nicht kennen,
natürlich weniger. Die zahlreich hier ansässigen Norddeut-
schen aber und diejenigen Nürnberger, welche die Behaglich-
keit in den Wohnungen des Nordens kennen gelernt, haben
das lebhafteste Bedürfniss nach Berliner Oefen. Solche
einzeln zu beziehen ist, da auch noch die Reisekosten der
Setzer hinzukommen, unerschwinglich theuer. Es dürfte sich
aber einem tüchtigen, in Norddeutschland gebildeten Töpfer
in Nürnberg ein grosses und einträgliches Arbeitsfeld eröffnen,
wenn derselbe an Ort und Stelle eine Ofenfabrik aulegen
wollte. Für den Anfang würde es auch genügen, eiue Anzahl
Oefen nebst einigen tüchtigen Gesellen hierher zu senden.
Diese Fabrikate würden von Vielen mit Dank aufgeuommen
und gut bezahlt werden. Da das wirklich Gute trotz aller
Vorurtheile doch endlich sich Bahn bricht, so würden gewiss
binnen wenigen Jahren fast sämmtliche Häuser mit guten
Oefen versehen sein.
Nähere Auskunft zu ertheilen bin ich im luteresse der
Sache gern bereit.
Nürnberg, Dezember 1SG8. R. Bergau.
Vom Dombau in Köln.
Ueber den Fortgang des Dombaues entnehmen wir
einem Vortrage, den Dombaumeister Voigtei am 24. Novem-
ber in der Generalversammlung des Bonner akademischen
Dombauvereins hielt, Folgendes:
Bischof Bertholet von Aachen hatte im Anfang dieses
Jahrhunderts in einem Gutachten an Napoleon die Nieder-
legung des Kölner Domes befürwortet, der den Einsturz drohe!
Was seitdem geleistet wurde, zeigt ein Blick auf den heutigen
Kölner Dom. Die Technik, die beim Bau bis in die spätere
Zeit zur Anwendung kam, war sehr unvollkommen und im
Wesentlichen die nämliche, welche einst bei den grossen ägyp-
tischen Bauten stattgefunden hatte. Im Mittelalter brauchte
man, um einen Stein von 40 bis 50 Zentnern hinaufzubringen,
mindestens einen Tag. Ursprünglich wurde der Stein von Klam-
mern erfasst und gehoben. Dies mochte mit Unzukömmlichkei-
ten verbunden gewesen sein; man löthete in der Folge einen
eisernen Ring in den Stein und hob diesen nun mittelst dieses
Ringes. Etwa zwanzig Steine mit solchen Ringen wurden
jüngst noch oben angetroffen; man hatte bei Sistirung des
Baues sich nicht mehr die Mühe genommen, die Eisenringe
heraus zu nehmen.
Als man den alten Domkrahnen im verwichenen Frühjahr
abnahm, waren alle Zapfen verfault, alle Fugen gelöst; es be-
durfte eigener Gerüste, um die morschen Holzmassen nur her-
unter schaffen zu können. Es zeigte sieh , dass nicht allein
die obere Steinlage auf mehre Fuss verwittert war, sondern
man hatte auch die innere Füllung der Thurmmauern aus
lockerem, bei Köln vorfindlichen Sandstein hergestellt, der
keine Dauer hatte, so dass ein Strauch aus 20 Fuss tipfer
Fuge herausgewachsen war. Es musste daher am südlichen
Thurm ein nicht unbeträchtlicher Tbeil der oberen Stein-
schichten abgetragen und erneuert werden, bis beide Thürme
nun gegenwärtig auf die gemeinschaftliche Höhe von 160 Fuss
gebracht werden konnten.
Vom künftigen Frühjahr ab wird mau auf etliche Stunden
Entfernung von Köln eine weisse Dampfwolke sich über den
Thürmen erheben sehen: eine Dampfmaschine von 8 Pferde-
kraft, freilich ungleich unscheinbarer als der weitauslugende
alte Domkrahn, wird die Steinmassen bis zu 90 Ztrn. Schwere
in 4 Minuten in die Höhe führen, wo sie dann auf einem
Schienengeleise über die beiden Thürme au ihre Stelle geför-
dert werden. Das neue gegenwärtige Baugerüst ist oben in
der Höhe an der Steinmasse der Thürme selber befestigt.
Innerhalb der nächsten 2’/* Jahre soll mittelst der nun durch
die Beihülfe der Dombau - Lotterie verfüglicheii jährlichen
*/« Million Thaler das zweite Stockwerk des Thurmbaues
fertig gestellt, innerhalb weiterer 2*/i Jahre dann das Oktogon,
und schliesslich binnen anderen 2% Jahren der Rest ganz
vollendet werden. Bei zunehmender Höhe und bei der schnel-
leren und leichteren Förderung des Materials nach oben wird
sich ein zunehmend rascheres Fortschreiten des Baues bemerk-
lich machen.
Eine nicht geringe Schwierigkeit dürfte die Aufstellung
der Kreuzblume auf der Spitze der Thürme haben. Sie
aus Kupfer anzufertigen, ist bedenklich, in Anbetracht der
Gefahr von Seiten des Blitzes. Es wird sich deshalb
empfehlen, auch sie aus dem haltbarsten Steinmaterial herzu-
stellen, in welchem Fall sie' 90 Ztr. Schwere haben und das
erforderliche Gerüst die Höhe von mehr als 525 Fuss er-
reichen wird.
Au der Stiftskirche zu Fritzlar in Hessen, einem
bekannten Werke der deutschen spätromanischen Baukunst,
(nach 1171) ist am 7. Dezember d. J. plötzlich der südliche
der beiden Fa^adenthürme eingestürzt. Die Beschädigungen,
welche die herabstürzenden Trümmer am Dache und den
Gewölben des Mittelschiffes verursacht haben, scheinen den
Zeitungsnachrichten zufolge nicht unerheblich zu sein. Leider
ist auch ein grosser Verlust au Menschenleben zu beklagen,
da die Katastrophe während des Gottesdienstes erfolgte.
Sechszehn Personen wurden auf der Stelle getödtet, viele
verwundet.
Im Hafengebiete an der Jahde soll es nach einer
Mittheilung der „B. B.-Z.“ in voriger Woche gelungen sein,
eine zweite Trinkwasser-Quelle zu erbohren. Nach früheren
vergeblichen Bohrversuchen, die bis auf die Tiefe von 150'
geführt waren, ist bekanntlich im Jahre 1S64 eine erste Quelle,
die pro Stunde 10 Kubikfuss Wasser ergab, in einer Tiefe
von 336 ' erschlossen worden. Die Tiefe, in welcher nunmehr
die zweite Quelle entdeckt ist, soll 900 ' (?) betragen.
531
Aus der Fachliteratur.
Die landwirthschaftliche Baukunst (Schule der Bau-
kunst IV. 2. Abth.), von Baurath Harres. Leipzig bei Otto
Spamer, 1SG8.
Wir haben bereits öfter über einzelne Abtheilungen dipser
verdienstvollen Folge von kurzen Lehrbüchern der Baukunst
gesprochen und können auch dies Werkchen nicht unerwähnt
lassen; in weiteren Kreisen wird es namentlich auch dadurch
Interesse erregen, dass es einige Konstruktionen und Anord-
nungen, wie sie im Süden und Westen Deutschlands mehr als
bei uns üblich sind, bringt. Dass die Baumaterialienkunde,
die ausserdem als besondere Abtheilung in der Schule der i
Baukunst auftritt, über ein Drittel des ganzen Inhalts bean-
sprucht, können wir Angesichts der sonstigen Handlichkeit
dieser Werke nicht ganz billigen, wenn wir auch die Absicht
des Verfassers, seinem Buche einen selbstständigen Werth für
Landwirthe zu verschaffen, wohl zu würdigen wissen.
E. J.
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Jahr-
gang 1 868. Heft VI. (Schluss.)
4) Eine Statistik der Lokomotiv- Explosionen
in Deutschland und England, denen einige Unglücksfälle,
welche auf französischen, belgischen und amerikanischen Bah-
nen statthatten, beigefügt sind, soll den Zweck haben, aus den
Vorgängen Rückschlüsse auf die einzelnen Kesselkonstruktionen
sowie auf die Güte des Materials zu ziehen. Dieser Zweck
wird jedoch nur theilweise erreicht, da in vielen Fällen der
Fabrikant, das Alter der Kessel etc. nicht angegeben wer-
den kann.
5) Bekanntlich waren bisher praktische Methoden, um
in Schmiedestücken falsche S c h w eis stel 1 en und in
Gusstücken oder Gusstah lfabri katen Giesslöcher zu
entdecken, nicht vorhanden, da die Alt der Untersuchung
in Belastungen bestand, welche das Oeffnen der Schweissfuge
zur Folge hatte. Eine besser anwendbare Methode scheint
Mr. Saxby (im Dienste der Kgl. Brittischen Marine) entdeckt
zu haben; dieselbe stützt sieh auf die seit mehr als 150 Jah-
ren bekannte Thatsache, dass eine Stange von weichem Eisen,
welche in der Lage der magnetischen Inklinationsnadel sich
befindet, sofort magnetisch wird und den Nordpol am untern
Ende, den Südpol am obern Ende erhält, während auf der
südlichen Halbkugel der Erde die Pole wechseln. Dieselbe
Erscheinung tritt in schwächerem Maasse bei einer senkrech-
ten oder einer unter beliebigem Winkel geneigten Stange ein.
Bei einer Stange, die von
ly/ F'8' 1 West nach Ost, oder noch besser
. genau im magnetischen Aequator !
Fjg 2 liegt, würde, wie Fig. 1 zeigt,
*' die magnetische Strömung senk-
recht auf der Längenachse ste-
hen, während sie in einer Stange,
deren Neigung im magnetischen
Meridian liegt, parallel zur Län-
genachse geht (Fig. 2). Geht
man mit einer kleinen Kompass-
nadel langsam an einer Stange
entlang, welche wie Fig. 2 im magnetischen Aequator liegt,
so wird die Richtung der Magnetnadel von Nord und Süd keine
Abweichung zeigen, sobald die Stange aus durchaus gleichem
Material resp. ohne Schweissfehler und Gussblasen ist. Stangen
mit unganzen Stellen oder Blasen zeigen sofort ein abweichen-
des Verhalten, da jede mechanische Unterbrechung der Textur
auch eine Unterbrechung des magnetischen Stromes hervorruft
und an Stelle des einen Magneten, mit Nord- und Südpol an
den Enden, mehre Magnete entstehen. Dass mittelst dieser
Eigenschaft eine empfindliche Magnetnadel zur Erkennung
schadhafter Stellen dienen kann, haben eine grosse Anzahl
Versuche, welche in den Schmieden der königlichen Schiffs-
werften zu Ghatham und zu Sheerness angestellt wurden, zur
Genüge gezeigt. Der betreffende Aufsatz registrirt dieselben,
nach welchen die Resultate glänzende zu nennen sind, und
schliesst mit der Bemerkung, dass, wenngleich jeder kleine
Riss eine Ablenkung der Nadel verursacht, doch das Gefähr-
liche vom Unbedeutenden leicht zu trennen ist, da die Grösse
der Ablenkung durch den grossem oder geringem Anbruch
oder Fehler bedingt wird.
6) Gelegentlich der Pariser Ausstellung vom Jahre 1867
wurden vom k. k. österreichischen Zentral- Komite über die
Verkehrsverhältnisse der Erde statistische Daten gesam-
melt, welche in dem Bericht des Komites veröffentlicht sind.
Dieselben verdanken ihre grosse Vollständigkeit dem Umstande,
dass die Anwesenheit von Vertretern aller Nationen die Zusam-
menstellung erleichterte. Nachstehend geben wir aus dieser
Statistik einige Daten über Eisenbahnen :
Lange des Eisenbahnnetzes
im Betrieb
=£ V —
Zahl
Länder,
ä
_c
der
Zahl
nach der
a
— « c c
« ec
Sa-
Lokorao-
der
Dichtigkeit
im Jahre
□s
1 e
3
ZS ~o
- <u o.
>sl
tiven
beförderten
ihres
Eisenbahnnetzes
1860
1865
£
1 s
Ss’’
1-4
im Betrieb
im Jahre
Personen
im Jahre
rangirt.
sfj
1865
1865
ffl S '*
1860
1865
1860
1865
Kilom
Kilom.
Kilm.
Kilm.
Prozt.
Tausende.
Belgien . . .
1729
2285
8,713
519
2,4
582
926
17000
32000
England . . .
16791
21386
7,851
823
20,5
5801
7414
163533
251960
N iederlande .
259
642
3,198
283
1,7
102
161
2300
4110
Schweiz . . .
963
1288
3,179
516
1,4
188
6430
—
Frankreich .
Deutsche
9319
13570
2,749
392
19,0
2860
4061
54000
84026
Staaten . .
11253
13472
2,742
395
10,0
2560
3522
48030
79432
Italien ....
1705
3693
1,701
200
8,9
—
—
13483
Dänemark . .
109
419
1,275
298
1,4
19
39
355
3500
Oesterreich .
5402
G445
1,014
183
4,6
—
1899
12364
12763
Spanien . . .
1916
4424
1,008
338
11,3
—
—
—
—
Portugal . . .
131
700 0,734
175
2,5
—
—
—
—
Schweden . .
467
1379 0,393
422
4,1
—
-
639
1700
Norwegen . .
68
241 0,099
185
0,8
12
25
—
334
7) Den Besitzern der grossen Eisenwerke zu Rive de Gier
in Frankreich, Petin Gaudet & Comp., ist kürzlich ein Walz-
werk zum Herstellen der T. Doppel T und UEisen,
sowie von rechteckigen Stäben patentirt, bei dem mit
den horizontalen Walzen zwei seitlich liegende vertikale in
Verbindung stehen, w'elche sich lose um ihre Axen drehen.
Alle vier Walzen erhalten natürlich die Form, wrelche derjeni-
gen des zu walzenden Faponeisens entspricht.
z. N.
Der Rindviehstall. Seine bauliche Anlage und Ausführung,
sowie seine innere Einrichtung, von Achill Wolff, Zivilinge-
nieur, Bau -Ingenieur für die dem Grafen Clam Martinic ge-
hörigen Herrschaften. Leipzig 1868. E. A. Seemann.
Unter diesem bescheidenen Titel liegt uns eine Mono-
graphie vor, die nicht blos ihr Thema völlig erschöpfend dar-
stellt, sondern auch in gedrängter Kürze die Resultate länge-
rer Praxis und eingehender spekulativer Studien über land-
wirthschaftliche Bauten darlegt. Vor Allem hat der Verfasser
es sich zur Aufgabe gestellt, die meist als ungelöstes Problem
behandelte Frage: „Ist es bei landwirtschaftlichen Bauten
zweckmässiger, theuer (massiv) oder billig zu bauen?“ in
eigener Weise ihrer Lösung näher zu führen, wie er über-
haupt den wirtschaftlichen sowohl wie den pekuniären Be-
ziehungen seiner Bauten mit prägnanter Schärfe und vielen
Zahlen - Nachweisen eine hervorragende Berücksichtigung zu
Theil werden lässt, ohne deshalb das eigentlich Konstruktive,
das mehre Bereicherungen zeigt, (und sogar die „ S ch ön heit
der Gebäude“) hintenanzusetzen.
Wir müssen uns versagen auf das Detail , des Werkchens
einzugehen, können aber nicht umhin auf die klare Entwicke-
lung der verschiedenen Raumbedürfnisse in Rindviehställen,
nach der verschiedenen Düngererzeugung, alle Leser, welche
Fachinteresse haben, hinzuweisen.
Als Anhang sind zwei ausgeführte Ställe mit Kostenbe-
rechnung beigegeben. Einige dem Norddeutschen unbekannte
Ausdrücke in Maassen etc. hoffen wir in einer zweiten Auf-
lage vermieden zu sehen. E. J.
Konkurrenzen.
Zur Dombau-Konkurrenz.
Berlin. — In hiesigen Ai chitektenkreisen , namentlich
unter denen, welche sich bei der Dom bau- Konkurrenz
betheiligt haben, werden gegenwärtig die Notizen, welche
über die beabsichtigte Zusammensetzung der Jury in’s
Publikum gedrungen sind, so lebhaft besprochen, dass wir
nicht umhin können derselben Erwähnung zu tliun. Als vor-
aussichtliche Mitglieder der Jury werden genannt:
Viollet-le-Duc in Paris.
Oberbaurath Prof. Fr. Schmidt in Wien.
L. Grüner (Herausgeber der S/tecime/is of ornamental
art und der englischen Publikation über italienische
Backsteinbauten) in Dresden.
Professor Semper in Zürich.
Ober- Hofbaurath von Egle in Stuttgart.
Hofbaurath Prof. Dr. von Ritgen in Giessen.
532
Geheim.- Raurath Engelhardt in Münster (früher in
Cassel.;
Baurath Hase in Hannover.
Geheim. Ober-Bauratli Salzenberg
Ober- Hofbaurath Strack
Geheim. Reg. -Rath Hitzig in Berlin.
Geheim. Baurath Herrmann
Baurath Erbkam
Ausserdem soll die Hinzuziehung einiger Knustgelehrten be-
absichtigt sein. Ober- Tribunalsrath Dr. Schn aase und Pro-
fessor Eggers in Berlin, Professor Lübke in Stuttgart
iverden als dazu ansersehen genannt.
Wir dürfen nicht verschweigen, dass diese Zusammen-
setzung der Jury von verschiedenen Seiten heftige Angriffe
erfahrt. Man will einerseits die Bildung eines internationalen
Richterkollegiums für diese „nationale, echt deutsch protestan-
tische Angelegenheit“ überhaupt nicht für zulässig halten, man
eifert andrerseits gegen die einseitige Richtung, die einzelne
der Richter vertreten sollen — persönlicher Momente nicht
zu gedenken.
Gern wollen wir mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der
Sache jeder Ansicht, die sich hierin zu äussern wünscht — und
wir fordern die Konkurrenten besonders dazu auf — unsere
Spalten öffnen. Persönlich können wir die angeführten Be-
denken nicht ganz theilen. Eine Berücksichtigung der Inter-
nationalität bei Wahl der Richter ist bei einer internationalen
Konkurrenz wohl nicht zu umgehen. Dieselbe würde in der
mitgr.theilten Kandidatenliste nur in bescheidenstem Maasse
erfolgt sein; das Fehlen eines englischen Architekten von an-
erkannter Autorität — (Mr. Levis Grüner kann doch wohl
kaum für solchen gelten?) — muss sogar befremden. Und
was die Angriffe gegen die einseitige Richtung ' inzelner Mit-
glieder betrifft, so werden solche nicht zu vermeiden sein, so
lange verschiedenartige Richtungen bestehen; immer wird,
was der einen schmeichelt, die andere reizen. Uns scheint
der Vorschlag der Jury sogar mit der ausdrücklichen Absicht
erfolgt zu sein allen Richtungen und allen Architektur-
Schulen Deutschlands dabei unpartheiisch Rechnung zu tragen.
Wenn diese Absicht von den verschiedensten Seiten nicht ge-
würdigt wird — ein Schicksal, das den meisten Kompromissen
widerfährt — so ist der Grund zunächst darin zu suchen,
dass man bei dieser Konkurrenz, die als Ausnahme nach allen
Beziehungen hin dasteht, sich auch über die altbewährte Regel
fortgesetzt hat, das Schiedsgericht vor Erlass der Konkurrenz-
Aufforderung zu bilden und in dieser öffentlich namhaft zu
machen. Die Folgen dieses Verfahrens dürften sich auch
noch in anderer Weise naehtheilig zeigen. — F. —
P ersonal - Nachrichten.
Preussen
Ernannt sind: Der Eisenbahn - Baumeister Bender zu Saar-
brücken zum Eisenbahn-Bau-Inspektor bei der hannoverschen Staats-
eisenbahn zu Hannover, — der Eisenbahn - Baumeister U th e m a n n
zu Dortmund zum Eisenbahn-Bau-Iuspektor in Elberfeld. —
Dem Regierungs- und Baurath Oppermann zu Königsberg i.
Pr. ist der Charakter als Geheimer Regierungsrath verliehen.
Der Regierungs- und Baurath Herr zu Stettin ist an die Re-
gierung zu Breslau versetzt.
Am 5. Dezember haben bestanden das Baumeister-Examen:
Carl Rump aus Coesfeld, das B aufü h rer - Examen; — Otto
Hammerschmidt aus Cöln, Hermann Seeg er aus Mülheim a. R.,
Alfred Thomsen aus Kiel.
Offene Stellen.
1. Für die Garnisonbauten zu Thorn wird ein geprüfter Bau-
meister gesucht. Schriftliche Offerten an die Königliche Fortifi-
kation daselbst.
2. Ein im Zeichnen besonders geübter Bauführer für Vor-
bereitung und Leitung eines Kirchen -Neubaues wird zum Februar
k. J. gegen reglementsmässige Diäten gesucht von dem Kreisbau-
meister Kunisch in Neustettin.
3. Einige Architekten, welche eine gute wissenschaftliche
Ausbildung genossen und auch über Bauausführungen Nachweis
liefern können, finden sofort für diesen Winter Beschäftigung. An-
meldungen nimmt die Expedition unter Ziffer 3,780 entgegen.
4. Ein im Zeichnen uud Veranschlagen geübter Bautechni-
ker wird von dem Stadt-Bau -Amte zu Bochum zur Aushülfe ge-
sucht. Bewerber wollen sich beim Stadtbaumeister Böttcher in
Bochum melden.
5. Ein Bauführer findet sogleich Beschäftigung beim Kreis-
Baumeister Marggraff in Oscherslcben. Diäten reglementsmässig
(beim Beginn der Bauausführungen im Frühjahr voraussichtlich
höher) nebst Entschädigung für Zu- und Abreise.
Brief- und Fragekasten.
Mitglied des A rc h i te kten v erei ns . — Ihr Wunsch, dass
die Inserate von dem Texte unser Zeitung getrennt werden möchten,
so dass dieselben beim Einbinden eines Jahrgangs nicht mit einge-
bunden zu werden brauchen, ist ein Ideal, das auch uns vorschwebt.
Die Erfüllung desselben wird jedoch aus materiellen Gründen
erst dann möglich sein, wenn die Inserate unserer Zeitung einen
so grossen Umfang erreichen sollten, dass regelmässig mindestens
vier Seiten mit denselben gefüllt werden können.
Hrn. F. F. in Berlin. — Ihr Artikel, betreffend die Zusam-
mensetzung der Jury für die Dombau-Konkurrenz, ging uns erst
zu, nachdem wir unsererseits bereits eine Notiz darüber zum Satze
gegeben hatten.
Dass Sie Ihre Mittheilung, die starke Angriffe auf einzelne
Persönlichkeiten enthält, uns völlig anonym zuschickten, giebt uns
übrigens Veranlassung, hier unsern Standpunkt zur Anonymität
der uns zu gehen den Einsendungen auszusprechen, über den
wir bereits mehrfach befragt worden sind.
Es erscheint uns allerdings bei jeder Mittheilung, die nicht
völlig indifferenter Natur ist, unbedingtes Erforderniss, dass der
Verfasser sich zum Mindesten dem für den Inhalt der Zeitung ver-
antwortlichen Redakteur nenne. Stimmt die Anschauung des Re-
dakteurs mit dem Inhalte des Artikels überein, so ist derselbe gern
bereit die Anonymität des Verfassers dem Publikum, wie jedem
Dritten gegenüber strenge aufrecht zu erhalten und dieselbe even-
tuell mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. — Dass dies nicht
verlangt werden kann, sobald ein Artikel den Ansichten der Redak-
tion widerspricht, geschweige denn, sobald derselbe persönliche
Angriffe enthält, die des Beweises entbehren, ist wohl selbstredend
und machen wir in solchen Fällen zur ersten Bedingung der Auf-
nahme, dass der Verfasser mit seinem Namen unterzeichne.
In dem vorliegenden Falle trugen wffr um so mehr Bedenken,
von Ihrer anonymen Mittheilung Gebrauch zu machen, als wir den
Standpunkt, der darin entwickelt ist, nicht ganz theilen können.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Nürnberg,
E. in Osnabrück, B. in Magdeburg, B. in Spandau, O. in Königs-
berg i. P.
Architekten -Verein zu Berlin.
Hauptversammlung, Sonnabend d. 12. Dezember
in der Aula der Königlichen Realschule Kochstrasse 66.
Tagesordnung:
Aufnahme neuer Mitglieder.
Beurtheilung der Monatskonkurrenzen und Abstimmung über
die Preisertheilung.
Berat hung der neuen Geschäftsordnung und einiger Statuten-
veränderungen.
Beschickung der deutschen Industrie -Ausstellung zu Wittenberg.
Antrag des Herrn Stuertz, die Herausgabe der Monatskon-
kurrenzen betreffend.
Lokal - Angelegenheit.
Laut Beschluss der letzten Vereins -Versammlung wird der Ver-
ein die deutsche Industrie-Ausstellung in Wittenberg in corpore be-
schicken, falls sich eine genügende Betheiligung findet.
Zu vorläufigen Anmeldungen beim Unterzeichneten Vorstand
mit Angabe des ungefähren Raumbedürfnisses, wird daher hiermit
aufgefordert und zugleich um möglichste Beschleunigung gebeten.
Der Vorstand.
■{«‘klllllll Hl I* eil II HUT.
Erfahrene, gut empfohlene Hniiauf Selter finden hier
dauernde Beschäftigung.
Portofreie Anmeldungen mit Zeugnissen werden entgegen ge-
nommen.
Friedrichsort bei Kiel, den 6. Dezember 1SGS.
Höniglielie FeMuiijfsbnu- Direkt Ion.
Architekten - Kalender.
1869.
Unerwartete Hindernisse haben das Erscheinen
des Buches noch immer unmöglich gemacht; wir bitten
die Besteller desselben sich freundlichst noch eine
Woche gedulden zu wollen. Jedenfalls wird die Ver-
sendung demnächst so schnell erfolgen, dass alle Be-
stellungen vor Jahresschluss befriedigt werden können.
Die Herausgeber.
Rekaimt iiincliiiiis;.
In Folge des von uns erlassenen Konkurrenz -Ausschreibens zur
Anfertigung von Plänen für den Bau eines Ratbhauses hierselbst
sind im Ganzen 22 Projekte eingegangen. Dieselben sollen vom
13. bis incl. 20. d. Mts. in dem ehemaligen Iv a ni p’schen Hause an
der Botenstrasse hierselbst und zwar täglich von 10 bis 3 Uhr
öffentlich ausgestellt werden.
Mir beehren uns, zur Besichtigung derselben hierdurch ein-
zuladen.
Dortmund, den 8. Dezember 1S6S
Der Magistrat.
Ein gut empfohlener Ruelilli« ll«M* sucht unter soliden An-
forderungen bei einem Baumeister etc. eine f-telle. Gef. Adressen
nimmt die Expedition der Vossischen Zeitung sub D. 73 > nrgegen.
Hieizu eine LeiJa
533
Verlobungsanzeige.
Mathilde Kirschbaum
Otto Bruns
Baumeister.
Solingen und Düsseldorf, im Dezember 18C8.
Am 1. Dezember hat meine Vermählung mit Fraulein Hedwig
Bartz stattgefunden.
Berlin. Bleeck, Baumeister.
Ein mit guten Zeugnissen versehener junger Maurer sucht
Stellung bei einem Bau- oder Maurermeister. Offerten unter Chiffre
G. W. werden in der Expedition dieser Zeitung erbeten.
Den frühem Schülern und Lehrern, den Freunden und Be-
kannten des verewigten
Gründers der Baugewerkschule
zu
Holzuiindeii
Kreisbaumeister
F. Ir. Haarnianii
wird hiermit die freudige Kunde gebracht, dass die feierliche Ent-
hüllung dessen Standbildes hierselbst am 4. Januar 1869 statt-
tinden wird, und werden die von auswärts Theilnehmenden gebeten,
sich behufs Einlogirens frühzeitig beim Unterzeichneten Comite mel-
den zu wollen.
Das General -Comite zu Holziniutlen a. <!. Weser.
Die wöchentlichen Versammlungen des
Danziger Ärcbitekteß -Vereins
finden jeden Sonnabend, mit Ausschluss der Feiertage, Abends
8 Uhr in der hiesigen Gas-Anstalt statt.
Auswärtige Fachgenossen werden zu denselben freundlichst
eingeladen.
Danzig, den 1. Dezember 1868.
Der V orstand
gez. Licht.
Verlag des Verfassers in Gf. Buchhandlung in Berlin
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nebst andern ausgewählten Stücken des Werkes: „Das Mittelalter
der Baukunst.“
Von Franz ITIertrns.
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25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch. Berlin, den 18. Dezember 1868. Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Das neue Teatro politeama zu Florenz. — Mitthei-
lungen über die Aufstellung des eisernen Hallendaches beim neuen
Stationsgebäude der Königl. Niederschlesisch - Märkischen Eisenbahn
zu Berlin. — Güterwagen zum Fleischtransport. — Feuilleton:
Skizzen aus Bosnien. III. (Schluss.) — Mittheilungen aus
Vereinen: Schleswig- Holsteinischer Ingenieur-Verein. — Säch-
sischer Ingenieur -Verein. — Architekten -Verein zu Berlin. — -
Vermischtes: Stand der Arbeiten am Dombau in Regensburg. —
Neues städtisches Feuerwacht-Gebäude in Berlin. — Umsturz eines
Eisenbahnzuges durch Sturm. — Aus der Fachlitteratur: Badi-
sche Gewerbezeitung. — The different modes of construction, emploied
in ancient roman buildings von J. H . Parker. — Notizblatt des
techn. Vereins zu Riga. Heft 6 u. 7. — Bauwissenschaftl. Litteratur,
Oktober — Dezember 1868. — Personal-Nachrichten etc.
Das neue Teatro politeama zu Florenz.*)
Neben der Form des modernen, geschlossenen Thea-
ters, welche ja in Italien ihre erste Ausbildung erhalten
hat, besteht in diesem Lande wohl von jeher eine zweite
Gestaltung dieser Gebäudeart, die des offenen, mehr in
direkt antikem Sinne aufgefassten Theaters, oder des so-
genannten Sommertheaters. Sie ist unter diesem Na-
men auch wohl bei uns eingeführt worden, ohne indessen,
durch die nordischen Witterungsverhältnisse beschränkt,
dem Wesen nach mehr zu sein, als eine etwas luftigere
Auffassung unserer Winterbühnen. Die Ueberdeckung des
Zuschauerraumes gegen den Regen, die nach einigen miss-
glückten Versuchen sich dabei sofort wieder als Noth-
maebt, hat diese Auffassung eines antiken unbedeckten
Auditoriums vielfache Anwendung und auch überlegte
künstlerische Ausbildung gefunden.
Zumeist freilich hält sich diese Art Bühnen in
sehr bescheidenen Verhältnissen. Für das Schauspiel be-
stimmt — die Oper schweigt in Italien bekanntlich wäh-
rend des Sommers — fassen sie höchstens eine Zahl von
800 — 1000 Personen. Es befindet sich zu Rom ein sol-
ches Sommertheater auf dem hohen kreisrunden Unterbau,
der ehemals das Mausoleum des Augustus stützte, welches
wohl als Typus der meisten übrigen dieser Gattung dienen
kann. Die Bühne ist in moderner Weise eingerichtet und
wendigkeit herausstellte, bot hier wohl das Haupthinder-
nis dar. In Italien indessen, wo während der Sommer-
monate eine ungünstige Witterung doch zu den seltenen
Ausnahmen gehört und die starke Hitze eine Benutzung
der geschlossenen Wintertheater ohnehin fast unmöglich
*) Unter Benutzung der in der Forster’schen Bauzeitung, Jahrg.
1867 erschienenen ausführlichen Veröffentlichung dieses Gebäudes.
überdeckt. Vor derselben befindet sieb die sogenannte
Platea, das ebene Parkett, nach einem Dreiviertelkreis an-
geordnet, von dem ein mittlerer Theil mit Sitzbanken ver-
sehen ist, der übrige aber frei bleibt für Siebende und
zum Umhergelien während der Pausen. Am Umfange
der Platea erheben sich sodann amphitheatralisch eine An-
zahl von Stufen, in antiker Weise zum Sitzen bestimmt
] und zu oberst von einer Logenreihe abgeschlossen. Die
53G
Bühne wird am Abend in der üblichen Weise erleuchtet,
während für die Zuschauer einige Gasflammen genügen.
Das Ganze ist für seine Bestimmung recht passend, zum
Hören und Sehen bequem, aber freilich ohne jede höhere
Eleganz hergerichtet.
Auf den Grundzügen einer solchen, doch immer noch
leidlich urthümlichen Anlage ist nun in den Jahren 18G0
und 1861 das neue Teatro l’oliteama zu Florenz entstan-
den, ein sein- grossartiger und ausgedehnter Bau, nach den
Entwürfen des Florentiner Architekten Cavaliere Telemacho
Buonajati auf Rechnung einer Aktiengesellschaft für die
Summe von 500000 Frcs. oder 133000 Thlr. errichtet.
Die Baustelle ist sehr angemessen in der weiten und freien
Vorstadt, welche sich westlich von dem alten Florenz in
der Arnoebene ausdehnt, gewählt.
In richtiger Würdigung für das Kunstgebiet, welches
für solche offenen Theater als das geeignetste erscheint,
ist das Teatro politeama hauptsächlich für das sogenannte
Ausstattungs- oder Spektakelstück, für Gesang und Ballet
bestimmt. Es soll ferner auch als Zirkus für equestrische
Vorstellungen, sowie als Festraum für grosse Bälle und
dergl. dienen. Als die aufzunehmende Personenzahl wird
wohl etwas übertrieben 6500 angegeben, doch möchten
immerhin für 5000 Zuschauer bequeme, zum Sehen und
Hören geeignete Plätze vorhanden sein. Auch diese Zahl
erscheint freilich für die Bevölkerung des gegenwärtigen
Florenz noch zu hoch gegriffen, allein der Italiener sün-
digt bei seinen modernen Bauten in einem ererbten monu-
mentalen Sinne weit eher durch Grossartigkeit und Ueber-
maass, als durch Kleinlichkeit, und auch dieser Bau ist
ein schöner Beweis für das Erstere.
Wie durch diese Personenzahl, so ist das Gebäude
nun auch hinsichtlich seiner Dimensionen den meisten
modernen Theaterbauten überlegen. Die eigentliche Bühne
bildet eine für sich abgeschlossene und bedeckte Baumasse.
Sie hat eine Tiefe von 27m- (84*/2'), zwischen den Um-
fassungsmauern eine Breite von 33ni- ( 1 D 1 */2 ' ) und die ge-
wöhnlichen bei modernen Bühnen hergebrachten Einrich
tungen. Rechts davon befinden sich in einem besonderen
Flügel die Garderoben und Ankleidezimmer, Stallungen
u. s. w. Gegen den Zuschauerraum wird die Bühne durch
eine Oeffnung von 1 7 '/2m- (55S/V) aufgethan, an welche
sich das 4m- (13') tiefe Proszenium, drei Reihen Logen
übereinander enthaltend, anschliesst. Es wird von korin-
thischen Säulen eingefasst und ist mit einem Korbbogen
überdeckt; darüber erhebt sich ein Giebel, während zwei
im Halbkreis vortretende Flügelmauern die Seitentheile
der Bühne gegen den Zuschauerraum abschliessen.
Der Letztere besteht zunächst aus der ebenen Platea
(</) in Hufeisenform, von 24m- ( 7 G 1/a ' ) grösster Breite
FEUILLETON.
Skizzen aus Bosnien.
III.
( Schluss.)
Auf dem Lande sind die Häuser reicherer Besitzer,
sowie die Chans (Gasthäuser) gleichfalls zweistöckig, und
belinden sich dann in den untern Räumen die Stallungen
für Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen, während die Wohn-
resp. Logirzimmer eine Treppe hoch, manchmal auch
eine „Leiter“ hoch liegen. Die geringem Häuser dagegen
enthalten als Ilauptraum eine bis unter s Dach reichende
Küche, mit Lehmschlag gepflastert oder auch gedielt, da
sie Menschen mul Vieh zugleich als Aufenthalt dient, ln
der Mitte wird dann Abends ein flackerndes offenes Feuer
angeziindet, um das die ganze Bewohnerschaft herumhockt
und das sowohl zur Erwärmung wie zur Erleuchtung
dient. Der Rauch zieht durch die Thür und das Dach ab.
Besser sind übrigens die Heizungs- Anlagen in den
vornehmeren bosnischen Wohnhäusern, deren originell ge-
staltete, postamentartige Kachelöfen ihren Zweck recht
wohl erfüllen. Nur wird auch hier der Rauch gewöhn-
lich ohne Weiteres auf den Dachboden geleitet. Die Räume
unter dem Dach werden in Folge dessen auch niemals
zu irgend welchen Wirthschaftszwecken benutzt, zumal bei
und 25 %"“• (SIS') Länge. Sie fast etwa 1 000 Personen,
die vordere Hälfte ist für Sperrsitze (h) bestimmt, die
andere bildet das eigentliche Parterre für die Stehenden.
Bei equestrischen Vorstellungen wird in der Mitte dieses
Raumes ein Zirkus (7) von 12%™- (40') Durchmesser er-
richtet, zu welchem von den Stallungen her ein beson-
derer Zugang (Je) unter dem Bühnenboden vorgesehen ist.
Bei Festlichkeiten kann die tiefer liegende Platea durch
einen fliegenden Boden mit der Bühne und den vorderen
Räumlichkeiten des Theaters in eine Ebene gebracht
werden.
An ihrem Umfange wird sie von einer Reihe
von 28 Logen umgeben, welche, durch massive Wände
getrennt, von einein dahinterliegenden Korridor von
2m- (6s/g)') Breite und 23/41B- (c. 83/4') H<>he einzeln zu-
gänglich sind. Ueber dieser Logenreihe, in einer Höhe
von 51/2ni- (c. 17%') über dem Boden der Platea beginnt
sodann das eigentliche Amphitheater. Zunächst erheben
sich am ganzen Umfange des Hufeisens sechs amphi-
theatralische Sitzstufen, oberhalb welcher in der vorderen
Hälfte des Bogens eine Plateforrn hinläuft, die mit einem
leichten Dache auf eisernen Säulen überdeckt ist.
Gegen die Rückseite erhebt sich indessen das Amphi-
theater noch weiterhin um 21 Sitzreihen, der Krümmung
des Segmentbogens folgend, Eine Säulenhalle mit zwei
gegen die Bühne vortretenden Flügeln bildet endlich
hier den oberen Abschluss des Ganzen. Die massiven
Stufen sind im Durchschnitt 0,34m- (13") hoch und
0,475 m- (18,161") breit.
Durch die Anordnung dieser amphitheatralischen
Sitzreihen schlicsst die neue Anlage sich am Engsten an
das antike Theater an und bat durch dieselbe nicht nur
einen Theil der dem antiken Bauwerke innewohnenden
Grossartigkeit des Anblicks, sondern auch der mit dem-
selben verbundenen Vortheile gewonnen, der Geräumigkeit,
des ungehinderten Sehens und der besseren Akustik.
Dass letztere im ganzen Gebäude eine vorzügliche und
selbst auf der obersten Stufe des Amphitheaters, welche
17m- (bil/6‘) über dem Boden und fast 50ra- (etwa 159')
von der Bühne entfernt liegt, auch eine relativ günstige
ist, dürfte wesentlich auf Rechnung dieser Anordnung zu
setzen sein.
Mit vielem Verständniss sind nun ferner auch die
Zugänge zu dem Zuschauerraume disponirt. In dem
vorderen Theile des Gebäudes befindet sich ein geräu-
miges Vestibül (a), rechts und links von demselben zwei
Kassen ( b ), von denen die eine ausschliesslich für das
Amphitheater bestimmt ist. Hinter dem Vestibül erstreckt
sich eine Gallerie (<?), von 7 m- (22 ' s') Breite und 34ra-
( 1 08 '/3 ') Länge, welche als Foyer oder bei Festlichkeiten
der höchst unpraktischen Dachkonstruktion Zangen und
Streben nach allen Richtungen hin den freien Raum durch-
kreuzen. Die Dächer sind meist Walm- oder auch Zelt-
Dächer und als eine Art Fettendach konstruirt.
Interessanter sind die zierlich gearbeiteten hölzernen
Stubendecken, die das Material entweder in natürlicher
Farbe zeigen oder auch, wie ich das in verschiedenen
älteren Wohnungen gesehen habe, in durchaus nicht ge-
schmackloser Weise bemalt sind. Namentlich spielen dun-
kelgrün, mennigrot!) und goldgelb bei diesen Dekorations-
Malereien die Hauptrolle. Ebenso sind zuweilen Wände,
Thüren, Wandschränke etc. reich bemalt, und zeigte z. B.
ein aus dem vorigen Jahrhundert stammender Wandfries
eine ziemlich streng stilisirte und doch mit einer gewissen
naiven Naturwahrheit dargestellte Komposition von einhei-
mischen Blumen und Früchten. Jedenfalls haben diese
Malereien bedeutend mehr künstlerischen Werth, als die
sinn- und geschmacklosen Schnörkeleien dalmatinischer
Künstler. Auch an der Aussenarchitektur, besonders an
den oben besprochenen kleinen Dorfmoscheen finden sich
öfters Malereien von Bäumen, Blumen, Halbmond und
Stern, dazwischen Koranverse in mächtigen Buchstaben.
Figürliche Darstellungen sind jedoch durch eine \ orschrift
des Koran streng verboten. •
Eigentliche Kunstformen und Schnitzereien, wie sie
die Holzbauten andrer Länder zieren, finden sich an dem
537
auch wohl als Tanzsaal dient, zu welchem Zwecke an
den beiden Enden zwei Musiktribiinen eingerichtet sind.
Aus dieser Gallerie tritt man in der Mitte durch drei
Oeffnungen auf den Korridor für die Logen und einige
Stufen hinab in das Parterre. Den Zugang zu den Sperr-
sitzen in der Platea vermitteln die Treppen (Y/), welche
in einen zweiten, tiefer liegenden Korridor münden, von
dem aus in der Nähe des Proszeniums unter den Logen
Proszenium, hat einen besonderen Zugang von der Sei-
tenstrasse her erhalten.
In einem zweiten Stockwerke des Vorderbaues be-
finden sich noch Räume fiir die Direktion, ein Kafe u. s. w*
Das ganze Gebäude ist wie erwähnt monumental, d. h.
durchweg massiv ausgeführt; bis auf die Bühne sind alle
überdeckten Räume gewölbt. Die Konstruktion ist aller-
dings, namentlich hinsichtlich der schwachen Mauerstärken
Grundriss des Parterre-
G escho sses.
a. Vestibül.
b. b. Kassen.
c. Foyer.
d. d. Zugänge zu den Sperr-
sitzen.
e. e. Zugänge zum Ampitheater.
f. Treppe zur obersten Gallerie
des Amphitheaters.
y. Platea.
h. Sperrsitze.
i. Zirkus (bei equostischen Vor-
stellungen).
k. Bedeckter Zugang zu dem-
selben.
/. Proscenium.
m. Räume für das Theater-Per-
sonal.
n. Garderoben.
Grundriss des Amphi-
theaters.
a. a. Räume für die Direktion.
c. Zugänge zum oberen Theile
des Amphitheaters.
Grundriss des Parterre-Geschosses.
her zwei Thüren zu den Sperrsitzen sich öffnen. Für
die amphitheatralischen Sitzreihen dienen die beiden
Treppen (e), von welchen aus man durch acht Thore
auf die Sitzreihen gelangt. Zu dem obersten Amphi-
theater endlich, sowie zur Säulenhalle führt direkt die
vordere Treppe (/). Die Königliche Loge, im linken
Bosnischem Hause nicht, abgesehen vielleicht von dem
geschnitzten Traufbrett der weit ausgekragten Erker, die
besonders dem städtischen Wohnhause nie fehlen und die
„gute Stube“ enthalten. Die Fenster sind meist durch
sehr dichte Ilolzgitter verschlossen, welche wohl ein Her-
aussehen ermöglichen, von Aussen dagegen den Bewohner
vor den Blicken Neugieriger schützen.
Zum Schluss seien mir noch einige Mittheiiungen aus
dem Gebiete des Wasser- und Wegebaues gestattet. Noch
vor 7 Jahren gab es in ganz Bosnien keine fahrbare Strasse
und der Verkehr konnte nur durch Pferdetransport ver-
mittelt werden. Dazu sind diese alten, zum Tbeil noch
aus vortürkischer Zeit stammenden Reitwege meist in
einem kaum beschreibbaren Zustande. Auf ebenem, trocke-
nem Terrain mag das angehen; wo dieselben aber, wie an
feuchten Stellen, aus einem gepflasterten Damm, d. h. einem
wüsten Durcheinander von glattgetretenen Felsstücken und
tielen Löchern bestehen, da zieht man es oft vor, neben
der Strasse zu reiten. Ein eigenthümliches Aussehen ge-
währen diese Saumpfade besonders au Bergabhängen, in-
dem sie durch die Hufe der Karawaneiipferde, von denen
eins immer in die Spur des andern tritt, auch auf festem
Felsboden treppenförmig ausgehöhlt sind.
Das Pflaster in den Städten leidet meist an demselben
Uebelstande, wie die gepflasterten Reitwege, dass nämlich
die einzelnen Steine, ein feinkörniger Marmor, mit der
Grundriss des Ampitlieaters.
und der vielfach schwer belasteten Gewölbe theilweise
eine sehr kühne, wird aber durch die sorgfältige Aus-
führung wirksam unterstützt. Letztere ist freilich zum
Theil eine Folge der in Florenz wenigstens bei sol-
chen Bauausführungen üblichen ungewöhnlichen Lang-
samkeit. Eisen ist als Konstruktionsmittel, ausser für
Zeit sicli vollständig abgeschliffen haben, wodurch beson-
ders bei nassem Wetter die Passage auf demselben ziemlich
beschwerlich wird. In Serajewo ist übrigens die Haupt-
strasse makadamisirt und dadurch in einen recht brauch-
baren Zustand versetzt.
Erst in neuerer Zeit hat man angefangen, fahrbare
Landstrassen herzustellen. Die Route von Brood nach
Serajewo ist bereits seit mehren Jahren im Verkehr und
verhältnissmässig nicht ganz schlecht ausgebaut. Nur ge-
schieht für die Unterhaltung der Strasse so gut wie nichts,
und dürften sieh mit der Zeit hei diesem System doch
erhebliche Uebelstände herausstellen.
Die Brücken und Durchlässe sind, wo sie neu ange-
legt sind, meist in Holz konstruirt, wobei man das Mate-
rial wieder möglichst wenig geschont hat. So findet man
Auflager und Wangen oft ganz aus massiven Block wänden
hergestellt, indem eine Reihe Baumstämme immer etwas
über die darunter liegende auskragt, wodurch die Spann-
weite allerdings bedeutend vermindert ist. Eine Binder-
schicht von quer darüber gelegten Balken giebt. der Sache
noch mehr Halt.
Musterhaft und bei den so äusserst beschränkten Ilülfs-
mitteln wahrhaft staunenswerth ist der Bau einer zweiten
Hauptroute, der Strasse von Serajewo nach Mostar. Das
Trace der Strasse ist vorzüglich gewählt, und obwohl die-
selbe zunächst die Wasserscheide zwischen dem schwarzen
538
Verankerungen nicht angewendet, Ziegel bilden die Haupt-
masse des Baues. Die amphitheatralischen Sitzreihen wur-
den zur Vermeidung des Seitenschubes nicht durch stei-
gende Gewölbe, sondern durch radiale Mauern in 2l/2m-
(c. 8') Entfernung unterstützt, zwischen welchen jede ein-
zelne Stufe gesondert unterwölbt ist.
Die Kunstformen, welche im Ganzen sehr sparsam
verwendet sind, zeigen eine ziemlich trockene Renaissance.
Die Gesammtform des Gebäudes an sich trägt hier das
meiste zur künstlerischen Wirkung bei. Als Hauptdeko-
rationsmittel dient farbiger, vortrefflich ausgeführter Stukko.
Die Beleuchtung des Zuschauerraumes geschieht durch
einzelne Gaskandelaber, allerdings etwas weniger hell als
wir dies bei geschlossenen Bühnen gewohnt sind; den
schönsten Anblick bietet übrigens das Theater in seiner
Umgestaltung zu einem Festsaale dar, wie dies bei den
Vermählungsfeierlichkeiten des italienischen Kronprinzen
noch vor Kurzem der Fall war. Die Platea ist alsdann
mit grossen Gaskandelabern, Springbrunnen und Blumen
zu einem feenhaften Tanzsaal umgewandelt, zu dem die
vorderen Räume und der Kranz der Logen die glänzenden
Nebenlokalitäten bilden; ein Ganzes, zu dessen voller
Wirkung freilich die schöne freie Lage des Theaters und
vor Allem der Nachthimmel Italiens gehören.
H. Stier.
Ulitthcilungeu über die Aufstellung des eiserueu Hallendaches beim neuen Stations-bebaude der König!. Mederschlesisch -
Hlärkischen Eisenbahn in Berlin.
Gegenwärtig ist man beschäftigt auf dem sogenannten
Frankfurter Bahnhofe in Berlin an Stelle der mehr und mehr
unzureichend und unangemessen gewordenen Stations-Gebäude,
zwischen welchen ehemals die Züge sowohl der Niederschle-
sisch-Märkischen Balm als auch der Ostbahn einliefen, eine
neue grosse Empfangshalle zu bauen, welche nach ihrer Be-
endigung im kommenden Jahre die Züge der ersteren Bahn
allein aufnehmen wird, nachdem die Ostbahn bereits seit
Jahresfrist ihre eigene hiesige Empfangshalle besitzt, in wel-
cher zur Zeit auch die Züge der Niederschlesisch-iMärkischen
Bahn mit abgefertigt werden.
Ohne auf die Einzelheiten der in Rede stehenden, vom
Bau - Inspektor Römer entworfenen und geleiteten grossen
Bau -Anlage hier näher einzugehen, will Verfasser, der mit
der speziellen Ausführung derselben betraut ist, nur einige
Mittheilungen über die zur Zeit in Arbeit genommene Auf-
stellung des eisernen Hallendaches geben.
Der zwischen den Flügeln der Abfahrts- und Ankunfts-
Räume belegene, 664' lange Raum ist auf 649' Länge bei einer
lichten Weite von 120' mit einem eisernen Dache überdeckt,
welches von dem Geh. Baurath J. W. Schwedler konstruirt
und berechnet und von dem Baumeister Grüttefien in den
Einzelheiten ausgearbeitet ist. Die Hauptbinder dieses Daches,
welches in 50' Höhe über den Perrons sein Auflager erhält,
sind 54 Sichelträger von beistehend skizzirter Gestaltung,
(Fig. 1.) welche in Entfernungen von 12 zu 12' angeordnet
und von denen je zwei durch diagonale Zugstangen mit ein-
ander gekuppelt sind. Der Längsverbaud besteht aus Fetten,
theils von Winkeleisen, theils in Form von Gitterbalken. Die
Weite von 16' der fünf mittleren Felder in den Sichelträgern
entspricht der Entfernung der fünf in der Halle belegenen
Geleise. Die beiden seitlichen dreieckigen Felder liegen über
den 24' breiten Perrons. — Die Anfertigung und Aufstellung
der Eisenkonstruktion hat L. Schwär tzkopff in Berlin
übernommen und bereits zur grösseren Hälfte ausgeführt.
Die Frage, wie am zweckmässigsten die Hauptbinder auf-
zubringen und aufzustellen seien, beschäftigte ihrer Zeit die
Bauverwaltung ebenso lebhaft als den Unternehmer, da erstere
dazu das abgebundene fahrbare Gerüst herzustellen hatte und
letzterer dahin bemüht war, die Nietarbeit in der Höhe auf
den möglichst geringsten Umfang zurückzufuhren. Von dem
Aufziehen eines fertig verbundenen Hauptbinders im Ganzen
wurde jedoch bald Abstand genommen. Wenn auch das Ge-
wicht desselben von etwas über 100 Ztr. durch geeignete
Fig. x.
Hebevorrichtungen unschwer zu heben gewesen wäre, so hätte
sich der im Ganzen 123' lange Sichelträger in der Halle
von 120' Lichtweite, welche letztere durch vortretende Ge-
simse und noth wendigen Spielraum noch "twas verringert
wurde, nur in einer schrägen Richtung aufziehen lassen.
Sollte dann aber auf dem oberen Belag des Gerüstes ein
hinlänglicher Arbeitsraum neben dem durch Umschwenken
des Krahnes in seine richtige Stellung gebrachten Träger be-
hufs Anbringung des Längen- und Kreuzverbandes vo rhanden
sein, so wäre Drehbarkeit des Gerüstes oder eines erheblichen
Theiles desselben um eine vertikale Axe nothwendig geworden.
Weil bei einer solchen Einrichtung die Konstruktion des Ge-
rüstes zu künstlich und die Arbeit zum Bewegen desselben
erheblich grösser gewesen sein würde, als bei einem anderen,
welches nur in einer geraden Richtung verschoben wird , so
wurde von dieser Art der Aufbringung bald Abstand genommen.
Andere Vorschläge, nach welchen jedesmal zwei im
Ganzen aufgebrachte Hauptbinder oben gekuppelt und mehr
oder minder weit auf den Hallenmauern hätten verschoben
werden müssen, blieben deshalb unberücksichtigt, weil der
Aufbau dieser 50 Fuss hohen Mauern auf lange, vollständig
und adriatischen Meere, d. h. zwischen der Bosna und
Narenta, und später noch einen bedeutenden Gebirgszug
zu überschreiten hat, so sind die Steigungen doch für den
bequemen Verkehr nirgends zu bedeutend. Gutes Material
ist überall in der Nähe, und so wird diese Strasse, wenn
sie vollendet sein wird, eine Zierde für das ganze Land
werden. Besondere Schwierigkeiten bot die zweimalige
Ueberschreitung des Narentathales. Man hat sich jedoch
hier dadurch geholfen, dass man zwei fertige eiserne
Brücken von 30 und 36 Meter Spannung sammt Ingenieuren
sich aus England verschrieben hat. Die Landbewohner
wollen freilich an der Ausführung dieses Wunderbaues
noch nicht recht glauben, doch waren bereits die Fundi-
rungen und Ufermauern fast ganz vollendet. Der Bau
dieser Strasse wird von einem jungen, in Paris gebildeten
türkischen Ingenieuroffizier und einem florentiner Architek-
ten geleitet und von Militair - und Frohnarbeitern aus-
geführt.
Wo in Bosnien noch alte steinerne Brücken erhalten
sind, wie die drei massiven Brücken über die Miliazka in
Serajewo, da zeigen dieselben eine ganz vorzügliche Tech-
nik und zum Theil ganz originelle Konstruktionen. So
findet man wiederholt eine Anordnung der nebenskizzir-
ten Art, bei der die Bogenlinie durch eine Kontrekurve
am Widerlager fast in die Horizontale übergeführt wird.
-Uli :\
— i —
pT-
I
I
Ob diese Konstruktion sich
auch anderwärts findet, ver-
mag ich nicht zu sagen. Ihre
Jahrhunderte lange Dauer
spricht aber doch wohl für
ihre Brauchbarkeit.
Von eigentlichen Was-
serbauten ist trotz des Reichthums an grossen, herr-
lichen Flüssen, die nur einer Regulirung harren, um
für den Verkehr nutzbar zu werden, nicht viel zu
sagen. Mühlgerinne werden einfach aus Bohlen, oder
wie in der Herzegowina mit Hülfe des früher erwähn-
ten hydraulischen Mörtels in Stein hergestellt. Ebenso
sind die Einrichtungen der Mühlen selbst höchst einfach
und primitiv. An der Save und unteren Bosna traf ich
meist Schiffmühlen, die an langen Balken verankert sind,
im Innern des Landes entweder unterschlächtige Räder, oft
nur aus einigen Brettern, Stangen und Ilolzpflöcken zu-
sammengeflickt, oder da, wo mau bei grossem Gefälle
geringere Wassermengen hat, durch Stoss wirkende hori-
zontale Wasserräder; der Durchmesser derselben beträgt
ca. 3 */a '. Die elf Schaufeln waren massiv aus Holz ge-
schnitzt und 6" breit.
E. Blau.
539
freistehende Strecken hin erst kurz vor dem Versetzen der
Träger zu ermöglichen war, auch ihr oberer Theil durch
eine Arkaden - Reihe vielfach durchbrochen ist und somit die
beim Verschieben der Trägerpaare unvermeidlichen Erschütte-
rungen sehr gefährlich werden konnten.
Es wurde vielmehr beschlossen, jeden Siehelträger in drei
Theilen, nämlich einem mittleren von drei Feldern und zwei
seitlichen von je zwei Endfeldern, letztere mit einer pro-
visorischen Aussteifung von Holz, aufzuziehen und erst oben zu
einem Ganzen zu vernieten. Da zur Befestigung des Längen-
und Kreuzverbandes ohnehin einige Nietfeuer auf dem Ge-
rüst nothwendig wurden, so bringt die durch theilweise Auf-
bringung der Binder verursachte Vermehrung der Nietarbeit
in der Höhe keine erheblichen Unbequemlichkeiten mit sich.
Andrerseits können nun aber die drei Theile des Binders,
welche am östlichen Ende der Halle aus den täglich per
Achse von der Fabrik kommenden Einzeltheilen zusammenge-
setzt werden, leichter bis zum Fusse des Gerüstes gefahren
und von einer geringeren Arbeiterzahl am Hebezeug befestigt
und gelenkt werden. Der horizontale Transport dieser
Theile geschieht auf denselben Schienengeleisen , welche für
das abgebundene Gerüst interimistisch verlegt sind, und zwar
können. Die Krahnsäulen laufen deshalb in einem Spur-
zapfenlager und in einem Halslagcr und tragen ein mit der
Krahnsäule fest verbundenes dreiseitiges Plateau fiir die
Winde, welches nach dem Schwenken des Krahnes frei über
dem Raum vor dem Gerüst schwebt.
Der mittlere Theil des Binders enthält die grösste in
einem Stück zu hebende Last von etwa 40 Ztr., während jeder
der seitlichen Theile desselben ein Gewicht von 30 Ztr. hat.
Soll ein neuer Binder verlegt werden, so muss das Gerüst
zunächst 24 Fuss, von dem zuletzt aufgestellten ab, vorwärts
geschoben werden, damit das Umschwenken der drei Theile
erfolgen kann. Nach beendeter Hebung derselben, welche bei
beiden seitlichen Theilen gleichzeitig vorgenommen werden
kann, wird das Gerüst wieder um 12 Fuss zurüekgeschobeu.
Diese Bewegungen werden sehr leicht hervorgerufen, indem
zehn eiserne Brechstangen durch je einen Mann zwischen
die Räder und Schienen geschoben und auf Kommandoruf
niedergedrückt werden ; bei jedem Druck rückt das Gerüst
ohngefähr 4 Zoll vor. In wenigen Minuten ist das Rücken,
welches die Verlegung eines Binders erfordert, beendet. Das
Gerüst wiegt für sich rund 1500 Ztr., und da es auf 15 Axen
läuft, so hat jede derselben 100 Ztr. zu tragen.
Quer Durchschnitt.
Figur 2.
h 16' 6" -f 19' 6" -f 24' -f 24' -f- 19' 6" 4- 16' 6" -}
Grundriss.
Längendurchschnitt.
o. o. Westlicher Giebel, vor dem eine 10' breite
Maurerriistung stand.
a. b. c. Stellung der drei Krahne zum Aufslellen
von Binder 1 und 2.
d. e. f. fj. Verbreiterung des Geriistbelags durch
Auskragung nach Aufstellung von Binder 1. u. 2.
mittelst einiger sogenannter Bahnmeisterwagen. Die vertikale
Hebung erfolgt durch drei Krahne, welche an dem Gerüst so
vertheilt sind, dass, wenn der Binder in seine richtige Lage
gebracht, an den drei Krahnketten schwebt, letztere lothrecht
über den Schwerpunkten der drei Bindertheile angreifen.
Diese Anordnung bedingt nun sofort die Hauptgestaltung
des Gerüstes und die Lage der Schienenwege desselben.
Ausser den drei Hauptstützen in dem Gerüst bei den Krahnen
sind noch dazwischen zwei Stützkonstruktionen vorhanden ;
alle diese sind in sich und unter sich, in horizontaler und in
zwei vertikalen Ebenen durch Quer- und Kreuzzangen ver-
bunden. (Siehe Fig. 2.) Hiernach sind auch fünf Geleise
vorhanden, auf welchen jede der Stützen mit sechs Rädern
an drei Eisenbahnwagen - Axen ruht. Der obere Bretterbelag
des Gerüstes liegt 2 — 3 Fuss unter der unteren Gurtung des
Binders.
Wegen der über die ganze Konstruktion emporragenden
Höhe der Krahne kann mit dem Gerüst nur derart gearbeitet
werden, dass die Krahne immer vorn bleiben und beim
Weiterschieben kein Hinderniss vor sich finden. Da sie
aber die von vorn herbeigeschafften Bindertheile heraufheben,
über ihre Auflager bringen und dann bis zum fertigen Ver-
nieten schwebend erhalten sollen, so müssen die Krahne
drehbar sein und mit den an der Vorderseite des Gerüstes
gehobenen Trägertheilen nach hinten umgeschwenkt werden
Die Aufstellung der beiden ersten Binder war mit einigen
Unbequemlichkeiten verknüpft. Da das Gerüst hinter dem
Krahne eine Breite von 25 Fuss hat, auch die Maurerrüstung
noch am westlichen Hauptgiebel der Halle nothwendig war,
so hätte bei der Stellung der Krahne am vorderen Ende des
Gerüstes die Länge des Auslegers nicht hingereicht, um diese
beiden Binder an den Ort ihres Auflagers zu bringen; es wäre
vielmehr nichts übrig geblieben, als dieselben zu kuppeln
und daun auf der Mauer rückwärts zu verschieben. Welche
Bedenken aber gegen eine solche Handhabung obwalteten, ist
bereits oben auseinander gesetzt. Um diesen Besorgnissen aus
dem Wege zu gehen, sind die drei Krahnsäulen zuvörderst
am hintern Ende des Gerüstes aufgestellt worden und erst,
nachdem die Binder 1 und 2 versetzt und gekuppelt waren,
wobei die erwähnte Maurerrüstung mit benutzt wurde, zwischen
beiden Bindern hinuntergelassen und an der vorderen Seite
wieder heraufgezogen und für alle folgenden Arbeiten definitiv
aufgestellt worden.
Dmch diese erste Aufstellung und ihre Veränderung wurde
freilich ein Mehraufwand an Zeit von mehren Wochen her-
beigeführt. Die folgenden Binder wurden aber nach gehöriger
Einübung der Mannschaften in immer kürzeren Zeiträumen
fertig gestellt, und vom 20. Binder ab wurde für jeden fol-
genden nur 1 Tag gebraucht.
(Schluss folgt.)
540
Güterwagen ziiui Fleisch- und Bier -Transport.
Die Anwendung von gut ventilirten, durch Eis kühl gehal-
tenen Wagen zum Transport von frischem Rindfleisch, Schweine-
fleisch, Hammelfleisch und Geflügel aus den westlichen Staaten
nach den grossen Seestädten der Nordamerikanischen Union
wird immer allgemeiner und der alte Gebrauch, das lebende
Vieh zu transportiren , wird immer seltener, weil das Vieh
durch solche weite Transporte bekanntlich sehr leidet, das
Fleisch also dadurch ungesund wird, und weil man beim
Transport des Fleisches ein viel geringeres Gewicht zu be-
fördern hat, als beim Transport des lebenden Viehes, und die
Abfälle da zurücklassen kann, wo sie 'als Dünger nützlich
wieder verwendet werden können.
Die zu diesen Fleisch -Transporten benutzten Wagen ha-
ben doppelte Wände von 3/." starken Brettern mit einem 3"
weiten Raum dazwischen, der ganz mit Korkscheiben aus-
gefüllt ist, da man Kork für den besten Nichtleiter der
Hitze hält. Oben auf dem Wagen beiindet sich ein kleines
Windrad von Zink, welches durch den bei der Fahrt hervor-
gebrachten Luftzug in Drehung versetzt wird. Auf derselben
Achse mit dem Windrad steckt ein kleiner Ventilator, der
Irische Luft durch kleine Röhren bis in die Eisbehälter am
Ende des Wagens treibt. Nachdem die Luft sich hier abge-
kühlt hat, sinkt sie zu Boden und tritt dort durch andere
Röhren in das Innere des Wagens ein, streicht unter dem
aufgehängteu Fleisch entlang, umgiebt dasselbe und erhebt
sich langsam bis zur Decke. Die Temperatur des Fleisches
wird dadurch auf 5 — 6° C. über Null erhalten und das Fleisch
konservirt sich dabei ausgezeichnet gut. Die Wagen sind
achträdrig und tragen 200 — 250 Ztr.*)
Auch in Grossbritanien pflegt man in letzter Zeit vielfach,
anstatt da^Vieh lebend zu transportiren, Fleischtransportzüge
(insbesondere aus den schottischen Hochebenen nach London)
einzurichten.
Eine Einrichtung zu ähnlichem Zweck haben während
der Pariser Ausstellung eine Anzahl gedeckter Lastwagen der
österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft erhalten (siehe
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereins, 1868 Seite 12). Dieselbe erfolgte auf Kosten des
Direktoriums der A. Dreher’schen Brauerei in Klein Schwechat
bei Wien, um das Bier auf dem Transport nach Paris mög-
lichst kühl zu erhalten, so dass es vollkommen frisch und
unverändert vom Zapfen verschenkt werden konnte. Bei dem
Umbau mussten in den Wagen zwei Räume hergestellt werden:
1. ein freier Lagerraum der Fässer, der ein völlig unbe-
hindertes Ein- und Ausladen gestattete, und
2. der Eisraum, welcher durch besondere Oeffnungen zu-
gänglich gemacht werden musste für den Fall, dass bei
verzögerter Fahrt ein Nachfüllen von Eis nöthig werden
könnte.
Beide Räume mussten streng von einander geschieden
werden, da das Bier mittelst zollamtlicher Plombe abgeschlossen
werden musste; ausserdem war der ganze Wagen gegen die
Wärme der äussern Luft zu schützen.
Allen diesen Bedingungen ist entsprochen worden: Der
Lagerraum ist durch Thüren, welche in Scharnieren hängen
und mittelst Polsterung völlig dicht schliessen, von beiden
Seiten frei zugänglich und wird durch keine Säulen und dergl.
unterbrochen; er fasst 95 Eimer (54 Hektoliter). Seine Decke
bilden die Bodenflächen zweier grosser flacher Eisreservoirs,
welche theils durch eiserne Querträger, theijs durch Verstei-
fungen getragen werden. Die Reservoirs sind vom Wagen-
dache aus durch viereckige gut verschliessbare Luken bequem
zugänglich und sind mit Ablaufröhren für das Eiswasser ver-
sehen , die vom Boden des Reservoirs durch die Wagenwan-
dungen nach aussen gehen und durch ihre oo Form das Ein-
dringen der warmen Luft verhindern. Dieselben fassen 50 Ztr.
Eis — bedeutend mehr, wie sich als nothwendig ergab, da
in der heissesten Zeit nur 30 Ztr. geladen wurden, von denen
nach fünftägiger Fahrt immer noch ca. 10 Ztr. blieben. Dieser
Rest wurde in den leeren Wagen gelassen und dieselben ge-
langten dann gewöhnlich noch mit einem kleinen Eisbestande und
mit einer Temparatur von -j-4°Reaumur nach Schwechat zurück,
so dass uuverweilt wieder Bier geladen werden konnte. Die
sämmtlichen Wandungen, der Fussboden. das Dach, die Thüren
und die Lukendeckel sind doppelt und theils mit Häcksel
theils mit Langstroh ausgefüllt: das Dach und die Seitenwände
des Lagerraums sind ausserdem durch eine dritte Verschalung
und eine stagnirende Luftschicht gegen die äussere Wärme
geschützt. Zur Bekleidung des Daches wurde gut asphaltirte
Steinpappe gewählt und die Dachfläche sowohl wie die verti-
kalen Wände weiss gestrichen. Die Einrichtung hat sieh be-
*) Referat der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn- Ver-
waltungen nach „ American Railway Times“.
währt: jedoch hat einige Male das Warmlaufen eines Lagers
stattgefunden, v as bei der starken Belastung nicht auffallend
erscheint; zu dem Wagengewicht kam die innere Einrichtung
mit 50 Ztr. das Eis mit 30 Ztr. und zu dieser todten Last
eine Ladung von 140 Ztr. N.
Mittheilungen aus Vereinen.
Schleswig - Holsteinischer Ingenieur -Verein. Neunte
Versammlung am 11. Dezember 1868 in Neumünster. Vor-
sitzender Ilr. Herzbruch (Flensburg), anwesend 25 Mitglieder
und 5 Vorstands-Mitglieder.
Nach Erledigung von geschäftlichen Angelegenheiten und
nach Aufnahme von sechs neuen Mitgliedern — Ingenieur
Kröhnke in Altona, Baumeister Dulk in Kiel, Ingenieur
Meyer in Kiel, Baumeister Hildebrandt in Flensburg,
Bauassistent Harder in Arnis und Baumeister Devin in
Schleswig — wodurch die Zahl der Vereins- Mitglieder auf
111 stieg, hielt Hr. Schweffel (Kiel) einen Vortrag über
die Heizung der Schulhäuser in der Stadt Kiel, worin er an-
gab, dass nach einem aufgestellten Calcul die Dampfheizung
sich ökonomisch am vortheilhaftesten ergeben habe, und hier-
auf eine spezielle Beschreibung der Kieler Einrichtungen
lieferte. An diesen Vortrag schloss Hr. Meyer (Carlshütte
bei Rendsburg) einige Bemerkungen an, in welchen er nament-
lich der Heisswasserheizuug in der Hauptkirche in Altona
erwähnte und auf eine dort angewendete Dichtung der Röhren
mittelst eines in die Mulle hineingelegten Kautschukringes
aufmerksam machte, sowie ferner die Anwendung der Perkius’-
schen Heizung auf Backöfen beschrieb , wie solche bei dem
Bäcker Wieghorst in St. Pauli bei Hamburg sich vortrefflich
bewährt habe. —
Nach einem Referate des Hrn. Wollheim (Neumüuster)
über die in der Techniker-Versammlung des Vereins deutscher
Eisenbahn -Verwaltungen im Herbste dieses Jahres in München
stattgehabten Verhandlungen bezüglich der Fragen: -welche
Fundirung an Brückenpfeilern auf grosse Tiefen und welcher
Anstrich der eisernen Brücken sich bewährt hat“ wurde die
Versammlung, welcher ein gemeinschaftliches Mahl folgte,
geschlossen. B.
Sächsischer Ingenieur- Verein.
Die dritte diesjährige, am 6. d. M. in Leipzig abgehal-
tene Haupt- Versammlung bewies auf’s Neue, wie gut sich die
seit Jahresfrist eingeführten Sektionssitzungen bewähren und
wie viel leichter sich Vorträge vor speziellen Fachleuten hal-
ten lassen.
In der I. Sektion (Ingenieure für den Bau) hielt Herr
Wasser-Bau-Inspektor S ch mid t einen längeren Vortrag über
den von ihm im Aufträge der Leipzig- Dresdener Eisenbahn-
Kompaguie ausgeführten Bau der Eisenbahn - Elbbrücke bei
Meissen. Dieselbe besteht aus drei eisernen Jochen von je
184 Fuss lichter Spannweite, woran sich auf dem rechten
Ufer eins dergleichen von 67 j Fuss und sechs steinerne Wölb-
bögeu von 30 Fuss Spannung anschliessen ; auf dem linken
Ufer stossen an die Hauptstromöffnungen zwei eiserne Joche
von 68 und 66^ Fuss, sowie zwei steinerne Wölbbögen von
30 Fuss.
Die Gründung der Pfeiler auf dem linken Ufer incl. des
linksseitigen Wasserpfeilers erfolgte auf festem Felsen , auf
dem rechten Ufer incl. des rechtsseitigen Wasserpfeilers auf
Beton, resp. ein Landpfeiler auf Pfahlrost.
Die Pfeilermauern sind durchgängig oder mindestens in
der Umkleiduug, ebenso die Gewölbe, von Pirnaischem Sand-
stein ausgeführt: zur wasserdichten Abdeckung der Gewölbe-
iibermauerung hat mau sich des Hiiusler'schen Holzzements
bedient. Zur Herstellung der Baugruben für die Wasser-
pfeiler bediente man sich beim rechten Strompfeiler eines
Fangedammes mit Spundwand, beim linken wendete man in
ähnlicher Weise, wie beim Bau der Koblenzer Rheiubrücke,
mit gutem Erfolg Senkgerüste an.
Die Konstruktion der Eisenträger für die drei Haupt-
stromöffnungen vom Geh. Baurath J. W. Sch w e die r wurde, da
in Erbkam’s Zeitschrift Heft I. — III. d. J. veröffentlicht,
als bekannt vorausgesetzt, dagegen die Konstruktion etc. der
kleineren Träger, Aufstellung der Träger durch Holzgitter
auf Zillen erläutert und die Resultate der amtlichen Be-
lastungsproben mitgetheilt. Eine architektonische Aus-
schmückung der Brücke, welche ungefähr 312000 Thaler
gekostet, durch Aufmauerung der Pfeilcrvorköpfe und Por-
tale ist in Aussicht genommen und wurde als erwünscht be-
zeichnet.
Hierauf hielt Hr. Ingenieur - Hauptmann Richter einen
Vortrag über Feldkriegs brücken, beschrieb die verschieden-
541
artig angewendeten Ponton-, Wagen- und Bockbrücken und
erläuterte die zur Zeit am meisten in Gebrauch befindlichen
Birago’schen Brücken und Pontons an einem Modell.
In der II. Sektion (Maschinen-Ingenieure) beschäftigte
man sich durch Besprechung' verschiedener Modelle und litte-
rarischer Werke.
In der III. Sektion (Hochbau - Ingenieure und Architek-
ten) hielt Herr Dr. Reelam einen Vortrag über des jetzt so
vielfach ventilirte Thema: „Die Lungen der Städte und Woh-
nungen“, erläuterte die Einwirkung schlecht ventilirter Woh-
nungen und Städte auf die menschlichen Organe als prak-
tische Anwendung der Ventilationsgesetze und führte als Er-
forderniss zur Erlangung gesunder Städte, resp. Menschen die
Bedingungen auf, dass die Höhe der Gebäude nicht grösser
gemacht werde, als die betreffende Strassen breite, dass mög-
lichst grosse freie oder bepflanzte Plätze angelegt und
dass die Zugänge zu den Wohnungen thunlichst rein und
luftig hergestellt würden. — Hierauf folgte ein Referat über die
iu Hamburg von der Ingenieur- und Architekten- Versamm-
lung aufgestellten Beschlüsse, betreffend Honorirung der Ar-
chitekten, und beschloss man, dieselben für den Verein zu
adoptiren und auszuarbeiten. Nach der Mittheilung des Hrn.
Ober-Inspektor Kanitz über eine in der Deutschen Bau-Zei-
tung, 18(17 No. 20 veröffentlichte Entscheidung des Königlichen
Kammergerichts zu Berlin, betreffend Benutzung einer gemein-
schaftlichen Giebelmauer, beschäftigte sich die Sektion mit der
Frage: „Was ist seitens des Technikers bei der im Jahre 1872
erfolgenden Einführung des Metermaasses zu thnn?“ worüber
demnächst ausführlich in diesen Blättern Bericht erstattet
werden soll.
In der IV. Sektion (Berg- und Hütten-Ingenieure) sprach
Herr Berg -Schul- Direktor Kreischer über Mikrostruktur
der Gesteine und belegte seinen Vortrag durch eine sehr
grosse Anzahl feiner Schliffe von Gesteinen und Schlacken
aller Art, welche bei öOfacher Vergrösserung mit Anwendung
von polarisirtem Licht den Beweis der verschiedenartigen
Strukturen lieferten.
Hr. Hüttenmeister Ehrhardt beschrieb hierauf den auf
der Königin Marienhütte bei Zwickau eingeführten Bessemer-
prozess nach seinem Wesen (Verbrennung vom Kohlenstoff
des Roheisens durch eingeführte Luft), den angewendeten
Apparaten (schwedische mit seitlicher Lufteinführung und
englische, stehend oder liegend mit Lufteinführung von unten),
Methoden zur Regulirung des Kohlenstofifgehaltes resp. Er-
kennungszeichen der genügend vorgeschrittenen Verbrennung,
Hüllsmittel zur Ausführung des Prozesses im Grossen (hy-
draulische Krahne etc.).
Auf dem angeführten Werke werden täglich vier Chargen
von 70 Ztr. durchgeführt und der erhaltene Bessemerstahl
hauptsächlich zur Herstellung von Schienen (ganz Stahl oder
mit Stahlkopf) verwendet. Der Direktor des angeführten
Werkes legte im Anschluss hieran Bruchproben der eisernen
und Stahlkopfschienen vor, auch von den mit Stahlkopf auf
der Marienhütte hergestellten Hartwig -Schienen, welche auf
den siichs. Staats-Eisenbahnen zur Zeit als Probe Verwendung
gefunden haben.
Herr Bergverwalter Herbrig sprach über Verwendung
des Sprengöles und empfahl es trotz seiner Gefährlichkeit für
nasses Gestein; das in neuster Zeit vielfach, angepriesene Dy-
namit wurde als Mischung von Sprengöl mit Kieselguhr be-
zeichnet.
Die Hauptversammlung, in welcher ausser mehren ein-
heimischen ordentlichen Mitgliedern Hr. Professor W in k 1 e r,
zur Zeit in Wien, und Professor Giese, z. Z. in Düsseldorf, als
korrespondirende Mitglieder Aufnahme fanden, bot ein lebhaftes
Interesse durch Verhandlungen über neue Organisation des
Vereins, wobei festgestellt wurde, dass jährlich eine Sitzung
in Dresden und eine in Leipzig, eine dritte als Wanderver-
sammlung während des Sommers ohne Sektionssitzungen statt-
linden sollte; ausserdem wurde die beschränkte Anzahl der
Mitglieder auf 300, sowie der Mitgliederbetrag auf 3 Thaler
erhöht und die Anstellung eines remunerirten Sekretärs
beschlossen.
Am folgenden 1 age besichtigte eine grosse Anzahl der
Mitglieder die im Bau begriftene Heizungseinrichtung der
1 homas-Kirehe nach dem System des Ingenieurs Wagner in
h rankt urt a. M., während in der Nikolai-Kirche die fertige
Einrichtung sammt ihren Erfolgen in Augenschein genommen
wurde. Das Prinzip dieser Luftheizungs - Methode besteht
darin, dass ein oder mehre Systeme 1 Fuss hoher, y, Fuss
breiter Röhren von Eisenblech in Chamottkanälen- unter den
Gängen der Kirche eingelegt, diese Kanüle aber mit durch- 1
brochenen Gittern überdeckt werden. Die kalte Luft strömt
unter den hohlen Fussboden der Kirchenstühle ein, an den
heissen Köhren vorbei und als erwärmt zu den Gittern aus.
Hierauf wurden unter Führung des Herrn Architekt
Mothes die llestaurations- Arbeiten der enkaustischen Wand-
gemälde in den Kreuzgängen des Universitäts-Gebäudes in
Augenschein genommen. Diese 1385 und 1386, jedenfalls von
den Dominikaner - Mönchen des früheren Klosters in Wachs
kergestellgm Gemälde wurden im 16. Jahrhundert zum Theil
übermalt, später verschiedentlich i'iberweisst, ja sogar durch
Einlegung von Gasröhren zerstört, obschon der frühere Uni-
versitäts-Baudirektor Geu teb rück deren Werth erkannt und
wiederholt, wiewohl umsonst, die Wiederherstellung der Ge-
mälde angeregt hatte. Dem Verein für die Geschichte Leip-
zig’s und speziell dem Architekt Mothes gebührt das Verdienst
auf eigene Kosten resp. mit Aufopferung vieler Zeit sechs
Felder dieser Gemälde in alter Schönheit wieder hervorge-
rufen zu haben, und würde die vollständige Restauration der
gesammten Gemälde nicht blos für die Geschichte Leipzig’s
höchst wichtig sein, sondern auch eins der grössten und älte-
sten Wandgemälde aufdecken, welches in kunstgeschichtlicher
und kulturhistorischer Beziehung viel Neues bereits zu Tage
gefördert hat. tt.
Ar chitekten - Verein zu Berlin. — Hauptversammlung
am 12. Dezember 1868. Vorsitzender Hr. Boeckmann, an-
wesend 130 Mitglieder.
Zunächst erstattete Hr. Lucae, als Mitglied der für die
Herausgabe der Monatskonkurrenzen erwählten Kommission
Bericht über diese Angelegenheit. Derselbe schlug vor all-
jährlich 12 Blatt Zeichnungen durch Umdruck vervielfältigen
zu lassen, was bei einer Auflage von 500 Exemplaren einen
Herstellungspreis von 10 Sgr. pro Blatt ergeben wird: 8
Blatt Zeichnungen sind bereits zur Veröffentlichung in Aus-
sicht genommen worden. Der Verein billigte das Vorgehen
der Kommission. Die Frage, ob auch Arbeiten aus dem Ge-
biete des Ingenieurwesens veröffentlicht werden sollten, wurde
auf Antrag des Hrn. Stuertz, der die bisherigen Arbeiten
hierzu nicht für geeignet hielt, ausdrücklich offen gelassen;
ebenso kam noch nicht zur Entscheidung, ob die herzustellen-
den Blätter nur unentgeltlich unter die Mitglieder vertheilt
werden oder auch käuflich sein sollten.
Ueber die Monatskonkurrenzen aus dem Monat November
erstatteten demnächst die Hrn. Ende und Haarbeck, letz-
terer im Aufträge des Hrn. Schwedler, Bericht. Von den vier
Konkurrenten um die Aufgabe im Hochbau (Lesepult als
Ehrengabe) erhielten die Herren Tiede und Rhen ins den
Preis; als Verfasser der einzigen Lösung der Aufgabe aus
dem Gebiete des Ingenieurwesens (Aquädukt), die von dem
Berichterstatter als im Allgemeinen wohlgelungen bezeichnet
und demgemäss gleichfalls mit einem Andenken belohnt wurde,
ergab sich Hr. Paffen.
Für die Vorbereitung des vom Architektenvereine nach
altem Herkommen zu veranstaltenden Balles wurde eine Kom-
mission von 12 Mitgliedern gewählt; ebenso eine aus den Hrn.
Ende, Blankenstein, Gropius, Heyden und Jacobs-
thal bestehende Kommission für die weiteren Maassregeln,
welche für Betheiligung des Vereins an der Wittenberger In-
dustrie-Ausstellung zu treffen sind. Dass eine solche statt-
finden solle, wurde — nachdem bereits eine Anzahl von Mit-
gliedern ihre Theilnahme zugesagt hat - — beschlossen; über
die Kostenfrage soll erst entschieden werden, nachdem die
Kommission zusammengetreten ist und eine bestimmte Vorlage
in dieser Hinsicht machen kann.
Der Oberbibliothekar Hr. Jacobsthal legte das Werk
L. Gruner’s über die Terracotta-Architektur Ober - Italiens
vor und empfahl dessen Anschaffung, weil es die einzige Quelle
für die Kenntniss mancher Bauten bilde, obwohl die darin mit-
getheilten Zeichnungen keineswegs architektonische Aufnahmen,
sondern nur gemalte Veduten seien; die Anschaffung wurde
beschlossen. Ebenso wurde auf Antrag des Vorstandes ge-
nehmigt, dass der mit dem Besitzer des im Bau begriffenen
Vereinslokals abzusekliessende Vertrag auch auf die Ueber-
lassung einer Wohnung für den Bibliothekar oder Vereins-
diener (im Preise von 100 Thalern) ausgedehnt werde.
Der Vorsitzende referirte demnächst über einige Aende-
rungen des Statuts, die nach der dem Verein bereits zuge-
gangenen vertraulichen Mittheilung als Bedingung für Erthei-
lung der Korporationsrechte an den Verein gefordert werden
sollen, und empfahl dieselben schon jetzt zum Beschlüsse zu
erheben, damit nach Eintreffen des bezüglichen Schreibens die
weiteren Schritte unverweilt in’s Werk gesetzt werden könnten.
Die betreffenden Vorschläge des Vorstandes wurden grossen-
tlieils mit Einstimmigkeit angenommen.
Da die Zeit zu weit vorgerückt war, um die auf der
Tagesordnung stehende Berathuug der Geschäftsordnung noch
zu beginnen, so wurde beschlossen die nächste Sitzung gleich-
falls zu einer Hauptversammlung zu machen. Dieselbe soll
542
nicht in dem bisherigen Versammlungssaale, dessen Akustik
sich als mangelhaft erwiesen hat, abgehalten werden, sondern
probeweise in dem Saale des Kgl. Friedr. -Wilh. - Gymnasium
Friedrichsstrasse No. 41. 42. stattfinden.
Als Mitglieder des Architekten - Vereins wurden aufge-
nommen die Herren: Gercke, Godigkeit, Marggraff,
Sch murr, Schwedler, Scubovius. — F. —
Vermischtes.
lieber den Stand der Arbeiten am üombau in Re-
gensburg entlehnen wir den ,. Blättern f. bild. Kunst“ die
Notiz, dass es in Folge der günstigen Witterungs -Verhältnisse
dieses Jahres gelungen ist, den Aufbau der beiden Thurm-
helme bis zu der Höhe von 85 Fass (8 Fuss mehr als im
Bauprogramm beabsichtigt war) zu fördern. Die Rüstungen
für den Weiterbau sind soweit schon vorbereitet, dass man
denselben unmittelbar nach Eintritt des Frühjahrs glaubt be-
ginnen zu können und die Hoffnung hegt, bereits im
nächsten Jahre beide Thurmhelme, an deren Höhe
gegenwärtig noch 45 Fuss fehlen, zu vollenden. Auch hier
erfolgt das Aufziehen der Quadern vermittelst Maschinen und
sollen dieselben auf einer Brücke, die in einer Höhe von
320 Fuss die beiden hier GO Fuss von einander entfernten
Thürme verbindet, ihre Stellung erhalten.
Nebenher werden sehr umfangreiche Restaurationsarbeiten
au anderen Theilen des Domes betrieben: Ausbesserungen am
südlichen Thurme und am Chore, vornehmlich aber eine
Umgestaltung des Giebels am südlichen Querschiff, die da-
durch nothwendig gemacht wird, dass man beabsichtigt die
Dächer des Querschiffes auf eine Höhe mit dem des Lang-
hauses zu bringen.
Am 14. d. M. fand die Richtfeier für den Neubau des
städtischen Feuenvacht-Gebäudes u. Strassenreinigungs-Depots
in der Thurmstrasse 35 — 38 (Moabit) statt. Ausser den bei
der Stadt beschäftigten Technikern war auch das Offiziercorps
der Feuerwehr bei dieser Festlichkeit vertreten. Der Bau,
welcher erst im Oktober dieses Jahres begonnen wurde, wird
voraussichtlich noch Ende Dezember unter Dach kommen und
im Herbste nächsten Jahres beendet werden. Wir werden
seiner Zeit auf die nähere Beschreibung desselben zurück-
kommen.
Umsturz eines Eisenbahnzuges durch Sturm.
Nach einer Mittheilung von Nordling im 2. Hefte des
laufenden Jahrganges der „Annales des ponts et cliaussees“ ist
am 5. Dezember v. J. auf der französischen Südbahu, zwi-
schen den Stationen Leucate und Fitou, ein von Perpignan
nach Narboune fahrender Personenzug in Folge des Sturmes
verunglückt. Derselbe bestand aus 1 Lokomotive und 7 Wagen
und lief mit 30 — 35 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde
auf einer gerade ansteigenden Strecke, während der Sturm
ziemlich rechtwinklich zur Bahn wehte. Der Lokomotivführer,
welcher sich zufällig umschaute, sah die Wagen Umstürzen,
wobei sie in einen 3 Meter tiefer liegenden Teich fielen.
Nur der schwere Gepäckwagen am Ende des Zuges blieb neben
dem Geleise stehen, ohne umzufallen; auch der Tender wäre
beinahe mitgestürtzt, wenn die Kuppelung nicht gerissen wäre.
Eine dieser Mittheilung beigefügte Tabelle macht die
Gewichte der Wagen, die Art derselben und ihre statischen
Verhältnisse ersichtlich. Es ergiebt sich daraus, dass der
Druck des Windes über 154 Kilogr. pro □Meter betragen
haben muss, dass er aber nicht 254 Kilogr. betragen haben
kann. Dies beweist, dass die gewöhnlich bei der Berechnung
der Viadukte zu Grunde gelegte Stärke des Winddruckes von
170 Kilogr. pro OMeter (incl. der Fläche eines Eisenbahn-
zuges) keineswegs übertrieben ist, aber auch genügen dürfte,
da die Berechnungen über den Druck, bei welchem die leeren
Waagen verschiedener Bahnen Umstürzen müssten, auf einen
Druck von 170 Kilogr. führen, derartige Umstürze aber nur von
Narboune und vom Karst bekannt geworden sind.
(Ztg. deutscher Eisenb.- Verwaltungen nach dem Civilingenieur).
Aus der Fachliteratur.
Badische Gewerbezeitung' für Hau* und Familie. Organ
der grossherzog liehen Landes - Gewerbehalle iu Karlsruhe.
Redigirt von Prof. H. Meidinger. Verlag der G. Braun’schen
Hof buchhan d 1 un g.
Diese Zeitung , welche in 12 Monatsnummern im Umfange
von 250 Seiten Oktav mit einigen lithographirten Tafeln zu
dem Abonnementsbetrag von 18 Sgr. pro Jahr erscheint, hat
sich die Aufgabe gestellt, die Fortschritte der Wissenschaft
und Technik in ihrer Anwendung auf das Hauswesen zur
Kenntniss zu bringen und nutzbar zu machen. Es soll ein
Blatt für das Volk, d. h. für Jedermann sein, auch für die
Frauen und besonders für die thätigen, umsichtigen Haus-
frauen.
Die permanente Ausstellung neuer und musterhafter Er-
zeugnisse der Gewerbthätigkeit, welche den hervorragendsten
Theil in der äusseren Erscheinung der Landesgewerbehalle
bildet, dient zunächst als Anregung für eine Reihe von Ori-
ginal - Abhandlungen, zu denen in buntem Gemisch zahlreiche
kleiuere Mittheilungen treten, die theils ebenfalls auf eigner
Anschauung und Erfahrung beruhen, theils anderen Zeitungen
entlehnt sind.
Was den Inhalt der Abhandlungen betrifft, so ist im ersten
Jahrgauge (1867), der abgeschlossen vor uns liegt, dem Feue-
rungsmaterial und allen baulichen Einrichtungen, die mit den
Feuerungsstätten eines Haushaltes Zusammenhängen, eine be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet. — Holz oder Kohlen;
über rauchverzehrende Feuerungen; über den Zug in Schorn-
steinen: Untersuchung über Stubenöfen und Küchenheerde
sind die Ueberschriften der ausgedehnteren Aufsätze, welche
den Redakteur Prof. Dr. Meidinger zum Verfasser haben.
Im laufenden Jahrgange (1SG8) sind ferner Abhandlungen
über die Behandlung der Wäsche, über Petroleum - Kochappa-
rate, über den Papinianischen oder Dampf- Kochtopf und den
norwegischen Kochkasten, über Eismaschinen und Eissehränke,
über das Fleisch-Extrakt (Original - Artikel von J. v. Liebig)
erschienen, auch sind in besonderen Beilagen noch Besprechun-
gen sozialer Fragen, welche die Gewerbe berühren, Mitthei-
lungen über Ausstellungen etc. gebracht worden, so dass beide
Jahrgänge ein ganz reichhaltiges Verzeichniss ihres Inhalts
aufzuweisen haben.
Wir wünschen der Zeitung eine recht weite Verbreitung
in den Kreisen, für welche sie geschrieben wird, für Familie
und Haus, und können sie für dieselben angelegentlichst
empfehlen. )_>.
J. H. Parker, The different modes of construction,
emploied in ancient Boman buildings. Rom 1868.
Der Verfasser dieser interessanten und werthvollen kleinen
Schrift, welcher seit vielen Jahren als ein eifriger Erforscher
der mittelalterlichen Baudenkmale seines Vaterlandes (Chester,
Wells) bekannt ist, bringt seit vier Jahren, Anfangs seiner
Gesundheit wegen, den Winter in Rom zu und hat seine freie
Zeit benutzt, die Baudenkmale dieser Stadt, welche auffallender
Weise in den letzten Jahrzehnten in wissenschaftlicher Be-
ziehung ausserordentlich vernachlässigt worden sind , (vergl.
meine genauen Mittheilungen in den „ Grenzboten “ 1867,
Bd. IV.) zu studiren.
Wegen Mangel an guten, getreuen Aufnahmen, — die
Abbildungen in den berühmten Werken Canina’s z. B. sind
durchaus unzuverlässig, für wissenschaftliche Untersuchungen
ausserhalb Roms geradezu unbrauchbar — welche eine
unmittelbare Vergleichung der verschiedenen Denkmale ge-
statten, hat Parker vor Allem eine sehr grosse Anzahl Pho-
tographien nach den wichtigsten Denkmalen anfertigen lassen
und einen besonderen, 1 100 Nummern enthaltenden „Catalogue
of o series of photographs illustrative of the areheology of Rome “
drucken lassen (Oxford 1867 — 68.) Für eine wissenschaftliche
Erforschung der Baugeschichte Roms sind wir nämlich in Er
mangelung genügender historischer Nachrichten besonders auf
die Vergleichung der verschiedenen Bauten, d. h. besonders
der Kunstformen und, wo diese fehlen, der Konstruktionen
hingewiesen. Die Letztere ist bisher, da die Forscher meist
Philologen waren, welche von der Konstruktion keine oder
nur ungenügende Kenntniss hatten, wenig beachtet worden.
Es ist daher sehr verdienstvoll, dass J. H. Parker ge-
rade diesen speziellen Theil der Archäologie Römischer Bau-
denkmale in einem besonderen Werke, einem Vortrage, welchen
der Verfasser am 26. Dezember 1867 in der Britischen archäo-
logischen Gesellschaft in Rom gelesen hat, als Vorläufer seines
unter der Presse befindlichen grösseren Werkes „ The archi-
tectural antiguitie x of Romeu publizirt hat. ln demselben giebt
der Verfasser eine Aufzählung und kurze Charakteristik der
in Rom disponiblen Bau - Materialien, Tufa, Peperino, Sperone,
Travertino, Selce, Ziegel. Puzzolana, Kalk und Marmor, und
zeigt dann, in welcher historischen Reihenfolge und welcher
Konstruktions -Weise diese verschiedenen Materialien nach und
nach im Laufe der Jahrhunderte verwendet worden sind. Er
geht von den) ,-opus quadratum “ aus, welches an der ältesten
Befestigungsmauer des Palatin, der sogenannten Mauer des
Romulus, und später an der Mauer des Servius Tullius ange-
wendct worden ist, weist nach, wie die bisher meist als
Phöniziseh bezeiehneten Mauern nach Ort und Zeit eine sehr
weite Verbreitung haben, indem die Konstruktion derselben
Hierzu eine Beilage.
543
nur eine nothwendige Folge der Beschaffenheit des Materials
ist, charakterisirt dann das sogenannte Gusswerk, weist die
schon frühe Anwendung desselben nach, spricht von der An-
wendung des Kalks, von der sehr allgemeinen Anwendung
des Ziegelbaues und seiner Geschichte bis ins Mittelalter hinein,
— das Ziegelmauerwerk des ersten Jahrhunderts n. Chr.
nennt er, und wohl mit Recht, (jedoch mit Ausnahme dessen
an der Dirschauer Brücke) das beste seiner Art in der Welt
— der Anwendung des Travertin und endlich von der Ein-
führung des Marmors in Rom, seiner meist nicht konstruktiven
sondern nur dekorativen Verwendung.
Diese gei.-tvolle kleine Schrift ist allseitiger Aufmerksamkeit
werth und bietet dem Philologen wie dem Architekten viel-
fache Belehrung. Beigegeben sind vier Tafeln, welche in sehr
guten, nach Photographien ausgeführten Lithographien zwan-
zig, je nach Material und Alter verschiedene Konstruktions-
Arten in trefflichster Weise zur Anschauung bringen. C. L.
Visconti in Rom hat diese Schrift unter dem Titel: „de
variis structurarum generibus penes Romanos “ (Romae 1868) in’s
Lateinische übersetzt. R. Bergau.
Notizblatt des technischen Vereins zu Riga. Jahrg. 186S.
— Das Juniheft bringt ausser verschiedenen Mittheilungen
von lokalem Interesse den Schluss der in einem früheren Re-
ferat erwähnten Berechnung des hydraulischen Flaschenzuges
für die neuen Speicher in Riga, ferner eine Besprechung über
die Lipowitz’sche Abänderung der ringförmigen Oefen zum
Zwecke des Brennens von Zement, welche im Wesentlichen
darin besteht, dacs der Ofen oblong gebaut ist, die Kammern,
welche durch eine 3' starke Scheidewand getrennt sind, neben-
einander laufen und Schornstein und Rauchsammler durch
einen au einer Seite des Ofens herlaufenden Rauchkanal, an
dessen Ende ein Exliaustor wirkt, vertreten werden.
Als eine Aenderung, die im Verein selbst vor sich ge-
gangen ist, mag erwähnt werden, dass beschlossen worden ist
das Institut der sogenannten „permanenten Gäste“ aufzuheben
und anstatt deren „passive Mitglieder“ aufzunehmen. Die
letzteren, welche j«-der Berufssphäre angehören können, sind
den aktiven (technischen) Mitgliedern gegenüber in ihren
Rechten derartig beschränkt, dass sie von der Wählbarkeit
in den Vorstand, vom Ballotement über aktive Mitglieder und
von Abstimmungen über technische Fragen und Gutachten
ausgeschlossen sind.
Das Juliheft enthält an Original-Mittheilungen Folgendes :
1. Luftheizung der St. Olai-Kirehe in Reval,
berechnet, konstruirt und ausgeführt vom Ingenieur 0. Krell
in St. Petersburg. Der Heizapparat ist ein sogenannter Bat-
terie-Ofen. Er besteht aus einem unteren gemauerten Feuer-
raum und einem oberen Raum von gusseisernen Platten um-
schlossen, welche durch dicht nebeneinander stehende, innen
und aussen angegossene dünne Rippen eine um Vieles ver-
grösserte Oberfläche haben. Mehre horizontale Scheidungen
in diesem oberen Ofenraum lenken den Strom der Ver-
brennungsgase wiederholt den äusseren Wandungen zu. Letz-
tere nehmen die entwickelte Wärme auf und übertragen sie
an die ausserhalb der Ofenkammer vorbeistreichende Luft,
welche dann in die Kirche strömt. Die Konstruktion ist
auf einer beigegenen Zeichnung dargestellt. Der Beschreibung
folgt eine Berechnung.*)
2. Die Personenwagen der Eisenbahnen, vom
Abtheilungs- Ingenieur Hennings. Es wird darauf hinge-
wiesen, dass die Bestrebungen der neueren Zeit, dem Perso-
nen-Verkehr auf Eisenbahnen durch Bequemlichkeiten aller
Art entgegenzukommen, ihre Vorgänger bereits in der Kind- j
heit des Betriebswesens gehabt hätten, und alsdann ein Ver- j
gleich zwischen den Personenwagen nach englischem und •
amerikanischem System (Coupewagen und Salonwagen) ange-
stellt. Nach erfolgtem Abschluss des Artikels werden wir
auf diesen Gegenstand zurückkommen.
B a u w i s s e n s c h a f 1 1 i c h e Litteratur.
Oktober, November, Dezember 1868.
Aller, H. H. van, Der Monitor. Eine Sammlung von Formeln und
Tabellen aus dem Gebiete der höheren und niederen Mathematik
und Mechanik. 1. Theil. 2. Ausg. 8. Berlin. D/s Thlr.
Architektonisches Skizzenbuch. Heft91— 94. Fol. Berlin,
ä 1 Thlr.
Auswahl der vorzüglichsten Grabdenkmale des Münchener Kirch-
*) Die in Deutschland vielfach schon ausgeführten Caloriferes-
Heizungen zeigen eine ebensolche Vermehrung der Heizoberfläche
durch Batterien ; sie spalten und verlängern aber auch ausserdem
die Rauchwege in höherem Grade, als dies hier der Fall ist.
(Anmerk. d. Refer.)
hofes. Neue wohlf. Ausg. 12 Hefte mit je 8 Taf. 4. Stuttgart,
ä Heft 15 Sgr.
Bauschinger, J. , Indikator -Versuche an Lokomotiven. 4. Leipzig.
3 Thlr.
Becker, W. , Der Brückenbau in seinem ganzen Umfange. 3. Aull.
8. Mit Atl. in Fol. Stuttgart, 53/, Thlr.
Becker, A. W. , Charakterbilder aus der Kunstgeschichte. 3. Aufl.
3 Abtheilungen. 8. Leipzig, ä 24 Sgr.
Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken. 1. Band.
9. Heft. Fol. Hannover. 1 Thlr.
Bock, F., Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters. Mit zahlreichen
Holzschn. 1. Serie (in 12 Heften). 8. Köln. 2 Thlr.
— Das monumentale Rheinland. Autographische Abbildungen der
hervorragendsten Baudenkmale des Mittelalters am Rhein. 1. bis
4. Liefrg. Imp. -Fol. Köln, ä 1 Thlr.
Box, Th., a practical treatise on heat as applied to the useful arts,
for the use of engineers , arehitects etc. 8. London. 8 sh. 6 d.
Burckhardt, J., Die Kultur der Renaissance in Italien. 2. Aufl. 8.
Leipzig. 2% Thlr.
Cabinet Makers’ albunx of furniture, comprising a Collection of
designs for the newest and most elegant styles of furniture. Illustr.
by 48 large plates. Philadelphia. 5 D.
Campin, F., on the construction of iron roofs. 8. New-York. 3 D.
Delaunay, M. Ch., Lehrb. d. analytischen Mechanik. Nach der 4. Aufl.
des Originals Deutsch v. G. Krebs. 8. Wiesbaden. 23/s Thlr.
Delforge, H , Traite des constructions rurals, contenant vues, plans,
coupes, elevations, details et devis des bätiments de ferme. Fol.
Liege. 35 Fr.
Denkmäler der Kunst. Supplement: Die Kunst der Neuzeit.
23 Taf. in Stahlstich nebst Text. Fol. Stuttgart. 3 Thlr. 6 Sgr.
Biengger, J., Die Differential- und Integral -Rechnung. 3. Aufl.
2 Bde. 8. Stuttgart. 6 Thlr.
Dietzel, C. F., Leitfaden für den Unterricht im technischen Zeichnen.
2. Aufl. 1. Heft. 8. Leipzig. */3 Thlr.
Dürre, E. F., Ueber die Konstitution des Roheisens und den Werth
seiner physikalischen Eigenschaften etc. 8. Leipzig. l’/3 Thlr.
Entwürfe ausgeführter Gebäude. 1/Sammlung mit 20 Taf.
Abbildungen. Fol. Halle. 2 Thlr.
Esse, C. H., Die Krankenhäuser, ihre Einrichtung und Verwaltung.
Mit Atlas von 30 Tafeln. 4. Berlin. ö*/3 Thlr.
Fapadenbuch. Sammlung von Fa^aden neuausgefiihrter Wohn-
häuser und Original -Entwürfe, nebst Grundrissen und Details.
2. Ausg. 1. — 3. Sammlung. 4. Leipzig, ä 2% Thlr.
Fink, F., Der Bautischler. 2. Aufl. 2 Thle. mit vielen Holzschn.
8. Leipzig, ä 1 Thlr.
Franke, G., ABC der Baukunst für Bau - Unternehmer und Haus-
besitzer. 6. — 8. Heft. 8. Halle, ä 6 Sgr.
Friedreich, F., Renaissance- Bauten. Eine Sammlung von Villen,
Schlössern u. öffentlichen Gebäuden. 1. Heft. Fol. Halle. 24 Sgr.
Fürstedler, L., Beobachtungen über die Fortschritte auf dem Gebiete
der Industrie und des gewerblichen Unterrichts. 8. Wien. 4 Thlr.
Gärtner, J., Nicht Villa, nicht Miethskaserne in der Vorstadt. 8.
Berlin. */3 Thlr.
Geer, P. van, Leerboek der Meetkunde. 1. Deel. Meetkunde van
het platte vlak. 8. Leyden. 2 Fr. 50 Cent.
Gottgetreu, G., Die physische und chemische Beschaffenheit der Bau-
Materialien. 1. Liefrg. 8. Berlin. 2y3 Thlr.
Graberg, F., Vorlagen zum geometr. Zeichnen. Fol. Zürich. 2 Thlr.
Grimm, H., Leben Michel Angelo’s. 3. Aufl. 3 Bde. 8. Hannover,
geb. 53/3 Thlr.
Hagen, G. , Ueber die Bewegung des Wassers in Strömen. 4.
Berlin. ’/3 Thlr.
Händel, E., Vorlagen zu Decken -Malereien. Gewölbte und flache
Plafonds zu Zimmern, Sälen und Kirchen aus verschiedenen Zeit-
altern des 12. — 19. Jahrhund. 1. Samml. 4. Weimar. 2I/a Thlr.
Haenel, v., Zur Theorie der Tonnengewölbe. 4. Tübingen. 9 Sgr.
Harres, B., Die Schule des Zimmermanns. 1. Theil: Hochbauten.
4. Aufl. 8. Leipzig. 1 Thlr.
— Dasselbe Werk. 2. Theil : Brücken- und Wehrbau. 2. Aufl. 8.
Ebendas. 1 Thlr.
Henz, L., Praktische Anleitung zum Erdbau. 2. Aufl. bearbeitet
von Plessner. 8. Mit Atl. v. 17 Taf. in Fol. Berlin. 5 Thlr.
Herdtle, E. , Flächenverziernngen des Mittelalters und der Renais-
sance, nach den Orig. gez. 1. Abth. Fol. Stuttgart. 5 Thlr.
Kaemmerling, H. , der Umbau vorhandener bürgerlicher Wohngeb.
für Stadt und Land. 1. Liefrg. Fol. Berlin. la/3 Thlr.
König, F. , Anlage und Ausführung von Wasserleitungen und
Wasserwerken mit besonderer Rücksicht auf die Städte -Versor-
gung. 8. Leipzig. 2 Thlr.
Kugler, F., Geschichte der Baukunst. Beendigt von J. Burckhardt
und W. Liibke. 4. Bd. 3., 4. Liefr. 8. Stuttgart. 3% Thlr.
Lacroix, P. , les arts du moyen äge et ä l’epoque de la renaissance.
Ouvrage illustre. 8. Paris. 6a/3 Thlr.
Latham, B., Ueber die Reinigung u. Verwerthung des Hauswassers.
Uebersetzt und mit Vorwort versehen von E. Wiebe. 8. Berlin.
(Schluss folgt.) Vs Thlr.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Das erste technische Mitglied der Direktion der Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn, Bau -Rath Mellin zu Berlin, ist zum Re-
gierungs- und Bau -Rath ernannt; dem kommissarischem zweiten
technischen Mitgliede derselben Direktion, Ober-Betriebs-Inspektor
Jaedicke zu Berlin, ist der Charakter als Bau - Rath verliehen
worden.
544
Ernannt sind ferner: Der Kreis-Baumeister Lieber zu Mülheim
a. Mosel zum Bau - Inspektor in Saarbrücken, — der Eisenbahn-
Baumeister Baedeker zu Aachen zum Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
Inspektor bei der schlesischen Gebirgsbahn in Hirschberg, — der
Sektions - Ingenieur Rupertus zu Salmünster zum Eisenbahn-
Baumeister bei der Bebra- Hanauer Eisenbahn mit dem Wohnsitze
zu Hanau, — der Baumeister Lorck zum Kreis - Baumeister in
Darkehmen.
Am 12. Dezember haben bestanden das Ba u meiste r -Examen:
Heinrich Klehmet aus Semlow, Friedrich Nowaek aus
Berlin, Carl Schnebel aus St. Johann -Saarbrücken; das Privat-
B a umeis t er - Examen : August Massing aus Thalfang.
Offene Stellen.
1. Beim Bau der Thorn - Insterburger und Schneidemühl-
Dirschaner Eisenbahn linden mehre Baumeister und Bauführer
Beschäftigung. Meldungen sind an die Königliche Direktion der
Ostbahn in Bromberg zu richten, auch wird von dem Eisenbahn-
Baumeister Thiele, Fruchtstrasse 1*2/13 in Berlin, mündliche Aus-
kunft ertheilt.
2. Für die Garnisonbauten zu Thorn wird ein geprüfter Bau-
meister gesucht. Schriftliche Offerten an die Königliche Fortifi-
kation daselbst.
3. Ein im Zeichnen besonders geübter Bauführer für Vor-
bereitung und Leitung eines Kirchen-Neubaues wird zum Februar
k. J. gegen reglementsmässige Diäten gesucht von dem Kreisbau-
meister Kunisch in Neustettin.
4. Ein im Zeichnen uud Veranschlagen geübter B au te c h n i-
ker wird von dem Stadt- Bau -Amte zu Bochum zur Aushülfe ge-
sucht. Bewerber wollen sich beim Stadtbaumeister Böttcher in
Bochum melden.
Brief- und Fragekasten.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren B. in Nürnberg,
S. in Petersburg, P. in Oederau.
Kur gefälligen Beachtung!
Bei dem bevorstehenden Beginn des neuen Jahrganges unserer Zeitung ersuchen wir unsre verehr-
lichen auswärtigen Abonnenten um gefällige rechtzeitige Erneuerung des Abonnements bei den resp. Buch-
handlungen und Post-Anstalten, damit in der regelmässigen Zusendung des Blattes keine Unterbrechung ein-
tritt. — Im Falle aus besonderen Gründen direkte Zusendung unter Kreuzband gewünscht wird, wolle
man die Bestellung an unsre Expedition richten und derselben 1 Thlr. für Abonnement und Porto durch
Postanweisung übermitteln.
Unsern Abonnenten in Berlin senden wir die Fortsetzung unverlangt weiter, falls nicht eine ausdrück-
liche Abbestellung erfolgt.
Architekten -Verein zu Berlin.
Hauptversammlung, Sonnabend d. 19. Dezember
Dem Beschluss der Hauptversammlung vom 12. d. Mts. zufolge
wird dieselbe versuchsweise im Saal des Königs Friedrich-Wilhelms-
Gymnasiums, Fi*i<Mlriclt»Htra$se HB. 45, Ecke «8er
Koelistrasse stattünden.
Tagesordnung:
1. Vorlagen der Kommission für d.e Industrie- Ausstellung zu
Wittenberg.
2. Fragebeantwortung.
3. Berathung der Geschäftsordnung.
Die Vorlesung des Hrn. Dr. Schöne über Pompeji am
Sonnabend den 19. er. muss wegen Unwohlsein des Vortragenden
ausfallen. — Die nächste Vorlesung wird am Sonnabend den 2. Ja-
nuar 18b9 stattünden.
Subskriptionslisten liegen im Lokal aus. Der Beitrag von
1 ■/, Thlr. wird gegen Aushändigung einer Legitimationskarte von
dem Vereinsboten in Empfang genommen werden.
Der Vorstand.
Stuttgart. Museum.
Konktirrenzplitne für den Neuhau betreffend.
Die Ausstellung der eingekommenen Konkurrenzpläne findet
von Mittwoch den 16. bis Mittwoch den 30. d. einschliesslich auf
der Silberburg statt.
Die Lokalitäten bleiben täglich von 10 — 4 Uhr geöflhet und
wird hiermit zum Besuch der Ausstellung eingeladen.
Ein Bau -Akademiker, in den vorkommenden Bureau- Arbeiten
erfahren, sucht Beschäftigung. Gefällige Offerten nimmt die Expe-
dition dieser Zeitung unter V. W. entgegen.
Ein junger Mann, der eine Kgl. Provinzial-Gewerbeschule ab-
solvirt hat und sich dem Baufache widmen will, musste seine zu
seiner Vorbereitung bisher innegehabte Stelle (im Bureau eines
Kgl. Baumeisters) Versetzungshalber aufgeben. Derselbe wünscht
baldmöglichst eine ähnliche passende Stellung und bittet Adressen
unter H. P. 23 poste restante Wittenberge a. Elbe abzugeben.
Den früheren Schülern und Lehrern, den Freunden und Be-
kannten des verewigten
Gründers der Baugewerkschule
zu
Holziuindeii,
Kreisbaumeister
F, L. llaariiiaim
wird hiermit die freudige Kunde gebracht, dass die feierliche Ent-
hüllung dessen Standbildes hierselbst am 4. Januar 1869 statt-
linden wird, und werden die von auswärts Theilnehmenden gebeten,
sich behufs Einlogirens frühzeitig beim Unterzeichneten Comite mel-
den zu wollen.
Das (»Plural- Comitt» zu Holziwindeii a. d, Weser.
Heute fi üh wurde uns ein Töchterchen geboren.
Stettin, den 9. Dezember 1868.
Conrad Kruhl, Baumeister
Agnes Kruhl, geh. Stosch.
Verlag von Ernst «fr Korn in Berlin.
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Dekorationen auf den Königl. Theatern. 7y3 Thlr.
Sammlung von Möbel-Entwürfen. Von Lohde. 8 Thlr.
Stiiler’s Werke:
Das neue Museum zu Berlin. 17y3 Thlr.
Die Stammburg Hohenzollern. 62 3 Thlr.
Die Universität zu König.-berg. 4 Thlr.
Das Schloss zu Schwerin, in Verein mit Pro sch & Willebrand.
Erste Prachtausgabe 100 Thlr.
Zweite Prachtausgabe 68 Thlr.
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Ausgeführte Bauwerke. Bd. I. 15 Thlr.
Desgleichen. Bd. II. 17V3 Thlr.
Die neue Börse in Berlin. 10 Thlr.
Wohngebäude der Victoria- Strasse. 10 Ihr.
Wohnhaus Revoltella in Triest. 5*/3 Thlr.
Straek's Werke:
Das Schloss Babelsberg. 10 Thlr.
Dasselbe. In Aquarellen von Graeb. 202j Thlr.
Architektonische Details. 3 Thlr.
Der innere Ausbau von Wohngebäuden in Berlin. In Verein mit
Hitzig und Borstell. IP/3 Thlr.
Das alt -griechische Theatergebäude. l’/3 Thlr.
Boettlelier’ü Werke:
Die Tektonik der Hellenen. Atlas. 623 Thlr.
(Text dazu erscheint in 2. Auflage.)
Holz-Architektur des Mittelalters. 623 Thlr.
Ornament-Vorbilder. 5 Thlr.
Ornamentenbuch. 16 Thlr.
Architektonische Formenschule, 5'/3 Thlr.
llajseu's Werke:
Handbuch der Wasserbaukunst. I. 6 Thlr. 28 Sgr.
Dasselbe II 171/, Thlr.
Dasselbe III. 18* 3 Thlr.
(Letzteres auch unter dem Titel: Seeufer- und Hafenbau.)
Grundzüge der Wahrscheinlichkeitsrechnung. 1 1 a Thlr.
Adler, mittvlalt. Backsteinbauwerke d. Preuss. Staats. Heft 1 — 7.
17 >/3 Thlr.
Architektonisches Skizzenbuch. 94 Hefte, ä Heft 1 Thlr.
Entwürfe zu Kirchen, Pfarr- und Schulhäusern. 20* 3 Thlr.
Fleischinger, der Backstein-Rohbau. 10 Thlr.
Henz, Anleitung zum Erdbau. 2. Aufl. von Plessner. 5 Thlr.
Knoblauch, die neue Synagoge in Berlin. 8 Thlr.
Lüdecke & Schultz, das Rathhaus in Breslau. 823 Thlr.
Manger, gewerbliche Baukunde. 15 Thlr.
Mauch, arch. Ordnungen der Griechen und Römer. Cyä Thlr.
Meyer, Lehrbuch der schönen Gartenkunst. 6*3 Thlr.
Quast, Denkmale der Baukunst im Ermeland. 12 Thlr.
Raschdorf, der Gürzenich in Cöln. öy3 Thlr.
Salzenberg, Alt-ehristl. Baudcnkmale Constantinopels. 63>/3 Thl.
Spielberg, Capelle im Palazzo pubblico zu Siena. 5J3 Thlr.
Stillfried-Rattonitz. Alterthümer Hohenzollerns. 122 Thlr.
Wiebe, Skizzenbuch für den Ingenieur. Heft 1 — 60. ä 1 Thlr.
Zeitschrift für Bauwesen. Jahrgang 1851 — 1868. ä 8*/3 Thlr.
545
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Expedition dieser Zeitung.
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Schliff annehmen und zugleich so hart sind, dass sie in der Dauer
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bittet man zu richten an die
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Berlin, Oranien-Str. 75.
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Wochenblatt
herausgegcben von Mitgliedern
des Architekten -Vereins zu Berlin.
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übernehmen alle Postanstalten
und Buchhandlungen,
für Berlin die Expedition
Oranien-Str. 75.
Preis
25 Sgr. pro Vierteljahr.
Redakteur: K. E. 0. Fritsch.
Berlin, den 25. Dezember 1868.
Erscheint jeden Freitag.
Inhalt: Die XV. Versammlung deutscher Architekten und In-
genieure in Hamburg (Schluss). — Mittheilungen über die Aufstel-
lung des eisernen Hallendaches beim neuen Stationsgebäude der
Königl. Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn zu Berlin (Schluss).
— Nachrichten über den gegenwärtig in Ausführung begriffenen
Bau der Pillauer Molen - Mauern. — Mittheilungen aus Ver-
einen: Architekten- und Ingenieur -Verein zu Prag. — Verein für
Eisenbahnkunde zu Berlin. — Architekten -Verein zu Berlin. —
Brunnenbohrung an der Jade. — Errichtung einer obersten Bau-
Behörde in Baden. — Die Ausführung des Kanalisirungs-Projektes
für Danzig. — Stand der Landes -Triangulation in Preussen. —
Aus der Fach li t ter a tur : Bau wissenschaftliche Litteratur, Ok-
tober, November, Dezember 1868. — Konkurrenzen: Realschul-
Gebäude in Marne. — Personal-Nachrichten etc.
Aufruf an die deutschen Facligenossen.
Nachdem der Verein Berliner Künstler durch den in der deutschen Bauzeitung No. 50 mitgetheilten
Aufruf zur Betheiligung an der im nächsten Sommer zu Wittenberg stattfindenden allgemeinen deutschen
Industrie- Ausstellung aufgefordert hatte, beschloss der Architekten- Verein zu Berlin in seiner Sitzung vom
12. d. Mts. auch seinerseits, die Ausstellung mit Zeichnungen, Modellen und Mustern kunstindustrieller Ge-
genstände zu beschicken.
Da es im Interesse aller Fachgenossen liegen muss, dem Publikum den Einfluss darzuthun, welchen
die Architekten auf die Entwickelung der Kunst -Industrie auszuüben vermögen, so ergeht an alle Fachge-
nossen und Architekten -Vereine Deutschlands hiermit die Aufforderung, sich gleichfalls an dieser Ausstellung
mit Zeichnungen, Modellen und vor allem mit Musterstücken von Möbeln, Geräthen, Zimmerdekorationen,
Ornamenten etc. zu betheiligen.
Anmeldungen sind direkt an das „Ausstellungskomite“ in Wittenberg zu richten, welches gewiss in
ebenso bereitwilliger Weise wie gegen den Architektenverein, allen darauf bezüglichen Wünschen entgegen
kommen wird.
Im Aufträge des Architekten -Yereius zu Berlin.
Die Kommission.
Blankenstein. Ende. Gropius. Heyden. Jacobsthal.
Die XV. Versammlung deutscher Architekten und Ingenieure zu Hamburg.
(Schluss aus No. 45.)
4. Die Ausstellung.
Wir haben unsere Mittheilungen über die XV. Ver-
sammlung deutscher Architekten und Ingenieure, die der
Wichtigkeit des Gegenstandes gemäss, schon länger sich
hinzogen, als es im Sinne unseres Blattes liegt und dem
W unsche so mancher Leser entsprach , vor dem Berichte
über die mit jener Versammlung verbundene Ausstellung
abgebrochen und lange gezögert, ihnen diesen Abschluss
hinzuzufügen — gezögert um so mehr, je schwerer es ist,
gerade für einen solchen Bericht das richtige Maass zu
treffen.
Ist doch die Ausstellung, so unverkennbar gross ihre
Bedeutung auch sein mag, doch unleugbar derjenige Theil
des Programms, der in Wirklichkeit am Meisten zurück-
tritt und seinem Werthe nach am Wenigsten gewürdigt
werden kann. Unsere Ansicht, dass die Versammlungen
deutscher Architekten und Ingenieure in ihrer gegenwär-
tigen Gestalt zu viel des Stoffes bieten, als dass er in
der zu Gebote stehenden Zeit von menschlichem Fassungs-
vermögen auch nur annähernd bewältigt werden könnte —
unser Bedauern, dass demzufolge ein grosser Theil des
dargebotenen kostbaren Materials gänzlich wirkungslos
bleibt und verloren geht, haben wir im Verlaufe dieser
Berichte oft genug angedeutet; es trifft dies für nichts
Anderes mehr zu, als gerade für die Ausstellung. Je
vollständiger und reichhaltiger dieselbe sein wird, je mehr
sie also ihre Bedeutung erfüllt, desto weniger wird es
möglich sein, in den flüchtigen Erholungspausen, die für
ihren Besuch übrig bleiben, mehr zu gewinnen als nur
einen ganz allgemeinen Eindruck. Und mag dieser für aus-
geführte Bauwerke seine Berechtigung haben und genü-
gend sein, so reicht er doch wahrlich nicht aus, um einem
durchdachten Projekte gerecht werden zu können. Ein
noch ungünstigeres Schicksal fast erleiden die von Fabri-
kanten ausgestellten Arbeits- und Materialien -Proben, die
zum grösseren Theile wohl so gut wie unbeachtet bleiben.
Es ist hier nicht der Ort, auf allgemeine Betrachtun-
gen dieser Art oder gar auf reformatorische Vorschläge
einzugehen: wir behalten es uns vielmehr ausdrücklich
vor, eine weitere Besprechung dieser hochwichtigen Frage,
inwieweit die Versammlungen deutscher Architekten und
Ingenieure in ihrer gegenwärtigen Form noch ihrem Zweck
entsprechen, anzuregen. Motiviren wollten wir hier nur,
dass unter den vorliegenden Verhältnissen auch unser Be-
richt über die Hamburger Ausstellung nur in ganz allge-
meinen und flüchtigen Zügen gehalten sein kann.
a. Die Ausstellung aus dem Gebiete der
Architektur.
Was als ideales Ziel einer Ausstellung von architek-
tonischen Entwürfen bei einer allgemeinen Versammlung
deutscher Architekten zu betrachten sein möchte — einen
sicheren Ueberblick zu gewinnen über alles das, was in
den einzelnen Gauen des Vaterlandes und von den einzelnen
Schulen unserer Kunst in der Gegenwart geschafft und
gestrebt wird, einen bequemen Vergeich anstellen zu können
zwischen den Vorzügen und Nachtheilen der neben ein-
ander gehenden Richtungen — es wird in Wirklichkeit
wohl selten erreicht werden.
648
Einmal werden für gewöhnlich die zu solcher Aus-
stellung disponiblen Projekte selten ein richtiges Bild dessen
gewähren können, was im Charakter der wirklichen Bau-
Ausführungen ihrer Zeit sich ausspricht. Es sind sicher
gerade die am Meisten schaffenden Architekten, die am
Seltensten zur Ausstellung geeignete, auf dem Papier völlig
durchgearbeitete Projekte in ihren Mappen vorräthig hal-
ten. Ideale Projekte, Konkurrenzarbeiten pflegen zu über-
wiegen; nur einige wenige Architekten hatten diesmal den
Ausweg ergriffen, eine Sammlung von Photographien nach
ausgeführten Bauwerken, die dann freilich in ihrer äusser-
lichen Unscheinbarkeit leicht unbeachtet bleiben, auszu-
stellen. Wenn trotzalledem einer solchen Ausstellung, die
dem Rufe so manches Künstlers unter seinen Fachgenossen
den Weg bahnt, nicht abzusprechen sein wird, dass sie
mindestens für die Kenntniss der Strömungen, die augen-
blicklich im Gebiete künstlerischer Glaubensbekenntnisse
obwalten, werthvollen Anhalt gewähren kann, so wird an-
dererseits ein solches Resultat doch nur mit Vorsicht ge-
zogen werden dürfen, da es selten gelingen möchte, dass eine
annähernde Gleichmässigkeit in der Beschickung der Aus-
stellung stattfindet.
Wenigstens war dies zu Hamburg entschieden nicht
der Fall, und so kam es, dass die dortige Ausstellung
architektonischer Entwürfe in gewisser Beziehung eine ein-
seitige genannt werden muss.
Annähernd vollständig betheiligt war nur Hamburg
selbst, nächst ihm die benachbarten Gebiete, obgleich in
wesentlich geringerem Grade, während die Leistungen
und Bestrebungen wichtiger Architekturschulen theilweise
völlig ungenügend, zum Theil gar nicht vertreten waren.
Dass in Hamburg alle Stile und Stilrichtungen neben ein-
ander bestehen und in einer reichen Bauthätigkeit volle
Gelegenheit zur Entfaltung ihres Schaffens finden, be-
merkten wir schon früher. Im Wesentlichen sind es frei-
lich auch hier die beiden Hauptrichtungen, welche auf der
architektonischen Anschauung der Antike und des Mittel-
alters fussen, die sich gegenüber stehen.
Von den Vertretern der ersten Richtung war es in
erster Linie Martin Haller, Hamburgs am Meisten be-
schäftigter Architekt, der im Sinne französischer Renais-
sance wirkt, welcher die Ausstellung mit einigen seiner
effektvollen, keck aufgefassten, in meisterhaften Architek-
turbildern dargestellten Entwürfe beschickt hatte. Kon-
kurrenz-Entwürfe zur grossen Oper in Paris, zur Kunst-
halle und zum Winterhause des zoologischen Gartens in
Hamburg, (der letztere der Ausführung zu Grunde gelegt)
der Entwurf zu einem fürstlichen Schlosse in Kiel, zu
einer Villa in Harvestehude sind zu nennen. Hai Her
hatte einen Konkurrenz - Entwurf zur Kirche in Altona
sowie das Kaufmannschaftshaus in Mazatlan), der uner-
müdliche Rösing sein Projekt zur Börsen - Erweiterung
ausgestellt. Eine grössere Ansammlung von Miethshaus-
fa<;aden hatte Wex in seinem Projekte der Durchbrechung
des Gängeviertels geliefert. ' — Eifriger hatten, obwohl
der Zahl nach in Wirklichkeit gewiss geringer, die Ver-
treter mittelalterlicher Bauweise an der Ausstellung Theil
genommen. Von Reine und dem leider verstorbenen
Glüer waren zwei elegante Konkurrenzentwürfe zur Uni-
versität in Kiel, sowie für das Rathhaus in München,
ersterer rundbogig, letzterer gothisch mit einer Kuppel, zu
sehen; Br ecke Iba um und March and hatten Wohn-
häuser, Klingenberg eine Kirche, Hauers eine Markt-
halle für St. Pauli, beide letzteren endlich Konkurrenz-
Entwürfe für die Kirche zu Altona geliefert.
Auch die beiden in dieser Konkurrenz preisgekrön-
ten Entwürfe von Otzen (Flensburg) und Martens (Kiel),
sowie die reduzirte Umarbeitung des ersteren, die der
Ausführung zu Grunde gelegt werden soll, waren ausge-
stellt und somit eine grössere Anzahl der höchst beach-
tenswerthen Pläne, die jene — trotz der Geringfügigkeit
ihrer Preise — so lebhaft aufgenommene Konkurrenz her-
vorgerufen hat, vereinigt. Ueber die in Photographien
dargestellten Ausführungen von Martens ist in diesem
Blatte vor Kurzem an andrer Stelle die Rede gewesen.
Von Otzen, der gleich Hauers in Hamburg die Rich-
tung der Hannoverschen (Hase'schen) Schule, jedoch mit
mehr Grazie als dieser vertritt, war noch eine ansprechende
Wohnhaus - Faeade in Backsteinen zu sehen.
Im Uebrigen war die so strebsame Schule Hannovers
nur noch durch einige Arbeiten Ilackländer’s (Har-
burg) und durch die Arbeiten eines ihrer Meister reprä-
sentirt, der eine selbstständige, der französischen Gothik
sich annähernde Richtung einschlägt. Oppler hatte in
Photographien nach der Natur sowohl äussere wie innere
Ansichten von seinen Bauten und Abbildungen von ihm
entworfener kunstindustrieller Gegenstände in grösserer
Anzahl ausgestellt. Ob wir den Entwurf eines Theaters
in mittelalterlichem Stile von Tochtermann (Hildes-
heim), einen wunderbaren Missgriff, dessen Ungeheuer-
lichkeit wohl noch mehr zu Tage treten würde, wenn
Durchschnitte zu demselben vorhanden wären, zu der
hannoverschen Schule rechnen dürfen, wissen wir nicht.
Den gothischen Entwurf zu einem Schlosse in Witten-
burg von Trosky glauben wir den anderen Leistungen
dieses Stils gegenüber übergehen zu können.
Doch nicht nur im Nordwesten hatten die Gothiker,
sich in besonders eifriger Weise an der Ausstellung be-
betheiligt, sondern auch in anderen Theilen Deutschlands.
Zwar war Wien, das seit der Berufung Friedrich
Schmidt’s ein Zentralpunkt für die mittelalterlichen Be-
strebungen der Gegenwart geworden ist, durch keinen
gothischen Entwurf, sondern nur durch die bekannten
trefflichen Aufnahmen der Bauhütte und durch die, kaum
mehr gezeichneten, sondern geradezu mit der Feder ge-
schriebenen, deshalb aber doch wohl etwas schablonen-
haften Reiseskizzen von Schulcz Ferencz vertreten; der
Schule Schmidt’s gehörten hingegen einige Entwürfe zu
Kirchen und Wohnhäusern von Pieper (Dresden) an. —
Die Kölnische Schule, die den Ausgangspunkt für die
neuere Gothik in Deutschland gebildet hat, aus der auch
Schmidt hervorgegangen ist, hatte in Franz Schmitz,
der seinen Konkurrenz-Entwurf zum Rathhause in München
sowie die Generalzeichnungen seines bekannten Domwerks
ausgestellt hatte, ihren Repräsentanten gefunden ; aus
Kassel, wo die Gothik durch Ungewitter eine an-
scheinend bleibende Stätte gefunden hat, waren Entwürfe
von Schülern der Bauschule eingeliefert worden.
Auffallend schwach war alle dem gegenüber die Ver-
tretung der auf antiken Traditionen fussenden Schulen.
Wien fehlte hier ganz und auch die Betheiligung Berlins
war so gering, dass es wohl hätte befremden können,
wenn nicht bekannt gewesen wäre, dass seine Architekten
in jüngster Zeit von der Dom-Konkurrenz so mächtig be-
ansprucht worden waren, dass sie der Hamburger Ausstel-
lung wenig Aufmerksamkeit widmen konnten. Entwürfe
von von der II ud e und Hen n icke, darunter ein Kon-
kurrenz-Entwurf zu der Manchester Royal Exchange , Rö-
mer’s Projekt des neuen Frankfurter Bahnhofs in Berlin,
die gekrönte Schinkelfestarbeit des letzten Jahres (Par-
lamentshaus von Sch wechten), sowie eine Auswahl von
Monatskonkurrenzen des Architekten -Vereins mussten
Berlin allein vertreten. Märtens in Aachen hatte Pho-
tographien seines Wintergartengebäudes der Flora in Köln,
einer künstlerisch ausgebildeten Eisenkonstruktion, beige-
tragen; den Wohnort eines Hrn. Schubert, der einen
streng hellenisch konzipirten Börsen -Entwurf ausgestellt
hatte, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. — Auch
die Betheiligung aus dem deutschen Südwesten entsprach
durchaus nicht den Erwartungen, d:e man davon hegen
konnte. Baden war einzig durch Durm vertreten, dessen
prachtvolle, in diesem Blatte mehrfach erwähnten aqua-
rellirten Reiseskizzen aus Italien allerdings einen der
Haupt - Anziehungspunkte der Ausstellung bildeten und
seine fast zu zierlichen Entwürfe (Stadthaus in Mainz,
Brückenportal in Mannheim, Verkaufsläden in Baden) über-
ragten. Auch Württemberg hatte nur den einen Namen
Dollinger’s aufzuweisen, dessen Skizzen aus Deutschland
nicht minderen Beifall fanden.
Es wären so die wichtigsten der ausgestellten Ent-
würfe genannt. Ein Kirchen -Entwurf Wendlcr s in
Bautzen, für den die im Detail durchgeführte statische
Berechnung der Konstruktionen der maassgebende Aus-
gangspunkt zu sein schieu, sowie die Entwürfe E. H.
549
Hoffmann’s in Neustadt W. P., der Zeichnungen zu sei-
nen Tiefbauten und eine Umsetzung des Pariser Ausstel-
lungspalastes sowie der Turnhalle in Hannover in ge-
wölbte Anlagen ausgestellt hatte, Modelle landwirtschaft-
licher Gebäude von Schubert etc. können als vereinzelt
nicht in Betracht kommen.
Positive Resultate aus der Ausstellung zu ziehen
wollen wir uns aus den im Eingänge angeführten Gründen
ebenso enthalten wie wir uns versagen mussten auf die
einzelnen Entwürfe näher einzugehen. Dass die rührigen
Anhänger mittelalterlicher Bauweise ihren Gegnern durch
zahlreichere Betheiligung, im Durchschnitte jedenfalls auch
durch den Werth ihrer Arbeiten den Rang abgelaufen
hatten, ist ein Eindruck, den wohl kein Besucher der
Ausstellung von sich hat abweisen können. Dass dies in
Wirklichkeit eben so der Fall sei, wollen wir daraus
nicht schliessen. Eines aber scheint uns unleugbar: dass
die Wiederaufnahme der Gothik noch keineswegs, wie
so oft behauptet wird, schon wieder im Absterben be-
griffen ist, dass sie vielmehr an so vielen Orten, von so
vielen Meistern, mit so viel Sicherheit und Fertigkeit ge-
handhabt wird, dass eine sehr gesunde und frische Bl üthe
derselben ganz unverkennbar ist. Und obgleich wir uns
keineswegs zu den Schildknappen der Gothik zählen
können und den Schatz hellenischer Errungenschaft um
keinen Preis missen möchten, so sind wir doch unbefangen
genug uns jener Blüthe — einer Blüthe zugleich unserer
Kunst, die über griechisch und gothisch steht, von Herzen
zu freuen. —
Und hiermit wollen wir zugleich unsern Bericht über
die Ausstellung aus dem Gebiete der Architektur abschliessen,
obgleich die von uns genannten architektonischen Entwürfe
aus der Gegenwart nur einen Theil derselben ausmachten.
Die ausgestellten architektonischen Publikationen, wobei
namentlich Ernst & Korn in Berlin und Morel & Comp,
in Paris vertreten waren, die reichhaltige Sammlung
trefflicher Photographien von Baudenkmalen, in denen
Deutschland den Erzeugnissen Frankreichs durchaus die
Wage hält, die mannigfaltigen Proben von Baumaterialien,
Gegenständen des inneren Ausbaues, der Kunst -Industrie,
konnten sicher beanspruchen, beachtet zu werden. Da
es uns jedoch nicht möglich war, ihnen die eingehende
Würdigung zu widmen, die ein Urtheil über sie erfordert,
so wären wir kaum in der Lage hier mdhr als die Namen
der Aussteller erwähnen zu können, womit in diesem
Falle den Ausstellern wohl ebenso wenig als der Sache
Genüge geschehen möchte. — F. —
b. Die Ausstellung aus dem Gebiete des
T . 6
Ingenieurwesens.
Die Ausstellung aus dem Gebiete des Ingenieur-
wesens umfasste zunächst die zu den Vorträgen der II rn.
Kopeke, Samuelson, Hübbe und Hoffmann gehö-
rigen Zeichnungen, von welchen die letztgenannten durch
ihre Abnormität vielfach Aufsehen erregten und die Er-
innerung an Brunel’s eingestürzte Maidenhead - Brücke
wachriefen.
Aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens waren die
Projekte zu zwei schwierigen Gebirgsbahnen ausgestellt:
vom Oberbaurath Gerwig aus Carlsruhe die Kinzig-
thal-Bodensee-Eisenbahn von Hornberg bis St.
Georgen, welche Steigungen von 1 :50 und auf der Wasser-
scheide einen Tunnel von 5600' Länge zeigt, und das
grossartige Projekt der St. Gotthardsbahn von Brun-
nen am Vierwaldstädter See bis Biasca am Ticino, aus-
gestellt von B eck h (Stuttgart) und Gerwig (Carlsruhe).
Die Wasserscheide wird zwischen Göschenen und Airolo
überschritten. Ferner sind zu erwähnen: 9 Blatt aus dem
in Vorbereitung begriffenen Werke des Geheimen Regie-
rungs-Rathes Stein: Die Bauten des neuen Zentral-
Giiter-Bahnhofes in Stettin. Dieselben stellen die
Konstruktion des Viadukts über die Silberwiese, die Fluth-
brücke und Parnitzbrücke dar.*) Auch Seitens der Pfäl-
zischen Eisenbahnen waren verschiedene Entwürfe
ausgestellt; vorzugsweise erregten die Photographien der
Ludwigshafen-Mannheimer Brücke Interesse, welche
den Bau sowohl während der Ausführung als nach der
Vollendung darstellen.
Aus dem Gebiete des See- und Hafenbaues sind
ausser dem vom Architekten -Verein zu Berlin eingesandten
Projekte zu einem Hafen für Arcona von Stuertz zu
erwähnen verschiedene Projekte eiserner Leuchtthürme
und Hafenfeuer vom Ober -Ingenieur Mauser in Triest,
sowie ein schön gearbeitetes Modell eines Dampfbaggers,
und ein solches von einer Drehbrücke mit seitlich ange-
brachtem Zapfen und beweglichen Streben unter der
Brückenbahn.
Schiffsmodelle und Zeichnungen waren ausge-
stellt von Steinhaus, Waltjen, Kraus, der Nord-
deutschen S ch iffs bau- Ak ti en - Gesellschaft u. A.,
von Dunk er in Hamburg die Zeichnungen zu einem
schwimmenden Dock.
Ueber die reichhaltigen Ausstellungen der Resultate
von Dynamit -Sprengungen, sowie der verschiedenartigsten
Zement- und Betonproben, welche letztere Seitens der
Stettiner Portland - Zement - Fabrik „Stern“ eingesandt
waren, zu berichten muss Referent sich versagen.
G. H.
*) Die Bemerkung: „Entworfen von Stein“ ist wohl nur durch
ein Versehen unter die Zeichnung der Fluthbrücke im Oderthal
gerathen. (Der Referent.)
Ilittheilungen über die Aufstellung des eiserueu Hallendaches beim neuen Stations-Oebäude der König!. Niedcrschlesisch-
Ilärkischeu Eisenbahn in Kerlin.
(Schluss.)
Für die zur Fertigstellung des Daches noch anderweit
nothwendig werdenden Arbeiten des Zinkdeckers, Glasers und
Figur 3.
Anstreichers sind zwei kleine fahrbare Gerüste errichtet
worden, welche auf jj zweien der seitlich angelegten Geleise
laufen, beiderseits aber so weit ausgekragt sind, dass in der
Mitte der Halle nur ein schmaler Spalt zwischen ihnen bleibt.
Sie können somit nach Bedürfniss als eine Rüstung quer
durch den ganzen Raum oder jede für sich auf einer von
beiden Seiten gebraucht werden. Weil diese Rüstungen nicht
stark belastet werden, so sind sie auch viel leichter konstruirt;
jede derselben ist etwa 430 Ztr. schwer und kann von 10
bis 12 Mann bereits durch AnstemmeD der Schulter geschoben
werden. (Fig. 3.) $$
In Betreff der Eindeckungs - Arbeiten kann noch Folgen-
des mitgetheilt werden:
Die Halle soll über den Perrons oder genauer, soweit
die dreieckigen Endfelder des Binders reichen, auf der oberen
Gurtung derselben mit gewelltem Zinkbleche, über den fünf
Mittelfeldern aber mit Rohglas überdeckt werden. Die mit
Glas zu überdeckende Fläche ist in eine Anzahl Pultdächer
zerlegt, deren Neigung 1:3 bis 1:4 ist. In der First
schliessen sich zwei solcher Pultdächer zu einem Satteldach
zusammen, unter welchem ein Rauch -Abzug offen gelassen
ist. Auch die zwischen den einzelnen Pultdächern angeord-
neten Absätze werden zur Ventilation der Halle benutzt.
550
Es liegen hier nämlich Gitterfetten , welche die Sparren
tragen, und deren Maschen der Luft freien Durchzug ge-
währen (Fig. 4.). Kleine Mengen durch diese Luftöffnungen
eintreibenden Schnees wird man sich im Winter gefallen lassen
müssen , hat dafür aber im Sommer nicht von drückender
Hitze in der Halle und den anstossenden Räumen zu leiden.
Figur 4.
Die Art der Eindeckung des gewellten Zinkbleches auf
eisernen Winkelfetten mittelst unterhalb an die Tafeln ge-
lötheter, verzinnter Eisenblechhafter bietet nichts Neues dar.
Es sei nur noch erwähnt, dass das erste und die beiden letzten
Binderfelder ganz mit Zinkblech gedeckt werden sollen. Da-
gegen dürfte der Eindeckung des Glases mittelst Rinnen-
sparren, Schrauben und Bügeln zu gedenken sein, die zwar
auch nicht neu zu nennen ist, welche aber mit Berücksichti-
gung aller an den bisherigen Eindeckungen dieser Art ge-
machten Erfahrungen zur Ausführung kommen soll. Deckungen
nach dieser Konstruktion wurden vor Allein bei der Eisen-
bahn-Empfangshalle zu Darmstadt, dann auch in Berlin an
Figur 5.
Längen- und Querschnitt.
der Markthalle und der Empfangshalle der Berlin-Görlitzer
Eisenbahn in Anwendung gebracht. Bei dem in Rede stehen-
den Bau soll die Eindeckung in folgender Weise geschehen.
Ueber der Binder-Zwisehenweite sollen vier Bahnen von y,
Zoll starken Rohglastafeln auf "W förmig gewalzten Sparren
mit 1 Zoll Zwischenraum und 5 Zoll gegenseitiger Ueber-
dcckung verlegt werden, so dass sämmtliche Tafeln 2' 11" j
breit sind. Ihre Längen sind je nach den Pultdächern, auf
denen sie liegen, verschieden und betragen 3' 4", 3' 5", 3' |
7y*"uud3' 9". — Es sind “LT förmige Sparren als Auflager
der Tafeln gewählt, um das Wasser, welches der Wind zur ,
Seite und über den Rand der Tafel treibt, sicher aufzufangen
und abzuführen. Bei Anwendung von Sprosseneisen würde es
schwer halten die senkrecht liegenden Fugen zwischen den
‘/a" Glastafeln von ca. 10Q]' Fläche und dem Eisen sicher zu
dichten, da ja Bewegungen im Dache nicht ganz zu vermeiden
sind. Um einen dichten Anschluss der sich überdeckenden
Glastafeln an die Sparren zu erzielen und dadurch zu ver-
hüten, dass das Wasser, anstatt in die Rinnen zu fliessen, an
den Unterflächen der Tafeln entlang geführt werde, war es
nöthig die Sparren mit stufenförmigen Absätzen zu versehen.
Da ein Einschneiden derselben sehr erhebliche Kosten verur-
sacht hätte und die Anbringung keilförmiger Zwischenlager
von vulkanisirtem Kautschuk, wie sie der Unternehmer vor-
schlug, wegen der Vergänglichkeit dieses Materials unter einer
den Sonnenstrahlen ausgesetzten Glasdecke Bedenken erregte,
so wurde vorgezogen derartige Keile von Eisen anfertigen
zu lassen. Dieselben sind Va" breit, an dem einen Ende */« ",
ain anderen J/j" stark in den erforderlichen Längen auf dem
Walzwerk zu Hörde stückweis ausgewalzt worden und wurden
auf den oberen Flantschen der "LT förmigen Sparren auf-
genietet (Fig. 5.).
Um die Glastafeln gegen den Angriff des Sturmes auf
den Sparren festzuhalten, sind innerhalb der letzteren Schrau-
benbolzen mit übergesteckten eisernen Bügeln und darüber
befindlichen Muttern angebracht und zwar deren zwei auf
jede Abstufung. Die Schraubenbolzen sitzen mit einem Bund
auf der Sohle des Rinnensparrens auf und sind unterhalb
warm vernietet, damit sie ganz dicht schliessen. Die beiden
Bügel stützen sich auf je zwei benachbarte Tafeln und werden
nur leise angezogen , auch wird etwas Mennige-Kitt zwischen
Eisen und Glas gebracht, um Spannungen im Glase, welche
dessen Zerbrechen herbeiführen würden, zu verhüten.
Ebenso werden die Glastafeln mit einer dichten Kittfuge auf
der Oberfläche der eisernen Keile verlegt. In ihrer gegen-
seitigen 5 Zoll breiten Ueberdeekung werden sie sowohl am
oberen wie am unteren Rande mit Kitt gedichtet. Es geschieht
dies, um diesen Zwischenraum ausser von Wasser, Eis und
Schnee auch vom Staub der Strasse und vom Russ der Lo-
komotiven frei zu erhalten, der sich hier sehr bald in unre-
gelmässig vertheilten, sehr hässlich ausseheuden Ansammlungen
zeigen würde. Die Rohglastafeln sind nun aber nicht so
eben und gleichmässig stark zu haben, dass ein in gleicher
Breite aufgetragener Kittstreifen nach dem Aufeinanderlegen
der Scheiben auch parallele Ränder behielte; auch würde
nur an den Kauten der Glastafeln der herausgedrückte Kitt
mit dem Messer entfernt werden können, während eine solche
Nachhülfe im Innern des Zwischenraumes nicht möglich ist.
Um nun gleichwohl auch hier gerade, parallele Ränder er-
scheinen zu lassen, ist ein Vorschlag, den ein beim Bau be-
schäftigter Glasermeister gemacht hat, von der Bau -Verwal-
tung späterhin für die Ausführung vorgeschrieben worden.
Es werden nämlich sämmtliche Tafeln an den Stellen, auf
welchen Kitt aufliegen soll, mit einem 1 Zoll breiten Streifen
von Mennige -Oelfarbe versehen; man erreicht hierdurch noch
den Vortheil, dass der Kitt besser auf dem Glase haftet.
Dies Bestreichen mit Farbe ist bereits bei sämmtlichen Tafeln
und zwar unten im Bau vorgenommen. An der First des
Glasdaches über dem Rauchabzug wird die Fuge durch eine
Kappe von Zinkblech überdeckt, welche in der Fuge selbst
ihre Befestigung findet.
Endlich soll, um die Lage jeder Tafel gegen Abrutschen
bei den unvermeidlichen Erschütterungen durch Wiudstösse
zu sichern, um das untere Ende zweier Nachbartafelu, soweit
dasselbe in der Rinne des Sparrens liegt, ein gemeinschaft-
licher Schuh von starkem Zinkblech (No. 13.) gelegt werden,
der nur aus einem zweimal im rechten Winkel um die obere
und untere Kante der Glastafelu gebogenen rechtwinklichen
Blechstreifen besteht und so lang ist, dass er mittelst zweier
Löcher, oben und unten, über den nächst oberen Bügelschrau-
benbolzen gestreift wird, der nun also die Funktion hat, die
Scheibe gegen Bewegungen nach oben und in schräger Ebene
nach unten zu halten. Es ist nothwendig, dass dieser Ziuk-
streifen innerhalb der Rinne verbleibe, denn falls er
zwischen dem Glase und dessen Auflager auf dem Eisen nach
inuen hervorträte, so würde sich längs des Bleches Wasser
hinzieheu und iu die Halle tropfen können.
Bei anderen nach dieser Konstruktion gedeckten Dächern
hat man auch statt des auf beiden Seiten umgelegteu Blech-
streifens ein nur oberhalb des Glases über den Bolzen ge-
hängtes Blech mit nach unten herumgreifendem Haken ange-
wendet. In dieser Form muss das Blech natürlich viel stärker
sein , als das oben bezeichnete Zinkblech ; man hat es meist
aus starkem Eisenblech gebogen. Da aber, nach gemachten
Erfahrungen, beim Einhängen der Glastafeln in die Schuhe,
wenn letztere vorher iu der Werkstatt angefertigt und gelocht
551
wurden, sich oft kleine Zwischenräume zwischen dem Glasrand
und Schuh ergeben, welche dann mit Holzstiicken oder anderen
Körpern ausgezwickt werden , so ist es vorzuziehen, die
Schuhe erst auf dem Dache stückweise anzupasseu und zu
lochen, und um letzteres leichter durchzuführen, ist Zinkblech
geeigneter als Eisenblech.
Es sei noch erwähnt, dass beabsichtigt wird, das von
dem Glasdache abtropfende Wasser nicht über das gewellte
Zinkblech frei abfliessen zu lassen, sondern in Rinnen zu
sammeln und durch Rohre den grossen Abfallröhren des
Hallendaches zuzuführen. Es ist nämlich an einem kleineren
probeweise in der hier beschriebenen Weise ausgeführten
Dache desselben Neubaues beobachtet worden, dass trotz des
sorgfältigsten, bei trockener Witterung ausgeführten Oel-
farben - Anstriches das durch die Sparrenrinnen abtropfende
Wasser das Eisen der Rinnen und Bolzen mit der Zeit an-
greift und dass sich dann unter den Traufen dieser Rinnen
auf dem Zinkdache Bahnen von braunem Rost bilden, der,
abgesehen von seinem schädlichen Einfluss auf die Haltbarkeit
des Zinks, nicht gerade zur Zierde des weithin sichtbaren
Hallendaches dienen würde. An dem Fusse der Sichelträger
ist auf der oberen Gurtung durch einige Winkeleisen ein
Auflager für die Dachrinne gebildet , welche aus 2 Zoll
starken Bohlen gefertigt, sich einerseits an die Dachschräge
so anschmiegt, dass das gewellte Zinkblech 5 Zoll breit
in dieselbe hineinragt, während die andere Wandung loth-
recht hinter dem Mauerwerk des äusseren Hauptgesimses
steht. Es ist aber Sorge getragen , dass das Wasser bei
etwaiger Anstauung in dieser Rinne nicht das Mauerwerk
erreicht , sondern auf den asphaltirten Perron tropft und
hierdurch die eingetretene Unregelmässigkeit anzeigt. Die
Abführung des Wassers aus der Rinne geschieht durch guss-
eiserne, 7* Zoll starke, 8 Zoll weite Abfallrohre, welche in
Entfernungen von 60 Fuss senkrecht unter einem Binder frei
an der Mauer abwärts in unterirdische Thonrohre geleitet
werden.
Die aufzuwendenden Kosten für die Herstellung der
Hallenüberdeckung lassen sich, soweit es bei einem noch mitten
in der Ausführung begriffenen Bau überhaupt möglich ist,
wohl übersehen. — Bei der Geschäftsstille in diesem Jahre
sind fast durchweg geringe Preise offerirt worden.
Die Eisen-Konstruktion für sich allein kostet
fertig und aufgestellt 61000 Thlr.
oder da 77,800 Q' zu überdecken sind,
pro □' 23 Sgr. 6 Pf.
Hierzu tfütt:
die Eindeckung mit Rohglas mit 24000 Thlr.
die Eindeckung mit Wellenblech mit 6000 Thlr.
die Boblenrinne, ihre Ausfütterung mit
Zinkblech und andere Ziukdeckerarbeiten
mit 3200 Thlr.
der Oelfarbenanstrich des Eisens und der
Unterfläche des Zinks mit 2100 Thlr.
die Zimmerarbeiten zum abgebundenen
schwereren Gerüst mit 1080 Thlr.
dieselben zu den beiden leichteren Gerüsten 500 Thlr.
(das Holz wurde aus dem Abbruch des
alten Stationsgebäudes gewonnen)
die Schmiedearbeit zu den Gerüsten mit 190 Thlr.
die Fahrbarrnachung derselben mit 27
Eisenbahnwagen-Axen mit 360 Thlr.
die Anlage interimistischer Geleise (das
mittelste ist bereits definitiv gelegt) ohne
Material mit 200 Thlr.
Summa: 98,630 Thlr.
Es kostet demnach der Q' Grundfläche rund
1 Thlr. 8 Sgr.
Berlin, im Dezember 1868. Send ler.
Nathmliteu über den gegenwärtig in Ausführung begriffenen Bau der Pillauer Bolen - Hauern.
Die Zeitschrift für Bauwesen — Jahrgang 1867 — ent-
hält eine gedrängte Beschreibung des Pregelstroms und am
Schlüsse derselben auch Nachrichten vom Pillauer Hafen unter
Beifügung von Plänen über den Zustand des letzteren in den
Jahren 1582, 1656, 1743 und 1865. — Hiernach haben die
alten Pillauer Molen-Dämme durch den Sturm am 12. Dezbr.
1863 eine so vollständige Verwüstung erfahren, dass es zur
Verhütung weiteren Abbruchs damals nur darauf ankam, durch
Herbeischaffüng und Verpackung möglichst grosser Granit-
blöcke, welche aus der See, zum Theil auch aus dem kurischen
Haff entnommen wurden, wiederum einen Schluss der Werke
herbeizuführen.
Für die demnächstige Wiederherstellung wurden die ver-
schiedensten Projekte aufgestellt. Zur Vorbereitung der Aus-
führung wurde beschlossen und höheren Orts genehmigt, so-
fort mit Anfertigung von Betonquadern vorzugehen. —
In den Jahren 1864 und 65 wurden über 300 Stück derselben in
Grössen von */i resp. s/* Schachtruthen Inhalt angefertigt.*)
Auf der Nehrung wurde ein angemessener Arbeitsplatz
hergerichtet und auf demselben ein Laufkrahn auf hoher
Rüstung aufgestellt , zwischen welcher die Transportprahme
eingefahren werden sollten. Die Anfertigung der Quadern,
zu welchen die Materialien im Verhältniss wie 1: 3: 5 ge-
mischt wurden, geschah in Formkästen mit abnehmbaren
Seitenwänden. Jeder Quader erhielt am Boden und an den
beiden langen Seitenwänden einen Einschnitt für die Trans-
portkette. Die geschlagenen Steine waren nicht viel grösser
als gewöhnliche Chaussirungsdecksteine, die Betonmasse wurde
mit kleinen Stampfen in die Form gedrückt und es wurde
streng darauf gehalten, dass immer frische Betonmasse in die
Form gebracht wurde. Von Maschinen wurde abgesehen.
Die Ereignisse des Jahres 1866 veranlassten auch in den
Pillauer Hafenarbeiten eine Störung und erst 1867 kam es
zur definitiven Feststellung des Bau-Projektes. Dasselbe be-
stimmt die Ausführung einer 10 Fuss breiten und über Mittel-
wasser 10 Fuss hohen Mauer mit viertelkreisförmig ange-
wölbtem Fuss, aus gespaltenen Granitsteinen in der Grösse,
wie sie ein Mann bequem und frei heben kann, und Zement-
mörtel.
Die seit 1865 bereit liegenden 300 Stück Betonquadern
blieben von der Verwendung zur Mauer ausgeschlossen; es
haben dieselben aber später anderweite Verwendung gefunden.
Nach diesem Projekte wurden im Jahre 1867 noch 660 Fuss
Mauer auf dem Fundament der Nordmole ausgeführt; der
*) Hiernach sind die in Pillau angestellten Versuche früheren
Datums als die in Nummer 48 d. Z. aus Swineinünde erwähnten.
vordere Theil blieb aber auf halber Höhe liegen, ln diesem
Jahre hat das Werk die gesammte Länge von 1440 Fuss
erreicht; der vordere Theil ist auch auf 4 Fuss zurück-
geblieben. Die Mauer hat wiederholten heftigen Stürmen
vortrefflich Widerstand geleistet, jedoch machen sich in der-
selben jetzt einige Querrisse von der Dicke einer Messerspitze
bemerklieh, deren Entstehung übrigens auch im Temperatur-
wechsel seine Ursache haben kann.
Die Ausführung wird in dieser Weise fortgesetzt werden,
eingeraminte Pfähle werden nirgends verwendet. Hingegen
ist Aussicht vorhanden, dass der Antrag, die Mauer von jetzt
ab auf 16 Fuss zu verbreitern und nach dem Kopfe zu um
4*/j Fuss, in 3 Absätzen ä 1 Vj Fuss, zu erhöhen und dann
derselben eine 3 Fuss hohe Brustmauer zu geben, dio höhere
Genehmigung erhalten wird. Ohne solche Verbreiterung
und Erhöhung, welche als das Minimum angesehen wird, ist
von der Mole aus den an derselben gescheiterten Schiffen
keine Hülfe zu bringen.*)
Die oben beschriebenen Betonquadern haben nun ihre Ver-
wendung in einer Reihe vor dem Fusse der Mauer als Deck-
lage der unter Wasser befindlichen Steinschüttung gefunden,
die aufzubringen nothwendig schien, weil diese Schüttung doch
im Ganzen aus zu kleinen und deshalb zu leicht beweglichen
Steinen besteht. Die Quadern mit weniger Ausnahme aus
englischem Portland-Zement aus der Fabrik von Robins au-
gefertigt, entsprechen in Bezug auf ihre absolute, relative und
rückwirkende Festigkeit zwar allen Anforderungen und erfüllen
auch vorläufig ihren Zweck; da sie sich indessen doch mehr
oder weniger verschieben und an einander reiben können,
weil sie nicht schliessend gelegt werden konnten, so haben sie
die Kanten schon vielfach verloren und werden in nicht
langer Zeit die Form eines Kiesels annehmen und ihren
Zweck mehr und mehr verlieren.
Für die ferneren Vorlagen soll daher die Anfertigung von
Betonquadern nicht, vielmehr nur die Verwendung gespaltener
Granite aus Schweden beantragt werden, deren Beschaffung
kaum */, mehr kostet.
Königsberg, im Dezember 1868. O.
*) Am 5. November 1867, als die See fast 2' hoch über die
neue Mauer überstürzte, strandete der Schoner Hirundo auf der
Pillauer Südmole und 3 Mann Besatzung ertranken. Am 29. No-
vember 1867 strandete ebenfalls auf der Mitte der Pillauer Süder-
mole der Schoner Rudolf; von der Besatzung ertranken 2 Mann;
der dritte Mann , der Kapitän, band sich die Sehiessleine um den
Oberleib und liess sich etwa 50 Ruthen durch die See an s Land
ziehen. Er wurde zum Leben zurück gebracht.
552
Mittheilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur - Verein zu Prag. Die
Wochenversammlung am 24. November 1868 war sehr schwach
besucht. Die vorbereiteten Journalberichte unterblieben des-
halb und Hr. Prof. Schmidt referirte nach Hirzel’s Jahrbuch
der Erfindungen über die letzten astronomischen Errungen-
schaften, betreffend die Sonnenflecken, die Veränderung des
MoDdkraters Liane und den als Doppelstern erkannten Sirius.
In der Wochenversammlung am 28. November erklärte
Hr. Assistent Eduard Schmitt das Prinzip von Oskar Roeper’s
System beweglicher Brücken und dem Regulator für Taucher
von Rouqueyrol, durch welchen die von dem Taucher einge-
athmete komprimirte Luft immer diejenige Spannung besitzt,
welche dem veränderlichen Wasserdruck Gleichgewicht hält.
Hierauf zeigten die Hrn. Franz Stark und Wellner ein
grösseres und ein kleineres Gyroskop und Hr. Wellner gab
die Erklärung dieses bekannten aber höchst interessanten
K reiselapparates.
In der Wochenversammlung am 12. Dezember hielt Hr.
Landesingenieur- Adjunkt Theodor Nosek einen Vortrag über
Ventilation der Stallungen. Er schloss seinen Vortrag mit
dem Vorschläge einer neuen Art Ventilationsaulage, bei welcher
der Stalldunst nicht wie gewöhnlich nach aufwärts,' sondern
mittelst abwärts gehender Luftströmung abgeführt werden soll,
wodurch nicht nur der Stallraum am vollständigsten ventilirt,
sondern auch die Stalldecke vor den schädlichen Einflüssen
der Dünste möglichst bewahrt wird. —
Verein für Eisenbaiink unde zu Berlin. Versammlung
am 8. Dezember 1868. Vorsitzender Herr Hagen. Schrift-
führer Herr Schwedler.
Eingegangeu war eine Broschüre über die Ursachen der
Dampfkesselexplosionen von Herrn Hipp in Coblenz. Der
Vorsitzende machte daraus Mittheilungen, aus denen sich er-
giebt, dass die Hauptursache der Explosionen in Bildung von
Knallgas bei Wassermangel gefunden wird.
Herr W edding beschrieb eine von ihm für die Märkisch-
Posener Eisenbahn konstruirte Maschine zum Kappen der
Eisenbahnschwellen. Die Messerwelle arbeitet bei derselben
unterhalb der darüber hingeführten Schwellen und besorgt so
die Ausschnitte für die Auflegung der Schienen in gleich-
förmiger Tiefe, unabhängig von der Dicke der Schwellen.
Die Maschine kann pro Tag 300 Schwellen bearbeiten.
Herr Mell in referirte darauf über die Verhandlungen
einer Konferenz , welche in den letzten Tagen des Monats
November von der technischen Kommission des Vereins deut-
scher Eisenbahnen zu Leipzig abgehalten worden ist und die
Feststellung ähnlicher allgemeiner Bestimmungen für den Bau
und Betrieb sekundairer Eisenbahnen bezweckte, wie solche
in den „technischen Vereinbarungen des Vereins deutscher
Eisenbahn - Verwaltungen über den Bau und die Betriebs-
Einrichtungen der Eisenbahnen Deutschlands“ für die Haupt-
bahnen bereits vorliegeu.
Herr Redlich hielt einen kritisirenden Vortrag über den
Antrag von Harkort und Genossen im Abgeordnetenhause,
betreffend die Einführung des Einpfennigtarifs für Gütertrans-
porte und Herabsetzung der Tarife für Personentransporte,
und wies nach , dass die Annahme der darin aufgestellten
Prinzipien weder für die Eisenbahnen noch für deu Staat von
günstigen Wirkungen sein könne. Herr Weishaupt hob
hervor , dass keine Preussische Eisenbahn eine Rente von
10 Prozent abwerfe. Die Durchschnitts-Einnahmen sind in
den Jahren 1865 bis 1868 von 75,000 Thlr. auf 80,000 Thlr.
pro Meile gestiegen, die Rente dagegen ist von 6 Proz. auf
5‘/j Proz. gefallen. Durch Einführung der vierten Wagenklasse
und der Retourbillets sind in Preussen so billige Tarife her-
gestellt, wie nirgendwo, und ist das Risiko bei Eisenbahn-
unternehmungen mit 5*/» Proz. gegenwärtige Rente nicht zu
hoch bezahlt.
Am Schlüsse der Sitzung gedachte der Vorsitzende, Herr
Hagen, der im Laufe des Jahres durch den Tod ausgeschie-
denen Vereinsmitglieder und legte danach sein Amt, welches
er 22 Jahre hintereinander verwaltet hatte, nieder mit der
Erklärung, eiue Wiederwahl nicht annehmeu zu können.
Ein Gleiches erklärte der Stellvertreter, Herr Wiebe.
Nach der darauf folgenden statutenmässigen Neuwahl des
Vereins -Vorstandes besteht derselbe pro 1869 nunmehr aus
den Herren Weishaupt, Koch, Schwedler, Redlich,
Ebeling und Ernst.
Ar chitekten - Verein zu Berlin. — Hauptversammlung
am 19. Dezember 186S. Vorsitzender Hr. Boeckmaun, an-
wesend 88 Mitglieder.
Der Vorsitzende theilte mit, dass der (seinem Inhalte 1
nach schon vorher bekannt gewordene) Bescheid der Königl.
Ministerien auf das Gesuch des Vereins um Ertheilung der
Korporationsrechte durch das Königl. Polizei -Präsidium nun-
mehr wirklich eingegangen sei. Den Beschlüssen der letzten
Hauptversammlung zufolge hat Seitens des Vorstandes sofort
gemeldet werden können , dass der Verein die gewünschten
Abänderungen seines Statuts bereits vollzogen habe. — Eine
Anfrage, ob der Vorstand Schritte thun solle, um den zu
gegenwärtiger Versammlung benutzten Saal statt des bisherigen,
zu erlangen, wurde bejaht.
Nachdem der Vorsitzende hierauf die traurige Nachricht
gemeldet hatte, dass der durch seine Sgraffito-Arbeiten schnell
bekannt gewordene Maler Max Loh de aus Berlin, der auch
den architektonischen Kreisen und vielen Mitgliedern des Ver-
eins nahe stand, auf einer Reise in Italien zu Neapel plötzlich
verstorben sei, berichtete Hr. Ende über die Schritte der
Kommission für Beschickung der Industrie - Ausstellung zu
Wittenberg.
Dieselbe ist mit dem dortigen Komite in Verbindung ge-
treten und hat das zuvorkommendste Eingehen auf alle von
ihr ausgesprochenen Wünsche gefunden. Hiernach ist es ge-
stattet die Anmeldung bis Februar verschieben zu dürfen, und
wird ein besonderer Theil des Ausstellungsgebäudes für den
Architektenverein und den Verein Berliner Künstler einge-
räumt werden. Aus den Mittheilungen des Wittenberger Ko-
mites geht übrigens hervor, dass die Ausstellung auch ander-
weit, namentlich in Oestreich und Süddeutschland grosses
Interesse erregt, so dass derselben aller Wahrscheinlichkeit
nach ein glückliches Gelingen bevorsteht. Die Kommission
des Architektenvereins, welche auch beabsichtigt die Zeich-
nungen verstorbener Vereinsmitglieder und solcher Fach-
genossen, die dem Verein nahestehen, für die Ausstellung zu ge-
winnen, glaubt, dass dieses Interesse noch wesentlich erhöht
werden könne, wenn der Verein die ihm verwandten grösseren
deutschen Architekten-Gesellschaften, sowie alle kleineren Ver-
einigungen von Fachgenossen und deren Gesammtheit zu leb-
hafter Betheiligung an der Wittenberger Ausstellung besonders
aufrufe. Der Verein genehmigte einstimmig ein solches Vor-
gehen.
Es folgte demnächst die Beantwortung einer grösseren
Anzahl technischer Fragen durch die Herren Franzius und
Herr mann. Wir heben daraus nur eiue hervor, welche
Anlass zu einer Diskussion zwischen den Herren Franzius,
Dircksen und Herrmann gab, die Frage, ob bei Anwen-
dung der Nasmith’schen Dainptramme ein baldiges Undicht-
werden der Dampfleitung durch ein Drehen der Pfähle zu
befürchten sei oder nicht. Herr Franzius, sowie na-
mentlich Herr Dircksen vertheidigten die Nasmith'sche
Ramme, deren Anwendung durch die Möglichkeit in der Mi-
nute 20 Schläge geb-m zu können, grosse Vorth' ile gewährt.
Ihre ältere Form liess allerdings Manches zu wünschen übrig
und habe sie damals häufig den Dienst versagt. Dass sie nur
selten angewendet werde, beruhe wesentlich in den hohen
Kosten ihrer Anschaffung und Unterhaltung; doch ist sie bei
grossen Ausführungen (Hafen in Geestemünde, Rheinbrücke
in Köln etc.) mit Vortheil benutzt. Die besten Beschreibungen
liefern die Protokolle des Vereins zur Beförderung des Ge-
werbfleisses in Preussen, sowie die Förster’sche Bauzeitung,
Jahrg. 1850; die gegenwärtig für den Bau der Hamburg-
Harburger Brücke bei Borsig bestellten Rammen tragen als
neue Verbesserung noch die Eigenschaft an sich, Winkelbe-
wegungen machen zu können. Dass der in der Frage er-
wähnte Uebelstand eines baldigen Undichtwerdens der Dampf-
leitungsrohre durch Drehen des Pfahles ein schwer in’s Gewicht
fallender Uebelstand der Nasmith’schen Ramme sei, wurde
durch Hrn. Dircksen bestritten, da die gute und feste Füh-
rung des Pfahls solches verhindere. Hr. Herrmann glaubte
allerdings, dass die Führung dazu nicht immer im Stande sei,
zumal wenn Pfähle, die etwas vom Winde in sich gedreht
sind, unter der Ramme sind; von der andern Seite war man
jedoch der Meinung, dass die Anwendung zweckmässiger Ge-
lenke und einer elastischen Dichtung in der Rohrleitung voll-
ständig genügen dürften, um auch in diesem Falle ein Undicht-
werden derselben zu verhindern.
Nachdem noch Hr. Heidmann die Frage, ob es sich
empfehle, die Anlage einer Wasserleitung in einer grösseren
Stadt im Wege der General -Entreprise zu vergeben, dahin
beantwortet hatte, dass für diesen Zweck die General -Entre-
prise wohl noch viel weniger zu empfehlen sei, als für Eisen-
bahnen, schritt der Verein zu der auf der Tagesordnung
stehenden Berathung der neuen Geschäfts- Ordnung. Leider
wurde dieselbe nicht allzuweit gefördert, da nur die Ordnung
für die Fiihruug des Mitglieder -Verzeichnisses zum Abschluss
kam, während die Kassen - Ordnung noch nicht ganz so weit
gelangte, die 8 weiteren Titel aber unerledigt blieben. Als
553
die wichtigsten der Festsetzungen, die getroffen wurden, sei
erwähnt, dass — (dem Sinne des kürzlich für einen speziellen
Fall gefassten Beschlusses entgegen) — entschieden wurde, dass
zur Aufnahme in den Verein persönliche Vorstellung und
Verlesung seines Lebenslaufes durch den betreffenden Anfnahme-
suchenden nöthig sei, sowie, dass fortan für Einnahme und
Ausgabe jedes Jahres ein allgemeiner Etat aufgestellt werden
soll. Mitten in der Berathung über die Kassen - Ordnung über-
raschte der Vorsitzende den Verein durch die Mittheilung,
dass nicht mehr das zur Beschlussfähigkeit erforderliche ein
Sechstel der Mitglieder (etwa 60 Personen) anwesend sei und
wurde deshalb die Sitzung geschlossen. — F. —
Vermischtes.
Itrunneiiboliruiig an der Jade.
ln Nummer 50 d. Ztg. ist auf Seite 530 eine höchst
mangelhafte, der B. B. Ztg. entstammende Nachricht über die
Brunnenbohrung im Hafengebiet an der Jade*) ein-
gerückt. Bis über das interessante Ergebniss der nun schon
seit 10 — 12 Jahren fortgesetzten Bohrungen eine offizielle
Kundgebung erfolgt, mag nachfolgende, bei wiederholten Be-
suchen nach und nach gesammelte Nachricht die gerechte
Neugier vorläufig befriedigen.
Der erste, etwa 1200' vom Meeresrande entfernte Bohr-
brunnen erreichte im Februar 1865 eine Tiefe von 636' in
wechselnden Klei-, Sand- und Thonschichten, und wurde diese
Tiefe erst mittelst einer vierten Röhrentour von illt“ lichter
Weite erbohrt, nachdem innerhalb einer ersten Röhrentour
von 18" Weite eine zweite und dann eine dritte bis zu im-
mer grösserer Tiefe waren eingetrieben worden, ohne Wasser
zu erlangen. Bei 636' Tiefe quoll aus dem in der Tiefe sich
findenden, ziemlich reinen Sande ein gutes Trinkwasser in
solcher Menge aus, dass das etwa 3' über den Erdboden her-
vorragende Rohr überfloss und bisher täglich etwa 10,000 Quart
oder 373 Kubikfuss lieferte.
In etwa 1650' Entfernung vom Rande des Meerbusens
und 1500' nordwestlich von der ersten wurde darauf eine
zweite Brunnenbohruug begonnen und war nach einer Arbeit
von 3 Jahren und 2 Wochen eine Tiefe von 855' erreicht,
als es zu Ende vorigen Monats den Anschein gewann, dass
die Arbeit eingestellt werden müsse, weil das eiserne 13"
Durchmesser haltende Rohr nicht tiefer hinunter zu bringen
war und ohnehin ein tieferes Eindringen in den wieder vor-
herrschenden feinen Sand keine Verbesserung versprach. Als
aber darauf Pumpen ununterbrochen in Bewegung gesetzt
wurden, zeigte sich, dass ein sehr bedeutender Wasservorrath
erschlossen worden war. Bereits seit längerer Zeit steht das-
selbe etwa 4' unter der oberen Kante des Bohrloches, und
wenngleich dasselbe bis jetzt noch nicht zum freiwilligen
Ueberfliessen gekommen ist, so hat doch bei fortgesetztem
Pumpen das tägliche Ergebniss sich auf etwa 3300 Kubikfuss
oder 85000 Quart herausgestellt. Genaueres werden erst fort-
gesetzte Beobachtungen ergeben, wenn ein regelmässiges Aus-
pumpen durch Maschinen eingerichtet sein wird. Der zweite
Brunnen hat eine dreifache Röhrentour, die äussere von etwa
24", die innere von 13" lichter Weite; zusammen haben sie
ein Eisengewicht von reichlich 800 Zentner. Das Wasser ist
augenblicklich durch die Bohrarbeit und durch Eisentheile
noch etwas verunreinigt, verspricht aber ein gutes Trinkwasser
zu werden und tritt mit einer Temperatur von -f- 10°R. zu Tage.
Die Lage beider Bohrbrunnen ist auf dem kleinen Kärt-
chen angegeben, welches die Hannover’sche Zeitschrift für
Architekten- und Ingenieure in diesem Sommer brachte.
Oldenburg, d. 15. Dezbr. 1868. Lasius.
D. — Die seit dem Tode Fis eher ’s erledigte Stelle eines
Baudirektors im Grossherzogthum Baden, welche seither von
Baurath Leonhard in provisorischerWeise verwaltet wurde,
soll nun in der That nicht wieder besetzt werden. An Stelle
eines einzigen Richters in Kunst-, technischen und Verwal-
tungssachen tritt nun billiger Weise ein Kollegium. Zu Mit-
gliedern desselben wurden Oberbaurath Berckmüller, die
Bauräthe Leonhard und Lang ernannt.
Wir begrüssen diese Aenderung als einen entschiedenen
Fortschritt; die stets peinliche und oft mehr als abhängige
Stellung der Bauinspektoren zu der Alles vermögenden Person
*) Im vorigen Jahrhunderte, wo man Dehnungen liebte, Schaale,
Schaal u. s. w. schrieb, hat man in dem Namen Jade häufig ein h
eingeschaltet, und einzeln begegnet man noch der Schreibart Jahde;
die Unrichtigkeit derselben ergitbt sich u. A. schon daraus, dass
dies h in die Ableitung „Budjadingen“ (Namen der östlichen Hälfte
der Landschaft Rustringen, die sich in R. binnen en buten der
Jade theilte) einen Eingang gefunden hat.
eines Direktors ist nun aufgehoben, und die Inspektoren wer-
den nun bethätigen müssen, ob das badische Staatsbauwesen
ohne diktatorische Bevormundung bessere und gesundere
Früchte treibt.
Die Ausführung desKanalisirungs-Projektes für
Danzig scheint nach den jüngsten Beschlüssen der dortigen
Stadtverordneten- Versammlung gesichert zu sein. Dieselbe hatte
eine Vorlage des Magistrates zu berathen, nach welcher vorge-
schlagen war, die Herstellung der Wasserleitung und die
Kanalisirung der Stadt gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Zur
Motivirung war angeführt: die Anlage von Schwemm - Kanälen
zur Fortführung der Auswurfstoffe und des sonstigen Unraths
sei ebenso nothwendig und für die Gesundheit der Bewohner
erspriesslich, als die Beschaffung guten Trink wassers, und
müssten beide Anlagen Hand in Hand mit einander gehen,
also gleichzeitig ausgeführt werden, wenn sie rechten Segen
stiften sollten. In den letzten Dezennien seien die Gesund-
heitsverhältnisse so traurige geworden, dass die durchschnitt-
liche Lebensdauer nur ca. 21 Jahre beträgt, ein Verhältniss,
wie es kaum in den Sumpfebenen Bengalen’s schlimmer sei.
Abhülfe durch Beseitigung der todtbringenden Miasmen, und
| zwar baldige Abhülfe sei also dringend geboten und von der An-
[ läge von durch alle Theile der Stadt führenden Schwemmka-
I nälen mit Sicherheit zu erwarten. Durch gleichzeitige Anlage
derselben und der Wasserleitung aber sei eine sehr erhebliche
Verringerung derKosten beider Anlagen (um 140 — 150,000 Thl )
gewiss. Im Verein mit der Wasserleitung unternommen, würden
die Kosten der Kanalisirung voraussichtlich nur wenig über
650,000 Thlr., später aber für sich allein durchgeführt, wohl
gegen 800,000 Thlr. betragen.
Demnach beantragte der Magistrat, es möge die Stadt-
verordneten-Versammlung sich für die gleichzeitige Vornahme
beider Anlagen erklären, so wie zu Unterhandlungen mit dem
Unternehmer der Wasserleitung Vollmacht ertheilen, endlich
auch ein Paar ihrer Mitglieder deputiren, um die Kanalisations-
Anlagen in Stralsund, Hamburg und Frankfurt a. M. in Augen-
schein zu nehmen. Die Stadtverordneten - Versammlung be-
schloss:
a) sich im Prinzip mit der Kanalisation, und zwar
b) gleichzeitig mit der Herstellung der Wasserleitung
einverstanden zu erklären;
c) die mit Leitung der letzteren betraute gemischte Kom-
mission, ihrem Anträge gemäss, zu verstärken;
d) dieselbe zu eventuellen Unterhandlungen mit dem Un-
ternehmer der Wasserleitung zu bevollmächtigen;
e) sie, bei dem grossem Interesse der Sache, zu beauf-
tragen, zu ihren Sitzungen die übrigen Mitglieder des Ma-
gistrats und der Stadtverordneten einzuladen.
Dem Hause der Abgeordneten ist ein von dem Bureau
der L an des t r i angu la ti on erstatteter Bericht über das Fort-
schreiten der trigonometrischen Arbeiten im Jahre 1868 vor-
gelegt worden. ?Aus dem Bureau der Landestriangulation wurde
Anfangs d. J. eine besondere Redaktions - Abtheilung *ur
Verarbeitung des gewonnenen Materials und zur Kommunika-
tion mit den Behörden behufs Erhaltung der verschiedenen
Punkte gebildet. Zwei Abtheilungen maassen die im Jahre
1867 rekognoszirte Kette durch Posen und Schlesien und be-
endeten diese Arbeit. Die Triangulation zweiter Ordnuug
wurde zwischen den Meridianen 35° — 36° und nördlich vom
53° n. Br. ausgeführt und trotz der Schwierigkeiten, welche
das bewaldete Terrain (Tucheier Haide) bot, beendet. Die
Detailtriangulation wurde von 3 Abtheilungen im Saamlande
und zwischen 37 — 39° L., südlich des 54° n. B. bis zur pol-
nischen Grenze angestellt uud vollendet. Die Nivellements in
der Provinz Preussen östlich der Weichsel wurden definitiv
abgeschlossen. Die Triangulation zweiter Ordnung und die
Detailtriangulation sind soweit vorgeschritten, dass das voll-
ständig fertig triangulirte Terrain in der Provinz Preussen
östlich des 37° der Länge 775 QMeilen und das mit dem
Netz erster und zweiter Ordnung versehene Terrain ausserdent
420 Q Meilen beträgt.
B a u w i s s e n s c h a f 1 1 i c h e Litteratur.
Oktober, November, Dezember 1868.
( Schluss.)
Leybold, L., Entwürfe zu städtischen Wohngebäuden, Land- u. Gar-
tenhäusern, in Grundrissen, Ansichten, Durchschnitten u. Details,
in grösserem Maasstabe entworfen. I. Heft. Fol. Stuttgart.
2 Thlr. 24 Sgr.
Ligowski, W., Taschenbuch der Mechanik. 8. Berlin. */s Thlr.
Lottermoser, E., u. K. Weissbach, architektonische Motive für den
Ausbau und die Dekoration von Gebäuden. 3. Heft. FolP.
Leipzig. 25 Sgr.
554
Lübke, W., Geschichte der Renaissance in Frankreich. Mit Illustr.
8. Stuttgart. 3*/3 Thlr.
Lübke, W., Grundriss der Kunstgeschichte. 2 Theile. 4. Auflage.
8. Stuttgart. 3'/j Thlr.
Lüdecke, C., Das Rathhaus zu Breslau in seinen äusseren u. inneren
Ansichten und Details. Mit einer historischen Beschreibung von
A. Schultz. Folio. Berlin. 82/s Thlr.
Lützow, C. v., Das choragische Denkmal des Lysikrates zu Athen.
Nach Hansen’s Restaurations-Entwurf. 8. Leipzig. 1/3 Thlr.
Martin, J., Ornamente der Renaissance. 2. u. 3. Heft. 4. Dresden. I
ä 24 Sgr.
Michaelis, W., Die hydraulischen Mörtel, insbesondere der Portland-
Cement, in chemisch-technischer Beziehung. 8. Leipzig. 2>/3 Thlr.
Möllinger, C., Wandtafeln für den Unterricht im gewerblichen Frei-
handzeichnen. 2. Heft. Halle. 1 Thlr. 18 Sgr.
Möllinger, C., Bau-Konstruktions-Vorlagen der Baugewerkschule zu
Höxter. Zimmerkonsfruktionen. 2. Heft. 4. Halle. 1*4 Thlr.
Promnitz, J., Die Fangedämme, Spundwände, Rammen u. Wasser-
schöpfmaschinen in ihrer Anwendung bei den Gründungen. 8.
Halle. V, Thlr.
Promnitz, J., Der praktische Zimmermann. 2. — 4. Heft. 8. Halle.
Jedes Heft y3 Thlr.
Puhlmann, F. A., Der Wege-, Eisenbahn- und Hochbau, sowie über
landwirthschaftliehe und gewerbliche Bauanlagen. 1. Theil. 8.
Halle. 1 Thlr.
Rahn, J. R., Ravenna. Eine kunstgeschichtliche Studie. 8. Leipzig.
»/. Thlr.
Ramäe, D., Dictionnaire general des termes d'architecture en francais,
allemand, anglais et italien. 8. Paris. 2 Thlr. 6 Sgr.
Sammel-Mappe für Bau-Entwürfe ausgeführter Wohn-, land-
wirthschaftl. u. Fabrikgebäude, von W. H. Behse. 9. — 12. Heft.
Folio. Halle, ä •/, Thlr.
Schilling, N. H., T raite d’eclairage par le gaz. Traduit de l’allemand
par E. Serrier. Imp. 4. München. 12 Thlr.
Schreiber, G., Das technische Zeichnen. Für Architekten, Maler,
Techniker etc. 3. Theil. Farbenlehre. 8. Leipzig, l’/j Thlr.
Schreiber, G., Die Farben und das Malen kunstgewerblicher Zeich-
nungen. 2. Heft. 4. Carlsruhe. 1 Thlr. 12 Sgr.
Schwatlo, C., Der innere Ausbau von Privat- und öffentlichen Ge-
bäuden. 6. Heft. Folio. Halle. 1 Thlr.
Society of engineers transactions for 1867. 8. London.
21 sh.
Sonnet, H., dictionnaire des mathematiques appliquees, les principales
applicat.ions des mathematiques ä l’architecture etc. 9. Theil.
8. Paris. 3 Fr. 50 Cts.
Stoll, Ch., Die Baupflicht an Pfarr-, Kirchen-, Stiftungs-, Schul- und
Gemeindegebäuden. 2 Theile. 8. München. 1 Thlr. 18 Sgr.
Stuhlmann, A., Zirkelzeichnen zum Gebrauche an Gewerbschulen etc.
16. Hamburg. */a Thlr.
Thomas, G., Die städtische Turnhalle in Hof. Fol. Hof. s/3 Thlr.
Trautwein, F., Kunst und Kunstgewerbe vom frühesten Mittelalter
bis zum Ende des 18. Jahrh. 8. Nördlingen. 2 Thlr. 6 Sgr.
Weyrauch, J. J. , Der Escher-Linth-Kanal. Historisch -technische
Studie, gr. 8. Zürich. 1 Thlr.
Wilhelma, die. Maurische Villa, entworfen und ausgeführt von
L. v. Zanth. 10 photogr. Tafeln nebst 4 Blatt Text. Folio.
Stuttgart. In Leinwandmappe 10 Thlr.; einzelne Blätter 1 Thlr.
Winkler, E., Die Lehre von der Elastizität und Festigkeit, mit be-
sonderer Rücksicht auf ihre Anwendung in der Technik. 1. Theil.
2. Hälfte. 8. Prag. 1 Thlr. 24 Sgr.
Winkler, E., Vorträge über Eisenbahnbau. 2. Heft. 4. Prag. 2 Thlr.
Wirth’s deutscher Gewerbskalender für 1869. Mit Illustrationen. 8.
Weimar. >/3 Thlr.
Wolf, A., Der Rindviehstall, seine bauliche Anlage und Ausführung,
sowie seine innere Einrichtung. 8. Leipzig. 1 Thlr. 6 Sgr.
Wörterbuch, technologisches, in deutscher, französischer u.
englischer Sprache. Herausgegeben von C. Rumpf, 0. Mothes,
W. Unverzagt. 1. Bd. 2. Aufl. 8. Wiesbaden. 3 Thlr.
Zahn, A. v., Musterbuch für häusliche Kunstarbeiten. Neue Folge.
24 Blatt. Folio. Leipzig. 4 Thlr.
Zahn, A. v., Bericht über die Resultate des Kunstunterrichts in Be-
zug auf den Fortschritt der Kunstgewerbe, nach den Ergebnissen
der Pariser Ausstellung. 8. Leipzig. */* Thlr.
Zehfuss, G., Die pneumatische Kanalisation, beleuchtet mit Rücksicht
auf Gesundheitspflege, Land- und Volks wirthschaft. 1. Abth.
8. Frankfurt a. M. */» Thlr.
Zeuner, G., Die Schiebersteuerungen. Mit besonderer Rücksicht der
Lokomotivsteuerungen. 3. Aufl. 8. Leipzig. 2 Thlr.
Konkurrenzen.
SO Thaler als erster, 20 Thaler als zweiter Preis
in einer Konkurrenz für den Entwurf und Kostenanschlag
eines Real - Schulgebäudes für Marne in Holstein — ein An-
gebot wie es wohl noch kaum dagewesen sein dürfte — sind
zu erringen. Wir sind begierig, ob auch zu dieser Konkur-
renz Theilnehmer sich finden werden. Baurisse nebst Kosten-
Anschlag sind bis zum 25. Januar 1869 an den Vorsitzenden
des Realschul- Komites, Dr. Rud. Hartman n, einzusenden,
bei dem auch die Baubedingungen nebst Riss des Grundstük-
kes abzufordern sind.
Personal - Nachrichten.
Preussen.
Ernannt sind: Die bei der Ausführung des Baues der Bebra-
Hanauer Eisenbahn zur Zeit beschäftigten Bautechniker, Eisenbahn-
Baumeister Bolte und Sektions- Ingenieur Bechtel zu Schlüchtern,
zum Eisenbahn- Bau- Inspektor resp. Eisenbahn - Baumeister, — der
bei den Museen zu Berlin als Haus- Inspektor angestellte Baumeister
Tiede zum Landbaumeister.
Am 19. Dezember haben bestanden das B a u m eis t er - Examen:
Friedrich Hellwig aus Paderborn, Hermann Vehsemeyer aus
Erfurt; das B a uf ii h rer- Examen: Richard Feyerabend aus
Auras, Theodor Sauer aus Werl.
Offene Stellen.
1. Mehre im Planzeichnen etc. und sonstigen Büreauarbeiten
geübte junge Leute finden lohnende Beschäftigung. Auskunft ei-
theilt der Bauführer Fischer, Adalbertstrasse 31 in Berlin.
2. Zur Leitung bedeutender Hochbauten und einer Entwässe-
rungs-Anlage im preussischen Jadegebiete auf mindestens zwei Jahre
werden zwei Baumeister verlangt. Auskunft ertheilt der Geh.
Admiralitäts-Rath Pfeffer im Marine -Ministerium.
3. Für die Garnisonbauten zu Thorn wird ein geprüfter Bau-
meister gesucht. Schriftliche Offerten an die Königliche Fortifi-
kation daselbst.
4. Zur Leitung des Seminarbaues in Ober-Glogau wird ein
Baumeister oder Bauführer auf ca. 3 Jahre Bauzeit gesucht.
Meldungen mit Angabe der Ansprüche sind direkt an die Königl.
Regierung in Oppeln oder an den Kreisbaumeister Stavenhagen
in Leobschütz zu richten.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. S. in G. — (Wie ventilirt man am besten ein Zimmer,
in dem viel geraucht wird?) — Durch ein warm gelegenes oder
künstlich erwärmtes Abzugsrohr nicht unter 10" im Quadrat, oder
durch einen Sonnenbrenner. Ein tüchtiger offener Kamin mit zehn-
zölligem russischen Rohr thut auch gute Dienste.
Hrn. H. in N. — Die Adressen von Bezugsquellen amerika-
nischer Rammbrunnen stehen uns gegenwärtig noch nicht zur Dis-
position. Da auf eine ähnliche Anfrage durch unsere Expedition
jedoch Offerten dieser Art vermittelt worden sind, so hoffen wir
Ihnen bald darüber Nachricht geben zu können.
Beiträge mit Dank erhalten von den Herren z. N. in Rathenow
und L. in Oldenburg.
Bekanntmachung;.
Für die hiesige Stadt soll ein Alignements- resp. Bebauungsplan
aufgestellt werden. Techniker, welche geneigt sind, die Anferti-
gung desselben zu übernehmen, werden ersucht ihre Erklärung hier-
über baldigst an uns einzureichen, wonächst der Umfang der Arbeit
und die näheren Bedingungen werden mitgetheilt werden.
Neustadt Westpr., den 12. Dezember 1868.
Der Iflacistrat.
Pinath.
In einem älteren, in umfangreichem Betriebe be-
findlichen Fabrik geschäft am hiesigen Platze — Me-
tall waaren — wird einem Techniker mit disponiblem
Kapital von mindestens 20 Mille Gelegenheit zur Be-
theiligung geboten. Adressen sub X. Z. in der Exped.
d. Bl. erbeten.
Baufach.
Ein junger, praktisch und theoretisch gebildeter Mann,
der in allen Büreau-Arbeiten ziemlich bewandert ist und hierüber gute
Zeugnisse aufweisen kann, sucht per 1. Februar k. J. Stelle bei
einem Bau- oder Maurermeister. Gefällige Offerten sub A. L. 959.
besorgt die Annoncen - Expedition der Herren Haasenstein &
Vogler in Berlin.
Der
Architekten -Kalender für 1869
erscheint bestimmt noch vor dem Schlüsse dieses Jahres.
Diejenigen unserer verehrlichen auswärtigen Abonnenten,
welchen an besonders schleunigem Empfange des Buches
gelegen ist, belieben ihre Aufträge dem Unterzeichneten
mittelst der beiliegenden Post- Anweisung zu übermitteln,
worauf sofortige portofreie Zusendung erfolgen wird.
Der Preis eines Exemplars in Leinwandband ist
27 1 j Sgr., in Lederband 1 Thlr., in Saffianband mit
Goldschnitt 1 Thlr. i 1 2 Sgr.
Buchhandlung; von Carl Beelitz in Berlin
Oranien-Strasse 75.
Für eine Dani|»fzic?clci in Mitteldeutschland sucht man
einen erfahrenen Direktor (gelernten Ziegler). Genügende Zeugnisse
früherer Stellung sind erforderlich. Offerten unter Iv. S. beliebe
man an die Exped. d. Bl. einzusenden.
Hie rzu eine Beilage.
555
Ein routinirter, akademisch gebildeter Architekt, der be-
reits grössere Bauten selbstständig ausgeführt bat, sucht Stellung.
Adressen franco sub V. 8. poste restante Scbleiz.
Oute brauchbare Mess-, Nivellir- und Zeichen- Instrumento, Ttans'
porteure, Rcisszeuge und Tuschkasten, Messkette samnit Zubehör,
Maasstäbe in Messing und Holz, Lineale, Zeichenpapier und Zeichen-
Leinwand, Dosenlibelle, Loth, Setz- und Stellwage stehen billig zum
Verkauf und weiss nachzuweisen die Expedition der deutschen
Bauzeitung.
MOTIV. '
Das Motiv feiert sein
WeiliBisteSitsfest
am Dienstag, den 26. Januar 1860 im neuen Konzerthaus, Leip-
zigerstrasse 48. Preis pro Billet inel. Abendessen 1 Thlr. — An-
fang 7 Uhr.
Den früheren Schülern und Lehrern, den Freunden und Be-
kannten des verewigten
Gründers der Daugewerfeschule
zu
llolziiiindcn,
Kreisbaumeister
F, SL* flaarmanii
wird hiermit die freudige Kunde gebracht, dass die feierliche Ent-
hüllung dessen Standbildes hierselbst am 4. Januar 1869 statt-
finden wird, und werden die von auswärts Theilnehmenden gebeten,
sich behufs Einlogirens frühzeitig beim Unterzeichneten Cornite mel-
den zu wollen.
Das General -Coniitc zu Holzininden a. <1. Weser.
Niederdruckheizung, Wasser- & Gasleitung
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