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Full text of "Deutsche Bauzeitung"

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UNIVERSITY  OF  ILLINOIS 
LIBRARY 


Class 

1Z0.5 


Book 

HE 


Volume 

2L 


Je  05-10M 


, 

Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2015 


https://archive.org/details/deutschebauzeitu2186frit 


DEUTSCHE 


Z E I T U 


WOCHENBLATT 


HE1UUSGEGEBEN  VON  MITGLIEDERN 


D E S 


ARCHITEKTEN -VEREINS  ZU  BERLIN. 


ZWEITER  JAHRGANG 

1868, 


BERLIN 


KOMMISSIONS -VERLAG 


von  CARL  BEELITZ 


GRAN  IEN  - ST  RASSE  N°-  75, 


* 


INHALTS  -VERZEICHNISS 


I.  Allgemeine  Aiigelegeulieilen  des  Baufaches. 

Seit?  Seite 


Bau -Verwaltung  und  Unterricht;  persönliche  Verhältnisse  der 
Bautechniker. 


Die  Organisation  des  Bauwesens  in  Deutschland  und  der  Aus- 
bildungsgang  der  deutschen  Bautechniker. 

XI.  Das  Grossherzogthum  Oldenburg 59 

XII.  Das  Grossherzogtluun  Hessen 276 

Der  Antheil  des  Bauwesens  am  preussischen  resp.  norddeut- 
schen Staatshaushalt 411 

Die  im  preussischen  Staate  angestellten  Baubeamten 257 

Zur  Stellung  der  Baubeamten  in  den  neuen  Provinzen  Preussens  38 
Anstellung  eines  besonderen  Beamten  für  die  auf  das  gewerb- 
liche Unterrichtswesen  bezüglichen  Angelegenheiten  ....  32 

Zirkular -Verfügung  des  preuss.  Finanz-Ministeriums  über  das 
Verfahren  bei  Verdingung  von  Lieferungen  und  Bauaus- 
führungen   257 

Allgemeine  Vorschriften  für  die  räumliche  Gestaltung  von  Ge- 
bäuden für  höhere  Schulanstalten 371 

Anstellung  von  Kultur- Ingenieuren  in  Baden 180 

Errichtung  einer  obersten  Baubehörde  in  Baden 553 

Die  neuen  preussischen  Vorschriften  für  die  Ausbildung  und 
Prüfung  derjenigen,  welche  sich  dem  Baufache  widmen  . . 425 
Vorschriften  für  die  Prüfungen  preussischer  Staatsbautechniker  414 
Prüfungen  und  Anstellungen  der  Bautechniker  in  Preussen  . . 72 

Bekanntmachung  der  technischen  Baudeputation  in  Berlin,  die 

Prüfungen  betreffend 124.  396 

Bei  Gelegenheit  der  Bauführer-Prüfungen  in  Preussen  ertheilte 

Prämien 223 

Gegenwärtige  Frequenz  der  Bau-Akademie  zu  Berlin 236 

Neue  Organisation  der  Architekturschule  an  der  Wiener  Akademie  146 
Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  Von  Hubert 

Stier 97.  105.  117.  129 

Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich  (Berichtigung)  124 
Der  Staatsstreich  vom  13.  November  1863.  Von  F.  Jaeger.  495 
Architektonisches  Honorar  der  preussischen  Banbeamten  in 

Privatgeschäften 98 

Honorar  für  baukünstlerische  Arbeiten 370 

Das  Honorar  der  Architekten  in  Frankreich 265 

Besetzung  der  etatsmässigen  Eisenbahn- Baumeister -Stellen  in 

Preussen 271 

Verwendung  preuss.  Bautechniker  für  die  Eisenbahnbauten  in 

der  Provinz  Preussen 32 

Berichtigung  dazu 42 

Die  englischen  Zivil- Ingenieure 281 

Baugewerbe. 

Die  Aufgabe  der  Baugewerkschulen  und  das  Verhältniss  zwi- 
schen Baugewerksmeistern  und  Architekten 25.  46.  77 

Ueber  die  Einrichtung  der  Baugewerkschulen.  Von  R.  Klette 

331.  344.  357 

Errichtung  einer  Baugewerkschule  in  Eckernförde 313 

Prüfung  der  Privatbaumeister  in  Preussen 375.  385.  404 

Die  Freigebung  der  Baugewerbe  im  norddeutschen  Bunde 

185.  195.  217.  227 

Antrag  bei  der  Vorberathung  der  Gewerbe- Ordnung  im  nord- 
deutschen Bund 246 

Gesetzesvorlagen  für  den  Reichstag  des  norddeutschen  Bundes, 
betreffend  einheitliches  Maass  und  Gewicht  und  Freigebung 

der  Baugewerbe 123 

Publikation  des  Gesetzes  über  den  Betrieb  der  stehenden  Ge- 
werbe im  norddeutschen  Bund 304 

Das  Zirkular- Reskript  des  preussischen  Handelsministers,  betr. 
die  Ausführung  des  Gesetzes  über  den  Betrieb  der  stehenden 
Gewerbe 336 

Maass  und  Gewicht. 

Ein  Wort  über  das  Metermanss  186 

Ungehaltene  Rede  über  das  Metermaass.  Von  Mülle 209 

Auch  ein  Wort  für  das  Metermaass.  Von  Lasius 228 


Das  Metermaass.  Von  Krieg 232 

Persönliche  Bemerkung  dazu.  Von  Molle 271 

Die  neue  Maass-  und  Gewichtsordnuug  für  den  norddeutschen 
Bund 256 

Baumaterialien. 

Ueber  Stein-Baumaterialien  am  Mittelrhein.  (Nach  einem  Vor- 
träge von  R.  Neumann 27.  37.  45. 

Vorschläge  zu  einem  gleichmässigen  Mauersteinformat 68 

Versuche  über  Steinbearbeitung  mittelst  Maschinen  ....  403.  414 
Umfang  der  Sandstein-Fabrikation  im  Reg.-Bezirk  Coblenz  . . 282 

Preise  von  Falzdachziegelpressen  404 

Gement- Dachplatten.  Von  Steen ke 510 

Fabrikation  der  X Eisen  in  Frankreich 92 

Mallet’s  gebuckelte  Platten 277 

Netter  Steinkitt 471 

Oelanstrich  auf  Zement 124 

Wasserglas  zur  Konscrvirung  von  Sandsteinen 509 

Theorie  der  Konstruktionen. 

Die  Stabilität  des  tonnenförmigen  Kappengewölbes.  Nach  einem 

Vortrage  von  J.  W.  Sc  hw  edler 153 

Kuppelgewölbe.  Von  Ingenieur  Müller 48 

Korbbogen  - Konstruktion.  Von  demselben  254 

Ausdehnung  von  Mauer  werk  durch  Wärme 13 

Fachwerkträger.  Von  Heinr.  Huhn  . . .87.  120.  199.  242.  323 
Bemerkungen  über  die  Fachwerkträger  nach  dem  System 

Schwedler.  Von  E.  Griittefien 497 

Nietverbindungen.  Von  Heinr.  Huhn 58 

Nietverbindungen.  Von  Ruttkowsky 108 

Korrespondenzen. 

Wien 143.  267.  508 

St.  Petersburg 280.  311 

Breslau 292 

Nekrologe  und  persönliche  Notizen. 

Adolf  Lohse 49.  60 

Eduard  van  der  Niill 144 

J.  Andr.  Romberg 145 

Ludwig  Lange 153 

Bernhard  Kölscher 246 

Bernhard  Kölscher.  Von  J.  Lessing 254 

Professor  Siccard  von  Siccardsburg 258 

Ingenieur  Heinr.  Höhn 294 

Eisenbahnbaumeister  H.  Schulze 349 

Feuilleton  und  vermischte  Mittheilungen. 

Architektonische  Skizzen.  Von  Philalethes  Bleifeder  ....  3.  38 

Ein  neues  Fest 122 

Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  und  ihr  Alter 18.  27.  47 


Infusorien -Lager  aus  Kieselerde  in  der  Lüneburger  Haide  . . 236 
Der  Einfluss  der  letzten  Weltausstellung  auf  den  Reiseverkehr  154 
Finanzielles  Ergebnis«  der  Pariser  Ausstellung  von  1867  ...  5 

Uebersiedlung  eines  Theils  des  Pariser  Ausstellungspalastes  nach 

Stuttgart • 203 

Zu  der  in  Wittenberg  bevorstehenden  Gewerbe-  und  Industrie- 

Ausstellung  525 


Preisaufgaben  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gewerbfleisses 


in  Preussen  . . , lo° 

Aus  der  Sektion  für  öffentliche  Gesundheitspflege  auf  der  42. 
Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte.  Von 

Jul.  Hen nicke 420 

Die  Ausstellung  der  Zeichnungen  Bernh.  Kolscher's 325 

Besetzung  der  durch  den  Tod  des  Baumeister  Kölscher  erledigten 

Lehrerstelle  am  Gewerbe- Museum  zu  Berlin 271 

Berufung  Th.  Hansen’s  an  die  Wiener  Kunst  - Akademie  ....  169 
Entscheidung  über  die  erforderliche  Wandstärke  eines  massiven 

obersten  Stockwerkes  in  Bayern 213 


Seite 

Gerichtliche  Entscheidung  über  gemeinschaftliche  Giebelmauern  32 


Prozess  gegen  Franz  Schmitz  in  Köln 463 

Reissfeder  mit  während  des  Ausziehens  verstellbaren  Zungen. 

Von  Dr.  F.  Ileinzerling 302 

Franz  Mertens’  künftig  erscheinendes  Werk  über  das  Mittelalter 

der  Baukunst 483 

Langhaus,  Akustik  und  Katakustik 52.  72 

Die  Gasanstalten  im  Gebiete  des  norddeutschen  Bundes  ....  527 

Anlage  einer  Heizgasleitung  in  Berlin 349 

Errichtung  öffentlicher  Schlachthäuser  durch  Private 137 


Seite 

Gesetzesvorlage  über  öffentliche  Schlachthäuser  in  Preussen  . . 32 

Der  Viehmarkt  zu  London 502 

Die  öffentlichen  Waschhäuser  in  Paris 87 

Waschmaschinen  124 

Schädlichkeit  eiserner  Oefen 203 

Baumaterial  für  englische  Festungswerke 202 

Kollegienhaus  für  weibliche  Studenten  in  England 202 

Flächen- Inhalt  der  Krupp’schen  Gusstahlfabrik  in  Essen  . . . 259 

Giffard’s  Riesenballon 13 

Stand  der  Landes -Triangulation  in  Preussen 553 


II.  Hochbau. 


Kunstgeschichte  und  Denkmalkunde. 


Professor  A d 1 er  's  Votrag  über  die  Weltstädte  in  der  Baukunst  72 
Leber  die  Aufnahme  der  Marienburg.  Von  Blankenstein  . 421 

Neue  Publikation  des  Schlosses  Marienburg 349 

Die  Baudenkmale  Danzigs  und  die  Gegenwart.  N on  lv.  Bergan  174 

Sgraffiti  im  Ordenslande  Preussen 294 

Das  Königl.  Schloss  zu  Berlin  vor  200  Jahren 321 

Konservirung  der  „ Gerichtslaube“  in  Berlin 511 

Der  Dom  zu  Frankfurt  a.  M 446.  458.  477.  487 

Aufgefundene  Säulenlager  beim  Kaiserhaus  zu  Goslar 439 

Sto  Spirito  in  Florenz.  Von  C.  J.  Cavaluzzi  . . . 458.  468.  496 

Gubbio.  Von  H.  Stier  und  F.  Luthmer 322.  345.  355 

Die  Klosterhöfe  der  Certosa  bei  Pavia.  Nach  einem  Vortrage 

von  Burgmann 241 

Archäologischer  Fund  in  Rom 137 

Zur  Beurtheilung  alter  Dekorationsmalereien 67 

Aesthetik. 

Ueber  die  Bedeutung  der  gothischen  Baukunst  für  unsere  Zeit. 

Von  Dr.  W.  Lotz 207 

Deutsche  Kirchenbaukunst  u.  Zukunftsgothik  vor  der  englischen 

Kritik  79 

Ueber  die  Sinnesrichtung  der  Neuzeit.  Von  R.  Heydrieh  . 258 
Gegen  den  Putzbau  bei  öffentlichen  Gebäuden 413 

Restaurationen. 

Gegenwärtiger  Zustand  und  Wiederherstellung  des  Domes  zu 

Frankfurt  a.  M 169 

Beschlüsse  der  Stadtverordneten -Versammlung  zu  Frankfurt  a.  M. 

über  die  Wiederherstellung  des  Doms 520 

Die  Restauration  des  Domes  zu  Pressburg 11 

Stand  der  Arbeiten  am  Dombau  in  Regensburg 542 

Restauration  des  Münsters  zu  Ulm 64 

Der  Ausbau  des  Regensburger  Dom  s 246 

Die  Kirche  des  heiligen  Grabes  in  Jerusalem  385 

Die  Herstellungsarbeiten  am  Rathhause  zu  Lübeck 488 

Einsturz  des  Westthurmes  der  Michaeliskirehe  in  Breslau  . . . 202 
Einsturz  des  südlichen  Thurmes  der  Stiftskirche  zu  Fritzlar  . . 530 
Der  Einsturz  der  Kuppelkirche  in  Pest.  Nach  einem  Vortrage 
von  Hauczmann 86 


Siegesdenkmal  auf  dem  Königsplatze  zu  Berlin 384 

Entwurf  zu  dem  Siegesdenkmale  auf  dem  Königsplatz  in  Berlin  400 
Neubau  des  Personen-Bahnhofes  der  Kgl.  Niedcrschlesisch-Mär- 

kischen  Eisenbahn  zu  Berlin 122 

Vergleichung  der  Grössen  der  wichtigsten  Räumlichkeiten  ver- 
schiedener Bahnhöfe.  Von  ,1.  Rasch 233 

Neues  Feuerwacht-Gebäude  in  Berlin 542 

Die  Schwefelbäder  von  Enghien 392 

Das  Arbeiter -Quartier  zu  Kuchen 299.  307 

Der  neue  Berliner  Viehmarkt 211 

Desgl.  Berichtigung 258 

Die  neuen  Häuser  an  der  Schleuse  zu  Berlin 1.  17 

Desgl.  Berichtigung 52 

Zahl  der  in  Berlin  ertheilteu  Baucrlaubnissclieine  pro  1867.  . 112 
Ueber  die  Bauthätigkeit  von  Hannover  im  letzten  Dezennium. 

Von  F.  Ewer b eck 239.  265 

Desgl.  Berichtigung 304 

Die  neuere  Bauthätigkeit  iu  Elberfeld 57 

Aufwand  für  die  von  König  Ludwig  I errichteten  Bauten  . . 180 

Aufwand  für  öffentliche  Bauten  in  Schweden 72 

Aus  Athen 134 

Die  Wohnungen  der  Mexikaner 218 


Konstruktion. 

L'eber  Ausfugen  von  Ziegelrohbauten 436 

Mittheilungen  über  die  Aufstellung  des  eisernen  Hallendaches 
beim  nenen  Stationsgebäude  der  Niederschlesisch  - Märkischen 

Eisenbahn  in  Berlin 53S.  549 

Ueber  den  Bau  von  Gasometerbassins.  Von  Beyer 525 

Chicago  und  seine  Häuserhebung.  Von  G.  Knoblauch  ...  480 

L’eber  Schieferbedachung.  Von  Wanckel 161.  175 

Zur  Daehdeckungsfrage 213 

Noch  ein  Wort  über  Schieferbedachungen.  Von  J.  Rasch  . . 232 

Nochmals  Schieferbedachung.  Von  Wanckel 301 

Zur  Dachdeckungsfrage.  Von  Berndts 335 

Noch  einmal  über  Pappdächer 447 

Dachrinnen -Konstruktion.  Von  Vogdt 518 

Normal -Senkgruben -Anlage  in  Berlin 396 

Aborte  für  Eisenbahnstationen.  Von  L.  K lasen 433 

Spülvorrichtung  der  Aborte  des  Ostbahnhofes  zu  Berlin  ....  463 

Koch’s  neues  Thürband 52 

Ueber  Anwendung  des  Luftdrucks  auf  die  Haustelegraphie. 

Von  F.  Koch 165 

Eine  neue  Art  Gebäude  zu  reinigen 259 


Rau  - Ausführungen  und  Projekte. 

Das  neue  Dienstgebäude  für  den  Generalstab  zu  Berlin.  Von 

II . Goedeking 381 

Baukosten  des  neuen  Museums  in  Berlin 414 

Zum  Umbau  der  Bildersäle  im  alten  Museum  zu  Berlin  ....  410 
Die  baulichen  Einrichtungen  des  englischen  Unterhauses  ....  223 

Vom  Dome  zu  Cöln 10 

Ueber  den  Fortgang  des  Dombaues  zu  Köln 530 

Kirchliche  Bauten  in  Paris 122 

Das  neue  Teatro  politeama  zu  Florenz.  Von  11.  Stier.  . . . 535 
Die  Neugestaltung  des  Brandenburger  Thores  in  Berlin  ....  209 


Heizung  und  Ventilation. 

Notizen  über  Heizung  und  Ventilation,  gesammelt  in  Paris  im 


September  1867  65.  79 

Einige  Erfahrungen  über  Heizung  in  öffentlichen  Gebäuden  . . 263 
Resultate  der  Wasserheizung  im  neuen  Rathhause  zu  Berlin  . 124 
Aus  der  Stadtverordneten- Versammlung  zu  Breslau  ....  438.  471 

Backofen  mit  Heisswasserheizung 189 

Zimmeröfen  in  Nürnberg 530 

Apostelöfen  des  Herrn  Sältzer  in  Eisenach 482 

Schornsteinkappen.  Von  H.  Kayser 135 

Schornsteinaufsätze 347 

Patenterteilung  für  einen  Schornsteinaufsatz 146 


III. 

Reisenotizen  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Ban-Aka- 
demie zu  Berlin  im  August  1867.  Von  einem  Studirenden 
und  Baumeister  Dulk  85.  99.  107.  118.  133.  141.  149.  163. 


173.  208.  230.  240.  251.  289.  310.  319.  333 

Ingenieurbauten  in  England 303 

Die  öffentlichen  Bauten  in  Spanien 11 

Konstruktion  von  Dampfkrahnen 375 

Universal -Schraubenschlüssel  von  Kirchner  in  Dortmund  . . . 438 

Siemens’  neue  magnet-elektrische  Maschine S8 

Ein  neues  in  Schweden  erfundenes  Sprengmittel  517 

Erdöl  als  Schmiermittel 69 

Petroleum  als  Schmieröl 13 

Mängel  des  Erdöls  bei  der  Verwendung  als  Schmieröl 82 

Wasserbau. 

Vorschläge  zu  hydrographischen  Ermittelungen 270 

Ueber  die  Wassermengen  der  Flüsse.  Von  Mentz 403 


Ingniieunvesen. 


Korrektion  der  Unter-Weser 502 

Bauten  zur  Verlegung  der  Neckarmündung 169 

Donau- Regulirung  bei  Wien 413 

Entreprise  der  Erd-  und  Baggerarbeiten  an  der  Jade 501 

Die  neuen  Millwall  - Docks  in  London 145 

Fundirung  einer  massiven  Kaimauer  am  Sandthorhafen  zu 

Hamburg 325 

Nachrichten  über  den  gegenwärtig  in  Ausführung  begriffenen 

Bau  der  Pillauer  Mohnmauern  551 

L’eber  die  Wasserpest 501 

Ent-  und  Bewässerungen. 

Die  neue  Wasserkunst  in  Sprottau.  Von  Fabian 67 

Die  Entwässerung  der  Stadt  Stralsund.  Von  E.  v.  Haselberg  343 

Städtisches  Wasserwerk  in  Halle 271 

Ueber  die  Grösse  vou  Hochbassins  bei  städtischen  Wasserlei- 
tungen. Von  Dr.  E.  Müller 9.  19 


Seite 


Die  Ausführung  des  Kanalisirungs-Projekts  für  Danzig  ....  5o3 

Druckständer  für  Strassen.  Von  Windberger 460 

Patenterteilung  auf  einen  Hahn  für  Wasserleitungen 137 

Versuche  mit  Brunnen  -Bohrern 302 

Erbohrung  von  Trinkwasser  - Quellen  im  Jade- Gebiet  . . 330.  553 

Die  amerikanische  Rammpumpe 471 

Lienur’s  Städtereinigungssystem ‘-79 

Noch  einmal  Lienur’s  Städtereinigung 293 


Brücken. 

Die  Eisenbahnbrücke  über  den  Po  bei  Mezzana  (Pavia)  ....  13 

Die  Elbüberbrückung  bei  Schonhausen 413 

Vollendung  der  Mannheimer  Rheinbrücke 385 

Gewölbte  Brücke  zu  Adenau  an  der  Eifel 490 

Die  Triger'sche  Fundirungsmet.hode  mittelst  komprimirter  Luft 

Milroy’s  Exoavator 470 

Asphalt  als  Brückenbelag • . . . 39 

Bruch  der  eisernen  Eisenbahnbrücke  über  den  Fluss  Lalon  . . 13 


Einsturz  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Pruth  auf  der  Lem- 
berg-Czernowitzer  Eisenbahn 


Strassen. 

Länge  der  prensSischen  Staats-Chausseen 502 

Aufpflügen  der  festen  Schneedecke  auf  Chausseen.  Von  R. 

Hey  d rieh 518 

Die  Strassen  von  Paris 5 

Die  Kosten  der  neuen  Strassen -Anlagen  in  Paris.  Von  Kyll- 
mann   291 

Die  neuen  Themse  - Boulevards  in  London 236 

Neue  Methode  der  Strassenbesprengung  in  London 92 

Leber  die  Strassenbesprengung  mit  Salz.  Von  Dr.  E.  Müller  178 


Eisenbahnen. 

Im  ersten  Semester  1868  neu  eröffnete  Bahnstrecken 360 

Im  3.  Quartal  1808  in  Deutschland  erölfnete  Eisenbahnen  . . . 502 

Auf  die  deutschen  Eisenbahnen  verwendetes  Kapital 137 

Eisenbahnbauthätigkeit  im  Gebiete  des  norddeutschen  Bundes  . 483 

Die  preussischen  Staatseisenbahnen  14 

Künigl.  sächsische  Staatseisenbahnen 90 

Die  südthüringischen  Eisenbahnen 92 

Die  projektirte  Märkische  Nordbahn  32 

Gesammtlänge  der  Eisenbahnen  in  den  vereinigten  Staaten 

Nord  - Amerika’s  490 

Länge  der  Eisenbahnen  in  Schweden 137 


Seile 

Die  Verbindungsbahn  in  Stockholm 517 

Mont  Cenis-Bahn 210 

Appenninen - Uebergang  zwischen  Bologna  und  Pistoja L>5 

Abgekürztes  Verfahren  bei  Berechnung  von  Erdmassen,  Grund- 
und  Böschungsflächen  für  den  Bau  von  Eisenbahnen.  Von 

Oberbeck 370 

Ueber  Absteckung  von  Eisenbahnkurven.  Von  A.  Günther  423 

Der  Clavicini- Arcograph 439 

Beflanzung  der  Böschungsflächen  der  Eisenbahnen 360 

Ueber  Eisenbahn- Oberbau 130.  142.  151 

Desgl.  11.  Von  L.  Kl  äsen 219 

Desgl.  III.  Von  L.  Kl  äsen 332 

Schienen  aus  homogenem  sehnigen  Eisen 1 13 

Export  von  englischem  Schieneneisen 13 

Vorrichtung  zur  Verhinderung  des  Oeffnens  der  Weiche  während 

des  Passirens  eines  Bahnznges <7;> 

Konzentrirung  der  Weichenzüge  auf  Bahnhöfen 375 

Der  Bau  des  neuen  Zentral  - Güterbahnhofes  zu  Stettin 

379.  391.  400.  409 

Englische  Bahnhöfe 3.)9 

Trajekt- Anstalt  auf  dem  Bodensee 223 

Das  Agar- Town- Kohlendepot  29 

Neue  Strassen -Lokomotive ‘ 2 

Die  Strassen  - Lokomotive 123 

Anwendung  des  Gegendampfes  zum  Bremsen  der  Eisenbahn- 
züge   38a 

Der  Mahovos 3 

Kraftsammler  für  Eisenbalmziige 

Restaurationswagen  auf  amerikanischen  Eisenbahnen 463 

Güterwagen  zum  Fleisch-  und  Biertransport ;i40 

Gefahrsignale  auf  fahrenden  Zügen.  Von  zur  Nieden  ....  50/ 

Umsturz  eines  Eisenbahn zpges  durch  Sturm 542 

Der  Zusammenstoss  auf  der  Eisenbahn  zwischen  Chester  und 
Holyhead 385 

Telegraphenwesen. 

Die  Indo -Europäische  Telegraphen  - Linie  281 

Erwerbung  der  Telegraphen  - Linien  Englands  durch  den  Staat  202 

Tunnelbau. 

Die  Entwicklung  und  die  Geschichte  des  Tunnelbaues  . . 27u.  287 

Der  Mont  Cenis  -Tunnel 122 

Desgl 527 

Ein  neuer  Themse- Tunnel 135 


IV.  ülhtliciiiingcii  ans  Vereinen. 


Die  Versammlungen  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  380.  392 
Programm  für  die  15.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 

Ingenieure  in  Hamburg 313.  375 

Fahrpreis -Ermässigungen  für  die  Theilnehmer  am  Hamburger 

Architektentage 360 

Eröffnung  des  Architektentages  in  Hamburg 384 

Die  15.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu 

Hamburg 399.  407.  419.  431.  443.  455.  467.  475.  547 

Die  9.  Versammlung  des  Vereins  mittelrheinischer  Bautechniker 

277.  288.  300.  308 


Beschlüsse  der  Haupt -Versammlung  deutscher  Ingenieure  . . . 437 
Die  Versammlung  der  deutschen  Kunstgenossenschaft  zu  Wien . 403 
Der  internationale  Kongress  für  Geschichte  und  Alterthumskunde 
zu  Bonn  und  die  Versammlung  des  Gesammt  -Vereins  der 
deutschen  Alterthums-Vereine  zu  Erfurt 438 


Architekten -Verein  zu  Berlin  4.  12.  21.  31.  41.  51.  60.  71.  82.  91 

101.  112.  123.  136.  144.  156.  168.  179.  190.  202.  213.  222.  235 

245.  280.  293.  302.  312.  325.  336.  349.  359.  374.  384.  395.  403 

412.  425.  437.  448.  461.  470.  482.  490.  500.  511.  519.  528.  541 

552 

Das  neue  Statut  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin 281 


Das  Vereins- Lokal  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin  .....  294 
Schinkelfest  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin  am  13.  März  1868 

107.  119 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin 

111.  136.  178.  245.  412.  470.  510.  552 
Deutscher  Verein  für  Fabrikation  von  Ziegeln,  Thonwaaren, 

Kalk  und  Zement ff 

Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Cassel  . 70.  101.  33o.  348 

Sächsischer  Ingenieur -Verein 221.  235.  373.  540 

Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  . . . 49.  59.  110.  201.  211 
Desgl.  Berichtigung  eines  Vortrags  über  Arbeiterwohnungen  13 
Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover 

40.  166.  189.  244.  255.  437.  482 


Aus  dem  Architekten-  und  Ingenieurverein  zu  Hannover  . . . 199 
Verein  deutscher  Ingenieure  (Bezirksverein  a.  d.  Lenne)  ....  1/9 

Gründung  eines  Architekten -Vereins  zu  Magdeburg 438 

Architekten -Verein  in  Moskau 384 

Architekten-  und  Ingenieur -Verein  in  Böhmen 

20.  109.  394.  461.  470.  500.  510.  552 
Verein  der  behördlich  autorisirten  Privattechniker  Böhmens  . . 122 
Schleswig-Holsteinischer  Ingenieur-Verein  . . . 30.  292.  348.  540 
Verein  für  Bauknnde  in  Stuttgart 50.  69.  155.  167.  269 


V.  Aus  der  l'nclilitteratiir. 


Referate  aus  Zeitschriften. 

Zeitschrift  für  Bauwesen.  Redigirt  von  Erbkam. 

52.  191.  203.  246.  326.  337.  483.  490 

Förster’s  allgemeine  Bauzeitimg 92.  101.  124.  325.  349 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  zu  Han- 
nover. . . 14.  32.  137.  156.  426 

Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architekten- 

Vereins 72.  259.  450.  503 

Mittheilungen  des  Architekten-  u.  Ingenieur- Vereins  in  Böhmen  512 
Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga.  . . 113.  395.  464.  543 
Mittheilungen  der  K.  K.  österreichischen  Zentral  - Kommission 
zur  Erforschung  und  Unterhaltung  der  Baudenkmale.  .61.  125 
Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens 

14.  350.  385.  451.  521.  531 

Zeitschrift  des  Vereins  Deutscher  Ingenieure 82.  491 

Kunst  und  Gewerbe.  Wochenschrift  von  Dr.  C.  Stegmann.  72 
Badische  Gewerbezeitung  tiir  Haus  und  Familie.  Redigirt  von 
H.  M ei  d i n ger 542 


Notizblatt  des  Deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von  Ziegeln, 

Thonwaaren,  Kalk  und  Zement 22.  294.  471 

Der  praktische  Maschinen -Konstrukteur  von  Uhl  and 62 

Revue  generale  de  l’architecfure  et  des  travaux  publics,  pnr 

Cesär  Da  ly 5 

Oppermann,  Annales  de  Ia  consfrnction 138.  247.  512 

Gazette  des  Architectes  et  du  Bätiment 136 

Modern  Engineering  by  Hinüber 350.  3(>2 

Rezensionen  von  Büchern. 

Becker,  zur  Kennfniss  der  Oder  lind  ihres  Fläeliengehietes  . . 34 

Bremiker,  logarithmisch  - trigonometrische  Tafeln  138 

Dehn- Rotfelser,  die  Baukunst  in  der  Pariser  Ausstellung  . . . 314 

Eyle,  Mittelalterliche  Baudenkmale  ans  Schwaben 313 

Facadenbuch 464 

Fink,  Der  Bansclilosser 137 

Graeve,  hydrotechnische  Ermittelungen  hei  dem  Oderstrom  . . 360 
Harros,  die  land wirtschaftliche  Baukunst 531 


Seite 

Hoffmann,  Vademekum  des  praktischen  Baumeisters 169 

Iliibner’s  statistische  Tafel 282 

Lotterni'ser  n.  Weissbach,  architektonische  Motive 109 

Liihkc,  Abriss  der  Geschichte,  der  Baustile 33.  42 

Parker,  the  different  modes  of  construclion 542 

Promnitz,  architektonische  Entwürfe 404 

Rüper,  System  einer  beweglichen  Brücke 414 

Desgl.  Antikritik  und  Entgegnung 449.  403 

Riidgisch,  die  neueren  Breilhaupt’schen  Messtisch  - Apparate  . . 415 


Seite 

Schmitz,  der  Dom  zu  Köln  282 

Schreiber,  Die  Schattenlehre 157 

Schubert,  Entwürfe  von  Stallgcbäudcn 404 

Schultz,  Danzig  und  seine  Bauwerke  . . 439 

Thomas,  die  städtische  Turnhalle  in  Jlof 503 

Wolf,  der  Rindviestall 531 

Neue  Publikationen  der  mittelalterlichen  Baudenkmal»  des 

Rheinlandes 291 


Bauwissenschaftliche  Litteratur  . 113.  125.  259.  271.  415.  543.  553 


VI.  Konkurrenzen. 


Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen  . 368 

Knnstgelehrte  als  Preisrichter  bei  Konkurrenzen 294 

Zur  Dombau  - Konkurrenz  in  Berlin  ....  180.  300.  414.  512.  531 
Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien  131.  151.  163.  187.  190 

Zur  Konkurrenz  für  die  Börse  in  Königsberg 503.  512 

Zur  Altonaer  Konkurrenz .'....  81 

Beschluss  der  Stndtbchörden  zu  Stettin  über  eine  Konkurrenz 
für  das  dortige  Rathhaus 294 

Preis  - Ausschreiben. 

Bauten  für  das  deutsche  Bundesschiessen  in  Wien 22 

Rathhaus  in  Wien 217 

Rathhans  in  Dortmund 181 

Jnstizpallast  in  Antwerpen 53 

Gebäude  der  Mnsenms-Gesellsehaft  in  Stuttgart 283 

Kunstbaus  in  Kassel 214 

Bürgerschnlgebände  zu  Froibcrg 314 


Realschulgebäude  in  Marne 554 

Schlachthaus  in  Pest 370 

Gehäuse  zu  Schwarzwälder  Uhren 532 

Monats  - Aufgaben  im  Architekten  - Verein  zu  Berlin 

6.  53.  146.  180.  271.  283.  327.  380.  427.  483.  522 
Schinkelfest- Konkurrenz  des  Architekten-Vereins  zu  Berlin  . . 224 
Preis  Bordin  am  Institut  de  France 113 

Preis  - Ertheilungen. 

Kirche  zu  Altona 42 

Hochaltar  für  die  Marienkirche  zu  Reutlingen 283.  351 

Hochaltäre  in  der  Kathedrale  zu  Herzogenbusch 283 

Rathhans  zu  Reichenbach .120 

R'thhaus  in  Dortmund . 492 

Kunstbaus  in  Kassel 337 

Kasino  in  Koblenz ...  203 

Konzertlokal  im  zoologischen  Harten  zu  Köln  . . 410 


Personal -Naehricliton.  — Offene  Stellen.  — Brief-  mul  Kragekasten.  — Inserate. 


Bu  K’niekerci  von  Gebrüder  Fiokeit  in  Berlin. 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE 


t. 


• 1. 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz. 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2 '/2  Sgr.  die  gespaltene  Petitzeile. 


des 


Wochenblatt 

lieransgegeben  von  Mitgliedern 

Architekten  -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 

Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  3 

. Januar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Zum  nenen  Jahrgange.  — Die  neuen  Häuser  an  der 
Schleuse  zu  Berlin.  — Der  Mahovos.  — Feuilleton:  Architek- 
tonische Skizzen.  Von  Philalethes  Bleifeder.  I.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes: 

Die  Strassen  von  Paris.  Finanzielle  Ergebnisse  der  Pariser  Ausstel- 
lung. — Aus  der  Fachliteratur:  Cesar  Daly,  Revue  generale 
de  l’Architeeture.  — Konkurrenzen:  Monats -Aufgaben  im  Archi- 
tekten-Verein  zu  Berlin.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Zum  neuen  Jahrgänge. 


Als  wir  vor  Jahresfrist  unser  Unternehmen  begannen,  geschah  dies  nicht  unter  günstigen  Verhältnissen.  Vielfach 
angezweifelt,  ohne  genügende  Verbindungen,  ohne  Erfahrungen,  mussten  wir  wohl  mit  einer  gewissen  Zaghaftigkeit 
unserer  Aufgabe  entgegen  gehen.  Gereifter  und  sicherer  können  wir  jetzt  vor  unsere  Facbgenossen  treten,  da  die 
Erfahrungen  eines  Jahres  uns  zur  Seite  stehen,  da  ein  Erfolg,  der  unsere  Erwartungen  übertroffen  bat,  uns  den  Beweis 
lieferte,  dass  unser  Blatt  in  der  That  einem  vorhandenen  Bedürfnisse  entsprach. 

Noch  sind  wir  freilich  allzusehr  auf  unsere  eigene  Kraft  angewiesen;  sind  auch  viele  Versprechungen,  die 
uns  gemacht  wurden,  bisher  unerfüllt  geblieben,  so  haben  wir  andererseits  doch  wieder  einen  ganzen  Kreis  treuer 
Mitarbeiter  gewonnen,  deren  Unterstützung  uns  die  wichtigsten  Dienste  geleistet  hat.  Ihnen  herzlich  zu  danken,  sei 
die  erste  Pflicht,  der  wir  genügen  wollen. 

Nicht  minder  danken  wir  unsern  bisherigen  Lesern  für  die  freundliche  Nachsicht,  die  sie  uns  bewiesen  haben. 
Und  bleiben  unsere  Leistungen  auch  noch  immer  weit  hinter  dem  Ziele  zurück,  das  wir  erstreben  ‘und- wirfst  f ssj  er- 
reichen hoffen,  so  glauben  wir  doch,  dass  dieses  Streben  und  der  Geist,  in  dem  wir  das  Wenige ’böten,’  was  wir 
bieten  konnten,  in  den  Herzen  unserer  Fachgenossen  Wiederhall  gefunden  hat.  * * p ; 

Dass  dieses  Streben,  dass  dieser  Geist  uns  auch  ferner  leiten  wird,  wir  wollen  es  am  Beginn  dieses  neuen' 
Jahrganges  versprechen!  — » 

Ein  Band  herzustellen  zwischen  allen  deutschen  Bautechnikern,  ihre  Zusammengehörigkeit  jui>f  jtiletG Mitteln 
zu  fördern,  es  war  und  es  ist  unser  erstes  und  vornehmstes  Ziel.  Schon  haben  wir  viel  in  dieser  Tiinspht  erreicht, 
schon  zählen  wir  Leser  in  allen  Theilen  des  deutschen  Vaterlandes,  wie  unter  den  Deutschen  im  Auslande,  schon  bildet  unser 
Blatt  ein  Bindeglied  zwischen  fast  allen  deutschen  bautechnischen  Vereinen,  die  uns  Mittheilungen  über  ihre  Ver- 
handlungen zugehen  lassen.  Wenn  freilich  in  dem  Inhalte  unseres  Blattes  die  Verhältnisse  unserer  engeren  Heimath 
noch  allzusehr  in  den  Vordergrund  treten,  so  ist  dies  ohne  unsere  Absicht  und  sicherlich  ohne  Vorurtheil  und  ohne 
Selbstgefälligkeit  geschehen.  — Wir  haben  uns  unter  solchen  Umständen  für  berechtigt  gehalten,  diese  unsere  Tendenz 
auch  in  dem  Namen  unseres  Wochenblattes,  das  wir  nunmehr:  „Deutsche  Bauzeitung“  nennen,  zum  Ausdruck  zu 
bringen;  wir  wollen  damit  gleichzeitig  aussprechen,  dass  jedes  Streben  dem  vaterländischen  sich  unterordnen  müsse, 
wir  wollen  bekennen,  dass  wir  das  ganze,  grosse  Deutschland  unser  Vaterland  nennen!  Möge  uns  die  Kraft  nicht 
fehlen,  diesem  Ziele  zu  Nutz  und  Frommen  unseres  Faches  würdig  nachzueifern. 

Die  Herausgeber. 


Die  neuen  Häuser  an  der  Schleuse  zu  Berlin. 


Unter  den  vielen  Veränderungen,  welche  die  archi- 
tektonische Physiognomie  Berlins  in  jüngster  Zeit  erfahren 
hat,  ist  keine  wichtiger  und  fällt  mehr  in’s  Auge,  als  die, 
welche  im  Herzen  der  Stadt,  zu  beiden  schmalen  Seiten 
des  Schlossplatzes  bewirkt  ist.  Während  nach  Osten,  in 
der  Königsstrasse,  das  neue  Rathhaus  emporgestiegen  ist, 
dessen  Thurm  der  ganzen  Stadtgegend  einen  anderen 
Charakter  aufgeprägt  hat,  ist  im  Westen  die  alte  Stech- 
hahn verschwunden  und  der  Blick  gegen  die  Bauakademie, 
den  Werderschen  Markt  und  die  Französische  Strasse  frei- 
gelegt. Eine  breite  Strasse  führt  an  Stelle  der  alten,  le- 
bensgefährlichen Passage  bis  zu  der  gleichfalls  auf  die 
ansehnlichste  Breite  gesteigerten  Schleusenbrücke. 

H ier  erhebt  sich,  den  Werderschen  Mühlen  resp.  der 
südwestlichen  Ecke  des  Königlichen  Schlosses  gegenüber, 
zwischen  Schlossplatz  und  Schleuse  ein  stattlicher  Neubau, 
in  den  beiden  untern  Geschossen  Läden  mit  mächtigen 
Spiegelscheiben,  darüber  Wohnräume  in  noch  2 Stock- 
werken enthaltend.  Von  rothen  Backsteinen  und  röth- 
licbem  Nebraer  Sandstein  (resp.  imitirtem  Sandsteinputz) 
erbaut,  bewegt  und  kräftig  im  Relief,  mit  seinen  vielen 
grossen  Oeffnungen,  im  reichen  Schmucke  der  bronzirten 


Eisengallerien  und  der  (überall  in  die  Architektur  hinein- 
gezogenen) Firmenschilder,  obwohl  des  figürlichen  Schmuckes, 
aut  den  er  wesentlich  berechnet  ist,  noch  völlig  entbehrend, 
fällt  er  ebensowohl  durch  seine  Lage,  wie  durch  seine 
bedeutenden  Abmessungen  und  seine  ungewöhnliche  Form 
und  Farbe  auf.  Der  Volksmund,  nicht  lange  um  einen 
Namen  verlegen,  hat  ihn  mit  glücklichem  Griffe  das  „rothe 
Schloss"  getauft. 

Es  hat  dieser  Bau,  dessen  gegenwärtig  fertig  gestellter 
Theil  nur  ein  geringer  Theil  der  ganzen  projektirten  An- 
lage ist,  seine  eigene,  nicht  uninteressante  Entstehungs- 
geschichte. 

Das  rothe  Schloss  ist  nämlich  nicht  das  Werk  eines 
einzelnen  Unternehmers,  es  ist  hier  vielmehr  mit  Glück 
ein  unter  den  früheren  Königen  so  häufig  gemachter  Ver- 
such wiederholt  worden,  mehre  Besitzer  aneinanderstos- 
sender  Grundstücke  zu  veranlassen,  ihre  Häuser  nach  einem 
gemeinschaftlichen  Plane  zu  errichten.  Auch  die  frühere 
Stechbahn,  an  deren  Stelle  der  neue  Häuserkomplex  ge- 
treten ist,  war  nach  dieser  Idee  entstanden. 

Die  Durchführung  der  Französischen  Strasse  bis  zum 
Schlossplätze  machte  es  nothwendig,  jenen  alten  Stechbahn- 


2 


bau  bis  fast  zur  Ilalfte  niederzureissen , und  Jedermann 
musste  einsehen,  dass  damit  seine  Tage  gezählt  waren. 
Der  Bau,  auf  morastigem  Untergründe,  mit  sehr  mangel- 
haften Fundamenten  aufgeführt,  hatte  sich  nach  der  Was- 
serseite zu  so  stark  gesenkt,  dass  die  Höhendifferenz 
zwischen  Vorder-  und  Hinterfront  stellenweise  13"  betrug; 
sobald  ein  Theil  desselben  zum  Abbruche  kam,  war  es 
schwer,  den  Rest  zu  erhalten.  Neben  dieser  Baufällig- 
keit kam  nicht  minder  in  Betracht,  dass  die  ganze  Anord- 
nung und  Einrichtung  dieser  Häuser  durchaus  nicht  mehr 
den  Anforderungen  der  Jetztzeit  entsprach,  vielmehr  ein 
wahres  Muster  von  Winkelei  bot. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Sachlage  wurde  zu  zwei 
verschiedenen  Malen  von  Baugesellschaften,  die  zu  diesem 
Zweck  zusammentraten,  versucht,  die  kleinen  Restparzellen, 
die  jener  Strassendurchbruch  übrig  gelassen  hatte,  sowie  den 
unberührt  gebliebenen  Theil  der  alten  Stechbahn  und  einige 
daran  stossende  Baulichkeiten  anzukaufan,  um  an  dieser 
so  ausgezeichneten  Stelle  einen  grossartigen  Bazar  mit 


ten  die  Baumeister  Ende  & Boeckmann,  welchen  in- 
zwischen bereits  von  der  Besitzerin  des  Eckgrundstückes 
an  der  Schleuse,  Wittwe  Karstedt,  der  Neubau  ihres  Hau- 
ses übertragen  worden  war,  den  Auftrag,  einen  Gesammt- 
plan  zur  Bebauung  des  ganzen  Viertels  zu  entwerfen. 
Um  die  Besitzer  zu  vermögen,  sich  einer  so  kostbaren 
Fa^adenausbildung  anzuschliessen,  musste  denselben  natür- 
lich anderweitig  Entschädigung  geboten  werden;  durch 
Allerhöchste  Kabinetsordre  und  Verfügung  der  betreffen- 
den Ministerien  wurde  deshalb  den  Besitzern  die  Erlaub- 
nis ertheilt,  die  Wasserfläche  des  Mühlengrabens  zu  über- 
bauen, und  ihnen  ausserdem  ein  Terrain  am  Schlossplätze 
überlassen,  welches  derzeit  von  den  betreffenden  Besitzern 
unterkellert  und  mit  hässlichen,  auf  den  Schlossplatz  hinaus- 
gehenden  Kellereingängen  versehen  war. 

Vier  zunächst  interessirte  Besitzer,  Frau  Wwe.  Kar- 
stedt, Kafetier  Kuhnert,  beide  mit  ihren  Grundstücken 
nach  den  Werderschen  Mühlen  belegen,  der  Banquier 
Engelhardt  an  der  Schleuse  und  der  Banquier  Securius 


darüber  liegendem  Hotel  zu  bauen.  Das  Unternehmen 
scheiterte  an  den  exorbitanten  Summen,  die  der  Grund- 
erwerb erfordert  hätte. 

Kam  ein  gemeinschaftliches  Arrangement  oder  ein 
grösseres  einheitliches  Unternehmen  nicht  schon  vor  dem 
Abbruch  der  Stechbahn  zu  Stande,  so  war  für  die  neue 
Gestaltung  des  Stadtviertels  das  Ungünstigste  zn  befürchten. 
Es  war  mit  Sicherheit  vorauszusehen , dass  die  Inhaber 
der  kleinen  Restparzellen  diese  nicht  lange  würden  un- 
bebaut liegen  lassen,  sondern,  ein  Jeder  auf  seine  Faust, 
himmelhohe  Mietshäuser  (die  baupolizeilichen  Vorschriften 
schränken  die  Höhe  an  dieser  Stelle  gar  nicht  ein)  errichtet 
hätten.  Zwischen  den  Häusern  wäre  der  dem  Fiskus  ge- 
hörige sogenannte  Mühlengraben  liegen  geblieben,  den  man 
dann  wahrscheinlich  ähnlich  wie  in  der  Mohrenstrasse  und 
an  der  Spittelbrücke  hätte  verdecken  müssen.  Auch  lag 
es  nahe,  dass  dann  früher  oder  später  die  nur  30'  in  der 
Front  breiten  Grundstücke  an  der  Stechbahn  ebenfalls  neu 
bebaut  worden  wären  und  somit  ein  Konglomerat  von  schma- 
len Miethshäusern  sich  gebildet  hätte,  das  in  dieser  bevor- 
zugten Lage  die  Stadt  auf  das  Unwürdigste  entstellt  haben 
würde. 

Die  Lösung  der  Schwierigkeit  wurde  durch  die  Be- 
mühungen des  Vorsitzenden  des  Verschönerungsvereins 
herbeigeführt.  An  allerhöchster  Stelle,  wo  man  auf  die 
Uebelstände  einer  Verunzierung  der  unmittelbarsten  Um- 
gebung des  Königlichen  Schlosses  gleichfalls  aufmerksam 
geworden  war,  fand  sein  Vermittelungsvorschlag,  die  Be- 
sitzer zu  einem  Neubau  nach  gemeinschaftlichem  Plane  zu 
bewegen,  die  bereitwilligste  Unterstützung,  und  so  erhiel- 

(Schluss 


(mit  zwei  Grundstücken)  am  Schlossplatz  schlossen  sich 
sogleich  dieser  Idee  an  und  haben  die  beiden  Ersteren  und 
der  Letztere  bereits  nach  diesem  gemeinschaftlichen  Plane 
gebaut;  demnächst  steht  wohl  zu  erwarten,  dass  auch 
die  übrigen  Besitzer  die  ihnen  gebotenen  Vortheile  nicht 
verschmähen,  sondern  sich  dem  allgemeinen  Plane  an- 
schliessen  werden. 

Zum  Verständniss  der  Gesammtanlage,  deren  Grund- 
rissdisposition aus  der  beigefügten  Skizze  ersichtlich  ist*), 
und  namentlich  zum  Verständniss  der  seither  ausgeführten 
Theile  gehört  vor  Allem  die  Angabe,  dass  es  in  der  Ab- 
sicht der  Architekten  liegt,  eine  glasbedeckte  Passage 
über  der  ganzen  Länge  des  Mühlengrabens  bis  zur  Jung- 
fernbrücke, mit  einer  Querpassage  vom  Schlossplatz  bis 
an  die  Schleuse  hin , zur  Ausführung  zu  bringen.  Die 
erstere  dürfte  als  ein  beliebter  Abkürzungsweg  dereinst 
hohe  Bedeutung  erlangen.  Es  mag  wohl  noch  eine  Reihe 
von  Jahren  erfordern,  ehe  jene  Passagen  hergestellt  sein 
werden ; ihre  dercinstige  Vollendung  dürfte  aber  in  nicht 
allzu  ferner  Zeit  zu  suchen  sein,  da  der  grösste  Theil  der 
Häuser,  die  an  diesem  Theile  des  Mühlengrabens  liegen, 
kaum  mehr  als  Baracken  sind,  die  alle  höchst  mangelhaft 
auf  nunmehr  bereits  halb  verfaulten  Holzrosten  fundirt, 
theilweise  mit  Einsturz  drohen.  Zudem  wird  die  ausge- 
zeichnet günstige  Lage  die  Meisten  zum  Neubau,  unter 
Benutzung  der  neuen  Passage  als  Baufluchtlinie,  veranlas- 
sen , da  die  verhältnissmässig  tiefen  Grundstücke  eine 
bessere  Ausnutzung  zulassen. 

*)  Eine  perspektivische  Ansicht  der  Fafaden  der  bereits  ausge 
führten  Gebäude  wird  in  nächster  Nummer  folgen. 

folgt. ) 


3 


Der  Mahovos*). 

Ein  neues  Hilfsmittel  für  den  Eisenbahnbetrieb  ist 
der  von  einem  Russen,  Herrn  Schouberszky,  erfundene 
und  Mahovos  benannte  Apparat,  welcher  durch  ein  Mo- 
dell auf  der  Pariser  Ausstellung  dargestellt  war. 

Sein  Prinzip  ist  die  Anwendung  des  Schwungrades 
auf  Eisenbahnen,  und  dies  ist  in  folgender  Weise  ausge- 
führt. Der  Apparat  bestellt,  wie  der  durch  die  Figur 
angedeutete  Längenschnitt  zeigt,  aus  einem  sechsrädrigen 
Wagen,  dessen  mittelstes  Räderpaar  kleiner  als  die 
übrigen  ist.  Auf  diesen  Rädern  liegen  Friktionsrollen,  ' 
deren  je  2 auf  einer  gemeinschaftlichen  Axe  befestigt  sind, 


und  welche  ihrerseits  der  Axe  der  beiden  grossen  Schwung- 
räder zum  Auflager  dienen.  Durch  die  Reibung  stehen 
also  Schwung-  und  Laufräder  in  Verbindung  und  sind 
in  ihrer  Bewegung  von  einander  abhängig  gemacht.  Die 
Wirkung  des  Mahovos  ist  nun  die,  dass  er,  in  den  Zug 
(unmittelbar  hinter  dem  Tender)  eingefügt,  beim  Bergab- 
fahren durch  die  Schwerkraft  des  Zuges,  oder  auf  hori- 
zontaler Bahn  durch  die  Arbeit  der  Lokomotive  in  Be- 
wegung gesetzt,  viel  lebendige  Kraft  in  seine  Schwung- 
räder aufnimmt,  und  indem  er  dieselbe  beim  Bergauf- 
fahren  abgiebt,  den  Zug  die  Rampen  hinaufziehen  hilft. 
Um  diese  Hilfe  wirksam  zu  machen,  ist  den  aus  Guss- 
stahl gebildeten  Schwungrädern  das  bedeutende  Gewicht 
von  26  Tonnen  gegeben  worden,  und  nehmen  sie  bei  einer 
Geschwindigkeit  des  Zuges  von  30  Kilometer  per  Stunde 
(der  grössten  Geschwindigkeit  der  Güterzüge)  eine  Um- 
fangsgeschwindigkeit von  142  Meter  an.  Ihre  lebendige 
Kraft  beträgt  dann  22  Millionen  Kilogr. -Meter. 

*)  Der  Gegenstand  ist  zwar  schon  zur  Zeit  des  Wiener  Ar- 
chitektentages  aus  einer  Brochüre  des  Erfinders  bekannt  geworden; 
wir  glauben  aber  des  Aufsehens  wegen,  das  der  Mahovos  auf  der 
l'ariser  Ausstellung  erregt  hat,  diese  Mittheilung  unseres  dortigen 
Korrespondenten  unsern  Lesern  nicht  vorenthalten  zu  dürfen. 


Der  Nutzen  dieser  angesammelten  lebendigen  Kraft 
berechnet  sich  nach  Herrn  Schouberszky  beispielsweise 
folgender  Maassen.  Eine  Lokomotive  von  40  Ton- 
nen, deren  Zugkraft  = J/6  ihres  Gewichts  angenommen 
wird,  befördert  auf  Bahnen  mit  0,01  Maximalsteigung 
Güterzüge  von  380  Tonnen,  d.  i.  etwa  20°/o  weniger,  als 
sie  nach  der  theoretischen  Rechnung  zu  befördern  im 
Stande  wäre.  Man  hält  also  20%  der  Kraft  in  Reserve, 
um  zufällige  Widerstände,  als  Schnee,  versandete  Schienen, 
Wind  u.  s.  w.  zu  überwinden.  Dies  übernimmt  nun  der 
Mahovos  vermöge  der  Trägheit  seiner  Schwungräder. 
Ausserdem  hilft  er  auch  auf  den  Rampen  ziehen,  und  zwar, 
da  er  eben  so  schwer  ist  als  die  Lokomotive,  mit  der- 
selben Zugkraft  wie  diese.  Wenn  man  auch  die  Trägheit 
des  Zuges  selbst  berücksichtigt,  so  ergiebt  sich,  dass  die 
Lokomotive  dieselben  Züge,  die  sie  allein  nur  auf  einer 
Steigung  von  0,01  ziehen  kann,  mit  Hülfe  des  Mahovos 
auf  einer  solchen  von  0,0255  zu  befördern  im  Stande  ist. 
Da  der  Mahovos  dadurch  wirkt,  dass  er  die  lebendige 
Kraft  seiner  Schwungräder  abgiebt,  d.  h.  dass  seine  Ge- 
schwindigkeit geringer  wird,  so  ist  seine  Wirkung  be- 
schränkt; wenn  die  Steigung  von  0,0255  zu  lange  anhielte, 
würde  die  Geschwindigkeit  des  Zuges  allmählig  — 0 
werden.  Unter  der  Voraussetzung,  dass  die  zulässige 
Minimalgeschwindigkeit  eines  Zuges  = 9 % Kilometer 
per  Stunde  anzunehmen  sei,  findet  Herr  Schouberszky 
die  Länge  einer  Steigung  von  0,02,  welche  erstiegen 
werden  kann,  = ca.  6 Kilometer,  was  einer  Höhe  von 
1 20  Metern  entspricht. 

Ein  grosser  Kraftaufwand  ist  erforderlich,  um  die  in 
Ruhe  befindlichen  Schwungräder  in  Bewegung  zu  setzen. 
Nimmt  man  aber  an,  dass  die  Bahn  zu  Anfang  horizontal 
ist,  so  wirkt  hier  die  Lokomotive,  welche  den  Zug  auf 
Steigungen  von  0,012  hinaufzubringen  im  Stande  sein  soll, 
nur  mit  J/4  ihrer  Zugkraft.  Sie  kann  also  % derselben  zur 
Bewegung  der  Schwungräder  verwenden  und  wird  nach 
4400  Metern  dem  Zuge  die  Geschwindigkeit  von  30  Ki- 
lometern per  Stunde  ertheilt  haben.  Dies  ist  zwar  eine 
ziemlich  lange  Strecke  für  das  Anfahren,  doch  ist  dieselbe 
nur  bei  der  Anfangsstation  erforderlich.  Auf  den  Zwischen- 
stationen werden  die  Schwungräder  nicht  angehalten,  son- 
dern vermöge  einer  Vorrichtung  am  Apparat  in  die  Höhe 
gehoben,  so  dass  sie  sich  weiter  drehen,  ohne  die  Trieb- 
räder zu  berühren.  Bei  einem  Aufenthalt  von  10  Minuten 
würden  sie  nur  800000  Kilogr. -Meter,  also  noch  nicht 
’/27  ihrer  ganzen  lebendigen  Kraft  einbiissen.  Beim  Berg- 
abfahren wirkt  der  Mahovos  als  Bremse,  indem  er  wegen 
seines  grossen  Beharrungsvermögens  durch  die  Schwer- 
kraft des  Zuges  nur  langsam  beschleunigt  wird.  Auf 
horizontaler  Bahn  aber  und  auf  Steigungen  unter  0,012 


FEUILLETON. 

Architektonische  Skizzen. 

Von  Philalethes  Bleifeder. 

1.  Vorwort  an  die  Herausgeber  und  an  die  Leser  der  deutschen  Bauzeitung. 

Feuilletonist  der  deutschen  Bauzeitung  soll  ich  werden? 

— Eine  schöne  und  lohnende,  aber  auch  eine  schwierige 
und  gefährliche  Aufgabe,  die  Sie  mir  da  gestellt  haben, 
meine  Herren  Herausgeber! 

Der  Gedanke  ist  gar  so  übel  nicht,  dass  Sie  das  starre 
Gerüst  der  ernsten  und  gemessenen  Aufsätze  Ihres  Blattes 
mit  der  Fülle  üppigen  Lebens,  mit  Ranken  und  Kränzen 
umwinden  wollen,  an  deren  buntem  Schmucke  ein  archi- 
tektonisches Herz  sich  ergötzen  kann,  wenn  Kunst  und 
Wissenschaft  allein  es  einmal  gar  zu  trocken  anmuthen. 

— Kunst  und  Wissenschaft  werden  darum  nicht  eben 
entwürdigt  werden. 

Auch  braucht  man  deshalb  nicht  gerade  nach  Frank- 
reich oder  Italien  zu  gehen,  um  schwungvolle,  farben- 
prächtige, begeisterte  Reisebriefe  zu  schreiben;  in  unserer 
eigenen  Welt,  auf  unserem  heimischen  Boden  spriessen 
alltäglich  der  Bliithen  und  Blätter  genug,  die  ungekannt 
blühen  und  welken  und  vergessen  werden  und  vergebens 
der  Hand  warten,  die  sie  zum  lustigen  Kranze  flechten  könnte. 


Was  ist  nicht  dem  Feuilletonisten  erlaubt  und  was 
darf  er  nicht  Alles  in  den  Kreis  seiner  Betrachtungen 
! ziehen?  Jede  Form  ist  ihm  gestattet  und  jede  Farbe  — 
ihm  dient  die  Begeisterung  und  der  heilige  Ernst,  wie 
die  heitere  Laune  und  der  lose  Spott  — nicht  nur  über 
j das,  was  auf  offenem  Markte  geschehen  ist,  darf  er  be- 
; richten,  sondern  auch  in  die  Herzen  der  Menschen  ein- 
dringen  und  hören  und  melden,  was  sie  fühlen  und  denken. 
— In  die  Vergangenheit  kann  er  tauchen  und  in  die  Zu- 
kunft empor  steigen  — Fabeln  kann  er  dichten  und 
\ Mährchen  erzählen  — über  Alles  darf  er  plaudern  und 
braucht  doch  nicht  mehr  zu  sagen,  als  ihm  gut  dünkt  — 
kein  Gegenstand  ist  ihm  zu  gross,  keiner  zu  klein  — es 
giebt  Nichts,  das  ihn  interessirt  und  das  er  nicht  fest- 
halten  dürfte,  wenn  es  ihm  just  durch  den  Kopf  schiesset 
und  aus  der  Feder  quillt! 

Aber  freilich  um  so  lohnender  die  Aufgabe  und  um 
so  unermesslicher  der  Stoff,  desto  schwieriger  aber  auch 
für  unser  eines  ihn  zu  bewältigen.  Solch  „leichte  Waare“, 
sie  muss  auch  in  Wirklichkeit  duftig  und  leicht  sein.  Da 
sind  weder  allzuderbe  Schatten  gestattet,  noch  allzugrelle 
Lichter,  da  darf  man  an  der  Zeichnung  nicht  allzulange 
drechseln  und  difteln.  In  einem  Gusse  muss  sie  entwor- 
fen und  in  Farbe  gehaucht  sein!  — Und  die  Feder  des 
Architekten,  mit  welcher  er  der  Akten  und  der  Erläute- 
rungsberichte und  der  Anschläge  so  viele  geschrieben,  die 


4 


ist  er  ganz  ausser  Wirkung  und  nimmt,  einmal  in  Gang 
gesetzt,  nur  wenig  Zugkraft  der  Lokomotive  in  Anspruch, 
da  seine  Reibungswiderstände  gering  sind. 

Man  ist  also  durch  Einführung  des  Mahovos  im 
Stande,  auf  bestehenden  Bahnen  mit  denselben  Lokomo- 
tiven grössere  Lasten  zu  bewegen  als  bisher,  und  auf  neu- 
anzulegenden  Bahnen  durch  Einführung  steilerer  Gefälle 
die  Linie  zu  verkürzen  und  die  Kosten  für  den  Unterhau 
zu  verringern.  Die  Ersparniss  wird  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Terrains  natürlich  verschieden  sein  (ein  durch- 
weg oder  auf  langen  Strecken  gleichrnässig  steigendes 
Terrain  würde  sich  überhaupt  für  den  Mahovos  nicht 
eignen).  Als  Beispiel  führt  Herr  Schouberszky  aber 
an,  dass  bei  einem  von  ihm  bearbeiteten  Bahnprojekte 
(Moskau-Orel)  die  Ersparniss  durch  Einführung  des  Ma- 
hovos und  in  Folge  dessen  durch  Steigerung  des  Gefälles 
auf  0,0255  statt  0,01  — 3 3 */3 °/0  der  Totalkosten  pro  Bahn- 
kilom.  betrug.  Ausserdem  wurde  die  Linie  um  18  °/o  kürzer. 

Eine  ganz  besondere  Anwendung  soll  der  Mahovos 
auf  Kohlenbahnen  linden,  und  so  stellte  ihn  das  Modell 
auf  der  Ausstellung  dar.  Es  handelt  sich  um  solche 
Bahnen,  welche  mit  oft  bedeutendem  Gefälle  von  der 
Grube  abwärts  zur  nächsten  Hauptbahn  oder  zu  einem 
Flusse  führen,  und  auf  welchen  die  beladenen  Ivohlenziige 
stets  abwärts,  und  nur  leere  Wagen  aufwärts  gehen.  Hier 
soll  der  Mahovos  an  den  voll  hinabgehenden  Zug  ange- 
hängt werden,  und  indem  er  zugleich  als  Bremse  dient, 
durch  die  Schwerkraft  desselben  in  Bewegung  gesetzt 
werden.  Unten  angekommen,  werden  die  Schwungräder 
aufgehoben,  der  volle  Zug  losgehängt,  der  Mahovos  auf 
einer  Drehscheibe  umgedreht  und  der  leere  Zug  ange- 
hängt. Wenn  dann  die  Schwungräder  wieder  herabge- 
lassen werden , genügt  ihre  lebendige  Kraft,  um  den  Zug  die 
ganze  Strecke  heraufzuziehen.  Dies  wird  schon  bei  einem 
durchschnittlichen  Gefälle  von  0,01  und  einer  Bahnlänge 
von  15  Kilometern  der  Fall  sein,  einer  Annahme,  welche 
sich  z.  B.  bei  der  Kohlenbahn  von  Freiburg  nach  Wal- 
denburg i./Schl.  verwirklicht  findet.  Wenn  hier  Züge  von 
22  Wagen  befördert  werden,  in  denen  die  leeren  Wagen 
je  o Tonnen  wiegen,  bei  einer  Ladungsfähigkeit  von 
10  Tonnen,  so  wird  die  Endgeschwindigkeit  der  oben 
ankommenden  Züge  noch  6 Kilometer  pro  Stunde  betragen. 

Da  das  Ausheben  der  Schwungräder  einige  Zeit  er- 
fordert, was  hinderlich  sein  könnte,  wenn  es  darauf  an- 
kommt, den  Zug  schnell  zum  Stehen  zu  bringen,  so  ist 
auf  eine  Vorrichtung  Bedacht  genommen,  mittelst  welcher 
man  es  ausnahmsweise  auch  sehr  schnell  bewerkstelligen 
kann.  Es  sind  nämlich  auf  die  Schwungradwelle  lose  j 
exzentrische  Scheiben  aufgezogen,  deren  Zentrum  für  ge- 
wöhnlich über  dem  jener  Welle  gehalten  wird,  und  welche 


■ sich  so  m>t  einem  geringen  Spielraum  vertikal  über  kon- 
zentrischen Scheiben  befinden,  die  auf  den  Axen  der 
kriktionsrollen  sitzen.  Werden  die  Exzenter  nun  ein 
wenig  hernmgedreht,  so  berühren  sie  die  konzentrischen 
Scheiben,  werden  von  ihnen  mitgenommen,  und  heben, 
indem  sie  eine  halbe  Umdrehung  machen,  die  Schwung- 
räder aus,  welche  sie  auch  in  dieser  Stellung  erhalten, 
da  sie  gehindert  sind,  ihre  Umdrehung  zu  vollenden.  Sie 
wirken  ausserdem  mit  der  auf  ihnen  liegenden,  bedeuten- 
den Last  der  Schwungräder  als  Bremse,  und  da  ihre 
Wirkung  in  unmessbar  kurzer  Zeit  erfolgt,  hat  Herr 
Schouberszky  diese  Vorrichtung  die  „momentan  wir- 
kende Mahovos-Bremse“  genannt. 

Einige  besondere  Systeme  des  Mahovos:  den  Mahovos 
mit  4 Triebaxen,  den  Mahovos-Tender  und  den  Mahovos 
mit  Dampfzylinder  übergehen  wir  und  wollen  schliesslich 
nur  erwähnen,  dass  man  im  Begriff'  steht,  auf  den  Strecken 
der  grossen  russischen  Eisenbahngesellschaft  praktische 
Versuche  mit  dem  beschriebenen  Apparate  anzustellen. 

W.  H. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Ar chitek ten- Ve rein  zu  Berlin.  Versammlung  am  28.  De- 
zember 1867.  Vorsitzender  Herr  Adler.  Anwesend  70  Mit- 
glieder und  2 Gäste. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  stellen  sich  die  Herren 
Behren ds  und  Cramer  vor. 

Aus  Minden  ist  ein  Schreiben  von  der  Kommission  zur 
Errichtung  eines  Denkmals  für  die  in  den  Kriegen  der  Jahre 
1864  und  66  gefallenen  Offiziere  und  Mannschaften  der  West- 
fälischen Infanterie-Regimenter  No.  15  und  55  eingegangen. 
Der  Architekten- Verein  wird  in  diesem  Schreiben  ersucht, 
die  Prüfung  zweier  für  jenes  Denkmal  angefertigten  Skizzen 
übernehmen  zu  wollen.  Die  Angelegenheit  erledigt  sich  für 
den  heutigen  Abend  einfach  durch  den  Umstand,  dass  dem 
Schreiben  anstatt  wie  angegeben  zwei,  in  Wirklichkeit  nur 
eine  Skizze  beigelegen  hat,  weswegen  zunächst  noch  vorherige 
Anfrage  bei  den  Eingebern  erfolgen  muss. 

Die  Fabrik  von  Wirt  und  Wagener  in  Stuttgart  hat 
Preisliste  und  Proben  ihrer  Parquettafeln  ausgelegt.  Seitens 
eines  Mitgliedes  wird  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  auf 
dem  hiesigen  Bahnhofe  der  Ostbahn  12000°'  Fussboden  von 
dieser  Fabrik  ausgeführt  seien. 

Herr  Jacobs thal  referirt  demnächst  in  einem  längeren 
Vortrage  über  das  Werk  „Physiologie  der  Farben  von  Dr.  E. 
Brücke.“  Indem  er  namentlich  das  erste  Kapitel  dieses  Buches, 
nämlich  die  Theorie  der  Farbenlehre  bespricht,  erläutert  er 
seinen  Vortrag  mehrfach  unter  Benutzung  des  Farbenkreisels 
und  des  Stereoskop’s  durch  vorgeführte  Beispiele.  Wir  wer- 
den Gelegenheit  haben,  später  noch  spezieller  auf  diesen  Ge- 
genstand zurückzukommen. 

Darauf  setzt  Herr  Knoblauch  seine  Reisemittheilungen 


er  in  allen  den  steifen  Schnörkeln  des  Kurialstils  hat 
schulen  müssen,  sie  ist  leider  ein  gar  zu  schwerfällig  und 
unbehülflich  Instrument  für  so  subtile  Arbeit!  — 

Endlich  habe  ich  die  Aufgabe  auch  noch  gefährlich 
genannt.  — Man  kann  doch  unmöglich  immer  weder  kalt 
noch  warm  sein  — man  wird  loben  und  tadeln  müssen, 
und  wenn  sich  der  Grundsatz  auch  höchst  bequem  aus- 
sprechen lässt:  Prinzipien,  aber  keine  Personen  — so  wird 
es  in  Wirklichkeit,  wo  eben  Personen  stets  die  Träger  von 
Prinzipien  sind,  nicht  leicht  sein,  diese  Klippe  zu  um- 
schiffen. — Und  ausser  den  Schauspielern  wüsste  ich  nicht 
bald  ein  also  empfindliches  Völkchen,  als  unsere  lieben 
Fachgenossen,  zumal  wenn  ihre  Künstlereifersucht  erregt 
wird.  Wenige  können  es  ertragen,  wenn  ihr  Konkurrent 
gelobt  wird,  noch  wenigere,  wenn  sie  selbst  getadelt  wer- 
den, denn  die  Kritik,  zumal  die  öffentliche  Kritik  ist  in 
unseren  architektonischen  Kreisen  ein  noch  gar  zu  unbe- 
kanntes Heilkraut,  dessen  man  anscheinend  noch  lange  nicht 
gewohnt  sein  wird. 

Was  soll  der  arme  Feuilletonist  nun  thun?  — bei- 
spielsweise, wenn  ihm  der  Erisapfel  der  Stilfrage  in  die 
Hand  gedrückt  wird?  Rühmt  er  die  reine  Antike,  so  rufen 
christlich-germanische  Männer:  Sehet  da  den  Afterpro- 

pheten, pfui  über  diesen  Berliner!  — Rühmt  er  hingegen 
die  reine  Gothik,  so  werden  sicher  einige  Jünger  des 
Mannes,  der  seit  2000  Jahren  zum  ersten  Male  eine  Form 


begriffen,  Steine  wider  ihn  erheben  und  die  hauptum- 
lockten  Herolde  der  Renaissance  werden  ihn  als  Krypto- 
jesuiten  betrachten.  — Rühmt  er  die  Renaissance,  so  hat 
er  es  mit  Gothikern  und  Hellenisten  verdorben  und  glaubt 
er  schliesslich  gar  an  die  Möglichkeit  eines  neuen  Stils, 
so  verlacht  ihn  der  ganze  Chorus  als  einen  Narren,  der 
sich  ein  buntes  Gewand  aus  den  Fetzen  aller  Jahrhunderte 
zusammentlicken  will.  Allen  es  recht  zu  machen,  es  wäre 
ein  Werk,  des  Schweisses  der  Edlen  werth,  aber  der  Eier- 
tanz zwischen  Schwertern  und  die  haarsträubendsten  in- 
dischen Gauklerkünste  möchten  ein  Kinderspiel  dagegen 
sein!  — 

Doch  trotz  alledem,  trotz  meiner  unzureichenden 
Kraft,  trotz  aller  Schwierigkeiten  und  Gefahren  — es  ist 
ein  stolzes,  herzerhebendes  Gefühl , frei  von  der  Seele 
herunter  zu  Tausenden  seiner  Fachgenossen  sprechen  zu 
dürfen.  So  sei  es  drum;  — ich  will  das  Werk  versuchen! 
Vielleicht  wachsen  auch  mir  die  Schwingen  im  Fluge, 
dass  ich  nicht  gar  zu  weit  von  meiner  Aufgabe  entfernt 
bleibe.  — 

LTnd  was  die  Gefahren  anbetrifft,  nun  denn  — ich 
will  die  Feder  gleich  einem  Schwerte  in  die  Hand  nehmen 
und  weder  links  sehen  noch  rechts,  sondern  immerdar  vor- 
wärts und  geradeaus  nach  dem  Ziele  streben,  das  der 
Gott  in  meinem  Herzen,  das  meine  Ueberzeugung  mich 
als  wahr  und  schön,  als  gut  und  recht  erkennen  lehrte. 


5 


über  Amerika  weiter  fort  und  bespricht  fiir  diesmal  nament- 
lich einen  Ausflug  von  New-York  nach  den  Niagara-Fällen, 
Bemerkungen  über  amerikanische  Wasser-  und  Eisenbahnbe- 
förderung daran  anschliessend. 

Bei  Eröffnung  des  Fragekastens  findet  sich  die  Anträge: 
Welche  Anforderungen  werden  an  Bauführer  gestellt,  die  das 
Privatbaumeister-Examen  abzulegen  wünschen.  Eine  genügende 
Auskunft  weiss  Niemand  zu  geben;  es  wird  deshalb  der  Rath 
ertheilt,  falls  ein  konkreter  Fall  vorläge,  sich  direkt  an  die 
Technische  Bau-Deputation  zu  wenden.  — Eine  kleine  Dis- 
kussion wird  noch  durch  die  Frage  hervorgerufen:  „Wo  kauft 
man  Ornamente  von  gepresstem  Zink?“  Herr  Schwatlo  er- 
örtert, dass  man  von  dem  gepressten  Zink  mehr  und  mehr 
abgehe,  da  dasselbe  nicht  dehnbar  genug  sei , um  ein  kräf- 
tiges Relief  zu  gestatten;  Zinkguss  zu  Ornamenten  sei  vorzu- 
ziehen und  käme  neuerdings  überwiegend  zur  Verwendung. 
Herr  Adler  ertheilt  dagegen  dem  getriebenen  Zink,  besonders 
wegen  seiner  Leichtigkeit  den  Vorzug  und  fügt  hinzu,  dass  er 
noch  in  jüngster  Zeit,  namentlich  in  der  Fabrik  von  Peters, 
zahlreiche  Ausführungen  darin  gesehen  habe;  die  noch  immer 
häufige  Anwendung  des  gepressten  Zinks  wird  auch  noch  von 
anderen  Seiten  bestätigt.  Schluss  der  Sitzung  9 Uhr.  Gr. 


wendet,  während  Trottoirs  aus  flüssigem,  mit  Kies  gemischtem 
Asphalte  hergestellt  werden. 

Der  Asphalt,  welcher  bis  10  % Erdharz  enthält,  findet 
sich  in  regelmässigen  Lagern  im  Val-de-Travers  (Kanton  Neuf- 
chätel),  in  Seyssel  (Dep.  d’Ain)  und  an  mehren  Punkten  des 
Jura.  Bei  einer  Erwärmung  von  ungefähr  100  Grad  erweichen 
die  harzigen  Theile , die  Körnchen  trennen  sich  und  der  As- 
phalt zerfallt  in  Pulverform.  Wird  derselbe  in  noch  warmem 
Zustande  leicht  komprimirt,  so  backen  die  Moleküle  wieder 
zusammen  und  nehmen  die  frühere  Festigkeit  wieder  an. 

Der  natürliche  Asphalt  wird,  wenn  er  aus  den  Minen 
kommt,  mechanisch  zu  Pulverform  zerkleinert  und  im  Ofen 
auf  140  Grad  erwärmt.  In  eisernen,  hermetisch  verschlossenen 
Wagen  wird  derselbe  nach  der  Baustelle  gefahren,  auf  der 
trockenen  Betonunterlage  ausgebreitet,  durchgeharkt,  mit 
eisernen  heissen  Handrammen  leicht  angestampft  und  endlich 
noch  mit  einer  heissen  Walze  komprimirt.  Höchstens  zwei 
Stunden  nachher  können  die  fertigen  Theile  der  Passage  über- 
geben werden. 

Die  Erfahrung  hat  festgestellt,  dass  die  Asphaltfläche 
durchaus  nicht  gefährlicher  für  die  Pferde  ist,  als  die  mac- 
adamisirten  oder  gepflasterten  Strassen. 

Paris,  den  12.  Dezember  1867.  Kyllmann. 


Vermischtes. 

Die  Strassen  von  Paris. 

Die  Stadt  Paris  hat  augenblicklich  beinahe  9,000000  I K 

öffentlicher  Strassen  zu  unterhalten.  Im  Jahre  1867  sind 
5954581  K ausgeführt  worden,  welche  mit  den  am  1.  Januar 
1867  bereits  ausgeführten  Strassen  und  Trottoirs  zusammen 
8,947679  CK,  also  rund  3500  Morgen  ausmachen.  Dies 
würde  einer  Strasse  von  60'  Breite  entsprechen , welche 
63  Meilen  lang  wäre. 

Auf  die  verschiedenen  Konstruktionen  vertheilt  sich  die 
Zahl  wie  folgt: 

Gepflasterte  Strassen 4,883643 1 K 

Chaussirte  „ 2,146005  „ 

Asphaltirte  „ 165654  „ 

zusammen  7,195302  I K 

Granit  - Trottoirs 545939  Cm- 

Gepflasterte  „ 14024  „ 

Asphaltirte  „ 1,192414  „ 

zusammen  1,752377  I K 

Totalsumme  8,947679  „ 

In  dem  alten  Paris  befinden  sich  keine  gepflasterten  Trot- 
toirs, dieselben  existiren  nur  in  den  älteren  Theilen  der  ehe- 
maligen Vorstädte. 

Die  Anwendung  des  Asphaltes  für  Fahrstrassen  nimmt 
im  Allgemeinen  sehr  zu.  Im  Jahre  1854  wurde  in  der  Rue 
Bergere  der  erste  Versuch  gemacht,  aus  warmem  Asphalt  in 
Pulverform  eine  feste  Decke  zu  komprimiren.  Dieses  Ver- 
fahren wird  jetzt  bei  allen  asphaltirten  Fahrstrassen  ange- 


Die  Pariser  Ausstellung  hat  nach  französischen  Zei- 
tungsberichten einen  Ueberschuss  von  3 Mill.  Frcs.  ergeben, 
in  den  sich  der  Staat,  die  Stadt  Paris  und  die  Gesellschaft 
der  Unternehmer  gleichmässig  theilen.  Das  gezeichnete  Kapi- 
tal betrug  12  Mill.  Frcs.,  es  stellt  sieh  mithin  die  Dividende 
auf  S’/s  %■ 

Aus  der  Fachlitteratur. 

Cesar  Daly,  Revue  generale  de  l’Architecture  et  des 
Travaux  publics.  Jahrgang  1867.  Heft  1 — 8. 

Wie  wir  bereits  in  einem  früheren  Referate  über  vor- 
liegende Zeitschrift  ausgeführt,  lässt  die  Art  des  Erscheinens 
derselben  es  nicht  zu,  über  die  einzelnen  Hefte  zu  berichten, 
da  Text  und  Figuren  in  einem  Heft  selten  zusammen  gehören. 
Erst  jetzt  sind  wir  in  der  Lage,  den  grössten  Theil  des 
Jahrganges  1867  zu  übersehen  und  zu  würdigen. 

Wir  dürfen  hierbei  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken, 
dass  die  fast  die  ganze  Welt  in  Bewegung  setzende  Welt- 
ausstellung des  Jahres  noch  nicht  den  wohl  angekündigten 
Wiederhall  in  den  Blättern  gefunden  hat,  wenn  wir  eine 
kleine  Studie  über  Arbeiterwohnungen  im  letzten  Hefte,  die 
sonst  allbekannten  Preisvertheilungen  und  einige  allgemeine 
Nachrichten  abrechnen.  Es  mag  seine  Schwierigkeiten  haben, 
die  bekannte  Gründlichkeit  des  Blattes  mit  der  den  Zeitver- 
hältnissen Rechnung  tragenden  Schnelligkeit  zu  vereinigen, 
jedoch  unmöglich  scheint  es  uns  nicht.  — Vielleicht  ist  es 
nicht  blos  ein  Zufall,  dass  der  erste  hervorragende  Aufsatz  des 
Jahrganges,  von  Villenoisy,  eine  Monographie  der  Ka- 
sernen bietet. 

Der  Aufsatz  ist  ein  Auszug  aus  einer  grösseren  Druckschrift 


Und  wenn  Sie  mit  fester  Hand  die  Fahne  der  Freiheit 
und  des  Fortschritts  entfaltet  haben,  und  wuchtig  Vor- 
gehen gegen  Alles  das,  was  dem  Geiste  der  Zeit  sich 
entgegenstemmen  möchte,  so  will  auch  ich  für  mein  Theil 
auf  meinem  Gebiete  und  mit  meinen  Waffen  Ihr  Ritter 
zu  sein  versuchen. 

Auf  leichten  Sohlen  will  ich  den  Gegner  umschwär- 
men. Und  wo  das  Vorurtheil  sich  brüstet,  das  einzig  und 
allein  alle  Weisheit  und  Erkenntniss  zu  besitzen  glaubt: 
ich  will  ihm  den  Helm  klopfen,  dass  es  schauerlich  hohl 
darunter  erklingen  soll.  Und  wo  der  leere  Schein  unter 
gleissender  Larve  sich  bläht:  ich  will  ihm  die  Maske  lüften, 
dass  alle  Welt  den  faulen  Kern  soll  erkenneu  können. 
Und  wo  das  Monopol  mitten  im  Wege  liegt  und  keinen 
vorbeilässt,  der  ihm  nicht  sein  Opfer  gespendet  hat,  ich 
will  ihm  das  dicke  Wams  mit  Pfeilen  spicken,  dass  es 
ihm  schliesslich  doch  zu  bunt  werden  soll.  — 

Lachst  Du,  lieber  Leser?  — Ich  weiss  es  gar  wohl, 
was  Dir  unwillkürlich  in  den  Sinn  gekommen  ist.  Nicht 
wahr,  mit  meinem  ganzen  Vorhaben  erinnere  ich  Dich 
gar  zu  lebhaft  an  den  Ritter  von  der  traurigen  Gestalt, 
der  auf  seinem  Rozinante  und  mit  dem  Spiess  in  der  Hand, 
ein  einzelner  Mann,  auszog,  um  die  Welt  zu  befreien  und 
Riesen  zu  fällen,  und  Königreiche  zu  erobern  sich  getraute  ? — 

Du  kränkst  mich  nicht;  denn  ich  habe  kaum  jemals 
anders  von  ihm  gedacht  als  mit  Heinrich  Heine.  Was 


j konnte  der  arme  Ritter  dafür,  dass  ein  Wahn  ihn  umfing 
1 und  ein  böses  Schicksal  ihn  verfolgte!  Aber  ist  seine 
Absicht  nicht  lauter  und  rein,  sein  Muth  nicht  ohne 
Gleichen,  seine  Ehre  nicht  fleckenlos  gewesen? 

So  ganz  allein  möchte  ich  schwerlich  stehen  in  dem 
Kampfe,  zu  dem  ich  mich  rüsten  will,  und  nach  so  hohen 
Zielen,  die  nur  im  Mährchenlande  der  Phantasie  erreich- 
bar sind,  hat  mein  Sinn  noch  niemals  getrachtet.  Und 
sei  es  selbst,  dass  auch  mich  zuweilen  ein  Wahn  bestrickte 
— selbst  die  Dichter  sind  ja  vom  Wahne  begeistert  — 
sei  es,  dass  auch  ich  eine  alte  harmlose  Mühle,  die  sich 
mechanisch  dreht  wie  Gott  seinen  Wind  schickt,  für  einen 
Riesen  ansehe  — sei  es  immerhin,  dass  ich  mich  irre 
und  meinen  Irrthum  büssen  muss:  was  ist’s,  was  thut’s? 
Solch  kleines  Unglück  soll  mich  nimmermehr  verdriessen. 

Und  glaube  nicht  etwa  gar,  weil  ich  die  Waffen  ge- 
schüttelt, dass  ich  nur  streiten  und  kämpfen  wollte.  Jeder 
Kampf  wirbelt  Staub  auf,  und  wenn  ich  sagte,  dass  ich 
den  Staub  nicht  scheue,  so  kann  ich  darum  doch  lange 
nicht  sagen,  dass  ich  ihn  liebe. 

Wollte  ich  nicht  Kränze  flechten  und  Blumensträusse 
binden?  Kann  ich  nicht  auch  Lieder  singen  und  Tisch- 
gespräche führen?  — Komm  näher,  lieber  Leser,  und 
fürchte  Dich  nicht.  Ich  denke,  wir  sollen  Freunde  werden. 


6 


des  General  T r i p i er , worin  dieser  seine  Studien  über  die  in  Frank- 
reich bestehenden  Kasernen  entwickelt  und  die  Rückkehr  zudem 
oft  verlassenen  und  wieder  aufgenommenen  Kasernen-Typus  Vau- 
ban,  mit  einigen  der  Neuzeit  angemessenen  Verbesserungen  ver- 
langt. Ohne  näher  auf  die  historischen  Entwickelungen  ein- 
zugehen, bemerken  wir  nur,  dass  die  Grundzüge,  nach  denen 
Vauban  die  Kasernen  konstruirte,  bestehen  1)  in  der  Anlage 
vieler  kleiner  Treppen,  2)  in  dem  Fortlassen  eines  Mit- 
tel k o r r idors  nach  der  Länge  der  Kaserne,  so  dass  Vorder- 
und  Uinter-Räume  durch  eine  Wand  getrennt  sind.  Für  die 
Kavallerie  - Kasernen  schlägt  Tripier  eine  eigenthümliche , 
äusserlich  basilikenartige  Form  vor,  die  daraus  entsteht,  dass 
die  Mauern  der  schmalen  oberen  Stockwerke  im  Erdgeschoss 
auf  Bogenstellungen  stehen,  während  dieses  zu  beiden  Seiten 
durch  Anbauten  noch  so  weit  verbreitert  ist,  dass  es  4 Reihen 
Pferdestände  enthält.  Wir  verweisen  die  Fachmänner  auf  die 
durch  genaue  Maasse,  Zahlen  und  eine  Anzahl  Zeichnungen  er- 
läuterte, den  Stoff  erschöpfende  Arbeit  und  wünschen  uns  für 
manche  andere  Bauanlagen  derartige  Vorarbeiten. 

Wir  finden  sodann  in  7 Blatt  Zeichnungen  die  Fortsetzung 
der  Veröffentlichung  des  Erweiterungsbaues  vom  Palais 
de  Justice  in  Paris. 

Unter  den  übrigen  mitgetheilten  Bauausführungen  heben 
wir  das  Gefängniss  von  Lyon  hervor,  ein  Gebände,  das 
auch  in  der  äusseren  konstruktiven  Architektur  sich  vortheil- 
haft  vor  andren  derartigen , im  üblichen  Gefängnisstil  ausge- 
führten Bauten  auszeichnet. 

Sodann  die  neue  Leder-Halle,  eine  grossartige,  durch  die 
Stadt  Paris,  von  Bouchet  ausgeführte  Anlage,  welche  alle 
zum  Lederhandel  nöthigen  Räumlichkeiten  enthält.  Bewunderns- 
würdig ist  die  Schnelligkeit  der  Ausführung,  die  in  7 Monaten 
einen  Flächenraum  von  fast  2 Morgen  mit  Gebäuden  der  ver- 
schiedensten Art,  zum  Theil  mit  grossen  Konstruktionen,  be- 
deckte. Die  Gesammtkosten  betrugen  1,800,000  Frcs.  Die 
Halle  enthält: 

1 ) das  Verwaltungsbäude  (von  450  | |m-)  und  die  Maga- 
zine, im  Souterrain,  Erdgeschoss  und  in  2 Stockwerken  um  einen 
grossen  glasbedeckten  Hof  angeordnet,  mit  einer  Gesammt- 
Oberfläche  von  7900  C]m' 

2)  das  Depot  für  frische  Leder,  mit  den  ausreichendsten 
Vorkehrungen  für  Reinigung  und  Ventilation  versehen. 

3)  die  glasbedeckte  Verkaufshalle  von  37m-  Länge  und 
29m-  Breite,  mit  daranstossenden  Magazinen  und  Steuerge- 
bäuden. Zu  bemerken  ist,  dass  die  Deeken-Konstruktionen 
der  Magazine  in  Holz  ausgeführt  sind,  weil  man  schädliche 
Wirkungen  von  dem  Kontakte  des  Eisens  mit  den  Stoffen  be- 
fürchtete. — 

Wir  müssen  uns  das  Eingehen  auf  die  in  vorliegendem 
Hefte  der  Aesthetik  und  Archäologie  gewidmeten , nicht  be- 
deutenden Mittheilungen  versagen  und  erwähnen  nur  unter 
den  Aufnahmen  alter  Bauwerke  und  Details,  die  durchweg 
mit  grosser  Sorgfalt  ausgeführt  sind,  mit  besonderer  Aner- 
kennung der  Mittheilung  von  sehr  schönen  maurischen  Eisen- 
arbeiten, wie  sie  bereits  vor  längerer  Zeit  uns  von  derselben 
Zeitschrift  in  ähnlicher  Weise  geboten  worden  ist.  E.J. 


Konkurrenzen. 

Monats-Aufgaben  im  Architekten-Verein  zu 
Berlin',  zum  3.  Februar  1868. 

I.  Ein  Omnibus- Wartesalon  zur  Aufnahme  von  20  Passa- 
gieren, für  einen  öffentlichen  Platz. 

IL  In  der  Verlängerung  einer  frequenten  Strasse  soll 
der  Kanal  bei  Berlin  zur  Passage  für  Fussgänger  überbrückt 
werden,  so  dass  beim  höchsten  fahrbaren  Wasserstande  die 
Kähne  mit  umgelegten  Masten  ungehindert  durchfahren  kön- 
nen und  das  in  der  Böschung  angebrachte  Bankett  noch  frei 
bleibt.  Höchster  Wasserspiegel  l1/,  Fuss  unter  dem  Banquett, 
S Fuss  unter  dem  Uferrande ; Böschung  unten  2füssig,  oben 
l'/afüssig;  Breite  des  Kanals  einschliesslich  der  beiden  Ban- 
ketts 54  Fuss. 


Personal  - N achrichten. 

Der  Professor  Franz  Reuleaux  ist  zum  Direktor  der  Ge- 
werbe-Akademie in  Berlin  ernannt.  — Dem  Bau-Inspektor  von  Mor- 
stein zu  Berlin  ist  die  Wasserbau-Inspektorstelle  zu  Breslau  ver- 
liehen worden.  — Der  Baumeister  Suche  zu  Stettin  ist  zum  Eisen- 
bahnbaumeister ernannt  und  bei  der  Oberschlesischen  Eisenbahn  zu 
Beuten  O./Schl.  angestellt  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Die  Stadtbaumeisterstelle  in  Dortmund  ist  zum  Mai 
d.  J.  neu  zu  besetzen.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

2.  Ein  Baumeister  zur  Bearbeitung  von  Entwürfen  und  zu 
Bauusfiihrungen  wird  gegen  21/,  Thlr.  Diäten  gesucht  bei  der  Königl. 
Fortifikation  zu  Danzig. 

3.  Ein  im  Hochbau  erfahrener,  sowie  im  Zeichnen  und  Aqua- 
relliren  gewandter  Bauführer  wird  mit  l1/,  Thlr.  Diäten  zu  en- 
gagiren  gesucht.  Meldungen  beim  Baumeister  Grimmer,  Spar- 
waldsbriicke  13,  3 Tr. 

4.  Ein  Hiilfsarbeiter  zum  Zeichnen  und  Entwerfen  von  Ge- 
bäuden wird  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  O.  M.  in  Gelnhausen.  Ad  1.  Ihrem  Zwecke  wer- 
den folgende  Bücher  am  Besten  dienen:  Doehl’s  Repertorium  des 
Baurechts  und  der  Baupolizei,  Berlin  1866 — 67;  Jäschke,  die 
preuss.  Baupolizeigesetze  und  Verordnungen,  3.  Aufl.,  Berlin,  1864; 
Grein,  Baurecht  nach  den  Vorschriften  des  allg.  Landrechts  etc., 
Berlin,  1863.  — Von  den  Rönne’schen  Werken  sind  keine  neuen 
Auflagen  erschienen.  Ad  2.  Die  Baukreise  in  Prenssen  werden  je 
nach  ihrer  Wichtigkeit  von  einem  Kreisbaumeister  oder  einem  Bau- 
Inspektor  verwaltet,  so  dass  also  mit  der  Beförderung  vom  Kreis- 
baumeister zum  Bau-Inspektor  stets  eine  Versetzung  verbunden  ist. 

Hrn.  Dr.  II.  in  Giessen.  Ihre  Offerte,  uns  über  das  Hes- 
sische Bauwesen  zu  referiren,  nehmen  wir  mit  bestem  Dank  an. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  in  Altena, 
W.  in  Höxter,  H.  in  Berlin,  M.  in  Höxter,  B.  in  Berlin, 
H.  in  Hannover. 


Berichtigung: 

In  No.  52  des  Architekten- Wochenblattes  auf  Seite  507,  4.  Zeile 
von  oben,  bittet  man  statt  riesige  Zinnen  „reisige  Zinnen“  zu 
lesen. 


Architekten-Verein  zu  Berlin. 

Haupt -Versammlung  am  4.  Januar  1868. 

Tagesor  dnnng: 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2.  Antrag  des  Bibliothekars  über  Beschaffung  von  Büchern  und 
Photographien. 

3.  Beurtheilung  und  Abstimmung  über  die  Monatskonkurrenzen. 

4.  Wahl  der  Ball-Kommission. 

5.  Wahl  der  Kommission  zur  Beurtheilung  der  Schinkel-Kon- 
kurrenzen. 

6.  Antrag  des  Hrn.  Göbbels,  betreffend  die  Erlangung  von 
Korporationsrechten  für  den  Verein. 

7.  Antrag  des  Hrn.  Lucae  in  Betreff  der  Herausgabe  von 
Monatskonkurrenzen. 

Die  Konkurrenz- Arbeit  des  Architekten  llasennucr  (Museum 
für  D ien)  ist  iui  Vereins  - Lokale  ausgestellt. 

Ilekiuiiitiiiiu'liting. 

Zum  Mai  k.  J.  wird  die  hiesige  Stadtbaumeister-Stelle,  welche 
ein  Gehalt  von  1200  Thlr.  einbringt,  jedoch  keine  Privatpraxis  zu- 
lässt, vakant. 

Qualifizirte  Personen,  welche  auf  die  Stelle  reflektiren,  werden 
eingeladen,  sich  in  portofreien  Briefen  unter  Vorlegung  ihrer  Zeug- 
nisse bis  zum  10.  Januar  künftigen  Jahres  bei  uns  zu  melden. 

Dortmund,  den  10.  Dezember  1867. 

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erbetenen  gefälligen  Aufträge  zu. 


7 


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und  Durchschnitte  der  einzelnen  Gebäudegruppen. 

Preis  5 Thlr.  20  Sgr. 

In  den  beiden  ersten  Heften  dieses  Werkes  liegen  die  Entwürfe  zur  Wiederherstellung  der  Villen  des  Plinius  fertig  vor;  die  fer- 
neren Hefte  werden  die  übrigen  grösseren  Entwürfe  W ilhelm  Stier’s,  und  zwar:  den  Winterpalast  zu  Petersburg,  die  vier  Ent- 
würfe zum  Berliner  Dom,  das  Ständehaus  zu  Pesth,  das  Athenäum  zu  München,  das  Rathhaus  zu  Hamburg,  die  Vo- 
tivkirche zu  Wien  — umfassen.  Die  Publikation  derselben  ist  so  weit  vorbereitet,  dass  ein  schnelles  Erscheinen  mit  Sicherheit  zu- 
gesagt werden  kann. 

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befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
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nähere  Auskunft  ertheilt  wird. 

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Stettin  1865. 


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sowie  zur 


Den  verehrten  Eisenbahn -Direktionen  empfiehlt  sich  zum  Bau  vollständiger 

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die  Teleg,i'u|)lien-I{iiu-Anstalt  von  WILII.  HORN 

in  Berlin,  Brandenburg  - Strasse 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


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Jahrgang  II. 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz. 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2 */2  Sgr.  die  gespaltene  Petitzeile. 


des 


Wochenblatt 

licraiisgegekn  von  Mitgliedern 

Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 

Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  10.  Januar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  die  Grösse  von  Hochbassins  bei  städtischen  Was- 
serleitungen von  Dr.  E.  Mü  1 1er,  Ingenieur.  - — Vom  Dome  zu  Köln. 
— Feuilleton:  Die  öffentlichen  Bauten  in  Spanien.  — Giffards  Rie- 
sen-Ballon.  — Bauausführungen  und  P roj  e k te:  Dom  zu  Press- 
burg. Hängebrücke  über  den  East  river  zu  New-York.  Eisenbahnen : 
Saarbrücken  - Saargemünd  und  Czenstochau-Herby.  — Mitthei- 
pingen  aus  Vereinen:  Architekten  -Verein  zu  Berlin.  — Ver- 

misch  tes:  Berichtigung.  Ausdehnung  von  Mauerwerk  durchwärme. 
Petroleum  als  Schmieröl.  Export  von  Engl.  Schieneneisen.  Bruch  einer 
eisernen  Brücke.  Eisenbahnbrücke  über  den  Po  bei  Mezzana.  Die 
Preussischen  Staats -Eisenbahnen.  — Aus  der  Fachl  itt  eratur : 
Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  Zeitschrift  des  Archi- 
tekten- und  Ingenieur-Vereins  zu  Hannover.  — Personal-Nach- 
richten etc. 

Heber  die  Grösse  von  llochbassiiis  bei  städtischen  Wasserleitungen. 

Von  Dr.  E.  Müller,  Ingenieur. 


Die  Anlage  eines  Hochbassins  ist  in  denjenigen  Städten, 
deren  Situation  eine  Auswahl  von  Bauplätzen  in  ausreichen- 
der Höhenlage  und  mit  geeignetem  Baugrunde  bietet,  meist 
sehr  einfach  und  erfordert  seihst  bei  bedeutendem  Raum- 
inhalte des  Bassins  verhältnissmässig  keine  erheblichen 
Anlagekosten.  In  Städten  jedoch,  in  deren  Umgebung 
sich  keine  Terrainerhebung  von  der  Höhe,  bis  zu  welcher 
das  Wasser  in  den  Häusern  gefördert  werden  muss,  be- 
findet, wo  man  also  genöthigt  ist,  das  Hochbassin  auf 
künstliche  Substruktionen  zu  stellen,  wird  die  Anlage  eines 
solchen  im  hohen  Grade  schwierig  und  kostspielig  und 
steigern  sich  technisch  Schwierigkeiten  und  Kosten  selbst- 
verständlich mil  der  Gi e des  Bassins.  Aus  diesem  Grunde 
sowohl  als  auch  wegen  .(er  Beziehungen,  in  welchen  die 
andere^  Theile  der  Wasserleitung,  namentlich  die  Maschinen 
hinsichtlich  Länge  und  Lage  der  Arbeitszeit  zur  Grösse 
des  Hochbassins  stehen,  ist  es  von  Wichtigkeit,  eine  prä- 
zise Regel  für  die  Bestimmung  derselben  zu  besitzen.  Eine 
solche  ist  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht  gegeben  worden. 

Als  Unterlage  bei  der  Berechnung  einer  städtischen 
Wasserleitung  überhaupt  dienen  vornehmlich  zwei  durch 
die  lokalen  Verhältnisse  bedingte  Grössen:  1)  die  Steig- 
höhe des  Wassers  am  Verbrauchsorte  und  2)  das  täglich  zu 
liefernde  Wasserquantum.  Während  die  erstere  hei  der  Be- 
rechnung der  Maschinen-  und  Röhrenleitungen,  sowie  bei 
der  Wahl  der  Baustelle  für  das  Hochreservoir  in  Betracht 
kommt,  ist  die  Grösse  des  Wasserquantums  nicht  allein 
bei  der  Grössenbestimmung  fast  aller  Theile  der  Wasser- 
leitung vom  Saugerohr  der  Maschinen  an,  sondern  auch 
hoi  der  Erledigung  fast  aller  anderen  Fragen  maassgebend. 

Dass  der  Inhalt  des  Hochbassins  zunächst  auch  ein 
Vielfaches  vom  täglicheu  Wasserquantum  sein  muss,  ist 
natürlich.  Zur  rationellen  Bestimmung  jenes  fraglichen 
Inhalts  bedarf  man  jedoch  noch  anderer  Momente. 

Betrachtet  man  die  Situationspläne  unserer  modernen, 
durch  Maschinen  betriebenen  Wasserleitungen,  welche  RI— 
trirtes  Wasser  bis  zu  grösserer  Höhe  liefern,  so  kann  man 
besonders  drei  Gattungen  unterscheiden: 

1)  In  der  Nähe  des  Flusses  oder  einer  anderen  Be- 
zugsquelle befinden  sich  natürliche  Filter;  daneben  stehen 
Maschinen,  welche  mittelst  Pumpen  — (nennen  wir  die- 
selben Hochdruckpumpen)  — das  filtrirte  Wasser  aus  den 
Filtern  entnehmen  und  nach  einem  Hochbassin  oder  nach 
dem  Verbrauchsorte  treiben;  Beispiel:  Magdeburg. 

2)  Die  Maschinen  stehen  in  der  Nähe  des  Flusses, 
ihre  Ilochdruckpumpen  saugen  direkt  aus  demselben  und 
treiben  das  unfiltrirte  Wasser  nach  dem  Sammelbassin 
einer  auf  einer  Höhe  gelegenen  künstlichen  Filteranlage. 
Das  unterst«  Ba.  sin  derselben,  das  Reinwasserbassin,  in 
welches  das  Wasser  nach  der  Filtration  abfliesst,  liegt 
noch  so  hoch  über  di  r Stadt,»  dass  es  als  Hochbassin 


dient,  indem  sich  aus  demselben  das  Hauptrohr  direkt 
nach  der  Stadt  begiebt;  Beispiel:  Altona. 

3)  Die  Maschinen  betreiben  zweierlei  Pumpen,  Filter- 
pumpen  und  Hochdruckpumpen.  Die  ersteren  besorgen 
das  rohe  Wasser  nach  den  künstlichen  Filtern  auf  eine 
gewisse  Höhe  h,  die  anderen  das  hier  gereinigte  aus  die- 
sen nach  einem  Hochbassin  oder  nach  der  Stadt  auf  eine 
gegebene  Höhe  H;  Beispiel:  Berlin  und  Stettin.  Dieses 
Schema  ist  das  gebräuchlichste  und  lässt  die  verschieden- 
sten Modifikationen  zu,  weil  man  die  ganze  von  den  Ma- 
schinen zu  überwindende  Höhe  ( H-\-h ) auf  Filter-  und 
Hochdruckpumpen  beliebig  vertheilen  kann,  so  zwar,  dass 
man  die  Filteranlagen  je  nach  Umständen  in  beliebige 
Höhe  verlegt,  wobei  bisweilen  eine  Theilung  der  Arbeit  auf 
zwei  in  verschiedener  Höhe  liegende  Maschinen  nöthig  wird. 

Denken  wir  uns  zunächst  eine  Wasserleitung  der 
ersten  oder  dritten  Art.  Die  Ilochdruckpumpen  liefern 
täglich  eine  gewisse  Wassermenge  unter  Druck  und  zwar 
in  stets  gleichen  Partialmengen  direkt  nach  der  Stadt; 
ein  Standrohr  oder  dgl.  sei  vorläufig  nicht  vorhanden. 
Gelangten  dieselben  Partialmengen  in  der  Stadt  zum  Aus- 
fluss, so  wäre  diese  Anordnung  durchaus  vollkommen. 
Statt  dessen  wechselt  der  Konsum  in  der  Stadt  in  jedem 
Augenblicke  von  0 bis  über  die  normale  Lieferung  der  Pum- 
pen und  möglicherweise  bis  zu  dem  Quantum,  welches 
alle  Oeff'nungen  daselbst  zugleich  abzugeben  vermöchten. 
Das  plötzliche  Eintreten  des  ersteren  Grenzzustandes  dürfte 
ein  Bersten  der  Leitung  oder  einen  Bruch  an  der  Maschine, 
das  des  zweiten  Zustandes,  wenn  nicht  ebenfalls  eine  Be- 
schädigung der  Maschine,  so  doch  den  Uebelstand  zur 
Folge  haben,  dass  gewisse  Konsumenten  in  der  Stadt  kein 
Wasser  erhalten.  Um  der  ersteren  Eventualität  vorzubeu- 
gen, braucht  man  eine  Sicherheitsvorrichtung,  um  die  Fol- 
gen der  zweiten  zu  entkräften  und  die  Konsumenten  regel- 
mässig zu  bedienen,  einen  stets  disponiblen  Vorrath. 

Die  einfachste  und  zuverlässigste  Sicherheitsvorrich- 
tung ist  aber  ein  mit  der  Leitung  verbundenes,  oben 
offenes  Stand  rohr,  dessen  Höhe  dem  normalen  Druck 
entspricht.  Drücken  die  Pumpen  zeitweise  mehr  Wasser 
in  die  Leitung,  als  die  Stadt  aus  derselben  entnimmt,  so 
(liesst  dieser  Ueberschuss  oben  aus  dem  Standrohr  aus. 
Wenn  das  ausfüessende  Wasser  in  einem  oben  angebrach- 
ten Gefässe  gesammelt  wird,  so  dient  es  als  disponibler 
Vorrath  für  den  Fall,  dass  die  Konsumenten  mehr  brau- 
chen, als  die  Pumpen  schaffen  können,  und  ist  somit  zu- 
gleich der  zweiten  Eventualität,  der  des  Wassermangels 
vorgebeugt.  Ein  solches  Gefäss  von  erheblicher  Grösse 
ist  aber  eben  nichts  anders  als  ein  Hochbassin,  und 
kann  man  hieraus  ersehen,  dass  der  Zweck  desselben  nicht 
blos  der  eines  Reservoirs  schlechtweg  ist',  sondern  zugleich 
der  eines  Sicherheitsventils  mit  Sparvorrichtung. 


10 


Der  Zweck  eines  Sicherheitsventils  füllt  weg,  wenn 
die  Pumpen  nach  einem  Reservoir  arbeiten,  und  aus  die- 
sem erst  das  Wasser,  jetzt  durch  eigenes  Gefälle,  nach  der 
Stadt  geht:  eine  übrigens  kostspielige  und  nur  in  beson- 
deren Fällen  beliebte  Anordnung. 

Aus  der  oben  gegebenen  Definition  geht  nun  schon 
im  Allgemeinen  hervor,  dass  sich  die  Grösse  des  Iloch- 
bassins  nach  den  Schwankungen  im  Konsum  richten  muss, 
also  um  so  geringer  sein  darf,  je  mehr  sich  Konsum  und 
Wasserförderung  aneinander  anschmiegen. 

Hätte  man  es  indess  nur  mit  momentanen  Schwan- 
kungen zu  thun,  so  würde  schon  ein  sehr  kleines  IIocli- 
bassin  genügen.  In  Wirklichkeit  sind  es  jedoch  die  mit 
den  verschiedenen  Tageszeiten  gesetzmässig  eintre- 
tenden Variationen  des  Konsums,  nach  denen  der  Inhalt 
des  Hochbassins  sich 
bemisst.  Diese  täg- 
lichen von  den  Sit- 
ten und  Gewohn- 
heiten der  konsumi- 
renden  Bevölkerung 
bedingten  Variatio- 
nen des  Konsums 
sind  im  Allgemeinen 
in  allen  Städten  un- 
serer Breitengrade 
gleich  und  dem  Ge- 
setze unterworfen, 
welches  in  dem  ne- 
benstehenden Dia- 
gramm ausgedrückt 
ist.  Demselben  sind 
absichtlich  Notizen 
einer  englischen  Was- 
serleitung, der  East 
London  Waterworks, 
zu  Grunde  gelegt 
worden,  weil  hier  die 
Wasserleitungen,  im  Gegensatz  zu  den  meisten  der  unsrigen, 
eine  vielseitigere  Benutzung  (zur  Kanalisation  etc.)  erfahren 
und  bereits  zu  der  vollen  sozialen  Bedeutung  gelangt  sind, 
welche  ihnen  zukommt  und  auch  in  unserem  Lande  in 
kürzerer  oder  längerer  Frist  werden  muss. 

Die  Abszissen  dieses  Diagramms  sind  die  einzelnen 
Tagesstunden,  die  Ordinaten  der  denselben  entsprechende 
Wasserverbrauch.  Sieht  man  von  zufälligen  Abweichungen 
ab,  welche  zu  gewissen  Zeiten,  z.  B.  am  Samstag  Abend, 
an  welchem  die  arbeitende  Klasse  das  Bedürfniss  nach 
einer  Hauptreinigung  befriedigt,  und  in  besonderen  Fällen, 
z.  B.  Feuersbrünsten,  eintreten,  so  findet  der  geringste 
Wasserverbrauch  um  Mitternacht,  der  grösste  zwischen 
10 — 11  Uhr  Morgens  statt,  so  dass  in  der  Zeit  von  etwa 


5 Uhr  früh  bis  gegen  Mittag  fast  die  Hälfte  des  ganzen 
Tagesquantums  entnommen  wird.  In  weniger  steilen  Linien, 
als  Vormittags,  fällt  das  Diagramm  von  Mittag  bis  Mitter- 
nacht wieder  zu  seinem  Minimum  ab. 

Die  von  der  Abszissenlinie  und  der  gebrochenen 
Konsumslinie,  welche  sich  in  Wirklichkeit  natürlich  zu 
einer  Kurve  abstumpft,  eingeschlossene  Fläche  bedeutet 
das  ganze,  innerhalb  24  Stunden  konsumirte  Wasser- 
quantum 0.  Eben  dasselbe  Quantum  haben  die  Maschinen 
in  gleicher  Zeit  zu  fördern:  während  sich  jenes  jedoch 
auf  die  einzelnen  Tagesstunden  verschieden  vertheilt,  wird 
dieses  von  den  Maschinen,  eine  regelmässige  Arbeit  vor- 
ausgesetzt, in  genau  gleichen  Partialmengen  in  die  Röhren- 
leitung geliefert.  Während  also  dem  Konsum  jene  unre- 
gelmässige Fugur  entspricht,  drückt  sich  die  Maschinen- 
arbeit durch  ein 
Rechteck  mit  den 

Seiten  x und 

x 

aus,  wenn  x die  An- 
zahl der  täglichen 
Arbeitsstunden  be- 
deutet. 

Es  sei  x — 24. 
Nehmen  wir  an,  dass 
Hochbassin  sei  leer 
und  man  liesse  die 
Maschinen  Abends  um 
G Uhr  an.  Der  Was- 
serkonsum nimmt  bis 
Mitternacht  ab,  die 
Maschinen  aber  ar- 
beiten gleichförmig. 
Mithin  wird  sich 
um  Mitternacht  ein 
AVasserquantum  im 
Hochbassin  befin- 
den müssen,  welches 
der  Fläche  i k l m entspricht.  Nach  Mitternacht 
erreicht  der  Wasserkonsum  in  der  Stadt  erst  gegen 

6 Uhr  Morgens  die  volle  Leistung  der  Maschinen.  Mithin 
wird  um  diese  Stunde  der  Inhalt  des  Bassins  um 
ein  Quantum,  der  Fläche  a C d b entsprechend,  vermehrt 
sein.  Der  von  der  Linie  b n abgeschnittene  obere  Theil 
der  Konsumsfläche  ist  gleich  der  Summe  i k / l/l  -\-  (l  c d b, 
und  die  Wassermenge,  welche  demselben  entspricht,  wird 
in  den  1 2 Stunden  von  6 Uhr  früh  bis  6 Uhr  Abends 
herhalten  müssen,  um  die  Maschinenleistung  zu  ergänzen. 
Demnach  muss  das  Hochbassin  mindestens  ein  Quantum 
beherbergen  können,  welches  den  beiden  1’ lachen  i k / l/l 
und  acdb  entspricht.  Für  x = 24  ist  dieser  Inhalt  - 
rot.  y5  (J. 


(Schluss  folgt.) 


Vom  Dome  zu  Köln. 

Am  Kölner  Dome  ist  im  verflossenen  Jahre  ein  wich- 
tiger Abschnitt  festlich  begangen  worden,  die  25jährige 
Jubelfeier  des  Zentral- Dombau -Vereins,  gleichzeitig  der 
durch  König  Friedrich  Wilhelm  IV  am  4.  September  1842 
vollzogenen  erneuten  Grundsteinlegung.  — Eine  kurze 
Rekapitulation  der  wichtigsten  auf  den  Bau  bezüglichen, 
wenn  auch  schon  bekannten,  Daten  dürfte  nicht  uner- 
wünscht sein. 

Den  ersten  Grundstein  legte  am  14.  August  1248 
Erzbischof  Konrad  von  Ilochstndcn;  die  blutigen  Fehden 
zwischen  der  Stadt  und  den  Erzbischöfen,  in  welchen 
letztere  ihre  Schätze  vergeudeten,  verzögerten  den  mit 
feurigem  Eifer  begonnenen  Bau  so  sehr,  dass  der  Chor 
erst  1322  geweiht  werden  konnte.  Von  da  an  wurde  mit 
vielfachen  Unterbrechungen  bis  zum  Beginn  des  16.  Jahr- 
hunderts weiter  gebaut,  zu  welcher  Zeit  gänzlicher  Still- 
stand ein  trat. 

Im  Anfänge  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts,  als  der 
Dom  fast  schon  zur  Ruine  geworden  war,  wurde  ihm 


durch  die  aufopfernde  Thätigkeit  einiger  begeisterter 
Männer,  namentlich  von  Sulpiz  Boisseree,  der  im  Jahre 
1807  sein  grosses  Werk  über  den  Kölner  Dom  begann, 
wieder  allgemeinere  Theilnahme  zugewendet.  1816  wurde 
die  Herstellung  der  Dächer  angeordnet,  1824  der  Repa- 
raturbau des' Chors,  anfangs  unter  Leitung  von  Ahlert, 
seit  1833  unter  Leitung  von  Zwirner  begonnen,  1842, 
als  neues  geistiges  Leben  in  der  Nation  zu  erwachen  an- 
fing, unter  dem  Protektorate  des  kunstsinnigen  Königs 
Friedrich  Wilhelm  IV  der  Fortbau  des  Domes  beschlossen 
und  in  Angriff  genommen. 

Am  15.  August  1848  konnte  das  Langschiff  geweiht 
werden,  am  3.  Oktober  1 855  wurden  die  Kreuzblumen 
der  beiden  durch  Zwirner  erbauten  Portale  des  Quer- 
schiffs versetzt,  am  13.  Oktober  1S63  wurde  die  Inaugu- 
ration des  in  allen  Theilen  (mit  Ausnahme  der  westlichen 
Vorhalle)  vollendeten  und  zu  einem  einzigen  Raume  ver- 
einigten Inneren  gefeiert  und  der  Schlusstein  im  Gewölbe 
der  Vierung  eingelegt.  Seit  dieser  Zeit  hat  sich  die  Bau- 
thätigkeit,  an  deren  Spitze  seit  Zwirners  Tode  Dombau- 
meister Voigtei  getreten  ist,  ausschliesslich  der  Herstellung 


11 


der  Westthürme  zugewandt,  deren  Vollendung,  wenn  die 
bisherigen  Mittel  ungeschmälert  erhalten  bleiben,  in  acht, 
Jahren  erwartet  wird.  Es  mag  bemerkt  werden,  dass 
ausser  den  vom  Staate  geleisteten  Zuschüssen  und  den 
direkt  an  die  Staats-Baukasse  abgeführten  Beiträgen,  durch 
die  Thätigkeit  des  Zentral -Dombau -Vereins  innerhalb  der 
verflossenen  25  Jahre  die  Summe  von  etwa  1 Vs  Millionen 
Thaler  aufgebracht  worden  ist,  wovon  allerdings  fast  ]/s 
den  seit  2 Jahren  stattlindenden  und  für  noch  8 Jahre  er- 
laubten Prämien-Kollekten  entstammt. 

Dem  vom  Dombaumeister  am  30.  September  erstatteten 
57.  Baubericht  über  den  Fortbau  des  Domes  zu  Köln  ent- 
nehmen wir  folgende  Angaben. 

Die  politischen  Verhältnisse  des  Jahres  1866  haben 
durch  Entziehung  einer  Anzahl  von  Werkleuten  und  durch 
die  allgemeine  Verkehrsstockung  auch  auf  den  Dombau 
nachtheilig  gewirkt.  Es  war  jedoch  nach  Beendigung  des 
Krieges  möglich,  die  Arbeiten  noch  soweit  zu  fördern, 
dass  die  meisten  Pfeiler  des  nördlichen  Thurms  noch  vor 
Eintritt  des  Winters  eine  Höhe  von  100'  über  dem  Fuss- 
boden  des  Kirchenschiffs  erreichten.  Im  Laufe  des  Win- 
ters wurde  in  den  Hütten  an  den  Architekturdetails  rüstig 
fortgearbeitet;  in  Württemberg  und  bei  Obernkirchen  in 
Hannover  wurden  neue  Brüche  für  den  Dombau  eröffnet, 
um  das  auf  das  Doppelte  des  bisherigen  Bedarfs  gestei- 
gerte Quantum  an  Sandsteinquadern  zu  beschaffen. 

Im  Mai  des  Jahres  1867  wurde  die  letzte  Gerüst- 
etage des  nördlichen  Thurms  aufgeschlagen,  so  dass  die 
Schienen,  auf  welchen  die  Versetz  wagen  laufen,  gegenwärtig 
150'  über  Terrain  liegen.  Mit  Hülfe  dieses  Gerüstes  kann 
der  nördliche  Thurm  bis  zur  Höhe  des  südlichen  gefördert 
werden.  Für  den  Bau  des  dritten  Hauptgeschosses  beider 
Thürme  muss  von  der  bisherigen  Konstruktion  des  Ge- 
rüstes, das  seine  Stütze  in  90'  hohen,  eingegrabenen  Riist- 
bäumen  fand,  abgegangen  werden  und  soll  die  neue 
Rüstung  auf  starken  und  sorgfältig  abgebundenen  Sprenge- 
werken ruhen,  die  in  einer  Höhe  von  125'  über  Terrain 
auf  den  Thurmpfeilern  selbst  auflagern.  Hierdurch  wird 
es  möglich  sein,  im  Laufe  des  Jahres  1868  die  ganze 
Westfront  bis  zu  dieser  Höhe  (zweites  Hauptgurtgesimms) 
frei  zu  legen. 

Ebenso  steht  binnen  Kurzem  Einführung  des  Dampf- 
betriebes für  die  Förderung  der  Materialien  bevor,  da 
die  durch  Menschenkraft  bewegten  Kabelwinden  bei  der 
gegenwärtig  erreichten  Höhe  die  Grenze  ihrer  vorteil- 
haften Anwendung  bereits  erreicht  haben.  Zur  Aufstellung 
der  Dampfmaschinen  fehlte  es  bisher  an  einem  geeigneten 
Orte  und  wird  derselbe  erst  erreicht  werden,  sobald  der 


FEUILLETON. 


Die  ölleiitlichcii  Kauten  in  Spanien. 

In  der  Architektur  - Abtheilung  der  internationalen 
Ausstellung  zu  Paris  war  die  Regierung  von  Spanien 
durch  einen  Bericht  über  das  Bauwesen  ihres  Landes  ver- 
treten, den  sie  von  einer  Kommission  von  Ingenieuren 
hatte  anfertigen  lassen,  um  der  Welt  über  einen  der  wich- 
tigsten Zweige  spanischer  Kultur  lange  vorenthaltene  Auf- 
schlüsse zu  geben.  Nach  den  Mittheilungen  des  Builder 
gab  dieser  „Ueberblick“  über  die  spanische  Technik  einen 
sehr  günstigen  Eindruck  von  den  Fortschritten  derselben 
im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  und  ist  es  nur  zu  bedauern, 
dass  es  der  Kommission  an  Zeit  und  Mitteln  gefehlt  hat, 
um  ein  in  jeder  Beziehung  vollständiges  Werk  liefern  zu 
können.  In  den  4 Abtheilungen  des  Ueberblickes  sind 
nämlich  last  ausschliesslich  Werke  des  Wasser-,  Wege- 
und  Eisenbahnbaus  berücksichtigt  worden,  während  des 
Hochbaues  nur  ganz  kurz  Erwähnung  geschieht. 

Den  ersten  Theil  bildete  ein  „Album  graphique“  der 
bedeutendsten  Wege-,  Wasser-  und  Eisenbahnbauten,  den 
zweiten  eine  Sammlung  photographischer  Darstellungen 
derselben,  den  dritten  eine  Sammlung  von  Modellen  und 
den  vierten  der  Bericht  selbst. 

Wenn  wir  berücksichtigen,  dass  Spanien  vor  35  Jahren 
noch  keine  Ingenieurschule  hatte,  und  dass  die  öffentlichen 


in  Mitte  jedes  Thurnies  stehende  starke  Pfeiler  in  der 
Höhe  des  zweiten  Hauptgesimses  zum  Abschluss  gekommen 
und  durch  vier  starke  Gurtbögen  mit  den  Fronten  ver- 
bunden sein  wird. 

Eine  wichtige  Veränderung  in  der  Umgebung  des 
Domes  und  somit  in  seiner  ganzen  äusseren  Erscheinung 
ist  durch  die  Vollendnng  der  Terrassen  und  durch  die 
Einziehung  der  auf  der  Südseite  belegenen  Werkstätten 
erfolgt.  Auch  über  die  definitive  Gestaltung  der  Dom- 
Sakristei,  die  an  die  Nordseite  des  Chors,  unmittelbar  am 
Querschiff  angebaut  ist,  vor  dasselbe  um  12'  vorspringt 
und  die  sonst  in  med.  50'  breite  Terrasse  auf  14'  Breite 
einschränkt,  ist  Beschluss  gefasst  worden.  Das  dritte  vor- 
springende Gewölbe-Kompartiment  derselben  wird  hiernach 
abgebrochen,  dagegen  der  ganze  Bau  nach  Osten  hin  er- 
weitert, um  Raum  für  den  im  Jahre  1843  abgebrochenen 
Kapitelsaal  und  das  Dom- Archiv  zn  gewinnen.  Die  Aus- 
führung ist  in  den  Fundamenten  vollendet  und  bis  zur 
Sockelhöhe  gediehen. 


Bauausführungen  und  Projekte. 

Die  Restauration  des  Domes  zu  Pressburg,  welche 
unter  Leitung  des  Architekten  Josef  Lippe rt  stand  und 
einen  Zeitraum  von  2‘/s  Jahren,  sowie  einen  Kostenaufwand 
von  60000  Fl.  erfordert -Tat,  ist  gegenwärtig  vollendet. 


Entwurf  einer  1341  Fuss  weiten  Hängebrücke 
über  den  East  River,  zur  Verbindung  New  York’s 
mit  Brooklyn.  Der  Verkehr  zwischen  New  York  und 
Brooklyn  wird  jetzt  durch  Dampfschiffe,  die  bis  1500  Per- 
sonen aufnehmen  können,  vermittelt.  Da  aber  täglich  bis 
250000  Menschen  den  East  River  passiren  und  beim  Uebersetzen 
häufig  Unglücksfälle  Vorkommen,  so  hat  sich  in  New  York 
ein  Komite  zum  Bau  zweier  festen  Brücken  gebildet.  Eine 
Brücke  soll  den  oberen  Theil  New  York’s  mit  Williamsburg 
verbinden.  Da  man  auf  der  Insel  Blackwall  einen  Mittel- 
pfeiler ausführen  kann,  so  bietet  der  Entwurf  für  diese 
Brücke  kein  besonderes  Interesse.  — 

Die  zweite  Brücke  dagegen,  die  New  York  mit  dem 
eigentlichen  Brooklyn  verbinden  soll,  muss  eine  lichte  Weite 
von  461m-  (1341  Fuss)  erhalten.  Um  den  Schiffahrts -Ver- 
kehr nicht  zu  hindern  soll  die  Unterkante  der  Konstruktion 
mindestens  130  Fuss  über  den  höchsten  Wasserstand  gelegt 
werden,  so  dass  die  Brücken -Rampen  eine  bedeutende  Länge 
erhalten  werden.  Die  Baukosten  sollen  rot.  9 Millionen 
Thaler  betragen. 

Das  Bau -Komite  hat  unserem  Landsmann  Roebling, 
der  bereits  die  1040  Fuss  weite  Hängebrücke  an  den  NiagarÜt- 


Bauten  durch  Architekten  ohne  jede  wissenschaftliche  Vor- 
bildung ausgeführt  wurden,  wenn  wir  ferner  bedenken, 
dass  kaum  nennenswerthe  Mittel  auf  Konstruktionsver- 
besserungen verwandt  worden  sind,  so  überzeugen  uns  die 
von  der  Kommission  gegebenen  Aufschlüsse,  dass  Spanien 
in  der  Technik,  namentlich  in  einigen  Spezialrichtungen, 
wie  z.  B.  der  Küstenbeleuchtung,  ungeheuer  schnell  vor- 
geschritten ist. 

Für  das  gesammte  öffentliche  Bauwesen  bestehen  zwei 
Behörden,  eine  Abtheilung  für  Strassen-  und  Wasserbau 
und  eine  Abtheilung  für  den  Landbau,  welcher  letzteren  alle 
auf  Kosten  des  Staats,  der  Provinzen  und  der  Gemeinden 
hergestellten  Hochbauten  unterstehen.  Die  Oberaufsicht  über 
fast  sämmtliche  Bauwerke  beider  Abtheilungen  führt  der 
Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  (Ministerio  de  Fomento), 
nur  in  wenigen  Ausnahmefällen  steht  dieselbe  dem  Minister 
der  Finanzen  (Hacienda)  oder  dem  Minister  des  Innern 
(Gobernacion)  zu. 

Die  öffentlichen  Bauten  werden  entweder  von  der 
Regierung  selbst  ausgeführt  oder  von  Gesellschaften,  welche 
Ausführungskonzessionen  erhalten;  dieser  letztere  Modus 
ist  der  allgemeinere.  Die  Beamten  nennen  sich  Ingenieure 
der  Brücken  und  Chausseen  und  werden  von  Kondukteurs 
(Agundantes  de  obras  publicas)  als  Gehülfen  unterstützt; 
ausserdem  stehen  dem  Minister  noch  zwei  berathende  Kör- 
perschaften zur  Seite,  welche  aus  den  hervorragendsten 
Beamten  zusammengesetzt  werden.  Die  spanische  Ingeni- 
eurschule ist  im  Jahre  1834,  und  das  Korps  der  Ingeni- 


12 


Fällen  ausgeführt  hat , die  Bauleitung  dieser  Brücke  über- 
tragen. 

(Oppermann  Ann.  de  la  Construction,  Nov.  1867.) 

Die  Erdarbeiten  und  Kunstbauten  der  in  Gemassheit  des 
Staatsvertrages  zwischen  Preussen  und  Frankreich  vom  18.  Juli 
d.  J.  auszuführenden  Eisenbahn  von  Saarbrücken  nach  Saar- 
gemünd, für  welche  französischerseits  die  Ostbahn -Gesell- 
schaft konzessionirt  ist,  sind  preussischerseits  im  vorigen 
Monate  verdungen  und  zum  Theil  schon  in  Angriff’  genom- 
men worden.  Die  Bahn,  zu  deren  Behufe  die  Saar  auf  der 
Grenze  beider  Staaten  überbrückt  werden  muss,  soll  inner- 
halb drei  Jahren  vollendet  und  zunächst  eingeleisig  gebaut 
werden;  doch  ist  der  Grunderwerb  auf  nachträgliche  Legung 
eines  zweiten  Geleises  berechnet.  Der  projektirte  Schienen- 
weg schliesst  sich  in  Saargemiind  au  die  französische  Linie 
Saargemünd  - Bitsch-Hagenau  an  und  wird  den  jetzigen  Schienen- 
weg nach  Strassburg  von  37,7  Meilen  auf  20,2  Meilen  ab- 
kürzen, mithin  den  Verkehr  nach  dem  Eisass  und  der 
Schweiz  bedeutend  erleichtern. 


Die  General -Versammlung  der  Warschau  Wiener  Eisen- 
bahn-Gesellschaft hat  einstimmig  die  Ausgabe  von  1,360,000 
Rubel  Prioritäten  oder  Stamm -Aktien  zur  Beschaffung  der 
Geldmittel  für  den  Bau  der  Zweigbahn  Czenstochau-Herby, 
durch  welche  der  Weg  von  Breslau  nach  Warschau  um 
15  Meilen  verkürzt  wird,  genehmigt. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Hauptversammlung  am 
4.  Januar  1868;  Vorsitzender  Herr  Böckmann,  anwesend 
124  Mitglieder. 

Durch  die  im  Vereinslokal  zahlreich  ausliegenden  Ent- 
würfe war  das  Interesse  der  anwesenden  Mitglieder  schon  vor 
Eröffnung  der  Sitzung  besonders  lebhaft  in  Anspruch  genommen. 
Namentlich  erregte  das  zur  Ausstellung  gelangte  Konkurrenz- 
projekt des  Wiener  Architekten  Hasenauer  zu  den  dortigen 
Museen  die  allgemeinste  Aufmerksamkeit;  für  nächste  Sitzung 
ist  ein  besonderer  Vortrag  darüber  angemeldet,  den  wir  be- 
nutzen werden,  um  speziell  darüber  zu  berichten.  — Von  den 
Entwürfen  zum  Schinkelfest  hatte  des  beschränkten  Raumes 
wegen  erst  ein  kleiner  Theil  zur  Aushängung  kommen  können. 
Wie  in  diesem  Blatte  bereits  gemeldet  wurde,  ist  die  Be- 
theiliguug  diesmal  wieder  eine  regere  gewesen.  Im  Hochbau 
(Parlamentshaus  für  den  Preussischen  Staat  auf  der  Baustelle 
des  Kunstakademie-Viertels  in  Berlin)  sind  6,  im  Wasserbau 
(Seehafen  bei  Arkona  auf  Rügen)  sind  4 Entwürfe  eingegan- 
gen; ein  Projekt  von  ausserhalb  ist  durch  die  Post  nicht  recht- 
zeitig befördert  worden  und  wird  noch  erwartet.  — An  Mo- 
natskonkurrenzen endlich  sind  5 Entwürfe  im  Hochbau  (Trep- 
pen-Anfangspfosten)  eingegangen. 

Der  Versammlung  lagen  zunächst  mehre  Wahlen  ob. 


Als  Mitglieder  des  Vereins  wurden  aufgeuommen  die  Herren 
Hauszmann,  Punchmann,  Behrends  und  Cramer.  Zu 
Mitgliedern  der  Kommissionen  für  die  Beurtheilung  der  Schin- 
kelfest-Konkurrenzen wurden  gewählt:  Im  Hochbau  die  Herren 
Adler,  Lucae,  Herr  mann,  Blankenstein,  Hitzig, 
Ende,  Strack,  Gropius,  Möller,  Schwatlo;  im  Was- 
serbau: die  Herren  Hagen,  Grund,  Hübbe,  Koch,  Fran- 
zius,  Schwedler,  Weishaupt.  Für  den  Ball  des  Vereins 
wurde  ein  Komite  aus  10  Personen  eingesetzt. 

Es  erfolgte  demnächst  der  Bericht,  sowie  die  Abstimmung 
über  die  letzten  Monatskonkurrenzen. 

Ueber  die  4 Entwürfe  im  Hochbau  (Reiche  Stuckdecke 
über  einen  Bildersaal  mit  Oberlicht)  referirte  Hr.  Schwatlo. 
Zwei  der  Konkurrenten  haben  eine  grade  Decke  mit  Felderthei- 
lung,  die  beiden  anderen  das  Motiv  eines  Spiegelgewölbes  mit 
Voute  gewählt;  den  Vorzug  ertlieilte  der  Referent  wegen  der 
sorgfältigeren  Detail-Durchbildung  den  beiden  ersten  Entwür- 
fen, deren  Verfasser,  die  Hrn.  von  Niederstetter  und  Cor- 
nelius, demzufolge  auch  Beide  einen  Preis  erhielten.  (Uns 
will  es  bedünken,  dass  bei  einem  mit  Oberlicht  erleuchteten 
Bildersaale,  wo  an  gleichzeitiges  Seitenlicht  wohl  nicht  ge- 
dacht werden  kann,  die  Anwendung  einer  geraden,  also  stets 
im  Schatten  liegenden  Decke  völlig  ausgeschlossen  sein 
müsste,  sobald  an  derselben  ein  reicherer  Schmuck  entfaltet 
werden  soll.) 

Ueber  den  Entwurf  aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens 
(Dampfpumpe  zur  Wasserversorgung  eines  Hauses)  referirte 
Hr.  Schwedler  in  günstiger  Weise,  jedoch  tadelte  er,  dass 
der  Verfasser  das  Motiv  für  seine  Maschinenanlage  nach  Vor- 
bildern in  grösseren  Dimensionen  entlehnt  und  eine  besondere 
Dampfmaschine,  wie  eine  besondere  Pumpe,  beide  im  aller- 
kleinsten Maasstabe,  gewählt  habe,  während  es  nahe  lag  beide 
zu  kombiniren.  Als  Verfasser  des  Projekts,  dem  ein  Anden- 
ken zugesprochen  wurde,  ergab  sich  Hr.  Fr.  Janssen. 

Hr.  Goebbels  motivirte  hierauf  seinen  Antrag  auf  Be- 
antragung der  Korporationsrechte  für  den  Verein.  Die  Ab- 
stimmung über  denselben  wurde  ausgesetzt,  da  keiner  der 
Anwesenden  ganz  genaue  Auskunft  über  den  Umfang  der  an- 
zustrebenden Pflichten  und  Rechte  geben  konnte  und  über- 
nahm es  Hr.  Heidmann,  über  diesen  Punkt  Erkundigungen 
einzuziehen  und  Mittheilungen  zu  machen.  Die  Berathung 
über  den  Antrag  des  Hrn.  Lucae  wurde  wegen  Abwesenheit 
des  Antragstellers  ausgesetzt. 

Eine  im  Fragekasten  enthaltene  Frage,  ob  einem  Baufüh- 
rer wegen  angeblich  mangelhafter  Qualifikation  die  Diäten 
entzogen  werden  könnten,  und  ob  er  in  diesem  Falle  berech- 
tigt sei,  sofort  seine  Stelle  zu  verlassen,  konnte  ebensowenig 
beantwortet  werden,  wie  eine  ähnliche  in  früheren  Jahren  ge- 
stellte Frage  in  Betreff’  der  beim  Engagement  von  Bauführern 
einzuhaltenden  Kündigungsfristen,  da  es  nicht  feststeht , ob 
hierbei  auf  eine  rechtliche  Basis  zurückgegangen  werden 
darf,  oder  ob  ein  Bauführer  als  angehender  Beamter  diszi- 
plinarischer Behandlung  ausgesetzt  ist.  Von  einem  Mit- 


eure, welches  jetzt  aus  340  Personen  besteht,  1835  ge- 
gründet worden. 

Die  beste  Schule  haben  die  seither  zur  Ausführung 
gekommenen  Bauten  gegeben.  Bei  den  spanischen  Ei  sen- 
il a h n e n waren  fast  durchweg  enorme  Terrainschwierigkeiten 
zu  überwinden;  so  sind  z.  B.  innerhalb  10  Kilom.  auf  der 
Linie  zwischen  Cordone  lind  Malaga  6 Tunnels  und  12 
grosse  Brücken  erbaut,  welche  letzteren  Abgründe  über- 
spannen, die  an  Tiefe  und  Weite  den  Alpenthälern  gleich- 
kommen. Der  zweite  Theil  der  Bahn  von  Saragossa  bis 
Barcelona,  welcher  sich  von  Cervera  bis  Tarassa  erstreckt, 
hat  16  Tunnels,  11  Brücken  und  einen  Viadukt  mit  18  Bö- 
gen, von  94  Kilom.  Gesammtlängc.  Es  giebt  in  Spanien 
jetzt  33  Eisenbahnlinien  (4  grössere  Kohlenbahnen  inbe- 
griffen), von  denen  22  sich  in  den  Händen  von  Gesellschaf- 
ten befinden,  mit  einer  Gesammtlänge  von  7018587  Kilom. 
Das  Projekt  zur  Vervollständigung  des  Eisenbahnnetzes 
stellt  den  Bau  von  3331  Kilom.  neuer  Linien  in  Aussicht 

Von  den  Strassen,  welche  1864  eine  Länge  von 
14926  Kilom.  hatten,  sind  die  zwischen  Sahagun  und  Rivade- 
sella,  zwischen  Granada  und  Motril,  sowie  die  unter  dem  Na- 
men Las  Cabrillas  bekannte,  mit  der  prachtvollen  Brücke  über 
den  Cabriel,  die  bedeutendsten;  von  den  Häfen  sind  die  von 
Barcelona,  Tarragona,  Valencia,  Cartagena  und  Almeria 
besonders  hervorragend. 

Von  allen  Zweigen  des  öffentlichen  Bauwesens  ist  je- 
doch, wie  schon  obenerwähnt,  das  Departement  der  Küs- 
tenbeleuchtung, zu  welchem  gegenwärtig  149  Leuch t- 


thürme  gehören,  am  Grossartigsten  ausgebildet.  Es  ist  für 
dieses  Ressort  im  Jahre  1842  eine  stehende  Kommission 
errichtet,  welcher  die  Fürsorge  für  das  Beleuchtungs-  und 
Signalwesen  an  den  Küsten  von  Spanien,  der  Balearen, 
Canarischen  Inseln  und  Nord- Afrikas  obliegt.  Die  be- 
deutendsten Leuchtthürme  sind  die  zu  Santander,  La  Co- 
rogne,  Cadiz,  Almeria,  Murcia,  Tarragona,  Barcelona,  Ibiza, 
Majorca  und  Minorca,  welche  in  der  Höhe  zwischen  30 
und  61 m-  variiren.  Das  zur  Erbauung  von  Thürmen  und 
Treppen  fast  durchgängig  verwandte  Material  ist  Stein, 
welchen  ein  Oelfarbeanstrich  vor  der  Einwirkung  des 
Seewassers  schützt.  Nach  dem  M itchelTschen  System 
(der  ganze  überbau  aus  Eisen,  Gründung  auf  Pfählen) 
sind  nur  die  Thürme  von  Fangar  Point,  Banna  Point  und 
der  Insel  Buda  erbaut.  Neun  schön  gearbeitete  Modelle 
der  interessantesten  Thürme  waren  ausgestellt. 

Unter  den  Binnenland -Wasserbauten  nimmt  die  Was- 
serversorgung der  Städte  den  ersten  Platz  ein  und 
das  bedeutendste  hierher  gehörige  Werk  ist  der  Kanal 
Isabella  II,  durch  den  Madrid  das  Wasser  erhält;  er  hat 
32  massive  Aquädukte,  31  Tunnels  und  bei  76  Kilom. 
Länge  einen  Querschnitt  von  2,8  und  2,1 5 “•  Ausserdem 
sind  bis  jetzt  noch  die  Wasserversorgungswerke  zu  Xeres 
de  la  Frontera,  Valencia,  Oviedo,  Cordova,  Valladolid, 
Cadiz,  Lorca,  Barcelona  und  Albaceti  theils  ausgeführt, 
theils  projektirt. 

Das  Zivilbauwesen  ist  1862  reorganisirt  worden 
und  wird  ebenfalls  vom  Ingenieurkorps,  in  höchster  In- 


13 


gliede  wurde  angeführt,  dass  in  einem  analogen  Falle,  wo 
die  Regierung  zu  Aachen  einem  Bauführer  die  Diäten  Vor- 
behalten hatte,  die  Entscheidung  des  Ministers  gegen  die 
Regierung  ausgefallen  sei. 

Der  auf  Grund  des  im  Dezember  gefassten  Vereinsbe- 
schlusses angestellte  Bibliothekar  Hr.  Eisenmann  stellte  sich 
dem  Vereine  durch  Vorlesung  seines  Lebenslaufes  vor.  Die 
neue  Bibliothekordnung  tritt  von  Mittwoch  dem  8.  d.  M.  an 
in  Kraft  und  ist  an  diesem  Tage  die  Bibliothek  zum  ersten 
Male  von  9 Uhr  Morgens  an  geöffnet.  — F.  — 


Vermischtes. 

Die  Mittheilung  in  No.  47.  des  Wochenblattes  (Jahrgang 
1867;  auf  Seite  457  , betreffend  einen  von  mir  im  Hannover- 
schen Architekten-  und  Ingenieur  - Verein  gehaltenen  Vortrag 
über  Arbeiterwohnungen,  bedarf  einiger  Berichtigungen: 

1.  -Es  ist  von  mir  u.  a.  das  Haus  des  Kaisers  beschrie- 
ben und  dasjenige , welches  durch  kaiserliche  Munilizenz  von 
den  Pariser  Arbeitern  (nicht  wie  irrthümlich  referirt  von  einer 
Pariser  Gesellschaft)  erbaut  ist.  Beide  Häuser  sind  von  Hin- 
durch Grundrisse  und  Beschreibung  charakterisirt  und  letzte- 
res durch  die  hervorgebobene  Inschrift  der  Arbeiter  (ohne 
Architekten  und  Entrepreneur  erbaut)  ganz  besonders  ge- 
kennzeichnet. 

Den  Zweifel , welchen  das  Referat  ohne  ein  näheres  Ein- 
gehen auf  die  Sache  selbst  durch  die  *)  Bemerkung  hierüber 
hervorruft,  muss  ich  desshalb  beseitigen,  weil  den  geehrten 
Lesern  das  Material  zu  eigner  Beurtheilung  nicht  mit  gege- 
ben wird. 

2.  Das  vom  Architekten  Ferrand  konstruirte  Haus  ist 
durch  die  Societe  cooperative  immobiliere  de  Paris  und  nicht 
durch  eine  Belgische  Gesellschaft  erbaut. 

3.  Das  über  die  englischen  Arbeiterhäuser  Vorgetragene 

ist  wesentlich  eine  Besprechung,  der  neuerdings  von  Prof. 
R.  Kerr  aufgestellten,  jedoch  keineswegs,  wie  nach  dem  Re- 
ferate zu  vermuthen,  allgemein  adoptirten  Prinzipien.  Auch 
von  mir  ist  das  Einzimmersystem  nur  bedingungsweise  em- 
pfohlen und  ausdrücklich  hervorgehoben,  dass  die  verschiede- 
nen Grade  von  Wohlhabenheit  unter  den  arbeitenden  Klassen 
bis  zu  gänzlicher  Armnth  hinab  ebensowohl  die  verschieden- 
sten Wohnungs- Arrangements  bedingen  müssten,  wie  bei  an- 
deren Ständen.  E.  Heldberg. 

Der  Ingenieur  Bruniceau  in  Paris  hat  ermittelt,  dass 
Mörtel  und  Beton  bei  1°  C.  Temperaturerhöhung  sich  um  ’/iooooo 
bis  yjoooo,  gebrannte  und  nätdrliehe  Steine  sich  um  Yisoooo 
bis  Vuoooo  ihrer  Länge  ausdehnen.  Für  eine  Mauer  von 
1000  Fuss  Länge  und  eine  Temperaturdifferenz  von  40°  ergiebt 

sich  demnach  eine  Längenveränderung  von  ‘ = VsFuss. 

& ö 120000  7 

(Zeitschr.  d.  Hannov.  Arcli. -Vereins  u.  Bairische  Gewerbe-Bl. 

stanz  vom  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  geleitet.  Von 
zu  dieser  Abtheilung  gehörigen  Unternehmungen  der  Neu- 
zeit sind  besonders  die  zur  Verschönerung  und  Vergrös- 
serung  von  Barcelona,  Madrid  und  Bilbao  gemachten  An- 
lagen und  Bauten  hier  anzuführen. 

Mit  Ausnahme  einiger  unwesentlichen  Details  besteht 
in  dieser  kurzen  Notiz  der  ganze  Aufschluss  über  die 
Landbauverhältnisse;  wir  würden  versucht  sein,  den  Be- 
richterstatter des  Builder  für  diese  auffallende  Kürze  mit 
verantwortlich  zu  machen,  wenn  wir  nicht  für  unsere  An- 
sicht, dass  entweder  die  Kommission  oder  deren  Auftrag- 
geber die  Schuld  daran  tragen , eine  Bestätigung  in  dem 
Verzeichniss  der  ausgestellten  Gegenstände  fänden.  Nach 
dem  Verzeichniss  enthielten  die  Abtheilungen  I — III; 
99  Zeichnungen  von  Brücken,  176  desgl.  von  Leucht- 
thürmen, 32  desgl.  von  Häfen , interessanten  Eisenbahn- 
strecken und  Kanälen;  an  photographischen  Darstellun- 
gen: 20  Leuchtthürme,  30  ältere  und  30  neuere  Brücken, 
40  beim  Strassenbau  vorkommende  Konstruktionen  und  30 
Ansichten  des  Kanals  Isabella  II.  oe 


Giffard’s  Kiesen  - Itallon. 

Als  einer  der  grossartigsten  Versuche  mit  Aerostaten  wird 
der  von  dem  berühmten  Erfinder  der  Dampfstrahlpumpe  auf 
der  eigens  zu  diesem  Zwecke  gewonnenen  Besitzung  angestellte 
geschildert.  Der  Ballon  ist  bestimmt  mit  20  — 25  Personen 
eine  Luftreise  ausführen  zu  können  und  wird  gegenwärtig 


Neue  Erdöl  quellen  sind  in  Virgin  ien  entdeckt 
worden,  welche  eine  ganz  neue  und  wichtige  Verwendung 
dieses  kostbaren  Stoffes  ermöglichen.  Dieselben  sind  nämlich 
so  ausserordentlich  fett , dass  sie  gereinigt  eines  der  besten 
Schmieröle  liefern,  welches  man  hat.  Dieses  neue,  Vulkanöl 
genannte,  Schmiermittel  hat  sich  in  kurzer  Zeit,  seit  es  auf- 
tauchte, rasch  Anerkennung  verschafft.  Da  die  neuen  Quellen 
ganz  ausserordentliche  Mengen  liefern,  so  wird  das  Rüböl, 
das  als  Leuchtmittel  schon  abgesetzt  ist,  auch  als  Schmier- 
mittel verschwinden.  Eine  hervorragende  Eigenschaft  des 
neuen  Oeles  ist,  dass  es  absolut  frei  von  Säuren  ist  und  nicht 
harzt,  also  die  reibenden  Flächen  nicht  angreift.  — (Bestäti- 
gung dürfte  abzuwarten  sein.)  — 


London,  24.  Dezember.  Der  Export  von  Schie- 
neneisen hat  in  diesem  Jahre  einen  beträchtlichen  Zuwachs 
aufzuweisen.  In  den  mit  31.  Oktober  abschliessenden  ersten 
10  Monaten  dieses  Jahres  wurden  513,071  Tonnen  ausgeführt, 
gegen  430,141  in  derselben  Periode  von  1866  und  361,652 
für  1865.  Davon  entnahm  Russland  125,513  Tonnen  (gegen 
55,396  Tonnen  im  vergangenen  Jahre.)  Die  Union  erscheint 
mit  dem  doppeltem  Quantum  des  vorigen  Jahres,  145,136 
Tonnen,  und  das  englische  Indien  mit  140,606  Tonnen,  was 
gleichfalls  eine  beträchtliche  Zunahme  repräsentirt. 


Bruch  einer  eisernen  Brücke.  Die  Eisenbahnbrücke 
über  den  Fluss  Lalon,  bei  dem  Orte  Alagon,  von  1 Oeff- 
nungen  ä 15  Meter  Lichtweite,  stürzte  im  Jahre  1865  in  Folge 
des  Bruches  eines  Trägers  ein.  Die  Träger  waren  nach  dem 
Warrensystem  ausgeführt  und  ruhten  direkt  auf  dem  Mittel- 
pfeiler und  auf  den  Widerlagern.  Man  schreibt  den  Unfall, 
bei  welchem  die  Reisenden  mit  leichten  Kontusionen  davon 
kamen,  dem  Bruche  eines  der  Langträger  des  Oberbaues  zu. 
Die  Brücke  wurde  seit  4 Jahren  befahren. 

(Nach  der  Zeitschrift  des  Hann.  Arch. -Vereins  aus  „Revista  de  obras  publ.“  1865.) 


Die  Eisenbahnbrücke  über  den  Po  bei  Mezza  na 
(Pavia).  Die  Brücke,  im  Ganzen  800™-  lang,  hat  10  Oeff- 
nungen  von  76m-  (242 V*  Fuss)  lichter  Weite.  Die  Mittel- 
pfeiler sind  22m-  tief  geführt  und  in  kurzer  Zeit  mit  kompri- 
mirter  Luft  gegründet  worden.  An  der  Brückenstelle  war 
eine  Flussverlegung  nöthig.  Die  Ausführung  derselben,  bei 
welcher  der  Fluss  gezwungen  war,  einen  Theil  der  Erdarbeiten 
auszuführen,  war  mit  Schwierigkeiten  verbunden,  gelang  aber 
nach  mehren  misslungenen  Versuchen. 

Ueber  das  Konstruktionssystem  der  Träger,  die  Gitter- 
träger sein  sollen,  wird  Näheres  nicht  mitgetheilt.  Die 
Träger  haben  oben  und  unten  eine  Querverbindung  erhalten. 
Die  obere  trägt  die  Fahrbahn  für  den  Fuhrwerksverkehr,  die 
untere  den  Oberbau  einer  zweigeleisigen  Eisenbahn.  Bei  den 
Belastungsproben  hatten  die  Träger  bis  11000  Kilogramm  pro 


mittelst  eines  300  Meter  langen,  sehr  dicken  Kabels  gehalten 
und  theilweise  dirigirt,  wobei  man  eine  Höhe  von  mehr  als 
230  Meter  bei  der  ersten  Fahrt  schon  erreicht  hat.  Der 
Ballon  ist  aus  zwei  verschiedenen  leinenen  Geweben,  die  durch 
mehre  Lagen  von  amerikanischem  schwarzen  Kautschuck- 
firniss  unter  sich  vereinigt  und  mit  einer  austrocknenden 
Oelschicht  bedeckt  werden,  zusammengesetzt;  seine  Gestalt 
ist  die  rein  sphärische  von  nicht  weniger  als  21  Meter  Durch- 
messer und  fasst  er  daher  in  ganz  angefülltem  Zustande  beinahe 
4S50  Kubikmeter  Gas.  Zum  Füllen  des  Ballons  wird  Wasser- 
stoffgas verwendet,  das  auf  zweierlei  Weise  bereitet  wird ; bei 
der  einen  Art  benutzt  man  das  Eisen  als  jwasserzersetzendes 
Metall  in  verdünnter  Schwefelsäure,  wobei  60  Tonnen  zur  An- 
wendung kommen,  deren  jede  gegen  400  Kubikmeter  Gas  zu 
liefern  gestattet.  Bei  der  zweiten  Methode  wird  Wasserdampf 
in  einem  eigenen  Generator  über  glühende  Steinkohlen  geleitet, 
und  das  gewonnene  Wasserstoffgas  in  geeigneter  Weise  vor 
dem  Eintritt  in  den  Ballon  gereinigt.  Durch  eine  Belastung 
von  6000  Kilogrammen,  die  auf  400  angehängte  Säcke  ver- 
theilt ist,  wird  der  Ballon  am  Boden  erhalten.  Einer  der 
angestellten  Versuche  hat  gezeigt,  dass  der  Gasverlust  des 
gefüllten  Ballons  nach  fast  6 Tagen  kaum  ’/ioo  der  Gasmenge 
betrug,  mit  der  er  anfänglich  versehen  wurde.  Beim  Auf- 
steigen des  Ballons  wird  das  Kabel  mittelst  der  Thätigkeit 
zweier  Dampfmaschinen  gehalten,  so  dass  gewissermassen  auch 
eine  Lenkung  des  Aerostaten  unter  diesen  Umständen  mög- 
lich wird.  Die  Hähne  und  Klappen  zum  Füllen  des  Ballons, 
sowie  zum  Entlassen  von  Gas  sind  an  dem  oberen  Theile  an- 
gebracht; ein  Manometer  giebt  den  Druck  des  Gases  an. 

(Auszug  von  Dinglers  Polytechn.  Journ.  aus  den  Chemical  News.  September  1867, 
und  „Les  Mondes,“  Oktober  1867.) 


14 


laufenden  Meter  zu  tragen  und  betrug  die  Durchbiegung 
lderbei  25  Millimeter.  Nach  der  Wegnahme  der  Nutzlast 
sollen  die  Träger  vollständig  die  frühere  Gestalt  wieder  an- 
genommen haben.  (Oppermann  Ann.  <le  la  Construction,  Nov.  1867) 

Die  preussischen  Staats-Eisenbahnen. 

In  No.  52.  d.  A.-W.  (Jahrgang  67)  ist  eine  Uebersicht 
der  preussischen  Staats  - Eisenbahnen  der  alten  Provinzen  und 
ihrer  Betriebsresultate  im  Jahre  1866  mitgetheilt  worden. 
Zur  Ergänzung  derselben  mögen  nachstehende  gleichfalls  dem 
St.-A.  entlehnte  Notizen  dienen. 

In  den  neuen  Provinzen  sind  folgende  Staatsbahnen 
übernommen  worden; 

1)  Im  ehemaligen  Königreich  Hannover  100,4  M.  mit 
einem  Anlagekapital  von  47,272,290  Thlr.;  ausserdem  waren 
8,14  M.  mit  einem  Aufwande  von  3,501,766  Thlr.,  ausserhalb 
der  ehemaligen  Landesgrenze  ausgeführt.  Das  Anlagekapital 
verzinst  sich  auf  circa  6 pCt.  Von  den  angenommenen 

37.800.000  Thlr.  Eisenbahn  - Anleihen  sind  11  Mill.  bereits 
getilgt.  Im  Bau  begriffen  waren  1S66  die  2,65  M.  lange, 
gegenwärtig  bereits  eröffnete  Bahn  Göttingen  - Ahrenshauseu 
und  die  Südharzbahn  (Nordheim-IIerzberg-Nordhausen  und 
Herzberg  - Osterode). 

2)  In  den  Regierungs-Bezirken  Cassel  und  Wiesbaden 
4G,i  Meilen,  nämlich 

a)  18,7  M.  Antheil  an  der  Main- Weser -Bahn  (11,343,000 
Thlr.  Anlage  Kapital), 

b)  0,s  M.  Antheil  an  der  Main -Neckar- Bahn  (2,725,990 
Thlr.), 

c)  0,7  M.  Antheil  an  der  Frankfurt  - Offenbacher  Bahn 
(516,257  Thlr.), 

d)  die  Frankfurter  Verbindungsbahn  (0,j  M.,  404,948  Thlr.), 

e)  die  Nassauische  Bahn  (25, p M.,  18,366,157  Thlr.). 

Das  Anlage-Kapital  verzinsete  sich  im  Jahre  1866  bei 

diesen  Bahnen  in  folgender  Weise:  a)  4,i  pCt.  (1S65  5, 14  pCt.), 
b)  4,5  pCt.,  c)  4,27  pCt.,  e)  2,44  pCt.  Im  Bau  begriffen  ist  für 
Staatsrechnung  die  Linie  Bebra  - Fulda  - Hanau  (19, 12  M., 

11.763.000  Thlr.),  von  welcher  die  Strecken  Bebra- Fulda  und 
Wächtersbach -Hanau  (11, 73  M.)  bereits  im  Betriebe  sind. 

Hiernach  ergiebt  sich  die  Gesammtlänge  der  gegenwärtig 
im  Betriebe  befindlichen  Staats  - Eisenbahnen  auf  427,662 
Meilen  mit  rot.  216  Millionen  Thaler  Anlagekapital. 

Ausserdem  ist  der  Staat  bei  3 Privat  - Eisenbahnen  (Ober- 
schlesische, — Köln-Mindener,  — Bergisch -Märkische)  be- 
theiligt, von  denen  er  1,772,824  Thlr.  Ueberschiisse  erhält. 
Die  Gesammt- Ueberschüsse  der  Eisenbahnverwaltung  abzüglich 
aller  Nebenkosten  betrugen  im  Jahre  1866  3,S58,600  Thlr.; 
der  Ertrag  der  Eisenbahnsteuer  1,644,582  Thlr. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens,  Jahr- 
gang 1868,  Heft  1. 

Aus  dem  vorliegenden  Hefte  heben  wir  zunächst  drei  in- 
teressante Berichte  von  der  Pariser  Weltausstellung  hervor 
und  zwar: 

1 . U e b e r die  ausgestellten  Signalvorrichtungen, 
von  Professor  Sonne  in  Stuttgart.  Frankreich  und  England 
waren  zunächst  vertreten;  letzteres  namentlich  durch  seine 
konzeutrirten  Weichen-  und  Signal-Bewegungsapparate.  Von 
den  deutschen  Signal  Vorrichtungen  gab  die  Ausstellung  nur 
ein  unvollkommenes  Bild;  die  Läutewerke  der  Eahnwärter- 
posten,  welche  das  deutsche  Signalwesen  charakterisiren,  waren 
nur  spärlich  anzutreffen. 

2.  Ueber  die  ausgestellten  Eisenbahnwagen  und 
deren  Theile,  von  Heusinger  von  Waldegg.  — Ausgestellt  hat- 
ten 22  Firmen;  unter  den  deutschen  waren  vertreten:  die 
Aktiengesellschaft  zur  Fabrikation  von  Eisenbahnbedarf  in 
Berlin  mit  4rädrigen  Post-  und  desgl.  Personenwagen.  — 
J.  C.  Liiders  sen.  in  Görlitz  mit4rädrigen  Personen-  und  desgl. 
Güterwagen.  — G.  H.  von  lluffer  in  Breslau  mit  4 Widrigen 
ganz  eisernen  Kohlenwagen.  — C.  Schmidt  & Comp,  in  Breslau: 
Irädrige  ganz  eiserne  Kohlen-  und  Güterwagen.  — C.  Weyer 
& Comp,  in  Düsseldorf:  4rädrige  Kohlenwagen  mit  Bremse. 

3.  Ueber  die  von  dem  Hoerd er  Bergwerks-  und 
Hüttenverein  ausgestellten  eisernen  Oberbau-Sys- 
teme. Es  waren  5 Konstruktionssysteme  durch  Holzmodelle 
wiedergegeben ; 4 dieser  Systeme  sind  hinreichend  bekannt 
und  bereits  auf  den  Braunschweigischen  und  Hannoverschen 
Bahnen  ausgeführt;  das  5te  System  ist  zunächst  noch  Projekt; 
es  besteht  übrigens,  ähnlich  den  Vorigen,  auch  aus  2 Wiukel- 
eisen,  welche  die  Oberschiene  tragen ; doch  sollen  die  Schwierig- 
keiten in  der  Anfertigung  dabei  vermindert  und  die  Solidität 
mehr  als  bei  anderen  Systemen  gesichert  werden.  Das  letzte 


Heft,  Jahrgang  1867,  des  Organs,  enthält  übrigens  über  dies 
letzte  System  bereits  Mittheilungen. 

Aus  dem  sehr  reichhaltigen  sonstigen  Inhalte  des  Heftes 
nennen  wir  noch:  Ueber  englische  Bahnhöfe,  von  K.  Busse. 
Beschreibung  der  Ost-Holsteinischen  Bahn.  Die  Dampfkrähne 
der  neueD  Quai-Anlage  iu  Hamburg.  Gr. 


Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins 
zu  Hannover.  2.  3.  und  4.  Heft  1867. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur  wesens. 

1)  Das  Wangeroog  und  seine  Seezeichen,  vom 
Ober-Baudirektor  Lassius  in  Oldenburg. 

Die  Zustände  des  Wangeroogs,  einer  Insel,  die  zu  Deutsch- 
lands nordwestlicher  Inselkette  gehört,  in  den  Jahren  1780, 
1829,  1834,  1835  und  1866,  die  Maassregeln,  welche  zur  Er- 
haltung der  Insel  angewendet  worden  sind,  und  die  Erfolge 
derselben  werden  beschrieben  und  durch  Zeichnungen  erläutert. 
Der  Leuchtthurm,  dessen  rotirendes  Lampenlicht  104  Fuss  über 
der  ordinaireu  Ebbe  liegt,  hat  einen  FresiKTschcn  Linsen-  und 
Prismen-Apparat  erhalten,  so  dass  der  Leuchtthurm  14  bis 
15  Meilen  weit  sichtbar  ist.  Die  Art  der  Prüfung  der  Leuch- 
tungsfähigkeit  des  Apparates,  der  besonders  in  grossem  Maass- 
stabe dargestellt  ist,  wird  mitgetheilt. 

2)  Ueber  Kanal-Speisebassius,  vom  Wassserbau- 
Inspektor  Hess  in  Celle. 

a.  Die  Reservoire  des  Kanals  von  Bourgogne. 

Der  Kanal  von  Böurgogne,  der  das  Cote  d’Or-Gebirge 
überschreitet  und  im  Ganzen  3 2 “/* 0 Meilen  lang  ist,  ersteigt 
eine  Höhe  von  300  Meter  (955%')  (Seine  - Treppe)  mittelst 
115  Schleusen,  die  kaum  % Meilen  von  einander  entfernt 
liegen.  Die  Rhone-Treppe  hat  76  Schleusen.  Von  der  Schei- 
telstrecke, die  GOSS  Meter  (1939S')  lang  ist,  sind  3333  Meter 
Tunnel.  Da  zur  Speisung  der  Scheitelstrecke  überall  Bäche 
nicht  zu  benutzen  waren,  so  wurden  Reservoire  erforderlich. 
Das  grösste  und  interessanteste  Reservoir,  das  von  Grosbois 
bei  Pouilly,  welches  bei  einer  Wasserhöhe  von  69 V»  Fuss  335 
Mill.  Kub.'  Wasser  enthält  und  durch  eine  aus  Werkstücken  und 
Bruchsteinen  bestehende  550  Meter  lange,- im  Mittel  10  Meter 
starke  Mauer  abgeschlossen  ist,  wird  beschrieben  und  durch 
Zeichnung  erläutert.  Die  Anlage-Kosten  des  Reservoirs  haben 
667500  Thaler  betragen. 

b)  Das  Reservoir  de  Ruyter  am  Erie-Kanal. 

Der  Erie-Kanal,  der  den  Erie-See  mit  dem  Hudsonfluss 
verbindet,  ist  76  deutsche  Meilen  lang.  Die  Vertheilung  des 
GefäUes  wird  durch  71  Schleusen  bewirkt.  Die  Speisung  des 
Kanals  erfolgte  durch  23  Zubringer.  Bei  grossem  Verkehr 
waren  dieselben  jedoch  nicht  im  Stande  das  erforderliche 
Speisewasser  (bis  31%  Kub.'  pro  Sekunde  und  deutsche  Meile) 
zu  liefern.  Um  immer  hinreichend  Speisewasser  zu  haben, 
wurde  25  engl.  Meilen  vom  Kanal  entfernt,  bei  der  Stadt  de 
Ruyter  ein  Speisereservoir  angelegt.  Dasselbe  sammelt  die 
Niederschläge  eines  Gebietes  von  s „ deutschen  Quadratmeilen 
und  hat  bei  einer  durchschnittlichen  Tiefe  von  IS1/»  Fuss  eine 
Oberfläche  von  9S4  Morgen.  Das  Reservoir  wird  durch  einen 
Erddamm,  der  20  Fuss  Kronenbreite,  wasserseitig  2füssig 
(mit  Steinen  verkleidete),  landseitig  3 fiissige  Böschung  erhalten 
hat,  abgeschlossen.  Die  Aulagekosten  betrugen  bei  der  Kapa- 
zität von  500  Mill.  Kub.'  nur  224000  Thaler. 

3)  Bestimmung  der  zweckmässigsten  Steigungs- 
verhältnisse der  Chausseen,  vom  Wegebau  - Konduk- 
teur Leon  har  dt. 

Die  umfangreiche  und  gründliche  Abhandlung  stellt  den 
Zusammenhang  der  Faktoren  übersichtlich  fest,  von  welchen 
die  Fortbewegung  von  Lasten  auf  einer  Strasse  abhängig  ist. 
Namentlich  wird  der  Einfluss  der  Stärke  und  Art  des  Ver- 
kehrs, der  Anlage-  und  Unterhaltungskosten , des  Widerstands- 
koeffizienten der  Strasse,  des  Gewichtes  des  beladenen  und  unbe- 
ladenen  Wagens  und  der  Leistungsfähigkeit  der  Zugthiere  auf 
das  zweckmässigste  Steigungsverhältniss  der  Strasse  ermittelt. 
Für  verschiedene  Fälle  wird  dann  unter  Aufstellung  von 
praktischen  Formeln  und  Mittheilung  von  Tabellen  das  zweck- 
mässigste Verhältuiss  der  oben  genannten  Faktoren  unter  sich 
berechnet.  Der  Verfasser  tritt  dem  im  Chausseebau  häufig 
vertretenen  Grundsatz,  dass  bei  langen  Steigungen  der  zu- 
nehmenden Ermüdung  der  Zugthiere  durch  allmähliche  Ab- 
nahme der  Steigung  Rechnung  zu  tragen  sei,  unter  Anführung 
des  Verses: 

„Wenn  man’s  so  hört,  möcht's  leidlich  scheinen, 

„Steht  aber  doch  immer  schief  darum.“ 
entgegen  und  beweist,  dass  die  allmähliche  Abnahme  der 
Steigung  ebeu  so  gut  ein  verlorenes  Gefälle  sei,  wie  eine  un- 
nütz überschrittene  Höhe. 

Es  werden  dann  die  zweckmässigsten  Steigungsverhältnisse 
für  Brückenrampen  und  Eisenbahnübergänge  und  die  Opfer, 
die  die  Volks wirthschaft  durch  die  Anlage  derselben  erleidet, 


15 


ermittelt.  Zum  Schluss  werden  die  Resultate  auf  einige  Aus-  I 
fülirungen  praktisch  angewendet  und  die  betreffenden  Rech- 
nungen dnrehgeführt. 

4)  Ueber  die  im  fliessendeu  Wasser  suspendirt 
enthaltenen  Sinkstoffe,  vom  verstorbenen  Baurath  B 1 o h m. 

Die  Feststellung  der  chemischen  und  physikalischen  Eigen- 
schaften, sowie  der  Menge  der  Sinkstoffe  einer  grossen  An- 
zahl von  Flüssen,  namentlich  der  Elbe  und  des  Rheins,  wird 
mitgctheilt  und  kritisch  beleuchtet.  Es  mag  hier  angeführt 
werden,  dass  nach  Regnault  der  befruchtende  Schlamm  des 
Nils  48  % Thonerde,  18  % kohlensauren  Kalk,  9 % Kohlen- 
stoff, 6 % Eisenoxyd,  4 % kohlensaure  Magnesia,  4 % Kiesel- 
erde und  11  % Wasser  enthält. 

Durch  viele  Versuche,  die  seit  dem  Jahre  1837  an  der 
Elbe  angestellt  worden  und  tabellarisch  zusammengestellt  sind, 
wird  der  Einfluss  des  Steigens  und  Fallens  der  Flüsse  auf  die 
Menge  der  Sinkstoffe  nachgewiesen.  Zum  Schluss  wird  fest- 
gestellt, dass  die  Elbe  im  Durchschnitt  5 Kub.'  Erdtheilcken 
in  einer  Sekunde  abführt.  In  einem  Jahre  gesammelt,  würden 
dieselben  ausreichen,  um  eine  Quadratmeile  3 Zoll  hoch  zu 
überdecken.  Gbs. 

(Fortsetzung  folgt.) 


P ersonal  - Nachrichten. 

Dem  kommiss.  teehn.  Mitgl.  d.  Direktion  d.  Westfälischen  Eisen- 
bahn, Eisenbahn -Bau -Inspektor  Kecker  zu  Münster,  ist  der  Cha- 


rakter als  Bau -Rath  verliehen  worden.  — Der  Eisen  bahn -Bau- 
meister Thiele  zu  Landsberg  a.  W.  ist  nach  Berlin  versetzt  und 
die  früher  angeordnete  Versetzung  desselben  nach  Eihing  zurück- 
genommen worden, 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Baumeister  werden  zur  Leitung  von  Chausseebau- 
ten im  Regierungsbezirk  Königsberg  mit  60  Tlilr.  Diäten  und 
30  Tblr.  Reisegeldern  pro  Monat  gesucht.  Näheres  durch  Baufüh- 
rer Maier,  Oranienstr.  No.  67. 

2.  Für  circa  12  Bauführer  kann  dauernde  Beschäftigung 
nachgewiesen  werden.  Meldungen  unter  der  Chiffre  B.  C.  befördert 
die  Expedition. 

3.  Feldmesser  und  Feldmesser-Gehülfen,  die  bereits 
bei  Eisenbahnarbeiten  thätig  gewesen  sind,  finden  dauernde  Be- 
schäftigung. Meldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  bei  der 
Königl.  Direktion  der  Ostbahn  in  Bromberg. 

4.  Ein  Architekt,  welcher  Bauzeichnungen  sauber  anfertigt 
und  mit  Aufstellung  von  Kostenanschlägen  genau  Bescheid  weiss, 
findet  dauernde  Beschäftigung.  Näheres  beim  Garten -Inspektor 
Bouclie,  Potsdamerstr.  No.  75.,  Morgens  bis  9 Uhr. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hr.  W.  in  Oldenburg.  Das  Referat  über  die  Organisation 
des  Bauwesens  in  Oldenburg  nehmen  wir  mit  Dank  an. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  in  Flensburg, 
v.  F.  in  Stettin,  D.  in  Berlin,  B.  in  Magdeburg,  L.  in  Ber- 
lin, W.  in  Oldenburg,  S.  in  Florenz,  L.  in  Berlin. 


Architekten -Verein  zn  Berlin. 

Tagesordnung  für  die  Versammlung  am  Sonnabend 
den  11.  Januar  1868: 

1)  Vortrag  des  Herrn  Adler. 

2)  Vortrag  des  Herrn  Schmieden  über  das  Konkurrenz-Pro- 
jekt des  Herrn  Hasenauer  zum  Bau  eines  neuen  Museums  in  Wien. 


Das  Projekt  des  Herrn  Hasenauer  ist  nur  noch  bis  Ende 
dieser  Woche  im  Vereinslokal  aufgestellt. 


Ein  Exemplar  der  neuen  Bibliothek -Ordnung  wird  durch 
den  Vereinsboten  jedem  Mitgliede  bei  Ueberreichung  der  Beitrags- 
quittung zugestellt  werden.  Dieselbe  ist  laut  Beschluss  der  letzten 
Hauptversammlung  am  Mittwoch  den  8.  d.  M.  in  Kraft  getreten 
und  ist  danach  die  Bibliothek  täglich  mit  Ausnahme  der  Sonn-  und 
Festtage  von  9 — 1 Uhr  Vormittags  und  3 — 8 Uhr  Abends  sowohl 
für  die  Benutzung  der  Werke  im  Lokal,  als  auch  zur  Entnahme 
derselben  für  den  häuslichen  Gebrauch  geöffnet. 


Für  die  Zeit  bis  zum  20.  Februar  d.  J.,  während  welcher  Herr 
Boeckmann  verreist  ist,  hat  Herr  Professor  Adler,  Friedrichs- 
Strasse  Nr.  11,  den  Vorsitz  und  die  Leitung  der  Geschäfte  des  Ver- 
eins übernommen;  es  wird  daher  gebeten,  während  dieser  Zeit  Zu- 
sendungen in  Vereinsangelegenheiten  direkt  an  denselben  gelangen 
zu  lassen. 

Ein  junger  Zimmermeister  wünscht  eine  Anstellung  als  Ge- 
schäftsführer in  einem  Zimmereigeschä't  oder  zur  Beaufsichtigung 
bei  Bauausführungen. 

„JliOTliV*' 

Das  Motiv  feiert  sein 

Weihnachtsfest 

nicht  am  Sonnabend  den  18.  Januar  1868,  sondern  am 

Sonnabend  den  25.  Januar  1868. 


Seine  Verlobung  mit  Fräulein  Hedwig  Küster  zeigt  Freunden 
und  Bekannten  ergebenst  an. 

Emil  Breidsprecher, 

Kalkofen  (Insel  Wollin),  Baumeister, 

den  1.  Januar  1868. 


Heue  Berliner  TerbiiKiiuigshalin. 

Die  Lieferung  von 

1200  Schachtruthen  Mauersand 

soll,  in  4 Loose  getheilt,  im  Wege  der  Submission  verdungen  werden. 

Die  bezüglichen  Bedingungen  liegen  in  unserm  Baubureau, 
Köpnickerstrasse  29,  zur  Einsicht  offen;  auch  können  daselbst  Kopien 
derselben  gegen  Erstattung  der  Kosten  in  Empfang  genommen 
werden. 

Anerbietungen  sind  versiegelt  und  mit  der  Aufschrift: 

,, Offerte  zur  Lieferung  von  Mauersand“ 
versehen  bis  zu  dem  auf  Montag  den  20.  Januar  1868  Vormittags 
10  Uhr  anberaumten  Termin  portofrei  an  uns  einzusenden,  zu 
welcher  Zeit  die  Entsiegelung  derselben  in  Gegenwart  der  etwa 
erschienenen  Submittenten  vorgenommen  wird. 

Berlin,  den  27.  Dezember  1867. 

Uönigliclu1  IMreUliitn  der  liederschlesi^cli- 
HlärhiMrEien  IFiseBBSmliB» 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 


Ein  junger  Zimmermeister,  der  im  Zeichnen  und  Veranschlagen 
geübt,  auch  mit  der  kaufmännischen  Buchführung  vertraut  ist,  sucht 
unter  bescheidenen  Ansprüchen  als  Geschäfts  - oder  Bauführender, 
oder  in  einem  Bureau  ein  Unterkommen.  Gef.  Offerten  erbittet 
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Land-,  Garten-,  Stations-  und  Schweizerhäuser,  Villen  etc.  Fa- 
nden, Grundrisse  und  Details,  in  Heften  ä 6 Blatt  in  Farben- 
druck, gezeichnet  von  Adolph  Hänle,  Architekt.  Heft  I bis  V. 
ä Thlr.  2.  24. 

Allilliil  des  schweizerischen  Architekten -Vereins.  Eine  Sammlung 
ausgeführter  Gebäude  mit  Berücksichtigung  der  Details  und  Kon- 
struktionen. In  Kupfer  gestochen  und  heransgegeb  von  J.  Kel- 
ler, Architekt.  Thlr.  1.  2. 

kram III,  Land-  und  Gartenhäuser  in  Holzarchitektur,  mit  Details 
und  Grundrissen,  in  Farbendruck.  1.  u.  2.  Heft  ä Thlr.  2.  20. 

Her  IdeeilfTClillil.  Line  Sammlung  der  verschiedenartigsten  Ent- 
wmle^  zu  städtischen  und  ländlichen  Wohnhäusern,  zu  Garten- 
und  Scliweizerhäuserrr,  zu  Villen,  Veranden,  Erkerfenstern  und 
Ladendekorationen,  Enten-,  Schwanen-,  Tauben-  und  Vogelhäus- 
chen, Laubgängen,  lerrassen,  Hausthürüberdachungen,  Stations- 
und Brunnenhäuschen,  zu  Portierlogen,  Musiktempeln,  Belvederes 
und  Gartenanlagen,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Holzarchitektur 
und  Details,  zum  Gebrauche  für  Architekten,  Bautechniker,  sowie 
für  Gewerbe-  und  technische  Schulen.  Entworfen  und  gezeichnet 
von  A.  Hänle,  Architekt,  ln  zwanglosen  Heften  ä 6 Blatt  in 
Farbendruck.  Heft  1— -6  ä Thlr.  1.  12. 


Lcj'bold  , Entwürfe  zu  Land-  und  Gartenhäusern,  Brunnenanlagen 
u.  s.  w.  zum  Gebrauch  für  Bauhandwerker  und  an  technischen 
Schulen.  Farbendruck.  I bis  IV.  Heft  ä Thlr.  2.  24. 

Müller,  praktisch  ausgeführte  Gesimse  für  Stukkatoren,  Schreiner, 
Steinhauer,  Gewerbeschulen.  9 Blatt  gr.  fol.  Thlr.  1.  12. 

Ortlier,  Detailzeichnungen  im  Schweizer  Holzstyl  zu  Land-  und 
Gartenhäusern  etc.  1 — 4 Heft  ä Sgr.  22. 

Palais  des  Reichsgrafen  zu  Lippe  in  München,  in  Stahl  gestochen, 
in  Farben.  Sgr.  12. 

Sammlung,  ausgeführter  Landhäuser  im  Schweizer  Holzstyl,  in 
Farbendruck.  1.  u.  2.  Heft  ä Thlr.  1.  24. 

Architektonische  Studien  theils  ausgefübrter,  theils  projektirter  Ge- 
bäude nebst  Details  und  Konstruktionen  Thlr.  1. 

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Brücken  etc.,  für  technische  Schulen  und  Baumeister.  Neue 
vermehrte  Auflage,  21  Blatt  in  qu.-fol.  mit  1 Bdchn.  erklärendem 
Text.  Thlr.  4.  8. 

Zenetti,  architekt.  Details,  Gesimse  aller  Art.  1.  Heft  Thlr.  1.  18. 

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Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  17.  Januar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  neuen  Häuser  an  derSchleuse  zu  Berlin  (Schluss).  — 
Ueber  die  Grösse  von  Hochbassins  bei  städtischen  Wasserleitungen 
(Schluss).  — Feuilleton:  Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  und  ihr 
Alter.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten-  und  Inge- 

nieur- Verein  in  Böhmen.  — Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Aus 
der  Fachlitteratur:  Notizblatt  des  Deutschen  Vereins  für  Fabri- 
kation von  Ziegeln  etc.  — Konkurrenzen:  Bauten  für  das  Deutsche 
Bundesschiessen  in  Wien.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Die  neuen  Häuser  an  der  Schleuse  zu  Berlin. 

(Schluss.) 


So  lange  die  Passage  von  den  Werderschen  Mühlen 
bis  zur  Jangfernbrücke,  deren  Eindeckung  mit  Glas  erst 
nach  ihrer  gänzlichen  Vollendung  bevorsteht,  nicht  eröffnet 
ist,  steht  es  den  Besitzern  der  angrenzenden  Grundstücke 
frei,  das  Terrain  derselben  als  Hofraum  zu  benutzen. 
Der  durch  ein  stattliches  Portal  ausgezeichnete  Zugang 
zu  derselben  auf  der  Seite  der  Werderschen  Mühlen  ist 
für  die  Dauer  des  Provisoriums  als  Laden  eingerichtet 
worden  und  wird  von  den  gemeinschaftlichen  Besitzern*) 
vermiethet. 

Hierdurch  erklärt  sich  auch  die  für  den  ersten  Blick 
auffallende  Thatsache,  dass  die  beiden  Häuser  daselbst 
vorläufig  eines  würdigen  Einganges  entbehren  und  sich 
mit  den  schmalen  Seitenzugängen  begnügen  müssen.  Wie 
sehr  eine  äusserste  Ausnutzung  des  Raumes  an  dieser 
Stelle  übrigens  gerechtfertigt  ist,  beweisen  die  Preise, 
welche  der  Grundwerth  dort  erlangt  hat,  gegenwärtig 


pro  □');  der  Besitzerin  des  Eckgrundstücks  an  der 
Schleuse  jedoch  ist  ein  bei  weitem  höheres,  5000  Thlr. 
pro  [J°  (343/4  Thlr.  pro  Q')  übersteigendes  Gebot  ge- 
macht worden,  ohne  dass  dasselbe  angenommen  wurde. 

Die  Grundrissdisposition  der  einzelnen  Häuser  bietet 
nichts  Bemerkenswerthes ; das  hervorragendste  Interesse 
beansprucht,  wie  dies  in  solcher  Lage  und  nach  den  an- 
geführten Daten  über  die  Entstehung  des  Baues  nicht 
wohl  anders  sein  konnte,  die  Fa^ade.  In  der  beistehenden 
Skizze  ist  aus  denselben  Gründen  weniger  auf  das  Detail 
derselben  Rücksicht  genommen  worden,  als  auf  das  ge- 
sammte  Architekturbild,  in  welchem  das  „rothe  Schloss“ 
nunmehr  ein  wesentliches  Glied  bildet. 

Die  Fai/aden  sind  in  den  Formen  der  Renaissance 
komponirt;  kräftig  vorspringende  Risalite  zeichnen  die 
Mitte  und  die  Ecken  aus.  Als  Material  ist  in  den  mas- 
siven Theilen  (wie  schon  Eingangs  erwähnt)  eine  Ver- 


wohl  ziemlich  die  höchsten  in  Berlin.  Die  gerichtliche 
laxe  ergab  bei  dem  Securius’schen  Bau  einen  Werth 
von  1500  bis  2000  Thlr.  pro  □»  (ca.  101/,  bis  14  Thlr. 

*)  Die  Grenze  zwischen  den  Grundstücken  von  Karstedt  und 
Kunert  fällt  etwa  in  die  Mitte  des  Portalbaus.  Die  über  demselben 

liegenden  Räumlichkeiten  werden  daher  laut  Vertrag  alle  10  Jahre 
im  Wege  des  Meistgebotes  zwischen  den  Besitzern  verpachtet. 


hindung  von  Nebraer  Sandstein**)  mit  unverputztem 
Backsteinmauerwerk  gewählt  worden,  so  zwar,  dass  der 

**)  Bei  dem  Karstedt-Kunert’schen  Bau  ist  statt  des  Sandsteins 
in  geringen  Flächen  auch  Ziegelmauerwerk  mit  röthlich  gefärbtem 
Zementputz  zur  Anwendung  gekommen;  hei  dem  Securius’schen 
Theile  ist  jedoch  — den  späteren  Bauherren  zur  Nachahmung  — 
ausschliesslich  Sandstein  und  Ziegelrohbau  verwendet. 


18 


Sandstein  ausschliesslich  das  architektonische  Gerüst, 
der  Ziegelrohbau  die  Flächen  bildet.  Eine  besonders 
schwierige  Aufgabe  erwuchs  jedoch  den  Architekten  da- 
durch, dass  bei  diesem  monumentalen  Gebäude  beide  un- 
teren Geschosse  als  Verkaufsläden  mit  grossen  Schaufen- 
stern ausgebildet  werden  mussten.  Sie  haben  dieselbe 
wie  folgt  zu  lösen  gesucht.  Während  in  den  Risaliten 
breite  massive  Pfeiler  die  Schaufenster  begrenzen,  sind  in 
den  langen  Fronten  die  breiten  Oeffnungen  derselben  mit 
den  dazwischen  liegenden  schmaleren  Oeffnungen  der  Laden- 
thüren  so  angeordnet,  dass  die  Kombinationen  der  eisernen 
Stützen,  welche  je  eine  Thür  umfassen,  in  der  Ansicht 
gleichsam  wie  breite  Pfeiler  erscheinen,  zumal  dieselben 
im  ersten  Stockwerk  wirklich  ausgemauert  sind.  Sie  ent- 
halten hier  je  eine  Nische  mit  einer  (vorläufig  noch  feh- 
lenden) Statue.  Es  mag  übrigens  beiläufig  erwähnt  wer- 
den, dass  die  Verglasung  der  Schaufenster  mit  einer 
einzigen  kolossalen  Spiegelscheibe  bei  diesem  Rau,  welcher 
die  grössten  Exemplare  derselben  in  Berlin  enthielt,  auch 
die  Grenze  ihrer  Anwendbarkeit  gefunden  zu  haben  scheint. 
Wenigstens  hat  man,  nachdem  die  12  und  16'  breiten  11' 
hohen  Scheiben  der  Beil-Etage,  die  kein  inneres  Schaufenster 
besitzen,  trotz  aller  Vorsichtsmaassregeln  wiederholt  vom 
Winde  eingedrückt  worden  sind,  aufeine  Erneuerung  derselben 
verzichtet  und  die  Fenster  neuerdings  mit  Sprossen  versehen. 

Die  beiden  unteren,  mit  Läden  versehenen  Stockwerke, 
bei  welchen  übrigens  die  Firmenschilder  durchweg  integri- 
rende  Theile  der  Dekoration  bilden,  sind  mit  einer,  bis 
zum  Vorsprunge  der  Risalite  auf  Konsolen  ausgekragten 
Gallerie  abgeschlossen,  welche  ein  reiches,  bronzirtes  Ei- 
sengeländer erhalten  hat.  Darüber  folgen  2 Geschosse 
mit  gewöhnlichen  Wohnräumen,  das  untere  durch  einfache 
Lisenen,  das  obere  durch  eine  Pilasterstellung  getheilt. 
Ein  reiches  Hauptgesims  mit  Balustrade,  auf  deren  Posta- 
menten der  Figurenschmuck  zum  grossen  Nachtheile  des 
ästhetischen  Gesammteindrucks  gegenwärtig  noch  fehlt, 
krönt  das  Ganze. 

Was  endlich  die  Bauausführung  an  und  für  sich  be- 
trifft, so  gewährt  dieselbe  noch  ein  besonderes  technisches 
Interesse  durch  die  in  diesem  Falle  aussergewöhnlich 
schwierige  Fundirung. 

Der  gute  Baugrund  lag  auf  der  Schleusenseite  etwa 
18'  tief,  am  Schlossplätze  etwa  12'  tief,  in  der  Mitte  aber 
45'  bis  48'  tief  unter  dem  Strassenpflaster,  während  der 
mittlere  Wasserstand  des  Mühlengrabens  etwa  9'  unter 


FEUILLETON. 

Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  mul  ihr  Alter. 

Wohl  selten  hat  eine  Frage  rein  wissenschaftlichen, 
ja  sogar  speziell  archäologischen  Inhaltes  mit  dem  Inter- 
esse der  Forscher  zugleich  das  des  grösseren  Publikums 
so  sehr  angeregt,  wie  die  Pfahlbautenfrage.  Es  mag  dies 
wohl  seinen  Grund  darin  haben,  dass  es  einen  eigenthiim- 
liehen  Reiz  gewähren  musste,  durch  die  Pfahlbauten  einen 
Blick  in  eine  untergegangene  Kultur  weit  des  eigenen  Vol- 
kes werfen  zu  können  und  in  der  Phantasie  ein  bisher 
nicht  geahntes  Leben  der  Urzeit  erstehen  zu  lassen;  jeden- 
falls war  ein  Jeder,  der  sich  damit  beschäftigt,  wenn  viel- 
leicht auch  unbewusst,  von  der  Wichtigkeit  der  Pfahl- 
bauten überzeugt.  Eröffneten  diese  doch  mit  einem  Male 
ein  so  ganz  neues  Gesichtsfeld,  dass  selbst  die  Alterthums- 
forscher  nicht  wussten,  was  sie  aus  ihnen  machen  sollten, 
namentlich  welchem  Volke  oder  welchem  Zeitalter  sie  die- 
selben zuzuschreiben  hätten.  Leider  suchte  man  die  neue 
Entdeckung  in  ein  altes,  liebgewonnenes  System,  welches 
das  Alter  von  Ausgrabungsgegenständen  nach  dem  Mate- 
rial, ob  Stein,  Bronze  oder  Eisen,  bemisst,  hineinzuzwän- 
gen; dazu  kam  der  verderbliche  Einfluss  des  so  tief  ein- 
gewurzelten Bestrebens,  Gegenstände  der  Alterthumskunde 
in  ein  recht  hohes  Alter  zu  versetzen,  so  dass  man  zu 
ganz  eigenthümlichen  Resultaten  gelangte.  Die  Pfahl- 
bauten mussten  einer  dunkeln  Urzeit  angehören,  man 
rechnete  für  dieselben  ein  Alter  von  5 — 6000  Jahren 


demselben  liegt.  Hierzu  kam,  dass  es  einerseits  Aufgabe 
war,  auf  dem  beschränkten  Bauplatze  und  ohne  feste  Stütz- 
punkte die  schlecht  fundamentirten,  stets  mit  Einsturz 
drohenden  Nachbargebäude  zu  sichern,  andrerseits,  dass 
in  dem  Grunde  eine  aussergewöhnliche  Menge  alter  Fun- 
damentreste beseitigt  werden  musste.  Ausser  den  Pfahl- 
rosten, auf  welchen  die  abgebrochenen  Häuser  der  Stech- 
bahn gestanden  hatten,  fanden  sich  grade  an  den  Stellen, 
wo  der  gute  Baugrund  am  Tiefsten  lag,  Substruktionen, 
welche  der  ältesten  Zeit  Berlins  angehören  mussten  (wahr- 
scheinlich von  Festungswerken),  aus  flachgestreckten  Bäu- 
men, an  denen  die  Zweige  nur  kurz  abgestutzt  waren, 
mit  darauf  geworfenen  kolossalen  Feldsteinen  bestehend. 
Die  anfänglich  begonnene  Brunnen-  und  Kastenfundirung 
musste  daher  stellenweise,  namentlich  in  der  Nähe  des 
Grabens,  aufgegeben  und  durch  einen  Pfahlrost  ersetzt 
werden. 

In  den  Theilen,  welche  unmittelbar  über  dem  Graben 
stehen,  wurde  die  Arbeit  durch  die  von  der  Behörde  auf- 
erlegten Beschränkungen  sehr  erschwert.  Nicht  nur,  dass 
es  nur  mit  äusserster  Mühe  gelang,  die  Erlaubniss  zur 
Aufstellung  von  5 Reihen  eiserner  Säulen  in  demselben 
zu  erhalten  — (um  den  Wasserzufluss  nicht  zu  hemmen, 
sollten  nur  3 Reihen  gestattet  werden)  — auch  das  Fun- 
dament durfte  nur  bis  zur  Grabensohle,  etwa  5'  3"  unter 
Wasser,  geführt  werden,  so  dass  die  Verholmung  der  Pfähle 
und  das  Aufstellen  der  Eisensäulen  nur  innerhalb  Fange- 
dämmen, welche  des  Mühlenzuflusses  wegen  stückweise 
ausgeführt  werden  mussten,  erfolgen  konnte. 

Dass  die  mittleren  Theile  des  Baus  auf  Pfahlrost,  die 
beiden  Flügel  auf  Brunnen  und  Kasten  stehen,  ist  übrigens 
nicht  ohne  schädliche  Folgen  geblieben,  da  der  mittlere 
Theil  sich  um  etwa  \l/%"  gegen  die  gleichzeitig  aufge- 
führten Seiten  gesetzt  hat,  was  einem  scharfen  Auge  nicht 
entgehen  kann.  Dieses  Setzen  ist  offenbar  dadurch  erfolgt, 
dass  die  Holme,  sowie  der  eichene  Bohlenbelag  des  Pfahl- 
rostes, auf  dem  die  eisernen  Säulen  mit  ihren  Grundplatten 
stehen,  sich  zusammengedrückt  haben,  und  hätte  sich  viel- 
leicht verringern  lassen,  wrenn  man  die  Holme  neben  die 
Pfähle  gelegt  und  mit  diesen  verschraubt  hätte.  Aber 
einmal  gestattete  die  aussergewöhnliche  Beschränktheit  des 
Raumes  überhaupt  keine  sehr  genaue  Arbeit,  andererseits 
hätte  die  Baugrube  zu  diesem  Zwecke  um  noch  15  bis 
16''  vertieft  werden  müssen,  was  in  dem  aus  völligem  Mo- 
rast bestehenden  Boden  und  unter  dem  starken  Wasser- 

heraus,  mit  Hülfe  der  Geologie  wollte  man  sogar  noch 
weiter  zurückgehen;  Völker,  die  sich  noch  in  einem  ge- 
wissen Stadium  des  Wildheitszustandes  befanden,  wie  man 
sich  eben  solche  Steinmenschen  dachte,  hatten  die  See- 
wohuungen  zu  dem  Zwrecke  erbaut,  um  grössere  Sicher- 
heit vor  einfallenden  Feinden  oder  vor  wilden  Thieren  zu 
erlangen.  Es  war  also  ein  Volk,  welches  das  seltsamste 
Leben  geführt  und  doch  Jahrtausende  hindurch  die  Pfahl- 
bauten bewohnt  haben  musste,  um  hier  die  verschiedenen 
Kulturstufen  bis  zur  Eisenzeit  zu  erleben;  oder  man  zau- 
berte neue  Völker  herbei,  die  erschienen  und  wieder  ver- 
schwanden, je  nachdem  man  es  zur  Aufklärung  eines  auf- 
fallenden Umstandes  gebrauchte.  Ja  mau  ist  sogar  so 
weit  gegangen,  in  der  Phantasie  die  Pfahlhütte  bis  in  das 
kleinste  Detail  weder  aufzubauen  und  Tage  aus  dem 
Leben  eines  Pfahlbau -Bewohners  zu  beschreiben,  selbst 
durch  Illustrationen  zu  veranschaulichen. 

Monumente  aber  und  Ueberreste  jeder  Art  aus  ver- 
gangenen Zeiten  wollen  zunächst  aus  sich  selbst  heraus 
erklärt  seiu,  durch  vorgefasste  Meinungen  muss  jede  For- 
schung irre  geführt  und  die  Sache  selbst  verdunkelt 
werden;  nur  mit  unbefangenem,  selbstständigen  Sitme, 
aber  auf  kritisch  vergleichendem  Wege,  kann  man  zu 
sicheren  Resultaten  gelangen  und  auf  diese  gestützt  das 
lebendige  Thun  und  Treiben  der  Völker  aus  längst  ver- 
gangener Zeit  vor  dem  Blick  erstehen  lassen.  Bei  der 
Pfahlbautenfrage  ist  erst  in  neuester  Zeit  der  Weg  einge- 
schlagen worden,  die  Alterthümer  durch  sich  selbst  reden 
zu  lassen  und  die  vergleichende  Methode  auf  sie  anzu- 
wenden, wodurch  man  hier  zu  ganz  überraschenden  und 
einfachen  Resultaten  gelangt  ist.  Dieses  V erdienst  ge- 


19 


drucke  ausserordentlich  kostspielig  und  zeitraubend  ge- 
wesen wäre.  Auch  hatte  man  allerdings  — beim  Mangel 
genügender  Erfahrungsangaben  — eine  so  starke  Kom- 
pression des  Holzes  nicht  erwartet  — geschweige  denn, 
dass  es  möglich  gewesen  wäre,  ihr  vollständig  zu  begegnen, 
da  sie  völlig  ungleichmässig  erfolgte.  Es  dürfte  übrigens 
von  Interesse  sein,  dass  die  Senkung  hauptsächlich  bereits 
durch  das  Gewicht  des  nur  17'  hohen  Erdgeschosses  ver- 
anlasst ist.  Bei  dem  nächstfolgenden  Stockwerke,  das 
sehr  vorsichtig  ausgeführt  wurde,  war  sie  kaum  noch  be- 
merkbar und  verschwand  demnächst  so  vollständig,  dass 
Hauptgesims  und  Balustrade  vollkommen  in  der  Wage  liegen. 

Die  vorstehenden  kurzen  Angaben  deuten  übrigens 
die  interessanten  Erfahrungen,  die  bei  dieser  Fundirung 
gemacht  wurden,  kaum  an,  so  dass  ein  besonderer  Bericht 
über  dieselben  Vorbehalten  bleibt.  Namentlich  dürfte  auch 
die  Anlage  der  doppelten  Kellereien,  die  in  dem  Kunert- 
schen  Hause  unterhalb  des  Wasserspiegels  ausgeführt  wor- 
den sind,  Erwähnung  verdienen. 

Bei  den  Fundirungsarbeiten  haben  sich  die  Lokomo- 
bilen und  Kreiselpumpen  von  Wentz  in  Berlin,  sowie 
die  Dampframme  von  Kessler  & Sohn  in  Greifswald 
auf  das  Yortheilhafteste  bewährt.  — Die  Maurerarbeiten 
sind  von  Da  mm  ey  er  und  Rabitz,  die  Zimmerarbeiten 
von  Barraud  und  Baltz  ausgeführt.  Die  Sandsteinar- 
beiten haben  Thieme  & Me tzing  in  Berlin,  sowie  Mer- 
kel in  Halle  a.  d.  S.,  die  Verblendziegel  und  Formsachen 
Lessing  in  Hermsdorf  und  March  in  Charlottenburg 
geliefert.  

lieber  die  Grösse  von  Hochbassins  bei  städtischen 
Wasserleitungen. 

(Schluss.) 

Diese  Grösse  des  Hochbassins  würde  auch  für  solche 
Wasserleitungen  genügen,  welche  nach  dem  oben  unter 
2.)  angeführten  Schema  angelegt  sind.  Das  Arbeitsrechteck 
würde  sich  hier  auf  die  gleichförmige  Leistung  der  Filter 
beziehen. 

Wenngleich  sich  die  Anlegung  von  Maschinen  für 
ununterbrochene  Arbeitszeit  durch  die  geringeren  Anlage- 
kosten empfiehlt,  berechnet  man  dennoch  solche  Maschinen 
meist  für  eine  kürzere,  und  zwar  gewöhnlich  12stündige 
Arbeitszeit,  weil  man  dadurch  nicht  allein  ein  doppeltes 
Personal  erspart,  sondern  auch  ein  bequemes  Mittel  in 
der  Hand  behält,  eine  mit  den  steigenden  Ansprüchen  an 

bührt  einem  kürzlich  erschienenen  Werke*)  des  Dr.  Pall- 
mann, über  welches  hier  auszugsweise  ein  Referat  gege- 
ben werden  soll,  um  den  Standpunkt,  den  die  Forschung 
gegenwärtig  zur  Pfahlbautenfrage  einnimmt,  darzulegen. 

Was  zunächst  das  Historische  der  Frage  betrifft,  so 
wurde  dieselbe  bekanntlich  angeregt,  als  im  Jahre  1854 
im  Züricher- See  bei  Meilen  reihenweise  und  regelmässig 
neben  einander  stehende  Pfähle  aufgefunden  wurden, 
zwischen  denen  man  verschiedene  Gegenstände,  nament- 
lich Steingeräth,  heraus  grub,  wodurch  man  auf  die  Ver- 
muthung  kam,  dass  man  es  hier  mit  Menschenwohnungen, 
die  ehemals  im  See  gestanden,  zu  thun  habe.  Sobald 
dies  bekannt  wurde,  zeigte  sich,  dass  man  schon  in  frü- 
heren Jahren  an  verschiedenen  Orten  in  den  Schweizer- 
seen dergleichen  Pfähle  gefunden,  sie  aber  theils  nicht 
beachtet,  theils  für  Reste  römischer  Ansiedlungen  gehalten 
hatte.  Es  wurden  daher  jetzt  in  der  Schweiz  allent- 

halben Nachforschungen  nach  ähnlichen  Bauten  angestellt, 
und  entdeckte  man  mehre  Ansiedlungen  im  Bieler  See; 
ferner  wurden  im  Neuenburger-  und  Genfer-See,  in 
letzterem  bis  zum  Jahre  1858  an  24  verschiedenen  Stel- 
len, dann  im  Moosseedorf- See  unweit  Bern,  bei  Roben- 
hausen und  Wangen,  im  Ganzen  in  mehr  als  20  Schei- 
zerseen  Pfahlbauten  aufgefunden.  Die  Zahl  der  bis  jetzt 
in  der  Schweiz  entdeckten  Pfahldörfer  berechnet  man  auf 
200,  und  was  den  Umfang  eines  solchen  Pfahldorfes  be- 
it illt,  so  hat  man  für  Wangen  allein  bis  jetzt  an  50000 
Pfähle  herausgerechnet,  für  andere  Dörfer  eine  Ausdeli- 

*)  Die  Pfahlbauten  und  ihre  Bewohner.  Eine  Darstellung  der 
.Kultur  und  des  Handels  der  europäischen  Vorzeit.  Von  Dr  R 
Pallmann.  Greifswald  1866. 


die  Wasserleitung  später  nöthig  werdende  Vergrösserung 
der  Maschinen  an  läge  hinauszuschieben.  Beträgt  nun  die 
Arbeitszeit  der  Maschinen  weniger  als  24  Stunden,  so  ent- 
stehen im  Diagramm  Arbeitsrechtecke  von  kleinerer  Grund- 
linie, aber  um  so  grösserer  Höhe.  Man  sieht,  dass  es 
dann  nicht  gleichgültig  ist,  innerhalb  welcher  Tagesstunden 
man  arbeitet,  dass  vielmehr  diejenige  Lage  des  Rechtecks 
die  günstigste  sein  wird,  welche  den  grössten  Theil  jener 
unregelmässigen  Konsumsfläche  bedeckt.  Für  12  ständige 
Arbeitszeit  ist  die  Zeit  von  6 bis  6 Uhr  in  dieser  Bezie- 
hung am  günstigsten.  Es  ergiebt  sich  für  diesen  Fall 
.«t  rot.  3/10  (). 

Bei  grösseren  Wasserleitungen,  bei  denen  man  ohne- 
hin die  ganze  Arbeit  auf  mehre  Maschinen  vertheilt,  kann 
man  den  Fassungsraum  des  Hochbassins  noch  bedeutend 
unter  dieser  Grösse  ermässigen,  da  man  durch  Ingang- 
setzung einer  oder  mehrer  Maschinen  zugleich,  sowie  durch 
Veränderung  ihrer  Geschwindigkeit  die  Wasserförderung 
in  jeder  Stunde  dem  Konsum  anzupassen  im  Stande  ist. 
Was  man  indessen  dadurch  an  Anlagekosten  für  das  Hoch- 
bassin erspart,  wird  durch  die  Mehrkosten  für  die  Ma- 
schinen aufgewogen , weil  die  Summe  der  Pferdekräfte 
aller  vorhandenen  Maschinen  grösser  ist,  als  diejenige, 
welche  bei  ununterbrochener  Inanspruchnahme  aller  Ma- 
schinen erforderlich  wäre.  Es  giebt  indessen  mehre  Was- 
serleitungen, bei  denen  man  wegen  der  enormen  Kosten, 
welche  die  Etablirung  eines  grossen  Hochbassins  verur- 
sacht hätte,  dieses  Auskunftsmittel  für  geboten  erachtete 
und  sich  sogar  nur  mit  einem  Standrohr  begnügte.  Bei 
allen  diesen  Anlagen  werden  die  Kosten  für  die  hierdurch 
mehr  erforderlichen  Maschinen  durch  die  Aufstellung  von 
Maschinen  verschiedener  Grösse  auf  ein  Minimum  reduzirt. 

So  besitzen  z.  B.  die  Southwark  & Vauxhall-Water- 
works  in  ihrer  Hauptstation  in  der  Nähe  des  Battersea 
Park  3 Standrohre  von  140'  Höhe  und  G Maschinen, 
nämlich  eine  mit  1 12"  Zylinderdurchmesser  und  10'  Hub, 
eine  mit  64"  Zylinderdurchmesser  und  1 1 */2 r Hub,  zwei 
mit  55"  Zylinderdurchmesser  und  8'  Hub,  eine  mit  68" 
Zylinderdurchmesser  und  10'  Hub  und  eine  mit  70"  Zy- 
linderdurchmesser und  10'  Hub.  Letztere  ist  eine  einfach 
und  direkt  wirkende,  sogenannte  Bull  Engine,  während 
die  übrigen  einfach  wirkende  Balanciermaschinen  sind. 
Das  geförderte  Wasserquantum  betrug  im  August  vorigen 
Jahres  100  Millionen  Gallons  per  Woche  oder  2,100,000 
Kubikfuss  preuss.  per  Tag. 

nung  von  120000  und  1 60000  [^]  Fuss;  zuweilen  sind  die 
Pfahldörfer  auf  ungefähr  300  Hütten  zu  schätzen,  was  einer 
Bevölkerung  von  etwa  1000  Einwohnern  entsprechen  könnte. 
Was  dann  die  Pfahlbauten  ausserhalb  der  Schweiz  betrifft,  so 
kam  zunächst  aus  Irland  die  Kunde  von  künstlichen  Pfahl- 
werksinseln (Crannoges  genannt),  welche  der  irische 
Alterthumsforscher  Wilde  schon  im  Jahre  1836  entdeckt 
hatte;  derselbe  hatte  zugleich  die  Ansicht  ausgesprochen, 
dass  diese  völlig  isolirten  Plätze  als  Zufluchtsürter  be- 
trachtet werden  müssten  oder  als  Festungen  von  Räubern, 
welche  Vieh  und  andere  Beute  hier  in  Sicherheit  brachten. 
Wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  sind  diese  Crannoges 
nicht  zu  den  eigentlichen  Pfahlbauten  zu  rechnen,  da  sie 
einem  ganz  anderen  Zwecke  dienten,  als  die  Pfahlbauten 
der  Schweiz.  In  ein  graues  Alter  mögen  sie  vielleicht 
hineinreichen,  sie  gehören  aber  sicher  auch  noch  der  his- 
torischen Zeit  an,  denn  in  irischen  Annalen  findet  sich 
schon  im  Jahre  848  ein  Crannoge  erwähnt,  und  durch  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  spielen  sie  in  den  Fehden  der 
irischen  Häuptlinge  eine  Rolle.  Diese  bauten  und  be- 
nutzten solche  Crannoges  als  ihre  Festungen:  was  im 
Mittelalter  die  Raubschlösser  auf  den  Bergen  des  Fest- 
landes, das  waren  in  Irland  die  Crannoges  auf  den  Inseln. 

Aus  dem  Norden  Englands  liefen  gleichfalls  Berichte 
über  Pfahlbauten  ein,  desgleichen  traten  in  Savoyen  Spu- 
ren von  solchen  zu  Tage,  auch  in  Deutschland  auf  der 
nördlichen  Seite  des  Bodensees.  An  diese  bis  1858  mit 
Pfahlbauten  hervortretenden  Länder  reihte  sich  seitdem 
zunächst  das  der  Schweiz  benachbarte  Ober -Italien  an, 
ferner  wurden  weitere  Pfahlbauten  in  Baiern  im  Staren- 
berger-  und  Chiem-See  entdeckt,  auch  iu  Mähren  glaubte 


20 


D ie  East  London  Waterworks  arbeiten  in  ihrer  Ilaupt- 
station  in  Oldford  ebenfalls  in  Standpipes  von  durchschnitt- 
lich 100'  Höhe.  Auch  hier  sind  0 Maschinen  ver- 
schiedener Grosse  im  Betriebe,  und  zwar  ausser  zwei  alten 
Watt’schen  Maschinen  von  je  36"  Zyl.-Durehm.  und  8' 
Hub,  eine  (Herkules)  mit  100"  Zyl.-Durchm.  und  10'  Hub, 
eine  (Cornish)  mit  80"  Zyl.-I)urchm.  und  10'  Hub,  eine 
(Ajax)  mit  70"  Zyl.-Durchm.  und  10'  Hub,  und  endlich 
die  berühmte  Wicksteed  Engine  von  Messrs.  Sandys,  Carne 
& Vivian  of  the  Copper  House  Foundry,  Hayle,  Corn- 
wall, gebaut,  mit  90"  Zyl.-Durchm.  und  11'  Hub.  Die 
Wasserförderung  betrug  hier  im  August  v.  J.  angeblich 
140  Millionen  Gallons  per  Woche,  oder  fast  3 Millionen 
Kuh.'  preuss.  per  Tag. 

Die  Grand -Funktion  Waterworks  bei  Ivew-Bridge 
haben  ein  Standrohr  von  240'  Höhe  und  3 einfach-wir- 
kende  Balanciermaschinen  mit  64"  Zyl.-Durchm.  und  8' 
Hub,  eine  Bull  Engine  mit  70"  Zyl.-Durchm.  und  10'  Hub, 
und  eine  einfach  wirkende  Balanciermaschine  von  90"  Zyl.- 
Durchm.  und  11'  Hub.  Die  Wasserförderung  dieser  Sta- 
tion betrug  im  Sommer  v.  J.  angeblich  8 Millionen  Gal- 
lons oder  rot.  1,200,000  Kuh.'  preuss.  per  Tag. 

Oekonomisch  kann  der  Betrieb  solcher  Anlagen  nie- 
mals sein,  weil  es  nicht  möglich  ist,  die  Lieferung  der 
Maschinen  der  Konsumskurfe,  dieselbe  möge  beschaffen 
sein,  wie  sie  wolle,  genau  anzupassen.  Selbst  bei  der 
aufmerksamsten  Regulirung  der  einzelnen  Maschinen  schmie- 
gen sich  die  Arbeitsrechtecke  immer  nur  in  treppenför- 
migen Absätzen  an  jene  Kurve  an.  Unter  solchen  un- 
günstigen Verhältnissen  arbeitet  auch  die  Berliner  Wasser- 
leitung, welche  wie  bekannt,  nur  ein  Standrohr  besitzt. 
Der  Mangel  einer  natürlichen  Erhebung  von  hinreichender 
Höhe  in  der  Nähe  Berlins  liess  die  Etablirung  eines  Hoch- 
reservoirs unausführbar  erscheinen.  Man  legte  indessen 
neben  dem  Standrohr  auf  dem  Terrain  des  Windmühlen- 
berges ein  gemauertes  Reservoir  an,  welches  wenigstens 
für  den  Nachtdienst,  innerhalb  dessen  wegen  des  gerin- 
geren Konsums  die  Widerstandshöhe  in  dem  Strassennetz 
kleiner  ist,  hoch  genug  liegt,  und  fängt  darin  das  während 
des  Tagdienstes  aus  dem  Standrohr  übertliessende  Wasser, 
um  die  zur  Hebung  desselben  aufgewendete  Arbeit  nicht 
ganz  zu  verlieren.  Oh  die  Anlage  sich  nicht  noch  vor- 
theilhafter  gestalten  lässt,  dürfte  bei  der  in  kürzerer  oder 
längerer  Zeit  bevorstehenden  Regulirung  der  Wasserver- 
sorgung Berlins  zu  berücksichtigen  sein. 

man  bei  Troppau  und  Olmütz  Pfahlbaureste  gefunden  zu 
haben,  doch  sind  dieselben  als  solche  noch  nicht  sicher 
verbürgt.  In  Frankreich  hat  man  an  der  Meurthe,  einem 
Nebenfluss  der  Mosel,  Pfahlbauten  aufgefunden,  welche 
vielleicht  als  ein  Beispiel  von  Fluss -Pfahlbauten  anzusehen 
sind.  In  Meklenburg  sind  seit  dem  Jahre  1863  mehre 
Pfahlbautenanlagen  als  solche  konstatirt;  ganz  neuerdings 
sind  auch  in  Preussen  Pfahlbauten  entdeckt,  auf  welche 
etwas  näher  einzugehen  an  dieser  Stelle  wohl  gerechtfer- 
tigt erscheinen  möchte. 

Zuerst  wurden  angeblich  bei  Greifswald  Pfahlbauten 
gefunden  und  zwar  im  Hafen  von  Wieck,  welche  aber 
wohl  nur  als  alte  Bohlwerkspfähle  anzusehen  sind,  denn 
die  verschiedenen  Funde  von  Stein-,  Horn-  und  Bronze- 
sachen können  hier  nicht  maassgebend  sein,  da  sie  in  einen 
Hafen  sehr  leicht  durch  Zufall  in  das  Wasser  gelangt  sein 
können.  Spuren  von  Pfahlbauten  glaubt  man  auf  Rügen 
gefunden  zu  haben,  doch  bedürfen  sie  noch  näherer  Be- 
stätigung; dasselbe  ist  der  Fall  mit  anderen  vorgeblichen 
Pfahlbauten  bei  Clempenow  in  der  Nähe  von  Demmin, 
ferner  an  der  Mündung  der  Crampe  in  s Papen wasser  und 
bei  Koprieben  unweit  Bärwalde  in  Pommern.  Als  sicher 
beglaubigt  erscheinen  dagegen  die  im  Jahre  1865  entdeck- 
ten Pfahlbauten  bei  Lübtow  im  Kreise  Pyritz;  dieselben 
liegen  jetzt  trocken  auf  dem  vormaligen  Grunde  des  Plüne- 
Sees,  wo  die  Pfahlbaustätte  einen  Raum  von  entwa  140 
Schritt  Länge  und  120  Schritt  Breite  einnimmt;  an  Ge- 
rätli  fand  man  hier  Scherben  von  Thongefässen,  Meissei 
von  Stein  und  Bronze,  eine  Masse  von  Wirthsehaftsab- 
fällen  und  in  der  oberen  Fundschicht  auch  Geräthe  von 
Eisen.  Interessanter  noch  als  die  Lübtower  sind  die  an- 


Während  sich  der  Minimal -Inhalt  des  Hochbassins 
oben  auf  0,3  ()  berechnete,  wird  man  übrigens  in  allen 
denjenigen  Fällen,  in  welchen  es  nicht  mit  unverhältniss- 
mässigen  Kosten  verknüpft  ist,  den  Inhalt  des  Iloclibas- 
sins  im  Interesse  des  Betriebes  noch  etwas  grösser  bemes- 
sen; in  jedem  Falle  aber,  und  selbst  bei  dem  Vorhanden- 
sein von  nur  einer  12  Stunden  arbeitenden  Maschine  dürfte 
■f  — 0,4  bis  0,5  (J  genügend  sein.  Auf  eine  spätere  Ver- 
grösserung  der  mit  Wasser  zu  versorgenden  Stadt  darf 
man  dann  nicht  besonders  Rücksicht  nehmen,  wenn  man 
(J  mit  Rücksicht  auf  diese  Eventualität  bemessen  hat. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Aus  dem  7.  Heft  des  2.  Jahrgangs  der  „Mittheilungen1-' 
des  Architekten-  und  Ingenieur  - Vereins  in  Böhmen 
entnehmen  wir  einige  Notizen  über  die  auf  allgemeine  und 
öffentliche  Angelegenheiten  gerichtete  Thätigkeit  desselben. 

Der  in  der  vorjährigen  Hauptversammlung  des  Februar 
angenommene  Entwurf  eines  Tarifs  zur  Entlohnung  architek- 
tonischer und  technischer  Arbeiten,  dessen  schon  in  No.  11 
pag.  98,  Jahrg.  1867  u.  Bl.  erwähnt  wurde,  ist  nunmehr  seinem 
Wortlaute  nach  veröffentlicht.  Der  Tarif  für  das  architekto- 
nische Honorar  schliesst  sich,  abgesehen  von  einigen  Erwei- 
terungen und  Spezialisirungen , ziemlich  eng  an  die  bekannte 
Taxe  des  Vereins  für  Baukunde  in  Stuttgart  an,  der  Tarif  für 
Arbeiten  der  Ingenieure  ist  ein  selbstständiger  und  erster  Versuch 
einer  Klassitizirung  derselben.  Das  Streben  des  Böhmischen 
Vereins  geht  übrigens  zunächst  dahin,  dem  Tarife  für  seine 
engere  Heimath  Gesetzeskraft  zu  verschaffen  und  ist  derselbe 
daher  der  Landesregierung  mit  einem  bezüglichen  Anträge 
unterbreitet  worden.  — Der  Gegenstand  ist  wichtig  genug, 
um  die  Aufmerksamkeit  aller  bautechuischen  Vereine  Deutsch- 
lands zu  erregen  und  sie  zur  selbstständigen  Berathung 
desselben  zu  veranlassen.  Zwar  steht  die  Angelegenheit  gleich- 
falls auf  der  Tagesordnung  der  nächsten  Versammlung  deut- 
scher Architekten  und  Ingenieure;  wie  schwierig  es  jedoch  ist, 
in  einer  so  grossen,  durch  mannigfaltige  Zerstreuungen  in  An- 
spruch genommenen  Versammlung  öffentliche  Fragen  zu  erör- 
tern, wenn  die  Theilnebmer  nicht  speziell  darauf  vorbereitet 
sind  — das  hat  der  letzte  Architektentag  in  Wien  gelehrt,  wo 
sowohl  diese  Angelegenheit,  wie  die  Frage  über  das  Verfah- 
ren bei  öffentlichen  Konkurrenzen  aus  Mangel  au  Theiluahme 
vertagt  werden  mussten.  — Wir  hoffen  dass  unsere  Anregung 
nicht  erfolglos  bleiben  möge. 

Ein  sehr  verdienstvolles  und  nachahmenswerthes  Unter- 
nehmen des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  ist  ferner  die 
Vorbereitung  einer  genauen  Zusammenstellung  aller  in  Böhmen 
vorhandenen  Baumaterialien.  Auch  zur  Bildung  einer 

geblichen  Pfahlbauten  in  dem  abgelassenen  Persanzig-See 
unweit  Neustettin,  da  sie  ein  vollständiges  Vertheidigungs- 
system  darstellen  sollen.  In  dem  ehemaligen  See  lag  eine 
flache,  ungefähr  160°  Ruthen  grosseinsei,  die  ringsum  mit 
Pfählen  umgeben  war;  an  der  einen  Seite  will  man  hier  ein 
Gebäude  entdeckt  haben,  welches  als  Festungsthor  gedient 
haben  soll,  da  es  unmittelbar  an  eine  gegen  80  Schritt 
lange  Brücke  stösst,  welche  nach  einem  andern  kleinen 
Werder  führt,  der  durch  eine  zweite  eben  so  lange  Brücke 
mit  dem  eigentlichen  festen  Lande  in  Verbindung  steht. 
Eine  Reihe  einzelner  Pfähle,  welche  die  eine  Seite  der 
Insel  in  einem  Bogen  umgiebt,  scheit  als  Pallisadenwand 
gedient  zu  haben.  An  Ausgrabungsgegenständen  sind  hier 
bisher  nur  wenige  steinerne  Werkzeuge  und  einige  Thon- 
scherben gefunden  worden.  Referent  erlaubt  sich  hierbei 
zu  bemerken,  dass  ihm  bei  einer  Besichtigung  dieser  Pfahl- 
bauten aufgefallen  ist,  dass  die  Stellung  der  Pfähle  kei- 
neswegs auf  einzelne  Gebäude  hinzudeuten  scheint,  wie 
in  dem  veröffentlichten  Situationsplane  angegeben  ist;  viel- 
mehr ziehen  sich  die  Pfähle  regelmässig  in  mehren  kon- 
zentrischen Kreisen  um  die  ganze  Insel  herum,  wobei  be- 
merkenswerth  ist,  dass  in  ganz  bestimmten  Abständen  im- 
mer zwei  Pfähle  neben  einander  stehen,  so  dass,  da  dies 
auch  radial  durchgeht,  hieraus  deutlich  eine  Eintheilung 
in  einzelne  an  einander  stossende  Hütten  oder  Gemächer 
ersichtlich  ist.  Es  möchte  ferner  noch  zu  beachten  sein, 
dass  die  Oberfläche  zwischen  den  Pfählen  entsprechend 
der  ehemaligen  Uferböschung  mit  Feldsteinen  fast  wie  ab- 
geptlastert  erscheint,  während  die  kegelförmigen  Pfahlspitzen 
nur  wenig  hervorstehen,  und  unter  den  Steinen  erst  die 
Kulturschicht  beginnt.  Diese  Steine  sind  jedenfalls  von  Men- 


21 


Gesellschaft  zur  Ueberwachung  (1er  Dampfkessel  und  Verhü- 
tung der  Kessel-Explosionen,  nach  deren  Statut  die  beitreten- 
den Dampfkesselbesitzer  ihre  Kessel  jährlich  einer  dreimaligen 
Revision  seitens  der  Gesellschaftstechniker  unterwerfen  sollen, 
hat  er  die  Anregung  gegeben  und  scheint  das  Zustandekom- 
men derselben  keinem  Zweifel  unterworfen  zu  sein. 

Die  Hauptversammlung  des  Vereins,  mit  welcher  bekannt- 
lich eine  Ausstellung  von  Entwürfen,  Modellen  etc.  aus 
dem  Gebiete  des  gesummten  Bauwesens  verbunden  ist,  findet 
in  diesem  Jahre  in  der  Zeit  vom  2.  bis  8.  März  statt. 
Fachgenossen,  welche  sich  an  der  Ausstellung  be- 
theiligen wollen,  werden  ersucht  die  auszustellenden 
Gegenstände,  grössere  mit  Angabe  des  erforderlichen  Raumes, 
bis  zum  15.  Februar  d.  J.  anzumelden  und  demnächst  bis 
zum  letzten  Februar  eiuschicken  zu  wollen.  Der  Vorstand 
des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  ladet  zur  zahlreichen 
und  allgemeinen  Betheiligung  ein. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  11.  Ja- 
nuar 1868;  Vorsitzender  Herr  Lucae,  anwesend  143  Mit- 
glieder und  IS  Gäste. 

Nachdem  der  Vorsitzende  mehre  an  den  Verein  gerich- 
tete Schreiben  — (der  Vorstand  des  Deutschen  Gewerbe- 
Museums  übersendet  den  Unterrichtsplan  des  Instituts,  der 
Vorsitzende  des  Deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von  Zie- 
geln, Kalk  etc.  zeigt  die  bevorstehende  General-Versammlung 
des  Vereins  an)  — verlesen  und  Hr.  Röder  im  Namen  des 
Ball-Komites  eine  Konkurrenz  für  2 bei  dem  Ball  zu  singende 
Tischlieder  verkündet  hatte,  sprach  zunächst  Hr.  Orth  (an 
Stelle  von  Hrn.  Schmieden)  über  das  Projekt  des  Archi- 
tekten llasenauer  zu  den  Wiener  Museen. 

Leider  hatten  die  Zeichnungen,  welche  bereits  länger,  als 
gestattet,  in  den  Händen  des  Vereins  verblieben  waren,  inzwischen 
wieder  verpackt  werden  müssen,  so  dass  der  Vortragende  sich 
auf  eine  ganz  allgemeine  Charakteristik  des  Entwurfs,  welcher 
er  eine  kurze  Besprechung  der  drei  anderen  Konkurrenzarbeiten 
vorangehen  liess,  beschränkte.  Wir  finden  uns  nicht  veran- 
lasst, der  durchaus  unpartheiischen  und  objektiven  Darstellung 
entgegenzutreten,  obwohl  wir  die  Vertheidigung  des  Hase- 
nauer’schen  Projektes  gegen  die  dawider  erhobenen  Einwürfe 
für  geglückt  nicht  halten  können,  da  die  absoluten  Maasse  des 
Entwurfs  hierbei  ganz  unberücksichtigt  blieben.  Es  wird  dem 
unbefangenen  Beurtheiler  nicht  entgehen  können,  dass  der  in- 
teressante Entwurf  trotz  des  unleugbar  bedeutenden  Effektes, 
den  die  Fa^adenzeichnungen  erregen,  doch  arm  an  eigentlich 
grossartigen  Gedanken  ist  und  hinsichtlich  der  Beleuchtung 
und  Konstruktion  an  erheblichen  Schwächen  leidet.  In  dem 
Danke  für  die  liebenswürdige  Zuvorkommenheit,  mit  der  Herr 
Hasen  auer  uns  sein  Projekt  zur  Disposition  stellte  — möge 

schenhand  hineingeschüttet,  wohl  in  der  Absicht,  eine  Be- 
festigung des  Grundes  herbeizuführen,  aber  zu  einer  Zeit, 
als  die  untere  Kulturschicht  schon  in  Torf  übergegangen 
war.  Bis  jetzt  kann  man  demnach  über  diese  Pfahlbauten 
im  Persanzig-See  nur  sagen,  (lass  sie  als  solche  noch  kei- 
neswegs gesichert  sind;  sie  erinnern  aulfallend  an  die  iri- 
schen Crannoges,  wahrscheinlich  stehen  sie  mit  einer  älte- 
ren Anlage  in  Zusammenhang,  jedenfalls  aber  scheinen 
sie  auch  noch  in  neuerer  Zeit  benutzt  zu  sein.  Eine  gründ- 
liche systematische  Aufgrabung  wäre  hier  wohl  höchst 
wünschens  werth.”) 

Um  hier  gleich  bei  den  Pfahlbauten  Hinterpommerns 
Stehen  zu  bleiben,  so  ist  noch  hinzuzufügen,  dass  in  neue- 
ster Zeit  auch  bei  Daher  solche  entdeckt  sind.  Es  ist  hier 
eine  vollständige  Pfahlbau- Ansiedlung  in  (len  Umfassungen 
theil weise  bis  zum  Fussboden  blosgelegt;  man  stiess  auf 
mehr  als  20  grosse  und  eben  soviel  kleine  Gemächer  oder 
Baue.  Gefunden  sind  viele  Knochen,  Hörner,  ein  zerbro- 
chener künstlicher  Hornkamm,  zwei  knöcherne  Nadeln  zum 
Stricken  oder  Durchziehen,  Ueberreste  von  Thon-  und 
Holzgefässen. 

) Nach  einem  Aufsatz  in  einer  der  letzten  Nummern  der 
Illustrirten  Zeitung  des  vergangenen  Jahres  sind  in  neuerer  Zeit  liier 
weitere  Aufgrabungen  gemacht,  deren  Ergebnisse  dazu  benutzt  sind, 
eine  geistreiche  Rekonstruktion  der  vermeintlichen  Pfahlhütte  zu 
geben,  wogegen  sich  aber  einige  technische  Bedenken  aufstellen 
lassen  niöchten.  Wie  will  man  z.  B.  Pfahle,  deren  oberes  Ende 
gabelförmig  gestaltet,  überhaupt  nur  einrammen  können  und  sollten 
diese  im  Stande  gewesen  sein,  eine  Blockwand  ans  Hölzern  von 
12  Durchmesser,  wie  doch  die  Hiittenwand  beschrieben  wird,  zu 
tragen  ? 

Auf  der  eigentlichen  Insel  sind  bis  jetzt  noch  keine  Aufgra- 
bungen gemacht. 


das  Beispiel  zu  immer  engeren  Beziehungen  zwischen  den  hie- 
sigen und  den  Wiener  Architekten  führen  — werden  sicher 
alle  Veroinsgenossen  übereinstimmen.  Die  Wiener  Museums 
Angelegenheit  hat  übrigens  nachgerade  durch  alle  Zwischen- 
fälle eine  Bedeutung  erlangt,  die  sie  über  das  Interesse  Wien’s 
und  Oestreicbs  hinaushebt  und  uns,  wie  bereits  früher  ange- 
deutet, in  nächster  Zeit  zu  einer  selbstständigen  Besprechung 
derselben  veranlassen  wird. 

Hr.  Orth  referirte  demnächst  noch  über  eine  Belastungs- 
probe, welche  mit  dem  Hallendache  des  hiesigen  Bahnhofes 
der  Berlin  Görlitzer-Eisenbahn  vor  Kurzem  angestellt  worden 
ist.  Die  zwischen  den  Auflagern  12D  weiten  Sichel  träger, 
welche  in  Entfernungen  von  1P  liegen  und  abwechselnd  je  zu 
Zweien  durch  Diagonalverband  gekuppelt  sind,  waren  unter 
der  Annahme  einer  zufälligen  Belastung  von  1 4 M pro  D/ 
Grundfläche  berechnet  worden.  Es  kam  also  darauf  an,  eine 
ebenso  grosse  Last  bei  der  Probe  einwirken  zu  lassen.  Zu 
dem  Zwecke  wurden  schmiedeeiserne  Drähte,  welche  bis  zum 
Perron  hinabreichten,  mit  den  Knotenpunkten  der  Träger  ver- 
bunden und  durch  Schienen  dem  angegebenen  Werthe  ent- 
sprechend belastet.  — Als  Resultat  ergab  sich  eine  Senkung 
der  Träger  um  '/a"  und  ein  Ausweichen  des  beweglichen  Auf 
lagers  um  V“ ; nachdem  die  Belastung  lj%  Stunde  eingewirkt 
hatte  und  darnach  beseitigt  wurde,  zeigte  sieb,  dass  sieb  die 
Konstruktion  um  V“  dauernd  gesetzt  hatte. 

Referent  unterliess  zwar,  die  Stärke  der  verwendeten 
Drähte  anzugehen ; doch  ist  ohne  Zweifel  anzunehmen , dass 
bei  dem  Ablesen  der  Senkung  (welches  unten  erfolgte)  berück- 
sichtigt worden  ist,  ob  die  eigene  Längen-Ausdehnung  der 
Drähte  füglich  vernachlässigt  werden  konnte  oder  nicht. 

Ueber  den  Vortrag,  den  Hr.  Fr.  Koch  demnächst  unter 
Vorführung  von  Apparaten  über  die  Luftdruck -Telegraphen 
nach  der  Konstruktion  des  hiesigen  Fabrikanten  Becker  hielt, 
wird  besonders  berichtet  werden.  Im  Anschlüsse  hieran  legte 
Hr.  Koch  das  Modell  eines  neuen  Thürbandes  vor,  das  sich 
zur  Anwendung  bei  sehr  engen  Thüren,  deren  lichte  Weite 
durch  den  beim  Oeffnen  vorstehenden  Thürflügel  nicht  beein- 
trächtigt werden  darf,  empfiehlt.  Es  ist  dieser  Zweck  da- 
durch erreicht,  dass  der  Drehpunkt  mittelst  eines  Quadran- 
ten in  das  Innere  des  Futters  hinein  verlegt  ist. 

Auf  den  Antrag  des  Vereins  „Motiv"  wurde  unter  Ab- 
änderung eines  früheren  Beschlusses,  bestimmt,  dass  mit  Rück- 
sicht auf  das  Weihnachtsfest  des  Motiv,  die  Sitzung  von  Sonn- 
abend dem  25.  Januar  d.  J.  auf  Freitag  den  24.  verlegt  wer- 
den solle. 

(In  dem  Berichte  über  die  vorige  Sitzung  ist  der  Name 
des  Vereins  - Bibliothekars  Hrn.  Eisemann  fälschlich  als 
Eisenmann  angeführt  worden.)  — F.  — 


Auch  in  Wollin  ist.  man  beim  Graben  eines  Brunnens 
auf  Spuren  von  Pfählen  aufmerksam  geworden , welche 
fast  25'  tief  unter  dem  Boden  der  jetzigen  Stadt  sich  be- 
finden; es  scheinen  dies  jedoch  keine  Pfahlbauten  zu  sein, 
sondern  diese,  sowie  andere  Funde,  auf  eine  Stadt  hinzu- 
deuten, die  um  so  viel  tiefer  lag  als  das  jetzige  Wollin, 
auch  einen  weit  grösseren  Umfang  gehabt  zu  haben  scheint. 
Da  nun  die  Identität  des  alten  Vineta  mit  Julin  jetzt 

wohl  ausser  Zweifel  steht,  dieses  daher  nicht  auf  der  In- 
sel Usedom  oder  gar  im  Meeresgründe  zu  suchen  ist, 

sondern  an  der  Stelle  des  heutigen  Wollin,  so  ist  hier 

vielleicht  zu  wichtigen  Entdeckungen  über  die  alte  slawische 
Handelsstadt  Anlass  gegeben.  Auch  in  Schleswig,  im 
Sundewitt  zumal,  sind,  wie  verlautet,  Pfahlbauten  entdeckt, 
doch  fehlt  es  hierüber  noch  an  näheren  Mittheilungen ; 
überhaupt  lässt  sich  bei  vereinzelt  aufgefundenen  Pfahl- 
resten und  bei  geringer  Ausbeute  von  Funden  ein  sicheres 
Urtheil  über  vermeintliche  Pfahlbauten  nicht  abgeben,  da 
man  sich  im  Allgemeinen  nicht  blos  auf  den  Pfahlbau  als 
solchen  stützen  darf,  sondern  für  die  Bestimmung  von 
Pfahlbauten  besonders  wichtig  ist,  die  Funde  in  denselben 
in  das  Auge  zu  fassen.  Wenn  nun  auch  die  Pfahlbauten 
Europa’s  im  Allgemeinen  einen  ziemlich  ähnlichen  Cha- 
rakter tragen,  so  sind  doch  bisher  am  Gründlichsten  er- 
forscht und  daher  besonders  wichtig  die  Pfahlbauten  in 
den  Schweizerseen,  welche  deshalb  hauptsächlich  in  den 
Kreis  der  Betrachtung  zu  ziehen  sind.  Wenden  wir  uns 
daher  jetzt  zu  den  in  den  Pfahlbauten  gemachten  Funden, 
als  denjenigen  Quellen,  welche  uns  diese  selbst  zur  Beur- 
theilung  ihres  Alters  und  ihrer  Bedeutung  darbieten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


22 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Notizblatt  des  deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von 
Ziegeln,  Thonwaaren,  Kalk  und  Cement.  III.  Jahrgang.  4. 
Heft,  enthalt  u.  A.  einen  Aufsatz  über  Eigenthümlichkeiten 
der  englischen  Ziegelfabrikation,  sodann  eine  Nachricht  über 
Prüfung  von  Mauersteinen  beim  eidgenössischen  Polytechni- 
kum zu  Olten  vermittelst  einer  besonders  zur  Untersuchung 
von  Baumaterialien  konstruirten  sogen.  Festigkeitsmaschine.*) 
Die  mitgetheilten  Beobachtungen  können,  nachdem  wir  sie 
auf  preuss.  Maass  und  Gewicht  reduzirt  haben,  als  eine  Er- 
gänzung der  in  No.  1 unseres  vorjährigen  Wochenblattes  zu- 
saminengestelltcn  Resultate  angesehen  werden.  Die  Backsteine 
sind  sämmtlich  aus  der  Ziegelfabrik  des  Hrn.  Bourry  in 
Horn  bei  Rorschach. 

Der  Einsender  des  Berichts  giebt  dazu  das  Resume : 

1.  dass  die  von  der  Maschine  produzirten  Steine  fester 
sind,  als  die  aus  gleichem  Thon  geformten  und  gleich  hart 
gebrannten  Handsteine; 

2.  dass  der  Bruch  bei  jeder  Sorte  ein  sehr  verschiedener 
ist,  nämlich  bei  den  Maschinensteinen  mehr  prismatisch,  wie- 
der Bruch  von  natürlichen  feinkörnigen  Steinsorten,  z.  B. 
Marmor,  und  bei  den  Handsteinen  mehr  pyramidalisch,  wie 
grobkörniges  Gestein,  z.  B.  Sandstein. 


Das  Heft  enthält  ferner  Aufsätze:  Ueber  hohle  Steine.  — 
— Das  Trocknen  von  Ziegelwaare  im  Ringofen.  — Kristalli- 
sation des  Gipses  in  festen  thonigen  Massen,  von  Dr.  A.  Ke- 
mel e,  Privatdozenten  an  der  Universität  Berlin.  — Das  In- 
termittiren  und  das  Steinetrocknen  im  Hoffmann’schen  Ring- 
ofen, vom  Redakteur  Türrschmiedt.  (Unter  Intermittiren 
versteht  der  Verfasser  das  Verfahren,  in  einer  und  derselben 
Kammer  des  Ringofens  die  Gluth  längere  Zeit  konstant  zu 
erhalten  ohne  dieselbe  gleichzeitig  vorschreiten  zu  lassen.)  — 
Schlämm -Maschinen -Anlage,  von  Gebr.  Sachsenberg  in 
Rosslau  ausgeführt,  durch  beigefügte  Tafeln  erläutert.  — 
Ein  neu  erschienenes  Werk:  die  Portland -Zementfabrikation 
von  A.  L ipow  i t z , giebt  dem  Redakteur  Türrschmiedt  Ver- 
anlassung zu  einer  Kritik  und  Abhandlung  über  den  Zug  in 
den  Brennöfen  für  erdige  Stoffe.  — Aus  einem  mitgetheilten 
Verzeichnisse  ersieht  man  endlich,  dass  die  Zahl  der  ausge- 
führten Hoffmann’schen  Ringöfen  im  vorigen  Jahre  von  227 
auf  305  gestiegen  ist.  Der  Verein  hält  seine  diesjährige  Ge- 
neral-Versammlung am  22.  und  23.  Januar  in  den  Räumen 
der  polytechnischen  Gesellschaft  zu  Berlin,  Neue  Friedrichs- 
strasse 35,  ab.  -r- 

*)  Ueber  diese  sehr  interessante  „Festigkeitsmaschine“  werden 
: wir  in  einer  späteren  Nummer  mehr  mitzutheilen  Gelegenheit  haben. 


No. 

Hohe. 

Zoll. 

Länge. 

Zoll. 

Breite. 

Zoll. 

Quer- 

schnitt. 

nZoll. 

krachte 
hei  preuss. 
Pfund. 

brach 

bei  preuss. 
Pfund. 

Druck 
per  nZoll. 
Pfund. 

Spezifi- 

sches 

Gewicht. 

Seite. 

Bemerkungen. 

1 

2,3 

11,5 

5,3 

61 

10  000 

100  000 

1 640 

1,52 

L u.  B 

Gewöhnliche  handgestrichene  Mauersteine.  — Später 
konnten  60  Tonnen  — 60000  Pfd.  aufgelegt  werden. 
Die  Höhe  wurde  auf  2,1  Zoll  reduzirt,  die  ganze 
Masse  war  homogen. 

2 

2,3 

11,5 

5,3 

61 

— 

122  000 

2 000 

1,6 

L u.B 

Volle  Maschinenziegel. 

3 

4,7 

11,6 

5,5 

30 

10  000 

28  000 

933 

1,93 

L u.B 

Hohlziegel.  Totalgewicht  13,46  Pfd.,  Inhalt  ca.  300  Kub." 
(über  y,  Kub.'). 

4 

n 

' 

31 

6 000 

22  000 

710 

” 

L u.  H 

An  allen  obigen  Ziegeln  sprangen  die  äusseren  Kanten 
härteren  Materials  zuerst  ab , darum  fingen  die  vollen 
Steine  erst  recht  zu  tragen  an,  während  die  hohlen 
zerstört  waren. 

5 

6,9 

11,5 

5,3 

61 

14  000 

50  000 

820 

1,6 

L u.  B 

3 aufeinander  gemauerte  Maschinensteine.  Mehr  prisma- 

6 

7,1 

» 

„ 

— 

66  000 

1 082 

V 

»• 

tisch  als  pyramidalisch  zerfallen. 

7 

7,2 

11,5 

5,3 

61 

36  000 

48  000 

787 

— 

L u.  B 

3 Handziegel,  wie  oben , brachen  mehr  pyramidalisch  als 
prismatisch. 

8 

4,67 

5,85 

5,3 

15 

8 000 

13  000 

867 

1,6 

H u.  L 

Hohlsteine,  wie  oben. 

Konkurrenzen. 

Preisausschreiben.  — Das  Zentral -Komite  des  deut- 
schen Bundesschiessens  in  Wien  hat  ein  Preisausschreiben 
zur  Erlangung  von  Planskizzen  für  die  zu  diesem  Behufe  zu 
errichtende  Schiesstelle  und  die  anderen  Bauten  auf  der 
Zirkuswiese  im  Prater  erlassen.  Es  sind  zu  liefern:  Situa- 
tionsplan der  ganzen  Anlage,  Grundriss  und  Profil  jedes 
Gebäudes,  die  Hauptfapaden  der  Festhalle,  des  Gabentempels, 
des  Belvedere  und  des  Hauptportals.  Die  Gebäude  werden 
aus  Holz  konstruirt.  Das  Programm  kann  im  Zentralbureau 
in  Empfang  genommen  werden,  woselbst  die  Arbeiten  bis  zum 
30.  Januar  abzuliefern  sind.  Preise  G00,  400  und  300  Fl. 
in  Silber. 

Offene  Stellen. 

1.  Ein  Baumeister,  der  für  Wasserbauten  Interesse  hat,  wird 
gegen  2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Meldungen  beim  Wasserbau- In- 
spektor Well  mann  in  Stralsund. 

2.  Die  lvünigl.  Fortifikation  zu  Rendsburg  sucht  zum  1.  April 
d.  J.  einen  Baumeister  für  die  daselbst  auszuführenden  Garnison-, 
Proviantamts-  etc.  Bauten.  Diäten  3 Thlr. 

3.  Für  die  Königl.  Bau -Inspektion  zu  Hirschberg  i.  Schl, 
wird  auf  mehre  Monate  ein  Baumeister  gesucht.  Diäten  2 Thlr., 
Eintritt  sofort.  Meldungen  beim  Ober- Bau -Inspektor  Assmann 
in  Liegnitz. 

4.  Zu  den  Vorarbeiten  von  Kreis  - Chausseen  wird  ein  im  Ni- 
velliren  und  Vermessen  erfahrener  Bauführer  sofort  gesucht 
durch  den  Kreisbaumeister  Blaurock  in  Neustadt  W.  Pr.  Nähere 
Auskunft  ertlieilt  der  Bauführer  Jacob  in  Berlin,  Dresdnerstr.  29. 


5.  Ein  Bauführer  findet  dauernde  Beschäftigung  beim  Gar- 
nison Bau-Direktor,  Bau-Inspektor  Klein  zu  Breslau.  Diäten  an- 
fänglich 1 '/,  Thlr.,  event.  sehr  bald  2 Thlr.  Meldungen  bei  Hrn. 
Klein  resp.  bei  Hrn.  Landbaumeister  Schwatlo  in  Berlin. 

6.  Ein  im  Hochbau  geübter  Zeichner  findet  sofort  Beschäfti- 
gung. Meldungen  unter  A.  N.  an  die  Expedition. 

Personal  - Nachrichten. 

Der  Architekt  Alexander  Grigny,  zu  Arras  im  Jahre  1815 
geboren,  Erbauer  der  Kathedrale  zu  Genf,  der  Kirche  Notre-Dame 
du  Saint -Cordon  zu  Valenciennes  und  mehrer  Klosterkirchen  in 
seiner  Vaterstadt,  ist  daselbst  am  14.  November  des  vorigen  Jahres 
gestorben. 

Am  11.  Januar  haben  das  Bauführer-Examen  bestanden: 
Friedr.  Willi.  Alex.  Bauer  aus  Posen,  Aug.  Schoetensack 
aus  Stendal. 

Dem  Meliorations  - und  Wasserbau -Inspektor  Karl  Eduard 
Otto  Boeder  zu  Berlin  ist  der  Titel  Baurath ‘verliehen  worden. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Pm.  in  Berlin.  Wir  bitten  Sie  diesmal  noch  Geduld 
zu  haben.  Es  ist  keineswegs  unsere  Absicht  fortan  nur  Nummern 
in  der  Stärke  eines  einfachen  Bogens  zu  liefern,  wir  werden  viel- 
mehr schon  in  nächster  Folge  und  in  regelmässigen  Zeitabschnitten 
Nummern  von  grösserem  Umfange  einschieben.  Hingegen  wünschen 
wir  allerdings  die  bisherigen  Nummern  mit  */*  Bogen  Beilage  zu 
vermeiden. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  und  B.  in 
Berlin,  S.  in  Florenz,  S.  in  Bielefeld. 


Architekteii-Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  18.  Januar  186S:  Vortrag  des  Hrn.  Adler. 

Eine  poetische  Konkurrenz  für  die  Tafellieder 
zum  diesjährigen  Architekten -Balle  (6.  Febr.  c.) 

wird  hierdurch  unter  den  Architekten  und  deren  Angehörigen 
eröffnet.  — 

Die  2 besten  der  eingegangenen  Lieder  werden  mit  passenden 
und  den  einzuholenden  Wünschen  möglichst  entsprechenden  An- 
denken geehrt  werden.  — Die  Lieder  müssen  nach  bekannten 
Melodieu  zu  singen  sein  und  letztere  angegeben  werden.  — Die 


Entscheidung  über  die  Krönung  der  eingegangenen  Lieder,  ebenso 
wie  deren  Eigenthum  steht  lediglich  dem  Ball -Komite  zu.  — Die 
konkurrirenden  Lieder  müssen  nebst  den  verschlossenen  Adressen 
der  Autoren,  mit  einem  und  demselben  Motto  versehen,  bis 
Sonnabend  den  25.  Januar  c.  Nachmittags  4 Uhr 
an  den  Baurath  Roeder  zu  Berlin,  Hallesche  Strasse  19,  einge- 
sendet werden. 

Das  Ball  -Komite  des  Architekten -Vereins. 

Cornelius.  Hellwig.  Heyden.  Licht.  Merzenich. 

Roeder.  Sch  wechten. 

Ein  im  Baufach  praktisch  und  theoretisch  gebildeter  junger 
Mann,  im  Zeichnen  und  Veranschlagen  geübt,  sucht  Beschäftigung 
im  Büreau  eines  Bau-  oder  Maurermeisters:  Offerten  unter  1L  P. 

24.  poste  restante  Kattowitz  O S. 


Meine  eheliche  Verbindung  mit  Fräulein  Elisabeth  Neuhoff 
beehre  ich  mich  anzuzeigen. 

Düsseldorf,  den  14.  Januar  1868. 

Wilhelm  Böckmann,  Baumeister. 

Ein  älterer  Bauführer,  welcher  in  verschiedenen  Zweigen  des 
Faches  bereits  thätig  gewesen  ist,  sucht  eine  Stellung,  womöglich 
in  Berlin.  Adr.  sub  Chiffre  B.  S.  abzugeben  in  der  Exped.  d.  Bl. 

„MOTIV” 

Das  Motiv  feiert  sein 

Weihnachtsfest 

am  Sonnabend  den  25.  Januar  1868 

im 

neuen  Konzerthaus,  Leipziger  Strasse  48. 

Anfang  7 Uhr. 

Billets  zum  Preise  von  1 Thlr.  sind  zu  haben 
beim  Portier  der  Bau- Akademie, 
beim  Boten  des  Architekten-Vereins, 
bei  Herrn  Buchhändler  C.  Beelitz,  Oranien-Str.  75, 
bei  Herrn  Architekt  A.  llaehner,  Zimmer-Str.  48a.  2 Tr. 


Durch  alle  Buchhandlungen  ist  unentgeltlich  zu  erhalten 
die  erste  Nummer  der  neuen  Zeitschrift: 

Der  Naturforscher. 

Wochenblatt  zur  Verbreitung'  der  Fortschritte  in  den 
Naturwissenschaften. 

Für  Gebildete  aller  Berufsklassen, 
Wöchentlich  eine  Nummer  von  1 Bogen;  vierteljährl.  1 Thlr. 
Die  besten  Kräfte  sind  für  das  Blatt  gewonnen. 
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Im  Kommissions- Verlage  des  Unterzeichneten  ist  so  eben  in  zweiter  Auflage  erschienen 

iialciiiiff  für  Architekten  und  $ augnurrkomrifter 

bearbeitet  von  den  Herausgebern 

des  Architekten -AVochenblattes  zu  Berlin 

Jahrgang  186S. 

Die  eingegangenen  Bestellungen  sind  sämmtlich  expedirt  und  werden  fernere  Aufträge  von  jeder  Buchhand- 
lung entgegen  genommen. 

Wo  die  bequeme  Verbindung  mit  einer  Buchhandlung  fehlt,  wolle  man  den  Betrag  (für  1 Exemplar 
in  Leinwandband  25  Sgr.,  in  Lederband  27 V*  Sgr.)  direkt  an  den  Unterzeichneten  mittelst  Postanweisung  einsenden 
und  auf  den  Coupon  derselben  das  Gewünschte  bezeichnen.  Die  Zusendung  erfolgt  alsdann  sofort  und  franco. 

Berlin,  15.  Januar  1868. 

Carl  Beelitz 

Oranienstrasse  75. 


Deutscher  Ycrciu  für  Fabrikation  von  Ziegeln, 
Tbonwaareu,  Kalk  und  Zement. 

General  -V  ersammlung 

Mittwoch  «len  33.  und  Donnerstag  den 
33.  Januar  1868. 

in  den  Räumen  der  polytechnischen  Gesellschaft  zu  Berlin, 

Neue  Friedrichsstrasse  No.  35. 

Beginn  der  Sitzung  91/,  Uhr  Morgens.  Die  geehrten  Mitglieder, 
sowie  Interessenten,  welche  aufgenommen  zu  werden  wünschen, 
werden  hiermit  eingeladen. 

Der  Vorstand. 


Avertissement. 

Alle  an  die  Firma 

ScBftÜttfei*  Co.  hier  und 

C.  L.  in  lloabU 

zu  richtenden  Bestellbriefe  bitten  wir  von  heute  ab  frankirt  zu 
senden,  wogegen  das  verauslagte  Porto  dem  betreffenden  Konto  gut 
geschrieben  und  in  Abrechnung  gebracht  wird. 

Den  Herren  Baubeamten,  Königl.  und  Städtischen  Behörden 
werden  wir  mit  Adresse  versehene  Franko-Couverts  zusenden,  um 
deren  gefällige  Benutzung  wir  hiermit  höflichst  bitten. 

Berlin,  den  1.  Jafluar  1868. 

Schüttler  & Co. 


Ed.  Puls 

Schlossermeister 

und 

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BERLIN 

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24 


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Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  24.  Januar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Aufgabe  der  Baugewerkschulen  und  das  Ver- 
hältniss zwischen  Baugewerksineistern  und  Architekten.  — Ueber 
Stein-Baumaterialien  am  Mittelrhein.  — Das  Agar-Town-Kohlendepot. 
— Feuilleton:  Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  und  ihr  Alter. 
(Fortsetzung.)  — M i 1 1 h e i 1 u nge n aus  Vereinen:  Schleswig-Hol- 
steinischer Ingenieur-Verein.  — Architekten-Verein  zu  Berlin.  — 

Vermischtes.  — Aus  der  Fachliteratur:  Zeitschrift  des  Ar- 
chitekten-Vereins  zu  Hannover.  1867.  2. — 4.  Heft.  (Schluss.)  — 

Abriss  der  Geschichte  der  Baustile,  von  W.  Lübke.  — Zur  Kennt- 
niss der  Oder  und  ihrer  Gebietsfläche,  von  C.  Becker.  — Perso- 
nal-Nachrichten etc. 

Die  Aufgabe  der  Baugewerkschulen  und  das  Verhältnis»  zwischen  Baugewerksineistern  und  Architekten. 


Die  beiden  ersten  Nummern  des  ersten  Jahrgangs 
uns.  Bl.  brachten  aus  der  Feder  des  Hrn.  Professor  Bohn- 
stedt  zu  Gotha  einen  Aufsatz:  „Bemerkungen  über  die 
Baugewerkschulen.“  Es  wurde  hierin  die  Ansicht  geltend 
gemacht,  dass  diese  Anstalten  in  dem  Bestreben  „Zuviel“ 
zu  geben,  mehr  oder  weniger  Gefahr  laufen,  ihren  Beruf 
zu  verfehlen;  denn  es  dürfe  nicht  Zweck  derselben  sein, 
ästhetisch  durchgebildete  Architekten  erziehen  zu  wollen, 
sondern  lediglich  geschickte  Bauhandwerker  zu  bilden, 
sei  ihre  Aufgabe.  Als  Maass  dessen  aber,  was  ein  Bau- 
handwerker und  zwar  insbesondere  ein  gehörig  geschulter 
Maurer-  oder  Zimmermeister  wissen  und  können  müsse, 
wurde  definirt,  dass  er  im  Stande  sein  müsse:  „die  ihm 
behändigten  Bauentwürfe  (der  Architekten)  zu  verstehen, 
die  Haltbarkeit  und  Ausführbarkeit  in  technischer  Bezie- 
hung zu  beurtheilen  und  die  hierzu  erforderlichen  Werk- 
zeichnungen zu  liefern,  die  Kostenanschläge  anzufertigen 
und  während  der  Ausführung  der  Arbeiten,  sowohl  in  Be- 
treff der  Beschaffung  und  Verwendung  der  geeigneten  Ma- 
terialien, als  in  Betreff  der  rechtzeitigen  Verwendung  der 
Arbeitskräfte  praktisch  zu  disponiren.“  Jede  selbststän- 
dige schöpferische  Thätigkeit  soll  hiernach  ausgeschlossen 
sein,  namentlich  will  Hr.  Bohnstedt,  wenn  er  später 
auch  von  Uebungen  im  Entwerfen  einfacher  ländlicher  Ge- 
bäude als  einem  Theil  des  Lehrplans  redet,  den  Bauge- 
werksmeistern doch  jeden  Anspruch  auf  künstlerische 
Leistungen  entzogen  und  jeden  auf  ästhetische  Ausbildung 
zielenden  Unterricht  aus  der  Baugewerkschule  verbannt 
wissen. 

Wir  hatten  den  Artikel  zum  Abdruck  gebracht,  ohne 
dass  wir  dabei  Gelegenheit  nahmen,  unsern  eigenen  Stand- 
punkt zu  entwickeln,  denn  wir  setzten  voraus,  dass  zu- 
nächst noch  von  anderer  und  zwar  von  Seite  der  Bauge- 
werkschulen selbst  eine  Antwort  erfolgen  werde.  In  der 
That  sind  uns  vor  einiger  Zeit,  und  zwar  von  zwei  ver- 
schiedenen Seiten,  längere  Arbeiten  über  dieses  Thema  zu- 
gegangen und  schon  die  einfache  Pflicht  der  Unpartei- 
lichkeit gebietet  uns,  diesen  Stimmen  Gehör  zu  verschaffen. 
Wir  wollen  jedoch  gleichzeitig  auch  mit  unserer  selbst- 
ständigen Ansicht  in  dieser  Angelegenheit  nicht  länger 
zurück  halten,  denn  für  zu  wichtig  halten  wir  die  Frage, 
welche  den  Kern  derselben  bildet,  als  dass  wir  nicht  mit 
allen  Kräften  ihre  Lösung  versuchen  sollten. 

Man  müsste  nämlich  in  absichtlicher  Selbsttäuschung 
leben,  wenn  man  nicht  merken  wollte,  dass  dieser  ganzen 
Besprechung  über  die  Ziele  der  Baugewerkschulen,  also 
über  die  Ziele  der  den  Baugewerksmeistern  nothwendigen 
oder  wünschenswerthen  Ausbildungsstufe,  nichts  Anderes 
zu  Grunde  liegt  als  das  Bedürfnis,  das  Verhältnis 
zwischen  Baugewerksmeistern  und  Architekten 
klar  gestellt  zu  sehen. 

Nennen  wir  das  Ding  nur  gerade  und  furchtlos  beim 
richtigen  Namen!  Es  ist  im  Allgemeinen  weder  klar 


noch  schön,  dieses  Verhältniss  — welcher  aufrichtige  und 
unbefangene  Bautechniker  wollte  sich  das  verhehlen! 

Mag  an  einzelnen  Orten  und  zwischen  einzelnen  Per- 
sönlichkeiten die  Scheidung  auch  weniger  fühlbar  sein, 
im  Grossen  und  Ganzen  bleibt  es  doch  eine  Kluft,  welche 
die  beiden  selbstständigen  Vertreter  des  Baufaches,  den 
Architekten,  wie  den  Baugewerksmeister,  die  zu  fortwäh- 
render, gemeinsamer  Thätigkeit  berufen  sind,  als  zwei  ge- 
sonderte Stände  auseinander  hält.  Andere  Ausbildung 
hat  andere  Anschauungsweise  erzeugt,  gegenseitiges  Vor- 
urtheil  bewirkt  eine  dauernde  Entfremdung;  seitdem  mit 
dem  Aufblühen  eines  neuen  Wohlstandes  in  unserem  Va- 
terlande auch  der  Privatbau  einen  neuen  Aufschwung  nnd 
andere  Gestalt  gewonnen  hat,  tritt  zuweilen  sogar  noch 
das  niedrige  Motiv  der  Rivalität  und  des  Brotneides  zwi- 
schen sie. 

Die  deutsche  Bauzeitung  spricht  zu  einem  Leserkreise 
von  gebildeten  Bautechnikern  ohne  Unterschied  des  Standes, 
Ranges  oder  Titels,  gleichgültig,  wo  und  in  welcher  Weise 
sie  ihre  Ausbildung  genossen  haben;  sie  betrachtet  es  daher 
als  einen  ernsten  Theil  ihres  Berufes,  in  dieser  Beziehung 
eine  Vermittelung  und  Versöhnung  der  Gegensätze  anzu- 
bahnen. Es  wäre  verkehrt,  sie  wegleugnen  oder  mit  dem 
bequemen  Mantel  der  Opportunitätsrücksichten  verdecken 
zu  wollen;  es  ist  im  Gegentheil  unsere  Pflicht,  die  Frage 
nach  allen  Seiten  hin  unpartheiisch  aber  rücksichtslos  zu 
prüfen  und  zu  untersuchen.  Denn  überschauen  müssen 
wir  die  Verhältnisse,  ehe  wir  an  Mittel  zu  ihrer  Verbesse- 
rung denken  können  und  frei  und  offen  müssen  wir  zu- 
nächst aussprechen,  „was  ist.“ 

Doch  schicken  wir  die  beiden  oben  erwähnten  Auf- 
sätze voran.  Die  Hrn.  Verfasser  derselben  mögen  uns 
verzeihen,  wenn  wir  unter  dem  weiteren  Gesichtspunkte, 
der  uns  leitet,  sowie  um  ermüdende  Wiederholungen  zu 
vermeiden,  einiges  nur  im  Auszuge  mittheilen,  anderes 
gekürzt  haben. 

Der  erste  Aufsatz,  von  dem  Architekten  Hrn.  Wan- 
derl ey,  Lehrer  an  der  Baugewerkschule  zu  Höxter,  ist 
speziell  für  unser  Blatt  geschrieben  und  wendet  sich  direkt 
gegen  die  Bemerkungen  des  Hrn.  Professor  Bohnstedt. 

Der  Hr.  Verfasser  führt  aus,  dass  das  von  Hrn. 
Bohnstedt  entwickelte  Programm,  abgesehen  von  einigen 
überflüssigen  Zusätzen  (Kenntniss  von  Theodolith  und 
Messtisch,  Mühlenbau,  Chemie  in  weiterem  Umfange)  und 
dem  Ausschlüsse  jeder  ästhetischen  Bildung,  im  Wesent- 
lichen dem  Programm  der  meisten  bestehenden  Bauge- 
werkschulen ähnlich  sei.  Er  bestreitet  jedoch  auf  das 
Entschiedenste,  dass  eine  ästhetische  Ausbildung  — Ent- 
wickelung des  Geschmacks  für  architektonische  Formen, 
Fertigkeit  im  Entwerfen  einfacher  Gebäude  (auch  über 
den  Kreis  der  ländlichen  Bauten  hinaus)  — für  unsere 
heutigen  Maurer-  und  Zimmermeister  entbehrt  werden  könne. 
Um  die  Ziele  der  wirklichen  Baugewerkschulen  darzu- 


26 


legen,  werden  darauf  die  Organisation  und  die  Lehrme- 
thode einer  solchen,  und  zwar  der  Anstalt  zu  Höxter, 
ausführlich  wie  folgt  beschrieben: 

„Die  Baugewerkschule  zu  Höxter,  an  welcher  ein  Sommer- 
und Winterkursus  besteht,  ist  in  eine  sogenannte  Meister- 
klasse und  3 Fachklassen  getheilt  und  so  eingerichtet,  dass 
die  Zöglinge  innerhalb  3 bis  4 Semestern  ihre  vollständige 
Ausbildung  erlangen  können. 

Den  Vorunterricht  und  die  Grundlage  für  das  technische 
Zeichnen  bildet  die  geometrische  Kon  s tr u k ti on  s le  h r e, 
welche  bei  den  sehr  ungleichen  Vorkenntnissen  der  Schüler 
besonders  geeignet  ist,  den  Anfänger  in  den  Besitz  derjenigen 
Hülfsmittel  zu  setzen,  die  zur  richtigen  Darstellung  der  Bau- 
konstruktionen erforderlich  sind.  Gleichzeitig  kommt  hierbei 
die  Anwendung  und  Handhabung  des  Zeichnenmaterials  in  Be- 
tracht. — In  der  dritten  (untersten)  Klasse  werden  die  Ele- 
mente der  darstellenden  Geometrie  (am  Schluss  des  Semesters 
auch  der  Schattenkonstruktion)  sowie  deren  praktische  An- 
wendungen vorgeführt. 

In  der  zweiten  (mittleren)  Klasse  werden  diejenigen 
Durchdringungen  und  Abwicklungen  durchgenommen,  welche 
den  verschiedenen  Formen  der  Baukonstruktioneu  zu  Grunde 
liegen;  die  Schattenkonstruktion  wird  beendet.  In  der 
ersten  (oberen)  Klasse  wird  Perspektive  vorgetragen,  die 
jedoch  nur  den  Zweck  hat,  dem  Bauhandwerker  die  Fertig- 
keit zu  ertheilen,  irgend  einen  Baukörper  in  seiner  perspek- 
tivischen Erscheinung  wieder  zu  geben. 

Die  Baukonstruktionslehre  hat  abgesehen  von  der 
Uebung  im  Baukonstruktionszeichnen  den  Zweck,  die  Schüler, 
welche  schon  grössten  Theils  mit  praktischen  Kenntnissen  in 
die  Anstalt  eintreten,  in  den  Hauptanforderungen  der  Bautechnik 
zu  unterweisen.  In  der  untersten  Klasse  werden  zunächst  die 
einfachen  Holz-  und  Stein- Verbände,  hierauf  die  zusammen- 
gesetzten Konstruktionen,  die  beim  Hochbau  gebräuchlich  sind, 
von  den  Gründungen  bis  zu  den  Eindeckungen  behandelt,  ln 
der  mittleren  Klasse  erhalten  die  Schüler  Anweisung  im  Ab- 
stecken des  Bauplatzes,  in  den  künstlichen  Fundirungen,  den 
Reparaturen,  Feuerungsanlagen,  dem  inneren  Ausbau,  der 
Konstruktion  der  Gerüste  und  Bogenstühle  etc.  Den  Schluss 
der  Konstruktionslehre  bildet  in  der  oberen  Klasse  der  Fugen- 
schnitt, das  Austragen  der  Treppenwangen,  das  Schiften  etc. 

Die  Baumaterialienlehre,  welche  in  der  unteren 
Klasse  nur  im  Allgemeinen  zum  Vortrage  kommt,  während 
in  der  zweiten  Klasse  die  Mineralien,  künstlichen  Steine,  Me- 
talle etc.  nach  ihren  physikalischen  und  chemischen  Eigen- 
schaften in  Rücksicht  auf  Nachtheile  und  Vortheile,  Dauer  etc. 
abgehandelt  werden,  schliesst  sich  der  Baukonstruktionslehre 
unmittelbar  an.  Durch  den  Unterricht  in  der  landwirt- 
schaftlichen Baukunst  und  über  öffentliche  Bauanlagen 
auf  dem  Lande  erhalten  in  der  oberen  Klasse  beide  Fächer 
ihren  Abschluss,  indem  hier  an  ganzen  Bauwerken  die  ver- 
schiedenen Baukonstruktionen  in  den  verschiedenen  Materialien 
nach  ihrem  Zusammenhänge  behandelt  werden. 

Wie  bei  allen  übrigen  Unterrichtsgegenständen  der  An- 
stalt, wird  im  Lehrgänge  des  Baukonstruktionszeichnens  für 
Zimmerleute,  Maurer  und  Steinmetzen  keine  spezielle,  sondern 
eine  ganz  allgemeine  Richtung  dadurch  befolgt,  dass  die 
Maurer  in  der  dritten  Klasse  die  Steinkonstruktionen  und  in 
der  zweiten  Klasse  die  Zimmerkonstruktionen  einzuüben  haben, 
die  Zimmerleute  beides  selbstverständlich  in  umgekehrter 
Reihenfolge.  Um  die  Schüler  zur  Selbstständigkeit  hinzu- 
führen, werden  die  Vorlagen  nicht  kopirt,  sondern  dienen  blos 
als  allgemeine  Beispiele  zur  Instruktion,  während  der  Lehrer 
hiernach  eine  den  Gegenstand  betreffende  andere  Aufgabe  zur 
Lösung  stellt.  Zur  weiteren  Ausbildung  in  den  Konstruktionen 
findet  jeden  Abend  ein  freiwilliger  Unterricht  im  Modelliren 
iu  Holz  und  Stein  statt. 

Das  Bauentwurfzeichnen,  welches  nur  in  der  obersten 
Klasse  der  Anstalt  getrieben  wird,  erstreckt  sich  auf  das  Ent- 
werfen ganzer  Baupläne  und  das  Skizziren  von  Grundrissen. 
Der  Schüler  soll  durch  die  Uebung  im  Entwerfen  die  Fertig- 
keit erlangen,  die  Aufgaben,  welche  ihm  während  seines  spä- 
teren Berufs  als  Meister  am  Häufigsten  begegnen,  mit  Sicher- 
heit so  zu  lösen,  dass  nach  seinen  Zeichnungen  die  richtige 
Veranschlagung  der  Baukosten  sowie  die  Ausführung  erfolgen 
kann.  Es  wird  darauf  Rücksicht  genommen,  dass  der  Schüler 
sich  anfangs  nur  in  den  in  seiner  Heimath  beliebten  Formen 
versucht  und  auch  nur  das  daselbst  gebräuchliche  Baumaterial 
zu  Grunde  legt.  Im  Skizziren  von  Grundrissen  finden  Kon- 
kurrenzen statt,  zu  welchen  einige  Stunden  Zeit  gegeben  wer- 
den. Die  besten  der  eingelieferten  Arbeiten  werden  öffentlich 
vor  der  Klasse  besprochen. 

Um  dem  Schüler  im  Profilzeichnen  die  nöthige  Fer- 
tigkeit zu  geben , werden  in  der  untersten  Klasse  die  einzel- 
nen architektonischen  Gliederformen  klassischer  Gesimse,  iu 


der  mittleren  Klasse  die  ganzen  Gesimse  in  grossem  Maass- 
stabe gezeichnet.  In  der  oberen  Klasse  werden  die  Säulen- 
ordnungen, sowie  die  Verhältnisse  der  einzelnen  Glieder  zu 
dem  ganzen  Gebäude  durchgenommen. 

Das  Ziel  des  Unterrichts  im  Bauornamentzeichnen 
geht  dahin,  dem  Bauhandwerker  die  Fertigkeit  anzueignen, 
Bauverzierungen  nicht  blos  zeichnen,  sondern  sie  auch  bei 
seinen  Arbeiten,  je  nach  den  verschiedenen  Bedingungen  und 
Materialien,  geschmackvoll  und  stilgemäss  anzuwenden.  Es 
wird  in  der  untersten  Klasse  mit  den  Uebungen  zur  Bildung 
des  Auges  und  der  Hand  für  schnelle  Auffassung  und  rich- 
tige Wiedergabe  einfacher  Ornamente  begonnen;  diese  Uebun- 
gen bestehen  im  Kopiren  nach  Motiven  einzelner  Blattformen. 
In  der  zweiten  Klasse  werden  die  Uebungen  im  elementaren 
Zeichnen  mit  weiterer  Ausführung  der  Zeichnungen  fortgesetzt. 
In  der  oberen  Klasse  wird  auf  die  Anwendung  der  Ornamente 
und  ihre  technische  Herstellung  in  den  verschiedenen  Bau- 
stoffen näher  eingegangen;  hieran  schliesst  sich  für  die  weiter 
vorgeschrittenen  Schüler  das  Zusammenstellen  einzelner  Orna- 
mente, wodurch  sie  auf  das  selbstständige  Entwerfen  von  Or- 
namenten in  Uebereinstimmung  mit  der  architektonischen  De- 
tailentwickelung hingeführt  werden.  Zur  Unterstützung  im 
Ornamentzeichnen  ist  dem  Schüler  jeden  Abend  die  Gelegen- 
heit zum  Bossiren  geboten.  Im  Aquarelliren  erhält  er  eben- 
falls Anweisung,  so  dass  er  in  den  Stand  gesetzt  wird,  einen 
Bauentwurf  geschmackvoll  in  Farbe  zu  setzen. 

Da  der  Bauhandwerker  für  seine  Praxis  auch  kaufmän- 
nisch gebildet  sein  muss,  so  ist  ein  Lehrzweig  für  Buchfüh- 
rung schon  in  der  untersten  Klasse  errichtet,  der  in  der 
mittleren  Klasse  beendet  wird;  m der  oberen  Klasse  werden 
Uebungen  im  Veranschlagen  und  in  der  Taxation  bestehender 
Gebäude  vorgenommen.  — Nach  einer  Auseinandersetzung  des 
eigentlichen  Baurechts  wird  dem  Schüler  auch  ein  Bild  der 
preussischen  Hypotheken  - Einrichtung  mit  dem  Kataster  und 
eine  ungefähre  Kenntniss  des  Wechselrechts  gegeben. 

Der  mathematische  Unterricht  dient  in  Baugewerkschu- 
leu  theils  dazu,  das  Denkvermögen  der  Schüler  zu  entwickeln, 
theils  zur  Begründung  der  bauwissenschaftlichen  Unterrichts- 
zweige. Die  Elemente  der  Algebra  werden  in  der  dritten 
Klasse  gelehrt,  in  der  zweiten  Klasse  geht  man  bis  zu  den 
quadratischen  Gleichungen;  ähnlich  ist  das  Verhältniss  beim 
geometriseheu  Unterricht,  ln  der  untersten  Klasse  geht  die- 
ser Lehrzweig  bis  zum  Pythagoräischen  Lehrsätze;  es  werden 
Anwendungen  der  Planimetrie  auf  die  Feldmesskunst  und  der 
Gebrauch  der  Messkette  geübt,  worauf  in  der  mittleren  Klasse 
die  Aehnlichkeitssätze,  die  Lehren  des  Kreises,  sowie  die  prak- 
tische Anwendung  der  Mathematik  auf  die  Flächen-  und  Kör- 
perberechnung folgen.  In  der  obersten  Klasse  wird  der  Un- 
terricht in  der  Geometrie  und  Algebra  fortgesetzt,  der  Gebrauch 
der  Logarithmen  geübt  und  die  Elemente  der  Trigonometrie 
begonnen,  woran  sich  die  Uebungen  im  Nivelliren  knüpfen. 

Die  technische  Naturlehre  in  der  dritten  Klasse 
führt  die  Physik  weniger  als  abstrakte  Wissenschaft,  sondern 
nur,  soweit  sie  mit  der  Technik  in  unmittelbarem  Zusammen- 
hänge steht,  vor.  In  der  mittleren  Klasse  werden  die  Ge- 
setze der  Bewegung  und  des  Gleichgewichts,  in  der  oberen 
die  elementare  Festigkeitslehre  und  deren  Anwendung  behandelt. 

Der  Unterricht  in  der  Meisterklasse  beschränkt  sich 
wesentlich  auf  Uebungen  im  Entwerfen.  Doch  ist  den  Be- 
suchern dieser  Klasse,  unter  denen  sich  nicht  blos  Maurer- 
und Zimmerleute,  sondern  auch  Tischler,  Schlosser,  Brunnen- 
macher etc.  befinden,  gestattet,  in  den  übrigen  Klassen  zu 
hospitiren.“ 

Der  Hr.  Verfasser  glaubt  durch  diese  detaillirte  Dar- 
stellung der  Organisation  der  Bauschule  zu  Höxter  dar- 
gelegt zu  haben,  dass  daselbst  allerdings  Gelegenheit  ge- 
boten sei,  viel  zu  lernen.  Vor  dem  Zuviel  schütze  das 
Fassungsvermögen  der  Schüler,  hingegen  sei  es  Sache  der 
Schule,  ein  Zuwenig  zu  verhüten.  Dieselbe  verfolge 
einen  höheren  Zweck  als  den,  nur  auf  das  Meisterexamen 
vorzubereiten,  denn  bei  der  Vorbildung,  welche  die  Schüler 
durchschnittlich  besässen  — (von  '216  gegenwärtigen  Schülern 
sind  105,  darunter  •/*  Meisterssöhne  aus  kleineren  Städten, 
auf  Bürgerschulen,  52  auf  Gymnasien,  22  auf  Gewerbe- 
schulen und  37  auf  Realschulen  vorgebildet)  — würde 
es  vielen  ein  Leichtes  sein,  durch  Selbststudium  den  An- 
forderungen der  Meisterprüfung  zu  entsprechen.  Es  sei 
vielmehr  Aufgabe  der  Baugewerkschule,  den  Baugewerks- 
meister für  seinen  späteren  Beruf  heranzubilden  und  ihn 
fähig  zu  machen,  den  Anforderungen  des  Lebens  zu  ge- 
nügen. Und  sowie  diese  täglich  sich  steigern,  müsse  auch 
der  Unterricht  auf  der  Schule  stets  höhere  Ziele  er- 
streben. — 


27 


Soweit  Hr.  Wanderley,  dessen  Arbeit  eine  dankens- 
werte Grundlage  für  die  Beurteilung  des  gegenwärtigen 
Zustandes  der  Baugewerkschulen  bietet,  wenn  auch  frei- 
lich die  Ausführungen  des  Hrn.  Bohnstedt  hierdurch 
weder  widerlegt,  noch  sogar,  ihrem  eigentlichen  Kern 
nach,  berührt  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 

lieber  Stein -Baumaterialien  am  Mittelrhein. 

(Nach  einem  Vortrage  im  Architekten-Vereine  gehalten  von  R.  Neumann.) 

Es  möchte  in  Deutschland  wohl  kaum  eine  andere 
Gegend,  wie  im  Allgemeinen,  so  auch  in  bautechnischer 
Beziehung  ein  so  vielseitiges  Interesse  gewähren,  als  die 
Rheingegend  zwischen  Bingen  und  Bonn.  — Die  Bergge- 
lände, welche  durch  ihre  schönen  Umrisse  und  Grup- 
pirungen  jährlich  Tausende  von  Beschauern  aus  allen 
Enden  der  Welt  anlocken,  welche  auf  ihrer  sonnigen  Ober- 
fläche köstlichen  Wein  gedeihen  und  aus  ihrer  fruchtbaren 
Erddecke  ein  heiteres,  reiches  Kulturleben  erwachsen  lassen, 
sie  bergen  auch  in  ihrem  Innern  Schätze,  welche  theils 
die  Mühe  des  Bergmanns  reichlich  lohnen,  theils  zu  statt- 
lichen Bauwerken  treffliches  Material  gewähren. 

Es  ist  die  Absicht  der  nachstehenden  Abhandlung,  die 
Steinmaterialien,  aus  denen  in  diesen  Gegenden  die  meisten 
Bauwerke  entstehen,  an  ihren  Fundstellen  aufzusuchen  und 
ihre  Bedeutung  einigermaassen  zu  würdigen.  Eine  solche 
Betrachtung  scheint  zunächst  nur  für  den  engeren  Ver- 
wendungsbezirk der  gewonnenen  Baumaterialien  spezielles 
Interesse  zu  bieten,  kann  aber  auch  für  weitere  Kreise 
wohl  einige  Bedeutung  beanspruchen.  — Einerseits  ver- 
breiten die  immer  mehr  ausgebildeten  Verkehrsmittel  die 
nutzbarsten  Baumaterialien  immer  weiter;  andererseits  ist 
es  für  den  gebildeten  Bautechniker  von  Wichtigkeit,  über 
die  in  einer  bestimmten  Gegend  vorkommenden  Bauma- 
terialen sich  vorher  unterrichten  zu  können,  ehe  er  die- 
selben wirklich  verwenden  muss.  — Endlich  übt  jedes 
Baumaterial  durch  seine  ihm  eigenthümlichen  Eigenschaften 
nicht  unbedeutenden  Einfluss  auf  die  Bauweise  der  von 
ihm  beherrschten  Gegend,  sowohl  in  konstruktiver,  als  in 
aesthetischer  Hinsicht,  und  es  ist  gewiss  von  Bedeutung 
in  kultur-  und  kunstgeschichtlicher  Beziehung,  diesen  Ein- 
fluss klarzustellen.  — Dazu  gehört  aber  zunächst  spe- 
zielle Kenntniss  der  Eigenschaften  und  des  Vorkommens 
der  Baumaterialien.  — In  dieser  Beziehung  ist  unsere 
Fachlitteratur  noch  sehr  arm,  und  wenn  in  Nachstehendem 
ein  Anfang  mit  der  Darstellung  der  in  einer  enger  be- 


FEUILLETON. 


Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  und  ihr  Alter. 

(Fortsetzung.) 

Zunächst  ist  durch  diese  Funde  eine  bedeutend  vor- 
geschrittene Kultur  dokumentirt,  wie  man  sie  bei  einer 
rohen  Urbevölkerung,  einem  sogenannten  Steinvolke,  un- 
möglich erwarten  kann.  Man  hat  in  den  Pfahlbauten  Ge- 
flechte und  Gewebe  so  kunstreicher  Art  gefunden,  dass 
sie  auf  eine  sehr  entwickelte  Technik  deuten.  Der  Besitz 
mehrer  Getreidearten  und  das  Vorhandensein  verschie- 
dener Hausthiere  sind  genügend  konstatirt,  beides  nur  Er- 
rungenschaften einer  längeren  Kultur.  Brot  kommt  an 
verschiedenen  Stellen  vor,  Teller  mit  eingelegten  Zinn- 
streifen verziert  und  andere  kunstvolle  Gefässe,  sowie  die 
verschiedensten  künstlichen  Geräthe,  haben  sich  in  allen 
Pfahlbauten  gefunden.  Auch  nach  der  Unzulänglichkeit 
der  Steinwerkzeuge  einen  Schluss  auf  den  Grad  der  Ge- 
sittung einer  sogenannten  Urbevölkerung  zu  machen,  möchte 
mehr  als  gewagt  erscheinen,  denn  gerade  in  den  Pfahl- 
bauten, wo  die  kunstvollsten  Gewebe  entdeckt  worden 
waren,  fand  sich  n u r Stein geräth,  und  andererseits  ist  die 
Schärfe  solcher  Steinbeile  nicht  zu  gering  anzuschlagen. 
Es  finden  sich  in  den  schweizerischen  Pfahlbauten  Stein- 
keile, mit  denen  sich  ein  Bleistift  ganz  leicht  schneiden 
lässt,  dagegen  sind  die  gallischen  Schwerter  von  Eisen 
sehr  weich,  so  dass  den  Erbauern  der  Pfahlhütte  sehr 


grenzten  Gegend  vorkommenden  Baumaterialien  gemacht 
wird,  so  dürfte  dies  vielleicht  eine  Anregung  geben,  auch 
für  andere  Gegenden  Aehnliches  zusammenzustellen,  um 
so  allmälich  eine  Uebersicht  dessen  zu  gewinnen,  was 
Deutschland  an  Baumaterialien  überhaupt  bietet.  — Sicher 
ist,  dass  in  dieser  Beziehung  noch  viele  Schätze  verborgen 
liegen  und  zu  heben  sind,  dass  deren  Auffindung,  die  bis- 
her meist  einem  glücklichen  Zufalle  überlassen  war,  durch 
wissenschaftliche  Forschung  bedeutend  beschleunigt  werden 
kann. 

Da  die  Bausteine  meistens  aus  der  Masse  genommen 
werden,  welche  den  Körper  des  Gebirges  selbst  ausmacht, 
so  erscheint  es  nöthig,  vorerst  einen  Blick  auf  den  Bau 
der  Gegend  in  geognostischer  Beziehung  zu  werfen,  eine 
Uebersicht  der  Gebirgsarten  zu  geben,  aus  denen  die  Berge 
des  mittleren  Rheinlandes  zusammengefügt  sind. 

Der  Rheinstrom  durchbricht  auf  dem  Zuge  von  Bingen 
bis  Bonn  ein  plateauförmiges  Gebirge,  welches  wesentlich 
aus  denselben  Gesteinsmassen  besteht,  aber  mit  verschie- 
denen Namen  belegt  ist.  Es  theilt  sich  an  dem  linken 
Rheinufer  in  den  Hunsrück  und  die  Eifel,  beide  nur 
durch  den  Lauf  der  Mosel  geschieden , auf  dem  rechten 
Ufer  ist  es  südlich  der  Lahn  der  Taunus,  nördlich  der- 
selben der  Westerwald.  — Die  durchgehende  Haupt- 
masse dieser  Gebirge  ist  die  ältere  rheinische  Grauwacke, 
sie  gehört  zu  dem  grossen  Gebiete  des  Rheinischen  Schie- 
fergebirges, welches  weiter  im  Westen  auch  die  Ardennen 
bildet  und  östlich  sich  weit  nach  Westphalen,  bis  Arnsberg 
und  Waldeck  hin,  erstreckt.  Aus  wechselnden  Thonschiefer- 
und sehr  festen  Sandsteinschichten,  mit  Einlagerungen  von 
gleichalterigem  sogenanntem  Uebergangs- Kalkstein  be- 
stehend, bildet  das  Gebirge  wellenförmige  Hochplateaus, 
1400 — 1600'  über  dem  Meeresspiegel,  1200—1400'  über 
dem  Rheinthale,  charakteristisch  durch  viele  steil  und  tief 
eingeschnittene  Thäler,  bemerkenswerth  ferner  durch  die 
steil  aufgerichtete  Stellung  der  ursprünglich  horizontal  ab- 
gelagerten Gesteinsschichten.  Dieses  Gebirge  wird  zu  den 
ältesten  Erhebungen  Deutschlands  gerechnet. 

Dieser  im  Ganzen  einfach  und  wenig  Mannigfaltig- 
keit bietende  Grundstock  des  Gebirges  erhält  indessen 
grössere  Abwechselung  durch  mannigfaltige  Auflagerungen 
jüngerer  Gebirge.  Dem  Schiefergebirge  benachbart  und 
theilweise  aufgelagert  erscheint  zunächst  das  Steinkohlen- 
gebirge am  Südrande  des  Hunsrücks;  dasselbe,  in  der 
Umgegend  von  Saarbrücken  auf  das  Mächtigste  entwickelt, 
zeigt  in  seinem  ausgehenden  Ende  in  der  Nähe  des  Rheins 


wohl  Metall  zu  Händen  gewesen  sein  kann  und  sie  doch 
bei  der  Arbeit  lieber  die  Steinäxte  benutzten,  vielleicht 
auch  um  das  edlere  Metallgeräth  zu  schonen.  Jedenfalls 
ist  hierdurch  das  Vorkommen  von  Steingeräth  neben  Me- 
tall sehr  einfach  erklärt,  was  für  die  Anhänger  des  Stein- 
schema’s  immer  ein  Räthsel  bleiben  muss. 

Gewähren  die  verschiedenartigsten  einzelnen  Funde 
in  den  Pfahlbauten  auch  ein  grosses  Interesse,  zumal  wenn 
dieselben  durch  eine  methodische  Forschung  erst  mehr 
dazu  benutzt  sein  werden,  ein  getreues  Bild  vom  Leben 
der  alten  Zeit  zu  entwerfen,  so  sind  doch  für  die  Frage 
nach  der  Bedeutung  der  Pfahlbauten  wichtiger  diejenigen 
Entdeckungen,  welche  auf  eine  Theilung  der  Arbeit,  auf 
eine  Entwicklung  von  Industrie  hinweisen.  In  dem  Pfahl- 
bau bei  Wangen  machte  man  zuerst  die  Bemerkung,  dass 
an  einzelnen  Punkten  Alterthumsgegenstände  derselben  Art 
in  grösserer  Menge  zum  Vorschein  kamen,  namentlich 
fand  sich  hier  verkohlter  Flachs  nur  an  bestimmten  Plätzen 
und  zwar  in  unverarbeitetem  Zustande  vor,  an  andern  ab- 
gegränzten  Stellen  sind  wieder  nur  Stroh  und  Strohge- 
flechte gefunden,  am  zahlreichsten  aber  sind  die  Stellen, 
wo  Getreide  sowohl  in  Aehren  als  in  Körnern  gefunden 
wurde.  Eine  gleiche  Theilung  der  Arbeit,  und  zwar  eben- 
falls in  Geflechten  und  Geweben,  hat  man  im  Pfahlbau 
von  Robenhausen  beobachtet,  wo  Geflechte  haufenweise 
gefunden  wurden,  wie  der  Bericht  hervorhebt;  auch  fand 
man  Getreide  und  Mehl  mit  den  zugehörigen  Hand- 
mühlen. Letzteres  würde  nicht  weiter  auffallend  sein, 
da  es  nur  eine  gewerbliche  Thätigkeit  konstatiren  würde, 
welche  durch  ein  praktisches  Bedürfniss  hervorgerufen 


28 


nur  die  oberen  flötzleeren  Schichten,  welche  indessen  vor-  ' 
ziigliche  Sandsteine  liefern.  Sodann  tritt  das  Rothliegende 
mächtig  bei  Kreuznach  und  weiter  oberhalb  an  der  Nahe 
bis  Oberstein  auf,  gepaart  mit  seinem  gewöhnlichen  Be- 
gleiter, einem  sehr  festen  Konglomerat.  — Ferner  zeigt 
es  sich  an  der  mittleren  Mosel  bei  Uerzig,  hier  jedoch 
wieder  überlagert  durch  bunten  Sandstein,  welcher 
sich  von  da  südwestlich  weiter  verbreitet,  der  Gegend  von 
Trier  ihren  besonderen  Charakter  verleiht  und  von  dort 
weit  nördlich  in  die  Eifel  sich  erstreckt.  Daselbst  findet 
sich  auch  in  weiterer  Ausdehnung  ein  Muschelkalk,  vor- 
zugsweise Trier’scher  Kalk  genannt.  — Die  nächst  jün- 
geren Gebirgsformationen , namentlich  Keuper,  Jura  und 
Kreidegebirge,  fehlen  in  der  mittleren  Rheingegend  ganz, 
erst  das  Tertiärgebirge  zeigt  sich  wieder  in  einiger 
Ausdehnung  vertreten  durch  die  Grobkalkschichten  und 
Thone  des  Mainzer  Beckens,  durch  die  Braunkohlenlager 
und  die  sie  begleitenden  Sandsteine  und  Thone  an  ver- 
verschiedenen  einzelnen  Stellen,  besonders  am  rechten 
Rheinufer  gegenüber  Koblenz,  und  in  der  Nähe  des  Sie- 
bengebirges, gegenüber  Bonn.  Die  weite  Diluvialebene 
des  Niederrheines  drängt  sich  zwischen  das  Schiefergebirge 
bis  nahe  an  die  Ahr,  und  Alluvialablagerungen  begleiten 
die  Flussläufe. 

Ein  höher  gesteigertes  Interesse  erhält  indessen  die 
mittlere  Rheingegend  sowohl  für  den  Geognosten,  als  für 
den  Bautechniker  durch  den  Reichthum  an  plutonischen 
und  vulkanischen  Gesteinen.  Fehlen  auch  die  ältesten 
plutonischen  Gesteine,  Granit  und  Syenit  gänzlich , so  ist 
doch  die  ganze  Reihe  der  jüngeren  Erstarrungsgesteine 
vertreten,  von  den  älteren  Grünsteinen  bis  zu  den  jüngsten 
Produkten  vulkanischer  Thätigkeit.  — Die  Porphyre  bei 
Kreuznach  und  an  der  Lahn,  die  Melaphyre  des  Nahe- 
thals, welche  dem  Eisenbahnbau  daselbst  so  viele  Schwie- 
rigkeiten bereiteten , die  hin  und  wieder  vereinzelt  auf- 
tretenden Massen  von  Hypersthenfels  gewähren  ebenso 
grosses  Interesse,  als  die  weit  verbreiteten  Kuppen  von 
Basalt  und  die  Trachytbildungen  des  Siebengebirges.  — 
Am  meisten  aber  fesseln  die  Aufmerksamkeit  wohl  die 
jüngsten  vulkanischen  Bildungen  in  der  Eifel  und  in  der 
Umgebung  des  Laacher  See’s,  die  Laven,  Tuffe  und  losen 
Auswurfsprodukte,  die  sich  an  einzelnen  Stellen  so  frisch 
und  unverändert  zeigen,  dass  man  glauben  möchte,  erst 
vor  wenigen  Jahren,  nicht  vor  ungemessenen  Zeiträumen 
wären  die  feuerspeienden  Kratere  verstummt. 

Die  Betrachtung  der  einzelnen  Gesteine,  welche  vor- 
wird, es  könnte  sogar  auf  ein  Stadium  im  Kulturzustande 
hinweisen,  wo  es  blos  eine  persönliche  Arbeit  für  jedes 
Individuum  gab;  aus  den  anderen  Funden  dagegen  ergiebt 
sich  schon,  dass  die  Bewohner  der  Pfahlbauten  nicht  allein 
für  ihren  Hausbedarf  gearbeitet  haben,  dass  man  an  In- 
dustrie und  Handel  zu  denken  hat.  Mehr  noch  tritt  dies 
aber  hervor  bei  denjenigen  Gegenständen,  welche  nicht 
so  unmittelbar  zum  Bedarf  des  Lebens  gehörten.  Es 
lassen  sich  Steinaxt-  und  Steinhammer  - Fabriken  nach- 
weisen;  man  hat  vollständige  Werkstätten  gefunden  mit 
den  Werkzeugen  für  die  Verarbeitung,  mit  theils  fertigen, 
schon  geschliffenen,  theils  unfertigen  Beilen,  mit  Rohma- 
terial und  Steinsplittern,  die  von  der  Zurichtung  der  Ge- 
räthe  herrühren.  Ebenso  hat  man  Fabriken  oder  Nieder- 
lagen für  Bronze-  und  Eisengeräth  deutlich  nachgewiesen. 
Beachtenswerth  hierbei  ist,  dass  man  in  jenen  Steinwerk- 
stätten ausländisches  und  fremdes  Material  findet:  die  Beile 
und  Keile  im  Pfahlbau  zu  Wangen  sind  aus  Feuerstein 
gefertigt,  welcher  aus  Frankreich  stammt;  sogar  aus  Asien 
stammt  die  Steinart  einzelner  Gegenstände,  der  Xephrit, 
welcher  in  Europa  gar  nicht  vorkommt.  Es  ist  dies 
schon  ein  sicherer  Beweis  dafür,  dass  man  an  ein  einhei- 
misches rohes  Volk  nicht  zu  denken  hat,  ein  solches  wird 
sich  nicht  Material  aus  fremden  Ländern  kommen  lassen, 
um  es  massenhaft  für  einen  Industriezweig  zu  verarbeiten, 
eine  so  hohe  eigene  llandelsentwicklung  kann  man  ihm 
auch  nicht  zuschreiben  und  merkwürdig  bliebe  immer, 
warum  es  sich  gerade  ungesunde  Seewohnungen  zu  solcher 
Fabrikation  ausgesucht  habe.  Sollte  es  wirklich  nur  zum 
Schutze  gegen  wilde  Thiere  geschehen  sein?  Welche 


zugsweise  bautechnischen  Zwecken  dienen,  ist  zunächst  den 
Gesteinsbildungen  der  verbreitetsten  Gebirgsart  des  Schiefer- 
oder Grauwackengebirges  zuzuwenden.  Wie  bereits  er- 
wähnt, sind  es  theils  Schichten  von  Thonschiefer, 
theils  Sandsteinlagen,  aus  denen  die  Gebirgsmasse  be- 
steht. Der  Schiefer  dieser  Gebirgsformation  wird,  wo  er 
nicht  durch  Verwitterung  stark  angegriffen  ist,  mit  Vor- 
theil als  Mauerstein  benutzt,  giebt  aber  nur  Bruchstein- 
mauerwerk, da  er  eine  Bearbeitung  als  Quaderstein  nicht 
zulässt;  indess  sichern  seine  breiten  Lagerflächen  dem 
Mauerwerk  einen  ziemlich  guten  Verband.  — An  vielen 
Stellen  ist  dieser  Stein  als  Dachschiefer  nutzbar  und  wird 
zu  diesem  Zwecke  gewonnen,  indessen  bricht  er  meist 
nur  in  kleinen  Tafeln,  seine  Anwendung  ist  daher  be- 
schränkt. Weite  Verbreitung  findet  er  nicht,  da  ihm  be- 
reits in  Cöln  der  englische  Schiefer  Konkurrenz  macht. 
Der  Grauwackensandstein  geht  vollständig  in  den  Schiefer 
über,  ist  meist  blätterig  oder  dickschieferig  und  findet  ähn- 
liche Anwendung  wie  dieser.  In  manchen  Lagen  aber 
geht  die  Schieferung  völlig  verloren,  das  Bindemittel  wird 
ganz  kieselig  und  das  Gestein  erlangt  eine  solche  Festig- 
keit, dass  es  sich  vorzüglich  zu  Chaussee-  und  Pflaster- 
steinen eignet.  Aus  diesem  Gesteine,  welches  auch  als 
Quarzfels  bezeichnet  wird,  besteht  der  mächtige  Ge- 
birgszug, welcher  den  Hunsrück  nach  Süden  abschliesst, 
der  Soonwald  und  Hochwald.  — Einer  regelmässigen  Be- 
arbeitung mit  dem  Hammer  aber  widersteht  dieser  Stein 
fast  durchweg. 

Bemerkenswerth  ist  im  Schiefergebirge  noch  das  Vor- 
kommen des  weissen  Quarzes.  Dieser  erscheint  in  Spal- 
ten, Gängen  und  Stöcken  als  ein  nachträglich  durch  In- 
filtration kieselhaltigen  Wassers  entstandenes  Gestein.  — 
Oft  zeigt  er  sich  in  grossen  Massen  über  der  Erde  auf- 
gehäuft, als  fester  Stein  übrig  geblieben,  während  der  Thon- 
schiefer, welcher  ihn  ehedem  umschloss,  durch  Verwit- 
terung allmälich  zerstört  und  durch. die  atmosphärischen 
Niederschläge  fortgeführt  worden  ist.  — Diese  Quarz- 
massen, welche  auch  als  Feldstein  im  Acker  allgemein 
verbreitet  sind,  werden  in  den  Gegenden,  deren  Felsunter- 
lage nur  aus  Thonschiefer  besteht,  als  Chausseesteine  sehr 
gesucht,  und  helfen  einem  schwer  empfundenen  Bedürf- 
nisse ab,  da  es  diesen  Gegenden  meist  auch  gänzlich  an 
Sand  und  Kies  mangelt. 

Als  Besonderheit  im  Schiefergebirge  sind  noch  die 
Kalkeinlagerungen  anzuführen.  Aeltere  Schichten  der- 
selben treten  besonders  bei  Stromberg,  nördlich  von  Kreuz- 
wilden Thiere  waren  aber  in  der  Schweiz,  und  wird  nicht 
ein  kräftiges  Urvolk  sich  lieber  in  einen  Kampf  mit  sol- 
chen einlassen,  als  vor  ihnen  sich  durch  Jahrhunderte  auf 
Seewohnungen  zurückziehen?  Waren  die  Pfahlbauten  aber 
zur  Sicherung  vor  einfallenden  Feinden  bestimmt,  so  lässt 
sich  wiederum  fragen,  woher  kamen  diese  gerade  in  der 
von  der  Natur  mit  Bollwerken  umgebenen  Schweiz,  und 
waren  denn  die  Wohnungen  im  Wasser  überhaupt  geeignet, 
einer  Uebermacht  lange  zu  widerstehen?  Auch  müssten 
sich  wohl  in  den  Pfahlbauten  Spuren  der  anzunehmenden 
Kämpfe  finden,  aber  nur  wenige  menschliche  Reste  sind 
darin  entdeckt,  und  fast  immer  waren  es  Individuen  im 
Kindesalter,  die  offenbar  durch  Unglücksfälle  iu  das  Wasser 
gekommen.  Der  Sicherheit  wegen  können  die  schweize- 
rischen Pfahlbauten  nur  unter  eigenthümlicheu  Verhält- 
nissen als  Wohnung  erbaut  und  benutzt  worden  sein.  Wie 
aus  dem  oben  Gesagten  erhellt,  ist  aus  den  gefundenen 
Resten  auf  eine  handwerkliche  Thätigkeit  der  Bewohner 
der  Pfahlbauten  zu  schliessen ; wenn  man  nun  eine  solche 
bei  einem  einheimischen  Volke  nicht  annehmen  kann, 
wie  an  ein  Volk  der  Pfahlbauten  überhaupt  nicht  zu 
denken  ist,  und  man  hierzu  die  Thatsache  rechnet,  dass 
das  Material  für  einen  Hauptzweig  der  Fabrikation  aus 
Frankreich  stammt,  so  liegt  der  Gesichtspunkt  nahe,  an- 
zunehmen,  dass  es  Handelsleute  aus  SüdlYankreich  gewesen, 
welche  das  fremde  Material  mit  sich  brachten  und  es  auf 
den  Pfahlbauten,  ihren  Wohnungen,  verarbeiteten.  Nur 
solche  Handwerker,  fahrende  Kaufleute  und  Händler 
konnten  als  friedliche  Leute  unter  einer  nicht  feindseligen 
Bevölkerung  die  Pfahlbauten  errichten  und  bewohnen,  ihnen 


nach,  mächtig  auf,  ihr  ausgehendes  Ende  kommt  bei  Binger-  , 
brück  wieder  zu  Tage,  woselbst  dieser  Kalk  fiir  die  Bau- 
ausführungen der  Eisenbahnen  an  beiden  Rheinufern  von 
Bedeutung  geworden  ist.  — Er  besitzt  meist  schiefriges 
Gefüge  und  ist  so  hart,  dass  er  der  Bearbeitung  mit  dem  [ 
Hammer  widersteht,  kann  daher  nur  zu  Bruchsteinmauern 
und  als  Brennkalk  benutzt  werden.  In  letzterer  Anwen- 
dung wird  er  besonders  geschätzt,  namentlich  in  denjenigen 
Lagen,  welche  einen  mageren,  unter  Wasser  schnell  er- 
härtenden Mörtel  geben.  Etwas  jüngere  Schichten  dieses 
Kalks  im  Schiefergebirge  treten  vorzugsweise  in  der  Eifel 
massenhaft  auf  und  haben  den  besonderen  Namen  Eifel- 
kalk erhalten.  Dieses  Gestein  zeigt  weniger  schieferige  ; 
Textur,  es  kommt  in  grösseren  Blöcken  vor  und  lässt  sich 
leichter  bearbeiten.  Der  vielfach  wechselnden  und  schönen 
Farben  wegen,  welche  bei  der  Politur  hervortreten,  wird 
er  als  bunter  Marmor  vielfach  verarbeitet,  so  namentlich 
im  Neandertliale  bei  Barmen,  ferner  bei  Eupen  an  der 
Lahn  und  anderwärts.  Das  Gestein  ist  stark  dolomitisch 
und  die  Felsen  zeigen  ganz  den  schroffen  Charakter,  wel- 
cher dem  Dolomitgebirge  eigenthümlich  ist.  Sehr  schön 
findet  dieses  Gebirge  sich  auch  bei  Gerolstein  in  der  Eifel, 
einer  noch  wenig  zugänglichen  Gegend,  welche  wie  über- 
haupt die  vulkanische  Eifel,  durch  den  Bau  der  Cöln- 
Trier’schen  Eisenbahn  erst  der  Aufschliessung  harrt. 

Das  Steinkohlengebirge  in  der  Nähe  des  Rheines  ist 
in  bautechnischer  Beziehung  nur  dadurch  von  Bedeutung, 
dass  es  vorzügliche  Sandsteine  zu  Quadern  liefert.  Diese 
Kohlen -Sand  steine  sind  meist  von  hellgrauer  Farbe, 
von  verschiedenem  Korn.  Das  Bindemittel  ist  Thon,  gleich- 
wohl zeigt  der  Stein  grosse  Festigkeit.  Der  Florheimer 
Sandstein,  am  östlichsten  Ausläufer  des  Kohlengebirges  ' 
gebrochen,  findet  Verwendung  bei  dem  Cölner  Dombau, 
der  Waldböckelheimer  Sandstein  ist  ihm  ähnlich,  etwas 
gelblicher  gefärbt,  der  Monzinger  und  der  Alsenzer  Stein 
sind  feinkörniger;  ausserdem  wird  dieser  Stein  an  ver- 
schiedenen Stellen  gebrochen,  die  meisten  Bauwerke  der 
Rhein-Nahebahn  sind  daraus  hergestellt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Das  Agar -Town- Kohlendepot. 

Bei  der  auf  den  Kohlendepots  üblichen  Art  des  Um- 
und  Ausladens  der  Kohlen  aus  den  Waggons  wird  nicht 
selten  viel  Arbeitskraft  verschwendet  und  die  Kohle  bei 


dem  Herabstürzen  so  zerbrochen,  dass  sie  an  Werth  sehr 
verliert.  In  neuester  Zeit  hat  dagegen  ein  Unternehmer 
auf  seiner  Kohlenstrecke,  dem  sogenannten  Agar- Town  - 
Depot,  ohnweit  des  Kohlenbahnhofes  der  Great-Nothern- 
Eisenbahn  in  London  Einrichtungen  getroffen,  wie  sie  in 
mancher  Beziehung  neu  und  der  Nachahmung  wohl  werth 
sind. 

Von  den  durchgehenden  Geleisen  der  Eisenbahn  wer- 
den die  beladenen  Wagen  in  mässigem  Gefälle  durch 
Pferde  auf  die  Geleise  des  Depots  geführt,  und  fahren 
nach  ihrer  Entladung,  ebenfalls  durch  Pferde  gezogen, 
in  ähnlichem  Gefälle  nach  der  Bahn  zurück.  Eine  Schiebe- 
bühne, welche  auf  Dampfkraft  eingerichtet  ist,  vertheilt 
die  Wagen  auf  die  eigentlichen  Kohlengeleise  die  auf 
hölzernen  Substruktionen  und  ebenfalls  mit  einem  Gefälle 
angelegt  sind.  Auch  die  Geleise  der  Schiebebühne  werden 
durch  eine  hölzerne  Brücke  unterstützt.  Die  Zuführungs- 


geleise treffen  die  der  Schiebebühne  genau  in  der  Mitte, 
so  dass  von  dieser  Mitte  aus  die  Geleise  der  Schiebebühne 
nach  beiden  Seiten  ein  Gefälle  erhalten  konnten,  welches 
die  zur  Bewegung  der  Schiebebühne  nothwendige  Kraft 


beträchtlich  ermässigt.  Nach  ihrer  Entladung  werden  die 
Wagen  durch  eine  am  entgegengesetzten  Ende  befindliche 


konnten  dieselben  auch  für  kurze  Zeit  verhältnissmässigen 
Schutz  gewähren  bei  Zwistigkeiten  mit  der  einheimischen 
Bevölkerung. 

Das  Resultat,  welches  weiterhin  noch  bewiesen  werden 
soll,  wäre  demnach:  wir  haben  in  den  Pfahlbauten  die 
Stationen  fahrender  Kanfleute  und  Handwerker,  welche 
aus  Südfrankreich  kamen,  vor  uns.  Wer  waren  nun  diese 
und  was  wollten  sie  in  der  Schweiz?  Um  diese  Fragen 
zu  beantworten,  ist  es  nöthig  in  Kurzem  auf  den  euro- 
päischen Landhandel  der  Vorzeit  etwas  näher  einzugehen. 
Dass  die  Bewohner  des  nördlichen  und  mittleren  Europas 
in  der  Vorzeit  mit  den  alten  Kulturvölkern  des  Südens 
in  Handelsverkehr  standen,  ist  eine  wohl  nicht  zu  leugnende 
Thatsache;  schon  die  Berichte  und  Sagen  über  den  phö- 
niki, scheu  Welthandel  deuten  darauf  hin.  Ueber  die  Art 
und  Weise  des  Zwischenhandels  aber  sind  die  Meinungen 
noch  sehr  getheilt;  während  man  früher  allgemein  bei  dem 
Bernsteinhandel  der  Phönikier  und  ihrer  Nachfolger  an 
direkten  Seeverkehr  dachte,  ist  in  neuerer  Zeit  auf  die 
Wahrscheinlichkeit  phönikischen  Landhandels  hingewiesen 
worden.  Die  Pfahlbauten  nun  scheinen  dazu  bestimmt  zu 
sein,  über  den  europäischen  Landhandel  der  Vorzeit  ein 
helleres  Licht  zu  verbreiten.  Welchen  Werth  man  im 
Alterthume  dem  Bernsteine  beilegte,  ist  bekannt,  es  lag 
daher  nahe,  einen  regen  Handel  von  den  Küsten  des  Mit- 
telmeeres nach  den  bernsteinreichen  Ländern  im  Norden 
unseres  Erdtheiles  zu  vermuthen ; gegenüber  den  Schwie- 
rigkeiten der  Schiffahrt  aber  konnte  sich  der  Verkehr, 
vorzugsweise  dem  Lauf  der  Flüsse  folgend,  bequemer  zu 
Lande  hinziehen.  Die  Funde  von  Alterthümern  haben  es 


zur  Gewissheit  erhoben,  dass  man  mehre  Bernsteinstrassen 
nach  dem  Norden  verfolgen  kann. 

Die  östlichste  Strasse,  welche  den  Süden  mit  dem 
Norden  verband,  ging  von  der  Gegend  des  heutigen  Odessa 
aus,  den  Dniester  entlang  und  scheint  dann  der  Weichsel- 
strasse gefolgt  zu  sein.  Sie  führte  so  direkt  in  eine  Haupt- 
gegend des  kostbaren  Bernsteins,  aber  nicht  in  das  eigent- 
liche Bernsteinland  der  Alten,  als  welches  Holstein  anzu- 
sehen ist.  Der  Handel  war  hier  ursprünglich  in  den 
Händen  der  Griechen,  wie  dies  noch  durch  schriftliche 
Berichte  nachweisbar  ist;  später  nach  der  sogenannten 
Völkerwanderung  wurde  diese  Strasse  wieder  eifrig  be- 
treten, die  zahlreichen  arabischen  Münzen,  welche  man  bei 
uns,  von  Esthland  bis  Holstein,  ausgegraben,  legen  Zeug- 
niss  dafür  ab.  Der  Handel  der  Byzantiner  wurde  damals 
durch  russische  Kaufleute  vermittelt,  welche  mit  den  ara- 
bischen Karavanen  an  der  Wolga  zusammen  kamen;  die 
arabischen  Münzen  waren  selbst  in  Skandinavien  in  Um- 
lauf. Die  zweite  Bernsteinstrasse  führte  vom  Norden 

zum  adriatischen  Meere,  und  wurde  auf  dieser  der  Bern- 
stein in  grosser  Menge  nach  Venetien  gebracht;  sie  zog 
sich  an  der  Oder  entlang  durch  Mähren  und  Pannonien 
nach  Aquileja.  Das  alte  italische  Handelsvolk  der  Etrus- 
ker war  neben  den  Griechen  Theilnehmer  an  dem  Handel 
auf  dieser  Strasse.  Die  Pfahlbauten  in  Oberitalien  mögen 
ähnlich  wie  die  in  der  Schweiz,  theils  zum  Aufenthaltsort 
der  Händler  beim  Vertrieb  etruskischer  Waaren  unter  der 
einheimischen  Bevölkerung,  theils  zu  Stapelplätzen  der- 
jenigen Waaren,  welche  die  adriatische  Bernsteinstrasse 
einschlagen  sollten,  bestimmt  gewesen  sein.  Die  Funde 


30 


Schiebebühne  den  durchgehenden  Geleisen  der  Bahn  wie- 
der zugeführt. 

Auf  den  beigegebenen  Skizzen  sind  drei  beladene 
Kohlenwagen  dargestellt,  von  denen  einer  über  dem  Ent-  | 
ladungstrichter  («)  steht,  in  welchen  die  Kohlen  fallen 
sobald  die  Bodenklappen  des  Waggons  geöffnet  werden. 
Kurze  Perrons,  die  an  dieser  Stelle  zwischen  den  Geleisen  ! 
liegen,  haben  abgeschrägte  Seiten,  welche  gewissermassen 
eine  Fortsetzung  der  Trichterseiten  bilden  und  das  Ma- 
terial bei  dem  Herabstürzen  führen.  Unmittelbar  am  Ende 
des  Trichters  sind  die  Wiegevorrichtungen,  auf  denen  die 
Kohlensäcke  (Ä)  stehen.  Der  Trichter  ist  an  seinem  un- 
teren Ende  durch  eine  Klappe  (e)  verschliessbar  und  für 
gewöhnlich  mit  Kohlen  angefüllt.  Der  Boden  desselben 
ist  in  der  Weise  eines  Rostes  gebildet,  damit  der  Kohlen- 
gruss  durch  die  Zwischenräume  der  Stäbe  fällt  und  nicht 
in  den  Sack  gelangen  kann.  In  dieser  einfachsten  Art 
wird  ein  Sortiren  der  Kohle  nach  der  Grösse  der  einzel- 
nen Stücke  herbeigeführt. 

Die  Wiegevorrichtungen  stehen  in  derselben  Höhe 
mit  dem  Boden  der  Lastwagen,  welche  in  6'  Entfernung 
davon  halten,  so  dass  der  Kraftaufwand  bei  dem  Trans- 
port der  Säcke  ein  verhältnissmässig  sehr  geringer  ist. 
Ausser  der  Ersparniss  an  Kraft  bei  dem  Transport  der 
Waggons  und  dem  der  Kohlensäcke  nach  den  Lastwagen 
ist  als  besonders  vortheilhaft  die  Reinigung  der  Kohlen, 
wie  dieselbe  bei  dem  Herabstürzen  auf  dem  Rost  bewirkt 
wird,  hervorzuheben. 

Uebrigens  berechnet  der  Unternehmer  des  Agar-Town 
Depot  die  Ersparniss,  welche  er  durch  die  Disposition 
seiner  Anlagen  bewirkt  hat,  auf  1 Schilling  bis  1 Schilling 
2 Pence  pro  Ton,  eine  Ersparniss,  welche  hei  dem  enor- 
men Umsatz  von  fast  20  Millionen  Zentner  jährlich  über 
300,000  Tbaler  beträgt.  (Engineering.) 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Schleswig-Holsteinischer  Ingenieur -Verein.  6.  Ver- 
sammlung am  8.  Januar  1868  zu  Neumünster;  Vorsitzender 
Hr.  Wegebaudirektor  Herzbruch,  anwesend  33  Mitglieder. 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Mittheilungen,  Ver- 
kauf der  aus  der  Zirkulation  tretenden  Zeitschriften  und  Dis- 
kussion und  Beschluss  über  Porto -Erstattungen,  wurden  durch 
Ballotement  als  neue  Mitglieder  aufgenommen;  Bauinspektor 


Schmidt  in  Eutin  und  Ingenieur  Schröder  in  Neumünster. 
Als  Ort  der  nächsten  (7.)  Versammlung,  welche  gleich  nach 
Ostern  stattzufinden  habe,  wurde  Nenmünster  gewählt. 

Es  folgten  dann  folgende  Vorträge: 

1.  Vom  Maschinenfabrikanten  Jepsen,  über  Leucht- 
Gas-Bereitu  ng  aus  P e t r ole u m - A b fäll  e n . 

Es  wurde  der  Apparat  des  Professors  Hirzel  beschrieben 
und  der  Betrieb  erläutert.  — Die  Leuchtkraft  des  Petroleum- 
Gases  sei^  so  intensiv,  dass  seine  Werkstattbrenner  nur  */*  Kub.' 
Gas  pr.  Stunde  konsumiren,  welches  in  5 Stunden  kaum  1 Sgr. 
koste,  da  250  Kub.'  Petroleum -Gas  mit  1000  Kub.'  Kohlen- 
Gas  gleich  zu  schätzen  seien  und  nur  1 Thlr.  7%  Sgr.  kosten. 
Eine  Anlage  für  100  Flammen  habe  dem  Referenten  800  Thlr. 
gekostet,  und  könne  er  den  Apparat  nur  auf’s  Beste  eni- 
. pfehlen , da  das  Gas  billiger,  als  Kohlen -Gas,  die  Bedienung 
i se^r  einfach  sei,  der  Apparat  wenig  Raum  erfordere  un  1 
keinerlei  Geruch  bei  der  Gas-Bereitung  erzeugt  werde. 

2.  Vom  Deich-  und  Wasserbauinspektor  v.  Irminger, 
über  Dünenbau. 

Es  wurden  Proben  feineren  und  gröberen  Dünensandes 
vorgezeigt  und  nach  kurzer  Mittheilung  über  das  Entstehen 
der  Dünen  auf  die  falsche  Methode  der  Insulaner,  die  Düne 
zur  Neubildung  von  Dünen  hinter  den  vorhandenen  in  Bewe- 
gung zu  setzen,  hingewiesen,  dann  die  Zäune  aus  trockenem 
Reisig  zum  Sandfangen  und  deren  Zweck  etc.  sowie  die  ver- 
schiedenen Methoden  der  Bepflanzung  beschrieben.  Endlich 
wurden  die  Arbeiten  Baudissin’s,  welcher  jedoch  nur  be- 
kannte Methoden  angewandt  habe,  und  deren  Erfolg  erwähnt. 

3.  Vom  technischen  Direktor  der  Carlshütte  bei  Rends- 
burg, Meyn,  über  Holzbearbeitung-Maschinen. 

Es  wurde  die  auf  der  Pariser  Ausstellung  zur  Schau  ge- 
stellte Amerikanische  Zinkenschneide- Maschine  von 
Armstrong  beschrieben  und  durch  Zeichnungen  erläutert. 
Es  muss  hierüber  auf  den  zu  erwartenden  Auszug  aus  dem 
Protokoll  verwiesen  werden,  da  ohne  Zeichnungen  sich  die 
interessante  und  ingeniöse  Einrichtung  dieser  Maschine  nicht 
beschreiben  lässt.  Hieran  schloss  sich  in  gleicher  Weise  die 
Beschreibung  einer  amerikanischen  Fraismaschine  aus  Stahl- 
blech. 

4.  Vom  Ingenieur  Wollheim  wurden  Zeichnungen  und 
photographische  Ansichten  zu  seinem  früher  gehaltenen  Vor- 
trag über  Fundirungen  bei  Brückenbauten,  namentlich  an  der 
Köln- Giessener  Bahn,  vorgelegt. 

5.  Vom  Wegebaudirektor  Jessen  wurden  Mittheilungen 
über  die  Versenkungen  und  die  Verstärkung  der  Wilstermarscher 
Elbdeiche  gemacht;  die  Deichprofile  von  1792  und  die  für 
die  Verstärkung  dieser  Deiche  von  dem  vormaligen  Deichin- 
spektor Christensen,  dem  Wasserbaudirektor  Scheffler  und  von 
den  Deichgrefen  projektirten  Profile  wurden  vorgelegt.  — 


von  Bronze  in  diesen  Pfahlbauten  weisen  auf  etruskisch- 
phönikischen  Ursprung  hin.  Auch  noch  im  Norden  lassen 
sich  Spuren  der  Etrusker  nachweisen,  namentlich  sind  es 
die  Funde  der  sogenannten  Kesselwagen , die  man  in 
Meklenburg,  Brandenburg,  Steiermark  und  Siebenbürgen 
gemacht,  welche  als  italische  Erzeugnisse  gelten  müssen. 
Die  Fundorte  dieser  Kesselwagen  dürften,  ebenso  wie  die 
Pfahlbauten  in  den  österreichischen  Seen,  als  die  Spuren 
einzelner  Stationen  auf  der  adriatischen  Handelsstrasse 
nach  dem  Norden  anzusehen  sein. 

Aquileja  war  seit  den  ältesten  Zeiten  der  Ausgangs- 
punkt dieser  Landstrasse;  zur  Zeit  der  Römer  führte  die- 
selbe in  der  Nähe  von  Wien  über  die  Donau  und  zog 
sich  dann  durch  Mähren  bis  zur  Oder  hin.  Ob  sie  von 
Massel  in  Oberschlesien  aus  der  Oder  weiter  bis  zur 
Mündung  folgte  oder  noch  andere  Nebenrichtungnn  ein- 
schlug, ist  nicht  mehr  nachzuweisen;  die  Pfahlbauten  bei 
Pyritz  und  Stargard  sind  aber  vielleicht  Punkte  an  Ne- 
benstrassen. 

Neben  dieser  Strasse  durch  Mähren  zog  sich  wahr- 
scheinlich noch  eine  andere  von  der  Donau  aus  durch 
Böhmen  und  die  Lausitz  hin  bis  Guben,  wo  sie  in  die 
grosse  Oderstrasse  eingemündet  zu  sein  scheint.  In  der 
Nähe  von  Luckau  lässt  sich  hier,  gleichsam  als  Seiten- 
stück zu  den  schweizerischen  Seestationen  und  Werkstätten, 
eine  Werkstätte  von  Feuersteingeräthen,  die  zwar  nicht 
auf  Pfählen  im  Wasser  errichtet  war,  nachweisen.  Weiter 
mag  diese  Strasse  über  Berlin  nach  der  Havel  und  von 
hier  nach  der  Trebel  sich  gewandt  und  zur  Ostseeküste 
geführt  haben;  dahin  gehören  vielleicht  die  Pfahlbauten- 
spuren bei  Demmin.  In  Meklenburg  erst  lassen  sich  dann 


wieder  mehre  solcher  Manufakturen  von  Feuersteinge- 
räthen nachweisen. 

Die  westlichen  Bernsteinstrassen  stehen  in  direktem 
Zusammenhänge  mit  dem  uralten  Kulturvolke  des  Mittel- 
meeres, den  Phönikiern.  Die  Ausdehnung  des  phöniki- 
schen  Welthandels  über  unsern  Erdtheil  bis  Britannien 
und  Skandinavien  hinauf  ist  sicher  nachzuweisen,  am  at- 
lantischen Meere  werden  mehrfach  phönikische  Küsten- 
stationen erwähnt.  Wie  schon  oben  erwähnt,  ist  aber  in 
neuester  Zeit  die  Ansicht  geltend  gemacht  worden,  dass 
solche  Küstenstationen  auch  auf  dem  Landwege  von  Süden 
her  erreicht  sein  konnten,  und  hat  man  verschiedene 
Strassen  dafür  nachgewiesen.  Am  sichersten  ist  das  Fluss- 
strassennetz  des  phönikischen  Handels  nachweisbar,  wel- 
ches in  Marseille  seinen  Anfang  nahm.  Das  alte  Massalia 
war  zwar  von  den  Griechen  gegründet,  war  aber  gleichzeitig 
! eine  Handelsstation  der  Phönikier  oder  später  der  Kar- 
thager. Die  Handelsstrasse  der  Phönikier  sowie  ihrer 
Nachfolger  ging  die  Rhone  entlang  und  theilte  sich  nach- 
her in  Strassen  zur  Loire,  zur  Seine  und  zum  Rheine 
hin,  deren  Mündungen  dann  weitere  Wege  über  das  Meer 
darboten.  w ie  die  Karthager  den  eigentlichen  Phönikiern 
im  westlichen  Theile  des  Mittelmeeres  bald  Konkurrenz 
machten,  so  wurden  sie  selbst  wieder  später  von  den 
Massalioten  aus  dem  Handel  über  Gallien  und  den  Rhein 
hinunter  ganz  verdrängt.  Massalia  war  lange  Zeit  ein 
Haupthandelspunkt  am  mittelländischen  Meere,  dessen  Ein- 
fluss weit  in  das  Innere  von  Gallien  hineinreichte.  Der 
massaliotische  Kunstgeschmack  in  Formen  und  Verzierung 
von  Geräthen  allerlei  Art  stand  begreif  1 eher  Weise  in 
sehr  enger  Beziehung  zu  dem  der  Phönikier;  aus  allge- 


31 


Hieran  schloss  sich  die  Mittheilung  eines  von  dem  Vortra- 
genden im  Jahre  1855  erstatteten  Gutachtens,  in  welchem  er 
die  jetzt  eingetretene  Versenkung  des  Deiches  bei  Ausführung 
der  damals  projektirten  Verstärkung  des  Deiches  vorausge- 
sagt hat.  Es  wurde  der  Wunsch  ausgesprochen,  dass  die 
betreffenden  Vereinsmitglieder  in  nächster  Versammlung 
über  diesen  interessanten  Fall  weitere  Mittheilungen  machen 
möchten.  — 

Von  den  im  Fragekasten  Vorgefundenen  Fragen  wurde 
vom  Vorsitzenden  nur  die  Frage,  welcher  Hübbe  die  kleine 
Schrift  über  den  Römer  Hafenbau  verfasst  habe,  sofort  dahin 
beantwortet,  dass  es  der  Inspektor  A.  W.  C.  Hübbe  sei  und 
wurde  darauf  um  41/«  Uhr  die  Versammlung  geschlossen. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  18.  Ja- 
nuar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  169  Mitglie- 
der und  13  Gäste. 

Nach  Erledigung  der  kleineren,  laufenden  Vereinsange- 
legenheiteu  wurde  zunächst  eine  Ersatzwahl  für  die  zur  Be- 
urtheilung  der  Schinkelfest-Konkurrenzen  im  Wasserbau  nie- 
dergesetzte Kommission,  aus  der  die  Hrn.  Hagen,  Weishaupt 
und  Koch  wegen  Mangel  an  Zeit  ausgeschieden  sind,  veran- 
lasst. Die  Hrn.  Röder  und  Martiny  wurden  durch  Akkla- 
mation gewählt.  Der  Vorsitzende  machte  hierauf  Mittheilung 
über  einige  an  den  Vorstand  gerichtete  Schreiben  anderer 
Vereine. 

Der  Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart,  der  seine  Organi- 
sation erweitern  und  zur  Bestreitung  der  hieraus  erwachsenden 
grösseren  Ausgaben  eine  Staatsunterstützung  beantragen  will, 
wünscht  zu  wissen,  ob  und  in  welcher  Höhe  der  Architekten- 
Verein  eine  solche  empfängt.  Die  Frage  musste  verneint 
werden,  da  die  Unterstützung,  welche  die  Regierung  unserm 
Vereine  durch  die  Stiftung  des  Stipendiums  für  die  Sieger  bei 
der  Schinkelfestkonkurrenz  und  durch  die  Schenkung  einzelner 
auf  Staatskosten  herausgegebener  Werke  gewährt  hat,  nur  eine 
indirekteist,  während  die  Ueberlassung  einer  grösseren  An- 
zahl von  Exemplaren  der  „Zeitschrift  für  Bauwesen“  bekannt- 
lich auf  einem,  von  dem  Verkauf  des  ehemaligen  „Notizblattes“ 
an  das  Ministerium  herrührenden  kontraktlichen  Verhältnisse 
beruht. 

Der  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  für  Böhmen  zu 
Prag  zeigt  seine  diesjährige  Hauptversammlung  in  der  Zeit 
vom  2.  bis  8.  März  an  und  ladet  zur  lebhaften  Betheiligung 
an  der  damit  verbundenen  Ausstellung  ein.  Gleichzeitig  bittet 
er  um  Mittheilung  der  in  Berlin  angestellten  Untersuchungen 
über  den  Stand  des  Grundwassers,  da  eine  ähnliche  Zusammen- 
stellung für  Böhmen  gemacht  werden  soll.  Das  letztere  Un- 
ternehmen ist  nicht  vom  Vereine  sondern  von  Privaten  aus- 
gegangen, die  hierüber  binnen  Kurzem  eine  Mittheilung  in  uns. 


Blatte  machen  werden.  Zu  einer  zahlreichen  Betheiligung  bei 
der  Ausstellung  wurde  sowohl  von  dem  Hrn.  Vorsitzenden, 
als  aus  der  Versammlung  angeregt. 

Eine  kleine  Diskussion  zwischen  Hrn.  Sehwatlo  und 
dem  Vorsitzenden  entspann  sich,  als  letzterer  im  Anchluss  an 
eine  frühere  Mittheilung  (vide  Bericht  in  No.  1 d.  Jhrg.)  einige 
gepresste  Zink-Ornamente  von  Peters  in  Berlin  sowie  das  Relief- 
portrait  des  Fabrikanten  selbst,  gleichfalls  in  Zink  getrieben, 
vorzeigte.  Hr.  Sehwatlo  gab  den  gepressten  Ornamenten 
nur  den  Vorzug  der  Leichtigkeit  zu,  jedoch  durchaus  nicht  den 
der  Billigkeit.  Dass  das  vorgezeigte  Reliefportrait  gestanzt 
sei,  bestritt  er  und  erklärte,  dass  es  aus  freier  Hand  getrieben 
sein  müsse. 

Hr.  Adler  sprach  hierauf  in  längerem  Vortrage  über  die 
Romanische  Baukunst  in  Burgund.  Die  Entwickelung  dersel- 
ben lässt  sieh  theils  auf  die  im  Lande  überaus  zahlreichen 
Reste  von  Römerbauten  zurückführen , denen  mannichfache 
Elemente  — das  Tonnengewölbe  mit  Gurten,  der  kannelirte 
Wandpilaster,  das  Motiv  der  Triforien  — entlehnt  wurden, 
theils  sind  sarazenische  Einflüsse  in  dem  frühzeitigen  Vorkom- 
men der  Spitzbogenform,  die  namentlich  auch  in  den  Tonnen- 
gewölben auftritt,  nicht  zu  verkennen;  in  der  freien  und 
kühnen  Verwendung  und  der  selbstständigen  Durchbildung 
dieser  Elemente  zeigt  sich  das  Walten  germanischen  Geistes. 
Eigentümlich  sind  den  Burguudischen  Bauten  die  tiefen  und 
geräumigen,  häufig  zweistöckigen  Vorhallen,  die  reiche  Aus- 
bildung der  Fa^aden  und  eine  besondere  Vorliebe  für  den 
Thurmbau.  — Von  wesentlichster  Bedeutung  für  diese  Kunst- 
blüthe  war  jedoch  die  Thätigkeit  des  Clunyacenser-Ordens,  der 
in  dem  909  gestifteten  Cluny  zu  Burgund  sein  Mutterkloster  be- 
sass  und  zu  so  beispielloser  Macht  gedieh,  dass  er  zur  Zeit  seiner 
höchsten  Entfaltung  2000  dem  Abt  von  Cluny  untergebene 
Klöster  zählte. 

Einige  der  wichtigsten  Bauten  Burgunds  aus  dieser  Periode 
besprach  Hr.  Adler  unter  Vorlage  von  Zeichnungen  im  Ein- 
zelnen. So  die  berühmte  Kirche  St.  Benigne  zu  Dijon,  ein 
Werk  des  Abtes  Wilhelm  von  Dijon,  der  ein  Lombarde  von 
Geburt  und  als  einer  der  berühmtesten  Architekten  seiner 
Zeit  namentlich  auch  für  die  Herzoge  der  Normandie  und  von 
Burgund  thätig,  in  dieser  seiner  1003  begonnen  Abteikirche 
sein  Hauptwerk  schuf.  Die  ursprüngliche  Anlage  ist  nach 
vielfachen  Zerstörungen  und  späteren  Umbauten  erst  durch 
neuere  Ausgrabungen  festgestellt;  bemerkenswerth  war  bei  der- 
selben namentlich  eine  dem  Chore  der  Kirche  angesclilosseue 
Grabeskirche,  ein  Rundbau  in  drei  Geschossen  von  zwei  runden 
Treppenthürmen  flankirt,  sowie  die  grosse  Krypta,  die  300  Mar- 
morsäulen enthielt.  — Ferner  die  Kirche  St.  Philibert  zu 
Tournus,  ein  schwerfälliger  Bau  mit  plumpen  Rundpfeilern, 
aber  in  den  quergelegten  Tonnengewölben , die  eine  direkte 
Erleuchtung  des  Mittelschiffs  zulassen,  einen  wesentlichen  Fort- 


meinen volks wirtschaftlichen  Gründen  ist  erklärlich,  dass 
alle  Nachfolger  der  Phönikier,  sowie  der  Etrusker,  bei 
dem  Handel  nach  dem  Norden  die  phönikischen  und  etrus- 
kischen Waaren  nachahmen  mussten,  weil  auf  diese  sich 
die  Nachfrage  unter  den  nordischen  Barbaren  erstreckte. 
Hieraus  erklärt  sich  der  merkwürdige  Umstand,  dass  alle 
Bronzegeräthe  des  ganzen  Nordens  eine  ausserordentliche 
Uebereinstimmung  der  Formen  und  Ornamente  zeigen,  sie 
mögen  uun  durch  Griechen  oder  Etrusker,  durch  Massa- 
lioten  oder  Kelten  auf  den  drei  grossen  Bernsteinstrassen 
nach  dem  Norden  gekommen  sein;  es  haben  sich  sogar 
ganz  gleiche  Gegenstände  von  wahrhaft  klassischer  Schön- 
heit in  Dänemark,  wie  in  Griechenland  und  Italien  ge- 
funden. 

Die  massaliotischen  Waaren  mussten  frühzeitig  die 
schon  angebahnten  nächsten  Wege  nach  dem  Norden 
suchen:  sie  mussten  also  der  Rheinstrasse  folgen  oder  den 
näheren  Weg  vom  Bodensee  quer  durch  Deutschland 
nehmen.  Für  diese  beiden  Strassen  war  die  Schweiz  na- 
turgemäss  ein  wichtiger  Knotenpunkt.  Dass  die  Massa- 
lioten  die  Erzeugnisse  ihrer  Kultur  bis  nach  der  Schweiz 
gebracht  haben,  dafür  liegen  urkundliche  Beweise  in  den 
Ausgi  abungen , in  den  aufgefundenen  Münzen  und  Me- 
daillen vor.  Wenn  nun  auch  Massalia  die  Anregung  zum 
Landhandel  nach  dem  Norden  gab,  so  konnte  es  doch 
nicht  von  hier  aus  eine  Kette  von  Stationen  auf  dem  langen 
Wege  der  Land-  und  Wasserstrasse,  zumal  bis  zu  den 
Rheinmündungen,  unterhalten;  der  weitere  Verkehr  nach 
dem  Norden  wurde  vielmehr  durch  die  Völker  Galliens 
vermittelt.  Gallische  Städte  und  Händler  standen  mit 
Massalia  in  enger  Handelsverbindung  und  besorgten  den 


Vertrieb  massaliotischer  Handelsprodukte;  namentlich  wa- 
ren es  die  gallischen  Kelten,  deren  Charakter  sie  dazu  be- 
fähigte, die  Hausirer  des  alten  Europas  zu  sein,  und  welche 
es  bei  ihrer  Neigung  nach  Abenteuern  und  Gewinn  sehr 
leicht  wurden  unter  Anregung  der  Massalioten. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zurück  zu  den  Pfahlbauten,  so  er- 
giebt  sich  als  einfaches  Resultat,  dass  in  den  schweize- 
rischen Pfahlbauten  die  Knotenpunkte  des  massaliotischen 
durch  die  Celten  vermittelten  Landhandels  nach  dem  Nor- 
den zu  suchen  sind.  Industrielle  und  Händler  waren  es, 
welche  auf  den  Pfahlbauten  wohnten.  Warum  diese  sich 
gerade  solche  Pfahlbauten  im  Wasser  zu  ihren  Wohnun- 
gen ausgewählt,  ist  leicht  erklärlich.  Dem  Händler,  der 
sich  unter  Barbaren  niederlassen  will,  muss  es  vor  Allem 
wichtig  sein,  in  der  Nähe  des  Wassers  zu  bleiben.  Die 
Wasserstrasse  bietet  zunächst  den  bequemeren  Verkehrs- 
weg, im  Nothfall  auch  einen  sicheren  Rückzug;  haupt- 
sächlich aber  waren  die  Wohnungen  auf  dem  Wasser  fin- 
den Augenblick  sicherer,  als  sie  auf  dem  festen  Lande 
hätten  sein  können.  Bei  Zwistigkeiten  mit  der  Bevölkerung 
konnten  sie  durch  schnelle  Entfernung  eines  Theiles  der 
zum  Lande  führenden  Stege  leicht  isolirt  und  wenigstens 
auf  kurze  Zeit  gesichert  werden,  so  lange  bis  der  Zorn 
der  Barbaren  vorüber  oder  beschwichtigt  war.  Bei  allen 
Handelsvölkern,  welche  mit  Barbaren  oder  nach  fernen 
unwirklichen  Gegenden  verkehren,  zeigt  sich  etwas  ganz 
Aehnliches;  man  denke  an  die  Fluss-  und  Seestationen  der 
kanadischen  Pelzhändler  in  Nordamerika,  oder  an  jenen 
Ansiedler,  den  Cooper  in  seinen  Lederstrumpferzählungen 
auf  einer  Pfahlwohnung  mitten  im  Wasser  so  anschaulich 
Schildert.  (Schluss  folgt.) 


32 


schritt  bekundend,  der  Dom  zu  Antun,  die  durch  Viollet-le- 
Duc’s  Restauration  bekannte  Abteikirche  zu  Vezelay  u.  A. 

Mit  besonderer  Vorliebe  aber  wendete  sich  der  Vortra- 
gende einer  Schilderung  des  Hauptwerks  burgundischer  Bau- 
kunst, der  grossen  Kirche  zu  Cluny  zu.  Dieselbe  wurde  1089 
begonnen  — (der  Altar  1096  geweiht)  — 1131  vollendet  und 
stand  bis  1789  fast  völlig  unversehrt.  In  den  Stürmen  der 
französischen  Revolution  wurde  sie  zunächst  geplündert  und 
verwüstet,  alsdann  von  1793  bis  1815  stückweise  auf  den  Ab- 
bruch verkauft,  so  dass  heute  nur  noch  geringe  Reste  dieses 
Bauwerks  bestehen,  das  die  grossartigste  Leistung  romanischer 
Kunst  und  seiner  Zeit  die  erste  und  grösste  Kirche  der  abend- 
ländischen Christenheit  war.  Die  Gesammtlänge  des  Bauwerks 
betrug  nämlich  520',  die  Breite  des  grösseren  Querschiffs 
200',  die  Höhe  des  Mittelschiffs  120';  eine  populäre  Vor- 
stellung von  den  Dimensionen  erhält  man,  wenn  man  sich 
denkt,  dass  in  die  Umfassungsmauern  der  Vorkirche  eine 
Kirche  wie  die  Berliner  Bartholomäuskirche,  in  die  der  Haupt- 
kirche der  Dom  zu  Speier  bequem  eingebaut  werden  könnten. 

Die  Anlage  war  auf  das  Reichste  durchgebildet.  Ueber 
eine  grossartige  Freitreppe,  vor  der  ein  kolossales  Kruzifix 
aufgerichtet  war,  gelangte  man  durch  die  von  2 gedrungenen 
Thürmen  eingeschlossene  Vorhalle  in  die  schon  erwähnte 
dreischiffige,  mit  Emporen  versehene,  übrigens  erst  in  gothischer 
Zeit  erbaute  Vorkirche,  welche  als  Büsserkirche  diente.  Aus 
dieser  führte  das  grosse,  mit  einem  gewaltigen  Marmorblock 
überdeckte,  16'  breite,  20'  hohe  Hauptportal  in  die  fünfschiffige, 
bis  zum  ersten  Querschiff'  1 1 Gewölbejoche  lange  Hauptkircbe, 
deren  Mittelschiff  ein  spitzbogiges  Tonnengewölbe  hatte.  Die 
beiden  Querschifle,  durch  2 Gewölbejoche  getrennt,  sind  in 
der  Länge  so  verschieden,  dass  sich  im  Grundrisse  die  Form 
eines  Patriarchenkreuzes  bildet,  was  möglicherweise  auf  die 
Stellung  der  Aebte  von  Cluny  hindeuten  sollte.  Am  Gross- 
artigsten und  Kühnsten  war  die  Choranlage.  Acht  monolithe 
Marmorsäulen  von  28'  Höhe,  über  denen  die  Mauer  noch  ein- 
mal durch  Oeffnungen  unterbrochen  war,  trugen  die  Halb- 
kuppel der  Absis  des  Mittelschiffes,  in  welcher  auf  Goldgrund 
das  kolossale  Mosaikbild  des  segnenden  Christus  prangte.  Fünf 
Kapellen  umgaben  den  Chorumgang,  10  andere  öffneten  sich 
aus  den  Querschiffen. 

Das  Aeussere  zeigte  7 Thürme  (darunter  2 mächtige 
Vierungstliürme),  die  zusammen  38  Glocken  enthielten;  im 
Uebrigen  sind  durchweg  Strebepfeiler  und  ein  korinthisches 
Hauptgesims  auf  Konsolen  angewendet.  Das  Material  bestand 
aus  feingeschliffenen  Quadern,  auch  die  Dächer  waren  im  un- 
mittelbaren Zusammenhänge  mit  den  Gewölben  durchweg  in 
Stein  gebildet,  theilweise  mit  Blei  gedeckt. 

Mehrfache  Kopien  von  Zeichnungen  aus  dem  vorigen 
Jahrhundert,  die  das  Kloster  noch  in  unversehrtem  Zustande 
darstellen , Zeichnungen  der  noch  jetzt  erhaltenen  Reste  und 
der  nach  dem  Muster  von  Cluny,  freilich  in  sehr  verklei- 
nertem Maasstabe  erbauten,  noch  heut  bestehenden  Kirchen 
wurden  von  Herrn  Adler  vorgelegt  und  erläuterten  die  Be- 
schreibung. 

Am  Schlüsse  der  Versammlung  kam  noch  eine,  das  hie- 
sige alte  Museum  betreffende  Angelegenheit  zur  Sprache,  die 
durch  einen  Artikel  in  der  Spenerschen  Zeitung  — ein 
Exemplar  davon  war  dem  Verein  übersandt  worden  — ange- 
regt ist.  Es  wird  in  demselben  über  die  Gefahr  einer  Ver- 
stümmelung berichtet,  die  dem  Baue  Schinkels  dadurch  be- 
vorstehen soll,  dass  man  in  den  nach  der  Seite  des  neuen 
Museums  liegenden  Bildersälen,  welche  seit  dem  Bau  des 
letzteren  theilweise  des  genügenden  Lichtes  entbehren,  Ober- 
lichtbeleuchtung einführen  will  und  wird  der  Architekten- 
Verein  aufgefordert,  gegen  ein  derartiges  Projekt  energischen 
Protest  zu  erheben.  Die  Sache  ist  vorläufig  nicht  genügend 
aufgeklärt,  um  zu  einem  sicheren  Urtheile  gelangen  zu 
können ; jedenfalls  erschien  dem  Vereine  die  Gefahr  nicht  so 
drohend  und  die  Entstellung,  die  dem  Entwürfe  Schinkel’s 
angedeihen  würde,  anderen  ihm  bereits  zugefügten  Unbilden 
gegenüber  nicht  so  bedeutend,  als  dass  er  sich  zu  einem 
Schritte  in  dieser  Angelegenheit  hätte  entschliessen  können. 

— F.  — 

Vermischtes. 

Für  die  Eisenbahnbauteu  in  der  Provinz  Preussen,  In- 
sterburg — Thorn  uud  Dirschau  — Schueidemiihl,  welche  des 
dortigen  Nothstandes  wegen  so  schnell  wie  möglich  in  An- 
griff genommen  werden  sollen , wird  auch  eine  grössere  An- 
zahl von  Baumeistern  und  Bauführern  erforderlich  sein.  Man 
muss  an  betreffender  Stelle  annehmen,  dass  wenige  Fachge- 
nossen ein  derartiges  Engagement  suchen  werden,  denn  eigeu- 
thümlich  ist  die  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Direktion 
der  Kgl.  Ostbahn,  welcher  jene  Ausführungen  obliegen,  für 


j den  Bedarf  an  Technikern  zu  sorgen  sucht.  Eine  Anzahl, 
wir  hören  von  zwölf,  der  gegenwärtig  im  Baumeister-Examen 
begriffenen,  oder  kurz  vor  demselben  stehenden  Kandidaten, 
hat  bereits  jetzt  Engagements- Anträge  für  jene  Bahnen  — 
(gegen  2*/i  Thlr.  Diäten  und  50  Thlr.  Pferdegelder  pro  Monat)  — 
erhalten  und  unter  der  Hand  ist  einzelnen  derselben  mitge- 
theilt  worden,  dass  sie  bei  nicht  freiwilligem  Entschlüsse,  laut 
den  bestehenden  Bestimmungen,  von  Sr.  Exzellenz  dem  Hrn. 
Minister  für  Handel  etc.  zur  Uebernahme  jener  Stellen  würden 
angehalten  werden  können.  Eine  Aussicht,  die  unter  Umständen 
in  den  ohnehin  sauren  Tagen  des  Examens  nicht  eben  ermu- 
thigend  wirken  wird! 


Die  im  Preussischen  Handelsministerium  auf  das  gewerb- 
liche Unterrichtswesen  bezüglichen  Angelegenheiten  haben  in 
Folge  des  Hinzutritts  der  polytechnischen  Schulen  zu  Han- 
nover, Cassel  und  Aachen  und  einer  Anzahl  in  den  neuen 
Landestheilen  bestehender  niederer  technischen  Lehranstalten 
eine  solche  Ausdehnung  gewonnen,  dass  man  die  Anstellung 
eines  besondern  Rathcs  für  diesen  Geschäftsbereich  erforder- 
lich befunden  hat.  Es  ist  deshalb  der  Geheime  Ober-Bau- 
Rath  Nottebohm  unter  Entbindung  von  der  Leitung  der 
Gewerbe- Akademie  zu  dieser  Stelle  berufen  worden. 


Aus  dem  uns  vorliegenden  Programm  der  projektirten 
Märkischen  Nordbahn  entnehmen  wir,  dass  dieselbe  von 
Berlin,  nahe  bei  Tegel,  Hermsdorf  und  Birkenwerder  vorbei 
nach  Oranienburg  führen  soll.  Von  hier  aus  soll  sich  die 
Bahn  theilen;  ein  Zweig  soll  zunächst  nach  Ruppin,  und 
später  vielleicht  weiter  über  Wittstock  gehen,  um  nach  event. 
Ausführung  der  Lübeck — Kleinen  Bahn  den  Lübecker  und 
Oatholsteinschen  Verkehr  heranzuziehen;  der  andere  Zweig 
soll  sich  über  Gransee  und  Fürstenberg  nach  Strelitz  wenden, 
sich  in  Neubrandenburg  oder  Stavenhagen  an  die  Friedrich- 
Franz -Bahn  ansehliessen,  um  den  Verkehr  von  Rostock  auf- 
zunehmen. 

Die  Herstellungskosten  des  ganzen,  21  Meilen  langen 
Bahnkomplexus  werden  auf  6 Millionen  Thaler  berechnet, 
welche  Summe  das  Komite  „ohne  die  abgenutzte  Theilung 
in  Stamm-  und  Stamm -Prioritäts- Aktien“  unterzubringen 
hofft. 

Für  die  Verzinsung  des  Kapitales,  für  Betriebskosten, 
Reserven,  Eisenbahnsteueru  etc.  wird  die  Summe  von  480000 
Thaler  berechnet,  was  einer  Monats-Einnahme  von  1900  Thaler 
pro  Meile  Bahnlänge  (fast  dem  Minimum  aller  deutschen 
Eisenbahnen)  entspricht.  — 


Der  Rheinische  Appellations- Gerichtshof  hat,  unter  Re- 
formation eines  Urtheils  des  Aachener  Landgerichts,  die  inte- 
ressante Entscheidung  erlassen,  dass  gemeinschaftliches  Eigen- 
thum an  Scheidemauern  zwischen  Nachbarn  noch  nicht  ein 
Recht  auf  gemeinschaftliche  Benutzung  der  darin  befindlichen 
Schornsteine  in  sich  schliesse.  (K.  Ztg.) 


Die  Preussisehe  Regierung  hat  dem  Landtage  eine  Ge- 
setzesvorlage gemacht,  nach  welcher,  um  die  Anlage  öffent- 
licher Schlachthäuser  zu  ermöglichen,  den  Kommunen, 
welche  dieselben  bauen  wollen,  die  Befugniss  ertheilt  werden 
soll,  die  Schlächter  zur  Benutzung  derselben  zu  verpflichten. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins 
zu  Hannover.  1867,  2.  3.  und  4.  Heft  (Fortsetzung  u.  Schluss.) 

5.  Ueber  Hohofeuschlacken  und  deren  Ver- 
wendung, vom  Ingenieur  Lürmanu.  Um  glasigen  Hoh- 
ofenschlaken  eine  solche  Festigkeit  zu  geben,  dass  sie  zur 
Pack-  und  Decklage  von  Chausseen  verwendet  werden  können, 
bildet  man  grosse,  regelrecht  geschichtete  Haufen  von  Schlacken- 
stücken und  füllt  die  Zwischenräume  mit  Kohlen-  oder  Koaks- 
abfall  aus.  Die  Haufen  werden  demnächst  angezündet,  und 
verlieren  dabei  durch  die  spätere,  langsame  Abkühlung  die 
Schlacken  ihre  Sprödigkeit.  Die  auf  diese  Weise  behandelte 
(getemperte)  Schlacke  ist,  nachdem  sie  in  der  Steinbrech- 
maschine zerkleinert  worden,  als  Steinlage  gut  zu  verwenden. 
Auch  als  Bettungsmaterial  für  Eisenbahnen,  als  Baustein  zu 
Futtermauern,  ferner  auch  granulirt,  anstatt  des  Sandes,  zur 
Mörtelbereitung  finden  die  Schlacken  vielfach  Verwendung. 
Vergleichende  Versuche,  welche  auf  der  Friedrich-Wilhelms- 
hütte  bei  Siegburg  angestellt  sind,  haben  ergeben,  dass  sowohl 
für  Luftmörtel  als  auch  für  Wassermörtel  sich  eine  Mischung 
von  1 Theil  Kalk  uud  5 Theilen  feinen  Schlackensandes  vor- 
zugsweise empfiehlt.  Granulirte  Hohofeuschlacken,  mit  Kalk 
gemengt,  geformt  und  gepresst,  sind  mit  gutem  Erfolge  als 
Bausteine,  namentlich  für  Arbeiterwohnungen  verwendet  worden. 


Hierzu  eine  Beilage. 


6.  Ueber  den  Einfluss  der  Stärke  des  Luftzuges 
auf  den  Heizeffekt  verschiedener  Steinkohlen,  vom 
Ober-Maschinenmeister  Prüsmann. 

Auf  spezielle  Veranlassung  des  Magistrats  der  Stadt 
Osnabrück  hat  der  Verfasser  Versuche  über  die  Leistungs- 
fähigkeit verschiedener  Kohlensorten  aus  den  dortigen  Revieren 
augestellt.  Beachtenswerth  sind  die  aus  diesen  Versuchen  ge- 
zogenen Schlussfolgerungen:  Bei  allen  Steinkohlen,  deren 

Effekt  um  so  grösser  wird,  je  langsamer  sie  verbrennen,  soll 
die  Rostfläche  so  gross  gemacht  werden,  als  die  Umstände  es 
irgend  gestatten,  und  der  Luftzug  lediglich  nach  dem  Bedarf 
an  Dampf  regulirt  werden.  Dagegen  soll  bei  Kohlen,  welche 
bei  einem  bestimmten  Luftzuge  ein  Maximum  des  Effekts 
geben,  der  Rost  genau  die  erforderliche  Grösse  erhalten,  um 
bei  der  der  Maximalleistung  entsprechenden  Luftverdünnung 
genügenden  Dampf  zu  entwickeln.  Bei  Verwendung  von  Koh- 
len der  letzteren  Art  soll  man  am  Schornstein,  unterhalb  des 
Schiebers,  ein  Manometer  anbringen,  um  den  Luftzug  stets  so 
zu  reguliren,  dass  die  der  Maximalleistung  entsprechende 
Luftverdünnung  konstant  beibehalten  wird. 

7.  Die  Kokerei  auf  dem  Bahnhofe  zu  Osnabrück, 
vom  Eisenbahn -Bauinspektor  Schmidt.  Im  Jahre  1853 
war  auf  dem  Bahnhofe  Osnabrück  eine  Kokerei  mit  24  sog. 
Patentöfen  eingerichtet  worden.  Die  unzureichende  Leistung 
derselben  veranlasste,  dass  sie  beseitigt  und  in  den  Jahren 
1863 — 66  durch  26  Stück  Koksöfen  nach  dem  Framjois’schen 
System  ersetzt  wurden  (welches  System  im  Jahrgang  1860 
ausführlich  beschrieben  ist).  Die  Anstalt  produzirt  gegen- 
wärtig täglich  ca.  600  Ztr.  Lokomotivkoks  zu  einem  Selbst- 
kostenpreise von  7 — 7‘A  gr.  pro  Zentner. 

8.  Ueber  das  zu  Brückenkonstruktionen  zu  ver- 
wendende Schmiedeeisen  etc.,  vom  Maschinen  - In- 
genieur Keck.  Der  Artikel,  in  klarer  und  populärer  Form 
geschrieben,  ist  äusserst  geeignet,  um  den  angehenden  Kon- 
strukteur über  die  Art  der  Fabrikation  und  Prüfung,  über 
Form  uud  Preise  der  üblichen  Bleche  und  Fa<;oneisen  zu  in- 
formiren. 

9.  Die  Grundrisse  der  Bahnhöfe  zu  Harburg  und 
Leer  werden  vom  Verfasser,  Ober-Baurath  Funk  mit  dem 
Bemerken  mitgetheilt,  dass  ein  grösserer  Aufsatz  „über  die 
Verbindung  des  Eisenbahnverkehrs  mit  dem  Seeverkehr“  nach- 
folgen  solle. 

10.  Das  Massennivellement,  vom  Ingenieur-Assisten- 
ten  Francke.  Unter  Anlehnung  an  „Culmann’s  graphische 
Statik“  wird  ein  Verfahren  mitgetheilt,  die  Transportsektionen 
so  zu  disponiren,  dass  die  Summe  der  Transportkosten  ein 
Minimum  wird.  Im  Wesentlichen  beruht  diese  Methode  dar- 
auf, dass  unter  dem  Längenprofil  ein  zweites  Profil  gezeich- 
net wird,  dessen  Ordinaten  die  algebraische  Summe  der  Auf- 
und  Abtragungsmassen  der  vorliegenden  Strecke  angeben. 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues. 

1.  Die  Landes-Irrenanstalt  zu  Göttingen,  vom 
Eisenbahn- Bauinspektor  J.  Rasch  zu  Hannover.  Unter  Be- 
zugnahme auf  die  im  Jahrg.  1S62  der  Zeitschrift  erfolgte  Mit- 
theilung der  Pläne,  von  denen  bei  der  Ausführung  nur  un- 
wesentlich abgewichen  worden  ist,  wird  über  die  Details  der 
letzteren  berichtet.  Der  zur  Heizung  benutzte  Bacon’sehe 
Luftheizungsapparat  ist  in  No.  3,  Jhrg.  67  d.  Archit.  Wochenbl., 
worin  bereits  eine  selbstständige  Mittheilung  über  die  Anstalt 
erfolgte,  speziell  beschrieben;  die  Ventilation  erfolgt  durch 
Pulsion  mittelst  2 Flügelventilatoren.  Die  Ventilation  der 
Aborte  durch  Aspiration  nach  dem  d’ A r cet’ sehen  System 
hat  sich  in  der  hier  getroffenen  Anwendung  nur  unvollkom- 
men bewährt  und  wird  empfohlen  auf  eine  Luftabführuug  aus 
der  Grube  ganz  zu  verzichten  und  nur  die  durch  Wasserver- 
schluss von  der  Grube  abgesperrten  Kothröhren  zu  ventiliren. 

Eine  ausführliche  Beschreibung  mit  6 Blatt  Zeichnungen 
und  zahlreichen  Holzschnitten  ist  dem  in  Bezug  auf  innere 
Einrichtungen  interessantesten  Theile  der  Anstalt,  dem  Küchen- 
und  Wirtschaftsgebäude,  das  übrigens  auch  die  Kirche  und 
die  Gesellschaftsräume  enthält,  gewidmet.  Die  in  Backstein- 
bau mit  frühgothischen  Details  durchgeführte  Architektur  wirkt 
ebenso  gefällig,  wie  die  Disposition  zweckmässig  erscheint.  Da 
alle  Apparate  zur  Dampfkocherei  und  Dampfwäsche  besonders 
erläutert  sind,  so  dürfte  diese  Publikation  beim  Projektiren 
ähnlicher  Anstalten  mit  gemeinschaftlicher  Oekonomie  einen 
sehr  schätzenswerten  Anhalt  bieten. 

Die  Kosten  der  ganzen  Anlage  betragen  281600  Thlr., 
was  bei  einer  Anzahl  von  230  Kranken  pro  Kopf  1225  Thlr. 
resp.  abzüglich  der  Kosten  für  den  Grunderwerb  1125  Thlr. 
ergiebt,  eine  Summe,  die  bei  allen  neueren  Anstalten  dieser 
Art  überschritten  worden  ist,  während  der  Flächeninhalt  der 
Göttinger  Irrenanstalt  mit  586  Q'  Etagenfläche  pro  Kranken 
dem  Durchschnittsraume  derselben  entspricht. 

2.  Die  Christuskirche  zu  Hannover,  vom  Baurath 


Hase.  Eines  der  hervorragendsten  Werke  des  Meisters, 
welcher  an  der  Spitze  der  in  sich  durchaus  selbstständig  ent- 
wickelten Hannoverschen  Architektnrschule  steht.  Die  Kirche, 
welche  bei  210'  Totallänge  und  68'  lichter  Weite  1150  Sitz- 
plätze enthält,  ist  eine  drei  schilfige  gothisehe  Hallenkirche  mit 
einfachem  Kreuzschiff  und  einem  Kranz  von  5 Kapellen  um 
den  aus  5 Seiten  des  Zehnecks  geschlossenen  Chor.  Die  Ge- 
wölbescheitel liegen  60',  der  Dachfirst  100'  über  dem  Kirchen- 
boden. Der  250'  hohe  Thurm  an  der  Westfront  ist  organisch 
in  das  erste  Gewölbejoch  des  Mittelschiffes  eingefügt;  vor 
demselben  liegt  ein  mit  schmiedeeisernem  Gitter  geschlossenes 
Paradies.  Als  Baumaterial  der  reich  entwickelten  Architektur 
haben  rothe  Backsteine  unter  Anwendung  farbiger  Glasuren, 
für  die  am  Meisten  exponirten  Bautheile  Sandstein  gedient; 
auch  im  Innern  sind  die  konstruktiven  Theile  unverputzt  ge- 
lassen. Im  Uebrigen  ist  namentlich  der  innere  Ausbau  auf 
besonderen  Wunsch  des  Königlichen  Bauherrn  in  reichster 
Weise  gestaltet  worden.  Der  Unterbau  des  Altars  ist  von 
Marmor,  der  Aufsatz,  sowie  das  Taufbecken  nebst  Baldachin 
von  vergoldeter  Bronze;  Kanzel,  die  Gestühle  des  Hofes,  das 
Holzwerk  der  Windfänge  und  der  Trennungswände  im  Chor 
sind  reich  in  Eichenholz  geschnitzt;  sämmtliche  Fenster  haben 
Glasgemälde,  die  Wände  der  3 mittleren  Chorkapellen,  welche 
den  Altarumgang  bilden,  reiche  Wandmalereien  erthalten. 
Zur  Erwärmung  der  Kirche  dient  eine  Luftheizung  von 
Boyer  & Cons.  in  Ludwigshafen. 

Die  Baukosten  haben  94000  Thlr.  für  den  Rohbau, 
66000  Thlr.  für  den  inneren  Ausbau  incl.  Orgel  und  Glocken, 
im  Ganzen  also  160000  Thlr.  betragen;  der  Bau  hat  5 Jahre, 
von  1859  bis  1864  gewährt. 

Die  Beigabe:  Mittelalterliche  Baudenkmäler  Nie- 
dersachsens“ 13.  Heft  enthält  die  Aufnahme  von  zwei  in- 
teressanten romanischen  Kirchen  Westphalens  zu  Langen- 
horst und  Legden  vom  Architekten  Ewerbeck  zu  Hanno- 
ver. Die  „Beiträge  zur  Förderung  der  Kunst  in  den 
Gewerken“  enthalten  neben  2 (etwas  unklar  geschriebenen) 
Aufsätzen  des  Ober-Hofbauraths  Molthan  die  Zeichnungen 
einer  romanischen  Hausthür  von  Heldberg,  eines  gothischen 
Uhrgehäuses  vonOppler,  eines  Renaissance-Kamins  mit  Spie- 
gel sowie  einer  Bettstelle  nebst  Stuhl  und  mehre  Mosaiken, 
Gitter  etc.  von  Molthau.  — F.  — 

(In  No.  2 u.  BI.  ist  im  Anfänge  des  Referates  über  die  Hannoversche  Zeit- 
schrift alin.  3 fälschlich  der  Name  Leonhardt  statt  „ Launhardt“  gedruckt 
worden.)  

Abriss  der  Geschichte  der  Baustyle.  Mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  ornamentalen  und  konstruktiven  Details, 
bearbeitet  von  Dr.  Wilhelm  Liibke.  II.  Abtheilung:  Die 
Baustyle  des  Mittelalters,  III.  Abtheilung:  Die  Baustyle  der 
Neuzeit.  ^3.  Auflage.  Leipzig.  Verlag  von  E.  A.  Seemann. 
1867,  1868. 

Die  uns  in  No.  45  d.  Wochenbl.  Jahr".  67  offen  gehal- 
tene Entgegnung  auf  die  Bemerkungen  des  Hrn.  Prof.  Liibke 
zu  unserer  Beurtheilung  (in  No.  37)  der  neuen  Auflage  der 
1.  Abtheilung  seines  oben  genannten  Buches  hatten  wir  bis 
zum  (jetzt  erfolgten)  Schluss  desselben  verschoben,  um  durch 
etwaige  neue  Gesichtspunkte  das  Herbe  unserer  Kritik  mildern 
zu  können.  Die  beiden  letzten  Abtheilungen  haben  jedoch 
unser  Urtheil  über  die  erste  Abtheilung  lediglich  bestätigt. 
Gegenüber  der  „Geschichte  der  Architektur“  ist  der  ganze 
„Abriss“  nichts  Anderes  als  ein  Selbstplagiat  in 
kolossalem  Umfange,  vermehrt  durch  eine  Anzahl  Illu- 
strationen, die  nicht  zum  kleinsten  Theile  aus  fremden  Wer- 
ken entlehnt  sind.  - — Dieser  Buchmacherei , wonach  ein  vor- 
handener Text  mit  Hülfe  vorhandener  Cliches  und  einiger 
neuen  Holzschnitte  zu  immer  neuen  „Abrissen“  und  Grund- 
rissen abgezogen  wird,  die  unter  der  Prätension  neuer  selbst- 
ständiger Werke  auftauchen,  haben  wir  entgegen  treten  wol- 
len und  werden  wir  stets  entgegentreten;  denn  in  unseren 
Augen  werden  die  Werke  eines  Autors  nicht  gezählt,  son- 
dern gewogen!  — Dass  der  Herr  Verf.  zur  Entschuldigung 
anführt,  auf  einem  der  Titel  sei  ausdrücklich  gesagt:  „Unter 
Zugrundelegung  seines  grösseren  Werkes“  ist  unwesentlich, 

oder  heisst  etwa:  „unter  Zugrundelegung “ dies  Werk  zum 

grössten  Theile  buchstäblich  nachschreiben?! 

Wenn  wir  ferner  in  unserer  früheren  Kritik  behauptet  hatten, 
dass  die  neuen  Figurenbeispiele  (der  1.  Abtheilung)  zumeistaus 
Scheffer’s  Formenlehre  entlehnt  seien,  so  wollen  wir  uns  von 
Hrn.  Professor  Liibke  gern  dahin  vervollständigen  lassen,  dass 
„nur“  34  Abbildungen  daraus  entnommen  sind;  es  dürfte 
jedoch  immerhin  sehr  auffällig  erscheinen,  wenn  nahezu  der 
fünfte  Theil  sämmtlicher  Illustrationen  in  Cliches 
aus  einem  einzigen  fremden  Werke  besteht“)  ohne  dass 


*)  In  Bezug  auf  die  2.  Abtheilung  ist  dasselbe  zu  bemerken, 
wiederum  nahezu  der  5.  Theil  sämmtlicher  Illustrationen  ist  einem 
einzigen  Werke  (ViolIet-le-Duc)  entnommen. 


34 


die  Quelle  derselben  angegeben  ist?  Freilich  ist  das  letztere 
Verfahren  bis  dahin  nicht  allgemein  üblich  gewesen;  es  wäre 
jedoch  sehr  zu  wünschen,  dass  es  sich  immer  mehr  einbürgerte 
und  hat  Hr.  Professor  Ltibke  selbst  u.  a.  bei  den  neuen  Fi- 
guren seiner  3.  Aufl.  der  Geschichte  der  Architektur,  sowie 
in  dem  von  ihm  und  Burckhardt  gemeinschaftlich  heraus- 
gegebenen 4.  Band  der  Geschichte  der  Baukunst  von  Kugler, 
mehr  oder  weniger  auch  in  den  letzten  Abtheilungen  des 
„Abrisses“  hierin  ein  anerkennenswerthes  Beispiel  gegeben. 

Was  die  angebliche  „Flüchtigkeit“  unserer  Kritik  betrifft, 
mit  der  wir  dem  Verdienste  des  Hm.  Verfassers  um  die  edle 
Baukunst  zu  nahe  getreten  sein  sollen,  so  ist  allerdings 
selbstverständlich,  dass  wir,  abgesehen  von  der  durch  die  Ver- 
hältnisse d.  Bl.  bedingten  Kürze,  unter  den  obwaltenden  Um- 
ständen unsere  Bemerkungen  mehr  auf  die  Form  als  den  In- 
halt des  Buches  bezogen  haben,  während  wir,  in  unmittel- 
barem Zusammenhänge  mit  unserem  Referat  in  No.  37,  einem 
selbstständigen  Werke  desselben  Autors,  seiner  „Vor- 
schule zum  Studium  der  kirchlichen  Kunst“  in  No.  39  auch 
die  wohlverdiente  eingehendere  Besprechung  widmeten.  Wir 
würden  auf  die  ganze  Angelegenheit  nur  geringen  Werth  ge- 
legt haben,  wenn  nicht  gerade  die  Empfindlichkeit  des  Hrn. 
Verfassers,  der  auch  für  Werke,  wie  sein  „Abriss“  eine  ein- 
geheude  Würdigung  zu  beanspruchen  scheint,  uns  von  Neuem 
überzeugt  hätte,  dass  wir  eine  ganz  zeitgemässe  Anregung 
gegeben  haben.  C.  Hense,  Baumeister. 


Zur  Kenntniss  der  Oder  und  ihres  Flächengebietes.  Von 

C.  Becker,  Geh.  Ober-Baureth  a.  D.  Berlin  1S68.  Unter 
diesem  Titel  hat  der  Herr  Verfasser,  der  uns  schon  durch  ein 
ähnliches  vor  mehren  Jahren  erschienenes  Buch  „Die  Oder  und 
ihre  Gebietsfläche“  bekannt  ist,  wiederum  den  ersten  Abschnitt 
eines,  dem  Anschein  nach  grösseren  Werkes  veröffentlicht, 
welcher  „über  Stromregulirungen,  insbesondere  in  Beziehung 
auf  die  Reguliruug  der  Oder“  handelt. 

Bei  der  grossen  Seltenheit  derartiger  Werke  in  neuerer 
Zeit  muss  uns  diese  Arbeit  um  so  mehr  interessiren,  weil  hier 
von  einem  Fachmann  den  bisherigen  Regulirungs-Methoden, 
welche  der  Natur  des  Wassers  zuwider  sein  sollen,  jeder  Nutzen 
abgesprochen  und  ein  völlig  neues  Verfahren  in  Vorschlag 
gebracht  wird.  Es  sei  darum  gestattet  etwas  näher  auf  die 
Schrift  einzugehen,  obgleich  freilich  Referent  das  vorge- 
sclilagene  Verfahren  im  Grossen  kaum  für  praktisch  ausführ- 
bar halten  kann. 

Im  ersten  Kapitel  ist  die  Entstehung  des  Wasserbettes 
zur  Zeit  des  Diluviums  und  die  fernere  Fortbildung  desselben 
beschrieben  nud  aus  den  gewöhnlichen  Erscheinungen  bei 
fliessendem  Wasser  umständlich  erklärt.  Die  Betrachtung  über 
die  Entstehung  der  vielen  Unregelmässigkeiten  der  Strömuug 
in  Folge  der  Ablenkung  des  Wassers  von  dem  natürlichen 
graden  Laufe  durch  das  ihm  feindliche  träge  Erdreich  hätte 
wohl,  wie  auch  im  ersten  Werkchen,  bedeutend  kürzer  ge- 
fasst und  manche  der  neuen , zuweilen  ziemlich  pikanten  Zu- 
thaten  hätten  fortgelassen  werden  können,  ohne  die  Klarheit 
und  Anschaulichkeit  im  Mindesten  zu  beeinträchtigen. 

Das  zweite  Kapitel  behandelt  die  Vorgänge  in  den  Strom- 
betten. Es  wird  in  demselben  die  allmäliche  Erhöhung  der- 
selben und  der  Thalflächen,  die  Bildung  der  Alluvien  an  den 
Flussmündungen  in  F'olge  der  Zuführung  von  Sinkstoffen  von 
den  Anhöhen  beschrieben  und  die  Ursachen  der  immerwäh- 
renden Veränderungen  im  Flussbett  sowie  die  Enstehung  der 
störenden  Unregelmässigkeiten  in  demselben  ausführlich  und 
klar  uachgewiesen. 

Im  dritten  Kapitel  geht  dann  der  Herr  Verfasser  zu  einer 
Kritik  der  seitherigen  Regulirung  der  Oder  über.  Nach  einer 
kurzen  Schilderung  des  Zustandes  der  Oder  im  vorigen  Jahr- 
hundert folgt  eine  übersichtliche  Beschreibung  der  Arbeiten, 
die  seit  1S‘20  zu  ihrer  Verbesserung  vorgenommen  wurden. 
Mit  Recht  wird  hierbei  getadelt,  dass  viele  Jahre  hindurch 
die  Regulirungsbauten  ohne  vorhergegangene  Vorarbeiten,  ohne 
Plan  und  Ziel,  selbst  ohne  Kenntniss  des  Längengefälles,  nur 
nach  bekannten  allgemeinen  Schablonen  und  nach  den  jedes- 
maligen disponibeln  Geldmitteln  ausgeführt  seien.  Bis  jetzt 
sei  fast  ausschliesslich  der  Buhnenbau  nach  Eytelwein  zur  An- 
wendung gekommen,  aber  dadurch  zur  Verbesserung  der  Schiff- 
fahrt wenig  oder  gar  nichts  erreicht,  da  vor  wie  nach  die 
vielen  Sandlager  die  Fahrt  bei  niedrigem  Wasser  unmöglich 
machten  und  bei  Mittelwasserständen  erschwerten,  während 
die  Bergfahrt  bei  Hochwasser  bei  dem  starken  Gefälle  der 
Oder  auch  kaum  zu  bewerkstelligen  sei.  Von  den  Buhnen 
sei  nie  ein  genügender  Erfolg  für  die  Schiffahrt  zu  erwarten, 
welche  auch  bei  niedrigen  Wasserständen  mit  voller  Ladung 
fahren  zu  können  verlangt,  da  sonst  aus  aller  Regulirung  kein 
eigentlicher  Gewinn  zu  ziehen  sei;  sie  gäben  vielmehr,  als  Hin- 
derniss und  Störung  der  natürlichen  Bewegung  des  Wassers, 


immer  wieder  Veranlassung  zur  Bildung  neuer  Unregelmässig- 
keiten; sie  seien  selbst  vielfachen  Beschädigungen,  ja  nicht 
selten  gänzlicher  Zerstörung  ausgesetzt.  Der  Buhnenbau  wäre 
somit  nur  einer  wiederholten  Regulirung  gleich  zu  stellen ; 
selbst  nach  einer  beinahe  fünfzigjährigen  Erfahrung  wolle  man 
immer  noch  nicht  merken,  dass  man  eine  Danaiden- Arbeit 
verrichte,  während  sogar  Göthe  schon  seinen  Mephisto  zu 
Faust  sprechen  lasse: 

„Du  bist  doch  nur  für  uns  besorgt 
mit  deinen  Dämmen  und  den  Buhnen, 
denn  du  bereitest  schon  Neptunen, 
dem  Wasserteufel,  grossen  Schmaus.“ 

Der  Buhnenbau  sei  zur  Gewohnheit  geworden,  diese  Gewohn- 
heit habe  Gleichgültigkeit  erzeugt,  man  nehme  auf  die  Natur 
eines  Stromes  bei  seiner  Anwendung  zu  wenig  Rücksicht,  kurz 
der  Wasserbau -Schlendrian  gehe  ohne  Rücksicht  auf  guten 
oder  schlechten  Erfolg  ruhig  seinen  alten  Weg.  Als  beson- 
dere Uebelstände  werden  dann  noch  angeführt,  dass  die  Buhnen 
öfter  zu  Eisstopfungen  Veranlassung  gäben,  die  Schiffahrt  bei 
Hochwasser  gefährdeten  etc.,  dass  meistens  während  des  Baues 
eine  Vermehrung  der  Kosten  eintrete,  weil  die  vermehrte 
Strömung  fast  immer  das  Bett  vor  der  unfertigen  Buhne  ver- 
tiefe. 

Aus  diesen  angeführten  Gründen  hält  es  der  Herr  Ver- 
fasser an  der  Zeit,  endlich  den  ganzen  Buhnenbau  aufzugeben, 
und  schlägt  dann  im  vierten  Kapitel  ein  neues  Verfahren  zur 
Regulirung  eines  Stromes  und  zunächst  für  die  fortzusetzende 
Regulirung  der  Oder  vor. 

Den  gewundenen  Stromstrich  hält  er  der  natürlichen  Be- 
wegung des  Wassers  zuwider;  zuerst  müsse  deshalb  das  Strom- 
bett möglichst  gerade  gelegt,  alle  Kurven  völlig  weggeräumt 
oder  diese  Krümmungen  durchstochen  werden;  daun  sei  ein 
dem  fliessenden  Wasser  natürliches,  von  einer  Kurve  begrenztes 
F'lussprolil  herzustellen,  welches  an  den  Ufern  durch  nahe  zu- 
sammenliegende  niedrige  und  allmälich  nach  der  Stromrinne 
auslaufende  Buhnen  vorbereitet  werden  soll.  Die  hinreichende 
F'ahrtiefe  in  der  Stromrinne  selbst  — auch  für  den  kleinsten 
Wasserstand  — soll  durch  schneidende,  tief  in  den  Strombo- 
den eingreifende  Instrumente,  die  durch  mit  Dampfkraft  be- 
wegte F'ahrzeuge  in  der  Richtung  des  Stromstrichs  fortzuziehen 
sind,  hergestellt  werden.  Nach  diesem  „Aufpflügen  des  Stromes“ 
resp.  nach  dem  Abtreiben  des  gelockerten  Erdreichs  nach 
den  Flussuferu  bleibt  dann  nichts  mehr  zu  thun,  als  dieser 
F'lussrinne  eine  haltbare  Befestigung  und  zugleich  eine  voll- 
kommene Abflachung  durch  eine  „kompakte  Versteinung“  zu 
geben,  die  eine  feste  Verbindung  mit  dem  Erdreich  im  Bette 
eiuzugehen  geeignet  ist.  Hierfür  werden  scharfkantige  Steine 
im  Gemenge  mit  Kies  und  allen  Erdarten,  die  leicht  zusam- 
menbacken und  im  Wasser  nicht  zertheilt  werden,  als  die  ge- 
eignetsten Materialien  empfohlen,  wobei  die  Anwendung  der 
gebrannten  Kalksteine  und  der  Mauerziegel  nicht  zu  vergessen 
sei.  Die  hohen  Ufer  sollen  ausserdem  nach  der  erwähnten 
Kurve  abgeflacht,  die  Wurzelstöcke  ausgerodet  und  eine  Gras- 
narbe darauf  erzeugt  werden,  jedoch  seien  Weidensträucher 
fern  zu  halten! 

Vorerst  wird  der  Rath  ertheilt,  von  nun  an  von  den  bis- 
herigen hohen  Buhnen  an  der  Oder  Abstand  zu  nehmen,  und 
zur  Verhinderung  der  gänzlichen  Verwilderung  des  Stromes 
würde  man  dann  nach  und  nach  von  selbst  zu  dieser  neuen 
Regulirungsmethode  greifen.  Der  Herr  Verfasser  scheint  am 
Schlüsse  selbst  zu  fühlen,  dass  derselben  in  der  ersten  Zeit 
einige  Schwierigkeiten  in  den  Weg  treten  könnten  und  gewiss 
wird  der  enormen  Kosten  wegen,  die  ein  derartiges  Verfahren 
erfordert,  von  einer  Anwendung  desselben  im  Grossen  wohl 
noch  lange  nicht  die  Rede  sein  können.*) 

Alle  Details  sind  dann  noch  schliesslich  nach  dieser  all- 
gemeinen Betrachtung  der  Fortsetzung  dieses  Werkes  bei  der 
unmittelbaren  Beschreibung  der  Oder  an  passenden  Stellen 
Vorbehalten,  wobei  auch  die  Erklärungen  über  viele  andere 
Gegenstände,  namentlich  über  Stromübergänge,  Ablagen,  Aus- 
mündung der  Seitenflüsse  etc.  gegeben  werden  sollen.  J.  Lz. 


Personal  - N achrichten. 

Am  18.  Januar  haben  das  Bauführer-Examen  bestanden: 
Georg  Nits  che  aus  Neu -Haldensleben.  — Carl  Theodor 
Gerard  aus  Brilon.  — Berthold  Schneider  aus  Magdeburg. 
— Gustav  Eduard  Böttcher  aus  Zoppot  bei  Danzig. 

•)  Wie  die  Zeitungen  in  den  letzten  Tagen  gemeldet  haben,  hat  sich  nach 
einer  Bespr- cliung  aller  Parteien  des  Preussischm  Abgeordnetenhauses  über  die 
R guüvung  der  Oder  eine  damit  beauf  ragte  Deputation  u dem  Hrn.  Handels- 
minister begeben  und  von  diesem  die  Zusicherung  erhalten,  dass  dem  Hause  in 
nächster  Zeit  eine  umfassende  Denkschrift  über  den  Stand  und  den  Plan  der  Strom- 
reguliruugen  zugehen  solle.  Man  su  he  mit  allen  verfügbaren  Mitteln  auf  die  Be- 
seitigung der  Hindernisse,  die  der  Schiffahrt  en- gegenstehen,  hinzuwirkeu. 

Es  durfte  von  höchst  in  Interesse  sein,  inwieweit  hierbei  auf  die  Vorschläge 
des  Hrn.  Verfassers  Rücksicht  genommen  wird.  Wir  werden  n cht  verfehlen  nach 
dem  Erscheinen  der  Denkschrift  davon  nähere  Mitteilung  zu  machen. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Ausführung  eines  Chaussee-Neubaus  von  Friedlanil  nach 
Alienburg  und  eines  solchen  von  Neidenburg  nach  Willenberg,  Re- 
gierungs-Bezirk Königsberg , werden  sofort  zwei  bei  dergleichen 
Bauten  bereits  beschäftigt  gewesene  Baumeister,  gegen  2*/a  Thlr. 
tätlicher  Diäten  und  monatlich  30  Thlr.  Fuhrkosten-Entschädigung, 
gesucht.  Meldungen  unter  Beifügung  von  Attesten  bei  der  König- 
lichen Regierung  zu  Königsberg. 

1.  Ein  Baumeister,  der  für  Wasserbauten  Interesse  hat,  wird 
gegen  2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Meldungen  beim  Wasserbau  - In- 
spektor Well  mann  in  Stralsund. 

3.  Ein  Baumeister  wird  von  der  Fortifikation  in  Rendsburg 
gesucht.  Antritt  zum  1.  April  1868.  Diäten  3 Thlr. 

4.  Im  Centralbureau  der  Heppens- Oldenburger -Eisenbahn  zu 
Oldenburg  ist  für  einen  in  Abrechnungen  erfahrenen  Baumeister 
oder  älteren  Bauführer  eine  Stelle  vakant.  Mit  sofortigem  Dienst- 
antritt, bei  2>/j  resp.  1 */*  Thlr.  Diäten  werden  Zuzugskosten  ge- 
währt. Beschäftigungsdauer  5 bis  6 Monate. 

5.  Zum  Neubau  wie  zum  Weiterbau  der  projektirten  Chaussee- 
linie in  der  Tilsiter  Niederung,  wird  ein  Bauführer  zum  15.  April 


1868  gesucht.  Meldungen  nimmt  entgegen  das  Mitglied  des  Chaussee- 
Bau-Comites  Dressier  in  Linkuhnen. 

Die  in  No.  3,  alinea  6,  ausgeschriebene  Zeichner-Stelle  ist  besetzt. 


Brief-  und  Fragekasten. 

llrn.  R.  in  N.  bei  Saarbrücken.  Waschmaschinen  nebst  Zu- 
behör für  öffentliche  Anstalten,  wie  Krankenhäuser,  Schlaf häuser 
etc.  hat  die  Maschinenbauanstalt  von  Wühl  er  t hierselbst  zur  Zu- 
friedenheit der  Auftraggeber  ausgeführt. 

Behufs  Ausführung  einer  vollständigen  Waschhausanlage  ein- 
schliesslich der  Röhrenleitung,  können  Sie  auch  mit  einem  Geschäft 
für  Wasseranlagen  in  Verbindung  treten  und  empfehlen  wir  Ihnen 
die  Firmen  Elsner  & Stumpff  hier,  Joh.  Haag  in  Augsburg 
und  Abi  & Foensgen  in  Düsseldorf. 

Wir  machen  Sie  aber  noch  darauf  aufmerksam,  dass  erfahrungs- 
mässig  sehr  schmutzige  Wäsche  nur  mit  der  Hand  vollständig  ge- 
reinigt werden  kann,  dass  also  in  dem  Ihnen  vorliegenden  Falle 
die  Maschinenarbeit  durch  Handwäsche  ergänzt  werden  muss. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  Hin.  M.  in  Höxter;  D.  in 
Berlin;  F.  in  Sprottau. 


Die  Unterzeichnete  Kommission  bringt  hierdurch  zur  Anzeige, 
dass  über  die  Konkurrenzpläne,  welche  für  den  im  Norderkirchspiel 
der  Stadt  Altona  projektirten  Kirchenbau  eingegangen  sind,  die 
Herren  Baurath  Hase  in  Hannover 

Oberhof baurath  Strack  und 
Professor  Adler  in  Berlin 
unter  Beitritt  der  Kommissions  - Mitglieder 
Senator  Knauer  und 
Kaufmunu  Th.  Reineke  hierselbst 
als  Preisrichter  fungiren  werden.  — 

Ueber  die  Ertheilung  der  Preise  wird  baldmöglichst  das  Er- 
forderliche veröffentlicht  werden.  — 

Altona,  den  17.  Janaar  1868. 

Die  Kirchen - Kommission. 


Itrue  Uerliner  t ci'binduii^balin. 

Die  Lieferung  von 

1400  Schachtruthen  Kalkbausteinen 

soll  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  verdungen  werden,  und 
liegen  die  bezüglichen  Bedingungen  in  unserem  Bau-Bureau,  Köp- 
niekerstrasse  29  zur  Einsicht  offen;  auch  können  daselbst  Kopien 
derselben  gegen  Erstattung  der  Kosten  in  Empfang  genommen 
werden. 

Anerbietungen  sind  bis  zu  dem  am 

Montag,  den  17.  Februar  d.  J. 

Vormittags  10  Uhr  stattfindenden  Submissions- Termine  portofrei 
an  uns  einzusenden. 

Berlin,  den  11.  Januar  1868. 

Königliche  Direktion  der  Niederschlesisch-Märkischen  Eisenbahn. 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Ein  junger  Zimmermeister,  der  im  Zeichnen  und  Veranschlagen 
geübt  und  selbstständig  mehre  Bauten  geleitet  hat,  wünscht  eine 
Stelle  als  Geschäfts-  oder  Bauführender.  Zeugnisse  können  auf 
Wunsch  vorher  eingesandt  werden.  Gefällige  Offerten  erbittet  man 
unter  Chiffre  F.  W.  poste  restante  Potsdam. 

Ein  junger  Maurer,  seit  längerer  Zeit  bei  einem  Zimmermeister 
arbeitend,  im  Zeichnen,  Veranschlagen,  sowie  in  der  Buchführung 
erfahren,  sucht  zum  1.  Februar  Stellung.  Adr.  sub  A.  S.  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  junger  Mann,  Maurer,  der  mit  den  Bureauarbeiten  eines 
Maurermeisters  vertraut  und  in  letzter  Zeit  im  Comtoir  eines  Bau- 
inspektors arbeitet,  auch  im  Praktischem  Kenntnisse  aufzuweisen 
hat,  sucht  unter  bescheidenen  Ansprüchen  zum  1.  April  wieder  eine 
solche  oder  die  Stelle  eines  Bauaufsehers  zu  übernehmen.  Gefall. 
Offerten  sub  II.  B.  wolle  man  in  der  Exp  cd  d.  Zeitung  abgeben. 


Arcliitek teil -Verein  zai  Berlin. 

Versammlung  Freitag,  den  24.  Januar;  Vortrag  des  Hrn.  v.  Quast . 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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für  Berlin  die  Expedition 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berlin,  den  31.  Januar  1868. 


Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Ueber  Steinbaumaterialien  am  Mittelrhein.  — Zur 
Stellung  der  Banbeamten  in  den  neuen  Provinzen  Preussens.  — 
Asphalt  als  Brückenbelag.  — Feuilleton:  Architektonische  Skiz- 
zen von  Philalethes  Bleifeder.  II. — Mittheilungen  aus  Verei- 
nen: Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover  — Archi- 


tekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Berichtigung,  betr. 
die  Verwendung  von  Bau  - Technikern  bei  den  Staats -Eisenbahn- 
bauten in  Ostpreussen.  — Lübke’s  „Abriss  der  Geschichte  der  Bau- 
stile“. — Konkurrenzen:  Kirche  zu  Altona.  — Personal- 
Nachrichten  etc. 


Vorläufige  Anzeige. 

Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  wird  in  diesem  Jahre  vom  1.  bis  4.  September 
in  Hamburg  stattfinden.  Hamburg  1868. 

Das  Lokalkomite.  F.  Geo.  Stammann,  Vorsitzender. 


lieber  Stein -Baumaterialien  aiu  Mittclrhein. 

(Fortsetzung.) 


Dem  Wesen  und  der  Benutzungsweise  nach  steht  der 
Buntsandstein  dem  Kohlensandstein  sehr  nahe.  Früher 
wurde  am  Rhein  bis  St.  Goar  abwärts  viel  rother  Sand- 
stein derselben  Formation  verwendet,  er  kam  indess 
stromabwärts  aus  den  oberrheinischen  Brüchen,  welche 
von  jeher  die  schönsten  Bausteine  in  reichster  Auswahl 
darhoten.  — Im  mittleren  Rheingehiete  liefert  nur  die 
Moselgegend  in  der  Nähe  von  Trier  einen  bunten  Sand- 
stein, welcher  weitere  Verwendung  findet.  Es  ist  dies 
namentlich  der  sehr  geschätzte  graugelbliche  Sandstein 
von  Udelfangen,  ferner  der  hellrothe,  aber  etwas  weniger 
feste  Sandstein  von  Zemm.  Der  M usch elk alk  von  Trier 
ist  als  Brennkalk  sehr  geschätzt  und  wird  weithin  strom- 
abwärts verfahren;  er  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Rii- 
dersdorfer  Kalkstein  und  findet  gleiche  Verwendung,  doch 
ist  der  daraus  gelöschte  Kalk  etwas  magerer. 

Unter  den  Gesteinen  der  Braunkohlenperiode  sind 
einige  Sandsteine  zu  nennen,  welche  dem  äusseren  An- 
sehen nach  Aehnlichkeit  mit  den  Grauwacken-Sandsteinen 
haben,  aber  nur  wenig  technische  Verwendung  finden; 
ferner  ein  weisser  feuerfester  Thon,  welcher  sich  besonders 
unterhalb  Coblenz  am  rechten  Rheinufer  vorfindet  und 
sehr  geschätzt,  auch  weithin  verfahren  wird,  endlich  der 
weiche,  als  Brennkalk  weniger  geachtete  Süss  wasser  kalk 
im  Mainzer  Becken. 

Man n ich fal tiger  gestaltet  sich  die  Uebersicht  der  Bau- 
materialien des  Rheinlandes  durch  die  plutonischen  und 
vulkanischen  Gesteine.  — Porphyre,  Grünsteine  und  Me- 
laphyre  haben  meist  nur  Bedeutung  als  Chaussee-  und 
Pflastersteine,  es  soll  ihrer  hier  indess  nur  vorübergehend 
Erwähnung  geschehen,  während  die  jüngeren  Eruptiv- 
gesteine etwas  ausführlicher  zu  besprechen  sind. 

Von  diesen  ist  zunächst  der  Trachyt  ein  für  die 
Bautechnik  besonders  wichtiges  Gestein.  Derselbe  bildet 
die  Hauptmasse  des  Siebengebirges,  ausserdem  kommt  er 
noch  in  einzelnen  Kuppen  der  Eifel  und  des  Westerwal- 
des vor.  Im  Siebengebirge  unterscheidet  man  zwei  Haupt- 
Varietäten  des  I rachyts,  die  nach  den  bekanntesten  Brüchen 
Drachenfelser  und  Wolkenburger  Trachyt  genannt 
werden,  ohne  dass  ihr  Vorkommen  jedoch  auf  diese  bei- 
den Fundstellen  beschränkt  wäre.  Die  beiden  Varietäten 
sind  sowohl  mineralogisch  als  in  Betreff  der  technischen 
Verwendung  verschieden.  In  mineralogischer  Beziehung 
ist  zu  bemerken,  dass  der  Drachenfelser  Trachyt  in  einer 
dichten,  feldspathigen  Grundmasse  grössere  Krystalle  von 
Oligoklas  und  von  Sanidin  (glasigem  Feldspath)  enthält, 


während  im  Wolkenburger  Trachyt  nur  Krystalle  von  Oli- 
goklas Vorkommen. 

Der  Trachyt,  welcher  am  Drachenfels  selbst  bricht, 
ist  besonders  dadurch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  gewor- 
den, dass  er  früher  als  Baustein  des  Kölner  Domes  ver- 
wandt wurde.  Die  Sanidinkrystalle  in  demselben  sind 
ausserordentlich  gross,  zahlreich  und  mit  vielen  feinen 
Rissen  versehen ; sie  verwittern  sehr  schnell  und  lassen 
dann  Höhlungen  im  Stein  zurück,  in  denen  sich  Wasser 
sammelt,  welches  gefriert  und  den  Stein  auseinandertreibt. 
Es  bleibt  unbegreiflich,  wie  man  diesen  Stein,  dessen  Män- 
gel bereits  in  den  ersten  Jahrzehnten  erkannt  werden 
mussten,  Jahrhunderte  lang  zu  einem  so  bedeutenden  Mo- 
numente verwenden  konnte.  In  neuerer  Zeit  ist  man  bei 
Verwendung  dieses  Steines  sehr  vorsichtig  geworden;  die 
Brüche  am  Drachenfels  sind  jetzt  ganz  geschlossen.  In- 
dessen ist  das  Vorkommen  der  Sanidinkrystalle  an  sich 
nicht  so  gefährlich,  wie  es  hiernach  scheinen  möchte,  dies 
beweist  der  Trachyt  von  Berkum,  welcher  am  linken  Rhein- 
ufer, seitwärts  von  Rolandseck,  gebrochen  wird.  Dieser 
Trachyt  gehört  seiner  mineralogischen  Beschaffenheit  nach 
zu  der  Varietät  des  Drachenfelser  Trachyts,  aber  die  Sa- 
nidinkrystalle darin  sind  sehr  klein  und  fest;  der  Stein  ist 
der  Verwitterung  sehr  viel  weniger  ausgesetzt  und  findet 
sehr  ausgedehnte  Verwendung. 

Im  Allgemeinen  härter  und  deshalb  zu  mancher  Ver- 
wendung geeigneter  ist  der  Wolkenburger  Trachyt. 
Derselbe  lässt  sich  sehr  gut  zu  architektonischen  Gliede- 
rungen und  Skulpturen  verwenden,  liefert  dabei  aber  auch 
brauchbare  Pflastersteine  und  verwittert  äusserst  langsam. 
— Die  Brüche  an  der  Wolkenburg  zeigen  das  Gestein  in 
unregelmässig  säulenförmiger  Absonderung  bei  sehr  be- 
deutenden Dimensionen,  so  dass  sich  Monolithen  von  40' 
und  grösserer  Länge  daraus  hersteilen  lassen.  Die  Farbe 
ist  ein  schönes,  ziemlich  dunkles  Blaugrau,  welches  im 
Sonnenlichte  etwas  ausbleicht.  Besonders  dadurch  unter- 
scheidet er  sich  vom  Drachenfelser  Trachyt,  welchem  ein 
sehr  helles,  gelbliches  Grau  eigen  ist.  — Fester  nocl 
aber  in  weniger  grossen  Stücken  darstellbar  ist  der  Trachyt 
vom  Stenzeiberge,  eine  Abänderung  des  Wolkenburger 
Trachyts.  Er  ist  von  etwas  hellerer  Farbe,  mit  vielen 
kleinen  zackigen,  scharfkantigen  Höhlungen  versehen,  leicht 
sprengbar  und  klingend,  ein  vorzüglich  harter,  der  Ver- 
witterung kräftig  widerstehender  Stein. 

Der  Trachyt  wird  am  Niederrhein  vielfach  als  Hau- 
stein benutzt  und  es  wäre  sehr  wünschenswert!!,  denselben 


38 


auch  in  weiteren  Kreisen  zur  Anwendung  zu  bringen, 
wenn  der  Transport  ihn  nicht  zu  sehr  vertheuert.  — Die 
Gewinnung  des  Steines  im  Bruche  geschieht  meist  der- 
artig, dass  die  aufstehenden  Säulen  unterschossen  und  ge- 
stürzt werden,  wobei  die  Massen  zerschellen  und  viel  sonst 
nutzbares  Material  verloren  geht;  der  Abraum  ist  daher 
auch  viel  bedeutender,  als  in  Steinbrüchen,  in  denen  das 
Material  hauptsächlich  durch  Abschroten  gewonnen  wird. 

An  die  Trachyte  schliessen  sich  die  phonolithar- 
tigen  Gesteine  an,  welche,  meist  als  dunkle,  rauhe  Massen, 
an  einzelnen  Stellen  auftreten  und  in  ähnlicher  Weise 
nutzbar  gemacht  werden,  wie  der  Trachyt.  Hierher  ge- 
hört namentlich  der  als  sehr  harter  und  widerstandsfähiger 
Baustein  sehr  geschätzte  Stein  vom  Perlenkopf  im  Brohl- 
thale  und  der  Stein  aus  den  Brüchen  der  dicht  dabei  ge- 
legenen Hannebacher  Ley,  welcher  der  weiter  unten  be- 
sprochenen Lava  sehr  ähnlich,  wegen  seiner  porösen  Tex- 
tur und  bedeutenden  Härte  niemals  glatt  abgeschliffene 
Oberflächen  erhält,  sich  daher  vorzugsweise  zu  Treppen- 
stufen und  Trottoirplatten  eignet. 

Der  Basalt  findet  sich  an  vielen  Punkten,  meist  in 
abgesonderten  Kuppen  und  gewöhnlich  in  schöner,  regel- 
mässig säulenförmiger  Absonderung.  Seine  Benutzung  als 
einer  der  vorzüglichsten  Chausseesteine  ist  bekannt.  Als 
solcher  und  als  Pflasterstein  wird  er  viel  nach  den  unte- 
ren Rheingegenden  verschifft;  die  nachtheilige  Eigenschaft 
desselben,  dass  seine  Oberflächen  sich  sehr  glatt  abschlei- 
fen, lässt  ihn,  trotz  seiner  Härte  zu  der  letzteren  Ver- 
wendung jedoch  weniger  geeignet  erscheinen.  Dagegen 
ist  er  für  Ufermauern  ein  ganz  vorzügliches  Material,  weil 
seine  Polygonseiten  ein  dichtes  Ineinanderfügen  gestatten 
und  die  langen  prismatischen  Stücke  durch  die  ganze 
Dicke  des  Mauerwerks  greifend,  der  Konstruktion  grosse 
Widerstandsfähigkeit  verleihen.  (Schluss  folgt.) 


Zur  Stellung  der  Kaiibeamten  in  den  neueu  Provinzen 
Preussens. 

Von  einem  Fachgenossen  im  Regierungsbezirk  Kassel, 
dem  Sektions-Ingenieur  Ilrn.  F.  Koppen  in  Flieden, 
erhielten  wir  nachfolgendes  Schreiben: 

„Verehrliche  Redaktion  der  deutschen  Bauzeitung! 
Das  Ziel  Ihres  Strebens  ist  dahin  gerichtet,  die  Interessen 
aller  deutschen  Bautechniker  zu  vertreten  und  ihnen 
einen  Vereinigungspunkt  zu  bieten.  Hierauf  gestützt 
glaube  ich,  dass  es  auch  für  Sie  von  Interesse  sein  wird, 
besonders  da  die  Organisation  des  Bauwesens  in  Deutsch- 
land und  der  Ausbildungsgang  der  deutschen  Bautechniker 
bereits  in  Ihrem  Wochenblatt  besprochen  ist,  wenn  ich 
Ihnen  mittheile,  dass  unterm  12.  Oktober  v.  J.  die 
sämmtlichen  noch  nicht  angestellten  Baubeamten  des  vor- 
maligen Kurfürstenthums  Hessen  von  Königlicher  Regie- 


FEUILLETON. 

Architektonische  Skizzen 

von  Philalethes  Bleifeder. 

II.  Noch  ein  persönliches  Wort.  Auf  dem  Motiv -Weihnachtsfeste. 

Wenn  ich  nicht  durch  eine  leidliche  Illusionslosigkeit 
gefeit  wäre  gegen  die  kleinen  Unbilden  des  Tages,  ich 
könnte  wahrlich  stutzig  geworden  sein  über  den  vollen 
Platzregen  von  Hohn,  der  sich  gerade  aus  den  diesem 
Blatte  zunächst  liegenden  Sphären  über  mein  armes  Haupt 
ergossen  hat,  nachdem  ich  kaum  den  ersten  Fuss  ins  Freie 
gesetzt  hatte.  Von  den  Muthmaassungen  über  meine  Per- 
son und  den  liebenswürdigen  Erörterungen,  die  sich  daran 
knüpften,  gar  nicht  zu  reden,  hat  man  selbst  in  sonst 
wohlwollenden  Kreisen  ein  Aergerniss  daran  genommen, 
in  einem  ernsten  technischen  Blatte  solche  Fastnachtsscherze 
zu  finden,  wie  mein  erstes  Feuilleton  gewesen  sein  soll, 
solch  Wortgeklingel  ohne  thatsäehlichen  Inhalt,  das  seiner 
Form  nach  allenfalls  in  eine  „Motivzeitung“  gepasst  hätte, 
nimmermehr  aber  in  eine  Deutsche  Bauzeitung! 

Aber  ich  hatte  es  auch  kaum  anders  gehofft.  Es 
müsste  ja  seltsam  zugegangen  sein,  wenn  die  eigenthüm- 
lichen  Verhältnisse  unseres  Faches  im  Vaterlande  ganz 


rung  zu  Kassel  veranlasst  wurden,  ein  Curriculum  Vitae 
mit  den  Nachweisen  über  Schul-  und  technische  Ausbil- 
dung, sowie  über  die  abgelegten  Examina  dem  König- 
lichen Ministerium  für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche 
Arbeiten  einzureichen.  Es  wurde  den  betreffenden  Be- 
amten hierbei  mitgetheilt,  dass  eine  Erörterung  über  die 
ihnen  nach  ihrer  wissenschaftlichen  Vorbildung,  ihren 
technischen  Studien  und  ihren  praktischen  Leistungen 
beiwohnende  Qualifikation  zu  einer,  dem  Interesse  des 
Dienstes  förderlichen  Amtsverwaltung  eintreten  müsse, 
und  eventuell  ihnen  besonders  werde  vorgezeichnet 
werden,  was  sie  noch  nachzuholen  hätten,  um  ein  Quali- 
fikationsattest als  Baumeister  zu  erhalten.  — 

Auf  eingereichte  Gesuche  wurde  von  Sr.  Exzellenz 
dem  Herrn  Minister  für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche 
Arbeiten  hierauf  mehren  der  älteren  Beamten  eröffnet, 
dass  in  Rücksicht  auf  die  nachgewiesene  langjährige 
Praxis  ihre  Qualifikation  zur  Verwaltung  einer  Kreisbau- 
meister-Stelle im  Allgemeinen  als  dargethan  anerkannt 
werden  solle  und  ihnen  überlassen  bleibe,  bei  eintretenden 
Vakanzen  bei  derjenigen  Königlichen  Regierung,  innerhalb 
deren  Verwaltungsbezirk  sie  eine  Anstellung  wünschen, 
Behufs  Mitberücksichtigung  bei  den  wegen  der  Wieder- 
besetzung zu  machenden  Vorschlägen,  sich  zu  melden.  — 
Nach  Mittheilung  in  Ihrem  Wochenblatt  Nr.  7, 
Jahrgang  I,  kommt  der  geprüfte  Baumeister  in  den  acht 
älteren  Provinzen  des  preussischen  Staates  nach  der 
Reihe  seiner  Anciennetät  zur  Anstellung,  es  ist  dem- 
nach eine  spezielle  Kenntniss  der  vakanten  Stellen  im 
Staatsdienst  — wie  bisher  auch  im  vormaligen  Kurfürsten- 
thum Hessen  — nicht  erforderlich  gewesen,  indem  auch 
ohne  Meldung  bei  der  Königlichen  Regierung  die  An- 
stellung erfolgte. 

Für  die  mit  den  Verhältnissen  des  preussischen  Bau- 
wesens noch  nicht  völlig  vertrauten  vorherigen  kurhessi- 
schen Baubeamten  muss  daher  ein  Bescheid  folgender 
Fragen  erwünscht  sein,  und  erlaube  ich  mir  diese  Ihnen 
ergebenst  vorzulegen : 

1.  Ist  der  frühere  kurhessische  Baubeamte  durch  die  Er- 
haltung des  Qualifikationsattestes  dem  Königlichen 
Baumeister  gleich  gestellt  und  genügt  ein  solches 
Attest  ohne  Be.stimmnng  der  Anciennetät  den  Kö- 
niglichen Regierungen  zu  Vorschlägen  zur  Anstellung? 

2.  Werden  die  vakanten  Lokal- Baubeamtenstellen  incl. 
Eisenbahn  - Baumeisterstellen  in  einem  Amtsblatt  be- 
kannt gemacht,  wodurch  den  Beamten  Gelegenheit 
geboten  wird,  sich  bei  den  Königlichen  Regierungen 
oder  Eisenbahn- Direktionen  zu  melden? 

Sollte  Letzteres  nicht  der  Fall  sein,  so  möchte  im 
Interesse  der  Fachgenossen  es  erwünscht  sein  und  diese 
zu  Dank  verpflichten,  wenn  auch  diese  Vakanzen  in 
Ihrem  Wochenblatt  veröffentlicht  würden.“ 


ohne  Einfluss  auf  die  Personen  geblieben  sein  sollten. 
Was  kann  man  erwarten,  wo  nicht  in  freier  Arbeit  ideale 
Ziele  in  Kunst,  Wissenschaft  und  Technik  erstrebt  wer- 
den, sondern  wo  der  geistige  Werth  nach  „Points“  be- 
rechnet und  in  Rangklassen  einregistrirt  wird. 

Ein  Bischen  Wissenschaft,  ein  Bischen  Kunst,  ein 
Bischen  Technik,  von  dem  einen  wohl  etwas  mehr,  als 
von  dem  anderen,  ein  Examen  mit  vielen  Points  — und 
wen  es  ekelt,  diese  Komödie  mitzuspielen , er  wird  mit 
Steinen  geworfen!  Wo  sollte  da  harmlose  Fröhlichkeit, 
wie  ideale  Empfindung  Raum  finden! 

Doch  ich  würde  zu  hart  sein,  wenn  ich  mit  diesen 
düsteren  Farben,  die  doch  nur  in  sehr  vereinzelten  Fällen 
zur  vollen  Geltung  kommen,  in  den  meisten  jedoch  nur 
als  leichter  Hauch  zu  spüren  sind,  weiter  malen  wollte. 
Noch  giebt  es  zum  Glück  auch  hier  der  Genossen  genug, 
die  auf  einem  anderen  Standpunkte  stehen,  die  ein  Atlimen 
im  fröhlichen  Lichte,  das  über  alle,  die  ein  Auge  für  die 
Schönheit  und  ein  Herz  für  die  Freiheit  haben,  seinen 
Sonnenschein  ergiesst,  nicht  für  verächtlich  halten,  die 
einen  Streifzug  in  das  heitere  Land  der  Poesie  nicht  ver- 
fehmen.  Und  draussen  allüberall  im  deutschen  Vaterlande, 
wo  der  Druck  armseliger  Verhältnisse  die  Gemüther  nicht 
befängt,  giebt  es  deren  sicher  noch  mehre. 


39 


Wir  beschränken  uns  vorläufig  auf  eine  einfache 
Mittheilung  des  Sachverhaltes,  da  es  von  Interesse  sein 
dürfte  zunächst  zu  erfahren,  ob  auch  in  den  übrigen 
annektirten  Provinzen  ein  gleiches  Verfahren  eingeschlagen 
worden  ist. 

Was  die  speziell  an  uns  gerichteten  Fragen  anbe- 
trifft, so  wollen  wir  Folgendes  dazu  bemerken: 

ad  1.  Der  erste  Theil  der  Frage  ist  bereits  durch 
das  Ministerium  bejaht  worden;  wie  die  Anciennetätsver- 
hältnisse  der  zur  Anstellung  als  Kreisbaumeister  für 
qualifizirt  erachteten  Techniker  aufgefasst  werden  sollen, 
dürfte  gleichfalls  nur  durch  direkte  Anfrage  bei  der 
höchsten  Behörde  festgestellt  werden  können.  Die  An- 
ciennetät  als  Baumeister  ist  übrigens  in  Preussen  nur  im 
Allgemeinen  und  mit  einem  gewissen  Spielraum  maass- 
gebend für  die  erste  Anstellung,  denn  sonst  würde  diese 
ohne  Weiteres  direkt  von  der  Zentralstelle  verfügt  werden, 
während  es  gegenwärtig  zunächst  den  Regierungen  über- 
lassen zu  bleiben  pflegt,  Persönlichkeiten,  die  sie  zur 
Besetzung  einzelner  Stellen  für  besonders  geeignet  halten, 
dafür  in  Vorschlag  zu  bringen. 

ad  2.  Soviel  wir  wissen,  erfolgt  eine  solche  Bekannt- 
machung der  eingetretenen  Vakanzen  nur  indirekt  durch 
die  offizielle  „Zeitschrift  für  Bauwesen“,  in  welcher  die 
eingetretenen  Todesfälle,  Pensionirungen  etc.  publizirt 
werden,  freilich  meist  so  spät,  dass  gleichzeitig  auch 
schon  die  Wiederbesetzung  der  Stellen  gemeldet  werden 
kann.  Ob  es  möglich  sein  wird,  uns  für  diese  Personal- 
Nachrichten  selbstständige  amtliche  Quellen  zu  eröffnen, 
vermögen  wir  noch  nicht  zu  entscheiden.  Einstweilen 
aber  können  wir  den  betreffenden  hessischen  Fachge- 
nossen nur  rathen,  ihre  Meldungeu  so  abzufassen,  dass  sie 
sich  nicht  für  eine  bestimmte  Vakanz  melden,  sondern  für 
eventuelle  Vakanzen  zur  Disposition  stellen.  Dies 
könnte,  wenn  die  Stempelkosten  nicht  gescheut  werden, 
ja  gleichzeitig  bei  mehren  Behörden  erfolgen. 


Asphalt  als  Ilrückeu-ltclag. 

Im  Anschlüsse  an  die  in  No.  1 der  Deutschen  Bauzeitung, 
Seite  5,  enthaltene  Notiz  über  die  Verwendung  von  Asphalt 
zu  Fahrstrassen  in  Paris  kann  ich  hinzufügen,  dass  ich  wie- 
derholt Gelegenheit  gehabt  habe,  mich  von  der  Güte  und 
Dauerhaftigkeit  eines  solchen  Asphalt- Pflasters  — allerdings 
vorzugsweise  nur  in  Städten  des  südlichen  Frankreichs  — zu 
überzeugen.  In  Marseille  hatte  ich  Gelegenheit  die  Anfer- 
tigung eines  solchen  Asphalt- Pflasters  auf  einer  Brücke  zu 
sehen,  auf  welcher  das  Kopfsteinpflaster  durch  den  überaus 
lebhaften  Verkehr  zu  schnell  ruinirt  wurde. 

Es  wurde  hier  erdartiger  natürlicher  Asphalt  aus  Seyssel 
(an  der  Eisenbahn  von  Genf  nach  Lyon,  nahe  der  savoyschen 
Grenze  gelegen)  benutzt,  der  eine  braune  Farbe  zeigt,  und 
— wie  fette  Erde  — in  bald  grösseren  bald  kleineren  Klumpen 
zusammengeballt  ist.  Diese  Masse  wurde  vor  der  Verwendung 


in  eisernen  Oefen  erst  geröstet,  und  zwar  waren  hier  drei 
solcher  Oefen  aufgestellt.  Diese  Oefen,  die  ca.  6'  lang  sind 

und  ca.  2'  Durchmesser  haben, 
bestehen  aus  2 ganz  isolirten 
Theilen:  der  untere  Theil  ent- 
hält die  Feuerung,  die  so  ein- 
gerichtet ist,  dass  die  Flamme 
unterder  muldenförmigen  Decke 
fortstreicht;  der  obere  Theil  da- 
gegen besteht  aus  einem  halben 
Zylinder,  der  auf  jeder  Lang- 
seite 2 in  Charnieren  hängende 
Thüren  zeigt,  und  einfach  auf  den  untern  Theil  aufgesetzt 
wird.  Der  erdartige  Asphalt  wird  nun  in  einer  ganz  dünnen 
Schicht  auf  der  Mulde  ausgebreitet  und  dann  in  dem  ge- 
schlossenen Ofen  stark  erhitzt,  jedoch  nicht  geschmolzen.  Um 
hierbei  das  Material  gleichmässig  zu  erwärmen,  muss  es  im 
Ofen  mehrmals  umgeschaufelt  und  mit  hölzernen  Hämmern 


zerkleinert  werden;  die  fremdartigen  Bestandtheile,  als:  Steine, 
Wurzeln  etc.  werden  dabei  entfernt,  und  kann  diese  Reini- 
gung des  Asphaltes  um  so  sorgfältiger  geschehen,  je  dünner 
die  in  den  Ofen  eingebrachte  Schicht  ist. 

Ist  das  ganze  im  Ofen  aufgegebene  Material  dann  gleich- 
mässig durchgewärmt  und  dem  Schmelzen  nahe 
gebracht,  so  wird  es  sofort  aus  dem  Ofen  auf 
das  trockne  (hier  einfach  aus  Steinschlag  und 
Kies  gebildete)  Bett  aufgeschüttet  und  nun  zu- 
erst am  Rande  des  Bettes  mit  langen,  stark  er- 
hitzten eisernen  prismatischen  Stampfen  von  etwa 
9"  Länge  und  4Q//  Querschnitt  festgeschlagen, 
so  dass  ein  möglichst  inniger  Anschluss  der  neuen 
Schüttung  an  den  umschliessenden  Rand  erreicht 
wird.  Das  von  diesem  festgestampften  Asphalt- 
Rahmen  umschlossene,  in  der  Mitte  aber  noch 
locker  liegende  Material  wurde  nun  ebenfalls  mit 
stark  erhitzten  eisernen,  jedoch  runden  Stampfen 
fest  und  glatt  geschlagen,  und  dann  endlich  die 
ganze  noch  heisse  Masse  von  knieenden  Arbeitern 
mit  hölzernen  Hobeln  geglättet  und  vollständig 
polirt  (die  Arbeiter  sind  hierbei  durch  dicke  Le- 
derscheiben, die  mit  starken  Filzplatten  ausgefüttert 
sind,  gegen  die  Hitze  einigermaassen  geschützt). 
Das  fertige  Stück  wird  dann  sofort  mit  feinem, 
sorgfältig  getrocknetem  und  gesiebtem  Sande  be- 
streut und  mit  einer  leichten  Handwalze  mehr- 
mals abee  walzt. 


Das  so  gefertigte  Pflaster 
war  sehr  weich  und  elastisch, 
und  wurde  auch  hier  schon 
nach  wenigen  Stunden  dem  Ver- 
kehre übergeben.  Die  über- 
mässig grosse  Frequenz  auf  der 
Brücke  mochte  wohl  Veranlas- 
sung zu  einer  etwas  übereilten  Ausführung  des  Pflasters  ge- 
geben haben,  denn  schon  nach  wenigen  Tagen  mussten  kleine, 
fehlerhaft  angefertigte  Stellen  einer  Ausbesserung  unterworfen 
werden,  die  indessen  ebenfalls  ohne  wesentliche  Betriebsstörung 
auf  der  Brücke  erfolgen  konnte.  — G.  Dulk. 


Drum  will  ich  guten  Muthes  bleiben  und  mich  des 
Werkes  nicht  verdriessen  hissen;  für  sie  will  ich  schreiben 
und  nur  zu  ihnen  reden.  Und  wem  es  nicht  passt  mein 
Geschreibsel  zu  lesen  — er  möge  es  überschlagen  und 
denken,  es  wäre  Griechisch! 

Für  eine  Motivzeitung  hätte  ich  schreiben  sollen? 
Nun,  es  ist  ja  gelungen  in  die  Motivzeitung  des  diesmali- 
gen We i h n achtsfestes  zum  Mindesten  ein  recht  hübsches 
Zerrbild  von  mir  zu  bringen,  und  da  auch  ein  gutes 
Tröpfchen  Gift  darunter  war,  so  wird  es  seinen  Zweck 
wohl  nicht  verfehlt  haben.  Ich  vermelde  pflichtschuldigst 
den  Empfang  und  danke  bestens  für  den  schätzenswerthen 
Beitrag  zu  meinen  Charakterstudien. 

Doch  ich  wollte  diesen  kleinen  persönlichen  Stachel 
recht  gern  verschmerzen , wenn  ich  nur  sonst  mehr  des 
Erfreulichen  von  diesem  Feste  zu  sagen  hätte,  über  das 
ich  mir  vornahm,  meinen  Lesern  zu  berichten.  Leider 
war  der  Gesammteindruck  des  diesmaligen  Motiv -Weih- 
nachtsfestes, das  sonst  stets  einen  Glanzpunkt  im  Leben 
der  Architekten  Berlins  gebildet  und  weithin  einen  stolzen 
Ruf  erlangt  hat,  kein  guter,  und  um  so  mehr  ist  dies  zu  be- 
dauern, als  der  Zuspruch  von  Gästen,  die  nunmehr  ein  ungüns- 
tiges und  unrichtiges  Bild  von  unserer  architektonischen 
Jugend  erhalten  haben,  ein  ganz  aussergewöhnlicher  war. 


Es  mögen  an  700  Personen  gewesen  sein,  die  sich 
in  dem  glänzenden  neuen  Festsaale  des  Konzerthauses, 
der  zu  der  Feier  gewählt  worden  war,  versammelten,  un- 
ter ihnen  namentlich  sehr  viele  Fachgenossen  von  ausser- 
halb, aber  auch  viele  Gäste  aus  anderen  Berufsklassen, 
während  das  Fest  früher  meist  nur  eine  Anzahl  von  höch- 
stens 300,  das  vorjährige  zum  ersten  Male  von  450  Theil- 
nehmern  gefunden  hatte.  Mit  einer  solchen  Steigerung 
des  Besuchs  steigern  sich  selbstverständlich  auch  die  An- 
sprüche. Doch  leider  scheint  hier  die  so  oft  erprobte  Er- 
fahrung sich  zu  wiederholen,  dass  Leistungen,  die  unter 
kleineren  Verhältnissen  trefflich  waren,  sich  abschwächen 
und  alle  Wirkuug  verfehlen,  sobald  sie  in  grössere  Kreise 
verpflanzt  werden.  Mag  sofort  der  wundeste  Punkt  er- 
wähnt werden,  unter  dem  das  diesmalige  Weihnachtsfest 
zu  leiden  hatte,  und  der  ihm  ebenso  für  die  Folge  ge- 
fährlich werden  wird.  Um  eine  grosse  Anzahl  so  ver- 
schiedenartiger Festgenossen  zu  unterhalten,  müssen  auch 
grossartigere  Mittel  in  Szene  gesetzt,  es  müssen  vielseitige, 
allgemein  verständliche  Beziehungen  herangezogen  werden 
und  kleine  persönliche  Anspielungen,  die  nur  gewissen 
Kreisen  geläufig  sind,  genügen  nicht  mehr.  Freilich  eine 
fast  unmögliche  Aufgabe  für  junge  Studirende,  von  denen  ein 
weiter  Gesichtskreis  wohl  schwerlich  verlangt  werden  kann! 


40 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hannover.  — 

Die  ordentliche  Versammlung  am  15.  Januar  wurde  mit  der 
Neuwahl  des  Vorstandes  begonnen.  Gewählt  wurden,  zum 
Theil  mit  grosser  Majorität,  zum  Präsidenten:  Herr  Wegbau- 
rath Bockeiberg,  zum  Vizepräsidenten:  Herr  Baurath  Hase, 
zum  ersten  Sekretair:  Herr  Baurath  von  Kaven,  zum  zwei- 
ten Sekretair:  Herr  Baurath  Jerke,  zum  ersten  Redakteur: 
Herr  Eisenbahn-Bauinspektor  Köpke,  zum  zweiten  Redakteur: 
Herr  Landbau-Inspektor  Heldberg,  zum  Bibliothekar:  Herr 
Maschineninspektor  Grove,  zum  Rechnungs-  und  Kassenführer : 
Herr  Baurath  Hagen.  Es  wurden  dann  14  neue  Mitglieder 
in  den  Verein  aufgenommeu  und  die  Wahl  der  Rechnungs- 
revisoren vorgenommen. 

Herr  Heusinger  von  Waldegg  erläuterte  sodann  unter 
Vorzeigung  eines  verständlichen  Modells  die  zweckmässige 
Einrichtung  der  Schlafkoupees  in  den  Eisenbahnwagen  der 
französischen  Ostbahn,  welche  darin  besteht,  dass  durch  Nie- 
derlegen der  Rückwand  der  Endkoupees  nach  vorne  und  Vor- 
schieben des  gegenüber  befindlichen  Sitzes  das  Bettlager  ge- 
bildet wird;  am  Fussende  desselben  bleibt  ein  Raum  als 
Gang  frei. 

Herr  Ingenieur  Kümmel  wünscht,  dass  die  Tagesordnung 
der  Versammlung  vorher  in  weiteren  Kreisen  als  bisher  be- 
kannt gemacht  werde. 

Aus  dem  von  Herrn  von  Kaven  sodann  in  Gegenwart 
cingeladener  hoher  Gäste,  unter  denen  auch  der  Ober -Präsi- 
dent Otto  Graf  zu  S tollberg- Wernigerode  sich  befand,  ver- 
lesenen Geschäftsberichte  entnehmen  wir,  dass  der  Verein 
gegenwärtig  5G9  Mitglieder,  gegen  551  zu  Anfang  des  vorigen 
Jahres,  zählt,  dass  die  Zeitschrift  des  Vereins  in  1000  Exem- 
plaren aufgelegt  wird,  die  Bibliothek  3500  Bände  enthält, 
48  technische  Zeitschriften  gehalten  und  von  diesen  35  im 
Austausche  gegen  die  Zeitschrift  des  Vereins  gewonnen  werden. 
Dankbar  wird  sodann  der  Unterstützung  gedacht,  welche  dem 
Vereine,  wie  in  früheren  Jahren,  auch  im  verflossenen,  durch 
die  königliche  Regierung  zu  Theil  geworden  ist,  und  die  Hoff- 
nung ausgesprochen,  dass  dieselbe  auch  fernerhin  dem  Vereine 
ihr  Wohlwollen  nicht  entziehen  werde. 

Nach  Verlesen  der  eingegangenen  Geschäftssachen  giebt 
Herr  Rühlmann  sodann  einen  Nekrolog  des  kürzlich  ver- 
storbenen, durch  seine  Schriften  und  in  seiner  Stellung  als 
Kommandant  der  polytechnischen  Schule  in  Paris  rühmlichst 
bekannten  Ingenieur-Generals  Poncelet,  Ehrenmitgliedes  des 
Vereins. 

Herr  Köhler  spricht  sodann  über  einen  Besuch  in  der 
Ecole  des  beaux  Arts  in  Paris,  der  hohen  Schule  der  Architek- 
ten, Maler  und  Bildhauer,  welche  zu  allen  Zeiten  auf  die  fran- 
zösischen Kunstleistungen  einen  grossen  Einfluss  ausgeübt 
habe*).  Auf  der  Weltausstellung  in  Paris  habe  Jeder  er- 
kennen können,  dass  Frankreich  namentlich  auf  dem  Gebiete 
der  Kunstindustrie  den  ersten  Rang  vor  allen  anderen  Natio- 
nen eingenommen  habe.  Es  müsse  dies  zunächst  allerdings 
wohl  durch  die  grössere  Zentralisation  Frankreichs  in  Paris 

*)  lieber  den  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich  wird 
unser  Blatt  in  nächster  Zeit  eine  grössere  selbstständige  Mitthei- 
lung bringen.  (D.  Red.) 


erklärt  werden;  die  glänzenden  Hofhaltungen  der  Könige  hät- 
ten ebenfalls  in  ausgedehntem  Maasse  die  Kunstleistungen  ge- 
fördert und  dieselben  auf  eine  hohe  Stufe  der  Vollkommenheit 
gehoben.  Von  den  betreffenden  Lehranstalten  jedoch  habe  die 
Ecole  des  beaux  Arts  dabei  die  grössten  Verdienste.  In  der 
durch  Zeichnung  erläuterten  Beschreibung  des  Gebäudes  in 
Paris  werden  die  Säle  hervorgehoben,  in  welchen  die  Arbei- 
ten der  Schüler,  die  den  grossen  Preis  errungen  , d.  h.  die 
französische  Akademie  iu  Rom  besucht  haben,  ausgestellt  sind. 
Alljährlich  sind  dies  2 Architekten,  2 Maler,  2 Bildhauer. 
Sie  werden  anf’s  Beste  ausgerüstet  nach  Rom  gesandt  und 
haben  in  der  schön  gelegenen  Villa  Medicis  2 Jahre  lang  un- 
ter den  günstigsten  Verhältnissen  dem  Studium  der  Kunst 
obzuliegen.  Ein  drittes  Jahr  kann  von  ihnen  zum  Reisen 
verwendet  werden,  zu  welchem  Zwecke  Unterstützungen  im 
reichsten  Maasse  gewährt  werden.  Die  zurückkehrenden 
Künstler,  welche  in  diesen  3 Jahren  zum  Theil  Erstaunliches 
an  Aufnahmen  und  Nachbildungen  von  Kunstwerken  geleistet 
haben,  kehren  als  allgemein  angesehene  Künstler  zurück  und 
werden  nun  bei  den  grösseren  Aufträgen  vom  Staate  sowohl  wie 
von  Privaten  vor  Allem  berücksichtigt.  Die  Akademie  des 
beaux  Arts,  welche  die  Entscheidung  über  die  Vertheilung  der 
grossen  Preise  alljährlich  abzugeben  hat,  bildet  eine  Klasse 
des  Institut  de  France,  deren  Mitglied  zu  sein  eine  der  höch- 
sten Ehren  ist.  Die  Preisvertheilung  selbst  geschieht  in  dem 
schönen,  halbrund  und  amphitheatralisch  angeordneten  Saale, 
in  welchem  in  dem  berühmten  Bilde  von  Paul  Delaroche 
in  einer  Gruppe  von  75  über  lebensgross  gemalten  Figuren 
die  grossen  Künstler  aller  Zeiten  und  Völker  dargestellt  sind, 
geschaart  um  die  in  der  Mitte  auf  erhabenem  Throne  darge- 
stellten Repräsentanten  der  drei  Künste,  die  grossen  Meister 
Phidias,  Iktinos  und  Apelles.  Vier  Frauengestalten  vor 
dem  Throne  stellen  die  Griechische,  Römische,  Gothische  und 
Renaissance-Kunst  vor,  welche  Kunstrichtungen  durch  Reprä- 
sentanten, im  Halbkreis  gruppirt,  vertreten  sind.  Ein  grosser 
trefflicher  Kupferstich  von  diesem  Gemälde,  von  Dupont,  war 
im  Vereinslokale  ausgestellt. 

Der  Ausbildungsgang  der  Architekten  der  Ecole  ist  der, 
dass  die  Schüler  im  ersten  Jahre  nach  Details  zu  zeichnen, 
im  zweiten  Jahre  Gebäude  von  höherem  künstlerischem  Werthe 
aufzunehmen  und  die  Projekte  zur  Rekonstruktion  oder  zur 
Restauration  derselben  zu  bearbeiten  haben,  im  dritten  Jahre 
dann  erst  Aufgaben  zum  eignen  Schaffen  und  Projektiren  er- 
halten. Bis  zum  30.  Lebensjahre  ist  das  Streben  der  Schüler 
dabei  mit  aller  Energie  und  dem  grössten  Fleisse  darauf  ge- 
richtet, den  grossen  Preis  zu  erringen.  Von  den  in  der  Schule 
gehaltenen  Vorträgen  sind  nur  einige  obligatorisch.  Die  Pro- 
1 fessoren  ergänzten  sich,  wie  die  Mitglieder  des  Institut  de 
France  bis  vor  einigen  Jahren  durch  eigne  Wahl.  Neuer- 
dings jedoch  werden  die  Mitglieder  der  Akademie  durch  Mi- 
nisterialdekret  von  der  Regierung  ernannt  und  zwar  auf  An- 
trieb der  Repräsentanten  anderer  Kunstrichtungen,  insbesondere 
wohl  Viollet-le-Duc’s,  welche  neben  der  antiken  Kunst  auch 
die  mittelalterliche  vertreten  wissen  wollten.  Die  Akademie 
habe  unter  Hinweis  auf  die  von  ihr  erzielten  ausserordentlich 
guten  Erfolge  im  Sinne  der  von  ihr  verfolgten  Richtung  lange 
und  energisch  dagegen  protestirt  und  die  Ergänzung  der  Zahl 
ihrer  Mitglieder  als  ein  ihr  allein  zustehendes  Recht  in  An- 


Leider kam  noch  hinzu,  dass  die  Vorbereitungen 
diesmal  anscheinend  in  einen  sehr  engen  und  ungenügen- 
den Zeitraum  hatten  zusammengedrängt  werden  müssen ; 
auch  zeigte  sich  eine  gegen  frühere  Feste  beispiellose  Ideen- 
armuth.  Derselbe  mühsam  herbeigezogene  Stoß  musste 
zum  Theil  nicht  weniger  als  drei  bis  vier  Mal  herhalten.  — 
Zudem  war  die  Form,  in  welcher  dieser  Stoß'  verarbeitet 
worden  war,  eine  durchaus  einseitige,  fast  ausschliesslich 
die  so  bequeme  Parodie  und  Karrikatur,  denen  ich  ihr 
gutes  Recht  zwar  keineswegs  bestreiten  will,  die  aber 
doch  gar  dürftig  wirken,  wenn  nicht  ein  Hauch  poetischer, 
schöpferischer  Kraft  sie  durchweht  und  ihnen  selbststän- 
dige freie  Leistungen  zur  Seite  stellt. 

Hiermit  steht  ferner  im  engsten  Zusammenhänge  ein 
trauriger  Mangel  an  ästhetischem  Maass.  Die  Spässe  auf 
früheren  Festen  sind  zwar  auch  nicht  immer  die  feinsten 
gewesen  und  wirklich  feine  Scherze  gehören  wohl  kaum 
vor  eine  lebhafte  Tischgesellschaft,  aber  es  giebt  doch 
eine  gewisse  Grenze,  unter  welche  man  niemals  hinunter- 
gehen sollte,  namentlich  dann  nicht,  wenn  so  gar  keine 
idealen  Elemente  die  Possen  ergänzen  und  verklären. 
Letztere  aber  fehlten  diesmal  nicht  nur  vollständig,  im 
Gegentheil,  es  war  genug  dafür  geschehen,  die  Ideale 
Anderer  in  den  Schmutz  zu  ziehen  und  mit  Füssen  zu 


treten.  So  gab  es  einen  grellen  Missklang  als  der 
Sprecher  der  Ehrengäste  in  vortrefflicher,  poetisch 
empfundener  Rede  die  Beziehungen  zwischen  Lehrern 
und  Schülern  der  Bauakademie  hervorhob  und  das  schöne 
Verhältniss  pries,  in  welchem  Jeder  von  Beiden  sein 
Bestes  gebe.  Denn  gerade  der  Lehrer,  dessen  Verdienste 
um  die  gegenwärtige  Generation  der  akademischen  Jugend 
wohl  am  Wenigsten  geleugnet  werden  können,  war  an 
diesem  Abende  auf  das  Empfindlichste  gekränkt  worden. 
Man  hatte  das  Bauwerk,  in  dem  er  — mag  man  darüber 
urtheilen  wie  man  will  — doch  immer  das  Beste  seiner 
Kunst  und  seines  Lebens  mit  redlichem  Streben  niederge- 
legt hat  und  das  daher  jedenfalls  seinem  Herzen  lieb  und 
heilig  sein  muss,  in  einer  Weise  verhöhnt,  die  dem 
Herzen  seiner  Schüler  nicht  eben  viel  Ehre  macht.  — 
Doch  es  mag  freilich  ein  seltsamer  Einfall  von  mir  sein, 
heutigen  Tages  auch  gar  noch  Herzen  zu  verlangen!  — 
Ueber  den  Verlauf  des  Festes  im  Einzelnen  zu  be- 
richten wäre  unter  solchen  Umständen  eben  keine  sehr 
dankbare  Aufgabe  und  gern  leiste  ich  Verzicht  darauf. 
Die  Festzeitung  lehnte  sich  auch  diesmal  eng  an  die 
deutsche  Bauzeitung  an  und  war  wie  sie  in  vergrössertem 
Formate,  mit  einem  Holzschnitt,  aber  auch  mit  Preisauf- 
schlag erschienen;  die  Ausstellung  bestand  aus  Sgrafitto- 


41 


spruch  genommen,  allein  ohne  Erfolg.  Aus  einem  nochmaligen 
Vergleiche  der  deutschen  Kunstleistungen,  denen  vielfach  An- 
erkennung gezollt  wird,  kommt  Redner  zu  der  Ansicht,  dass 
die  Künstler  Deutschlands  sich  zu  bestreben  hätten,  in  ihren 
Kunstleistungnn  den  Franzosen  nachzueifern;  es  müsse  dabei 
aber  dasjenige,  was  durch  die  Kunst  ausgesprochen  werden 
solle,  der  Nation  eigen  bleiben,  der  sie  angehören.  Redner 
schliesst  mit  dem  Worte  von  Schiller: 

„Ringe  Deutscher  nach  römischer  Kraft  und  nach 

griechischer  Schönheit 
Beides  gelang  dir,  doch  nie  glückte  der  gallische  Sprung.“ 
Nach  der  Sitzung  fand  ein  Abendessen  statt,  welches  durch 
Rede  und  Gesang  manchen  schönen  Genuss  bot  und  durch  die 
von  Witz  und  Humor  sprudelnde  Rede  des  Hrn.  von  Kaven: 
„Ueber  den  Einfluss  des  griechischen  Geistes  auf  die  Form 
der  modernen  Haus-,  Küchen-  und  sonstigen  Geräthe,  unter 
Vorzeigung  einiger  vom  Verein  gekauften  Geräthe  aus  der 
klassischen  Periode“  zur  ausgelassensten  Heiterkeit  die  Theil- 
nehmer  anregte. 

Auch  die  zum  ersten  Male  theilnehmenden  Kollegen  aus 
den  alten  Landestheilen  schienen  von  der  Stimmung  im  Ver- 
eine aufs  Angenehmste  berührt  zu  sein,  wie  es  in  einem  Toast 
des  Herrn  Fabrikanten  Sehwarzkopf  von  Berlin  zum  Aus- 
drucke kam. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  24.  Ja- 
nuar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  118  Mit- 
glieder und  10  Gäste,  unter  diesen  die  Hrn.  Professor  Ahl- 
burg  aus  Braunschweig  und  Ingenieur  Streckert  aus  Kassel. 

Verhandelt  wurden  zunächst  einige  kleinere  Vereins-  und 
Geschäftsangelegenheiten.  — Da  Hr.  Martiny  die  Wahl  zum 
Mitgliede  der  Kommission  für  Beurtheilung  der  Wasserbau- 
konkurrenzen zum  Schinkelfest  nicht  angenommen  hat,  so 
wird  an  seine  Stelle  Hr.  Pfeffer,  eventuell  Hr.  Wagner  ge- 
wählt. — Hr.  Buchhändler  Ernst  hat  das  kostbare,  von  der 
spanischen  Regierung  herausgegebene  Werk  über  die  Baudenk- 
male  Spaniens,  das  ihm  von  dem  an  der  Spitze  dieses  Unter- 
nehmens stehenden  Architekten  Sr.  Francesco  Jareno 
zum  Geschenk  gemacht  ist,  dem  Architektenverein  zum  Dank 
für  die  in  unsern  Versammlungen  empfangene  Anregung  über- 
wiesen und  wird  ihm  hierfür  die  besondere  Anerkennung  des 
Vereins  gezollt.  — Hr.  Hei  dm  an  n berichtete,  dass  nach  den 
von  ihm  eingezogenen  Erkundigungen  die  Erlangung  der  nur 
in  besonderen  Fällen  bewilligten  Korporationsrechte  für  die 
vom  Verein  angestrebten  Zwecke  nicht  erforderlich  sei,  dass 
es  vielmehr  hierfür  genüge  die  Rechte  einer  juristischen  Person 
zu  erwerben.  Das  Statut  des  Vereins  bedarf  zu  diesem  Zwecke 
einiger  formalen  Ergänzungen.  Da  eine  Revision  der  Statuten 
auch  in  anderer  Beziehung  längst  und  von  vielen  Seiten  als 
nothwendig  anerkannt  worden  ist,  so  fand  ein  Vorschlag  des 
Vorsitzenden,  in  nächster  Haupt -Versammlung  hierfür  eine  be- 
sondere Kommission  zu  wählen,  allgemeinste  Zustimmung. 
Ebenso  soll  eine  Kommission  gewählt  werden,  welche  den  be- 
kannten, vom  Stuttgarter  Verein  für  Baukunde  ausgegangenen 
Entwurf  zu  einer  Norm  für  das  architektonische  Honorar 
einer  ähnlichen  selbstständigen  Vorberathung  für  die  Zwecke 
des  diesjährigen  allgemeinen  Architektentages  unterzieht,  wie 
dies  bereits  mit  den  Normen  für  öffentliche  Konkurrenzen  ge- 


schehen ist.  Von  Stuttgart  sind  dem  Vereine  zu  diesem 
Zwecke  40  Exemplare  des  gedachten  Entwurfs  zugegaugen. 

Hingegen  fand  ein  vom  Vorsitzenden  vorgelegter  Antrag 
des  Photographen  Hrn.  Bilharz  zu  Sigmaringen,  der  die  Bil- 
dung eines  Vereines  für  die  photographische  Aufnahme  der 
deutschen  Baudenkmale  bezweckt,  eben  so  wenig  die  Zustim- 
mung des  Vereins,  wie  er  von  Hrn.  Adler  und  Hrn.  von 
Quast  empfohlen  werden  konnte,  da  für  photographische 
Bilder,  die  den  Zwecken  der  Kunstwissenschaft  genügen,  der 
Absatz  in  Deutschland  doch  nur  ein  äusserst  beschränkter 
bleiben  dürfte. 

Hr.  von  Quast  hielt  demnächst  einen  mit  lebhaftestem  In- 
teresse aufgenommenen  Vortrag  über  Glasmalerei.  Da 
der  Vortrag  zunächst  durch  einen,  in  voriger  Sitzung  von  dem 
Bibliothekar  Hrn.  Orth  gestellten  Antrag,  das  Werk  über 
die  Glasgemälde  der  Aukirehe  in  München  anzuschaffen,  an- 
geregt worden  war,  so  ging  der  Redner  davon  aus,  sich  entschie- 
den gegen  die  Anschaffung  dieses  Werkes  und  überhaupt  gegen 
die  in  München  gepflegte  Art  der  Glasmalerei  auszusprechen, 
welche  zwar  sehr  geschickt,  aber  zu  naturalistisch  behandelt 
würde,  und  während  sie  den  Effekt  von  Gemälden  erreichen 
wolle,  den  schönsten  Effekt  alter  Glasbildereien  verfehle.  Hieran 
schloss  er  eine  kurze  Schilderung  des  Entwickelungsganges 
der  mittelalterlichen  Glasmalerei,  welche  fast  durchweg  desto 
schöner  und  vollendeter  ist,  in  je  ältere  Zeiten  die  Werke 
hinaufreiehen.  Die  ältesten  dem  Redner  bekannten  Reste  die- 
ser Kunst  befinden  sich  im  Londoner  Museum  und  sind  ara- 
bischen Ursprunges.  Sie  zeigen  eine  einfache,  mit  buntem 
Glase  ausgelegte  Feldertheilung,  in  der  namentlich  die  schräge 
Laibung  der  Felder,  auf  denen  die  Farbenreflexe  sich  spiegeln, 
von  prachtvollster  Wirkung  ist.  Die  ältesten  europäischen 
Leistungen  der  Glasmalerei  dürften  sich  in  der  Kathedrale  zu 
le  Mans  befinden,  wo  einzelne  Fenster  noch  aus  dem  11.  Jahr- 
hundert stammen.  Die  höchste  Blüthe  derselben  ist  ungefähr 
in  den  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  zu  setzen. 

Ein  geistreicher  französischer  Archäologe  hat  nachgewie- 
sen, wie  gerade  die  mangelhaften  technischen  Hülfsmittel  je- 
ner frühen  Zeit  Ursachen  dieser  Vollkommenheit  gewesen  sind. 
Die  unebene  Oberfläche  des  damaligen  Glases  (die  ja  heute 
in  dem  sogenannten  schottischen  Kathedralglase  nachgeahmt 
wird)  war  für  den  Effekt  des  durchscheinenden  Lichtes  im 
höchsten  Grade  wichtig,  ebenso  wie  der  natürliche  Farbenton 
j der  Glasmasse,  die  man  noch  nicht  weiss  herzustellen  verstand, 
die  Harmonie  der  Bilder  wesentlich  begünstigte.  Die  Un- 
kenntnis des  Verfahrens,  Glas  mit  dem  Diamante  zu  schnei- 
den, nöthigte  dazu  die  Ränder  der  Tafeln  abzukneifen,  wo- 
durch ein  vorzüglicher  Anschluss  der  Verbleiung  erzielt  wurde; 
die  Unmöglichkeit  grössere  Tafeln  herzustellen , verbot  auch 
die  Darstellung  grösserer  Szenen  und  führte  zur  Anwendung 
kleinerer  Medaillons,  überhaupt  zu  einer  durchweg  musivischen 
Technik,  so  dass  es  bis  in  das  IC.  Jahrhundert  stehende  Re- 
gel gewesen  ist,  dass  jede  Tafel  ihre  eigene  Farbe  haben  musste. 

So  schloss  sich  in  der  ältesten  Zeit  die  Glasmalerei  eng 
an  die  Architektur  an  und  ordnete  sich  dieser  gänzlich  unter. 
Die  Zeichnung  ist  streng  und  stilvoll,  die  Gewandung  der  Figu- 
ren wird  im  idealen  Sinne  noch  durchaus  der  Antike  nachge- 
bildet, der  Kontour  wird  fast  ausschliesslich  durch  die  Ver- 
bleiung, nur  in  den  feineren  Theilen,  Gesichtern,  Händen  etc. 


bildern,  in  der  Zeichnung  zum  Theil  sehr  flott,  in  der 
Idee  und  in  den  Versen  des  Textes  nicht  eben  bedeutend. 
Ueber  die  beiden  Stücke,  von  denen  das  erste  eine  Stu- 
dienreise nach  Kalau  behandelte,  während  das  zweite 
das  alte  Theatermotiv  der  beiden  angeblich  Schwerhöri- 
gen mit  einem  dünnen  architektonischen  Mäntelchen  be- 
kleidet hatte,  hüllt  man  am  Besten  den  Mantel  des 
Schweigens.  In  erfreulichstem  Gegensätze  hierzu  standen 
jedoch  sämmtliche  musikalischen  Leistungen,  die  den 
Glanzpunkt  des  Abends  bildeten  und  den  Mitwirkenden, 
namentlich  aber  dem  wackeren  Musikmeister,  den  allge- 
meinsten einstimmigen  Dank  der  Festgenossen  verdienten. 
Neben  der  von  einer  sehr  zahlreich  besetzten  Kapelle  aus- 
geführten Instrumentalmusik,  dem  kräftigen  Männerquartett 
und  einigen  Solovorträgen  des  tenorbegabten  Liedervaters 
war  namentlich  das  Auftreten  einer  trefflichen  Tiroler 
Sängergesellschaft  von  vier  Personen  von  durchschlagend- 
stem Erfolge. 

Möge  man  übrigens  nach  meiner  Darstellung  nicht 
etwa  glauben,  dass  es  sonst  an  Beifall  gefehlt  hätte.  Bei- 
lall fand  fast  Alles,  denn  nirgends  ist  man  milder,  kritisirt 
weniger  und  amüsirt  sich  besser,  als  dort,  wo  man  mit 
dem  guten  Willen  auftritt,  sich  zu  amüsiren.  Gern  hätte 
auch  ich  gewünscht  nicht  kritisiren  oder  doch  wenigstens 


nicht  tadeln  zu  dürfen,  aber  habe  ich  mir  nicht  vorge- 
nommen die  Wahrheit  zu  lieben,  und  darf  ich  nicht 
hoffen,  dem  Motiv  mit  der  Wahrheit  bessere  und  treuere 
Dienste  zu  leisten,  als  mit  dem  gutmüthigsten  Verschwei- 
gen derselben? 

Möge  es  meine  Worte  zu  Herzen  nehmen  und  künf- 
tig seine  Kräfte  ernster  prüfen,  ehe  es  an  Aufgaben  her- 
angeht, denen  diese  nicht  gewachsen  sind.  Besser  wäre 
es  in  solchem  Falle  ein  Fest  ausfallen  zu  lassen,  und 
sich  still  für  das  nächste  zu  sammeln.  Denn  das  Motiv 
als  solches,  das  sich  ewig  verjüngt  und  frischen  neuen 
Geist  empfängt,  es  braucht  nicht  zu  sorgen,  dass  auf 
Zeiten  der  Erschlaffung,  wie  sie  zuweilen  unvermeidlich 
sind,  auch  desto  schönere  Zeiten  der  Kraft  folgen  werden, 
in  denen  es  mit  Leichtigkeit  alle  alten  Scharten  auswetzen 
kann.  Möge  es  fröhlich  zu  neuem  Glanze  erblühen, 
möge  es  ihm  nie  an  geist-  und  talentvollen,  möge  es  ihm 
vor  allen  Dingen  auch  nie  an  edlen  Elementen  fehlen. 

Das  ist  mein  aufrichtiger,  herzlichster  Wunsch!  — 
Meine  freundlichen  Leser  aber  von  ausserhalb,  die  den 
Namen  des  Motiv’s  noch  nie  gehört,  und  denen  ich  daher 
heute  nur  Unverständliches  sagte,  ich  bitte  sie  mir  diesen 
kleinen  Exkurs  verzeihen  zu  wollen. 


durch  einfache  schwarze  Striche  hervorgebracht;  die  Glasmalerei 
giebt  daher  ebenso  wie  die  damalige  Wandmalerei  nichts  als  eine 
einfach  illuminirte  Zeichnung.  Die  Rücksicht  aber,  der  schliess- 
lich jedes  Andere  weichen  musste,  war  eben  keine  andere,  als 
die  Erzielung  höchster  Farbenpracht  und  höchsten,  durch  rich- 
tiges Verhältniss  der  Farben  zu  einander  möglichen  Effektes. 
Vor  allem  waren  es  die  beiden  uralten  Hauptfarben  Roth  und 
Blau,  die  in  dominirender  Weise  verwendet  wurden,  doch  tra- 
ten namentlich  für  die  Frieseinfassungen  gelbe  und  weissliche 
Mitteltöne,  bald  auch  Grün  und  Violett  hinzu.  Um  den  mög- 
lichsten Wechsel  der  Farben  zu  erreichen,  stellte  man  nicht 
nur  alle  Gewänder  mit  verschiedenen  Ober-  und  Unterstoffen, 
eventuell  sogar  gestreift  dar,  sondern  man  verzichtete  auf 
Naturalismus  sogar  so  weit,  dass  in  einem  dem  Redner  bekann- 
ten Bilde,  wo  Josef  in  Egypten  auf  einem  Wagen  mit  vier 
Pferden  dargestellt  ist  — die  Farbe  der  Rosse  unbedenklich 
grün,  roth,  gelb  und  blau  gewählt  ist.  Die  Farben  selbst 
wurden  in  den  kräftigsten  und  brillantesten  Niiancirungen  ver- 
wendet. 

In  der  darauf  folgenden  Zeit  der  Entwicklung  ist  die 
Glasmalerei  allmälich  von  Stufe  zu  Stufe  gesunken.  Zwar 
führte  die  weitere  Ausführung  der  Tafeln  durch  schwarze 
Zeichnung,  theils  in  Schraffirung,  theils  in  vollständiger  Tusch- 
manier, hier  und  da  mit  eingesetzten  Lichtern,  wie  sie  zunächst, 
jedoch  mit  möglichster  Schonung  des  Glanzes  erfolgte,  noch 
zu  den  höchsten  Effekten,  bald  jedoch  ist  ein  Ermatten  der 
künstlerischen  Potenz  um  so  mehr  unverkennbar,  je  mehr  die 
technischen  Hülfsmittel  sich  vervollkommnen  und  die  erlangte 
grössere  Kunstfertigkeit  zu  allerlei  Finessen  und  zum  Na- 
turalismus verführte.  So  wird  die  Anbringung  perspektivischer 
Zeichnung  versucht,  die  antike  Gewandung  der  Figuren  wird 
aufgegeben,  auf  derselben  Tafel  werden  2 Farben  angewendet 
— bis  schliesslich  im  16.  Jahrhundert,  wo  die  Architektur  in 
völliger  Auflösung  begriffen  ist,  die  Glasmalerei  sich  ganz 
von  ihr  emanzipirt  und  bei  minutiösem  Naturalismus  zur  Nach- 
ahmung von  Bildern  führt.  Die  alte  Farbenpracht  erbleicht; 
z.  B.  werden  die  Fleischtöne,  welche  ursprünglich  in  einem 
kräftigen  Braun  angewendet  wurden,  allmählich  immer  mehr 
gemildert,  schliesslich  fast  weiss.  Die  Virtuosität  der  Be- 
handlung ist  übrigens  in  dieser  letzten  Zeit,  der  Zeit  D iirer’s 
und  Holbein ’s,  wo  die  Glasmalerei  aus  den  Kirchen  mehr 
in  die  Privatgebäude  übergegangen  ist  — (zahlreiche  Beispiele 
finden  sich  namentlich  in  der  Schweiz)  — eine  ausserordent- 
liche; aber  trotzdem  bleibt  der  Totaleffekt  dieser  Bilder  weit 
hinter  dem  der  alten  Glasgemälde  zurück.  Und  gerade  dieser 
letzten  Richtung  hat  sich  die  neuere  Münchener  Schule,  ge- 
stützt auf  die  ihr  zunächst  liegenden  Beispiele,  angeschlossen 
fast  alle  ihre  Vorzüge,  aber  auch  alle  ihre  Nachtheile  erreicht. 

Hr.  von  Quast  besprach  demnächst  noch  die  Nebenform 
der  sogenannten  Grisaillefenster,  wo  nur  mit  schwarzem  Kon- 
tour  auf  weissem  Grunde  gearbeitet  wird,  eine  Richtung,  die 
namentlich  in  den  Zisterzienserklöstern  mit  Vorliebe  gepflegt 
wurde  und  hier  zu  höchster  Vollendung  in  der  Zeichnung 
und  zu  einem  Luxus  geführt  hat,  der  schliesslich  — ganz 
ähnlich  wie  bei  ihren  thurmlosen  Kirchen  — nicht  geringer 
war  als  der  der  bunten  Glasgemälde.  Allmälich  wurde  sogar 
auch  die  Einführung  einzelner  Farbeneffekte  in  die  Grisaille- 
fenster mit  grossem  Glücke  versucht,  wofür  namentlich  Pforta 
und  Altenberg  schöne  Beispiele  geben.  Eine  Vereinigung  fast 
sämmtlicher  Richtungen  der  deutschen  Glasmalerei  findet  man 
am  Dom  zu  Köln,  wo  das  älteste  Fenster  in  der  Dreikönigs- 
kapelle eines  der  vollendetsten  Muster  alter  Farbenpracht  ge- 
währt und  die  Fenster  im  hohen  Chor,  im  oberen  Theile  nur 
Muster  in  Blei,  unten  volle  farbige  Darstellungen  enthaltend, 
sich  der  Zeit  und  dem  Werthe  nach  jenem  anschliessen,  wäh- 
rend die  Fenster  im  nördlichen  Seitenschiff  der  letzten  Zeit 
des  Mittelalters  angehören  und  die  Fenster  am  südlichen  Sei- 
tenschiffe, entschieden  die  am  wenigsten  schönen,  die  neusten 
Leistungen  der  Münchener  Schule  repräsentiren.  Eine  grosse 
Anzahl  von  ihm  gesammelter  Skizzen  von  Glasgemälden  aller 
Schulen  legte  der  Vortragende  zur  Ansicht  aus. 

Zum  Schlüsse  sprach  derselbe  noch  einige  Worte  über 
die  Weise,  in  welcher  Glasgemälde  in  unserer  Zeit  anzuwen- 
den seien.  Selbstverständlich  haben  dieselben  bei  Ergänzungen 
alter  Monumente  die  alten  Muster  streng  nachzuahmen,  wäh- 
rend für  freie  und  neue  Kompositionen  auch  eine  freiere,  die 
mittelalterliche  Naivetät  nicht  unmittelbar  kopirende  Darstel- 
lung erlaubt  ist.  Als  Beispiel  für  die  hierbei  von  ihm  beo- 
bachteten Grundsätze  legte  Hr.  von  Quast  mehre  seiner  Ent- 
würfe für  Glasgemälde  vor,  so  für  die  Fenster  der  Nikolai- 
kapelle zu  Soest,  für  St.  Godehard  zu  Brandenburg,  endlich 
für  die  Dorfkirche  seines  eigenen  Gutes  zu  Radensieben  bei 
Ruppin  in  der  Mark. 

Anknüpfend  an  die  letzten  Zeichnungen  berichtete  der 
Redner  demnächst  noch  ausführlich  über  die  von  ihm  mit  ein- 


gehendster Liebe,  theilweise  unter  direkter  persönlicher  Mit- 
wirkung ausgeführte  Restauration  dieser  einfachen  Kirche, 
welche  wohl  als  Muster  dafür  gelten  darf,  wie  unter  einer 
Künstlerhand  auch  mit  den  bescheidensten  Mitteln  und  gerin- 
gen Kosten  die  schönsten  Erfolge  erzielt  werden  können. 
War  der  ganze  Vortrag  von  hohem  künstlerischen  und  wissen- 
schaftlichem Interesse  und  die  frische,  lebendige  Darstellung 
des  Redners  von  grossem  Reiz  gewesen,  so  musste  die  begei- 
sterte und  liebenswürdige  Innigkeit,  mit  welcher  der  Mann, 
der  an  einer  der  ersten  Stellen  des  Preussischen  Staates  sein 
ganzes  Leben  hindurch  mit  den  grossartigsten  Kunstdenkmalen 
sich  vertraut  gemacht,  der  selbst  so  viele  stolzere  Werke  geleitet 
hat  — von  einer  kleinen  Dorfkirche  sprach,  an  der  sein  Herz 
hängt,  ihm  die  vollste  menschliche  Theilnahme  erwecken. 

Es  erfolgte  demnächst  noch  die  Beantwortung  einiger 
Fragen  aus  dem  Fragekasten.  Wir  erwähnen  davon,  dass  das 
brauchbarste  Werk  über  Akustik  ein  altes  Buch  des  älteren 
Langhans:  „Akustik  und  Katakustik  von  Theaterräumen“  sein 
soll  — (ein  Aufsatz  über  Akustik  findet  sich  auch  im  Jahrgang 
1858  der  Zeitschrift  für  Bauwesen)  — und  eine  Auskunft,  die 
Hr.  Schwatlo  über  die  Anwendung  von  Doppelfenstern  gab, 
bei  denen  die  beiden  Flügel  fest  mit  einander  verschraubt 
sind  und  zusammen  aufgehen.  Nach  seiner  Ansicht  sind  die 
Vortheile  einer  solchen  Konstruktion,  die  anscheinende  Ein- 
fachheit, sowie  die  Konstanz  der  zwischen  den  Flügeln  befind- 
lichen neutralen  Luftschicht  mit  überwiegenden  Nachtheilen 
verbunden.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  die  Flügel  schwerer 
sind,  was  durch  stärkere  Bänder  ausgeglichen  werden  kann, 
ist  die  Dichtung  gegen  die  von  Aussen  ganz  unvermeidlich 
einströmende  kalte  Luft  viel  schwieriger.  Denn  es  lassen 
sich  eigentlich  nur  zwei  genau  schliessende  und  zu  kontroli- 
rende  Falze,  beim  gewöhnlichen  Doppelfenster  hingegen  deren 
vier  anbringen,  und  während  bei  diesem  die  äussere  Luft  sich 
erst  mit  der  Luft  innerhalb  der  beiden  Fenster  mischt,  dringt 
sie  bei  jenem  in  voller  Kälte  in’s  Zimmer.  Auch  sei  der 
Ersatz  einer  zerbrochenen  Scheibe,  wenn  man  die  Kittfalze 
nicht  nach  Innen  legen  wolle,  ebenso  das  Reinigen  der  Fenster, 
an  die  sich  schliesslich  doch  Staub  ansetzt,  unmöglich.  Hier- 
nach verdienten  die  gewöhnlichen  Kasten -Doppelfenster  in 
jeder  Hinsicht  den  Vorzug.  Ihre  Unbehülflichkeit  lasse  sich 
dadurch  beseitigen,  dass  man  die  Schlageleiste  des  äusseren 
Fensters  von  Eisen  macht  und  statt  der  Olive  des  Verschlusses 
ein  Ruder  verwendet,  wodurch  es  gelingt,  den  Zwischenraum 
der  Fenster  bis  auf  wenig  mehr  als  1"  zu  ermässigen. 

— F.  — 

Vermischtes. 

Seitens  der  Königl.  Direktion  der  Ostbahn  zu  Bromberg 
geht  uns  folgende  Mittheilung  zu: 

„Die  in  der  letzten  Nummer  der  Deutschen  Bauzeitung 
enthaltene  MittheiluDg  bezüglich  des  Engagements  von  Bau- 
meistern etc.  für  den  Bau  der  Thorn -Insterburger  und  Dir- 
schau  - Schneidemühler  Eisenbahn  beruht  auf  Irrthum.  Das 
Engagement  von  Baumeistern  erfolgt  bei  uns  lediglich  auf 
Grund  der  eingehenden  Meldungen  und  Beschäftigungsgesuche, 
wobei  Engagements -Offerten  unsererseits  nur  im  Verfolg  der 
Letzteren  ertheilt  werden.  Die  Ausübung  eines  Zwanges,  wie 
solches  in  der  erwähnten  Mittheilung  angedeutet  ist,  liegt 
uns  fern.“ 

Wir  bringen  diese  authentische  Erklärung,  die  wesentlich 
beruhigend  wirken  wird,  gern  zur  öffentlichen  Kenntniss.  Die 
in  voriger  No.  u.  Bl.  mitgetheilteu  Schritte  waren  allerdings 
nicht  von  der  Direktion  selbst,  sondern  nur  im  Namen  der- 
selben durch  einen  Techniker  der  Bahn  erfolgt. 


Aus  Anlass  der  in  letzter  Nummer  unseres  Blattes  ent- 
haltenen Kritik  über  Prof.  Lübke’s  „Abriss  der  Geschichte 
der  Baustile“  erhielten  wir  Seitens  des  Verlegers  ein  Schrei- 
ben, worin  es  als  LTnwahrheit  bezeichnet  wird,  dass  bei  den 
aus  Viollet-le-Duc  entlehnten  Holzschnitten  die  Quelle  an- 
geblich nicht  geuaunt  sein  solle.  Wir  bemerken  hierzu,  dass 
wir  eine  derartige  Angabe  aus  der  Kritik  nicht  haben  heraus- 
lesen können  — (man  bittet  die  Stelle,  wo  die  Aumerkung 
eingeschaltet  ist,  genau  zu  berücksichtigen)  — dass  im  Gegen- 
theil  ausdrücklich  darauf  hingewiesen  ist,  wie  ein  solches  Ver- 
fahren in  den  beiden  letzten  Theileu  des  Abrisses  beobachtet 
wurde.  Um  jedes  Missverständniss  zu  beseitigen,  wollen  wir 
im  Namen  unseres  Referenten  jedoch  noch  ausdrücklich  erklä- 
ren, dass  ihm  eine  derartige  Angabe  ganz  fern  gelegen  hat. 


Konkurrenzen. 

Zu  der  Konkurrenz  für  eine  Kirche  zu  Altona,  bei 
welcher,  nach  einer  öffentlichen  Bekanntmachung  des  Komites 
neben  2 Mitgliedern  desselben  die  Hrn.  Baurath  Hase  aus 
Hannover,  Oberhofbaurath  Strack  und  Professor  Adler  aus 


43 


Berlin  als  Preisrichter  fungiren  werden,  sind  trotz  der  un- 
glaublichen Niedrigkeit,  der  Preise,  die  seiner  Zeit  in  unserem 
Blatte  gerügt  wurde  (etwa  a/'»  % der  Bausumme  für  zusammen 
3 Preise,  während  vollständige  Bauzeichnungen,  Details  und 
Kostenanschlag  verlangt  wurden),  28  Entwürfe  eingegangen  — 
ein  Zeugniss  für  den  Schöpfungsdrang  und  Ruhmesdurst  oder 
die  Beschäftigungslosigkeit  unserer  Fachgenossen.  Welchen 
Werth  die  betreffenden  Arbeiten  haben,  wird  abzuwarten  sein. 

Personal  - Nachrichten. 

Der  Regierungs-  und  Baurath  Elsässer  ist  zum  Geheimen 
Regierungs-Rath  und  Vortragendem  Rath  bei  der  General-Direktion 
der  Telegraphen  des  Norddeutschen  Bundes  ernannt  worden. 

Dem  Eisenbahn -Bau- Inspektor  Fischer  zu  Harburg  ist  die 
Betriebs-Inspektor-Stelle  hei  der  Niederschlesisch-Märkischen  Eisen- 
bahn zu  Guben  verliehen  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Ein  Baumeister  wird  von  der  Fortifikation  in  Rendsburg 
gesucht.  Antritt  zum  1.  April  1868.  Diäten  3 Thlr. 

2.  Ein  Baumeister  für  Chausseebauten  im  Kreise  Salzwedel 
wird  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 

3.  Bei  den  Erweiterungsbauten  der  Westfälischen  Eisenbahn 
können  zwei  Baumeister  gegen  21/2  Thaler  Diäten  dauernde  Be- 
schäftigung finden.  Gesuche  sind  unter  Beifügung  der  Zeugnisse 


an  die  Königliche  Direktion  oder  an  die  Ober -Betriebs -Inspektion 
zu  Münster  zu  richten. 

4.  Zum  Bau  einer  Chaussee  wird  ein  Baumeister  und  ein 
Bauführer  gesucht  durch  den  Kreisbaumeister  Grün  in  Pillkallen. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  W.  in  Berlin.  — Ihre  Bemerkungen  in  Betreff  unseres 
Kalenders  haben  wir  mit  Dank  erhalten. 

Hrn.  B.  in  Nimptsch.  — Wir  verweisen  Sie  auf  den  heuti- 
gen Bericht  aus  dem  Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Hrn.  0.  R.  No.  100.  — Besten  Dank  für  Ihre  Mittheilung. 
Die  Bestimmungen  über  das  preussische  Feldmesser -Examen  finden 
Sie  in  „ L . von  Rönne,  Die  Baupolizei  des  Preussischen  Staates, 
1854“;  die  „ Vorschriften  zur  Ausbildung  und  Prüfung  derjenigen, 
die  sich  dem  Baufach  widmen,“  können  Sie  gegen  Postvorschuss 
von  der  Kasse  der  Bau -Akademie  erhalten.  Doch  sollen  binnen 
Kurzem  Veränderungen  hierin  bevorstehen. 

Hrn.  M.  in  Andernach.  Ihren  Wunsch  werden  Sie,  we- 
nigstens theilweise,  schon  in  nächster  Nummer  unseres  Blattes  erfüllt 
finden.  Weiteres  brieflich. 

Hrn.  G.  W.  in  E.  — Wir  verweisen  Sie  auf  die  Rubrik 
„Vermischtes.“ 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.  und  D.  in 
Berlin,  D.  in  Carls  ruhe,  R.  in  Chemnitz. 

Berichtigung.  — In  dem  Feuilleton  der  letzten  Nummer  ist 
auf  Seite  28,  Spalte  1,  „Nephrit“  statt  „Xephrit“  zu  lesen. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Haupt -Versammlung  am  1.  Februar  1868. 

Tagesordnung: 

1.  Vorlage  des  Kassen-Äbschlusses. 

2.  Wahl  des  Vorstandes,  der  Bibliothekare  etc. 

3.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

4.  Beurtheilung  der  Monats-Konkurrenzen. 

5.  Wahl  der  Kommissionen  für  Berathung  der  Statuten  und 
für  Erwerbung  der  Rechte  einer  juristischen  Person. 

6.  Wahl  der  Kommission  zur  Berathung  der  Honorarsätze  für 
Architekten. 

7.  Antrag  betreffend  die  Gehaltsverbesserung  des  Boten. 

8.  Antrag  des  Hrn.  Lucae  wegen  Herausgabe  der  Entwürfe 
des  Vereins. 

9.  Antrag  des  Hrn.  Adler,  betreffend  Aufnahme  von  Bau- 
werken auf  den  Studienreisen  der  Sieger  bei  den  Schinkelfest-Kon- 
kurrenzen. 

SekaiuitniaclMing. 

Für  den  Neubau  und  die  Unterhaltung  der  Kreischausseen  im 
Kreise  Salzwedel  (Altmark)  wird  zum  1.  April  d.  J.  ein  im  Chaussee- 
bau erfahrener  Baumeister  gesucht.  Das  Gehalt  (incl.  der  Biireau- 
kosten-  und  Reise- Entschädigung)  beträgt  jährlich  ppt.r.  900  Thlr. 
Auch  können  Neben  - Einnahmen  im  Betrage  von  pptr.  300  Thlr. 
in  Aussicht  gestellt  werden. 

Persönliche  oder  schriftliche  Meldungen  der  hierauf  Reflektiren- 
den  können  bis  zum  20.  Februar  unter  Vorlegung  der  erforder- 
lichen Papiere  — von  dem  Unterzeichneten  hierselbst  (Hotel  de 
France)  entgegengenommen  werden.  Spätere  Meldungen  sind  an 
die  Kreisständische  Chausseebau-Kommission  in  Salzwedel  zu  richten. 

Berlin,  den  27.  Januar  1868. 

v.  Lattorff 

Landrath  des  Kreises  Salzwedel  und  Mitglied  des  Hauses  der 
Abgeordneten. 

Neue  Berliner  Verhinilungslialtii. 

Die  Lieferung  von 

1400  Schachtruthen  Kalkbausteinen 

soll  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  verdungen  werden,  und 
liegen  die  bezüglichen  Bedingungen  in  unserem  Bau-Bureau,  Köp- 
nickerstrasse  29,  zur  Einsicht  offen;  auch  können  daselbst  Kopien 
derselben  gegen  Erstattung  der  Kosten  in  Empfang  genommen 
werden. 

Anerbietungen  sind  bis  zu  dem  am 

Montag,  den  17.  Februar  d.  J. 

Vormittags  10  Uhr  stattiindenden  Submissions-Termine  portofrei 
an  uns  einzusenden. 

Berlin,  den  11.  Januar  1868. 

Königliche  Direktion  der  Niederschlesisch-Märkischen  Eisenbahn. 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Erledigte  Stelle. 

Die  Stelle  eines  Bauaufsehers  und  Polizei- Sergeanten  ist  von 
uns  zu  besetzen.  Jährliches  Einkommen  250  Thlr.,  wahrscheinlich 
auch  freie  Wohnung.  Probedienst  2 bis  3 Monate.  Anstellung 
auf  Lebenszeit.  Pensions-Ansprüche  wie  Königl.  Beamte.  Der  An- 
zustellende muss  dieselbe  technische  Befähigung  besitzen,  welche 
von  Königl.  Chaussee-Aufsehern  gefordert  wird. 

Civil- Versorgungs  Berechtigte  werden  aufgefordert,  sich  bal- 
digst unter  Einreichung  ihrer  Atteste  zu  melden.  Bereits  fun- 
girende  Bauaufseher  haben  den  Vorzug. 

Schleusingen,  den  22.  Januar  1868. 

Iler  ülagistrat. 

Ein  junger  Maurermeister  sucht  in  einem  Büreau  Stellung  als 
Zeichner  oder  auch  bei  einem  Maurermeister  als  Geschäftsführer. 
Adressen  mit  der  Chiffre  R.  M.  befördert  die  Expedition  dieser 
Zeitung. 


Die  heute  Vormittag  erfolgte  Entbindung  meiner  lieben  Frau 
Johanna  geh.  Heger  von  einem  Mädchen  beehre  ich  mich  ergebenst 
anzuzeigen. 

Berlin,  den  27.  Januar  1868. 

C.  Haelke,  Baumeister. 

Ein  Bautechniker,  geprüfter  Maurer-  und  Zimmermeister,  in  der 
praktischen  Bauführung,  Nivellir-  und  vorkommenden  Bureauarbeiten 
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44 


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Einzelne  Nummern  (soweit  solche  überzählig  sind)  ä 21/,  Sgr. 
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mittelst  derselben  zugleich  den  Betrag  direkt  an  den  Unter- 
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Berlin,  Oranicn-Str.  75. 


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Architekten -Vereins  zn  Berlin. 


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für  Berlin  die  Expedition 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  7.  Februar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  Steinbaumaterialien  am  Mittelrhein  (Schluss). 
- — - Die  Aufgabe  der  Baugevverkschulen  und  das  Verhältniss  zwischen 
Baugewerksmeistern  und  Architekten  (Fortsetzung).  — Kuppelge- 
wölbe ohne  Seitenschub.  — Feuilleton:  Die  Pfahlbauten,  ihre 
Bewohner  und  ihr  Alter  (Schluss).  — Adolph  Lohse  (Nekrolog). 
— Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architektonischer  Verein  zu 

Hamburg.  Verein  für  Baukunde  in  Stuttgart.  Architekten  - Verein 
zu  Berlin.  — Vermischtes:  Akustik  und  Katakustik  von  C.  F. 
Langhaus.  Grundwerth  der  neuen  Häuser  an  der  Schleuse  in  Berlin. 
Koch’s  neues  Thürband.  — Aus  der  Fachlitteratur:  Zeitschrift  für 
Bauwesen.  Red.  v.  Erbkam. — Konkurrenzen:  Preisausschreiben 
f.  einen  Justizpallast  in  Antwerpen.  — Personal -Nach  richten  etc. 

lieber  Stein-Baumaterialien  am  Mittelrhein. 

(Schluss.) 


Ganz  besonders  charakteristisch  für  (^ie  Rheingegend  I 
sind  endlich  die  Produkte  der  jüngsten  vulkanischen  Thä- 
tigkeit.  — Eine  grosse  Anzahl  von  Vulkanen  hat  sich  aus 
Spalten  des  Schiefergebirges  erhoben  und  weite  Flächen 
mit  seinen  Auswurfsprodukten  überdeckt.  Letztere  sind  zu 
trennen  in  ausgeflossene  Massen,  Laven,  und  in  aus- 
geworfene Gesteine,  hauptsächlich  Schlacken  und 
Aschen,  welche  tlieil weise  wiederum  zu  festeren  Ge- 
steinsmassen, den  Tuffen,  verbunden  sind. 

Lavaströme  finden  sich  an  sehr  vielen  erloschenen 
Vulkanen  sowohl  im  Gebiete  der  vulkanischen  Eifel  als 
in  der  Umgebung  des  Laacher  Sees,  aber  nicht  alle  sind 
technisch  gleich  nutzbar.  Man  unterscheidet  zwei  Arten 
von  Laven,  verschieden  in  mineralogischer  Zusammen- 
setzung, wie  in  ihren  physikalischen  Eigenschaften,  nämlich 
Augit-  oder  Basalt-Laven  und  Nephelin-Laven.  Die 
ersteren  sind  fast  schwarz,  dicht,  ausserordentlich  hart 
und  häufig  vom  Basalt  kaum  zu  unterscheiden.  Ihre  tech- 
nische Verwendung  beschränkt  sich  auf  die  Benutzung  als 
Chausseestein,  wozu  sie  sich  vorzüglich  eignen,  während 
sie  jeder  regelmässigen  Bearbeitung  widerstehen.  Dagegen 
lassen  die  Nephelinlaven  sich  mit  dem  Hammer  bearbeiten 
und  gewinnen  dadurch  eine  grössere  Bedeutung  für  den 
Bautechniker. 

Die  Nephelinlava  steht  ihrer  mineralogischen  Zu- 
sammensetzung nach  den  trachy tischen  Laven  sehr  nahe, 
die  Farbe  derselben  ist  ein  schwärzliches  Grau,  zugleich 
erscheint  sie  porös  mit  sehr  vielen  Höhlungen,  deren 
scharfe  Kanten  und  Ecken  den  Stein  besonders  zum  Ge- 
brauch als  Mühlstein  nutzbar  machen.  — Meistens  ist  das 
untere  Gestein  des  Lavastromes  weniger  porös,  oft  fast 
dicht  und  dann  sehr  schwer  zu  bearbeiten.  Die  dichteren 
Massen  werden  zu  Quadern,  Pflastersteinen,  Trottoirplat- 
ten etc.  verwendet,  während  aus  dem  poröseren  Material 
grössten! hei ls  Mühlsteine  hergestellt  werden.  Der  Stein 
ist  seiner  vielfachen  Höhlungen  wegen  nicht  recht  zur 
Herstellung  feinerer  Architekturtheile  geeignet,  auch  wirkt 
die  dunkle  stumpfe  Farbe  dabei  ungünstig,  dagegen  lassen 
sich  einfachere  Gliederungen  sehr  wohl  daraus  hauen,  und 
da  der  Stein  der  Verwitterung  ausserordentlich  gut  wider- 
steht, wird  er  meist  an  solchen  Stellen  verwendet,  welche 
den  Witterungseinflüssen  besonders  stark  ausgesetzt  sind, 
daher  zu  Sockeln,  Basen,  Wasserschlägen  etc.  Zu  Wnsser- 
bauten  hisst  der  Stein  sieb  mit  grösstem  Vortheil  verwen- 
den und  ist  von  den  Römern  bereits  zur  Bekleidung  der 
Strompfeiler  der  Moselbrücke  zu  Trier,  in  neuerer  Zeit 
aber  in  ähnlicher  Weise  sehr  häufig  verwendet  worden. 
Er  wird  zu  diesem  Zwecke  sehr  weit  verfahren.  — Für 
Trottoirplatten  ist  die  poröse  Nephelinlava  vielleicht  der 
beste  Stein,  da  er  sich  sehr  wenig  abnutzt  uud  niemals 
glatt  wird.  Die  bedeutendsten  und  zugleich  bekanntesten 
Nephelinlava-Brüche  sind  die  von  Niedermendig  und  Mayen, 


welche  den  in  weiten  Kreisen  bekannten  Niedermendiger 
Stein  liefern.  — Die  Brüche  werden  theilweise  unterirdisch 
betrieben,  namentlich  gilt  dies  von  dem  Strome  bei  Nie- 
dermendig. Daselbst  liegen  zwei  Lavaergüsse  über  ein- 
ander und  sind  mit  einer  50  — 70'  hohen  Decke  von  Bims- 
stein und  vulkanischer  Asche  überdeckt.  Nur  der  obere 
Strom,  welcher  eine  Mächtigkeit  von  50  — 80'  zeigt,  wird 
bis  jetzt  ausgebeutet.  Die  Gewinnung  geschieht  in  ähn- 
licher Weise,  wie  die  des  Trachyts  im  Siebengebirge,  wo- 
bei die  oberen  stark  zerklüfteten  Lagen  das  Hangende 
bilden.  — 

Unter  den  Auswurfsprodukten  der  Vulkane  sind  zu- 
nächst die  Schlacken  zu  nennen,  geschmolzene,  blasige, 
poröse  Massen  verschiedenartiger  Beschaffenheit,  welche 
in  einzelnen  Stücken  in  die  Luft  geschleudert  wurden, 
herabfallend  um  den  Krater  sich  anhäuften  und  so  die  er- 
höhten Ränder  desselben  bildeten.  Sie  sind  theils  wirk- 
lich vulkanische,  aus  dem  Innern  stammende  Gesteine, 
theils  deutlich  erkennbar  als  geschmolzene  Thonschiefer- 
stücke, von  dem  durchbrochenen  Gebirge  losgerissen. 
Die  bautechnische  Verwendung  der  Schlacken  ist  von  ge- 
ringer Bedeutung,  hin  und  wieder  findet  man  sie  als  Bruch- 
stein vermauert,  ihrer  grotesken  Formen  und  ihres  gerin- 
gen Gewichtes  wegen  eignen  sie  sich  sehr  gut  zur  Her- 
stellung künstlicher  Felsen  und  ähnlichen  Spielereien.  — 
Wichtiger  sind  die  losen  vulkanischen  Auswürflinge,  vul- 
kanischer Sand  und  vulkanische  Asche.  Auswürfe  dieser 
Art  haben  in  fast  unglaublichen  Massen  stattgefunden,  sie 
sind  zu  betrachten  als  ein  in  heissflüssigem  Zustande  aus- 
gestossenes  Gestein,  welches  durch  die  Gewalt  der  aus- 
strömenden Gase,  wie  ein  Sprühregen  fein  zerlheilt  wurde, 
im  Fluge  durch  die  Luft  sich  abkühlte  und  erhärtete.  — 
Diese  Auswürflinge  kommen  in  den  verschiedensten  Di- 
mensionen vor,  es  sind  theils  grössere  und  kleinere  Stücke 
(Bomben  und  Lupilli),  theils  ganz  feine  Staubmassen 
(Asche).  An  vielen  Stellen  finden  sich  diese  Massen  wie- 
der mehr  oder  weniger  fest  verbunden  und  heissen  dann 
Tuffe.  — Letztere  sind  wiederum  für  die  Bautechnik  von 
besonderer  Wichtigkeit  geworden,  da  die  festeren  unter 
ihnen  vorzügliche  Bausteine  abgeben  oder  zur  Herstellung 
von  Wassermörtel  verwendet  werden. 

Der  bekannteste  von  diesen  Tuffen  ist  der  Trass 
aus  dem  Brohl thale  und  von  Plaidt.  Er  besteht  haupt- 
sächlich aus  einer  Grundmasse  von  fein  zerriebenem  und 
wieder  zusammengekittetem  Bimsstein  mit  vielen  grösseren 
eingesprengten  Stücken  von  Bimsstein.  Im  Brohlthale, 
welches  er  einst  gänzlich  ausgefüllt  zu  haben  scheint, 
steht  er  70  — 130'  hoch  an;  die  oberen,  theilweise  ver- 
witterten Schichten  sind  graugelblich  und  leicht  zerreib- 
lich, in  grösserer  Tiefe  wird  der  Stein  aber  fester  und  in 
den  tiefsten  Lagen  sehr  hart.  — Die  bedeutenste  Verwen- 
dung desselben  ist  die  als  Mürtelbestandtlieil,  er  giebt  fein 


4 ß 


zermahlen  mit  etwa  i/3  Kalk  gemischt,  einen  vorzüglichen, 
unter  Wasser  rasch  erhärtenden  Mörtel.  Dieser  Eigen- 
schaft wegen  wurden  die  Lager  bereits  von  den  Römern 
ausgebeutet,  welche  an  die  Verwendung  ähnlicher  Bau- 
materialien in  Italien  gewöhnt  waren.  — Im  Mittelalter 
fand  der  festere  Stein  vorzugsweise  als  Baustein  Benutzung, 
viele  der  bedeutendsten  Bauwerke  bis  weit  abwärts  am 
Niederrhein,,  namentlich  in  der  Zeit  der  vorgothischen 
Bauweise,  wurden  aus  demselben  errichtet,  während  seit 
dem  Auftreten  der  gothischen  Bauweise  die  Verwendung 
des  schwereren  Trachyts  allgemeiner  wurde.  Gegenwärtig 
beschränkt  sich  seine  Verwendung  vorzugsweise  auf  die 
als  Mörtelmaterial,  und  es  werden  dabei  die  unteren  festen 
Lagen  ganz  besonders  geschätzt.  — Bei  der  Anwendung 
ist  es  aber  vortheilhaft  nicht  gemahlenen  Trass  zu  kaufen, 
sondern  den  Stein  in  Stücken  liefern  und  an  der  Verwen- 
dungsstelle zerkleinern  zu  lassen,  weil  die  loseren,  weni- 
ger wirksamen  Schichten  gewöhnlich  ebenfalls  zerkleinert 
oder  auch  nur  durchgesiebt  mit  dem  gemahlenen  Trass 
verkauft  werden. 

Grössere  Verbreitung  als  Baustein  hat  in  neuerer  Zeit 
der  Tuffstein  von  Weibern,  Rieden  und  Bell  gefunden. 
Sein  Vorkommen  beschränkt  sich  auf  ein  kleines  Gebiet 
westlich  vom  Laacher  See  und  er  verdankt  sein  Entste- 
hen wohl  einer  besonderen  örtlichen  vulkanischen  Thätig- 
keit.  — Der  Stein  ist  feuerfest  und  es  wird  namentlich 
der  bei  Bell  brechende  Stein  weit  und  breit  zur  Aus- 
kleidung der  Backöfen  benutzt,  ist  daher  allgemein  unter 
dem  Namen  Backofenstein  bekannt.  Da  dieser  Tuff- 
stein, abweichend  von  anderen  Tuffen,  viele  Lauzitkrystalle 
enthält,  hat  man  ihn  als  Lauzittuff  besonders  unterschie- 
den ; aber  auch  sonst  zeigt  er  in  seiner  Zusammensetzung 
manche  Besonderheiten,  namentlich  enthält  er  viele  Bruch- 
stücke von  Phonolith,  Schlacke  und  Lava,  weniger  Bimsstein. 
Der  Stein  kann  in  sehr  grossen  Blöcken  gewonnen  wer- 
den, lässt  sich  leicht  bearbeiten  und  widersteht  der  Ver- 
witterung sehr  gut,  er  wird  deshalb  sehr  viel  als  Haustein 
verwendet;  wobei  sein  geringes  Gewicht  den  Transport 
nicht  unbedeutend  erleichtert. 

Die  lose  abgelagerten,  unverbunden  gebliebenen  Aus- 
wurfsmassen beanspruchen  endlich  ebenfalls  eine  entschie- 
dene Bedeutung  als  Mörtelmaterial,  denn  sie  besitzen  mehr 


oder  weniger  ähnliche  Eigenschaften  wie  der  Trass.  Die 
ganze  Neuwieder  Thalsenkung  ist  mehr  oder  weniger  mit 
Bimssteinsand  überdeckt,  welcher  stellenweise  40  — 60' 
hoch  ansteht.  Dieser  Bimssteinsand,  häufig  gemischt  mit 
schwärzlichem,  augitischem  Lavasande,  wird  als  Mauer- 
sand allgemein  benutzt  und  bewährt  sich  vorzüglich  für 
Kalkmörtel,  wohingegen  er  sich  als  Zusatz  zum  Portland- 
Zement  unwirksam,  sogar  nachtheilig  gezeigt  hat.  — Auch 
in  der  vulkanischen  Eifel,  in  der  Gegend  von  Daun,  findet 
sich  ein  vulkanischer,  schwarzer,  augitischer  Lavasand, 
welcher  mit  Kalk  einen  ganz  vorzüglichen,  im  Wasser  und 
an  der  Luft  sehr  schnell  und  sehr  fest  erhärtenden  Mör- 
tel giebt.  Derselbe  scheint  grosse  Aehnlichkeit  mit  der 
italienischen  Puzzuolanerde  zu  haben,  wird  aber  bis  jetzt 
nur  in  den  näheren  Umgebungen  verwendet. 

Endlich  ist  noch  des  Bimssteinkonglomerates 
Erwähnung  zu  thun,  welches  sich  vorzugsweise  an  der 
rechten  Rheinseite  bei  Bendorf  und  Engers  findet  und  als 
Bendorfer  Sandstein  bekannt  ist.  Bimssteinsand  zeigt 
sich  durch  ein  thoniges  Bindemittel  zu  einer  ziemlich 
festen,  leicht  bearbeitbaren  Masse  verbunden,  aus  welcher 
kleinere,  regelmässige  Steine  geschnitten  werden,  die  ihrer 
Leichtigkeit  wegen  vorzugsweise  als  Wölbsteine  vortheil- 
hafte  Anwendung  finden.  Eine  ähnliche  Steinmasse  wird 
jetzt  vielfältig  auch  künstlich  dargestellt,  es  kommt  dabei 
aber  anstatt  des  thonigen  ein  kalkiges  Bindemittel  zur 
Anwendung.  Man  rührt  Bimssteinsand  in  Kalkmilch  und 
formt  daraus  Steine,  welche  sehr  leicht  sind  und  soviel 
Festigkeit  besitzen,  dass  unbelastete  Gewölbe  in  ziemlich 
grossen  Abmessungen  sich  daraus  hersteilen  lassen.  Diese 
leichten  Steine  werden  ziemlich  weit  verfahren  und  finden 
vielfache  Anwendung  im  Innern  von  Wohngebäuden. 

Hiermit  wäre  die  Betrachtung  der  Steinbaumaterialien 
am  Mittelrheine  abzuschliessen.  Wer.  dieselben  aus  eigener 
Anschauung  kennt,  wird  manches  in  dieser  Zusammen- 
stellung lückenhaft  finden,  sowohl  in  der  Erwähnung  ein- 
zelner besonderen  Gesteine  als  in  der  Benutzungsweise 
der  genannten,  indessen  verlangte  die  Rücksicht  auf  den  ge- 
botenen Raum  möglichste  Beschränkung  auf  das  Wichtigste 
und  auf  das,  was  auch  in  weiteren  Kreisen  auf  grösseres 
Interesse  Anspruch  machen  darf. 


Die  Aufgabe  der  Raiigewerksclutleii  und  das  Vcrliältiiiss  zwischen  Baugewerksincistern  und  Architekten. 

(Fortsetzung.) 


Der  zweite  uns  zugegangene  Aufsatz  ist  ein  von  dem 
Professor  C.  A.  Schramm,  Direktor  der  Königl.  Säch- 
sischen Baugewerkenschule  zu  Zittau  verfasstes  Programm, 
in  welchem  neben  speziellen  Mittheilungen  über  diese  seit 
dem  Jahre  1840  bestehende  Schule  und  deren  Unterrichts- 
plan „Bemerkungen  über  die  Ziele  der  Bauschulen  und 
die  zu  erstrebende  nothwendige  Vereinigung  der  prakti- 
schen, wissenschaftlichen  und  kunstmässigen 
Ausbildung  der  Bautechniker  für  das  jetzige  Volksbau- 
wesen“ gegeben  werden.  Der  Aufsatz  ist  um  so  inter- 
essanter, als  einmal  die  Baugewerkenschule  zu  Zittau  we- 
sentlich andere,  wir  möchten  sagen,  bestimmtere  Ziele 
verfolgt,  als  die  nach  dem  Muster  von  Ilolzminden  ein- 
gerichteten Anstalten,  andrerseits  aber,  weil  gerade  die 
Frage , welche  uns  bei  der  ganzen  Angelegenheit  die 
wichtigste  scheint,  hier  durchaus  in  den  Vordergrund  tritt. 

„Das  öffentliche  Bauwesen“,  sagt  Hr.  Prof.  Schramm, 
„sowie  das  für  Industrie  und  Landwirt hschaft,  auch  der  Wohn- 
hausbau, überhaupt  das  V ol  ksbanwesen  fordert  unabweis- 
1 ich  mehr  und  mehr  solche  Bautechniker,  welche  nicht  blos 
mit  den  empirischen  Regeln  der  Baukonstruktionslehre  bekannt 
sind,  sondern  auch  die  Theorie  derselben,  die  mit  dem  Na- 
men Baustatik  bezeichnete  Wissenschaft,  und  zwar  in  aus- 
gedehntester Beziehung  auf  den  Gewölbebau  auch  in  seinen 
zusammengesetzten  Formationen,  gründlich  erlernt  haben  und 
in  Uebung  behalten  , zugleich  aber  auch  tüchtige  Kenner  der 
Baupraxis  sind  und  künstlerische  Geschicklichkeit  besitzen. 

Bei  diesem  Bauwesen,  dessen  Werke  in  der  Regel  mit 
massigstem  Geldanfwande  und  daher  mit  geringer  Massenhaf- 
tigkeit  erzielt  werden  sollen,  ist  zugleich,  mehr  als  bisher 
geschehen,  dahin  zu  streben,  das  durch  Feuer  und  Fäulniss 
leicht  zerstörbare  Material,  nämlich  das  von  Jahr  zu  Jahr 
iheurer  werdende  Bauholz  wegzulassen  und  durch  feuerbestän- 


dige Stoffe  zu  ersetzen,  namentlich  anstatt  der  hölzernen  Bal- 
kendecken und  Dachwerke  gewölbte  Decken  uud  Dächer  aus 
gut  gebrannten  porösen  oder  hohlen  Ziegeln  herzustellen. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  hierzu  eine  zeitgemässe  künst- 
lerische Ausbildung  Derjenigen  nöthig  ist,  welche  sich  dem 
Baufache  widmen  wollen.  Wir  verstehen  darunter  aber  eine 
solche  Ausbildung,  welche  auf  den  sicheren  Grund  mathema- 
tischer und  bauwissenschaftlicher  Vorbildung  nebst  der  auf 
den  Bauplätzen  erworbenen  Bekanntschaft  mit  der  Baupraxis 
zu  fusseu  hat  und  eine  den  Bedürfnissen  der  Neuzeit  noth- 
wendige, dem  heutigen  Standpunkte  der  mathematischen  Wis- 
senschaften würdige  uud  den  jetzigen  technischen  Hülfsmittelu 
entsprechende  Fortbildung  der  Baukunst  von  der  niederen 
Stufe  einer  blos  empirischen  zu  der  höheren  einer  wissen- 
schaftlichen Kunst  verfolgen  und  vorzüglich  in  der  Kunst  des 
Steinbaues,  als  des  festesten,  dauerhaftesten  und  feuerbestän- 
digsten, anstreben  soll. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  gerade  das  wahrhaft 
Schöne  in  der  Baukunst  vorzugsweise  mathematischer  Natur 
ist  und  dass  nur  derjenige  Baukünstler  ein  Meister  seiner 
Kunst  genannt  zu  werden  verdient , der  nicht  blos  ein  vor- 
züglicher Zeichner  oder  Aesthetiker  ist,  sondern  auch  die 
Mechanik  der  Architektur  und  ihre  umfängliche  Anwendung 
für  die  Baupraxis  gründlich  versteht. 

Die  leider  nicht  seltene  Abneigung  vieler,  nur  der  schö- 
nen Baukunst  zugethauen  Baukünstler  gegen  mathematische 
Studien,  und  ihre  daraus  folgende  Unbekanntschaft  mit  der 
Statik  der  Baukunst  hemmen  noch  vielfach  jenen  nothwendi- 
gen  Fortschritt.  Denn  es  muss  als  ein  grosser  Irrthum  be- 
zeichnet werden,  wenn  Mauche  meinen,  die  Anwendung  der 
Gesetze  der  Mechanik  sei  nur  für  die  Baukonstruktionen  des 
Ingenieurs  nöthig,  für  die  schöne  Baukunst  jedoch  überflüssig 
und  vertrage  sich  nicht  mit  den  schönen  Formen  derselben, 
namentlich  der  antiken  Architektur,  sowie  der  darauf  Wissen- 
den Renaissance.  Tief  zu  beklagen  aber  ist  es,  wenn  noch 


47 


nicht  auf  allen  fiir  Jünger  der  Baukunst  bestimmten  Bildungs- 
stätten den  Schülern  Veranlassung  und  Gelegenheit  gegeben 
wird,  jene  notliwendige  Hülfs Wissenschaft  zu  studiren  und  die 
wissenschaftliche  Begründung  der  Baukonstruktionen  zu  lernen, 
da  gerade  durch  diese  Begründung  dem  Verfall  der  edlen 
Baukunst  in  Willkürlichkeit,  wie  solche  sich  in  den  letzt  ver- 
flossenen Jahrhunderten  gezeigt  hat  und  auch  in  neuester  Zeit 
wieder  vielfach  wahrzunehmen  ist,  kräftig  vorgebeugt  und  ar- 
chitektonische Wahrheit  in  den  Bauwerken  geschaffen  und  er- 
halten werden  kann. 

Den  Mathematikern  allein  kann  dieser  wichtige  Unter- 
richtszweig nicht  überlassen  werden;  denn  er  wird  nur  dann 
wahrhaft  fruchtbringend  für  die  Schüler  und  durch  dieselben 
für  die  Baupraxis  werden,  wenn  die  Lehrer  zugleich  Archi- 
tekten und  als  solche  gründliche  Kenner  der  Konstruktionen 
und  der  Praxis  des  Hochbaues  sind. 

Für  den  Unterricht  in  der  Theorie  der  Konstruktionen, 
namentlich  der  Gewölbe,  dürfen  jedoch  nicht  solche  Lehr- 
bücher als  Leitfaden  benutzt  werden , welche  mit  mächtig 
grossem  Aufwande  mathematischer  Mittel  den  Gegenstand  ver- 
folgen, der  auf  viel  näherem  Wege  in  ungleich  kürzerer  Zeit 
und  meist  sicherer  zu  erreichen  ist.  Es  ist  aber  Sache  des 
Lehrers,  diesen  nächsten  Weg  aufzusuchen,  denselben  zu  ebe- 
nen und  auf  ihm  sodann  seine  Schüler  zu  führen. 

Es  muss  wiederholt  hervorgehoben  werden , dass  für  die 
Baumeister,  zumal  in  unserer  Zeit,  ebenso  wenig  die  blosse 
künstlerische  Ausbildung  wie  die  rein  praktische  ausreicht; 
der  ächte  Baumeister  muss  vielmehr  vollständige  Kenntnisse 
von  Kunst,  Wissenschaft  und  Handwerk  in  sich  ver- 
einigen.“ 

Weiter  wird  alsdann  ausgeführt,  wie  eine  solche  Ver- 
einigung aller  Lebenseieinente  der  Baukunst  nicht  allein 
irn  Alterthum  (nach  Vitru v’s  Zeugniss),  sondern  nament- 
lich auch  in  den  Bauhütten  des  Mittelalters  bestanden  habe 
und  wie  sie  im  16.  Jahrhundert,  als  die  grossen  italieni- 
schen Maler  und  Bildhauer  zugleich  als  Baumeister  auf- 

o 

traten,  den  Keim  der  Auflösung  empfangen  habe.  So  sei 
die  Baukunst,  vom  Handwerk  und  der  Wissenschaft 
völlig  getrennt,  mehr  und  mehr  dem  Dilettantismus  ver- 
fallen und  schliesslich  zu  einem  blossen  Dekoriren  mit 
angelernten  Kunstformen  herabgesunken. 

„Dieser  zur  Zeit  noch  bestehende  Mangel  an  der  Vereini- 
gung von  Kunst,  Wissenschaft  und  Handwerk“,  fährt 
Hr.  Prof.  Schramm  fort,  „trägt  hauptsächlich  die  Schuld  an 
den  leider  noch  allzuhäufig  vorkommenden  Unfällen  durch 
Einsturz  neu  errichteter  Gebäude  und  ausgedehnte  Zerstö- 
rungen durch  Feuer,  wie  wir  solche  z.  B.  an  dem  Brande  des 
Braunschweiger  Schlosses  erlebt  haben.  Diesem  Mangel 
können  auch  die  Kunstakademien,  so  lange  sie  ihre  jetzigen, 
vorzugsweise  künstlerische  Ausbildung  bezweckenden  Einrich- 
tungen nicht  abändern  und  vervollständigen,  nicht  abhelfen, 
sondern  nur  gut  organisirte  wirkliche  Bauschulen, 
in  welchen  die  künstlerische  und  wissenschaftliche 
Ausbildung  in  innigster  Vereinigung  mit  einander  bezweckt 


werden,  in  welchen  bei  Vertheilung  des  Lehrstoffes  und  der 
Lehrzeit  zugleich  die  nöthige  Zeit  für  die  praktischen 
Uebungen  auf  Bauplätzen  berücksichtigt  ist,  in  welchen  auch 
die  Anwendung  der  Mathematik  und  Mechanik  auf  die 
Konstruktionen  und  Formationen  der  Bauwerke,  nämlich  die 
Baustatik  in  der  iiir  die  Baupraxis  nothwendigen  Ausdeh- 
nung, verbunden  mit  zahlreichen  Beispielen,  als  ein  Haupt- 
lehrzweig  für  die  obersten  Klassen  betrachtet  und  in  wahr- 
haft erspriesslicher  Weise  für  die  Schüler  von  solchen  geübten 
Lehrern  der  Baukunst  vorgetragen  wird,  die  nicht  allein 
Künstler  und  Theoretiker  sind,  sondern  auch  die  Baupraxis 
gründlich  kennen  und  mit  Bauausführungen  in  steter  Verbin- 
dung stehen. 

Die  in  Zittau  bestehende  Baugewerkenschule  hat  im 
Laufe  der  Zeit  durch  Erweiterung  des  früheren  Unterrichts- 
planes, Vermehrung  der  Klassenzahl  und  Verlegung  der 
obersten  Klasse  in  das  Sommersemester,  mehr  und  mehr  Dem 
nahe  zu  kommen  gesucht,  was  heut  zu  Tage  mit  Recht  ge- 
fordert werden  kann. 

Das  Ziel  ihres  Unterrichts  geht  dahin,  die  mit  der  Bau- 
praxis durch  die  praktische  Bauarbeit  bereits  vertraut  ge- 
wordenen Schüler  zu  befähigen,  Gebäude  jeder  Art  geschmack- 
voll, mit  Vermeidung  unnöthiger  Massenhaftigkeit  zu  ent- 
werfen, dieselben  fest  und  dauerhaft,  also  auch  möglichst 
feuerfest  zu  errichten,  sich  vor  der  Ausführung  auf  dem 
Wege  der  Baustatik  vollständige  Rechenschaft  geben  zu 
können  über  die  in  den  auszuführenden  Bauten  wirkenden 
Kräfte  und  Widerstände,  um  hiernach  alle  unnöthige,  die 
Ausführung  vertheuernde  Massenhaftigkeit  (besonders  bei  den 
Mauern  und  Gewölben)  mit  klarem  Bewusstsein  auf  das 
wirklich  nothwendige  Maass  zu  beschränken,  ohne  sich  der 
Gefahr  der  Unhaltbarkeit  auszusetzen. 

Dieser  Grad  architektonischer  und  ganz  besonders  bau- 
wissenschaftlicher Ausbildung,  welchen  das  bauende  Publikum 
von  Jedem,  der  sich  mit  der  ausübenden  Baukunst  beschäf- 
tigt, er  nenne  sich  Baukünstler  oder  Baugewerke,  zu 
verlangen  berechtigt  ist,  ist  ebenso  zum  Kirchen-  und  Palast- 
bau , wie  zur  Errichtung  einer  gewölbten  Getreidescheune 
nothwendig  und  sollte  auf  jeder  Bauschule  erzielt  werden, 
gleichviel  ob  sie  die  bescheidene  Benennung  „Baugewer- 
kenschule“ oder  das  klangvolle  Prädikat  „Bauakademie“ 
führt.  Das  bauende  Publikum  trägt  weniger  darnach,  wo 
einer  Das  gelernt  hat,  was  er  kann,  als  nach  Dem,  was  er 
wirklich  zu  leisten  vermag. 

Für  die  reiferen  und  befähigteren  Schüler  ist  jenes  Ziel 
keineswegs  zu  hoch  gestellt;  diese  Schüler  begreifen  sehr  wohl, 
dass  eine  erhöhte  bauwissenschaftliche  Ausbildung  statt  der 
bloss  handwerksmässigen  und  einseitigen  der  rech  te  Schlüs- 
sel zur  Meisterschaft,  die  ächte  Wehr  gegen  Unfälle  bei 
Bauten  und  das  beste  Monopol  zum  Aushalten  der  Kon- 
kurrenz unter  der  grossen  Menge  der  Bautechniker  und  Bau- 
künstler ist.  Unbefähigte  Schüler  können  so  lange  nicht  in 
Anschlag  gebracht  werden,  als  die  Zahl  der  befähigten  gross 
genug  ist,  und  diese  ist  bisher  stets  gross  genug  gewesen. 

Aber  Schüler  von  beschränkten  Verstandeskräften,  denen 


FEUILLETON. 

Die  Pfahlbauten,  ihre  Bewohner  mul  ihr  Alter. 

( Schluss.) 

Wenn  man  nun  in  den  Pfahlbauten  Handwerks-  und 
Handelsstationen  fahrender  Kelten  aus  Gallien  erkennt, 
so  ist  mancher  auffallende  Umstand,  namentlich  in  Betreff 
der  durch  die  Funde  dokumentirten  Kultur  in  den  Pfahl- 
bauten, leicht  erklärt,  wo  man  sonst  zu  den  seltsamsten 
Vermuthungen  greifen  musste.  Die  Bewohner  der  Pfahl- 
bauten besorgten  als  fahrende  Kaulleute  den  Vertrieb  mas- 
saliotischer  Waaren  oder  solcher,  die  in  ihrer  Heimat 
fabrizirt  waren;  besonders  waren  es  aber  selbst  Hand- 
werker, welche  auf  ihren  Reisen  Material  mitnahmen  und 
es  mit  ihrer  bekannten  Geschicklichkeit  auf  den  Seewoh- 
nungen verarbeiteten.  Letzteres  geschah  vielleicht  vor- 
zugsweise im  Winter,  wenn  die  Verkehrsstrassen  unweg- 
sam geworden.  Waren  diese  Pfahlbauten  daher  auf  eine 
längere  Dauer  des  Aufenthaltes  berechnet,  so  bilden  einen 
Gegensatz  dazu  Anlagen  wie  jene  erwähnten  irischen 
Crannoges,  welche  vielmehr  nur  Verschanz ungen  und  Zu- 
fluchtsörter für  Zeiten  der  Gefahr  gewesen  zu  sein  scheinen. 

Kehren  wir  zurück  zu  den  Bernsteinstrassen,  fiir 
welche  die  Pfahlbauten  der  Schweiz  sich  als  ein  Knoten- 


punkt ergaben,  so  lässt  sich  der  Zwischenhandel  der 
gallischen  Kelten  nach  Süddeutschland  weiter  verfolgen. 
Zunächst  waren  weitere  Stationen  die  Seen  in  Südbaiern, 
welche  Pfahlbauten  aufweisen;  die  Strasse  nach  dem  Nor- 
den führte  dann  wahrscheinlich  die  Iller,  die  Donau,  die 
Regnitz  und  Saale  entlang  in  die  Elbe  bis  zur  Mündung 
derselben.  Vielleicht  sprang  sie  schon  vorher  von  der 
Elbe  ab  und  folgte  der  Havel  bis  zur  Trebel,  in  deren 
Nähe  bei  Demrnin  ja  auch  Pfahlbauten  aufgefunden  sind, 
von  wo  aus  sie  sich  dann  nach  der  Küste  von  Meklen- 
burg  wandte. 

Die  Frage  nach  dem  Alter  der  Pfahlbauten  hat,  wenn 
man  die  im  Vorigen  aufgestellten  Gesichtspunkte  über  die 
Bedeutung  derselben  weiter  verfolgt,  eine  ganz  veränderte 
Gestalt  gewonnen:  aus  grauer  Vorzeit  rücken  die  Pfahl- 
bauten in  helle,  historische  Zeiten.  Die  Blüthezeit  der- 
selben hängt  zusammen  mit  der  Blüthe  des  Landhandels 
von  Südostgallien  nach  dem  Bernsteinlande.  Letztere  wie- 
der war  bedingt  durch  den  Verfall  des  Handels  auf  der 
adriatischen  Bernsteinstrasse,  welcher  eintreten  musste,  als 
die  Etrusker  durch  die  Römer  ihre  Selbstständigkeit  ver- 
loren, also  zwischen  400  und  300  v.  Chr.  Wie  sich  nun 
aus  einigen  interessanten  Umständen  in  Betreff'  der  Torf- 
bildung beweisen  lässt,  sind  die  Pfahlbauten,  wenn  man 
von  einigen  auf  alle  schliessen  darf,  ungefähr  300  Jahre 
bewohnt  gewesen.  Es  würde  dies  also  schon  auf  einen 


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es  :m  Fleiss  und  Fähigkeiten  zum  Lernen  fehlt,  die  nicht  aus 
eigenem  Antriebe  den  Unterricht  suchen , die  bereits  in  der 
Vorschule  nichts  leisteten  und  von  ihren  Angehörigen  einer 
Bauschule  überwiesen  werden  in  der  Meinung,  ihr  Sohn  oder 
Mündel  habe  zwar  zum  Studiren  keine  Anlage,  sei  jedoch  für 
das  Baugewerbe  noch  tauglich  genug,  werden  auch  in  der  Bau- 
schule Zurückbleiben  und  nicht  das  Ziel  derselben  erreichen, 
denn  die  ernste  Baukunst  ist  kein  Feld  für  faule  und  be- 
schränkte Leute,  sondern  sie  verlangt  fleissige  und  bescheidene 
Menschen  mit  denkenden  Köpfen,  unverzagten  Herzen 
und  für  das  Wahre  und  Schöne  empfänglichen  Gemiithern.“ 
Wir  wollen  an  dieser  Stelle  den  speziellen  Unter- 
richtsplan der  Baugewerkenschule  zu  Zittau  im  Auszuge 
einschalten.  Die  Schüler,  welche  eine  Vorschule  (am 
Besten  eine  Realschule)  und  demnächst  mindestens  ein 
Sommerhalbjahr  in  praktischer  Bauarbeit  sich  geübt  haben 
müssen,  treten  zunächst  in  die  dritte  Klasse  ein.  Der  ein 
Wintersemester  mit  37  Lehrstunden  pro  Woche  umfas- 
sende Unterricht  in  derselben  ist  durchweg  elementarer 
Natur  und  erstreckt  sich  auf:  allgemeine  Baukunde  (6  St.), 
Arithmetik  (4  St.),  Geometrie  (5  St.),  bürgerliches  Rech- 
nen (3  St.),  architektonisches  und  freies  Handzeichnen  (8 
resp.  4 St.),  Projektionslehre  (4  St.)  und  deutsche  Sprache 
(3  St.)  — Nach  Absolvirung  eines  zweiten  Sommerhalbjahres 
praktischer  Bauarbeit  treten  die  hierzu  reif  befundenen 
Schüler  in  die  zweite  Klasse  ein.  Das  Wintersemester 
derselben  umfasst  in  gleichfalls  37  Lehrstunden  wöchent- 
lich: spezielle  Baukunde  (4  St.),  konstruirende  Gewölbe- 
statik (2  St.),  Perspektive  (2  St.),  Mathematik  (2  St.), 
Mechanik  (4  St.),  Entwerfen  von  Baurissen  und  Anschlä- 
gen (6  St.),  architektonisches  und  freies  Handzeichnen  (6 
resp.  4 St.),  Modelliren  (4  St.)  und  deutsche  Sprache  (3 
St.)  Diejenigen,  welche  am  Schlüsse  des  Semesters  zum 
Eintritt  in  die  erste  Klasse  nicht  für  reif  befunden  wer- 
den, kehren  noch  einmal  auf  den  Bauplatz  zurück  und 
treten  im  nächsten  Winter  in  eine  mit  der  zweite  Klasse 
verbundene  Repetenten  - Abtheilung  ein.  — Die  Schüler 
der  ersten  Klasse,  deren  Unterricht  in  einem  Sommer- 
semester mit  38  Lehrstunden  wöchentlich  sich  unmittelbar 
an  den  Kursus  der  zweiten  Klasse  anschliesst,  treiben: 
Physik  (4  St.),  Feldmessen  und  Nivelliren  (4  St.),  spe- 
zielle Baustatik  (10  St.),  Mechanik  (2  St.),  Entwerfen  von 
Bauplänen  und  deren  Detail  (10  St.),  praktische  Anwei- 
sung in  Untersuchung  der  Festigkeit  der  Baumaterialien 
(2  St.),  Geschichte  der  Baukunst  (2  St.),  freies  Handzeich- 
nen und  Modelliren  (4  St.)  deutsche  Sprache  (2  St.)  — 
An  die  erste  Klasse  schliesst  sich  noch  eine  obere  Ab- 
theilung an,  die  in  Verbindung  mit  der  Repetenten  - Ab- 
theilung der  zweiten  Klasse  im  Zeichnen,  Entwerfen  und 
Veranschlagen,  sowie  in  Anwendung  der  Baustatik  auf 
Entwürfe  noch  ganz  besonders  geübt  wird.  — Hiernach 


sollen  begabte  Schüler  in  3 bis  4 Semestern,  weniger  be- 
gabte, soweit  sie  überhaupt  dazu  fähig  sind,  in  5 bis  6 
Semestern  ihre  architektonischen  Studien  völlig  absolviren 
können. 

„Nicht  alle  fleissigen  Bauschüler,“  sagt  Hr.  Prof.  Schramm 
am  Schluss,  „die  sich  zu  Baukünstlern  berufen  glauben,  sind 
hierzu  auserwäblt,  sondern  nur  diejenigen  darunter,  welche 
mit  der  edlen  Gottesgabe  des  K un st tale n tes  und  Schön- 
heitssinnes begnadigt  sind;  dessen  ungeachtet  können  diese 
nicht  Auserwählten  doch  sehr  tüchtige  Baumeister  werden, 
wie  sie  das  Volksbauwesen  verlangt. 

Viele  der  in  die  Bauschule  Aufgenommenen  sind  nicht 
befähigt  genug,  um  die  volle  wissenschaftliche  Reife  für  die 
erste  Klasse  zu  erlangen,  in  welcher  der  Unterricht  über  die 
jetzigen  Forderungen  der  Meisterprüfung  weit  hinaus  geht, 
und  zwar  so  weit,  als  das  jetzige  Volksbauwesen  in  seiner 
ganzen  Bedeutung  solches  fordert.  Diese  weniger  befähigten 
Schüler  erreichen  oft  nur  so  viel,  als  die  Meisterprüfung 
gerade  verlaugt,  manche  unter  denselben  noch  nicht  so  viel 
und  müssen  daher  auf  die  Ablegung  dieser  Prüfung  ver- 
zichten. Dessen  ungeachtet  ist  der  Nutzen  des  in  der  Bau- 
schule genossenen  Unterrichts  für  diese  Schüler  kein  geringer 
und  wird  auch  von  denselben  anerkannt.  Denn  zur  Errich- 
tung vollkommener  Bauwerke  gehören  nicht  blos  theore- 
tisch, praktisch  und  künstlerisch  ausgebildete  Bau- 
meister, sondern  auch  tüchtige  Poliere,  Zeichner,  Geschäfts- 
führer in  weit  grösserer  Zahl,  und  noch  viel  mehr  geschickte 
Gesellen,  deren  Wochen-  und  Tagelöhne  in  neuerer  Zeit  nach 
Maassgabe  ihrer  Leistungen  geregelt  werden,  wobei  besonders 
ihre  in  Bauschulen  erworbenen  Geschicklichkeiten  und  Kennt- 
nisse gar  sehr  in’s  Gewicht  fallen. 

Durch  solche  Bauschulen,  die  auch  dem  minderbegabten 
Praktiker  die  Aufnahme  nicht  versagen  und  gewissermassen 
technische  Volks  - Kunstschulen  sind,  wird  deshalb  eine  Ueber- 
zahl  an  Baumeistern  nicht  herbeigeführt,  wohl  aber  wird  die 
Tüchtigkeit  der  Baumeister  gehoben  und  zugleich  die  Intelli- 
genz der  Baugehülfen , der  Poliere  und  Gesellen  bis  zum 
Lehrling  herab,  sehr  gefördert.“  (Schluss  folgt.) 

Kuppelgewölbe 

aus  Backsteinen  über  einem  quadratischen  Raume, 
welches  keinen  Horizontalschub  auf  die  Wider- 
lager ausübt. 

Unter  diesem  Titel  ist  in  den  vom  Grossherzoglich 
Hessischen  Gewerbeverein  bearbeiteten  Vorlegeblättern  für 
polytechnische  Schulen  ein  Kuppelgewölbe  herausgegeben, 

wie  es  in  beistehender  Skizze 
behandelt  ist.  In  dem  Text 
dazu  ist  nun  gesagt,  dass  es 
eine  nach  dem  M oller'schen 
System  konstruirte  Kuppel  im 
Palais  des  Prinzen  Carl  von 
Hessen  in  Darmstadt  sei,  wo- 


Zeitpunkt für  den  Untergang  der  Pfahlbauten  hinweisen, 
der  sich  als  solcher  durch  historische  Ereignisse  sicher 
nachweisen  lässt.  Die  Pfahlbauten  müssen  zwischen  65 
und  58  v.  Chr.  verlassen  sein,  denn  nirgends  haben  sich 
in  ihnen  Gegenstände  römischer  Kultur  gefunden,  sie 
haben  also  nicht  bis  in  die  Zeit  der  Okkupation  der 
Schweiz  durch  die  Römer  gedauert,  sondern  sind  vorher 
aufgegeben  worden.  Dass  man  aber  gerade  an  ein  frei- 
williges Aufgeben  zu  denken  hat,  wird  dadurch  konstatirt, 
dass  die  Pfahlbauten  nur  zum  Theil  durch  Brand  unter- 
gegangen sind;  auch  haben  die  Bewohner  ihre  Hütten 
nicht  vertheidigt,  selbst  da  nicht  wo  Brand  sichtbar  ist, 
es  müssten  sonst,  wie  schon  erwähnt,  sich  Spuren  eines 
Kampfes  zeigen.  Waren  die  Bewohner  aber  einfache 
Händler  und  Handwerker,  so  kann  dies  nicht  auffallen, 
wenn  sie  vor  hereinbrechender  Kriegsgefahr  zurückwichen 
und  ihre  Pfahlhütten  verliessen,  sie  dem  Feinde  preisge- 
bend, ohne  sich  zu  vertheidigen.  Die  Feinde  nun,  welche 
ihnen  das  Wohnen  in  der  Schweiz  unmöglich  gemacht 
haben  müssen,  waren  die  Germanen.  Diese  drangen  von 
Norden  her  vor  und  lagen  mit  den  Helvetiern  in  bestän- 
digem Kampfe,  so  dass  nach  Cäsars  Bericht  letztere  aus 
ihrem  Lande  zogen.  Mit  diesen  im  Jahre  58  abziehenden 
Helvetiern  spätestens  verliessen  die  Händler  die  Pfahl- 
bauten in  den  Schweizerseen.  Die  Pfahlbauten  der  nörd- 
liwlieu  Schweiz,  welche  vorzugsweise  durch  Brand  zerstört 


sind,  haben  dann  diese  Vernichtung  jedenfalls  den  Ein- 
fällen der  Germanen  zu  verdanken.  Dass  die  Pfahlbauten 
in  späterer  Zeit  aber  von  den  Kelten  nicht  wieder  aufge- 
sucht und  überhaupt  nicht  mehr  benutzt  worden  sind, 
findet  seine  Erklärung  in  der  vollständigen  Veränderung 
der  Handelsverhältnisse  durch  das  Auftreten  der  Römer 
diesseits  der  Alpen,  womit  die  Bedingungen  des  alten 
Handels  aufhörten  und  die  keltischen  Händler  der  römi- 
schen Konkurrenz  unterliegen  mussten.  Mit  dem  weiteren 
Vordringen  der  Römer  wurden  dann  auch  die  Lagerstädte 
der  Legionen  die  Brennpunkte  des  Verkehrs  nach  dem 
Norden  und  die  Ileerstrassen  zugleich  die  Handelsstrassen. 
Die  alte  Römerstrasse  von  Italien  nach  Augsburg  war  es 
insbesondere,  welche  die  Handelsstrasse  von  Massalia  über 
die  Schweiz  nach  dem  Norden  verdrängte. 

Fassen  wir  zum  Schlüsse  in  Kurzem  die  Gesichts- 
punkte über  die  Bedeutung  der  Pfahlbauten  zusammen,  so 
ergiebt  sich  zunächst,  dass  uns  dieselben  nicht  blos  aller- 
hand Merkwürdiges  und  Neues  über  die  Lebensweise  alter 
Barbarenvölker  lehren,  sondern  einen  bedeutsamen  handels- 
politischen und  kulturhistorischen  Hintergrund  haben  und 
somit  einen  Einblick  in  grosse  soziale  Verhältnisse  der 
Vorzeit  unsers  eigenen  Volkes  eröffnen.  Die  Pfahlbauten 
sind  sogar  als  eine  wichtige  Quelle  zur  altdeutschen  Ge- 
schichte zu  betrachten,  indem  sie  eine  Lücke  in  den  schrift- 
lichen Berichten  der  Alten  ausfüllen  und  damit  zugleich 


49 


bei  die  Backsteinwände  des  Treppenraumes,  über  welche 
sie  gespannt,  nur  10"  dick  und  nirgends  durch  Anker 
zusammen  gehalten  seien.  — Der  Beweis,  dass  kein 
Horizontalschub  vorhanden  sei,  ist  in  folgenden  Worten 
gegeben : 

„Denkt  man  sich  die  vier  Zwickel  (<?)  der  Kuppel 
als  feste  Masse,  so  wird  der  Schwerpunkt  der  überhan- 
genden Zwickel  sich  mehr  nach  der  inneren  Seite  des 
Treppenraumes  befinden,  und  dieselben  werden,  wenn 
eine  Bewegungstattfinden  sollte,  eine  Neigung  ha- 
ben, nach  Innen  zu  fallen.  Diese  Neigung  der  Zwickel  nach 
Innen  wird  aber  durch  das  Bestreben  der  mittleren  kleinen 
Kuppelkalotte,  sie  nach  Aussen  zu  schieben,  kompensirt 
und  man  darf  daher  annehmen,  dass  das  ganze  Kuppel- 
gewölbe nur  senkrecht  wirkt.“ 

Dieser  Auffassung  liegt  nach  meiner  Ansicht  ein  Irr- 
thum zu  Grunde,  denn  wenn  eine  Bewegung  stattfinden 
würde  und  die  Neigung  der  Zwickel  nach  Innen  den  Ho- 
rizontalschub kompensiren  sollte,  so  müssten  die  Wider- 
lager in  A als  absolut  fest  angenommen  werden.  Denn  in 
der  That,  indem  man  dem  Zwickel  die  Aufgabe  zuweist, 
mit  seinem  oberen  Ende  bei  B einen  nach  Innen  gerich- 
teten Horizontalschub  II  auszuüben,  zwingt  man  (einfach 
nach  dem  Prinzip  der  Wechselwirkung)  das  untere  Ende 
bei  A,  einen  ebenso  grossen  Horizontalschub  II  nach 
Aussen  hin  zu  übertragen:  oder  — der  Sachverhalt  ist 
genau  derselbe,  als  ob  man  den  Zwickel  c als  Zwischen- 
glied ganz  ausser  Acht  gelassen  und  die  direkte  Einwir- 
kung des  Gewölbes  auf  die  Umfassungsmauern  untersucht 
hätte.  Sonach  sind  die  Zwickel  also  nicht  im  Stande, 
den  Horizontalschub  zu  vermindern,  geschweige  denn  auf- 
zuheben. Es  lässt  sich  auch  unschwer  berechnen,  dass 
der  Werth  //  für  jede  der  10"  starken  Umfassungswände 
= rot.  10700  Pfd.  betragen  muss,  welchen  ein  eiserner 
Reif  von  0,67Q"  Querschnitt  aufnehmen  würde. 

Wenn  auch  diese  Kuppel  schon  länger  stehen  mag,  so 
ist  es  die  Bindefähigkeit  des  Mörtels  und  die  Reibung 
der  in  Verband  gelegten  Schichten,  welche  die  Stelle  des 
eisernen  Reifes  vertreten,  sollte  aber  eine  einzige  Bruch- 
fuge entstehen , so  wäre  das  Gleichgewicht  gestört  und 
sie  müsste  Zusammenstürzen.  Diese  Kuppel  ist  sogar  in 
der  Baukonstruktionslehre  von  Brey  mann  aufgeführt,  ohne 
dass  auf  die  Gefahr  derselben  aufmerksam  gemacht  wor- 
den wäre,  wenn  man  nicht  eine  unmittelbar  daneben  hin- 
gestellte Kuppel,  worin  sicli  die  Massen  wirklich  im  Gleich- 
gewicht halten,  als  Gegenbeweis  annehmen  darf. 

Ingenieur  Müller, 

Lehrer  a.  d.  Bausch,  z.  Höxter. 


zeigen,  wie  die  Alterthümer  überhaupt  gleich  den  histori- 
schen Quellen  für  Verhältnisse  der  Vorzeit  sichere  Resul- 
tate liefern  können.  Der  schon  vermuthete,  bisher  aber 
nicht  nachweisbare  Landhandel  der  alten  Zeit  nach  dem 
Bernsteinlande  ist  durch  die  Pfahlbauten  unwiderleglich 
nachgewiesen.  Die  Wege,  auf  denen  die  kunstvollsten 
Bronzegeräthe  nach  dem  Norden  gelangten,  erhellen  sich; 
der  phönikische  Welthandel  ist  durch  diese  Handelsstrassen 
in  ein  ganz  neues  Licht  gestellt.  Als  das  wichtigste  Re- 
sultat von  Allen  aber  ergiebt  sich,  dass  durch  die  Pfahl- 
bauten das  bis  jetzt  seiner  Bequemlichkeit  wegen  beliebte 
Stein-,  Bronze-  und  Eisen-System  vollständig  haltlos  ge- 
worden ist  und  damit  das  verderbliche  Schema  hoffentlich 
endgültig  beseitigt  werden  wird,  so  dass  die  Pfahlbauten- 
Irage  den  Tag  der  nothwendigen  Umgestaltung  der  Alter- 
thumsforschung einmal  herbeiführen  muss.  A.  Beyer. 


Adolph  Lohse. 

Es  war  heut  vor  einem  Jahre,  am  15.  Januar  1867, 
als  ein  Mann,  der  eine  hervorragende  Stellung  in  den 
baukünstlerischen  Kreisen  unserer  Stadt  einnahm,  nach 
langen  und  schweren  Leiden  das  Zeitliche  segnete.  ■ — 

Adolph  Lohse,  geboren  zu  Berlin  am  30.  August 
1807,  erhielt  seine  Schulbildung  auf  dem  hiesigen  Frie- 


Mittheil ungen  aus  Vereinen. 

Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  Auszüge  aus 
den  Protokollen  über  die  Versammlungen  vom  April  bis  De- 
zember 1867.*) 

Sitzung  v.  12. Apr. 67.  Vorsitzender  Hr.  F.  G.  Stammann. 

Die  Berathung  über  Einführung  eines  festen  Steinmaasses 
wird  fortgesetzt. 

Sitz u ng  v.  17. Mai  67.  Vorsitzender  Hr.  F.  G.  Stammann. 

Nach  Erledigung  verschiedener  geschäftlicher  Vorlagen, 
die  sich  zum  Theil  auf  die  Pariser  Ausstellung  beziehen,  theilt 
der  Vorsitzende  mit,  dass  aus  öffentlichen  Mitteln  der  patrio- 
tischen Gesellschaft  10000  Mark  überwiesen  seien,  um  für 
Gewerbtreibende  den  Besuch  der  Pariser  Ausstellung  zu  er- 
möglichen. 

Der  Gesetzentwurf,  betreffend  die  Grösse  der  auf  ham- 
burgischem  Gebiete  zu  verwendenden  Mauersteine,  wird  durch 
den  Vorsitzenden  der  dafür  eingesetzten  Kommission , Archi- 
tekten Reme,  zur  Verhandlung  gebracht  und  nach  langer  De- 
batte, besonders  über  den  Werth  eines  solchen  Gesetzes  über- 
haupt, mit  ziemlich  grosser  Majorität  zur  Empfehlung  an  die 
gesetzgebenden  Behörden  angenommen. 

Sitzung  v.  18.  Juli  67.  Vorsitzender  Hr.  F.  G.  Stammann. 

Unter  vielen  Zuschriften,  die  zur  Vorlage  kommen,  sind 
zu  nennen  : Ein  Dankschreiben  der  polytechnischen  Schule  in 
Hannover  für  die  Betheiligung  der  Vereinsmitglieder  bei  der 
internationalen  Exkursion  der  Polytechniker  nach  Hamburg 
(am  1.  Juli),  sowie  eine  Einladung  des  volkswirthschaftlichen 
Kongresses  zur  Betheiligung  an  der  am  26.  August  in  Aus- 
sicht stehenden  Verhandlung  über  die  Wohnungsfrage  in  grossen 
Städten.  Der  Verein  kommittirt  für  letztere  Angelegenheit 
den  Ingenieur  Timmermann,  welcher  neuerdings  eine  grosse 
Anlage  von  Arbeiterwohnungen  ausgeführt  hat. 

Ingenieur  Westphalen  giebt  eine  Mittheilung  überdas 
Verfahren  von  Süvern  in  Halle  zur  Desinfektion  von  Schmutz- 
abflüssen.**) — Im  Aufträge  der  Baudeputation  ist  Redner  im 
Juni  nach  Sachsen  gereist,  wo  das  Verfahren  u.  A.  für  die 
Abflüsse  der  Zuckerfabrik  in  Schafstedt  und  des  Zuchthauses 
in  Halle  mit  gutem  Erfolge  angewendet  wird.  Das  Mittel  zur 
Desinfektion  ist  alkalischer  Natur,  der  Hauptbestandtheil  des- 
selben gelöschter  Kalk.  Für  Desinfizirung  von  50000  Kub.' 
sehr  unreinen  Wassers  innerhalb  24  Stunden  berechnet  Süvern 
2 Thlr.  für  Desinfektionsmasse,  ausserdem  den  Tagelohn  für 
einen  Arbeiter  zum  fortwährenden  Umrühren  der  nur  mecha- 
nisch gebundenen  Masse.  Dieselbe  verbindet  sich  chemisch 
mit  den  organischen  Stoffen  des  Abflusswassers  und  bildet  mit 
ihnen  Niederschläge.  Wenn  das  Verfahren  in  grossem  Maass- 
stabe für  Bäche,  Siele  etc.  angewendet  werden  soll,  so  muss 
für  Ablagerungsbassins  für  den  Niederschlag,  welcher  daraus 
von  Zeit  zu  Zeit  fortzunehineu  ist  und  vortrefflichen  Dünger 
bildet,  gesorgt  sein.  Ohne  Sammelbassins  ist  die  Anwendung 


*)  Für  die  Folge  ist  uns  wiederum  regelmässige  Einsendung  der 
Sitzungsberichte  zugesagt  worden.  ( D.  Red.) 

**)  Man  vergl.  die  Mittheilungen  auf  Seite  447  und  456,  Jalirg. 
1867  unseres  Blattes.  (D.  Red.) 


drich-Werderschen  Gymnasium,  das  er  im  Jahre  1825  als 
Schüler  von  Ober-Sekunda  verliess,  um  sich  dem  Baufache 
zu  widmen.  Nach  seiner  am  13.  Januar  1827  erfolgten 
Prüfung  als  Feldmesser  wurde  er  am  3.  Mai  desselben 
Jahres  bei  der  Königlichen  Regierung  zu  Frankfurt  a.  O. 
vereidet  und  zum  Regierungs -Kondukteur  ernannt.  — 
Ebendaselbst  arbeitete  er  unter  der  Leitung  des  damaligen 
Wasserbau -Inspektor  Philippi  ein  Jahr  hindurch,  ging  dann 
im  Jahre  1828  nach  Berlin  zurück,  wo  er  durch  den 
Stadt- Baurath  Langerlians  bei  städtischen  Bauten  bis 
zum  Anfänge  des  Jahres  1829  beschäftigt  wurde.  In  diesem 
und  im  folgenden  Jahre  leitete  er  im  Aufträge  des  Kö- 
niglichen Ober-Marstall  -Amtes  die  sämmtlichen  zur  Er- 
richtung des  Landgestüts  in  Zirke  erforderlichen  Bauten. 
Nach  Berlin  zurückgekehrt,  beschäftigte  er  sich  hier  mehre 
Jahre  hindurch  mit  architektonischen  Studien  und  erhielt 
im  Jahre  1834  die  spezielle  technische  Leitung  des  Baues 
eines  neuen  Flügels  der  hiesigen  Königlichen  Kunst-Aka- 
demie und  der  Stallgebäude  in  der  Dorotheenstrasse,  eine 
Arbeit,  welche  seine  ganze  Thätigkeit  bis  zum  Ausgange 
des  Jahres  1836  in  Anspruch  nahm.  — In  den  Jahren 
1838 — 40  baute  er  im  Aufträge  des  Königlichen  Kriegs- 
Ministeriums  das  General -Kommando -Gebäude  zu  Frank- 
furt a.  O.  — Nach  dieser  Zeit  führte  er  in  Berlin  mehre 
zum  Theil  bedeutende  Privatbauten  aus.  Am  27.  März 
1847  bestand  Lohse  seine  Staats -Prüfung  und  erhielt 


50 


bedenklich,  zumal  in  Sielen  wegen  der  Verschlammungen,  die 
in  ihren  Folgen  schlimmer  sein  können  als  Schwefelwasser- 
stoff Redner  macht  zuletzt  aufmerksam  auf  die  bevorstehenden 
Resultate  der  im  Gange  befindlichen  Untersuchung  des  Ver- 
fahrens durch  den  Professor  Wunderlich  in  Leipzig. 

Architekt  A.  L.  J.  Meier  giebt  Reisenotizen  aus  Paris 
und  beschreibt  das  System  der  Ausstellung. 

Der  Vorsitzende  regt  eine  Besprechung  der  am  30.  Mai 
auf  der  Verbindungsbahn  am  Ferdinandsthore  vorgefallenen 
Entgleisung  einer  Lokomotive  und  zweier  Wagen  an.  Die 
Lokomotive  ist  in  der  Kurve  von  ca.  600'  Radius  nach  Aussen 
iibergesprungen  und  nach  kurzem  Weiterlauf  über  Schwellen 
und  Sand  nach  Aussen  umgefallen.  Die  Wagen  sind  beschä- 
digt, Menschen  nicht  zu  Schaden  gekommen.  Mehre  Mitglie- 
der des  Vereins  sind  bald  nach  der  Entgleisung  an  Ort  und 
Stelle  gewesen,  und  die  detaillirte  Besprechung  des  Unfalles 
führte  zu  folgendem  Resultat:  Die  äusseren  abgeschlissenen 
Schienen  in  der  Kurve  sind  theilweise  durch  neue  ersetzt, 
welche  wegen  der  kurzen  Zwischenzeit  zwischen  2 Zugüber- 
fahrten vorläufig  mit  Benutzung  der  alten  Schwcllenlöcher 
genagelt  sind.  Man  ist  mit  der  Auswechselung  bis  zu  dem 
Stosse  gekommen,  wo  das  erste  Lokomotivrad  aufgestiegen 
ist.  Hier  hat  der  Kopf  der  neuen  Schiene  etwas  vor  dem 
abgeschlissenen  der  alten  vorgestanden.  Einen  Schienenstoss 
weiter  ist  das  zweite  Rad  der  Lokomotive  aufgestiegen  und 
hat  hier  den  Schienenkopf  zersplittert.  Der  Entgleisung 
leistete  Vorschub,  dass  der  Flansch  der  Lokomotivräder  ausser- 
ordentlieh  dünn  abgelaufen  war.  Im  Uebrigen  wird  die 
Anlage  der  Kontrekurve,  wie  sie  durch  die  zu  weit  östliche 
Lage  der  Ernst-Merck-Strassenbrücke  und  die  Anlage  der  engen 
Kurve,  wie  sie  durch  die  unmotivirte  Entfernung  der  Bahn 
von  der  Kunsthalle  bedingt  wurde,  lebhaft  bedauert. 

Ausserordentliche  Sitzung  vom  2.  August  1867. 
Vorsitzender  Hr.  H.  D.  Hastedt. 

Ankündigung  und  Vorbereitung  des  Besuches  der  Studi- 
renden  der  Berliner  Bauakademie  für  die  Tage  vom  12.  bis 
14.  August.  Wanderprogramm  von  A.  L.  J.  Meier. 

Sitzung  v.  20.Sept.  67.  Vorsitzender  Hr.  F.  G.  S tarn  in  an  n. 

Anregung  einer  Abschiedsfeier  für  den  Architekten 
Meuron,  welcher  Hamburg  zu  verlassen  gedenkt. 

Der  Vorsitzende  legt  Kaminköpfe  und  Schornsteine  aus 
gebranntem  Thon  vor  (Garvens,  Rödingsmarkt  58),  bespricht 
künstliche  Ziegel,  speziell  den  hydraulischen  Stein  von  Grüsa 
und  verweist  für  genauere  Auskunft  an  den  Vertreter  de  Guise, 
Hotel  de  Russie,  auf  die  Zeitschrift  für  Bauwesen  vom  März  1866 
und  an  den  Architekten  Klette  in  Holzminden. 

Derselbe  machte  sodann  aus  Anlass  eines  Besuches  der 
Pariser  Weltausstellung  einige  technische  und  architektonische 
Mittheilungen  über  Paris.  Er  beschreibt  eine  Eisenkoustruk- 
tion  im  neuen  Vaudeville-Theater  (Boul.  d.  Capueines)  und 
legt  die  Pläne  der  neuen  unter  Hausmann’s  Präfektur  seit  1852 
bewirkten  Strassenanlageu  und  des  Ausstellungsgebäudes,  so- 
wie eine  Zeichnung  der  am  15.  August  d.  J.  enthüllten  Fa- 
hnde der  nouvel  Opera  vor.  Der  Entwurf  dieses  Baues,  der 
im  Jahre  1870  vollendet  sein  soll,  ist  von  Theophile  Garnier, 


die  veranschlagte  Bausumme  20  Millionen  Francs,  der  Flächen- 
raum 120000  D'.  Die  Behandlung  des  Aeusseren  ist  sehr  reich 
und  bunt  in  den  verschiedensten  Marmor-  und  Porphyr-Ge- 
steinen, der  Unterbau  und  der  Fond  aus  französischem  Kalk- 
stein. Nach  einer  ausführlichen  Beschreibung  der  Anordnung 
fasst  der  Redner  sein  Urtheil  dahin  zusammen,  dass  der  Grund- 
riss gut  zu  nennen,  das  Aeussere  dagegen  zu  überladen  und 
architektonisch  nicht  schön  ausgebildet  sei.  Am  meisten  störe 
die  unorganische  Verbindung  der  verschiedenartigsten  Mate- 
rialien; eine  edle,  grossartige  Gesammtwirknng  werde  ver- 
misst. 

Redner  rühmt  darauf  die  musterhafte  Unterhaltung  der 
öffentlichen  Anlagen  und  im  Speziellen  die  maassvolle  Bespren- 
gung  der  Strassen  im  Sommer;  Hr.  Hastedt  stimmt  dem  bei 
und  hebt  die  gute  Asphaltirung  hervor.  Distrikts  - Ingenieur 
Westphalen,  aufgefordert,  sich  über  das  Verhältniss  des 
Hamburger  zum  Pariser  Strassenbau  auszusprechen,  weist  die 
Entstehung  der  verschiedenen  Oberbausysteme  im  Pariser 
Strassenbaue  nach  und  betont  die  unerhörten  Kosten,  welche 
die  Unterhaltung  der  dortigen  Fahrbahnen  verursache.  Dem 
gegenüber  vertheidigt  er  den  Hamburger  Strassenbau  gegen 
die  von  den  Vorrednern  ausgesprochenen  Vorwürfe. 

(Schluss  folgt.) 

Verein  für  Baukunde  in  Stuttgartt.  Auszüge  aus  den 
Protokollen  über  die  Versammlungen  vom  April  bis  Dezem- 
ber 1867.*) 

2.  Versammlung  am  6.  April  1 867.  Vorsitzender 
Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  16  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  macht  Mittheilung  von  dem  Tode  eines 
Mitglieds  des  Vereins,  v.  Kessler,  Direktor  der  Esslinger  Ma- 
schinenfabrik in  Stuttgart. 

Hr.  Baurath  Binder  zeigt  alsdann  graphische  Beobach- 
tungen über  die  Einsenkung  von  eisernen  Brücken  beim  Dar- 
überfahren von  Bahnzügen  und  Lokomotiven  vor;  dessgleichen 
theilt  derselbe  über  die  Schieferdächer  der  Bahngebäude  mit, 
dass  die  Stürme  der  letzten  Zeit  so  bedeutende  Beschädigun- 
gen angerichtet  haben,  dass  es  ihm  bedenklich  scheine,  solch 
freistehende  Gebäude  ferner  mit  Schiefer  zu  decken.  Es  mö- 
gen allerdings  zum  Theil  mangelhafte  Ausführungen  die  Ur- 
sache sein,  insbesondere  die  Verwendung  von  schwachen  Schie- 
fern und  von  kurzen,  ungünstig  geformten  Nägeln , sowie 
ungenügende  Ueberdeckung  der  einzelnen  Schiefer  und  zu  ge- 
ringe Neigung  der  Dachflächen.  Von  einigen  Mitgliedern 
wird  das  Vorkommen  ähnlicher  Verhältnisse  anderwärts  zu- 
gegeben, jedoch  nicht  in  dem  Maasse , wie  angeführt.  Hr. 
Baurath  Sonne  führt  an,  dass  in  Hannover  die  Schieferbe- 
dachungen nicht  wie  hier  auf  volle  Brettverschalung,  sondern 
nur  auf  starke  Latten  gelegt  werden  und  sich  hierbei  recht 
gut  halten,  es  möge  daher  wohl  auch  das  Werfen  der  Bretter 
Ursache  von  Beschädigungen  sein.  Hr.  Wolf  macht  darauf 
aufmerksam,  dass  in  den  Rheingegenden  hauptsächlich  frische 
buchene  Bretter  verwendet  werden,  in  welchen  beim  Austrock- 
nen die  Nägel  sehr  fest  gehalten  werden  sollen. 

*)  Man  vergl.  No.  17,  Jahrgang  1867  uns.  Bl. 


das  Qualifikations  - Attest  als  Land-  und  Wasser -Bau -In- 
spektor. Gleichzeitig  war  er  mit  der  speziellen  techni- 
schen Leitung  des  Baues  der  Muster- Strafanstalt  bei  Moa- 
bit betraut.  — Am  11.  Dezember  1849  wurde  er  zum 
Königlichen  Landbaumeister  ernannt,  in  dieser  seiner  amt- 
lichen Stellung  hatte  er  die  Baugeschäfte  im  Ressort  des 
Ministeriums  der  geistlichen  Angelegenheit  zu  besorgen.  — 
Nach  einer  mehr  denn  zwanzigjährigen  praktischen 
und  theoretischen  Beschäftigung  im  Baufache,  vorzugsweise 
mit  den  Disziplinen  des  Landhaus,  wurde  unserem  Lohse 
Gelegenheit,  seine  vielseitigen  Kenntnisse  und  seine  be- 
deutenden Erfahrungen  an  einem  grossartigen,  mit  mehr 
denn  gewöhnlichen  Mitteln  zur  Ausführung  bestimmten 
Werke  in  durchaus  selbstständiger  Weise  zeigen  zu  können. 
Prinz  Albrecht  von  Preussen,  der  den  auf  dem  rechten 
Elbufer  — oberhalb  der  Stadt  Dresden  belegenen  — als 
schönen  Aussichtspunkt  bekannten  Findlater’schen  Wein- 
berg nebst  einigen  benachbarten  Grundstücken  käuflich 
erworben  hatte,  ertheilte  ihm  im  Jahre  1849  den  Auftrag, 
den  Entwurf  zu  einer  dort  zu  erbauenden  Villa  auszu- 
arbeiten. Schon  im  Frühjahr  1850  wurde  mit  dem  Bau 
einer  kleineren,  für  den  Hofmarschall  des  Prinzen  be- 
stimmten Villa  begonnen.  Während  an  der  Vollendung 
dieses  Baues  mit  grösster  Energie  gearbeitet  wurde,  konnte 
der  eigentliche  Ilauptbau,  der  ursprünglich  nur  als  Um- 
bau des  alten  vorhandenen  Schlosses  projektirt  worden, 


erst  ein  Jahr  später  in  Angriff  genommen  werden.  Die 
überaus  splendide  Ausstattung  der  erstgenannten  Villa  ver- 
grösserte  nach  und  nach  die  Anforderungen  und  erweiterte 
die  Grenzen,  welche  dem  Architekten  bei  der  Ertheilung 
des  ihm  gewordenen  Auftrages  Anfangs  bezeichnet  waren: 
— einen  fürstlichen  Sommersitz  zu  schaffen  — in  einer 
weit  über  das  gewöhnliche  Maass  hinausgehenden  Weise.  — 
Die  Bebauung  des  mehr  denn  150'  hohen,  von  dem  Elb- 
spiegel aus  unmittelbar  emporsteigenden  Hügels,  nur  als 
LTnterbau  des  eigentlichen  Schlosses  zu  betrachten,  gab 
unserem  Lohse  Gelegenheit,  sein  bedeutendes  Talent  für 
malerische  Disposition  grossartiger  Gebäudemassen  in  glän- 
zender Weise  zu  bethätigen.  So  ist  denn  auf  diesem  ehe- 
maligen Findlater’schen  Weinberge  ein  Schloss  entstan- 
den, welches  bei  herrlicher  Lage  nebst  seinen  Terrassen, 
Fontainen  und  schönen  Gartenanlagen  ein  vollendetes  Bild 
ächt  fürstlicher  Munifizenz  gewähren  würde,  wenn  nicht 
leider  die  Verhältnisse  eine  zu  frühe  Unterbrechung  der 
noch  nicht  ganz  vollendeten  Bau -Anlagen,  wie  sie  von 
Lohse  entworfen  waren,  nothwendig  gemacht  hätten  Das 
Bild  des  Schlosses,  wie  es  der  VI.  Jahrgang  der  Zeitschrift 
für  Bauwesen  giebt.  einem  jeden  Fachgenossen  wohlbekannt, 
entspricht  nicht  ganz  der  Wirklichkeit.  Es  fehlt  der  eigent- 
liche Zusammenhang  zwischen  den  Terrassenanlagen  und 
dem  Schlosse.  Leider  sind  die  beiden  oberen  Terrassen, 
das  Treib-  und  Palmenhaus,  und  die  Verbindung  dieser 


51 


Hr.  Binder  macht  ferner  über  Dächer  mit  Zementplatten, 
welche  in  Kirehheim  ausgeführt  worden  sind,  die  Mittheilung, 
dass  sie  sich  in  einer  Färberei,  wo  die  Platten  während  eines 
strengen  Winters  von  unten  der  unmittelbaren  Einwirkung  der 
Dämpfe,  von  aussen  aber  der  Kälte  ausgesetzt  waren,  ganz 
vorzüglich  gehalten  haben;  indessen  haben  sich  wegen  der 
grossen  Pünktlichkeit  der  Einlattung,  welche  die  Bedeckung 
mit  rautenförmigen  Ziegeln  erfordere,  und  wegen  der  schwie- 
rigen Auswechslung  einzelner  Ziegel,  Anstände  ergeben,  welche 
den  Fabrikanten  veranlasst  haben,  von  dieser  Form  abzugehen 
und  Ziegel  von  der  Form  der  gewöhnlichen  gebrannten  Dach- 
platten zu  fertigen;  ob  nun  die  Zementziegel  einen  grossen 
Vorzug  vor  den  gebrannten  verdienen  , müsse  dahingestellt 
bleiben. 

Endlich  kommen  auch  die  Bedachungen  mit  Metallen  zur 
Besprechung  und  insbesondere  wird  dabei  auf  die  Einflüsse 
der  galvanischen  Wirkungen  zwischen  zwei  sich  berührenden 
Metallen  aufmerksam  gemacht;  bezüglich  der  schützenden 
Einwirkung  des  Zinks  auf  Eisen  fand  Uebereinstimmung  in 
den  Ansichten  statt,  weniger  war  dies  der  Fall  für  das  Ver- 
halten von  Blei  und  Zink  in  Berührung  mit  Eisen.**) 

Bezüglich  der  Zinkdächer  wurden  die  nachtheiligen  Ein- 
wirkungen des  damit  in  Kontakt  kommenden  Eisens  hervor- 
gehoben;  ob  Kohle,  welche  häufig  aus  Kaminen  ausgestreut 
wird  und  die  Anwendung  des  Zinks  bei  Eisenbahnbauten  be- 
denklich machen  würde,  ebenfalls  nachtheilig  wirkt,  wurde 
nicht  festgestellt.  Der  Vortragende  führt  an,  dass  nach  den 
Erfahrungen  des  Oberingenieurs  der  Gesellschaft  Vieille  Mon- 
tagne  die  Kohlendämpfe,  welche  schefelige  Säure  enthalten, 
nachtheilig  auf  Zink  wirken,  ebenso  schwefelhaltige  Kohlen- 
stückchen, daher  für  Locomotivremisen  Zink  nicht  empfohlen 
werden  könne,  während  auf  vielen  anderen  Eisenbahnbauten 
die  Zinkdächer  sich  ganz  tadellos  halten. 

Hr.  Bauinspektor  Zimmer  in  Jaxtfeld  und  Hr.  Stadtbau- 
meister Haider  in  Heilbronn  werden  als  ausserordentliche 
Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen. 

3.  Versammlung  am  4.  Mai  1 867.  Vorsitzender 
Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  18  Mitglieder. 

Die  Sitzung  wird  mit  Berathung  allgemeiner  Vereinsan- 
gelegenhciten  ausgefüllt.  Die  Beschaffung  eines  neuen  Lokals 
wird  für  nöthig  erachtet  und  eine  Kommission  gewählt,  um 
Unterhandlungen  deshalb  einzuleiten;  für  die  Benutzung  der 
Bibliothek  und  des  Journalzirkels  Seitens  der  auswärtigen 
Vereinsmitglieder  werden  neue  Bestimmungen  getroffen. 

4.  Versammlung  >am  |25.  Mai  1 867.  Vorsitzender 
Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  14  Mitglieder. 

Nachdem  Hr.  Ingenieur  Dr.  Schäffer  in  Aulendorf  als 

**)  Weitere  Nachforschungen  des  Vortragenden  haben  ergeben, 
dass  das  Verhalten  der  Metalle  bezüglich  ihrer  Stellung  in  der  gal- 
vanischen Spannungsreihe,  je  nach  ihrem  eignen  Oberflächenzustande 
wechselt.  — Auch  scheinen  die  Spannungsverhältnisse  unter  der 
Einwirkung  verschiedener  Flüssigkeiten  verschieden  zu  sein;  die 
Untersuchungen  hierüber  sind  noch  nicht  abgeschlossen,  sie  mögen 
für  die  Verwendung  von  Metallen  in  der  Baukunst  noch  von  Wich- 
tigkeit werden  und  dürften  sich  einschlagende  Beobachtungen  zur 
Mittheilung  empfehlen. 

mit  dem  Schlosse  unausgeführt  geblieben.  Trotzdem  ist 
die  Wirkung,  welche  die  ganze  Anlage  selbst  in  so  ver- 
kümmerter Gestalt  hervorbringt  — besonders  von  der  Elb- 
seite aus  gesehen  — immer  als  eine  grossartige  zu  be- 
zeichnen. — 

Dieser  Bau  beschäftigte  Lobse  fast  ausschliesslich 
bis  zum  Jahre  1855.  — ln  diesem  Jahre  wurde  es  ihm 
ermöglicht,  einen  längst  gehegten  Wunsch  zur  Ausführung 
zu  bringen.  Nach  den  grossen  gewaltigen  Arbeiten,  wei- 
che seine  Thätigkeit  auf  das  Angestrengteste  in  Anspruch 
genommen  hatten,  durfte  er  endlich  nach  erhaltenem  Ur- 
laub eine  grössere  Reise  antreten.  Zu  seiner  körperlichen 
und  geistigen  Erholung  unternahm  er  dieselbe,  zur  Erwei- 
terung seiner  Kenntnisse  beutete  er  sie  hauptsächlich  aus. 
Ganz  spezielle  wissenschaftliche  Zwecke  führten  ihn  zu- 
nächst nach  Paris,  wo  er  am  11.  August  1855  eintraf. 
Das  Studium  der  den  öffentlichen  Zwecken  gewidmeten 
Anstalten,  der  Heiz-  und  Ventilationssysteme  etc.  fesselte 
ihn  länger  an  diese  Stadt,  als  ursprünglich  in  seinem 
Reiseplane  lag.  Sein  Aufenthalt  in  Paris,  unterbrochen 
durch  eine  Reise  nach  der  Touraine,  welche  er  in  Ge- 
sellschaft von  Stüler,  Wilhelm  Stier  und  Heidmann  unter- 
nahm, währte  zunächst  bis  Ende  Januar  1856.  Nach 
einer  zweiten  Reise  längs  der  Westküste  Frankreichs  bis 
an  die  Pyrenäen  und  über  Toulouse,  Lyon,  Bourges  etc. 
wieder  nach  Paris  zurück,  ging  er  später  in  Heidmann’s 


auswärtiges  Mitglied  aufgenommen  ist,  hält  Hr.  Ingenieur 
Wolf  einen  Vortrag  über  die  Herstellung  des  Walzeisens, 
insbesondere  über  die  rBurbaeher  Hütte  bei  Saarbrücken.*) 

Demnächst  wird  die  in  früheren  Sitzungen  schon  öfters 
besprochene  Frage  über  die  Bezeichnung  der  Stockwerke  wie- 
derum in  Anregung  gebracht  und  die  in  Württemberg  beste- 
hende Art  und  Weise  der  Bezeichnung  insofern  beklagt,  als 
dieselbe  nicht  mit  der  Bezeichnung  in  England,  Frankreich, 
Norddeutschland  und  Italien  identisch  ist.  In  diesen  Ländern 
ist  nämlich  üblich,  das  Stockwerk  über  einer  Treppe  erstes 
Stockwerk  zu  nennen,  während  in  Württemberg  (in  amtlichen 
Kreisen  theilweise  nach  Vorschrift)  dieses  Stockwerk  als  zwei- 
tes Stockwerk  gilt. 

Die  darin  enthaltene  Inkonsequenz  wurde  zwar  entsprechend 
hervorgehoben,  doch  wurde  man  zuletzt  dahin  einig,  dass  man 
gegen  die  nun  einmal  herrschende  Art  der  Bezeichnung  nicht 
auftreten  könne,  sondern  sich  derselben  anschliessen  müsse. 
Zu  diesem  Zweck  sollen  sowohl  Aufsätze  in  öffentliche  Blät- 
ter gelangen,  als  auch  ein  Hinarbeiten  in  dieser  Richtung  von 
Seiten  der  Professoren  an  der  polytechnischen  Schule  und  der 
Baugewerkeschule  dahier  stattfinden.  Eine  Mittheilung  an  die 
verschiedenen  Abtheilungen  der  wiirttembergischen  Regierung 
wird  zwar  als  sehr  richtig  anerkannt,  jedoch  bei  der  ganzen 
Sachlage  als  der  Ein-  und  Durchführung  nicht  besonders  gün- 
stig bezeichnet  und  desshalb  für  den  Augenblick  unterlassen. 

Schliesslich  regt  Hr.  Baurath  Binder  die  Frage  an,  ob 
der  Verein,  der,  abgesehen  von  der  Gemeinnützigkeit,  durch 
Arbeiten , wie  Begutachtung  des  Entwurfs  eines  Hochbauge- 
setzes für  das  Königreich  Württemberg,  u.  s.  w.  dem  engeren 
Vaterlande  gewiss  nicht  unwesentliche  Dienste  geleistet  hat, 
mit  Rücksicht  auf  die  ihm  bevorstehenden  grösseren  Ausgaben 
nicht  eine  Staatsunterstützung  beantragen  könne , wie  sie  fast 
sämmtliche  ähnliche  Vereine  Württembergs  erhielten. 

5.  Versammlung  am  6.  Juli  1867.  Vorsitzender 
Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  18  Mitglieder. 

Der  Verein  beschliesst  eine  Exkursion  nach  dem  Kloster 
Maulbronn,  womit  eine  Besichtigung  des  an  der  Enz  zur  Was- 
serversorgung der  Gemeinde  Nussdorf  durch  Herrn  Baurath 
Ehmann  errichteten  Pumpwerks  und  der  Kapelle  zu  Lieu- 
zingen  verbunden  werden  soll.**) 

Sodann  macht  der  Vorsitzende  in  einem  längeren  Vortrag 
dem  Verein  Mittheilung  über  die  bei  der  Konkurrenz  für 
ein  akademisches  Krankenhaus  in  Heidelberg  eingekommenen 
Pläne  und  die  Beurtheilung  derselben  durch  das  Preisgericht. 

(Schluss  folgt.) 

Architekten- Verein  zu  Berlin.  Haupt- Versammlung  am 
1.  Februar  1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  143 
Mitglieder. 

Nachdem  der  Vorsitzende  am  Beginn  des  neuen  Geschäfts- 

*)  Mittheilung  dieses  Vortrags  wird  eventuell  Vorbehalten.  (D.  R.) 

**)  Die  Exkursion  kam  in  der  beschlossenen  Weise  am  21.  Juli 
zur  Ausführung.  Sie  war  vom  schönsten  Wetter  begünstigt  und  es 
herrschte  unter  den  Theilnehmern  die  fröhlichste  Stimmung,  welche 
in  zahlreichen  Toasten  beim  gemeinschaftlichen  Mittagsmahl  in  der 
Post  zu  Maulbronn  ihren  Ausdruck  fand. 

Gesellschaft  nach  Belgien,  wo  er,  häuptsächlich  in  Brüssel, 
den  Bau  der  dortigen  Gefängnisse  und  Hospitäler  gründ- 
lich stndirte.  Vom  Mai  bis  Ende  August  1856  besuchte 
er  England,  Irland  und  Schottland  und  zwar  in  Gesell- 
schaft des  inzwischen  ebenfalls  verstorbenen  Architekten 
Pichler  aus  Frankreich  a.  M.,  welcher  im  Aufträge  dieser 
Stadt  den  Bau  von  Hospitälern  und  Irren-Anstalten  seinem 
besonderen  Studium  unterwarf.  Am  31.  August  1856 
wurde  Lohse  zum  Bau -Inspektor  ernannt.  — Eine  von 
ihm  nachgesuchte  und  bewilligte  Urlaubsverlängerung  machte 
es  ihm  möglich,  im  September  die  Schweiz  zu  besuchen 
und  seine  Weiterreise  über  Mailand,  Venedig  nach  Rom 
und  Neapel  auszudehnen.  Im  Mai  1857  kehrte  er  erst 
nach  Deutschland  und  am  1.  Juni  1857  nach  Berlin 
zurück.  — 

In  seiner  amtlichen  Stellung  als  Bau -Inspektor  bei 
der  Königlichen  Ministerial  - Bau  - Kommission  zu  Berlin 
vollendete  er  zunächst  den  von  Prüfer  begonnenen  Bau 
der  Königlichen  Realschule  zu  Berlin,  wobei  ihm  die  Ge- 
legenheit wurde,  die  von  ihm  gemachten  Erfahrungen  und 
Studien  über  Ventilation,  Heizung,  Einrichtung  der  Sub- 
sellien etc.  in  praktischer  Weise  zu  verwerthen. 

(Schluss  folgt.) 


jahres  eine  Uebersicht  über  die  vorn  Verein  im  Laufe  des  ver- 
gangenen Jahres  entwickelte  Thiitigkeit  gegeben  und  aus  der- 
selben ein  erfreuliches  Aufblühen  des  Veremslebens,  dein  er 
eine  noch  reichere  Entwickelung  für  die  Zukunft  wünschte, 
konstatirt  hatte,  verlas  der  Säckelmeister  Hr.  Röder  den 
Kassenbericht.  Die  Einnahmen  haben  rot.  3842  Thlr.,  die  Aus- 
gaben rot.  3844  Thlr.  betragen,  so  dass  sich  ein  scheinbares 
Defizit  von  2 Thlrn.  ergiebt;  in  Wirklichkeit  haben  sich  jedoch 
die  eigentlichen  Ausgaben  nur  auf  rot.  2545  Thlr.  belaufen, 
während  für  den  Ueberschuss  von  1300  Thlr.  Aktien  ange- 
kauft sind.  Das  Vereinsverinögen  hat  sich  hierdurch  bis  auf 
rot.  2000  Thlr.  vermehrt,  ein  unerwartetes  Resultat,  das  dem 
Säckelmeister,  dessen  Verwaltung  dieser  günstige  und  hoff- 
nungsreiche Finanzzustand  zu  verdanken  ist,  die  lebhafteste 
Anerkennung  des  Vereins  eintrug. 

Die  Neuwahl  des  Vorstandes  ergab  die  Wiederwahl  der 
alten  Vorsteher,  nämlich  der  Hrn.  Adler,  Bo  eckmann, 
Hagen,  Koch,  Lucae,  Röder  und  Weishaupt.  Als 
Oberbibliothekare  wurden  die  Hrn.  Griittefien,  Schmieden 
und  Spiecker  gewählt;  zwischen  letzteren  beiden  soll  jedoch 
das  Loos  entscheiden.  Den  mit  Einführung  der  neuen  Biblio- 
thekordnung zurückgetretenen  Bibliothekaren  Hrn.  Weiss  und 
Schneider  wurde  der  Dank  des  Vereins  für  die  treue  und 
auerkennenswertlie  Verwaltung  ihres  Amtes  votirt. 

Als  neue  Mitglieder  wurden  in  den  Verein  aufgenommen 
die  Hrn.  Burgmann,  Clausnitzer,  Alb Fischer , Hauer, 
Herrmann,  K 1 ö n n e , Michaelis,  Momm,  Runge,  R u s k e , 
von  Schütz,  Thür,  Vogel,  Weiss,  Fr.Wolff.  Gewählt 
wurden  endlich  nocli  drei  Kommissionen  und  zwar  eine  Kom- 
mission zur  Vorbereitung  des  Schinkelfestes,  bestehend  aus  den 
Hrn.  Kölscher,  Kyllmann,  Licht,  Lucae,  Menne,  Mer- 
zenich und  Schwechten,  eine  Kommission  zur  Berathung 
einer  Norm  für  das  architektonische  Honorar  bestehend  aus 
den  Hrn.  Adler,  Ende,  Franz  ins,  Hitzig,  Sehwatlo, 
und  eine  Kommission  zum  Entwurf  eines  neuen  Statuts  und 
für  Erwerbung  der  Rechte  einer  juristischen  Person,  bestehend 
aus  den  Hrn.  Fritsch,  Heidmann,  Koch,  Möller  und 
S e n d 1 e r . 

Auf  den  Antrag  des  Hrn.  Lucae  wurde  beschlossen,  für 
die  Folge  jährlich  16  bis  20  Blatt  der  Monatskonkurrenz- Ar- 
beiten durch  Zinkdruck  vervielfältigen  zu  lassen.  Die  Ver- 
fasser der  Arbeiten  sollen  die  Verpflichtung  haben,  die  Zeich- 
nung unentgeltlich  zu  liefern;  aktive  Vereinsmitglieder  sollen 
die  Sammlung  gratis,  Auswärtige  gegen  einen  Kaufpreis  er- 
halten. Den  Hrn.  Lucae  und  Ende  wurde  die  Leitung  des 
Unternehmens  anvertraut  mit  der  Befugniss  sich  nach  Bedarf 
zu  einem  grösseren  Komite  zu  kooptiren. 

Hr.  Adler  hatte  den  Antrag  gestellt,  dass  auch  Jen  Sie- 
gern bei  den  Schinkelfest-Konkurrenzen  die  Verpflichtung  auf- 
erlegt werden  möge,  auf  ihrer  Studienreise  ein  künstlerisch 
oder  technisch  wichtiges  Bauwerk  aufzunehmen  und  diese  Auf- 
nahme dem  Vereine  zur  Publikation  zu  überlassen.  Nach 
einer  Debatte,  in  welcher  von  mehren  Seiten  hervorgehoben 
wurde,  dass  eine  solche  Belastung  der  Stipendiaten  die  Grenze 
der  Billigkeit  überschreite,  wurde  auch  dieser  Antrag  vorbe- 
haltlich der  einzuholenden  Genehmigung  des  Ministeriums  und 
vorbehaltlich  der  Festsetzung  der  näheren  Modalitäten  ange- 
nommen. 

Die  Beurtheilung  der  Monatsaufgaben  aus  dem  Gebiete 
des  Hochbaus  (Treppen- Anfangspfosten  mit  Gaskandelaber) 
erfolgte  durch  Hrn.  Lucae.  Mit  dem  Andenken  wurden 
2 Arbeiten,  als  deren  Verfasser  die  Hrn.  Schwencke  und 
Genick  sich  ergaben,  ausgezeichnet;  namentlich  war  der  letz- 
tere der  Anforderung , welche  der  Referent  seiner  Beurthei- 
lnng  zu  Grunde  legte,  — organische  Entwickelung  des  Pfostens 
nach  der  Weise  pflanzlichen  Wachsthums,  — am  Nächsten  ge- 
kommen. Für  die  Monatsaufgaben  im  Februar  sind  wiederum 
nur  im  Hochbau  (Omnibus-Wartesalon)  2 Lösungen  eingegangen. 

Eine  im  Fragekasten  enthaltene  Frage,  eine  Senkung  der 
Mittelwand  in  einem  am  Wasser  stehenden  älteren  Gebäude 
betreffend  konnte  nicht  beantwortet  werden,  da  ausreichende 
Angaben  fehlten.  — F.  — 

Vermischtes. 

Die  in  unser  Blatt  (Nr.  5,  GS,  Architektenverein  z.  Berlin) 
übergegangene  Notiz,  dass  das  Werk  „Akustik  und  Katakustik 
von  Theaterräumen“,  welches  noch  heut  die  beste  Quelle  für 
akustische  Studien  gewährt,  von  dem  älteren  Langhaus 
(Carl  Gotthard  L.,  der  Erbauer  des  Brandenburger  Thors) 
verfasst  sei,  wird  von  kompetenter  Seite  dahin  berichtigt, 
dass  der  Autor  dieses  im  Jahre  1810  erschienenen  und  seit 
50  Jahren  im  Buchhandel  vergriffenen  Werks  nicht  der  ältere, 
sondern  der  jüngere  (Carl  Ferdinand)  Langhans  ist.  Da 
Hr.  Oberbaurath  Langhans,  der  gefeierte  Altmeister  des 
Theaterbaus,  noch  rüstig  in  unserer  Mitte  wirkt,  so  dürfte 


vielleicht  die  Hoffnung  ausgesprochen  werden,  dass  derselbe 
uns  mit  einer  neuen  Auflage  oder  Bearbeitung  seines  Buches 
beschenkt. 


In  No.  3.  dies.  Jhrg.  d.  deutsch.  Btg.  heisst  es  in  dem 
Aufsatze,  „Die  neuen  Häuser  an  der  Schleuse  zu  Berlin“; 
„Die  gerichtliche  laxe  ergab  bei  dem  S e c u ri u s’schen  Bau 
einen  Werth  von  1500  bis  2000  Thlr.  pro  □ Ruthe.“ 

Bei  meinem  jetzigen  Bau  (Stechbahn  4/5)  hat  keine 
laxe  stattgefunden,  wohl  aber  bei  der  Expropriationsklage, 
wegen  meines  früheren  Hauses  Stechbahn  No.  2.  Hierbei 
haben  sich  aber  fünf  Sachverständige  auf  3100  Thlr.  pro 
□ Ruthe  geeinigt,  wonach  ich  auch  entschädigt  wurde. 

W.  A.  Seeurius. 


In  dem  Bericht  über  die  Sitzung  des  Architekten- Vereins 
zu  Berlin  am  11.  Januar  d.  J.  (Nr.  3 uns.  Bl.)  war  ein  von 
Hrn.  hr.  Koch  vorgelegtes  Modell  eines  neuen  Thürbandes 
erwähnt  worden.  Auf  besonderen  Wunsch  geben  wir  nunmehr 
Grundriss 


Ansicht  nach  x 


Geschlossene  Thür 

eine  Zeichnung  desselben,  welche  die  Konstruktion  völlig  er- 
läutern dürfte.  In  dem  Falle,  welcher  zur  ersten  Anwendung 
des  Bandes  Veranlassung  gegeben  hat,  handelte  es  sich  darum 
die  Nebenthür  eines  Saales,  welche  in  ihrem  Gerüst  nur  unter 
grossen  Schwierigkeiten  hätte  erweitert  werden  können,  um 
so  viel  weiter  zu  öffnen,  dass  die  vorstehenden  Thürflügel 
kein  Hinderniss  für  das  Durchtragen  der  Esstische  bildeten 
und  ist  dieser  Zweck  völlig  erreicht  worden.  Aehnliche  Fälle, 
wo  bei  sehr  schmalen  Tlniren  der  Gewinn  weniger  Zolle  an 
freier  Lichtöffnung  schon  sehr  wesentlich  in’s  Gewicht  fällt, 
dürften  sich  mehre  bieten  und  wird  das  Koch’sche  Thürband, 
hierbei  sicher  ein  willkommenes  Hülfsmittel  sein. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zeitschrift  für  Bauwesen.  Red.  von  Erbkam.  Jahr- 
gang 1868,  Heft  1 — 3. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues. 

1.  Die  neue  Synagoge  in  Berlin,  von  E.  Knoblauch 
und  A.  St iiler.  Als  Schluss  der  schon  im  Jahrgang  1866 
veröffentlichten  sechs  Blätter  wird  die  farbige  Darstellung  der 
Chornische  mit  dem  Allerheiligsten  mitgetheilt;  in  ihr  gipfelt 
die  Bestimmung  des  Gebäudes,  wie  der  Aufwand  an  kostbaren 
Materialien  und  reichster  Farbenschmuck.  — Wer  jedoch 
jene  von  Stüler’s  Meisterhand  ausgeführten  Blätter  kennt, 
wird  es  bedauern,  dass  statt  der  blossen  Chornische  nicht 
der  vollständige  Durchschnitt  wiedergegeben  wurde;  das  Ge- 
sammtbild  harmonischer  Farbenwirkung  wäre  dadurch  erst  zum 
vollständigen  Abschluss  gelangt.  — 

2.  Die  Kunsthalle  in  Hamburg,  von  den  Baumeistern 
v.  d.  Hude  und  G.  S ch  irr  mach  er,  mit  7 Blatt  Zeichnungen; 
gekrönter  Konkurrenz  - Entwurf,  von  dem  Erstgenannten*) 
zur  Ausführung  gebracht.  Dem  Programm  entsprechend 
zerfällt  der  Plan  in  zwei  Haupt-Abtheilungen:  den  Mittelbau 
und  die  Flügelbauten,  je  zwei  durch  eine  BogeDstellung  mit 
einander  verbunden.  Die  der  Vorderfront  sich  anschliessenden 
Flügelbauten  sind  — ursprünglich  nicht  dazu  bestimmt  — zu- 
gleich mit  dem  Hauptbau  ausgeführt  worden,  die  Ausführung 
der  anderen  voraussichtlich  in  nächster  Zeit  zu  hoffen. 

Die  Plandisposition  ist  klar  und  einfach,  doch  erscheint 
uns  der  (Neben-)  Aufgang,  wozu  der  ganze  Flügelbau  rechts 
vom  Haupt vestibulum  verwandt,  an  dieser  Stelle  überflüssig, 
wenigstens  mit  dem  Uebrigen  nicht  organisch  verbunden. 

Die  Fahnden  sind  in  edlen  Renaissance- Formen  komponirt 
und  in  durchweg  echtem  Material  ausgeführt,  — Säulen, 
Pilaster.  Gesimse  ti.  s.  w.  in  Sandstein,  Flächen.  Ornamente 
etc.  in  gebranntem  Thon.  Sie  zeigen  einen  reichen  Schmuck 
von  Statuen  und  Köpfen,  welche  67  Künstler  aus  allen  Ländern 
und  Zeiten  hervorheben,  ausserdem  allegorische  Darstellungen 
der  vier  bildenden  Künste.  — Aber  je  reicher  jener  Schmuck, 
um  so  mehr  steht  damit  in  Widerspruch  die  Behandlung  des 
über  der  offenen  Bogenhalle  gelegenen  Theiles  vom  Mittelbau; 

*)  Der  talentvolle  Schirrmacher  ist  schon  1864  in  noch  jugend- 
lichem Alter  der  Kunst  entrissen. 


Hierzu  eine  Beilage. 


53 


durch  Pilaster  sind  7 quadrate  Felder  gebildet,  in  deren 

Mitten  sich  kleinliche  Attribute  befinden.  Hier  war  die  Stelle, 
wo  sich  der  Grundgedanke  des  Gebäudes  an  der  Haüptiront 
in  einem  mächtigen,  figurenreichen  Friese  konzentriren  liess, 
sei  es  in  Haut -Relief**)  oder  in  jener,  der  Renaissance  eigen- 
thümlichen  Technik,  in  Sgraffito.  — 

So  viele  Schönheiten  im  Uebrigen  das  ganze  Projekt  zeigt, 
die  Ausführung  der  Ornamente  scheint  dahinter  zurückgeblieben 
zu  sein,  wenigstens  lassen  die  auf  dem  Detailblatt  gegebenen 
Proben  noch  sehr  viel  zu  wünschen  übrig. 

3.  Der  Eschenheimer  Thurm  in  Frankfurt  a.  M. 
Als  letzter  Rest  von  Thor-  und  Befestigungsthürmen  der 
deutschen  Kaiserstadt  ragt  noch  heute  wohlerhalten  der 
Eschenheimer  Thurm  empor , nachdem  er  mittelalterlichem 
Andrängen  und  modernen  Lichtungsbestrebungen  glücklich 
entgangen  ist.  Er  besteht  aus  einem  quadratischen  Unterbau 
mit  spitzbogigen  Thoren  von  33'  Seite  und  27'  Höhe,  einem 
runden  Thurm,  75'  hoch,  und  einem  Mauerkegel,  der  von 
Zinnen  und  vier  Erkern,  ebenfalls  mit  massiven  Spitzen,  um- 
geben ist.  Das  ganze  Gemäuer  ist  mit  geringem  Aufwand 
von  Steinmetzarbeit  aufgeführt  und  im  Uebrigen , selbst  an 
Dach  und  Zinnen,  mit  Kalkmörtel  verputzt.  Bei  Vollendung 
des  Baues  sind  die  runden,  durch  die  ganze  Mauer  reichenden 
Rüstlöcher  nicht  vermauert,  sondern,  um  sie  bei  künftigen 
Arbeiten  leicht  wiederfinden  zu  können,  mit  eigens  geformten 
Thonkriigen  zugesetzt  und  bis  auf  deren  enge  Mündung,  die 
noch,  besonders  von  der  Wetterseite  aus  sichtbar,  mit  Mörtel 
überputzt  worden.  Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  die  innere 
und  äussere  Begrenzung  des  runden  Thurmes  exzentrisch 
sind,  so  dass  auf  der  Feldseite  7',  auf  der  Stadtseite  5' 
Mauerstärke  entstehen.  An  letzterer  Seite  ist  ein  Wehrgang 
balkonartig  über  dem  inuern  Thor  ausgekragt. 

Der  Unterbau  wurde  im  Jahre  1400  von  Meister 
Mengoz  ausgeführt,  erst  25  Jahre  später  ging  man  an 
den  Weiterbau,  der  von  Meister  M adern,  dem  Werkmeister 
der  Pfarrkirche,  ausgeführt  (auch  wohl  entworfen)  und  1428 
vollendet  wurde. 

4.  Schinkel  in  Danzig,  Schluss  einer  Rede  des  Pro- 
fessors J.  C.  Schultz,  gehalten  am  13.  März  1861,  mit  An- 
merkungen von  Bergau. 

5.  Die  Zions-Kirche  in  Berlin.  Entwurf  von  Möller 

und  Orth.  Mit  in  den  Text  gedruckten  Skizzen  des  Grund- 
risses und  einer  perspektivischen  Ansicht.  — Von  der  Gemeinde 
für  die  gnädige  Errettung  des  Königs  nach  dem  Mordversuch 
in  Baden-Baden  als  „Dankeskirche“  beschlossen,  hält  sie  je- 
doch als  solche  den  Vergleich  mit  der  einer  ähnlichen  Ver- 
anlassung halber  entstandenen  „Votivkirche“  in  Wien  nicht 
aus;  unser  Urtheil  über  den  Bau  selbst  behalten  wir  uns  bis 
nach  seiner  Vollendung  vor.  — H.  — 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens. 

1.  Der  Leuchtthurm  bei  Gross-Horst,  vom  Reg.- 
und  Bau-Rath  Herr  in  Stettin.  Der  Hörster  Leuchtthurm 
liegt  71/»  Meilen  östlich  von  Swinemünde  auf  einem  freien, 
69'  über  dem  mittleren  Ostseespiegel  hohen  Seeufer.  Zur  Un- 
terscheidung von  den  benachbarten  Feuern  ist  hier  ein  ver- 
bessertes Fresnel’sches  Drehfeuer  erster  Ordnung  gewählt, 
welches  von  20  zu  20  Sekunden  einen  hellen  Schein  von 
51/»  Sekunden  Dauer  zeigt  und  entsprechend  seiner  Höhe  von 
200'  über  dem  Meeresspiegel , 5 deutsche  Meilen  vom  Deck 
eines  mittleren  Schiffes  aus  sichtbar  ist.  Das  Leuchtthurmge- 
bäude enthält  ausser  den  nöthigen  Geräthekammern  noch  Wohn- 
räume  für  3 Wärter  sowie  einige  Kommissionszimmer,  ent- 
sprechend der  vollständig  isolirten  Lage  des  Etablissements. 
Das  Feuer  ist  seit  dem  1.  Dez.  1866  in  Wirksamkeit. 

2.  Der  eiserne  Ueberbau  der  Elbbriicke  bei  Meis- 
sen, v.  Reg.  - Rath  J.  W.  Sch  w edler.  Die  Eisenbahn  von  Bors- 
dorf nach  Meissen  überschreitet  die  Elbe  mittelst  einer  Brücke 
von  3 Oeffnungen  ä 163' und  3 Oeffnungen  ä 60' lichter  Weite. 
Der  Verfasser  theilt  das  von  ihm  bearbeitete  Projekt,  von  dem 
bei  der  Ausführung  freilich  in  einigen  Punkten  abgewichen 
ist,  in  Text  und  Zeichnung  ausführlich  mit.  Wir  entnehmen 
der  Beschreibung  folgende  kurze  Daten: 

Jede  Oeffnung  ist  für  sich  überbrückt,  also  Kontinuität 
vermieden.  Die  Haupttragsysteme  der  grösseren  Oeffnungen 
haben  eine  gerade  untere  und  eine  polygonale  obere  Gurtung, 
die  über  den  Auflagern  in  der  für  das  Normalprofil  des  freien 
Raumes  gebotenen  Höhe  endet;  ihrer  ganzen  Länge  nach  sind 
sie  durch  Querverbindungen  und  Diagonalbänder  gegenseitig 
ausgesteift;  die  sonach  nothweudig  gewordenen  Portale  sind 
mit  den  massigen  Thurmbauten  der  Pfeiler  durch  starke  An- 
ker verbunden.  Bei  den  kleinen  Oeffnungen  fallen  die  Por- 

**) Seit  Erbauung  der  Dirschauer  Brücke  scheitert  eine  Terra- 
Cotta- Ausführung  in  solchen  Dimensionen  nicht  mehr  an  prakti- 
scher Unmöglichkeit. 


tale  fort,  da  die  obere  Gurtung  bis  zur  unteren  hinabgeführt 
ist.  Die  Fache  werden  durch  gedrückte  Vertikalen  und  ge- 
zogene Diagonalen  gebildet.  Die  Träger  haben  je  ein  festes 
und  ein  bewegliches  Auflager,  welches  letztere  bei  den  grösse- 
ren Trägern  aus  Pendelsatz  besteht;  die  kleineren  gleiten  ein- 
fach. Das  Gewicht  der  Konstruktion  an  Eisen  (excl.  Oberbau) 
beträgt  pro  lfd.  Fuss 

für  die  grossen  Oeffnungen  = 450  -f-  4,7  / Pfund, 

für  die  kleinen  Oeffnungen  = 250  -j-  4,7  / Pfund, 
wenn  / die  Länge  der  Träger  in  Fussen  bezeichnet. 

3.  Die  künstliche  Spülung  der  Seehäfen,  vom 
Wasser -Bauinspektor  Hugo  Lentz  in  Cuxhaven.  — Nachdem 
zunächst  die  Spülung  in  Cuxhaven  ausführlich  beschrieben 
und  Untersuchungen  über  die  Höhe  des  jährlich  sich  abla- 
gernden Hafenschlicks  im  Anschluss  daran  mitgetheilt  sind, 
wendet  sich  der  Verfasser  zu  der  Spülung  der  Häfen  von 
Birkenhead,  Havre,  sowie  der  am  Kanal.  In  einem  Schluss- 
passus werden  allgemeine  Gesichtspunkte  über  die  Form  der 
Spülbassins,  über  die  Geschwindigkeit  des  Spülstroms  etc.  ge- 
geben. Bemerkenswerth  ist  dabei  die  folgende  Aeusserung 
des  Verfassers:  „Man  kann  nicht  erwarten,  dass  grössere  Spül- 
anlagen noch  jetzt  zur  Ausführung  gebracht  werden;  sollte 
dies  aber  geschehen,  so  wird  eine  vorhergehende  Untersuchung 
manche  dunkle  Punkte  aufklären  müssen.“ 

4.  Die  neue  Theorie  der  Bewegung  des  strömen- 
den Wassers,  vou  G.  Hagen. 

5.  Ueber  die  technische  Behandlung  von  Strom- 
regulirungen, vom  Kreis  - Baumeister  Graeve  in  Wohlau. 

Die  geringe  Beachtung,  welche  die  Wasserstrassen  in  den 
letzten  Jahrzehnten  erfahren  und  das  Misstrauen  gegen  den 
Erfolg  von  Stromregulirungsarbeiten  leitet  Verfasser  aus  wirt- 
schaftlichen Verhältnissen  her,  legt  aber  auch  der  ungenügen- 
den technischen  Behandlung  solcher  Arbeiten  einen  grossen 
Theil  der  Schuld  bei;  er  fordert,  dass  bei  den  Vorarbeiten 
exakter  verfahren,  namentlich  ein  grösseres  Gewicht  auf  die 
Ermittelung  der  Wassermengen  bei  verschiedenen  Wasser- 
ständen gelegt  werden  müsse.  Aus  den  im  Anschluss  an  das 
Vorwort  gegebenen  Spezial -Mittheilungen  eigener  Messungen 
an  der  Oder  (die  vielleicht  nicht  ganz  im  Verhältnisse  zu 
den  umfangreichen  Bestrebungen  des  Vorwortes  stehen)  heben 
wir  folgende  beachtenswerte  Notizen  hervor.  Die  Oder  hat 
bei  Steinau  ein  Flussgebiet  von  520°  Meilen,  bei  gewöhn- 
lichem Niedrigwasser  führt  sie  1,464  Kub.',  bei  mittlerem 
Wasserstande  8,75  Kub,'  pro  D Meile  ihres  Flussgebietes  ab. 
Die  mittlere  Niederschlagsmenge  in  jenem  Theile  der  Oder 
beträgt  17,6"  pro  Jahr;  hiervon  fliessen  durch  die  Oder  bei 
Steinau  5,75",  also  ca.  */*,  was  mit  der  sonst  üblichen  An- 
nahme, dass  von  der  gesammten  Regenmenge  etwa  ’/a  ver- 
dunstet, »/.  zur  Ernährung  der  Organismen  verwendet  und 
der  Rest  durch  die  Flüsse  abgeführt  wird,  übereinstimmt. 

6.  Der  Bau  der  Königl.  Schlesischen  Gebirgs- 

bahn, vom  Geh.  Regierungs -Rath  Malberg.  Eine  gedrängte, 
übersichtliche  Zusammenstellung  über  Bereich,  Richtung  und 
bauliche  Anlagen  der  Bahn.  , Gr. 


Konkurrenzen. 

Preisausschreiben.  Das  Provinzial-Gouvernement  zu 
Antwerpen  eröffnet  die  Konkurrenz  ‘zu  einem  Justizpalast  in 
Antwerpen  für  einheimische  und  auswärtige  Architekten. 

Die  Ablieferung  der  mit  einem  Motto  zu  versehenden 
Arbeiten  muss  bis  zum  1.  Juni  1868  erfolgen.  Arbeiten  mit  dem 
Namen  des  Verfassers  werden  von  der  Konkurrenz  ausgeschlossen. 

Die  Baukosten  sollen  950000  Francs  nicht  überschreiten. 
Jedes  Projekt  welches  nach  Revision  des  Anschlages  eine 
höhere  Summe  zur  Ausführung  erfordert,  wird  unwiderruflich 
ebenfalls  ausgeschlossen. 

Für  die  am  meisten  dem  Programme  entsprechende 
Arbeit  ist  ein  Preis  von  5000  Frcs.,  oder  eventuell  dem  Ver- 
fasser die  Ausführung  des  Baues  gegen  5%  Honorar  ausge- 
setzt. Ein  etwa  nöthig  werdender  zweiter  Preis  beträgt  300, 
ein  dritter  1000  Frcs.  Die  prämiirten  Arbeiten  bleiben  Eigen- 
thum der  Provinz. 

Die  Jury  wird  aus  7 Mitgliedern,  von  denen  4 Architek- 
ten des  In-  oder  Auslandes  sein  sollen,  durch  die  Baudepu- 
tation berufen  werden. 


Monats- Aufgaben  im  Architekten  - Verein  zu  Berlin 
zum  3.  März  1868. 

I.  An  der  abgestumpften  Ecke  eines  in  griechischen  Stil- 
formen ausgeführten  Wohngebäudes  soll  im  ersten  Stock  ein 
Erker  angebracht  werden.  Das  Gebäude  hat  ausser  dem  Erd- 
geschoss 2 Stockwerke,  für  deren  oberes  jener  Erker  einen 
Balkon  hergeben  soll. 

II.  Für  ein  Speichergebäude  von  45  Fuss  lichter  Weite, 


54 


78  Fuss  lichter  Länge,  mit  4 Etagen  und  Dachboden  von  je 
10  Fuss  Höhe  incl.  Balkenlage,  sollen  die  Stützen  in  Guss- 
eisen, die  Unterzüge  in  gewalztem  Eisen,  die  Balken  in  Holz 
konstruirt  werden.  — Belastung  jeder  Etage  3 Zentner  pro 
Quadratfuss.  Wegen  zeitweise  ungleichartiger  Belastung  ist 
auf  gute  Längs-  und  Querverstrebungen  Rücksicht  zu  nehmen. 

Es  wird  Zeichnung  eines  Querschnitts,  eines  Systems  des 
Längenschnittes  im  Maasstabe  von  10  Fuss  auf  1 */>  Zoll  und 
Berechnung  der  Stärken  der  Stützen,  Unterzüge  und  Balken 
verlangt. 

° . 

P er  sonal  - N achrichten. 

Ernannt  sind:  Der  Künigl.  Baumeister  Georg  Kräh  zu  Königs- 
hütte zum  Bauinspektor,  der  Wasser-Baumeister  H agen  zu  Genthin 
zum  Wasser-Bauinspektor  daselbst,  der  Wasserbaumeister  Schwabe 
zu  Neufahrwasser  zum  Hafen  - Bauinspektor  daselbst. 

Das  Baumeister-Examen  haben  bestanden,  am  25.  Januar: 
Willi.  Beeme  lmanns  aus  Brummern;  am  1.  Februar : Theod.  v. 
Weltzien  aus  Trier,  Alex.  Theod.  Hausding  aus  Hoyerswerda;  — 
Das  Bauführer-Examen  am  25.  Januar:  Teophil  Bagniavski 
aus  Gr.  Lonsk  bei  Bromberg,  David  Ludw.  Willi.  Nerenz  aus 
Berlin,  Hieronymus  Chudzinski  aus  Miasteczko,  Eduard  Rein- 
mann  aus  Fraustadt;  am  1.  Februar:  Edmund  Kellner  aus  Hei- 
ligenstadt, Heinrich  Kienitz  aus  Greifenberg,  Herrn.  Spitzner 
aus  Cottbus,  Carl  Arendt  aus  Neu  - lluppin. 


Offene  Stellen. 

1.  Mehre  im  Eisenbahnbau  erfahrene  Baumeister  finden  bei 
der  Westphälischen  Bahn  gegen  21/,  Thlr.  Diäten  und  15  Tlilr. 
Streckengelder  Beschäftigung.  Nähere  Auskunft  giebt  Eisenbahn- 
Bauinspektor  Menne,  Berlin,  Tempelhofer  Ufer  29. 

2.  Ein  Baumeister  zur  Ausführung  von  Kasernenbauten  wird 
gesucht  von  der  Fortifikation  in  Stettin.  Näheres  im  Inseratentheile. 

3.  Ein  Baumeister  wird  von  der  Fortifikation  in  Rendsburg 
gesucht.  Antritt  zum  1.  April  1868.  Diäten  3 Thlr. 

4.  Für  den  Bau  der  Bahn  von  Gotha  nach  Leinefelde  werden 
einige  Baumeister  gegen  3 Thlr.  Diäten  und  50  Thlr.  monatliche 
Reisekosten -Entschädigung,  und  einige  Bauführer  gegen  landes- 
übliche Diäten  gesucht.  Adr.  beim  Baumeister  Sendler  in  Berlin, 
im  Biireau,  Koppenstr.  88.  89. 

5.  Zu  einem  Chausseebau  im  Kreise  Pillkallen  wird  ein  Bau- 
meister oder  Bauführer  gesucht.  Diäten  2 Thlr.  resp.  l*/a  Thlr., 
Fuhrkosten- Entschädigung  15  Thlr.  Näheres  beim  Bauinspektor 
Muyschel,  Kpthenerstr.  32,  in  Berlin. 

6.  Für  den  Neubau  der  Kirche  zu  Jacobsdorf,  Reg.-Bez.  Cöslin, 
wird  ein  Bauführer  gesucht.  Diäten  l1/,  Thlr.  Antritt  15.  Februar. 
Meldungen  bei  dem  Kreisbaumeister  Laessig  zu  Dramburg.  Event. 
Auskunft  ertheilt  Laessig:  Berlin,  Jacobikirchstr.  7.  2 Tr. 

7.  Die  Königliche  Fortifikation  in  l’illau  sucht  für  die  Zeit  vom 
1.  April  bis  1.  November  d.  J.  einen  geprüften  Bauführer  zur 
Leitung  des  Baues  einer  molenartigen  Futtermauer,  welcher  wo- 
möglich bei  solcher  Ausführung  schon  beschäftigt  gewesen.  Diäten 
2 Thlr.  Freie  Wohnung. 

8.  Tüchtige  Feldmesser-Gehülfen  event.  Feldmesser, 
welche  mit  Eisenbahn- Vorarbeiten  vertraut,  finden  lohnende  Beschäf- 
tigung. Meldungen  unter  Einreichung  von  Attesten  bei  E.  Bauer, 
Berlin,  Ritterstrasse  5,  2 Treppen. 

9.  Zur  Ausarbeitung  von  Werkrissen  und  zu  Büreauarbeiten 
wird  ein  junger  Bautechniker  gesucht.  Näh.  unter  d.  Inseraten. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  A.  B.  aus  E.  — ln  Betreff  Ihrer  an  den  Architekten- 
Verein  zu  Berlin  gerichteten  Fragen,  sind  wir  beauftragt  Ihnen 
mitzutheilen,  dass  Sie  eine  kompetente  Antwort  am  Besten  durch 


direkte  Eingabe  bei  dem  Direktorium  der  Kgl.  Bauakademie  erhalten 
werden. 

Hm.  v.  Sch.  — Der  Prospekt  über  die  Märkische  Nordbahn 
ist  von  Hrn.  Ober- Ingenieur  F.  Plessner  unterzeichnet.  — Ihre 
Warnung  vor  der  Annahme  von  Baumeisterstellen  bei  Fortifikationen 
erscheint  wohl  nicht  ganz  gerechtfertigt.  Dass  Reise-  und  Zuzugs- 
Kosten  nicht  gewährt  werden,  sowie  dass  eine  monatliche  Kündi- 
gung eintreten  kann,  dürfte  wohl  Jedem  schon  bei  den  Engage- 
ments-Unterhandlungen bekannt  werden,  so  dass  er  diese  Bedin- 
gungen bei  seinem  Entschlüsse  völlig  frei  erwägen  kann. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  D.  und  M.  in 
Berlin,  St.  in  Hambnrg,  A.  in  Deutz,  H.  in  Flensburg. 

Von  Seiten  des  Vereins  „Motiv“  ist  uns  die  folgende, 
durch  das  Feuilleton  unserer  letzten  Nummer  veranlasste  Er- 
klärung zugegangen,  der  wir  gern  Raum  geben. 

„Der  in  Nr.  5 der  deutschen  Bauzeitung  über  das  dies- 
jährige Weihnachtsfest  des  „Motiv“  erschienene  Bericht  ist 
so  leicht  geeignet,  ein  ungünstiges  Licht  auf  den  Charakter 
dieses  Vereines  zu  werfen,  dass  der  letztere  ein  Wort  zu  seiner 
Rechtfertigung  unmöglich  unterlassen  kann. 

Mag  es  immerhin  sein,  dass  die  diesjährigen  Leistungen 
hinter  früheren  zurückblieben,  — nicht  gegen  diesen  Vorwurf 
wollen  wir  uns  verwahren:  man  giebt  eben,  was  man  hat,  uud 
bittet  um  freundliche  Nachsicht.  Die  Angriffe  aber,  welche 
wir  mit  aller  Entschiedenheit  zurückweisen  müssen  im  Inter- 
esse unseres  Rufes,  richten  sich  gegen  die  sittliche  Tendenz 
unseres  Festes  und  somit  auch  unseres  Vereines. 

Wenn  wir  wie  bisher  auch  dieses  Mal  uns  erlaubt  haben, 
die  Werke  hochverehrter  Lehrer  und  Meister  durch  Wort 
und  Bild  in  den  Kreis  unserer  Scherze  zu  ziehen,  so  geschah 
dies  in  der  von  eben  diesen  Meistern  stets  gerechtfertigten 
Ueberzeugung,  dass  dieselben  unserem  Weihnachtsfeste  in  gü- 
tigem Wohlwollen  den  Charakter  der  Saturualien  selbst  bei- 
legen, und  in  der  zu  unserem  Erstaunen  und  Bedauern  ge- 
täuschten Erwartung,  dass  kein  Auge  kurzsichtig  genug  sein 
werde,  die  Fastnachtspritsche  mit  der  Geissei  zu  verwechseln. 

Ohne  die  Waffen,  auch  ohne  den  Willen,  einer  Kritik 
ernstlich  entgegen  zu  treten,  welche  dem  unbefangenen  Leser 
a priori  als  eine  von  augenblicklicher  Animosität  diktirte  er- 
scheinen muss,  liegt  uns  nur  daran,  den  guten  Ruf,  dessen 
das  Motiv  sich  von  jeher  in  weitesten  Kreisen  erfreut  hat,  zu 
wahren.  Dieselbe  Feder,  aus  welcher"  die  diesjährige  Kritik 
geflossen,  hat  vor  einem  Jahre  in  Nr.  5,  6 u.  7 des  ersten 
Jahrgangs  des  Wochenblattes  ein  freundliches  und  schönes, 
wir  hoffen  auch  ein  wahres  Bild  unseres  Vereins  und  des 
Lebens  in  demselben  entworfen ; dieses  Bild  wünschten  wir  bei 
den  Lesern  dieses  Blattes  nicht  zerstört  zu  sehen. 

Wir  möchten  das  Urtheil  über  uns  in  ihre  eigenen  Hände 
legen  und  richten,  da  wir  ihnen  ein  vollständiges  Bild  unseres 
Festes  nicht  geben  können,  — und  auch  dieses  würde  ja  wie- 
der ein  subjektives  sein  — an  Alle,  die  sich  für  unseren 
Verein  interessiren,  die  in  unserem  Interesse  dringende  Bitte, 
das  corpus  delicti,  welches  vorzugsweise  die  herbe  Kritik  her- 
vorgerufen hat,  unsere  Festzeitung,  freundlich  anzunehmen; 
wir  bitten  sie,  sich  zu  diesem  Zwecke  an  die  Adresse  unseres 
Liedervaters,  Herrn  Bauführers  0.  Sarrazin,  Chausseestr.  41 
zu  wenden.  Es  scheint  uns  dieser  Weg  der  einzige  und  auch 
der  geeignetste  zu  sein,  ihnen  ein  ungefärbtes  Bild  unseres 
Festes  und  unseres  Vereinslebens  zu  geben  und  die  Kritik 
darüber  ihnen  nicht  oktroyiren  zu  lassen.  — 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  8.  Februar  1868. 

Tagesordnung:  V orträge  der  Herren  Grund  und  von  Quast. 

Bekanntmachung. 

Zur  Ausarbeitung  von  Werkrissen  und  zu  anderen  Bureau- 
arbeiten, sowie  zur  speziellen  Beaufsichtigung  der  Arbeiten  bei  dem 
Neubau  einer  Kaserne  dabier  wird  ein  junger  Mann  sofort  ge- 
sucht. Kenntnisse  im  Praktischen  sind  unbedingt  erforderlich. 
Meldungen  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  und  Angabe  der  verlang- 
ten Vergütung  sind  an  den  Lhiterzeichneten  franco  einzusenden. 

Marburg  (Provinz  Hessen),  den  29.  Januar  1868. 

Der  Oberbürgermeister 
Rudolph. 

Ofleue  Baumeister-Stelle. 

Zur  Bearbeitung  der  Entwürfe  für  2 in  der  Neustadt  von 
Stettin  zu  erbauende  Kasernen,  wird  sofort  ein  e^Lamiuirter 
Baumeister  gesucht,  welcher  im  Hochbau  und  in  Eisenkon- 
struktionen durchaus  routinirt  ist  und  sieh  dieserhalb  durch  Zeug- 
nisse genügend  auszuweisen  vermag. 

Demselben  kann  eventuell  auch  demnächst  die  Bauausführung 
übertragen  werden. 

Die  Diäten  betragen  2»',  Thlr.  pro  Tag. 

Das  Baumeister-Zeugniss,  sowie  sonstige  Atteste  sind  baldigst 
an  die  Fortikation  zu  Stettin  portofrei  einzureichen. 

Ein  junger  Maurermeister  sucht  Stellung.  Offerten  sub  E.  No. 
200  befördert  die  Expedition  dieser  Zeitung. 


Ein  junger  Mann,  Maurer,  der  mehre  Jahre  meist  praktisch 
arbeitete  und  gegenwärtig  die  Königl.  Gewerbe-Akademie  besucht, 
sucht  hierselbst  bei  einem  Bau-  oder  Maurermeister  Beschäftigung 
auf  dem  Comtoir.  Gefällige  Adressen  nimmt  die  Expedition  dies. 
Zeitung  unter  Chiffre  E.  K.  8 entgegen. 

Ein  Techniker,  praktisch  erfahren  und  theoretisch  gebildet,  ge- 
genwärtig Student  der  Gewerbe-Akademie,  sucht  sogleich  oder  zum 
1.  k.  Mts.  Beschäftigung  auf  einem  Bau- Comtoir.  Gef.  Adressen 
bittet  man  in  der  Exped.  dies.  Zeitung  sub  R.  D.  7 niederzulegen. 

Ein  junger  Maurermeister,  mit  guten  Schulkenntnissen,  der  sich 
noch  nicht  zu  etabliren  gedenkt,  sucht  unter  bescheidenen  An- 
sprüchen eine  seinem  Stande  angemessene  Beschäftigung.  Adressen 
mit  der  Chiffre  M.  S.  4 befördert  die  Expedition. 

Ein  Maschinenbau -Techniker,  der  nach  Absolvirung  einer  tech- 
nischen Schule  ein  Jahr  bei  einem  Zivil  - Ingenieur,  dann  3 Jahre 
in  einer  der  grössten  Maschinenfabriken  Westfalens  auf  dem  Kon- 
struktionsbureau thätig  war  und  durch  Einberufung  zum  Militair 
seine  Stelle  verlor,  sucht  eine  seinen  Fähigkeiten  angemessene 
Stelle.  Derselbe  ist  auch  in  der  Buchführung  und  Korrespondenz 
bewandert.  Eintritt  kann  sofort  erfolgen.  Gefällige  Offerten  be- 
sorgt Herr  Heitmeyer,  Maurer-  und  Zimmermeister  in  Remscheid. 

Ein  Bautechniker,  geprüfter  Maurer-  und  Zimmermeister,  in  der 
praktischen  Bauführung,  Nivellir- und  vorkommenden  Bureauarbeiten 
durch  läugere  Praxis  gründlich  erfahren,  sucht  unter  billigen  An- 
sprüchen möglichst  dauernde  Stelle.  Probearbeiten  sowie  gute, 
empfehlende  Zeugnisse  können  auf  Anforderung  vorgelegt  werden. 
Gefällige  franco  Offerten  besorgt  unter  Lit.  D.  R.  6 die  Exp.  d.  Zeit. 


55 


Ein  praktisch  und  theoretisch  gebildeter  junger  Mann  (Maurer 
und  Steinhauer),  welcher  schon  mehre  Neubauten  geleitet,  auch  in 
Bureau-Arbeiten  nicht  unerfahren  ist,  will  seine  jetzige  Stellung 
verändern.  Gefällige  Franko-Offerten  unter  Littr.  A.  H.  6 besorgt 
die  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  gebildeter  junger  Mann,  der  6 Jahre  theils  praktisch,  theils 
auf  dem  Bureau  eines  Zimmermeisters  beschäftigt  war,  im  selbst- 
ständigen Entwerfen  und  Veranschlagen  nicht  ungeübt  ist,  2 Jahre 
eine  der  vorzüglichsten  Baugewerkschulen  des  Auslandes  mit  bestem 
Erfolge  besucht  hat  und  sowohl  von  derselben,  wie  über  seine 
frühere  Thätigkeit  die  besten  Zeugnisse  besitzt,  sucht  bald  oder 
Ostern  Beschäftigung  auf  einem  Bau-Komtoir.  Zeugnisse  stehen 
auf  Verlangen  zur  Disposition  und  wird  die  Exped.  dies.  Zeitung 
gef.  Offerten  mit  der  Chiffre  R.  Z.  5.  gern  befördern. 

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liegt  vollständig  vor  und  es  ergeht  nunmehr  an  alle  diejenigen 
Abnehmer,  welche  darauf  erst  während  der  letzten  Zeit  subskri- 
birten,  insbesondere  aber  an  solche,  welche  das  Werk  lieferungs- 
weise bezogen,  die  ergebene  Aufforderung,  auf  dessen  Vervoll- 
ständigung recht  bald  Bedacht  zu  nehmen,  da  später  möglicher 
Weise  einzelne  Lieferungen  nicht  so  leicht  beschafft  werden 
könnten.  Das  Werk  kostet  vollständig  geheftet  92/3  Thlr. 
= 17  Fl.  24  Kr.  rh.,  vollständig  gebunden  12  Thlr.  = 21  Fl. 
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erbetenen  gefälligen  Aufträge  zu. 

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Gewächshäuser,  Bureaux,  Schulen  und  Spitäler; 

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I’läne  und  Anschläge  nach  eingesandten  Bauzeichnungen  gratis. 


Hiermit  beehre  ich  mich,  einem  verehrten  Publikum,  wie  nament- 
lich den  Herren  Baumeistern  und  Bauunternehmern  zur  Anlage  von 

Heissvasserheiznngen 

mich  ergebenst  zu  empfehlen. 

Mein  System  empfiehlt  sich  vor  allen  anderen  durch  Billigkeit, 
Zweckmässigkeit  und  die  Leichtigkeit,  es  allenthalben  zur  An- 
wendung zu  bringen,  namentlich  auch  in  schon  bewohnten 
Häusern. 

Verschiedene  Anlagen,  die  ich  hier  ausgeführt  und  die  Refe- 
renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  a uf ’s  Le  i ch  t e s t e 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
in  meiner  Privatwohnung  in  Pankow,  Berlinerstr.  8,  woselbst  auch 
nähere  Auskunft  ertheilt  wird. 

pr.  J.  L.  Bacon 

C.  E.  Cross. 


56 


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nimmt  im  Mörtel  eine  ungleich  grössere  Festigkeit  an,  als  die  rascher  erhärtenden  künstlichen  Ceinente  UDd  kostet  mit 
Berücksichtigung  des  nöthigen  Kalkzusatzes  nur  1/l  des  Preises  dieser. 


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empfehlen  sieh  zur  Einrichtung  von 

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neuesten  Systems,  zur  Erwärmung  von  Kirchen,  Schulen,  Bahnhöfen, 
Fabriken,  Hospitälern,  Kasernen,  Wohngebäuden,  Theatern,  Malzdarren, 
Saamen- Klengen,  Trockenanstalten  u.  s.  w.,  fertigen  auf  einzusendende 
Pläne  Kostenvoranschläge. 


Die  Herren  Baumeister  und  Bau-Unternehmer  erlaube  ich  mir 
auf  meinen 

Hydraulischen  Kalk 

ganz  ergebenst  aufmerksam  zu  machen.  Ueber  dessen  Brauchbar- 
keit zu  Wasserbauten  und  Häuserbauten  auf  nassem  Grunde  kann 
ich  genügend  mit  Attesten  von  hervorragenden  Technikern  aufwarten. 

Oppeln.  A.  Giesel,  Kalkbrennereibesitzer. 


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aller  Art,  mit  und  ohne  Ventilation,  für  Wohnhäuser,  öffent- 
liche Gebäude,  Krankenhäuser,  Gewächshäuser  etc. 

sowie  Dampfheizungen,  Bade- Einrichtungen  etc. 

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rigkeit auch  in  schon  bewohnten  Gebäuden  einrichten. 

Kostenanschläge,  Piäne,  Beschreibungen  und  Atteste  werden  auf 
Verlangen  gratis  eingesandt. 


ASPHALT 


Ehrenvolle 

Exposition 

universelle 

F.  Schlesing 

Erwähnung. 

Exhibition 

internationale 

ä Paris  1855. 

Berlin,  Georgenstrasse  33. 

London  1802. 

X w e i s - 
gesc  hafte: 
Königsberg  i.  Pr. : 
Steindammer  Wie- 
senstrasse 6. 

Magdeburg : 

Werftstrasse  23. 


Nieder- 

lagen: 

Breslau  :T.W.Kra- 
raer,  Büttnerstr.  30. 
Posen:  C.  Dietz, 
St.  Adalbertst.  13. 
Stettin,  Danzig, 
Dresden. 


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Art  hier  und  mit  seinem  anerkannt  besten 

natürlid)en  Asphalt,  den  er  nur  allein  verarbeitet,  so  wie 
zum  Dcrhflllf  der  Materialien  nebst  Verarbeitungsunter- 
weisung. 

Seine  seit  20  Jahren  für  $Ötli()lid)t,  Stäötifdje  Behör- 
den und  Privaten  sich  bewährt  habenden  Arbeiten  sind 
wohl  die  beste  ©ürontie  für  die  Dauer  und  Güte  derselben. 


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richtungen  zum  Schutz  von  Thiiren  und  Fenstern  gegen  Einbruch  etc. 

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einen  grösseren  Komfort;  durch  einen  neu  konstruirten  Kontrollapparat  allen  Hotels  die  korrekteste  und  sicherste  Kontrolle  ihres  Dienst- 
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öffentliche  Institute  erspriessliche  Arten  von  Anlagen  und  der  dazu  gehörigen  Apparate  sind  in  unserem  Ausstellungssaale  zur  ge- 
fälligen Ansicht  aufgestellt. 


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Jahrgang  II. 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 

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Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 
2 Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

lifraiismffobfn  von  Mitgliedern 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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übernehmen  alle  Postanstalten 
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für  Berlin  die  Expedition 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berl  in 


5 


den  14.  Februar  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  neuere  Bauthätigkeit  in  Elberfeld.  — Nietver- 
bindungen. — Die  Organisation  des  Bauwesens  und  der  Ausbildungs- 
gang der  deutschen  Bautechniker,  XI.  Das  Grossherzogthum 
Oldenburg.  — Feuilleton:  Adolph  Lohse  (Nekrolog).  (Schluss.) 
— Restauration  des  Münsters  zu  Ulm.  — Mittheilungen  aus 


Vereinen:  Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  — - Architekten- 
Verein  zu  Berlin.  — Aus  der  Fachlitteratur:  Mittheilungen 
| der  k.  k.  oestreichischen  Zentral-Kommission  zur  Erforschung  und 
j Erhaltung  der  Baudenkmale.  — Der  praktische  Mascbinen-Kon- 
strukteur,  Red.  von  W.  H.Uhland.  — Pe  rs  o nal -Nach  ri  c li  ten  etc. 


Die  neuere  Bauthiiti<rkeit  in  Elberfeld. 


In  dem,  dem  Regierungsbezirk  Düsseldorf  angehö- 
rigen,  von  Osten  nach  Westen  sieb  hinziehenden  Wupper- 
thale  hatte  sich  bereits  im  vorigen  Jahrhundert  eine  rege 
Industrie  entwickelt,  welche  in  der  jüngsten  Zeit  so 
emporgeblüht  ist,  dass  die  dem  Thale  angehörigen  Orte 
Elberfeld  und  Barmen  bekanntlich  einen  hervorragenden 
Platz  unter  den  Städten  Deutschlands  einnehmen. 

Der  bauliche  Ausdruck  dieser  Industrie  war  jedoch 
bis  vor  Kurzem  ein  überaus  dürftiger;  Fabrikgebäude, 
welche  schuppenartig  errichtet  waren,  Wohngebäude, 
deren  Aussen  wände  mit  Schiefer  bekleidet  wurden,  enge 
winklige  Strassen,  die  ohne  leitenden  Plan  entstanden, 
gaben  ein  düsteres  und  fast  ärmliches  Städtebild,  das  der 
Rauch  zahlreicher  Dampfkesselschornsteine  wolilthätig 
einhüllte.  — Die  herrschende  Bauweise  stützte  sich  aller- 
dings auf  die  Witter ungsverhältnisse  des  Thaies,  welches 
den  herrschenden  Stürmen  offen,  von  besonders  lang  an- 
dauernden Schlagwettern  heimgesucht  ist,  und  es  lässt 
sich  nicht  läugnen,  dass  durch  die  an  eine  Brettverschaa- 
lung  über  einander  genagelten  Schieferplatten  dem  Ein- 
dringen des  Schlagregens  wirksam  begegnet  wird.  In- 
dessen musste  diese  Bauart,  als  wenig  ausbildungsfähig, 
mit  der  Wiedererhebung  der  Architektur  als  selbstständiger 
Kunst,  wie  sie  sich  in  den  letzten  Dezennien  auch  im 
Wuppertliale  geltend  zu  machen  begann,  von  selbst 
fallen.  Der  Ersatz  durch  ein  monumentales  Material  war 
freilich  in  so  fern  schwierig,  als  die  in  der  Nähe  gewon- 
nenen, zumeist  in  offenen  Feldöfen  gebrannten,  durchläs- 
sigen und  schlecht  geformten  Ziegel  sich  zum  Backstein- 
rohbau wenigstens  für  wichtigere  Ausführungen  nicht 
eignen  wollten.  Es  blieb  somit  nur  die  Wahl  zwischen 
dem  unmonumentalen  Putzhau  und  dem  Bau  aus  natür- 
lichem Stein.  Erfreulich  ist  es,  dass  für  die  Erstlings-1 
hauwerke  der  neuern  Bauthätigkeit  Elberfelds  die  verliält- 
nissmässig  bedeutenden  Kosten  der  letztgenannten  Bau- 
weise nicht  gescheut  wurden.  Wir  sehen  hierin  sowohl 
die  Kommune,  wie  die  Eisenbahn-  und  die  Staatsverwal- 
tung beginnen,  wenn  auch  leider  nur  die  letztere  dem 
Monumentalbau  treu  geblieben  ist. 

Die  neuere  Bauthätigkeit  der  Kommune  begann  mit 
dem  Rathhausbau,  dessen  Grundriss  als  ansehnlicher 
Langhau  mit  einem  kurzen  Seitenflügel  disponirt  ist.  Der 
Bau  kam  iu  den  vierziger  Jahren  durch  Crem  er  zur 
Ausführung.  Die  offene  Lage  an  drei  Strassen  Hess  eine 
reiche  layaden-  Entwickelung  zu  und  ist  von  dem  Archi- 
tekten in  diesem  Sinne  genutzt;  das  Bekleidungsmaterial 
bildet  der  harte,  nicht  gerade  leicht  zu  bearbeitende 
Kohlensandstein  von  der  Ruhr.  Die  drei  Geschosse  sind 
in  konsequent  und  strenge  durchgeführter,  römischen 
Formen  sich  anschliessender  Arkaden  -Architektur  mit 
kräftigem  Relief  aufgeführt  und  gewähren  einen  dem 
Zwecke  in  seltener  Weise  entsprechenden  Eindruck.  Das 
Innere  ist  würdig  ausgehildet;  die  Räume  zwischen  kräf- 


tigen Stützen  gewölbt,  die  Korridore  und  Vestibüle  licht 
und  geräumig,  die  Treppen  massiv  und  breit.  — 

Bei  späteren  Bauten  ist  die  Kommune  auf  den  in 
der  Anlage  allerdings  billigeren  Putzbau  übergegangen 
und  wenngleich  anzuerkennen,  dass  derselbe  in  möglichst 
solider  Ausführung,  unter  Mitverwendung  des  Sandsteins 
zu  exponirten  Architekturtheilen,  hergestellt  ist,  so  möchte 
doch  gerade  da,  wo  das  ächte  Material  zu  erlangen  ist 
und  ein  Beispiel  seiner  Anwendung  bereits  gegeben  war, 
das  Zurückgehen  auf  einen  Nothbehelf  am  wenigsten  zu 
billigen  sein.  — Zu  erwähnen  sind:  das  städtische 

Waisenhaus,  ein  einfacher  aber  ansprechender  Bau, 
ferner  die  Webe-  und  Gewerbeschule,  die  unter  der 
Mitwirkung  Stüler’s  in  den  fünfziger  Jahren  in  edler 
italienischer  Renaissance,  mit  fein  durchgebildeten  Detail- 
formen ausgeführt  ist.  Das  Gebäude  enthält  (‘ine  Front 
von  massiger  Ausdehnung  und  zwei  Seitenflügel;  die 
Mitte  der  Front  wird  durch  den  als  Risalit  behandelten 
Aulenbau  mit  dessen  drei  mächtigen  Bogenfenstern  ausge- 
zeichnet. Das  Innere  enthält  eine  opulent  angelegte, 
dreiarmige  Treppe  mit  10'  weit  freitragenden  Sandstein- 
stufen. Endlich  ist  liier  das  zu  Ende  der  fünfziger  Jahre 
erbaute  städtische  Krankenhaus  zu  nennen,  ein  Bau 
von  stattlichen  Dimensionen,  dessen  Krankensäle  in  drei 
Geschossen  an  der  Südfront  angeordnet  und  von  den  mit 
Fenstern  an  der  Nordseite  versehenen  Korridoren  aus  zu- 
gänglich sind.  Für  die  wirtlischaftlichen  Anforderungen 
ist  in  sachgemässer  ausreichender  Weise  gesorgt,  weniger 
für  die  architektonische  Ausbildung.  Die  mit  Vorbauten 
vielfach  durchsetzten  Fronten  erhalten  durch  zahlreiche 
schwache  Eckpfeiler,  die  als  Thürmchen  das  Hauptgesims 
durchbrechen,  ein  etwas  fremdartiges  Ansehen,  da  diese 
an  das  Mittelalter  erinnernde  Anordnung  nicht  zu  den, 
nach  antiken  Mustern  gebildeten,  schwach  reiiefirten  Details 
der  Architektur  passen  will.  Trotzdem  verfehlt  das  Ge- 
bäude hei  seiner  die  Umgehung  beherrschenden  Lage 
nicht,  sich  landschaftlich  wirksam  zu  präsentiren.  — Es 
schliessen  sich  die  aus  städtischen  Fonds  erbauten  klei- 
neren Gebäude  an,  bei  denen  ebenfalls  ein  anfängliches 
Streben  nach  Monumentalität  durch  Anwendung  des 
Backstein -Rohbaues  sich  geltend  macht,  der  freilich  bei 
der  schlechten  Beschaffenheit  des  Materials  sich  durch 
sein  Aussehen  wenig  empfahl  und  wohl  aus  diesem 
Grunde  aufgegeben  wurde.  Hierhin  gehören  das  städti- 
sche Irrenhaus  und  einige  Schulgebäude.  — Um  der 
Elementar  - Schulen , deren  einige  in  äusserem  Mörtelputz 
in  jüngster  Zeit  zur  Ausführung  gekommen  sind,  wenig- 
stens zu  erwähnen,  sei  gesagt,  dass  solche  einer  monu- 
mentalen Behandlung  und  künstlerischen  Durchbildung, 
deren  man  sie  als  der  wichtigen  Pflanzstätten  der  Volks- 
bildung in  unsern  Hauptstädten  zu  würdigen  begonnen 
hat,  vorläufig  noch  entbehren  müssen. 

Im  Anschlüsse  an  die  Kommunalhauten  ist  zweier,  in 


den  letzten  zwanzig  Jahren  erbauten  Kirchen  Erwäh- 
nung zu  thun,  einer  lutherischen,  welche,  wie  es  scheint, 
unter  Stiiler’s  Einfluss,  in  einfachen,  der  Gothik  entlehn- 
ten Formen,  mit  viereckigem,  gut  proportionirtem  Tliurme, 
schlichtem  Langhaus  und  anspruchsloser  innerer  Ausstat- 
tung, sowie  einer  reformirten,  die,  ein  Werk  Zwir- 
ner’s,  im  romanischen  Stile  mit  reicher  Thurmfacade,  in 
der  Disposition  der  vorigen  ähnlich,  ausgeführt  ist.  Beide 
Kirchen  zeigen  Sandsteinfronten,  deren  Gesammtwirkung 
eine  acht  monumentale,  durch  die  unregelmässige  Quader- 
schichtung nicht  beeinträchtigt  wird.  — 

Eines  nicht  unerheblichen  Zuwachses  an  Baulichkeiten 
hat  sich  die  Stadt  durch  die  Thätigkeit  der  Verwaltung 
der  Bergisch  -Märkischen  Eisenbahn  zu  erfreuen.  In  den 
vierziger  Jahren  entstand  die  Bahnhofsanlage  auf  einem 
langgestreckten,  parallel  dem  Flussgebiete  sich  hinziehen- 
den, südlich  durch  eine  Felswand  abgeschlossenen,  nörd- 
lich zum  Theil  gegen  die  Stadt  hin  offenen  Terrain,  und 
ist  die  Verwaltung  bei  dem  rapide  zunehmenden  Geschäfts- 
betrieb der  Eisenbahn -Gesellschaft  gezwungen,  sicli  mehr 
und  mehr  nach  der  Stadtseite  hin  auszudehnen.  Der  An- 
fang wurde  durch  den  monumentalen  Bau  des  in  statt- 
licher Grösse  errichteten,  zugleich  zur  Aufnahme  der  Ge- 
schäftsräume der  Direktion  bestimmten  Stationsgebäu- 
des gemacht,  dessen  mit  Sandstein  bekleidete,  der  Stadt- 
seite zugekehrte  Hauptfront,  mit  ihrem  mächtigen,  die  Mitte 
auszeichnenden,  viersäuligen  korinthischen  Portikus,  den 
zwei  langgestreckten  in  Eckrisaliten  endigenden  Flügel- 
bauten, deren  Untergeschoss  in  rundbogige  Arkaden  auf- 
gelöst erscheint,  den  glücklichen  Massen  Verhältnissen  mit 
den  in  attischer  Einfachheit  durchgebildeten  Gliederungen 
einen  erquickenden  Eindruck  gewährt.  Während  nun 
heut  zu  Tage  der  gewiss  richtige  Grundsatz  befolgt  zu 
werden  pflegt,  derartige  Anlagen  für  neue  Bahnen  anfäng- 
lich womöglich  nur  als  provisorische  zur  Ausführung  zu 
bringen,  um  für  später  sich  herausstellendes  erhöhtes  Be- 
dürfnis die  Mittel  zu  würdiger  Gestaltung  definitiver  Bau- 
ten bereit  zu  haben,  haben  wir  es  hier  mit  dem  umge- 
kehrten Falle  zu  thun  und  ist  ein  entschiedenes  Zurück- 
gehen auf  unmonumentale  Gestaltung  der  späteren  Bau- 
ausführungen zu  registriren.  So  wurde  ein  Anbau  an  das 
Stationsgebäude  zwar  unter  genauer  Nachbildung  der  De- 
tailformen des  Mutterbaues,  aber  in  Putz  ausgeführt,  und 
ein  neues  nicht  unansehnliches  Wohngebäude  mit  Wohnun- 
gen für  drei  Direktoren  gleichfalls  mit  Putzfacaden  versehen. 

Eine  nicht  unerhebliche  Zahl  von  Gebäuden  von 
grösserer  und  geringerer  Bedeutung  sind  ausserdem  nach 
und  nach  auf  dem  erwähnten  Platze  entstanden,  anschei- 
nend ohne  Zugrundelegung  eines  Erweiterungsplanes,  wie 
es  das  augenblickliche  Bedürfniss  mit  sich  brachte.  Diese 
Bauten  sind  meist  in  Ziegelrohbau  ausgeführt,  der  ent- 
weder flüchtig  behandelt,  oder  mit  vergänglichem  Material 
kombinirt  erscheint  und  machen  keinen  Anspruch  auf  den 
Charakter  der  Monumentalität.  — Zur  Verbindung  des 
hoch  gelegenen  Platzes  vor  dem  Stationsgebäude  mit  den 
jenseits  der  Wupper  gelegenen  niedrigen  Stadttheilen  ist 
Seitens  der  Eisenbahn -Verwaltung  an  Stelle  der  früher 
bestandenen  niedrigen  Brücke,  von  der  aus  die  Passage 
nach  dem  Eisenbahnterrain  äusserst  beschwerlich  war,  vor 
wenigen  Jahren  eine  neue  steinerne  Brücke  erbaut, 
deren  breite  Fahrbahn  mit  einer  ziemlich  bedeutenden, 
aber  noch  günstigen  Steigung  unmittelbar  auf  die  Höhe 
des  Platzes  führt.  Die  Feberbrückung  ist  mittelst  dreier 
zur  Gewinnung  der  Steigung  ungleich  weit  gespannter 
tlaeher  Bögen  aus  Basaltlava  in  kühner,  technisch  vollen- 
deter Ausführung  bewirkt. 

Es  reihen  sich  die  durch  die  Staatsbehörden  ausge- 
führten Baulichkeiten  an,  zunächst  das  Anfangs  der  fünf- 
ziger Jahre  erbaute  Geschäftsgebäude  des  Königlichen 
Landgerichts,  ein  Sandsteinbau  mit  einer  die  Haupt- 
front bildenden  offenen  Halle  aus  römisch  - dorischen  Säu- 
lenarkaden, und  einer  gleichfalls  mit  Sandstein  bekleideten, 
vielfach  gruppirten  Rückfront.  Das  Ensemble  der  nach 
allen  Seiten  hin  frei  liegenden  Theile  des  Baues  übt  einen 
malerischen  Reiz  aus.  der  durch  die  maassvollen  aber  cha- 
rakteristischen Architekturformen  gehoben  wird,  wenngleich 
nicht  zu  verkennen  sein  dürfte,  dass  der  Ernst  der  Be- 


stimmung des  Gebäudes  nicht  zum  Ausdruck  gelangt  ist. 
Das  Gebäude  ist  ein  Werk  Busse’s  und  findet  sich  in 
einem  der  früheren  Jahrgänge  der  „Zeitschrift  für  Bau- 
wesen“ veröffentlicht.  Der  Schwurgerichtssaal  wird  in 
naher  Frist  die  ihm  bestimmte  al  Fresco -Ausschmückung 
durch  Bauer  in  Düsseldorf  erhalten.  — Das  Gerichts- 
Gefängniss  ist  vor  einigen  Jahren  beendigt.  Es  ist  die- 
ses ein  Backsteinrohbau  von  bedeutender  Ausdehnung,  der, 
wenngleich  die  Bestimmung  des  Gebäudes  der  künstleri- 
schen Ausbildung  eben  nicht  günstig  ist,  bei  der  sachge- 
mässen  Verwendung  eines  guten  Materials  der  beabsichtig- 
ten monumentalen  Wirkung  nicht  entbehrt  und  als  das 
erste  Beispiel  eines  bedeutenderen,  mit  Sorgfalt  behandelten 
Ziegelbaues  im  Wupperthale  begrüsst  zu  werden  verdient. 
Das  neuerdings  errichtete  Postgebäude  ist  kürzlich  in 
dieser  Zeitschrift  besprochen  und  kann  daher  hier  umgan- 
gen werden.  — 

Schliesslich  sei  in  wenigen  Worten  der  neueren  Pri- 
vatbauthätigkeit  gedacht,  welche  sich  unter  der  dem  Orte 
eigenen  wohlhabenden  industriellen  Aristokratie  in  eigen- 
thümlich  charakteristischer  Weise  entwickelt  hat  und 
wohl  einer  Besprechung  mittelst  besonderen  Berichtes 
Werth  ist.  Es  kann  jedoch  hier  schon  erwähnt  werden, 
dass  Dank  den  ausreichenden  Privat -Mitteln  und  dem 
Kunstsinn,  der  mehr  als  an  vielen  anderen  Orten  in  den 
maassgebenden  Kreisen  Eingang  gefunden  hat,  es  gelun- 
gen ist,  die  Privat-Architektur,  zum  bessern  Theil  wenig- 
stens, der  Behandlung  durch  Künstlerhand  zuzufiihren. 

— e — 


iXietverbiiuluiigeii.  *) 


In  No.  49  dieser  Zeitschrift  ist  in 
einem  Aufsatz  „Ueber  Nietverbindungen“ 
der  Satz  aufgestellt,  dass  eine  Stossverbin- 
dung  mit  unsymmetrischer  Stossplatte  durch 
Abschneiden  von  Blech  verstärkt  werden 
kann.  Der  Beweis  ist  durch  Rechnung 
dargelegt;  einige  augenfällige  Druckfehler 
können  denselben  nicht  beeinträchtigen. 
In  No.  52  des  Blattes  wird  dieser  Satz 
angefochten  und  zunächst  die  Behauptung 
aufgestellt,  dass  äussere  Kräfte,  die  die 
Stossplatte  auf  Biegung  in  Anspruch  neh- 
men, nicht  existiren.  In  allen  Fällen  aber, 
wo  Richtung  der  Kraft  und  Axe  des  über- 
tragenden Konstruktionstheils  nicht  zusammenfallen,  entsteht 
für  diesen  ein  Moment,  und  zwar  ist  dieses  gleich  der 
Kraft  mal  dem  Abstand  von  jener  Axe.  Hier  also: 

M = Q . I. 

Wie  der  Verfasser  des  in  No.  52  dieser  Zeitschrift 
enthaltenen  Aufsatzes  eine  Spannungsvertheilung  in  der 
Stossplatte,  wie  sie  dort  in  der  Skizze  angedeutet  ist,  ohne 
Zuhülfenahme  eines  Momentes  erklären  will,  ist  nicht 

b 1 


ersichtlich.  Zudem  wird  bei  einem  \ erhältmss  ^ ^ 

wie  cs  etwa  dort  gewählt,  c tq  nicht  positiv,  sondern  ne- 
gativ ausfallen. 

Es  wird  ferner  dort  der  Unterschied  gemacht,  ob  die 
Platte  an  beiden  Enden  seitlich  angegriffen,  oder  ob  dies 
nur  an  einem  Ende  der  Fall.  Ein  solcher  L nterschied 
besteht  in  Wirklichkeit  nicht,  denn 
zwischen  den  beiden  Blechstreifen  kann 
man  jederzeit  eine  Linie  A B den- 
ken und  für  diese  sagen,  die  Stoss- 
platte sei  hier  in  ihrer  ganzen  Breite 
befestigt.  Ob  diese  Befestigung  gerade 
durch  Niete  geschieht,  ist  hierbei  gleicb- 
B gültig.  Sowohl  Niete,  wenn  solche  vor- 
handen, wie  auch  die  Stossplatte  tür 
sich  werden  immer  auf  der  Seite  von 
B stärker  in  Anspruch  genommen  wer- 
den als  auf  der  von  A.  Die  Einzel- 
kraft Q wird  in  keinem  Falle,  wie  es 
dort  behauptet,  mit  der  Mittellinie  der 
Stossplatte  zusammenfallen. 


*)  Wie  zu  erwarten  war,  sind  uns  von  mehren  Seiten  Ent 


59 


Bezüglich  der  oben  gestellten  Behauptung,  dass  die 
Spannung  in  A,  die  mit  k 4 bezeichnet  werden  mag,  allen- 
falls negativ  Ausfallen  könne  (Druckspannung),  diene  Fol- 
gendes: £4  = ky  — k2 

= 8 a) 

' bt  b ,2  J 


Dieser  Ausdruck  wird  negativ,  sobald 
2 bi  )>  3 b,  also:  b 1 )>  b 

L 

Heinr.  Hülm. 


Die  Organisation  des  Kaiiwescns  und  der  Aiisbildiiugsgong  der 
deutschen  Bautechniker. 

XI.  Im  Grossherzogtbum  Oldenburg. 

A.  Organisation  der  Bauverwaltung. 

Im  Ilerzogthum  Oldenburg  — denn  das  Gross- 
herzogthum muss  bei  einem  Bericht  über  die  Organisation 
seiner  Behörden  in  die  drei  weit  auseinanderliegenden 
Länderkomplexe,  das  eigentliche  Herzogthum  und  die  I'ür- 
stentliümer  Lübeck  und  Birkenfeld,  zerlegt  werden  — 
existiren: 

1)  eine  Weg-  und  Wasserbau -Direktion  mit  7 Be- 
zirken unter  der  Regierung, 

2)  eine  Hochbau -Direktion  unter  der  Kammer,  und 

3)  eine  Eisenbahn  - Direktion  unter  dem  Ministerium 
des  Innern  stehend. 

Dieser  für  98  Quadratmeilen  und  244,000  Einwoh- 
ner wohl  etwas  weitläufige  Apparat  erklärt  sich  aus  den 
besonderen  Verhältnissen  des  Landes.  Die  Wege-  und 
Wasserbau -Direktion  (1  Oberdeichgraf  und  2 Mitglieder: 
1 Baurath,  1 Ober- Inspektor)  ist  der  Regierung  unter- 
stellt, weil  der  Hauptgegenstand  ihrer  Fürsorge,  die  Unter- 
haltung der  30  Meilen  langen  Deichstrecke,  durch  welche 
die  2/s  der  Grundsteuer  tragenden  Marschen  gegen  See 
und  Weser  geschützt  werden,  eine  innige  Beziehung  zu 
der  Verwaltung  bedingt;  nur  ein  Einziger  der  7 Bezirks- 
baumeister (Inspektoren)  steht  nicht  mit  Deich-  und  Siel- 
verbänden in  Rapport.  Die  Hochbau-Direktion  hingegen 
(1  Vorstand  und  1 Mitglied)  ist  der  Kammer  unterstellt, 
weil  die  Bauthätigkeit  derselben  sich  wesentlich  auf  die 
Domainen  beschränkt.  Die  Eisenbahn -Direktion  ist  erst 
seit  kurzer  Zeit  errichtet. 

Im  Fürstenthum  Lübeck  ist  das  Bau-  und  Vermessungs- 
wesen zwei  Beamten,  einem  Bau-Inspektor  und  einem  „Ober- 
weg-Inspektor und  Landmesser“,  im  Fürstenthum  Bir- 
ke nfeld  einem  Bau-Inspektor  im  Ressort  der  betreffenden 
Regierungen  übertragen.  Für  die  Schlösser  etc.  führt  der 
Grossherzog  ausserdem  noch  einige  Ilofbaubeamte  auf  sei- 
nem Hofetat. 

Eine  schon  lange  beabsichtigte  Vereinfachung  dieser 
Organisation  scheint  erst  neuerdings  bei  der  schweren  Be- 
lastung des  Staatshaushaltes  in’s  Leben  treten  zu  wollen. 
Wie  verlautet,  soll  schon  dem  nächsten  Landtage  eine 
Vorlage  gemacht  werden,  wonach  unter  FortfaB  sämmt- 
licher  Mittelbehörden  das  mit  technischen  Departementairs 
versehene  Ministerium  direkt  mit  den  Unterbehörden  ver- 
kehren soll. 

Im  Baugewerbe  herrscht  vollständige  Gewerbe- 
freiheit. Die  Konkurrenz  hat  jedoch  im  Ganzen  weder 
in  konstruktiver  noch  ästhetischer  Beziehung  anregend 
gewirkt,  da  überhaupt  die  Bauthätigkeit  in  Oldenburg 
eine  dürftige  und  anspruchslose  ist. 

B.  Die  Ausbildung  und  Stellung  der 

Bautechniker. 

Die  Prüfung  der  Kandidaten  für  den  Staatsdienst 
kann  nach  dem  Gesetze  vom  Jahre  1858  auf  den  Nach- 
weis der  Reife  für  Prima  eines  Gymnasiums  oder  der 

gegnungen  auf  den  Artikel  in  No.  52  d.  vor.  Jahrg.  zugegangen. 
Die  Herren  Verfasser  werden,  bei  der  sichtlichen  Uebereinstimmung 
ihrer  Bemerkungen  mit  der  obigen  entschuldigen,  dass  wir  nur  die 
uns  zuerst  eingegangene  Entgegnung  zum  Abdruck  bringen.  (D.Red.) 


Absolvirung  einer  höheren  Bürgerschule  (Realgymnasium) 
erfolgen,  wenn  der  Kandidat  vorher,  unter  Anlage  von  in’s 
erwählte  Fach  einschlagenden  Zeichnungen,  noch  Zeug- 
nisse beigebracht  hat  über  eine  mindestens  zweijährige 
praktische  Beschäftigung  unter  geprüften  Baumeistern  und 
über  die  auf  einer  polytechnischen  Schule  oder  Bauaka- 
demie (meistens  wird  Hannover  und  Zürich,  selten  Berlin 
besucht)  gemachten  Studien.  Die  Prüfung  ist  eine  ein- 
malige und  erstreckt  sich  auf  die  allgemeinen  mathema- 
tisch-technischen Fächer,  sodann  speziell  für  die  Kandi- 
daten des  Flochbaues  auf  die  wichtigsten  Baustile  und  auf 
die  Anwendung  der  Konstruktionslehre  bei  schwierigen 
Bauanlagen,  — und  für  die  des  Wege-  und  Wasserbaues 
auf  die  gesammte  Weg-,  Brücken-  und  Wasserbaukunst, 
auf  Eisenbahnbau  und  Telegraphenwesen. 

Die  Prüfung,  welche  auf  Wunsch  auch  für  beide 
Disziplinen  zugleich  gemacht  werden  kann,  besteht  aus  einer 
in  der  Regel  6 Monate  in  Anspruch  nehmenden  Haus- 
arbeit, 2 Tagen  Klausurarbeiten  und  einem  mündlichen 
Examen  und  wickelt  sich  gewöhnlich  erst  in  einigen 
Jahren  ab. 

Nach  bestandener  Prüfung  wird  der  „Kandidat“  bei 
Neubauten  diätarisch  ( 1 V2  Thlr.  pro  Tag)  beschäftigt, 
sieht  sich  indessen  bei  dem  häufigen  Mangel  an  Arbeit 
nicht  selten  genöthigt,  anderswo  belehrende  und  lohnende 
Arbeit  zu  suchen.  Der  Vorschlag,  zur  Erzielung  von  Er- 
sparnissen die  Chausseeaufseherstellen  ad  300  Thlr.  den 
Kandidaten  zu  übertragen,  will  nicht  recht  in’s  Leben 
treten,  indem  fast  Alle  die  Annahme  solcher  Stellen  ab- 
lehnen. 

Nach  erfolgter  Anstellung  wird  der  „Bau-Konduk- 
teur“ als  Hiilfsarbeiter  auf  den  Direktions- Büreaux  be- 
schäftigt, oder  auch  zur  Ausführung  von  Bauten  verwandt, 
zu  denen  es  den  Bezirksbaumeistern  an  Zeit  fehlt. 

Die  etatmässigen  Besoldungen  betragen:  für  Bau- 

Kondukteure  420—  600  Thlr.,  für  Bezirks  - Baumeister 
600 — 1100  Thlr.,  für  Direktions-Mitglieder  800—  1300 
Thlr.,  für  Direktions-Vorstände  1200—1600  Thlr. 

Bauhandwerker  besuchen  zum  Th  eil  eine  Bau- 
gewerkschule. Eine  Prüfung  wird  nicht  verlangt  und  kann 
ein  Jeder  nach  Belieben  sich  etabliren  und  sich  den  Na- 
men Meister  oder  Unternehmer  beilegen;  auf  dem  Lande 
kommt  es  vor,  dass  ein  und  derselbe  Handwerker  mauert, 
zimmert,  tischlert,  verglaset  und  anstreicht. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  Auszüge  aus 
den  Protokollen  über  die  Versammlungen  vom  April  bis  De- 
zember 1867.  (Schluss.) 

Sitzung  vom  18.  Oktober  1 8 6 7.  Vorsitzender  Hr. 
F.  G.  Stammann. 

Baupolizei- Inspektor  Wageinann  tlieilt  die  Resultate 
seiner  Versuche  über  Festigkeit  von  vermauerten  Backsteinen 
mit  und  zeigt  die  Bruchstücke  der  zerdrückten  Mauerstein- 
blöcke vor.  Die  Steine  sind  im  April  d.  J.  vermauert  wor- 
den und  etwa  am  10.  Oktober  zerdrückt;  die  hydraulische  Presse 
hatte  12"  engl.  Durchmesser.  Zuerst  wurden  die  Versuche 
mit  Zwischenlagen  aus  Lindenholz  gemacht,  was  sieh  jedoch 
als  praktisch  nicht  erwies,  da  sich  das  Holz  sehr  stark  und 
in  so  unregelmässiger  Weise  zusammendrücken  Hess,  dass  da- 
durch der  Mauerblock  ungleichmässig  beansprucht  wurde  und 
daher  vorzeitig  durchriss.  Es  wurden  deshalb  dadurch  pas- 
sende Endflächen  hergestellt,  dass  nasser  Sand  auf  dieselben 
gebracht,  dieser  Sand  gerade  abgestrichen  und  eine  Papp 
scheibe  aufgelegt  wurde. 

Die  Resultate  waren  im  Allgemeinen  folgende: 

Die  Risse  zeigten  sich  vorwiegend  der  Länge  nach,  d.  h. 
parallel  zur  Druckrichtung. 

Der  erste  Riss  (oben  und  unten)  war  allemal  in  einer 
Stossfuge. 

Der  Portland-Zement  hielt  einen  grossem  Druck  aus  als 
der  Kalkmörtel,  welcher  letztere  theilweis  zu  Pulver  zerdrückt 
wurde;  sämmtliche  Mörtel  waren  übrigens  im  Verhältnisse  von 
1 : 3 gemischt  worden. 

Der  Unterschied  in  den  Druckkräften,  welche  dem  ersten 
Riss  und  der  vollständigen  Zertrümmerung  entsprachen,  war 
bei  Kalkmörtel  grösser  als  bei  Portland-Zement. 

Die  genauen  Zahlenwerthe  sollen  im  berliner  Wochen- 


GO 


blatte  veröffentlicht  werden;  aus  denselben  folgert  Hr.  Wa- 
gemann, dass  die  zulässige  Belastung  für  Backsteinmauer- 
werk beträgt: 


in  Kalk 

in  Zement 

für 

vermauert 

vermauert. 

pr.  □" 

pr-Cl" 

Steine  von  geringer  Qualität 

100  Pfd. 

200  Pfd. 

Steine  von  guter  Qualität . . 

150— 160  Pfd. 

400  Pfd. 

Beste  Klinker 

— — 

600  Pfd. 

Die  letzte  Klasse  muss  aber  dann  sehr  sorgfältig  vermauert 
werden , weil  das  Mauerwerk  sonst  nur  geringe  Festigkeit 
erhält. 

Nach  verschiedenen  kleineren  Mittheilungen  des  Vorsit- 
zenden spricht  Architekt  Hastedt  über  die  bereits  1S64  im 
Vereine  augeregte  und  in  Wien  für  die  hamburger  Versamm- 
lung zur  Erörterung  ausgesetzte  Frage,  welches  Verfahren  bei 
der  Ausschreibung  von  Konkurrenzen  einzuhalten  sei,  und 
wünscht,  dass  bei  der  bevorstehenden  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure  der  Verein  die  Sache  wieder  auf- 
nehmen möge.  Es  wird  die  frühere  Kommission  von  7 Mit- 
gliedern wieder  eingesetzt,  um  der  jetzigen  Sachlage  gemäss 
weitere  Verhandlungen  einzuleiten. 

Sitzung  vom  15.  November  1S67.  Vorsitzender  Hr, 
F.  G.  Stammann. 

Der  Vorsitzende  theilt  mit,  dass  die  Maurermeister  sich 
in  einer  Eingabe  an  die  Bürgerschaft  gegen  die  Annahme  der 
von  der  Majorität  des  Vereins  befürworteten  und  von  der 
Baupolizei  dem  Senate  eingereichten  Gesetzesvorlage  über 
gleiches  Backsteinmaass  ausgesprochen  haben.  Maurermeister 
Ehlers  motivirt  die  dissentirende  Ansicht  der  Maurermeister. 

Hr.  A.  L.  J.  Meier  referirt  über  die  Thätigkeit  der 
Kommission  für  die  Konkurrenzfrage.  Am  28.  Oktober  ist 
die  frühere  Kommission  zusammengetreten  mit  Ausnahme  des 
Architekten  Hallier  und  des  inzwischen  verstorbenen  Archi- 
tekten G liier.  Redner  verliest  ein  au  den  berliner  Archi- 
tekten-Verein  gesandtes  Schreiben  der  Kommission  und  die 
verschiedenen  Fassungen  des  berliner  und  des  hamburger  Ent- 
wurfs. Der  Verein  entscheidet  sich,  eine  eingehende  Be- 
sprechung der  Angelegenheit  auszusetzen,  bis  die  in  No.  45 
des  berliner  Wochenblattes  in  Aussicht  gestellte  Motivirung 
der  berliner  Fassung  des  Entwurfs  vorliegt. 

Baupolizei -Inspektor  Luis  spricht  über  die  nothwendig 
gewordene  Revision  des  vor  etwa  2 Jahren  neu  eingeführten 
Baupolizeigesetzes.  Die  praktische  Handhabung  des  damals 
ganz  neu  komponirten  Gesetzes  hat  gar  bald  die  Unvollkom- 
menheit gezeigt  und  giebt  zugleich  Fingerzeige,  wie  man  am 


I Besten  ändern  und  bessern  kann.  Redner  erläutert  dies  durch 
Beispiele  und  fordert  allerseits  zur  Einsendung  von  Monituren 
an  die  Baupolizei  auf. 

Sitzung  vom  13.  Dezember  1867.  Vorsitzender  Hr. 
F.  G.  Stammann. 

Die  Hauptbezugsquelle  für  gewöhnliche  Backsteine  ist 
für  Hamburg  der  hannoversche  Marschdistrikt  am  linken  Elb- 
ufer, zumal  das  Land  Stade.  Der  Vorsitzende  theilt  mit,  dass 
in  Betreff  des  neu  einzuführenden  Steinmaasses  die  Baupolizei 
statt  weiterer  Verhandlungen  an  die  Landdrostei  Stade  ge- 
schrieben habe,  um  von  dort  eine  Einwirkung  auf  die  Fabri- 
kanten thunlichst  zu  veranlassen,  dass  sie  das  Steinmass  den 
hamburgischen  Wünschen  entsprechend  innehalten  möchten. 
Antwort  sei  noch  nicht  erfolgt.  Hr.  Ehlers  theilt  mit,  dass 
er  die  Absicht  habe,  nach  der  durch  die  Bürgerschaft  bevor- 
stehenden Beseitigung  der  Gesetzesvorlage  die  Mauerstein-Kon- 
sumenten und  Fabrikanten,  soweit  sie  für  Hamburg  in  Be- 
tracht kämen,  zusammen  zu  berufen  um  eine  Privateinigung 
herbei  zu  führen. 

Der  Vorsitzende  legt  einen  neuen  Plan  von  Hamburg 
( Stadtvermessung,  Geometer  Stück)  vor  und  giebt  nach 
einigen  andern  Mittheilungen  die  Beschreibung  eines  künst- 
lichen festen  Sandsteins.  Das  der  Verwitterung  verfallene 
Parlamentsgebäude  zu  London  wurde  durch  einen  Ueberzug 
von  Wasserglas  wieder  fest,  welchen  man  mit  Chlorcalcium 
zersetzte.  Dies  Verfahren  führte  zur  Fabrikation  des  künst- 
lichen Steines,  welcher  härter  ist  als  natürlicher  Sandstein. 
Redner  legt  Proben  vor.  Feinkörniger  Sand  wird  mit  5 — 10% 
gemahlener  Kreide  vermischt,  wodurch  die  Lücken  der  Sand- 
körner ausgefüllt  werden.  8 Theile  dieses  Gemenges  zu 
1 Theil  Natron-Wasserglaslösuug  geben  eine  Mischung,  welche 
in  4 Minuten  soweit  erhärtet,  dass  man  Steine  daraus  formen 
kann.  Diese  Steine  werden  mit  gesättigter  Chlorcalcium- 
Lösung  übergossen,  dann  3 Stunden  lang  in  Chlorcalcium- 
Lösung  gelegt.  Dadurch  wird  das  Natronsilicat  in  ein  Kalk- 
silicat umgesetzt,  wodurch  die  Härte  des  Materials  bedingt  ist. 
Etwa  3%  Kochsalz  scheiden  sich  dabei  aus.  Auch  Mauer- 
steine, Marmor  etc.  hat  man  auf  ähnliche  Weise  gehärtet. 
(S.  auch  den  Artikel  im  diesjährigen  Jahrgange  des  hamburgi- 
schen Gewerbeblattes  über  Härten  von  Mauersteinen.) 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  8.  Fe- 
bruar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  156  Mit- 
glieder und  17  Gäste. 

Die  angesagten  Vorträge  fielen  wegen  Krankheit  resp. 
Behinderung  der  Herren  Grund  und  v.  Quast  aus,  nichts- 
destoweniger konnte  die  Zeit  durch  eine  Reihe  kleinerer  Mit- 
theilungen in  gewohnter  anregender  Weise  ausgefüllt  werden. 
Nach  Erledigung  mehrer  innerer  Angelegenheiten  legte  zu- 


FEUILLETON. 

Adolph  Lohse. 

(Schluss.) 

In  den  nächsten  Jahren  bis  1864  entstanden  die  fol- 
genden, nach  seinen  speziellen  Plänen  und  unter  seiner 
Leitung  ausgeführten  Bauten: 

1.  Die  Gebäude  der  Köppjohann’schen  Stiftung  in  der 
Albrechtsstrasse. 

2.  Der  Um-  und  Erweiterungsbau  der  Königlichen 
Gewerbe- Akademie. 

3.  Das  Königliche  Wilhelms-Gymnasium  in  der  Belle- 
vuestrasse. 

4.  Die  inneren  Restaurationsbauten  der  Sophien-  und 
der  Dreifaltigkeitskirche. 

Der  nach  Salzen  her  g's  Plänen  unter  seiner  Leitung 
ausgeführte  Bau  des  Telegraphengebäudes  fällt  ebenfalls  in 
diese  Zeit.  Die  in  diesem  Gebäude  zur  Verwendung  ge- 
kommene und  sehr  gelungene  Wasserheizung  nach  dem 
Niederdrucksystem  ist  ausschliesslich  sein  Werk,  dem  er 
bis  in’s  kleinste  Detail  die  eingehendste  Fürsorge  und  ein 
ganz  spezielles  Studium  widmete. 

Unter  den  vielen  Privatbauten,  welche  er  während 
seines  bewegten  und  thätigen  Lebens  ausgeführt  hat,  sind 
besonders  hervorzuheben : 

Das  Wohnhaus  Potsdamerstrasse  10,  ein  im  Innern 
mit  ungemeinem  Luxus  ausgestattetes  Gebäude; 

das  Wohnhaus  des  Herrn  von  Graefe  in  der  Roon- 
strasse  9 und  10; 


das  Achard’sche  Stiftungshaus  an  der  Ecke  der 
F ranzösischen  und  Markgrafenstrasse. 

Am  7.  März  1862  wurde  Lohse  in  Anerkennung 
seiner  vielfachen  Verdienste  zum  Hof-Baurath  ernannt, 
nachdem  er  durch  die  neue  Dekorirung  der  Festräume  im 
Palais  des  Prinzen  Albrecht  von  Preussen  von  dem  ihm 
eigenen  und  feinen  Sinne  für  die  Entfaltung  prächtiger 
architektonischer  Wirkungen  ein  glänzendes  Zeugniss  ab- 
gelegt hatte. 

Die  Entwürfe  und  speziellen  Angaben  zur  Fa^aden- 
hildung  des  Empfangsgebäudes  auf  dem  hiesigen  Osthahn- 
hofe, zur  Dekoration  der  darin  befindlichen  Königszimmer, 
sowie  di^  Feststellung  eines  Theiles  der  Pläne  zu  dem 
nach  seinem  Tode  zur  Ausführung  gebrachten  Wohnge- 
bäude Bellevuestrasse  15.  gehören  zu  seinen  letzten  Ar- 
beiten. — Ein  Beweis  für  die  allgemeine  Anerkennung, 
welche  sich  Lohse  besonders  auf  dem  Gebiete  des  Schul- 
hausbaues erworben,  ergiebt  die  von  den  städtischen  Be- 
hörden zu  Kottbus,  Wittstock,  Guben  und  anderen  ihm 
gewordene  Uebertragung  von  Entwürfen  zu  den  daselbst 
zu  erbauenden  Gymnasien  und  Realschulgebäuden,  welche 
sämmtlich  genau  nach  seinen  Angaben  zur  Ausführung 
gekommen  sind. 

Der  Schulhausbau  war  so  recht  das  Element,  in  wel- 
chem Lohse  sich  besonders  gern  bewegte.  Die  Liebe 
und  Sorgfalt  beim  Entwerfen  der  Pläne,  die  strenge  und 
gewissenhafte  Ausführung  des  Baues  und  Ueberwachung 
desselben  bis  in’s  kleinste  Detail  hinein  — das  Studium  aller 
konstruktiven  Elemente,  von  denen  ihm  keines  zu  gering 
erschien,  um  es  nicht  der  eingehendsten  Prüfung  für  werth 
zu  erachten  — das  Alles  waren  Eigenschaften,  welche 


nächst  Hr.  Blankenstein  die  nunmehr  beendeten  photogra- 
phischen Kopien  der  Entwürfe  des  Professors  Bohnstedt  zu 
Gotha  vor,  welche  selbiger  dem  Vereine  schon  vor  längerer 
Zeit  zu  diesem  Zwecke  überlassen  hatte;  Herr  Blankenstein 
wird  beauftragt,  nebst  dem  Danke  des  Vereins  zugleich  ein 
Exemplar  der  Kopien  an  Hrn.  Bohnstedt  gelangen  zu  lassen. 

Hr.  Jacobsthal  referirte  demnächst  ausführlicher  über 
die  Konkurrenz  zu  einem  Justizpalaste  für  das  Provinzial- 
Gouvernement  zu  Antwerpen.  Wir  nehmen  namentlich  von 
der  Ansicht  des  Hrn.  Referenten  Notiz,  dass  die  Ausführung 
für  den  stipulirten  Preis  von  950,000  Eres.,  was  einer  Kosten- 
summe von  etwa  11  Fres.  pro  Q'  Grundfläche  gleichkommt, 
mit  Rücksicht  auf  die  immerhin  schwierige  Fundirung,  wohl 
kaum  möglich  sein  dürfte.  — Hr.  Perdisch  legt  Photogra- 
phien einer  von  ihm  veranstalteten  Aufnahme  des  französischen 
Domes  zu  Berlin  vor,  die  derselbe  den  Fachgenossen  mit 
15  Sgr.  pro  Blatt  überlassen  will. 

Herr  Sen  dl  er  theilt  mit,  dass  er  im  Anschluss  an  die 
Besprechung  vom  16.  November  v.  J.  über  Gasbrenner,  eine 
hiesige  Firma  aufgefordert  habe,  das  Prinzip  der  Brönner’- 
schen  Brenner  (einen  regulirenden  Luftraum  vor  der  Ausströ- 
mungsöffuung  einzuschalten)  auf  den  Argand 'sehen  Brenner 
anzuwendeu.  Die  Firma  habe  jedoch  abgelehnt  darauf  ein- 
zugehen, da  bereits  mehr  als  20  vergebliche  Versuche  der  Art 
von  ihr  angestellt  seien,  und  habe  nur  die  Anwendung  von 
Zylindern  mit  oberer  verengter  Oeffnung  empfohlen.  (Nach 
angestellteu  Beobachtungen  scheinen  derartige  Zylinder  den 
vortheilhaftesten  Effekt  zu  geben,  wenn  der  obere  verengte 
Querschnitt  etwa  = V>  des  normalen  Querschnitts  beträgt.) 
Die  Herren  Schwatlo  und  Blankenstein  bestätigen  im 
Wesentlichen  diese  Erfahrungen.  — Gleichzeitig  wurde  von 
Herrn  Sen  dl  er  auf  den  gegenwärtig  ausnahmsweise  hohen 
Grundwasserstand  aufmerksam  gemacht  und  zu  Beobachtungen 
aufgefordert. 

Unter  Rückblick  auf  den  in  No.  52  des  vorigen  Jahrgan- 
ges enthaltenen  Vereinsbericht  vervollständigt  Hr.  Knoblauch 
das  dort  gegebene  Referat  über  Oefen  mit  Klappen  resp.  mit 
luftdichten  Thiiren  dahin,  dass  Explosionen  bei  Oefen  der  letz- 
teren Art  daraus  entstehen,  dass  die  leicht  entzündbaren  Gase 
(namentlich  Kohlenwasserstoffgas),  welche  sich  bei  langsamer 
Verbrennung  bilden,  beim  Oeffnen  der  luftdichten  Thür  wegen 
des  plötzlichen  Zutritts  von  frischer  Luft  zur  Explosion  kämen. 
Bei  einem  Ofen  mit  luftdichter  Thür  müsse  überdies,  wegen 
der  leichten  Bildung  von  Holzessig  im  Schornsteingemäuer, 
ein  zu  frühes  Schliessen  vermieden  werden.  Hr.  Treu  ding 
bringt  zu  demselben  Gegenstände  die  berichtigende  Angabe, 
dass  er  nicht  etwa  die  Unschädlichkeit  der  Ofenklappen  ver- 
fechten, sondern  nur  seine  Ansicht  habe  hervorheben  wollen, 
wonach  häufig  die  schlechte  Konstruktion  des  Feuerungsraumes 
die  Verbreitung  von  Kohlenoxydgas  in  den  Zimmern  verursache. 

unseren  Lohse  ganz  besonders  kennzeichneten,  welche 
andrerseits  aber  auch  seine  Zeit  in  einem  zu  hohen  Grade 
in  Anspruch  nahmen,  so  dass  er  nicht  selten  bis  tief  in 
die  Nacht  hinein  über  denjenigen  Arbeiten  sass,  zu  denen 
seine  Thätigkeit  während  der  Tagesstunden  ihm  nur  we- 
nig Zeit  gestattete. 

Hierzu  kam  seine  Zugänglichkeit  für  Jedermann,  der 
seines  Rathes  bedurfte  und  den  er  Jedem  mit  grösster  Be- 
reitwilligkeit und  trotz  seiner  beschränkten  Zeit  gern  und 
willig  ertheilte.  Er  war  ein  Freund  der  Geselligkeit, 
fröhlich  unter  den  Fröhlichen,  anregend  in  der  Unterhal- 
tung und  gern  von  den  Schätzen  seines  umfassenden  Wis- 
sens mittheilend.  Seine  älteren  Freunde  wussten  von  so 
manchen  heiteren  und  harmlosen  Scherzen,  die  ihm  ein 
jugendlicher,  übersprudelnder  Humor  eingab,  zu  erzählen. 

Dem  Architekten -Vereine  gehörte  er  fast  seit  dessen 
Bestehen  an;  er  war  Mitglied  des  Vorstandes  und  als  sol- 
ches bis  zu  seinem  Tode  Säckelmeister  des  Vereins.  So 
manche  interessante  und  belehrende  Mittheilung  haben  des- 
sen Mitglieder  ihm  zu  verdanken.  — 

Das  ist  in  kurzen  Zügen  das  Lebensbild  eines  Man- 
nes, dem  Vieles  gegeben  ward,  der  aber  auch  gern  Ande- 
ren gab.  Er  hatte  der  Freunde  Viele,  es  fehlte  ihm  aber 
auch  nicht  an  Solchen,  welche  ihn  und  seine  guten  Ab- 
sichten verkannten.  — Sein  stets  zur  Versöhnung  geneig- 
ter Geist  war  immer  bereit,  jede  ihm  willfahrene  Un- 
bill zu  vergessen.  Humanität  war  der  Grundzug  seines 
Charakters.  — 

Er  ruhe  in  Frieden!  — 

Berlin,  den  15.  Januar  1868.  Fr.  Koch. 


Auf  dem  Architektenballe  (für  dessen  gelungenen  Ver- 
lauf übrigens  die  Kommission  den  vollsten  Dank  des  Vereins 
erntete)  war  bei  dem  Seckelineister  ein,  im  Uebrigen  anony- 
mes Bittgesuch  eingelaufen,  worin  die  glückselige  Situation  der 
Ball-Theilnehmer  in  eigcnthiimlicher  Weise  als  Motiv  aufge- 
stellt war,  den  Architektenverein  zur  Gründung  von  Unter- 
stützungskassen für  hülfsbediirftige  Bauhandwerker  aufzufor- 
dern. Diese  Petition,  am  Abende  des  Balles  wie  natürlich 
unterdrückt,  kam  in  der  heutigen  Sitzung  zur  Vorlesung:  Der 
Verein  vermochte  aber  auch  nichts  Anderes,  als  mit  Rücksicht 
auf  die  ihm  eröffnete  unendlich  weite  Perspektive  einfach  zur 
Tagesordnung  über  zu  gehen. 

Durch  den  Fragekasten  erkundigt  sich  ein  am  Rhein  an- 
sässiger Fachgenosse,  ob  er  Mitglied  des  Vereins  werden  kann, 
ohne  zu  dem  Zwecke  persönlich  nach  Berlin  zu  kommen.  Die 
in  diesem  Punkte  nicht  ganz  präzisen  Statuten  werden  dahin 
interpretirt,  dass  die  Aufnahme  für  den  Fall  wohl  als  zu- 
lässig erachtet  werden  könnte,  wenn  Fragesteller  wenigstens 
früher  schon  als  Gast  im  Verein  anwesend  gewesen  sei. 

In  einer  anderen  Frage  wird  bemerkt,  dass  in  den  Sitzun- 
gen des  Abgeordnetenhauses  seitens  des  Regierungs-Kommissars 
auf  die  fehlerhafte  Anlage  der  Holsteinischen  Eisenbahnen  auf- 
merksam gemacht  sei  und  angefragt,  welche  diese  Fehler  seien. 
Es  wird  die  Auskunft  gegeben,  dass  die  Holsteinischen  Bahnen, 
anstatt  die  direkte  Verbindung  der  Hauptstädte  mit  dem  Süden 
zu  vermitteln,  sich  meist  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost 
auf  dem  Höhenrücken  in  der  Mitte  des  Landes  entlang  ziehen 
und  dass  die  tiefer  liegenden  Städte,  namentlich  die  Küsten- 
plätze, nur  durch  Zweigbahnen  angeschlossen  sind.  Gr. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Mittheilungen  der  K.  K.  österreichischen  Zentralkom- 
mission  zur  Erforschung  und  Unterhaltung  der  Baudenkmale 
Jahrg.  1867.  Heft  3 bis  5. 

Unter  den  selbstständigen  Beiträgen,  welche  sämmtlich 
ihren  Stoff  mit  eingehendster  Gründlichkeit  behandeln,  heben 
wir  als  von  architektonischem  Interesse  hervor:  Die  Beschrei- 
bung eines  bei  Kroisbach  in  Ungarn  aufgefundenen  Mithräum 
(Mithrastempel),  dessen  Erbauungszeit  in  die  Jahre  180  — 217 
gesetzt  wird,  sowie  eine  mit  45  Abbildungen  versehene  Mono- 
graphie des  Dr.  Karl  Lind  über  Rundbauten,  mit  besonde- 
rer Berücksichtigung  der  Dreikönigskapelle  zu  Tulln  in  Nieder- 
österreich. 

Die  kleinen  mittelalterlichen  Rundbauten,  die  sich  beson- 
ders zahlreich  in  Niederösterreich  und  den  angrenzenden  Ge- 
genden von  LTngarn  und  Steiermark  vorlinden  — im  Volks- 
mund gemeinlich  „Carner“  genannt,  — sind  lange  Zeit  hin- 
durch für  jüdische,  römische,  byzantinische  oder  altslawische 


Restauration  des  Münsters  zu  Ilm. 

Ueber  die  Restauration  des  Münsters  zu  Ulm  entnehmen 
wir  dem  St.-A.  folgende  Notizen.  Dieselbe  begann  mit  den 
Ausbesserungs-  und  Vervollständigungs- Arbeiten  an  der  Thurm- 
Gallerie,  welche  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  fast  fünf  Jahren 
vollendet  wurden  und  etwa  35,000  Fl.  kosteten;  die  Gallerie 
erhielt  8 kolossale  Wasserspeier,  16  ihr  fehlende  Pyramiden 
und  zwei  durchbrochene  Treppen-Baldachine.  Die  Restau- 
ration sollte  am  Thurm  abwärts  fortgesetzt  werden.  Aber  der 
Zustand  der  Kirche,  die  Neigung  des  Mittelschiffes,  welche  von 
Süden  gegen  Norden  11  Zoll  betrug,  sein  Schwanken,  die 
Trennung  der  Gewölbe  von  der  Mauer  mit  einer  Spaltung  von 
5 Zoll  auf  170  Fuss  Länge  riefen  ernstliche  Besorgnisse  her- 
vor. Massen  von  Mörtel  lösten  sich  und  fielen  in  die  Kirche, 
so  dass  ganze  Abtheilungen  von  Kirchenstühlen  abgesperrt 
werden  mussten.  Nur  Ein  Mittel  gab  es:  den  Ausbau  der 
ursprünglich  angelegten  20  Strebebogen.  Es  sind  die  gröss- 
ten, die  in  der  Welt  stehen,  denn  sie  haben  66  Fuss  freie 
Spannung.  Bis  jetzt  sind  16  Bogen  ausgeführt,  1 Bogen  liegt 
behauen  im  Magazine,  es  fehlen  somit  noch  3;  der  Erfolg  des 
Systems  hat  sich  übrigens  vollständig  bewährt.  Weiter  ist 
die  Restauration  ries  Chores  und  die  Renovation  der  gemalten 
Fenster  daselbst  in  Angriff  genommen. 

An  Quadersteinen  wurden  bis  jetzt  geliefert  98,495,916 
Kubikfuss,  an  Platten  449,477  Quadratfuss.  Die  Baukosten 
j betragen  vom  21.  August  1844  bis  31.  Dezember  1867:  a)  an 
Thurm  und  Kirche  320,804  Fl.  3 Kr.,  b)  an  den  Dächern 
9703  Fl.  59  Kr.,  c)  Inventar  8597  Fl.  2 Kr.,  d)  allgemeine 
Kosten  8793  Fl.  34  Kr.,  e)  für  die  Orgel  mit  ihrem  Unter- 
bau 60,668  Fl.  48  Kr.,  zusammen  408,567  Fl.  26  Kr.  Die 
i weiter  noch  riöthigen  Kosten  sollen  zunächst  durch  eine  Lot- 
terie aufgebracht  werden,  zu  deren  Absatz  in  Württemberg 
I die  landesherrliche  Bewilligung  ertheilt  ist. 


62 


Denkmale  gehalten  worden,  doch  ist  ihre  Bestimmung  jetzt 
dahin  aufgeklärt,  dass  sie  zum  Theil  als  Pfarrkirchen,  zum 
1 heil  als  Interimskirchen  neben  Holzkirchen  zur  Unterbrin- 
gung der  Werthgegenstände,  selten  als  Schloss-  oder  Tauf- 
kapellen, zum  allergrössten  Theil  aber  als  Grabkapellen 
erbaut  worden  sind.  Letztere  Bestimmung,  auf  welche  auch 
der  Name  „Carrier“  hinweist,  hat  in  Nachahmung  der  heiligen 
Grabkapelle  zu  Jerusalem  die  Rundform  veranlasst;  eine  Gruft 
ist  in  solchem  Falle  stets  unter  der  Kapelle  vorhanden.  Die 
Mehrzahl  der  Bauten  stammt  aus  der  Epoche  des  romanischen 
Stils  und  ist  in  Quadern  mit  einfachen  oder  entwickelteren 
Kunstformen,  im  Durchmesser  des  Hauptraums  von  12'  bis  40' 
schwankend,  erbaut.  An  die  Kapelle  schliesst  sich  jedesmal 
noch  eine  Absis,  häufig  auch  eine  Vorhalle;  die  Decke  war 
zumeist  durch  ein  Kreuzgewölbe  gebildet,  das  Dach  kegel- 
förmig massiv  aus  Quadern  hergestellt.  In  der  Uebergangs- 
zeit  zum  gothischen  Stile,  welcher  das  mit  besonderer  Aus- 
führlichkeit und  Vorliebe  behandelte  Beispiel  zu  Tulln  ange- 
hört, wird  die  Grundform  polygonal;  aus  der  Zeit  entwickelter 
Gothik  stammen  nur  wenige  dieser  Bauten.  — F.  — 


Der  praktische  Maschinen-Konstrukteur.  Zeitschrift 
fiir  Maschinen-  und  Mühlenbauer,  Ingenieure  und  Fabrikanten. 
Von  W.  II.  Uhland,  Direktor  des  Technikum  zu  Frankenberg. 

Gemäss  dem  Programm  obiger,  mit  dem  Beginne  dieses 
Jahres  begründeten  Zeitschrift  soll  dieselbe  ein  recht  eigent- 
lich praktisches,  für  den  Werkmeister,  Monteur,  selbst  für 
den  Arbeiter  lesbares  Blatt  sein.  In  der  That  ist  nicht 
zu  leugnen,  dass  die  bereits  bestehenden  einschlägigen  Fach- 
schriften einen  theoretisch  gebildeten  Leserkreis  voraussetzen, 
dass  sie  zum  Theil  den  gesunden  praktischen  Boden  mehr 
und  mehr  verlassen  haben  und  in  der  Hauptsache  nur  als  Or- 
gan mehr  oder  weniger  geübter  Analysten  angesehen  werden 
können.  In  diesem  Sinne  wird  das  neue  Unternehmen  gewiss 
seine  Berechtigung  haben. 

Das  uns  vorliegende  Heft  I.  ist  mannigfaltig  im  Inhalte 
(über  Muftenverbindungen,  — horizontale  Dampfmaschine  von 
3 — 4 Pferdekräften,  — Kuotenfänger  für  Papiermaschinen, — 
eisernes  Wollgatter,  — technische  Umschau,  — Referate  etc.); 
die  beigegebenen  Detailblätter  sind  ähnlich  den  Publikationen 


der  Hütte  ausgestattet.  Halbmonatlich  erscheint  ein  Heft  zum 
Preise  von  71/,  Sgr.  Gr. 


Personal  - Nachrichten. 

Dem  Bau-Inspektor  Koebke  zu  Bialosliwe  ist  der  Charakter 
als  Baurath  verliehen. 

Ernannt  sind:  Der  Baumeister  Beyer,  zum  Landbaumeister 
im  Ressort  der  Militärverwaltung  zur  Leitung  der  Bauten  im  Be- 
reich der  technischen  Institute  zu  Spandau,  der  Baumeister  Beck- 
mann zu  Kupferberg  zum  Eisenbahn-Baumeister  bei  der  Wilhelms- 
bahn zu  Itatibor. 

Am  8.  Februar  hat  das  Bauführer-Examen  bestanden:  Jacob 
Koenen  aus  Cöln. 


Offene  Stellen. 

1.  Einen  Bauführer  oder  Baumeister  für  die  in  März  c. 
beginnende  Ausführung  der  Regulirung  der  Ernster  zwischen  Bran- 
denburg a./H.  u.  Lehnin  sucht  bei  2 Thlr.  Tagegeldern,  Baurath 
Boeder,  Berlin,  Hallesche  Strasse  19. 

2.  Zum  Neubau  der  katholischen  Kirche  zu  Hermeskeil,  Reg.- 
Bez.  Trier  wird  sofort  ein  Bauführer  gesucht.  Näheres  beim  Bür- 
germeister Riidell  daselbst. 

3.  Ein  junger  Mann  (womöglich  Maurer)  der  im  Zeichnen  und 
selbstständigen  Veranschlagen  erfahren  ist,  findet  Stellung  in  dem 
Kointoir  eines  Maurermeisters.  Adressen  sub  F.  L.  10  in  der  Ex- 
pedition. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  O.  S.  in  Altona.  — Das  Programm  zur  Konkurrenz 
für  einen  Justizpallast  zu  Antwerpen  ist  von  dem -dortigen  Provin- 
zial-Gouvernement  zu  erhalten. 

Berichtigung.  In  dem  letzten  Abschnitte  des  Aufsatzes: 
„Ueber  Steinbaumaterialien  am  Mittelrhein  von  R.  Neumann,“ 
Seite  46,  No.  6 u.  Bl.  ist  ein  störender  Druckfehler  enthalten.  Es 
ist  daselbst  „ Leuzi  tkrystalle“  und  „LeuzittufT“  anstatt  „Lau  zit- 
krystalle“  und  „ Lauzit  tuff“  zu  lesen.  Andere  leicht  erkennbare 
Druckfehler  sind  in  den  Postexemplaren  bereits  verbessert  worden. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren : S.  in  Sonders- 
hausen, E.  in  Wesel,  L.  in  Berlin:  Bücher  etc.  von  den  Herren: 
St.  u.  Co.  in  Kuchen,  F.  in  Wien. 


Architekten-Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  15.  Februar  1868. 

Tagesordnung:  Vorträge  der  Herren  Grund  und  Orth. 

BekanntiiiAcIiuiijff. 

Zur  Ausarbeitung  von  Werkrissen  und  zu  anderen  Bureau- 
arbeiten, sowie  zur  speziellen  Beaufsichtigung  der  Arbeiten  bei  dem 
Neubau  einer  Kaserne  dahier  wird  ein  junger  Mann  sofort  ge- 
sucht. Kenntnisse  im  Praktischen  sind  unbedingt  erforderlich. 
Meldungen  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  und  Angabe  der  verlang- 
ten Vergütung  sind  an  den  Unterzeichneten  franco  einzusenden. 

Marburg  (Provinz  Hessen),  den  29.  Januar  1868. 

Der  Oberbürgermeister 
It  udolph. 

Ein  junger  Maurermeister,  mit  guten  Schulkenutnissen,  der  sich 
noch  nicht  zu  etabliren  gedenkt,  sucht  unter  bescheidenen  An- 
sprüchen eine  seinem  Stande  angemessene  Beschäftigung.  Adressen 
mit  der  Chiffre  M.  S.  4 befördert  die  Expedition. 

Ein  seit  20  Jahren  praktischer  Maurermeister  (hier  ansässiger 
Ilauseigenthümcr)  wünscht,  da  derselbe  nicht  hinreichende  Beschäf- 
tigung findet,  die  Uebernahme  resp.  Vertretung  bei  vorkommenden 
Bauten,  in  und  ausserhalb  der  Stadt;  auch  würde  derselbe  die  theo- 
retischen Arbeiten  eines  Bau-Büreaus  übernehmen.  Näheres  unter 
A.  50  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  im  Eisenbahn-,  Chaussee-  und  Hochbau  erfahrener  Bau- 
meister stellt  sich  hiermit  bei  Bau -Unternehmungen,  hier  und  in 
den  Provinzen,  zur  Verfügung.  Gell.  Adressen  in  der  Expedition 
dieser  Zeitung  sub  B.  E.  9. 

Der 

BALL 

der  Studimideii  der  Bau- Akademie 

findet  am  ‘i I.  <1.  J..  bei  Arnim,  I nter  tlni 

l.indcii  44  statt.  Anfang  7 Uhr.  Meldungen  zur  Theilnahme 
nehmen  die  Unterzeichneten  entgegen. 

Der  Preis  eines  Herren- Billets  beträgt  1 Thlr.  \ , „ 

Der  Preis  eines  Damen -Billets  beträgt  20  Sgr.  ( oxc  ' oll'el 

Die  Aushändigung  der  Billets  erfolgt  vom  17.  bis  19.  Februar 
incl.  bei  dem  Portier  der  Bau-Akademie,  Herrn  Werner,  und  den 
Herren:  Blum,  Ritterstrasse  62,  3 Treppen, 

Stölting,  Alexandrinenstrasse  62,  1 Treppe, 

Weger,  Kurstrasse  26,  1 Treppe, 

Gottgetreu,  Alte  Jakobsstrasse  104,  1 Treppe. 

Das  Ball-Komite. 


Heute  Morgen  61/,  Uhr  wurde  meine  liebe  Frau  Auguste,  geb. 
Dickmann-Becker  von  einem  gesunden  Mädchen  glücklich  ent- 
bunden. Berlin,  den  6.  Februar  1868. 

Hermann  Ende,  Königl.  Baumeister. 

Konkurrenz  fiir  den  Kirchenbau  in  Altona. 

Die  Unterzeichneten,  als  sachverständige  Architekten  zur  Be- 
urtheilung  der  eingegangenen  33  Konkurrenz -Pläne  nach  Altona 
berufen,  haben  sich  nach  spezieller  Prüfung  aller  Arbeiten  nach 
ihrer  Ueberzeugung  zu  folgendem  Schiedssprüche  geeinigt: 

Keiner  der  eingegangenen  Pläne  kann  tim  deswillen  prämiirt 
werden,  weil  die  im  künstlerischen  Sinne  hervorragenden  und 
empfehlenswerthen  Projekte  eine  bestimmt  ausgesprochene  Haupt- 
forderung des  Programms  verletzen,  nämlich  die  ausgesetzte  Kosten- 
summe sehr  erheblich  überschreiten,  und  weil  andererseits  die  mit 
den  bewilligten  Mitteln  herstellbaren  Entwürfe  rücksichtlich  der 
architektonischen  Ausbildung  und  der  Behandlung  des  Backstein- 
baues ungenügend  erscheinen. 

Unter  den  hervorragenden  Arbeiten  der  ersten  Kategorie  be- 
zeichnen die  Unterzeichneten  als  in  erster  Linie  stehend  die  Ent- 
würfe Otr.t'ii,  Flensburg,  und  IHartens,  Kiel. 

Beide  können  zu  einer  weiteren  Behandlung  des  beabsichtigten 
Kirchenbaues  empfohlen  werden,  doch  unter  der  Modifikation,  dass 
der  Otzen’sehe  Plan,  weil  er  leichter  reduktionsfähig  ist,  ohne  an 
künstlerischem  Werthe  zu  verlieren,  zur  Berücksichtigung  besonders 
empfohlen  werden  darf. 

Hiernach  sehen  sich  die  Unterzeichneten  veranlasst,  von  der 
Zuerkennung  eines  Preises  Abstand  zu  nehmen,  erlauben  sich  aber, 
der  Kirchen-Kommission  den  Vorschlag  zu  machen: 

„Die  Totalsumme  der  bewilligten  drei  Preise  in  der  Art  zur 
. Erwerbung  der  beiden  empfohlenen  Projekte  zu  verwenden, 
dass  für  den  Otzen’schen  Plan  120  Dukaten  und  für  den 
Martens’schen  Plan  80  Dukaten  bewilligt  und  hiermit  von 
den  betreffenden  Herren  Verfassern  erworben  werden.“ 
Altona,  den  5.  Februar  1868. 

Üitrark.  lftase.  Adler. 

Diesem  Schiedssprüche  sowie  der  ausgesprochenen  Empfehlung 
treten  bei 

'l'li.  Keinelte.  IViti.  Unaiirr. 

Die  Unterzeichnete  Kommission  hat  in  ihrer  heutigen  Sitzung 
beschlossen,  diesem  Vorschläge  beizustimmen. 

Indem  dieselbe  das  Ergebniss  der  Konkurrenz  zur  allgemeinen 
Kunde  bringt,  ersucht  sie  die  Herren  Verfasser  von  mit  Motto's 
versehenen  Plänen  ihr  gefälligst  zu  Händen  des  Herrn  Pastor 
Thygesen  eine  Anzeige  zukommen  zu  lassen,  an  welche  Adresse 
die  von  ihnen  eingelieferten  Pläne  zurückzusenden  sind. 

Altona,  den  6.  Februar  186S. 

lHe  liirclicn  - Kommission. 


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Stettin  zu  erbauende  Kasernen,  wird  sofort  ein  «‘«.stiaiinirtei* 
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struktionen durchaus  routinirt  ist  und  sich  dieserlialb  durch  Zeug- 
nisse genügend  auszuweiäen  vermag. 

Demselben  kann  eventuell  auch  demnächst  die  Bauausführung 
übertragen  werden. 

Die  Diäten  betragen  21/,  Thlr.  pro  Tag. 

Das  Baumeister-Zeugniss,  sowie  sonstige  Atteste  sind  baldigst 
an  die  Fortikation  zu  Stettin  portofrei  einzureichen. 


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25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  21.  Februar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Notizen  über  Heizung  und  Ventilation,  gesammelt  in  Paris 
im  September  1867.  — Die  neue  Wasserkunst  in  Sprottau.  — - Vor- 
schläge zu  einem  gleichmässigen  Mauersteinformat.  — Feuilleton: 
Zur  Beurtheilung  alter  Dekorationsmalereien.  — Erdöl  als  Schmier- 
mittel. — - Mittheilungen  aus  Vereinen:  Verein  für  Baukunde  in 
Stuttgart.  — Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Kassel.  — Deut- 
scher Verein  für  Fabrikation  von  Ziegeln,  Thonwaaren,  Kalk  und  Ze- 

ment.  — Arehitekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Langhans 
Werk  über  Akustik.  — Neue  Strassen  - Lokomotive.  — Prof.  Adler's 
Vortrag  über  die  Weltstädte  in  der  Baukunst.  — Aufwand  für  öffent- 
liche Bauten  in  Schweden.  — Prüfungen  und  Anstellungen  in  Preus- 
sen. — -Aus  der  Fachli  tteratur:  Zeitschrift  des  österreichischen 
Ingenieur-  und  Architektenvereins.  — Kunst  und  Gewerbe,  Wochen- 
schrift, herausg.  von  C.  Stegmann.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Notizen  über  Heizung'  und  Ventilation, 

Es  ist  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dass  trotz  man- 
cher vorzüglicher  Einrichtungen,  trotz  vieler  gelehrter  Ar- 
beiten und  Experimente,  die  wichtige  Frage  der  Lufterneue- 
rung noch  nicht  als  gelöst  betrachtet  werden  kann.  Die 
Meinungen  heimischer  wie  fremdländischer  Autoritäten  über 
diese  Angelegenheit  weichen  oft  noch  in  den  wichtigsten 
Punkten  von  einander  ah  und  in  der  That  ist  auch  die 
Sache  eine  so  schwierige,  dass  geringe  Fehler  in  der  An- 
lage oder  unbedeutende  Versäumnisse  in  der  Handhabung 
des  Apparates  oft  ganz  vorzüglichen  Einrichtungen  den 
Vorwurf  der  Unvollkommenheit  zuziehen. 

Wenn  nun  der  Besuch  der  diesjährigen  Pariser  Aus- 
stellung und  die  in  jener  Stadt  zur  Ausführung  gekomme- 
nen Ventilationsanlagen  dem  Fremden  viel  Interessantes 
bieten  und  oft  die  lebhafteste  Anerkennung  verdienen,  so 
ist  doch  auch  in  Paris  noch  kein  durchgehendes  Prinzip 
in  den  Ventilationsanlagen  zu  erkennen,  dessen  unantast- 
barer Wahrheit  gegenüber  sich  nicht  noch  andere  An- 
schauungen Geltung  zu  verschaffen  suchen  würden.  Es 
soll  hier  nicht  gemeint  sein,  dass  wir  erwarten,  irgend  ein 
System,  es  beruhe  auf  Aspiration  oder  Pulsion,  werde 
dereinst  das  allein  anerkannte  sein.  Im  Gegentheil ! Die 
Verschiedenheit  der  Lokalität  und  ihrer  Bestimmung,  so- 
wie die  jedesmal  vorhandene  Kraft  werden  stets  einem 
der  mannigfachen  Systeme  den  Vorzug  sichern.  Es  giebt 
jedoch  noch  andere  allgemeine  Gesichtspunkte  bei  Venti- 
lationseinrichtungen, von  denen  der  Frage  über  die  zweck- 
massigste  Richtung  der  Luftbewegung  in  den  zu  ven- 
tilirenden  Räumen  einige  Worte  gewidmet  sein  mögen. 

Wenn  man  sich  in  den  meisten  Fällen  damit  be- 
gnügt,  den  Austritt  der  schlechten  Luft  aus  einem  Zim- 
mer möglichst  entfernt  von  dem  Eintritt  der  frischen  Luft 
anzuordnen,  so  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  ein  vollkommen 
gleich mässiger  Luftwechsel  nur  da  stattlinden  kann,  wo 
sich  die  Oeffnungen  für  den  Eintritt  und  den  Austritt  der 
Luit  in  zwei  gegenüberliegenden  Begrenzungsflächen  des 
zu  ventilirenden  Raumes,  am  Besten  an  der  Decke  und 
dem  Fussboden,  vertheilen  lassen.  Wir  finden  nun  zwar 
solche  Anordnungen  vielfach  ausgeführt,  doch  ist  bei  der 
einen  die  Luftbewegung  in  aufsteigendem,  bei  der  andern 
in  herabgehendem  Sinne  angeordnet.  General  Morin 
giebt  uns  in  seinem  Werke  ausführliche  Mittheil ungen  über 
dergleichen  Ausführungen  mit  aufsteigender  Luftbewegung. 
Unter  Andern  giebt  er  uns  die  Resultate  der  in  den  Fünf- 
ziger Jahren  eingerichteten  Ventilation  des  Londoner  Par- 
lamentes, aus  denen  wir  ersehen,  dass  die  Luftbewegung 
vom  Fussboden  zur  Decke  viel  Staub,  und  durch  das  Ein- 
treten in  der  Nähe  der  Personen  empfindlichen  Zug  ver- 
ursacht. Diese  und  ähnliche  Beispiele  verbunden  mit  den 
Urtheilen  englischer  Gelehrten  und  Ingenieure  mögen 
General  Morin  bestimmt  haben,  hei  den  später  unter  sei- 
ner Leitung  ausgeführten  Pariser  Ventilationen  die  Be- 
wegung der  Luft  von  der  Decke  nach  dem  Fussboden 


gesammelt  in  Paris  im  September  1867. 

zum  Prinzip  zu  erheben.  Unzweifelhaft  gedachte  er  da- 
bei aber  auch  an  den  verderblichen  Einfluss  des  mensch- 
lichen Athmungs-Prozesses  auf  die  Beschaffenheit  der  Luft. 

Wenn  man  freilich  den  Untersuchungen  von  Petten- 
kofer  und  Anderen  folgen  soll,  wonach  durch  die  Diffu- 
sion der  Gase  alle  Bestandtheile  der  Luft  das  Bestreben 
haben,  sich  sofort  gleichmässig  zu  mischen,  so  hat  man 
in  der  That  das  gleiche  Recht,  die  Luftabführung  an  der 
Decke  oder  am  Fussboden  anzulegen.  Bedenkt  man  hin- 
gegen, dass  die  Menschen  mit  ihrer  luftverderbenden  Haut- 
und  Lungenthätigkeit  sich  am  Fussboden  der  Zimmer  und 
Säle  aufhalten,  so  scheint  es  doch  keinem  Zweifel  zu  un- 
terliegen, dass  eine  von  der  Decke  zum  Fussboden  ge- 
richtete Luftströmung  der  Ausbreitung  schädlicher  Gase 
wirksam  entgegentreten  muss,  zumal  sie  die  Luft  unter 
den  Betten  und  Sitzen  direkt  entfernt,  wo  sie  ohnehin 
durch  die  Stagnation  und  Ausdünstung  am  Meisten  zu  ver- 
derben pflegt.  — Ein  weiterer  Vorzug  der  Zuführung  der 
Luft  von  oben  besteht  aber  noch  in  der  gleichmässigen 
Mischung  der  warmen  und  kalten  Luftschichten,  ehe  sie 
die  in  den  Räumen  befindlichen  Personen  berühren.  Ein 
Abströmen  der  Luft  in  unterer  Nähe  ist  seihst  bei  grösse- 
rer Geschwindigkeit  nicht  bemerkbar. 

Wenn  die  eben  angeführten  Momente  für  die  Abfüh- 
rung der  verdorbenen  Luft  nach  unten  sprechen,  so  stellt 
sich  der  Vergleich  für  das  andere  System  ungleich  günsti- 
ger, sobald  man  die  für  beide  Anordnungen  erforderlichen 
Apparate  näher  betrachtet.  Fassen  wir  zunächst  den  Som- 
mer in’s  Auge,  und 
nehmen  die  äussere 
Luft  kühl  er  an  als 
die  des  zu  lüften- 
den Zimmers  ist, 
so  ergeben  neben- 
stehende Zeichnungen, 
dass  eine  Luftströmung 
in  der  durch  die  Pfeile 
angedeuteten  Richtung 
im  ersten  Falle  einer  besonderen  Kraft  bedarf,  während 
sie  im  zweiten  selbst  thätig  ist.  Der  zu  lüftende  Raum 
bildet  nämlich  bei  der  Abführung  nach  unten  mit  dem 
Ventilationsschornstein,  bei  der  Abführung  nach  oben  mit 
der  umgehenden  Atmosphäre  kommunizirende  Röhren,  bei 
denen  natürlich  die  dünnere  warme  Luft  durch  die  schwe- 
rere kalte  nach  oben  hinausgedrängt  wird.  Im  ersteren 
Falle  kann  die  Luftbewegung  nur  durch  eine  Feuerung 
im  Ventilationsschornstein  erreicht  werden,  während  sich 
im  zweiten  Falle  die  Richtung  der  Bewegung  den  Ge- 
setzen der  Natur  anschliesst.  — Bei  grosser  äusserer 
Hitze  wird  in  beiden  Fällen  eine  mechanische  Kraft  er- 
forderlich sein,  um  Zirkulation  zu  bewirken,  doch  dürfte 
auch  in  diesem  Falle  das  zweite  System  Vortheile  bieten, 
weil  unten  im  Schatten  eher  kühle  Luft  zu  finden  und  zu 


6G 


erhalten  ist  als  oben  in  der  Höhe  des  Daches.  — Be- 
trachten wir  endlich  den  Zustand  während  des  Win- 
ters, so  bedarf  die  erstere  Einrichtung  ausser  der  erfor- 
derlichen Heizung  der  oben  einzuführenden  Luft,  um  diese 
wärmere  Luft  herabsteigen  zu  lassen,  einer  besonderen 
Aspirationsfeuerung  im  Abführungsscbornstein  oder  eines 
mechanischen  Ventilators.  Führt  man  hingegen  die  Luft 
unten  ein  und  oben  hinaus,  so  würde  bei  genügenden 
Querschnitten  der  oberen  Abzugsrohre  das  aufsteigende 
Bestreben  der  unteren  geheizten  Luft  genügen,  um  einen 
hinreichenden  Luftwechsel  hervorzurufen. 

Wenn  wir  demnach  hier  in  allen  drei  Fällen  den 
Vortheil  auf  Seiten  der  Abführung  nach  Oben  finden,  so 
verdient  als  ein  Verdienst  dieses  Systems  noch  erwähnt 
zu  werden,  dass  bei  demselben  der  Weg  der  Luft  in  allen 
Fällen  einfach  von  unten  nach  oben  gerichtet  ist,  während 
derselbe  bei  der  anderen  Disposition  weit  länger  ist  und 
mehrfach  seine  Richtung  wechselt,  zumal  wenn  im  Win- 
ter die  Luft  im  Souterrain  geheizt  wird  und  dann  erst 
nach  erheblicher  Abkühlung  über  dem  Dachboden  in  den 
Saal  gelangt. 

Wenn  diese  allgemeine  Betrachtungen  auf  alle  denk- 
baren Ventilationsarten  Anwendung  finden,  sie  mögen  auf 
Aspiration  oder  Pulsion  beruhen,  so  mag  sich  nun  eine 
Uebersicht  verschiedener  Ventilations-Systeme,  nach  den 
dabei  zur  Verwendung  kommenden  Kräften  geordnet,  an- 
schliessen. 

Aspiration. 

Die  Ventilation  durch  Aspiration  beruht  auf 
dem  Effekt  einer,  entweder  direkt  durch  Wärme  hervor- 
gerufenen Luftbewegung  oder  auf  der  Wirkung  einer  an- 
deren Kraft,  welche  erst  durch  Wärme  erzeugt  worden. 

1.  Einrichtungen,  bei  denen  der  Luftstrom  durch 

Wärme  verursacht  wird,  können  bestehen: 

a.  aus  einer  offenen  Feuerung  in  einem  Aspi- 
rationsschacht, entweder  im  Souterrain,  oder  in 
dem  zu  ventilirenden  Raume  selbst  (Offene  Kamine, 
Gasflammen,  Kronenleuchter)  oder  endlich  über  dem- 
selben (wohin  die  Beleuchtungsapparate  über  einer 
durchsichtigen  Decke  zu  rechnen  sind). 

b.  Aus  Heiss  wasserspiralen  oder  anderen 
Wärmebehältern  im  Dachboden,  wie  bei  der 
Frauenabtheilung  des  Hospital  Lariboissiere  (System 
Leon  Duvoir)  und 

c.  aus  Ventilationsschach  ten  , in  denen  bestän- 
dig heisse  Rauchrohre  hinaufgeführt  sind. 

In  allen  diesen  Fällen  wird  die  (mit  den  zu  ven- 
tilirenden Räumen  kommunizirende)  Luft  eines  As- 
pirationsschachtes erwärmt  uud  nach  dem  Gesetz 
der  kommunizirenden  Röhren  gezwungen  aufzustei- 
gen, indem  die  kältere  äussere  Atmosphäre  durch 
jene  Räume  hindurch  die  leichtere  warme  Luft  nach 
Oben  drückt. 

2.  Kräfte,  welche  durch  Wärme  hervorgerufen, 
eine  aspirirende  Wirkung  erzeugen,  können  sein: 

a.  Die  saugende  Kraft  einer  aufsteigenden  Luft- 
säule mit  welcher  der  zu  ventilirende  Raum  in  Ver- 
bindung gebracht  wird.  Es  ist  bekannt,  dass  ein 
Rauchrohr  im  Zimmer  vorzüglich  ventilirt,  wenn 
man  über  dem  Eintritt  der  Feuerung  in  dasselbe 
eine  Verbindung  mit  dem  Zimmer  herstellt.  In  glei- 
cher Weise  ist  die  aufsteigende  Kraft  eines  von 
einem  Luftofen  kommenden  Kanales  warmer  Luft 
zum  Aussaugen  der  Luft  einzelner  Räume  verwendet 
worden. 

b.  Die  saugende  Wirkung  eines  D a m p f s t r a h 1 e s , 
der  in  dem  Aspirationsschacht  angebracht,  die  Luft 
hinter  sich  mit  fortreisst. 

c.  Die  Ventilation  mit  komprimirter  Luft,  deren 
dem  Dampfstrahl  ähnlicher  Effekt  im  Architekten- 
Wochenblatt  No.  50,  Jhrg.  1867,  näher  beschrieben 
ist,  und 

d.  Mechanische  Ventilatoren,  wenn  sie,  wie  ur- 
sprünglich beim  System  van  Hecke  im  Hospital 
Beaujon  in  Paris,  nicht  zum  Eintreiben,  sondern  zum 
Aussaugen  der  Luft  Verwendung  finden. 


Pulsion. 

Aehnlich  diesen  auf  Aspiration  beruhenden  oder  der- 
selben nutzbar  gemachten  Ventilationseinrichtungen  lassen 
sich  die  Anlagen,  welche  das  Eintreiben  der  Luft  in  die 
zu  ventilirenden  Räume  bezwecken,  zusammenfassen. 

1.  Wärme  direkt  kann  durch  Heizungs-Anlagen  unter 
einem  Saale  neue  Luft  demselben  zuführen,  sobald 
das  Austreten  der  dort  vorhandenen  Luft  möglich 
gemacht  ist.  Derartige  Einrichtungen  zur  Lufter- 
neuerung sind  aber  natürlich  nur  im  Winter  wirksam, 
wenn  jene  Heizungen  im  Gange  sind. 

2.  Wärme  indirekt.  Trennt  man  im  Gegensatz 
hierzu  Ventilation  und  Heizung  von  einander  und 
folgt  demnach  einem  Grundsatz,  der  zur  gleichmässigen 
Lufterneuerung  im  idealen  Sinne  nie  vernachlässigt 
werden  dürfte,  so  sind  jene  Vorkehrungen,  die  wir 
unter  b,  c und  d bei  No.  2 der  Aspiration  kennen 
gelernt  haben,  auch  zum  Eintreiben  frischer  Luft  in 
einen  Saal  praktisch  anwendbar. 

Ein  Dampfstrahl,  ein  Strahl  komprimirter  Luft  und 
ein  mechanischer  Ventilator,  alle  drei  werden  eben  so  gut 
frische  Luft  in  einen  Saal  befördern  können,  wie  sie  im 
Stande  sind , verdorbene  aus  demselben  zu  entfernen.  In 
manchen  Fällen  (v.  Hecke,  Hospital  Beaujon)  haben  sie 
sieb  sogar  in  dieser  Anwendung  als  wirksamer  bewiesen. 

Im  Anschluss  an  diese  Uebersicht  und  in  derselben 
Ordnung  mögen  nun  einige  Pariser  Beispiele  Erwähnung 
finden : 

Aspiration  nach  der  Methode  1 a. 

I.  Die  Ausführ ungen  im  Conservatoire  des 
Arts  et  Metiers. 

a und  b sind  zwei  Amphitheater  von  ver- 
schiedener Grösse,  c ist  ein  Aspirations- 
schornstein von  2,35  m-  lichtem  Durch- 
messer und  24 m-  Höhe,  d sind  unterir- 
dische Zuleitungskanäle  von  S1/*  Fuss 
Breite  und  6V2  Fuss  Höhe,  welche  mit 
der  Luft  in  den  Amphitheatern  durch  ver- 
gitterte Oeffnungen  in  allen  Trittstufen  der 
aufsteigenden  Sitze  kommuniziren.  Bei  t 
liegt  unter  dem  Saal  ein  Luftofen,  welcher 
durch  Ausströmungsöffnun- 
gen m im  Fussboden  den 
Saal  erheizt  bevor  das  Publi- 
kum in  denselben  eintritt. 
Soll  ventilirt  werden,  so  wer- 
den die  Oeffnungen  in  ge- 
schlossen. Die  warme  Luft 
steigt  alsdann  durch  einen 
weiten  Kanal  g zum  Dach- 
boden auf,  tritt  dort  mit 
frischer  Luft,  welche  zum 
Dach  direkt  und  nach  Be- 
ideeiier  Durchschnitt.  diirfniss  eingelassen  werden 

kann,  in  einer  geräumigen  Mischkammer  in  Berührung 
und  gelangt  durch  9 grosse,  durchbrochene  Rosetten  ton 
nahezu  2m  Durchmesser  von  Oben  in  den  Saal.  V ird 
nun  im  Aspirationsschacht  c ein  Koaksfeuer  angezündet, 
so  ist  eine  Luftströmung  in  der,  durch  die  Pfeile  ange- 
deuteten  Richtung  gesichert.  Die  Mischkammer  im  Dach- 
boden ist  durch  Verschaalung  und  'N  ergipsung  der  Sparren- 
unterflächen für  das  Pariser  Klima  vielleicht  ausreichend 
gegen  zu  grosse  Abkühlung  geschützt.  Da  im  Sommer 
die  Calorifere-Heizung  nicht  thätig  ist,  hat  man  die  Zu- 
führung frischer  Luft  zum  Dach  im  Schatten  eines  alten 
Kirchenchores  angeordnet,  so  dass  nur  kühle  Luft  eintreten 
kann.  Diesem  Umstande  und  dem  während  unseres 
Dortseins  auf  den  Aspirations-Schornstein  wirkenden  Son- 
nenschein mag  es  zuzuschreiben  sein , dass  damals  auch 
ohne  die  Feuerung  in  jenem  Aspirations-Schornstein  die 
Ventilation  sehr  wirksam  war,  wie  der  im  Gange  <1  aut- 
gestellte  Anemometer  lebhaft  bekundete.  Es  wurde  uns 
mitgetheilt,  dass  man  bei  Uebertüllung  des  Saales  im  Stande 
gewesen  sei,  durch  die  Rostfeuerung  im  Aspirationsschachte 
die  Temperatur  im  Saal  auf  20  °C.  zu  erhalten,  während 
der  Thermometer  ausserhalb  28°  C.  zeigte. 

(Schluss  folgt.) 


Gru  iulriss. 


G7 


Die  neue  Wasserkunst  in  Sprottau. 

Die  Stadt  Sprottau  besass  zwar  schon  seit  langer 
Zeit  eine  Wasserleitung,  welche  uns  die  Niederschlags- 
wässer der  Eulauer  Felder  zuführte.  Diese  Anlage  eines 
früheren  Jahrhunderts  genügte  aber  schon  längst  nicht 
mehr  der  vergrösserten  Einwohnerzahl,  dem  erhöhten  Ge- 
werbebetriebe und  den  Anforderungen  unserer  heutigen 
Lebensweise.  Ausserdem  versiegten  jene  Quellen  bei 
trockenem  Sommer  und  noch  mehr  bei  trockenem  anhal- 
tenden Frost  zum  grösseren  Theil,  so  dass  dadurch  oft 
der  drückendste  Mangel  an  fliessendem  Wasser  innerhalb 
der  Stadt  entstand.  Kostspielige  und  mühsame  Versuche 
jenes  Quellengebiet  zu  erweitern,  scheiterten  an  dem  ge- 
ringen Gefälle  desselben. 

Die  günstige  Lage  unserer  Stadt  am  Bober,  einem 
frischen,  klaren  und  wasserreichen  Gebirgsstrome,  die  Er- 
fahrung anderer  Städte  in  gleicher  Lage,  der  Besitz  einer 
guten  Wasserkraft  an  diesem  Flusse,  veranlassten  mich 
daher  schon  im  Jahre  1857  den  städtischen  Behörden  in 
allgemeinen  Umrissen  ein  Projekt  vorzulegen,  nach  wel- 
chem filtrirtes  Boberwasser  nach  der  Stadt  gehoben  werden 
sollte.  — Mangel  an  Vertrauen,  die  Furcht  vor  grösseren 
Unternehmungen,  die  Scheu  vor  dem  Kosten- Aufwande 
machten  das  Projekt  zwar  damals  fallen,  stiessen  in  mir 
aber  nicht  die  Ansicht  um,  dass  dies  das  einzige,  sicherste 
und  bei  den  günstigen  Naturverhältnissen  auch  das  bil- 
ligste Mittel  sei,  unserer  Wassernoth  ein  für  alle  Mal  ab- 
zuhelfen. In  dieser  Ueberzeugung  setzte  ich  meine  Vor- 
studien und  Vorarbeiten  für  dasselbe  fort. 

Da  erschien  in  Deutschland  Abbe  Richard,  — der 
ihm  vorangehende  Ruf  vindizirte  dem  Manne  die  ausser- 
ordentlichsten  Gaben,  so  dass  das  Publikum  veranlasst 
wurde  selbst  das,  was  nach  dem  heutigen  Stande  der  Wis- 
senschaft als  unmöglich  erscheint,  von  ihm  ausgeführt  zu 
verlangen.  Auch  in  Sprottau  verfiel  man  zum  Theil  die- 
ser Meinung;  sein  Besuch  wurde  erbeten  und  in  Aussicht 
gestellt,  kam  aber  leider  nicht  zur  Ausführung;  die  viel- 
fach gewiss  ungemessenen  Ansprüche  hatten  eine  Reaktion 
in  der  Beurtlieilung  der  Thätigkeit  des  berühmten  Quel- 
lentinders  hervorgerufen,  und  wahrscheinlich  war  dies  der 
Grund,  weshalb  der  in  seinem  Fache  unbestreitbar  erfah- 
rene Mann  die  damals  versprochenen  späteren  Besuche 
im  östlichen  Deutschland  aufgab. 

Unsere  Wasserarm uth  nahm  während  dieser  Zeit  stetig 
zu;  das  trockne  Jahr  1863  rief  die  bittersten  Klagen  der 
Einwohner  und  Behörden  hervor,  so  dass  die  städtische 


FEUILLETON. 

Zur  Iteiirthcilimg  alter  Dekorationsmalereien. 

Die  Untersuchungen  über  die  bei  den  dekorirenden 
Malereien  der  Wohnhäuser  Pompejis  angewandte  Technik 
haben  noch  zu  keinem  allgemein  gültigen,  in  allen  Punk- 
ten übereinstimmenden  Ergebniss  geführt.  Doch  so  ge- 
theilt,  die  Stimmen  hierüber  sind,  so  gehen  doch  die  Un- 
tersuchungen über  die  verwendeten  Farbenmaterialien  in 
ihren  Resultaten  ziemlich  zusammen.  Der  fast  ausschliess- 
liche Gebrauch  von  dem  Mineralreiche  ungehörigen  Farbe- 
stoffen , die  geringe  Anwendung  von  thierischen  oder 
Pflanzenfarbestoffen  ist  wohl  als  festgestellt  zu  betrachten. 
Von  letzteren  ist  nur  der  Saft  der  Purpurschnecke,  Knochen- 
und  Elfenbeinschwarz  — dasKohlenschwarz  — nachweisbar. 
Hierfür  dürfte  namentlich  das  verhältnissmässig  rasche 
Verändern  der  Farben  sprechen,  sobald  die  ausgegrabenen 
bemalten  Wandflächen  der  Luft  und  dem  Lichte  preis- 
gegeben sind.  Ich  habe  hierbei  nicht  das  Verbleichen  der 
Farben  im  Sinne,  sondern  meine  das  Uebergehen  einzelner 
Töne  in  vollständig  andere  — vom  Rothen  ins  Schwarze, 
vom  Blauen  ins  Grüne  etc.  — eine  Erscheinung  die  in 
der  rasch  eintretenden  Oxydation  der  metallischen  Bestand- 
theile  gewisser  Farben  ihren  Grund  haben  dürfte. 

Im  Frühjahre  1866  hatte  ich  während  meines  mehr- 
wöchentlichen Aufenthaltes  in  Pompeji  Gelegenheit,  bei 
der  Ausgrabung  eines  reich  mit  Malereien  geschmückten 


Vertretung  endlich  veranlasst  wurde,  sich  mit  dem  Pro- 
jekte einer  Wasserentnahme  aus  dem  Bober  näher  vertraut 
zu  machen.  Das  Misstrauen  gegen  die  Berechnungen  über 
; die  zum  Betriebe  der  Anstalt  in  Aussicht  genommene 
Wasserkraft  wurde  durch  die  Begutachtung  bewährter 
Fachmänner  gehoben,  die  Verwendung  des  Flusswassers 
zu  wirtschaftlichen  und  gewerblichen  Zwecken  durch  eine 
Menge  Beispiele  aus  anderen  Städten  nachgewiesen  und 
so  beschloss  die  Stadtverordneten-Versammlung  endlich 
unterm  28.  November  1866  die  Ausführung  des  Werkes 
nach  meinem  Projekt  und  Anschläge  im  Betrage  von 
28,466  Tlilr. 

Die  Ausführung  begann  im  März  des  Jahres  1867 
und  wurde  so  gefördert,  dass  die  Wasserkunst  am  12.  No- 
vember desselben  Jahres  zum  ersten  Mal  probeweise  in 
Gang  gesetzt  und  am  14.  Dezember  den  städtischen  Be- 
hörden zum  Betriebe  übergeben  werden  konnte.  Die  An- 
ordnung der  Anlage  ist  wie  folgt  getroffen. 

Da  die  nächste  Umgebung  des  Bobers  öfteren  und 
hohen  Ueberschwemmungen  ausgesetzt  ist,  so  hätten  des- 
halb die  allgemein  gebräuchlichen  grossen  Filterbassins 
nur  in  weiter  Entfernung  vom  Strome  angelegt  werden 
können.  Hierdurch,  sowie  durch  die  hierbei  nöthig  ge- 
wordene grössere  Betriebskraft  wäre  der  Kostenaufwand 
des  Baues  beinahe  auf’s  Doppelte  gestiegen  und  durch 
Benutzung  von  Dampfkraft  der  Betrieb  bedeutend  ver- 
theuert  worden.  Die  Natur  des  Stromes  gab  aber  den 
besten  Fingerzeig  diese  Hindernisse  zu  umgehen.  Das 
Bett  desselben  besteht  in  unserer  Gegend  durchgängig 
aus  reinem,  von  weit  her  angeschwemmtem  Kies.  Ich 
habe  deshalb  das  Flussbett  selbst  zur  Filtration  dienstbar 
gemacht  und  ein  150'  langes,  12“  weites  poröses  Thon- 
rohr 7'  unter  den  niedrigsten  Wasserstand  und  5 — 6' 
unter  das  tiefste  Bett  des  Bobers  gelegt. 

Aehnliche  natürliche  Filter  haben  sich  unter  gleicn 
günstigen  Naturverhältnissen  bei  Wasserwerken  Englands 
und  Frankreichs  bewährt.  Ein  Verschlammen  der  oberen 
Schichten  ist  hier  um  so  weniger  zu  befürchten  als  durch 
Regulirung  der  in  der  Nähe  liegenden  Schleusen  der 
obere  Kies  leicht  weggespült  und  durch  neue  Anschwem- 
mungen ersetzt  werden  kann.*) 

Ein  eisernes  Uebergangsrohr  verbindet  den  Filter 
mit  dem  in  der  städtischen  Schneidemühle  befindlichen 

*)  Selbst  bei  dem  inzwischen  eingetretenen  Hochwasser , bei 
welchem  der  Fluss  Lehmtheile  mit  sieh  führt,  hat  sich  der  Filter 
als  gut  bewährt  und  nur  klares  Wasser  nach  den  Pumpen  geführt. 

D.  V. 


grösseren  Hauses  darüber  Beobachtungen  zu  machen. 

— Die  Wände  eines  Zimmers,  der  Höhe  nach  durch 
einen  dunklen  Sockel,  darüber  stehende  grössere  Felder 
und  einen  gegen  die  Decke  abschliessenden,  mit  luftigen 
Architekturen  dekorirten  Fries  in  drei  Abtheilungen  ge- 
theilt,  prangten  kurz  nach  der  Bioslegung  in  den  glühend- 
sten Farbentönen  eines  gesättigten  Blau,  Gelb,  Roth  und 
Grün.  Ganz  und  satt  nebeneinander  gestellt,  lösten  sich 
die  Kontraste  in  einer  wohlthuenden,  schönen  Farben- 
harmonie  und  wetteiferten  in  ihrer  Kraft  und  ihrem  Glanze 
mit  den  hohen  Farben  des  südlichen  Himmels,  des  Meeres 
und  der  in  allen  Farbenniiancen  schimmernden  Berge. 

Den  Tag  darauf  erschienen  die  grossen  blauen,  von 
segmentförmigen  gelben  Streifen  umrahmten  Felder  wie 
von  einem  leichten  Nebel  umflort,  die  Farben  verloren  ihre 
Intensität  und  wurden  in  der  Folge  matt  und  stumpf; 
das  hohe  Ultramarinblau  bekam  einen  leichten  Stich  in  s 
Grünliche,  das  leuchtende  Gelb  machte  einem  trüben 
Orange  Platz.  Durch  Abwaschen  mit  Wasser  oder  Harn 
konnte  man  auf  Momente  eine  höhere  Färbung  wieder  er- 
zielen, aber  nie  mehr  kam  der  erstlich  innewohnende 
Glanz  zum  Vorschein.  — Die  1,  71  Meter  hohen  Felder 
sind  durch  18  Centim.  breite,  vertikalgehende  Bandfriese 
getrennt.  Einerseits  mit  einem  schmalen  braunen,  andrer- 
seits mit  einem  hellgrünen  Streifen  ausgefasst,  zeigte  der 
Grund  dieses  Frieses  das  brillanteste  Zinnoberroth,  ge- 
schmückt mit  einem  leichten,  gelb  gezeichneten  Ornament 

— Seepferdchen,  Füllhörner,  Blumenranken  etc.  darstel- 
lend. Nach  dem  dritten  Tage  konnte  man  auf  dem  rothen 


68 


und  von  deren  Wasserrade  in  Betrieb  gesetzten  Hebewerk. 
Während  in  dem  obern  Raume  des  Gebäudes  die  Säge- 
gatter arbeiten,  heben  in  dem  unteren  Raume  desselben 
zwei  liegende  Pumpen  täglich  17  — 20,000  Kub.'  filtrirtes 
Wasser  80 — 100'  hoch  nach  der  Stadt.  Diese  Wasser- 
masse reicht  bei  einer  Bevölkerungszahl  von  5 — 6000 
Seelen  erfahrungsmässig  für  die  ersten  20  — 25  Jahre 
vollständig  aus,  sie  kann  aber  auch  ohne  erheblichen 
Kostenaufwand  durch  Einschiebung  grösserer  Pumpen 
leicht  vergrössert  werden. 

Trotz  der  unvermeidlichen  Erschütterung  durch  das 
Schneidewerk  arbeiten  die  Pumpen  mit  völliger  Präzision. 
Um  die  Störungen  aufzuheben,  welche  bei  Hochwasser 
durch  die  Stauung  im  Betriebsgerinne  und  die  dadurch 
verursachte  geringere  Umdrehungszahl  des  Wasserrades 
entstehen,  ist  in  der  Transmission  ein  doppeltes  Vorge- 
lege angebracht^  durch  dessen  einfache  und  sichere  Ver- 
setzung die  Kolben  auch  bei  einem  langsameren  Gange 
des  Wasserrades  die  erforderliche  Hubzahl  machen.  An 
einem  Uhrwerke  wird  dieselbe  und  damit  das  geförderte 
Wasserquantum  registrirt;  ein  bei  den  Pumpen  angebrachtes 
Sicherheitsventil  verhindert  einerseits  das  Springen  der 
Steigeleitung  bei  unvorsichtiger  Schliessung  der  Schieber, 
andererseits  zeigt  es  dem  Wärter  die  vollendete  Füllung 
des  Hochreservoirs  an. 

Letzteres  steht  500  Schritt  entfernt  auf  dem  höchsten 
Punkte  der  Stadt  in  einem  56  Fuss  hohen  Thurme.  Das 
Bassin  hält  7000  Kub.',  ist  daher  hinreichend  gross,  um 
die  Verschiedenheiten  des  Tagesbedarfs  auszugleichen.  Da 
das  Steigerohr  noch  30'  über  den  oberen  Rand  des  Re- 
servoirs hinausreicht,  so  kann  durch  Schliessung  eines 
Schiebers  bei  Feuersgefahr  das  Wasser  selbst  über  die 
Dächer  der  höchsten  Häuser  gehoben  werden.  Innerhalb 
der  Stadt  vermitteln  22  Druckständer  die  Abgabe  des 
Wassers  an  das  Publikum.  Den  Mechanismus  dieser  Stän- 
der habe  ich  der  Art  konstruirt  und  gestellt,  dass  er  stets 
zugänglich,  nach  Belieben  abgeschlossen,  seiner  Einfach- 
heit wegen  von  jedem  Schlosser  gefertigt  und  reparirt 
werden  kann  und  ein  Einfrieren  des  Wassers  unmöglich 
ist.  34  Hydranten  oder  Feuerhähne,  aus  denen  das  Wasser 
durch  Schläuche  bis  über  die  höchsten  Häuser  geführt 
wird,  dienen  zum  Besprengen  der  Strassen  und  ersetzen 
bei  Feuersgefahr  den  Gebrauch  der  Spritzen. 

Die  Ausführung  ist  nach  vorangegangener  Lizitation 
in  General-Entreprise  durch  die  Hrn.  J.  und  A.  Aird  in 
Berlin  bewirkt,  doch  war  ihnen  die  Bedingung  gestellt 
worden,  das  Hebewerk  und  Hochreservoir  in  der  uns  be- 


Grunde  einige  schwarze  Flecken  entdecken,  welche  all- 
mälig  zu  einer  vollständigen  Schattirung  heranwuchsen. 
Nach  wenigen  Tagen  hatte  das  feurige  Roth  einem  voll- 
ständig gleiclunässigen  Schwarz  Platz  gemacht,  das  von 
dem  ursprünglichen  Schwarz  des  Sockels  kaum  mehr  zu 
unterscheiden  war;  — ein  schwarzer  Bandfries  mit  gelbem 
Ornament  trennt  von  nun  an  die  blaugrünlichen  Felder. 
Diese  Metamorphose  giebt  schwer  mehr  einen  Begriff  von 
der  ehemaligen  Pracht  und  Harmonie  der  Farben. 

An  einem  reizenden  Bildchen  derselben  Wand  (Thetis 
in  der  Werkstätte  des  Vulkan?)  wurden  in  wenigen  Tagen 
die  sämmtlichen  Schattentöne  im  Fleische  dunkler.  Ausser- 
dem dunkelte  die  Karnation  der  männlichen  Figuren  im 
Ganzen  sehr  stark  nach,  so  dass  die  weichen  Uebergänge 
und  Schattirungen  verwischt  wurden,  ja  sogar  im  Vergleich 
zum  früheren  Zustande  hart  erschienen.  Aehnliche  Verän- 
derungen lassen  sich  in  Pompeji  noch  an  vielen  bemalten 
Wänden,  namentlich  in  der  dekorirenden  Malerei,  nach- 
weisen  (so  z.  B.  am  Hause  des  Marcus  Lucretius  u.  A.  m.) 
und  nur  ein  vorheriges  sorgfältiges  Vergleichen,  Unter- 
suchen und  Beobachten  dürfte  vor  unrichtigen  Aufnahmen 
schützen. 

Ich  glaube  einen  Hinweis  auf  ähnliche  Erscheinungen 
bei  den  verwandten  Leistungen  der  Renaissance  nicht 
unterlassen  zu  sollen.  Den  Umständen,  unter  welchen 
hier  die  Farbenveränderungen  eingetreten  sind,  liegen  zwar 
wesentlich  andere  Ursachen  zu  Grunde.  Unbilde  der 
Witterung,  eingedrungene  Feuchtigkeit,  die  Art  der  Unter- 
malung und  Farbenmischung  mögen  hier  die  Farben  alte- 


nachbarten  Wilhelmshütte,  das  Röhrennetz  in  dem  Krause- 
schen Hüttenwerk  zu  Neusalz,  einem  Schwesterwerke  un- 
serer eigenen  Hütte  Ober-Leschen,  fertigen  zu  lassen.  Es 
mag  bemerkt  werden,  dass  sämmtliche  Arbeiten  auf  das 
Sorgfältigste  ausgeführt  sind  und  sich,  soweit  dies  bis  jetzt 
übersehen  werden  kann,  aufs  Beste  bewährt  haben.  Durch 
eine  sorgfältige  Ueberwachung  und  Leitung  der  Ausfüh- 
rung ist  es  möglich  geworden,  den  in  vielen  Theilen 
schwierigen  Bau,  ungeachtet  mancher  Mehrarbeiten  ohne 
Ueberschreitung  des  Kostenanschlags  herzustellen.  Es  ha- 
ben sich  übrigens  die  der  Anlage  zu  Grunde  gelegten 
theoretischen  Berechnungen  als  richtig  bewiesen;  das  Werk 
hebt  die  vorgeschriebene  Wassermasse,  ohne  dass  der  Be- 
trieb der  Schneidemühle  dadurch  gestört  würde. 

Die  Wasserkunst  dient  vorläufig  wesentlich  öffent- 
lichen Zwecken.  Bis  jetzt  sind  etwa  nur  20  Privatleitun- 
gen und  zwar  meist  von  Industriellen  ausgeführt;  die  Be- 
theiligung hierbei  wird  sich  aber  gewiss  erhöhen,  sobald 
man  die  Vortheile  der  leichtern  Erlangung  des  unentbehr- 
lichsten Lebensbedürfnisses  näher  erkannt  haben  wird. 

Die  städtischen  Behörden  haben  in  der  beschriebenen 
Anlage  ein  für  die  Gesundheit,  Sicherheit  und  den  Ge- 
werbebetrieb aller  Einwohner  gewiss  wichtiges  Werk  er- 
richtet; dem  Unterzeichneten  städtischen  Techniker  aber 
wird  es  zur  besonderen  Freude  gereichen,  wenn  er  in  die- 
ser Arbeit  einen  Beweis  geliefert  hat,  dass  dergleichen 
Werke  nicht  nur  für  grössere  Städte  ausführbar,  sondern 
auch  den  beschränkteren  Verhältnissen  mittlerer  und  klei- 
nerer Städte  zweckentsprechend  anzupassen  sind. 

Sprottau.  Fabian,  Baurathsherr. 


Vorschläge  zu  einem  gleickmässigen  Mauersteinformat. 

In  den  beiden  letzten  Nummern  der  „Deutschen  Bau- 
zeitung“ wird  über  die  Bemühungen  des  architektonischen 
Vereins  in  Hamburg  behufs  gesetzlicher  Feststellung  eines 
gleichmässigen  Formates  der  Mauersteine  berichtet.  Leider 
vermissen  wir  in  diesem  Berichte  jede  Angabe  über  das  von 
der  Kommission  zur  Annahme  empfohlene  Maass,  auch  scheinen 
praktische  Resultate  den  erwähnten  Vorschlägen  noch  nicht 
gefolgt  zu  sein. 

Aehnliche  Berathungen  haben  bereits  vor  Jahresfrist  im 
technischen  Verein  zu  Lübeck  Statt  gefunden,  und  sind 
erfreulicherweise  von  hieraus  schon  positive  Erfolge  zu  melden. 
Die  mit  den  betreffenden  Vorschlägen  beauftragte  Kommission 
war  von  dem  Gesichtspunkte  ausgegangen,  ein  Stein format  zu 
wählen,  dessen  Dimensionen  dem  hoffentlich  recht  bald  einzu- 
führenden Metermaasse  entsprechen,  und  hob  dabei  hervor, 
dass  durch  solche  Mauersteine  auch  die  Vorstellung  von  den 

rirt  haben.  Ein  auffallendes  Beispiel  dieser  Art  tritt  uns 
in  der  grossen  Halle  der  Villa  Madama  bei  Rom  entgegen. 
Der  ursprünglich  blaue  Grund,  auf  dem  sich  die  Stuck- 
figürchen  in  viereckigem  Rahmen  abheben,  ist  in  ein  tadel- 
los gleichmässiges  Apfelgrün  übergegangen,  so  dass  man 
leicht  verführt  wäre,  an  dessen  Aechtheit  zu  glauben,  wenn 
nicht  der  etwas  giftige  Ton  Zweifel  aufkommen  liesse. 
An  einigen  wenigen  Medaillons  befindet  sich  an  den  untern 
Ecken  des  Rahmens  das  Blau  noch  nicht  ganz  zerstört 
und  dient  als  willkommener  Anhaltspunkt  für  den  Versuch 
einer  Restauration.  — Das  Nämliche  finden  wir  an  einigen 
Stuckmedaillons  in  den  Loggien  Rafaels,  an  den  meisten 
Spiegeln  der  Muldengewölbchen  derselben  und  selbst  au 
einigen  Stellen  der  gemalten  MuldenHächen.  Der  leider 
etwas  stark  „mitgenommene“  Palazzo  Spinola  in  Genua 
weist  in  seinen  gemalten  Treppenhausgewölben  und  Säu- 
lenhallen Aehnliches  auf,  weiter  einige  Zimmer  des  Palazzo 
del  Te  in  Mantua.  Auch  der  untere  Kreis,  der  die  Zwickel- 
felder an  der  Decke  im  Saale  (links  vom  Eingänge)  der 
Villa  di  Papa  Giulio  einfasst,  war  ehedem  blau.  Vor- 
sichtig aufzunehmen  sind  namentlich  die  Friese,  Profile 
und  Flächen,  die  ehemals  Vergoldungen  trugen,  welche  in 
ihren  verschiedenartigen  Untermalungen  (Grundirungen, 
durch  alle  Nüancen  von  Gelb  und  Braun,  bläulich  und 
grünlich)  oft  zufällig  mit  dem  gegenwärtigen  Zustande 
andrer  Farben  stimmen.  — 

Betrachten  wir  schliesslich  noch  die  polychrome  Be- 
handlung der  skulpirten  Kunstwerke  dieser  Epoche,  der 
marmornen  Grabdenkmale,  der  in  Holz  geschnitzten,  präch- 


69 


neuen  Maassgrössen  beim  gewöhnlichen  Arbeiter  sehr  gefördert 
werden  würde. 

Wenn  Steinlänge  und  Fuge  zusammen  */*  Meter;  Stein- 
breite und  Fuge  zusammen  */»  Meter,  die  Steindicke  mit  der 
Fuge  jedoch  etwas  mehr  als  die  halbe  Steinbreite  beträgt,  so 
würden  480  Stück  solcher  Mauersteine  genau  1 Kubikmeter 
ausmachen.  Bei  Berücksichtigung  von  Bruch  und  Verlust 
kann  man  dann  bei  Kostenanschlägen  bequem  500  Stück 
gleich  1 Kubikmeter  Mauerwerk  rechnen.  Für  die  Stärke  der 
Stoss-  und  Lager-Fugen  ist  hierbei  1 Ceutimeter  = 3/g  Zoll 
rheinl.  gerechnet.  Das  Format  der  Steine  ergiebt  sich  hieraus 
wie  folgt: 

Länge  24  Centimeter  (ca,  9*/*  Zoll  rheinl.) 

Breite  11,5  do.  (ca.  41/,  Zoll  rheinl.) 

Dicke  5,67  do.  (ca.  2,/5  Zoll  rheinl.) 

Auf  den  steigenden  Meter  Mauerwerk  würden  15  Schich- 
ten kommen.  Nur  bei  der  Hintermauerung  von  Rollschichten 
wird  die  im  Verhältnis  zur  Breite  zu  grosse  Dicke  der  Steine 
eine  kleine  Unbequemlichkeit  verursachen,  die  aber  im  Ganzen 
gegen  die  Vortheile  dieser  einfachen  Maassverhältnisse  wohl 
gering  anzuschlageu  ist. 

Um  seinen  Berathungen  einen  praktischen  Erfolg  zu  sichern, 
hat  der  technische  Verein  in  Lübeck  Modelle  von  Eichenholz 
nach  den  vorstehenden  Maassen  anfertigen  und  an  alle  benach- 
barten Ziegeleien  versenden  lassen.  Fast  ohne  Ausnahme  ha- 
ben sich  die  Ziegeleibesitzer  bereit  erklärt,  Steine  in  dem  ge- 
wünschten Format  anfertigen  zu  lassen,  wenn  sie  auf  Abnahme 
derselben  zu  rechnen  hätten.  Die  Mitglieder  des  Vereins  ha- 
ben es  sich  daher  angelegen  sein  lassen,  für  die  Verbreitung 
solcher  Steine  zu  sorgen,  und  sind  namentlich  bei  städtischen 
Bauten  zu  den  Kanalisirungsarbeiten  im  vorigen  Sommer  aus- 
schliesslich Steine  des  neuen  Formates  angewendet  worden. 
Ein  grösserer  Nutzen  und  eine  grössere  Verbreitung  als  bisher 
steht  allerdings  erst  dann  zu  erwarten,  wenn  der  Meter  — 
wie  wohl  nicht  zu  bezweifeln  — die  allgemeine  Maasseinheit 
bilden  wird. 

Die  Bemühung,  sich  schon  jetzt  auf  einfache  Weise  mit 
dem  neuen  Maasse  vertraut  zu  machen,  dürfte  daher  nicht  zu 
unterschätzen  sein.  K. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Baukunde  in  Stuttgart.  Auszüge  aus  den 
Protokollen  über  die  Versammlungen  vom  April  bis  Dezem- 
ber 1867.  (Schluss.) 

6.  Versammlung  am  26.  Oktober  1 867.  Vorsitzen- 
der Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  19  Mitglieder. 

Der  in  einer  Sitzung  des  Ausschusses  beratliene  und  von 
diesem  gutgeheissene  Vertrags- Entwurf  über  die  Miethe  und 
Benutzung  eines  Saales  im  Königsbau,  gemeinschaftlich  mit  der 
Künstlergesellschaft  das  „Bergwerk“,  wurde  vorgelesen,  speziell 
durchberathen  und  angenommen.  Als  regelmässige  Versamm- 


lungstage  werden  hinfort  der  erste  und  dritte  Samstag  im 
Monat  bezeichnet. 

Für  die  Frage  wegen  Erbittung  einer  Staatsunterstützung 
und  zur  etwaigen  Ausarbeitung  einer  bezüglichen  Bittschrift 
wurde  eine  Kommission  gewählt. 

Herr  Professor  Schmid  zeigt  das  Modell  eines  Wind- 
strom- Indikators  vor,  wie  solcher  bei  der  Luftheizung  des 
neuen  Krankenhauses  in  Heilbronn  Anwendung  fand,  und 
spricht  sich  über  dessen  einfache  Konstruktion  und  billige 
Anfertigung  sehr  günstig  aus. 

Hr.  Bauinspektor  Do lling er  in  Aulendorf  wird  als 
ausserordentliches  Mitglied  in  den  Verein  aufgenommen. 

7.  Versammlung  am  16.  November  1 8 6 7.  Vor- 
sitzender Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  21  Mitglieder. 

Nach  einer  Ansprache  des  Vorsitzenden,  der  den  Verein 
in  seinem  neuen  Lokale  willkommen  heisst,  und  einer  Rede 
des  Hrn.  Ober -Baurath  Leins,  der  als  Vorsitzender  des 
„Bergwerks“  dem  Wunsch  eines  einmiithigen  Zusammenwirkens 
beider  Vereine  Ausdruck  giebt,  referirten  die  Hrn.  Bauräthe 
Bock  und  Schenk  über  die  Frage  wegen  Zulässigkeit 
hohler  Kaminsteine. 

Baurath  Bock  gab,  unter  Vorweisung  eines  hohlen  Ka- 
minsteines von  Häfner- Neuhausen,  wo  derartige  Steine  schon 
seit  einiger  Zeit  gebrannt  werden,  seine  Ansicht  auf  Grund 
verschiedener  Untersuchungen  und  Vergleichungen  mit  anderen 
gewöhnlichen  Kaminen,  insbesondere  unter  Berücksichtigung 
der  in  verschiedener  Beziehung  gegen  die  Verwendung  hohler 
Kaminsteine  erhobenen  Bedenken  dahin  ab,  dass  unter  der 
Voraussetzung  gut  gebrannter  Waare,  nicht  zu  schwacher 
Wandungen  und  gehöriger  Verwahrung  der  Oeffnungen  beim 
Aufmauern,  ein  Grund  zur  Ausschliessung  solcher  Steine  nicht 
vorliegen  könne;  im  Gegentheil  vermöge  ihres  geringen  Ge- 
wichtes sich  ihre  Zulassung  schon  aus  ökonomischen  Gründen 
empfehle.  Die  früher  von  anderer  Seite  ausgesprochenen 
Befürchtungen,  dass  die  Wandungen  leicht  ^ausgekratzt  oder 
ausgebrannt  werden  können,  könne  er  bei  obigen  Voraus- 
setzungen nicht  theilen;  gutes  Material  müsste  aber  sowohl 
bei  massiven  als  bei  hohlen  Steinen  vorausgesetzt  werden, 
fehle  dieses  bei  den  massiven  Steinen,  so  sei  auch  bei  mit 
solchen  Steinen  aufgeführten  Kaminen  keine  Garantie  für  So- 
lidität und  Feuersicherheit  gegeben. 

Baurath  Schenk  pflichtete  in  der  Hauptsache  den  An- 
sichten des  Vorredners  bei  und  theilte  unter  Vorzeigung  eines 
sehr  gut  gebrannten  hohlen  Kaminsteins  aus  der  Fabrik  von 
Clairy  in  Ober -Esslingen  noch  mit,  dass  ein  solcher  von  10'' 
4'“  Länge,  3"  4'"  Breite  und  2Vi"  Dicke  = 4 Pfd.  14  Lth. 
Zollgewicht  wiege,  während,  wenn  der  Stein  ganz  voll  wäre, 
sich  das  Gewicht  auf  beinahe  6*/a  Pfd.  berechne.  Dass  ferner 
bei  Kaminen  von  hohlen  Steinen  in  Folge  der  vorhandenen 
Luftkanäle  die  Wandungen  sich  weniger  als  bei  massiven  ab- 
kühlen und  daher  ein  geringerer  Absatz  von  Glanzruss  erfolge, 
mithin  nicht  allein  in  ökonomischer,  sondern  auch  i n techni- 


tigen  Orgellettner,  Kanzeln  etc.,  so  ist  diese  vollständig 
erloschen  und  an  den  meisten  Monumenten  kaum  mehr 
nachweisbar.  Bürste  und  Seife  haben  hier  mehr  zerstört 
als  alle  Unbilden  der  Zeit  und  des  Klimas  vermocht 
hätten.  — Während  die  florentiner  Grabmäler  nur  schwa- 
che Spuren  von  Vergoldung  einzelner  Prolile  und  Orna- 
mente zeigen,  geben  die  römischen,  ausser  diesen,  noch 
unverwischte  Spuren  von  feinem  Kobaltblau  und  sattem 
Braunroth  in  den  Pilastern  oder  als  Grund  der  Relief- 
darstellungen. Die  Wappen  mit  ihren  Attributen  sind  in 
ihren  heraldischen  Farben  meist  wohl  erhalten. 

Die  beiden  prächtigen  Marmorgrabdenkmale  in  Ara 
coeli  (links  vom  Haupteingange)  und  in  S.  Prassede  (Sei- 
tenkapelle) zeigen  die  Bemalung  noch  am  Entschiedensten 
und  lassen  sich,  ohne  gewagte  Zuthaten  mit  in  den  Kauf 
nehmen  zu  müssen,  in  ihrer  ehemaligen  Farbenpracht 
leicht  restauriren.  Als  weitere  Beispiele  sind  zu  nennen 
einige  Grabdenkmale  von  Mino  da  Fiesoie  im  Hofe  von 
St.  Agostino  und  einige  in  der  Kirche  Maria  sopra  Mi- 
nerva. An  letzteren  ist  das  Blau,  welches  den  Grund  für 
das  vergoldete  Reliefornament  der  Pilaster  bildet,  etwas 
stark  nachgedunkelt. 

Auch  den  reizenden  Meisterwerken  des  Rohbia  fehlt 
meistens  die  Vergoldung,  da  diese  nicht,  wie  die  übrigen 
Farben,  eingebrannt,  sondern  auf  die  weisse  Glasur  durch 
ein  leicht  zerstörbares  Bindemittel  aufgetragen  war.  Zu 
oftes  und  nicht  behutsames  Reinigen  mögen  wohl  die 
Spuren  derselben  an  genannten  Monumenten  verwischt 
haben.  Ziemlich  gut  erhalten  ist  dieselbe  noch  an  dem 


wunderbaren  Ciborium  in  St.  Apostoli  in  Florenz  ; an  den 
weiss  glasirten  Pilastern  des  schönen  Weihbrunnens  in  der 
Sakristei  von  Maria  novella,  sind  nur  wenige  Spuren  (in 
den  Kapitalen)  erhalten.  Der  nach  den  Angaben  Peruzzi’s 
gefertigte  Orgellettner  der  Spitalkirche  in  Siena  zeigt 
seine  Holzschnitzereien  noch  grösstentheils  bemalt  und 
vergoldet,  an  dem  Getäfel  des  Cambio  in  Perugia  sind 
einzelne  Prolile,  Plättchen,  Eierstäbe,  der  Grund  der  mit 
Rosetten  geschmückten  Kassetten  vergoldet;  die  in  der 
Akademie  in  Siena  aufgestellten,  von  Barile  geschnitzten 
eichenen  Prachtpilaster  zeigen  trotz  der  Reinigungs -Pro- 
zedur, der  sie  sich  zu  unterziehen  hatten,  noch  Spuren  von 
Vergoldung. 

Mögen  diese  kurze  Notizen  manchem,  sich  zur  Stu- 
dienreise nach  Italien  rüstenden  Architekten  als  Anhalt 
dienen  und  denselben  bei  Ausarbeitung  seiner  dekorativen 
Aufnahmen  zur  Vorsicht  auffordern.  Nur  zu  oft  hatte  ich 
Gelegenheit  zu  bemerken,  dass  man  sich  mit  dem  Kopiren 
des  gegenwärtigen  Zustandes  begnügte,  ohne  sich  (in  der 
Hast,  mit  der  meistens  die  Arbeiten  betrieben  werden)  über 
eine  mögliche  Disharmonie  in  den  Farben  Rechenschaft 
zu  geben , geschweige  denn  eine  solche  durch  ein  ge- 
wissenhaftes, vergleichendes  (freilich  umständliches)  Unter- 
suchen beseitigen  zu  wollen. 

Carlsruhe,  im  Januar  1868.  D. 

Erdöl  als  Schmiermittel. 

Das  Vulkan  öl,  dessen  wir  in  No.  2 d.  Bl.  pag.  13  er- 
wähnten, verschafft  sich  als  Schmieröl  für  Maschinen  mehr  und 


70 


scher  Beziehung  Vortheile  gegenüber  den  massiven  Steinen 
erreicht  würden.  Oberbaurath  Morlok  machte  sodann  noch 
die  weitere  Mittheilung,  dass  nach  vorgenommenen  Unter- 
suchungen die  Widerstandsfähigkeit  sich  bei  vollen  Steinen 
auf  2620  Pfd.  und  bei  hohlen  auf  831,  1000  und  1434  Pfd. 
herausgestellt  habe. 

Nach  einer  Debatte,  an  welcher  sich  noch  die  Hrn.  Bau- 
rath Schlier  holz,  Binder  und  Prof.  Silber  betheiligt 
hatten,  wurde  vom  Verein,  und  zwar  mit  fast  Stimmen- 
Einigkeit,  beschlossen,  der  Zulassung  gut  gebrannter  hohler 
„Klucker“  zum  Bau  von  Hausschornsteinen  nicht  entgegen  zu 
treten,  unter  der  Voraussetzung,  dass 

1)  die  äusseren  Wandungen  der  Klucker  mindestens  eine 
Stärke  von  ’/i"  besitzen, 

2)  im  einzelnen  Steine  sich  mindestens  2 Kanäle  befinden, 

3)  die  Schornstein -Wandungen  mindestens  1'  vom  Holz 
entfernt  bleiben  und  letzteres  ausserdem  noch  feuer- 
sicher verwahrt  wird, 

4)  die  Aussenwände  vollkommen  dicht  bestochen  werden. 

Hierauf  hielt  Hr.  Bauinspektor  Köhler  unter  Vorzeigung 

und  Erläuterung  der  betreibenden  Pläne  einen  Vortrag  über 
den  Bahnhof  in  Bietigheim. 

Hr.  Baurath  Binder  macht  den  Verein  auf  ein  Kunst- 
werk in  Ulm  aufmerksam,  nämlich  auf  die  Decken  im  soge- 
nannten Neubrouner  Haus,  in  welchem  zugleich  auch  die 
Sammlung  der  Oberschwäbischen  Alterthümer  sich  befindet. 
Der  Vorsitzende  bemerkt,  er  habe  diese  Decken  aufnehmen 
und  stechen  lassen,  und  würden  sie  demnächst  im  Buchhandel 
erscheinen. 

Zum  Schluss  werden  die  Hrn.  Bauinspektoren  Bau  mann 
in  Crailsheim  und  Kn  oll  in  Weikersheim  als  ausserordentliche 
Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen. 

S.  Versammlung  am  7.  Dezember  186  7.  Vor- 
sitzender Oberbaurath  v.  Egle;  anwesend  21  Mitglieder. 

Der  Tod  eines  Vereins- Mitgliedes,  Architekt  Mäntler, 
wird  angezeigt;  hingegen  Hr.  Assessor  Diefenbach  bei  der 
Kgl.  Zentral -Stelle  zu  Stuttgart  in  den  Verein  aufgenommen. 

Mehrfache  Autographien  und  Photographien  über  ver- 
schiedene Gegenstände  des  Bauwesens,  die  zum  Theil  als 
Geschenke  eingegangen  sind,  werden  vorgelegt  und  mehre 
Vorträge  angemeldet;  auch  übernehmen  auf  Anregung  des 
Hrn.  Prof.  Wagner  mehre  Vereinsmitglieder  Referate  über 
die  im  Journal -Zirkel  enthaltenen  Zeitschriften. 

Hr.  Oberbaurath  Morlok  hält  einen  längeren  Vortrag 
über  die  Entwicklung  des  Hochbauwesens  in  dem  Kgl.  Würt- 
tembergischen  Eisenbahndienst,  Hr.  Professor  Wagner  einen 
solchen  über  die  Anwendung  der  Photographie  zur  geome- 
trischen Aufnahme  von  Gebäuden  und  Situationen;  die  schrift- 
liche Mittheilung  beider  Vorträge  wird  zugesagt. 


Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Kassel.  Haupt- 
versammlung am  29.  Dezember  1S68.  In  dem  festlich  deko-  | 


rirten  Saale  wurde  die  Versammlung  durch  den  Vorsitzenden 
Hrn.  Engelhard  mit  einer  Ansprache  eröffnet,  in  welcher 
derselbe  der  Fortentwickelung  des  Vereins  gedachte  und  so-# 
wohl  Mitglieder  als  auch  Gäste  zur  Feier  des  siebenten  Stif- 
tungsfestes willkommen  hiess. 

Hr.  Siebrecht  hielt  hierauf  einen  Vortrag  über  die 
unterirdischen  Arbeiten  am  Mont  Cenis.  Durch  Vorlegung 
von  Zeichnungen,  welche  die  Gebirgsarten,  sowie  die  alljähr- 
lichen Fortschritte  deutlich  darlegten,  erläuterte  derselbe  die 
zu  überwindenden  Schwierigkeiten  bei  der  Ausführung  des 
Tunnels,  unter  Angabe  der  Leistungen  beim  Bohren  und  Spren- 
gen der  verschiedenen  Gesteinsarten , von  denen  Proben  vor- 
gelegt wurden.  In  tabellarischer  Uebersicht  zeigte  der  Red- 
ner die  durch  die  Bohrmaschinen  erzielten  Resultate.  Zylin- 
dergebläse komprimiren  die  Luft  auf  6 */>  bis  7 Atmosphären 
und  wird  dieselbe  alsdann  aus  drei  grossen  Kesseln  in  einer 
10"  im  Lichten  weiten  Röhrenleitung  in  den  Tunnel  geführt, 
wo  sie  aus  einem  kleinen  Kessel  die  einzelnen  Bohrmaschinen 
mittelst  Gummischläuchen  speist. 

Im  Verfolge  seines  Vortrages  beschrieb  Hr.  Siebrecht 
sodann  die  Einzelheiten  der  über  den  Mont -Cenis  geführten 
| sogen.  Fellbahn  und  der  für  diese  erbauten  Maschinen,  unter 
Vorlage  von  speziell  ausg^arbeiteten  Zeichnungen  über  die 
Konstruktion  des  Unterbaues,  sowie  der  Maschinen. 

Die  Richtigkeit  der  Bezeichnung  „Fellbahn“  (nach  Fell’- 
schem  System)  wurde  von  dem  Vortragenden  angezweifelt,  in- 
dem er  diese  Konstruktion  im  Wesentlichen  als  eine  Kopie 
des  im  Jahre  1851  vom  Ingenieur  Krauss  aus  Kassel,  der- 
zeit in  Hannover,  gelegentlich  des  Ausschreibens  einer  Kon- 
kurrenz für  die  Maschinen  der  Semmering- Bahn  entwor- 
fenen und  eingereichten  Planes  einer  Semmering-Maschine  be- 
zeichnete  und  deren  Zeichnungen  zur  Vorlage  brachte. 

In  dem  Festsaale  waren  ausserdem  reichhaltige  Sammlun- 
gen von  Photographien  und  anderen  bildlichen  Darstellungen 
interessanter  Bauwerke  etc.,  insbesondere  solcher,  welche  auf 
Paris  und  die  internationale  Ausstellung  des  Jahres  1867  Be- 
zug hatten,  aufgelegt.  Ein  Festmahl  mit  Harmoniemusik,  un- 
terbrochen durch  die  von  Vereinsmitgliedern  veranstaltete 
Aufführung  eines  kleinen  dramatischen  Scherzes  und  gewürzt 
durch  Toaste  und  heitere  Vorträge,  vereinigte  sodann  die 
Mitglieder  und  ihre  werthen  Gäste  noch  lauge  in  fröhlicher 
Geselligkeit. 

Haupt  - Versammlung  am  28.  Januar  1868;  Vorsitzender 
Hr.  Rudolph  I. 

Es  wurden  zunächst  die  Hrn.  Ritter,  Ingenieur-Assistent 
zu  Flieden,  und  Becker,  Werkmeister  der  Bahnhofs -Werk- 
stätten zu  Kassel,  zu  Mitgliedern  aufgenommen.  Vom  Vereins- 
Sekretair  wurde  der  Jahresbericht  erstattet  — (hiernach  zählt 
der  Verein  gegenwärtig  164  Mitglieder),  — vom  Kassirer 
der  Rechnungshaushalt  vorgelegt. 

Hierauf  wurde  zur  Neuwahl  des  Vorstandes  geschritten. 
Es  wurden  gewählt:  zum  Vorsitzenden  Hr.  Oberingenieur 


mehr  Geltung.  Ein  uns  aus  Chemnitz  zugegangenes  Schrei- 
ben, welches  wir  im  Folgenden  auszugsweise  mittheilen,  giebt 
eine  neue  Bestätigung  dafür. 

Zu  n bessern  Verständniss  schicken  wir  jedoch  eine  Mit- 
theilung aus  dem  2.  Januarheft  des  Dinglerschen  Polyt.  Journals 
voraus.  Ingenieur  Adolph  Ott  in  New-York  sagt  darin  u. 
A.:  „Das  Vulkanöl  ist  kein  destillirtes,  sondern  einfach  eine 
spezilisch  schwerere  Sorte  von  durch  Kohle  entfärbtem  Petro- 
leum, wie  es  aus  der  Erde  hervorquillt,  aus  welchem  ausserdem 
die  Naphta  abgeblasen  worden  ist;  zuweilen  ist  es  mit  einem  ge- 
ringen Prozentsatz  thierischer  oder  pflanzlicher  Fette  vermischt.“ 

Hr.  Ott  hebt  dann  hervor,  dass  besonders  die  mittlere 
Konsistenz  und  eine  gewisse  natürliche  Weichheit  das  Vulkanöl 
zum  Schmieröl  geeignet  machen.  Vor  den  pflanzlichen  und 
thierischen  Oelen  hat  es  ferner  zwei  Vorzüge.  Erstens 
t heilt  es  nicht  deren  Eigenschaft,  auf  grosse  Oberflächen  ver- 
theilt, sich  durch  Aufnahme  von  Sauerstoff  zu  erhitzen  und 
gelegentlich  Anlass  zu  Selbstentzündungen  zu  geben , und 
zweitens  kann  man  bei  Maschinen,  welche  mit  Vulkanöl 
geschmiert  werden,  Speisewasser  aus  dem  Kondensationswasser 
entnehmen,  ohne  in  die  bei  jenen  Oelen  nachgewiesene  Gefahr 
zu  kommen,  dass  der  Fettgehalt  des  Speisewassers  Ausschei- 
dung der  kohlensauren  Salze  in  Pulverform  und  somit  De- 
formationen im  Kessel  hervorruft. 

Aus  dem  erwähnten  Schreiben  aus  Chemnitz  entnehmen 
wir  folgende  Mittheilungen : 

ln  mehren  Chemnitzer  Fabriken  ist  das  Vulkanöl,  das 
in  Europa  zuerst  durch  Hrn.  Ingenieur  Ott  in  New-York  und 
zwar  auf  der  Pariser  Ausstellung  von  1S67  eingeführt  wurde, 
schon  seit  etwa  Ende  Juni  v.  J.  in  Gebrauch  und  hat  alle 
Erwartungen  weit  übertroffen.  Den  Vertrieb  des  Vulkanöls 
für  Deutschland  hat  der  Ausschuss  der  deutschen  Ingenieure 


in  Paris  übernommen ; es  wird  in  kleinen  Fässern  von  2 — 3 Ztr. 
Inhalt  (k  Ztr.  11  — 12  Thlr.  incl.  aller  Spesen  bis  hier)  ver- 
sendet. Bei  der  Verwendung  zum  Schmieren  von  alten  Ma- 
schinentheilen,  bei  denen  also  harzige  Ueberreste  des  früheren 
Schmiermittels  vorhanden  sind,  zeigt  sich  zuerst  ein  schein- 
barer Uebelstand:  es  fliessen  nämlich  diese  Harztheile  als 
schmutzige  Flüssigkeit  ab,  welche  Erscheinung  von  der  Harz- 
auflösenden  Eigenschaft  des  Vulkanöls  herriihrt.  Doch  schon 
nach  3 — 6 Tagen  laufen  alle  damit  geölten  Maschinentheile 
völlig  rein,  wodurch  der  Reibungswiderstand  in  allen  Maschi- 
nentheilen  geringer  wird.  Wegen  der  mittleren  Konsistenz 
des  Vulkanöls  hält  es  sich  gut  zwischen  den  Reibungsflächen, 
so  dass  kein  Theil  der  Maschine  sich  warm  läuft,  auch  tropft 
es  schwerer  als  andere  Oele  ab;  die  Maschinen  sind  deshalb 
leichter  rein  zu  erhalten,  und  es  wird  eine  Ersparniss  an 
Schmieröl  erzielt,  die  sich  nach  angestellten  ^ ersuchen  auf 
30 — 40  auch  50  % stellt.  Diesen  hohen  Gewinn  muss  mau 
freilich  mit  darauf  rechnen,  dass  bei  den  früheren  Schmier- 
ölen, die  auch  als  Brennöle  benutzt  werden  konnten,  (was  hier 
nicht  der  Fall  ist,)  mancher  Arbeiter  seine  Hauslampe  mit 
Geschäftsöl  versorgte  und  überdies  das  dünnflüssigere  Material 
unnütz  verschüttet  wurde,  während  das  Vulkanöl  durch  den 
ihm  eignen  üblen  Geruch  an  freier  Luft  nicht  gerade  dazu 
verleitet.  Diese  beiden  zuletzt  erwähnten  Thatsachen  rufen 
auch  Seitens  der  Arbeiter  das  grösste  Hinderniss  für  die  all- 
gemeine Einführung  in  den  Fabriken  hervor.  Hierzu  kommt 
noch,  dass  mit  diesem  Oele  plötzlich  eine  rasende  Spekulation 
durch  eine  grosse  Zahl  von  Unteragenten  und  Nachahmern 
getrieben  wird,  wodurch  der  Preis  ausserordentlich  gedrückt 
ist  und  Misstrauen  gegen  den  Artikel  bei  den  Abnehmern  in- 
folge der  vielen  Anerbietungen  erweckt  wird.  Eine  nähere 
Prüfung  wird  dieses  Misstrauen  freilich  bald  verscheuchen. 


71 


Rudolph;  zu  Bibliothekaren  die  Hrn.  Oberhofbaumeister 
von  Dehn  - Rothfelser  für  die  Klasse  der  Architektur, 
Ingenieur  Streckert  für  die  Klasse  des  Ingenieurwesens  und 
Lehrer  der  polytechnischen  Schule  Schmidt  für  die  Klasse 
des  Maschinenwesens;  zum  Vereins  - Sekretair  Hr.  Ingenieur 
Scliuchard;  zum  Stellvertreter  desselben  Hr.  Maschinen- 
meister Urban;  zum  Kassirer  Hr.  Hofbaukondukteur  Sander; 
zu  Vorstandsmitgliedern  ohne  Amt  die  Hrn.  Telegraphen  - In- 
spektor Finck,  Kriegsbaumeister  Lingemann  und  Maschinen- 
meister Roh  de.  In  die  Redaktionskommission  wurden  die 
Hrn.  Oberhofbaumeister  von  Dehn -Rothfelser,  Telegra- 
phen - Inspektor  Finck  und  Ingenieur  Streckert  gewählt. 

Der  Vorsitzende  referirte  sodann  über  mehre  eingegan- 
gene Schreiben;  des  Architekten  - Vereins  für  Böhmen,  des 
Hrn.  Oberbaurath  Egle  zu  Stuttgart  Namens  des  dortigen 
Vereins  für  Baukunde“),  sowie  des  Hrn.  Geheimen  Ober- 
Bauraths  Engelh  ar  d,  betreffend  sein  durch  seine  Versetzung 
nach  Münster  bedingtes  Ausscheiden  aus  dem  Vorstand  des 
Vereins  und  sein  ferneres  Verbleiben  in  dem  letzteren  als 
auswärtiges  Mitglied.  Die  Versammlung  beschloss  ihrem  bis- 
herigen Vorsitzenden  in  Anerkennung  seiner  langjährigen  Ver- 
dienste für  das  Gedeihen  des  Vereins  die  Ehrenmitgliedsehaft 
zu  ertheilen,  und  wurde  dieserhalb  die  Redaktions-Kommission 
beauftragt,  in  einer  über  acht  Tage  besonders  anzuberaumen- 
den Versammlung  die  hierfür  erforderliche  Statutenverände- 
rung vorzutragen. 


Deutscher  Verein  für  Fabrikation  von  Ziegeln,  Thon- 
waaren,  Kalk  und  Zement.  General- Versammlung  in 
den  Räumen  der  polytechnischen  Gesellschaft  zu  Berlin  am 
22.  und  23.  Januar  d.  J. 

Der  Vorsitzende,  Hr.  Baumeister  Friedr.  Hoffmann 
(Berlin)  eröffnet  die  Versammlung  mit  geschäftlichen  Mitthei- 
lungen. Der  Verein  zählt  jetzt  267  Mitglieder,  von  denen  der 
grössere  Theil  erschienen  ist.  Der  Vorstand  ist  im  vergange- 
nen Jahre  eifrig  bemüht  gewesen,  bei  den  Staatsbehörden  die 
Errichtung  einer  Station  für  Prüfung  von  Baumateria- 
lien in  Bezug  auf  ihre  Festigkeit  anzuregen,  jedoch  bis 
jetzt  ohne  Erfolg;  ein  dahin  zielender'’  Antrag  liegt  dem  Vor- 
stande des  Gewerbemuseums  hierselbst  vor,  auch  wird  be- 
richtet, dass  die  Bauverwaltung  der  neuen  berliner  Ver- 
bindungsbahn die  Aufstellung  einer  Festigkeitsmaschine 
beabsichtige.  Gleichzeitig  wird  auf  die  von  dem  eidgenössi- 
schen Polytechnikum  in  Zürich  angeschaffte  Maschine 
hingewiesen,  welche  4000  Thlr.  (15000  Frcs.)  kostet.  Eine 
solche  Summe  würde  die  Mittel  des  Vereins  weit  übersteigen. 
- — Hr.  Rem  eie,  Privatdozent  der  hiesigen  Berg- Akademie, 
kündigt  8 Vorträge  über  das  natürliche  Vorkommen  von 
Thon  und  Kalk  und  deren  technische  Verwendung  an. 

Hr.  Dr.  Matern  ans  Königsberg  i.  Pr.  hält  einen 
längeren  Vortrag  über  das  Schmauchen  der  Ziegel- 
steine, die  er  „grün“  in  den  Ringofen  setzen  will.  Er  be- 
klagt den  Mangel  von  wissenschaftlichen  Beobachtungen,  die 
namentlich  mit  dem  Thermometer  an  den  abziehenden  Gasen 
gemacht  werden  sollen.  Hr.  Baumeister  Hoffmann  hält  es 
für  besser,  die  Steine  möglichst  trocken  in  den  Ofen  zu  brin- 
gen, bezweifelt,  dass  feucht  eingesetzte  Steine  besser  gebrannt 
würden  und  weist  auf  den  unvermeidlichen  Mehrverbrauch  an 
Brennmaterial  hin.  — Die  Frage,  auf  welche  Weise  die  bes- 
ten Verblendsteine  erzielt  würden,  führt  zur  Besprechung 
der  in  Paris  ausgestellt  gewesenen  neuen  Maschinen;  sie 
werden  sämmtlich  verworfen.  Das  sogenannte  Grack’sche 
Walzwerk  arbeitet  mit  übermässiger  Kraft  und  presst  die 
Steine  zu  stark;  ähnlich  die  V i erec  k ’sche  Maschine.  Besser 
sei  die  Duran’sclie  Maschine,  doch  erfordere  sie  Material, 
welches  der  Porzellanerde  nahe  komme.  — Es  werden  Mo- 
delle von  Dachziegeln  mit  Falzen,  wie  sie  in  Frankreich 
und  der  Schweiz  in  Gebrauch  sind,  vorgelegt  und  ihre  Fabri- 
kationsweise beschrieben.  Das  Gewicht  einer  damit  gedeck- 
ten Fläche  verhält  sich  zum  gewöhnlichen  Ziegeldach  wie  48 
zu  5G;  die  Falzziegel  sollen  flacher  gelegt  werden  können, 
nach  Anderen  für  unsere  Witterungsverhältnisse  wegen  der 
Einwirkung  des  Schnees  unbrauchbar  sein.  — Ein  Mitglied 
berichtet  von  einem  T ran  sport  w a gen  für  Ziegelsteine; 
derselbe  hat  das  Untergestell  eines  ehemaligen  Postwagens, 
auf  den  Federn  ist  ein  Kasten  angebracht,  dessen  Längswände 
nach  dem  Beladen  gegeneinander  festgeschraubt  werden  können. 
— Es  wird  über  die  Schwierigkeiten  geklagt,  welche  einzelne 
Gesellschaften  der  Versicherung  der  Ringöfen  gegen 
Feuersgefahr  entgegensetzen;  die  städtischen  Sozietäten  leh- 
nen die  Versicherung  überhaupt  ab. 

Den  23.  Januar.  Herr  Türrschmiedt  aus  Berlin 

*)  Vergl.  die  Berichte  aus  dem  Architekten- Verein  zu  Berlin 
in  No.  4 u.  5 d.  Bl.  D.  Red. 


hält  einen  längeren  Vortrag  über  Verhältnisse  der  heu- 
tigen Ziegeleien.  Redner  bezeichnet  u.  A.  den  Stand- 
punkt des  Baumeisters  zur  Ziegelfabrikation  als  nicht  ganz 
richtig,  weil  derselbe  das  Material  nicht  sorgfältig  genug  prüfe 
und  doch  erwarte,  dass  seine  Kritik  als  Richtschnur  für  die 
Fabrikation  diene.  — Es  folgen  Fragen  über  die  Brennkraft 
verschiedener  Kohlen,  über  Einrichtung  von  Schlämmwerken 
und  über  die  Materialien  zur  Portland-Zement-Fabrikation.  — 

Herr  Dr.  Rem  eie  spricht  ausführlich  über  Sand  und 
Sandstein. 

Zur  Wasserhaltung  in  Thongruben  wird  die  Red- 
path’sche  Pumpe  empfohlen,  auch  durch  Zeichnung  und  Be- 
schreibung erläutert.  Sie  hat  5"  Kolbendurchmesser,  10“  Hub- 
höhe und  fördert  bei  D Geschwindigkeit  220  Kub/  per  Stunde. 
Bei  18'  Förderhöhe  gebraucht  sie  */»  Pferdekraft  oder  zwei 
Mann.  Die  Konstruktion  ist  besonders  darauf  berechnet,  dass 
man  leicht  zu  den  Ventilen  gelangen  und  diese  herausnehmen 
kann.  (Preis  35  Thlr.  beim  Zivil  - Ingenieur  Carl  Grütter 
in  Hannover.)  — 

Auf  eine  Frage  nach  zweckmässigen  Arbeiterwohnun- 
gen werden,  die  Zeichnungen  der  Aidage  zu  Kuchen  bei 
Stuttgart  vorgelegt,  sodann  auf  die  Berücksichtigung  pro- 
vinzieller Gewohnheiten  verwiesen  nnd  nur  festgestellt,  dass 
die  Anordnung  von  Famil  i en  Wohnungen  die  beste  sei. 

- T - 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  15.  Fe- 
bruar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  169  Mit- 
glieder und  5 Gäste. 

Der  Verein  empfing  zunächst  Mittheilung  über  einige 
eingegangene  Schreiben.  Auch  der  vierte  der  Konkurrenten 
um  den  Entwurf  zu  den  Museen  in  Wien,  Hr.  Sektionsrath 
M.  von  Löhr  daselbst,  hat  dem  früher  ausgesprochenen 
Wunsche  des  Vereins  gemäss  nunmehr  Photographien  seines 
Entwurfs  eingesendet  und  bittet  um  ein  Urtheil  über  denselben. 
DasLetztere  glaubte  die  Versammlung  jedoch  von  vorn  herein  ab- 
lehnen zu  müssen,  da  ein  Verein  als  solcher  wohl  schwerlich 
in  der  Lage  ist,  sich  ein  bestimmtes  Urtheil  über  eine  Arbeit 
bilden  zu  können.  — Von  einem  Maurermeister  zu  Pieschen 
ist  dem  Verein  die  Grundrisskizze  zu  einer  Synagoge  mit 
der  Aufforderung  zugegangen,  ihm  die  Längen-  und  Quer- 
schnitte sowie  eine  Fa^ade  im  Rundbogenstil  „geschmack- 
vollster Durchführung,  neuester  Art“  zu  liefern.  Bei  einer 
kurzen  Debatte,  was  auf  diesen  in  der  Form  verfehlten,  jeden- 
falls aber  aus  ehrenwerther  Absicht  hervorgegangenen  Antrag 
geantwortet  werden  solle,  fand  schliesslich  die  Ansicht  des 
Vorsitzenden  die  Majorität,  dem  betreffenden  Herrn  einige 
im  Synagogenbau  bereits  bewährte  Architekten  vorzuschlagen, 
an  welche  er  seine  Bestellung  richten  könne. 

Hr.  Grund  hielt  demnächst  einen  längeren  Vortrag  über 
die  von  der  preussischen  Regierung  ausgeführten  Felsspren- 
gungen im  Rhein. 

Es  kommen  namentlich  drei  Strecken  in  Betracht,  auf 
welchen  die  bisher  sehr  gefährliche  Fahrt  wesentlich  ver- 
bessert worden  ist.  Die  erste  derselben  ist  die  Strecke  vom 
Kammereck  bis  Oberwesel  oberhalb  der  Loreley,  wo  16  Fel- 
sen, deren  zum  Theil  sehr  drastische  Schiffernamen  der  Hr. 
Vortragende  anführte,  mit  zusammen  über  30000Q'  Grund- 
fläche abgesprengt  wurden;  die  zweite  ist  das  sogenannte 
wilde  Gefahr  zwischen  Caub  und  Bacharach , wo  47000Q]' 
der  gefährlichsten  Felsbänke  entfernt  sind,  die  dritte  und 
wichtigste  endlich  das  Binger  Loch.  Im  Allgemeinen  ist  an- 
zuführen, dass  nur  solche  Felsen  beseitigt  werden,  welche 
unter  dem  mittleren  Wasserspiegel  liegen,  weil  die  darüber 
emporragenden  als  gute  Merkzeichen  für  die  Fahrt  dienen, 
und  dass  die  Sprengungen  bis  zu  einer  Tiefe  von  8'  unter 
dem  mittleren  Wasserstande  (=  dem  Nullpunkte  des  Ko- 
blenzer Pegels)  geführt  werden. 

Mit  besonderer  Ausführlichkeit  wurden  von  dem  Herrn 
Vortragenden  die  im  Binger  Loch  ausgeführten  Arbeiten  ge- 
schildert. Es  besteht  daselbst  noch  heute  nur  ein  einziges 
schmales  Fahrwasser,  mit  einem  Gefälle  von  8“  auf  14°,  das 
für  die  zu  Berg  fahrenden  Schiffe  durch  Signale,  die  auf  dem 
Mäusethurm  ausgesteckt  werden,  frei  erhalten  wird.  Die  frü- 
heren Felssprengungen  an  dieser  Stelle,  die  im  Mittelalter 
noch  völlig  gesperrt  war,  hatten  sich  auf  unwesentliche  Hin- 
wegnahme einzelner  Zacken  beschränkt,  so  die  Arbeiten,  welche 
das  Frankfurter  Handelshaus  Stoccum  zu  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts ausführen  liess.  Beträchtlicher  waren  die  von  dem 
Wasserbauir-spektor  van  den  Bergh  geleiteten  Arbeiten,  die 
von  1830  — 32  zur  Ausführung  kamen  nnd  denen  demnächst 
weitere  Sprengungen  in  den  Jahren  1839  und  40  sich  an- 
schlossen. In  sehr  bedeutendem  Umfange  endlich  sind  die  Spreng- 
arbeiten seit  1859  fast  ununterbrochen  im  Betriebe  und  ist 
das  Ziel  derselben  auf  Gewinnung  eines  zweiten  Fahrwassers 


72 


gerichtet.  Zu  diesem  Zwecke  ist  der  Strom  am  linken  Uier, 
wo  bedeutende  Kiesablagerungen  stattfanden,  gleichzeitig  durch 
ein  700»  langes  Buhnensystem  mit  Parallelwerk  auf  die  Nor- 
malbreite verengt,  während  ein  zweites  in  der  Mitte  des  Stroms 
errichtetes  Parallelwerk  das  unregelmässige  Gefälle  regulirt. 
Zwischen  beiden  Werken  befindet  sich  die  neue  Fahrstrasse. 

Ueber  die  technische  Ausführung  und  den  Umfang  der 
seit  1830  bewirkten  Sprengarbeiten  mag  Folgendes  bemerkt 
werden. 

In  der  ersten  Periode  1830 — 1S32  wurde  mit  Hülfe  von 
Staukästen  gesprengt.  Auf  etwa  7%  Q'  Fläche  kam  ein  Bohr- 
loch, welches  im  Durchschnitt  26*/i  " tief,  2%  " weit  angelegt 
wurde;  der  Kubikfuss  zu  sprengen  kostete  damals  noch  6 Thlr. 
In  den  Jahren  1839  — 40  bediente  mau  sich  anstatt  der  Stau- 
kästen sogenannter  Sprengflosse  d.  i.  zweier  gekuppelter  Pon- 
tons. Die  Bohrer,  welche  man  anwendete,  waren  60  — 80 
schwer  und  erreichte  man  hierdurch  bis  50  " tiefe  Bohrlöcher; 
eine  Verbesserung  derselben  waren  die  s.  g.  Wippbohrer,  mit 
denen  man  nicht  allein  bis  55  " Tiefe  bohrte,  sondern  auch 
erreichte,  dass  die  Bohrlöcher  bis 'unten  hin  zylindrisch  blie- 
ben. Die  Kosten  der  Sprengung  wurden  hierdurch  im  Jahre 
1840  bis  auf  4 '/a  Thlr.  pro  Kubikfuss  ermässigt.  Bei  der 
grösseren  Ausdehnung  der  Arbeiten  im  Jahre  1859  wurde  mit 
der  Anwendung  von  Dampfbohrern  begonnen  und  wurden  zu- 
erst die  Patentbohrer  von  Louis  Schwarzkopf  in  Berlin  ver- 
wendet, welche  jedoch  erst  nach  einer,  vom  Wasserbau-Inspek- 
tor Hipp  in  Coblenz  angebrachten  sinnreichen  Verbesserung 
sich  vollständig  bewährten.  Im  Jahre  1863  wurden  hierdurch 
die  Kosten  bis  auf  1 Thlr.  21  Sgr.  pro  Kubikfuss  (bei  einem 
Bohrloch  auf  12  QJ  Fläche),  im  Jahre  1866  auf  1 Thlr.  pro 
Kubikfuss  mit  allen  Nebenkosten  (bei  einem  Bohrloch  auf 
20  Q'  Fläche)  ermässigt.  Die  durchschnittliche  Tiefe  der 
Bohrlöcher  betrug  565/#''  bei  3"  Durchmesser.  — Die  Spren- 
gung erfolgte  früher  mit  Blechkapseln,  jetzt  mit  einfachen, 
gegen  die  Strömung  gesicherten  Zündröhren. 

Das  Herausholen  der  abgesprengten  Steine,  das  früher 
mühsam  durch  Zangen  etc.  bewirkt  wurde,  erfolgt  jetzt  mit 
Hülfe  von  Tauchersehachten  (nach  Analogie  der  in  neuerer 
Zeit  zu  Gründungsarbeiten  benutzten  pneumatischen  Apparate), 
welche  zwischen  Fahrzeugen  geführt  werden,  und  hat  sich 
dieses  Verfahren  vortrefflich  bewährt.  Seit  dem  Jahre  1860 
sind  im  Fahrwasser  des  Rheins  überhaupt  85,000  Kubikfuss 
Felsen  gesprengt,  20,000  Kubikfuss  lose  Steine  entfernt  wur- 
den und  hat  der  Kostenaufwand  hierfür  1 90,000  Thlr.  betragen. 
Im  Jahre  1S66  wurden  in  12  Arbeitsstunden  durchschnittlich 
9 5/«  Löcher  von  51"  mittlerer  Tiefe  (im  Ganzen  1461  Löcher 
zusammen  7632'  tief)  gebohrt,  während  ein  Taucherschacht  in 
derselben  Zeit  in  minimo  13,  in  maximo  59  Kubikfuss  förderte. 

Nach  Beantwortung  einer  Anzahl  Fragen,  unter  welchen 
jedoch  keine  von  allgemeinem  Interesse  hervorzuheben  ist, 
machte  Hr.  Adler  noch  Mittheilung  über  die  Antwort,  welche 
von  Seiten  des  Polizei -Präsidiums  zu  Berlin  auf  die  im  Mai 
v.  J.  von  einer  Anzahl  Berliner  Baumeister  ausgegangene 
Eingabe  — Aufhebung  einiger  Beschränkungen  der  geprüften 
Baumeister  in  Bezug  auf  den  Privatbau  betreffend  — nun- 
mehr erfolgt  ist.  Der  Bescheid  ist  durchweg  abweisend, 
doch  wird  auf  die  Veränderungen  Bezug  genommen,  welche 
bei  Erlass  eines  neuen  Gewerbegesetzes,  wie  solches  dem 
nächsten  Reichstage  des  Norddeutschen  Bundes  vorgelegt 
werden  soll,  bevorstehen  dürften.  — F.  — 


Franz  Mertens  als  die  Träger  der  schöpferischen  Gedanken 
in  den  einzelnen  Kunstepochen  erkannt  worden  sind:  Babylon, 
Theben,  Athen,  Rom  im  Alterthum,  Konstantinopel,  Kairo, 
Paris  im  Mittelalter,  Florenz  in  der  modernen  Zeit.  Mit  dem 
Wunsch,  dass  es  dem  deutschen  Vaterlande  und  in  ihm  seiner 
Vaterstadt  Berlin  vergönnt  sein  möge  den  neunten  Platz 
zu  erobern,  schloss  der  Redner. 


Aus  Stockholm  wird  berichtet,  dass  die  Gesammtsumme 
der  von  den  verschiedenen  schwedischen  Städten  in  den  letz- 
ten 10  Jahren  behufs  Anlegung  neuer  Eisenbahnen  und  Gas- 
werke, Errichtung  neuer  Schulen  und  anderer  öffentlichen 
Gebäude  etc.  kontrahirten  Anleihen  19,760,000  Rdl.  beträgt. 

Vor  Kurzem  hat  die  feierliche  Einweihung  der  neu  erbau- 
ten Gewerbeschule  in  Stockholm  stattgefunden.  Das  Ge- 
bäude, welches  circa  eine  halbe  Million  gekostet  hat,  ist  für 
1000  männliche  und  500  weibliche  Eleven  eingerichtet.  Das 
grösstentheils  aus  Staats-  und  Kommunebeiträgen  herzustel- 
lende jährliche  Budget  für  diese  Schule  beträgt  S4,000  Rdl. 

Im  Anschlüsse  an  die  Mittheilung  von  Personalien  in 
No.  45  des  vor.  Jahrg.,  entnommen  aus  dem  amtlichen  Berichte 
über  die  Bauverwaltung  in  den  Jahren  1864  — 66,  mögen  hier 
schon  jetzt  einige  Notizen  über  das  Jahr  1867  folgen,  so  ge- 
nau solche  aus  den  Personal  - Nachrichten  dieses  Blattes  haben 
gemacht  werden  können.  Es  haben  danach  bestanden  die 
Privatbaumeister -Prüfung  7,  die  Bauführer -Prüfung  7‘J  , die 
Baumeister -Prüfung  60. 

Zur  ersten  Anstellung  sind  gelangt  als  Eisenbahn  - Bau- 
meister 22  (darunter  10  aus  den  neuen  Provinzen),  als  Land- 
Baumeister  4,  als  Wasser -Baumeister  4,  als  Kreis- Baumeister 
16,  als  Assistent  in  der  Staatsdruckerei  1,  zusammen  47.  Von 
diesen  47  haben  3 vor  dem  Jahre  1858,  6 im  Jahre  1858, 
19  im  Jahre  1859,  6 im  Jahre  1860  (1  Kreis -Baumeister, 
2 Wasser- Baumeister,  3 Eisenbahn -Baumeister) , 2 im  Jahre 
1861  (Beide  Eisenbahn -Baumeister),  1 im  Jahre  1863  (Assistent 
der  Staatsdruckerei)  die  Baumeister  - Prüfung  bestanden,  10 
waren  aus  den  neuen  Provinzen.  Die  erste  Anstellung  ist 
hiernach  in  Preussen  im  Durchschnitt  acht  Jahre  nach  Able- 
gung der  Baumeister-Prüfung  erfolgt. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Archi- 
tekten-Vereins,  redigirt  von  Dr.  Sonndorfer. 

Heft  XI  und  XII  des  Jahrganges  1867  enthalten  unter 
Anderen  einen  Aufsatz : 

Ueber  den  Bau  und  die  Einrichtung  von  Bier- 
brauereien. — Wenn  man  die  Güte  des  Erzeugnisses  als 
Maasstab  für  die  Zweckmässigkeit  einer  gewerblichen  Anlage 
gelten  lassen  will,  so  können  wir  Norddeutschen  in  Betreff 
der  Anlage  von  Brauereien  bei  unseren  Landsleuten  im  Süden 
noch  in  die  Lehre  gehen.  Obgleich  nun  die  in  dem  genann- 
ten Aufsatze  gegebene,  von  sieben  Blatt  Zeichnungen  beglei- 
tete Beschreibung  des  neu  erbauten  Brauhauses  der  Gebrüder 
Kosler  in  Laibach,  vom  Architekten  Karl  Tietz,  keine  be- 
merkeuswerthen  Fortschritte  unseren  neueren  Anlagen  gegen- 
über zeigt,  so  wird  doch  die  detaillirte  Mittheilung,  wie  auch 
die  zugefügten  Bemerkungen  über  Grössenbestimmung  der 
wichtigsten  Räume  und  Einrichtungsgegenstände  gewiss  Man- 
chem erwünscht  sein.  Eine  neue,  auf  dem  Prinzip  der  Dampf- 
heizung beruhende  Darre  (Patent  von  Kaden  und  Wittig) 
ist  beschrieben,  jedoch  in  der  genannten  Brauerei  nicht  zur 
Anwendung  gekommen.  Als  Neuerung  verdienen  ausserdem 
die  in  einigen  Münchener  Brauereien  benutzten,  aus  Glas- 
platten zusammengesetzten  Gährbottiche  Erwähnung.  G.  H. 

Kunst  und  Gewerbe,  Wochenschrift  zur  Förderung  deut- 
scher Kunst-Industrie,  herausgegeben  von  Dr.  C.  Stegmann. 
Weimar  bei  Kühn. 

Es  liegt  uns  von  dieser  Zeitschrift,  auf  die  wir  bereits 
nach  dem  Erscheinen  der  ersten  Nummer  unsere  Leser  bin- 
wiesen,  nunmehr  das  ganze  erste  Quartal  (Oktbr.  bis  Dez.  67) 
abgeschlossen  vor.  Wir  freuen  uns  aus  demselben  konstatireu 
zu  können , dass  der  Herausgeber  hinter  seinem  Programm 
nicht  zurückbleibt.  Das  Blatt  enthält  eine  grössere  Anzahl 
anregender  Artikel  wie  interessanter  kleiner  Notizen  und  be- 
rücksichtigt alle  Vorkommnisse,  sowie  alle  neuen  litterarisclien 
Erscheinungen  des  einschlagenden  Gebietes  in  erschöpfender 
Weise  und  mit  rühmlicher  Objektivität  des  l rtheils.  Im 
Stoffe  überwiegen,  wie  natürlich,  noch  die  Nachklänge  der 
letzten  Pariser  Weltausstellung.  Erwähnenswerth  ist  ein  hüb- 
scher fenilletonistisch  gehaltener  Aufsatz  von  Dr.  Max  Sc  bas- 
ier „Die  Kuustiudustrie  vom  kulturhistorischen  Gesichtspunkte. 
Ein  Beitrag  zur  Philosophie  des  Luxus.“  — I • — 

(Hierzu  eine  Beilage.) 


Vermischtes. 

Nach  einer  Mittheilung  der  Ferd.  D ii mmler’schen  Ver- 
lagsbuchhandlung in  Berlin  ist  das  Werk  von  C.  Langhaus: 
„Ueber  Theater  oder  Bemerkungen  über  Katakustik  in  Be- 
ziehung auf  Theater.  Mit  4 Tafeln,  gr.  S°.  1810.“  noch  keines- 
wegs ganz  vergriffen,  sondern  zu  dem  herabgesetzten  Preise 
von  20  Sgr.  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen. 

Dem  Mechanikus  Wilhelm  Berg  zu  Meinhardt  im  Kreise 
Siegen  ist  unter  dem  10.  Februar  1S68  ein  Patent 

auf  eine  Strassen -Lokomotive  in  der  durch  Zeichnung  und 
Beschreibung  nachgewiesenen  ganzen  Zusammensetzung  und 
ohne  Jemand  in  Anwendung  bekannter  Theile  zu  beschränken, 
auf  fünf  Jahre,  von  jenem  Tage  an  gerechnet,  und  für  den 
Umfang  des  preussischen  Staats  ertheilt  worden. 

In  einer  Versammlung  des  wissenschaftlichen  Vereins  zu 
Berlin  hielt  Hr.  Prof.  Adler  am  15.  Februar  d.  J.  einen 
Vortrag  über  die  Weltstädte  in  der  Baukunst.  Der  Vortrag, 
welcher  als  ein  in  die  engste  Form  zusammengedrängter  Ab- 
riss der  gesummten  Architekturgeschichte  angesehen  werden 
konnte,  erläuterte  nach  einer  kurzen  Einleitung  über  das 
Wesen  der  Baukunst  überhaupt,  die  historische  Entwickelung 
derselben  in  einer  Charakteristik  jener  acht  Städte,  welche  von 


73 


P ersonal  - Nachrichten. 

Ernannt  sind:  Der  Kreis-Baumeister  Kirchhoff  zu  Grimmen 
zum  Bau-Inspektor  zu  Marienwerder;  der  Baumeister  Ilochlitz  in 
Hannover  zum  Telegraphen-Direktions-Rath ; der  Baumeister  Frö- 
lich zu  Salzwedel  zum  Kreis-Baumeister  zu  Grimmen. 

Der  Bau-Inspektor  Ger  icke  zu  Marienwerder  ist  nach  Hirsch- 
berg i.  Schl,  versetzt. 

Dem  Bau-Inspektor  Müller  zu  Hirschberg  i.  Schl,  sowie  dem 
Kreisbaumeister  Zick ler  zu  Cosel  ist  der  Charakter  als  Bau-Rath 
verliehen  worden. 

Am  15.  Februar  hat  das  B au fiih rer -Examen  bestanden: 
Paul  Tesmer  aus  Lenzen. 


Offene  Stellen. 

1.  Die  Stadtbaumeister-Stelle  in  Trier  ist  vakant.  Näheres 
unter  den  Inseraten. 

2.  Zur  Veranschlagung  und  Leitung  von  Wasserbauten  wird 
ein  Baumeister  und  ein  Bauführer  gegen  2 Thlr.  resp. 
Ii/,  Thlr.  Diäten  gesucht.  Meldungen  beim  Wasserbau-Inspektor 
Wellmann  in  Stralsund. 

3.  Zwei  Baumeister  finden  in  Berlin  Beschäftigung  bei  der 
Königl.  Direktion  der  Ostbahn.  Meldungen  bei  dem  Baumeister 
Siecke  auf  dem  Ostbahnhof. 

4.  Für  Stettin  ist  die  Stelle  eines  zweiten  städtischen  Bau- 
meisters zu  besetzen.  Näheres  im  Inseratentheile. 

5.  Zu  Militairbauten  in  Bromberg  wird  ein  Baumei ste r resp. 
ein  älterer  Bauführer  gesucht.  Diätensatz  nach  Vereinbarung. 
Nähere  Auskunft  ertheilt  C.  Winchenbach,  in  Berlin,  Luckauerstr.  7. 

6.  Für  den  Bau  einer  Brücke  im  Niederkränig,  Schwedter 
Oderdamm,  wird  ein  womöglich  bereits  früher  im  Wasserbau  be- 
schäftigt gewesener  Bauführer  gegen  iya  Thlr.  Diäten  gesucht. 
Meldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  nimmt  der  Kreisbau- 
meister Bluth  zu  Königsberg  i./N.  M.  entgegen. 

7.  Ein  älterer  Bauführer  findet  gegen  2 Thlr.  Diäten  beim 
Bau  der  Saarbrücken-Saargemiinder  Bahn  Beschäftigung.  Meldungen 
sind  an  die  Königliche  Eisenbahn-Direktion  in  Saarbrücken  zu 
richten. 

8.  Zum  Neubau  einer  Chaussee  von  Stralsund  nach  Prohn  wird 
ein  Bauführer  gegen  D/jThlr.  Diäten  und  löSgr.  Reisegelder  ge- 
sucht von  dem  ständischen  Baumeister  von  Schuckmann  in  Stralsund. 

9.  Ein  im  Strombau  erfahrener  Baumeister  oder  Bauführer 
wird  vom  1.  März  c.  ab  auf  mindestens  8 Monate  gegen  2 resp. 
I1/,  Thlr.  Diäten  und  15  Sgr.  Fuhrkosten-Entschädigung  in  Marien- 


burg in  Westpreussen  gesucht.  Meldungen  sind  an  den  Baurath 
Gersdorff  daselbst  zu  richten. 

10.  Bei  Eisenbahn-Vorarbeiten  finden  Feldmesser  und  Feld- 
messe r- Geh  ü 1 fe  n Beschäftigung.  Meldungen  sind  an  die  Kcnigl. 
Direktion  der  Ostbahn  in  Bromberg  zu  richten. 

Die  in  No.  5,  alinea  2 ausgeschriebene  Baumeisterstelle  ist 
besetzt. 


Der  Unterzeichnete  ist  jeder  Zeit  gern  bereit  den  Herren  Bau- 
meistern, Bauunternehmern  und  Banhandwerksmeistern  tüchtige 
Schüler  aus  den  obern  Klassen  der  Anstalt  zu  Zeichnern,  Policen, 
Bauaufsehern  etc.  nachzuweisen.  Möllinger. 

Direktor  der  Baugewerkschule  zu  Höxter. 

(Wir  verweisen  in  Bezug  auf  eine  ähnliche  Ankündigung  des 
Direktors  der  Baugewerkschule  zu  Holzminden,  Hrn.  Haarmann, 
auf  den  Inseratentheil  unsrer  heutigen  Nummer.  D.  Red.) 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  M.  in  Kupferberg.  — Besten  Dank  für  Ihre  freund- 
liche Mittheilung. 

Hrn.  L.  B.  in  H.  — Die  Berliner  Nordbahn-Gesellschaft  ist 
soeben  erst  im  Begriff  sich  zu  bilden  und  sieht  der  Königl.  Kon- 
zession binnen  Kurzem  entgegen.  Sie  wird  die  Linie  Berlin  — 
Ruppin  bauen,  mit  event.  Fortsetzung  in  der  Richtung  auf  Lübeck, 
und  die  Linie — Berlin — Strelitz — Neubrandenburg;  der  Kreuzbahn- 
hof beider  wird  wohl  nach  Oranienburg  kommen.  Eine  Direktion 
ist  noch  nicht  gebildet;  das  Gründungskomite  hat  seinen  Sitz  in 
Berlin  und  mit  der  Vervollständigung  und  Ergänzung  sämmtlicher 
Vorarbeiten  ist  der  jenem  Gründungs -Komite  zugehörige  Ober- 
Ingenieur  Plessner  betraut. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren:  H.  in  Altena, 
S.  in  Florenz,  R.  und  M.  in  Berlin,  K.  in  Lübeck,  S.  in  Cassel, 
v.  K.  in  Hannover. 


Berichtigung.  — In  der  Beigabe  zu  dem  von  uns  heraus- 
gegebenen Ar  ch ite kten-Kal  en der  sind  in  dem  Verzeichniss  der 
in  Preussen  geprüften  Privat -Baumeister  irrthiimlich  fortgeblieben 
die  Herren:  G.  Huwendiek  (1859)  und  Grimmer  (1867).  In 
dem  Verzeichniss  der  für  den  Staatsdienst  geprüften  Baumeister, 
März  1861,  No.  12,  wolle  man  „Bauer“  statt  „Brauer“  lesen. 

Wir  danken  den  Herren,  welche  so  freundlich  waren,  uns  Be- 
richtigungen und  Mittheilungen  für  den  Kalender  zugehen  zu  lassen, 
und  werden  das  erhaltene  Material  gewissenhaft  berücksichtigen. 

Die  Herausgeber. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  22.  Februar  1868. 

Tagesordnung:  Vorträge  der  Herren  Burgmann  und 

Herrmann. 


Bekanntmachung. 

Die  öffentliche  Ausstellung  der  zur  Konkurrenz 
bei  dem  diesjährigen  Schinkelfeste  eingegangenen 
Arbeiten  im  Gebiete  des  Land-  wie  des  Wasserbaues 
wird  in  der  Zeit  vom  Montag  den  24.  bis  incl.  Frei- 
tag den  28.  täglich  von  11  — 2 Uhr  in  den  Räumen 
des  Schinkel -Museums  stattfinden. 

Berlin,  den  18.  Februar  1868. 

Der  Vorstand  des  Architekten -Vereins. 


Bekaniituiarlliiiiig. 

Die  durch  den  Tod  des  bisherigen  Stadtbaumeisters  vakant  ge- 
wordene Stelle  soll  möglichst  rasch  wieder  besetzt  werden. 

Hierauf  reflektirende  qualifizirte  Baumeister  wollen  ihre  des- 
fallsigen  Bewerbungen,  nebst  Zeugnissen  über  ihre  frühere  Thätig- 
keit,  bis  zum  15.  März  1.  J.  an  das  Unterzeichnete  Amt  einreichen. 

Fixes  Einkommen  1000  Thaler;  Privatpraxis  nicht  ausgeschlossen. 

Trier,  den  12.  Februar  1868. 

Das  Ober -Bürgermeister -Amt. 

Ramshorn. 

Bckanntniacliung. 

Zur  diätarischen  Wahrnehmung  der  Geschäfte  des  2.  städti- 
schen Baumeisters  hierselbst  wird  sofort  ein  Baubeamter  gegen 
2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Bewerber  wollen  sich  unter  Beifügung 
der  Zeugnisse  bei  der  Unterzeichneten  Deputation  längstens  inner- 
halb 3 Wochen  melden. 

Stettin,  den  14.  Februar  1868. 

Die  städtische  Bau -Deputation. 

Ueber  die  vakante  Stelle  eines  Baubeamten  für  die  Kreis- 
Chausseebauten  des  Kreises  Salzwedel  ist  inzwischen  disponirt,  was 
mit  Bezugnahme  auf  meine  Bekanntmachung  vom  31.  v.  Mts.  hier- 
durch zur  Kenntniss  der  Herren  Techniker  gebracht  wird. 

Berlin,  den  17.  Februar  1868. 

v.  Lattorff 

Landrath  des  Kreises  Salzwedel. 

Jede  Art  Schrift  auf  allen  Zeichnungen  und  Plänen  fertigt  in 
und  ausser  dem  Hause  P.  Jacoby,  Schrift-Lithograph 

Kurstrasse  22,  3 Treppen. 


Ein  junger  Mann  (Maurer),  mit  gutem  Zeugniss  versehen, 
der  drei  Jahre  lang  bei  einem  Baumeister  in  Berlin  theils  mit 
Bureauarbeiten,  theils  bei  Bauausführungen  beschäftigt  war, 
wünscht  eine  Stellung  in  der  Provinz  als  Bureaugehülfe  oder  Ge- 
schäftsführer bei  einem  Maurermeister,  oder  auch  bei  einem  sonsti- 
gen Bauunternehmer  als  Bauaufseher  anzunehmen.  Der  Antritt 
kann  sofort  erfolgen!  Etwaige  Offerten  wird  gebeten,  poste  res- 
tante Peitz,  L.  H.  64  einzusenden. 

Ein  Bauführer,  zugleich  Feldmesser,  der  längere  Zeit  bei  Vor- 
arbeiten und  bei  der  Ausführung  von  Eisenbahnbauten,  so  wie 
auch  im  Hochbau  beschäftigt  gewesen  ist,  sucht  Beschäftigung  in 
Berlin.  Der  Eintritt  kann  zum  1.  oder  15.  April  c.  erfolgen.  — 
Gef.  Mittheilungen  sub  P.  R.  10  befördert  die  Exped.  dies.  Zeitung. 

Auf  dem  Ball  des  Architekten -Vereins  am  6.  Februar  ist  ein 
Armband  aus  Granaten  und  2 Tuchnadeln  mit  einem  goldnen 
Kettchen  gefunden  worden.  Die  resp.  Eigenthümer  der  Sachen 
können  dieselben  abholen  Schönebergerstrasse  2 beim  Bauführer 
W.  Hellwig,  Nachmittags  4 — 5 Uhr. 

Bange  werksch  ule  zu  Holzniimleii  a.  Weser. 

Tüchtige  Bauaufseher,  Maurer-  und  Zimmerpolire,  Zeichner  für 
Bau-  und  Maschinen-Bureaux  aus  der  Zahl  der  Schüler,  welche  die 
oberen  Klassen  der  Bauhandwerker-,  Mühlen-  und  Masch  nenbauer- 
Abtheilung  der  Herzoglichen  Baugewerkschule  hierselbst  absolvirt 
haben,  können  durch  den  Unterzeichneten  zugewiesen  werden. 
Bei  dem  bevorstehenden  Schluss  des  Wintersemesters  bitte  ich  die 
Anforderungen  baldigst  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

G.  Ilaarmaiin. 

Auf  die  Annonce  des  Herrn  J,  li.  ICaeon,  Behrenstrasse 
No.  36,  in  No.  38  der  Vossischen  Zeitung  und  der  National-Zeitung 
vom  14.  Februar  d.  J.  nehmen  wir  hiermit  Veranlassung  zu  er- 
widern, dass  wir  allerdings  nicht  mehr  im  Geschäfte  des  Herrn 
J.  L.  Bacon  , sondern  seit  dem  1.  Februar  bei  den  Herren 
ScliaefVer  A*  Walrkei*  engagirt  sind. 

v.  f*riiHilM*k.ow,  Architekt 
]?la!ai*t,  Werkführer. 

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Lambrequins,  Löwenköpfe  u.  s.  w. 

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74 


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Zur  Ausführung  der  Erdarbeiten  für  die  Gotha- Leinefelder 
Eisenbahn  sollen  auf  der  Strecke  von  Gotha  bis  Langensalza  drei 
Loose  und  zwar: 

1.  ein  Loos  mit  78271,2  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens, 
einschliesslich  der  Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf 

86168  Thlr.  29  Sgr.  6 Pf. 

2.  ein  desgleichen  mit  72121,3  Schachtruthen  wie  vor 

116559  Thlr.  22  Sgr.  1 Pf. 

3.  ein  desgleichen  mit  84038,1  Schachtruthen  wie  vor 

109753  Thlr.  4 Sgr.  8 Pf. 
im  Wege  des  öffentlichen  Submissionsverfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions- Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions  - Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
kostenfrei  von  dem  L’nterzeiclmeten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind,  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der 
Gotha -Leinefelder  Eisenbahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  9.  März  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 
in  dem  oben  bezeichnten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termin  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  11.  Februar  1868. 

Der  Abtheilungs  - Baumeister 
W i t z e c k . 


Die  Wittwe  eines  Bau -Inspektors  hat  in  dem  Nachlasse  ihres 
Mannes  mehre  für  Architekten  brauchbare  Gegenstände,  darunter 
ein  grosses,  gut  konservirtes  Reisszeug,  zwei  Reissbretter  nebst 
Reisschienen,  1 Mappe  mit  architektonischen  Zeichnungen  etc.  vor- 
gefunden, welche  sie  billig  zu  verkaufen  wünscht.  Näheres  Berlin, 
Alexandrinenstrasse  100,  3 Treppen  links. 


Die  Baugewerksclmle  zu  Holzininden  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts -Materialien,  Hei- 
zung,  Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauband- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchen  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 
(ji.  Uaarmanii. 


So  eben  erschien  das  Januarheft  der  neuen  Zeitschrift: 

Der  Naturforscher. 

Wochenblatt  zur  Verbreitung  der  Fortschritte  in  den 
Naturwissenschaften. 

Für  Gebildete  aller  Berufsklassen. 

4.  Preis  10  Sgr. 

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Wäsche,  Brennmaterialien  etc.  durch  alle  Etagen.  V ClltllatlOnsfcnster  lUlt  GlaSjaloilSlCIl  statt  der  gewöhnlichen  ;J) 

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Wasserbauten. 

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nimmt  im  Mörtel  eine  ungleich  grössere  Festigkeit  an,  als  die  rascher  erhärtenden  künstlichen  Cemente,  und  kostet  mit 
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75 


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gen aller  bisher  bekannten  Klingelvorrichtungen,  bedarf  zu  seiner 
Wirksamkeit  keiner  Batterie,  erfordert  keine  Unterhaltung  und  ist 
dem  Verderben  und  der  Abnutzung  nicht  im  Geringsten  ausgesetzt. 

Er  fungirt  und  ist  bereits  erprobt  in  vielen  Privat-  und  öffent- 
lichen Gebäuden,  unter  anderen  im  hiesigen  Justiz-Ministerium,  im 
neuen  Rathhause,  in  Bethanien,  in  der  Königlichen  Feldprobstei, 
im  Hotel  Royal,  Hotel  de  France,  etc. 

Die  prompte  und  exakte  Einrichtung  dieser  neuen  Haustele- 
graphen übernimmt 

die  Fabrik  von  Hugo  Becker  in  Berlin 

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Wohn-  und  Schulräumen, 
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frischer  Luft  und  Verdrängung  der 
schlechten. 


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l*/s  Thlr.  = 2 Fl.  24  Kr.  rh.  — Es  ist  dies  eine  in  dieser  Weise  noch  nicht  vorhandene  Darstellung  des  altchristlichen,  roma- 
nischen und  gothischen  Baustyles,  aus  welcher  Jeder,  sowohl  hinsichtlich  des  Aufbaues  des  Ganzen  der  Bauwerke,  als  der 
Details  der  Struktur-Theile,  die  für  die  Praxis  wichtigen  und  erforderlichen  Aufschlüsse  leicht  wird  erlangen  können.  Die  damit 
verbundene  Uebersicht  der  Entwickelung  der  vaterländischen  Kunstleistungen  im  Zusammenhänge  der  Kulturent- 
wickelung dürfte  unzweifelhaft  auch  den  vorangeschritteneren  Technikern  und  Künstlern  von  höchstem  Interesse  sein. 

Dieses  Bändchen  bildet  die  Fortsetzung  der  vor  einiger  Zeit  in  zweiter  Auflage  erschienenen  Baustyle  I,  enthaltend  die 
klassische  Baukunst  von  demselben  Verfasser  (mit  430  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten,  Preis  1 T h lr. ) , welches 
von  der  Kritik,  u.  A.  von  der  „Zeitschrift  für  Bauhandwerker“,  dem  „Christlichen  Kunstblatt“,  den  Westermann’schen  „Illustrirten 
Monatsheften“,  dem  „Gewerbeblatt  für  das  Grossherzogthum  Hessen“  etc.  aufs  Günstigste  beurtheilt  und  vielseitig  mit  grösstem  Bei- 
fall aufgenommen  worden  ist.  

Praktisches  Hand-  und  Hiilfsbuch  für  Architekten  und  Bauhandwerker  sowie  für  Bau-  und  Gewerb- 
schulen. Bearbeitet  von  Fr.  Fink,  Hess.  Kommerzienrat!),  General -Sekretär  des  Grossherzogi.  Hess. 
Gewerbevereins  zu  Darmstadt,  Kommandeur,  Ritter  etc.  Erster  Theil.  Enthaltend:  Materialien,  Werkzeuge,  Verbände,  Rohr- 
arbeiten, Fenster-,  Thür-  und  Thorbeschläge,  Schlösser,  Geländer,  Vergitterungen,  Thore  etc.  Zweite  vermehrte  und  ver- 

besserte Auflage.  Mit  520  Abbildungen.  Preis  1 Thlr.  r=:  1 Fl.  48  Kr.  rh. 


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Dieser  neueste  Theil  des  „Technischen  Zeichnens“  behandelt  die  eigentlichen  Schatten-Konstruktionen  (Bedeutung  der  Schatten- 
lehre für  den  Zeichner),  Beleuchtung  durch  parallele  Strahlen,  verwandte  optische  Erscheinungen,  das  Helldunkel  u.  s.  w. 

Verlag  von  Otto  Spanier  in  Leipzig. 


Unsern  Geschäftsfreunden  zeigen  wir  ergebenst  an,  dass  wir 

Herrn  Civil -Ingenieur 

F.  Scheer  zu  ISerlin 

die  Agentur  der  Fabrikate  unserer  Maschinen -Fabrik  und  Eisen- 
giesserei  für  die  Provinz  Brandenburg  und  die  Lausitz  über- 
tragen haben.  — 

Ilsenburg,  den  8.  Februar  1868. 

Gräflich  Stolberg-Wernigerodische  Faktorei. 

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Jahrgang  II. 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 

Insertionen 

2 */2  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

licraiisgegcbcn  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  28.  Februar  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Aufgabe  der  Baugewerkschulen  und  das  Verhältnis 
zwischen  Baugewerksmeistern  und  Architekten.  (Schluss.)  — Notizen 
über  Heizung  und  Ventilation,  gesammelt  in  Paris  im  September  1867. 
(Schluss.)  — • Zur  Altonaer  Konkurrenz.  — Feuilleton:  Deutsche 
Kirchenbaukunst  und  Zukunftsgothik  vor  der  englischen  Kritik.  — 

Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten- Verein  zu  Berlin. — 
Vermischtes:  Mängel  des  Erdöls  bei  der  Verwendung  als  Schmieröl. 
— Aus  der  Fachlitte ratur:  Zeitschrift  des  Vereins  deutscher 
Ingenieure.  — Personal-Nachrichten  etc.  — 

Die  Aufgabe  der  Kaugewerkschulen  und  das  Verhältnis  zwischen  Baugewerksnieistern  und  Architekten. 

(Schluss.) 


Wenn  wir  Ordnung  in  die  Unklarheit  der  durchein- 
ander gehenden  Anschauungen  zu  bringen  versuchen  und 
alle  Nebendinge  bei  Seite  lassen,  so  wird  sich  die  von 
Hrn.  Prof.  Bohnstedt  angeregte  Frage,  welche  den  Kern 
der  ganzen  Kontroverse  bildet,  einfach  dahin  aussprechen 
lassen:  Soll  der  Bau  gewerksmeister  (Maurer-  und 
Zimmermeister)  gleichzeitig  Architekt  sein,  d.  h. 
schöpferisch  im  Gebiete  der  Baukunst  wirken, 
oder  soll  er  Hand  werker  im  engsten  Wortsinne 
bleiben,  d.  h.  sich  darauf  beschränken,  die  Ideen 
An  derer  mechanisch  auszuführen?  — Hr.  Bohnstedt 
entscheidet  sich  für  das  Letzte,  Hr.  Prof.  Schramm  und  Hr. 
W anderley  (dieser  freilich  nur  indirekt)  vertreten  die  erste 
Ansicht. 

Sollen  wir  nunmehr  unsere  eigene  Meinung  aus- 
sprechen, so  müssen  wir  zunächst  gestehen,  dass  wir 
uns  den  Anschauungen  des  Hrn.  Prof.  Bohnstedt,  so- 
weit diese  positive  Vorschläge  enthalten,  nicht  anschliessen 
können.  Es  lässt  sich  ein  gewisser  innerer  Widerspruch 
in  ihnen  unmöglich  verkennen.  Denn  um  das  zu  leisten, 
was  er  von  den  Gewerksmeistern  verlangt,  brauchen  diese 
wahrhaftig  nicht  alle  jene  Studien  getrieben  zu  haben,  die 
er  für  die  Baugewerkschulen  vorschreibt.  Die  Grenze 
aber,  die  er  bei  diesen  Studien  der  schöpferischen,  wenig- 
stens der  künstlerischen  Thätigkeit  setzen  will,  erscheint 
nicht  nur  willkürlich  und  — sit  venia  verbo  — barba- 
risch: sie  ist  in  Wirklichkeit  auch  ganz  unmöglich  fest- 
zuhalten. Mit  welchen  Mitteln  soll  es  erreicht  werden, 
dass  Schüler,  welche  vier  Jahre  lang  gezeichnet  haben  und 
so  weit  gelangt  sind,  jeden  architektonischen  Entwurf  zu 
verstehen,  dem  Drange  entsagen  sollen  selbst  zu  entwer- 
fen? Kann  ihnen  etwa  das  Bauen  nach  eigenen  Plänen 
verboten  werden,  soll  man  im  Interesse  der  Kunst  ihre 
künstlerisch  schwachen  Leistungen  unterdrücken?  Die 
K unst  wird  sicher  niemals  dadurch  gefördert,  dass  man 
sie  monopolisirt!  — Uebrigens  wäre  die  praktische  Kon- 
sequenz eines  solchen  Verfahrens,  dass  in  jeder  kleinen 
Stadt  neben  den  schon  vorhandenen  Gewerksmeistern  etwa 
eben  so  viele  Architekten  sich  niederlassen  müssten;  denn 
sicher  wird  man  nicht  darauf  verzichten  wollen  auch  die 
kleineren  und  einfacheren  Bauten,  welche  in  ihrer  über- 
wiegenden Mehrzahl  doch  schliesslich  die  architektonische 
Physiognomie  eines  Landes  dominiren,  künstlerisch  zu  ge- 
stalten. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  den  Ausführungen 
des  Hrn.  Prof.  Bohnstedt,  wenn  wir  ihren  negativen, 
kritischen  Ilieil  in’s  Auge  fassen,  dem  wir  unbedingt 
zustimmen  müssen.  Das  Streben  der  Baugewerkschulen 
und  ihre  Leistungen  in  Ehren:  aber  Unterrichts-Programme 
sind  noch  kein  Beweis,  dass  in  Wirklichkeit  Resultate 
erzielt  werden,  die  den  zu  Grunde  liegenden  Absichten 
entsprechen.  So  wahr  und  schön  der  von  Hrn.  Prof. 


Schramm  entwickelte  Satz  ist,  dass  der  echte  Baumeister 
— er  möge  einen  Titel  tragen  wie  er  wolle  — eine  in- 
nige Vereinigung  von  Kunst,  Wissenschaft  und  Handwerk 
repräsentiren  müsse,  so  wenig  kann  er  uns  überzeugen, 
dass  irgend  eine  Anstalt  der  Welt  im  Stande  sein  sollte, 
einen  Schüler  innerhalb  drei  bis  vier  Semestern,  sei  es  auch  in 
37  Lehrstunden  wöchentlich,  zu  einer  solchen  Ausbildungs- 
stufe zu  fördern.  Und  zwar  gilt  dies,  wie  Hr.  Prof.  Bohn- 
stedt seinerzeit  schon  so  erschöpfend  nachgewiesen  hat, 
in  erster  Linie  von  der  künstlerischen  Ausbildung,  die 
wir  keineswegs  einseitig  bevorzugt,  aber  eben  so  wenig 
ganz  in  den  Hintergrund  geschoben  sehen  möchten.  Wir 
wollen  Keinem  zu  nahe  treten  und  Niemand  verletzen, 
aber  liegt  die  Gefahr  nicht  nahe,  dass  die  Baugewerk- 
schulen in  ihrer  gegenwärtigen  Organisation  zumeist  weder 
Künstler  erziehen,  noch  Handwerker,  sondern  Zwitter 
zwischen  beiden , Dilettanten  mit  oberflächlichen  Kennt- 
nissen, aber  mit  einer  Selbstüberschätzung,  die  der  Pflege 
von  Kunst,  Wissenschaft  und  Technik  wahrlich  eben  so  schäd- 
lich ist,  als  die  frühere  Einseitigkeit  in  diesen  Richtungen? 

Um  es  jedoch  offen  auszusprechen  — die  Schuld  dieser 
Verhältnisse  liegt  nichts  weniger  als  an  den  Baugewerkschu- 
len; die  Einrichtung  derselben  ist  vielmehr  der  naturge- 
mässe  Ausdruck  der  unentschiedenen  Stellung,  welche 
unsere  gegenwärtigen  Baugewerksmeister  einnehmen.  Und 
diese  Stellung  müssen  wir  zunächst  in’s  Auge  fassen,  wenn 
wir  die  Frage,  die  uns  beschäftigt,  lösen  wollen.  Die 
Gefahr,  mit  einer  solchen  Erörterung  bei  manchen  der- 
selben anzustossen,  verhehlen  wir  uns  nicht,  aber  wir  ver- 
trauen nicht  minder  auf  die  Einsicht  der  andern,  die  es 
würdigen  werden,  dass  uns  nur  sachliche  und  nicht  per- 
sönliche Gesichtspunkte  leiten. 

Gewiss  ist  der  Zwiespalt  zwischen  „gelehrten“ 
und  „praktischen“  Technikern,  wie  er  so  lange  un- 
heilvoll bestand  und  noch  jetzt  nicht  ganz  überwunden  ist, 
tief  zu  beklagen,  aber  es  dürfte  doch  wohl  ein  grosser 
Irrthum  sein,  ihn  auf  die  Thätigkeit  einzelner  Männer 
(der  italienischen  Künstler  der  Renaissance)  zurückzuführen 
und  nicht  vielmehr  mit  dem  Umschwünge  in  Zusammen- 
hang zu  setzen,  den  die  moderne  Zeit  im  gesummten 
geistigen  Leben  der  Völker  vollzogen  hat.  Ein  noch 
grösser  Irrthum  sind  die  Mittel,  welche  hier  und  da  zur 
Heilung  dieses  Zwiespaltes  vorgeschlagen  sind.  So  haben 
die  Fanatiker  mittelalterlicher  Zustände  die  Rückkehr  der 
Kunst  zum  Handwerk  gepredigt  und  alles  Ernstes  ver- 
langt, dass  der  Baumeister  in  seiner  Studienzeit  wieder 
ein  Schurzfell  umbinden  müsse,  wenn  das  architektonische 
Heil  neu  erblühen  solle!  Eine  Phrase,  die  ungefähr  ebenso 
lächerlich  ist,  als  wenn  man  an  keinen  Künstler  glaubt, 
der  nicht  auf  einer  Akademie  studirt  hat.  Denn  der  Mittel 
und  Wege  ein  Ziel  zu  erreichen  sind  unzählige  und  die 
Form,  sich  dadurch  technische  Kenntnisse  zu  erwerben,  dass 


78 


man  eigenhändig  mauert  und  zimmert,  unserem  heutigen 
zeitsparenden  Zeitgeiste  gegenüber  doch  wohl  eine  zu  rohe. 
Zur  schlichten  Art  des  wirklichen  Handwerkers  aber 
kann  man  den  Architekten  heut  nimmermehr  wieder  zurück- 
führen. Die  Zeit  hat  ihn  mitten  zwischen  die  gewal- 
tigsten Kulturbewegungen,  ja  auf  deren  Höhe  gestellt  und 
schon  das  Maass  allgemeiner  Vorbildung,  noch  mehr  das 
Maass  derjenigen  unentbehrlichen  Fachkenntnisse,  die  noth- 
wendig  theoretisch  gelernt  werden  müssen,  entheben  ihn 
jener  Sphäre.  So  ist  an  eine  Vereinigung  von  Kunst  und 
Handwerk  in  der  Architektur,  wie  sie  im  Mittelalter  be- 
stand, nie  mehr  zu  denken;  eine  Theilung  der  Arbeit 
zwischen  Kopfwerkern  und  Handwerkern,  zwischen  er- 
findenden Architekten  und  ausführenden  Werkleuten, 
und  das  ßedürfniss  einer  verschiedenartigen  Vorbildung 
für  beide  wird  immer  bestehen  bleiben. 

Aber  die  naturgemässen  Vertreter  dieser  beiden  Fach- 
klassen sind  nicht  der  Architekt  und  der  Baugewerks- 
meister, sondern  der  Architekt  und  der  Gesell,  oder,  wenn 
man  den  obersten  Repräsentanten  des  Letzteren  in  Betracht 
zieht:  der  Architekt  und  der  Polier!  In  die  Stellung 
der  Poliere  will  daher  Professor  Bohnstedt  von  seinem 
Standpunkt  aus  in  durchaus  logischer  Weise  die  Bauge- 
werksmeister herabdrücken;  denn  jenes  Maass  von  theore- 
tischen Kenntnissen,  das  er  von  diesen  verlangt,  passt 
durchaus  auf  die  an  einen  guten  Polier  zu  stellenden 
Anforderungen. 

In  der  That  dürfen  wir  uns  nicht  verhehlen,  dass 
das  Institut  unserer  heutigen  Baugewerksmeister,  sobald 
man  ihnen  das  Recht  — oder  was  sachlich  dasselbe  sagen 
will  — die  Fähigkeit  der  Erfindung,  d.  i.  die  Funktion 
des  Architekten  abspricht,  eine  völlig  überflüssige 
Zwischenstufe  im  Baufach  bildet.  Als  Beweis  mag  einfach 
gelten,  dass  bei  fast  allen  Bauten,  wo  ein  besonderer 
Architekt  fungirt,  die  Meister  nur  noch  in  finanzieller 
Hinsicht,  als  „Unternehmer“  in  Betracht  kommen, 
während  in  rein  technischen  Fragen  Architekt  und  Polier 
meist  unmittelbar  mit  einander  zu  verkehren  pflegen.  — 
Sollte  man  uns  hier  noch  eine  andere  Bedeutung  der  Bau- 
gewerksmeister entgegenhalten  wollen,  sollte  man  auf  ihre 
Stellung  dem  Gesetze  gegenüber  verweisen,  auf  die  be- 
kannte „Verantwortlichkeit,“  welche  dem  Publikum 
„Garantie“  gegen  die  Gefahren  des  Pfuscherthums  bie- 
tet? — Oft  genug  ist  in  den  letzten  Jahren  diese  harm- 
lose Illusion  widerlegt  worden.  Denn  diese  Garantie  kann 
doch  wahrlich  nie  im  Bestehen  einer  Prüfung,  sondern 
lediglich  in  persönlicher  Ehrenhaftigkeit  und  Gewissen- 
haftigkeit gesucht  werden  und  jene  Verantwortlichkeit  ist 
eben  nur  eine  formelle,  nicht  aber  eine  faktische,  da  der 
Meister  seine  Baustellen  nicht  ununterbrochen  beaufsichti- 
gen kann,  die  eigentliche  Verantwortlichkeit  also  doch 
wieder  dem  Polier  überlassen  muss! 

Wie  die  Dinge  heut  liegen,  muss  die  Stellung  unserer 
Baugewerksmeister  wirklich  in  erster  Linie  rein  materiell 
und  geschäftlich,  sie  muss  vom  Gesichtspunkte  eines 
„Privilegiums“  aufgefasst  werden. 

Ein  Privilegium  einmal  den  Gesellen  gegenüber! 
Denn  jene  breite  demokratische  Grundlage,  auf  welcher 
das  Meisterthum  zu  beruhen  scheint,  ist  thatsächlich  schon 
erheblich  verschoben  worden  und  jene  Fälle,  dass  Bau- 
gewerksmeister von  der  Pike  an  gedient  und  durch  harte 
Arbeit,  eisernen  Fleiss  und  eine  hervorragende  Intelligenz 
aus  der  Zahl  der  gewöhnlichen  Gesellen  sich  emporgear- 
beitet haben,  sind  nicht  mehr  die  häufigsten.  Auch  unter 
ihnen  hat  sich  eine  Aristrokatie  gebildet,  Meisterssöhne, 
die  ihre  Lehrlings-  und  Gesellenzeit  häufig  nur  pro  forma 
absolvirt  und  mit  der  eigentlichen  Praxis  nicht  mehr  zu 
thun  gehabt  haben,  als  die  „gelehrten“  Architekten,  denen 
solches  dann  gerade  von  ihnen  am  Meisten  vorgeworfen 
wird.  Dass  Sonne  und  Wind  zwischen  ihnen  und  dem 
armen  Gesellen,  der  eine  Dorfschule  besucht  hat,  nicht 
gleich  vertheilt  sind,  wenn  es  sich  um  eine  Meisterprüfung 
handelt,  braucht  wohl  kaum  bewiesen  zu  werden.  — 

Ein  noch  entschiedeneres  Privilegium  aber  den  Ar- 
chitekten gegenüber,  die  nicht  Gewerksmeister  sind  und 
daher  nicht  das  Recht  haben,  Gesellen  zu  halten  und 
Bauten  auf  eigene  Hand  auszuführen.  Denn  der  grossen 


Masse  der  Bauherren  gegenüber,  die  nicht  die  Einsicht 
hat,  den  idealen  Werth  eines  Bauwerks  zu  würdigen,  wird 
der  Gewerksmeister,  der  ihnen  materielle  Vortheile  bietet 
und  Kunst  und  Erfindung  scheinbar  umsonst  als  „Zugabe“ 
in  den  Kauf  giebt,  dem  Architekten,  -der  seine  Erfindung 
bezahlt  nehmen  muss,  stets  den  Rang  ablaufen.  Als  da- 
her bei  Erlass  des  Preussischen  Gewerbegesetzes  von  1849 
den  geprüften  Baumeistern  jenes  Recht,  Gesellen  zu  halten, 
genommen  wurde,  während  man  den  Baugewerksmeistern 
das  Recht  liess,  baupolizeilich  gültige  Entwürfe  anzufer- 
tigen, hatte  der  damalige  Protest  des  Architektenvereins 
zu  Berlin  allerdings  seine  formelle  und  materielle 
Berechtigung.  Auch  das  Institut  der  Preussischen  Privat- 
baumeister ist  seit  jener  Zeit,  wo  ihm  vor  den  Rechten 
des  betreffenden  Handwerks  nur  der  wohlklingende  Titel 
und  eine  beschränkte  Anstellungsfähigkeit  im  Kommunal- 
Dienste  gelassen  wurden,  ohne  sonderliche  praktische  Be- 
deutung. 

Nach  allem  bisher  Gesagten  ist  es  wohl  kaum  noch 
einem  Zweifel  unterworfen,  worin  wir  die  Lösung  des 
Zwiespaltes  zwischen  Architekten  und  Baugewerksmeistern 
suchen,  und  wie  wir  die  von  uns  aufgestellte  Frage  be- 
antworten w’ollen.  Die  Lösung  kann  nicht  anders  gefun- 
den werden,  als  in  völliger  Freiheit. 

Der  Unterschied  zwischen  Architekten  und 
Baugewerksmeistern  muss  beseitigt,  der  Stand 
der  Baugewerksmeister  als  ein  vom  Staate  pri- 
vilegirtes  Institut  muss  aufgehoben  werden! 

Und  hoffentlich  ist  diese  Forderung  keine  aussichts- 
lose und  in  der  Luft  schwebende;  denn  schon  verlautet, 
dass  bereits  dem  nächsten  Reichstage  des  Norddeutschen 
Buudes  ein  Gesetz  vorgelegt  werden  wird,  das  vollstän- 
dige Gewerbefreiheit  auch  in  Bezug  auf  das  Baugewerbe 
bringen  soll,  und  einem  solchen  Beispiele  würden  auch 
die  übrigen  Staaten  Deutschlands  sich  nicht  entziehen 
können.  Freilich  wird  der  Kampf  gegen  diese  Neuerung 
noch  ein  harter  werden;  die  Punkte,  die  jedoch  haupt- 
sächlich in’s  Spiel  kommen  dürften,  liegen  unserer  dies- 
maligen Besprechung  zu  fern,  als  dass  wir  sie  aufnehmen 
könnten.  Ein  neues,  wenn  auch  nicht  das  wesentlichste 
Moment  zu  der  Frage  dürften  wir  immerhin  geliefert 
haben.  — 

Wir  erwarten  von  einer  solchen  Totalreform  der 
äusseren  Verhältnisse  unseres  Baufaches  die  allerfrucht- 
bringendsten Resultate.  Denn  es  darf  angenommen  wer- 
den, dass  die  bisherigen  Baugewerksmeister,  sobald  sie 
der  freien  Konkurrenz  mit  den  Architekten  unterworfen 
sind,  danach  trachten  werden,  gleichfalls  Architekten  in 
voller  und  ganzer  Bedeutung  des  Wortes  zu  sein.  Jenes 
bedauerliche  „Gut  genug“,  mit  dem  sie  bisher  durch  ihr 
Privilegium  geschützt,  auch  mit  einer  verhältnissmässig 
niedrigen  Ausbildungsstufe,  mit  einem  wohlfeilen  Dilettan- 
tismus in  der  Kunst  sich  begnügen  konnten,  wird  einem 
ernsten,  allseitigen  Streben  Platz  machen,  das  höchste  Ziel 
zu  erringen  und  jene  so  oft  schon  genannte  harmonische 
Vereinigung  von  Kunst,  Wissenschaft  und  Technik  sich 
anzueignen.  — Doch  nicht  als  ob  wir  thörichter  Weise 
glaubten,  dass  Alle  dieses  Ziel  erreichen  werden.  Es 
wird  wie  in  jedem  Stande,  neben  ganz  Unfähigen  und 
Leichtfertigen  unendlich  viele  Abstufungen  des  Könnens 
geben.  Eine  noch  engere  Theilung  der  Arbeit  wird  ganz 
von  selbst  stattfinden  — wer  vorzugsweise  mit  Kunst- 
talent beglückt  ist,  wird  sich  mehr  der  Erfindung,  wem 
praktischer  Sinn  und  treffliche  technische  Erfahrung  zur 
Seite  stehen,  mehr  der  Ausführung  widmen;  — aber  diese 
Arbeitsteilung  wird  eine  naturgemässe  sein,  sie  wird  auf 
einer  freien  Entwickelung  der  Verhältnisse  beruhen  und 
sich  nicht  dem  Zwange  der  Schabloue  beugen  müssen. 
Und  gerade  bei  der  eigenen  Art  unserer  vorwiegend  doch 
idealistischen  Nation  können  wir  hierin  auf  noch  ganz 
andere  Erfolge  rechnen,  als  sie  Frankreich  und  England 
aufzuweisen  im  Stande  sind. 

Dass  damit  auch  die  Frage  über  die  Aufgabe  der 
bisherigen  Baugewerkschulen  sich  von  selbst  löst,  liegt 
nahe.  Denn  wenn  es  in  solchen  Verhältnissen  auch  Jedem 
überlassen  bleiben  muss,  den  Weg  seiner  Ausbildung  so 
zu  wählen,  wie  Anlage,  Neigungen  und  die  persönlichen 


79 


Bedingungen  es  wünschenswert!]  machen,  so  wird  doch 
ganz  von  selbst  die  Organisation  der  bisherigen  techni- 
schen Bildungsanstalten  eine  entsprechende  Reform  erleben. 
Während  die  Staatsinstitute  sich  dann  ausschliesslich  und 
offen  der  Aufgabe  widmen  mögen,  technische  Beamte 
zu  erziehen,  werden  dem  Bediirfniss  entsprechend  neue 
Anstalten  für  die  Ausbildung  der  Architekten  von  Fach 
enstehen.  An  die  Baugewerkschulen  wird  dann  die  Wahl 
heran  treten,  entweder  durch  eine  angemessene  Erweiterung 
sich  zu  solchen  auszubilden  und  somit  dem  Zuge  zu  folgen, 
dem  sie  bereits  jetzt  — wir  möchten  sagen  verschämt  — 
gehuldigt  haben,  oder  ein  Paar  Grade  hinabzugehen  und 
sich  auf  die  Ausbildung  tüchtiger  Poliere  zu  beschränken. 
Eine  Trennung  beider  Anstalten  halten  wir  für  unbedingt 
geboten , denn  wir  können  der  Ansicht  des  Hrn.  Prof. 
Schramm  keineswegs  beipflichten,  dass  wer  zum  Archi- 
tekten verdorben  ist,  allenfalls  noch  immer  einen  brauch- 
baren Polier  abgiebt.  — 

Das  ist  das  Bild  der  äusseren  Entwickelung  unsres 
Fachs,  wie  wir  sie  nach  Freigebung  desselben  erwarten. 
Grösseres  versprechen  wir  uns  von  seiner  inneren  Ent- 
wickelung. Denn  wenn  es  einst  keine  Architekten  und 
Baugewerksmeister  mehr  giebt,  sondern  nur  eine  grosse 
Zahl  freier,  in  gemeinschaftlichem  Streben  vereinter  Bau- 
meister, so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  unsere 
edle  Kunst,  bis  jetzt  noch  immer  ein  zarter  Pflegling  auf 
deutscher  Erde,  wieder  Wurzel  schlägt  im  Bewusstsein 
der  Nation  und  damit  den  fruchtbaren  Boden  gewinnt  zur 
Entwickelung  neuer  Keime.  Es  kann  kein  Zweifel  sein, 
dass  sich  diese  Keime  zu  neuer  prächtiger  Blüthe  ent- 
falten werden.  — F.  — 

Notizen  über  Heizung  und  Ventilation,  gesammelt 
in  Paris  im  September  1807. 

(Schluss.) 

Aspiration  nach  der  Methode  1 a. 

II.  Die  Heizungs-  und  Ventilations-Anlagen 
im  Corps  legislatif  werden  jetzt  ganz  nach  obigem 
Prinzip  und  zwar  unter  Leitung  des  General  Morin,  der 
jene  Einrichtungen  getroffen,  ausgeführt  werden.  Natürlich 
müssen  sie  sich  hier  dem  alten  Hause  anbequemen.  15Dm- 
ist  die  Summe  der  Querschnitte  aller  Ausström ungsöff- 
nungen  der  schlechten  Luft,  unter  und  bei  den  Sitzen  pro- 
jektirt,  6 D m-  wird  der  horizontale  und  5 Dm  der  verti- 
kale Querschnitt  des  Aspirationskanales  angelegt  werden. 
In  dem  vertikalen  Theil  soll  unten  eine  Feuerung  mit 
eisernem  Schornstein  angebracht  werden,  der  bis  zur  hal- 
ben Höhe  des  Schachtes  aufsteigt.  Die  Heizkanäle  haben 


grössere  Querschnitte.  Sie  steigen  senkrecht  bis  über 
den  Saal  auf,  treten  dort  in  eine  Mischkammer  und  von 
dort  durch  die  Decke  in  den  Saal. 

Die  gegenwärtige  Einrichtung  ist  komplizirt  und  un- 
zureichend. 

Wenn  ventilirt  werden  soll,  so  gelangt  die  in  3 Luft- 
öfen gewärmte  und  in  7 Mischzimmern  mit  der  frischen 
Kellerluft  gemengte  Luft  durch  Oeffnungen  in  den  Saal, 
welche  an  seiner  halbkreisförmigen  Peripherie  in  drei 
verschiedenen  Höhen  angebracht  sind.  Wegen  der  ver- 
schiedenen Form  und  Grösse  der  Mischkammern  kann  die 
Luft  natürlich  nicht  überall  mit  derselben  Temperatur  und 
Intensität  in  den  Saal  gelangen.  Die  Abführung  der  ver- 
dorbenen Luft  erfolgt  unter  den  Sitzen  durch  zahlreiche 
Gitter  zu  einem  Vorraum,  welcher  mit  zwei  Aspirations- 
schachten kommunizirt.  In  diesen  stehen  am  Fuss  beson- 
dere Luftöfen,  deren  eiserne  Rauchrohre  bis  zu  halber 
Höhe  hinaufreichen  und  ausserdem  ihre  warme  Luft  frei 
in  die  Schachte  aufsteigen  lassen,  um  durch  deren  saugende 
Wirkung  zum  Effekt  der  Ventilation  beizutragen.  Von 
demselben  Vorraum  und  durch  dieselben  Oeffnungen  aber, 
durch  welche  während  der  Thätigkeit  der  Ventilation  die 
schlechte  Luft  abgeführt  wird,  tritt  vor  Beginn  der  Ven- 
tilation die  warme  Luft  in  den  Saal,  so  dass  eine  Menge 
Klappen  geöffnet  und  geschlossen  werden  müssen,  wenn 
die  Ventilation  anfangen  soll. 

III.  Die  neuen  Pariser  Theater:  Chatelet, 
Lyrique,  Gaiete. 

In  dem  Aufsatz  über  Ventilation  mit  komprimirter  Luft 
in  No.  50  d.  Bl.  ist  der  neuen  Einrichtungen  im  Theatre 
Lyrique  gedacht.  Die  Aspiration  der  Beleuchtung  über  der 
Decke  hat  sich  so  kräftig  erwiesen , dass  der  Zutritt  der 
frischen  Luft  auf  den  dazu  bestimmten,  allerdings  sehr 
lcomplizirten  Wegen  ungenügend  war,  und  die  durch  die 
Thüren  und  die  Bühnen -Oeffnung  eintretende  kalte  Luft 
das  Publikum  in  hohem  Grade  belästigte.  Man  bringt  des- 
wegen jetzt  einen  Strahl  komprimirter  Luft  im  Zufüh- 
rungskanal an,  dessen  kräftige  Wirkung  die  Widerstände 
zu  überwinden  geeignet  ist. 

Aspiration  nach  der  Methode  I c. 

Die  Ventilation  durch  Rauchrohre,  wie  sie  unter  An- 
dern im  Jüdischen  Krankenhause  zu  Berlin  und  in  der 
Gebäranstalt  in  Hildesheim  Anwendung  gefunden  hat,  ist 
neben  anderen  Einrichtungen  auch  im  Hospital  Cha- 
teaudun zur  Ausführung  gekommen. 

Auf  der  diesjährigen  Pariser  Industrie- Ausstellung 
waren  über  die  Ventilation  dieses  Spitals  folgende  Angaben 
zu  finden. 


FEUILLETON. 

Deutsche  Kirchenbaukunst  und  '/.ukiinftsgwthik  vor  der 
englischen  Kritik. 

Wir  haben  uns  schon  bei  früheren  Gelegenheiten 
dahin  ausgesprochen,  dass  wir  der  Kritik  deutscher  Ar- 
chitekturzustände von  Seiten  des  Auslandes,  wenn  sie  die 
Devise  „sine  ira  et  studio“  in  ihrem  Banner  führt,  stets 
gern  unsere  Aufmerksamkeit  zuwenden.  Wir  sind  der 
Ansicht,  dass  in  jeder  wohlwollenden  Kritik  der  Keim  zu 
Gutem  liegt  und  haben  in  speziellem  Bezug  auf  England 
sowohl  im  persönlichen  Verkehr  mit  dortigen  Fachgenossen 
als  auch  aus  den  Aeusserungen  der  Fachjournale  die 
Ueberzeugung  gewonnen,  dass  den  Besprechungen,  welche 
das  deutsche  Bauwesen  in  den  englischen  Fachzeitungen 
erfährt,  fast  ausnahmslos  diejenige  wohlwollende  Gesinnung 
zu  Grunde  liegt,  welche  denselben  in  unseren  Augen  über- 
haupt erst  Werth  verschaffen  kann.  Wenn  wir  somit 
einerseits  zugeben,  dass  diese  Kritik  unsere  Beachtung 
verdient,  weil  wir  darin  unpartheiische  Urtheile  finden, 
so  übersehen  wir  andrerseits  auch  den  Nutzen  nicht,  wel- 
cher der  englischen  Kunst  aus  einer  genauen  Kenntniss 
deutscher  Zustände  erwächst,  und  diese  Gegenseitigkeit  der 
Interessen  betrachten  wir  als  naturgeinässe  Brücke  zur 
allmäligen  Verständigung  der  Fachgenossen  zweier  geistes- 
und  stammesverwandten  Nationen. 


Ein  Umstand,  welcher  das  Interesse  beider  Länder 
für  einander  bedeutend  gehoben  hat,  ist  der  ungeheure 
Umschwung,  der  sich  in  den  Ansichten  des  englischen 
Publikums  über  Deutschland,  als  Folge  der  letztjährigen 
politischen  Ereignisse  vollzogen  hat.  Wir  finden  fortlau- 
fend Beweise  dafür  in  der  Tagespresse,  so  wie  in  den 
Fachzeitungen  und  wir  müssen  hervorheben,  dass  der 
„Builder“,  die  angesehenste  englische  Bauzeitung,  sich  in 
dem  uns  vorliegenden  Jahrgange  1867  mehr  mit  Deutsch- 
land als  mit  allen  übrigen  Ländern  des  Kontinents  zu- 
sammengenommen beschäftigt. 

Ein  besonders  beachtenswerther  Aufsatz  über  „den  ge- 
genwärtigen Zustand  der  deutschen  Kirchenbaukunst,“  der 
in  zwei  der  letzten  Nummern  als  Leitartikel  erschienen  ist, 
fordert  uns  zu  einem  nähern  Eingehen  auf  seinen  Inhalt  auf. 

Der  Verfasser  nimmt  gleich  in  der  Einleitung  Ver- 
anlassung, den  freudigen  Gefühlen  seines  gothisch  geschul- 
ten Herzens  beredten  Ausdruck  zu  geben,  indem  er  auf 
die  bedeutsame  Thatsache  hinweist,  dass  ein  Stil,  welcher 
drei  Jahrhunderte  hindurch  gemissbraucht  worden  war, 
fast  gleichzeitig  in  allen  Ländern  Europas  wieder  erstand, 
und  sich,  wie  ihm  scheint,  vor  Allem  in  Deutschland 
wieder  zu  der  Schönheit  und  Erhabenheit  entfalten  werde, 
welche  die  Zeit  seiner  höchsten  Blüthe  im  Mittelalter  mit 
einer  ewig  strahlenden  Glorie  umgaben.  In  dem  histo- 
rischen Rückblick  auf  die  deutsche  Kirchenbaukunst,  den 
er  daran  schliesst,  spricht  er  sich  mit  viel  Wärme  über 
den  Antheil  Deutschlands  an  der  Entwickelung  des  ro- 


80 


Im  Souterrain  des  Gebäudes  sind  auf  beiden  Seiten 
und  in  gleicher  Entfernung  von  der  Mitte  zwei  kombi- 
nirte  Luft-  und  Wasseröfen  a aufgestellt.  In  der  Mittel- 
achse war  ausserdem  eine  kleine  Maschine  b angebracht, 
welche  (wie  bei  der  Gebäranstalt  von  Hannover)  durch 
zwei  kleine  Ventilatoren  jenen  Apparaten  die  Luft  mit 
einem  Drucke  zuführt,  der  ihre  weitere  Bewegung  nach 
üben  kräftig  befördert.  Für  die  Aufsaugung  der  schlech- 
ten Luft  ist  nun  im  Dachgeschoss  um  das  eiserne  Rauch- 
rohr jeder  Ofenfeuerung 
herum  ein  Aspirations- 
mantel zum  Dach  hin- 
ausgeführt, der  unter- 
halb durch  die  Kanäle 
d mit  den  Krankenzim- 
mern in  Verbindung 
steht.  Um  die  saugende 
Wirkung  dieser  Anord- 
nung zu  erhöhen,  ist 
ausserdem  noch  bei  f 
eine  Feuerung  um  jenes 
Rauchrohr  angeordnet. 

Der  Eintritt  der  frischen, 
so  wie  der  Austritt  der 


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Hospital  Chateaudun. 

verdorbenen  Luft  finden  am  Fussboden  des  Krankenzim 


Pulsion  nach  der  Methode  2. 

I.  Unter  den  zahlreichen,  auf  Pulsion  basirenden  Pa- 
riser Ventilationen  sei  hier  des  Systems  von  Thomas 
und  Laurens  auf  der  Männer -Abtheilung  des 
Spitals  Lariboissiere  gedacht. 

Ein  mechanischer  Ventilator  treibt  dort  die  auf  der 
Höhe  eines  Thurmes  durch  einen  weiten  Schacht  gewon- 
nene Luft  durch  ein,  im  Anfang  1,1?  weites,  unter  der 
Decke  des  Souterrains  aufgehängtes  Blechrohr  den  einzel- 
nen Sälen  zu,  in  welche 
sie  durch  die  Wasseröfen 
eintritt.  Diese  Wasser- 
öfen stehen  in  der  Mitte 
der  Säle  und  werden 
durch  Dampfrohre  er- 
heizt, die  von  demselben 
Kessel  ausgehen , wel- 
cher auch  für  die  Ma- 
schine den  Dampf  liefert. 
Das  Kondensationswas- 
ser in  den  Dampfrohren 
läuft  in  den  Kessel  zu- 
rück. 

Das  Austreten  der 


mers  statt. 

Aspiration  nach  der  Methode  2 a. 

In  den  Bureaux  der  Lyoner  Eisenbahn  hat  man 
eine  Einrichtung  getroffen,  bei  der  man  die  aufsteigende 
Kraft  warmer  Luft,  oder  richtiger  gesagt  den  Ueberschuss 
an  Kratt,  mit  welchem  eine  leichte  warme  Luftsäule  von 
der  schweren  Atmosphäre  nach  Oben  gedrängt  wird,  nutz- 
bar macht  um  andere  Luft  mit  fortzureissen. 

In  nebenstehender  Figur 
ist  x eine  kombinirte  Luft- 
und  Wasser-Heizung.  Be- 
sondere Leitungen  warmer 
Luft  b sind  von  ihr  aus 
zu  dem  normal  darüber  be- 
findlichen Aspirationsman- 
tel geführt  und  bewirken  in 
den  schräg  aufsteigenden 
Kanälen  im  Dachboden  in 
welche  sie  zunächst  eintre- 
ten,  eine  schnellere  Bewe- 
gung der  von  den  Bureaux 

aufsteigenden  schlechten  Luft. 


schlechten  Luft  aus  den  Sälen  erfolgt  durch  Kanäle  von 
0,20,n  und  0,25m  Querschnitt,  welche  in  den  Fenster- 
pfeilern zwischen  je  zwei  Betten  liegen  und  sich  im  Dach- 
boden zu  einem,  den  Pavillon  überragenden  Lüftungs- 
thürmchen  von  l,25ra  Weite  vereinigen.  — 

So  sicher  die  Wirkung  dieser  Einrichtung  ist,  so  hat 
sie  doch  ihre  Nachtheile.  Die  Menge  der  durch  letztge- 
dachtes Thürmchen  abgeführten  Luft  beträgt  nämlich  selbst 
im  Winter  nur  die  Hälfte  der  durch  die  Pulsion  den  Sä- 
len zugeführten  Luft,  während  sie  im  Sommer  sich  sogar 
auf  ein  Viertel  jener  Menge  reduzirt.  Wenn  nun  auch 
das  dadurch  nothwendig  werdende  Austreten  der  Luft  durch 
die  zufälligen  Oeffnungen  der  Thüren,  Fenster  etc.  weni- 
ger nachtheilig  ist,  als  das  Eintreten  frischer  Luft  auf 
diesem  Wege  sein  würde,  so  zeigen  sich  doch  erhebliche 
Unannehmlichkeiten  beim  jedesmaligen  Oeffnen  von  Thü- 
ren oder  Fenstern,  indem  durch  dasselbe  jene  reguläre 
Luftbewegung  gestört  wird.  Nicht  selten  ist  daher  ein 
Zurücktreten  der  Luft  aus  den  Abführungskanälen  beob- 
achtet worden,  bei  welchem  auch  die  verdorbene  Luft  an- 
derer Säle  in  einen  Krankensaal  gelangen  und  ansteckende 
Krankheiten  verbreiten  kann. 

Trotz  dieser  eben  gerügten  Nachtheile  hat  man  sich 
doch  entschlossen,  das  System  von  Thomas  und  Lau- 


manischeu  Stils  aus,  von  dem  er  zugesteht  „dass  ihn  die 
Deutschen  zu  einer  Vollkommenheit  ausgebildet  haben,  die 
er  in  keinem  andern  Lande  erreichte“ ; nach  kurzer  Er- 
wähnung des  beinahe  dreihundertjährigen  Stillstandes  im 
Kirchenbau  begrüsst  er  die  Errichtung  einiger  romanischen 
und  gothischen  Kirchen  in  der  Mitte  der  dreissiger  Jahre 
durch  König  Ludwig  von  Baiern  als  die  Morgenröthe 
einer  neuen  Aera  der  Kirchenbaukunst,  vor  Allem  aber 
des  gothischen  Stils,  und  datirt  den  wirklichen  Beginn  der 
neuen  Epoche  von  der  Wiederaufnahme  der  Arbeiten  am 
Kölner  Dome  im  Jahre  1842. 

Von  da  ab  zieht  der  Verfasser  hauptsächlich  den 
wiederaufblühenden  gothischen  Kirchenbau  in  den  Kreis 
seiner  Betrachtungen  und  führt,  nachdem  er  sich  ein- 
gehend mit  Zwirner’s  hervorragenden  Leistungen  beschäf- 
tigt hat,  alle  Momente  an,  welche  die  schnelle  Entwicke- 
lung der  Gothik  förderten.  Dahin  rechnet  er  die  Bemü- 
hungen Heideloff’s  um  die  Restaurationen  der  Nürn- 
berger Kirchen  und  des  Bamberger  Doms,  die  Restau- 
rationen der  Kirchen  zu  Regensburg,  Ulm,  München, 
Speyer,  und  die  Werke  Gaertner’s  und  Moller’s;  vor 
Allem  aber  misst  er  dem  durch  Scott  mit  der  Erbauung 
der  St.  Nicolaikirche  zu  Hamburg  gegebenen  Beispiele 
einen  wesentlichen  Einfluss  auf  die  Geschmacksrichtung 
des  deutschen  Publikums  bei. 

„Bei  allen  Bemühungen  der  Architekten,  sagt  er,  sich 
zu  einem  edlen  und  geläuterten  Stile  durchzuringen,  und 
trotz  der  vortrefflichen  Aufklärungen,  welche  Heid eloff, 


Möller  und  Gaertner  über  das  Wesen  des  gothischeu 
Stils  gegeben  hatten,  waren  die  ersten  Schöpfungen  der 
neuen  Epoche  doch  nur  geistlose  Reproduktionen  älterer 
Werke  und  zeigten  oft  einen  phantastischen  Wirrwar 
von  allerhand  Stilen.  Man  kämpfte  und  strebte  und 
konnte  doch  nicht  eher  zur  klaren  Erkenntniss  des  Rich- 
tigen und  Schönen  gelangen,  als  bis  die  beiden  grössten 
Meister  neuer  gothischer  Kunst,  Statz  in  Köln  und 
Schmidt  in  Wien,  die  Führung  übernahmen.  Sie  waren 
die  ersten  Deutschen,  welche  eine  untadelhafte  Gothik  zur 
Anwendung  brachten  und  seit  sie  die  Kirchenbaukunst 
wieder  in  die  ihr  gebührende  Stellung  eingesetzt  haben, 
hat  Deutschland  überraschende  Fortschritte  darin  gemacht.“ 
Mit  unverkennbarem  Wohlbehagen  schildert  nun  der  Ver- 
fasser das  Wirken  dieser  beiden  Männer  und  bespricht 
eingehend  die  St.  Mauritiuskirche  zu  Köln,  die  Marien- 
kirche in  Linz,  die  Kirchen  zu  Eupen  und  Kaevelaar  von 
Statz,  so  wie  die  Lazaristenkirche  und  die  Kirche  auf  dem 
Weissgraben  zu  Wien  von  Schmidt.  — 

Bis  hierher  zeigt  der  Verfasser  eine  im  Allgemeinen 
richtige  Auffassung  der  einschlagenden  Verhältnisse;  um 
so  mehr  ist  zu  bedauern,  dass  er  zum  Schluss  sich  und 
seinen  Landsleuten  ein  Schreckgespenst  vormalt,  dessen 
Konturen,  wenn  wir  sie  im  richtigen  Lichte  ansehen,  zu 
Nebel  zerfliessen;  er  nennt  diesen  bösen  Geist  „die  Zu- 
kunftsgothik“  und  stellt  ihn  uns  bei  Besprechung  der 
neuen  protestantischen  Kirche  zu  Ludwigshafen  vor. 

„Diese  Kirche  ist  innerlich  und  äusserlich  mit  ärm- 


81 


rens,  seiner  kräftigen  Wirkung  halber,  auch  hei  dem 
neuen  grossen  Hotel  Dieu  in  Paris  mit  geringen  Modifi- 
kationen zur  Anwendung  zu  bringen.  Auf  der  Frauen- 
Abtheilung  des  Spitals  Lariboissiere  in  Paris  ist  das  Aspi- 
rationssystem von  Leon  Duvoir  zur  Anwendung 
gekommen,  das  des  Vergleichs  halber  hier  kurz  besprochen 
sein  mag.  Eine  in  jedem  Pavillon  im  Keller  angebrachte 
Wasserheizung  erheizt  durch  die  von  einer  Spirale  im 
Dach  herabsteigenden  Riicklaufrohre  die  einzelnen  Säle. 
In  den  Sälen  ist  das  Rohrsystem  zu  Oefen  vereinigt, 
welche  die  äussere  Luft  durch  direkte  Kanäle  aufsaugen 
und  in  den  Saal  führen.  Die  Abführung  der  schlechten 
Luft  erfolgt  durch  andere  Kanäle,  die  ebenso  wie  im  Sy- 
stem von  Thomas  und  Lau  re  ns  in  den  Fensterpfeilern 
angeordnet  sind , und  die  sich  im  Dachboden  in  einem 
wohlverschlossenen  Kämmerchen  um  jene  oben  angeführte 
Heisswasserspirale  vereinigen.  Ein  hoher  Lüftungskamin 
darüber  führt  so  die  schlechte  Luft  zum  Dache  hinaus. 

Als  Nachtheile  dieser  Einrichtung  haben  sich  heraus- 
gestellt: 

1)  Die  bei  weitem  grössere  Wirkung  der  Aspiration 
im  Dach  im  Gegensatz  gegen  die  Aspiration  der  Oefen 
in  den  Sälen,  welche  nur  Vs  der  abgesogenen  Luft  liefert. 
Die  übrige  Luft  gelangt  auf  sehr  nachtheilige  Weise  durch 
Fenster  und  Thüren  in  den  Saal. 

2)  Die  durchaus  ungleiche  Wirkung  der  Aspiration 
bei  verschiedenen  Witterungsverhältnissen. 

3)  Die  Unmöglichkeit,  die  neue  Luft  von  einem 
unbedingt  gesunden  Orte  zu  entnehmen,  da  dieselbe 
durch  Fenster  und  Thüren,  sowie  durch  jene  zu  den 
Oefen  geführten  Kanäle  direkt  von  Aussen  kommt  und 
oft  Bestandtheile  enthält,  die  von  benachbarten  Pavillons 
ausgestossen  sind. 

II.  Die  Heizung  und  Ventilation  eines  Pavillons  im 
Hospital  Beaujon  nach  dem  System  van  Hecke. 

Ein  Calorifere-Ofen  im  Souterrain  saugt  die  äussere 
Luft  durch  einen  Zinkzylinder  von  0,75 m-  Weite  an  (wel- 
cher in  einem  benachbarten  Garten  bis  zu  3m-  Höhe  auf- 
geführt ist)  und  treibt  sie  den  drei  übereinander  befind- 
lichen Sälen  durch  ein  Rohr  zu,  dessen  Durchmesser  sich 
von  Etage  zu  Etage  um  ein  Drittel  verringert.  Bis  zum 
Erdgeschoss  hat  dasselbe  0,75m,  bis  zum  ersten  Stock  0,60m 
und  etwa  0,40m  Durchmesser  in  seinem  letzten  zum  zwei- 
ten Stockwerk  aufsteigenden  Theil.  Die  durch  Register 
verstellbaren  Ausströmungsöffnungen  liegen  in  kleinen,  das 
Rohr  umgebenden  Wärmöfen,  die  vom  Keller  aus  noch 
besonders  heizbar  sind  und  die  Ausströmung  befördern. 
Das  Kanalsystem  für  die  Abführung  der  schlechten  Luft 

liehen,  allen  möglichen  Stilen  entnommenen  Ornamenten 
überdeckt  und  ist  eins  der  abscheulichsten  Bauwerke,  das 
wir  je  gesehen  haben.  Sie  ist  in  dem  Stile  erbaut,  den 
die  Deutschen  „Zukunftsgothik“  nennen  und  über  den  wir 
bei  dieser  Gelegenheit  einigen  Aufschluss  geben  wollen. 
Seine  Wiege  ist  München,  wo  auch  seine  wildesten  Aus- 
wüchse, das  Maximilianum  und  die  Maximiliansstrasse  zu 
finden  sind.  Die  Hauptgrundlagen  des  Stils  sind  floren- 
tinisch- romanische  und  spätgothische  Elemente;  um  aber 
das  Gemisch  noch  etwas  wunderlicher  zu  machen,  hat  man 
die  Grundelemente  mit  etwas  Maurisch,  etwas  Indisch  und 
einigem  Chinesisch  versetzt.  Als  Material  verwendet  man 
hauptsächlich  einen  glasirten,  mohrrübenfarbenen  Ziegel- 
stein, und  wo  Putz  vorhanden  ist,  erscheint  derselbe  meist 
blassroth  gefärbt.  — Es  ist  traurig,  dass  gerade  München, 
dem  wir  den  neuen  Aufschwung  der  deutchen  Kirchen- 
baukunst zum  grössten  Theile  danken,  solchem  Kinder- 
spiele verfallen  ist.  Dieser  schönen  erhabenen  Kunst  wird 
dieser  Augen  beleidigende  Stil  in  ihrer  ferneren  Entwick- 
lung noch  die  grösste  Gefahr  bringen,  denn  er  muss 
schliesslich  eine  totale  Zerstörung  alles  guten  Geschmacks, 
aller  künstlerischen  Schicklichkeit  zur  Folge  haben.  — 
Es  ist  unmöglich,  einen  Stil  für  die  Zukunft  zu  schaffen, 
unsere  Pflicht  ist,  den  Bedürfnissen  der  Gegenwart  zu 
genügen,  die  Zukunft  wird  schon  neue  Formen  erfinden, 
wenn  sie  deren  bedarf.“ 

Mit  diesem  Schlussatz  sind  wir  vollkommen  einver- 
standen und  glauben  auf  der  Basis  der  darin  enthaltenen 


entspricht  in  der  Hauptsache  den  Anordnungen  im  Spital 
Lariboissiere.  Die  Aussaugung  selbst  erfolgte  im  Anfang 
durch  einen  im  Dachboden  aufgestellten  zweillügligen 
mechanischen  Ventilator,  der  vom  Keller  aus  durch  eine 
Maschine  von  1 Pferdekraft  in  Umdrehung  versetzt 
wurde.  Später  stellte  man  den  mechanischen  Ventilator 
vor  dem  Luftofen  im  Souterrain  auf  und  vermehrte  da- 
durch die  Kraft  der  Einströmung  frischer  Luft  gegenüber 
der  der  Absaugung.  Die  hierdurch  erzielten  Resultate 
waren  besonders  darum  günstiger  als  früher,  weil  nun 
durch  Fenster-  und  Thüröffnungen  nur  eine  Luftbewegung 
von  Innen  nach  Aussen,  nicht  aber  im  umgekehrten  Sinne 
stattfinden  konnte.  Schmieden. 


Zur  Altoiiiier  Konkurrenz. 

In  welcher  Vertrauensseligkeit  trotz  manniehfacher  Ent- 
täuschungen die  Künstler  immer  wieder  bereit  sind,  durch 
die  Betheiligung  an  öffentlichen  Preissausschreiben  ihr  Glück 
zu  versuchen,  und  wie  wenig  von  betreffender  Seite  in  vielen 
Fällen  immer  noch  gethan  wird,  diesem  Vertrauen  gerecht  zu 
werden,  zeigt  in  eklatanter  Weise  wieder  der  Fall  der  Alto- 
naer  Konkurrenz. 

Zu  derselben  sind,  so  niedrig  die  ausgesetzten  Preise  ge- 
griffen waren,  von  33  Architekten  Pläne  eingegangen,  welche 
in  Summa  gewiss  viel  Zeit,  Mühe  und  Geld  repräsentiren. 
Hat  aber  Alles  die  Alton aer  Kirchen-Bau-Kommission  nicht 
veranlassen  können,  auch  nur  das  Wenige  zu  thun , was  sie 
zu  thun  versprochen  hatte! 

Das  am  30.  September  1S67  Seitens  dieser  Kommission 
ausgegebene  „Programm“  verspricht:  „Mindestens  zwei  Preise 
müssen  vergeben  werden.“  Dieselbe  Kommission  giebt  jetzt 
einem  Vorschläge  Folge,  wonach  „Keiner  der  eingegangenen 
Pläne  um  deswillen  prämiirt  werden  kann,  weil  . . . “ 

Faktisch  freilich  hat  man  dennoch  zwei  Pläne  prämiirt, 
aber,  und  das  muss  sicher  sehr  seltsam  erscheinen,  zwei  Pläne, 

| welche  von  der  Konkurrenz  ganz  auszuschliessen  man 
sich  verpflichtet  hatte,  denn  „Diejenigen  Pläne,  welche  eine 
höhere  Bausumme  erfordern,  sind  von  der  Konkurrenz  ausge- 
schlossen“ war  gleichfalls  in  jenem  Programm  zu  lesen.  Auch 
hat  man,  wie  einer  der  Herren  Preisrichter  den  Unterzeichneten 
benachrichtigt,  das  Projekt,  an  welchem  Letzterer  betheiligt  ist, 
wirklich  „ausgeschlossen  weil  es  die  Bausumme  überschreitet.“ 

Am  Allerseltsamsten  muss  es  erscheinen,  dass  die  nach 
der  Bekanntmachung  der  Kommission  ebenso  die  Bausumme 
überschreitenden  prämiirten  Pläne  jetzt  sogar  höhere  Preise 
bekommen,  als  es  möglich  war,  wenn  sie  die  Bausumme  nicht 
überschritten,  d.  h.  dem  Programme  Genüge  gethan  hätten. 

Ich  habe  mich,  wie  jedenfalls  alle  Uebrigen,  an  dieser 
Konkurrenz  betheiligt,  indem  ich  erwartete,  dass  die  Kirchen- 
Bau-Kommission  dem,  wozu  sie  sich  in  ihrem  „Programm“ 

Behauptung  die  oben  ausgesprochenen  Befürchtungen  wider- 
legen zu  können.  Der  Plerr  Verfasser  übersieht,  dass  die 
Bewegungen,  welche  er  in  der  deutschen  Gotliik  wahr- 
genommen hat,  nicht  den  Zweck  verfolgen,  einen  Stil  für 
die  Zukunft  zu  schaffen,  sondern,  dass  sie  eben  aus  dem 
immer  dringender  werdenden  Bedürfniss  entsprangen,  den 
Anforderungen  der  Gegenwart  gerecht  zu  werden.  Wir 
können  jetzt  weder  im  Profan-  noch  im  Kirchenbau  die 
Werke  der  klassischen  Gothik  ohne  Modifikationen  zu 
Vorbildern  nehmen,  die  Fortschritte  der  Technik  und  der 
Zwang  finanzieller  Einschränkung  bedingen  andere  Kon- 
struktionen und  anderes  Material,  als  jene  Werke  aufweisen, 
und  das  Bestreben,  die  unerlässliche  Harmonie  zwischen 
Konstruktionen,  Material  und  Ansprüchen  der  Aesthetik 
herzustellen,  hat  auch  die  Versuche  ins  Leben  gerufen, 
deren  Schöpfern  der  Herr  Verfasser  die  Absicht  unterlegt, 
den  Entschliessungen  einer  späteren  Epoche  vorgreifen  zu 
wollen.  Dass  hier  und  da  Verirrungen  vorgekommen  sind, 
finden  wir  weniger  aufallend,  als  vielmehr  ganz  natürlich, 
denn  wir  können  nicht  auf  theoretischem  Wege  zum  Ziele 
gelangen,  sondern  müssen  experimentell  verfahren.  Dass 
es  aber,  und  hoffentlich  in  nicht  zu  ferner  Zeit  gelingen 
werde,  eine  Lösung  zu  finden,  welche  den  praktischen 
Anforderungen  ebenso  entspricht,  wie  sie  die  Erwartungen 
des  Herrn  Verfassers  erfüllen  möge,  „dass  sich  in  Deutsch- 
land die  Gothik  zu  der  Schönheit  entfalte,  welche  ihre 
Blüthezeit  im  Mittelalter  charakterisirt,“  glauben  wir  zu- 
versichtlich. — oe  — 


82 


verpflichtet,  hatte,  nachkommen  würde.  Ob  dies  geschehen, 
darf  ich  hiernach  dem  Urtheil  der  Herren  Fachgenossen  zu 
entscheiden  überlassen. 

Cassel.  Carl  Schäfer,  Architekt. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  22.  Fe- 
bruar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Adler,  anwesend  J 54  Mit- 
glieder und  9 Gäste. 

Der  Vorsitzende  machte  eine  Anzahl  kleinerer  Mittheiluu- 
gen  über  innere  Angelegenheiten  des  Vereins,  aus  denen  nur 
hervorzuheben  ist,  dass  sowohl  Hr.  Schmieden  als  auch  Hr. 
Spiecker  die  Wahl  zum  Oberbibliothekar  für  das  Gebiet  des 
Hochbaus  abgelehnt  haben.  Hr.  Jacobsthal  wurde  hierauf 
mit  sehr  grosser  Majorität  zu  dieser  Stelle  berufen. 

Hr.  Herr  mann  hielt  einen  längeren,  mit  grossem  Inter- 
esse aufgenommenen  Vortrag  über  die  Lokomobile  und  deren 
Bedeutung  für  die  Baustelle,  dessen  Mitheilung  uns.  Zeitg. 
zugesagt  ist. 

Die  grosse  Anzahl  der  Fragen,  welche  eingegangen  war, 
und  von  denen  nur  der  kleinere  Theil  zur  Beantwortung  kom- 
men konnte,  gab  dem  Vorsitzenden  zu  der  Anregung  Veran- 
lassung, dass  es  nothwendig  sein  w’erde,  eine  besondere  ständige 
Kommission  einzusetzen,  welche  die  Durchsicht  und  Verthei- 
lung  der  Fragen  in  geordneter  Weise  zu  leiten  habe. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Hr.  Architekt  und  Ingenieur  Scharrath  zu  Bielefeld 
giebt  uns  folgende  Mittheilung:  No.  8 der  Deutschen  Bau- 
zeitung bringt  einen  Aufsatz  über  „Erdöl  als  Schmiermittel,“ 
zu  welchem  ich  auf  Grund  vierjähriger  Erfahrungen  folgende 
nicht  hervorgehobene  Mängel  desselben  zur  Sprache  bringen 
möchte. 

Es  ist  dies  nämlich  das  durch  den  Mangel  an  Fett  ent- 
stehende Schwerergehen  der  Maschine,  resp.  die  Ver- 
mehrung der  Reibung  gewöhnlichem  abgelagerten  Rüböl  u. 
dergl.  gegenüber.  Bei  täglich  gehenden  Maschinen,  die  keine 
Verharzung  entstehen  lassen,  dabei  aber  die  kostbare  Kraft 
der  Menschen  und  der  Thiere  zum  Betriebe  haben,  ist  daher 
Erdöl  nicht  zu  empfehlen.  Maschinen  aber,  die  nur  periodisch 
gehen,  wo  also  das  Schmiermittel  als  Harz  klebend  wirkt, 
werden  einen  grossen  Vorzug  durch  das  Schmieren  mit  Erdöl 
erhalten.  Solche  Maschinen  sind  Mangeln,  Waschmaschinen, 
Winden,  Nähmaschinen,  Pumpen,  Spritzen  u.  dergl.  Auch 
auf  Wanduhren,  Thürschlösser,  Klingelzüge,  Thiirhaken,  phy- 
sikalische Modelle  ist  das  Erdöl  sehr  anwendbar. 

Wo  also  bei  grossen  Kräften  eine  starke  Welle  mehr  als 
zwei  Lager  hat  und  demnach  die  übrigen  Lager  durch  eine 
grössere  Reibung  in  Folge  des  Erdöls  leiden  könnten,  ist 
genau  zu  untersuchen,  ob  das  zu  gebrauchende  Erdöl  auch 
nicht  die  Reibung  vermehrt. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure.  Jahr- 
gang 1868,  Heft  I.  enthält  die  „Theorie  und  Konstruktion 
der  Zentrifugalpumpen  von  C.  Fink,  Professor  an  der  Königl. 
Gewerbe- Akademie,“  eine  Abhandlung,  die  sich  der  allge- 
meinsten Beachtung  zu  erfreuen  haben  wird  und  auch  das 
Interesse  unserer  Leser  beanspruchen  darf.  Wir  heben  aus 
dem  Schlussresume  die  wichtigsten  Konstruktionselemente 
hervor : 

1.  Durchmesser  des  Sauge-  und  Druckrohres  in  Fussen 


d = 2,7S  ]/ 

wenn  Q das  Wasserquantum  pro 
Sauge-  und  Druckhöhe. 


0 

V 2g  H 
Sekunde , 


H 


die  gesammte 


I 


2.  Innerer  Raddurchmesser  = 1,2  d 

Aeusserer  - = 2,4  d 

3.  Lichte  Höhe  des  Rades  innen  = 0,36  d 

aussen  = 0,18  d 

4.  Konstruktion  der  Radschaufel:  Man  theile  den  Zentri- 
winkel von  160°  durch  Radien  in  n Theile,  desgl.  durch 
konzentrische  Kreise  die  Radbreite.  Der  Durchschnitt  des 
ersten  Radius  mit  dein  ersten  Kreise,  des  zweiten  mit  dem 
zweiten  etc.  giebt  die  Punkte  der  Radschaufel. 

5.  Zahl  der  Schaufeln  = 6. 

6.  Spiralförmige  Erweiterung:  die  Querschnitte  wachsen 
auf  der  Peripherie  gleichförmig  bis  0,675  d,  und  erweitert 
sich  dieses  Rohr  dann  auf  eine  Länge  =3  — 4 d bis  d. 

7.  Peripheriegeschwindigkeit  = 1,25  j/  2 g H 

Wächst  diese  Geschwindigkeit  bis  1,44  ]/  2 g H>  so  ist 
die  Leistung  =:  l1/,  Q. 

8.  Der  Nutzeffekt  muss  steigen,  wenn  die  Reibungs wider- 
stände sich  vermindern.  Eine  solche  Verminderung  findet 
aber  Statt,  wenn  man  sich  2 Pumpen  in  der  Weise  zu  einer 
vereinigt  denkt,  dass  das  Rad  die  doppelte  Höhe  erlangt  und 
der  Zufluss  von  beiden  Seiten  stattfindet.  In  den  obigen  For- 
meln ist  dann  '/>  Q statt  Q zu  setzen , und  vereinigen  sich 
die  beiden  Saugrohre  zu  einem  von  der  doppelten  Weite. 

9.  Wenn  auch  aus  der  aufgestellten  Theorie  nirgends 
hervorgeht,  dass  die  Zentrifugalpumpen  nur  für  gewisse  Druck- 
höhen oder  gewisse  Wassermengen  brauchbar  sind,  so  giebt 
es  doch  für  die  praktische  Ausführung  ganz  bestimmte  Grenzen, 
über  welche  hinaus  die  Riemen  die  Kraft  nicht  mehr  über- 
tragen, sondern  in  Folge  der  vermehrten  Zentrifugalkraft 
gleiten. 

10.  Die  Saugehöhe  muss,  um  das  Eindringen  von  Luft 

möglichst  zu  verhindern , so  gering  wie  möglich  angenommen 
werden  (nicht  über  12';  //  nicht  über  25').  Gr. 


P ersonal  - Nachrichten. 

Der  Baumeister  Voigtei  zu  Berlin  ist  als  Assistent  des  Minis- 
terial-Bau-Raths  im  Kriegs-Ministerium  angestellt. 

Der  Landbaumeister  Böttcher  zu  Cöln  ist  in  die  dortige 
Kreisbaumeister-Stelle  versetzt. 

Das  Bauführer-Examen  haben  am  22.  Februar  bestanden: 
Carl  Wilh.  Paul  Schulz  aus  Berlin,  Gust.  Ed.  Emil  Spill- 
ner  aus  Potsdam. 


Offene  Stellen. 

1.  Zum  Bau  zweier  Zweigbahnen  der  Lahn-Eisenbahn  werden 
zwei  Baumeister,  womöglich  im  Eisenbahnbau  und  in  Brücken- 
Fundirtmgen  erfahren,  sofort  gesucht.  Meldungen  bei  der  Königl. 
Eisenbahn- Direktion  in  Wiesbaden. 

2.  Ein  älterer  Bauführer  findet  gegen  2 Thlr.  Diäten  beim 
Bau  der  Saarbrücken-Saargemünder  Bahn  Beschäftigung.  Meldun- 
gen sind  an  die  Königliche  Eisenbahn-Direktion  in  Saarbrücken  zu 
richten. 

3.  Gesucht  wird  ein  geprüfter  Bauführer,  der  längere  Zeit 
bei  Eisenbahnbauten  beschäftigt  gewesen  und  besonders  mit  der 
Aufnahme  von  Erdarbeiten  vertraut  ist.  Diäten  1 >/,  Thlr.  pro  Tag. 
Gef.  Off.  sub  E.  R.  Guben,  Frankfurterstrasse  408. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  V.  in  Flatow.  Besten  Dank  für  Ihre  freundlichen 
Gesinnungen.  Wir  haben  schon  an  die  Besitzer  des  Architekten- 
Kalenders,  sowohl  in  dem  Buche  selbst,  als  mehrfach  in  diesem 
Blatte,  die  Bitte  gerichtet,  uns  Berichtigungen  und  Verbesserungs- 
vorschläge nicht  vorzuenthalten  und  wiederholen  diese  Bitte  hier- 
mit. Jede  derartige  Zusendung  (unter  der  Adresse:  Ver- 
lagsbuchhandlung von  Carl  Beelitz,  Berlin,  Oranienstrasse  75)  wi rd 
uns  sehr  willkommen  sein. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Haina,  S.  in 
Bielefeld,  H.  in  Berlin,  L.  in  München,  E.  in  Zürich. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  29.  Februar  1868. 

Tagesordnung: 

1)  Beurtheilung  der  Monatskonkurrenzen. 

2)  Vortrag  der  Herren  Orth,  Hauczmann  und  E Diesen. 

Ilckuniit  iig. 

Die  durch  den  Tod  des  bisherigen  Stadtbaumeisters  vakant  ge- 
wordene Stelle  soll  möglichst  rasch  wieder  besetzt  werden. 

Hierauf  reflektirende  qualifizirte  Baumeister  wollen  ihre  des- 
fallsigen  Bewerbungen,  nebst  Zeugnissen  über  ihre  frühere  Tliätig- 
keit,  bis  zum  15.  März  1.  J.  an  das  Unterzeichnete  Amt  einreichen. 
Fixes  Einkommen  1000  Thaler;  Privatpraxis  nicht  ausgeschlossen. 
Trier,  den  12.  Februar  1868. 

Das  Ober  - Bürgermeister  - Amt. 

Ra  ms  hör  n. 


Ihre  Hochzeit  melden: 

K.  E . O.  Fritsch, 

Klara  Fritsch,  geb.  Köhne. 

Berlin,  25.  Februar  1868. 

Wilhelm  Beemelmans,  Baumeister, 
Therese  Beemelmans,  geb.  Kockerols, 

Vermählte. 

Berlin  und  Würm. 

Würm,  den  22.  Februar  1868. 


Am  5.  Februar  früh  9 Uhr  starb  der  Herzogi.  Anhalt.  Bau- 
Inspektor  Ph.  Toelpe  zu  Ballenstaedt  in  seinem  64.  Lebensjahre 
nach  sechstägigem  Krankenlager  an  einer  Schleimhautentzündung. 
Dies  Freunden  und  Bekannten  desselben  zur  Nachricht. 

Im  Aufträge  der  tiefbetrübten  Hinterbliebenen 

A.  Toelpe,  Bauakademiker. 


83 


Bekanntmachung;. 

Zur  diätarischen  Wahrnehmung  der  Geschäfte  des  2.  städti- 
schen Baumeisters  hierselbst  wird  sofort  ein  Baubeamter  gegen 
2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Bewerber  wollen  sich  unter  Beifügung 
der  Zeugnisse  bei  der  Unterzeichneten  Deputation  längstens  inner- 
halb 3 Wochen  melden. 

Stettin,  den  14.  Februar  1868. 

Die  städtische  Bau -Deputation. 

Ein  junger  Mann  (Maurer),  mit  gutem  Zeugniss  versehen, 
der  drei  Jahre  lang  bei  einem  Baumeister  in  Berlin  theils  mit 
Bureauarbeiten,  theils  bei  Bauausführungen  beschäftigt  war, 
wünscht  eine  Stellung  in  der  Provinz  als  Bureaugehülfe  oder  Ge- 
schäftsführer bei  einem  Maurermeister,  oder  auch  bei  einem  sonsti- 
gen Bauunternehmer  als  Bauaufseher  anzunehmen.  Der  Antritt 
kann  sofort  erfolgen!  Etwaige  Offerten  wird  gebeten,  poste  res- 
tante Peitz,  L.  H.  64  einzusenden. 


Stellegesueli. 

Plin  junger  Architekt  aus  Süd-Deutschland  sucht  hier  eine  Stelle 
bei  Bau  - Ausführungen  oder  als  Zeichner.  Derselbe  wäre  bereit, 
in  den  ersten  Monaten  als  Volontair  zu  dienen.  Gef.  Anträge 
unter  der  Chiffre  J.  Z.  12  befördert  die  Expedition  dies.  Zeitung, 
woselbst  auch  Zeugnisse  über  die  praktische  und  theoretische  Aus- 
bildung des  Obigen  vorliegen. 

Ein  junger  Maurermeister,  der  längere  Zeit  bei  Bauausführun- 
gen beschäftigt  war,  sucht  anderweitiges  Engagement.  Gefällige 
Adressen  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  sub  M.  A.  13. 


Baugewerkschule  zu  Holzmindeu  a.  Weser. 

Tüchtige  Bauaufseher,  Maurer-  und  Zimmerpolire,  Zeichner  für 
Bau-  und  Masehinen-Bureaux  aus  der  Zahl  der  Schüler,  welche  die 
oberen  Klassen  der  Bauhandwerker-,  Mühlen-  und  Maschinenbauer- 
Abtheilung  der  Herzoglichen  Baugewerkschule  hierselbst  absolvirt 
haben,  können  durch  den  Unterzeichneten  zugewiesen  werden. 
Bei  dem  bevorstehenden  Schluss  des  Wintersemesters  bitte  ich  die 
Anforderungen  baldigst  einzureichen. 


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Zur  Ausführung  der  Erdarbeiten  für  die  Gotha- Leinefelder 
Eisenbahn  sollen  auf  der  Strecke  von  Gotha  bis  Langensalza  drei 
Loose  und  zwar: 

1.  ein  Loos  mit  78271,2  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens, 
einschliesslich  der  Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf 

86168  Thlr.  29  Sgr.  6 Pf. 

2.  ein  desgleichen  mit  72121,3  Schachtruthen  wie  vor 

116559  Thlr.  22  Sgr.  1 Pf. 

3.  ein  desgleichen  mit  84038,1  Schachtrnthen  wie  vor 

109753  Thlr.  4 Sgr.  8 Pf. 
im  Wege  des  öffentlichen  Submissionsverfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions- Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Biireau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions  - Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
kostenfrei  von  dem  Unterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind,  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der 
Gotha -Leinefelder  Eisenbahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  9.  März  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 
in  dem  oben  bezeichneten  Biireau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureiehen.  In  diesem  Termin  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  11.  Februar  1868. 

Der  Abtheilungs  - Baumeister 
Witzeck. 


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liche Gebäude,  Krankenhäuser,  Gewächshäuser  etc. 

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fälligen Ansicht  aufgestellt.  6 8 b b 


84 


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Stoffe  und  sind  dadurch  die  dauerhaftesten;  ihre  Leitung  wird  unsichtbar  und  trotzdem  zugänglich  gelegt, 
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Desgl.  an  allen  Ansichten  fein 

geflächt ä D' 

Desgl.  geschliffen  . . . . ä D' 

Desgl.  mit  Gesims,  an  allen 
Theilen  fein  geflächt  ä D' 
Desgl.  geschliffen  . . . . ä D' 


1.  7.  6. 

1.  27.  6. 


1.  17.  6. 

2.  5.  — 


„ 1-  — 

, 1-  12. 

Sgr.  und 


6. 


Desgl.  m.  vorspringend.  Platte, 
die  obere  und  vordere  An- 
sicht fein  geflächt  . . ä D' 

Desgl.  . . . geschliffen  . ä D' 

Für  Podeste  bis  50D'  Flächeninhalt  21/,  Sgr.  bis  5 

Desgl.  von  50 — 100°'  Flächeninhalt  5 — 15  Sgr.  mehr  ä D' 
Plinthen  mit  Fa?e,  bis  8"  stark,  die  vordere  Ansicht 

fein  geflächt Thlr.  — 22.  6. 

Desgl.  geschliffen „ 1.  2.  6. 

Desgl.  12"  stark,  fein  geflächt „ — 28.  — 

Desgl.  geschliffen „ 1.  8.  — 

Für  einfaches  geschliffenes  Gesims  kommt  hinzu  5 — 8 Sgr. 
do.  geflächtes  do.  do.  8 — 6 Sgr. 

Dieser  Stein  ist  sehr  feinkörnig,  von  weisser  Farbe,  verwittert 
nicht,  nimmt  keine  Feuchtigkeit  an  und  hat  eine  dem  Granit  gleich- 
kommende Festigkeit.  Derselbe  ist  insofern  dem  Granit  vorzuziehen, 
als  er  für  immer  einen  festen  Auftritt  behält  und  sich  nicht  wie 
Granit  glatt  läuft,  daher  namentlich  für  Treppen  und  Perrons  zu 
empfehlen. 

Proben  desselben  liegen  bei  dem  Herrn  Maurer- 
meister Maske  in  Berlin,  Belle  - Alliance- 
Strasse  15  zur  geneigten  Ansicht  und  werden  Bestellungen 
daselbst  oder  direkt  entgegen  genommen. 

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Wirksamkeit  keiner  Batterie,  erfordert  keine  Unterhaltung  und  ist 
dem  Verderben  und  der  Abnutzung  nicht  im  Geringsten  ausgesetzt. 

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lichen Gebäuden,  unter  anderen  im  hiesigen  Justiz-Ministerium,  im 
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im  Hotel  Royal,  Hotel  de  France,  etc. 

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die  Agentur  der  Fabrikate  unserer  Maschinen -Fabrik  und  Eisen- 
giesserei  für  die  Provinz  Brandenburg  und  die  Lausitz  über- 
tragen haben.  — 

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ganz  ergebenst,  und  sichert  die  prompteste  Ausführung  der  hiermit 
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Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


M 10 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien  -Str.  75. 


Insertionen 

2'/2  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

lierausgegekn  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien -Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den 

6.  März  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl. 
Bau- Akademie  zu  Berlin.  — Der  Einsturz  der  Kuppelkirclie  in  Pest. 
— Fachwerkträger.  — Bauausführungen  und  Projekte:  Kgl. 
Sächsische  Staatseisenbahn.  — Feuilleton:  Die  öffentlichen  Wasch- 
häuser in  Paris.  — Siemens'  neue  magnet-elektrische  Maschine.  — 

Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten-Verein  zu  Berlin. — 
Vermischtes:  Fabrikation  der  X- Eisen  in  Frankreich.  — Die  Süd- 
Thüringischen  Eisenbahnen.  — Neue  Methode  der  Strassen -Bespren- 
gung  in  London.  — Aus  der  Fachli  tteratur:  Förster’s  allge- 
meine Bauzeitung.  — Personal-Nachrichten  etc.  — 

Reiscnotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Konigl.  Bau- Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867,  von  einem  Studirenden  und  Baumeister  Dulk. 


Die  Studirenden  der  König].  Bau -Akademie  haben 
mit  Unterstützung  des  Direktoriums  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  Studienreisen  gemacht , deren  architektonische 
Ausbeute  in  der  Regel  durch  Umdruck -Zeichnungen 
einem  grösseren  Kreise  zugänglich  gemacht  wurde, 
während  die  Ingenieur -Wissenschaften  bei  diesen  Reisen 
meist  wenig  oder  gar  nicht  berücksichtigt  worden  sind. 
Der  Grund  einer  so  mangelhaften  Ausbeute  des  ingenieur- 
wissenschaftlichen Theiles  dieser  Reisen  mag  zum  Theil 
wohl  darin  gefunden  werden,  dass  erst  in  neuerer  Zeit 
die  Ingenieur-Wissenschaften  sich  eine  allgemeinere  An- 
erkennung ihrer  Wichtigkeit  errungen  und  sich  schon 
fast  als  ebenbürtig  der  Kunst  des  Land-  und  Schönbaues 
an  die  Seite  gestellt  haben;  zum  Theil  aber  liegt  er  auch 
in  der  Natur  der  betreffenden  Verhältnisse. 

Die  Betheiligung  an  diesen  Studienreisen  erfolgt  vor- 
wiegend von  Seiten  der  jüngeren  Studirenden  der  Bau- 
Akademie  und  jener  Grundsatz:  man  solle  keine  Studien- 
reise ohne  genügende  Vorstudien  machen,  wie  er  von  der 
Polytechnischen  Schule  in  Carlsruhe  unumwunden  ausge- 
sprochen worden  ist,  kommt  hier  keineswegs  zur  vollen 
Geltung.  Werken  des  Hochhaus  gegenüber,  die  zunächst 
vom  ästhetischen  Gesichtspunkte  aus  heurtheilt  werden, 
dem  ein  Jeder  mehr  oder  minder  sich  gewachsen  glaubt 
und  gewachsen  ist,  mag  dies  weniger  fühlbar  in’s  Gewicht, 
fallen;  jedenfalls  wird  selbst  der  jüngere  Architekt,  wenn 
er  auch  noch  nicht  im  Stande  ist  ein  Kunstwerk  nach 
allen  Beziehungen  hin  zu  würdigen,  dasselbe  doch  nicht 
ganz  ohne  Nutzen  betrachten  und  Fapaden,  Details  etc. 
von  demselben  skizziren  können.  Wenn  dies  nun  in 
dem  Gebiete  der  Konstruktionen  schon  schwieriger  ist, 
so  dürfte  sich  der  jüngere  Studirende  des  Baufachs  Bau- 
werken aus  dem  Bereiche  der  Ingenieur-Wissenschaften  ge- 
genüber meist  in  Verlegenheit  befinden,  weil  er  wohl  nur 
schwer  das  Wesentliche  von  dem  Unwesentlichen  zu 
unterscheiden  vermag  und  nur  Wenig  findet,  was  so  in 
die  Augen  springt,  dass  es  ihm  des  Skizzirens  werth  er- 
scheinen könnte.  Sind  es  doch  meistens  Nothwendigkeits- 
Bauten,  deren  Werth  sich  erst  dann  ganz  schätzen  lässt, 
wenn  man  die  Verhältnisse  kennt,  denen  ein  solcher  Bau 
seine  Entstehung  verdankt,  und  die  für  seine  Form  und 
seine  Konstruktion  so  durchaus  maassgebend  gewesen  sind. 
Eine  einfache  Skizze  wird  für  sich  allein  hier  niemals 
genügen,  wie  allenfalls  bei  einer  Faijade  oder  einem  Or- 
nament, zumal  da  oft  von  diesen  Bauwerken  nur  der  kleinste 
Theil  sichtbar  ist.  Wer  aber  die  für  ein  Bauwerk  be- 
stimmend gewesenen  Verhältnisse  ermitteln,  feststellen  und 
richtig  würdigen  will,  muss  sich  mit  derartigen  Verhält- 
nissen und  Anlagen  bekannt  und  vertraut  gemacht  haben, 
und  dazu  genügt  eine  Bekanntschaft  mit  den  „Elementen“ 
der  Ingenieur -Wissenschaften  allerdings  nicht. 


Ferner  mag  aber  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  auch 
die  Art  und  Weise  wie  diese  Studienreisen  der  König- 
lichen Bau-Akademie  ausgeführt  werden,  auf  die  architek- 
tonische und  ingenieurwissenschaftliche  Ausbeute  von  we- 
sentlichem Einflüsse  ist.  Soll  eine  solche  Reise  wirklichen 
Nutzen  gewähren,  so  ist  dazu  nicht  nur  — wie  bereits 
erwähnt  — eine  genügende  Vorbildung,  sondern  auch  ein 
genügender  Zeitraum  erforderlich,  und  Zeit  ist  gerade  das- 
jenige, was  in  der  Regel  — und  namentlich  auch  bei  der 
letzten  Studienreise  — am  knappsten  bemessen  war. 

Die  grosse  und  nicht  genug  mit  Dank  anzuerkennende 
Liberalität  des  Direktoriums  der  Bauakademie  verschafft 
den  reisenden  Studirenden  Erleichterungen  und  Vortheile, 
nach  denen  so  Mancher  vergeblich  seufzen  muss,  der  auf 
eigene  Hand  reist:  Erlass  oder  wenigstens  Ermässigung 
der  Eisenbahnfahrpreise  und  in  allen  Städten,  durch  welche 
die  Reise  führt,  einen  freundlichen  und  entgegen  kommen- 
den Empfang  Seitens  der  ortsangehörigen  Fachgenossen. 
Meist  bilden  sich  in  diesen  Städten  Lokalkomites,  welche 
mit  dankenswerthester  Mühe  und  Bereitwilligkeit  die  Vor- 
bereitungen für  den  Besuch  der  Reisegesellschaft  und  dem- 
nächst die  Führung  derselben  übernehmen.  Aber  hier- 
durch wird  diese  auch  an  Zeit  und  Stunde  unabänderlich 
gebunden;  es  wird  die  Aufstellung  eines  bestimmten  Reise- 
programms für  jeden  einzelnen  Tag  zur  Nothwendigkeit. 
Und  es  liegt  nahe,  dass  die  Lokalkomites  in  dem  sehr 
gerechtfertigten  Bestreben,  ihren  reisenden  Fachgenossen 
keine  Sehenswürdigkeit  ihrer  Stadt  entgehen  zu  lassen, 
die  wenigen  Tage  des  Aufenthalts  daselbst  mit  äusserster 
Ausnutzung  der  Zeit  einzutheilen  bemüht,  sind.  Ein  Blick 
auf  das  Spezialprogramm  des  vergangenen  Jahres,  aus 
dem  wir  beispielshalber  je  einen  Tag  in  Hamburg  und 
Lübeck  mittheilen*),  wird  dies  bestätigen. 

So  wirkt  die  Fülle  des  gebotenen  Stoffes  geradezu  er- 
drückend. Oft  sind  für  die  Besichtigung  eines  Bauwerkes 
nur  wenige  Minuten  vergönnt  und  wenn  dann  bei  der  Be- 
sichtigung auf  die  höchsten  Höhen  hinauf  und  in  die  tiefsten 
Tiefen  hinabgestiegen  wird  und  weite  Wege  zurückgelegt 
werden  müssen,  so  bleibt  kaum  Zeit  zu  flüchtigen  Skizzen 
und  Notizen  — von  einem  eingehenderen  Studium  kann  gar 
nicht  die  Rede  sein!  Mit  Hast  geht  es  von  Bauwerk  zu  Bau- 


*)  Hamburg,  d.  13.  August.  — 7 U.  30  M.  Sammelplatz:  Alster-Pavillon;  8 U. 
Mühle,  Turbine;  8 U.  45  M.  Sieldiiker,  Ueesendamms-Briioke ; 9 U.  15  M.  Schleusen- 
Brücke;  9 U.  30  M.  durch  die  leere  Börse  zur  Nicolai-Kirche;  11  U.  45  M.  Speicher 
von  Schulte  <k  Scheramann ; 12  U.  30  M.  Frühstück;  1 U.  30  M.  Gallerie  der  Börse; 
2 U.  Kunsthalle,  Schiller -Standbild,  Verbindungsbahn;  4 U.  Lombards  - Brück# ; 
4 U.  30  M.  zoologischer  Garten;  6 U.  Essen  und  Abend  daselbst. 

Lübeck,  d.  17.  August.  — 7 U.  Besichtigung  der  Stadt;  7 U.  45  M.  Rathhaus 
und  alte  Kanzlei;  8 U.  Fredenhagen’sches  Zimmer;  8 LJ.  15  M.  Schiffer-Gesellschaft ; 
8 U.  35  M.  Jacobi-Kirche;  8 U.  55  M.  Burg;  9 U.  5 M.  Burgthorthurra ; 9 U.  20  M. 
Heilige  Geist-Hospital;  10  LJ.  Katharinen-Kirche;  10  LJ.  40  M.  Frühstück;  10  LJ.  55  M. 
Aegidien-Kirche  und  St.  Annen;  11  U.  15  M.  Petrikirche;  11  U.  45  M.  Holstenthor; 
12  LJ.  Fisch-Strasse;  1 LJ.  Marienkirche;  2 U.  Domkirche;  2 U.  30  M.  Mittagessen; 
4 U.  neue  Wasserkunst;  6 U.  30  M.  Spaziergang  über  den  Wall  bis  zur  Holsten- 
Brücke;  Dampfschiffshafen;  7 U.  30  M.  gesellige  Zusammenkunft. 


86 


werk,  und  von  Ort  zu  Ort,  und  glücklich  noch  der,  der  die 
empfangenen  Eindrücke  noch  in  irgend  einer  Weise  auf  dem 
Papiere  festzuhalten  vermag!  Wer  dies  nicht  vermag,  ist 
kaum  im  Stande  sich  die  Eindrücke  selbst  nur  der  ersten 
Reisetage  frisch  im  Gedächtniss  zu  bewahren  und  diese 
später  in  Ruhe  nutzbringend  zu  verwerthen. 

Und  dennoch  würde  es  trotzdem  möglich  sein  hierbei  ein 
einigermassen  günstiges  Resultat  zu  erzielen,  wenn  sich  nicht 
zu  der  allmälig  eintretenden  geistigen  Abspannung  auch 
noch  physische  Ermattung  hinzu  gesellte.  Denn  trotz  der 
von  den  ortsangehörigen  Fachgenossen  mit  der  liebens- 
würdigsten Sorgfalt  getroffenen  Vorkehrungen  für  das  leib- 
liche Wohl  ist  jeder  Tag  doch  mit  Strapazen  verbunden, 
denen  jene  leicht  die  Stirne  bieten  können,  weil  sie  nach 
einem,  zweien  oder  höchstens  drei  Tagen  wieder  in  das 
ruhige  Geleis  ihrer  gewohnten  Beschäftigungen  zurück- 
kehren, denen  die  Reisenden  aber  allmälig  erliegen,  — 
weil  sie  nirgend  Ruhe  zur  Sammlung  neuer  Kräfte  finden! 
So  tritt  sehr  bald  eine  Erschlaffung  und  Uebermüdung 
ein,  deren  Folgen  sich  wohl  zunächst  darin  äussern,  dass 
sowohl  die  Lust  zum  Skizziren  und  Notiren  nachlässt,  als 
auch  überhaupt  die  Theilnahme  an  den  Besichtigungen 
sich  verringert.  Die  Unlust,  sich  bei  drückender  Hitze 
täglich  neuen  Strapazen  zu  unterwerfen,  und  als  Lohn 
derselben  nur  vielleicht  eine  Anordnung,  ein  Detail  zu 
sehen,  das  man  mit  geringer  Abweichung  und  geringerer 
Mühe  nur  vielleicht  wenige  Tage  vorher  in  einer  anderen 
Stadt  gesehen  hat,  lässt  den  Einen  von  diesem,  den  An- 
dern von  jenem  Bauwerk  fern  bleiben,  so  dass  sich  die 
Zahl  der  Besichtigenden  vielfach  verändert  und  vermindert. 
Erst  die  zu  den  Erholungen  bestimmten  Ruhepunkte  führen 
dann  zu  einer  mehr  oder  minder  vollständigen  Wieder- 
vereinigung der  Reise -Theilnelmier  und  gewinnen  dadurch 
mehr  und  mehr  an  Wichtigkeit  und  Interesse.  Wer  mag 
es  auch  dem  Einzelnen  übel  deuten,  wenn  er  die  Ruhe 
und  Erholung,  deren  er  so  dringend  bedarf,  und  die  doch 
der  Gesammtheit  nicht  geboten  wird,  sich  selbst  zu  ver- 
schaffen sucht,  und  sich  in  dem  Gros  entbehrlich  und  un- 
bemerkt glaubt?  Das  Gros  aber  besteht  aus  Einzelnen, 
und  wenn  Jeder  nur  an  sich  selbst  denkt,  so  hören  auch 
bald  die  äusseren  Formen  der  Zusammengehörigkeit  auf, 
und  mit  diesen  — die  gegenseitige  Anregung  in  dem 
Streben  nach  Belehrung.  Damit  aber  erlischt  dann  auch 
der  eigentliche  Zweck  der  Studienreise. 

Wenn  dann  das  in  den  letzten  Tagen  sehnlich  her- 
beigewünschte Endziel  endlich  erreicht  ist,  — so  ist  die 
Summe  der  heimgebrachten  Schätze  nur  klein,  und  blickt 
man  auf  die  ganze  „glücklich  überstandene“  Reise 
zurück,  so  ist  das  Urtheil  darüber  zweifellos:  als  Ver- 
gnügungsreise war  sie  zu  strapaziös,  als  Studienreise  aber, 
bei  der  man  vor  keiner  Strapaze  zurückschrecken  darf, 
zu  flüchtig!  — 

Die  mehrfachen  Versuche,  bessere  Resultate  mit  diesen 
Studienreisen  zu  erzielen,  haben  bisher  nur  geringen  Er- 
folg gehabt. 

So  sind  auf  Verwendung  des  Direktoriums  der  Bau- 
Akademie  die  von  mehren  Eisenbahn  - Direktionen  ge- 
währten Vortheile  zum  Theil  so  weit  ausgedehnt  worden, 
dass  der  einzelne  Reisende  sowohl  an  den,  ihn  besonders 
interessirenden  Orten  länger  verweilen , als  auch  nach 
Beendigung  der  Reise  zum  Spezial -Studium  dahin  zurück- 
kehren konnte,  ohne  die  Fahrpreis- Ermässiguugen  zu  ver- 
lieren; indessen  ist  von  diesen  Vergünstigungen  wohl  nur 
selten  Gebrauch  gemacht  worden,  weil  die  erste  eine 
Trennung  von  der  Reisegesellschaft  und  einen  Verzicht 
auf  die  Besichtigung  anderer  nicht  minder  interessanter 
Bauwerke  bedingt,  während  der  zweiten  die  oben  erwähnte, 
fast  jedem  Reisetheilnehmer  schliesslich  anhaftende  Ueber- 
müdung in  den  Weg  tritt.  Als  ferneres  Mittel  zur  Ab- 
hilfe hat  man  wohl  auch  in  der  Reise- Gesellschaft  eine 
Theilung  der  Arbeit  einzuführen  versucht,  indem  die  In- 
genieure und  die  Architekten  gesondert  ihre  Skizzen  und 
Aufnahmen  fertigen  und  späterhin  austauschen  sollten. 
Allein  eine  solche  Trennung  der  Fächer  ist  ja  bis  jetzt 
noch  nicht  allgemein  durchgeführt  und  hat  sich  daher 
auch  in  der  Reisegesellschaft  nicht  durchführen  lassen. 


Das  einfachste  Mittel  ist  jedenfalls:  die  Aufstellung 
eines  weniger  umfangreichen  Programmes. 

Um  hierbei  allen  Anforderungen  gerecht  zu  werden, 
dürfte  sich  das  bei  Gelegenheit  der  letzten  Studienreise 
von  den  Fachgenossen  in  Lübeck  gewählte  Verfahren  em- 
pfehlen. Der  erste  Tag  des  dortigen  Aufenthaltes  war 
lediglich  zur  Orientirung,  der  zweite  zum  Spezial-Studium 
bestimmt;  am  ersten  Tage  wurden  die  Reise-Theilnehmer 
— allerdings  wieder  in  ziemlicher  Hast  — mit  allen 
sehenswürdigen  Bauwerken  flüchtig  bekannt  gemacht, 
gewannen  aber  dadurch  eine  Uebersicht  über  das  vorhan- 
dene Material  und  konnten  eine  Auswahl  derjenigen 
Bauwerke  treffen,  die  ihr  Interesse  vorzugsweise  erregt 
hatten  und  zu  deren  genaueren  Besichtigung,  unter  der 
Leitung  bewährter  ortsangehöriger  Führer,  dann  der  fol- 
gende Tag  Gelegenheit  bot.  Wird  ein  solches  Verfahren 
allgemeiner,  und  namentlich  in  denjenigen  Städten  ange- 
wendet, in  denen  Architekten  und  Ingenieure  nahezu  gleiche 
Ausbeute  finden,  so  kann  bei  dann  noch  eintretender 
Theilung  der  Arbeit  wohl  mit  Recht  ein  günstiges  Resul- 
tat erwartet  werden.  Dabei  würde  sich  ein  anderer,  eben- 
falls kaum  hoch  genug  anzuschlagender  Vortheil  noch 
von  selbst  ergeben;  denn  da  mit  solchen  Spezial -Studien 
wohl  nur  in  seltenen  Fällen  so  anstrengende  körperliche 
Strapazen  verbunden  sind  wie  mit  der  massenhaften  und 
eiligen  Besichtigung  verschiedenartiger  Bauwerke,  so  wirkt 
jeder  einem  solchen  Spezial- Studium  gewidmete  Tag  wie 
ein  Ruhetag,  und  giebt  dem  angestrengten  Körper  seine 
Kräfte,  dem  ermattenden  Geiste  seine  ursprüngliche  Frische 
und  Fassungskraft  wieder.  Die  Einschaltung  solcher  dem 
Spezial  - Studium  gewidmeter  Ruhetage  — etwa  jeder  dritte 
Tag  — möge  also  zur  Aufstellung  künftiger  Reisepro- 
gramme empfohlen  sein ! 

Da  sich  die  letzte  Studienreise  eines  solchen  tief 
durchgreifenden  Vortheiles  noch  nicht  zu  erfreuen  hatte, 
so  möge  es  freundlichst  entschuldigt  werden , wenn  sich 
in  den  folgenden  Notizen  ingenieur -wissenschaftlichen 
Inhalts  hier  und  da  Ungenauigkeiten  finden  sollten , die 
eben  in  der  Art  und  Weise  des  Sammelns  ihren  Grund 
und  Ursprung  haben,  und  deren  Berichtigung  durch  die 
ortsangehörigen  Fachgenossen  mit  grossem  Dank  aufge- 
nommen werde  würde. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Der  Einsturz  der  Kuppelkirclie  in  Pest. 

(Nach  einem  Vortrage  des  Herrn  Architekt  Hauczmann  im  Architektenvereine 
zu  Berlin.) 

Der  Bau  der  Kirche,  welche  für  die  katholische  Ge- 
meinde zu  Pest  errichtet  wurde,  ist  nach  einem  Projekte  des 
Architekten  Ilild  von  demselben  im  Jahre  1855  begonnen 
worden.  Nach  dem  Tode  Hild’s  (April  1867)  wurde 
der  Architekt  Ybl  mit  der  Leitung  des  Baues  betraut; 
dieser  liess  zunächst  den  schon  angefangenen  Tambour  bis 
zu  den  Widerlagern  der  Kuppel  ausführen,  dagegen  die 
Kuppel  selbst  noch  nicht  beginnen,  da  er  dem  Ministerio 
ein  anderes  Projekt  dazu  unterbreitet  hatte,  welches  noch 
der  Bestätigung  harrte. 

Im  Monat  Oktober  zeigten  sich  an  dem  Pfeiler  a, 
12  Fuss  über  dem  Boden,  Risse, 
welche  nach  einem  bedeutenden 
Sturme  noch  grösser  wurden.  Der 
*)  Architekt,  dem  die  Sache  natürlich 
bedenklich  erschien,  ersuchte  all- 
sogleich  um  Niedersetzung  einer 
Kommission,  welche  zwar  konsta- 
tirte,  dass  das  zur  Verwendung 
gekommene  Bruchsteinmaterial  be- 


»)  Die  Figur  ist  keine  Maasskizze,  sondern  nur  ein  nach  dem 
Gedächtnisse  wiedergegebenes  Bild  der  Grundrissanlage.  Die  V eite 
der  Kuppel  konnte  vom  Vortragenden  nicht  mit  Sicherheit  ange- 
geben werden,  nach  seiner  Schätzung:  sollte  dies  Maass  4G'  betragen; 
von  anderer  Seite  wurde  dasselbe  höher  geschätzt.  Auch  über 
die  Konstruktion  der  Pfeiler  konnte  eine  ganz  sichere  Auskunft 
vom  Vortragenden  nicht  gegeben  werden;  nach  seiner  Meinung 
bestanden  dieselben  aus  einem  im  Material  dreifach  verschiedenen 
Mantel:  der  innere  Kern  Sandsteinbrochstein,  dann  eine  Limuaue- 
rung  von  Backsteinen,  schliesslich  eine  äussere  Lmhüllung  von  V erk- 
stücken. 


/oN, 


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3 


deutend  schlechter  sei,  als  das  kontraktlich  bedungene,  und 
dass  schon  vor  3 Jahren  bedeutende  Ausbesserungen  an 
der  18"  starken  Ziegelverkleidung  vorgenommen  wurden  — 
nichts  destoweniger  aber  der  Ansicht  war,  dass  keine  Ge- 
fahr vorhanden  sei  und  man  nur  ruhig  abwarten  und  das 
Bauwerk  sich  setzen  lassen'  möge. 

Ybl  aber  liess  mittlerweile  eine  genaue  Rechnung 
anstellen,  welche  ergab,  dass  die  Pfeiler  aus  dem  ver- 
wendeten Materiale  nicht  mehr  im  Stande  wären,  die  stei- 
nerne Kuppel  mit  der  eisernen  Schutzkuppel,  im  Gewichte 
von  50000  Ztr.,  aufzunehmen. 

Unterdessen  erweiterten  sich  die  Risse;  im  Dezember 
reichten  sie  schon  bis  zu  dem  Gurtbogen.  Der  Architekt 
drang  auf  eine  abermalige  Berufung  der  Kommission, 
welche  zwar  noch  immer  an  einen  Einsturz  nicht  glauben 
wollte,  aber  zur  Beruhigung  der  aufgeregten  Gemiither 
doch  beschloss,  Vorsichtsmaassregeln  zu  treffen.  Man  wollte 
Anfangs  die  Oeffnungen  zwischen  den  Pfeilern  ausmauern, 
ging  jedoch  wegen  der  grossen  Menge  der  hierzu  erfor- 
derlichen Ziegel  von  dieser  Idee  ab  und  beschloss,  die 
Bögen  mit  Holz  zu  unterrüsten.  Die  Arbeiten  sollten  am 
22.  Januar  1868  beginnen.  Diesen  Tag  jedoch  gegen 
12  Uhr  nahm  der  Pfeiler  eine  so  bedenkliche  Gestalt  an, 
dass  die  Arbeiten  augenblicklich  eingestellt  wurden  und 
der  Architekt  zum  Minister  eilte,  um  ihm  den  Einsturz 
als  sehr  nahe  bevorstehend  anzukündigen.  In  aller  Eile 
wurde  noch  eine  Kommission  berufen;  doch  kam  dieselbe 
gerade  recht,  um  auf  den  Trümmern  des  Bauwerks  die 
Katastrophe  konstatiren  zu  können.  — Der  Tambour 
stürzte  ein,  und  die  herabstürzende  Last  im  Gewichte  von 
230000  Zentnern  beschädigte  noch  viele  andere  Theile 
und  zertrümmerte  die  Krypta.  — Gegenwärtig  sind  ge- 
nauere Untersuchungen  noch  im  Gange,  die  die  Ursachen 
des  Einsturzes  wohl  noch  weiter  aufklären  werden. 


Fachwerkträger. 

Von  H e i n r . H iih  n . 

Bei  der  Berechnung  von  Trägerkonstruktionen  werden 
aus  den  gegebenen  Belastungen  zunächst  die  Reaktionen  an 
den  Auflagern  bestimmt.  Das  hierbei  inne  zu  haltende  Ver- 
fahren ist  für  die  verschiedenen  Systeme,  die  man  zur  Ueber- 
brückung  einer  Oeffnung  wählen  kann,  ein  anderes.  Bei 
Balken , die  nur  an  den  beiden  Endpunkten  unterstützt  sind, 
(sog.  freiaufliegenden  Trägern)  ergeben  sich  die  Auflagerre- 
aktionen einfach  mit  Hülfe  des  Hebelgesetzes. 

Belastung  und  Reaktion  am  Auflager  nennt  man  die 
äussern  Kräfte.  Sind  diese  bekannt,  so  bestimmt  man  die 
innern  Kräfte,  indem  man  sich  die  zu  untersuchende  Kon- 
struktion durch  einen  Schnitt  in  zwei  Fragmente  zerlegt 
denkt.  Damit  jedes  einzelne  Fragment  für  sich  im  Gleichge- 
wicht sei,  müssen  die  an  ihm  thätigen  Kräfte  (innere  und 


Die  üffcntlichcu  Waschhäuser  in  Ibiris. 

Aus  einer  grossem  Zusammenstellung  der  öffentlichen 
Anstalten  von  Paris  im  „Civil -Engineer  and  Architects 
Journal“  entnehmen  wir  folgende  Angaben  über  die  Wasch- 
häuser. 

Im  Jahre  1849  trat  auf  Befehl  des  Präsidenten  der 
Republik  unter  Vorsitz  des  Handels-Ministers  Mr.  Dumas 
eine  Kommission  zusammen,  um  alle  die  Errichtung  öffent- 
licher Waschhäuser  betreffenden  Fragen  zu  erörtern.  Das 
von  dieser  Kommission  berathene  Gesetz  vom  1.  Juni  1850 
rief  eine  Menge  von  Privat-Wasch- Anstalten  hervor,  die 
unter  städtischer  Kontrole  stehend,  von  überaus  wohlthä- 
tigem  Einfluss  auf  die  arbeitenden  Klassen  sind.  Im  Jahre 
1853  liess  der  Kaiser  Napoleon  auf  seine  Kosten  ein 
grosses  Wasch-  und  Badehaus  errichten,  welches  zugleich 
eine  Musteranstalt  für  Paris  abgeben  sollte. 

In  einem  1858  durch  Herrn  Hurabert  erstatteten 
Bericht  werden  alle  über  Waschhäuser  bekannt  geworde- 
nen Nachrichten  zusammengefasst  und  folgende  Regeln 
daraus  hergeleitet: 

1.  Die  Verwendung  von  Laugen  mit  freiem  Alkali 
ist  schädlich.  Kohlensaures  Natron  ist  nur  in  sehr  ver- 
dünnter Lösung  zulässig. 


äussere)  den  Gleichgewichtsbedingungen  genügen.  Hiernach 
muss: 

1.  die  Summe  der  Horizontalkräfte, 

2.  die  Summe  der  Vertikalkräfte, 

3.  die  Summe  der  Momente 

gleich  Null  sein.  Aus  diesen  Bedingungen  ergeben  sich, 
wenn  man  die  Axe  der  x horizontal,  die  der  y vertikal  an- 
nimmt, die  Gleichungen: 

2 X + £ = 0 
21  Y + 93  = 0 
2 X y + 90?  = 0. 

In  diesen  Gleichungen  sind  2 X,  2 V,  2Xy  die  in  dem 
betrachteten  Schnitt  thätigen  innern  Kräfte  (Summe  der  Ho- 
rizontal-, Summe  der  Vertikalkomposanten  und  Summe  der 
Momente  bezogen  auf  einen  in  der  Schnittebene  liegenden 
Punkt  als  Drehpunkt),  <§,  93  und  SOI  die  entsprechenden 
Werthe  der  äussern  Kräfte.  Bei  Balkenbrücken  wird  Jp  ge- 
meiniglich gleich  Null,  und  daher  verwandeln  sich  erstere 
Gleichungen  in : 

2 X.=  0;  2V+1 B=0;  2Xy  + W = 0. 

Die  Balkenbrücken  zerfallen  in  zwei  Kategorien,  in 
solche  mit  vollen  Wandungen  (homogene  und  Blechwand- 
träger) und  solche,  bei  denen  die  Wandung  gegliedert  ist 
(Gitter-  oder  Fachwerkträger).  Bei  ersteren  treten  im  Innern 
Kräfte  nach  allen  Richtungen  hin  auf  und  ändern  sich  stetig, 
bei  letzteren  fallen  die  Kräfte  mit  den  Richtungen  der  ein- 
zelnen Konstruktionstheile  zusammen  und  ändern  sich  in 
deren  Schnittpunkten,  den  sog.  Knotenpunkten,  sprungweise. 

Bei  Balkenbrücken  mit  gegliederten  Wandungen,  die  im 
Folgenden  einer  genaueren  Untersuchung  unterzogen  werden 
sollen , ist  die  Anwendung  obiger  Gleichungen  zur  Bestim- 
mung der  innern  Kräfte  eine  sehr  einfache.  Trifft  nämlich 

der  gelegte  Schnitt  wie 
bei  Fig.  1.  nur  drei 
Konstruktionstheile,  und 
bezeichnet  man  die  Span- 
nungen in  diesen  mit  T, 
N und  S,  ferner  mit  t, 
v und  a die  Winkel,  die 
sie  mit  der  Horizontalen 
bilden  (selbstverständ- 
lich in  gleicher  Dre- 
hungsrichtung gemessen) 
endlich  mit  t und  n die 
Abstände  von  dem  in  S 
angenommenen  Dreh- 
punkt, so  ergiebt  sich: 
T cos  z -\-  N cos  v -f-  S cos  a — 0 
T sin  r -f-  N sin  v-)-Äsin<7-)-®  = 0 
T t -j-  N 11  + SK  = 0. 

Diese  drei  Gleichungen  enthalten,  da  901  und  93  als  be- 
kannt vorauszusetzen  und  ebenso  t,  v , <r,  n und  t gegeben 
sind,  nur  drei  Unbekannte : T,  N und  S,  deren  Auffindung 
demnach  jederzeit  möglich  ist.  Bei  einem  Träger  nun,  der 

2.  Das  Waschen  im  Grossen,  statt  in  einzelnen  klei- 
nen Gefässen,  sowie  das  Erhitzen  des  Wassers  durch 
Dampf  ist  vortheilhaft. 

3.  Durch  billigeres  Ablassen  des  Wassers  an  die  An- 
stalt ist  das  Spülen  der  Wäsche  möglichst  vollkommen 
auszuführen. 

4.  Durch  Benutzung  von  Wringemaschinen,  Pressen 
und  Trockenstuben  mit  heisser  Luft  muss  es  dem  Publi- 
kum möglich  gemacht  werden,  das  Leinenzeug  nach  der 
Wäsche  fertig  getrocknet  mitnehmen  zu  können. 

Eine  andere  Musteranstalt  ist  die  in  der  Rue  Amelot, 
gegründet  1851  von  M.  Bouvattier.  Die  Wäsche  wird 
daselbst  eingeweicht  und  gespült  in  dem  Ducoudan-Appa- 
rat,  der  eine  bedeutende  Zeitersparniss  herbeiführt.  Auch 
die  Zentrifugaltrockenmaschine  wird  vielfach  angewendet. 

Ein  mechanisches  Verfahren,  erfunden  durch  Mr. 
Lejeune,  ist  jetzt  in  der  Rue  Popincourt  73  eingefiibrt. 
Nach  demselben  wird  das  Leinen  sechs  Operationen  un- 
terworfen, nämlich:  1.  Einweichen  in  reinem  kalten  Was- 
ser, 2.  desgl.  in  lauwarmer  Lauge,  3.  Auskochen  in 
schwach  mit  Soda  versetztem  Wasser,  4.  Waschen  mit 
Seife  in  lauwarmem  Wasser,  5.  desgleichen,  6.  Abspülen 
in  dreimal  erneuertem  Wasser. 

Die  Dauer  jeder  Operation  hängt  von  dem  Zustand 
des  Leinenzeugs  ab  und  beträgt  in  der  Regel  eine  halbe, 
höchstens  eine  Stunde  bei  der  schmutzigsten  Wäsche,  so 


88 


aus  einem  System  von  Dreiecken  besteht,  ist  bei  rationeller 
Anordnung  fiir  jedes  Glied  ein  Schnitt  möglich,  der  ausser 
diesem  nur  noch  zwei  Konstruktionstheile  trifft,  und  ist  man 
so  in  den  Stand  gesetzt,  für  alle  Theile  des  Trägers  die  ent- 
sprechenden Spannungszahlen  zu  bestimmen. 

Bei  Trägern  mit  sich  kreuzenden  Diagonalen  ist  es 
nicht  mehr  möglich,  Schnitte  durch  die  einzelnen  Konstruk- 
tionstheile zu  legen,  die  nur  drei  Glieder  treffen,  und  werden 
daher  die  mit  Hülfe  der  Gleichgewichtsbedingungen  aufge- 
stellten Gleichungen  auch  mehr  als  drei  Unbekannte  enthalten. 
Zur  Bestimmung  dieser  reichen  die  vorigen  drei  Gleichungen 
nicht  mehr  aus.  Um  sich  hier  zu  helfen,  lässt  man  Träger 
mit  gekreuzten  Diagonalen  in  der  Weise  entstehen,  dass  man 
sich  zwei  oder  mehre  Träger  des  Dreiecksystems  auf  einander 
gelegt  denkt.  Die  Spannungszahlen  in  dem  zu  untersuchenden 
Träger  ergeben  sich  dabei  gleich  der  algebraischen  Summe 
der  in  den  auf  einander  fallenden  Konstruktionstheilen  auftre- 
tenden Spannungen. 

Bei  diesem  Verfahren  kann  man  für  die  nämliche  Trä- 
gerform die  verschiedensten  Resultate  erhalten , jenaehdem 
man  die  Systeme  einfacher  Dreiecksordnung,  aus  denen  inan 
den  Träger  zusammengesetzt  denkt,  gleich  oder  ungleich  be- 
lastet annimmt.  Wie  weit  die  Willkür  dabei  reicht,  und 
welche  Beziehungen  zwischen  den  innern  und  äussern  Kräften 
stattfinden  müssen,  geht  nicht  daraus  hervor. 

Ich  weiche  daher  im  Folgenden  von  dieser  Methode  ab 
und  gehe  direkt  vom  festen  Viereck  aus,  mit  dem  man  es 
in  Wirklichkeit  auch  zu  thun  hat.  Da  für  das  Viereck  die 
Gesetze  der  Statik  so  gut  Geltung  haben  müssen,  wie  für  das 
Dreieck , so  ist  nicht  ersichtlich , warum  man  auf  dieses  zu- 
rückgreifen soll.  Ein  anderer  Grund  ist  noch  die  Unhand- 
lichkeit des  oben  angedeuteten  Verfahrens,  besonders  da,  wo 
es  sich  um  Berechnung  von  Trägern  mit  gekrümmten  Gur- 
tungen handelt;  ich  verweise  auf  die  vielen  schwerfälligen 
Abhandlungen  über  Träger  nach  Pauly’schem  System.  Aber 
auch  hier  ist  wenigstens  noch  eine  Lösung  möglich,  sobald 
die  Trägerform  bekannt  ist;  handelt  es  sich  aber  um  Auffin- 
dung neuer  Trägerformen,  so  wird  jenes  Verfahren  vollends 
illusorisch. 

Als  einen  Grund  für  meine  Behauptung  will  ich  an- 
führen, dass  es  dem  Hrn.  Keiser  in  einer  Abhandlung  über 
die  Mainzer  Brücke  (Zeitschrift  deutscher  Ingenieure,  Jahr- 
gang VIII)  wohl  gelingt,  Träger  mit  konstanter  Gurtungs- 
spannung bei  voller,  nicht  aber  bei  gegliederter  Wandung 
nachzuweisen. 

Vom  Viereck,  wo  es  erforderlich,  aufs  Dreieck  zurück- 
zukommen, wird  ohne  Schwierigkeit  sein,  da  man  nur  ent- 
weder eine  Seite  oder  die  Spannung  in  einem  Konstruktions- 
theile gleich  0 zu  setzen  hat. 

Allgemeine  Theorie. 

Fachwerkträger  werden  durch  eine  Reihe  fester  Vierecke 
gebildet.  Vier  Punkte  können  durch  6 Linien  gegen  ein- 
ander festgelegt  werden  (4  Seiten  und  2 Diagonalen);  es  ge- 
nügen jedoch  auch  5 Linien  (3  Seiten  und  2 Diagonalen  oder 
4 Seiten  und  1 Diagonale).  Die  Eckpunkte  solcher  Vierecke 


dass  das  Waschen  in  sechs  Stunden  beendigt  ist.  Das 
Leinen  wird  beim  Empfang  gewogen  und  klassifizirt. 
Darauf  wird  es  in  Säcke  von  losem  Stoff  gethan  und 
diese  kommen  in  den  „Wäscher.“  Der  ganze  Prozess 
geschieht  ohne  das  Leinen  mit  der  Hand  zu  berühren. 
Zuletzt  kommt  es  in  die  Zentrifugalmaschine  und  wird 
nicht  eher  aus  den  Säcken,  in  die  es  sechs  Stunden  zuvor 
schmutzig  hineingethan  wurde,  herausgenommen , als  bis 
es  zum  Plätten  abgeliefert  werden  soll. 

Mit  Hülfe  dieser  Maschinen  können  acht  Personen 
1000  Kilogramm  Wäschein  einem  Tage  reinigen.  Der  grösste 
Theil  der  Handarbeit  ist  beseitigt  und  das  Leinen  ist  nicht 
mehr  den  zerstörenden  Operationen  des  Schlagens,  Rei- 
bens und  Windens  ausgesetzt.  Ebenso  fallen  die  schäd- 
lichen Einflüsse  auf  die  Gesundheit  der  Waschfrauen  fort. 
Aus  diesen  Gründen  glaubt  die  Kommission,  nachdem  sie 
den  Prozess  Lejeune  einer  eingehenden  Prüfung  unter- 
worfen, denselben  empfehlen  zu  können. 

An  und  für  sich  sind  öffentliche  Waschhäuser  von 
zahlreichen  Uebelständen  begleitet,  namentlich  wenn  sie 
von  den  Nachbargebäuden  nicht  gehörig  isolirt  sind.  Es 
ist  in  solchen  Anstalten  beständig  ein  feuchter  Dunst, 
welcher  alle  anstossenden  Gebäude  durchdringt  und  die- 
selben ganz  unbewohnbar  macht.  In  Folge  der  berech- 
tigten Klagen  der  Nachbarn  sind  mehre  Besitzer  von 
öffentlichen  Waschhäusern  gezwungen  worden,  dieselben 


heissen  Knotenpunkte.  Der  Durchkreuzungspunkt  der  Diago- 
nalen ist  nicht  als  Knotenpunkt  anzusehen,  da  dieselben  als 
ungehindert  an  einander  vorbeigehend  gedacht  werden.  Die 
Vierecke  werden  bei  einem  Fachwerkträger  derart  an  ein- 
ander gereiht,  dass  zwei  aufeinanderfolgende  derselben  je 
2 Knotenpunkte  mit  einander  gemeinschaftlich  haben.  Die 
Anordnung  ist  im  Allgemeinen  so  zu  treffen,  dass  die  Ver- 
bindungslinien dieser  gemeinschaftlichen  Punkte  senkrecht  zur 
Brückenbahn , bei  Balkenbrücken  also  vertikal  und  parallel 
stehen.  In  diesen  vertikalen  Stosslinien  ist  die  äussere  Be- 
lastung anzubringen,  und  wird  in  ihnen  auch  das  Eigenge- 
wicht vereinigt  gedacht.  (Fig.  2.) 


Figur  2. 


y o und  y die  Längen  der 
Vertikalen  GJ  und  HK, 
b y und  d y die  Differenzen 
zwischen  den  Abständen 
der  obern  resp.  untern 
Knotenpunkte  von  einer 
Horizontalen,  so  dass: 
b y + 3y  = Ay  = y — y0, 
b der  Horizontalabstand  G J 
von  H K, 

Xo  und  x die  Abstände  der 
Vertikalen  GJ  und  HK 
vom  Koordinaten -Anfang 
(dem  links  gelegenen  Auf- 
lager), also 

b = J x = x — To, 
t,  S,  n,  O die  Längen  der  einzelnen  Konstruktionstheile, 
r,  o,  v,  o die  Winkel  derselben  mit  der  Horizontalen,  in 
gleicher  Drehungsrichtung  gemessen. 

Seien  ferner  von  den  als  bekannt  vorauszusetzenden  änsseren 
Kräften: 

ÜH  und  9D?o  die  in  den  Vertikalschnitten  HK  und  G J auf- 
tretenden Angriffsmomente, 

93  die  Vertikalkraft  (da  Belastungen  nur  in  den  Vertikalen 
auftreten,  so  ist  93  für  die  Feldbreite  konstant), 
die  Horizontalkraft  (ist  für  Balkenbrücken  gleich  0). 
Dann  von  den  gesuchten  inneren  Kräften: 

7’,  S , N,  0 die  Spannungen  in  den  Gurtungen  und  Dia- 
gonalen, 

P und  Po  die  Spannungen  in  den  Vertikalen. 

Zur  Bestimmung  der  inneren  Kräfte  aus  den  bekannten 

zu  schliessen.  Die  Isolirung  zwischen  den  anstossenden 
Gebäuden  muss  mindestens  4 Zoll  betragen  und  sollen  die 
Aussenflächen  mit  Zement  geputzt  werden.  Im  Speziellen 
muss  vorgeschrieben  werden : 

1.  Der  Schornstein  muss  einen  Meter  über  das  Dach 
des  Nebenhauses  hinausreichen. 

2.  Der  Boden  ist  mit  Asphalt  zu  belegen  und  mit 
einem  Gefälle  für  den  Ablauf  des  Wassers  zu  versehen. 

3.  Das  Wasser  muss  durch  ein  Rohr  in  den  nächsten 
Abzugskanal  geleitet  werden. 

4.  Die  Ventilation  muss  durch  bewegliche  Klappen 
an  den  von  den  Nachbargrundstücken  am  meisten  ent- 
fernten Seiten  geschehen. 

5.  Ueber  den  Wasehgefässen  sind  mit  dem  Schorn- 
stein in  Verbindung  stehende  Dunstfänge  anzubringen. 

G.  Es  dürfen  über  den  Waschräumen  keine  Wohnun- 
gen liegen. 

Wenn  diese  Bedingungen  nicht  erfüllt  werden  können, 
so  ist  die  Genehmigung  zur  Errichtung  einer  Waschan- 
stalt zu  versagen.  A.  M. 


Siemens’  neue  magnet- elektrische  Maschine. 

Nicht  leicht  hat  eine  Entdeckung  ein  so  lebhaftes  Interesse 
in  der  gelehrten  und  industriellen  \\  eit  erregt  als  die,  welche 
W.  Siemens  jüngst  auf  dem  elektrischen  Gebiete  gemacht 


89 


äusseren  dienen  die  Gleichgewichtsbedingungen,  nach  welchen 
für  einen  beliebig  gedachten  Schnitt 

1.  die  Summe  der  Momente, 

2.  die  Summe  der  Vertikalkräfte, 

3.  die  Summe  der  Horizontalkräfte 

gleich  0 sein  muss. 

Aus  der  ersten  Bedingung  ergiebt  sich  für  einen  Schnitt 
nach  HK,  wenn  man  K als  Drehpunkt  ansieht: 

y T cos  t -]—  y TV  cos  v -)-  5W  = 0 (1) 

für  H als  Drehpunkt: 

— y S cos  a — y 0 cos  o -j-  =0  (II) 

für  einen  Schnitt  nach  G J,  J als  Drehpunkt : 

y0  T cos  t -\-  yB  ö cos  o + Ä = 0 (UI) 

für  G als  Drehpunkt: 

— y„  S cos  a — y0  N cos  v -f-  3J?0  = 0.  (IV) 

Aus  der  zweiten  Bedingung,  dass  die  Summe  der  Verti- 
kalkräfte gleich  0 sein  muss,  folgt : 

T sin  r -)-  N sin  v S sin  a -|-  0 sin  o -f-  93  = 0, 

und  da 

SW  — Wo 

^~dx~  b ’’ 

lässt  sich  schreiben: 

T sin  t -f~  TV  sin  v -f-  S sin  a -j-  0 sin  o -j-  ^ ^ ^<0  = 0,  (V) 

und  schliesslich  aus  der  dritten  Bedingung,  dass  die  Summe 
der  Horizontalkräfte  = 0 sein  muss : 


Eliminirt  man  aus  den  Gleichungen  I,  II  und  III  drei  der 
Werthe  S,  T,  N,  0 und  setzt  diese  Werthe  in  die  Gleichun- 
gen IV,  V und  VI  ein,  so  ergeben  letztere  alle  0 — 0,  ein 
Zeichen,  dass  das,  was  in  ihnen  ausgedrückt,  bereits  in  den 
Gleichungen  I,  II  und  III  enthalten  ist,  und  kann  man  daher 
die  Gleichungen  IV,  V,  VI  fallen  lassen.  Zur  Bestimmung 
der  inneren  Kräfte  bleiben  daher  nur  die  drei  Gleichungen, 
I,  II,  III  bestehen. 

(Es  war  vorauszusehen,  dass  die  drei  Gleichgewichtsbedin- 
gungen auch  nur  drei  von  einander  unabhängige  Gleichungen 
ergeben  würden;  doch  wurde  der  Weg,  mit  Hülfe  der  ersten 
Gleichgewichtsbedingung,  Summe  der  Momente  = 0,  vier  Glei- 
chungen aufzustellen,  eingeschlagen,  um  möglichst  schnell  obige 
einfachen  Resultate  I,  II,  III  zu  erhalten.) 

Mit  Rücksicht  auf  Fig.  3 ergiebt  sich: 


COS  T = — 


b 

COS  V = , 

n 

b 


cos  o = ■ — . cos  o = — ; 

s ’ o 

diese  Werthe  in  I,  II  und  III  eingesetzt,  folgt: 


V Tbt  + y + W = 0, 

— y S y 0 — + 5H  = 0, 

yo  r - -j-  yQ  0 — -f-  ÜJ?0  = 0. 


T cos  r -)-  N cos  v -{-  S cos  a -f-  0 cos  o — 0.  (VI) 


Durch  Division  mit  y b,  beziehlich  y0  b,  ergiebt  sich  schliesslich : 


Figur  4. 


an 


* ) Sei  A B 
(Fig.  4)  ein  Frag- 
ment. einer  belie- 
bigen Trägerkon- 
struktion, 

P,  0 und  ®iA 
die  Reaktionen 
am  Auflager, 

Pi  und  Qi 
die  angreifenden 
Kräfte, 

p und  q ihre 
Abstände  vom 
Koordinaten  - An- 
fang A, 

ü»,  $,  33,  Ot 

die  an  einem  Schnitt  im  Abstande  x und  y von  A auftretenden 
Kräfte,  so  ist: 


ü«  = P x - Pi  (x  - p)  - Q y - Qi  (y  - q)  -f  m. 


_ p)dx  _ dy 

d s ' ds  v ' 1 ds 

==  Qj  -\~  Qi 
33  — P — Pi 
91  = 33  cos  a — sin  a, 

d x (ly 

und  da  cos  a — , , sin  a = so  wird 

ds  ds 


(I) 


T TV 

, + „ + »*=*  m 

_s_o+®=0,  « 

s o y b 

T + ° + ^ = O.  (3) 

t o y„  b 

Diese  drei  Gleichungen  sind  die  Schlüssel  zur  Berechnung 
und  Bestimmung  aller  Fachwerkträger,  sie  mögen  heissen  oder 
aussehen  wie  sie  wollen.  Aus  denselben  ist  zunächst  ersicht- 
lich, dass  bei  gegebener  Lage  der  Punkte  ( GHJK ),  für  wel- 
chen Fall  auch  t,  n,  S,  O,  y,  y0,  b bekannt,  die  Gleichungen 
immerhin  noch  vier  Unbekannte  T,  S,  N,  0 enthalten.  Die 
Bestimmung  einer  dieser  Grössen  ist  demnach  unter  allen 
Umständen  willkürlich  (man  kann  dieselbe  gleich  0 setzen, 


9t  = (P  — PQ 
Aus  I und  II  folgt, 


d x 
d s 

dm 

d s 


(Q  + Ql) 


= 9t. 


dy 

d s ' 


(II) 


(III) 


= 33. 


Für  Balkenbrücken  wird  d S — d X,  9t  = 33,  also 

dm 

d x 

(Letztere  Relation  ist  bereits  von  Herrn  Schwedler  in  Erbkam’s 
Zeitschrift  für  Bauwesen,  Jahrg.  51  nachgewiesen.) 


(IV) 


hat,  nämlich  elektrische  Schläge  ohne  permanente  Magnete, 
gleichsam  durch  mechanische  Kraft  hervorzubringen.  Die 
Ostseeztg.  berichtet  darüber  wie  folgt: 

Der  sehr  einfache  Apparat  besteht  aus  einer  eisernen, 
längshin  mit  Kupferdraht  überzogenen,  etwas  magnetisirten 
Stange,  die  mit  zwei  in  ihrer  Mitte  befindlichen  Zapfen  in 
einem  Bogen  ruht,  der  ebenfalls  aus  zwei  Barren  weichen 
Eisens  besteht.  Je  rascher  dieser  Apparat  in  Rotation  ver- 
setzt wird,  um  so  stärkere  elektrische  Ströme 'treten  auf.  Die 
Schwächung  des  elektrischen  Stromes  durch  die  unvermeidlich 
entstehenden  Gegenströme  ist  der  Grund,  warum  elektromag- 
netische Kraftmaschinen  nicht  mit  Erfolg  bis  jetzt  in  der 
Praxis  verwendet  werden  konnten.  Bei  der  Siemens’schen 
Maschine  wird  dagegen  der  elektrische  Strom  durch  die  Ge- 
genströme verstärkt,  und  da  diese  Verstärkung  des  Stromes 
auch  eine  Verstärkung  des  Elektromagnets  und  mithin  auch 
(>ine  Verstärkung  des  folgenden  induzirten  Stromes  hervor- 
bringt, so  kann  man  binnen  kurzer  Zeit  so  starke  Ströme  er- 
zeugen, dass  die  Umwindungsdrähte  der  Elektromagnete  bis 
zu  einer  Jemperatur  erwärmt  werden,  bei  welcher  die  Um- 
spannung der  Drähte  verkohlt.  Da  sich  mit  der  Schnellig- 
keit der  Drehung  die  Stärke  des  elektrischen  Stromes  in  einem 
ausserordentlichen  Maasse  steigert,  so  kann  man  in  der  That, 
wie  es  nicht  allein  die  Engländer,  sondern  auch  unsere  Ge- 
lehrten thun,  der  Vorstellung  Raum  geben,  dass  hier  mecha- 
nische Kraft  in  elektrische  verwandelt  werde.  Dasselbe  ist 
indessen  auch  bei  der  gewöhnlichen  Elektrisir-  wie  bei  den 
Rotationsmaschinen  der  Fall;  mit  der  vermehrten  Arbeit  steigt 


auch  hier  die  Produktion  der  Elektrizität,  ohne  dass  man  hier 
an  eine  Umwandlung  der  Kräfte  gedacht  hat. 

Dagegen  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  die  Entdeckung 
von  Siemens  in  praktischer  Hinsicht  von  einer  sehr  bedeuten- 
den Tragweite  ist.  Der  Technik  sind  hiermit  die  Mittel  ge- 
geben, elektrische  Ströme  von  unbegrenzter  [Stärke  auf  eine 
billige  und  bequeme  Weise  überall  da  zu  erzeugen,  wo  Ar- 
beitskraft disponibel  ist.  Die  Naturkräfte  der  Industrie  immer 
mehr  dienstbar  zu  machen,  ist  ja  eine  Hauptaufgabe  der  Ge- 
genwart, daher  ist  vorauszusehen,  dass  diese  Entdeckung  auf 
mehren  Gebieten  der  Technik  von  wesentlicher  Bedeutung 
werden  wird.  — 

Schon  jetzt  trägt  man  sich  mit  den  ausschweifendsten 
Plänen;  so  soll  Siemens  bereits  den  Auftrag  erhalten  haben, 
die  entfernter  vom  Lande  liegenden  Leucht-Signalapparate, 
welche  rings  um  die  Schottische  Küste  die  gefährlichsten 
Stellen  bezeichnen,  mit  elektrischem  Licht,  das  ihnen  mittelst 
eines  im  Meere  versenkten  Kabels  vom  Lande  aus  zugeführt 
werden  soll,  zu  speisen.  Auch  bei  dem  Leuchtthurm  auf  Cap 
Grisnez  soll  die  Maschine  zur  Verwendung  kommen.  Man 
glaubt,  das  Licht  werde  nicht  allein  den  ganzen  Kanal,  son- 
dern noch  ein  gutes  Stück  der  jenseitigen  Küste  überstrahlen. 
Auch  wird  dieselbe  bereits  zum  galvanischen  Niederschlagen 
der  Metalle  benutzt.  Man  trägt  sich  sogar  mit  dem  Gedan- 
ken, dass  es  mit  dieser  Maschine  möglich  sein  werde,  Wasser 
in  so  grossartigem  Maasstabe  zu  zersetzen,  dass  das  hierbei 
anftretende  Ozon  zum  Betriebe  grosser  Bleichanstalten  aus- 
reichen werde. 

Dass  auf  diese  Weise  Wirkungen  hervorgebracht  werden 


90 


Figur  5. 

Q 


gleich  einer  andern  Kraft  etc.),  d.  h.  ehe  an  die  Bestimmung 
der  Spannungen  gegangen  werden  kann,  ist  den  Gleichungen 
1 — 3 noch  eine  beliebige  Bedingungsgleichung  beizufügen. 

Ist  die  Lage  der  Punkte  noch  unbestimmt,  so  enthalten 
die  Gleichungen  1 — 3 noch  mehr  als  vier  Unbekannte,  und 
sind  daher  nach  Verhältnis  Bedingungsgleiehungen  beizufügen. 
Die  Wahl  dieser  Gleichungen  wird  die  Trägerform  bestimmen. 

Sind  die 
Spannungen 
in  den  Dia- 
gonalen und 
Gurtungen 
festgestellt, 
sobleibtnoch 
die  Bestim- 
mung der  in 
der  Vertika- 
len auftreten- 
denSpannung 
P.  Denktman 
sichauseinem 
zu  untersu- 
chenden Trä- 
ger einen 
oberen  Kno- 
tenpunkt //  mit  den  an  demselben  auftretenden  Kräften  (Fig.  5) 
herausgeschnitten,  so  muss,  damit  Gleichgewicht  vorhanden: 

P sin  270°  -j-  T sin  r -)-  jVsin  v -)-  0\  sin  o,  -j- 

Ti  sin  t,  -f  Q sin  270°  = 0. 

Die  Bedeutung  der  einzelnen  Buchstaben  ist  aus  der  Skizze 
ersichtlich.  Mit  Q ist  die  Summe  der  in  //  auftretenden 
äusseren  Kräfte  (mobile  Last  und  Eigengewicht)  bezeichnet. 
Es  ist 


sin  Tj  = 


& y 

t 

& Vi 

t\ 


sin  v — — 


; sin  Oi  — 


y«  + Qy 

n 

Vi  — 0 yi 

Ol 


Setzt  man  diese  Werthe  in  obige  Gleichung  ein,  so  folgt: 


+ Ttl  + Nn-  + />n  _ Tl 

t n 


0 Vi 
ti 


P + 


(i+l 


und  für 
Gleichungen 

P = 


+ 


üy  + N 
N 


N) 

n ' 


* -ß  + 

n v/j  ' 
(Ti  OA 
W,  r oj 


+ Oi 

0l) 

o,J 


Vi 


Oyi 


Oi 


+ 0 = 0. 


o yi  -\-  Oi  ^ 0 — o. 

Oi 


die  Werthe  mit  Hülfe  der 


1 und  3 eingesetzt: 


5T  (O  ff 

ff  * 


'9  tfi )-&- ~ — Oi  'a  - O (4) 

Tritt  die  Belastung  nicht  im  oberen,  sondern  im  unteren 
Knotenpunkte  auf,  so  ist  in  dieser  Gleichung  Q = 0 zu  setzen, 
und  es  ergiebt  sich: 

'■ = -jl  <*  »-*»■>-  * ti  - ° 

Ehe  wir  damit  beginnen  können,  die  Anwendung  der 


U * 


Gleichungen  1 — 4 an  einzelnen  Trägerformen  zu  zeigen,  müs- 
sen noch  die  Regeln  zur  Bestimmung  der  äusseren  Kräfte  (Auf- 
lagerreaktionen, Vertikalkräfte  und  Angriffsmomente)  aus  den 
gegebenen  Belastungen  kurz  zusammengefasst  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Bauausführungen  und  Projekte. 

Königl.  Sächsische  Staatseisenbahnen.  — Beim 
Bau  der  Königl.  Sächsischen  Staatseisenbahnen  wurde  am  26.  Fe- 
bruar a.  c.  ein  Versuch  mit  einer  Minensprengung  gemacht, 
der  als  ausserordentlich  geglückt  zu  bezeichnen  ist.  Die  im 
Bau  begriffene  Eisenbahn  von  Wiesa  (Station  der  Chemnitz- 
Annaberger  Staatseisenbahn)  nach  Frankenberg  und  Haynichen 
zieht  sich  auf  eine  Länge  von  circa  ’/*  Meile  im  Zschopauthale 
entlang  hart  an  den  das  rechte  Flussufer  bildenden  Felsen 
hin,  wobei  sehr  bedeutende  Erdarbeiten  erforderlich  werden, 
obgleich  die  Bahn  nur  eingeleisig  angelegt  ist. 

Der  berühmte  Felsen  „Harrassprung“  unweit  des  präch- 
tig gelegenen  Schlosses  Lichtenwalde,  wo  der  von  Körner  ge- 
feierten Sage  nach,  Ritter  Harras  1499  seinen  Verfolgern 
sich  durch  einen  Sprung*)  vom  Felsen  nach  der  106'  tiefer 
gelegenen  Zschopau  entzogen  haben  soll,  wird  durch  einen 
280' langen  Tunnel  durchbrochen ; der  darauf  folgende  sogenannte 
kleine  Haustein  soll  bis  zu  ca.  70'  Höhe  mittelst  offenen  Ein- 
schnittes durchsetzt  werden.  Die  beiderseits  vorhandenen 
Kunstbauten  verhinderten  den  Angriff  dieses  Punktes  bis  Ende 
vorigen  Jahres  und  galt  es  nun  die  Erwägung,  wie  die  sehr 
steile  Felsenkuppe  angegriffen  werden  sollte,  damit  möglichst 
bald  ein  Hülfsgeleis  für  Transport  der  Felsenmassen  ange- 
legt werden  konnte. 

Zu  diesem  Zwecke  nun  wurde  von  der,  dem  obenerwähn- 
ten Tunnel  durch  den  Harrasstein  zu  gelegenen  Seite,  aller- 
dings gegen  die  Schichtung  des  äusserlich  nicht  allzufesten 
Gneisses,  ein  ca.  3'  weiter,  6'  hoher  und  70'  langer  Stollen 
getrieben,  der  bis  etwa  unter  den  höchsten  (ca.  70'  über 
Plauie  gelegenen)  Punkt  der  Felsenkuppe,  etwa  in  die  Mitte 
des  150'  langen  Einschnittes  reichte  und  hier  zu  einer  Kam- 
mer von  7'  im  Quadrat  und  ca.  6'  Höhe  erweitert  wurde. 
In  diese  Kammer  wurde  ein  Kasten  von  ca.  70  kub.'  Inhalt 
gesetzt,  allseitig  mit  Sand  fest  verrammt  und  mit  22  Zentner 
Hochdruckpulver  sowie  noch  2 Zentner  gewöhnlichem  unge- 
glätteten  Sprengpulver,  gemischt  mit  5 Scheffel  getrockneten 
Sägespänen,  geladen.  Vor  die  Kammer  wurde  12'  stark  eine 
Sandschicht  festgerammt,  hinter  diese  30'  stark  eine  trockene 
Mauer  von  Bruchsteinen  dicht  eingesetzt,  der  übrige  Theil 
des  Stollens  aber  frei  gelassen.  Die  Zündung  erfolgte  am 
obenerwähnten  Tage  Mittags  1 Uhr  in  Gegenwart  einer  grossen 
Anzahl  von  Ingenieuren,  Sachverständigen  und  Fremden  mittelst 
dreier  neben  einander  gelegten  Torgauer  Wasserzünder,  von 

*)  Durch  die  so  prosaischen  Vorarbeiten  für  die  Eisenbahn  an 
dieser  Stelle  ist  die  Wahrscheinlichkeit  dieser  Sage  sehr  in 
Zweifel  gestellt,  da  der  Anlauf  des  Felsens  sieh  zu  bedeutend  her- 
ausgestellt, als  dass  es  glaublich  wäre,  dass  ein  Pferd,  ohne  am 
Felsen  aufzuscblagen,  von  oben  in  den  Strom  setzen  könnte. 


können,  wie  man  sie  bis  dahin  noch  nie  gesehen,  hat  die  Ma- 
schine, welche  der  Mechanikus  Wild  in  Birmingham  konstruirt 
hat,  bewiesen.  Er  hat  nämlich  das  Prinzip  von  Siemens 
bei  den  elektrischen  Maschinen  zur  Anwendung  gebracht  und 
dadurch  eine  wesentliche  Besserung  erzielt.  Diese  Maschine 
wiegt,  einschliesslich  20  Zentner  Kupferdraht,  90  Zentner  und 
erfordert  zur  Inganghaltung  eine  Dampfmaschine  von  8 Pferde- 
kräften. Eine  solche  Maschine  muss  natürlich  auch  Unge- 
wöhnliches leisten.  Sie  soll  ganze  Ströme  von  elektrischem 
Feuer  entwickeln  und  dieses  an  Intensität  und  chemischer 
Wirkung  dem  Sonnenlicht  völlig  gleichkommen.  — 

Die  Experimente,  welche  mit  dieser  riesigen  Maschine  in 
Bourlington  - House  aufgestellt  wurden,  hatten  eine  grosse 
Menschenmenge  herbeigezogen.  Wenn  selbst  Männer  wie 
Stokes,  Miller  von  Cambridge,  Sabine,  Präsident  der  Royal- 
Society,  Tyndall  und  Wheatstone  durch  die  Leistungen  der 
Maschine  in  Begeisterung  versetzt  wurden,  so  kann  man  sieh 
die  Wirkung  auf  das  gewöhnliche  Publikum,  das  sich  so  leicht 
dem  Wunderbaren  hingiebt,  denken.  Die  Dampfmaschine 
machte  1500  Umdrehungen  in  der  Minute.  Jede  Drehung  des 
Rades  sandte  frische  Elektrizität  in  die  Induktionsrollen,  bis 
plötzlich  die  intensive  Strömung  an  einem  Ende  des  Zimmers 
in  eine  an  einem  Reflektor  angebrachte  Lampe  geleitet  wurde, 
und  ein  stark  glänzendes  elektrisches  Licht  in  die  Augen  der 
Zuschauer  flammte,  das  sie  eben  so  sehr  blendete  wie  die 
Mittagssonne,  alle  Ecken  und  Winkel  des  geräumigen  Gemaches 
mit  einem  Glanze  erleuchtete,  welcher  den  des  Sonnenscheins 
übertraf,  und  die  lebhafte  Flamme  der  Gasbrenner  iu  der  Mitte 
der  Zimmerdecke  abschwächte,  bis  sie  als  mattbraun  erschien. 


Neben  diesem  intensiven  elektrischen  Licht  spielt  das  Gas 
eine  erbärmliche  Rolle.  Als  man  auf  einmal  mit  diesem  Lichte 
in  Wild’s  Werkstatt  einen  Versuch  anstellte,  drängte  es  die 
Flammen  der  Strasseulaternen  auf  eine  englische  Viertelmeile 
weit  in  den  Schatten.  So  blendend  es  war,  so  machte  es  doch 
den  freudigsten  Eindruck  auf  alle  Anwesenden,  und  diejenigen, 
die  sich  mit  gefärbten  Gläsern  versehen  hatten,  betrachteten 
es  mit  Staunen  und  Bewunderung.  Ein  iu  die  Richtung  ge- 
haltenes Brennglas  brannte  Löcher  in  das  Papier,  und  wer  mit 
ausgestreckten  Händen  die  Wärme  auffing,  konnte  diese  in 
einer  Entfernung  von  150'  noch  deutlich  spüren.  Als  man  die 
Lampe  abwandte,  flammte  das  Licht  eine  Zeit  lang  in  der  Mitte 
des  Versuchs  - Apparates  blendender  als  zuvor;  dann  schraubte 
man  eine  lange  Drahtsehlinge,  die  ein  Gehülfe  au  einem  Haken 
emporhielt,  an  die  Endspitzen.  Nach  einigen  Sekunden  rauchte 
der  Draht,  nahm  eine  mattrothe  Farbe  an,  wurde  endlich 
weissglühend,  schmolz  und  fiel  iu  glitzernden  Stücken  auf  den 
Boden  herab.  Auf  ähnliche  Weise  wurden  kurze  Stücke  dicken 
Stabeisens  geschmolzen.  Allen  diesen  Experimenten  aber  setzte 
das  Schmelzen  eines  Platinstabes  die  Krone  auf.  Wer  da  weiss, 
was  unter  dem  Schmelzen  dieses  so  widerspenstigen  Metalls 
zu  verstehen  ist,  dem  wird  dieses  Experiment  vor  allen  andern 
den  überzeugendsten  Beweis  liefern  von  der  gewaltigen  Kraft 
der  Maschine.  Bei  alledem  sollen  die  Kosten  des  Lichts  pro 
Stunde  nicht  mehr  als  6 bis  Sd.  (5  bis  6’/*  Sgr.)  betragen,  mit 
Einschluss  der  Unterhaltung  der  Maschine  und  des  Zinses  für 
den  Preis  derselben. 


91 


denen  der  laufende  Fuss  fast  genau  >/j  Minute  brannte.  Die 
Zündschnuren  waren  40'  lang,  und  1 7 J/a  Minuten  nach  An- 
zündung der  letzten  Schnüre  hob  sich  plötzlich  der  ganze 
Felskörper  ohne  hörbare  Detonation  und  bemerkbare  Erschütte- 
rung, platzte  unter  mächtiger  Pulverdampfentwickelung  aus- 
einander und  stürzte  zum  Theil  unter  starkem  Wellenschlag 
in  die  am  Felsen  vorbeirauschende,  zur  Zeit  sehr  ange- 
schwollene Zschopau,  so  dass  dieselbe  auf  eine  Strecke  aus 
ihren  Ufern  ging,  ohne  dass  jedoch  wegen  der  bedeutenden 
Tiefe  eine  nachhaltige  Stauung  eingetreten  wäre. 

Der  ganze  Felseneinschnitt  besteht  aus  ca.  500000  Kub.' 
und  lässt  sich  wohl  annehmen,  dass  ca.  300000  Kub.'  in  Be- 
wegung gesetzt,  etwa  100000  Kub.'  aber  so  gewaltig  aus  ihrem 
Zusammenhang  gerissen  worden,  dass  für  ihre  Gewinnung  kein 
Pulver  weiter  erforderlich  sein  wird. 

Die  Kosten  der  Mine  nebst  ihrem  Sprengen  betragen  in 
Summa  gegen  700  Thlr.,  nämlich  350  Thlr.  für  Pulver,  150  Thlr. 
für  Aniage  des  Stollens  nebst  Pulverkammer,  150  Thlr.  für 
Versatz  nebst  Transport  der  erforderlichen  Materialien,  50  Thlr. 
für  Zündschnuren,  Kasten,  Sicherungsvorkehrungen  und  Di- 
verse. Da  diese  Kosten  vom  Bauunternehmer  Hrn.  Sch  m idt 
ohne  Garantie  der  Bauverwaltung  allein  zu  tragen  waren,  so 
gereicht  ihm  dieser  auf  Veranlassung  der  Bau -Ingenieure 
unternommene  Versuch  zu  grosser  Ehre  und  ist  ihm  die  aus- 
gezeichnete Wirkung  zu  gönnen.  Der  Felsen  ist  derartig  ge- 
lockert, dass  er  nun  bequem  an  der  dem  Harrastunnel  abge- 
legenen Seite  in  Angriff  genommen  werden  kann  ; demnächst 
soll  von  halber  Höhe,  wo  sich  die  Massen  in  circa  15'  Höhe 
losgerissen  und  gesetzt  haben,  mittels  Baugeleises  der  Trans- 
port der  Massen  beginnen  und  wird  die  Arbeit  wesentlich  hier- 
durch befördert  werden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mag  eine  kurze  Notiz  über  die 
zur  Zeit  im  Bau  befindlichen  Königlich  Sächsischen  Staats- 
Eisenbahnen  Platz  linden. 

Diese  bestehen  aus  2 Linien  Freiberg  - Chemnitz  und 
Wiesa -Haynichen.  Die  erstere  Bahn  zweigt  bei  Flöha  von 
der  Chemnitz- Annaberger  Staats- Eisenbahn  ab  und  schliesst 
als  Fortsetzung  der  Tharandt-Freiberger  Staats-Eisenbahn  die 
Lücke  der  Bahnen  zwischen  Dresden  und  Chemnitz. 

Diese  2 geleisige  Bahn  ist  3,9  Meilen  (ä  7500  Meter)  lang, 
steigt  im  Maximum  1 : 60  und  zwar  im  Ganzen  auf  17000' 
zwischen  Station  Flöha  und  Oederan. 

Die  Linie  enthält  zwei  grosse  Viadukte,  über  das  Flöha- 
thal  bei  Falkenau  (zum  Theil  in  einer  Kurve  von  2000'  Radius 
gelegen)  1150'  lang,  136'  hoch,  und  über  das  Striegisthal  bei 
Wegefahrt,  1240'  lang,  126'  hoch,  sowie  einen  kleineren  Viadukt 
zu  Memmendorf,  276'  lang,  40'  hoch,  neben  vielen  Weg-Un- 
ter- wie  Ueberfiihrungen,  Wölb-  und  Deckschleusen. 

Die  eingeleisige  Nebenbahn  von  Wiesa  (Station  der  Chem- 
nitz - Annaberger  Staatseisenbahn  zwischen  Chemnitz  und  Flöha) 
über  Frankenberg  und  Haynichen  ist  2,4  Meilen  lang,  hat 
im  Maximum  eine  Steigung  von  1 : 100  und  enthält  an  Kunst- 
bauten den  Viadukt  bei  Wiesa,  608'  lang,  62'  hoch,  die 
Zschopauthal-Ueberbrüekung  bei  Bräunsdorf,  1392'  lang,  23' 
hoch  (Eisenkonstruktion  über  den  Fluss  nebst  Bruchsteinbögen 
über  das  Inundationsgebiet) , den  Hammerthal -Viadukt  bei 
Frankenberg,  310'  lang,  75'  hoch,  sowie  den  Lützelthal -Via- 
dukt nicht  weit  davon,  375'  lang,  93'  hoch,  mehre  Weg- 
Unter-  und  Ueberfiihrungen,  Wölb  - und  Deckschleusen,  sowie 
drei  Futtermauern,  überdies  einen  Tunnel  durch  den  Harras- 
stein bei  Lichtenwalde,  280'  lang. 

Die  Arbeiten  während  des  Kriegsjahres  1 866  schwach  be- 
gonnen, wurden  1867  überall  in  Angriff  genommen  und  wer- 
den voraussichtlich  Anfangs  1869  vollendet.  Die  Bauleitung 
ist  dem  Oberingenieur  Sorge  übertragen  und  sind  mit  der 
Ausführung  speziell  5 Sektions -Ingenieure  betraut. 

Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  29.  Fe- 
bruar 1868.  Vorsitzender  Hr.  Böckmann,  anwesend  156  Mit- 
glieder und  8 Gäste. 

Durch  Hrn.  Rintelen  werden  dem  Verein  zwei  Photo- 
graphien des  vor  Kurzem  eingestürzten  Speichergebäudes  zu 
Paderborn  überreicht.  Hr.  Lucae  zeigt  an,  dass  auch  in 
diesem  Jahre  eine  Konkurrenz  für  ein  geeignetes  Tischlied 
zum  Schinkelfeste  beschlossen  sei,  und  dass  Fachgenossen  und 
deren  Angehörige  dazu  eingeladen  würden  mit  dem  Bemerken, 
ihre  Arbeiten  bis  Sonnabend  den  6.  März  an  seine  Adresse 
einzureichen. 

Hi'.  Schwatlo  bespricht  demnächst  die  vier  eingegange- 
nen Monatskonkurrenzen  (Omnibuswartesalon  zur  Aufnahme 
von  20  Personen  für  einen  öffentlichen  Platz).  In  Bezug  auf 
das  etwa  erforderliche  Raumbedürfniss  sind  die  Verfasser 
theilweis  sehr  verschiedener  Ansicht  gewesen,  so  dass  einerseits 
ein  sehr  geräumiger  Salon  mit  vielerlei  Nebenlokalitäten  dis- 


ponirt,  andrerseits  mit  grosser  Sparsamkeit  verfahren  ist.  Die 
Abstimmung  über  die  im  Ganzen  günstig  aufgenommenen  Ar- 
beiten wird  in  der  nächsten  Versammlung  erfolgen.  — Einige 
der  im  Fragekasten  Vorgefundenen  Fragen  nahmen  ein  allge- 
meineres Interesse  in  Anspruch.  So  gab  Hr.  Grund  auf 
eine  dahin  gestellte  Anfrage  die  Auskunft,  dass  man  in  unseren 
Flüssen  besondere  bautechnische  Anlagen  für  das  Zusammen- 
binden grosser  Flösse  nirgends  habe.  Die  mit  dem  Früh- 
jahrshochwasser herabkommenden,  anfänglich  kleinen  Flösse 
würden  je  weiter  stromabwärts  allmälig  zu  grösseren  Flössen 
verbunden  bis  schliesslich  zu  dem  Umfange,  wie  sie  in  dem 
unteren  Laufe  unserer  grossen  Flüsse  Vorkommen  (Flösse  nach 
Holland).  Dies  Zusammenbinden  erfolge  an  geeigneten  Fluss- 
stellen (Buchten),  die  aber  nirgends  speziell  dafür  ausgebaut, 
sondern  höchstens  mit  einigen  Pfahlreihen  versehen  seien. 
Hr.  Mellin  beantwortet  die  Frage,  wie  hoch  wohl  die  Ein- 
wirkung des  Sturmwindes  auf  Telegraphenstangen  zu  bemessen 
sei  durch  umfassende  Angaben  über  die  Stärke  des  Wind- 
druckes bei  verschiedener  Anzahl  von  Leitungsdrähten.  Lei- 
tungen von  sechs  Drähten  bieten  dem  Winde  pro  Stange  etwa 
2 2 Val  I'  Angriffsfläche  und  ergiebt  sich,  für  die  in  Preussen 
üblichen  Dimensionen  der  Stangen  berechnet,  bei  gewöhn- 
lichen Winden  daraus  schon  eine  Inanspruchnahme  der  Holz- 
fasern mit  1400  Pfd.  pro  Q"  Querschnitt.  Bei  Sturmwinden 
wächst  diese  Inanspruchnahme  derartig,  dass  man  sich  über 
die  Zähigkeit  des  Holzes  wundern  muss,  das  solche  Belastung 
noch  aufzunehmen  im  Stande  ist.  Der  Herr  Referent  fügt 
hinzu,  dass  man  auf  der  Emden -Leer -Norderney  Linie  die 
Drähte  an  Böcken,  aus  je  zwei  Stangen  zusammengesetzt  und 
durch  Querholz  verbunden,  befestigt  habe,  die  gemeinhin  über 
den  Chausseegräben  aufgestellt,  in  Entfernungen  von  je  30° 
angeordnet  seien. 

Herr  Orth  verliest  einen  kleinen,  in  einem  Wiener 
Blatt  enthaltenen  Artikel,  in  dem  es  in  Bezug  auf  Architekt 
Hasenauer  heisst,  derselbe  habe  kürzlich  seine  sämmtlichen 
Museenpläne  im  Architekten  -Vereine  zu  Berlin  ausgestellt, 
wo  es  „einige  Freunde  übernommen  hatten,  den  Vorzügen 
des  Entwurfes  gerecht  zu  werden.“  Herr  Orth  wünscht  mit 
Bezug  auf  dieses  Schreiben  die  Erklärung  zu  Protokoll  ge- 
nommen zu  sehen,  dass  Herr  Hasenauer  seinen  Museen- 
Entwurf  nicht  aus  eigenem  Antriebe,  sondern  auf  Einladung 
des  Berliner  Architekten -Vereins  an  denselben  eingesandt 
habe.  Von  dem  Vorsitzenden  wird  dieser  Thatbcstand  aus- 
drücklich bestätigt.*) 

Demnächst  theilt  Herr  Hauczmann  die  Bau  - Geschichte 
der  Burg  Hunyad  in  Siebenbürgen  in  längerem  Vortrage  mit 
und  überreicht  gleichzeitig  dem  Vereine  ein  in  jüngster  Zeit 
von  Dr.  Aränyi  über  diese  Stammburg  der  Ilunyady  publi- 
zirtes  Werk,  verfasst  in  erster  Linie,  um  die  Bewohner  auf 
dieses  einst  der  Freiheit  errichtete  Denkmal  aufmerksam  zu 
machen  und  zu  Sammlungen  anzuregen,  um  die  jetzt  dem 
Verfall  überlassene  Burg  vor  dem  vollständigen  Untergange 
zu  erretten.  Aus  dem  von  den  Erinnerungen  an  das  eigene 
Vaterland  .vielfach  poetisch  wie  politisch  durchwehtem  Vor- 
trage geben  wir  folgende  kurze  Daten : Burg  Hunyad,  etwa 
16  Meilen  in  südöstlicher  Richtung  von  Klausenburg  ent- 
fernt an  dem  Flusse  Zalasd  gelegen,  ist  von  Johannes  von 
Hunyady  im  Jahre  1442  gegründet  worden;  die  Substruktion 
ist  vielleicht  — wie  bei  vielen  anderen  Festen  Siebenbürgens 

— römischen  Ursprungs.  Der  Bau  wurde  mit  der  Kapelle 
begonnen,  die  im  Innern  eine  sehr  feine,  gothische  Architektur 
zeigt,  im  Aeussern  dagegen  ganz  anspruchslos  erscheint,  da 
sie  auch  Vertheidigungszwec.ken  diente.  Gleichzeitig  schritt 
Hunyady  auch  zu  dem  Baue  des  eigentlichen  Schlosses  mit 
dem  Rittersaal  und  dem  darüber  liegenden  Herrenhause,  wel- 
ches 1452  vollendet  wurde.  Die  beiden  über  einander  liegen- 
den Säle  sind  zweischiffig,  84'  lang  und  36'  breit.  Die  Kreuz- 
gewölbe werden  getragen  von  5 monolithen  Pfeilern  aus  rothem 
Marmor;  besonders  interessant  ist  der  an  dem  oberen  Saale 
ausgekragte  Erkerausbau:  4 grosse  Erker  von  12'  Länge  und 
Breite  ruhen  auf  den  mächtigen  Strebepfeilern,  deren  Bekrö- 
nung sie  gleichzeitig  bilden;  mit  dem  Saale  werden  sie  durch 
4 Zwischenerker  verbunden.  Der  Sage  des  Volkes  nach  soll 
in  dem  ersten  dieser  Erker  Ladislaus  Hunyady  geboren  sein. 

— Nach  dem  Tode  des  berühmten  Hunyady  bei  Belgrad  1456 


*)  Da  in  demselben  Artikel  von  einem  „Gutachten“  die  Rede 
ist,  welches  über  das  Hasenauer’sche  Projekt  gefällt  worden  sein 
soll,  so  dürfte  es  nothwendig  sein  zu  konstatiren,  dass  von  Seiten 
des  Architektenvereins  ein  derartiges  Gutachten  weder  verlangt, 
noch  abgegeben  worden  ist,  wie  dies  der  Sachlage  gemäss  wohl 
auch  nicht  anders  der  Fall  sein  konnte.  Das  in  No.  3 u.  Blattes 
(Mittheilungen  aus  Vereinen,  Sitzung  des  Architektenvereins  zu 
Berlin  am  11.  Jan.  1868)  enthaltene  Urtheil  lässt  in  seiner  Form 
wohl  ausreichend  erkennen,  dass  dasselbe  nur  die  persönliche  An- 
sicht des  Referenten  ausdrücken  soll.  (D.  Red.) 


92 


wurde  König  Mathias  Corvinus  der  Besitzer  des  Schlosses,  der 
die  grosse  Brücke  mit  Brückenthurm,  den  nordöstlichen  Flü- 
gel mit  der  Loggia  baute.  Der  Thurm  erhebt  sich  138'  hoch 
über  die  Zalasd  bis  oben  als  volles  Mauerwerk.  Bei  einer 
Belagerung  im  Jahre  1543  brannte  die  Burg  zum  Theil  ab, 
der  obere  Saal  ging  zu  Grunde.  Török,  der  damalige  Besitzer, 
liess  sie  wieder  hersteilen,  machte  jedoch  aus  dem  oberen 
Saale  3 Zimmer. 

1 G 1 9 kaufte  die  Familie  Bethlen  die  Burg  an;  Ga- 
briel Bethlen  baute  unter  Zuziehung  deutscher  und  italie- 
nischer Architekten  den  ganzen  südöstlichen  Flügel  mit  wahr- 
haft königlicher  Pracht  aus.  Nachdem  1G51  der  südwestliche 
Flügel  hinzugefügt,  war  damit  die  Burg  zu  einem  grossen  ge- 
schlossenen Ganzen  erweitert. 

Die  Burg  kam  1724  in  den  Besitz  des  Staates,  dessen 
Eigenthum  sie  noch  heute  ist.  Von  dieser  Zeit  an  ging  aber 
Burg  Hunyad  ihrem  allmäligen  Untergange  entgegen;  was  von 
künstlerischem  oder  materiellem  Werthe  war,  wurde  entfernt, 
die  schönen  Räumlichkeiten  zu  Magazinen  und  Wohnungen  für 
Bergbeamte  eingerichtet.  Zwar  gab  Franz  I.  1817  zur  Restau- 
ration der  Burg  3000  Gulden;  doch  wurde  bald  nach  erfolgtem 
Wiederausbau  die  Burg  zu  mehren  Malen  von  Feuersbrünsten 
heimgesucht.  Seit  dem  letzten  grossen  Brande  des  Jahres  1854 
steht  sie  obdachlos  dem  Ruine  Preis  gegeben.  — 

Professor  Schmidt  in  Wien  hat  im  vorigen  Jahre  eine 
spezielle  Aufnahme  der  Burg  Hunyad  vorgenommen,  die  er  in 
der  Wiener  Bauhütte  demnächst  mitzutheilen  gedenkt. 

Herr  Hauczmann  referirte  demnächst  noch  über  den 
Einsturz  der  Kuppelkirche  in  Pest  (siehe  den  besonderen 
Artikel  hierüber.) 

Vor  Schluss  der  Sitzung  legt  Herr  Ellies en,  Vertreter 
der  Firma  Wilhelm  Matthee  in  Magdeburg,  Proben  ver- 
schiedener von  dieser  Firma  fabrizirten  Lapidar- Produkte,  als 
Lapidar -Theer,  Lapidar- Zement,  sowie  Backsteine  aus  Lapidar 
und  Sägespähnen  fabrizirt,  vor.  Der  Lapidar -Theer  soll  zur 
Dachdeckung  sehr  geeignet  sein,  da  er  nicht  verbrennt,  sondern 
nur  verkohlt,  nicht  bricht  und  nicht  läuft.  Krupp  in  Essen 
soll  für  seine  50  — 60  Morgen  Pappdächer  diesen  Lapidar- 
Theer  in  Aussicht  genommen  haben.  Gr. 


Vermischtes. 


Nach  dem  uns  vorliegenden  Profilbuche  von  J.  Ravene 
Söhne  zu  Berlin  ist  die  Fabrikation  der  I Eisen  in  Frank- 
reich neuerdings  in  erstaunlicher  Weise  vorgeschritten.  Es 
werden  nämlich  jetzt  Profile  von  beziehentlich  600,  700,  800 
und  1000  Millimeter  Höhe  bei  einer  Stegdicke  von  19 
einer  Flanschenbreite  von  200  m-m-  und  einer  Flanschenstärke 
von  17  m “i.  ausgewalzt.  In  wie  weit  hierbei  auf  eine  vortheil- 
hafte  Disposition  des  Materials  (hohe  und  starke  Mittelrippe 
bei  verhältnissmässig  geringer  Materialanordnung  in  den  Gur- 
tungen) Bedacht  genommen  ist,  und  ob  genietete  Profile  nicht 
billiger  herzustellen  sein  würden,  mag  der  ausführende  Inge- 
nieur entscheiden.  Wir  geben  zur  Bequemlichkeit  unserer 
Leser  noch  die  nachfolgende  Tabelle  für  preussisches  Maass 
umgerechnet: 


M 


1 

2 

3 

4 


Höhe 

in 

Zollen 

Stegdicke 

Zolle. 

Flanschen- 

breite 

Zolle. 

Flanschen- 

stärke 

Zolle. 

Trägheits- 

moment 

J 

Wider- 

stands- 

moment 

J 

a 

Gewicht 
in  Pfunden 
pro 

lfd.  Fuss. 

22,94 

26,76 

30,59 

38,23 

J 0,726 

| 7,65 

1 0,65 

1852 

2700 

3758 

6550 

160 

200 

245 

343 

94 

100 

113 

132 

Die  Süd- Thüringischen  Eisenbahnen,  volkswirth- 
schaftlich  und  finanziell  beleuchtet  von  Ferdinand  Plessner. 

Der  Verfasser  motivirt  in  dieser  Denkschrift,  die  im  Auf- 
träge der  Nordhausen -Erfurter  Eisenbahn- Gesellschaft  und 
des  Zentral -Komites  der  Süd- Thüringischen  Eisenbahn  ver- 
fasst ist,  die  Bedeutung,  welche  die  beiden  Linien 

a.  von  Erfurt  über  Ilmenau,  Suhl  und  Grimmenthal  nach 

der  Bairischen  Grenze, 

b.  von  Ilmenau  nach  Rudolstadt  und  Salfeld 

für  das  Eisenbahnnetz  Deutschlands  haben  würden,  etwa  wie 
folgt: 

Für  die  beiden  grossen  Touren,  die  eine,  welche  Berlin, 
Leipzig  und  Dresden  mit  dem  südöstlichen  Deutschland, 
namentlich  Würzburg  verbindet;  die  andere,  welche  von 
Hamburg,  Bremen,  Hannover  und  Holland  nach  dem  östlichen 
Baiern  und  Oesterreich  führt,  bildet  der  Thüringer  Wald 
noch  immer  eine  mächtige  Scheide.  Nachdem  nun  in  jüngster 
Zeit  zwei  neue  Bahnen  aus  dem  N.-Ü.  und  N.-W.  genehmigt 
sind  (Magdeburg- Aschersleben  - Erfurt  und  Herzberg -Nord- 


hausen - Frfurt),  welche  sich  beide  in  Erfurt  zusammenspitzen, 
wird  dieser  Platz  der  Kreuzungspunkt  für  die  Fortsetzung 
jener  Linien  nach  Würzburg  und  Eger  werden  müssen;  hier- 
bei müssen  sich  aber  die  unter  a.  und  b.  genannten  Strecken 
als  nothwendige  Zwischenglieder  einschalten,  sind  also  recht 
eigentlich  berufen,  ein  Korrektiv  zu  werden  für  das  vielfach 
zerknickte  und  umherschweifende  Eisenbahnnetz  Deutschlands. 

Im  Weiteren  wird  der  zu  erwartende  Güter-  und  Per- 
sonenverkehr überschläglich  berechnet,  sowie  eine  bauliche 
Beschreibung  der  beiden  Linien  gegeben  (in  der  Linie  b. 
grösste  Steigung  1:60  auf  Längen  von  */i  resp.  3/.  Meilen; 
in  der  Linie  a.  grösste  Steigung  1:52,  ein  Tunnel  von  6000' 
Länge)  und  schliesslich  eine  Kosten  - und  Rentabilitätsberech- 
nung aufgestellt,  die  eine  Verzinsung  des  gesainmten  Anlage- 
kapitals mit  7%  in  Aussicht  stellt.  — y — 


In  London  steht,  wie  berichtet  wird,  in  dem  Bespren- 
gen der  Strassen  mit  Wasser  eine  Veränderung  und  Ver- 
besserung bevor.  Es  handelt  sich  um  eine  neue  Erfindung. 
Eine  Verbindung  corrosiver  Salze  soll,  in  der  jetzt  gebräuch- 
lichen Weise  gesprengt,  die  Strassen  feucht  halten  und  zu- 
gleich die  Ansammlung  des  Schmutzes  verhindern.  Zugleich 
soll  die  neue  Methode  eine  Ersparniss  von  20  pCt.  herbeifüh- 
ren. In  zwei  Distrikten  der  Hauptstadt  wird  das  neue  System 
demnächst  versucht  werden. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Förster’s  Allgemeine  Bauzeitung,  Jahrgang  1867,  Heft 
X.  XII. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaus. 

1)  Arbeitshaus  in  Kiel,  von  G.  Martens.  Mit  4 Bl. 
Zeichnungen.  Ein  Beispiel  für  solche  in  Schleswig-Holstein 
ziemlich  häufige  Anstalten , welche  von  den  Gemeinden  zur 
Aufnahme  aller  arbeitsscheuen  Elemente  der  Bevölkerung,  der 
polizeilich  Detinirten  etc.  unterhalten  werden.  Zur  Grund- 
form des  Gebäudes,  das  ausser  Keller  und  Dachboden  2 Ge- 
schosse hat,  ist  ein  tiefer,  durch  einen  Längskorridor  getheil- 
ter  Mittelbau  mit  2 eintheiligen  Seitenflügeln  gewählt  worden, 
welche  die  Arbeits-  und  Schlafsäle  enthalten.  Strenge  Schei- 
dung der  Geschlechter,  sowie  der  Kinder  von  den  Erwachsenen 
war  Bedingung  und  ist  durchgeführt  worden.  Das  Innere  des 
Gebäudes  ist  sachgemäss  einfach  und  zeigt  nur  in  den  sicht- 
baren Holzdecken  der  Säle  architektonische  Ausbildung;  das 
Aeussere  ist  in  einfachem,  aber  ansprechendem  Backsteinroh- 
bau (rothe  Backsteine  mit  Mustern  von  schwarzglasirteu  Zie- 
geln) mit  Holzgesims  zwischen  den  sichtbaren  Balkeuköpfen 
und  hohem  Ziegeldach  gestaltet  worden.  Ein  Holzthürmchen 
auf  der  Mitte  des  Gebäudes,  das  zum  Schmucke  desselben 
nicht  wenig  beiträgt,  vermittelt  die  Zuführung  von  Luft  und 
Licht  nach  dem  Korridor.  Zur  Heizung  der  Arbeitssäle  dient 
mit  gutem  Erfolge  eine  Dampfheizung.  Die  Baukosten  haben 
32000  Thlr.  oder  pro  Q'  Grundfläche  etwa  4*/j  Thlr.  inkl. 
aller  Nebenkosten  betragen. 

2.  Das  neue  evangelische  Schulgebäude  der  Vor- 
stadt Wieden  in  Wien,  von  Th.  Hansen.  (Mit  5 Bl. 
Zeichnungen).  Das  Aeussere  des  in  den  Jahren  1859  u.  60 
in  schöner  italienischer  Renaissance  erbauten,  palazzoartigen 
Gebäudes  scheint  der  eigentlichen  Bestimmung  desselben  sehr 
wenig  zu  entsprechen;  die  beschränkten  Geldmittel  der  Ge- 
meinden und  die  eigenthiimliche  Lage  des  ihnen  durch  kaiser- 
liche Gnade  geschenkten  Grundstückes  haben  es  nämlich  ver- 
anlasst, dass  dasselbe  soviel  wie  möglich  ausgebeutet  und  zu 
allerlei  Nebenzwecken  benutzt  werden  musste,  für  die  ein  ge- 
meinschaftlicher und  zugleich  charakteristischer  architektoni- 
scher Ausdruck  wohl  schwer  gefunden  werden  konnte.  Ne- 
ben den  Räumen  für  eine  Unterrealschule  und  eine  Mädchen- 
schule (im  Ganzen  900  Kinder)  sind  grosse  Miethskeller, 
Verkaufsläden,  Mietwohnungen,  ja  sogar  ein  photographi- 
sches Atelier  vorhanden.  Die  schwierige  Aufgabe,  diese  so 
verschiedenartigen  Bedürfnisse  passend  und  ohne  Störung  mit 
einander  zu  verbinden,  ist  im  Grundrisse  meisterhaft  gelöst. 
Namentlich  die  Anlage  eines  geräumigen  glasgedeckten  Mittel- 
hofes, den  luftige  Arkaden  umgeben,  welche  die  Schullokali- 
täten zweckmässig  verbinden  und  gleichzeitig  einen  trefflichen 
Erholungsraum  gewähren,  hat  dem  Projekt  vor  mehren  Mit- 
konkurrenten den  Sieg  verschafft.  Die  Ausführung  ist  eine 
reiche  zu  nennen;  zu  den  Fafaden  sind  im  architektonischen 
Gerüst  Schuittsteine,  in  den  Flächen  Backsteinrohbau  gewählt; 
die  Schullokalitäten  werden  durch  eine  Dampfheizung  erwärmt. 
Die  Baukosten  haben  incl.  der  inneren  Einrichtung  316000 
Gulden  betragen:  die  Miethslokalitäten  allein  verzinsen  sich 
jedoch  auf  11500  Gulden,  so  dass  der  Kostenaufwand  für  den 
Schulhausbau  ein  sehr  mässiger  ist. 

3)  Bericht  über  den  Konkurs  zu  den  neuen  Mu- 


Hierzu  eine  Beilage. 


93 


soen  in  Wien.  Es  werden  die  weiteren  Aktenstücke  dieser 
Konkurrenz:  der  Schluss  des  Erläuterungsberichts  von  Hase- 
nauer,  der  Bericht  von  Löhr,  das  Votum  der  Kommission, 
sowie  das  Separat- Votum  des  Architekten  Tietz  mitgetheilt. 

(Schluss  folgt.)  F1- 


Konkurrenzen. 

Monats-A  ufgaben  im  Architekten-Verein  zu  Ber-  ■ 
lin  zum  7.  April  1S6S. 

I.  Gaskronleuchter  in  Bronze  mit  36  bis  40  Flammen. 

II.  Eine  Vorrichtung,  um  Stein  und  Mörtel  auf  die  Bau- 
gerüste resp.  Balkenlagen  bis  zur  Höhe  von  80  Fuss  zu  brin- 
gen. Hebekraft  10  Zentner.  Zeichnung  und  Berechnung  der 
Hauptabmessungen  sowohl  der  Windevorrichtung,  welche  durch 
Menschenkraft  bewegt  wird,  als  der  Hebevorrichtung,  auf 
deren  leichte  Versetzbarkeit  es  hauptsächlich  ankommt. 

Preisertlieilung.  Festbauten  für  das  deutsche 
B undess ch  i esse n.  Das  Preisgericht,  welches  über  die  bis 
zum  6.  Februar  abgelieferten  Konkursprojekte  zu  den  Bauten 
für  das  dritte  deutsche  Buudesschiessen  in  Wien  sein  Gut- 
achten abzugeben  hatte,  erkannte,  dass  keines  der  eingelangten 
19  Projekte  den  gestellten  Anforderungen  vollkommen  ent- 
spreche, was  von  der  Preis-Jury  durch  die  Kürze  der  Kon- 
kurrenzfrist und  durch  die  Neuheit  des  Gegenstandes  erklärt 
wird.  Das  Preisgericht  hat  demnach  seine  Aufgabe  darin  ge- 
sehen, diejenigen  Projekte  namhaft  zu  machen,  welche  durch 
gelungene  Anlage  einzelner  Objekte  in  Bezug  auf  Grundform, 
zweckmässige  Raumvertheilung,  Konstruktion  und  künstlerische 
Durchbildung  die  Fähigkeit  des  Projektanten  nachgewiesen 
haben,  die  gestellte  Aufgabe  durch  entsprechende  Abände- 
rungen seinerseits  lösen  zu  können.  Von  diesen  Grundsätzen 
geleitet,  hat  das  Preisgericht  sechs  Entwürfe  als  die  am  meisten 
zu  berücksichtigenden  ausgewählt  und  mit  Stimmeneinhellig- 
keit für  die  Zuerkennung  der  Preise  folgende  Rangordnung 
festgestellt:  Der  erste  Preis  von  600  fl.  in  Silber  dem  Pro- 
jekte No.  4,  verfasst  von  Moritz  Hin  träger;  der  zweite 
Preis  von  400  fl.  in  Silber  dem  Projekte  No.  3,  verfasst  von 
Gustav  Karoinpay;  der  dritte  Preis  von  300  fl.  in  Silber 
dem  Projekte  No.  13,  verfasst  von  Heinrich  und  Emil  v. 
Förster.  (Kunst-Chronik.) 


Personal -Nachrichten. 

Ernannt  sind:  Der  Bau- Inspektor  Kind  zu  Essen  zum  Ober- 
Bau- Inspektor  zu  Marienwerder  — der  Baumeister  Wo  Hanke  zu 
Saarbrücken  zum  Eisenbahn -Baumeister  bei  der  Saarbrücker  Bahn. 

Am  29.  Februar  haben  bestanden  das  Bauführer- Examen: 
Fritz  Borggreve  aus  Olpe,  -Joh.  Friedr.  Osmar  Schulz  aus 
Jüterbogk,  Friedr.  Emil  Vollrath  Engisch  aus  Wezlar;  — 
das  Privat-Baumeister-Examen:  Joh.  Thoma  aus  Aachen. 


Architekten -Verein  zu  Kerlin. 

Haupt -Versammlung:  Sonnabend,  den  7.  März. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahmen. 

2.  Abstimmung  über  die  Monatskonkurrenzen. 

3.  Bericht  der  Kommission  für  Beurtheilung  der  Schinkel- Kon- 

kurrenzen. 

D er  V orstan  d. 

ES^kaniitniacliuii#;. 

Zur  diätarischen  Wahrnehmung  der  Geschäfte  des  2.  städti- 
schen Baumeisters  hierselbst  wird  sofort  ein  Baubeamter  gegen 
2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Bewerber  wollen  sich  unter  Beifügung 
der  Zeugnisse  bei  der  Unterzeichneten  Deputation  längstens  inner- 
halb 3 Wochen  melden. 

Stettin,  den  14.  Februar  18G8. 

Die  städtische  Bau -Deputation. 

Offene  Zeielmerstelie. 

Ein  junger  Mann,  welcher  im  Stande  ist,  skizzirte  Faijaden- 
fragmente  und  Dekorationsdetails  sauber  fertig  zu  arbeiten,  auch 
einfache  Profile  in  Naturgrösse  zu  zeichnen,  findet  auf  dem  Bureau 
eines  Baumeisters  in  einer  grossen  Stadt  Norddeutschlands  sogleich 
Beschäftigung.  Honorar  30  — 35  Thlr.  pro  Monat  bei  freier  Hin- 
reise. Meldungen  unter  der  Chiffre  T.  N.  15.  befördert  die  Expe- 
dition dieser  Zeitung. 

Ein  gewandter  Bautechniker,  der  gut  zeichnet  und  im 
Veranschlagen  routinirt  ist,  findet  zur  Leitung  von  Bauten  in  einer 
Thüringer  Residenz  sofort  Stellung.  Offerten  mit  beigefügten  Zeich- 
nungen und  Zeugnissen  und  mit  Angabe  der  Diätenforderung  be- 
fördert die  Expedition. 

Ein  junger  Mann,  derzeit  noch  Zögling  der  König I.  Bau-Aka- 
demie,  welcher  in  Süddeutschland  seine  erste  Staatsprüfung  (zu- 
gleich Feldmesserprüfung)  absolvirt,  sucht  als  Bauführer  Beschäfti- 
gung bei  Eisenbahnbauten.  Gefällige  Adressen  bittet  man  unter 
der  Chiffre  G.  W.  45  an  die  Expedition  dieser  Zeitung  zu  richten.  | 


Offene  Stellen. 

1.  Unter  Bezugnahme  auf  die  Annoncen  der  Fortification  zu 
Stettin  in  den  Nummern  6 u.  7 dieser  Zeitung  wird  für  zwei  be- 
deutende Hochbauten,  sowohl  zur  Projektirung  als  zur  Ausführung, 
ein  geprüfter  und  im  Hoch-  und  Schönbau  durchaus  bewanderter 
Baumeister  gesucht.  Diäten  3 Thlr.  Voraussichtliche  Beschäf- 
tigungszeit 2 bis  3 Jahre. 

2.  Bei  dem  Neubau  des  Ihle-Kanals  findet  ein  Baumeister 
sofort  Beschäftigung.  Meldungen  bei  dem  Wasser-Bauinspektor 
Hagen  in  Genthin. 

3.  Zum  Neubau  der  ca.  2 Meilen  langen  Kreisschaussee  von 
Oliva  nach  Kölln  (Kreis  Neustadt  W./Pr.)  wird  ein  Bauführer 
gegen  1V3  Thaler  Diäten  und  15  Sgr.  Reisegelder  sofort  gesucht 
von  dem  Kreisbaumeister  Blaurock  in  Neustadt  W./Pr. 

4.  Ein  Bauführer  wird  für  den  Ausbau  der  katholischen 
Kirche  in  Jaerischau  bei  Striegau  gesucht.  Antritt  sofort.  Dauer 
der  Beschäftigung  bis  zum  Herbst,  Diäten  l1/,  Thlr.,  Reisekosten 
werden  nicht  bewilligt.  Meldung  beim  Bauinspektor  Gandtner  in 
Schweidnitz. 

5.  Die  Königliche  Fortifikation  zu  Rendsburg  sucht  zum  1.  April 
einen  Baumeister  für  die  Ausführung  von  Garnison-,  Proviant- 
Amtsbauten  etc.  Diäten  3 Thlr. 

6.  Zur  Ausarbeitung  von  Kirchenprojekten  wird  ein  Bau- 
meister auf  2 Monate  gegen  2 Thlr.  Diäten  gesncht  vom  Kreis- 
baumeister Bachmann  in  Pr.  Stargardt. 

7.  Zur  Bearbeitung  des  speziellen  Entwurfes  einer  Brücke  über 
die  Weser  bei  Minden,  so  wie  zur  demnächstigen  Leitung  des 
Baues  wird  ein  in  Eisen-Konstruktionen  erfahrener  Baumeister 
gegen  2 Thlr.  Diäten  sofort  gesucht.  Meldungen  beim  Königlichen 
Bau-Inspektor  Pietsch  zu  Minden. 

8.  Ein  geschickter  Zeichner  wird  verlangt.  Näheres  im  In- 
seratentheile. 

9.  Bei  einem  Kreisbaumeister  in  der  Provinz  Posen  ist  zum 
1.  April  die  Stelle  eines  Büreaugehülfen  vakant.  Das  Nähere 
zu  erfahren  bei  dem  Bauführer  Sobeczko  in  Berlin,  Ritterstr.  97, 
2 Treppen  (von  9 — 2 Uhr  zu  sprechen). 

10.  Zur  Leitung  von  Bauten  wird  ein  gewandter  Techniker 
gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  B.  in  Neu-Ruppin: 

1.  Sind  nur  wasserdurchlässige  Ziegel  Grund  der  Feuchtigkeit, 
so  wird  ein  guter  Oelfarbenanstrich  von  entsprechendem  Erfolg  sein, 
wenn  die  Steine  nicht  salpeterhaltig  (conf.  pag.  156,  Jahrg.  1867). 
Gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit,  welche  möglicherweise  hier 
gleichfalls  in  Betracht  kommt,  kann  nur  eine  Isolirschicht  schützen. 

2.  Natron- Wasserglas  (spez.  Gewicht  1,384)  bei  E.  A.  Lind- 
ner,  Berlin,  Charlottenstrasse  67.  Preis  pr.  Ztr.  5*/i  Thlr.,  bei 
Abnahme  von  mehr  als  zwei  Zentnern  nur  5 Thlr. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  und  D.  in 
Berlin,  T.  in  Trier,  R.  in  Stettin. 

Aufforderung. 

Im  Anschluss  an  die  Aufforderung  in  Nr.  10  d.  Arch.-Wochenbl. 
Jahrg.  1867,  wird  nochmals  dringend  an  die 

Beobachtungen  des  Grundwasserstandes 

erinnert. 


Ein  junger  Zimmermeister  und  Brunnenmeister,  der  eine  Königl. 
Gewerbeschule  durchgemacht  und  längere  Zeit  in  Berlin  beschäftigt 
gewesen,  sucht  unter  bescheidenen  Ansprüchen  eine  seinem  Stande 
angemessene  Beschäftigung.  Adressen  bittet  man  unter  Chiffre 
F.  H.  5 in  der  Expedition  abzugeben. 

Gotha-Leinefelder  Eisenbahn. 

Zur  Ausführung  der  Erdarbeiten  für  die  Gotha-Leinefelder 
Eisenbahn  sollen  auf  der  Strecke  von  Gotha  bis  Langensalza  drei 
Loose  und  zwar: 

1.  ein  Loos  mit  78271,2  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens, 
einschliesslich  der  Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf 

86168  Thlr.  29  Sgr.  6 Pf. 

2.  ein  desgleichen  mit  72121,3  Schachtruthen  wie  vor 

116559  Thlr.  22  Sgr.  1 Pf. 

3.  ein  desgleichen  mit  84038,1  Schachtruthen  wie  vor 

109753  Thlr.  4 Sgr.  8 Pf. 
im  Wege  des  öffentlichen  Submissionsverfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submission»- Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions  - Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
kostenfrei  von  dem  Unterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind,  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der 
Gotha-Leinefelder  Eisenbahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  9.  März  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 
in  dem  oben  bezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termin  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  11.  Februar  1868. 

Der  Abtheilungs  - Baumeister 
Witzeck. 


94 


Für  BaiutteiMter! 

Ein  junger  Maurermeister,  Stud.  an  der  Königl.  Bau-Akademie, 
in  Büreau-Arbeiten  wie  mit  der  Bauführung  vertraut,  sucht  für  den 
Sommer  eine  geeignete  Stellung.  Derselbe  würde  auch  durch  sein 
Vermögen,  einige  Tausend  Thaler  betragend,  mit  einem  Praxis 
habenden  Baumeister  in  Geschäftsverbindung  treten.  Offerten  in 
der  Expedition  dieser  Zeitung  unter  A.  M.  13. 

Baugcwerkschule  zu  Holzininden  a.  Weser. 

Tüchtige  Bauaufseher,  Maurer-  und  Zimmerpolire,  Zeichner  für 
Bau-  und  Maschinen-Bureaux  aus  der  Zahl  der  Schüler,  welche  die 
oberen  Klassen  der  Bauhandwerker-,  Mühlen-  und  Maschinenbauer- 
Abtheilung  der  Herzoglichen  Baugewerkschule  hierselbst  absolvirt 
haben,  können  durch  den  Unterzeichneten  zugewiesen  werden. 
Bei  dem  bevorstehenden  Schluss  des  Wintersemesters  bitte  ich  die 
Anforderungen  baldigst  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

(j.  llaarmanii. 

In  Bezug  auf  mehrfache  Anfragen  theile  ich  hierdurch  mit 
dass  von  dem 

KALENDER 

für  Architekten  und  Baugewerksmeister 

Jahrgang  1868 

jetzt  wieder  Exemplare  vorhanden  sind  und  zu  dem  bisherigen 
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Pläne  und  Anschläge  nach  eingesandten  Bauzeichnungen  gratis. 


Luftdruck -Telegraph. 

Dieser  neue  Haustelegraph  übertrifft  in  jeder  Weise  die  Leistun- 
gen aller  bisher  bekannten  Klingelvorrichtungen,  bedarf  zu  seiner 
Wirksamkeit  keiner  Batterie,  erfordert  keine  Unterhaltung  und  ist 
dem  Verderben  und  der  Abnutzung  nicht  im  Geringsten  ausgesetzt. 

Er  fungirt  und  ist  bereits  erprobt  in  vielen  Privat-  und  öffent- 
lichen Gebäuden,  unter  anderen  im  hiesigen  Justiz-Ministerium,  im 
neuen  Rathhause,  in  Bethanien,  in  der  Königlichen  Feldprobstei, 
im  Hotel  Royal,  Hotel  de  France,  etc. 

Die  prompte  und  exakte  Einrichtung  dieser  neuen  Haustele- 
graphen übernimmt 

die  Fabrik  von  Hugo  Becker  in  Berlin 

Leipziger-Strafe  106. 

Das  technische  Bureau 

des  Unterzeichneten  ertheilt  Auskunft  und  Rathschläge  in  allen  in 
das  Ingenieurfach  schlagenden  Angelegenheiten,  und  fertigt  Ent- 
würfe und  Anschläge  für  Maschinen,  Fabriken,  Wasserleitungen, 
Feuerungsanlagen  etc.  etc. 

Br.  F.  Hüller.  Civil-Ingenieur 
30.  Jerusalemerstrasse  30. 


Ed.  Puls 

Schlossermeister 

und 

Fabrikant 

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BERLIN 

Mittelstrasse  47, 


Yentilationsfenster 


mit  Ulasjalousien. 


Ed.  Puls 

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BERLIN 

Mittelstrasse  47, 


liefert  nach  gegebenen  oder  eigenen  Zeichnungen,  bei  prompter  und 
koulanter  Ausführung,  zu  soliden  Preisen 

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Wäsche,  Brennmaterialien  etc.  durch  alle  Etagen.  \ eiltilutioiisfciistcr  lllit  (ilasjaloiisicil  statt  der  gewöhnlichen 
Luftklappen,  überall  leicht  anzubringen,  ohne  das  Lieht  zu  beeinträchtigen,  sehr  dauerhaft,  bequem  und  bei  jedem  \\  etter 
zu  öffnen,  welche  für  die  Kgl.  Charite,  Lazarethe,  Schulen  etc.  in  grosser  Zahl  ausgeführt  wurden.  Eiserne  >Yeiu- 
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95 


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geflächt ä D' 

Desgl.  geschliffen  . . . . ä D' 

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Theilen  fein  geflächt  ä a' 
Desgl.  geschliffen  . . . . ä D' 

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die  obere  und  vordere  An- 
sicht fein  geflächt  . . ä D' 


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fein  geflächt Thlr. 


Thlr. 

— 

25. 

— 

» 

1. 

5. 

— 

1. 

7. 

6. 

r> 

1. 

27. 

6. 

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1. 

17. 

6. 

7) 

2. 

5. 

1. 

1. 

12. 

6. 

1. 


22. 

2. 

28. 


1. 

Sgr. 

Sgr. 


Desgl.  geschliffen 
Desgl.  12"  stark,  fein  geflächt 

Desgl.  geschliffen 

Für  einfaches  geschliffenes  Gesims  kommt  hinzu  5 — 8 
do.  geflächtes  do.  do.  3 — 6 

Dieser  Stein  ist  sehr  feinkörnig,  von  weisser  Farbe,  verwittert 
nicht,  nimmt  keine  Feuchtigkeit  an  und  hat  eine  dem  Granit  gleich- 
kommende Festigkeit.  Derselbe  ist  insofern  dem  Granit  vorzuziehen, 
als  er  für  immer  einen  festen  Auftritt  behält  und  sich  nicht  wie 
Granit  glatt  läuft,  daher  namentlich  für  Treppen  und  Perrons  zu 
empfehlen. 

Proben  desselben  liegen  bei  dem  Herrn  Maurer- 
meister Maske  in  Berlin,  Belle  - Alliance- 

Strasse  15  zur  geneigten  Ansicht  und  werden  Bestellungen 
daselbst  oder  direkt  entgegen  genommen. 

C.  F.  PAETZ  in  Velpke 

(im  Braunschweigischen.) 

Hiermit  beehre  ich  mich,  einem  verehrten  Publikum,  wie  nament- 
lich den  Herren  Baumeistern  und  Bauunternehmern  zur  Anlage  von 


Heisswasserheiznngen 

mich  ergebenst  zu  empfehlen. 

Mein  System  empfiehlt  sich  vor  allen  anderen  durch  Billigkeit, 
Zweckmässigkeit  und  die  Leichtigkeit,  es  allenthalben  zur  An- 
wendung zu  bringen,  namentlich  auch  in  schon  bewohnten 
Häusern. 

Verschiedene  Anlagen,  die  ich  hier  ausgeführt  und  die  Refe- 
renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf’s  Leichteste 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
in  meiner  Privatwohnung  in  Pankow,  Berlinerstr.  8,  woselbst  auch 
nähere  Auskunft  ertheilt  wird. 

Pr.  J.  L.  Bacon 

C.  E.  Cross. 


Die  Herzoglich  Braunschweigischen  Steln- 
hrüche  in  Soilinge  liefern 

tieschliffeue  Flnrplatten 

aus  röthlich  grauem  und  weissem  Sandstein  (s.  g.  Wesersandstein- 
platten), in  vorzüglicher  Schönheit  und  Dauerhaftigkeit. 

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mehr  als  100  Jahren  im  Gebrauch  und  bewährt,  hat  sich  durch 
vorzügliche  Eisenbahnverbindungen  auch  in  weiterer  Ferne  Geltung 
verschafft  und  konkurrirt  jetzt  mit  fast  allen  in  Nord-  und  Mittel- 
deutschland vorkommenden  ähnlichen  Produkten.  Die  Stärkesor- 
tirungen  sind  y,  bis  1 Zoll  für  Etagen,  1 bis  2 Zoll  für  Parterre- 
räume, 1%  bis  21/,  Zoll  für  Perrons,  Werkstätten  u.  s.  w.,  3 bis 
4 Zoll  für  Trottoirs ; die  Grösse  der  Platten  V,  bis  4 Quadratfuss. 
Der  Preis  ist  2 bis  4 Sgr.  pro  D'  rhld.,  je  nach  Qualität  und  Stärke, 
das  Gewicht  1 Kubikfuss  = 145  Pfd. 

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frc.  Anfragen  jederzeit  zu  Diensten. 

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Stoffe  und  sind  dadurch  die  dauerhaftesten;  ihre  Leitung  wird  unsichtbar  und  trotzdem  zugänglich  gelegt, 
sie  haben  den  Vorzug  der  Eleganz  und  Sicherheit. 

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Luftdrucktelegraphen  (pneumatische  Klingeln)  für  einfache  und  kurze  Leitungen  zu  empfehlen;  Sprachrohre  etc. 
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deckungs-  und  Gesimsplatten,  Fensterbretter,  Pissoirs,  Treppen- 
stufen, Tischplatten,  Paneele  etc.,  sowie  Kunst-Fabrikate,  als: 
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Pläne  Kostenvoranschläge. 

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sche Kommunen  und  für  einzelne  Etablissements; 
die  Anlage  von  Bfiölirenleitungeii  jeder  Art  in  Guss-  und 
Schmiedeeisen,  Blei,  Asphalt  und  Thon ; 
die  Herstellung  von  Wasser- Anlagen  mit  Pump- 
werken, komplette  Wasch-  und  Bade -Einrichtungen  für  Güter, 
Fabriken  und  einzelne  Häuser. 

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richtungen  bester  Konstruktion,  eisernen  Feldsckinte- 
«len,  Rohrzangen,  Kluppen  etc.; 
ferner  von  Eisen-  und  Messing- Fittings  für  Gas-  und  Wasser, 
Gas  - Koch  - Apparaten , guss-  und  schmiedeeiser- 
nen Röhren,  emaillirten  Yfc'asserleitungs  - Gegen- 
ständen etc. 

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der  Mark,  Gogolin  in  Ober -Schlesien , Hayn  au  in  Schlesien, 
Dirschau  in  Pr.  etc. 

Ausgeführte  Wasser -Anlagen  zu  Hayn  au  in  Schlesien,  für 
die  Fabriken  zu  Viesecke  und  Klein  Le  pp  in  bei  Perleberg, 
für  die  Güter  Wolffshayn  bei  Bunzlau  etc. 


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Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


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bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 

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2%  Sgr.  die  Petitzcile. 


Wochenblatt 

licransgcgekn  von  Mitgliedern 

des  Architcktcn-Vcreins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berlin,  den  13.  März 


1868. 


Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  — 

Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Aka- 
demie in  Berlin  (Fortsetzung).  — Feuilleton:  Architektonisches 
Honorar  der  Preussischen  Baubeamten  in  Privatgeschäften.  — Mit- 


theilungen aus  Vereinen:  Architekten-  und  Ingenieur -Verein 
zu  Kassel.  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Aus  der  Fach- 
litteratur:  Förster’s  allgemeine  Bauzeitnng. — -Personal-Nach- 
richten etc. 


Heber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich. 

Von  Hubert  Stier. 


I. 

Der  bisher  in  Frankreich  bestehende  Unterricht  in 
den  bildenden  Künsten  und  insbesondere  auch  in  der  Ar- 
chitektur, sowie  die  mit  seiner  Pflege  betrauten  Institute, 
haben  in  neuerer  Zeit  wichtige  und  eingreifende  Verände- 
rungen erfahren.  Es  hat  sich  auf  diesem  Gebiete  eine 
Umwälzung  vollzogen,  die  nicht  ohne  Kampf  vor  sielt  ge- 
gangenist, die  die  künstlerischen  Kreise  von  Paris  zu  leb- 
haftester Debatte  über  den  Gegenstand  angeregt  hat  und 
durch  welche  schliesslich  sogar  völlige  Neugestaltungen 
veranlasst  worden  sind.  Sie  scheint  gegenwärtig  einen 
Abschluss  gefunden  zu  haben  und  dürfte  somit  eine  zu- 
sammenhängende Darstellung  ihrer  ziemlich  verwickelten 
Phasen  gestatten. 

Ich  will  im  Nachfolgenden  versuchen  eine  solche 
Darstellung  zu  geben,  gegründet  theils  auf  eigene  Wahr- 
nehmungen, t hei  1s  aut  die  zahlreichen  französischen  Quellen, 
die  offiziellen  Berichte  des  Oberintendanten  und  des  Mi- 
nisters der  schönen  Künste,  die  Brochüren  von  Emile 
Trelat,  Viollet-le-Duc,  Ingres,  Beule  u.  A.,  welche  hei 
dieser  Gelegenheit  veröffentlicht  worden  sind.  Diese  Dar- 
stellung dürfte  ergänzen,  was  in  dieser  Beziehung  an  ver- 
einzelten Nachrichten  auch  nach  Deutschland,  zumeist  frei- 
lich nur  in  politische  Journale  gedrungen  ist,  und  wird 
für  die  Pacligenossen  überhaupt  nicht  ohne  Interesse  sein. 
Denn  jene  Veränderungen,  die  zu  Paris  in  dem  Prinzipe 
und  der  Anwendung  des  architektonischen  Unterrichts  ein- 
getreten sind,  sowie  die  während  der  Debatte  ausge- 
sprochenen und  zum  Theil  auch  verwirklichten  Gedanken 
sind  nicht  für  Frankreich  allein  von  Wichtigkeit:  sie  haben, 
wie  die  Kunst,  der  sie  sich  anschliessen,  ganz  allgemeine 
Bedeutung  und  dürften  theilweise  auch  in  Deutschland 
Anwendung  und  Berücksichtigung  finden.  Man  entschul- 
dige nur  die  etwas  grössere  Ausführlichkeit,  welche  durch 
den  zu  behandelnden  Vorwurf  bedingt  wird. 

Es  ist  zunächst  nothwendig  ein  Bild  von  dem  Zu- 
stande zu  gebeji,  in  welchem  der  architektonische  Unter- 
richt in  Frankreich  etwa  seit  dem  ersten  Kaiserreiche  in 
unveränderter  Gestalt  fortgeführt  worden  war.  Die  Haupt- 
rolle fiel  hierbei  der  Academie  des  beaux  arts  und  der 
mit  ihr  vereinigten  Kunstschule,  Ecole  des  beaux  arts,  zu. 

Wählend  der  glänzendsten  Epoche  der  Regierung 
Ludwig  XIV,  unter  Mazarin  und  Colbert,  war  die  Aca- 
demie des  beaux  arts  als  eine  Genossenschaft,  von  Künst- 
lern gestiftet  worden,  damals  wesentlich  in  dem  Sinne, 
denselben  eine  freie  und  ehrenvolle  Stellung  zu  gewähren 
gegenüber  den  noch  zu  Recht  bestehenden  Zünften.  Heut 
zu  Tage  ist  sie  eine  geschlossene  Körperschaft  von  vier- 
zig Mitgliedern  geworden,  die  künstlerische  Abtheilung, 
die  vierte  Klasse  des  grossen  Instituts  von  Frankreich, 
eine  oberste  Zunft  im  Gebiete  der  Künste,  die  sich  selbst 


durch  Kooptation  ergänzt  und  deren  Mitglied  zu  sein  die 
letzte  Ruhmesstaffel  in  der  Laufbahn  eines  französischen 
Künstlers  bezeichnet.  Ausser  dieser  Stellung  als  Ehren- 
posten würde  sie  eine  hervorragende  Bedeutung  für  die 
Kunst  ihres  Landes  in  unserer  Zeit  naturgemäss  kaum 
noch  besitzen,  wenn  nicht  eben  der  Kunstunterricht  von 
ihr  ausschliesslich  geleitet  und  in  seinem  Charakter  be- 
dingt worden  wäre. 

Bald  nach  Stiftung  der  Akademie  waren  die  soge- 
nannten Prix  de  Rome  eingeführt  worden,  Stipendien,  um 
jungen  Künstlern  Gelegenheit  zum  Studium  der  Werke 
Italiens  zu  geben;  1663  für  Maler  und  Bildhauer,  1720 
für  Architekten.  Die  Erlangung  derselben  wurde  als  die 
Bekrönung  der  Lehrzeit,  als  das  Diplom  für  die  künstle- 
rische Befähigung  der  Jugend  betrachtet.  Die  Akademie 
entschied  über  die  Ertheilung  dieser  Preise  und  leitete 
ferner  die  Studien  der  Laureaten  in  Italien,  für  welche 
im  Jahre  1666  sogar  eine  eigene  Kunstschule  zu  Rom 
gegründet  wurde,  welche  daselbst  jetzt  noch  in  der  Villa 
Medici  ihren  Sitz  hat.  Es  lag  nahe,  dass  das  akademische 
Kollegium  durch  diese  Prämien  der  Studienzeit  auch  Ein- 
fluss gewann  auf  diese  vorbereitenden  Studien  seihst  und 
man  hatte  es  geschehen  lassen,  dass  mit  derZeit  die  Ecole 
des  beaux  arts  zu  Paris,  das  einzige  offizielle  Institut 
Frankreichs,  auf  welchem  namentlich  auch  die  Baukunst 
allein  gelehrt  wurde,  eine  von  diesem  Einflüsse  völlig  be- 
herrschte Domäne  geworden  war. 

Seit  1819  bildete  auch  das  Professoren  - Kollegium 
dieser  Schule  eine  geschlossene  Körperschaft,  die  sich  nur 
im  Todesfälle  durch  Kooptation  ergänzte  und  in  welcher 
selbstverständlich  alle  Mitglieder  der  Akademie  die  her- 
vorragende und  tonangebende  Stelle  einnahmen*).  Hier- 
mit war  denn  der  Akademie  die  Alleinherrschaft  auf  dem 
Gebiete  des  Kunstunterrichts  gesichert.  Selbst  die  Re- 
gierung, die  zwar  ein  Bestätigungsrecht  über  die  Wahlen 
hesass,  vermochte  hiermit  allein  nicht  einzuwirken  auf 
diese  kompakte  Masse,  die  in  der  That  ein  Staat  im  Staate, 
ihr  Gebiet  und  darüber  hinaus  die  Kunst  seihst  mit  all 
dem  schädlichen  Einflüsse  regierte,  den  eine  Zunft,  seihst 
hei  den  besten  Absichten  einzelner  ihrer  Mitglieder,  zu 
guter  Letzt  immer  ausühen  muss.  Die  Beseitigung  dieses 
Einflusses  ist  denn  auch  das  Hauptmoment  in  der  darzu- 
stellenden Bewegung. 

*)  Bezeichnend  ist  unter  Anderm  auch  die  Art,  wie  das  Direk- 
torium der  Schule,  das  in  bestimmten  Zeitfristen  wechselte,  ergänzt 
wurde.  Es  bestand  aus  einem  Direktor,  einem  Vizedirektor,  einem 
berathenden  Mitglied  und  einem  Sekretair,  die  aus  dem  Kollegium 
zu  wählen  waren.  Daboi  war  Sitte,  dass  der  ahtretende  Direktor 
I die  Stelle  des  berathenden  Mitgliedes  erhielt,  der  Vizedirektor  ward 
Direktor  und  Sekretair  war  ein  für  allemal  der  lebenslänglich  an- 
| gestellte  Sekretair  der  Akademie. 


98 


Was  aber  verstand  man  auf  der  Ecole  des  beaux  arts 
unter  architektonischem  Unterricht  und  wie  ward  er  aus- 
geübt? 

Es  mag  hier  von  vornherein  bemerkt  werden,  dass, 
da  die  Baukunst  hier  zugleich  mit  den  übrigen  bildenden 
Künsten  gelehrt  wurde,  man  offenbar  manche  Einrichtun- 
gen, die  für  jene  allenfalls  zugelassen  werden  konnten, 
auch  auf  diese  übertragen  batte,  zum  entschiedenen  Nach- 
theil der  gereifteren  Schwester. 

Die  Zulassung  der  Studirenden,  an  welche  keine  For- 
derungen eines  bestimmten  Grades  allgemeiner  Bildung 
gestellt  wurden,  geschah  halbjährlich  auf  Grund  einer 
Prüfung,  welche  neben  der  Kenntniss  in  den  Elementen 
des  freien  und  architektonischen  Zeichnens  sich  auch  auf 
einen  Theil  der  niedern  Mathematik  erstreckte. 

Die  Schüler  waren  demnächst  angewiesen  eine  Reihe 
von  Aufgaben  zu  lösen,  welche  die  architektonische  For- 
menlehre und  Komposition,  die  Konstruktion,  die  beschrei- 
bende Geometrie  mit  Schattenkonstruktion  und  Perspek- 
tive, endlich  in  beschränktem  Maasse  das  Ornamentzeich- 
nen umfassten.  Die  Professoren  der  betreffenden  Fächer 
stellten  diese  Aufgaben,  denen  der  Gedanke  einer  zwei- 
jährigen Studienzeit  zu  Grunde  lag  und  die  natürlich  nach 
einem  fortschreitenden  Systeme  geordnet  waren.  Man  un- 
terschied Schüler  erster  und  zweiter  Klasse,  von  denen 
die  ersteren  sich  fast  ausschliesslich  nur  noch  mit  der 
architektonischen  Komposition  beschäftigten.  Alle  diese 
Aufgaben  — und  es  gab  deren  genug  um  den  Studirenden 
fortwährend  in  Athem  zu  erhalten  — wurden  im  Wege 
der  Konkurrenz  und  in  Klausur,  bei  grösseren  Vorwürfen 
auf  Grund  einer  am  ersten  Tage  anzufertigenden  Skizze, 
gelöst.  Das  Kollegium  der  Professoren  entschied  über  die 
Arbeiten  und  ertheilte  darnach  Medaillen,  die  sogenannten 
Prix  d’Emulation.  Nach  der  Zahl  dieser  Medaillen  wur- 
den die  Schüler  klassifizirt  und  versetzt,  und  um  die  Schule 
als  Eleve  erster  Klasse  verlassen  zu  können,  hatte  man 
eine  leidliche  Anzahl  derselben  nachzuweisen.  — Die  Auf- 
zählung des  unerquicklichen  Schemas  erlässt  man  mir 
wohl.  — 

Nur  wer  den  Anforderungen  in  dieser  Hinsicht  Ge- 
nüge gethan,  gelangte  schliesslich  zur  Zulassung  bei  der 
Konkurrenz  für  den  römischen  Preis,  als  Beschluss  und 
Bekrönung  des  Systems  wohl  auch  schlechthin  der  grosse 
Preis,  grand  Prix  genannt.  Nach  dem  Laute  der  ur- 
sprünglichen Bestimmungen  stand  zwar  die  Betheiligung 
an  dieser  letzten  Konkurrenz  jedem  Franzosen  ohne  Aus- 


nahme zu,  der  das  dreissigste  Jahr  nicht  überschritten 
hatte,  allein  die  Akademie  würde  eine  solche  Umgehung 
ihrer  Schule  kaum  geduldet  haben , und  der  Usus  hatte 
dann  das  freisinnige  Gesetz  verdrängt.  Bis  zum  dreissig- 
sten  Jahre  blieb  übrigens  Jeder,  der  einmal  eine  Medaille 
gewonnen  hatte,  Schüler  der  Ecole  und  besass  also  bei 
der  nöthigen  Ausdauer  Müsse  genug,  diesen  aufsteigenden 
Weg  bis  zum  Gelingen  durchzumachen.  Seit  lange  gab 
übrigens  die  Akademie  neben  dem  ersten  auch  noch  einen 
zweiten  grossen  Preis;  dass  ihr  und  nicht  dem  Professoren- 
Kollegium  bei  dieser  Konkurrenz  die  Entscheidung  zu- 
stand,  ist  schon  oben  bemerkt  worden. 

Der  Werth  eines  Bildungsganges,  der  die  Absolvi- 
rung  einer  solchen  gehäuften  Reihe  von  Konkurrenzen 
als  oberstes  Prinzip  anerkennt,  ist  an  sich  schon  zweifel- 
haft; zumal  wenn  ihm,  wie  hier  geschah,  das  wichtige 
Element  der  Kritik  fehlt,  da  die  Ertheilung  der  Medaille, 
die  höchstens  den  absoluten,  aber  nie  den  relativen  Werth 
einer  Arbeit  feststellen  konnte,  die  einzige  Aeusserung 
der  Herren  Professoren  war.  Leider  waren  diese  Auf- 
gaben aber  auch  Alles,  was  die  Schule  überhaupt  bot. 
Von  einem  damit  verbundenen  oder  auf  sie  vorbereitenden 
Unterrichte  war  keine  Rede;  Lehrstühle  waren  zwar  ge- 
gründet worden  und  Professoren  dafür  dotirt,  aber  nie- 
mals war  von  einem  derselben  gelesen  worden.  Ausser 
einem  magern  Kursus  im  Aktzeichnen  ward  auf  dem 
ersten,  für  künstlerische  Ausbildung  bestimmten  Institute 
Frankreichs  überhaupt  kein  Unterricht  ertheilt.  Für  einen 
Architekten  war  durchaus  keines  der  notbwendigen  Bil- 
dungsmittel, nicht  einmal  eine  Bibliothek  auf  der  Ecole  des 
beaux  arts  vorhanden.  Es  klingt  dies  unglaublich  und  ist 
doch  von  den  verschiedensten  Seiten  anerkannt  und  von 
keiner  Seite  bestritten  worden. 

Eine  andere  Einrichtung  freilich  sollte  wohl  diesen 
Mangel  ergänzen  und  theilweise  mildern  helfen,  die  eigen- 
thümlich  französische  Institution  der  Ateliers.  Jeder 
Studirende  hatte  sich  in  das  Atelier  irgend  eines  aner- 
kannten Meisters  aufnehmen  zu  lassen.  Der  Gedanke, 
dass  er  dort  die  nöthige  Belehrung  erhalten  könne,  wird 
dem  wohl  zu  Grunde  gelegen  haben.  Wenn  aber  dies 
System  nun  auch  allenfalls  für  Maler  und  Bildhauer  an- 
wendbar erscheint,  so  ist  doch  leicht  zu  begreifen,  dass 
selbst  ein  mit  dem  besten  Willen  begabter  Lehrer  nicht 
allein  zu  unterrichten  vermag  auf  dem  ausgedehnten  Gebiete 
der  Baukunst,  zumal  wenn  er  ausserdem  prakiisch  thätig 
ist  und  seine  Eleven  nicht  etwa  wie  bei  uns  in  Deutsch- 


FEUILLETON. 

Architektonisches  Honorar  der  Preussischen  Baiiheaniten  in 
Privatgeschäften. 

In  No.  46.  d.  Bl.  (Jahrg.  67)  hatten  wir  der 
grossen  Misstände  Erwähnung  gethan,  welche  unserem 
Fache  durch  eine  noch  vielverbreitete  falsche  Auffassung 
über  den  materiellen  Werth  architektonischer  Arbeiten 
erwachsen,  und  unter  Besprechung  eines  speziellen  Falles 
darauf  hingewiesen,  dass  an  diesen  Zuständen  die  Stel- 
lung der  meisten  Preussischen  Architekten,  welche  als 
Bau  beamte  im  Staatsdienste  stehen,  nicht  den  kleinsten 
Antheil  hat.  Es  ist  uns,  durch  diesen  kurzen  Artikel 
veranlasst,  von  befreundeter  Seite  Abschrift  mehrer  Ak- 
tenstücke zugegangen,  welche  über  das  offizielle  Verhält- 
niss  der  Preussischen  Baubeamten  zu  Privatgeschäften 
Aufschluss  ertheilen.  Eine  Mittheilung  aus  denselben 
erscheint  uns  um  so  gerechtfertigter,  als  dieselben  für 
jene  Beamten  noch  direkte  Bedeutung  beanspruchen, 
während  sie  für  unsere  anderen  Leser  als  historische 
Dokumente,  wie  die  Leistungen  unserer  Fachgenossen  in 
früherer  Zeit  beurtheilt  wurden,  nicht  ohne  Interesse  sein 
dürften. 

Das  Hauptstück  bildet  eine  unterm  13.  Februar  1772 
erlassene  „Taxe  der  Kommissionsgebühren  für  die  Bau- 
bedienten in  der  Churmark,  wenn  selbige  ausser  den 
ihnen  für  ordinair  angewiesenen  Offizial -Verrichtungen 
Privat-  oder  andere  Kommissionen  überkommen  oder 


übernehmen;  was  ihnen  dafür  ausser  ihrem  jährlichen  Ge- 
halt und  lixirten  Diäten  zu  mehrerer  Subsistance  bezahlt 
werden  soll,  wo  sie  zu  fordern  berechtigt.“  Es  setzt 
diese  sehr  spezialisirte  Taxe,  welche  nach  2 Kapiteln: 
„Bei  Kämmerei-,  Stadt-  und  anderen  bürgerlichen  und 
Privat-Kommissionen“,  sowie  „Von  Kirchen-  und  Pfarr- 
bauten“,  (beide  übrigens  mit  wesentlich  übereinstimmenden 
Sätzen),  geordnet  ist,  die  Gebühren  nach  Thalern  und 
guten  Groschen  und  zwar  grösstentheils  für  je  100  Thlr. 
der  Anschlagssumme  fest,  weshalb  wir  in  nachstehendem 
Auszuge  einfache  Prozentsätze  angegeben  haben.  Es 
sollen  gezahlt  werden: 

A.  Bei  Reparaturen. 

1.  Für  eine  blosse  Besichtigung  und  Revision  mit  Einsendung 
des  Revisions-Protokolles  und  Berichts  pro  Tag  an  Diäten  2 Thlr. 

2.  Wenn  Anschläge  von  Reparaturen  zu  maohen  1%  des  An- 
schlags. 

3.  Werden  aber  Veränderungen  bei  solchen  Reparaturen  vor- 
genommen  und  wird  dazu  eine  Zeichnung  erfordert,  so  werden 
noch  */,%  für  die  Zeichnung  zugelegt,  und  insofern  die  Sache  \on 
Wichtigkeit  ist,  z.  B.  an  einer  Kirche  oder  gar  an  einem  Thurm, 
dass  die  Anschlagssumme  über  1000  Thlr.  beträgt,  so  wird  für 
die  Zeichnung  nur  aparte  bezahlt  */,»/,. 

Und  versteht  sich  von  selbst,  dass  der  Baubediente  Papier  und 
Farben  ex  propriis  reichet,  auch  die  Ausmessung  des  Gebäudes 
darunter  mitbegriffen  ist. 

B.  Bei  blosser  Aufnahme  der  Gebäude  und  Zeichnungen 
davon  zu  machen. 

1.  Ein  Gebäude  aufzumessen,  so  ganz  regulär  ist,  und  Grund- 
risse der  Etagen  zu  machen,  pro  Q'  der  Zeichnung  4 Thlr. 

2.  Für  ein  irreguläres  Gebäude  pro  Q'  5*i  Thlr. 

3.  Werden  aber  die  Favaden  mitgezeichnet  pro  Qj‘  einer  simplen 
Fafade  G Thlr. 


99 


land  als  Hiilfsarbeiter  benutzt.  Hieran  wurde  aber  auch 
in  den  meisten  Fällen  gar  nicht  gedacht;  das  Atelier  war 
vielmehr  zu  meist  nur  eine  Coterie,  in  der  der  Meister 
selten  sich  blicken  liess,  in  welcher  aber  seine  Ansichten 
und  Gedanken  sich  fortpflanzten,  und  in  welcher  die  Mit- 
tel zur  Absolvirung  des  Konkurrenzenganges  auf  der 
Ecole  des  beaux  arts  von  Generation  zu  Generation  sich 
mechanisch  übertrugen  und  erlernt  wurden. 

Verursacht  wurde  dieser  Zustand  zum  Theil  wohl 
dadurch,  dass  die  Ateliers  der  Mitglieder  der  Akademie, 
in  deren  Händen  ja  der  römische  Preis  lag,  vor  Allem 
aufgesucht  wurden,  so  dass  die  an  sich  freisinnige  Ein- 
richtung in  den  Händen  dieser  Herren  zum  unbestrittenen 
Monopol  herabsank.  Sie  behandelten  sie  denn  auch  dar- 
nach und  der  Unterricht  ward  auch  hier  zum  blossen  Phan- 
tom. Der  Schüler  musste  sich  vor  Allem  zum  Glauben 


seines  Meisters  bekennen,  wofür  ihm  dann  der  Einfluss 
desselben  in  seiner  weiteren  Laufbahn  gesichert  war.  Man 
würde  natürlich  zu  weit  gehen,  wollte  man  diese  Auffas- 
sung des  Verhältnisses  als  die  allgemeine  bezeichnen.  Es 
hat  Meister  genug  gegeben,  die  dasselbe  in  ernsterer  und 
würdigerer  Weise  auffassten,  und  aus  deren  Ateliers  ganz 
unabhängig  von  der  Ecole  des  beaux  arts  tüchtige  Künst- 
ler hervorgegangen  sind.  Stimmten  ihre  Ansichten  aber 
nicht  überein  mit  denen  der  Akademie,  so  ward  gegen  sie 
und  die  Leistungen  ihrer  Schüler  seitens  derselben  ein 
Ostrazismus  ausgeübt,  von  dem  krasse  Beispiele  angeführt 
werden.  In  neuerer  Zeit  hatten  sich,  vielleicht  aus  diesem 
Grunde,  viele  Ateliers  geschlossen  und  es  war  ein  empfind- 
licher Mangel  in  dieser  Hinsicht  eingetreten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Reiseuotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867. 


Brandenburg  und  Magdeburg. 

An  die  Besichtigung  der  berühmten  Monumental- 
Bauten  in  Brandenburg  schloss  sich  eine  flüchtige  Be- 
sichtigung der  dortigen  Kesselschleuse,  die  zwischen  2 Ka- 
nalhaltungen liegt , deren  Axen 
einen  stumpfen  Winkel  mit  ein- 
ander bilden;  die  Kammer  fasst 
nach  Aussage  der  Schiffer  etwa 
8 — 10  Oder-Kähne  je  nach  der 
Grösse  derselben , und  sollen  auch 
weiterhin  in  den  die  Oder  mit  der 
Havel  verbindenden  Kanälen  noch 
Schleusen  Vorkommen,  deren  Kam- 
mern 3 bis  4 Kähne  aufnehmen 
können.  Genaueres  hierüber,  sowie 
über  die  Abmessungen  dieser  ausser- 
gewöhnlichen  Anlagen  war  in  der 
kurzen  Zeit  nicht  zu  ermitteln.  Die  Konstruktionen  dieser 
Kesselschleuse  zeigen  überall  Holz  als  Baumaterial:  die 
Seitenwände  der  Kammer  sowie  der  Häupter  sind  als 
Bohlwerke  konstruirt  und  durch  Erdanker  gehalten.  Die 
lichte  Weite  im  Haupt  beträgt  25  */4' ; das  augenblickliche, 
jedoch  mit  dem  Wasserstande  der  Havel  sich  ändernde 
Gefälle  betrug  etwa  21/2'. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  nur  etwa  die 
von  der  gewöhnlichen  Konstruktion  etwas  abweichende 


(Fortsetzung.) 

obere  Befestigung  des  die  Wen- 
denische bildenden  Stieles  und 
der  Wendesäule  des  Thores. 
Der  die  Wendenische  bildende 
Stiel  ist  nach  der  Längenrich- 
tung der  Schleuse  durch  2 Stre- 
ben gestützt,  und  lehnt  sich, 
wie  gewöhnlich,  seitwärts  an 
den  korrespondirenden  Wand- 
stiel. Während  aber  dieser 
sonst  gegen  den  seitwärts  wir- 
kenden Druck  der  geschlossenen  Schleusenthore  durch  die 
dahinter  angeordnete  und  gewöhnlich  bis  zum  Terrain 
hochgeführte  Spundwand  in  seiner  ganzen  Höhe  geschützt 
wird,  ist  hier  eine  derartige  Anordnung  nicht  zu  erkennen, 
sondern  es  zeigt  sich  nur  ein  nach  Art  der  Erdanker  an- 
geordneter Stossbalken  (ft  der  Skizze)  der  in  ca.  21/2' 
Höhe  über  dem  Terrain  frei  liegt  und  den  obersten  Theil 
der  Wendenische  abstützt;  dieser  schliesst  sich  dem  Bohl- 
werke an,  das  durchweg  ebenfalls  etwa  2 1/2'  über  das 
Terrain  hinaufgeführt  ist  und  eine  um  die  ganze  Schleuse 
herumlaufende  Brüstung  bildet. 

Die  Wendesäule  des  Thores  ist  oberhalb  des  Ober- 
rahms rund  abgedreht,  und  von  einem  ganz  geschlossenen 
Halsbande  umfasst,  das  nach  hinten  zu  in  einen  starken 
eisernen  Anker  ausläuft.  Dieser  Anker  ist  zunächst  durch 
den  die  Wendenische  bildenden  Stiel  hindurchgezogen  und 


i- 


a 


4.  Für  eine  Fafade  nach  architektonischer  Ordnung  und  Putz, 
pro  Q]'  nachdem  die  Arbeit  ist,  8 — 12  Thlr.,  (bei  aussergewübnlich 
schwierigen  Aufnahmen,  Kirchen  etc.,  eventuell  noch  höhere  Sätze 
nach  dem  Arbitrio  des  Baudirektors),  wobei  festgesetzt  wird,  dass 
der  Maasstab  nicht  grösser  als  1 rhld.  Zoll  auf  12  rhld.  Duodezi- 
malfuss  zu  rechnen  und  bei  grösseren  Maasstäben  so  viel  weniger 
nach  Proportion  zu  bezahlen. 

C.  Von  Anschlägen  zu  neuen  Gebäuden. 

1.  Für  einen  Anschlag  von  einem  hölzernen  neuen  Gebäude, 
bei  einer  Anschlagssumme  von  600  Thlr.  1%  u.  s.  w.  fallend  bis 
211  5/ii%  bei  3000  bis  4000  Thlr.;  bei  Kirchen  mit  noch  höherer 
Anschlagssumme  in  max.  ■/, % . 

2.  Für  einen  Anschlag  von  einem  massiven  Gebäude,  wenn 
die  Kosten  desselben  nicht  über  800  Thlr.  steigen, 4  5;4 °/0  bis  zu 
gleichfalls  y,,°/0  bei  3000  bis  400t)  Thlr.;  bei  Kirchen  von  2000 
bis  15000  Thlr.  s/ia%,  für  einen  Anschlag  zu  einem  Thurm  durch 
die  Bank  l°/0. 

D.  Von  Zeichnungen  zu  neuen  Bauten. 

Für  eine  Zeichnung  zu  einem  hölzernen  Gebäude  bei  einer 
Anschlagssumme  von  600  Thlr.  y3%  bis  zu  •/,<>/„  bei  1000  — 
3000  T h lr.  Für  Zeichnungen  zu  massiven  Kirchen  und  Pfarrge- 
bäuden  wird  eben  als  was  für  die  hölzernen  angesetzt,  bezahlt. 
Wenn  aber  gute  und  zierliche  Thürme  und  Prolile  zu  zeichnen 
Vorkommen,  die  von  einer  ordinairen  Zeichnung  abgehen,  wird 
dem  Arbitrio  des  Bau -Direktoriums  überlassen,  proportionirlich 
zu  estimiren. 

Weiter  werden  die  Gebühren  für  die  Revision  von 
Anschlägen  und  Zeichnungen  etc.  festgesetzt.  Charakte- 
ristisch für  den  Geist,  in  welchem  die  Taxe  verfasst  wurde, 
ist  der  geringe  Werth,  welcher  der  Idee,  der  Erfindung 
beigemessen  wird,  so  dass  Projekte  stets  niedriger  geschätzt 
werden,  als  der  äusserlich  mühsamere  Kostenanschlag. 
Materiell  scheinen  die  „Baubedienten,“  trotz  der  für  unsere 
Begriffe  unglaublichen  Niedrigkeit  der  meisten  Sätze,  sich 


doch  nicht  schlecht  bei  dieser  später  auf  den  ganzen 
Staat  ausgedehnten  Taxe  gestanden  zu  haben,  die  ihre 
Anwendung  vorzugsweise  wohl  auf  fiskalische  Nebenarbei- 
ten und  Arbeiten  im  Interesse  der  Kommunen  gefunden 


ordie,  welche  die  Sätze,  soweit  sie  in  erster  Beziehung 
liquidirt  wurden,  auf  die  Hälfte  herabsetzte  und  nur 
dann  ein  besonderes  Honorar  von  1 bis  2 % bewilligte, 

| wenn  der  Beamte  auch  die  Bauleitung  übernahm;  im  Jahre 
1805  wurde  eine  Taxe  nach  Prozenten  für  alle  Bauten 
fiskalischer  Rechnung  ganz  aufgehoben  und  für  solche 
Nebenarbeiten  nur  1 Thlr.  Diäten  bewilligt,  „indem,  wie 
angeführt  wurde,  die  Mühewaltung  bei  solchen  Geschäften 
nicht  von  der  Grösse  des  Kostenbedarfs  abhängig,  über- 
haupt aber  auch  eine  solche  Bestimmung  der  Gebühren 
nach  den  Prozenten  im  Grunde  eine  Belohnung  für  die 
hohe  Veranschlagung  der  Bauten  ist.“  — 

Für  Liquidationen  in  Privatangelegenheiten 
I ist  die  qu.  Taxe  bis  heute  noch  nicht  aufgehoben; 
wenigstens  ist  dieselbe  in  einem  Gutachten  der  Kgl.  Ober- 
Bau-Deputation  vom  11.  Dezember  1824  ausdrücklich  noch 
als  die  einzig  bestehende  Norm  für  Liquidationen  der  im 
Staatsdienste  angestellten  Baubeamten  bei  Privatgeschäften 
anerkannt  worden.  Architekten,  welche  preussische  Staats- 
beamte sind  und  wegen  ihrer  Honorarforderungen  bei  Pri- 
vatbauten in  Differenzen  mit  dem  Bauherrn  gerathen  sollten, 
mögen  sich  daher  vorsehen , dass  sie  bei  gerichtlicher 
Entscheidung  durch  Berufung  auf  jene  wahrscheinlich  noch 
immer  zu  Recht  bestehende  Taxe  nicht  in  Nachtheil  ge- 
rathen. 


100 


dann  von  unten  in  den  starken  frei  zu  Tage  liegenden 
Balken  eines  Erdankers  (b  der  Skizze)  eingelassen,  und 
mit  demselben  dreimal  verbolzt.  Es  scheint  dies  die  allei- 
nige Verankerung  des  Halsbandes  zu  sein.  — Gegen  beide  | 
Konstruktionen  dürften  sich  Einwendungen  machen  lassen,  j 
und  zu  ihrer  Nachahmung  um  so  weniger  Veranlassung  vor-  ! 
lianden  sein,  als  in  neuerer  Zeit  wohl  meistens  solideren  Kon- 
struktionen der  Vorzug  vor  Holzbauten  eingeräumt  wird.  — 
In  Magdeburg  ist  die  Fahrbahn  fast  sämmtlicher 
Brücken  als  Klotzpflaster  konstruirt.  Auf  der  eisernen  Gitter- 
Brücke,  wo  der  Verkehr  ein  ausserordentlich  lebhafter  ist,  liegt 
in  der  Fahrbahn  noch  jetzt  das  bei  der  Erbauung  der  Brücke 
(1861)  gefertigte  Klotzpflaster,  das  bisher  keine  Repara- 
turen erfordert  hat,  sich  aber  allerdings  auch  jetzt  in 
einem  Zustande  befindet,  der  eine  gänzliche  Erneuerung 
des  Pflasters  in  nicht  sehr  ferner  Zeit  nothwendig  machen 
dürfte.  Zur  Anfertigung  dieses  Pflasters  werden  4 Zoll 
hohe  eichene  Klötze  mit  quadratischem  Kopfe  von  5 Zoll 
Seite  verwendet,  und  auf  einen  3 bis  4 Zoll  starken 
Bohlenbelag  in  parallelen,  normal  gegen  die  Strassenaxe 
gerichteten  Reihen  in  Verband  gesetzt.  In  die  Fugen 
wird  dann  scharfer  Sand  mit  stumpfen  Besen  eingekehrt 
und  dann  wohl  auch  noch  eine  Sandschüttung  darüber 
gebracht.  Der  Preis  der  eichenen  Klötze  stellt  sich  zur 
Zeit  auf  ca.  22 V2  Sgr.  pro  Kubikfuss  Eichenholz.  — 

Auf  der  Elbe  ist  neuerdings  nach  französischem  Muster 
eine  Kettenschiftährt  eingerichtet,  die  zum  Schleppen  der 
Kähne,  vorzugsweise  bei  der  Bergfahrt,  benutzt  wird,  und 
über  die  das  Architekten -Wochenblatt  bereits  im  1.  Jahr- 
gange S.  306  und  314  ausführlichere  Mittheilungen  ge- 
bracht hat,  namentlich  im  Vergleich  mit  der  Kettenschiff- 
fahrt auf  der  Seine.  - Das  Prinzip  dieser  Schleppschiffahrt 
ist  demnach  bekanntlich  Folgendes;  Auf  der  Sohle  des 
Flusses  liegt  eine  oft  meilenlange  Kette,  die  an  beiden 


Enden  befestigt,  in  der  Mitte  aufgenommen  und  über 
ein  Dampfschiff  geführt  ist,  auf  welchem  sich  Räder  be- 
finden, die  durch  eine  Dampfmaschine  in  Rotation  ver- 
setzt werden,  und  die  sich  daher  nach  Belieben  an  der 
umgeschlungenen  Kette  vorwärts  und  rückwärts  abwälzen 
können;  in  gleicher  Weise  muss  sich  also  auch  das  Dampf- 
schiff (Kettenschiff,  Toueur)  stromauf  oder  stromab  be- 
wegen. Da  die  Fortbewegung  des  Schiffes  an  der  Kette 
eine  sehr  sichere  ist,  so  ist  damit  auch  ein  sehr  sicheres 
und  bequemes  Mittel  gewonnen,  diesen  Dampfer  nebst  den 
etwa  angehängten  Kähnen  stromauf,  selbst  gegen  eine 
heftige  Strömung  und  über  Stromschnellen  hinweg  zu  be- 
wegen, wo  gewöhnliche  Räder-  oder  Schraubendampfschiffe 
wegen  der  zu  grossen  Geschwindigkeit  des  Wassers  nicht 
mehr  die  erforderliche  Zugkraft  würden  ausüben  können. 
Diese  Vortheile  der  Kettenschiffahrt  (Touage)  würden  sich 
allerdings  nur  auf  gerade  Flusstrecken  mit  fester  Sohle 
beschränken,  weil  in  Serpentinen  die  Lage  der  Kette  nicht 
gesichert  wäre,  und  in  leicht  beweglichem  Boden  die  Kette 
leicht  durch  Ablagerungen  verschüttet  werden  könnte. 

Diese  Umstände  Hessen  gerade  für  die  Elbe  bei  Mag- 
deburg die  Touage  als  zweckmässig  erscheinen,  und  so 
wurde  denn  zwischen  der  Neustadt  und  Buckau  eine  eng- 
lische Ankerkette  versenkt,  die  aus  mehren  mittelst  Schloss- 
gliedern zusammengesetzten  Stücken  besteht  und  eine  Ge- 
sammtlänge  von  ca.  3/4  Meilen  erhielt.  Die  Kette  ist  ein- 
fach aus  Rundeisen  von  T/8"  engl.  Stärke  gearbeitet  und 
zeigt  33/4"  lange  Schaken  ohne  Stege;  sie  löst  sich  vom 
Boden  schon  etwa  200'  weit  vor  dem  Schiffe. 

Das  Schiff  ist  — wie  in  jenen  Artikeln  bereits  an- 
gegeben — ganz  aus  Eisenblech  gefertigt,  17t»'  lang,  22' 
breit  und  geht  mit  vollständiger  Ausrüstung  nur  17"  engl, 
tief;  es  ist  an  jedem  Ende  mit  einem  Steuerruder  ver- 
sehen, die  beide  gleichzeitig  von  der  Mitte  des  Verdeckes 
aus  in  Bewegung  gesetzt  werden;  das  Verdeck  hat  nach 
beiden  Enden  hin  etwas  Gefälle.  Die  Dampfdome,  Schorn- 
steine und  Kessel  liegen  zur  Seite  der  Kiellinie,  weil  in 
der  Mitte  des  ganzen  Verdeckes  die  Rinne  angeordnet  ist, 


in  welcher  die  von  der  Flussohle  aufgehobene  Kette  über 
Rollen  und  Walzen  den  Triebrädern  zugeführt  wird.  Weil 
nun  die  Längenachse  des  Schiffes  nicht  immer  mit  der 

Richtung  der  aufzu- 
hebenden Kette  zu- 
sammenfällt, und  das 
Schiff  im  Stande  sein 
muss,  der  nicht  im- 
mer geradlinig  gela- 
gerten Kette  zu  fol- 
gen, musste  an  jedem 
Ende  des  Schiffes  ein 
bewegliches  ausla- 
dendes Rinnenstück 
angeordnet  werden. 
Jeder  dieser  Ausle- 
ger ist  von  Eisen 
und  hat  eine  solche 
Länge,  dass  er  in 
einer  Entfernung  von 
ca.  7 */a ' vom  Dreh- 
punkte auf  2 kleinen  Rädern  ruht,  die  an  der  Bordkante 
auf  Flachschienen  laufen,  und  jenseits  der  Bordkante 
noch  eine  grosse  Rolle  und  2 vertikale  Walzen  zur  sichern 
Einführung  der  aufgehobenen  Kette  in  den  Ausleger  trägt. 
Unmittelbar  neben  dem  Drehpunkte  des  Auslegers  befin- 
den sich  wiederum  zwei  vertikale  Walzen  zur  Einführung 
der  Kette  aus  dem  Ausleger  in  den  festen  Rinnentheil. 
Diese  feste  Rinne  zeigt  hölzerne  Seitenwangen  und  bis 
zu  den  auf  der  Mitte  des  Verdecks  aufgestellten  Trieb- 
rädern etwa  16,  theils  konische,  theils  zylindrische  Walzen. 

Die  Dampfmaschine,  welche  die  Triebräder  treibt,  hat 
angeblich  60  Pferdekräfte  und  arbeitet  mit  2 Zylindern, 
welche  eine  gemeinschaftliche  Trieb  - Achse  treiben, 

und  vermittelst  eines 
Getriebes  von  ca.  3' 
Durchmesser  2 gleich 
grosse  Zahnräder  von 
ca.  6'  Durchmesser 
in  gleichem  Sinne 
in  Umdrehung  ver- 
setzen. Auf  den  Ach- 
sen dieser  Zahnräder 
sind  nun  ausserhalb 
des  bedeckten  Ma- 
schinen - Raumes  die 
Kettentrommeln  fest- 
gekeilt, um  welche 
die  Kette  umge- 
schlungen ist.  Da 
jede  Trommelwelle 
4 Rinnen  trägt,  ^ so 
ist  die  Kette  3 1 ^ mal 
um  diesebeiden  Trom- 
meln umgeschlungen, 
wodurch  eine  so 
grosse  Reibung  er- 
zeugt wird,  dass  ein 
selbstständiges  Glei- 
ten der  Kette  über 
die  Trommel  fort 
nur  zuweilen  noch  bei  sehr  starken  Zügen  eintritt,  wenn 
z.  B.  an  das  Kettenschiff  noch  7 — 8 zu  schleppende  Kähne 
angehängt  sind.  Ausser  den  Rinnen,  deren  jede  4"  breit 
ist,  so  dass  die  Kette  bequem  Raum  darin  findet,  trägt 
jede  Kettentrommel  noch  eine  Bremsscheibe,  gegen  welche 
vermittelst  einer  unterhalb  des  Verdeckes  angebrachten, 
jedoch  vom  Verdeck  aus  in  Thätigkeit  zu  setzenden  Vor- 
richtung ein  Bremsklotz  fest  angedrückt  werden  kann; 
diese  Bremsklötze  sind  in  ihrem  untern  Theile  um  feste, 
auf  dem  Verdeck  ruhende  Achsen  drehbar.  Der  Durch- 
messer der  Trommelwellen  beträgt  ca.  3,/4'  und  die  Ent- 
fernung beider  Achsen  von  einander  ca.  8 '/*'  ; die  äusser- 
sten  Enden  der  beiden  Achsen  sind  nicht  weiter  gestützt, 
sondern  nur  gegen  einander  abgesteift. 

Die  Maschine  arbeitet  stets  mit  voller  Kraft,  so  dass 
die  Geschwindigkeit,  mit  welcher  sich  das  Kettenschiff 


101 


stromaufwärts  fortbewegt,  lediglich  von  der  angehängten 
Last  abhängt;  bei  kleinem  Wasser  können  nicht  gut  mehr 
als  3 Kähne  angehängt  werden,  und  beträgt  die  Geschwin- 
digkeit dann  angeblich  etwa  b bis  6'  pro  Sekunde;  bei 
wachsendem  Wasser  kann  dann  die  Zahl  der  angehängten 
Schiffe  wohl  bis  auf  7 und  8 vermehrt  werden,  jedoch 
nur  auf  Kosten  der  Geschwindigkeit.  Stromabwärts  fährt 
das  Kettenschiff  fast  immer  leer,  weil  die  Kähne  bei  der 
Thalfährt  keiner  Hilfe  bedürfen;  die  Geschwindigkeit  des 
Kettenschiffes  wächst  dann  wohl  bis  auf  7 und  8'  pro 
Sekunde. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Mittheilung-en  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Cassel.  Haupt- 
versammlung am  25.  Februar  1SG8.  Die  Versammlung  wurde 
in  Abwesenheit  des  Vorsitzenden  durch  Hrn.  Lingemann 
eröffnet. 

Zunächst  wurde  der  Maschinentechniker  Hr.  Has  durch  sta- 
tutgemässe  Abstimmung  als  hiesiges  Mitglied  aufgenommen, 
hierauf  die  von  der  Redaktionskommission  revidirten,  bezw. 
vervollständigten  Vereinsstatuteu  vorgelesen  und  deren  An- 
nahme und  Vervielfältigung  durch  den  Druck  beschlossen. 

Ein  Gesuch  des  Vereinsdieners  um  Fixirung  der  Vergü- 
tung für  seine  Dienstleistungen  wurde  dem  Vorstand  zur  ent- 
sprechenden Erledigung  überwiesen. 

Hr.  von  Dehn-Rotfelser  trug  sodann  den  Schluss  seines 
Berichtes  über  die  Baukunst  in  der  Pariser -Welt -Anstellung 
und  die  neuere  Bauthätigkeit  in  Paris  vor,  worauf  von  Hrn. 
Streckert  im  Anschluss  an  einen  früher  vorgetragenen  Theil 
dieses  Berichtes  über  die  Konstruktion,  bezw.  die  Art  und 
Weise  der  Bauausführung  der  russischen  Häuser,  sowie  über 
die  Lebensweise  von  deren  Bewohnern  spezielle  Mittheilung 
gemacht,  auch  dabei  die  gewöhnlichen,  sowie  die  comfortabel 
eingerichteten  Bäder  dortselbst  näher  beschrieben  wurden. 

Weiter  angemeldete  Vorträge  mussten  wegen  vorgerückter 
Zeit  auf  die  nächste  Versammlung  verschoben  werden. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Hauptversammlung  am 
7.  März  1868.  Vorsitzender  Hr.  Böckmaun,  anwesend  189 
Mitglieder. 

Die  Herren:  Behmer,  Fischer,  Fröbel,  Heinrich, 
Hin,  Japel,  Lipschitz,  Mackenthun,  Rauch,  Sarrazin, 
Schiefer,  Schmidt,  Willet  wurden  als  Mitglieder  in  den 
Verein  aufgenommen.  Neu  eingegangen  sind  5 Monatskon- 
kurrenzen; die  Abstimmung  über  die  in  der  letzten  Sitzung 
beurtheilten  Aufgaben  pro  Februar  (Omnibus -Wartesalon) 
ertheilte  der  Arbeit  mit  dem  Motto  „Omnibus“,  als  deren 
Verfasser  sich  Herr  La  Pierre  ergab,  den  Preis. 

Nach  Erledigung  mehr  er  kleiner  Mittheilungen  und  Ver- 
einsangelegenheiten, unter  denen  wir  die  dem  Säckelmeister 
auf  Bericht  der  Revisoren  ertheilte  Decharge  hervorhebeu, 
wandte  sich  der  Verein  dem  Hauptgegenstande  der  diesmali- 
gen Tagesordnung,  dem  Bericht  der  zur  Beurtheilung  der 
Schinkelfest-Konkurrenzen  gewählten  Kommission  zu. 

Das  Referat  über  die  7 Konkurrenz- Entwürfe  im  Ge- 
biete des  Hochbaus  trug  Hr.  Blankenstein  vor.  Die  Auf- 
gabe, Entwurf  eines  Parlamentshauses  für  Preussen  in  Berlin 
auf  der  Baustelle  des  Kunstakademie- Viertels,  war  sowohl  we- 
gen ihrer  Ausdehnung  als  wegen  des  Mangels  an  geeigneten 
Vorbildern  eine  schwierige;  um  so  mehr  wurde  daher  die  rege 
Betheiligung  und  die  grosse  Sorgfalt  anerkannt,  mit  der  sämmt- 
liche  Konkurrenten  sich  ihrer  Bearbeitung  unterzogen  hatten. 
Der  engen  Begränzung  der  Baustelle  und  dem  präzisen  Pro- 
gramm ist  es  zu  danken,  dass  sich  dabei  Alle  mehr  oder  we- 
niger in  den  Grenzen  der  Ausführbarkeit  gehalten  und  vor 
Uebertreibungeu  gehütet  haben;  die  Entwürfe  haben  dadurch 
eine  gewisse  Gleichmässigkeit  erlangt,  welche  die  Beurtheilung 
wesentlich  erleichtert  hat. 

Am  Wenigsten  gelungen  sind  im  Allgemeinen  die  Grund- 
rissdispositionen , bei  denen  sich  eine  gewisse  Unsicherheit  in 
der  Kenntniss  des  parlamentarischen  Lebens  geltend  macht, 
Besseres  ist  in  Betretl  der  inneren  und  äusseren  Architektur 
geleistet  worden.  Im  Einzelnen  ist  die  Auffassung  der  7 Ent- 
würfe natürlich  verschieden,  der  spezitisch  künstlerische,  wie 
der  verständig  praktische  Sinn  sind  vorwiegend  betont  worden. 
Im  Stile  sind  grossentheils  antike  Formen  im  Sinne  der  Ber- 
liner Schule,  zum  Theil  in  Anwendung  auf  den  Backsteinbau 
gewählt  worden,  während  einer  der  Konkurrenten  eine  reiche 
gothische  Architektur  angewendet,  ein  anderer  neue  Gestal- 
tungen zu  schäften  sich  bemüht  hat. 

Das  Resultat  der  Kommissions -Berathungen  sind  folgende 
einstimmig  gefassten  Beschlüsse.  Der  erste  Preis  von  100 
Friedrichsd’or  wird  der  Arbeit  mit  dem  Motto  „Vaterland“ 


ertheilt,  welche  sowohl  in  grossartiger  Grundrissdisposition,  wie 
in  schwungvoller  Bearbeitung  der  inneren  Architektur  allen  an- 
deren voransteht.  Der  im  vorigen  Jahre  nicht  zur  Verwendung 
gekommene  Preis  wird  zu  gleichen  Theilen  zwischen  den  Ar- 
beiten mit  den  Mottos  „Berlin“  und  „Solon“  zum  Zwecke  je 
einer  kleineren  Studienreise  getbeilt.  Die  Vereins -Medaille 
wird  ausser  an  die  Verfasser  dieser  Arbeiten  auch  noch  an 
den  Autor  des  Entwurfs  mit  dem  Motto:  „ A.  D.  1400“  ver- 
liehen, und  sind  diese  4 Arbeiten  der  Technischen  Bau-Depu- 
tation zur  Annahme  als  Probe -Arbeiten  für  die  Baumeister- 
Prüfung  empfohlen  worden.  Die  Technische  Bau -Deputation 
ist  auf  diesen  Antrag  (bei  der  letzten  Arbeit  jedoch  nur  be- 
dingter Weise)  eingegaugen;  hingegen  hat  Sr.  Exzellenz  der 
Hr.  Minister  für  Handel  etc.  den  Antrag,  den  Preis  des  vori- 
gen Jahres  zwischen  zwei  Konkurrenten  zu  theilen,  als  nach 
der  Bestimmung  desselben  unstatthaft,  zurückgewiesen.  Da 
eine  nochmalige  Berathung  der  Kommission,  ob  sie  demzufolge 
einem  der  beiden  Entwürfe  den  Vorzug  geben  wolle,  noch  nicht 
hatte  stattiinden  können,  so  wurde  die  Eröffnung  der  betreffen- 
den Mottos  vorläufig  sistirt.  Als  Verfasser  des  mit  dom  ersten 
Preise  gekrönten  Entwurfs  wurde  Hr.  Franz  Schwechten, 
als  der  des  Entwurfs  „A.  D.  1400“  Hr.  Elis  proklamirt. 

Das  Referat  der  zur  Beurtheilung  der  4 Entwürfe  im 
Wasserbau  (Seehafen  bei  Arcona)  niedergesetzten  Kommission 
trug  Hr.  Wagner  vor.  Eine  Gleichmässigkeit  der  Entwürfe 
ist  hier  nicht  vorhanden  gewesen.  Die  eine,  vollständig 
idealistisch  aufgefasste  Arbeit  ergeht  sich  in  weit  über  die 
Aufgabe  hinausschweifenden  Erörterungen  und  der  Entwicke- 
lung weitläufiger  Theorien,  während  die  drei  anderen  eine 
fleissige,  zum  Theil  auf  örtlicher  Anschauung  beruhende  und 
daher  selbstständige  Lösung  der  Aufgabe  zeigen,  die  mehr 
oder  weniger  gelungen  ist.  Die  Kommission  hat  diese  drei 
Arbeiten  der  Technischen  Bau- Deputation  zur  Annahme 
empfohlen  und  ist  dieselbe  bedingungslos  darauf  eingegangen. 
Der  Preis  von  100  Friedrichsd’or  ist  der  Arbeit  mit  dem 
Motto  „Nordost“  ertheilt  worden,  welche  bei  einer  guten  Ge- 
sammt-  Disposition  namentlich  durch  eine  vorzügliche  Durch- 
arbeitung aller  Details  sich  auszeichnet.  Als  Verfasser  der- 
selben wurde  Hr.  Edgar  Stuertz  proklamirt. 

Den  beiden  Kommissionen  wurde  für  ihre  mühevolle, 
aufopfernde  Thätigkeit  vom  Vorsitzenden  der  Dank  des  Ver- 
eines votirt.  — F.  — 

Aus  der  Fachliteratur. 

Förster’s  Allgemeine  Bauzeitung,  Jahrgang  1867,  Heft 
X — XII. 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens. 

1 ) Der  neue  Personenbahnhof  in  Stuttgart,  m i t - 
getheilt  vom  Oberbaurath  Morlock.  Die  Station  Stutt- 
gart (Kopfstation)  bildet  den  Zentral-Bahnhof  für  das  Würt- 
tembergische  Eisenbahnnetz.  Die  Unzulänglichkeit  der  seit- 
herigen Anlage,  namentlich  auch  der  Uebelstaud , dass  die 
Halle  und  überhaupt  der  Personenbahnhof  zugleich  für  den 
Güterverkehr  in  Anspruch  genommen  werden  musste,  veran- 
lasste  den  Umbau  des  Bahnhofes,  womit  im  Juli  1864  be- 
gonnen wurde,  während  die  Benutzung  der  neuen  Anlage  mit 
Mai  1867  eingetreten  ist.  Da  ein  Verständniss  der  Gesammt- 
anlage  ohne  genaue  Motiviruug  der  sehr  komplizirten  Lokal- 
verhältnisse kaum  möglich  ist  und  wir  hierin  dem  Originale 
ausführlich  unmöglich  nachkommen  können,  soll  nur  die  Er- 
wähnung einzelner  Hauptpunkte  folgen: 

Als  Hauptprogramm  - Bedingungen  wurden  festgestellt: 
Trennung  von  Personen-  und  Güterbahnhof;  — Einrichtung 
des  Personenbahnhofes  je  mit  eigenen  Geleisen  und  Perrons 
für  Ankunft  und  Abgang  in  beiden  Richtungen  (nämlich 
beziehlich  der  nach  Osten  und  der  nach  Westen);  ferner 
Möglichkeit,  die  auf  einer  der  beiden  Hauptrichtungen  an- 
kommenden  Züge  unabhängig  von  der  ordentlichen  Zufahrt 
auch  auf  der  anderen  Seite  einlaufen  zu  lassen;  — direkte 
Verbindung  des  Güterbahnhofes  mit  beiden  Bahnen. 

Die  Ausführung  dieses  Programmes  war  mit  grossen 
Schwierigkeiten  verknüpft,  unter  Anderem  mussten  das  ganze 
Bahnhofsplanum  erhöht,  die  Friedrichs-  und  Schloss  - Strasse 
tiefer  gelegt,  die  Steigungen  der  Bahn  nach  Kaunstadt  und 
Ludwigsburg  zu  von  ’/ns  auf  ’/ioo  umgewandelt  werden.  Ueber- 
dies  war  die  freie  Raumdisposition  durch  die  umschliessenden 
werthvollen  Gebäude  wesentlich  behindert. 

Hiernach  war  für  den  Personenbahnhof  ( unter  Beibehal- 
tung der  an  der  Schloss -Strasse  belegenen  Hochbauten)  die 
Anlage  zweier  Hallen  mit  grossem  Mittelperron  unumgänglich 
geboten.  Die  Hallen  haben  eine  Länge  von  580'  (würtemb.), 
eine  lichte  Weite  von  100',  sind  durch  leichte  Eiseukou- 
struktion  überdacht  und  erhalten  sowohl  seitliches  als  oberes 
Licht.  Die  Seitenperrons  verlängern  sich  noch,  theil  weise 


102 


überdacht,  über  die  Halle  hinaus.  Die  Wartesäle  sind  auf 
dem  Mittelperron  symmetrisch  angeordnet,  und  erfolgt  der 
Zugang  vom  Bahnhofe  von  der  Schloss- Strasse  aus  durch  ein 
Haupt- Vestibül,  welches  die  Verbindung  aller  Theile  vermit- 
telt. Vom  Souterrain  aus  führt  ein  unterirdischer  Gang  nach 
dem  jenseits  der  Schloss- Strasse  gelegenen  Postgebäude,  um 
die  lästige  Beförderung  der  Postkarren  über  die  Perrons  und 
die  Schloss- Strasse  zu  vermeiden. 

Die  Heizung  des  Mittelbaues  wird  mittelst  erwärmter  Luft 
bewirkt,  und  sind  hierzu  vier  grosse  und  zwei  kleine  Kalori- 
fers angeordnet.  Die  Ausströmungsöffnungen  befinden  sich  in 
einer  Höhe  von  9',  während  die  Abzugskanäle  am  Boden  ein- 
münden. Mit  der  Heizung  ist  zugleich  die  Ventilation  der 
Räumlichkeiten  verbunden,  indem  gemauerte  Kanäle  nach  den 
Rosten  der  Kalorifers  führen.  Am  Schlüsse  des  Aufsatzes 
wird  die  Wahl  dieses  Heizungssystemes  ausführlich  motivirt 
und  angegeben,  dass  die  geringen  Anlagekosten,  der  einfache 
und  gefahrlose  Betrieb,  ferner  die  Eigenthümlichkeit  für  die 
Luftheizung  entschieden  habe,  dass  sie  gewissermassen  auch 
von  selbst  die  Ventilation  darbiete.  Das  mit  der  Luftheizung 
sonst  wohl  verbundene  Ueberhitzen  und  die  grosse  relative 
Trockenheit  der  Luft  hat  man  durch  Anlage  eines  Wasserbe- 
hälters innerhalb  der  Heizkammer  zu  mindern  gesucht. 

Bei  der  Anlage  des  Güterbahnhofes  endlich  ist  darauf 
Bedacht  genommen,  die  Güterzüge  von  dem  Personenbahnhöfe 
fern  zu  halten,  die  Verbindung  der  Geleise  möglichst  direkt 
herzustellen  und  eine  genügende  Anzahl  von  Aufstellungs- 
und Rangirgeleisen  von  hinreichender  Länge  zu  erhalten. 

2)  Apparate  zur  Vertheilung  des  Wassers  in  den 
Städten,  von  den  Herren  Hermann  in  Paris.  Die  ver- 
schiedensten Apparate  (Ventile,  Mundlöcher,  Verbindungs- 
stücke), wie  sie  zur  Verzweigung  der  Leitungen  sowie  zur 
Vertheilung  des  Wassers  in  Brunnen  und  Wohngebäuden 
erforderlich  sind,  werden  an  mitgetheilten  Detailzeicbnungen 
ausführlich  beschrieben. 

3)  Die  neue  Fahrstrasse  am  Traunsee,  mitge- 
theilt  vom  Bau-Direktor  J.  Baumgartner.  — Die 
durch  das  Salzkammergut  über  Gmunden  führende  Reichs- 
Strasse  war  seither  durch  den  Traunsee  unterbrochen  gewesen; 
zum  Abschluss  derselben  ist  deshalb  in  den  Jahren  1856  bis 
1861  die  neue  Fahrstrasse  zwischen  Gmunden  und  Ebensee 
ausgeführt  worden.  Trazirung  und  Bau  der  Strasse,  die  im- 
mer scharf  am  Seerande  entlang  führend,  in  die  Felswände 
eingeschnitten  und  durch  Futtermauern  abgestützt  ist,  die 
mehre  Tunnels  und  Brücken  enthält,  auch  zum  Theil  gegen 
die  abrutschenden  Gebirgsmassen  mit  Schutzdach  versehen  ist, 
werden  ausführlich  in  Text  und  Zeichnung  erläutert  (darunter 
einige  hübsch  ausgeführte  perspektivische  Skizzen  der  Tunnel- 
Eingänge  und  der  mit  Schutzdach  versehenen  Strecken). 

Gr. 

P er  sonal  - N achrichten. 

Dem  lieg.-  u.  Baurth.  Vogt  zu  Berlin  ist  die  Stelle  eines  tech- 
nischen Mitgliedes  der  Direktion  der  Niederschlesisch -Märkischen 
Eisenbahn  definitiv  verliehen. 

Der  Baumeister  Karl  Ulrich  zu  Thorn  ist  zum  Kreisbaumeister 
zu  Schwetz  ernannt. 

Versetzt  sind : Der  Wasser- Bau -Inspektor  Maass  zu  Thiergar- 


ten-Schleuse bei  Oranienburg  nach  Magdeburg.  — Der  Bau -Inspek- 
tor Rickert  zu  Mühlhausen  nach  Belgard  und  der  Bau- Inspektor 
Doebbel  zu  Belgard  nach  Mühlhausen. 

Am  7.  März  haben  das  Bau  führ  er -Examen  bestanden:  Frie- 
drich Wollenhaupt  aus  Ratibor;  Hans  Hermann  Hager  aus 
Fraustadt;  August  Deipenau  aus  Kl.  Mahner. 


Offene  Stellen. 

1.  Unter  Bezugnahme  auf  die  Annoncen  der  Fortifikation  zu 
Stettin  in  den  Nummern  6 u.  7 dieser  Zeitung  wird  für  zwei  be- 
deutende Hochbauten  ein  geprüfter  und  im  Hoch-  und  Schönbau 
durchaus  bewanderter  Baumeister  gesucht.  Diäten  3 Thlr. 
Voraussichtliche  Beschäftigungszeit  2 bis  3 Jahre. 

2.  Zum  Bau  einer  Chaussee  von  Tempelburg  auf  Polzin  wird 
ein  Baumeister  oder  Bauführer,  wo  möglich  mit  Chaussee- 
Neubauten  schon  bekannt,  sofort  gesucht.  Diäten  2 resp.  I1/,  Thlr. 
und  30  Thlr  monatliche  Fuhrkosten- Entschädigung.  Meldungen 
bei  dem  Kreisbaumeister  Reinhardt  in  Neustettin. 

3.  Zu  den  Hafenbauten  in  Pillau  wird  ein  Baumeister,  oder 
älterer,  im  Wasserbau  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  gesucht.  Meldungen  bei  dem  Hafen -Bauinspektor  Frey  in 
Pillau. 

4.  Die  Königliche  Fortifikation  zu  Rendsburg  sucht  zum  1. 
April  zwei  Baumeister.  Diäten  3 Thlr. 

5.  Ein  geprüfter  Baumeister  kann  vom  1.  April  c.  ab  bei 
der  Fortifikation  zu  Cosel  mit  zwei  Thlr.  Diäten  pro  Tag  Beschäfti- 
gung finden.  Meldungen  schriftlich  unter  Beifügung  der  Zeugnisse. 

6.  Die  König!  Fortifikation  zu  Stralsund  sucht  einen  Bau- 
meister oder  erfahrenen  Bauführer.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

7.  Ein  Baumeister  oder  erfahrener  Bauführer  wird  für 
Chausseebauten  im  Kreise  Braunsberg  gesucht.  Näh.  im  Inseratenth. 

8.  Für  die  Garnisonbauten  der  Festung  Wesel  wird  ein  ge- 
prüfter Baumeister  gesucht.  Nähere  Auskunft  ertheilt  die 
K.  Fortifikation  daselbst. 

9.  Ein  Bauaufseher  der  bei  Chausseebauten  beschäftigt  ge- 
wesen, und  mit  guten  Zeugnissen  versehen  ist,  wird  gesucht  von 
Baumeister  C.  Francke,  Stettin,  Breitestrasse  No.  60. 

10.  Zur  Leitung  des  Ausbaues  des  Schellecker  Dammes  durch 
das  Deime-Thal  bei  Labiau,  welcher  auf  87240  Thlr.  veranschlagt 
ist,  wird  ein  Baumeister  gesucht.  Antritt  sofort,  Diäten  2 Thlr., 
Bauzeit  2 bis  3 Jahre.  Meldungen  beim  Wasserbau  - Inspektor 
Littgen  in  Labiau  bei  Königsberg. 

11.  Zur  Leitung  der  in  der  Festung  Torgau  auszuführenden 
Militairbauten  wird  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  Diäten  bis 
zu  2'/,  Thlr.  auf  längere  Zeit  gesucht.  Meldungen  unter  Bei- 
fügung der  Zeugnisse  sind  an  die  Königliche  Fortifikation  daselbst 
zu  richten. 

Die  in  No.  8,  alinea  9,  und  in  No.  10,  alinea  3,  publizirten 
offenen  Stellen  sind  besetzt. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  A.  D.  in  G.  Wir  könnten  Ihnen  eine  grössere  Anzahl 
von  Werken,  in  denen  Entwürfe  zu  Grabdenkmalen  gesammelt  sind, 
nennen,  sind  jedoch  leider  nicht  in  der  Lage  Ihnen  auch  nur  ein 
einziges  derselben  empfehlen  zu  können.  In  erster  Linie  gilt  dies 
namentlich  für  die  von  Ihnen  vorzugsweise  gewünschten  Entwürfe 
in  mittelalterlichen  Stilarten,  bei  denen  selbst  Talente  wie  Unge- 
witter und  Eisenlohr  völlig  gescheitert  sind. 

Herrn  B.  Berlin:  Die  in  der  vorigen  Nummer  aufgeführten 
I-Profile  sind  in  folgenden  Längen  zu  haben:  die  600mm  hohen 
bis  zu  15'“,  allenfalls  bis  zu  20  m Länge,  die  700mm  hohen  bis  zu 
12 m,  die  800  mm  und  1000  mm  hohen  bis  zu  10m  Länge. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  K.  in  Breslau, 
W.  in  Zwickau,  H.  in  Neustadt  W./Pr.,  B.  in  Insterburg,  D.  in  Berlin. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  14.  März  1868. 

Tagesordnung: 

Vorträge  der  Herren  Burchmann  und  Dr.  Goldschmidt. 

Bekanntmachung. 

Iler  14 reis  Kraunsberg  liat  «len  Bau  von 
etwa  10  Meilen  Breis-Chausseen  besehlossen, 
deren  Ausführung  sofort  beginnen  und  in  5 
bis  6 Jahren  beendet  sein  soll.  Xur  Leitung 
«ler  Kauten  nird  ein  geprüfter  Baumeister 
oder  «‘in  Bauführer,  «ler  seh«>n  früher  mit 
Ausführung  von  Chausseebauten  betraut  ge- 
nesen, gesueht.  tlualiiizirle  Bewerber  wollen 
sieh  «lah«‘r  unter  Einreichung  ihrer  Atteste 
unil  spezieller  Angabe  ihrer  Ansprüche  bei 
dein  ITntt-rzeiehneten  schleunigst  melden. 

Iler  Yorsitz«‘iide  des  Chausseebau-Comites. 

Landratli 

gez.  II i 1 1 e nburge r. 

Ein  junger  Architekt,  welcher  kaufmännische  Kenntnisse  besitzt, 
und  sich  qualifizirt  das  Platzgeschäft  in  Berlin  für  einen  couranten, 
schönen  Fabrikations- Artikel  zu  besorgen,  kann  seine  Adresse  in 
der  Exped.  dies.  Ztg.  unter  der  Abzeichnung  .Architekt*  abgeben,  i 


Heute  Nachmittag  gegen  6 Uhr  starb  unser  geliebter  Sohn  und 
Bruder,  der  Baumeister 

Herrmann  Otto 
nach  mehrmonatlichen  schweren  Leiden. 

Tief  betrübt  widmen  Verwandten  und  Freunden  diese  Anzeige 

Die  Hinterbliebenen. 

Stettin,  den  7.  März  1868. 


Bekanntmachung. 

Die  Königliche  Fortifikation  zu  Stralsund  hat  einen  Baumeister 
oder  erfahrenen  Bauführer  zur  Leitung  grösserer  Garnison- Bauten, 
resp.  zur  Bearbeitung  von  Projekten  anzustellen.  Der  Diätensatz 
für  den  Baumeister  beträgt  21  , Thaler.  Hierauf  Reflektirende  wer- 
den ersucht  sich  bis  zum  16.  März  c.  unter  Angabe  ihrer  bisherigen 
Stellungen  schriftlich  zu  melden. 

Ein  junger  Maurermeister  sucht  unter  bescheidenen  Ansprüchen 
Stellung  im  Comtoir  eines  Bau-  oder  Maurermeisters.  Gef.  Adr. 
mit  Chiffre  A.  Z.  16  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  abzugeben. 

Ein  gewandter  Bauzeichner  resp.  Bauleiter,  sucht  Beschäftigung. 
Näheres  unter  A.  B.  49  befördert  die  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  junger  Mann,  Baugewerksmeister,  sucht  unter  beschei- 
denen Ansprüchen  Engagement.  Offerten  bittet  man  unter  Chiffre 
N.  M.  G.  an  die  Expedition  dieser  Zeitung  franko  gelangen  zulassen. 

Ein  Zimmermann,  im  Zeichnen,  Veranschlagen  und  Buchfüh- 
ren geübt,  sucht  Beschäftigung  im  Comtoir  eines  Zimmermeisters 
oder  Baumeisters  hier  oder  ausserhalb.  Franco-Adr.  sub  B.  N.  15. 
in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 


103 


Gotha-Leinefehler  Eisenbahn. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  von  Gotha  bis  Langen- 
salza im  Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  sollen  drei  Loose 
und  zwar: 

1.  ein  Loos  mit  ca.  1254  Schachtruthen  Mauerwerk, 

2.  ein  Loos  mit  ca.  2119  Schachtruthen  Mauerwerk, 

3.  ein  Loos  mit  ca.  3027  Schachtruthen  Mauerwerk 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissionsverfahrens  an  qualifizirte  Un- 
ternehmer verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions  - Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Bureau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions  - Bedingungen  von  dem  Unterzeich- 
neten auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind,  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der 
Gotha -Leinefelder  Eisenbahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  23.  März  dieses  Jahres,  Vormittags  11  Uhr 
in  dem  oben  bezeichneten  Bureau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termin  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  28.  Februar  1868. 

Der  Abtheilungs  - Baumeister 
Witzeck. 

Dießaugewerkschnie  zu  Holziniiideii  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Stein  hau  er,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts -Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchen  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

(j.  Ilaarinanii. 

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deckungs-  und  Gesimsplatten,  Fensterbretter,  Pissoirs,  Treppen- 
stufen, Tischplatten,  Paneele  etc.,  sowie  Kunst-Fabrikate,  als: 
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das  Ingenieurfach  schlagenden  Angelegenheiten,  und  fertigt  Ent- 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  20.  März  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Heber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Fort- 
setzung.) — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Bau- 
Akademie  zu  Berlin  (Fortsetzung!.  — Nietverbindungen.  — Feuille- 
ton : Schinkelfest  des  Architekten- Vereins  zu  Berlin  am  13.  März  1868. 
— Preis-Aufgaben  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses  in 
Preussen.  — M i tt  h ei  1 u n g e n aus  Vereinen:  Architekten-  und  In- 
genieur-Verein in  Böhmen.  — Architektonischer  Verein  zu  Hamburg. 

— Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Architekten -Verein  zu 
Berlin.  — Vermischtes:  Zahl  der  in  Berlin  ertheilten  Bau-Erlaubniss- 
scheine  pro  1867.  — Schienen  aus  homogenem  sehnigem  Eisen.  — Aus 
der  Fachlitteratur:  Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga. — 
Bauwissenschaftliche  Litteratur,  Januar,  Februar,  März  1 868.  — Kon- 
kurrenzen: Aufgaben  für  den  Preis  „Bordin“  am  Institut  de  France. 
— -Personal-Nachrichten  etc. 

Feber  amiitrktoiusclieii  Unterricht  in  Frankreich. 

(Fortsetzuns.)! 


Doch  wir  kehren  zur  Schule  und  ihrem  Konkurren zen- 
gange zurück;  was  er  bezweckte,  die  Art  seines  Einflusses, 
das  Ideal  der  Akademie  wird  am  besten  aus  einer  Kritik 
der  höchsten  Leistung  in  demselben  hervorgehen,  der  Ar- 
beiten der  grands  Prix,  wie  sie  in  dem  Archive  der  Aka- 
demie aufbewahrt  sind.  Alle  den  grands  Prix  vorangehen- 
den kleineren  Aufgaben  sind  wesentlich  desselben  Charak- 
ters, nur  oftmals  viel  individueller  in  ihrer  Lösung. 

Die  Arbeiten  wurden  auf  Grund  einer  vorläufigen 
Skizze  in  einer  Klausur  von  drei  Monaten,  die  man  mit 
entwürdigender  Strenge  handhabte,  angefertigt.  Schon  die 
Programme  sind  für  den  Charakter  der  Arbeiten  bezeich- 
nend. In  lapidarer  Kürze  abgefasst  legen  sie  den  Zweck 
des  Gebäudes  dar,  zählen  die  Ilaupträume  oder  auch  nur 
die  Hauptgruppen  auf  und  geben  allenfalls  noch  einen 
Flächenraum  oder  eine  Notiz  über  die  Lage  des  Bau- 
platzes an.  Aufgaben,  die  eigenartige,  praktische  Lösun- 
gen im  Auge  haben,  auf  das  Detail  einer  Anlage  ein- 
gehen  oder  eine  über  das  Allgemeine  hinausreichende 
Kenntniss  von  der  Benutzung  einer  Gebäudeart  verlangen, 
werden  kaum  gestellt  und  Verstösse  in  dieser  Hinsicht 
leicht  genommen;  dagegen  ist  ein  mit  möglichster  Kolossa- 
lität,  möglichster  Massenentfaltung  auftretender  Idealismus 
schon  in  der  Aufgabe  vorgesehen  und  seine  Erreichung 
Ilauptbedingnng.  Schon  diese  Programme  binden  sich 
weder  an  Ort  und  Zeit  noch  an  irgend  welche  praktische 
und  materielle  Rücksichten,  sie  haben  bereits  Phantasie- 
bilder im  Auge  und  ihre  Lösungen  sind  denn  auch  Phan- 
tasiebauten für  eine  eigene  aristophanische  Wolkenstadt! 

Langweilig  aber  und  uniform  genug  sieht  sie  aus 
diese  Wolkenstadt  und  die  Akademiedoktrin  hat  das  Ihrige 
dazu  gethan ! Man  wird  darüber  betroffen,  wenn  man  die 
lange  Reihe  dieser  Arbeiten  betrachtet  und  stets  die  An- 
tike, die  Renaissance  oder  vielmehr  das  ungleich  mono- 
tonere, im  französischen  Geiste  aufgefangene  Spiegelbild 
derselben  als  Stilform  wiederkehren  sieht.  Nur  zwischen 
einzelnen  grösseren  Epochen  lässt  ein  Unterschied  sich 
wahrnehmen.  So  treten  nach  einander  auf:  das  Neu- 
römerthum des  Kaiserreichs,  das  dun  höchsten  Ausdruck 
der  Kunst  erreicht  zu  haben  glaubte,  wenn  es  ihm  ge- 
lungen war,  ein  Gebäude  ohne  Fenster  herzustellen  — die 
Architektur  der  dreissiger  und  vierziger  Jahre  mit  ge- 
häufter Anwendung  griechischer  Säulenhallen  und  Pilaster- 
systeme, — immerhin  übrigens  noch  die  besten  Leistungen  — 
endlich  die  Kunst  des  zweiten  Kaiserreichs  mit  den  barocken 
Renaissanceformen,  gegen  die  sonderbar  genug  die  Aka- 
demie, sich  nicht  hat  verwahren  können.  Innerhalb  dieser 
Epochen  unterscheiden  die  Arbeiten  sich  nur  wenig  nach 
dem  Geschick  der  Bearbeiter.  Auch  die  Entwürfe  grosser 
Namen,  die  späterhin  ihren  eigenen  Weg  gewandelt  sind, 
zeigen  davon  hier  nur  eine  höchst  sparsame  Andeutung 
und  niemals  stösst  man  auf  eine  Arbeit,  die  sich  dem 
Schema,  wenn  nicht  mit  Glück,  so  doch  mit  Mutli  zu  ent- 


ziehen gesucht,  geschweige  dass  anderweitige  Stilformen 
angewendet  wären,  wie  bei  uns  wohl  in  Deutschland. 
Auch  von  der  Poesie,  mit  der  deutsche  Meister  hier  und 
da  solche  ideale  Aufgaben  zu  behandeln  gewusst  haben, 
findet  sich  hier  wenig  vor  und  damit  allein  schon  ver- 
liert dieser  Idealismus  einen  Theil  seines  Bodens;  an  ihre 
Stelle  tritt  dagegen,  wie  leider  so  oft  auch  anderwärts  in 
Frankreich,  die  glänzende  Phrase. 

Die  erfreulichste  und  theilweise  wahrhaft  künstle- 
rische Seite  dieser  Arbeiten  bleibt  jedoch  schliesslich  die 
Grundrissanordnung.  Strenge  Symmetrie,  sorgfältig  durch- 
gefiihrte  Axentheilung  sind  natürlich  hier  zwingendes  Ge- 
setz; von  einer  malerischen  Anordnung  ist  selbst  hei  Auf- 
gaben, die  dieselbe  gewissermassen  bedingen,  keine  Rede. 
Innerhalb  dieser  Schranken  aber  ist  die  Disposition  der 
Baugruppen,  ihre  gegenseitige  Verbindung,  die  Anlage 
von  Sälen,  Treppen,  Vorhallen  u.  s.  w.  stets  mit  Geschick 
und  nicht  selten  mit  Schwung  gelöst.  Die  geringe  Rück- 
sicht auf  praktische  Detailforderungen  erleichtert  dies  frei- 
lich, doch  es  ist  bemerkenswert!),  wie  auch  draussen  in 
der  Praxis  allen  französischen  Bauten  dieser  Vorzug  bleibt. 
Mögen  sie  in  ihrem  Aeusseren  uns  noch  so  oft  abstossen, 
ihre  inneren  Dispositionen  sind  fast  stets  von  Anziehungs- 
kraft, und  Werth,  oder  um  mich  eines  Beispiels  zu  be- 
dienen, das  seinerzeit  auch  in  diesem  Blatte  angeführt 
wurde:  ich  gebe  gerne  zu,  dass  kein  Franzose  den  äusse- 
ren Aufbau  des  Schinkelschen  Schauspielhauses  würde  er- 
reicht haben,  aber  den  Eingang  in  dies  Gebäude  durch 
den  Keller  hätte  er  uns  erspart. 

Die  Konstruktion  nimmt  in  den  grands  Prix  nur 
eine  sehr  untergeordnete  Stelle  ein,  sie  wird  kaum  ange- 
deutet, geschweige  denn  dass  sie  einen  Einfluss  auf  die 
Gestaltung  des  Monumentes  ausübt.  Eine  ungleich  wich- 
tigere Rolle  spielt  dagegen  die  äussere,  fast  durchweg  mit 
Geschick  behandelte  Darstellung.  Aber  sonderbar  genug 
tritt  auch  in  diesen,  meist  kolossal  grossen  Zeichnungen 
ein  ganz  bestimmtes  Schema  auf.  Es  wiederholt  sich  stets 
ein  sorgfältig  ausgezogener  Kontour,  in  denselben  Farben 
ausgeführt,  denen  zumeist  ein  Anlegen  der  Schatten  mit 
chinesischer  Tusche  vorangeht.  Es  sind  stets  dieselben 
schwarz  angelegten  Grundrisse  mit  typischen  Andeutungen 
für  die  landschaftliche  Umgehung,  dieselben  Durchschnitte 
mit  konstruirten  Schatten,  in  die  oft  ein  ganzes  Feuerwerk 
von  bunten  Lichtern  eingesetzt  ist,  dieselben  Mittelchen 
und  Effekte  der  Darstellung  endlich,  die  sich  wiederholen, 
wie  die  Witze  im  Hefte  eines  alten  Professors.  Auch  die 
Zeichnung,  diese  Handschrift  des  Architekten,  scheint  hier 
ihre  Individualität  aufzugeben.  Einzeln  betrachtet  und  auf 
den  ersten  Blick  imponiren  diese  Arbeiten  freilich  durch  das 
Geschick  von  Komposition,  Durchführung  und  routinirter 
Darstellung,  aber  in  ihrer  Gesammtheit,  ihrem  Prinzipe 
nach,  als  letztes  Resultat,  als  höchstes  und  einziges  Ziel 


106 


eines  langen  Studiums,  sind  sie  schliesslich  doch  nur  von 
einem  sehr  bedingten  Werthe. 

Die  ganze  grosse  wissenschaftliche  und  praktische 
Seite  der  Baukunst  war  über  dem  Einschulen  auf  dies  ab- 
geschlossene Gebiet  eines  einseitigen  Idealismus  fast  gänz- 
lich vernachlässigt  worden,  und  die  Schüler  der  Ecole  des 
beaux  Arts  waren  nach  Absolvirung  ihrer  Lehrzeit,  falls 
sie  nicht  zufällig  auf  irgend  einem  anderen  Wege  sich 
jene  Kenntnisse  mühselig  hatten  erwerben  können,  so  gut 
wie  unbrauchbar  für  die  architektonische  Praxis.  Auf  den 
meisten  französischen  Bauplätzen  waren  die  Stellen  der 
Hülfsarbeiter,  in  denen  bei  uns  die  Jugend  sich  heraufar- 
beitet, in  die  Hände  von  Bauhandwerkern  übergegangen. 
An  brauchbaren  jüngeren  Kräften  herrschte  der  empfind- 
lichste Mangel,  und  man  suchte  die  Lücken  in  dieser  Hin- 
sicht schliesslich  von  überall  anderswoher  als  aus  den 
Schülern  der  Ecole  des  beaux  Arts  zu  ergänzen,  welche 
neben  ihrer  praktischen  Unkenntniss  dann  auch  noch  ein 
gutes  Stück  eingeimpften  Ilochmuths  besassen. 

Statt  der  wissenschaftlichen  Kenntnisse  gab  ihnen  die 
Akademie  ihre  Doktrin  in  die  Hand,  für  welche  sie 
selbst  schliesslich  keine  überzeugenden  Gründe  anzuführen 
wusste.  Sie  hatten  sich  auf  dieselbe  eingelernt,  ohne  dass 
eine  eigene  Urtheilskraft  in  ihnen  geweckt  worden  war. 
Späterhin  und  von  diesem  Zwange  in  der  Praxis  theil- 
weise  befreit,  brach  dann  häufig  ein  Kampf  in  ihnen  aus 
mit  diesem  Schema,  das  zu  guter  Letzt  in  seiner  Nichtig- 
keit erkannt  wurde,  an  dessen  Stelle  man  aber  bei  dem 
Mangel  selbstständiger  Bildung  nichts  besseres  zu  setzen 
vermochte.  Nur  zu  oft  kam  man  dabei  auf  völlige  Prin- 
ziplosigkeit  heraus.  Sollten  sich  nicht  hiermit  so  manche 
schlimme  Produkte  neuerer  französischer  Kunst  besser  er- 
klären lassen,  als  mit  der  abgedroschenen  Phrase  der 
französischen  Leichtfertigkeit?  — 

Ja,  diese  auf  offenbaren  Missbräuchen  beruhenden 
Verhältnisse  hatten  schliesslich  sogar  in  den  Schülerkreisen 
zu  einer  Art  Kunstideal  geführt,  wie  man  ihm  wohl  in 
unschädlicherer  Weise  in  wirren  Malerköpfen  begegnet 
und  das  uns  Emile  Trelat  schildert  indem  er  sagt:  „Wie 
„oft  habe  ich  es  aus  den  Aeusserungen  der  Jugend  kon- 
„statiren  können,  dass  die  Ansicht  fast  zu  einem  Atelier- 
„axiom  geworden  ist:  ein  Architekt  brauche  nichts  zu 
„lernen,  Alles  was  für  ihn  notlnvendig  sei,  finde  er  an 
„der  Spitze  seines  Bleistiftes,  praktische  und  wissenschaft- 
liche Kenntnisse  vermögen  nur  seinen  Geist  zu  hemmen 
„und  den  Schwung  seiner  Phantasie  zu  beeinträchtigen  — 
„ein  Prinzip,  das  schliesslich  hinauslaufen  muss  auf  die 
„wissentliche  Verleugnung  der  Kunst  selbst  und  auf  die 
„traurigste  Routine,  das  den  Architekten  zum  Handlanger 
„im  Dienste  des  Technikers  erniedrigt  und  der  Kunst 
„die  ihr  in  der  Gesellschaft  gebührende  Stelle  raubt.“ 

Diejenigen  Schüler,  welche,  auf  die  höchste  Ehre  ver- 
zichtend, sich  mit  dem  Prädikate  eines  Eleven  erster  Klasse 
begnügten,  besassen  wenigstens  noch  die  Zeit  ihre  Bildung 
späterhin  zu  ergänzen,  sehr  Viele  aber  tappten  bis  zum 
letzten  Termine,  dem  dreissigsten  Jahre,  an  der  Thür  des 
römischen  Preises  mit  allem  Elend  und  der  ganzen  scbliess- 
lichen  Unbrauchbarkeit  grauer  deutscher  Examenskandi- 
daten umher.  Man  nannte  dies  technisch  „faire  place“. 
Wenige  waren  schliesslich  so  glücklich  rasch  dies  letzte 
Ziel  zu  erreichen. 

Auf  die  Studien  derselben  in  Italien,  zu  welchen  der 
römische  Preis  sie  verpflichtete,  ist  nun  noch  ein  Blick  zu 
werfen.  Diese  Studien  erstreckten  sich  auf  die  Dauer 
von  fünf  Jahren  und  auch  hier  hatte  die  Akademie  zu 
Paris  ein  Schema  von  jährlich  an  sie  einzureichenden 
Zeichnungen  aufgestellt,  den  sogenannten  Envois  de  Rome, 
die  sich  von  der  Aufnahme  antiker  Bautlieile  steigerten 
bis  zur  sorgfältigen  Verzeichnung  e'nes  grösseren  Ueber- 
restes  und  seiner  Wiederherstellung.  Es  handelte  sich  in- 
dessen hier  ausschliesslich  um  Denkmale  des  Alterthums, 
anfänglich  sogar  speziell  nur  um  die  römischen,  bis  man 
allmählich  doch  auch  die  griechischen  Monumente  heran- 
zog und  sogar  zu  Athen  eine  eigene  Pflanzschule  der  Villa 
Medici  begründete.  In  den  Ateliers  beider  Schulen  wurden 
dann  jene  Envois  de  Rome  angefertigt  auf  Grund  der 
vorangegangenen  Aufnahmen,  grosse,  sorgfältig  behandelte 


Blätter,  die  aber  wenig  an  sich  tragen  von  der  Vielseitig- 
keit und  der  gesunden  Ursprünglichkeit  einer  Reiseskizze. 
Sie  beanspruchten  zudem  die  Zeit  der  Studirenden  fast 
vollständig  und  für  die  sonstige  Kunstherrlichkeit  des 
Südens  blieb  ihnen  wenig  Zeit  übrig. 

Andere  Länder  etwa  als  Italien  und  höchstens  Grie- 
chenland aufzusuchen  war  streng  verpönt,  von  England 
oder  gar  Deutschland  zu  schweigen  wurden  sogar  die 
wichtigen  Denkmale  des  eigenen  Landes  gänzlich  ignorirt. 
Mit  krasser  Einseitigkeit  fesselte  man  die  Eleven  durch 
fünf  Jahre  bester  Entwickelung,  fern  von  ihrem  einstigen 
Wirkungskreise,  an  das  Alterthum,  und  der  Nutzen,  der 
sich  für  dieselben  an  diese  Studien  knüpfte,  war  dem  ge- 
genüber in  der  That  recht  gering. 

Merkwürdiger  Weise  war  er  aber  fast  ebenso  gering 
für  die  Erforschung  der  Monumente  selbst,  obgleich 
manche  derselben  wohl  fünf  oder  sechsmal  gemessen  wor- 
den sind  und  selten,  mit  Ausnahmen,  wie  etwa  in  den 
Caracalla-Thermen  Abel  Blouets  und  den  Parthenon- Auf- 
nahmen von  Paccard,  ist  etwas  davon  aus  den  Archiven 
der  Akademie,  denen  diese  Arbeiten  schliesslich  verblieben, 
an  das  Tageslicht  getreten.*)  Die  Restaurationen  aber, 
zu  denen  es  überhaupt  eigenartiger  und  speziell  gebildeter 
Naturen  bedarf,  sind  meist  nur  nach  einer  nicht  zu  ver- 
kennenden Schablone  behandelt. 

Auch  der  schöne  Gedanke  schliesslich,  der  der  Stiftung 
der  Schule  der  Villa  Medici  zu  Grunde  gelegen  hat:  den 
jungen  Studirenden  in  Rom  eine  freie  und  angenehme 
Arbeitsstätte  zu  schaffen,  ihnen  Anweisung  zu  geben  im 
Studium  der  Denkmale  der  ewigen  Stadt,  verlor  seinen 
Werth  dadurch  wieder,  dass  sich  in  dem  Kreise  der  dort 
für  längere  Zeit  Vereinigten  ein  Stück  Paris  mit  seinen 
Koterie-Ansichten  gebildet  hatte,  welches  sie  gegen  viele 
Eindrücke  der  Umgebung  abschloss.  So  wurde  es  möglich, 
dass,  während  bei  uns  ein  Aufenthalt  in  Italien  für  den 
Künstler  in  der  Regel  einen  Wendepunkt  in  seiner  ganzen 
Entwickelung  bezeichnet,  in  den  späteren  Arbeiten  fran- 
zösischer Künstler  sehr  wenig  von  diesem  belebenden 
Hauche  zu  bemerken  ist  und  ihr  erstes  Projekt  nach  der 
Rückkehr  in  Paris  genau  so  aussieht,  als  ob  sein  Verfasser 
nie  die  Dachstube  im  Quartier  latin  verlassen  hätte. 

Die  Akademie  sorgte  übrigens  auch  noch  fernerhin 
für  diejenigen,  welche  nach  Absolvirung  dieses  langen 
Weges  nunmehr  endlich  in  die  architektonische  Praxis 
eintraten.  Die  grossen  Ausführungen  des  Staates  und  der 
Stadt  Paris  waren  die  Apanagen  des  römischen  Preises, 
und  wer  zu  geringerer  Arbeit  sich  nicht  verstehen  mochte, 
wartete  eben  wieder  bis  er  seinen  Bau,  sein  „Monument“ 
erhielt.  Auch  hier  hatte  sich  ein  Nepotismus  ausgebildet, 
gegen  den  oft  und  vergeblich  selbst  von  den  besten  Kräften 
angekämpft  worden  ist.  Wo  sich  Gebiete  neuerdings  un- 
abhängig von  diesem  Einflüsse  gebildet  hatten,  wie  das 
der  Restauration  und  Erforschung  der  historischen  Monu- 
mente, waren  sie  von  der  Akademie  einfach  negirt  worden. 

Das  wäre  denn  etwa  ein  Bild  des  bisher  zu  Paris 
bestehenden  offiziellen  Unterrichts  und  seiner  Resultate, 
ein  höchst  verwunderliches  Gemenge  von  ursprünglich 
vielleicht  passenden  Einrichtungen,  die  in  die  moderne 
Zeit  als  ganz  veraltete  Traditionen  hereinragten,  noch  ver- 
schärft durch  eingerissene  Missbrauche.  Stimmen  genug 
sind  dagegen  laut  geworden  aus  französischen  Künstler- 
kreisen, Versuche  genug  sind  gemacht  worden,  andere 
Wese  neben  diesen  offiziellen  aufzuthun:  die  Macht  der 

O t 

Akademie  gestattete  ihr , auf  die  einen  nicht  zu 
hören  und  die  anderen  mit  wenigen  Ausnahmen  zu  unter- 
drücken. Obgleich  offenbar  einzelne  ihrer  Mitglieder  ein 
besseres  Einsehen  hatten,  so  übte  hier  doch  die  Constitution 
als  Zunft  ihren  ganzen  verderblichen  Einfluss  aus,  und 
die  Akademie  hat  aus  eigener  Initiative  in  der  That  auch 
nicht  einen  der  so  deutlich  in  die  Augen  springenden  und 
verhältnissmässig  leicht  zu  beseitigenden  Missbrauche  ab- 
zustellen gewusst.  (Fortsetzung,  II  folgt.) 

*)  Welcher  Geist  auch  in  dieser  Hinsicht  innerhalb  der  Aka- 
demie herrschte,  beweist  das  Geschiehteheu  von  einem  Schüler,  der 
schwer  mit  dem  Banne  belegt  wurde,  da  er  es  gewagt  hatte,  auf 
eigene  Anschauung  gestützt  des  alten  Delagardette  Aufnahmen  von 
Pästum  für  veraltet  und  ungenau  zu  erklären. 


107 


Reiscnotizen*) 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Küuigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin, 
im  August  1867.  (Fortsetzung.) 

II  amburg. 

Vor  Bergedorf,  der  letzten  Station  vor  Hamburg, 
ist  ein  grosses  Kanalsystem  sichtbar,  das  zur  Entwässe- 
rung der  ausgedehnten  Niederung  angelegt  ist.  Da  aber 
da-;  Wasser  erst  in  der  Nähe  von  Hamburg  durch  den 
Deich  hindurchgeführt  werden  kann,  so  hat  der  Haupt- 
Ableitungs-Kanal  — des  erforderlichen  Gefälles  wegen  — 
hier  in  der  Niederung  eine  so  hohe  Lage  erhalten  müssen, 
dass  sein  Wasserspiegel  höher  liegt  als  das  Terrain,  eine 
natürliche  Entwässerung  mithin  nicht  mehr  möglich  ist. 
Es  sind  daher  an  den  Einmündungen  der  wichtigsten 
Zweigkanäle  Archimedische  Schnecken  aufgestellt,  welche 
das  in  der  Niederung  gesammelte  Wasser  in  den  Haupt- 
Kanal  hinaufheben : diese  Schnecken  werden  durch  kleine 
Bockwindmühlen  getrieben,  die  demnach  an  dem  langen 
geraden  Haupt-Kanal  in  Flucht  und  Linie  stehen,  wenn 
auch  in  grossen  Intervallen.  — 

Die  Anlage  der  Hamburger  Staats -Wasserkunst  zu 
Rothenburgsort  soll  bereits  in  einer  Monographie  veröffent- 
licht sein,  auf  die  auch  bei  der  Besichtigung  verwiesen 
wurde;  zur  Aufnahme  irgend  welcher  Theile  und  Anfer- 
tigung von  Skizzen  war  die  Zeit  der  Besichtigung  auch 
viel  zu  kurz  und  konnten  daher  nur  wenige  Notizen  ge- 
macht werden.  Der  Wasserthurm  hat  unten  30',  oben 
27'  Durchmesser  und  bis  zum  abschliessenden  Plateau  eine 
Höhe  von  244';  eine  innen  am  Mantel -Mauerwerk  auf- 
steigende  eiserne  Treppe  führt  nach  diesem  Plateau  hin- 
auf. Innerhalb  dieses  Mantels  steigt  gleichzeitig  der  Schorn- 
stein der  ganzen  Dampfkessel- Anlage  empor,  der  einen 
Durchmesser  von  5'  und  eine  Höhe  von  256'  hat,  und 
durch  diese  Umhüllung  den  Windstössen  fast  ganz  ent- 
zogen wird.  Neben  dem  Schornsteine  sind  im  Innern 
des  Wasserthurmes  — ebenfalls  ganz  freistehend  — die 
Steigeröhren  angebracht,  die  unten  erst  30",  dann  24",  dann 
20”  und  endlich  oben  12"  Durchmesser  zeigen.  — 


*)  ln  der  Holzschnitt- Skizze  d.  v.  R.,  welche  die  Anordnung  d. 
Wendesäule  an  d.  Kesselschleuse  zu  Brandenburg  darstellt,  sind  2 
Fehler  zu  berichtigen.  Bei  dem  Stossbalken  a sind  die  Pfähle  fälsch- 
lich vor,  statt  hinter  d.  Riegel,  bei  d.  Erdanker  b der  Riegel  über 
statt  unter  d.  Balken  gezeichnet  worden. 


FEUILLETON. 

Sckinkelfcst  des  Architekten  - Vcreius  zu  Berlin 

am  13.  März  1868. 

Die  Feier  von  Schinkels  Geburtstage  hat  sich  im 
Verlaufe  des  letzten  Vierteljahrbunderts  zu  einem  stehen- 
den Feste  nicht  nur  unter  den  Architekten  Berlins  her- 
ausgebildet: sie  ist  ein  geistiger  Vereinigungspunkt  für 
fast  alle  deutschen  Fachgenossen  gewoiden,  die  einst  in 
der  norddeutschen  Hauptstadt  lebten.  — Ein  Gedenktag 
nicht  nur  des  Meisters,  dessen  Namen  das  Wiederaufleben 
unserer  Kunst  bezeichnet,  sondern  auch  der  Gemeinschaft, 
in  der  wir,  die  Erben  seines  Berufs,  verpflichtet  sind,  den 
Zielen  nachzustreben,  welche  der  Genius  Schinkels  uns 
vorgezeichnet  hat.  Für  unsere  Stadt  und  für  unsern  Ver- 
ein hat  die  Feier  freilich  noch  eine  eigene  Bedeutung  ge- 
wonnen, denn  neben  den  werkthätigen  Versammlungen, 
neben  den  fröhlichen  Festen,  die  dem  geselligen  Vergnügen 
gewidmet  sind,  ist  es  die  einzige  Feier,  die  einen  vor- 
wiegend idealen  Charakter  bewahrt;  es  war  bisher  die 
einzige  Gelegenheit,  bei  welcher  der  sonst  nur  auf  die 
innere  Vereinsthätigkeit  beschränkte  Architektenverein,  alle 
Gönner  und  Freunde  unserer  Kunst  um  sich  versammelnd, 
mit  seinen  Leistungen  und  Bestrebungen  frei  in  die  Oeffent- 
lichkeit  zu  treten  pflegte. 

Die  aus  dem  Schoosse  des  Vorstandes  angeregte  Idee,  dem 
Feste  diesmal  einen  noch  allgemeineren  Charakter  zu  geben, 
indem  auch  auswärtige  Fachgenossen,  namentlich  aber  aus- 
wärtige Vereine  zur  Betheiligung  aufgefordert  werden 
sollten,  ist  leider  unausgeführt  geblieben.  Dass  überhaupt 
jede  öffentliche  Anzeige  vermieden  worden  war,  hat  es 


Auf  dem  Rückwege  von  Rothenburgsort  nach  dem 
Berliner  Bahnhofe  wurde  die  noch  im  Bau  begriffene, 
jedoch  ihrer  Vollendung  nahe  Anlage  einer  „Sielpumpe“ 
in  Augenschein  genommen.  Eine  ausreichende  Erklärung 
der  Anlage  konnte  nicht  gegeben  werden,  doch  hängt  die- 
selbe mehr  oder  weniger  mit  den  bereits  oben  erwähnten 
ausgedehnten  Entwässerungen  der  Marschen  bei  Bergedorf 
zusammen.  Es  handelt  sich  hier  darum,  das  hinter  dem 
Deiche  angesammelte  Wasser  durch  den  Deich  hindurch  nach 
der  Elbe  abzufübren,  um  die  Niederung  und  den  hier  erbauten 
Stadttheil  (Hammerbrook)  trocken  zu  halten.  Die  Elbe  ist 
hier  aber  noch  der  Ebbe  und  Fluth  unterworfen,  und 
während  bei  niedrigem  Wasser  noch  eine  natürliche  Ab- 
führung der  Wassermassen  durch  ein  im  Deiche  angelegtes 
massives  Siel  mit  Stemmthoren  erfolgt,  muss  bei  höherem 
Wasserstande  der  Elbe  eine  Schöpfmaschine  — die  Siel- 
pumpe — in  Thätigkeit  gesetzt  werden.  Es  sind  zu 
diesem  Zwecke  hier  2 Dampfmaschinen,  jede  von  20  Pferde- 
kräften , aufgestellt,  welche  Kreisel  von  4' Durchmesser 
mit  einer  Geschwindigkeit  von  ca.  300  Umdrehungen  pro 
Minute  treiben  und  dabei  pro  Stunde  ca.  40000  hambur- 
gische  Kubikfuss  Wasser  auf  die  Höhe  des  ordinären  Hoch- 
wassers fördern,  das  sich  etwa  6'  über  das  ordinäre  Nie- 
drigwasser erhebt.  Genauere  Details  der  ganzen  An- 
lage, des  Siels,  der  Kreiselpumpen,  der  Zu-  und  Abflusska- 
näle etc.  konnten  nicht  genommen  werden.  — 

Es  folgte  eine  Besichtigung  der  „Drehschleuse“,  deren 
ganze  Anlage  auf  den  eigenthümlichen  Lokal -Verhält- 
nissen basirt.  Hamburg  liegt  an  der  Einmündung  der 
Alster  in  die  Elbe  und  wird  von  vielen  kleinen  Kanälen 
durchschnitten,  die  theils  von  der  Alster,  theils  von  der 
Elbe  gespeist  werden  und  es  möglich  machen,  die  per 
Schiff  und  Bahn  angekommenen  und  in  kleine  „Schuten“ 
übergeladenen  Güter  mittelst  dieser  Schuten  unmittelbar 
bis  vor  die  an  diesen  Kanälen  liegenden  Speicher  und 
Magazine  zu  bringen.  Die  von  der  Elbe  gespeisten  Ka- 
näle sind  fast  nur  zur  Zeit  der  Fluth  passirbar,  da  sie 
während  der  Ebbe  fast  ganz  trocken  laufen.  Der  Was- 
serspiegel der  Alster  dagegen  steht  bedeutend  höher,  so 
dass  ihr  Gefälle  bis  zur  Elbe  hin  mehrfach  nutzbar  ge- 
macht wird,  z.  B.  zum  Betriebe  von  Mühlen,  zur  Spülung 
der  Siel -Anlagen  etc.  Es  musste  zu  diesen  Zwecken  das 
Gefälle  der  Alster  durch  Stauanlagen  konzentrirt  werden, 
was  wiederum  für  den  vorzugsweise  durch  Schuten  ver- 

sicherlich  veranlasst,  dass  der  Besuch  ein  verhältnissmässig 
geringer  blieb  und  die  Zahl  von  200  Theilnehmern  nur 
unbedeutend  überschritt  — ein  Umstand  übrigens,  der  bei 
den  ungünstigen  Lokalverhältnissen,  unter  denen  wir  zu 
leiden  haben,  für  das  Gelingen  der  Feier  nur  förderlich 
sein  konnte. 

Ein  ganz  besonderes  Interesse  bot  diesmal  der  auf 
das  Fest  bezügliche  Schmuck  des  Saales.  Aus  einem 
H intergrunde  von  grünem  Buschwerk  erhob  sich  an  der 
einen  Langwand  auf  hohem  Postamente  das  Kolossalbild 
des  Meisters  und  zwar  das  von  Fr.  Drake  ausgeführte 
Originalmodell  der  Statue,  die  zur  Aufstellung  vor  der 
Bau- Akademie  bestimmt  und  wie  wir  hören  in  Guss  und 
Ziselirung  bereits  vollendet  ist.  Eine  nähere  Beschreibung 
derselben  sei  für  spätere  Zeiten  Vorbehalten;  dass  sie  all- 
seitig befriedigen  wird,  glauben  wir  leider  nicht,  so  schön 
unstreitig  auch  der  Anblick  von  einzelnen  Standpunkten 
aus  wirkt.  An  der  gegenüberliegenden  Wand  waren,  wie 
üblich  eine  Anzahl  Schink  el’scher  Originalzeichnungen 
aufgestellt,  diesmal  mit  Rücksicht  auf  den  Festvortrag  ein- 
zelne Blätter  aus  Kirchenprojekten,  die  grossentheils  den 
im  Schinkelmuseum  reservirten  Mappen  angehörig,  bisher 
nur  Wenigen  bekannt  waren.  Die  beiden  Schmalseiten 
des  Saales  waren  für  eine  Auswahl  aus  den  zum  Fest 
eingereichten  Konkurrenz  - Entwürfen  im  Hochbau  einer- 
seits, im  Wasserbau  andererseits  bestimmt;  grüne  Lorbeer- 
kränze bezeichneten  die  beiden  mit  dem  ersten  Preise  ge- 
krönten Projekte. 

Eröffnet  wurde  das  Fest  mit  einer  Uebersicht  über 
die  Thätigkeit  des  Architekten- Vereins  im  letztvergangenen 
Jahre,  welche  der  Aelteste  seiner  Vorsteher,  der  allver- 
ehrte Oberbaudirektor  Ilr.  Hagen  vortrug.  Es  ist  im 


108 


H.  VV. 


O.  H.  W. 


O.  E. 


mittelten  Schiffs -Verkehr  zwischen  Alster  und  Elbe  die 
Anordnung  von  Schleusen  nothwendig  machte. 

Die  Wasser-Verhältnisse  sind  demnach  etwa  folgende: 
Während  der  ordinäre  Ebbe -Wasserspiegel  der  Elbe  auf 
0 des  Pegels  liegt,  und  bei  gewöhnlichen  Finthen  sich 
der  Wasserspiegel  der  Elbe  bis  auf  ca.  -j-  6',  bei  Spring- 
fluthen  aber  bis  auf  ca.  -J-  9',  und  bei  Sturmfluthen  auf 
ca.  -j-  12'  erhebt,  wird  der  Wasserspiegel  der  Aussen- 
Alster,  so  wie  der  unmittelbar  damit  kommunizirenden 
Binnen-Alster  auf  ca.  -)-  13'  am  Pegel  erhalten.  Die  Bin- 
nen-Alster  hat  nun  zwei  Haupt- Abflüsse:  die  kleine  Alster 

und  das  Bleichen- 
Fleth  ; in  beiden 
aber  wird  der  Was- 
serspiegel durch 
Stau -Anlagen  auf 
ca.  -|-  7'  am  Pegel 
gehalten , so  dass 
die  zwischen  Alster  und  Elbe  passirenden  Schuten  durch 
2 Schleusen  hindurchgeschleust  werden  müssen. 

Die  untere,  der  Elbe  zunächst  liegende  Schleuse  wurde 
als  Kesselschleuse  angelegt,  theils  um  nicht  — bei  dem 
überaus  lebhaften  Verkehr  — bei  dem  Hindurchschleusen 
der  einzelnen  Schuten  zu  viel  Zeit  zu  verlieren,  theils 
auch  um  den  Schuten  einen  Sammelplatz  zu  bieten,  wenn 
bei  wachsender  Fluth  der  Wasserstand  der  Elbe  sich  bis 
-j-  7'  und  darüber  gehoben  hat,  und  also  ein  Hinaus- 
schleusen nach  der  Elbe  hin  nicht  mehr  möglich  ist;  tritt 
dann  aussen  wieder  Ebbe  ein,  und  hat  sich  der  Wasser- 
spiegel bis  auf  7'  wieder  gesenkt,  so  können  die  sämmt- 
lichen  während  dieser  Zeit  hier  angesammelten  Schuten 
schnell  nach  der  Elbe  hinausgelassen  werden.  Die  Iloch- 
fluthen  steigen  nun  aber  — wie  bereits  erwähnt  — bis 
auf  -}-  12'  und  die  Sturmfluth  vom  4.  Februar  1825  er- 
hob sich  sogar  bis  auf  -|-  20'  6'',  und  es  musste  demnach 
das  Unterhaupt  dieser  Kesselschleuse  in  den  das  Marsch- 
land gegen  die  Ueberfluthungen  schützenden  Deich  hin- 
eingezogen und  mit  Fluththoren  versehen  werden.  Das 
Unterhaupt  ist  demnach  auch  solide  in  Mauerwerk  ausge- 
führt und  mit  hölzernen  Thoren  geschlossen  worden;  die 
Breite  des  Unterhauptes  ist  diesen  Verhältnissen  ent- 
sprechend, auf  eine  Schutenbreite  beschränkt  geblieben. 
Für  Kammer  und  Oberhaupt  indessen  lag  das  Bedürfniss 
so  solider,  aber  auch  kostspieliger  Konstruktionen  nicht 
vor,  und  so  wurden  denn  die  Seitenwände  der  etwa  24 


Schuten  fassenden  Kammer  als  Bohlwerkswände  ausge- 
führt. Das  im  Laufe  der  Zeit  schadhaft  gewordene  Ober- 
haupt war  jetzt  eingerissen  und  durch  ein  anderes  ersetzt, 
dessen  besondere  Einrichtung  dieser  Anlage  den  Namen 
der  „Drehschleuse“  verschafft  hat.  (Fortsetzung  folgt.) 

Nirtvtrbindiiiigeii. 

In  dem  Referat  über  den  Vortrag  von  J.  W.  Sch  wedler 
über  Nietverbindungen  (Nr.  49  des  Arch. -Wochenbl.  Jhrg. 
1867)  ist  unter  andern  der  Satz  aufgestellt,  dass  wenn 
zwischen  einer  zu  stossenden  Platte  und  der  Stossplatte 
1,  2,  3 . . . durchgehende  Platten  liegen,  die  Stossplatte 
1,  2,  3 . . . mal  länger  werden  und  1,  2,  3 . . . mal  mehr 
Niete  haben  muss,  als  eine  Stossplatte,  die  unmittelbar 
über  der  zu  stossenden  Platte  liegt.  Da  gegen  dieses 
Prinzip  sehr  häufig  verstossen  wird  und  an  der  zitirten 
Stelle  kein  Beweis  dafür  gegeben  ist,  so  dürfte  es  von 
Interesse  sein,  die  Richtigkeit  desselben  vielleicht  durch 
folgende  Anschauung  zu  beweisen.  — 

In  der  Regel  geht  man  bei  einem  derartigen  Stoss 

von  der  irrthümlichen 
V oraussetzung  aus,  dass 
die  Spannung  aus  / 
durch  den  Nietbolzen 
in  //,  und  die  aus  II 
durch  denselben  Niet- 
bolzen in  III  übergeht.  Das  Irrthümliehe  dieser  Auf- 
fassung geht  jedoch  aus  nachfolgender  Figur  hervor.  Die 
Spannung  aus  / geht,  wenn  man  die  durch  die  Nietköpfe 
bewirkte  Reibung  hierbei  vernachlässigt,  durch  den  Niet- 
schnitt in  II  über, 
indem  sich  die  Lai- 
bung der  Platte  / 
gegen  die  rechte  Seite 
des  Nietbolzens,  die 
Laibung  der  Platte 
II  gegen  die  linke  Seite  des  Nietbolzens  legt.  Eine  Ueber- 
tragung  der  Spannung  von  II  nach  III  kann  nicht  .statt- 
finden, denn  in  diesem  Falle  müsste  die  Laibung  der  Platte 
//  sich  gegen  die  rechte  Seite  des  Nietbolzens  lehnen, 
was  jedoch  wegen  der  Spannung  die  II  durch  I erfährt, 
nicht  möglich  ist.  Eben  so  wenig  kann  eine  Uebertra- 
gung  der  Spannung  von  I nach  III  stattfinden,  weil  bei 
der  geringsten  Anspannung  von  HI  durch  den  Nietbolzeu, 


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höchsten  Grade  erfreulich,  dass  derselbe  einen  blühenden 
Aufschwung  des  Vereinslebens  bestätigen  konnte.  Bei 
einer  Mitgliederzabl,  die  zwischen  268  und  358  schwankte 
(in  den  Jahren  1865  — 67  zwischen  208  und  289),  waren 
die  38  Sitzungen  des  Vereins  durchschnittlich  von  146 
Personen  besucht;  an  den  12  Exkursionen,  welche  einen 
Theil  der  Sitzungen  im  Sommer  ersetzten,  nahmen  zwischen 
70  bis  200  Personen  Theil. 

Wenn  diese  Zunahme  der  Mitglieder  auch  theils  auf 
den  Hinzutritt  der  neuen  Landestheile  zurückzuführen  ist, 
so  wies  der  Redner  doch  darauf  hin,  dass  auch  durch  den 
Eintritt  jüngerer  Elemente  in  den  Vorstand  die  Regsam- 
keit des  Vereins  wesentlich  geweckt  und  die  Möglichkeit 
verschiedener  zeitgemässer  Aenderungen  gegeben  worden 
ist.  Die  wichtigste  derselben  bildet  vorläufig  die  Ein- 
führung einer  neuen  Bibliothek  - Ordnung,  durch  welche 
die  (20000  Thlr.  im  Werthe  stehende)  Vereinsbibliothek 
den  Mitgliedern  an  allen  Tagen  der  Woche,  sowohl  des 
Vormittags,  wie  des  Nachmittags,  zugänglich  gemacht  wor- 
den ist.  Der  Erfolg  dieser  Maassregel  Dt  ein  äusserst 
günstiger  gewesen,  denn  in  den  46  Tagen  der  neuen  Ein- 
richtung sind  1177  Werke  im  Vereinslokale,  686  Werke 
zum  häuslichen  Gebrauche  ausgeliehen  worden.  Auch  der 
Bedeutung,  welche  die  aus  dem  Schoosse  des  Vereins  her- 
vorgegangene „Deutsche  Bauzeitung“  neben  ihrer  allge- 
meinen Wirksamkeit  speziell  für  das  innere  Leben  des 
Architektenvereins  durch  die  Förderung  engeren  Zusam- 
menhangs und  schnellerer  Vermittelung  zwischen  seinen 
Mitgliedern  gewonnen  hat,  gedachte  der  Redner  in  liebeiis- 
würdigster  Weise. 

Bei  einer  solchen  Ausdehnung  der  Vereinsthätigkeit 


sind  die  Beschränkungen,  welche  das  jetzige  unzureichende 
Lokal  ihm  auferlegt,  im  höchsten  Grade  störend  und  schon 
tritt  nach  fruchtlosen  Versuchen  anderer  Art  der  Gedanke 
mehr  und  mehr  in  den  Vordergrund,  ein  eigenes  Grundstück 
zu  erwerben,  wozu  der  günstige  Aufschwung  des  Vereins- 
vermögens, das  sich  im  letzten  Jahre  um  1300  Thlr.  ver- 
mehrt hat,  immerhin  ermuthigen  kann.  Es  ist  eine  Kom- 
mission niedergesetzt  worden,  welche  die  (einer  zeitge- 
mässen  Reform  bedürftigen)  Statuten  so  umgestalten  soll, 
dass  der  Architektenverein  auf  Grund  derselben  die  Rechte 
einer  juristischen  Person  erwerben  kann. 

Als  eine  der  wichtigsten  Seiten  des  \ ereinslebens, 
namentlich  mit  Beziehung  auf  das  gegenwärtige  Fest, 
erwähnte  der  Redner  schliesslich  der  Konkurrenzen. 
An  den  kleinen  Monatskonkurrenzen  haben  sich  im  Ge- 
biete des  Hochbaus  30,  im  Gebiete  des  Ingenieurwesens 
11  Mitglieder  betheiligt,  von  denen  11  resp.  6 einen  Preis 
erhielten,  eine  Theilnahme,  die  im  Verhältniss  zur  Mit- 
gliederzahl gering  erscheinen  kann.  Der  Grund  dafür 
muss  wohl  darin  gesucht  werden,  dass  die  Zeit  der  jün- 
geren \ ereinsmitglieder  bei  der  Ausdehnung  ihrer  Studien, 
welche  sich  noch  auf  alle  Zweige  des  Bauwesens  und 
zwar  im  Maasse  der  höchsten  Ansprüche  erstrecken  müssen, 
zu  beschränkt  ist.  — Hingegen  ist  die  Betheiligung  an 
den  diesmal  zum  Schinkelfest  gestellten  Aufgaben  eine 
sehr  rege  und  in  ihren  (von  diesem  Blatte  bereits  gemel- 
deten) Resultaten  eine  höchst  erfreuliche  gewesen. 

Die  Namen  der  vom  Verein  ausgezt  n hneten  Konkur- 
renten, der  Hrn.  Schwechten,  Stuertz,  M.  ileilwig, 
Laspej  res  undElis,  wurden  demnächst  proklamirt  und 
empfingen  sie  durch  die  Hand  des  anwesenden  Ministers 


109 


letzterer  entsprechend  der  Ausdehnung  der  beiden  untern 
Platten  eine  geneigte  Lage  annehmen  wird  und  dann  /// 
nicht  spannen  kann.  Seihst  wenn  der  Nietbolzen  voll- 
ständig steif  wäre,  so  dass  er  keine  Drehung  annehmen 
könnte  (was  annähernd  durch  den  untern  Nietkopf  be- 
wirkt wird),  so  würde  der  Nietbolzen  nicht  mehr  auf 


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Abscbeeren,  sondern  auf  relative  Festigkeit  in  Anspruch 
genommen  werden,  was  unzulässig  ist.  Die  Uebertragung 


wir  an,  die  Uebertragung  der  Spannung  der  zu  stossen- 
den Platte  geschehe  durch  2 Niete,  so  geht  aus  dem  Ge- 
sagten hervor,  dass  die  Spannung  in  II—  2 P ist.  Ordnet 
man  statt  zweier  Niete  drei  Niete  an,  so  herrschen  in  den 
Platten  Spannungen,  wie  sie  die  entsprechende  Figur  zeigt. 
Eine  Uebertragung  der  Spannung  von  //  nach  III  durch 
den  Nietschnitt  x kann  nicht  stattfinden,  daher  schliess- 
lich in  II  eine  Spannung  = | P ist.  Ordnet  man  dagegen 
4 Niete  an,  so  gleichen  sich  die  Spannungen  nach  unten- 
stehender Figur  vollkommen  aus.  Die  Spannung  in  II 
zwischen  den  zweiten  und  dritten  Nietbolzen  ist  = 0, 
oder  mit  andern  Worten,  Platte  II  kann  an  dieser  Stelle 
durchschnitten  sein.  — 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dass,  wenn  sich  über 


der  Spannung  von  II  nach  III  muss  daher  durch  fernere  der  zu  stossenden  Platte  2,  3,  4 . . . durchgehende  Platten 
Niete  geschehen.  — befinden,  die  oben  liegende  Stossplatte  2,  3,  4 . . . mal 

Um  auf  einen  speziellen  Fall  überzugehen,  nehmen  , länger  sein  muss.  Ruttkowski. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  in  Böhmen.  Bericht 
über  die  Sitzungen  in  den  Monaten  Januar  und  Februar  1868. 

Sitzung  am  23.  Januar.  — Hr.  Ingenieur  Ekerth  hielt 
einen  Vortrag  über  die  Anordnung  und  Konstruktion  der 
Aleen’scben  Steuerung  und  variablen  Expansions  - Einrichtung 
mittelst  flach  aufliegender  Schieber,  im  Vergleich  zum  gewöhn- 
lichen und  Kreisschieber  nach  Corliss.  Der  Vortrag  musste 
der  vorgerückten  Zeit  halber  abgebrochen  werden. 

Sitzung  am  30.  Januar.  — Auf  den  Antrag  des  Hrn.  Dr. 
Robert  Schwarz  erfolgte  eine  Besprechung  über  die  Grenzen, 
in  welchen  die  Messungen  und  Beobachtungen  des  Grund- 
wasserstandes überhaupt  und  speziell  für  Prag  vorzunehmen 
wären.  Nach  einer  eingehenden  Diskussion,  an  welcher  sich 
die  Hrn.  Prof.  Dr.  Koriska,  Archit.  Turba,  Dr.  med.  Schütz, 


Chem.  Dr.  Schwarz,  Archit.  Turek  und  Baumeister  Kirpal 
betheiligten,  einigte  sich  die  Versammlung  zu  nachstehenden 
Beschlüssen : 

1.  Die  Beobachtungen  und  Messungen  sollen  nicht  nur 
in  sanitärer,  sondern  auch  in  baulicher  Beziehung  vorläufig 
bei  zwanzig  Brunnen  in  den  verschiedenen  Rayons  der  Stadt 
und  mit  Rücksicht  auf  die  in  Prag  bestehenden  geologischen 
Verhältnisse  vorgenommen  werden. 

2.  Die  Messungen  sollen  unter  Zugrundelegung  des  von 
Hrn.  Prof.  Koriska  veröffentlichten  Schichtenplanes  der  Stadt 
Prag  und  der  zur  Verfügung  gestellten  Nivellements-Protokolle 
erfolgen  und  auf  einen  gemeinschaftlichen  Horizont  bezogen 
werden ; die  Beobachtungen  über  Steigen,  Fallen  und  die 
Eruirung  der  chemischen  Bestandtheile  sollen  in  gleichen  Pe- 
rioden veraustaltet  werden. 

3.  Die  Baumeister,  Brunnengräber  und  Hausbesitzer  sol- 


für  Handel  etc.,  Hrn.  Grafen  Itzen plitz,  die  Schinkel- 
Medaille.  Der  vom  Vereine  ausgegangene  Vorschlag, 
den  1867  im  Hochbau  nicht  ertheilten  Preis  an  Hrn.  M. 
Hellwig  zu  verleihen,  ist  vom  Minister  Sr.  Majestät  dem 
Könige  unterbreitet  worden;  ein  Bescheid  konnte  bei  der 
Kürze  der  Zeit  noch  nicht  erfolgen.  An  die  mit  dem 
Reise -Stipendium  belohnten  Sieger  richtete  Hr.  Hagen 
zum  Schluss  noch  herzlich  bedeutsame  Worte  des  Glück- 
wunsches und  der  Mahnung,  wie  sie  ihre  bevorstehende 
Studienreise  im  Sinne  und  mit  dem  hellen  Blick  Schinkel’s 
benutzen  möchten,  um  einen  Schatz  von  Erfahrungen,  die 
wichtigste  Grundlage  für  jeden  Zweig  der  Baukunst,  sich 
zu  sammeln  und  wie  sie  diese  Erfahrungen  demnächst  im 
Geiste  wahrer  Kunst  und  Wissenschaft  verwerthen  möchten. 

Zu  seiner  vollen  und  allgemeinen  Bedeutung  erhob 
sich  das  Fest  in  der  nunmehr  folgenden,  von  Firn.  Blan- 
kenstein gehaltenen  Festrede,  einer  der  wichtigsten,  die 
jemals  an  dieser  Stelle  gehört  worden  sind.  Und  zwar 
beruht  ihr  Werth  einmal  darauf,  dass  das  Thema  — 
Schinkels  Beziehungen  zum  Kirchen  bau  - — das 
schon  zu  wiederholten  Malen  im  ästhetischen  Sinne 
behandelt  worden  ist,  diesmal  vom  Standpunkte  des  prak- 
tischen Architekten  aus  aufgefasst  und  in  musterhafter, 
phrasenloser  Klarheit  durchgeführt  wurde,  andererseits  aber 
darin,  dass  dasselbe  in  unmittelbare  Beziehung  zu  der  für 
uns  wichtigsten  Frage  der  Gegenwart,  zu  dem  bevorste- 
henden Baue  eines  protestantischen  Domes  in  Berlin,  ge- 
setzt wurde.  Mit  Rücksicht  auf  den  letzten  Umstand 
würden  wir  es  lebhaft  bedauern,  wenn  die  Publikation  der 
Rede  nicht  sofort  erfolgte,  sondern  sich  an  das  Erscheinen 
der  Zeitschrift  für  Bauwesen  bände.  Wir  wollen  im 


Nachstehenden  versuchen , sie  ihrem  Hauptinhalte  nach 
wiederzugeben. 

(Sohluss  folgt.) 


Preis- Aufgaben  des  Vereins  zur  ilelürderuug  des  («ewerbefleisses 
in  Prcussen. 

Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses  in 
Preussen  hat  pro  1868  zwei  Preisaufgaben  erlassen,  von  denen 
wir  nachstehend  die  erste,  für  unser  Fach  besonders  wichtige, 
vollständig  mittheilen.  Wir  bemerken  über  die  bei  Betheili- 
gung an  diesen  Preisangaben  zu  beobachtenden  Modalitäten 
nur,  dass  dieselben  zu  Anfänge  eines  Jahres  gegeben,  innerhalb 
eines  Zeitraums  von  zwei  Jahren  zu  lösen  sind.  Drei  Mo- 
nate vor  dem  Ablauf  des  Termins  müssen  die  Bewer- 
bungen eingesendet  sein.  Verlängerung  des  Termins 
findet  nur  dann  statt,  wenn  sie  öffentlich  bekannt  gemacht  wird. 

Die  Preise  des  Vereins  bestehen  theils  in  goldenen,  theils 
in  silbernen  Denkmünzen,  von  denen  erstere  einen  Werth  von 
100  Thalern,  letztere  von  ungefähr  20  Thalern  besitzen.  Um 
aber  unbemittelten  Konkurrenten  einigen  Ersatz  für  verwen- 
dete Auslagen  zu  gewähren,  so  werden  auf  Verlangen  statt 
der  ersteren  100  Thaler  und  statt  der  letzteren  50  Thaler  ge- 
zahlt- und  ein  Exemplar  der  in  Erz  ausgeprägten  Denkmünze 
beigefügt. 

Preisaufgabe  für  1868,  betreffend  die  Herstellung  eines 
Wandputzes  für  Ziegelmauern. 

Die  silberne  Denkmünze  oder  deren  Werth  und 
ausserdem  Fünfhundert  Thaler  für  die  Herstellung  eines 
Wandputzes  für  Ziegelmauern,  dessen  Eigenschaften  folgende 
sein  müssen: 

1)  Wetterbeständigkeit:  Der  Wandputz  muss  unter 

den  Einflüssen  des  Wetters  eine  ebene,  glatte  Oberfläche  be- 


110 


len  aufgefordert  werden,  bei  Anlegung  neuer  Brunnen  über 
die  Beschaffenheit  der  Schichten  und  deren  „Verflachen“,  so 
wie  über  die  hierbei  beobachteten  Wasserstände  dem  Vereine 
zur  vollständigen  Ausbreitung  der  Beobachtungen  über  ganz 
Prag  Mittheilung  zu  machen. 

Zu  den  Vorarbeiten  für  die  Messungen  und  Beobachtungen 
des  Grundwasserstandes  wurde  ein  Komite,  bestehend  aus  Geo- 
logen, Physikern,  Chemikern,  Aerzten,  Ingenieuren  und  Bau- 
meistern, gewählt,  welches  seine  Thätigkeit  sobald  als  möglich 
beginnen  soll. 

Sitzung  am  13.  Februar.  — Der  Vorsitzende  Hr.  Archi- 
tekt Turba  zeigte  an,  dass  das  k.  k.  Ministerium  des  Innern 
dem  Verein  auf  sein  Ersuchen  die  G Projekte  für  das  Herren- 
und  Abgeordneten -Haus  zu  Wien  (mit  zusammen  111  Blatt 
Zeichnungen)  zum  Zwecke  seiner  Ausstellung  überlassen  habe, 
und  dass  dieselben  bis  dahin  für  die  Mitglieder  des  Vereins 
zugänglich  gemacht  werden  sollten.  Nach  einer  weiteren  Mit- 
theilung des  Vorsitzenden  über  das  bei  Beobachtung  des 
Gr  und  wasserstandes  einzuhaltende  Verfahren  hielt  Hr.  Franz 
Müller,  Prof,  am  Polytechnischen  Institute,  einen  Vortrag 
über  die  von  ihm  erfundene  Nivellirungs-Methode  mittelst 
eines  eigenthümlich  konstruirten  Perspektivdiopters*). 

Sitzung  am  30.  Februar.  — Hr.  Ingenieur  Wellner  hielt 
einen  Vortrag  über  die  von  ihm  erfundene  Luftkiihlmaschine. 
Dieselbe  basirt  darauf,  dass  komprimirte  Luft,  welche  bei 
gleichbleibender  Spannung  abgekühlt  worden,  durch  Expansion 
unter  Arbeits- Abgabe  eine  sehr  niedrige  Temperatur  annimmt. 
Die  Maschine  kann  überall,  wo  niedrige  Temperatur  erwünscht 
ist,  (in  Brauereien,  in  Versammlungsräumen,  für  wissenschaft- 
liche Zwecke  etc.)  für  Kaltluftventilationen  zur  Anwendung 
kommen,  und  ist  hierbei  keineswegs  an  die  Temperatur  des 
gefrierenden  Wassers  gebunden.  Sie  übertrifft  somit  die  so- 
genannten Eismaschinen  in  Vielseitigkeit  der  Anwendung,  ist 
ihnen  aber  ausserdem  auch  noch  in  ökonomischer  Leistung 
überlegen. 


Architektonischer -Verein  zu  Hamburg.  — Sitzung  am 
24.  Januar  1868;  Vorsitzender  F.  G.  Stammann. 

Inspektor  Lentz  in  Cuxhaven  macht  dem  Vereine  seine 
in  Erbkam's  Zeitschr.  f.  Bauw.  erschienene  Abhandlung  über 
Hafenspülung  und  Spülschleusen  zum  Geschenk.  Aus  der 
Victoria- Ziegelei  und  Thonwaaren -Fabrik  von  E.  Busch  bei 
Eidelstädt  pr.  Altona  sind  aller  Art  Mauersteine  und  Klinker 
ausgestellt. 

Nach  Vorlegung  des  Rechnungsabschlusses  für  das  ver- 
flossene Jahr  wird  der  statutenmässig  aus  dem  Vorstände  aus- 
tretende Architekt  J.  D.  Hastedt  einstimmig  wieder  gewählt. 


*)  Mittheilung  hierüber  ist  in  No.  30  dies.  Bl.,  Jahrgang  1867, 
Seite  300  u.  301  gegeben. 

wahren  und  darf  in  der  Sonne  oder  bei  starkem  Frost  weder 
reissen  noch  mürbe  werden  oder  abblättern.  Um  dieser  Be- 
dingung zu  entsprechen  wird  die  Masse  des  Wandputzes  na- 
mentlich zunächst  der  Oberfläche  sehr  dicht  und  möglichst 
wenig  porös  sein  müssen. 

2)  Färbung:  Der  Wandputz  muss  eine  gleichmässige 
und  dauerhafte  Färbung  zulassen,  die  entweder  durch  die 
ganze  Masse  vertheilt,  oder  etwa  eine  Linie  tief  in  die  Ober- 
fläche eingedrungen  ist,  so  dass  jedenfalls  ein  Theil  der  Masse 
selbst  gefärbt  wird. 

3)  Preis:  Der  Preis  des  zu  liefernden  Wandputzes  muss 
billiger  sein,  als  der  Preis  des  Stucco  lu>tro  — er  kann  aber 
die  Kosten  unserer,  aus  Kalkmörtel  mit  Oel  und  Wachsfarben- 
Anstrich  hergestellten  Wandbekleidungen  übersteigen.  Kon- 
kurrenten werden  auf  die  Stuckbekleidungen  der  römischen 
und  griechischen  Bauten,  welche  hauptsächlich  aus  Kalkstuck 
bestehen,  hingewiesen.  (Proben  hiervon  belindeu  sich  im 
Antiquarium  des  Königlichen  Museums  in  Berlin. 

4)  Proben:  Die  einzureichenden  Proben  müssen  auf 

einem  aus  Ziegeln  gemauerten  Stück  Wand  aufgetragen  werden 
und  mindestens  4 Quadrat-Fuss  Oberfläche  haben  — und  in 
zwei  gleichen  Exemplaren  eingesandt  werden. 

Der  Verein  behält  sich  vor,  die  doppelt  einzureichenden 
Proben  längstens  während  eines  Zeitraums  von  zwei  Jahren 
den  verschiedenen  Einwirkungen  der  Witterung  auszusetzen, 
bevor  die  Ertheilung  des  Preises  event.  stattlinöeu  kann. 

Ein  zweites  Ausschreiben  setzt  2 Preise  von  500  resp. 
250  Thlr.  für  zwei  bis  1.  Juli  1S69  einzureicheude  Abhand- 
lungen über  den  Nutzeffekt  der  Winderhitzungs -Apparate  für 
Eisenhohöfen  aus.  Ausserdem  ist  der  Termin  zur  Lösung  von 
8 älteren  Preisaufgaben  bis  Ende  Dezember  1868  verlängert 
■worden.  Wir  heben  unter  ihnen  hervor: 

Erste  Preisaufgabe,  betreffend  die  Förderung  von 
w e iss  em  Marmor  auf  preussischem  Gebiete.  «Die  silberne 


Maurermeister  Ehlers  legt  ein  Zirkular  zur  Unterschrift  vor, 
welches  Fabrikanten  und  Abnehmer  zur  Einhaltung  des  fol- 
genden Backsteinmaasses,  wie  es  bereits  durch  das  im  vorigen 
Jahre  angestrebte  Gesetz  in  Aussicht  genommen  wurde,  ver- 
pflichtet. 

Die  Länge  des  Steines  soll  betragen  9Vj  Zoll, 

» Breite  „ „ „ „ 4’/u  „ 

„ Dicke  „ „ „ „ 23/»  „ 

Das  Zirkular  hat  bereits  82  Unterschriften  der  bedeu- 

tendsten Ziegeleibesitzer  und  Bauiibernehiner,  so  dass  die  Ein- 
führung eines  besonderen  Gesetzes  nunmehr  fast  überflüssig 
erscheint. 

Wasserbau  - Direktor  Dal  mann  erläutert  das  der  Bür- 
gerschaft zur  Beratliung  vorliegende,  inzwischen  bereits  ge- 
nehmigte Projekt  des  Bahnhofes  und  der  Strecke  Hamburg- 
Harburg  der  Hamburg  - Pariser  Eisenbahn,  welches  er  selbst 
von  seiner  Entstehung  an  mit  bearbeitet  hat.  Er  erwähnt  die 
verschiedenen  Bearbeitungsperioden  des  Projektes  seit  1858, 
beschreibt  sodann  die  Situation  des  Bahnhofsterrains  auf  dem 
Grasbrook  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  dem  Strome  und 
den  Häfen  und  begründet  die  Wahl  desselben.  Im  Zusam- 
sammenhange  damit  steht  die  Lage  der  oberhalb  des  Gras- 
brookes  und  der  Seeschiffahrt  belegenen  Brückenstelle.  Die 
grösste  Höhe  der  Sturmfluthen  (+21)  bestimmt  die  Höhen- 
lage der  Brücke  auf  + 26,  zu  welcher  die  Bahn  in  Steigung 
von  1 : 300  und  dem  Radius  von  1400'  von  dem  auf  + 21 
liegenden  Bahnhofe  hinanführt.  Die  Brückenlänge  von  ca. 
1300'  ist  durch  die  Einhaltung  des  Hochwasserprofils  gegeben. 
Redner  begründet  die  Anlage  eines  Umlauf kanals  anstatt  der 
Drehöffnung  in  der  Brücke,  erläutert  darauf  die  den  See- 
schiffen wie  den  Oberländern  zugänglichen  Bahnhofquais  und 
die  Details  des  innern  Bahnhofs,  sowie  die  Möglichkeit  grosser 
Geschäftsausdehnung  auf  demselben.  Die  ausserordentliche 
Höhe  des  von  Hamburg  beizutragenden  Kostenautheils  von 
9%  Millionen  Thalern  hält  Redner  in  der  Hoffnung  für  ge- 
rechtfertigt, dass  die  Herstellung  dieser  festen  Verbindung  mit 
dem  Westen  einen  neuen  Aufschwung  des  Geschäftes  für  Ham- 
burg zur  Folge  haben  werde.  Hierauf  widerlegt  Redner  die 
Ansicht,  dass  man  mit  einer  festen  Ueberbrückung  der  Nor- 
derelbe bis  zur  Gasanstalt  elbabwärts  gehen  müsse,  durch  den 
Nachweis  über  die  Verdoppelung  des  Seeschiffverkehrs  und 
die  Zunahme  des  Stromprofils  in  den  letzten  15  Jahren  und 
durch  die  daraus  für  die  Zukunft  zu  folgernden  Schlüsse,  und 
zeigt  zuletzt  den  Lauf  der  projektirten  Bahn  über  die  Insel 
Wilhelmsburg  und  die  ca.  2000'  lange  Brücke  über  die  Süder- 
elbe  nach  Harburg,  wo  der  neu  projektirte  Bahnhof  zugleich 
eine  Bahn  nach  Stade  aufzuuehmen  im  Stande  ist. 

Direktor  Dalmann  legt  sodann  die  soeben  erschienene, 
von  dem  Ingenieur  F.  Andreas  Meyer  aufgemessene  und 
entworfene  Einsegelungskarte  in  die  Elbe  vor.  Dieselbe  um- 

Denk münze,  oder  deren  Werth,  und  ausserdem  Ein  Tau- 
send Thaler  Demjenigen,  welcher  einen  Bruch  von  weissem 
Marmor,  an  Korn  und  Brauchbarkeit  dem  karrarischen  Sta- 
tueumarmor  ähnlich , auffiudet  und  dessen  Ausbeute  dahin 
fördert,  dass  eine  Anzahl  kleiner  Blöcke  von  wenigstens 
20  Zoll  Höhe,  17  Zoll  Breite  und  10  Zoll  Dicke,  zu  Büsten 
und  andern  kleinen  Gegenständen  anwendbar,  sich  in  Berlin 
in  einer  Niederlage  zur  Auswahl  vorfiudet.  Der  Verkaufs- 
preis in  Berlin  darf  den  des  karrarischen  Statuenmarmors  in 
Berlin  nicht  übersteigen.“ 

Zweite  Preisaufgabe,  betreffend  ein  Email  auf  Guss- 
eisen. „Die  silberne  Denkmünze,  oder  deren  W erth, 
und  ausserdem  Drei  Hundert  Thaler  für  die  Darstellung 
eines  Emails  auf  Gusseisen  in  verschiedenen  Farben,  an  der 
Luft  haltbar,  was  durch  Versuche  bewiesen  werden  muss,  die 
ein  Jahr  laug  fortgesetzt  werden.  Die  vorzulegenden  Probe- 
stücke müssen  sowohl  in  Basrelief,  als  in  runden  Skulpturen 
von  2 bis  3 Fuss  Höhe  bestehen.  Das  Email  darf  nicht 
stärker  sein,  als  Kunstverständige  dasselbe  auf  gebrannten 
Thonarbeiten  der  della- Robbia- Glasur  sich  gefallen  lassen.“ 

Dritte  P reis a u fgabe,  betreffend  die  Erzeugung  einer 
weissen  Farbe  auf  Zink. 

„Die  silberne  Denkmünze,  oder  deren  Werth,  und 
ausserdem  Zweihundert  Thaler  Demjenigen,  welcher  zum 
Ersatz  der  zeither  angewendeten,  von  den  Künstlern  ungern 
gesehenen  Oel-  oder  ähnlichen  Anstriche  auf  Zinkgüssen  (als 
Statuen,  Vasen  und  Architekturtheilen),  die  Oberfläche  des 
Zinks  und  seiner  Lötlifugen  auf  chemischem  Wege  so  behandelt, 
dass  eine  gleiehmässig  weisse,  haltbare  Farbe  hervorgeruten 
wird,  welche  mindestens  das  Aussehen  und  die  Haltbarkeit 
eines  guten  Oelaustrichs  besitzt,  deren  Erzeugungskosten  nicht 
theurer  ausfallen,  als  die  des  ersteren,  und  deren  Herstellung 
wesentlich  nicht  mehr  Zeit  erfordert,  als  bisher.  Die  Darstel- 
lungsweise dieses  weissen  Ueberzuges  hat  der  Bewerber  genau 
zu  beschreiben  und  mitzutheilen.“ 


111 


fasst  die  Elbe-,  Weser-  und  Eidermündung , Helgoland  und 
die  drei  ersten  der  friesischen  Inseln,  hat  den  Maasstab 
1 : 100000  und  giebt  in  Bezug  auf  die  Elbgegend  das  neuste 
Bild.  Preis  des  Exemplars  1 Thlr.  15  Sgr. 

Der  Vorsitzende  erläutert  eine  vom  preuss.  Ministerium 
veranlasste  kartographische  Darstellung  der  Produktion  der 
mineralischen  Brennstoffe,  der  Konstruktion  und  Zirkulation 
derselben  auf  den  Bahnen  und  Wasserstrassen  in  Preussen, 
und  bezeichnet  als  den  vom  hambunnschen  Lokalkomite  gewähl- 
ten Termin  zur  Abhaltung  der  XV.  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure  die  Zeit  vom  1 — 4 September  d.  J. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Beflin.  Versammlung 
am  14.  Januar  1868.  Vorsitzender  Herr  Hagen,  Schrift- 
führer Herr  Franz. 

Herr  Langhoff  hielt  einen  Vortrag  über  die  Anwen- 
dung von  Luftdruck -Telegraphen  zum  Signalisiren  auf  Eisen- 
bahn-Zügen. Es  sind  schon  früher  mehre  Systeme  zur  Er- 
möglichung einer  leichten  und  sicheren  telegraphischen  Ver- 
bindung der  einzelnen  Theile  von  Eisenbahn  - Zügen  unter 
sich  aufgestellt  worden,  so  in  Frankreich  das  auf  Anwendung 
verdünnter  Luft  beruhende  von  Jo  ly  und  das  mit  Elektro- 
magnetismus arbeitende  von  Achard  und  Prud’homme;  in 
England,  wo  dem  Gegenstände  in  Folge  des  bekannten  Mord- 
vorfalles in  einem  Koupe  neuerdings  besondere  Aufmerksam- 
keit zugewendet  worden  ist,  das  System  von  Preece  u.  A. 
Der  Herr  Vortragende  glaubte  als  ganz  besonders  geeignet 
für  den  Zweck  die  auf  Luftdruck  beruhenden  Systeme,  wie  das 
von  Jo  ly  und  das  von  Becker  in  Berlin,  empfehlen  zu 
dürfen  und  erläuterte  das  letztere,  bei  welchem  komprimirte 
Luft  zur  Anwendung  gebracht  wird,  durch  Versuche  mit 
einem  im  Vereinslokale  aufgestellten  vollständigen  Apparate. 
Es  stellte  sich  dabei  die  Sicherheit  der  Wirkung  einer  durch 
einen  leichten  Fingerdruck  auf  eine  Gummibirne  erzeugten 
Luftkompression  heraus,  deren  Fortpflanzung  zwar  langsamer 
als  beim  elektrischen  Strome,  aber  bei  den  hier  in  Betracht 
kommenden  massigen  Entfernungen  doch  noch  mit  einer 
kaum  messbaren  Geschwindigkeit  erfolgt.  Auch  Verengungen, 
scharfe  Biegungen  u.  s.  w.  in  den  Röhrenleitungen  beein- 
trächtigen diese  Wirkungen  der  komprimirten  Luft  nicht 
wesentlich,  wie  durch  Versuche  nachgewiesen  wurde,  und 
dürfte  hierin  ein  besonderer  Vorzug  des  Systems  vor  den 
elektromagnetischen  Apparaten  liegen,  welche  ausser  einer 
sorgfältigen  Behandlung  der  Batterien  auch  gerade  einer 
grossen  Vorsicht  bei  Anlage  und  Instandhaltung  der  Lei- 
tungen bedürfen.  Näher  beschrieben  wurde  die  die  Signale 
gebende  Weckervorrichtung  des  Becker’schen  Apparates, 
bei  welchem  die  Auslösung  durch  den  Luftdruck  vermittelst 
einer  feinen  Gummimembrane,  welche  eine  darauf  liegende 
Messingscheibe  mit  einem  Stifte  hebt,  bewirkt  wird.  Beim 

Fünfte  Preisaufgabe,  betreffend  die  Herstellung  eiues 
gelblichen  Farbentons  auf  weisse  Marmorarten. 

„Die  silberne  Denkmünze,  oder  deren  Werth,  und 
ausserdem  Dreihundert  Thal  er  für  die  Angabe  eines  Ver- 
fahrens, die  weissen  zur  Anfertigung  von  Verzierungen  und 
Figuren  tauglichen  Marmorarten  mit  einem  gleichmässigen, 
haltbaren  gelben  Farbenton,  welcher  mindestens  bis  auf  ’/n" 
in  das  Material  eingedrungen  sein  muss,  zu  versehen.  Es  ist 
Bedingung,  dass  durch  das  angewendete  Färbemittel  die  Natur 
des  Marmors  nicht  verändert  werde,  und  dass  es  möglich  sei, 
den  Farbenton  je  nach  Bedürfniss  heller  oder  dunkler  her- 
zustellen. Die  gefärbten  Marmorsorten  müssen  sich  mindestens 
ein  Jahr  unverändert  erhalten.“ 

Motive:  Es  ist  häufig  noth wendig,  den  weissen  blenden- 
den Farbenton  des  Marmors  zu  mildern  oder  umzuändern,  je 
nachdem  die  Räume,  in  welchen  Marmorarten  angewendet 
werden,  es  erfordern.  Seit  undenklichen  Zeiten  ist  dies  ver- 
sucht worden.  Alle  bisher  bekannten  antiken  und  modernen 
Verfahren  überziehen  die  schon  fertigen  Arbeiten  in  ir- 
gend welcher  Weise  mit  der  gewünschten  Farbe.  Dies  führt 
die  LT ebelstände  mit  sich,  dass  1)  die  durch  das  Arbeiten 
(mit  Meissei,  Raspel,  Bobrer,  Schliff)  verschieden  empfänglich 
gemachte  Oberfläche  die  Farbe  nicht  gleichmässig  annimmt; 
2)  die  Politur  sehr  schwierig,  oft  unmöglich  herzustellen  ist. 
Darum  sollen  hier  die  halbvollendeten  Arbeiten,  bei 
denen  also  noch  Marmor  fortzunehmen  ist,  Vu  Zoll  tief  von 
der  färbenden  Masse  durchdrungen  werden,  damit  die  Arbeit 
nachher  vollendet  werden  kann.  Doch  darf  die  dem  Mar- 
mor eigeuthiimliche  Schönheit  (seine  Härte  und  sein  krystal- 
linisehes  Geliige)  nicht  leiden.  Durch  das  gewünschte  Ver- 
fahren würden  nicht  allein  die  für  Figuren  tauglichen  Steine 
der  feinsten  Uebereinstimmung  mit  der  Umgebung  fähig  wer- 
den, sondern  auch  viele  durch  ihre  unreine  Farbe  überhaupt 
unbrauchbare  Arten  veredelt  und  für  den  Verbrauch  gewon- 
nen werden. 


Joly’schen  Systeme  wird  statt  komprimirter  Luft  verdünnte 
angewendet,  im  Uebrigen  ist  der  Apparat  in  seiner  Einrich- 
tung dem  Becker’schen  ganz  ähnlich,  nur  ist  in  der  Aus- 
lösungsvorrichtung keine  Gummimembrane,  sondern  ein  kleiner 
Kolben  in  einem  Zylinder  angewendet,  was  gerade  nicht  als 
ein  Vorzug  zu  betrachten  ist  und  besonders  der  Empfindlich- 
keit des  Apparates  für  ein  leichtes  Ansprechen  nicht  zum 
Vortheil  gereicht.  Dagegen  findet  sich  bei  diesem  System 
die  zweckmässige  Einrichtung,  dass  Zweigleitungen,  wie  deren 
bei  einem  Eisenbahnzuge  von  jedem  Wagen  aus  angebracht 
werden  müssten,  von  der  Hauptleitung  durch  kleine  Kugel- 
ventile abgeschlossen  werden.  Der  Herr  Vortragende  lud 
schliesslich  zu  Versuchen  mit  Anwendung  von  Luftdrucktele- 
graphen bei  Zügen  ein,  wie  sie  auf  der  Berlin-Potsdam-Mag- 
deburger  Eisenbahii  in  Aussicht  stehen.  Im  Anschluss  hieran 
wurde  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  der  Abschluss  von 
Zweigleitungen  sich  ganz  ebenso  bei  Anwendung  von  kompri- 
mirter Luft  wie  bei  dem  Joly’schen  Systeme  würde  bewirken 
lassen,  und  führten  die  Herren  Wiebe  und  Koch  zwei 
ältere  Beispiele  einer  gelungenen  und  durch  langjährigen  Ge- 
brauch bewährten  Anwendung  von  Luftdruck  zum  Telegra- 
phiren  an,  und  zwar  auf  der  geneigten  Ebene  der  Diisseldorf- 
Elberfelder  Bahn  bei  Hochthal  auf  eine  Länge  von  8000  Fuss, 
und  auf  dem  Oberschlesischen  Bahnhofe  zu  Breslau  zwischen 
dem  Werkstattgebäude  und  dem  Dampfmaschinenhause.  — • 

Herr  Simon  machte  sodann  Mittheilung  über  die  dop- 
pelten Federsysteme  bei  Eisenbahnwagen  und  erläuterte  die- 
selben durch  Vorlage  von  Zeichnungen.  Aeltere  derartige 
Anordnungen  bei  Personenwagen  Rheinischer  und  Belgischer 
Bahnen  mit  Anwendung  von  Gummiringen  zwis<  hen  dem 
Untergestelle  und  dem  Wagenkasten  haben  keinen  erheblichen 
Erfolg  gehabt,  die  neuere  Anordnung  des  Wagenfabrikanten 
Reifert  zu  Bockenheim,  mit  Anwendung  eines  zweiten  Feder 
Systems  zwischen  Untergestelle  und  Wagenkasten,  scheint  sich 
dagegen  vollständig  zu  bewähren.  Eine  sehr  gelungene  Aus- 
führung dieser  Art  ist  aus  der  hiesigen  Fabrik  der  Aktien- 
Gesellschaft  für  Eisenbahnbedarf  bei  Wagen  für  die  Braun- 
schweigische Eisenbahn  hervorgegangen , wie  diese  Fabrik 
auch  eine  Verbesserung  der  Puffer  mit  Spiralfedern  durch 
Einlegung  von  Gummiringen  an  den  Enden  der  letzteren  aus- 
geführt hat,  wodurch  die  häufigen  Brüche  derselben  bei 
harten  Stössen  vermieden  werden.  — 

Hr.  Römer  gab  eine  durch  vorgelegte  Zeichnungen  er- 
läuterte Beschreibung  des  im  Bau  begriffenen  neuen  Stations- 
Gebäudes  auf  dem  hiesigen  Bahnhofe  der  Niederschlesisch- 
Märkischen  Eisenbahn.  Die  früher  beabsichtigt  gewesene  Er- 
bauung eines  mit  der  Ostbahn  gemeinschaftlichen  Empfangs- 
Gebäudes  musste  wegen  des  namentlich  in  der  Länge  beschränkten, 
disponiblen  Platzes  aufgegeben  und  für  jede  der  beiden  Bahnen 
ein  besonderes  Stations  Gebäude  errichtet  werden.  Die  Grund- 

Sechste  Preisaufgabe,  betreffend  die  Auffindung  eines 
Thonerde-Minerals  in  Preussen.  „Die  silberne  Denkmünze, 
oder  deren  Werth,  und  ausserdem  Eintausend  Thaler  für 
die  Auffindung  eines  Minerals  in  Preussen,  in  welchem  minde- 
stens 30  Prozent  Thonerde  und  höchstens  1 6 des  Gehalts  der 
Thonerde  an  Kieselerde  sich  vorfindet.  Ein  solches,  Eisenoxyd 
enthaltendes,  Mineral  ist  in  Frankreich  gefunden  worden  und 
wird  Bauxit  genannt.  Das  zu  suchende  Mineral  muss  in  sol- 
cher Mächtigkeit  und  Lagerung  im  Inlande  nachgewiesen 
werden,  dass  es  gefördert  und  der  chemischen  Industrie  zur 
Darstellung  von  Aluminium-  und  Thonerde-Präparaten  zuge- 
führt werden  kann.“ 


Endlich  sind  noch  ein  Honorar  von  Fünfhundert 
Thaler  n und  eines  von  Z wei  h lindert  und  fiin  zig  Thalern 
für  die  besten  zwei  dem  Vereine  bis  zum  1.  Juli  1868  einge- 
reichten Abhandlungen  über  die  Konstruktion  der  Eisen- 
walzenkaliber ausgesetzt.  Die  Arbeit  muss  enthalten: 
Die  Konstruktion  der  Kaliber  zu  den  Vor-  und  Fertig  walzen 
von  je  vier  verschiedenen  Sorten  von  Flacheisen,  Quadrat- 
eisen  und  Rundeisen,  von  je  zwei  Sorten  Winkeleisen,  T-Eisen 
und  Doppel-T-Eisen,  von  einer  Vignol- Schiene  aus  sehnigem 
Eisen  und  einer  solchen  mit  Feinkorn  oder  Puddelstahlkopf 
und  sehnigem  Fuss,  und  von  einem  Puddelstabl- Radreifen, 
mit  Zugrundelegung  einer  bestimmten,  genau  zu  bezeichnenden 
Beschaffenheit  des  zu  verwalzenden  Eisens  oder  Stahls;  er- 
läutert durch  Zeichnungen  der  Kaliber  in  natürlicher  Grösse; 
ferner  die  Auseinandersetzung  der  Gründe  für  die  nachge- 
wiesenen Abnahme -Verhältnisse  der  aufeinanderfolgenden  Ka- 
liber. Wünschenswerth  ist  endlich  die  Angabe,  in  welcher 
Weise  diese  Abnahme -Verhältnisse  im  Allgemeinen  zu  ver- 
ändern sind,  wenn  andere  als  die  den  ausgeführten  Konstruk- 
tionen zu  Grunde  gelegten  Eisen-  und  Stahlsorten  verarbeitet 
werden  sollen. 


112 


rissdisposition  des  in  Rede  stehenden  Baues  ist  ähnlich,  wie 
bei  den  benachbarten  Gebäuden  der  Ostbahn  und  der  Berlin- 
Görlitzer  Eisenbahn;  eine  Abweichung  von  diesen  wurde  da- 
durch bedingt,  dass  das  alte  vorhandene  Verwaltungs-Gebäude 
vor  dem  Kopfe  des  neuen  Stations  - Gebäudes  stehen  bleiben 
soll.  Der  Raum  zwischen  beiden  wird,  seitwärts  durch  Mauern 
eingefasst,  zu  einem  Hofe  benutzt  werden,  in  welchem  sich 
Schiebebühnen  zur  Verbindung  der  aus  der  Halle  herauskom- 
menden Geleise  und  Platz  für  Aufstellung  von  Reservewagen 
etc.  belindet.  Das  durch  diese  Anordnung  bedingte  Fortfällen 
eines  vorderen  Froutbaues  vor  den  die  Halle  zu  beiden  Seiten 
einscliliessenden  Längstauten,  der  Abgangs-  und  Ankunfts-Sta- 
tion, macht  die  Anlage  von  Königszimmern,  die  sonst  im  Front- 
bau liegen  würden,  in  jedem  der  beiden  letzteren  getrennt 
erforderlich. 

Die  Halle  hat  eine  Länge  von  644'  und  eine  Weite  von 
120',  welches  letztere  Maass  fast  mit  dem  der  Hallen  für  die 
Ostbahn  und  die  Berlin  - Görlitzer  Eisenbahn  übereinstimmt. 
In  der  Halle  befinden  sich  fünf  Geleise  und  zu  beiden  Seiten 
Perrons  von  je  24'  Breite,  und  soll  dieselbe  mit  einer  Eisen- 
konstruktion nach  dem  Systeme  der  sichelförmigen  Träger 
überdacht  werden.  Die  Beleuchtung  der  Halle  soll  nicht  aus- 
schliesslich durch  Oberlicht,  sondern  auch  von  obenher  durch 
Seitenlicht  erfolgen,  da  bei  ersterem  erfahrungsmässig  ein  bal- 
diges Trüben  und  Blindwerden  der  Glasscheiben  durch  Witte- 
rungseintlüsse  von  Aussen  und  Rauch  von  Innen  nicht  zu  ver- 
meiden ist.  In  der  Abgangsstation  befindet  sich  ein  geräumi- 
ges Vestibül,  Wartesäle  der  verschiedenen  Klassen,  deren 
Grösse  ausreichend  bemessen  ist,  auch  wenn  Züge  in  Zwischen- 
räumen von  nur  einer  Viertelstunde  abgehen  sollten,  sodann 
die  Gepäck-  und  Eilgut -Expeditionen,  Telegraphen  - Bfireaux, 
Dienstlokale  etc.;  in  der  Ankunftsstation  eine  118'  lange  Ge- 
päckausgabe, Steuerlokale,  Eilgutsehuppeu  etc.  Das  Gebäude 
wird  im  Ziegelrohbau,  im  Aeusseren  mit  Steinen  von  rother 
Farbe  aus  Königs -Wusterhausen,  im  Inneren  der  Halle  mit 
hellen  Birkenwerder  Klinkern  über  einem  41/J/  hohen  mit 
Granit  bekleideten  Sockel  ausgeführt. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Ausserordentliche  Haupt- 
versammlung am  11.  März  1S68.  Vorsitzender  Hr.  Book- 
man n,  anwesend  116  Mitglieder. 

Durch  den  Vorsitzenden  wurden  die  Anwesenden  mit  dem 
besonderen  Zwecke  der  Versammlung  bekannt  gemacht.  Die 
zur  Beurtheilung  der  Schinkelfest-Konkurrenzen  im  Hochbau 
gewählte  Kommission  hat  sich  auch  dem  Bescheide  Sr.  Exzel- 
lenz des  Hrn.  Ministers  für  Handel  etc.  etc.  gegenüber  nicht 
entschliessen  können,  von  ihrem  früheren  Beschlüsse  abzuwei- 
chen und  einem  der  beiden  in  engere  Konkurrenz  getretenen 
Entwürfe  „Berlin“  und  „Solon“  den  Vorzug  zu  geben.  Sie 
hat  daher  ihr  Amt  in  die  Hände  des  Vereins  zurückgelegt 
und  beantragt,  dass  derselbe  auf  Grund  der  von  ihr  getroffe- 
nen Vorarbeiten,  die  ein  allgemeineres  Urtheil  über  den  Werth 
beider  Projekte  erleichtert  haben,  die  endgültige  Entschei- 
dung fälle.  — Maassgebend  für  dieses  Verfahren,  das  von  meh- 
ren Mitgliedern  der  Kommission  noch  näher  motivirt  wurde, 
ist  namentlich  der  praktische  Gesichtspunkt  gewesen,  dass 
es  allein  auf  diese  Weise  gelingen  köune,  den  Preis  noch  in 
diesem  Jahre  für  einen  der  beiden  verdienstvollen  Konkur- 
renten zu  gewinnen. 

Die  Majorität  des  Vereins  schloss  sich  diesem  Standpunkte 
an,  während  eine  starke  Minorität  vergeblich  die  Ansicht  gel- 
tend machte,  dass  der  Verein  entweder  dem  Votum  der  Kom- 
mission beitreten,  also  eine  Theilung  des  Preises  zwischen 
beiden  Konkurrenten  noch  einmal  an  höchster  Stelle  befür- 
worten müsse  oder  dass,  bei  dem  unzureichenden  Urtheil,  das 
die  meisten  Mitglieder  bisher  über  die  Projekte  sich  hätten 
bilden  können,  die  Entscheidung  mindestens  zu  vertagen  sei. 
Es  wurde  festgesetzt,  dass  eiue  definitive  Entscheidung  noch 
in  der  heutigen  Versammlung  zu  erfolgen  habe  und  nach  noch- 
maliger Verlesung  des  Kommissionsberichts  über  beide  Arbei- 
ten und  einer  weiteren  Debatte  über  den  Modus  dieser  bedeu- 
tungsvollen Abstimmung  zu  dieser  selbst  geschritten.  Hier- 
bei wurden  39  Stimmen  für  das  Motto  „Berlin“,  2S  Stim- 
men für  das  Motto  „Solon“  und  13  leere  Stimmzettel  abge- 
geben, so  dass  36  anwesende  Mitglieder  sich  bei  dieser  Ab- 
stimmung gar  nicht  betheiligt  haben  und  die  Majorität  für 
den  gewählten  Modus  der  Entscheidung  sich  auf  67  gegen  49 
stellt.  Als  Verfasser  des  Entwurfes  mit  dem  Motto:  „Ber- 
lin“, welchem  demzufolge  das  aus  dem  vorigen  Jahre  rück- 
ständige Reisestipendium  von  100  Friedrichsd’or  zuerkannt  ist, 
wurde  Hr.  Moritz  Hellwig,  als  Verfasser  des  Entwurfs  mit 
dem  Motto:  „Solon“  Hr.  Paul  Laspeyres  ermittelt.  Es 
verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  der  Erstere  vorzugs- 
weise wohl  der  gelungenen  sachgemäss  praktischen  Disposition 
seines  Grundrisses  den  Erfolg  zu  danken  hat. 


Versammlung  am  14.  März  1868;  Vorsitzender  Hr.  Böck- 
111  an  n,  anwesend  116  Mitglieder  und  10  Gäste. 

llr.  Burgmann  begann  einen  längeren  Vortrag  über  die 
von  ihm  im  vorigen  Herbste  auf  längere  Zeit  besuchte  Certosa 
bei  1 avia.  Zahlreiche  Skizzen  und  Photographien  erläuterten 
die  interessante,  durchweg  mit  innigster  Begeisterung  und  Hin- 
gabe an  den  Gegenstand  aufgefasste  Darstellung,  aus  der  wir 
eine  nähere  Mittheilung  eventuell  Vorbehalten. 

Es  folgte  ein  V ortrag  des  als  Gast  anwesenden  Hrn.  Dr. 
Goldschmidt  über  Haus -Telegraphie.  Die  gebräuchlichsten 
Systeme,  und  zwar  sowohl  die  älteren:  Sprachrohr  und  Schel- 
lenzug, von  denen  das  erste  seinen  eigenthümlichen  Werth 
stets  bewahren  wird,  als  die  neueren:  Luftdruck-  und  elektro- 
magnetischer Telegraph  wurden  einer  eingehenden  Würdigung 
unterzogen.  An  den  Luftdruck- Telegraphen  tadelte  der  Vor- 
tragende die  Beschränktheit  ihrer  Anwendung  (schon  bei  150' 
Entfernung  werden  sehr  grosse  Knöpfe  und  ein  sehr  starker 
Druck  erforderlich),  und  die  leichte  Gefahr  einer  Beschädi- 
gung, der  sie  ausgesetzt  sind;  der  elektromagnetische  Telegraph 
aut  der  heutigen  Stufe  seiuer  Vervollkommnung  bietet  liiuge- 
gegen  die  Vorzüge  aller  anderen  Systeme  bei  einfachster  Ein- 
richtung selbst  in  den  komplizirtesten  Fällen,  grosser  Bestän- 
digkeit und  der  Möglichkeit,  die  verschiedenartigsten  Zeichen 
geben  zu  können.  — Die  praktische  Nutzanwendung  seiner 
Darstellung  fasste  der  Vortragende  in  dem  Rathe  zusammen, 
dass  man  bei  der  Anlage  eines  Haustelegraphen  zunächst  stets 
das  einfachste,  bei  zwei  hierin  konkurrirenden  Systemen  das 
leistungsfähigste  und  beständigste  wählen  solle.  Von  grösster 
praktischer  Wichtigkeit  bei  der  Unterhaltung  eines  Haustelegra- 
phen ist  es,  bei  allen  Reparaturen  stets  nur  den  Verfertiger 
zuzuziehen.  — An  den  Vortrag  schlossen  sich  Experimente  mit 
den  gebräuchlichsten  elektromagnetischen  Apparaten.  — F.  — 

Vermischtes. 

Auf  pag.  74  des  vor.  Jahrganges  unseres  Blattes  ist  eine 
Angabe  über  die  innerhalb  der  Jahre  1861—1866  Seitens  des 
Polizei-Präsidii  zu  Berlin  ertheilten  Bauerlaubnisscheine  ent- 
halten. Im  Anschluss  daran  geben  wir  dieselbe  Zusammen- 
stellung für  das  Jahr  1867.  Es  betrug  die  Anzahl  der  Er- 
laubnisscheine : 


Zusammen  . . . 2650  2676  4201  2942  3070  3601  2652 

Es  hat  sich  demnach  die  Zahl  der  Bauerlaubuisscheine 
verringert: 

gegen  das  Vorjahr  um  26, 
gegen  das  Jahr  1865  um  1551. 

Hiernach  zu  schliessen,  litt  die  Privatbauthätigkeit  noch  er- 
heblich unter  dem  Drucke  der  politischen  Lage  und  der  da- 
mit verbundenen,  ziemlich  allgemeinen  Geschäftsstockung.  Bei 
der  reservirten  Haltung  des  Kapitals  überhaupt  konnten  Bau- 
gelder nur  schwer  und  mit  Opfern  aufgebracht  werden. 

Diejenigen  Stadttheile,  in  welchen  sich  die  Banthätigkeit 
hauptsächlich  konzentrirte,  sind  die  Strasse  L nter  den  Linden 
und  deren  Umgebung,  das  Köpnicker  Feld  innerhalb  der 
Stadtmauer,  die  Gegend  um  den  Küstriner  Platz,  die  Lottum- 
Strasse,  die  Strassen  auf  dem  Gesundbrunnen  und  auf  dem 
Wedding. 

Im  Allgemeinen  richtete  sich  auch  im  vergangenen  Jahre 
die  Bauthätigkeit  weniger  auf  Herstellung  neuer , als  auf  den 
Um-  und  Ausbau  vorhandener  Wohngebäude.  Namentlich 
wurde  eine  grosse  Anzahl  bereits  in  frühem  Jahren  nur  im 
Rohbau  vollendeter  und  zur  Subhastation  gekommener  Häuser 
von  den  neuen  Erwerbern  vollständig  ausgebaut  und  zur  Be- 
nutzung gestellt.  


1867 

1866 

1865 

1864 

1863 

1862  1861 

1.  Zum  Neubau  von  Vorder- 

häusern 

222 

236 

513 

645 

749 

839 

530 

2.  Zum  Neuban  von  Querge- 

bäuden  

100 

229 

118 

142 

160 

150 

92 

3.  Zum  Neubau  von  Seitenge- 

bäuden  

323 

287 

597 

335 

498 

666 

455 

4.  Zum  Neubau  von  Fabrik- 

31 

gebäuden  

75 

26 

22 

27 

6 

25 

5.  Zur  Errichtung  kleinerer 

4 

Baulichkeiten,  als  Ab- 
tritts-, Stall-,  Reinisen- 
gebände,  sowie  zum  Aus- 
bruch von  Kellerein- 

i 

gangen,  Läden  etc.  . . 
6.  Zu  Reparalurbauten  .... 

1549 

358 

1285 

582 

J-2908 

1742 

1645 

1881 

1497 

2627 

2645 

4158 

2891 

305S 

3561  2605 

7.  Ausserdem  wurden  Kon- 

Zessionen  zur  Aufstel- 

lung  von  Dampfkesseln 
ertheilt 

23 

31 

43 

51 

12 

40 

47 

Hierzu  eine  Beilage. 


113 


Schienen  von  homogenem  sehnigem  Eisen. 

Die  Königliche  Direktion  der  Wilhelmsbahn  bezog  im 
Winter  1S65  bis  66  von  der  Laurahütte  in  Oberschlesien 
eine  Partie  Schienen , die  bei  dem  für  jene  Bahn  gebräuch- 
lichen Profile  von  5"  Höhe  auf  21 ' Länge  4,55  Ztr.  wiegen 
und  aus  gleichartigem  (homogenem)  sehnigem  Eisen  gewalzt 
sind.  Davon  sind  3296  Stück  meistens  im  April,  zum  Theil 
auch  erst  im  September  1866  auf  der  Hauptbahn  von  Twor- 
kau  bis  zur  österreichischen  Landesgrenze  bei  Oderberg  ver- 
legt und  seit  dieser  Zeit  stark  befahren  worden.  Trotzdem 
haben  bei  einer  sorgfältigen  Revision  sich  bis  zum  1.  Fe- 
bruar d.  J.  nur  2 Stück  vorgefunden,  welche  am  Kopfe  etwas 
breit  gedrückt  waren , während  bei  zwei  anderen  Schienen 
sich  am  Stege  kleine  Ausbauchungen  bemerklieh  machten. 
Die  Köpfe  der  Schienen  haben  sich  bei  fast  durchgängiger 
Anwendung  des  schwebenden  Stosses  vorzüglich  gehalten. 

Die  mit  diesen  Schienen  erzielten  günstigen  Resultate, 
welche  sich  schon  im  Laufe  des  Jahres  1866  bemerklich 
machten,  haben  die  obenbezeichnete  Behörde  bestimmt,  die 
ganze  Schienenlieferung  des  Jahres  1867  von  18000  Ztr.  von 
gleicher  Qualität  walzen  zu  lassen.  Von  diesen  rot.  3940  Stück 
Schienen  ist  nur  ein  ganz  geringer  Theil  als  Reserve  im  Be- 
stände geblieben,  alle  übrigen  sind  in  den  Hauptgeleisen  der 
Bahn  verlegt.  Bis  zum  1.  Februar  d.  J.  hat  sich  unter 
diesen  Schienen  keine  einzige  schadhaft  gezeigt  trotz  des 
starken  Verkehrs  in  diesem  ungünstigen  Winter.  — Die 
Schienen  sind  von  der  Laurahütte  gewalzt  worden  . ohne  dass 
eine  Beaufsichtigung  während  des  Walzens  stattgefunden  hat. 
Bei  der  Abnahme  sind  jedoch  Biegungs  - und  Bruchproben 
vorgenommen.  Die  Hütte  leistet  fünf  Jahre  lang  Garantie. 
Für  jeden  Zentner  dieser  Schienen  sind  nach  kontraktmässiger 
Ablieferung  auf  dem  Bahnhofe  Ivattowitz  3 Thlr.  19  72  Sgr. 
bezahlt  worden.  — 

Es  dürfte  von  grossem  Interesse  sein,  das  Verhalten 
dieser  Schienen  auch  ferner  genau  zu  verfolgen.  — 


Aus  der  Fachliteratur. 

Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga.  VII.  Jahr- 
gang (1868)  Heft  1;  Festnummer  zur  Feier  des  zehnjährigen 
Stiftungsfestes. 

Indem  der  Verein  diese  erste  Nummer  seines  in  neuer 
Gestalt  erscheinenden  Organs  mit  dem  Anerbieten  eines  Aus- 
tausches an  die  Fachzeitschriften  versendet  hat,  ist  es  ihm 
augenscheinlich  darum  zu  thun  gewesen,  seinen  Bestrebungen 
in  den  weitesten  Kreisen  Theilnahme  zu  erwecken  und  die  mo- 
ralische Unterstützung  der  Fachgenossen  für  dieselben  zu  ge- 
winnen. Wir  unterziehen  uns  der  Pflicht,  dieser  Absicht  ent- 
gegen zu  kommen  und  sie  durch  regelmässige  Berichte  über 
die  oben  genannte  monatlich  erscheinende  Zeitschrift  nach- 
haltig zu  fördern  um  so  lieber,  als  es  hier  gleichzeitig  gilt,  einen 
Hort  deutscher  Kultur  in  den  Ostseeländern,  die  dem  Vater- 
lande äusserlich  schon  so  lange  entfremdet  sind,  zu  stützen 
und  die  Bande  geistiger  Beziehung,  die  uns  mit  unsern  Stamm- 
genossen in  Russland  verbinden,  zu  hegen  und  zu  pflegen; 
ein  Ziel,  welches  wir  nicht  sorgfältig  genug  im  Auge  behalten 
können. 

Das  vorliegende  Heft  enthält  zunächst  ausführliche  Nach- 
richten über  den  im  Jahr  1858  von  16  Technikern  gestifteten 
Verein,  der  mit  dem  statutenmässig  ausgesprochenen  Zwecke: 
„Vermittelung  des  Austausches  von  Ideen  und  Kenntnissen 
auf  dem  Gebiete  der  Bautechnik“  in  seiner  Mitte  seither  152 
Mitglieder  (gegenwärtig  105)  vereinigt  hat,  von  denen  etwa 
die  Hälfte  Architekten  und  Zivil -Ingenieure  waren,  während 
unter  den  anderen  fast  alle  Zweige  der  Technik,  sowie  mehre 
andere  Fächer  vertreten  sind.  War  im  Anfänge  die  gegen- 
seitige Belehrung  der  Mitglieder,  wie  sie  im  Winter  durch 
Wochenversammlungen,  im  Sommer  durch  Exkursionen  gepflegt 
wurde,  Plauptaufgabe  des  Vereins,  die  durch  den  Aufschwung  der 
öffentlichen  Bauthätigkeit  in  Riga  reiche  Nahrung  und  durch  die 
Gründung  einer  polytechnischen  Schule  daselbst  eine  wesentliche 
Stütze  erhielt:  so  hat  sich  der  Verein  seither  auch  eine  hervor- 
ragende öffentliche  Stellung  errungen , die  er  in  zahlreichen 
Gutachten,  Schiedssprüchen,  sowie  in  mehren  glücklich  in’s 
Werk  gesetzten  Anregungen  zur  Geltung  gebracht  hat.  Ein 
eigenes  Organ  besitzt  er  seit  1861. 

Hieran  schliesst  sich  ein  Bericht  über  das  obenerwähnte 
Polytechnikum  in  Riga  und  zwar  einerseits  über  die 
Gründung  dieser  von  den  Korporationen  der  Ostseeprovinzen  ins 
Leben  gerufenen,  1863  eröffneten  Anstalt,  andererseits  über 
das  seit  1866  für  dieselbe  im  Bau  begriffene  Gebäude.  Ueber 
die  Organisation  des  Instituts,  das  gleichzeitig  Handelsschule 
ist,  sowie  über  die  bisherigen  Schicksale  desselben  werden 
ausführliche  Mittheiluugen  gemacht.  Das  Gedeihen  der  Anstalt 
ist  eine  um  so  erfreulichere  Thatsache,  als  dieselbe  eine  durch- 


aus selbstständige  Stellung  einnimmt  und  daher  nur  schwer 
mit  den  aus  den  reichsten  Staatsmitteln  unterhaltenen  russi- 
schen Fachanstalten  in  Petersburg  konkurriren  kann;  eine 
Fachabtheilung  für  Architekten  zu  eröffnen  ist  aus  diesem 
Grunde  noch  nicht  möglich  gewesen.  — Das  Gebäude,  nach 
den  Plänen  des  Prof.  Hilbig  erbaut,  von  denen  die  Grund- 
risse und  Durchschnitte  mitgetheilt  werden,  ein  220'  (engl.) 
langer,  dreistöckiger  Bau  mit  kurzen  vorspringenden  Flügeln 
und  einem  dominirenden  Mittelbau,  dem  an  der  Hinterfront 
noch  ein  Observationsthürinchen  hinzugefügt  ist,  zeigt  eine 
würdige,  klar  disponirte  Anlage  und,  so  weit  sich  dies  ohne 
Fa^adenzeichnungen  ersehen  lässt,  durchaus  stattliche  Verhält- 
nisse. Die  Faijaden,  im  Rundbogenstil  sind  in  gelblichgrauen 
(aus  England  bezogenen)  Backsteinen  verblendet  und  haben  Ar- 
chitekturtheile  aus  Zementguss  erhalten,  eine  Bauweise,  die  in 
Riga  bereits  mehrfach  günstig  erprobt  worden  ist.  Die  Fun- 
dirung  musste  auf  Pfahlrost  erfolgen.  — F.  — 


Bauwissenschaftliche  Litteratur. 

Januar,  Februar,  März  1868. 

Althaus,  E.,  Dictionnaire  technologique,  fran^ais,  allemand,  anglais. 
8°.  London.  10  sh.  6 d. 

Architektonisches  Skizzenbuch.  Heft  88.  Fol.  Berlin.  1 Thlr. 

Arendt,  K.,  Sammlung  verschiedener  nach  eigenen  Entwürfen  meist 
im  Vikariat  Luxemburg  ausgeführter  Altäre,  Kanzeln  und  sonsti- 
ger Kirchenmöbel  in  romanischem  und  gothischem  Stile.  1.  Lfr. 
ä 2 Blatt.  Fol.  Luxemburg.  1V3  Thlr. 

Becker,  W.  A.,  prakt.  Anleitung  zur  Anwendung  der  Zemente  zu 
baulichen,  gewerblichen  u.  a.  Kunstgegenständen.  5.  Liefr:  über 
die  Ursachen  u.  die  Nachtheile  der  Feuchtigkeit  in  den  Gebäuden 
und  über  Zement  als  Mittel  gegen  dieselben,  sowie  über  die  Her- 
stellung wasserdichter  Keller.  Herausg.  von  F.  Stahlenbrecher. 
Fol.  Berlin.  22/3  Thlr. 

Behse,  W.  H.,  die  prakt.  Arbeiten  und  Baukonstruktionen  des  Zim- 
mermanns. 6.  Aul  8°.  Mit  Atlas.  Weimar.  21/*  Thlr. 

Behse,  W.  H.,  der  Bau  hölzerner  Treppen.  8°.  Weimar.  71/,  Sgr. 

Bericht  über  die  Weltausstellung  zu  Paris  im  Jahre  1867.  5.  Lfr: 
Die  Kunstwerke  und  die  Histoire  du  Travail.  8°.  Wien.  24  Sgr. 
6.  Lfr:  Die  Motoren  und  Maschinen  der  allgemeinen  Mechanik. 

1 Thlr.  20  Sgr. 

Bremiker,  C.,  logarithmisch  trigonometrische  Tafeln  mit  6 Dezimal- 
stellen. Neue  Ster.-Ausg.  1.  Lfr.  8°.  Berlin.  121/a  Sgr. 

Breymann,  G.  A.,  allgemeine  Baukonstruktionslehre.  Neu  bearb.  von 
H.  Lang.  4.  Aufl.  2.  Thl.  Holzkonstruktionen.  2.  — 6.  Liefr. 
4».  Stuttgart,  ä Liefr.  15  Sgr. 

Büchner,  0.,  die  neuesten  und  besten  Wasch -Einrichtungen,  nach 
persönl.  Beobachtungen  auf  der  Pariser  Ausstellung  1867.  8°. 

Weimar.  18  Sgr. 

Busch,  C.,  die  Baustile.  2.  Thl.  Die  Baukunst  des  Mittelalters.  Mit 
vielen  Holzschnitten.  8°.  Leipzig.  D/j  Thlr.  (1.  Bd.  der  Schule 
der  Baukunst.) 

Darcel,  A.,  Part  architectural  en  France  depuis  Francois  I.  jusqu’ä 
Louis  NIV ; rnotifs  de  decoration  interieure  et  exterieure,  dessines 
par  E.  Kouyer.  1.  Theil.  Mit  100  Tafeln.  4°.  Paris. 

Edwards,  F.,  on  the  Ventilation  of.dwelling  houses  and  the  utilization 
of  waste  heat  from  open  iireplaces.  8°.  London.  10  sh.  6 d. 

Esse,  C.  H.,  das  Baracken  - Lazareth  der  königl.  Charite  zu  Berlin  in 
seinen  Einrichtungen  dargestellt.  4°.  Berlin.  25  Sgr. 

Fink,  F , der  Bauschlosser.  Prakt.  Handbuch  für  Architekten  und 
Bauhandwerker.  2.  Aull.  1.  Thl.  8°.  Leipzig.  1 Thlr. 

Gladbach,  E.,  der  Schweizer  Holzstil  in  seinen  kantonalen  u.  kon- 
struktiven Verschiedenheiten.  8.  Lfr.  Fol.  Darmstadt.  2 Thlr. 

Gratry,  A.,  essai  sur  les  ponts  mobiles  militaires.  8°.  Brüssel.  2*4  Thlr. 

Harres,  E.,  Vorlege-Blätter  für  Bau -Schreiner.  Ausgeführte  Bau- 
Konstruktionen.  2.  Heft.  (6  Taf.)  4°.  Oppenheim.  27  Sgr. 

Hobrecht,  J.,  Kanalisation  der  Stadt  Stettin.  Mit  6 grossen  Plänen. 
8».  Stettin.  2 Thlr. 

Hoffmann - Merian,  Th.,  die  Eisenbahnen  zum  Truppentransport  und 
für  den  Krieg,  mit  Hinblick  auf  die  Schweiz.  8°.  Basel.  1 Thlr. 

Illustrirter  Katalog  der  Pariser  Industrie-Ausstellung  von  1867. 
Liefr.  1 — 10.  4°.  Leipzig,  ä Liefr.  90  Sgr. 

Kolbe,  H.,  das  neue  chemische  Laboratorium  der  Universität  Leipzig. 
4°.  Leipzig.  1 Thlr. 

Lottermoser,  E.,  und  K.  Weissbach,  architektonische  Motive  für  den 
Ausbau  und  die  Dekoration  von  Gebäuden  nach  beendetem  Roh- 
bau. Mit  besond.  Berücksichtigung  der  Renaissance.  Unter  Mit- 
wirkung von  Prof.  W.  Liibke  herausgeg.  1.  Band.  1.  Heft.  Mit 
5 theils  farbigen  Taf.  4°.  Leipzig,  ä Heft  25  Sgr. 

(Jährlich  erscheint  1 Band  von  6 Heften.) 


Konkurrenzen. 

Am  Institut  de  France  ist  nach  der  „Kunst- Chronik“  für 
das  Jahr  1868  der  Preis  Bordin  (eine  Medaille  im  Werthe 
von  3000  Frcs.)  auf  die  Lösung  folgender  Aufgaben  gesetzt  : 
Es  sollen  die  Unterschiede  und  die  Vergleichspunkte 
zwischen  der  griechischen  und  der  römischen  Architek- 
tur einem  Studium  unterworfen  und  dargelegt  werden. 

Es  soll  nachgewiesen  werden,  sei  es  durch  Thatsa- 
chen  oder  durch  Schlussfolgerungen,  welche  Künstler 


114 


und  Kunsthandwerker  an  dem  Bau  und  der  Verzierung 
der  öffentlichen  und  privaten  Gebäude,  sei  es  in  Grie- 
chenland oder  in  Italien  oder  in  andern  Gebieten  des 
Kaiserreichs  Theil  hatten  und  welcher  Art  die  bürger- 
liche und  soziale  Stellung  dieser  Künstler  war. 

Die  betreffenden  Arbeiten,  die  französisch  geschrieben  sein 
müssen,  auch  wenn  sie  von  Nichtfranzosen  eingesandt  werden, 
sind  bis  zum  15.  Juni  1868  an  das  Sekretariat  des  Instituts, 
mit  einer  Devise  unter  Couvert  versehen,  einzusenden. 


P er  sonal  - N achrichten. 

Der  Geheime  Bauratli  Schön  fei  der  ist  zum  Geheimen  Ober- 
Baurath  ernannt. 

Verliehen  ist:  dem  Baurath  Kecker  zu  Münster  die  definitive 
Stelle  eines  technischen  Mitgliedes  der  Königl.  Direktion  der  West- 
phälischen  Eisenbahn,  — dem  technischen  Kommissarius  zur  Beauf- 
sichtigung der  Bauausführungen  der  Märkisch  -Posener  Eisenbahn, 
Regierungs-  u.  Baurath  Gustav  Emil  Schwedler  zu  Berlin  der 
Charakter  als  Geheimer  Rigierungs- Rath,  — dem  bisherigen  Wege- 
Baumeister  Sühlke  zu  Osnabrück  der  Charakter  als  Baurath. 

Am  14.  März  haben  bestanden:  Das  Baumeister -Examen: 
Julius  Busch  aus  Neuss,  Friedr.  Siebeneicher  aus  Gesecke;  — 
das  Baufii  hrer  - Examen  : Hermann  B eh  ring  aus  Elbing,  Robert 
Li  er  au  aus  Garczau  bei  Pr.  Stargardt,  Adolf  v.  Lancizolle  aus 
Berlin,  Eduard  Schmidt  aus  Bitterfeld. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Leitung  des  Neubaues  eines  Seminar -Gebäudes  in  Moers 
wird  zu  baldigem  Eintritte  ein  im  Landbau  erfahrener  Baumeister 
gesucht.  Meldungen  beim  Kreis-Baumstr.  Baumgarten  zu  Crefeld. 

2.  Zur  Leitung  der  in  der  Festung  Torgau  auszuführenden 


Militairbauten  wird  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  Diäten  bis 
zu  21/,  Thlr.  auf  längere  Zeit  gesucht.  Meldungen  unter  Bei- 
fügung der  Zeugnisse  sind  an  die  Königliche  Fortifikation  daselbst 
zu  richten. 

3.  Von  der  Fortifikation  zu  Gr.  Glogau  wird  ein  Baumeister, 
resp.  ein  Maurer-  und  Zimmermeister  gesucht.  Näh.  unter 
den  Inseraten. 

4.  Ein  geübter  Feldmesser,  der  bei  Eisenbahn -Bauten  be- 
schäftigt gewesen  ist,  wird  sogleich  bei  einem  Eisenbahnbau  in 
Thüringen  zu  engagiren  gesucht.  Offerten  werden  in  Berlin,  Belle- 
Alliancesfr.  No.  20,  2 Treppen  links,  entgegengenommen. 

5.  Für  die  Garnison -Bauten  in  Danzig  ist  eine  Baumeister- 
Stelle  zu  besetzen.  Näh.  im  Inseratenteile. 

6.  Zwei  Baumeister  sucht  zum  1.  April  die  Kgl.  Fortifikation 
in  Rendsburg.  Diäten  3 Thlr. 

7.  Zum  Bau  einer  Chaussee  von  Tempelburg  auf  Polzin  wird 
ein  Baumeister  oder  Bauführer,  wo  möglich  mit  Chaussee- 
Neubauten  schon  bekannt,  sofort  gesucht.  Diäten  2 resp.  1*/,  Thlr. 
und  30  Thlr  monatliche  Fuhrkosten-Entschädigung.  Meldungen 
bei  dem  Kreisbaumeister  Reinhardt  in  Neustettin. 

8.  Für  den  Neubau  der  Kirche  zu  Jacobsdorf,  Reg.-Bez.  Cöslin, 
wird  sofort  ein  Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht. 
Adr.  an  Kreisbaumeister  Laessig  zu  Dramburg. 

9.  Zur  Leitung  des  umfassenden  Arresthaus -Baues  zu  Aachen 
wird  für  einige  Jahre  ein  geprüfter  Baumei s te r gesucht.  Eintritt 
sofort;  Diäten  reglementsmässig.  Briefe  mit  beizulegenden  Zeug- 
nissen sind  gefälligst  möglichst  bald  an  den  Bauinspektor  Maertens 
nach  Aachen  zu  richten. 

Die  in  No.  10,  alinea  8 ausgeschriebene  Zeichnerstelle  ist  besetzt. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  Herrn  M.  in  Magdeburg, 
M.  in  Berlin,  S.  in  Bielefeld. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  21.  März  1868. 

Tagesordnung: 

Vortrag  des  Herrn  Schwedler. 

Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Zusendungen  an  den  Verein  namentlich  Werthsendungen  wer- 
den bis  auf  Weiteres  an  die  Adresse  des 

ßaiiUH'istcrs  Herrn  Vf.  Höckmann,  Neue  Wilhelmsstrasse  No.  2, 

erbeten.  Die  blosse  Adresse:  „An  den  Vorstand  des  Architekten- 
Vereins“  genügt  der  Königlichen  Postbehörde  nicht.  Die  in  letzterer 
Zeit  vorgekommenen  Rücksendungen  sind  hieraus  zu  erklären. 

Der  Vorstand. 


Bekaiintinncliiing;- 

Der  Kreis  Kraiinsbcric  liat  den  Bau  von 
etwa  10  Meilen  H.reis-C'liausseen  beschlossen, 
deren  Ausführung  sofort  beginnen  und  in  5 
bis  6 Jahren  beendet  sein  soll.  Zur  Leitung 
«ler  Bauten  wird  ein  geprüfter  Baumeister 
oder  ein  Bauführer,  der  schon  früher  mit 
Ausführung  von  Chausseebauten  betraut  ge- 
wesen, gesucht.  Qualifizirte  Bewerber  wollen 
sieh  daher  unter  Einreichung  ihrer  Atteste 
unil  spezieller  Angabe  ihrer  Ansprüche  bei 
dem  IJnterzei ebneten  schleunigst  melden. 

Braunsberg,  «len  5.  März  1$6S. 

Ber  Vorsitzende  des  Chausseebau-Comites. 

Landrath 

gez.  Billenburger. 

Offene  Baumeisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Zn  Mi I itair  - Bauten  wird  von  der  Fortifikation  zu  Gross- 
Glogau  ein  Baumeister,  oder  ein  Maurer-  und  Zim- 
mermeister,  der  schon  beim  Festungsbau  beschäftigt  gewesen 
ist,  gesucht.  Diätensatz  nach  Vereinbarung.  Nähere  Auskunft  auf 
direkte  Anfragen  ertheilt  die  genannte  Fortifikation. 

Ein  sehr  tüchtiger  Techniker,  in  allen  Eisenbahn- Arbeiten  er- 
fahren, mit  den  besten  Zeugnissen  versehen,  10  Jahre  praktizirend, 
sucht  in  Berlin  Beschäftigung.  Gef.  Adressen  beliebe  man  unter 
E.  T.  30.  an  die  Expedition  dieser  Zeitung  zu  richten. 

Ein  Bautechniker,  Lehrer  einer  Königl.  Anstalt,  bislang  vielfach 
mit  Ausführung  von  Staatsbauten  im  Hochbau  beschäftigt  gewesen, 
sucht  während  seiner  Somraerferien  vom  1.  April  bis  ca.  Mitte 
Oktober  eine  ähnliche  entsprechende  Beschäftigung.  Offerten  mit 
K.  N.  20  bezeichnet  befördert  die  Exped.  dieser  Zeitung. 


Meine  Verlobung  mit  Fräulein  Anna  Zemlin  beehre  ich  mich 
hierdurch  ergebenst  anzuzeigen. 

Rathenow,  d.  16.  März  1868.  Otto  Zillessen,  Baumeister 

Ein  theoretisch  und  praktisch  gebildeter  Ingenieur  gesetzten 
Alters,  ist  bei  günstigen  Bedingungen  erbötig  als  Geschäftsführer 
bei  einem  grösseren  Eisenbahnbau-Enternehmer  einzutreten.  — Gef. 
Franco- Offerten  snb  X.  X.  No.  1.  nimmt  die  Expedition  dieser 
Zeitung  entgegen. 

Ein  j.  Mann,  gelernter  Maurer,  praktisch  und  theoretisch  ge- 
bildet, der  die  Baugewerksch.  Holzminden  besucht,  in  den  grösst. 
Städten  gearbeitet  und  längere  Zeit  auf  dem  Bureau  eines  Maurer- 
meisters beschäftigt  war,  sucht  eine  passende  Stelle  am  liebsten 
nach  ausserhalb.  Gef.  Offerten  sub  O.  K.  17.  in  der  Exped.  d.  Ztg. 

Ein  junger  Architekt,  derz.  Studirender  der  Königl.  Bau-Aka- 
demie, welcher  eine  der  vorzüglichsten  polyt.  Schulen  mit  dem 
besten  Erfolge  absolvirte,  verschiedene  Bauten  ausgeführt  und  im 
selbstständigen  Entwerfen  und  Veranschlagen  Erfahrung  hat,  sucht 
eine  angemessene  Beschäftigung.  Zeugnisse  stehen  zur  Disposition 
und  wird  die  Expedition  dieser  Zeitung  gefällige  Offerten  mit  der 
Chiffre  G.  W.  18  befördern. 

Ein  gewandter  Dekorationszeichner  für  Ornamente,  Möbel,  Ta- 
peten u.  s.  w.  sucht  Stellung  bei  einem  Architekten  oder  in  einer 
Fabrik.  Näheres  bei  H.  Pohl  & Co.,  Berlin,  Alte  Jakobstr.  21. 

Ein  geübter  vereideter  Feldmesser  sucht  Feldmesser- Beschäfti- 
gung. Adressen  nimmt  die  Expedition  dieser  Zeitung  sub  J.  K.  19 
entgegen. 

Gotlm-Leinefelder  Eisenbahn. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  von  Gotha  bis  Langen- 
salza im  Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  sollen  drei  Loose 
und  zwar: 

1.  ein  Loos  mit  ca.  1254  Schachtruthen  Mauerwerk, 

2.  ein  Loos  mit  ca.  2119  Schachtruthen  Mauerwerk, 

3.  ein  Loos  mit  ca.  3027  Schachtruthen  Manerwerk 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissionsverfahrens  an  qualifizirte  Un- 
i ternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Biireau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions  - Bedingungen  von  dem  Unterzeich- 
neten auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind,  mit  der  Aufschrift; 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der 
Gotha -Leinefelder  Eisenbahn-1 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  23.  März  dieses  Jahres,  Vormittags  11  Uhr 
in  dem  oben  bezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termin  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  28.  Februar  1868. 

Der  Abtheilungs- Baumeister 
Witzeck. 

Eine  im  besten  Betriebe  befindliche,  gut  eingerichtete  Tlioil- 
wnarenlnbi'iU  (Kunstziegelei)  ist  sofort  an  einen  Maurer-, 
Zimmermeister  oder  Baumeister  zu  verkaufen.  Zur  t ebernahme 
8 bis  10  mille  erforderlich.  Bedeutende  Baupraxis  wird  mit  über- 
geben. Adr.  sub  M.  M.  68  an  die  Exped.  dies.  Zeitg.  einzusenden- 


115 


530,000  weisse  gute  Mauersteine,  60,000  Rathenauer 
und  48,000  hartgebrannte  Klinker  werden  gegen  Baarzahlung 
sofort  gekauft.  Schriftliche  Offerten  mit  Angabe  der  Dimensionen 
des  Formats,  des  Preises  und  des  Lagerplatzes  sind  zu  richten  an 
die  Baumeister  Ende  & Böckmann. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den 

47.  März  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Fort- 
setzung.) — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Bau- 
Akademie  zu  Berlin  (Fortsetzung».  — Fachwerkträger.  ( Fortsetzung). 

— Feuilleton:  Schinkelfest  d.  Architekt. -Vereins zn  Berlin.  (Schluss). 

— Ein  neues  Fest.  — Die  Strassen  - Lokomotive.  — Bau  ausf  ü li  run- 
gen  und  Projekte:  Personenbahnhof  der  Niedersclilesisch  - Märki- 
schen Eisenbahn  zu  Berlin.  — Mont  - Cenis- Tunnel.  — Kirchenbauten 
in  Paris.  — M i tt h eil ung en  aus  Vereinen:  Verein  der  behördlich 
autorisirten  Privattechniker  Böhmens.  — Architekten-Verein  zu  Berlin. 
— Vermischtes:  Gesetzes  Vorlagen  für  den  Rei  chstag  des  norddeutschen 

Bundes,  betr.  einheitliches  Maas  u.  Gewichtu.  Freigebung  d. Baugewerbe. 

— Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Berichtigung). 

— Bekanntmachung  der  technischen  Baudeputation  in  Berlin,  die  Prü- 
fungen betr.  — Waschmaschinen.  — Resultate  der  Wasserheizung  im 
neuen  Rathhause  — Oelanstrich  auf  Zement.  — -Aus  der  Fachlit- 
teratur:  Förster’s allgemeine  Bauzeitung.  — Mittheilungenderöstreich. 
Zentral  - Kommission  zur  Erforschung  der  Baudenkmale.  — Organ  für 
die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  — Bauwissenschaftliche  Littera- 
tur.  Januar-März  1868.  — (Schluss). — Konkurrenzen:  Preiserthei- 
lung  für  ein  Rathhaus  in  Reichenbach.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Zur  ge  f&i  lügen  Beachtung« 

Mit  No.  14.  beginnt  das  2.  Quartal  unsrer  Zeitung.  Um  in  der  regelmässigen  Zusendung  keine 
Unterbrechung  ein  treten  zn  lassen,  ersuchen  wir  unsre  geehrten  auswärtigen  Leserum  gefällige  rechtzeitige 
Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  Buchhandlungen  und  Postanstalten.  Die  Berliner  Abonnenten  erhalten 
die  Bauzeifnng  weiter  zugeschickt,  falls  nicht  eine  ausdrückliche  Abbestellung  erfolgt. 


leber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich. 

(Fortsetzung.) 


II. 

Die  Regierung  entschloss  sich  endlich  die  im  voran- 
gehendem Abschnitte  geschilderten  Zustände  an  der  Ecole 
des  beaux  Arts  durch  ihre  Intervention  zu  beseitigen.  Ihr 
erster  Schritt  nach  dieser  Richtung  geschah  mit  einer 
Schnelligkeit  und  Rücksichtslosigkeit,  die  demselben  fast 
den  Charakter  eines  Staatsstreiches  gaben.  Am  13.  No- 
vember 1863  brachte  der  Moniteur  ein  kaiserliches  Dekret, 
durch  welches  auf  Grund  von  Berichten  des  Oberinten- 
danten der  schönen  Künste,  Grafen  Nieuwekerke,  und  des 
Ministers  des  kaiserlichen  Hauses,  Marschall  Vaillant  — 
dem  im  Frankreich  auch  das  Kunstgebiet  zugetheilt  ist  — 
der  Kaiser,  mit  höchster  Machtvollkommenheit  und  ohne 
die  betreffenden  Körperschaften  vorher  gehört,  zu  haben, 
die  ganze  bisher  bestehende  Einrichtung  umwarf,  die  der 
Akademie  zustehenden  Rechte  in  Betreff  des  Unterrichts 
authob,  den  Einfluss  derselben  auf  die  Ecole  des  beaux 
Arts  beseitigte  und  dieselbe  zu  einem  wesentlich  unter  Ein- 
fluss der  Regierung  stehenden  Institute  umschuf. 

Den  wichtigsten  Kommentar  zu  dem  Dekrete  bildet 
der  Bericht  des  Grafen  Nieuwekerke*),  der  die  Mängel 
des  bisherigen  Zustandes  mit  grosser  Schärfe  und  höchst 
anerkennenswerter  Offenheit  darlegt  und  auf  die  Maass- 
regeln  zur  Beseitigung  desselben  hinweist.  Das  Dekret 
findet  diese  Maassregeln  in  der  Errichtung  eines  vollstän- 
digeren und  zeitgemässeren  Unterrichtssystems,  bei  welchem 
namentlich  der  bisherige  Konkurrenzengang  in  Wegfall 
kommen  soll,  in  einer  Oberleitung  der  Schule,  die  keiner 
Koterie  unterworfen,  durch  schnelleren  Wechsel  ihrer  Mit- 
glieder auch  neuen  Ideen  leichter  Eingang  verschaffen 
soll,  in  der  Ersetzung  der  Akademie  bei  dem  Urtheil  über 
den  römischen  Preis  durch  eine  freie  Jury,  endlich  in 
passenderen  Bestimmungen  für  die  Studienzeit  in  Italien. 

Es  lässt  sich  leicht  ermessen,  welchen  Sturm  das 
plötzliche  Erscheinen  dieses  Dekrets  in  allen  künstlerischen 
Kreisen  hervorrief;  Dankadressen  wurden  auf  der  einen, 
Gegenpetitionen  aut  der  andern  Seite  an  den  Kaiser  ge- 
richtet. Eine  ganze  Broschürenlitteratur  entfesselte  sich, 
in  welcher  die  Gegner  der  Akademie  sich  entschieden  auf 
die  Seite  des  Dekretes  stellten  und  das  Gewicht  der  von 
demselben  gegen  das  bisherige  System  vorgebrachten  That- 

*)  8.  Daiy,  Revue  d’Architecture  1863  und  1864,  wo  sich  alle 
betreffenden  offiziellen  Aeusserungen  über  diese  Angelegenheit  zu- 
sammengestellt finden. 


Sachen  noch  verstärkten.  Die  Akademie  hatte  dem  gegen- 
über in  dem  Munde  des  alten  Jngres  und  vor  Allem 
ihres  Sekretärs  Beule  nur  Unwesentliches  vorzubringen: 
Proteste  gegen  die  willkürliche  Beseitigung  ihr  zustehen- 
der Rechte,  Erinnerungen  an  die  glorreichen  historischen 
Traditionen  des  bisherigen  Institutes,  für  das  sie  sogar  die 
Geister  Lebruns  und  Poussins  ins  Gefecht  führte,  an  die 
Zahl  grosser  Namen,  die  vielleicht  den  Einrichtungen 
zum  Trotz  daraus  hervorgegangeu  waren,  Versicherungen 
endlich,  dass  der  bisher  befolgte  Weg  in  der  That  der 
einzig  richtige  sei.  Sie  schlug  jedoch  damit  wenig  durch, 
und  die  öffentliche  Meinung  sprach  sich  im  Grossen  und 
Ganzen  für  das  Dekret  und  seine  freiheitlichen  Reformen 
aus;  höchstens  erregte  die  Art  und  Weise  einige  Miss- 
billigung, in  der.  man  die  bisher  an  der  Schule  wirksamen 
Persönlichkeiten  mit  einem  kühlen  Danke  für  geleistete 
Dienste  beseitigt  hatte.  Bemerkenswerth  bleibt  schliesslich 
noch  die  Theilnahme  des  auch  nicht- künstlerischen  Publi- 
kums und  der  politischen  Journale  an  dieser  Angelegen- 
heit. Letztere  behandelten  dieselbe  zumal  in  einer  einge- 
henden Weise,  die  recht  vortheilhaft  absticht  gegen  die 
Vernachlässigung,  die  unser  deutscher  Journalismus  derar- 
tigen nicht  an  der  ausgefahrenen  Heerstrasse  liegenden 
Gebieten  zu  Theil  werden  lässt. 

Die  Regierung  hielt  indessen  in  der  weiteren  prak- 
tischen Durchführung  ihrer  Reformen  weder  an  der  an- 
fänglich bewiesenen  Energie,  noch  an  ihren  freiheitlichen 
Versprechungen  fest.  Das  Dekret  hatte  für  die  Oberlei- 
tung der  Schule  einen  Verwaltungsrath  eingesetzt  und 
demselben  die  Ausarbeitung  des  Reglements,  durch  das 
die  einzelnen  Bestimmungen  des  Dekretes  in  die  Praxis 
eingeführt  werden  sollten,  übertragen.  In  diesen  Verwal- 
tungsrath nun  zog  die  Regierung  verschiedene  Träger  des 
eben  beseitigten  Systems,  deren  Rath  sie  doch  vorher  ver- 
schmäht hatte;  dieselben  vermochten  daselbst  ihre  Ansich- 
ten wieder  zur  Geltung  zu  bringen  und  das  unter  ihrer 
Mitwirkung  ausgearbeitete,  am  16.  Januar  1864  publizirte 
Reglement  erscheint  als  eine  Abschwächung  des  Dekretes, 
als  ein  Kompromiss  mit  den  alten  Zuständen  und  behält 
namentlich  für  den  architektonischen  Unterricht  Einrich- 
tungen hei,  die  anderen  freisinnigeren  Anordnungen  offen- 
bar hemmend  entgegen  treten.  Auch  in  das  vom  Staate 
ernannte  Lehrerpersonal  des  neuen  Instituts  gelangten 
viele  alte  Elemente;  die  studirende  Jugend  selbst  verhielt 


118 


sich  ohnedies,  nicht  eben  ehrenvoll  für  sie,  höchst  feind- 
selig gegen  die  eingeführten  Neuerungen.  Bei  der  Eröff- 
nung der  reorganisirten  Ecole  des  beaux  Arts  im  März 
1 864  kam  es  von  Seiten  der  Schüler  zu  bedauerlichen 
Auftritten  gegen  Diejenigen,  welche  man  als  Gegner  der 
Akademie  und  als  Mithelfer  bei  der  Neugestaltung  be- 
trachtete. So  legte  Viollet-le-Duc,  dem  die  Professur  der 
Kunstgeschichte  anvertraut  worden  war,  sein  Amt  nach 
einem  ersten,  höchst  tumultuarisch  unterbrochenen  Vortrage 
nieder.  In  seiner  Person  allein  war  freilich  fast  ein  ganzes 
System  beseitigt,  und  was  die  neue  Schule  seitdem  geleistet 
hat,  scheint  anzudeuten,  dass  man  daselbst,  wenn  auch 
unter  etwas  anderen  Verhältnissen,  doch  lustig  wieder  in 
das  alte  akademische  Fahrwasser  hineingesteuert  sei. 

Ein  Blick  auf  die  jetzige  Einrichtung  der  Ecole  des 
beaux  Arts  bestätigt  dies  nur.  Die  Oberleitung  der  Schule 
fällt  einem  vom  Staate  ernannten  Direktor  zu,  dem  ein 
Kollegium  — Conseil  d’Enseignement  — zur  Seite  steht, 
das  an  Stelle  der  Akademie  den  Unterricht  nach  seinen 
Prinzipien  regeln  und  überwachen  und  für  eine  fortschrei- 
tende Entwicklung  desselben  sorgen  soll.  Es  besteht  aus 
dem  Ober -Intendanten  der  schönen  Künste  und  dem  Di- 
rektor der  Schule  als  Präsidenten  und  aus  12  Mitgliedern, 
7 Künstlern  und  5 Kunstdilettanten  (anerkannte  Kunst- 
verständige, die  aber  praktisch  nicht  als  Künstler  thätig 
sind.)  Ein  Drittel  der  Mitglieder  scheidet  jährlich  aus 
und  wird  durch  Ernennungen  der  Regierung  ergänzt.  Die 
Aufnahme -Bedingungen  für  die  Schüler  sind  dieselben  ge- 
blieben, nur  hat  man  den  Aufenthalt  an  der  Schule  durch 
eine  Altersgrenze  von  15  bis  25  Jahren  beschränkt. 

Für  die  wissenschaftliche  Bildung  der  Architekten 
sind  eine  Anzahl  Lehrstühle  begründet  worden  und  zwar 
für  die  Fächer  der  Kunstgeschichte  und  Aesthetik,  der 
Archäologie,  der  niederen  Mathematik,  beschreibenden 
Geometrie  und  Perspektive,  der  elementaren  Physik, 
Chemie  und  Geologie,  endlich  der  Konstruktion  mit  Bau- 
führung und  Veranschlagen.  Schon  aus  dieser  Aufzählung 
geht  hervor,  wie  eng,  ja  wie  lückenhaft  der  Kreis  des 
Wissens  ist,  mit  dem  man  den  Unterricht  geglaubt  hat 
erweitern  zu  müssen.  Hierzu  tritt  aber  noch  der  Umstand, 
dass  man  den  Architekten  noch  immer  nicht  völlig  von 
den  übrigen  bildenden  Künsten  getrennt  hat  und  Kunst- 
geschichte z.  B.  allgemein  für  die  Eleven  der  verschiedenen 
Kunstzweige  liest,  so  dass  das  hier  Gebotene  nicht  viel 
über  das  bescheidene  Maass  dessen  hinausgehen  möchte, 
das  man  wohl  auf  deutschen  Universitäten  unter  diesem 
Namen  vorträgt.  Und  so  ähnlich  auf  den  übrigen,  speziell 
architektonischen  Gebieten.  Die  Kurse  sind  übrigens  ob- 
ligatorisch, die  Professoren  vom  Staate  angestellt.  Ein 
Paragraph  des  Dekretes  sagt  zwar,  dass  auch  nicht  offiziell 
Angestellten  gestattet  sein  soll,  nach  Erlaubniss  des  Mini- 
sters an  der  Schule  Vorträge  zu  halten;  meines  Wissens 
ist  aber  bis  jetzt  von  diesem  Gipfel  des  deutschen  Begriffs 
der  Lehrfreiheit  kein  Gebrauch  gemacht  worden.  — Für 
die  mit  den  Vorträgen  zu  verbindenden  Zeichenübungen 
sind  an  der  Schule  drei  offizielle  Ateliers,  deren  Professoren 
ebenfalls  der  Staat  ernennt,  eingerichtet  worden,  in  die 
der  Schüler  nach  Wahl  tritt.  Den  freien  Ateliers  soll 
zwar  daneben  ihre  Berechtigung  bleiben  und  diese  Ein- 
richtung nur  dem  Mangel  an  solchen  abhelfen,  doch  liegt 
es  auf  der  Hand,  dass  dieselben  damit  so  gut  wie  beseitigt 
sind  und  das  früher  von  der  Akademie  rechtlos  geübte 
Monopol  nun  rechtmässig  in  die  Hände  des  Staates  über- 
gegangen ist. 

Neben  diesen  neuen  Einrichtungen  hat  nun  aber  das 
Reglement,  entgegen  dem  ersten  Wortlaute  des  Dekrets, 
das  alte  Uebel  des  Konkurrenzenganges  mit  allen  seinen 
Konsequenzen  wieder  an  der  Schule  eingeführt.  Der 
Name  der  Prix  d'Emulation  und  die  Medaillen  sind  zwar 
fortgefallen,  an  ihre  Stelle  aber  ist  ein  eben  so  verwickeltes 
System  zu  erlangender  Noten  und  Klassifikationen  getreten. 
Der  geistbeschränkende  Klausurzwang,  das  Ausarbeiten 
grosser  Entwürfe  nach  einer  ersten  Skizze,  von  der  nicht 
abgewichen  werden  darf,  mit  seinen  begreiflich  traurigen 
Folgen  sind  geblieben,  und  höchstens  ist  die  Anzahl  der 
Konkurrenzen  noch  um  einige  vermehrt  worden,  so  dass 
daneben  kaum  irgendwo  Zeit  zu  ernstlichem  Studium  be- 


lassen ist.  Ja,  noch  schlimmer,  man  hat  für  diese  Kon- 
kurrenzen einfach  die  alten  körperlosen  akademischen 
Programme  beibehalten  und  damit  den  Schüler  wieder  auf 
das  Einlernen  einer  mechanischen  Fertigkeit  ohne  eigene 
Gedanken  und  praktische  Rücksichten  hingewiesen,  zumal 
von  einer  Kritik  der  Arbeiten  nach  wie  vor  keine  Rede 
ist.  Hiermit  allein  schon  ist  dem  Dekrete  die  Spitze  ab- 
gebrochen, und  auch  die  verbessernden  Bestrebungen,  die 
von  einzelnen  Professoren  im  Atelier  und  vom  Katheder 
etwa  ausgehen  könnten,  sind  hiermit  zu  nichte  gemacht; 
dem  Eindringen  anderer  Tendenzen  ist  ein  Ziel  gesetzt.  Man 
wird  an  der  Schule,  sagt  Viollet-le-Duc,  wiederum  nicht 
arbeiten,  um  zu  lernen,  sondern  um  Prüfungen  zu  bestehen, 
und  Prüfungen,  die  man  nur  absolvirt,  um  einen  Grad  zu 
erlangen,  sind  weder  ein  Lehrmittel,  noch  geben  sie  einen 
Bewreis  für  die  wirklich  gewonnene  Bildung. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Rcisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Konigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin, 
im  August  1867.  (Fortsetzung.) 

Da  nämlich  ein  selbst  nur  kleiner  Zeitgewinn  bei 
der  Durchschleusung  von  Schiffen  immer  von  grosser  Wich- 
tigkeit ist,  so  hat  man  dem  neuen  massiven  Oberhaupte 
die  doppelte  Schutenbreite  gegeben,  und  verschliesst  diese 
Oeffnung  durch  ein  einziges  um  eine  mittlere  vertikale 
Drehaxe  bewegliches  Drehthor.  Sind  nun  Schuten  aus 
der  Elbe  in  die  Kesselschleuse  eingelassen  und  die  Thore 
des  Unterhauptes  geschlossen,  so  wird  das  Drehthor  ge- 
öffnet, so  dass  sich  jetzt  die  Kammer  schnell  mit  dem 
Oberwasser  füllt,  und  sich  nun  zu  jeder  Seite  des  ge- 
öffneten Drehthors  eine  Durchfahrt  bildet:  während  die 
aus  der  Elbe  gekommenen  Schuten  auf  der  einen  Seite 

des  Drehthores 
nach  der  kleinen 
Alster  hinaus- 
fahren, können 
gleichzeitigdurch 
die  andere  Durch- 
fahrt die  in  der 
entgegengesetz- 
ten Richtung  fah- 
renden Schuten  in  die  Kesselschleuse  einfahren.  Dass  hier- 
durch, namentlich  bei  dem  so  ausserordentlich  lebhaften 
Schuten-Verkehr,  ein  sehr  bedeutender  Zeitgewinn  erzielt 
wird,  liegt  auf  der  Hand. 

Die  Breite  einer  jeden  Durchfahrt  beträgt  20',  welche 
Weite  auch  noch  für  die  Elbkähne  genügt.  Lm  den 
oberen  Zapfen  des  Drehthores  zu  befestigen,  wurden  2 bo- 
genförmige, sich  rechtwinklich  kreuzende  Blechträger- 
Brücken  ausgeführt,  die  eine  so  hohe  Lage  erhalten  haben, 
dass  die  Kommunikation  der  Schuten  ungehindert  darunter 
fort  erfolgen  kann.  Es  mussten  daher  nicht  nur  aut  dem 
Mauerwerk,  sondern  auch  in  der  lichten  Oeflnung  des 
Hauptes  Pfeiler  aufgeführt  werden,  die  diesen  beiden 
Brücken  zum  Auflager  dienen.  Die  V asserpfeiler  mussten 
nun  genügend  stark  erbaut  werden  um  dem  Anprall  der 
Schiffe  genügenden  Widerstand  zu  leisten,  und  da  dieser 
vorzugsweise  in  der  Längenrichtung  der  Schleuse  erfolgt, 
so  hat  man  jedem  Wasserpfeiler  eine  Breite  von  8 und 
eine  Länge  von  10'  gegeben.  Es  beträgt  demnach  die 
lichte  Weite  des  Oberhauptes  2 . 20  -f-  8 = 48  . Die  Länge 
des  Drehthores  dagegen  beträgt  50',  so  dass  es  im  ge- 
schlossenen Zustande  an  jedem  Ende  noch  ein  Auflager 
von  P Breite  findet.  In  den  Seitenwänden  des  Hauptes 
sind  daher  kleine  Nischen  ausgespart,  welche  die  treie 
Bewegung  des  Thores  ermöglichen;  ist  das  Thor  dagegen 
ganz  geöffnet,  so  lehnt  es  sich  mit  beiden  Enden  an  höl- 
zerne Schlagsäulen,  welche  an  den  beiden  in  der  Axe 
des  Hauptes  stehenden  Pfeilern  angebracht  und  mit  A or- 
richtungen  zum  Festhalten  des  geöffneten  Ihores  versehen 
sind.  Hieraus  ergab  sich  die  erforderliche  Länge  des 
Hauptes  zu  50  -{-  2 . 10  — 70'. 

Da  die  lichte  Weite  des  Hauptes  nur  4t3  , die  Länge 
des  Drehthores  hingegen  50'  beträgt,  so  kann  dasselbe 
nicht  frei  durchschlagen,  sondern  sich  nur  nach  einer  be- 


119 


stimmten  Richtung  herumbewegen;  es  war  dies  für  noth- 
wendig  erachtet  worden  um  den  bei  geschlossenem  Thor 
von  dem  Oberwasser  ausgeübten  Druck  von  den  Dreh- 
zapfen des  Thores  möglichst  fern  zu  halten  und  dem  Thore 
dann  ein  gesichertes  Auflager  bieten  zu  können.  Dies 
sollte  nun  durch  die  beiden  Falze  in  den  Seitenwänden 
des  Mauerwerks  und  einen  auf  der  Sohle  angeordneten 
besonders  starken  und  mit  dem  Pfahlroste  des  Oberbodens 
solide  verbundenen  Schlagbalken  erreicht  werden,  indessen 
stellten  sich  hierbei  noch  besondere  Schwierigkeiten  her- 
aus. Zunächst  nämlich  führte  der  untere  für  das  ge- 
schlossene Thor  erforderlich  werdende  wasserdichte  Ab- 
schluss solche  herbei,  da  der  erwähnte  Schlagbalken 
nur  hinter  demjenigen  Flügel  des  Thores  angeordnet 
werden  könnte,  der  nicht  nach  der  Schleuse  hin  auf- 
schlägt, mithin  der  wasserdichte  untere  Abschluss  des  an- 
dern Thorflügels,  sowie  die  wasserdichte  Verbindung  jles 
Schlagbalkens  mit  dem  unteren  Drehzapfen  eigenthüm- 
liche  Konstruktionen  erforderte.  Genaueres  über  die  hier 
gewählten  Anordnungen  war  während  der  kurzen  Zeit 
der  Besichtigung  nicht  zu  ermitteln,  doch  schien  die  gänz- 
liche Beseitigung  der  Uebelstände  nicht  vollständig  ge- 
glückt zu  sein. 

Eine  andere  Schwierigkeit  entstand  bei  der  Auflage- 
rung des  Thores  in  den' Falzen  der  massiven  Seitenwände. 
Das  Drehthor  ist  nur  aussen  mit  hölzernen  Latten  be- 
kleidet, um  beim  Gegenstossen  der  Schiffe  grösseren  Be- 
schädigungen vorzubeugen,  sonst  aber  ganz  aus  Eisen, 
nach  Art  der  Schwimmthore  konstruirt,  und  hat  seine 
Drehaxe  genau  in  der  Mitte,  so  dass  beide  Thorflügel 
gleich  lang  und  einem  vollständig  gleich  grossen  Wasser- 
drücke ausgesetzt  sind.  Es  wird  daher  nur  der  sich  nicht 
nach  der  Schleuse  öffnende  Flügel  durch  das  Wasser  fest 
in  den  Falz  gedrückt,  während  am  andern  Flügel  noch 
eine  besondere  Abstützung  nothwendig  wird.  Diese  Ab- 
stützung ist  nun  an  beiden  Enden  des  Drehthores  da- 
dadurch  bewirkt,  dass  in  jeder  Mauernische  noch  ein  ein- 
facher Thorflügel  angeordnet  ist,  der  sich  dann  gegen  das 
Ende  des  Drehthores  lehnt,  und 
erst  in  seine  eigene  Thornische  zu- 
rückgedreht werden  muss,  wenn  das 
grosse  Thor  geöffnet  werden  soll. 
Diese  kleinen  „Sperrthore“  bieten 
demnach  dem  grossen  Drehthore 
in  seiner  ganzen  Höhe  ein  festes 
Auflager  und  sind  ausserdem  noch 
mit  einer  Kniehebel -Vorrichtung 
versehen,  durch  welche  eiserne  Rie- 
gel zum  gleichzeitigen  Eingriff  in 
das  grosse  Drehthor  und  in  die 
Wandnische  des  Sperrthores  ge- 
bracht werden  können,  so  dass  da- 
durch ein  noch  festeres  Hinein- 


FEUILLETON. 

Schiukelfest  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin 

am  13.  März  1868. 

(Schluss.) 

Mit  dem  Beschlüsse  König  Wilhelms,  den  Bau  eines 
protestantischen  Doms  in  Berlin  wieder  aufzunehmen,  und 
mit  Eröffnung  der  Konkurrenz  um  den  Entwurf  eines 
solchen,  so  ungefähr  führte  der  Redner  aus,  ist  an  die 
Preussischen  Baumeister  der  Gegenwart  eine  Aufgabe 
herangetreten,  welche  in  erster  Reihe  schon  Schinkel  be- 
schäftigt hat,  eine  Aufgabe,  bei  der  es,  wie  bei  keiner 
anderen,  gilt,  von  allen  kleinen  persönlichen  Rücksichten 
abzusehen  und  nur  danach  zu  streben,  dass  in  ihr  das 
architektonische  Bewusstsein  unserer  Zeit  würdig  zum  Aus- 
druck gebracht  werde.  Denn  es  gilt  gleichzeitig  die  Lö- 
sung eines  noch  unerfüllten  Problems.  Wenn  fast  jedes 
Zeitalter  in  der  Gestaltung  des  Gotteshauses  seinen  Cha- 
rakter wiedergespiegelt  hat,  so  ist  es  aus  äusserlichen 
Ursachen  gerade  der  letzten  und  gewaltigsten  Bewegung 
auf  religiösem  Gebiete,  dem  Protestantismus,  noch  nicht 
gelungen,  eine  eigenthümliche  Kirchenform  zu  finden  und 


drücken  des  grossen  Drehthores  in  seinen  Falz  bewirkt 
werden  kann.  Durch  eine  oben  angebrachte  Falle  wird 
dann  noch  die  Verbindung  der  beiden  Thore  gesichert. 

Das  bis  jetzt  bei  der  Handhabung  des  grossen 
Thores  befolgte  Verfahren  ist  etwa  folgendes:  Da  die 

j ganze  Masse  des  Drehthores  für  die  einfache  Bewegung 
I mit  der  Hand  zu  bedeutend  ist,  so  wird  der  Wasser- 
druck noch  mit  zu  Hilfe  genommen , und  es  ist  daher 
I jeder  der  beiden  gleich  grossen  Flügel  des  Thores  in 
| seinem  untern  Theile  mit  einer  Durchbrechung  versehen, 
j die  durch  Schützen  (oder  kleine  Drehthore?)  geschlossen 
werden  kann.  Sind  nun  zunächst  die  beiden  Sperrthore 
zurückgedreht,  so  wird  in  dem  nach  dem  Oberwasser 
hin  aufschlagenden  Flügel  die  Schützöffnung  frei  gemacht, 
so  dass  jetzt  der  Wasserdruck  gegen  den  nach  der 
Schleuse  aufschlagenden  Flügel  überwiegt  und  das  Dreh- 
thor sich  zu  öffnen  anfängt.  Theils  nun  fürchtete  man, 
dass  in  Folge  des  starken  Wasserdruckes  die  Bewegung 
| des  Thores  eine  zu  heftige  werden  und  das  Thor  stark 
schlagen  würde,  theils  wurde  auch  befürchtet,  dass  das 
nun  mit  grosser  Heftigkeit  einströmende  Wasser  den  in 
der  Kesselschleuse  liegenden  Schuten  gefährlich  werden 
könne,  theils  endlich  wird  noch  dem  Wunsche  Rechnung 
I getragen,  die  Zeit  des  Durchschleusens  möglichst  zu  ver- 
I ringern,  und  daher  namentlich  die  zur  Füllung  der 
grossen  Kesselschleuse  erforderliche  Zeit  möglichst  abzu- 
kürzen und  dem  einströmenden  Wasser  möglichst  viele 
Oeff’nungen  frei  zu  machen,  — kurz:  sobald  das  Dreh- 
thor sich  ein  klein  wenig  geöffnet  hat,  wird  von  einem 
auf  dem  Drehthore  befindlichen  Arbeiter  auch  in  dem 
nach  der  Schleuse  aufschlageuden  Flügel  die  Schützöffnung 
frei  gemacht.  Wenn  nun  zwar  die  befürchteten  Nach- 
theile durch  diese  Manipulation  auch  möglichst  vermieden 
werden,  so  wird  dadurch  doch  ein  anderer  schwerwie- 
gender Nachtheil  herbeigeführt.  Indem  nämlich  jetzt 
beide  Thorflügel  dem  Wasser  wieder  gleich  grosse 
Druckflächen  bieten,  wird  die  bisher  wirksame  Kraft, 
der  hydrostatische  Druck,  ausser  Thätigkeit  gesetzt,  so 
dass  das  Thor  sich  nur  noch  in  Folge  seines  Beharrungs- 
vermögens weiter  fortbewegen  kann;  dieses  aber  wird 
sehr  bald  durch  die  Zapfenreibung  und  die  Trägheit  der 
Wassermassen,  die  durch  das  sich  bewegende  Thor  aus 
ihrer  Stelle  verdrängt  werden  müssen,  so  vollständig  auf- 
gehoben, dass  das  Drehthor  halb  geöffnet  stehen  bleibt 
und  nun  erst  durch  Aufwendung  bedeutender  Menschen- 
kraft ganz  geöffnet  werden  kann.  Hierüber  aber  vergeht 
so  viel  Zeit,  dass  es  zum  mindesten  fraglich  sein  dürfte, 
ob  nicht  der  durch  die  schnellere  Füllung  der  Schleusen- 
kammer erlangte  Zeitgewinn  hierdurch  reichlich  wieder 
aufgewogen  wird. 

Die  ganze  Anlage  ist  demnach  wohl  einer  einge- 
henden Beachtung  werth,  wenngleich  sich  im  Laufe 
der  Zeit  wohl  noch  manche  Veränderungen  und  Verbes- 

Schinkel  war  es  Vorbehalten,  die  ersten  bedeutsamen 
Versuche  in  dieser  Hinsicht  zu  wagen,  nachdem  vor  ihm 
kaum  ein  anderes  Element  hierfür  gewonnen  worden  war, 
als  die  Wiedereinführung  der  aus  der  byzantinischen  Kirche 
stammenden  Emporen.*) 

Die  Gestaltung  der  protestantischen  Kirche  ist 
eine  der  wichtigsten  Lebensaufgaben  Schinkel’s  gewesen, 
in  deren  Lösung  er  unermüdlich  seine  volle  Kraft  setzte, 
so  wenig  günstig  seine  Zeit,  die  für  solche  ideale  Be- 
strebungen weder  Verständniss  noch  Geld  übrig  hatte,  ihm 
entgegen  kam  und  so  wenig  vom  Redner  verhehlt  wurde, 
dass  Schinkel  die  reichsten  Früchte  seines  Genius  vor- 
wiegend doch  auf  anderen  Gebieten  erzielt  hat.  Und  zwar 
kommen  hier  seine  ausgeführten  Bauten,  die  gerade  in 
dieser  Beziehung  als  Kompromisse  mit  dem  Willen  seines 

*)  Wir  können  uns  der  Auffassung  des  Redners  hier  nicht 
ganz  anschliessen.  Denn  ganz  abgesehen  von  der  Grundfrage , ob 
es  wirklich  noch  die  Aufgabe  unserer  Zeit  sein  kann,  eine  Kir- 
chenform für  den  Protestantismus  zu  finden,  hätten  die  älteren 
lange  vor  Schinkel  gemachten  Versuche  — wir  nennen  hier  nur 
die  Frauenkirche  in  Dresden,  die  Dreifaltigkeits-  und  die  Parochial- 
kirche  in  Berlin  — sowie  die  gleichzeitigen  Bestrebungen  Wilhelm 
Stier’s,  der  die  erste  Anregung  hierzu  durch  Bimsen  empfangen 
hatte,  wohl  eine  Erwähnung  verdient!  (D.  Red.) 


120 


serungen  als  wünschenswerth  und  nothwendig  heraus- 
steilen dürften.  Diesen  darf  um  so  zuversichtlicher  ent- 
gegengesehen werden , als  die  Anlage  erst  seit  ganz 
kurzer  Zeit  dem  Verkehr  übergeben  ist,  also  kaum  erst 
die  sich  zeigenden  Nachtheile  konstatirt  worden  sein 
konnten,  auch  das  Bauwerk  selbst  noch  nicht  einmal  gänz- 
lich vollendet  war. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Fachwerkträger. 

(Fortsetzung  aus  No.  10.) 

Berechnung  der  äusseren  Kräfte  für  frei  aufliegende 
Träger*). 

Figur  6. 


2W„  3»,  3R*-i  Tix 

12  3 x ntes  Feld 


to  tc  to  to 

fl  3 a Ü 

Der  Träger  AB  (Fig.  6)  sei  in  «Felder  getheilt  und  die 
Breite  eines  jeden  Feldes  = b,  so  dass 
n b — L, 

wobei  L die  Länge  des  Trägers.  Seien 
A und  B die  Reaktionen  am  Auflager, 

2 p das  Eigengewicht  der  Konstruktion  pro  Trägerfeld, 

2 ?!  die  Nutzlast  pro  Trägerfeld, 

2^  = 2/?  + 27t  die  volle  Belastung  dsgl. 

Die  Belastungen  werden  als  in  den  Vertikalen  angreifend 
gedacht. 

Die  Trägerfelder  werden  von  A ausgehend  gezählt,  und 
ist  im  Folgenden  x eine  positive  ganze  Zahl.  Die  Vertikale 
rechts  vom  ^pten  Felde  bezeichnen  wir  als  .rte,  diejenige  links 
als  ( x — l)te;  ebenso  die  Angriffsmomente  rechts,  9DL— i 
links  vom  .g?ten  Felde.  Die  Vertikalkraft  Q3X  ist  für  das  Feld 
konstant. 

Volle  Belastung.  Ist  die  Belastung  für  alle  Vertika- 
len gleich  2 q,  so  ergiebt  sich  die  Reaktion  am  Auflager 
A — (n  — l)q, 

die  Vertikalkraft 

iß*  = A — 2 q {x  — 1) 

— 9 (,n  — 2.r  -1- 1),  (5) 

*)  Bei  diesem  Kapitel,  das  schon  anderweit  oft  und  gründlich 
genug  behandelt,  muss  es  genügen,  die  Resultate  in  möglichster 
Kürze  zu  geben,  und  nur  insoweit,  als  sie  im  Folgenden  von 
Interesse.  und 


das  Angriffsmoment 

9Rx  = A x b — 2q  b [(x  — 1)  + {x  — 2)  . . + 1] 

= q b x (n  — x)  (6) 

Schiefe  Belastung.  Sei  die  Nutzlast  zunächst  von  A 
aus  bis  zur  mten  Vertikale  vorgerückt,  so  dass  die  in  ersten 
Vertikalen  mit  2 q (=  2 p 2 7r),  die  übrigen  dagegen  nur  mit 
dem  Eigengewicht  2 p belastet  sind,  so  ergiebt  sich  die  Auf- 
lagerreaktion 

A = (Jl  — 1)  p -fs  ~ [(«  — 1)  -f-  (M  — 2)  . . -f  («  — /«)] 

= (»  — 1)  P + * m [2  — m + , 

die  Vertikalkraft  für  x ^ m + 1 : 

5fr  = A — 2 9 (x  — 1) 

= P [(«  - 1)  - 2 (x  - 1)]  + TT  [/«  (2  - ^±i)  - 2 (ar-1)]  (7) 

für  x'^LmAr\\ 

3fr  = A — 2 p (x  — 1)  — 2 7r  m 

— P [»  — 9.x  + l]  — fr  m 1~^— ; (7a) 

die  Momentengleichung  für  x TU  + 1 : 
st)?,. 

i A x - 2 (j,  + Tr)  [(a?  - 1)  + {X  - 2)  . . + 1] 

= x {n  — x)  p -\-  n x^jn  {2  — m ^ l)  — (x  — i)J,  (8) 
für  x > in  + 1 : 

Ax  — 2pl(x-l)  + (x  — 2)..  + l]  — 

2 n [(x  — 1)  + {x  — 2)  . . + {x  — 7«)] 
•=  x (»  — x)  p + 7f  m (in  + 1)  ( 1 — -'j  (8a) 

Aus  den  Gleichungen  7 und  7a  folgt,  dass  ein 
Minimum  wird  für 

m = x — 1, 

d.  h.  wenn  die  Nutzlast  von  A aus  bis  zum  arten  Felde  vor- 
gerückt ist.  Setzt  man  diesen  Werth  in  eine  der  betreffenden 
Gleichungen  ein  , so  ergiebt  sich  : 

min.  ©x  = p {11  — 2x  -f  1)  — ~ X (X  — 1).  (9) 

Die  gleichzeitigen  Werthe  von  und  1 ergeben 

sich  durch  Einsetzen  des  Werthes  von  in  in  Gleichung  S, 
und  zwar: 

^ = (77  — x)  p X + xx  [(X  — 1)  (2  — f-)  — ~ !)]» 

Slix  = b x (77  — x)  [p  + tz  - n (10) 


königlichen  Bauherrn  zu  betrachten  sind,  weniger  in  Be- 
tracht als  seine  zahlreichen  Entwürfe. 

Unter  den  älteren  Arbeiten,  bei  denen  er,  der  roman- 
tischen Tagesströmung  mit  voller  Begeisterung  folgend, 
durchweg  die  mittelalterliche  Bauweise  zu  Grunde  legte, 
ragt  der  aus  dem  Jahre  1819  stammende  Entwurf  zu 
einem  Dome  in  Berlin,  als  Denkmal  der  Befreiungskriege 
schon  wegen  seiner  Analogien  zur  Gegenwart  bedeutsam 
hervor.  Fern  vom  Gewühle  der  Stadt,  am  Ende  der 
Leipziger  Strasse  sollte  der  Dom  als  erste  Kirche  der 
protestantischen  Christenheit  sich  erheben,  ein  religiöses, 
historisches,  auf  die  Kultur  des  Volkes  unmittelbar  ein- 
wirkendes Werk,  an  dem  alle  künstlerischen  Kräfte  der 
Nation  sich  zu  gesteigerter  Thätigkeit  vereinen  sollten. 
Weder  in  der  Beschreibung  des  phantasievollen  äusseren 
Aufbau's  der  700'  langen  Anlage,  noch  in  der  des  In- 
nenraums können  wir  dem  Redner  folgen.  Als  das  wich- 
tigste Motiv  ist  hervorzuheben,  dass  Schinkel  hier  zum 
ersten  Male  eine  Trennung  von  Abendmahls-  und  Predigt- 
Kirche  versucht  hat  — letztere  ein  3scliiffiges  Langhaus, 
erstere  ein  8 eckiger  erhöhter  Kuppelraum  mit  Kapellen- 
kranz, beide  durch  weite  Oeffnungen  vereinigt.  In  dem 
Verbindungsbau  liegen  rechts  und  links  Orgeln,  iu  der 
Mitte  der  Sänger-  und  Orchesterchor:  die  Kanzel  steht 
in  der  Mittelaxe  der  Predigtkirche  vor  der  Terrasse  des 
Altarraums. 

In  vielen  späteren  Entwürfen  ist  Schinkel  auf  diese 
Trennung  der  beiden  ihrer  Benutzungsart  nach  so  wesent- 


lich verschiedenen  Räume  der  protestantischen  Kirche  stets 
zurückgekommen,  vor  Allem  in  den  zwei  Entwürfen  zu 
einer  Kirche  am  Spittelmarkt,  von  denen  der  eine  in 
gothischen  Formen  gestaltete  durch  den  Stich  allgemein 
bekannt  ist.  Es  ist  übrigens  sehr  wahrscheinlich,  dass  er 
die  erste  Anregung  zu  einer  solchen  Anordnung  aus  der 
Gestaltung  der  Konstantinischen  Grabeskirche  in  Jerusalem 
geschöpft  hat,  von  der  eine  Restauration  unter  seinen  Entwür- 
fen sich  vorfindet.  Aber  auch  andere,  von  der  durch  Nichts 
berechtigten  Tradition  abweichende  Stellungen  von  Kanzel 
und  Altar  versuchte  der  Meister.  So  steht  bei  zentraler 
Grundrissanlage  der  Altar  rings  von  Sitzplätzen  umgeben 
inmitten  der  Kirche,  die  Kanzel  im  Osten;  in  kleineren 
Kirchen  ist  die  Kanzel  theils  vor,  theils  hinter  dem  Altar 
in  der  Mittelaxe  angebracht,  anderweit  stehen  zwei  Kan- 
zeln neben  dem  Altar.  Kurzum  unermüdlich  war  Schin- 
kel aller  in  Wirklichkeit  ihm  entgegenstehenden  Hinder- 
nisse ungeachtet  — (die  übliche  Stellung  der  Kanzel  zur 
Seite  wurde  1822  sogar  durch  Kabinetsordre  vorgeschrie- 
ben) — bemüht,  einer  befriedigenden  Lösung  dieser  Auf- 
gabe nahe  zu  kommen.  Seine  letzten  grossen  Kirchen- 
entwürfe — die  4 Kirchen  für  die  Oranienburger  Vor- 
stadt — welche  in  künstlerischer  Hinsicht  so  hochbedeutsam 
sind,  weil  sie  das  deutliche  Bestreben  zeigen,  im  Sinne 
des  hellenischen  Gesetzes  aber  ohne  sklavische  Nachahmung 
der  antiken  Bauglieder  neue,  unserem  Material  und  unseren 
Konstruktionen  angepasste  Gestaltungen  zu  erfinden,  geben  in 
Betreff'  der  inneren  Anordnungen  zwar  am  wenigsten  Be- 


121 


= {n  — x + l)  p (x  — 1)  + 

*(S-1)  [(^  - 1)  (2  - j)  -(X-  2)] 

3Ka;_i  —6  {x—  l)(n  — x + !)[/?  + (ll) 

Rückt  die  mobile  Last  von  B aus  vor,  und  ist  dieselbe  bis 
7-ur  w?teu  Vertikale  gelangt,  so  dass  also  die  (m  — 1)  ersten 
Vertikalen  nur  mit  Eigengewicht,  die  übrigen  hingegen  voll 
belastet  sind,  so  ergiebt  sich  die  Auflagerreaktion: 

A — (ii  — 1)  j»  + 2 - [(«  — m)  + ( n — m -l) . . + 1] 


= (n  — l)pA ( n — m ) (ji  — - m + 1), 

die  Vertikalkraft  für  x TH: 

33a-  = A — 2 p (x  — 1) 

— p(n  — 2x  + l)  + ^ (n  — m)  (n  — m + l) 
für  x 'L  nr. 


(12) 


31x  = .4  — 2p  {x  — - l)  — 27t  (x  — m ) 

— p {ji  — 2x  + 1)  + k | \n  — 2 x + 1)  + m M — J ( 1 2a) 


die  Momentengleichung  für  a? 
ff 
b 


< 


m: 


A x — 2 p [(«  — 1)  4-  (ar  — 2) . . + 1] 


= p x {n  — x) 

und  für  X^Lm: 

S»x 


— x (n  — ?«)  (m  — w 4-  1) 
v 


(13) 


— — — Ax  — 2 p [(x  — 1)  + (•£  — 2)  • • + !]  — 3 * [(•!’  — m ) 


+ (#  — /v  — !)••  + !] 
m*  — m 
n 


= (jl  — X)  £ p X + TT  ( . 


)] 


(13a) 


Aus  den  Gleichungen  12  und  12a  folgt,  dass  93x  ein 
Maximum  wird  für  den  Fall,  dass  M = X,  d.  i.  wenn  die 
Belastung  von  B aus  bis  zum  57ten  Felde  vorgerückt  ist,  und 
ergiebt  sich  durch  Einsetzen  dieses  Werthes  in  eine  der  be- 
treffenden Gleichungen: 

max.  33x  = p (n  — 2 x 4-  1)  + (n  — - X)  (Jl  — X -f-  1);  (14) 

die  zugehörigen  Werthe  von  ST?*  und  2Jix  — 1 ergeben  sich  aus 
Gleichung  13: 


— b p x (n  — x)  -\-  b — x (»  — x)  {n  — x 4-  U 


= b x (n 


X)  [P  + n- 


tr  4-  n 


(15) 


üJL-i  = bp  {x  — l)  (n  — x 4- 1)  4-  b ~ ( x — l)  (n  — x)  (n—x  4-1) 


b (x 


l)  (n  — x 4- 1)  ( p 4-  Tr - J?) 


(16) 


merkens werthes;  doch  ist  die  konsequente  Wahl  des  Em- 
porenbau’s  bei  ihnen  hervorzuheben. 

So  sehen  wir  in  den  Arbeiten  Schinkels  bereits 
zahlreiche  Keime  einer  selbsständigen  Lösung  des  Pro- 
blems der  protestantischen  Kirche  entwickelt,  Keime,  die 
an  einer  grossen  Aufgabe  in's  Leben  zu  rufen  ihm  nicht 
vergönnt  wurde.  Je  mehr  wir  die  unvergleichliche  Energie, 
mit  der  er  trotz  so  geringer  thatsächlicher  Erfolge  an 
seinem  künstlerischen  Ideale  festhielt,  bewundern  müssen, 
um  so  mehr  wird  es  Pflicht  für  uns,  auch  in  dieser  Be- 
ziehung den  Weg  zu  verfolgen,  den  er  uns  angebahnt 
hat.  L nsere  Zeit  ist  solchen  Bestrebungen  eine  günstigere 
geworden  und  schreckt  nicht  mehr  vor  grossen  und  un- 
gewöhnlichen Aufgaben  zurück;  unsere  Kunst  hat  seither 
neue  wesentliche  Elemente  in  den  grossen  technischen  Er- 
rungenschaften der  Neuzeit  gewonnen,  die  leider  künst- 
lerisch noch  so  wenig  genutzt  worden  sind.  Denn  noch 
immer  widerstrebt  es  der  gedankenlosen  Menge,  auf  die- 
sem Gebiete  neue  Gestaltungen  zu  fordern,  ja  nur  zu 
dulden.  Es  wird  das  Bestreben  der  Architekten  dahin  ge- 
richtet sein  müssen,  sie  grade  an  jenen  neuen,  unserer 
Zeit  spezifisch  eigentümlichen  Aufgaben,  wie  den  grossen 
Hallen  für  den  Verkehr  etc.  zu  versuchen,  bei  denen  das 
Publikum  durch  die  Macht  der  trägen  Gewohnheit  am 
Wenigsten  zu  Vorurteilen  verführt  wird;  auf  diesem 
Wege  wird  es  noch  am  Ersten  wieder  dahin  gebracht 
werden  können,  hinter  Formen  auch  Kunstgedanken  zu 
suchen. 


Aus  den  Gleichungen  9 und  14  ergiebt  sich: 
min.  33x  = — max.  Sß„  _ x _p  1 

d.  h.  die  beiden  Skalen  für  die  Minimal-  und  Maximalwerte 
von  33  (conf.  Figur  7.)  sind  kongruent.  Aus  denselben 
Gleichungen  folgt: 

min.  SS,  = p (n  — 1)  = — max.  $» 
max.  33i  = (p  -j-  ft)  (n  — 1)  = — min.  äß„ 

max.  35«  + 1 = — 7 - = — min.  35«  -f  1 
2 4 ~ 2~ 

Da  die  Maximal-  wie  Minimalwerthe  von  93  sich  fast 
gleichmässig  ändern,  so  begnügt  man  sich  gemeiniglich  mit 
Bestimmung  der  letztgenannten  Werthe,  also  der  für  die 
beiden  Endfelder  und  die  Mitte,  und  findet  für  die  übrigen 
Felder  die  Werthe  93  durch  Konstruktion.  Aus  Gleichung  9 
ergiebt  sich  noch,  dass  min.  93x  — 0 wird  für 


Bezeichnen  wir  diesen  Werth  von  x (oder  falls  x keine 
ganze  Zahl,  die  nächst  kleinere)  mit  a,  so  folgt,  dass  die 
Vertikalkraft  in  den  a ersten  Feldern  immer  positiv,  in  den 
a letzten  immer  negativ  ist;  für  die  (n  — 2 a)  mittleren  Felder 
kann  93  hingegen  sowohl  negativ  als  positiv  ausfallen. 

Aus  den  Gleichungen  8 und  8a  folgt,  dass  Ttx  um  so 
grösser,  je  grösser  m;  da  die  Belastung  vom  Koordinatenan- 
fang A vorrückt,  so  wird  ein  Maximum  bei  voller  Be- 

lastung. Ein  gleiches  Resultat  ergiebt  sich  aus  12  und  Pia: 
max.  2JL  — (j  b x (n  — x).  (18) 

Dieser  Werth  wird  wieder  ein  Maximum  für  x = .p,  also  für 
die  Mitte  des  Trägers 

sw  A «’  (18a) 

max.  max.  = 0 b -r- 
4 

Für  x = 0 und  x — n wird  9Ä  für  jede  beliebige  Be- 
lastung = 0,  wie  dies  leicht  aus  den  obigen  Gleichungen 
folgt. 

Figur  7. 


Mit  Entschiedenheit  aber  forderte  der  Redner,  dass  solche 
Bestrebungen  auch  auf  die  grösste  und  idealste  Aufgabe, 
die  uns  bevorsteht,  auf  den  Bau  des  Domes  übertragen 
würden.  Auch  bei  dieser  müsse,  wie  es  in  allen  Zeiten 
wahrer  Kunst,  in  der  hellenischen  Antike,  wie  im  Mittel- 
alter  — (die  Renaissance  wurde  von  ihm  nur  als  De- 
korationsstil anerkannt)  — der  Fall  gewesen  sei,  die  künst- 
lerische Form  aus  der  Raumgestaltung  und  der  Konstruktion, 
aus  den  realen  Anforderungen  het  geleitet  werden.  Und  unsere 
Zeit  wie  der  protestantische  Kultus  fordern  zwar  keine  uner- 
messlichen Anlagen,  wohl  aber  grosse  weiträumige  Hallen 
frei  von  beschränkenden  Mauermassen,  zum  guten  Sehen 
und  Hören  eingerichtet.  Die  schon  von  Schinkel  an- 
gestrebte Trennung  von  Abendmahls-  und  Predigtkirche, 
in  letzterer  die  Aufstellung  der  Kanzel  in  der  Mittelaxe, 
davor  ein  kleines  Pult  für  den  liturgischen  Gottesdienst, 
werden  in  erster  Linie  festzuhalten  sein. 

Und  nicht  irre  dürfen  die  Künstler  werden,  wenn 
derartige  Neuerungen,  wie  auch  Schinkel  schon  sagt, 
„den  grossen  Haufen  nicht  ansprechen“,  der  sich  nicht 
klar  macht,  dass  der  Fortschritt,  das  Lebensprinzip  der 
Welt,  stets  Neuerungen  bedingt,  nicht  irre,  wenn  man  ein 
solches  Bauwerk  unkirchlich  oder  gar  theatermässig  nen- 
nen sollte,  obwohl  ein  Vergleich  mit  dem  Theater  schon 
durch  die  andere  Beleuchtungsart  niemals  zutreffen  würde. 
Gerade  bei  solchen  Aufgaben,  die  vor  allen  in  der  Theil- 
nahme  des  Volkes  wurzeln,  gilt  es  unserer  gedankenlos 
im  Eklektizismus  schwankenden  Kunst  diejenige  feste 


122  — 


In  umstehender  Fig.  7.  sind  die  Maximalwerte  üft  und 
53  verzeichnet.  Die  Kurve  der  SOI  ist  ein  Polygon,  dessen 
Eckpunkte  auf  einer  Parabel  liegen.  Der  Scheitel  der  Para- 
bel liegt  auf  der  Mittellinie,  und  ist  die  Parabel  durch  die 
drei  zusammengehörigen  Werthe 

X — 0 , y — 0 


x = n , y — 0 


bestimmt. 

Die  Kurven  der  53  sind  in  ihren  einzelnen  Theilen 
parallel  der  Abszissenaxe  und  setzen  in  den  Vertikalen  staffel- 
förmig ab.  Es  wurde  für  die  Konstruktion  das  oben  ange- 
deutete Verfahren  innegehalten  und  für  die  Kurve  der  Minima 
die  Werthe: 

= p {n  — 1)  ; 53»  + 1 = — ~l  ■ 53»  = — q (n  — 1), 

2 4 

für  die  Kurve  der  Maxima: 

53i  —q  (n  — 1)  ; 53»  + i = ; 53»  — — p (n  — 1) 

2 4 

aufgetragen;  die  zwischenliegenden  Werthe  wurden  durch  Kon- 
struktion bestimmt.  (Fortsetzung  folgt.) 

Bauausführungen  und  Projekte. 

Mit  dem  1.  April  wird  der  Neubau  des  hiesigen  Personen- 
Bahnhofs  der  Kgl.  Niederschlesisch-Märkischen  Eisenbahn  in 
seiner  ganzen  Ausdehnung  in  Angriff  genommen.  Das  neue 
Gebäude  wird  bekanntlich  die  Stelle  der  alten,  für  den  ge- 
steigerten Verkehr  schon  seit  längerer  Zeit  höchst  unzu- 
reichenden Gebäude  einnehmen,  welche  deshalb  mit  Aus- 
schluss des  Hauptgebäudes  an  der  Koppenstrasse 
niedergelegt  werden.  Die  Personenbeförderung  zur  Nieder- 
schlesischen Bahn  wird  in  Folge  dessen  vom  1.  April  an  vom 
neuen  Stationsgebäude  der  Ostbahn  erfolgen. 

Das  Projekt  zu  dem  genannten  Neubau  der  Niederschle- 
sischen Bahn  war  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  den 
Haupt-  und  Grundzügen  festgestellt  und  hat  in  vielen  Punkten 
beim  Entwurf  der  neuen  Empfangshalle  der  Ostbahn  zum  An- 
halt gedient.  Der  Umstand,  dass  die  Ostbahn  bis  zum  Oktober 
v.  J.  ihre  Endstation  Berlin  auf  dem  Niederschlesiscben  Bahn- 
hofe hatte  und  erst  im  Besitze  eines  eignen  hiesigen  Empfangs- 
hauses sein  musste,  ehe  sie  die  Lokalitäten  der  N.-M.  Bahn 
räumen  und  diese  den  Neubau  kräftig  in  die  Hand  nehmen 
konnte,  ist  die  Veranlassung,  dass  die  Empfangshalle  der 
Niederschlesischen  Bahn  später  als  die  der  Ostbahn  zur  Aus- 
führung kommt. 

Es  sollen  alle  Dispositionen  so  getroffen  werden,  dass  die 
neue  Halle  und  der  südliche  Flügel,  der  an  Stelle  der  früheren 
Ankunftsstation  bereits  im  Juli  v.  J.  begonnen  wurde,  schon 
im  Anfänge  des  nächsten  Jahres  dem  Betriebe  wieder  übergeben 
werden  können. 

Grundlage  zu  geben,  die  allein  zur  Entstehung  eines  neuen 
Stils  führen  kann. 

Darum  sei  es  die  erste  Forderung,  dass  wenn  der 
Dom  wirklich  an  der  für  ihn  bestimmten  Stelle  zwischen 
den  Monumenten  einer  grossen  Vergangenheit  erstehen  soll 
— dass  er  erstehe  als  ein  Denkmal  unserer  Zeit.  — 

An  die  Festrede  schloss  sich  das  Festmahl  an,  bei 
dem  gar  bald  die  ernste  weihevolle  Stimmung  in  zwang- 
lose Heiterkeit  sich  aullöste.  Nur  der  von  Hrn.  Professor 
Eggers  dem  Andenken  Schinkels  geweihte  Spruch,  in 
welchem  der  Meister  als  eine  der  Verkörperungen  des  un- 
sterblichen Genius  der  Schönheit  gefeiert  wurde,  gipfelnd 
in  den  Worten: 

„Zwar  dass  er  kam,  es  war  des  Ewigen  Sendung: 
Doch  dass  er  bleibt,  es  steht  uns  zur  Vollendung.“ 
brachte  noch  einmal  den  Grundton  des  Festes  zur  vollen 
Geltung.  Telegramme  aus  verschiedenen  Orten,  wo  ent- 
weder ein  Kreis  von  Fachgenossen  sich  gleichfalls  zum 
Feste  vereinigt  hatte,  oder  wo  einzelne  ferne  Freunde  der 
grossen  Gemeinschaft  in  Berlin  gedachten,  aus  Breslau, 
Danzig,  Görlitz,  Stendal,  Basel  wurden  verlesen,  unter 
ihnen  auch  das  folgende  aus  Perugia: 

Al  Maestro  memoria  — all  architettura  gloria  — 

Agl’  amici  Salute  a Beroliuo  — questo  vino.  — 

Stier,  Luthmer. 

Als  Andenken  kamen  eine  Photographie  nach  dem 
bekannten  Portrait  Schinkels  aus  dem  Jahre  1826,  sowie 
eine  von  llrn.  Kölscher  gezeichnete  humoristische  Tisch- 


Der  Ausbau  des  nördlichen  Flügels,  mit  dessen  Gründung 
man  im  April  zu  beginnen  gedenkt,  kann  selbstverständlich 
erst  im  Laufe  des  nächsten  Jahres  erfolgen. 

Der  Mont  Cenis  - Tunnel.  Nach  den  monatlich  ver- 
öffentlichten Nachrichten  über  die  ausgeführte  Tunnellänge 
betrug  das  Fortschreiten  im  Monat  Dezember  1867:  73,25  Me- 
ter, wovon  35,40  auf  die  italienische,  und  37,85  Meter  auf 
die  französische  Seite  kommen.  Der  Stand  der  Arbeiten  am 
31.  Dezember  1867  war  daher  folgender: 


Ganze  Länge  des  Tunnels  . . . 12220  Meter 

Es  waren  ausgeführt 7847  „ 

Bleiben  demnach  noch  . . 4373  „ 


Das  Fortschreiten  betrug  im  Jahre  1867  überhaupt 
1512  Meter,  wovon  825  auf  der  italienischen,  687  auf  der 
französischen  Seite  liegen.  Diese  Differenz  ist  hauptsächlich 
der  ungewöhnlichen  Härte  des  Gebirges  auf  der  französischen 
Seite  zuzuschreiben.  Im  Ganzen  ist  der  Fortschritt  der  Ar- 
beiten im  vergangenen  Jahr  sehr  erheblich  grösser  als  in  dem 
Vorjahr,  wo  er  nur  1025  Meter  betrug.  (Civil  Engineer, 
Jan.  1868.) 

Der  „Moniteur“  giebt  eine  Uebersieht  über  die  kirch- 
lichen Bauten,  welche  gegenwärtig  in  Paris  in  Ausführung  be- 
griffen oder  projektirt  sind.  Beinahe  vollendet  sind  die  Kir- 
chen St.  Ambroise  im  11.  Arrondissement,  Notre-Dame-de-la- 
Croix  in  Menilmontant,  St.  Pierre  in  Montrouge.  Die  Ar- 
beiten für  St.  Frangois-Xavier  sind  in  vollem  Gang;  die  Fun- 
damente von  Notre-Dame-des-Chainps  und  von  St.  Joseph  er- 
heben sich  über  die  Erde,  und  zu  einem  neuen  Pfarrhaus  für 
St.  Nicolas- du -Chardonnet  wird  eben  der  Grundstein  gelegt. 
Ausserdem  bereitet  man  eben  die  Pläne  vor  für  eine  Todten- 
kapelle  am  Eingang  der  Katakomben,  ein  Pfarrhaus  und  eine 
Katechetenschule  bei  der  Kirche  Ste.  Clotilde,  sowie  für  die 
Pfarrhäuser  zu  den  Kirchen  St.  Augustin , St.  Elisabeth  und 
St.  Nicolas  - des- Champs.  Die  Kirche  St.  Pierre  in  Chaillot 
wird  umgebaut,  die  von  St.  Ferdinand  (zur  Erinnerung  an 
die  Todesstätte  des  Herzogs  von  Orleans)  in  den  Ternes  und 
die  von  St.  Lambert  in  Vaugirard  werden  vergrössert,  St.  Pierre 
auf  dem  Montmartre  wird  ausgebessert.  Die  beiden  Kirchen 
der  Trinite  und  St.  Augustin,  die  Millionen  gekostet  haben, 
sind  bereits  dem  Gottesdienste  übergeben.  Endlich  sind  bei- 
nahe alle  Kirchen,  an  welchen  die  Demolition  seit  Jahren 
vorüberstreifte,  vergrössert  uud  in  das  Alignement  hineinge- 
zogen worden.  Zwei  neue  Synagogen  sind  gleichfalls  eben 
im  Bau. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

In  Böhmen  ist  neben  dem  schon  bestehenden  Architekten- 
und  Ingenieur -Verein  ein  „Verein  der  behördlich  auto- 
risirten  Privattechniker  Böhmens“  entstanden,  dessen 
Ausschuss  von  den  in  Prag  wohnenden  Mitgliedern  gebildet 

karte  zur  Vertbeilung,  welche  letztere  in  Hrn.  Lucae 
einen  geistreichen,  mit  enormem  Beifall  ausgezeichneten 
Interpreten  fand.  Quartettgesang  und  Tafellieder  vervoll- 
ständigten die  Feier.  — F.  — 


Ein  neues  Fest. 

Nachdem  wir  über  so  viele  Feste  schon  berichtet  haben, 
welche  die  Architekten  unserer  guten  Stadt  Berlin  vereinten, 
dürfen  wir  das  neue,  eigenthümliche  Fest,  welches  als  Schluss 
der  Wintervergnügungen  und  Bewillkommnung  des  Frühlings 
unter  dem  kühnen  Namen:  „Architektonischer  Familien- 
Kommers“  am  20.  März  d.  J.  gefeiert  wurde,  nicht  uner- 
wähnt lassen. 

Handelte  es  sich  dabei  doch  um  nichts  Geringeres,  als 
um  den  kühnen  Versuch,  die  Spezialität  der  bekannten  Motiv- 
Weihnachtsfeste  auf  einen  Kreis  zu  übertragen,  dem  die 
schönsten  Zierden  aller  Feste,  die  Damen,  nicht  fern  bleiben 
durften!  Und  den  liebenswürdigen  Familienkreisen,  in  welchen 
die  Feier  vorbereitet  wurde,  ist  es  zu  danken,  dass  dieser  Ver- 
such auf’s  Schönste  gelang.  — Musikalische  und  mimische 
Abendunterhaltungen,  an  welchen  auch  mehre  Damen,  welche 
die  Vogelkantate  aufführten , sich  thätig  betheiligten,  sowie 
ein  Ordenskapitel  gleichfalls  im  Stile  des  Motiv,  nur  dass  dies- 
mal zarte  Hände  die  Orden  verliehen,  bildeten  den  ersten 
Theil  des  Festes;  ein  fröhliches  „Tänzchen“  machte  den  Schluss. 

Wir  begrüsseu  das  freudige  Gelingen  der  Feier  mit  um 
so  grösserer  Genugthuung,  als  wir  davon  vielleicht  die  Ein- 
leitung einer  neuen  Aera  im  geselligen  Leben  der  Berliner 
Architektenkreise  erwarten  dürfen ; denn  in  der  Möglichkeit 
eines  solchen  zwanglosen  Verkehrs  ist  das  wichtigste,  lang 


wird  und  an  dessen  Spitze  der  bisherige  Vorsitzende  des 
erstgenannten  Vereins,  Architekt  J.  Turba  getreten  ist.  Der 
Verein  hat  Ziele,  die  ihn  wesentlich  von  den  anderen  beste- 
henden Fachvereinen  unterscheiden  und  ihm  mehr  den  Cha- 
rakter einer  geschlossenen  Korporation  verleihen;  denn  es 
ist  u.  A.  die  Uebernahme  von  technischen  Arbeiten  und  die 
Vertheilung  derselben  an  die  einzelnen  Mitglieder  vorgesehen. 
Zur  Erzielung  eines  kräftigen  Standesbewusstseins  unter  den 
Fachgenossen  wird  eine  solche  engere  Vereinigung  jedenfalls 
beitragen  und  wünschen  wir  diesem  Beispiele  daher  besten 
Erfolg. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  21 . März 
1868.  Vorsitzender  Hr.  Böckmann,  anwesend  157  Mitglie- 
der und  6 Gäste. 

Der  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  in  Böhmen  sen- 
det seine  Statuten,  welche  neuerdings  die  allerhöchste  Geneh- 
migung erhalten  haben.  Hr.  Architekt  Schröter  in  St.  Pe- 
tersburg hat  Photographien  eines  von  ihm  und  dem  Architekten 
Huhn  bearbeiteten  preisgekrönten  Konkurrenz- Entwurfs  zu 
einer  Hauptkirche  in  Tiflis  als  Geschenk  an  den  Verein,  dem 
er  in  früheren  Jahren  angehörte,  übersandt;  ein  rühmenswer- 
thes  Beispiel  treuer  Anhänglichkeit,  dem  recht  häufige  Nach- 
ahmung zu  wünschen  wäre. 

Sodann  machte  Herr  Hanke,  angeregt  durch  eine  vor 
Kurzem  durch  den  Fragekasten  gestellte  Anfrage  einige  Mit- 
theilungen über  Kalksandziegel,  welche  in  seiner  Heimath 
Eilenburg  von  Herrn  Dr.  Bernhardi  sen.,  Arzt  und  Inhaber 
einer  Fabrik  für  landwirtschaftliche  Maschinen,  der  sich  seit 
etwa  20  Jahren  mit  Kalkpisebau  beschäftigt,  gefertigt  werden. 
Diese  Ziegel  werden  unter  starkem  Druck  in  gewöhnlichem 
Ziegelformat  hergestellt  und  sind  aus  verschiedenen  Materia-  | 
lien,  zum  Theil  unter  Beimischung  von  Steinkohlenasche  und 
Hochofenschlacken,  zusammengesetzt.  Hr.  Hanke  legte  einige 
Proben  dieser  Steine  vor  und  fügte  hinzu,  dass  das  mittelst 
der  neueren  Maschinen  hergestellte  Fabrikat  sich  in  Eilenburg 
bei  verschiedenen  städtischen  Bauten  und  in  der  Umgegend 
bei  ländlichen  Anlagen  bis  jetzt  vortrefflich  bewährt  habe. 
Wohnhäuser  in  einer  Höhe  von  mehren  Stockwerken  sind 
seit  verschiedenen  Jahren,  unter  alleiniger  Anwendung  der 
Kalksandziegel  auch  zu  Ueberwölbungen,  Fenster-  und  Thür- 
gewänden, Sohlbänken  und  Schornsteinen,  ausgeführt  und  be- 
friedigen durchaus,  auch  in  Betreff  des  Aussehens;  nur  zu 
Feuerungen  sind  die  Ziegel  nicht  anwendbar.  — Der  Herstel- 
lungspreis stellt  sich  je  nach  dem  Preise  des  Kalkes,  Sandes 
und  Arbeitslohnes  auf  3 bis  5 Thlr.  pro  Mille,  und  lässt  sich 
im  Allgemeinen  gegen  andere  Steinmaterialien  erfahrungsmässig 
eine  Kostenersparniss  von  40  bis  50  % an  der  Maurerarbeit 
annehmen. 

Ebenfalls  in  Folge  einer  Anfrage  theilt  Herr  Heidmann 
mit,  dass,  obgleich  die  Bürgersteige  in  Berlin  nicht  Eigenthum 
der  Anwohner  seien,  diese  und  nicht  die  Kommune  gesetzlich 
verpflichtet  sind,  die  eisernen  Rinnsteindeckplatten  und  Trot- 


toir-Rinnen zu  liefern,  auch  die  Rinnsteine  und  Bürgersteige 
zu  pflastern  oder  auf  eine  durch  die  zuständige  Behörde  ge- 
forderte Weise  zu  belegen.  Es  wird,  nach  Vereinbarung  zwi- 
schen der  Kommune  und  dem  Königl.  Polizei- Präsidium,  all- 
jährlich eine  gewisse  Anzahl  von  Strassen  aufgerufen,  um  die 
Bürgersteige  und  Strassengerinne  den  neueren  Bestimmungen 
entsprechend  zu  verbessern;  hierbei  werden  event.  Zuschüsse 
von  1 Thlr.  8 Sgr.  pro  lfd.  Fuss  gewährt.  Zur  Ueberdeckung 
der  Uebertritts-  und  Ueberfahrts -Rinnsteinbrücken  sind  eiserne, 
tief  geriefelte  Platten,  je  nach  Belieben  von  Guss-  oder  Schmiede- 
eisen anzuwenden.  In  neuester  Zeit  werden  die  schmiedeeiser- 
nen Platten  mit  quadratischen  Hervorragungen  gewalzt,  welche 
durch  abgestumpfte  pyramidale  Vertiefungen  in  den  Walzen 
erzeugt  werden.  Der  Vortragende  legte  einige  Proben  solcher 
Platten  vor,  die  wegen  ihrer  Elastizität  wohl  den  Vorzug  vor 
gusseisernen  verdienen,  und  theilte  schliesslich  die  folgenden 
in  hiesigen  Eisenhandlungen  üblichen  Preise  mit: 

Gusseiserne  Deckplatten  für  Strassenrinnsteine  1" 
stark,  pro  [/]'  circa  32  Pfd.  wiegend,  in  den  Maassen  16/24; 
20/24;  22/24;  24/24;  20/28;  22/28",  pro  Ztr.  3 Thlr.  5 Sgr. 

Gusseiserne  Deckplatten  für  Zungenrinnsteine,  10" 
breit,  in  Längen  von  3'  steigend  und  pro  lfd.  Fuss  circa  18  Pfd. 
schwer,  pro  Ztr.  3 Thlr.  10  Sgr. 

Ilsen  bürge  r Schlitzrinnen,  in  Längen  von  3'  stei- 
gend, pro  lfd.  Fuss  24  Sgr. 

Fallkessel  zu  denselben,  pro  Stück  22  Sgr.  6 Pf. 

Schmiedeeiserne  Deckplatten  mit  aufliegenden  Rip- 
pen und,  bei  14  Tage  Lieferzeit,  in  jeder  gewünschten  Grösse, 
pro  Ztr.  7 Thlr. 

Dieselben,  mit  quadratischen  Hervorragungen,  z.  Z.  nur 
8"  breit,  aber  in  beliebigen  Längen  geliefert,  kosten  pro  Ztr. 
8 Thlr.  Bei  grösserem  Konsum  auch  in  grösserer  Breite  zu 
erlangen. 

Die  schmiedeeisernen  Platten  wiegen : 

bei  ’/i  Zoll  Stärke:  10  Pfd.  circa  pro  QFuss, 

V.  1 5 

n n n n » 

» V>  r>  y>  “0  y y>  v » 

Hierauf  hielt  Herr  Schwedler  einen  Vortrag  über  die 
statischen  Verhältnisse  bei  Kappengewölben,  über  dessen  in- 
teressanten Inhalt  wir  in  einer  besonderen  Mittheilung  be- 
richten werden. 

Nachdem  noch  einige  unwesentliche  Fragen  beantwortet 
worden  waren,  regte  der  Vorsitzende  zu  Vorschlägen  für  Auf- 
gaben zur  nächsten  Schinkelkonkurrenz  im  Land-  und  Was- 
serbau an.  S. 


Vermischtes. 

Zur  bevorstehenden  Reiehstagssession  des  Norddeutschen  Bundes. 

Unter  den  Vorlagen,  welche  dem  am  23.  d.  M.  er- 
öffneten  Reichstage  des  Norddeutschen  Bundes  zur  Bera- 
thung  unterbreitet  werden,  berühren  zwei  das  Interesse  der 
| Fachgenossen  aufs  Lebhafteste:  die  Einführung  eines 


entbehrte  Moment  einer  festlichen  Geselligkeit,  für  die  auch 
die  glänzendsten  Bälle  nicht  den  genügenden  Ersatz  bieten 
können,  wiedererobert  worden.  Vielleicht,  dass  bei  den  be- 
vorstehenden Sommer -Exkursionen  des  Architekten -Vereins 
nnnmehr  der  zweite,  schon  im  vorigen  Jahre  angeregte  Ver- 
such dieser  Art  gemacht  wird. 


Die  Strassen -Lokomotive 


i 


ist  ein  Objekt  für  den  Erfindungsgeist,  das  mit  einer  gewissen 
Zähigkeit  von  einer  grossen  Menge  von  Ingenieuren  verfolgt 
wird.  Alle  denkbaren  Arten  der  Verbindung,  der  Uebertra- 
gung  von  Dampf  kraft  auf  ein  lenkbares  Wagengestell  scheinen 
erschöpft,  ungeheure  Summen  sind  verbraucht:  das  Resultat 
war  eine  Maschine,  die  nach  einigen  glänzenden  Probefahrten 
aut  irgend  einer  Ausstellung  sich  präsentirte,  um  dann  der 
Vergessenheit  anheim  zu  fallen. 

Vorzüglich  sind  es  zwei  Schwierigkeiten,  welche  sich  der 
erfolgreichen  Anwendung  in  den  Weg  stellten,  nämlich:  die 
schnelle  Zerstörung,  welcher  die  Strassendämme  durch  die 
mit  Vorsprüngen  versehenen  Radfelgen  ausgesetzt  waren,  dann 
die  häufigen  Betriebsstörungen  an  der  Maschine  selbst  in  Folge 
der  Stösse  auf  unebenem  Terrain.  Beide  Schwierigkeiten 
durch  einen  glücklichen  Griff  beseitigt  zu  haben,  scheint  nach 
einer  Mittheilung  im  Civil  Engineer  nunmehr  einem  Schott- 
lander R.  W.  Thomson  gelungen  zu  sein.  Er  umgiebt  den 
Felgenkranz  mit  einem  Bande  von  12"  Breite  und  5"  Dicke 
aus  vulkanisirtem  Kautschuk,  wie  solches  schon  bei 
Luxuswagen  längere  Zeit  in  Gebrauch  ist.  Es  scheint  unglaub- 
lich: diese  weiche  und  elastische  Substanz  trägt  nicht  nur  die 
Last  der  Maschine,  sondern  geht,  ohne  Schaden  zu  nehmen, 
über  frisch  beschüttete  Strassen  hinweg.  Von  einer  Zerstörung 


der  Strassenkrone  ist  keine  Rede  mehr,  und  die  der  Maschine 
so  nachtheiligen,  mit  enormem  Kraftverlust  verbundenen  Stösse 
sind  beseitigt.  Es  könnte  scheinen,  als  wenn  der  Transport 
einer  grossen  Last  auf  weichen  Felgenkränzen  eine  grosse  Kraft 
absorbiren  würde.  Das  ist  nicht  der  Fall,  denn  die  Ausdeh- 
nung des  Kautschuks  hinter  dem  Rade  hebt  den  Kraftver- 
lust vor  dem  Rade  vollständig  auf.  Auf  weichem  unebenen 
Boden  hat  die  Maschine  nicht  viel  mehr  Kraft  zu  entwickeln 
als  auf  gutem  Wege,  denn  sie  sinkt  sehr  wenig  ein. 

Die  Versuche  begannen  auf  einem  weichen  Wiesengrund, 
wo  die  Maschine  kaum  eine  Spur  hinterliess.  Bei  einem  Ge- 
wicht von  100  Ztr.  ging  die  Maschine  über  frisch  geschüt- 
teten Boden  hinweg  und  komprimirte  denselben  so  wenig, 
dass  ein  Spazirstock  ganz  leicht  hineinzustossen  war.  Nach 
mehren  Evolutionen  auf  ganz  unebenem  Terrain  nahm  sie 
einen  Wagen  von  200  Ztr.  Totalgewicht  in’s  Schlepptau  und 
fuhr  so  eine  Steigung  von  1 : 20  hinauf.  (?)  Das  Gefühl 
während  der  Fahrt  ist  ungefähr  so,  als  führe  man  beständig 
auf  einem  ebenen  Wiesengrund.  Nach  Beendigung  der  Probe- 
fahrten zeigten  die  Kautschukreifen  noch  keine  Spur  von 
Abnutzung. 

Sollte  sich  diese  letzte  Erfahrung  bestätigen,  so  ist  kein 
Grund  mehr  vorhanden,  von  einer  vielseitigen  und  vortheil- 
haften  Anwendung  der  Strassenlokomotive  abzustehen.  Ausser 
für  die  Landwirthschaft  würde  namentlich  für  grössere  Bau- 
ausführungen mit  schwierigem  Materialien  - Transport  die 
Dampfkraft  zu  Arbeiten  dienstbar  gemacht  werden  können, 
die  gerade  zu  den  langwierigsten  und  theuersten  gehörten , 
indem  sie  bisher  Menschen-  und  Thierkräfte  ausschliesslich 
in  Anspruch  nahmen.  A.  M. 


124 


einheitlichen  Maasses  und  Gewichts  und  der  Ent- 
wurf einer  neuen  Gewerbeordnung,  welche  die  Freige- 
bung  der  Baugewerbe  bringen  soll.  Bereits  hat  die 
zweite  Frage  die  zunächst  betheiligten  Kreise  der  Bauge- 
werksrneister  heftig  aufgeregt.  Maurer-  und  Zimmermeister 
Berlin’s  haben  eine  Versammlung  von  Delegirten  der  Bau- 
gewerksmeister  aus  allen  Theilen  des  Norddeutschen  Bun- 
des berufen,  um  gemeinschaftliche  Schritte  gegen  die  ihrem 
Stande  drohende  Gefahr  zu  thun  und  soll  dieselbe  heut 
(am  25.  d.  M.)  schlüssig  werden. 

Wir  werden  unsererseits  der  Angelegenheit  eine  ein- 
gehende Erörterung  widmen,  zu  welcher  wir  um  so  mehr 
veranlasst  sind,  als  die  „Deutsche  Bauzeitung“  bereits 
Gegenstand  des  Angriffs  Seitens  der  Gewerksmeister  ge- 
worden ist.  Selbstverständlich  gedenken  wir  jedoch  nicht 
durch  eine  überflüssige  Polemik  die  Gemüther  noch  mehr 
zu  erhitzen  und  wollen  deshalb  auch  abwarten,  bis  unsere 
Gegner  ausgeredet  haben. 

Aber  wir  vertreten  unsererseits  nur  die  Stimmen  Ein- 
zelner und  diese  wie  die  andere  obengenannte  Angelegen- 
heit sind  wichtig  genug,  um  von  der  Allgemeinheit  un- 
serer Fachgenossen  erörtert  zu  werden.  Das  Publikum, 
sowie  auch  der  Reichstag  selbst  werden  es  dankbar  be- 
grüssen,  wenn  durch  eine  solche  Diskussion  die  ihnen 
ferner  stehenden  Fragen  spruchreif  gemacht  werden. 

Es  erscheint  uns  demnach  als  eine  ernste 
Pflicht  der  bautechnischen  Vereine  im  Gebiete 
des  norddeutschen  Bundes,  also  zunächst  der  Vereine 
zu  Berlin,  Hamburg,  Lübeck,  Hannover,  die  beiden  ge- 
nannten Angelegenheiten  schleunigst  zum  Ge- 
genstände einer  Berathung  zu  machen  und  das 
Gewicht  ihrer  Ansicht  in  die  Wagschaale  der 
Entscheidung  zu  werfen.  Es  erscheint  uns  selbst  als 
Pflicht,  eindringlich  hierzu  zu  mahnen. 

Zu  dem  interessanten  Aufsatze  des  Herrn  H.  Stier  „über 
architektonischen  Unterricht  in  Frankreich“  sei  mir  auf  Grund 
eigener  Anschauung  eine  ergänzende  Berichtigung  gestattet. 

Während  meiner  Studien  im  Atelier  des  Malers  Watelet 
zu  Paris  ward  ich  nach  dortigem  akademischen  Stile  Eleve 
de  la  Section  de  Peinture  ä l’Ecole  royale  des  beaux  Arts, 
presente  par  Mr.  Watelet.  Als  solcher  besuchte  ich  von 
Oktober  bis  Dezember  1837  den  von  Herrn  Girard  in  etwa 
20  Vorträgen  gehaltenen  Kursus  der  Perspektive.  Am  Schlüsse 
desselben  stellte  Herr  Girard  eine  Aufgabe,  die  in  Klausur 
von  9 Uhr  Morgens  bis  9 Uhr  Abends  gelöst  werden  musste. 
Wer  den  Vortrag  gehört  und  durchstudirt  hatte,  war  sehr 
wohl  im  Stande  die  Aufgabe  zu  lösen  und  eine  Medaille  oder 
die  mindestens  nachzuweiseude  Mention  honorable  zu  erwerben. 

In  ganz  gleicher  Weise  hielt  derselbe  Professor  vom 
Januar  bis  März  1838  für  die  Eleves  de  la  Section  d'Architec- 
ture  über  Perspektive  einen  Kursus,  der  wissenschaftlicher 
behandelt  war,  indem  die  Kenntniss  der  darstellenden  Geo- 
metrie und  Schatten  - Konstruktion  vorausgesetzt  wurde.  Von 
diesem  belehrenden,  auch  sehr  interessirenden  Kursus  habe 
ich  meine  sorgfältige  Ausarbeitung  bis  jetzt  bewahrt. 

Nur  diesem  Vortrage  für  Architekten  habe  ich  beige- 
wohnt, weiss  daher  von  denen  über  die  anderen  Unterrichts- 
gegenstände Nichts  zu  sagen.  Doch  besitze  ich  eine  Abschrift 
des  damals  von  Herrn  Courtial  gehaltenen  Vortrages  über 
Kurvenlehre.  Dass  auch  später  Vorträge  dieser  Art  au  der 
pariser  Akademie  stattgefunden,  erzählte  mir  Herrn  Stiers 
Vater,  der  verstorbene  Baurath  Willi.  Stier,  nachdem  er  ein 
Jahr  vor  seinem  Tode  Paris  besucht  hatte. 

Die  Stellen  in  Herrn  H.  Stiers  Aufsatze:  „Von  einem 

vorbereitenden  Unterrichte  war  keine  Rede“;  und:  „niemals 

war  von  einem  derselben“  (der  Professoren)  „gelesen  worden“, 
sind  hiernach  wenigstens  etwas  zu  modifiziren. 

Berlin,  März  1868.  K.  Pohlke. 

Die  Kandidaten  der  Baukunst,  welche  in  der  ersten  dies- 
jährigen Prüfungsperiode  die  Prüfung  als  Bauführer  oder  Pri- 
vat-Baumeister  abzulegen  beabsichtigen , werden  hiermit  auf- 
gefordert, bis  zum  1.  April  c.  sich  schriftlich  bei  der  Unter- 
zeichneten Behörde  zu  melden  und  dabei  die  vorgeschriebenen 
Nachweise  und  Zeichnungen  einzureichen,  worauf  ihnen  wegen 
der  Zulassung  zur  Prüfung  das  Weitere  eröffnet  werden  wird. 

Spätere  Meldungen  können  nicht  berücksichtigt  werden. 

Berlin,  den  10.  März  1S6S. 

Königliche  technische  Bau -Deputation. 

In  No.  4 u.  Bl.  ist  eine  Anfrage  wegen  Beschaffung  von 


Waschmaschinen  für  sehr  schmutzige  Wäsche  beantwortet 
worden.  Wir  werden  ersucht,  mitzutheilen,  dass  die  Maschi- 
nenfabrik von  Schwalbe  & Sohn  in  Chemnitz  die  Herstel- 
lung derartiger  Maschinen,  bei  denen  ein  Nachwaschen  mit  der 
Hand  nicht  nothwendig  ist,  zu  ihren  Spezialitäten  zählt. 

In  Veranlassung  einer  bezüglichen  Vorlage  au  die  Stadt- 
verordneten-Versammlung  bemerkt  der  Berliner  Magistrat, 
dass  die  in  dem  neuen  städtischen  Iiathhause  bestehende 
Wasserheizung  an  Brennmaterial  und  Heizerlohn  für 
1000  Kubikfuss  Zimmerraum  und  200  Kubikfuss  Korridor- 
raum täglich  durchschnittlich  4,13  Pfennige,  und  die  Heizung 
für  eine  gewöhnliche  zweifenstrige  Stube,  welche  bei  24  Fuss 
2 Zoll  Tiefe,  22  Fuss  2 Zoll  Breite  und  14'/»  Fuss  Höhe 
7770  Kubikfuss  Luftraum  umfasst,  mit  dem  dazu  gehörigen 
Korridore  von  rund  1690  Kubikfuss  täglich  durchschnittlich 
nur  rund  2 Sgr.  8 '/»  Pf.  koste.  — Sicherlich  ein  sehr 
günstiges  Resultat. 

Ein  haltbarer  Oelanstrich  auf  Zement  lässt  sich  nach  einer 
Mittheilung  von  Keim  in  der  polytechnischen  Gesellschaft  zu 
Berlin  dadurch  erhalten,  dass  die  zementirte  Fläche,  ehe  der 
Oelanstrich  gegeben  wird,  vorher  drei-  bis  viermal  mit  Essig- 
säure überstrichen  wird. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Förster’s  Allgemeine  Bauzeitung.  Jahrgang  1868, 
Heft  I. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hoch  bau  s. 

1.  Neubau  auf  Schloss  Hinnenburg  von  C.  Schä- 
fer. Das  mitgetheilte  Gebäude  gehört  dem  Vorhofe  der  auf 
einem  steilen  Hügel  unweit  des  westphälisehen  Städtchens  Bra- 
kei gelegenen  gräflich  Bocholz-Asseburgischen  Hinnenburg  an 
und  bietet  weder  in  seiner  Grundrissanlage,  noch  seiner  Be- 
stimmung nach  hervorragendes  Interesse;  es  ist  ein  hart  am 
Rande  des  Abhangs,  daher  zum  Theil  auf  hohem  Unterbau 
errichteter,  fast  ganz  in  Fachwerk  konstruirter  zweistöckiger 
Bau  von  mässiger  Ausdehnung.  Desto  bemerkenswerther  ist 
seine  architektonische  Ausbildung,  für  die  der  Stil  durch  die 
bereits  vorhandenen  mittelalterlichen  Schlossbauten  bedingt 
war.  Der  Architekt  hat  diese  Ausbildung  mit  liebevoller  Hin- 
gabe an  die  ihm  gestellte  Aufgabe,  weniger  in  sklavischer 
Nachahmung  der  Aeusserlichkeiten  als  im  Geiste  des  Mit- 
telalters, aus  dem  Programm,  der  Konstruktion  und  dem  , 
Material  herzuleiten  gesucht  und  ein  Werk  geliefert,  das 
sich  in  seiner  immerhin  ziemlich  reichen  Ausstattung  unsern 
schönen  deutschen  Holzbauten  der  Vorzeit  wohl  zur  Seite 
stellen  darf.  Volle  Beachtung  verdient  auch  der  Text,  in 
welchem  der  Verfasser  die  Motive,  welche  ihn  geleitet  haben, 
eingehend  auseinandersetzt. 

2.  Restauration  des  Rathhauses  in  München  von 

Zeuetti.  Leider  steht  dieser  zweite,  gleichfalls  der  moder- 
nen Gothik  angehörige  Beitrag  in  einem  nicht  sehr  erfreu- 
lichen Gegensätze  zu  dem  vorigen.  Der  bei  der  Allgemeinen 
Bauzeitung  nach  dem  Muster  der  französischen  Fachjournale 
zuweilen  sich  einschleichende  Brauch,  Text  und  Zeichnungen  zu 
trennen,  hat  in  diesem  Falle  zwar  gerade  das  wichtigste  zum 
Verständnis  des  Textes  und  zur  Beurtheilung  der  ganzen 
Anlage  unentbehrliche  Blatt  fortgelassen,  indessen  genügen  die 
beiden  mitgetheilten  Detail-Blätter,  um  die  angeweudete  Go- 
thik als  eine  durchaus  äusserliche  erkennen  zu  lassen.  Dass 
eine  Anlehnung  an  die  Stilformen  des  vorhandenen  alten,  der 
letzten  Zeit  des  Mittelalters  angehörigen  Baues  nothwendig 
gewesen  sei,  kann  eine  Architektur,  wie  die  der  auf  Bl.  9 
dargestellten  Verkanfsläden,  nimmermehr  entschuldigen.  Sol- 
cher Grund  mag  für  den  Archäologen  gelten,  wenn  ein 
einzelner  Theil  eines  vorhandenen  Ganzen  herzustellen  ist, 
für  den  genaue  Muster  vorliegen.  Wenn  mau  hingegen  einem 
alten  Reste  neue,  selbstständige  Theile  nach  eigener  Erfindung 
hinzufügt,  so  dürfte  es  Pflicht  des  für  die  lebendige  V irklich- 
keit  schaffenden  Architekten  sein,  zum  Mindesten  das  Ln- 
schöne  zu  vermeiden.  — F.  — 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens. 

1.  Der  Brückenbau  über  die  VI aas  zu  Roermond 
in  Holland.  Von  P.  Schmick,  Ingenieur. 

Zu  Roermond,  wo  bis  zum  Jahre  1S66  der  Lebergang 
über  die  Maas  nur  durch  eine  Ponte  hergestellt  wurde,  ist 
letzthin  eine  feste  eiserne  Brücke  tür  Strassenfuhrwerk  mit 
drei  Oeffnungen  ä 60,4  VI.  Spannweite  von  VI.  z.  VI.  Auflager 
erbaut  worden.  Die  Gründung  erfolgte  bei  gutem  kiesigen 
Baugrunde  auf  Beton  zwischen  Fangedämmen,  die  durch  Zu- 
sammensetzung von  einzelnen  Brettateln  in  höchst  einfacher 
Weise  konstruirt  wurden;  Spuudwände  wurden  wegen  des 
gelagerten  schweren  Kiesgrundes  nicht  angeordnet.  Der 
eiserne  Oberbau  ist  im  Systeme  des  geraden  Fachwerksträ- 

Hierzn  eine  Beilage. 


125 


gers  mit  doppelt  gekreuzten  Diagonalen  (ohne  Vertikalen) 
ausgeführt.  Aeusserst  rationell  sind  die  allgemeinen  Vorbe- 
merkungen, mit  denen  der  Verfasser  die  Wahl  dieses  Systems, 
das  einfach,  klar  und  frei  von  Künstelei  ist,  motivirt.  Die 
Kosten  einer  Eisenkonstruktion  setzen  sich  aus  den  beiden 
Summanden:  Material  und  Arbeitslohn  zusammen;  derjenige 
Ingenieur,  welcher  unter  Einführung  künstlicher  Träger- 
formen an  Material  zu  sparen  bestrebt  ist,  wird  im  Allgemei- 
nen ganz  sicher  nicht  das  Minimum  der  Gesamintkosten  er- 
reichen; die  Mehrarbeit  an  dem  vielfach  gebogenen,  ver- 
kröpften,  in  den  Längen  beständig  wechselnden  Faconeisen 
wird  die  Materialersparniss  bei  Weitem  überwiegen.''')  Nur 
da,  wo  es  sich  um  Trägerkonstruktionen  von  grossen  Spann- 
weiten handelt,  bei  denen  das  Eigengewicht  grösser  ist,  als 
die  zu  tragende  Nutzlast,  wo  es  vielleicht  mehrer  Zentner 
Konstruktionsmaterials  bedarf  zum  Tragen  eines  etwa  noch 
hinzuzufügenden  Zentner -Gewichtes,  ist  es  gerechtfertigt  und 
nothwendig,  das  Gewicht  durch  Aufwand  von  mehr  Arbeits- 
kosten zu  vermindern.  Bei  gewöhnlichen  Spannweiten  ist, 
nach  Ansicht  des  Verfassers,  der  gerade  Fachwerksträger  der 
billigste  und  beste  — letzteres  weil  die  Bearbeitung  umso  voll- 
kommener ist,  je  einfacher  die  Ausführung  vor  sich  geht; 
von  der  Vollkommenheit  der  Arbeit  aber  wird  es  hauptsäch- 
lich abhängen,  ob  den  theoretischen  Voraussetzungen  in  Be- 
zug auf  die  Inanspruchnahme  der  einzelnen  Konstruktions- 
glieder in  Wirklichkeit  auch  entsprochen  wird. 

2.  Betrachtungen  über  Brückenträger,  welche 
auf  zwei  und  mehr  Stützpunkten  frei  aufliegen,  so  wie  über 
den  Einfluss  der  ungleichen  Höhenlage  der  Stützpunkte.  Vom 
Ober -Ingenieur  Heinrich  Schmidt. 

Der  im  vorliegenden  Hefte  abgedruckte  Theil  des  Auf- 
satzes zieht  zunächst  den  kontinuirlichen  Träger  auf  3 und 
4 und  allgemein  n Stützpunkten  in  Betracht.  Der  Material- 
bedarf wird  der  von  der  Skala  für  die  Angriffsmomente  und 
beziehlich  für  die  Vertikalkräfte  mit  der  Abszissenachse  ein- 
geschlossenen Fläche  proportional  gesetzt  und  werden  hiernach, 
unter  Aenderung  sowohl  in  den  Belastungs-Verhältnissen  als  im 
Verhältniss  der  Weiten  der  einzelnen  Oeffnungen  zu  einander, 
die  verschiedenen  Modifikationen  aufgestellt;  als  vortheilhaftes 
Verhältniss  der  Endfelder  eines  kontinuirlichen  Trägers  zu 
den  Mittelfeldern  wird  0,S7  angegeben.  Gr. 


Mittheilungen  der  K.  K.  österreichischen  Zentral- 
kommission zur  Erfor.-chung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale. 
Jahrgang  1865.  Heft  I. 

Die  Kathedrale  von  Fünfkirchen  in  Ungarn  wird 
von  E.  Ileuszelmann  in  einer  ausführlichen  Monographie 
beschrieben.  Der  ursprüngliche  Bau,  der  vom  Ende  des  12. 
und  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  zu  datiren  ist,  war  eine 
flachgedeckte,  dreischiffige  romanische  Basilika  in  verhältniss- 
mässig  bedeutenden  Abmessungen:  im  Lichten  c.  207'  lang, 
im  Mittelschiff  Zl'/s,  im  Ganzen  701/s'  breit.  Die  Grundriss- 
Anlage  zeigt  weder  Querschiff’  noch  Chor,  doch  sind  die  drei 
östlichen  Traveen,  unter  welchen  sich  eine  sehr  stattliche 
und  geräumige  Unterkirche  befindet,  um  7 (A'  gegen  den  west- 
lichen Theil  der  Kathedrale  erhöht.  Der  Ostgiebel  wurde 
durch  drei  Absiden  geschlossen;  Ost-  und  Westfront  haben 
sehr  breite  Fayaden  dadurch  erhalten,  dass  die  beiden  Thürine, 
welche  jede  derselben  schmücken,  neben  die  Seitenschiffe  ge- 
stellt worden  sind.  Den  ersten,  nicht  sehr  geschickten  Umbau 
erlitt  die  Kirche  im  späteren  Mittelalter,  1335,  wo  ein  nörd- 
liches Kapellenschiff  hiuzugefiigt,  die  Hauptabside  erhöht  und 
die  Kirche  zum  grösseren  Theile  eingewölbt  wurde.  Während 
der  Türkenherrschaft  von  1525  an  diente  dieselbe  als  Moschee, 
wurde  jedoch  während  dieser  Zeit  gut  lconservirt  und  nicht 
verändert.  Vielmehr  war  es  erst  dem  Anfänge  des  gegen- 
wärtigen Jahrhunderts  Vorbehalten,  das  ehrwürdige  Bauwerk 
durch  einen  abermaligen  Ausbau,  bei  dem  u.  A.  ein  fünftes 
südliches  Schiff  mit  einer  Fapade,  die  einer  wüsten  Theater- 
dekoration entlehnt  scheint,  hinzugefügt  wurde,  auf  das  Gräu- 
lichste zu  verunstalten. 

Lnter  den  kleineren  Beiträgen  sind  die  Beschreibung  der 
kleinen,  gleichfalls  stark  verbauten  Kirche  zu  Sievring,  eine 
Mittheilung  über  das  Bürgerspital  zu  Steyer,  (mit  reichen 
romanischen  Säulenbasen)  und  eine  Besprechung  des  v.  Sacken- 
schen  Werkes  über  das  archäologisch  hochinteressante  Grab- 


0 Anmerk.  d.  Ref.  In  Wirklichkeit  werden  diese  Beziehun- 
gen vielfach  deswegen  nicht  zur  Wahrheit,  weil  der  Fabrikant  bei 
den  im  Wege  der  Submission  zu  vergebenden  Konstruktionen  die 
grössere  oder  geringere  Schwierigkeit  der  Arbeit  nicht  hinreichend 
abwägt;  so  ist  es  bei  den  augenblicklich  enorm  gedrückten  Preisen 
für  fertige  Schmiedearbeit  dem  spekulirenden  Ingenieur  thatsächlich 
fast  immer  möglich,  die  Gesamintkosten  dann  zu  einem  Mini- 
mum zu  machen,  wenn  er  durch  komplizirtere  Konstruktionen  das 
Gewicht  auf  das  Minimum  bringt. 


feld  von  Hallstadt  in  Ober  - Oesterreich , wo  1000  Gräber 
mit  mehr  als  6000  Objekten  gefunden  worden,  zu  nennen. 

— F.  — 


Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  Jahr- 
gang 1868,  Heft  2. 

Exter’s  Rangirmaschine  für  Bahnhöfe  wird  initgetlieilt. 
Sie  ist  im  Wesentlichen  ein  Schiebeschlitten,  auf  welchem  die 
zur  Bewegung  dienende  Dampfmaschine  seitwärts  angebracht 
ist.  Der  Mechanismus  zum  Bewegen  des  Schiebeschlittens  so- 
wohl als  zum  Heranziehen  der  Wagen  ist  einfach,  und  dürfte 
sich  die  Anwendung  besonders  da  empfehlen,  wo  die  Oertlich- 
keit  die  Anlage  von  Weichenstrassen  und  Rangirgeleisen  nicht 
gestattet.  Billigkeit  und  geringe  Unterhaltungskosten  werden 
besonders  hervorgehoben. 

Ueber  englische  Bahnhöfe  (Fortsetzung),  von  C.  Busse. 
Es  werden  Details  der  Bahnhofs- Anlagen  in  England  be- 
sprochen und  das  besonders  Charakteristische  derselben  her- 
vorgehoben. Hierzu  gehört  für  die  Gesammt-Anlage  der  Sta- 
tionen, dass  man  allgemein  in  England  danach  strebt,  Per- 
sonen-, Güter-  und  Lokomotivstationen  von  einander  zu  tren- 
nen. Die  Anordnung  grösserer  Haupt-  und  Zwischenstationen 
wird  durch  Zeichnungen  erläutert. 

Ueber  Eisenbahnsignalvorrichtungen  auf  der  Pariser  Aus- 
stellung. Mitgetheilt  von  Prof.  Sonne.  (Fortsetzung.)  Es 
werden  die  französischen  und  englischen  Apparate  besprochen, 
wodurch  bei  Kreuzungen  zweier  oder  mehrer  Bahnlinien  Sig- 
nale und  Weichenzüge  konzentrirt  werden.  Hierher  gehören 
die  Apparate  Vignier  und  Saxby  & Farmer.  Ersterer  ist 
besonders  in  Frankreich,  letzterer  in  England  in  Anwendung. 
Das  Prinzip  derselben  beruht  darauf,  es  dem  Wärter  durch 
mechanische  Vorrichtungen  unmöglich  zu  machen,  ein  Signal 
so  zu  stellen,  dass  dadurch  ein  Zug  gefährdet  werden  könnte. 
Es  wird  dieses  beispielsweise  erreicht,  wenn  das  Einfahrts- 
signal für  einen  ankommenden  Zug  nicht  eher  gezogen  werden 
kann,  bis  alle  Weichen,  die  der  Zug  passiren  muss,  richtig 
gestellt  sind.  Durch  Zeichnungen  sind  diese  sinnreichen  Ap- 
parate erläutert.  Schliesslich  werden  die  Apparate  zum  Geben 
von  Signalen  auf  den  Zügen  näher  besprochen. 

Das  Heft,  enthält  ferner  noch  Aufsätze  über  Achsbüchsen 
und  Tragfedern  von  Kork,  über  Schieber  und  Schieberführun- 
gen , über  den  Widerstand  der  Eisenbahnfahrzeuge  in  den 
Kurven  etc.  B. 


Bauwissenschaftliche  Litte r atu r. 

Januar,  Februar,  März  1868. 

Der  praktische  Maschinen -Konstrukteur.  Zeitschrift  für 
Maschinenbauer,  Ingenieure  etc.  Red.  v.  VV.  II.  Uhland.  l.Jahrg. 
4°.  Leipzig.  Vierteljährlich  6 Hefte.  iy,  Thlr. 

Muffat,  K.  A.,  ßaugeschicbte  des  Domes  zu  Unser  lieben  Frau  in 
München.  8°.  München.  6 Sgr. 

Müller,  F.,  geometrische  Formeln  und  deren  Anwendung  auf  die 
Baupraxis.  3.  Aull.  8°.  Leipzig.  12  Sgr. 

Peschke,  G.  A.  V.,  und  E.  Koutny,  freie  Perspektive  in  ihrer  Be- 
gründung und  Anwendung.  8°.  Hannover.  3y3  Thlr. 

Postei,  E.,  Grundzüge  d.  elektr.  Telegraphie.  8°.  Langensalza.  18  Sgr. 
Risch,  Th.,  Bericht  über  Markthallen  in  Deutschland,  Belgien,  Frank- 
reich, England  und  Italien.  8°.  Berlin.  1 */3  Thlr. 

Roloff,  J.  F.,  der  Elektromagnetismus  insbes.  als  Triebkraft;  sowie 
mehre  neue  elektromagnet.  Maschinen,  Wagen  und  Lokomotiven. 
8°.  Berlin.  I1/,  Thlr. 

Rosenkranz,  P.  H.,  der  Indikator  und  seine  Anwendung,  mit  spezieller 
Beziehung  auf  den  Indikator  nach  Richards.  Mit  2 Tafeln  und 
12  Holzschn.  8°.  Berlin.  1 Thlr. 

Rueff,  L.,  les  grandes  industries  et  les  travaux  d’art  modernes.  Mit 
Taf.  Liefr.  1 — 5.  8°.  Brüssel,  ä Liefr.  1 Fr. 

Rühlmann.  M.,  allgemeine  Maschinenlehre.  3.  Bd.  2.  Abth.  8°. 
Braunschweig.  1 Thlr.  24  Sgr. 

Rziha,  F.,  Lehrbuch  d.  gesammten  Tunnelbaukunst.  4.  Lfr.  1.  Hälfte. 
4».  Berlin.  2 Thlr. 

Sammlung  von  Ornamenten  nach  berühmten  Meistern  des  15. 
bis  18.  Jahrhunderts.  Heliographie  von  E.  Baldus  in  Paris. 
Liefr.  1 — 8.  Fol.  ä Liefr.  3 Thlr. 

Schellen,  H.,  die  Schule  der  Elementar-Mechanik  und  Maschinenlehre. 

3.  Aull.  2 Bände.  8°.  Braunschweig.  In  Liefr.  ä 20  Sgr. 
Schmitz,  F.,  der  Dom  zu  Köln,  seine  Konstruktion  und  Ausstattung. 
Mit  histor.  Text  v.  L.  Ennen.  Lfr.  1.  Imp.  Fol.  Neuss.  2 Thlr. 
Das  Werk  umfasst  150  Blatt  Zeichnungen  und  erscheint  in 
25  Lieferungen.  Preis  des  Ganzen  50  Thlr. 

Sonnet,  H.,  dictionnaire  des  mathematiques  appliquees.  7.  Tbl.  8°. 
Paris.  3 Fr.  50  Cts. 

Souviron,  A.,  dictionnaire  des  termes  techniques  de  la  science,  de 
l’industrie,  des  lettres  et  des  arts.  8°.  Leipzig.  6 Fr. 

Statz,  V.,  gothische  Einzelheiten.  1.  — 3.  Serie.  Fol.  Lüttich, 
ä 6 Thlr.  2 Sgr.  (Erscheint  in  6 Serien  oder  2 Bänden,  von  denen 
der  1.  Bd.  120  Blätter,  der  2.  Bd.  60  Doppelblätter  umfasst.  Preis 
des  Ganzen  36  Thlr.  12  Sgr.) 

Staub,  A.,  Beschreibung  des  Arbeiter -Quartiers  und  der  damit  zu- 
sammenhängenden Institutionen  der  Baumwoll-Spinn-  und  Weberei 


126 


von  Staub  & Co.  in  Kuchen  in  Würtemberg.  4«.  Mit  Atlas  von 
36  Tafeln  in  Imp.  Fol.  Stuttgart.  8*/j  Thlr. 

Tölzer,  J.,  oberbayrische  Architektur  f.  ländliche  Zwecke.  5.  u.  6.  Lfr. 
Fol.  München,  ä Lfr.  1 Thlr. 

Ueber  den  Bau  u.  die  Einrichtung  v.  Bierbrauereien.  Nach  einem 
vom  Architekten  K.  Tietz  gehalt.  Vortrage.  4°.  Wien.  20  Sgr. 
Ungewitter,  G.  G.,  Entwürfe  zu  einfachen  Grabsteinen  zum  Gebrauch 
für  Steinmetzen.  4.  Liefr.  (10  Taf.)  Fol.  Glogau.  22'/j  Sgr. 
Wiebe,  F.  K.  H.,  Skizzenbuch  für  den  Ingenieur  und  Maschinenbauer. 
Heft  54.  Fol.  Berlin.  1 Thlr. 

Wolfram,  L.  F.,  Darstellung  der  Zimmer-Bauwerke  von  den  einfachsten 
Holzverbindungen  bis  zu  grossen  zusammengesetzten  Dächern, 
Treppen,  Brücken,  etc.  Neue  Aufl.  2.  Abth.  Fol.  Stuttgart. 
2 Thlr.  4 Sgr. 

Wauwermans,  H.,  etudes  sur  la  Science  du  mineur  et  les  eflets 
dynamiques  de  la  poudre  (application  de  la  thermodynamique.) 
8°.  Brüssel.  21/*  Thlr. 

Zeichnungen  über  Wasser- u.  Strasscnbau.  2.  Kurs.:  Brückenbau. 
Zu  den  Vorträgen  des  Baurath  Sternberg.  4.  Lfr.  Fol.  Karls- 
ruhe. 2 Thlr. 


Konkurrenzen. 

Bei  der  Konkurrenz  zu  einem  Rathhause  für  Reichenbach 

i.  Schl.  (Archit.-Wochenbl.  1867,  No.  18.)  hat  der  Baumeister 
Ferdinand  Wendel  er  zu  Cöln  den  Preis  erhalten. 


P er  sonal  - Nachrichten. 

Der  Regierungs-  und  Bau-Rath  Gustav  Moeller  zu  Berlin 
ist  zum  Direktor  der  Porzellan -Manufaktur  ernannt. 

Der  Eisenbahn- Bau -Inspektor  van  Nes  zu  Hannover,  sowie 
die  Eisenbahn- Baumeister  Nicolassen  dortselbst  und  Jordan  zu 
Göttingen  sind  zur  Ostbahn  versetzt  worden. 


Der  Maschinenmeister  Wilhelm  Tasch  ist  zum  Eisenbahn- 
Maschinenmeister  bei  der  Bebra-Hanaucr  Eisenbahn  ernannt  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Baumeister  oder  Bauführer,  wenn  möglich  im 
Strombau  erfahren,  können  sofortige  Beschäftigung  finden  beim 
Baurath  Gersdorff  in  Marienburg,  Westpreussen.  Diäten  2 resp.  1*/, 
Thlr.  und  15  Sgr.  Pferdegelder.  Dauer  der  Beschäftigung  9 Mo- 
nate bis  2 Jahr. 

2.  Beschäftigung  für  einen  bereits  im  Hochbau  bewanderten 
Bauführer  auf  die  nächsten  6 Sommermonate,  gegen  die  regle- 
mentsmässigen  Diäten.  Meldungen  erbittet  der  Kreis -Baumeister 
Wolff  zu  Halle  a./S. 

3.  Ein  Baumeister  zur  Weiterführung  des  Chausseebaues  von 
Sensburg  nach  Johannisburg  wird  gesucht.  Näheres  im  Inseraten- 
theile. 

4.  Die  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Baumeister 
gegen  3 Thlr.  Diäten. 

5.  Für  die  Garnison -Bauten  in  Danzig  ist  eine  Baumeister- 
Stelle  zu  besetzen.  Diäten  2 — 3 Thlr.  Meldungen  bei  der  Königl. 
Fortifikation  daselbst. 

6.  Ein  erfahrener  Bautechniker  findet  Stellung.  Näheres 
im  Inseratenteile. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  R.  Y.  B.  2 3.  — Eine  Betheiligung  an  den  Monatskonkur- 
renzen des  Architektenvereins  ist  Nichtmitgliedern  desselben  selbst- 
verständlich nicht  gestattet. 

Berichtigung,  das  Personalienverzeichniss  des  Architektenka- 
lenders betreffend:  Im  Verzeichniss  der  Privatbanmeister  ist  ausge- 
lassen Hr.  A.  J.  Mayer  aus  Coblenz,  gepr.  November  1858. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  Herrn  T.  in  Berlin. 


Architekten -Verein  zu  Kerlin. 

Versammlung  am  28.  März  1868. 

Tagesordnung: 

Bestimmung  der  Aufgaben  für  die  nächste  Schinkelkonkurrenz. 

Vortrag  der  Herren  Burg  mann  und  Böckmann. 

Architekten -Verein  zu  Kerlin. 

Zusendungen  an  den  Verein  namentlich  Werthsendungen  wer- 
den bis  auf  Weiteres  an  die  Adresse  des 

Itaiimristers  Herrn  W.  Höckmann,  ^cue  Milliclnisstras.se  i\’o.  2, 

erbeten.  Die  blosse  Adresse:  „An  den  Vorstand  des  Arehitekten- 
Vereins“  genügt  der  Königlichen  Postbehörde  nicht.  Die  in  letzterer 
Zeit  vorgekommenen  Rücksendungen  sind  hieraus  zu  erklären. 

Der  Vorstand. 

Uekaniitinncliiins. 

Der  Kreis  If rauiisFierjK  Hat  den  Dan  von 
etwa  10  Meilen  Kreis-Chausseen  beschlossen, 
deren  Ausführung  sofort  beginnen  und  in  5 
bis  6 Jahren  beendet  sein  soll.  Kur  Leitung 
der  Kauten  wird  ein  geprüfter  Baumeister 
oder  ein  Kauführer,  der  schon  früher  mit 
Ausführung  von  Chausseebauten  betraut  ge- 
wesen, gesucht.  Qualifizirte  Bewerber  wollen 
sieh  daher  unter  JEiureichung  ihrer  Atteste 
und  spezieller  Angabe  ihrer  Ansprüche  bei 
dem  Unterzeichneten  schleunigst  melden. 

Kraunsberg,  den  5.  März  1S6«. 

Der  Vorsitzende  des  Chausseebau-Comites. 

Landratli 

gez.  D i 1 1 e nburge r . 

Offene  Kaumeisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
prüfung abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Kehanntmaehung. 

Zur  Weiterführung  und  zum  Abschluss  des  in  vollem  Gange 
befindlichen  Chausseebaues  von  Sensburg  nach  Johannis  bürg, 
der  incl.  Abrechnung  noch  ca.  3 Jahre  dauert,  wird  unter  allen 
Umständen  sogleich  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht  und  hierdurch 
aufgefordert,  sich  sobald  als  möglich  zu  melden  bei  dem  kommissa- 
rischen Kreis-Baumeister  Modest  in  Johannisburg. 

Mit  Bezug  auf  unsere  Ausschreibung  vom  20.  April  v. 
zeigen  wir  hiermit  an:  dass  der  ausgesetzte  Preis  von  200  Thlr. 
den  Arbeiten  des  Herrn  Baumeister  Ferd.  Wendeier  zu  Köln 
zuerkqnnt  worden  ist.  Nächst  diesen  erhielten  die  Arbeiten  der 
Herren  Deetz  in  Berlin  und  Hoffmann  in  Görlitz  den  meisten 
Beifall. 

Reichenbach  in  Schlesien,  den  23.  März  1868. 

Der  Magistrat. 

Ein  gewandter  Zeichner  wird  in  einer  grösseren  Stadt  Deutsch  - 
lands  gesucht.  Adressen  an  die  Baumeister  Ende  &•  Böckmann, 
Berlin,  Neue  Wilhelms-Str.  2 abzugeben. 


Für  einen  im  Baufach  praktisch  und  theoretisch  gebildeten 
jungen  Mann,  welcher  bereits  längere  Zeit  sowohl  bei  Bau -Aus- 
führungen, als  mit  Entwerfen  beschäftigt  gewesen,  auch  mit  Büreau- 
Arbeiten  bekannt  ist,  ist  bei  einem  Bau  - Unternehmer  am  Rhein 
eine  Stelle  unter  günstigen  Bedingungen  offen. 

Persönliche  Meldungen  unter  Vorlegung  von  Zeugnissen  werden 
Links-Strasse  No.  5,  3 Treppen  rechts,  Vormittags  zwischen  9 und 
10  Uhr  entgegen  genommen. 

Ein  Bau  - Akademiker  sucht  Beschäftigung  mit  Anfertigung  von 
Kopien  und  Zeichnungen.  Adressen  sub  F.  A.  P.  in  der  Exped. 
dieser  Zeitung  abzugeben. 

Ein  Studirender  der  Bau-Akademie  sucht  Wohnung  und  Be- 
köstigung bei  einem  Königl.  Baumeister.  Honorar  nach  Ueberein- 
kunft.  Offerten  unter  A.  B.  6.  befördert  die  Expedition. 

Ein  junger  Mann,  Maurer,  der  mehre  Jahre  meist  praktisch 
gearbeitet  und  gute  Zeugnisse  aufzuweisen  hat,  sucht  hier  oder 
ausserhalb  bei  einem  Bau-  oder  Maurermeister  Beschäftigung  auf 
dem  Komtoir.  Gefällige  Adressen  unter  Chiffre  G.  S.  21.  nimmt 
die  Expedition  dieser  Zeitung  entgegen. 

Ein  Bau-Techniker  insbes.  f.  Eisenbahnen,  guter  Zeichner, 
mit  allen  Bur.  Fächern  vertraut,  durch  Atteste  u.  höhere  Bau -Be- 
amte best,  empfohl.  sucht  v.  gleich  Anstellung  oder  Beschäftigung 
am  liebsten  in  Berlin.  Gefall.  Franko -Adressen  sub.  ^96.  nimmt 
die  Expedition  entgegen. 

Ein  junger  Mann  (Maurer),  im  Zeichnen  und  Veranschlagen 
geübt,  sucht  Stellung,  entweder  im  Bureau  oder  als  Beaufsichtiger 
eines  Baues.  Gef.  Adressen  bittet  man  unter  L.  M.  10  in  der  Exp. 
dieser  Zeitung  nieder  zu  legen. 

Ein  älterer  Bau  - Techniker,  dem  23  jährige  Erfahrungen  im 
praktischen  Eisenbahn-  und  Chausseeban  zur  Seite  stehen,  selbst- 
ständig bedeutende.  Eisenbahnbauten  für  Unternehmer  geleitet  hat, 
sicher  und  genau  in  Ausführung  von  Bau-,  geometrischen  und  Kon- 
struktionsarbeiten, sowie  im  Ab-  und  Berechnen  der  Bauarbeiten 
ist,  sucht  eine  Stelle.  Franco  - Offerten  sub  P.  H.  N.  bef.  d.  Exp. 

Ein  Bautechniker,  Lehrer  einer  Königl.  Anstalt,  bislang  vielfach 
mit  Ausführung  von  Staatsbauten  im  Hochbau  beschäftigt  gewesen, 
sucht  während  seiner  Sommerferien  vom  1.  April  bis  ca.  Mitte 
Oktober  eine  ähnliche  entsprechende  Beschäftigung.  Offerten  mit 
K.  N.  20  bezeichnet  befördert  die  Exped.  dieser  Zeitung. 

Ein  theoretisch  und  praktisch  gebildeter  Ingenieur  gesetzten 
Alters,  ist  bei  günstigen  Bedingungen  erbötig  als  Geschäftsführer 
bei  einem  grösseren  Eisenbahnbau-Unternehmer  einzutreten.  — Gef. 
Franco  - Offerten  sub  X.  X.  No.  1.  nimmt  die  Expedition  dieser 
Zeitung  entgegen. 

Eine  im  besten  Betriebe  befindliche,  gut  eingerichtete  Tlioii- 
wanrenfabrik  (Kunstziegelei)  ist  sofort  an  einen  Maurer-, 
Zimmermeister  oder  Baumeister  zu  verkaufen.  Zur  Uebernahme 
8 bis  10  mille  erforderlich.  Bedeutende  Baupraxis  wird  mit  über- 
geben. Adr.  sub  M.  M.  68  an  die  Exped.  dies.  Zeitg.  einzusenden. 

530,000  weisse  gute  Mauersteine,  60,000  Rathenauer 
und  48,000  hartgebrannte  Klinker  werden  gegen  Baarzahlung 

sofort  gekauft.  Schriftliche  Offerten  mit  Angabe  der  Dimensionen 
des  Formats,  des  Preises  und  des  Lagerplatzes  sind  zu  richten  an 
die  Baumeister  Ende  & Böckmann  in  Berlin. 

Am  1.  April  c.  verlege  ich  meine  Wohnung  von  der  Markgrafen- 
strasse 79  nach  der  Alten  Jakobsstr.  130  prt.  J.  L.  Seiffert,  Mechaniker. 


127 


Vom  1.  April  er.  ab  wohne  ich  Besselstrasse  No.  11, 
2 Treppen.  . 

Berlin,  den  23.  März  18G8.  Gimbel. 


Für  Techniker,  strebsame  Bauhandwerker,  Künstler  und 
Kunstfreunde. 

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In  Bezug  auf  mehrfache  Anfragen  theile  ich  hierdurch  mit, 
dass  von  dem 


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für  Architekten  und  Bangewerksmeister 

Jahrgang  1868 

jetzt  wieder  Exemplare  vorhanden  sind  und  zu  dem  bisherigen 
Preise  (Lederband  27 y,  Sgr.,  Leinwandband  25  Sgr.)  durch  alle 
Buchhandlungen  bezogen  werden  können. 

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Postanweisung  geschrieben)  werden  sofort  und  franco  effektuirt. 

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wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
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Stolle  und  sind  dadurch  die  dauerhaftesten;  ihre  Leitung  wird  unsichtbar  und  trotzdem  zugänglich  gelegt, 
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128 


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fälligen Ansicht  aufgestellt. 


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deckungs-  und  Gesimsplatten,  Fensterbretter,  Pissoirs,  Treppen- 
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senstrasse 6. 

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Jahrgang  II. 

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Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
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Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Wochenblatt 

herausgeg-eben  von  Mitgliedern 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Insertionen  Preis 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  3.  April  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Fort- 
setzung.) — Ueber  Eisenbahn-Oberbau.  — Reisenotizen,  gesammelt 
auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Bau-Akademie  zu  Berlin  (Fortsetzung). 
— Schornsteinkappen.  — Bauausführungen  und  Projekte: 
Ein  neuer  Themsetunnel.  — Gebirgsbahn  über  die  Appeninen.  — • 
Feuilleton:  Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien.  — 
Aus  Athen.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Verein  für 

Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Architekten -Verein  zu  Berlin.  — 

Vermischtes:  Kraftsammler  für  Eisenbahnzüge.  — Patentertei- 
lung. — Oeffentliche  Schlachthäuser.  — ■ Schwedische  Eisenbahnen. 

— Auf  die  deutschen  Eisenbahnen  verwendetes  Kapital.  — Archäo- 
logischer Fund  in  Rom.  — Aus  der  Fachlitteratur:  Zeitschrift 
des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins  zu  Hannover.  — Der  Bau- 
schlosser, von  F.  Fink.  — Oppermann,  Annales  de  la  Konstruktion. 

— Logarithmisch -trigonometr.  Tafeln  von  C.  Bremiker.  — Per- 
sonal-Nachrichten etc. 

lieber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich. 

(Fortsetzung.) 


In  Bezug  auf  den  römischen  Preis  ist  zunächst  die 
Bestimmung,  wonach  die  Zulassung  zur  Konkurrenz  eine 
ganz  freie  sein  soll,  wieder  aufgefrischt.  Wenn  aber 
daneben  die  Vorbereitung  zu  dieser  Konkurrenz  an  der 
Ecole  des  beaux  Arts  als  besondere  Aufgabe  der  Eleven 
erster  Klasse  — auch  die  Scheidung  der  Eleven  in  zwei 
Klassen  ist  geblieben  — bezeichnet  wird,  so  tritt  dies 
damit  offenbar  in  Widerspruch.  Die  Altersgrenze  für 
die  Zulassung  ist,  wohl  um  das  unnütze  Hinziehen  zu 
vermeiden,  auf  25  Jahre  herabgesetzt  worden.  Auch 
hat  man  die  zweiten  Preise  abgeschafft*). 

Der  Modus  der  Konkurrenz,  die  Programme,  sind  die 
alten  geblieben  und  nur  in  Hinsicht  auf  die  Preisverthei- 
lung  ist  eine  sehr  eigenthümliche,  fast  die  einzige  prinzi- 
pielle Neuerung  eingeführt  worden.  Das  Urtheil  bei 
der  Kokurrenz  fällt  nämlich  an  Stelle  der  Akademie 
einer  Jury  zu,  welche  jährlich  neu  durch  das  Loos  aus 
einer  Liste  zusammengesetzt  wird,  die  die  Mitglieder 
der  Akademie,  die  dekorirten  Künstler  und  jene,  die  auf 
einer  der  jährlichen  Ausstellungen  eine  Medaille  erhalten 
haben,  umfasst.  Sobald  man  zugiebt,  dass  eine  dieser 
Auszeichnungen  den  Künstler  als  solchen  legitimirt,  so 
bleibt  die  Einrichtung,  die  zum  ersten  Male  die  Künstler- 
schaft als  Ganzes  und  allgemein  in  die  sie  berührenden 
Angelegenheiten  einführt,  sehr  bemerkenswerte  Für  einen 
jeden  der  verschiedenen  Kunstzweige  werden  neun  Fach- 
leute als  Richter  ausgelost,  welche  über  die  Arbeiten 
ihres  Gebietes  gesondert  urtheilen.  An  der  Akademie 
herrschte  früher  die  unsinnige  Sitte,  dass  das  ganze  Ple- 
num, also  Maler,  Bildhauer  und  selbst  Musiker,  über  die 
architektonischen  Entwürfe  abstimmten.  Der  römische 
Preis  dürfte  durch  diese  Jury  von  den  bisherigen  Fesseln 
wenigstens  einigermassen  befreit  sein.  Die  ausgestellten 
Entwürfe  des  letzten  Jahres  schlossen  sich  freilich  mit 
Ausnahme  der  etwas  kecker  gewordenen  Zeichnung  in 
ihrem  Grundcharakter  eng  an  frühere  Arbeiten  an  und 
Hessen  eine  Veränderung  im  Unterrichte,  ein  Eindringen 
anderer  Ansichten  neben  denen  der  alten  Doktrin  nicht 
wahrnehmen. 

i Chaotisch  sieht  es  hinsichtlich  der  Bestimmungen 
über  die  Studien  der  Laureaten  und  die  Villa  Medici  aus. 
Man  hängt  in  h rankreich  offenbar  sehr  an  diesem  Institute. 
Ueberall  in  den  Debatten  hierüber  begegnet  man  der  Be- 
fürchtung, dass  ein  junger  Künstler  — von  26  Jahren!  — 
durch  freie  Studien  an  Zersplitterung  untergehen  könne, 

.*)  Komisch  nimmt  es  sich  aus,  wie  bei  dieser  Gelegenheit  im 
Minister  der  schönen  Künste  der  Marschall  von  Frankreich  durch- 
blickt.  Vaillant  beschuldigt  die  Akademie,  durch  Einführung  der 
izweiten  grossen  Preise  die  Militairgesetze  umgangen  zu  haben,  da 
idie  Laureaten  militairfrei  waren. 


und  der  Gedanke,  andere  Länder  als  allenfalls  das  aner- 
kannte Italien  zu  besuchen,  leuchtet  bei  der  Ueberlegenheit 
der  grossen  Nation  ohnehin  nicht  ein.  So  hat  man  denn 
hier  wohl  unter  dem  Drucke  dieser  Ansichten  nur  zu 
halben  Maassregeln  gegriffen,  die  weitere  Veränderungen 
späterhin  gebieterisch  fordern  werden.  Die  Studienzeit  ist 
auf  vier  Jahre  herabgesetzt  worden,  von  denen  zwei  in 
der  Villa  Medici,  die  beiden  übrigen  aber  beliebig  nach 
Wahl  auf  Reisen  in  anderen  Ländern  zugebracht  werden 
können.  Die  berühmte  Akademie  kann  hierdurch  in  die 
Lage  gerathen,  jahrelang  auf  einen  oder  zwei  Eleven  be- 
schränkt zu  sein  und  somit  nur  noch  ein  Scheinleben  zu 
führen.  Mit  diesen  Bestimmungen  fällt  natürlich  auch 
das  System  der  Envois  de  Rome;  wenn  man  auch  an  der 
jährlichen  Einsendung  von  Zeichnungen  der  Eleven  festhält. 
Die  letzte  Austeilung  brachte  bereits  eine  Anzahl  echter 
Reiseskizzen  unter  dieser  Rubrik,  die  auch  nicht  unvor- 
teilhaft gegen  die  früheren  ausgeführten  Zeichnungen 
abstachen. 

Es  ist  aus  dieser  Skizze  ersichtlich,  dass  trotz  ein- 
zelner unläugbarer  Verbesserungen  diese  mit  so  viel  Eklat 
unternommene  Reform  des  Unterrichts  durch  den  Staat 
der  Hauptsache  nach  doch  nur  zu  sehr  bescheidenen  Re- 
sultaten geführt  hat.  Die  wichtigste  Veränderung  bleibt 
immer  die,  dass  die  Leitung  des  Unterrichtes  in  die  Hände 
der  Verwaltung  übergegangen  und  somit  etwa  das  Ver- 
hältniss  eingetreten  ist,  das  wir  in  Deutschland  fast  allge- 
mein besitzen.  Hinsichtlich  aller  übrigen  Fragen  sind  da- 
gegen Staat  und  Akademie  fast  als  Verbündete  aus  diesem 
Kampfe  hervorgegangen. 

Die  Gegner  des  früheren  Zustandes,  die  dem  Dekret 
vollen  Beifall  gezollt  hatten,  waren  denn  auch  von  dieser 
Lösung  keinesweges  befriedigt.  Sie  fanden,  dass  die  An- 
gelegenheit durch  eine  solche  Reform  nicht  abgeschlossen 
sei,  dass  die  einmal  angeregte  und  bei  dieser  Gelegenheit 
von  allen  Seiten  beleuchtete  Frage  zu  einer  weiteren  po- 
sitiven Entscheidung  gedrängt  werden  müsse.  Es  gereicht 
ihnen  zur  Ehre,  hierin  gethan  zu  haben,  was  ihrerseits 
gethan  werden  konnte.  Zu  ihrem  Wortführer  machte 
sich  Viollet- le-Duc,  der  in  einer  Broschüre:  „1  Intervention 
de  l’Etat  dans  l’Enseignement  des  beaux  Arts“  etwa  den 
folgenden  Reformplan,  den  ich  hier  nur  in  kurzen  Zügen 
wiedergebe,  aufstellt. 

Nachdem  er  zunächst  die  Unzulänglichkeit  des  bis- 
herigen und  des  reorganisirten  Systems  nachgewiesen,  sagt 
er:  Will  der  Staat  selbst  Kunstunterricht  treiben  und  die 

ihm  nöthigen  Kräfte  in  offiziellen  Instituten  heranbilden, 
so  würde  ihm  nichts  übrig  bleiben,  als  aus  der  Ecole  des 
beaux  Arts  eine  Schule  zu  machen,  wie  etwa  die  Ecole 
des  Ponts  et  Chaussees,  mit  einem  umfassenden,  ge- 


130 


ordneten  und  obligatorischen  Unterricht,  mit  Prüfungen, 
aus  denen  der  Schüler  völlig  reif  hervorginge  und  als 
Glied  einer  Beamtenhierarchie  klassifizirt  würde.  Abge- 
sehen davon,  dass  dieser  Weg  die  Mittelmässigkeit,  die 
solchen  offiziellen  Unterricht  recht  wohl  ahsolviren  kannt 
gradezu  auf  Kosten  des  echten,  aber  in  anderer  Weise 
gebildeten  Talentes  protegiren  nnd  berechtigen  würde, 
muss  er  auch  direkt  zum  Untergange  der  Architektur  als 
Kunst  führen.  Es  ist  aber  gar  nicht  Sache  des  Staates, 
auf  dem  Kunstgebiete  den  Schulmeister  spielen  zu  wollen. 
Als  Beförderer  der  künstlerischen  Bildung  trete  er  auf; 
dazu  verpflichten  ihn  die  ausgedehnten  Mittel,  über  die 
er  allein  in  diesem  Maasse  gebietet;  aber  er  thue  dies  in 
freiester  Weise  und  im  höchsten  Sinne.  Er  schaffe  die 
Ecole  des  beaux  Arts  zu  einer  Kunstuniversität  um,  die 
neben  Bibliotheken  und  Sammlungen  freie  Auditorien  für 
die  besten  Lehrer  und  die  bedeutendsten  Kunstanschauungen 
und  Probleme  bietet.  Den  Elementarunterricht  in  den 
Künsten  aber  überlasse  er  der  Privat-Initiative.  Nur  der 
private  und  persönliche  Unterricht  vermag  bei  Ausbildung 
der  künstlerischen  Jugend  Rücksicht  zu  nehmen  auf  die 
Individualität  des  Einzelnen  und  die  für  denselben  und 
seine  Fähigkeiten  passende  Entwicklung;  nur  auf  diesem 
Wege  werden  Künstler  gebildet,  die  der  offizielle  Unter- 
richt mit  seinem  für  Alle  gleichen  Schema  nur  ersticken, 
aber  nicht  begünstigen  kann.  Der  Staat  sorge  dann  fer- 
ner, dass  die  auf  privatem  Wege  Herangebildeten  die  Ge- 
legenheit finden,  ihre  Fähigkeiten  öffentlich  darzulegen  in 
periodischen  Ausstellungen  ihrer  frei  entstandenen  Ar- 
beiten. Er  setze  für  dieselben  Prämien  aus,  über  welche, 
wie  über  alle  Kunstangelegenheiten  überhaupt,  eine  aus 
der  Gesammtheit  der  Kunstgenossen  hervorgegangene  Jury 
bestimmen  möge.  Er  eröffne  endlich  den  jungen  Eleven 
zu  ihrer  praktischen  Ausbildung  die  unteren  Stellen  bei 
seinen  Bauausführungen  und  wähle  seine  Architekten 
schliesslich  auf  Grund  der  nach  beiden  Richtungen  hin  an 
den  Tag  gelegten  Eigenschaften,  d.  h.  nach  ihren  Werken 
und  nicht  nach  bedeutungslosen  Prüfungen.  — Je  unab- 
hängiger der  Künstler  ist,  je  weniger  eine  Scheidewand 
zwischen  ihm  und  der  Nation  errichtet  ist,  desto  höher 
hat  die  Kunst  selbst  zu  allen  Zeiten  gestanden. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  solche  Ansichten,  so 
ehrenvoll  sie  dem  übrigen  Wirken  des  trefflichen  Mannes 
sich  anschliessen,  etwa  in  Deutschland  ausgesprochen, 
höchstens  zu  dem  schätzenswerthen  Material  der  Tageslit- 
teratur  gehören  würden.  In  Frankreich  aber,  wo  der 
Staat  immer  noch  sehr  wenig  daran  gedacht  hat,  in  das 
Kunstgebiet  einzugreifen,  und  wo  namentlich  der  Architekt 
noch  niemals  in  die  Beamten-Hierarchie  eingereiht  wurde, 
ist  ihre  Verwirklichung  vielleicht  nicht  unmöglich,  und  so 
mag  man  es  hinnehmen,  dass  ich  sie  hier  in  ihrem  ganzen 
Umfange  angeführt  habe. 

Der  eine  Theil  derselben,  die  Einrichtung  des  archi- 
tektonischen Unterrichts  durch  die  private  Initiative  war 
nämlich,  vorausgesetzt,  dass  die  Männer  und  die  Mittel 
sich  dazu  zusammenfanden,  ohne  irgend  eine  Staatsinter- 
vention zu  ermöglichen.  Ein  glänzendes  Beispiel  war 
schon  früher  gegeben  worden.  Neben  der  Ecole  poly- 
technique  hatte  sich  für  die  Bildung  der  Zivilingenieure 
1826  aus  Privatkräften  die  blühende  Ecole  des  Arts  et 
Manufactures  gebildet.  Emile  Trelat,  Professor  der  Kon- 
struktion an  diesem  Institute,  gleichfalls  lebhaft  betheiligt 
an  den  jüngsten  Debatten,  unternahm  die  Bildung  einer 
neuen  freien  Architekturschule.  Durch  seine  Bemühungen 
gelang  es,  eine  Gesellschaft  von  140  Mitgliedern,  Künst- 
ler, Kunstverständige,  Gelehrte  und  Literaten,  zu  vereini- 
gen, welche  ein  Kapital  von  400,000  Frcs.  zu  diesem 
Zwecke  aufbrachten  (NB.  unverzinslich  und  mit  der 
Aussicht,  in  dem  Unternehmen  verschlungen  zu  werden). 
Bereits  am  10.  November  1865  konnte  die  neue  Ecole 
centrale  d’Architecture  in  dem  von  ihr  erworbenen  Hotel 
de  Chaulnes  in  der  Rue  d'Enfer  durch  eine  feierliche 
Sitzung  mit  etwa  60  Schülern  eröffnet  werden. 

Die  Schilderung  der  Organisation  dieses  neuen  In- 
stitutes soll  mit  dem  nächsten  Abschnitte  diesen  Aufsatz 
beschliessen.  (Fortsetzung  III.  folgt.) 


lieber  Eisenbahn-  Oberbau. 

Die  Redaktion  des  Organs  für  die  Fortschritte  des 
Eisenbahnwesens  hat  vor  Kurzem  ein  Werk  herausgege- 
ben, worin  mit  dankenswerthem  Fleisse  die  sämmtlichen 
innerhalb  des  deutschen  Eisenbahn -Verbandes  in  Gebrauch 
befindlichen  Schienenprofile  und  Laschenverbindungen  dar- 
gestellt sind.  Ueber  eine  so  mühsame  Zusammenstellung 
kann  keine  Kritik  geübt  werden.  Wir  wollen  nur  auf 
ihr  grösstes  Verdienst  hin  weisen,  welches  darin  bestehen 
dürfte,  durch  Vorführung  aller  erdenklichen  Variationen 
derselben  Konstruktion  unabsichtlich  gezeigt  zu  haben, 
dass  man  Mängeln  abzuhelfen  sucht,  die  im  jetzigen  Ober- 
bau-System begründet  sind,  — Mängeln,  die  sich  durch 
künstliche  und  mitunter  recht  kostspielige  Mittel  wohl 
verringern,  aber  niemals  beseitigen  lassen. 

Neben  diesen  technischen  Bedenken  kämpft  aber 
schon  eine  Macht  von  zwingender  nationalökonomischer 
und  sozialer  Bedeutung  gegen  dieses  System  an,  welcher 
letzteres  in  nicht  ferner  Zeit  erliegen  muss.  — Diese 
Macht  ist  die  unausbleibliche  Unmöglichkeit,  das  Holz 
für  Eisenbahnschwellen  zu  beschaffen.  — 

Die  Eisenbahn -Gesellschaften  haben  die  Preise  für 
das  Holzmaterial  auf  eine  enorme  Höhe  getrieben.  Die 
Spekulation  legt  bereits  die  Axt  an  Wälder,  welche  ihre 
bisherige  Erhaltung  blos  ihrer  ungünstigen  Lage  verdanken ; 
verschuldete  Gutsherren  finden  in  den  von  ihren  Vorfah- 
ren überkommenen  Wäldern  willkommene  Mittel,  ihren 
zerrütteten  Finanzen  wieder  aufzuhelfen.  Ausser  den  na- 
türlichen Zerstörungs- Ursachen,  wie  Raupenfrass,  thun 
dann  noch  politische  Umwälzungen,  wie  in  Polen,  das  Ihrige 
zu  der  in  fortreissender  Steigung  begriffenen  Entwaldung 
und  die  reich  gewordenen  Holzhändler  sagen:  apres  nous 
le  Deluge,  was  hier  nicht  blos  als  Redensart,  sondern  buch- 
stäblich zu  nehmen  ist.  Man  vergisst,  dass  diese  Wälder 
gerade  diejenigen  Höhenzüge  bedeckten,  die  unsern  Flüs- 
sen Ursprung  und  Nahrung  geben.  Bei  der  blossen  Ver- 
nichtung der  Wälder,  ohne  wirksame  Vorkehrung  für 
deren  Nachwuchs,  sind  bereits  klimatische  Veränderungen 
der  verderblichsten  Art  eingetreten.  Die  atmosphärischen 
Niederschläge  fliessen,  ohne  festgehalten  zu  werden,  schnell 
über  die  kahle  Oberfläche  hinweg  und  verursachen  Ueber- 
schwemmungen  mit  allen  schrecklichen  Folgen,  während 
in  trockner  Zeit  das  Wasser  zur  Schiffahrt  mangelt.  Die 
kostspieligen  Strombauten  sind  zum  Theil  ohnmächtige 
Vorkehrungen  gegen  ein  Uebel,  dessen  Wurzel  allein  in 
der  Thorheit  und  Kurzsichtigkeit  früherer  Zeiten  liegt, 
und  welches  wieder  gut  zu  machen  wir  noch  sehr  weit 
entfernt  sind.  Frankreich  und  England  haben  mit  ihren 
Holzvorräthen  schon  so  vollständig  geräumt,  dass  sie  fast 
ausschliesslich  auf  fremde  Zufuhren  angewiesen  sind; 
Deutschland  ist  auf  dem  besten  Wege  sich  ein  ähnliches 
Schicksal  zu  bereiten  und  zehrt  jezt  schon  an  den  Bestän- 
den der  Nachbarländer.  Ueberall  figurirt  in  den  Handels- 
berichten die  Holz -Ausfuhr  als  gutes  Geschäft,  das  aber 
am  Mark  des  Landes  zebrt,  so  bald  es  nicht  durch  eine 
geregelte  Forstwirtschaft  sich  in  bestimmt  vorgeschriebe- 
nen Bahnen  bewegt.  Galt  doch  einst  die  Gewinnung  von 
Kalisalzen  aus  Holzasche  gleichfalls  als  gutes  Geschäft, 
und  jezt  sehen  wir  lächelnd  oder  auch  mit  Unmuth  auf 
unsere  thörichten  Vorfahren  herab.  Ist  es  aber  mit  der 
Wälderverwüstung  durch  unsere  Eisenbahnen  nicht  ganz 
genau  eben  so?  Für  die  ungeheure  Holzmasse,  die  ge- 
genwärtig in  Form  von  Bahnschwellen  in  der  Erde  fault, 
ist  in  der  Zeit,  in  welcher  Eisenbahnen  bestehen,  nur  ein 
verschwindender  Bruchtheil  gewachsen.  Wir  zehren  fort 
und  fort  vom  Kapital  und  die  Begriffe  von  Reserve  und 
Amortisation,  bei  den  Eisenbahn -Verwaltungen  mit  so 
vielem  Verständniss  durchgetührt,  scheinen  gerade  hier, 
wo  es  sich  um  das  Wohl  und  Wehe  der  ganzen  mensch- 
lichen Gesellschaft  handelt , ganz  abhanden  gekommen 
zu  sein. 

Das  sind  in  schwachen  Umrissen  die  eingetretenen 
und  noch  bevorstehenden  Folgen  einer  Holzverwüstung, 
welcher  entgegenzuwirken  die  höchste  Zeit  sein  dürfte. 
Die  langsam  arbeitende,  kostenlos  schaffende  Thätigkeit 
des  Waldes  ist  eine  zuverlässigere  Stütze  der  Staats -Ein- 


131 


nahmen,  als  manche  künstlich  durch  Gesetze  und  Zölle 
aufrecht  erhaltene  Industrie.  Der  Wald  braucht  nichts 
als  Kommunikationsmittel,  um  zu  einer  nachhaltigen 
Quelle  von  Einnahmen  zu  werden,  während  seine  indi- 
rekten Wohlthaten  sich  aller  Schätzung  entziehen.  Die 
energisch  durchgeführte  W i eder  he  wal  d u ng  aller  Was- 
serscheiden erster,  zweiter  und  dritter  Ordnung,  die  jetzt 
meist  als  öde  Hochebenen  der  traurige  Schauplatz  so 
manchen  Nothstandes  sind,  würde  allmählich  gewiss  einen 
Theil  der  sogenannten  sozialen  Fragen  lösen,  denen 
man  mit  einem  einzigen  Universal -Rezept  niemals  bei- 
kommen wird. 

Vorläufig  muss  jedes  Mittel  willkommen  sein,  um  die 
fortschreitende  Holzverwüstung  einzuhalten.  Es  gibt  aber 
ein  solches  Mittel,  welches  zu  ergreifen  jeder  Staat  be- 
rechtigt ist.  Als  in  England  durch  Parlamentsbeschluss 
das  Qualmen  der  Dampfschornsteine  mit  Polizeistrafe  be- 
legt wurde,  richteten  die  Techniker  ihr  Augenmerk  auf 
eine  zweckmässigere  Einrichtung  der  Feuerungen.  Das 
Qualmen  der  Schornsteine  wurde  wohl  ermässigt,  nicht 
ganz  verhindert,  nebenbei  aber  eine  ungeheure  Menge 
von  Kohle  erspart,  resp.  vortheilhafter  ausgenutzt.  Ganz 
ebenso  würde  ein  freiwilliger  oder  auch  vom  Staat  durch 
gesetzliches  Verbot  herbeigeführter  Ausschluss  der  hölzernen 
Schwellen  beim  Eisenbahn-Oberbau  auf  Entwickelung  der 
Eisen-Industrie  und  die  Schonung  der  Wälder  von  unbe- 
rechenbarem Segen  sein. 

Doch  indem  wir  die  weitere  Besprechung  der  wirt- 
schaftlichen Seite  dieser  Frage,  die  der  Oeffentlichkeit 
nicht  oft  und  nicht  eindringlich  genug  vorgetragen  wer- 
den kann,  Andern  überlassen,  wollen  wir  vom  techni- 
schen Standpunkte  aus  die  Zweckmässigkeit  und  Mög- 
lichkeit der  durchgreifenden  Aenderung  eines  wesentlichen 
Faktors  dieser  Verhältnisse  nachzuweisen  versuchen. 

Mit  sehr  geringen  Ausnahmen  ist  bei  unsern  heuti- 
gen Eisenbahnen  das  System  mit  unterbrochener  Un- 
terstützung in  Gebrauch.  Wenn  es  sich  nun  darum  han- 
delt, die  Vortheile  eines  neuen  Systems  hervorzuheben, 
so  dürften  zunächst  diejenigen  Mängel  des  alten  Systems 
zu  erwähnen  sein,  welche  eine  Aenderung  nöthig  machen. 
Als  solchen  Mangel  müssen  wir  die  unterbrochene  Un- 
terstützung überhaupt,  trotz  aller  dabei  angewendeten 
künstlichen  Konstruktionen,  bezeichnen.  Der  Zweck  der 
Schiene  ist  eine  stetige  feste  Bahn  für  die  Räder  der 
Fahrzeuge  abzugeben,  auf  welcher  dieselben  mit  möglichst 


FEUILLETON. 

Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien. 

Ein  Beitrag  zur  Ermittelung  des  zweckmässigsten  Verfahrens  bei  architektonischen 
Konkurrenzen. 

Unter  den  architektonischen  Tagesfragen,  die  in  letz- 
ter Zeit  das  Interesse  der  Fachgenossen,  wie  des  bethei- 
ligten Publikums  aufgeregt  haben,  hat  wohl  keine  zu  so 
lebhaften  Erörterungen  Veranlassung  gegeben,  als  die  An- 
gelegenheit der  Wiener  Museen-Konkurrenz.  Mit  grosser 
Heftigkeit  ist  in  Wien  selbst  darüber  gestritten  worden; 
Ansicht  und  Gegenansicht  stehen  sich  schroff  gegenüber 
und  eine  Partei  hat  sich  diesseits  wie  jenseits  gebildet. 
Aber  während  die  Frage  dort  zunächst  eine  lokale  Lebens- 
frage ist,  während  es  sich  dort  zunächst  darum  handelt, 
wie  und  von  wem  die  Museenanlage  geschaffen  werden 
soll,  beansprucht  dieselbe  nach  ihrer  bisherigen  Entwicke- 
lung auch  eine  für  alle  Fachgenossen  gemeinschaftliche,  sehr 
ernste  Bedeutung. 

Denn  wenn  wir,  von  dem  ganzen  Zuge  unsers  Zeit- 
alters unserstützt,  es  anstreben  wollen,  dass  alle  öffent- 
lichen Monumentalbauten  fortan  im  Wege  der  freien  Kon- 
kurrenz zur  Erfindung  gestellt  werden  sollen,  damit  sie 
in  Wahrheit  stets  als  die  besten  Leistungen  unserer  Zeit 
erstehen  können,  so  ist  ein  so  eklatantes  Beispiel  von  dem 
, äusserlichen  Misslingen  und  den  Widerwärtigkeiten  einer 
Konkurrenz,  wie  das  in  Wien  gegebene,  leider  nur  allzu- 
sehr geeignet,  das  Konkurrenzverfahren  an  sich  für  lange 
[Zeit  in  Misskredit  zu  bringen  und  die  alten,  so  oft  schon 


geringer  Reibung  und  Abnutzung  zu  rollen  vermögen. 
Unser  jetziges  Oberbausystem  erfüllt  diesen  Zweck  recht 
gut,  aber  nur  so  lange,  als  Alles  so  ist,  wie  es  in  der 
Bahnmeister-Instruktion  gedruckt  steht.  Von  dem  Augen- 
blick an,  wo  ein  einziges  Schwellenende  hohl  liegt,  und  das 
sollen  sie  sogar  nach  der  Ansicht  einiger  Eisenbahn-Tech- 
niker immer  thun,  ist  der  Grund  zu  einer  ganzen  Menge 
von  Unzuträglichkeiten  gelegt,  von  denen  wir  nur  einige 
herausgreifen  wollen,  deren  Summe  aber  in  den  jährlichen 
Rechenschaftsberichten  der  Verwaltungen  durch  jene  klei- 
nen Zahlen  ausgedrückt  wird,  welche  mit  Bruchtheilen 
von  Pfennigen  die  Betriebs-  und  Unterhaltungskosten  pro 
Zentnermeile  angeben. 

Die  jetzt  gebräuchliche  Schiene  von  5 Zoll  Höhe  und 
22 — 25  Pfd.  Gewicht  pro  lfd.  Fuss  ist  im  Stande,  die 
Last  eines  Triebrades  auf  3 Fuss  freie  Länge  ohne  schäd- 
liche Durchbiegung  zu  tragen.  Bei  eingetretener  Senkung 
eines  Schwellenendes  wird  aber  eine  Durchbiegung  ein- 
treten,  welche  für  die  schnell  darüber  gehenden  Räder 
zur  Fallhöhe  wird  und  durch  die  sich  wiederholenden 
Stösse  das  Schwellenende  noch  mehr  senkt.  Die  einmal 
gesunkene  Last  der  Räder  muss  vom  nächsten  Scbwellen- 
ende  wieder  auf  das  frühere  Niveau  gehoben  werden,  d.  h. 
die  bei  der  ersten  Senkung  der  Last  angesammelte  Arbeit 
muss  vom  nächsten  Schwellenende  wieder  vernichtet  wer- 
den. In  Folge  dessen  wird  hier  ebenfalls  eine  Senkung 
eintreten;  oder  aber  die  Fahrzeuge  werden  hier  wirklich 
gehoben,  heben  sich  jedoch  vermöge  der  Federn  noch 
darüber  hinaus,  um  mit  ziemlich  dem  gleichen  Moment 
auf  das  nächst  folgende  gegenüber  liegende  Schwellenende 
wieder  niederzufallen.  Dieses  Hinüber-  und  Herüberwerfen 
der  Fahrzeuge,  welches  das  Geleise  und  das  rollende  Ma- 
terial einer  so  schnellen  Abnutzung  entgegenführt,  ist 
durch  das  blosse  Gefühl  schon  reichlich  wahrzunehmen. 
In  welchem  Umfange  es  aber  auch  bei  angeblich  gut  un- 
terhaltenen Bahnen  vorkommt,  kann  man  am  Besten  be- 
urtheilen,  wenn  man,  auf  einer  Wegeüberführung  stehend, 
einen  Zug  ankommen  sieht.  Während  die  fortschreitende 
Bewegung  des  Zuges  dem  Auge  kaum  merklich  ist,  sieht 
man  die  Lokomotive  nicht  unerhebliche  Seitenbewegungen 
machen.  Und  nun  vergegenwärtige  man  sich,  welche 
Kräfte  dazu  gehören,  die  Last  einer  Lokomotive  zu  sol- 
chen Oszillationen  um  die  eigentliche  Axe  ihrer  Bewegung 
zu  veranlassen.  Diese  durchaus  überflüssigen  Kräfte  müs- 
sen wir  bezahlen  mit  einer  ganzen  Menge  von  Dampf, 

I aufgewärmten  Vorurtheile  gegen  dasselbe  neu  zu  bestär- 
ken. In  der  Tliat  sind  auch  bei  dieser  Gelegenheit  Stim- 
men genug  laut  geworden,  die  es  nicht  unterlassen  konnten, 

: mit  wohlwollendem  Achselzucken  auf  „die  notorische  Re- 
sultatlosigkeit jeder  Konkurrenz“  hinzuweisen. 

Dem  gegenüber  wird  es  für  uns  zur  Pflicht,  unpar- 
teiisch nachzuweisen,  dass  wie  schon  in  früheren  Fällen 
auch  diesmal  nicht  das  Prinzip  der  Konkurrenz  die  Schuld 
des  Misserfolges  trägt,  dass  man  vielmehr  dieses  gesunde 
Prinzip  von  vorn  herein  so  empfindlich  verletzt  und  im 
ganzen  Verlauf  der  Sache  mit  so  wenig  Geschick  gehand- 
habt  hat,  dass  ein  anderes  Resultat  kaum  erwartet  werden 
konnte.  — Und  auf  diesen  Nachweis  wollen  wir  unsere 
Darstellung  beschränken;  denn  ein  näheres  Eingehen  auf 
den  materiellen  Gegenstand  der  Frage,  auf  die  vier  Entwürfe 
selbst,  ihren  Werth  und  ihre  Rangordnung,  dürfte  uns 
leicht  ebensowohl  zu  weit  führen,  als  es  andererseits  doch 
gar  zu  verspätet  kommen  möchte.  — 

Die  dem  Konkurse  zu  Grunde  liegende  Aufgabe  ist 
eine  der  bedeutendsten,  die  den  modernen  Architekten  je- 
mals gestellt  worden  ist;  es  handelt  sich  um  Bauten, 
welche  die  gesammten  Kunstschätze  des  Oesterreichischen 
Kaiserhauses  und  die  grossen  naturwissenschaftlichen  Samm- 
lungen der  Residenz,  die  gegenwärtig  noch  in  den  ver- 
schiedensten, sämmtlich  unzureichenden  Lokalitäten  zer- 
splittert sind,  vereinigen  sollen.  Die  dafür  gewählte  Bau- 
stelle im  Zentrum  der  Stadt,  auf  dem  hervorragendsten 
der  durch  die  Stadterweiterung  geschaffenen  Plätze  zwischen 
Burgthor  und  dem  Hofstallgebäude,  in  der  Ringstrasse  be- 
legen, gab  der  Sache  noch  eine  erhöhte  Wichtigkeit.  Es 
ist  von  allen  Seiten  anerkannt  worden,  dass  durch  eine 


132 


Verschleies  an  Rädern,  Schienen,  Arbeitslohn  u.  s.  w.  und 
unsere  Glieder  müssen  die  mitunter  recht  schlechte  Fahrt 
noch  mit  in  den  Kauf  nehmen. 

Man  spricht  von  der  nothwendigen  Elastizität  der 
Fahrbahn  und  glaubt  diese  Elastizität  durch  Holzschwel- 
len erreicht  zu  haben.  Der  Gedankengang  ist  dabei  etwa 
folgender:  Bei  der  unvermeidlichen  Ungleichheit  der  Fahr- 
bahn werden  die  Fahrzeuge  Schwankungen  ausgesetzt 
sein,  deren  Wirkungen  durch  elastische  Mittel  aufgehoben 
werden  müssen.  Ausser  den  Federn  an  den  Fahrzeugen 
dienen  dazu  die  an  beiden  Enden  durchbiegenden  Schwel- 
len. Man  übersieht,  dass  die  Elastizität  eines  Holzbalkens 
grade  das  allerschlechteste  Mittel  ist,  Schwankungen  die- 
ser Art  unschädlich  zu  machen,  indem  die  Schwelle  eben 
vermöge  ihrer  Elastizität  den  Ausschlag  nach  unten  mit 
ziemlich  derselben  Intensität  nach  oben  zurückgiebt,  d.  h. 
gerade  die  Schwankungen,  welche  sie  verhindern  soll, 
fortsetzt  und  steigert.  Denn  rechnet  man  noch  hinzu,  dass 
die  Aufeinanderfolge  der  Axen  eines  Zuges  ähnliche  In- 
terferenz-Erscheinungen, wie  bei  der  Wellenbewegung  her- 
vorbringen muss,  so  braucht  man  sich  über  das  alles 
Maass  überschreitende  Schwanken  der  Fahrzeuge  nicht 
mehr  zu  wundern.  Auch  dürfte  hier  die  unbekannte  Ur- 
sache mancher  Entgleisung  am  Wahrscheinlichsten  zu 
suchen  sein.  Warum  fährt  sich  ein  frisch  und  gleichmäs- 
sig  unterstopftes  Geleis  am  besten?  Weil  die  anfänglichen, 
noch  sehr  geringen  Schwankungen  in  dem  aus  kleinen 
Steinen  oder  Sand  bestehenden  Bettungsmaterial  sofort 
ze rarbeitet  werden,  oder  wie  der  Sprachgebrauch  sich 
sehr  richtig  ausdrückt,  im  Sande  verlaufen.  In  die- 
sem so  merkwürdig  nahe  liegenden  Mittel  liegt 
die  ganze  Zukunft  unseres  Eisenbahn-Oberbaues. 
Unter  allen  Systemen  wird  dasjenige  am  Besten  sein,  wel- 
ches die  Einwirkungen  der  Fahrzeuge  möglichst  ohne 
Einschaltung  irgend  welcher  Konstruktionstheile  (als  Steine, 
Querschwellen  von  Holz  oder  Eisen)  auf  die  Unterbettung 
überträgt. 

Ein  zweiter  Uebelstand  unseres  gebräuchlichen  Ober- 
bau-Systems ist  die  nothwendige  Unterbrechung  der  Bahn 
an  den  Stössen  der  Schienen.  Die  Länge  derselben  scheint 
nunmehr  mit  21  bis  24  Fuss  an  einer  Grenze  angelangt 
zu  sein , die  aus  praktischen  Gründen  nicht  wohl  über- 
schritten werden  kann.  Zur  Herstellung  der  Stetigkeit  der 
Bahn  ist  eine  zweckmässig  konstruirte  Laschen-Verbindung 
als  bestes  Mittel  anerkannt.  Sie  ist  es  auch  in  der  That, 


aber  wiederum  nur  so  lange,  als  Alles  so  bleibt,  wie  es 
in  der  Bahnmeister- Instruktion  gedruckt  steht.  Dass  das 
aber  nicht  immer  der  Fall  ist,  geht  am  besten  daraus 
hervor,  dass  man  sich  förmlich  wundert,  wenn  man  das 
Schlagen  an  den  Schienenstössen  einmal  nicht  hört.*) 
Die  Laschenverbindung  tritt  überhaupt  nur  in  Thätigkeit, 
sobald  eine  Senkung  des  unterstützenden  Schwellenendes 
möglich  ist.  Wie  die  Figur  1 zeigt,  wird  die  Lasche 
wohl  auf  relative  Festigkeit  in  Anspruch  genommen,  aber 


nur  in  schnell  aufeinan- 
der folgenden  kurzen 
Zeiträumen,  d.  h.  die 
Lasche  ist  Stosswirkun- 
gen  ausgesetzt,  die  sich 
an  einzelnen  Stellen  von 
sehr  kleinem  Umfang 
(in  der  Figur  mit  * be- 
zeichnet) konzentriren. 
Diese  sehr  kleinen  Flächen  werden  weit  über  ihre  Festig- 
keit angestrengt  und  es  hilft  nichts,  dass  die  Lasche  an 
sich  auf  Inanspruchnahme  ihrer  relativen  Festigkeit  aus- 
reichend stark  konstruirt  und  mit  einem  anerkennens- 
werthen  Aufwand  von  Scharfsinn  profilirt  ist.  An  jenen 
Stellen  tritt  eine  ganz  kleine  Abnutzung  ein,  welche  die 
anfänglich  nur  kleine  Bewegung  in  schnell  fortschreitendem 
Maasse  vergrössert.  Dieses  Grundübel  des  Schienenge- 
stänges wiederholt  sich  ausnahmslos  überall  da,  wo  künst- 
liche Verbindungen  mittelst  Schrauben  oder  Nieten 
durch  das  System  selbst  nothwendig  gemacht  werden. 
Wir  kommen  bei  Besprechung  der  vorgeschlagenen  Ober- 
bausysteme mit  ausschliesslicher  Anwendung  des  Eisens 
auf  diesen  Punkt  noch  einmal  zurück. 

Der  dritte  Uebelstand,  welchen  wir  noch  hervorheben 
wollen,  ist  die  Umständlichkeit  und  Kostspieligkeit,  welche 
mit  der  Unterhaltung  nnd  Auswechselung  des  jetzigen 
Oberbausystems  verknüpft  ist.  Sieht  man  einen  auf  der 
Strecke  beschäftigten  Arbeitertrupp,  wie  er  Schienennägel 
nachtreibt,  Bolzen  nachzieht,  Schwellen  unterstopft,  Schienen 
auswechselt,  so  kann  man  sich  eines  Bedauerns  über  diese 
Sisyphus-Arbeit  kaum  erwehren.  Betrachtet  man  aber  die 
ausgewechselten  Schwellen  in  Haufen  aufgestapelt,  so  ge- 
sellen sich  zu  jenem  Bedauern  noch  ganz  andere  Gedanken. 


*)  Der  schwebende  Schienenstoss  ist  noch  zu  jungen  Datums, 
um  denselben  hier  schon  in  Betracht  ziehen  zu  können. 


Museen-Anlage  grade  an  dieser  Stelle  und  in  Verbindung 
mit  später  vorzunehmenden  Umbauten  des  Burgthors  und 
der  Hofburg  für  Wien  ein  architektonischer  Mittel- 
punkt geschaffen  werden  könne,  den  es  gegenwärtig  noch 
entbehrt. 

Zu  einem  Wettkampfe  um  die  Lösung  einer  so  wich- 
tigen Aufgabe  wurden  im  April  1866  Seitens  des  K.  K.  Mi- 
nisteriums zunächst  drei  Architekten  erlesen:  der  Sektions- 
chef des  Ministeriums  selbst,  Hr.  M.  von  Löhr,  und  die 
Hrn.  Ferstel  und  Hansen;  erst  nachträglich  gelang  es 
noch  einem  jüngeren  Architekten,  Hrn.  Hasenauer,  als 
Vierter  zu  diesem  Konkurse  zugelassen  zu  werden.  Zu 
Grunde  gelegt  wurde  ein  angeblich  von  dem  ersten  der 
genannten  Konkurrenten  verfasstes  Programm*),  das  die 
allgemeine  Disposition  der  Anlage  dadurch  wesentlich 
präzisirte,  dass  für  das  Kunstmuseum  einerseits  und  für  das 
naturwissenschaftliche  Museum  andrerseits  zwei  getrennte, 
zu  beiden  Seiten  des  freien  Platzes  liegende,  im  Aeusseren 
jedoch  symmetrische  Gebäude,  zur  Bedingung  gemacht 
wurden.  Das  Raumbedürfniss  für  beide  Gebäude  ward  ge- 
nau angegeben,  hinsichtlich  der  Beleuchtung  und  der 
architektonischen  Gestaltung  im  Einzelnen  jedoch  freier 
Spielraum  gelassen. 

Im  April  1867  reichten  die  vier  Konkurrenten  ihre 
Entwürfe  ein,  die  demnächst  zur  öffentlichen  Ausstellung 
gelangten.  Das  Aufsehen,  das  sie  erregt  haben,  ist  so 


*)  Inwieweit  auch  die  Hrn.  Hansen  und  Ferstel  bei  Abfas- 
sung des  Programms  thätig  waren,  wie  Hr.  Hasenauer  behauptet, 
ist  aus  den  uns  vorliegenden,  zur  Veröffentlichung  gelangten  Schrift- 
stücken nicht  zu  ersehen. 


allgemein  gewesen  und  hat  so  zahlreichen  Wiederhall  ge- 
funden, dass  sie  den  Wenigsten  unsrer  Leser  ganz  unbe- 
kannt sein  dürften,  zumal  die  Zeitschrift  des  östreichischen 
Ingenieur-  und  Architekten -Vereins  Grundrisskizzen  da- 
von publizirt  hat.  Als  wichtigstes  Moment  ist  hier  allein 
noch  einmal  zu  konstatiren,  dass  nur  zwei  der  Preisbewerber, 
die  Hrn.  von  Löhr  und  Hasenauer,  jener  Grundbestim- 
mung des  Programms,  wonach  zwei  getrennte  Museen  zu 
erbauen  waren,  getreu  geblieben  sind,  während  die  Hrn. 
Ferstel  und  Hansen  dem  Programm  zuwider  eine 
einheitlich  zusammenhängende  Anlage  entworfen  und  das 
ganze  zwischen  den  beiden  Gebäuden  liegende  Terrain 
hierfür  verwendet  haben. 

Am  26.  Mai  1867  berief  das  K.  K.  Ministerium  „zur 
fachmännischen  Beurtheilung  “ der  Entwürfe  eine  Kom- 
mission, welcher  „Beschlüsse  über  die  Wahl  des  Projektes“, 
sowie  eventuelle  „weitere  Anträge  in  Betreff  der  defini- 
tiven  Feststellung  der  Pläne“  anheimgestellt  wurden.  Am 
31.  Juli  reichte  diese,  übrigens  nur  zum  kleineren  Theile 
aus  Architekten  zusammengesetzte  Kommission  das  Re- 
sultat ihrer  Berathungen  ein,  das  sich  bekanntlich  für 
keinen  der  vier  Entwürfe  erklärte.  Ohne  auf  jenen  Kar- 
dinalpunkt des  Programmes  ein  entscheidendes  Gewicht 
zu  legen,  erwähnt  sie  diese  prinzipielle  Verschiedenheit 
der  vier  Entwürfe  nur  beiläufig  und  beurtheilt  dieselben 
vorzugsweise  nach  selbstständig  aufgestellten  Gesichtspunk- 
ten in  Betreff  der  zweckmässigen  Beleuchtung  und  Raum- 
vertheilung.  Jedem  Projekte  wird  sein  Lob  und  sein 
Tadel  zugemessen;  schliesslich  wird  das  Projekt  Löhr 
in  Betreff  der  Zweckmässigkeit  voran  gestellt,  während 
der  künstlerische  Vorzug  den  drei  anderen  Projekten  zuer- 


133 


Ist  es  möglich?  Auf  solchen  Ueberresten  von  verfaultem 
Holz  beruhte  noch  gestern  die  Sicherheit  von  Tausenden 
geschäftiger,  lebensfroher  Menschen?  Wenn  diese  Trüm- 
mer, die  kaum  noch  die  Gestalt  der  ehemaligen  Schwelle 
von  Kernholz  erkennen  lassen,  dennoch  ihre  Dienste 
thaten,  so  sagt  man  doch  mit  Recht:  Also  nicht  der 

Sicherheit  des  Betriebes  wegen  muss  man  das  schöne 
Holz  so  massenweise  in  die  Erde  legen,  sondern  damit 
nach  einer  fortschreitenden  Fäulniss  von  8 bis  10  Jahren 
noch  so  viel  Holz  übrig  bleibt,  dass  der  Zweck  eben 
noch  mit  genauer  Noth  erreicht  wird! 

(Fortsetzung  folgt.) 

Reisenotizeu 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin, 
im  August  1867.  (Fortsetzung.) 

An  die  Besichtigung  der  „Drehschleuse“  schloss  sich 
eine  flüchtige  Besichtigung  des  Berliner  Bahnhofes  und 
namentlich  des  unmittelbar  neben  einem  der  Kanäle  lie- 
genden Güterschuppens  an.  Der  Schuppen  hat  nur  ein 
Geschoss,  dessen  Boden  im  Niveau  mit  den  Böden  der 
Eisenbahnwage  liegt,  und  ist  seiner  ganzen  Länge  nach 
in  der  Mitte  mit  einer  aus  Eisenplatten  hergestellten 
Karrbahn  versehen,  die  sich  sehr  gut  bewährt  und  den 
Transport  der  Güter  auf  den  kleinen  2rädrigen  Handkarren 
sehr  erleichtert.  An  der  Wasserseite  ist  der  Schuppen 
neben  den  Thoröffnungen  mit  kleinen  Kralinen  ausgerüstet, 
die  durch  die  Kraft  des  aus  der  städtischen  Wasserleitung 
entnommenen  Wassers  bewegt  werden.  Die  hydraulischen 
Maschinen  sind  im  Kellerraum  aufgestellt  und  zeigen  3 
gleich  grosse  Zylinder  nebeneinander,  deren  Kolbenstan- 
gen in  einem  gemeinschaftlichen  Kreuzkopf  vereinigt  sind. 
Tritt  das  Druckwasser  der  Stadt-Leitung  unter  alle  drei 
Kolben,  so  kann  eine  Last  von  etwa  20  Ztr.  gehoben 
werden;  sind  dagegen  leichtere  Güter  zu  heben,  so  wird 
durch  eine  Umsteuerung  der  mittlere  Zylinder  abgesperrt, 
so  dass  nur  die  beiden  seitwärts  liegenden  Kolben  Druck 
erhalten,  der  mittlere  Kolben  aber  leer  mitgeht.  Bei  ganz 
leichten  Lasten  endlich  erhält  nur  der  mittlere  Kolben  den 
Wasser -Druck,  so  dass  die  beiden  seitlichen  Kolben  leer 
mitgehen.  Die  ganze  Hubhöhe,  auf  welche  die  Güter  ge- 
hoben werden  müssen,  beträgt  etwa  20',  und  um  den 
Kolbenhub  möglichst  zu  beschränken  ist  eine  dreifache 
Rollenübersetzung  gewählt,  so  dass  der  Kolbenhub  nur 
6'  8"  beträgt. 

kannt  wird.  Eines  Antrags,  wie  die  Angelegenheit  weiter 
behandelt  werden  solle,  enthielt  sich  die  Kommission  ganz. 
Ein  Mitglied  derselben,  Architekt  Tietz,  gab  jedoch  ein 
Separatvotum  ab,  worin  er,  auf  dem  Aufträge  des  Mini- 
steriums, das  die  Wahl  eines  Projektes  verlangte,  fussend, 
ohne  Rücksicht  auf  das  Programm  eine  ganz  selbststän- 
dige Beurtheilung  der  Entwürfe  in  Bezug  auf  ihre  Gesammt- 
Anlage,  künstlerische  Durchbildung  und  Zweckmässigkeit 
ein  treten  liess  und  hiernach  das  Projekt  Hansen  für  das 
relativ  beste,  zur  Ausführung  am  Meisten  geeignete, 
erklärte. 

Das  K.  K.  Ministerium,  dem  sein  architektonischer 
Beirath  durch  die  Betheiligung  des  Hrn.  von *L Öhr  an 
der  Konkurrenz  abhanden  gekommen  war,  befand  sich 
dem  Votum  der  Kommission  gegenüber  in  der  Nothwen- 
digkeit,  eine  selbstständige  Entscheidung  treffen  zu  müssen. 
Es  ist  nicht  zu  verwundern , dass  dieselbe  im  formalen 
Sinne  erfolgte  und  sich  daher  zunächst  jenen  beiden 
Konkurrenten  zuneigte,  welche  sich  an  die  Bestimmungen 
des  Programms  gehalten  hatten.  Die  PIrn.  von  Löhr 
und  Hasenauer  wurden  aufgefordert,  ihre  Pläne  zur 
nochmaligen  Vorlage  umzuarbeiten.  — Aber  mit  dieser 
Entscheidung,  welche  zwei  der  berühmtesten  Wiener  Künst- 
ler von  der  Konkurrenz  ausschloss,  hatte  das  Ministerium 
einen  wahren  Sturm  der  Entrüstung  heraufbeschworen. 
Eine  beispiellose  Aufregung  bemächtigte  sich  der  bethei- 
ligten Künstlerkreise,  lebhafte  Agitationen,  denen  persön- 
liche Motive  wohl  nicht  immer  ganz  fern  geblieben  sein 
mögen,  wurden  von  entgegengesetzten  Seiten  ins  Werk 
gesetzt.  Die  überwältigende  Majorität  des  sachverständi- 
gen Publikums  trat  jedoch  mit  Entschiedenheit  auf  den  in 


Eine  genauere  Beschreibung  dieser  ganzen,  sich  in 
jeder  Beziehung  gut  bewährenden  Anlage  ist  in  der  Zeit- 
schrift für  Bauwesen  1854  veröffentlicht.  — 

Am  13.  August  wurde  zunächst  eine  Turbinen -Mühle 
besichtigt,  in  welcher  das  Getreide  nur  geschroten  wird. 


Das  Gefälle  zwischen  Alster  und  Elbe  ist  zum 
Betriebe  von  6 Turbinen  von  5'  (engl.)  Durchmesser 
benutzt,  die  eben  so  viel  Mahlgänge  treiben.  Das  Freige- 
rinne führt  an  dem  Mühlengebäude  vorbei,  so  dass  von 
hier  aus  das  Betriebswasser  in  6 durch  Schützen  absperr- 
baren  Zweig -Kanälen  den  Turbinen  zugeführt  wird.  Das 
aus  den  Turbinen  abfliessende  Wasser  sammelt  sich  unter 
dem  Gebäude  selbst  in  3 überwölbten  und  mit  einander 
in  Verbindung  stehenden  Kanälen,  in  welche  die  Schuten 
von  der  Elbe  aus  direkt  einfaliren  können.  In  dem 
Scheitel  des  mittleren  Gewölbes  befinden  sich  2 Oeftnun- 
gen,  über  welchen  bewegliche  Plattformen  angebracht 
sind,  so  dass  mittelst  dieser  Aufzüge  ein  direktes  Ent- 
und  Beladen  der  Schuten  möglich  wird.  Die  Balkenlagen 
der  verschiedenen  Geschosse  werden  von  eisernen  Säulen 
getragen,  und  zeigt  die  ganze  Mühle  eine  saubere,  wenn 
auch  von  den  gewöhnlichen  Anlagen  nur  wenig  abwei- 
chende Einrichtung. 

Es  folgte  nun  die  Besichtigung  der  Spülvorrichtung 
für  den  Sieldüker  unter  der  Reesendammer -Brücke,  deren 
schon  in  der  Zeitschr.  f.  Bauwesen  1851  Erwähnung  ge- 
schieht bei  der  generellen  Beschreibung  der  ganzen  zur  Ent- 
wässerung der  Stadt  Hamburg  ausgeführten  Siel -Anlagen. 

Es  ist  bereits  früher  erwähnt  worden,  dass  der  Was- 
serspiegel der  Alster  etwa  13'  höher  steht  als  der  Ebbe- 
Wasserspiegel  der  Elbe,  so  dass  zur  Zeit  der  Ebbe  das 
ganze  zur  Abführung  des  Schmutz -Wassers  angelegte  Ka- 
der Kommission  durch  den  Architekten  Tietz  vertretenen 
Standpunkt. 

Ihren  Ausdruck  fand  diese  Aufregung  in  einer  vom 
Oesterreichisclien  „Ingenieur-  und  Architektenverein“  ein- 
stimmig beschlossenen,  vom  23.  November  datirten  Adresse 
an  das  Ministerium,  die  in  einer  so  scharfen  und  kühnen 
Sprache  abgefasst  ist,  wie  dies  anderwärts  wohl  kaum 
möglich  sein  dürfte.  Sie  ist  uns  übrigens  um  so  in- 
teressanter, als  darin  die  von  unserem  Berliner  Archi- 
tektenverein redigirten  „Grundsätze  für  das  Verfahren  bei 
öffentlichen  Konkurrenzen“  allerdings  mit  einem  Schluss- 
sätze, der  dem  Sieger  die  Ausführung  eines  Entwurfs 
garantiren  soll  — wörtlich  aufgenommen  worden  sind. 
Das  Verfahren  des  Ministeriums,  die  Ausschliessung  Fer- 
stel’s  und  Hansen’s  werden  in  harten  Worten  getadelt. 
„Wir  aber,  heisst  es  u.  A.,  glauben  auf  die  Fahne  unsrer 
neuen  Aera  mit  sichtbaren  Lettern  eingeschrieben  gesehen 
zu  haben:  Die  Pflege  der  Kunst,  was  zu  bedeuten 
hat:  ihre  naturgemässe  Förderung  und  Hebung,  nicht 
aber  ihre  bureaukratische  Bevormundung.“  Als  An- 
träge werden  gestellt:  Wiederzuziehung  der  beiden  aus- 
geschlossenen Architekten,  Freigebung  des  Programms, 
Bildung  einer  andern  Jury.  — Eine  ähnliche  Eingabe  er- 
liess  gleichzeitig  die  „Wiener  Künstlergenossenschaft“. 

Einem  solchen  Andrängen  vermochte  das  Ministerium 
nicht  ganz  zu  widerstehen.  Indem  es  jedoch  in  Betreff’ 
des  einen  Punktes  nachgab  und  unter ’m  6.  Dezember  auch 
die  Hrn.  Ferstel  und  Hansen  aufforderte,  ihre  Projekte 
„umzuarbeiten“,  hielt  es  andererseits  doch  an  seiner  frü- 
heren Auffassung  fest  und  bestimmte,  dass  diese  Umarbei- 
tung nach  dem  Programm  und  den  von  der  Kommission 


134 


nal-  („Siel“)  System  von  der  Alster  aus  mit  Wasser  ge- 
spült werden  kann.  Der  Spülstrom  erlangt  dann  erfah- 
rungsmässig  in  den  Kanälen  eiue  Geschwindigkeit  von 
etwa  4',  so  dass  eine  wohl  ausreichende  Beseitigung  der 
unter  den  gewöhnlichen  Umständen  sich  in  den  Sielen 
ablagernden  Sinkstoffe  erfolgt. 

Eine  eigenthümliche  Schwierigkeit  entstand  jedoch  bei  der 

Kreuzung  des  vom  Alster- 
damm nach  dem  Jung- 
fernsteg abgezweigten 
(in  der  Skizze  punktir- 
ten)  Sieles  mit  der  hier 
aus  der  Binnen  - Alster 
sich  abzweigenden  klei- 
nen Alster.  Diese  ist  hier 
überbrückt,  und  zwar 
zeigt  die  hier  angeord- 
nete massive  Reesen- 
damms  - Brücke  5 Oeff- 
nungen:  eine  von  30', 
zwei  von  26',  und  zwei 

A Grosse  Alster.  B Binnen  - A.  a Kleine  Alster.  99'  anonnwp;tp  on 

D Alsterdamm.  F Ferdinandsthor.  J Jungfern-  VOn  Spannweite,  SO 

stieg.  L Lombardsbrücke.  daSS  die  Brücke  VOn 

Schuten  passirt  werden  kann.  Die  Stärke  der  Wider- 
lagspfeiler beträgt  10',  die  der  Mittelpfeiler  3 3/4'.  Unter- 
halb dieser  Brücke  befindet  sich  die  (später  zu  erwähnende) 
„Schleusenbrücke“,  an  welcher  Schützen  gezogen  werden 
können,  wenn  bei  höherem  Wasser  die  Alster  entlastet 
werden  soll.  In  Folge  der  dann  in  der  kleinen  Alster 
sich  einstellenden  starken  Strömung  musste  darauf  Bedacht 
genommen  werden  die  Pfeiler  der  Reesendamms- Brücke 
gegen  eine  Unterspülung,  und  die  Sohle  zwischen  den 
Pfeilern  gegen  eine  Auswaschung  zu  schützen.  Es  wurde 
hierzu  unter  der  ganzen  Brücke  ein  durchgehender  Belag 
angeordnet. 

Das  vom  Alsterdamm  nach  dem  Jungfernsteg  sich 
abzweigende  Siel  musste  daher  neben  der  Reesendamms- 


Brücke  in  deren  ganzer  Länge  unter  dem  Boden  derselben 
hindurch  geführt  werden,  und  da  oberhalb  und  unterhalb 
dieser  Brücke  die  Sieldecke  höher  liegt  als  dieser  Boden 


der  Brücke,  so  musste  das  Siel  hier  als  Düker  angeordnet 
werden,  sich  also  vor  der  Brücke  senken  und  hinter  der- 
selben wieder  heben.  Die  Senkung  beträgt  3s/4'  und 
erstreckt  sich  auf  eine  Länge  von  200'.  Da  nun  die  grö- 
beren in  dem  Siele  mitgeführten  Sinkstoffe  sich  in  dieser 
Senkung  leicht  ablagern  können,  musste  oberhalb  der 
Brücke  eine  Spülvorrichtung  angeordnet  werden,  und 
zwar  ist  es  dadurch  möglich  gemacht,  das  Wasser  im  Siel 
noch  31/,'  hoch  aufzustauen,  d.  h.  ihm  fast  diejenige  Höhe 
zu  geben,  welche  das  am  Ferdinands- Thor  in  die  Siele 
einfliessende  Alster -Wasser  hat.  Wird  dann  plötzlich  die 
Stau -Vorrichtung  beseitigt,  so  ergiesst  sich  das  aufgestaute 
Siel-  und  Alster- Wasser  mit  so  grosser  Heftigkeit  durch 
den  Düker,  dass  alle  hier  etwa  abgelagerten  Sinkstoffe 
sicher  fortgespült  werden,  der  Düker  also  vollständig  ge- 
räumt wird.  Der  Spülstrom  hat  eine  sehr  grosse  Dauer 
und  verliert  nur  sehr  allmälig  an  Intensität,  weil  in 
Folge  der  geschlossenen  Stauvorrichtung  sich  das  ganze 
oberhalb  derselben  befindliche  Sielsystem  bis  zum  Ferdi- 
nands-Thor mit  Wasser  anfüllen  musste,  also  gewisser- 
massen  ein  gefülltes  Reservoir  repräsentirt,  in  welchem 
die  Senkung  des  Wasserspiegels  nur  allmälig  erfolgen 
kann,  da  das  wieder  frei  gemachte  Siel  den  einzigen  Ab- 
fluss bildet. 

Das  Siel  hat  einen  oben  und  unten  halbkreisförmig 
begrenzten  Querschnitt  von  4'  9"  lichter  Weite  und  5' 

©6"  lichter  Höhe;  nur  im  Düker  selbst  ist 
die  Höhe,  auf  4'  9"  beschränkt  und  die 
sonst  durchweg  gewölbte  Decke  aus  Eisen 
gebildet,  um  die  Senkung  des  Dükers  weniger 

tief  machen  zu  müssen.  Die  Stau -Vorrich- 

tung selbst  ist  für  die  mit 
ihrer  Handhabung  und  Ue- 
berwachung  beauftragten  Ar- 
beiter vermittelst  eines  Ein- 
steigeschachtes zugänglich  ge- 
macht, an  den  sich  ein  klei- 
ner Zweigkanal  mit  geneigter 
Sohle  anschliesst.  Diesem 
Zweigkanal  gegenüber  ist 
ein  anderer  mit  bequemen 
Treppen  zugänglicher  Kanal 
angelegt,  der  ebenfalls  nach 
der,  etwa  10'  über  der  Siel- 
sohle hohen,  Kuppel  führt, 


gemachten  Andeutungen  zu  erfolgen  habe,  d.  h.  es  negirte 
die  künstlerische  Grundidee  der  beiden  Entwürfe  und  for- 
derte die  Verfasser  zur  Ausarbeitung  ganz  neuer  Pläne 
auf.  Es  hat  diese  Entwickelung  der  Angelegenheit,  bei 
welcher  es,  soviel  wir  wissen,  bis  jetzt  geblieben  ist,  nicht 
gerade  dazu  beigetragen,  die  Stimmung  der  betheiligten 
Kreise  zu  verbessern.  Hr.  Hansen  hat  gegen  eine  solche 
Behandlung  „eines  Kiinstler’s  ersten  Ranges“  einen  fulmi- 
nanten Protest  eingelegt,  nnd  die  öffentliche  Meinung  steht 
nach  wie  vor  auf  seiner  Seite;  andererseits  hat  Hr.  Ha- 
senauer  (denn  in  Wirklichkeit  spielt  die  engere  Kon- 
kurrenz nur  zwischen  diesen  beiden  Architekten)  den 
formalen  Rechtsstandpunkt,  wonach  bei  der  Entscheidung 
eines  Konkurses  in  erster  Linie  nur  das  Programm  maass- 
gebend sein  kann,  mit  Entschiedenheit  betont  und  ist  dem 
Beschlüsse  des  Ingenieur-  und  Architektenvereines  gegen- 
über, aus  diesem  ausgetreten. 

Wie  die  schliessliche  Entscheidung  fallen  wird,  scheint 
immer  noch  ungewiss.  Mittlerweile  ist  jedoch  ein  Vor- 
schlag aufgetaucht,  dessen  Annahme  der  ganzen  Angele- 
genheit eine  andere  Wendung  geben  würde;  der  Vorschlag 
nämlich,  auf  die  unorganische  Zusammenstellung  von  Kunst- 
und  naturwissenschaftlichem  Museum  ganz  zu  verzichten, 
letzteres  mit  der  Universität  zu  vereinigen,  die  fragliche 
Baustelle  aber  unter  Ausschreibung  einer  ganz  neuen  Kon- 
kurrenz ausschliesslich  zur  Anlage  eines  Kunst -Museums 
ZU  bestimmen.  (Fortsetzung  folgt.) 

Ans  Villen.  — Von  den  Folgen  der  letzten  politischen 
Veränderungen  in  Athen  sind  die  bildenden  Künste  auf’s  Nach- 
theiligste betroffen  worden,  da  sie  mit  König  Otto  einen  be- 


geisterten Freund  und  Beschützer  verloren  haben.  Die  Stel- 
lung des  gegenwärtigen  Regenten  zur  Kunst  möchte  wohl  am 
Besten  durch  die  Thatsache  charakterisirt  werden , dass  sich 
die  Schule  der  schönen  Künste  jetzt  in  den  Händen  der  Mi- 
litair-Ingenieure  befindet;  es  ist  deshalb  eine  erfreuliche  Wahr- 
nehmung, dass  sich  Privatleute  die  Unterstützung  der  Künste, 
namentlich  der  Architektur,  in  einer  wahrhaft  grossartigen 
Weise  angelegen  sein  lassen. 

Der  Architekt  Kaftangioglu  schreibt  darüber  unter’m 
26.  Dezember  1867  an  Prof.  Donaldson  in  London:  „Ich 

wurde  vor  einigen  Jahren  von  einem  Privatmanne  beauftragt, 
das  von  mir  entworfene,  zu  530,000  Thlr.  veranschlagte  Poly- 
technikum zu  erbauen,  und  bin  mit  dem  Bau  jetzt  so  weit 
vorgeschritten,  dass  ich  hoffen  kann,  ihn  in  diesem  Jahre  anter 
Dach  zu  bringen.  Der  Unterbau,  die  Säulen,  Gesimse  und 
Einfassungen  sind  von  penthelischem  Marmor,  die  Hauptfront 
hat  330'  Länge  und  das  Ganze  wird  an  LTmfang  und  Grösse 
von  keinem  in  Athen  vorhandenen  Gebäude  übertroffen.  Die- 
sem Bau  steht  an  Bedeutung  der  Bau  eines  Museums  für  Al- 
terthümer  zunächst;  es  wird  nach  dem  Plane  des  Professor 
Lange  zu  München  auf  Kosten  des  Hrn.  Tosigon  zu  Peters- 
burg und  einer  reichen  Kandiotin  Mme.  Bernardocchi  errichtet. 
Auch  die  Arbeiten  an  der  Akademie  der  Wissenschaften,  welche 
Baron  Sina  in  Wien  nach  Hansen's  Plan  erbauen  lässt,  werden 
nach  längerer  Unterbrechung  binnen  Kurzem  wieder  aufge- 
nommen  werden.  — Die  archäologische  Gesellschaft  hat  durch 
eine  Lotterie  gegen  50,000  Thlr.  aufgebracht  und  beabsichtigt, 
die  Ruinen  des  Apollotempels  zu  Delphi  ausgraben  zu  lassen. 
Da  zu  diesem  Zwecke  aber  ein  ganzes  Dorf,  welches  auf  den 
Trümmern  des  Tempels  erbaut  ist,  angekauft  werden  muss 
und  die  vorhandene  Summe  dazu  nicht  ausreicht,  hat  man 
sich  vernünftiger  Weise  entschlossen,  nicht  eher  mit  der  Aus- 
grabung zu  beginnen,  als  bis  die  zu  einem  vollständig  befrie- 
digenden Erfolge  nöthigen  Mittel  gesichert  sind.“  — ce  — 


135 


innerhalb  deren  die  von  hier  aus  bequem  zu  übersehende 
Stau -Vorrichtung  angeordnet  ist.  Als  Stau -Vorrichtung 
dient  ein  kleines  gusseisernes  Thor,  dessen  vertikale 
Drehachse  sich  an  einer  Seite  befindet,  und  das  durch 
eine,  mit  den  zur  Verstärkung  angeordneten  Diagonal- 
Rippen  verbundene  starke  Stange  gegen  das  Mauerwerk 
des  Seitenkanals  abgestrebt  werden  kann,  wenn  das  Siel- 
wasser  gestaut  werden  soll.  Das  Sielwasser  ist  nur 
wenig  gefärbt  und  fast  ganz  geruchlos,  so  dass  schwere 
Sinkstoffe  kaum  mitgeführt  werden,  und  sich  die  Spül- 
vorrichtung vollkommen  bewährt.  — 

(Fortsetzung  folgt.) 


Schornsteiukappeu. 

Von  den  vielen  Hülfsmitteln,  die  bereits  ersonnen  worden 
sind,  um  den  Abzug  des  Rauches  aus  Sehornsteinröhren  na- 
mentlich gegen  die  Einflüsse  des  Windes  zu  sichern,  brachte 
auch  die  letzte  Pariser  Weltausstellung  einige  neue  Beispiele, 
die  der  Erwähnung  werth  sind. 

So  zeigte  eine  in  der  französischen  Abtheilung  ausgestellte, 
untenstehend  skizzirte  Schornsteinkappe  folgende  Einrichtung. 
Der  Apparat  besteht  im  Wesentlichen  aus  einem  inneren 
zylindrischen  Rohr,  das  die  unmittelbare  Fortsetzung  des 
Rauchkanales  bildet,  und  einem  das  Rohr  mit  geringem  Zwi- 
schenräume umgebenden  Mantel,  der  in  seinem  unteren,  er- 
heblich verbreiterten  Theile  ringsum  Seiten  - Oeffnungen  ent- 
hält. Der  äussere  Luftstrom,  der  durch  diese  Oeffnungen  in 
den  Mantel  und  aus  diesem  in  den  Raum  über  dem  inneren 
Rohr  eintritt,  erhält  hierdurch  eine  nach  aufwärts  gerichtete 
Bewegung,  welche  die  Luft  über  dem  Schornstein  mit  sich 
fortreisst  und  daher  ein  Ansaugen  der  Luft  aus  demselben 
bewirkt.  Die  oben  aufgesetzte,  um  eine  vertikale  Achse  dreh- 
bare Haube  vermittelt  den  Austritt  der  Luft  oder  des  Rauches 
in  der  herrschenden  Windrichtung. 


An  dem  ausgestellten  kleinen  Modelle  dieser  Rauchkappe, 
welches  die  innere  zylindrische  Röhre  bis  ungefähr  auf  einen 
Meter  nach  unten  zu  verlängert  zeigte,  war  an  der  unteren, 
trichterförmig  erweiterten  Mündung  eine  Schale  angebracht! 
in  der  eine  Koi'kkugel  von  nur  wenig  kleinerem  Durchmesser 
lag,  als  die  lichte  Weite  der  Röhre  betrug;  die  drehbare 
Haube  und  die  Befestigungsstege  für  dieselbe  fehlten.  Wurde 
nun  in  eine  der  unteren  Oeffnungen  hineingeblasen,  so  hob  der  in 
der  Röhre  entstehende  Luftstrom  die  Korkkugel  in  die  Höhe 
und  schleuderte  sie  an  der  oberen  Oeffnung  der  Kappe  hin- 
aus ein  thatsächlicher  Beweis,  dass  ein  starkes  Ansaugen 
der  in  der  Röhre  stehenden  Luft  erfolgte.  Die  Anwendbarkeit 
dieser  Kappe  würde  vielleicht  nur  dadurch  beschränkt  werden 
dass  sie  einzeln  aber  nicht  in  grösserer  Anzahl  nebeneinander 
aufgestellt  werden  kann. 

Eine  zweite  Schornsteinkappe,  von  einer  Frau  Hohgrefe 
in  Braunschweig  erfunden,  ist  bei  Weitem  einfacher  und  hat 
nur  den  Zweck,  ein  Eindringen  des  Windes  zu  verhüten. 
Wie  aus  den  nachstehenden  Skizzen  ersichtlich  ist,  besteht  sie 


aus  einem  zylin- 
drischen Rohre, 
das  an  seinem  obe- 
ren Ende  einen 
konischen  Ansatz 
trägt.  Auf  diesem 
ruht  eine  Hori- 
zontal-Achse,  um 
die  eine  Klappe 
schwingt.  Die 
Skizzen  zeigen  so- 
wohl die  Form  der  Klappe,  wie  sie  sich  darstellt,  wenn  sie 
aus  einer  flachen  Blechtafel  ausgeschnitten  wird,  als  auch, 
wie  die  Ohren  des  oberen  Theiles  der  Klappe  umgebogen 
werden  müssen,  um  dieselbe  für  jede  Windrichtung  wirksam 
zu  machen. 

Die  Klappe  ist  so  zu  konstruiren,  dass  ihr  unterer  Theil 
nur  um  Weniges  schwerer  wird  als  der  obere,  damit  sie  bei 
ruhiger  Luft  in  senkrechter  Lage  stehen  bleibt.  Ein  geringer 
Luftstrom  muss  ihre  Lage  verändern  können.  Geschieht  dies, 
so  wird  ihr  unterer  Theil  die  der  Luftströmung  zunächst  lie- 
gende Hälfte  des  konischen  Aufsatzes  schliessen,  während  der 
offene  Theil  des  Rohres  durch  das  Ueberneigen  des  oberen 
Klappentheiles  gegen  ein  Eindringen  des  Windes  von  aussen 
her  geschützt  wird.  Ein  kleines,  leicht  aus  Papier  herzustel- 
lendes Modell  überzeugt,  dass  diese  Kappe,  ohne  sich  beson- 
ders um  eine  vertikale  Achse  zu  drehen,  bei  jeder  Windrich- 
tung wirksam  bleibt,  auch  wenn  mehre  dieser  Art  nebenein- 
ander aufgestellt  werden.  H.  Kayser. 


Bauausführungen  und  Projekte. 

Gin  neuer  Theuisetuunel. 

Ueber  das  in  der  Tagespresse  schon  mehrfach  erwähnte 
Projekt  eines  zweiten  Themsetunnels,  der  zwischen  dem  Tower 
und  Londonbridge  erbaut  werden  soll,  giebt  der  Ingenieur 
des  Unternehmens,  Mr.  P.  Barlow,  in  einer  privatim  in  Um- 
lauf gesetzten  Broschüre  näheren  Aufschluss.  Die  Genehmi- 
gung des  Projektes  durch  das  Parlament  ist  nachgesucht,  nach- 
dem die  Zustimmung  der  Towerverwaltung  zum  Einmünden 
des  Tunnels  auf  dem  nördlichen  Ufer  im  Towerdistrikte  ge- 
sichert worden  war;  desgleichen  sind  Schritte  gethan,  um 
auch  die  Erlaubniss  für  die  Ausmündung  auf  der  südlichen, 
der  Surreyseite,  zu  erhalten.  — Die  Länge  des  alten  Tunnels 
zwischen  den  Schächten  beträgt  1250'  engl,  und  die  Summe 
der  Baukosten  450000  SS.  Der  neue  Tunnel  soll  1320'  lang 
werden  und  nur  16000  SS  kosten. 

Da  als  eine  Hauptursache  der  geringen  Frequenz  im  alten 
Tunnel  das  ermüdende  Auf-  und  Niedersteigen  in  den  Zu- 
gangsthürmen gilt,  so  sollen  die  Schächte  des  neuen  Tunnels 
keine  Treppen  erhalten,  sondern  die  Passagiere  mittelst  hy- 
draulischer Hebemaschinen , wie  sie  jetzt  fast  in  allen  grösse- 
ren Hotels  gebräuchlich  sind,  durch  die  Schächte  befördert 
werden;  auch  für  die  Passage  des  Tunnels  selbst  wird  das 
Publikum  der  Mühe  des  Gehens  überhoben  sein,  da  für  die 
Beförderung  desselben  leichte  Stuhlwagen  in  Aussicht  genom- 
men sind,  zu  deren  Fortbewegung  die  Kraft  eines  Mannes 
ausreicht.  Die  Schachtsohlen  liegen  im  gleichen  Niveau,  die 
Fahrsohle  selbst  aber  erhält  in  der  Mitte  eine  kleine  Senkung, 
„um  in  der  ersten  Hälfte  des  Weges  die  Fahrt  zu  beschleu- 
nigen und  zugleich  neue  Kraft  für  die  zweite  Hälfte  zu  sam- 
meln“. 


Italien  besitzt  bereits  eine  Gebirgsbahn  über  die  Appeni- 
nen, welche  mit  dem  Brenner  gleiches  technisches  Interesse 
hat.  Es  ist  dies  der  Appenineniibergang  zwischen  Bologna 
und  Pistoja,  welcher  Ober-  und  Mittel-Italien  verbindet  und 
den  Uebergang  aus  dem  Po-  in  das  Arno -Thal  vermittelt. 
Die  Entfernung  zwischen  Bologna  und  Pistoja  beträgt  etwas 
mehr  als  60  Kilometer,  während  die  Bahn  auf  verschiedenen 
Umwegen  98  Kilometer  zurücklegen  muss.  Bologna  liegt 
45,95  Meter  über  dem  Meer,  Pistoja  63,87  Meter  ; der  höchste 
Punkt  der  Bahn  (Station  Pracchia)  liegt  aber  617,48  Meter 
hoch.  Das  Minimum  des  Radius  bei  den  zu  überwindenden 
Kurven  beträgt  314,3,  das  Maximum  der  Steigung  etwas  mehr 
als  2 Prozent.  Der  Bau  zeigt  die  grossartigsten  Brücken, 
Viadukte  und  sonstigen  Kunstbauten;  die  Anzahl  der  Tunnel 
beträgt  45,  welche  zusammen  eine  Länge  von  19  Kilometern, 
d.  h.  den  fünften  Theil  der  ganzen  Bahnlänge,  einnehmen. 
Der  Fluss  Reno  ist,  ähnlich  wie  die  Etsch  bei  der  Brenner- 
bahn, mehr  als  zwanzigmal  hin  und  her  zu  überschreiten. 

St.  - Anz. 


136 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung 
am  11.  Februar  1868.  Vorsitzender:  Herr  Wiebe. 

Als  Gast  war  in  der  Versammlung  anwesend:  Hr.  Roebling 
aus  Trenton,  New  Jersey,  Sohn  des  bekannten  Erbauers  der 
Niagara-Hängebrücke  und  anderer  bedeutender  amerikanischer 
Brückenbauwerke.  Eingeladen  durch  den  Herrn  Vorsitzenden 
machte  Hr.  Roebling  unter  Vorlage  mehrer  Photographien 
Mittheilungen  über  die  unter  seiner  speziellen  Leitung  von  seinem 
Vater  neuerdings  ausgeführte  Draht- Hängebrücke  über  den 
Ohio  bei  Cincinnati,  bei  welcher  die  grösste  bisher  überspannte 
Weite  einer  Oeffnung  von  1057  Fuss  engl.  (=  1026  Fuss  rhl.) 
erreicht  worden  ist.  Die  hauptsächlichsten  Verhältnisse  des 
Bauwerks  ergeben  sich  aus  folgenden  Angaben  (mit  englischen 
Maassen  und  Gewichten).  Der  Ohio- Strom  hat  zwischen  den 
Städten  Cincinnati  und  Govington,  zu  deren  Verbindung  die 
Brücke  dient,  eine  normale  Breite  von  1000  Fuss,  der  höchste 
bekannte  Wasserstand  im  Jahre  1832  erreichte  eine  Höhe  von 
62 V2  Fuss  über  dem  niedrigsten,  und  betrug  die  Strombreite 
in  diesem  halle  ca.  2000  Fuss.  Hiernach  wurden  die  beiden 
Pfeiler  an  den  vorgeschriebenen  Stellen  in  einer  für  die  nor- 
male Strombreite  ausreichenden  Entfernung  von  1057  Fuss 
\ on  Mitte  zu  Mitte  erbaut;  die  beiden  durch  Aufhängung  an 
den  Rückhalttauen  überbrückten  Oeftnungeu  haben  eine  Weite 
von  je  281  Fuss.  In  der  Mitte  des  Stromes  beträgt  die  lichte 
Höhe  der  Brückenbahn  über  dem  Niedrigwasserstande  bei 
mittlerer  Temperatur  103  h uss.  Ausführlicher  wurde  die 
Fundirung  der  beiden  Thurmpfeiler  auf  einer  aus  fest  ver- 
bundenen Holzstämmen  in  zwöll  Lagen  über  einander  gebil- 
deten Plattform  beschrieben,  und  beim  Brückenüberbau  näher 
aut  einen  besonders  schwierigen  Iheil  der  Bauausführung:  die 
Herstellung  der  aus  5180  Drähten  bestehenden  beiden  Draht- 
taue von  12 y3"  Durchmesser  eingegangen,  welche  jedes  aus 
sieben  Strängen  gebildet  wurde , bei  deren  Anfertigung  eine 
durchaus  gleichmässige  Anspannung  sämmtlicher  Drähte  be- 
wirkt wurde.  Zwischen  beiden  Drahttauen,  deren  Veran- 
kerungen aus  Retten  bestehen,  ist  die  auch  mit  einem  Pferde- 
bahngeleise versehene  Brückenbahn,  22'  breit;  die  Fusswege 
liegen  ausserhalb,  und  beträgt  die  ganze  Breite  zwischen  den 
Aussengeländern  derselben  36  Fuss.  Der  im  Jahre  1856  be- 
gonnene Bau  der  Brücke  ruhte  drei  Jahre  während  des  Bür- 
gerkrieges, wurde  1866  wieder  aufgenommen  und  im  Früh- 
jahre 1867  zu  Ende  geführt.  Die  Gesammtkosten  haben  rund 
1,769,000  Dollars  betragen,  und  rentirt  sich  dieses  durch  eine 
Privat- Aktien- Gesellschaft  zusammengebrachte  Kapital  schon 
jetzt  sehr  gut. 

Herr  Engel  besprach,  dem  Wunsche  des  Herrn  Vor- 
sitzenden nachkommend,  das  am  Schlüsse  des  vergangenen 
Jahres  dem  Vereine  zugesandte  Buch  des  Herrn  Fillunger 
in  Wien:  „Vergleichende  Statistik  über  die  Real-  und  Pro- 
duktionswerthe  der  Landwirthschaft,  Montan-Industrie,  Ver- 
kehrs- und  Kommunikations-Anstalten  im  österreichischen  Kai- 
serstaate, sowie  Erörterung  des  Staatshaushaltes  daselbst.“ 
Nach  einer  kurzen  Uebersicht  des  gesammten  Inhalts  des 
Werkes  und  einer  Besprechung  der  statistischen  Grundlagen 
desselben  erwähnte  der  Herr  Vortragende  insbesondere,  dass, 
wenn  der  Verfasser  eine  Herabsetzung  der  Eisenbahntarife  auf 
möglichst  niedrige  Sätze , wie  sie  anderwärts  schon  vielfach 
in  Anwendung  gebracht  sind,  für  österreichische  Verhältnisse 
nicht  durchführbar  erachte,  aut  mannigfache  Bestrebungen  im 
entgegensetzten  Sinne  hingewiesen  werden  müsse,  die  grade  in 
jüngster  Zeit  sieb  geltend  machten.  So  theilte  Herr  Engel 
nach  Erwähnung  der  bekannten  Petition  des  Wiener  Maschinen- 
fabrikanten Sigl  gegen  das  Monopol  der  Eisenbahnen  mit, 
dass  fast  gleichzeitig  im  November  und  Dezember  vorigen 
Jahres,  in  drei  Ländern,  deren  Eisenbahnwesen  sich  völlig  un- 
beschränkt entwickelt  hätte,  in  der  Schweiz,  in  England  und 
in  Nordamerika  Kundgebungen  in  Vereinen  und  in  der  Presse 
aufgetaucht  wären,  welche  fast  übereinstimmend  die  bisherige 
Ausbeutung  der  Eisenbahnen  in  Privathänden  verurtheilt  und 
ein  Uebergehen  derselben  in  Staats -Verwaltung,  welche  ja  bei 
dem  verwandten  Institute  der  Post  so  Erspriessliches  leiste, 
befürwortet  hätten.  Auch  Pläne,  wie  dies  in’s  Werk  zu  setzen 
sei,  sind  bereits  angegeben  worden  und  laufen  dieselben  im 
Wesentlichen  auf  das  bereits  praktisch  erprobte  System  der 
Privat  - Eisenbahnen  unter  Staats -Verwaltung  hinaus. 

Herr  Elsässer  machte  darauf  Mittheilungen  über  einen 
neuen  elektromagnetischen  Induktions-Apparat  aus  der  Fabrik 
der  Herren  Siemens  und  Halske,  bei  welchem  zur  möglichst 
zuverlässigen  Erreichung  des  Zwecks:  Umsetzung  der  bewegen- 
den Kraft  in  Elektromagnetismus,  statt  der  von  Drähten  um- 
kreisten, bleibenden  Magnete  Elektromagnete  angewendet  sind. 
Ein  im  \ ereinslokale  anfgestellter  Apparat  dieser  Art  gab  der 
N ersammlung  Gelegenheit,  praktische  Versuche  mit  der  Vor- 
richtung anzustellen,  welche  der  Herr  Vortragende  als  viel- 


leicht geeignet  zu  zweckmässigen  Bremsvorrichtungen  glaubte 
bezeichnen  zu  dürfen.  Vom  Vereins-Mitgliede  Herrn  Plessner 
waren  eingesandt  worden  zwei  Exemplare  einer  von  ihm  ver- 
fassten Denkschrift  über  die  projektirten  südthüringischeu 
Eisenbahnen.  Eine  Besprechung  derselben  musste  wegen  vorge- 
rückter Zeit  aufgeschoben  werden.  Am  Schlüsse  der  Sitzung 
wurden  durch  übliche  Abstimmung  als  ordentliche  einheimische 
Mitglieder  aufgenommen  die  Herren  Regier.-Assessoren  Fleck 
und  Hirche  und  Ober -Telegraphen -Ingenieur  Frischen  hier- 
selbst,  als  auswärtige  Mitglieder  die  Herren  Fabrikanten  Bu- 
denberg und  Schäffer  zu  Buckau  bei  Magdeburg. 

Versammlung  am  10.  März  1868.  Vorsitzender:  Herr 
Hagen. 

Nach  einer  Reihe  geschäftlicher  Mittheilungen  und  Ver- 
handlungen über  innere  Vereins  - Angelegenheiten  bringt  der 
Herr  Vorsitzende  die  vom  Verein  im  bevorstehenden  Sommer 
zu  unternehmende  Reise  zur  Sprache  und  wird  zu  deren  Vor- 
bereitung ein  Komite  gewählt. 

Herr  Langhoff  macht  Mittheilung  von  einer  neuen  Vor- 
richtung zum  Kuppeln  von  Eisenbahnfahrzeugen,  bei  welcher 
diese  so  viele  Unfälle  verursachende  Operation  von  der  Seite 
der  Wagen  aus,  also  ohne  ein  Zwischentreten  zwischen  die 
Wagen  zu  erfordern,  bewirkt  werden  soll.  An  der  Kopfwand 
des  Wagens  befindet  sich  in  drei  Lagern  eine  horizontale 
Schraubenspindel,  einerseits  mit  Rechts-,  andererseits  mit 
Linksgewinde  versehen.  Auf  letzteren  bewegen  sich  sym- 
metrisch zu  oder  von  einander  durch  Drehung  der  Schrauben- 
spindel zwei  Muttern,  mit  denen  zwei  sich  zu  einem  Bügel 
vereinigende  Zugstangen  verbunden  sind.  Dieser  Bügel  wird 
nach  völligem  Zusammenschrauben  der  beiden  Muttern  durch 
ferneres  Drehen  der  Spindel  gehoben  und  über  den  Zughaken 
des  andern  Wagens  gebracht.  Durch  Auseinanderschrauben 
der  Muttern  wird  sodann  in  Folge  der  schrägeren  Lage, 
welche  die  beiden  Zugstangen  zu  einander  annehmen,  die  An- 
spannung der  Vorrichtung  und  feste  Kuppelung  der  Wagen 
bewirkt.  Herr  Wedding  macht  auf  die  ungünstige  Inan- 
spruchnahme einzelner  Thcile  der  Vorrichtung,  namentlich 
der  auf  Bruch  beanspruchten  Schraubenspindel  aufmerksam, 
wonächst  Herr  Dircksen  auch  noch  hervorhebt,  dass  der  Vor- 
richtung die  Vortheile  der  jetzt  allgemein  gebräuchlichen 
elastischen  Zugvorrichtungen  mit  durchgehenden  Zugstangen 
fehlen  würden. 

Herr  Ebeling  erwähnt,  dass  er  auf  einer  Reise  von 
Leipzig  nach  Carlsbad  bemerkt  habe,  dass  von  der  Lokomo- 
tive aus  gar  keine  Signale  mit  der  Dampfpfeife  gegeben  wor- 
den seien,  und  wünscht  eine  allgemeine  Abschaffung  oder 
doch  möglichste  Einschränkung  dieser  den  Reisenden  oft  so 
lästig  fallenden  Signale.  Der  Vorsitzende  erwähnt,  dass  die- 
sem Wunsche,  namentlich  bei  Nachtzügen,  auch  auf  diesseiti- 
gen Bahnen  schon  nachgekommen  werde,  und  erwähnt  einige 
Fälle  offenbaren  Missbrauchs  durch  zu  häufiges  Signalisiren 
mit  der  Dampfpfeife.  Herr  Koch  glaubt  nicht,  dass  eine 
gänzliche  Abschaffung  der  Signale  mit  der  Dampfpfeife  bei 
Einfahrt  in  die  Stationen,  beim  Anziehen  und  Lösen  der 
Bremsen  u.  s.  w.  thunlieh  sei,  wenngleich  sich  eine  möglichste 
Einschränkung  derselben  allerdings  empfehlen  möchte. 

Durch  übliche  Abstimmung  werden  beim  Schlüsse  der 
Sitzung  die  Herren  Kaufmann  Friedr.  Heckmann  und  Sarre, 
Baumeister  Cuno,  Bergrath  Dr.  Herrn.  Wedding  hierselbst 
und  Herr  Baumeister  Schröder  zu  Spandau  als  einheimische 
ordeutliehe  Mitglieder  in  den  Verein  aufgenommen. 


Architekten- Verein  zn  Berlin.  Versammlung  am  28.  März 
186S.  Vorsitzender  Hr.  Böckmann,  anwesend  145  Mitglie- 
der und  9 Gäste,  unter  den  Letzteren  Stadtbaumeister  G.  Mar- 
tens aus  Kiel. 

Ein  an  den  Verein  gerichtetes  Bittgesuch  um  Unter- 
stützung, wie  deren  solche  in  letzter  Zeit  mehrfach  eingelaufen 
sind,  gab  Veranlassung  festzusetzen,  dass  solche  Angelegen- 
heiten in  künftigen  Fällen  zunächst  vom  Vorstande  zu  prüfen 
und  nur  in  ganz  besonderen  Fällen  dem  Vereine  selbst  vor- 
zulegen seien.  Ein  Erlass  des  Hrn.  Ministers  für  Handel  etc. 
theilt  mit,  dass  die  vom  Verein  beantragte  nachträgliche  Ver- 
wendung des  beim  vorigen  Schinkelfeste  nicht  vertheilten  Staats- 
Stipendiums  von  100  Friedrichsd’or  die  Genehmigung  Sr.  Ma- 
jestät des  Königs  erhalten  habe. 

Von  den  zahlreichen  Fragen,  die  zu  Anfang  und  Schluss 
der  Versammlung  durch  die  Herren  A.  Herrmann,  Fran- 
2ius,  Grund,  Hiibbe.  R.  Neumann  und  Scliwedler,  zu- 
meist sehr  ausführlich,  beantwortet  wurden,  wollen  wir  die 
von  Herrn  Franzius  gegebene  Kritik  der  gebräuchlichen 
Mörtelmaschinen  hervorheben.  Derselbe  bemerkte,  dass  zwar 
ein  sicheres  Urtheil  über  den  relativen  Werth  der  verschie- 
denen Einrichtungen  sich  nur  dann  abgeben  lasse,  wenn  sie 
bei  Bereitung  desselben  Materials  und  von  demselben  Tech- 

Hierzn  eine  Beilage. 


137 


niker  erprobt  seien,  dass  jedoch  im  Allgemeinen  diejenige 
Maschine,  welche  den  grössten  Nutzeffekt  erziele,  den  Vorzug 
verdiene.  Hiernach  müssen  die  älteren  Einrichtungen,  bei 
denen  der  Mörtel  in  einem  offenen  Bassin  durch  umlaufende 
Quetschwalzen , oder  besser  durch  Rechen  zertheilt  wird, 
gegen  die  Apparate  weit  zurückstehen,  in  denen  der  Mörtel  in 
zylindrischen  Trommeln,  die  im  Innern  mit  Messern  besetzt 
sind,  gemischt  wird.  Letztere  sind  zweierlei  Art  : einerseits 
schrägliegende  Trommeln  mit  Messern  in  der  Wand  des  Man- 
tels, bei  welchen  die  mit  den  Mörtelbestandtheilen  gefüllten 
Trommeln  selbst  in  Rotation  versetzt  werden,  andererseits 
senkrechte  feststehende  Trommeln,  bei  denen  die  Messer  so- 
wohl am  Mantel  als  an  einer  mittleren  Welle  angebracht  sind, 
welche  letztere  allein  in  Bewegung  gesetzt  wird.  Redner  gab 
dem  letztgenannten  Apparate  schon  deshalb  den  Vorzug,  weil 
er  den  geringsten  Kraftaufwand  beansprucht;  von  mehren 
Seiten  wurde  jedoch  konstatirt,  dass  die  schräg  liegenden 
Trommeln  noch  heute  in  jenen  Fällen  mit  Vorliebe  verwendet 
werden,  wo  der  zur  Beton bereitung  dienende  Mörtel  aus  den- 
selben direkt  in  die  unterhalb  liegende  Betontrommel  geleitet 
werden  kann. 

Herr  Burg  mann  beendete  seinen  am  14.  März  begon- 
nenen Vortrag  über  die  Certosa,  Herr  Boeckmann  begann 
einen  Vortrag  über  Städte-Anlagen , in  welchem  er  zunächst 
die  Vergleichungspunkte  zwischen  Paris  und  Berlin  her- 
vorhob. — F.  — 


Vermischtes. 

Von  Herrn  Ingenieur  Scharrath  zu  Bielefeld  erhalten  wir 
folgende  Mittheilung:  In  der  ersten  Nummer  d.  J.  ist  eines 

Kraftsammlers  für  kurze  Gebirgsstrecken  gedacht,  welcher, 
nach  einer  seit  12  Jahren  von  mir  gepflegten  Erfindung  auf 
eine  andere  Weise  nachwirkender  und  jeder  Steigung  ent- 
sprechender benutzt  werden  kann. 

Nach  meiner  Konstruktion  erhält  ein  hinter  dem  Tender 
befindlicher  Wagen  ein  System  von  Kesseln,  welche  womög- 
lich bis  100  Atmosphären  innern  Druck  ertragen  können.  Die 
Durchmesser  sind  dieserhalb  möglichst  klein  zu  wählen ; da- 
mit aber  auch  der  Inhalt  hinreichend  gross  bleibe,  nicht  kleiner 
als  es  die  disponible  Materialstärke  gestattet.  Selbstredend 
sind  die  Enden  halbkugelförmig  auszuführen. 

Vermittelst  der  Wagenaxen  wird  eine  Luftpumpe  bewegt, 
deren  Hub  auf  horizontalen  Strecken  gleich  Null  ist.  Sobald 
aber  der  Wagen  bergab  läuft,  ergiebt  sich  durch  den  Mecha- 
nismus ein  Hub,  welcher  der  übrigen  Kraft  entspricht  und 
so  lange  fortwirken  darf,  bis  der  gesammte  Inhalt  des  Kessels 
auf  den  höchsten  Druck  vollgepresst  ist. 

Die  fernere  Pumpenleistung  dient  nur  als  Bremse,  indem 
alle  weitere  Luft  durch  das  Sicherheitsventil  entweicht.  Um 
also  keine  Kraft  zu  verlieren,  muss  die  Kesselgrösse  den 
längsten,  nicht  horizontalen  Strecken,  welche  eine  ausseror- 
dentliche Kraftveränderung  der  Lokomotive  erfordern,  ent- 
sprechen. 

Sobald  die  ungewöhnliche  Steigung  kommt,  wirkt  die 
komprimirte  Luft  in  entgegengesetzter  Richtung  auf  die  Luft- 
pumpe, ähnlich  wie  bei  der  durch  komprimirte  Luft  getrie- 
benen Steinbohrmaschine. 

Selbstredend  kann  der  Lokomotivführer  von  seinem  Stande 
aus  die  Luftmenge  wie  auch  den  Hub  reguliren. 

Die  Berechnung,  so  wie  die  Konstruktion  sind  sehr  ein- 
fach , es  würde  deshalb  an  die  Ingenieure  der  eines  solchen 
Kraftsammlers  bedürftigen  Bahn  die  Anfrage  zu  stellen  sein, 
ob  die  Kohlenersparniss  wichtig  genug  ist , einen  solchen 
Wagen  mitzuführen.  Allerdings  lässt  sich  auch  jeder  Tender 
mit  einem  solchen  Kraftsammler  verbinden,  wodurch  nur  die 
Last  der  leeren  Luftkessel  eine  unbequeme  Zugabe  bleibt,  an- 
dererseits aber  auch  bei  Steigungen  wieder  zur  Verwerthung 
kommen  würde. 


Den  Herren  Joseph  Antoine  Broquin  und  Armand 
Laine  zu  Paris  ist  unterm  17.  März  1868  ein  Patent 

auf  einen  Hahn  für  Wasserleitungen  in  drei  durch  Zeich- 
nung und  Beschreibung  nachgewiesenen  Ausführungen, 
ohne  Jemand  in  der  Anwendung  bekannter  Theile  zu 
beschränken, 

auf  fünf  Jahre,  von  jenem  Tage  an  gerechnet,  und  für  den 
Umfang  des  preussischen  Staats  ertheilt  worden. 


In  Folge  des  Gesetzes  über  die  Errichtung  öffentlicher 
Schlachthäuser  in  Preussen  lässt  es  sich  die  Privat-Industrie 
bereits  angelegen  sein,  den  Kommunen  mit  technischem  Rath 
wie  mit  materiellen  Mitteln  entgegenzukommen.  Wir  ver- 
weisen auf  den  Inseratentheil  d.  N.,  der  eine  darauf  bezüg- 
liche Geschäftsanzeige  der  Herren  J.  & A.  Aird  in  Berlin 
enthält.  Eine  solche  Initiative  dürfte  um  so  willkommener 


sein,  als  andernfalls  wohl  noch  lange  Zeit  vergehen  möchte, 
ehe  die  meisten  Städte  von  den  durch  jenes  Gesetz  ihnen 
verliehenen  Rechten  Gebrauch  machen  könnten. 


In  Schweden  sind  jetzt  im  Ganzen  ca.  200  preuss.  Meilen 
Eisenbahnen  im  Betriebe.  Die  Staats -Eisenbahnen  sind  137 
preuss.  Meilen  lang  und  brachten  pro  1867  eine  Brutto -Ein- 
nahme von  2,202,300  Tlilr.  oder  ca.  16,070  Thlr.  pro  Meile. 
Von  den  Privatbahnen,  welche  sämmtlich  mit  Staats -Unter- 
stützung gebaut  wurden,  hat  nur  die  12  Meilen  lange  Bahn 
von  Gelle  nach  Falun  eine  Einnahme  von  36,400  Thlr.  pro 
Meile,  während  die  übrigen  7 Bahnen  durchschnittlich  nur 
etwa  10,000  Thlr,  pro  Meile  vereinnahmten. 


Der  Pr.  St.  Anz.  giebt  nach  verschiedenen  Quellen  eine 
Zusammenstellung  des  auf  die  Eisenbahnen  Deutschlands  be- 
reits verwendeten  resp.  in  nächster  Zeit  zu  verwendenden  Ka- 
pitals. Hiernach  hat  die  Herstellung  der  bestehenden  Bahnen 
bisher  927  ys  Millionen  Thaler  gekostet,  während  für  die  näch- 
sten 4 Jahre  weitere  220  Millionen  für  Eisenbahnbauten  zur 
Disposition  gestellt  sind. 

Das  Londoner  „Athenäum“  enthält  Nachricht  über  einen 
sehr  erheblichen,  kürzlich  zu  Rom  gemachten  archäologischen 
Fund.  Es  sind  nämlich  acht  neue  Bruchstücke  eines  Planes 
vom  alten  Rom  entdeckt  worden,  den  Kaiser  Antoninus  Pius 
auf  Marmor  graviren  liess,  und  welcher  unter  dem  Namen 
Pianta  Capitolina  in  die  Treppenmauer  des  kapitolinischen 
Museums  eingelegt  ist.  Zwei  von  den  neu  aufgefundenen 
Bruchstücken  haben  eine  beträchtliche  Grösse;  eines  derselben 
giebt  Aufklärung  über  den  Säulengang  der  Livia. 


Aus  der  F achlitteratur. 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  In genieur- Vereins  zu 
Hannover.  Jahrgang  1868,  Heft  1. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues. 

1)  Der  neue  Marstall  neben  dem  Weifenschlosse 
in  Hannover,  von  Landbauinspektor  Heldberg.  Eine  mit 
besonderem  Luxus  ausgestattete  Anlage.  Vier  Ställe  — davon 
2 für  Wagenpferde  mit  je  22  Einzelständen  und  6 Boxes,  2 
für  Reitpferde  mit  je  10  Eiuzelständen  und  10  Boxes  — liegen 
in  den  4 Ecken  eines  Oblongs , an  den  Langseiten  durch  er- 
höhte Mittelbauten,  welche  die  Diensträume  enthalten,  an  den 
Schmalseiten  durch  Wagenremisen  verbunden.  Es  sind  diese 
Ställe  bei  einer  lichten  Tiefe  von  54'  (hannov.)  quasi  drei- 
schiffig  so  angelegt,  dass  ein  27'  breiter  freier  Mittelgang  zum 
Vorführen  der  Pferde,  nach  dem  die  Stände  zwischen  eisernen 
Säulen  sich  öffnen,  mit  einem  Tonnengewölbe  überdeckt  wor- 
den ist,  dessen  Kämpfer  in  der  Scheitelhöhe  der  flachen  Halb- 
tonnen liegt,  mit  welchen  die  Seitenschiffe  überwölbt  sind. 
Die  Ueberwölbung  ist  mit  Hohlsteinen  zwischen  einem  guss- 
eisernen Gerüst  von  Trägern  resp.  Gurten  erfolgt.  Die  Fens- 
ter, eines  in  jeder  Axenweite,  sind  beiderseitig  in  das  Gewölbe 
des  Mittelraumes  eingeschnitten , wodurch  bei  vollständiger 
Helligkeit  grosse  Vorzüge  sowohl  in  Betreff  einer  den  Pferden 
günstigen  Beleuchtung  als  in  Betreff  der  Ventilation  erzielt 
sind.  Die  Einzelheiten  der  Einrichtung  sind  mit  sehr  grosser, 
der  Kostbarkeit  der  Pferde  angemessenen  Sorgfalt  getroffen 
und  werden  ausführlich  beschrieben.  Als  Baumaterial  haben 
hellfarbige  Backsteine  resp.  Sandsteine  gedient;  die  Archi- 
tektur, welche  durch  das  benachbarte  Weifenschloss  bestimmt 
wurde,  ist  nach  romanischen  Motiven  sehr  reich,  leider  jedoch 
wohl  etwas  zu  phantastisch  und  willkürlich  ausgebildet  worden. 

Das  Heft  enthält  ferner  ein  ausführliches  Referat  über 
die  Konkurreuzentwürfe  zu  dem  Justizpallast  in  London,  so- 
wie einen  Auszug  aus  dem  englischen  Werke  Fergusson’s, 
der  sich  die  unfruchtbare  Mühe  gegeben  hat,  die  indischen 
Baustile  (?)  zu  klassifiziren.  — F.  — 

Der  Bauschlosser.  Praktisches  Hand-  und  Hülfsbuch 
für  Architekten,  Bauhandwerker  etc.  von  F.  Fink.  2.  Auf- 
lage. 1.  Theil.  Leipzig.  Verlag  von  Otto  Spanier.  Preis 
1 Thlr. 

Das  Werkchen  tritt,  wenn  es  auch  Theil  einer  Reihe  von 
Lehrbüchern  ist,  welche  unter  dem  Titel;  Die  Schule  der 
Baukunst  erscheint,  doch  selbstständig  als  ein  Handbuch  auf, 
das  recht  geeignet  ist,  den  Architekten  zum  Nachschlagen  zu 
dienen  und  den  Bauhandwerkern,  also  zunächst  den  Schlossern, 
eine  Ergänzung  derjenigen  Kenntnisse  zu  verschaffen , welche 
sie  in  der  Werkstatt  durch  Anschauung  und  Ausübung  der 
Arbeit  erwerben.  Für  letztere  sind  deshalb  namentlich  der 
erste  Abschnitt:  Materialien  des  Bauschlossers,  der  fünfte: 
Rohrarbeiten  und  der  sechste  und  siebente : Thür-  und  Fenster- 
beschläge und  Gitterarbeiten  von  besonderem  Nutzen. 

Die  Darstellung  ist  überall  klar  und  die  Holzschnitte 


— 1 

sind  in  hinreichend  grossem  Maasstabe  gezeichnet,  um  danach 
auch  arbeiten  zu  können. 

Zu  dem  Abschnitt:  Gitterarbeiten  werden  hei  einer  späte- 
teren  Auflage  wohl  noch  Mittheilungen  über  die  neuerdings  in 
grösseren  Städten  vielfach  ausgeführten  feineren  und  zierlichen 
Vergitterungen  aus  Rund-  nnd  Flacheisen  und  mit  aus  Blech 
getriebenen  Ornamenten  hinzugefügt  werden  können,  welche 
die  Ausführungen  der  mittelalterlichen  Schmiede-  und  Schlos- 
serkunst zwar  nicht  an  Spitzfindigkeit  der  Verschlingung  und 
Durchdringung,  wohl  aber  in  gesunder,  solider  Technik  und 
fein  durchgebildeter  Ausschmückung  erreichen.  Jüngeren  Ar- 
chitekten, die  sich  auf  der  Baustelle  beschäftigen,  wird  das 
Werk  ein  sehr  willkommener  Rathgeber  sein.  ) > 

Oppermann,  Annales  de  la  Construction.  1568.  Fe- 
bruarheft. 

Neben  einer  Publikation  über  den  Viehmarkt  zu  La-Vill- 
lette  in  Paris  (vid.  Arch.-Wochenbl.,  Jhrg.  1867,  No  47),  deren 
Text  zu  dürftig  ist,  um  eine  weitere  Mittheilung  daraus  zu 
entnehmen,  und  einigen  aus  der  Erbkam’schen  Ztschr.  für  Bauwesn. 
entlehnten  Artikeln  (Markthalle  in  Berlin  — Gesetz  der  Ver- 
keilung der  Lasten  auf  Träger,  von  Heintzerling  — Grade- 
richtung eines  Schornsteins  in  Bochum)  bringt  das  Heft  die 
Beschreibung  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Fluss 
Boutonne  auf  der  Linie  Rocheford-Angouleme.  Die 
Brücke  ist  für  zwei  Eisenbakugeleise  bestimmt.  Die  beiden, 
66,6 m langen,  2,2 m hohen,  aus  vollen  Blechwänden  bestehen- 
den, kontinuirlieh  konstruirten  Hauptträger  überdecken  eine 
Mittelöffnung  von  24m  1.  W.  und  zwei  Seitenöffnungen  von  je 
18m  1.  W.  Alle  2,6™  sind  0,7 n“  hohe  Querträger  angeordnet, 
welche  unter  den  4 Schienen  der  beiden  Eisenbahngeleise 
durch  0,35m  hohe  Längsträger  verbunden  sind.  Die  Brücke 
hat,  einschliesslich  der  massiven  Mittel-  und  Landpfeiler  und 
deren  Fundation  (wofür  52316  Frcs.  ausgegeben  wurden)  im 
Ganzen  144826  Frcs.  gekostet. 


Eogarithmisch  - trigonometrische  Tafeln  mit  6 Dezi- 
malstellen. Von  Dr.  C.  Bremiker.  1.  Liefr.  Berlin,  Nico- 
lai’sche  Verlagsbuchh.,  1868.  — Wenn  man  als  äusserste  Grenze 
der  bei  praktischen  Messungen  und  Rechnungen  etwa  erreich- 
baren Schärfe  das  Maass  von  ~jqqqq  bis  gOOOO  hinstellt,  so 

folgt,  dass  fünfstellige  Logorithmentafeln  allen  Anforderungen 
der  Praxis  genügen  würden.  Dem  „gewissenhafteren“  Rechner 
mögen  diese  6 stelligen  Tafeln  empfohlen  werden,  um  ihm 
wenigstens  vom  Gebrauch  7 stelliger  dadurch  abzurathen. 
Das  uns  vorliegende  erste  Heft  genannter  Sammlung  enthält 
die  Logarithmen  der  Zahlen  von  1 — 100000  auf  185  Seiten, 
in  einer  Anordnung,  die  uns  weit  übersichtlicher  und  klarer 
scheint,  als  die  der  Vega’schen  Tafeln.  Die  Ziffern  aus 
runder  englischer  Schrift  scheinen  beim  ersten  Anblick  zu 
wenig  Körper  zu  haben,  werden  jedoch  beim  eingehenderen 


38  — 

Gebrauch  immer  lesbarer  und  klarer  und  strengen  das  Auge 
nicht  so  an,  wie  die  fetteren  Typen  der  Vega’schen  Tafeln. 
— Die  im  Laufe  des  Jahres  noch  erscheinende  zweite 
Lieferung  wird  die  Logarithmen  der  trigonometrischen  Funk- 
tionen enthalten,  desgl.  die  dritte  Lieferung  endlich  die  Addi- 
tions-  und  Subtraktions -Logarithmen,  die  das  Erdsphäroid 
betreffenden  Tafeln  und  die  Maass-  und  Münz- Vergleichungs- 
Tabellen.  Gr. 

Personal -Nachrichten. 

P r e u s s e n. 

Ernannt  sind:  Die  Bauräthe  Lichtenberg  und  Sezekorn 

zu  Kassel  zu  Regierungs-  und  Bauräthen  daselbst.  — Der  Kreisbau- 
meister Nath  zu  Elbing  zum  Bau- Inspektor  zu  Danzig.  — Der 
Baumeister  Neumann  zu  Bonn  zum  Kreisbaumeister  für  den  Bau- 
kreis Euskirchen  mit  dem  Wohnsitze  in  Bonn. 

Der  Regierungs-  und  Bau-Rath  Borggreve  zu  Münster  ist  in 
gleicher  Eigenschaft  an  die  Regierung  zu  Wiesbaden  versetzt  worden. 

Das  Baumeister-Examen  haben  bestanden  am  21.  März: 
Eugen  Bahlcke  aus  Zossen,  Albert  Zevss  aus  Lyck;  am  28. 
März:  Hubert  Hachenberg  aus  Neuwied. 

Das  B auf iih rer- Examen  haben  absolvirt  am  21.  März:  Gus- 
tav Romberg  aus  Duisburg,  Wilh.  Lorck  aus  Königsberg  i./Pr., 
Robert  Bergmann  aus  St.  Andreasberg  im  Harz;  am  28.  März: 
Friedr.  Staggemeyer  aus  Lienen,  Kreis  Tecklenburg,  B al d ui n 
Wiesner  aus  Waldenburg  i./Schl. 

Das  Pr  i v a tb  au  m eis  ter  - Examen  hat  bestanden  am  28.  März: 
Albert  Schur  aus  Dt.  Crone. 


Offene  Stellen. 

1.  Ein  Bauführer  wird  für  den  Restaurationsbau  einer  Kirche 
gesucht.  Näheres  im  Insdratentheile. 

2.  Die  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Baumeister 
gegen  3 Thlr.  Diäten. 

3.  Ein  junger  Zimmermeister,  tüchtiger  Zeichner  und  mit 
Bureau- Arbeiten  vertraut,  wird  für  eine  grössere  Stadt  Nord- 
deutschlands gesucht  durch  M.  Czarnikow  & Comp.,  Berlin,  Schwed- 
ter  - Strasse  263. 

4.  Ein  Baumeister  findet  bei  der  Fortifikatiou  zu  Cosel  so- 
fort Beschäftigung.  Näheres  die  Inserate. 

5.  Bei  der  Künigl.  Fortifikation  zu  Saarlouis  findet  ein  Bau- 
meister Beschäftigung.  Anmeldungen  bis  zum  18.  April  unter 
Beifügung  der  Zeugnisse. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Brdt.  in  M.  — Ad.  1.  Die  preussischen  Baugesetze  fin- 
den Sie  zusammengestellt  in  den  Werken  von  Rönne  (Baupolizei. 
2.  Aufl.  1854.  3 Thlr.,  Wegepolizei.  1852.  3 Thlr.),  Doehl  (Reper- 
torium des  Baurechts  und  der  Baupolizei.  1867.  2 Thlr.),  Jäschke 
(Baupolizeigesetze  und  Verordnungen.  3.  Aufl.  1864.  24  Sgr. ), 
Grein  (Baurecht  nach  der  Vorschr.  des  allg.  Landrechts.  1863.  2 
Thlr.),  — ad.  2.  Träger  in  Schmiede-  resp.  Walzeisen  w-erden 
von  so  vielen  Fabriken  in  gleicher  Güte  geliefert,  dass  wir  in  Ver- 
legenheit kommen,  Ihnen  die  Produkte  einer  derselben  als  „beste“ 
zu  empfehlen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.,  M.,  D.,  St 
i und  H.  in  Berlin,  K.  in  Wien. 


Wir  ersuchen  die  Redaktion  der  Deutschen  Bauzeitung,  nachstehendes  Schreiben,  welches  wir  den  Magistraten 
der  Städte  des  Norddeutschen  Bundes  zugesandt  haben,  verbreiten  zu  wollen. 

. Berlin,  den  25.  März  1868.  A.  AlVA. 


Durch  Annahme  des  Gesetzes  über  die 

Erbauung  öfiVnt lidirr  Schlachthäuser 

wird  den  Verwaltungsbehörden  der  Städte  das  Recht  und  die  Mög- 
lichkeit gegeben,  dem  allgemein  fühlbar  gewordenen  Bedürfniss 
nach  Errichtung  öffentlicher  Schlachthäuser  und  in  Verbindung 
damit  stehender  Anlage,  oder  Verbesserung  der  Vieh-  und  Fleisch- 
Märkte  Rechnung  zu  tragen,  — 

Auf  Grund  dieses  Gesetzes  wird  es  möglich  sein,  die  Anfor- 
derungen für  die  öffentliche  Gesundheitspflege  in  Einklang  zu  bringen 
mit  den  berechtigten  Ansprüchen  der  Besitzer  vorhandener  Anlagen. 

Eine  billige  und  befriedigende  Lösung  schwieriger  Fragen  wird 
sich  bei  gegenseitiger  Rücksicht  auf  die  Rechte  der  konzessionirten 
Gewerbetreibenden  und  die  Pflichten  der  Kommunal  - Behörden 
überall  im  Interesse  des  öffentlichen  Nutzens  vereinbaren  lassen. 

Viele  Städte  werden  sogleich,  allntälig  werden  alle  Städte  mit 
dem  Bau  von  Schlachthäusern  Vorgehen.  --  Die  französischen,  bel- 
gischen, italienischen  und  österreichischen  Städte  sind  in  dieser  Be- 
ziehung den  deutschen  Städten  voraus.  — In  jenen  Ländern  wurden 
nach  Erlass  der  gesetzlichen  Bestimmungen  die  Verhältnisse  zwischen 
den  bestehenden  Privatschlächtereien,  deren  Unterdrückung  im  In- 
teresse der  Gesundheitspflege  geboten  war,  und  den  neuen,  meist 
auf  Kosten  der  Kommunen  errichteten  öffentlichen  Schlachthäusern 
in  kurzer  Zeit  geordnet. 

Die  Uebergangsperioden  gingen  vorbei  ohne  nachtheiligen  Ein- 
fluss auf  den  Betrieb  des  Schlnchtgewerbes,  da  der  Nutzen  der 
öffentlichen  Schlachthäuser  von  den  Schlächtern  und  Fleischhändlern 
bald  erkannt  wurde.  — Schon  nach  den  ersten  Betriebsjahren 
schwanden  entgegenstehende  Vorurtheile  und  die  auf  Bau  und  Ein- 
richtung verwendeten  Kosten  wurden  bei  billigen  Tarifen  ein  in 
hohem  Grade  nutzbar  angelegtes  Kapital.  — 


In  vielen  Fällen  ist  aber  die  Aufbringung  des  ersten  Anlage- 
Kapitals,  oft  auch  die  Erlangung  bewährter  sachverständiger  Kräfte 
zum  Entwurf  der  Bauten  und  Einrichtung  der  Verwaltung  für  die 
Behörden  der  Städte  mit  Schwierigkeiten  verbunden,  welche  zu- 
weilen die  Ausführung  der  Pläne  überhaupt  in  Frage  stellen,  zu- 
weilen die  nüthigen  Erfahrungen  erst  nach  einer  Reihe  kostspieliger 
Versuche  geben. 

Die  Unterzeichnete  Firma  beabsichtigt  deshalb,  nach  demselben 
System  der  General -Entreprise,  der  Konzessions -Erwerbung  oder 
der  Theilnahme  an  der  Kapital- Anlage,  nach  welchem  sie  in  vielen 
Städten  des  In-  und  Auslandes  Gas-  und  Wasser- Werke  ausgeführt 
hat,  ihre  Geschäfte  auf  die  Anlage  von  Schlachthäusern,  Viehmärkten 
und  Markthallen  auszudehnen.  Zu  diesem  Zweck  sind  wir  mit  dem 
Königlichen  Baumeister,  Herrn  Julius  Hennicke,  in  Verbindung 
getreten.  Auf  Veranlassung  des  Magistrats  von  Berlin  hat  derselbe 
nach  Bereisung  aller  der  Städte,  welche  mit  genannten  Anlagen 
versehen  sind,  ein  Spezial -Studium  aus  deren  Einrichtung  gemacht, 
welches  ihn  als  den  zuverlässigsten  Sachverständigen  erscheinen 
lässt,  dem  wir  die  Aufstellung  der  Entwürfe  und  die  Leitung  der 
Bau- Ausführungen  übertragen  können. 

Wir  erlauben  uns,  dem  Wohllöblichen  Magistrat  hiervon  Mit- 
theilung zu  machen  mit  der  ergebenen  Bitte,  unsere  Absichten, 
welche  gemeinnützige  Unternehmungen  zu  fördern  geeignet  sind, 
hochgeneigtest  unterstützen  und  in  vorkommenden  Fällen  mit  uns 
in  Beziehung  treten  zu  wollen. 

Wir  ersuchen  Anfragen  oder  Aufträge  an  unser  Central-Bureau, 
Berlin,  Monbijou -Platz  No.  10,  zu  richten. 

Hochachtungsvoll 

J.  & A.  Aird. 


139 


A rclii tek  teil -Verein  zu  Berlin. 

Haupt -Versammlung  am  4.  April  1868. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2.  Beurtheilung  der  Monats  - Konkurrenzen  pro  März  und  Abstim- 

mung über  dieselben. 

3.  Abstimmung  über  die  Preis-Aufgaben  zum  Schinkelfest  1869. 

4.  Fortsetzung  des  Vortrages  des  Herrn  Böckmann. 

Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Zusendungen  an  den  Verein  namentlich  Werthsendungen  wer- 
den bis  auf  Weiteres  an  die  Adresse  des 

Baumeisters  Herrn  W.  Höckmann,  Neue  Wilhclmsstrasse  No.  2, 

erbeten.  Die  blosse  Adresse:  „An  den  Vorstand  des  Arehitekten- 
Vereins“  genügt  der  Königlichen  Postbehdrde  nicht.  Die  in  letzterer 
Zeit  vorgekommenen  Rücksendungen  sind  hieraus  zu  erklären. 

Der  Vo  r s t a n d . 

Bekanntmachung. 

Qualifizirte  Bauführer  werden  hierdurch  aufgefordert,  sich  zur 
sofortigen  Uebernahme  der  Leitung  des  Mitte  April  er.  beginnenden 
Restaurationsbaues  an  der  hiesigen  Stadtkirche,  wofür  eine  monat- 
liche Remuneration  von  ca.  45  Thlr.  veranschlagt  ist,  schleunigst 
bei  dem  Königlichen  Regierungs  - Baurathe  Herrn  Homann  in 
Stettin  unter  Einreichung  der  erforderlichen  Atteste  zu  melden. 
Massow,  den  26.  März  1868. 

Brauser,  Pastor. 

Bekanntmachung. 

Zur  Weiterführung  und  zum  Abschluss  des  in  vollem  Gange 
befindlichen  Chausseebaues  von  Sensburg  nach  Johannisburg, 
der  incl.  Abrechnung  noch  ca.  3 Jahre  dauert,  wird  unter  allen 
Umständen  sogleich  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht  und  hierdurch 
aufgefordert,  sich  sobald  als  möglich  zu  melden  bei  dem  kommissa- 
rischen Kreis-Baumeister  Modest  in  Johannisburg. 

Offene  Baumeisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — - Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
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Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Inhalt:  Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Fort- 
setzung.) — Ueber  Eisenbahn-Oberbau.  (Fortsetzung.)  — Korrespon- 
denzen: Wien  im  März.  — Eduard  van  der  Null.  Nekrolog.  — 
Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin. — 
Vermischtes:  Einsturz  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Pruth  auf 

der  Lemberg- Czernowitzer  Eisenbahn.  — Neue  Organisation  der 


Erscheint  jeden  Freitag. 

Architekturschule  an  der  Wiener  Akademie.  — ■ Architekt  J.  Andr. 
Kombergf  — Die  neuen  Milwall -Docks  in  London.  — Patenter- 
teilung für  einen  Schornstein-Aufsatz.  — Aus  der  Fachlittera- 
tur:  Gazette  des  Architectes  et  du  Bätiment.  — Konkurrenzen: 
Monats- Aufgaben  im  Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Personal- 
Nachrichten  etc. 


Berlin,  den  10.  April  1868. 


Heber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich. 

(Fortsetzung.) 


m. 


Bei  der  kurzen  Zeit,  seit  welcher  die  Ecole  centrale 
d’Architecture  begründet  ist,  kann  mein  Bericht  sich  aller- 
dings im  Wesentlichen  nur  auf  die  Organisation  derselben 
und  auf  das  von  ihr  ausgegebene  Programm,  nicht  aber 
schon  auf  die  Resultate  der  Schule  erstrecken.  Allein  im- 
merhin gewährt  dieser  Lehrplan  auch  an  und  für  sich 
schon  ein  hohes  Interesse. 

Vor  allen  Dingen  konnte  die  Schule  auf  dem  einge- 
schlagenen Wege  der  Privat-Initiative  lediglich  den  Inter- 
essen der  Kunst  gemäss  in  völlig  freiem  Sinne  organi- 
sirt  werden.  Es  konnte  hier  eine  um  so  eigentümlichere 
Schöpfung  entstehen,  je  weniger  man  sich  in  einen  schon 
bestehenden  Rahmen  einfügen  musste  oder  auf  ein  älteres 
Vorbild  Rücksicht  zu  nehmen  hatte.  Fast  niemals  bisher 
— und  es  ist  wahrlich  recht  traurig  dies  konstatiren  zu 
müssen  — ist  in  diesem  Falle  der  Standpunkt,  eben  nur 
Architekten,  brauchbare  künstlerische  Kräfte  bilden  zu 
wollen,  so  ausschliesslich  und  ohne  alle  anderen  II  interge- 
danken  und  Nebenrücksichten  zur  Geltung  gekommen  wie 
hier.  Zum  ersten  Male  ist  es  hier  Prinzip  gewesen,  die 
ästhetische  Seite  des  Baufaches  im  Sinne  einer  freien,  all- 
gemein gültigen  Kunsttheorie  zu  behandeln  und  über  die 
einseitige  Kultivirung  gewisser  Stilformen  hinweg,  alle 
Formen  nur  in  ihrer  Stellung  zur  Kunst  an  sich,  als 
Theile  eines  Ganzen  zu  betrachten  und  zu  würdigen. 

Besonders  klar  geht  der  Geist,  in  welchem  die  Ecole 
centrale  d’Architecture  ihre  Aufgabe  erfasst  und  zu  lösen 
gesucht  hat,  aus  den  Worten  hervor,  die  Emile  Trelat, 
ihr  Begründer,  in  der  feierlichen  Eröffnungssitzung  aus- 
sprach.  Nach  drei  Gesichtspunkten  hin,  sagte  er  unter 
Anderem,  muss  ein  Architekt  sich  ausbilden,  sobald  ei- 
serner Aufgabe  als  Künstler  in  vollem  Maasse  gerecht 
werden  will.  Er  muss  einmal  den  engen  Kreis  des  mate- 
riellen Bedürfnisses,  dem  er  zunächst  zu  dienen  hat,  durch- 
brechen und  auf  die  Gefahr  hin,  ohne  dieses  seine  Stelle 
als  Künstler  zu  verlieren  und  zum  Handwerker  herabzu- 
sinken, sein  Werk  als  ein  Kunstwerk  gestalten,  indem  er 
die  dem  Gebäude  innewohnende  Idee,  den  Grad  der 
Empfindung,  den  es  in  uns  erwecken  soll,  die  Stelle,  die 
es  in  der  Reihe  unserer  Bedürfnisse  einnimmt,  zur  Gel- 
tung bringt.  Er  muss  zweitens  über  das  Material  zur 
Herstellung  eines  Bauwerkes  durch  eingehende  Kenntniss 
und  Uebung  seiner  Verwendung  und  Handhabung  voll- 
kommen verfügen.  Er  muss  endlich  der  architektonischen 
Ausdrucksweise,  der  P ormensprache,  gewachsen  sein.  Nur 
indem  er  seine  Kenntniss  der  Letzteren  möglichst  er- 
weitert und  auch  die  übrigen  Künste  in  diesem  Sinne 
herheizieht,  wird  er  der  Baukunst  den  ihr  zukommanden 
Charakter  der  Universalität,  als  der  Kunst  aller  Künste, 
verleihen  können. 

Nach  diesen  Gesichtspunkten  sind  die  Lehrmittel  der 


Schule,  welche  den  Architekten  für  die  Ausübung  seines 
Berufes  ausbilden  soll,  bemessen.  Eine  Reihe  von  Unter- 
richtsgegenständen  soll  die  Kenntnisse  von  der  modernen 
und  positiven  Wissenschaft  der  architektonischen  Technik 
in  methodischer  und  kritischer  Weise  behandeln.  Die 
Lehre  von  der  leitenden  Theorie  der  Baukunst  soll  so- 
dann die  Intelligenz  des  Schülers  leiten  und  entwickeln 
bis  zur  Einsicht  in  das  Ziel  derselben,  bis  zur  Feststel- 
lung des  architektonischen  Problems  und  bis  zum  Ver- 
ständnis des  ihm  zu  gebenden  Ausdruckes.  Die  Kennt- 
nisse beider  Zweige  soll  schliesslich  der  Schüler  sich  an- 
eignen durch  Uebungen  ihrer  praktischen  Anwendung.  — 

Für  die  Technik  und  Theorie  der  Baukunst  sind  dem- 
nach an  der  Schule  eine  Anzahl  von  Lehrstühlen  errichtet. 
Die  Uebungen  der  Anwendung  geschehen  im  Zeichnensaal 
und  im  Atelier.  Denn  da  es  nicht  Zweck  der  Schule  sein 
kann,  dem  Schüler  fixirte  Methoden  beizubringen,  sondern 
nur  ihn  anzuhalten,  die  ihm  eigenthümlichen  Fähigkeiten 
für  sein  Fach  selbstständig  und  fortschreitend  zu  ent- 
wickeln, so  muss  dem  persönlichen  Einflüsse  im  Unter- 
richt ein  weiter  Spielraum  belassen  werden.  Daher  die 
Einrichtung  des  Ateliers,  durch  welche  unter  dem  dauern- 
den Einflüsse  eines  einzelnen  Meisters  dieser  Zweck  am 
Vollkommensten  erreicht  werden  kann. 

Gehen  wir  nunmehr  etwas  näher  auf  das  Detail  der 
Organisation  ein. 

Die  Aufnahme  in  die  Ecole  centrale  d’Architecture 
geschieht  auf  Grund  einer  Vorprüfung,  welche  von  dem 
Kandidaten  die  Zeichnung  eines  Ornamentes  nach  dem 
Relief,  das  Aufträgen  eines  einfachen  Gebäudes  nach 
einer  Skizze  mit  eingeschriebenen  Maassen  und  einen 
schriftlichen  Aufsatz  verlangt.  Ferner  werden  Kenntnisse 
in  den  Elementen  der  Mathematik , einschliesslich  jener 
der  beschreibenden  Geometrie,  sowie  der  allgemeinen 
Geographie  und  Geschichte  erfordert*). 

Der  Lehrplan  der  Schule  ist  auf  eine  dreijährige 
Studienzeit  berechnet.  Eine  erste  Stelle  ist  darin  den 
Vorträgen  gegeben,  welche  dergestalt  geordnet  sind,  dass 
das  erste  Studienjahr  wesentlich  zur  Vorbereitung  für  die 
auf  die  beiden  folgenden  Jahre  in  gleichem  Maasse  ver- 
theilten Wissenschaften  dient. 

Obenan  unter  den  achtzehn  Disziplinen  steht  die 
Lehre  von  der  Baukonstruktion,  von  der  technischen  Ver- 
wendung des  Baumaterials.  Sie  wird  im  ersten  Jahre 
eingeleitet  durch  einen  Kursus  über  die  Stabilität  der  Kon- 
struktionen und  die  Grundbegriffe  der  Statik.  Die  prak- 


*)  Französische  Verhältnisse  gestatten  es  wohl  nicht,  von  den 
Eleven  einen  bestimmten  Grad  allgemeinerer  Bildung  zu  verlangen, 
doch  sucht  die  Schule  diesem  Mangel  theilvveise  abzuhelfen.  Es 
liegt  namentlich  in  der  Absicht,  die  Forderungen  der  Vorprüfung 
in  diesem  Sinne  zu  steigern  und  hierfür  Vorschulen,  namentlich 
auch  ausserhalb  von  Paris,  zu  begründen. 


142 


tische  Seite  ist  hier  mit  Bevorzugung  betont  und  zahl- 
reich sind  die  Beispiele  herangezogen,  welche  die  Bau- 
geschichte in  ausgeführten  Monumenten  darbietet.  Die 
mathematische  Begründung  der  Konstruktion  begnügt 
sich  dem  gegenüber  allerdings  nur  mit  den  elementaren 
Rechnungsmethoden.  Als  Nebenzweige  dieser  Wissen- 
schaft, aber  von  ihr  in  besonderen  Lehrkursen  geschieden, 
treten  Physik  und  Chemie  in  ihrer  Anwendung  auf  das 
Bauwesen  auf;  beiden  gehen  im  ersten  Jahre  Vorträge 
über  allgemeine  Physik  und  Chemie  voran.  Die  Heizung 
der  Gebäude,  ihre  künstliche  Abkühlung,  die  Ventilation, 
Beleuchtung,  so  wie  die  zur  Anwendung  kommenden 
elektrischen  Apparate  werden  in  jenen:  die  Herstellung 
und  die  Eigenschaften  der  künstlichen  Baumaterialien,  Ziegel, 
Eisen  u.  s.  w.,  die  Mittel  zu  ihrer  Verbindung,  wie  die 
Mörtel,  endlich  die  zu  ihrer  Erhaltung,  wie  Farben  und 
sonstige  Ueberzüge,  werden  in  diesen  behandelt.  Im  Zu- 
sammenhänge damit  steht  ein  Vortrag  über  allgemeine 
Geognosie  und  Geologie,  namentlich  mit  Bezug  auf  die 
natürlichen  Baumaterialien.  Zwei  Vorträge  über  die  bei 
der  Konstruktion  zur  Anwendung  kommenden  Maschinen, 
wie  über  Bauleitung  und  Rechnungslegung  vervollständigen 
endlich  das  wichtige  Gebiet. 

Eigenthümlicher  sind  die  Voiträge  gestaltet,  welche 
die  ästhetische  Seite  des  Faches  behandeln. 

So  soll  die  Theorie  der  Architektur  in  folgen- 
den Kapiteln  behandelt  werden.  Allgemeiner  Begriff  der 
Kunst,  Entstehung  und  Studium  der  Kunsttheorie.  Künst- 
lerische Verfahrungsweise  im  Gegensatz  zur  wissenschaft- 
lichen. Nothwendigkcit  in  jedem  Falle  den  Zweck  des 
Werkes  und  alle  seine  Nebenbedingungen  klar  festzustel- 
len. Aufsuchen  der  charakteristischen  Form  für  jede  Be- 
dingung der  Aufgabe.  Klassifikation  dieser  Bedingungen: 
Aufstellung  des  künstlerischen  Programms,  Forderungen 
der  Konstruktion,  Forderungen  des  künstlerischen  Aus- 
drucks, Nothwendigkeit  der  Verbindung  beider,  ohne  welche 
kein  Kunstwerk  sich  bilden  kann,  Erfindung.  — Aktive 
Bedingungen  der  Kunst:  Wahrheit,  künstlerische  Interpre- 
tation, Abwägen,  harmonischer  Ausdruck,  welcher  das 
definitive  Ziel  der  Bestrebungen  des  Künstlers  bildet.  — 
Passive  Bedingungen  der  Kunst:  Regelmässigkeit,  Sym- 
metrie. — Ausdrucksmittel  der  Architektur:  Betonung  der 
Beziehungen  der  Bautheile,  Abwägen  der  Massen,  der 
geschlossenen  und  offenen  Theile,  Lichtwirkung,  Farben- 
wirkung, bildende  Künste.  Vollständiges  Bauwerk.  Cha- 
rakter. Stil.  Die  Darlegung  dieser  Theorien  bildet  die 
eine  Hälfte  des  Vortrages.  Auf  Grund  derselben  sollen 
alsdann  im  zweiten  Theile  die  verschiedenen  Gebäudegat- 
tungen  der  modernen  Zeit,  vom  Wohnhaus  bis  zum  öffent- 
lichen Gebäude  in  ihren  Anordnungen  betrachtet  und  stu- 
dirt  werden. 

Das  Programm  des  Vortrages  über  die  vergleichende 
Geschichte  der  Baukunst  konzentrirt  sich  in  Folgen- 
dem: Jede  klar  ausgesprochene  Kunstform  in  den  Ge- 

bäuden einer  Geschichtsepoche  ist  der  mehr  oder  weniger 
klare  Ausdruck  eines  Bedürfnisses  und  eines  hervortreten- 
den Gefühls  dieser  Epoche.  Die  vergleichende  Geschichte 
der  Baukunst  sucht  den  Ausdruck,  den  beide  gefunden 
haben,  innerhalb  der  grossen  Abschnitte  der  Geschichte 
auf  und  kritisirt  und  analysirt  dem  gegenüber  das  Bau- 
werk. Sie  legt  damit  jenen  Zusammenhang  dar,  der 
stets,  indem  er  das  letzte  Ziel  der  künstlerischen  Thä- 
tigkeit  bildet,  in  seinem  Ausdrucke  die  Bewunderung 
der  Geschlechter  erweckt  hat,  und  welcher  eben  die 
Schönheit  der  Baukunst  ist.  Sie  sucht  in  der  Ver- 

gangenheit den  Gesichtspunkt  auf,  welchem  der  Künstler 
für  die  Zukunft  zu  folgen  hat,  den  harmonischen  Aus- 
druck nämlich  der  Bestimmung  des  Bauwerkes.  Sie  un- 
terstützt zugleich  die  Theorie  der  Architektur,  indem  sie 
Beweise  für  dieselbe  bringt.  Nach  diesen  Grundideen 
sollen  alsdann  die  einzelnen  Monumente  der  verschiedenen 
Geschichtsepochen  beleuchtet  werden.  Ein  Vortrag  über 
die  Geschichte  der  Zivilisationen  im  Allgemeinen  bildet 
im  ersten  Jahre  die  Einleitung  zu  diesem  Studium. 

(Schluss  folgt.) 


Fig.  2.  W.  Barlo w. 


LcImt  Eisenbahn  - Oberbau. 

( Fortsetzung.) 

Wir  sind  nicht  die  Ersten,  welche  solche  Betrachtungen 
anstellen.  Seit  dem  Bestehen  der  Eisenbahnen  wurden 
andere  Oberbau-Systeme  von  Laien,  Ober- und  Unter-Be- 
amten vorgeschlagen;  die  Literatur  ist  reich  an  schätzbarem 
Material”).  Auch  sind  von  einzelnen  Gesellschaften  be- 
treffende Versuche  gemacht  worden.  Und  diese  Versuche 
haben  merkwürdiger  Weise  gezeigt,  dass  die  Fahrt  auf 
ganz  eisernem  Oberbau  mit  direktem  Auflager  der  Schiene 
auf  der  Bettung,  ohne  tragfähige,  nur  zur  Erhaltung  der 
Spurweite  dienende  Querverbindung,  eine  ungleich  ruhi- 
gere sei,  als  auf  dem  jetzt  allgemein  üblichen  System 
mit  Querschwellen,  dass  die  Befürchtungen  über  Spurer- 
weiterung durchaus  ungegründet  sind,  dass  die  An- 
lagekosten nur  wenig  theuerer,  mitunter  sogar  etwas  ge- 
ringer, die  Unterhaltungskosten  aber  erheblich  gerin- 
ger sind. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  die  vorgeschlagenen  Sys- 
teme einzeln  vorzuführen.  Wir  wollen  versuchen,  sie  nach 
ihrem  Wesen  zu  ordnen  und  die  einzelnen  Gruppen,  die 
sich  zusammenstellen  lassen,  an  der  Hand  der  vorausge- 
schickten Bemerkungen  zu  besprechen. 

In  Frankreich  und  England  ging  man  in  der  Regel 

(abgesehen  von  dem  bald 
wieder  verlassenen  Vor- 
schläge von  W.  Bar  low, 
Fig.  2)  darauf  aus,  unter 
Beibehaltung  der  gewöhn- 
lichen Stuhlschienen  die 
Holzschwellen  durch  eiser- 
ne Unterstützungen  zu  er- 
setzen. Als  solche  dienten 
platten-  oder  glockenförmig  gegossene  Unterlagen,  die  mit 
dem  üblichen  Schienenstuhl  ein  Stück  bildeten;  oder  man 
ahmte  die  Ilolzsch welle  direkt  durch  Walzeisen  verschie- 
dener Form,  sogar  durch  Wellenblech,  nach.  Das  Haupt- 
übel, die  unterbrochene  Unterstützung,  wird  also 
bei  allen  diesen  Vorschlägen  beibehalten.  Bis  jetzt  kom- 
men übrigens  die  eisernen  unterbrochenen  Unterstützungen 
sämmtlich  noch  so  theuer  zu  stehen,  dass  trotz  der  nach- 
gewiesenen Erfolge  in  den  Unterhaltungskosten  wenig 
Gebrauch  von  diesen  Systemen  gemacht  wird. 

Die  meisten  in  Deutschland  gemachten  Vorschläge  zu 
ganz  eisernen  Oberbausystemen  bezwecken  ein  direktes 
Auflager  der  Schienen  auf  der  Bettung.  Die  Last  eines 
Triebrades  muss  also  an  jeder  beliebigen  Stelle  vermöge 
der  blossen  Form  der  Schiene  auf  eine  I lache  übertragen 
werden,  welche,  je  nach  Beschaffenheit  der  Lnterbettung 
diese  Last  ohne  Senkung  zu  tragen  vermag.  V ir  glauben, 
dass  eine  Unterbettung  aus  Steingestück  (Deckmaterial  der 
Chausseen)  oder  grobem  Kies  die  Last  eines  .Triebrades, 
zu  150  Ztr.  gerechnet,  auf  1 Oberfläche  autnehmen  kann, 

I ohne  eingedrückt  zu  werden,  eine  frühere  Kompression 
■ natürlich  vorausgesetzt**). 

Betrachtet  man  nun  die  Schiene  als  einen  Balken, 
der  mit  möglichster  Material -Ersparniss  für  den  speziellen 
Zweck  eines  direkten  Auflagers  konstruirt  werden  soll,  so 
ist  und  bleibt  die  Vignole- Schiene  die  einzige  richtige, 
durch  lange  Erfahrung  erprobte  Form.  Die  gewöhnliche 
Schiene  von  5"  Höhe  vermag  nun  die  Last  eines  Trieb- 
rades schon  auf  3 Fuss  freie  Länge  zu  übertragen,  wie 
die  Rechnung  und  die  darauf  begründete  Entfernung  der 
Holzschwellen  beweist.  Das  giebt  bei  einer  Breite  des 
Fusses  von  3s/4"  ein  Auflager  von  135“  oder  ca.  11  iV- 

*)  Wir  verweisen  auf  die  technischen  Journale,  namentlich  das 
Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens,  worin  der  „eiserne 
Oberbau“  ein  stehender  Artikel  geworden  ist.  Spezialwerke  sind: 
Heusinger  von  Waldegg,  die  eiserne  Eisenbahn,  und  M.  C.  Couche, 
voie,  materiel  roulant  et  exploitation  technique  des  ehemins  de  fer. 
Auch  ist  das  Referat  Xo.  S der  im  September  18(55  in  Dresden 
versammelt  gewesenen  Eisenbahn- lechniker  hier  anzutühren. 

**)  Wir  nehmen  damit  nur  ca.  1 4 der  Tragfähigkeit  einer  gut 
im  Stand  erhaltenen  Chaussee  an,  auf  welcher  ein  Lastwagen  mit 
4"  breiten  Felgen  leicht  120  Zentner  laden  kann.  Es  kommt  dabei 
eine  Last  von  30  Zentner  auf  höchstens  4 . 1 1 - = 0-  , also  < 20  Zent- 
ner auf  den  c',  und  dabei  ist  der  Boden  direkt  der  wälzenden  Rei- 
bung ausgesetzt. 


143 


Es  würde  daraus  folgen,  dass  schon  die  gewöhnliche  Schiene, 
direkt  auf  eine  gute  Unterbettung  gelegt,  den  Zweck  er- 
füllen könnte,  um  so  mehr,  da  hier  gleichmässig  ver- 
theiltes  Auflager  vorhanden  wäre.  Die  Unterbrechung  an 
den  Stössen  ist  aber  selbst  durch  Laselienverbindung  aus 
oben  angeführten  Gründen  nicht  gänzlich  zu  beseitigen. 
Theoretisch  würde  also  an  den  Stössen  das  halbe  Aullager 
vorhanden  sein , und  auch  dieses  würde,  in  Folge  der 
oben  erwähnten  Abnutzung  der  zu  kleinen  Auflagerflächen 
sehr  bald  geschmälert  werden.  Das  Auflager  muss  also 
wegen  der  Schienenstösse  erheblich  grösser  gemacht  wer- 
den und  dazu  bieten  sich  2 Wege: 

1.  Uebertragung  der  Last  auf  eine  grössere  Länge 
durch  bedeutende  Erhöhung  des  Mittelsteges  bei 
gleicher  oder  nur  wenig  grösserer  Breite  des  Fusses. 

2.  Verbreiterung  des  Fusses  bei  derselben,  oder 
sogar  wesentlich  verringerten  Höhe  des  Mittelstegs. 

Mit  genügender  Klarheit  hat  sich  über  diese  Verhält- 
nisse bis  jetzt  nur  der  Geh.  Ober -Baurath  Hartwich 
ausgesprochen  und  ist  dieser  zugleich  derjenige,  welcher, 
abweichend  von  allen  Andern,  den  ersten  der  vörbezeich- 
neten  Wege  eingeschlagen  hat.  Sein  System,  in  Fig.  3 

dargestellt,  ist  bereits 
in  grossem  Strecken 
ausgeführt  und  hat 
alle  V orurtheile  gegen 
eiserne  Oberbausys- 
teme widerlegt.  Der 
Bedingung  einer  ste- 
tigen Bahn  ist  durch 
eine  überaus  kräftige 
Laschen  Verbindung 
zu  genügen  versucht, 
die  jedoch  schon  nach 
den  bisherigen  kur- 
zen Erfahrungen 
durch  eine  Unterlags- 
platte verstärkt  werden  musste.  Wenn  jedoch  gegenwär- 
tig das  System  schon  als  eine  wahre  Erlösung  vom  Uebel 
des  bisherigen  betrachtet  werden  muss,  so  dürften  doch 
nach  Verlauf  von  mehren  Jahren  sich  einige  nicht  zu 
übersehende  Mängel  heraussteilen.  Die  Uebelstände  jeder 
Laschenverbindung  sind  in  dem  Hartwich’schen  System 
nämlich  durch  einen  nicht  unerheblichen  Kostenaufwand 
wohl  verringert,  aber  keineswegs  beseitigt.  Das  grosse 
Gewicht  der  Schiene  von  30 — 35  Pfd.  pro  lfd.  Fass  er- 
schwert die  Fabrikation,  was  nicht  ohne  Rückwirkung  auf 


Korrespondenzen. 


Wien  im  März.  — st  — Als  Neu-Oestreicher , als  Zu- 
kunftsmann, einem  Lethebad  entsprungen,  will  ich  vor  Sie  tre- 
ten, wenn  ich,  was  mit  herzlich  aufrichtigem  Vergnügen  ge- 
schieht, Ihrer  Einladung,  der  „Deutschen  Bauzeitung“  aus 
Oestreich  zu  berichten,  Folge  gebe.  Ich  muss  solehermaassen 
fiir  jetzt  ohne  Anknüpfung  an  Vergangenes  zusammenhanglos 
ein  Stück  unseres  hiesigen  Kunst-  und  Bau -Lebens  heraus- 
greifen, hoffe  aber  doch,  dass  in  Zukunft  ein  verbindender 
Faden  meiner  Berichte  nicht  empfindlich  zu  vermissen  sein 
werde. 

Vor  Allem  die  Kunde,  dass  für  die  Festbauten  zum  dritten 
deutschen  Bundesschiessen  schon  rüstig  vorbereitet  wird.  In 
dem  abgeführten  Konkurs  der  Architekten  hat  Moritz  Hin- 
träger  mit  seinem  schlichten,  den  echten  Eintags-Fest-Cha- 
rakter  an  sich  tragenden  Entwürfe  die  Palme  errungen,  und 
unter  seiner  kundig  und  ruhig  schaffenden  Hand,  unter  der 
verständigen  Oberaufsicht  des  Fest- Bau  - Komitees,  in  dessen 
Mitte  sich  Ferstel,  Hansen,  Tietz  befinden,  werden  sich 
bald  in  riesigem  Umkreis  zwischen  den  Waldgruppen  des 
Praters  die  Zimmerwerke  erheben,  welche  bestimmt  sind,  lieb- 
werthen  Gästen  deutscher  Zunge  zum  erhebenden,  wetteifer- 
fördernden Vereinigungspunkt  mit  östreicliischen  Stannngenossen 
zu  dienen.  Ich  kann  Ihnen  vom  Fachstandpunkte  aus  in  der 
Arbeit  Moritz  Hinträgers,  die  ich  den  ersten  Schwarzschuss 
des  ganzen  Festes  nennen  möchte,  einen  sehr  befriedigenden 
Genuss  versprechen.  Aber  hier  heist’s:  komrtien,  sehen  und 
mitthun! 

Von  unserer  Museenkonkurrenz  ist  dem  Architekten- 


Fig. 3.  Hartwich. 


den  Preis  und  die  Güte  des  Materials  bleiben  kann.  Die 
Schweissung  der  Kopffläche  dürfte  noch  häufiger  Fehlern 
unterworfen  sein,  als  bei  der  jetzt  üblichen  Schiene,  wo- 
durch die  Dauerhaftigkeit  wiederum  beeinträchtigt  ist. 
Letzteres  dürfte  um  so  unangenehmer  werden,  als  bei  der 
blossen  Beschädigung  der  Kopffläche  ein  bedeutendes  Ma- 
terialgewicht unbrauchbar  wird  und  ausgewechselt  werden 
muss.  Die  Dauer  des  Geleises  dürfte  also  im  günstigsten 
Falle  derjenigen  nach  dem  bisherigen  System  gleichgestellt 
werden*). 

Alle  übrigen  vorgeschlagenen  Systeme,  deren  wich- 
tigste wir  nachstehend  in  Profilskizzen  vorführen,  zeigen 
durchweg  die  Absicht,  das  erforderliche  Auflager  auf  der 
Bettung  durch  Verbreiterung  des  Fusses  zu  erreichen. 
Eine  direkte  Verbreiterung  des  Fusses  der  Vignole- 
Schiene,  welche  liegend  gewalzt  werden  muss,  macht 
durch  das  tiefe  Einschneiden  der  Schenkel  des  Fusses  in 
die  Walzen  die  Anfertigung  schwierig,  wenn  nicht  un- 
möglich, und  ist  man  aus  diesem  Grunde  gezwungen,  die 
Schiene  aus  mehren  Theilen  zusammenzusetzen. 
Dieser  Uebelstand  wird  indessen  mehr  wie  aufgehoben 
durch  eine  ganze  Reihe  von  Vortheilen,  nämlich 

1.  die  einzelnen  Theile  lassen  sich  wegen  der  ge- 
ringeren Masse  vollkommener  auswalzen , billiger  herstei- 
len und  bequemer  handhaben; 

2.  durch  Verwendung  verschiedenen  Materials  zu  den 

einzelnen  Theilen:  Feinkorneisen  resp.  Stahl  zu  der 

Oberschiene,  geringere  Eisensorten  zu  der  Unterschiene, 
wird  eine  grössere  Dauerhaftigkeit  ohne  Kostenerhöhung 
erzielt; 

3.  die  Ausbesserung  eines  Geleises  bei  Schadhaftwer- 
den eines  Theiles  desselben  ist  mit  einem  Minimum  von 
Zeit  und  Arbeitskraft  und  ohne  beträchtlichen  Material- 
Verlust  auszuführen; 

4.  die  Ueberbriickung  der  Schienenstösse  ist  durch 
Versetzen  der  Stösse  in  den  einzelnen  Theilen  in  der  er- 
reichbar vollkommensten  Weise  hergestellt. 

Die  Vortheile  sind  so  wesentlich,  dass  man  begreift, 
warum  mit  jener  einzigen  Ausnahme  alle  Vorschläge,  die 
sich  bis  jetzt  einer  Aufmerksamkeit  erfreuen,  darauf  ge- 
rücksichtigt  haben.  Die  in  Figur  4 — 6 vorgeführten 
Systeme  sind  schon  versuchsweise  verlegt,  und  die  Be- 

*)  Bei  einer  kürzlich  auf  einer  nach  dem  Hartwich’schen 
System  konstruirten  Strecke  vorgekommenen  Entgleisung  sind  noch 
einige  andere  Mängel  hervorgetreten.  Es  wäre  aber  zu  bedauern, 
wenn  mail  diese  Mängel  dem  Langschwellen -System  überhaupt  zu- 
schreiben würde. 

Verein  in  Berlin,  der  den  H as  enauer’schen  bezüglichen  Ent- 
wurf kurze  Zeit  sogar  in  seinen  Räumen  beherbergte,  Kunde 
geworden.  Theophil  Hansen  hat,  ich  sag’  es  Ihnen  offen, 
die  öffentliche  Meinung  ganz  auf  Seite  seines  echt  monumen- 
talen, echt  Schinkel’schen  Entwurfs  für  die  vereinigten 
Museen  für  Kunst-  und  naturhistorische  Sammlungen  gebracht. 
Es  muss  und  wird  im  Interesse  der  Kunst,  im  Interesse  Wiens, 
Alles  daran  gesetzt  werden,  diese  Monumentalbauten  in  seine 
Hände  zu  legen.  Das  ist  meine  und  der  grossen  Mehrzahl 
Meinung. 

Die  Museenkonkurrenz,  eine  sogenannte  beschränkte,  nur 
auf  wenige  Eingeladene  ausgedehnte,  — eine  Konkurrrenz 
mit  Protektions-Hindernissen,  wie  sich’s  ergeben  hat,  — hat 
auch  die  Frage  der  Bauentwurfskonkurrenzen  im  Allgemeinen, 
die  bei  uns  sehr  einer  Regelung  bedarf,  neuerdings  in  Schwung 
gebracht.  Mit  um  so  grösserem  Interesse  sieht  man  den  Be- 
schlüssen des  Gemeinderaths  der  Stadt  Wien  entgegen,  der 
jetzt  eben  über  die  Art  der  Beschaffung  von  Entwürfen  für 
das  neue  Rathhaus  deliberirt.  Davon  dann  später.  Das  Rathhaus 
gegenüber  dem  Stadtpark,  und  das  nach  Fer  stel’schem  Plane 
zur  Ausführung  kommende  Gebäude  für  das  östr.  Museum 
für  Kunst  und  Industrie  bei  der  alten  Wienbrücke  vor  dem 
ehemaligen  Stubenthor  werden  die  letzten  Gebäude  unserer 
neuen  Ringstrasse  auf  Süd-  und  Ost-Seite  unserer  Altstadt  sein. 

Sonst  regt  sich’s  schon  allenthalben  mit  Vorbereitungen 
für  die  beginnende  Bausaison.  Es  ist  sehr  vermehrte  Baulust 
wieder  eingetreten.  Wie  ich  höre,  weilt  Ihr  Berliner  Lands- 
mann Friedrich  Hoffmann  hier,  um  mit  unserem  Ziegel-Sou- 
verain  Heinrich  Dräsche  alte  Geschäfte  abzuwickeln  und  neue 
Ofenzirkulationen  einzuleiten.  Der  Feuerungsprozess  soll  Bei- 
den gute  Werthe  einbringen. 

Einem  interessanten  Bau  sehen  wir  mit  Nächstem  ent- 
gegen , dem  Bau  der  stabilen  Eisenbahnbrücke  der  Staats- 


144 


richte*)  darüber  lassen  über 
ihre  Brauchbarkeit  gar  kei- 
nen Zweifel  zu.  Bei  solider 
Ausführung  kann  es  auch 
nicht  anders  sein.  Uebel- 
stände  werden  sich  auch  hier 
erst  nach  Verlauf  einiger  Zeit 
bemerkbar  machen  und 
durchweg  auf  eine  gemeinsame  Ursache  zurückzuführen 

sein.  Die  von  den  Fahr- 
zeugen ausgeübte  Stösse 
nämlich  werden  bei  der 
geringsten  eingetretenen 
Bewegung  auf  einzelne 
kleine  Flächen  geleitet, 
derenFestigkeitden  wie- 
derholten Stosswirkun- 
kungen  nicht  gewachsen 
ist.  Diese  kleinen  Flä- 
chen sind  in  den  be- 
treffenden Skizzen  mit 
* bezeichnet.  Sowie  ein- 
mal eine  kleine  Bewegung  eingetreten  ist,  und  das  ist  bei 
der  solidesten  Arbeit  und  sorgfältigsten  Aufsicht  bei  Stössen 
von  so  ungeheurer  Intensität  unausbleiblich,  haben  die 

Schrauben  und  Niete 
Alles  auszuhalten;  das 
Nachziehen  resp.  Ver- 
stemmen wird  allmäh- 
lich so  überhand  nehmen, 
dass  das  Geleis  schneller 
erneuert  werden  muss, 
als  die  aus  besser m Ma- 
terial gefertigte  Ober- 
schiene es  nothwendig 
machen  würde.  Die 
Systeme  Fig.  4 und  5,  bei  denen  die  Unterschiene  aus  zwei 
Schenkeln  besteht,  haben  ausserdem  die  vollkommene 
Ueberbrückung  der  Schienenstösse  nur  vermeintlich  er- 
reicht. Entweder  sind  die  beiden  Schenkel  zusammen 
oder  wechselweise  gestossen.  Im  ersten  Falle  ist  die  Ober- 
schiene viel  zu  schwach  eine  Stossverbindung  abzugeben, 
im  zweiten  Falle  ist  die  Oberschiene  nur  einseitig  an  den 
Stössen  der  einzelnen  Schenkel  unterstützt.  Der  Umstand, 
dass  sehr  dicht  daneben  eine  Befestigung  durch  Schrau- 

*) Diese  Berichte  finden  sich  ziemlich  vollständig  im  Organ  für 
die  Fortschritte  des  Eisenbahnswesens. 


ben  oder  Niete  stattfindet,  schliesst  jene  kleinen  anfäng- 
lichen Bewegungen  nicht  aus,  denen  allmählich  die  ganze 
Konstruktion  zum  Opfer  fällt. 

Die  Stetigkeit  der  Bahn  kann  aber  nur  er- 
reicht werden  dadurch,  dass  bei  Unterbrechung 
des  einen  Schienentheils  der  andere  für  sich 
stark  genug  ist,  um  die  Last  auf  eine  der  Trag- 
fähigkeit des  Bodens  entsprechende  Länge  zu 
verth eilen.  Dabei  müssen  die  kleinen,  in  Folge  der 
Durchbiegung  eintretenden  senkrechten  Bewegungen 
von  hinlänglich  breiten  horizontalen  Flächen  aufge- 
fangen werden,  um  jeden  durch  schiefes  Auflager  ver- 
grösserten  Seitenschub  auszuschliessen.  Sobald  der  senk- 
rechte Druck  der  Fahrzeuge  durch  schiefe  Flächen  aufge- 
fangen wird,  finden  wir  überall  Schrauben  und  Niete  als 
wesentliche  Theile  der  Konstruktion  eingeführt.  Gerade 
die  bisherige  Laschenverbindung  hat  aber  gezeigt,  dass 
Schrauben  und  Niete  als  wesentliche  Theile  eines  Schie- 
nengestänges immer  wandelbar  sind.  Alle  Systeme,  die 
jene  Befestigungsmittel  nothwendig  machen,  müssen  daher 
mit  gerechtem  Misstrauen  aufgenommen  werden.  Unter 
den  vorgeschlagenen  Systemen  erfüllt  die  oben  ausge- 
sprochene Anforderung  am  meisten  das  System  Hilf. 

(Schluss  folgt.) 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Haupt  - Versammlung  am 
4.  April  1868.  Vorsitzender  Hr.  Böckmann,  anwesend  134 
Mitglieder.  Die  Herren:  Gerns,  Hanke  und  Liersch  wur- 
den neu  aufgenommen ; eingegangen  sind  4 Lösungen  der 
fälligen  Monatsaufgaben. 

Zunächst  referirte  Hr.  Schw edler  über  die  4 letzten 
Monatskonkurrenzen  aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens, 
welche  die  Konstruktion  der  Unterzüge,  Balken  und  Stützen 
für  ein  Speichergebäude  zur  Aufgabe  hatten.  Den  Vorzug  er- 
theilte  derselbe  der  Arbeit  mit  dem  Motto  ,,J.  W.“,  deren 
Verfasser  namentlich  in  saehgemässer  Weise  die  ungleichsei- 
tige Belastung  berücksichtigt  und  daher  die  Stützen  nicht 
allein  auf  Festigkeit  gegen  Knicken  konstruirt,  sondern  hier- 
bei auch  Biegungsmomente  in  Rechnung  gezogen  hatte.  Einem 
Tadel  des  Hrn.  Referenten  gegenüber,  dass  bei  die-er  Arbeit 
das  Auflager  der  Balken  auf  einer  vor  die  Wand  gekragten 
Mauerlatte  zu  wenig  gesichert  sei,  wurden  von  anderer  Seite 
die  grossen  praktischen  Vortheile  einer  solchen  Anordnung 
hervorgehoben,  wTelche  bei  niedrigen  Stockwerkshöhen,  wie 
solche  bei  Speichern  üblich  sind,  gestattet  den  Fenstersturz 
so  hoch  wie  möglich  anzuordnen.  Auch  die  Schwächung  der 
Mauern,  welche  sehr  bedeutend  ist,  wenn  die  Mauerlatte 
luftig  liegen  soll,  werde  vermieden,  ein  Auswechseln  derselben 


Fig.  4.  Sch  ef  fl  er  . 


Fig.  5.  Kostlin  und  Battig. 


Eisenbalmgesellschaft  über  die  Donau  nächst  Wien,  am  untern 
Praterende.  Bei  der  Vergebung  der  Brücke  haben  franzö- 
sische Unternehmer  durch  Billigkeit  ihrer  Offerte  gesiegt. 
Die  Pfeiler  aus  Stein  werden  durch  den  Spezialisten  Castor, 
der  die  Kehl-Strassburger  Brücke  fundirt,  seither  aber  durch 
zahlreiche  Ausführungen  sein  Verfahren  wesentlich  vervollkomm- 
net hat,  mittelst  Caissons  und  mit  Anwendung  komprimirter  Luft 
versenkt.  Er  wird  dabei  gar  keine  Flussgerüste,  sondern  nur 
Pontons  verwenden. 

Der  östr.  Ingenieur-  und  Architekten-Verein  ist  mit  der 
am  29.  Februar  d.  J.  abgehaltenen  General -Versammlung  in 
ein  neues  Vereinsjahr  eingetreten.  Er  zählt  jetzt  nahe  an 
900  Mitglieder.  Der  aus  der  Zahl  der  Architekten  gewählte 
bisherige  Vereins -Präsident,  Dom- Baumeister  Friedrich 
Schmidt,  hat  seine  Würde  an  den  nach  dem  üblichen  Turnus 
nunmehr  dem  Ingenieurfach  entnommenen  neugewählten  Prä- 
sidenten, den  Generaldirektor-Stellvertreter  der  k.  k.  pr.  östr. 
Staatseisenbahngesellschaft,  Regierungsrath  Wilhelm  Ritter 
von  Engerth,  abgetreten.  Vizepräsident  war  Maschinen- 
fabrikant Carl  Pf  aff,  neugewählter  Vizepräsident  ist  Archi- 
tekt Carl  Tietz.  Eine  Statutenmodifikation  wurde  in  der 
General-Versammlung  zum  Beschluss  erhoben,  wonach  Prä- 
sidium und  Verwaltungsrath  je  auf  2 Jahre  gewählt  werden 
und  die  betreffenden  Personen  für  die  nächstfolgende  Wahl- 
periode nicht  wieder  wählbar  sind.  Von  den  gewählten  Ver- 
waltungsräthen  tritt  jährlich  die  fuuktionsältere  Hälfte  aus, 
so  dass  künftig  in  jeder  General-Versammlung  nur  G statt  bis- 
her 12  Verwaltungsräthe  zu  wählen  sind.  Man  bezweckt  da- 
mit einen  grösseren  Wechsel  der  Personen  für  dieses  Ehren- 
uud  Vertrauensamt.  Die  neuen  Verwaltungsräthe  sind:  Arn- 
berger,  Doderer,  Flattich,  Kaiser  von  der  Architektur;  Büliler, 
Fanta.  Hermann,  Köstlin  vom  Ingenieurfach;  Becker,  Fink, 
Grimburg,  Rittinger  aus  der  mechanischen  und  hüttenmän- 


nischen Branche;  dazu  ex  officio  der  abgetretene  Vorstand 
Schmidt  und  Pfaff,  und  mit  Sitz  ohne  Stimme  Kassenverwalter 
und  Redakteur,  Seybel  und  Dr.  Sonndorfer.  Der  Verein  ver- 
sammelt sich  während  der  Wintersaison  regelmässig  jeden 
Samstag  Abend.  Durchschnittlich  200  Mitglieder  sind  an- 
wesend. Ein  ständiges  Komite  approvisionirt  denselben  mit 
wissenschaftlichen  Vorträgen,  deren  meist  3 aus  den  verschie- 
denen Branchen  den  Stoff  für  einen  Abend  abgeben,  wofern 
nicht  die  sich  an  die  Vorträge  knüpfenden  Diskussionen 
diese  Anzahl  beschränken.  Von  allgemeinerem  Interesse  war 
seit  der  General -Versammlung  nur  ein  für  die  Einführung 
eines  allgemeinen  einheitlichen  Schienenprofils  plädirender  Vor- 
trag des  Ober-Iugenieurs  Heinrich  Schmidt,  die  Diskussion 
und  Ivomitewahl  anlässlich  des  Brückeneinsturzes  bei  Czerno- 
witz  und  ein  begonnener  und  sich  noch  fortsetzender  Vortrag 
des  Historienmalers  und  Professors  Eduard  Engerth  über 
die  Beleuchtung  von  Kunstmuseen.  Diese  letzteren  beiden 
Thematen  behalte  ich  mir  vor  und  schliesse  für  heute  mit 
kollegialischem  Grusse. 


Eduard  ran  der  > ii  1 1 . 

Die  Architekten  Deutschlands  haben  den  Verlust  eines 
ihrer  bekanntesten  Meister  zu  beklagen.  Am  Morgen  des  3. 
April  wurde  der  Oberbaurath,  Professor  van  der  Nüll  zu 
Wien  todt  in  seiner  Wohnung  gefunden.  Wir  geben  nach- 
stehend die  Mittheilung,  welche  die  N.  fr.  Pr.,  anscheinend 
aus  der  Feder  eines  Kunstgenüssen,  dem  traurigen  Ereignisse 
widmet. 

„Seit  langer  Zeit  hat  keine  Nachricht  die  Künstlerkreise 
Wiens  so  mächtig  bewegt,  als  dieser  unerwartete  und  gewalt- 
same Tod.  Würde  man  nicht  wissen,  dass  der  Künstler  seit 


145 


wesentlich  erleichtert..  Als  Verfasser  der  Arbeit  „J.  W.“, 
welcher  mit  bedeutender  Majorität  der  Preis  ertheilt  wurde, 
ergab  sich  Hr.  Klein.  — Die  Beurtheilung  der  Monatskon- 
kurrenzen aus  dem  Gebiete  des  Hochbaus  musste  wegen  Ab- 
wesenheit des  Referenten  unterbleiben. 

Nachdem  Hr.  Möller  über  die  Arbeiten  der  mit  dem 
Entwurf  eines  neuen  Vereins-Statuts  beauftragten  Kommission 
referirt.  und  Hr.  Jacobsthal  mehre  Anschaffungen  für  die 
Bibliothek  befürwortet  hatte,  ging  man  zur  Bestimmung  der 
Aufgaben  für  die  Konkurrenzen  zum  nächsten  Schinkelfest 
über.  Von  den  verschiedenen  Vorschlägen  gewann  der  eine, 
welcher  eine  einheitliche  Zusammenfassung  beider  Aufgaben 
bezweckte,  die  überwiegende  Mehrheit.  Hiernach  soll  im 
Ingenieurwesen  die  Anlage  eines  Zentral-Bahnhofes  (mit 
Zugrundelegung  einer  wirklichen  Lokalität,  etwa  Posen  oder 
Hannover),  im  Hochbau  der  Entwurf  des  Stati  onsgebäudes 
für  diesen  Bahnhof  zur  Lösung  gestellt  werden.  Die  Ausar- 
beitung der  Programme  wird  durch  eine  gemischte  Kommission 
erfolgen,  zu  welcher  die  Hrn.  Koch,  Weishaupt,  Römer 
und  Lucae  bestimmt  wurden. 

Eine  im  Fragekasten  enthaltene  Frage,  ob  der  Verein 
nicht  in  Gemeinschaft  mit  anderen  technischen  Vereinen  Ber- 
lins den  Antrag  stellen  solle,  dass  bei  Einführung  des  neuen 
einheitlichen  Maasses  für  die  Bezeichnung  des  Gewichts  nur 
das  Kilogramm  gewählt,  das  Pfund  aber  gänzlich  beseitigt 
werden  möge,  gab  Anlass  zu  einer  Diskussion,  in  welcher  ein 
derartiges  Vorgehen  des  Vereins  einem  bestimmt  gestellten 
Anträge  Vorbehalten  wurde;  auch  wurde  geltend  gemacht,  dass 
es  sich  jedenfalls  empfehle,  vorher  von  den  Motiven  des  Re- 
gierungs-Vorschlages Einsicht  zu  nehmen. 

Den  Schluss  der  Versammlung  bildeten  innere  Vereins- 
angelegenheiten.  Der  Vorstand  berichtete  über  einige  Aner- 
bietungen, die  dem  Verein  zum  Zwecke  der  Erlangung  eines 
geeigneten  Versammlungs- Lokals  gemacht  worden  seien,  und 
versicherte  sich  des  einstimmigen  Einverständnisses  der  an- 
wesenden Mitglieder  mit  dem  von  ihm  gewählten  Projekte, 
wonach  zunächst  eine  angemessene  Erweiterung  des  gegen- 
wärtigen Lokals  in  Aussicht  genommen  werden  soll.  — Die 
Bibliothekordnung  wurde  auf  Antrag  des  Bibliothekars  dahin 
abgeändert,  dass  die  täglichen  Bibliothekstuuden  fortan  um 
2 Stunden  (von  3 — 5 Uhr  Nachmittags)  gekürzt  werden  sollen. 
In  der  Zeit  vom  12.  bis  16.  April  d.  J.  soll  die  Bibliothek 
ganz  geschlossen  sein.  — F.  — 


Vermischtes. 

Einsturz  der  Eisenbahnbrücke  über  den  Pruth  auf 
der  Lemberg-Czernowitzer-Eisenbahn. 

Als  der  am  4.  März  a.  c.  von  Czernowitz  abgehende  Früh- 
zug die  nach  Schifkorn’schem  System  konstruirte  Brücke  über 
den  Pruth  passirte,  stürzte  das  letzte  der  180'  langen  Felder 
ein.  Zugleich  mit  der  Eisenkonstruktion  fielen  2 Lokomotiven 

mehren  Wochen  bereits  in  dem  Innersten  seiner  Seele  ver- 
stimmt war,  dass  sein  Bruder,  der  General  van  der  Niill,  eines 
ähnlichen  Todes  gestorben  ist,  so  wäre  das  plötzliche  Hin- 
scheiden  dieses  Künstlers  gerade  in  diesem  Momente  eine  fast 
unerklärliche  Sache.  Die  Wege  des  menschlichen  Geistes  sind 
wunderbar  und  räthselhaft,  wie  in  ihren  reinsten  Konzeptionen, 
so  auch  in  ihren  verhänguissvollsten  Willensakten.  Die  Ein- 
samkeit und  gesellschaftliche  Abgeschlossenheit  dieses  Mannes 
mag  viel  dazu  beigetragen  haben,  die  krankhafte  Gemüths- 
stimmung  zu  erhöhen,  seine  Reizbarkeit  zu  steigern,  zu  deren 
Erregung  mehr  als  eiu  Motiv  vorhanden  war.  Seit  der  Er- 
krankung seines  Freundes  August  v.  Siccardsburg  lastete 
der  geschäftliche  Theil  des  Baues  des  neuen  Opernhauses,  der 
nicht  zu  den  erquicklichsten  und  einfachsten  gehört,  auf  sei- 
nen Schultern  allein;  im  Öffentlichen  wie  akademischen  Leben 
gestaltete  sich  Manches  anders,  als  er  erwartete;  er  fasste 
dieses  in*  einer  ganz  persönlichen  Weise  auf,  und  so  schien 
in  seiner  Seele  'der  Entschluss,  der  seinem  Leben  ein  Ende 
machte,  zur  Reife  gediehen  zu  sein. 

Eduard  van  der  Nüll  war  ein  ehrenhafter  Charakter 
und  eine  nicht  gewöhnliche  Künstlerkraft.  Sein  Tod  reisst  im 
Wiener  Künstlerleben  eine  Lücke  aus,  die  Niemand  unter  den 
Lebenden  auszufüllen  im  Stande  ist.  So  wenig  er  Architecte- 
Gonstructeur  war  und  so  wenig  er  Massen  architektonisch  zu 
beherrschen  verstand,  als  Architecte-Decorateur  nahm  er  einen 
ersten  Rang  ein;  als  architektonischer  Zeichner  wird  er  nicht 
leicht  von  einem  der  Lebenden  übertroffen  werden.  Die  Ele- 
ganz der  Form  und  der  Zeichnung,  die  heutzutage  in  einen 
grossen  Theil  der  Wiener  Kunst-Industrie  übergegangen  ist, 
ist  sein  Werk  und  das  Werk  seiner  Schule.  Manche  der  von 
ihm  herrührenden  grösseren  Monumental  - Bauten,  die  in  rein 
architektonischer  Natur  minder  glücklich  waren,  sind  reizend 
in  der  Fülle  dekorativen  Details.  Würde  das  Opernhaus  heute 


nebst  9 Lastwagen,  worunter  auch  eine  Anzahl  Viehwagen,  in 
den  Strom.  Die  Personenwagen,  welche  sich  an  die  Last- 
wagen anschlossen,  wurden  theils  durch  die  Trümmer  der 
gebrochenen  Wagen  aufgehalten  und  vor  dem  Ilückstosse  da- 
durch bewahrt,  dass  die  Kondukteure  mit  grosser  Geistesge- 
genwart die  Bremsen  mit  aller  Gewalt  anzogen  und  so  die 
Wagen  zum  Stehen  brachten.  Die  verunglückten  Personen 
und  ein  Theil  des  Viehs  wurden  gerettet,  auch  die  beiden 
Lokomotiven  blieben  beinahe  ganz  unversehrt;  es  scheint  daher, 
dass  der  Einsturz  successive  und  sehr  sanft  erfolgt  ist. 

Der  effektive  Schaden  der  Gesellschaft  wird  sich  auf 
höchstens  25000  fl.  belaufen,  und  die  Wiederaufstellung  des 
Brückenfeldes  einen  Zeitraum  von  circa  4 Wochen  in  Anspruch 
nehmen. 

Sämmtliche  Eisenbahnen,  welche  Schifkorn’sche  Brücken 
besitzen,  haben  ihre  Brücken -Ingenieure  nach  Czernowitz  ent- 
sendet, um  die  mögliche  Ursache  dieses  Einsturzes  zu  ergründen, 
jedoch  ohne  Resultat.  Seit  der  Aufstellung  dieser  Brücke  ha- 
ben mehr  als  3600  Züge  dieselbe  passirt,  ohne  dass  sich  bei 
der  fortgesetzten  strengen  Ueberwachung  irgend  welche  Be- 
denken zeigten,  welche  auch  nur  im  Entferntesten  eine  Gefahr 
voraussetzen  Hessen. 

Das  Eisenwerk  Wiesenberg,  welches  die  Ausführung  der 
Brücke  bewerkstelligt  hatte,  hat  sich  bereit  erklärt,  das  ein- 
gestürzte Brückenfeld  in  kürzester  Zeit  zu  ersetzen  und  zugleich 
an  demselben  solche  Verstärkungen  vorzunehmen,  welche  noch 
weit  grössere  Belastungen,  als  die  normalmässigen , gestatten, 
und  für  den  Fall,  dass  bei  deren  Prüfung  befriedigende  Resul- 
tate gewonnen  würden,  diese  Verstärkung  auch  bei  den  übri- 
gen Schifkorn’schen  Brücken  auf  der  Cherno witzbahn  in  An- 
wendung zu  bringen.  Uebrigens  findet  seit  dem  25.  März  in 
Folge  der  hergestellten  Kommunikation  über  den  Pruth  der 
Verkehr  wieder  in  regelmässiger  Weise  Statt. 

(Nach  d.  Zeitg.  d.  Vereins  deutscher  Eisenbahn -Verwalt.) 

Architekt  Dr.  J.  Andreas  Romberg,  als  Begründer 
der  noch  heut  unter  seinem  Namen  bestehenden  Fachzeitschrift 
und  durch  mehre  andere  litterarische  Unternehmungen  vielfach 
bekannt,  ist  in  den  ersten  Tagen  des  April  zu  Berlin,  wo 
er  zuletzt  seinen  Wohnsitz  genommen  hatte,  verstorben.  In 
den  letzten  Jahren  seines  Lebens  hatte  er  den  Bau  und  die 
Einrichtung  von  Bierbrauereien  zu  seiner  Spezialität  gemacht. 
Die  grosse  Aktienbrauerei  zu  Bergedorf  bei  Hamburg  rührt 
von  ihm  her. 


Die  neuen  Millwall- Docks  in  London  sind  vor  kurzer 
Zeit  dem  Verkehr  übergeben.  Das  Eingangs  - Dock  ist  das 
grösste  der  Londoner  Docks,  450  Fuss  lang  und  80  Fuss 
breit.  Die  Docks  haben  28  Fuss  Wasser,  und  drei  Schleusen- 
thore  am  Eingänge  gewähren  Lichterschiffen  und  anderen 
kleinen  Fahrzeugen  zu  jeder  Zeit  Ein-  und  Ausgang. 


in  allen  seinen  Theilen  vollendet  vor  unseren  Augen  stehen, 
so  würden  diese  Verdienste  van  der  Niill’s  noch  entschie- 
dener hervortreten,  als  es  schon  gegenwärtig  der  Fall  ist.  Auch 
das  Carltheater,  das  neue  Geschäftshaus  von  Haas,  die  Altler- 
chenfelder Kirche,  der  grosse  Hof  des  Kommandantur-Gebäudes 
im  Arsenale,  eine  der  vortrefflichsten  Militairbauten  der  Ge 
gen  wart,  sind  Werke,  die  seinen  Namen  in  ehrenvoller  Weise 
der  Zukunft  überliefern. 

Geboren  zu  Wien  1812,  wirkte  van  der  Nüll  vom  Jahre 
1844  bis  1866  an  der  hiesigen  Akademie  der  bildenden  Künste 
unter  nicht  immer  günstigen,  noch  weniger  erfreulichen  Ver- 
hältnissen. Wer  die  Zustände  dieser  Schule  während  jener 
Epoche  kennt,  weiss,  wie  wenige  Perioden  als  wirklich  erquick- 
liche bezeichnet  werden  können.  Was  ihn  auch  während  der 
trübsten  Stunden  in  seinem  Amtsleben  tröstete,  war  die  innige 
Freundschaft  mit  seinem  Kollegen,  Professor  August  v.  Sic- 
cardsburg, war  die  Verehrung  seiner  hervorragenden  Schüler 
und  vor  Allem  die  Lust  zur  Arbeit.  Thätig  und  unermüdlich 
war  van  der  Nüll  sein  Lebenlang;  Feder  und  Stift  zu  führen 
verstand  er  wie  Wenige.  Die  schroffe  Seite  seines  Wesens, 
das  Unnahbare  seines  Charakters  milderte  sich  für  Jene,  die 
ihm  näher  standen  und  die  sich  bemühten,  in  seine  künstleri- 
sche Individualität  einzugehen.  Aber  wie  Wenige  giebt  es  bei 
uns,  die  wissen,  was  ein  Künstlerleben  bedeutet,  die  begreifen, 
dass  Künstlerfragen  anders  als  ein  bureaukratisches  Aktenfas- 
zikel behandelt  werdeu  müssen?  Im  vulgären  Sinne  des  Wor- 
tes war  van  der  Nüll  keine  populäre  Künstlernatur;  aber 
dessen  sind  wir  überzeugt,  die  Künstlerwelt  Wiens  wie  das 
gebildete  Publikum  werden  die  Nachricht  von  dem  Tode  des 
Künstlers  mit  dem  Ausdrucke  des  tiefsten,  des  aufrichtigsten 
Bedauerns  hinnehmen. 


146 


Den  Technikern  Carl  Windhausen  und  Heinrich 
Büssing  zu  Braunschweig  ist  unter  dem  2.  April  1868  ein 
Patent  auf  einen  Schornstein  - Aufsatz  auf  fünf  Jahre  für  den 
Umfang  des  preussischen  Staates  ertheilt  worden. 

Die  „ Kunst- Chronik  “ theilt  mit,  dass  die  Arehitektnr- 
schule  an  der  Wiener  Akademie  eine  neue  Organisation  erhal- 
ten wird,  nach  welcher  an  derselben  Spezialschulen  für  die 
bedeutendsten  Kunstrichtungen,  und  zwar  für  die  Antike,  die 
Renaissance  und  die  mittelalterlichen  Stilarteu  errichtet  werden 
sollen.  Jede  dieser  Spezialschulen  soll  unter  der  völlig  selbst- 
ständigen Leitung  eines  Lehrers  stehen;  alljährlich  solleu  unter 
wechselnder  Leitung  dieser  Vorsteher  gemeinschaftliche  Stu- 
dienreisen stattfinden.  Ein  gleichzeitiger  Besuch  mehrer  Spe- 
zialschulen ist  verboten;  der  LTebertritt  aus  der  einen  in  die 
andere  soll  in  der  Regel  nur  am  Schlüsse  eines  Semesters 
stattfinden.  Die  gesammte  Studienzeit  an  der  Architektur- 
schule soll  3 Jahre  nicht  überschreiten  dürfen. 


2.  die  Baugeschichte  des  Louvre  und  der  Tuilerien; 

3.  die  Ausgrabungen  der  Cite  in  Paris. 

Anerkennung  verdienen  die  ausführlichen  Besprechungen 

aller  das  Baufach  betreffenden  juristischen  und  öffentlichen 
Angelegenheiten.  Dem  durch  die  Weltausstellung  veranlassten 
grösseren  internationalen  Verkehr  verdanken  wir  die  Mitthei- 
lung eines  sehr  ansprechenden  Wohnhauses  in  Hannover,  in 
mittelalterlichen,  struktiven  Formen,  vielleicht  auch  die  grös- 
sere Aufmerksamkeit  auf  nicht  französische  Angelegenheiten, 
die  sonst  ignorirt,  jetzt  sogar  anerkannt  werden.  Wir  nen- 
nen hier  die  Hervorhebung  der  vom  Architekten -Verein  in 
Berlin  gethanen  Schritte  in  Betreff  der  Berliner  Dombau- 
Konkurrenz,  an  welche  Betrachtungen  für  französische  Ar- 
chitekten angeknüpft  werden  und  auf  deren  Verlauf  diesel- 
ben mit  Spannung  hiublicken.  — Leider  sind  wir  freilich 
noch  immer  nicht  in  der  Lage  über  einen  Erfolg  dieser 
Schritte  berichten  zu  können.  E.  J. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Gazette  des  Architectes  et  du  Bätiment.  Herausg. 
von  Viollet  - le  - Duc  filsundde  Baudot.  Jahrg.  1867. 
Heft  1 — 16. 

Vor  einem  Jahre  (No.  12  d.  Arch.-W.)  haben  wir  bei 
Besprechung  einiger  Hefte  der  vorliegenden  Zeitschrift  bereits 
auf  die  Tendenz  derselben  hingewiesen.  Es  möge  hier  mit 
Beziehung  auf  den  ausführlichen  Bericht  d.  Bl.  über  den  ar- 
chitektonischen Unterricht  in  Frankreich  wiederholt  werden, 
dass  die  Gazette  die  Richtung  jener  Männer  vertritt,  welche, 
Viollet-le-Duc  an  der  Spitze,  einen  Fortschritt  der  Bau- 
kunst nur  von  der  weiteren  ästhetischen  Entwickelung  und  Durch- 
bildung der  konstruktiven  Elemente  erwarten  und  die  es  durch 
eiumiithiges  Zusammenhalten  seit  vielen  Jahren  nach  harten 
Kämpfen  endlich  erlangt  haben,  eine  ihren  Prinzipien  ent- 
sprechende Lehranstalt  ins  Leben  zu  rufen. 

Mögen  die  bisherigen  Resultate  jener  Prinzipien  für  unsere 
Anschauung  auch  keineswegs  den  Erwartungen  entsprechen,  so 
dürfen  wir  die  Arbeiten  dieser  Schule  dessenungeachtet  nicht 
übersehen.  Denn  die  in  ihren  meist  grossen,  oft  monumen- 
tal ausgeführten  Werken  enthaltenen  Gedanken  äussern  sich 
zwar  oft  charakteristischer  und  zugespitzter,  eckiger  und  un- 
schöner als  vielleicht  nöthig,  dafür  aber  auch  um  so  präg- 
nanter und  offener;  sie  verlangen  und  verdienen  unsere 
Beachtung.  Mag  unser  Ideal  immerhin  ein  anderes  sein  — 
gehen  trotzalledem  unsere  Wege  nach  diesen  Idealen  nicht 
nebeneinander?  Ziehen  nicht  auch  wir  die  ernste  und  mühe- 
volle, denkende  und  strebende  Arbeit  in  der  Kunst  dem 
bequemen  Schlendrian  der  Säuleustellungen  und  Fialen  vor? 

Wie  sehr  die  vorliegende  Zeitschrift  bemüht  ist,  ihrer 
Aufgabe,  ein  Tageblatt  zu  sein,  gerecht  zti  werden,  sehen 
wir  schon  daraus,  dass  mit  Beginn  der  Weltausstellung  die 
Hälfte  des  Blattes  dieser  gewidmet  ist.  Klar  disponirt,  für 
sich  geordnet  und  paginirt  liegt  uns  hier  ein  ansehnliches 
Material  darüber  vor;  zu  reichhaltig,  als  dass  hier  ein  Referat 
daraus  gegeben  werden  könnte,  und  — Dank  dem  buchhänd- 
lerischen Geschäftsgänge  und  dem  stets  etwas  verzögerten 
Erscheinen  der  Zeitschrift  — auch  schon  etwas  veraltet!  — 
Hervorheben  wollen  wir  daraus  eine  ausführliche  Studie  über 
fast  alle  bis  jetzt  projektirten  und  ausgeführten  Ausstel- 
lungsgebäude, mit  speziellem  Eingehen  auf  die  Konstruktion 
und  den  Bau  des  jüngsten  Pariser  Gebäudes,  von  Chapron; 
die  folgenden  Artikel  sind  dem  Baumaterial  nnd  einem  Theil 
der  Baukonstruktionen  gewidmet  und  mit  vielen  zum  Theile 
guten  Holzschnitten  illustrirt. 

Aus  den  Mittheilungeu  der  Zeitschrift  selbst  sind  die 
wichtigsten  die  Fortsetzungen  der  bereits  früher  begonnenen 
Mittheilungen 

1.  Ecole  des  Freres  zu  Luneville; 


Konkurrenzen. 

Mo  n at  s - A ufgaben  im  Architek  ten  verein  zu  Ber- 
lin zum  2.  Mai  1868. 

I.  Fussbodenbelag  für  ein  Vestibül  von  30  bei  50  Fuss, 
in  reichem  Marmormosaik.  Maasstab  der  Zeichnung  1 : 60, 
davon  ein  Viertel  in  charakterisirenden  Farben. 

II.  Ueber  den  Dachraum  des  Speicher  - Gebäudes  (Monats- 
Aufgabe  pro  März)  wird  eine  freitragende  Dachkonstruktion 
in  Schmiedeeisen  mit  Abwalmung  nach  allen  Seiten  verlangt. 
Zeichnung  und  Berechnung  wie  dort. 


P er  sonal  - N achrichten. 


Am  5.  April  1868  starb  zu  Berlin  der  frühere  Geheime 
Ober- Baurath  und  Direktor  der  Bauakademie  Carl  Ferdi- 
nand Busse. 


Pr  eussen. 

Ernannt  sind:  Die  Ober- Bau -Inspektoren  Cremer  zu  Dan- 

zig und  Baenseh  zu  Cüslin  zu  Regierungs-  und  Bau-Räthen,  und 
der  Ingenieur  Wagner  zu  Fulda  zum  Landbaumeister  bei  der  Re- 
gierung zu  Cöln. 

Dem  Wasser  - Bau -Inspektor  Franzius  zu  Berlin  ist  eine  tech- 
nische Hülfsarbeiter- Stelle  bei  der  Bau  - Abtheilung  des  Ministeriums 
für  Handel  etc.  verliehen  worden. 

Der  Ban-Inspektor  Spannagel  zu  Recklinghausen  ist  nach 
Essen  versetzt  worden. 

Am  4.  April  haben  das  B a u meist  er-  Examen  bestanden : Edu- 
ard Arndt  aus  Greifenberg;  Hugo  Jaeckel  aus  Posen. 


Offene  Stellen. 

1.  Die  Kanal -Insp.- Stelle  bei  der  Sozietät  für  die  Melioration 
des  Obra- Bruchs  ist  vakant  und  soll  sogleich  mit  einem  im  Was- 
serbaufache erfahrenen  Techniker,  welcher  wenigstens  die  Qualifi- 
kation eines  Baumeisters  hat,  besetzt  werden.  Gehalt  jährlich 
800  Thlr.  und  400  Thlr.  Pferdegelder.  Meldungen  unter  Beifügung 
der  Zeugnisse  und  eines  Lebenslaufes  sind  bis  spätestens  den  i.  Mai 
er.  an  den  Kommissarius  für  die  Obra -Meliorationen,  Landrath 
Delsa  in  Kosten  einzusenden. 

2.  Von  der  Fortifikation  in  Rendsburg  werden  zwei  Bau- 
meister gegen  3 Thlr.  Diäten  gesucht. 

3.  Zur  Leitung  von  Bauwerken  bei  einen  Eisenbahnbau  wird 
ein  junger  Maurermeister  verlangt.  Näheres  im  Inseratentheile. 

4.  Mehre  Bauführer  zur  Ausführung  von  Chausseebauten 
werden  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Danzig,  S. 
in  Cassel,  K.  in  Düsseldorf,  E.  in  Stuttgart. 


Als  Verlobte  empfehlen  sich: 

Helene  Grabowski 
Fritz  Stumpf,  Bauführer. 
Marienburg,  den  3.  April  1868. 


Gestern  Abend  wurde  meine  Frau  Louise  geb.  Hottenrott 
von  einem  Töehterchcn  entbunden. 

Berlin,  7.  April  1868.  E.  Jacobsthal. 

Bekannt  niacliungs- 

Qualifizirte  Bauführer  werden  hierdurch  aufgefordert,  sich  zur 
sofortigen  Uebernahme  der  Leitung  des  Mitte  April  er.  beginnenden 
Restaurationsbaues  an  der  hiesigen  Stadtkirche,  wofür  eine  monat- 
liche Remuneration  von  ca.  45  Thlr.  veranschlagt  ist,  schleunigst 
bei  dem  Königlichen  Regierungs  - Baurathe  Herrn  Ho  mann  in 
Stettin  unter  Einreichung  der  erforderlichen  Atteste  zu  melden. 

Masse  tv,  den  26.  März  1868. 

Brauser,  Pastor, 


Bekniinliiiaeliiinu; 

Zur  Weiterführung  und  zum  Abschluss  des  in  vollem  Gange 
befindlichen  Chausseebaues  von  Sensburg  nach  Johannisburg, 
der  incl.  Abrechnung  noch  ca.  3 Jahre  dauert,  wird  unter  allen 
Umständen  sogleich  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht  nnd  hierdurch 
aufgefordert,  sich  sobald  als  möglich  zu  melden  bei  dem  kommissa- 
rischen Kreis-Baumeister  Modest  in  Johannisburg. 

Offene  Banmeisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Ein  junger  Maurermeister  wird  sofort  zur  Leitung  von  Bau- 
werken an  einem  Eisenbahn  - Baue  gesucht.  Gehalt  monatlich 
30  Thlr,  und  Reiseentschädigung  beim  Antritt.  Bedingung  ist: 
nachzuweisen  das  Vertrautsein  mit  Eisenbahnbauten.  Schriftliche 
Meldungen  unter  der  Chiffre  E.  N.  24.  befördert  die  Expedition. 


147 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  11.  April  1868. 

Tagesordnung: 

1.  Fortsetzung  des  Vortrages  des  Herrn  Bock  mann. 

2.  Vortrag  des  Herrn  Nietschmann. 

Nach  Beschluss  der  Hauptversammlung  vom  4.  d.  Mts.  sind 
für  die  Sommermonate  und  bis  auf  Weiteres  die  Bibliothekstunden 
festgestellt  auf: 

Vormittags  von  9 bis  1 Uhr 
Nachmittags  „ 5 „ 8 „ 

Während  dieser  Zeit  sind  Bücher  sowohl  für  den  Gebrauch 
im  Vereinslokal  als  auch  zum  häuslichen  Gebrauch  zu  entnehmen. 

Behufs  Revision  der  Bibliothek  bleibt  dieselbe  vom  12.  bis 
incl.  16.  April  geschlossen.  Eine  Ausnahme  wird  nur  für  die  in 
Klausur  befindlichen  Vereinsmitglieder  gemacht. 

In  der  nächsten  Vereins- Versammlung  nach  Ostern,  am  Sonn- 
abend den  18.  April  sollen  die  ausrangirten  Journale  vom  Jahre 
1867,  vor  Beginn  der  Sitzung  im  Vereinslokale  gegen  Meistgebot 
verkauft  werden. 

Im  hiesigen  Kreise  sollen  binnen  wenigen  Jahren  16  bis 
18  Meilen  Kreis  - Chausseen  gebaut  werden,  und  sind  theilweise 
schon  in  Angriff  genommen.  Es  wird  gewünscht,  die  spezielle 
Leitung  derselben  Königlichen  Bauführern  zu  übertragen.  An  Gehalt 
wird  incl.  Reisekosten  60  bis  80  Thlr.  monatlich  gewährt  und  kann 
die  Beschäftigung  sofort  beginnen.  Diejenigen  Herren  Bauführer, 
welche  hierauf  reflektiren,  werden  gebeten,  sich  wegen  der  nähern 
Bedingungen  recht  bald  an  den  Unterzeichneten  zu  wenden. 

Pr.  Ei  lau,  den  6.  April  1868. 

Der  Königl.  Kreis-Baumeister. 

Ewermann. 

Offene  ßaunieistei‘§tel!e. 

Ein  geprüfter  Baumeister  kann  vom  1.  April  c.  ab  bei  der 
Königlichen  Fortifikation  zu  Kosel  Beschäftigung  finden. 

Die  Bewerber  haben  sich  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  und 
unter  Angabe  der  geforderten  Diäten  bei  dieser  Behörde  schriftlich 
zu  melden. 

Königliche  Fortifikation. 

Ein  junger  Maurermeister,  im  Faijaden-,  Dekoration-  u.  Detail- 
Zeichnen  geübt,  sucht  in  Berlin  oder  in  einer  andern  grossem 
Stadt  eine  Stelle  bei  einem  Baumeister.  Gefällige  Offerten  unter 
B.  M.  23  in  der  Expedition,  woselbst  auch  Probezeichnungen  und 
Zeugnisse  eingesehen  werden  können. 

Ein  praktisch  und  theoretisch  tüchtiger  und  erfahrener  Maurer, 
welcher  gut  schreibt,  im  Zeichnen,  Veranschlagen,  Recbnungsauf- 
stellen  und  Auszahlen  gewandt  ist,  sucht  eine  Stelle  im  Bureau 
eines  Maurermeisters.  Offerten  wolle  man  unter  H.  B.  25.  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung  abgeben. 

(Jotlia-  Jieiiiefclder-  Eiseiilmhn. 

Zur  Ausführung  der  bei  Dingelstedt  im  Bahnkörper  vorkom- 
menden Kunstbauten  sollen  ca.  1100  Schachtrnthen  Mauerwerk  im 
Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissionsbedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissionsbedingungen  von  dem  Unterzeichneten 
auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der 
Gotha-Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

«ea«  30.  Agairii  «*.,  VtM'iniHstgM  11%  Hin*, 

in  dem  oben  bezeichneten  Biireau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submitten- 
ten erfolgen. 

Gotha,  den  1.  April  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister. 

Witzeck. 


Ein  geübter  Zeichner,  der  sich  zum  Bauführer- Examen  vorbe- 
reitet, sucht  gegen  massiges  Honorar  auf  einige  Monate  Beschäfti- 
gung. Adr.  unter  F.  R.  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  geübter  Geometer,  der  im  Wasser-,  Wege-  und  Eisenbahn- 
Bau  gute  Kenntnisse  besitzt,  sucht  Beschäftigung.  Gefällige  Adr. 
unter  J.  S.  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Gotha-Lciiiefclder-Eisenbahn. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Bahn  soll 
bei  Dingelstedt  das  Loos  No.  XVII.  mit  99,531,5  Schachruthen  zu 
bewegenden  Boden,  einschliesslich  der  Böschungsarbeiten,  veran- 
schlagt auf  153,480  Thlr.  9 Sgr.  3 Pf.  im  Wege  des  öffentlichen 
Submissionsverfahrens  an  einen  qualifizirten  Unternehmer  verdun- 
gen werden. 

Pläne,  Anschläge  und  Submissionsbedingungen  sind  im  Ab- 
theilungs-Büreau zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen.  Die 
Submissionsbedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen  kosten- 
frei von  dem  Unterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

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versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

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einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submit- 
tenten erfolgen. 

Gotha,  den  1.  April  1868. 

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25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  17.  April  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Ueber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich.  (Schluss.) 
— Ueber  Eisenbahn-Oberbau.  (Schluss.)  — Die  Stabilität  des  ton- 
nenförmigen Kappengewölbes.  Nach  einem  Vorträge  von  J.  W. 
Schwedler.  — Feuilleton:  Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen 
in  Wien.  (Fortsetzung.)  — Ludwig  Lange.  (Nekrolog.)  — Der 
Einfluss  der  letzten  Weltausstellung  auf  den  Reiseverkehr.  — Mit- 


theilungen aus  Vereinen:  Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart. 
— Architekten -Verein  zu  Berlin.  — - Aus  der  Fachlitteratur: 
Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  in  Hannover.  — 
Die  Schattenlehre  von  GuidoSehreiber.  — Personal-Nachrich- 
ten etc. 


l'cber  architektonischen  Unterricht  in  Frankreich. 

(Schluss.) 


Ausserdem  werden  im  ersten  Jahre  noch  gelehrt  die 
Stereometrie  mit  den  Unterabtheilungen  der  beschreibenden 
Geometrie,  des  Steinschnittes  und  der  Holzverbindungen. 
Auch  hier  ist  den  praktischen  Beziehungen  möglichster 
Raum  gegeben  und  der  Steinschnitt  befasst  sich  z.  B. 
sehr  eingehend  mit  der  mittelalterlichen  Gewölbetechnik 
und  der  Uebertragung  der  Zeichnungen  auf  den  Stein. 
Als  neu  und  bisher  wohl  kaum  irgendwo  eingeführt  Hessen 
sich  sodann  noch  die  folgenden  Vorträge  bezeichnen:  Ein 
Vortrag  über  die  Hygienie  im  Bauwesen,  über  die  Be- 
dingungen nämlich,  welche  in  Hinsicht  auf  den  Gesund- 
heitszustand der  Menschen  und  Thiere  in  den  für  sie  zu 
errichtenden  Bauwerken  beobachtet  werden  müssen ; ein 
Vortrag  ferner  über  Naturgeschichte,  welcher  einmal  die 
Pflanzen,  soweit  sie  in  den  Umgebungen  eines  Bauwerkes 
als  Gartenanlagen  u.  s.  w.  zur  Geltung  kommen,  behandelt, 
sodann  aber  namentlich  auch  die  Formen  der  Thier-  und 
Pflanzenwelt,  die  der  Architekt  zum  Schmuck  seiner  Mo- 
numente benutzt,  analysiren  soll").  Zwei  Vorträge  endlich 
sind  der  äusseren  Stellung  des  Bauwesens  in  der  heutigen 
Gesellschaft  gewidmet;  der  eine  über  Baurecht  beschäftigt 
sich  mit  den  auf  dies  Fach  bezüglichen  juristischen  Be- 
stimmungen, der  andere  über  Nationalökonomie  mit  der 
Stellung  der  Kunst  und  der  Kunstthätigkeit  im  modernen 
Leben. 

Hiermit  schliesst  der  Kreis  der  Vorlesungen  an  der 
Ecole  centrale  d'Architecture,  welcher  wohl  entschieden 
eigentümlich  und  auch  in  gewissem  Sinne  vollständig 
zu  nennen  ist.  Einen  genaueren  Einblick  in  die  Behand- 
lungsweise und  den  Umfang,  welche  den  verschiedenen 
Disziplinen  gegeben  werden,  wird  zwar  erst  die  beab- 
sichtigte vollständige  Veröffentlichung  der  Vorträge  wie 
des  gesammten  Unterrichtsmaterials  gewähren.  Aus  dem 
bereits  erschienenen  ersten  Bande  des:  „ Amphitheatre  de 
1 Ecole  centrale  d Architecture“,  der  die  Einleitungen  zu 
mehren  Fächern  enthält,  aus  den  Andeutungen  des  Pro- 
gramms, wie  aus  der  Zeit,  die  den  Vorträgen  im  Lehr- 
plan angewiesen  ist  — - etwa  2 Stunden  täglich  — geht 
indessen  bereits  klar  hervor,  dass  man  hierin  nichts  weni- 
ger als  nach  deutschen  Begriffen  „gründlich“  zu  sein  be- 
absichtigte. Daneben  sind  jene  Einleitungen  freilich  leben- 
dig und  interessant  geschrieben,  in  schroffem  Gegensätze 
gegen  die  Jrockenheit  vaterländischer  Fachvorträge.  Oh 
eine  solche  freiere  Auffassung  gerade  zu  verwerfen  ist 
wage  ich  kaum  zu  behaupten.  Bemerkenswerth  ist  jeden- 
falls der  Umstand,  dass  die  Vorlesungen  sich  überall  eng 

*)  Bei  dieser  Gelegenheit  mag  aufmerksam  gemacht  werden  auf 
das  interessante  Werk:  Flore  ornementale  von  Ruprich-Robert,  wel- 
ches den  letzteren  Gegenstand  in  zahlreichen  Beispielen  behandelt, 
namentlich  auch  die  Formen  neuerer  Pflanzeugattungen  zur  archi- 
tektonischen Ornamentik  heranzuziehen  versucht. 


an  die  Architektur  und  ihre  Interessen  anschliessen  und 
auch  auf  Gebieten,  die  dazu  auffordern,  unfruchtbare  Spe- 
zialitäten bei  Seite  lassen. 

Neben  den  Vorlesungen  gehen  durch  alle  drei  Jahre 
die  Uebungen  im  Zeichnensaal,  in  denen  das  archi- 
tektonische Zeichnen,  das  Zeichnen  des  Ornaments,  der 
Landschaft,  der  Figuren,  Pflanzen  und  Thiere  nach  Vor- 
bildern, wie  nach  dem  Modell  und  der  Natur  gelehrt 
werden.  Für  alle  diese  Abtheilungen,  zumal  aber  für  das 
architektonische  Zeichnen,  ist  die  Schule  bemüht  gewesen, 
statt  des  bisherigen  charakterlosen  und  unzweckmässigen 
Wustes  der  Vorbilder  neue  Zeichnungen  und  Modelle  zu 
beschaffen.  So  unter  Anderem  Darstellungen  für  die 
Typen  der  Hauptmonumente  in  den  einzelnen  Bauperioden, 
den  griechischen  Tempel,  die  romanische  und  gothische 
Kirche,  welche  den  Schüler  neben  der  Erlernung  der 
technischen  Fertigkeit  zugleich  mit  den  ästhetischen  wie 
konstruktiven  Eigentümlichkeiten  des  Bauwerkes  ver- 
traut machen.  Es  genügt  wohl  zu  sagen,  dass  sich  be- 
sonders Viollet-le-Duc  dieses  Gebietes  kräftig  angenom- 
men hat. 

Das  vermittelnde  Band  des  ganzen  Unterrichts  bildet 
endlich  das  Atelier.  Es  ist  hier  diese  alte  französische 
Einrichtung  passend  mit  den  übrigen  Institutionen  ver- 
schmolzen und  zu  dem  wichtigsten  Faktor  im  Lehrplane 
erhoben.  Drei  Ateliers  sind  an  der  Schule  eröffnet,  in 
welche  der  Schüler  nach  Wahl  tritt  und  in  denen  er  durch 
die  gesammte  Studienzeit  unter  dem  Einflüsse  des  Atelier- 
Chefs,  als  seines  eigentlichen  und  unmittelbarsten  Lehrers, 
verbleibt.  Der  Bedeutung  dieses  persönlichen  Elementes  ist 
schon  früher  Erwähnung  geschehen;  dem  Atelier  ist  der 
Unterricht  im  Entwerfen  zugetheilt,  in  welchem  sich 
ja  die  Bestrebungen  aller  übrigen  Lehrzweige  vereinigen. 
Besondere  Sorgfalt  ist  daher  auf  die  Abfassung  der  Auf- 
gaben , welche  demselben  zu  Grunde  gelegt  werden,  ver- 
wendet. Als  gälte  es  einen  Gegensatz  zu  den  Aufgaben 
der  Akademie  sind  hier  die  praktischen  Verhältnisse  ganz 
besonders  betont.  Ueberall  ist  man  bestrebt  gewesen  die 
Aufgaben  so  zu  stellen,  wie  die  Praxis  und  das  Leben 
es  wohl  zu  thun  pflegen,  und  ausführlich  sind  die  bezüg- 
lichen Angaben,  von  den  klimatischen  und  sonstigen  Bo- 
denverhältnissen an,  den  Umgebungen  des  Bauplatzes,  den 
vorhandenen  Baumaterialien  u.  s.  w.  bis  auf  die  Stellung, 
den  Charakter,  die  Wünsche  des  Bauherrn.  Im  Atelier, 
nach  Belieben  und  frei  in  seiner  sonst  geregelten  Thätig- 
keit,  löst  der  Schüler  diese  Aufgaben  unter  de  g Einflüsse 
und  der  Anleitung  seines  Lehrers. 

Die  wenigen  Arbeiten  des  ersten  Jahres,  welche  ich 
zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  liessen  freilich  noch  kein 
Urtheil  über  die  Erfolge  der  Schulprinzipien  zu.  In  den 
meisten  sprach  sich  noch  der  Kampf  mit  den  ersten  tech- 


150 


irischen  Schwierigkeiten  aus.  Die  Zeichnungen  waren 
ziemlich  gross  im  Maasstabe,  die  Bauwerke  in  allen  Thei- 
len,  namentlich  auch  in  konstruktiver  Beziehung,  sehr 
ausführlich  dargestellt  und  auch  die  Umgebungen  derselben 
entworfen.  Bezüglich  des  Stiles  war  zwar  das  im  Schul- 
plan aufgestellte  Prinzip  der  Stillosigkeit  — gegenüber 
dem  einseitigen  Bevorzugen  von  Stilformen  — in  gewissem 
Sinne  zur  Anwendung  gekommen,  doch  wogen  mittelalter- 
liche Ulemente  im  Sinne  der  neufranzösischen  Gothik 
entschieden  vor  und  beeinflussten  namentlich  in  nicht 
glücklicher  Weise  die  Verhältnisse  der  Architektur.  Die 
Darstellungsmanier,  obgleich  noch  befangen,  war  ent- 
schieden individuell.  Jedem  Plntwurfe  waren  übrigens 
die  Motive  seiner  Konzeption  in  einem  schriftlichen  Auf- 
sätze heigefügt. 

Es  versteht  sich  wohl  von  selbst,  dass  ausser  den 
angeführten  Lehrmitteln  zum  Selbstunterrichte  der  Schüler 
auch  für  eine  Bibliothek,  eine  Modellsammlung  u.  s.  w. 
gesorgt  worden  ist. 

Es  erübrigt  nun  noch,  Einiges  über  die  äussere  Ein- 
richtung, die  Organisation  und  Disziplin  der  Schule  zu 
sagen.  Man  ist  bestrebt  gewesen,  sie  von  ihrer  Eröffnung 
an  bezüglich  des  Lehrerpersonals,  der  Lehrmittel,  der 
Sehullokalien,  so  vollständig  wie  möglich  ins  Leben  treten 
zu  lassen  und  sie  braucht  in  dieser  Hinsicht,  obgleich  ein 
Privatunternehmen,  den  Vergleich  mit  keiner  deutschen 
Staatseinrichtung  zu  scheuen.  An  der  Spitze  der  Schule 
steht  ein  Direktor,  gegenwärtig  Emil  Trelat,  dem  ein 
Rath  von  drei  Mitgliedern  für  die  Regelung  aller  Unter- 
richtsverhältnisse, die  Wahl  der  Lehrer  u.  s.  w.  beigegeben 
ist.  Die  Wahl  dieser  Persönlichkeiten  wird  von  der  Ge- 
sellschaft der  Begründer  bestätigt.*)  Der  Unterricht  dauert 
jährlich  vom  10.  November  an  durch  9 Monate;  doch  ist 
der  Schüler  verpflichtet,  die  dreimonatlichen  Eerien  gleich- 
falls zu  architektonischen  Arbeiten,  Aufnahmen  etc.  zu 
benutzen.  Als  Privatinstitut  muss  die  Schule  natürlich 
sich  selbst  erhalten  und  fordert  von  ihren  Schülern  ein 
jährliches  Honorar  von  850  Francs. 

Bezüglich  der  inneren  Organisation  der  Ecole  centrale 
d Architecture  fällt  es  zunächst  auf,  dass  die  freien  Grund- 
sätze, welche  sonst  den  ganzen  Lehrplan  der  Schule  be- 
herrschen, aut  dieselbe  keineswegs  übertragen  worden  sind. 
Es  ist  keine  freie  Lehranstalt  im  höheren  Sinne  des  Wortes, 
doch  konnte  sie  es  vielleicht  auch  ihrer  ganzen  Stellung 
nach  nicht  sein.  "V  iollet-le-Duc  sagte  einmal  von  der 
Jugend,  dass  sie  stets  bestrebt  sei,  so  wenig  als  möglich  zu 
lernen.  Der  Ausspruch  mag  passen  auf  die  Jugend 
Frankreichs,  und  die  von  dem  schönen  deutschen  Begriffe 
der  Lernfreiheit  so  weit  entfernten  Einrichtungen  aller 
höheren  französischen  Bildungsanstalten  scheinen  ihn  aller- 
dings zu  bestätigen.  Auch  die  Organisation  der  in  Rede 
stehenden  Schule  schliesst  sich  ihnen  in  dieser  Beziehung 
eng  an.  Aller  Unterricht  ist  obligatorisch;  Repetitorien 
und  mündliche  Prüfungen  über  die  einzelnen  Fächer  wie- 
derholen sich  in  kurzen  Fristen  und  zwingen  den  Eleven 
das  Gehörte  sich  dauernd  anzueignen.  Eine  sorgfältige 
Kritik  wird  über  die  Zeichnungen,  namentlich  aber  über 
die  monatlich  anzufertigenden  Entwürfe  geübt.  Der  Di- 
rektor und  die  Professoren  der  Ateliers,  welche  auch  die 
bezüglichen  Aufgaben  stellen,  beurtheilen  die  einzelnen 
Arbeiten  in  einer  öffentlichen  Sitzung  und  die  Eleven  sind 
angehalten,  in  derselben  auch  mündlich  die  Motive  ihrer 
Anordnungen  darzulegen  und  zu  vertheidigen.  Es  ist 
leicht  ersichtlich,  dass  man  bei  einem  solchen  Verfahren 
sehr  bald  einen  genauen  Einblick  in  deu  Fleiss,  die 
Fähigkeiten  und  Fortschritte  der  Schüler  erlangt.  Von 
drei  zu  drei  Monaten  werden  die  Resultate  nach  diesen 
Rücksichten  über  jeden  Einzelnen  zusammengestellt  und 
solche  Schüler,  bei  denen  dieselben  zu  gering  ausfallen, 
von  der  Schule  zurückgewiesen.  Wie  ernst  es  mit  diesen 
Prüfungen  genommen  wird,  beweist  der  Umstand,  dass 
von  54  Eleven  des  ersten  Jahres  nur  39  zu  den  Studien 
des  zweiten  Lehrjahres  zugelassen  worden  sind.  Am 

*)  Es  mögen  hier  noch  einige  bekanntere  Namen  aus  der  Ge- 
sellschaft hervorgehoben  werden,  wie:  Michel  Chevalier,  Cre- 
mieux,  J.  Dolltus,  Maire  von  Mühlhausen,  E.  de  Girardin, 
F.  de  Lesseps,  E.  Pereire,  der  Prinz  Napoleon. 


Schlüsse  der  Studienzeit  stellt  die  Ecole  centrale  d’Archi- 
tecture  denjenigen  Schülern , von  welchen  sie  glaubt,  dass 
sie  sich  völlig  mit  dem  Geiste  und  Inhalt  des  Unterrichts 
vertraut  gemacht  haben,  ein  Diplom  aus.  Dasselbe  wird 
ausgestellt  auf  Grund  eines  letzten  grösseren  Entwurfes 
und  mit  Berücksichtigung  aller  von  dem  Eleven  während 
der  dreijährigen  Lehrzeit  bewiesenen  Kenntnisse. 

Kann  man  diesem  System,  in  bedingtem  Maasse  wenig- 
stens, allenfalls  wohl  beipflichten,  so  ist  dies  doch  entschie- 
den unmöglich  hinsichtlich  zweier  anderen  Einrichtungen. 
Nieht  nur  die  Kurse  sind  obligatorisch,  nein,  auch  der 
ganze  Schulbesuch,  und  von  10  Uhr  Morgens  bis  5 Uhr 
Abends  werden  die  Schüler  in  der  geschlossenen  Anstalt 
gehalten.  Man  sollte  ferner  meinen,  jene  häufigen  Prü- 
fungen, der  lange  enge  Zusammenhang  von  Schüler  und 
Lehrer  müssten  genügen,  um  den  ersteren  nach  allen  Rich- 
tungen hin  vollständig  beurtheilen  zu  können,  doch  hat 
man  es  trotzdem  eingeführt,  die  Thätigkeit  der  Schüler 
nach  einem  Systeme  von  Points  in  abstrakten  Zahlen- 
werthen  darzustellen,  — eine  Einrichtung,  die  höchstens 
entschuldbar  wird  durch  die  Allgemeinheit,  mit  der  sie  auf 
allen  andern  Lehranstalten  Frankreichs  gehandhabt  wird, 
die  aber  doch  als  ein  gar  zu  krasser  Zopf  erscheint,  wenn 
man  z.  B.  liest,  dass  ein  Herr  Naudin  zum  besten  Schüler 
des  ersten  Jahres  mit  274,83  (sic!)  Points  proklamirt  wurde. 

Hinzuzufügen  hätte  ich  meinem  Bericht  nur  noch  ein 
Wort  über  die  äussere  Stellung  der  Schule.  Sie  besitzt, 
geradezu  gesagt,  mit  Ausnahme  eines  bestimmten  Kreises 
verhältnissmässig  wenig  Freunde  unter  den  französischen 
Architekten.  Man  fasst  sie  mit  Recht  oder  Unrecht  als 
eine  Opposition  auf  gegen  die  Akademie,  aus  welcher  ja 
die  meisten  von  jenen  hervorgegangen  sind.  Man  will 
ihre  freiheitlichen  Unterrichtsideen  als  Rationalismus  nicht 
gelten  lassen,  man  wirft  ihr  vor,  sie  wolle  aus  dem  Künstler 
einen  Gelehrten,  „Savant“,  machen.  So  rekrutirt  sie  in 
diesem  Augenblick  noch  ihre  Schüler  aus  Kreisen,  in  denen 
wenig  künstlerisches  Element  vorzufinden  ist,  Leute  zu- 
meist, denen  andere  Laufbahnen  nicht  zugänglich  sind. 
Sie  hofft  indessen  diesen  Uebelstand  und  jene  Opposition 
mit  der  Zeit  zu  bewältigen  und  hat  bereits  die  Genugthu- 
ung  gehabt,  dass  der  Staat  entgegen  dem,  was  man  sonst 
wohl  einem  auf  so  breiter  demokratischer  Grundlage  ge- 
wachsenen Institute  gegenüber  für  angemessen  befinden 
würde,  ihr  sein  Interesse  entschieden  zugewendet  und  das- 
selbe auch  durch  Stiftung  von  Freistellen,  Ueberlassung 
von  Büchern,  Modellen  u.  s.  w.  bestätigt  hat.  Auch  an 
Geldpreisen  fehlt  es  der  jungen  Anstalt  bereits  nicht  mehr; 
voran  hat  sich  die  Prinzessin  Mathilde  beeilt,  einen  Prix 
Mathilde  zu  stiften.  Wichtiger  ist,  dass  der  Senat  eine 
Petition  um  Einführung  von  Staatsdiplomen  für  Archi- 
tekten mit  dem  Hinweis  auf  die  Anstalt  und  die  von  der- 
selben ausgegebenen  Zeugnisse  abwies  und  sich  gegen 
die  Intervention  des  Staats  in  Kunstangelegenheiten  aus- 
sprach. 

Es  ist  keinem  Zweifel  unterlegen,  dass  die  Ecole  cen- 
trale d?  Architecture  einen  entschiedenen  Einfluss  auf 
französische  Kunstzustände  gewinnen  wird;  alsdann  wird 
sich  auch  Gelegenheit  bieten  dieselbe  nach  ihren  Resul- 
taten besser  zu  würdigen.  Mögen  diese  Zeilen  dazu 
beitragen,  meine  deutschen  Fachgenossen  für  die  Schule 
zu  interessiren.  Können  wir  uns  mit  dem  einzelnen  De- 
tail auch  nicht  immer  befreunden,  so  verdient  die  Anstalt 
unsere  Aufmerksamkeit  dennoch  entschieden  um  des  freien 
Grund  und  Bodens  halber,  auf  dem  sie  gewachsen  ist,  um 
der  im  besten  Sinne  modernen  und  fruchtbringenden 
Ideen  willen,  die  über  besondere  und  nationale  Einflüsse 
hinaus  dem  besten  und  freisinnigsten  Verständnisse  der 
Kunst,  ihres  Wesens  und  ihrer  Erscheinungen  gewidmet 
sind,  der  Männer  wegen  endlich,  die  das  umfangreiche  und 
schwierige  Unternehmen  mit  Ernst  und  Energie  aus  ei- 
genen Kräften  heraus  geschaffen  haben.  Mögen  sie  das- 
selbe, so  wünsche  ich  es  im  Interesse  der  Kunst,  zu  fri- 
schem Gedeihen  sich  entwickeln  sehen! 

Florenz  im  Januar  18G8.  Hubert  Stier. 


151 


Heber  Eisenbahn  - Oberbau. 

( Schluss. ) 

Auffallend  ist  bei  sämmtlichen , aus  zwei  oder  drei 
Theilen  zusammengesetzten  Schienensystemen  die  unzu- 
reichende Stärke  der  Unterschiene  an  der  Stelle,  wo  die 
Oberscliiene  den  Druck  der  Fahrzeuge  überträgt.  Die 
sämmtlichen  Unterschienen,  einfache  und  zusammengesetzte, 
werden  an  den  Rändern  aufgebogen,  wenn  nian  die  Quer- 
verbindungen fortlässt.  Sind  letztere,  ausser  zur  Erhaltung 
der  Spurweite,  noch  zur  Versteifung  der  Unterschiene 
nothwendig,  so  hat  man  kein  System  mehr  mit  fortlau- 
fender, sondern  mit  unterbrochener  Unterstützung, 
mit  allen  seinen  Mängeln  in  grösserem  oder  geringerem 
Umfang.  — Ueber  die  Art,  wie  die  Unterschiene  bei 
direktem  Auflager  zur  Wirkung  kommt,  kann  man  sich 
folgende  Vorstellung  machen.  Nehmen  wir  vorerst  eine 
einfache  Eisenplatte  an,  10"  breit,  und  suchen  dieselbe  so 
zu  gestalten,  dass  sie  ihren  Zweck,  Uebertragung  einer 
Last  von  150  Ztr.  auf  eine  Oberfläche  von  IQ'  (obiger 
Annahme  der  Widerstandsfähigkeit  einer  Schüttung  von 
geschlagenen  Steinen  entsprechend)  mit  möglichster  Mate- 
rialersparniss  erfüllt.  Die  Länge  des  in  Anspruch  genom- 

144 

menen  Plattenstücks  wäre  danach  — — 14,4”,  kann  aber 

mit  Rücksicht  auf  die  anzubringende  Versteifung  auf  18" 
bemessen  werden.  Da  die  Oberschiene  auf  der  Mitte  der 
Unterschiene  angreift,  so  kann  jeder  Schenkel  der  letztem 
betrachtet  werden  als  ein  fest  eingemauerter  Balken,  wel- 

150 

eher  die  gleichmässig  vertheilte  Last  von  =75  Ztr. 

auf  einer  Länge  von  5",  bei  einer  Breite  von  18"  zu  tragen 
hat  (resp.  von  unten  damit  gedrückt  wird).  Die  erforder- 
liche Stärke  h der  Platte  ergiebt  sich  aus  der  Formel 


h 


1/3  . 75  . 5 
100 . 18 


0,78" 


k.b  ’ 
Es  wurde 


das  ist: 


A A 


75  Ztr. 


k — 100  Ztr.  ge- 
nommen, da  die 
Festigkeit  des  ge- 
walzten Eisens  in 

! dem  vorliegenden 

. - - — 1 Sinne  am  ge- 

ringsten ausfallen 
dürfte.  Die  gün- 
stigste Gestalt  ei- 
nes einseitig  ein- 
gemauerten, gleichmässig  belasteten 
Balkens  ist  die  nebenstehende  Drei- 
ecksform. Die  Unterschiene  ist  daher 
zweckmässig  im  Querschnitt  als 


150  Ztr. 


Figur  7. 


Rhombus  gestal- 
tet , dessen  Ab- 
messungen unter 
vorstehenden  An- 
nahmen 10"  Breite 
und  ca.  3/4"  Höhe 
sind. 

Man  vergleiche  nun  dieses,  auf  dem  einfachsten  Wege 
hergeleitete  Profil  mit  den  Unterschienen  der  einzelnen  vorge- 
schlagenen Systeme.  Wo  das  Material  in  der  grössten  Masse 
liegen  soll,  sind  Schrauben  oder  Niete  angebracht,  und 
an  den  Rändern  ist  ganz  überflüssiges  Material  ver- 
schwendet. — So  rechtfertigen  eine  Menge  Gründe  das 
Misstrauen,  welches  bis  jezt  gerade  in  maassgebenden 
Kreisen  gegen  die  eisernen  Oerbausysteme  überhaupt 
herrscht,  trotz  aller  Befürwortung  von  Seiten  anerkannter 
Autoritäten.  Nichts  destoweniger  glauben  wir,  dass  die 
oben  genannten  vier  unschätzbaren  Vortheile  der  zusammen- 
gesetzten Schiene  mit  direktem  Auflager  eine  befriedigende 
Lösung  gestatten.  Ob  wir  dieselbe  in  nachstehendem 
Vorschläge  erreichen,  müssen  wir  der  herausgeforderten 
Kritik  unserer  Fachgenossen  zu  beurtheilen  überlassen. 

Das  System  ist  in  Fig.  7.  dargestellt.  Die  Ober- 
schiene von  2 ya  — 3"  Höhe  besteht  aus  Feinkorneisen 

oder  Stahl  und  un- 
terscheidet sich  von 
der  gewöhnlichen 
Schiene  nur  durch 
den  schmälern  Fuss, 
dessen  Schenkel 
schief  ansteigende 
Flächen  bilden.  Die 
Unterschiene,  aus  ge- 
ringeren Eisensorten  bestehend,  hat  in  ihren  Schenkeln 
die  mathematisch  hergeleitete  Form,  während  die  noth- 
wendige  Längenversteifung  durch  einen  unten  angebrachten 
Steg  von  2"  Höhe  erreicht  wird.  Dieser  Steg  hat  zugleich 
den  Zweck,  der  Seitenverschiebung  durch  festes  Eingrei- 
fen in  den  Bettungskörper  entgegenzuwirken,  welcher  sich 
allmählich  unter  dem  senkrechten  Druck  zu  einer  unver- 
änderlichen Langschwelle  verdichtet. 

Die  Befestigung  zwischen  Ober-  und  Unterschiene 
besteht  aus  Klammer  und  Keil  und  dient  nicht  zur 
Erhaltung  der  Tragfähigkeit  des  Systems.  Die  Unter- 
schiene ist  in  regelmässigen  Abständen  von  ca.  15"  gelocht, 
so  dass  an  jeder  beliebigen  Stelle  ein  Stoss  der  Ober- 
oder Unterschiene  stattfinden  kann.  Die  gleichmässige 
Anordnung  der  Stösse  innerhalb  eines  Geleises  ist  daher 
gar  nicht  mehr  erforderlich.  Die  Querverbindung  wird 
durch  eiserne  Stangen  von  1"  Durchmesser  an  jeder  be- 
liebigen Stelle  hergestellt.  Zur  Befestigung  der  Ober- 


FEUILLETON. 

Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien. 

(Fortsetzung.) 

Das  ist  in  allgemeinen  Zügen  die  Geschichte  des 
äusseren  Verlaufs  dieses  Konkurses,  deren  kurze  Wieder- 
holung für  die  Meisten  unserer  Leser  vielleicht  nicht  un- 
erwünscht gewesen  ist.  Mag  die  schliessliche  Lösung  der 
Frage  sich  gestalten,  wie  sie  immer  möge  — und  auch 
wir  wünschen  dem  genialen  Gedanken  des  Hansen’schen 
Projektes  von  Herzen  eine  Verwerthung  — für  uns  bleibt 
es  das  werthvollste  Resultat  des  Konkurses,  dass  er  ge- 
zeigt hat  wie  unentbehrlich  allgemeine  feste  Grundsätze 
für  jedes  öffentliche  Konkurrenzverfahren  sind,  wie  schwer 
hierbei  Willkürlichkeiten,  selbst  wenn  sie  in  bester  Ab- 
sicht erfolgen  sollten,  sich  rächen  und  wie  sehr  daher  die 
Bestrebungen  der  deutschen  Architekten,  sich  über  solche 
allgemeine  Grundsätze  zu  einigen,  einem  wirklichen  Be- 
dürfnisse unserer  Zeit  entgegenkommen.  Dass  der  Ingeni- 
eur- und  Architekten -Verein  in  Wien  unserm  Berliner 
Entwurf  hierfür  fast  wörtlich  beigetreten  ist,  wollen  wir 
als  gute  Vorbedeutung  für  die  Verhandlungen  des  bevor- 
stehenden allgemeinen  Architektentages  ansehen,  wenn 


auch  freilich  noch  einzelne  schwere  Differenzpunkte  sich 
ergeben  werden. 

Die  Verletzung  jener  Bestimmungen  bei  dem  Kon- 
kurse für  die  Wiener  Museen  ist  unschwer  nachzuweisen. 
So  ist  die  Jury  vorwiegend  aus  Nichtfachmännern  und 
zwar  erst  nach  Eingang  der  Konkurrenz-Entwürfe  gebildet 
worden;  die  Berathung  und  Feststellung  des  Programms 
durch  die  späteren  Preisrichter,  eine  Fundamentalbedingung 
für  die  Gewähr  eines  objektiven  und  richtigen  Urtheils- 
spruches  war  also  nicht  möglich.  Die  Folgen  hiervon 
sind  nicht  ausgeblieben.  Die  Jury  fand  sich  an  ein  Pro- 
gramm gebunden,  das  sie  allseitig  in  allen  seinen  Theilen 
nicht  billigen  konnte;  sie  war  daher  von  vorn  herein  ge- 
nöthigt  ganz  ausserhalb  des  Programms  selbstständige  Ge- 
sichtspunkte für  ihr  Urtheil  aufzusuchen.  Und  wohl  in 
Folge  ihrer  eigenthiimlichen  Zusammensetzung  ist  es  ge- 
kommen, dass  das  Votum,  das  sie  schliesslich  zusammen- 
brachte und  das  augenscheinlich  auf  Kompromissen  beruht, 
zwischen  dem  Programm  und  jenen  anderen  Gesichts- 
punkten schwankend,  so  unklar  und  unbestimmt  in  Bezug 
auf  Prinzipien,  so  kleinlich  im  Detail  ist,  — dass  es,  ein 
Muster  von  Vorsichtigkeit,  Keinem  zu  nahe  treten  wollte 
und  daher  Keinen  befriedigt  hat. 

Aber  trotz  alledem  liegen  die  wesentlichsten  Ursachen, 
welche  diesen  Ausgang  des  Konkurses  verschuldet  haben. 


152 


schiene  auf  der  Unterschiene  genügt  eine  beiderseitige 
Keilverbindung  in  Abständen  von  30”,  so  dass  in  den 
freibleibenden  Oeffnungen  die  Querstangen  ebenfalls  durch 
unterhalb  an  den  umgekröpften  Enden  derselben  ange- 
brachte Keile  befestigt  werden  können.  Die  Querstangen 
geben  zugleich  während  des  Geleislegens  in  einfachster 
Weise  die  Spurweite  an. 

Besondere  Vortheile  gegen  die  genannten  zusammen- 
gesetzten Systeme  sind  folgende: 

1)  Schrauben  und  Niete  kommen  in  dem  ganzen 
Schienen  - Gestänge  nicht  vor.  Zur  Verlegung  und  Un- 
terhaltung ist  als  einziges  Werkzeug  nur  die  Stopfhacke 
und  die  geringste  Menge  Kleineisenzeug  erforderlich. 

2)  Das  System  passt  sich  durch  Einführung  verschie- 
dener Unterschienen,  deren  Breite  von  7 bis  12”  wechseln 
kann,  jedem  zu  Gebote  stehenden  Bettungsmaterial  an. 
Der  Anschluss  an  ein  bestehendes  Geleis  mit  Querschwel- 
len ist  leicht  herzustellen  wegen  der  Aehnlichkeit  der 
Oberschiene  mit  der  Vignole- Schiene.  Weichen  und  Kreu- 
zungen werden  nach  den  bisherigen  Prinzipien  aus  der 
Oberschieue  zusammengestellt  und  mittelst  der  bequemen 
Keilverbindung  auf  durchgehende  Bodenplatten  befestigt. 

3)  In  Fällen,  wo  für  kurze  Zeiträume  schleunigst 
ein  Schienenweg  hergestellt  werden  soll,  z.  B.  bei  Industrie- 
Ausstellungen,  Truppen -Konzentrationen,  Bau- Ausführun- 
gen, kann  auf  jedem  Strassendamm  oder  auch  durch  das 
freie  Feld  ein  Geleis  gelegt  werden,  welches  nur  sehr 
geringes  Arbeitslohn  kostet  und  später  bei  dem  Abbruch 
keinerlei  Einbusse  an  Material  herbeiführt.  Einer  spä- 
teren Besprechung  dürfte  Vorbehalten  bleiben,  in  wie  fern 
das  Problem  einer  transportablen  Eisenbahn  dadurch 
gelöst  wird.  Eine  solche  dürfte  namentlich  in  Kriegszei- 
ten von  Nutzen  werden,  wenn  in  wenigen  Tagen  ein 
Geleis  gelegt  werden  soll  wo  überhaupt  kein  solches  ge- 
wesen war.  Wo  eine  vorhandene  Eisenbahn  blos  zerstört 
ist,  wird  das  Verfahren  unserer  Feld- Eisenbahn-Abtheilun- 
gen immer  das  beste  bleiben. 

Nach  den  bisherigen  anderweiten  Beobachtungen 
dürfte  das  System,  bei  einer  Breite  der  Unterschiene  von 
10”,  einer  Stärke  in  der  Mitte  von  s/4”,  auf  einem  aus 
Steinstücken  bestehenden  Bettungskörper  in  der  in  Fig.  8 

Fig.  8. 


dargestellten  Anordnung  für  die  schwersten  Lokomotiv- 
bahnen  genügen.  Kleinere  Bahnen , insbesondere  die 


24 


15 


vielbesprochenen  Sekundärbahnen,  dürften  eine  Unterschiene 
von  7 bis  8”  Breite  erforderlich  machen,  da  Bettungsmaterial 
aus  kleingeschlagenen  Steinen  in  den  meisten  Fällen 
(Gebirgsbahnen)  zu  haben  sein  wird. 

Eine  Kostenvergleichung  der  einzelnen  Systeme  ist 
nur  durchzuführen  in  Bezug  auf  die  Beschaffungskosten 
der  Oberbau -Materialien,  also  mit  Ausschluss  der  Kosten 
für  das  Bettungs- Material  und  für  die  Geleislegung,  wel- 
che zu  sehr  -von  lokalen  Umständen  abhängig  sind.  Mit 
dieser  Einschränkung  und  bei  einem  Preise  von  34  Thlr. 
pro  1000  Pfd.  Schienengewicht  kostet  eine  laufende 
Ruthe  Geleis  überschläglich: 

1)  System  mit  Schwellen  von 
Eichenholz  und  23  Pfd.  pro  lfd.  Fuss 

schweren  Schienen 23  Thlr.  27  Sgr 

2)  Steinwürfelsystem  (Wesphäl. 

Bahn),  Steinwürfel  22 . 22  . 12  Zoll,  Schie- 
nen wie  oben  

3)  Syst  em  Hartwich  mit  11  Zoll 

hohen  Schienen 32 

4)  Desgl.,  mit  9 Zoll  hohen  Schienen  29 

5)  System  des  Verfassers,  mit 

10  Zoll  breiter  Unterschiene,  23/4  Zoll 
hoher  Oberschiene,  zusammen  pr.  lfd.  Fuss 
34,7  Pfd.  schwer 

6)  Desgl.  mit  8 Zoll  breiter  Unter- 
schiene, 2ya  Zoll  hoher  Oberschiene,  zu- 
sammen pr.  lfd.  Fuss  28,8  Pfd.  schwer  24 

7)  Desgl.  mit  7 Zoll  breiter  Unter- 
schiene, 2y2  Zoll  hoher  Oberschiene,  zu- 
sammen pro  lfd.  Fuss  24,2  Pfd.  schwer  20 

Die  Kosten  für  den  Bettungskörper  und  die  Geleis- 
legung betragen  aber  bei  dem  Holzschwellensystem  so 
viel,  dass  dasselbe  schon  in  den  Anlagekosten  nahezu  den 
ersten  Platz  einnehmen  wird.  Rechnet  man  hierzu  die 
überaus  kostspielige  Unterhaltung,  so  wird  man  sich  der 
Ueberzeugung  nicht  verschliessem  können,  dass  das  Holz- 
schwellensystem nicht  blos  aus  nationalökonomischen  und 
sozialen,  sondern  aus  viel  näher  liegenden  Gründen  ver- 
lassen werden  muss.  — 

Die  Kosten  für  den  Bettungskörper  werden  bei  den 
übrigen  Systemen  nahezu  gleich  sein.  Im  Uebrigen  dürfte 
aber  das  System  des  Verfassers  den  Vorzug  der  gering- 
sten Anlage-  und  Unterhaltungs- Kosten  beanspruchen, 
namentlich  wegen  des  geringen  Gewichts  seiner  einzelnen 
I Theile  und  deren  leichter  Zusammensetzung  ohne  Schrau- 
ben und  Niete.  Weitere  theoretische  Erörterungen  ha- 
ben an  dieser  Stelle,  wo  es  sich  lediglich  um  Anregung 
handelt,  noch  keinen  Zweck.  So  viele  derselben  auch 
schon  aufgestellt  worden  sind,  so  gehen  sie  doch  alle  von 
der  gemeinschaftlichen  Ueberzeugung  aus,  dass  Millionen 


23  Thlr. 

30 

32 

29 

29 

?? 

24 

?5 

20 

55 

15 


nicht  ganz  innerhalb  jener  Grundsätze,  die  eben  nur  die 
für  jede  öffentliche  Konkurrenz  ohne  Ausnahme  obligato- 
rischen Bedingungen  enthalten,  während  das  zweckmässigste 
Verfahren  für  jeden  einzelnen  Fall  noch  sehr  wesentlicher 
Erwägungen  und  Ergänzungen  bedarf,  die  zu  sehr  von 
einander  abweichen,  als  dass  sie  allgemeingültig  in  Kürze 
formulirt  werden  könnten. 

Die  erste  dieser  Ursachen  ist  bereits  von  einem  der 
Konkurrenten  selbst,  in  dem  Proteste  Ilansen's,  ausführ- 
lich gewürdigt  worden : es  ist  die  enge  Begrenzung 
des  Programms  bei  einer  idealen  Aufgabe  von  dieser 
Bedeutung.  Mag  eine  solche  Begrenzung  unter  kleinen, 
beschränkten  Verhältnissen,  bei  Gebäuden,  für  welche 
durch  zahlreiche  ausgeführte  Beispiele  feste  Grundtypen 
sich  schon  gebildet  haben,  gestattet  sein  — wir  können 
dem  Künstler  nur  beipflichten,  dass  die  Grundidee  der 
architektonischen  Konzeption  bei  einem  Konkurse  um 
einen  der  grossartigsten  und  seltensten  Monumental-Bauten 
einer  Landeshauptstadt  nicht  schon  gegeben  sein  dürfe, 
dass  dieselbe  vielmehr  den  vornehmsten  Gegenstand 
der  Konkurrenz  zu  bilden  habe.  Denn  wenn  es  als 
Zweck  eines  solchen  gilt,  die  beste  Lösung  eines  Problems 
zu  linden,  so  ist  es  allerdings  ein  Widerspruch  in  sich, 
sobald  für  den  wichtigsten  Theil  dieser  Lösung  bereits 
feste  Normen  als  die  besten,  einzig  möglichen  vorausge- 


setzt werden.  Der  Preissteller  legt  sich  hiermit  zum 
Schaden  der  Sache  eine  Unfehlbarkeit  bei,  auf  die  er  im 
Interesse  der  Sache  durch  Ausschreiben  des  Preises  doch 
ausdrücklich  verzichtet  hat.  War  seine  Grundidee  wirk- 
lich die  beste  und  richtigste,  so  war  die  Konkurrenz  über- 
flüssig; war  sie  verfehlt,  so  war  das  Resultat  der  Kon- 
kurrenz von  Anbeginn  illusorisch.  — 

Dass  im  vorliegendem  Falle  das  Programm  keines- 
wegs unantastbar  war,  dass  es  vielmehr  wesentliche  Mängel 
enthielt,  ist  im  Verlaufe  des  Konkurses  wohl  klar  genug 
an  s Licht  getreten.  Will  man  es  selbst  noch  als  offene 
Frage  betrachten,  ob  es  an  sich  besser  sei,  den  Platz 
zwischen  Burgthor  und  Hofstallgebäude  frei  zu  lassen  und 
nur  zu  beiden  Seiten  mit  Gebäuden  zu  besetzen  oder  ihn 
zur  Errichtung  einer  imposanten  einheitlichen  Anlage  zu 
verwenden,  so  kann  es  doch  wohl  kaum  einem  Zweifel 
unterliegen,  dass  die  Forderung,  das  Kunstmuseum  und 
das  naturhistorische  Museum  als  zwei  äusserlich  gleiche,  sym- 
metrische Gebäude  zu  behandeln,  eine  höchst  unglückliche 
war.  Beide  Zwecke  fordern  so  verschieden  gestaltete 
Räume,  dass  die  Gleichheit  nothwendiger  Weise  nur  eine 
erzwungene  sein  konnte;  eine  organische  Gestaltung  der 
Gebäude  aus  der  Aufgabe  heraus  war  damit  fast  unmög- 
lich gemacht,  die  Gefahr  einer  schablonenhaften,  auf  äusser- 
lichen  Effekt  berechneten  Lösung  hingegen  sehr  nahe  gelegt. 


153 


an  Kapital  und  Arbeitskraft  durch  Anwendung  eines  ganz  | 
eisernen  Oberbaues  für  die  Eisenbahn -Gesellschaften  zu 
ersparen,  für  die  Eisenproduzenten  zu  gewinnen  — für 
das  Gemeingut  endlich  Wohlthaten  zu  erzielen  sind,  die 
nach  Zahlen  gar  nicht  abgeschätzt  werden  können. 

Leider  ist  es  bis  jetzt  blos  bei  der  Ueberzeugung  Ein- 
zelner geblieben.  Es  wird  auch  vielleicht  so  bleiben  bis 
der  wachsende  Holznothstand  die  Regierungen,  die  Direk- 
tionen und  Aktionaire  zwingen  wird,  endlich  entschei- 
dende Versuche  anzustellen.  Wollen  die  Eisenbahn- Ver- 
waltungen damit  warten,  bis  der  Staat  in  seinem  schwer 
geschädigten  Interesse  gezwungen  ist,  von  einem  bestimm- 
ten Zeitpunkt  ab  die  Verwendung  hölzerner  Schwellen 
zu  verbieten?  Ziemt  es  einer  Vereinigung  der  technischen 
Vertreter  von  über  3000  Meilen  Eisenbahn  die  Versuche 
mit  eisernem  Oberbau  nur  als  wünschenswerth  hinzu- 
stellen, während  das  jetzige  Oberbausystem  jährlich  un- 
nützer Weise  mehr  als  das  Doppelte  verschlingt  von  dem, 
was  eine  ganze  Versuchs -Meile  von  den  neuen  Oberbau- 
Systemen  kosten  würde.  In  dem  so  reichlich  angesam- 
melten theoretischen  Material  muss  durch  Versuche  das 
praktisch  Brauchbare  als  solches  festgestellt  werden.  F iir 
die  einzelnen  Bahnen  sind  Versuche  dieser  Art  zu 
kostspielig  und  die  bis  jetzt  gemachten  nicht  entscheidend, 
da  der  Erfinder  hier  zugleich  ausführender  Ingenieur  und 
Richter  in  erster  Instanz  ist.  Hier  kann  nur  ge- 
meinsames Handeln  helfen! 

Berlin  den  26.  Februar  1868.  A.  Meydenbauer. 

Anmerkung  des  Verfassers.  Die  Grundzüge  des  hier 
vorgeschlagenen  Oberbausystems  wurden  bereits  im  Jahre  1864  aui- 
gestellt  und  im  August  1866  dem  Verein  für  Eisenbahnkunde  in 
Berlin  vorgelegt  (Vergl.  Protokoll  der  Sitzungen  in  der  Zeitschrift 
für  Bauwesen,  1867  Seite  291).  Seine  jetzige  Gestalt  erhielt  das 
System  im  November  1866. 

Die  Stabilität  des  tonnenförmigeu  Kappengcwölbes. 

Nach  einem  Vortrage  im  Architekten- Verein  zu  Berlin,  gehalten 
von  J.  W.  Schwedler. 

Die  Stabilität  flacher  tonnenförmiger  Kappengewölbe,  die 
ausser  dem  eigenen  Gewichte  des  Bogens,  der  Uebermauerung 
etc.,  noch  eine  gleichmässig  vertheilte  zufällige  Belas- 
tung ( q pro  □')  zu 
tragen  haben,  lässt  sich, 
da  hier  im  Allgemei- 
nen der  durch  die 
nebenskizzirte  Figur 
angedeutete  Fall  ein- 
tritt,  nach  den  be- 
kannten Gleichungen 
für  eine  horizontale 
Belastungslinie* *)  be- 

urtheilen : nämlich: 

*)  Siehe  Erbkam’s  Bauzeitung,  Jahrgang  1859,  pag.  109  fl". 


Figur  1. 


1)  x—V  H . ln 


z + Kza-  Zoa 

Zo 


und 


Z0 . a sec s y 
^ p ~ Kl  + «tgJy> 

worin : 

H den  Horizontalschub  des  Gewölbes,  Zo 
und  Z beziehlich  die  Belastungshöhe  (also 
auch  die  Ordinaten  der  Stützlinie)  im  Scheitel 
und  in  einem  beliebigen,  durch  die  Abszisse 
0 x festgelegten  Punkte  M bezeichnen  ; ferner 
r und  p beziehlich  den  Krümmungshalb- 
messer im  Scheitel  und  in  dem  beliebigen 
Punkte  M,  endlich  a den  sogenannten  „Model“ 
oder  das  Verhältniss 

r Krümmungshalbmesser  im  Scheitel 

Z0  " Belastungshöhe  im  Scheitel 

bedeuten. 

Da  man  in  der  Praxis  die  Form  des 
Gewölbes  meist  nach  einem  Kreisbogen  fest- 
legt, so  wäre  zu  untersuchen,  in  wie  weit 
der  Kreisbogen  von  der  durch  die  Gleichung  1.  und  2.  be- 
stimmten Gleichgewiehtskurve  abweicht.  Führt  man  zu  dem 
Zwecke  für  die  letztere  zunächst  noch  eine  Näherungsform 
ein,  d.  h.  bestimmt  sie  als  Korblinie  aus  etwa  5 Mittelpunkten, 
so  findet  sich,  dass  die  grösste  Uebereinstimmung  mit  der 

Kreislinie  eintritt,  wenn  der  Model  a—1-  — 3 ist;  in  diesem 

Zo 

Falle  reicht  der  mittlere  Bogen  der  Korblinie  bis  zu  einem 
Zentriwinkel  von  60°,  es  fällt  also  auch  die  Gleichgewichts- 
kurve sehr  annähernd  bis  zu  60°  mit  der  Kreislinie  zusammen, 
wobei  wenigstens  für  flache  Kappen  auch  das  Widerlager  er- 
reicht sein  wird.  Wird  dagegen  a > 3,  so  umlasst  der  mit- 
telste Bogen  der  Korb- 
linie nur  einen  Zentri- 
winkel von  25°;  sind  da- 
mit die  Widerlager  noch 
nicht  erreicht,  so  muss 
^ von  hier  aus  der  Radius 
verkürzt  werden.  Dies 
kann  stärker  geschehen, 
als  für  das  Gleichgewicht 
erforderlich  ist,  so  dass 
die  Punkte  W W gleich- 
sam als  Widerlager  des 
mittleren  Bogenstückes 
gelten  können,  während 
die  angrenzenden  Bogen- 
stücke den  Schub  weiter 
bis  nach  A hin  übertragen. 
Hiernach  kann  man  für  jeden  gegebenen  Model  a die  für 
die  Stabilität  flacher  Tonnengewölbe  erforderliche  Wölblinie, 
so  lange  die  variable  Belastung  gleichmässig  vertheilt  ist,  als 
Korblinie  aus  3 Mittelpunkten  hinreichend  genau  bestimmen. 
Wichtiger  für  die  praktische  Ausführung  ist  die  Unter- 


Figur  3. 


So  ist  es  gekommen,  dass  zwei  der  betheiligten  Künstler 
sich  in  einen  offenbaren  Gegensatz  zu  dem  Programm 
setzen  mussten,  wenn  sie  anders  ihrer  ästhetischen  Ueber- 
zeugung gerecht  werden  wollten.  Waren  hierdurch  fin- 
den befriedigenden  Ausgang  der  Konkurrenz  als  solcher 
schon  grosse  Schwierigkeiten  erwachsen,  so  wurden  die- 
selben thatsächlich  unlösbar  durch  das  Hinzutreten  eines 
zweiten  Umstandes,  den  wir  als  den  eigentlichen  Todes- 
keim der  Angelegenheit  betrachten  müssen.  Die  Kon- 
kurrenz war  keine  freie,  sondern  eine  „beschränkte 
Konkurrenz  “. 

Es  ist  dieses  Verfahren  ein  in  Oestreich  sehr  belieb- 
tes und  zahlreiche  Gründe  werden  für  dasselbe  geltend 
gemacht.  So  soll  das  Einlaufen  zahlreicher  mittelmässi- 
ger  und  unreifer  Arbeiten,  wie  es  bei  einer  freien  Kon- 
kurrenz unvermeidlich  ist,  den  Preisrichtern  ihre  Aufgabe 
allzusehr  erschweren  und  ein  eingehendes  Urtheil  derselben 
beeinträchtigen;  auch  den  grossen  Verlust  an  Arbeitskraft 
und  Zeit,  den  hier  alle  nicht  prämiirten  Theilnehmer  er- 
leiden, hat  man  betont.  Namentlich  aber  ist  die  Vorliebe 
für  beschränkte  Konkurrenzen  aus  der  bei  den  meisten 
Architekten  verbreiteten  Ansicht  entsprungen,  dass  der 
Lohn  des  Künstlers,  welcher  den  Sieg  in  einer  Konkur- 
renz gewonnen  hat,  nicht  allein  in  der  öffentlichen  Aner- 
kennung, nicht  allein  in  dem  Geldpreise,  sondern  wesent- 


lich darin  bestehen  müsse,  dass  er  seinen  Entwurf  demnächst 
auch  wirklich  zur  Ausführung  bringe.  Und  wenn  man 
geneigt  ist  nur  eine  Konkurrenz,  welche  ein  solches  Re- 
sultat ergeben  hat,  für  gelungen  zu  erklären,  so  wird  eine 
grosse  Garantie  des  Gelingens  allerdings  dadurch  geboten, 
dass  man  zu  derselben  nicht  Allen  und  Jedem  den  Zutritt 
gewährt,  sondern  nur  eine  kleinere  Anzahl  bewährter  Mei- 
ster beruft,  die  mit  den  Verhältnissen  vertraut  und  der 
Aufgabe  nach  allen  Seiten  gewachsen  sind. 

Allein  diesen  scheinbaren  Vortheilen  einer  beschränk- 
ten Konkurrenz  stehen  eine  so  grosse  Anzahl  schwerwie- 
gender Nachtheile  gegenüber,  dass  dieses  Verfahren  wohl 
höchstens  für  Preisausschreiben,  die  von  Privaten  ausgehen, 
empfohlen  werden  kann,  nimmermehr  aber  für  grosse 
öffentliche  und  nationale  Aufgaben. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Ludwig  Lange. 

Unter  den  Verlusten,  welche  die  deutsche  Baukunst  in 
jüngster  Zeit  erlitten  hat,  haben  wir  noch  den  Tod  des  Pro- 
fessor Ludwig  Lange  in  München  zu  nennen.  Wir  entneh- 
men folgenden  kurzen  Nekrolog  den  „Dioskuren“. 

Ludwig  Lange  ist  am  letzten  Tage  des  März  einer 
langwierigen  Krankheit,  Brustfellentzündung,  erlegen.  Er  war 
am  21.  März  1808  zu  Darmstadt  geboren,  widmete  sich  in 
seiner  Vaterstadt  unter  der  Leitung  von  Lerch  und  Möller 


154 


suchung  der  Stabilität,  wenn  man  eine  ungleichförmige 
Vertheilung  der  mobilen  Belastung  zu  Grunde  legt. 
Wollte  man  sich  zunächst  die  Frage  vorlegen,  wie  denn  über- 
haupt diese  Vertheilung  gedacht  werden  müsse,  um  die  grösste 
Anstrengung  des  Bogens  zu  finden,  so  würde  man  damit  vor 
eine  äusserst  komplizirte  Aufgabe  treten.  Man  kann  die  ge- 
naue Lösung  dieser  Aufgabe  auch  füglich  entbehren,  da  es 
eine  andere,  äusserst  einfache  Vertheilung  der  mobilen  Belas- 
tung giebt,  welche  jenem  ungünstigsten  Falle  sehr  nahe  kommt; 
diese  schiefe  Belastung  stellt  sich  derart,  dass  die  eine  Hälfte 
des  Gewölbes  leer,  die  andere  voll  gedrückt  durch  die  mobile 
Belastung  ( q pro  O)  angesehen  wird. 

Die  Folge  dieser  schiefen  Belastung  ist,  dass  der  Bogen 
nicht  mehr  einen  tangential  zu  seiner  Mittellinie  gerichteten 
Druck  allein,  sondern  auch  ein  Biegungsmoment,  welches  durch 
die  Abweichung  der  Drucklinie  aus  der  Gewölbemitte  entsteht, 
Figur  4.  aufzunehmen  hat, 

also  für  beide  In- 
anspruchnahmen 
hinreichend  stark  , 
konstruirt  sein  ! 
muss.  Die  Wer- 
the  dieser  Wider- 
stände erhält  man 
leicht,  wenn  man 
die  einseitige  Be- 
lastung q-^  in  eine  gleichförmige  ^ . I und  ein  Belastungspaar 

— ^ zerlegt.  Erstere  erzeugt  den  Druck,  das  Letztere 

die  Biegung. 

Die  gleichförmig  vertheilte  halbe  Maximallast  erzeugt 
einen  Druck: 

3)  H-Zo-r, 

wobei  Z0  die  Summe  von  der  Schlussteinstärke  (r),  der  Feber- 
maueruug  ( e ) und  von  ist. 

Zo  = c -j-  e 4-  -|- 


Das  Belastungspaar  erzeugt  in  den  beiden  Bogenhälften 
gleiche  und  entgegengesetzte  Biegungen,  da  zu  dem  so  eben 
bei  der  Berechnung  von  H beschriebenen  Zustande  rechts  die 

Belastung  pro  Q]'  negativ,  links  dieselbe  positiv  hinzuge- 

Figur  5. 


fügt  wird,  wonach  die  ursprünglich  angenommene  schiefe  Ver- 


theilung wieder  erreicht  wird.  Da  es  sich  nun  ferner  blos 
um  vertikale  Kräfte  handelt,  kann  der  Betrachtung  zunächst 
ein  elastischer  gerader  Balken  von  der  Länge  der  Bogenspann- 
weite l zu  Grunde  gelegt  werden , dessen  rechte  Hälfte  mit 

| pro  lfd.  Fuss  nach  oben,  dessen  linke  Hälfte  mit  | nach 

unten  durchgebogen  wird;  für  diesen  in  Fig.  5 skizzirten  Fall 
ist  aber  das  ADgriffsmoment  in  c—O,  während  das  Maximal- 
angriffsmoment um  — von  den  Enden  entfernt  den  Werth  hat 

4>»=Kf)  ({)’4 

Die  Kontinuität  des  Bogens  in  c ist  also  auf  die  Defor- 
mation nicht  von  Einfluss.  Bei  Berücksichtigung  der  Konti- 
nuität in  A und  B gestaltet  sich  die  Deformation  so: 


Figur  6. 


A c B 


und  es  tritt  das  Biegungsmoment  4.  bei  A und  B auf. 

Nennt  man  die  Anstrengung  des  Materials,  welche  aus 
dem  Drucke  //  hervorgeht,  = k‘  pro  Q',  die  aus  dem  Mo- 
mente 9D?  hervorgehende  = k“  pro  Q',  so  erhält  man,  immer 
für  1'  Tiefe  des  Gewölbes  gerechnet,  aus  3. 

k' . c = Z0  ■ r, 

worin  c die  Schlussteinstärke  in  Fussen,  also 


dagegen  aus  4.,  entsprechend  dem  Widerstandsmomente  eines 
rechteckigen  Querschnittes  von  der  Breite  1 und  der  Höhe  c 


Figur  7. 


< 1 > 


6 •*"-<°=l£'°der 

h ~ 32  • 

wofür  man  rund  setzen  kann: 


6)  k"  — 


jL  0*1 

11  C'  ■ 


Beide  Inanspruchnahmen  dürfen  die  zulässige  Spannung 
des  Materials  nicht  überschreiten;  man  erhält  also: 


< 


'o  r . 1 (jl* 

C "^11  C1’ 


7)  k A*  + k“  = 

Löst  man  diese  Gleichung  für  c auf,  so  erhält  man 
Zo 


8)  c 


= ‘2  k 


+ 


1A*’ 


^ , Zo’.r’ 

lU"1-  4 k* 


als  Gleichung  zur  Bestimmung  der  Schlussteinstärke  eines 
Tonnengewölbes,  die  sich  auch  den  in  der  Praxis  üblichen 
Maassen  gut  anschliesst. 

Es  kann  aber  Gleichung  7.  auch  noch  mit  Vortheil  be- 
nutzt werden,  um  denjenigen  Krümmungshalbmesser  r für  den 
Scheitel  des  Gewölbes  daraus  herzuleiten,  welcher  bei  gegebe- 
nem Zo  jedenfalls  nicht  überschritten  werden  darf.  Man  er- 
hält nämlich  aus  7 : 


der  Architektur,  studirte  dann  in  Giessen  und  reiste  als  Zeich- 
ner für  das  Bilderwerk  „Original- Ansichten  der  historisch 
merkwürdigsten  Städte“.  Dies  führte  ihn  auch  nach  München, 
wo  er  sich  mit  Karl  Rottmann  befreundete  und  sich  in  der 
Landschaftsmalerei  ausbildete.  Er  begleitete  diesen  1834  auf 
jener  Kunstreise  nach  Griechenland,  der  wir  die  Bilder  in  der 
neuen  Pinakothek  verdanken,  und  blieb  mehre  Jahre  in  Athen 
als  Zeichnenlehrer  am  dortigen  Gymnasium.  1839  liess  er 
sich  dann  in  München  nieder  und  erhielt  die  Professur  der 
Baukunst  an  der  Akademie. 

Zu  seinen  bekanntesten  Werken  gehören  die  Villa  in 
Berchtesgaden  für  König  Max  und  das  städtische  Museum  in 
Leipzig.  Selten  verging  ein  Jahr,  ohne  dass  Lange  mit  sei- 
nen Entwürfen  für  Konkurrenzen  einen  Preis  davon  trug.  So 
mit  den  Zeichnungen  für  ein  archäologisches  Museum  zu  Athen, 
mit  den  Plänen  der  Nikolaikirche  und  Kunsthalle  zu  Hamburg, 
der  Börse  zu  Bergen,  der  Pinakothek  und  des  Parlamentsge- 
bäudes zu  Amsterdam.  Dass  er  vor  zwei  Jahren  nach  dem 
Urtheil  des  Preisgerichts  für  das  Münchener  Rathhaus  den 
besten  Entwurf  geliefert,  ist  noch  in  frischer  Erinnerung.  Nun 
hoffte  er  endlich  hier  einen  grossen  Bau  auszuführen  und  Alles 
bis  in  das  Kleinste  künstlerisch  durchzubilden.  Dass  dessen- 
ungeachtet statt  seines  Plans  im  Stil  der  Renaissance  ein 
gothischer  Bau  beschlossen  und  einem  Andern  aufgetragen 
ward,  war,  wie  der  Volksmund  sagt,  ein  Nagel  zu  seinem  Sarge. 

Seine  architektonischen  Pläne  berücksichtigen  die  Mitwir- 
kung der  Schwesterkünste  für  Vollendung  des  Ganzen.  Eine 
Sammlung  seiner  Zeichnungen  für  „Werke  der  höheren  Bau- 


kunst“ ist  in  Folioheften  veröffentlicht  ■worden.  Zuletzt  be- 
schäftigten ihn  noch  Entwürfe  für  den  protestantischen  Dom 
in  Berlin,  bis  die  leiblichen  Kräfte  erloschen.  — 

Er  war  das  Haupt  einer  blühenden  Familie  und  hatte  die 
Freude,  mit  einem  talentvollen  Sohn  gemeinsam  arbeiten  zu 
können.  — 


Der  Einfluss  der  letzten  Welt-Ausstellung  auf  den  Reiseverkehr. 

Wir  geben  aus  dem  „Portefeuille  economique  des  Machines“, 
1S67,  pag.  124  nachstehende  interessante  Ermittelung.  Die- 
selbe ist  wörtlich  übersetzt,  weil  sie  ein  charakteristisches 
Beispiel  für  den  Ausdruck  des  gesättigten  Stolzes  gewährt, 
mit  dem  die  Franzosen  auf  die  Pariser  Ausstellung  von  18G7 
zurückblicken. 

Es  ist  sicherlich  unmöglich,  auch  nur  annähernd  die 
moralischen,  intellektuellen,  industriellen,  kommerziellen  Folgen 
einer  so  umfassenden  Ausstellung  zu  ermessen.  Aber  man 
kann  sicher  behaupten,  dass  eine  ungeheure,  bis  diesen  Tag 
nicht  gekannte  Bewegung,  deren  Mittelpunkt  Paris  war,  durch 
die  ganze  Welt  gegangen  ist.  Während  der  7 Monate,  welche 
die  Ausstellung  gedauert  hat,  war  Paris  faktisch  die  Haupt- 
stadt der  Nationen. 

Alle  jene  Millionen  von  Besuchern  sind  jetzt  in  ihre 
Heimath  zurückgekehrt.  Aber  wer  wird  je  die  Summe  von 
Licht,  Bemerkungen  und  Beobachtungen  aussprechen  können, 
welche  jeder  mit  sich  genommen  hat,  ein  fruchtbarer  Saamen, 
der  nach  allen  Weltgegenden  getragen,  dereinst  seine  Früchte 


9)  r 


< k c 
~ Zo 


QlJ 

llC.Zo' 


Sowohl  bei  gewöhnlichen  Brücken,  als  auch  bei  Hochbaukon- 
struktionen ist  es  üblich,  die  mobile  Belastung  q — 1 Zentner 
pro  0'  zu  setzen;  dies  berücksichtigt  und  ferner  noch  den 
Werth  l — r gesetzt  für  eine  Kappe,  deren  Mittelpunkts- 
winkel 60  Grad  ist,  erhält  man  aus  9: 


10)  ;•  < c [K 11  k + - ~ Zo  ] 


Auf  Grund  dieser  Gleichung  lässt  sich  folgende  Ueber- 
sichts  - Tabelle  zusammenstellen  : 


z°  = 

%' 

1' 

2' 

3' 

4' 

1' 

14*) 

— 

— 

— 

— 

2' 

12*) 

24 

— 

— 

— 

3' 

10 

20 

40 

— 

— 

4' 

9 

IS 

36 

54 

— 

5' 

7% 

15% 

31 

46% 

62 

8' 

5 

10 

20 

30 

40 

Die  Festigkeit  k des  Materials  ist  dabei  = 100  Ztr.  pro 
0'  gerechnet.  Der  Gebrauch  der  Tabelle  ist  einfach ; der 
Werth  Z0  setzt  sich  aus  der  Sehlussteinstärke  c,  der  Ueber- 
mauerung  e und  %'  Belastungshöhe  für  variable  Belastung  zu- 
sammen, welche  Höhe  dem  Werthe  ^ = * Ztr.  pro  0'  bei 

1 Zentner  Gewicht  pro  Kubfss.  des  Bogen materials  entspricht. 
So  würde  also  z.  B.  die  Zahl  14  der  ersten  Spalte  bedeuten, 
dass  der  Radius  für  eine  %'  starke  Kappe  ohne  Uebermaue- 
rung  nicht  über  14'  betragen  darf;  ebenso  die  Zahl  40  der 
letzten  Spalte,  dass  bei  einem  4'  starken  Bogen  mit  3'/»' 
Uebermauerung  der  Radius  nicht  über  40'  betragen  soll. 

Bei  Bestimmung  der  grössten  zulässigen  Radien  r für 
den  Scheitel  des  Gewölbes  ist  indessen  noch  ein  zweiter  Um- 
stand nicht  zu  übersehen.  Durch  das  Moment  3W  wird  nämlich 
die  eine  Seite  des  Gewölbe  - Querschnittes  in  Druckspannung, 
die  andere  in  Zugspannung  versetzt;  wird  also  verlangt,  dass 
k nicht  negativ  werden,  d.  h.  dass  das  Material  nicht  auf  ab- 
solute Festigkeit  in  Anspruch  genommen  werden  darf,  so  muss, 
indem  man  in  7.  k“  negativ  setzt, 

o 1 y i* 

— c 11  c1 

bleiben,  oder  es  darf  r nicht  grösser  werden,  als 

11)  r=llcZ0 

wobei  wieder  q =1  und  l—r  gesetzt  ist.  Soweit  diese 
neuen  Radien  kleiner  werden,  als  die  in  der  vorigen  Tabelle 
angegebenen,  müssen  sie  maassgebend  bleiben;  es  würde  dies 
nur  bei  den  beiden  mit  * bezeichneten  Werthen  von  14'  und 
12'  zutreffen,  für  welche  beziehlich  5%'  und  11'  einträte. 

Die  %'  starke  Kappe  ohne  Uebermauerung  wird  dadurch 
in  sehr  enge  Grenzen  eingeschlossen.  Man  könnte  hier  wohl 
füglich  von  dem  vorigen  Gesichtspunkte  abweichen  und  die 


absolute  Festigkeit  bis  zu  einem  gewissen  Grade  in  Anspruch 
nehmen;  sollte  dabei  auf  der  einen  Seite  ein  Oeffneu  der 
F'ugen  eintreten,  so  wird  dies  für  den  Fall 
Figur  8.  unschädlich  sein,  dass  auf  der  entgegen- 

gesetzten Seite  der  Druck  k wenigstens 
den  Werth  von  100  Zentner  nicht  über- 
schreitet. 

Nimmt  man  an,  die  Fuge  klaffte  so 
weit,  dass  nur  die  Höhe  x geschlossen 
bliebe,  so  würde  der  durch  den  Schwer- 
punkt des  Dreiecks  x gerichtete  Druck 

(C  X \ 

— -g- j H erzeugen,  welches  dem  Mo- 
mente 9Ji  gleich  zu  setzen  ist,  also 


(t-t) 

Der  Druck  selbst  ist: 


qix 

64' 


H—Za.r 


< 


kx 

2 


man  hat  also 


x > 


2 Zo  • r 


= k 


und  diesen  Werth  in  die  erstere  Gleichung  eingetragen,  q 
wieder  = 1 und  / = r gesetzt,  ergiebt 
( C 2 Zo  . F \ 

\ 2 Sk  ) 


12)  r 


Sk 

< 


Z o - v • — 
32  c Z0  k 


64 


oder 


k 4-  43  Zo  J 

Für  Ä=100  Zentner  erhält  man  im  erwähnten  Falle 
{C  = % Z0  = l) 

r < 11'. 


Bei  klaffender  Fuge  kann  also  das  % ' starke  Tonnen- 
gewölbe ohne  Uebermauerung  füglich  bis  zu  11'  Radius  aus- 
geführt werden.  Es  ist  zu  bemerken,  dass  für  k — oo  r = 16 
wird;  mithin  kann  dies  Gewölbe  bei  16  Fuss  Spannweite 
durch  einseitige  Belastung  zerstört  werden.  Die  Tabelle  wäre 
also  schliesslich  bei  den  beiden  * Werthen  dahin  zu  ändern, 
dass  für  14'  der  Werth  von  11'  und  für  12'  der  Werth  von 
11'  einzutragen  bliebe.  — 

Man  kann  sich  leicht  davon  überzeugen,  dass  die  gleich- 
förmig vertheilte  Maximallast  q pro  0'  einen  Druck  erzeugt, 
der  H,  = (Zo  + %)  V = ck‘  ist,  und  bei  dem  k'  immer  kleiner 
bleibt  als  k,  wenn  nicht  Z0  sehr  gross  wird,  in  welchem 
letzteren  Falle  auch  die  Uebermauerung  schon  der  elastischen 
Beweglichkeit  des  Gewölbes  Hindernisse  bereitet.  — 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart.  Auszüge  aus  deu 
Protokollen  vom  Dezember  1867  und  Januar  1868. 

9.  Versammlung  am  21.  Dezember  1867.  Vorsitzender 
Oberbaurath  von  Egle,  anwesend  24  Mitglieder. 

Hr.  Ober- Baurath  Morlok  sprach  über  Dachbedeckun- 
gen. Unter  Hinweis  auf  die  schlechten  Erfahrungen,  die  bei 
den  Württembergischen  Eisenbahnbauten  sowohl  mit  den  ge- 


bringen wird?  Wo  soll  man  beginnen,  um  die  Fluth  dieser 
ungeheuren  Reisebewegung  nach  Paris  vom  1.  April  bis 
1.  November  1867  zu  übersehen?  Die  Totalsumme  der  Ein- 
nahme der  Hotels,  der  Restaurants  etc.,  selbst  wenn  sie  er- 


Einnahmen.  Wir  haben  daher  Woche  für  Woche  die  Ein- 
j nahmen  des  ganzen  französichen  Eisenbahnnetzes,  wie  sie  jeden 
Freitag  vom  Moniteur  veröffentlicht  werden,  aufgezeich- 
net und  mit  denen  des  Jahres  1866  verglichen.  Diese  Ver- 
gleichung ist  graphisch  in  der  beistehenden  Figur  dargestellt, 
in  welcher  die  Abszissen  die  Wochen  vom  1.  Januar  bis  zum 
1.  November,  die  Ordinaten  die  wöchentlichen  Einnahmen 
in  den  beiden  Jahren  1866  und  1867  ausdrücken.  Vom 
1.  Januar  bis  16.  April  bemerkt  man  wenig  Differenzen.  Aber 
von  da  an  erhebt  sich  die  Kurve  von  1867  mehr  und  mehr 
und  zeigt  eine  Mehreinnahme  von  über  2 Millionen  Frcs.  pro 
Woche  gegen  1866. 

Stellen  wir  die  Summe  aller  Einnahmen  der  sieben  Ausstel 
lungs-Monate  zusammen,  so  ergiebt  sich 

1867  409,823,091  Frcs. 

1866  366,638,072  „ 

also  Mehreinnahmen  1867  43,185,019  Frcs. 

oder  12%  gegen  1866. 

Rechnet  man  die  Durchschnittseinnahme  für  den  Per- 
sonenkilometer 0,055  Frcs.,  so  folgt  aus  obiger  Mehreinnahme, 
dass  im  Jahre  1867  die  ungeheure  Summe  von  803  Millionen 
Personenkilometer  über  1866  erreicht  worden  ist.  Im  Jahre 
1865  betrug  die  von  einem  Reisenden  durchschnittlich  zurück- 
gelegte Bahnlänge  40  Kilom.  Hält  man  dieses  Maass  fest,  so 
gelangt  man  zu  einer  Bewegung  von  20  Millionen  Reisen- 
den auf  40  Kilom.  Bahnlänge.  A.  M. 


156 


wohnlichen  Dachsteinen  als  mit  Schiefer  gemacht  seien,  lenkte 
er  die  Aufmerksamkeit  auf  mehre  der  durch  die  letzte  Pariser 
Ausstellung  bekannt  gewordenen,  in  Italien  und  Frankreich 
bereits  erprobten,  neuen  Formen  von  Dachziegeln,  namentlich 
auf  die  von  den  Gebr.  Gillardoni  in  Altkirch  erfundenen 
Dachplatten.  Die  Erfindung  dieser  Ziegel  erfolgte  schon  im 
Jahre  1841,  wurde  aber  während  dieser  Zeit  immer  mehr  ver- 
bessert, und  es  hat  die  Fabrikation  derselben  in  Frankreich 
eine  bedeutende  Ausdehnung  erlangt. 

Die  gepressten  Dachziegel,  aus  der  Fabrik  der  Gebrüder 
Gillardoni  sind  13,5"  (württemb.)  lang,  8,2"  breit  und  durch- 


schnittlich 6'"  dick,  sie  haben  oben  und  unten  1"  breite  und 
3'"  tiefe  Falze,  desgl.  schmalere  an  den  Langseiten,  so  dass 
sämmtliche  Platten  auf  allen  4 Seiten  durch  Falze  mit  den 
anstossenden  Ziegeln  derart  zusammengebunden  sind,  dass 
jegliches  Durchdringen  des  Schnees,  des  Regens  etc.  unmöglich 
ist.  Die  auf  der  Oberfläche  der  Ziegel  angebrachte  Verzierung 
soll  nicht  sowohl  eine  Dekoration  als  vielmehr  ein  Mittel 
bieten,  die  Ziegel  möglichst  steif  und  zugleich  leicht  herzu- 
stellen. Die  Entfernung  der  Latten  zum  Anhängen  der  Ziegel 
beträgt  von  einem  Anhängepunkt  zum  andern  11,2",  und  es 
hängt  jeder  Ziegel  an  zwei  Nasen.  Die  Ziegel  sind  in  zwei 
Sorten,  pro  Q'  7,2  Pfd.  resp.  6,8  Pfd.  schwer,  vorhanden,  wäh- 
rend bei  einfacher  Eindeckung  der  Q'  9,78  Pfd.,  und  bei 
doppelter  13,3  Pfd.  wiegt.  Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  die 
Konstruktion  der  Dächer,  die  mit  französischen  Ziegeln  einge- 
deckt werden,  nahezu  um  die  Hälfte  leichter  hergestellt  werden 
kann,  als  bei  Dächern  mit  gewöhnlicher  doppelter  Ziegel-Ein- 
dockung. Dabei  kommen  diese  Dachplatten  nicht  oder  kaum 
theurer  zu  stehen,  als  gewöhnliche  Doppel- Ziegelbedeckung, 
während  Schieferdeckuug  sich  auf  den  doppelten  Preis  stellt. 

Zu  Crailsheim  und  Schrozberg,  wo  ausgezeichneter  kalk- 
freier Lehm,  wie  er  zur  Fabrikation  von  Dachziegeln  gehört, 
vorhanden  ist,  sollen  2 Ziegelmaschinen  von  Gebr.  Sachsen- 
berg in  Rosslau  aufgestellt  werden.  Spätere  Mittheilungen 
über  die  Resultate  dieser  Etablissements  behielt  sich  der  Hr. 
Vortragende  vor. 

Ferner  legte  Herr  Oberbaurath  Morlok  Zeichnungen 
vor  für  die  Abtrittseinrichtungen  bei  den  Hochbauten  der 
neuen  Bahnlinie  Crailsheim  - Mergentheim , welche  nach  dem 
Moselmann’schen  System  eingerichtet  werden  sollen,  und  ver- 
weist hierbei  auf  die  beim  Bahnhof  in  Canstatt  bereits  aus- 
geführten Einrichtungen  ähnlicher  Art. 

Hr.  Professor  Teichmann  hielt  demnächst  einen  länge- 
ren und  sehr  eingehenden  Vortrag  über  das  neu  errichtete 
Wasserwerk  zu  Schaffhausen,  wo  man  das  starke  Gefälle  des 
Rheines  zur  Gewinnung  einer  bedeutenden  Kraft  nutzbar  ge- 
macht hat.  Der  Rhein  ist  durch  ein  Grundwehr  unterhalb 
der  Stadt  gestaut;  in  einer  Bucht  auf  der  linken  Seite  liegt 
das  für  drei  Turbinen  a 200  Pferdekraft  bestimmte  Turbinen- 
haus. Bis  jetzt  ist  eine  derselben  nach  Jon val-Hentschel’- 
schem  System  ausgeführt,  die  bei  10'  Durchmesser  und  12 — 
16'  Gefäll  40  Umgänge  pro  Minute  macht.  Drahtseil-Trans- 
missionen übertragen  die  Kraft  zunächst  nach  einem  350' 
weit  entfernten  Pfeiler  am  anderen  Ufer,  von  dort  stromauf- 
wärts in  Stationen  von  300  — 400'  nach  den  einzelnen  Ver- 
brauchsstätten. Die  Kommunikation  nach  dem  Turbinenhause 
erfolgt  in  ziemlich  kühner  Weise  durch  einen  eisernen,  an 
Drahtseilen  auf  Rollen  gehenden  Eisenkasten,  in  dem  2 Per- 
sonen Platz  haben.  Näheres  über  die  ganze  Anlage  giebt 
ein  Aufsatz  von  Kronauer  in  der  schweizerischen  polytech- 
nischen Zeitschrift. 

In  der  Angelegenheit  wegen  Erbittung  einer  Staatsunter- 
stützung für  den  Verein  wurde  nach  längerer  Debatte  be- 
schlossen, bei  den  anderen  deutschen  Architekten-  und  In- 
genieur-Vereinen anzufragen,  ob  und  unter  welchen  Bedin- 
gungen oder  Voraussetzungen  sie  eine  solche  Staatsunterstüt- 
zung erhielten.  (Schluss  folgt.) 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am 
11.  April  1868;  Vorsitzender  Hr.  Böckmann,  anwesend 
76  Mitglieder  und  2 Gäste. 

Nach  einigen  geschäftlichen  Mittheilungen  des  Vorsitzen- 
den (für  tlie  fällige  Monatsaufgabe  im  Hochbau  sind  nachträg- 
lich noch  4,  im  Ganzen  also  8 Lösungen  eingegangen)  hielt 
Hr.  Nitschmann  einen  Vortrag  über  Schloss  Lochstedt 
am  Kurischen  Haft',  dessen  von  ihm  gefertigte  Aufnahme  er 
vorlegte. 

Das  Schloss,  eiue  der  kleineren  Burgen  des  deutschen 
Ordens,  wurde  im  Jahre  1264  als  eiue  der  wuchtigsten  Posi- 


tionen im  Samlande  am  damaligen  Ausflusse  des  Pregels  er- 
richtet; doch  gehören  die  erhaltenen  Baureste  jedenfalls  erst 
einer  späteren  Periode  an.  Dieselben  bestehen  in  zwei  Flü- 
geln der  quadratischen  Hauptburg  und  zeigen,  obwohl  theil- 
weise  stark  verbaut  und  zerstört,  doch  noch  einen  grossen 
Theil  der  wichtigsten  Innenräume,  u.  A.  die  Kapelle,  den 
Kapitelsaal,  den  Speisesaal,  die  Wohnung  des  Pflegers.  Das 
Hauptgeschoss  ist  mit  Kreuzgewölben , das  niedrige  Unterge- 
schoss mit  Tonnen  überwölbt.  Bemerkenswerther  als  die 
Gesammterscheinung  des  einfachen  Baus  ist  die  Auswahl  der 
schönen  Details,  namentlich  in  der  Kapelle,  wo  die  rothen 
Thonornamente  auf  geputztem  Untergründe  auftreten.  Die 
genaue  Uebereinstimmung  der  Formsteine  eines  umlaufenden 
Bogenfrieses  daselbst  mit  einem  Friese  in  der  Marienburg 
lässt  darauf  schliessen,  dass  diese  Formsteine  aus  einer  ge- 
meinschaftlichen Quelle,  wahrscheinlich  der  grossen  Ordens- 
ziegelei in  Thorn,  bezogen  wurden.  Am  Werthvollsten  und 
Schönsten  ist  das  reiche  Portal  des  Kapellen-Einganges,  dessen 
Gewände  aus  grünen  und  gelben  Fliesen  hergestellt  sind, 
während  die  ornamentalen  Theile  gleichfalls  jenen  rothen 
Thon  zeigen  und  der  Sockel  theilweise  aus  Sandstein  besteht. 
Es  verdient  Erwähnung,  dass  alle  Formsteine  aus  rothem 
Thon  sich  vorzüglich  gehalten  haben  und  beinahe  noch  un- 
versehrt sind,  während  der  Sandstein  und  ein  grosser  Theil 
der  gewöhnlichen  Mauerziegel  an  verschiedenen  Stellen  des 
Baus  stark  verwittert  sind. 

Hr.  Boeckmann  beendete  seinen  am  28.  März  begon- 
nenen Vortrag  über  Städteanlagen,  indem  er  nach  eingehender 
Betrachtung  der  Verhältnisse  Berlins  die  Stadterweiterungs- 
pläne mehrer  andern  Städte  flüchtig  berührte  und  demnächst 
noch  einige  allgemeine  auf  das  Thema  bezügliche  Gesichts- 
punkte erörterte.  — F.  — 


Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  in 
Hannover.  Jahrg.  1868.  Heft  1.  (Schluss.) 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur wesens. 

1)  Theorie  der  Holz-  und  Eisenkonstruktionen, 
von  Professor  Mohr. 

Der  Verfasser  hat  die  Theorie  der  elastischen  Linie  auf 
graphischem  Wege  behandelt.  Bei  Einführung  des  Näherungs- 
1 

werthes  d2  y für  den  Krümmungshalbmesser  ergiebt  sich 
d x 2 

als  Differentialgleichung  der  elastischen  Linien  die  Beziehung 

d2  y 3)1  Biegungsmoment. 

d X2  ET  Elast.  Mod.  X Trägheitsmoment. 

Die  allgemeine  Gleichung  jeder  Stütz-  oder  Kettenlinie  ent- 
spricht aber  der  damit  symmetrischen  Form: 

d2  y k var.  Belastung  pro  Längeneinheit 

d X2  //  Horizontalspannung 

hieraus  folgt  also,  dass  die  elastischen  Linien  nichts 
Anderes  als  Seilkurven  sind.  Als  Horizontalzug  dieses 
Seils  ergibt  sich  der  Elastizitätsmodul  f E ) und  als  Vertikal- 
en 

belastung  pro  Längeneinheit  des  Seils  die  variable  Grösse  - 

Mit  Hülfe  dieser  Beziehung  werden  die  Durchbiegungen. 
Biegungsmomente,  Vertikalkräfte  einfacher  und  kontinuirlicher 
gleichmässig  uud  ungleichmässig  belasteter  Träger  graphisch 
bestimmt. 

2)  Beschreibung  des  eisernen  Oberbaues  der 
Chausseebrücke  über  die  Ise  und  der  daselbst  mit 
verschiedenen  Steinplatten  angestellten  Zer- 
drückt! ngsversuche,  vom  Wegebaukondukteur  Quantz. 

Die  Brückenöffnung  ist  im  Lichten  3SVj'  (hann.)  weit 
und  zwischen  den  Gurtungen  der  Längsträger  20'  breit.  Zwei 
Blechbalken  von  rot.  4'  Höhe  tragen  auf  ihrer  unte- 
ren Gurtung  iu  Entfernungen  von  4'  Querträger,  ebenfalls 
Blechbalken,  von  circa  1'  6"  Höhe.  Zwischen  diesen  sind 
alle  3S/«'  gewalzte  I Eisen  von  103/*"  Höhe  der  Länge  nach 
eingespannt.  Die  von  diesem  Trägersystem  gebildeten  Oefthun- 
gen  sind  mit  5"  hohen  Sandsteinplatten  geschlossen. 

Da  die  Versuche  über  die  Tragfähigkeit  der  Steiuplatten 
ergeben  hatten,  dass  dieselbe  vergrössert  werde,  wenn  die 
Platten  ein  weiches  (bis  auf  einen  gewissen  Grad  zusammen- 
drückbares)  Unterlager  erhalten,  so  wurden  die  Steinplatten 
mit  Theermörtel  verlegt,  doch  hält  der  Erbauer  der 
Brücke  eine  L’nterlage  von  doppelten,  iu  heissem  Theer  ge- 
tränkten Asphaltfilzstreifen,  wie  solche  bei  ähnlichen  Aus- 
führungen in  Hannover  in  Anwendung  gekommen  sind,  für 
zweckmässiger,  weil  hierbei  das  umständliche  Bearbeiten  der 

Auflagerflächen  der  Sandsteinplatten  entbehrlich  ist. 

Hierzu  eine  Beilage. 


157 


Die  Sandsteinplatten  tragen  eine  Theerkonkretlage, 
welche  unmittelbar  die  Fahrbahn  bildet  und  an  den  Seiten 
4"  in  der  Mitte  7"  Dicke  erhalten  hat.  Eine  Probebelastung, 
die  einer  gleichmässig  vertheilten  Last  von  l/t  Ztr.  pro  □' 
entsprach,  hat  sehr  günstige  Resultate  geliefert. 

Die  Baukosten  des  vollständigen,  im  Ganzen  45'  langen 
Oberbaues  der  Brücke  haben  pro  lfd.  Fuss  100  Thaler  be- 
tragen. 

Die  Versuche,  welche  mit  verschiedenen  Sandsteinplat- 
ten gemacht  wurden,  ergaben: 

a.  unter  gleichen  Umständen  verhält  sich  die  Tragfähig- 
keit zweier  Steinplatten  aus  demselben  Material  von  gleicher 
Dicke  und  Grösse  wie  3 zu  4,  wenn  dieselben  beziehungs- 
weise auf  2 oder  4 Seiten  unterstützt  sind. 

b.  die  Tragfähigkeit  einer  an  4 Seiten  unterstützten, 
3'  9"  im  Quadrat  grossen  Steinplatte  wird  l3/iomal  vergrössert, 
wenn  man  den  Druck  nicht  direkt,  sondern  indirekt  durch 
eine  6 Zoll  starke  Steinschlagbahn  ( Theerkonkret)  auf  die 
Platte  wirken  lässt. 

Um  für  praktische  Rechnungen  einen  Anhalt  zu  haben, 
kann  man  auf  Grund  der  angestellten  Versuche  annehmen, 
dass  eine  Sandsteinplatte  von  der  Festigkeit  des  Sandsteins 
von  Velpke  im  Braunschweig’schen  von  33/P  im  Quadrat  Grösse, 
wenn  sie  auf  eisernen  Lagern  3 Zoll  breit  auf  allen  4 Seiten 
gut  aufliegt  und  die  Belastung  mittelst  eines  eisernen  Stem- 
pels von  33A"  im  Quadrat  Grundfläche  auf  die  Mitte  der  Platte 
indirekt  durch  eine  6"  starke  Schicht  von  Steinschlag  wirkt, 
bricht,  wenn  die  Belastung  beträgt:  bei  einer  Platte  von 
3“  Dicke  SOVs  Zentner,  4"  Dicke  143%o  Zentner,  5"  Dicke 
225’/io  Zentner,  6"  Dicke  326  Zentner,  7"  Dicke  4441>/io  Ztr. 

Gbs. 


Die  Schattenlehre,  von  Prof.  Guido  Schreiber,  Leipzig 
bei  Otto  Spanner,  — bildet  einen  Theil  des  von  dem  Verfasser 
herausgegebenen  Werkes:  das  technische  Zeichnen,  das  sich 
in  Format  und  Ausstattung  den  in  demselben  Verlage  erschie- 
nenen kleinen  Werken  unter  dem  Gesammttitel : „die  Schule 
der  Baukunst“  anschliesst.  Es  behandelt  in  3 Abschnitten 
das  gesammte  Gebiet  der  Schattenlehre.  Auf  die  beiden  ersten, 
welche  die  eigentlichen  Schattenkonstruktionen,  sowie  die  Re- 
flexe und  Brechungen  behandeln,  müssen  wir  uns  versagen  näher 
einzugehen  und  wollen  nur  auf  den  physiologischen  Theil  des 
Werkes,  den  3.  Abschnitt:  „das  Helldunkel“,  aufmerksam 

machen,  der  die  hierhergehörigen  Eigenschaften  des  Lichts  in 
übersichtlicher  Weise  erläutert.  Das  Studium  dieses  Ab- 
schnittes könnte  vielleicht  zur  Folge  haben,  dass  das  neuer- 
dings etwas  in  Misskredit  gekommene  Tuschen  von  architek- 
tonischen Zeichnungen  (hauptsächlich  Fapaden)  die  ihm  ge- 
bührende Stelle  wieder  einnimmt;  denn  in  Wirklichkeit  besteht 
die  Abneigung  gegen  derartige  Zeichnungen  nur  in  der  Ab- 
neigung gegen  die  wirklichen  oder  vermeintlichen  Lügen  in 
denselben.  Unseres  Erachtens  ist  aber  für  Beurtheilung  der 
Hauptverhältnisse  eines  architektonischen  Entwurfs  die  Anlage 
der  Schatten  (Fenster  etc.)  ebensowenig  zu  umgehen,  als  eine 
perspektivische  Zeichnung  des  Entwurfs,  am  Allerwenigsten 
für  den  Architekten  selbst.  Durch  genaue  Naturbeobaehtung, 
Befolgung  der  Naturgesetze  und  die  Vermeidung  von  pikanten 
Uebertreibungen  würde  diesen  Zeichnungen  an  sich  auch  ein 


Architekten-Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  18.  April  18G8. 

Tagesordnung: 

Vortrag  des  Herrn  Hesse. 

Bekanntniacliiiaig. 

Zur  Weiterführung  und  zum  Abschluss  des  in  vollem  Gange 
befindlichen  Chausseebaues  von  Sensburg  nach  Johannisburg, 
der  incl.  Abrechnung  noch  ca.  3 Jahre  dauert,  wird  unter  allen 
Umständen  sogleich  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht  und  hierdurch 
aufgefordert,  sich  sobald  als  möglich  zu  melden  bei  dem  kommissa- 
rischen Kreis-Baumeister  Modest  in  Johannisburg. 

Offene  Baumeistersteil«. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Tlilr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Offene  Banmeisterstelle. 

Ein  geprüfter  Baumeister  kann  vom  1.  April  c.  ab  bei  der 
Königlichen  Fortifikation  zu  Kosel  Beschäftigung  finden. 

Die  Bewerber  haben  sich  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  und 
unter  Angabe  der  geforderten  Diäten  bei  dieser  Behörde  schriftlich 
zu  melden. 

Königliche  Fortifikation. 

Ein  geprüfter  Feldmesser  (Architekt)  bereitet  zum  Bauführer- 
Examen  in  der  Feldmesskunde  vor.  Näheres  theilt  mit  Herr  Bau- 
meister Dulk,  Berlin,  Dresdnerstrasse  116. 


höheres  Interesse  verliehen  werden;  wir  brauchen  nur  an  selbst 
unbedeutendere  Scliinkelsche  Zeichnungen  zu  erinnern.  E.  J. 

Personal  - N achrichten. 

Pr  eussen. 

Der  Eisenbahn -Baumeister  Bolenius  ist  zum  Eisenbahn -Bau- 
Inspektor  im  technischen  Zentral -Büreau  der  Ostbahn  zu  Bromberg 
ernannt. 

Dem  Ober -Bau -Rath  Görz  zu  Wiesbaden  ist  der  Charakter 
als  Geheimer  Regierungs  -Rath  verliehen. 

Der  Bau-Inspektor  Pollack  zu  Hohenstein  ist  nach  Sorau 
versetzt. 

Dem  Eisenbahn -Bau -Inspektor  AlexanderMenne  in  Berlin 
ist  die  nachgesuchte  Entlassung  aus  dem  Staatsdienste  ertheilt. 

Am  11.  April  haben  das  Baumeister-Examen  bestanden: 
Otto  Lohausen  aus  Elberfeld,  Carl  Friedrich  Krackow 
aus  Gr.  Sährchen  bei  Muscau. 

Offene  Stellen. 

1.  Ein  Baumeister  wird  als  Hülfsarbeiter  und  event.  zur 
Stellvertretung  sofort  auf  2 Monate  gegen  2 Thlr.  Diäten  gesucht. 
Meldungen  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  nimmt  entgegen  der 
Bau -Inspektor  A.  Kühne  in  Prenzlau. 

2.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Mosel  wird  ein 
erfahrener  Bauführer,  welcher  bis  15.  Juni  eintreten  kann,  gegen 
45  Thlr.  pro  Monat  gesucht  vom  Kreisbaumeister  Ritter  in  Trier. 

3.  Der  Meliorationsverband  Braunsberg  in  Ostpreussen  sucht 
zur  sofortigen  Uebernahme  der  Arbeiten  einen  Bauführer.  Qua- 
lifizirte  Bewerber  wollen  sehr  bald  ihre  Bedingungen  einsenden  an 
den  Rittergutsbesitzer,  Baron  von  Goetzen  auf  Rodelshoefen  pr. 
Braunsberg. 

4.  Zur  speziellen  Leitung  des  Kreisgerichts- Neubaues  in  Stolp 
i.  P.  wird  ein  Baumeister  gegen  reglementsmässige  Diäten  ge- 
sucht. Meldungen  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  an  den  Bau- 
Inspektor  Heithaus  in  Stolp  i.  P. 

5.  Ein  Bauführer  wird  für  verschiedene  Arbeiten  auf  unbe- 
stimmte Zeit  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht  von  dem 
Kreisbaumeister  Bachmann  in  Pr.  Stargard.  Näheres  auch  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung. 

6.  Ein  Bauführer  findet  auf  6 Monate  Beschäftigung  bei 
einem  Chausseebau.  Näheres  beim  Bauinspektor  Schumann  in 
Schleusingen. 

7.  Ein  erfahrener  Bauführer  wird  bei  Kreischausseebauten 
verlangt.  Diäten  1 Thlr.  20  Sgr.  Reisekosten  vergütet.  Schleunige 
Meldungen  beim  Kreisbaumeister  Fölsche  in  Bartenstein,  Ostpreussen. 

8.  Ein  Baumeister  und  ein  Bauführer  finden  bei  Kirchen- 
bauten im  Landsberger  Kreise  gegen  reglementsmässige  Diäten  so- 
fortige Beschäftigung.  Meldungen  beim  Bau -Inspektor  Peters  in 
Landsberg  a.  W. 

9.  Für  Chausseebauten  bei  Heilsberg  in  O.  P.  wird  sofort 
ein  Bauführer  gesucht.  Diäten  1 1/i  Thlr.,  15  Thlr.  Pferdegelder, 
Pauschquantum  für  die  Zureise.  Dauer  der  Beschäftigung  ca.  2 
Jahre.  Meldungen  bei  dem  Kreisbaumeister  Jester  in  Heilsberg. 
Nähere  Auskunft  ertheilt  Bauführer  Otto  in  Berlin,  Mathieustr.  16. 

10.  Ein  theoretisch  und  praktisch  gebildeter  Ingenieur  gesetzten 
Alters,  welcher  schon  bei  Eisenbahnbauten  fungirt  hat,  mit  ent- 
sprechenden Zeugnissen,  wird  von  einem  grösseren  Bauunternehmer 
gesucht.  Hierzu  Befähigte  können  sich  melden  in  der  Exp.  d.  Ztg. 

Brief-  und  Fragekasten. 

H.  W.  10  — Schmiedeeiserne  Deckplatten  mit  Rippen  für 
Rinnsteinbrücken  liefern  Jacob  Ravene  Söhne,  Stralauer-Srasse 
No.  28/29  hierselbst. 

Hin.  B.  in  St,  — Brief  erhalten  und  die  möglichen  Schritte 
gethan.  Erfahrene  Bauführer  sind  augenblicklich  sehr  gesucht. 


Ein  junger  Zimmermeister,  gewandter  Zeichner  und  mit  Bureau- 
Arbeiten  vertraut,  der  gute  Zeugnisse  und  Empfehlungen  besitzt, 
sucht  unter  bescheidenen  Ansprüchen  Stellung  bei  Bauausführungen 
oder  als  Bureau-Arbeiter.  Adr.  in  d.  Exped.  dies.  Ztg.  sub  C.  B.  26. 


Gotha-Leiiiefelder-Eisenbahii. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Bahn  soll 
bei  Dingelstedt  das  Loos  No.  XVII.  mit  99,531,5  Schachruthen  zu 
bewegenden  Boden,  einschliesslich  der  Böschungsarbeiten,  veran- 
schlagt auf  153,480  Thlr.  9 Sgr.  3 Pf.  im  Wege  des  öffentlichen 
Submissionsverfahrens  an  einen  qualifizirten  Unternehmer  verdun- 
gen werden. 

Pläne,  Anschläge  und  Submissionsbedingungen  sind  im  Ab- 
theilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen.  Die 
Submissionsbedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen  kosten- 
frei von  dem  Unterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der 
Gotha  - Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 

am  30.  April  <1.  J.,  Vormittags  10 Uj  UE»r, 
in  dem  oben  bezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submit- 
tenten erfolgen. 

Gotha,  den  1.  April  1868. 

Der  Abtheilun  gs-Baumeister. 

Witzeck. 


158 


Gotha  - 1 jcinefelder - Eisenball  n. 

Zur  Ausführung  der  bei  Dingelstedt  im  Bahnkörper  verkom- 
menden Kunstbauten  sollen  ca.  1100  Schachtruthen  Mauerwerk  im 
Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissionsbedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  cinzusehen, 
auch  werden  die  Submissionsbedingungen  von  dem  Unterzeichneten 
auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der 
Gotha-Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem 


Neuer  Verlag  von  E.  A.  Seemann  in  Leipzig. 

ARCHITEKTONISCHE  MOTIVE 

für  den  Ausbau  und  die  Dekoration  von  Gebäuden 
aller  Art  nach  beendetem  Rohbau. 

Mit  besonderer  Berücksichtigung  der 

Renaissance 

Unter  Mitwirkung  von  Prof.  W.  Lübke  herausgegeben  von 

Ernst  Lottermoser  und  Karl  Weissbach, 
Architekten  in  Dresden. 

1.  Band.  1.  Heft,  a 35  Sgr. 


am  30.  April  c.,  Vormittag»  ll1/,  Ulir, 

in  dem  oben  bezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submitten- 
ten erfolgen. 

Gotha,  den  1.  April  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister. 

Witzeck. 

Die  Baugewerkschule  zu  Holzniindcii  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Stein  hau  er,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts-Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Tlialer. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus-  ' 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

(i.  Haarmanii. 

Vom  20.  April  ab  ist  meine  Wohnung:  Louisenufer  3a., 

1 Treppe.  K.  E.  0.  Fritsch. 

Meine  Wohnung  habe  ich  nach  B ra n d en  b urg s t r asse  49 
verlegt.  C.  Fränzel,  Verfertiger  aller  Arten  Zeichnengeräthe  in 
bester  Qualität. 

Meine  Wohnung  ist  jetzt  Alte  Jakobsstrasse  130  part. 

J.  C.  Seiffert,  vorm.  OldendorfF,  Mechanikus  und  Optikus. 
In  Bezug  auf  mehrfache  Anfragen  theile  ich  hierdurch  mit, 
dass  von  dem 


Inhalt  des  I.  Heftes:  Einleitung  von  W.  Lübke.  — Plafond 
im  Convent  der  Beichtväter  von  S.  Pietro  in  Born  (Reicher  Far- 
bendruck). — Marmorkamin  in  der  Sala  dell’  Anticollegio  des 
Dogenpalastes  zu  Venedig.  — Geschnitztes  Ornament  aus  der  Kirche 
Monte  Oliveto  zu  Neapel.  — Majolica  - Fussbodenplatten  aus  der 
Kirche  S.  Catarina  zu  Siena  (Farbendruck)  — Friesornament  aus 
der  Kirche  del  Carmine  zu  Siena;  Sgraffito-  Ornament  von  einem 
; Hause  in  Arco  della  Chiesa  nuova  zu  Rom. 

Das  II.  Heft  erscheint  im  Mai  und  wird  u.  A.  enthalten: 
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Berlin,  Oranien  - Str.  75. 


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Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  24.  April  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  Schieferbedachung.  — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der 
Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin  im  August  1867. 
(Forts.)  — Ueber  Anwendung  des  Luftdruckes  auf  die  Ilaustelegraphie. 

— Feuilleton:  Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien.  (Forts.) 

— Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten-  und  Ingenieur- 
Verein  zu  Hannover.  — Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart.  — Archi- 

tekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Gegenwärtiger  Zustand 
und  Wiederherstellung  des  Domes  zu  Frankfurt  a.  M.  — Bauten  zur 
Verlegung  der  Neckarmündung.  — Berufung  Th.  Hansen’s  an  die 
Wiener  Kunst-Akademie.  — Aus  der  Fachliteratur:  Architekt. 
Motive,  herausg.  v.  K.  Weissbach  u.  E.  Lottermoser.  — Vademekum  des 
prakt.  Baumeisters  v.  L.  Hoifmann.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Einladung« 

Das  Unterzeichnete  Komite  beehrt  sich  Namens  des  Vorstandes,  hierdurch  sämmtliche  deutschen  Fach- 
genossen zu  der,  einschliesslich  vom  1.  bis  4.  September  d.  J.  in  Hamburg  stattfindenden 

XV.  Versammlung- 

deutscher  Architekten  und  Ingenieure 

freundlichst  einzuladen. 

Zugleich  fordert  das  Komite  zur  thätigen  Mitwirkung  durch  Vorträge  und  Aufstellung  wichtiger  und 
interessanter  Fachfragen  auf,  und  ersucht  um  Betheiligung  an  der  mit  der  Versammlung  verbundenen  Aus- 
stellung von  Plänen,  Entwürfen,  Modellen  und  sonstigen  in  das  Baufach  gehörenden  Gegenständen. 

Diejenigen  Herren,  welche  die  Absicht  haben,  der  Aufforderung  in  irgend  einer  Weise  Folge  zu  leisten, 

Lokal -Komit6  der  XV.  Versammlung 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  in  Hamburg 

Ferdinand-Strasse  No.  44 


werden  gebeten  dem 


gefälligst  baldthunlich  davon  Kunde  zu  geben  und  besonders  hinsichtlich  der  Ausstellungs- Gegenstände  den 
erforderlichen  Flächen-  und  Höhenraum  bezeichnen  zu  wollen. 

Auf  Grund  der  eingehenden  Meldungen  wird  sodann  das  Weitere  festgestellt  und  baldthunlichst  be- 
kannt gemacht  werden.  Hamburg,  den  20.  April  1868. 

Das  Lokal-Komite  der  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure. 

F.  Geo.  Stammann,  Vorsitzender. 


Heber  Schieferbedacltung. 


Nach  der  in  No.  6 der  deutschen  Bauzeitung  befind- 
lichen Mittheilung  aus  den  Verhandlungen  des  Vereins  für 
Baukunde  zu  Stuttgart  scheint  dort  im  Allgemeinen  die 
Ansicht  Platz  gegriffen  zu  haben,  „dass  Schieferdächer 
in  freier,  den  Stürmen  ausgesetzter  Lage  sich 
nicht  empfehlen.  Da  aucli  anderwärts  ähnliche  An- 
sichten und  Klagen  laut  geworden  sind,  so  dürfte  es 
manchem  Ihrer  Leser  nicht  ganz  unwillkommen  sein,  das 
Interesse  der  Fachgenossen  nochmals  auf  diesen  Gegen- 
stand gerichtet  zu  sehen. 

Einsender  dieses  vermag  nämlich  die  oben  ausge- 
sprochene Meinung  keineswegs  zu  theilen. 

Wäre  jene  Ansicht  richtig,  so  würde  man  in  vielen 
Gegenden  Betreffs  des  zu  wählenden  Dachbedeckungs- 
materiales in  nicht  geringe  Verlegenheit  gerathen.  Denn 
nicht  allerorts  sind  gute  Dachziegel  zu  haben.  Ausserdem 
ist  der  weite  Transport  derselben  theurer,  als  der  der 
leichteren  Dachschiefer  und  endlich  eignen  sich  erstere 
für  hochgelegene  Gebirgsgegenden  um  deswillen  weniger, 
weil  die  häufigen  und  anhaltenden  athmosphärischen  Nie- 
derschläge nach  und  nach  deren  Zersetzung  herbeiführen 
und  die  rauhere  Oberfläche  das  schnelle  Abrutschen  der 
Schneemassen  verhindert. 

So  ist  z.  B.  Sachsen  schon  in  Folge  seiner  geognos- 
tischen  Verhältnisse  bezüglich  der  vorherrschenden  Dach- 
bedeckungsmaterialien in  zwei  Lager  geschieden.  In  den 
niedriger  gelegenen  östlichen  und  nördlichen  Theilen,  wo 
die  Alluvial-  und  Diluvialbildung  vorherrschend  ist,  sowie 
da,  wo  die  Braunkohlen-  und  Steinkohlenformation  auf- 


tritt, fehlt  es  nirgends  an  Lehm-  und  Thonlagern.  In 
Folge  dessen  ist  das  Ziegeldach  daselbst  vorwiegend,  ob- 
wohl man  auch  hier  für  grössere  öffentliche  oder  elegantere 
Privatgebäude  immer  mehr  und  mehr  sich  des  Schiefers 
bedient  und  dabei  den  englischen,  des  leichteren  Bezugs 
auf  der  Elbe  und  der  erforderlichen  geringeren  Neigung 
wegen,  dem  deutschen  vorzieht.  — Das  Erzgebirge  und 
Voigtland  mit  seinen  Urgebirgs-  und  Massengesteinen  ist 
dagegen  in  Folge  der  ausgebreiteten  Glimmer-,  Thon- 
schiefer-, Gneis-,  Granit-  und  Granulitlager  ganz  arm  au 
Lehm,  Thon  und  Sand  und  somit  angewiesen,  den  eigenen, 
wie  den  nachbarlichen  Meiningen’schen  Schiefer  selbst  bei 
den  hochgelegensten  Bauten  zu  verwenden.  Denn  der 
englische  Schiefer  kommt  für  gewöhnliche  Bauten  der 
fehlenden  Wasserstrasse  wegen  zu  theuer.  Blechbedachun- 
gen haben  zu  sehr  von  den  grossen  Temperaturunter- 
schieden zu  leiden  und  die  sonst  heimisch  gewesene  Schin- 
delbedachung wird  aus  feuerpolizeilichen  Gründen  nur  aus- 
nahmsweise gestattet. 

Alle  diese  Verhältnisse  bedingen,  dass  der  Schiefer- 
bedachung grössere  Aufmerksamkeit  zugewandt  wird,  und 
dass  die  hierbei  gemachten  Erfahrungen  nicht  unberück- 
sichtigt geblieben  sind.  Diese  Erfahrungen  aber  haben 
ergeben,  dass  zur  Erlangung  einer  guten  Schieferbedachung 

1.  auf  angemessene  Dachneigung, 

2.  auf  gute  Schalung, 

3.  auf  geeignetes  Material  und 

4.  auf  sorgfältige  Arbeit 
Bedacht  genommen  werden  muss. 


1G2 


Zu  1.  Als  angemessenste  Neigung  kann  für  Sattel- 
dächer zur  Dachhöhe  noch  angenommen  werden  : 

bei  Doppeldach  ljA  bis  */5,  und  nur  unter  beson- 
ders günstigen  Verhältnissen  >/6  der  Gebäudetiefe, 

bei  einfachen  mit  englischem  oder  meiningen  - 
schein  (Lehestener)  Schablonenschiefer  gedeckten  Dach 
*/*,  höchstens  */4, 

bei  dergleichen,  mit  ordinärem  gebirgischem 
Schiefer  eingedeckten  oder  in  rauheren  Gebirgsgegenden 
liegenden  Dächern  nicht  unter  >/,  bis  2/s  der  Gebäudetiefe. 

Flacher  zu  gehen  ist  nicht  räthlich. 

Zu  2.  Zur  Erlangung  einer  guten  Dachschalung  ist 
es  vor  Allem  nöthig,  das  Werfen  der  Bretter  zu  verhindern. 

Zu  dem  Ende  sind  nur  gehörig  ausgetrocknete,  nicht 
unter  25mm-  (1"  rhl.)  starke,  und  nicht  über  200inm-  (8%") 
breite  Bretter  zu  verwenden  und  dieselben  nicht  mehr  als 
20 — 25mm-  (*/4" — 1")  von  der  Langfuge  entfernt  zu 
nageln.  Die  Einschalung  erfolgt  hierorts  spundunter- 
steckend, um  jeden  Schaden  an  der  Dachung  leicht  zu 
finden.  Auf  gleichmässige  Stärke  der  Bretter  ist  beson- 
deres Augenmerk  zu  richten.  Auch  empfiehlt  es  sich 
letztere  im  Stosse  zu  verschieben.  Zur  Befestigung  der- 
selben sind  vierkantige  Nägel  von  70  — 80mm-  (21/," — 3") 
Länge  erforderlich.  In  den  Kehlen  und  an  Brandgiebeln 
sind  Kehlbretter  anzubringen. 

Bei  Eindeckung  auf  Lattung  ist  ebenfalls  auf  ganz 
gleiche  Stärke  der  letzteren  und  auf  gute  Nagelung  zu 
achten. 

Z u 3.  Der  zu  verwendende  Schiefer  muss  fleckenlos, 
insbesondere  kiesfrei  und  von  gleichmässiger  Stärke  sein. 
Derselbe  darf  nur  wenig  Wasser  in  sich  aufnehmen  und 
im  Feuer  nicht  springen.  Allzuschwache  Schiefer  sind 
auszuscheiden.  Dunkelblaue  und  dunkelgraue  Schiefer 
sind  in  der  Regel  andersfarbigen,  besonders  den  helleren, 
vorzuziehen.  Von  bunten  Schiefern  ist  jedoch  der  rothe 
englische  empfehlenswert!).  Schwarze  Schiefer  springen 
leicht,  ziehen  die  Feuchtigkeit  sehr  an  und  befördern  so- 
mit das  Oxydiren  der  Nägel. 

Kleinere  Schiefer  geben  zwar  ein  schwereres  Dach, 
leisten  aber  dem  Schnee-  und  Winddrucke,  sowie  dem 
Begehen  besseren  Widerstand.  Besonders  empfehlenswertli 
sind  dieselben  für  hoch  und  frei  gelegene  Gebäude,  weil 
der  Sturm  der  vermehrten  Befestigungsstellen  und  kürzeren 
Hebelarme  wegen  die  Steine  nicht  so  leicht  lockert. 

Zur  Befestigung  der  Schiefer  sind  40  — 50,nra-  (l1//' 
— 2")  lange  geschmiedete  Nägel  zu  verwenden  und 
diese  zur  Verhütung  des  Röstens  in  Oelfirniss  zu  legen, 
oder  besser  zu  verzinnen,  da  gerade  das  Oxydiren  der 
Nägel  häufige  Schäden  herbeiführt. 

Zu  4.  Bei  der  Eindeckung  ist  darauf  zu  achten, 
dass  die  Schiefer  sorgfältig  an-  und  aufeinander 
gearbeitet  und  gut  befestigt  werden.  Das  Letztere 
gilt  vorzüglich  für  die  Fuss-,  Ort-  und  Firststeine. 

Bei  einfachem  Dach  erfolgt  die  Nagelung  etwa  15mm- 
(’/i  ■/')  entfernt  von  den  oberen  Kanten. 

Der  fünfeckige  Schablonenschiefer  ist  mit  der  abge- 
stumpften Spitze  nach  oben  zu  legen;  bei  sechseckigem 
desgl.  ist  die  obere  Spitze  zu  verbrechen.  In  den  unteren 
Dachflächen  ist  etwas  mehr,  in  den  oberen  etwas  weniger 
Ueberdeckung  zu  geben,  als  im  Mittel. 

Als  geringste  mittlere  Ueberdeckung  ist  anzunehmen 
für  Doppeldach  im  Neigungsverhältniss: 

1:6  = 95 mm-  (3 2/s")  I 
1:5  = 88mm-  (3  */s"5 

1 :4  = 80mm-  (3")  / in  der  dritten  Schicht. 

1:3  = 70  mm-  (22/s'') 

1:2  = 60““-  (2 Vs")  J 

Für  einfaches  deutsches  und  englisches 
Chablonendach  von  englischem  oder  meiningen- 
schem  Schiefer  im  Neigungsverhältniss: 

1:4  = 110 ,nm-  (4y4")  in  der  Fusschicht,  übrigens  95mm- 
(32/s")  über-  und  hinterrücks, 
1:3  = 80  — 82m,u-  (3  — 31/»")  in  der  Fusschicht,  übrigens 
70  mm.  (2»/j"), 

1:2  = 70m,u-  (2*/s")  in  der  Fusschicht,  übrigens  für 

Chablonensehiefer  70 mm-,  für  or- 
dinären Schiefer  60,1>m-  (21s"l- 


Für  deutsches  Dach  von  ordinärem  gebir- 
gischen  Schiefer  im  Neigungsverhältniss: 


2:5  | 

82mm- 

( 3 Vs " ) in  der  Fusschicht, 

oder 

> 70rara- 

( 2 2/3  " ) im  Mittel, 

1:2  1 

53mm. 

(2")  oben. 

Bei  sehr  kleinen  Steinen  entsprechend  weniger. 

Englische  und  Lehestener  f Meiningensche)  Kehl- 
steine sind  in  mehr  als  2/3  der  Breite  zu  überdecken, 
sodass,  wenn  ein  Stein  herausfällt,  die  Schalung  nicht 
sichtbar  wird. 

Zur  Sicherung  der  Passage  und  Verhütung  des  Ab- 
brechens der 
Trauf  kanten 
an  den  Fuss- 
steinen  durch 
abrutschende 
Schneemassen 
sind  Schnee- 
fangeisen, Fig. 
1.,  (auf  jedem 
Sparren  eins,) 
einzudecken 
und  durch  zwei 

1 Qmm. 

starke  Eisen- 
stäbe zu  verbinden. 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  mögen  noch 
einige  neuere  Methoden  der  Eindeckung  von  Dächern 
mit  Schiefer  Erwähnung  finden. 

Angeregt  durch  einen  kurzen  Artikel  über  diesen 
Gegenstand  im  1.  Hefte  der  Wiener  Allgemeinen  Bauzei- 
tung vom  Jahre  18G5  Hess  ich  durch  einen  hiesigen 
Schieferdecker  Modelle  von  den  daselbst  beschriebenen 
drei  neuen  Systemen  anfertigen.  Diese  drei  Systeme  von: 
Gerard  in  Nancy,  — Hugo  in  Bordeaux  und 
Mauduit  und  Bechet  in  Paris,  von  denen  mir  nur 
das  letztere  als  sehr  praktisch  erschien,  sind  lediglich 
auf  Doppeldach  berechnet  und  unterscheiden  sich  von 
der  zeitherigen  Deckmethode  namentlich  insofern,  als  die 
Befestigung  der  Schiefer  nicht  mit telst  N ägel , sondern 
mit  Draht,  bezüglich  Blech- oder  Drahthaken  erfolgt. 

Wenn  ausserdem  bei  allen  drei  Methoden  die  An- 
wendung der  Lattung  anstatt  der  Schalung  empfohlen 
wird,  so  hat  vielfache  Erfahrung  bestätigt,  dass  auf  Latten 
gedeckte  Schieferdächer  sich  für  unser  Klima  nicht  em- 
pfehlen, während  sie  allerdings  für  Gegenden,  wo  der 
Schneefall  seltener,  dagegen  Nebel  und  Regen  häufiger 
und  anhaltender  vorkommt,  wegen  beschleunigter  Aus- 
trocknung der  Schiefer  vorzuziehen  sein  mögen.  Bei 
Eindeckung  auf  Lattung  ist  nämlich  trotz  der  grössten 
Sorgfalt  das  Einwehen  des  Schnees,  des  vermehrten  Zuges 
wegen,  der  in  den  freien  Dachräumen  stattfindet,  nicht 
gut  zu  vermeiden.  Ich  erlaube  mir  hierbei  auf  die 
Dachungen  des  Hoftheaters  in  Dresden  und  des  ehemali- 
gen Landgerichtsgebäudes  zu  Oschatz  zu  verweisen,  -welche 
auf  diese  Weise  durch  einen  der  renommirtesten  Schiefer- 
decker Sachsen’s  eingedeckt  und  wiederholt  innerlich  ver- 
strichen wurden,  in  denen  sich  aber  dennoch  der  Schnee 
binnen  Kurzem  in  wahrhaft  erschreckender  Weise  auf- 
häufte, bis  die  Lattung  beseitigt  und  Schalung  untergelegt 
war.  Auch  bei  den  Bahnhofs -Gebäuden  zu  Peina  und 
Lehrte  im  Hannoverschen  hat  sich  die  Eindeckung  auf 
Lattung  nicht  bewährt.  (Vergleiche  Jahrgang  1851  der 
Wiener  Allgemeinen  Bauzeitung.)  In  beiden  Fällen  kön- 
nen aber  wohl  auch  fehlerhafte  Lattung  und  Eindeckung 
die  Ursache  gewesen  sein. 

Das  von  Gerard  in  Nancy  erfundene  System  ist 
in  Fig.  2 dargestellt.  Der  Schiefer  ist  unterhalb  ab- 
gerundet und  jede  Tafel  mittelst  zweier  gewundener,  hinter 
der  Latte  zusammengedrehter  Eisendrähte  befestigt. 

Diese  Befestigungsmethode  gewährt  meines  Erachtens 
keinen  besonderen  Vortheil  vor  der  zeither  üblichen  mit 
Nägeln.  Ja  ich  halte  sie  für  hiesige  Verhältnisse 
sogar  für  unempfehlenswerth.  Denn 

1)  ist  die  Eindeckung  zeitraubend  und  erfordert  nicht 
nur  zwei  Mann,  von  denen  der  eine  innerlich,  der  andere 
äusserlich  beschäftigt  ist,  sondern  sie  erheischt  auch  eine 


163 


Figiir  2' 


im  höchsten  Grade  akkurate  Arbeit,  damit  die  Drähte 
straff  und  glatt  auf  den  Schiefertafeln  aufliegen  und  mög- 
lichst wenig  auftragen; 

2)  gestattet  sie  das  Einwehen  von  Schnee  und  Regen 
und  giebt  dem  Sturme  Angriffspunkte,  weil  die  einzelnen 
Schieferschichten  um  die  Drahtstärke  von  einander  ge- 
trennt sind; 

3)  kann  es  nicht  fehlen,  dass  sowohl  beim  Lochen 
der  Schiefer,  als  auch  in  Folge  des  Hohlliegens  derselben 
zwischen  den  Drähten,  die  Dachsteine  beim  Begehen  der  Dach- 
fläche leicht  springen  und  häufige  Reparaturen  Vorkommen; 

4)  muss  man,  um  einzelne  Schiefer  einzuziehen, 
immer  wieder  zur  zeitherigen  Befestigungsmethode  zurück- 
kehren, wobei  in  den  Nagellöchern  das  Wasser  einsickert. 

(Schluss  folgt.) 


Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin, 
im  August  1867.  (Fortsetzung  aus  Nr.  14.) 

Hamburg.  — Die  „Schleusenbrücke“  über  die 
kleine  Alster  ist  1846  ausgeführt  und  soll  später  in 
Förster’s  allgemeiner  Bauzeitung  publizirt  sein.  Es  ist 
hier  die  erste  der  beiden  Schleusen  angeordnet,  durch 
welche  das  Totalgefälle  von  der  Alster  nach  der  Elbe 
vermittelt  wird,  und  zwar  hat  diese  Schleuse  ein  Gefälle 
von  6',  da  der  Wasserspiegel  der  Binnen -Alster  auf  -{- 
13'  am  Pegel,  der  Wasserspiegel  der  kleinen  Alster  aber 
auf  -f-  7'  gehalten  wird.  Zur  Regulirung  dieser  Wasser- 
stände sind  Freiarchen  mit  der  Kammerschleuse  in  Ver- 
bindung gebracht  und  ausserdem  ist  über  die  ganze  An- 
lage eine  Brücke  fortgeführt,  die  massiv  und  der  Anlage 
entsprechend,  mit  3 gleich  weiten  Oeffnungen  ausgeführt 
ist.  Unter  der  mittelsten  Oeffnung  befindet  sich  die 
Schleusenkammer,  deren  Fläupter  oberhalb  und  unterhalb 
der  Brückenpfeiler  angeordnet  sind,  während  unter  den 


beiden  Seitenöffnungen  sich  die  Gerinne  der  beiden  Frei- 
archen befinden,  die  an  das  Unterhaupt  der  Schleuse  an- 
geschlossen sind.  In  dem  Unterhaupt  der  Schleuse  sind 
2 Thorpaare  angeordnet,  so  dass  sowohl  längere  als  auch 
kürzere  Schifte  (Elbkähne  und  Schuten)  mit  nahezu  gleich 
grossem  Wasserverlust  durchgeschleust  werden  können. 
Das  aufgehende  Pfeilermauerwerk  der  Brücke  lässt  auf 
den  Kammerwänden  noch  einen  genügenden  Raum  zur 
Kommunikation  zwischen  Ober-  und  Unterhaupt.  — Die 
Freiarchen,  deren  jede  mit  6 Schützen  versehen  ist,  haben 
einen  massiven  gewölbten  Abschussboden  erhalten  und 
sind  mit  Wellen  versehen,  vermittelst  deren  die  in  Ketten 
hängenden  Schützen  aufgewunden  werden  können.  — Die 
eigenthümlichen  Details  dieser  interessanten  Anlage  konn- 
ten bei  der  kaum  10  Minuten  währenden  Besichtigung 
keine  weitere  Berücksichtigung  finden. 

Dem  schönen  Bassin  der  Binnen -Alster  droht  eine 
grosse  Gefahr  durch  das  Ueberhandnehmen  der  „Wasser- 
pest“, einer  Wasserpflanze,  über  die  diese  Zeitung  be- 
reits im  1.  Jahrgange  S.  71  eine  Mittheilung  aus  Ham- 
burg gebracht  hat.  Wenn  es  auch  bis  jetzt  noch  nicht 
gelungen  ist,  dem  Fortwuchern  dieser  Pflanze  durch  Ab- 
schneiden oder  selbst  durch  Auskrauten  eine  Grenze  zu 
stecken,  so  hat  man  doch  die  betreffenden  Versuche  noch 
keinesweges  aufgegeben  und  sorgfältige  Beobachtungen 
damit  Hand  in  Hand  gehen  lassen.  Zunächst  hat  sich 
dabei  ergeben,  dass  die  Wasserpest  in  strömendem  Wasser 
überhaupt  gar  nicht  gedeiht,  so  dass  die  Elbe  ganz  frei 
davon  ist  und  nur  die  durch  Stauvorrichtungen  in  ihrem 
Laufe  gehemmte  Alster  darunter  zu  leiden  hat.  Ferner 
scheint  es  festzustehen,  dass  die  Wasserpest  nur  in  ge- 
ringen Wassertiefen  von  höchstens  etwa  6’  fortzuwuchern 
vermag,  und  dass  grössere  Wassertiefen  davon  befreit 
bleiben.  Es  soll  daher  jetzt  beabsichtigt  werden,  das 
ganze,  nur  flache  Alster-Bassin  bis  auf  7 und  8'  Wasser- 
tiefe auszubaggern. 

Die  Ham burg-Altonaer  Verbindungsbahn,  die 
erst  neuerdings  zur  Verbindung  der  Bahnhöfe  in  Hamburg 
und  Altona  angelegt  ist,  folgt  grösstentheils  den  ehemali- 
gen Festungsgräben,  die  demzufolge  mannigfache  Umge- 
staltungen erleiden  mussten  und  zum  grossen  Theil  mit 
anmuthigen  Prommenaden  ausgestattet  worden  sind , die 
der  Stadt  zur  grossen  Zierde  gereichen.  Wenn  diese  Ver- 
bindungsbahn auch  eine  unbedingte  Nothwendigkeit  für 
den  Verkehr  war,  so  hat  sie  doch  mit  unsäglichen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  gehabt.  Zunächst  war  der 
Grund  und  Boden  in  den  alten  Festungsgräben  zum 
grossen  Theil  sumpfig  und  morastig,  so  dass  schon  allein 
hierdurch  die  Ausführung  wesentlich  erschwert  wurde; 


FEUILLETON. 

Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Wien. 

(Fortsetzung.) 

Es  sind  die  Nachtheile  einer  beschränkten  Konkur- 
renz einmal  idealer  und  zwar  vorwiegend  negativer 
Natur.  Dieselben  werden  sich  in  diesem,  wie  überhaupt 
in  jedem  einzelnen  Falle  nicht  direkt  nachweisen  lassen, 
aber  unerwähnt  darf  hier  nicht  bleiben,  dass  eine  „be- 
schränkte“ Konkurrenz  schon  an  und  für  sich  gegen  das 
eigentliche  Lebensprinzip  eines  Konkurses  verstösst,  wel- 
ches ja  eben  kein  anderes  ist,  als  das  der  Freiheit,  und 
dass  daher  die  grossen  und  unschätzbaren  Vortheile  einer 
freien  und  öffentlichen  Konkurrenz  für  die  Förderung  der 
Kunst  hier  zum  grösseren  Theile  illusorisch  werden. 

Bei  allen  öffentlichen  Aufgaben,  an  denen  eine  ganze 
Nation  Antheil  haben  soll,  dürfte  es  sogar  direkt  als  eine 
Ungerechtigkeit  bezeichnet  werden,  wenn  man  den 
grössten  Theil  der  Künstler  von  der  Betheiligung  aus- 
schliesst.  Und  wenn  man  zu  derartigen  Aufgaben  auch 
in  Wirklichkeit  stets  nur  die  bewährtesten  und  hervor- 
ragendsten Künstler  beriefe,  so  wäre  ein  solches  Ver- 
fahren trotz  seines  anscheinenden  Liberalismus,  trotz  der 
angeblichen  Opportunität,  im  Grunde  genommen  doch 
wieder  nichts  Anderes,  als  eine  etwas  verbesserte  Auflage 
der  Monopolwirthschaft,  die  man  durch  Konkurse  besei- 


tigen will.  Denn  gerade  die  schlimmsten  Folgen  des 
Monopolismus  auf  geistigem  Gebiet  — die  Unterdrückung 
aller  aufstrebenden  jüngeren  Talente,  denen  die  Gelegen- 
heit abgeschnitten  wird,  an  solchen  grossen  öffentlichen 
Aufgaben,  im  Wettstreit  mit  älteren  Meistern,  ihre  Kraft 
zu  entwickeln,  zu  zeigen,  zu  messen  — sie  blieben  unver- 
ändert bestehen. 

Dieser  Ausschluss  jüngerer  Kräfte  wiegt  übrigens  auch 
materiell  um  so  schwerer,  als,  wie  Flansen  sehr  treffend 
ausgeführt  hat,  zunächst  nicht  die  Durcharbeitung  im  Ein- 
zelnen, sondern  die  Genialität  des  künstlerischen  Grund- 
gedankens für  die  Entscheidung  über  den  Werth  der  Pro- 
jekte eines  Konkurses  maassgebend  sein  soll.  Wer  darf 
sagen,  dass  die  Genialität  stets  auf  Seite  der  älteren  Ar- 
chitekten zu  finden  sein  wird  und  dass  nicht  gerade  hierin 
auch  ein  Jüngerer  den  Vorzug  gewinnen  möchte?  Ist 
doch  selbst  unter  der  Voraussetzung,  dass  geeignete  „be- 
währte“ Kräfte  vorhanden  sind,  die  Auswahl  unter  den- 
selben der  Willkür  der  preisausschreibenden  Personen  an- 
heimgegeben und  keine  Garantie  geboten,  dass  diese  Wahl 
eine  glückliche  sein  wird!  Und  giebt  doch  selbst  bewährte 
Meisterschaft  höchstens  die  Wahrscheinlichkeit,  nicht  aber 
die  absolute  Bürgschaft  des  Gelingens,  wie  sich  durch 
naheliegende  Beispiele  unschwer  nachweisen  liesse! 

Andererseits  aber  hat  gerade  dieser  letzte  Wiener 
Konkurs  gezeigt,  dass  dem  Verfahren  der  beschränkten 
Konkurrenz  neben  diesen  ideelen  Mängeln  noch  sehr 


164 


ferner  musste  die  Bahn  der  Zickzacklinie  der  alten  Fes- 
tungsgräben folgen,  so  dass  ausserordentlich  scharfe  Kur- 
ven und  Contre-Kurven  nicht  zu  vermeiden  waren ; diese 
aber  machen  den  Betrieb  hier  in  so  hohem  Grade  ge- 
fährlich, dass  Entgleisungen  von  Lokomotiven  und  Wagen 
nicht  zu  den  Seltenheiten  gehören  und  dieser  Bahn  im 
Volksmunde  bereits  den  Namen  der  „Entgleisungsbahn“ 
verschafft  haben.  Endlich  liegt  die  Sohle  der  alten  Fes- 
tungsgräben so  tief  unter  einem  grossen  Theile  der  Stadt, 
dass  bei  der  Kreuzung  mit  den  aus  diesem  Stadttheile 
hinausführenden  Strassen  für  die  Eisenbahn  kurze  Tunnel 
und  schiefe  massive  Wege- Ueberführungen  angeordnet 
werden  mussten.  Bei  diesen  schiefen  Wege-Ueberführun- 
gen  sollen  sehr  interessante  Konstruktionen  zur  Ausführung 
gekommen  sein,  zu  deren  Besichtigung  indessen  keine 
Zeit  gewonnen  werden  konnte. 

Ein  anderes  interessantes  Bauwerk  dieser  Bahn  ist 
noch  die  Lombard ’s -Brücke,  welche  sich  in  dem 
schmalen,  die  Aussen-  und  Binnen- Alster  von  einander 
trennenden  Damm  befindet  und  unter  welcher  hindurch 
der  überaus  lebhafte  Verkehr  von  Dampfschiffen  und 
Boten  erfolgt.  Die  hohe  Lage,  welche  die  Fahrbahn 
schon  auf  der  alten  Brücke  hatte,  ist  auch  für  die  neue 
Brücke  nahezu  beibehalten , so  dass  die  Anordnung  eines 
beweglichen  Brückentheiles  für  die  Durchfahrt  der  Schiffe 
entbehrlich  war.  Die  alte  bisherige  Brücke  war  nur  auf 
den  gewöhnlichen  Strassenverkehr  berechnet  und  ist  daher 
nur  leicht  aus  Holz  konstruirt,  während  die  neue,  bei  der 
Besichtigung  noch  in  der  Ausführung  begriffene  Brücke 
gleichzeitig  dem  Strassen-  und  Eisenbahnverkehr  dienen 
soll  und  daher  in  Stein  konstruirt  wurde.  Bis  zur  Vol- 
lendung dieser  Brücke  wird  der  Eisenbahnverkehr  durch 
eine  provisorische  Holzbrücke  vermittelt. 

Die  neue  massive  Brücke  erhält  eine  Breite  von  130', 
nämlich:  2 Trottoirs  ä 20',  eine  Fahrbahn  von  60'  Breite 
für  den  gewöhnlichen  Strassenverkehr  und  30'  Breite  für 
die  zweigeleisige  Eisenbahn;  ihre  Länge  dagegen  ist  nicht 
sehr  bedeutend:  sie  zeigt  nur  drei  gleich  grosse  Oeifnun- 
gen,  jede  von  59'  9"  Spannweite  und  12'  Pfeilhöhe.  Die 
Gewölbe  haben  annähernd  die  Form  einer  halben  flachen 
Ellipse  und  sind  als  Korbbögen  aus  9 Mittelpunkten  und 
zwar  so  konstruirt,  dass  jedes  Bogenelement  einem  Mittel- 
punktswinkel von  20°  entspricht.  Die  Stärke  der  Mittel- 
pfeiler beträgt  10',  während  die  Widerlagspfeiler  unten 
15',  oben  dagegen  ebenfalls  nur  10'  stark  sind. 

Die  Gewölbe  sind  nur  in  den  Stirnen  18"  tief  mit 
Granit  verkleidet,  sonst  aber  durchweg  in  Ziegeln  ausge- 
führt, und  zwar  hat  man  hierbei  eine  sehr  zweckmässige 
Anwendung  von  farbigen  Ziegeln  gemacht,  indem  man 


regelmässige 

rsr*  ir  r Figuren  da- 

mit gebildet 
und  dadurch 
nicht  nur  Ab- 
wechselung in 
die  breiten 
Wölbflächen 

gebracht,  sondern  auch  eine  scharfe  und  sichere  Kontrole 
über  die  saubere  und  korrekte  Ausführung  der  Gewölbe 
gewonnen  hat,  — eine  Kontrole,  die  bei  der  ungeheuren 
Breite  dieser  Gewölbe  sonst  schwer  zu  erlangen  gewesen 
wäre,  jetzt  aber  sofort  jeden  Fehler  durch  die  Unregel- 
mässigkeit der  Figuren  anzeigt.  Die  grosse  Breite  der 
Gewölbe  macht  den  Raum  unter  denselben  ausserordent- 
lich dunkel,  was  für  die  Schiffahrt  sehr  nachtheilig  ist. 
Um  auch  diesen  Uebelstand  möglichst  zu  vermindern  ist 
in  dem  Scheitel  eines  jeden  Gewölbes  ein  grosser  Licht- 
schacht ausgespart,  der  unter  dem  Trottoir  angelegt  und 
mit  starken  Glasplatten  überdeckt  ist.  Die  Wölbstärke 
beträgt  im  Scheitel  40",  nämlich  4 übereinander  gerollte 
Ringe  a 1 Stein  Stärke,  und  vergrössert  sich  in  Absätzen, 
bis  sie  am  Kämpfer  60"  beträgt.  Ueber  den  Gewölben 
und  ihrer  Ueber-  und  Hintermauerung  ist  zunächst  eine 
abdeckende  Flachschicht  von  Ziegeln  in  Zement  ausgeführt, 
und  hierüber  sind  dann  2 Lagen  Asphalt,  jede  von  s/8" 
Stärke,  angeordnet,  auf  welchen  das  Sickerwasser  einer 
kleinen  Rinne  zugeführt  wird,  die  von  einer  flachen  mit 


Durchbrechungen  versehenen  Kappe  überdeckt  wird.  Aus 
dieser  Rinne  wird  das  Sickerwasser  mittelst  kleiner  Röh- 
ren durch  die  Gewölbe  hindurch  abgeführt. 

Der  dem  Ferdinands -Thore  zunächst  liegende  Land- 
pfeiler dieser  Brücke  ist  an  beiden  Seiten  mit  halbkreis- 
förmigen Vorköpfen  versehen,  die  so  bedeutende  Abmes- 
sungen erhalten  haben,  dass  hier  zwei  halbkreisförmige 
Räume  gewonnen  sind,  von  denen  der  eine  (der  nach  der 
Binnen- Alster  gerichtete)  als  Raum  zum  Billet -Verkauf 
und  Wartesaal  für  die  mit  den  Dampfschiffen  fahrenden 
Passagiere,  der  andere,  der  Aussen  - Alster  zugewendete 
Raum  als  öffentliches  Pissoir  benutzt  werden  soll.  Beide 


schlimme  positive  Nachtheile  anhaften,  Nachtheile,  die 
unserer  unverhehlten  Ueberzeugung  nach  gerade  um  so 
fühlbarer  werden,  je  mehr  jener  Gesichtspunkt  in  den 
Vordergrund  tritt,  dass  der  Abschluss  einer  Konkurrenz 
die  Uebertragung  des  betreffenden  Baues  an  den  Sieger 
sein  müsse.  Denn  durch  die  willkürliche  Auswahl  der 
Konkurrenten  wird  dem  Verfahren  ein  Moment  der  Will- 
kür und  der  persönlichen  Rücksichten  eingeimpft,  das 
gar  zu  leicht  geeignet  ist,  eine  wahrhaft  unermessliche 
Kette  von  unangenehmen  Verwickelungen  und  Verlegen- 
heiten zu  gebären. 

Es  kommt  zunächst  das  persönliche  Verhältniss  zwi- 
schen den  Konkurrenten  selbst  in  Betracht,  deren  mensch- 
liche Leidenschaften  in  mitunter  nicht  günstiger  Weise  er- 
regt werden.  Es  hiesse  wirklich  ideale  Charaktere  und 
keine  Menschen  voraussetzen,  wenn  dieselben  in  der  Selbst- 
verläugnung  soweit  gehen  sollten,  jeder  Regung  von  Ri- 
valität zu  entsagen.  Allenfalls  Hesse  sich  solche  gegen- 
seitige Duldsamkeit  bei  einer  Monopolisirung  der  Kunst 
unter  Wenigen  noch  am  Ersten  denken;  sie  wird  am 
Meisten  zu  vermissen  sein,  wenn  ältere  und  jüngere  Künst- 
ler gemeinsam  in  die  Arena  treten  sollen.  Ein  solches 
Hervortreten  der  Rivalität  aber,  bei  welchem  man  die  er- 
laubte Grenze  so  leicht  überschreitet,  wird  die  Interessen 
der  betheiligten  Künstler,  wie  des  Künstlerstandes  in  den 
Augen  des  unpartheiisehen  Publikums  stets  schwer  schädi- 
gen. So  dürfen  wir  den  ungünstigen  und  unerquicklichen 


Eindruck,  den  auch  wir  von  einzelnen  Phasen  des  Wiener 
Konkurses  empfangen  haben,  nicht  verhehlen.  Denn  mögen 
die  Vorgänge  hinter  den  Koulissen  gewesen  sein,  welche 
sie  wollen,  mag  man  die  Reizbarkeit  des  Künstlers  daraus 
vollkommen  erklärbar  finden  — jedenfalls  war  es  pein- 
lich zu  hören,  dass  Herr  Hansen  sich  so  weit  vergriff, 
in  einem  veröffentlichten  Schriftstücke  sich  selbst  als  einen 
„Künstler  ersten  Ranges“,  seinen  Mitkonkurreuten  Herrn 
Hasenauer  aber  als  einen  „inferioren  Künstler“  zu  bezeich- 
nen, dessen  Zulassung  zu  der  Konkurrenz  quasi  nur  eine 
Gnade  gewesen  sei.  Eine  solche  Aeusserung,  ob  materiell 
gerechtfertigt  oder  nicht,  bleibt  immer  eine  Art  Hohn  auf 
das  Prinzip  einer  Konkurrenz  und  dürfte  sich  selbst  als 
„homerisches  Selbstlob“  nicht  entschuldigen  lassen. 

Der  wundeste  Fleck  in  dem  Verfahren  einer  be- 
schränkten Konkurrenz  ist  jedoch  der,  dass  die  Auffassung  des 
Rechtsstandpunktes  für  die  schliessliche  Entscheidung 
eine  so  vage  und  unbestimmte  ist,  dass  eine  solche  nicht 
nur  ernstlich  erschwert,  sondern  geradezu  bis  in  s Endlose 
vertagt  werden  kann.  Auch  hier  sprechen  die  letzten 
Vorgänge  in  Wien  besser  als  alle  Theorien. 

Bei  jeder  Konkurrenz  ist  nämlich  ein  Konflikt  zwi- 
schen den  Interessen  der  Kunst  und  denen  der  Künstler 
nur  schwer  ganz  zu  vermeiden.  Wenn  die  ersten  an  und 
für  sich  vorangestellt  werden  müssen,  so  muss  doch,  soll 
die  Loyalität  des  Verfahrens  nicht  ganz  in  der  Luft 
schweben,  auch  das  Interesse  der  Ivüustler  als  heilig  gelten. 


165 


Räume  sind  auf  gleiche  eigentümliche  Weise  überdeckt, 

indem  im  Mittelpunkte  des 
mit  einem  lichten  Halbmesser 
von  15'  hamb.  angelegten 
Raumes  eine  9"  weit  aus  der 
Hinterwand  heraustretende 
Halbsäule  aus  Werkstein  an- 
geordnet ist,  die  dem  halb- 
kreisförmigen Ringgewölbe 
zum  Auflager  dient:  die  Halb- 
säule trägt  demnach  ein  hal- 
bes Fächergewölbe,  während 
auf  der  Aussenmauer  ein  hal- 
bes ringförmiges  Tonnenge- 
wölbe ruht,  in  welches  die 
Stichkappen  für  die  Fenster 
eingreifen.  Gewölbe  und  Um- 
fassungswand sind  in  guten 
Ziegeln  ausgeführt  und  sauber 
gefugt. 

Brücke  erfolgte  in 
Wassertiefe  nur  gering 


Die  Fundirung 
einfacher  Weise,  da 


ziemlich 
und  der 
voll- 


führt werden  können, 


dieser 
die 

Baugrund  ziemlich  fest  war.  Um  der  Brücke  ein 
kommen  sicheres  Fundament  zu  geben  schien  es  wiin- 
schenswerth  die  Tragfähigkeit  des  Baugrundes  noch  zu 
vergrössern;  derselbe  wurde  daher  mit  einer  Spundwand 
umschlossen  und  innerhalb  dieser  eine  Pilotage  zum  Zwecke 
seiner  Verdichtung  ausgeführt.  Um  aber  dann  ein  Was- 
serschöpfen zu  vermeiden,  durch  welches  leicht  eine  Auf- 
lockerung des  Bodens  durch  Grundquellen  hätte  herbeige- 
zog  man  es  vor,  den  Boden  zwi- 
schen den  Pfahlköpfen  auszu- 
baggern und  eine  im  Ganzen 
starke  Betonschicht  ein- 
zubringen, die  sich  somit  theils 
zwischen,  theils  über  den 
Pfahlköpfen  befindet.  Die  Um- 
schliessung der  ganzen  Bau- 
grube wurde  durch  einen 
Fangedamm  gebildet,  der  bei 
7'  Wassertiefe  die  geringe 
Dicke  von  nur  4'  6"  hat,  dessen  Stärke  jedoch  wesent- 
lich dadurch  vergrössert  wurde,  dass  man  jeden  zweiten  Pfahl 
noch  mit  einer  Strebe  versehen  hat.  Die  Entfernung  der 
Pfähle  betrug  wie  gewöhnlich  etwa  4'.  (Fortsetzung  folgt.) 


lieber  Anwendung  des  Luftdruckes  auf  die  lluustrlegraphic. 

Die  Haustelegraphie  hat  in  neuerer  Zeit  nicht  allein  in 
öffentlichen  Anstalten,  Hotels  etc.,  sondern  auch  in  Privat- 


häusern vielfache  Anwendung  gefunden.  Wenn  bisher  in  den 
meisten  Fällen  der  Elektromagnetismus  zur  Erzeugung  der 
bewegenden  Kraft  benutzt  wurde  und  der  elektromagnetische 
Telegraph  bei  sehr  bedeutenden  Entfernungen  auch  stets  den 
ersten  Rang  behaupten  dürfte,  so  wird  man  doch  zugeben 
müssen,  dass  für  die  einfacheren  Anforderungen,  wie  sie  be- 
sonders in  Privat-Wohnhäusern , grossentheils  aber  auch  in 
öffentlichen  Gebäuden  gestellt  werden,  auch  der  auf  Luft- 
druck basirte  Telegraph  sich  zur  Anwendung  nicht  minder 
empfiehlt,  zumal  hier  kein  Nebenapparat  zur  Erzeugung  der 
bewegenden  Kraft  erforderlich  ist  und  die  grosse  Einfachheit 
in  den  Konstruktionen  aller  Apparate  bei  gewissenhafter  Aus- 
führung eine  Abnutzung  derselben  kaum  befürchten  lässt.  Es 
gehören  bei  richtiger  Anlage  — und  diese  muss  immer  vor- 
ausgesetzt werden  — Reparaturen  zu  den  äussersten  Selten- 
heiten, so  dass  die  Anwendung  des  Luftdruck  - Telegraphen 
ganz  besonders  auch  da  in  Betracht  gezogen  werden  dürfte, 
wo  die  Hülfe  eines  erfahrenen  Technikers  nicht  gleich  zur 
Hand  ist,  also  z.  B.  auf  dem  Lande  und  in  kleineren  Städten. 
Von  den  Luftdruck- Apparaten,  die  hier  in  Berlin  seitens  mehrer 
Fabrikanten  mit  günstigem  Erfolge  angefertigt  werden,  sind 
dem  Unterzeichneten  die  des  Herrn  Hugo  Becker  genauer 
bekannt  geworden;  deren  System  die  in  England  und  Frank- 
reich patentirte  Erfindung  eines  Schweden,  Namens  Sparre,  zu 
Grunde  gelegt  ist. 

Mit  dem  Apparate,  mittelst  dessen  das  Signal  hervorge- 
rufen wird,  steht  eine  Röhrenleitung  in  Verbindung,  an  deren 
anderem  Ende  ein  durch  die  im  Rohr  hervorgebrachte  Span- 
nung in  Bewegung  gesetztes  Hebelwerk  das  gegebene  Signal 
zum  Ausdruck  bringt.  — Es  wird  diese  Spannung  hervorge- 
bracht entweder  durch  das  Herabdrücken  einer  elastischen 
Membrane  mittelst  einer  mit  einem  Knopfe  versehenen  Metall- 
scheibe, oder  durch  das  Zusammendrücken  einer  an  einem 
Gummischlauche  hängenden  Gummibirne;  des  bessern  Aus- 
sehens wegen  sind  beide  — Schlauch  und  Birne  — mit  Seide 
besponnen.  Diese  letztere  Einrichtung  wird  ihrer  Aehnlich- 
keit  mit  gewöhnlichen  Klingelzügen  resp.  ihrer  leichten  Hand- 
habung wegen  vorzugsweise  über  Betten  und  Sophas  ange- 
gebracht.  — An  Hausthüren,  Korridorverschlüssen  etc.  kann 
statt  der  beiden  obengenannten  Einrichtungen  das  zu  gebende 
Zeichen  auch  mittelst  eines  gewöhnlichen  Klingelzuges  oder 
| eines  Knopfes  durch  Zug  bewirkt  werden,  indem  hierbei  durch 
| ein  einfaches  Hebelwerk  eine  Uebertragung  der  Kraft  auf  den 
Apparat,  welcher  die  Spannung  in  dem  Rohre  hervorzubringen 
hat,  stattfindet. 

Der  zeichengebenden  Apparate,  welche  gegenwärtig  zur 
j Verwendung  kommen,  giebt  es  hauptsächlich  drei: 

1.  Der  sogenannte  Ruf- Apparat  (mit  und  ohne  Rück- 
antwort), in  welchem  einzelne  Schläge  gegen  eine  Glocke  ge- 
geben werden.  — 

2.  Ein  grösserer  Apparat,  in  welchen  die  Röhren  aus 
verschiedenen  Theilen  eines  Gebäudes  resp.  einer  Wohnung 
münden.  Das  in  irgend  einem  Zimmer  durch  Herabdrücken 
der  Membrane  oder  auf  andere  Weise  liervoru:erufene  Zeichen 


Am  Leichtesten  und  Schärfsten  wird  dieser  Konflikt 
sich  entwickeln,  wenn  wie  in  dem  vorliegenden  Falle 
das  zu  Grunde  liegende  Programm  ein  unvollkommenes 
war,  und  eine  Anzahl  von  Künstlern  sich  nicht  an  das- 
selbe gebunden,  sondern  ein  eigenes  und  zwar  ein  besseres 
Programm  aufgestellt  hat.  Ertheilt  man  einem  dieser 
besseren  Projekte  den  Sieg,  so  verletzt  man  dadurch 
offenbar  das  Recht  der  Künstler,  welche  sich  an  den 
Wortlaut  des  Programms  gehalten  und  demgemäss  be- 
schränkt haben ; andererseits  ist  es  eine  etwas  starke  Zu- 
muthung,  seiner  erlangten  besseren  Ueberzeugung  zum 
Trotz  eines  dieser  letzten  Projekte  wählen  zu  sollen.  Wir 
haben  darum  eine  solche  Beschränkung  des  Programms 
bereits  als  eine  gefährliche  Klippe  für  eine  Konkurrenz 
bezeichnet. 

Aber  gerade  in  diesem  ungünstigsten  Falle  tritt  der 
Vorzug  eines  freien,  öffentlichen  Konkurses,  eines  Kon- 
kurses, bei  dem  die  an  und  für  sich  im  hohen  Grade 
wünschens-  und  emptehlenswerthe  Uebertragung  des  Baues 
an  den  Sieger  keine  Grundbedingung  ist,  schlagend  zu 
Tage.  Denn  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  sich  hier- 
bei beiden  Rücksichten  gerecht  werden  lässt.  Die  ausge- 
setzten Geldpreise  müssen  unzweifelhaft  und  unter  allen 
Umständen  den  programmässigen  Projekten  zu  Theil  wer- 
den. Hiermit  ist  zwar  die  Konkurrenz  als  solche  formell 
abgeschlossen,  es  würde  dies  jedoch  keineswegs  hindern, 
dass  für  die  Ausführung  keines  dieser  Projekte  gewählt, 


sondern  hierfür  eines  jener  bessern,  von  der  Preisertheilung 
zurückgewiesenen  Projekte  gewonnen  werden  könnte.  Und 
sollten  in  solchem  Ausnahmefalle  in  Wirklichkeit  demnach 
auch  doppelte  Preise  bezahlt  worden  sein,  so  wird  doch 
wohl  Keiner  behaupten  wollen,  dass  ein  in  der  That  vor- 
züglicher Entwurf  hiermit  zu  theuer  erkauft  sein  sollte. 
Eher  noch  könnte  man  dem  entgegen  halten,  dass  unter 
solchen  Aussichten  Behörden  und  Kommunen  von  Kon- 
kurrenzen nur  noch  mehr  abgeschreckt  werden  möchten 
wie  bisher;  wir  versparen  es  uns  jedoch  bis  zum  Schlüsse 
dieses  Aufsatzes,  darzulegen,  dass  jene  Gefahr  durch  ein 
modifizirtes  Konkurrenzverfahren  wesentlich  gemindert  wer- 
den kann. 

Vergleichen  wir  mit  dieser  bei  einer  freien  Konkur- 
renz möglichen  Lösung  des  besprochenen  Konfliktes  den 
Stand  der  Dinge  in  Wien.  Die  Konkurrenz  war  eine 
beschränkte,  die  vier  Theilnehmer  wurden  daher  gleich- 
mässig  honorirt,  während  Geldpreise  nicht  ausgesetzt  waren, 
sondern  die  Ausführung  des  Projekts  den  Lohn  des  Sie- 
gers bilden  sollte. 

Hr.  Hasenauer,  der  sich  gleich  Hrn.  Lohr  an  das 
Programm  gehalten  hat,  dem  jedoch  das  Preisgericht  einen 
künstlerischen  Vorzug  vor  diesem  zubilligte,  heischt  die 
Wahl  seines  Projektes,  zum  Mindesten  jedoch  die  Zurück- 
weisung der  Hrn.  Ferstel  und  Hansen,  weil  bei  einem 
Konkurse,  wie  bei  jeder  öffentlichen  Angelegenheit,  eben 
nur  das  Recht  und  nichts  anderes  als  das  Recht  maassge- 


166 


wird  durch  einen  Glockenschlag  angezeigt;  gleichzeitig  aber 
entblösst  ein  herabfallender  Schieber  den  Namen  oder  die 
Nummer  des  Orts,  von  dem  das  Zeichen  ausging. 

3.  Der  Weckerapparat.  Ein  einmaliger  Druck  behufs 
Erzeugung  der  Luftspannung  in  der  Röhrenleitung  setzt  einen 
Wecker  in  Bewegung,  welcher  so  lange  forttöut  (wenigstens 
auf  eine  Zeitdauer  von  10 — 12  Minuten),  bis  er  durch  Drehung 
eines  Hebels  in  Ruhe  gesetzt,  zugleich  aber  hierdurch  zur 
neuen  Thätigkeit  vorbereitet  wird. 

Der  Druck  der  Luft,  welcher  in  dem  Rohrsystem  hervor- 
gebracht werden  muss,  um  die  vorerwähnten  Apparate  in  Be- 
wegung zu  setzen,  ist  nicht  bei  allen  derselbe.  Er  wurde 
mittelst  eines  Quecksilber-Manometers  gemessen  und  ergaben 
sich  hierbei  folgende  Resultate: 

Ad  1.  Beim  Ruf-Apparat l'/i*  Zoll. 

„ 2.  Bei  dein  grösseren  kombinirten  Apparat  . I1/*  „ 

„ 3.  Beim  Wecker-Apparat 5/s  „ 

Die  Spannungen  der  Luft,  welche  bei  Anwendung  eines 
gewöhnlichen  Knopfes  als  Druckapparat  in  der  Rohrleitung 
überhaupt  zu  schäften  möglich  sind,  waren  bei  verschiedenen 
Rohrlängen,  mit  dem  Manometer  gemessen,  folgende: 


Bei 

einer 

Rohrlänge 

von 

60 

Fuss 

^1/ 

O / 8 

Zoll. 

55 

55 

55 

55 

90 

= 3% 

55 

55 

55 

55 

55 

140 

55 

= 2»/. 

55 

55 

55 

55 

55 

240 

55 

= 1% 

55 

55 

55 

55 

55 

340 

55 

= 1% 

55 

Die  letztere  Entfernung  dürfte  in  den  meisten  Fällen  wohl 
nicht  erreicht  werden.  Es  geht  aus  der  Vergleichung  der 
beiden  vorstehenden  Resultate  hervor,  dass  sämmtliche  Appa- 
rate bei  der  gewöhnlichen  Entfernung,  selbst  bei  Längen  bis 
über  300  Fuss  mittelst  eines  leicht  zu  handhabenden  Druck- 
knopfes in  Thätigkeit  gesetzt  werden  können. 

Die  vorstehend  aufgeführten  Zahlen  lassen  erkennen,  dass 
die  Spannung  der  Luft,  welche  in  den  Röhren  erzielt  werden 
kann,  den  Druck,  welcher  erforderlich  ist,  um  die  verschie- 
denen Apparate  in  Bewegung  zu  setzen,  in  den  meisten  Fällen 
weit  übertrift’t.  Deshalb  ist  die  Kombination  mehrer  Appa- 
rate und  deren  gleichzeitige  Wirkung  mittelst  eines  einzigen 
Druckes  ermöglicht. 

Eine  solche  Verbindung  mehrer  Apparate  ist  besonders 
da  zu  empfehlen,  wo  die  angerufene  Person  sich  nicht  immer 
in  einem  bestimmten  Raume  aufhält,  oder  da,  wo  verschiedene 
Personen  gleichzeitig  benachrichtigt  werden  sollen.  Solche 
Fälle  treten  ein  in  Krankenhäusern,  Gasthöfen  etc.  In  Letz- 
teren gestattet  die  vorerwähnte  Kombination  eine  mit  den 
Ruf-Apparaten  gleichzeitige  Thätigkeit  der  sogenannten  Kon- 
troll -Apparate,  welche  gewöhnlich  in  der  Portierloge  aufge- 
stellt werden. 

Leider  gestattet  der  knapp  bemessene  Raum  dieses  Blat- 
tes nicht,  eine  ausführlichere  Beschreibung  des  höchst  sinn- 
reichen Mechanismus  der  einzelnen  Apparate  zu  geben.  Es 
kann  daher  hier  nur  den  Herren  Fachgenossen,  welche  sicli 
für  diese  Sache  interessiren , ein  Besuch  der  Eingangs  er- 
wähnten Fabrik  anempfohlen  werden.  Ausgeführt  sind  der- 


gleichen Einrichtungen  hier  in  Berlin  z.  B.  im  Hotel  des 
Princes,  im  Hotel  Royal,  im  Krankenhause  Bethanien,  im 
Justizministerium  und  an  anderen  Orten;  überall  haben  die- 
selben im  vollsten  Maasse  den  an  sie  gestellten  Anforderungen 
entsprochen. 

Berlin,  im  Februar  1868.  Fr.  Koch. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur -V  erei  n zu  Hannover. 

Versammlung  am  5.  Februar. 

Der  Vorsitzende,  Hr.  Bockeiberg,  eröffnet  die  Versamm- 
lung mit  der  Erledigung  der  geschäftlichen  Angelegenheiten. 

In  den  Verein  aufgenommen  werden  die  Herren  Ingenieure 
Sachse  und  Hoffmann  zu  Osnabrück.  In  Folge  einer  Auf- 
forderung des  Stuttgarter  Vereins  für  Baukunde  hat  der 
Vorstand  eine  Kommission  gebildet,  welche  sich  mit  der  Frage 
über  die  Feststellung  gleichmässiger  Normen  für  das  von  den 
Architekten  zu  berechnende  Honorar  beschäftigen  wird.  Nach 
einer  Aufforderung  des  Vorsitzenden  an  die  Architekten  des 
Vereins  zu  lebhafterer  Betheiligung  an  der  Lieferung  von 
Beiträgen  für  die  Zeitschriften  ersucht  die  Versammlung  den 
Herrn  v.  Kaven,  den  von  ihm  in  der  letzten  Versammlung 
gehaltenen  hnmoristischen  Vortrag  drucken  zu  lassen;  es  soll 
sodann  jedes  Mitglied  ein  Druck -Exemplar  erhalten. 

Herr  Ingenieur  Clauss  aus  Braunschweig  spricht  hierauf 
über  ein  von  ihm  entworfenes  Projekt  einer  Wasser-  und  Gas- 
Leitung  für  die  Stadt  Goslar  und  legt  die  Pläne  des  von 
ihm  erbauten  Wasserwerkes  der  Stadt  Braun  schweig  vor. 
Ueber  das  Bedürfniss  von  Wasserversorgungen  im  Allgemeinen, 
über  die  Anforderungen  an  dieselben  bezüglich  der  Qualität 
und  Quantität  des  Wassers,  die  verschiedenen  Methoden  un  i die 
bei  Anlage  solcher  Werke  zu  befolgenden  Prinzipien  der  Zu- 
und  Ableitung  des  Wassers  ergeht  sich  der  Redner  durch 
Vorlesen  eines  von  ihm  verfassten,  zur  Veröffentlichung  be- 
stimmten Aufsatzes.  Aus  dem  anschliessenden  Vortrage  dürfte 
von  allgemeinem  Interesse  das  Folgende  sein: 

„Die  in  Goslar  bereits  bestehende  Wasserleitung  ist 
mangelhaft,  die  Holzröhren  erfordern  häufige  Reparaturen, 
Qualität  und  Quantität  des  Wassers  sind  ungenügend.  Mit 
Ausführung  der  neuen  Projekte  ist  beabsichtigt,  die  Mängel 
zu  beseitigen,  das  Wasser  unter  genügendem  Druck  in  die 
höchsten  Punkte  der  Gebäude  zu  leiten  und  für  vollkommene 
Feuerlösch -Einrichtungen  zu  sorgen.  Das  Wasser  soll  durch 
Grand-Filter  gereinigt  werden.  Die  Leistungsfähigkeit  des 
Werkes  ist  auf  40,000  Kub.-F.  pro  12  Stunden  veranschlagt. 
Der  Bedarf  in  den  verschiedenen  Tageszeiten  ist  ein  ungleicher 
und  kann  sich  in  einigen  Tagesstunden  auf  V>  bis  Vu  des 
ganzen  24  ständigen  Konsums  steigern,  -worauf  in  passender 
Weise  Rücksicht  genommen  ist.  In  einem  4 Fuss  mit  Erde 
überdeckten  Hoch-Reservoir  wird  das  Wasser  gesammelt,  dann 
in  einer  eisernen  Hauptleitung  in  die  Mitte  der  Stadt  geleitet 
und  von  dort  vertheilt.  Die  Filtration  des  Wassers  geschieht 
in  zwei  Grobfiltern  und  zwei  Feinfiltern,  aus  zerschlagenem 


bend  sein  könne.  Und  im  formalen  Sinne  scheint  das 
Recht  allerdings  wohl  auf  seiner  Seite  zu  sein. 

Herr  Hansen  hingegen  macht  geltend,  dass  es  sich 
bei  Ausführung  eines  solchen  Monumentalbaues  in  erster 
Linie  nicht  um  das  Interesse  des  Künstlers,  sondern  um 
das  Interesse  der  Kunst  handeln  könne  und  beansprucht 
den  Vorzug  für  seinen  Entwurf,  den  zwar  nicht  das  Preis- 
gericht, wohl  aber  die  öffentliche  Meinung  für  den  besten 
erklärt  hat.  Und  auch  er  scheint  hierbei  im  vollen  Rechte 
zu  sein,  zumal  er  sich  auf  den  Präzedenzfall  der  Arsenal- 
Konkurrenz  berufen  kann,  bei  welcher  er  es  gleichfalls 
durchgesetzt  hat,  dass  der  dem  Konkursausschreiben  zu 
Grunde  liegende  Situationsplan  verworfen  und  die  von 
ihm  projektirte  Situation  angenommen  wurde.  Mag  es 
immerhin  sein,  dass  die  Herren  Ferstel  und  Hansen 
korrekter  gehandelt  haben  würden,  wenn  sie  vor  einem 
Eingehen  auf  die  Konkurrenz  ihre  Bedenken  gegen  das 
Programm  ausgesprochen  hätten,  so  steht  einmal  doch 
gar  nicht  fest,  ob  diese  Bedenken  ihnen  nicht  erst  bei 
näherem  Eingehen  auf  die  Arbeit  in  voller  Schärfe  er- 
schienen sind , andererseits  muss  ausdrücklich  anerkannt 
werden,  dass  sie  einem  solchen  Präzedenzfall  gegenüber 
bona  fide  handeln  konnten. 

Das  ist  der  Stand  der  Dinge  seit  fast  einem  halben 
Jahre,  das  sind  die  gerühmten  Vortheile  eines  „be- 
schränkten“ Konkurses! 

Eine  solche  Verschleppung  der  Entscheidung  kann 


übrigens  auch  eintreten,  ohne  dass  die  persönlichen  Kon- 
flikte sich  just  so  scharf  zuzuspitzen  brauchten,  wie  ge- 
rade in  diesem  Falle.  So  oft  ist  ja  hervorgehoben  wor- 
den, dass  ein  Projekt,  wie  es  in  erster  Gestalt  unter  der 
Hand  des  Künstlers  entspringt,  sehr  selten  zur  sofortigen 
Ausführung  reif  ist;  fast  immer  sind  noch  Kompromisse 
zwischen  dem  Ideal  und  den  realen  Anforderungen  zu 
erledigen  und  eine  nochmalige  Durcharbeitung  wird  fast 
nie  zu  entbehren  sein.  Nimmt  man  den  bei  einem  be- 
schränkten Konkurse  wahrscheinlichsten  Fall,  dass  nämlich 
für  die  Ausführung  an  allen  Projekten  noch  einige  Aus- 
setzungen zu  machen  sind,  während  der  Werth  derselben 
sich  annähernd  gleichsteht,  so  öffnet  sich  auch  hier  eine 
ziemlich  weite  Aussicht  bis  zur  Entscheidung;  denn  eine 
Abänderung,  die  dem  einen  Konkurrenten  gestattet  wird, 
darf  dem  andern  nicht  verweigert  werden.  Und  dass  eine 
zufriedenstellende  Entscheidung  nicht  leichter  wird,  je 
länger  man  sie  vertagt,  braucht  kaum  gesagt  zu  werden. 

Ebenso  wollen  wir  die  Schwierigkeiten,  welche  bei 
einer  beschränkten  Konkurrenz  dem  Preisgericht  durch 
seine  Stellung  zwischen  den  Konkurrenten  und  ihrem 
beiderseitigen  „Auftraggeber“  erwachsen,  die  nahe- 
liegende Gefahr,  dass  auch  hierbei  menschliche  Schwächen 
und  persönliche  Rücksichten  mitspielen,  mehr  andeuten, 
als  ausführen. 

(Schluss  folgt.) 


1 G>7 


Schiefer  resp.  reinem  Sande  bestehend.  Das  Reservoir  besteht 
aus  zwei  parallelen,  in  Schieferfelsen  getriebenen,  etwa  100' 
langen  11'  hohen  ausgemauerten  Tunneln,  die  am  Ende  durch 
einen  Querstollen  verbunden  sind,  von  wo  das  filtrirte  Wasser 
abfliesst.  Das  kleinste  Rohr  in  der  Stadtleitung  hat  3"  rhld. 
im  Durchmesser.  Die  Spülung  der  Gossen  geschieht  durch 
Einleiten  des  Wassers  vom  Gosetlusse  am  höchsten  Punkte. 

Interessante  Mittheilungen  machte  der  Vortragende  dann 
über  die  seit  drei  Jahren  im  Betriebe  befindlichen  Wasser- 
werke in  Braunschweig.  Das  Wasser  wird  aus  der  Ocker 
entnommen,  in  zwei  neben  einander  liegende  Ablagerungs- 
bassins von  circa  7 Morgen  Grösse  geleitet,  daselbst  in  Filtern 
von  Steinen,  Kiessand  und  Grand  von  etwa  4 */*'  Stärke  gerei- 
nigt, dann  in  eine  18"  weite  Rohrleitung  durch  zwei  rotirende 
Dampfmaschinen  150'  hoch  in  ein  Standrohr  innerhalb  eines 
Thurms  gehoben.  Dasselbe  dient  mit  dem  neben  demselben 
liegenden  Ableitungsrohre  als  Regulator  des  Drucks.  Der 
gewöhnliche  Minimaldruck  beträgt  nur  70'.  Jede  Maschine 
kann  auf  die  grossere  Höhe  in  24  Stunden  270,000  Kub.'  ’ 
Wasser  heben.  Die  Anlage  ist  auf  einen  regelmässigen  Verbrauch 
von  260,000  Kub/  Wasser  berechnet.  An  dem  äussersten  Punkte 
der  Rohrleitung,  6 — 7000'  von  dem  Thurme  entfernt,  hat 
sich  eine  Druckdifferenz  von  nur  20'  gezeigt.  Die  von  Weiss- 
bach  für  die  Berechnung  von  Reibungs-  oder  sonstigen  Ver- 
lusten gegebenen  Formeln  haben  sich  darnach  als  zutreffend 
erwiesen. 

Die  Kosten  der  Dampfmaschine  betrugen  25,000  Thlr. 
Kolilenverbraueh  derselben  wird  auf  4 — 5 Pfd.  per  Stunde 
und  Pferdekraft  angegeben;  die  Kosten  des  Wasserwerks  über- 
haupt betragen  280,000  Thlr.  Der  Preis  des  Wassers  ist  auf 
2 V*  bis  l*/i  Gr.  pro  100  Kub.'  festgestellt.  Die  Anlage  ver- 
zinst sich  jetzt  mit  fast  5%  und  nimmt  an  Ausdehnung  jähr- 
lich bedeutend  zu. 

Versammlung  am  4.  März. 

Aufnahme  des  Herrn  Eisenbahubaumeisters  Urban  als 
Mitglied.  Der  Verein  erklärt  sich  bereit,  ein  von  dem  Vereine 
Düsseldorfer  Künstler  an  den  Herrn  Minister  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinal- Angelegenheiten  zu  richtendes  Ge- 
such, die  Etatposition  für  Kunstzwecke  von  50,000  Thlr.  auf 
100,000  Thlr.  erhöhen  und  alljährlich  durch  eine  grosse  Staats- 
Ausstellung  die  Kunst  fördern  und  die  Künstler  durch  ehren- 
volle öffentliche  Auszeichnungen  anregen  zu  wollen,  durch 
Unterschrift  Seitens  der  Vorstandsmitglieder,  Namens  des  gan- 
zen Vereins,  zu  unterstützen. 

Herr  Ingenieur  Kümmel  aus  Hildesheim  spricht  sodann 
über  die  neuen  Sielanlagen  in  Hildesheim,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Typhus-  und  Cholera- Epidemien  in  den 
Jahren  1864  und  1867. 

Durch  die  Stadt  fliesst  ein  am  Eingänge  klarer  Bach,  die 
„Treibe“,  welche  oberhalb  der  Stadt  in  den  Innerstefluss 
mündet.  Durch  die  Benutzung  der  Treibe,  welche  zu  grossem 
Theile  durch  Privatgrundstücke  fliesst,  Seitens  der  Privaten, 
ist  dieselbe  verunreinigt  und  im  Sommer  von  dem  schädlich- 
sten Einfluss  auf  die  Gesundheit  der  Bewohner  der  Stadt. 
Das  Wasser  derselben  war  bei  der  Kanalisation  zu  benutzen, 
jedoch  galt  als  Grundsatz,  dass  die  öffentlichen  Kanäle  nur  in 
öffentlichen  Strassen,  nicht  in  Privat -Grundstücken  liegen 
sollten.  Es  wurde  die  Kanalanlage  darnach  so  bestimmt,  dass 
sie  sich  dem  Treibelaufe  möglichst  nahe  anschloss.  Der  Haupt- 
kanal ist  von  elliptischem  Querschnitt,  im  Anfänge  4',  am 
Ende  5'  6"  hoch,  von  Backsteinen  in  zwei  Rollschichten  ge- 
mauert und  hat  Gefälle  von  VW*  Vii6,  Vi43>  endlich  1/216.  Die 
letzte  Strecke  in  Gärten  konnte  ohne  Nachtheil  in  der  oberen 
Hälfte  oflen  gelassen,  also  als  in  der  Sohle  ausgewölbter  Graben 
ausgeführt  werden.  Die  Nebenkanäle  haben  einen  eiförmigen 
Querschnitt,  2'  8"  Höhe  und  2'  Weite,  und  sind  ebenfalls 
von  Backsteinen  hergestellt. 

Der  Bau  des  Kanals  wird  schwierig  durch  die  Bodenver- 
hältnisse. Der  Untergrund  besteht  aus  einer  undurchlässigen 
Schicht  festen  Liasthons,  darüber  findet  sich  meistens  eine 
Kiesschicht  von  5 bis  6"  Tiefe,  dann  in  5 bis  6'  Stärke  Trieb- 
sand, sogenannter  Flottlehm,  darauf  Humus  und  aufgetragener 
Boden.  Nach  der  Formation  der  Oberflächen  findet  stellen- 
weis in  den  oberen  Schichten  Stagnation  des  Wassers  statt 
und  scheint  dadurch  den  Epidemien  Vorschub  geleistet  zu  sein. 
Die  I undamentirung  des  Kanals  in  dem  Triebsande  war  sehr 
schwierig  und  musste  zum  Theil  auf  Bohlen  und  Pfahlrost 
mittelst  16'  langer  Pfähle  bewirkt  werden.  Der  Kanal  musste 
durch  eine  Strasse  von  9 ' Breite  zwischen  drei  Geschoss  hohen 
Fachwerks- Gebäuden  in  einer  Tiefe  von  15'  geführt  werden, 
wobei  fünfzöllige  Spundwände  eingeramint  und  die  Gebäude  in 
ausgedehntestem  Maasse  abgesteift  und  gestützt  werden  mussten. 

In  die  Kanäle  soll  nur  Schmutzwasser  abgeleitet  werden, 
das  abfliessende  Wasser  ist  deshalb  auch  im  Sommer  fast  ge- 
ruchlos. Bezüglich  der  Gefälle  bestätigen  die  Kanäle  die  Er- 


fahrung, dass  Kanäle  mit  starkem  Gefälle  bis  zu  einem  gewis- 
sen Grade  nicht  so  leicht  rein  zu  halten  sind,  als  solche  mit 
geringerem  Gefälle,  so  dass  die  künstliche  Verringerung  des 
Gefälles  durch  Treppenanlagen,  wie  sie  in  Hamburg  zur  Aus- 
führung gekommen,  rathsam  ist*). 

Folge  der  Anlage  der  Kanäle  in  Hildesheim  war  zunächst 
das  Sinken  des  Grundwasserstandes  auf  eine  in  der  Nähe  der 
Kanäle  ziemlich  konstant  bleibende  Höhe,  wogegen  früher 
Schwankungen  des  Wasserstandes  von  17'  auf  21/*'  innerhalb 
60  Tagen  vorgekommen  sind.  Auf  dem  alten  Markte,  wo  bei 
der  ersten  Epidemie  im  Jahre  1864  51  Typhusfälle  vorgekom- 
men waren,  sind  bei  der  zweiten  im  Jahre  1867  nur  13  Cho- 
lerafälle konstatirt.  Der  Redner  kommt  nach  Mittheilung  wei- 
terer Beobachtungen  zu  dem  Schlüsse,  dass  es  wichtiger  sei, 
Städte  zu  kanalisiren,  als  Wasserleitungen  anzulegen,  letztere 
sogar  schädlich  werden  könnten,  wo  erstere  nicht  vorhanden. 
— In  der  folgenden  Diskussion  über  Grundwasserstand  macht 
Herr  Schuster  auf  die  Wichtigkeit  von  Messungen  desselben 
aufmerksam. 

Herr  Professor  Rühlmann  hält  sodann  einen  Vortrag 
über  die  technisch- wissenschaftlichen  Arbeiten  und  Leistungen 
des  Ingenieur- Generals  Poncelet. 

Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart.  (Schluss.) 

10.  Versammlung  am  4.  Januar  1868;  Vorsitzender 
Oberbaurath  v.  Egle,  anwesend  22  Mitglieder. 

Nach  Genehmigung  einer  zu  erlassenden  Bittschrift  an  das 
Ministerium  des  Innern  um  Mittheilung  des  neuesten  Bauge- 
setz-Entwurfs, wurde  der  Vereins- Ausschuss  im  Hinblick  auf 
die  in  Folge  der  Miethung  eines  eigenen  Lokals  und  des 
Druckes  der  Protokolle  entstehenden  Mehrausgaben  beauftragt, 
eiuen  förmlichen  Etat  pro  1868  auszuarbeiten  und  auf  Grund 
desselben  Anträge  an  die  nächste  General -Versammlung  zu 
bringen,  wie  diese  Mehrausgaben  durch  Erhöhung  der  Jahres- 
beiträge gedeckt  werden  können. 

Nachdem  hierauf  noch  ein  Schreiben  des  Hrn.  Strassen- 
bau  - Inspektors  Wolff  vorgelesen  worden  ist,  in  welchem 
dieser  seinen  Austritt  aus  dem  Verein  wegen  vorgerückten 
Alters  anzeigt,  hält  Hr.  Baurath  Binder  einen,  mit  vielem 
Interesse  aufgenommenen  Vortrag  über  den  Mont-Cenis- lunnel, 
welchen  er  im  Monat  September  1867  besucht  hat.  Wir  ent- 
nehmen daraus  folgende  Notizen : 

Die  zur  Ausführung  kommende  Richtung  wurde  schon 
1843  von  J.  Medail  vorgeschlagen.  Prof.  Sismonda  in 
Turin  bestätigte  durch  seine  geologischen  Untersuchungen  1845— 
1849  die  Zweckmässigkeit  derselben  und  gleichzeitig  der  In- 
genieur Maus  durch  seine  technische  Untersuchung.  Nach 
ersteren  sollten  mächtige  Schichten  von  glimmrigem  und  kal- 
kigem Sandstein,  Quarzit,  Anchydrit,  körnigem  Kalke  und 
Thonschiefer  mit  Kalkstein  sehr  steil  einfallend  durchbrochen 
werden;  die  bisherige  Ausführung  hat  diese  Bestimmungen 
bestätigt  und  zugleich  erkennen  lassen,  dass  die  Gesteine  der 
Trias-  und  der  Lias- Formation  angehören.  Neben  den  topo- 
graphischen Arbeiten  beschäftigte  sich  Maus  auch  mit  den 
zur  Ausführung  nöthigen  Maschinen,  zu  deren  Bewegung  er 
die  Wasser  der  Gebirgsbäche  verwenden  wollte.  Aut  die- 
Bohrmacchienen,  welche  das  ganze  Profil  des  Tunnels  gleich- 
zeitig angreifen  sollten,  sollte  die  bewegende  Kraft  durch 
endlose  Seile  übertragen  und  durch  Vermittlung  von  Feder- 
kraft der  Bohrerstoss  hervorgerufen  werden.  Pulver  war 
ausgeschlossen,  um  die  Luft  nicht  zu  verderben ; das  Gestein 
sollte  von  den  Bohrlöchern  aus  durch  Keile  losgeschlagen 
werden.  1853  schlug  Baillett  Bohrer  durch  Dampfkraft  be- 
wegt vor  und  1855  wurde  Prof.  Colladon  in  Genf  für  die 
Anwendung  von  komprimirter  Luft  zum  Tunnelbau  patentirt, 
ohne  jedoch  Maschinen  anzugeben. 

Von  1850—1856  wurde  dieselbe  Frage  von  Sommeiller, 
Grandis  und  Grattoni  studirt;  sie  konstruirten  für  die 
Kompression  der  Luft  Wasserstossmaschinen  und  verwendeten 
die  komprimirte  Luft  zur  Bewegung  der  Bohrer.  Den  29. 
Juni  1857  wurde  durch  ein  Gesetz  die  Annahme  ihrer  Vor- 
schläge bestimmt,  und  um  keine  Zeit  zu  verlieren,  wurden  im 
August  1857  die  Arbeiten  ohne  Maschinen,  von  Hand  begounen. 
Die  Maschinen-Arbeit  begann  auf  italienischer  Seite  den  12. 
Januar  1861,  als  725m-  von  Hand  fertig  waren,  auf  französi- 
scher Seite  im  Januar  1863  bei  925ra-  fertigen  1 unnel. 

Im  Mai  1862  kam  der  Vertrag  mit  Frankreich  zu  Stande, 
wonach  dieses  19  Millionen  Fr.  bezahlt,  wenn  der  lunnel  den 
1.  Januar  1887  fertig  ist,  500,000  Fr.  Prämien  aber  für  jedes 
Jahr  früherer  Vollendung,  und  diese  Prämie  auf  jährlich 
600.000  Fr.  erhöht,  wenn  die  Vollendung  früher  als  1877 
erfolgt. 

*)  Herr  Spiess  bestätigt  dies  durch  die  Wahrnehmungen  bei 
den  Kanälen  in  Hannover,  bei  denen  Gefälle  von  1:2000,  sogar 
1 : 3800,  in  der  Regel  von  1 : 1000  ohne  Nachtheil  angewandt  seien. 


168 


Im  September  1867  waren  auf  französicher  Seite  2750™  , 
auf  italienischer  Seite  4770™-  vollendet. 

Durch  dreimal  wiederholte  Triangulirung  wurde  die 
Länge  des  ganzen  Tunnels  auf  12220™- bestimmt;  der  höchste 
Punkt  seiner  Sohle  ist  genau  in  der  Mitte  auf  1338,45™-  über 
dem  Meere  gelegen,  von  hier  aus  beträgt  das  Gefälle  gegen 
die  französische  Seite  0,021,  gegen  die  italienische  0,0005. 
Die  Richtung  des  Tunnels  wird  alle  Monate  unter  Hülfe  von 
Magnesiumlicht  von  zwei  Observatorien  aus  kontrolirt,  welche 
je  den  Mündungen  des  Tunnels  gegenüber  am  entgegengesetzten 
Bergabhange  errichtet  sind;  ein  drittes  in  gerader  Linie  zu 
deren  Kontrole  errichtet,  belindet  sich  auf  der  Spitze  des  Col 
de  Frejus,  welchen  der  Tunnel  durchbricht. 

Die  Victor -Emanuel- Bahn,  welche  auf  französischer  Seite 
bis  zum  Tunnel  führen  wird,  endigt  zur  Zeit  in  St.  Michel 
de  Maurienne,  19  Kilom.  von  der  Tunnelmündung;  für  diese 
letztere  Strecke  wurden  im  Monat  September  neue  Aufnahmen 
gemacht. 

In  Forneau,  einem  Flecken  an  der  Are,  am  Fusse  des 
Col  de  Frejus,  findet  man  zunächst  die  Maschinenhäuser;  in 
dem  älteren  sind  die  Maschinen,  welche  durch  hydraulischen 
Stoss,  ähnlich  dem  hydraulischen  Widder,  mit  drei  Stössen  in 
der  Minute,  die  Lutt  auf  6 Atmosphären  Spannung  kompri- 
mirten ; sie  sind  nun  verlassen  und  in  einem  neuen  Gebäude 
werden  nun  durch  6 oberschlächtige  Wasserräder  von  5,4™- 
Durchmesser,  je  70  Pferdekräfte,  24  doppelt  wirkende  Kom- 
pressions-Pumpen betrieben,  welche  täglich  (in  18  Arbeits- 
stunden) 6480Ucubm-  Luft  auf  C Atmosphären  Spannung  kom- 
primiren,  sie  wird  in  drei  grossen  Reservoirs  von  Eisenblech 
gesammelt  und  durch  eiserne  0,2™-  Durchmesser  haltende 
Röhren  in  den  Tunnel  geführt. 

Ausser  diesen  Maschinenhäusern  findet  man  hier  das 
Direktionsgebäude,  Beamten-  und  Arbeiterwohnungen,  Werk- 
stätten für  Maschinenbau  und  Reparatur  etc. 

Der  Eintritt  zum  Tunnel  ist  vorschriftsgemäss  nur  an 
zwei  lagen  monatlich,  mit  besonderer  Erlaubniss  des  K. 
Ministeriums  in  Florenz  gestattet. 

Man  hatte  in  dem  8™-  weiten,  6™-  hohen,  durchaus  ge- 
wölbten Tunnel  3/4  Stunde  zu  gehen,  bis  man  in  ein  Telegraphen- 
bureau gelangte,  durch  welches  eine  Verbindung  mit  dem  Ingeni- 
eurbureau, den  W erkstätten  und  Maschinenhäusern  hergestellt  ist, 
und  hatte  zu  jener  Zeit  noch  etwa  weitere  600™-,  bis  man  vor 
Ort  kam.  Hier  steht  auf  einer  Eisenbahn  die  sogenannte 
Lafette,  ein  vierrädriger  Bahnwagen,  welcher  8 — 12  Bohr- 
maschinen trägt,  die  in  jede  beliebige  Richtung  gestellt  werden 
können.  Innerhalb  6 Stunden  werden  auf  einer  Stirnfläche 
des  4™-  breiten,  3™-  hohen  Richtstollens  80 — 100  Löcher  von 
0,04™-  — 0,09™-  Durchmesser  und  0,90™-  Tiefe  mit  Stossbohrern, 
deren  Schneide  Z Form  hat,  gebohrt.  In  der  Minute  erfolgen 
180 — 300  Stösse  eines  jeden  Bohrers,  wodurch  ein  sehr  hef- 
tiges Getöse  verursacht  wird.  Die  komprimirte  Luft,  welche 
nach  jedem  Bohrerstoss  ausströmt,  bewirkt  vollständige  Ventila- 
tion, doch  herrscht  hier  eine  Temparatur  von  24  — 30°  Reaum. 

Zur  Abkühlung  der  Bohrerspitzen  und  zum  Auswaschen 
der  Bohrlöcher  bei  jedem  Stoss  dient  ein,  jedem  Bohrer  bei- 
gegebener Wasserstrahl;  die  Beleuchtung  geschieht  mit  Gas. 

(Eine  Beschreibung  der  Bohrmaschinen  wurde  bei  münd- 
lichem Vortrag  gegeben.) 

Nach  ca.  6 Stunden  sind  die  Bohrungen  vollendet,  die 
Lafette  mit  den  Maschinen  wird  hinter  ein  eisernes  Thor 
zurückgeführt,  die  Bohrlöcher  werden  mit  Pulver  geladen, 
abgesprengt  und  die  Trümmer  ausgebracht.  Je  nach  8 Stunden 
wechselt  die  Mannschaft  (im  ganzen  Tunnel),  und  mit  dem 
Wechsel  tritt  die  Bohrmaschine  wieder  in  Thätigkeit.  Bei 
dreimaligem  Wechsel  beträgt  der  Fortschritt  1,8  — 2,9™- jeder- 
seits  täglich,  im  Ganzen  durchschnittlich  5™-,  und  man  hofft 
auf  die  Vollendung  zu  Anfang  des  Jahres  1871. 

Der  Ausbruch  des  vollen  Profils  geschieht  mit  Handarbeit 
unter  Holzeinbau,  die  Ausmauerung  nach  dem  belgischen  Sys- 
tem, wobei  das  Gewölbe  zuerst  hergestellt  wird;  das  Mauer- 
werk von  Kalkstein  ist  0,70  bis  1,0™-  dick.  Jede  achtstündige 
Arbeitsschicht  erfordert  350  Arbeiter. 

Die  ursprünglich  vorgesehene  Tunnelbauzeit  von  25  Jahren 
hat  eine  englische  Unternehmer-gesellschaft  veranlasst,  eine 
Konzession  für  eine  nach  dem  „System  Fell“  gebaute,  auf  die 
bestehende  Strasse  gelegte  Eisenbahn  zu  erwerben.  Die  Bahn 
ist  ausgeführt,  ihre  Eröffnung  schon  längst  in  Aussicht  gestellt. 

Das  System  gründet  sich  auf  die  Annahme  einer  Loko- 
motive, welche  neben  4 Rädern  an  2 horizontalen  Achsen  noch 
4 horizontal  liegende  Räder  an  4 vertikalen  Achsen  erhält:  die 
4 horizontalen  Räder  fassen  paarweise  eine  zwischen  den  ei- 
gentlichen Fahrschienen  0,25™-  höher  als  diese  liegende 
Schiene,  pressen  sich  gegen  dieselbe  uud  ergeben  hierdurch 
eine  vermehrte  Triebkraft.  Die  Pressung  auf  jedes  horizon- 
tale Rad  ist  zu  3 Tonnen  bestimmt,  die  ausgerüstete  Maschine, 


welche  keinen  Tender  führt,  ist  17  Tonnen  schwer;  bei  Ver- 
suchen, welche  damit  angestellt  wurden,  zog  diese  Maschine 
auf  einer  Rampe  von  0,085  vier  Wagons  mit  einer  Bruttolast 
von  25  Tonnen  in  der  Stunde  10800™-  weit.  (Die  normale 
Geschwindigkeit  eines  württemb.  Güterzugs  mit  schwerster 
Güterzugsmaschine  [35  Tonnen  Belastung  der  Triebräder]  und 
240  Tonnen  Bruttolast  ist  auf  horizontaler  Bahn  23500™- 
die  Stunde.) 

Die  Spurweite  dieser  Bahn  ist  1,2™-  Die  Steigung  der 
Mont-Cenis-Strasse,  auf  deren  Thalwand,  zum  Tkeil  mit  Mauern 
gestützt,  die  Bahn  liegt,  wechselt  von  0,013  bis  0,088.  Wo 
die  Steigung  weniger  als  0,033  beträgt,  ist  die  mittlere 
Schiene  nicht  vorhanden. 

Die  Bahn  enthält  Kurven  mit  30  — 40™-  Radius,  welche 
jedoch  Schwierigkeiten  zu  bereiten  scheinen,  da  im  September 
1867  noch  Aenöerungen  derselben  vorgenommen  wurden,  we- 
nige Tage  vor  dem  festgestellten  Eröffnungstermin;  übrigens 
scheint  die  Bahn  heute  noch  nicht  im  Betrieb  zu  sein. 

Die  geringe  Leistungsfähigkeit  der  Maschinen  und  der 
Eindruck  der  Unsicherheit,  welchen  die  Bahn  macht,  lassen 
das  System  nicht  empfelilenswerth  erscheinen;  jedenfalls  ist 
die  Finanzspekulation,  welche  am  Mont- Cenis  seiner  Anwen- 
dung zu  Grunde  lag,  nicht  wohl  geglückt. 

General-Versammlung  am  18.  Januar  1868.  Vor- 
sitzender Hr.  Ober-Baurath  von  Egle,  anwesend  23  Mitglieder. 

Es  erfolgte  die  Verlesung  des  Geschäfts-  und  Kassenbe- 
richtes. Die  Mitgliederzahl,  welche  im  Laufe  des  Jahres  1868 
um  10  gewachsen  ist,  weist  95  Mitglieder  auf,  von  denen  71 
ordentliche,  24  ausserordentliche  Mitglieder  sind.  Es  haben 
10  Vereinssitzungen , in  denen  13  Vorträge  gehalten  wurden, 
und  1 Exkursion  stattgefunden.  Die  Einnahmen  haben  371  Fl. 
die  Ausgaben  436  Fl.  betragen,  so  dass  sich  ein  Defizit  von 
65  Fl.  ergiebt. 

Hierauf  folgt  die  Debatte  über  die  Erhöhung  der  Jahres- 
beiträge, und  wird  gemäss  dem  Antrag  des  Ausschusses  mit 
21  Stimmen  gegen  1 Stimme  beschlossen,  wie  folgt: 

1)  Die  Jahresbeiträge  der  ausserordentlichen  Mitglieder 
von  2 Fl.  auf  4 Fl., 

2)  die  Jahresbeiträge  der  ordentlichen  auswärtigen  Mit- 
glieder von  4 Fl.  auf  6 Fl., 

3)  die  Jahresbeiträge  der  hiesigen  Mitglieder  von  4 Fl.  auf 
S Fl.  zu  erhöhen. 

Zu  Mitgliedern  des  Auschusses  wurden  gewählt  die  Herren 
Oberbaurath  v.  Egle,  Baurath  Bok,  Baurath  Schlier  holz, 
Professor  Wagner,  Oberbaurath  Morlok,  Bauinspektor 
Dimler,  Professor  Silber,  Baurath  Landauer,  Oberbaurath 
Leins. 

Die  Hrn.  Bauinspektor  Glocker,  Architekt  Albert  uud 
Architekt  Krauss  in  Stuttgart  wurden  als  ordentliche  Mit- 
glieder, Hr.  Abtheilungsingenieur  Mar  et  in  Möckmühl  als 
ausserordentliches  Mitglied  aufgenommen. 

Den  Schluss  der  Versammlung  bildet  ein  gemeinschaft- 
liches Nachtessen,  bei  welchem  die  fröhliche  Stimmung  der 
Versammelten  sieh  durch  zahlreiche  Tischreden  etc.  kund  gab. 

Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
18.  April  1868;  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  anwesend 
137  Mitglieder  und  5 Gäste. 

Nach  einer  Mittheilung  von  Hrn.  Jacobsthal  über  den 
Tod  eines  Vereins -Mitgliedes,  Baumeister  Anton  Schmidt, 
erfolgte  zunächst  die  Vorlesung  der  von  der  dazu  erwählten 
Kommission  bearbeiteten  Programme  für  die  Schinkelfest- 
Konkurrenzen  des  Jahres  1869.  Als  Situation  für  beide 
Aufgaben  — (Stationsgebäude  und  Zentral -Bahnhof,  vide  Be- 
richt über  die  Sitzung  vom  7.  April)  — ist  die  Stadt  Han- 
nover gewählt  worden;  die  Programme  wurden  mit  einer 
kleinen  Aenderung  in  Betreff  der  Maasstäbe  für  die  Hochbau- 
Aufgabe  genehmigt  und  werden  binnen  Kurzem  im  Druck 
erscheinen. 

Hr.  Hesse  II.  hielt  demnächst  einen  Vortrag  über  Be- 
obachtungen, die  von  ihm  in  mehren  öffentlichen  Gebäuden  über 
Resultate  verschiedener  Heizsysteme  angestellt  wurden.  Bei 
dem  grossen  Werth,  den  solche  Angaben  für  die  Praxis  be- 
anspruchen dürfen,  behalten  wir  uns  ein  selbständiges  einge- 
henderes Referat  über  den  Vortrag  noch  vor. 

Von  den  Fragebeantwortungen,  die  am  Schluss  der  Sit- 
zung erfolgten,  ist  eine  von  Hrn.  Schwedler  gegebene  Mit- 
theilung über  das  S c h i f k o r n ’sche  Brückenträger- System 
hervorzuheben.  Nachdem  derselbe  erläutert  hatte,  in  welcher 
Weise  bei  diesem  System  Guss-  und  Schmiede -Eisen  kombi- 
nirt  sind  — (sämmtlieke  Diagonalen  sind  von  Gusseiseu  und 
zwar  für  jedes  Feld  in  einem  Stück  gegossen!)  — verhehlte 
er  seine  Verwunderung  nicht,  dass  die  bei  Czernowitz  einge- 
stürzte Brücke  die  erste  sei,  welcher  ein  derartiges  Schicksal 
geworden  ist. 


Hierzu  eine  Beilage. 


169 


Hr.  R.  Neumann  legte  einige  Proben  von  polirtem 
Granit  und  Syenit  vor,  die  Hr.  Steinmetzmeister  Woelffel 
zu  Baireuth  dem  Verein  zum  Geschenk  gemacht  hat.  Dass 
sich  die  Hoffnung  desselben,  in  Berlin  Absatz  liir  seine 
Produkte  zu  linden,  verwirklichen  werde,  bezweifelte  der 
Redner,  da  für  Granit  in  Schlesien  und  Sachsen  nähere  Be- 
zugsquellen vorhanden  sind.  Höchstens  könnte  der  Syenit 
seiner  dunkelgrünen  Farbe  wegen  bei  Prachtbauten  vereinzelte 
Verwendung  erlangen,  obgleich  auch  hierin  einzelne  Sorten 
des  einheimischen  (Findlings-)  Granit  ihm  den  Vorzug  abge- 
wirraen  möchten. 


Vermischtes. 

Aus  Frankfurt  a.  M.  giebt  man  der  Allg.  Ztg.  eine  Notiz 
über  die  sachverständige  Feststellung  der  Schäden  am  dortigen 
Dom,  die  wir  vorbehaltlich  eines  uns  bereits  vor  längerer 
Zeit  zugesagten  selbstständigen  Berichts  wie  lolgt  mittheilen: 
„Die  drei  Dom -Baumeister,  Denzinger  aus  Regensburg, 
Voigtei  aus  Köln  und  Schmidt  aus  Wien,  haben  im  Verein 
mit  hiesigen  Sachverständigen  ihr  Gutachten  über  unsern 
Dom  abgegeben.  Daraus  erhellt,  dass  die  Umfassungsmauer 
des  Chors  und  die  Fundamente  des  Langhauses  um  mehre  Zoll 
aus  dem  Loth  gewichen  sind.  Zerstört  ist  der  untere  Theil 
des  Siidportals,  verletzt  sind  der  untere  Theil  des  Thurm- 
quadrats und  die  Ecken  des  Treppen thurms,  zum  Theil  zer- 
stört die  Rippengewölbe  des  Mittelstocks;  geborsten  sind 
Pfeiler  und  Rippen,  und  die  Kuppel  sehr  beschädigt.  Der 
Kuppelkranz  ist  6 — 7"  tief  verbrannt  und  die  Felder  der  Kup- 
pel gespalten,  eine  Senkung  des  Kuppelkranzes  ist  daher  er- 
folgt. Die  Dachstühle  sollen  aus  Eisen  hergestellt  und  das 
Gewölbe  des  Querschiffes  ganz  erneuert  werden.  Sehr  frag- 
lich ist,  ob  die  Unfassungsmauer  des  nördlichen  Seitenschiffes 
erhalten  werden  kann.“ 


Die  Vollendung  der  grossartigen  Flussbauten,  welche  zur 
Verlegung  der  Neckarmündung  im  Gange  sind,  wird  voraus- 
sichtlich noch  im  Laufe  dieses  Jahres  erfolgen. 


Im  Verfolg  der  an  der  Architektursehule  der  Wiener 
Kunst -Akademie  in  Ausführung  begriffenen  neuen  Organisation 
ist  Theophil  Hansen  zum  Professor  an  derselben  berufen 
worden.  Gleichzeitig  ist  dem  Künstler  der  Titel  eines  Ober- 
Bauraths  und  der  Adelstand  verliehen  worden. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Architektonische  Motive  für  den  Ausbau  und  die  Deko- 
ration von  Gebäuden  aller  Art  nach  beendetem  Rohbau. 
Mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Renaissance.  Unter  Mit- 
wirkung von  Prof.  W.  Liibke  herausgegeben  von  K.  Weiss- 
bach  und  E.  Lottermoser,  Architekten  in  Dresden.  Leip- 
zig bei  E.  A.  Seemann,  Heft  I — enthält  nach  einem  Vorwort 
von  Lübke  5 Blatt  Zeichnungen,  von  denen  zwei  Blatt,  die 
Decke  im  Konvent  der  Beichtväter  von  S.  Pietro  in  Rom 
und  2 Fussbodenplatten  aus  Siena,  farbig  gegeben  sind.  Wenn 
es  ein  Urtheil  über  das  Werk  gelten  soll,  wie  es  nach  der 
uns  vorliegenden  Probe  in  Wirklichkeit  ist,  so  kann  das- 
selbe als  eine  sehr  dankenswerthe  Erweiterung  des  litera- 
rischen Materials  über  architektonische  Dekorationen  empfohlen 
werden,  die  den  ästhetisch  geschulten  und  durchgebildeten 
Architekten  sicherlich  anregend  und  nutzbringend  sein  wird. 
Dass  die  Beispiele  mit  Vorliebe  aus  der  dekorirenden  Kunst- 
epoche par  excellence,  der  Renaissance,  entnommen  werden 
sollen,  liegt  nahe  und  ist  zu  loben.  Auch  zu  Vorlagen  für 
den  Zeichen-Unterricht  werden  einzelne  Tafeln,  wie  beabsich- 
tigt, sich  gut  eignen. 

Aber  das  Werk  verfolgt  nach  der  Einleitung  von  Prof.  Lübke 
noch  höhere  Ziele  und  anders  verhält  es  sich  mit  dem  Urtheile 
über  das  Werk,  als  das  was  e s sei  n wi  1 1 . Denn  wenn  es  gilt 
„der  Willkür,  dem  Mangel  des  konstruktive!*  Gewissens“  in  der 
Kunst  entgegenzutreten,  die  von  Paris  aus  „auf  verschiedenen 
Puukten  hereinzubrechen  drohen“  — (eine  Befürchtung,  die 
wir  heute  durchaus  nicht  mehr  theilen)  — so  möchten  wir 
stark  bezweifeln,  dass  ein  Werk  wie  das  vorliegende  hierzu 
den  richtigen  Weg  einschlägt.  Schon  der  Titel  zeigt  den 
losen  Zusammenhang,  den  die  Herausgeber  zwischen  Architek- 
tur und  Dekoration  im  Sinne  haben,  wenn  nach  beendetem 
Rohbau  erst  an  diese  gedacht  werden  soll.  Der  Willkür  wird 
ja  eben  Thür  und  Ihor  geöffnet,  wenn  ein  organischer  Zu- 
sammenhang zwischen  Grundriss,  Struktur  und  Dekoration 
nicht  betont  wird.  Ebenso  dürfte  die  Behauptung  der  Her- 
ausgeber, dass  eine  grössere  Anzahl  der  Architekten  (?)  die 
dekorativen  und  gewerblichen  Künste,  den  inneren  Ausbau 
von  oben  herab  ansehe,  „vielleicht  sogar  als  ihrer  unwürdig 
betrachte“,  keine  ernstliche  Widerlegung  erheischen.  — 


Sollten  die  in  der  Einleitung  bezeichneten  hochgesteckten 
Ziele  durch  die  Publikation  von  architektonischen  Dekoratio- 
nen ernstlich  gefördert  werden,  so  wünschen  wir  dieselben 
so  geordnet  und  so  ausführlich  behandelt,  dass  dieselben,  zu- 
mal von  jüngeren  Architekten  wirklich  studirt  werden  könnten, 
keine  Mustersammlungen,  die  im  besten  Falle  doch  nur  kopirt 
werden.  E.  J. 

Vademekum  des  praktischen  Baumeisters  von  Ludwig 
Hoffmann.  4.  Auflage,  herausgegeben  von  Emil  Hoffmann 
und  Adolf  Lämmerhirt,  Baumeister.  I.  Abschnitt,  ent- 
haltend in  alphabetischer  Ordnung  die  während  der 
Bau -Praxis  unentbehrlichen  Notizen  und  Tabellen,  welche 
als  Hiilfsmittel  zu  schneller  Anordnung,  Veranschlagung  und 
Berechnung  dienen  sollen.  Berlin,  Wiegandt  & Hempel. 
Preis  15  Sgr. 

Das  vorliegende  Werkelten  enthält  auf  102  Oktav- Seiten 
in  dem  angedeuteten  Sinne  Angaben  aus  dem  Stadt-,  Land-, 
Wasser-  und  Strassenbau , Notizen  über  Gehege,  Baugeräthe, 
) über  die  Bau -Arbeiten  sämmtlicher  Baugewerke  nebst  zuge- 
[ hörigen  Materialien;  Notizen  betreffend  Fabrikwesen  und  Ma- 
1 sehinen,  Heizung,  Naturwissenschaften,  Metalle,  Steine  und 
1 Erden,  Hölzer,  Früchte,  Viehfutter;  Vergleichung  von  Münzen, 
| Maassen  und  Gewichten,  sowie  im  Anhänge  12  Tabellen  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  eisernen  Träger  und  Säulen. 

Bei  dem  reichen  Programme,  welches  auf  so  geringem 
Raume  erfüllt  werden  soll,  ist  zur  Sichtung  und  Darlegung 
des  Stoffes  grosser  praktischer  Ueberblick  und  deutliche  Kürze 
erforderlich.  Die  alphabetische  Anordnung  tritt  dieser  Auf- 
gabe nicht  eben  förderlich  zur  Seite,  da  der  natürliche  Zu- 
sammenhang durch  die  Zufälligkeit  der  Anfangsbuchstaben 
zerrissen  und  bei  Synonymen  ein  Hin-  und  Herblättern  ge- 
fordert wird. 

Gleichwohl  erscheint  uns  die  Aufgabe  innerhalb  der  gesteck- 
ten engen  Raumgrenzen  gut  gelöst  zu  sein,  wozu  namentlich  ein 
sachlich  geordnetes  Inhaltsverzeichniss  beiträgt,  so  dass  wir 
das  Vademekum  der  Beachtung  der  Fachgenossen  empfehlen 
können.  Dass  kein  Druckfehlerverzeichniss  beigegeben  ist, 
erhöht  unseres  Erachtens  das  Zutrauen  nicht,  welches  man  zu 
einem  Werkchen  mit  einer  derartigen  Fülle  absoluter  Angaben 
gewinnen  muss. 

P er  sonal  - N achrichten. 

Preussen. 

Der  Eisenbahn  - Baumeister  Rock  zu  Dirschau  ist  zum  Eisen- 
bahn-Bau- und  Betriebs-Inspektor  daselbst  ernannt. 

Am  18.  April  haben  das  Baumeister-Examen  bestanden: 
Carl  Leonhard  Wächter  aus  Stettin,  Ferdinand  Viereck 
aus  Kolberg. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp.  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Bureau  der  Kreis  - Bau  - Inspektion  zu 

i Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommiss.  Kreis  - Baumeister 
Modest  daselbst. 

2.  Die  Betriebs -Direktion  zu  Bremen  sucht  einen  Bau- 
meister. Nähere  Auskunft  ertheilt  Baumeister  Wern  ich,  Betha- 
nien Ufer  7,  1 Tr. 

3.  Zur  Leitung  eines  sehr  umfangreichen  Seminarbaues  in 
Oberschlesien  wird  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gegen  regle- 
mentsmässige  Diäten  gesucht.  Näheres  beim  Reg.-  und  Baurath 
Kronenberg  in  Oppeln. 

4.  Ein  junger  Maurermeister,  mit  Eisenbahnbauten  ver- 
traut, welcher  bereit  ist,  die  Leitung  resp.  Beaufsichtigung  von  Erd- 
arbeiten zu  übernehmen,  wird  sofort  zu  engagiren  gesucht.  Schrift- 
liche Meldungen  unter  der  Chiffre  O.  & C.  befördert  die  Exped. 

5.  Ein  sehr  tüchtiger  Zeichner  für  besonders  subtile  Arbeit 
findet  sogleich  auf  einige  Monate  Engagement.  Meid,  in  der  Exp. 

6.  Ein  mit  der  Abnahme  resp.  Berechnung  von  Erdarbeiten 
vertrauter  Feldmesser  oder  Bautechniker  wird  sofort  zu  en- 
gagiren gesucht.  Schriftliche  Meldungen  mit  O.  & C.  bezeichnet, 
befördert  die  Exped. 

7.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer  wird  als  Hilfsarbeiter 
und  event.  zur  Stellvertretung  sofort  auf  4 Monate  gegen  regle- 
mentsmässige  Diäten  gesucht  vom  Bauinspektor  Stappenbeek  in 
Königs  -Wusterhausen. 

8.  Zwei  Baumeister,  die  gut  zeichnen,  werden  gegen  21/2 
Thlr.  Diäten  auf  längere  Dauer  von  einer  Königl.  Eisenbahn  - Di- 
rektion gesucht.  Meldungen  befördert  die  Expedition,  welche  auch 
nähere  Auskunft  ertheilt. 

9.  Ein  Baumeister  gegen  2 Thlr.  oder  ein  Bauführer  ge- 
gen l'yj  Thlr.  und  event.  bald  2 Thlr.  Diäten  wird  sofort  auf  2 
Jahre  zum  Erweiterungsbau  etc.  der  geburtshilflichen  Klinik  der 
Königlichen  Universität  gesucht  vom  Bauinspektor  Klein  zu  Breslau. 

10.  Ein  Bauführer  gegen  l>/2  Thlr.  Diäten  wird  sofort  auf 
3 Monate  zur  Restauration  der  St.  Dorotheen-Kirche  gesucht  vom 
Bauinspektor  Klein  in  Breslau. 

11.  Für  die  Braunsberger  und  Balgaer  Melioration,  beide  mit 
Wasser- Hebewerken,  wird  ein  erfahrener  Baumeister  gesucht. 


170 


Beide  Meliorationen  sind  3 Meilen  von  einander  entfernt  und  durch 
die  Ostbahn  verbunden.  Offerirt  werden  90  — 100  Thlr.  pr.  Monat. 
Wohnsitz  Braunsberg.  Meldungen  beim  Landes  - Meliorations  - Bau- 
Inspektor  Kuckuck  in  Königsberg. 

12.  Zur  Leitung  des  umfassenden  Arresthaus-Baues  zu  Aachen 
wird  für  einige  Jahre  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht.  Eintritt 
sofort ; Diäten  reglementsmässig.  Briefe  mit  beizulegenden  Zeug- 
nissen sind  gefälligst  möglichst  bald  an  den  Bau-Inspektor  Maertens 
nach  Aachen  zu  richten. 


Brief-  und  Fragekasten. 

H rn.  A.  in  Saarbrücken.  — Beim  Abonnement  auf  das 
laufende  Quartal  unserer  Zeitung  werden  die  bereits  erschienenen 
Nummern  desselben  ohne  Weiteres  von  den  Post- Anstalten  und 
Buchhandlungen  nachgeliefert.  Ebenso  können  Sie  ohne  Schwierig- 


keit bereits  vollständig  erschienene  Quartale  auf  demselben  Wege 
nachträglich  beziehen.  Letztere  liefert  Ihnen  auch  unsere  Expedition 
franco  gegen  Einsendung  einer  Post  - Anweisung. 

H.  S.  in  Zeitz.  — Rohglas  wird  am  Besten  aus  der  Aachener 
Spiegel  - Manufaktur  (Fabrik  zu  Stobberg  bei  Aachen)  bezogen.  Wir 
machen  Sie  jedoch  darauf  aufmerksam,  dass  Rohglas  ziemlich  spröde 
ist.  Wenn  Sie  in  Ihrer  Fabrik  grössere  F'ensterflächen  ohne  Sprossen 
verglasen  wollen,  so  müssen  Sie  auf  das  Zerspringen  der  Scheiben 
bei  starken  Erschütterungen  gefasst  sein. 

Hrn.  LT.  in  Hannover.  — Leute,  wie  Sie  solche  wünschen, 
sind  gegenwärtig  sehr  selten.  Das  Mögliche  soll  geschehen. 

Berichtigung. 

In  No.  16  d.  Bl.,  pag.  153,  sind  in  der  Figur  2 zu  dem 
Aufsatze  über  die  Stabilität  des  tonnenförmigen  Kappengewölbes 
die  Buchstaben  Z und  Z0  vertauscht.  Ihre  richtige  Stellung  geht 
aus  den  Worten  des  Textes  deutlich  hervor. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  25.  April  1868. 

Tagesord  nung: 

Beurtheilung  der  Monatskonkurrenzen.  — Mittheilung  des 
Herrn  Kyll  mann.  — Vortrag  der  Herren  Römer  und  Orth. 


Während  der  Bibliothekstunden  liegt  bis  zum  Sonnabend  den 
25.  d.  M.  das  namentliche  Verzeichniss  der  aktiven  Mitglieder  des 
Vereins  znr  Berichtigung  aus.  Die  Herren  Mitglieder  werden  er- 
sucht, Standes-  und  Wohnungsveränderungen  in  diese  Liste,  welche 
bald  dem  Druck  übergeben  werden  soll,  einzutragen  oder  dieselben 
schriftlich  dem  Vereinsbibliothekar  Herrn  Eisemann  mitzutheilen. 

Offene  liaumeisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Offen e Haumeisterstelle. 

Ein  geprüfter  Baumeister  kann  sogleich  bei  der  Königlichen 
F'ortiiikation  zu  Kosel  Beschäftigung  finden. 

Die  Bewerber  haben  sich  unter  Beifügung  der  Zeugnisse  und 
unter  Angabe  der  geforderten  Diäten  bei  dieser  Behörde  schriftlich 
zu  melden. 

Königliche  Fortifikation. 

Ein  junger  Mann  (Maurer),  welcher  theoretisch  und  praktisch 
gebildet,  mit  Bureau- Arbeiten  und  Leitung  von  Bauten  vertraut, 
sucht  eine  passende  Stelle.  Zeugnisse  können  auf  Verlangen  vor- 
gelegt werden.  Gef.  Offerten  erbittet  man  unter  A.  Z.  No.  I. 
durch  die  Exped.  d.  Blattes. 


Am  12.  d.  Mts.  verlobte  ich  mich  in  Cassel  mit  Meta  Hercher, 
Tochter  des  Oberpfarrers  Hercher  in  Stadt- Ilm,  was  ich  meinen 
Bekannten  hiermit  anzeige 

Berlin,  den  15.  April  1868. 

Th  Rupprecht,  Baumeister. 

Ihre  Vermählung  zeigen  an 

Albert  Zeyss,  Baumeister, 

Emilie  Zeyss,  geb.  Kleiber. 

Marienwerder,  den  14.  April  1868. 

Heute  Morgen  4 Ehr  wurde  meine  liebe  Frau  Nettchen  geb. 
Tewess  von  einem  gesunden  Töchterchen  entbunden. 

Memel,  den  13.  April  1868. 

E.  Mohr,  Baumeister. 

In  der  Nacht  vom  13.  zum  14.  d.  Mts.  verschied  zu  Meran 
in  Tirol  nach  längerem  schweren  Lungenleiden  unser  innigge- 
liebter Bruder  und  Schwager,  der  Königliche  Baumeister  Anton 
Schmidt,  im  Alter  von  31.  Jahren. 

Reimen  bei  Neisse,  den  15.  April  1868. 

Louise  und  Albert  Lux, 
Rittergutsbesitzer. 

Am  14  April  starb  nach  schweren  Leiden  zu  Wiesbaden  der 
Bauführer  Gustav  Woywod,  2 2J/4  Jahr  alt,  an  Lungenschwindsucht. 

Im  Namen  der  Mutter,  meiner  Schwester, 
und  im  eignen  Namen,  der 
Stadtgerichts- Rath  Pr  in. 

Ein  geübter  Zeichner,  Feldmesser  und  Maurer,  auch  bei  Eisen- 
bahnbau beschäftigt,  sucht  bei  einem  Maurermeister  oder  Eisenbahn- 
bau-Unternehmer  Beschäftigung.  Adressen  unter  H.  S.  27  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung. 


Ein  theoretisch  und  praktisch  gebildeter  angehender  Maurer- 
meister sucht  Beschäftigung.  Gefällige  Adressen  sub  R.  W.  28. 
in  der  Expedition  d.  Blattes  abzugeben. 

Stellege§ucli. 

Ein  junger  Mann  (Maurer),  zur  Zeit  sein  Militairjahr  absol- 
virend,  sucht  für  seine  freie  Zeit  Beschäftigung  im  Zeichnen  oder 
Bureauarbeit  bei  einem  Bau-,  Maurer-,  Zimmermeister  oder  Archi- 
tekten. Gefl.  Adressen  an  Georg  Böhme,  Hollmannsstr.  24. 

EINLADUNG 

zum 

dritten  Deutschen  Journalistentag  in  Berlin. 

Zu  der  am  17.  und  18.  Mai  c.  in  Berlin  (Arnim’s  Hotel)  statt- 
findenden Versammlung  des  dritten  Deutschen  Journalistentages 
werden  die  Redakteure,  Herausgeber,  Mitarbeiter  und  Verleger  aller 
in  deutscher  Sprache  erscheinenden  Zeitungen  und  Zeitschriften 
(§§  4 u.  5 der  Statuten  des  Journalistentages)  hierdurch  eingeladen. 

Anmeldungen  derjenigen  deutschen  Zeitungen  und  Zeitschriften, 
die  bisher  noch  nicht  im  Jonrnalistentage  vertreten  waren,  sowie 
der  älteren  Mitglieder  desselben,  werden  bis  zum  Vorabend  der 
ersten  Versammlung  bei  dem  Comite  des  Vorortes  (unter  der  Adresse 
der  Redaktion  der  Vossischen  Zeitung)  erbeten. 

Das  Anmeldungs-Bureau  wird  am  Vorabend  der  ersten  Ver- 
sammlung in  Arnim’s  Hotel,  Unter  den  Linden  44,  von  5 Uhr 
Nachmittags  ab  eröffnet  sein,  wo  auch  die  Beiträge  der  vertretenen 
Zeitungen  und  Zeitschriften  (§  6 der  Statuten)  erhoben  werden.  Um 
8 Uhr  Abends  werden  sich  dort  die  Mitglieder  zu  einer  Vorbe- 
sprechung versammeln. 

Tagesordnung: 

1)  Bericht  des  Vorortes. 

2)  Konstituirung  des  Bureaus  (§  7 der  Statuten). 

3)  Zeitungs-  Telegraphen  wesen. 

4)  Zeitungs  - Inseratenwesen. 

5)  Geistiges  Eigenthum  der  Zeitungen  und  Zeitschriften. 

6)  Alterversorgung  der  Journalisten. 

Andere  Gegenstände,  die  auf  die  Tagesordnung  gebracht  wer- 
den sollen,  bedürfen  (§11  der  Statuten)  der  Unterstützung  durch 
die  Vertreter  von  fünf  Zeitungen  oder  Zeitschriften. 

Für  den  19.  Mai  ist  eine  gemeinschaftliche  Exkursion  des  Jour- 
nalistentages in  Aussicht  gestellt. 

Berlin,  den  17.  April  1868. 

Der  Vorort  des  Deutschen  Journalistentages. 


Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Ein  Loos  der  Erdarbeiten  für  den  Bau  der  Neuen  Berliner 
Verbindungsbahn  von  ca.  6100  Schachtruthen,  einschliesslich  der 
Herstellung  zweier  Strassenüberführungen,  beabsichtigen  wir  im 
Wege  beschränkter  Submission  zu  vergeben.  Bauunternehmer, 
welche  ihre  Qualifikation  durch  Atteste  nachzuweisen  vermögen, 
werden  ersucht,  von  den  in  unserem  Bureau,  Köpnickerstrasse  29, 
ausliegenden  Plänen  und  Bedingungen  Kenntniss  zu  nehmen  und 
werden  daselbst  Offerten  bis  zu  dem,  am 

7.  Mai  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 

stattfindenden  Termine  entgegen  genommen,  und  im  Beisein  der 
etwa  persönlich  anwesenden  Submittenten  eröffnet. 

Berlin,  den  17.  April  1868. 

Höniglielir  Direktion  der  Xledersehleslscli- 
Vlarkiselien  Eisenbahn. 

Abtheilung  für  den  Bau  der  Neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Papier -Tapeten. 

Gebrüder  Hildebrandt 

Hoflieferanten  Sr  Vlasestät  des  Könige 

in  Berlin,  Brüderstrasse  16, 

empfehlen  den  Herren  Architekten 

ihr  reichhaltiges  Lager  in  den  aller  billigsten 
bis  zu  den  theuersten  Gattungen. 

Durch  das  Vertrauen  der  ersten  Architekten  beehrt,  sind 
wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
in  ruhigen,  architektonisch  wirkenden  Dessins  und  Farben- 
tönen assortirt  zu  halten. 


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Neue  rauchunmögliche  Luftheizungen 


J.  H.  Reinhardt  in  Mannheim. 

äSE5ESESE5ESSSHSHSZSES?SSSZS252SZ5ESZSHS2S2S2SHSiSES2SHSHSZSES2SHSi!S25E5ZiS 


171 


Silberne  Medaille. 


«QtlfFFBU  WA  ICKER 

Geschäfts-Inh  aber : " 1 


Paris  1867. 


ß.  Sdjtufcr. 


<J5.  3U)lrmci)cr. 


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Heizungen. 
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sich  den  für  neue  Erfindungen  Interessirenden  seine  grösstentheils 
bei  über  100  Bauten  approbirten  Konstruktionen  zu  empfehlen: 

Mahlmühlen:  unterläufige  Mahlgänge,  Mühlsteinstellung. 

Seilbetriebe  für  Mahlgänge  zur  Ersparung  der  Mühlgerüsthöhen. 

Sägewerke:  eiserne  Bundgatter,  Wagenpression,  Kreissägenlager. 

Oelmühlen:  Samenwärmer,  Presskasten  für  hydraulische  Pressen. 

Papierfabriken:  Holländerbetrieb  mit  Zentrifugalpumpen. 

Maschinenziegeleien:  Thon-Elevator,  Kollermühle. 

Mechanische  Webereien:  Betrieb,  Regulator,  Oberlicht. 

Tabaksfabriken:  Winde,  Schneidemaschinen,  Darren. 

HolzstofFabriken  für  Papier:  Schleif-  und  Mahl-Einrichtungen. 

Brennereien:  Maischmaschine.  Grünmalzelevator,  Keller,  Pumpen. 

Bleich-  und  Appretur- Anstalten : Mangelbetrieb,  Stampfkalander. 

Kraftmaschinen:  Holzschaufelbefestigung,  liegende  und  stehende 
Dampfkessel  mit  innerer  Feuerung  ohne  Gefahr  und  leichterer  Rei- 
nigung, Dampfmaschine  mit  horizontalem  Schwungrad,  Stopfbüchse 
ohne  Verschleiss,  Pumpen-Ausrückung. 

Maschinentheile:  Spurlager,  stellbare  Hängelager,  Holzverzah- 
nung der  Eisenräder  und  Verhütung  des  Springens,  Friktionskuppe- 
lungen, Verhütung  des  Auslaufens  der  Losscheibe. 

Gebäude  im  Allgemeinen:  Holzfenster,  Eisenfenster  mit  dichten 
Luftscheiben,  Dachgerüst  mit  Ersparniss  von  10°/o  Holz.  Silicat- 
Anstrich  für  Pappdächer,  Schlösser,  dicht  schliessende  Thüren  ohne 
Schwellbretter,  Blechthüren. 

Hausgeräthe:  Speiseschrankventilation,  Klingelzüge,  Wasch- 

tische, Waschmaschinen  mit  Ersparnng  des  Kochkessels,  Mostrich- 
Konservator,  leuchtende  Oefen,  Exkrementwagen,  mechanische 
Treppen. 

Gothische  Kirchen:  Altar,  Säulen,  Emporen,  Thurmanlage,  feuer- 
festes Dach,  Ventilation. 

Schulen:  Sitzplätze,  Kommoditäten,  Spielkorridor,  Ventilation 
ohne  Zug. 

Heilanstalten:  Verhütung  der  Miasmen,  reichliche  reine  Luft  ohne 
Zug,  Leichenfahrstuhl,  Vertilgung  der  Ansteckungsluft. 

Sitzungssäle  und  Theater:  Sitzplätze  mit  Saugapparat,  zugfreie 
Ventilation. 

Personenschiffe:  Reine  Luft,  Ventilatorenbetrieb. 

Eisenbahn -Personenwagen:  Verhütung  der  Zugluft,  Abhaltung 
des  Staubes. 

Eisenbahn  - Oberhau  : Grössere  Sicherheit,  sanftere  Fahrt  und 
Schonung  der  Wagen,  fehlerfreie  Zementirung,  Entbehrung  theuerer 
Schienenfabriken,  zuverlässige  Revision  der  Schienenqualität,  keine 
Hindernisse  durch  Temperatur-Veränderungen,  Auswechselung  einer 
Schiene  durch  den  Bahnwärter  in  Zeit  von  kaum  einer  Viertelstunde. 


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länge, mit  absolut  sichern  und  dichten  Verbindungen,  Krümmern 
und  Figuren  aus  gleichem  Material  wie  die  graden  Röhren,  bester 
und  billiger  Ersatz  für  Metallröhren,  empfiehlt  für  Wasserleitungen 
aller  Art:  („Druck-,  Saug-,  Heber-  und  Abfluss- Leitungen“)  ferner  für 
Gas-,  Gebläse-,  Closet-,  unterirdischen  Telegraphen-Drath-Leitungen  und 
Pumpen,  sowie  als  Spezialität  für  Bergwerke  zu  Sprachrohr-  und 
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Eine  vorzüglich  bewährte  Komposition  zum  wasserdichten  Ueber- 
zuge  jeder  Art  Bedachung , besonders  alter  und  neuer  Pappdächer, 
wetterfestem  Anstrich  auf  Eisen,  Holz  und  Mauerwerk  etc. 

Der  Theer  ist  besonders  eigentümlich  und  empfehlenswert 
dadurch,  dass  derselbe  schnell  trocknet,  auch  beim  stärksten  Sonnen- 
brände nie  läuft,  allen  Einflüssen  des  Wetters  vollständig  wider- 
steht und  in  kürzester  Zeit  eine  harte  Kruste  bildet,  die  nie  reisst 
und  jeden  beliebigen  Farbe-Anstrich  zulässt.  Ueber  die  seit  Jahren 
bewährten  vorzüglichen  Eigenschaften  liegen  die  allseitig  anerken- 
nendsten Zeugnisse  zur  Einsicht  bereit. 

Um  entfernteren  Gegenden  den  Lapidar-Theer  zugängig  zu 
machen,  liefere  ich  statt  desselben  auch  die  zur  Bereitung  nöthige 
Ingredienz. 

Bei  Entnahme  bitte  um  Angabe,  welchen  Zwecken  der  Theer 
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Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
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Berlin,  Oranien-Str.  75. 

Insertionen 

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Wochenblatt 

licrausgcgebcn  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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übernehmen  alle  Postanstalten 
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für  Berlin  die  Expedition 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berlin,  den  1.  Mai  1868. 


Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der 
Königlichen  Bau- Akademie  zu  Berlin  im  August  1867.  (Fort- 
setzung.) — Ueber  Schieferbedachung.  (Schluss.)  — Ueber  die 
Strassehbesprengung  mit  Salz.  — Feuilleton:  Die  Baudenkmale 
Danzigs  und  die  Gegenwart.  — Mittheilungen  aus  Vereinen: 
Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Verein  deutscher  Ingeni- 


eure. (Bezirksverein  an  der  Lenne.)  — Architekten -Verein  zu  Berlin. 
— Vermischtes:  Aufwand  für  die  von  König  Ludwig  I.  errichteten 
Bauten.  — Anstellung  von  Kultur-Ingenieuren  in  Baden.  — Die  Dom- 
bau-Konkurrenz betreffend.  — Konkurrenzen:  Monatsaufgaben 
im  Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Preisausschreiben  für  ein  Rath- 
haus in  Dortmund.  — P er sonal - N achri eilten  etc. 


filiiladiiiig;. 

Das  Unterzeichnete  Komite  beehrt  sicli  Namens  des  Vorstandes  hierdurch  sämmtliche  deutschen  Fach- 
genossen zu  der,  einschliesslich  vom  1.  bis  4.  September  d.  J.  in  Hamburg  stattfindenden 

XV.  Versammlung 

deutscher  Architekten  und  Ingenieure 

frenndlichst  einzu laden. 

Zugleich  fordert  das  Komite  zur  thätigen  Mitwirkung  durch  Vorträge  und  Aufstellung  wichtiger  und 
interessanter  Fachfragen  auf,  und  ersucht  um  Betheiligung  an  der  mit  der  Versammlung  verbundenen  Aus- 
stellung von  Plänen,  Entwürfen,  Modellen  und  sonstigen  in  das  Baufach  gehörenden  Gegenständen. 

Diejenigen  Herren,  welche  die  Absicht  haben,  der  Aufforderung  in  irgend  einer  Weise  Folge  zu  leisten, 
werden  gebeten  dem 

Lokal -Komite  der  XV.  Versammlung 

deutscher  Architekten  und  Ingenieure  in  Hamburg 

Ferdinand-Strasse  No.  44 

gefälligst  baldthunlich  davon  Kunde  zu  geben  und  besonders  hinsichtlich  der  Ausstell ungs- Gegenstände  den 
erforderlichen  Flächen-  und  Höhenraum  bezeichnen  zu  wollen. 

Auf  Grund  der  eingehenden  Meldungen  wird  sodann  das  Weitere  festgestellt  und  baldthunlichst  be- 
kannt gemacht  werden.  Hamburg,  den  20.  April  1868. 

Das  Lokal-Koniitc  der  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure. 

F.  Geo.  Stammann,  Vorsitzender. 


Rcisenotizcii 

gesammelt  aul  der  Studienreise  der  KÖnigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung.) 


Eine  sehr  interessante  neue  Anlage  zeigt  die  Quai- 
bahn  am  Sandthor-Hafen.  Als  Hafen  dient  die  Elbe 
selbst,  so  dass  die  Schiffe  der  Strömung  ausgesetzt  sind, 
und  daher  meistens  an  Duc  d’Alben  befestigt  werden 
müssen.  Um  nun  das  Hafenbassin  am  Sandthor  mit  der 
Eisenbahn  in  Verbindung  zu  bringen,  ist  vom  Berliner 
Bahnhofe  aus  eine  „Hafenbahn“  angelegt,  die  hier  nach 
dem  Quai  führt  und  mit  der  Anlage  eines  kolossalen 
Güterschuppens  in  Verbindung  gebracht  ist. 

Wegen  des  so  sehr  beschränkten  Raumes  hat  die 
neue  Quai-  und  Güterschuppen -Anlage  noch  zum  Theil 
in  die  Elbe  hinein  erbaut  werden  müssen,  so  dass  auch 
die  Ausführung  ganz  neuer  Uferschälungen  im  tiefen  Was- 
ser nothwendig  wurde.  Es  wurden  hier  Bohlwerke  mit 
durchgerammten  Pfählen  ausgeführt,  vor  denen  die  See- 
schiffe unmittelbar  anlegen  können.  Auch  die  vordere 
Front  des  Güterschuppens  musste  auf  Pfählen  gegründet 
werden,  weil  der  gewachsene  Boden  — in  Folge  des  vor- 
geschobenen Uferrandes  — erst  in  grösserer  Tiefe  er- 
reicht werden  konnte  und  ein  grosser  Theil  der  ganzen 
neuen  Quai-Anlage  erst  durch  neue  Anschüttungen  gebildet 
werden  musste. 

Diese  eigentümlichen  Verhältnisse  gaben  nun  wohl 
zum  Theil  mit  Veranlassung  zu  eigentümlichen  Anord- 
nungen und  Konstruktionen.  Zunächst  nämlich  wurden 


zwischen  dem  Güterschuppen  und  dem  ihm  parallelen 
Quairande  zwei  Schienengeleise  angeordnet,  die  wohl  ur- 
sprünglich für  Eisenbahnzwecke  projektirt  waren,  aber 
schon  bald  anderen  Zwecken  übergeben  wurden,  da  die 
Verkehrs -Verhältnisse  für  den  Hamburger  Hafen  beson- 
dere Rücksichten  verlangten. 

Das  ganze  zu  Schiff  ankommende  Gut  teilt  sich  in 
diejenigen  Massen,  die  in  Hamburg  selbst  bleiben,  und  in 
diejenigen  Güter,  die  weiter  — also  zum  grössten  Theil 
per  Bahn  — versendet  werden  sollen.  Eine  Trennung 
beider  schon  beim  Ausladen  selbst  vorzunehmen  ist  durch- 
aus untunlich,  weil  das  grösste  Gewicht  nicht  sowohl 
auf  das  Sortiren  der  Güter,  als  vielmehr  auf  ein  möglichst 
schnelles  Löschen  und  Befrachten  der  Seeschiffe  gelegt 
werden  muss.  Es  war  daher  auch  nicht  auf  ein  langes 
Lagern  der  Güter  im  Schuppen  zu  rechnen,  sondern  viel- 
mehr zunächst  dem  Bedürfniss  Rechnung  zu  tragen,  dass 
möglichst  viele  Schiffe  gleichzeitig  ihre  Ladung  in  den 
Schuppen  auswerfen  können.  Der  Schuppen  zeigt  daher 
auch  nur  ein  einziges  Geschoss,  aber  in  einer  Länge  von 
ca.  2400',  und  ist  nach  der  Wasserseite  ganz  offen,  so 
dass  die  Schiffe  nun  an  jeder  beliebigen  Stelle  ihre  La- 
dung ausweifen  können,  der  Schuppen  also  eigentlich  nur 
einen  überdeckten  Raum  zum  Sortiren  der  Schiffsgüter 
abgiebt.  Für  die  Fortschaftung  der  Güter  aus  dem  Schup- 


174 


pen  war  darauf  Rücksicht  zu  nehmen,  dass  im  Lokalver- 
kehr die  Schuten  das  bevorzugte  Transportmittel  sind, 
weil  vermittelst  derselben  die  Güter  in  alle  kleinen  Kanäle 
transportirt  werden  können,  an  denen  Hamburg  so  reich 
ist,  und  neben  denen  unmittelbar  die  Speicher  und  Waaren- 
häuser  der  Kaufleute  liegen.  Eine  Abfuhr  der  angekom- 
menen Güter  durch  Rollfuhrwerk  erfolgt  fast  gar  nicht. 

Es  konnten  daher,  weil  die  in  Hamburg  bleibenden 
Güter  wieder  am  Uferrande  in  die  Schuten  hinabgelassen 
und  verladen  werden,  auf  der  landseitigen  Front  die 
Eisenbahnstränge  unmittelbar  neben  den  Güterschuppen 
gelegt  werden.  Diese  landseitige  Front  ist  massiv  aus- 
geführt, mit  grossen  Ladethoren  versehen  und  auf  dem 
gewachsenen  Boden  fundirt. 

Sobald  man  nun  auf  das  anfänglich  für  vortheilhaft 
gehaltene  Verfahren,  die  Eisenbahnwagen  unmittelbar  aus 
den  Seeschiffen  zu  befrachten,  Verzicht  geleistet  und  sich 
zu  einer  vorgängigen  Sortirung  der  Güter  im  Schuppen 
entschlossen  hatte,  waren  auch  die  beiden  zwischen  Schup- 
pen und  Quairand  angeordneten  Geleise  disponibel  gewor- 
den, und  nur  eines  derselben  nimmt  noch  jetzt,  wenn- 
gleich sehr  selten,  Eisenbahnwagen  auf,  welche  direkt  be- 
frachtet werden  sollen.  Das  dem  Quairande  zunächst  lie- 
gende Geleis  aber  ist  auf  7 J/2 ' Spurweite  verbreitert  wor- 
den und  trägt  die  beweglichen  Kräh  ne. 

Bei  dem  grossen  Gewicht,  das  hier  vorzugsweise  auf 
ein  möglichst  schnelles  Löschen  und  Befrachten  der  Schiffe 
gelegt  ist,  war  es  von  der  grössten  Wichtigkeit,  auch  die 
möglichst  zweckmässigsten  Hebevorrichtungen  zu  wählen 
und  daher  namentlich  eine  Wahl  zwischen  festen  und  be- 
weglichen Krähnen  zu  treffen.  Wenn  nun  zwar  die  An- 
ordnung fester  Krähne,  wie  sie  fast  alle  Hafenanlagen 
zeigen,  in  vielen  Beziehungen  grosse  Vortheile  gewährt 
und  namentlich  rücksichtlich  einer  gemeinschaftlichen  Be- 
triebskraft (Dampf  oder  Wasser)  wesentliche  Verein- 
fachungen gestattet,  so  sind  ihre  Nachtheile  doch  auch 
nicht  unbedeutend.  Feste  Krähne  können  vor  allen  Dingen 
nur  ganz  bestimmte  Kreise  bestreichen,  und  ein  Schiff', 
welches  sie  benutzen  will,  ist  daher  genöthigt,  an  einem 
ganz  bestimmten  Platze  anzulegen,  was  für  grosse  See- 
schiffe schon  immer  mit  einigen  Schwierigkeiten  verbunden 
ist.  Sind  aber  auch  wirklich  die  festen  Krähne  nahe  ge- 
nug bei  einander  angeordnet  und  selbst  zwei  oder  drei 
derselben  für  ein  auswerfendes  Schiff  disponibel,  so  ent- 
spricht die  Vertheilung  derselben  doch  immer  bestimmten 
Schiffslängen  und  können  sie,  da  die  Schifte  weder  gleiche 
Abmessungen  noch  gleiche  Formen  haben,  demnach  auch 
die  Anordnung  und  Vertheilung  der  Luken,  aus  denen 
die  Ladung  hervorgeholt  werden  muss,  eine  sehr  ver- 
schiedene ist,  nicht  immer  zweckentsprechend  benutzt  werden. 


FEUILLETON. 

/ 

Die  Itaudcnkmalc  Danzig’s  und  die  Gegenwart. 

Danzig  ist  bekanntlich  eine  der  sehr  wenigen  Städte 
Deutschland’s , welche  in  ihrer  Physiognomie  noch  ganz 
den  Charakter  des  Mittelalters  bewahrt  haben,  und  übt 
daher  auf  alle  Freunde  der  Geschichte,  auf  alle  Kenner  alter 
Kunst,  auf  alle  diejenigen,  welche  Sinn  für  das  Malerische 
haben,  einen  besonderen  Reiz. 

Solches  ist  kein  Zufall,  sondern  hat  seinen  Grund  in 
der  Geschichte  Danzig’s  und  in  dessen  eigenthümlichen 
Verhältnissen.  Schon  in  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
wurde  die  Rechtstadt,  welche  wie  alle  mittelalterlichen 
Städte  auf  einen  möglichst  kleinen,  leicht  zu  vertheidi- 
genden  Raum  zusammengedrängt  werden  musste,  mit  einem 
Mauerring  umgeben  und  ist  seitdem  bis  auf  den  heutigen 
Tag  stark  befestigt.  Seit  Ende  des  14.  Jahrhunderts  baute 
man  ferner  in  Danzig  massive  Wohnhäuser,  durch  welche  die 
Richtung  und  Breite  der  Strassen  für  alle  künftigen  Zei- 
ten festgesetzt  wurde.  So  konnte  man,  als  dann  später 
nach  Befreiung  der  Stadt  von  der  Herrschaft  des  Deut- 
schen Ordens,  die  Zahl  der  Einwohner  und  die  Bliithe 
, Danzig’s  stetig  wuchsen,  die  Stadt  weder  räumlich  ausdeh- 
nen, noch  überhaupt  in  die  Breite  gehen,  musste  die  Häu- 


Diesen  Uebelständen  wurde  hier  so  grosser  Werth 
beigelegt,  dass  man  es  vorzog,  bewegliche  Krähne  anzu- 
ordnen, die  nicht  nur  den  Schiffen  gestatten,  an  jeder  be- 
liebigen Stelle  anzulegen,  sondern  die  auch  selbst  jederzeit 
an  diejenigen  Stellen  geschafft  werden  können,  wo  sie  den 
Schiffsluken  am  besten  entsprechen.  Die  Zahl  der  aufge- 
stellten beweglichen  Krähne  ist  ausserordentlich  gross, 
und  da  das  Gewicht  der  zu  hebenden  Güter  ein  so  sehr 
verschiedenes  ist,  so  zog  man  es  vor,  jedem  Krahn  seinen 
eigenen  Motor  zu  geben,  anstatt  durchgehende  Leitungen 
und  Akkumulatoren  etc.  anzuwenden.  Es  sind  daher  die 
Krähne  nicht  nur  an  Tragfähigkeit,  sondern  auch  an  Kon- 
struktion sehr  verschieden.  Wenn  die  meisten  derselben 
freilich  nur  eine  Tragfähigkeit  von  10  bis  30  Zentnern 
haben,  so  sind  doch  auch  Krähne,  die  bis  zu  100  Zent- 
nern heben,  hier  aufgestellt,  ebenso  werden  einzelne  der- 
selben von  Hand,  andere  durch  Dampf  betrieben,  während 
bei  einer  Anzahl  neuerer  Krähne  sowohl  Dampf-  als  auch 
Wasserkraft  nutzbar  gemacht  wird.  Eine  Beschreibung 
der  nach  diesem  neuen  Prinzipe  konstruirten  Krähne  ist 
in  dem  „Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens“, 
1868.  Heft  1 enthalten,  woselbst  auch  ein  Querschnitt 
durch  die  Quai -Anlage  und  den  Güterschuppen  mitge- 
theilt  ist. 

Die  mit  den  beweglichen  Krähnen  bis  jetzt  hier  ge- 
machten Erfahrungen  haben  diese  Art  des  Güterbetriebes 
als  in  jeder  Art  vortheilhaft  erscheinen  lassen;  namentlich 
ist  es  fast  immer  möglich,  einem  auswerfenden  Schiffe 
drei  Krähne  zur  Disposition  zu  stellen  und  das  Auswerfen 
in  einem  bis  höchstens  3 Tagen  zu  bewerkstelligen.  Hier- 
bei wird  es  wünschenswerth  und  nothwendig,  die  Stellung 
der  Krähne  zu  vertauschen,  und  ist  daher  das  erste,  dem 
Quairande  zunächst  liegende  breite,  und  ausschliesslich  für 
die  Krähne  bestimmte  Geleis  durch  Quergeleise  mit  dem 
zweiten  Geleise  verbunden,  das  jetzt  fast  nur  noch  zu 
einem  solchen  Vertauschen  der  Krähne  benutzt  wird. 

Interessant  ist  ferner  noch  die  Konstruktion  des  Güter- 
schuppens selbst.  Wie  bereits  oben  erwähnt,  ist  nur  die 
hintere  Front  massiv  autgeführt  und  auf  gewachsenem 
Boden  fundirt,  die  vordere,  dem  Wasser  zugekehrte  Front 
dagegen  auf  Pfählen  gegründet  und  ganz  offen.  Es  wur- 
den hierzu  in  etwa  20'  Entfernung  von  einander  Doppel- 
pfähle eingerammt,  die  wenige  Zolle  über  dem  Terrain 
einen  mächtigen  J förmigen  Blechträger  tragen;  dieser 
unter  der  ganzen  Vorderfront  fortlaufende  Blechträger 
dient  den  Querbalken  des  Güterbodens  zum  Auflager  und 
trägt  über  den  Doppelpfählen  eiserne  Säulen,  welche  das 
aus  wellenförmigem  Eisenblech  gefertigte  Dach  tragen. 
Die  Tiefe  des  Schuppens  beträgt  etwa  45' , und  da  bei 
seiner  kolossalen  Länge  auch  auf  Sicherung  gegen  Feuers- 

ser  also  erhöhen  und  die  an  und  für  sich  engen  Strassen 
womöglich  noch  mehr  verengen. 

Jener  Blüthe  Danzig’s  und  dem  bedeutenden  Reichthum 
seiner  Handelsherren,  deren  Schiffe  alle  Häfen  Europas  be- 
suchten, ist  es  aber  zu  danken,  dass  man  stets  in  solidester 
Weise,  für  Jahrhunderte  gebaut  hat,  dass  wir  demzufolge  die 
Geschichte  der  Stadt  seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  bis 
zur  Gegenwart  in  Denkmalen  der  Baukunst,  nicht  an  Kir- 
chen allein,  sondern  auch  an  öffentlichen  Profanbauten 
und  besonders  Wohnhäusern  noch  heute  in  einer  \ oll- 
ständigkeit  verfolgen  können,  wie  sie  wohl  kaum  eine 
andere  Stadt  Deutschlands  aufzuweisen  haben  dürfte.  Denn 
trotz  vieler  Kriege,  trotz  mehrmaliger  Belagerungen,  wel- 
che die  Stadt  zu  erleiden  hatte,  schritt  ihre  architektonische 
Entwickelung  zwar  stetig  fort,  doch  wurde  fast  immer  das 
Neue  an  das  Alte  angereiht,  nicht,  wie  es  jetzt  so 
vielfach  beliebt  ist,  das  Neue  an  Stelle  des  Alten  ge- 
setzt. Daher  sehen  wir  neben  zahlreichen  gothischen  Haus- 
facaden  in  Ziegelrohbau  die  geräumigen  Wohnhäuser  der 
stolzen  Patrizier  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  wie  die 
Bauten  des  18.  Jahrhunderts,  auch  letztere  zwar  nach  der 
Mode  jener  Zeit  geformt,  aber  doch  nicht  minder  solide 
und  monumental. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  . stand 
Danzig  auf  der  höchsten  Stufe  seiner  architektonischen 
und  malerischen  Schönheit.  Seit  jener  Zeit  hat  es  un- 


175 


gefahr  Rücksicht  genommen  werden  musste,  so  ist  der 
Schuppen  seiner  Länge  nach  in  6 Theile  zerlegt,  die  bis 
unter  das  Dach  durch  Querwände  aus  wellenförmigem 
Eisenblech  von  einander  geschieden  sind  und  nur  durch 
Thüren  mit  einander  in  Verbindung  stehen.  Für  die 
Dachkonstruktion  ist  ebenfalls  Eisen  gewählt.  Einer 
authentischen  Veröffentlichung  dieser  zugleich  grossartigen 
und  lehrreichen  Anlagen  darf  in  hoffentlich  nicht  zu 
langer  Frist  entgegen  gesehen  werden. 

Auf  dem  linken  Ufer  der  Elbe,  auf  Steinwaerder, 
wurde  ein  massives  Trockendock  ausgeführt,  doch  befand 
sich  der  Bau  noch  in  dem  ersten  Stadium  der  Fundirungs- 
arbeiten  (Baggerung  und  Betonirung),  so  dass  von  dem 
Bauwerk  selbst  noch  Nichts  zu  sehen  war  und  nur  die 
Bauzeichnungen  die  künftige  Anlage  veranschaulichen 
konnten.  Das  Dock  soll  ganz  in  Stein  ausgeführt  wer- 
den und  eine  Länge  von  450'  bei  65'  Breite  in  den  ober- 
sten Theilen  erhalten;  die  Eingangsschleuse  jedoch  soll 
nur  57'  breit  werden  und  zum  Verschluss  ein  bereits  fertiges 
eisernes  Schwimmthor  mit  unten  stark  bimförmigem  Quer- 
schnitt erhalten,  das  mit  Schützen  versehen  ist. 

Die  Ausführung  selbst  wurde  wesentlich  erschwert 
durch  den  sehr  beengten  Bauplatz  und  die  Hindernisse, 
die  von  den  diesem  Unternehmen  nicht  günstig  gesinnten 
Besitzern  der  Nachbargrundstücke  geschaffen  wurden.  Es 
mussten  daher,  namentlich  bei  der  seitlichen  Absteifung 

der  Baugrube,  be- 
sondere Vorsichts- 
maassregeln ge- 
troffen und  noch 
eine  dritte  ab- 
schliessende Holz- 
wand angeordnet 


nicht  möglich  war, 
den  Abschluss  so- 
fort bis  auf  die 
erforderliche  Tiefe  zu  erreichen.  Die  Seitenwände  des 
Docks  sollen  nur  bis  zur  Terrainhöhe  aufgeführt  werden, 
während  die  Eingangsschleuse  mit  Rücksicht  auf  die 
höchsten  Fluthen  und  die  Höhenlage  des  Deiches  bis 
-j-  22'  hochgeführt  werden  muss.*)  Demgemäss  ist  die 
Docksohle  auf  — 12'  angenommen,  so  dass  sich  darnach 
die  Tiefe  der  erforderlichen  Ausschachtung  ergab.  Die 
Docksohle  ist  in  der  ganzen  Länge  horizontal,  ohne  jeg- 
liches Längengefälle,  angenommen  und  soll  die  Form  eines 
umgekehrten  Gewölbes  von  Vio  Pfeil  erhalten.  Die  Schei- 


*) Die  höchste  ausserordentliche  Fluth  vom  4.  Februar  1825 
erreichte  einen  Stand  von  -J-  20'  6"  am  Pegel,  während  die  ordi- 
nairen  Fluthen  sich  nur  etwa  bis  -f-  6'  erheben  und  der  Wasser- 
spiegel der  ordinären  Ebben  auf  =i=  0 liegt. 


telstärke  dieses  in  guten  Ziegeln  auszuführenden  Sohlen- 
gewölbes soll  3'  betragen,  während  die  Dicke  des  Ziegel- 
mauerwerks unter  den  Dockbänken  10'  betragen  soll. 
Dies  Sohlengewölbe  soll  auf  einer  7'  starken  Betonschicht 
ruhen,  die  auf  der  nach  der  Form  eines  Kreisbogens  aus- 
gebaggerten Sohle  der  Baugrube  ausgeführt  wird  und  sich 
seitwärts  an  die  Betonfangedämme  anschliesst.  Die  seit- 
lichen Begrenzungen  waren  bereits  ausgeführt,  die  Bag- 
gerung und  Betonirung  noch  nicht  beendet  und  momen- 
tan nicht  im  Gange.  Zur  Baggerung  wurde  ein  englischer 
Vertikalbagger  benutzt,  dessen  verbesserte  Konstruktion 
auch  die  Baggerung  unmittelbar  am  Rande  der  Baugrube 
gestatten  soll ; eine  Besichtigung  des  Baggers  war  nicht 
thunlich.  Die  Betonbereitung  erfolgt,  trotz  der  bedeuten- 
den erforderlichen  Mengen,  mit  der  Hand,  wobei  die 
Steine  vor  der  Verarbeitung  auf  einem  Bretterboden  mit- 
telst einer  Spritze  gewaschen  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Heber  Scliieferbedaclmng. 

( Schluss. ) 

Das  einzig  Vorzügliche  der  Eindeckungs  - Methode 
Gerard’s  besteht  in  deren  weiterer  Ausführung.  Er  lässt 
nämlich  Rahmen  von  ca.  1 Dm-  Grösse  fertigen,  belatten 
und  in  der  vorbeschriebenen  Weise  mit  Schiefer  behängen. 
Diese  Rahmen,  welche  noch  bequem  von  zwei  Mann  zu 
handhaben  sind,  werden  dann  von  Innen  auf  das  Dach 
gebracht  und  an  einander  gestellt,  wodurch  die  Möglich- 
keit geboten  ist,  grosse  Dachflächen 
in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit 
einzudecken. 

Figur  3 zeigt  das  von  Hugo 
in  Bordeaux  erfundene  System. 
Der  Schiefer  ist  hier  mit  Haken- 
klauen von  Rothkupfer  oder  Blech, 
die  entweder  eingehängt  oder  ange- 
nagelt, bezüglich  angeschraubt  wer- 
den, gehalten.  Jeder  Schiefertafel 
entspricht  eine  Klaue,  deren  den  Haken  bildender  Theit 
sichtbar  bleibt. 

Es  kann  dieses  System  bei  Schalbrettern  wie  bei  Latten 
angewendet  werden,  und  scheint  vor  jenem  hauptsächlich 
den  Vorzug  zu  besitzen,  dass  die  Blechstreifen  weniger 
auftragen  als  der  Draht  und  man  jeden  einzelnen  Schie- 
fer nach  Umbiegen  des  Blechhakens  herausnehmen  und 
durch  einen  anderen  ersetzen  kann,  vorausgesetzt,  dass 
dieser  Haken  bei  mehrmaligem  Biegen  nicht  bricht,  was 
allerdings  leicht  geschieht.  Dagegen  besteht  ein  sehr 
grosser  Uebelstand  dieser  Methode  darin,  dass  die  Blech- 
streifen zu  geringe  Steifigkeit  haben,  und  um  diese  zu  ver- 


Figur  3. 


endlich  viel  verloren  und  verliert  jährlich  in  zunehmen- 
dem Maasse  mehr  und  mehr. 

Den  ersten  empfindlichen  Stoss  erlitt  die  Stadt,  als 
sie  im  Jahre  1772  bei  der  ersten  Theilung  Polens  ihre 
Selbstständigkeit  verlor  und  unter  Preussens  Herrschaft 
kam.  Der  Stolz  des  Patriziats  war  tief  beleidigt  — 
viele  verliessen  ihre  Heimath.  — Es  folgte  die  französische 
Revolution  mit  ihren  Folgen,  welche  ganz  Europa  er- 
schütterten. Die  Kriege  am  Beginn  unsers  Jahrhunderts, 
in  denen  Danzig  zwei  Belagerungen  erlitt  (1807  und 
1813),  lähmten  den  Handel  und  vernichteten  den  Reich- 
tlium.  Die  Zahl  der  Einwohner  sank  bedeutend  herab. 
Viele  Gebäude  hatten  durch  die  Belagerung  gelitten; 
manche  vorher  prachtreiche  Patrizier -Wohnungen  standen 
leer  und  wurden  ganz  vernachlässigt,  andere  nur  in  noth- 
dürftigster  Weise  erhalten. 

Die  Nachwehen  des  Krieges,  während  welcher  die 
Stadt  fast  nur  vegetirte,  dauerten  sehr  lange.  — An  Bauen 
konnte  Niemand  denken ; man  suchte  sich  in  den  alten 
Räumen  einzurichten , so  gut  es  eben  gehen  wollte.  Als 
dann  seit  dem  vierten  Jahrzehnt  unsers  Jahrhunderts  der 
Wohlstand  der  Stadt  allmälig  wieder  zu  steigen  begann 
und  man  anfing,  höhere  Ansprüche  an  die  Wohnungen 
zu  machen,  war  ein  gänzlich  veränderter  Geschmack  an 
der  Tagesordnung.  Von  dem  krausen  Rokoko  war  man 


auf’s  Neue  zur  Antike  zurückgekehrt,  reproduzirte  dieselbe 
aber  in  der  nüchternsten  Weise.  Denn  wenn  auch  Schin- 
kel das  Bessere  gezeigt  hatte,  so  drang  seine  Lehre  doch 
nicht  so  schnell  bis  in  die  entfernte  Provinzialstadt  Dan- 
zig, und  wo  man  in  seinem  Geiste  zu  arbeiten  versuchte, 
geschah  es  in  missverstandenem  Sinne.  Natürlich,  dass 
man,  weil  das  Geld  für  solide  Ausführungen  fehlte,  auch 
hier  zu  Surrogaten  griff  und  in  Kalkputz  und  Gyps  aus- 
führte, was  seiner  Form  und  Farbe  nach  Stein  zu  sein 
vorgab ! 

Das  Alterthümliche  und  Altmodische,  welches  aus 
früheren  Jahrhunderten  sich  erhalten  hatte,  gefiel  nun 
nicht  mehr.  Nicht  nur  die  Privathäuser,  sondern  auch 
die  öffentlichen  Gebäude  und  die  Kirchen  suchte  man  in 
dem  Sinn  der  „erleuchteten“  Neuzeit  zu  modernisiren  und 
schonungslos  wurde  das  Alte,  mochte  es  noch  so  ehrwür- 
dig, noch  so  kunstvoll  sein,  entfernt,  um  dem  Modernen, 
meist  Schlechteren,  Platz  zu  machen. 

Und  so  geschieht  es  noch  heute.  Die  Häuser  der 
Patrizier  sind  zum  Theil  in  den  Besitz  von  Spekulanten 
und  Krämern  übergegangen,  welche  meist  nicht  in  Dan- 
zig geboren,  ohne  Interesse  für  die  Stadt,  ohne  Sinn  für 
Kunst,  aller  Pietät  vor  den  ehrwürdigen  Denkmalen  der 
Geschichte  baar,  um  einer  Laune  oder  des  augenblick- 
lichen Gewinnes  willen  unbedenklich  die  Werke  der  Vor- 


176 


Figur  3 a. 


J3L 


grossem,  zweimal  genagelt  oder 
angescliraubt  werden  müssen  — was 
die  Arbeit  erschwert  — und  dass 
i.  trotzdem  wederdem  Auf  biegen  durch 
^ Stürme,  noch  dem  Umbiegen  durch 
abrutschende  Schneemassen  gehö- 
riger Widerstand  geleistet  wird.  In 
letzterer  Beziehung  sind  bereits  vor 
längerer  Zeit  in  ähnlicher  Weise  starke  Zinkstreifen  zur 
Befestigung  neu  eingezogener  Schiefer  von  mir  verwendet 
worden,  um  das  Nageln  von  Aussen  zu  vermeiden,  aber 
stets  hat  der  abrutschende  Schnee  diese  Blechhaken  auf- 
gebogen. Es  dürfte  sich  somit  auch  dieses  System  für 
unser  Klima  nicht  empfehlen. 

Das  dritte  System  von  Mauduit  & Bechet  in 
Paris,  erweist  sich  dagegen  in  jeder  Beziehung  als  prak- 


tisch und  verdient  weitere  Verbreitung. 
Figur  4. 


Dasselbe  besteht 
in  Folgendem.  Der 
Schiefer  wird  mittelst 
Drahthaken,  die,  bei 
Lattung  eingehängt, 
bei  Anwendung  von 
Schalung  aber  am 
oberen  Ende  zuge- 
spitzt und  wie  ein 
Nagel  in  das  Holz 
eingeschlagen  wer- 
den, gehalten.  Jeder 
Schiefertafel  ent- 
spricht ein  Drahthaken,  dessen  den  Haken  bildender  kur- 
zer Theil  sichtbar  bleibt,  während  der  längere  Theil  in 
Figur  4a.  der  Stossfuge  zwischen  zwei  Schiefern  liegt, 
daher  nicht  aufträgt,  und  somit  die  Schiefer 
dicht  auf  einander  zu  liegen  kommen. 

Die  Hauptvorzüge  dieses  Systemes  vor 
den  übrigen  und  der  zeitherigen  Befestigungs- 
weise bestehen  hauptsächlich  darin,  dass 
die  Befestigungsstelle  der  Schiefer  nicht  am  oberen 
Ende  der  Schiefer,  — wie  bei  der  Befestigung  mittelst 
Nägel  oder  Draht,  sondern  am  unteren  Ende  liegt, 
wodurch  den  Stürmen,  des  kürzeren  Hebelarmes  wegen, 
grösserer  AViderstand  geleistet  wird,  und 

2.  dass  jeder  einzelne  Stein  mit  Leichtigkeit  entfernt 
und  durch  einen  anderen  ersetzt  werden  kann,  ohne  den 
Schiefer  von  aussen  nageln  zu  müssen  und  so  dem  Ein- 
sickern des  Wassers  Gelegenheit  zu  bieten.  Man  braucht 
nämlich  nur  den  Drahthaken  aufzubiegen,  nach  Entfernung 
des  schadhaften  Steines  einen  neuen  einzuschieben  und 
dem  Haken  sodann  seine  frühere  Gestalt  wieder  zu  geben. 
Sollte  derselbe  hierbei  ja  einmal  brechen,  so  ist  er  leicht 


durch  einen  anderen  zu  ersetzen,  da  die  Befestigungsstelle 
frei  wird  und  ein  neuer  Haken  in  die  Fuge  nur  wie  ein 
gewöhnlicher  Nagel  eingeschlagen  und  nach  Einschiebung 
des  Schiefers  umgebogen  zu  werden  braucht; 

3.  dass  bei  etwa  nöthig  werdender  Umdeckung  jeder 
Schieler,  da  er  nicht  zerlocht  ist,  in  beliebiger  AVeise  wie- 
der verwendet  werden  kann. 

Alle  diese  Vorzüge  bestimmten  mich  diese  Deckme- 
thode bei  dem  neuen  Postamtsgebäude  zu  Crimmitzschau 
im  Jahre  1865  zur  Anwendung  zu  bringen,  welches  auf 
Schalung  eingedeckt  ward.  Statt  des  empfohlenen  Eisen- 
oder Kupferdrahtes  ward  von  mir  zur  Anfertigung  der 
Haken  Messingdraht  von  2mm-  (9/io"0  Stärke  verwendet, 
weil  dieser  weniger  Sprödigkeit  besass,  als  der  mir  zu 
Gebote  stehende  Kupferdraht. 

Die  Haken  selbst  liess  ich  je  nach  der  dem  Schiefer 
zu  gebenden  Ueberdeckung  3 bis  4 Zoll  lang  anfertigen 
und  um  das  A'erschieben  der  Tafeln  zu  verhindern,  un- 
mittelbar über  der  drittunteren  Schicht  einschlagen.  — 
Misst  man  daher  vor  der  Eindeckung  die  zu  verwenden- 
den Haken,  so  kann  man,  indem  man  den  Schiefer  nach 
oben  zu  schieben  versucht,  leicht  ermitteln,  ob  jeder  ein- 
zelne Schiefer  die  vorgeschriebene  Ueberdeckung  hat.  — 
Die  Trauf-,  Walm-  und  Forstschichten  wurden,  wie  zcit- 
her  üblich,  mit  Nägeln  befestigt. 

In  gleicher  Weise  ward,  ausser  einigen  anderen 
Dächern,  im  Jahre  1866  das  den  Stürmen  sehr  aus- 
gesetzte Dach  des  hiesigen  Salzmagazin-Gebäu- 
des  eingedeckt,  welches  ein  Neigungsverhältniss  von  1 
besitzt,  früher  mit  Pappe  gedeckt  war  und  fortwährender 
Reparaturen  bedurfte.  Alle  diese  Dächer  haben  in  den 
verflossenen  Wintern  trotz  heftiger  Stürme  sich  als  ganz 
vorzüglich  bewährt,  wie  ich  durch  eigene  AVahrnehmung 
und  Beobachtung  versichern  kann.  Denn  während  der 
Sturm  das  Firstblech  des  erstgenannten  Gebäudes  in  fort- 
währende Bewegung  setzte  und  die  Aussteigethüren  lockerte, 
lagen  die  Schiefer  vollkommen  fest,  ohne  sich  im  gering- 
sten zu  bewegen.  Bei  dem  Dach  des  Salzmagazines  ist 
der  sehr  zu  empfehlende  englische  Firstschiefer  verwen- 
det worden,  welcher  in  Stücken  von  2 Ellen  ( 3 3/4 ' rhld.) 
Länge  geliefert  und  aufgeschraubt  w’ird. 

Die  oben  angedeuteten  A^orzüge  machten  in  mir  den 
Wunsch  rege  diese  Eindeckungsmethode  auch  bei  dem  ein- 
fachen, schräg  gedeckten  Dach  anwenden  zu  können.  Ein- 
mal weil  dasselbe  in  einem  grossen  Theile  Deutschlands 
das  übliche  und  zugleich  das  billigere  ist,  sodann  aber 
auch,  weil  das  deutsche  Dach  vor  dem  französischen  und 
englischen  mit  parallel  zum  Dachfirst  laufenden  Schichten 
einen  grossen  Vorzug  besitzt.  Dieser  A'orzug  besteht 
nämlich  darin,  dass  das  Regenwasser,  welches  sich  stets 
die  Schieferkanten  entlang  hinzieht,  wegen  deren  freien 


zeit  zerstören.  Selbst  das  Praktischeste  wird  solchen  Rück- 
sichten geopfert.  Schlägt  man  doch  sogar  die  Gewölbe 
der  Kellergeschosse,  welche  bei  dem  sumpfigen  Boden, 
auf  welchem  Danzig  erbaut  ist,  eine  gebieterische  Noth- 
wendigkeit  sind,  ein  und  ersetzt  sie  durch  Balkendecken, 
um  nur  einige  Fuss  an  Tiefe  zu  gewinnen,  wenn  man  die 
hohen  luftigen  Räume  in  zwei  Stockwerke  zerlegt.  Be- 
sonders feindlich  ist  man  den  Beischlägen  gesinnt,  d.  h. 
erhöhten  Sitzplätzen  vor  den  Häusern,  welche  fast  überall 
mit  Liebe  künstlerisch  ausgebildet  wurden.  Die  Behörden 
der  Stadt  sind  bestrebt,  sie  gänzlich  zu  entfernen,  — wie 
solches  z.  B.  in  Thorn  schon  geschehen  ist  — um  die 
Strassen  zu  verbreitern  und  in  einzelnen  Fällen  mit  Trot- 
toirs zu  versehen. 

Alles  was  irgend  transportabel  ist,  alte  Bilder,  schön 
geschnitzte  Möbel  und  Geräthe  aller  Art,  Eisengitter,  ge- 
schnitzte Friese,  Fensterstücke  und  Treppen,  kunstvolle 
Holzdecken,  die  Beischläge,  ja  ganze  Zimmereinrichtungen 
und  Hausläyaden  werden  nach  auswärts,  besonders  nach 
Polen,  England  und  Frankreich  hin  verkauft.  Danzig  ist 
seit  lange  schon  die  reichste  Fundgrube  für  Antiquitäten- 
händler. 

Solchem  Thun  gegenüber  hat  sich  in  Danzig,  nament- 
lich unter  den  eingeborenen  Bürgern,  freilich  schon  längst 
eine  starke  Opposition  gebildet.  Noch  manche  kunstsin- 


nige Männer  giebt  es  dort,  welche  in  ihren  Häusern  eine 
Auswahl  der  schönsten  alten  Möbel  und  Kunstwerke  ver- 
schiedenster Art  vereinigt  haben,  welche  ihre  Hausfronteu 
und  namentlich  die  Beischläge  und  die  Bäume,  welche 
Letztere  beschatten  und  für  den  malerischen  Anblick  der 
Strassen  so  wesentlich  sind,  mit  Aufbietung  aller  .Mittel 
zu  erhalten  suchen.  Aber  diese  Männer  sind  leider  nur 
in  der  Minderzahl  und  alle  Anstrengungen,  das  allgemeine 
Interesse  der  Bevölkerung  für  solche  Bestrebungen  zu  ge- 
winnen, haben  nur  zu  geringen  Resultaten  geführt. 

Seit  1840  ist  der  Architektur- Maler  Professor  J.  C. 
Schultz  beschäftigt,  die  hervorragendsten  Denkmale  seiner 
Vaterstadt  zu  zeichnen  und  in  Kupfer  zu  radiren,  um 
seine  Mitbürger  durch  bildliche  Darstellung  über  den  Werth 
der  ihnen  anvertrauten  Schätze  zu  belehren.  Das  Resul- 
tat dieser  25jährigen  Arbeit  ist  sein  erst  in  diesem  Jahre 
abgeschlossenes  grosses  Prachtwerk  „Danzig  und  seine 
Bauwerke  in  malerischen  Original -Radirungen“,  welches 
eine  getreue  Darstellung  der  bedeutendsten  Danziger  Ar- 
chitekturen, ('darunter  Manches  jetzt  nicht  mehr  vorhandene) 
enthält.  Auch  stiftete  Prof.  Schultz  im  Jahre  1857  einen 
„A’erein  zur  Erhaltung  der  alter  thümlichen 
Kunstwerke  Danzigs“,  welcher  die  Eigentümer  alter- 
tümlicher Kunstwerke  durch  Rath  und  That  unterstützen 
sollte  wo  es  darauf  ankommt,  solche  vor  Zerstörung, 


177 


und  schrägen  Lage  nicht  nur  schneller  abfliesst,  sondern 
auch  nach  der  Mitte  des  nächstfolgenden  Steines  geleitet 
wird  und  vermöge  der  Kapillarität  nur  geringes  Bestreben 
findet,  sich  unter  die  Steine  zu  ziehen.  Bei  der  englischen 
Methode,  wo  die  normal  zum  First  gehenden  Dachschie- 
ferkanten nicht  über,  sondern  neben  einander  liegen,  ist 
dieses  Bestreben  grösser  und  es  werden  daher  auch  häufig 
durch  Gefrieren  des  untergezogenen  Wassers  Tafeln  zer- 
sprengt. 

Nach  verschiedenen  verunglückten  Versuchen  glaube 
ich,  dass  es  mir  gelungen  ist,  die  Vortheile  des  Systemes 
von  Mauduit  & Bechet  auch  auf  das  mit  Schablonen- 
schiefer gedeckte  einfache  deutsche  Dach  zu  übertragen 
und  auf  eine  ziemlich  einfache  Weise  die  einzelnen  Steine 
gegen  ein  Verschieben  sowohl  nach  oben  und  unten,  als 
auch  nach  seitwärts  zu  sichern. 

Jedem  Schiefer  entspricht  auch  hier  nur  ein  einziger 
Drahthaken.  Dieser  Drahthaken  liegt  nach  Fig.  5 in  der 

Stossfuge  zweier  in 
gleicher  Ilorizon- 
tallinie,  aber  ver- 
schiedenen Schich- 
ten befindlichen 
Dachsteine,  so  dass 
also  jeder  zweite 
Stein  der  oberen 
Schicht  in  einem 
Haken  hängt,  der 
in  der  Fuge  zwi- 
schen dem  nächst- 
unteren Stein  der- 
selben und  der 
nächstu  nteren 
Schicht  liegt.  Auf 
diese  Weise  kom- 
men auch  hier  die 
Schiefer  dicht  auf 
einander  zu  liegen 
und  das  Aufträgen  der  Haken  wird  vermieden. 

Um  aber  die  Schiefer  selbst  gegen  ein  Herabrutschen 
im  Haken  und  gegen  ein  Drehen  um  selbigen  zu  sichern, 
was  immer  noch  möglich  wäre,  Hess  ich  in  jeden  Schiefer, 
sowohl  unterhalb,  als  auch  ober- 
halb, eine  Kerbe  einhauen,  in  wel- 
cher die  Haken  sitzen.  Hierbei 
darf  man  den  Gebinden  nicht  zu 
viel  Neigung  geben,  auch  muss 
man  die  Vorsicht  gebrauchen,  die 
Kerben  nicht  zu  gross  und  genau 
an  der  erforderlichen  Stelle  ein- 
zuhauen, weil  entgegengesetzten 

Verschleppung  oder  schlechter  Restauration  zu  bewahren. 
Leider  sind  die  Erfolge  des  trefflichen,  unermüdlichen 
Mannes  gleichfalls  verhältnissmässig  nur  unerheblich  ge- 
wesen. Nicht  selten  ist  ihm  der  Schmerz  geworden,  ge- 
rade die  schönsten  und  werthvollsten  Sachen  vor  seinen 
Augen  zerstört  zu  sehen.  Auch  der  Eifer  des  genannten 
Vereins  ist,  nachdem  derselbe  einige  Jahre  lang  segens- 
reich gewirkt  hatte,  allmälig  mehr  und  mehr  erkaltet. 
Im  Frühling  des  Jahres  1864  schlug  der  Unterzeichnete 
vor,  einen  Theii  der  disponiblen  Vereins-Mittel  darauf  zu 
verwenden,  eine  grössere  Sammlung  von  treuen  Abbil- 
dungen der  bisher  nicht  publizirten,  interessantesten  und 
werthvollsten  Kunstdenkmale  Danzigs,  insbesondere  der- 
jenigen des  Privatbesitzes,  welchen  Zerstörung  oder  Ver- 
schleppung ins  Ausland  drohen,  anfertigen  zu  lassen.  In 
Folge  dessen  Hess  der  Verein  im  Sommer  1864  durch 
C.  Radtke  40  Blatt  photographischer  Ansichten  einzelner 
Fa^aden,  Giebel,  Beischläge,  Portale  etc.  und  einige  Zeich- 
nungen herstellen,  zu  denen  später  noch  andere  14  Blatt 
durch  Gottheit  gefertigter  ähnlicher  Ansichten  kamen. 
Sodann  aber  nahm  der  Verein  seinen  Beschluss,  jährlich 
eine  kleine  Summe  zu  diesem  Zweck  verwenden  zu 
wollen,  zurück  und  seine  Thätigkeit  hat  seitdem  ganz  auf- 
gehört. Wie  werthvoll  diese  photographischen  Ansichten 
sind,  zeigt  sich  schon  jetzt  nach  dem  Verlauf  weniger 


Falls  ein  gelindes  Drehen  der  Schiefer  nach  seitwärts 
möglich  ist,  was  indessen  der  Dichtheit  des  Daches  nicht 
schadet. 

Diese  Deckmethode  wurde  von  mir  bei  dem  Bau  des 
Post-  und  Telegraphenamt-Gebäudes  in  Meerane  im  Jahre 
1865  in  Ausführung  gebracht  und  hat  sich  bis  jetzt, 
namentlich  auch  bei  dem  am  23.  August  1867  stattgefun- 
denen Sturm  und  Hagelwetter,  ebenfalls  vollkommen  be- 
währt, steht  aber  der  ersteren  insofern  etwas  nach,  als 
sie  sorgfältigere  Arbeit  erfordert  und  das  Einziehen  neuer 
Schiefer  etwas  umständlicher  ist. 

Was  nun  die  Mehrkosten  anlangt,  welche  die  Ein- 
deckung mittelst  Haken  erfordert,  so  sind  solche  gegen- 
über den  erzielten  Vortheilen  nicht  von  Belang,  indem 
sie  nur  ca.  1 1/2  bis  2 gGr.  pro  (1V2  — 2Va  Pf.  pro 
) betragen. 

Die  Vortheile  des  mit  Haken  eingedeckten  Doppel- 
daches lassen  sich  aber  auch  auf  das  einfache  mit  sechs- 
eckigem Schablonenschiefer  eingedeckte  Dach  anwenden 
und  auf  das  Musterdach  übertragen.  Man  braucht  nämlich 

nur  nach  Figur  6 durch  Ver- 
brechen der  Spitzen,  den  sechs- 
eckigen Schablonenschiefer  in 
achteckigen  zu  verwandeln, 
um  dem  Haken  eine  sichere 
Haltestelle  zu  bieten. 

Die  Kosten  sind,  — ab- 
gesehen von  dem  Mehrauf- 
wand für  Musterung,  — nicht 
höher  als  für  deutsches  mit 
Haken  gedecktes  Dach,  da 
der  Schiefer  in  der  erforder- 
lichen Form  in  den  Brüchen  bestellt  werden  kann.  In 
dieser  Weise  ward  im  vorigen  Jahre  das  neue  Postamts- 
gebäude zu  Glauchau  eingedeckt,  das  sich  bis  jetzt  eben- 
falls gut  gehalten  hat. 

Aus  Vorstehendem  geht  wohl  hervor,  dass  gut  kon- 
struirte  Schieferdächer  auch  in  freier  Lage  sich  bewähren 
und  empfohlen  werden  können,  dass  aber  bei  der  Wahl 
der  Eindeckungsmethode  die  klimatischen  Verhältnisse  ge- 
bührend berücksichtigt  werden  müssen.  Denn  die  mit 
sechseckigem  Schablonenschiefer  und  Nagelung  eingedeck- 
ten  Dächer  haben  sich  für  hochgelegene  Gebirgsorte  und 
Thürme  nicht  bewährt,  während  für  derartige  Lage  gerade 
das  mit  nicht  zu  grossem  ordinären  Schiefer  eingedeckte 
deutsche  Dach  empfohlen  werden  kann.  In  weniger  rauher, 
aber  den  Stürmen  sehr  ausgesetzter  Lage  verdient  unbe- 
dingt die  Befestigung  mittelst  Drahthaken,  insbesondere 
die  Eindeckung  auf  Doppeldach,  den  Vorzug. 

Ob  sich  die  vorerwähnte  Befestigungsweise  auch  in 
schneereichen  Gegenden  bewährt,  bedarf  noch  der  Erfah- 

Jahre,  indem  viele  der  damals  abgebildeten  Gegenstände 
jetzt  zerstört  oder  modernisirt  sind. 

Es  wäre  gewiss  ein  grosser  Fortschritt,  wenn  der 
Rath  der  Stadt,  welcher  für  Bibliothek  und  Archiv 
in  so  vortrefflicher  Weise  gesorgt  hat  und  dafür  jährlich 
bedeutende  Summen  verausgabt,  seine  Sorge  auch  auf 
Erwerbung  einer  möglichst  vollständigen  Sammlung 
älterer  und  neuerer  Abbildungen  (in  Zeichnung, 
Kupferstich,  Photographie,  Lithographie)  von  Architek- 
turen und  Werken  der  bildenden  Kunst  und  des 
Kunsthandwerks  in  Dan  z i g ausdehnen  wollte.  Diese 
Sammlung  würde  ein  höchst  werthvolles  und  später  in 
keiner  Weise  zu  beschaffendes  Quellen  - Material  für  die 
Geschichte,  insbesondere  die  Kunstgeschichte  Danzigs 
und  der  ganzen  Provinz  bilden.  Oder  sind  die  histori- 
schen Denkmale  von  Stein  weniger  werthvoll  als  Bücher 
und  alte  Urkunden  auf  Pergament?  Leuchtet  der  Geist 
der  Geschichte  aus  den  Kunstwerken  nicht  weit  deut- 
licher hervor  denn  aus  allen  geschriebenen  Ueberlieferun- 
gen?  „Bauwerke  sind  treue,  unverfälschte  Zeugnisse  für 
das  geistige  wie  materielle  Leben  eines  Zeitalters;  sie  sind 
die  eisernen  Buchstaben  der  Geschichte,  mit  denen  die- 
selbe sich  in  die  Herzen  des  Volkes  von  Nachkommen 
zu  Nachkommen  einprägt.“  — 

Danzig. 


Figur  5a. 


R.  B e r g a u . 


178 


rung,  da  möglicherweise  die  abrutschenden  Schnee-  und 
Eismassen  die  Drahthaken  abbrechen. 

Zwickau,  am  5.  März  1868. 

Otto  Wanckel,  Landbaumeister. 

lieber  die  Slritssciibesprengtiiig  mit  Salz. 

Die  Notiz  in  No.  10  der  deutschen  Bauzeitung,  betreffend 
eine  in  England  gemachte  neue  Erfindung,  die  Strassen  mit 
gewissen  Salzen  zu  besprengen,  veranlasst  mich  zu  der  Mit- 
theilung, dass  diese  Erfindung  — prinzipiell  wenigstens  — 
durchaus  keine  neue  ist.  Möglich,  dass  man  in  London  an- 
dere Salze  als  bisher  in  Anwendung  zu  bringen  beabsichtigt: 
so  viel  steht  fest,  dass  man  die  Methode  in  grösserem  Maass- 
stabe schon  vor  mehren  Jahren  in  Paris  versucht  hat. 

In  Folge  einer  hierauf  bezüglichen  Angabe  von  Mr.  Dar- 
cel,  Ingenieur  des  Fonts  et  Chaussees,  in  den  „Annales  des 
Ponts  et  Chaussees“,  Jahrgang  1859,  Heft  3,  pag.  316,  wel- 
che mein  Interesse  auf  diesen  Gegenstand  lenkte,  habe  ich 
während  des  letzten  Sommers  über  die  Erfolge  dieser  Methode 
in  Paris  selbst  amtliche  Quellen  gesammelt,  deren  wesentlichen 
Inhalt  ich  unten  wiedergebe. 

Nach  Darcel  hatte  man  schon  vor  1S59  einige  Alleen  des 
Bois  de  Boulogne  versuchsweise  mit  gereinigtem  Chlorcalcium 
bestreut.  Es  hatte  sich  indessen  gezeigt,  dass  die  Kosten  die- 
ser Methode  mit  den  Erfolgen  in  keinem  Verhältniss  standen. 
Nachdem  man  gefunden  hatte,  dass  dieses  Salz  nicht  löslich 
genug  sei,  um  in  einer  Lösung  mittelst  der  gewöhnlichen  „Ar- 
rosoirs“  gesprengt  zu  werden , sah  man  sich  zunächst  ge- 
nöthigt,  dasselbe  mittelst  Handarbeit  auszustreuen.  Die  Wir- 
kung auf  den  Strassen  war  allerdings  5 — 6 Tage  zu  bemer- 
ken, man  brauchte  indessen  0,25  Kilogr.  Salz  pro  Om-,  wobei 
sich  100  Kilogr.  auf  15  Frcs.  7 Cent.,  also  der  Qm-  auf  3,8  Cent, 
stellte.  Arbeitslöhne  und  Anfuhrkosten  waren  hierin  noch 
nicht  inbegriffen. 

In  Folge  dessen  hat  man  sich  erst  im  Jahre  1862  ent- 
schlossen, die  Versuche  wieder  aufzunehmen  und  zwar  hoffte 
man  diesmal,  mit  ungereinigtem,  d.  h.  Chlormangan  enthalten- 
den Chlorcalcium  bessere  Resultate  zu  erzielen,  weil  dessen 
Preis  nur  7 Frcs.  62  Cent,  pro  100  Kilogr.  betrug.  Man 
streute  das  Salz  wiederum  mittelst  der  Hand  und  wählte  dieses 
Mal  die  Avenues  de  l’Imperatrice  und  de  l’Etoile,  und  die 
Place  de  la  Concorde.  Ueber  die  Erfahrungen,  welche  inner- 
halb der  Monate  Juli,  August  und  September  hierbei  gemacht 
wurden,  existirt  ein  amtlicher  Bericht  ebendesselben  Mr.  Dar- 
cel, datirt  vom  10.  August  1864.  Diesem  zufolge  brauchte 
man  mit  ungereinigtem  Chlorcalcium  V»  Kilogr.,  d.  h.  das 
Doppelte  als  mit  gereinigtem,  pro  C]m-,  um  eine  Wirkung  für 
nur  3 Tage  zu  erzielen.  Auch  schien  zum  Gelingen  eine  et- 
was feuchte  Witterung  erforderlich  zu  sein,  während  man  bei 
trockenem  Wetter  genöthigt  war,  etwas  Wasser  nachzuspren- 
gen. Dagegen  wurde  das  Salz  oftmals  durch  plötzlich  ein- 
tretende Regenschauer  weggeschwemmt  und  die  beabsichtigte 
Wirkung  wieder  aufgehoben.  Andererseits  erzeugte  das  Salz 
einen  schwarzen , klebrigen  und  übelriechenden  Koth  auf  den 
Strassen,  durch  den  das  Publikum  sehr  belästigt  wurde. 

Man  hat  aber  nichtsdestoweniger  und  in  Anbetracht  der 
vielen  Uebelstände,  welche  dem  Sprengen  der  Strassen  mit 
Wasser  eigen  sind,  und  zu  denen  die  zeitweise  Hemmung  der 
Passage,  die  Bespritzung  der  Passanten  und  die  plötzliche  Er- 
zeugung von  nassem  Koth  gehört,  welcher  für  die  Spazier- 
gänger um  so  unbequemer  ist,  als  sie  auf  denselben  nicht  vor- 
bereitet sind,  die  Versuche  mit  der  Salzstreuung  im  Jahre 
1864  zum  dritten  Male  aufgenommen.  Dieses  Mal  hatte  man 
aus  den  Salines  du  Midi  eine  Quantität  Chlormagnesium  von 
vorzüglich  reiner  und  weisser  Beschaffenheit  bezogen,  welches 
ausserdem  in  Wasser  so  löslich  war,  dass  es  nach  Erforder- 
niss in  konzentrirter  Lösung  gesprengt  werden  konnte.  Es 
stellte  sich  dabei  heraus,  dass  man  die  beste  Wirkung  erzielte, 
wenn  man  das  Salz  des  Abends  entweder  trocken  oder  in 
Lösung  auf  die  Strassen  sprengte,  und  zwar  waren  für  chaus- 
sirte  Wege  500  Grammes  pro  O“*"'",  für  gepflasterte  nur 
400  Grammes  erforderlich.  Die  Wirkung  war  für  die  ersten 
24  Stunden  eine  sehr  zufriedenstellende.  Um  dieselbe  zu 
verlängern,  mussten  die  Strassen  am  Morgen  des  zweiten  Tages 
gegen  7 Uhr  ein  wenig  mit  Wasser  besprengt  werden,  wäh- 
rend am  dritten  Tage  zwei  reichlichere  Besprengungen  mit 
Wasser  nöthig  waren.  Am  Abend  desselben  Tages  fand  dem- 
nächst die  neue  Streuung  für  die  folgenden  Tage  statt.  Ob- 
gleich zur  Sprengung  der  Salzlösung  die  gewöhnlichen  „Ton- 
neaux“  gebraucht  wurden,  kam  bei  fortgesetzten  Versuchen 
eine  Streuung  des  trocknen  Salzes  per  Hand  mit  der  Zeit 
billiger  zu  stehen,  und  hat  man  deshalb  diese  Methode  iu  der 
Folge  vorgezogen.  Die  Generalkosten  stellten  sich  indessen 
ausserordentlich  hoch  und  zwar  pro  10,000  Om‘  wie  folgt: 


50 


1.  Am  1.  Tage,  18  Arbeitsstunden  ä 30  Cent.  5 Fr.  40  Cent. 

2-  „ 2.  „ eine  Besprengung,  rot.  . . 1 

6-  * 3.  „ zwei  Besprengungen,  rot.  . 3 

4.  Aufsicht  in  den  drei  Tagen 2 

5.  Hierzu  10,000  . 0,5  Kilogram  Salz 

(1000  Kilogr.  ä 20  Fr.)  ....  100 


Total  111  Fr.  90  Cent. 


Dagegen  stellen  sich  die  Kosten  für  die  gewöhnliche 
\V  asserbesprengung,  wenn  man  der  Erfahrung  nach  annimmt, 
dass  1 lonne  von  1 Kilolitre  Inhalt  erforderlich  ist,  um 
20,000  Qm-  Pflasterung  oder  10,000  | |m-  Chaussirung  jeden 
1 ag  hinreichend  zu  besprengen,  folgendermaassen  : 

1 . 1 Pferd  und  1 Kutscher  (monatlich  von 

einem  Unternehmer  für  250  Frcs.  gestellt)  8 Fr.  33  Cent. 

2.  1 Tonneau  jährl.  Unterhaltungskosten 

120  Frcs.,  daher  täglich  bei  5 monat- 
lichem Dienst — „ 80  „ 

3.  Aufsicht  und  Bedienung  der  Wasserleitung 
(für  5 Tonneaux  sind  erforderlich:  1 Auf- 
seher ä 4 Frcs.  und  2 Arbeiter  ä 3 Frcs.), 

pro  1 Tonneau 2 „ — „ 

4.  Insgemein — «31  „ 

Summa  pro  Tag undTonneau=  10000  Qm-  11  Fr.  50  Cent. 

Also  pro  3 Tage Total  35  Fr.  50  Cent. 

Der  mit  der  Unterhaltung  der  Strassen  betraute  Ingeni- 
eur en  Chef  des  Ponts  et  Chaussees  resumirt  nun  in  einem 
im  Juli  1865  von  ihm  zusammengestellten  Verwaltungsberichte 
über  die  Versuche  mit  der  Salzbestreuung  wörtlich: 

„Die  Anwendung  der  zerfliessenden  Salze  ist  bedeutend 
kostspieliger  als  die  gewöhnliche  Strassenbesprengung.  Letz- 
tere hat  ferner  den  Vortheil,  dass  sie  den  Staub  verhütet, 
die  Luft  abkühlt  und  die  Trockenheit  beseitigt,  wogegen  das 
zerfliessende  Salz  die  geringe  Feuchtigkeit  der  Atmosphäre 
aufsaugt,  keine  Kühlung  verschafft  und  daher  der  Gesundheit 
weniger  zuträglich  ist.  Schliesslich  erzeugt  es  auf  den  ehaus- 
sirten  Strassen  einen  unangenehmen  klebrigen  und  ungleich- 
mässigen  Schmutz. 

Mit  einem  Worte,  wir  halten  nach  unserer  Ansicht  die 
vortheilhafte  Anwendung  des  zerfliessenden  Salzes  nur  iu 
solchen  Gegenden  für  möglich,  wo  die  Beschaffung  des  Was- 
sers und  der  zur  Strassenbesprengung  nothwendigen  Materia- 
lien Schwierigkeiten  verursacht,  und  wo  man  das  zerfliessende 
Salz  zu  einem  billigeren  Preise  erhält  als  in  Paris.“ 

Berlin,  im  März  1868.  Dr.  E.  Müller,  Ingenieur. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung 
am  14.  April  1868.  Vorsitzender  Herr  Hagen. 

Herr  Simon  hielt  im  Anschluss  au  seine  dem  Vereine 
im  vergangenen  Jahre  mitgetheilte  Abhandlung  über  die  Stel- 
lung der  Eisenbahn-Gesellschaften  zur  Staats-Regierung  einen 
ausführlichen  Vortrag  über  die  Verpflichtungen  der  Eisenbahn- 
gesellschaften dem  Publikum  gegenüber  nach  Maassgabe  der 
vorhandenen  gesetzlichen  und  reglementarischen  Bestimmungen. 
Der  Uebersichtlichkeit  halber  wurde  zunächst  die  historische 
Entwickelung  des  heutigen  Eisenbahn -Transportrechts  einge- 
hend besprochen,  welche  der  Verein  deutscher  Eisenbahn-Ver- 
waltungeu  bald  nach  seiner  Bildung  im  Jahre  1847  als  eine 
seiner  hauptsächlichsten  Aufgaben  sich  angelegen  sein  liess,  so 
dass  schon  im  Jahre  184S  ein  Vereins-Reglement  für  den  Güter- 
verkehr berathen  und  angenommen  wurde.  Mehrfache  Abän- 
derungen dieses  Reglements,  welche  sieh  durch  die  im  Laufe 
der  Zeit  gewonnenen  Erfahrungen  als  nothwendig  herausge- 
stellt hatten,  wurden  vorgenommen,  so  zu  Frankfurt  a.  M.  im 
Jahre  1S56  und  zu  München  im  Jahre  1S59.  Inzwischen  trat 
am  15.  Januar  1857  zu  Nürnberg  die  Kommission  zur  Bera- 
thung  eines  allgemeinen  deutschen  Handelsgesetzbuches  zusam- 
men, deren  Sitzungen  am  12.  März  1S61  geschlossen  wurden, 
nachdem  sie  sich  ihrer  Aufgabe  durch  Schaffung  des  seit  eini- 
gen Jahren  nunmehr  von  sämmtliehen  deutschen  Regierungen 
angenommenen  Allgemeinen  deutschen  Handels- Gesetzbuches 
entledigt  hatte.  In  demselben  ist  im  4.  Buche,  Art.  422 — 431, 
das  Eisenbahn-Frachtgeschäft  iu  einem  besonderen  Abschnitte 
berücksichtigt  worden.  Dieser  Abschnitt  ist  das  Endergeb- 
nis mehrfacher  Abänderungen,  welche  von  der  Kommission 
in  Berücksichtigung  der  ihr  während  ihrer  Arbeiten  von  bei- 
den Seiten,  von  dem  Handelsstande  und  von  den  Eisenbahn- 
Verwaltungen,  zusegaugenen  Vorstellungen  vorgeuommen  wor- 
den waren,  und  bildet  jetzt  die  rechtliche  Grundlage  tür  die 
Beurtheilung  der  Ersatz-  und  Beweispflicht  bei  Ansprüchen 
gegen  die  Eisenbahn -Verwaltungen,  an  Stelle  der  trüberen 
Selbstbestimmung  der  letzteren  in  dieser  Beziehung.  Mit  dieser 
neugeschaffenen  gesetzlichen  Grundlage  wurden  nunmehr  die 


179 


Reglements  der  Eisenbahn -Verwaltungen  durch  die  erforder- 
lichen Abänderungen  in  Uebereinstimmung  gesetzt,  und  zwar 
speziell  für  die  Preussischen  Staatsbahuen  vermittelst  des  fiir 
dieselben  unterm  17.  Februar  1862  erlassenen  Betriebs-Regle- 
ments, welches  am  1.  März  18G2,  gleichzeitig  mit  dem  Allge- 
meinen deutschen  Handelsgesetzbuche,  in  Kraft  trat,  wogegen 
das  Vereins-Giiter-Reglement  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn- 
Verwaltungen  endgültig  mit  dem  Vereins-Personen-Reglement 
unter  dem  1.  März  1865  neu  redigirt  und  unmittelbar  darauf 
in  Kraft  gesetzt  wurde.  Nach  diesem  geschichtlichen  Rück- 
blick wendete  sich  der  Vortragende  zu  einer  eingehenden  Be- 
trachtung und  Vergleichung  der  allgemeinen  Rechtsgrundsätze 
und  gesetzlichen  Vorschriften  des  Handelsgesetzbuches  mit  den 
Spezial- Bestimmungen  der  Reglements.  In  letzteren  ist  zu- 
uächst  als  Beweis  über  den  zwischen  dem  Absender  eines 
Gutes  und  der  dasselbe  transportirendeu  Eisenbahn-Verwaltung 
abgeschlossenen  Frachtvertrag  nach  den  Grundsätzen  des  Han- 
deisgesetzbuches der  vom  Absender  vollzogene,  von  der  Bahn- 
verwaltung mit  einem  Expeditionsstempel  versehene  Fracht- 
brief vorgeschrieben.  Für  den  Personentransport  enthält  das 
Handelsgesetzbuch  keine  besonderen  Bestimmungen  und  würde 
hier  an  Stelle  des  Frachtbriefes  das  gelöste  Fahrbillet  treten, 
etwaige  Streitfragen  dabei  aber  nach  den  allgemeinen  Gesetzen 
zu  beurtheilen  sein,  weshalb  die  ferneren  Betrachtungen  sich 
nur  mit  dem  durch  spezielle  gesetzliche  Vorschriften  geregelten 
Gütertransport  beschäftigten.  Es  wurde  hierbei  zunächst  die 
Transportverpflichtung  der  zum  Verein  gehörenden  Eisenbahn- 
Verwaltungen  unter  den  Bedingungen  des  Reglements  von 
und  nach  allen  für  den  Güterverkehr  eingerichteten  Stationen 
besprochen,  von  welcher  nur  Bahnen  ausgenommen  sind,  die 
dem  Publikum  nicht  zur  allgemeinen  Benutzung  eröffnet  sind, 
sondern  speziellen  Zwecken  dienen,  wie  Verbindungs-  oder 
Industriebahnen.  Ausführlich  verbreitete  sich  sodann  der 
Vortrag  über  die  Haftpflicht  der  Eisenbahn  - Verwaltungen, 
deren  Verpflichtung  zum  Schadenersätze  für  beschädigte,  zu 
spät  oder  gar  nicht  abgelieferte  Güter,  von  welcher  sie  nur 
für  den  Fall  des  Eintretens  höherer  Gewalt  (vis  major)  durch 
unabwendbare  Naturereignisse,  Krieg  etc.  befreit  sind.  An- 
derweite Ausnahmen  von  der  allgemeinen  Haftpflicht  sind  im 
Handelsgesetzbuche  unter  Berücksichtigung  der  Eigentümlich- 
keiten der  Eisenbahn-Transport-Einrichtungen  für  solche  Güter 
vorgesehen,  welche  vermöge  ihrer  besonderen  Beschaffenheit 
der  Gefahr  gänzlichen  oder  theilweisen  Verlustes  oder  einer 
Beschädigung  ausgesetzt  sind,  wie  ätzende,  leicht  entzündliche 
oder  gährende  Flüssigkeiten,  leicht  zerbrechliche  Sachen,  Mö- 
bel, Glas  u.  s.  w.  Sodann  wurde  der  Geldwerth  der  Haftung, 
die  zu  leistenden  Entschädigungssätze  und  die  Versicherungs- 
prämien bei  besonderen  Werthsdeklarationen  besprochen,  und 
glaubte  der  Vortragende  schliesslich  die  Ueberzeugung  aus- 
sprechen zu  dürfen,  dass  die  Eisenbahnen  selbst  der  schärfsten 
gesetzlichen  Kontrole  gegenüber  als  die  schnellsten,  sichersten 
und  billigsten  Transportanstalten  sich  bewähren  würden,  auch 
wenn  ihnen  nicht  in  so  mancher  Beziehung  eine  Ausnahme- 
stellung gewährt  worden  wäre,  von  der  in  vielen  Fällen  die 
Eisenbahn- Verwaltungen  übrigens  schon  jetzt  kaum  noch  vollen 
Gebrauch  machen.  — 

Herr  Westphal  sprach  über  die  im  vorigen  Jahre  auf 
der  Pariser  Ausstellung  befindlich  gewesene  Strassenlokomotive 
von  Larmanjat,  dessen  spezielle  Mittheilungen  über  dieselbe 
und  deren  Leistungen  ausführlich  wiedergegeben  wurden.  Der 
Erfinder  glaubt,  mit  der  seiner  Maschine  gegebenen  Einrich- 
tung, bei  starken  Steigungen  statt  der  sonst  arbeitenden 
grösseren  Triebräder,  solche  von  kleinem  Durchmesser  eiu- 
schalten und  so  die  Kraft,  wenn  auch  auf  Kosten  der  Ge- 
schwindigkeit, vermehren  zu  können,  diese  Maschine  als  höchst 
geeignet  zum  Betriebe  auf  sekundären  Bahnen  empfehlen  zu 
können.  Für  solche  Bahnen  hat  er  zu  diesem  Zwecke  eine 
Anordnung  mit  einer  einzigen  Mittelschiene  ersonnen,  auf 
welcher  die  Last  der  Wagen  vorzugsweise  ruhen  soll,  während 
den  Wagen  auf  beiden  Seiten  nur  Balanzirungsräder  zu  geben 
seien.  Die  Lokomotive  soll  hauptsächlich  auf  Triebrädern 
ruhen,  welche  auf  macadamisirten  Streifen  zu  beiden  Seiten 
der  Mittelschiene  laufen,  so  dass  bei  ihnen  die  nöthige  Zug- 
kralt  durch  den  vergrösserten  Reibungskoeffizienten,  nicht,  wie 
bei  den  gewöhnlichen  Eisenbahnen,  durch  eine  nur  zu  diesem 
Zwecke  erforderliche,  sonst  nutzlose  Vermehrung  des  adhäri- 
renden  Gewichtes  erreicht  würde. 

Herr  Wiebe  sprach  hierauf  seine  Verwunderung  aus,  dass 
derartige  Ideen  noch  immer  von  Neuem  auftanehten  und  glaubte 
den  Projekten  des  Herrn  Larmanjat  keine  bessere  Zukunft 
als  ähnlichen  Ideen  bisher  zu  Theil  geworden , in  Aussicht 
stellen  zu  können. 

Nach  Besprechung  innerer  Vereins-Angelegenheiten  stattete 
sodann  Herr  Plessner  im  Namen  des  Reise-Komites  Bericht 
über  die  vorläufigen  von  letzterem  aufgestellten  Programme 


für  die  Reise  im  bevorstehenden  Sommer  ab.  Die  definitive 
Entscheidung  hierüber  wurde  bis  zur  nächsten  Versammlung 
ausgesetzt  und  nur  über  den  Zeitpunkt  der  Reise  dahin  Be- 
schluss gefasst,  dass  dieselbe  vom  18.  bis  22.  Juni  stattfinden 
solle. 


Verein  deutscher  Ingenieure  (Bezirksverein  a.  d.  Lenne). 
In  der  Versammlung  am  26.  April  hielt  Hr.  Kreisbaumeister 
Hein  emann  einen  längeren  Vortrag  über  den  jetzigen  Stand 
der  Dampfkessel -Explosionsfrage.  Derselbe  berührte  zunächst 
sämmtliche  bisher  über  die  Ursache  der  Dampfkessel- Explo- 
sionen aufgestellten  Hypothesen,  und  unterzog  dieselben  einer 
möglichst  erschöpfenden  wissenschaftlichen  Kritik.  Von  allen 
diesen  Hypothesen  bliebe  nur  die  K ai  s er ’sche  Hypothese  der 
plötzlichen  stossweisen  Dampfentwickelung  als  die  einzige  übrig, 
welche  sich  nicht  nur  mit  Wissenschaft  und  Erfahrung  in 
völliger  Uebereinstimmung  befände,  sondern  sich  schon  längst 
als  physikalisch  - dynamische  Nothwendigkeit  ergeben  hätte, 
wenn  man  nicht  merkwürdiger  Weise  den  Versuch  gemacht 
hätte,  sie  durch  den  Du four’ sehen  Siedeverzug,  also  durch 
eine  Ausnahme  von  den  bisher  bekannten  und  bestätigten  Na- 
turgesetzen zu  erklären. 

Lediglich  die  in  dem  Kesselwasser  angesammelte  sensible 
Wärme  enthalte  die  Explosionskraft,  welche  jederzeit  und  ur- 
plötzlich sich  in  dem  Maasse  zu  entwickeln  bereit  sei,  als  die 
Spannung  in  dem  Dampfraum , welche  ihr  das  Gleichgewicht 
halten  müsse,  stossweise  vermindert  werde.  Hr.  Heinemann 
weist  sodann  durch  dynamische  Berechnungen  nach,  dass  bei- 
spielsweise in  einem  zylindrischen  Dampfkessel  von  30'  Länge 
und  4'  Durchmesser,  bei  einer  Dampfspannung  von  4 Athmos- 
pliären  über  den  äussern  Luftdruck  18756  Pfd.  Wasser  und 
ca.  11,8  Pfd.  Dampf  von  152,3  Cent.0,  dass  also  in  diesen 
18756  Pfd.  Wasser  (152,3  — 100).  18756  = 980938  Wärme-Ein- 
heiten enthalten  seien,  für  welche  bei  einer  plötzlichen  Ent- 
lastung der  Spannung  im  Dampfraume  gar  keine  andere  Arbeit 

zu  verrichten  übrig  bliebe,  als  ca.  ^q~  — 1816  Pfd.  Wasser 

von  100  C.°  in  Dampf  von  derselben  Temperatur  und  Span- 
nung zu  verwandeln,  dass  diese  Dampfmasse  einmal  aus  dem 
Wasser  entwickelt,  ihres  geringeren  spezifischen  Gewichtes 
wegen  nicht  wieder  in  dasselbe  zurücktreten,  eine  Kondensi- 
rung  derselben  daher  nur  an  der  Oberfläche  des  Wassers,  also 
nicht  so  schnell  wieder  erfolgen  könne,  als  die  Entwickelung 
an  der  feuerberührten  Fläche  und  in  der  ganzen  überhitzten 
Wassermasse  vor  sich  ging.  Gelangt  die  vorhin  berechnete 
Dampfmenge  wirklich  zur  Entwickelung,  so  würde  sie,  in  den 
ursprünglichen  Dampfraum  eingeschlossen,  ein  spezifisches  Vo- 
lumen von  3,51  annehmen  müssen,  was  einer  momentanen  Stoss- 
wirkung  von  484  Atmosphären  auf  die  Kesselwandungen  ent- 
sprechen würde,  bevor  ein  Theil  des  entwickelten  Dampfes 
Zeit  gehabt  hat,  sich  wieder  in  Wasser  zu  verwandeln.  Wenn 
also  nur  der  vierzigste  Theil  davon  wirklich  zur  Entwickelung 
kommt,  so  würde  dies  in  den  meisten  Fällen  schon  hinreichend 
sein,  den  Kessel  zu  sprengen.  Nicht  der  Dampf  in  einem 
Kessel,  sondern  recht  eigentlich  das  Kesselwasser  explodire 
daher,  und  ersterer  sei  nur  das  Produkt  der  Explosion.  Die 
Explosion  in  der  ganzen  Grösse  ihrer  mechanischen  Arbeit  sei 
daher  die  unausbleibliche  physikalisch  nothwendige  Folge  der 
Zertrümmerung  des  Kessels  durch  den  partiellen  Stoss  auf  die 
Kesselwandungen. 

In  Betreff  der  weiteren  interessanten  Folgerungen,  welche 
der  Vortrag  auf  die  Mittel  zur  Verhütung  der  Dampfkessel- 
Explosionen  und  die  Frage  über  die  Zweckmässigkeit  der  Be- 
stimmungen unseres  Dampfkessels- Regulativs  übergehend,  er- 
gab, glauben  wir  diejenigen  Leser,  welche  sich  dafür  interessi- 
ren,  auf  das  nächste  Monatsheft  der  Zeitschrift  des  Vereins 
deutscher  Ingenieure  verweisen  zu  können. 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  — ■ Versammlung  am 
25.  April  1S68;  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  anwesend 
150  Mitglieder  und  12  Gäste. 

Nachdem  die  zur  Aufnahme  in  den  Verein  gemeldeten 
Gäste,  diesmal  in  ungewöhnlich  grosser  Anzahl,  sich  vorge- 
stellt hatten,  berichtete  der  Vorsitzende  über  die  eingegan- 
genen Schreiben.  Hr.  Architekt  Burnitz  zu  Frankfurt  a.  M. 
hat  den  Bericht  der  Sachverständigen -Kommission  über  den 
Zustand  des  dortigen  Domes  eingesandt.  Der  Direktor  der 
hiesigen  Bau  - Akademie,  Hr.  Geh.  Ober -Baurath  Grund,  er- 
klärt sich  bereit,  dem  Vereine  die  zur  Veröffentlichung  gelan- 
genden Zeichnungen  von  Studirenden  der  Akademie  zum  Zwecke 
des  Austausches  gegen  die  Publikationen  des  Pariser  Intim- 
Club  zu  überlassen.  Die  letzteren  sollen  dafür  jedesmal  drei 
bis  vier  Wochen  zum  Zwecke  einer  Ausstellung  in  der  Bau- 
Akademie  entliehen  werden. 


180 


Hr.  Schwatlo  berichtete  demnächst  über  die  in  den 
letzten  beiden  Monaten  eingegangenen  Konkurrenz- Arbeiten  im 
Hochbau. 

Für  die  Aufgaben  zum  März  (Erker  an  der  abgestumpften 
Ecke  eines  in  griechischen  Stilformen  erbauten  Gebäudes) 
sind  drei  Lösungen  eingegangen.  An  einer  derselben  (Motto 
„Sandstein“)  rühmte  der  Referent  die  treffliche  Grundriss- 
disposition, tadelte  jedoch  die  allzu  kolossalen  Verhältnisse 
der  im  Uebrigen  edel  durchgeführten  Architektur.  Eine 
andere  (Motto  „Eisen“)  zeigt  eine  sehr  zierlich  gehaltene  und 
geschickt  disponirte  Durchführung  in  leichten,  eleganten  Ver- 
hältnissen. Die  beiden  gezeichneten  Varianten  sind  hierbei 
angeblich  für  Putz-  resp.  Rohbau  bestimmt,  wobei  jedoch 
hervorzuhebeu  ist,  dass  die  Architekturtheile  im  ersten  Falle 
aus  Zink,  im  zweiten  Falle  aus  Sandstein  bestehen. 

Die  Aufgabe  zum  April  (Gaskronleuchter  in  Bronze  mit 
36  bis  40  Flammen)  hat  eine  sehr  zahlreiche  Betheiligung 
hervorgerufen.  Doch  zeigen  die  Lösungen  verhältnissmässig 
wenig  neue  Gedanken,  sondern  lehnen  sich  zumeist  mehr  oder 
weniger  geschickt  an  vorhandene  Vorbilder  an,  die  der  Refe- 
rent näher  bezeichnet.  Eine  Ausnahme  hiervon  macht  nur 
eine  Arbeit  (Motto:  „Was  nie  ein  Rechner  hat  erdacht,  das 
Viereck  ist  hier  grad’  gemacht“),  welche  eine  entschieden 
originelle  Ausbildung  des  Kronleuchters  mit  drei  über  einan- 
der angebrachten  Ringen  und  eine  sehr  wirkungsvolle  An- 
wendung von  in  verschiedenen  Formen  geschliffenen  Gläsern 
zeigt.  — 

Die  Abstimmung  über  beide  Konkurrenzen  findet  in 
nächster  Hauptversammlung  statt.  Der  Vorsitzende  verlas 
hierauf  noch  einen  gegen  die  Beurtheilung  einer  der  letzten 
Monatskonkurrenzen  im  Wasserbau  erlassenen  Protest  und 
knüpfte  hieran  die  Aufforderung,  abweichende  Ansichten  doch 
lieber  unmittelbar  nach  der  betreffenden  Beurtheilung  zum 
Ausdrucke  zu  bringen,  um  die  Möglichkeit  einer  Diskussion 
über  den  Fall  nicht  auszuschliessen. 

Von  den  Fragen,  die  zur  Beantwortung  gelangten,  ist 
hervorzuheben,  dass  Hr.  Schwedler  die  bei  städtischen 
Strassenbrücken  anzunehmende  Maximallast  für  den  Druck 
eines  Wagenrades  auf  50  Zentner  angab. 

Der  Vortrag  war  von  den  Vereinsmitgliedern,  die  sich 
zu  demselben  gemeldet  hatten,  an  den  als  Gast  anwesenden 
Herrn  Dr.  Wilhelm  Lotz  aus  Marburg  abgetreten  worden, 
welcher  über  gothische  Baukunst  sprach.  Die  geschichtliche 
Darlegung  der  Entwickelung  des  mittelalterlichen  Gewölbe- 
baus, bei  der  einzelne  besonders  charakteristische  Beispiele 
näher  hervorgehoben  wurden  und  die  technische  Auffassung 
angemessen  vorwaltete,  bot  — namentlich  in  der  Vergleichung 
der  französischen  und  deutschen  Bauweise  — manche  origi- 
nelle Momente.  Nach  kurzem  kritischen  Eingehen  auf  die 
von  Fr.  Schmidt  in  Wien  erhobenen  Einwände  gegen  den 
Nachweis,  dass  die  gothische  Baukunst  in  Frankreich  erfunden 
sei,  brach  der  Vortragende  zum  Schluss  eine  Lanze  für  die 
Anwendung  des  gothischen  Baustils  in  unserer  Zeit.  Die 
energischen  Worte,  in  denen  dies  geschah,  die  Form  des  Ur- 
theils,  das  über  die  Anwendung  antiker  Stilformeu  gefällt 
wurde,  die  Beziehungen  endlich,  in  die  der  Vortragende  die 
künstlerische  Potenz  der  Gegenwart  zu  ihren  religiösen  An- 
schauungen setzte,  verfehlten  nicht  eine  gewisse  Aufregung 
in  der  Versammlung  hervorzurufen.  Eine  Diskussion  im  An- 
schluss an  den  Vortrag  wurde  jedoch  abgelehnt*). 

Das  Ende  der  Sitzung  bildete  eine  Trauer- Botschaft. 
Ein  Mitglied  des  Vereins,  Baumeister  Wust,  noch  vielen  der 
gegenwärtigen  Mitglieder  freundschaftlich  nahestehend,  ist  im 
Dienste  durch  den  Fall  aus  einer  Draisine  auf  der  Zweig- 
bahn Dittersbach -Waldenburg  verunglückt  und  seinen  Ver- 
letzungen erlegen.  Die  Versammlung  ehrte  sein  Andenken. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Die  „Dioskuren“  bringen  aus  hl  ii  neben  einen  inter- 
essanten Ueberblick  über  die  Kosten,  welche  der  jüngst  ver- 
storbene König  Ludwig  I.  von  Bayern  auf  die  von  ihm  er- 
richteten grossartigen  Werke  verwendet  hat. 

Von  seinem  Regierungs- Antritte  (1825)  bis  zum  Jahre 
seiner  Abdankung  (1848)  verausgabte  König  Ludwig  I.  für: 

*)  Nichtsdestoweniger  wäre  eine  ruhige  Diskussion  des  auf- 
geworfenen Themas  sehr  erwünscht,  jedenfalls  besser  als  ein  Todt- 
schweigen  der  zu  Tage  getretenen  Differenz,  durch  welche  eine 
Annäherung  der  verschiedenen  Architekturschulen  Deutschlands 
nur  aufs  Neue  erschwert  würde.  Um  einer  solchen  einen  objek- 
tiven Boden  zu  geben  und  Missverständnisse  zu  vermeiden,  denen 
das  flüchtig  gesprochene  Wort  so  leicht  ausgesetzt  ist.  wollen  wir 
versuchen,  uns  den  Wortlaut  von  dem  betreffenden  Theile  des  Vor- 
trages zur  Publikation  zu  verschaffen.  D.  Red. 


1.  „Glyptothek“  (Bau)  109,589  Fl.,  für  Malerei  und  Skulptur 
195,126  Fl.;  2.  „Walhalla“  (Bau)  1,832,385  Fl.,  für  Skulpturen 
330,557  Fl.;  3.  „Königsbau“  1,832,863  Fl.,  für  Möbel  33,565 
Fl.;  4.  „Saalbau“  468,176  Fl.,  für  Malereien  256,465  Fl.,  für 
Möbel  280,000  Fl.;  5.  „Allerheiligenkirche“  437,392  Fl.,  für 
Einrichtung  44,107  Fl.;  6.  „Glasmalerei“  (an  Köln,  Regens- 
burg) 333,551  Fl.;  7.  „ Bonifaciuskirche“  697,676  Fl.;  8. 
„Kunst  - Ausstellungs- Gebäude“  682,578  Fl.;  9.  „Tsarthor“ 
25,856  FL;  10.  „Hofgartenbögen“  71,920  Fl.;  11.  „Aeusserer 
Hofgarten“  21,877  FL;  12.  ' „Feldherrnhalle“  245,380  FL; 
13.  ,, Monopteros“  42,000  Fl.;  14.  „Bayrische  Ruhmeshalle“ 
294,709  F1.;  15.  Zwei  „Brunnen“  174,434  Fl.;  16.  „Bavaria“ 
nebst  Skulpturen  294,709  Fl„  17.  „Pompejanisches  Haus  bei 
Aschaffenburg“  155,635  FL;  18.  „Siegesthor“  205,732  FL; 
19.  „Befreiungshalle  bei  Kelheim“  637,937  FL:  20.  „Neue 
Pinakothek“  109,576  FL;  21.  „Dom  zu  Speier“  176,011  Fl.; 
22.  „Villa  bei  Edenkoben“  154,384  Fl.;  23.  „Landhaus  bei 
Schwabing“  83,155  FL;  24.  „Reiterstatue  Max  I.,  Kurfürsten 
von  Bayern“  64,454  Fl.;  25.  „Obelisk“  99,721  FL;  Summa: 
10,391,520  Fl.  oder  rot.  6 Millionen  Thaler.  Mehre  dieser 
Bauten,  welche  bei  der  Abdankung  des  Königs  noch  unvoll- 
endet waren,  liess  er  vollenden,  wozu  eine  jährliche  Summe 
von  200,000  FL  angewiesen  war. 


In  Baden  sollen  zur  Förderung  der  Landeskultur,  und 
zwar  aller  derjenigen  Unternehmungen,  welche  sich  auf  Ent- 
und  Bewässerung,  auf  die  Urbarmachuug  von  Flächen,  auf 
die  Anlage  von  Feldwegen,  auf  die  Verbesserung  der  Felder- 
Eintheilung,  sowie  auf  Verlegung  und  Zusammenlegung  der 
Grundstücke  beziehen,  besondere  technische  Beamte:  „ K ultur- 
Ingenieure“  angestellt  und  den  Wasser-  und  Strassenbau- 
Inspektionen  beigegeben  werden.  Die  Funktion  dieser  Be- 
amten, zu  welchen  namentlich  solche  Ingenieur -Praktitanten 
gewählt  werden  sollen,  welche  sich  über  den  Besitz  der  er- 
forderlichen landwirthschaftlichen  Kenntnisse  ausweisen  kön- 
nen, dürfte  demnach  zum  grösseren  Theil  derjenigen  der 
Preussischen  Meliorations  - Baubeamten  entsprechen. 

Auch  in  Betreff'  einer  strengeren  polizeilichen  Ueber- 
wachung  der  Dampfkessel  durch  regelmässige  amtliche  Re- 
visionen, die  auf  Kosten  des  Besitzers  erfolgen  sollen,  scheint 
man  in  Baden  dem  Preussischen  Vorbilde  folgen  zu  wollen. 

Der  anderwärts  bestehende  Modus  freier  Vereinigung  der 
Dampfkesselbesitzer  zur  gegenseitigen  Versicherung  ihrer  Kes- 
sel und  Ueberwachung  derselben  durch  selbstgewählte  Beamte, 
nach  deren  Vorbilde  im  Jahre  1865  zu  Mannheim  eine  Ge- 
sellschaft zusammengetreten  ist,  hat  nämlich  in  Baden  nur 
wenig  Anklang  gefunden.  Bis  jetzt  sind  wenige  der  badischen 
Dainpfkesselbesitzer  diesem  Vereine  beigetreten;  doch  dürfte 
eine  Pression  nach  dieser  Richtung  dadurch  erfolgen,  dass 
man  den  Mitgliedern  dieses  oder  ähnlicher  Vereine  die  Be- 
freiung von  der  amtlichen  Kontrole  in  Aussicht  gestellt  hat. 


Wie  wir  hören,  soll  die  Antwort  der  Königlich  Preussi- 
schen Ministerien  des  Handels  etc.  und  des  Kultus  auf  die 
Petitionen  des  Berliner  Architekten -Vereins  in  Betreff  der 
Dombau- Konkurrenz  bereits  vorbereitet  sein  und  wird  in  näch- 
ster Zeit  erfolgen.  Dieselbe  soll  — wie  wohl  kaum  anders 
zu  erwarten  stand  — die  Bitten  und  Vorschläge  des  \ ereins 
durchweg  zurückweisen. 


Konkurrenzen. 

Mo n a t s - A u fgab e n im  Architekten -\  erein  zu  Berlin 
zum  6.  Juni  1868. 

I.  Auf  einem  Grundstück  in  der  Ritterstrasse  von  100  F. 
Front  und  IS  F.  Tiefe  sollen  elegante  Kaufläden  erbaut  werdi  n, 
ein  darüber  errichtetes  niedrigeres  Geschoss  soll  eine  ent- 
sprechende Anzahl  von  Ladenzimmern  enthalten.  Die  Treppen 
zu  diesen  Räumen  sind  im  Laden  nicht  sichtbar;  ausserdem 
ist  auf  Möglichkeit  der  Heizung  und  Unterbringung  von  Klo- 
sets  Bedacht  zu  nehmen.  Licht  ist  nur  von  der  Strassen  front 
oder  durch  Oberlicht  zu  gewinnen.  Grundriss,  Durchschnitt, 
Fayade  sind  zu  zeichnen,  die  beiden  letzteren  im  Maasstabe 
von  1 : 60. 

II.  Ein  Tunnel,  in  welchem  der  Bahnbetrieb  alljährlich 
durch  Eisbildung  behindert,  resp.  gefährdet  wird,  soll  durch 
Abschlüsse  gegen  das  Eindringen  von  Frost  geschützt  werden. 
Dieselben  sind  so  zu  konstruiren,  dass  sie  durch  den  Bahn- 
wärter leicht  und  sicher  bewegt  werden  können  und  bei  etwa 
versäumtem  Oeffnen  dem  passirenden  Zuge  möglichst  wenig 
Gefahr  bringen. 


Hierzu  eine  Beilage. 


181 


Preisausschreiben.  — Der  Magistrat  in  Dortmund 
macht  (vid.  Inserat  in  d.  Nummer  u.  Bl.)  eine  Konkurrenz 
für  ein  neues  Rathhaus  daselbst  bekannt.  Die  Preise  betragen 
500,  300  und  200  Thlr. 


P ersonal  - N achrichten. 

Preussen. 

Der  Ingenieur  Streckert  zu  Cassel  ist  zum  Eisenbahn -Bau- 
meister ernannt  und  ihm  die  kommissarische  Verwaltung  der  zweiten 
Eisenbahn  - Bau- Inspektor -Stelle  im  technischen  Eisenbahn -Bureau 
des  Königlichen  Ministeriums  für  Handel  pp.  übertragen  worden- 

Dem  Bau -Inspektor  Klose  zu  Höxter  ist  die  Eisenbahn- 
Baumeister- Stelle  dortselbst  definitiv  verliehen  worden. 

Der  Eisenbahn-Bau- und  Betriebs -Inspektor  Gr apow,  bisher 
bei  der  Oberschlesichen  Eisenbahn,  ist  nunmehr  definitiv  zur 
Königlichen  Hannoverschen  Eisenbahn,  — der  Kreishaumeister 
Passarge  zu  Strasburg  W.  Pr.  nach  Elbing  versetzt  worden. 

Der  Telegraphen  - Ingenieur  Georg  Theodor  Wilmanns  zu 
Hannover  ist  zum  Eisenbahn -Telegraphen -Inspektor  der  hannover- 
schen Staatseisenbahnen  ernannt,  — der  Ober -Maschinenmeister 
Johann  Constantin  Heckmann  und  der  Maschinenmeister 
Carl  Jung  als  solche  bei  der  Nassauischen  Staats -Eisenbahn  an- 
gestellt worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Leitung  des  umfassenden  Arresthaus-Baues  zu  Aachen 
wird  für  einige  Jahre  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht.  Eintritt 
sofort;  Diäten  reglementsmässig.  Briefe  mit  beizulegenden  Zeug- 
nissen sind  gefälligst  möglichst  bald  an  den  Bau-Inspektor  Maertens 
nach  Aachen  zu  richten. 

2.  Ein  Baumeister,  welcher  mit  Eisenbahn-Vorarbeiten  voll- 
ständig vertraut,  wird  zur  Leitung  und  Führung  einer  grösseren 
Expedition  für  solche  in  Ostpreussen  gegen  4 Thlr.  Diäten  und 
näher  zu  vereinbarende  Reisekosten  gesucht,  auch  können  zwei 
Feldmesser  daselbst  gegen  2J/a  Thlr.  und  Reise  - Diäten  Be- 
schäftigung finden.  Meldungen  sind  unter  Angabe  der  Qualifi- 
kation an  den  Ober -Betriebs -Inspektor  Kessel  in  Königsberg 

i.  P.  gefälligst  zu  richten. 

3.  An  einem  Eisenbahn -Bau -Unternehmen  wird  für  die  Ab- 
nahmen der  Erd-Arbeiten  ein  zuverlässiger,  im  Nivelliren  geübter 
Geometer,  ferner  ein  tüchtiger  Bau-Aufseher  zu  engagiren 
gesucht  vom  Ingenieur  Heene  in  Crossen. 

Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Haupt- Versammlung  am  2.  Mai  1868. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2.  Abstimmung  über  die  Monats-Konkurrenzen. 

3.  Bau  eines  Vereinslokales. 

4.  Wahl  der  Exkursions-Kommission. 

5.  Statuten-Entwurf. 


Das  namentliche  Verzeichniss  der  aktiven  Mitglieder  des  Ver- 
eins liegt  noch  bis  zum  Sonnabend  den  2.  Mai  zur  Berichtigung 
aus.  Die  Herren  Mitglieder  werden  ersucht,  Standes-  und  Wohnungs- 
veränderungen in  diese  Liste,  welche  bald  dem  Druck  übergeben 
werden  soll,  einzutragen  oder  dieselben  schriftlich  dem  Vereinsbiblio- 
thekar Herrn  E ise m an n mitzutheilen. 

Offene  IBauineisterstelle. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Die  Stelle  des  Inspektors  und  Kassenführers  der  städtischen  Gas- 
Anstalt,  mit  welcher  ein  Jahrgehalt  von  500  Thlr.  haar,  freie  Woh- 
nung, Beleuchtung  und  Heizung  verbunden  ist,  ist  vakant  und  soll 
zum  1.  Juli  c.  anderweit  besetzt  werden.  Qualifizirte  Gastechniker, 
welche  Gas-Anstalten  bereits  selbstständig  geleitet  haben,  wollen 
Ihre  Bewerbungen  unter  Einreichung  ihrer  Qualifikations-  und 
sonstigen  Atteste  binnen  14  Tagen  bei  uns  anbringen. 

Mühlhausen,  den  16.  April  1868. 

Iler  Magistrat. 

Die  Unterzeichnete  Fortifikation  sucht  zwei  Baumeister  gegen 
3 Thaler  Diäten.  Zur  Vermeidung  zeitraubender  Korrespondenzen 
macht  dieselbe  darauf  aufmerksam,  dass  sie  nur  zur  Beschäftigung 
solcher  Baumeister  berechtigt  ist,  welche  die  Staatsprüfung  bestan- 
den haben.  Die  Beschäftigung  ist  diätarisch  mit  einer  zu  verein- 
barenden Kündigungsfrist  (längstens  3 Monate).  Reisekosten  wer- 
den auf  besonderen  Antrag,  Umzugskosten  gar  nicht  vergütet. 

Die  schriftliche  Zusage  zur  Annahme  der  Stellung  muss  als 
rechtsverbindlich  angesehen  werden. 

Königliche  Fortifikation  zu  Kendshurg. 

Ein  Zimmermeister,  mit  Vermessungsarbeiten  vertraut,  gewandter 
Zeichner,  sucht  Stellung  bei  Bauausführungen  oder  als  Bureau-Ar- 
beiter.  Adressen  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  sub  A.  S.  31. 


4.  Die  Königl.  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Bau- 
meister. Näheres  im  Inseratenteile. 

5.  Zwei  geprüfte,  thunlichst  im  Hochbau  erfahrene  Bau- 
meister finden  gegen  2 bis  2l/t  Thlr.  Diäten  sofort  Beschäftigung 
im  Ressort  der  König].  Eisenbahn -Direktion  in  Hannover.  An- 
meldungen unter  Beifügung  von  Zeugnissen  sind  an  den  Geh.  Reg.- 
Rath  Dur  lach  in  Hannover  zu  richten. 

6.  Die  Stelle  eines  Inspektors  der  Gas-Anstalt  in  Mühl- 
hausen ist  zu  besetzen.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

7.  Ein  gewandter  Architektur- Zeichner  findet  sofort 
Beschäftigung.  Näh.  unter  Vorlegung  von  Zeichnungen  Georgen- 
Strasse  37,  3 Treppen  im  Atelier. 

8.  Zur  speziellen  Leitung  des  bereits  in  der  Ausführung  be- 
griffenen Neubaues  eines  Seminar -Gebäudes  in  Mörs  wird  ein,  im 
Landbau  erfahrener  Baumeister  oder  Bauführer  gesucht,  wel- 
cher sofort  eintreten  kann.  Diäten  2 Thlr.  Meldung  beim  Kreis- 
Baumeister  Baumgarten  in  Crefeld. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  B.  in  Berlin.  Wir  sind  leider  nicht  mehr  im  Besitz 
der  Schriftstücke  aus  dem  Monat  Januar,  so  dass  wir  nicht  mehr 
feststellen  können,  ob  die  Anzeige  über  die  offenen  Stellen  an  der 
Westfälischen  Eisenbahn  in  No.  6 u.  Bl.  uns  direkt  von  der 
Direktion  dieser  Bahn  oder  durch  ander  weite  Vermittelung  zuge- 
gangen war. 

Es  wird  sonach  wohl  unsererseits  nichts  zur  Aufklärung  der 
allerdings  sehr  auffälligen  Thatsache  geschehen  können,  dass  die 
Direktion  Ihnen  auf  Ihre  Meldung  zu  einer  der  in  No.  6 ange- 
kündigten Baumeister -Stellen  statt  der  dort  in  Aussicht  gestellten 
Diäten  von  21/,  Thlr.  nur  2 Thlr.  angeboten  hat.  Dass  diese  Ant- 
wort auf  Ihre  Eingabe  unfrankirt  und  gleichzeitig  mit  Einziehung 
der  verwirkten  Strafe  wegen  unterlassener  Anwendung  eines  Stem- 
pels erfolgt  ist,  lässt  sich  unseres  Wissens  formell  allerdings  wohl 
rechtfertigen.  Dass  jedoch  bei  den  meisten  Behörden  hierin  eine 
milde  Praxis  gehandhabt.  wird,  haben  Sie  ja  selbst  konstatirt. 

Hrn.  J.  in  Hessen.  — Wir  bitten  Sie  die  Verzögerung 
einer  Antwort  auf  Ihren  Vorschlag  zu  entschuldigen,  da  wir  bemüht 
sind,  demselben  Erfüllung  zu  verschaffen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  E.  in  Hannover, 
H.  in  Altena,  B.  in  Königswinter,  M.  in  Höxter,  Z.  in  Harburg, 
K.  in  Hannover. 


Heute  früh  8'/a  Uhr  wurde  meine  liebe  Frau  Almuth  geb. 
Popken  von  einem  gesunden  Jungen  glücklich  entbunden. 
Greifswald,  den  21.  April  1868. 

Bohl,  Stadtbaumeister. 


Am  24.  April  Morgens  8 Uhr  verschied  in 


Dittersbacli  bei  Waldenburg  der 

Königl.  Baumeister  Herr  Ludwig  Wust 

aus  Görlitz  in  Folge  schwerer  Verletzungen,  welche 
er  in  Ausübung  seines  Berufes  durch  einen  unglück- 
lichen Fall  aus  einer  Draisine  erlitten  hatte. 

Wir  verlieren  in  dem  Verstorbenen  einen  hoch- 
geschätzten  Kollegen  und  lieben  Freund,  dessen  An- 
denken in  uns  immer  fortleben  wird. 

Görlitz,  den  27.  April  1868. 

Die  Kollegen  und  Freunde  des 
Verstorbenen. 

Die  Aufnahme  und  Anfertigung  eines  Planes  der  Stadt  Mühl- 
hausen mit  ihren  5 Vorstädten  im  Maasstabe  von  1 : 250  soll  an 
einen  qualifizirten  Unternehmer  vergeben  werden  und  fordern  wir 
geeignete  Bewerber  auf,  ihre  Offerten  bei  uns  bis  zum  14.  Mai  c. 
unter  Beifügung  der  Nachweise  ihrer  Qualifikation  einzureichen. 

Die  Bedingungen  sind  in  unserer  Registratur  einzusehen  und 
kann  davon  gegen  Erstattung  der  Kopialien  Abschrift  ertheilt 
werden. 

Mühlhausen,  den  16.  April  1868. 

Oer  Magistrat. 

Ein  junger  Zimmermeister,  jetzt  im  Bureau  eines  Baubeamten 
beschäftigt  und  mit  guten  Zeugnissen  versehen,  sucht  unter  beschei- 
denen Ansprüchen  anderweitig  Stellung  bei  Bauausführungen  oder 
im  Bureau.  Adressen  in  der  Exped.  dieser  Zeitung  sub  G.  B.  30. 

Ein  junger  Maurer-  und  Zimmermeister,  welcher  auch  als  Mau- 
rer praktisch  gebildet  und  im  Zeichnen  gut  geübt  ist,  sucht  eine 
Stelle  bei  einem  Baumeister  oder  als  Bauaufseher  bei  Chaussee- 
oder Eisenbahnbauten.  Gefällige  Offerten  unter  C.  B.  32  wolle 
man  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  abgeben. 

Ein  tüchtiger  Techniker  (Maurermeister)  sucht  hier  in  Berlin 
gegen  mässiges  Einkommen  passende  Beschäftigung.  Gefällige 
Adressen  beliebe  man  unter  der  Adresse  H.  L.  45  an  die  Expe- 
dition zu  richten. 


182 


llatliliauslmu  in  Dortmund. 

Konkurrenzpläne 

Nach  den  Beschlüssen  der  Stadtbehörden  soll  das  vorhandene 
Rathhaus  abgebrochen  und  an  Stelle  desselben  unter  Hinzunahme 
zweier  benachbarter  Grundstücke  ein  neues  Rathhaus  gebaut  werden. 
Indem  wir  die  Herren  Baumeister  und  Architekten  des  In-  und 
Auslandes  um  Anfertigung  des  Bauprojekts  ersuchen,  bemerken  wir, 
dass  der  beste  Plan  mit  500,  der  zweitbeste  mit  300  und  der  dritt- 
beste mit  200  Thalern  präiniirt  werden  wird.  Situationsplan  und 
Bauprogramm  werden  den  Bewerbern  auf  Verlangen  eingesandt. 

Dortmund,  den  19.  April  1868. 

Der  Magistrat. 


Neue  Berliner  Verbindungsbalm. 

Ein  Loos  der  Erdarbeiten  für  den  Bau  der  Neuen  Berliner 
Verbindungsbahn  von  ca  61000*)  Schachtruthen,  einschliesslich  der 
Herstellung  zweier  Strassenüberführungen,  beabsichtigen  wir  im 
Wege  beschränkter  Submission  zu  vergeben.  Bauunternehmer, 
welche  ihre  Qualifikation  durch  Atteste  nachznweisen  vermögen, 
werden  ersucht,  von  den  in  unserem  Büreau,  Köpnickerstrasse  29, 
ausliegenden  Plänen  und  Bedingungen  Kenntniss  zu  nehmen  und 
werden  daselbst  Üii'erten  bis  zu  dem,  am 

7.  Mai  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 

stattfindenden  Termine  entgegen  genommen,  und  im  Beisein  der 
etwa  persönlich  anwesenden  Submittenten  eröffnet. 

Berlin,  den  17.  April  1868. 

Küniglirlie  Direktion  «1er  Nietlersclilesiscli- 
Märkiselien  Eisenbahn. 

Abtheilung  für  den  Bau  der  Neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

*)  In  voriger  Nummer  war  irrthümlich  6100  Schachtruthen  ge- 
druckt. 

Eine  im  besten  Betriebe  befindliche,  gut  eingerichtete  Tlioil- 
wnarenf’altrik  (Kunstziegelei)  ist  sofort  an  einen  Maurer-, 
Zimmermeister  oder  Baumeister  zu  verkaufen.  Zur  Uebernahme 
8 bis  10  mille  erforderlich.  Bedeutende  Baupraxis  wird  mit  über- 
geben. Adr.  sub  M.  M.  68  an  die  Exped.  dies.  Zeitg.  einzusenden. 

Hitzig’s  Entwürfe,  ganz  oder  theilweise,  und  eine  Partie  des 
architekt.  Skizzenbuchs  werden  zu  kaufen  gesucht.  Adressen  unter 
C.  36  mit  Angabe  des  Preises  bittet  man  in  der  Expedition  dieser 
Zeitung  abzugeben. 

In  Bezug  auf  mehrfache  Anfragen  theile  ich  hierdurch  mit, 
dass  von  dem 

KALENDER 

für  Architekten  mul  Baugewerksineister 

Jahrgang  18G8 

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Carl  Beelitz 

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14 

unten  sauber  bearbeitet 


» 


32 


7) 


„ 52 


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Oelmühlen:  Samenwärmer,  Presskasten  für  hydranlische  Pressen. 

Papierfabriken:  Holländerbetrieb  mit  Zentrifugalpumpen. 

Maschinenziegeleien:  Thon-Elevator,  Kollermühle. 

Mechanische  Webereien:  Betrieb,  Regulator,  Oberlicht. 

Tabaksfabriken:  Winde,  Schneidemaschinen,  Darren. 

HolzstofFabriken  für  Papier:  Schleif-  und  Mahl-Einrichtungen. 

Brennereien:  Maischmaschine.  Grünmalzelevator,  Keller,  Pumpen. 

Bleich-  und  Appretur- Anstalten : Mangelbetrieb,  Stampfkabmder. 

Kraftmaschinen:  Holzschaufelbefestigung,  liegende  und  stehende 
Dampfkessel  mit  innerer  Feuerung  ohne  Gefahr  und  leichterer  Rei- 
nigung, Dampfmaschine  mit  horizontalem  Schwungrad,  Stopfbüchse 
ohne  Versehleiss,  Pumpen- Ausrückung. 

Maschinentheile:  Spurlager,  stellbare  Hängelager,  Holzverzah- 
nung der  Eisenräder  und  Verhütung  des  Springens,  Friktionskuppe- 
lungen, Verhütung  des  Auslaufens  der  Losscheibe. 

Gebäude  im  Allgemeinen:  Holzfenster,  Eisenfenster  mit  dichten 
Luftscheiben,  Dachgerüst  mit  Ersparniss  von  10°/0  Holz.  Silicat- 
Anstrich  für  Pappdächer,  Schlösser,  dicht  schliessende  Thüren  ohne 
Schwellbretter,  Blechthüren. 

Hausgeräthe:  Speiseschrankventilation,  Klingelzüge,  Wasch- 

tische, Waschmaschinen  mit  Ersparung  des  Kochkessels,  Mostrich- 
Konservator,  leuchtende  Oefen,  Exkrementwagen , mechanische 
Treppen. 

Gothische  Kirchen:  Altar,  Säulen,  Emporen,  Thnrmanlage,  feuer- 
festes Dach,  Ventilation. 

Schulen:  Sitzplätze,  Kommoditäten,  Spielkorridor , Ventilation 
ohne  Zug. 

Heilanstalten:  Verhütung  der  Miasmen,  reichliche  reine  Luft  ohne 
Zug,  Leichenfahrstuhl,  Vertilgung  der  Ansteckungsluft. 

Sitzungssäle  und  Theater:  Sitzplätze  mit  Saugapparat,  zugfreie 
Ventilation. 

Personenschiffe:  Reine  Luft,  Ventilatorenbetrieb. 

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renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
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befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  8.  Mai  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Freigebung  der  Baugewerbe  im  Norddeutschen  Bunde. 
— Ein  Wort  über  das  Metermaass.  — Backofen  mit  Heisswasser- 
heizung. — Feuilleton:  Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in 
Wien.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten  und  In- 

genier -Verein  zu  Hannover.  - 
Aus  der  Fach  litte  ratur: 
— Personal-Nachrichten 

- Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — 
Zeitschrift  für  Bauwesen  von  Erbkam. 
etc. 

Die  Freigebung  der  Baugewerbe  im  Norddeutschen  Bunde. 


Der  dem  Reichstage  des  Norddeutschen  Bundes  vor- 
gelegte Entwurf  einer  neuen,  auf  Grund  der  Gewerbe- 
freiheit zusammengestellten  Gewerbeordnung  hat  seither 
allseitig  die  lebhaftesten  Agitationen  hervorgerufen.  Aber 
während  die  meisten  der  dawider  erhobenen  Einwände  ein 
zu  geringes  Maass  der  Freiheit  in  ihm  finden  und  die 
lästigen  Beschränkungen,  welche  er  noch  aufrecht  erhält, 
gleichfalls  hinweggeräumt  wissen  wollen,  sind  es  verhält- 
nissmässig  nur  wenige  Gesellschaftsklassen  gewesen,  welche 
sich  gegen  die  Freiheit,  die  er  bringen  soll,  sträuben. 
Keine  aber  heftiger  und  einmüthiger  als  der  Stand  der 
Baugewerks  meister. 

Von  Maurer-  und  Zimmermeistern  Berlins  zusammen- 
berufen, hat  vor  einigen  Wochen  hierseihst  eine  zahlreich 
besuchte  Versammlung  „der  Delegirten  von  Baugewerken 
aus  Städten  des  Norddeutschen  Bundes“  getagt,  die  nach 
mehren  stürmischen  Sitzungen  einstimmig  zu  dem  Be- 
schlüsse folgender  Petition  gelangten: 

„in  Erwägung,  dass  die  Gewerbe  der  Maurer-  und 
Zimmermeister  unbestritten  zu  denjenigen  gehören, 
welche  bei  mangelhaftem  Betriebe  Gemeingefahr  her- 
vorrufen  und  zu  deren  Verhütung  fachwissenschaft- 
liche  Kenntnisse  erfordern,  wolle  der  hohe  Reichs- 
tag beschliessen : 

diese  Gewerbe  unter  denjenigen  b e i z u be- 
halten, zu  deren  Betrieb  der  Nachweis 
der  persönlichen  Befähigung  nothwen- 
dig  ist.“ 

Wäre  die  Frage,  ob  die  Freigebung  der  Baugewerbe 
gerechtfertigt  und  wünschenswerth  sei  oder  nicht,  und 
welche  Folgen  sicli  daraus  voraussichtlich  ergeben  möch- 
ten, für  unsern  Leserkreis  nicht  schon  von  dein  allerher- 
vorragendsten Interesse,  so  würden  wir  zu  ihrer  Erörte- 
rung doch  durch  die  direkte  Beziehung  genöthigt  sein, 
in  welche  wir  durch  jene  Petition  der  Baugewerksmeister 
zu  der  Angelegenheit  gesetzt  worden  sind. 

Wie  den  meisten  unserer  Leser  bekannt  sein  wird, 
hatten  wir  nämlich  seiner  Zeit  in  einem  Artikel  „Die 
Aufgabe  der  Baugewerk  sc  hu  len  und  das  Ver- 
hältnis zwischen  Baugewerksmeistern  und  Ar- 
chitekten“ dargethan,  dass  die  Einrichtungen  und  die 
Resultate  der  Baugewerkschulen  nur  darum  ungenügende 
seien,  weil  die  Stellung  der  Baugewerksmeister,  zu  deren 
Ausbildung  sie  bestimmt  wären,  eine  schiefe  und  zwitter- 
hafte wäre.  Denn  als  Vermittlungsgliedz  wischen  den  aus- 
führenden Werkleuten  und  den  erfindenden  Archi- 
tekten seien  sie  an  sicli  nicht  nothwendig,  an  Stelle  der 
letzteren  zu  treten  aber  ihrem  bisherigen  Bildungsgänge 
nach  zumeist  unfähig.  Wenn  sie  trotzdem,  gestützt  auf  das 
„Privilegium“,  das  sie  der  grossen  Masse  der  Bau- 
herren gegenüber  vor  jeder  Konkurrenz  mit  den  Archi- 
tekten bewahrt,  bei  der  ungeheuren  Mehrzahl  aller  Bauten 


die  Funktion  des  Architekten  in  ungenügender,  dilettan- 
tistischer  Weise  ausübten,  so  sei  dieses  Verhältniss  den 
Interessen  unserer  Kunst  entschieden  nachtheilig.  Denn 
diese  kann  nimmermehr  allein  als  Pflegling  der  Akademien 
lind  Bureaux  gedeihen,  sondern  muss  ihre  Wurzeln  im 
Volke  ausbreiten  können,  um  sich  zu  lebenskräftiger  Blüthe 
zu  entwickeln.  Es  sei  daher  jedenfalls  nothwendig,  den  Stand 
der  Baugewerksmeister  als  solchen  aufzuheben  und  zu 
naturgemässen  Verhältnissen  zurückzuführen.  Dies  könne 
entweder  geschehen,  indem  man  ihn  in’s  rohe  Hand- 
werk herabdrücke,  den  Baugewerksmeistern  also  die  Be- 
fugniss  zur  Anfertigung  von  Bauplänen  entzöge  und  sie 
zu  Polieren  mache  — ein  Verfahren,  dass  wir  für  ebenso 
undurchführbar  als  barbarisch  erklärten  — oder  dadurch, 
dass  man  eine  Verschmelzung  der  Architekten  und  Bau- 
gewerksmeister anbahne,  die  letzteren  also  zu  Architek- 
ten erhöbe.  Indem  wir  uns  mit  aller  Entschiedenheit  für 
den  letztgenannten  Weg  erklärten,  fanden  wir  gleichzeitig 
das  beste  und  richtigste  Mittel  zur  Erreichung  dieses  Zieles 
in  der  Einführung  voller  Gewerbefreiheit,  welche  die  Bau- 
gewerksmeister  zunächst  einer  Konkurrenz  mit  den  Archi- 
tekten aussetzen  und  sie  dadurch  auf  die  einfachste  Weise 
zwingen  werde,  über  ihren  bisherigen  Dilettantismus  hin- 
auszugehen und  seihst  Architekten  zu  werden*). 

Es  erhellt  aus  diesem  kurzen  Resume,  dass  unsere 
damalige  Erörterung  eine  durchaus  unpersönliche,  wesent- 
lich theoretische  war,  die  vorwiegend  die  Stellung  der 
Architekten  und  Baugewerksmeister  gegenüber  der  künst- 
lerischen Seite  unseres  Faches  im  Auge  hatte.  Wir 
hatten  sogar  ausdrücklich  hervorgehoben,  dass  dieselbe 
nur  ein  neues,  keineswegs  das  wesentlichste  Moment  zu 
der  Frage  über  die  Freigebung  der  Baugewerbe  bilden  solle. 

Trotzdem  hat  dieser  harmlose,  dem  aufrichtigsten 
Interesse  für  die  Kunst  und  keinem  einseitigen  Standes- 
interesse entsprungene  Aufsatz  den  zu  Berlin  versam- 
melten Delegirten  der  Bau -Gewerke  als  Gegenstand  des 
erbittertsten  Angriffs  dienen  müssen,  der  sich  sogar  bis  in 
die  Motive  der  dem  Reichstage  überreichten  Petition  fort- 
gesponnen hat.  Man  hat  denselben  nicht  allein  mit  den 
blöden  Augen  des  Vorurtheils  gelesen,  man  hat  auf  ihn 
auch  die  alte  Kunst,  Sälze  aus  dem  Zusammenhänge  zu 
reissen  und  sie  einerseits  zu  verstümmeln**),  andererseits 
willkürlich  zu  ergänzen,  in  einer  so  kühnen  Weise  ange- 

*)  Die  Ausführung  ist  selbstverständlich  nur  dem  Sinne  nach 
wird  rgegelien.  Wir  verweisen  den,  der  sich  dafür  interessirt,  auf 
die  No.  4,  6 und  9,  Jalirg.  18(18  u.  Blattes. 

**)  Beispielsweise  hat  man  aus  dem  Satze:  „dass  des  Institut 
unserer  heutigen  Baugewerksmeister  (sobald  man  ihnen  das  Recht 
— oder  was  sachlich  dasselbe  sagen  will  — die  Fähigkeit  der  Er- 
findung, d.  i.  die  Funktion  des  Architekten  abspricht)  eine  völlig 
überflüssige  Zwischenstufe  im  Baufache  bildet“,  den  eingeklam- 
merten Theil  einfach  weggelassen.  (Denkschrift  über  die  Bange 
werbefrage  S.  3.) 


186 


wendet,  dass  uns  Ansichten  untergeschoben  werden  konnten, 
zu  denen  jener  Aufsatz  nicht  die  mindeste  Veranlassung 
gegeben  hatte,  Ansichten,  die  sogar  im  diametralen  Gegen- 
sätze zu  der  ganzen  Tendenz  unseres  Blattes  stehen.  Und 
aut’  diesem  Scheingebäude  hat  man  dann  weitergebaut  und 
geschlossen,  so  dass  die  Motive  jener  Petition,  durch 
welche  die  Baugewerksmeister  die  Nothwendigkeit  ihrer 
Prüfungen  beweisen  wollten,  fast  nichts  anderes  geworden 
sind  als  eine  heftige  Invektive  gegen  die  Architekten,  die 
„Königlichen  Baumeister“  — wohlgemerkt  aber  nur  gegen 
die  „unerfahrenen  jüngeren,  welche  in  Folge  ihrer 
bis  dahin  hauptsächlich  theoretischen  Studien  noch  kaum 
von  der  Wahrheit  des  Ausspruchs  eines  der  grössten 
Meister  in  der  Baukunst  durchdrungen  sein  können,  dass 
Theorie  und  Praxis  nur  ver  ei  nt  Grosses  zu  schaffen 
vermögen.“ 

Während  der  Verfasser  jener  Petition  resp.  der  dieser 
zu  Grunde  liegenden  Denkschrift  zunächst  die  Meinung 
offen  liess,  als  hätten  wir  in  jenem  Artikel  bereits  die 
eigentliche  Frage  über  Freigebung  der  Baugewerbe  ver- 
handelt, benutzte  er  den  gleichzeitigen  Angriff  auf  eine 
Denkschrift  des  Berliner  Magistrats,  in  welcher  gleichfalls 
Freigebung  der  Baugewerbe  aber  unter  Annahme  einer 
unausgesetzten  baupolizeilichen  Kontrole  und  einer  Ver- 
antwortlichkeit des  Bauherrn  verlangt  war,  um  unsere 
Anschauungen  mit  denen  des  Berliner  Magistrates  in  einen 
durch  nichts  begründeten  Kausal -Nexus  zu  bringen!  Er 
setzt  ferner  voraus,  dass  wir  nur  einseitige  Aufhebung 
der  Gewerksmeisterprüfungen,  hingegen  Beibehaltung  der 
Baumeisterprüfungen  wünschen,  und  nennt  dies  „einen 
wahren  Hohn  auf  Gewerbefreiheit  und  freie  Konkurrenz.“ 
Er  formulirt  endlich  als  „Kardinalfrage“,  welcher  Vortheil 
dem  Publikum  aus  der  Freigebung  der  Baugewerbe  ent- 
stehe und  kommt  dabei  zu  dem  Resultate,  dass  es  einzig 
die  Königlichen  Baumeister  seien,  die  ein  Interesse  daran 
hätten!  So  konnte  er  nach  Anführung  dessen,  was  wir 
über  das  Privilegium  der  Baugewerksmeister  gegenüber  den 
Architekten  gesagt  hatten,  zu  folgender  Behauptung  ge- 
langen : 

„Hierdurch  ist  ausser  Zweifel  gestellt,  worauf  es  ab- 
gesehen ist.  Weil  die  Königl.  Baumeister,  die  bis 
jetzt  als  Baubeamte  a u s g e b i 1 d e t werden, 
keine  Gesellen  halten  dürfen  — weil  sie  ihre  Er- 
findungen bezahlt  nehmen  müssen,  während  die  Bau- 
gewerksmeister ihre  Pläne  umsonst  geben,  wenn 
sie  die  Arbeiten  ausführen,  deshalb  sollen  die  Ge- 
werksmeister beseitigt  und  die  Gewerbefreiheit  ein- 
geführt werden,  deshalb  soll  an  Stelle  der  Meister- 
prüfungen ein  polizeilicher  Apparat  von  Kontrole 
und  Beamten  in  die  Welt  gesetzt  werden,  der  dem 
ganzen  Publikum  zuwider  sein  mag,  wenn  er  nur 
den  Interessen  der  Architekten  entspricht.“ 

„Fragen  wir  nun,  weshalb  die  Königl.  Baumeister 
nicht  einfach  das  Recht  verlangen,  Gesellen  halten 
zu  dürfen,  wenn  es  ihnen  nicht  genügt,  neben  ihrer 
amtlichen  Thätigkeit  Privatbauten  zu  leiten,  oder 
selbstständig  als  Bauunternehmer  aufzutreten,  so  er- 
halten wir  die  Antwort,  dass  sie  alsdann  mit  den 
geprüften  Baugewerksmeistern  konkurriren  müs- 
sen, und  da  ihnen  dies  nicht  ganz  ungefährlich  zu 
sein  scheint,  so  sollen  deren  Prüfungen  aufgehoben 
werden,  die  ihrigen  aber  fortbestehen.“ 

Zum  Schlüsse  wird  demnächst  noch  einmal  ausgeführt, 
dass  es  viel  eher 

„zulässig,  ja  für  das  fernere  Gedeihen  des  ganzen 
Bauwesens  von  unberechenbarem  Erfolge  sein  würde, 
wenn  die  Prüfungen  der  Königlichen  Baumeister  in 
Wegfall  kommen  und  dadurch  dem  Talent  und 
Genie  ein  Feld  der  Thätigkeit  eröffnet  würde,  auf 
dem  in  anderen  Ländern,  wo  es  nur  Ingenieure  und 
keine  geprüften  Staatebaumeister  giebt,  so  Grosses 
geleistet  wird,  als  dass  die  Prüfungen  der 
Maurer-  und  Zimmer  m ei  st  er,  welche  eine  Ga- 
rantie für  die  solide  Ausführung  der  Bauten  gewäh- 
ren müssen,  aufgehoben  werden.“ 

Wenn  uns  wirklich  keine  andere  Absicht  leitete,  als 
der  Brotneid  auf  die  Einnahmen  der  Maurer-  und  Zimmer- 


meister, und  wenn  wir  die  Freigebung  der  Baugewerbe 
wirklich  nur  deshalb  wünschten,  damit  sich  sofort  alle 
Architekten  auch  als  Baugewerksmeister  aufthun  könnten, 
wir  müssten  den  Delegirten  der  Norddeutschen  Bauge- 
werke es  nur  Dank  wissen,  dass  sie  ihre  Petition  in  sol- 
cher Weise  motivirten.  Denn  es  leuchtet  wohl  einem 
jeden  einsichtsvollen  Manne  ein,  auf  wie  schwachen  Füssen 
eine  Forderung  stehen  muss,  lür  die  keine  besseren  Gründe 
geltend  gemacht  werden  können!  Da  es  in  der  Petition 
an  Seitenhieben  auf  die  sachliche  Befähigung  der  Königl. 
Baumeister  nicht  fehlt,  da  ferner  die  Annahme,  dass  für 
dieselben  eine  Befreiung  von  der  baupolizeilichen  Kon- 
trole beabsichtigt  sei  (wie  sie  in  der  ursprünglichen  Denk- 
schrift uns  gleichfalls  frischweg  ange — dichtet  warj,  in  der 
Petition  weggeblieben  ist,  so  kann  als  der  Kernpunkt  der 
letzteren  kaum  etwas  anderes  herausgelesen  werden,  als 
dass  die  Baugewerksmeister  bei  Aufhebung  ihres  Privi- 
legiums die  Konkurrenz  nicht  glauben  bestehen  zu  kön- 
nen, welche  ihnen  im  Baugewerbe  die  Reklame  mit 
dem  Titel:  „Königlicher  oder  geprüfter  Bau- 

meister“ verursachen  würde!  Wir  glauben  ernstlich, 
dass  die  Baugewerksmeister  ihre  vermeintlichen  Interessen 
gar  nicht  empfindlicher  schädigen  konnten,  als  durch  eine 
derartige  Auffassung!  In  der  ff  hat  hat  ihre  so  effektreich 
in  Szene  gesetzte  Agitation  in  der  gesammten  politischen 
Presse  zwar  einen  lebhaften  \\  iederhall,  aber  kaum  Sym- 
pathien gefunden. 

Es  leiten  uns  in  Wirklichkeit  jedoch  durchaus  andere 
Ziele.  Hätte  man  unsere  Anschauungen  nicht  bereits  der- 
artig verfälscht  vor  ein  grösseres  Publikum  gebracht,  dass 
wir  dieses  Wort  der  Nothwehr  nicht  gut  vermeiden  konn- 
ten , wir  würden  jener  Angriffe  der  Delegirten-Y  ersamm- 
lung  am  Liebsten  gar  nicht  Erwähnung  gethau  haben. 
Denn  es  entspricht  unseren  Bestrebungen  keineswegs,  die 
bereits  vorhandene  Kluft  zwischen  den  Angehörigen  des 
Baufaches  noch  mehr  zu  erweitern;  wir  sind  ja  vielmehr 
aus  ganzer  Seele  bemüht,  an  der  aufrichtigen  Versöhnung 
aller  persönlichen  Gegensätze  im  Bereiche  des  deutschen 
Bauwesens  auf  dem  Boden  der  Freiheit  und  Gleichbe- 
rechtigung zu  arbeiten. 

So  wollen  wir  hiermit  unsern  Gegnern  sogar  gern 
die  Erklärung  abgeben,  dass  wir  trotzalledem  an  der  Auf- 
richtigkeit und  Ehrenhaftigkeit  ihrer  differirenden  An- 
sichten durchaus  nicht  zweifeln.  Wir  wissen  die  Reiz- 
barkeit eines  in  seiner  langgewohnten  Stellung  Bedrohten 
sehr  wohl  zu  würdigen;  wir  nehmen  gern  an,  dass  es  bei 
den  meisten  unserer  Gegner  nicht  die  neidische  I urcht  vor 
einer  Konkurrenz,  die  sie  nicht  mehr  zu  fürchten  brau- 
chen, auch  nicht  zünftlerische  Beschränktheit  ist,  die  sie 
in  derartige  Aufregung  versetzt  hat.  Es  liegt  menschlich 
so  nahe,  dass  sie  es  nicht  ohne  ein  Gefühl  tiefer  Y er- 
stimmung  mit  ansehen  können,  wie  ihr  durch  die  Iradi- 
tion  der  Jahrhunderte  ehrwürdiger  Stand  den  Anforderun- 
gen einer  neuen  Zeit  gegenüber  so  völlig  aufgelöst  wer- 
den soll.  Ein  Gefühl,  wie  es  der  empfinden  mag,  dessen 
Vaterhaus  zum  Zwecke  einer  Eisenbahn  expropriirt  wird, 
und  dem  man  schonendes  Mitgefühl  immerhin  zollen  muss, 
wenn  man  es  auch  als  maassgebend  nicht  anerkennen  darf. 

Wie  wenig  im  Uebrigen  unsere  Ansichten  über  die 
bevorstehende  Freigebung  der  Baugewerbe  dem  Zerrbilde 
entsprechen,  das  man  sich  von  ihnen  konstruirt  hat,  wird 
sich  am  Besten  aus  der  nachfolgenden  sachlichen  Ent- 
wickelung ergeben. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Kin  Wort  über  das  JIcterinaass. 

Dem  Reichstage  des  norddeutschen  Bundes  soll  noch 
in  dieser  Sitzungsperiode  ein  Gesetz  über  Einführung  des 
Metermaasses  — mit  einigen  Modifikationen  (!)  in  dessen 
konsequenter  Durchführung  — vorgelegt  werden.  Dem 
gewiss  berechtigten  und  als  ein  beachtenswerthes  Zeichen 
der  Zeit  sich  geltend  machenden  Drange  nach  einem  ein- 
heitlichen Maassystem  gegenüber  hat  bis  jetzt  fast 
noch  jede  Kommission  von  Sachverständigen  konstatiit, 
dass  das  Metermaass  als  Längeneinheit  bei  allen  mit  der 


187 


Hand  auszufiihrenden  Messungen  fast  in  jeder  Beziehung 
so  unpassend  und  unbequem  wie  möglich  ist  und  darin, 
wie  wir  auch  unten  sehen  werden,  durch  das  Fussmaass 
bei  Weitem  an  Zweckmässigkeit  übertroffen  wird.  Der 
einzige  Vorzug  des  metrischen  Systems  ist  die  Dezitnal- 
theilung  und  deren  konsequente  Durchführung  in  Bezug 
auf  Münze,  Maass  und  Gewicht.  Aber  die  Dezimalthei- 
lung  kommt  nur  der  Rechnung  zu  Gute,  lässt  sich  auf 
jede  andere  Längeneinheit  ohne  Schwierigkeit  übertragen 
und  wird  niemals  für  sich  allein  im  Stande  sein,  das  in 
seiner  Länge  verfehlte  Grundmaass  dem  praktischen  Be- 
dürfniss  anzupassen.  Wir  glauben  daher,  ohne  uns  mit 
der  Hoffnung  zu  schmeicheln,  mit  diesen  Zeilen  allein  den 
Siegeslauf  der  einer  tollen  Zeit  entsprungenen  Maassein- 
heit aufzuhalten,  dass  jeder  Einzelne  das  Recht  und  die 
Pflicht  habe,  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln 
gegen  dieselbe  anzukämpfen. 

Das  Metey maass  hat  nur  in  Verbindung  mit  der  Thei- 
lung  des  Kreises  in  400  Grade  a 100  Minuten  a 100  Se- 
kunden einen  Sinn,  indem  dadurch  eine  gewisse  Beziehung 
zu  dem  Erdmeridian:  1 Meter  = '/10  Bogensekunde  — 
1 Vierzig -Milliontel  des  Meridians  hergestellt  wurde.  Jetzt 
aber,  da  jene  Kreistheilung  an  der  älteren,  durch  tausendjäh- 
rigen Gebrauch  geheiligten  und  mit  allen  unsern  Verhält- 
nissen verwachsenen  Kreistheilung  in  360  Grade  geschei- 
tert ist,  da  man  ferner  nachgewiesen  hat,  dass  ein  Meter 
gar  nicht  wirklich  40  millionenmal  im  Erdquadranten 
aufgeht,  so  schwebt  dieses  Maass  ganz  ebenso  in  der  Luft, 
wie  irgend  ein  anderes,  d.  h.  1 Meter  ist  — 443,334  Pa- 
riser Linien! 

Jenem  Streben  nach  einem  einheitlichen  Maass- 
und Gewichts-System  erschien  das  metrische  als  das  zur 
Einführung  am  meisten  geeignete,  weil  es  bereits  Verbrei- 
tung „über  die  ganze  Erde“  gefunden  haben  soll. 
Diese  weite  Verbreitung  schrumpft  aber,  genau  betrachtet, 
auf  einzelne  kleine  Punkte  der  Erdoberfläche  zusammen, 
denn  ausser  Frankreich  und  Italien  haben  sich  nur  kleinere 
Staaten,  wie  Baden,  Belgien,  die  Schweiz  und  einige  in 
Di  ngen  der  Kultur  nicht  zu  beachtende  südamerikanische 
Republiken  dem  System  angeschlossen  und  auch  das  nur 


dem  Namen  nach,  da  man  bekannterrnassen  in  allen  diesen 
Ländern,  Frankreich  nicht  ausgenommen,  von 
alleiniger  Anwendung  des  Metermaasses  aus  praktischen 
Gründen  noch  sehr  weit  entfernt  ist.  Auf  der  andern 
Seite  stehen,  abgesehen  von  dem  unschlüssigen  Deutsch- 
land, die  Weltreiche:  England,  Nord -Amerika  und 
Russland  mit  ihrem  einheitlichen  Fussmaasse,  und  zu 
dieser  an  sich  schon  überwältigenden  Majorität  gesellt  sich 
in  anderer  Beziehung  noch  die  wirklich  „über  die  ganze 
Erde“  verbreitete  Republik  der  Seefahrer  aller 
Nationen.  Diese  werden  dem  Kilometer  zu  Liebe  nie- 
mals von  ihrer,  durch  die  Nothwendigkeit  bedingten  Ein- 
heit der  Seemeile  (=  1 Bogenminute  des  Aequators)  ab- 
gehen! 

Solchen  bereits  geschlossenen  Massen  gegenüber,  soll- 
ten wir  meinen,  hat  die  gegenwärtige  Verbreitung  des 
Metersystems  wenig  zu  bedeuten.  Was  werden  wir  also 
mit  Einführung  des  Metersystems  gewinnen,  abgesehen 
von  der  auch  in  anderer  Weise  zu  erreichenden  Einigung 
unter  uns?  Nichts  als  eine  Einigung  mit  den  minderzäh- 
ligen  romanischen  Völkern  und  dafür  eine  unnatürliche 
Trennung  von  der  germanischen  Majorität,  welche  den 
Welthandel  fast  ausschliesslich  in  Händen  hat,  eine  Er- 
weiterung der  Kluft,  welche  die  dem  Meter  und  die  dem 
Fussmaasse  huldigenden  Länder  trennt;  — denn  dass  der 
Anschluss  Deutschlands  auf  die  andern  Staaten  einen  Druck 
ausüben  werde,  ist  niemals  zu  erwarten.  Dieser  Erfolg 
scheint  uns  der  ungeheuren  Opfer,  welche  die  Einführung 
des  Metermaasses  bei  uns  fordern  würde,  nicht  werth 
zu  sein. 

Darum  aber  brauchen  wir  nicht  zu  verzichten  auf 
die  Erlangung  eines  einheitlichen  Maasses,  nur  müssen 
wir  Zusehen,  dass  dasselbe  ein  wirkliches  Weltmaass 
werden  kann,  welches  Aussicht  hat,  von  allen  Kulturna- 
tionen angenommen  zu  werden.  Wir  müssen  vor  Allem 
uns  nicht  nur  mit  Frankreich,  sondern  auch  mit  England, 
Russland  und  Amerika  darüber  zu  verständigen  suchen. 
Es  hat.  keine  Schwierigkeit,  ein  Maass  zu  finden,  welches 
alle  Vortheile  des  Meters  in  sich  vereinigt  und  ausserdem 
rationeller  ist,  d.  h.  einfacher  in  seinen  Beziehungen  zu 


FEUILLETON. 

Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Dien. 

(Fortsetzung  statt  Schluss.) 

Was  endlich  den  Auftraggeber  anbetrifft,  von  wel- 
chem ein  derartiges  beschränktes  Konkursverfahren  einge- 
leitet worden  ist,  so  braucht  wohl  ebenfalls  kaum  hervor- 
gehoben zu  werden,  in  wie  hohem  Grade  delikat  und  ver- 
antwortungsvoll seine  Stellung  wird,  wenn  derselbe  nur 
bevollmächtigter  Vertreter  des  öffentlichen  Interesses 
ist.  Der  unangenehme  Widerstreit  persönlicher  Rücksich- 
ten wird  eben  nur  dann  völlig  in  Wegfall  kommen,  wenn 
Auftraggeber,  Preisrichter  und  Interessent  sich  in  einer 
Person  vereinigen , d.  h.  — wie  schon  gesagt  — bei 
reinen  Privat-Aufträgen. 

Die  Widerwärtigkeiten  der  Wiener  Museen-Konkur- 
renz  und  die  Aufregung,  welche  sie  hervorgerufen  hat, 
sind  übrigens  ferner  noch  durch  das  nicht  eben  geschickte 
Verfahren  bei  derselben  gesteigert  worden. 

Es  muss  hier  zunächst  noch  einmal  auf  die  Thätig- 
keit  des  Preisgerichts  zurückgegangen  werden.  Zwar 
wollen  wir  die  Vorwürfe,  die  man  auf  das  Haupt  dieser 
Männer  gehäuft  hat,  nicht  unnütz  vermehren;  denn  die 
alleinige  Schuld  an  dem  Ausgange,  wie  ihnen  solche  fast 
aufgebürdet  ist,  tragen  sie  nicht  und  es  muss  anerkannt 
werden,  dass  ihre  Aufgabe  eine  ganz  aussergewühnlich 
schwierige  war.  Aber  unseres  Erachtens  standen  ihnen 
eigentlich  doch  nur  zwei  Wege  ihres  Verhaltens  offen. 
Entweder  sie  konstituirten  sich  als  Jury  und  urtheilten 
auf  Grund  des  ihnen  vorliegenden  Materials  d.  h.  ledig- 
lich nach  Maassgabe  des  Programms.  Die  erste  Konse- 
quenz hiervon  hätte  die  sofortige  Ausschliessung  Ferstel ’s 
und  Hansen ’s  von  der  Konkurrenz  sein  müssen;  schreckte 


die  Jury  vor  dieser  Konsequenz  aber  zurück,  weil  sie  das 
Programm  nicht  billigen  konnte,  so  musste  sie  das  sofort 
erklären  und  demnächst  ihr  Amt  niederlegen.  — Oder  sie 
setzte  sich  über  alle  formalen  Bedenken  eines  nicht  von 
i ihr  entworfenen  Programms  hinweg  und  betrachtete  sich 
j lediglich  als  Sachverständigen -Kommission,  die  unabhän- 
gig vom  Programm  nur  nach  Rücksichten  der  Zweck- 
f mässigkeit  und  Schönheit  über  den  Werth  und  Unwerth 
und  über  die  Rangordnung  der  Projekte  zu  urtheilen  hatte. 

— Es  ist  dies  letztere  der  Standpunkt,  auf  den  Hr.  Ar- 
chitekt Tietz  sich  gestellt  und  mit  welchem  er  sich  all- 
gemeine Anerkennung  erworben  hat,  während  die  Ma- 
jorität der  Kommission  es  bekanntlich  versuchte,  beide 
Standpunkte  zu  vereinigen. 

Eben  so  wenig  hat  das  von  der  preisausschreibenden 
Behörde,  dem  K.  K.  Ministerium,  beobachtete  Verfahren  sich 
viele  Freunde  erwerben  können.  Korrekt  war  es  wohl  in 
keinem  Falle,  dass  der  höchste  technische  Beamte  dieses 
M inisteriums  zu  dem  Konkurse  hinzugezogen  wurde;  die, 
hierdurch  entstandenen  Schwierigkeiten  wuchsen  jedoch 
noch,  als  das  zu  Grunde  gelegte  Spezial-Programm  sich 
als  unvollkommen  erwies.  Nach  höheren  „staatsmän- 
nischen  Rücksichten  darf  ein  Ministerium  bekanntlich  nie- 
mals direkt  irren ; es  war  also  in  diesem  Falle  genöthigt, 
sein  Programm  der  öffentlichen  Meinung  gegenüber  fest- 
zuhalten und  zu  vertheidigen.  Und  konsequent  genug  ist 
dies  jedenfalls  geschehen,  wenn  ihm  hieraus  auch  der 
Vorwurf  bureaukratischer  Bevormundung  erwachsen  ist! 

— Freilich  konnte  das  Ministerium,  ohne  einen  Akt  der 
Willkür  zu  verüben,  dessen  keine  Behörde  sich  schuldig 
machen  darf,  und  ohne  die  Rechte  der  anderen  Konkur- 
renten Lölir  und  Hasen  au  er  zu  verletzen,  nicht  ohne 
Weiteres  dem  Hansen’schen  Projekte  den  Preis  ertheilen. 
Wollte  es  jedoch  der  öffentlichen  Meinung  nachgeben,  so 
war  ihm  ein  anderer  Weg  offen  und  ist  es  noch  jetzt. 
Es  durfte  das  Preisgericht  resp.  eine  andere  und  grössere 


188 


den  Dimensionen  der  Erde,  welches  ferner  sich  möglichst 
an  die  bisher  allerorts  üblichen  Maasseinheiten  ansehliesst 
und  das  deshalb  bei  seiner  Einführung  nur  geringe  Um- 
wälzungen verursachen  wird. 

Eine  nicht  misszuverstehende  Hindeutung  auf  eine 
solche  Maasseinheit  liegt  in  der  überaus  einfachen  Be- 
ziehung der  Seemeile  = 1 Aequatorminute  (und  nahezu 
'/4  deutsche  Meile),  der  einzig  rationellen  und  wirklich 
über  die  ganze  Erde  verbreiteten  Maasseinheit  des  gros- 
sen Verkehrs,  zu  dem  in  fast  allen  Welttheilen  herrschen- 
den Fussmaasse  des  kleinen  bürgerlichen  Verkehrs. 
Nehmen  wir  einmal  y6ooo  Seemeile  als  künftige  Maass- 
einheit an  und  nennen  sie  vorläufig  den  geographischen 
Fuss  (analog  der  geographischen  Meile,  wovon  15  = 
1 Aequatorgrad).  Wie  eng  dieser  geographische  Fuss 
sich  an  die  üblichen  Maasse  anderer  Länder  ansehliesst, 
zeigt  nachfolgende  Tabelle.  Es  ist: 


1 Seemeile  = 

1 Aequatorbogenminute. 
5710,85  Pariser  Fuss. 
5868,54  Wiener  Fuss. 

5910.75  Preuss.  Fuss. 
6086,43  engl,  amerikan. 

russ.  Fuss. 

6550.76  sächsische  Fuss. 

6025,46  im  Mittel, 
während  sie  = 6000  geogr. 
Fuss  sein  würde. 


1 geographischer  Fuss  = 

’/ioo  Aequatorbogensekunde 
0,95181  Pariser  Fuss. 
0,97809  Wiener  Fuss. 
0,98513  Preuss.  Fuss. 
1,01441  engl,  amerikan. 

russ.  Fuss. 
1,09179  sächs.  Fuss. 

1,00424  im  Mittel, 
während  das  Mittel  aus  dem 
engl,  und  preuss.  Fuss  allein 
0,99977  giebt. 


Wir  glauben  auf  das  Vorhandensein  eines  nahezu 
gleich  grossen  Fussmaasses,  welches  fast  bei  allen  Völkern, 
sogar  unter  gleichem  Namen,  in  Gebrauch  war  und  noch 
ist,  ganz  besonders  Gewicht  legen  zu  müssen.  Das  Fuss- 
maass  ist  keine  willkürliche  Schöpfung,  sondern  ist 
aus  einer  praktischen  Noth wendigkeit  hervorge- 
gangen und  ist  nur,  bei  der  in  Bezug  auf  Zeit  und  Ort 
sehr  verschiedenartigen  Entstehung,  in  auffallend  geringen 
Gränzen  schwankend  ausgefallen.  Das  ist  eine  Thatsaehe, 
welche  der  Ausbreitung  des  unhandlichen  Meters  ein  un- 


übersteigliches  Ilinderniss  entgegensetzen  wird,  und  welche 
nur  der  blinde  Eifer  nach  einem  einheitlichen  Maass, 
gleich  viel  welchem,  übersehen  kann. 

Die  weitere  Ergänzung  eines  auf  dem  geographischen 
Fusse  beruhenden  Systems  für  Flächen-  und  Hohlmaasse, 
Gewichte  und  Münzen  auf  Grund  der  Dezimaltheilung 
ist  eine  ganz  selbstverständliche  Sache  und  hat  den  gros- 
sen Vorzug,  der  üblichen  Nomenklatur  der  einzelnen  Län- 
der weniger  Gewralt  anzuthun,  als  irgend  eines  der  ander- 
weitig vorgeschlagenen  Systeme.  Nur  nach  unten  ist  die 
Dezimaltheilung  von  Nutzen;  nach  oben  hin,  wo  die  Viel- 
fachen der  Maasseinheit  bald  so  gross  werden,  dass  jede 
deutliche  Vorstellung  schwindet,  muss  eine  uns  geläufigere 
Einheit  beginnen,  welche  aber  durchaus  nicht  eine  rein 
dezimale  Vervielfältigung  der  ersten  zu  sein  braucht. 
Dies  beweist  ja  schon  das  Metersystem,  welches  den  Erd- 
umfang auch  erst  in  4 und  dann  erst  weiter  dezimal 
theilt.  Zu  jener  grösseren  Einheit  empfiehlt  sich  die  See- 
meile unbedingt  am  vortheilhaftesten,  ganz  abgesehen  da- 
von, dass  sie  niemals  von  ihrem  gegenwärtigen  Gebiet 
verdrängt  werden  kann.  Sie  spricht  durch  ihren  Zusam- 
menhang mit  den  Maassen  der  Erde  zum  Verständnisse 
Aller;  sie  giebt  nicht  nur  den  Gelehrten  eine  überaus  be- 
queme Basis  zu  seinen  Messungen,  sondern  ermöglicht 
auch  dem  Ungebildeten  eine  Vorstellung  von  der  wirk- 
lichen Grösse  der  ihn  umjrebenden  Dinge. 

Hiernach  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  welche  Stel- 
lung Deutschland  in  der  grossen  Angelegenheit  der  Ein- 
führung eines  durch  die  ganze  Welt  gehenden  Maass-, 
Münz-  und  Gewichts- Systems  zu  nehmen  hat.  Wenn  es 
uns  Deutschen  nach  Erreichung  einer  vollständigen  Han- 
dels-Einigung gelungen  sein  wird,  unsern  Antheil  am  in- 
ternationalen Verkehr  zur  vollen  Geltung  zu  bringen,  so 
würden  wir  auch  darüber  klar  werden,  dass  unsere  Stimme 
auf  Seite  eines  einheitlichen  Fussmaasses  für  alle 
Zeiten  den  Ausschlag  geben,  auf  Seiten  des  Metermaasses 
aber  die  jetzige  Spaltung  unheilbar  machen  wird. 

- K.  u.  M.  — 


Kommission  von  Sachverständigen  nur  noch  einmal  be- 
rufen und  durch  diese  einfach  die  Frage  zur  Entscheidung 
bringen  lassen,  ob  die  dem  alten  Konkursprogramm  zu 
Grunde  liegende  Idee  den  dagegen  erhobenen  Einwänden 
gegenüber  in  der  That  noch  als  die  vorzüglichste  Lösung 
der  Aufgabe  erscheine  oder  nicht.  Wurde  die  Frage,  wie 
voraussichtlich,  verneint,  so  konnte  die  alte  Konkurrenz 
als  abgeschlossen  erklärt  werden,  was  formell  jedenfalls 
durchaus  berechtigt  erscheint,  und  ein  neuer  Konkurs  auf 
Grund  eines  neuen  Programmes  war  auszuschreiben.  Das 
Ministerium  hat  jedoch  entweder  selbst  dieses  kleine  De- 
menti gescheut,  oder  es  ist  in  der  That  von  der  Unfehl- 
barkeit seiner  Ansicht  zu  fest  überzeugt.  Jedenfalls  hat 
es  durch  die  an  die  Herren  Ferstel  und  Hansen  ge- 
stellte Zuinuthung,  ihrerseits  auf  ihre  künstlerische  Ueber- 
zeugung  zu  verzichten  und  den  Konkurs  auf  Grund  des 
alten  Programmes  noch  einmal  zu  beginnen,  der  öffent- 
lichen Meinung  keine  Konzession  gemacht,  sondern  höch- 
stens Oel  ins  Feuer  gegossen.  — — 

Das  war  es,  was  wir  über  die  Wiener  Museen-Kon- 
kurrenz  als  solche  zu  sagen  hatten.  Es  ist  nicht  unmög- 
lich, dass  wir  in  der  Beurtheilung  einzelner  Verhältnisse, 
welche  durch  die  uns  zugänglich  gewesenen  Schriftstücke 
nicht  ausreichend  klar  gelegt  waren,  geirrt  haben  und 
gern  werden  wir  uns  darin  bescheiden.  Den  Beweis  aber, 
den  wir  führen  wollten,  dass  man  die  dortigen  Vorgänge 
nicht  als  Beweismittel  gegen  die  Vorzüge  des  Konkurrenz- 
Verfahrens  überhaupt  und  als  Beschönigungsgrund  für  die 
alte  büreaukratische  Weise,  die  höchsten  Aufgaben  der 
Baukunst  zu  lösen,  betrachten  dürfe  — wir  glauben  ihn 
immerhin  geführt  zu  haben. 

Wir  werden  deshalb  in  unserem  Verlangen,  dass  das 
Konkurrenz- Verfahren  allen  grossen  und  öffentlichen  Bau- 
ausführungen zu  Grunde  gelegt  werden  müsse,  nicht  ab- 
lassen.  Und  wir  können  unsere  Fachgenossen  in  Oest- 
reich  immerhin  beglückwünschen,  dass  zum  Mindesten  doch 


dieses  Prinzip,  als  eine  dauernde  Errungenschaft  des 
Frühlingssturmes  von  1848,  bei  ihnen  zur  Anerkennung 
gekommen  ist,  dass  man  nur  in  der  Form  noch  schwankt 
und  experimentirt.  Es  dürfte  bei  uns  in  Preussen  (trotz 
der  sogenannten  Domkonkurrenz!)  noch  sehr  lange  dauern, 
ehe  man  sich  „in  maassgebenden  Kreisen“  zur  Annahme 
dieses  Prinzips  entschliessen  möchte.  Aber  desto  mehr 
ist  es  die  Pflicht  der  gesammten  deutschen  Fachgenossen- 
schaft, fort  und  fort  ihre  Stimme  zu  erheben  und  zu  for- 
dern, dass  der  Kunst  ihr  Recht  werde. 

Das  Vorurtheil  gegen  Konkurrenzen,  durch  so  viele 
unbefriedigende  Resultate  erzeugt  und  fortdauernd  genährt, 
wird  freilich  nur  in  demselben  Maasse  schwinden,  wie  wir 
bessere  Erfolge  derselben  aufweisen  können.  Es  genügt 
daher  nicht,  allein  die  Mängel  des  bisherigen  Konkurrenz- 
Verfahrens  und  die  in  jedem  einzelnen  Falle  begangenen 
Fehler  aufzudecken,  sondern  wir  müssen  mit  allen  Kräften 
bestrebt  sein,  einem  besseren  V erfahren  Eingang  zu  schaf- 
fen. Unstreitig  wird  es  in  dieser  Beziehung  schon  von 
bedeutender  Wirkung  sein,  wenn  jene  mehrfach  erwähnten 
prinzipiellen  Grundsätze  festgestellt  und  zur  Geltung  ge- 
bracht werden;  zum  Mindesten  wird  man  dadurch  die 
allergröbsten  Verstösse  gegen  den  Geist  der  Konkur- 
renzen beseitigen,  ein  legales  Verfahren  sichern  und  eine 
grössere  Anzahl  älterer  und  erfahrener  Architekten  zur 
Betheiligung  an  Konkurrenzen  ermuthigen.  Dass  dieselben 
jedoch  keineswegs  erschöpfend  sein  können,  dass  ein  Kon- 
kurs um  eine  Aufgabe,  wie  die  Museen  in  Wien,  anders 
behandelt  sein  will,  als  ein  solcher  um  ein  simples  Schul- 
haus, liegt  auf  der  Hand  und  ist  bereits  von  uns  hervor- 
gehoben worden. 

Es  erübrigt  uns  daher  zum  Schluss  noch  auszuführen, 
wie  unserer  Ansicht  nach  bei  derartigen  Konkursen 
ersten  Ranges  wohl  zu  verfahren  sein  möchte. 

• (Schluss  folgt.) 


— 189  — 

Backofen  mit  Ileisswasserheizuiig. 


Eine  interessante  Anwendung  der 
Heisswasserheizung  zeigt  der  von  den 
Fabrikanten  Wieghorst  & Sohn  zu 
Hamburg  konstruirte  „Patent  - Röhren - 
Backofen“,  dessen  in  d.  Bl.  (No.  49, 

Jahrg.  67,  Bericht  aus  d.  Architekten- 
Vereine  z.  Berlin)  bereits  Erwähnung  ge- 
schehen ist.  Als  Ergänzung  der  dama- 
ligen Mittheilung  mögen  die  nachfolgenden 
Skizzen  und  Notizen  dienen. 

Die  Erwärmung  des  eigentlichen 
Backraums  erfolgt  durch  60  Stück  schmie- 
deeiserne, mit  Wasser  gefüllte  und  an 
beiden  Enden  zugeschweisste  Röhren,  die  an 
oberen  und  unteren  Seite  desselben  vertheilt  sind.  Zwi- 
schen ihnen  liegt  die  schmiedeeiserne  Platte  (^r),  welche 
die  Brote  aufnimmt.  Dieselbe  ruht  mittelst  6 Räder  auf 
einem  Schienen  - Geleise,  das  vor  der  Einschiebethür  so 
weit  verlängert  ist,  dass  die  Platte  aus  dem  Ofen  heraus- 
gezogen und  ausserhalb  desselben  mit  den  Broten  besetzt 
werden  kann.  Die  Einschiebethür  (£),  gleichfalls  von 

Eisen,  ist  durch  ein  auf  der  Scheibe  (k)  laufendes  Gegen- 
gewicht balancirt  und  leicht  zu  öffnen.  — An  der  ent- 
gegengesetzten Seite  des  Ofens  findet  die  Heizung  statt. 
Die  im  Ganzen  14'  langen  Röhren  sind  im  Ileizungs- 
raum  (a)  auf  eine  Länge  von  etwa  14"  dem  Feuer  ausge- 
setzt. (/>)  sind  die  Heizungsthüren,  (c)  die  Aschethüren, 
welche  gleichzeitig  zur  Regulirung  der  Hitze  dienen,  (d) 
sind  Oeff’nungen,  durch  welche  die  oberen  Röhren  vom 


Russ  gereinigt  werden  können,  was  etwa 
alle  acht  Tage  nöthig  ist.  — 

Zum  Backen  ist  anfänglich  ein 
Hitzegrad  von  200°  Reaum.  erforderlich, 
der  sich  schliesslich  bis  auf  150° 
vermindert.  Die  Röhren,  welche  dem- 
nach eine  Spannung  von  100  Atmos- 
phären auszuhalten  haben,  sind  bei  einer 
Wandstärke  von  3/16"  auf  400  Atmos- 
phären geprüft.  Die  Einrichtungen  sind 
übrigens  so  getroffen,  dass  ein  schad- 
haftes Rohr  entfernt  und  ersetzt  werden 
kann  ohne  den  Betrieb  zu  stören.  Die 
erforderlichen  Kontrole-  und  Sicherheitsvorrichtungen 
sind  selbstverständlich  vorhanden. 

Das  Backen  eines  Schusses  von  110 — 120  Broten 
erfordert  7/4  bis  zwei  Stunden  und  kann  in  zwölf  Stun- 
den fünf  mal  wiederholt  werden,  was  einen  wesentlichen 
Vorzug  dieser  Oefen  bildet.  Ausser  der  Reinlichkeit 
des  Betriebes  empfiehlt  dieselben  ferner  vor  Allem  der 
Umstand,  dass  das  Beschicken  des  Ofens  mit  der  Hand 
und  selbst  durch  einen  ganz  ungeübten  Arbeiter  statt- 
finden kann,  während  das  Einbringen  der  Brote  mittelst 
eines  Schiebers  grosse  Geschicklichkeit  voraussetzt  und 
den  Betrieb  demzufolge  von  einzelnen  Arbeitern  abhängig 
macht.  Die  Oefen  sind  bereits  in  grösserer  Anzahl,  na- 
mentlich in  allen  neueren  preussischen  Militär -Bäckereien 
zur  Ausführung  gekommen  und  haben  sich  allen  Nach- 
richten zufolge  überall  ganz  vorzüglich  bewährt. 


der 


Mittheilung-en  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover. 

Versammlung  am  1.  April  1868. 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Angelegenheiten 
des  Vereins  hielt  Hr.  Keil  einen  Vortrag  über  die  „Bau- 
tliätigkeit  der  Preussischen  1.  Feld  - Eisenbahn- 
Abtheilung  der  I.  Armee  in  Böhmen,  Sachsen  und  Bayern 
im  Jahre  1868. 

Der  Vortragende  war,  in  seiner  früheren  Stellung  als 
technisches  Mitglied  der  Königl.  Direktion  der  Ostbahn  zu 
Bromberg,  der  technische  Chef  dieser  Feld -Eisenbahn- Ab- 
theilung gewesen,  welche  nebst  zwei  anderen  beim  Beginn 
des  Krieges  im  Jahre  1866  preussischer  Seits , nach  dem 
Muster  der  Feld- Eisenbahn  - Abtheilungen  im  Nordamerika- 
nischen Kriege,  errichtet  worden  waren.  Dieselben  bestanden 
— ausser  einem  militairisehen  Kommandeur  mit  seinem  Ad- 
jutanten und  50  Pioniren  mit  einem  Ingenieur- Offizier  nebst 
Feldwebel  — aus  dem  technischen  Chef,  aus  2 Eisenbahn- 
Baumeistern,  aus  7 Bahnmeistern  und  aus  2 Maschinen -Werk- 
meistern, später  wurde  auch  noch  ein  Telegraphen -Aufseher 
zugewiesen.  Der  Vortragende  hob  hervor,  dass  bei  dieser 
sehr  geringen  Anzahl  von  Beamten  es  besonders  auf  die 
persönliche  Tüchtigkeit  und  Leistungsfähigkeit  jedes  Einzelnen 
angekommen  sei,  und  dass  ihm  daher  die  Wahl  der  Beamten 
für  seine  Eisenbahn -Abtheilung  überlassen  wurde.  Im  All- 
gemeinen habe  er  sehr  tüchtige  Beamte  gehabt;  dieselben 
seien  zum  Theil  von  der  Königl.  Ostbahn,  zum  Theil  von  der 
Oberschlesischen  Eisenbahn  entnommen.  Als  Eisenbahn -Bau- 
meister haben  Hr.  Vogel  (jetzt  Eisenbahn- Baumeister  und 
Betriebs -Inspektor  zu  Königsberg  i.  Pr.)  und  Hr.  Jacobi 
(jetzt  Abtheilungs  - Baumeister  der  Berlin  - Lehrter  Bahn  in 
Stendal)  fungirt. 


Für  die  Organisation  der  Feld  - Eisenbahn  - Abtheilung 
war  eine  sehr  kurze  Instruktion  gegeben;  dieselbe  präzisirte 
sich  dahin,  dass  es  Zweck  der  Abtheilung  sei,  eines 
Theils  die  zerstörten  Eisenbahn -Strecken  in  möglichst  kurzer 
Zeit  wieder  herzustellen,  anderen  Theils  die  Zerstörung  von 
Eisenbahn  - Strecken  auszuführen;  im  Rücken  der  Eisenbahn- 
Bau- Abtheilung  habe  eine  Betriebs-Kommission  die  In- 
betriebsetzung der  fertiggestellten  Bahnstrecken  zu  besorgen, 
resp.  das  Betriebs  - Material  etc.  zurückzuziehen  gehabt. 

Die  I.  Feld-Eisenbahn -Abtheilung  wurde  am  12.  Juni 
1866  in  Berlin  mobil  gemacht  und  begann  ihre  Thätigkeit  von 
Görlitz  aus  am  17.  Juni  auf  der  Bahnstrecke  nach  Dresden. 
Der  Aufenthalt  in  Görlitz  wurde  benutzt,  um  aus  den  reichen 
Beständen  der  im  Bau  begriffenen  schlesischen  Gebirgsbahn 
die  Depots  für  die  Oberbau  - Materialien  und  Utensilien  ein- 
zurichten und  um  zwei  Arbeits-Züge  mit  Lokomotiven  und 
den  nöthigen  Requisiten  auszurüsten.  Ausserdem  wurde  da- 
selbst mit  dem  Bau  - Unternehmer  Voss  in  Hirschberg  ver- 
handelt, (welcher  37  Mann  von  seinen  besten  eingeschulten 
Oberbau  - Arbeitern  nebst  einem  Schachtmeister,  einem  Schmidt 
und  einem  Stellmacher  stellte,)  desgleichen  mit  verschiedenen 
Zimmermeistern  und  Holzlieferanten,  sowie  mit  dem  Maschi- 
nenbau-Anstalt- und  Eisengiesserei-Besitzer  Scheidt,  welcher 
in  früheren  Jahren  die  Wasserstations  - Einrichtungen  zu  der 
sächsischen  und  zum  Theil  der  böhmischen  Bahn  hergestellt 
hatte  und  noch  die  meisten  Modelle  von  den  einzelnen 
Stücken  besass. 

Hr.  Keil  gab  einen  kurzen  geschichtlichen  Ueberbliek 
über  die  ganze  Kriegslage  und  über  die  Terrain- Verhältnisse 
des  Kriegs -Theaters,  sowie  über  die  Herstellung  der  Eisen- 
bahn-Linien von  Görlitz  bis  Dresden,  von  Löbau  nach  Zittau 
und  Reichenberg,  von  Reichenberg  nach  Turnau  und  der 


190 


Bahnstrecke  Turnau- Josefstadt-  Pardubitz  und  Turnau- Kralup, 
desgl.  der  Strecke  Werdau-Hof.*)  In  Betreff  der  Details  der 
Bau- Ausführung  beschrieb  der  Vortragende  Folgendes: 

I.  Die  Rekog n osz i r un g . Dieselbe  -wurde  durch  den 
Baumeister  Jacobi,  einen  Bahnmeister  und  einige  Oberbau- 
Arbeiter  in  Begleitung  zweier  Pionire  (zum  militairischen 
Schutz)  mittelst  eines  sehr  leichten  Bahnmeister -Wagens  aus- 
geführt, welcher  letztere  über  die  defekten  oder  fehlenden 
Geleisestellen  forttransportirt  werden  konnte.  Die  Rekognos- 
zirung  gab  die  Details  für  die  demnächst  zu  treffenden  Dis- 
positionen für  die  Bau -Arbeiten  selbst,  für  die  Heranziehung 
der  fehlenden  Materialien  und  für  die  anderweit  zu  beschaf- 
fende Aushilfe. 

II.  Die  Oberbau -Arbeiten.  Dem  Rekognoszirungs- 
trupp  folgte  der  Arbeitstrain,  der  überall  da  anhielt,  wo  das 
Geleise  zerstört  war.  Die  Arbeit  der  Wiederherstellung  ge- 
schah durch  einzelne  Kolonnen,  welche  sich  in  die  Hände 
arbeiteten  und  zunächst  das  Bahn- Geleise  nur  in  soweit 
(durch  Anheften  der  Schienen  mit  einzelnen  Nägeln  oder  auf 
provisorischen  Langschwellen)  wieder  herstellten,  dass  die 
Lokomotive  mit  den  Waggons  ohne  Gefährdung  dasselbe  pas- 
siren  konnte.  Demnächst  wurde-  ein  Bahnmeister  mit  einer 
Arbeiter  - Kolonne  zurück  gelassen , um  das  Geleise  ordnungs- 
mässig  herzustellen,  während  der  Arbeitstrain  mit  dem  Gros 
des  Korps  sofort  weiter  eilte.  Daher  kam  es,  dass  öfters 
3 bis  4 Kolonnen  hinter  dem  Hauptkorps  arbeiteten.  Die- 
selben hatten  auch  für  das  Nachsehieben  der  Materialien  - De- 
pots zu  sorgen.  Damit  übrigens  die  Fahrt  des  Arbeitertrains 
jederzeit  gesichert  blieb,  wurde  auf  der  Maschine  je  ein  Bahn- 
wärter oder  Betriebsbeamte  als  Geissei  mitgenommen.  — Als 
ein  besonders  erfolgreicher  Arbeitstag  wurde  der  24.  Juni 
geschildert,  an  welchem  Tage  die  vielfach  zerstörte  Strecke 
von  Grottkau  bis  Reichenberg  fahrbar  gemacht  wurde. 

III.  Die  Bahnhöfe  betreffend.  Zunächst  kam  es 
stets  darauf  an,  auf  den  kleineren  Stationen  die  aufgerissenen 
Weichen-  und  Herzstück- Geleisestellen  zu  vernageln,  damit 
der  Arbeitstrain  die  Station  passiren  und  weiter  eilen  konnte. 
Auf  den  grösseren  Stationen  musste  mindestens  ein  Seitenge- 
leis durch  provisorische  Schleppweichen  und  drehbare  Herz- 
stück-Schienen in  Verbindung  gebracht  werden.  Durch  Ans- 
setzen von  Geldprämien  wurden  meistens  die  vergrabenen 
Weichen-  und  Herzstücke  sehr  schnell  wiedergefunden.  Das 
Einlegen  dieser  Theile  besorgte  eine  zurückgelassene  Arbeiter- 
Koloi  ne  mit  einem  Bahnmeister.  — Die  Wiederherstellung 
der  Wasserstationen  war  eine  sehr  zeitraubende  und  schwie- 
rige Arbeit;  in  der  Zwischenzeit  mussten  hölzerne  Brunnen- 
röhren mit  Schwengel,  welche  in  die  Wasserstations- Brunnen- 
kessel eingestellt  wurden,  das  Wasser  für  die  Lokomotiven 
liefern,  oder  die  städtischen  Wasserleitungen  (z.  B.  in  Bautzen) 
wurden  zur  Wasserabgabe  requirirt.  — An  den  Gebäuden 
waren  nur  in  Löbau  (durch  Brand)  und  in  Turnau  Wieder- 
herstellungsarbeiten vorzunebmen;  letzterer  Bahnhof  war  be- 
kanntlich preussischer  Seits  zur  Gegenvertheidigung  feldmässig 
eingerichtet  worden. 

IV.  Die  Brückenbauten  betreffend.  Die  Unter- 
suchung der  vielen  Viadukte  war  eine  schwierige  und  verant- 
wortliche Arbeit,  da  an  vielen  Stellen  Sprengungsvorrich- 
tungen bereits  vorbereitet  waren.  Demnächst  fanden  sich  auf 
der  Strecke  Turnau -Kralup  fünf  eiserne  Brücken  mit  Oeff- 
nungen  von  120 — 150  Fuss  Spannweite,  bei  welchen  meistens 
in  der  Mittelöffnuug  särnmtliche  Querträger  herausgeschraubt 
waren.  Da  diese  Brücken  nach  dem  Schiffkorn’schen  System 
gebaut  waren  und  fast  gleiche  Abmessungen  hatten , so  ge- 
schah die  Wiederherstellung  schablonenartig.  Es  wurden  Ta- 
feln von  ca.  3'  Höhe  und  15'  Länge  aus  kreuzweis  über- 
einander genagelten  Brettern  auf  einem  Bohlenrahmen  kon- 
struirt;  je  zwei  dieser  Tafeln  wurden  zu  einem  Querträger, 
welcher  die  Hängestange  des  Längsträgers  umfasste,  mit  gros- 
sen Nägeln  zusammengenagelt  (denn  Schraubenbolzen  waren 
in  so  grosser  Menge  und  in  so  kurzer  Zeit  nicht  zu  beschaf- 
fen) und  darüber  wurden  Langschwellen  zur  Aufnahme  der 
Schienen  gestreckt.  Der  Vortragende  erläuterte  diese  Kon- 
struktion durch  Detailzeichnungen  und  wies  nach,  dass  die- 
selbe unter  analogen  Verhältnissen  sehr  zur  Nachahmung  zu 
empfehlen  sei,  weil  überall  Bohlen  und  Bretter  aufzutreiben 
oder  durch  Aufreissen  der  Fussböden  in  Gebäuden  und  Güter- 
schuppen leicht  zu  beschaffen  sind  und  weil  die  Einbringung 
dieser  Querträgertafeln  von  einer  fliegenden  Rüstung  aus  leicht 
bewerkstelligt  werden  kann.  Die  Wiederherstellung  einer 
Brücke  erforderte  meistens  gegen  3 Tage.  Die  Spezialleitung 
dieser  Brückeubauten  besorgte  der  Baumeister  Jacobi.  Auf 


*)  Das  Nähere  ist  aus  No.  28  der  Zeitung  des  Vereins 
deutscher  Eisenbahn- Verwaltungen  vom  Jahre  1867  (Kol.  392)  zu 
entnehmen. 


der  Strecke  Turnau  - Pardubitz  wurde  der  Josefstädter  Via- 
dukt (preussischerreits)  gesprengt  vorgefuuden.  Das  Bauwerk 
hatte  aus  drei  Bogenöfi’nungen  von  je  40'  Spannweite  (in 
Rundbogen  überwölbt)  bestanden.  Die  Wiederherstellung  ge- 
schah durch  Aufrichtung  eines  grossen  hölzernen  Pilars,  nach 
Art  der  amerikanischen  Pfeilerbauten,  als  Mittelpfeiler,  wel- 
cher zur  Aufnahme  von  zwei  Sprengwerkssystemen  von  64' 
Spannweite  benutzt  wurde,  die  sich  gegen  die  theilweis  noch 
stabilen  Baureste  der  Widerlags-Landpfeiler  stützten.  Die 
Wahl  der  Konstruktion  wurde  dadurch  bedingt,  dass  in  den 
Tunnels  der  Strecke  TurnauJföniginhof  eine  grosse  Zahl  ver- 
zahnter Träger  von  ca.  64'  Länge,  12/u"  stark,  vorgefunden 
und  dass  dicht  bei  Königinhof  am  Bahngeleise  ein  Zimmer- 
platz entdeckt  wurde,  auf  dem  noch  ein  ziemlich  grosser  Theil 
derartiger  Träger  in  Bearbeitung  begriffen  lag*).  Die  Aus- 
führung des  Josefstädter  Viadukts  erforderte  drittehalb 
Wochen  Zeit;  die  Spezialleitung  hatte  der  Eisenbahn  - Bau- 
meister Vogel  und  der  Bauführer  Drewitz;  die  Zimmerleute 
waren  vom  Zimmermeister  Knoll  aus  Hirschberg  gestellt. 

V.  Unter  den  Arbeiten  zur  Wiederherstellung 
des  Planums  wurde  besonders  die  Räumung  des  mit  Quetsch- 
minen zugesprengten  Felseinschnitts  von  Rothenbruch  zwischen 
Libenau  und  Reichenau  beschrieben.  Der  Einschnitt  war  auf 
22  Kuthen  Länge  ca.  S'  hoch  mit  Felstriimmern  zugesprengt. 
Die  Räumung  erfolgte  durch  Heranziehung  einer  halben  Mi- 
neur-Kompagnie und  mit  Hilfe  des  Baumeisters  und  Eisen- 
bahn-Bauunternehmers Plessner,  welcher  mittelst  Extrazugs 
zwanzig  seiner  besten  Felssprengarbeiter  aus  Schlesien  in  Per- 
son zur  Baustelle  führte.  Die  Wiederherstellung  des  Ein- 
schnitts zum  Passiren  des  Arbeitstrains  wurde  in  21/*  Tag 
bewirkt. 

Zum  Schluss  gab  Herr  Keil  einige  Mittheilungen  über 
die  Art  und  Weise  der  Verpflegung,  der  Beschaffung  der 
Materialien  und  der  Rechnungslegung  und  präzisirte  endlich 
die  Leistungsfähigkeit  einer  Feldeisenbahn- Abtheilung  durch 
folgende  zwei  Bedingungen: 

1.  Bei  der  Auswahl  der  Beamten  müssen  nur  Leute  ge- 
nommen werden,  welche  ausser  der  technischen  Tüchtigkeit 
und  der  persönlichen  Bravour  die  Eigenschaft  besitzen,  sich 
schnell  zu  entscheiden  und  selbstständig  zu  disponiren,  ohne 
eine  höhere  Entscheidung  abzuwarten. 

2.  Der  technische  Chef  muss  möglichst  selbstständig  ge- 
stellt werden,  damit  er  je  nach  Zeit,  Oit  und  Mitteln  seine 
Dispositionen  treffen  und  dieselben  mit  Nachdruck  verfolgen 
kann.  — 

Herr  Hagen  beschrieb  sodann  in  einem  Vortrage: 
„Ueber  Fahrkünste  in  tiefen  Grubenschächten“,  die  ersten 
derartigen  Einrichtungen  in  den  Bergwerken  am  Harz,  bei 
denen  die  Pnmpengestänge  zum  Befahren  der  Gruben  benutzt 
seien.  Die  nach  abwärts  gerichtete  Bewegung  der  Gestänge 
vermittele  das  Einfahren,  indem  der  Einfahrende  bei  jedem 
Wechsel  der  Bewegung  von  dem  Gestänge,  welches  diese  Be- 
wegung beendet  habe,  auf  das  andere  übersteige,  welches  den 
Niedergang  zu  beginnen  im  Begriff’  sei.  Das  Ausfahren  werde 
in  ähnlicher  Weise  durch  die  Bewegung  der  Gestänge  nach 
Aufwärts  vermittelt.  Später  habe  man  in  England  ähnliche 
Einrichtungen  in  grösserem  Maasstabe,  auf  Dampfmaschinenbe- 
trieb berechnet,  ausgeführt,  welche  spezieller  beschrieben  wer- 
den. Neuerdings  sei  in  Westphaleu  das  Verbot  aufgehoben, 
die  Arbeiter  durch  gewöhnliche  Hebevorrichtungen  an  Seilen 
in  den  Förderschachten  ein-  und  ausfahren  zu  lassen  und  hät- 
ten damit  die  Fahrkünste  an  Wichtigkeit  verloren.  In  vielen 
Bergwerken  wären  sie  noch  jetzt  das  einzige  rationelle  Mittel 
zum  Besteigen  der  Gruben  und  würden  sie  wohl  noch  lauge 
im  Gebrauch  bleiben. 

Herr  Dr.  Schröder  aus  Nienburg  erläutert  im  Anschluss 
an  diesen  Vortrag  an  einem  Modelle  eine  von  ihm  erfundene, 
sehr  sinnreiche*  Einrichtung  einer  Fahrkunst,  bei  welcher  beim 
Wechsel  der  Bewegung  der  Gestänge  der  Uebergang  vou 
einem  Gestänge  auf  das  andere  durch  eine  Klinkhakenvor- 
richtung  an  einem  Fahrstuhle  derart  vermittelt  wird,  dass 
dieser  sich  an  demselben  abwärts  und  aufwärts  bewegen  und 
die  Förderung  vou  Arbeitern  in  die  Grube  resp.  aus  derselben 
ohne  Gefahr  für  dieselben  und  ohne  dass  dieselben  den  Platz 
zu  verlassen  brauchen,  bewirkt  werden  kann. 

Arckitekten-Verein  zu  Berlin.  — Hauptversammlung  am 
2.  Mai  1S6S;  Vorsitzender  Hr.  Boeckmauti,  auwesend 
153  Mitglieder. 

*)  Nach  sicherer  und  zuverlässiger  Mittheilung  sind  diese  Trä- 
ger zu  Anfang  des  Jahres  1866  österreichischerseits  gezimmert  wor- 
den. damit,  wenn  nach  Benedek’schem  Plane  bei  dem  N ordringen 
auf  den  Eisenbahn -Linien  nach  Berlin  die  dort  befindlichen  eiser- 
nen’ Brücken  etwa  zerstört  vorgefunden  wurden,  dieselben  sofort 
mit  diesen  Trägern  überbrückt  werden  konnten! 


191 


Die  Sitzung  wurde  ausschliesslich  durch  innere  Angele- 
genheiten des  Vereins  in  Anspruch  genommen.  Es  fand  die 
Aufnahme  der  Hin.  Bauch,  Bertuch,  Buch  holz,  Ehren- 
berg, Hager,  Hintze,  Hiihn,  Köcher,  Schlug  und 
Rocholl,  sowie  die  Wahl  einer  Kommission  zur  Veranstaltung 
der  sommerlichen  Exkursionen  des  Vereins  statt,  als  deren 
Mitglieder  die  Hrp.  Becker,  Genick,  Hollin,  Kyllmann, 
Licht,  Lncae,  Mackenthun,  Merzenich,  S p i e c k e r , 
Dr.  Weingarten  und  W il  let  bestimmt  wurden.  Eingegangen 
sind  vorläufig  zwei  Lösungen  der  Monatsaufgabe  im  Hochbau; 
die  fälligen  Preise  für  die  in  der  letzten  Sitzung  beurtheilten 
Konkurrenzen  wurden  an  die  Arbeiten  mit  den  Mottos:  „Eisen“ 
und  „Was  nie  ein  Rechner  hat  erdacht“  verliehen,  als  deren 
Verfasser  sich  in  beiden  Fällen  Hr.  Rhenius  ergab.  Zu  Vor- 
schlägen für  die  neu  zu  stellenden  Monatsaufgabeu,  die  in 
der  Hauptversammlung  des  Juni  festgestellt  werden  sollen, 
forderte  der  Vorsitzende  auf. 

Nachdem  Hr.  Röder  den  Rechenschaftsbericht  über  den 
diesjährigen  Ball,  der  ein  Defizit  von  pp.  1 7 V2  Thlr.  ergab, 
verlesen  und  der  Vorsitzende  ein  vorläufiges  Projekt  für  die 
Erweiterung  des  Vereinslokales  zur  Ansicht  ausgelegt  hatte, 
begann  die  durch  ein  Referat  des  Hrn.  Möller  eingeleitete 
Berathung  des  Entwurfs  für  die  neuen  Statuten,  aut'  Grund 
deren  der  Verein  die  Rechte  einer  juristischen  Person  erwerben 
will.  Da  in  denselben  den  jetzigen  Verhältnissen  des  Vereins 
auch  in  anderer  Weise  Rechnung  getragen  und  der  Versuch 
mehrer  prinzipieller  Reformen  gemacht  worden  ist,  so  wurde 
die  Diskussion  darüber  etwas  eingehender  geführt  und  schritt 
nur  unwesentlich  voran.  Die  Berathung  soll  in  nächster  Sit- 
zung, welche  deshalb  zu  einer  ausserordentlichen  Hauptver- 
sammlung bestimmt  ist,  fortgesetzt  werden ; einen  Bericht  über 
das  neue  Statut  behalten  wir  uns  bis  zur  definitiven  Feststel- 
lung desselben  vor.  — F.  — 

Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  für  Bauwesen.  Red.  von  Erbkam.  Jahrgang 
1868.  Heft  IV  bis  VII. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbau’s. 

1.  Stüler-Denkmal. 

Unter  gleichzeitiger  Rechnungslegung  der  Kommission  wird 
die  Zeichnung  des  von  deren  Mitgliede  H.  Strack  erfunde- 
nen Denkmals  veröffentlicht.  Zwei  korinthische  Säulen  von 
Pavonazetta- Marmor , dem  von  Stiiler  besonders  gern  ange- 
wendeten, tragen  einen  Rundbogen  mit  flachem  Tympanon; 
vor  der  aus  rothem  Marmor  gebildeten  Rückwand  der  Nische 
erhebt  sich  die  von  der  Familie  gewidmete  Büste  des  Unver- 
gesslichen (von  Schie velbein)  auf  einem  mit  der  Widmungs- 
Inschrift  versehenen  Postamente.  Büste  und  alles  Uebrige, 
mit  Ausnahme  des  Sockels,  sind  aus  karrarischem,  letzterer 
aus  schlesischem  Marmor  gebildet.  Die  Ausführung  ist  ge- 
diegen und  würdig. 

Dem  Wunsche  des  Komite’s:  „dass  mit  diesem  Denkmal 
das  Andenken  an  den  allverehrten  Meister  in  würdiger  Weise 
erhalten  werden  wird“,  sehliessen  wir  uns  bereitwilligst  an; 
doch  auch  ohne  dieses  dürfte  sein  Gedächtniss  nicht  erlöschen, 
da  jenes  Andenken,  das  Stiiler,  als  Künstler  wie  als  Mensch, 
sich  selbst  gegründet  in  den  Herzen  seines  ausgedehnten 
Schülerkreises,  in  allen  Jenen,  die  ein  günstiges  Geschick  in 
seine  Nähe  führte,  Früchte  bringen  wird  fort  und  immerdar! 

2 . Erziehungshaus  für  sittlich  verwahrloste  Kinder 

am  Urban  zu  Berlin,  von  Möller. 

Da  die  schon  1825  gegründete  Anstalt  vor  dem  tlalle- 
schen  Tliore  für  die  gesteigerten  Anforderungen  zu  klein  und 
ihre  Lage  in  Folge  der  Entwickelung  eines  sehr  lebhaften 
Verkehrs  nicht  mehr  günstig  erschien,  ausserdem  die  Gebäude 
selbst  sich  in  einem  ungenügenden  baulichen  Zustand  befan- 
den, wurde  der  auf  sechs  Blatt  Zeichnungen  mitgetheilte  Ent- 
wurf in  grösserer  Entfernung  von  der  Stadt,  an  der  westlichen 
Grenze  der  sogenannten  Hasenhaide,  von  1863  bis  1866  zur 
Ausführung  gebracht.  Das  zuerst  bearbeitete  Projekt  dessel- 
ben \ erfa.ssers,  die  schon  in  einem  Theile  der  Anstalt  beste- 
hende Einrichtung  der  Abtheilung  der  Zöglinge  in  sogenannte 
Familien  bis  zur  räumlichen  Trennung  dieser  Gruppen  in  ein- 
zelne von  einander  entfernte  kleinere  Gebäude  (in  ähnlicher 
Weise  wie  die  von  Su ringer  aus  Amsterdam  gegründete 
Landbau  - Kolonie  Niederländisch -Mettray,  beziehungsweise  die 
städtischen  Waisenhäuser  zu  Rummelsburg  bei  Berlin)  auszu- 
dehnen, war  bei  der  straffen  Konzentration  der  Verwaltung 
und  Beaufsichtigung,  welche  in  einer  solchen  Anstalt  unerläss- 
lich ist,  abgesehen  von  deii  dadurch  bedingten  höheren  Bau- 
end Verwaltungskosten,  auf  fast  unlösbare  Schwierigkeiten 
gestossen.  — 

Das  Bauwerk,  dessen  etwas  eigentlnimliche  Grundrissform 
keine  ganz  freiwillige,  sondern  durch  die  Lage  der  Baustelle 
und  die  Anforderungen  der  Baupolizei -Behörde  bedingt  war, 


ist  bestimmt  120  Knaben  und  60  Mädchen  aufzunehmen,  wel- 
che in  Abtheilungen  von  je  zwanzig,  sogenannte  Familien,  ge- 
trennt sind.  In  jeder  derselben  führt  ein  Erzieher  oder  eine 
Erzieherin  bei  Tag  und  Nacht  die  unausgesetzte  Aufsicht  über 
die  Kinder  und  unterweist  dieselben  in  den  Arbeiten,  welche 
bei  Weitem  den  grössten  Theil  der  Tagesordnung  einnehmen, 
während  der  Schulunterricht  nur  in  den  frühesten  Morgen- 
stunden und  gegen  Abend  ertheilt  wird.  Es  bedarf  in  Folge 
dessen  für  die  Erzieher  auch  keiner  besonderen  Wohnungen. 
Die  Grundriss  - Disposition  ist  übersichtlich  und  klar.  Die 
Wohnzimmer,  die  Arbeits-,  Speise-  und  Schlafsäle,  die  Kran- 
kenstuben 11.  s.  w.  sind  zur  streng  durchzuführenden  Sonde- 
rung der  Geschlechter  in  zwei  stumpfwinklig  gebrochenen 
Flügelbauten  untergebracht  worden,  an  deren  vorspringender 
Ecke  sich  je  ein  Treppenthurm  erhebt,  welcher  die  Monotonie 
der  Fa^aden  unterbricht.  Ein  höher  emporgeführter  Mittelbau 
enthält  ausser  dem  gemeinschaftlichen  Vestibül  die  Wohnungen 
für  Portier,  Lehrer  und  Inspektor,  Verwaltungsräume,  und  im 
oberen  Stock  den  gemeinschaftlichen  Bet-  und  Fest -Saal. 

Zur  leichteren  Ventilation  der  einzelnen  Räume  sind  die 
Korridore  nicht  in  der  Mitte  angeordnet,  sondern  an  die  Front- 
mauer  verlegt,  wodurch  auch  die  für  die  Erziehungszwecke 
störende  Aussicht  auf  die  Strasse  vermieden  wurde  und  die 
Zimmer  selbst  fast  ausschliesslich  an  die  Sonnenseite  zu  liegen 
kamen. 

Die  Faijaden  sind  in  einer  dem  italienischen  Backsteinbau 
nahestehenden  Durchführung  in  Rohbau,  unter  Verwendung 
von  Formsteinen  errichtet,  bildlicher  Schmuck  nur  im  Mittel- 
bau unter  den  Fenstern  des  Betsaales  zur  Anwendung  ge- 
kommen. — Der  innere  Ausbau  ist  zweckentsprechend  auf 
das  Einfachste  hergestellt;  Vestibül  und  Bet-  und  Festsaal 
haben  eine  würdige,  etwas  reichere  Ausbildung  erhalten.  Die 
Schlafzimmer  sind  ungeheizt,  in  den  Sälen  stehen  runde  eiserne 
Oefen,  in  den  übrigen  Räumen  gewöhnliche  Kachelöfen,  durch 
die  theil  weise  ein  Ventilationsrohr  durchgeführt  ist,  das  mit 
der  äusseren  Atmosphäre  an  der  Nordseite  kommun izirt. 

Die  Kosten  für  dss  Hauptgebäude  einschliesslich  Orgel, 
Uhr,  Wasser-  und  Gasleitung  u.  s.  w.  haben  rot.  105,000  Thlr., 
die  der  ganzen  Anlage  ca.  125,000  Thlr.,  mithin  für  jeden 
Zögling  ca.  700  Thlr.  betragen.  — 

3.  Neue  evangelische  Kirche  zu  Lauenburg  in  Pom- 
mern. 

Der  auf  zwei  Blatt  Zeichnungen  dargestellte  Entwurf 
(laut  Angabe  von  Stiiler,  während,  wie  wir  bestimmt  zu  wissen 
glauben,  derselbe  nur  durch  dessen  Vermittelung,  aber  ganz 
selbstständig  von  einem  seiner  früheren  Schüler  — 1862  — be- 
arbeitet ist)  wurde  in  den  Jahren  1864  bis  1866  ausgeführt. 
Die  Kirche,  eine  sogen.  Hallenkirche,  ist  ein  Ziegelrohbau  in 
gothischer  Bauweise,  jedoch  der  beschränkten  Mittel  wegen 
unter  möglichst  sparsamer  Verwendung  von  Kunstformen, 
dreischiffig,  mit  Emporen- Anlage,  92  Fuss  lang,  70  Fuss  tief, 
42  Fuss  in  den  Umfassungsmauern  hoch,  bei  2y3  resp.  21/*  Fuss 
Stärke  derselben.  Die  über  dem  Mittelschiff,  parallel  den 
Dachflächen  ansteigende,  über  den  Seitenschiffen  horizontale 
Heizdecke  mit  sichtbaren  Balken  wird  von  schlanken  hölzernen 
Pfeilern  getragen,  welche  in  ihrer  Längenrichtung  durch  Spitz- 
bögen mit  durchbrochenen  Maasswerk  - Zwickeln  verbunden 
sind.  Gleiche  Anordnung  war,  wenn  wir  nicht  sehr  irren, 
aus  ästhetischen  und  konstruktiven  Gründen  auch  zur  Quer- 
verbindung derselben  Pfeiler  mit  den  Umfassungsmauern,  die 
an  diesen  Stellen  durch  vorgelegte  Strebepfeiler  verstärkt  sind, 
projektirt,  ist  jedoch  anscheinend  nicht  zur  Ausführung  ge- 
kommen. Der  gewölbte,  28  Fuss  breite  Chor,  von  fünf 
Seiten  des  regulären  Achtecks  gebildet,  enthält  in  seinem 
hinteren  Theile  gleichzeitig  die  Sakristei. 

Der  an  der  Westseite  befindliche  Thurm,  neben  welchem 
zu  beiden  Seiten  kleine  Treppenthürmchen  angeordnet  sind, 
die  den  Zugang  zu  den  Emporen  vermitteln,  hat  bei  einer 
Grundfläche  von  21  Fuss  Quadrat  eine  Höhe  von  179  Fuss. 
Sein  verhältnissmässig  schlanker  Helm  ist  massiv  von'  1 Stein 
Stärke  ausgeführt,  jedoch,  obwohl  uns  von  anderer  Seite  das 
dazu  verwendete,  von  der  städtischen  Ziegelei  gelieferte  Ma- 
terial als  ganz  vorzüglich  geschildert  wird  und  der  verwendete 
(Muschel-)  Kalk  hydraulische  Eigenschaften  besitzen  soll,  für 
das  Regenwasser  in  so  hohem  Grade  empfänglich,  dass  zum 
Schutz  des  Glockenstuhles  u.  s.  w.  ein  im  Innern  anzubringen- 
des Schutzdach  beabsichtigt  wird. 

Die  innere  Ausstattung  ist  den  bescheidenen  Verhältnissen 
angepasst.  Die  Heizung  erfolgt  mittelst  vier  in  den  Haupt- 
ecken der  Kirche  stehender  Oefen  mit  innerem  gusseisernen 
Heizkasten  nebst  auf-  und  absteigenden  Zügen  und  äusserem 
Mantel  von  Kacheln;  — ob  dieselben  hinreichenden  Effekt 
erzielen,  ist  nicht  angeführt.  Die  Baukosten  haben  einschliess- 
lich Orgel  39,424  Thlr.  betragen  oder  2S  Thlr.  5 Sgr.  für 
jeden  der  1400  Sitzplätze.  ( Fortsetzung  folgt.) 


192 


P ersonal  - Nachrichten. 

Pr  eu  ssen. 

Ernannt  sind:  Der  Kreis-Baumeister  Reinhardt  zu  Neu- 
Stettin  zum  Wasser- Bau -Inspektor  zu  Thiergartenschleuse  bei 
Oranienburg,  — der  Baumeister  Gebauer  zu  Berlin  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Obersehlesischen  Eisenbahn  zu  Breslau,  — der 
Baumeister  K uni  sch  zu  Heppens  a.  d.  Jahde  zum  Kreis- Baumeister 
zu  Neu-Stettin,  — der  Baumeister  Weber  zu  Stettin  zum  Land- 
Baumeister  bei  der  dortigen  Regierung.  — 

Dem  Bau- Inspektor  Rathsa m zu  Magdeburg  ist  der  Charakter 
als  Bau -Rath  verliehen  worden. 

Am  2.  Mai  haben  das  Baumeister  - Examen  bestanden: 
Gustav  Groetzbauch  aus  Wünscheiburg,  Franz  Rintelen 
aus  Laasphe. 


Offene  Stellen. 

1.  Bei  der  Fortifikation  zu  Saarlouis  findet  ein  geprüfter  Bau- 
meister oder  ein  im  Hochbau  bewanderter  Bauführer  Beschäfti- 
gung für  längere  Zeit. 

2.  Zwei  Baumeister  werden  von  der  lvönigl.  Regierung  in 
Posen  gesucht.  Näheres  im  Inseratenteile. 


3.  Die  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Baumeister  . 
Diäten  3 Thlr 

4.  Einen  Baumeister  sucht  die  Fortifikation  in  Danzig. 
Näheres  unter  den  Inseraten. 

5.  Ein  tüchtiger  Bautechniker  findet  zur  Beaufsichtigung  von 
Hochbauten  auf  einige  Monate  Engagement  in  einer  grösseren  Stadt 
der  Rheinprovinz.  Schriftliche  Meldungen  befördert  die  Expedition. 

6.  Zur  Veranschlagung  und  Ausführung  von  Wasserbauten 
wird  sofort  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gesucht.  Näheres 
beim  Wasserbauinspektor  Well  mann  in  Stralsund. 

7.  Zur  Leitung  des  Restaurations- Baues  der  Kirche  in  Tre- 
batsch  wird  zum  sofortigen  Antritt  und  gegen  die  reglementsmässigen 
Diäten  ein  tüchtiger  Bauführer  gesucht.  Dauer  der  Be-chäftigung 
ca.  1 Jahr.  Meid,  an  Bauinsp.  Nierman  Berlin,  Hallescbestr.  11. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  K.  in  Laurenburg.  — Wir  sind  leider  nicht  in  der 
Lage,  Ihnen  eine  Ihren  Wünschen  entsprechende  Stellung  verschaf- 
fen zu  können.  Obwohl  solche  nicht  allzu  selten  sind,  so  pflegen 
dieselben  doch  stets  nur  in  Folge  persönlicher  Meldung  besetzt  zu 
werden. 

Hrn.  C.  F.-B.  in  K.  — Antwort  in  nächster  Nummer. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  R.  in  Lübeck,  W. 
in  Berlin,  R.  in  Frankfurt  a.  M.,  R.  in  Hannover,  K.  in  Berlin. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Haupt- Versammlung  am  9.  Mai  1868. 

Tagesordnung: 

1.  Fortsetzung  der  Berathung  des  neuen  Statuts. 

2.  Programme  der  Monats- Aufgaben  für  den  Jahrgang  1868/69. 
(Die  verehrlichen  Mitglieder  sind  gebeten  hierhin  passende  Aufgaben 
möglichst  präzise  gefasst  dem  Vorsitzenden  zugehen  zu  lassen). 

Der  Vorstand. 

Zivei  Baumeister 

sollen  vorläufig  bis  zum  Ablauf  dieses  Jahrap  als  Hülfsarbeiter  der 
Kreisbaubeamten  in  Lissa  und  Krotoschin  gegen  zwei  Thaler  Diäten 
engagirt  werden.  Meldungen  bei  uns  sind  möglichst  zu  beschleu- 
nigen. Der  Eintritt  kann  sofort  erfolgen. 

Höniglidic  Regierung  in  Posen. 

W egner. 

Katlihausbau  in  Dortmund. 

Konkurrenzpläne 

Nach  den  Beschlüssen  der  Stadtbehörden  soll  das  vorhandene 
Rathhaus  abgebrochen  und  an  Stelle  desselben  unter  Hinzunahme 
zweier  benachbarter  Grundstücke  ein  neues  Rathhaus  gebaut  werden. 
Indem  wir  die  Herren  Baumeister  und  Architekten  des  In-  und 
Auslandes  um  Anfertigung  des  Bauprojekts  ersuchen,  bemerken  wir, 
dass  der  beste  Plan  mit  Ö00,  der  zweitbeste  mit  300  und  der  dritt- 
beste mit  200  Thalern  prämiirt  werden  wird.  Situationsplan  und 
Bauprogramm  werden  den  Bewerbern  auf  Verlangen  eingesandt. 

Dortmund,  den  19.  April  1868. 

Der  Riigifgtrat. 

Die  Aufnahme  und  Anfertigung  eines  Planes  der  Stadt  Mühl- 
hausen mit  ihren  5 Vorstädten  im  Maasstabe  von  1 : 250  soll  an 
einen  qualifizirten  Unternehmer  vergeben  werden  und  fordern  wir 
geeignete  Bewerber  auf,  ihre  Offerten  bei  uns  bis  zum  14.  Mai  c. 
unter  Beifügung  der  Nachweise  ihrer  Qualifikation  einzureichen. 

Die  Bedingungen  sind  in  unserer  Registratur  einzusehen  und 
kann  davon  gegen  Erstattung  der  Kopialien  Abschrift  ertheilt 
werden. 

Mühlhausen,  den  16.  April  1868. 

Hier  ÜVagistrat. 

Offene  Baiinieistergtelie. 

Für  die  Garnisonbauten  in  Danzig  ist  noch  eine  dritte  Bau- 
meisterstelle mit  einem  den  Leistungen  anzupassenden  Diätensatz 
von  2 bis  3 Thlr.  zu  besetzen.  — Bewerber,  welche  die  Staats- 
Prüfung  abgelegt  haben,  wollen  sich  unter  Vorlage  ihrer  Atteste 
bei  der  Königlichen  Fortifikation  melden. 

Ein  gebildeter  junger  Mann,  Maurer,  der  seine  Lehre  in  einem 
grossen  Geschäfte  der  Rheinprovinz  bestanden  hat,  im  Vermessen 
von  Grundstücken  und  Hochbauten  erfahren  ist,  sucht  Stellung  bei 
einem  Baumeister.  Offerten  unter  S.  W.  30  an  die  Buchhandlung 
Benrath  & Vogelgesang  in  Aachen. 

Ein  junger  Maurermeister,  33  Jahr  alt,  dem  die  besten  Atteste  zur 
Seite  stehen,  sucht  eine  selbstständige,  seinem  Fache  entsprechende 
Stellung  zur  Leitung  von  Eisenbahn-  oder  Privat- Bauten.  Adressen 
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Wilhelm  Devin,  Baumeister, 

Sophie  Devin,  geb.  Meyer 
Neuvermählte. 

Schleswig  und  Münster,  den  5.  Mai  1868. 

Heute  Mittags  ll1/,  Uhr  wurde  ich  von  meiner  lieben  Frau 
Emma,  geb.  Matthies  mit  einem  tüchtigen  Jungen  beschenkt. 

Stendal,  den  3.  Mai  1868. 

Der  Baumeister 

Andres. 

Heute  Morgens  4 l'hr  verschied  nach  längerem  Leiden  an  den 
Folgen  der  Lungenschwindsucht  der  bisher  bei  der  Oberschlesi- 
schen Eisenbahn  beschäftigte 

Königliche  Baumeister  Herr  Alfred  Ottermann 
aus  Marienwerder  im  Alter  von  361/,  Jahren. 

Breslau,  den  4.  Mai  1868. 

Im  Namen  der  hinterbliebenen  Mutter  und  Geschwister. 

Zimmermann,  Stadt-Baurath. 

Ein  Feldmesser,  namentlich  in  Eisenbahnarbeiten  sehr  geübt, 
wünscht  Beschäftigung.  Offerten  sub  J.  M.  84.  befördert  die  Ex- 
pedition dieser  Zeitung. 

Berliner  Vielnnarkt. 

Für  den  Bau  des  Berliner  Viehmarktes  (Kommandit- 
Gesellschaft  auf  Actien  „Berliner  Viehmarkt“  A.  Spon- 
holz  & Co.)  zwischen  Acker-  und  Brunnenstrasse  nahe 
dem  Stettiner  Bahnhofe  soll  die  Ausführung1  von  circa 
2000  □Ruth.  Pflasterungen  incl.  Trottoir  und  Bordschicht 
so  wie  die  Lieferung  der  dazu  erforderlichen  Materialien, 
als  Kopfsteine,  Randsteine,  Sand,  Kies,  Trottoirplatten, 
Bordsteine,  auf  dem  Wege  der  Submission  vergeben  wer- 
den. Bezügliche  Offerten  werden  bis  Donnerstag  den 
14.  Mai  auf  den  Bau-Biireaus  Unter  den  Linden  No.  17 
und  Brunnenstr.  No.  98  entgegen  genommen,  woselbst  die 
, Bedingungen  eingesehen  werden  können. 

Berlin,  den  5.  Mai  1868. 

Der  Baumeister 
Balthasar. 

Eine  im  besten  Betriebe  befindliche,  gut  eingerichtete  Tlion- 
ivitstrciifnhrili  (Kunstziegelei)  ist  sofort  an  einen  Maurer-, 
Zimmermeister  oder  Baumeister  zu  verkaufen.  Zur  Uebernahme 
8 bis  10  Mille  erforderlich.  Bedeutende  Baupraxis  wird  mit  über- 
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imentficfies  lerjeicliniss  der  altioen  Mitglieder  des  Ircfiitelten-lereins  ju  üerfrn 

für  das  1.  Halbjahr  1868. 


Adler,  Baumeister  und  Professor,  Friedrichsstr.  11. 
Appelius,  Bauführer,  Holzmarktstr.  53. 

Bartels,  Bauführer,  Jerusalemerstr.  53. 

Bauch,  O.,  Bauführer,  Annenstr.  44. 

Bauer,  Bauführer,  Ritterstr.  5. 

Becker,  J.  A.,  Bauführer,  Königgrätzerstr.  20. 
Beemelmans,  Baumeister,  Waldemarstr.  40a. 
Behmer,  Bauführer,  Rüdersdorfterstr.  18. 

Behren  d,  S.,  Architekt,  Friedrichsgracht  16. 
Behrends,  H.,  Baumeister,  Lindenstr.  80. 

Beil,  A.,  Bauführer,  Papenstr.  3. 

Berring,  G.,  Bauinspektor,  Lützower  Ufer  7b. 
Bertuch,  E.,  Bauführer,  Brandenburgstr.  32. 

Beyer,  Bauführer,  Bukowerstr.  14. 

Biebendt,  Bauführer,  Kochstr.  47. 

Blank,  Bauführer,  Neue  Grünst r.  39. 
Blankenstein,  Bauinspektor,  Dessauerstr.  35. 
Bleeck,  Baumeister,  Ritterstr.  1. 

Böckmann,  Baumeister,  Neue  Wilhelmsstr.  2. 
BÖlke,  Baurath,  Linkstr.  9. 

Bönisch,  H.,  Bauführer,  Ritterstr.  75. 

Bolte,  Bauführer,  Louisenufer  lc. 

Bors  che,  E.,  Bauführer,  Bernburgerstr.  S. 

Brauer.  Bauführer,  Brandenburgstr.  36. 

Brisgen,  Bauführer,  Krausenstr.  71. 

Brünicke,  Bauführer,  Alexandrinenstr.  80. 
Brüssow,  Geh.  Revisor,  Wasser thorstr.  4L 
Bruns,  L.,  Bauführer,  Dessauerstr.  20. 

Buchholz,  Baumeister,  Elisabethufer  50. 

Buchholz,  H.,  Bauführer,  Kommandantenstr.  50. 
Bürkner,  Bau-Inspektor,  Puttkammerstr.  14. 
Burgmann,  Bauführer,  Bauhof  1. 

Busse,  C.,  Baumeister,  Bernburgerstr.  25. 

Caspar,  Baumeister,  Hallesches  Ufer  4a. 
Clausnitzer,  Bauführer,  Louisenufer  8. 

Cohn,  Baumeister,  Behrenstr.  29. 

Cornelius,  Baumeister,  Hallesehe  Str.  17. 
Costenoble,  W.,  Bauführer,  Brandenburgstr.  36. 

Cr  am  er,  Bauführer,  Oranienstr.  130. 

Cuno,  Baumeister,  Hirschelstr.  25. 

Deetz,  Baumeister,  Wilhelmsstr.  122a. 

Demnitz,  Bauführer,  Prinzenstr.  72. 

Denk,  Baumeister,  Hallesches  Ufer  5. 

Dircksen,  Bauinspektor,  Melchiorstr.  18. 

Döbner,  Baumeister,  Hollmannsstr.  22. 

Dossow,  Vermessungsrevisor,  Sebastianstr.  2. 

Dulk,  Baumeister,  Dresdnerstr.  116. 

Eckler,  Bauführer,  Friedrichsstrasse  189. 

Eggert  I.,  H.,  Bauführer,  Feilnerstr.  7. 

Eggert  II.,  Bauführer,  Bernburgerstr.  6. 
Ehrenberg,  A.  H.,  Bauführer,  Französischestr.  29. 
Emmerich,  Baumeister,  Unter  den  Linden  5. 

Ende,  Baumeister,  Neue  Wilhelmsstr.  2.  n 

Erbkam,  Baurath,  Eichhornstr.  5. 

Erd  mann,  Baumeister,  Unter  wasserstr.  6. 
Faulhaber,  P.,  Bauführer,  Sparwaldsbrücke  1 a. 
Fischer  I.,  Bauführer,  Adalbertsstr.  31. 

Fischer  II.,  Baumeister,  Alte  Jakobsstr.  88. 

Fischer  III.,  Bauführer,  Friedrichsstr.  109. 

Fischer  IV.,  Bauführer,  Alte  Jakobsstr.  88. 
Fleischinger,  G.,  Bauführer,  Körnerstr.  5. 

Franc  von  Lichtenstein,  Bauführer,  Kreuzstr.  14. 
Franz,  Bauinspektor,  Bernburgerstr.  10. 

Franzi us,  L.,  Wasserbau-Inspektor,  Hallesches  Ufer 4a. 
Fricke,  Baumeister,  Wasserthorstr.  4L 
Frinken,  Landbaumeister,  Prinzessinnenstr.  7. 
Fritsch,  Architekt,  Louisenufer  3a. 

Froebel,  Bauführer,  Potdamerstr.  139. 

Fuchs,  Bauführer,  Brunnenstr.  110. 

Gabriel,  Bauführer,  Neue  Griinstr.  39. 

Gaens,  F.,  Bauführer,  Oranienstr.  87. 

Genick,  Bauführer,  Elisabethufer  59. 

Gerdts,  Bauführer,  Prinzenstr.  84. 

Gerns,  Zimmermeister,  Prinzenstr.  87. 

G erste nb erg,  Stadtbaurath,  Neanderstr.  4. 
Giersberg,  Regierungs-  u.  Baurath,  Hallesche  Str.  8. 
Gimbel,  Baumeister,  Besselstr.  11. 

Goebbels,  Baumeister,  Bernburgerstr.  6. 

Gödeking,  Baumeister,  Werderscher  Markt  8. 
Gottheiner,  Bauführer,  Köthenerstr.  46. 

Gottstein,  Bauführer,  Prinzenstr.  72. 

Gramberg,  Baumeister,  Invalidenstr.  80. 

Gropius,  Baumeister  und  Professor,  Georgenstr.  37. 
v.  Grossheim,  Bauführer,  Kronenstr.  26. 
Grossmann,  Bauführer,  Prinzenstr.  15. 

Grüttefien,  Baumeister,  Prinzenstr.  61. 

Grund,  Geh.  Ober-Baurath  u.  Direktor,  Kgl.  Bauakad. 
Gummel,  O.,  Bauführer,  Brückenstr.  15. 


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Haarbeck,  Baumeister,  Köthenerstr.  41. 

Hacker,  Baumeister,  Oranienstr.  24. 

Häger,  Baumeister,  Schönebergerstr.  15b. 

Hälke,  Baumeister,  Oranienburgerstr.  45. 

Hänel,  Architekt,  Friedrichsstr.  114. 

H age  n , Ober  - Baudirektor,  Geh.  Ober- Baurath, 
Schönebergerstr.  2. 

Hager,  R.,  Bauführer,  Köpnikerstr.  126a. 

Hahn,  G.,  Bauführer,  Brandenburgstr.  50. 

H ahnemann  I.,  F.,  Baumeister,  Puttkammerstr.  19. 
Hahnemann  II.,  A.,  Hofbaumeister,  Wilhelmsstr.  67. 
Hanel,  Baumeister,  Heidestr.  33.  34. 

Hanke,  W.  H.,  Bauführer,  Alte  Jakobsstrasse  104. 
Hasenjaeger,  Bauführer,  Brandenburgstr.  20. 
Hattenbach,  Bauführer,  Brandenburgstr.  41. 
Hauer,  Zimmermeister,  Alexandrinenstr.  96. 

Haupt,  Bauführer,  Matthieustr.  1. 

Hauszmann,  A.,  Architekt,  Französischestr.  60. 
Heid  mann,  Reg.-  u.  Baurath,  Hafenplatz  8. 

Heim,  Bauführer,  Schiitzenstr.  6. 

Heimbach,  Architekt,  Schönebergerstr.  4. 

H eimer  d i n ger , C.,  Bauführer,  Jakobikirchstr.  6. 
Heinrich,  II.,  Bauführer,  Kommandantenstr.  76. 
Heinrich,  Bauführer,  Alexanderstr.  24. 

Hellwig,  E.,  Bauführer,  Schönebergerstr.  2. 
Hellwig,  M.,  Bauführer,  Schönebergerstr.  2. 
Hennicke,  Baumeister,  Burgstr.  25.  26. 

Hense,  Baumeister,  Neuenburgerstr.  38. 

Herrmann,  Geh.  Baurath,  Potsdamerstr.  131. 

Herr  mann,  Ingenieur,  Luckauerstr,  15. 

Herrmann,  A.  H.,  Bauführer,  Annenstr.  48. 

Hesse,  Geh.  Ober-Hofbaurath,  Wilhelmsstr.  100. 
Hesse,  C.,  Bauinspektor,  Grossbeerenstr.  3. 
Heyden,  Baumeister,  Zimmerstr.  19. 

Hilke,  E.,  Architekt,  Friedrichsstr.  154. 

Hin,  Bauführer,  Teltowerstr.  49. 

Hiutze,  W.,  Maurermeister,  Karlsstr  17. 

Hitzig,  Geh.  Reg.-  und  Baurath,  Seegershof  8. 
Hövel,  Bauführer,  Neuenburgerstr.  2. 

Hoffmann,  F.,  Baumeister,  Kesselstr,  7. 

Hofmann,  P.,  Bauführer,  Kommandantenstr.  31a. 
Hollin,  Baumeister,  Oranienstr.  101.  102. 

Holtzha usen,  Bauführer,  Prinzessinnenstr.  8. 
Homburg,  Bauführer,  Ritterstr.  78a. 

Housselle,  Baumeister,  Krausenstr.  39. 
v.  d.  Hude,  Baumeister,  Markgrafenstr.  32. 

Hübbe,  Wasserbaudirektor,  Oranienstr.  9S. 

Hühn,  H.,  Ingenieur,  Brückenstr.  12. 

Jacob  i,  Bauführer,  Oranienstr.  149. 

Jacobsthal,  J.  E.,  Baumeister,  Louisenufer  2. 
Jahn,  O.,  Bauführer,  Prinzenstr.  63. 

Janssen,  Fr.,  Bauführer,  Prinzenstr.  63. 

Japel,  Bauführer,  Iiosstr.  11. 

Jonas,  Baumeister,  Michaelkirehplatz  14. 
Jungbecker,  Bauführer,  Oranienstr.  89. 

Kärger,  C.,  Bauführer,  Oranienstr.  150. 

Karchow,  Architekt,  Wallstr.  21. 

Klein,  H.,  Bauführer,  Alte  Jakobsstr.  49. 

Klönne,  Bauführer,  Schmidstr.  5. 

Knebel,  Baumeister,  Linienstr.  152. 

Knoblauch,  E.,  Baumeister,  Oranienstr.  146. 
Knoblauch,  G.  Baumeister,  Oranienstr.  101.  102. 
Koch,  E.,  Geh.  Ober-Baurath,  Hafenplatz  7. 

Koch,  F.,  Baumeister,  Dorotheenstr.  30. 

Koch,  M.,  Architekt,  Kanonierstr.  32. 

Köcher,  FL,  Bauführer,  Feilnerstr.  7. 

Költze,  O.,  Bauführer,  Tempelhoferufer  9. 

Koenen,  Bauführer,  Sebastianstr.  80. 

Kölscher,  Baumeister,  Spitt elmarkt  8.  9. 

Korn,  R.,  Bauinspektor,  Körnerstr.  7. 

Krackow,  Baumeister,  Oranienstr.  88. 

Kranz,  Bauinspektor,  Kommandantenstr.  40. 

Kratz,  Bauführer,  Möckernstr.  125. 

Krause  I.,  Baumeister,  Michaelskirchstr.  12. 

Krause  II.,  Bauführer,  Brandenburgstr.  27. 
Kretschmer,  Baumeister,  Neuenburgerstr.  8. 

Kühn,  B.,  Baumeister,  Luckauerstr.  2. 

Kühneil,  Baumeister,  Melchiorstr.  18. 

Kümmritz,  Baurath,  Hirschelstr.  36. 

Kyll  mann,  Baumeister,  Zimmerstr.  19. 
Lämmerhirt,  Baumeister.  Kesselstr.  17e. 

Lässig,  Bauführer,  Jakobikirchstr.  7. 
v.  Lancizolle,  Bauführer,  Kreuzbergstr.  i.  Thürmcher». 
Lange,  R.,  Bauführer,  Dresdnerstr.  54. 

L an  tze  n d ö r ff  er , Bauführer,  Ritterstr.  56. 

Lanz,  Strasseninspektor,  Kronenstr.  24. 

Laspeyres,  Bauführer,  Dessauerstr.  9. 

Lauenburg,  Baumeister,  F'riedrichsstr.  34. 


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Lemcke,  J.,  Bauführer,  Alexandrinenstr.  87. 
Lengeliug,  Bauführer,  Sebastianstr.  22. 

Lent,  Baumeister,  Sigismundstr.  6. 

Lentze,  Geh.  Ober-Baurath,  Schellingsstr.  1. 
Lesshafft,  Bauinspektor,  Oranienstr.  143. 
Leyenthal,  H.,  Bauführer,  Unter  den  Linden  34. 
Licht,  H.,  Architekt,  Unter  den  Linden  34. 

Lieber,  Kreisbaumeister,  Unter  den  Linden  10. 
Liersch,  Bauführer,  Kommandantenstr.  31a. 
Lipschütz,  Bauführer,  Alexandrinenstr.  33. 

Loebcll,  O.,  Bauführer,  Markgrafenstr.  93. 

Lönartz,  Bauführer,  Zimmerstr.  30. 

Lohausen,  O.,  Baumeiser,  Unter  den  Linden  17. 
Lorentz,  E.,  Bauführer,  Schönebergerstr.  15b. 
Lorenz,  Otto,  Baumeister,  flallesehe  Str.  2. 
Loycke,  Bauführer,  llitterstr.  65. 

Lucae,  Baumeister  und  Professor,  Victoriastr.  17. 
v.  Ludwiger,  Baumeister,  Roonstr.  2. 

Lü dicke,  Baumeister,  Charlottenstr.  84. 
Mackenthun,  Bauführer,  Adalbertstr.  35. 

Maier,  L.,  Bauführer,  Kommandantenstr.  34. 

Maret,  G.,  Bauführer,  Oranienstr.  144. 

Massing,  A.,  Bauführer,  Alte  Jakobsstr.  174. 

Mei en reis,  Baumeister,  Bendlerstr.  23. 

Meissner,  A.,  Bauführer,  Kommandantenstr.  45. 
Mellin,  Baurath,  Annenstr.  54. 

Merzenich,  J.,  Bauführer,  Hinter  dem  Packhof  3. 
Meydenbauer,  A.,  Bauführer,  Anhallst  . 15a. 
Meyer,  Stadtbaurath,  Wilhelmsstr.  28. 

Meyer,  H.,  Baumeister,  Schumannsstr.  17. 
Michaelis,  Bauführer,  Schumannsstr.  14b. 

Möbius,  P.,  Bauführer,  Linienstr.  100. 

Möller,  Reg.-  u.  Baurath  u.  Dir.,  Leipzigerstr.  4. 
Möller,  Baumeister,  Hamburger  Bahnhof. 

Momm,  Bauführer,  Elisabethufer  13. 

Moore,  Ober-Baurath,  Sigismundstr.  5. 

Moritz,  Baumeister,  Alexandrinenstr.  45. 

Müller,  L.,  Baumeister,  Oranienplatz  14. 

Müller,  H.  M.,  Bauführer,  Müllerstr.  3b. 

Müller,  P.,  Bauführer,  Oranienburgerstr.  53. 

Münch  hoff,  Bauführer,  Brandenburgstr.  27. 
Muyschel,  Bauinspektor,  Köthenerstr.  32. 
Mylczewsky,  Baumeister,  Neue  Wilhelmsstr.  2. 
Mylius,  B.,  Bauführer,  Wasserthorstr.  47. 

Naud,  Baumeister,  Unter  den  Linden  5. 

Naumann,  F.,  Bauführer,  Prinzenstr.  16. 
v.  Nehus,  Bauführer,  Hollmannsstr.  41. 

Neuhaus,  Geh.  Reg. -Rath.  Direktor,  Hamburgerbahnh. 
Neuhaus,  Baumeister,  Louisenstr.  4. 

Neumann,  R.,  Bauinspektor,  Körnerstr.  8. 
Neumann,  W.,  Bauinspektor,  Tempelhoferufer  32. 
Neumann,  G.,  Bauführer,  Oranienstr.  67. 
v.  N iederstetter,  Bauführer, Charlottenburg,  Berliner- 
Strasse  S4. 

Niermann,  Hofbauinspektor,  Hallesche  Str.  11. 
Nitsch,  M.,  Bauführer,  Alte  Jakobsstr.  10S. 
Nitsclnnannn,  F.,  Bauführer,  Adalbertstr.  35. 
Nowack,  C.,  Bauführer,  Königgrätzer  Str.  16. 

Offen berg,  Bauführer,  Ritterstr.  94. 

Orth,  Baumeister,  Nene  Jakobsstr.  18. 

Oswald,  Bauführer,  Köthenerstr,  13. 

Otto,  R.,  Bauführer,  Mathieustr.  16. 

Paffen,  Bauführer,  Alexandrinenstr.  81. 

Pagel,  Baumeister,  Melchiorstr.  22. 

Pardow,  Baumeister,  Ziegelstr.  7. 
i y.  Perbandt,  Bauführer,  Schönebergerstr.  30. 
Perdisch,  Bauführer,  Brandenburgstr.  35. 

Persius,  Baumeister,  Potsdam, 
v.  Petzold,  A.,  Professor,  Hafenplatz  10. 

Pfeffer,  Geh.  Admiralitätsrath,  Schiffbauerdamm  38. 
La  Pierre,  R.,  Bauführer,  lnvalideustr.  66  d. 

Pilger,  C.,  Bauführer,  Oranienstr.  119. 

Pi osseck,  Baumeister,  Mohrenstr.  10. 

Plathner,  C.,  Bauführer,  Ritterstr.  S3. 

Plessner,  Baumeister,  Jerusalemerstr.  5. 

Puhlmann,  F.,  Bauführer,  Stralauerbrücke  1. 
Punczmann,  G v u 1 a,  Architekt,  Französische  Str.  60. 
Rätzel,  Kreisbaumeister  a.  D.,  Neuenburgerstr.  39. 
Rauch,  H.,  Bauführer,  Brandenburgstr.  47. 

Rauch,  R.,  Bauführer,  Prinzenstr.  25. 

Rehbein,  Bauführer,  Friedrichsstr.  41.  42. 
Reinhardt,  Bauführer,  Brandenburgstr.  54. 
lleinicke,  Baumeister,  Oranienstr.  45. 

Reissner,  Baumeister,  Neanderstr.  16. 

Rheni us,  W.,  Architekt,  Kanonierstr.  42. 

Richter  1.,  Bauführer,  Blumenstr.  6. 

Richter  II.,  Bauführer,  Neuenburgerstr.  2. 

Rocholl,  Bauführer,  Prinzenstr.  33. 

| Röder,  Baurath,  Hallesche  Str.  19. 

Höhnisch,  Bauführer,  Schönebergerstr.  19. 

Römer  L,  Bauinspektor,  Breslauerstr.  17. 

Römer  II.,  Baumeister,  Potsdamerstr.  38. 


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Iioseck,  Bauführer,  Waldemarstr.  40. 

Rospatt,  Baumeister,  Oranienstr.  104. 

Rump,  Bauführer,  Prinzenstr.  37. 

Runge,  Bauführer,  Kommandantenstr.  48. 

Ruske,  Bauführer,  Ritterstr.  78. 

; Ruttkowsky,  Baumeister,  Adalbertstr.  62. 

Salzen  berg,  Geh. Ob. -Baurath, Potsd. Kommunikation  5. 
v.  d.  San  dt,  Bauführer,  Oranienplatz  14. 

Sarrazin,  O.,  Bauführer,  Chansseestr.  41. 

Scabell,  Geh.  Reg. -Rath,  Direktor,  Lindenstr.  50.  51. 

| Scheinert,  A.,  Bauführer,  Oranienstr.  150. 
Schieffer,  Bauführer,  Köpenickerstr.  141. 

Schlepps,  Bauführer,  Bergmannsstr.  12. 

Schlug,  H.,  Maurermeister,  Mauerstr.  8. 

Schmidt,  C.,  Baumeister,  Möckernstr.  147. 

Schmidt,  G.  J.,  Baumeister,  Ivlosterstr.  91. 

Schmidt,  E.,  Baumeister,  Karlsstr.  20a. 

Schmidt,  C.,  Bauführer,  Oranienstr.  129. 
i Schmieden,  Baumeister.  Dessauerstr.  4 
Schneider,  Bauführer,  Ritterstr.  72. 

Schönfelder,  Geh.  Ob. -Baurath,  Köthenerstr.  32. 
Scholtze,  Baumeister,  Platz  vordem  Halleschen  Thorei. 
Schramke,  Baumeister,  Gr.  Frankfurterstr.  4c. 
Schüssler,  L.,  Bauführer*,  Kreuzstr.  15. 
v.  Schütz,  Bauführer,  Prinzenstr.  19. 

Schwartz,  E.,  Baumeister,  Krausenstr.  42. 

Sch  war  tz,  C. , Bauführer,  Alexandrinenstr.  76. 
Schwatlo,  Landbanmeister,  Hohenzollernstr.  10. 
Schwechten,  Bauführer,  Dessauerstr.  22. 
Schwedler,  Geh.  Reg. -Rath,  Tempelhofer  Ufer  31. 
Schwenke,  F.,  Architekt,  Leipzigerstr.  64. 

Seek,  Baumeister,  Oranienstr.  130. 

Seil,  Bauführer,  Landsbergerstr.  58. 

Seniler,  Bauführer,  Ritterstr.  25. 

Sendler,  Baumeister,  Louisen  Ufer  2b. 

Siegert,  Geh.  Baurath,  Schönebergerstr.  34. 

Sil  lieh,  Bauführer,  Seegershof  8. 

Simon,  Eisenbahn-Direktor,  Lützower  Ufer  1. 

Sipp,  Bauführer,  Ritterstr.  75. 

Sixt,  Bauführer,  Pfarrhaus  der  St.  Thomaskirche. 
Sobetzko,  A.,  Bauführer,  Ritterstr.  97. 

Spiecker,  Laudbaumeister,  Dessauerstr.  40. 

Spiel  berg,  Baumeister  und  Professor,  Oranienstr.  112. 
Spitta,  M.,  Bauführer,  Eugel  Ufer  7b. 

Starke,  Bauführer,  Neue  Jakobsstr.  23. 

Steffens,  A.,  Bauführer,  Schützenstr.  76. 
Steinbrück,  Bauführer,  Kommandantenstr.  48. 
Steuer,  Landbaumeister,  Louisen-Ufer  la. 

Stier,  Baurath  und  Professor,  Neuenburgerstr.  31. 
Stiewe,  G.,  Bauführer,  Jakobikirchstr.  7. 

Stödtner,  E.,  Bauführer,  Linienstr.  146. 

Stoll,  G.,  Bauführer,  Stallsehreiberstr.  58. 

Strack,  Ober-Hof-Baurath,  Professor,  Leipzigerpl.  18. 
Strauch.  Baumeister,  Genthinerstr.  3. 

Stüler,  A.,  Bauführer,  Cantianstr.  4. 

Stiirtz,  Bauführer,  Prinzessinnenstr.  17. 

Term  er,  Bauführer,  Alte  Jakobsstr.  50. 

Thür,  Bauführer,  Oranienstrasse  142. 

Tiede,  A.,  Baumeister,  Schönebergerstr.  32. 

Totz,  Bauführer,  Brandenburgstr.  53. 

Treplin,  Bauführer,  Brandenburgstr.  24.' 

Treuding,  Ober-Berg-  und  Baurath,  Blumshof  8. 
Tuekermann,  Bauführer,  Michaelkirchplatz  1. 

V ehsemeyer,  Bauführer,  Oranienstr.  58. 

Vogel,  Bauführer,  Prinzenstr.  82. 

Vogt,  Reg.-  und  Baurath,  Breslauerstr.  17. 

Voigtei,  Baumeister,  Oranienstr.  69. 

Volk  mann.  F.,  Bauführer,  Ritterstr.  75. 

W äse  mann,  Baurath,  Karlsstr.  16. 

Wallot,  Architekt,  Alexandrinenstr.  S4. 

Dr.  Weingarten,  Dozent  der  Mathematik,  Jerusa- 
merstr.  50. 

Weishaupt,  Geh.  Ober-Baurath.  Köthenerstr.  32. 
Weiss,  Bauführer,  Prinzenstr.  40. 

Weiss,  E.,  Bauführer,  Ritterstr.  19a. 
v.  Weltzien,  Baumeister,  Friedrichsstr.  21. 

Wentzel,  Ober-Bau-Inspektor,  Brückenstr.  13a. 
i Wernich.  G.,  Baumeister,  Bethanien-Ufer  7. 

Weyer,  Geh.  Ober-Baurath,  Königin  Augustastr.  3. 
Wiebe,  Geh.  Ober-Baurath,  Sigismundstr.  7. 

Wiebe,  E.,  Bauführer,  Sigismundstr.  7. 

Wiechmann,  Bauführer,  Markthallen  A. 

Wieck,  Baumeister,  Potsdamerstr.  32. 

Wiedenfeld,  Baumeister,  Askanischer  Platz  7. 
Willet,  G.  M.,  Architekt,  Oberwallstr.  17. 
Winterstein,  Bauinspektor,  Matthäikirchstr.  25. 
Wolf,  F.,  Architekt,  Schöneberger  Ufer  15. 

Wolff,  E. , Bauführer,  Sebastianstr.  13. 

Wollanke,  Bauführer,  Wilhelmsstr.  57.  58. 

Zickler,  W.,  Bauführer,  Alexandrinenstr.  85. 
Zimmer  mann,  Bauführer,  Braudeuburgstr.  55. 


M 20, 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien  - Str.  75. 

Insertionen 

2%  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

herausgegebeD  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien -Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den 

15.  Mai  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Freigehung  der  Baugewerbe  im  Norddeutschen  Bunde. 
(Forts.)  — Die  Triger’sche  Fundirungsmethode  mittelst  komprimirter 
Luft.  — Fachwerkträger.  (Fortsetz.)  — Feuilleton:  Der  Konkurs  zu 
den  neuen  Museen  inWien.  (Schluss.)  Aus  dem  Architekten-  und  In- 
genieur-Verein zu  Hannover.  — Mittheilungen  aus  Vereinen: 
Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  — Architekten  - Verein  zu 
Berlin.  — Vermischtes:  Einsturz  des  West-Thurmes  der  Michaelis- 

kirche  in  Breslau.  — Baumaterial  für  englische  Festungswerke.  — 
Kollegienhaus  für  weibliche  Studenten.  — Erwerbung  der  Tele- 
graphenlinien Englands  durch  den  Staat.  — Schädlichkeit  eiserner 
Oefen.  — Uebersiedlung  eines  Theils  des  Pariser  Ausstellungs- 
Palastes  nach  Stuttgart.  — Aus  der  Fac h litte r atu r:  Zeitschrift 
für  Bauwesen.  (Forts.)  — Konkurrenzen:  Preisertheilung  für  ein 
Kasino  in  Coblenz.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Die  Freigebuiig  der  Baugewerbe  im  Norddeutschen  Bunde. 

(Fortsetzung.) 


Von  den  gesetzgebenden  Faktoren,  welche  die  Frage, 
ob  Beibehaltung  ob  Aufhebung  der  Beschränkungen  des 
Baugewerbes  im  Norddeutschen  Bunde  zu  entscheiden 
haben,  hat  der  eine  bereits  sein  Urtheil  gefällt  und  auch 
der  Beschluss  des  anderen  dürfte  kaum  zweifelhaft  sein. 
In  der  That  ist  diese  Frage  wissenschaftlich  schon  längst 
abgethan;  die  Beschränkungen  des  Baugewerbes  sind  als 
überflüssig  und  daher  schädlich  fast  allseitig  anerkannt. 
Die  Motive  des  von  dem  Bundesrathe  vorgelegten  Gesetz- 
Entwurfes  äussern  sich  darüber  in  schlagender  Weise; 
es  heisst  dort,  nachdem  die  engen  Beziehungen  der  Frei- 
heit der  Baugewerbe  zu  der  gesetzlich  bereits  normirten 
Freizügigkeit  erwähnt  sind: 

„Wenn  hiernach  die  Alternative  sich  aufdrängte, 
entweder  auf  die  Freizügigkeit  für  diese  grossen 
Gewerbe,  oder  auf  die  Prüfung  für  den  Betrieb 
derselben  zu  verzichten,  so  entschied  sich  der  Ent- 
wurf für  die  Wahl  des  letzteren  Weges  aus  den 
sachlichen  Bedenken,  welche  gegen  eine  Einrichtung 
sprechen,  die  täglich  umgangen  wird,  die  eine  Ga- 
rantie verheisst,  ohne  dieselbe  zu  gewähren,  und 
die  durch  Trennung  der  Verantwortlichkeit  für  den 
Bau  von  der  thatsäcblichen  Leitung  des  Baues  das 
Gefühl  der  Verantwortlichkeit  bei  den  Personen 
abstumpft,  von  deren  Gewissenhaftigkeit  die  Solidität 
des  Baues  abhängt.  Es  konnte  endlich  nicht  unbe- 
achtet bleiben,  dass  das  freie  Gewerbe  der  Civil- 
Ingenieure  die  verantwortungsvollsten  Bauten  aus- 
führt, ohne  an  eine  Prüfungspflicht  gebunden  zu  sein.“ 
Ausführlich,  sogar  wohl  erschöpfend,  ist  die  Frage 
ferner  in  der  trefflichen  Schrift  von  Dr.  V.  Böhmert 
„Baugewerbe  und  Baupolizei“  (Berlin  bei  F.A.  Her- 
big  1866)  behandelt  worden,  auf  deren  Studium  wir  hier 
nur  verweisen  können,  da  sich  bessere  Gründe  kaum  an- 
führen lassen.  Die  Sache  liegt  für  Jeden,  der  sehen  will, 
auch  gar  zu  klar  am  Tage.  Denn  ganz  abgesehen  von 
der  Verwerflichkeit  der  Prüfungstheorie  überhaupt,  die 
durch  einen  einmaligen,  immerhin  sehr  zweifelhaften  Nach- 
weis eines  gewissen  Maasses  von  Kenntnissen  es  sichern 
will,  dass  der  Betreffende  diese  Kenntnisse  für  alle  Zu- 
kunft richtig  an  wenden  soll,  ist  es  uns  völlig  unbe- 
greiflich, wie  man  fort  und  fort  behaupten  kann,  dass  die 
Prüfungen  der  Baugewerksmeister  eine  „Garantie“  Un- 
richtige und  solide  Ausführung  der  Bauten  geben  sollen, 
da  doch  die  Gefahr  des  Gegentheils  nicht  zum  hundert- 
sten,  Theile  aus  Unkenntniss,  sondern  zumeist  aus  Fahr- 
lässigkeit und  Gewissenlosigkeit  entspringt  und  da  doch 
der  geprüfte  Werkmeister  nicht  eigenhändig  mauert  und 
zimmert,  sondern  dieses,  nach  Art  eines  Fabrikherren, 
durch  seine  Leute  thun  lässt,  für  die  er  wohl  theoretisch 
und  vor  dem  Gesetze,  nun  und  nimmermehr  aber  faktisch 


„verantwortlich“  sein  kann!  In  der  That  hat  man  mit 
Recht  darauf  hingewiesen,  dass  es  eine  völlige  Anomalie 
sei,  die  Baugewerksmeister  zu  prüfen,  Fabrikbesitzer  und 
Ingenieure  aber,  deren  Arbeiten  zumeist  weit  gemeingefähr- 
licher werden  können,  ungeprüft  zu  lassen.  Und  die 
äusserste  Konsequenz  eines  solchen  Systems  von  Prüfun- 
gen als  Garantie  gegen  Gemeingefahr  würde  es  dann 
schliesslich  wohl  sein,  dass  Jedermann  über  seinen  gesun- 
den Menschenverstand  examinirt  werden  müsste! 

Sehr  schwach  sind  die  Gründe,  mit  welchen  die  „Dele- 
girten  etc.“  die  Nothwendigkeit  ihrer  Prüfungen  verteidi- 
gen, wenn  man  es  Gründe  nennen  kann,  dass  eben  einfach 
und  wiederholt  behauptet  wird,  dass  die  Prüfungen  doch 
eine  Garantie  gewähren.  Die  früher  so  häufig  ausge- 
sprochenen Befürchtungen,  dass  sich  nach  Freigehung  der 
Baugewerbe  plötzlich  eine  Schaar  gefährlicher  Pfuscher 
und  Spekulanten  in  das  Fach  werfen  werde,  sind  ver- 
stummt, im  Gegenteil: 

„Wenn  es  nun  schon  bei  der  jetzigen  Gesetzge- 
bung zulässig  ist,  dass  nicht  allein  in  Berlin,  sondern 
im  ganzen  Lande  Jedermann,  also  auch  Architekten, 
Poliere  und  Gesellen  Bauten  als  Bau-Unter- 
nehmer selbstständig  ausführen  dürfen,  indem  sie 
Hypotheken  auf  ihren  Namen  für  ausgeführte  Bauten 
eintragen  lassen  und  säumige  Schuldner  wegen  rück- 
ständiger Baugelder  verklagen  können,  dann  haben 
wir  ja  bereits  eine  vollständige  Gewerbefrei- 
heit und  eine  Konkurrenz,  die  bei  einer  Freigehung 
der  Baugewerbe  nicht  schlimmer  werden  kann.“ 

Und  auf  diesen  (für  uns  nicht  ganz  verständlichen) 
Satz  der  Petition  folgt  die  Behauptung,  dass  hieraus 
die  bisher  fühlbaren  Schäden,  Häusereinstürze  u.  s.  w. 
erwachsen  seien  und  die  Forderung,  dass  die  Prüfungen 
der  Maurer-  und  Zimmermeister  erweitert  werden  sollen. 
Eine  „gediegene  Fachken  ntniss“  und  „Schulbil- 
dung“, das  Bewusstsein,  einem  ehrenhaften,  gebildeten 
Stande  anzugehören  und  die  Vereinigung  solcher  Männer, 
die  sich  durch  einen  gleichen  Beruf  zu  einander  hinge- 
zogen fühlen,  sollen  mächtig  auf  Charakter  und  Gewissen- 
haftigkeit wirken. 

Ob  die  Gesetzgeber  diese  letzten  idealen  Motive,  durch 
welche  die  Behauptung  entkräftigt  werden  soll,  dass  die 
im  Bauwesen  zunächst  erforderliche  Gewissenhaftigkeit 
nicht  examinirt  werden  könne,  würdigen  werden,  wissen 
wir  nicht.  Dem  Verlangen  nach  Verschärfung  der  Bau- 
gewerksmeisterprüfungen haben  wir  jedoch  entgegenzu- 
setzen, dass  die  Ansprüche  an  die  Vertreter  dieses  Stan- 
des je  nach  Wohnsitz  und  Wirkungskreis  denn  doch  gar 
zu  weit  auseinandergehen,  als  dass  sich  eine  Prüfung  der- 
selben, so  lange  solche  besteht,  auf  mehr  als  ein  Minimum 
erstrecken  könnte.  Dem  Preussischen  Prüfungsreglement  von 


196 


1856  bat  dieser  Gesichtspunkt  auch  durchaus  zu  Grunde 
gelegen.  Eine  Verschärfung  der  Prüfungen  würde  übri- 
gens, abgesehen  von  ihrem  ganz  illusorischen  Wertlie,  zu- 
nächst den  Erfolg  haben,  dass  dem  gewöhnlichen  Gesellen 
oder  Polier,  der  einem  kleineren  Wirkungskreise  sehr  wohl 
gewachsen  wäre,  die  Möglichkeit  selbstständig  zu  werden, 
nur  noch  mehr  abgeschnitten  und  damit  der  Stand  der 
Baugewerksmeister,  der  sich  schon  jetzt  hauptsächlich  aus 
Meisterssöhnen  rekrutirt,  noch  mehr  zur  Kaste  werden 
würde,  als  bisher. 

Was  die  Beziehungen  betrifft,  in  welche  die  Freige- 
bung  der  Baugewerke  zu  der  Frage  über  die  Organisation 
der  Baupolizei  gesetzt  worden  ist,  so  fühlen  wir  uns  nicht 
veranlasst,  auf  den  letzten  hochwichtigen  Gegenstand,  der 
eine  eigene  sorgfältige  Erörterung  erheischt,  hier  einzu- 
gehen. Denn  wenn  die  Frage,  ob  die  Prüfungen  der 
Baugewerksmeister  eine  Garantie  für  die  Sicherheit  der 
Bauten  gewährt,  so  absolut  verneint  wird,  wie  wir  das 
thun  müssen,  so  steht  die  weitere  Frage,  ob  und  wie  eine 
solche  Sicherheit  durch  baupolizeiliche  Maassregeln  er- 
reicht werden  könne,  in  gar  keinem  Zusammenhänge 
mehr  mit  der  Gewerbefreiheit.  Um  Missverständnisse  und 
Verdächtigungen  zu  vermeiden,  wollen  wir  jedoch  bemer- 
ken, dass  wir  in  jener  Frage  gleichfalls  den  freiesten  An- 
schauungen huldigen  und  namentlich  die  so  vielfach  an- 
gegriffene permanente  baupolizeiliche  Kontrole  der  Bauten 
ganz  ebenso  entschieden  verwerfen,  wie  es  die  Baugewerks- 
meister thun.  Auffällig  ist  es  uns  nur  gewesen,  dass  die 
letzteren  u.  A.  auch  angeführt  haben,  wie  solche  Kontrole 
illusorisch  sei,  weil  der  betreffende  kontrolirende  Baupo- 
lizeibeamte den  Bau  doch  nicht  zu  jeder  Stunde  inspiziren 
könne.  Und  doch  wollen  sie  es  nicht  zugeben,  dass  auch 
sie  aus  dem  gleichen  Grunde  keine  wirkliche  Garantie 
für  ihre  Bauten  gewähren  können,  die  sie  gleichfalls  nur 
zeitweise  besuchen!  Ebenso  protestiren  sie  aus  Gründen 
der  menschlichen  Gerechtigkeit  gegen  eine  Verantwortlich- 
keit des  Bauherrn,  weil  hierbei  der  Fall  eintreten  könnte, 
dass  ein  Unschuldiger  für  das  Versehen  eines  Schuldigen 
bestraft  werden  müsste,  während  es  ihnen  fern  liegt,  daran 
zu  denken,  dass  gegenwärtig  ganz  ebenso  ein  unschuldiger 
Baugewerksmeister  die  Sünden  seines  Poliers  und  seiner 
Gesellen  büssen  kann! 

Den  zwingenden  Zusammenhang  der  Gewerbefreiheit 
mit  dem  Rechte  der  Freizügigkeit,  wie  solches  im  Ge- 
biete des  Norddeutschen  'Bundes  bereits  besteht,  weiter 
auszuführen,  liegt  ausserhalb  der  Aufgabe  unseres  Blattes. 


Die  Motive  des  dem  Reichstage  vorliegenden  Gesetz-Ent- 
wurfes legen  mit  Recht  ein  hervorragendes  Gewicht  da- 
rauf; sie  betonen  es  ferner  ganz  allgemein,  dass  eine  ge- 
meinschaftliche Gewerbe -Ordnung  für  Staaten,  deren  bis- 
herige Zustände  hierin  so  wesentlich  von  einander  ab- 
weichen, nur  auf  dem  Grunde  der  Freiheit,  niemals  auf 
dem  der  Beschränkung  geschaffen  werden,  dass  es  nicht 
möglich  sei  die  Staaten,  welche  bereits  die  volle  Gewer- 
befreiheit auch  in  Beziehung  auf  die  Baugewerbe  besitzen 
(Hansestädte  — Oldenburg  — Nassau)  in  ihrer  Ent- 
wickelung wieder  zurückzudrücken.  Wir  glauben  nicht, 
dass  diese  Ausführungen  beachtenswerthen  Widerspruch 
finden  werden. 

Die  qu.  Petition  der  zu  Berlin  versammelt  gewe- 
senen Delegirten  der  Baugewrerke  erwähnt  dieser  Ver- 
hältnisse mit  keiner  Silbe;  sie  hat,  obgleich  Vertreter 
aus  Hannover,  Schleswig- Holstein,  Sachsen  u.  s.  w.  daran 
Theil  genommen  haben,  überhaupt  nur  die  bisherigen 
Zustände  der  älteren  Preussischen  Provinzen  im  Auge 
gehabt  und  in  der  von  den  Berliner  Baugewerksmeistern 
inspirirten  Polemik  gegen  die  ,.Königl.  Baumeister“,  als 
die  vermeintlichen  Triebfedern  der  ganzen  verwerflichen 
Neuerung,  deren  Früchte  ihnen  allein  in  den  Schooss 
fallen  sollen,  scheinen  ihnen  alle  weiteren  Gesichtspunkte 
abhanden  gekommen  zu  sein!  So  war  es  gewiss  nicht 
geschickt,  das  Verlangen  nach  Aufhebung  aller  Baumeister- 
prüfungen  in  die  Petition  zu  verflechten,  da  doch  der 
Reichstag  mit  den  Prüfungen,  welche  die  einzelnen 
Staaten  ihren  Beamten  auferlegen,  Nichts  zu  thun  hat. 

Da  wir  übrigens  nun  doch  einmal  vorzugsweise  auf 
jene  Petition,  als  die  unzweifelhaft  wichtigste  der  dem 
Reichstage  vorliegenden  17  Schriftstücke  von  gleicher 
Tendenz  (die  mit  einer  einzigen  Ausnahme  von  Bauge- 
werksmeistern herrühren!)  eingegangen  sind,  so  werden 
wir  vor  Erörterung  der  letzten  und  wichtigsten  Seite 
unseres  Themas  — der  praktischen  Konsequenzen  einer  be- 
vorstehenden Freigebung  der  Baugewerbe  — allerdings 
nicht  vermeiden  können,  jene  betreffenden  Verhältnisse 
des  Preussischen  Privat -Bauwesens  dem  Verständniss 
unseres  zahlreichen  ausserpreussischen  Leserkreises  in 
Kürze  klarzulegen.  Dass  dieselben  an  Wichtigkeit  vor- 
anstehen und  auch  in  Preussen  dem  grösseren  Publikum, 
vielleicht  selbst  den  meisten  der  Herren  Reichstagsabge- 
ordneten nicht  ausreichend  bekannt  sind,  mag  uns  ent- 
schuldigen. (Schluss  folgt.) 


FEUILLETON. 


Der  Konkurs  zu  den  neuen  Museen  in  Vien. 

(Schluss.) 

Mit  der  blossen  Forderung  der  F r ei  h ei  t und  Oeffent- 
lichkeit  ist  selbstverständlich  noch  wenig  gewonnen; 
denn  allerdings  lässt  sich  nicht  bestreiten,  dass  das  Ver- 
fahren der  freien  Konkurrenzen  in  der  zumeist  üblichen 
Art  seiner  Anwendung  gleichfalls  die  erheblichsten  Mängel 
zeigt.  Der  Vergleich  derselben  mit  einer  Lotterie  liegt 
ziemlich  nahe  und  es  bedarf  bei  allen  denen,  welche  ihre 
Zeit  nutzbringender  verwenden  können,  wirklich  schon 
eines  gewissen  Leichtsinns  oder  Ruhmesdurstes,  um  sie  zu 
einem  so  unverhältnissmässigen  Wagniss  an  Zeit  und  Ar- 
beitskraft zu  bestimmen.  Aber  der  wesentlichste  Grund 
dieser  Zustände  scheint  uns  bisher  noch  nicht  genügend 
gewürdigt  zu  sein. 

Derselbe  liegt  augenscheinlich  in  dem  Missverhältnis 
zwischen  dem  gegebenen  Programm  und  der  verlangten 
Leistung.  Ein  fertiges  Bau -Programm,  wie  man  es  aus 
einer  bereits  gelösten  Aufgabe  analysiren  kann,  hat  sich 
zusammengesetzt  aus  der  künstlerischen  Grundidee,  den 
realen  Bedürfnissen  und  den  lokalen  Bedingungen.  Dass 
die  künstlerische  Grundidee  in  einem  Konkurs-Programm 
noch  nicht  enthalten  sein  darf,  dürfte  anerkannt  sein;  wir 
möchten  jedoch  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  be- 
haupten, dass  sich  bei  Eröffnung  einer  Konkurrenz  um 
eine  so  grosse  und  aussergewöhnliche  Aufgabe  auch  die 
letzten  beiden  Momente  noch  keineswegs  mit  so  genügen- 


der Klarheit  feststellen  lassen,  dass  man  auf  Grund  der- 
selben ein  unabänderliches  Programm  entwerfen  könnte. 
Zahlreiche  Beispiele,  dass  die  Einsicht  über  das  wirkliche 
Bedürfniss  erst  allmälig  sich  entwickelt,  dass  man  nach- 
träglich auf  Forderungen  verzichtet  hat,  die  anfangs  für 
unentbehrlich  gehalten  wurden,  dürften  dies  am  Besten 
bestätigen  können.  Es  liegt  ja  auch  in  der  Natur  der 
Sache,  dass  die  genannten  drei  Momente  in  ihrem  Zusam- 
menhänge berücksichtigt  und  auf  das  Vielseitigste  gegen 
einander  abgewogen  werden  müssen,  und  selten  wird  ein 
Programmverfasser  in  der  Lage  sein,  alle  hierbei  mög- 
lichen Beziehungen  im  Voraus  zu  übersehen.  Namentlich 
wird  in  Bezug  auf  den  letzten  Punkt,  die  lokalen  Bedin- 
gungen, welche  bei  der  Entscheidung  über  die  Ausführbar- 
keil  eines  Projektes  fast  regelmässig  den  Ausschlag  geben, 
auch  das  ausführlichste  Programm  noch  lückenhaft  sein. 

In  Wirklichkeit  sind  die  Konkurs-Programme  jedoch 
zumeist  nichts  weniger  als  ausführlich  und  jener  wichtigen 
Beziehungen  pflegt  nur  in  dürftiger  Weise  Erwähnung  zu 
geschehen.  Hingegen  verlangt  man  auf  Grund  so  unvoll- 
ständiger, obligatorisch  gemachter  Programme  zur  Ausfüh- 
rung reife,  völlig  durchgearbeitete  Entwürfe,  wo  möglich 
mit  Detail -Zeichnungen  und  spezifizirten  Kosten- Anschlä- 
gen. — Kann  man  sich  demnach  über  das  ungenügende 
Resultat  der  meisten  Konkurrenzen  wirklich  noch  be- 
schweren ? 

Wer  mit  den  Verhältnissen  nicht  auf  das  Genaueste 
vertraut  oder  in  der  Lage  ist,  sie  speziell  studiren  zu 
können,  wozu  in  den  meisten  Fällen  schon  die  Zeit  man- 
gelt, wird  fast  immer  genöthigt  sein,  das  Programm  aufs 


197 


Die  Triger’schc  Fundirungs- Methode  mittelst  komprimirter  Luft. 


Bei  der  Ausbeutung  der  Kohlenminen  zu  Chalonnes 
an  der  Loire  stellte  sich  die  Nothwendigkoit  heraus,  in 
diesem  Flusse  selbst  einen  Schacht  anzulegen.  Triger,  der 
Ingenieur  des  Bergwerksbesitzers  de  Las-Cases,  kam  auf 
die  glückliche  Idee,  dem  Druck  des  äussern  Wassers  einen 
gleichen  Atmosphärendruck  im  Schachte  entgegenwirken  zu 
lassen  und  dadurch  das  Wasser  aus  dem  Schachte  zu  treiben. 

Dieselbe  Idee  hatte,  nach  einer  Schrift  aus  dem 
Jahre  1691:  Maniere  de  conserver  la  flamme  sous  l'eau, 
der  bekannte  Papin , Professor  der  Mathematik  zu  Mar- 
burg. Diese  Schrift  führt  weiter  aus,  wie  man  in  einer 
Taucherglocke  mittelst  komprimirter  Luft  den  Grund 
trocken  legen  kann,  um  unter  Wasser  zu  bauen. 

Triger  liess  einen  Blechzylinder  von  4'  21/i"  Durch- 
messer und  ca.  60'  Höhe  vertikal  im  Fluss  aufstellen. 
An  dem  oberen  Ende  des  Zylinders  war  ein  Raum  nach 
dem  ganzen  Durchmesser  oben  und  unten  durch  Wände 
abgeschlossen,  so  hoch,  dass  ein  Mensch  aufrecht  darin 
stehen  konnte.  Dieser  Raum,  die  Luftschleuse,  war 
mit  Hähnen  und  Ventilen  derart  versehen,  dass  die  mit- 
telst einer  Dampfpumpe  komprimirte  Luft  bald  in  den 
Zylinder,  bald  in  die  Luftschleuse  eintreten  konnte,  unter 
einem  Ueberdruck,  der  der  Wassersäule  von  der  Ober- 
fläche bis  zur  Sohle  das  Gleichgewicht  hielt.  Die  Ar- 
beiter traten  zunächst  in  die  noch  mit  der  äusseren  Luft 
in  Verbindung  stehende  Luftschleuse  ein.  Nachdem  im 
Zylinder  der  erforderliche  Druck  hergestellt  war,  wurde 
das  Aussenventil  geschlossen,  und  darauf  das  Gleichge- 
wicht zwischen  dem  Zylinder  und  der  Luftschleuse  her- 
beigeführt. In  Folge  dessen  öffnete  sich  der  Deckel  des 
Mannlochs  nach  dem  Zylinder  und  die  Arbeiter  konnten 
hinabsteigen.  Beim  Hinaufsteigen  folgten  die  Operationen 
in  umgekehrter  Reihenfolge  auf  einander.  Die  Arbeiter 
mussten  also  unter  einem  Druck  sich  aufhalten,  der  den 
gewöhnlichen  Atmosphärendruck  bedeutend  überstieg.  Die- 
ser Umstand  war  scheinbar  für  die  Arbeiter  mit  Gefahr 
verknüpft,  und  Herr  Triger  giebt  in  einer  Denkschrift  die 
Mittel  an,  diese  Gefahr  zu  beseitigen. 

Um  einer  Explosion  vorzubeugen,  genügt  es,  die 
Zylindertheile  vorher  einer  Probe  zu  unterwerfen  und 
Sicherheits-Ventile  anzubringen.  Durch  eine  Vor- 
richtung, welche  den  Dampfkolben  mit  dem  Kolben  der 
Luftpumpe  in  geeignete  Verbindung  setzt,  ist  man  im 
Stande,  den  Druck  eine  bestimmte  Grenze  nicht  über- 


schreiten zu  lassen.  Ausserdem  sind  drei  Manometer  an- 
zubringen, das  erste  bei  der  Dampfmaschine,  das  zweite 
im  Schacht  bei  den  Arbeitern , das  dritte  aussen  an  der 
Luftschleuse  mit  einer  Alarm  Vorrichtung,  welche  meldet, 
dass  durch  irgend  einen  Zufall  das  Manometer  bei  der 
Dampfmaschine  eine  Ueberschreitung  des  nothwendigen 
Druckes  im  Schachte  nicht  anzeigt. 

Eine  zweite  Gefahr  kann  aus  der  zu  schnellen 
Ausschleusung  entstehen,  indem  die  Arbeiter  nach  be- 
endeter Schicht  den  von  Innen  zugänglichen  Hahn  zn 
schnell  öffnen,  um  hinaus  zu  kommen.  Es  entstehen 
daraus  für  die  Arbeiter  heftige  nervöse  Schmerzen.  Ein 
nochmaliger  Verschluss  des  Hahnes  von  aussen  gestattet 
dem  Aufseher,  das  Entweichen  der  Luft  aus  der  Schleusen- 
kammer auf  einen  bestimmten  Zeitraum  auszudehnen.  An- 
fangs normirte  Triger  diesen  Zeitraum  auf  drei  Minuten, 
später  auf  sieben  Minuten.  Die  nervösen  Schmerzen  der 
Arbeiter  hörten  auf,  selbst  wenn  letztere  bis  zu  einer 
Tiefe  von  93'  hinabgestiegen  waren. 

Als  Triger  bei  seinem  ersten  Schachte  zu  einer  Tiefe 
von  mehr  als  80'  gekommen  war  und  noch  weiter  hinab 
wollte,  trug  er  Bedenken,  die  Arbeiter  einem  Drucke  von 
2>1/i  Atmosphären  auszusetzen.  Auf  der  Sohle  befand  sich 
eine  Sammelgrube,  aus  welcher  ein  Abflussrohr  sich  bis 
über  den  Wasserspiegel  erhob.  Das  Wasser  war  wegen 
des  unzureichenden  Druckes  eine  Zeit  lang  nicht  abge- 
flossen, als  ein  Arbeiter  aus  Ungeschick  ein  Loch  in  das 
Abflussrohr  stiess.  Augenblicklich  strömte  das  Wasser 
mit  Heftigkeit  aus,  obgleich  das  Manometer  einen  Druck 
anzeigte,  der  über  eine  Atmosphäre  weniger  betrug,  als 
eigentlich  zum  Gleichgewicht  nothwendig  gewesen  wäre.  Die 
Ausströmung  währte  so  lange,  als  die  untere  Oeffnung 
der  Röhre  in  das  Sumpfwasser  tauchte,  hörte  auf,  sobald 
dasselbe  so  tief  gesunken  war,  dass  die  Oeffnung  nicht 
mehr  hineinreichte  und  begann  wieder  zu  fliessen , wenn 
das  Wasser  genug  gestiegen  war,  und  so  wiederholte  sich 
das  Spiel  während  der  ganzen  Dauer  des  Abteufens. 

Auf  diese  Weise  gelangte  Triger  dazu,  das  Wasser 
höher  zu  heben,  als  nach  dem  hydrostratischen  Druck  zu 
J erwarten  war,  und  er  konnte  unter  einem  geringeren  Druck 
arbeiten  lassen,  als  er  selbst  anfänglich  für  nothwendig 
gehalten  hatte. 

Die  Verbesserungen,  die  Herr  Triger  bei  seinem  ur- 
sprünglichen Verfahren  angebracht  hat,  bestehen  daher  in: 


Gerathewohl  hin  zu  interpretiren  und  zum  Theil  ganz  will- 
kürliche Annahmen  zu  machen,  wobei  die  Gefahr  einer 
Uebertreibung  gar  zu  nahe  liegt.  So  kommt  es,  dass  die 
genialsten,  künstlerisch  werthvollsten  Konkurrenz-Entwürfe, 
denen  die  sachverständigen  Preisrichter,  wenn  das  Pro- 
gramm nicht  zu  augenscheinlich  verletzt  ist,  unbedenklich 
den  Preis  ertheilen,  sehr  häufig  an  so  tiefgehenden  Wider- 
sprüchen mit  den  faktischen  Verhältnissen  leiden,  dass  es 
in  der  That  unmöglich  ist,  sie  der  Ausführung  zu  Grunde 
zu  legen,  selbst  wenn  man  Aenderungen  verlangen  wollte, 
die  der  Künstler  unzweifelhaft  als  Beleidigung  zurück- 
weisen würde.  Hingegen  enthalten  künstlerisch  schwächere 
Projekte  häufig  doch  diesen  oder  jenen  glücklichen  Ge- 
danken, der  Beifall  findet  und  sich  zur  Ausführung  em- 
pfiehlt. Unter  diesen  Umständen  ist  es  ein  sehr  beliebtes 
Verfahren,  keinen  der  preisgekrönten  Entwürfe  direkt  zu 
benutzen,  sondern  dieselben,  vielleicht  nebst  einigen  anderen 
angekauften  Plänen,  nur  als  „schätzbares  Material“  für 
den  definitiven  Bauplan  zu  verwerthen,  zu  dessen  Aus- 
tiihrung  dann  häufig,  sei  es  nach  Ueberzeugung,  sei  es  aus 
persönlichen  Rücksichten,  ein  dem  Konkurse  ganz  fern- 
stehender Künstler  gewählt  wird.  Ein  solches  Verfahren, 
das  auch  wir  nicht  rechtfertigen  wollen,  wird  dann  ge- 
wöhnlich als  äusserstes  Symptom  engherziger  bureaukra- 
tischer  Beschränktheit  gebrandmarkt,  aber  dass  die  fak- 
tischen Verhältnisse  geradezu  in  dasselbe  treiben,  wird 
kaum  berücksichtigt.  Dass  unter  solchen  Umständen  das 
System  der  beschränkten  Konkurrenzen  trotz  aller 
seiner  Mängel  zahlreiche  Anhänger  und  Vertheidiger  findet, 
darf  wahrlich  nicht  Wunder  nehmen! 


Diesen,  wie  allen  im  Verlaufe  dieses  Aufsatzes  erör- 
terten Verhältnissen  wird  ein  zweckmässiges  Verfahren  für 
grosse  öffentliche  Konkurrenzen  Rechnung  tragen  müssen. 
Als  ein  solches  aber  glauben  wir  ein  Verfahren  bezeich- 
nen zu  können,  dessen  Grundidee  bereits  im  vorigen  Jahre, 
als  hierselbst  die  Eröffnung  der  Domkonkurrenz  be- 
sprochen wurde,  in  Anregung  kam,  eine  Doppelkon- 
kurrenz nämlich,  deren  leitende  Absicht  es  ist,  die  Vor- 
theile einer  freien  und  einer  beschränkten  Konkurrenz 
zu  verbinden. 

Die  erste  Konkurrenz,  eine  freie  und  unbeschränkte 
soll  den  Zweck  haben,  sowohl  das  Material  zur  definitiven 
Feststellung  des  Bauprogramms  zu  liefern,  als  die  Künstler 
zu  ermitteln,  welche  demnächst  zu  der  zweiten  engeren 
und  beschränkten  Konkurrenz  hinzuzuziehen  sind,  deren 
Zweck  die  Gewinnung  des  zur  Ausführung  bestimmten 
Bauplans  sein  muss. 

Der  ersten  Konkurrenz  möge  demnach  noch  kein  ob- 
ligatorisches Programm,  sondern  etwa  eine,  nicht  zu  kurz 
gefasste,  von  der  kompetenten  Behörde  ausgearbeitete 
Denkschrift  zu  Grunde  liegen,  welche  alles  für  die  selbst- 
ständige Beurtheilung  des  Bedürfnisses  vorhandene  Mate- 
rial enthält.  Auch  über  die  loyalen  Bedingungen  (wozu 
die  ungefähr  disponible  Kostensumme  gehört)  möge  sie 
Angaben  bringen;  jedenfalls  aber  muss  den  Konkurrenten 
Gelegenheit  und  Zeit  gegeben  werden,  hierüber  selbst- 
ständige Studien  machen  zu  können.  Vorzuschreiben  end- 
lich ist  vor  allen  Dingen,  dass  die  Arbeiten  nicht  durch- 
gearbeitete Projekte,  sondern  lediglich  Skizzen  sein 
dürfen,  aus  denen  die  allgemeine  Disposition  erhellt. 


198 


1.  der  Sicherheit  gegen  Explosionsgefahr, 

2.  der  Regulirung  des  Ein-  und  Austrittes  der  Luft 
beim  Schleusen,  so  dass  die  nervösen  Schmerzen  und  noch 
andere  Belästigungen  der  Arbeiter  beseitigt  werden, 

3.  dem  genauen  Gleichgewicht  zwischen  dem  Luft- 
druck und  dem  effektiv  zu  überwindenden  Widerstand, 
ohne  die  Arbeiter  dem  vollen,  der  äusseren  Wassersäule 
entsprechenden  Drucke  auszusetzen. 

Eine  zur  Prüfung  der  Triger’schen  Fundirungsme- 
thode  niedergesetzte  Kommission  fügt  der  Denkschrift  noch 
folgende  Bemerkungen  bei. 

Explosionen  haben  fast  immer  den  Tod  der  Ar- 
beiter zur  Folge.  Die  Probe  auf  den  doppelten  Druck 
ist  eine  nützliche  Maassregel,  ebenso  ein  doppelter  Ver- 
schluss des  Aussenhahnes  an  der  Luftschleuse.  Die  Ein- 
richtung von  Manometern  ist  ebenfalls  vortheilhaft. 

Das  zu  schnelle  Ausschleusen  verursacht  eine 
Temperatur-Erniedrigung,  welche  die  Arbeiter  veranlasst, 
den  Hahn  zu  weit  zu  öffnen,  um  nur  schnell  hinauszu- 
kommen. Die  Einwirkung  auf  den  Körper  ist  je  nach 
der  Natur  der  Individuen  sehr  verschieden.  Es  ist.  jedoch 
erfahrungsmässig  festgestellt,  dass  diese  Einwirkung,  so- 
wie der  Aufenthalt  in  komprimirter  Luft  überhaupt,  bei 
vorsichtiger  Behandlung  der  Apparate  keine  schädlichen 
Folgen  haben.  Die  Arbeiter  pflegen  zu  sagen:  nur  das 
Hinauffahren  macht  Schmerzen.  Auch  sind  die  Meinun- 
gen noch  getheilt  darüber,  was  schlimmer  ist,  eine  zu 
schnelle  oder  eine  zu  langsame  Ausschleusung.  Bei  Douchy 
dauerte  diese  Operation  bis  20  Minuten  und  es  kamen 
zahlreiche  Fälle  von  heftigem  Unwohlsein  vor,  während 
bei  dem  Bau  der  Brücke  über  den  Scorff  bei  Lorient 
Tausende  von  Arbeitern  die  Luftschleuse  in  30,  sogar  in 
10  Sekunden  passirten,  und  nur  zwei  davon  starben.  Bei 
dem  Unfall  in  Bordeaux  im  Dezember  1859  blieben  7 
innerhalb  eines  explodirten  Zylinders  befindliche  Arbeiter 
unverletzt;  ein  Beweis,  dass  selbst  die  momentane  Aus- 
dehnung der  Luft  unschädlich  sein  kann. 

Triger  versichert,  dass  bei  einer  Dauer  der  Aus- 
schleusung von  7 Minuten  alle  schädlichen  Einwirkungen 
ausbleiben.  Die  Kommission  glaubt  nicht,  dass  sich  eine 
bestimmte  Regel  für  die  Dauer  der  Ausschleusung  fest- 
stellen lässt  und  hält  für  gerathener,  dieselbe  nach  der 
Konstitution  der  Arbeiter  einzurichten. 

Von  ärztlicher  Seite  werden  folgende  Vorsichtsmaass- 
regeln empfohlen:  1 


Ein  wollener  Anzug  muss  in  einer  nahe  gelegenen, 
gut  geheizten  Stube  zum  Wechsel  des  Arbeitsanzuges  be- 
reit liegen.  Nach  vollendeter  Schicht  müssen  sich  die 
Arbeiter  vor  dem  Ausfahren  noch  etwas  verweilen,  um 
sich  abzukühlen  und  nach  dem  Ausfahren  sich  eine  Zeit 
lang  in  der  geheizten  Stube  aufhalten. 

Es  scheint  aber  zweckmässiger  zu  sein,  die  wollenen 
Kleider  schon  in  der  Luftschleuse  anlegen  zu  lassen,  um 
die  Arbeiter  bei  der  eintretenden  Abkühlung  zu  schützen. 

Einige  Aerzte  haben  eine  Dauer  der  Ausschleusung 
angenommen,  die  mit  der  Tiefe  der  Fundirung  zunimmt, 
und  zwar  so,  dass  für  jede  Atmosphäre  Ueberdruck  eine 
Minute  Zeit  der  Ausschleusung  gerechnet  wird,  jedoch  nur 
bis  zu  einer  Grenze  von  21/»  Minuten,  welche  für  eine 
Abkühlung  bis  zum  Gefrierpunkt  genügt. 

Bei  den  Bau- Ausführungen  in  Frankreich  sind  fast 
überall  Unglücksfälle  vorgekommen,  aber  im  Verhältniss 
zur  Zahl  der  beschäftigten  Arbeiter  doch  nur  sehr  wenig. 
Todesfälle  ereignen  sich  sehr  selten  und  nur  bei  allzu 
schwacher  Konstitution  der  Arbeiter.  Krankheitsfälle  haben 
in  der  Regel  nur  zeitweise  Arbeitsunfähigkeit  zur  Folge. 
Explosionen  entstehen  fast  nur  durch  Unvorsichtigkeit  und 
sind  durch  die  genannten  Hülfsmittel  zu  vermeiden. 

Die  Erklärung  des  vom  Ingenieur  Triger  durch  Zu- 
fall gefundenen  Hülfsmittels  zum  Entleeren  des  Sumpf- 
lochs ist  folgende;*)  Wenn  der  innere  Druck  geringer 
wird,  als  zur  Freihaltung  der  Zylinder  nach  hydrosta- 
tischen Gesetzen  erforderlich  ist,  beginnt  das  Wasser,  je 
nach  der  Durchlässigkeit  des  Erdreichs,  zu  steigen.  Das 
Sumpfloch  muss  daher  durch  beständiges  Pumpen  ent- 
leert werden.  Statt  dessen  bringt  Triger  ein  Abflussrohr 
an,  welches  vom  Sumpfloch  bis  über  den  Wasserspiegel 
reicht  und  mit  einem  Seitenhahn  versehen  ist.  Das  Was- 
ser sleigt  in  dem  Abflussrohr  nur  bis  zu  einer  dem  in- 
neren Druck  entsprechenden  Höhe.  Sobald  man  aber 
durch  den  Seitenhahn  Luft  eintreten  lässt,  vermischt  sich 
diese  schaumartig  mit  der  darüber  stehenden  Wassersäule, 
welche  dadurch  leichter  wird.  Der  auf  den  untern  Was- 
serspiegel wirkende  Druck  ist  nun  im  Stande,  das  Wasser 
der  Röhre  hinaus  zu  treiben. 

Dieses  Mittel  verdient  sehr  wohl  bei  ähnlichen  Aus- 
führungen berücksichtigt  zu  werden. 

(Annales  des  Ponts  et  Chaussees,  JuiUet  et  Aöut  1867.) 

*)  Vergleiche  Fundirung  der  Parnitzbrucke  bei  Stettin,  Jahr- 
gang 1867,  pag.  161  des  Architekten- Wochenblattes. 


Die  Jury,  welche  nicht  ausschliesslich  aus  Sachver- 
ständigen, sondern  auch  aus  Vertretern  der  betheiligten 
Interessenten  zusammengesetzt  sein  mag,  möge  ein  motivirtes  i 
Gutachten  abgeben,  in  dem  ohne  Rücksicht  auf  ein  Pro- 
gramm die  Schönheit,  Zweckmässigkeit  und  Ausführbar- 
keit der  Entwürfe  beurtheilt,  die  Rangordnung  derselben 
festgestellt  und  über  die  Vertheilung  der  ausgesetzten 
Preise  entschieden  wird. 

Will  es  das  Glück,  dass  unter  diesen  Arbeiten  ein 
Entwurf  vorhanden  ist,  der  bereits  eine  so  vollkommene 
Lösung  der  Aufgabe  enthält,  dass  er  das  beste  Bau-Pro- 
gramm in  sich  enthält,  so  steht  nichts  im  Wege,  das 
Verfahren  mit  dieser  ersten  Konkurrenz  abzuschliessen 
und  jenen  Entwurf  ohne  Weiteres  zur  Ausführung  zu 
bringen.  Ist  dieses,  wie  wohl  zu  erwarten,  nicht  der 
Fall , theilen  sich  vielmehr  die  preisgekrönten  Projekte 
in  die  Vorzüge  und  Nachtheile,  so  wird  nunmehr  unter 
den  Verfassern  derselben  die  zweite  definitive  Konkurrenz 
zu  eröffnen  sein,  bei  welcher  es  sich  nicht  mehr  um 
Skizzen,  sondern  um  durchgearbeitete  Pläne  handelt. 

Auf  Grund  der  gewonnenen  Einsicht  in  die  Verhält- 
nisse und  der  erschöpfenden  Besprechung  der  Sachlage, 
an  welcher  auch  die  öffentliche  Meinung  theilnehmen  muss, 
wird  dieser  zweiten  Konkurrenz  ein  definitives,  obliga- 
torisches Programm  untergelegt  werden  können,  bei  dessen 
Feststellung  die  Konkurrenten  jedenfalls  hinzuzuziehen 
sind.  Der  Urtheilsspruch  dürfte  demnächst  nur  von  Sach- 
verständigen abzugeben  sein.  Die  Uebertragung  des  Baues 
an  den  Sieger  wird  sich  in  den  meisten  Fällen  dann  wohl 
von  selbst  ergeben;  ob  sie  Bedingung  sein  soll,  möchten 
wir  dahingestellt  sein  lassen. 


Die  Vortheile  eines  solchen  Verfahrens  sind  gewiss 
nicht  zu  unterschätzen.  Durch  die  erste  Konkurrenz 
werden  ihm  alle  Vorzüge  der  freien  Konkurrenz  gesichert; 
namentlich  ist  hierdurch  jüngeren  Talenten  Gelegenheit 
geboten,  erfolgreich  mit  älteren  Meistern  zu  wetteifern, 
während  die  letzteren  in  der  zweiten  Konkurrenz  ihre 
Ueberlegenheit  angemessen  verwerthen  können  und  wer- 
den. Die  Vergeudung  von  Arbeitskraft  und  Zeit  wird 
wesentlich  geringer,  wenn  es  sich  nur  um  skizzenhafte 
Projekte  handelt ; die  grösste  mögliche  Vielseitigkeit  der 
Auffassung  steht  zu  erwarten.  Andererseits  sind  der  zwei- 
ten beschränkten  Konkurrenz  dadurch,  dass  die  Theil- 
nehmer  nicht  willkürlich  ausgewählt  wurden,  sondern  sich 
das  Recht  hierzu  erworben  haben,  ihre  schlimmsten  Nach- 
theile genommen  und  ein  Misslingen  derselben  bei  der 
vorherigen  Klärung  der  Aufgabe  ist  kaum  zu  befürchten. 

Wir  sind  im  Uebrigen  weit  davon  entfernt,  dies 
Verfahren,  das  jedenfalls  noch  weiterer  Ueberlegung  und 
Ausbildung  bedarf,  für  vollkommen  zu  halten.  Eine  ab- 
solute Garantie  des  Gelingens  wird  es  ebenso  wenig  ge- 
ben wie  irgend  ein  anderes  und  mit  „Wenn“  und  „Aber“ 
wird  sich  wohl  noch  Manches  dagegen  sagen  lassen.  Al- 
j lerdings  aber  hoffen  wir,  dass  die  Wahrscheinlichkeit  eines 
Gelingens  auf  solche  Weise  wesentlich  näher  gerückt  wer- 
i den  könnte,  und  insofern  halten  wir  dasselbe  immerhin 
einiger  Beachtung  werth.  Wenn  es  auf  den  ersten  Blick 
noch  etwas  zu  schwerfällig  und  zu  kostspielig  erscheinen 
sollte,  so  fallen  diese  Gesichtspunkte  der  Wichtigkeit  von 
Aufgaben  gegenüber,  wie  der  Dom  in  Berlin,  die  Museen- 
Anlage  für  Wien  es  sind,  nicht  ins  Gewicht;  wo  es  sich 
1 um  ein  Werk  für  Jahrhunderte  handelt,  darf  man  sich 


199 


Fachwerkträger. 

(Fortsetzung  aus  No.  13.) 


Anwendung  der  Gleichungen  1 — 4. 

;n  der  einzelnen  Konstruktionstheile  eines  Fachwerks, 
und  mit  ihnen  die  Lage  der  Kno- 
tenpunkte und  Gurtungen,  sind 
durch  die  Grössen  y,  y0,  b und  & y 
bestimmt;  denn  jene  ergeben  sich 
mit  Hülfe  von  Fig.  8 durch  die 
Gleichungen : 

Sy  — v — xj«  — üy-, 

t=yw+  bj'-, 

n — j/ü1  -j-  (j/o  + b y)’5 

s = ]/4Tl&-y«  — ß y)J; 

o = l/6>  + (y  — & yy- 

Ausser  b,  der  Feldbreite,  und  y,  das  wir,  wenn  nicht  ge- 
geben, durch  voraufgehende  Rechnung  gefunden  denken,  ist 
noch  gemeiniglich  die  Lage  wenigstens  einer  Gurtung  be- 
kannt.  Dies  kann  in  zweierlei  Weise  der  Fall  sein;  entwedei 
ist  die  Lage  ihrer  Knotenpunkte  direkt  gegeben,  oder  es  be- 
stehen zwischen  beiden  Gurtungen  solche  Beziehungen,  dass 
mit  der  einen  zugleich  auch  die  andere  gefunden  wird. 

In  dieser  Abhandlung  sollen  die  Fälle  untersucht  werden,  wo : 
a.  die  untere  Gurtung  gerade: 


Fig.  8. 


H. 


2.  die  Spannungen  beider  Diagonalen  am  Kopf  der  Nutz- 
last gleich  0 sind  (''System  Schwedler); 

3.  die  Spannungen  beider  Gurtungen  bei  voller  Belastung 
konstant  sind  (System  von  Pauli ).*) 

Sind  mit  Hülfe  dieser  Bedingungsgleichungen  die  Werthe 
von  y und  somit  auch  die  Trägerform  bestimmt,  so  bleibt 
noch  die  Bestimmung  der  im  Träger  auftretenden  Spannungen 
für  diejenigen  Fälle  der  Belastung,  welche  von  der  bei  Auf- 
findung von  y zu  Grunde  gelegten  abweichen.  Auch  hier 
bedienen  wir  uns  der  Gleichungen  1 — 3,  denen  wir,  da  4 Grössen 
zu  bestimmen,  noch  eine  Bedingungsgleichung  beizufügen 
haben.  Diese  ist  jedoch  so  zu  wählen,  dass  sie  mit  den  An- 
nahmen, die  zur  Feststellung  der  Trägerform  dienten,  nicht 
im  Widerspruch  steht. 


1.  Bei  voller  Belastung  des  Trägers  sollen  die  Diagonalen 
gleich  Null  sein. 

Bezieht  man  die  Gleichungen  1 bis  3 auf  das  xte  Feld, 
setzt  für  9)1  die  betreffenden  Maximalwerthe  und  lässt  der 
Bedingung  gemäss  Nx  und  0 x dabei  zu  Null  werden,  so 
entsteht : 


Tx  max.  9JL 
ix  + b . yx 


(I) 


Sy  = 0 , by  — y—ya 
b.  beide  Gurtungen  kongruent  sind: 


es  ist  also  auch  S y als  durch  y und  ya  gegeben  anzusehen, 
und  bleibt  demnach  nur  noch  yo  zu  bestimmen. 

Die  Gleichungen  1,  2 und  3,  mittelst  deren  wir  y0  fest- 
zustellen haben,  enthalten  bereits  4 Unbekannte  ( T,  S,  0 und  N) ; 
einschliesslich  y0  sind  demnach  5 unbekannte  Grössen  vor- 
handen, die  nur  gefunden  werden  können,  wenn  jenen  3 Gleichun- 
gen noch  2 selbstständige  Bedingungsgleichungen  hinzugefügt 
werden.  Die  hierbei  möglichen  Variationen  sind  unbegrenzt, 
und  ebenso  unbegrenzt  ist  also  auch  die  Anzahl  verschiedener 
Fachwerkträger,  die  sieh,  je  nachdem  man  die  eine  oder  die 
andere  Bedingung  hinzufügt,  aus  den  Gleichungen  1 bis  3 
aufbauen  lässt.  Man  könnte  die  mannigfachsten  Kombinationen 
bilden;  diese  Abhandlung  verfolgt  aber  zunächst  nur  den 
Zweck,  die  Fälle  zu  untersuchen,  wo  zur  Bestimmung  von  y° 
die  Bedingung  gestellt  wird,  dass: 

1.  die  Spannungen  beider  Diagonalen  bei  voller  Belastung 
gleich  0 sind  (Parabel-Träger); 


*)  Ich  will  hier  nur  noch  zweier  Fälle  Erwähnung  thun,  die  viel- 
leicht von  Interesse  sind. 

1.  Wollte  man  die  Spannung  einer  Gurtung  und  einer  Diago- 
nale gleich  0 setzen , so  würde  sich  aus  den  Gleichungen 

ÜJ? 

1—3  ergeben:  — =:  0. 

V 

Diese  Gleichung  ist  erfüllt,  wenn  y = oo  oder  M — 0.  Ers- 
teres  liegt  ausser  dem  Bereiche  der  Möglichkeit,  letzteres 
ist  hei  freiaufliegenden  Trägern  nur  an  den  Auflagern  der 
Fall.  Es  kann  daher  die  Bedingung  nur  in  einem  Endfelde 
erfüllt  werden. 

2.  Würde  man  die  Spannungen  beider  Gurtungen  gleich  0 
setzen,  so  würde  sich  aus  den  Gleichungen  1 und  3 ergehen : 

911  _ _ 9Ko 
y ~ yo' 

Da  9)1  und  9)10  positiv,  so  müsste  der  eine  der  Werthe  y 
negativ  werden.  Vergegenwärtigt  man  sich  dies  an  einer 
Figur  und  lässt  hei  einem  Viereck  eine  Seite  allmälig  0 wer- 
den und  dann  über  0 fortgehend  negativ,  so  findet  man,  dass 
die  ursprünglichen  Diagonalen  zu  Seiten  werden.  Es  wür- 
den sich  also  die  Diagonalen  nicht  mehr  schneiden , sondern 
die  Stelle  der  Gurtungen  einnehmen,  während  die  Gurtungen 
zu  Diagonalen  würden;  damit  wäre  man  aber  auf  den  obigen 
ersten  Fall  zurückgekommen. 


die  Mühe  eben  nicht  verdriessen  lassen,  ganz  abgesehen 
davon,  dass  misslungene  Konkurrenzen  der  alten  Art  je- 
denfalls noch  weit  erheblichere  Weiterungen  und  Kosten 
veranlasst  haben. 

Es  ist  unser  lebhaftester  W unsch , dass  man , sei  es 
auch  im  Kleinen,  einen  ersten  Versuch  damit  wagte.  Der 
Erfolg  wird  entscheiden.  — F.  — 


Aus  dem  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover. 

Der  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hannover  hat 
sich  durch  seine  fachwissenschaftlichen  Publikationen  die  all- 
gemeinste und  ehrenvollste  Anerkennung  aller  Fachgenossen 
gesichert  und  innerhalb  seines  engeren  Wirkungskreises  her- 
vorragende Wichtigkeit  und  einen  bedeutenden  Einfluss  im 
ganzen  Gebiete  der  Technik  gewonnen.  — Nicht  minder  ist 
er  jedoch,  durch  die  lokalen  Verhältnisse  und  die  bisherigen 
Einrichtungen  des  Hannoverschen  Bauwesens  begünstigt,  für 
seine  am  Ort  wohnenden  Mitglieder  ein  Sitz  gemiithlicher 
Geselligkeit  und  die  Pflegestätte  eines  fröhlichen,  lebensfrischen 
Geistes  geworden,  der  für  Freunde  desselben  ebenso  anziehend 
wirkt,  wie  er  vielleicht  von  einer  in  den  starren  Formen  ein- 
seitigen Beamtenthums  eingerosteten  Seele  wenig  gewürdigt 
werden  mag.  Einen  Anklang  desselben  gaben  seinen  auswär- 
tigen Mitgliedern  zwei  Beilagen  des  letzten  Heftes  der  Ver- 
einszeitschrift, die  dem  im  Januar  gefeierten  Jahresfeste  des 
Vereins  ihren  Ursprung  verdanken.  Beide  sind  von  dem  Se- 
kretair des  Vereins  Hrn.  Baurath  von  Kaven  verfasst,  die 
erste  eine  von  köstlichem  Humor  gewürzte  Nachtischrede  über 
den  Einfluss  des  griechischen  Geistes  auf  die  Form  der  mo- 
dernen Haus-,  Küchen-  und  sonstigen  Geräthe,  die  zweite 
unter  dem  Motto:  „Dulce  est  desipere  in  loco“  eine  photoli- 
thographisch hergestellte,  nicht  minder  ergötzliche  Festkarte 
in  Vers  und  Bild.  Wenn  wir  darauf  verzichten  mussten,  jene 


erstgenannte  Rede,  die  in  ihren  vielfachen  persönlichen  Be- 
ziehungen doch  vorwiegend  für  Eingeweihte  bestimmt  ist,  zum 
Abdruck  zu  bringen,  so  wollen  wir  es  uns  nicht  versagen 
unsern  Lesern  das  auf  der  Festkarte  enthaltene  Lied  als 
Probe  hannoverscher  Tonart  mitzutheilen : 

„Lasst  Freunde  heut  die  Arbeit  ruhn,  lasst  die  Behörde  lauern, 
Viel  besser,  dass  statt  unsereins  die  Akten  selbst  versauern. 

Und  wär’s  die  grösste  Schwierigkeit,  das  seltenste  Exempel, 

Lasst  Alles  liegen,  wär  es  auch  Berechnung  selbst  der  Stempel. 
Seid  nur  getrost,  der  Gute  kann  den  Wischer  leichter  tragen, 

Als  wie  der  Pflichtvergessene,  der  immer  sich  thut  plagen. 

Des  Staates  grosses  Räderwerk  wird  doch  nicht  stille  stehen, 

Wenn  heute  wir  statt  zum  Bureau  früh  zum  Vereine  gehen. 
Bedenke  doch,  du  Menschenkind,  was  hilft  dir  alles  Mühen, 

Sei  doch  nicht  für  dein  Bestes  blind,  lass  dich  zum  Heil  erziehen. 
In  deinem  Leben  wirst  du  doch  berühmt  dich  nimmer  machen, 

Und  wenn  du’s  auch  geworden  hist,  so  kannst  du  nicht  mehr  lachen. 
Dann  wirst  du  Asche  streu’n  aufs  Haupt  und  schrei’n:  „wo  seid 

geblieben, 

Ihr  Zeiten,  da  ich’s  im  Verein  bis  in  die  Nacht  getrieben!“  — 
Dann  trinkst  du  nicht  mehr  rothen  Wein,  am  wenigsten  Burgunder,  — 
Kamillen -Thee  und  Pfeffermünz,  Magnesia  mitunter; 

Dann  läufst  du  jede  freie  Stund’  wohl  in  die  Eilenriede 
Und  stampfest  ringsumher  den  Grund,  allein  dir  kommt  kein  Friede. 
Denn  nichts  geschieht  von  ohngefähr,  wer  immer  wollte  schmieren, 
Dem  ist  es  recht,  wenn  ewiglich  er  muss  an  sich  kuriren. 

Dem  Bösewicht’  wird  Alles  schwer,  er  thue,  was  er  Ihn’, 

Es  hilft  ihm  keine  Zulag’  mehr,  und  niemals  hat  er  Ruh ; 

Kein  Mittel  hilft,  ja  selbst  nicht  mehr  Natron  bicarbonatum, 

Er  läuft  voll  Säure  wild  umher,  verwünscht  den  diem  natum; 

Und  immer  wird  er  graulicher,  die  Kinder  macht  er  laufen, 

Er  wird  Hypochondrauliker,  will  täglich  sich  ersaufen, 

Bis  endlich  — schrecklich!  — er  ins  Grab  gesunken  und  vergessen, 
Und  Jeder  sagt : „da  haben  wir’s,  er  hat  zu  viel  gesessen!- — - 
0 Freund!  sink  nicht  in  Traurigkeit,  noch  ist  es  nicht  zu  späte; 
Wer  eifrig  lleue  fühlt,  verdient,  dass  man  die  Hand  ihm  böte. 
Schreib  dich  nur  auf  das  Circular,  dass  Andre  lass  den  Göttern 
Und  denke:  „Heute  sitze  ich,  ein  Weiser  unter  Spöttern.“ 


200 


A_ 

Sr 

Tr 


+ 


max.  TOi 

b ■ yx 


= 0 


max.l,,!  _ 

G ^ Ä.yx-1  ~ 


(II) 

(III) 


max.  Sr  — — max.  Tx 

Sr 

~2  b 


q b x (n  — x)  q b (x 


1 )(n  — x + 1P 


X (11  — x) 


(IV) 


Aus  Gleichung  I und  III  folgt: 

max.  3K,  max. TOx— i 

y*  — yx-i 
d.  h.:  es  müssen  sich  die  Werthe  von  y wie  die  in  den  be- 
treffenden Punkten  auftretenden  Angriffsmomente  bei  voller 
Belastung  verhalten.  Da  nun,  wie  nachgewiesen,  die  An- 
griffsmomente von  den  Auflagern  aus  entsprechend  den  Ordi- 
naten  einer  Parabel  wachsen,  so  folgt,  dass  die  Vertikalen 
des  hier  zu  untersuchenden  Trägers  ebenfalls  den 
Ordinaten  einer  Parabel  entsprechen  müssen.  Die 
in  IV  gefundene  Relation  gilt  für  alle  Trägerfelder,  und 
kann  man  daher  setzen : 

max.  TOx  max.  max.  TOX 

Vx  ~ h 

worin  h die  Ordinate  jener  Parabel  bezogen  auf  die  Träger- 
mitte bedeuten  würde.  Setzt  man  in  letztere  Gleichung  für 
TO  die  Werthe  aus  Gleichung  18  und  18a  ein,  so  findet  sich: 

, n * 

<lb  r 


Sr 

b 


4 h — - . — 

q b n * 

4h 


(x  — l)  (n  — x- i-l). 


4 h 


(VIII) 


(Die  Horizontalkomponente  der  Gurtungsspannung  ist  im  Maxi- 

qb  11 * 


mum  konstant  und  zwar  gleich 
max.  max.  TO 


4 h 


-,  welcher  Werth  wieder 


h 


•) 


Für  die  Diagonalspannungen  ergiebt  sich  ein  Minimum 
resp.  Maximum,  wenn  die  Nutzlast  von  A oder  B bis  zum 
arten  Felde  vorgerückt  ist.  Seien  die  ( x — 1)  ersten  Stützen 
voll,  die  übrigen  hingegen  nur  mit  dem  Eigengewicht  belastet, 
so  folgt  aus  VII,  für  TOX  und  TOx  — i die  Werthe  aus  Glei- 
chung 10  und  11,  für  y aus  19  eingesetzt: 

\b  x (n  — x)  (j) tz  X~) 


min.  Or  ' 


Or 
2 6 


4 h 


x (n  — x) 


b(x  — 1)  (n  — x -j-  1)  (p  Ar  * 


qb  x (n  — x) 


Vx 


h 


4 h 


(x  — 1)  (n  — x + 1) 


. , x(ll—  x) 

yr  = *h 


(19) 

Diese  Formel  hat  sich  ergeben  ohne  Rücksicht  auf  die 
Gestalt  der  Gurtungen,  und  gilt  also  auch  allgemein  für  jeden 
Träger,  dessen  Vertikalen  durch  Gleichung  19  bestimmt  sind; 
die  Gurtungen  eines  Parabelträgers  können  demnach  auf  ganz  be- 
liebigen Kurven  liegen,  wenn  nur  ihre  gegenseitigen  Abstände 
überall  den  Ordinaten  einer  Parabel  proportional  sind. 

A.  Die  Gurtungen  des  Parabelträgers  sind  kongruent. 

(Fig.  9.) 

Zur  Bestimmung  der  innern  Kräfte  ist  den  Gleichungen 
1 — 3 noch  eine  Bedingungsgleichung  beizufügen,  Wir  setzen 
als  Bedingung,  die  sich  am  natürlichsten  darbietet  und  mit 
keiner  der  früheren  Beziehungen  im  Widerspruch  steht: 

Tr  = - Sr  (I) 

d.  h.  die  Spannungszahlen  beider  Gurtungen  in  ein  und 


Or  11* 

2 b 4Ä 

Or  K ■ b .11 

~~h 


\p  + * 


n* 


x — 1 x 

P — TZ  

11  11. 


8 h 


(IX) 


Sind  die  ( x — 1)  ersten  Vertikalen  hingegen  nur  mit  Eigen- 
gewicht, die  übrigen  voll  belastet,  so  sind  in  VII  für  TO  die 
Werthe  aus  Gleichung  15  und  16  einzusetzen,  und  folgt: 

n — x -j-  1' 


max.  Or  — 


Or 

2 b 


b . x (n 


*>('’  + * n J 


4A  . 


X (ll  — x) 


b (x  — 1)  (n  — x + l)  [p  -f  tz  n--X^  \ 


4b 


(x  — l)  (n  — x + i) 


Fig.  9. 


= + 


Or 

b 


TZ  . b . 11 

8 h 


(IXa) 


demselben  Felde  einander  gleich,  und  erhalten  aus  1 — 3,  da 
auch  noch  sx  = tx  und  ox  — «x  '• 

(II) 

(III) 

(IV) 

Sr  Or  yx-1  • O 

Aus  II  und  III  folgt 

iVx  = — Ox 

d.  h.  die  sich  kreuzenden  Diagonalen  haben  gleich  grosse 
entgegengesetzte  Spannungen.  Ferner  ergiebt  sich  aus  III 
und  IV  addendo : 


Sr 

+ 

Ox 

_ Sr 

Ox 

i 

Sr 

Or 

^ yr  . b 

Sr 

Or 

TOx-1  _ 

+ 

„ _ r _ f | TOx-A 

und  aus  denselben  Gleichungen  subtrahendo: 

ÖX  — l\x  — 2 b ( y%  yxA  J 

Aus  Gl.  VI  folgt,  dass  die  Gurtungsspannungen  ihr  Maxi- 
mum erreichen,  wenn  TOX  und  TOx  — l Maxima  werden,  d.  i. 
bei  voller  Belastung.  Setzt  man  hiernach  aus  18  die  Werthe 
für  TO  und  aus  19  die  für  y ein,  so  folgt: 


(VI) 


(VII) 


Die  Maxima  und  Minima  der  Diagonalspannungen  sind  hier- 
nach numerisch  gleich,  jedoch  von  entgegengesetzten  Vorzei- 
chen, ferner  die  Horizontalkomponenten  der  Diagonalspannungen 
in  ihren  Grenzwerthen  für  den  ganzen  Träger  gleich,  nämlich 
tz  b ll 

~ ~8 X' 

Es  erübrigt  noch  die  Bestimmung  der  Spannungen  in  den 
Vertikalen. 

Bezieht  man  Gleichung  4 allgemein  auf  die  Xte  Vertikale, 
so  ergiebt  sich 

Px=  - — t (tfyz  — tfyx+O  — — yx-i 

J/x  • 0 /tx 

Setzt  man  aus  VII  die  Werthe  — und  ^ 
yx  — yx- 1 


0X+1 


yx+ 1 — Q 


o 


Ox-\-l 
ein  und  berück- 


sichtigt, dass  0 yx  = 


so  folgt 


TOx  fyx  — yx  - 1 

yx  + 1 - 

-yxV 

yx  • b V 2 

2 

J 

rTOx  TO*_A 

i 

— 1 2 b 

pTOx  + 1 

V y x yx  — i 

V yx+  i 

1 TTOx  — TOx-i 

TOx+  l — 

TOx  1 

2 L b 

b 

1 

*)  Sind  die  Felder  nicht  durchweg  gleich,  so  bestimmen  sich 
die.  Längen  der  einzelnen  Vertikalen  durch  die  Gleichung: 


y — 4 // 


X(L-X) 

L * 


(19a) 


worin  L die  Trägerlänge,  Y die  Länge  der  Vertikale,  X ihr  Abstand 
vom  linken  Auflager  (im  Gegensatz  zu  dem  x in  obiger  Gleichung, 
welches  eine  Zahl  bezeichnet). 


Im  Früheren  wurde  bereits  gezeigt,  dass 

TOx  — TOx — l 

b ~ 

und  ergiebt  sich  mit  Hülfe  dieser  Relation  der  in  []  befind- 
liche Ausdruck  = 23x  — 93x  + 1,  als0  gleich  der  Aenderung 

der  Vertikalkraft.  Diese  ist  aber  gleich  der  in  der  \ ertikalen 
auftretenden  Belastung,  also  im  Maximo  — 2 q.  daher 

max.  Px  — q — Q ■ (^) 


201 


Q ist  die  im  oberen  Knotenpunkt  auftretende  Belastung. 
Denken  wir,  wie  in  der  Skizze  angedeutet,  die  Belastung  in  der 
halben  Höhe  der  Vertikalen  angreifend,  so  wird  die  Spannung 
derselben  für  den  oberen  Theil 
max.  Px  = q 

für  den  unteren  (Xa) 

max.  Px  — q — 2q  — — q. 

Zur  Berechnung  der  Querschnitte  der  einzelnen  Theile  des 
Trägers  dienen  die  Maximalwerthe  der  auftretenden  Spannungen. 
Stellen  wir  dieselben  hier  nochmals  zusammen,  so  ist: 


max.  Sx 


max.  Ox 


max.  Tx  = 


max.  Nx  = ± 


Sx. 

b 

Ox 

~~b~ 


q b iP 
Ah 
ti  b n 
8 h 


(20) 


max.  Px  — -\-  q (resp.  — q) 

Stellt  man  bei  Bestimmung  der  innern  Kräfte  die  Be- 
dingung, dass  die  untere  Spannungsgrenze  für  die  Diagonalen 
gleich  0,  d.  h.  dass  dieselben  nur  auf  Zug  in  Anspruch  ge- 
nommen werden  sollen,  so  ist  beim  Vorrücken  der  Last  von 
A aus  0—0,  und  von  B aus  N — 0 in  die  Gleichungen  1 
und  3 einzusetzen.  Im  ersteren  Falle,  wo  Ox  — 0 , ergeben 
dieselben : 

Tx 

tx 


wonach : 


Nx 

+ 

TO, 

= 0 

tlx 

t/xb 

Sx 

+ 

TO* 

= 0 

Sx 

Vx  ■ b 

Tx 

tx 

+ 

TO*-, 

Vx-1  • < 

Sx 

TO* 

Sx 

— 

b ’ 

yx 

(I) 

tx 

TO*_! 

Tx 

— 

b ' 

Vx-l 

(U) 

Nx 

tlx  ( 

TO*_,  TOA 

~ 

b \ 

- ?/*-!  Vx  ) 

(III) 

Aus  I und  II  folgt,  dass  die  Gurtungsspannungen  wieder 
Maxima  werden,  wenn  man  für  TOX  resp.  TOx_i  die  Maximal- 
werthe aus  Gleichung  18  und  19  einträgt. 

Dies  ausgeführt,  erhält  man  wie  vorher: 

max.  Sx  — — max.  Tx  — — . b n*  ny ) 

b 4 h v ’ 

Die  Spannung  in  Nx  erreicht  ihr  Maximum , wenn  die 
Nutzlast  bis  zum  a?ten  Felde  vorgerückt  ist;  da  das  Vor- 
rücken von  A aus  geschieht,  so  folgt  aus  III,  mit  Hülfe  der 
Gleichungen  10,  11  und  19: 


max.  Nx 


b (x  — 1)  (n  — x -f  1)  [p  -f  Tr  — ) 


4/4 


(x  — l)  (n 
n 1 


x + 1 ) 


b x (n  — x)  {/>  -f-  7r  — 


4 h 


tlx 

b 


n b n 

Tr 


X (tl  — x) 

n 1 


(V) 


Die  Horizontalkomponenten  der  Diagonalspannung  sind 
also  im  Maximum  für  alle  Trägerfelder  wieder  konstant  und 

i^b  .n 

~ 4 h 

Ls  bleibt  noch  ^ zu  bestimmen  und  ist  nach  Gleichung  4 da 

0—0,  ö 

Px=  ~ytb  + - ~ yx~i  — q. 

Aehnlich  wie  früher  erhält  man  durch  gehöriges  Einträgen 
„ TOX  - TO*  - i .TO*  r \ 

x-  ~ + 2ÄyTLyx-1-2'x  + ^ )~0 

und  wenn  man  noch  für  die  Werthe  y die  Gleichung  19 
benutzt:  ö 

p — m TOX  11  — 2 x _ 

— ^ T~  “ lejn—x)  ~ ^ (VI) 

Dieser  Werth  wird  ein  Maximum  bei  voller  Belastung  und 
erg.ebt,  wenn  man  für  $ und  TO  die  Werthe  aus  Gleichung 
ü und  6 einsetzt:  & 


ö und  6 einsetzt 
max.  Px  = q (n  — 2 x -\ 
Q - 0. 


1) 


q b x (ti  — x)  n 
b 


2 x 


x (ti— x) 

■ (VI 

Zu  einem  Minimum  wird  Px  dagegen,  wenn  33x  ein  V 
mutn,  also  für  den  Fall,  dass  die  Nutzlast  bis  zur  (x—  1) 
Vertikalen  vorgerückt  ist;  entnimmt  man  also  für  33  und 
die  Werthe  aus  Gleichung  9 und  10,  so  folgt: 


min.  Px  = p(ll  — 2x  4-1) X (x—1)  — 

n 

bx(n  — x)  [y+ki-l]  (tl  — 2x) 

b x (tl  — x)  ^ 

= p—  * (x—\)(n—x)—Q.  (VIII) 

Ist  die  Belastung  Q nicht  im  oberen  Knotenpunkt,  sondern 
wie  in  Fig.  9 in  der  halben  Höhe  der  Vertikalen  angebracht, 
so  ergiebt  sich  für  die  obere  Hälfte  derselben: 
max.  Px  = q (Vlla) 

min.  Px—p—1^  (X  — 1)(M  — x),  (Villa) 

für  die  untere  Hälfte 


max.  Px  — q — 2 q — — q 


(Vllb) 


TZ  TZ 

min.  Px—p—  — (x—\)(n  — x)—2p  — — p—  — (x—  1)  (tl—  x) 

(VHIb) 

Beim  Vorrücken  der  Nutzlast  von  B aus  wäre  in  den 
Gleichungen  1 bis  3 N — 0 zu  setzen  und  würde  man  finden, 
dass  die  Horizontalkomponenten  der  Diagonalen  0 im  Maxi- 
mum den  gleichen  Werth  wie  die  der  N erhalten,  also 


max.  Ox  — 


Ox 

b ‘ 


ti  b ti 
4 h 


und  da  Ox  — tlx 

„ „ tlx  n b n ,T„. 

max.  Ox  — max.  Nx  = . • — (IX) 

b 4 fl 

Für  die  Maxima  von  7',  5 und  P würden  sich  die  Werthe 
gleich  den  oben  gefundenen  ergeben,  da  dieselben  bei  voller 
Belastung  stattfinden.  Eine  Aenderung  würde  nur  für  min. 
Px  eintreten,  für  welches  in  den  obigen  Gleichungen  Villa 
und  VHIb  statt  x der  Werth  (n — x)  zu  setzen  wäre. 


min.  Px  — ± p — — (tl  — X — 1)  X (X) 

n 

Zur  Bestimmung  der  Anstrengungen  der  .2?ten  Vertikale  ist  von 
den  Gleichungen  Villa  oder  VHIb  und  X selbstverständlich  die- 
jenige zu  wählen,  welche  die  grössten  numerischen  Werthe  für 
11 

Px  ergiebt;  bei  x > 9 ist  dies  die  Gleichung  Villa  bezügl. 

11 

VHIb,  bei  X < hingegen  die  Gleichung  X. 


Stellen  wir  kurz  noch  die  im  Obigen  gefundenen  Resul- 
sultate  zusammen : 


max. 


Sx  = — max.  Tx  — 


Sx 

b 


q b tl 1 

4 b 


max.  Nx  = max.  Ox 
max.  Px  — =b  q 


11  x 

b 


ti  b n 

4/r 


(21) 


j min.  Px  — Az  p (x — 1)  (n  — x) 

| min.  Px  = =t  p n-.(n—X—  \)  X 

Vergleicht  man  diese  Resultate  mit  denen  in  Gleichung 
20  für  den  gleichen  Träger  (Fig.  9)  aufgestellten  Glei- 
chungen, so  folgt,  dass  die  Spannung  der  Diagonalen  hier, 
absolut  genommen,  doppelt  so  gross  als  dort  ausfällt;  es  tritt 
aber  hier  nur  positive,  d.  i.  Zugspannung  auf,  während  die 
Diagonalen  dort  auf  Zug  wie  auf  Druck  in  Anspruch  ge- 
nommen sind. 


(Fortsetzung  folgt.) 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architektonischer-Verein  zu  Hamburg.  Sitzung  vom: 
21.  Februar  1868;  Vorsitzender  Herr  F.  G.  Stammann  an- 
wesend 40  Mitglieder. 

Nach  Erledigung  kleinerer  Vorlagen  hielt  Hr.  von  Free- 
den,  Direktor  der  Norddeutschen  Seewarte  in  Hamburg,  über 
die  Einrichtung  dieses  Institutes  einen  längeren  Vortrag. 

Dasselbe  steht  in  engstem  Zusammenhänge  mit  den  neue- 
ren Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Meteorologie.  Wenn 
es  in  Deutschland  den  Bemühungen  des  um  diese  Wissen- 
schaft hochverdienten  Professor  Dove  in  Berlin  gelungen  ist, 
zusammenhängende  meteorologische  Beobachtungen  zu  veran- 
lassen, Bestrebungen,  welchen  sich  die  meisten  europäischen 
Staaten  ausgeschlossen  haben,  so  ist  doch  zu  berücksichtigen, 
dass  die  meisten  meteorologischen  Erscheinungen  ihren  Ur- 
sprung nicht  aus  Europa,  sondern  aus  dem  grossen  Ozean 
resp.  den  subtropischen  Kontinentalmassen  herleiten.  Der  prak- 
tische Sinn  der  Nordamerikaner  war  es,  der  die  ersten  um- 
fangreichen Ermittelungen  nach  dieser  Richtung  hin  veranlasst 
hat.  Zunächst  behufs  der  Abkürzung  der  Fahrt  nach  dem 
Kap  der  guten  Hoffnung  und  nach  Kalifornien  unternahm  es 


202 


der  amerikanische  Schiffslieutenant  Maury  in  den  Anfängen 
der  Vierziger  Jahre,  regelmässige  und  höchst  umfassende  Wet- 
terbeobachtungen auf  dem  Ozeane  zu  organisiren,  welche,  von 
der  Regierung  unterstützt,  in  Kurzem  so  günstige  Resultate 
lieferten,  dass  es  Maury  gelang,  auf  einem  von  ihm  veran- 
stalteten Kongresse  zu  Brüssel  seinen  Bestrebungen  bei  den 
meisten  seefahrenden  Nationen  Eingang  zu  verschaffen.  So 
machten  die  Holländer  die  Javafahrt  mit  Glück  zum  Gegen- 
stände ihrer  wissenschaftlichen  Untersuchungen , während  in 
England  Admiral  Fitzroy  und  in  Frankreich  Leverrier 
sich  mit  Eifer  auf  Forschungen  verlegten,  deren  Endzweck 
die  Vorhersagung  der  Kanalstürme  sein  soll.  Die  Herstellung 
eines  verbesserten  und  zuverlässigen  Seebarometers , des  soge- 
nannten Kew-Barometers,  ist  in  neuerer  Zeit  allen  diesen  Un- 
tersuchungen sehr  wesentlich  zu  Hilfe  gekommen. 

Deutschland,  obgleich  das  dritte  seefahrende  Volk  der 
Erde,  hat  sich  dem  gegenüber  bisher  ziemlich  theilnahmlos 
verhalten.  Die  Unterstützung,  welche  viele  Schiffskapitäne 
dem  Lieutenant  Maury  durch  freiwillige  Einsendung  ihrer 
sorgfältig  geführten  Wetterbücher  leisteten,  kann  hier  nicht 
in  Betracht  kommen;  auch  die  Leistungen  der  Preussischen 
Marine  und  die  Anregung  eines  Offiziers  derselben  zu  Wetter- 
beobachtungen in  der  Ost-  und  Nordsee  sind  bisher  nicht  von 
grossen  Erfolgen  begleitet  gewesen , so  lobenswerth  sie  an 
sich  sein  mögen.  Es  fehlt  diesen  Bestrebungen  eben  an 
einem  gemeinschaftlichen  Mittelpunkte. 

Einen  solchen  zu  bilden  ist  der  Zweck  der  „ Nord- 
deutschen Seewarte“,  deren  äussere  Berechtigung  der 
Redner  zunächst  darin  fand,  dass  die  amerikanischen  Beo- 
bachtungen, wesentlich  zum  Zwecke  der  nordamerikanischen 
Schiffahrt  unternommen,  immer  noch  lückenhaft  genug  — 
neuerdings  durch  den  Bürgerkrieg  sogar  gänzlich  in’s  Stocken 
gerathen  seien.  Die  innere  Berechtigung  derselben  basire  auf 
dem  hervorragenden  Antheil,  den  die  deutschen  Gelehrten  in 
der  meteorologischen  Wissenschaft  behaupten  und  auf  dem 
im  Allgemeinen  sehr  tüchtigen  Bildungszustande  unserer 
Schiffsführer.  Der  Vortheil  für  die  mit  dem  Seewesen  zu- 
sammenhängende Volkswirthschaft  sei  unberechenbar,  wenn 
es  der  Seewarte  für  ihren  Theil  gelänge,  die  Seewege  zu 
sichern  und  um  einen  gewissen  Prozentsatz  abzukürzen. 

Die  Gründung  der  norddeutschen  Seewarte  kam  zu  Ham- 
burg im  Verlaufe  weniger  Tage  zu  Stande;  die  Eröffnung 
sollte  bereits  im  Anfänge  des  Jahres  18G8  erfolgen.  Bis  jetzt 
wurden  zunächst  Journale  oder  Wetterbücher  für  die  Schifter 
gedruckt,  kostbare  Präzisionsinstrumente  zur  zuverlässigen 
Vergleichung  der  Schiffs-Instrmente,  angeschafft,  Verbindungen 
angeknüpft,  um  die  Seewarte  gleichzeitig  zu  einem  Depot  gu- 
ter Instrumente  zu  machen.  Der  Redner,  als  designirter  Di- 
rektor der  Anstalt,  unternahm  wissenschaftliche  Reisen  nach 
Holland  nnd  England,  um  ähnliche  dortige  Einrichtungen  zu 
prüfen.  Die  Arbeit  der  Seewarte  erfolgt  demnächst  in  2 Ab- 
theilungen. Die  erste  derselben,  Abtheilung  für  Seefahrt,  hat 
die  Aufgabe  Segelanweisungen  herzustellen  zur  Sicherung  und 
Abkürzung  der  ozeanischen  Seewege;  eine  zweite  später  zu 
errichtende  Abtheilung  für  strengwissenschaftliche  Meteorolo- 
gie soll  ihre  Untersuchungen  auf  die  Ermittlung  der  Gesetze 
richten,  nach  denen  sich  die  Bewegungen  der  Atmosphäre 
regeln.  Die  von  den  Kapitänen  geführten  Wetterbücher  lie- 
fern das  für  beide  Abtheilungen  gemeinschaftliche  Material. 
Die  Ordnung  dieses  Stoffes  soll,  holländischem  Vorbilde  ge- 
mäss, „nach  der  Breite“  erfolgen;  nächste  Arbeit  ist  die  Her- 
stellung von  Wind-  und  Strömungskarten,  Karten  über  die 
Vertheilung  des  Luftdrucks  und  der  Wärme  von  Luft  und 
See,  Karten  endlich  über  die  verhältnissmässige  Reisedauer 
auf  verschiedenen  Seewegen.  Augenblicklich  liegen  bereits 
etwa  3000  ältere  und  mehre  100  neuere  Schiffsbücher  vor.  — 

Nach  Beendigung  dieses  Vortrags  legten  die  Architekten 
Gebr.  W ex  eine  Karte  ihres  Strassenprojektes  durch  das  so- 
genannte Gängeviertel  in  der  Neustadt  vor. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Ausserordentliche 
Hauptversammlung  am  9.  Mai  18G8;  Vorsitzender  Hr  Boeck- 
mann,  anwesend  132  Mitglieder. 

Nach  einigen  geschäftlichen  Mittheilungen  des  Vorsit- 
zenden, worunter  hervorzuheben  ist,  dass  die  vom  Ver- 
ein gewählten  Aufgaben  für  die  nächsten  Schinkelfestkon- 
kurrenzen die  Genehmigung  des  Hrn.  Ministers  für  Handel  etc. 
erhalten  haben,  ging  der  Verein  zur  Fortsetzung  der  Berathung 
über  den  Entwurf  der  neuen  Vereins  • Statuten  über.  Bei  der 
grossen  Differenz  der  sich  gegenüber  stehenden  Anschauungen 
wurde  die  Beschlussfassung  nur  wenig  gefördert  und  durch 
die  mehrstündige  Diskussion  nur  ein  einziger  Paragraph,  aller- 
dings wohl  auch  der  wichtigste,  (Pflichten  und  Rechte  der 
Mitglieder)  festgestellt.  Auch  die  nächste  Sitzung  soll  dem- 
zufolge noch  derselben  Angelegenheit  gewidmet  werden. 


Vermischtes. 

Breslau,  12.  Mai  1SG8.  Leider  habe  ich  Ihnen  heute 
von  einem  beklagenswerthen  Unglück  zu  berichten,  das  vor 
einigen  Tagen  unsere  Stadt  mit  plötzlichem  Schrecken  er- 
füllte. Der  nördliche  der  beiden  Westthürme  der  noch  im 
Bau  begriffenen  Michaeliskirche,  welche  der  hiesige  Fürst- 
bischof aus  eigenen  Mitteln  von  dem  Architekten  Langer  er- 
bauen lässt,  ist  am  Morgen  des  8.  Mai  in  sich  zusammenge- 
stürzt — glücklicherweise  ohne  den  Verlust  von  Menschen- 
leben und  selbst  ohne  erhebliche  Beschädigungen  der  beim 
Bau  beschäftigten  Arbeiter.  Der  südliche,  auch  von  bedenk- 
lichen Rissen  zerklüftete  Thurm  steht  noch,  indessen  fürchtet 
man  noch  so  sehr  auch  dessen,  vielleicht  plötzlich  drohenden 
Sturz,  dass  die  Baustelle  polizeilich  abgesperrt  und  der  Weiter- 
bau, sowie  die  nothwendigen  Aufräumungsarbeiten  inhibirt 
worden  sind. 

Die  durchbrochenen  Sandsteinhelme  beider,  etwa  270'  hohen 
Thürme  waren  schon  im  vorigen  Herbst  aufgesetzt  und  in 
diesem  Frühjahr  die  bekrönenden  Wimperge  und  Fialen 
des  Achtorts  mit  der  obersten  Gallerie  so  weit  aufgebracht, 
dass  bei  der  grossen  Beschleunigung  der  Arbeiten  die  Abrüs- 
tung der  Thürme  schon  in  nächster  Zeit  vorgenommen  und  die 
feierliche  Einweihung  der  im  Uebrigen  fertigen  Kirche  sodaun 
am  Michaelistage  stattfinden  sollte.  Die  Thurmfa<?aden  hatten 
im  ersten  Stockwerk  je  ein  grosses,  etwa  8'  breites  Fenster, 
in  der  darüber  liegenden,  in  der  Höhe  des  Kirchendaches  be- 
findlichen Etage  mit  der  Glockenstube  je  zwei,  etwa  3'  breite 
Fenster  mit  starkem  Pfeilerzwischen  denselben;  darübersetzt 
dann  das  Achtort  auf  und  zwar  über  Eck  gestellt,  so  dass 
jedesmal  ein  Achtortpfeiler  auf  die  Mitte  einer  Seite  des 
Thurmvierecks  trifft. 

Bereits  im  vorigen  Herbst,  nach  dem  Aufsetzen  der  etwa 
2000  Zentner  schweren,  steinernen  Helme  auf  das  noch  nicht 
erhärtete  und  nirgendwo  durch  eiserne  Anker  armirte  Thurm- 
mauerwerk , welches  übrigens  aus  gutem  Material  besteht, 
hatten  sich  mehrfache  Risse,  namentlich  in  den  Bogenscheiteln 
der  Fenster  des  ersten  und  zweiten  Stockwerks  gezeigt,  die 
indessen  im  Laufe  des  Winters  keine  ^ eränderung  erlitten 
und  nicht  besorgnisserregend  waren,  jedoch  zur  Folge  hatten, 
dass  der  Druck  der  Pfeiler  zwischen  den  Fenstern  des  zweiten 
Stockwerks  durch  verkehrte  Bögen  von  Zement  - Mauerwerk 
von  dem  Scheitel  der  darunter  befindlichen  grossen  Fenster 
abgelenkt  wurde.  Fast  vor  etwa  14  Tagen  erweiterten  sich 
die'  Risse  des  nördlichen  Thurmes  nach  einem  heftigen  Ge- 
wittersturme und  wurden  am  Abend  des  7.  Mai  so  bedenk- 
lich, dass  die  Arbeiten  daselbst  eingestellt  und  für  den  fol- 
genden Tag  die  Anbringung  von  Steifen  angeordnet  wurde. 
Am  folgenden  Morgen  endlich  war  die  Bewegung  in  dem 
Thurme°so  bedeutend,  dass  jeden  Augenblick  der  Einsturz  zu  be- 
fürchten war,  der  denn  auch  bald  daraut  in  der  W eise  erfolgte, 
dass  über  den  Fenstern  des  ersten  Stockwerks  der  Thurm 
barst  und  der  darüber  befindliche  Theil  senkrecht  hinab- 
stürzte. Der  südliche  Thurm  hat  ebenfalls  Risse  in  den  Bo- 
genscheiteln der  Fenster,  sowie  in  den  Strebebögen,  welche 
beim  Uebergang  in  das  Achteck  vor  den  Eckfialen  gegen  die 
Achtort-Pfeiler  gespannt  sind,  jedoch  scheinen  seit  dem  Ein- 
sturz keine  Veränderungen  stattgefunden  zu  haben.  — •= 


Der  britische  Kriegssekretair  John  Pakington  hat  nach 
der  „Army  and  Navy  Gazette“  vom  11.  April  eine  Kommis- 
sion, bestehend  aus  Marine-,  Artillerie-  und  Ingenieur-Offizie- 
ren und  einem  Zivil- Ingenieur,  berufen,  um  die  Frage  des 
Baumaterials  der  Befestigungen,  die  in  England  fast  ausschliess- 
lich dem  Küstenschutze  gewidmet  sind,  zu  erörtern  und  zu 
entscheiden,  ob  in  Zukunft  dem  Eisen,  den  Mauerbauten  oder 
den  Erdwerken  der  Vorzug  zuzuerkennen  sei. 

In  der  Mitte  zwischen  Cambridge  und  London,  in  gesun- 
der und  angenehmer  Lage,  soll  ein  Kollegienhaus  für  weib- 
liche Studenten  erbaut  werden;  vorläufig  wird  das  akade- 
mische Institut,  dessen  Baukosten  auf  200000  Thlr.  veran- 
schlagt sind,  zur  Aufnahme  von  100  Musentöchtern  einge- 
richtet. 


Die  schon  mehrseitig  erwähnte  Erwerbung  sämmtlicher 
Telearaphenliuien  Englands  durch  den  Staat  ist  nicht  so  auf- 
zufassen, als  ob  eine  Zentralisation  des  Telegraphenwesens  so- 
fort herbeigeführt  werden  würde.  Das  Gesetz  ermächtigt  den 
Generalpostmeister  nur,  alle  ihm  zum  Kauf  angebotenen  Linien 
von  Privatgesellschaften  zu  erwerben  und  solchen  Gesell- 
schaften, deren  Linien  besondere  V ichtigkeit  für  die  ervoll- 
ständigung  des  britischen  Telegraphennetzes  haben , Kaufan- 
träge zu ^ machen.  Die  Gebühr  für  eine  Depesche  von 

Hierzu  eine  Beilage. 


203 


20  Worten  beträgt  ausschliesslich  Adresse  und  Unter- 
schrift innerhalb  ganz  Grossbritanniens  10  Sgr. , für  jede  fol- 
genden 10  Worte  fernere  5 Sgr. 

Einige  französische  Aerzte  agitireu  von  Neuem  gegen  den 
Gebrauch  eiserner  Oefen,  indem  sie  behaupten,  dass  durch 
die  Erhitzung  des  Eisens  über  einen  gewissen  Grad  schädliche 
Gase,  namentlich  Kohlenoxydgas,  erzeugt  würden,  in  deren 
Einwirkung  auf  den  menschlichen  Körper  die  Ursache  vieler 
Krankheiten  zu  suchen  sei.  Dr.  Carret  zu  Gh^mbery  bat 
seine  Beobachtungen  über  die  schädliche  Einwirkung  des  Ge- 
brauchs eiserner  Oefen  auf  die  Gesundheit  von  Schulkindern 
vor  Kurzem  veröffentlicht  und  Dr.  Deville  zu  Paris  hat  in 
einem  Vortrage  in  der  Akademie  einen  von  ihm  erfundenen 
elektrischen  Apparat  beschrieben,  durch  den  die  Entwickelung 
von  Kohlenoxydgas  aus  übermässig  erhitztem  Gusseisen  nach- 
gewiesen werden  kann.  — Der  Referent  des  ,.Builder“,  wel- 
chem wir  vorstehende  Notiz  entnehmen,  fordert  die  Engländer 
auf,  ihre  eisernen  durch  deutsche  Kachelöfen  zu  ersetzen  und 
weist  zugleich  darauf  hin,  dass  sich  an  diesen  gefällige  Orna- 
mente, welche  dem  ganzen  Zimmer  zum  Schmuck  dienen,  mit 
Leichtigkeit  anbringen  lassen. 

Durch  ein  provisorisches  Uebereinkommen  der  Stadt 
Stuttgart  mit  einer  Aktien  - Gesellschaft  ist  es  gesichert 
worden,  dass  ein  Theil  des  Pariser  Ausstellungs- Palastes  von 
1867  nach  Stuttgart  gelangt  und  dort  als  Gewerbehalle  auf- 
gestellt wird.  Es  ist  der  innere  Mascbinenraum  des  weiland 
Ausstellungs -Palastes,  der  346  Fuss  lang,  122  Fuss  breit  und 
65  Fuss  hoch  ist,  als  Mittelpunkt  der  neuen  Gewerbeballe 
bestimmt,  woran  sich  die  bedeckte  Galerie  der  Rohprodukte, 
die  49  Fuss  breit  ist,  anschliesst.  Das  Ganze  wird  von  einer 
bedeckten  Galerie  umschlossen,  die  346  Fuss  lang,  31  Fuss 
breit  sein  wird.  Die  inneren  bedeckten  Räume  werden 
75,774  Quadratfuss  und  das  Ganze  108,124  Quadratfuss 
Flächenraum  einnehmen  und  für  Messen,  Märkte,  für  Musik- 
feste, Konzerte,  Kunstreiter-Vorstellungen  und  andere  Schau- 
stellungen dienen.  Die  Kosten  sind  auf  350,000  Fl.  berechnet, 
wovon  die  Aktien  - Gesellschaft  200,000  Fl.  auf  bringt  und  die 
Stadt  derselben  150,000  Fl.  zu  3 pCt.  darleiht,  während  der 
Staat  der  Stadt  20 — 25,000  Fl.  als  Beitrag  zu  einem  Reserve- 
Kapital  giebt.  Die  Stadt  giebt  den  Platz  unentgeltlich  her, 
wogegen  das  Ganze  der  Stadt  nach  60  Jahren  unentgeltlich 
anheimfällt.  Auch  hat  die  Stadt  das  Recht,  es  unter  ge- 
wissen Bedingungen  schon  nach  30  Jahren  an  sich  zu  kaufen. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zeitschrift  für  Bauwesen.  Red.  von  Erbkam.  Jahrgang 
1868.  Heft  IV  bis  VII.  (Fortsetzung) 

4.  Zur  Pariser  Ausstellung  von  1 867. 

Im  vorliegenden  Heft  sind  von  den  fünf  Blatt  Zeichnun- 
gen, auf  die  der  Text  Bezug  nimmt,  erst  zwei  Blatt  mitge- 
theilt,  welche  den  Grundriss,  die  Ansicht  und  das  Querprofil 
eines  Bauwerkes  mittheilen,  mit  dem  man  es  versuchte,  zur 
besseren  Geltendmachung  einzelner  bautechnischer  Leistungen 
dieselben  in  ihrer  Zusammengehörigkeit  darzustellen.  Es  ist 
eine  von  v.  d.  Hude  und  He  n nicke  zu  Berlin  entworfene 
Halle  im  Renaissance- Stil,  43  Fuss  6 Zoll  lang,  16  Fuss  tief, 
20  Fuss  hoch,  deren  Vorderfront  aus  polirtem  schlesischen 
Marmor  besteht,  gekuppelte  Säulenstellung  mit  einer  von  Vasen 
gekrönten  Ballustrade,  überdeckt  mit  drei  Kuppeln  von  10  Fuss 
Durchmesser,  die  bei  einer  Dicke  von  2 ’/i  Zoll  ohne  Ver- 
stärkung von  Holz  oder  Eisen  in  Gypsguss  ausgeführt  sind. 

Das  Bauwerk  hat,  auf  der  Galerie  der  Maschinen  - Ab- 
theilung aufgestellt,  nicht  gänzlich  die  beabsichtigte  Wirkung 
erzielt,  da  sowohl  der  hohe  Standpunkt  als  die  steile  Trep- 
penanlage mit  drapirten  Brüstungen  bald  das  Ganze,  bald 
einzelne  Theile  dem  Auge  des  unten  stehenden  Beschauers 
entzogen  — dennoch  ist  ihm  in  Anerkennung  der  gemeinsamen 
Leistungen  eine  silberne  Medaille  zu  Theil  geworden. 

5.  Das  Rath  ha  us  zu  Breslau,  von  Lüdecke. 

Zur  Ergänzung  der  schon  in  einem  früheren  Jahrgange 
derselben  Zeitschrift  mitgetheilten  Aufnahme  folgen  zwei  Blatt 
Zeichnungen:  Perspektive  des  grossen  Vorsaales  (Flur)  des 
ersten  Geschosses,  desgleichen  der  Schreibstube  neben  dem  Zim- 
mer des  Oberbürgermeisters,  nebst  Details,  in  charakteristischer 
Federzeichnung  ganz  vortrefflich  dargestellt. 

6.  Palast  Bevilaqua  in  Bologna. 

Ein  Blatt  Aufnahme  der  Hof- Architektur  desselben  von 
Scholtze.  Der  Palast  ist  bekanntlich  eines  der  schönsten 
und  reichsten  Beispiele  des  Lombardischen  Backsteinbaues 
der  Renaissance- Periode. 

7.  Das  Sgraffito  in  Gruner’s  Terra-Cotta-Ar- 
chitecture.  — Das  Sgraffito  auf  der  Pariser 
Weltausstellung.  — Zwei  - und  mehrfarbige  Sgraf- 


fiten  in  Florenz.  — Die  Sgraffiten  des  Kloster- 
gutes Sächsisch-Haugsdorf  in  der  Lausitz,  von 
Max  Loh  de. 

Der  Verfasser  ist  seit  der  im  vorigen  Jahrgang  der 
Zeitschrift  f.  Bauwesen  erfolgten  Mittheilung  der  Sgraffito- 
bilder  des  Schlosses  Tschocha  und  nachdem  die  von  ihm 
selbst  komponirten  und  im  hiesigen  Sophien  - Gymnasium  in 
dieser  Technik  ausgeführten  grossen  Treppenhausbilder  An- 
klang gefunden , unablässig  bestrebt,  alles  darauf  Bezügliche 
zu  sammeln,  das  von  anderen  Seiten  Erschienene  zu  be- 
sprechen, kurz  das  Sgraffito  zur  Tagesfrage  zu  machen.  Er 
liefert  im  vorliegenden  Aufsatze  einige  neue  interessante  Bei- 
spiele, theils  in  Beschreibung  namentlich  italienischer  Aus- 
führungen, theils  durch  Veröffentlichung  entsprechender  Dekora- 
tionen aus  deutschen  Landen,  nämlich  an  Schloss  und  Scheunen 
des  jetzt  im  Besitz  des  geistlichen  jungfräulichen  Stiftes  zu 
Lauban  befindlichen  Klostergutes  zu  Sächsisch-Haugsdorf, 
1 V»  Std.  nördlich  von  Lauban.  — 

Ihm  selbst  wurden  gleichfalls  neue  bedeutende  Aufträge 
zu  Theil,  von  denen  der  eine  dem  Sgraffito  ein  in  Deutsch- 
land neues  Feld  erobern  soll,  das  er  in  Italien  schon  im 
16.  Jahrhundert  besessen:  Die  Verbindung  nämlich  mit  dem 
Backsteinbau.*) 

Auch  wir  können  die  Wiederaufnahme  dieser  Weise  nur 
freudig  begrüssen,  da  wir  in  ihrer  Anwendung  zu  bestimmten 
Zwecken  und  an  richtiger  Stelle  eine  Unterstützung  der  mo- 
numentalen Baukunst  wohl  zu  erkennen  vermögen,  jedoch 
dieselbe  wesentlich  auf  das  Aeussere  beschränkt  sehen  möchten, 
während  im  Innern,  wenn  die  disponiblen  Mittel  dies  ge- 
statten , an  ihrer  Statt  zweckmässiger  farbige  Darstellungen 
(Fresken)  verwendet  werden  dürften.  — II.  — 


Konkurrenzen. 

Preisertheil  ung.  Bei  der  Konkurrenz  für  ein  Casino 
in  Koblenz  (Jhrg.  67,  No.  52,  Seite  510  u.  Bl.,)  sind  27  Ent- 
würfe eingelaufen.  Den  ersten  Preis  erhielt  Herr  Baumeister 
Ed.  Deutz  in  Cöln,  den  zweiten  Preis  Herr  Architekt  Hein- 
rich Leyenthal  aus  Coblenz. 


Personal  - Wachrichten. 


Der  Bau -Inspektor  Maack  in  Hamburg,  Mitglied  der 
XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  ist  am 
12.  Mai  d.  .T.  Morgens  4 Uhr,  nach  längerer  Kränklichkeit 
plötzlich  gestorben.  Derselbe  hat  in  Hamburg,  ausser  anderen 
Bauten,  namentlich  viele  Brücken  ausgeführt  und  war  noch  jetzt 
mit  der  Vollendung  der  Lombardsbrücke  und  dem  Bau  der 
Spitze  des  Petrithurmes  beschäftigt.  Auch  in  Wien  ist  eine 
Brücke  nach  seinen  Plänen,  mit  denen  er  bei  einer  Konkurrenz 
den  ersten  Preis  erlangte,  ausgeführt  worden.  Er  war  ein  ebenso 
befähigter  Techniker,  wie  ein  sehr  geachteter  und  thätiger 
Beamter. 


Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn -Bauinspektor  Schwabe  zu 
Münster  zum  Ober -Betriebs -Inspektor  bei  der  Westphälischen 
Eisenbahn,  — der  Landbaumeister  Wolff  zu  Frankfurt  a.  O.  zum 
Bau  - Inspektor  zu  Hohenstein  O.  Pr.,  — der  Ingenieur  Wilhelm 
Stock  zu  Herzberg  in  Hannover  zum  Eisenbahn -Baumeister  im 
technischen  Büreau  der  Oberschlesischen  Eisenbahn  zu  Breslau.  — 

Dem  Eisenbahn-Bau-Direktor  Burghart  zu  Harburg  ist  die 
Stelle  des  technischen  Kommissarius  zur  Beaufsichtigung  der  Bau- 
ausführung der  Ostpreussischen  Südbahn  und  der  Tilsit -Insterburger 
Eisenbahn  mit  dem  Wohnsitze  zu  Königsberg  i.  Pr.  kommissarisch 
übertragen  worden. 

Am  9.  Mai  haben  das  Baumeister  - Examen  bestanden: 
Paul  Rascher  aus  Prenzlau,  Walter  Eggert  aus  Danzig. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp.  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Büreau  der  Kreis -Bau -Inspektion  zu 
Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommissarischen  Kreis- 
Baumeister  Modest  daselbst. 

2.  Bei  der  Fortifikation  zu  Saarlouis  findet  ein  geprüfter  Bau- 
meister oder  ein  im  Hochbau  bewanderter  Bauführer  Beschäfti- 
gung für  längere  Zeit.  Näheres  auf  desfallsige  Anfrage  daselbst. 

3.  Für  den  Bau  der  Eisenbahn  von  Lübeck  nach  Kleinen 
werden  sofort  noch  einige  geübte  Geometer  und  zwei  zuverlässige 
Bautechniker  gesucht.  Diäten  2 •/,  bis  3>/a  Thlr.  nebst  Reisever- 
gütung. Meldungen  bei  der  Grossherzogi.  Eisenbahn -Bau -Kom- 
mission zu  Schwerin. 

*)  Derselbe  Gedanke  wurde  auch  von  uns  schon  in  No.  6, 
Pag.  53  der  deutsch.  Bztg.  bei  Besprechung  der  Kunsthalle  zu 
Hamburg  angeregt. 


204 


4.  Zum  Bau  einer  Kreis -Chaussee  von  Fürstenwalde  nach 
Trebnitz  wird  zum  sofortigen  Antritt  ein  Bauführer  gesucht. 
Näheres  hei  dem  Wasserbaumeister  Feeder  zu  Cüstrin. 

5.  Ein  erfahrener  Bauführer  oder  Baumeister  wird  zur 
Ausführung  industrieller  Hochbauten  in  der  Provinz  Sachsen  ge- 
sucht. Meldungen  unter  der  Chiffre  K.  W.  befördert  die  Expedition. 

6.  Baumeister,  welche  Praxis  im  Eisenbahn-  und  Brücken- 
bau nachweisen,  finden  gegen  2*/,  — 4 Thir.  Diäten,  1 Thlr. 
Feldzulage,  Fuhrkosten  - Entschädigung  etc.  dauernde  Beschäftigung. 
Auskunft  ertheilt  Baumeister  Lohausen,  Berlin,  Jägerstrasse  22. 

7.  Von  der  Fortifikation  in  Cosel  wird  zur  speziellen  Führung 


von  Wasser-  und  Hochbauten  ein  geprüfter  Baumeister  gegen 
3 Thlr.  Diäten  gesucht. 

8.  Ein  erfahrener  Techniker  wird  zu  einer  Bauleitung 
in  Glogau  gesucht.  Gehalt  ca.  30  Thlr.  nebst  freier  Wohnung.  Schrift- 
liche Meldungen  bei  Ende  & Böckmann,  Berlin,  Neue  Wilhelmstr.  2. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  M.  in  Berlin,  L.  in 
Marburg,  M.  in  Hamburg,  H.  in  Dresden,  A.  in  Berlin,  R.  in  Frank- 
furt a.  M.,  fft.  in  Hannover. 


Architekteii-Yerein  zu  Merlin. 

Ausserordentliche  Haupt- Versammlung  am 
16.  Mai  1868. 


Meine  Verlobung  mit  Fräulein  Anna  Reichert,  ältesten 
Tochter  des  Geheimen  Medizinalraths  Herrn  Prof.  Dr.  Reichert, 
beehre  ich  mich  ergebenst  anzuzeigen. 

Berlin,  den  11.  Mai  1868. 

Ruttkowski,  Baumeister. 


Tagesordnung: 

1.  Fortsetzung  der  Berathung  des  neuen  Statuts. 

2.  Programme  der  Monats-Aufgaben  für  den  Jahrgang  1868/69. 
(Die  verehrlichen  Mitglieder  sind  gebeten  hierhin  passende  Aufgaben 
möglichst  präzise  gefasst  dem  Vorsitzenden  zugehen  zu  lassen). 


Bibliothek  - Augelegenheit. 

Für  die  Zeit  vom  18.  bis  incl.  25.  d.  Mts.  sind  wegen  Beur- 
laubung des  Bibliothekars  die  Bibliothekstunden  auf  die  Zeit  von 
5 — 8 Uhr  Nachmittags  eingeschränkt.  Die  Vereinsmitglieder  Herr 
Bauer  und  HerrSchneider  haben  die  Freundlichkeit  gehabt,  für 
diese  Zeit  die  Verwaltung  zu  übernehmen. 


Die  Schinkel-Konkurrenz-Programme  sind  im  Druck  vollendet  und 
in  der  Bibliothek  gegen  Quittung  in  Empfang  zu  nehmen.  Im 
Uebrigen  werden  dieselben  den  hiesigen  Mitgliedern  per  Kreuzband 
zugeschickt  werden;  den  auswärtigen  desgleichen  auf  Verlangen. 

Der  Vorstand. 



Ein  Zimmermeister,  mit  Vermessungsarbeiten  vertraut,  gewandter 
Zeichner,  sucht  Stellung  bei  Bauausführungen  oder  als  Büreau- 
Arbeiter.  Adressen  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  sub.  A.  S.  31. 

Ein  junger  Mann,  gelernter  Maurer,  praktisch  und  theoretisch 
gebildet,  seit  1863  in  Berlin,  der  zuletzt  bei  einem  grösseren  Kö- 
niglichen Bau  als  Aufseher  beschäftigt  gewesen,  wünscht  zum 
1.  Juni  d.  J.  eine  ähnliche  Stelle,  oder  auf  einem  Bureau  als  Zeich- 
ner. Gefällige  Adressen  bittet  man  an  die  Expedition  d.  Blattes 
sub  B.  B.  84.  richten  zu  wollen. 

Ein  junger  Mann,  24  Jahr  alt,  tüchtiger  Zeichner,  im  Archi- 
tektonischen (kennt  die  Maasse  aller  Glieder  der  Säulenordnun- 
gen nach  Vignola;  kombinirt  Fa^aden,  Entwürfe,  innere  Dekora- 
tionen etc.)  und  Technischen  (Statik,  Bau-  und  Eisenkon- 
struktion, Mathesis-  Trigonometrie,  Logarithmen  und  Veranschlagen) 
geübt  und  bei  Baumeistern  gearbeitet,  wünscht  eine  seinen  Kennt- 
nissen entsprechende  Stellung,  auch  nach  ausserhalb.  Adressen 
bittet  man  unter  Littr.  A.  C.  12  in  der  Exped.  d.  Ztg.  niederzuleg. 

Ein  junger  Mann,  26  Jahr  alt,  Maurer  und  Steinhauer,  der  die 
Baugewerkschule  zu  Nienburg  a.  d.  Weser  mit  dem  besten  Erfolge 
besucht  hat,  sucht  eine  seinem  Fache  entsprechende  Stellung  zur 
Leitung  von  Eisenbahn-  oder  Privatbauten.  Adressen  sub  F.  S.  36 
befördert  die  Expedition. 

Ein  Geometer,  welcher  mehre  Jahre  eine  polytechnische  Schule 
besucht  hat,  wünscht  Beschäftigung,  wenn  möglich  im  Eisenbahn- 
bau. Gefl.  Offerten  erbittet  man  unter  J.  G.  R.  durch  die  Expe- 
dition dieser  Zeitung. 

Ein  tüchtiger  Bautechniker,  im  Hochbau  erfahren,  sucht  Stelle 
als  Bauführender  an  einem  grossem  Neubau.  Die  besten  Zeugnisse 
auf  Verlangen.  Gefällige  Offerten  einzusenden  an  die  Expedition 
dieser  Zeitung  sub  Lit.  I.  W.  u.  S. 

Eine  noch  brauchbare  Lokomobile  und  Kreiselpumpe,  von 
Schwartzkopf  in  Berlin,  zu  Flussregulirungen  geliefert,  sind  zu  ver- 
kaufen. Nähere  Auskunft  giebt  der  Baumeister  Gerlhoff  zu 
Osterburg  in  der  Altmark. 

Berliner  Viehmiirkt. 

Für  den  Bau  des  Berliner  Viehmarktes  (Kommandit- 
Gesellschaft  auf  Actien  „Berliner  Viehmarkt“)  zwischen 
Acker-  und  Brunnenstrasse  nahe  dem  Stettiner  Bahnhofe 
soll  die  Lieferung  von 

1250  mille  gewöhnlichen  Mauersteinen, 

850  mille  Verblendungs-Steinen, 

1400  mille  Rathenower  oder  Birkenwerder  Mauer- 
steinen (Hartbrand) 

auf  dem  Wege  der  Submission  vergeben  werden. 

Bezügliche  Offerten  werden  bis 

Freitag  den  22.  Mai  er. 

auf  den  Bau-Büreaus  Unter  den  Linden  No.  17  und  Brun- 
nenstr.  No.  98  entgegen  genommen,  woselbst  die  Bedin-  | 
gungen  eingesehen  werden  können. 

Berlin,  den  12.  Mai  1868. 

Der  Baumeister 
Balthasar. 


V erbindungs  - Anzeige. 

Gustav  Herrmann,  Ingenieur 
Ida  Herrmann,  geb.  Wens. 

Berlin,  10.  Mai  1868. 

Der  Baumeister  Karl  August  Schulz,  geb.  in  Meseritz, 
seit  einiger  Zeit  bei  der  Königl.  Regierung  zu  Posen  als  Hülfsar- 
beiter  beschäftigt,  ist  gestern  nach  kurzem  Krankenlager  gestorben. 

Die  Hinterbliebenen. 

Meseritz  und  Posen,  den  9.  Mai  1868. 

Zu  einem  grossen  Werkstättengebäude  auf  dem  Bahnhofe  der 
Niederschlesisch-Märkischen  Bahn  in  Berlin  sollen  die  Zimmerar- 
beiten im  Betrage  von  circa  18000  Thlr.  in  zwei  Loosen  auf  dem 
Submissionswege  vergeben  werden.  Die  Zeichnungen  und  Bedin- 
gungen können  auf  meinem  Büreau  eingesehen  werden. 

Die  Offerten  sind  nach  Abgebot  in  Prozenten  der  Anschlags- 
summe zu  machen  und  mit  der  Aufschrift  „Offerte  auf  Zimmerar- 
beit zum  Werkstattgebäude“  versehen  bis  zur  Terminsstunde : 
Sonnabend,  den  23.  Mai  er.  11  Uhr  Morgens 
in  meinem  Bureau  Koppenstrasse  6 u.  7.  einzureichen,  wo  die  Er- 
öffnung in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Unternehmer  gesche- 
hen wird. 

Berlin,  den  8.  Mai  1868. 

Der  Eisenbahn -Bauinspektor 
i.  V. 

Goer  ing. 

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Für  den  Bau  No.  7 Alsenbrücke  hierselbst  werden  gesucht 
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Nachweis  von  Probeladungen  an  den  Rentier  Herrn  Mühlberg, 
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Neue  Wilhelmsstrasse  2.,  gelangen  lassen. 


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Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


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Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


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Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


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2'/j  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

herausgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architcktcn-Vereins  zn  Berlin. 


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übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  22.  Mai  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  die  Bedeutung  der  gothischen  Baukunst  für  unsere 
Zeit.  — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Künigl. 
Bau- Akademie  zu  Berlin  im  August  1867.  — Bauausführungen 
und  Projekte:  Die  Neugestaltung  des  Brandenburger  Thores  in 
Berlin.  — Die  Wiederaufnahme  der  Mont- Cenis- Bahn-Fahrten. — 
Der  neue  Berliner  Viehmarkt.  — Feuilleton:  Ungehaltene  Rede 

gegen  das  Metermaass.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Ar- 
chitektonischer Verein  zu  Hamburg.  — Architekten  -Verein  zu 
Berlin.  — Vermischtes:  Juristisches.  — Konkurrenzen:  Preis- 
Ausschreiben  zum  Bau  eines  Kunsthauses  in  Kassel.  — Perso- 
nal-Nachrichten etc. 

Uebei*  die  Bedeutung  der  gothisclien  Baukunst  für  unsere  Zeit.*) 

(Schluss  eines  Vortrages  im  Architekten  - Verein  zu  Berlin.) 


Was  die  heutige  Baukunst  betrifft,  so  wäre  zu  wün- 
schen, dass  unsere  Baukünstler  von  dem  Umhersuchen  in 
allen  Architekturen  des  Alterthums  und  der  Neuzeit  zu- 
rückkämen und  vor  allen  Dingen  in  einem  Stile  die 
Meisterschaft  zu  erreichen  strebten,  was  nach  dem  Sprich- 
worte:  „vila  brevis,  ars  longa”  nur  dann  möglich  ist,  wenn 
man  einen  Stil  sein  eigen  nennen  kann,  und  dieses  ist 
wiederum  nur  möglich,  wenn  man  die  übrigen  ungeübt 
lässt.  In  der  That  ist  es  ein  Zeichen  der  Charakterlosig- 
keit unserer  Zeit,  worin  sie  sich  von  allen  früheren  spezi- 
fisch unterscheidet,  dass  ihr  der  Baustil  fehlt.  Hier  gilt 
es  also,  unter  den  bereits  vorhandenen  zu  wählen.  Wer 
den  gothischen  wirklich  kennt,  dem  kann  diese  Wahl 
keine  Qual  bereiten.  Dem  sind  die  Anpreisungen  der 
Antike  als  der  allein  und  ewig  mustergültigen  Kunstform 
doch  nur  Phrasen,  die  keine  strengere  Prüfung  vertragen. 
Der  weiss  ferner,  dass  jede  Baupraxis,  die  es  mit  der 
Wahrheit  nicht  ganz  genau  nimmt,  an  einer  gewissen  Un- 
fruchtbarkeit leidet,  und  dass  die  Antike  ganz  wahr  wie- 
der ins  Leben  rufen  zu  wollen  nicht  nur  unmöglich,  son- 
dern auch  übermässig  kostspielig  sein  würde.  Die  Bau- 
kunst ist  nun  einmal  für  das  Leben  da.  Sobald  sie  gegen 
das  Leben  gleichgültig  wird  und  leeren  Ideen  nachjagt, 
wird  sie  zur  Spielerei  und  geht  zu  Grunde. 

Man  würde  den  wohl  gewiss  einen  Verschwender 
nennen,  der,  um  einen  Zweck  zu  erreichen,  dasselbe  auf- 
wenden wollte,  was  sich  mit  der  Hälfte  völlig  ebensogut 
erreichen  lässt:  die  gothische  Kunst  weiss  mit  der  Hälfte 
des  Materials  und  also  in  gewissem  Sinne  auch  der  Ar- 
beit auszukommen,  um  denselben  Zweck  zu  erreichen 
wie  andere  Bauweisen. 

Jedermann  würde  den  einen  Thoren  schelten,  der 
die  Eisenbahn  verschmähen  und  auf  einer  griechischen 
Biga  reisen  wollte;  nicht  viel  anders  aber  scheint  uns 
der  zu  verfahren,  welcher  die  eminenten  Erfindungen,  in 
deren  Besitze  die  gothische  Baukunst  sich  doch  unbestreit- 
bar befindet,  verachtet,  um  antik -klassische  Muster  nach- 
ahmen zu  können. 

Leider  ist  die  mir  zu  Gebote  stehende  Zeit  viel  zu 
kurz,  um  die  Vorzüge  der  gothischen  Kunst  auch  im  Ein- 
zelnen nachzuweisen.  Ich  muss  mich  begnügen,  sie  in 
folgenden  Sätzen  zusammenzufassen. 

ln  der  gothischen  Baukunst  triumphirt  der  Geist 
über  die  todte  Materie,  so  dass  sie  nicht  so  sehr  ihren 
eigenen  Gesetzen  als  dem  Geiste  zu  gehorchen  scheint. 

Dies  zeigt  sich  zunächst  in  der  Gesammterschöinung 
des  gothischen  Kirchengebäudes.  Man  kann  dasselbe  einem 
Organismus  vergleichen,  insofern  sich,  wie  bei  diesem, 

*)  Wir  verweisen  auf  unsere  Anmerkung  in  No.  18,  Seite  180 
unserer  Zeitnng.  D.  Red. 


der  Gegensatz  zwischen  haltgebenden  und  nur  umhüllen- 
den, raumabschliessenden  Theilen  charakteristisch  ausge- 
prägt findet.  Auf  diesem  Wege  wurde  mit  dem  gering- 
sten Aufwand  an  Masse  die  möglichst  grosse  Festigkeit 
erzielt. 

Es  zeigt  sich  der  Triumph  des  Geistes  über  die  Ma- 
terie aber  auch  in  der  Gestaltung  der  einzelnen  Bauglie- 
der. Nicht  als  ob  diese  Herrschaft  nach  Art  einer  neue- 
ren ästhetischen  Betrachtungsweise  aufgefasst  werden 
dürfte.  Einer  solchen  Auffassung  würde  die  strenge  Zweck- 
mässigkeit der  Theile  widersprechen , wovon  jeder  ein 
bestimmtes  Bedürfniss  zu  befriedigen  vorhanden  ist.  Be- 
trachten wir  beispielsweise  die  Gesimse.  Nach  der  äs- 
thetischen Auffassung  sind  dieselben  dazu  bestimmt,  über- 
einander liegende  Bautheile,  z.  B.  Stockwerke  von  einan- 
der zu  sondern  und  das  Gebäude  oder  einzelne  von 
ihnen  umschlungene  Gebäudetheile  gleichsam  zusammen- 
zubinden, damit  sie  nicht  auseinanderfällen  können.  Es 
mag  sein,  dass  in  der  antiken  Kunst  dergleichen  Vorstel- 
lungen bei  der  Bildung  gewisser  Gesimse  maassgebend 
gewesen  sind.  Wenn  dieses  in  einem  südlicheu  Klima 
und  bei  Anwendung  wenig  poröser  Baumaterialien,  wie 
des  Marmors,  ungestraft  geschehen  konnte,  so  ist  doch 
die  band-  oder  plattenartige  Gesimsform  in  den  nordischen 
Gegenden  um  desswillen  unpassend,  weil  auf  der  oberen 
fast  wagerechten  Fläche  die  Regentropfen  auseinander- 
spritzen und  die  über  dem  Gesimse  befindlichen  Theile 
durchnässen.  Bei  den  gothischen  Werken  bilden  deshalb 
alle  solche  Gesimse  oben  eine  schräge  Fläche,  an  welcher 
das  Regenwasser  ruhig  herabläuft,  und  unterhalb  ist,  an 
ihnen  eine  starke  Unterschneidung  angebracht,  welche  das 
Wasser  nöthigt,  abzutropfen,  ohne  die  unter  dem  Gesimse 
befindlichen  Bautheile  zu  berühren.  — In  ähnlicher  Weise 
lässt  sich  bei  allen  Gliedern  der  mustergültigen  gothischen 
Bauwerke,  sollten  erstere  einer  oberflächlichen  Betrachtung 
auch  nur  zur  Zierde  vorhanden  zu  sein  scheinen,  ein  be- 
stimmter Zweck  finden,  welchem  sie  dienen,  mithin  ein 
Walten  des  Geistes,  der  die  Materie  zweckvoll  gestaltet 
hat.  So  sind  die  sogenannten  Krabben,  welche  den  Kan- 
ten der  steinernen  Dächer  an  den  gothischen  Thürmen 
entspriessen , zugleich  Staffeln,  deren  man  sich  bei  Re- 
paraturen zum  Hinaufklettern  an  diesen  steilen  Thurm- 
helmen bedient. 

Es  zeigt  sich  aber  die  Herrschaft  des  Geistes  an  den 
Ornamenten  auch  noch  in  anderer  Weise.  Die  gothische 
Kunst  lieht  es,  die  Verzierungen  ihrer  Bauten  der  organi- 
schen Schöpfung,  und  zwar  vorzugsweise  dem  einheimi- 
schen Thier-  und  Pflanzenreiche  zu  entnehmen,  aber 
nicht  so,  dass  sie  die  Organismen  mit  allen  Zufälligkeiten 
der  Besonderheit  eines  einzelnen  Individuums,  welches 
gerade  zur  Nachahmung  gedient  hat,  kopirt,  sondern  in- 


208 


dem  sie  die  Merkmale  der  Gattung,  in  welchen  sich 
gleichsam  ihr  Charakter  verkörpert,  schärfer  ausprägt, 
Nebensächliches  und  Zufälliges  aber  zurücktreten  lässt. 
Doch  diese  Thätigkeit  des  Stilisirens  ist  eine  Seite  der 
gothischen  Kunst,  welche  ja  in  ihrer  Weise  jede  Kunst, 
welche  diesen  Namen  verdient,  mit  ihr  theilt.  Erst  unse- 
rer Zeit  scheint  es  Vorbehalten,  sehr  allgemein  in  ein  ebenso 
Stil-  als  geistloses  Kopiren  der  Natur  zu  verfallen,  welches 
sich  die  möglichst  „natürliche“  Wiedergabe  derselben  zur 
einzigen  Aufgabe  stellt. 

Ein  geistvoller  Forscher  unserer  Tage  sagt:  „Die 
Kunst  hat  einen  nicht  zufälligen,  sondern  nothwendigen, 
einen  nicht  vergänglichen,  sondern  ewigen  Zweck,  und 
dieser  ist  der:  einen  Vorgeschmack  der  ewigen  Herrlich- 
keit zu  geben,  zu  predigen  von  der  ursprünglichen  und 
ewigen  Schönheit  der  Welt,  die  einst  wieder  erscheinen 
soll,  wenn  alles  hinweggethan  sein  wird,  was  ihre  Erschei- 
nung hindert.“  Wir  dürfen  wohl  sagen:  keine  Kunst  hat 
diesen  Zweck  so  vollständig  erreicht,  als  die  gothische. 
Durch  jenes  Streben  nach  oben,  welches  in  allen  ihren 
ächten  Schöpfungen  lebt,  ist  sie  gleichsam  eine  Erschei- 
nung des  Strebens  der  Menschheit  nach  der  verklärten 
Welt,  welche  die  wahre  Religion  giebt,  hat  sie  einen  Zug 
ewigen  Lebens  an  sich. 

Im  Zusammenhang  hiermit  erkennen  wir  nun  aber 
den  tiefsten  Grund  des  Hin-  und  Herschwankens,  des 
unsichern  Suchens  und  nicht  Findens,  woran  unsere  heu- 
tige Kunst  leidet.  Er  liegt  in  dem  Mangel  an  Bewusst- 
sein für  das  eigentliche  Ziel  des  Menschenlebens,  in  dem 
nichtigen,  nur  für  diese  Welt  und  ihre  Lust  empfäng- 
lichen Sinne,  welcher  eine  Signatur  der  Gegenwart  ist. 
Es  fehlt  unserer  Zeit  allzu  sehr  der  Glaube,  es  fehlt  ihr 


das  Sehnen  und  Streben  nach  der  Ewigkeit,  „nach  Erlö- 
sung aus  dieser  Welt  des  Todes  und  der  Hässlichkeit“, 
welchem  die  wahre  Kunst  allein  entspringen  kann.  Eine 
Folge  dieses  Sinnes  ist  der  immer  noch  sehr  empfindliche 
Mangel  an  kirchlichen  Neubauten,  also  gerade  an  den 
höchsten  Aufgaben  der  Baukunst,  die  zugleich  den  sämmt- 
lichen  übrigen  Künsten  die  würdigsten  Zwecke  zu  setzen 
vermögen.  Daher  geht  die  Thätigkeit  der  meisten  Künstler 
in  Arbeiten  auf,  die  nur  vergänglichen  Zwecken  dienen, 
also  jeden  höheren  Schwung  der  Phantasie,  jede  wahre 
Erhebung  der  Seele  lähmen. 

So  lange  diese  Sinnesrichtung  die  Oberhand  behält, 
ist  an  die  Entstehung  einer  für  unser  Jahrhundert  charak- 
teristischen Baukunst  gar  nicht  zu  denken,  ist  die  Hoff- 
nung einen  neuen  Baustil  aufkommen  zu  sehen,  ein  Traum, 
und  bleibt  nichts  übrig,  als  nach  wie  vor  bei  der  Ver- 
gangenheit in  die  Lehre  zu  gehen  und  in  ihrem  Geiste 
neues  zu  schaffen.  Dazu  zeigen  die  grössten  Architekten 
unserer  Zeit,  unter  welchen  mein  leider  so  früh  abgeru- 
fener Landsmann  Ungewitter  eine  ehrenvolle  Stelle  ein- 
nimmt, den  Weg.  Ungewitters  Bauten,  seine  Schriften, 
seine  Veröffentlichungen  vaterländischer  Kunstwerke  wie 
seiner  eignen  Entwürfe  sind  meines  Erachtens  Führer 
von  unschätzbarem  Werthe,  welche  den  mit  Ernst  vor- 
wärts strebenden  Künstler  in  den  Stand  setzen  können, 
jede  Aufgabe  der  Baukunst  in  ihrer  Tiefe  zu  erfassen 
und  mit  Ueberlegenheit  zu  lösen.  Ich  erlaube  mir  nur 
noch  den  Wunsch  hinzuzufügen,  dass  ihnen  dieser  Erfolg 
in  immer  reicherem  Maasse  und  wachsender  Ausdehnung 
zu  Theil  werden  möge. 

Marburg.  Dr.  W.  Lotz. 


Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung  aus  No.  18.) 


Altona.  Kiel. 

Bei  Blankenese,  unterhalb  Hamburg,  befindet  sich  die 
Dampfmaschinen- Anlage  für  die  Stadtwasserkunst  von  Al- 
tona. Es  sind  hier  zw'ei  Woolf’sche  Maschinen,  jede  von 
90  Pferdekräften,  aufgestellt,  vermittelst  deren  bei  16  Hüben 
pro  Minute  9 Kub.' Wasser  pro  Sekunde  gefördert  werden. 
Der  kleine  Zylinder,  welcher  nur  s/8  Füllung  erhält,  hat 
21",  der  grosse  Zylinder  dagegen  36"  Durchmesser,  der 
Kolbenhub  ist  7';  der  Pumpenkolben  hat  15",  der  Stiefel 
21 " Durchmesser  und  3 y2 ' Hub  (sämmtlich  engl.  Maasse). 
Pro  1 Pfd.  verbrauchte  Kohle  sollen  ca.  40  Kub.'  Wasser 
gehoben  werden.  Die  Anlage  der  ganzen  Wasserwerke 
ist  im  Wesentlichen  etwa  folgende: 

Die  Maschine  hebt  das  Wasser  aus  der  Elbe  und 
drückt  es  durch  eine  2200'  lange  Leitung  auf  einen  Hügel, 
den  Brauersberg,  der  etwa  100'  höher  liegt  als  der  höchste 
Punkt  der  Stadt  Altona,  so  dass  das  gehobene  Wasser 
mit  natürlichem  Gefälle  der  Stadt  zugeführt  wird.  Das 
aus  der  Elbe  geschöpfte  Wasser  ist  unrein,  da  sowohl 
Hamburg  als  auch  Altona  mit  ihren  Sielen,  Kanälen  etc. 
die  Exkremente  und  allen  sonstigen  Unrath  der  Elbe 
oberhalb  Blankenese  zuführen.  Es  soll  nun  zwar  das 
Wasser  vorzugsweise  nur  zur  Zeit  der  etwa  4 — 5 Stunden 
anhaltenden  Fluth,  also  im  Ganzen  etwa  pro  Tag  nur 
8 — 10  Stunden  lang  geschöpft  werden,  allein  auch  diese 
Anordnung  vermindert  nur  wenig  jene  Uebelstände,  da 
die  Fluth  hier  keine  neuen,  vollständig  reinen  Wassermas- 
sen zuführt,  sondern  nur  einen  Theil  der  trüben,  während 
der  Ebbe  abgeflossenen  Wassermassen  zurückbringt.  Es 
muss  daher  das  bei  Blankenese  geschöpfte  Wasser  erst 
geklärt  werden,  bevor  es  der  Stadt  Altona  zugeführt  wer- 
den kann,  und  sind  hierzu  auf  dem  Brauersberge  6 ge- 
mauerte Bassins  ausgeführt.  Das  von  den  Maschinen 
hinaufgeförderte  Wasser  tritt  zunächst  in  ein  grosses  Ab- 
lagerungsbassin  von  ca.  350'  Länge  und  70'  Breite,  worin 
sich  das  Wasser  10'  hoch  ansammeln  kann.  Aus  diesem 
ganz  offenen  Ablagerungs-Bassin  tritt  dasselbe,  je  nach 
Bedarf  abwechselnd , in  die  paarweise  daneben  liegenden, 
ebenfalls  ganz  offenen  Filterbassins,  deren  jedes  150'  lang, 
70'  breit  und  10'  tief  ist.  Diese  Filterbassins  sind  etwa 
5'  hoch  mit  dem  schichten  weise  eingebrachten  Filter-Ma- 


terial (Kies  und  Sand)  angefüllt,  über  dem  sich  dann  noch 
etwa  4'  hoch  Wasser  befindet.  Aus  diesen  Filterbassins 
wird  das  filtrirte  und  also  ganz  geklärte  Wasser  dem 
Reinwasserbassin  zugefübrt,  das  etwa  100'  lang  und  100' 
breit  und  mit  kleinen  Kreuzgewölben  ganz  überdeckt  ist. 
In  diesem  Bassin,  dessen  Sohle  12'  tiefer  liegt,  als  die 
des  Ablagerungsbassins,  kann  sich  das  Wasser  12'  hoch  (etwa 
bis  an  die  Kämpfer  der  Kreuzgewölbe)  ansammeln.  Es 
wird  demnächst  in  einer  1 V2  Meilen  langen  Leitung  der 
Stadt  Altona  zugeführt.  — Da  diese  Leitung  so  tief  ge- 
legt werden  musste,  dass  sie  den  Einwirkungen  des  Fros- 
tes entzogen  bleibt,  so  kühlt  sich  selbst  im  heissesten 
Sommer  das  Wasser  auf  dem  langen  Wege  bis  zur  Stadt 
so  vollständig  ab,  daas  es  dort  immer  in  gleichmässiger, 
niedriger  Temperatur  ankommt. 

Auf  einem  der  höchsten  Punkte  der  Stadt  ist  noch 
ein  eisernes  Hilfs- Reservoir  auf  massivem  Unterbau  auf- 
gestellt,  das  vorzugsweise  dann  in  Funktion  treten  soll, 
■wenn  die  Leitung  auf  dem  langen  Wege  vom  Brauers- 
berge bis  zur  Stadt  irgendwo  schadhaft  geworden  sein 
und  in  Folge  dessen  der  Stadt  kein  Wasser  mehr  zuge- 
führt werden  sollte.  Um  dann,  selbst  bei  längerer  Be- 
triebsstörung, die  Stadt  wenigstens  mit  unfiltrirtem  Wasser 
für  Strassensprengung,  Feuersgefahr  etc.  versorgen  zu  kön- 
nen, kann  dies  Hilfsreservoir  mittelst  einer  in  der  Nähe 
des  Bahnhofes  angelegten  geneigten  Ebene  mit  Elb-Was- 
ser gespeist  werden.  Eine  Besichtigung  dieser  Anlagen 
war  nicht  thunlich.  — 

Die  Kieler  Bucht  erstreckt  sich  von  Kiel  aus  etwa 
1 y2  Meilen  lang  in  nordöstlicher  Richtung  bis  Friedricbs- 
ort,  einem  Fort,  welches  die  Einfahrt  zur  Kieler  Bucht 
vollständig  beherrscht.  Ihre  Breite  beträgt  in  der  Mitte 
etwa  s8  Meilen,  ihre  Wassertiefe  in  der  Mitte  etwa  40  — 
45'  und  selbst  nahe  am  Ufer  noch  20  — 30'.  Die  Bucht 
liegt  ferner  so  geschützt,  und  der  Ankergrund  ist  hier  fast  durch- 
weg ^o  vortrefflich,  dass  selbst  bei  heftigen  Stürmen  ein 
Treiben  der  Schifte  nur  sehr  selten  vorkommt.  Eine 
Strömung  von  grösserer  Wichtigkeit  zeigt  sich  in  der 
Kieler  Bucht  gar  nicht.  Das  einzige  Gewässer  von  einiger 
Bedeutung,  das  Flüsschen  Schwentine,  welches  Kiel  gegen- 
über bei  Ellerbeck  in  die  Kieler  Bucht  mündet  nnd  zur 


209 


Versorgung  der  Schifte  mit  süssem  Wasser  benutzt  wird, 
da  das  Wasser  der  Bucht  einen  ziemlich  starken  Salzge- 
halt hat,  ist  zu  unbedeutend,  um  eine  Strömung  in  der 
Kieler  Bucht  erzeugen  zu  können;  die  schwachen  Küsten- 
strömungen an  beiden  Ufern  scheinen  vorzugsweise  von 
der  Windesrichtung  abhängig  zu  sein,  da  eine  Regelmäs- 
sigkeit in  ihrem  häufigen  Wechsel  noch  nicht  hat  beobach- 
tet werden  können.  Somit  liegen  die  ankernden  Schifte 
auch  sehr  ruhig  vor  ihren  Ankern,  und  Alles  trägt  dazu 
bei,  diese  Kieler  Bucht  zu  einem  ganz  vortrefflichen  Hafen 
zu  machen. 

Die  angeführten  Verhältnisse  erleichtern  allerdings 
auch  in  jedem  Winter  die  Bildung  einer  Eisdecke  im 
Hafen,  indessen  wird  dies  nicht  als  besonders  schädlich 
angesehen,  da  die  Schiffahrt  hierdurch  nur  etwa  einen 
Monat  lang  unterbrochen  zu  werden  pflegt.  Ebbe  und 
Fluth  zeigen  sich,  wie  in  der  ganzen  Ostsee,  so  auch  hier, 
in  kaum  wahrnehmbaren  Maasse,  und  zwar  werden  die 
Beobachtungen  hierüber  ganz  besonders  erschwert  durch 
die  starken  Schwankungen,  denen  der  Wasserspiegel  der 
Kieler  Bucht  bei  Veränderung  der  Windesrichtung  unter- 
worfen ist:  die  westlichen  Winde  treiben  das  Wasser  aus 
der  Bucht  in  die  offene  See  und  bewirken  nicht  selten 
eine  Senkung  des  Wasserspiegels  bis  zu  2'  und  unter  Um- 
ständen wohl  sogar  bis  zu  4'  unter  den  normalen  Was- 
serstand, während  andererseits  die  östlichen  Winde  das 
Wasser  in  der  Kieler  Bucht  aufstauen  und  z.  B.  im  Jahre 
1864  eine  Hebung  des  Wasserspiegels  um  etwa  8'  über 
den  normalen  Stand  bewirkten.  Diese  Veränderungen  des 
Wasserspiegels  beschleunigen  die  Sprengung  der  Eisdecke. 

Bekanntlich  ist  die  Kieler  Bucht  zur  Anlegung  einer 
Marine-Station  bestimmt  und  als  günstigste  Lage  derselben 
das  Ufer  bei  Ellerbeck  an  der  Mündung  der  Schwentine 
und  Kiel  gegenüber  gewählt,  indessen  w'ar  zur  Zeit  noch 
Nichts  weiter  über  Anlage  und  Ausführung  bestimmt,  so 
dass  auch  Arbeiten  irgend  welcher  Art  hierfür  noch  nicht 
im  Gange  waren.  Auch  an  sonstigen  Anlagen  für  den 
Bau  oder  die  Reparatur  von  Schilfen  etc.  ist  der  Kieler 
Hafen  noch  sehr  arm,  wenngleich  auch  hierin  sich  wohl 
in  kurzer  Frist  eine  grössere  Thätigkeit  entfalten  dürfte. 

Zur  Befestigung  der  Schilfe  im  Hafen  sind  theils 
Duc  d’Alben,  theils  Bojen  angeordnet;  die  Duc  d’Alben 
müssen  aus  9 Pfählen  konstruirt  werden , wenn  sie  die 
Schiffe  bei  starken  Stürmen  gegen  ein  Treiben  schützen 
sollen,  und  doch  genügt  auch  diese  Konstruktion  nicht 
immer.  Bei  der  grossen  Wassertiefe  müssen  die  zu  den 


Duc  d’Alben  verwendeten  Pfähle  wenigstens  50 — 60'  lang 
sein,  damit  sie  noch  tief  genug  in  den  Boden  eingetrieben 
werden  können,  und  sind  daher  diese  Konstruktionen  so- 
wohl wegen  des  schwierigen  Einrarnmens  als  auch  wegen 
des  dazu  erforderlichen  Materials  ziemlich  theuer.  Für 
j die  Bojen  (moorings,  Hafenanker)  ist  hier  eine  eigen- 
| thümliche  Konstruktion  gewählt  worden,  die  in  den  neues- 
ten Heften  der  „Zeitschrift  für  Bauwesen“  (IV — VII),  auf 
die  wir  verweisen,  ausführlich  beschrieben  ist. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Bauausführungen  und  Projekte. 

Die  Neugestaltung  des  Brandenburger  Thores  in  Berlin. 

Die  verschiedenen  Pläne  für  die  durch  den  Abbruch  der 
! alten  Stadtmauer  nothwendig  gewordene  Umgestaltung  des 
! Brandenburger  Thores  haben  vor  Jahresfrist  in  uns.  Bl.  be- 
reits eine  so  eingehende  Erörterung  erfahren,  dass  wir  nicht 
verfehlen  wollen,  unsern  Lesern  Nachricht  über  den  neuesten 
Stand  der  Angelegenheit  zu  geben. 

Indem  wir  auf  die  Artikel  in  No.  21  und  28  d.  Archit.- 
J Wochenbl.  Jahrgang  1867  verweisen,  reproduziren  wir  zum 
besseren  Verständniss  in  Fig.  1 den  gegenwärtigen  Zustand 
des  Brandenburger  Thores  und  in  Fig.  2 das  von  dem  Bau- 
Inspektor  Blankenstein  aufgestellte  Projekt  zum  Umbau 
| desselben,  für  dessen  Vorzüge  wir  damals  wie  auch  heute  ein- 
I treten  zu  müssen  glauben.  Denn  kaum  dürfte  eine  andere 
J Lösung  gefunden  werden  können,  die  einerseits  so  sehr  den 
Bedürfnissen  des  modernen  Verkehrs  Rechnung  trägt  und 
dabei  eine  imposante,  einheitliche  Anlage  herstellt,  wie  sie 


Figur  1. 

Südliche  Seite  des  Brandenbur- 
ger Thores  in  seinem  gegen- 
wärtigen Zustande. 

a.  Offizierstube, 

b.  Wachtstube, 

c.  Flügelgebäude,  worin  u.  A. 
die  Abtritte  der  Wache, 

d.  Seitenausgang, 

f.  Giebelmauer  des  Flügelgebäu- 
des, worauf  die  Treppe  zum 
Hauptgebäude. 

g.  Statue  der  Minerva. 


Hugchalteue  Rede  gegen  das  Meter maass. 

Unter  dem  Titel:  „Ein  Wort  über  das  Metermaass“ 
bringt  No.  19  der  Deutschen  Bauzeitung  einen  Aufsatz, 
der  dem  Unterzeichneten  so  aus  dem  Herzen  gesprochen 
ist,  dass  er  die  Nothwendigkeit  fühlt,  eine  solche  Stimme 
aus  der  Wüste  nicht  ohne  Beifall  und  Unterstützung  ver- 
hallen zu  lassen. 

Man  verlangt  eine  Maassreform.  — Wer  aber  wirk- 
sam reformiren  will,  bedarf  vor  Allem  eines  gewissen 
konservativen  Sinnes,  der  für  rechtlichen  und  historischen 
Zusammenhang  mit  dem  Vorhandenen  Sorge  trägt,  er 
muss  vor  Allem  sich  klar  machen,  was  vorhanden  ist  und 
warum  es  so  vorhanden  ist. 

Wir  haben  in  Preussen  drei  Haupt- Maasseinheiten : 
die  Meile  = 2000  Ruthen  für  Landesmaasse, 
die  Ruthe  für  die  Feldmessung, 
den  Fuss  =:  yi2  Ruthe  für  Gewerbe  und  Künste. 
Die  Bemessung  dieser  Einheiten  ist  eine  für  ihre 
Bestimmung  durchaus  zweckmässige.  Der  Fuss,  der  Qua- 
dratfuss,  der  Kubikfuss  sind  übersichtliche,  der  Schätzung 
noch  sehr  gut  erreichbare  Grössen,  sie  sind  daher  bei  al- 
len Völkern  der  Erde  annähernd  von  gleichem  Werth  und 
stellen  im  Zusammenhänge  mit  dem  natürlichen  Maass- 
stabe des  Menschengeschlechtes  selbst.  Die  Entstehung  der 
Ruthe  erklärt  sich  aus  der  deutschen  Benennung,  es  ist 
die  Länge  eines  eben  noch  handlichen  Stabes,  wie  auch 
die  Länge  von  5 Ruthen  das  Maass  einer  grade  noch 
handlichen  Messkette  vorstellt.  Eben  so  ist  die  Meile  und 


Quadratmeile,  wie  mir  vorkommt,  eine  der  menschlichen 
Vorstellung  von  Ländergrösse  bequeme  und  fassliche,  da- 
her gut  gewählte  Einheit. 

Dass  die  Ruthe  aus  12  Fussen,  nicht  aus  10,  der 
Fuss  wieder  aus  12,  nicht  10  Zollen  besteht,  ist  freilich 
durchaus  nicht  zufällig,  beruht  vielmehr  in  der  leichteren 
Theilbarkeit  in  2,  4 und  3 Theile  an  Stelle  von  nur  5 
oder  10  Theilen,  soll  jedoch  hier  gegenüber  unserm  rech- 
nenden Zeitalter  als  ein  Mangel  anerkannt  werden,  der 
wenigstens  da  hervortritt,  wo,  wie  beim  Bauwesen,  beide 
Maasse  verbunden  angewendet  werden  müssen. 

Dagegen  ist  es  unberechtigt,  wenn  man  dem  preussi- 
schen  Maasse  vorwirft,  dass  es  nur  ein  konventionelles, 
nicht  ein  Naturmaass  vorstelle.  Es  kann  dies  für  die 
Wissenschaft  wie  für  die  Praxis  sehr  gleichgültig  sein, 
sobald  nur  das  Verhältniss  des  konventionellen  Maasses 
zu  einem  Naturmaass  genügend  festgestellt  ist.  Und  dies 
ist  in  Bezug  auf  das  preussische  Maass  geschehen.  Durch 
die  feinen  Untersuchungen  unseres  berühmten  Astronomen 
Bessel  wurde  die  Länge  des  Sekundenpendels  in  Berlin 
gleich  3 Fuss  2 Zoll  0,1626  Linien  gefunden  und  nach 
diesem  Verhältniss  im  Jahre  1837  der  preussische  Fuss 
gesetzlich  festgestellt.  Die  hiernach  angefertigten  und  in 
Berlin  aufbewahrten  Normal -Maasstäbe  sind  vortrefflich 
und  werden  an  Feinheit  von  nichts  Aehnlichem  über- 
troffen. 

Was  nun  wird  uns  an  Stelle  unseres  preussischen 
Maasses  geboten? 

Ein  Maass,  das  zwischen  den,  man  kann  wohl  sagen, 
natürlichen  Maassen,  dem  Fuss  und  der  Ruthe,  eine  nichts- 


210 


A 


a Durchfahrt  für  Hofequipagen,  bb  Ausfahrten,  cc  Einfahrten  für  das 
Publikum,  d rf,  e e,  ff  Ausgänge. 

andererseits  das  bereits  Vorhandene  schont  und  den  Charakter 
des  historischen  Bauwerks  unversehrt  lässt.  Die  Schwierig- 
keiten, die  der  Ausführung  dieses  Entwurfes  iin  Wege  standen, 
waren  allerdings  sehr  gross,  jedoch  immerhin  nicht  unüber- 
windlich; die  an  höchster  Stelle  getroffene  Entscheidung,  dass 
die  Militairwache  erhalten  bleiben  solle,  war  anscheinend  ohne 
Kenntniss  von  jenem  Projekte  erfolgt  und  hätte  sich  durch 
vorläufige  Ausführung  eines  modifizirten  Planes  festhalten  las- 
sen, ohne  eine  spätere  Wahl  des  grösseren  Entwurfes  auszu- 
schliessen.  Die  sachverständigen  Bedenken,  dass  durch  Oeff- 
nung  je  einer  Passage  dicht  neben  dem  Hauptthore,  die  „Wi- 
derlager“ des  letzteren  gefährdet  seien,  sowie  dass  dadurch 
zwei  ungleiche  Säulenweiten  entständen,  wären  gleichfalls 
wohl  noch  zu  beseitigen  gewesen. 

Die  in  dieser  Beziehung  gehegten  Hoffnungen  sind  jedoch 
nicht  erfüllt  worden.  Zwar  ist  das  Resultat  einer  nochmali- 
gen Erörterung  der  Angelegenheit  gewesen , dass  die  bereits 
eingeleitete  Ausführung  des  von  uns  angegriffenen  älteren  Um- 
bau-Projektes*) zunächst  sistirt,  demnächst  gänzlich  beseitigt 
worden  ist;  zur  Ausführung  aber  ist,  nachdem  die  Verhand- 
lungen wiederum  fast  ein  Jahr  beansprucht  haben,  ein  ganz 
verändertes  Projekt  gewählt. 

Wie  wir  hören,  sollen  nunmehr  die  beiden  Flügelbauten 
durch  zwei  offene  Hallen  ersetzt  werden,  die  in  ihrer  äusse- 
ren Erscheinung  den  inneren  Seitengebäuden  konform  diese 
nach  der  Seite  des  Thiergartens  hin  verdecken  werden.  Die 
Anlage  würde  sich  demnach,  wenn  die  Stellung  der  beiden 
neben  dem  Hauptthor  stehenden  Säulen  maassgebend  ist,  etwa 
wie  in  Fig.  3 skizzirt,  darstellen.  Grosse  Vorzüge  vor  dem 


*)  Nach  demselben  sollten  bekanntlich  die  Flügelbauten  (c  in 
Fig.  1)  in  ihrer  bisherigen  Gestalt  verlängert  und  mit  den  Seiten- 
gebäuden durch  Sandsteingebälke  auf  Zwischensäulen  verbunden 
werden.  Der  durch  den  Anbau  an  die  Flügel  gewonnene  Raum 
war  zu  öffentlichen  Bedürfnissanstalten  bestimmt. 


durch  sie  beseitigten  Entwürfe  lassen  sich  in  ihr  nicht  ver- 
kennen und  für  gleiche  Säulenweiten  (wenigstens  in  den  glei- 
chen Ansichten)  und  nicht  nur  Beibehaltung,  sondern  sogar 
Verstärkung  der  „Widerlager“  des  Thors  ist  allerdings  ge- 
sorgt. 


Figur  3.  Entwurf  zum  Umbau  des  Brandenburger  Thores  mit  Beibehaltung  der 
Wache.  (Südseite.) 


, Trotzdem  scheuen  wir 

© uns  nicht  es  offen  auszu- 

Vv  sprechen,  dass  auch  diese 

Lösung  der  Aufgabe  eine 
allseitig  befriedigende  nicht 

genannt  werden  kann.  Soll 

15J  -—  sie  definitive  Geltung  haben, 

so  ist  vom  praktischen  Ge- 
sichtspunkte aus  die  dem 
Bedürfnisse  gegenüber 
durchaus  ungenügende  Ver- 
grösserung  der  lichten  Weite 
des  Thors  zu  tadeln;  auch 
vom  ästhetischen  Gesichts- 
punkte aus  wird  die  Ver- 
bindung der  neuen  Flügel- 

bauten  mit  den  älteren  Sei- 

i 1 1 1 1 1 50  F tengebäuden  (Wache  und 

Steuergebäude),  deren  un- 
organische Einbauten,  ein  trauriger  Nothbehelf  des  früheren 
Bedürfnisses,  erhalten  bleiben  sollen,  nicht  ganz  glücklich  er- 
scheinen. Soll  die  jetzige  Lösung  nur  ein  Provisorium  sein, 

während  für  spätere  Zeiten  der  gänzliche  Abbruch  beider 

Seitengebäude  offen  gehalten  wird,  so  würden  wir  letztere 
Maassregel,  durch  welche  der  Charakter  des  von  den  festen 
Massen  der  Nebeugebände  eingeschlossenen  Thorgebäudes  ver- 
nichtet würde,  für  eine  durch  Nichts  zu  rechtfertigende  Ver- 
stümmelung des  historischen  Bauwerks  halten. 

Ob  die  so  oft  schon  geänderte  Entscheidung  über  das 
Schicksal  des  Brandenburger  Thores  nunmehr  unabänderlich 
feststeht,  ob  Eiuwände  dagegen  noch  Berücksichtigung  finden 
dürften  — wir  wissen  es  nicht.  Als  unsere  Pflicht  erschien 
es  uns  sie  zur  Sprache  zu  bringen  und  noch  in  letzter  Stunde 
daran  zu  mahnen,  dass  unserer  Stadt  beim  Umbau  eines  sol- 
chen Monumentes  nichts  Halbes  gegeben  werde,  sondern  etwas 
Ganzes ! 


Am  5.  Mai  war  die  internationale  Kommission  für  die  Mont- 
Cenis-Bahn  (sogen.  Fell-Bahn)  in  St.  Michel  versammelt,  um  der 
Wiederaufnahme  der  Fahrten  über  diesen  Pass  beizuwohnen. 
Die  Abfahrt  fand  um  */*  1 2 Uhr  Mittags  statt,  die  Ankunft  in 
Susa  Abends  um  5 Uhr  15  Minuten.  Die  Auffahrt  wie  die 
Niederfahrt  ging  gleich  gut  von  Statten.  Die  Bahn,  wie  das 
Fahrmaterial  befindet  sich  in  bestem  Zustande,  so  dass  in 
einigen  Wochen  die  regelmässigen  Bahnzüge  beginnen  können. 


sagende  Mitte  hält,  für  den  Werkmeister,  den  Architekten 
zu  gross,  für  den  Feldmesser  zu  klein,  ein  Maass,  welches 
in  seiner  Grundidee,  ein  Naturmaass  zu  sein,  verfehlt  ist, 
ein  Maass,  welches  die  wichtigsten  Völkergruppen  der 
Erde  nicht  haben  und  auch  nicht  annehmen  werden,  ein 
Maass  endlich,  dessen  konsequenter  Durchführung  zu 
Liebe  wir  unsere  ehrwürdige  deutsche  Sprache  verwäl- 
schen  und  verfälschen  müssen,  mit  einem  Worte  ein 
Ma  ass,  das,  wie  es  nirgends  volksthümlich  geworden  ist, 
auch  bei  uns  nimmer  volksthümlich  werden  wird. 

Die  Entstehung  des  Metermaasses  ist  bekannt  genug, 
doch  kann  ein  Rückblick  hier  nicht  schaden; 

Die  Idee,  ein  Naturmaass  als  das  Normalmaass  aller 
Völker  einzuführen,  beschäftigte  schon  die  Gelehrten 
früherer  Jahrhunderte.  John  Ilerschel  schlug  die  Länge 
der  polaren  Erdaxe  als  Basis  vor.  Huygbens,  der  zuerst 
eine  vollständige  Theorie  des  Pendels  aufstellte,  wollte  die 
Länge  des  Sekundenpendels,  dessen  verschiedenen  Werth 
er  noch  nicht  kannte,  maassgebend  machen  und  empfahl 
den  dritten  Theil  als  Fundamentalfuss  (1673).  Der  As- 
tronom Mouton  in  Lyon  (1670)  schlug  die  Länge  einer 
Meridianminute  unter  dem  Namen  Milliare,  oder  Meile  als 
Einheit  vor.  Die  letztere  Idee  wurde  während  der  fran- 
zösischen Revolution  besonders  durch  Laplace  wieder  auf- 
genommen und  man  schritt  zur  Ausführung,  indem  man 
vom  Jahre  1791  an  durch  Mechain  und  Delambre  ein 
Stück  Meridianbogen  von  Dunkirchen  bis  Barcelona, 
9%  Grade,  messen  und  die  Operation  durch  Biot  und 
Arago  bis  zur  Insel  Formentera  fortführen  liess.  Die 
aus  dieser  Messung  gefundene  Länge  des  Meridianqua- 


dranten vom  Aequator  bis  zum  Pole  theilte  man  in  10  Mil- 
lionen Theile,  nannte  einen  solchen  Theil  einen  Meter  und 
ermittelte  den  Werth  desselben  unter  Berücksichtigung  der 
polaren  Abplattung  der  Erde,  welche  gleich  1 334  des 
Aequatordurchmessers  angenommen  wurde,  zu  443,295936 
alten  Pariser  Linien.  Durch  ein  Dekret  des  Direktoriums 
vom  19.  Frimaire  des  Jahres  VIII  (10.  Dez.  1799)  wurde 
das  Meter  auf  443,296  pariser  Linien  endgültig  festgestellt. 

Längst  ist  seitdem  die  Inkorrektheit  jener  Ilerleitung 
des  Meters  nachgewiesen  worden.  Die  Abplattung  der 
Erde  ist  seitdem  zu  J/2 9 9 des  Aequatordurchmessers  er- 
mittelt, sie  ist  also  grösser,  als  die  französische  Messung 
annahm,  der  Quadrant  des  Meridians  daher  in  Wirklich- 
keit kleiner,  folglich  das  Meter  zu  gross.  Die  Messung 
berücksichtigte  ferner  nicht , dass  die  Krümmung  des  el- 
liptischen Erdsphäroids  keine  vollkommen  gleichmässige 
ist;  es  hangen  ihr  endlich  die  Ungenauigkeiten  an,  die 
zahllos  an  einander  gereihte  Beobachtungen  mit  Theodo- 
lit und  Maasstab  in  Summa  unfehlbar  mit  sich  bringen. 
Wenn  somit  das  Meter  nichts  weniger  als  ein  wirkliches 
Naturmaass  ist,  so  fehlt  auf  der  andern  Seite  auch  die 
korrekte  Vergleichung  mit  einem  Naturmaasse,  die  Ersatz 
leisten  könnte  und  die  im  preussischen  Maass  gegeben 
ist.  Das  Meter  ist  also  nichts  weiter,  als  ein  in  der  Luft 
schwebendes  konventionelles  Maass,  wie  die  anderen  auch, 
es  ist  = 443,296  pariser  Linien  und  findet  seine  Nor- 
mirung  nicht  in  einer  Naturgrösse,  sondern  in  den  zu 
Paris  aufbewahrten  Etalons! 

Was  nun  die  Wahl  grade  dieser  Grösse  als  Maass- 
einheit betrifft,  so  konnte  kaum  eine  unglücklichere  ge- 


211 


Der  neue  Berliner  Viehnmrkt. 

Dem  in  Berlin  schon  seit  längerer  Zeit  hervorgetretenen 
Bedürfnis  nach  Schlachthäusern  und  damit  verbundenen  An- 
lagen für  die  Abhaltung  von  Viehmärkten  abzuhelfen,  hat 
sich  eine  Aktien  - Gesellschaft  unter  der  Firma  „Der  Vieh- 
markt“, Kommandit- Gesellschaft  auf  Aktien,  A.  Sponholz 
& Comp,  gebildet.  Vor  dem  Rosenthalerthor , zwischen  der 
Brunnen-  und  Ackerstrasse,  hat  dieselbe  bereits  ein  36  Mor- 
gen grosses,  höchst  günstig  gelegenes  Terrain  erworben  und 

/ L 


Im  Mittelpunkt  der  ganzen  projektirten  Anlage  für  den 
Viehmarkt  ist  eine  Börsenhalle  mit  Räumen  für  die  Verwal- 
tung und  Maklerbiireaus  von  17,500  O Grundfläche  angeord- 
net, an  welche  sich  6 auf  eisernen  Säulen  ruhende  Hallen  mit 
Ständen  für  das  zum  Verkauf  bestimmte  Vieh  von  je 
40,000  Q'  Grundfläche  anschliessen.  Bei  den  Raumbestim- 
mungen wurde  vorläufig  auf  die  Aufstellung  von  2500  Rindern, 
1500  Kälbern,  8000  Schafen  und  4000  Schweinen  Bedacht 
genommen  und  ist  eine  genügende  Fläche  disponibel,  die  vor- 
handenen Stände  noch  um  die  Hälfte  zu  vermehren. 


A.  Viehmarkt. 

B.  Schlachthaus. 

C.  C.  Brunnen  - Strasse. 

D. D.  Strehlitzer- Strasse. 

E.  E.  Acker- Strasse. 

F.  Feld- Strasse. 

G.G.  Stralsunder  - Strasse. 
a.  Börse. 

b.  b.  Verkaufshallen  für  Rinder. 

c.  c.  „ t>  n Schaafe. 

d.  d.  „ „ „ Schweine. 

e.  e.  Rindvieh  - Ställe. 


■ 


f.  f.  Schaaf  - Ställe. 

g.  g.  Sandställe  für  Schweine. 

h.  Schweine -Stall. 

i.  Verkaufs-Halle  nebst  Stäl- 

len für  Kälber. 

k.  Pferde  - Stall. 

l.  Maschinen -Haus  für  das 

Pumpwerk, 

m.  Verwaltung.  Arzt. 

n.  Steuer.  Polizei. 

o.  o.  Schwemmen  und  Tränken. 


10  5 0 10 

sind  die  Erdarbeiten  zur  Planirung  der  bedeutenden  Flächen 
für  den  Viehmarkt  schou  kräftig  in  Angriff  genommen. 

Von  drei  hierfür  durch  die  Baumeister  Wesenberg  uud 
Meyer  — v.  d.  Hude  und  Hennicke  — und  Orth  be- 
arbeiteten Konkurrenz- Entwürfen  gelangt  der  letztgenannte 
zur  Ausführung.  Die  Spezial-Projekte  für  die  einzelnen  Bau- 
lichkeiten sind  soweit  vorgeschritten,  dass  in  der  nächsten 
Zeit  der  grössere  Theil  der  Arbeiten  und  Lieferungen  ver- 
dungen werden  kann,  und  soll  die  Anlage  in  den  Haupttheilen 
schon  im  Herbst  dieses  Jahres  dem  Betrieb  übergeben  werden. 


20  30  40  50  Rth. 

An  den  Grenzen  des  28  Morgen  messenden  Platzes  für 
den  Viehmarkt  sollen  ringsherum  Ställe  für  das  überstehende 
Vieh  in  entsprechenden  Ausdehnungen  ausgeführt  werden, 
während  das  Eingangsportal  durch  Gebäude  für  Steuer-  und 
Aufsichtsbehörde  flankirt  wird.  Im  Anschluss  an  den  Vieh- 
markt sollen  Schlachthäuser  für  Rindvieh,  Schweine  und 
Kleinvieh  um  besondere  Höfe  gruppirt  angelegt  Verden.  Die- 
selben werden  mit  ausreichender  Wasserspülung  und  allen 
den  Einrichtungen  verseheu,  welche  die  neueren  bedeutenden 
Anlagen  anderer  Städte  auszeichnen.  Bp. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architektonischer  Verein  zu  Hamburg.  Sitzung  am 
20.  März  1868;  Vorsitzender  Herr  F.  G.  S tarn  mann. 

Von  Hrn.  Ehlers  wird  ein  eingehendes,  im  Allgemeinen 
günstig  sich  aussprechendes  Gutachten  über  die  Ziegel- Fabri- 
kation der  Ziegelei  Victoria  bei  Eidelstedt  verlesen.  Nach  Er- 
ledigung kleinerer  Vorlagen  hielt  demnächst  Hr.  Betriebs -In- 
spektor Teilkampf  der  Altona- Kieler  Bahn  den  nachstehend 

troffen  werden.  Hätte  man  den  Erdquadranten  in  30  Mil- 
lionen Theile  getheilt,  statt  in  10,  so  würde  man  an- 
nähernd den  alten  pariser  Fuss  wieder  bekommen  haben; 
aber  wahrscheinlich  hielt  man  ein  solches  Resultat  für 
nicht  radikal,  nicht  abstrakt  genug.  Nur  aus  dem  ab- 
strakten dekadischen  Fanatismus  jener  Zeit,  der  ja  auch 
die  Wochen  in  Dekaden  umschuf  nnd  unfehlbar  auch  das 
Jahr  in  10  Monate,  diese  in  10  Tage  getheilt  haben 
würde,  wenn  Sonne  und  Mond  ihm  den  Gefallen  ge- 
than  hätten,  — nur  aus  diesem  Fanatismus  ist  die  Wahl  ge- 
rade dieser  so  unpraktischen  Maasseinheit  zu  erklären. 

Und  unpraktisch  ist  sie  allerdings. 

Man  denke  sich  nur,  dass  man  bei  Berechnung  von 
Holz,  Steinen  etc.  immer  mit  einer  Einheit  zu  thun  hat, 
die  32  mal  so  gross  ist,  als  der  preussische  Kubikfuss, 
also  jedes  einzelne  Stück  meist  in  echten  Brüchen  wird 
auszudrücken  haben.  Wenn  der  Kubikfuss  Kiefernholz 
12  Sgr.  kostet,  so  ist  das  anschaulich,  sage  ich  aber,  das 
Kubikmeter  kostet  13  Thaler,  also  so  und  soviel  hunder- 
tel Meter  das  und  das,  oder  sage  ich,  das  Kubikdezimeter 
kostet  468/ioo  Pfennige,  also  735  Kubikdezimeter  so  und 
so  viel,  so  danke  ich  für  eine  derartige  Rechnerei.  Ich 
gebe  zu,  dass  das  bei  grösseren  Rechnungen,  wo  man  die 
Dezimalstellen  unter  einander  stellt  und  nach  dem  Ad- 
diren  abstreicht,  nichts  zu  sagen  hat,  aber  die  Sache  ist 
nicht  anschaulich,  es  ist  eine  papierne  Geschichte,  nichts 
werth  für  das  Volk. 

Oder  wenn  der  Feldmesser,  der  bisher  mit  Zehntel- 
Ruthen,  die  er  in  seinem  Manual  anmerkte,  gerade  die 
geeignete  Genauigkeit  erreichte,  nunmehr  nur  abgerundete 


im  Auszüge  mitgetheilten  Vortrag  über  die  grosse  Erdrut- 
schung des  ehemaligen  Rainville’schen  Gartenterrains  an  der 
Elbe  in  Altona. 

Der  frühere  Rainville’sclie  Garten  bestand  aus  einem 
oberen,  ziemlich  horizontalen  Plateau  von  etwa  110'  Höhe 
über  Hamburger  Null  und  hatte  nach  der  Elbseite  hin  einen 
100'  hohen,  stellenweis  ziemlich  steilen  Abhang,  der  an  der 
Südseite  von  der  sog.  geneigten  Ebene  begränzt  wurde,  die 
vom  Altonaer  Bahnhof  nach  dem  Elbquai  hinabführt. 

Meter  angeben  wollte,  so  würde  er  sicher  mit  jedem  Re- 
visor in  Konflikt  kommen;  muss  er  sich  nun  also  auf 
Zehntel  Meter  einlassen,  so  erhalten  seine  Zahlen  im  Ma- 
nual die  annähernd  vierfache  Grösse,  wie  bisher,  und  wer 
Feldmesser  gewesen  ist,  wird  wissen,  was  das  auf  sich 
haben  würde.  Will  er  die  neue  Ruthe  = 5 Metern  auf 
seiner  Kette  in  10  Theile  theilen,  so  wird  er  wieder  zu 
ungenau,  und  bekommt  ausserdem  mit  halben  Metern  zu 
thun.  Lässt  er  sich  Ruthenstäbe  von  5 Metern  =16  Fuss 
Länge  machen,  so  kann  damit  kein  Arbeiter  hantiren, 
ebensowenig,  wie  mit  einer  Messkette,  die  5 Meterruthen, 
circa  80  Fuss  Länge  hätte.  Nimmt  er  eine  4 Ruthen 
lange  Kette,  so  verliert  er  die  Bequemlichkeit  und  Sicher- 
heit der  Rechnung,  die  die  Zahl  5 bietet.  Sieht  er  von 
der  neuen  Ruthe  ganz  ab  und  nimmt  eine  Kette  von 
20  Metern,  so  muss  er  sich  wieder  mit  übermässig  gros- 
sen Zahlen  herumschlagen.  Kurz,  Unzuträglichkeiten 
überall. 

Dass  den  Maschinenbauern  das  Centimeter  und  Milli- 
meter angenehme  Einheiten  für  das  Detail  sind,  mag  sein: 
sie  sind  es  wenigstens  hauptsächlich,  die  für  das  Meter- 
maass  eifern;  überzeugt  hat  uns  freilich  noch  Niemand, 
dass  man  mit  Zollen  und  Linien  bei  dezimaler  Theilung 
des  Fusses  nicht  eben  so  weit  sollte  kommen  können. 
Dass  die  Wissenschaften  das  Meter  vorziehen,  ist  einfach 
unwahr:  weder  Astronomie,  noch  Geographie,  noch  Geo- 
logie und  Physik  bedienen  sich  bis  jetzt  des  Metermaasses. 
Wenn  einige  Schriftsteller  deutscher  Kleinstaaten  in  ihren 
Werken  das  Metermaass  zu  Grunde  gelegt  haben,  so  ent- 
sprang das  einerseits  dem  billigen  Wunsche,  über  ihre 


212 


An  dem  Abhange  des  Berges  ist  vor  einigen  Jahren  eine 
neue  Strasse  (Meinhold  Terrasse)  angelegt  worden,  um  ihn 
zu  Bauplätzen  nutzbar  zu  machen;  zur  Begrenzung  und  Er- 
weiterung des  oberen  Plateaus  wurde  später  eine  Futtermauer 
von  etwa  1100'  Gesammtlänge  aufgeführt,  die  zum  Theil  auf 
Sandschüttung  fundirt  ist,  da  der  an  einigen  Stellen  frisch 
aufgeschiittete  Lehmboden  sich  als  sehr  weich  zeigte.  Hinter 
und  vor  dieser  Mauer  sind  einige  Anschüttungen  vorgenommen 
und  ist  das  Terrain  des  ehemals  Rainville’schen  Gartens  theils 
durch  solche  Anschüttungen,  theils  durch  Abgrabungen  mannig- 
fach verändert  worden.  Auf  dem  südlichen  Theile  des  Ab- 
hanges wurden  in  der  letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahres  be- 
deutende Abgrabungen,  am  östlichen  Ende  dieses  Terrains 
nur  einige  Planirarbeiten  vorgenommen,  um  dort  ein  Wohn- 
haus zu  erbauen.  Daselbst  wurde  neben  der  geneigten  Ebene 
eine  niedrige  Futtermauer  statt  der  alten,  an  Ankerpfählen 
verankerten  hölzernen  Vorsetzen  aufgeführt. 

Der  ganze  Abhang  besteht  nach  den  Bohrungen  der 
letzten  Zeit  aus  theils  sandigem  theils  thonigem  Lehmboden, 
der  auf  einer  4 — 7'  starken  Schicht  von  sehr  festem,  schwar- 
zen Thonboden  (aus  dünnen  schieferartigen  Lagen,  deren  un- 
tere seifenartig  ist,  bestehend)  lagert.  Die  Oberfläche  dieser 
Thonschicht  liegt  unter  dem  grösseren  Theile  des  abgerutsch- 
ten Abhanges  auf  durchschnittlich  26'  über  Hamburger  Null, 
senkt  sich  aber  gegen  Südwesten  und  Südosten  ziemlich  stark 
abwärts.  Bei  der  Elbbergbrücke,  welche  über  die  geneigte 
Fläche  führt,  liegt  diese  Oberfläche  auf  +17,  1 Ruthe  weiter 
südöstlich  auf  + 11;  G Ruthen  weiter  südöstlich  auf  +4;  an 
der  Westseite  des  Terrains  auf  + 19.  Unter  der  Thonschicht 
liegt  lehmiger  Sand,  der  in  reinen  Sand  übergeht.  Diese  für 
Wasser  undurchdringliche  Thonschicht  mit  schlüpferigen  Gleit- 
flächen ist  ohne  Zweifel  eine  Hauptursache  der  durch  äussere 
Einwirkungen  erfolgten  Abrutschungen. 

Schon  1844  beim  Bau  der  geneigten  Ebene  kamen  hier 
in  Folge  der  am  südlichen  Ende  des  Rainville’schen  Gartens 
vorgenommenen  Abgrabungen  beträchtliche  Abrutschungen  vor, 
so  dass  sich  daselbst  eine  senkrechte  Wand  von  20'  Höhe 
zeigte.  Durch  ein  ausgedehntes  System  von  Sickerkanälen 
gelang  es  damals  den  in  Bewegung  begriffenen  Abhang  zu 
entwässern  und  zum  Stehen  zu  bringen.  Auch  die  Elbberg- 
brücke mit  der  daran  stossenden  hohen  Futtermauer,  welche 
auf  resp.  über  der  Thonschicht  fundirt  waren,  bewegten  sich 
damals  mit  der  Thonschicht  etwas  in  südöstlicher  Richtung. 
Dieser  Rutschung  wurde  dadurch  Halt  geboten,  dass  man  die 
Futtermauer  an  mehren  Stellen  unterfing  und  mittelst  Pfeiler 
durch  die  Thonschicht  hindurch  auf  Sand  fundirte;  ferner 
wurde  sie  an  drei  Stellen  durch  eiserne  Anker  an  einem 
starken  Eichbaum,  der  in  90'  Entfernung  von  der  Vorderkante 
der  Mauer  in  einem  weiten,  gemauerten  Brunnen  ange- 

bracht war,  verankert. 

Schon  Ende  vorigen  Jahres  zeigten  sich  geringe  Bewe- 


gungen im  ganzen  Abhange.  Ende  Dezember  war  die  Mein- 
hold Terrasse  um  9 — 12“  nach  Süden  verschoben  und  die 
Futtermauer  zeigte  an  der  betreffenden  Stelle  eine  ähnliche 
Ausbauchung,  indem  das  Fundament  derselben  mit  dem  Boden 
verschoben  sein  musste,  ln  den  Weihnachts-Feiertagen  wurde 
ein  Sickerkanal  rechtwinklig  zur  Mauer  eingetrieben. 

Im  Januar  d.  J.  war  nun  der  Abhang  des  ehemaligen 
Rainville’schen  Gartens  durch  Regen  und  Schneewasser  so 
durchweicht,  dass  er  kaum  zu  passiren  war;  gegen  Ende  Ja- 
nuar betrug  die  Verschiebung  der  Meinhold  Terrasse  15“.  — 
Am  31.  Januar  und  1.  Februar  trat  die  eigentliche  Katastrophe 
ein:  Ein  Theil  der  Futtermauer  auf  dem  Gebiet  der  früheren 
Abrutschung  von  1844  stürzte  ein.  In  der  Nacht  vom  1.  zum 
2.  Februar  war  die  Meinhold  Terrasse  um  12'  nach  Süden 
verschoben,  die  Erdrisse  zeigten  auch  eine  geringe  Verschie- 
bung nach  Westen  an.  Am  4.  Februar  betrug  die  Verschie- 
bung 21'  und  stieg  im  Laufe  des  Februars  auf  26'.  — Das 
Wohnhaus  auf  der  planirten  Fläche  nahe  der  geneigten  Ebene 
hatte  sich  am  4.  Februar  um  15'  verschoben  und  war  nur 
wenig  aus  der  lothrechten  Stellung  gekommen;  zeigte  jedoch 
so  starke  Risse  und  war  der  geneigten  Ebene  so  nahe  ge- 
kommen, dass  es  abgetragen  werden  musste.  Am  Morgen  des 
2.  Februar  stürzte  ein  Theil  der  Stützmauer  am  unteren  Ende 
der  geneigten  Ebene  ein,  so  dass  diese  daselbst  durch  Steine 
und  Erde  verschüttet  wurde. 

Neben  dem  Maschinenhause  (südöstlich  von  der  geneigten 
Ebene  liegend)  war  das  Geleis  um  einige  Zolle  verschoben; 
weitere  Verschiebungen  traten  nicht  ein,  da  das  Maschinenhaus 
auf  Sand  unter  der  Thonschicht  fundirt  ist,  und  der  Saud 
unter  der  Thonschicht  keinen  Theil  an  der  Bewegung  nahm. 
Auch  die  nordwestliche  konkave  Flügelmauer  der  Elbberg- 
brücke zeigte  am  2.  Februar  einen  Riss,  und  bewegte  sich  der 
abgerissene  Theil  um  18“  von  dem  anderen  fort.  Am  3.  Fe- 
bruar wurde  das  westliche  Ende  des  nördlichen  Widerlagers 
auf  etwa  4'  Länge  um  2“  aus  der  geraden  Richtung  gedrückt, 
in  Folge  dessen  sich  im  Gewölbe  und  der  Aussenfläche  des 
nicht  abgerissenen  Theils  des  konkaven  Brückenflügels  theils 
horizontale,  theils  schräge  Risse  zeigten.  Am  6.  Februar 
wurde  eine  Aufgrabung  hinter  diesem  Flügel  gemacht  und 
eiue  Verankerung  der  Stirnmauer  und  des  konkaven  nord- 
westlichen Flügels  nach  dem  nordöstlichen  hin  vorgenommen; 
die  Risse  des  Gewölbes  wurden  mit  Zement  ausgegossen  und 
und  der  beschädigte  Theil  mit  Asphalt  neu  abgedeckt,  die 
Risse  an  der  Aussenseite  ausgehauen  und  neu  ausgemauert. 
Gegen  den  grossen  Riss  dieser  Mauer  wird  ein  starker  Strebe- 
pfeiler, unter  der  Thonschicht  fundirt,  gesetzt;  ferner  soll  am 
Ende  des  Flügels  noch  ein  kleinerer  Strebepfeiler  angebracht 
werden. 

Auf  dem  abgegrabenen  Terrain  hatte  sich  am  4.  Februar 
viel  Wasser  angesammelt,  das  sich  bald  unterirdische  Kanäle 
suchte.  Bei  den  Arbeiten  zur  Entwässerung  des  Terrains  fand 


engen  Landesgrenzen  hinaus  verständlich  zu  sein,  andrer- 
seits dem  Mangel  eines  allgemeinen  deutschen  Maasses. 
Den  Schneidern  und  Putzmacherinnen  endlich  mögen  ihre 
Centimeter-Ellen  in  Gottes  Namen  verbleiben. 

Was  so  oft,  und  mit  einem  Schein  des  Rechtes,  an 
dem  Metermaass  gerühmt  wird,  ist  die  konsequente  Durch- 
führung einer  Vervielfachung  mit  den  Potenzen  von  Zehn, 
sowie  seine  einfachen  Beziehungen  zu  den  Gewichten  und 
llohlmaassen.  Aber  auch  dieser  Vorzug  der  Konsequenz 
ist  bei  Lichte  betrachtet  nur  ein  scheinbarer  und  einge- 
bildeter, es  ist  ein  Vorzug,  den  eben  ein  abstraktes  Ge- 
dankending immer  haben  wird  vor  dem  wirklichen  Leben, 
das  in  erster  Reihe  nicht  konsequent,  sondern  bunt  und 
mannigfaltig  ist. 

Offenbar  bedürfen  wir  verschiedener  Maasseinheiten 
für  verschiedene  Zwecke;  dass  diese  Maasseinheiten  in 
einer  leicht  fasslichen  und  leicht  umsetzbaren  Bezie- 
hung zu  einander  stehen,  ist  zweckmässig,  dass  diese 
Umsatzzahlen  aber  immer  Potenzen  von  10  sein  sollen, 
ist  nicht  allein  überflüssig,  sondern  auch  häufig  höchst 
unpraktisch.  Wenn  2000  Ruthen  eine  gute  Meile  geben, 
so  bin  ich  thöricht,  wenn  ich  Meilen  von  1000  Ruthen 
annehme;  wenn  dem  Bergmann  ein  Maass  von  6 Fuss 
eine  passende  Einheit  giebt,  so  ist  er  thöricht,  Lachter 
von  10  Fuss  Länge  anzuwenden;  wenn  2 Fuss  eine  gute 
Elle  geben,  so  ist  der  Kaufmann  ein  Thor,  der  eine  zehn- 
fiissige,  oder,  weil  das  nicht  geht,  eine  einfüssige  Elle  ver- 
wenden wollte.  Dasselbe  gilt  von  den  llohlmaassen  und 
Gewichten;  wenn  1 s0  Kubikfuss  Hohlraum  vielleicht  ein 
handliches  Maass  abgiebt,  so  ist  es  unklug,  yJ00  Kubikfuss 


anzunehmen;  die  leichtere  Reduzirbarkeit  hat  keinen  Werth, 
denn  was  ich  in  Maassen  messe,  messe  ich  nicht  auch  in 
Fussen.  Wenn  y66  des  Gewichtes  von  1 Kubikfuss  Wasser 
ein  gutes  Pfund  abgiebt,  weshalb  soll  ich  y)0o  nehmen 
und  so  fort.  Nicht  die  Potenzen  der  Zahl  Zehn,  sondern 
die  Potenzen  des  Lebens  müssen  für  die  Maasseinheiten 
das  Bestimmende  sein.  Eine  leichte  Reduzirbarkeit  der 
Maasseinheiten  ist  nur  da  wichtig,  wo  zwei  Maasse  ver- 
bunden angewendet  werden,  wie  das  bei  Ruthe  und  Fuss 
allerdings  der  Fall  ist. 

Die  Frage  nun,  was  für  Deutschland  das  Beste  sei, 
um  endlich  zu  einem  einigen  Maass  zu  kommen,  lässt  sich 
nach  den  verschiedenen  Gesichtspunkten  auch  verschieden 
beantworten. 

1.  Legen  wir  Werth  auf  ein  Maass,  das  zu  einem 
leicht  auffindbaren  Naturmaass  in  einer  festen,  wissen- 
schaftlich begründeten  Beziehung  steht,  so  haben  wir  das 
preussische  Maass  zu  wählen. 

2.  Legen  wir  Werth  auf  ein  bereits  vorhandenes, 
wenigstens  dem  Namen  nach  deutsches  Maass,  so  bietet 
sich,  wie  der  Aufsatz  in  No.  19  dieses  Blattes  vortrefflich 
ausführte,  die  deutsche  oder  geographische  Meile,  gleich 
4 Seemeilen,  die  in  2000  Ruthen,  oder  wie  vorgeschlagen, 
in  24000  Fuss  getheilt  werden  könnte.  Wir  würden  damit 
sogar  ein  Naturmaass  = 1 5400  des  Aequatorumfanges  und 
zugleich  ein  Maass  bekommen,  das,  wie  dort  ausgeführt 
wurde,  in  hohem  Grade  schon  Weltmaass  ist. 

3.  Glauben  wir  unsere  Einheit  durch  gemeinschaft- 
liche Annahme  eines  ausländischen  Maasses  leichter  zu 
Stande  zu  bringen,  wie  es  denn  iu  der  That  deutsche  Ge- 


213 


sich,  dass  das  verschobene  Siel  unter  der  Meinhold  Terrasse 
nicht  mehr  zu  benutzen  war,  desshalb  wurde  ein  neues  hölzer- 
nes Siel  mit  teleskopisch  in  einander  geschobenen  Rinnen  von 
IS'7  Weite,  bei  12"  Höhe  an  die  Stelle  des  verschobenen  Siels 
gelegt.  Die  Rinnen  waren  aus  14'  langen,  2"  starken  Bohlen 
mit  Querleisten  auf  den  Aussenseiten  hergestellt  und  je  1'  tief 
in  einander  geschoben,  mit  so  viel  Spielraum,  dass  sie  geringen 
Erdbewegungen  folgen  konnten.  In  die  Seitenwände  waren  Lö- 
cher von  6"  Q]  geschnitten  und  in  den  Deckel  Löcher  von  */*// 
Durchmesser  gebohrt.  Zu  den  Seiten  und  oben  auf  das  Siel 
wurden  Busch  und  Steingrus  gepackt  und  dann  die  ca.  15'  tiefe 
Ausgrabung  mit  reinem  Sande  zugeworfen,  um  schon  das  Re- 
genwasser der  Strasse  abzuleiten.  Der  Boden  war  so  schlam- 
mig, dass  die  gewöhnliche  Abspreitzung  mit  horizontalen  rauhen 
Bohlen  nicht  mehr  genügte,  sondern  hinter  dieselben  noch  dicht 
gerammte  Streichwände  gebracht  werden  mussten. 

Während  des  Sielbaues  kamen  Verschiebungen  der  Bau- 
grube von  2 — 3'  in  südlicher  Richtung  vor.  Das  abgerissene 
Quersiel  des  oberen  Terrains  wurde  mittelst  einer  offenen 
Rinne  in  das  Strassensiel  geleitet.  Am  19.  Februar  wurde 
die  geneigte  Ebene  dem  Betriebe  übergeben,  das  Strassensiel 
aber  erst  am  5.  März  vollendet.  Die  Böschung  des  durch- 
weichten Terrains  war  durch  kleine  Siekerkaaäle  trocken  gelegt. 

Gegen  Ende  Februar  versiegte  die  Quelle  des  unter  dem 
nordwestlichen  Flügel  der  Elbbergbrücke  bisher  heraustreten- 
den Wassers,  wahrscheinlich  in  Folge  der  Entwässerung  des 
Terrains  durch  das  Strassensiel.  Auf  dem  oberen  Terrain, 
uördlich  der  Meinhold  Strasse,  zeigte  sich  ein  steiler  Abriss 
von  etwa  10 ' Höhe,  zwischen  diesem  Abriss  und  der  Strasse 
bildete  sich  eine  Niederung,  die  sich  im  Laufe  des  Februars 
an  verschiedenen  Punkten  noch  merklich  senkte.  Dort  ist 
wahrscheinlich  der  über  der  Thonschicht  liegende  Lehmboden 
durch  das  von  oben  her  eindringende  Wasser  in  Brei  verwan- 
delt, der  durch  das  bedeutende  Gewicht  nach  Süden  hin,  wo 
der  geringste  Gegendruck  war,  auswich. 

Ob  und  wie  weit  die  schwarze  Thonschicht  Theil  an  der 
Bewegung  nahm,  ist  nicht  genau  zu  ermitteln.  An  einigen 
Stellen,  wo  dieselbe  in  den  Böschungen  zu  Tage  tritt,  zeigt 
es  sich,  dass  sie  sich  mit  den  darauf  liegenden  Erdmassen 
fortschiebt.  — Jetzt  scheint  der  Abhang  in  Folge  der  Ent- 
wässerung zum  Stehen  gekommen  zu  sein;  geringe  Bewegungen 
zeigen  sich  hier  und  dort  noch  in  der  ziemlich  steilen  (etwa 
zweifüssigen  Böschung)  neben  der  geneigten  Ebene.  Jedenfalls 
wird  eine  weitere  gründliche  Entwässerung  nöthig  sein,  um 
dem  Terrain  solche  Festigkeit  zu  geben,  dass  man  an  ein  Be- 
bauen desselben  denken  kann. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Ausserordentliche 
Hauptversammlung  am  15.  Mai  1868;  Vorsitzender  Hr.  Boeck- 
mann,  anwesend  92  Mitglieder. 

Nach  Erledigung  kleinerer  geschäftlicher  Vereins- Ange- 


legenheiten theilte  der  Vorsitzende  mit,  dass  ihm  eine  so  grosse 
Anzahl  von  Vorschlägen  für  die  neu  zu  stellenden  Monats- 
Aufgaben  zugegangen  sei,  dass  eine  Verhandlung  über  diesel- 
ben im  Vereine  fast  unmöglich  sei.  Es  wurden  daher  auf 
seinen  Antrag  die  Hrn.  Schwatlo  und  Winterstein  ge- 
wählt, um  aus  dem  vorhandenen  Material  die  erforderliche 
Anzahl  von  Programmen  zusammenzustellen. 

Eine  grössere  Anzahl  von  Fragen  beantwortete  Hr.  Adler, 
eine  andere  Hr.  Schwatlo,  der  als  Material  für  die  Orna- 
mente eines  den  Stürmen  ausgesetzten  Putzbaues  an  der  Nord- 
see gebrannten  Thon  oder  auch  Kunststein  aus  Zementguss 
empfahl.  Eine  Frage  über  die  dem  Einsturze  des  einen  Mi- 
chaelis - Kirchthurms  in  Breslau  zu  Grunde  liegenden  Ursachen 

— ob  mangelhafte  Konstruktion  des  Thurmhelmes,  wie  der 
Korrespondent  dies.  Bl.  anzudeuten  scheint,  ob  mangelhafte 
Fundirung  auf  Senkbrunnen,  wie  anderwärts  behauptet  wird 

— konnte  nicht  beantwortet  werden;  zwei  von  Hrn.  Stadtbaurath 
Zimmer  mann  zu  Breslau  eingesandte  Photographien  der 
Kirche  nach  der  Katastrophe  lagen  zur  Ansicht  aus. 

Der  Verein  setzte  demnächst  die  Berathung  des  Entwurfs 
für  das  neue  Statut  fort  und  beendete  dieselbe  im  Einzelnen. 
Der  Entwurf  wurde  darauf  der  Kommission  mit  dem  Aufträge 
zurückgegeben  eine  neue  Redaktion  desselben  mit  Berück- 
sichtigung der  vielfach  beschlossenen  Aenderungen  vorzuneh- 
men und  diese  Fassung  als  neue  Vorlage  drucken  und  unter 
die  Vereinsmitglieder  vertheilen  zu  lassen.  Die  definitive 
Schlussabstimmung  über  Annahme  oder  Verwerfung  des  neuen 
Statuts  soll  in  der  Haupt-Versammlung  des  Monats  Juni 
erfolgen.  — F.  — 


Vermischtes. 

Juristisches. 

Entscheidung  über  die  erforderliche  Wand- 
stärke eines  massiven  obersten  Stockwerksin  Bayern. 
Gemäss  Art.  180  des  Polizei  - Strafgesetzbuchs  für  Bayern  sind 
Bauherrn  und  Bauunternehmer  strafbar,  wenn  sie  bei  einem 
Neubau  von  dem  genehmigten  Bauplane  abweichen  und  hier- 
bei einer  in  den  geltenden  Verordnungen  begründeten  baupo- 
lizeilichen Anordnung  zuwiderhandeln.  Der  Maurermeister 
Lorenz  R.  von  Wolnzach  hatte  nun  den  Bau  von  zwei  massiv 
gemauerten  zweistöckigen  Wohngebäuden  in  Wolnzach  zu 
leiten  und  liess  dabei  bei  jedem  derselben  die  Umfassungs- 
mauern des  obern  Stockwerks  nur  in  einer  Stärke  von  14  Zoll 
ohne  Verputz  anfertigen;  einer  von  den  genehmigten  Bauplänen 
enthielt  auch  die  Bemerkung  besonders,  dass  die  Umfassungs- 
mauern beider  Stockwerke  18  Zoll  stark  aufgemauert  werden 
sollten.  In  der  allgemeinen  Bauordnung  vom  30.  Juni  1864 
ist  bestimmt,  dass  die  Umfassungsmauern  von  Wohngebäuden 
im  obersten  Stockwerke  eine  Stärke  von  mindestens  18  Zoll 
erhalten  müssen  und  zwar  unbedingt,  wenn  das  Gebäude  ganz 


wohnheit  ist,  allem  Einheimischen  endlose  Vernünftelei 
und  lieblose  Kritik  entgegen  zu  setzen,  vom  Auslande  aber 
leichtgläubig  und  ziemlich  kritiklos  anzunehmen,  so  haben 
wir  uns  den  grossen  Völkergruppen,  England,  Russland 
und  Nordamerika  anzuschliessen,  von  denen  jede  einzelne 
für  den  deutschen  Verkehr  wichtiger  ist,  als  die  ganzen 
Mcterländer  zusammen  genommen. 

4.  Wollen  wir  aber  ohne  grosse  Weiterungen  zunächst 
nur  ein  gutes  einiges  Maass  für  Deutschland  haben,  die 
Aufstellung  eines  allgemeinen  Weltmaasses  aber  der  inter- 
nationalen Verständigung  der  Völker  überlassen,  so  be- 
halten wir,  was  wir  schon  haben,  und  das  würde  mein 
Vorschlag  sein: 

Man  erhebe  das  preussische  Maass  zum  Maass  des 
norddeutschen  Bundes  und  bringe  die  Verbesserung  an, 
dass  man  die  Ruthe  gleich  10  Fuss  setzt,  einerlei,  ob  die 
jetzige  Ruthe  = y2000  Meile,  oder  der  jetzige  Fuss  = 
724000  Meile  zu  Grunde  gelegt  wird.  Den  Fuss  sich  be- 
quem einzutheilen,  überlasse  man  dem  Volke.  Manches 
Handwerk  wird  bei  Zollen  bleiben  wollen,  der  Ingenieur 
wird  Dezimaltheile  von  Fussen  in  Rechnung  ziehen. 
Wenn  dies  geschieht,  so  haben  wir  zunächst  einmal  etwas, 
und  zwar  etwas  brauchbares  für  Deutschland  ; zudem  hat 
der  Preusse,  also  der  überwiegende  Theil  der  Bevölkerung, 
nicht  nöthig,  seine  reiche  technische  Literatur  in  den 
Maassangaben  umzusetzen  und  seine  Katasterregister  um- 
zurechnen; und  der  Deutsche  behält  ausser  seinen  allge- 
meinen Maassanschauungen  auch  seine  Sprache.  „Jeder 
Zoll  ein  König“,  kann  er  fortfahren  zu  sagen,  und  braucht 
seinen  Shakespeare  nicht  zu  übersetzen:  „Jedes  Centimeter 


ein  König“.  Dass  wir  mit  unsern  Nachbarnationen  dann 
immer  noch  nicht  stimmen,  ist  gar  kein  Unglück;  mit  ein 
paar  verschiedenen  Maassen  in  Europa  kann  man  leicht 
fertig  werden,  und  das  Weitmaass  der  Zukunft,  wenn  erst 
eins  da  ist,  wird  dann  auch  das  unsrige  sein. 

Zum  Schlüsse  bemerke  ich,  dass  ich  gleichfalls,  wie 
die  Verfasser  des  mehrfach  erwähnten  Aufsatzes,  innigst 
überzeugt  bin,  dass  wir  den  Siegeslauf  des  Metermaasses 
durch  unsere  Stimmen  nicht  aufhalten  werden;  eine  solche 
mehr  technische  Frage  liegt  der  Mehrheit  der  Reichstagsde- 
putirten  wahrscheinlich  zu  fern,  als  dass  sie  gegen  die 
Vorlage  eine  konservative  Opposition  der  Mühe  werth 
halten  möchten.  Wir  werden  also  das  Metermaass  be- 
kommen. Und  was  wird  die  voraussichtliche  Folge  da- 
von sein? 

Während  ein  neuer  Vereins-  oder  Bundesfuss  als  ge- 
setzliches Fussmaass  mit  einem  Schlage  die  übrigen  deut- 
schen Fusse  verdrängen  würde,  gerade,  wie  das  Zollpfund 
mit  einem  Schlage  alle  übrigen  Pfunde  beseitigt  hat,  so 
wird  neben  dem  unpraktischen  Meter  unser  Volk  so  gut, 
wie  die  andern  Metervölker  fortfahren,  sein  anschaulicheres 
und  bequemeres  Fussmaass  zu  gebrauchen  und  natürlich 
wird  jedes  Staatchen  oder  Reichsstädtchen  es  für  eine 
höchst  berechtigte  Eigenthümlichkeit  oder  eigenthümliche 
Berechtigung  halten,  seinen  gebräuchlichen  Fuss  dem 
Meter  gegenüber  zu  behaupten.  Wir  werden  also  zu  den 
20  verschiedenen  deutschen  Maassen  noch  ein  21stes  hin- 
zugefügt, und  die  Verwirrung  noch  grösser  gemacht  haben. 

Minden,  im  Mai  1868.  Modle. 


214 


von  Stein  erbaut  und  durchaus  massiv  ausgeführt  wird,  indem 
von  dieser  Vorschrift  nur  dann  eine  Ausnahme  eintritt,  wenn 
das  Gebäude  ganz  oder  theilweise  aus  Riegeln  oder  Fachwerk 
aufgeführt  wird.  R.  wurde  demgemäss  wegen  ordnungswi- 
driger Bauführung  angeschuldigt,  ist  auch  in  allen  drei 
Instanzen  verurtheilt  (zu  20  fl.)  worden.  Der  Kassationshof 
folgert  aus  der  Bestimmung  der  Bauordnung  von  1864,  dass, 
wenn  ein  Bauplan  für  ein  massiv  gemauertes  Wohnhaus  von 
mehr  als  ein  Stockwerk  genehmigt  wird,  diese  Genehmigung 
von  selbst  auch  für  das  oberste  Stockwerk  eine  Stärke 
der  Umfassungsmauern  von  mindestens  18  Zoll  zur  Voraus- 
setzung hat,  es  sei  daher  gleichgültig,  ob  solches  im  geneh- 
migten Plane  noch  besonders  hervorgehoben  wird  oder  nicht. 
Demnach  enthalte  in  diesem  Falle  die  Aufführung  von  solchen 
Umfassungsmauern  von  minderer  Stärke  unter  allen  Umstän- 
den sowohl  eine  Abweichung  vom  Bauplane,  als  auch  eine 
Zuwiderhandlung  gegen  die  geltende  Bauordnung.  — 

In  der  Nichtigkeitsbeschwerde  hatte  der  Augeschuldigte 
noch  folgenden  Einwand  gemacht:  Es  handle  sich  hier  um 
Wohngebäude,  die  nicht  in  einer  Stadt,  sondern  in  einem 
Markte  aufgeführt  werden,  wo  nach  § 59  der  Bauordnung 
nur  die  Umfassungswände  des  untern  Stockwerks  der  Wohn- 
gebäude massiv  hergestellt  werden  müssen.  Hieraus  folge,  dass 
es  in  den  Märkten  dem  Bauherrn,  der  das  untere  Stockwerk 
massiv  gebaut  habe,  freistehe,  die  Umfassungsmauern  im  ersten 
Stock  auch  nur  einen  Stein  oder  14  Zoll  dick  aufführen  zu 
lassen,  ohne  sich  strafbar  zu  machen.  Dieser  Einwand  ist 
jedoch  vom  Kassationshof  verworfen,  welcher  sagt:  „Die  Be- 
stimmung des  § 59  enthält  für  Märkte,  Dörfer,  Weiler  und 
Einöden  lediglich  die  Anordnung,  dass  daselbst  wenigstens  die 
Umfassungswände  des  untern  Stockwerks  der  Wohngebäude 
massiv  hergestellt  werden  sollen  und  räumt  damit  den  Bauen- 
den an  diesen  Orten  die  Befugniss  ein,  den  übrigen  Bau  im 
Allgemeinen  nicht  massiv,  sondern  mit  Fach-  oder  Riegelwerk 
etc.  auszuführen.  Hierdurch  wird  aber  die  Vorschrift  des  § 11 
der  allgem.  Bauordnung,  jetzt  die  diesen  Paragraphen  ergän- 
zende Verordnung  vom  15.  März  1866  nicht  im  Geringsten 
berührt,  da,  wenn  der  Bau  durchaus  massiv  ausgeführt  wird, 
offenbar  die  Bestimmung  hierüber,  und  wenn  Riegelwerk  an- 
gewendet wird,  die  deställsigen  Anordnungen  dieses  Paragra- 
phen beobachtet  werden  müssen,  in  Märkten,  Dörfern  etc. 
ebenso  wie  in  den  Städten,  nachdem  der  § 1 1 unter  den  all- 
gemeinen Bestimmungen  der  obigen  Bauordnung  aufgeführt 
ist,  sohin  auf  die  besonderen  Bestimmungen  rücksichtlieh  der 
Bauführung  in  Städten  und  auf  jene  in  Märkten,  sowie  auf 
dem  Lande  ganz  gleiehmässig  Bezug  hat.  Es  muss  also  auch 
in  Märkten  und  Dörfern  Bayerns  ein  massiv  gebautes  oberstes 
Stockwerk  eines  Wohnhauses  mindestens  18  Zoll  dick  aufge- 
führt werden,  wenn  auch  der  spezielle  Bauplan  hierüber  nichts 
enthält. 

Konkurrenzen. 

Preisausschreiben.  Das  Konnte  zum  Bau  eines 
Kunsthauses  in  Cassel  erlässt  im  Inseratentheil  d.  N.  die 
Aufforderung  zu  einer  Konkurrenz  um  den  Entwurf  dieses 
Gebäudes.  Aus  dem  uns  vorliegenden  Programm  entnehmen 
wir,  dass  der  erste  Preis  für  die  Lösung  der  an  sich  zwar 
einfachen,  aber  durch  die  eigentümliche  Gestalt  der  Baustelle 
erschwerten  Aufgabe  bei  einer  Bausumme  von  20000  Thlr. 
20  Friedrichsd’or,  also  0,565  % der  Bausumme  betragen  soll! 
Der  Preis  wird  von  dem  aus  7 Personen  bestehenden  Komite 


ertheilt,  unter  dem  sich  nur  zwei  Architekten  befinden;  das- 
selbe behält  sich  vor,  ob  und  wiefern  der  prämiirte  Plan 
zur  Ausführung  gelangen  soll  und  in  welche  Stellung  der 
Sieger  eventuell  zu  derselben  treten  wird.  Dass  sich  Fach- 
genossen finden  werden,  die  bereit  sind,  auf  solche  Be- 
dingungen in  die  Konkurrenz  einzutreten,  bezweifeln  wir 
nach  anderen  Vorgängen  nicht,  aber  wir  bedauern  es. 

P er  sonal  - N achrichten. 

Preussen. 

Am  16.  Mai  haben  bestanden  das  B a u meiste  r - Examen  : 
Carl  Middeldorf  aus  Datteln,  Hermann  Offenberg  aus  Rheine  ; 
das  Bauführer- Examen:  Carl  Balzer  aus  Ems,  Nicolaus 
Firmenich  aus  Cöln. 

Der  Kreis- Baumeister  Baltzer  zu  Rheine  ist  zum  Bau -In- 
spektor zu  Recklinghausen  ernannt. 

Der  Kreis -Baumeister  Lichnock  zu  Malmedy  ist  nach  Rheine 
versetzt.  

Offene  Stellen. 

1.  Ein  Bauführer,  der  geprüfter  Feldmesser  ist,  wird 
sogleich  für  die  Entreprise  bei  einem  Eisenbahnbau  gesucht.  Offerten 
snb.  R.  St.  befördert  die  Expedition  dieser  Zeitung. 

2.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp.  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Büreau  der  Kreis- Bau- Inspektion  zu 
Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommissarischen  Kreis- 
Baumeister  Modest  daselbst. 

3.  Bei  der  Fortifikation  zu  Saarlouis  findet  ein  geprüfter  Bau- 
meister oder  ein  im  Hochbau  bewanderter  Bauführer  Beschäfti- 
gung für  längere  Zeit.  Näheres  auf  desfallsige  Anfrage  daselbst. 

4.  Für  den  Bau  der  Eisenbahn  von  Lübeck  nach  Kleinen 
werden  sofort  noch  einige  geübte  Geometer  und  zwei  zuverlässige 
'Bautechniker  gesucht.  Diäten  21/,  bis  3*/i  Thlr.  nebst  Reisever- 
gütung. Meldungen  bei  der  Grossherzogi.  Eisenbahn  - Bau- Kom- 
mission zu  Schwerin. 

5.  Ein  für  den  Staatsdienst  geprüfter,  erfahrener  Baumeister 
findet  interessante  und  lohnende  Beschäftigung  bei  Hochbauten. 
Schriftliche  Meldungen  unter  Chiffre  L.  M.  in  der  Expedition. 

6.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Elbe  nahe  bei 
Magdeburg  wird  sofort  gegen  2 Thaler  Diäten  und  15  Thlr  mo- 
natlicher Reisekosten  - Entschädigung  ein  Baumeister  gesucht. 
Näheres  beim  Wasserbauinspektor  Maass  zu  Magdeburg. 

7.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Saar  wird  ein 
im  Feldmessen  und  Nivelliren  bewanderter  Bauführer  gesucht. 
Eintritt  sofort.  Das  Nähere  beim  Kreis -Baumeister  Koppe  in 
Merzig  a./Saar. 

8.  Für  den  Restaurationsbau  der  Kirche  zu  Berlinchen  wird 
ein  Baumeister  und  für  den  Neubau  der  Kirche  zu  Tornow'  ein 
Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten  zu  engagiren  gesucht. 
Meldungen  beim  Bau- Inspektor  Peters  in  Landsberg  a./W. 

Die  in  No.  18,  alinea  1,  ausgeschriebene  Baumeister -Stelle 
j ist  besetzt. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hern  C.  F.  in  K.  — Es  ist  ganz  allgemein  üblich,  nur  die- 
jenigen Bewerbungen  um  offene  Stellen  zu  beantworten,  deren 
Absender  zu  engagiren  beabsichtigt  wird.  Es  wird  damit  eine  über- 
flüssige und  zeitraubende  Korrespondenz  besonders  dann  vermieden, 
wenn  viele  Bewerber  Ihrem  Beispiele  folgen  und  sich  „lediglich 
aus  Interesse  wo  diese  Bauten  seien“  melden  sollten.  Unlautere 
Absichten  dürfen  Sie  bei  Ausschreiburgen  vakanter  Stellen  nur 
dann,  aber  auch  stets  dann  vermuthen,  wenn  die  betreffenden 
Bekanntmachungen  von  Vermittelungsbureaus  ausgehen,  die  sich  die 
Beförderung  der  Offerten  pränumerando  bezahlen  lassen.  Es  treibt 
ein  solches  s.  g.  Architekten-Yersorgungs-Büreau  hier  in  Berlin 
sein  Wesen,  und  wollen  wir  ausdrücklich  vor  demselben  warnen.  — 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  W.  in  Zwickau, 
M.  in  Hamburg,  Z.  in  Breslau. 


Architekten -Verein  zu  Merlin. 

Versammlung  am  23.  Mai  1868. 

Tagesordnung: 

Vortrag  der  Herren  Römer  I.  und  Krause  I. 

Heut  Morgen  5 Uhr  erfreute  mich  meine  liebe  Frau,  Pauline 
geb.  Hensel,  durch  die  Geburt  eines  munteren  Ivnabens. 

Berlin,  den  15.  Mai  1868.  Hugo  Steuer,  Landbaumeister. 
Ein  Geometer,  welcher  mehre  Jahre  eine  polytechnische  Schule 
besucht  hat,  wünscht  Beschäftigung,  wenn  möglich  im  Eisenbahn- 
bau. Gell.  Offerten  erbittet  man  unter  J.  G.  R.  durch  die  Expe- 
dition dieser  Zeitung. 

Ein  junger  Zimmermeister,  26  Jahr  alt,  welcher  lange  praktisch 
gearbeitet  hat,  und  gute  Atteste  aufweisen  kann,  sucht  Beschäfti- 
gung bei  Bauausführungen  oder  in  Bureau- Arbeiten.  Gefällige 
Adressen  unter  G.  F.  werden  in  der  Expedition  erbeten. 

Ein  junger  Mann,  der  bereits  eine  genügende  Studienzeit  an 
hiesiger  Akademie  hinter  sich  hat,  sucht  unter  mässigen  Ansprüchen 
eine  Stelle  auf  dem  Bureau  eines  Baumeisters.  Gefällige  Adressen 
sub  Chiffre  A.  W.  in  der  Expedition. 

Architektonisches  Skizzciibuch 

Heft  1 — 45,  gut  erhalten,  zu  verkaufen 

f ui*  30  Sjpr.  pro  Heft 

durch  die  Expedition  dieses  Blattes. 


Zu  einem  grossen  Werkstätten  - Gebäude  auf 
dem  Bahnhofe  der  Niederschlesisch -Märkischen 
Eisenbahn  in  Berlin  sollen  folgende  Arbeiten 
im  Wege  öffentlicher  Submission  vergeben  wer- 
den und  ist  hierzu  Termin  auf  den  4.  Juni  er. 
wie  folgt  anberaumt: 

1.  Klempner- Arbeiten  für  rot.  1494  Thlr.,  Vormittag  10  Uhr; 

2.  Glaser  - Arbeiten  : 

a.  Loos  I,  gewöhnliche  Verglasung  für  rot.  845  Thlr. 

b.  Loos  II,  Glaseindeckung  mit  Doppelglas  für  rot.  7207  Thlr., 

Vormittag  101 , Uhr; 

3.  Dachdecker  - Arbeiten 

mit  Theerpappe  für  rot.  3181  Thlr.,  Vormittag  11  Uhr. 

Kosten- Anschlag  und  Bedingungen  liegen  auf  meinem  Burenu 
Koppenstrasse  6.  7.  zur  Einsicht  aus  und  können  auch  gegen  Er- 
stattung der  Kopialien  bezogen  werden. 

Die  Offerten  sind  nach  Abgebot  in  Prozenten  der  Anschlags- 
summe zu  machen  und  mit  entsprechender  Aufschrift  versehen,  bis 
zur  Terminsstunde  in  gedachtem  Bureau  einzureichen,  woselbst 
auch  die  Eröffnung  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submit- 
tenten stattfinden  soll. 

Berlin,  den  18.  Mai  1868. 

Der  Eisenbahn-Bauinspektor, 
i.  V.:  Goering. 

Hierzu  eine  Beilage. 


Jahrgang  II.  *M.  22. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  inan  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 

Insertionen 
2 */2  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

heransgegcbcn  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  29.  Mai  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Freigebung  der  Baugewerbe  im  norddeutschen  Bunde. 
(Fortsetzung.)  — Ueber  Eisenbalinoberbau.  II.  — Feuilleton: 
Die  Wohnungen  der  Mexikaner.  — Mittheilungen  aus  Ver- 
einen: Schleswig- Holsteinscher  Ingenieur -Verein.  — Sächsischer 
Ingenieur- Verein.  — Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Vermisch- 

tes:  Zur  Dachdeckungsfrage.  — Bei  Gelegenheit  der  Bauführer- 
Prüfungen  in  Preussen  ertheilte  Prämien.  — Die  baulichen  Ein- 
richtungen des  englischen  Unterhauses.  — - Trajekt-Anstalt  auf  dem 
Bodensee.  — • Konkurrenzen:  Aufgaben  zum  Schinkelfest  des 

Architekten -Vereins  zu  Berlin.  — P er  sonal -Nachr  i ch  ten  etc. 

Die  Freigebung  der  Baugcwei 

(Fortsetzung 

Der  Unterschied  zwischen  Architekten  (Baumei- 
stern) und  Baugewerksmeistern  ist  in  Preussen  durch 

rbe  im  Norddeutschen  Bunde. 

statt  Schluss.) 

halten  und  die  Ausführung  von  Bauarbeiten  übernehmen. 
In  Wirklichkeit  üben  sie  daneben  jedoch  meist  noch  das 

die  gesetzlichen  Vorschriften  festgestellt.  Die  betreffende 
Gesetzgebung,  welche  jede  selbstständige  gewerbsmässige 
Thätigkeit  im  Bauwesen  an  das  Bestehen  bestimmter  Prü- 
fungen knüpft,  hat  die  an  jene  beiden  Stände  zu  stellen- 
den Anforderungen  sehr  speziell  normirt  und  unzweifelhaft 
bat  ihr  die  Absicht  zu  Grunde  gelegen,  Baumeister  und 
Baugewerksmeister  nicht  nur  nach  diesen  Anforderun- 
gen, sondern  auch  nach  den  ihnen  zustehenden  Rechten 
zu  scheiden. 

Architekten,  welche  an  den  gesetzlichen  Rechten 
Theil  nehmen,  also  insofern  sie  sich  überhaupt  mit  Bau- 
ausführungen befassen  wollen,  müssen  Baumeister*) 
oder  Privat  Baumeister  sein.  — Um  Baumeister  zu 
werden,  ist  es  erforderlich,  den  für  die  Staatsbaubeamten 
vorgeschriebenen  Ausbildungsgang  durchzumachen,  d.  h. 
nach  bestandenem  Abiturienten  - Examen  etwa  10  Jahre 
lang  praktische  und  theoretische  Fachstudien  zu  treiben  und 
zwei  Prüfungen  zu  bestehen,  von  denen  die  zweite  wohl 
ohne  Frage  die  umfangreichste  und  schwierigste  aller  in 
Preussen  vorgeschriebenen  Staatsprüfungen  sein  dürfte.  — 
Um  Privatbaumeister  zu  werden,  bedarf  es  der  vorherge- 
gehenden  Qualifikation  als  Baugewerksmeister,  dreijähriger 
theoretischer  Studien  in  der  Baukunst  und  einer  Prüfung, 
welche  derjenigen  der  Baumeister  in  Bezug  auf  den  Hoch- 
bau entspricht.  — Diesen  sehr  bedeutenden  Anforderun- 
gen steht,  — wenn  man  von  der  nicht  hierher  gehörigen 
Anstellungsfähigkeit  im  Staats-  resp.  Kommunaldienst  ab- 
sieht, für  das  Privatbauwesen  einzig  das  Recht  gegenüber, 
Baupläne  anfertigen  zu  dürfen,  auf  Grund  deren  die 
polizeiliche  Bauerlaubniss  ertheilt  werden  kann,  sowie 
Bau  - Unternehmungen  unter  eigener  Verantwortlichkeit 
zu  leiten. 

Die  Prüfung  der  Baugewerksmeister  (Maurer- 
und Zimmermeister)  entspricht  hingegen  einem  durchaus 
handwerksmässigen  Standpunkte.  Wer  die  vorschrifts- 
mässige  Lehrlingszeit  (3  bis  4 Jahre)  absolvirt,  3 Jahre 
lang  als  Geselle  gearbeitet  und  sich  praktisch  und  theo- 
retisch soweit  ausgebildet  hat,  als  dies  im  Gewerke  selbst, 
also  auf  dem  Bauplatze  und  im  Komtoir  des  Meisters 
möglich  ist,  kann  die  Prüfung  mit  gewöhnlichen  Schul- 
kenntnissen ohne  Schwierigkeit  bestehen;  als  einzige 
Schranke  derselben  gilt  das  24.  Lebensjahr.  Als  Recht 
steht  den  Gewerksmeistern  der  selbstständige  Betrieb  ihres 
Gewerbes  zu,  d.  h.  sie  dürfen  Lehrlinge  ausbilden,  Gesellen 


*)  Die  Bezeichnung  „Königl.  Baumeister,“  welche  die  Delegirten 
gewählt  haben,  ist  nicht  korrekt.  Angestellte  Baubeamte  bedürfen 
zur  Leitung  einer  Privat- Bauausführung  in  jedem  einzelnen  Palle 
die  Erlaubnis«  ihrer  Vorgesetzten  Behörde. 


wesentlichste  Recht  der  Architekten  aus:  sie  fertigen 

Baupläne  an  und  ihre  Unterschrift  unter  denselben  wird 
von  der  Baupolizei  als  genügend  anerkannt.  Wenn  an 
einzelnen  Orten  sowohl  die  Unterschrift  eines  Maurer- 
meisters als  die  eines  Zimmermeisters  für  die  zur  Re- 
vision eingereichten  Bauzeichnungen  verlangt  wird,  so  ist 
dies  eine  der  Sache  nach  unwesentliche  Modifikation. 

Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die  Archi- 
tekten sich  hierbei  in  entschiedenem  Nachtheile  befinden,  dass 
die  Anforderungen,  denen  sie  unterworfen  sind,  in  einem 
schreienden  Missverhältnisse  stehen  zu  dem,  was  ihnen 
an  Rechten  übrig  bleibt.  Während  es  ihnen  nicht  gestattet 
ist  die  Rechte  der  Baugewerksmeister  auszuüben  und  Ge- 
sellen zu  halten  — das  Gewerbegesetz  von  1849  hat 
ihnen  diese  Befugniss  entzogen  — stehen  sie  den  Bauge- 
werksmeistern gegenüber  ohne  Schutz  da.  Die  Mehrzahl 
der  Bauherren  aber  wählt  zur  Anfertigung  eines  Planes 
selbstverständlich  nicht  den  Architekten,  sondern  den  Bau- 
gewerksmeister; sie  thut  es  einmal  aus  ähnlichem  Miss- 
trauen, wie  das  ist,  welches  den  Bauern  vom  Rechts- Anwalt 
abhält  und  zum  „Volks- Anwalt“  treibt,  sie  thut  es  aber 
auch  schon  aus  dem  näher  liegenden  Grunde,  weil  der 
Architekt  den  Plan  bezahlt  nimmt,  während  ihn  der  Ge- 
werksmeister  bei  Uebertragung  der  Arbeiten  umsonst  liefert. 
Und  in  erster  Linie  gilt  es  ja  zumeist  nicht  künstlerisch 
schön  und  zweckmässig,  sondern  billig  zu  bauen! 

Wenn  man  sich  auf  den  Standpunkt  der  Prüfungen 
stellt  und  diese  Verhältnisse  objektiv  beurtheilt,  so  wird 
man  es  nicht  nur  natürlich,  sondern  auch  formell  berech- 
tigt finden,  dass  von  Seiten  der  Baumeister  vom  Erlass 
des  1849er  Gewerbegesetzes  an  bis  auf  die  neueste  Zeit 
Versuche  gemacht  worden  sind,  ihre  Rechte  zu  wahren 
und  jene  Zustände  zu  ändern. 

Das  Nächstliegende  und  Einfachste  wäre  unzweifel- 
haft gewesen,  unbeschadet  der  Prüfungen  für  Baugewerks- 
meister und  Baubeamte  zum  Mindesten  doch  für  die  Pri- 
vat-Architekten  jene  volle  Freiheit  des  Erwerbes  zu  ver- 
langen, wie  sie  in  den  meisten  anderen,  auch  deutschen 
Ländern  besteht,  zu  verlangen  also,  dass  die  wenigen 
durch  die  Konkurrenz  der  Baugewerksmeister  in  Wirk- 
lichkeit ziemlich  werthlosen  Rechte,  die  das  Preussische 
Gesetz  den  Architekten  gewährt,  nicht  an  so  schwerfällige 
und  kostbare  Vorbedingungen  geknüpft  würden.  Dieje- 
nigen, welche  im  Verlaufe  ihres  Fachstudiums  auf  eine 
Staats-Karriere  Verzicht  zu  leisten  sich  entschliessen,  weil 
sie  Lust  und  Neigung  zum  Privatbau  empfinden,  wären 
dann  wenigstens  nicht  genöthigt  gewesen,  trotzalledem  den 
Umweg  des  Staats-Examens  zu  wählen,  einen  Ballast  von 
Kenntnissen  die  nur  für  das  Examen  Zweck  haben,  zu 
bewältigen,  ein  gutes  Stück  Geld  und  die  besten  Jahre 


218 


ihres  Lebens  zu  vergeuden,  um  zu  ihrem  Ziele  zu  ge- 
langen. Auch  zu  der  Prüfung  als  Privatbaumeister,  die 
gegenwärtig  kaum  noch  einen  anderen  Zweck  haben  kann, 
als  den  Betreffenden  auch  äusserlich  der  Sphäre  des  Bau- 
gewerks zu  entheben,  würde  sich  dann  schwerlich  noch 
Jemand  entschlossen  haben!  Es  ist  diese  Forderung  un- 
seres Wissens  nur  höchst  vereinzelt  gestellt  worden,  was 
freilich  nicht  Wunder  nehmen  kann,  wenn  man  berück- 
sichtigt, welcher  Werth  bisher  von  allen  Seiten  auf  Prü- 
fungen gelegt  wurde. 

Ebenso  ist  wohl  nur  von  wenigen  Seiten  verlangt 
worden,  dass  den  Baumeistern  das  Recht,  Gesellen  jedes 
Baugewerbes  zu  halten,  wiedergegeben  werden  solle.  Es 
wurde  von  diesem  Rechte  seiner  Zeit  nur  sehr  sparsam 
Gebrauch  gemacht.  Freilich  haben  sich  die  Verhältnisse 
mit  der  fortschreitenden  Entwickelung  des  Privatbaues 
seitdem  wesentlich  geändert,  aber  einerseits  würde  das 
Vorurtheil  eines  bestimmten  Publikums  gegen  den  „ge- 
lehrten“ Architekten  keineswegs  verschwinden,  wenn  der- 
selbe auch  nebenher  Baugewerksmeister  wäre,  anderer- 
seits ist  die  Konkurrenz  zwischen  den  Letzteren  so 
gross,  dass  es  einem  Architekten  nicht  schwer  fällt  jeder- 
zeit einige  Meister  zu  finden,  die  sich  allen  seinen  Be- 
dingungen unterwerfen  würden.  Jenes  Recht  ist  also  in 
der  That  werthlos. 

Hingegen  hat  man  oft  und  von  verschiedenen  Seiten 
gefordert,  einmal,  dass  jeder  zur  baupolizeilichen 
Revision  vorzulegende  Bauplan  von  einem  Baumeister 
unterzeichnet  sein  müsse,  andererseits,  dass  jene  Bauten, 
welche  von  einem  Baumeister  geleitet  werden,  jeder  bau- 
polizeilichen Kontrole  enthoben  sein  sollen.  Man  hat  in 
letzterer  Beziehung  eine  Analogie  mit  dem  Arzte  durch- 
zuführen versucht,  dem  auf  Grund  seiner  Prüfung  gleich- 
falls das  Recht  selbstständiger  Praxis  zusteht,  ohne  dass 
seine  Rezepte  dem  Kreisphysikus  oder  Regierungs  - Medi- 
zinalrathe  vorgelegt  werden  müssten,  während  dem  Bau- 
gewerksmeister die  Stelle  des  Apothekers  zugewiesen  sein 
soll,  der  die  Rezepte  des  Arztes  unter  eigener  Mit-Ver- 
antwortlichkeit  auszuführen  hat. 

Es  lässt  sich  im  Uebrigen  gar  nicht  verkennen, 
dass  jene  Rechte  nicht  nur  sehr  wesentliche  sein,  dass  sie 
auch  das  jetzige  Missverhältnis  zwischen  der  Berechtigung 
von  Baumeistern  und  Baugewerksmeistern  völlig  aus- 
gleichen  würden.  Aber  im  Interesse  der  Sache  können 
wir  uns  trotzdem  nur  freuen,  dass  jene  Bestrebungen 
bisher  gescheitert  sind.  Denn  was  man  erreicht  hätte 


FEUILLETON. 


Die  Wohnungen  der  Mexikaner. 

Mangelhafte  Kommunikationsmittel  und  die  fortwäh- 
renden inneren  Unruhen  der  letzten  Jahrzehnte  haben  die 
Erforschung  des  von  der  Natur  so  reich  ausgestatteten 
Landes  zwischen  dem  mexikanischen  Meerbusen  und  dem 
stillen  Ozean  sehr  erschwert,  insbesondere  ist  über  den 
Zustand  des  Bauwesens,  diesen  zuverlässigen  Spiegel  für 
die  Kultur  der  Völker,  nur  wenig  bekannt  geworden.  Das 
Interesse  Europas  an  den  Geschicken  Mexikos  hat  in  den 
letzten  Jahren  jedoch  so  stetig  zugenommen,  dass  auch 
eine  fragmentarische  Mittheilung  hierüber  willkommen 
sein  möchte. 

Die  Baugeschichte  Mexikos  wird  ebenso  wie  seine 
politische  Geschichte  durch  das  folgenreiche  Ereigniss  der 
Besitznahme  des  Landes  durch  die  Spanier  in  zwei  Haupt- 
perioden  zerlegt.  Ueber  den  Charakter  der  ersten  Periode 
erlauben  uns  die  bis  jetzt  entdeckten  spärlichen  Ueberreste 
von  Befestigungen,  Tempeln,  Pyramiden,  Landstrassen  und 
Städten  nur  ungenaue  Schlüsse  zu  ziehen;  mit  Sicherheit 
wissen  wir  nur,  dass  ihre  Erbauer  die  Toltecas  und  die 
Azteken  waren,  Indianervölker,  welche  die  Indianer  der 
Gegenwart  an  Bildung  weit  übertrafen  und  welche  mit 
Kulturvölkern  noch  keine  Berührung  gehabt  hatten.  Dieser 
letzte  Umstand  und  das  Zeugniss,  welches  die  wenn  auch 
wenig  zahlreichen  Ueberbleibsel  abgeben,  berechtigen  zu 


wäre  nichts  anderes  gewesen,  als  ein  Zustand,  welcher 
dem  gesunden  Leben  Hohn  gesprochen  hätte,  eine  Be- 
vormundung unerträglichster  Art,  ein  Quell  feindseligster 
Gehässigkeit,  eine  Erweiterung  der  unberechtigten,  un- 
natürlichen Kluft  zwischen  Architekten  und  Baugewerks- 
meistern, welche  den  Uebergang  zu  gesunden  Verhält- 
nissen nur  erschweren  könnte.  Haben  doch  schon  die 
Versuche,  die  in  jener  Hinsicht  gemacht  wurden,  die 
Reizbarkeit  der  Gewerksmeister  so  erregt,  dass  sich  nur 
hieraus  die  Angriffe  erklären,  die  sie  mit  so  wenig  Ge- 
schick gegen  uns,  also  an  eine  durchaus  falsche  Adresse, 
gerichtet  haben. 

Spottet  aber  die  Wirklichkeit  aller  künstlichen  Versuche, 
die  Rechte  der  Baumeister  und  Werkmeister  zu  trennen, 
so  ist  es  für  die  letzteren  gegenwärtig  fast  nicht  minder 
schwierig  ihrer  eigentlichen  Rechte  froh  zu  werden,  und 
hält  auch  hier  die  papierene  Schablone  kaum  noch  zu- 
sammen. Die  Prüfung  der  Baugewerksmeister  ist  auf 
ein  Minimum  herabgesetzt  und  wie  wir  bereits  gezeigt 
haben,  bedingen  dies  die  Verhältnisse.  Die  Folge  davon 
ist  gewesen,  dass  jeder  Polier,  der  sich  der  Prüfung  ge- 
wachsen dünkt  und  der  den  berechtigten  Trieb  zur 
freien  Selbstständigkeit  in  sich  empfindet,  Meister  zu 
werden  trachtet;  es  ist  ein  fühlbarer  Mangel  an  guten 
Polieren  und  eine  Ueberzahl  an  Meistern  entstanden. 
Aber  der  Betrieb  eines  Baugewerbes  erfordert  heute  nur 
zum  geringeren  Theil  technische  Kenntnisse  und  Erfah- 
rungen, in  erster  Linie  jedoch  Kapital  und  kaufmänni- 
sches Geschick,  und  so  ist  es  erklärlich,  dass  eine  nicht 
geringe  Zahl  von  Baugewerksmeistern,  nachdem  sie  durch 
gewagte  und  verfehlte  Spekulation  sich  vergeblich 
zu  halten  gesucht  haben,  der  Konkurrenz  erliegt.  Wieder 
zum  Schurzfell  zu  greifen  verbietet  ihnen  ein  falsches 
Ehrgefühl,  wenn  sie  nicht  überhaupt  die  Lust  zur  Arbeit 
verloren  haben,  und  so  entstehen  tagtäglich  auf's  Neue 
unbestimmte  Existenzen,  die  ihre  Meisterrechte  schliesslich 
in  jeder  Art  zu  Geld  machen  und  die  alte  solide  Basis 
der  Baugewerbe  allmählig  vollständig  unterwühlt  haben. 
Aus  dieser  Klasse  rekrutiren  sich  diejenigen,  welche  ihre 
| Dienste  den  Häuserspekulanten  widmen,  sowie  nicht 
minder  die  sogenannten  „Sch  u tzm  eister“,  welche  jeden 
Gesellen,  der  nicht  Schulkenntnisse  genug  besitzt  um  die 
Meisterprüfung  zu  bestehen,  der  aber  doch  auf  freie  Faust 
selbstständig  zu  bauen  wünscht,  gegen  eine  kleine  Ab- 
gabe mit  ihrer  Autorität  decken.  So  hat  sich  unter  der 
Hand  bereits  eine  Art  heimlicher  Gewerbefreiheit  gebildet 

der  Annahme,  dass  jene  frühsten  Bauten  in  Stil  und  Kon- 
struktion das  Gepräge  ureigenster  Erfindung  trugen. 

Unverkennbar  haben  sich  einige  Züge  der  fast  unter- 
gegangenen Bauweise  dieser  ersten  Periode  auch  in  den 
Werken  erhalten,  welche  nach  der  Besitznahme  Mexikos 
durch  die  Spanier  nach  altspanischen  Vorbildern  erbaut 
wurden;  es  sind  dies  besonders  Grossartigkeit  und  Kühn- 
heit in  der  Anlage  so  wie  Originalität  in  der.  Aus- 
, Schmückung.  Diese  Eigentümlichkeiten,  welche  in  schönster 
Harmonie  mit  dem  landschaftlichen  Charakter  Mexikos 
Stehen,  machen  noch  jetzt  auf  den  an  europäische  Stil- 
formen Gewohnten  einen  fremdartigen  aber  fesselnden 
Eindruck.  Sie  sind  eben  noch  stark  genug  auch  in  den 
Bauwerken  der  Gegenwart  vorhanden,  um  einen  Unter- 
schied zwischen  einer  mexikanischen  und  einer  spanischen 
Stadt  erkennen  zu  lassen,  welche  sich  im  Uebrigen  voll- 
kommen gleichen. 

Charakteristischer  als  die  Städte  sind  für  die  Bau- 
weise der  Mexikaner  die  ziemlich  zahlreich  über  das  ganze 
Land  verbreiteten  Haciendas  oder  Edelsitze,  von  denen 
in  früheren  Zeiten  ein  bedeutender  Einfluss  auf  die  Kul- 
turentwickelung ausging.  Es  hat  dies  namentlich  auch 
darin  seinen  Grund,  dass  fast  jede  Hacienda  der  V ohnsitz 
eines  Priesters  und  damit  gleichzeitig  ein  Mittelpunkt  auch 
für  die  geistigen  Interessen  eines  weiten  Umkreises  ist. 

, Eine  ihrer  Besonderheiten  war  daher  und  ist  zum  1 heil 
noch  jetzt  das  Vorhandensein  einer  mit  Pracht  ausge- 
statteten Kapelle. 

Die  hervorragende  Bedeutung  der  Hacienda  ist  ge- 
wöhnlich auch  durch  eine  besonders  ausgezeichnete  Lage 


219 


und  wie  eine  Klasse  der  Bauherren  den  Gewerksmeister 
dem  Architekten  vorzieht,  so  wählt  eine  noch  zahlreichere 
Klasse  den  Schaarwerker  lieber  als  den  Meister.  „Billig!“ 
heisst  die  Parole,  und  wo  der  Boden  günstig  ist,  wie  zu 
Berlin  in  den  ersten  Jahren  dieses  Jahrzehnts,  entwickelt 
sich  ein  „Bauschwindel“,  der  Nichts  zu  wünschen 
übrig  lässt. 

Niemand  verdammt  diese  Zustände  mehr  und  wünscht 
dringender  ihre  Beseitigung,  als  die  Baugewerksineister 
es  thun,  aber  kurzsichtig  ist  es  zum  Mindesten,  wenn  sie 
das  Heilmittel  dafür  in  einer  Verschärfung  der  Prüfungen 
suchen,  wenn  sie  die  Berechtigung  zum  Betriebe  der  Bau- 
gewerbe zum  Monopol  einer  Kaste  machen  wollen,  die 
mit  den  Vertretern  des  eigentlichen  Handwerks,  dem  Gros 
der  gewöhnlichen  Maurer-  und  Zimmergesellen,  kaum  mehr 
Zusammenhang  haben  würde.  Dass  die  Zustände  faul  und 
schwindelhaft  geworden  sind,  ist  ja  eben  nichts  weiter, 
als  ein  Symptom  für  die  Unnatürlichkeit  der  Verhältnisse, 
eine  Folge  des  Zwanges,  der  auf  der  freien  Erwerbsthä- 
tigkeit  lastet,  und  der  dazu  anreizt  das  Gesetz  zu  umge- 
hen, eine  Folge  des  Fluches  demnächst,  der  an  jede  solche 
Gesetzesumgehung  sich  heftet.  Nicht  anders  wie  der 


Schmuggel  die  direkte  Folge  eines  schlechten  unnatür- 
lichen Zollsystems  ist.  Und  es  darf  dreist  behauptet  wer- 
den, dass  jene  Maurer-  und  Zimmergesellen,  die  gegen- 
wärtig als  Schaarwerker  angefeindet  sind,  obgleich 
ihre  Häuser  an  Solidität  mit  vielen  Bauten  geprüfter  Mei- 
ster wetteifern  können,  an  sich  gewiss  die  fleissigsten,  in- 
telligentesten und  unternehmungslustigsten  ihrer  Genossen 
waren,  dass  sie  ein  Element  repräsentiren,  das  unter  ge- 
sunden Verhältnissen  viel  eher  eine  Blüthe,  als  den  Ruin 
des  Handwerks  herbeizuführen  im  Stande  ist. 

Wir  brauchen  uns  nach  dieser  Darlegung  der  fakti- 
schen Zustände  im  Privat- Bauwesen,  die  wohl  in  manchen 
Beziehungen  auch  über  die  Grenzen  des  Preussischen 
Staates  hinaus  Geltung  beanspruchen  kann,  nur  ein  Bild 
zu  entwerfen,  wie  die  Verhältnisse  nach  Freigebung  der  Bau- 
gewerbe sich  gestalten  dürften,  um  demnächst  die  von 
den  Delegirten  der  Baugewerbe  formulirte  Frage,  wer 
ein  Interesse  an  der  Aufhebung  der  Maurer-  und  Zimmer- 
meister-Prüfungen hat,  wer  Vortheil  daraus  gewinnen 
wird,  auch  von  unserem  Standpunkte  aus  zu  beantworten. 

(Schluss  folgt.) 


lieber  Eisenbahn  -Oberbau. 

II. 


Der  Artikel  des  Herrn  Meydenbauer  in  No.  14 
— 16  d.  Bl.  bespricht  nicht  nur  sehr  klar  und  eingehend 
die  grossen  Nachtheile,  welche  das  Holzschwellen  - Ober- 
bausystem mit  sich  führt,  sondern  bringt  auch  einen  vom 
Verfasser  konstruirten  Oberbau,  ganz  aus  Schmiedeeisen, 
der  unbedingt  zu  den  zweckmässigsten  der  bekannt  ge- 
wordenen Systeme  gehört.  Der  Unterzeichnete  erlaubt 
sich  Folgendes  anzuschliessen. 

Obgleich  schon  so  viel  über  die  Unzweckmässigkeit 
des  Holzschwellen-Oberbaues  geschrieben  ist  und  die  gros- 
sen nationalökonomischen  und  sozialen  Nachtheile  dessel- 
ben erschöpfend  nachgewiesen  sind,  so  haben  sich  doch 
nur  die  hervorragendsten  und  intelligentesten  Eisenbahn- 
Techniker  entschliessen  können,  grössere  Versuche  mit 
ganz  eisernem  Oberhau  anzustellen.  Namentlich  waren 
es  Herr  Baurath  Schefflcr,  als  technischer -Chef  der 
Braunschweigischen  Eisenbahnen  und  Herr  Ober-Baurath 

auf  weithin  sichtbarer  Höhe  mit  romantischer  Umgebung 
ausgesprochen.  Auf  quadratischer  oder  auch  rechteckiger 
Grundfläche  erhebt  sich,  um  einen  grossen  Hof  von  ähn- 
licher Form  gruppirt  und  durch  einen  mehre  Fuss  hohen 
Unterbau  hervorgehoben,  ein  Komplex  von  massiven  Ge- 
bäuden. In  der  Vorderfront,  welche  den  einzigen,  meist 
mit  doppelten  Thoren  verschlossenen  Eingang  enthält, 
liegen  die  Wohn-  und  Besuchszimmer,  während  sich  in 
den  Seitenflügeln  in  unmittelbarem  Anschluss  an  erstere 
die  Schlafzimmer  und  die  Kapelle  befinden.  Der  ganze 
hintere  Theil  der  Anlage  wird  von  Gesinde-  und  Wirtli- 
schaftsräumen  so  wie  von  den  Stallungen  eingenommen. 
Sowohl  auf  der  inneren,  wie  auf  der  äusseren  Seite  der 
Hauptgebäude  führen  ringsum,  auf  schlanken  Säulen 
ruhend  und  mit  leichtem  Holzdach  versehen,  Arkaden,  von 
denen  die  inneren  gleichsam  als  Korridor  den  Zugang  zu 
den  einzelnden  Räumen  vermitteln.  — 

Der  innere  Ilofraum  ist  gross  genug,  um  zugleich 
für  den  Gemüsegarten  und  den  Viehhof  den  nöthigen 
Platz  herzugeben,  so  dass  das  ganze  oft  werthvolle  Be- 
sitzthum des  Gutsherrn  durch  die  starken  Wände  der  Ha- 
cienda vor  räuberischen  Angriffen  gesichert  ist.  Und  stark 
sind  diese  Wände  — last,  als  ob  sie  in  der  Voraussicht 
gebaut  wären,  dass  sie  eine  regelmässige  Belagerung  aus- 
zuhalten hätten!  Sie  sind  aus  einer  eigenen  Art  von 
Beton  mit  einzelnen  durchgehenden  Bindersteinen  • aufge- 
führt und  von  so  vorzüglicher  Arbeit  und  gutem  Material, 
dass  sie  den  dort  nicht  seltenen  Erschütterungen  durch 
Erdbeben,  ohne  Schaden  zu  leiden,  widerstehen.  Die 
Fronten  werden  geputzt  und  gefärbt;  die  Dächer  sind 


Hartwich  in  Köln,  welche  grössere  Strecken  mit  schmie- 
deeisernen Langschwellen  ausführten.*) 

Wenn  übrigens  Herr  Meydenbauer  die  unter- 
brochenen Schienenunterstützungen  überhaupt  verworfen 
und  dafür  allein  das  schmiedeeiserne  Langschwellensystem 
eingeführt  wissen  will,  so  mag  dies  doch  nicht  ganz  rich- 
tig sein.  Es  ist  dieses  System  zwar  sicher  das  Zweck  - 
mässigste  und  wird  in  Zukunft  die  meiste  Verbreitung 
finden;  auch  muss  zugegeben  werden,  dass  eiserne  Quer- 
schwellen schon  a priori  nicht  rationell  und  daher  ver- 
werflich sind;  es  möchten  jedoch  für  steinreiche  Gegen- 
den unterbrochene  Steinunterlagen  sehr  zweckmässig  sein, 
besonders  wenn  man,  wie  es  auf  der  Taunusbahn  ge- 

*)  Gegenwärtig  wird  das  zweite  Gleis  der  Braunschweigischen 
Bahn  von  Kreiensen  nach  Holzminden  mit  dem  Daelen’schen 
Oberbau  belegt  und  zwar  in  Steigungen  von  1 : 80.  Dabei  wird 
die  Unterschiene  stark  mit  Theer  angestrichen. 


mit  doppelt  übereinander  gelegten  Hohlpfannen  (Mönch 
und  Nonne)  auf  Schalung  eingedeckt. 

Das  Innere  ist  mit  behaglichem  Komfort  eingerichtet; 
die  Maurer-,  Maler-  und  Tüncherarbeiten  sind  mit  Sauber- 
keit ja  mit  Eleganz  ausgeführt.  Statt  der  Tapeten  ziert 
geschmackvolle  Malerei,  meist  in  zartem  Blau  oder  Grün, 
die  Wände  und  bequem  gefertigte  Möbel  aus  einem  schön 
dunkelen,  festen  Holze  sind  zahlreich  in  allen  bewohnten 
Räumen  vorhanden.  Tischler-,  Drechsler-  und  Schlosser- 
arbeit ist  indess  im  Ganzen  nicht  von  der  Güte  wie  die 
Maurer-  und  Malerarbeit,  was  wohl  hauptsächlich  in  der 
Schwierigkeit,  gute  Instrumente  zu  beschaffen,  seinen  Grund 
haben  mag. 

Die  Zustände  des  Handwerks  sind  übrigens  eigen- 
thümlicher  Art.  Die  Tagelöhne  variiren  bei  den  Hand- 
werkern zwischen  1 und  1 ’/2  Dollar,  bei  den  Feld-  und 
Gartenarbeitern  zwischen  4 und  6 Realen.  Trotz  dieser 
hohen  Preise  ist  es  aber  doch  schwer,  Arbeiter  zu  be- 
kommen. Mit  dem  indianischen  Blut  ist  dem  Mexikaner 
auch  die  Ruhelosigkeit,  die  unvertilgbare  Vorliebe  der 
Indianer  für  das  Nomadenleben  eigen  geworden,  welche 
ihn,  auch  selbst  aus  günstigen  Verhältnissen  mit 
derselben  unerklärlichen  aber  auch  unwiderstehlichen  Ge- 
walt auf  die  Wanderung  treibt,  die  auch  dem  Seemann 
auf  dem  Festlande  keine  dauernde  Ruhe  gönnt  und  ihn 
immer  wieder  zuin  Kampfe  mit  dem  trügerischen  Elemente 
aufreizt.  — Schon  Manchem,  der  beim  Bau  seines  Hauses 
ein  paar  Dutzend  Arbeiter  einige  Wochen  beschäftigt 
hatte,  ist  es  begegnet,  dass  einige  Stunden  nach  Auszah- 
lung des  Lohnes  seine  sämmtliche  Arbeiter  verschwunden 


220 


schieht,  zwischen  Schiene  und  Stein  imprägnirte  Holz- 
platten legt  und  schwebende  Stösse  anwendet.  Ebenso 
möchten  sich  unter  Umständen  auch  guss-  oder  schmiede- 
eiserne Einzelunterlagen  bewähren,  vorausgesetzt,  dass  die- 
selben zweckmässig  konstruirt  sind;  z.  B.  in  Form  der 
Unterschiene  des  Hrn.  Meydenbauer. 

Die  zehn  verschiedenen  Methoden  des  eisernen  Ober- 
baues, welche  in  Deutschland  ausgeführt  wurden,  sind 
allerdings  sämmtlich  Langschwellen -Systeme.  Bevor  man 
die  Frage,  welches  von  den  betreffenden  Systemen  das 
wahrscheinlich  Vortheilhafteste  ist,  beantworten  kann,  muss 
man  feststellen,  was  man  von  einem  guten  eisernen  Ober- 
bau zu  fordern  hat.  Nach  der  Ansicht  des  Verfassers  muss 

1.  vor  allen  Dingen  die  Schiene  Tragfähigkeit  genug 
haben,  damit  durch  die  Last  der  Lokomotiven  an  keiner 
Stelle  eine  erhebliche  Durchbiegung  veranlasst  wird.  Da- 
bei darf  die  Summe  der  Herstellungs-  und  Unterhaltungs- 
kosten nicht  grösser  sein,  als  diejenige  des  jetzigen  Oberbaues. 

2.  Der  Kopf  der  Schiene  muss  für  sich  bestehen  und 
einen  möglichst  kleinen  Querschnitt  haben,  damit  er  vom 
besten  Material  (Guss-  oder  Puddelstahl)  hergestellt  wer- 
den kann;  denn  da  der  Kopf  der  Schiene  der  einzige 
Theil  ist,  welcher  einer  raschen  Abnutzung  unterworfen 
bleibt,  so  darf  mit  dem  Auswechseln  dieses  Theiles  nur 
möglichst  wenig  Material  entwerthet  werden. 

3.  Die  tragende  Fläche  der  Schiene  mnss  des  Fros- 
tes wegen  wahrscheinlich  möglichst  tief  unter  der  Ober- 
fläche der  Bettung  liegen. 

4.  Der  Schienenkopf  muss  sich  beim  Auswechseln 
desselben  vou  der  unteren  Schiene  abnehmen  lassen,  ohne 
dieselbe  aus  ihrer  Lage  zu  bringen  oder  sonstige  Störungen 
an  der  Bettung  zu  veranlassen. 

5.  Der  Schienenkopf  muss  eine  solche  Form  haben 
und  so  an  der  Unterschiene  befestigt  sein,  dass  eine  mög- 
lichst ebene  und  gleichmässige  Fahrbahn  erzielt  wird, 
dass  er  durch  das  Befahren  nicht  gestreckt  (ausgewalzt) 
wird  und  sich  an  den  Stössen  nicht  heben  oder  senken 
kann;  dabei  müssen  die  Befestigungsmittel  einfach  und 
zuverlässig  sein. 

Nach  diesem  Programme  hat  der  Unterzeichnete  einen 
Oberbau  entworfen,  der  ihm  interessant  genug  erscheint, 
einem  grösseren  Kreise  von  Fachgenossen  zur  Prüfung 
mitgetheilt  zu  werden. 

Der  Schienenkopf  oder  die  eigentliche  Fahrschiene  b 
ist  Tförmig  und  greift  mit  einer  der  untern  kleinen  Rip- 
pen in  eine  Vertiefung  der  Unterschiene  a,  wodurch  ver- 


hindert wird,  dass  erstere  sich  an  den  Stössen  emporheben 
kann.  Ausserdem  aber  wird  hierdurch  erreicht,  dass  die 
zusammengesetzte  Schiene  nahezu  so  steif  wird,  als  ob  der 
Querschnitt  aus  einem  Stücke  bestände.  Zum  Zwecke  der 
Laschenverbindung  ist  die  Unterschiene  a unterhalb  der 

Figur  1 — 3.  (%  natürlicher  Grosse). 


Befestigung  der  Fahrschiene  mit  zwei  Rippen  versehen. 
Diese  müssen  so  schwach  als  möglich  gehalten  werden, 
da  das  Material  an  dieser  Stelle,  wegen  der  Nähe  der 
neutralen  Axe,  die  Steifigkeit  der  Schiene  nur  wenig  ver- 
grössert.  Die  Laschen  c sind  so  konstruirt,  dass  sie  durch 
die  4 Schrauben  g federartig  gespannt  werden,  was  zur 
Verhinderung  des  Losewerdens  der  Schrauben  von  Nutzen 
ist,  obgleich  dasselbe  hier  kaum  Vorkommen  kann,  da  die 
Unterschiene  am  Stosse  keinerlei  Erschütterungen  auszu- 
halten hat.  Die  Befestigung  des  Schienenkopfes  geschieht 
durch  die  Schrauben  h.  Rechnet  man,  dass  sowohl  Ober- 
wie  Unterschiene  in  genauen  Längen  von  6 Meter  herge- 
stellt werden,  so  würden  zur  Verbindung  beider  6 Schrau- 
ben genügen.  Diese  müssen  in  der  Weise  angebracht 
werden,  dass  an  jedes  Ende  der  Oberschiene  1 Schraube 
kommt  und  die  übrigen  4 auf  der  Zwischenstrecke  gleich- 
mässig  vertheilt  sind.  Der  Stoss  der  Oberschiene  liegt 
am  Zweckmässigsten  um  die  Entfernung  von  einer  Schraube 
zur  andern  vom  Stoss  der  Unterschiene  entfernt,  weil  man 
dann  nur  nöthig  hat,  ein  Loch  in  der  Unterschiene  läng- 
lich zu  machen,  während  alle  übrigen  rund  sind  (ausser 
den  Löchern  für  die  Laschenschrauben). 

Die  Verbindung  der  beiden  Schienen  des  Geleises 


waren  und  er  Monate  lang  warten  musste,  bis  er  andere 
fand. 

Etwas  zuverlässiger,  zahlreicher  und  deshalb  leichter 
zu  bekommen  sind  die  Feldarbeiter,  die  sich  meist  in 
kleinen  Gruppen,  selten  in  Dörfern,  in  der  Nähe  der 
Haciendas  ansiedeln.  Ihre  primitiven  Wohnungen,  Wig- 
wams, entsprechen  ihrem  niederen  Kulturzustande;  sie  sind 
aus  Baumstämmen,  Schlingpflanzen  und  langem  Gras  ge- 
fertigt und  haben  entweder,  ähnlich  den  Hütten  der  irischen 
Landbevölkerung,  die  Gestalt  eines  hohen  Satteldaches 
oder,  in  etwas  vollkommenerer  Form,  das  Ansehen  eines 
nordamerikanischen  Blockhauses,  von  dem  sie  sich  nur 
durch  eine  leichtere,  wenn  auch  haltbare  Konstruktion 
unterscheiden.  Vier  Baumstämme  mit  gabelförmigen  Enden 
als  Eckpfosten,  in  der  einen  Seite  fernere  zwei  Stämme 
als  Thürpfosten,  werden  aufgestellt,  an  diese  Pfosten 
werden  dicht  übereinander  gelegte  schwächere  Hölzer 
mittelst  Lianenranken  angebunden  und  in  die  Gabeln  zwei 
stärkere  Stämme  als  Schwellen  für  das  Dach  gelegt,  wel- 
ches aus  Latten  und  mit  Lianen  darauf  befestigten  Gras- 
bündeln errichtet  wird.  Das  ganze  Hausgeräth  besteht 
aus  ein  oder  zwei  Ilolzgestellen,  welche  zugleich  als  Bank, 
Tisch  oder  Bett  dienen,  und  für  die  Zubereitung  der  Spei- 
sen genügen  ein  Paar  zusammengesetzte  Ziegelsteine,  wo- 
bei es  dem  Rauch  überlassen  bleibt,  sich  nach  Belieben 
einen  Ausweg  zu  suchen.  Trotz  der  Leichtigkeit  in  der 
Konstruktion  sind  die  Hütten  so  fest  und  dauerhaft,  dass 
sie  sowohl  den  Erderschütterungen  als  den  in  Mittel- 
Amerika  oft  sehr  heftigen  Stürmen  widerstehen;  andrerseits 
sind  sie  kein  Ilinderniss  für  die  aus  niederm  Eigennutz 


entspringende  Unsitte  der  Indianer,  ihre  Wohnungen  zu 
verbrennen,  wenn  sie  nach  einem  andern  Distrikte  aus- 
wandern. 

Mit  etwas  mehr  Sorgfalt  und  Solidität  als  die  Wig- 
wams sind  die  „Ranchos“  errichtet,  Wohnungen  für  die 
Aufseher,  Verwalter  und  Leute  ähnlicher  Stellung,  die 
häufiger  in  den  Distrikten  mit  fest  angesiedelter  Bevöl- 
kerung angetroffen  werden.  Sie  sind  entweder  aus  roh 
behauenem  llolze  oder  aus  Mauerwerk  erbaut  und  haben 
weit  überhängende  Dächer  zum  Schutz  der  Wände  vor 
dem  langanhaltenden  Regen,  oft  auch  umgiebt  sie  eine 
Veranda  von  unbehauenem,  knorrigen  Holze,  durchwunden 
von  schönen  tropischen  Schlingpflanzen.  Für  die  Szenerie 
zu  dieser  hübschen  Staffage  hat  die  Natur  durch  prächtige 
Bäume,  Sträucher  und  Schlingpflanzen  von  den  wunder- 
vollsten Formen  mit  überschwenglicher  Freigebigkeit  ge- 
sorgt, so  dass  der  Totaleindruck  der  bebauten  mexikani- 
schen Landschaften  ein  überaus  günstiger  ist.  — 

Die  bis  jetzt  in  verschiedenen  Reiseweiken  erschie- 
nenen Abbildungen  berücksichtigen  leider  das  Landschaft- 
liche in  zu  hohem  Maasse,  als  dass  sie  für  den  Architekten 
eine  besondere  Bedeutung  beanspruchen  könnten;  nach 
Allem  aber,  was  darüber  bekannt  ist,  lässt  sich  mit  Sicher- 
heit behaupten,  dass  eine  dereinstige  Veröffentlichung 
mexikanischer  Bauten  aus  der  Gegenwart  wie  auch  der 
Monumente  aus  der  Vergangenheit  — namentlich  für  alle 
diejenigen  von  hohem  Interesse  sein  wird,  welche  das 
„Pittoreske“  in  der  Architektur  lieben.  — oe  — 


221 


kann  sehr  zweckmässig  durch  U - Eisen  und  durch 
Anker,  rund  oder  quadratisch,  mit  Keilen  geschehen  wie 
aus  Fig.  1 — 3 ersichtlich.  Das  U -Eisen  muss  an  den 
Enden  nach  der  Neigung  der  Schiene  schräg  geschnitten 
sein  und  zwar  alle  Stücke  von  genau  gleicher  Länge,  wo- 
bei die  Spurerweiterungen  in  den  Kurven  durch  Blech- 
stücke, welche  der  Form  des  U-  Eisens  entsprechen  und 
von  denen  je  nach  der  Erweiterung  mehre  auf  einander  ge- 
legt werden,  hergestellt  werden.  Um  die  Keile  der  Anker, 
welche  zur  Verhinderung  des  Losewerdens  gespalten  sind, 
bequem  anziehen  zu  können,  sind  zwischen  Anker  und 
Schiene  gusseiserne  Ringe  gelegt,  deren  eine  Seite  der 
Neigung  der  Schiene  entsprechend  schräg  ist. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  das  Legen  des  Ober- 
baues auf  diese  Weise  äusserst  leicht  wird  und  in  den  ge- 
raden Strecken  fast  ganz  ohne  Spurmaass  geschehen  kann, 
zugleich  aber  die  Verbindung  der  Schienen  viel  steifer 
wird,  als  dies  beispielsweise  bei  dem  Hartwich’schen 
System  der  Fall  ist.  Drei  solcher  Verbindungen  werden 
voraussichtlich  auf  6 Meter  lange  Schienen  mehr  als  hin- 
reichend sein. 

Das  Trägheitsmoment  der  8 Zoll  hohen  zusammen- 
gesetzten Schiene  ist  =76  in  pr.  Zollen,  oder  wenn  von 
den  angenommenen  Dimensionen  nur  die  Höhe  H (in  pr. 
Zoll)  variirt,  so  ist  das  Trägheitsmoment  annähernd 
= 0,15  H3.  Die  Schwerpunktaxe  liegt  fast  ganz  genau 


um 


H 

2 


von  unten  und  oben  entfernt. 


Die  Gewichte  der  einzelnen  Theile  sind  folgende: 
die  Unterschiene  wiegt  pr.  lfd.  Meter  ca.  62  Pfd. 


die  Oberschiene 
ein  U-förmiges  Zwischenstück  . . 
ein  Anker  mit  Keilen  und  Ringen 


„ 25 
„ 12 
» 12 
„ 16 


ein  Paar  Laschen 

eine  Laschenschraube „ 1 „ 

eine  Schienenschraube „ 0,5  „ 

Dies  macht  pro  lfd.  Meter  Geleis  rund  190  Pfd.  und 
für  jeden  Zoll  der  Höhenzunahme  der  Schiene  ergiebt- 
sich  ein  Mehrgewicht  von  8,4  Pfd.  pr.  lfd.  Meter  Geleis. 
Nach  dem  Maasstabe  des  Hin.  Meydenbauer  (vergl.  S. 
152  d.  Bl.)  ergiebt  sich  der  Preis  pr.  lfd.  Ruthe  Geleis 
zu  24  Tlilr.  12  Sgr.  Wenn  man  ein  Walzwerk  nach  dem 
System  Petin,  Gaudet  & Co.  zum  Walzen  der  Unter- 
schienen benutzt,  so  kann  man  die  Basis  der  Schiene 
leicht  so  formen,  wie  in  Fig.  2 punktirt  angedeutet  ist; 
diese  Form  empfiehlt  sich  besonders  der  guten  Entwässe- 
rung wegen. 

Nach  der  Meinung  des  Verfassers  können  für  die 
praktische  Ausführung  nur  noch  die  folgenden  Systeme 
besonders  berücksichtigt  werden. 

1 . System  Hilf  resp.  Meydenbauer, 

2.  „ Hart  wich  \ , .T  .. 

\ resp.  des  Verfassers. 

o.  „ Daelen  j 1 

Zum  Schluss  mögen  noch  die  Vorzüge  und  Nach- 
theile dieser  Systeme  flüchtig  angedeutet  werden. 

Die  Unterschiene  des  Hilf’schen  Systems  hat  eine 
grosse  Tragfläche,  gestattet  eine  solide  Befestigung  der 
Oberschiene  durch  Aufschrauben,  und  ein  leichtes  Aus- 
wechseln der  letzteren,  ohne  das  Aufreissen  der  festge- 
lagerten Bettung  nöthig  zu  machen.  Dagegen  liegt  die 
Unterschiene  zu  wenig  tief  im  Boden,  was  vielleicht  in 
kalten  Wintern  nachtheilig  werden  könnte,  und  mit  dem 
Auswechseln  der  Oberschiene  wird  noch  immer  viel  Ma- 
terial entwerthet. 

Hr.  Meydenbauer  verwirft  jede  Verschraubung  und 
Vernietung  am  Geleis  und  hebt  als  besondern  Vortheil 
seines  Systems  hervor,  dass  an  demselben  diese  Verbin- 
dungen nicht  Vorkommen;  dabei  erwartet  Hr.  Meyden- 
bauer alles  Heil  von  seiner  in  ähnlicher  Weise  bereits  bei 
der  Paris -Lyon -Mittelmeer-  und  französischen  Nordbahn 
angewendeten  Befestigung  mit  Keilen.  Der  Verfasser 
dieses  kann  nicht  umhin,  das  Festkeilen  der  Oberschiene, 
ohne  eine  starke  Verlaschung  derselben,  als  gefährlich  zu 
bezeichnen.  Denn  oft,  besonders  in  den  Kurven,  erfährt 
die  eine  Schiene  einen  Druck  normal  zur  Geleisrichtung 
und  wird  dadurch  etwas  nach  auswärts  gebogen;  kommt 
nun  ein  Rad  bei  der  Unterbrechung  der  Oberschiene  an, 


so  erhält  die  nächste  Schiene,  weil  sie  vorsteht,  einen 
Stoss,  und  durch  das  Hinüberrollen  vieler  Räder  eine 
rüttelnde  Bewegung,  wodurch  die  Keile  sehr  leicht  ge- 
löst werden  können,  zumal  die  Druckfläche  des  äusseren 
Keiles  sehr  klein  ist  und  sehr  tief  liegt.  Auch  die  Quer- 
verbindung des  Meyden  bauer’schen  Oberbau -Systems 
dürfte  kaum  rationell  und  solide  genannt  werden  können. 
Wenn  die  genannten  Fehler  vermieden  werden,  so  sind 
zweckmässige  Materialverwendung  und  Leichtigkeit  sehr 
gute  Eigenschaften  dieses  Systems. 

Das  System  Hartwich  würde  wohl  als  das  Beste 
gelten  können,  wenn  es  nicht  zwei  bedeutende  Uebelstände 
mit  sich  führte,  nämlich,  dass  mit  dem  Auswechseln  der 
Schiene  eine  grosse  Masse  Material  entwerthet  und  die 
Bettung  gänzlich  aufgelockert  wird,  und  dass  an  der  Ver- 
bindungsstelle zweier  Schienen  wegen  Unzuverlässigkeit 
der  Laschen  leicht  schädliche  Durchbiegungen  und  Stösse 
auf  die  Radbandagen  Vorkommen  können.  Zwar  hat  Hr. 
Oberbaurath  Hartwich  in  erster  Beziehung  vorgeschlagen, 
die  alten  Schienen  zum  Wagenbau  zu  verwenden,  doch 
scheinen  Wagengestelle  aus  verrosteten  Bahnschienen  mit 
theils  zersplitterten  Köpfen  nicht  recht  rationell  zu  sein. 
Auch  die  Querverbindung  des  Hartwich’schen  Systems 
scheint  dem  Verfasser  nicht  recht  zuverlässig. 

Das  System  von  Daelen  (Fig.  4.)  hat  den  grossen 
Vortheil,  dass  die  Fahrbahn  möglichst  eben  wird  und  auch 

Figur  4 (%  natürlicher  Grösse). 


so  bleibt,  was  für  die  Radbandagen  und  für  die  Passagiere 
gewiss  sehr  angenehm  ist.  Dabei  ist  die  Verbindung  aller 
Theile  zweckmässig  und  sicher  und  die  Auswechselung 
der  Oberschiene  leicht  auszuführen.  Der  hohe  Preis  dieses 
Systems  ist  sein  Nachtheil. 

Was  sein  eigenes  System  betrifft,  so  überlässt  der 
Verfasser  dasselbe  dem  Urtheil  der  Fachgenossen.  Nur 
möchte  er  noch  darauf  aufmerksam  machen,  dass  die  von 
ihm  gewählten  Schrauben -Verbindungen  alle  zuverlässig 
sind,  indem  keine  Schraube  das  Bestreben  bat  sich  los- 
zudrehen. Die  Höhen -Dimension  des  Schienenkopfes  ist 
so  gewählt,  dass  der  Stahlkopf  nach  Abnutzung  von 
’/i  Zoll  bei  einer  ebenen  Fahrbahn  noch  reichlich  stark 
ist,  die  schwersten  Lokomotiven  zu  tragen. 

Hannover,  im  April  1868.  Ludwig  Klasen  . 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Schleswig-Holsteinischer  Ingenieur- Verein.  — Die 
7.  Versammlung  des  Vereins  findet  Donnerstag  den  11.  Juni 
d.  J.  im  Bahnhofs  - Hotel  zu  Neumünster  Statt.  Auf  die 
Tagesordnung  sind  vorwiegend  Berathungen  über  innere  Ver- 
eins-An  gelegenheiten  gesetzt. 

Sächsischer  Ingenieur-Verein. 

(Auszug  aus  den  gedruckten  Protokollen  über  die  62. 
und  Go.  Haupt -Versammlung  des  Vereins.) 

Die  62.  Hauptversammlung,  welche  am  28.  Juli  1867 
unter  Theilnahme  von  etwa  1 00  Mitgliedern  zu  Chemnitz  tagte, 
wurde  ausschliesslich  von  inneren  Angelegenheiten  des  Vereins 
in  Anspruch  genommen,  als  deren  wichtigste  nur  die  ein- 
stimmige Annahme  einer  provisorischen,  für  die  Dauer  eines 
Jahres  gültigen  Geschäftsordnung  zu  nennen  ist,  nach  welcher 
ein  regeres  geistiges  Leben  des  Vereins  durch  Theilung  des- 
selben in  vier  fachwissenschaftliche  Sektionen  erstrebt 
werden  soll.  An  die  Versammlung  schlossen  sich  der  Besuch 
der  Chemnitzer  Industrie -Ausstellung  und  eine  technische 
Exkursion  nach  den  Viaduktbauten  bei  Hetzdorf  und  Branns- 
dorf,  sowie  nach  der  im  Bau  begriffenen  Zweigbahn  Franken- 
berg-Heinichen. 


222 


Die  63.  Haupt-Versammlung  wurde  unter  einer  Be- 
theiligung von  117  Mitgliedern  und  Gästen  am  8.  Dezember 
1867  zu  Leipzig  abgehalten.  Es  trat  hierbei  die  neue  Or- 
ganisation zum  ersten  Male  und  zwar  mit  dem  günstigsten 
Erfolge  in’s  Leben.  Für  die  Verhandlungen  der  einzelnen 
Fachabtheilungen,  welche  am  Nachmittage  des  7.  resp.  am 
Vormittage  des  8.  Dezember  stattfanden,  waren  die  Vorträge 
und  die  fachwissenschaftlichen  Spezialberathungen  bestimmt, 
während  in  der  gemeinschaftlich  abgehaltenen  Haupt-Ver- 
sammlung einerseits  die  allgemeinen  Angelegenheiten  des  Ver- 
eins erledigt,  demnächst  aber  Berichte  über  die  Sektionssitzun- 
gen erstattet  und  Anträge  derselhen  zur  allgemeinen  Be- 
schlussfassung gestellt  wurden.  Es  ist  auf  diese  Weise  ge- 
lungen der  Versammlung  eine  Mannigfaltigkeit  und  Fülle  des 
Stoffes  zu  unterbreiten,  welche  sich  sonst  nur  in  einer  mehr- 
tägigen ermüdenden  Sitzung  hätte  bewältigen  lassen. 

In  der  Versammlung  der  I.  Sektion  hielt  Hr.  Oberin- 
genieur Löh  mann  einen  längeren  Vortrag  über  Kanalisa- 
tion der  Städte  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  eng- 
lischen Schwemmsystems,  dessen  Vorzüge  bei  prinzipieller  all- 
gemeiner Durchführung  und  solider  Ausführung  der  Anlagen 
unter  Voraussetzung  eines  disponiblen  genügenden  Wasser- 
quantums  er  auseinandersetzte.  Den  Einwendungen  der  Volks- 
wirtschaft, wegen  des  ungeheuren  Verlustes  an  Dungstoff, 
maass  derselbe  nur  eine  theoretische  Bedeutung  bei,  da  ein 
faktischer  Werth  der  Auswurfsstoffe  erst  dann  bestehen  werde, 
wenn  ein  Mittel  erfunden  sei  die  düngenden  Bestandteile 
desselben  in  einfacherer  Weise  herauszuziehen  und  nutzbar  zu 
machen.  Hr.  Ingenieur  Dr.  Fränkel  hielt  einen  Vortrag 
über  die  neueren  pneumatischen  Gründungsmethoden; 
Herr  Chausseeinspektor  Lehmann  regte  durch  einen  Vortrag 
über  das  Steinpflaster  in  Chemnitz  eine  Diskussion  an, 
in  welcher  namentlich  auf  eine  frostfreie  Lage  des  Unter- 
grundes für  Pflasterungen  Gewicht  gelegt  wurde.  Es  ward 
hervorgehoben,  dass  es  hierbei  nützlich  sei,  sowohl  das  Ein- 
dringen des  Tagewassers  durch  Ausgiessen  der  Fugen  des 
Pflasters  mit  Zement  zu  verhüten,  wie  das  Aufsteigen  des 
Grundwassers  durch  Drainage  zu  beseitigen. 

In  der  Versammlung  der  II.  Sektion  hielt  Hr.  Professor 
Dr.  Weiss  einen  Vortrag  über  Gaskraftmaschinen. 
Nach  einer  Darstellung  des  historischen  Entwickelungsganges 
dieser  Maschinen,  deren  Erfindung  von  dem  1689  durch 
Pap  in  erdachten  Apparate  datirt,  besprach  derselbe  nament- 
lich die  Gaskraftmaschine  von  Otto  & Langen  in  Köln, 
welche  trotz  ihrer  anscheinend  primitiven,  dem  alten  Papin’- 
schen  Apparate  fast  analogen  Konstruktion  auf  der  letzten 
Pariser  Ausstellung  entschieden  den  ersten  Platz  behauptet 
hat.  Dieselbe  beansprucht  pro  Pferdekraft  und  Stunde  nur 
1,2  Kubikmeter  Gas,  während  die  Lenoir’sche  und  Hugon’- 
sche  Maschine  2 Kubikmeter  verbrauchen.  Der  Redner 
machte  auf  den  Nutzen  der  Gaskraftmaschinen  für  den 
kleinen  Gewerbebetrieb  aufmerksam.  — Hr.  Professor  Dr. 
Z et  zs  che  sprach  über  die  Einschaltung  von  Batterien  zur 
Translation  zwischen  zwei  Leitungen , von  denen  die  eine  mit 
Ruhestrom,  die  andere  mit  Arbeitsstrom  arbeitet,  und  über 
die  Benutzung  einer  Leitung  für  Glockensignale  auch  für  ge- 
wöhnliche Morse-Depeschen.  — Hr.Reg.-Rth.  Prof.  Schneider 
sprach  über  das  neue  sächsische  Dampfkessel- Regulativ  und 
empfahl  die  von  Hru.  Prof.  Dr.  Hartig  verfasste  Schrift 
„Ueber  Dampfkessel -Explosionen“. 

Der  III.  Sektion,  in  welcher  Hr.  Kanitz  einen  längeren 
Vortrag  über  die  neuesten  Ausgrabungen  in  Pompeji 
hielt,  lag  es  ob  über  die  Frage  wegen  Aufstellung  des 
Kunze  - Denk  m als  auf  dem  Bahnhofe  der  Leipzig  Dresdener 
Eisenbahn  zu  Dresden  zu  berathen,  uud  entschied  sich  die- 
selbe unter  Anerkennung  der  ästhetischen  Vorzüge,  welche 
die  gekrönten  Konkurrenzarbeiten  zeigen,  doch  nicht  für  die 
von  ihnen  gewählte  Anordnung  einer  Büste  auf  Postament  in 
der  Abgangshalle  des  Bahnhofes,  sondern  empfahl  aus  prakti- 
schen Gründen  die  Anbringung  eines  Reliefs  an  einem  der 
Fenstcrpfeiler  des  Ingenieur -Bureaus  daselbst.  — In  Betretl 
einer  an  die  Staatsregierung  zu  richtenden  Eingabe  wegen 
eines  neuen  Landesbaupolizeigesetzes  wurde  nach  Feststellung 
mehrer  Grundsätze  für  ein  solches  Gesetz  empfohlen,  durch 
eine  Kommission  des  Vereins  einen  Entwurf  hierfür  ausar- 
beiten zu  lassen. 

In  der  Versammlung  der  IV.  Sektion  sprach  Hr.  Chemi- 
ker Gerstenhöfer  über  die  Mittel  zur  Kontrolirung  des 
Säuregehaltes  der  entweichenden  Schornsteingase  in  den  che- 
mischen Fabriken  Englands.  Die  Bestimmung  des  Säurege- 
haltes für  die  kubische  Einheit  erfolgt  durch  eineu  der  Gas- 
uhr ähnlichen  Apparat;  zur  Bestimmung  der  Geschwindigkeit 
dient  ein  Anemometer,  dessen  Mängel  den  Vortragenden  zur 
Konstruktion  eines  neuen  sogenannten  Ausfluss- Anemometer 
veranlasst  haben,  in  welchem  eine  Wassermasse  dem  Stosse 


der  strömenden  Gase  ausgesetzt  und  aus  der  Menge  des  aus- 
geflossenen Wassers  die  Geschwindigkeit  des  Gasstromes  be- 
stimmt wird.  Da  aus  der  Versammlung  Zweifel  an  der  ab- 
soluten Zuverlässigkeit  des  Instruments  laut  wurden,  so  wurde 
die  Wahl  einer  Kommission  zur  Untersuchung  der  Frage  be- 
fürwortet. — Hr.  Kunstmeister  Bornemann  sprach  über 
Fangvorrichtungen  bei  Fördergefässen  und  zeigte  mehre  Vor- 
richtungen dieser  Art  theils  im  Modell,  theils  in  Zeichnung  vor. 

Ueber  die  Verhandlungen  der  Haupt-Versammlung  selbst 
ist  demnächst  noch  zu  berichten,  dass  die  Anträge  der  III.  und 
IV.  Kommission  vom  Verein  einstimmig  angenommen  wurden. 
Die  grosse  Anzahl  der  Meldungen  zur  Aufnahme  in  den  Ver- 
ein, dessen  Mitgliederzahl  statutenmässig  auf  250  eingeschränkt 
ist,  gab  zu  der  Anregung  Veranlassung  eine  Aufhebung  die- 
ser Beschränkung  in  Aussicht  zu  nehmen. 

(Schluss  folgt.) 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
23.  Mai  186S.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  anwesend 
132  Mitglieder  und  8 Gäste. 

Hr.  Lucae  schlug  im  Namen  der  für  die  Veranstaltung 
der  diesmaligen  Sommer -Exkursionen  des  Vereins  gewählten 
Kommission  vor,  das  im  vorigen  Jahre  beobachtete  Verfahren 
für  die  Eintheilung  der  Vereinsthätigkeit  auch  diesmal  fest- 
zuhalten.  Es  sollen  demnach  die  gewöhnlichen  Sitzungen 
nicht  ganz  suspendirt  werden , sondern  mindestens  einmal  in 
jedem  Monate  stattfinden;  zwei  derselben  innerhalb  der  Mo- 
nate Juni  bis  incl.  September  sollen  zu  Hauptversammlungen 
bestimmt  sein.  Die  übrigen  Vereinsabende  sollen  in  üblicher 
Weise  zu  Exkursionen  benutzt  werden,  deren  Programme  je- 
desmal vorher  durch  Inserat  in  der  Deutschen  Bauzeitung, 
nöthigenfalls  durch  besondere  Einladungen  angekündigt  wer- 
den sollen.  — Der  Verein  genehmigte  die  Anträge  der  Kom- 
mission. 

Hr.  Tuckermann  überreichte  eine  von  ihm,  auf  Ver- 
anlassung des  Hrn.  Professor  Jahn  zu  Bonn  herausgegebene 
Restauration  von  dem  Odeon  des  Herodes  Atticus , dessen 
Anlage  er  als  den  Höhepunkt  der  Entwicklung  des  antiken 
Theaterbau’s  bezeichnet. 

Einen  besonders  anregenden  nnd  vielseitigen  Charakter 
gewann  die  Sitzung  durch  Beantwortung  einer  grossen  An- 
zahl von  Fragen,  die  so  ausführlich  erfolgte,  dass  daraus  eine 
Reihe  kleiner  Vorträge  entstand. 

Hr.  Hesse  II.  beantwortete  einige  Fragen  über  Heizungs- 
Anlagen.  Er  gab  unter  Anderem  die  Auskunft,  dass  im  Pa- 
lais des  Königs  Wilhelm  zu  Berlin  für  die  Zimmer  und  Kor- 
ridore durchgängig  Luftheizung  angewendet  sei , die  in  den 
besseren  Zimmern  durch  Kamine,  in  den  untergeordneten 
Räumen  durch  gewöhnliche  Oefen  unterstützt  werden  kann. 
Die  Luftheizung,  obgleich  bereits  vor  30  Jahren  angelegt, 
hat  sich  seit  dieser  Zeit  ununterbrochen  bewährt  und  dürfte 
ein  schlagender  Beweis  dafür  sein,  dass  die  landläufigen  Vor- 
urtheile  gegen  Luftheizungen  sich  nur  auf  verfehlte  Anlagen 
beziehen  können. 

Herr  Mellin  gab  an,  dass  eine  Laschenverbindung  mit 
Nieten  zwar  auf  der  Thüringer  und  Westphälischen  Bahn  ver- 
sucht. aber  schon  um  der  Schwierigkeit  des  Auswechselns  hal- 
ber bald  wieder  aufgegeben  sei.  Die  Nachtheile  der  Schrau- 
benbefestigung lassen  sich  durch  die  Wahl  möglichst  starker 
Bolzen  mit  möglichst  flachen  Gewinden  wesentlich  vermindern. 

Herr  Franzius  erläuterte  in  ausführlicher  Weise  die 
Grundsätze  für  die  Anordnung  der  Riegel  in  Schleusenthoren 
und  benutzte  demnächst  eine  Erörterung  über  die  Gründung 
eines  Viaduktes  auf  Brunnen,  um  einige  allgemeine  Notizen 
über  diese  Fundirungsmethode  zu  geben.  Vortheilbafter  ist 
meistentheils  die  Wahl  runder  Brunnen;  ein  Beispiel  für  die 
Anwendung  einer  rechteckigen  Grundrissform  liefert  die  äus- 
serst  kühne  Fundirung  der  Quai-Mauer  am  Sandthor -Hafen 
zu  Hamburg.  Durch  Herrn  von  Co  hausen  wurde  an  das 
(unseres  Wissens  zuerst  von  Herrn  Kreisbaumeister  E.  H.  Hoff- 
man n zu  Neustadt  in  W.-P.  angewendete)  Verfahren  erin- 
nert, den  Brunnen  zur  Ueberwindung  des  Reibungswiderstan- 
des des  Erdreichs  eine  konische  Form  zu  geben. 

Hr.  Herrmann  erörterte  die  Momente,  welche  bei  der 
Wahl  der  Deckeukonstruktion  für  eine  amerikanische  Mahl- 
mühle maassgebend  sein  können , durch  eine  ausführliche 
Skizze  von  der  Einrichtung  einer  solchen.  Bei  Entscheidung 
über  die  Wahl  zwischen  Vertikalrädern  und  Turbinen  für  den 
Betrieb  eines  Pumpwerks  (unter  Voraussetzung  eines  dispo- 
niblen Gefälles  von  12')  hielt  derselbe  die  V ahl  eines  Verti- 
kalrades  für  unzweifelhaft  vortheilhafter.  Einmal,  weil  Tur- 
binen ihre  Vorzüge  wesentlich  nur  bei  sehr  geringen  oder 
sehr  hohen  Gefiillen  bewahren , andererseits , weil  in  dem 
speziellen  Falle  gerade  ein  Vertikalrad  mit  seiner  einfachen 
Zellenbildung  in  sich  selbst  das  Element  trägt,  das  die  un- 


223 


gleiehmässige  Bewegung  der  Pumpen  am  Leichtesten  wieder 
ausgleicht. 

Zum  Schluss  hielt  Herr  Krause  I.  einen  Vortrag  über 
die  von  ihm  seit  Jahresfrist  in  Berlin  beobachteten,  durch 
Einschlagen  des  Blitzes  in  Gebäude  entstandenen  Beschädi- 
gungen, deren  16  erfolgt  sind.  Die  Beschädigungen  sind  theils 
durch  die  Erschütterung  erfolgt  und  haben  im  Herabwerfen 
von  Schornsteinköpfen  und  Dachziegeln,  Mauer-Rissen  u.  s.  w. 
bestanden  — theils  sind  sie  durch  die  spezifische  Einwirkung 
des  elektrischen  Funkens  entstanden,  der  im  Innern  der  Häu- 
ser zumeist  den  Drath  des  Rohrdeckenputzes  oder  vorhandene 
Gasrohren  als  Leiter  wählt.  Der  Drath  ist  glühend  geworden 
und  geschmolzen,  wodurch  der  Putz  herabgefallen  ist;  ebenso 
sind  an  andern  Stellen  einzelne  Nägel  und  Haken  gelöst  wor- 
den. Eine  direkte  Zündung  ist  in  keinem  Falle  erfolgt,  ob- 
wohl die  Schaalbretter  von  dem  glühenden  Putzdrathe  stellen- 
weise verkohlt  wurden.  Ein  merkwürdiges  Beispiel  für  die 
flintenschussähnliche  Wirkung  des  Blitzfunkens  hat  sich  in 
einem  Hause  der  Cuvry- Strasse  gezeigt,  wo  aus  einer  Fenster- 
scheibe, von  welcher  der  Vortragende  ein  Stück  zur  Ansicht 
vorlegte,  zwei  runde  Löcher  herausgeschlagen  wurden. 

An  den  Vortrag  schloss  sich  eine  längere  Dikussion,  in 
welcher  theils  andere  merkwürdige  Fälle  der  Wirkung  des 
Blitzes  erzählt,  theils  die  Vorrichtungen  zum  Schutze  gegen 
denselben,  die  Blitzableiter,  gewürdigt  wurden.  Der  Nutzen 
derselben,  so  wurde  ausgeführt,  eine  Zeit  hindurch  fast  ange- 
zweifelt,  sei  keineswegs  zu  unterschätzen;  freilich  kommt  es 
auf  richtige  Anlage  (mit  nicht  zu  geringem  Querschnitte  der 
Leitung)  und  sorgfältige  Unterhaltung,  namentlich  der  Spitze 
an.  Ihre  Wirksamkeit  pflegt  häufig  falsch  beurtheilt  zu  wer- 
den, indem  man  ihnen  den  Zweck  zuschreibt,  den  Schlag  an- 
znloeken,  während  sie  vorzugsweise  bestimmt  sind  eine  Aus- 
gleichung der  Elektrizitäten  herbei  zu  führen.  Im  Uebrigen 
wurde  auf  die  erschöpfenden  Werke  der  französischen  Ge- 
lehrten, namentlich  Arago’s,  über  dieses  Thema  verwiesen. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Kur  Dochtlfcliiingsfrage. 

Von  Herrn  Kreisbaumeister  Buchterkirch  zu  Greifen- 
hagen in  Pommern  ging  uns  nachfolgendes  Schreiben  zu,  des- 
sen Wünschen  wir  am  Besten  zu  entsprechen  glauben,  wenn 
wir  es  zum  Abdruck  bringen. 

In  Nr.  16  der  deutschen  Bauzeitung  ist  eine  Notiz  aus 
den  Verhandlungen  des  Vereins  für  Baukunde  zu  Stuttgart 
über  neue  gepresste  Dachziegel  von  den  Gebrüdern  Gillar- 
doni  in  Altkirch  enthalten , welche  mich  auf  das  Lebhafteste 
interessirt.  Auch  im  diesseitigen  Baukreise  ist  eine  allgemeine 
Dachdeckungsnotli.  Die  Schieferdächer  sind  für  gewöhnliche 
Bauten  zu  theuer,  die  Rohrdächer,  so  praktisch  auch  sonst 
für  ländliche  Wirthschaftsgebäude,  sind  ihrer  Feuergefährlich- 
keit halber  fast  ganz  verpönt,  die  Pappdächer  haben  sich  hier 
überall  nicht  bewährt  und  geben  zu  steten  Klagen  Veranlas- 
sung, die  einfachen  Ziegeldächer  halten  nicht  dicht,  so  dass 
schliesslich  nur  das  schwere  Ziegelkronendach  übrig  bleibt, 
welches  einigermaassen  den  Ansprüchen  genügt,  indessen 
anch  immer  noch  zu  wünschen  übrig  lässt.  Wenn  unter 

solchen  Umständen  hier  ein  leichtes  Deekmaterial,  welches 
nach  obiger  Notiz  vollkommene  Dichtigkeit  zu  gewähren 

scheint,  sich  Eingang  verschaffte,  würde  dies  allgemein  als 
ein  Segen  erkannt  werden.  Die  verehrliche  Redaktion  bitte  j 
ich  daher  ergebenst,  falls  es  möglich  ist,  mir  gefälligst  - 
Näheres  anzugeben  über  eine  Fabrik,  in  welcher  dergleichen 
Ziegelpressen  gefertigt  werden  und  vielleicht  auch  über  den 
Preis  einer  solchen  Ziegelmaschine. 

Ich  weiss  nicht,  ob  eine  Art  Firstziegel,  welche  ich  kürz- 
lich gesehen  habe  und  welche  sich  wesentlich  von  den  gewöhn- 
lichen Hohlpfannen  unterscheiden,  schon  in  weiteren  Kreisen 
bekannt  ist,  sonst  möchte  sich  eine  kurze  Notiz  darüber  zur 

Mittheiluug  empfehlen.  Die 
Firstziegel,  mittelst  einer 
Maschine  gepresst,  bilden 
Kappen  mit  dem  Querschnitt 
eines  rechten  Winkels  von 
ll3/i"  Länge  mit  etwa  6" 
langen  Schenkeln,  welche  durchschnittlich  s/i"  dick  sind,  am 
Scheitel  etwas  stärker  als  am  untern  Rande.  Diese  Kappen  werden 
mit  einer  y4zölligen  Stossfuge  auf  der  First  der  Ziegeldächer 
neben  einander  vermauert.  Auf  dem  Gutshofe,  wo  ich  diese 
Firststeine  fand,  hatte  der  Sturm  am  8.  März  d.  J.  auf’s 
Aergste  gehaust.  Eine  Fachwerkscheune  war  ganz  umge- 
worfen und  von  anderen  mit  gewöhnlichen  Hohlpfannen  ein- 
gedeekten  Dächern  waren  diese  massenhaft  herabgeworfen, 
obgleich  dieselben  zum  Theil  angenagelt  gewesen  waren.  Ein 


grosses  Stallgebäude  jedoch  von  mindestens  200'  Länge  war 
mit  den  oben  beschriebenen  Firstkappen  eingedeckt  und 
durchaus  unversehrt  geblieben.  Das  scheint  mir  sehr  zu 
Gunsten  dieser  neuen  Art  von  Firststeinen  zu  sprechen , die 
ausserdem  leichter  sind,  als  die  runden  Hohlpfannen,  und 
dort,  wo  ich  sie  sah,  nur  1 Sgr.  pro  Stück  kosteten,  während 
die  alten  Hohlpfannen  kaum  noch  für  2%  Sgr.  pro  Stück  zu 
haben  sind,  vielmehr  meistens  schon  3 Sgr.  kosten. 


Die  Königl.  Preussische  Bau  - Deputation  macht  bekannt; 

In  Anerkennung  der  bei  den  Bauführer-Prüfungen  im 
Jahre  1867  dargelegten  Kenntnisse  und  Leistungen  sind  von 
dem  Königlichen  Ministerium  für  Handel,  Gewerbe  und  öffent- 
liche Arbeiten  auf  unseren  Vorschlag  zwei  Prämien  von  je 
Dreihundert  Thalern  zu  dem  Zwecke  einer  Studienreise,  fer- 
ner drei  silberne  Preis-Medaillen  bewilligt  worden  und  zwar: 
die  Reise-Prämien  den  Bauführern  Johann  David  Fried- 
rich Schulze  aus  Colbitz  bei  Magdehurg  und  Eduard 
Hilmar  Froebel  aus  Stadtilm,  die  Medaillen  den  Bau- 
führern Hans  Hermann  Richard  Hager  aus  Fraustadt, 
Colmar  Friedrich  Ferdinand  Wollenhaupt  aus  Bosatz 
bei  Ratibor  und  Gustav  Rudolf  Roeder  aus  Kankern  im 
Kreise  Insterburg. 

Die  baulichen  Einrichtungen  des  englischen  Unterhauses 
erfreuen  sich  bekanntlich  durchaus  nicht  der  Zufriedenheit 
der  Volksvertreter.  Auch  in  diesem  Jahre  wurden  bei  Vor- 
bringung des  Titels  „Bauunkosten  für  das  Parlaments- 
gebäude“, wofür  ca.  55,000  Lstr.  beansprucht  wurden,  von 
allen  Seiten  Klagen  erhoben  über  den  defekten  Zustand  des 
Repräsentantenhauses  der  Nation , das  ursprünglich  nur  zu 
750,000  Lstr.  veranschlagt,  nun  schon  über  drei  Millionen  Lstr. 
gekostet  habe  und  weder  hinreichenden  Raum  für  die  Mit- 
glieder (nämlich  nur  350  Sitze  für  658  Mitglieder)  noch  für 
die  Zuhörer,  vorzugsweise  die  Damen,  einen  schlechten  und 
unzugänglichen  Speisesaal  und  eine  noch  trübseligere  Kiichen- 
Anlage  darbiete.  Ueberhaupt  war  der  Tadel  über  den  inne- 
ren Zustand  und  die  Bequemlichkeits-Einrichtungen  des  Hauses, 
sowie  über  die  Statuen,  Freskogemälde  etc.  desselben  ein  ganz 
allgemeiner.  Das  vor  einiger  Zeit  niedergesetzte  Komite, 
das  über  die  Abhülfe  dieser  Uebelstände  berathen  sollte,  hat 
sich  für  den  Bau  eines  neuen  Sitzungssaales  nebst 
einiger  Nebensäle  entschieden.  Der  neue  Saal,  dem  der  bis- 
herige Sitzungssaal  als  Vorhalle  dienen  soll,  wird  569  Sitze 
erhalten;  die  Kosten  des  Baues  sind  auf  120000  Lstr.  ver- 
anschlagt. 


Ueber  die  Trajektanstalt  auf  dem  Bodensee  erfährt  man 
aus  dem  Jahresbericht  der  schweizerischen  Nordostbahn,  dass 
das  Trajektschifif  für  540,000  Fr.  von  der  Fabrik  Escher, 
Wyss  & Co.  bis  1.  November  1868  geliefert  wird.  Dieses 
Schiff  erhält  in  seiner  ganzen  Länge  von  230'  auf  dem  Ver- 
deck zwei  Bahngeleise  zur  Aufnahme  von  14  bis  16  vierräde- 
rigen  beladenen  Güterwagen,  Der  Schiffskörper,  in  einer 
Breite  von  40'  zwischen  den  Radkästen,  wird  nebst  dem  Ver- 
deck vollständig  aus  Eisen  und  letzteres  in  einer  solchen 
Stärke  konstruirt,  dass  auch  Lokomotiven  nebst  Tender  im 
Gewicht  von  6 — 800  Ztr.  auf  demselben  befördert  werden 
können.  Der  Tiefgang  des  Schiffes  darf  6'  nicht  übersteigen. 
Dasselbe  erhält  zwei  Schaufelräder  von  24'  Durchmesser. 
Die  Maschinen  des  Schiffes  erhalten  zusammen  eine  Nominal- 
kraft von  200  Pferden  in  der  Weise,  dass  jedes  Rad  unab- 
hängig von  dem  andern  von  je  zwei  gekuppelten  Maschinen, 
jede  von  50  Pferdekräften,  in  Bewegung  gesetzt  wird.  Eine 
Hilfsmaschine  von  6 Pferdekräften  soll  dazu  dienen,  die  Pum- 
pen der  wasserdichten  Abtheilungen  des  Schiffskörpers,  sowie  die 
Anker-  und  Schiffswinden  zu  treiben.  Die  beiden  Radkästen  in 
einer  Breite  von  je  10'  reichen  in  ihren  obersten  Theilen  bis 
17‘/j'  über  das  Verdeck  und  sind  durch  ein  Oberverdeck, 
ebenfalls  aus  Eisen  konstruirt,  mit  einander  verbunden.  In 
der  Mitte  auf  dem  Oberverdeck  ist  die  Steuerung  angebracht 
und  so  eingerichtet,  dass  das  an  jedem  Ende  mit  einem 
Steuerruder  versehene  Schiff  in  beiden  Richtungen 

fahren  kann,  ohne  gedreht  zu  werden.  Die  Ladungsfähigkeit 

des  Schiffes  ist  bei  dem  Tiefgang  von  6'  auf  4000  Ztr.  be- 
rechnet. Die  Entfernung  zwischen  den  beiden  Häfen  in  Ro- 

manshorn und  in  Friedrichshafen,  12  Kilometer  betragend,  soll 
bei  ruhiger  Witterung  in  einer  Stunde  zurückgelegt  werden. 
Für  das  Auf  bringen  der  Waggons  von  dem  Bahuhofgeleise  auf 
das  Schiff  und  umgekehrt  von  diesem  wieder  auf  die  Schienen 
des  Bahnhofes  wird  in  den  beiden  Häfen  eine  schiefe  Ebene 
errichtet,  welche  sich  mit  ihrem  äussersten  Theil  auf  das 
Schiff  anflegt  und  so  die  Schienen  des  Schiffes  mit  denjenigen 
des  Bahnhofes  verbindet. 


224 


Konkurrenzen. 

Die  Aufgaben  für  die  nächsten  S cli  i n k e 1 fest  - Kon- 
kurrenz en  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin  sind 
im  Druck  erschienen  und  für  die  Mitglieder  des  Vereins  vou 
diesem  zu  beziehen.  Da  dieselben,  zumal  für  unsere  Fachge- 
uossen  in  Hannover,  nicht  ohne  Interesse  sein  werden  und 
ihre  Publikation  in  der  Zeitschrift  f.  Bws.  sich  immerhin 
noch  verzögern  möchte,  so  theilen  wir  einige  Angaben  da- 
rüber mit: 

1.  Die  Aufgabe  für  den  Hochbau  betrifft  bekanntlich  den 
Entwurf  eines  Empfangsgebäudes  für  den  Bahnhof  zu 
Hannover.  Das  Gebäude,  für  dessen  Bedürfniss  ein  genaues 
Programm  gegeben  wird,  soll  an  Stelle  des  bisherigen  erbaut 
und  in  monumentalem  Sinne  gedacht  werden ; Stil  und  Ma- 
terial (mit  Ausschluss  des  Putzbau’s)  sind  freigegeben.  Ein 
ganz  besonderes  Gewicht  wird  auf  die  grosse  Halle  gelegt, 
als  deren  geringste  lichte  Weite  1 4 8 */» / normirt  werden.  Das 
Dach  derselben  ist  nicht  allein  statisch  zu  berechnen  und  im 
Detail  darzustellen,  es  soll  vielmehr  „bei  der  Konstruktion 
desselben  nicht  nur  darauf  geachtet  werden,  sie  so  auszubil- 
den, dass  die  statischen  Kräfte  in  ihrer  Wirkung  ästhetisch 
ausgedrückt  werden,  sondern  es  ist  bei  der  sehr  bedeutenden 
Länge,  welche  die  Halle  bekommen  wird  und  bei  der  häufigen 
Wiederholung  der  Binder  auch  darauf  ein  Gewicht  zu  legen, 
diesen  Hauptkonstruktionstheilen  in  ihrer  körperlichen  Er- 
scheinung eine  solche  Bedeutung  zu  geben,  dass  sie  in  dem 
Gewirr  der  sich  durchkreuzenden  Linien  dem  Auge  Ruhe- 
punkte  gewähren  und  so  zu  einem  wirksamen  Mittel  zur  äs- 
thetischen Wirkung  des  ganzen  Raumes  werden.“  Die  Deko- 
ration der  Königszimmer  soll  farbig  dargestellt  werden;  im 
Erläuterungsberichte  ist  auf  die  Heizung  und  die  Abtritts-  und 
Pissoir-Einrichtungen  besonders  Rücksicht  zu  nehmen. 

2.  Die  Aufgabe  aus  dem  Ingenieurwesen  ergänzt  die 
vorige,  indem  sie  die  Anlage  eines  Zentral-Bahnhofes  für 
Hannover  (für  6 sich  vereinigende  Eisenbahnen)  zum  Ge- 
genstände hat.  Das  Terrain  ist  jedoch  als  eben  anzunehmen« 
Wesentliche  Theile  der  Aufgabe  sind  namentlich  die  Anlage 
eines  neuen  Rangir-Bahnhofes,  neuer  Zentral- Werkstätten  und 
eines  grossen  Lokomotivschuppens  für  50  Maschinen.  Die  an- 
stossenden  Niveau- Uebergänge  sollen  ganz  beseitigt  und  zwar 
die  Celler  und  Vahrenwalder  Strasse  über  die  Bahn  hinweg, 
die  Königsstrasse  unter  den  Bahngeleisen  durchgeführt  werden. 

Die  Betheiligung  an  den  Konkurrenzen,  deren  Preis  je 
ein  Reise-Stipendium  im  Betrage  von  100  Friedrichsd’or  und 
für  alle  dazu  befähigt  erfundenen  Konkurrenten  eventuell 
auch  der  Erlass  der  bezüglichen  Probearbeiten  zur  Baumeis- 
ter-Prüfung ist,  steht  selbstverständlich  nur  Mitgliedern  des 
Vereins  zu.  Die  Entwürfe  sind  bis  zum  31.  Dezember  1868 
eipzu  liefern. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend,  den  30.  Mai. 

5 Uhr  Versammlung  in  Streitz’s  Kaffeehaus  in  der  Hasenhaide. 

51/,  „ Besichtigung  des  neuen  Exerzierhauses  und  der  Kasernen  I 
des  Kaiser  Franz  Garde  Grenadier-Regiments,  unter  Fäh,-  | 
rung  des  Herrn  Voigtei. 

61/,  „ Besichtigung  der  Erziehungs-Anstalt  für  sittlich  verwahr- 
loste Kinder. 

71/,  „ Geselliges  Beisammensein  in  der  Aktien-Brauerei  auf 
Tivoli. 

Für  die  Anordnungen 
Hollin.  Stiirtz. 

Vorschläge  zu  den  diesjährigen  Exkursiqppty  >y,ol|g  xf) an  mög- 
lichst zahlreich  und  bald  an  den  Vorsitzenden  der  Exkursions- 
Kommission,  Herrn  Professor  Lucae,  Viktoriastrasse  17,  gelangen 
lassen.  Der  Vorstand. 

Ein  Geometer,  welcher  mehre  Jahre  eine  polytechnische  Schule 
besucht  hat,  wünscht  Beschäftigung,  wenn  möglich  im  Eisenbahn- 
bau. Gefl.  Offerten  erbittet  man  unter  J.  G.  R.  durch  die  Expe- 
dition dieser  Zeitung. 

Ein  im  Vermessen  und  Nivelliren  tüchtig  erfahrener  junger 
Mann,  der  bisher  bei  Eisenbahnbauten  fungirte,  sucht  Beschäftigung. 
Gefällige  Offerten  bittet  man  unter  A.  B.  23.  in  der  Expedition 
dieser  Zeitung  abzugeben. 

lUicinische  Eisenbahn. 

Submission 

von  Erd-,  Maurer-  und  Tuuuel- Arbeiten. 

Die  zur  Herstellung  des  Bahnkörpers  der 
Eisenbahnlinie  von  Call  nach  Trier  in  der 
Xten  Meile  auf  ppr.  G10  Ruthen  Länge  erforderlichen  Erd-,  Fels-, 
Maurer-  und  Tunnel-Arbeiten  sollen,  mit  Ausschluss  der  Lieferung 
der  Maurer-Materialien,  der  Transportschienen  und  Tunnelwagen, 


P er  sonal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Die  Baumeister  Oberbeck  und  Middeldorf 
zu  Eisenbahn  - Baumeistern  im  Bezirk  der  Oberschlesischen  Eisenbahn. 

Versetzt  sind:  Der  Bau-Inspektor  Simon  zu  Glogau  nach 
Mühlhausen,  und  der  Bau-Inspektor  Rickertzu  Mühlhausen  nach 
Glogau. 

Die  Versetzung  der  Bau -Inspektoren  Rickert  und  Doebbel 
von  Mühlhausen  nach  Belgard  resp.  von  Belgard  nach  Mühlhausen 
ist  wieder  zurückgenommen  worden. 

Am  23.  Mai  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
George  Gabriel  aus  Koenigshütte;  — das  Bauführer-Examen: 
Eduard  Cordes  aus  Kiel,  Carl  Edmund  Bohne  aus  Berlin, 
Heinrich  Freyse  aus  Essen. 

Am  25.  Mai  starb  zu  Berlin  der  Geh.  Regierungsrath  Ernst 
Costenoble,  Vorsitzender  der  Königl.  Direktion  der  Nieder- 
schlesisch - Märkischen  Eisenbahn. 

Offene  Stellen. 

1.  Für  die  diesjährige  Bauperiode  wird  von  der  Königlichen 
Fortifikation  zn  Cosel  ein  geprüfter  Baumeister  zur  speziellen 
Führung  von  Wasser -und  Hochbauten  mit  3 Thlr  täglichen  Diäten 
gesucht.  Die  Bewerber  haben  sich  schriftlich  unter  Beifügung  der  Zeug- 
nisse bei  oben  gedachter  Fortifikation  zu  melden.  Reise  und  Um- 
zugskosten werden  nicht  vergütet. 

2.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Büreau  der  Kreis -Bau -Inspektion  zu 
Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommissarischen  Kreis- 
Baumeister  Modest  daselbst. 

3.  Zur  Leitung  und  Veranschlagung  von  Wasserbauten  wird 
ein  Baumeister  gegen  21/,  Thlr.  und  ein  Bauführer  gegen 
2 Thlr.  Diäten  gesucht.  Meldungen  beim  Wasserbau  - Inspektor 
Well  mann  in  Stralsund. 

4.  Ein  Bauführer,  im  Nivelliren  geübt,  findet  bei  interes- 
santen Wasserbauten  — sowohl  Ausführungen  als  Projekten  — auf 
4 bis  12  Monate  sofort  Beschäftigung.  Diätensatz  l1/,  Thlr.  Mel- 
dungen beim  Bau  - Inspektor  Opel  in  Merseburg. 

5.  Zur  Ausführung  von  Reparaturbauten  an  einer  Schiffahrts- 
Schleuse  des  Nieder-Neuendorfer  Kanals  (bei  Nauen)  wird  sofort 
ein  Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten  etc.  gesucht. 
Näheres  beim  Wasserbau -Inspektor  Reinhardt  zu  Thiergarten- 
schleuse bei  Oranienburg. 

6.  Ein  Banführer,  der  Neigung  zum  Wasserbau  hat,  findet 
gegen  ly,  Thlr.  Diäten  und  15  Sgr.  Reisezulage  Beschäftigung. 
Meldung  beim  Baumeister  Cuno,  Berlin,  Königgrätzer- Strasse  36. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  Baurath  G.  in  Marienburg.  — Von  Walzwerken 
die  Eisen  wel  1 b 1 e che  liefern,  können  wir  Ihnen  nennen: 

1.  Den  Hoerder  Bergwerks-  und  Hütten -Verein. 

2.  Die  Maschinenbauanstalt  Bayenthal  bei  Cöln,  welche  das 
Eisenwellblech  für  das  Hallendach  des  Ostbahnhofes  in  Berlin  ge- 
liefert hat. 

Verzinktes  Eisenwellblech  liefert  das  Walzwerk  Ger- 
mania in  Neuwied  (L.  Fr.  Buderus.) 

Hrn.  V.  S.  in  Petersburg.  Das  Anerbieten  mit  bestem 
Danke  angenommen.  Näheres  brieflich. 

im  Wege  der  Submission  verdungen  werden.  Der  Tunnel  ist 
335  Ruthen  lang.  Die  Bedingungen  und  Massen  - Berechnungen, 
sowie  die  zugehörigen  Zeichnungen  liegen  in  unserm  Zentral-Bau- 
Bureau  — Trankgasse  23  — zur  Einsicht  offen,  können  auch  gegen 
Erstattung  von  5 Thlr.  durch  portofreie  Gesuche  dorther  bezogen 
werden. 

Unternehmer  wollen  ihre  Offerte  portofrei,  versiegelt  und  mit 
der  Aufschrift: 

«Offerte  auf  Bau-Arbeiten  in  der  Xten  Meile  der  Linie  Call -Trier“ 

versehen,  bis  zum  15.  Juni  c.  ebendorthin  einreichen. 

Cöln,  den  23.  Mai  1868. 

Die  Direktion. 


Königlich  Niederschlesisch  Märkische 
Eisenbahn. 

Die  Lieferung  von  59004  Quadratfuss  von  */,  Zoll  starkem 
Rohglas,  einschliesslich  der  Arbeit  des  Verlegens  nnd  dichten 
Eindeekens  auf  dem  eisernen  Hallendache  beim  Neubau  des  Stati- 
onsgebäudes auf  hiesigem  Bahnhofe,  soll  im  Wege  öffentlicher  Sub- 
mission verdungen  werden. 

Das  obengenannte  Quantum  vertheilt  sich  auf 
2448  Tafeln  von  3'  4"  Länge 
2040  Tafeln  von  3'  9“  Länge 
1224  Tafeln  von  3'  7>/,''  Länge 
säramtlich  2'  1 1"  breit. 

In  den  Offerten  ist  der  Preis  pro  Quadratfuss  Rohglas  auf 
Grund  der  Submissions  - Bedingungen  anzugeben,  welche  in  dem 
Bureau  des  Unterzeichneten,  Koppen-Strasse  5 — 7,  werktäglich  von 
9 bis  1 Uhr  zur  Einsicht  ausliegen,  und  gegen  Erstattung  der 
Sehreibegebühren  abschriftlich  mitgetheilt  werden  können. 

In  dem  bezeichneten  Bureau  findet  auch 

Freitag  den  12.  Juni  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 
der  Submissions- Termin  statt. 

Berlin,  den  26.  Mai  1S68. 

Der  Baumeister 
Sendler. 


Hierzu  eine  Beilage. 


225 


Alexander  Klönne,  Bauführer, 
Clara  Klönne,  geh.  Opdenhoff, 
Vermählte. 

Berlin,  den  26.  Mai  1868. 


Zu  einem  grossen  Werkstätten -Gebäude  auf 
dem  Bahnhofe  der  Niederschlesisch- Märkischen 
Eisenbahn  in  Berlin  sollen  folgende  Arbeiten 
im  Wege  öffentlicher  Submission  vergeben  wer- 
den und  ist  hierzu  Termin  auf  den  4.  Juni  er. 
wie  folgt  anberaumt: 

1.  Klempner- Arbeiten  für  rot.  1494  Thlr.,  Vormittag  10  Uhr; 

2.  Glaser  - Arbeiten  : 

a.  Loos  I,  gewöhnliche  Verglasung  für  rot.  845  Thlr. 

b.  Loos  II,  Glaseindeckung  mit  Doppelglas  für  rot.  7207  Thlr., 

Vormittag  101/,  Uhr; 

3.  Dachdecker- Arbeiten 

mit  Theerpappe  für  rot.  3181  Thlr.,  Vormittag  11  Uhr. 


Kosten -Anschlag  und  Bedingungen  liegen  auf  meinem  Bureau 
Koppenstrasse  6.  7.  zur  Einsicht  aus  und  können  auch  gegen  Er- 
stattung der  Kopialien  bezogen  werden. 

Die  Offerten  sind  nach  Abgebot  in  Prozenten  der  Anschlags- 
summe zu  machen  und  mit  entsprechender  Aufschrift  versehen,  bis 
zur  Terminsstunde  in  gedachtem  Bureau  einzureichen,  woselbst 
auch  die  Eröffnung  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submit- 
tenten stattfinden  soll. 

Berlin,  den  18.  Mai  1868. 

Der  Eisenbahn-Bauinspektor, 
i.  V.:  Goering. 


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226 


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VERZEICHNISS 

der 

in  den  preussischen  Provinzen  Hannover,  Schleswig-Holstein  und  Hessen-Nassau 

im  Staatsdienst  angestellten  Baubeamten. 

(Nach  der  Zeitschrift  für  Bauwesen,  1868,  Heft  4—7.) 


In  der  Provinz  Hannover. 


Land-Baubeamte. 


Giesewell,  Ober -Land -Baumeister  in  Stade. 

Mittelbach, 

desgl.  in  Hildeshein». 

Heider,  Land 

Baumeister 

in  Verden. 

Eichhorn, 

desgl. 

in  Celle. 

W agner, 

desgl. 

in  Verden. 

Peters, 

desgl. 

in  Northeim. 

Marwedel, 

desgl. 

in  Lüneburg. 

W ellenkamp , 

desgl. 

in  Osnabrück. 

Witting, 

desgl. 

in  Hannover. 

Beckmann, 

desgl. 

in  Göttingen. 

Pape,  Land -Bauinspektor 

in  Hannover. 

Siegener, 

desgl. 

in  Lüneburg. 

Bansen, 

desgl. 

in  Hannover. 

Döltz, 

desgl. 

in  Göttingen. 

Heins, 

desgl. 

in  Hildesheim. 

Hasenbalg, 

desgl. 

daselbst. 

Sch  ulze, 

desgl. 

in  Göttingen. 

Rhein,  Baurath  und  Direktor  der  Baugewerkschule  in  Nienburg. 

Schwägermann,  Land -Bauinspektor  in  Lüneburg. 

Steffen, 

desgl.  in  Hannover. 

Prael, 

desgl.  in  Lingen. 

Wolf, 

desgl.  in  Hannover. 

Wich  m an  n , 

desgl.  in  Lüneburg. 

Ludowieg, 

desgl.  in  Hameln. 

Bode, 

desgl.  daselbst. 

Heldberg, 

desgl.  daselbst. 

Leopold, 

desgl.  in  Aurich. 

Wasser -Bau  beamte. 

Buchholz,  Ober -Baurath  in  Hannover. 

Gereke,  Baurath  daselbst. 

Müller,  Wasser- Baudirektor  in  Aurich. 

Dincklage,  August,  Wasser -Bauinspektor  mit  dem  Titel: 
Direktor,  in  Koppelschleuse  bei  Meppen. 
Luttermann,  desgl.  desgl.  in  Hameln. 

Dincklage,  desgl.  in  Geestemünde. 


Richter,  Wasser- Bauinspektor 

• in  Hanekenfähr. 

Loges, 

desgl. 

in  Harburg. 

von  Horn, 

desgl. 

in  Osnabrück. 

Bauer, 

desgl. 

in  Hoya. 

Run  de, 

desgl. 

in  Stade. 

Taaks, 

desgl. 

in  Esens. 

Pampel, 

desgl. 

in  Neuhaus  a.  d.  Oste. 

Heye, 

desgl. 

in  Nienburg. 

Pralle, 

desgl. 

in  Northeim. 

Hess, 

desgl. 

in  Celle. 

Clauditz, 

desgl. 

in  Leer. 

Katz, 

desgl. 

in  Blumenthal. 

E vers, 

desgl. 

in  Winsen  a.  d.  Luhe. 

Schramm, 

desgl. 

in  Emden. 

Hoffmann, 

desgl. 

in  Hildesheim. 

Glünder, 

desgl. 

in  Hitzacker. 

Hobel, 

desgl. 

in  Hannover. 

Tolle, 

desgl. 

in  Bleckede. 

S c h a a f , 

desgl. 

in  Lingen. 

W ege-Baubeamte: 

Boekelberg 

I.,  Weg -Baumeister  in  Lüneburg. 

Bockeiberg 

II.,  Weg -Baurath  in  Hannover. 

Lüttich,  Weg -Baumeister  in 

Stade. 

Grimsehl, 

desgl.  in 

Hildesheim. 

Röse,  Weg- 

Bauinspektor,  in 

Diepholz. 

Weniger, 

desgl.  in 

Aurich. 

Koken, 

desgl.  in 

Stade. 

Gerig,  Weg- Bauinspektor, 

in  Osnabrück. 

Ilettberg, 

desgl. 

in  Hildesheim. 

Pottstock, 

desgl. 

in  Bassum. 

T hielen, 

desgl. 

in  Melle. 

Grahn, 

desgl. 

in  Osterode. 

Fenkhausen, 

desgl. 

in  Celle. 

Willigerod, 

desgl. 

in  Hameln. 

Arens, 

desgl. 

in  Harburg. 

Brünnecke. 

desgl. 

in  Lüneburg. 

Crame  r , 

desgl. 

in  Leer. 

Rumpf, 

desgl. 

in  Verden. 

Voigts, 

desgl. 

in  Hannover. 

D om e y er , 

desgl. 

in  Goslar. 

Meyer  I., 

desgl. 

in  Lingen. 

Hagenberg, 

desgl. 

in  Göttingen. 

Parisius, 

desgl. 

in  Einbeck. 

Meyer  II., 

desgl. 

in  Bremervörde. 

Haspelmath, 

desgl. 

in  Fürstenau. 

Iiöbel, 

desgl. 

in  Uelzen. 

Hart  mann, 

desgl. 

in  Walsrode. 

Süssmann, 

desgl. 

in  Neuhaus  a.  d.  Oste. 

von  der  Beck, 

desgl. 

in  Meppen. 

V o i g e s , 

desgl. 

in  Nienburg. 

Bei  dem  Konsistorium  zu  Hannover. 

Haase,  Konsistorial- Baumeister,  Titular- Baurath,  Lehrer  der 
Baukunst  an  der  polytechnischen  Schule  in  Hannover. 

Hülfsarbeiter,  Baukondukteure. 

Beim  Land  bau: 

Pampel  in  Verden. 

Fischer  in  Hildesheim. 

Schuster  in  Hannover. 

Fr  eye  daselbst. 

Habbe  in  Nienburg. 

Plötzen  in  Bücken  bei  Hoya. 

Beim  Wasserbau: 

Tolle  in  Norden. 

Bertram  in  Verden. 

Valett  in  Buxtehude. 

Oppermann  in  Meppen. 

Meyer  in  Celle. 

Grote  in  Harburg. 

Hoebel  in  Geestemünde. 

Rodde  in  Stade. 

Panse  in  Borkum. 

Dempwolf  in  Freiburg  a.  d.  Elbe. 

Salfeld  in  Celle. 

Beckering  in  Geestemünde. 

Garbe  in  Celle. 

Pellens  in  Gifhorn. 

La unhardt  in  Geestemünde. 

Oosterlnik  in  Einbeck. 

Kleinschmidt  in  Jork. 

Colberg  in  Neustadt- Gödens. 

Albrecht  in  Hameln. 

Robb  eien  in  Stickhausen. 

Quantz  in  Lüneburg. 

Borchers  in  Geestemünde. 

Rhode  in  Lingen. 

Bodecker  in  Fallersleben. 

Hoebel  in  Stade. 

Reissner  in  Verden. 

Hunäus  in  Otterndorf. 

Kappelhof  in  Meppen. 


Bei  dem  Ober-Präsidium  für  Schleswig  and  Holstein  und 
bei  der  Regierung  für  Holstein. 

Wie chers,  Kanal-Inspektor  des  Schleswig-Holsteinschen  Ka- 
nals in  Rendsburg. 

Edens,  Kondukteur  bei  dem  Inspektorate  dieses  Kanals,  daselbst. 


Scheffer,  Justizrath,  Deich-  und  Wasser  - Baudirektor  in 
Ottensen  bei  Altona. 

Fülscher,  Deich-  und  Wasser-Baukondukteur  in  Glückstadt. 
Kröhnke,  desgl.  in  Brunsbüttel. 

Jessen,  Chaussee-  und  Wege -Baudirektor  in  Itzehoe. 

Hey  dorn,  Gevollmäehtigter  bei  der  Chaussee-  und  Wege- 
Baudirektion  daselbst. 

Gätjens,  Wege -Inspektor  in  Itzehoe. 

Nönchen,  desgl.  in  Altona. 

Barg  um,  desgl.  in  Preetz. 

Beckmann,  Wege -Baumeister  in  Oldenburg. 

Krüger,  Land -Bauinspektor  in  Düsternbroock  bei  Kiel. 
Greve,  Baukondukteur  in  Kiel. 

Bei  der  Regierung  für  Schleswig. 

Herzbruch,  Chaussee-  und  Wege-Baudirektor  in  Flensburg. 
Christensen,  Wege- Bauinspektor  in  Schleswig. 

Fischer,  desgl.  in  Hadersleben. 

Eck  ermann,  desgl.  in  Husum. 

Thordsen,  Gevollmäehtigter  bei  der  Chaussee-  und  Wege- 
Baudirektion  in  Flensburg. 

von  Irminger,  Deich-  und  Wasser-Baudirektor  in  Husum. 
Matthiessen,  Deich-  und  Wasser-Baukondukteur  daselbst. 
Treede,  desgl.  daselbst. 

Holm,  Land -Bauinspektor  in  Flensburg. 


Bei  der  Regieruug  zu  Cassel. 

Lichtenberg,  Regierungs-  und  Baurath  in  Cassel. 
Sezekorn,  desgl.  daselbst. 

Landgrebe,  Baurath,  kommissarisch  b.  d.  Regierung  in  Cassel. 
Schulz,  Baurath,  bisher  Baureferent  in  Fulda. 

Müller,  desgl.  desgl.  in  Hanau. 

Matthei,  Land -Baumeister  in  Witzenhausen. 

Selig,  desgl.  in  Ziegenhain. 

Regenbogen,  desgl.  in  Marburg. 

Herrmann,  Wasser- Baumeister  in  Hanau. 

Herrmann,  Land -Baumeister  in  Wolfhagen. 


Koppen, 

desgl. 

in  Rinteln. 

Arend, 

desgl. 

in  Hofgeismar. 

Sallmann, 

desgl. 

in  Cassel. 

Augener , 

desgl. 

in  Frankenberg. 

Schmidt, 

desgl. 

in  Fulda. 

Arend, 

desgl. 

in  Eschwege. 

S chulz, 

desgl. 

in  Hi'infeld. 

Eggena, 

desgl. 

in  Cassel. 

Maurer, 

desgl. 

in  Schlüchtern. 

Reusse, 

desgl. 

in  Schmalkalden. 

Heyken,  Wasser -Baumeister  in  Cassel. 

Koppen,  Land 

- Baumeister  in  Kirchhain. 

Cäsar, 

desgl. 

in  Rotenburg. 

Rock, 

desgl. 

in  Homburg. 

Griesel, 

desgl. 

in  Herzfeld. 

Hoffmann, 

desgl. 

in  Melsungen. 

Spangenberg, 

desgl. 

in  Gelnhausen. 

Kullmann, 

desgl. 

in  Rinteln. 

Koppen, 

desgl. 

in  Hanau. 

Wolf,  Inspekto 

r der  Wasserleitung  in  Cassel. 

Wagner,  Bau- 

Commissar 

in  Witzenhausen. 

Fischbach , 

desgl. 

in  Helsa. 

Ehrhardt, 

desgl. 

in  Cassel. 

Auffahrt, 

desgl. 

in  Fulda. 

Heyderich, 

desgl. 

in  Wolfshagen. 

Hölke, 

desgl. 

in  Schmalkalden. 

D a 1 1 w i g h , 

desgl. 

in  Cassel. 

Schmidt, 

desgl. 

in  Hersfeld. 

Buch,  Bau-Inspektor  in  Bergen. 


Eckhardt,  Bau 

- Kommissar 

in  Ziegenhain. 

Schubarth, 

desgl. 

in  Frankenberg. 

Martin, 

desgl. 

in  Homburg. 

Gomber  t, 

desgl. 

in  Fretzlar. 

Hunrath, 

desgl. 

in  Melsungen. 

Berner, 

desgl. 

in  Rinteln. 

Hoffmann, 

desgl. 

in  Steinau. 

Arnold, 

desgl. 

in  Gersfeld. 

Mergard  t, 

desgl. 

in  Marburg. 

Jaeger, 

dessl. 

daselbst. 

Sunkel, 

desgl. 

in  Hanau. 

Schuwirth, 

desgl. 

in  Kirchhain. 

Stern, 

desgl. 

in  Rotenburg. 

Engelhard, 

desgl. 

in  Hofgeismar. 

Koppen, 

desgl. 

in  Rinteln. 

Bei  der  Regierang  za  Wiesbaden. 

Borggreve,  Reg.-  und  Baurath  in  Wiesbaden. 

Görz,  Ober-Baurath,  verwaltet  die  zweite  Regierungs-  und 
Bauraths -Stelle  zu  Wiesbaden. 

Fischer,  Assessor,  technischer  Hülfsarbeiter  bei  der  Regie- 
rung daselbst. 

Lokal-Baubeamte  und  Akzessisten. 
Eckhardt,  Wasser-,  Wege-  und  Brücken -Bauinspektor  in 
Frankfurt. 

Westerfeld,  Bauinspektor  in  Hamburg. 

Gross,  Kreis -Baumeister  in  Biedenkopf. 

Im  vormaligen  Herzogtham  Nassau. 

Lokal-Baubeamte 
für  die  Domanial-Bauverwaltung: 

Wolf,  Bauinspektor  in  Limburg. 

Goedicke,  desgl.  in  Wiesbaden. 

für  den  Landstrassenbau: 

Lossen,  Baurath  in  Wiesbaden. 

Esau,  Bauinspektor  in  Hadamar. 

Wiegand,  desgl.  in  Weilburg. 

Zais,  desgl.  in  Königstein. 

für  den  Hochbau: 

Zais,  Baurath,  Bauinspektor  in  Nassau. 

Hoffmann,  Ober  - Baurath,  desgl.  in  Wiesbaden. 

Preusser,  Baurath,  desgl.  in  Limburg. 

Maurer,  Bauinspektor  in  Montabaur. 

Willet,  desgl.  in  Eltville. 

Chelius,  desgl.  in  Dillenburg. 

für  den  Wasserbau: 

Preusser,  Bauinspektor  in  Biebrich. 

Akzessisten 

Malm,  Bauinspektor,  Akzessist  in  Wiesbaden,  für  die  Doma- 
nial  - Bau  Verwaltung. 

für  den  Landstrassenbau: 

Preusser,  Bauinspektor,  Akzessist  in  Hadamar. 

Schüler,  desgl.  desgl.  in  Höchst. 

Bertram,  desgl.  desgl.  in  Wiesbaden. 

Petsch,  Akzessist  in  Weilburg. 

Keller,  desgl.  in  Wiesbaden. 

für  den  Hochbau: 

Thoma,  Bauinspektor,  Akzessist  in  Wiesbaden. 

Müsset,  Akzessist  in  Höchst. 

Klein,  desgl.  in  Nassau. 

Moritz,  desgl.  in  Wiesbaden. 

Cramer,  desgl.  in  Dillenburg. 

Wolf,  desgl.  in  Limburg. 

Schapper,  desgl.  in  Montabaur. 

Halbey,  desgl.  in  Eltville. 

für  den  Wasserbau: 

Bald  us,  Bauinspektor,  Akzessist  in  Diez. 

Wäger,  Akzessist  in  Biebrich. 


Jahrgang  II. 


M 23. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  5.  Juni  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Freigebung  der  Baugewerbe  im  norddeutschen  Bunde. 
(Schluss.)  — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl. 
Bau- Akademie  zu  Berlin  im  August  1867.  (Fortsetzung.)  — Noch 
ein  Wort  über  Scbieferbedachungen.  — Einsturz  des  Michaeliskirch- 
thurms  in  Breslau.  — Vergleichung  der  Grössen  der  wichtigsten 
Räumlichkeiten  verschiedener  Bahnhöfe. — Feuilleton:  Auch  ein 

Wort  für  das  Metermaass.  — Das  Metermaass.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Sächsischer  Ingenieur-Verein.  — Architekten- Verein 
zu  Berlin.  — Vermischtes:  Gegenwärtige  Frequenz  der  Bau- Aka- 
demie zu  Berlin.  — Die  neuen  Themse- Boulevards  in  London.  — 
Infusorien-Lager  aus  Kieselerde  in  der  Lüneburger  Haide.  — Per- 
sonal-Nachrichten etc. 

Die  Freigebung  der  Baugewerbe  iin  [Norddeutschen  Bunde. 

( öentuss. ) 


Wenn  man  befürchtet,  dass  die  Freigebnng  der  Bau- 
gewerbe, wie  überhaupt  die  Gewerbefreiheit,  einen  plötz- 
lichen Umsturz  aller  Verhältnisse  bewirken  werde,  so  irrt 
man  sehr.  Formen,  die  durch  Jahrhunderte  bestanden 
haben,  sind  zu  dauerhaft,  als  dass  sie  nicht  noch  eine 
Zeit  lang  fortdauern  sollten,  wenn  auch  das  Leben  daraus 
gewichen  ist.  Es  wird  vorläufig  so  ziemlich  Alles  beim 
Alten  bleiben;  vielleicht  wird  sich  das  Publikum  in  sei- 
nem noch  allseitig  gehegten  und  gepflegten  Autoritäts- 
glauben zunächst  nur  um  so  fester  an  die  alten  geprüften 
Baugewerksmeister  anklammern  und  an  deren  bewährter 
Erfahrung  einen  Anhalt  in  den  neuen  und  ungewohnten 
Zuständen  suchen.  Allmälig  erst  und  langsam  wird  eine 
durchgreifende  Veränderung  sich  Bahn  brechen. 

Aber  diese  Veränderung  wird  zum  geringsten  Theile 
dadurch  erfolgen,  dass  nunmehr  auch  Architekten  oder 
Bauunternehmer  die  bisherigen  Rechte  der  Baugewerks- 
meister ausüben  und  mit  diesen  in  engere  Konkurrenz 
treten  werden.  Die  Fälle,  dass  sich  Baumeister  Maurer- 
und Ziinmergesellen  halten  sollten,  werden  aus  den  be- 
reits angeführten  Gründen  nicht  häufig  sein  und  auch 
das  so  oft  zitirte,  vielgefürchtete  Gespenst  der  „Häuser- 
fabrikation“ wird  schwerlich  toller  seinen  Spuk  ent- 
falten, als  dies  bereits  gegenwärtig  der  Fall  ist.  Aus 
dem  Gewerke  seihst,  aus  den  Reihen  der  wirklichen 
Werkleute  wird  unserer  Ansicht  nach  die  Reform  hervor- 
gehen. Und  während  zuweilen  der  Gewerbefreiheit  der 
Vorwurf  gemacht  wird,  dass  sie  die  Arbeit  dem  Kapital 
preisgebe  und  alle  kleinen  selbstständigen  Handwerker  zu 
Fabrikarbeitern  erniedrige,  dürfte  hei  der  Freigebung  der 
Baugewerbe  gar  leicht  das  umgekehrte  Verhältniss  ein- 
treten.  Für  den  jetzigen  Baugewerksmeister  ist  das 
eigentliche  Handwerk  nichts  als  ein  Durchgangsstadium, 
das  in  neuerer  Zeit  oft  genug  nur  formelle  Bedeutung 
hat;  in  erster  Linie  ist  er  als  Kaufmann  und  Architekt 
thütig  und  das  Verhältniss  zu  seinen  Arbeitern  ist  dem 
des  Fabrikanten  nicht  unähnlich.  In  keinem  anderen 
Gewerbe  ist  das  grosse  moderne  Prinzip  der  Arbeitstei- 
lung noch  so  wenig  verwirklicht,  in  keinem  anderen 
findet  der  Zug  nach  freier  Selbstständigkeit,  der  das  Ele- 
ment unserer  heutigen  Arbeiterbewegung  bildet,  einen  so 
offenen  Spielraum  und  eine  so  günstige  Gelegenheit. 

Zunächst  dürfte  sich  die  Zahl  der  Baugewerksmeister 
— für  die  jetzigen  Verhältnisse  freilich  schon  viel  zu 
gross  — noch  erheblich  vermehren,  indem  viele  Poliere 
sich  selbstständig  machen  und  als  kleine  Meister  auftreten 
werden.  Es  wird  dies  sehr  wohl  angehen,  wenn  sie  ihren 
Ehrgeiz  nicht  darauf  richten,  den  Apparat  des  bisherigen 
Meisterthums  zu  kopiren  und  Bauunternehmer  zu  werden, 
sondern  wenn  sie  sich  darauf  beschränken,  die  Ausführung 
einzelner  Bauten  zu  übernehmen,  die  sie  unter  persönlicher 
Mitwirkung  ganz  ebenso  für  den  Bauherrn  leiten,  wie  sie 


es  bisher  für  den  Meister  gethan  haben.  Es  dürften  solche 
kleine  Meister,  die  aus  dem  Rahmen  des  Handwerks  nicht 
heraustreten  und  die  durch  ihre  werkthätige  Theilnahme 
und  dauernde  Anwesenheit  bei  einem  Bau  eine  wirkliche 
Garantie  für  denselben  zu  leisten  im  Stande  sind,  sogar 
sehr  gesucht  werden.  — In  grösseren  Städten  werden  sich 
dem  Zuge  der  Zeit  gemäss  unzweifelhaft  freie  Assoziationen 
von  Arbeitern  bilden,  die  sich  zu  gemeinschaftlichen  Aus- 
führungen vereinigen.  Beispiele  dafür  liefern  nicht  allein 
Frankreich  und  England,  sondern  auch  in  Berlin  besteht 
bereits  seit  längerer  Zeit  eine  ähnliche  Einrichtung  in  den 
selbstständigen  P u tzk o lo n neu , Vereinigungen  von  3 bis 
4 Maurern  und  einem  Arbeiter,  die  sich  stets  nur  gemein- 
schaftlich einem  Meister  verdingen  und  den  Abputz  ganzer 
Gebäude  auf  gemeinschaftlichen  Akkord  übernehmen.  Es 
dürften  deren  anerkannt  ausgezeichnete  Leistungen  gleich- 
zeitig den  Beweis  liefern,  wie  viel  mehr  ein  selbstständiger 
Arbeiter  wertli  ist,  als  ein  Tagelöhner.  — In  kleinen 
Städten  und  auf  dem  Lande  dürften  endlich  die  eigent- 
lichen Schaarwerker  d.  s.  einzelne  Maurer-  oder  Zimmer- 
leute, welche  ausschliesslich  kleinere  Arbeiten  übernehmen, 
sich  noch  erheblich  vermehren  und  ihren  Wirkungskreis 
ausdehnen.  — Warum  alle  diese  genannten  Handwerker 
selbstständig  schlechtere  Arbeit  liefern  sollten  als  bisher, 
warum  sie  ferner  die  Ausbildung  von  Lehrlingen  auf  dem 
Bauplatze  — (für  die  weitere  Vorbildung  der  Gewerks- 
Lehrlinge  ist  die  Errichtung  von  Fachschulen  schon 
längst  ein  Bedürfniss)  — nicht  ebenso  gut  bewirken 
könnten  als  bisher,  vermögen  wir  nicht  einzusehen. 

Eine  solche  Absonderung  und  Selbstständigkeit  des 
eigentlich  werkthätigen  Elementes  im  Bauwesen  wird  aller- 
dings weitergreifende  Folgen  haben.  Zunächst  mehr  und 
mehr  auch  eine  Ausscheidung  des  spezifisch  kaufmännischen, 
spekulirenden  Elementes  von  dem  eigentlichen  Baubetriebe. 
Denn  die  grossen  Schwankungen,  welche  die  Forderungen 
der  Bauliandwerker  zeigen,  entspringen  nicht  aus  den  Dif- 
ferenzen der  Arbeitslöhne,  welche  einen  ziemlich  konstan- 
ten Werth  behalten,  sondern  finden  ihre  Erklärung  zumeist 
darin,  dass  die  Meister  gleichzeitig  die  Baumaterialien  lie- 
fern, welche  als  Handelsartikel  einer  Konjunktur  unterlie- 
gen ; an  einer  Arbeit  ohne  Materialienlieferung  pflegt  da- 
her in  günstigen  Baujahren  den  Meistern  auch  wenig 
gelegen  zu  sein.  Wie  ungünstig  freilich  dieser  Umstand 
auf  die  Arbeit  selbst  zurückwirkt,  wie  häufig  der  durch 
eine  misslungene  Spekulation  entstandene  Schaden  durch 
Ersparnisse  an  Arbeitslöhnen  wieder  gedeckt  werden  soll, 
dürfte  bekannt  sein.  Auch  hier  dürfte  nach  Freigebung 
der  Baugewerbe  die  Theilung  der  Arbeit  sehr  wohlthätig 
wirken.  Den  kleineren  selbstständigen  Bauhandwerkern 
wird  ein  derartiger  kaufmännischer  Betrieb  sich  von  selbst 
verbieten  und  so  wird  der  Handel  mit  Baumateria- 
lien sich  sehr  bald  als  ein  völlig  selbstständiges  Geschäft 


228 


ausbilden.  Zum  grossen  Theile  ist  dies  bereits  jetzt  der 
Fall  und  die  fabrikmässige  Herstellung  namentlich  der 
Maurermaterialien,  welche  täglich  ausgedehntere  Dimen- 
sionen annimmt,  kann  eine  weitere  Entwickelung  nur  be- 
günstigen. 

Es  wird  endlich  auch  eine  naturgemässe  Absonde- 
rung des  erfindenden  Elementes  stattfinden:  die  Thätigkeit 
des  Architekten  wird  eine  selbstständigere  Stellung, 
einen  grösseren  Umfang  gewinnen  als  bisher.  Der  Ar- 
beiter ist  ohne  Ehrgeiz  hierin  einen  Dilettantismus  auszu- 
üben, und  sollte  er  auch  bei  einer  Anzahl  kleinerer  Bauten 
ganz  ohne  Plan,  nur  nach  vorhandenen  Mustern  bauen,  j 
so  wird  er  in  den  meisten  Fällen  doch  bescheiden  aner- 
kennen, dass  seine  Kräfte  nicht  ausreichen.  Wird  die 
Mitwirkung  eines  Architekten  hierdurch  schon  bei  Auf- 
stellung des  Planes  veranlasst,  so  dürften  die  Bauherren 
unter  den  neuen  Verhältnissen  bald  genug  einsehen,  wie 
wichtig  ihnen  die  Hülfe  desselben  nicht  minder  bei  der  Aus- 
führung selbst  ist.  Ein  gesteigertes  Bedürfniss  nach  Ar- 
chitekten wird  entstehen  und  ein  neuer  ausgedehnter  Stand 
derselben  wird  sich  entwickeln.  Zum  geringsten  Theile 
werden  zu  demselben  die  für  den  Staatsdienst  geprüften 
Beamten  beisteuern  — wer  sollte  ferner  noch  Lust  haben 
für  jene  Zwecke  einen  solchen  langwierigen,  in  seinen  Er- 
folgen höchst  problematischen  Ausbildungsgang  einzu- 
schlagen! — in  überwiegender  Anzahl  wird  derselbe  aus 
den  Reihen  der  jetzigen  Baugewerksmeister  sich  entwickeln, 
von  denen  so  manche  schon  jetzt  unzweifelhaft  im  Stande 
sind,  höheren  Anforderungen  zu  genügen.  Durch  eine 
Erweiterung  der  bisherigen  Baugewerkschulen  werden  An- 
stalten entstehen,  die  zur  Ausbildung  von  Architekten  vor- 
züglich geeignet  sind,  mögen  dieselben  ihr  Fach  mit  einer 
Volksschulbildung  auf  dem  Bauplatz,  oder  mit  höherer 
Bildung  im  Atelier  begonnen  haben.  Der  grosse  Unter- 
schied gegen  jetzt  wird  nur  der  sein,  dass  künftig  alle 
Architekten  die  Grenze  ihrer  Ausbildung  nicht  in  den 
Vorschriften  einer  Prüfung*)  sondern  in  den  Anforde- 
rungen des  Publikums  suchen  werden,  das  unter  den 
neuen  Verhältnissen  sich  nicht  mit  sogenannter  Maurer- 


*)  Es  ist  charakteristisch,  wie  die  Berliner  Maurer-  und  Zim- 
mermeister, trotzdem  die  Mehrzahl  derselben  sich  doch  ganz  offenbar 
täglich  mit  Architektur  beschäftigt,  in  ihrem  Entwurf  eines  neuen 
Prüfung«- Reglements  jeden  Anspruch  auf  künstlerische  Ausbildung 
zurückzuweisen  suchen.  „Architektonische  Dekorationen,  korrekte 
Durchführung  bestimmter  Baustile,  künstlerisch  zu  lösende  innere 


meister- Architektur  und  Maurermeister- Grundrissen  be 
gnügen  wird,  wenn  es  eben  so  leicht  etwas  Besseres  er- 
halten kann.  Es  ist  dies  der  Punkt,  den  unser  früherer 
Aufsatz  im  Auge  hatte  und  auf  dessen  Ausführungen  wir 
daher  nun  verweisen  können.  Wir  zweifeln  in  der  That 
nicht  daran,  dass  die  bisherigen  Baugewerksmeister,  die 
zum  Theil  schon  jetzt  einsichtsvoll  genug  sind,  die  von 
ihnen  verlangten  Pläne  unter  der  Hand  von  Architekten 
anfertigen  zu  lassen,  sich  bald  genöthigt  sehen  werden, 
eine  erweiterte  Ausbildung  zu  suchen  und  Architekten  zu 
werden  und  wir  müssen  darauf  bestehen,  dass  wir  in  einer 
derartigen  Beseitigung  des  unnatürlichen  Unterschiedes 
zwischen  Architekten  und  Baugewerksmeistern  das  Fun- 
dament zu  einer  gedeihlichen,  selbstständigen  Entwicke- 
lung, zu  einer  neuen  Blüthe  unserer  Kunst  erblicken. 

Dass  eine  geraume  Zeit  vergehen  wird,  ehe  die  neuen 
Verhältnisse  sich  definitiv  gestaltet  haben,  dass  eine  Son- 
derung der  einzelnen  Elemente  des  Bauwesens,  wie  wir 
sie  andeuteten,  nicht  gleich  überall  so  scharf  ausgeprägt, 
sondern  mannigfach  kombinirt  sein  wird,  bedarf  wohl 
keiner  Erörterung.  Aber  jedenfalls  werden  die  Verhält- 
nisse sich  nicht  mehr  in  eine  Schablone  zwängen  dürfen, 
sondern  frei  nach  Neigung  und  Begabung  der  Personen, 
nach  Gunst  der  Gelegenheit  sich  entwickeln  können.  Man 
wird  in  erster  Linie  nicht  mehr  fragen  ob  ein  Bautech- 
niker das  Schurzfell  getragen  oder  eine  Akademie  besucht, 
was  er  gelernt  und  was  für  Prüfungen  er  bestanden  hat, 
sondern  was  er  leisten  kann  und  was  er  gebaut  hat. 

Nach  alledem  können  wir  nunmehr  die  Frage,  wer 
ein  Interesse  an  der  Freigebung  der  Baugewerbe  hat  und 
wer  Vortheil  daraus  gewinnen  wird,  ziemlich  kurz  beant- 
worten. 

Die  zu  Berlin  versammelten  Delegirten  Norddeutscher 
Baugewerke  meinen  bekanntlich,  dass  dies  einzig  und 
allein  die  „Königl.  Baumeister“  seien.  Wenn  sie  unsere 
Zeitung,  die  sie  als  Organ  der  unerfahrenen  und  jüngeren 
Architekten  bezeichnen,  hierfür  als  einzige  Quelle  zitiren, 
so  erweisen  sie  ihr  andererseits  die  durchaus  unverdiente 
Ehre,  einen  maassgebenden  Einfluss  auf  die  Entschlüsse 
des  hohen  Bundesrathes  ausgeübt  zu  haben;  denn  eben 

Einrichtungen  gewerblicher  Art,  welche  ein  besonderes  Fachstudium 
erfordern,  sind  nicht  zu  verlangen“  heisst  es  daselbst.  Freilich  fordern 
sie  dafür  vom  Maurer:  „Kenntniss  der  5 Säulenordnungen  mit  Bo- 
genstellungen und  Gebälken,  jedoch  nur  in  ihren  wichtigsten 
Verhältnissen  und  Formen“! 


Auch  ein  Wort  für  das  Metcrinaass.*) 

(Vom  Oberbaudirektor  Lasius  in  Oldenburg.) 

Man  kann  den  Schmerzensergiessungen  über  die  be- 
vorstehende Einführung  des  Metermaasses  ihre  volle  Be- 
rechtigung zugestehen  und  dennoch  die  Ueberzeugung 

*)  Es  wird  den  Lesern  uns.  Z.  willkommen  sein,  auch  die  Aeusse- 
rungen  einiger  Fachgenossen  zu  hören,  welche  die  Annahme  des 
metrischen  Maassystems  für  die  bevorstehende  deutsche  Maassreform 
vertheidigen.  Eine  weitere  Erörterung  der  Frage  dürfte  in  dem 
gegenwärtigen  Stadium  derselben,  wo  die  Entscheidung  bereits  nahe 
bevorsteht,  sich  nicht  mehr  empfehlen.  Die  zur  Vorberathung  des 
bezüglichen  Gesetz -Entwurfes  niedergesetzte  Kommission  des  Nord- 
deutschen Reichstages  hat  ihre  Arbeiten  bereits  vollendet  und  die 
Berathung  im  Plenum  steht  in  kurzer  Zeit  bevor.  Nach  dem  Vor- 
schläge der  Kommission  sollen  auch  die  letzten,  in  der  Vorlage  des  ! 
Bundesrathes  beibehaltenen  Anknüpfungspunkte  an  das  bisherige 
Maassystem  (Beibehaltung  der  Begriffe:  Ruthe,  Meile,  Morgen, 
Klafter,  Pfund)  beseitigt  und  die  französischen  Maasse  ohne  jeg- 
liche Modifikation  eingeführt  werden.  Wir  verweisen  in  letzter 
Hinsicht  auf  die  Aeusserung  einer  in  Sachen  der  Maassreform  all- 
seitig anerkannten  Autorität,  des  Ingenieur  en  chef  des  französischen 
Zentralbahnnetzes,  Wilhelm  Nördlinger,  der  auf  Veranlassung 
eines  in  unserem  Blatte  (Jahrg.  I.  No.  10  und  11)  erschienenen  Auf- 
satzes von  Prof.  Sonne  in  Stuttgart  in  No.  16  Seite  155  desselben 
Jahrgangs  schreibt:  „Ueberdies  will  es  mir  Vorkommen,  als  wäre 
die  Gefahr  zur  Annahme  irgend  eines  Aftersystems  nun  in  Deutsch- 
land so  ziemlich  überstanden , und  meine  Besorgniss  ist  eher  die : 
dass  das  französische  System  gar  zu  unverändert  angenommen  werde. 
Denn  wenn  mein  entschiedenster,  dringendster,  wohlgemeinter  Rath 
an  meine  deutschen  Landsleute  dahin  geht:  die  metrischen  Grund- 
einheiten sieh  unverändert  anzueignen,  so  bin  ich  nicht  minder  über- 
zeugt, dass  das  metrische  System  für  Deutschland  manche  Detail- 
Abänderung  erleiden  sollte,  z.  B.  durch  Beseitigung  dev  unprakti- 
schen, gelehrten  Nomenklatur  und  Abgeltung  von  der  allzustrengen 
dezimalen  Eiutheilnng.“  Die  Redaktion. 


hegen,  dass  der  Standpunkt,  welchen  No.  90  und  119  der 
Kreuzzeitung,  No.  19  und  21  dieses  Blattes  und  die  in 
No.  40  des  halleschen  Volksblattes  für  Stadt  und  Land 
enthaltene  Zurückweisung  der  in  No.  106  der  Kreuz- 
zeitung versuchten  Vertheidigung  des  Meters  inne  zu 
halten  bestrebt  sind,  aufgegeben  werden  müsse. 

Zu  laut  hat  die  Entwickelung  der  Verkehrsmittel, 
das  Bedürfniss  der  Zeitersparung  und  der  äussersten  Ver- 
hütung von  Missverständnissen,  ja  das  Verlangen  nach 
internationaler  Verständigung,  die  Nothwendigkeit  gepre- 
digt, manchen  der  im  Zählen  und  Messen  von  Jugend  auf 
eingelebten  Gewohnheiten  zu  entsagen.  Selbst  in  dem, 
durch  zähes  Festbalten  an  Herkommen  und  Gewohnheit 
sonst  ausgezeichneten  England  ist  das  Bewusstsein  wach 
geworden,  dass  trotz  der  weiten  Verbreitung,  welche  eng- 
lisches Maass  und  Gewicht  auf  der  ganzen  Erde  gewonnen, 
die  Einführung  eines  neuen,  dezimal  gegliederten  Münz-, 
Maass-  und  Gewichtssystems  eine  so  grosse  Wohlthat  für 
den  ganzen  bildungsfähigen  Theil  des  Menschengeschlechts 
sein  würde,  dass  dagegen  die  mit  der  Einführung  ver- 
bundene Beschwerde  ihre  Bedeutung  verliere.  Der  den 
Engländern  sicher  nicht  abzustreitende  praktische  Sinn  Hess 
bei  der  ersten  Londoner  Weltausstellung  im  Jahre  1851 
aus  dem  dringend  gefühlten  Bedürfnisse  gegenseitiger  Ver- 
ständigung die  Bildung  des  „internationalen  Vereins  zur 
Erlangung  eines  einheitlichen,  dezimalen  Münz-,  Maass- 
und Gewichts -Systems“  hervorgehen,  dessen  Thätigkeit 
sich  über  die  Länder  diesseits  und  jenseit  des  Ozeans 
erstreckt.  Der  britische  Zweig  dieses  5 ereins  bat  in 
zahlreichen  über  das  Land  verbreiteten  Flugschriften  der 
Kenntniss  und  dem  Werthe  der  Dezimalrecimung  immer 


229 


aus  ihr  wollen  sie  es  ableiten,  worauf  es  mit  der  ganzen 
Freigebung  der  Baugewerbe  zweifellos  „abgesehen  sei“. 
Wir  brauchen  auf  diesen  scherzhaften  Widerspruch,  wie 
auf  die  Behauptung  selbst  wohl  nicht  weiter  einzugehen; 
es  dürfte  Jedem  einleuchten,  dass  die  für  den  Staatsdienst 
geprüften  Baumeister,  deren  Privilegien  für  den  Privatbau  : 
gleichfalls  fallen,  und  denen  Nichts  bleibt  als  ihr  Titel, 
ein  persönliches  Interesse  an  der  Aufhebung  der  Gewerks- 
meisterprüfungen nicht  haben  können.  Wer  weiss,  ob  ihnen 
nicht  noch  einmal  jedwede  Beschäftigung  mit  Privatbauten 
untersagt  wird ! — Der  Stand  des  freien  Architekten  aber, 
von  dem  wir  sprachen,  er  soll  und  wird  sich  im  Wesent- 
lichen erst  heranbilden , kann  also  gegenwärtig  noch  gar 
nicht  in  Frage  kommen. 

Es  werden  jedoch  bei  einer  Freigebung  der  Bauge- 
werbe gewinnen: 

1.  Die  eigentlichen  Bauhand werker.  Aus  Tage- 
löhnern, die  gegenwärtig  ein  vagabondirendes,  zum  Theil 
sogar  ein  ziemlich  rohes  Element  der  Bevölkerung  bilden, 
werden  selbstständige  Handwerker,  — aus  Arbeitern , die 
im  Bewusstsein  ihrer  Nichtverantwortlichkeit  es  mit  der 
Gewissenhaftigkeit  ihrer  Arbeiten  nicht  eben  zu  genau 
nehmen,  werden  freie  Unternehmer  werden,  die  unter  der 
Kontrole  ihres  eigenen  und  gegenseitigen  Interesses  stehen. 
Eine  Verbesserung  ihrer  materiellen  Lage,  eine  sittliche 
Hebung  des  ganzen  Standes  wird  die  unzweifelhafte  Folge 
davon  sein. 

2.  Das  bauende  Publikum.  Bei  einer  freien 
Konkurrenz,  wie  sie  jetzt  trotz  der  anscheinenden  Ueber- 
zahl  an  Meistern  nicht  bestehen  kann,  wird  dasselbe  seine 
Bauten,  wenn  auch  wahrscheinlich  nicht  billiger,  so  doch 
verhältnissmässig  solider  und  zweckmässiger  hersteilen  als 
bisher.  Und  schon  das  wird  ihm  ein  unschätzbarer  Ge- 
winn sein,  dass  es  sich  nicht  mehr  aus  Bequemlichkeit 
auf  Titel  und  Prüfungen  verlassen  darf,  sondern  genöthigt 
sein  wird,  selbstständig  nachzuforschen,  was  der  Techniker 
leisten  kann,  dem  es  sein  Vertrauen  schenken  will. 

3.  Die  Baukunst,  für  welche  die  strengere  Thei- 
lung  der  Arbeit,  die  jeden  Dilettantismus  ausschliesst,  nur 
förderlich  sein  kann.  Wir  verweisen  in  dieser  Beziehung- 
wiederholt  auf  unsere  früheren  Ausführungen. 

4.  Das  Gemeinwesen;  denn  es  ist  selbstredend, 
dass  eine  Stärkung  der  einzelnen  Glieder,  die  Entfaltung  j 
so  vieler  gebundener  Kräfte  günstig  auf  das  Allgemeine 
zurückwirken  muss.  Welches  Interesse  der  Staat  an  der 


Frage  nimmt,  ist  von  ihm  selbst  wohl  am  Besten  dadurch 
bewiesen,  dass  er  zu  ihrer  Lösung  die  Initiative  er- 
griffen hat. 

Wir  wiederholen  schliesslich,  dass  wir  die  Besprechung 
der  Frage  zum  geringeren  Theile  deshalb  unternommen 
haben,  weil  wir  dem  Eindrücke,  den  die  Petitionen  der 
um  Beibehaltung  ihrer  Privilegien  besorgten  Baugewerks- 
meister auf  den  Reichstag  des  Norddeutschen  Bundes  und 
auf  das  Publikum  machen  könnten,  entgegen  zu  arbeiten 
wünschten.  Wir  vertrauen  in  dieser  Sache  ziemlich  rück- 
haltlos auf  den  Sieg  der  zwingenden  Wahrheit.  Aber  es 
schien  erforderlich,  einmal  die  gegen  uns  ausgesprochenen 
Verdächtigungen  zurückzuweisen,  andererseits  eine  weitere 
Klärung  der  Ansichten  innerhalb  unseres  Faches  selbst 
anzubahnen.  Hoffentlich  ist  dieselbe  einer  Versöhnung 
günstig,  hoffentlich  haben  sich  auch  unsere  Gegner  über- 
zeugt, dass  wir  in  dieser  Sache  keine  Parthei , sondern 
nur  das  Prinzip  vertreten,  welches  den  Lebensnerv  unserer 
Bestrebungen  bildet.  — 

Eine  Hebung  ihres  Standes,  damit  eine  Hebung  unsres 
Faches,  ist  die  positive  Forderung,  welche  von  den  Bau- 
gewerksmeistern aufgestellt  worden  ist  und  der  wir  uns 
von  Herzen  anschliessen,  wenn  wir  solches  Resultat  aller- 
dings auch  auf  ganz  andere  Weise  erzielt  wissen  wollen, 
wie  sie.  Wir  hoffen,  dass  diese  Gegensätze  in  der  Form 
sich  schnell  genug  vermitteln  werden,  wenn  die  Freigebung 
der  Baugewerbe  nur  erst  wirklich  erfolgt  ist  und  keinen 
jener  schlimmen  Nachtheile  mit  sich  gebracht  hat,  die 
man  jetzt  von  ihr  fürchtet.  Denn  so  gut  es  sein  mag, 
die  tiefgewurzelten  Gegensätze  einmal  zum  gründlichen  Aus- 
trag zu  bringen,  so  thut  unserem  Fache  doch  vor  allen 
Dingen  nicht  Zwist,  sondern  die  Einigkeit  Noth.  — Wir 
haben  in  dieser  Hinsicht  bereits  die  aufrichtige  Freude 
gehabt,  von  mehren  Gewerksmeistern,  denen  wir  hiermit 
herzlichst  danken,  schriftliche  Beweise  ihrer  Zustimmung 
zu  erhalten. 

Wenn  übrigens  die  mehrfach  genannten  Delegirten 
am  Schlüsse  ihres  Schriftstückes  gleichsam  als  höchste 
Karte  die  Forderung  ausgespielt  haben,  dass  mit  den  Bau- 
gewerksmeister-Prüfungen,  ja  noch  viel  eher  als  diese, 
auch  die  Baumeisterprüfungen  fallen  möchten,  so  gehört 
eine  derartige  Forderung  zwar  nicht  vor  den  Reichstag 
des  Norddeutschen  Bundes  und  nicht  in  die  Verhandlun- 
gen über  die  Gewerbefreiheit,  aber  wir  können  uns  im- 
merhin freuen,  dass  diese  Frage,  in  welcher  wir  die  An- 


weitere Anerkennung  verschafft;  die  späteren  Weltausstel- 
lungen von  1855,  1862  und  1867,  sowie  die  statistischen 
Kongresse  haben  die  Verständigung  der  verschiedenen 
Regierungen  angebahnt  und  von  allen  Seiten  kommt  man 
sich  in  dem  Bestreben  entgegen,  die  Schranken  zu  besei- 
tigen, die  der  Ausbreitung  und  Erleichterung  des  Ge- 
schäftsverkehrs unter  den  Völkern  noch  entgegenstehen. 

Deutschland  ist  nicht  zurückgeblieben.  Hat  es  frei- 
lich auf  die  durch  die  deutsche  Bundesakte  schon  1815 
in  Aussicht  gestellte  Regelung  lange  warten  müssen,  so 
hat  sich  doch  im  Laufe  der  letzten  fünfzig  Jahre  die  Ver- 
wirrung sehr  gelichtet,  die  sonst  auf  dem  Münz-,  Maass- 
und Gewichtwesen  lastete.  Am  Durchgreifendsten  ist 
Preussen  1816  in  seiner  Maass-  und  Gewichtordnung  vor- 
gegangen, welche  hinsichtlich  des  Maasswesens  noch  be- 
steht, hinsichtlich  des  Gewichts  aber  1856  auf  metrischer 
Grundlage  abgeändert  ist.  Das  Münzwesen  ist  durch  die 
Münzverträge  von  1837,  1838  und  1857  zwar  vereinfacht, 
doch  fehlt  noch  viel  an  einem,  den  internationalen  Ver- 
kehr befriedigenden  Zustande.  Ein  1860  beim  Bundes- 
tage auf  Einleitungen  für  gleiches  Maass  und  Gewicht 
gestellter  Antrag  führte  1861  zu  Kommissions -Verhand- 
lungen in  Frankfurt,  von  denen  Preussen  sich  noch  fern 
hielt,  weil  es  die  Opportunität  der  Maassregel  bezweifelte, 
und  bei  der  Hir  sein  Land  bereits  getroffenen  Ordnung 
der  Verhältnisse  allerdings  auch  mindere  Veranlassung 
hatte,  auf  Aenderungen  hinzuarbeiten.  Dennoch  bethei- 
ligte es  1865  sich  ebenfalls,  unter  Verzichtleistung  auf 
den  preussischen  Fuss,  an  der  weiteren  Entwickelung  der 
Sache  und  an  dem  Entwürfe  einer  deutschen  Maass-  und 
Gewichtordnung,  welcher  das  Meter  als  Grundlage  an- 


nimmt, welcher  auch  der  jetzt  dem  Reichstage  gemachten 
Vorlage  zur  Basis  dient,  dieser  aber  in  wesentlichen  Punk- 
ten nachsteht.  Denn  jener  Entwurf  kam  nur  als  Kom- 
promiss der  von  verschiedenen  Staaten  sehr  verschieden 
instruirten  Bevollmächtigten  zu  Stande  und  musste  manche 
Besonderheit  aufrecht  erhalten,  welche  sich  mit  dem  im 
Ganzen  angestrebten  Ziele  wenig  vertrug.  So  verlangte 
damals  Preussen  neben  dem  Meter  noch  die  Annahme  ir- 
gend eines  Fasses,  und  hielt  dessen  fortdauernde  Geltung 
(seihst  unter  dem  Aufgeben  des  eignen , durch  Bessel’s 
Bestimmungen  vorzüglich  wohlbegründeten  Fusses)  für  so 
wichtig,  dass  es  die  Aufnahme  des  s.  g.  Dreidezimeter  - 
fusses  unter  die  zulässigen  Maassgrössen  zur  conditio  sine 
qua  non  seines  Mitwirkens  machte. 

Wenn  jetzt  Preussen  in  der  dem  norddeutschen  Bunde 
gemachten  Vorlage  von  einer  bis  dahin  für  unerlässlich 
gehaltenen  Beibehaltung  irgend  welchen  Fussmaasses  ab- 
sieht, so  gebührt  sich’s  wohl,  nach  den  Gründen  einer  so 
auffallenden  Erscheinung  zu  fragen,  zumal  wohl  Niemand 
weder  der  preussischen  Regierung,  noch  dem  englischen 
Volke  unbedachte  Neuerungssucht  wird  Schuld  geben  wol- 
len. Es  finden  sich  diese  Gründe  ausgesprochen  in  den 
Motiven  des  von  dem  Bundesrathsausschusse  für  Handel 
und  Verkehr  am  1.  Mai  d.  J.  erstatteten  Berichts,  welchem 
sie  in  einem,  dem  Gutachten  der  Frankfurter  Kommission 
vom  30.  April  1861  wortgetreu  entnommenen  Auszuge  an- 
gefügt sind,  und  von  diesem  Gutachten  sich  nur  durch 
Weglassung  der  meisten  jener  Auswüchse  unterscheiden, 
die  das  Hängen  an  gewohnten  Vorstellungen  noch  hatte 
stehen  lassen. 

Jene  Motive  entwickeln  nun  ausführlich,  wie  alle  für 


230 


sicht  der  Delegirten  durchaus  theilen,  wieder  einmal  und 
zwar  von  anderer  Seite  einen  öffentlichen  Stoss  bekommen 
hat.  So  lange  der  Staat  seine  Beamten  prüft,  wird  der- 
selbe zwar  schwerlich  von  einer  Prüfung  der  Baumeister, 
denen  er  die  Verwaltung  des  in  ununterbrochenem  Bau- 
betriebe befindlichen  Staatseigenthums  an  Eisenbahnen, 
Land-  und  Wasserstrassen  an  vertraut,  abstehen,  hingegen 
dürfte  selbst  für  Preussen  die  Zeit  nicht  mehr  fern  sein, 
wo  die  im  Staatsdienste  beschäftigten  Architekten  von  der 
Zwangsehe  mit  dem  Ingenieurwesen  erlöst  und  ihrer  freien 


Kunst  als  freie  Künstler  zurückgegeben  werden.  Wenn 
keine  anderen  Gründe  eine  solche  Lösung  erzwingen,  so 
wird  es  gar  bald  die  bittere  Nothwendigkeit  thun.  Denn 
schon  jetzt  ziehen  sich  fast  alle  hervorragenden  künstle- 
rischen Talente  vor  dem  Dienste  als  Baubeamter  zurück; 
bei  einer  Erweiterung  der  architektonischen  Thätigkeit, 
wie  sie  die  Gewerbefreiheit  bringt,  wird  dies  noch  in  er- 
höhtem Maasse  der  Fall  sein.  Und  so  dürften  sich  die 
Folgen  einer  Freigebung  der  Baugewerbe  auch  in  dieser 
Beziehung  als  segensreich  erweisen.  — F.  — 


Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Konigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung  aus  No.  18.) 


Travemünde. 

Die  sogenannte  „Lübecker  Bucht“  ist  an  drei  Seiten 
ganz  vom  Lande  umschlossen  und  öffnet  sich  nur  nach 
Osten  gegen  die  See.  Für  die  Seefahrer  ist  sie  kenntlich 
gemacht  durch  zwei  Leuchtfeuer,  das  zu  Neustadt  am 
nördlichen  Ende  der  Bucht,  und  das  zn  Travemünde,  an 
deren  südlichen  Ende.  Zu  Neustadt  befindet  sich  auf 
einem  ca.  45'  hohen,  viereckigen  Thurm  eine  Laterne  mit 
Blickfeuer;  eine  Besichtigung  war  nicht  thunlicb. 

Der  Leuchtthurm  zu  Travemünde  ist  von  unten 
auf  rund  ausgeführt  und  zeigt  zwei  Feuer  übereinander, 
nämlich  in  100'  Höhe  über  dem  Wasserspiegel  das  soge- 
nannte „Hauptlicht“,  und  darunter  in  68'  Höhe  über  dem 
Wasserspiegel  das  sogenannte  „Rhedelicht“.  Beide  Feuer 
senden  ihr  Licht  nur  nach  Osten  hin,  auf  die  Rhede  von 
Travemünde  hinaus,  und  da  somit  der  von  dem  Lichte  zu 
erhellende  Theil  des  Horizontes  einem  nur  sehr  kleinen 
Zentriwinkel  entspricht,  so  ist  eine  eigentliche,  aus 
Glas  und  Eisen  konstruirte  „Laterne“  hier  für  überflüssig 
erachtet  und  das  „Hauptlicht“  in  einer  kleinen,  von  mas- 
siven Wänden  umschlossenen  Kammer  untergebracht,  deren 
Frontwand  mit  breiten  Fenstern  durchbrochen  ist.  Das 
„Hauptlicht“  hat  ein  „festes  Feuer“,  das  durch  drei  neben 
einander  hängende  Oellampen  mit  messingnen  (nicht  ver- 
silberten) Reverberen  erzeugt  und  durch  glatte  Scheiben 
hindurch  — also  ohne  Fresnel’sche  Linsen  — ausgesen- 
det wird;  dieses  „Hauptlicht“  ist  16  Seemeilen  = ca. 
4 deutsche  Meilen  ('nach  anderen  Angaben  6 deutsche 
Meilen)  weit  sichtbar.  Das  „Rhedelicht“  zeigt  ebenfalls 
ein  „festes“,  nur  für  die  auf  der  Rhede,  liegenden  Schiffe 
bestimmtes  Feuer,  das  durch  eine  einzige,  mit  einem  Re- 


verber  versehene  Oellampe  gebildet  wird,  die  in  dem 
Rundbogenfenster  über  einer  Balkonthür  aufgestellt  wird  und 
6 Seemeilen  (=  ca.  1 */2  deutsche  Meilen)  weit  sichtbar  ist. 

Für  ein  bis  auf  die  Rhede  von  Travemünde  gelang- 
tes Schiff  ist  daher  die  Lokalität  sehr  genau  bezeichnet; 
soll  das  Schiff  aber  in  den  Hafen  einlaufen,  so  müssen 
noch  weitere  Signale  gegeben  werden,  da  die  Einfahrt 
nicht  gefahrlos  ist.  Während  nämlich  die  Wassertiefe  der 
hier  in  die  Ostsee  mündenden  Trave  kurz  oberhalb  Trave- 
münde noch  20  — 24'  beträgt  und  die  Wassertiefe  der 
Rhede  vor  Travemünde  sich  nur  ganz  allmälig  von  über 
60'  bis  auf  etwa  24'  vermindert,  liegt  gerade  vor  der 
Mündung  der  Trave,  also  vor  der  Hafeneinfahrt,  eine 
Barre,  über  welcher  die  Wassertiefe  kaum  noch  12'  be- 
trägt, und  in  der  daher,  um  den  Hafen  zugänglich  zu 
machen  — durch  Baggerung  eine  Fahrrinne  von  18'  Was- 
sertiefe freigehalten  werden  muss.  Diese  Fahrrinne  ist  nun 
wohl  durch  Tonnen  uud  Baken  genau  bezeichnet,  indessen 
ist  es  einestheils  kaum  möglich,  durch  Baggerung  in  be- 
wegter See  eine  ganz  gleichmässige  Tiefe  zu  erzeugen, 
anderentheils  aber  können  auch  die  Ablagerungen  in  Folge 
von  Sturm  und  Wellenschlag  leicht  ihre  Lage  verändern 
und  die  Fahrrinne  bald  mehr,  bald  weniger  zuschlammen 
und  endlich  kann  sich  auch  die  Wassertiefe  in  der  Fahr- 
rinne noch  wesentlich  verändern,  je  nachdem  nordöstliche 
Winde  Seewasser  in  die  Trave  hineintreiben  und  diese 
dadurch  aufstauen,  oder  südwestliche  Winde  das  Wasser 
aus  der  Trave  hinaustreiben  und  deren  Wasserspiegel  da- 
durch senken.  Das  Fahrwasser  der  Einfahrt  ist  demnach 
so  unsicher,  dass  in  der  Regel  kein  Schiff  ohne  Lootsen 
einsegeln  soll. 


den  fraglichen  Zweck  zu  machenden  Vorschläge  entweder  nur 

1.  eine  gänzlich  neue  Maasseinheit  aufstellen, 

2.  oder  einen  in  Deutschland  schon  bestehenden  Fuss, 

8.  oder  endlich  irgend  ein  ausserdeutsches  Maass  zur 

Annahme  empfehlen  können;  — 

wie  zu  1.  weder  der  Schritt,  noch  eine  aus  der  Grösse 
des  Erdhalbmessers  abgeleitete  Elle,  noch  einer  der  Fusse, 
die  man  als  ‘/3  des  Sekundenpendels  für  irgend  einen  Ort 
der  Erde,  oder  als  Theilgrösse  der  geographischen  Meile 
oder  des  Erdäquators,  oder  in  solcher  Grösse  hinstellen 
möchte,  dass  dessen  Würfel  genau  50  Zollpfund  Wasser 
fasse,  noch  ein  anderes  Maass  der  Art,  einem  Theile 
Deutschlands  den  Vortheil  biete,  sein  gewohntes  Maass  zu 
behalten,  und  doch  auch  nicht  zu  dem  französischen  oder 
englischen  Maasse  in  einer  irgend  einfachen  Beziehung  stehe; 

wie  zu  2.  nur  ein  Fuss  von  überwiegend  geographi- 
scher Verbreitung  oder  von  sehr  einfacher  Beziehung  zu 
dem  in  den  westlichen  Nachbarstaaten  geltenden  Maasse 
einen  Anspruch  auf  Annahme  zum  deutschen  Fusse 
machen  könne,  dem  hier  zunächst  in  Frage  kommenden 
preussischen  Fusse  jedoch  sein  völlig  irrationales  Verhält- 
niss  zum  Meter  und  zum  englischen  Fusse,  seine  Zwölf- 
theilung  und  der  Mangel  einer  einfachen  Beziehung  so- 
wohl zu  dem  deutschen  Pfunde  von  500  Gramm,  wie  zu 
den  Flächen  und  Körpermaassen,  hindernd  entgegentrete; 
— wie  ferner  ein  aus  dem  Meter  im  Verhältnisse  zu  */2 
oder  % oder  3/j0  oder  */|  abgeleiteter  Fuss  keine  der 
aufzustellenden  Bedingungen  genügend  erfülle; 

wie  zu  3.  nur  zwischen  dem  Meter  und  dem  engli- 
schen Fusse  die  Wahl  frei  bleibe,  dieser  gleichwohl  zu 
jenem  in  einem  ebenso  unbequemen  Verhältnisse  stehe, 


wie  der  preussische  Fuss,  überdies  aber  in  England  der 
Uebergang  nicht  blos  zu  einer  durchgeführten  Dezimal- 
theilung,  sondern  selbst  zum  Meter  vorbereitet  werde; 

wie  endlich  nur  das  Meter  den  Charakter  eines 
Universal -Maasses  der  kultivirten  Welt  besitze. 

Es  wird  dann  ferner  die  jetzige  Verbreitung  und 
mannigfache  Beziehung  des  Meters  zu  Maass-  und  Ge- 
wichtgrössen dargethan,  auch  werden  die  vornehmsten 
Einwürfe  zurückgewiesen,  welche  dem  Meter  — bald 
wegen  seiner  ungenau  bestimmten  Grundlage,  bald  wegen 
seiner  fremden  Abstammung  (Einige  nennen  das  seinen 
revolutionären  Ursprung)  bald  wegen  der  Namengebung, 
wegen  der  ungewohnten  Grösse  u.  s.  w.  — gemacht  zu 
werden  pflegen.  Kurz,  es  ist  nichts  versäumt,  die  Sache 
dem  Verständigen  klar  vor  Augen  zu  legen,  und  es 
scheint  nichts  weiter  zu  fehlen,  als  dass  diejenigen,  die 
sich  berufen  glauben,  ihre  Stimn  e gegen  die  heillose 
Neuerung  zu  erheben,  sich  zuvor  mit  dem  Gegenstände 
ein  wenig  bekannt  machen,  um  den  es  sich  handelt. 

Indem  wir  im  Uebrigen  auf  die  Motive  der  Vorlage 
Bezug  nehmen,  sei  es  uns  erlaubt,  auf  einige  der  gegen 
das  Metermaass  am  häufigsten  erhobenen  Einwürfe  etwas 
näher  einzugehen. 

Man  sagt,  nur  ein  Naturmaass  könne  eine  passende 
Grundlage  für  ein  Maassystem  sein,  und  versteht  unter 
dem  Naturmaasse  natürlich  ein  solches,  auf  welches  man 
leicht  müsse  zurückgreifen  können,  wenn  die  konventionelle 
Grundlage  einmal  möchte  abhanden  gekommen  sein. 
Nun  hat  aber  der  in  der  Wissenschaft,  wie  in  der  Tech- 
nik mit  Riesenschritten  vordringende  Fortschritt  längst 
dargethan , dass  nichts  schwieriger  ist,  als  die  „leicht  bei 


231 


Gelangt  Nachts  ein  Schiff  auf  die  Rhede,  welches  in 
den  Hafen  von  Travemünde  einsegeln  will,  so  muss  es, 
den  örtlichen  Vorschriften  gemäss,  zunächst  noch  in  5 — 6 
Faden  Wassertiefe  bleiben  und  eine  nach  allen  Seiten  hin 
helleuchtende  Laterne  hissen,  bis  ihm  von  der  auf  der 
südlichen  Mole  befindlichen  weissen  Bake  als  Gegensignal 
ein  rothes  Licht  gezeigt  wird.  Dann  darf  sich  das  Schiff' 
dem  Hafen  nähern,  bis  es  noch  etwa  27'  Wassertiefe  hat, 
muss  dann  aber  ankern  und  liegen  bleiben,  bis  der  Lootse 
an  Bord  ist,  der  dann  für  das  sichere  Einlaufen  verant- 
wortlich ist.  Bei  Tage  ist  es  theils  nicht  immer  nöthig, 
theils  nicht  immer  möglich,  den  einsegelnden  Schiffen 
einen  Lootsen  an  Bord  zu  geben,  und  müssen  daher  in 
solchen  Fällen  noch  weitere  Signale  gegeben  werden. 
So  wird  zunächst  die  über  der  Barre  befindliche  augen- 
blickliche Wassertiefe  vom  Leuchtthurm  aus  in  folgender 
Weise  signalisirt.  Beträgt  die  Wassertiefe  über  der  Barre  14' 
oder  weniger  als  14',  so  wird  noch  gar  kein  Signal  gegeben; 
beträgt  die  Wassertiefe  aber  mehr  als  14',  so  wird  nur 
dieses  „Mehr“  durch  blaue  Flaggen  und  blaue  Wimpel 
bezeichnet  und  zwar  bedeutet  jede  blaue  Flagge  2',  jeder 
blaue  Wimpel  1'  mehr  als  14'  Wassertiefe.  Ferner  be- 
findet sich  auf  dem  nördlichen  Bohlwerk  eine  Bake,  die 
als  optischer  Telegraph  dient  und  die  „Wink-Bake“  heisst, 
weil  sie  einen  beweglichen  Arm  mit  einer  weiss  und  rothen 
Kugel  trägt,  vermittelst  deren  dem  einsegelnden  Schifte 
nach  derjenigen  Seite  „gewinkt“  werden  kann,  nach  wel- 
cher hin  es  seinen  Kurs  nehmen  soll.  — 

Unterhalb  der  nördlichen  Mole  ist  an  der  Hafenein- 
fahrt ein  kleines,  durch  eine  hölzerne  Gilterthür  absperr- 
bares  Bassin  für  die  Lootsenböte  angelegt,  neben  demsel- 
ben ein  Schuppen  für  die  Rettungs- Apparate:  ein  Ret- 
tungsboot nebst  Zubehör  und  ein  Raketen -Apparat.  Das 
Rettungsboot,  mit  doppeltem  Boden  und  mit  allem,  zur 
sofortigen  Benutzung  erforderlichen  Zubehör  (Ruder,  Taue, 
Kloben,  Pffaschenzüge,  life-preserver , d.  i.  mit  Kork  ge- 
füllte Ringe  u.  s.  w.)  versehen,  ruht  auf  einem  starken 
Wagen,  auf  dem  es  leicht  an  den  Strand  gefahren  werden 
kann,  ebenso  ist  der  Raketen -Apparat  auf  einem  beson- 
deren Wagen  zusammengepackt.  Der  Apparat  umfasst 
einen  dreibeinigen  Bock,  der,  wenn  er  aufgestellt  ist,  als 
Lafette  für  die  Rakete  dient,  einen  Kasten  mit  dem  Ret- 
tungsseil, das  hierin  um  hölzerne,  von  dem  Boden  auf- 
steigende Dorne  so  umgewickelt  ist,  dass  es,  wenn  es  mit 
der  Rakete  verbunden  ist,  mit  dieser  aufsteigen  und 


einander  wohnenden  Gedanken“  durch  Zahl  und  Maass 
im  Raume  fest  zu  bannen  und  einer  gedachten  Grösse  so 
eng  bestimmte  Grenzen  anzuweisen,  dass  Einer,  der  den- 
selben Gedanken  gehegt  hat,  in  Maass  und  Zahl  genau 
auf  dieselbe  Grösse  komme,  wie  ein  Anderer  vor  ihm. 
Daher  hat  man  die  Idee  eines  Naturmaasses  — sei 
dasselbe  vom  Rendel  oder  von  dem  Erdkörper  herge- 
nommen — für  wissenschaftliche  Zwecke  längst  aufge- 
geben und  hört  man  nur  noch  allenfalls  von  natürlichen 
Maassen,  d.  h.  von  solchen  reden,  die  dem  Menschen 
angeboren  sind,  wie  z.  B.  Klafter,  Elle,  Fuss  (Schuh?) 
Zoll  u.  s.  w.  Verbindet  man  damit  etwa  den  Sinn: 
Weil  Gott  dem  Menschen  einen  Fuss  gegeben  hat,  der 
etwa  halb  so  lang  ist,  wie  der  Arm  von  der  Schulter  bis 
zum  Handgelenke,  so  seien  jenes  einfache  und  dieses 
doppelte  Maass  gleichsam  von  Gott  zu  Maassgrössen  ver- 
ordnet, und  es  sei  ein  Auflehnen  gegen  göttliche  Ordnung, 
wenn  man  sich  nach  anderen  umsehe:  so  könnte  man  zu- 
nächst mit  dem  Verlangen  antworten,  den  Normalmenschen 
zu  bezeichnen,  dessen  Arm  und  Fuss  zur  Richtschnur  zu 
dienen  habe.  Weiter  aber  lässt  sich  denen,  die  Gottes 
Ordnung  in  der  Natur  auch  auf  das  Leben  und  seine 
Gewohnheiten  anzuwenden  lieben,  entgegnen,  dass  die 
fünf  Finger  an  jeder  Hand  dem  Menschen  als  ein  Finger- 
zeig gegeben  sind,  dass  er  nach  zehn  zu  zählen  habe 
und  dass  die  in  manchen  Stücken  üblich  gewordene 
Zwölftheilung  ebensogut  eine  Ueberschreitung  der  natür- 
lichen Ordnung  gewesen  sei,  wie  das  Aufsuchen  eines 
vom  menschlichen  Körper  vorgezeichneten  Maasses. 

Wer  es  der  Mühe  werth  hält,  sich  mit  den  Eigen- 
thümlichkeiten  des  Metermaasses  ein  wenig  genauer  bekannt 


sich  schnell  und  sicher  abwickeln  kann,  ohne  Verschlingun- 
gen zu  bilden,  — endlich  noch  einen  Vorrath  der  Raketen 
selbst.  Diese  Raketen  sollen  zur  Zeit  der  Gefahr  über 
ein  gefährdetes  Schiff,  dem  wegen  Sturm  und  Wellen- 
schlag auf  keine  andere  Weise,  selbst  nicht  mehr  mit  dem 
Rettungsboot  Beistand  geleistet  werden  kann,  fortgeschossen 
werden  und  diesem  das  Rettungsseil  zuführen,  so  dass 
dann  zwischen  dem  Schiff  und  dem  Lande  eine  Verbin- 
dung hergestellt  ist,  die  zu  weiteren  Rettungs-Versuchen 
benutzt  werden  kann.  Die  hierzu  erforderlichen  eisernen 
Raketengeschosse  werden  in  der  Königl.  Geschütz  -Gies- 
serei  in  Spandau  gefertigt  und  es  stellt  sich  der  Preis 
für  jeden  Schuss  auf  ca.  5 Thlr. 

Travemünde  ist  als  selbstständiger  Hafen  nur  von 
sehr  untergeordneter  Bedeutung,  dagegen  um  so  wichtiger 
als  Vorhafen  von  Lübeck,  und  wird  voraussichtlich  noch 
mehr  an  Bedeutung  gewinnen,  wenn  erst  die  enge  Ver- 
bindung beider  Städte  erfolgt  und  die  in  Aussicht  genom- 
mene Eisenbahn  ausgeführt  sein  wird.  Die  einzige  bis- 
herige Verbindung  dieser  beiden  Städte  durch  die  Schiff- 
fahrt anf  der  Trave  vermag  den  gesteigerten  Ansprüchen 
auf  Sicherheit  und  Schnelligkeit  des  Transportes  um  so 
weniger  zu  entsprechen,  als  im  Winter  diese  Kommuni- 
kation wohl  gänzlich  unterbrochen  ist  und  die  Trave 
zwischen  Lübeck  und  Travemünde  so  viele  Krümmungen 
macht,  dass  der  von  den  Schiffen  zurückzulegende  Weg 
etwa  drei  Meilen  lang  ist,  während  die  direkte  Entfernung 
beider  Städte  von  einander  nur  etwa  zwei  Meilen  beträgt. 
Ueberhaupt  ist  der  Lauf  der  Trave  ein  sehr  eigenthüm- 
licher.  Sie  entspringt  nur  wenige  Meilen  von  Lübeck 
und  dem  Ostseestrande  entfernt,  wendet  sich  aber  — an- 
statt diesem  in  nordöstlicher  Richtung  direkt  zuzuei- 
len — erst  nach  Norden,  dann  nach  Westen,  dann  nach 
Süden  und  dann  endlich  erst  nach  Osten,  so  dass  sie  fast 
einen  vollständigen  weiten  Kreis  durchläuft,  bevor  sie 
nach  Lübeck  gelangt;  hier  vereinigt  sie  sich  mit  der 
aus  dem  Ratzebnrger  See  abfliessenden  Wakenitz  und 
setzt  nun  — wiederum  mit  vielen  Krümmungen  — ihren 
Weg  in  nordöstlicher  Richtung  nach  Travemünde  fort. 
Das  linke  Ufer  schliesst  sich  an  das  hohe  Plateau  an,  auf 
dem  die  Trave  entsprungen  ist,  das  rechte  dagegen  ist 
flach  und  tief  gelegen  und  vielfach  von  der  Trave  zer- 
rissen, so  dass  sich  hier  viele  Erweiterungen  „Wycke“ 
und  „Seen“  bilden.  Die  Wassertiefe  der  Trave,  die  bei 
Travemünde  — wie  erwähnt,  noch  20  — 24'  beträgt, 

zu  machen , wird  übrigens  sehr  leicht  eine  Menge  von 
Anhaltspunkten  finden,  die  der  Vorstellung  dieser  neuen 
Maassgrösse  zu  Hülfe  kommen.  Man  nehme  z.  B.  das 
eine  Ende  der  schon  viel  verbreiteten  Meterbandmaasse 
zwischen  die  spitzen  Finger  der  ausgestreckten  linken, 
und  das  andere  Ende  zwischen  die  der  rechten  Hand,  so 
wird  man  sich  leicht  den  Punkt  an  der  rechten  Achsel 
merken  können,  welcher  genau  der  Länge  eines  Meters 
entspricht,  und  es  bedarf  sicher  nur  zwei  oder  dreimaliger 
Wiederholung  des  Versuchs,  um  das  Meter  am  eignen 
Körper  mit  grosser  Bestimmtheit  angeben  zu  können. 

Ein  Mann  in  gewöhnlichem  Schritte  pflegt  den  Spa- 
zierstock bei  jedem  vierten  Schritte  in  die  Erde  zu  setzen. 
Je  zwei  solcher  Stockeindrücke  sind  durchschnittlich  3 
Meter  von  einander  entfernt,  und  wer  nur  überhaupt  an 
einen  regelmässigen  Gang  gewöhnt  ist,  wird  sehr  leicht 
ermitteln  können,  wie  weit  seine  Vierschritte  von  einem 
Dreimetermaasse  abweichen. 

Wer  eine  in  Fussen  und  Zollen  gegebene  Länge  sich 
im  Metermaasse  vergegenwärtigen  will,  erinnere  sich,  dass 
je  2 Zoll  und  5 Centimeter  ungefähr  dieselbe  Länge  haben; 
preussische  und  englische.  Zolle  ein  klein  wenig  mein, 
sächsische,  bayrische,  hannoversche,  hamburgische  u.  s.  w. 
etwas  weniger;  für  Vergleichung  im  Kopfe  genügt  das 
Verhältnis  2:5. 

Um  sich  die  Flächeneinheit  des  Ar  von  100  Quadrat- 
Metern  zu  vergegenwärtigen,  schneide  man  in  einem  Garten 
ein  Beet  von  13  Schritten  Länge  und  13  Schritten  Breite 
ab  und  suche  diese  Flächengrösse  seinem  Gedächtnis  ein- 
zuprägen. Man  wird  finden,  dass  dies  weit  leichter  zu 
einer  Vergleichung  mit  andern  Flächengrössen  führt,  als 


232 


nimmt  bis  nach  Lübeck  bin  bis  auf  14'  ab,  so  dass  viele 
Schiffe  schon  in  Travemünde  „leichten“  müssen,  wenn  sie 
ihren  Weg  bis  Lübeck  fortsetzen  wollen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Noch  ein  Wort  über  Sehicferherinchtiugcn. 

In  dem  Aufsatze  über  Schieferbedachungen  in  No.  17  und 
18  der  deutschen  Bauzeitung  findet  sich  auf  Seite  161,  nach- 
dem die  Nothwendigkeit  hervorgehoben  ist,  den  bei  dergleichen 
Bedachungen  gemachten  Erfahrungen  grössere  Aufmerksamkeit 
zuzuwenden,  folgender  Satz: 

„Diese  Erfahrungen  aber  haben  ergeben,  dass  zur  Erlangung 
einer  guten  Schieferbedachung:  1.  auf  angemessene  Dachneigung, 
2.  auf  gute  Schalung,  etc.  etc.  Bedacht  genommen  werden  muss;“ 
auf  Seite  162  ferner: 

„Auch  bei  den  Bahnhofs-Gebäuden  zu  Feine  und  Lehrte  im 
Hannoverschen  hat  sieh  die  Eindeckung  auf  Lattung  nicht  be- 
währt. (Vergleiche  Jahrgang  1851  der  Wiener  allgemeinen  Bau- 
zeitung) “ 

Im  Interesse  für  diese  nicht  unwichtige  Angelegenheit 
kann  ich  nicht  unterlassen  dagegen  anzuführen,  dass  auf  Grund 
langjähriger,  insbesondere  bei  den  hannoverschen  Eisenbahn- 
bauten gesammelter  Erfahrungen  von  vielen  hannoverschen 
Baubeamten  der  Deckung  auf  Lattung  vor  jener  auf  Schalung 
unbedingt  der  Vorzug  gegeben  wird,  und  dass  in  Folge  dessen 
seit  vielen  Jahren  ausser  bei  Deckung  von  Dachkehlen,  Grathen 
und  Firsten  nur  da  Schalung  angewandt  wird,  wo  dies  in 
Rücksicht  auf  die  Untersicht  der  Dächer  nothwendig  ist,  also 
bei  Dachüberstanden  etc. 

Die  Deckungen  auf  Schalung  leiden  meistens  durch  das 
unvermeidliche  Werfen  und  Ziehen  der  Dielen  und  war  diesem 
Uebelstande  selbst  durch  Anwendung  von  sehr  schmalen  Dielen 
nicht  vollkommen  abzuhelfen.  Dass  die  Schalung  von  trock- 
nen Dielen  hergestellt  werde,  dürfte  bei  den  herrschenden 
klimatischen  Einflüssen  nicht  von  grossem  Werthe  sein;  Regen, 
Schnee  und  Nebel  werden  das  Holz  dennoch  beständig  beein- 
flussen; häufig  aber  auch  wird  eine  Kontrole  in  dieser  Bezie- 
hung schwer  zu  iiben  und  oft  nicht  zu  verhüten  sein,  dass  die 
Dielen  schon  bei  der  Herstellung  der  Deckung  vollkommen 
durchnässt  werden.  — Ausserdem  aber  ist  die  Schalung  theu- 
rer  als  die  Lattung. 

Die  auf  den  hannoverschen  Eisenbahnen  angewandte 
Deekungsmethode,  welche  sich  sehr  gut  bewährt  hat,  auch 
der  von  dem  Herrn  Verfasser  des  beregten  Aufsatzes  empfoh- 
lenen nach  dem  Systeme  von  Mauduit  & Bechet  in  Paris 
vorznziehen  sein  dürfte,  ist  eine  zwar  ganz  gewöhnliche  Dop- 
peldeckung in  parallel  mit  dem  First  laufenden  Schichten,  bei 


welchen  jeder  obere  Stein  den 
zweiten  darunter  liegenden  um 
etwa  4 Zoll  bann,  überdeckt,  je- 
doch wird  besonders  Gewicht  dar- 
auf gelegt,  dass  die  Nagelung  der 
Schiefer  nicht  an  der  oberen  Kante 
derselben  erfolgt  sondern  in  der 
Mitte,  so  dass  die  Nägel  gleich- 
zeitig die  obere  Kante  des  darun- 
ter liegenden  Schiefer  mit  fest- 
halten  und  somit  den  Steinen 
möglichst  geringe,  ja  geringere 
Bewegung  gestatten,  als  die  bei 
der  Methode  von  Mauduit  & Bechet 
anzuwendenden  Drathhaken  ver- 
möge ihrer  Elastizität  zulassen  werden;  dass  ferner  die  aus 
verzinktem  Eisen,  einer  Komposition  von  Kupfer  und  Zink, 
Kupfer  oder  auch  wohl  Zinn  bestehenden  Nägel  eine  ent- 
sprechende Form  mit  plattem  Kopfe  erhalten,  endlich  die 
Bedachung  unterwärts  in  den  Fugen  zwischen  der  Lattung 
und  dem  Schiefer  sorgfältig  mit  Zement  verstrichen  wird.  Mit 
Ausnahme  der  Dächer  auf  Lokomotivschuppen  und  Dampf- 
maschinengebäuden, bei  denen  die  Nägel,  gleichgültig  von 
welchem  Metalle,  vor  der  Zerstörung  durch  die  Dämpfe  nicht 
zu  schützen  waren,  haben  sich  derartige  Dächer  selbst  auf 
Güterschuppen,  bei  denen  der  Wind  häufig  auch  von  unten 
auf  die  Dachfläche  einwirken  kann,  sehr  gut  bewährt  und  ist  ein 
Durchdringen  von  Schnee  nicht  bemerkt  worden.  Den  Dächern 
wird  meistens  */.,  neuerdings  nie  weniger  als  1 s der  Breite 
zur  Höhe  gegeben. 

Die  Dächer  in  Peine  und  Lehrte,  auf  welche  Herr 
Wan  ekel  hinweisst,  haben  nur  */«  der  Breite  zur  Höhe  er- 
halten, und  nicht  in  der  dort  angewandten  Art  der  Deckung, 
sondern  in  der  zu  flachen  Neigung  der  Dächer  dürfte  die 
Mangelhaftigkeit  derselben  zu  suchen  sein,  wie  auch  in  der 
angezogenen  Mittheilung  der  Wiener  allgemeinen  Bauzeitung 
angedeutet  ist.  Es  heisst  daselbst  wörtlich: 

„Die  Neigung  der  Dachfläche  für  englischen  Schiefer  wurde 
mit  wenigen  Ausnahmen  1 : 21/2,  also  die  Höhe  eines  Satteldaches 
= % der  Tiefe  des  Gebäudes  angenommen.  Dieselbe  geringer 
anzunehmen  erscheint  nicht  rathsam;  die  auf  den  Hauptgebäuden 
zu  Peine  und  Lehrte  mit  1 6 ausgeführten  Dächer  mit  Latten- 
deckung mit  Unterstrich  haben  sich  nicht  gut  gehalten,  woran 
aber  wohl  die  Ausführung  mit  Schuld  haben  mag.“ 

In  der  folgenden  Spalte  daselbst  findet  sich  zu  Gunsten 
der  Deckung  auf  Lattung  sogar  Folgendes: 

„Bei  denjenigen  Dächern,  wo  eine  nachtheilige  Wirkung  des 
Windes  von  unten  nicht  zu  fürchten  war,  ist  dagegen  eine 
Lattung  von  3"  breiten,  l1/,"  starken,  vollkantigen  Latten  ange- 
wendet, und  wurde  diese  um  so  mehr  der  Verschaalung 
vorgezogen  als  sie  nicht  allein  billiger  ist,  sondern  auch  den 


wenn  man  die,  etwa  J/7  davon  betragende  Grösse  einer 
preussischen  Quadratruthe  zum  Vergleichungsmaasstabe 
nehmen  wollte. 

Auf  diese  Quadratruthe  wird  von  Vielen  ein  so 
ausserordentlicher  Werth  gelegt,  dass  sie  meinen,  das 
metrische  System  könne  man  zur  Noth  sich  noch  wohl 
gefallen  lassen,  wenn  nur  der  Begriff  einer  Ruthe  gerettet 
werden  könne,  und  diese  Ansicht  scheint  auch  dem  Bun- 
desrathsausschusse  vorgeschwebt  zu  haben,  indem  derselbe 
die  Ruthe  als  zulässiges  Maass  der  neuen  Maassordnung 
einverleibte,  während  Lachter  und  Faden  gestrichen  wur- 
den.  Schwerlich  aber  ist  dabei  erwogen,  wie  mit  Zulassung 
der  Ruthe  im  Längen-  und  im  Flächenmaasse  der  dezi- 
malen Gliederung  ein  tödtlicher  Stoss  versetzt  werde,  denn 
aus  der  Ruthe  von  5 Metern  bildet  sich  eine  Quadrat- 
ruthe von  25  Quadratmetern,  und  mit  Einführung  sol- 
cher Maassgrössen  hört  die  Rechnung  nach  Metern  und 
die  grosse  Bequemlichkeit,  durch  Versetzung  des  Komma 
zu  höheren  oder  niederen  Einheiten  überzugehen,  durch- 
aus auf;  man  muss  entweder  die  Ruthe  von  Neuem  dezi- 
mal theilen  und  dadurch  einen  schädlichen  Rückschritt 
machen  in  die  alte  Mannigfaltigkeit  der  Maassgrössen, 
aus  der  uns  emporzubringen  wir  gerade  bemüht  sind,  oder 
man  hat  mittelst  Division  oder  Multiplikation  durch  25, 
Quadratmeter  und  Ar  in  Quadratruthen,  oder  diese  in  jene 
zu  verwandeln.  Dadurch  aber  kommt  in  das  ganze  System 
eine  Unsicherheit,  die  auf's  Aeusserste  zu  vermeiden  ist, 
wenn  man  dem  Volke  nicht  unnöthige  Schwierigkeiten 
bereiten  will,  und  welche  um  so  verwirrender  wirken 
wird,  als  die  metrische  Quadratruthe  von  25  Quadrat- 
meter reichlich  1 % preuss.  Quadratruthen  (genau  1,7625) 


halten  würde,  also  jedenfalls  die  mnetnonische  Abstraktion 
sehr  stark  und  ganz  unnöthiger  Weise  belästigt,  statt  er- 
leichtert werden  würde. 

Die  Behauptung,  dass  die  Feldmesser  zu  sehr  an  den 
Gebrauch  der  Ruthe  gewöhnt  wären,  als  dass  man  sie 
ihnen  nehmen  dürfte,  würde  nun  gar  so  viel  heissen,  als 
diese  Leute  für  weniger  befähigt  als  das  übrige  Volk  zu 
erklären,  und  wird  man  im  Ernste  einer  solchen  Annahme 
sich  doch  nicht  schuldig  machen  wollen. 

Hoffen  wir,  dass  diese  Betrachtungen  und  die  in  der 
Beilage  zu  No.  106  der  Kreuzzeitung  vom  6.  Mai  gege- 
benen Ausführungen  das  Auge  für  die  Vorzüge  der  neuen 
Maassordnung  öffnen  und  dahin  führen  mögen,  die  aus 
der  Ruthe  drohende  Gefahr  der  Verwirrung  abzu wenden! 

Das  Jletcrmaass. 

Die  Ueberzeuguug,  nicht  der  Einzige  zu  sein,  der  über 
die  „ungehaltene  Rede  gegen  das  Metermaass“  in  No.  21  d. 
Blattes  „ungehalten“  ist,  veranlasst  mich  zu  einer  Kritik 
dieser,  zwar  nicht  als  Rede,  desto  mehr  aber  als  Schriftstück 
in  die  Oeffentlichkeit  gedrungenen  konservativen  Herzens- 
wünsche des  Herrn  NI.  in  M. 

Ich  will  dem  „Redner“  nicht  auf  das  Gebiet  folgen,  auf 
welchem  er  die  natürlichen  Vortheile  des  Fussmaasses  gegen 
das  Metermaass  hervorhebt,  da  dieses  Kapitel  schon  zur  Ge- 
nüge erörtert  ist:  sondern  ich  will  lediglich  den  Kern  der 
„ ungehaltenen  Rede“  beleuchten.  Dieser  ist  offenbar  in  fol- 
genden Sätzen  enthalten : 

„Wir  behalten  was  wir  haben,  also  das  preussische  Fuss- 
„ruaass;  dann  braucht  der  Preusse,  also  der  überwiegende 
„Theil  der  Bevölkerung  keine  Maassangaben  und  Katasterre- 


grossen  Vortheil  bietet,  dass  die  Fugen  mit  Kalk  oder  Zement 
von  unten  dicht,  unterstrichen  werden  können , und  dass  ferner 
Undichtigkeiten,  zerbrochene  Schiefer  und  sonstige  Mängel  sich 
leichter  erkennen  und  die  Reparaturen  sich  bequemer  und  sicherer 
vornehmen  lassen.“ 

Hannover,  den  7.  Mai  1868.  J.  Rasch 

Eisenbahn  - Bau  - Inspektor. 


Breslau,  33.  iflai  ISfiS.  — Im  Anschlüsse  an  meinen 
neulichen  Bericht  über  den  Einsturz  des  Michaeliskirchthurms 
kann  ich  Ihnen  heute  mittheilen , dass  nach  meiner  Ansicht 
weder  eine  mangelhafte  Fundirung,  noch  eine  schlechte  Be- 
schaffenheit des  Baumaterials,  noch  auch  endlich  die  Kon- 
struktion des  Thurmhelmes,  wie  in  der  letzten  Sitzung  des 
Architekten -Vereins  vermuthet  worden,  als  Ursache  des  Ein- 
sturzes zu  bezeichnen  sein  dürfte,  sondern  lediglich  die 
Schwäche  der  Widerlager. 

Nicht  nur  die  Risse  des  konform  konstruirten , stehen 
gebliebenen  südlichen  Thurmes  weisen  direkt  darauf  hin, 
sondern  auch  die  Aussagen  der  bei  der  Katastrophe  zugegen 
gewesenen  Personen  bekunden  übereinstimmend , dass  der 
Thurm  zuerst  in  der  Widerlagshöhe  der  grossen  Fenster  des 
ersten  Stockwerks  geborsten  und  dann  der  ganze  obere 
Tlieil  senkrecht  nachgestürzt  sei.  Auf  dem  Scheitel  der 

letztgenannten  Fenster,  in  der  Mitte  der  Thurmseite,  stand 
der  starke  Mittelpfeiler  der  gekuppelten  Fenster  des  zweiten 
Stockwerks,  und  darüber  ein  Eckpfeiler  des  über  Eck  ge- 
stellten Achtorts.  Ob  die  Dimensionen  der  Widerlager  über- 
haupt zu  geringe  bemessen  waren  für  das  verwandte  Material 
(Ziegelmauerwerk  in  Kalkmörtel,  ohne  eiserne  Anker)  oder 
ob  dieselben  nach  der,  offenbar  noch  nicht  eingetretenen 
vollständigen  Erhärtung  des  Mauerwerks  ihre  Funktion  mit 
Sicherheit  zu  erfüllen  im  Stande  gewesen  wären,  dürfte  sich 
wohl  nur  durch  genauere  Untersuchungen  feststellen  lassen. 
Erst  nach  dem  Aufsetzen  der  Flelme  im  vorigen  Herbst  soll 
die  Zerklüftung  des  Mauerwerks  begonnen  haben , und  bei 
Beobachtung  des  noch  stehenden  Thurmes  fällt  es  auf,  bis  zu 
welchem  Grade  man  die  Zerstörung  hat  fortschreiten  lassen, 
ohne  energische  Maassregeln  dagegen  zu  ergreifen. 

Der  Einsturz  des  südlichen  Thurmes  wird  noch  immer 
befürchtet,  und  leider  hat  die  Polizeibehörde  die  schon  be- 
gonnene Ausmauerung  der  unteren  Oeffnungen  neuerdings 
wieder  inhibirt,  weil  sich  angeblich  neue  Risse  gezeigt  haben 
sollen.  Im  Publikum  ist  allgemein  die  Ansicht  verbreitet, 
der  Thurm  müsse  „eingeschossen“  werden,  und  vielleicht 
warten  die  Artilleristen  schon  sehnsüchtig  auf  die  Ordre;  der 
Sachverständige  dagegen  kann  mit  Sicherheit  sagen,  dass  die 
fortwirkenden  zerstörenden  Kräfte  über  kurz  oder  lang  den 
Einsturz  herbeiführen  müssen,  wenn  die  Behörde  die  Ar- 
beiten inhibirt  und  man  die  kostbare  Zeit  verstreichen  lässt, 


ohne  mit  aller  Energie  die  nothwendigen , wenn  auch  gefahr- 
vollen Restaurationsarbeiten  zu  betreiben.  — C — 

Vergleichung  der  Grössen  der  wichtigsten  Räumlichkeiten 
verschiedener  Bahnhöfe. 

Wenn  es  schon  in  vielen  Fällen  von  allgemeinem  Inter- 
esse ist,  bekannte  Räumlichkeiten  verschiedener  Städte,  welche 
gleichen  Zwecken  dienen,  mit  einander  in  ihren  Grössen- 
Verhältnissen  zu  vergleichen,  so  dürfte  es  für  den  Architekten 
von  grösserem  Werthe  sein,  indem  ihm  dadurch  die  Mittel 
geboten  werden,  bei  Ausarbeitung  von  Projekten  gedachte 
Raum -Verhältnisse  auf  bestimmte  Abmessungen  übertragen 
zu  können. 

Die  gewöhnlichen  im  täglichen  Leben  vorkommenden  Auf- 
gaben bieten  zwar  dem  erfahrenen  Architekten  in  dieser  Be- 
ziehung keine  grossen  Schwierigkeiten,  weil  die  dabei  zu  be- 
rücksichtigenden Maassverhältnisse  sich  so  häufig  wiederholen, 
dass  sie  in  fast  unbewusster  Weise  beim  Projektiren  festge- 
stellt werden.  Anders  verhält  es  sich  mit  grösseren,  für  spe- 
zielle Zwecke  gestellten  architektonischen  Aufgaben  und  nicht 
selten  ist  es  dabei  unerlässlich,  um  zu  bestimmten  Vorstellun- 
gen bezüglich  des  realen  Bedürfnisses  zu  gelangen  und  die 
zu  projektirenden  Raumgrössen  richtig  bemessen  zu  können, 
sich  an  bereits  Vorhandenes  anderer  Orte  zu  erinnern,  die 
durch  Anschauung  erhaltenen  Eindrücke  sich  zu  vergegen- 
wärtigen nnd  die  Grössenverhältnisse  in  Zahlen  auszudrücken. 
Von  ganz  besonderem  Werthe  ist  dies  bei  den  Aufgaben,  bei 
welchen  das  reale  Bediirfniss  den  in  ästhetischer  Beziehung  zu 
stellenden  Anforderungen  voranzustellen  ist,  wie  dies  beispiels- 
weise bei  Bahnhofs -Anlagen  und  Gebäuden  der  Fall  sein  dürfte. 

Bei  Gelegenheit  der  Bearbeitung  von  Projekten  für  den 
beabsichtigten  Umbau  des  Bahnhofes  Hannover  habe  ich  mehr- 
fache Vergleiche  derart  angestellt,  und  da  gerade  dieser  Bahn- 
hof die  Preisaufgabe  für  das  nächstjährige  Schinkelfest  des 
Berliner  Architekten -Vereins  abgegeben  hat,  so  dürfte  die 
Mittheilung  einiger  derselben  für  diejenigen,  welche  sich  mit 
den  Preis -Aufgaben  spezieller  beschäftigen  werden,  zur  Zeit 
nicht  unwillkommen  sein.  Ich  habe  mir  deshalb  erlaubt, 
in  der  nachfolgenden  Tabelle  Angaben  über  Lokalitäten  von 
Bahnhofs -Empfangsgebäuden  und  Hallen  zusammenzustellen, 
soweit  mir  das  Material  darüber  zu  Gebote  stand,  und  be- 
dauere nur  Vollständigeres  und  Genaueres  nicht  haben  lietern 
zu  können*).  Die  in  der  Tabelle  genannten  Maasse  sind  preus- 
sische;  die  Zahlen  geben  für  jeden  einzelnen  Raum  in  der 
ersten  Spalte  die  Länge  und  Breite,  in  der  zweiten  Spalte 
den  Flächeninhalt  an.  J-  Rasch. 

*)  Hierzu  fügten  wir  noch  die  uns  bekannten  Grössenzahlen  des 
im  Bau  begriffenen  Bahnhofes  der  Niederschlesisch-Märkischen  Eisen- 
bahn zu  Berlin.  D.  Red. 


„gister  umzurechnen  und  der  Deutsche  behält  auser  seinen 
„allgemeinen  Maassanschauungen  auch  seine  Sprache.  Dass 
„wir  mit  unsern  Nachbarländern  dann  immer  noch  nicht 
„stimmen,  ist  gar  kein  Unglück.“ 

Ist  das  nicht  der  krasseste  Egoismus  und  das  unverhüll- 
teste Bekenntniss,  dass  der  „Redner“  jede  Mühe  scheut, 
etwas  Besseres  und  Allgemeineres  gegen  etwas  Mangelhaftes 
und  nur  in  beschränktem  Kreise  Gültiges  einzutauschen  ? 
Bios  weil  es  für  preussische  Techniker  so  bequem  ist,  solleq, 
die  nicht  preussischen  Deutschen  einen  neuen  Fuss  einführen, 
der  einen  viel  schwereren  Kampf  mit  dem  alten  Fussmaasse 
zu  bestehen  haben  würde,  als  das  Meter  mit  seinen  anders 
benannten  Unterabtheilungen.  Glaubt  der  „Redner“  wirklich, 
dass  nach  Einführung  seines  neuen  Fusses  die  „berechtigten 
Eigenthümliehkeiten“  der  deutschen  Kleinstaaten  sich  voll- 
ständig von  ihren  bisher  gebräuchlichen  Fussmaassen  lossagen 
werden,  und  dass  nicht  ebenfalls  für  lange  Zeit  hindurch  der 
alte  und  der  neue  Fuss  neben  einander  existiren  und  zu  zahl- 
losen Verwirrungen  Veranlassung  geben  würden?  Neben  dem 
Meter  gilt  in  Frankreich  allerdings  in  sehr  beschränkten 
Fällen  noch  der  Pariser  Fuss;  zu  Verwechselungen  werden 
aber  diese  beiden  Maasse  schwerlich  führen.  — 

Und  was  ist  es  schliesslich,  was  der  „Redner“  als  deut- 
sches Zukunftsmaass  empfiehlt?  Der  preussische  Fuss  soll 
es  sein;  aber  es  ist  ihm  „einerlei“,  ob  es  der  Dezimal-  oder 
der  Duodezimalfuss  ist,  und  ob  man  denselben  in  Zolle  oder 
in  Zehntel  eintheilt. 

Also  weil  die  Ruthe  „die,  Länge  eines  eben  noch  hand- 
lichen Stabes,  wie  auch  die  Länge  von  5 Ruthen  das  Maass 
einer  grade  noch  handlichen  Messkette  vorstellt“,  darum  soll 
die  preussische  Ruthe  bleiben,  wie  sie  ist!  Weiss  der  „Red- 
ner“ denn  gar  nicht,  dass  in  einer  ganzen  Anzahl  deutscher 
Gebiete  die  Ruthe  16  Fuss  (in  Oldenburg  sogar  18  oder 
20  Fuss)  und  die  Messkette  fünf  solcher  Ruthen,  also  80  Fuss  | 


lang  ist?  Und  doch  wissen  die  Feldmesser  auch  mit  diesen 
Instrumenten  „handlich“  umzugehen. 

Was  würden  wohl  fremde  Nationen  dazu  sagen,  wenn  sie 
den  „Redner“  also  fortfahren  hörten:  „Ebenso  ist  die  Meile 
und  Quadratmeile,  wie  mir  vorkommt,  eine  der  menschlichen 
Vorstellung  von  Ländergrössen  bequem  und  fasslich,  daher 
gut  gewählte  Einheit“!  Haben  die  Engländer  und  Amerika- 
ner vielleicht  keine  menschliche  Vorstellung  von  Ländergrössen? 

Also  die  deutsche  oder  geographische  Meile  soll  die  Ein- 
heit sein,  weil  der  Erdäquator  5400  solcher  Meilen  lang  ist; 
der  preussische  Fuss  soll  aber  auch  beibehalten  werden,  und 
20000  oder  24000  Mal  in  der  Meile  enthalten  sein  ! Wie  ist 
wohl  aus  dieser  Schwierigkeit  herauszukommen,  da  bekannt- 
lich auf  einen  Aequatorgrad  15  deutsche,  aber  nur  14,77 
preussische  Meilen  gehen? 

Die  von  den  Gegnern  des  Metermaasses  stets  wiederholten 
Einwendungen,  dass  das  Meter  nicht  genau  der  zehnmillionste 
Theil  des  Erdquadranten  sei,  sind  gänzlich  unerheblich,  selbst 
wenn  auch  die  Ungenauigkeit  tausend  Mal  grösser  wäre,  als 
sie  wirklich  ist.  Das  Meter  steht  als  „konventionelles  Maass“ 
gerade  so  fest,  wie  jedes  Fussmaass.  Wer  garantirt  übrigens 
dafür,  dass  bei  genaueren  Messungen  die  Länge  des  Erdäqua- 
tors genau  gleich  5400  deutschen  oder  5317,2  preussischen 
oder  21600  Seemeilen,  wie  wir  diese  jetzt  kennen,  gefunden 
wird?  Sollen  dann  etwa  auch  alle  Fussmaasstübe,  die  von 
der  Länge  der  Meile  hergeleitet  sind,  verworfen  und  umge- 
arbeitet werden  ? 

Wenn  der  „Redner“  am  Schlüsse  seine  innige  Ueberzeu- 
gung  ausspricht,  dass  er  „den  Siegeslauf  des  Metermaasses 
durch  seine  Stimme  nicht  aut  halten  werde“,  so  hätte  er  wahr- 
lich besser  gethan,  seine  „ungehaltene  Rede“  auch  ungeschrie- 
ben zu  lassen,  statt  durch  sie  in  einer  deutschen  Bauzeitung 
sich  als  preussischen  Partikularisten  bloszustellen. 

Lübeck,  den  24.  Mai  1868.  Krieg. 


234 


Bemerkungen. 


. ;J  In  Spalte  I sind  Korridors  nicht  berücksichtigt. 

Kopfstationen,  die  übrigen  sind  Durchgangsstationen.  Der  Bahnhof  Hannover  hat  die 
Expedition,  westlich  für  die  Richtungen  nach  Bremen  und  Minden,  östlich  für  die  nach  Ht 
zwei  Systeme  von  Expeditions-  und  AVartesaal  - Lokalen  vorhanden  sind, 
smd  die  Bahnhöfe  1,  2,  3,  4,  5,  10  und  13. 


Die  Bahnhöfe  1,  2,  3,  5,  8,  9,  10  und  13  sind  sogenannte 
unzweckmässige  Einrichtung  einer  zweiseitigen 
Harburg,  Braunschweig  und  Cassel,  daher  daselbst 
Noch  im  Bau  begriffen  oder  doch  erst  neuerdings  vollendet 


Hierzu  eine  Beilage 


235 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Sächsischer  Ingenieur-Verein. 

(Auszug  aus  den  gedruckten  Protokollen  über  die  62. 
und  63.  Haupt -Versammlung  des  Vereins.  Schluss.) 

Eine  ausserordentliche  Versammlung  des  Vereins 
fand  am  9.  Februar  1868  zu  Dresden  statt.  Zweck  derselben  war 
die  Feststellung  der  vom  Verein  an  die  Regierung  zu  richten- 
den Eingabe  in  Betreff  des  Baupolizeigesetzes,  welche  auf 
Grund  einer  von  der  Kommission  vorgelegteu  gedruckten  Vor- 
lage nach  längerer  Berathung  und  unter  theilweiser  Aende- 
rung  der  Kommissions -Vorschläge  erfolgte.  Eine  Mittheilung 
des  allgemein  interessanten  Inhalts  dürfte  bis  zum  eventuellen 
Erlass  des  Gesetzes  zu  vertagen  sein.  Wir  erwähnen  nur, 
dass  es  versucht  ist  eine  ganz  allgemein  und  zwar  für  Stadt  so- 
wohl wie  für  das  Land  gültige  sehr  detaillirte  Bauordnung  aufzu- 
stellen, die  an  einzelnen  Orten  nur  unwesentlichen  Ergänzun- 
gen, nicht  aber  prinzipiellen  Aenderungen  unterliegen  darf; 
die  Einsetzung  einer  obersten  Baubehörde  wird  verlangt.  Im 
Uebrigen  trägt  der  Entwurf  den  Charakter  der  meisten  bis- 
herigen, als  bureaukratisch  so  vielfach  angefochtenen  Gesetze. 
Es  wird  nicht  nur  eine  strenge  Prüfung  der  Bautechniker 
vorausgesetzt,  sondern  bei  allen  Bauausführungen  sowohl  eine 
Revision  der  Zeichnung,  wie  eine  unausgesetzte  amtliche  Kon- 
trole  des  Baues  und  eine  schliessliche  Abnahme  desselben 
verlangt. 

Von  der  ersten  diesjährigen  (6  4.)  Haupt-V ersam  m lu  ng 
des  Vereins,  die  am  3.  Mai  d.  J.  ebenfalls  zu  Chemnitz  statt 
fand,  liegt  uns  ein  Original-Bericht  über  die  Verhandlungen  der 
3.  Sektion  vor,  den  wir  vorbehaltlich  ergänzender  Nachrichten 
über  die  Sitzungen  der  drei  anderen  Sektionen  hier  folgen 
lassen. 

Für  die  3.  oder  Hochbau  - Sektion  standen  drei  Gegen- 
stände auf  der  Tagesordnung.  Den  1.  Gegenstand  bildete  ein 
Vortrag  des  Hrn.  Landbau -Inspektor  Nauck  aus  Dresden 
über  die  verschiedenen  Bedachungen.  Der  sehr  ausführliche 
Vortrag  rief  wiederholte  Diskussion  hervor  und  wurde  seiner 
Gründlichkeit  wegen  sehr  beifällig  aufgenommen.  Mau  be- 
schloss, die  dem  Vortrage  beigefügten  werth vollen  Tabellen 
durch  eine  Kommission  prüfen  zu  lassen  und  für  die  Vereins- 
Mitglieder  in  Druck  zu  geben.  Die  Tabellen  sollen  für  die 
verschiedenen  Bedachungen:  1 ) das  Neigungs-Verhältniss,  2) 
das  Gewicht  der  Quadrateinheit,  3)  die  Dauer  und  4)  die 
(Dresdner)  Preise,  für  die  Quadrat -Einheit  der  Dachfläche  so- 
wohl als  auf  die  Gebäude -Grundfläche  reduzirt,  enthalten. 

Der  zweite  Gegenstand  betraf  die  Stuttgarter  Eingabe  über 
Honorirung  der  Architekten.  Man  vermochte  sich  der  vor- 
geschlagenen Klassifikation,  als  viel  zu  komplizirt,  nicht  an- 
zusehliessen.  Mehr  Anklang  fand  zwar  die  in  Preussen  üb- 
liche einfachere  Tabelle,  doch  leidet  auch  diese  an  Mängeln, 
welche  jene  besitzt.  Diese  Mängel  erblickt  man  besonders 
darin,  dass  sehr  häufig  schon  die  Einraugirung  in  eine  der 
drei  Hauptklassen  zu  Zweifeln  Veranlassung  giebt  und  somit 
Differenzen  mit  dem  Bauherrn  herbeiführt,  und  dass  für  ein- 
zelne Leistungen,  als:  Fertigung  der  Details,  Bauleitung  oder 
Veranschlagung  etc.  spezielle  Angaben  fehlen. 

Grossen  Beifall  fand  daher  der  vom  Vorsitzenden  der 
3.  Sektion  Hrn.  Baumeister  Glöckner  und  dem  Hrn.  Kom- 
missionsrath Gutwasser  in  Dresden  ausgehende  Vorschlag. 
Nach  demselben  sollen  für  die  verschiedenen  Arbeiten  und 
Leistungen  besondere  Prozentsätze  ausgeworfen  werden,  welche 
sich,  soweit  sie  den  ersten  Entwurf  betreffen,  auf  die  Kosten 
des  Massenbaues  gründen,  bei  denen  aber  ferner,  soweit  die 
künstlerische  Aus-  und  Durchbildung  des  Baues  mit  in  Frage 
kommt,  auch  die  Kosten  für  alle  diejenigen  Arbeiten,  welche 
besondere  Detail -Zeichnungen  erheischen,  noch  besonders  zu 
berücksichtigen  sind.  Da  in  Dresden  Gelegenheit  geboten  ist, 
aus  den  Baurechnungen  über  die  verschiedenartigsten  öffent- 
lichen wie  Privatgebäude  — vom  Museum  und  Theater  bis 
herab  zu  den  kleinsten  Bauten  — den  für  künstlerische  Leistun- 
gen erforderlich  gewesenen  Aufwand  zu  erfahren,  so  wurde 
beschlossen,  die  weitere  Ausarbeitung  jenes  Vorschlages  unter 
Zugrundelegung  der  vorerwähnten  Unterlagen  eiüer  Kommis- 
sion zu  übertragen.  Es  wurden  hierzu  die  obengenannten 
Herren  gewählt  und  denselben  überlassen,  sich  durch  geeignete 
Kräfte  zu  verstärken. 

Der  dritte  Gegenstand  der  Tagesordnung,  die  von  der 
Regierung  des  Norddeutschen  Bundes  beabsichtigte  Aufhebung 
der  Baumeister-  und  Baugewerksmeister-Prüfungen,  fand  wegen 
der  vorgerückten  Zeit  nur  flüchtige  Erwähnung.  — ck.  — 


Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Sonnabend  den 
30.  Mai  186S  fand  die  erste  der  diesmaligen  Sommer  Exkur- 
sionen des  Vereins,  leider  unter  einer  verhältnissmässig 
schwachen  Betheiligung  von  nur  c.  60  Mitgliedern,  statt. 


Dieselbe  war  einigen  Neubauten  am  Rande  der  Haasen- 
haide  gewidmet  und  galt  zunächst  dem  türkischen  Be- 
gräbnissplatze . Da  die  Grabstätte  einiger  zu  Berlin  ver- 
storbener Türken,  die  sich  früher  inmitten  des  freien  Feldes 
im  Süden  der  Stadt  befand,  von  den  neuen  Kasernenbauten 
daselbst  berührt  wurde,  so  ist  deren  Verlegung  in  die 
Haasenhaide  selbst  mit  Einwilligung  der  türkischen  Regierung 
erfolgt  und  von  ihrer  Seite  für  eine  würdige  Ausstattung  der 
Anlage  Sorge  getragen  worden.  Inmitten  des  düsteren  Kie- 
fernwaldes liegt  der  kleine  von  einer  hohen  Backsteinmauer 
umfriedigte  Raum,  in  dessen  Mitte  sich  ein  minaretartiger 
Obelisk  erhebt,  welcher  den  Halbmond  trägt  und  an  den 
Seiten  des  Postamentes  die  arabischen  Grabschriften  enthält. 
Das  hufeisenförmig  überwölbte  Portal,  wie  der  Obelisk  von 
gelbem  und  rothem  Thon  in  orientalischen  Bauformen  hergestellt, 
haben  eine  sehr  reiche  Ausbildung  erhalten;  eine  Merkwür- 
digkeit bieten  die  Thorflügel  des  Einganges,  deren  verschlun- 
genes arabisches  Linear -Muster  auf  eine  Herstellung  in  Guss 
hinzudeuten  scheint,  während  sie  in  Wirklichkeit  aus  einer 
schmiedeeisernen  Platte  ausgehauen  sind.  Die  Anlage  ist 
ein  Werk  des  Baumeister  Voigtei,  die  Thonwaaren,  unter 
denen  sich  mehre  Stücke  von  sehr  bemerkenswerther  Grösse 
befinden,  sind  von  March  in  Charlottenburg  geliefert. 

Demnächst  wurden  unter  Führung  der  Herren  Voigtei 
und  Fleischinger  zuerst  die  noch  im  Bau  begriffene  Zen- 
tr a 1-Was ch- A n s talt  für  die  in  Berlin  garnisonirenden  Trup- 
pen, darauf  das  anstossende  Kaserne  ment  des  Kaiser- 
Fr  an  z - Gar  de  - Gr  en  adier  - Regim  en  ts  besichtigt.  Das 
Etablissement,  das  neueste  und  grösste  seiner  Art  in  Berlin, 
ist  auf  einem  Areal  von  35  Morgen  erbaut.  Den  grossen 
Exerzirplatz  umschliessen  von  drei  Seiten  Kasernements  für 
je  ein  Bataillon  (einflüglig,  ohne  inneren  Hof),  auf  der  vier- 
ten Seite  das  Exerzirhaus.  Sämmtliche  Gebäude  sind  im 
einfachen  Backsteinrohbau  mit  rundbogig  geschlossenen  Oeffnun- 
gen  erbaut,  wobei  der  schöne  rothe  Farbenton  der  zu  dem 
Exerzirhause  verwendeten  Steine  gegen  den  scheckigen  unbe- 
stimmten Farbenton  der  zu  den  Kasernen  verwendeten  Herms- 
dorfer  Verblendsteine  angenehm  absticht.  — Der  unbefriedi- 
gende Gesammteindruck,  den  die  meisten  der  Berliner  Back- 
stein-Rohbauten auf  den  ersten  Anblick  gewähren,  beruht  wohl 
nicht  zum  geringsten  Theile  auf  der  Wahl  dieses,  in  Bezug  auf 
Wetterbeständigkeit  zwar  erprobten,  in  der  Farbenwirkung 
jedoch  höchst  ungünstigen  Materials,  wie  überhaupt  die  Ver- 
achtung der  Farbenwirkung  im  Aeussern  eine  der  schwächsten, 
fremden  Architekten  besonders  auffälligen  Seiten  unserer  Ber- 
liner Schule  bildet.  — Da  eine  der  Kasernen  erst  bei  den 
Exkursionen  des  Sommers  1866  besichtigt  wurde,  so  galt  der 
Besuch  diesmal  ausschliesslich  dem  inzwischen  neuerbauten 
Exerzirhause. 

Wir  geben  über  dieses  Bauwerk  einige  Notizen,  deren 
Mittheilung  wir  Hrn.  Bauführer  Fleischinger  verdanken. 

Der  eigentliche  Exerzirraum  des  Hauses,  64'  im  Lichten 
tief,  388'  im  Lichten  lang,  21'  in  den  Umfassungswänden  hoch, 
steht  östlich  und  westlich  durch  Bogenöffnungen  mit  zwei  quer 
vorliegenden  Turnhallen  in  Verbindung.  Letztere  haben  30' 
Tiefe,  69'  Länge  und  eine  Waudhöhe  von  ca.  38'.  Südlich 
und  nördlich  liegen  vor  der  Mitte  des  Exerzirhauses  zwei 
höher  geführte  Mittelbauten  (die  von  je  zwei  Thürmen  ein- 
gefassten Portale),  wodurch  unter  Beschaffung  einiger  für  das 
Regiment  noch  erforderlichen  Räumlichkeiten  die  langen  Fron- 
ten mit  einer  Verstärkung  versehen,  und  gleichzeitig  das  mo- 
notone schuppenartige  Ansehen  gehoben  werden  konnte. 

Turnsäle  sowohl,  wie  der  Exerzirraum  sind  mit  einem 
P o 1 o n c e au ’schen  Spann  werk  überdacht.  Die  30  schmiede- 
eisernen Binder  des  Exerzirhauses  stehen  den  nach  aussen 
5"  und  innen  10"  vortretenden  Pfeilern  entsprechend,  ca.  12'  5" 
von  einander  entfernt.  Der  Längenverband  ist  durch  Kreuz- 
zugstangen in  der  Ebene  der  gusseisernen  Stelzen  und  in 
Verbindung  mit  der  Armirung  der  schmiedeeisernen  Pfetten 
hergestellt.  Die  Neigung  der  ca.  34'  langen  Bindersparren 
beträgt  etwa  1 8 ’/a 0 . 

Auf  den  4 Mittelbindern  ist  zum  Anschluss  der  Dach- 
flächen an  die  höher  geführten  Portalbauten  eine  Aufsattelung 
angeordnet.  Die  Eindeckung  der  von  unten  sichtbaren  ge- 
hobelten Schaalung  ist  mit  Asphaltpappe  ausgeführt,  die  Ab- 
führung des  Wassers  erfolgt  durch  die  auf  den  massiven 
Gesimsen  angebrachten  Zinkrinneu  und  Abfallrohre. 

Analog  den  zuletzt  hier  ausgefiihrten  Exerzirhäusern 
ist  der  Fussboden  als  Lehmestrich  hergestellt;  die  sonst  in 
Holz  üblichen  Fenster  sind  in  Eisen  ausgeführt  worden.  Die 
zum  Parement  verwendeten  Ziegel  sind  aus  der  Ziegelei  von 
Kuuheim  bei  Freienwalde  (ä.  Mille  171/»  Thlr.)  bezogen, 
dem  Massen -Verhältniss  entsprechend  ist  die  Anwendung  von 
Formsteinen  möglichst  vermieden. 

Die  Gesammt  - Grundfläche  beträgt  ca.  33842  Q'.  Die 


236 


Baukosten  des  im  Jahre  1866/67  hergestellten  und  seit  No- 
vember 1867  in  Benutzung  befindlichen  Gebäudes  betragen 
excl.  Bauführung  62000  Thlr.,  also  pro  0'  1 Thlr.  25  Sgr. 
Von  diesem  Betrage  sind  auf  die  eiserne  Dachrüstung,  deren 
Lieferung  und  Montage  durch  die  Herren  Donath  und 
Prange  in  Buckau  bei  Magdeburg  erfolgt  ist  (aus  ca. 
1530  Ztr.  Schmiedeeisen  und  330  Ztr.  Gusseisen  bestehend), 
16470  Thlr.  oder  bei  289920'  lichter  Grundfläche  pro  0' 
17  Sgr.  */*  Pf.  zu  rechnen. 

Den  Schluss  der  Exkursion  bildete  die  Besichtigung  der 
Er  z ie  h u n gs- An  s tal  t für  sittlich  verwahrloste  Kin- 
der am  Urban,  wo  Hr.  Grossmann,  der  seiner  Zeit  die 
Bauausführung  geleitet  hat,  die  Führung  übernahm.  Da  dieses 
Bauwerk  erst  im  jüngsten  Hefte  der  Zeitschrift  für  Bauwesen 
publizirt  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  in  dieser  Zeitung 
ausführlich  besprochen  worden  ist,  so  können  wir  auf  einen 
Bericht  darüber  wohl  verzichten.  Allerdings  bietet  der  An- 
blick eines  in  Benutzung  begriffenen  Etablissements  immer  noch 
ein  grösseres  Interesse  als  der  des  Bauwerks  an  sich.  Auf- 
fällig ist  uns  eine  Anordnung  gewesen,  die  wir  im  Betsaale 
sahen.  Zu  beiden  Seiten  des  Altartisches,  für  den  Gesammt- 
eindruck  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  demselben,  befinden 
sich  auf  niedrigen  Postamenten  die  Büsten  des  Preussischen 
Königspaars.  Aesthetisch  schön  wirkt  diese  Anordnung  nicht, 
und  ob  es  schicklich  war  dies  Abbild  des  Herrseherpaares 
gleichsam  zu  einem  integrirenden  Theile  der  Kultusstätte  zu 
machen,  möchten  wir  noch  mehr  dahin  gestellt  lassen. 

— F.  — 

Vermischtes. 

Die  Bau -Akademie  zu  Berlin  wird  gegenwärtig  von  406 
Immatrikulirten  und  41  Hospitanten,  im  Ganzen  also  von  447 
Studirenden  besucht.  Unter  den  ersteren  befinden  sich:  324, 
welche  die  Prüfung  für  den  Staatsdienst  ablegen  wollen,  20 
Ausländer  und  62  Baugewerksmeister.  Die  Hospitanten  sind 
meist  Ausländer.  — Der  Unterricht  wird  von  .22  ordentlichen 
Lehrern  und  12  Hilfslehrern  ertheilt. 

Die  neuen  Themse-Boulevards  zu  London  sind  in  ihrem 
Haupttheile,  der  von  der  Westminsterbrücke  bis  zum  Ostende 
von  Teinple  Gardens  reicht,  in  einer  Länge  von  5807'  engl, 
vollendet,  es  bleibt  auf  dieser  Strecke  nur  noch  der  unterir- 
dische Eisenbahntunnel  herzustellen,  auf  dessen  überwölbte 
Decke  die  eigentliche  Fahrstrasse  der  Boulevards  gelegt  wer- 
den soll.  Vom  Ostende  der  Temple  Gardens  bis  zur  Black- 
friarsbrücke,  einer  Strecke  von  853'  Länge,  wird  die  Bahn 
dicht  an  den  Werften,  die  Boulevardstrasse  aber  in  einer  Ent- 
fernung von  100—125'  von  den  Werften  auf  einem  Viadukte 
weitergeführt,  unter  dem  kleinere  Barken  hindurchfahren  können. 

Im  jüngsten  Hefte  der  „Zeitschrift  für  das  Berg-, 
Hütten-  und  Salinenwesen  in  dem  Preuss.  Staate“, 
findet  sich  eine  Mittheilung  über  ein  Infusorienlager  aus 
Kieselerde  bei  Oberohe  in  der  Lüneburger  Haide,  welches  im 
Jahre  1836  vom  Lüneburger  landwirthschaftlichen  Provinzial- 
Verein  entdeckt,  450  Ruthen  lang,  200  R.  breit  und  12 — 18', 
an  manchen  Stellen  aber  über  40'  tief  und  auf  30  M.  er- 
schlossen ist.  Auf  dem  fiskalischen  Antheil  (10  M.)  wird  das 
Lager  durch  Industrielle  ausgenutzt,  welche  die  Kieselerde 
dem  Vernehmen  nach  zur  Versetzung  des  Nobel’schen  Spreng- 
öls  (Nitroglyzerin)  verwenden.  In  England  wird  die  Kieselerde 
zu  Fayenceglasur  versucht.  Die  Kuppel  der  Sophienkirche 
in  Konstantinopel  soll  aus  ähnlicher  Kieselerde  gewölbt  sein. 
Steine,  die  Ehrenberg  aus  Oberoher  Kieselerde  brennen 


Hess,  hatten  nur  ‘/io  des  Gewichts  eines  gleich  grossen  Ziegel- 
steins. Aehnliche  Kieselerdelager  finden  sich  auch  an  anderen 
Stellen  der  Lüneburger  Heide.  Mau  fordert  zu  Versuchen 
auf,  in  welcher  Weise  diese  Erde  am  besten  zu  verwenden  ist. 


Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Bau-Rath  Gerke  zu  Berlin  zum  Geh. 
Bau -Rath  im  Ministerium  für  Handel  etc.,  — der  Baumeister  Jo- 
hannes Karl  Bernhard  Garcke  zu  Heiligenstadt  zum  Eisen- 
bahn-Baumeister bei  der  Westfälischen  Eisenbahn  in  Hamm. 

Dem  Königlichen  Wasser -Bau -Inspektor  Kiesling  zu  Havel- 
berg ist  der  Charakter  als  Bau- Rath  verliehen  worden. 

In  die  4 neuerrichteten  städtischen  Bau -Inspektor -Stellen  zu 
Berlin  sind  die  Hrn.  Baumeister  Hänel  und  Stadtbaumeister 
Häsecke  zu  Danzig  für  den  Hochbau  — die  Hrn.  Baumeister 
Ros  patt  und  Seek  für  den  Wasser-  und  Strassenbau  gewählt 
worden. 

Am  30.  Mai  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Wilhelm  Lengeling  aus  Elsen,  Wilhelm  Jacob  Jungbecker 
aus  Gelsdorf;  — das  Bauführer-Examen  Louis  Kochendörfer 
aus  Cassel.  

Offene  Stellen. 

1.  Für  die  diesjährige  Bauperiode  wird  von  der  Königlichen 
Fortifikation  zu  Cosel  ein  geprüfter  Baumeister  zur  speziellen 
Führung  von  Wasser -und  Hochbauten  mit  3 Thlr  täglichen  Diäten 
gesucht.  Die  Bewerber  haben  sich  schriftlich  unter  Beifügung  der  Zeug- 
nisse bei  oben  gedachter  Fortifikation  zu  melden.  Reise  und  Um- 
zugskosten werden  nicht  vergütet. 

2.  Zur  Ausführung  von  Reparaturbauten  an  einer  Schiffahrts- 
Schleuse  des  Nieder -Neuendorfer  Kanals  (bei  Nauen)  wird  sofort 
ein  Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten  etc.  gesucht. 
Näheres  beim  Wasserbau -Inspektor  Reinhardt  zu  Thiergarten- 
schleuse bei  Oranienburg. 

3.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp.  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Büreau  der  Kreis -Bau -Inspektion  zu 
Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommissarischen  Kreis- 
Baumeister  Modest  daselbst. 

4.  Zur  Leitung  eines  sehr  umfangreichen  Seminarbaues  in 
Oberschlesien  wird  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gegen 
reglementsmässige  Diäten  gesucht.  Näheres  beim  Reg.-  und  Bau- 
Rath  Kronenberg  in  Oppeln. 

5.  Bei  den  Erweiterungsbauten  der  Westfälischen  Eisenbahn 
können  zwei  Baumeister,  welche  die  Qualifikation  für  alle  Staats- 
Baubeamten- Stellen  besitzen  und  bereits  längere  Zeit  beim  Eisen- 
bahnbau beschäftigt  geweseu  sind,  gegen  Diäten  bis  zum  Betrage 
von  21/,  Thlr.  dauernde  Beschäftigung  finden.  Gesuche  sind  unter 
Beifügung  der  Zeugnisse  an  die  Königliche  Direktion  zu  Münster 
zu  richten. 

6.  Zur  Veranschlagung  grösserer  Wasserbauten  wird  ein,  in 
dergleichen  Ausführungen  erfahrener  Baumeister  durch  einige 
Monate,  — zur  speziellen  Leitung  von  Buhnenbauten  an  der  Netze 
ein  Bauführer  bis  gegen  den  Winter  gebraucht.  Meldungen  unter 
näherer  Angabe  seiner  früheren  Leistungen  bei  dem  Geh.  Regier.- 
und  Baurath  Gerhardt  in  Bromberg.  Diäten  reglementsmässig. 

7.  Ein  tüchtiger  Bautechniker  wird  für  Projektirung,  Ver- 
anschlagung und  sofortige  Ausführung  eines  Krankenhauses  in  Bo- 
chum gesucht.  Meldungen  sind,  unter  Beifügung  von  Zeugnissen, 
an  den  Königl.  Bau- Inspektor  Haarmann  in  Bochum  zu  richten. 

8.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Oder  nahe  bei 
Breslau  wird  sofort  gegen  2 Thlr.  Diäten  und  15  Thlr.  monatlicher 
Reisekosten  - Entschädigung  ein  Baumeister  gesucht.  Näheres 
beim  Wasserbauinspektor  v.  Morstein  zu  Breslau. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  R.  in  Hannover, 
K.  in  Lübeck,  H.  in  Berlin,  L.  in  Oldenburg,  Z.  in  Breslau,  E. 
in  Wesel. 


Architekten-Yerein  zu  Bcrliu. 

Hauptversammlung  am  Sonnabend  den  6.  Juni. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2.  Beurtheilung  und  Abstimmung  über  die  Monats-Konkurrenzen. 

3.  Beschlussfassung  über  Erwerb  eines  neuen  Vereins -Lokals. 

4.  Schlussabstimmung  über  das  neue  Statut. 

Die  Pläne  des  neuen  Vereins -Lokals  liegen  am  Freitag  und 
Sonnabend  in  der  Bibliothek  zur  Einsicht  aus. 

Der  Vorstan d . 

Am  hiesigen  Orte  ist  die  Stelle  eines  Stadt  - Baumeisters  neu 
zu  besetzen.  Dieselbe  trägt  700  Thaler  jährliches  Fixum  und  ca. 
100  Thaler  Nebeneinkünfte.  Ausserdem  wird  die  Ausübung  der 
Privat-Praxis  im  Stadtbezirk,  soweit  die  Amtsthätigkeit  dadurch  nicht 
benachtheiligt  wird,  gestattet.  Bewerber,  welche  das  Königliche 
oder  Privat- Baumeister-Examen  gemacht  haben,  wollen  sich  bei  dem 
Unterzeichneten  bis  15.  Juli  c.  a.  melden. 

Lauban,  den  22.  Mai  1868. 

Der  Stadtverordneten  - Vorsteher 
Reimann. 

Ein  Techniker,  welcher  das  Polytechnikum  zu  Hannover  be- 
suchte, später  verschiedentlich  als  Bauführer,  Geometer  ctc.  thätig 


war,  sucht  in  dieser  Eigenschaft  Stellung.  Gefällige  Offerten  unter 
H.  H.  30  franco  erbeten  an  Carl  Schüssler’s  Annoncen-Ex- 
pedition  in  Hannover. 

Bkeinische  Eiseiibalw. 

Submission 

von  Erd-,  Maurer-  und  Tunnel -Arbeiten. 

Die  zur  Herstellung  des  Bahnkörpers  der 
Eisenbahnlinie  von  Call  nach  Trier  in  der 
Xten  Meile  auf  ppr.  610  Ruthen  Länge  erforderlichen  Erd-,  Fels-, 
Maurer-  und  Tunnel-Arbeiten  sollen,  mit  Ausschluss  der  Lieferung 
der  Maurer-Materialien,  der  Transportschienen  und  Tunnelwagen, 
im  Wege  der  Submission  verdungen  werden.  Der  Tunnel  ist 
335  Ruthen  lang.  Die  Bedingungen  und  Massen -Berechnungen, 
sowie  die  zugehörigen  Zeichnungen  liegen  in  unserm  Zentral-Bau- 
Bureau  — Trankgasse  23  — zur  Einsicht  offen,  können  auch  gegen 
Erstattung  von  5 Thlr.  durch  portofreie  Gesuche  dorther  bezogen 
werden. 

Unternehmer  wollen  ihre  Offerte  portofrei,  versiegelt  und  mit 
der  Aufschrift: 

„Offerte  auf  Ban-Arbeiten  in  der  Xten  Meile  der  Linie  Call -Trier“ 

versehen,  bis  zum  15.  Juni  c.  ebendorthin  einreichen. 

Cöln,  den  23.  Mai  1868. 

Die  Direktion. 


237 


Als  ehelich  Verbundene  empfehlen  sich: 

Konrad  Busse,  Baumeister, 

Marie  Busse,  geh.  Wächter. 

Cottbus,  den  27.  Mai  1868. 

Königlich  Niederschlesiscli  Märkische 
Eisenbahn. 

Die  Lieferung  von  59004  Quadratfuss  von  */,  Zoll  starkem 
Rohglas,  einschliesslich  der  Arbeit  des  Verlegens  und  dichten 
Eindeckens  auf  dem  eisernen  Hallendache  beim  Neubau  des  Stati- 
onsgebäudes auf  hiesigem  Bahnhofe,  soll  im  Wege  öffentlicher  Sub- 
mission verdungen  werden. 

Das  obengenannte  Quantum  vertheilt  sich  auf 
2448  Tafeln  von  3'  4"  Länge 
2040  Tafeln  von  3'  9"  Länge 
1224  Tafeln  von  3'  7%"  Länge 
sämmtlich  2'  11"  breit. 

Iu  den  Offerten  ist  der  Preis  pro  Quadratfuss  Rohglas  auf 
Grund  der  Submissions  - Bedingungen  anzugeben,  welche  in  dem 
Bureau  des  Unterzeichneten,  Koppen-Strasse  5 — 7,  werktäglich  von 
9 bis  1 Uhr  zur  Einsicht  ausliegen,  und  gegen  Erstattung  der 
Schreibegebühren  abschriftlich  mitgetheilt  werden  können. 

In  dem  bezeichneten  Bureau  findet  auch 

Freitag  den  12.  Juni  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr 
der  Submissions -Termin  statt. 

Berlin,  den  26.  Mai  1868. 

Der  Baumeister 
S e n d 1 e r . 

Ferd.  Thielemann 

IIof-Klempner-Meister, 

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len, Akroterien,  Löwenköpfe,  Konsolen,  Trag- 
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Zeichnungen  und  Preis-Courant  gratis. 

Ein  Bautechniker,  vielseitige  Erfahrungen  sowie  tüchtige  Kennt- 
nisse in  seinem  Fache  besitzend,  mit  den  besten  Zeugnissen  ver- 
sehen, wünscht  seine  Stellung  zu  ändern  und  etweder  die  Leitung 
eines  grösseren  Neubaus  zu  übernehmen,  oder  in  einem  umfang- 
reichen Baugeschäfte  passende  Beschäftigung,  am  liebsten  in  Berlin. 
Adressen  besorgt  die  Expedition  dieser  Zeitung  unter  K.  W.  25. 
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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Inhalt:  Ueber  die  Bauthätigkeit  von  Hannover  ini  letzten  Dezen- 
nium. — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Bau- 
Akademie  zu  Berlin  im  August  1867.  (Fortsetzung.)  — Fachwerk- 
träger (Fortsetzung).  — Feuilleton:  Die  Klsoterhöfe  der  Certosa 
bei  Paviu.  — M i ttheilungen  aus  Vereinen:  Architekten-  und 
Ingenieur -Verein  zu  Hannover.  — Verein  für  Flisenbahnkunde  zu 
Berlin.  — Architekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Bernhard 


Erscheint  jeden  Freitag. 

Kölscher  f.  — Antrag  bei  der  Vorberatluing  der  Gewerbe  - Ordnung 
im  norddeutschen  Bund.  — Der  Ausbau  des  Regensburger  Doms.  — 
Aus  der  Fachl  itteratur:  Zeitschrift  für  Bauwesen  (Schluss.)  — 
Oppermann,  Annales  de  la  Construction.  — Konkurrenzen:  Preis- 
ausschreiben für  ein  neues  Rathhaus  in  Wien. — Personal  - Nach- 
richten etc. 


Berlin,  den  12.  Juni  1868. 


Heber  die  Bauthätigkeit  vou  Hannover  ini  letzten  Dezennium. 

Unter  denjenigen  Architektur- Schulen  Deutschlands,  mittelalterlichen  Kunst  im  Publikum  wesentlich  zu  fördern, 
deren  Bestrebungen  vorzugsweise  darauf  gerichtet  sind,  und  haben  sich  diese  acht  monumentalen  Bauwerke  ganz 
unsere  vaterländische  Architektur  des  Mittelalters  getreu,  allgemeiner  Anerkennung  zu  erfreuen.  — 
dabei  aber  doch  allen  Anforderungen  der  Neuzeit  ent-  Selbstverständlich  zeigen  uns  die  aus  jenen  Bestre- 


Vorder  - Ansicht  der  neuen  Turnhalle  zu  Hannover. 


sprechend,  wieder  zur  Geltung  zu  bringen,  nimmt  die  zu 
Hannover  wohl  einen  der  ersten  Plätze  ein.  Vor  allen 
Andern  gebührt  dem  Baurath  Hase  das  Verdienst  diese 
neue  Richtung  eingeschlagen  und  zur  klaren  Erkenntniss 
gebracht  zu  haben.  Eine  Reihe  grösserer  Bauten,  wie 
das  Museum  zu  Hannover,  die  Restaurationen  der  Micha- 
elis- und  Godehardi- Kirche  zu  Hildesheim,  die  Christus- 
kirche zu  II  annover  und  namentlich  der  Bau  des  Königl. 
Schlosses  Marienburg,  welche  von  Baurath  Hase  ausge- 
führt wurden,  trugen  dazu  bei,  das  Verständnis  der 


Imiigen  hervorgegangenen  Bauten  Hannovers  nicht  gleich 
von  Anfang  an  ein  fertiges  System;  noch  weniger  wurde 
von  vorn  herein  an  einen  bestimmten  Zeitabschnitt  der 
mittelalterlichen  Kunst  angeknüpft , sondern  man  durch- 
lief vielmehr,  hei  der  romanischen  Kunst  anfangend,  alle 
Perioden  des  Mittelalters,  bis  man  schliesslich  im  Allge- 
meinen bei  den  Formen  der  Früh-Gothik  stehen  blieb. 
Allmälig  wurden  dann  auch  die  Grundprinzipien  der 
mittelalterlichen  Baukunst  richtiger  aufgefasst  und  immer 
mehr  war  man  bemüht,  die  anfänglich  mehr  spielend  und 


240 


dekorativ  verwendeten  gothischen  Formen  und  Gliede- 
rungen zu  dem  auszubilden,  was  sie  wirklich  sein  sollen, 
zu  dem  ästhetisch  ausgebildeten  Ausdruck  des  konstruk- 
tiven Bedürfnisses.  — 

Der  Grundsatz,  überall  nur  aus  der  Konstruktion 
die  Bedingungen  für  die  zu  verwendenden  Formen  her- 
zuleiten, machte  es  von  vornherein  zur  Pflicht,  überall  die 
Wahrheit  zur  Geltung  zu  bringen  und  den  Schein  zu 
vermeiden;  es  waren  daher  alle  Scheinkonstruktionen,  wie 
z.  B.  die  Anwendung  von  äusserem  Flächenputz,  alle 
Verblendungen,  Verkleidungen  von  Zink  und  anderen 
Materialien,  wenn  dieselben  den  Zweck  hatten  den  Be- 
schauer zu  täuschen  und  Stoffe  darzustellen  oder  Bedin- 
gungen zu  erfüllen,  welche  mit  der  Natur  dieser  Materi- 
alien geradezu  im  Widerspruch  standen,  durchaus  ausge- 
schlossen. Wenn  es  also  galt,  überall  die  wahre  Kon- 
struktion sichtbar  zu  lassen  und  dem  Materiale  entsprechend 
auszubilden  — d.  h.  z.  B.  für  den  Backsteinbau  nur 
solche  Formen  abzuleiten,  wie  sie  naturgemäss  aus  Back- 
steinen herzustellen  sind,  und  nicht  etwa  Sandsteinformen 
auf  Backsteinmauerwerk,  Steinformen  auf  Holzkonstruk- 
tionen und  umgekehrt  zu  übertragen  — so  tritt  uns  in 
den  neueren  Bauwerken  namentlich  noch  ein  Streben 
nach  wirksamer  Gruppirung  der  aus  den  Grundrissbedin- 
gungen entwickelten  Gebäudemassen,  und  nicht  minder  die 
Absicht  entgegen,  in  der  äusseren  Erscheinung  sogleich 
erkennen  zu  lassen,  welchem  Zwecke  dieser  oder  jener 
Gebäudetheil  diene.  An  Uebertreibungen  oder  mittelmässi- 
gen  Leistungen  in  dieser  Hinsicht  fehlt  es  dabei  durchaus 
nicht,  wie  denn  bei  der  völligen  Freiheit  zu  disponiren  und 
dem  nicht  ängstli  ch  Gebundensein  an  bestimmte  Verhält- 
nisse kein  Stil  in  den  Händen  des  mittelmässigen,  nicht  aus 
dem  wirklichen  Geiste  der  Gothik  heraus  schaffenden  Archi- 
tekten so  gefährlich  werden  kann  als  der  gothische.  — 

Dies  vorausgeschickt,  ist  es  zur  Beurtheilung  der 
hier  zu  besprechenden  Bauten  wichtig,  die  eigenthüm- 
lichen  Verhältnisse,  wie  sie  in  Hannover  vorwalten,  näher 
zu  beleuchten.  — Zunächst  muss  bemerkt  werden,  dass 
für  die  überwiegende  Mehrzahl  von  Gebäuden  (es  ist 
hier  selbstverständlich  nur  von  solchen  Gebäuden  die 
Rede,  welche  ein  architektonisches  Interesse  für  sich  in 
Anspruch  nehmen)  der  Backsteinrohbau  gewählt  wurde, 
während  reine  Sandsteinbauten  der  höheren  Kosten  wegen 
im  Allgemeinen  seltener  zur  Ausführung  gekommen  sind. 

Die  älteren  Backsteinbauten  des  Baurath  Hase, 
Kriegsbaumeister  Hunäus  und  Anderer,  welche,  wie 
das  Museum  (Hase),  Militairhospital  (Hunäus)  grössten- 


theils  an  italienisch -romanische  Bauten  sich  anlehnend, 
aus  sauber  gepressten  Formsteinen  hergestellt  wurden, 
zeigen  uns  jedoch  noch  durchweg  eine  ausgedehnte  An- 
wendung von  Sandsteinwerkstücken  zu  Sockeln,  Fenster 
Sohlbänken,  Haupt-  und  Gurtgesimsen,  sowie  zu  Giebel- 
abdeckungen, ja  sogar  häufig  zu  den  vorspringenden 
Lisenen  und  sonstigen  Vertikaltheilungen  der  Gebäude. 
Den  Wendepunkt  in  der  Baugeschichte  der  Backstein- 
Architektur  Hannovers  bildet  der  von  Baurath  Hase  ge- 
schaffene und  im  Jahrgang  1867  der  Zeitschrift  des  Ar- 
chitekten- und  Ingenieur-Vereins  zu  Hannover  veröffent- 
lichte Bau  der  Christuskirche,  welches  ächt  monumentale 
Werk  sich  eng  an  die  vorhandenen  Backsteinbauten 
Norddeutschlands,  namentlich  Mecklenburgs  und  Branden- 
burgs, anschliesst.  Wenn  zwar  bei  diesem  Bau  zu  den 
Fialen,  Giebelabdeckungen,  Fensterpfosten,  Gallerien  u. 
s.  w.  noch  Sandstein  verwendet  wurde,  so  führte  das 
eingehende  Studium  der  Backstein  - Architektur  des  Mittel- 
alters bald  dahin,  die  Anwendung  von  Sandsteinwerk- 
stücken ganz  zu  vermeiden. 

Es  hat  sich  in  dieser  Hinsicht  einer  der  jüngeren 
Schüler  Hase’s,  Herr  Architekt  Schultz,  unbestreitbar 
die  grössten  Verdienste  erworben.  Die  von  ihm  in  diesem 
Sinne  und  mit  grosser  Konsequenz  durchgeführten  Bauten, 
wie  die  Turnhalle,  das  Haus  des  Herrn  Baurath  Gercke 
zu  Hannover  und  andere  mehr,  zeigen  uns  durchweg 
reine  Backsteinformen  ohne  alle  Sandstein  Werkstücke,  be- 
lebt durch  reiche  grüne  und  braune  Glasuren,  deren 
Herstellung  auf  den  bei  Hannover  liegenden  Ziegeleien 
endlose  Schwierigkeiten  veranlasste.  Statt  der  früher 
üblichen  Methode,  die  Giebelsehrägen  mit 
Sandsteinwerkstücken  abzudecken,  welche 
vermöge  der  Porosität  des  Sandsteins  dem 
anliegenden  Mauerwerk  beständig  Wasser 
zuführen,  wurden  diese  Giebelschrägen  aus 
horizontal  gemauerten  Backsteinen  herge- 
stellt, deren  Stirnflächen  durch  Glasuren  vor 
dem  Eindringen  des  Regen  wassern  geschützt 
wurden.  Dasselbe  gilt  von  der  Herstellung 
der  Fenstersohlbänke,  bei  denen  die  abgeschrägten  Stirn- 
flächen ebenfalls  glasirt  wurden. 

In  einer  Reihe  von  Mittheilungen  über  Hannover- 
sche Bauten  mögen  daher  einige  von  Herrn  Schultz 
selbst  gegebene  Notizen  über  den  Bau  der  neuen  Turn- 
halle, die  den  von  mir  gezeichneten  Skizzen  derselben  zur 
Erläuterung  dienen,  den  Anfang  machen.  F.  Ewerbeck. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung  aus  No.  IS.) 


Lübeck. 

Lübeck  ist  so  reich  an  interessanten  älteren  Moumen- 
tal-  und  Privatbauten,  dass  auf  die  Besichtigung  der  neuen 
städtischen  Wasserkunst  nur  ein  untergeordneter  Werth 
gelegt  worden  war;  doch  gab  der  zweite,  den  Spezial- 
studien gewidmete  Tag  noch  Gelegenheit  zu  einer  ge- 
naueren Besichtigung  dieser  interessanten  Anlage. 

Lübeck  hatte  bereits  im  Jahre  1456  durch  die  Brauer 
eine  vorzugsweise  die  Brauereien  versorgende  Wasserkunst, 
und  1533  noch  eine  zweite  durch  die  Kaufleute  angelegte 
erhalten,  so  dass  es  vor  vielen  andern  Städten  sich  eines 
wesentlichen  Vorzuges  erfreute.  Die  alten  Einrichtungen, 
bei  denen  der  Betrieb  durch  Mühlenräder  und  Daumenwellen 
erfolgt,  existiren  zum  Theil  noch,  konnten  aber  den  ge- 
steigerten Anforderungen  der  Neuzeit  nicht  mehr  ent- 
sprechen, so  dass  die  Anlegung  einer  neuen  Wasserkunst 
nothwcndig  wurde,  die  wieder  eine  theilweise  Umänderung 
des  Entwässerungssystems  nach  sich  zieht. 

Beiden  Anlagen  ist  die  natürliche  Lage  der  Stadt 
sehr  günstig:  Lübeck  liegt  auf  einem  isolirten  Hügel  an 
der  Einmündung  der  Wakenitz  in  die  Trave  und  wird 
von  beiden  Flüssen  fast  vollständig  umschlossen.  Bei  An- 
legung der  Liibeck-Büchener  Eisenbahn  wurde  die  Trave 
in  den  alten  Festungsgraben  hineinverlegt  und  das  alte 


T ravebett  zum  Hafen  ausersehen,  der  mit  der  Eisenbahn 

in  Verbindung  ge- 
bracht wurde.  Die 
Wakenitz  ist  vor  ihrer 
Einmündung  in  die 
Trave  aufgestaut,  so 
dass  sich  hier  Teiche 
bilden  — der  Mühlen- 
teich und  der  Krä- 
henteich — und  das 
konzentrirte  Gefälle 
der  Wakenitz  für  in- 
dustrielle Anlagen 
nutzbar  gemacht 
wird.  Die  hohe  Lage 
sich  etwa  15'  über 
dem  Mittelwasser  der  Trave  befindet,  Hess  die  Wakenitz 
für  die  Anlagen  der  neuen  Wasserkunst  ganz  besonders 
geeignet  erscheinen,  zumal  eine  scharfe  Serpentine  dersel- 
ben es  gestattete,  das  Wasser  möglichst  weit  oberhalb  zu 
schöpfen  und  doch  dabei  das  Etablissement  in  die  Nähe 
der  Stadt  zu  bringen. 

Der  Hügel,  der  die  Stadt  trägt,  hat  eine  längliche 
Form  und  einen  ziemlich  lang  gezogenen  und  breiten 
Rücken,  auf  dem  sich  zwei  einander  nahezu  parallele 


Fig.  83. 


des  Wakenitz  - Wasserspiegels,  der 


241 


Strassen  entlang  ziehen:  die  Breitenstrasse  und  die  Königs- 
strasse. Da  seitwärts  von  diesen  Strassen  ein  ziemlich 
starkes  Gefälle  vorhanden  ist,  so  sind  in  dieselben  die  beiden 
Hauptstränge  der  neuen  Wasserleitung  hinein  verlegt,  so 
dass  von  hier  aus  das  Wasser  in  dem  Röhrennetz  den 
tiefer  liegenden  Stadttlieilen  wieder  mit  natürlichem  Ge- 
fälle zugeführt  wird.  Die  Yertheilung  des  Wassers  in  die 
einzelnen  Stadttheile  konnte  natürlich  nicht  gleichmässig, 
sondern  nur  mit  Berücksichtigung  der  Lokal-Verhältnisse 
erfolgen,  so  dass  der  bald  mehr,  bald  minder  zahlreichen 
Bevölkerung,  sowie  der  Zahl  und  Beschaffenheit  der  in- 
dustriellen Anlagen  Rechnung  getragen  werden  musste. 
Man  hat  bei  der  Anordnung  des  Röhrennetzes  dem 
Zirkulationssystem  den  Vorzug  vor  dem  \ erästelungs- 
system  gegeben,  das  sich  nur  vereinzelt  bei  kleinen  Zweig- 
leitungen angewendet  findet  und  zwar  auch  nur  als  pro- 
visorische Anlage,  da  späterhin,  beim  weiteren  Ausbau 
der  Stadt,  auch  hier  die  Zweige  wieder  vollständig  an 
einander  angeschlossen  werden  sollen. 

Diesen  Lokal -Verhältnissen  entsprechend,  sind  nun 
auch  die  Weiten  der  Haupt-  und  Zweigleitungen  bestimmt 
worden.  Der  Durchmesser  der  Hauptleitungen  beginnt 
mit  12"  (engl.)  und  vermindert  sich  allmälig  bis  auf 
8",  während  der  Durchmesser  der  Zweigleitungen  von 
8"  bis  auf  2"  hinabgeht.  In  dem  Vertheilungsplan 
sind  zur  Bezeichnung  der  verschiedenen  Durchmesser  auch 
verschiedene  Farben  gewählt,  wodurch  die  Uebersichtlich- 
keit  wesentlich  erleichtert  wird.  Der  Disposition  des 
Röhrennetzes  entspricht  auch  die  Vertheilung  der  Absperr- 
ventile („Schieber“),  die  bei  Reparaturen,  Anbringung  von 
Privatleitungen  etc.  die  betreffenden  Theile  von  der  Zir- 
kulation des  Wassers  ausschliessen.  Namentlich  in  der 
ersten  Zeit  des  Betriebes  ist  darauf  zu  rechnen,  dass  sehr 
häufig  Absperrungen  einzelner  Theile  nothwendig  werden, 
weil  die  Privatleitungen  sich  erfalirungsmässig  erst  sehr 
allmälig  die  Gunst  des  Publikums  erwerben  und  also  ein 
und  dieselbe  Strecke  wohl  wiederholt  für  die  Anbringung 
von  Privatleitungen  abgesperrt  werden  muss.  Gerade  in 
der  Voraussicht  so  häufiger  Betriebsstörungen  hat  man 
dem  Zirkulationssystem  den  V orzug  vor  dem  Verästelungs- 
system gegeben,  weil  bei  diesem  schon  durch  Schliessung 
eines  einzigen  Schiebers  dem  ganzen  folgenden  Röhren- 
strang das  Wasser  abgeschnitten  wird,  während  bei  dem 
Zirkulationssystem  die  Betriebsstörung  auf  die  durch  zwei 
Schieber  abgesperrte  Strecke  beschränkt  bleibt.  Es  ist 
daher  einer  solchen  theil weisen  Absperrung  der  Neben - 
stränge  keine  grosse  Bedeutung  beigelegt  worden,  bei  den 
beiden  Hauptsträngen  aber  bat  man  selbst  derartige  vor- 
übergehende Störungen  vermeiden  wollen  und  daher  an 
den  wichtigsten  Strecken  neben  dem  Hauptrohr  noch  ein 
kleines  (gewöhnlich  3zölliges)  Rohr  angeordnet,  das  le- 
diglich für  den  Anschluss  der  Privatleitungen  bestimmt 


FEUILLETON. 

Die  Klosterhöfe  der  Certosa  bei  Pavia. 

(Aus  einem  Vorträge  des  Hm.  Burgmai»  n im  Architekten -Verein  zu  Berlin.) 

Wenn  ein  Karthäuserkloster  in  der  durch  die  Strenge 
der  Ordensregeln  bedingten  Anlage  im  Allgemeinen  den 
Eindruck  eines  nach  dem  Prinzip  der  Einzelhaft  angeleg- 
ten Gefängnisses  macht,  so  muss  man  es  in  der  That  den 
Erbauern  der  Certosa  Dank  wissen , dass  sie  durch  eine 
oft  verschwenderische  Ausstattung  des  Aeusseren  den  ern- 
sten und  todten  Charakter  des  Ganzen  zu  lindern  sich 
bestrebten.  Ihren  Höhepunkt  aber  erreicht  diese  künst- 
lerische Ausstattung  in  jenen  berühmten  Meisterwerken 
des  lombardischen  Backsteinbaus,  den  beiden  inneren  Hö- 
fen des  Klosters. 

Die  Plananlage  desselben  zeigt,  wie  bei  den  Kalt- 
häusern üblich,  zwei  Hauptabtheilungen,  die  hier  grad- 
linig an  einander  stossen.  Der  eine  südlich  gelegene  und 
umfangreichere  Theil  umfasst  die  Wohnungen  der  Mönche 
und  das  Prioratshaus;  in  ihm  liegt,  von  drei  Seiten  durch 
die  Mönchszellen  umschlossen,  der  grössere,  etwa  390' 


und  daher  ober- 

^ T halb  und  unter- 

A 1) b halb  mitSchiebern 

versehen  ist. 

Ausser  den  Schiebern  sind  ferner  noch  in  dem  Dis- 
positionsplan die  Feuerhähne  g angegeben,  an  welche 
die  Schläuche  (bei  Feuersgefahr,  Spülung  der  Strassen- 
rinnen  etc.)  angeschraubt  werden  können  und  deren  Ent- 
fernung von  einander  etwa  12 — 15  Ruthen  beträgt.  Eben- 
so auch  sind  die  Strassenbrunnen  Q (hier  „Zapfstellen“ 
genannt) bereits  im  Dispositionsplanein  etwa  15  — 20  Ruthen 
Entfernung  von  einander  angegeben,  doch  war  eine  Ent- 
scheidung über  die  Zahl  der  wirklich  zur  Ausführung  ge- 
langenden Zapfstellen  noch  nicht  getroffen,  weil  es  sich 
hier  um  ein  noch  nicht  zum  Austrag  gebrachtes  Prinzip 
handelt.  Je  grösser  nämlich  die  Zahl  der  öffentlichen 
Zapfstellen  ist,  um  so  weniger  tritt  das  Bedürfniss  zur 
Anlegung  von  Privatleitungen  hervor,  um  so  grösser  wer- 
den aber  auch  die  der  Kommune  auferlegten  Lasten.  Mit 
Rücksicht  auf  die  wohl  ziemlich  allgemein  für  wünschens- 
werth  gehaltenen  Privatleitungen  ist  daher  die  Nothwen- 
digkeit  und  Zweckmässigkeit  einer  grossen  Zahl  von  sol- 
chen öffentlichen  Zapfstellen  nicht  unbestritten. 

Das  ganze  städtische  Röhrennetz  wird,  wie  erwähnt, 
mit  dem  Wasser  der  Wakenitz  gespeist,  das  an  einer  hoch 
und  günstig  gelegenen  Stelle  des  Terrains  von  dieser  ent- 
nommen wird.  Die  Angaben  für  die  Höhenlagen  der  ein- 
zelnen Stadttheile  beziehen  sich  meistens  auf  den  Trave- 
Pegel;  die  gesammten  Anlagen  der  neuen  Wasserwerke  je- 
doch sind  auf  den  Pegel  der  Wakenitz  bezogen  und  zwar 
liegt  der  Nullpunkt  des  Wakenitz- Pegels  24'  9”  höher 
als  der  Nullpunkt  des  Trave-Pegels.  Der  höchste  Punkt 
der  Stadt  liegt  auf  -j-  69'  9"  des  Trave-Pegels,  also  auf 
-|-  45'  des  Wakenitz-Pegels  und  da  das  Terrain,  auf  dem 
die  neue  Wasserkunst  angelegt  ist,  auf  -j-  30'  des  Wake- 
nitz-Pegels liegt,  so  liegt  der  höchste  Punkt  der  Stadt 
nur  15'  höher  als  das  Terrain  der  Wasserwerke,  was  na- 
türlich der  ganzen  Wasserleitung  sehr  zu  gute  kommt. 

Die  gesammten,  hier  an  der  Wakenitz  gemachten  An- 
lagen zerfallen  nun  in  drei  Gruppen  von  Baulichkeiten: 
1.  die  Pumpenanlage,  2.  die  Filter-Anlage  und  3.  das 
Hochreservoir  mit  dem  Wasserthurme  — eine  Anlage,  die 
bei  der  Wasserkunst  von  Altona  nicht  nothwendig  war, 
weil  dort  schon  die  Filter- Anlage  so  hoch  liegt,  dass  das 
Reinwasserbassin  gleichzeitig  als  Hochreservoir  dient. 

1.  Die  P u m pen  - An  läge.  In  das  diese  Anlage 
umschliessende  Maschinengebäude  führt  von  der  Wakenitz 
ein  zum  Theil  offener  Saugkanal  hinein.  Das  Wasser 
der  Wakenitz  ist  aber  nicht  rein  und  kann  selbst  durch 
Ruhe  noch  nicht  vollkommen  geklärt  werden,  es  bedarf 
daher  noch  einer  Filtration,  bevor  es  der  Stadt  zugeführt 
werden  kann. 


lange,  320'  breite  Klosterhof.  Der  zweite  nördlich  ge- 
legene Theil,  welcher  die  vierte  Seite  des  grossen  Hofes 
bildet,  enthält  die  gemeinschaftlich  zu  benutzenden  Räum- 
lichkeiten , die  Bibliothek,  das  Refektorium,  den  Kapitel- 
saal, die  Räume  für  die  Hausökonomie,  das  Quartier  der 
Laienbrüder,  das  Fremdenlogis  u.  s.  w.  Er  birgt  den 
kleineren,  etwa  93'  und  86'  grossen  Klosterhof,  an  den 
sich  weiter  nördlich  die  Kirche  anschliesst. 

Beide  Höfe  sind  rings  von  Hallen  umgeben;  schlichte 
Kreuzgewölbe,  durch  Queranker,  die  über  den  Kapitälen 
eingreifen,  gesichert,  ruhen  auf  Säulenarkaden,  deren  der 
kleine  Hof  50,  der  grosse  Hof  24  zählt.  Die  Säulen,  von 
weissem  Marmor  gebildet  , stehen  auf  einer  gemeinschaft- 
lichen niedrigen  Mauer,  welche  die  Hallen  brüstungsartig 
von  den  Höfen  abschliesst  und  nur  wenige  Durchbrechun- 
gen als  Zugänge  zu  denselben  zeigt  — darüber  ist  die  rund- 
bogige  Arkadenwand  in  Terrakotta  emporgeführt;  flache 
Pultdächer  mit  Hohlziegeln  bilden  das  Dach.  Die  Hinter- 
wand der  Hallen  ist  ab  und  zu  mit  Fresken  belebt,  der 
Fussbode.n  mit  kleinen  quadratischen  Thonplatten  gepflastert. 
Die  Dimensionen  der  Hallen  und  Arkaden  sind  nur  massig; 
im  grossen  Hofe  etwas  grösser  als  in  dem  an  Zierlichkeit 
und  Eleganz  voranstehenden  kleinern  Hofe.  Hier  sind  die 
Hallen  etwa  12'  breit,  die  Marmorsäulcben  5'  11''  hoch, 


242  — 


In  dem  Saugkanal  sind  daher  zunächst  die  beiden 
„bilterpumpen“  (tf)  aufgestellt,  deren  jede  einen  Kolben- 
durchinesser  von  22  hat;  sie  fördern  das  Wasser  zunächst 
in  den  4'  6"  im  Durchmesser  haltenden  Windkessel  (£) 

und  von  hier 
nach  den  Fil- 
terbassins. Um 
sofort  einer  et- 
waigen Ueber- 
lastung  der  Fil- 
terbassins Vor- 
beugen zu  kön- 
nen ist  zur  Ab- 
führung des 
überflüssigen 
Wassers  eine 
Zweigleitung 
nach  dem  Ent- 
wässerungs- 
Brunnen  ( c ), 
und  von  hier 
nach  der  Wa- 
kenitz angelegt. 
Dasfiltrirte  und 
in  dem  „Rein- 
wasser-Bassin“ 
gesammelte 
Wasser  wird 
nun  mittelst 
einer  Rohrlei- 
tung wieder  dem  Maschinenhause  und  zwar  zunächst  dem 
Saugekessel  {(!)  zugeleitet.  Aus  diesem  führt  zunächst  ein 
Saugerohr  nach  den  beiden  grossen  (17"  Kolbendurch- 
messer haltenden)  Pumpen  (e),  welche  das  Wasser  nach 
dem  Hochreservoir  hinaufdrücken.  Da  aber  das  Hochre- 
servoir nicht  hoch  genug  liegt,  um  auch  den  Gebäuden 
in  den  höher  liegenden  Stadttheilen  noch  Wasser  zufüh- 
ren zu  können,  so  sind  noch  die  beiden  kleinen  „Hoch- 
druckpumpen“ (f)  von  8"  Kolbendurchmesser  angeordnet, 
denen  das  reine  Wasser  aus  dem  Saugekessel  vermittelst 
eines  zweiten  Saugerohres  zugeführt  wird.  Diese  beiden 
Hochdruckpumpen  fördern  nun  zwar  das  Wasser  in  die- 
selbe Leitung  wie  die  Reservoirpumpen  (e),  üben  jedoch 
einen  stärkeren  Druck  aus,  so  dass  das  Wasser,  sobald 
das  Hochreservoir  ausgeschaltet  wird,  in  dem  Wasserthurm 
bis  zu  der  entsprechenden  Höhe  emporsteigt.  Die  Ma- 
schine muss  daher,  je  nach  Erfordern,  bald  mit  grösserem, 
bald  mit  geringerem  Drucke  arbeiten,  und  war  es  aus 
diesem  Grunde  noth wendig  das  gesammte  geförderte  Was- 
ser erst  in  den  5'  im  Durchmesser  haltenden  Windkessel 
(g)  zu  führen,  bevor  es  dem  Hochreservoir,  dem  Wasser- 
thurm und  der  Stadt  zugeführt  werden  kann. 


5”  dick,  in  Axentheilungen  von  7'  2"  gestellt,  die  obere 
Arkadenmauer  vom  Säulenkapitäl  bis  unter  das  Dach  7'  3" 
hoch. 

Malerisch  ist  zunächst  schon  der  Blick  in  diese 
Höfe,  besonders  in  den  grossen  Klosterhof,  wo  die  end- 
lose Perspektive  der  Arkaden,  ihre  herrlichen  Farben, 
der  Schatten-  und  Lichtwechsel  an  und  unter  denselben 
wirken.  Bei  dem  stets  blauen  Himmel,  bei  der  Lage  der 
Hallen  nach  allen  vier  Himmelsgegenden  und  der  gewal- 
tigen Weite  des  Hofes  liegt  zu  jeder  Tageszeit  ein  Theil 
desselben  im  wundervollsten  durch  Reflex  gelichteten 
Eigendünkel,  während  ein  anderer  im  hellsten  Sonnen- 
lichte prangt  und  seine  Arkaden  in  dem  schärfsten 
Schlagschatten  an  der  inneren  Wand  abzeichnet;  alle 
Arten  und  Abstufungen  der  Beleuchtung  sind  hier  ein- 
mal und  in  grosser  Ausdehnung  zugleich  vertreten,  und 
ihre  Uebergänge  geben  durch  die  weite  Perspektive  eine 
noch  erhöhte,  unendlich  mannigfache  Variation.  So  ver- 
einigt sich  das  Ganze  mit  dem  dazwischen  liegenden 
grünen  freien  Platz  zu  einem  Eindruck,  wie  man  ihn 
selten  anderswo  wiederfinden  möchte.  Nicht  minder 
schön  stellt  sich  der  kleine  Hof  dar,  der  im  Innern  einen 
reizenden  Blumengarten  enthält,  liier  verbinden  sich  die 
zierlichen  Arkaden,  deren  Säulen  vom  feinsten  karrari- 


Ist  nun  das  ganze  städtische  Röhrennetz  gefüllt,  und 
auch  das  als  Vorrathsbassin  dienende  Hochreservoir  mit 
Wasser  versehen,  so  ist  allerdings  die  der  Stadt  zur  Ver- 
fügung stehende  Wassermenge  sehr  bedeutend;  indessen 
könnte  doch  bei  einer  Feuersbrunst  der  Fall  eintreten, 
dass  mehr  Wasser  in  der  Stadt  verbraucht  wird,  als  die 
bilter  zu  liefern  vermögen,  ebenso  würde  im  Falle  um- 
fassender Reparaturen  oder  Umbauten  an  den  Filtern  pp. 
gar  kein  Wasser  mehr  geliefert  werden  können  etc.  Um 
der  Stadt  selbst  in  solchen  Fällen  noch  Wasser,  wenn 
auch  nur  im  unfiltrirten  Zustande  zuführen  zu  können, 
ist  in  dem  von  der  Wakenitz  abgezweigten  Saug -Kanal 
noch  eine  Saugepumpe  a’  aufgestellt,  aus  welcher  das 
Wasser  den  beiden  Reservoirpumpen  e zugeführt  werden 
kann. 

Zum  Schutze  der  ganzen  Anlage  gegen  Feuersgefahr 
ist  ferner  an  einer  kleinen  Zweigleitung  ein  Feuerhahn 
(//)  angelegt,  an  den  sich  zum  Ablassen  des  Wassers 
noch  ein  Rohr  anschliesst,  vermittelst  dessen  das  Hochre- 
servoir im  Falle  einer  plötzlichen  Beschädigung  entleert 
werden  kann.  Dies  Ablassrobr  führt  zunächst  in  den 
Entwässerungsbrunnen  ( c ) und  von  hier  nach  der  Wakenitz. 

Zum  Betriebe  dieser  sämmtlichen  Pumpen  sind  zwei 
Woolfsche  Dampfmaschinen,  jede  von  36  Pferdekräften, 
aufgestellt,  die  in  10  Arbeitsstunden  120,000  Kub.'  lüb. 
(=  ca.  92,400  Kub.'  pr.)  fördern.  (Nach  andern  Anga- 
ben werden  täglich  140,000  Kub.'  lüb.  = ca.  107,800  Kub.' 
pr.  gefördert).  Dies  Wasserquantum  ist  für  eine  Ein- 
wohnerzahl von  ca.  34,000  Einwohnern  berechnet.  Die 
Maschine  macht  20  Umdrehungen  pro  Minute  und  ist  mit 
einem  Schwungrade  von  20’  Durchmesser  versehen,  dessen 
Kranz  12"  stark  und  6"  breit  ist.  Der  Angriff  der  Hoch- 
druckpumpen ist  60",  der  für  die  Reservoirpumpen  90" 
von  der  Drehaxe  der  Balanciers  entfernt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Fachwerkträger. 

(Fortsetzung  aus  No.  20.) 

B.  Die  untere  Gurtung  des  Parabelträgers  ist  gerade. 

Zur  Berechnung  der  iunern  Kräfte  fügen  wir  den  Glei- 
chungen 1 — 3 zunächst  die  Bedingung  bei,  dass  die  Horizou- 
talkomponenten  der  Gurtungsspannungen  eines  Feldes  einander 
gleich  sein  sollen,  also: 


Mit  Hülfe  der  so  erhaltenen  4 Gleichungen  folgt  alsdann: 


sehen  Marmor  nachgerade  ein  wundervolles  Farbeuspiel 
angenommen  haben,  während  das  duukle  Braunroth  der 
Terrakotten  bis  zu  einem  tiefen  Violett  nachgedunkelt 
ist,  mit  der  auf  der  Nordseite  hervorragenden  Kirchen- 
fa«,*ade  zu  einem  entzückenden  Gesammtbilde. 

Die  eigentliche  Herrlichkeit  dieser  Klosterhöfe  aber 
geht  nun  freilich  erst  auf,  wenn  man  die  Detail  - Ausbil- 
dung der  Arkaden  näher  betrachtet.  Ein  verschwende- 
rischer Reichthum,  eine  üppige  Fülle  der  Schönheit  tritt 
hier  dem  Beschauer  entgegen. 

Dies  gilt  zunächst  von  den  Marmorsäulen.  Unter 
den  174  Kapitalen  dürften  sich  kaum  zwei  ganz  gleiche 
finden;  gemeinsam  ist  ihnen  nur  Höhe  und  Halsdicke, 
die  künstlerische  Form  ist  ein  ewig  neues  Spiel  der  Phan- 
tasie, meist  in  freier  Behandlung  des  Schemas  des  Kom- 
positenkapitäls.  Die  Basis  ist  die  attische,  und  ist  ihr 
noch  ein  kleiner  Plinthus  untergesetzt;  der  untere  Torus. 
zeigt  oft  niedliche  diagonale  Blattauswüchse.  Die  Säulen 
des  grossen  Hofes  sind  dem  gröberen  Material  entsprechend 
im  Allgemeinen  einfacher  detaillirt  als  die  des  kleinen; 
übrigens  sind  auch  nicht  alle  Kapitale  gleich  anmuthig 
und  schön,  sondern  deutlich  erkennt  man  in  ihnen  das 
Werk  verschiedener  Hände.  Von  gleicher  Mannigfaltig- 
keit sind  die  vorgeklagten  Wandkonsole,  auf  denen  die 


243 


(Ä__*!=ä.) 

2b  \ ?/x  Vx-i  / 

2 b V V-x  V-x  l / 


(IV) 

(V) 


»S'  und  T werden  wieder  Maxima  bei  voller  Belastung, 
und  ergiebt  sieb  mit  Hülfe  von  Gleichung  18  und  19: 

q 6 n * 


max.  ,S’x 


4/4 


Jr  * A 

x = — — 
6 


q b n* 
4/t 


(VI) 

(VII) 


d.  b.:  die  Spannung  in  der  untern  Gurtung  und  ebenso  die 
Horizontalkomponente  der  obern  Gurtungsspannung  ist  im 

, q 6 11* 

Maximum  konstant  = — . , -■ 

4 h 

Aus  IV  und  V folgt,  dass  0x  und  jVx  Maxima,  bezüglich 


M 


inima  werden,  wenn  der  Werth  ^ 


Tlx 
v x 


5Ji xi  \ sein  Ma- 
Vx- 1 ' 

ximum  oder  Minimum  erreicht.  Ersteres  findet  statt,  wenn 
die  Nutzlast  von  B bis  zur  a?ten  Vertikalen,  letzteres,  wenn 
sie  von  A bis  zur  x — lten  Vertikalen  vorgerückt  ist.  Es  ist 
aber  mit  Hülfe  der  Gleichungen  10,  11  und  19: 


Vx  yx- 
uud  mit  Gleichung  15  uud  16: 

/ Tlx  3Kx-i\  . 

v Vx  Vx-l  / 1 


4 h 

■k  b n 
4 /i  ' 


:</x  ?/x 

Trägt  man  diese  Werthe  in  IV  und  V ein,  so  erhält  man: 

max.  „ 

Ox  = ± 


(Villa) 


min. 

min. 

max. 


Ox 

tz  b n 

(IX) 

b ‘ 

8 h 

11 X 

tz  b n 

(X) 

b ‘ 

8 h ’ 

in  den  Maximalwerthen  für  den  ganzen  Träger 


d.  h.;  die  Horizontalkomponenten  der  Diagonalspannungen  sind 

u Ti  b ii 

~ Vh 

Es  bleibt  noch  die  Bestimmung  der  in  den  Vertikalen 
auftretenden  Spannungen.  Denken  wir  die  Belastung  in  der 
untern  Gurtung  wirksam,  so  ergiebt  sich  aus  Gleichung  4a: 

Tlx  / f,  q \ Nx  0x4-  x 

-p-(^x-^x  + l)-—  yx-l  - -x+- 

hierin  mit  Hülfe  von  IV  und  V die  Werthe  von  ^ und  ° 

n o 

und  nach  19  die  von  q eingesetzt,  wird 


Px 


Vx+i ; 


9«x-2»x-i  i»x+i-9»x  , 

P X — FTT  c 


Ix 


2 b 

®x  - ®x+i 


2 b 

9J?x 


b . x{n—x) 


2 ‘ b x (ji  — x)  <XI1) 

Px  wird  ein  Maximum  bei  voller  Belastung.  Setzt  man  hier- 
nach für  3J£X  seinen  Werth  aus  Gleichung  18  ein  und  berück- 
sichtigt wieder,  dass  (2>x  ■ — - 3)x-|-i)  die  Aenderung  der  Ver- 
tikalkraft gleich  der  in  den  Vertikalen  auftretenden  Belastung 
ist,  so  folgt: 

2 q q b . x (ti  — x) 


max.  Px  — 


2 

= 2 q. 

Die  Haupt -Resultate  sind  also: 
q b n* 

4/i 


b . x (n  — x) 


(XIII) 


max.  Sx 


max.  7x  = — 


max.  Ox  = 


max.  Arx 


/x 

q b 11* 

b 

' 4 h 

Ox 

rz.  b 11 

b 

' " 8 /7 

rix 

TZ  b 11 

b 

‘ 8/i 

(22) 


max.  Px  — 2q 

Setzen  wir  nun  schliesslich  wieder  den  Fall,  dass  in  den 
Diagonalen  nur  positive,  d.  i.  Zugspannung  auftreten  soll, 
so  ist  zunächst  beim  Vorrücken  der  Nutzlast  von  A aus 

Ox  = 0 (I) 

Mit  Berücksichtigung  dieses  Werthes  ergeben  die  Glei- 
chungen 1 — 3: 

Tlx 
Vx 

tx  2>?x— 1 

b 


Sx  — 

Tx=  — 


Nx 


Vx- 1 

rix  sWx—i  _ Wx_\ 

~ b V Vx-i  Vx  / 


(II) 

(111) 

(IV) 


Sx  und  7’x  werden  Maxima  bei  voller  Belastung,  nämlich 

q b 11 * 

4 h 

tx  q b il* 

b ' 4 h. 


max.  Sx  = 


max.  Tx  — — 


(V) 

(VI) 


Die  Diagonalspannung  Nx  wird  ein  Maximum,  wenn  die 
Nutzlast  bis  zur  (,t—  l)ten  Vertikalen  vorgerückt  ist.  Hier- 
nach aus  10  und  11  die  Werthe  391  in  Gleichung  IV  einge- 
setzt: 


Kreuzgewölbe  aufsetzen;  dieselben  sind  meist  figürlicher 
Art  und  beziehen  sich  besonders  im  kleinen  Hofe  auf  die 
Hauptregeln  des  Ordens.  Oft  in  komischer  Auffassung 
zeigen  sich  hier  der  schweigende  Mönch,  den  Finger  auf 
die  Lippe  gelegt,  der  betende,  studirende,  der  von  Ge- 
wissensbissen geplagte,  der  vom  Tode  heimgesuchte  Mönch, 
in  charakteristischer  Darstellung  auf  so  kleinem  Steine. 

Am  Bewunderungswürdigsten  aber  ist  unzweifelhaft 
der  ferrakottenschmuck  der  Arkadenwand.  Die  Rund- 
bogen sind,  wie  das  bei  solcher  Anwendung  meist  ge- 
schah, um  ihnen  den  Ausdruck  des  Gedrückten  zu  be- 
nehmen, ein  wenig  überhöht;  eine  kräftige  Umrahmung 
der  Bögen,  und  darüber  ein  breiter  Gesimszug  bis  unter 
das  Dach : dies  ist  die  Disposition  dieser  Fa^aden.  Die 
Gesimse  sind  unendlich  reich  gegliedert  und  mit  undenk- 
lichem Fleiss  in  allen  Theilen  mit  Perl-  und  Kymatien- 
stäbchen.  Bliithen-  und  Blätterschmuck,  jede  Fläche  mit 
reizvollen  figürlichen  und  Rankenreliefs  bis  in  die  klein- 
sten Winkel  hinein  belebt.  Wiederholungen  der  Orna- 
mente finden  auch  hier  fast  gar  nicht  statt.  Mit  Aus- 
nahme der  reizenden  Engelfriese  der  Bögen,  in  denen 
zwei  gegenüberliegende  Hofseiten  sich  öfter  entsprechen, 
stimmen  die  vier  Seiten  des  Hofes  vielmehr  nur  in  der 
Hauptdisposition  und  den  Haupthöhenabtheilungen  über- 


ein, um  eine  regelmässige  Verknüpfung  je  zweier  Seiten 
am  Zusammenstoss  in  den  Ecken  zu  erwirken.  Der  phan- 
tasievolle Künstler  hat  sich  nicht  damit  begnügt,  ein  ein- 
ziges schönes  Hauptgesims  oder  eine  einzige  zierliche  Bo- 
geneinfassung zu  entwerfen  — nein,  überall  wechseln 
Gliederung  und  Ausschmückung,  treten  andere  Formen 
und  neue  Motive  auf.  Vor  Allem  interessant  ist  der 
figürliche  Schmuck.  So  viel  Köpfe,  so  viel  kernig  ge- 
schnittene Kopfcharaktere  — weibliche  und  männliche, 
Grafen  und  Ritter,  vielleicht  des  Künstlers  Zeitgenossen, 
vielleicht  er  selbst  und  seine  Freunde  darunter.  Beson- 
ders aber  haben  die  kahlköpfigen  Mönche  selbst  Modell 
stehen  müssen;  der  Prior,  der  Pater,  der  Glöckner  und 
Schliesser  in  den  verschiedensten  Auffassungen  finden  sich 
in  traulicher  Gesellschaft  neben  einander,  oft  in  über- 
sprudelnder,  lustiger  Laune  des  Künstlers  von  einer  treu- 
herzigen Komik  angehaucht.  Unendlich  anmuthig  und 
lieblich  sind  dagegen  die  kleinen  Engelfriese  der  Arkaden 
des  kleinen  Hofes,  frische,  dickbackige,  reizende  Kinder, 
die  sich  in  Weinranken  verstecken  oder  an  denselben 
hinaufklettern,  Trauben  naschen  und  Blumen  pflücken. 

Ueberhaupt  ist  der  kleine  Hof  die  Ilauptschatzkam- 
mer  des  Schönen,  und  augenscheinlich  ist  auf  seine  künst- 
lerische Gestaltung  ein  ganz  besonderer  Fleiss  verwendet 


244 


max.  JVx  = 


b (x  — 1)  (fl  — X + J)  ^ p + Tr  ^ 


4 h 


(x  — l ) (n  — x + i) 


b x 


(n  — x) 


* + ' ) I 


4 h 


x ( n — x ) 


fix  ic  b n 
b ' 4 h 


(VII) 


Für  die  Spannung  der  Vertikalen  ergiebt  sich  nach 
Gleichung  4,  wenn  wir  die  Belastung  als  in  den  untern  Knoten- 
punkten angreifend  denken,  also  (J  — 0 setzen  und  berück- 
sichtigen, dass  nach  I 0 = 0 


Px 


y!'b  0*-**+0 


Nx 

Hx 


yx-  1 ; 


hierin  für 


nach  IV  seinen  Werth  eingesetzt,  sowie  be- 


rücksichtigt, dass  b y — qx  — f/x—i,  folgt; 
„ _ 1 f*Kx 

/x  - b \ 


?/x 


(2  yx  — yx  - 1 — yx  + i) 


pffix  _ 1 

vyx  - 1 

Vx 

yx  )yx-lA 

Wx  — SKx  - i 


b 


fx 

b 


^yx+ 1 — yx 


= «x 


K, 

b 


n — 2 x — 1 


(VIII) 


x (ti  — x) 

Dieser  Werth  wird  ein  Maximum  bei  voller  Belastung. 
33x  würde  zwar  andererseits  ein  Maximum  ergeben,  wenn  die 
Last  von  B bis  zur  ,z;ten  Vertikalen  vorgerückt  ist;  doch 
muss  dieser  Fall  hier  ausgeschlossen  bleiben,  da  die  obigen 
Aufstellungen  nur  für  ein  Vorrücken  der  Last  von  A aus 
gelten.  Setzt  man  hiernach  für  33  und  33  die  Werthe  aus 
Gleichung  5 und  G ein,  so  wird 

„ , a . ,,  q b x (n—x)  n — 2x—l 

max.  Px  = q (fl  — 2 x -f  1)  — ? r- 

b x (n—x) 

= 2 q.  (IX) 

Px  wird  ein  Minimum,  wenn  die  Nutzlast  von  A bis  zur 
(X — l)sten  Vertikale  vorgerückt  ist.  Hiernach  mit  Hülfe  von 
Gleichung  9 und  10 


min.  Px  — p ( fl  — 2x  + 1)  — ^ x (x — 1)  — 

bx(fi  — x)  -\-n  X J n — 2x—i 

b ’ x (n  — x) 

= 2p-  (x-i)(n-x-i)  (X) 

Beim  Vorrücken  der  Last  von  B aus  würde  N — 0 zu 
setzen  sein,  und  wären  hiernach  die  übrigen  Spannungen  zu 
bestimmen.  Die  Maximalspannungen  der  Gurtungen  und  Ver- 
tikalen würden  von  den  oben  gegebenen  Resultaten  nicht  ab- 
weicben.  Für  die  Berechnung  des  Trägers  ergeben  sich  also 
die  Resultate 


max.  Sx  = 


q b fl 1 
4 h 


max.  Tx  = — 
max.  Nx  = -f- 
max.  Ox  = -j- 


tx 

q bnA 

b 

■ 4 h 

fix 

fzbn 

b 

■ 4 h 

Ox 

n b n 

b 

1 

' 4 h 

f — 

;;  (*-i)(» 

(23) 


min.  Px  = 2 p — 

Bei  den  betrachteten  vier  Fällen  bleiben  die  Diagonal- 
spannungen in  den  Gleichungen  21  und  23  stets  positiv. 
Da  man  in  dem  Falle,  wo  es  sich  nur  um  Zugspannung  han- 
delt, auf  die  Form  des  Querschnitts  keine  Rücksicht  zu  neh- 
men braucht,  was  beim  Druck  wegen  der  Gefahr  des  Durch- 
biegens nicht  mehr  der  Fall,  so  wird  man  für  die  Berechnung 
gemeiniglich  die  in  21  und  23  aufgestellten  Gleichungen  denen 
in  20  und  22  vorziehen.  ' (Fortsetzung  folgt.) 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hannover.  — 
In  der  Versammlung  am  6.  Mai  d.  J.  hielt  nach  Erledigung 
der  laufenden  Geschäftssachen  Hr.  Kopeke  einen  Vortrag 
über  das  Psychrometer  von  August.  Dasselbe  besteht  aus 
zwei  neben  einander  befestigten  Thermometern;  die  Kuttel  des 
einen  ist  mit  Tüll  umwickelt,  welcher  mit  Wasser  angeleuehtet 
wird.  Durch  den  zufolge  der  Verdunstung  in  nicht  mit  Was- 
serdampf gesättigter  Luft  eintretenden  Wärmeverbrauch  sinkt 
dies  Thermometer,  und  aus  dem  Vergleich  des  niedrigeren 
Standes  desselben  mit  dem  des  trockenen  Thermometers,  also 
der  Lufttemperatur,  schliesst  man  auf  die  Menge  des  in  der 
Luft  vorhandenen  Wasserdampfes. 

Der  Erfinder  des  Instrumentes  hat  zu  diesem  Zwecke 
eine  Tabelle  aufgestellt  und  in  einem  kleinen  Werke  ver- 
öffentlicht. Von  dem  Vortragenden  war  dieselbe  graphisch 
dargestellt,  so  dass  man  aus  der  Darstellung  die  bei  gegebenen 
Thermometerständen  vorhandene  Tension  des  vorhandenen 
Wasserdampfes  für  das  Maximum  der  Dichte  direkt  abmessen 
konnte. 

Dieses  Instrument  gewinnt  einen  grossen  praktischen 
Werth,  seitdem  die  Technik  den  Anfang  gemacht  hat,  die  Er- 
neuerung der  Luft  in  den  Wohnungen  zu  regeln.  Da  man 
angeben  kann,  welches  Quantum  Wasserdampf  die  Luft  bei 
jeder  Temperatur  tragen  kann  — ferner,  da  man  weiss,  welchen 
Grad  der  Feuchtigkeit  die  Luft  haben  muss,  um  der  Gesund- 
heit möglichst  zuträglich  zu  sein,  so  lässt  sich  nach  anate- 
stellter  Beobachtung  am  Instrumente  aus  der  Tabelle  berech- 
nen, um  wie  viel  die  atmosphärische  Luft  zu  trocken  ist  und 
bis  zu  welchem  Grade  sie  in  Wohnungen  etc.  angefeuchtet 
werden  muss. 

Der  Vortragende  führt  in  dieser  Beziehung  interessante 
auf  Beobachtung  gestützte  Beispiele  an. 

Bei  der  gleichzeitig  beobachteten  Stellung  der  Thermo- 
meter von  14°  resp.  7,4»  war  die  Spannung  des  Dampfes  un- 
gefähr so  gross  wie  sie  eine  Temperatur  von  2V>°  unter  Null 


worden.  Nicht  nur,  weil  seiner  geringeren  Abmessungen 
wegen  jede  einzelne  Seite  von  der  gegenüberliegenden 
aus  in  weit  grösserer  Nähe  sichtbar  wird,  also  alle  etwai- 
gen kleinen  Mängel  um  so  augenfälliger  gewesen  sein 
würden,  sondern  auch  wohl,  weil  er  den  Vorhof  für  die 
Kirche  selbst  bildet  und  schon  deshalb  höher  steht  als  der 
abseits  gelegene,  von  den  Zellen  eingeschlossene  grosse 
Klosterhof,  an  welchem  die  Profilirungen  mit  Recht  etwas 
derber,  die  Ornamente  von  höherem  Relief  und  grösser 
im  Maasstabe  sind.  Es  lässt  sich  die  etwas  weniger  ge- 
naue  Arbeit  hier  auch  wohl  aus  dem  riesigen,  in  verhält- 
nissmässig  kurzer  Zeit  zu  beschaffenden  Bedarf  an  Terra- 
kotten erklären,  wozu  mehre,  wohl  verschieden  tüchtige 
Meister  herangezogen  werden  mussten,  während  ein  Mei- 
ster, und  sicher  der  tüchtigste  von  allen,  das  Modelliren 
für  den  kleinen  Ilof  allein  übernehmen  konnte. 

Nicht  minder  wie  durch  ihren  künstlerischen  Werth 
zeichnen  sich  übrigens  die  Terrakotten  durch  die  muster- 
hafte Technik  ihrer  Herstellung  aus.  Die  Geschicklich- 
keit, mit  der  in  Rücksicht  auf  das  Schwindmass  modellirt 
worden  ist,  die  Vorsicht  beim  Brennen  sind  zu  bewundern. 
Die  Kanten  sind  so  scharf  und  unverzogen,  die  fortlaufen- 
den Dekorationen  gehen  in  den  Stossfugen  so  präzis  in 
einander  über,  die  Relieffiguren  sind  trotz  des  ungleichen 


Vorsprungs  ihrer  Glieder  an  demselben  Block  so  eben- 
mässig  und  proportionirt,  dass  sie  aus  einem  Stein  ge- 
hauen erscheinen;  die  Rankenreliefs,  die  oft  nur  wie  ein 
Hauch  sich  auf  die  Flächen  legen,  ähnlich  wie  bei  den 
bekannten  venetianischen  Marmorwerken,  sind  trotzdem 
so  körperhaft  und  bestimmt  geschnitten.  Meist  sind  es 
Vorgesetzte,  mässig  dicke  Platten,  mit  denen  der  innere 
Kern  bekleidet  ist;  nur  das  Hauptgesims  besteht  aus  dicke- 
ren Thonblöcken. 

An  eigentlich  genauen  Aufnahmen  und  Darstellungen 
dieses  edelsten  der  Backsteinbauwerke  Nord -Italiens  fehlt 
es  fast  noch  gänzlich;  die  wenigen  Blätter  in  dem 
Werke  von  Runge  und  in  der  Sammlung  von  Warings 
und  Macquoid  (London  1829)  dürften  die  einzigen 
sorgfältigeren  Darstellungen  enthalten.  Vollständig  auf- 
genommen sind  die  Höfe  der  Certosa  wohl  noch  nie. 
Das  Werk  über  die  Certosa,  das  die  Bildhauer  Gebrüder 
Durei  li  zu  Mailand  im  Jahre  1853  begannen  und  wel- 
ches eine  sehr  vollständige  Darstellung  der  Kirche  giebt, 
ist  leider  unvollendet,  doch  gewähren  die  trefflichen  Pho- 
tographieen  von  Duron i in  Mailand  wenigstens  einigen 
Ersatz. 


245 


im  Maximo  zulasst;  es  War  die  Luft  also  sehr  trocken. 

In  einem  grossen  Magistratssaale  in  Liverpool,  welcher  in  der 
vollkommensten  Weise  nach  der  Pulsionsmethode  mit  durch 
Wasserdampf  befeuchteter  Luft  ventilirt  wird,  hält  man  nach 
gemachten  Erfahrungen  die  Differenz  der  Thermometer  auf 
4°  F.  oder  1,8°  R.,  so  dass  man  die  Dampfzufuhr  steigert, 
sobald  die  Thermometer  grössere  Differenzen  zeigen.  Der  so 
sich  ergebende  Dampfgehalt  ist  bei  15°  R.  etwa  gleich  80%  des 
Quantums  beim  Sättigungszustande.  Am  Tage  des  Vortrages 
zeigten  die  Thermometer  im  Zimmer  17,25°  resp.  11,5°,  die 
Spannung  betrug  darnach  3,5  Pariser  Linien;  bei  der  in  Li- 
verpool in  ne  gehaltenen  Differenz  von  1,8°  hätte  die  Spannung 
6,7"'  betragen  müssen;  tragen  konnte  die  Luft  8,5"',  sie  war 
also  etwa  nur  halb  so  feucht,  wie  sie  hätte  sein  sollen.  Bei 
einer  andern  Beobachtung  zeigten  die  Thermometer  aussen 
9°  resp.  5,1°;  dies  entspricht  einer  Spannung  von  1,8'",  wäh- 
rend dieselbe  3,2"'  betragen  sollte  und  gleich  4,5'"  hätte  sein 
können,,  die  Luft  enthielt  darnach  so  wenig  Feuchtigkeit,  wie 
sie  etwa  bei  2°  Kälte  noch  tragen  könnte. 

Da  nun  die  Luft  immer  aus  der  äussern  Atmosphäre  ge- 
nommen wird,  die  wegen  ihrer  geringeren  Temperatur  im 
Winter  den  erforderlichen  Dampfgehalt  nicht  besitzen  kann, 
so  muss  beim  Erwärmen  derselben  Wasserdampf  zugeführt  i 
werden,  wenn  das  obige  Verhältniss  dasselbe  bleiben  und  die  { 
Thermometer  grössere  Differenzen  als  etwa  2°  nicht  zeigen  J 
sollen.  Es  ist  desshalb  an  eine  gute  Ventilation  die  Anfor- 
derung zu  stellen,  dass  bei  derselben  die  Luft  künstlich  be- 
feuchtet werde,  und  dies  kann  nur  durch  Einführung  von 
Wasserdampf  geschehen.  Nach  Angabe  von  Redtenbacher 
verwendet  ein  Mensch  stündlich  25  Galerien  zur  Verdunstung 
von  Wasser  aus  seinem  Körper,  verwandelt  also  in  24  Stunden 
ca.  1 Kilogramm  Wasser  in  Dampf.  Die  dadurch  bewirkte 
Anfeuchtung  der  Luft  in  Abzug  gebracht,  so  ergiebt  sich,  dass 
bei  einer  guten  Ventilation,  von  60  Kubm-  in  der  Stunde  für 
jede  Person,  in  einem  Raume,  in  welchem  3 Menschen  leben, 
40,2  Pfund  Wasser  in  12  Stunden  verdunstet  werden  müssen, 
wenn  die  Lufttemperatur  aussen  0 Grad  beträgt  und  dabei 
eine  Dampftension  von  1,6'"  zeigt,  die  Temperatur  in  der 
Wohnung  aber  15°  betragen  soll. 

In  dem  genannten  Stadthause  in  Liverpool  werden  in  der 
Minute  bis  zu  50,000  Kub.'  Luft  eingetrieben,  zu  deren  An- 
feuchtung bei  1,6"'  Tension  des  Dampfes  in  der  Atmosphäre 
25  Pfund  Wasser  per  Minute  oder  1500  Pfund  per  Stunde 
erforderlich  sind.  Diesen  Effekt  kann  man  nur  mittelst  eines 
Dampfkessels,  in  diesem  Falle  mit  einem  etwa  25  Pferde- 
kräften entsprechenden,  erreichen.  In  Liverpool  ist  ein  Corn- 
wall-Kessel von  Kupfer  zur  Dampferzeugung  aufgestellt;  der 
Dampf  wird  in  Zinn- Röhren  der  in  die  Säle  einzuführenden 
Luft  zugeleitet.  Beiläufig  wurde  erwähnt,  dass  dort  ein  Aus- 
waschen der  Luft  stattfindet,  indem  man  sie  vor  der  Erwär- 
mung durch  die  feinen  Strahlen  einer  Fontaine  leitet.  Das 
dabei  im  Winter  wenig  Dampf  in  die  Luft  gelangt  ist  klar, 
weil  das  Wasser  kalt  ist;  ein  derartiges  Verfahren  reicht  also 
zur  Anfeuchtung  nicht  aus,  vielmehr  ist  die  Einführung  von 
Dampf  durch  starke  Verdampfung  von  Wasser  unentbehrlich. 

Der  Vortragende  hält  die  Anschaffung  und  tägliche  Be- 
obachtung des  August’schen  Psychrometer  für  besonders  ge- 
eignet, mit  der  Frage  wegen  der  Feuchtigkeit  der  Luft  ver- 
traut zu  werden  und  durch  allgemeine  Verbreitung  der  Ueber- 
zeugung  von  deren  Nothwendigkeit  eine  Besserung  in  der 
Luftversorgung  unserer  Wohnungen  beschleunigen  zu  helfen. 

(Schluss  folgt.) 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung 
am  12.  Mai  1868.  Vorsitzender  Herr  Wiebe. 

Herr  Dirc.ksen  machte  Mittheilungen  über  die  hiesige 
neue  Verbindungsbahn,  indem  er  zugleich  mit  Benutzung 
dreier  Pläne  von  Berlin,  Paris  und  London  Vergleiche  in 
Betreff  der  Verbindungs-Eisenbahnen  um  diese  Städte,  besonders 
zwischen  den  beiden  ersteren , anstellte.  Bei  Berlin  berührt 
ein  Kreis  von  mehr  als  einer  Viertelmeile  Halbmesser,  dessen 
Mittelpunkt  im  Schlosse  gelegen  ist,  noch  sämmtliche  Bahn- 
höfe, bei  Paris  keinen  einzigen,  mit  Ausnahme  des  Bahnhofes 
der  von  Vincennes  ausgehenden  Bahn.  Die  Güterbahnhöfe 
schliessen  sich  bei  Berlin  noch  ziemlich  den  Personen- Bahn- 
höfen an  und  liegen  alle  innerhalb  eines  Kreises  von  einer 
halben  Meile  Radius,  was  bei  den  Pariser  Güter- Bahnhöfen 
wiederum  nicht  mehr  der  Fall  ist.  Es  ergeben  sich  schon 
hieraus  wesentlich  andere  Verhältnisse,  für  die  hiesige  neue 
Verbindungsbahn,  welche  im  Uebrigen  vorzugsweise  mit  Rück- 
sicht auf  den  durchgehenden  Verkehr  projektirt  worden  ist. 
Die  Bahn  wird  von  einem  Bahnhofe  an  der  Hamburger  Bahn 
bei  der  Birkenstrasse,  nördlich  von  Moabit,  ausgehend  diese 
Bahn  und  den  Spandauer  Sehiffahrts- Kanal  nahe  beim  Nord- 
hafen überschreiten,  sodann  beim  Weddingplatz  einen  Bahn- 
hof erhalten  und  die  Ilochstrasse , sowie  die  Stettiner  Bahn 


überschreiten.  Auf  den  nun  folgenden  Abschnitte  der  Bahn 
in  den  Höhenzügen  vom  Gesundbrunnen  bieten  die  nicht  ge- 
regelten Vorfluth-Verhältnisse  mancherlei  Schwierigkeiten  und 
kommt  die  Bahn  von  hier  bis  nach  Lichtenberg  fast  immer 
im  Einschnitt  zu  liegen.  Bei  diesem  Orte,  wie  auch  an  den 
vom  Königs-  und  Landsberger  Thore  ausgehenden  Chausseen 
sind  Bahnhöfe  projektirt  und  wird  die  Bahn  sodann  zwischen 
Boxhagen  und  Rummelsburg  die  Ostbahn  und  die  Nieder- 
schlesisch-Märkische Bahn  überschreiten.  Nach  dem  Ueber- 
gange  über  die  Spree  und  die  Görlitzer  Bahn  wird  die  Ver- 
bindungsbahn unmittelbar  südöstlich  bei  Rixdorf,  wo  ein  Bahn- 
hof angenommen  ist,  vorheifiihren,  sodann  nördlich  von  Tem- 
pelhof am  südlichen  Rande  des  grossen  Exerzierplatzes  ent- 
lang gehen,  wo  wiederum  ein  Bahnhof  vorgesehen  ist,  und 
endlich  nach  Ueberschneidung  der  Anhaitischen  Bahn  mit  dem 
Anschlüsse  an  die  Potsdamer  Bahn  ihr  vorläufiges  Ende  er- 
reichen, da  der  Schluss  des  Ringes  von  hier  bis  zur  Ham- 
burger Bahn  vor  der  Hand  noch  nicht  bewirkt  werden  soll. 
Alle  Bahnhofs-Einrichtungen  werden  zunächst  und  bis  die 
Gestaltung  des  Betriebes  auf  der  neuen  Bahn  sichere  An- 
haltepunkte hierfür  gegeben  haben  wird,  möglichst  provisorisch 
ausgeführt,  überall  aber  der  Personenverkehr  durchaus  unab- 
hängig vom  Güterverkehre  gehalten  werden. 

Der  Vortragende  ging  sodann  auf  die  besonderen  Ver- 
hältnisse der  vielfachen  Verbindungsbahnen  Londons,  über  und 
unter  der  Erde,  kurz  ein  und  theilte  schliesslich  aus  seinen 
Studien  zum  Zwecke  der  Bauausführung  der  hiesigen  neuen 
Verbindungsbahn  eine  Idee  über  die  möglichst  vortheilhafte 
Anlage  solcher  städtischen  Verbindungsbahnen  für  den  durch- 
gehenden Verkehr  mit,  wonach  denselben  nicht  die  Form  eines 
Ringes,  der  die  vom  Orte  radial  ausgehenden  Bahnen  iiber- 
schneidet  und  mit  letzteren  durch  besondere  Kurven  verbun- 
den ist,  sondern  einer  um  den  Ort  führenden  Schlangenlinie 
zu  geben  wäre,  welche  die  einzelnen  radialen  Bahnen  unmit- 
telbar durch  abwechselnd  nach  Innen  und  nach  Aussen  ge- 
kehrte Kurven  verbände. 

Es  wurde  nunmehr  die  in  der  vorigen  Sitzung  vertagte 
Angelegenheit  wegen  der  vom  Vereine  im  bevorstehenden 
Sommer  zu  unternehmenden  Reise  wieder  aufgenommen.  Durch 
Abstimmung  wurde  zu  Gunsten  der  Reise  nach  Schlesien  ent- 
schieden und  sodann  noch  beschlossen,  den  Beitrag  zu  den 
Kosten  der  Reise  fiir  die  Theilnehmer  auf  8 Thlr.  festzusetzen. 

Nachdem  der  Oberingenieur  der  Qstpreussischen  Südbahn, 
Hr.  Reiche  zu  Königsberg  i.  Pr.,  durch  übliche  Abstimmung 
als  auswärtiges  Mitglied  in  den  Verein  aufgenommen  war, 
schloss  der  Vorsitzende  die  Versammlung,  als  die  letzte  vor 
der  Sommerpause  bis  zum  Wiederzusammentreten  des  Vereins 
im  Monat  September. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Hauptversammlung 
am  6.  ,luni  1S68.  Vorsitzender  Hr.  Bockmann,  anwesend 
1 IS  Mitglieder. 

In  den  Verein  wurden  aufgenommen  die  Herren  Buch, 
Küchenmeister,  Schulte  und  Stüve;  an  Monatskonkur- 
renzen für  den  Monat  Juni  sind  3 Arbeiten  eingegangen. 

Hr.  Möller  referirte  demnächst  über  die  4 Lösungen 
der  letzten  Monatskonkurrenz  im  Hochbau  — Fussboden  eines 
Vestibüls  in  reichem  Marmormosaik.  — Es  ist  bei  dieser  Auf- 
gabe der  Erfindung  zwar  ein  sehr  weiter  Spielraum  gegönnt, 
inde-sen  sind  einige  Momente  z.  B.  Vermeidung  einer  für  an- 
dere Bautheile  charakteristischen  Anordnung,  Wahl  eines  an- 
gemessenen Maasstabes,  Berücksichtigung  der  speziellen  Eigen- 
schaften des  Materials  und  seiner  Technik,  immerhin  in’s  Auge 
zu  fassen  und  machte  der  Referent  in  diesem  Sinne  einige 
Ausstellungen  an  den  eingelieferten  Entwürfen.  Den  Preis 
erhielt  Hr.  Schwenke,  als  Verfasser  der  Arbeit  mit  dem 
Motto : „Giallo  antico.“  Im  Ingenieurwesen,  wo  der  Entwurf 
eines  eiseruen  Walmdachs  über  einem  Speichergebäude  die 
Aufgabe  bildete,  war  nur  eine  einzige  Lösung  vorhanden,  deren 
Verfasser  Hr.  Spitta,  nach  einer  anerkennenden  Besprechung 
der  Arbeit  durch  Hern.  Schwedler,  den  Preis  erhielt. 

Es  kam  demnächst  eine  Vorlage  des  Vorstandes,  die  Er- 
werbung eines  anderen  Vereinslokales  betreffend,  zur  Berathung. 
Nachdem  alle  jetzt  und  früher  gemachten  Versuche  ein  an- 
deres geeignetes  Lokal  zu  miethen,  oder  ein  Grundstück  für 
den  Bau  eines  eigenen  Vereinshauses  zu  erwerben,  gescheitert 
sind,  ist  als  einziges  ausführbares  Projekt  der  Plan  einer  Er- 
weiterung des  gegenwärtigen  Lokales  übrig  geblieben.  Der 
Vorstand  legte  einen  von  ihm  mit  dem  Besitzer  des  Hauses, 
Hin.  Baumeister  Knoblauch,  vereinbarten  Entwurf  vor,  nach 
welchem  ein  neuer  Sitzungssaal  in  der  doppelten  Grösse  des 
bisherigen,  auf  dem  Hofe  des  Grundstücks  erbaut  werden  soll, 
so  dass  die  jetzigen  Räume  des  Vereins  ausschliesslich  für  die 
Bibliothek  verwendet  werden  können,  während  die  sonst  er 
forderlichen  Nebenräume  im  gegenüberliegenden  Flügel  be- 


246 


schafft  werden.  Die  dem  Vereine  gestellten  Bedingungen  sind 
sehr  günstiger  Art,  machen  jedoch  den  Abschluss  eines  Mietlis- 
vertrages  auf  10  Jahre  nöthig.  — Obwohl  der  Entwurf  idealen 
Ansprüchen  noch  keineswegs  genügt,  so  wurde  das  Bedürfniss 
einer  Vergrösserung  des  Lokales  doch  so  dringend  empfunden, 
uud  die  Aussicht  ein  anderes  zu  gewinnen,  als  so  unbestimmt 
anerkannt,  dass  die  Vorschläge  des  Vorstandes  fast  allseitige 
Zustimmung  fanden.  — Es  darf  demnach  der  Hoffnung  Raum 
gegeben  werden,  dass  der  Verein  bereits  zum  nächsten  Winter 
in  sein  neues  Lokal  einziehen  kann. 

Eine  nicht  minder  schnelle  und  glückliche  Erledigung 
fand  der  letzte  und  wichtigste  Gegenstand  der  Tagesordnung, 
die  Schlussberathung  über  das  neue  Vereins-Statut;  aller- 
dings war  diese  Frage  mit  der  vorhergehenden  insofern  un- 
mittelbar zusammenhängend,  als  es  nur  auf  Grund  einer 
neuen  Organisation  des  Vereins  möglich  sein  dürfte,  die  für 
das  Eingehen  grösserer  Verpflichtungen  nöthigen  Garantien 
zu  gewinnen.  Die  heutigen  Verhandlungen  zeigten  deutlich, 
dass  die  durch  drei  Hauptversammlungen  fortgesetzten  Debatten 
grossen theils  auf  einem  Missverstehen  der  sich  entgegenste- 
henden Absichten  beruht  hatten.  Denn  als  die  Kommission, 
deren  ursprüngliche  Vorlage  abgelehnt  worden  war,  sich 
nochmals  gegen  die  nach  den  Beschlüssen  des  Vereins  festge- 
stellte Fassung  des  Statuts  erklärte,  hingegen  eine  neue,  unter 
Verzicht  auf  einige  frühere  Vorschläge  ausgearbeitete  Redak- 
tion des  Entwurfs  einbrachte,  wurde  das|  durch  drei  Haupt- 
versammlungen im  Einzelnen  festgestellte  Statut  als  Ganzes 
einstimmig  verworfen,  die  neue  Vorlage  dagegen  nach  eini- 
gen Modifikationen  mit  einer  an  Einstimmigkeit  grenzenden 
Majorität  angenommen.  Die  Verleihung  der  Rechte  einer 
juristischen  Person  an  den  Verein  soll  auf  Grund  dieses  Sta- 
tuts nunmehr  beantragt  werden.  — F.  — 

Am  Sonnabend  den  13.  Juni  findet  eine  Exkursion  der 
Mitglieder  des  Vereins  nach  Grünaue  unter  Betheiligung  der 
Damen  statt. 


Vermischtes. 

Unter  den  Architekten  Berlin’s  erregt  der  plötzliche  Tod 
eines  der  begabtesten  ihrer  jüngeren  Vertreter,  des  Baumeister 
Bernhard  Kölscher,  schmerzliches  Aufsehen.  Beim  Bau 
des  neuen  Rathhauses  lag  ihm  die  spezielle  Leitung  des  künst- 
lerisches Theils  der  Ausführung  ob,  ausserdem  war  er  als 
Lehrer  an  der  Bauakademie  und  am  Gewerbemuseum,  sowie 
mit  zahlreichen  Privataufträgen  namentlich  im  Gebiete  der 
Kunstindustrie  beschäftigt. 

Der  Kommission  zur  Vorberathung  der  Gewerbeord- 
nung für  den  Norddeutschen  Bund  lag  in  ihrer  Sitzung  am 
6.  Juni  d.  J.  ein  Antrag  der  Abgg.  Dr.  Friedenthal  und 
Stumm  vor,  welcher  die  Beibehaltung  des  Qualifikationsnach- 
weises für  den  selbstständigen  Betrieb  des  Maurer-  und  Zim- 
mergewerbes in  denjenigen  Gebieten,  in  welchen  er  bisher 
bestand,  bis  zur  weiteren  Erledigung  der  Frage  im  Wege 
der  Bundesgesetzgebuug  verlangte.  Der  Antrag  wurde  nach 
längerer  Debatte  abgelehnt,  obwohl  das  Hauptmotiv  der 
Antragsteller,  der  Erlass  eines  Baugesetzes  für  das  Bundes- 
gebiet, Anerkennung  fand.  Die  Majorität  glaubte,  dass  dieses 
nothwendige  Korrelat  auch  nach  Wegfall  des  Qualifikations- 
nachweises um  so  sicherer  erreicht  werden  könne. 

Der  Ausbau  des  Regensburger  Domes  hat  im  Jahre  1 867 
nicht  unbedeutende  Fortschritte  gemacht;  die  Helme  der  bei- 
den Thürme  wurden  dem  Programme  gemäss  bis  zur  Höhe 
von  34  Fuss  gebracht;  im  Baujahre  1868  sollen  sie  bis  auf 
77  Fuss  gebracht  werden. 

Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  für  Bauwesen.  Red.  von  Erbkam.  Jahrgang 
1S68,  Heft  4 bis  7. 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  1 ngenieur wesens. 

1.  Die  kurze  und  lange  Oderbrücke  in  Breslau, 
von  J.  W.  Schwedler.  — Nachdem  vor  einigen  Jahren  die 
„Sandbrücke“  einen  eisernen  Ueberbau  aut  massiven  Pfeilern 
erhalten,  beabsichtigt  die  Stadt  Breslau,  sämmtliche  übrigen 
in  Holz  konstruirten  Strassenbrücken,  welche  die  beiden  Stadt- 
hälften verbinden,  im  Laufe  der  nächsten  Jahre  umzubauen 
und  zu  den  bereits  vorhandenen  noch  zwei  neue  anzulegen. 
Die  „kurze  und  lange  Oderbrücke“,  durch  eine  schmale  Insel- 
spitze in  zwei  Theile  getrennt,  ist  als  die  erste  dieser  neuen 
Anlagen  im  Bau  begriffen.  Bei  der  beschränkten  Konstruk- 
tionshöhe von  nur  3 Fuss  bis  zur  Oberfläche  der  Fahrbahn 
war  eine  Konstruktion  in  Eiseu  geboten,  bei  welcher  die 
Haupttragesysteme  über  der  Fahrbahn  liegen:  die  beiderseitigen 
Fusswege  sind  ausserhalb  der  Ilauptträger  durch  Konsolen 
unterstützt.  — Eine  vergleichende  Zusammenstellung  der 


Kosten  für  vier  verschiedene  Arten  der  Befestigung  der  Fahr- 
bahn, in  Holz  und  Steiu,  event.  mit  Fusswegen  von  Gussplatten, 
ergiebt,  dass  die  Zinsen  von  den  Mehrkosten  einer  gepflasterten 
Fahrbahn,  mit  Fusswegen  von  Granitplatten,  die  Erneuerung 
einer  hölzernen  Fahrbahn  nach  je  3 bis  4 Jahren  ermög- 
lichen würden.  Die  sich  anschliessende  Untersuchung  über 
die  für  den  vorliegenden  Fall  vortheilbafteste  Spanmveite  er- 
giebt für  die  Brücken  mit  steinerner  Fahrbahn  84'  Weite,  für 
die  mit  hölzerner  Fahrbahn  circa  100'  Weite.  Mit  Rücksicht 
auf  die  häufigen  Reparaturen  eines  Holzbelags  wurde  einer 
gepflasterten  Fahrbahn  mit  Fusswegen  aus  Granitplatten  der 
Vorzug  gegeben.  — Der  auf  8 Blatt  dargestellte  Entwurf  der 
kurzen  und  langen  Oderbrücke  zeigt  fünf  Oeflnungen  von  76' 
lichter  Weite,  in  der  Mittellinie  der  den  Fluss  in  schräger 
Richtung  überschreitenden  Brücke  gemessen.  Die  Krümmung 
der  oberen  Gurtung  der  Hauptträger  ist  so  bemessen,  dass  die 
Beanspruchung  des  in  jedem  Fache  liegenden  Zugbandes  (nur 
das  mittelste  Feld  zeigt  gekreuzte  Diagonalen ) bei  den  ver- 
schiedenen Belastungen  von  0 bis  zu  dem  für  seinen  Quer- 
schnitt maassgebenden  Maximum  wechselt.  Bei  dem  stattfin- 
denden Verhältnisse  der  konstanten  Belastung  zur  variabeln, 
wie  12:5,  liegen  die  Breclipunktc  der  oberen  Gurtung  nahezu 
in  einer  Kreislinie.  — Der  Text  enthält,  ausser  den  bereits 
erwähnten  Ermittelungen,  die  vollständige  statische  Berechnung 
des  eisernen  Ueberbaus,  sodann  eine  Erläuterung  der  Quer- 
schnitte der  verschiedenen  Konstruktionstheile  und  die  Angabe 
des  Gewichts. 

2.  Konstruktion  und  Berechnung  von  Fahrbahnen 
für  eiserne  Strassenbrücken,  von  Dr.  W.  Fränkel. 
Für  9 verschiedene  Fahrbahnkonstruktionen  sind  die  Belas- 
tungen der  Bohlen  resp.  Platten,  der  Längs-  und  Querträger, 
demnächst  die  Querschnitte  dieser  Konstruktionstheile  und 
daraus  die  Gewichte  mit  grösster  Umständlichkeit  berechnet. 
Das  Endresultat  der  26  Seiten  füllenden  Abhandlung  ist  das 
Gewicht  der  verschiedenen  Fahrbahnen  pro  Quadratmeter,  ohne 
Berücksichtigung  des  Gewichtes  der  Hauptträger,  des  Hori- 
zontalverbandes und  der  Fusswege.  Wenn  nun  auch  für  die 
angenommenen  Verhältnisse  das  Resultat  der  Berechnungen 
einen  genauen  Vergleich  gestattet,  so  beruhen  letztere  doch 
auf  so  vielen  Voraussetzungen  in  Bezug  auf  die  Belastungen 
wie  auf  die  Abstände  und  Höhendimensionen  der  Träger,  dass 
sie  keineswegs  Anspruch  auf  allgemeinere  Geltung  machen 
können.  Für  denjenigen,  der  eine  so  sorgfältige  Bestimmung 
des  Gewichtes  der  Fahrbahn  für  nöthig  erachtet,  wird  daher 
schlechterdings  nichts  erübrigen,  als  für  jedes  Projekt  die 
Rechnung  von  Neuem  durchzumachen.  Die  Untersuchung 
über  die  Vertheilung  des  Druckes  einer  Einzellast  auf  mehre 
Längsträger  durch  die  Bohlen,  unter  der  Voraussetzung,  dass 
letztere  ohne  Stoss  über  die  ganze  Brückenbreite  reichen, 
ist  für  die  Praxis  werthlos,  da  einerseits  durch  gleichzeitige 
Einwirkung  mehrer  Einzellasten  (zweier  Wagenräder)  die 
Druckvertheilung  wesentlich  ungünstiger  ausfallen  kann,  als 
die  Rechnung  voraussetzt,  andererseits  Rücksicht  darauf  zu 
nehmen  ist,  dass  bei  Reparaturen  ein  Stoss  der  Bohlen  auf 
jedem  Längsträger  stattfinden  kann.  Uebrigens  sind  manche 
Einzelheiten  der  Abhandlung  gleichwohl  von  Interesse,  wie 
beispielsweise  die  Notiz,  dass  sich  nach  Versuchen  auf  der 
Kölner  Rheinbrücke  für  die  Bohlen  der  Fahrbahn  das  Buchen- 
holz besser  eignet,  als  selbst  Eichenholz. 

3.  Beschreibung  der  speziellen  Aufnahme  und 
Verpeilung  des  Rheinstrombettes  in  der  Strecke  von 
Bingen  bis  St.  Goar  zur  Beseitigung  der  im  Fahr- 
wasser anstehenden,  der  Schiffahrt  besonders  hin- 
derlichen Felsen  unter  Wasser.  Eine  detaillirte  Dar- 
stellung der  sehr  schwierigen  Vermessungsarbeit,  welche  für 
iinliche  Aufnahmen  als  Muster  aufgestellt  zu  werden  verdient. 

4.  Die  Ausführung  des  grossen  Tunnels  bei  Al- 
tenbeken auf  der  Altenbeken  - Holzmindener  Eisen- 
bahn. — Die  vorliegende  erste  Hälfte  der  Mittheilung  um- 
fasst eine  ausgedehnte  Abhandlung  über  die  geognostischen 
uud  hydrographischen  Verhältnisse  in  dem  betreffenden  1 heile 
des  Teutoburger  Waldes  und  die  Beschreibung  des  Baues  der 
vier  Schächte,  deren  Anlage  zur  Vermehrung  der  Angriffspunkte 
für  die  rechtzeitige  Fertigstellung  des  Tunnels  für  erforderlich 
erachtet  wurde. 

5.  Anordnung  der  Geleise  auf  der  Nord  bahn  bei 
Paris  zur  Sicherung  eines  unbehinderten  und  siche- 
ren Kursirens  der  Züge.  — Die  Durchkreuzung  dreier 
Bahnlinien  im  Niveau  beeinträchtigte  bei  einer  Frequenz  von 
ca.  200  Zügen  innerhalb  24  Stunden  die  Sicherheit  uud  Re- 
gelmässigkeit des  Betriebes  in  einer  Weise,  dass  eine  Abhülle 
zur  Nothwendigkeit  wurde.  Durch  Ueber-  und  Unterführung 
derjenigen  Geleise,  auf  welchen  Züge  in  entgegengesetzter 
Richtung  fahren,  und  ein  ausgedehntes  Signalsystem  eri  eichte 

Hierzu  eine  Beilage. 


247 


inan  vollständige  Sicherheit  des  Verkehrs  und  freie  Kommu- 
nikation auf  den  verschiedenen  Linien. 

Von  den  weiteren  Mittheilungen  ist  noch  zu  erwähnen  : 

6.  Regulator  für  Taucher.  Eine  vor  2 Jahren  ge- 
machte Eriindung,  welche  geeignet  ist,  dem  Taucherapparate 
(Skaphander)  bei  einem  jeden  Wasserbau  Eingang  zu  ver- 
schaffen. Der  Regulator  hietet  neben  seinem  Hauptzwecke, 
dem  Taucher  ein  stets  bequemes  Athmen  zu  ermöglichen, 
demselben  eine  vermehrte  Sicherheit  und  gestattet  für  kürzeren 
Aufenthalt  sogar  ohne  Zuführung  frischer  Luft,  ohne  Helm 
und  besonderen  Anzug  unter  Wasser  zu  gehen,  indem  der 
Taucher  einen  Vorrath  komprimirter  Luft  im  Regulator  mit 
hinabnimmt.  G.  H.  j 


Oppermann  Annales  de  la  Construction,  April  1868. 

1.  Der  Jockey-Klub  in  Paris,  von  H.  Dubois,  mit 
Zeichnungen. 

Das  Hotel  des  Jockey -Klub  liegt  an  der  Ecke  der  Rue 
Scribe  und  des  Boulevard  des  Capueines.  Der  grössere 
Theil  des  Erdgeschosses  wird  durch  das  Grand  Cafe  einge- 
nommen. Nur  die  zum  Jockey-Klub  gehörige  Einfahrt,  ein 
grosses  Vestibül,  die  grosse  Ehrentreppe,  Wartesäle  und  Die- 
nerzimmer befinden  sich  im  Erdgeschoss.  — Die  eigentlichen 
Klubzimmer  liegen  im  ersten  Stock.  Die  Haupt- Salons  sind 
auf  eine  Länge  von  mehr  als  120  Meter  verbunden;  Zentral- 
punkt dieser  Säle  ist  der  ovale  Konversationssaal,  13  Meter 
lang,  11  Meter  breit,  der  grosse  Speisesaal  ist  16,4  Meter 
lang,  8 Meter  breit.  Im  Entresol  befinden  sich  Bureaux, 
Treppen  (3  Haupttreppen  und  6 DieDertreppen),  zwei  Bade- 
stuben und  verschiedene  Toilettenzimmer.  — Im  zweiten 
Stockwerk  liegen  unter  andern  die  Haupt-Kochküche  und  die 
Waschküche.  Im  übrigen  enthalten  die  oberen  (2.,  3.  und 
4.)  Stockwerke  Zimmer , die  zum  Theil  jährlich , zum  Theil 
tageweise  vermiethet  werden.  Die  Baukosten  des  Etablisse- 
ments werden  nach  der  zu  zahlenden  Miethe  auf  zwei  Millio- 
nen Francs  berechnet. 

2.  Die  neuen  Schlachthäuser  und  Viehmärkte 
vonLaVillettebei  Paris,  von  Jan  vier,  mit  Zeichnungen. 

a)  Die  Börse  mit  den  Verwaltungsgebäuden.  Der  grosse  Ver- 
einigungssaal ist,  ausschliesslich  der  2,68  Meter  breiten  Galle- 
rien,  20,28  Meter  lang,  12,28  Meter  breit,  14,8  Meter  hoch. 
Das  Zinkdach  wird  durch  eine  Eisenkonstruktion  aus  Gitter- 
trägern bestehend  getragen.  Die  Verwaltungsräume,  welche 
an  den  Börsen-  (Vereinigungs-)  Saal  angebaut  sind,  bestehen 
im  Erdgeschoss  aus  Kassenräumen,  Bureaux  der  Beamten  und 
einem  Sitzungssaale.  Im  ersten  Stockwerk  sind  die  Wohn- 
räume  für  die  Beamten.  — Es  wird  ferner  das  Gebäude,  in 
welchem  die  Thiere  nach  dem  Abschlachten  zerschnitten  und 
abgebrüht  werden,  dargestellt  und  kurz  beschrieben. 

3.  Beobachtungen  über  Hütten-Schornsteine,  von 
Oppermann. 

Der  schottische  Ingenieur -Verein  hat  den  Ingenieur  P. 
Carmichael  beauftragt  Beobachtungen  an  verschiedenen 
Schornsteinen  zu  machen.  Die  Schornsteine  hatten  ungefähr 
50  Meter  Höhe.  Die  obere  Oeffnung  war  ein  Quadrat  von 
2,9  Meter,  die  untere  Oeffnung  ein  Quadrat  von  1,8  Meter. 
Die  Temperatur  zeigte  sich  unten  im  Schornstein  ziemlich 
konstant  = 300°.  Der  Zug  wurde  durch  ein  Wassermano- 
meter zu  durchschnittlich  20  Millimeter  beobachtet.  — Die 
Schwankungen  des  Barometer  hatten  fast  gar  keinen  Einfluss 
auf  den  Zug,  dagegen  hat  der  Wind  bedeutenden  Einfluss; 
am  schädlichsten  zeigte  sich  die  Windrichtung  von  Süden 
und  Süd-Westen. 

4.  Auszug  aus  der  Zeitschrift  für  Bauwesen. 

Es  werden  namentlich  die  Protokolle  und  die  Fragebeant- 
wortungen im  Architekten -Verein  zu  Berlin  vom  Dezember 
1866  und  Januar  1867  mitgetheilt. 


Konkurrenzen. 

Preisausschreiben.  — Der  Gemeinderath  in  Wien  hat 
eine  Konkurrenz  für  den  Entwurf  eines  am  Parkringe  zu  er- 
bauenden neuen  Rathhauses  erlassen,  zu  welcher  Archi- 
tekten aller  Länder  eingeladen  werden. 

Zwölf  Preise,  je  4 von  4000,  2000  und  1000  Fl.  sollen  zur 
Vertheilung  kommen.  Das  Preisgericht,  welches  aus  5 her- 
vorragenden Architekten  und  5 Mitgliedern  des  Gemeinde- 
raths unter  dem  Vorsitze  des  Ober- Bürgermeisters  bestehen 
wird,  hat  die  zu  prämiirenden  Entwürfe  auszuwählen,  die 
Reihenfolge  ihres  Werthes  zu  bestimmen  und  das  zur  Aus- 
führung am  Meisten  geeignete  Projekt  zu  bezeichnen.  Dem 
Verfasser  des  gekrönten  Entwurfs  wird,  falls  dieser  zur  Aus- 
führung kommt,  und  ein  Einverständniss  in  Betreff  der  Be- 
dingungen erzielt  werden  kann,  die  artistische  und  technische 
Leitung  des  Baues  zugesichert. 


Festhaltung  einer  bestimmten  Kostensumme  wird  nicht 
verlangt,  hingegen  sind  bestimmte  Maasstäbe  vorgeschrieben. 

Das  Programm  mit  den  nöthigen  Situationen  ist  vom 
Wiener  Stadtbauamte  zu  beziehen;  Einlieferungstermin  ist  der 

1.  September  1869. 

Wir  behalten  uns  im  Uebrigen  eine  Besprechung  dieser 
Konkurrenz  bis  nach  Einsicht  des  Spezial- Programms  vor. 


Personal -Nachrichten. 

Preussen. 

Die  bisherigen  Bau -Inspektoren  der  Nassauischen  Eisenbahn, 
Konrad  Gutmann  zu  Limburg  und  Philipp  Stratemeyer  zu 
Rüdesheim,  sind  zu  Königlichen  Eisenbahn -Baumeistern  ernannt 
worden. 

Am  6.  Juni  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Matthias  von  Moraczewski  aus  Chwatkowo,  Reg.-Bezirk  Po- 
sen, — Arthur  Horwicz  aus  Flatow;  — das  Bauführer- 
Examen:  Hans  Pieper  aus  Kattowitz,  — Lucian  Pitsch  aus 
Rodenbeck,  — Leo  von  Lauer-Münchhofen  aus  Berlin. 

Der  Baumeister  Bernhard  Kölscher  zu  Berlin  ist  verstorben. 


Offene  Stellen. 

1.  Die  Stelle  eines  Stadtbaumeisters  in  Lauban  ist  zu 
besetzen.  Näheres  im  Inseratenteile. 

2.  Zur  Beaufsichtigung  und  Verwaltung  der  Kreis  - Chausseen 
im  Kreise  Jüterbog -Luckenwalde  wird  ein  Baumeister  gesucht. 
Näheres  im  Inseratenteile. 

3.  Zwei  Stellen  für  Baumeister  resp.  Bauführer  sind  bei 
einem  Chausseebau  und  im  Biireau  der  Kreis  - Bau  - Inspektion  zu 
Johannisburg  zu  besetzen.  Näheres  beim  kommissarischen  Kreis- 
Baumeister  Modest  daselbst. 

4.  Für  die  Oder-Regulirungsbauten  in  der  Crossener  Wasserbau- 
Inspektion  finden  ein  Baumeister  resp.  ein  Bauführer  zu  den 
gewöhnlichen  Diätensätzen  dauernde  Beschäftigung.  Meldungen 
beim  Wasserbau-Inspektor  Beuck  in  Crossen. 

5.  Zur  Leitung  eines  sehr  umfangreichen  Seminarbaues  in 
Oberschlesien  wird  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gegen 
reglementsmässige  Diäten  gesucht.  Näheres  beim  Reg.-  und  Bau- 
Rath  Kronenberg  in  Oppeln. 

6.  Bei  den  Wasserbauten  im  Regierungsbezirk  Frankfurt  a./O. 
findet  ein  Baumeister  und  ein  Bauführer  längere  Beschäftigung. 
Näheres  zu  erfahren  bei  dem  Regierungs-  und  Baurath  Wiebe  zu 
Frankfurt  a./O. 

7.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Oder  nahe  bei 
Breslau  wird  sofort  gegen  2 Thlr.  Diäten  und  15  Thlr.  monatlicher 
Reisekosten  - Entschädigung  ein  Baumeister  gesucht.  Näheres 
beim  Wasserbauinspektor  v.  Morst  ein  zu  Breslau. 

8.  Bei  den  Erweiterungsbauten  der  Westfälischen  Eisenbahn 
können  zwei  Baumeister,  welche  die  Qualifikation  für  alle  Staats- 
Baubeamten  - Stellen  besitzen  und  bereits  längere  Zeit  beim  Eisen- 
bahnbau beschäftigt  gewesen  sind , gegen  Diäten  bis  zum  Betrage 
von  2y,  Thlr.  dauernde  Beschäftigung  finden.  Gesuche  sind  unter 
Beifügung  der  Zeugnisse  an  die  Königliche  Direktion  zu  Münster 
zu  richten. 

9.  Bei  den  Swinemünder  Hafenbauten  findet  ein  Baumeister 
gegen  reglementsmässige  Diäten  dauernde  Beschäftigung.  Meldun- 
gen sind  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  an  den  Bauinspektor 
Alsen  in  Swinemünde  zu  richten. 

10.  Bei  den  Bauausführungen  der  Coeslin -Stolp  - Danziger 
Eisenbahn  können  noch  ein  Baumeister  und  ein  Bauführer, 
die  im  Eisenbahnbau  schon  Erfahrung  haben,  Beschäftigung  finden. 
Diäten  für  das  Biireau  21/,  resp.  2 Thlr.,  für  die  Baustelle  ausser- 
dem l1/,  resp.  1 Thlr.  Zulage.  Meldungen  bei  dem  Abtheilungs- 
Baumeister  Hasse  zu  Coeslin. 

11.  Bei  Bearbeitung  der  Projekte  für  mehre  Empfangsgebäude 
und  andere  Hochbauten  der  Westphälischen  Eisenbahn  kann  ein 
Architekt  gegen  2 Thlr.  bis  2*/,  Thlr.  Diäten  dauernde  Beschäf- 
tigung finden.  Meldungen  sind  unter  Beifügnng  der  Zeugnisse  und 
einiger  Zeichnungen  an  den  Ober-Betriebs-Inspektor  Schwabe  in 
Münster  zu  richten. 

12.  Zur  Vertretung  eines  Kreisbaumeisters  in  der  Provinz  Sach- 
sen wird  ein  Bauführer  vom  1.  Juli  auf  6 Wochen  gesucht. 
Näheres  zu  erfahren  bei  Bauführer  Loenartz,  Berlin,  Zimmer- 
strasse No.  30. 

13.  Bei  den  Hannoverschen  Eisenbahnen  finden  mehre  Bau- 
meister und  ältere  Bauführer  unter  den  bei  Preussichen  Staats- 
bahnen üblichen  Bedingungen  Beschäftigung.  Meldungen  bei  der 
Direktion. 

14.  Zur  Vertretung  eines  Königl.  Bau -Inspektors  im  Reg.- 
Bezirk  Erfurt  wird  vom  18.  Juli  ab  auf  6 Wochen  ein  Bau- 
führer gesucht.  Nähere  Auskunft  ertheilt:  Bauführer  Goebell, 
Berlin,  Markgrafenstrasse  93. 

15.  Zum  Reparaturbau  der  Klosterkirche  in  Zarnowitz  wird 
ein  für  den  Hochbau  sich  interessirender  Bauführer  auf  2 bis 
3 Monate  vom  1.  Juli  er.  ab  gegen  1'/,  Thlr.  Diäten  und  Zureise- 
kosten gesucht  Näheres  beim  Kreisbaumeister  Blaurock  zu  Neu- 
stadt, West-Pr. 

16.  Ein  Baumeister  oder  älterer  Bauführer  wird  auf  2 
Monat  zur  Bearbeitung  und  Veranschlagung  eines  Hochbauprojektes 
sofort  gegen  re  gl.  Diäten  gesucht  vom  Kreisbaumeister  Schüler 
in  Kyritz. 


248 


Brief-  und  Fragekasten. 

Berichtigung.  In  No.  23  sind  2 Druckfehler  zu  berichtigen. 
Seite  231,  linke  Sp.  Z.  3 v.  u.  fehlt  das  Wort  „nicht“.  Unter 
den  Personalnachrichten  ist  Baumeister  Hane  1 statt  Hänel  zu  lesen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren:  P.  in  Oederau, 
S.  und  L.  in  Rom,  S.  in  Weimar. 


Wir  ersuchen  unsere  verehrlichen  Abonnenten,  Unregelmässig- 
keiten in  der  Zusendung  gefälligst  gleich  beim  ersten  Vor- 
kommen für  Berlin  an  die  Expedition,  ausserhalb  jedoch  der  be- 
treffenden Buchhandlung  oder  Post- Anstalt  anzuzeigen.  Woh- 
nungsveränderungen wolle  man  nicht  an  den  Ueberbringer  der 
Zeitung , sondern  ebenfalls  direkt  den  oben  bezeichneten  Expe- 
ditions-Orten melden. 


Am  hiesigen  Orte  ist  die  Stelle  eines  Stadt  - Baumeisters  neu 
zu  besetzen.  Dieselbe  trägt  700  Thaler  jährliches  Fixum  und  ca. 
100  Thaler  Nebeneinkünfte.  Ausserdem  wird  die  Ausübung  der 
Privat-Praxis  im  Stadtbezirk,  soweit  die  Amtsthätigkeit  dadurch  nicht 
benachtheiligt  wird,  gestattet.  Bewerber,  welche  das  Königliche 
oder  Privat- Baumeister-Examen  gemacht  haben,  wollen  sich  bei  dem 
Unterzeichneten  bis  15.  Juli  a.  c.  melden. 

Lauban,  den  22.’Mai  1808. 

Der  Stadtverordneten -Vorsteher 
Reimann. 

Aufforderung  zur  Bewerbung  um  eine 
Hreisbaumeigterstelle. 

Für  den  Kreis  Jüterbog-Luckenwalde  soll  zur  technischen  Be- 
aufsichtigung und  Verwaltung  der  Kreis-Chausseen  und  zur  Leitung 
etwaiger  Chaussee  - Neubauten  ein  Bautechniker  angestellt  werden, 
der  die  Staatsprüfung  als  Baumeister  bestanden  hat  und  womöglich 
schon  als  Chaussee-Bau-Techniker  thätig  gewesen  ist. 

Bewerber  um  diese  Stelle  wollen  sich  unter  Einreichung  ihrer 
Zeugnisse  baldigst  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten  Kreislandrathe 
melden  und  ihre  Ansprüche  hinsichtlich  der  Höhe  des  Gehalts  und 
der  Dienst- Aufwands -Entschädigung  darlegen. 

Jüterbog,  den  28.  April  1868. 

Der  Landrath 
Hoffman  n . 

Ein  Bautechniker,  welcher  das  Abiturientenexamen  auf  einer 
Königlichen  Gewerbeschule  mit  dem  Prädikate  „mit  Auszeichnung“ 
bestanden,  sowohl  theoretisch  als  praktisch  erfahren  ist  und  bereits 
den  theoretischen  Theil  der  Maurermeisterprüfung  bestanden,  sowie 
mehrere  Jahre  auf  einem  technischen  Bureau  mit  Bearbeiten  von 
Bauprojekten  etc.  beschäftigt  war,  sucht  Stelle.  Geil.  Offerten  bittet 
man  unter  A.  L.  15  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  abzugeben. 

Ein  junger  Mann,  der  grössere  Bau- Ausführungen  (Hochbauten) 
geleitet  hat,  mit  Veranschlagen,  Zeichnen  und  Bureau- Arbeiten  in 
einer  Bau-Inspektion  völlig  vertraut  ist,  sucht  ein  entsprechendes 
Engagement  unter  soliden  Bedingungen.  Gefällige  Offerten  bittet 
man  unter  H.  E.  27  in  der  Expedition  dies.  Zeitung  niederzulegen. 

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(jes  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berlin,  den  19.  Juni  1868. 


Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Kgl.  Bau- 
Akademie  zu  Beriin  im  August  1867.  (Fortsetzung.)  — Tabelle  der 
Flächeninhalte  verschiedener  Stationsgebäude  u.  ihrer  einzelnen  Theile. 
— Korbbogen -Konstruktion.  — Feuilleton:  Bernhard  Kölscher.  — 
Ueber  die  Sinnesrichtung  der  Neuzeit.  — Korrespondenzen:  Eisen- 
bahnbauten im  Künigr.  Sachsen.  — Die  Hafenarbeiten  in  Heppens.  — 
Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten- u.  Ingenieur -Verein 
zu  Hannover. — Vermischtes:  Die  neue  Maass- u.  Gewichtsordn,  für 


d.  nordd.  Bund.  — Die  im  prss.  Staate  angestellten  Baubeamten.  — Zir- 
kular-Verfügung d.  prss.  Finanz-Ministeriums  überd.  Verfahren  bei 
Verdingung  v.  Lieferungen  u.  Bau- Ausführungen.  — Prof.  Siccard  von 
Siccardsburg  f.  — Autorschaft  d.  Entwürfe  z.  neuen  Berl.  Viehmarkt.  — 
Flächen-Inh.  d.  Krupp’schen  Gusstahlfabrik  in  Essen.  — Eine  neue  Art 
Gebäude z.  reinigen.  — Aus  der  Fach  1 i t teratur : Zeitschrift  d.österr. 
Ingenieur-  und  Architekten -Vereins.  — Bauwissenschaftliche  Li- 
teratur April,  Mai,  Juni  1868.  — Personal  - N achri chten  etc. 


Reiscnotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung  — Wasserkunst  in  Lübeck.) 


2.  Die  Fi  1 ter - A n läge.  Das  16"  weite  Rohr, 
durch  welches  das  unreine  Wasser  der  Wakenitz  den  Fil- 
terbassins zugeführt  wird,  theilt  sich  in  drei  Arme,  deren 
jeder  bei  (a)  einen  kleinen  gemauerten  Schacht  von  3' 
Durchmesser  passirt.  Es  werden  hierdurch  die  hier  ange- 
ordneten Schieber  zugänglich  gemacht,  durch  deren 
Schliessung  man  behufs  Räumung,  Reparatur  etc.  der  Fil- 
terbassins den  Zufluss  frischen  Wassers  hemmen  kann. 


Am  Ende  dieser  Zweigleitungen  tritt  das  Wasser  in  einen 
senkrechten  und  mit  dem  Filterhassin  verbundenen  <re- 
mauerten  Steigeschacht  (b),  dessen  gewölbte  Decke  von 
dem  aufsteigenden  Zweigrohre  durchbrochen  wird,  so  dass 
das  aus  dem  aufgesetzten  Mundstücke  hervorsprudelnde 
Wasser  unmittelbar  dem  betreffenden  Filter  ( c ) zugeführt 
wird.  Die  Breite  eines  solchen  Steigeschachtes  beträgt  51//. 

Jedes  der  drei  Filter  (c)  ist 
55'  9"  breit  und  91'  lang,  hat 
daher  ca.  5000n'  Oberfläche.  Die 
Oberkante  der  2 </a ' starken 
Zwischenmauern  liegt  auf  -f-  21' 
des  Wakenitz-Pegels.  Die  Sohle 
der  Bassins  liegt  auf  -|—  10'  und 
hat  sowohl  nach  der  Länge  als 
nach  der  Breite  etwas  Gefälle 
erhalten , so  dass  sich  der  gan- 
zen Länge  nach  in  der  Mitte 
eine  Abflussrinne  bildet,  der  das 
bis  auf  die  Sohle  hindurch  filtrirte  Wasser  von  beiden 
Seiten  zuströmt.  Zu  diesem  Zwecke  sind,  dem  Querge- 


fälle der  Sohle  entsprechend,  Abzugskanäle  aus  Ziegeln 
mit  offenen  Fugen  gebildet.  Das  über  diesen  Abzugs- 
kanälen befindliche  Filtermaterial  enthält  zunächst  2'  hoch 
Steine  und  groben  Kies,  dann  2’  hoch  groben  Sand  und 
feinen  Kies,  uud  endlich  2'  hoch  ganz  feinen  Sand,  so 
dass  die  Gesammtdicke  der  Filterschichten  excl.  der  Ab- 
zugskanäle 6'  beträgt.  In  dem  noch  übrigen  Raume  fasst 
jedes  Filterbassin  etwa  25,000  Kuh.'  Wasser. 

Da  alle  Unreinigkeiten  in  den  obersten  feinen  Sand- 
sebiehten  Zurückbleiben,  so  ist  selbstverständlich  auch  eine 
häufige  Erneuerung  dieser  obersten  Sandschichten,  somit 
von  Zeit  zu  Zeit  ein  vollständiges  Trockenlaufen  des  be- 
treffenden .Filterbassins  nothwendig.  Befindet  sich  das 
Filter  noch  im  normalen  Zustande,  so  sammelt  sich  aas 
durch  sämmtliche  Filterschichten  hindurchgedrungene 
„filtrirte“  Wasser  auf  der  Sohle  des  Filterbassins  und 
fliesst  in  der  Mitte  der  schmalen  Seite  durch  die  Röhre  (</) 
ab.  Eine  jede  dieser  drei  Röhren  («?)  spaltet  sich  weiter- 
hin in  2 Zweigröhren,  die  durch  Schieber  abgeschlossen 
werden  können.  Das  eine  Zweigrohr  führt  das  Wasser 
dem  46'  im  Durchmesser  haltenden  „Reinwasserbassin“  ( e ) 
zu,  das  durch  ein  etwa  2'  über  die  Terrainoberfläche 
sich  erhebendes  Pappdach  gegen  Staub,  Sonne  etc.  ge- 
schützt ist;  das  andere  Zweigrohr  wird  geöffnet,  wenn 
das  Filterbassin  trocken  gelegt  werden  soll,  oder  auch, 
wenn  das  Reinwasserbassin  bereits  so  gefüllt  ist,  dass  ihm 
vorläufig  keine  neuen  Wassermassen  mehr  zugeführt  wer- 
den dürfen  und  daher  das  aus  den  Filterbassins  kommende 
Wasser  auf  möglichst  unschädliche  Weise  abgeführt  wer- 
den muss.  Es  münden  daher  diese  Zweigrohre  sämmtlich 
in  die  Wakenitz.  Um  die  sämmtlichen  für  diese  viel- 
fachen Abzweigungen  nothwendig  werdenden  Schieber  zu- 
gänglich zu  machen,  mussten  noch  sechs  grössere  ge- 
mauerte Schachte  (/)  von  6'  Durchmesser,  und  ein  klei- 
nerer (/">)  von  3'  Durchmesser  ausgeführt  werden. 

Endlich  war  es  noch  nöthig,  die  Filterbassins  gegen 
eine  etwaige  Ueberströmung  zu  schützen,  wenn  ihnen 
durch  die  Filterpumpen  mehr  Wasser  zugeführt  wird,  als 
in  derselben  Zeit  filtrirt  werden  kann.  Es  ist  zu  die- 
sem Zwecke  mit  jedem  Bassin  ein  5 */4'  breiter  massiver 
Ueberlass  (Fallschacht)  verbunden,  dessen  Krone  3'' 
tiefer  liegt,  als  die  Krone  der  Scheidemauern  zwischen 
den  Bassins.  Das  hier  Überfliessende,  also  noch  nicht 
filtrirte  Wasser  fällt  in  einen  1 ®/4'  weiten  Schacht  hinab 
und  wird  aus  diesem  durch  eine  15''  weite  Leitung  den 
oben  erwähnten  Abflussrohren  zugeführt. 

Sämmtliche  Rohrleitungen  sind  in  Eisen  ausgeführt, 
mit  alleiniger  Ausnahme  der  Abflussrohren,  zu  denen 
thönerne  Röhren  verwendet  wurden. 

3.  Das  Hochreservoir  mit  dem  Wasserthurm. 
Da  unter  den  geschilderten  Höhenverhältnissen  das  der 


ST  El  GESCHACHT  li 


252 


Stadt  zuzuführende  Wasser  eines  starken  Druckes  bedarf, 
da  ferner  der  Bedarf  an  Wasser  in  der  Stadt  mit  den 
Tageszeiten  und  Stunden  wechselt  und  bald  grösser,  bald 
geringer  ist,  als  dasjenige  Quantum,  welches  die  Pumpen 
zu  fördern  im  Stande  sind,  so  ist  ein  Vorrathsbassin,  das 
„Hochreservoir“,  angelegt,  welches  40,000  Kuh/  (=  2/j 
des  täglichen  Bedarfs)  zu  fassen  vermag.  Die  Sohle  des- 
selben liegt  auf  -f-  70'  des  Wakenitz-Pegels,  während  der 
Wasserspiegel  darin  auf  etwa  -j-  83'  gehalten  wird,  sich 
also  etwa  35'  höher  betindet,  als  der  höchste  Punkt  der 
Stadt.  Ein  sehr  grosser  Theil  dieser  Druckhöhe  wird  in- 
dessen durch  die  Reihungswiderstände  in  den  Leitungen 
absorbirt,  so  dass  dieser  Druck,  wie  erwähnt,  nicht  mehr 
für  alle  Theile  der  Stadt  ausreicht.  Es  ist  daher  mit  dem 
Hochreservoir  die  Anlage  eines  „Wasser  th  u r m es“  ver- 
bunden, in  welchem  das  Wasser  in  einem  12"  weiten 
Steigerohr  bis  -f-  150'  des  Wakenitz  - Pegels  aufsteigen 
kann.  Da  aber  nur  ein  kleiner  Theil  der  Stadt  so  hoch 
liegt,  dass  zu  seiner  Wasserversorgung  ein  so  sehr  ver- 
mehrter Druck  angewendet  werden  muss,  so  arbeitet  die 
Maschine  täglich  nur  zwei  Stunden  lang  mit  dem  ent- 
sprechenden Hochdruck  und  die  in  den  höheren  Stadt- 
theilen  gelegenen  Häuser  sind  auf  ihren  Bodenräumen  mit 
kleineren  Reservoirs  versehen,  die  während  dieser  zwei 
Stunden  gefüllt  werden. 

Die  bauliche  Anlage  zeigt  den  Wasserthurm  in  der 
Mitte  eines  grossen  massiven  Gebäudes,  in  welchem  in 
ca.  40'  Höhe  über  dem  Terrain,  auf  massivem  Unterbau 
und  gusseisernen  Tragebalken  das  ringförmige,  aus  Guss- 
eisen gefertigte  und  überdachte  Reservoir  ruht. 


Denkt  man  sich  die  ganze  Anlage  des  städtischen 
Röhrennetzes  und  des  Hochreservoirs  im  Bau  vollendet, 
aber  noch  nicht  mit  Wasser  gefüllt,  so  wird  das  von  der 
Maschine  zunächst  geförderte  Wasser  unter  dem  Hoch- 
reservoir fort  in  gerader  Richtung  seinen  Weg  nach  der 
Stadt  in  dem  Hauptstrange  fortsetzen  und  zunächst  das 
ganze  Röhrennetz  mit  Wasser  füllen,  so  dass  der  Wasser- 
verbrauch beginnen  kann.  Der  Druck,  unter  dem  das 
Wasser  ausfliesst,  ist  indessen  noch  so  gering,  dass  die 
Maschinenförderung  jedenfalls  noch  grösser  ist,  als  der 
Verbrauch;  demzufolge  steigt  das  Wasser  in  dem  12" 
weiten  Steigerohr  (fl)  bis  zu  dem  Schieber  (/>)  empor. 
Ist  dieser  Schieber  (b)  geöffnet,  so  tritt  das  Wasser  in 
das  Fallrohr  (c),  das  bei  ((/)  ganz  geschlossen  ist;  die 
selbstthätige  Ventilklappe  (e)  kann  durch  das  Wasser  im 
Fallrohr  nicht  geöffnet  werden  so  lange  die  Maschine 
mehr  Wasser  fördert,  als  in  der  Stadt  verbraucht  wird 
und  also  der  Gegendruck  stärker  ist,  es  muss  daher  das  , 
von  der  Maschine  mehr  geförderte  Wasser  in  das  Reser-  I 


voir  treten  und  dasselbe  füllen.  Wird  der  Wasserver- 
brauch jedoch  stärker  als  der  Zufluss  zu  dem  Reservoir, 
so  öffnet  sich  die  Ventilklappe  ((•)  und  das  Wasser  aus 
dem  Reservoir  strömt  so  lange  nach,  bis  der  Wasserver- 
brauch wieder  nachgelassen  hat  und  in  Folge  der  starken 
Maschinenförderung  sich  der  Wasserspiegel  im  Reservoir 
aufs  Neue  zu  heben  beginnt.  Es  ist  daher  der  Wasser- 
spiegel im  Reservoir  keineswegs  konstant,  sondern  ab- 
hängig von  der  Maschinenförderung  und  dem  Wasserkon- 
sum. Immer  aber  steht  das  gesammte  das  Röhrennetz  fül- 
lende Wasserquantum  unter  einem  Drucke,  der  abhängig 
ist  von  der  Höhe  des  Wasserspiegels  im  Reservoir.  Um 
einer  etwaigen  Ueberströmung  des  Reservoirs  vorzu- 
beugen, ist  in  demselben  das  Abflussrohr  (/)  angebracht, 
durch  welches  das  überschüssige  Wasser  wieder  der  Wake- 
nitz zugeführt  wird.  Das  ist  der  Weg  des  Wassers,  wenn 
— wie  gewöhnlich  — die  Maschine  mit  Niederdruck  arbeitet. 

Soll  dagegen  zur  Speisung  der  hochgelegenen  Stadt- 
theile  mit  Hochdruck  gearbeitet  werden,  so  bleibt  der 
Schieber  (b)  geschlossen  und  es  werden  ebenso  der  Reihe 
nach  die  weiteren,  in  je  19'  Höhe  über  einander  ange- 
ordneten Schieber  (g)  (//)  und  (?)  geschlossen,  so  dass 
das  Hochresevoir  vollständig  ausgeschaltet  ist  und  das  in 
Folge  der  gesteigerten  Maschinenförderung  über  den  Ver- 
brauch hinaus  geförderte  Wasser  in  der  Steigeröhre  («) 
höher  und  höher  hinaufsteigen  muss.  Hat  das  Wasser 
im  Steigerohre  endlich  den  Gipfel  desselben  erreicht,  der 
zur  sicheren  Abführung  der  Luft  noch  mit  einem  Luft- 
röhre versehen  ist,  so  fällt  es  in  dem  Fallrohr  ( c ) hinab 
und  muss  nun,  da  ihm  alle  anderen  Auswege  abgeschnit- 
ten sind,  zur  Füllung  des  Reservoirs  beitragen.  Da  die- 
ses aber  durch  das  Abflussrohr  (/■)  gegen  Ueberströmung 
geschützt  ist,  so  kann  nach  Ablauf  der  für  den  Hochdruck 
bestimmten  zwei  Stunden,  das  Steigerohr  durch  Ziehen 
der  Schieber  (g)  (//)  und  (j?)  sehr  schnell  wieder  entlastet 
werden,  so  dass  dann  die  gewöhnliche  Niederdruck -För- 
derung wieder  eintritt. 

Die  Strassenbrunnen  (Zapfstellen)  sind  möglichst  ein- 
fach eingerichtet:  am  Gehäuse  befindet  sich  seitwärts  ein 

beweglicher 
Knopf  (ö),  mit 
dessen  Hebung 
zugleich  das  un- 
tere Ventil  ( b ) 
gehoben  wird, 
so  dass  nun  das 
Wasser  in  das 
Standrohr  stei- 
gen und  aus- 
fliessen  kann; 
lässt  man  den 
Knopf  los,  so 
fällt  das  stark 
belastete  Ventil  (b)  von  selbst  herunter  und  schliesst  den 
weiteren  Zufluss  ab.  Dass  das  Standrohr  dabei  mit  Was- 
ser gefüllt  bleibt,  ist  im  Sommer  ohne  Nachtheil,  im  Win- 
ter aber  gefährlich,  weil  bei  eintretendem  b rost  das  Rohr 
leicht  gesprengt  werden  kann.  L m diesen  Nachtheil  zu 
beseitigen,  ist  am  Fusse  des  Standrohrs  eine  kleine  Oeff- 
nung  angebracht,  die  durch  eine  Schraube  (c)  verschlos- 
sen wird;  diese  Schraube  ist  nach  Art  eines  Hahnes 
durchbohrt,  so  dass  sie,  weit  herausgeschraubt,  dem  V as- 
ser  aus  dem  Standrohr  Abfluss  gewährt,  dagegen  die  Oeff- 
nung  vollkommen  verscbliesst,  wenn  sie  tief  hineinge- 
schraubt wird.  Ist  nun  bei  Eintritt  der  kälteren  Jahres- 
zeit die  Schraube  weit  genug  herausgeschraubt,  so  führt 
die  zur  Entleerung  des  Standrohres  freigemachte  Abfluss- 
öffnung allerdings  auch  während  der  Füllung  des  Stand- 
rohres ein  Ausspritzen  des  Wassers,  also  Wasserverluste 
herbei:  indessen  wird  diesem  Uebelstande  keine  grosse 
Bedeutung  beigelegt,  da  die  Wasserverluste  nur  gering 
sind  und  die  Abführung  des  herausgespritzten  M assers 
keine  Schwierigkeiten  verursacht. 

Um  die  Zapfstelle  hehufs  Reinigung,  Reparaturen 
etc.  von  der  Rohrleitung  ganz  abschliessen  zu  können, 
ist  ferner  noch  das  Absperrventil  ((/)  angelegt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Tabelle  der  Flächeninhalte  verschiedener  Station* -Gebäude  und  ihrer  einzelnen  Theile*). 


253 


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*)  Wir  verdanken  diese  Tabelle,  welche  die  in  No.  23  unseres  Blattes  gemachten  Angaben  in  willkommener  Weise  ergänzt,  der  freundlichen  Mittheilung  des  Hm.  Bauinspektor  Römer  zu  Berlin.  — Bei 
dieser  Gelegenheit  berichtigen  wir  zugleich,  dass  die  Hallenweite  des  Görlitzer  Bahnhofes  in  Berlin,  nicht  wie  in  No.  23  angegeben,  113’,  sondern  118’  beträgt.  (Vergl.  No.  45,  Paof.  433  des  Arch. -Wochenbl.  Jahrg.  1867.) 

D.  Red. 


254 


Fig.  1. 


Korbbogenkonstruktiou. 

Unter  den  üblichen  Korbbogenkon- 
struktionen wird  in  vielen  Fällen  die- 
jenige den  Vorzug  verdienen , bei  wel- 
cher der  kleine  Radius  (y)  im  Verhält- 
nis zum  grossen  Radius  ( x ) einen  mög- 
lichst grossen  Werth  erhält. 

Wie  aus  Figur  1 zu  ersehen,  muss 

[x  — yy  = ( a — yy  + ( x — by , 


also:  X = 


+ 6>  — 2ay 


2(6- 
Das  Verhältniss 


-y) 


sein. 


V — 


wird  aber  ein  Minimum,  wenn 
ß1-)-  6’  — («  — 6)  Kß’-M1; 


2 a 


ist. 


Um  diesen  Werth  durch  Konstruktion 
zu  erhalten,  mache  man  in  Fig.  2 B U 
_ c — (a — 6)  un(j  errichte  in  jj  ejne 

Senkrechte  auf  A B.  Die  Schnitt- 
punkte F und  G ergeben  die  beiden 
Radien  B F = y und  A G — X. 
Aus  der  Aehnlichkeit  der  Dreiecke 
B B F und  ABC  lässt  sich  dann 
leicht  nachweisen,  dass  diese  Kon- 
struktion der  obigen  Gleichung  ent- 
spricht. 

Ingenieur  0.  Müller, 
Lehrer  a.  d.  Bausch,  z.  Höxter. 


Korrespondenzen. 

Eiseubahubaufeu  iui  Königreich  Sachsen. 

Nach  langen  Debatten  während  des  letztvergangenen 
Monats,  fast  am  Schluss  der  Landtagsperiode  wurde  das  De- 
kret vom  17.  Februar  d.  J.  über  den  Eisenbahnbau  im 
Königreich  Sachsen  zugleich  mit  ca.  500  hierauf  bezüg- 
lichen Petitionen  gewiss  in  einer  für  das  ganze  Land  höchst 
befriedigenden  und  segensreichen  Weise  zur  Erledigung  ge- 
bracht und  giebt  dies  Resultat  Zeugniss,  dass  Sachsen  sowohl 
seine  für  ca.  90  Meilen  Staatseisenbahnen  kreirten  Staatsschul- 
den von  ca.  60  Millionen  Thalern,  gestützt  auf  eine  rationelle 
Finanzwirthschaft  und  die  vorhandene  Steuerkraft,  ohne  Be- 
nachtheiligung  des  Kredits  um  weitere  19  Millionen  Thaler 
erhöhen  kann,  als  auch  dass  in  Sachseu,  ebenso  wie  iu  Preu- 
ssen,  Bayern,  Baden,  Hessen,  Württemberg,  welche  Staaten 
für  künftige  4 bis  5 Jahre  zusammen  ca.  138,7  Millionen 
Thaler  zu  Staatseisenbahnbauten  zu  verwenden  beschlossen, 
die  Staatseisenbahnen,  welche  in  Sachsen  1865  das  in  dem- 


selben angelegte  Kapital  mit  7,37  Prozent  verzinst  haben,  mit 
Vortheil  vermehrt  werden  können. 

Bestanden  auch  anfänglich  Differenzen  zwischen  beiden 
Kammern,  so  wurden  doch  schliesslich  in  der  Hauptsache  nach 
dem  Vorschläge  der  Regierung  folgende  wesentliche  Beschlüsse 
gefasst.  Zu  Staatseisenbahnen  sollen  je  nach  finanziellen  Ver- 
hältnissen und  vorhandenen  Arbeitskräften  innerhalb  der  näch- 
sten 6 Jahre  etwa  ca.  19  Millionen  Thaler  verwendet  und 
zunächst  die  Linien  von  Chemnitz  direkt  nach  Leipzig  event. 
zum  Anschluss  an  die  Sächsisch -Bairische -Staatseisenbahn  in 
Borna,  mit  Zweigbahnen  nach  Limbach,  Penig  und  Rochlitz  — 
von  Radeberg  über  Kamenz  nach  der  sächsisch -preussischen 
Landesgrenze  (sobald  die  Fortsetzung  in  Preusseu  nach  Hoyers- 
werda und  Spremberg  zu  gesichert)  — sowie  in  der  sächsischen 
Lausitz  die  Fortsetzung  der  Zittau -Grosschönauer  Staatsbahn 
über  Böhmisch- Warnsdorf  durch  die  industriereichen  Fabrik- 
dörfer Seist-Hennersdorf,  Leutersdorf,  Eybau  zum  Anschluss 
an  die  Löbau- Zittauer  Bahn  bei  Kunersdorf  iu  Angriff  ge- 
nommen werden.  Nach  Vollendung  dieser  Linien  ist  die  ein- 
geleisige Fortsetzung  der  Südlausitzer  Bahn  von  Neu-Gers- 
dorf  nach  Sohland  an  der  Spree  sowie  die  Erbauung  einer 
zweigeleisigen  Bahn  von  Plauen  an  der  Leipzig -Hofer  Linie 
zum  Anschluss  an  die  Voigtländische  Staatsbahn  bei  Oelsnitz 
beschlossen  worden. 

Verschiedene  Projekte  sind  zur  Zeit  der  Privatuuter- 
nehmung  überlassen,  so  die  Bahn  von  Chemnitz  über  Aue, 
Schönhaide,  Markneukirchen  nach  Adorf,  Station  der  Voigt- 
ländischen Bahn,  mit  Zweigbahn  von  Schöneck  über  Klingen- 
thal nach  Falkenau  in  Böhmen,  welches  Projekt  jedoch  zum 
Theil  (auf  die  Strecke  Aue- Jägersgrün,  als  Zweigbahn  der 
Zwickau-Schwarzenberger  Bahn  zur  Nutzbarmachung  der  säch- 
sischen Staatsforsten  im  Gebirge)  aus  Staatsmitteln  ausgeführt 
wird,  sobald  bis  1.  Oktober  a.  c.  der  Nachweis  der  erforder- 
lichen Geldmittel  nicht  geleistet  — sowie  die  Muldethalbahn 
von  Glauchau  über  Rochlitz,  Grimma,  Wurzen  nach  Eilenburg, 
welche  ebenfalls  zum  Theil  (von  Rochlitz  nach  Grossermuth 
zum  Anschluss  an  die  Leipzig -Dobeln -Dresdner  Bahn)  auf 
Staatskosten  ausgeführt  werden  soll,  falls  innerhalb  5 Jahren 
eine  Gesellschaft  zum  Bau  nicht  konzessionirt  worden.  Even- 
tuell wurde  der  Regierung  Genehmigung  zur  Konzessionser- 
theilung  und  Expropriationsanwendung  für  Erbauung  verschie- 
dener Linien  ertheilt,  Pirna-Dux,  Zittau-Görlitz,  Leipzig-Lan- 
desgrenze nach  Eilenburg  zu,  Annaberg-Schwarzenberg,  Chem- 
nitz Flöha-Lengefeld-Olbernhau  ( Flöhathalbahu ),  Wolkensteiu- 
Landes.ireuze  nach  Marienberg  zu  etc.,  doch  ist  die  Ausführung 
durch  Private  zur  Zeit  noch  sehr  zweifelhaft.  tz. 


Die  llafenarbeiten  in  Heppens. 

Denen,  welche  die  erleichterte  Verbindung  mit  Heppens 
benutzen  wollen,  die  bedeutenden  Bauwerke  am  Jade-Kriegs- 
hafen  in  ihrem  unfertigen,  den  besten  Einblick  in  ihre  Gross- 


FEUILLETON. 

Bernhard  Kölscher. 

Vor  wenigen  Tagen  hat  die  Berliner  Künstlerschaft 
einen  Mann  verloren,  dessen  Ruhm  noch  nicht  weit  hinaus- 
getragen, dem  es  noch  nicht  vergönnt  war,  seinen  Namen 
zum  bleibenden  Gedächtniss  an  grosse  monumentale  Werke 
zu  knüpfen,  der  noch  im  Anfang  seiner  künstlerischen 
Laufbahn  stand,  und  dessen  Verlust  dennoch  eine  so  tiefe 
Lücke  in  dem  Kunstleben  unserer  Stadt  hinterlässt,  dass 
man  weit  über  die  Kreise  seiner  Freunde  und  Berufsge- 
nossen hinaus  die  segensreiche  Thätigkeit  des  Verstorbenen 
schmerzlich  vermissen  wird.  Am  7.  dieses  Monats  starb 
der  Baumeister  Bernhard  Kölscher  im  noch  nicht  vol- 
lendeten 35.  Lebensjahre,  nach  kaum  dreitägigem  Kranken- 
lager, plötzlich  und  unvermuthet  herausgerissen  aus  der 
Fülle  seines  Schaffens. 

Kölscher  ist  am  6.  März  1834  in  Königsberg  i.  Pr. 
geboren,  wo  sein  Vater  als  Intendantur- Rath  lebte.  In 
seinem  älterlichen  Hause,  welches  der  Sammelpunkt  geist- 
voller und  feingebildeter  Männer  war,  empfing  er  früh 
die  Anregung  zu  der  selbstständigen  und  freisinnigen  Ent- 
wicklung des  Geistes,  die  ihn  späterhin  in  allen  Beziehun- 
gen der  Kunst  und  des  Lebens  auszeichnete.  Die  Neigung 
zu  seinem  späteren  Lebensberuf  trat  in  dem  Knaben  so 
entschieden  auf,  dass  er  sich  bereits  im  10.  Lebensjahre 
ohne  Vorwissen  seiner  Eltern  die  Erlaubniss  zum  Besuch 


der  Kunstakademie  verschaffte  und  unter  Knorr ’s  Leitung 
bis  zu  seinem  Abgang  von  der  Realschule  alle  Freistunden 
unablässig  mit  Zeichenübungen  ausfüllte. 

Nachdem  er  das  Abiturienten-Examen  bestanden,  trat 
er  als  Avantageur  in  die  Armee  ein,  jedoch  schon  nach 
einigen  Monaten  gelang  es  ihm  auf  Grund  eines  leichten 
körperlichen  Fehlers  seinen  Abschied  zu  erhalten,  worauf 
er  sich  dann  endgültig  dem  Baufache  zuwandte.  Bei  sei- 
nem Lehrherrn,  dem  Baumeister  Urich,  fand  er  in  dem 
Biireaudienst,  zu  dem  er  zuerst  herangezogen  wurde,  freilich 
sehr  wenig  Befriedigung,  er  durchstreifte  lieber  Tagelang 
die  Strassen  Königsbergs  uud  zeichnete  mit  unermüdlichem 
Fleisse  alle  Ueberreste  früherer  Kunstperioden,  welche 
sich  in  der  vielfach  von  Krieg  und  Brandunglück  heim- 
gesuchten Stadt  noch  vorfanden.  Es  waren  dies  förmliche 
Entdeckungsreisen,  und  erregte  das  hieraus  entstandene 
sehr  umfangreiche  Skizzenbuch  sowohl  in  der  Vaterstadt 
als  auch  in  Berlin  das  gerechteste  Aufsehen. 

Diesen  Sammelfleiss  dehnte  Kölscher  aber  auch  auf 
alle  ihm  zugänglichen  Abbildungswerke  aus  und  kalkirte 
mit  grösster  Emsigkeit  alle  architektonischen  Aufrisse  und 
Glieder,  welche  ihm  gefielen  oder  für  sein  Studium  nützlich 
erschienen.  Alle  diese  Pausen  hat  er  sorgfältig  geordnet 
und  in  Bücher  eingeklebt,  von  denen  sich  eine  grosse  An- 
zahl in  seinem  Nachlass  vorfindet.  Ueberhaupt  hat  er  zu 
allen  Zeiten  alles  von  ihm  Benutzte  oder  Entworfene  sorg- 
fältig aufbewahrt  und  jede  Zeichnung,  die  in  seine  Hände 
kam,  iu  seine  Mappen  eingereiht,  so  dass  er  sich  ein  vor- 
treffliches übersichtliches  Studienmaterial  geschaffen  hatte, 


255 


artigkeit  gestattenden  Zustande  zu  sehen,  wollen  wir  dazu 
Anleitung  geben. 

Wer  einige  Minuten  vor  7 Uhr  Morgens  von  Bremen 
abfährt,  steigt  um  IO1/.  Uhr  in  Heppens  am  Bahnhöfe  aus 
und  findet  in  etwa  700  Schritt  Entfernung  zunächst  die  drei 
grossen  Trockendocks,  von  denen  das  erste  in  seiner  mehr 
als  400'  betragenden  Länge  und  etwa  70'  Breite  in  pracht- 
vollen Granitquadern  aufgeführt  ist  und  in  seinen  stufenför- 
mig aufsteigenden  Wänden  an  einen  antiken  Zirkus  erinnert. 
Das  zweite  Dock  daneben  ist  im  Boden  schon  mit  Granit  aus- 
gelegt, das  Dritte  wird  erst  ausgegraben.  Zu  Häupten  des 
ersten  ist  das  Pumpenhaus  angelegt;  die  ungeheuren  Pumpen, 
welche  in  wenigen  Stunden  ein  Dock  sollen  entleeren  können, 
sammt  Zuleitungskanälen,  Fallschützen  und  dem  zur  Ableitung 
des  ausgepumpten  Wassers  dienenden  Aquädukt  sind  zwar 
noch  nicht  ganz  fertig,  lassen  aber  die  ganze  Anlage  jetzt 
deutlicher  erkennen,  als  später,  wo  das  vollendete  Werk  sich 
dem  Auge  mehr  entzieht.  Das  Wasserschöpfen  geschieht 
durch  grosse,  in  zwei  Etagen  angebrachte  Wasserschrauben; 
der  nahe  gelegene  Bohrbrunnen  hat  in  mehr  als  750'  Tiefe 
die  gehoffte  Quelle  noch  nicht  erschlossen , die  in  dem  an- 
dern, nur  etwas  über  500'  tiefen  Brunnen  ein  gutes  Trink- 
wasser liefert. 

Zwischen  den  Docks  und  den  Schleusen  des  Vorhafens 
ist  in  500'  Länge  das  Hafenbassin  und  der  Hafenkanal  theil- 
weise  ausgegraben,  letzterer  auch  in  grosser  Strecke  schon 
mit  der  (15'  stark  angelegten)  Ufermauer  eingefasst.  Mörtel- 
mühlen, Kreiselpumpe,  Krahnanlagen  und  das  grosse  Lager 
der  Granitquader,  welche  in  Schweden  fertig  behauen,  in  al- 
len möglichen  Formen  zu  beiden  Seiten  einer  Eisenbahn  auf- 
geschichtet liegen  und  an  die  Trümmer  von  Karnak  und  The- 
ben erinnern,  verdienen  Beachtung.  Der  Vorhafen,  600  und 
400'  gross,  liegt  zwischen  zwei  Schleusen  (mit  eisernen  Fluth- 
und Ebbethoren  von  66'  Weite  und  27  bis  43'  Höhe);  die  Be- 
kleidung ist  ebenfalls  von  Granit,  die  Winden  zur  Bewegung 
der  Thore  und  die  Känäle  zur  Spülung  sind  sehr  sehenswerth. 
Die  Hafeneinfahrt,  720'  lang,  240'  breit,  mit  Molenköpfen  und 
Kaimauern,  die  bleibenden  Uferschutzwerke,  so  wie  die  noch 
nicht  weggeschafften  Theile  der  verschiedenen , um  des  Baues 
willen  angelegten  Fangdämme  von  Holz,  Mauerwerk  und  Be- 
ton, endlich  die  jetzigen  und  die  künftigen  Deich  - Anlagen, 
der  Handels-  oder  Liegehafen,  die  Batterien,  Festungswerke 
und  Kasernen,  das  Kloaken-  und  Drainirungssystem  u.  s.  w. 
sind  Gegenstände,  zu  deren  näherer  Erklärung  ein  Techniker 
leicht  einen  der  Fachgenossen  bereit  findet,  die  während  der 
jetzigen  Arbeitsuuterbrechung  sehnsüchtig  auf  den  Wiederbe- 
ginn der  Arbeiten  harren. 

Hotel  Deninghoff,  etwa  in  der  Mitte  zwischen  den  Docks 
und  den  Schleusen  belegen,  sowie  die  Bahnhofs  - Restauration 
am  diesseitigen , und  das  Gasthaus  neben  der  Post  am  jen- 
seitigen Ende  bieten  bei  einem  solchen  Ausfluge  die  nöthige 
Verpflegung.  Gegen  5 Uhr  fährt  der  Zug  vom  Bahnhof  ab, 


der  um  8 Uhr  20  Minuten  in  Bremen  wieder  eintrifft.  Ein 
rüstiger  Fussgänger,  der  sich  für  Alterthümer  interessirt,  ge- 
winnt wohl  noch  Zeit,  den  ausserhalb  des  Deiches,  20  Minu- 
ten vom  Bahnhofe  entfernten  „Bandter  Kirchhof“  zu  be- 
suchen, wo  kürzlich  durch  Herrn  von  Quast  einige,  unweit 
Deninghoffs  Hotel  aufbewahrte  Steinsärge  ausgegraben  wurden. 
Bandt  war  eins  der  sieben,  1511  vom  Meere  verschlungenen 
Kirchspiele;  die  Fundamente  und  der  Fussboden  der  Kirche 
sind  biosgelegt  und  lassen  das  Bauwerk  deutlich  erkennen. 
Der  grösste  Theil  des  damals  verlorenen  Landes  ist  seitdem 
wiedergewonnen;  die  mittlere  Hälfte  der  Bahn  von  Varel 
his  Heppens  (von  diesseits  der  Station  Ellenserdamm  bis 
jenseits  der  Station  Sande)  durchschneidet  die  von  1570  bis 
1773  eingedeichten  Landstrecken  (Groden)  und  man  sieht 
östlich  von  der  Bahn  mehre  der  von  1780  bis  1854  mit 
neuem  Landgewinn  angelegten  Deiche.  Der  von  Mariensiel 
bis  zum  Kriegshafen  west- östlich  sich  hinziehende  Deich  hat 
dagegen  stellenweise,  und  zum  letzten  Male  1755  auf  dem 
Dauensfelde,  dem  Reste  des  1511  untergegangenen  Kirchspiels 
Dauens,  zuriickgelegt  werden  müssen , und  erst  den  seit  der 
zerstörenden  Fluth  von  1825  angelegten  Schutzwerken  ist  es 
gelungen,  die  gefährliche  Lage  dieses  Deiches  zu  sichern. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hannover.  — 

Versammlung  am  6.  Mai  d.  J.  (Schluss.) 

Hr.  Hase  hielt  sodann  einen  Vortrag  über  die  Restau- 
ration der  St.  Nicolaikirche  in  Lüneburg.  Die  Kirche  stammt 
aus  der  Spätzeit  der  Gothik,  aus  jener  Zeit,  in  welcher  in 
Norddeutschland  der  Backsteinbau  zu  der  charakteristischen 
Ausbildung  gelangte,  welche  in  gleichem  Maasse  viele  Bau- 
werke jener  Zeit  z.  B.  die  Andreaskirche  in  Verden,  Kirchen 
in  Brandenburg,  Mandelsloh,  Lübeck  u.  s.  w.  kennzeichnen. 
Sie  zeigt  die  diesen  Werken  eigenthümliche  Technik  des  Back- 
steinbaues, deren  Ursprung  Hr.  von  Quast  nach  Dänemark 
verlegen  will,  wogegen  der  Redner  denselben  an  den  italieni- 
schen Bauten  glaubt  wiederfinden  zu  können.  Die  Form  der 
Backsteine  und  die  Behandlung  der  Mörtelfugen,  welche  letz- 
teren meistens  so  dick  wie  die  Backsteine  selbst  und  vorn 
schräg,  von  unten  und  von  oben  mit  der  Kelle  ausgeschnitten 
sich  zeigen,  seien  in  Italien  so  übereinstimmend  wieder  zu 
finden,  dass  man  einen  Einfluss  von  einer  Seite  nicht  hinweg- 
leugnen könne,  und  könne  nicht  wohl  angenommen  werden, 
dass  derselbe  von  Norden  her  auf  Italien  sieh  geltend  ge- 
macht habe.  Die  Backsteine  zeigen  ferner  übereinstimmend 
saubere  Bearbeitung  — auf  den  Aussenflächen  fast  immer  feine 
Reifen,  aus  denen  zu  schliessen  sei,  dass  die  Steine  in  fast 
trockenem  Zustande  mit  der  Säge  geschnitten  worden  wären. 
Auch  in  der  ästhetischen  Form  der  Giebel-  und  Gesimsbil- 
dungen sei  italienischer  Einfluss  zu  erkennen. 


das  er  unablässig  und  systematisch  vermehrte.  Uebrigens 
ist  es  bemerkenswert!!,  dass  sich  schon  in  der  Auswahl  der  in 
Königsberg  angefertigten  Pausen  die  entschiedene  Hinnei- 
gung zu  dem  Ornamentalen  in  der  Architektur  offenbart, 
wie  er  auch  in  der  Stadt  selbst  die  alten  schmiedeeisernen 
Gitter,  die  Pfosten  und  Fensterbekleidungen  der  Spät-Re- 
naissance  und  alle  derartigen  Erzeugnisse  der  Kleinkünste, 
welche  damals  im  Allgemeinen  gar  nicht  beachtet  wurden, 
mit  grosser  Liebe  hervorgesucht  und  abgezeichnet  hatte. 

Als  er  im  Jahre  1854  die  Berliner  Bauakademie 
bezog,  fand  er  hier  sogleich  Gelegenheit  seine  Vorliebe 
und  sein  Geschick  für  dekorative  Arbeiten  zu  bethätigen. 
Durch  seinen  Oheim,  den  als  Künstler  und  feinen  Kunst- 
kenner bekannten  Geheimrath  Bussler,  kam  er  mit 
den  für  den  Hof  beschäftigten  Bildhauern,  Holzschnitzern 
und  Vergoldern  in  Verbindung  und  war  schon  damals 
vielfach  als  Zeichner  für  dieselben  thätig.  Noch  günsti- 
ger gestalteten  sich  ihm  die  Verhältnisse  als  ihn  Hofbau- 
rath Strack,  welcher  bereits  Kolscher’s  Königsberger 
Skizzenbuch  richtig  gewürdigt  und  seine  künstlerische 
Entwicklung  beständig  verfolgt  hatte,  nach  Ablegung  sei- 
ner ersten  Prüfung  als  Hilfsarbeiter  beim  Ausbau  des 
kronprinzlichen  Palais  heranzog.  Hier  konnte  Köl- 
scher nicht  allein  zum  ersten  Male  sein  Talent  für  die 
künstlerische  Ausstattung  innerer  Wohnräume  bethätigen: 
hier  kam  er  auch  mit  einem  grösseren  Kreise  der  dabei 
betheiligten  Bauhandwerker  in  die  vielfachste  Berührung 
und  konnte  sich  ebensowohl  eine  Schule  kunstgeübter 
Werkleute  heranbilden,  wie  er  sich  selbst  mit  den  Grund- 


bedingungen der  Kunstindustrie  mehr  und  mehr  vertraut 
machte. 

Einen  dauernden  Mittelpunkt  seines  künstlerischen 
Schaffens  fand  er,  als  ihn  Baurath  Wäsemann  für  den 
Bau  des  neuen  Berliner  Rathhauses  gewann.  Ununter- 
brochen, vom  Beginn  der  Ausführung  bis  zu  seinem  Tode, 
war  er  in  dieser  Stellung  thätig,  und  in  geistvollster  Weise 
wusste  er  in  steter  Gemeinschaft  mit  dem  Schöpfer  des 
Baus  dessen  Gedanken  zu  gestalten.  Mit  Wäsemann 
unternahm  er  auch  im  Interesse  des  Rathhausbaues,  zum 
Studium  der  Backsteinbauwerke  Ober -Italiens,  eine  Reise 
nach  Italien,  von  der  er  mit  reichgefülltem  Skizzenbuche 
zurückkehrte. 

Aber  auch  noch  in  anderen  Bahnen  bewegte  sich  die 
rastlose  Thätigkeit  Kolschers,  der  mittlerweile  im  Jahre 
1862  seine  Staatsprüfung  abgelegt  und  in  demselben  Jahre 
auch  seine  Ehe  geschlossen  hatte,  in  welcher  er  mit  einer 
an  Reichthum  des  Geistes  und  Gemüthes  ihm  gleichgear- 
teten Gattin  das  reinste  und  ungetrübteste  Glück  gefun- 
den. In  liberalster  und  kollegialischer  Weise  gewährte 
ihm  Wäsemann  die  Zeit,  um  während  der  Jahre  1864 
bis  1866  als  Hilfslehrer  im  Entwerfen  an  der  Bauaka- 
demie und  späterhin  in  der  Kompositionsklasse  des  Ge- 
werbemuseums zu  unterrichten.  Daneben  beschäftigten 
ihn  mehrfache  Privatbauten.  Gemeinsam  mit  dem  Bau- 
meister Lauenburg  erbaute  er  das  Haus  des  Handwer- 
kervereins; er  vollendete  dann  den  von  Knoblauch 
begonnenen  Bau  der  Pflug’schen  Villa  in  Moabit,  für  den 
er  die  ganze  Ausstattung  bis  zum  kleinsten  Mobiliarstück 


256 


I 1 1 1 1 h— I 1 1 1 brPH 

0 10  20  30  40  50  60  70  80  90  100  5 10 

Neues  System.  Altes  System. 

Die  Bauten  dieser  Zeit  zeigten  zum  Theil  grosse  Dimen- 
sionen und  manche  Eigenthümlichkeiten , welche  zum  Theil 
nicht  lobenswerth  seien,  so  z.  B.  übermässig  starke  Mauern 
und  Widerlager,  schwere  Pfeiler,  Verankerungen  durch  starke 
Balken,  oft  Unklarheiten  in  der  Bildung  der  Qnerschiffe.  Den 
Chorabsehluss  bilden  wohl  grosse  Giebel,  welche  sich  in  eigen- 
thümlicher  Weise  aus  den  untern  Kapellenabschliissen  ent- 
wickeln. Obgleich  auch  die  Baumeister  jener  Zeit  den  gross- 
artigen Organismus,  welcher  den  Kathedralen  früherer  Zeit 
zum  Grunde  läge,  nicht  zu  erkennen  vermocht  hätten,  so 
böten  manche  ihrer  Werke  doch  vielfache  Gelegenheit  zu 
lohnenden  und  interessanten  Studien. 

Redner  erwähnt  sodann,  dass  die  Lüneburger  Bauten 
jener  Zeit  ganz  ausserordentlich  gelitten  hätten  und  zu  Ruinen 
geworden  wären,  welche  zum  Theil  nicht  vor  dem  gänzlichen 
Untergänge  geschützt  werden  könnten,  und  fand  den  Grund 
davon  darin,  dass  dieselben  sämmtlich  in  Gips  gemauert  sind; 

selbstständig  entwerfen  durfte,  und  so  allgemein  wurde 
diese  Arbeit  bewundert,  dass  selbst  Stüler  vielfach  Fremde 
hinführte,  um  ihnen  dieses  Meisterwerk  zu  zeigen.  Ebenso 
schuf  er  in  dem  Ausbau  des  Franz  Dunck  e r ’schen  Hauses 
in  der  Potsdamer  Strasse,  dessen  von  Schinkel  entworfene 
Facade  unberührt  blieb,  ein  Muster  einer  stattlichen,  von 
Kunstsinn  veredelten  Bürgerwohnung.  Auch  bei  der  Ein- 
richtung des  Gräflich  Arnim-Boytzenb u r g 'sehen Palastes 
übernahm  er  eine  Erbschaft  Ivnoblauch’s. 

Ganz  unübersehbar  endlich  ist  die  Fülle  von  Zeich- 
nungen, die  er  für  kunstindustrielle  Zwecke  geschaffen 
hat,  und  gerade  dieses  Sichhingeben  an  die  scheinbar 
kleinen  Aufgaben  der  Kunst  charakterisirt  seine  Art  des 
künstlerischen  Schaffens.*)  Ihm  war  es  eine  ideale  Auf- 
gabe die  Wohnung  und  die  ganze  Umgebung  des  Men- 
schen in  reiner  durchgeistigter  Schönheit  zu  gestalten. 
Mit  dem  Aufbau  des  eigentlichen  Hauses  war  es  ihm  nicht 
genug,  in  jeder  Verzierung,  in  jedem  Stücke  Malerei,  in 
jedem  Möbel,  jedem  Stoffe,  jedem  auch  dem  kleinsten  Ge- 
räth  sollte  der  künstlerische  Gedanke  zum  Ausdruck  kom- 
men, Nichts  sollte  nur  für  das  kahle  Bedürfnis  gescharten 
sein,  Alles  von  der  Kunst  gereinigt  und  erhoben  werden. 
So  entwarf  er  nicht  nur  die  Möbel  für  die  von  ihm  aus- 
gebauten  Häuser,  sondern  stand  auch  mit  vielen  Industri- 
ellen, besonders  mit  Spinn  & Mencke  in  dauernder  Ver- 
bindung; für  Feilner  zeichnete  er  Oefen,  für  Dankberg 

*)  Die  näheren  Freunde  Ivolscher’s  würden  sich  gewiss  ein 
Verdienst  erwerben,  wenn  Sie  eine  Ausstellung  seines  künstle- 
rischen Nachlasses  veranlassen  wollten.  D.  Red. 


der  Gips  dehne  sich  vermöge  der  Witteruugseinflüsse  und 
seiner  Krystallisation  aus  und  löse  in  den  Stossfugen  von  dem 
Mauer  werke  eine  Schale  nach  der  andern  ab.  Dieser  Zer- 
störung könne  nur  dadurch  Einhalt  gethan  werden,  dass  man 
den  Gips  von  der  Luft  und  dem  Wasser  vollkommen  abschlösse. 
Die  an  der  Nicolaikirche  Vorgefundenen  Schäden  waren  so 
ausserordentliche  und  ausgedehnte  gewesen,  dass  man  Zweifel 
gehegt  habe,  ob  man  das  Bauwerk  statt  zu  restauriren  nicht 
lieber  abreissen  wolle.  Die  Erhaltung  sei  aus  kuusthistorischem 
Intere.'-e  von  grossem  Werth  und  einem  Lüneburger  Vereine 
zu  danken,  welcher  sich  in  der  anerkennenswertesten  Weise 
dafür  interessirt  habe. 

Wie  aus  dem  beigefügten  manches  Interessante  zeigenden 
Querprofile  hervorgeht,  welches  wir  der  Gefälligkeit  des  Hrn. 
Hase  zu  danken  haben,  ist  die  Kirche  dreisehiffig  mit  Seiten- 
kapellen, das  Mittelschiff  in  schlanken  Verhältnissen  mit  34  Fuss 
Axentheilung  und  in  100  Fuss  Höhe  ausgeführt.  Die  Seiten- 
schiffe sind  sehr  niedrig  und  in  den  Nischen  sind  Emporen 
angebracht.  Ueber  den  Bögen  zwischen  den  Seitenschiffen 
und  dem  Mittelschiffe  ist  durch  Verminderung  der  Mauerstärke 
daselbst  ein  Umgang  gebildet.  Eigenthümlich  ist  die  Anord- 
nung der  Strebebögen,  welche  nicht  in  der  Kämpferhöhe  der 
Gewölbe  des  Mittelschiffes  ansetzen,  sondern  den  von  dort 
herabgeführten  Widerlagspfeiler,  welcher  nicht  bis  auf  das 
Fundament  heruntergeführt  ist,  etwa  in  der  Höhe  der  Bogen- 
scheitel  aufnehmen.  Da  die  Fundamente  der  Mittelschiffspfeiler 
zum  Theil  so  unzureichend  waren,  dass  dieselben  bis  zu  2 Fuss 
versackt  sind,  so  haben  diese  Strebebögen  die  Langwände  des 
Mittelschiffs  nach  innen  geschoben,  so  dass  dieselben  bedeutend 
übergewichen  waren.  Diese  Pfeiler  mussten  neu  fundamentirt 
werden.  Es  wurde  zu  diesem  Zwecke  in  der  Kapitälhöhe 
derselben  eine  Schicht  von  festen  Mehler- Sandsteinquadern, 
welche  die  Angriffspunkte  für  die  Steifen  zur  Abstützung  der 
oberen  Mauertheile  bildete,  eingeschoben  und  sodann  unter- 
halb derselben  die  Pfeiler  neu  aufgemauert.  Vier  Pfeiler  sind  in 
solcher  Weise  hergestellt,  ohne  dass  sich  nachtheiliges  Setzen 
gezeigt  hätte.  Die  Erneuerung  der  vielfach  zerklüfteten  Ge- 
wölbe bot  keine  Schwierigkeit,  da  dieselben  in  grossen  Flächen 
noch  so  zusammenhängende  Schalen  bildeten,  dass  ganze  Theile 
ohne  besondere  Vorkehrungen  ausgebrochen  und  neu  herge- 
stellt werden  konnten.  Die  Arbeiten  gehen  nunmehr  ihrer 
Vollendung  entgegen.  Das  neu  hergestellte  Profil  der  Kirche 
ist  auf  der  linken  Seite  der  mitgetheilten  Skizze  dargestellt. 

R. 


Vermischtes. 

Der  Reichstag  des  Norddeutschen  Bundes  ist  in  seiner 
Sitzung  am  13.  Juni  über  die  neue  Maass-  und  Gewichts- 
Ordnung  schlüssig  geworden  und  hat  sich,  wie  wohl  kaum 
anders  zu  erwarten  war,  für  Annahme  des  metrischen  Systems, 
jedoch  mit  Einführung  deutscher  Benennungen,  entschieden. 

eine  Fülle  von  ornamentalen  Baustücken,  für  die  Stuben- 
maler entwarf  er  reiche  Deckenmuster,  den  Buchbindern 
zeichnete  er  Albumdeckel,  den  Eisenhütten,  besonders  der 
Krause’schen,  reiches  Gitterwerk,  für  Fabrikanten  von  Gas- 
einrichtungen,  für  Elster  und  Schaeffer  & Walcker,  ent- 
warf er  die  geschmackvollen,  feingegliederten  Kronen, 
welche  auf  der  Pariser  Ausstellung  der  Stolz  der  deut- 
schen Kunstindustrie  waren.  So  waren  es  auch  Kol- 
schers  Zeichnungen,  die  hier  den  Ruf  der  Berliner  Sil- 
berschmiedekunst hoch  hielten,  und  das  von  ihm  entwor- 
fene, von  Sy  & Wagner  angefertigte  silberne  Tafelgeräth 
des  Kommerzienraths  Ravene  muss  als  das  edelste  mo- 
derne Erzeugniss  dieser  Kunst  angesehen  werden.  Die 
Arbeit  in  Schmiedeeisen  hat  er  mit  Hauschild's  Beihülfe 
überhaupt  erst  wieder  in  Berlin  erschaffen. 

Ganz  vorzüglich  war  daher  Kölscher  dazu  berufen 
hei  dem  neugegründeten  Gewerbemuseum  die  Leitung 
der  Kompositionsklasse  zu  übernehmen.  Mit  hingebender 
Liebe  arbeitete  er  für  dieses  Institut,  dessen  Ziele  voll- 
ständig die  seines  eigenen  Strebens  waren,  dessen  geistiger 
Träger  er  in  vielen  Beziehungen  wurde.  Schon  hatte  sich 
eine  grosse  Zahl  von  Schülern  um  ihn  gesammelt,  welche 
er  in  seiner  Art  fortbildete,  die  mit  Liehe  und  Verehrung 
an  ihm  hingen. 

Alles  was  Kölscher  begann,  erfasste  er  mit  ganzer 
künstlerischer  Hingebung.  Er  konstruirte  nicht,  sondern 
liess  vielmehr  das  malerische  Gesammtbild  dessen  was  er 
schafl'en  wollte,  in  seiner  Seele  entstehen.  Daher  kam  es, 
dass  er  Alles  sofort  perspektivisch  entwarf  und  dann  erst 


Wir  geben  nachstehend  die  wichtigsten  Artikel  des  Gesetz- 
Entwurfes  in  der  vom  Reichstage  beschlossenen  Fassung. 

Art.  1.  Die  Grundlage  des  Maasses  und  Gewichtes  ist 
das  Meter. 

Art.  3.  Es  gelten  folgende  Maasse:  A.  Längenmaasse. 

Die  Einheit  bildet  das  Meter  oder  der  Stab.  Der  hundertste 
Theil  des  Meters  heisst  Zentimeter,  oder  Neuzoll.  Der  tau- 
sendste Theil  des  Meters  heisst  Millimeter  oder  Strich.  Zehn 
Meter  heissen  ein  Dekameter  oder  Kette.  Tausend  Meter 
heissen  ein  Kilometer.  B.  Flächenmaasse.  Die  Einheit  bildet 
das  Quadratmeter  (Quadratstab).  Hundert  Quadratmeter 
heissen  das  Ar.  Zehntausend  Quadratmeter  heissen  das  Hek- 
tar. C.  Körpermaasse.  Die  Grundlage  bildet  das  Kubik- 
meter. Die  Einheit  ist  der  tausendste  Theil  des  Kubikmeters 
und  heisst  das  Liter  oder  die  Kanne.  Das  halbe  Liter  heisst 
ein  Schoppen.  Fünfzig  Liter  heissen  ein  Scheffel.  100  Liter 
oder  der  zehnte  Theil  des  Kubikmeters  heisst  ein  Hektoliter 
oder  Fass. 

Art.  4.  Als  Entfernungsmaass  dient  die  Meile  von 
7500  Metern. 

Art.  6.  Die  Einheit  des  Gewichts  bildet  das  Kilogramm 
(—  2 Pfund).  Es  ist  das  Gewicht  ^eines  Liters  destillirten 
Wassers  bei  -1-  4 Gr.  des  hunderttheiligen  Thermometers. 
Das  Kilogramm  wird  in  1000  Gramme  getheilt,  mit  dezimalen 
Unter -Abtheilungen.  Zehn  Gramme  heissen  ein  Dekagramm 
oder  Neuloth.  Der  zehnte  Theil  eines  Gramms  heisst  ein 
Dezigramm,  der  hundertste  ein  Zentigramm,  der  tausendste 
ein  Milligramm.  Ein  halbes  Kilogramm  heisst  ein  Pfund. 
50  Kilogramm  oder  100  Pfund  heissen  ein  Zentner.  1000  Kilo- 
gramm oder  2000  Pfund  heissen  eine  Tonne. 

Art.  21.  Diese  Maass-  und  Gewichts  - Ordnung  tritt  mit 
dem  1.  Januar  1872  in  Kraft. 

Art.  22.  Die  Anwendung  der  dieser  Maass-  und  Ge- 
wichts-Ordnung entsprechenden  Maasse  und  Gewichte  ist  be- 
reits vom  1.  Januar  1870  an  gestattet,  insofern  die  Bethei- 
ligten hierüber  einig  sind. 


Die  im  preußischen  Staate  angcstellteu  Daubeamten. 

Die  nachstehende  Zusammenstellung  ist  auf  Grund  des 
in  der  Zeitschrift  für  Bauwesen  enthaltenen  Verzeichnis- 
ses der  angestellten  Baubeamten  und  der  Hiibner’schen 
statistischen  Tafel  aufgestellt.  Zunächst  dürfte  das  Resultat, 
dass  im  ganzen  preussischen  Staat  in  den  alten  Provinzen 
für  alle  Eisenbahnen,  Hoch-,  Wasser-  und  Wegebauten  noch 
nicht  500  Baubeamte  angestellt  sind , auffallen.  Im  früheren 
Königreich  Hannover  sind  sowohl  den  Quadratmeilen  als  den 
Einwohnern  nach  fast  viermal  so  viel  Baubeamte  angestellt 
als  in  den  alten  Provinzen  Posen,  Pommern  und  Preussen. 

Im  Durchschnitt  sind  in  sämmtlichen  neuen  Provinzen 
den  Quadratmeilen  nach  doppelt,  den  Einwohnern  nach  fast 

für  die  Gesammterscheinung  die  Konstruktion  suchte.  Er 
verzierte  nicht  das  aus  dem  Bedürfniss  Entstandene,  sondern 
schuf  den  ganzen  Gegenstand  neu  in  künstlerischer  Ge- 
stalt. Darin  lag  das  Geheimniss,  welches  allen  seinen 
Arbeiten  einen  so  ursprünglichen  Reiz  verlieh.  Darum 
wollte  er  aber  auch  nie  an  seinen  Entwürfen  Etwas  ge- 
ändert sehen;  jeder  Nagelknopf  gehörte  zum  Ganzen.  So 
war  ihm  denn  auch  nichts  zu  klein,  als  dass  er  es  nicht 
gerne  im  Lichte  seines  reichen  vielgewandten  Geistes  strah- 
len liess.  Alles  um  ihn  her  sollte  schön  und  reizvoll  sein, 
und  Niemand  war  daher  geschickter  als  er,  den  Festen 
seiner  Freunde  und  Berufsgenossen  ein  heiteres,  anmuthen- 
des  Gepränge  zu  verleihen.  Ihn  freute  es  die  Säle  fest- 
lich auszustatten,  mit  geistvollen  und  galanten  Scherzen 
die  Damen  zu  überraschen,  die  Tanz-  und  Speisekarten 
mit  lustigen  Zeichnungen  zu  schmücken,  die  in  harmlosen 
und  doch  zutreffenden  Spässen  die  Furagen  des  Tages  be- 
rührten. Dem  würdigen  Ernst  der  Schinkelfeste,  der 
ausgelassenen  Freude  der  Maskerade  wusste  er  die  Deko- 
rationen anzupassen  und  so  selbst  das  Schnellvergängliche 
zu  durch  geistigen. 

Er  hatte  ein  feines  Verständniss  für  alle  Richtungen 
der  Kunst.  Auferzogen  in  der  strengen  Schule  der  klas- 
sisch gebildeten  Berliner  Akademie,  hatte  er  sich  doch 
von  seiner  Jugend  her  das  Verständniss  für  die  Schön- 
heiten des  gothischen  Baues  bewahrt.  In  den  letzten 
Jahren  aber  neigte  er  entschieden  der  heiteren  Formen- 
welt der  Renaissance  zu  und  wusste  auch  der  zierlichen 
Grazie  des  Roccoco  ihre  Reize  abzulauschen. 


2‘/a  mal  so  viel  Baubeamte  angestellt  als  in  sämmtlichen 
alten  Provinzen. 


Bau- 

Beamte. 

Quadrat 

Meilen. 

"Einwohner. 

Mithin  kommen 
auf  einen 
Bau  beamt  eil. 

Quadrat:  lfiin- 

Meilen.  wohner. 

Ober-Bau-Behürde  in  Berlin 

19 

— 

— 

-- 

— 

A.  Alte  Provinzen. 

1 . Preussen  

70 

1179 

3,014,595 

16,8 

43,065 

2.  Posen 

31 

525 

1,523,729 

17,0 

49,153 

3.  Brandenburg 

99 

724 

2,616,583 

7,3 

26,430 

4.  Pommern 

33 

575 

1,437,375 

17,4 

43,557 

5.  Schlesien 

69 

731 

3,510,706 

10,6 

50,880 

6.  Sachsen 

48 

458 

2,043,975 

9,5 

42,583 

7.  Westphalen 

48 

367 

1,666,581 

7,7 

34,720 

8.  Rheinland 

96 

487 

3,346,195 

5,1 

34,856 

9.  Ilohenzollern 

2 

21 

64,958 

10,5 

32,479 

10.  Jade- Gebiet 

1 

1/ 

1,573 

7 4 

1,573 

Summa  der  alten  Provinzen 

497  5067  »/4i  19,226,270 

— 

— 

Also  kommen  in  den  alten 

Provinzen  durchschiff tt- 

lieh  auf  einen  Baubeamten 

10,19 

38,685 

B.  Neue  Landestheile. 

1.  Reg.-Bez.  Kassel  .... 

58 

185 

776,069 

3,2 

13,380 

2.  Reg.-Bez.  Wiesbaden  . . 

36 

104 

625,143 

2,9 

17,365 

3.  Hannover 

151 

699 

1,923,492 

4,3 

12,738 

4.  Schleswig- Holstein  . . 

23 

318 

948,392 

13,8 

41,234 

5.  Lauenbnrg 

— 

19 

49,704 

— 

— 

Summa  d.  neuen  Landestheile 

268 

1325 

4,322,800 

— 

— 

Also  kommen  in  den  neuen 

Landestheilen 

auf  einen 

Baubeamten 

4,94 

16,130 

In  den  alten  Provinzen  und 

den  neuen  Landestheilen 

des  preussischen  Staates  kommen 

zusammen 

durchschnittlich  auf  einen  Baubeamten  .... 

8,35 

30,780 

O 

Zi  r k ular  - Ver  fügu  n g des  Preussischen  Finanz- Mini- 
steriums v.  8.  März  d.  J.  über  das  Verfahren  bei  Ver- 
dingung von  Lieferungen  und  Bauausführungen. 

No.  4 d.  Minist.  Blattes  für  die  ges.  innere  Verwaltung 
veröffentlicht  den  Wortlaut  dieser  Verfügung: 

I.  Um  einen  sicheren  Anhalt  für  die  Feststellung  ange- 
messener Preise  zu  gewinnen  und  zugleich  Beschwerden  über 
willkürliche  Bevorzugung  einzelner  Gewerbetreibenden  oder 
Unternehmer  vorzubeugen,  sind  alle  Lieferungen  und  Bau- 
Ausführungen  , mit  Einschluss  der  Arbeiten  der  Tischler, 
Schlosser,  Glaser  und  sonstigen  Handwerker,  öffentlich  aus- 
zubieten. Bei  allen  grösseren  Lieferungen  und  Bau-Ausffih- 

Oline  Neid  und  Eifersucht  erfreute  er  sich  an  allem 
Schönen,  was  die  Neuzeit  und  vor  Allem  sein  geliebtes  Berlin 
hervorbrachte.  Ihm  waren  das  Leben  und  die  Menschen  lieb 
und  so  war  auch  er  lieb  Allen  die  ihn  kannten.  Sein  reicher 
Geist  umfasste  das  Menschenleben  in  allen  seinen  Rich- 
tungen. Für  das  öffentliche  Wohl,  für  die  F'ragen  des  seeli- 
schen und  religiösen  Lebens  hatte  er  nicht  nur  eine  tiefge- 
hende Theilnahme,  nein  auch  ein  durchgearbeitetes  selbststän- 
diges Urtheil.  Mit  regem  Eifer  verfolgte  er  die  Geschichte  der 
Menschheit  bis  in  die  entlegene  Vorzeit,  bis  zu  den  Theo- 
rien der  Schöpfung,  und  vor  jeder  neuen  Erscheinung  der 
Wissenschaft  und  der  schönen  Litteratur  hatte  er  die  reinste 
Hochachtung,  die  er  am  wahrhaftigsten  dadurch  bethätigte, 
dass  er  sich  ihre  Ergebnisse  zu  eigen  zu  machen  suchte. 
So  hatte  er  sich  eine  köstliche  allgemein  menschliche  Bil- 
dung des  Geistes  und  Herzens  erworben  und  von  dieser 
edlen  Humanität  war  all  sein  Schaffen  durchdrungen.  An 
seinem  Sarge  hat  der  Geistliche  das  würdige  Wort  ausge- 
sprochen, dass  diesem  Manne  die  Kunst  ein  Gottesdienst  war. 

Und  noch  können  wir  uns  das  Bild  von  dem  Schaffen 
des  Dahingeschiedenen  nicht  abschliessend  gestalten.  Seine 
letzte  grosse  Arbeit,  an  der  er  mit  vollster  Hingebung 
thätig  war,  ist  ein  Projekt  für  den  neu  zu  erbauenden 
Dom.  Es  ist  so  weit  vollendet,  dass  es  an  der  Konkur- 
renz wird  Theil  nehmen  können,  bis  dahin  gehört  es  der 
Oeffentlichkeit  noch  nicht  an. 

Kolschers  Hingang  wird  in  allen  Kreisen  tief  und 
schmerzlich  empfunden  werden,  der  Künstlerschaft  ist  einer 
ihrer  genialsten,  hoffnungsvollsten  Jünger  entrissen,  dem 


258 


rungen  sind  die  Arbeiten  der  einzelnen  Gewerbe  möglichst 
getrennt  zum  Ausgebot  zu  stellen.  Da  eine  allgemein  zu- 
treffende Grenze  für  das  Ausgebot  im  Ganzen  und  Einzelnen 
nicht  vorgeschrieben  werden  kann,  so  ist  bei  der  Bestimmung 
des  einzuschlagenden  Verfahrens  in  den  speziellen  Fällen  da- 
von auszugehen,  dass,  wenn  es  einerseits  im  Interesse  des 
Staates  liegt,  bei  einem  öffentlichen  Ausgebote  mehren  Unter- 
nehmern Gelegenheit  zur  Bewerbung  zu  geben,  so  doch  an- 
dererseits darauf  Bedacht  zu  nehmen  ist,  dass  die  einzeln 
auszubietenden  Arbeiten  gehörig  in  einander  greifen  und 
zweckmässig  vereinigt  werden  können,  ohne  dass  dadurch  dem 
Staate  besondere  Kosten  erwachsen.  Bei  Bauten,  deren  Be- 
aufsichtigung durch  den  Bezirks  - Baubeamten  ohne  Schwierig- 
keit erfolgen  kann,  und  bei  solchen  Bauten,  deren  Leitung, 
nach  den  im  Anschläge  dazu  ausgesetzten  Kosten,  einem  be- 
sonderen Baubeamten  zu  übertragen  ist,  wird  das  Ausgebot 
im  Einzelnen  als  Regel  gelten  können.  Für  das  öffentliche 
Ausgebot  ist  vorzugsweise  das  Submissions- Verfahren  zu  wäh- 
len, weil  bei  der  Einreichung  schriftlicher  Anerbietungen  die 
Uebereilungen  und  Anreizungen  zu  gewagten  Geboten  weg- 
fallen, welche  bei  einem  mündlichen  Lizitations  - Verfahren 
Vorkommen  und  eine  nachtheilige  Einwirkung  auf  die  Ent- 
sehliessungen  der  Bietenden  ausiiben  können.  Wo  aber  diese 
Rücksicht  durch  die  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  des 
Ausgebots  oder  durch  andere  Umstände,  z.  B.  bei  Arbeiten 
von  geringer  Bedeutung,  ausgeschlossen  ist  und  von  der  Li- 
zitation ein  besseres  Ergebniss  als  von  dem  Submissions -Ver- 
fahren zu  erwarten  steht,  kann  das  Lizitations -Verfahren  ein- 
treten.  Bei  dem  Submissions-Verfahren  ist  in  der  diesfälligen 
öffentlichen  Bekanntmachung  stets  zu  bemerken,  bei  welchen 
Behörden  die  näheren  Bedingungen  der  Submission  eingesehen 
oder  Abschriften  dieser  Bedingungen  gegen  Erstattung  der 
Kopialieu  in  Empfang  genommen  werden  können,  und  in  dem 
für  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  festgesetzten 
Termine  ist  den  Submittenten  die  Gegenwart  zu  gestatten. 
Bei  dem  Lizitations -Verfahren  ist  ein  auf  den  Vormittag  an- 
beraumter Termin  nicht  vor  zwölf  Uhr  Mittags,  und  ein  Bie- 
tungs-Termin am  Nachmittag  nicht  vor  fünf  Uhr  Nachmittags 
zu  schliessen,  und  in  jedem  Falle  darf  der  Termin  erst  dann 
geschlossen  werden,  wenn  nach  dreimaligem  Aufruf  kein  Miu- 
dergebot  mehr  erfolgt.  Bei  Ertheilung  des  Zuschlages  ist  der 
Gesichtspunkt  festzuhalten,  dass  eine  willkürliche  Begünsti- 
gung Einzelner,  mit  Zurücksetzung  anderer  solider  und  be- 
fähigter Konkurrenten,  schlechterdings  nicht  stattfinden  darf. 
Wenn  in  Berücksichtigung  des  Gegenstandes  des  Ausgebots 
oder  nach  den  örtlichen  Verhältnissen  es  rathsam  erscheint, 
unter  den  Mindestfordernden  eine  Auswahl  des  Unternehmers 
und  die  Ertheilung  des  Zuschlages  vorznbehalten , so  ist  da- 
rüber in  den  Submissions-,  beziehungsweise  Lizitations- Be- 
dingungen Bestimmung  zu  treffen  und  darin  zugleich  anzu- 
geben, unter  welcher  möglichst  gering  zu  bemessenden  Zahl 
von  Mindestfordernden  die  Auswahl  Vorbehalten  wird.  Der 


Vorbehalt  einer  unbeschränkten  Auswahl  unter  sämmtlichen 
Bietern  ist  nicht  zulässig,  theils  weil  Unternehmer  nur  durch 
die  in  Aussicht  gestellte  Berücksichtigung  der  vortheilhaftesten 
Gebote  zur  Betheiligung  an  dem  öffentlichen  Ausgebote  be- 
stimmt werden  können,  theils  weil  die  Ertheilung  des  Zuschla- 
ges ohne  Rücksicht  auf  die  Höhe  der  Anerbietungen  Verdäch- 
tigungen der  Behörden  nud  Beschwerden  hervorruft,  welche 
eben  durch  das  öffentliche  Ausgebot  vermieden  werden  sollen. 
Dagegen  muss  die  Befugniss  Vorbehalten  bleiben,  alle  Gebote 
abzulehnen,  wenn  die  Anerbietungen  der  Mindestfordernden 
nicht  annehmbar  befunden  werden,  oder  wenn  das  eingeleitete 
Ausgebots  - Verfahren  zu  einer  so  geringen  Betheiligung  ge- 
führt hat,  dass  es  für  die  Beurtheilung  der  Angemessenheit 
der  abgegebenen  Gebote  an  einem  genügenden  Anhalt  mangelt. 

II.  Als  Ausnahme  von  der  Regel  des  öffentlichen  Aus- 

gebots-Verfahrens  ist  eine  Verdingung  aus  freier  Hand  in  fol- 
genden Fällen  zulässig:  1.  bei  Lieferungen  und  Bau-Aus- 

führungen, deren  Kostenbetrag  die  Summe  von  50  Thaleru 
nicht  übersteigt,  2.  bei  plötzlich  eingetretenen  Bedürfnissen 
in  dringenden  Fällen,  wenn  es  zu  einem  öffentlichen  Ausge- 
bots-Verfahrens  an  Zeit  gebricht,  3.  bei  Arbeiten,  welche  eine 
besondere  Kunstfertigkeit  erfordern , 4.  wenn  in  einem  vor- 
gängigen zweimaligen  öffentlichen  Ausgebots- Verfahren  kein 
annehmbares  Gebot  abgegeben  worden  ist.  In  den  beiden 
letzteren  Fällen  (3  und  4)  ist  zur  Verdingung  aus  freier 
Hand  meine  Genehmigung  nachzusuchen. 

III.  Bei  den  bisher  darüber  erlassenen  Bestimmungen, 
in  welchen  Fällen  Bauten  für  fiskalische  Rechnung  auf  Do- 
mainen - Pachtvorwerken  an  Domainen -Pächter,  und  in  k.  For- 
sten und  den  dazu  gehörigen  Dienst -Etablissements  an  Forst- 
beamte überlassen  werden  können,  behält  es  auch  in  Zukunft 
sein  Bewenden. 


Nach  den  Nachrichten  der  Wiener  Zeitungen  ist  Professor 
August  Siccard  von  Siccardsburg  am  1 1 . Juni  zu  W eid- 
ling  bei  Klosterneuburg,  wo  er  seit  längerer  Zeit  krank  dar- 
nieder gelegen  hatte,  verschieden.  Er  hat  seinen  Freund 
Eduard  van  derNüll,  mit  dem  er  in  engster  Gemeinschaft 
thätig  war,  somit  nur  um  wenige  Wochen  überlebt  und  die 
Vollendung  ihres  letzten  gemeinsamen  Werkes,  des  neuen 
Opernhauses,  gleichfalls  nicht  mehr  gesehen. 

Von  Hrn.  Baumeister  Orth  werden  wir  um  Aufnahme 
nachstehender  Notiz  ersucht. 

„Auf  den  Wunsch  von  Herrn  Baumeister  Hennicke  er- 
laube ich  mir  zu  der  nicht  von  mir  ausgegangenen  Notiz  über 
den  neuen  Berliner  Viehmarkt  (in  No.  21  d.  D.  Bztg.)  mit- 
zutheilen,  dass  eine  wirkliche  Konkurrenz  nicht  stattgefunden 
hat,  obwohl  einer  in  Perspektive  und  generellem  Grundriss 
aufgestellten  Projektskizze  von  mir,  wesentlich  aus  Rücksicht 
auf  den  Bebauungsplan,  der  Vorzug  gegeben  ist  vor  den  bei- 
den anderen  ausgearbeiteten  Entwürfen  von  den  Herren  Bau- 


IIandwerk  ein  kunstsinniger  erfindungsreicher  Führer, 
seinen  Schülern  ein  treuer  Lehrer,  seinen  Angehörigen 
und  Freunden  ein  edler  geliebter  Mensch,  dessen  Anden- 
ken ungetrübt  in  Aller  Herzen  fortleben  wird. 

Julius  Lessing. 


lieber  die  Siiinesrichtiing  der  Neuzeit. 

Herr  Dr.  W.  Lotz  aus  Marburg  hat  wohl  eigentlich  für 
die  gothische  Baukunst  keine  Lanze  gebrochen,  denn  da,  wo 
derselbe  hinstiess,  befand  sich  Niemand,  und  seine  Lanze  blieb 
unversehrt.  Es  kann  daher  nicht  meine  Absicht  sein,  hiermit 
auf  den  in  Nr.  21  der  deutschen  Bauzeitung  veröffentlichten 
Aufsatz  über  die  Bedeutung  der  gothischen  Baukunst  zu  ant- 
worten. Jeder  wirkliche  Architekt  wird  dieser  Kunst  ihre 
volle  Berechtigung  einräumen  und  in  ihr  die  einzig  folgerich- 
tige und  höchste  Ausbildung  des  Gewölbebaues  erkennen.  Es 
drängt  mich  vielmehr,  einige  Bemerkungen  über  die  so  viel- 
fach geschmähte  Sinnesriehtnng  der  Neuzeit  zu  machen. 

Es  giebt  Leute  genug,  welche  das  tiefe  und  schwere  Rin- 
gen unserer  Zeit  nicht  verstehen  wollen,  und  welchen  die 
Sinnesrichtung  derselben  um  so  weniger  passt,  als  ihr  gegen- 
über alle  rohe,  materielle  Gewalt  machtlos  ist.  Es  helfen 
denselben  nicht  einmal  Anfeindungen  und  heuchlerische  Ver- 
dächtigungen gegen  die  Träger  dieser  Richtung,  denn  eiu 
wahres  Sprichwort  sagt:  „Lasse  einen  Jeden  sein,  was  er  ist, 
so  bleibst  Du  selbst  wohl,  wer  Du  bist.“ 

Nicht  mehr  die  Autorität,  welche  einst  die  Welt  aus 
Herschsucht  und  niedrigem  Eigennutz  in  Fesseln  schlug, 
nicht  die  zufällige  und  veränderliche  Herrschaft  der  Majo- 
rität sind  das  Charakteristische  unserer  Zeit:  es  ist  vielmehr 


die  Geltung  der  freien  und  ihrer  selbst  bewussten  Individualität, 
welche  sich  weder  um  Majorität  noch  um  Autorität  kümmert 
und  ruhig  ihren  eigenen  Weg  geht.  Die  Baukunst  ist  der 
treueste  Spiegel  des  Geistes  der  Zeit  und  der  Nation.  Jeder 
Baukünstler  muss  daher  beständig  nach  innerer  und  äusserer 
Wahrheit  ringen,  und  darf  sich  weder  einer  Autorität,  die 
immer  als  Anmaassung  betrachtet  werden  muss,  noch  den  An- 
sichten der  Majorität,  die  selbstverständlich  niemals  über  Wahr- 
heiten Beschlüsse  fassen  kann,  unterwerfen,  sondern  muss  seiner 
eigenen  Erkenntniss  und  seiner  freien  Individualität  folgen. 
Unserer  Zeit  fehlt  durchaus  nicht  der  Glaube  des  Herzens, 
der  jedem  wahren  Künstler  eigen  ist,  sondern,  Gott  sei  Dank! 
endlich  einmal  der  Glaube  an  die  Autorität.  Weder  die  Geist- 
lichkeit, noch  die  Bureaukratie.  noch  eine  etwa  augenblicklich 
berschende  Kaste  vermögen  mit  ihrer  Sinnesweise  die  Kunst 
zu  leiten,  und  keine  dieser  Autoritäten  wird  die  geistige  Welt, 
und  am  wenigsten  die  Herzen  der  Menschen  und  die  Kunst 
belierscheu.  — 

Wir  glauben  an  die  Alles  besiegende  Göttlichkeit  der 
Wahrheit,  es  ist  ein  Sehnen  und  Suchen,  ob  wir  sie  nicht 
finden  und  darstellen  könnten,  denn  sie  war  von  Ewigkeit 
her  und  wird  in  Ewigkeit  sein.  Wie  die  alten  Griechen  diese 
Wahrheit  suchten  und  in  ihren  göttlichen  Kunstwerken  fanden 
und  darstellten,  und  wie  das  Mittelalter  nach  Wahrheit  rang 
und  die  Baumeister  der  alten  Dome  sie  in  überwältigender 
Weise  verkörperten,  so  suchen,  so  kämpfen  und  ringen  auch 
wir  im  Glauben  des  Herzens  ohne  müde  und  matt  zu  werden. 
Aber  habet  Geduld  mit  uns,  denn  die  Neuzeit  ist  noch  zu 
neu.  An  Baustilen  bilden  Generationen  in  immer  wiederholten 
Versuchen  dieselben  Aufgaben  mit  Hülfe  derselben  Mittel  zu 
lösen.  Doch  der  Aufgaben  sind  so  viele  und  die  Mittel  so 
mannigfaltig. — Heydrich. 

Hierzu  eine  Beilage. 


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meistern  Hennicke  & von  der  Hude  resp.  Meyer 
& Wesenberg,  welche  Projekte  angekauft  und  mir  zur  spe- 
ziellen Bearbeitung  mit  überwiesen  sind.  — Die  Disposition 
meines  Entwurfes  ist  wesentlich  abweichend  und  naturgemäss 
auch  die  weitere  Ausarbeitung.  Ich  beabsichtige  alle  drei  Pro 
jekte  später  im  Architekten -Verein  vorzulegen.“ 

Der  Fläclien-Inhalt  der  Krupp’schen  Gusstahlfabrik  in 
Essen  beträgt  920  Morgen,  wovon  die  Fabrikgebäude  240  Morgen 
bedecken.  Für  den  Verkehr  der  Fabrik  besteben  2 s/t  Meilen 
Eisenbahn,  auf  welcher  6 Lokomotiven  und  150  Waggons  den 
Verkehr  vermitteln;  ausserdem  werden  60  Pferde  für  kleine 
Transporte  verwendet.  Die  Zahl  der  Gasflammen  beträgt  9000, 
der  Gasverbrauch  beträgt  200,000  Kubikfuss.  Die  Zahl  der 
Arbeiter  beträgt  10,000,  die  der  Arbeiter  in  den  Bergwerken, 
bei  den  Hochöfen  etc.  ca.  1200;  die  Arbeitslöhne  betragen 
jährlich  3,100,000  Thlr.  In  Gang  befinden  sich  160  Dampf- 
maschinen mit  6000  Pferdekraft.  Der  Kohlenverbrauch  für 
die  Kessel  beträgt  13,500,  der  Gesammtverbrauch  an  Kohlen 
und  Koaks  22,500  Scheffel  täglich,  der  Wasserverbrauch 
200,000  Kubikfuss. 


Eine  neue  Art  Gebäude  zu  reinigen. 

M.  Nivert  in  Paris  hat  einen  Apparat  erfunden,  der 
angeblich  sehr  zweckmässig  zur  Reinigung  von  öffentlichen 
Gebäuden  und  Statuen  sein  soll.  Der  Apparat  besteht  aus 
einem  Dampfkessel  mit  einem  oder  mehren  Giffard’schen 
Injektoren  und  einem  leichten  Gerüst,  auf  welchem  eine  Röhre 
nach  jedem  beliebigen  Theil  des  Gebäudes  geführt  werden 
kann.  Das  Wasser  oder  eine  andere  reinigende  Flüssigkeit 
wird  dann  heftig  dagegen  geschleudert.  Man  kann  nun  Wasser 
allein,  oder  Wasser  mit  Dampf  gemischt  oder  auch  Silikate  anwen- 
den, wenn  der  Stein  mit  einem  schützenden  Ueberzug  versehen 
werden  soll.  Das  Verfahren  ist  in  Paris  schon  seit  einiger 
Zeit  in  Gebrauch  und  wird  dort  Nettoyage  normal  genannt. 
Der  Erfinder  hat  kürzlich  ein  Haus.  60  m.  lang  und  20  m. 
hoch,  in  w'eniger  als  drei  Tagen  gereinigt  mit  einem  Kosten- 
aufwand von  1200  Fr.  Für  England  ist  das  Patent  bereits 
gesichert  und  der  Apparat  mit  Erfolg  in  London  an  der 
St.  Pauls  Kirche  Covent  Garden  versucht  worden. 

(Civil  Engineer)  A.  M. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur  - und  Archi- 
tekten-Vereins,  redigirt  von  Dr.  Sonndorfer.  Jahrg.  1868 
Heft  I bis  IV. 

1.  Palais  des  Erzherzogs  Wilhelm  am  Parkring 
in  Wien,  von  Iheophil  Hansen.  — Ein  Renaissancebau, 
dessen  reiche  Facade  in  Werkstein  (Karststein)  hergestellt  ist; 
der  mit  Glas  gedeckte  Hof  soll  als  Winter-Reitschule  benutzt 
werden.  Die  Anlage  von  Stallungen  für  24  Pferde  direkt  unter 
dem  erzherzoglichen  Speisesaale  bezeichnet  der  Verfasser  selbst 
als  gewagt,  doch  sollen  dieselben  durch  eine  gute  Ventilation 
geruchlos  und  vollkommen  trocken  erhalten  werden. 

2.  Grundzüge  für  eine  billigere  Herstell  ung 
der  Eisenbahnen,  behufs  Belebung  des  Eisenbahnbaues  in 
Oesterreich.  — In  Folge  eines  Vereinsbeschlusses  hat  sich  ein 
Komite  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architekten-Ver- 
eins  eingehend  mit  der  Frage  einer  billigen  Herstellung  von 
Eisenbahnen  beschäftigt.  Die  Resultate  der  desfallsigen  Be- 
rathungen sind  niedergelegt  in  den  vorliegenden  , von  einem 
motivirenden  Berichte  begleiteten  Grundzügen.  Dieselben  be- 
stehen einerseits  in  einer  Umarbeitung  der  Grundzüge  des 
Vereins  der  deutschen  Eisenbahnverwaltungen,  andererseits  in 
der  Aufstellung  entsprechender  Normen  für  sekundäre  Bahn- 
anlagen. Als  Haupterforderniss  für  die  Hebung  des  Verkehrs 
und  somit  der  Rentabilität  der  Bahnen  wird  nämlich  eine 
Ausästung  der  Hauptbahnlinien  und  Verbindung  derselben 
unter  einander  durch  Bahnanlagen  minderer  Bedeutung  hin- 
gestellt. Zur  billigen  Herstellung  der  H aup tbahnen  wird  vor 
Allem  verlangt,  dass  bei  Konzessionsbewilligungen  die  Be- 
dingung der  Herstellung  eines  Unterbaues  für  zwei  Geleise 
fortfalle;  nur  für  einzelne  Objekte,  namentlich  hohe  Viadukte 
und  grosse  Brücken,  erscheine  die  sofortige  Herstellung  in 
der  Breite  für  zwei  Geleise  gerechtfertigt,  während  im  Uebri- 
gen  der  Ausbau  nur  eines  Geleises  (selbst  die  Tunnel  sollen 
im  Allgemeinen  einspurig  angelegt  werden)  als  vortheilhaft 

! bezeichnet  wird;  das  zweite  Geleise  soll  später  allmälig,  wie 
der  zunehmende  Verkehr  es  erheischt,  streckenweise  ausgebaut 
werden.  Für  die  sekundären  Bahnen  wird  das  Expropria- 
tionsrecht  beansprucht  und  die  Befugniss,  bestehende  Stras- 
senzüge  soweit  als  möglich  zu  benutzen.  Uebrigens  soll  der 
Staat  denjenigen  sekundären  Bahnen,  welche  ohne  Subvention 
seinerseits  zu  Stande  kommen,  volle  Freiheit  in  Bezug  auf 


Bau  und  Betrieb  gewähren  und  nur  die  sicherheitspolizeiliche 
Aufsicht  ausüben;  auch  die  Spurweite  soll  dem  Ermessen  der 
Erbauer  anheimgestellt  sein.  Aus  dem  Berichte  ist  noch  zu 
erwähnen,  dass  derselbe  sich  mit  Entschiedenheit  gegen  die 
Enbloc-Gross-Bau-L  nternehmungen  (General -Entreprisen)  aus- 
spricht, bei  welchen  die  Bauten  zwar  allerdings  auf’s  Billigste 
hergestellt  würden,  nicht  aber  im  Hinblicke  auf  ihre  Bestim- 
mung, auf  den  Betrieb. 

3.  Verkuppelung  von  Eisenbahn -Schienen  ohne 
Laschen-Sch  rauben.  — Der  Steg  der  Schienen  wird  an 
den  Enden  auf  3 Zoll  Länge  mit  einem  1 Zoll  breiten  Schlitze 
versehen.  Durch  die  auf  solche  Weise  gebildete  Oeffnung 
wird  ein  an  der  inneren  Lasche  befindlicher,  mit  Nuthen  ver- 
sehener Ansatz  gesteckt,  auf  welchen  die  äussere,  geschlitzte 
Lasche  als  Keil  aufgeschoben  wird.  Nachdem  Versuche  auf 
dem  Bahnhofe  der  Kaiserin  Elisabethbahn  ein  günstiges  Resultat 
ergeben  haben,  sollen  nunmehr  solche  in  grösserem  Maasstabe 
zur  Ausführung  kommen. 

4.  Die  Radetzky-Brücke  in  Laibach,  von  J.  Herr- 
mann. — Eine  gusseiserne  Bogencharnierbrücke,  erbaut  im 
Jahre  1867;  96  Fuss  Spannweite  bei  7 Fuss  Pfeilhöhe.  Die 
18  Fuss  breite  Brückenbahn  ist  durch  drei  Bögen  gestützt. 
Der  Querschnitt  des  Bogens  ist  röhrenförmig,  während  die 
horizontale  Gurtung,  die  Vertikalen  und  Diagonalen  der  Zwickel, 
wie  auch  die  Querträger,  die  TForm  zeigen.  Das  Gesammt- 
gewicht  der  Gusseisenkonstruktion  wird  auf  650  W.  Ztr.  (— 
728  Zollztr.)  angegeben. 

5.  Ueber  den  Gentilli- Starke’ sehen  Kontakt- 
Distanzmesser,  von  Arnadeo -Ge  n t illi . — Das  mit  einem 
Theodoliten  verbundene  Instrument  soll  namentlich  bei  der 
Iraeirung  von  Gebirgsbahnen  eine  ganz  ausserordentliche  Er- 
leichterung gewähren,  indem  man  von  einem  Standpunkte  aus 
jeden  anvisirten  Punkt  nach  seiner  Lage  und  Höhe  bestimmen 
kann.  Vorausgesetzt  wird  die  erforderliche  Uebung  im  Ge- 
brauche des  Rechenschiebers,  da  andernfalls  die  mit  Hülfe  der 
1 Mein  auszuführenden  Rechnungen  eine  unverhältnissmässige 
Zeit  in  Anspruch  nehmen  würden.  Uebrigens  räth  der  Ver- 
fasser selbst,  die  durchgehenden  Nivellements  auf  gewöhn- 
liche Weise  auszuführen,  und  nur  für  die  Zwischenpunkte 
die  Polar-Methode  mit  Distanzmesser  zu  wählen. 

6.  Verbesserte  Puffer  für  Eisenbahnwagen,  von 
A.  Oehme.  — Die  Führungshülse  der  neuerdings  bei  der 
privil.  österreichischen  Staats-Eisenbabn-Gesellschaft  zur  An- 
wendung gekommenen  Puffer  hat  einen  geschlossenen,  massiven 
Boden,  während  die  Wandung  sich  nach  unten  öffnet,  so  dass 
eine  stete  Beobachtung  der  Feder  und  erforderlichen  Falls 
eine  Auswechselung  derselben  möglich  ist,  ohne  dass  dieser- 
halb  eine  Schraube  gelüftet  zu  werden  brauchte. 

7.  Ueber  die  Ziegelmaschinen  auf  der  letzten 
Pariser  Weltausstellung,  eine  kurze  Besprechung  der 
bemerkenswerthesten  unter  den  neueren  Ziegelpressen.  Die 
„Lxeelsior  Brick  Press“  von  Gregg  in  Philadelphia  erfordert, 
ausser  dem  Aufgeben  des  Thones  und  dem  Abnehmen  der  fer- 
tigen Steine,  keine  Handarbeit;  sie  liefert  bei  einem  Kraftauf- 
wande  von  15  bis  16  Pferdestärken  in  10  Arbeitsstunden 
35000  Steine  und  ist  dabei  im  Stande,  ausser  Vollziegeln  und 
Gesimssteinen  auch  Hohlziegel  zu  erzeugen,  die  an  5 Seiten 
geschlossen  sind,  was  für  die  Herstellung  von  Rohbauten  von 
Bedeutung  ist. 

8.  Beitrag  zur  Frage  über  Konservirung  von 

E i s e n b ah  n- S c li  w eil  e n . Buchenholz,  zur  Zeit  geschlagen, 
wo  bereits  der  Saft  ins  Holz  geht,  demnächst  mehre  Mo- 
nate hindurch  in  fliessendein  Wasser  ausgelaugt  und  sodann 
mittelst  Zinkchlorid  imprägnirt,  soll  für  Bahnschwellen  sehr 
geeignet  sein.  Von  140  derartigen  Schwellen,  welche  im 
Jahre  1854  verlegt  wurden,  sollen  120  noch  jetzt  im  Ge- 
brauche sein.  G.  H. 


Bauwissenschaftliche  Litteratur. 

April,  Mai,  Juni  1868. 

Architektonisches  Skizzenbuch.  Heft  89.  90.  Fol.  Berlin, 
ä 1 Thlr. 

Balling , C.  A.  M.,  die  Probirkunde  des  Eisens  und  der  Brennmate- 
rialien. 8°.  Prag.  16  Sgr. 

Büchner,  0.,  die  zweckmässigsten  und  elegantesten  Zimmeröfen  und 
Zimmerkai*ine  mit  sparendster  Holz-,  Kohlen-  und  Torffeuerung. 
8°.  Weimar.  1 Thlr. 

Chevillard,  A.,  Le?ons  nouvelles  de  Perspective.  8°.  Mit  Atlas  von 
32  Taf.  in  4°.  Paris.  12  Fr. 

Cremer,  A.,  Das  neue  chemische  Laboratorium  in  Berlin.  Fol. 
Berlin.  4 Thlr. 

Dehn-Rothfelser,  H.  von,  die  Baukunst  in  der  grossen  Ausstellung 
und  die  neuste  Bauthätigkeit  in  Paris.  8°.  Kassel.  15  Sgr. 
Emminghaus,  A.,  allgemeine  Gewerkslehre.  8°.  Berlin.  1%  Thlr. 
Ernouf,  l’art  des  jardius,  histoire,  theorie,  pratique  de  la  composition 


260 


des  jardins,  parcs,  squares.  2 Bde.  mit  150  Holzsch.  16°.  Paris. 
5 Fr. 

Falke,  J.,  die  Kunstindnstrie  der  Gegenwart.  Studien  auf  der  Pariser 
Welt -Ausstellung  im  Jahre  1867.  8°.  Leipzig.  1 Thlr. 

Flint,  H.  M.,  the  railroads  of  the  United  States,  their  history  and 
statistics;  with  a synopsis  of  the  railroad  laws  of  the  United 
States.  12°.  Philadelphia.  1 D.  75  C. 

Förster,  E.,  Denkmale  deutscher  Baukunst,  Bildnerei  und  Malerei 
von  Einführung  des  Christenthums  bis  auf  die  neuste  Zeit. 
Lfr.  280  — 295.  Fol.  Leipzig,  ä 20  Sgr. 

Hitzig,  F.,  die  Börse  in  Berlin.  Fol.  Berlin.  10  Thlr. 

Hoffmann,  L.,  Vademecum  des  prakt.  Baumeisters,  sämmtlicher  Bauge- 
werkstneister  und  Techniker.  4.  Aull.  1.  Thl.  8°.  Berlin.  15  Sgr. 
Knoblauch,  G.,  und  F.  Hollin,  die  neue  Synagoge  in  Berlin.  Entw. 
u.  ausgeführt  von  E.  Knoblauch,  vollendet  von  A.  Stüler.  Fol. 
Berlin.  8 Thlr. 

Leeds,  L.  W.,  Lectures  on  Ventilation;  being  a course  before  the 
Franklin  Institute  of  Philadelphia.  8°.  New-York.  1 D. 
Leitfaden  f.  d.  Unterricht  in  der  Kunstgeschichte,  der  Baukunst, 
Bildnerei,  Malerei,  Musik  etc.  8°.  Stuttgart.  24  Sgr. 

Lohse,  A.,  das  König  Wilhelm-Gymnasium  in  Berlin.  Mit  Text  von 
Pardow  und  Göbbels.  Fol.  Berlin.  3 Thlr. 

Loth,  C.  E.,  the  practical  stair-builder:  a complete  treatise  on  the 
art  of  building  stairs  and  handrails.  Ulustr.  4°.  Troy.  10  I). 
Michel,  J.,  prakt.  Baugewerkslehre  zum  Selbstunterricht  f.  absolvirte 
Techniker  etc.  2.  Liefr.  8°.  Wien.  12  Sgr. 

Möllinger,  K.,  die  Baugewerkschule  in  ihrer  Tendenz  und  Organi- 
sation als  Lehranstalt  zur  Ausbildung  von  Bauhandwerksmeistern. 
8°.  Halle.  12  Sgr. 

Morin,  A.,  Manuel  pratique  du  chauffage  et  de  la  Ventilation.  8°. 
Paris.  5 Frcs. 

Neumann,  F.,  hydraulische  Motoren.  Bau  u.  Anlage  der  wichtigsten 
vom  Wasser  getriebenen  Maschinen.  8°.  Mit  Atl.  in  4".  Weimar. 
23/4  Thlr.  (Schluss  folgt.) 


Personal-Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Eisenbahn-Baumeister  Suche  zu  Beuthen  O.-S.  ist  unter 
Ernennung  zum  Eisenbahn- Bau -Inspektor  zur  Ostbahn,  mit  dem 
Wohnsitze  in  Thorn,  versetzt. 

Der  Baumeister  Klee  zu  Eisleben  ist  zum  Kreisbaumeister 
zu  Eupen  ernannt. 

Am  13.  Juni  haben  bestanden  das  B au  m eis ter-Examen  : 
Heinrich  Bartels  aus  Rheinberg,  Friedrich  Lantzen-  j 
dörffer  aus  Schwelm;  — das  B a u f ii  h re  r-Examen : Heinrich 
Roloff  aus  Erdeborn  bei  Eisleben,  Thomas  Brook  aus  Magde- 
burg. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Beaufsichtigung  der  beim  Posthaus- Neubau  in  Elber- 
feld noch  vorkommenden  Arbeiten  wird  ein  Baumeister  oder 
erfahrener  Bauführer  auf  etwa  2 Monate  gesucht.  Bewerber 
wollen  sich  baldigst  beim  Baurath  Heuse  in  Elberfeld  schriftlich 
melden. 

2.  Zur  speziellen  Leitung  der  Weichselstrom  - Regulirungs- 
Bauten  im  Thorner  Wasser -Baubezirk  wird  ein  Baumeister  gegen 
2 1hl.  Diäten  und  15  Thlr.  monatlicher  Fuhrkosten -Entschädigung 
oder  ein  Bauführer  gegen  1 >/,  Thlr.  Diäten  und  15  Thlr.  monat- 
licher Fuhrkosten -Entschädigung  gesucht.  Die  Beschäftigung  dauert 
mehre  Jahre.  Näheres  beim  Kreisbaumeister  Kleiss  in  Thorn. 

3.  Baumeister  oder  Bauführer,  welche  im  Entwerfen 
und  Veranschlagen  geübt  sind,  finden  auf  mehre  Monate  Beschäfti- 
gung gegen  reglementsmässige  Diäten.  Meldungen  beim  Bau- Inspek- 
tor Baumgart  in  Glatz. 

4.  Ein  Bauführer  wird  für  die  Regulirungsbauten  an  der 
unteren  Havel  gesucht.  Diätensatz  1*/,  Thlr.  Meldungen  bei  dem 
Regierungs -und  Baurath  Weishaupt  in  Potsdam. 

5.  Feldmesser,  welche  bei  Eisenbahn -Vorarbeiten  etc.  be- 
schäftigt gewesen,  wollen  unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  sich 
melden  bei  Wolff,  Berlin,  Jäger -Strasse  No.  22  1 Treppe.  — 

6.  Ein  B au  t ech  nik  er  wird  zur  speziellen  Eeitung  eines  Privat- 
Baues  unter  Oberleitung  eines  Baumeisters  gegen  30  Thlr.  monatlich 
gesucht.  Derselbe  muss  in  Berlin  eine  ähnliche  Stellung  bereits  ein- 
genommen haben.  Meldungen  in  der  Expedition. 

7.  Zur  Leitung  eines  interessanten  Brückenbaues  in  Oppeln 
wird  ein  Baumeister  oder  ein  älterer  Bauführer  auf  4 Monate 
gesucht.  Bewerbungen  sind  an  den  Wasser- Bauinspektor  Bader 
in  Oppeln  zu  richten. 

8.  Ein  tüchtiger  und  gewandter  Zeichner,  der  auch  mit  dem 
Ausmessen  alter  Baulichkeiten  Bescheid  weiss,  wird  sofort  verlangt 
bei  August  Caspar,  Berlin,  Hallesches  Ufer  4a. 

9.  Für  die  Leitung  der  Spree- Regulirungs-  und  Unterhaltungs- 
bauten im  Baukreise  Cöpenick  wird  ein  Bauführer  gegen  l>/a  Thlr. 
Diäten  und  Reisekosten -Entschädigung  zum  1.  Juli  d.  J.  gesucht- 
Meldungen  sofort  beim  Wasserbaumeister  Natus  in  Cöpenick. 

10.  Bei  der  Königl.  Fortifikation  in  Rendsburg  sind  für  die 
dortigen  Garnisonbauten  zwei  Baumeister-Stellen  mit  3 Thlr. 
täglicher  Diäten  zu  besetzen. 

11.  Für  den  Bau  einer  Kaserne  in  Lübeck  wird  ein  geprüfter 
Baumeister  gesucht.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

Ausserdem  sind  noch  die  in  No.  24,  alinea  3 und  4 ausgeschrie- 
benen Stellen  vakant. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  in  Giessen,  L. 
in  Oldenburg,  K.  in  Wien,  V.  in  Rawicz,  J.  in  Paris,  W.  in  Treb- 
nitz, H.  in  Berlin,  V.  f.  B.  in  Stuttgart. 


Zur  gefälligen  Beachtung. 

Bei  dem  bevorstehenden  Beginn  eines  neuen  Quartales  ersuchen  wir  unsere  verehrlichen  auswär- 
tigen Abonnenten  um  gefällige  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  resp.  Buchhandlungen  und 
Postanstalten,  damit  in  der  regelmässigen  Zusendung  des  Blattes  keine  Unterbrechung  eintritt.  Unsern 
Abonnenten  in  Berlin  senden  wir  die  Fortsetzung  unverlangt  weiter,  falls  nicht  eine  ausdrückliche  Abbe- 
stellung erfolgt  ist. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Sonnabend  den  20.  Juni 

findet  die  des  drohenden  Wetters  wegen  verschobene  „Landparthie  ! 
mit  Damen“  nach  Griinaue  statt.  Abfahrt  präzise  2 Uhr  30  Minuten 
von  dem  Landungsplatz  der  Extra- Dampfschiffe  an  der  Jannowitz- 
Briicke  aus.  Meldungen  zu  Händen  des  Portiers  Stege  mann, 
Oranienstrasse  101  — 102,  werden  bis  spätestens  Donnerstag  den 
18.  erbeten. 


Hauptversammlung  am  Sonnabend  den  27.  Juni. 

Tagesordnung: 

1.  Beurtheilung  und  Abstimmung  über  die  Monats-Konkurrenzen. 

2.  Beschlussfassung  über  Erwerb  eines  neuen  Vereins- Lokals. 

Eine  Umdruckskizze  des  Knoblauch  - Hollin'schen  Planes 
mit  dem  Ersuchen  um  Verbesserungsvorschläge  ev.  neuer 
Pläne  ist  am  Dienstag  jedem  Mitgliede  zugesandt  worden; 
es  können  auch  noch  einzelne  Exemplare  in  der  Bibliothek 
in  Empfang  genommen  werden. 

Am  Schluss  der  Versammlung  soll  eine  Anzahl  von  Werken 
(darunter  Hagen’s  Wasser-  und  Seebau,  Architektonische  Skizzen- 
bücher etc.)  aus  dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Baumeister  Wust 
zur  Versteigerung  kommen. 

• 

Vom  Freitag  den  19.  d.  M.  ab  sind  die 

Programme  zu  den  Monatskonkurrenzen 

im  Vereinslokale  gegen  Quittung  in  Empfang  zu  nehmen.  Auswär- 
tigen Mitgliedern  werden  dieselben  auf  Wunsch  zugesandt. 

Ein  tüchtiger  Bautechniker,  im  Hochbau  erfahren  und  im  Besitz 
guter  Zeugnisse,  sucht  Stelle  an  einem  grösseren  Neubau  oder  Büreau. 
Gefällige  Offerten  an  die  Expedition  dieser  Zeitung  sub  L.  R.  E.  u.  S. 


Am  hiesigen  Orte  ist  die  Stelle  eines  Stadt  - Baumeisters  neu 
zu  besetzen.  Dieselbe  trägt  700  Thaler  jährliches  Fixum  und  ca. 
100  Thaler  Nebeneinkünfre.  Ausserdem  wird  die  Ausübung  der 
Privat-Praxis  im  Stadtbezirk,  soweit  die  Amtstbätigkeit  dadurch  nicht 
benachteiligt  wird,  gestattet.  Bewerber,  welche  das  Königliche 
oder  Privat- Baumeister-Examen  gemacht  haben,  wollen  sich  bei  dem 
Unterzeichneten  bis  15.  Juli  a.  c.  melden. 

Lauban,  den  22.  Mai  1868. 

Der  Stadtverordneten -Vorsteher 
Reimann. 

Offene  Rauineister-  stelle. 

Zur  Ausführung  eines  interessanten  Kasernenbaues  zu  Lübeck 
wird  gegen  3 Thlr.  Diäten  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht.  So- 
fortiger Antritt  erwünscht.  Meldungen  unter  Beifügung  von 
Attesten  und  Angabe  des  Antritt -Termines  bei  der  Garnison  - Bau- 
Direktion  zu  Schleswig. 

Offene  Stelle.  Für  eine  Marmorwaaren-Fahrik  wird  ein 
junger  Mann  gesucht,  welcher  zunächst  zeichnen  und  der  einfachen 
Buchführung  vorstehen  kann.  Bevorzugt  wird  derjenige,  welcher 
dieser  Branche  oder  dem  Baufach  nicht  ganz  fremd  ist.  Bemittelten 
Reflektanten  ist  gleichzeitig  die  Gelegenheit  geboten,  sieb  eine 
sichere  und  lohnende  Existenz  zu  gründen,  wenn  sie  später  Theil- 
haber  oder  Besitzer  des  Geschäfts  werden  wollen,  da  der  Eigen- 
thümer  ohne  Kinder  ist.  Offerten  unter  Bezeichnung  F.  No.  3. 
vermittelt  das  Annoncen- Bureau  von  Eugen  Fort  in  Leipzig. 

Ein  Bauführer,  der  im  Eisenbahnbau  erfahren  ist  und  eben  sein 
Examen  bestanden  hat,  sucht  eine  Thätigkeit  im  Hochbau.  Offerten 
sub  L.  M.  42  befördert  die  Expedition. 

Ein  junger  Zimmermeister,  erfahren  im  Entwerfen,  Veranschla- 
gen und  der  Geschäftsführung,  welcher  mehre  Jahre  als  Bauführender 
und  Banamtsgehülfe  fungirte,  sucht  gestützt  auf  die  besten  Zeug- 
nisse zum  sofortigen  Antritt  unter  billigmässigen  Bedingungen  eine 
dauernde  und  möglichst  selbständige  technische  Stellung  und  nimmt 
die  Expedition  d.  Z.  geehrte  Offerten  unter  Chr.  A.  B.  entgegen- 


261 


Ein  junger  Mann,  der  das  Abiturienten-Examen  einer  Provin- 
zial-Gewerbe-Schule  bestanden  und  darauf  2 Jahre  in  verschiedenen 
bautecbnischen  Bureaus  gearbeitet  hat,  was  derselbe  durch  Atteste 
nachweisen  kann,  sucht  eine  Stelle  als  technischer  Bauzeichner  in 
Berlin,  um  sich  im  Baufache  weiter  ausbilden  zu  können.  — Offert, 
sub  F.  S.  41  befördert  die  Expedition  dieses  Blattes. 

Wir  sind  ermächtigt  die  Aufbewahrung  der  in  unserem  amt- 
lichen Verwahr  befindlichen  Probearbeiten  der  Baumeister  bis  zur 
etatsmässigen  Anstellung  der  Anfertiger  zu  beschränken  und  dem- 
nächst den  letzteren  diese  Arbeiten  zurückzugeben.  Die  Rückgabe 
wird  auf  schriftliche  an  uns  zu  richtende  Anträge  durch  unsere 
Registratur  entweder  direkt  an  die  Anfertiger,  oder  an  deren  Be- 
vollmächtigte erfolgen  uud  kann  auf  besonderes  Verlangen  auch 
durch  die  Post,  jedoch  unfrankirt,  stattlinden. 

Die  Rücknahme  der  Arbeiten  der  bereits  angestellten  Bau- 
meister muss  längstens  bis  zum  1.  Oktober  d.  J.,  von  den  zur  An- 
stellung gelangenden  ein  Jahr  nach  der  Anstellung  erfolgen. 

Heber  die  Arbeiten,  welche  bis  dahin  nicht  zurückgenommen 
worden  sind,  behalten  wir  uns  anderweitige  Verfügung  vor. 

Berlin,  den  9.  Juni  1868. 

Königliche  technische  Kau  - Deputation. 


Westfälische  Eisenbahn. 

Die  Herstellung  der  eisernen  Dachkonstruktionen  für  die  ICO 
Fuss  im  Durchmesser  grossen  Lokomotivschuppen  auf  den  Bahnhöfen 
Soest  und  Paderborn  soll  einschliesslich  Lieferung  aller  Materialien, 
für  beide  Lokomotivschuppen 

189,000  Pfund  Schmiedeeisen 
97,300  Pfund  Gusseisen, 

ira  Wege  der  öffentlichen  Submission  verdungen  werden. 

Die  Submissions- Bedingungen,  Zeichnungen  und  Gewichts-Be- 
rechnungen sind  im  Bureau  des  Unterzeichneten  einzusehen  und 
werden  auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  mit  der  Aufschrift: 

Submission  auf  Ausführung  der  eisernen  Dachkonstruktionen  für  die 
Lokomotivschuppen  in  Soest  und  Paderborn 
sind  spätestens  bis  zu  dem  am 

27.  Juni,  Mittags  12  */,  Uhr 

im  oben  genannten  Biireau  anstehenden  Termine  einzureichen,  in 
welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Münster,  den  12.  Juni  1868. 

Der  Ober-Bet.riebs-Inspektor. 

Sch  wabe. 


Bekanntniacliuiifi;. 

Zum  Bau  einer  Bataillons- Kaserne  auf  dem  Stresow  hierselbst 
ist  die  Lieferung  von: 

1,640,000  ordinairen  Mauersteinen 

458,000  Birkenwerder’schen  Verblendsteinen 

54.000  Rathenower  Mauersteinen 

48.000  Hohlsteinen  (zu  den  Korridorgewölben) 

350  Klafter  Kalkbausteinen 

17.000  Kubikfuss  gebranntem  Kalk 
800  Schachtruthen  Manersand 

erforderlich  und  soll  im  Wege  der  Submission  vergeben  werden. 
Lieferungslustige  werden  aufgefordert,  ihre  Submissions  - Offerten 
versiegelt  mit  der  Aufschrift  =:  Submission  auf  Lieferung  von  or- 
dinairen Mauersteinen,  Birkenwerder’schen  Vcrblendsteinen  etc.  = bis 
zum  26.  Juni  d.  J.,  Vormittags  10  Uhr 

bei  der  Unterzeichneten  Garnison -Verwaltung,  Marktplatz  No.  5, 
einzureichen. 

Die  Bedingungen,  welche  im  Biireau  der  Unterzeichneten  Ver- 
waltung zur  Einsicht  ausliegen,  müssen  vor  dem  Termin  von  den 
auf  die  Lieferung  Reflektirenden  unterschrieben  sein. 

Spandau,  den  12.  Juni  1868. 

Königlich«*  fiinriiisoii - Verwaltung. 


Die  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abthei  I ung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts-Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  eitlen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

<i.  Ilaarutaiiu. 


Gesucht 

werden 

1,300,000  gute  weisse  Mauersteine 

auf  Lieferung  im  Laufe  des  Sommers. 

Angaben  von  Preisen  und  Grösse  des  Formats,  sowie  wo 
grössere  Quantitäten  zu  besichtigen,  wolle  man  an  den  Kaufmann 
Alexander  Lachmann,  Oranienburgerstr.  58,  oder  an  die  Baumeister 
Ende  & Böckmann,  Neue  Wilhclmsstr.  2 gelangen  lassen. 

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Kunst  und  Architektur 

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Berlin,  Friedrichsstr.  225 


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ihr  reichhaltiges  Lager  in  den  allerbilligsten 
bis  zu  den  theuersten  Gattungen. 

Durch  das  Vertrauen  der  ersten  Architekten  beehrt,  sind 
wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
in  ruhigen,  architektonisch  wirkenden  Dessins  und  Farben- 
tönen assortirt  zu  halten. 


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öffentliche  Institute  erspriessliche  Arten  von  Anlagen  und  der  dazu  gehörigen  Apparate  sind  in  unserem  Ausstellungssaale  zur  ge- 
fälligen Ansicht  aufgestellt. 


262 


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und  geben  dadurch  den  bequemsten  Haustelegraph;  ihre  Apparate  enthalten  kein  Gummi  oder  sonstige  der  Zerstörung 
leicht  ausgesetzte  Stoffe  und  sind  dadurch  die  dauerhaftesten;  ihre  Leitung  wird  unsichtbar  und  trotzdem 
zugänglich  gelegt,  sie  haben  den  Vorzug  der  Eleganz  und  Sicherheit. 

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inneren  Wänden  ohne  direkte  Unterstützung  und  zu  allen  Gebäuden, 
die  auf  Pfählen,  Schwellrost,  Brunnen,  Kasten  oder  Sandschüttung 
fundirt  werden  müssen. 

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in  allen  Dimensionen  empfiehlt 

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Filz-  und  Dorn’scher  Dächer,  Asphalt  etc.  laut  Reskript  von  der 
Königlichen  Regierung  konzessionirt  und  auf  mehreren  Industrie- 
Ausstellungen  des  In-  und  Auslandes  prämiirt,  empfiehlt 

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kosten  5,  8,  12,  24,  36,  72,  100  Thaler  Pr.  Crt. 
oder  schmelzen  3 Ztr.  pr.  Stunde  und  Feuer,  trocknen  etc. 

C.  Schiele,  Frankfurt  a.  M.  (Trutz  39.) 

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Die  Asphalt -Filz -Fabrik 

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GASSEL,  RECKMANN  & C° 

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deckungsmaterial, in  Bezug  auf  Feuersifherheit  geprüft.  Die  Rollen 
sind  73'  rhld.  lang,  2'  7"  breit  und  werden  auf  Verlangen  in  be- 
stimmter Länge  hergestellt. 

Die  Patent-  u.  Parquetfussboden-Fabrik 

von 

A.  C.  Badmeyer 

Berlin,  Zimmerstrasse  No.  49. 

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bekannter  Güte  zu  soliden  Preisen. 

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welcher  nach  den  Analysen  des  gerichtlich  vereidigten  ehern.  Sach- 
verständigen, Herrn  Dr.  Ziurek,  97°0  wirksame  hydraulische  Be- 
standteile enthält  und  daher  dem  echt  Englischen  Cement  vorzu- 
ziehen ist,  offerirt  billigst  in  beliebigen  Quantitäten 

Die  Haupt -Niederlage 

J.  F.  Poppe  & Co. 

Berlin,  Neue  Friedrichs -Strasse  No.  37. 

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von 

Täubrich  & Schüler,  Dresden,  gr.  Plauen’sche  Strasse  5a. 

offerirt  ihre  patent irten  Hoch  maschinell  mit  Boelilieer«!.  mit  1,  3 Bratröhren.  ITärmeschränken, 

Kains- niarie,  Vorrichtungen  zu  heissem  Wasser,  vollständigen  Spiessbraleinrichtiintfeu  u.  s.  f.  — Wegen 

ihrer  Dauerhaftigkeit,  bedeutenden  Leistungsfähigkeit,  Reinlichkeit,  ganz  erheblichen  Brenumaterialersparniss,  ihrer  Trausportabilität  aus 
einer  Wohnung  in  die  andere,  empfehlen  sich  diese  Maschinen  ebenso  für  die  grössten  Hotels,  Restaurationen,  Institut- 
«ehonomiei  i.  wie  für  die  kleinsten  Haushalt  linken.  Zeichnungen,  Preisverzeichnisse  und  nähere  Auskunlt  werden  aufs 
Bereitwilligste  gegeben.  — ' 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


M 26 


Jahrgang  II. 

DEUTS(  HE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 
2%  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

Lcrausgcgeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten  -Vereins  zu  Berlin. 


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übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

2 5 Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  26.  Juni  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Einige  Erfahrungen  über  Heizung  in  öffentlichen  Gebäuden. 
— Ueber  die  Bautbätigkeit  von  Hannover  im  letzten  Dezennium.  — 
E e ui  1 1 e to n : Das  Honorar  der  Architekten  in  Frankreich.  — Korre- 
spondenzen: Wien  im  Juni.  — Einsturz  des  Michaeliskirchthurms  in 
Breslau.  — Berichtigung.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Verein 
für  Baukunde  zu  Stuttgart.  — Verm  isch  tes:  Vorschläge  zu  hydrogra- 
phischen Ermittelungen.  — Persönliche  Bemerkung.  — Besetzung  der 

etatsmässigen  Eisenbahnbaumeister-Stelien  i.  Preussen.  — Besetzung 
der  durch  den  Tod  des  Baumeister  Ko  1 sch  er  erledigten  Lehrerstelle  am 
Gewerbe-Museum  zu  Berlin.  — Städtisches  Wasserwerk  in  Halle. — 
Bau  wissenschaftliche  Litteratur:  April,  Mai,  Juni  1868 
(Schluss).  — Konkurrenzen:  Monats-Aufgaben  im  Arcliitekten- 
Verein  zu  Berlin.  — Personal  - Nachri  ch  ten  etc. 

Einige  Erfahrungen  über  Heizung  in  öffentlichen  Gebäuden. 


Die  nachstehend  veröffentlichten  Angaben  sind  einem 
\ ortrage  des  Hrn.  Bauinspektor  Hesse  im  Architekten- 
Verein  zu  Berlin  entnommen  und  beruhen  auf  Beobach- 
tungen, die  derselbe  im  Laufe  des  verflossenen  Winters 
an  einigen  zu  seinem  Dienst-Ressort  gehörigen  öffentlichen 
Gebäuden  Berlins  angestellt  hat.  — Seitdem  die  neueren 
Zentral  - Ileizungs -Methoden  mit  einander  in  Konkurrenz 
getreten  sind,  fehlt  es  freilich  nicht  an  sehr  positiven  An- 
gaben über  Anlage  und  Resultate  der  verschiedenen  Sys- 
teme: dieselben  dürften  in  ihrer  Allgemeinheit  jedoch  nur 
von  sehr  bedingter  Zuverlässigkeit  sein.  Denn  einmal 
sind  die  Beobachtungen,  welche  ihnen  zu  Grunde  liegen, 
doch  wohl  von  zu  verschiedenen  Personen  oder  mit  zu 
verschiedener  Vorliebe  und  Genauigkeit  gemacht  — an- 
dererseits aber  weichen  die  Bedingungen,  von  denen  die 
gute  Wirkung  einer  Heizung  abhängt,  in  jedem  einzelnen 
halle  so  sehr  von  einander  ah,  dass  sich  Analogien  nur 
mit  grösster  Unsicherheit  ziehen  lassen.  Einen  grösseren 
Werth  darf  man  jedenfalls  voraussetzen,  wenn  die  be- 
treffenden Beobachtungen,  wie  hier,  zu  gleicher  Zeit,  von 
demselben  unparteiischen  Techniker,  an  demselben  Orte 
und  an  Gebäuden  veranstaltet  wurden,  die  in  ihrer  An- 
lage und  Benutzungsart  wesentlich  ühereinstimmen.  Wird 
man  auch  keine  Universal-Formeln  aus  ihnen  gewinnen 
können,  so  werden  sie  zum  Mindesten  doch  etwas  zuver- 
lässigere Anhaltspunkte  für  eine  vergleichende  Kritik  der 
verschiedenen  Heizsysteme  liefern. 

In  der  I hat  handelte  es  sich  bei  den  Beobachtungen 
des  Hrn.  Hesse  wesentlich  um  einen  Vergleich  zwischen 
einer  Heisswasserheizung  und  einer  Warmwasserheizung, 
beide  in  zwei  von  ihm  ausgeführten  Neubauten  angelegt. 

Die  Hei ss wa sser h e i z u n g ist  in  dem  neuerbauten 
dritten  Stockwerke  des  Stadtgerichtsgebäudes  in  der  Jiiden- 
strasse  eingerichtet  und  von  den  Fabrikanten  Bacon  und 
Perkins  geliefert.  Die  Verhältnisse  waren  in  jeder  Be- 
ziehung ungünstig;  sowohl  für  die  Anlage,  da  die  unteren 
Stockwerke  nur  mit  Kachelöfen  geheizt  werden  und  das 
heisse  Wasser  aus  den  im  Keller  angebrachten  Oefen  erst 
50'  hohe  Steigeröhren  passiren  muss,  ehe  es  in  die  zu 
heizenden  Zimmer  gelangt  — wie  auch  für  die  erste  Be- 
nutzung, da  der  Bau  so  rasch  ausgeführt  und  so  schnell 
bezogen  werden  musste,  dass  die  Heizung  zunächst  noch 
tiii  das  Austrocknen  der  Zimmer  in  Anspruch  zu  nehmen 
war.  Die  Anlage  zerfällt  im  Uebrigen,  dem  Grundrisse 
des  (lebäudes  entsprechend,  in  sechs  einzelne,  jedoch  ge- 
kuppelte  Systeme,  deren  grösstes  1004'  Länge  hat.  Da- 
von kommen  auf  die  Zimmer  745',  auf  die  Steigeröhren 
zweimal  50',  auf  den  schrägen  Theil  89',  auf  die  vom 
Feuer  berührte  Schlange  70'. 

Die  Heizung  hat  sich  praktisch  durchaus  bewährt, 
nachdem  der  anfängliche  Uebelstand  ungleicher  Hitze 
durch  eine  Ausgleichung  der  Schlangen  in  den  einzelnen 


Zimmern  beseitigt  worden  war,  und  haben  sich  namentlich 
die  Vorwürfe,  welche  man  der  Heisswasserheizung  ge- 
wöhnlich zu  machen  pflegt,  als  unbegründet  erwiesen. 
Beobachtungen,  die  mit  dem  Hygrometer  angestellt 
wurden,  haben  ergeben , dass  die  Luft  der  Zimmer  zwar 
an  und  für  sich  etwas  trocken  war,  jedoch  immerhin 
denselben  Feuchtigkeitsgrad  besass,  wie  die  Luft  der  mit 
Kachelöfen  geheizten  Zimmer.  Vielleicht  darf  jedoch 
dieses  Resultat  dadurch  erklärt  werden,  dass  die  frischge- 
mauerten Wände  den  ganzen  Winter  hindurch  fortdauernd 
Wasser  verdunsteten  — vielleicht  darf 
man  es  auch  der  Ventilationseinrichtung 
zuschreiben.  Dieselbe  ist  wie  neben- 
stehend skizzirt  in  einfachster  Weise  an- 
gebracht. Da  die  Heizkörper  in  den 
Fensterbrüstungen  der  Zimmer  liegen,  so 
kann  die  frische  Luft  durch  eine  Oeff- 
nung  in  der  Aussenwand,  die  mittelst 
einer  Klappe  verschlossen  werden  kann,  direkt  zwischen 
die  Ileisswasserschlangen  treten  und  strömt  von  dort  vor- 
gewärmt  in  die  Zimmer.  Zur  Abführung  der  schlechten 
Luft  dienen  Oeffnungen,  welche  dicht  unter  der  Decke 
in  10"  und  10"  weite  Röhren  geleitet  sind.  Diese  Ven- 
tilation hat  sich  vorzüglich  wirksam  gezeigt.  — Die  Ge- 
fahr einer  Explosion,  obgleich  nach  den  später  mitzuthei- 
lenden  Hitzegraden  durchaus  nicht  naheliegend,  dürfte 
durch  die  Anbringung  der  mit  selbstthätiger  Speisung 
versehenen  Sicherheitsventile  voll- 
ständig beseitigt  sein.  Die  Ein- 
richtung derselben  ist  gleichfalls 
nebenstehend  skizzirt.  Vom  höch- 
sten Punkte  jedes  Rohrsystems 
führt  eine  Leitung  in  einen  eiser- 
nen, zum  Theil  mit  Wasser  ge- 
füllten Kasten,  woselbst  sie  mit 
zwei  Ventilen  versehen  ist.  Das 
obere  Ventil,  welches  mit  einem 
Drucke,  der  der  zulässigen  höch- 
sten Spannung  entspricht,  belastet 
ist,  wird  abgeblasen,  sobald  dieser 
Druck  überschritten  wird;  das  in 
geringer  Quantität  ausspritzende 
heisse  Wasser  kann  hierbei  kei- 
nerlei schädliche  Folgen  veranlassen.  Sobald  hingegen 
das  Wasser  des  Rohrsystems  erkaltet  und  sein  Volumen 
verringert,  so  entsteht  im  oberen  Theile  desselben  ein 
luftleerer  Raum:  das  untere  Ventil  öffnet  sich  und  das 

zur  Füllung  des  Rohrsyslems  nöthige  Wasser  tritt  ein. 

Ebenso  sind  die  in  Zahlen  festzustellenden  Resultate  die- 
ser Heisswasserheizung  in  jeder  Beziehung  zufriedenstellend. 

Der  zu  heizende  Raum  umfasst  im  Ganzen  137000 
Kub.',  die  Anlagekosten  haben  betragen  5556  Thlr.,  also 


264 


pro  1000  Kub.'  geheizten  Raumes  40  Thlr.  lG^Sgr.  Es  sind 
hierin  sämmtliche  Nebenkosten  enthalten;  die  eigentlichen 
Rohrleitungen  und  Oefen  haben  5115  Thlr.  gekostet,  und 
ist  hierbei  zu  berücksichtigen,  dass  einerseits  die  Steige- 
robre eine  ungewöhnliche  Höhe  hatten,  und  dass  anderer- 
seits manche  kostspieligen  Details,  z.  B.  die  in  ihrer 
Wirkung  völlig  illusorischen  Absperrungshähne  an  den 
Schlangen  in  den  Zimmern  hätten  erspart  werden  können. 

Die  Anheizung  des  Systems  erfolgt  in  etwa  3 l/2 
Stunde  (von  Morgens  5'/2  bis  9 Uhr),  und  ist  es  selbst 
an  den  kältesten  Tagen  des  verflossenen  Winters  gelungen 
die  Zimmer  innerhalb  dieser  Zeit  bis  zu  einer  Temperatur 
von  17°R.  zu  bringen.  Die  Erhaltung  dieser  Wärme  ist 
durch  Nachfeuern  sehr  leicht  zu  erreichen;  ohne  ein 
solches  tritt  innerhalb  zwei  Stunden  vollständige  Erkal- 
tung der  Heizrohren  ein. 

D ie  ii  itzegrade  an  den  verschiedenen  Punkten  des 
Systems  haben  sich  nach  sorgfältigen  und  wiederholten 
Messungen  (mittelst  umgelegter  Oelbehälter)  wie  folgt  er- 
geben: 1'  über  dem  Heizofen  — 88UR.,  in  der  Schlange 
des  ersten  Zimmers  (nach  50' Steigung)  = 68°,  im  Rück- 
laufrohr = 50°.  Eine  grössere  Hitze  war  selbst  durch 
das  angestrengteste  Heizen  nicht  zu  erzielen,  was  daran 
liegen  mag,  dass  die  Grundfläche  der  Roste  (=  8 u.  9") 
wohl  verhältnissmässig  klein  ist. 

Das  Verhältniss  der  Heizfläche  eines  Ofens  zum  Be- 
heizungsraume  variirt  je  nach  der  Lage  der  Zimmer  von 
7 []'  bis  14  0)]'  Heizfläche  pro  1000  Kub/  Zimmerraum. 

Der  Brennmaterialverbrauch  beträgt  nach  sehr  genauen 
und  sorgfältigen  Ermittelungen  pro  1000  Kub.'  Zimmer- 
raum durchschnittlich  4*/4  Pf.  pro  Tag.  Es  ist  jedoch 
hierbei  zu  berücksichtigen,  dass  die  Heizung  zum  Aus- 
trocknen der  Zimmer  stärker  als  gewöhnlich  in  Anspruch 
genommen  wurde.  Unter  normalen  Verhältnissen  dürften 
sich  die  Kosten  bis  auf  4 Pf.  ermässigen , welcher  Satz 
sich  bei  der  Heisswasserheizung  der  hiesigen  Postpacket- 
Expedition  herausgestellt  hat. 

Die  Warmwasserheizung  ist  von  den  Fabrikan- 
ten Schäffer  und  Walcker  geliefert  und  im  Gebäude 
des  Statistischen  Bureau’s  in  der  Lindenstrasse  eingerich- 
tet.  Die  Gesammt -Anlage  wird  ungefähr  denselben  in- 
neren Raum,  wie  der  betreffende  Theil  des  Stadtgerichtes 
enthalten.  Bis  jetzt  ist  jedoch  nur  etwa  die  Hälfte  derselben 
(ein  80'  langes  Flügelgebäude)  mit  70,000  Kub.'  zu  hei- 
zenden Raumes  ausgeführt.  Bei  einer  Wahl  zwischen  den 
beiden  Systemen  der  Warmwasserheizung,  nach  welchen 
das  horizontale  Hauptvertheilungsrohr  entweder  im  Keller 
oder  auf  dem  Boden  angeordnet  wird,  hat  man  sich  für  das 
erste  entschieden,  weil  so  ein  Einfrieren  des  Rohres  un- 
möglich, und  eine  Ersparniss  an  Steigerohren  mit  grossem 
Querschnitt  eintritt.  Dieses  Röhr,  4"  im  Lichten  weit, 
steigt  nach  beiden  Seiten  um  je  10",  der  für  die  Heizung 
benutzte  Kessel  ist  9'  lang  und  hat  4’  Durchmesser,  wo- 
von 2'  auf  das  durchgehende  Feuerrohr  kommen.  — Die 
überflüssige  Wärme  im  Kesselraum  ist  durch  Oeffnungen 
in  den  FussbÖden  zum  Theil  wenigstens  für  die  darüber 
gelegenen  Korridore  nutzbar  gemacht  werden. 

Die  Anlage  hat  sich  gleichfalls  durchaus  bewährt, 
wenn  schon  die  angeordnete  Ventilation  mittelst  Auf- 
saugung durch  die  Oefen  zu  wünschen  übrig  liess. 

Für  die  Gesammt-Anlage  stellten  sich  die  Anschlags- 
kosten bei  Heisswasserheizung  auf  5870  Thlr.,  bei  Warm- 
wasserheizung auf  9206  Thlr.,  also  etwa  wie  2 : 3.  Die 
Ausführung  der  Warmwasserheizung  für  die  Hälfte 
(70,000  Kub.')  hat  incl.  aller  Luxuskosten  4029  Thlr.,  excl. 
derselben  pro  1000  Kub.'  geheizten  Raumes  52  Thlr. 
1 1 Sgr.  betragen. 

Der  Heizeffekt  ist  so  vorzüglich,  wie  in  keiner  an- 
deren, dem  Vortragenden  bekannten  Warmwasserheizung 
Berlins  gewesen.  Eine  Temperatur  von  17°  wurde  längs- 
stens  nach  2 */a  Stunden  erzielt;  überhaupt  war  nur  ein 
3 VjStündiges  Heizen  erforderlich,  um  das  Röhrensystem 
auf  weitere  9 Stunden  warm  zu  erhalten. 

Die  Hitzegrade  haben  sich,  gleichfalls  nach  wiederholten 
und  genauen  Messungen,  am  Anfang  des  Steigerohres  auf 
72°  R. , am  Ende  des  Rücklaufrohrs  auf  40°  R.  ergeben. 

In  den  ungünstig  gelegenen  Zimmern  waren  24|  |' 


Heizfläche,  in  den  günstigst  gelegenen  17Q]'  (in  einem 
Zimmer  15|  |'),  durchschnittlich  etwa  19  [j'  Heizfläche  pro 
1000  Kub.'  zu  beheizenden  Zimmerraumes  erforderlich. 

Der  Brennmaterial -Verbrauch  hat  sich  pro  Tag  und 
1000  Kub.'  Zimmerraum  auf  6 ’/5  Pf.  herausgestellt,  was 
mit  dem  Resultate  der  langjährigen  Beobachtungen  in  der 
königlichen  Staatsdruckerei,  woselbst  ein  Satz  von  6 '/4  Pf. 
ermittelt  worden  ist,  übereinstimmt. 

Nach  diesen  Resultaten  stand  der  Vortragende  nicht 
an,  dem  System  der  Heisswasserheizung  für  die  Heizung 
öffentlicher  Gebäude  den  Vorzug  zu  geben.  Die 
Temperatur -Unterschiede  des  erhitzten  Wassers  sind  in 
der  That  nicht  so  gross,  dass  aus  denselben  für  die  Heiss- 
wasserheizung spezifische  Nachtheile  befürchtet  werden 
müssten;  event.  lässt  sich,  wie  gezeigt,  einem  Austrocknen 
der  Luft  und  der  Gefahr  einer  Explosion  auf  die  leichteste 
Weise  begegnen.  Der  wesentliche  Unterschied  in  der 
Wirkung  beider  Heizungssysteme  beruht  vielmehr  auf  der 
grossen  Differenz  im  Volumen  des  zu  erhitzenden  Wassers, 
welches  in  den  beschriebenen  Fällen  für  die  Ileisswasser- 
heizung  27  Kub.',  für  die  Warmwasserheizung  256  Kub.' 
(hiervon  jedoch  150  Kub.'  unnütz  im  Keller! ) beträgt. 
Der  Vortheil  des  längeren  Anhaltens  der  Wärme,  welcher 
sich  hieraus  für  die  Warmwasserheizung  ergiebt  und  sie 
für  Privatgebäude  empfiehlt,  fällt  für  ein  öffentlich  es 
Gebäude,  wo  die  Zimmer  nur  an  einem  Theile  des  Tages 
benutzt  werden  und  ein  bestimmtes  Personal  für  die  Heizung 
disponibel  sein  muss,  nicht  in's  Gewicht,  während  für  die  Heiss- 
wasserheizung die  leichte  Disponirung  der  Anlage,  die  gerin- 
geren Anschaffungs-  und  Unterhaltungs-Kosten  sprechen. 

Es  ist  nicht  ohne  Interesse,  mit  diesen  Beobachtungen 
die  Resultate  einiger  anderen  Heizungssysteme,  welche 
Hr.  Hesse  in  seinem  Vortrage  gleichfalls  in  Kürze  mit- 
theilte,  zu  vergleichen. 

So  haben  beispielsweise  die  Anlage -Kosten  einer 
Dampfheizung  in  dem  Gebäude  einer  Versicherungs- 
Gesellschaft  zu  Magdeburg  nur  3 1 */7  Thlr.  pro  1000  Kub.' 
zu  beheizenden  Raumes,  für  welchen  durchschnittlich  < Q1-' 
Heizfläche  erforderlich  waren,  betragen,  während  sich  der 
Brennmaterial-Verbrauch  pro  Tag  und  1000  Kub.'  Heizraum 
allerdings  auf  84/,  Pf.  beläuft.  Die  Anlage  hat  sich  jedoch 
gleichfalls  der  grössten  Zufriedenheit  der  Besitzer  zu  erfreuen. 

Genaue  Beobachtungen  in  den  mit  gewöhnlichen 
Kachelöfen  geheizten,  älteren  Di kasterial - Gebäuden 
Berlin’s  haben  übereinstimmend  pro  1000  Kub.'  Heizraum 
und  Tag  einen  Brennmaterial  erbrauch  von  8‘;2  Pf.  er- 
mittelt; bei  Anwendung  von  reinem  harten  Holz  betrug 
derselbe  9 */2  Pf. 

Sehr  gute  und  befriedigende  Resultate  hat  die  in 
neuen  Anatomie  eingeführte  Heizung 
mit  sogenannten  Koaks- 
schachtöfen  nach  der 
Konstruktion  der  Ingenieure 
Krimping  und  B ehrend 
ergeben.  Es  sind  dies,  wie 
nebenstehend  skizzirt.  guss- 
eiserne Oefen  mit  einem 
inneren  Schacht,  der  für 
jede  Heizung  mit  Koaks 
angefüllt  wird,  und  einem 
äusseren  Mantel  von  Blech. 
Da  sie  täglich  nur  einmal 
beschickt  zu  werden  brau- 
chen und  da  sie,  wrie  leicht 
zu  ermessen,  vermöge  ihrer 
Einrichtung  niemals  glühend 
werden  können , so  ver- 
meiden sie  die  bekannten 
Nachtheile  gewöhnlicher  ei- 
serner Oefen  auf's  Glück- 
lichste. Ihr  Kostenpreis  ist 
— 27  Thlr.  pro  Stück  von 
bezeichneten  Falle  3 Stück 


einigen  Räumen  der 


verhältnissmässig  sehr  gering 
83/4"  Durchmesser,  wovon  im 
für  die  Heizung  eines  Raumes  von  23,000  Kub.  aus- 
reichen; — ihr  Nutzeffekt  kommt  dem  der  Ileisswasser- 
heizung  gleich,  da  sie  pro  Tag  und  1000  Kub.'  Zimmerraum 
etwa  42s  Pf.  an  Brennmaterial  beanspruchen.  F. 


265 


Heber  die  Bauthätigkeit  von  Hannover  im  letzten  Dezennium. 

(Fortsetzung.) 


1.  Die  neue  Turnhalle  des  Turnklubbs. 

Bei  dem  regen  Interesse,  welches  nach  der  im  deut- 
schen Vaterlande  immer  allgemeiner  gewordenen  Erkennt- 
nis der  hohen  Bedeutung  der  Turnerei  dieser  nach  dem 
allmählichen  Schwinden  der  entgegenstehenden  Vorort  heile, 
von  Jahr  zu  Jahr  eine  grössere  Anzahl  praktischer  Be- 
kenner zugeführt  hat  und  namentlich  in  den  Städten  zahl- 
reiche Turnvereine  entstehen  liess,  musste  sich  selbstver- 
ständlich bald  das  Bedürfnis  geltend  machen,  neben  den 
ursprünglich  nur  unter  freiem  Himmel  eingerichteten 
Turnanstalten  Baulichkeiten  zu  haben,  welche  die  nun- 
mehr seit  Jahren  wissenschaftlich  betriebenen  und  von 
tüchtigen  Lehrern  geleiteten  turnerischen  Hebungen  von 
der  Ungunst  des  Wetters  unabhängig  machen.  — Zunächst 
begnügte  man  sich  freilich  mit  bedeckten  Räumen,  die 
nothdürftig  Schutz  gegen  Wind  und  Regen  gewährten 
und  in  einfachster  Weise  hergestellt  waren;  doch  reichten 
auch  diese  bald  nicht  mehr  aus,  indem  bei  der  immer 
steigenden  Theilnahme  am  Turnen  Seitens  beider  Geschlech- 
ter  und  der  verschiedensten  Altersklassen  es  vielfach  noth- 
wendig  wurde,  Turnhallen  zu  erbauen,  welche  durch 
Heizbarkeit  und  geeignete  Beleuchtungsvorrichtungen  auch 
im  Winter  und  zu  jeder  Tageszeit  die  Benutzung  gestat- 
ten und  zugleich  durch  würdige  äussere  und  innere  Er- 
scheinung der  Bedeutung  der  Sache  einigermaassen  ent- 
sprechen. 

So  erwies  sich  auch  die  auf  Kosten  der  Stadt  Han- 
nover erbaute  Turnhalle  schon  nach  wenigen  Jahren  für 
den  zahlreichen  Verein  „Turnklubb“  zu  klein  und  übrigens 
in  mehrfachen  Beziehungen  den  gesteigerten  Anforderungen 
nicht  mehr  genügend. 

Es  wurde  daher  von  diesem  Verein  im  März  des  Jahres 
1864  eine  Konkurrenz  zum  Neubau  einer  Turnhalle  auf 
dem  zu  diesem  Behufe  für  etwa  17000  Thlr.  acquirirten, 
an  der  Maschstrasse  belegenen  Bauplatze  ausgeschrieben. 

Von  den  in  Folge  dessen  eingegangenen  sechs  Bau- 
plänen wählte  das  Schiedsgericht  das  von  mir  gemein- 
schaftlich mit  dem  Architekten  Hrn.W.  Hauers  entworfene 
Projekt,  und  wurde  dasselbe  unter  unserer  Leitung  in  der 
Zeit  vom  Juli  1864  bis  November  1865  zur  Ausführung 
gebracht. 

Dem  Konkurrenz -Programme  im  wesentlichen  ent- 
sprechend und  nur  in  einzelnen  Punkten  noch  über  dessen 
Forderungen  hinausgehend,  besteht  das  Gebäude: 

I.  Aus  der  eigentlichen  Turnhalle  (A)  von  6400m' 
lichter  Grundfläche  (100'  Länge  und  64’  Breite),  20' 
bis  zum  Kämpfer  und  37  V2'  bis  zum  Scheitel  des  mitt- 
leren spitzbogigen  Brettergewölbes  hoch.  (hann.  Maass.) 


Das  Honorar  der  Architekten  in  Frankreich. 

Da  sich  in  Deutschland  gegenwärtig  ganz  allgemein 
das  Bestreben  nach  einer  allgemeinen  Regulirung  und 
Festsetzung  des  Honorars  der  Architekten  zeigt,  so  möchte 
es  vielleicht  die  Leser  der  Deutschen  Bauzeitung  interessiren, 
in  welcher  Weise  diese  Verhältnisse  in  Frankreich  und 
speziell  in  Paris  geordnet  sind. 

Laut  „ Arrete  du  Conseil  des  Bätiments  civils 12  Pluvidse 
au  VIII.,  bestätigt  durch  eine  Königl.  Ordonnanz  vom 
10.  Oktober  1841,  namentlich  aber  durch  eine  grosse 
Anzahl  von  gerichtlichen  Urtheilen,  schuldet  der  Bauherr 
für  ordinäre  Arbeiten  5%  von  dem  Betrage  der  verifizirten 
Memoires,  d.  h.  5%  von  der  wirklich  verausgabten  Bau- 
summe, und  zwar  vertheilen  sich  diese  5%  folgendermaassen : 

a.  1 '!% % für  Verfertigung  der  Pläne  und  Devise; 

b.  1 >/2 % für  Bauführung; 

c.  2%  für  Verifikation  und  Regulirung  der  Memoires. 
Für  die  öffentlichen  Arbeiten  hingegen  adoptirt  der 
Conseil  des  Bätiments  civils  eine  gleiche  Theilung  der  5% 
in  dreimal  $'% % . 

Unter  diesen  Abtheilungen  a,  b,  c , sind  nun  folgende 
Leistungen  des  Architekten  begriffen: 

a.  Durcharbeitung  der  Projekte  und  Verfertigung  sämmt- 


II.  Aus  einem  Vorderbau  an  der  Maschstrasse.  Dieser 
enthält: 

I m Erdgeschoss 

1.  Gerätheräume  (B); 

2.  Die  Garderobe  von  1035  m'  lichter  Grundfläche  ( D ) 
nebst  Wasch-  und  Toilette- Raum  (C); 

3.  Die  Vorhalle  des  Turnraums,  in  welcher  sich  die 
Haupttreppe  befindet  (E); 

4.  Die  Wohnung  des  Hausverwalters  (F),  bestehend 
aus  Stube,  zwei  Schlafkammern,  Küche,  Speisekam- 
mer und  Korridor  nebst  Keller  unter  derselben. 

Im  oberen  Geschoss 

5.  Den  Fechtsaal,  zugleich  zur  Abhaltung  von  General- 
Versammlungen  bestimmt,  von  1 160  m'  lichter  Grund- 
fläche; 

6.  Das  Berathungszimmer  für  den  Vorstand  des  Vereins 
von  pptr.  500  Q'  Grundfläche. 

In  Verbindung  mit  der  Vorhalle,  dem  Fechtsaale  und 
dem  Berathungszimmer  ist  an  der  einen  Schmalseite  der 
Halle  in  Fussbodenböhe  des  zweiten  Geschosses  des  Vor- 
derbaues eine  Empore  für  Zuschauer  in  10'  Breite  ange- 
ordnet. — Ein  Treppenthurm  mit  aus  Backsteinen  gemauer- 
ter Wendeltreppe  stellt  eine  direkte  Verbindung  der  Turn- 
halle mit  der  Empore  und  den  übrigen  oberen  Räumen  her 
und  macht  zugleich  den  Keller  und  den  Dachraum  über 
der  Halle  zugänglich.  Ein  dem  Gerätheraum  sich  an- 
schliessendes, in  Fachwerk  aufgeführtes  Nebengebäude  ent- 
hält die  erforderlichen  Aborte  und  Pissoirs  und  einige 
Stallräume  für  den  Hausverwalter. 


lieber  für  die  Ausführung  nothwendigen  Pläne  und 
Detailzeichnungen,  Abfassung  der  Devise  und  zwar: 

1.  Devis  descriptif , d.  h.  Baubeschreibung. — 

2.  Devis  estimatif,  d.  h.  Voranschlag.  — 

Alles  in  solcher  Genauigkeit  und  Ausführlichkeit, 
dass  jeder  andere  Fachmann  im  Stande  wäre,  auf 
Grund  dieser  Vorarbeiten  den  Bau  konform  auszu- 
führen; und  es  ist  bezüglich  der  öffentlichen  Bauten 
für  diese  Rubrik  speziell  bemerkt:  „Für  approbirte 
Pläne  und  Devise“,  oder  solche,  welche  zur  „Mise 
en  adjudication“  (Vergebung  der  Arbeiten)  genügen. 

b.  Bauführung:  Abschluss  sämmtlicher  Ausführungsver- 
träge, Vollziehung  der  polizeilichen  Vorschriften,  An- 
ordnung und  Ueberwachung  der  Arbeiten. 

c.  Verification  und  Reglement : Untersuchung,  ob  die 

Ausführung  den  allgemeinen  Vertragsbedingungen  ent- 
spricht, Feststellung  der  Quantität  (. Metrage ) und  der 
Qualität  ( Verification ) der  gelieferten  Arbeiten  und 
Materialien,  Ansetzung  der  Preise  (der  Tarife  der 
Stadt  Paris),  Ausrechnung  der  Summen,  Debatte  mit 
den  Unternehmern  und  endliches  Reglement,  d.  h. 
definitive  Feststellung  der  zu  bezahlenden  Summen. 
Abnahme  der  Arbeit  im  Namen  des  Bauherrn. 

Diese  genaue  Unterscheidung  der  einzelnen  Leistun- 


266 


Das  Hauptgebäude  ist  ganz  in  Massivbau  und  zwar 
in  gothischem  Stile  in  engem  Anschlüsse  an  die  Konstruk- 
tionen und  Formen  des  im  Mittelalter  so  eigenartig  ent- 
wickelten norddeutschen  Backstein baues  ausgeführt. 

Dabei  wurde  das  Prinzip  befolgt,  im  Aeusseren  wie 
im  Inneren  die  Konstruktion  aller  einzelnen  Theile  so 
weit  nur  immer  möglich  ohne  verdeckende  Hülle  zu  Tage 
treten  zu  lassen,  und  wurde  demgemäss  von  der  Anwen- 
dung einer  Verputzung  der  Mauerflächen  im  Aeusseren 
völlig  und  auch  im  Inneren  soweit  es  nur  irgend  erreich- 


die  natürliche  Farbe  des  Holzwerks  der  Thüren,  Fenster, 
getäfelten  Decken,  aller  sichtbaren  Gebälke  und  Dachkon- 
struktionen etc.,  unverdeckt  beibehalten  und  durch  einen 
durchsichtigen  Firniss-,  Lack-,  resp.  Wachsanstrich  ge- 
schützt. Auf  diesem  Grundtone  ist  dann  die  dekorative, 
in  der  Halle  verhältnissmässig  reich  auftretende  Malerei 
mit  reinen  Farben  und  Gold  ausgeführt. 

Mit  Ausnahme  einiger  Sandstein-Stufen  und  Schwel- 
len tritt  der  rothe  Backstein  als  das  eigentliche  Mauer- 
material auf,  aus  welchem  auch  — mit  Anwendung  von  Gla- 


bar  war  abgesehen.  Verputzt  sind  nur  die  Wohnräume  sur  für  alle  dem  Wetter  in  höherem  Maasse,  als  die 
des  Hausverwalters  und  das  Berathungszimmer  für  den  schlichten  Mauerflächen  ausgesetzten  Theile  — sämmtliche 
Vorstand  — letzteres  weil  die  Mehrkosten  einer  hier  zu  feineren  Mauer- Konstruktionstheile  und  die  ornamentalen 
erfordernden  reicheren  Ausbildung  im  Rohbau  gescheut  Gliederungen,  Gesimse,  Friese  und  das  Maasswerk  der 

wurden  — während  die  Turnhalle  selbst,  gleich  der  Vor-  Fenster  bestehen.  Als  Regel  bei  der  Detaillirung  ist,  ab- 

halle, der  Garderobe  und  dem  Fechtsaale,  unverputzte,  mit  gesehen  von  einigen  Pfeilerbekrönungen  und  der  grossen 
gelben  und  rothen  Backsteinen  verschiedenartig  gemusterte  Rose  im  hinteren  Giebel  der  Halle,  festgehalten,  nie  über 
innere  Wandflächen  zeigt.  — In  gleichem  Sinne  ist  auch  das  Format  der  gewöhnlichen  Backsteine  hinauszugehen 


gen  des  Architekten  ist  deshalb  nothwendig,  weil  es  sich 
oft  darum  handelt,  in  einem  gegebenen  Momente  den  Be- 
trag der  Honorare  auszuscheiden;  denn  häufig  kommt  es 
vor,  dass  Projekt,  Ausführung  und  Verifikation  in  ver- 
schiedenen Händen  sind. 

Je  nach  dem  Modus  der  Arbeitsvergebung  ändern  sich 
natürlich  die  Beziehungen  dieser  Rubriken  zu  einander, 
so  wird  bei  den  für  Privat  Arbeiten  immer  mehr  beliebten 
Verakkordirungen  zu  Totalsummen  die  Rubrik  Metrage, 
Verißcation  u.  s.  w.  ganz  wegfallen,  d.  h.,  nur  für  die  re- 
lativ unbedeutenden  Travaux  supplementaires  übrig  bleiben, 
wogegen  in  diesem  Falle  die  Ueberwachung  der  Aus- 
führung eine  unablässige,  höchst  Strenge,  d.  h.  für  den 
Architekten  kostbare  sein  muss.  Ebenso  verlangt  dieser 
Modus  eine  im  höchsten  Grade  vollkommene  Abfassung 
der  Pläne  und  Devise  und  ist  überhaupt  nur  da  anwend- 
bar, wo  der  Bau  während  der  Ausführung  wenig  Abän- 
derungen erleidet.  Umgekehrt  verlangt  das  namentlich 
für  öffentliche  Bauten  durchgängig  angenommene  System 
der  Arbeiten  nach  Ausmaass  weniger  im  Detail  durch- 
studirte  Pläne  und  Devise  und  eine  weniger  strenge  Auf- 
sicht, dagegen  wird  hiermit  die  Verifikation  zu  einer  wichtigen 
und  bedeutenden  Arbeit  und  ist  deshalb  auch  mit  dem  ver- 
hältnissmässig hohen  Prozentsätze  von  1 2 3 — 2 ° 0 honorirt. 


Für  Privatbauten  unter  dem  Betrage  von  5000  Frcs. 
gebühren  dem  Architekten  7%;  endlich  soll  der  Architekt 
für  Arbeiten  unter  dem  Betrage  von  400  Frcs.,  überhaupt 
für  Bemühungen , die  nicht  nach  Prozentsatz  berechen- 
bar sind,  per  Vacation  bezahlt  werden. 

Man  versteht  unter  einer  Vakation  die  jedesmalige 
Inanspruchnahme  der  Architekten,  sei  es  für  Konsultation, 
Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle,  Gutachten,  oder 
überhaupt  irgend  welche  Bemühung  desselben.  Eine  Va- 
kation kann  dauern  von  5 Minuten  bis  3 Stunden,  was 
darüber  geht,  zählt  für  zwei  Vakationen,  je  eine  Vakation 
für  3 Stunden.  Es  ist  Gebrauch,  hierfür  dem  von  den 
Gerichten  adoptirten  Tarife  zu  folgen,  wonach  bezahlt 
werden  soll 

pro  1 Vakation  einem  Architekten  von  Paris  Frcs.  8.  — 
* „ » » n der  Provinz  „ 6.  — 

In  allen  Fällen  sind  oben  gemeldeten  Honoraren, 
sowohl  Prozentsätzen  als  Vakationen , für  jede  Bemühung 
ausserhalb  des  Wohnortes  des  Architekten  noch  folgende 
Reiseentschädigungen  zuzufügen : 

Dem  Architekten  von  Paris  für  jedes  Myria- 
meter (zwei  starke  Stunden)  sowohl  hin 


als  zurück Frcs.  6. 

Dem  Architekten  der  Provinz Frcs.  4.  50 


267 


und  alle  vorgeblendfiten  Platten  oder  an  Töpferarbeit  er- 
innernden kachelartigen  Stücke  zu  vermeiden.  Säinmtliche 
Wasserschläge , als  Sockelschrägen,  Fenstersohlbänke, 
Giebel-  und  Strebepfeiler-Abdeckungen,  sowie  auch  die  ge- 
mauerten Dächer  der  Laube  über  dem  Haupteingange  sind 
mit  Vermeidung  von  Rollschichten,  deren  vertikale  Fugen 
so  leicht  dem  inneren  Mauerwerk  Feuchtigkeit  zuführen, 
ganz  von  dunkelbraun,  resp.  grün  glasirten  abgeschrägten 
Steinen  hergestellt.  Bei  den  Einfassungen  der  Thüren, 
Fenster  und  sonstiger  Oeffnungen  wechseln  theils  grün, 
theils  schwarz  glasirte  Formsteine  mit  unglasirten. 

An  der  Strassenseite  ist  ein  stark  ausgekragtes,  im 
oberen  Theile  aus  glasirten  Schrägesteinen  gebildetes 
Hauptgesims  hergestellt,  welches  eine  gemauerte  Rinne 
bildet,  in  die  jedoch  noch  eine  Zinkrinne  gelegt  worden 
ist.  Für  den  Fall  einer  Undichtigkeit  der  Zinkrinne  und 
des  direkten  Eintretens  von  Wasser  in  die  gemauerte,  mit 
Zement  ausgeglichene  Rinne  sind  zur  Abführung  nach 
Aussen  kleine  Rohre  in  das  Mauerwerk  des  Hauptgesimses 
in  geringen  Abständen  angeordnet.  Diese  Anordnung  hat 
sich  bisher  sehr  gut  bewährt.  Sämmtliehe  Dächer  sind 
mit  glasirten  verschiedenfarbigen  Dachpfannen  in  einfachen 
Mustern  gedeckt. 

Da  behufs  möglichst  freier  Benutzung  der  der 
Reizbarkeit  und  der  Kosten  wegen  nicht  allzuhoch 
auszuführenden  Turnhalle  durchgehende  Balken  oder 
Zugstangen  in  derselben  vermieden  werden  sollten,  war 
eine  starke  Widerlagskonstruktion  gegen  den  Schub  des 
ganz  in  Holz  ausgeführten  Dachstuhles  erforderlich  und 
erschien  es  zweckmässig,  das  Widerlager  theilweise  in  die 
Halle  hineinzuziehen  und  in  derselben  als  Stützen  in  drei 
Fuss  Entfernung  von  der  Wand  zwei  Stein  starke  Back- 
steinsäulen anzuordnen.  Diese  sind  in  der  Längenrichtung 
der  Halle  mittelst  Gurtbogen  mit  einander  verbunden  und 
tragen  zunächst  die  eigentliche  Stützmauer  der  Dachkon- 
struktion. Die  zwischen  dieser  und  der  Aussenmauer  sich 
bildenden  Joche  wurden  mit  1 . Stein  starken  spitzbogigen 
Tonnengewölben,  deren  Gewicht  das  Widerlager  vermehrt, 
überdeckt.  Behufs  thunlichster  Verminderung  der  Höhe 
der  Aussenmauer  wurde  dieselbe  in  den  einzelnen  Jochen 
entsprechende  Giebel  aufgelöst,  deren  hinterliegende  Dächer 
in  das  Hauptdach  der  Halle  einschneiden.  Die  Abwäs- 
serung erfolgt  zwischen  diesen  kleinen  Dächern  durch 
offene  in  Wasserspeier  endende  Rinnen,  welche  auf  der 
schrägen  Abdeckung  der  Strebepfeiler  ruhen  und  das 
Wasser  in  darunter  stehende  Fässer  führen,  in  denen  das- 
selbe zum  Benetzen  des  Turnplatzes  und  des  Fussbodens 
der  Halle  gesammelt  wird. 

Durch  die  gedachte,  theilweise  nach  innen  gezogene 
Widerlagskonstruktion  wurde  eine  über  die  Forderung 
des  Programms  um  4'  hinausgehende  lichte  Weite  der 
Halle  von  64'  erlangt.  Die  durch  die  Säulen  entstehende 

Für  den  Aufenthalt  an  einem  fremden  Orte,  den  Tag 
zu  4 Vakationen  gerechnet, 

dem  Architekten  von  Paris  Frcs.  32.  — 

„ „ der  Provinz  „ 24.  — 

Wir  wiederholen,  dass  alle  diese  Preisansätze  nicht 
eigentlich  gesetzliche  Tarife  sind,  dass  sie  aber  durch  eine 
vieljährige  Jurisprudenz  bestätigt,  so  zu  sagen  Gesetzes- 
kraft erlangt  haben.  Nichts  destoweniger  stehen  sie  einem 
speziellen  Uebereinkommen  zwischen  Architekt  und  Bau- 
herrn keineswegs  entgegen,  gelten  aber  überall  wo  ein 
solches  Uebereinkommen  nicht  stattgefunden;  sie  sind  auch 
gebräuchlich  in  allen  anständigen  Geschäften;  sehr  spezi- 
cTö  Fälle  ausgenommen.  Im  Allgemeinen,  bei  kurrenten 
Pi  ivatbauten , mögen  hiernach  dem  Architekten  ca.  2 bis 
2V2°/0  Reingewinn  verbleiben.  Die  eigentlichen  „ Faiseurs “, 
welche  die  Architektur  industrialisiren,  stehen  sich  gewiss 
: noch  höher.  Wem  aber  eine  künstlerische,  namentlich 
j sehr  decorative  Arbeit  gegeben  ist,  und  wer  dieselbe  als 
Künstler  zu  lösen  sucht,  der  wird  mit  5 % Honorar  in 
den  wenigsten  Fällen  zu  einem  Reingewinn  von  2 °/0  ge- 
langen. Sicher  ist,  dass  in  den  öffentlichen  Bauten  der 
( Stadt  Paris,  sowie  des  Staates,  die  Administrations - und 
i Bureaukosten,  welche  jene  5 % repräsentiren,  weit  iiber- 
! schritten  werden. 


Abtheilung  und  der  hinter  denselben  gewonnene  Raum 
ist  beim  Turnen  selbst,  ferner  als  Kommunikationsgang 
während  desselben,  und  nach  dem  Turnen  zur  Aufnahme 
der  beweglichen  Geräthe  sehr  vortheilhaft  zu  benutzen 
und  hat  sich  diese  Anordnung  grossen  Beifalls  zu  er- 
freuen. Der  Hauptraum  der  Halle  kann  durch  Beseitigung 
der  mittelst  im  Fussboden  versenkter  gusseiserner  Hülsen 
aufzustellenden  Geräthe  völlig  frei  gemacht  werden. 

Die  Kosten  des  Baues  haben  betragen 

a.  für  das  Hauptgebäude  und  Neben- 
haus ind.  Bauplan  und  Bauleitung  19,800  Thlr. 

b.  für  Einfriedigung  des  Grundstücks 

und  Trottoir 750  „ 

c.  für  Turngeräthe  und  Inventar  . . . 2,200  „ 

Summe:  22,750  Thlr. 

W.  Schultz. 


Korrespondenzen. 

— st  — ^%riest  im  Juni.  Unsere  Ingenieur-  und  Archi- 
tekten-Vereins-Saison  wurde  am  23.  Mai  geschlossen,  nachdem 
vorher  noch  eine  lebhafte  Debatte  über  das  Schifkor n’sche 
Brückensystem  zwei  Versammlungsabende  vollständig  aus- 
gefüllt hatte. 

Das  Ausserordentliche,  dass  eine  eiserne  Trägerbrücke 
während  des  Passirens  eines  gewöhnlichen  Bahnzuges  aus 
keiner  andern  Ursache  als  derjenigen  der  Belastung  durch 
diesen  ganz  gewöhnlichen  Zug  in  sich  zusammenbricht,  wie  es 
bei  der  Pruthbrücke  bei  Czernowitz  der  Fall  gewesen  war, 
hat  nothwendigerweise  eine  ungewöhnliche  Aufregung  hervor - 
rufen  müssen.  Das  leichtsinnige  Spiel,  das  gewinnsüchtige 
Spekuliren  auf  den  leicht  zu  dupirenden  Laiensinn,  der  nach 
billiger  Waare  sucht  und  dem  ohne  viel  Mühe  eingeredet 
werden  konnte,  dass  die  grosse  Billigkeit  der  Schifkorn- 
Brücken  von  deren  genialer  Konstruktion  und  beileibe  nicht  von 
ihrer  Mangelhaftigkeit  und  Gebrechlichkeit  herrühre,  hatte  im 
Schoosse  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architekten- Ver- 
eins wiederholt  Tadel  gefunden,  und  es  begegneten  sich  in 
demselben  unmittelbar  nach  der  Katastrophe  mehre  Anträge 
in  der  einen  gleichen  Richtung:  eine  Kommission  des  Vereins 
möge  die  Ursachen  des  Brückeneinsturzes  ermitteln  und  ihre 
Ansicht  über  die  Schifkorn’schen  Brücken  im  Allgemeinen 
dem  Vereine  mittheilen. 

Die  Kommission  wurde  aus  Spezialfachmännern  zusammen- 
gestellt. Einzelne  Mitglieder  derselben  reisten  an  Ort  und 
Stelle.  Auf  Grimd  der  eingehenden  Berichte  über  die  dort 
gemachten  Wahrnehmungen,  namentlich  der  Ingenieure  Battig 
und  Press  el,  fasste  die  Kommission  ihre  Beschlüsse,  die  je- 
doch nicht  vollkommen  zusammen  gingen.  Die  Majorität  der 
Kommission  wollte  die  Verwerflichkeit  des  Schifkorn’schen 
Brückensystems  überhaupt  für  Eisenbahnen  ausgesprochen 
wissen,  während  eine  Minorität  von  2 Stimmen  den  älteren 
bestehenden  derartigen  Konstruktionen , welche  mit  etwas 
stärkeren  Querschnitten  ausgestattet  sind,  als  die  neueren 
der  Lemberg  - Czernowitzer  Bahn,  Gnade  widerfahren  lassen 
wollte. 


Zum  Schluss  geben  wir  hier  noch  einen  Ausspruch 
des  „ Conseil  de  la  Socv'te  Imp.  et  Centrale  des  Arcliitectesu , 
welcher  in  allen  solchen  Fragen  Autorität  macht,  und 
welcher  offenbar  die  Sachlage  klar  zeichnet. 

„Der  Conseil bedauert,  dass  es  nicht  möglich 

ist,  für  die  Bestimmung  des  Honorars  der  Architekten 
einen  Modus  zu  finden,  welcher,  einzig  auf  das  Verdienst 
des  Projektes  und  die  Schwierigkeiten  der  Ausführung 
basirend,  vollständig  abstrahirt  von  jeder  Beziehung 
auf  den  Betrag  der  Baukosten.  Indem  er  die  praktische 
Unmöglichkeit  der  Einführung  eines  derartigen  Modus 
konstatirt,  ist  er  der  Ansicht,  dass  das  Honorar  von  5 % 
der  Baukosten  als  Maasstab  für  gewöhnliche  Arbeiten  bei- 
zubehalten sei.“ 

Mit  andern  Worten,  auch  die  Pariser  Architekten, 
trotz  eines  geregelten  Zustandes,  gestehen,  dass  das  üb- 
liche Honorar  nicht  immer  das  gerechte  Maass  der  Be- 
lohnung für  die  geleistete  Arbeit  gewährt;  und  wir  schlies- 
sen  mit  dem  Wunsche,  dass  es  dem  spekulativen  Geiste 
der  Deutschen  gelingen  möchte,  auch  zum  Frommen  ihrer 
französischen  Kollegen,  den  Weg  des  wahren  Heiles  zu 
entdecken. 

Paris.  F.  J. 


268 


Um  diesen  Punkt  drehte  sich  auch  vornehmlich  die  De- 
batte über  den  getheilten  Kommissionsbericht  in  den  Vereins- 
versammlungen. — Zäher  Vertheidiger  der  älteren  Schifkorn- 
brücken  war  hauptsächlich  Professor  Dr.  Rebhann,  der  in 
früherer  Zeit  als  Vertrauensperson  des  Ministeriums  die  Zu- 
lässigkeit und  Brauchbarkeit  der  Schifkornbrücken  ausge- 
sprochen und  auch  im  Verein  für  dieselben  plaidirt  hatte, 
nicht  ohne  hier  schon  damals  gewaltige  Opposition  zu  finden. 
Reiner  Theoretiker,  wie  er  ist,  Freund  des  Fortschritts  und 
der  Neuerungen,  wie  ich  vermuthe  dass  er  es  ist,  übersah  er 
die  vornehmlich  in  der  Detailbildung  gelegenen  Gebrechen 
und  den  Umstand,  dass  eben  diese  fehlerhafte  Detailbildung 
die  in  der  Theorie  vorausgesetzte  Kräfteübertragung  gar  nicht 
zur  Geltung  kommen  lässt,  dass  das  so  ausgebildete  System 
also  jeder  Theorie  spottet  und  bei  der  ohnedem  beliebten 
sehr  bedeutenden  Material-Inanspruchnahme  einzelnen  Ueber- 
anstrengungen  ausgesetzt  ist,  welche  in  kürzerer  oder  längerer 
Zeit  den  Bruch  zur  Folge  haben  müssen.  Hinsichtlich  de- 
taillirter  Darstellungen  des  Systems  darf  ich  auf  die  Zeitschrift 
des  österreichischen  Ingenieur -Vereins,  Jahrgang  1 8G5  ver- 
weisen, wo  im  V.  Heft  eine  eingehende  und  sehr  aburtheilende 
Besprechung  sich  findet.  In  einer  andern,  seither  einge- 
gangenen Zeitschrift  „Illustrirte  Eisenbahnzeitung“  (Wien  bei 
Geitier)  ist  im  Jahrgang  1S65  nach  vorausgehender  Kritik 
mit  Abbildungen  die  über  kurz  oder  lang  unausbleibliche 
Katastrophe  geradezu  vorhergesagt.  Dies  zur  etwa  gewünsch- 
ten Orientirung  nebenbei. 

Ein  vom  Professor  Grimburg  und  Oberingenieur  Köst- 
lin  am  zweiten  Abend  eingebrachter  und  von  letzterem  be- 
gründeter Resolutions -Antrag  im  Sinne  des  Majoritätsvo- 
tums erlangte  übrigens  einstimmige  Annahme.  Diese  Resolu- 
tion wurde  dem  Handelsministerium  unterbreitet  mit  einem 
Begleitbericht,  welcher  auf  die  leider  überhörten , dem  öster- 
reichischen Ingenieur-Verein  entstammenden  Warnungsrufe  hin- 
weist. Noch  ist  nicht  bekannt,  welche  Maassregeln  das  Mini- 
sterium in  der  Gesammtfrage  ergreifen  wird.  Doch  über  den 
einen  Punkt  scheint  man  schlüssig  zu  sein,  dass  die  zahlreichen 
Schifkorn-Brückeu  der  Lemberg-Czernowitzer  Bahn,  welche  in 
unbegreiflicher  Verblendung  alle  mit  einer  Material-Inanspruch- 
nahme konstruirt  waren,  welche  selbst  besser  komponirte 
Systeme  mit  der  Zeit  hätte  unbrauchbar  machen  müssen,  so- 
fort kassirt  und  durch  bessere  Konstruktionen  ersetzt  werden 
müssen. 

Nach  den  Erfahrungen , die  wir  in  dieser  Richtung  in 
Oesterreich  gemacht  haben,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  wenn 
die  reellen,  dem  Schwindel  abholden  Fachmänner,  die  mit 
ihrer  5 bis  fifachen  Sicherheit,  mit  der  sie  für  Eisenbahnen 
zu  konstruiren  sich  verpflichtet  gehalten,  schon  bald  zum  Ge- 
spötte  der  Unkundigen  geworden  waren,  sich  veranlasst  sahen, 
im  Vereine  noch  ferner  zu  beantragen,  dass  der  Regierung 
das  Ansinnen  auf  Erlass  einer  die  Inanspruchnahme  des  Eisens 
bei  Brücken  und  die  Erprobung  derselben  regelnde  Verord- 
nung gestellt  werde.  Auch  dieser  Antrag  wurde  vom  Verein 
in  der  Form  akzeptirt,  dass  der  Verein  der  Regierung  unter 
Einem  dem  Entwurf  einer  solchen  Verordnung  vorzulegen 
habe.  Dem  für  die  Aufstellung  dieses  Entwurfs  niederge- 
setzten Komite  gehören  die  bedeutendsten  Spezialfachmänner: 
v.  Ruppe rt,  Pressei,  Hornbostl,  Köstlin,  Hermann 
an,  und  ist  unter  Vorsitz  Hrn.  v.  Ruppert’s  Herr  Köstlin  mit 
Verfassung  des  Entwurfs  betraut  worden. 

Ucber  den  Vorschlag  Heinrich  Schmidt ’s,  bezüglich 
des  einheitlichen  Schienenprofils,  tagt  eine  Kommission,  deren 
Bericht  wir  bei  Wiederbeginn  der  Versammlungssaison  eut- 
gegensehen. 

Historienmaler  Professor  Eduard  Enger tli  hat  seine 
im  Verein  gehaltenen  Vorträge  über  die  Frage  der  Beleuch- 
tung von  Kunstmuseen  unter  Vorzeigung  von  photogra- 
phischen Wandaufnahmen  geschlossen.  Diese  Natur-Aufnahmen 
erstrecken  sich  über  dreierlei  Wandbeleuchtungsarten,  mit 
gewöhnlichem  Seitenlicht,  mit  hohem  Seitenlicht,  und  mit 
Oberlicht  und  sind  in  ihrer  spezifisch  photographischen  Art, 
den  Kontrast  zwischen  Schatten  und  Licht  wiederzugeben,  gute 
Parteigänger  des  sehr  entschieden  für  Oberlicht  eingenomme- 
nen Herrn  Malers.  Ob  diese  Vorliebe  für  Oberlicht  erst 
durch  die  Erfolge  grossgezogen  wurde,  welche  Herr  Engerth 
mit  seiner  „Schlacht  bei  Zenta“  errungen  hat,  einem  zur 
Verherrlichung  des  edlen  Ritters  Prinz  Eugen  bestimmten, 
mit  lebeusgrossen  Figuren,  Pferden  und  Depeschen  ausgestat- 
teten Kolossalbild  im  nunmehrigen  Besitz  S.  Maj.  des  Kaisers, 
lasse  ich  dahingestellt.  Hansen,  ihm  entgegnend,  wies  nach, 
wie  es  sich  bei  Neubauten  nur  um  eine  richtige  Anordnung, 
um  entsprechend  grosse  Fenster  und  drehbare  Stellage- Wände 
von  verhältnissmässiger  Höhe  und  Tiefe,  um  Einbaue  also  im 
grösseren  Saal,  handle,  damit  das  sonst  in  fast  allen  Be- 
ziehungen vorzuziehende  Seitenlicht  als  Regel  in  Anwen- 


dung gebracht  werden  könne,  Oberlicht  dagegen  als  Ausnahme 
nur  für  die  seltenen  Gemälde  von  ungewöhnlich  grossen  Dimen- 
sionen zur  Verwendung  kommen  müsse.  Wohin  käme  es 
auch  mit  unserer  Prachtarchitektur,  wenn  unser  künftiger 
Museumsstil  sich  an  die  mittelalterlichen  Mauerkastelle  an- 
schliessen  müsste. 

Die  Frage  der  Donauregulirung  bei  Wien  ist  einen 
Schritt  weiter  gediehen,  allerdings  nur  erst  im  Prinzip,  indem 
die  grosse  Ministerialkommission  sich  nach  vorheriger  Anhö- 
rung von  Experten,  die  aber  unter  sich  nicht  einig  werden 
konnten,  für  einen  Durchstich  und  eben  damit  für  eine  Näher- 
rückung  des  Stroms  gegen  die  Stadt  Wien  ausgesprochen  hat. 
Die  Experten,  Abernet y aus  London,  Sexaner  aus  Baden 
haben  den  Durchstich  unter  allen  Umständen  empfohlen,  — 
der  Franzose  Tostain  hält  ihn  wohl  für  besser  aber  für  zu 
kostspielig  und  glaubt,  dass  man  sich  auch  mit  einer  Reguli- 
rung beziehungweise  Fixirung  des  gegenwärtigen  Stromlaufs 
begnügen  könne;  — Hagen  aus  Berlin  ist  entschieden  gegen 
einen  Durchstich  und  für  Beibehaltung  und  Regulirung 
I des  jetzigen  Haupt  - Strombettes.  Wenn,  was  die  gesammte 
1 Bevölkerung  sehulichst  herbeiwünscht,  der  Durchstich  be- 
schlossen werden  sollte,  so  werden  zahllose  technische  Fragen 
noch  auftauchen,  von  den  finanziellen  ganz  abgesehen.  Kitter 
von  Engerth,  der  als  Mitglied  jener  Donau  - Regulirungs- 
Kommission  in  der  letzten  Versammlung  des  Ingenieur  - und 
Architekten -Vereins  Mittheilung  über  den  Stand  der  Angele- 
genheit machte,  lenkte  hierauf  die  Aufmerksamkeit  des  Vereins 
und  prognostizirte  ihm  in  der  Betheiligung  an  diesen  Fragen 
ein  würdiges  Feld  seiner  Thätigkeit  für  die  kommende  Win- 
tersaison. 

Die  Bauten  der  Staats -Eisen  bahn -Gesellschaft 
nächst  Wien  sind  schon  im  vollen  Gange,  nur  an  den  Brücken 
über  Donau  und  Donaukanal  — letztere  wird  von  Har  kort 
in  Westphalen  geliefert  — konnte  bisher,  wegen  fortgesetzt 
hohen  Wasserstandes  noch  nicht  begonnen  werden.  So  viel 
Schnee  wie  heuer  war  lange  nicht  in  den  Alpen  angehäuft. 

Einen  überraschenden  Fortschritt  macht  heuer  die  Votiv- 
Kirche  auf  dem  Alser vorstädter  Glacis.  Die  beiden  schlanken, 
reich  durchbrochenen  Thurmpyramiden  spitzen  sich  schon  bis 
zur  Kreuzblume  zu.  Es  scheint  fast  als  ob  unseren  zu  erwar- 
tenden Schützengästeu  noch  die  von  ihren  Gerüsten  entkleidete 
Hauptfayade  des  anmuthvollen  Baues  gezeigt  werden  solle. 

Die  Schützenfestbauten  gehen  ihrer  Vollendung  ent- 
gegen. Die  Pferdebahn  über  die  Ringstrasse  bis  in  den  Prater 
wird  diesen  Monat  noch  eröffnet  werden.  Sie  wird  nebst  den 
Dampfschiffen  auf  dem  Donaukanal  sehr  zur  Erleichterung  der 
Kommunikation  während  des  Festes  beitragen. 

Noch  hätte  ich  des  Erscheinens  der  K on k u r sa  use  hr  e i - 
bung  für  das  Rathhaus  in  Wien  zu  gedenken.  Manches 
von  den  Wünschen  upd  Vorschlägen  der  Adresse,  die  der 
Ingenieur-  und  Architekten-  Verein  seiner  Zeit  in  der  Museums- 
frage an  das  Ministerium  gerichtet,  ist  darin  berücksichtigt, 
nur  die  Vorausbezeichnung  der  Namen  der  Jury  -Mitglieder 
nicht.  Bei  einer  mehr  als  einjährigen  Einreichungsfrist  für 
die  Konkurspläne  (1.  September  1SG9)  allerdings  auch  eine 
etwas  missliche  Sache. 

Gestatten  sie  mir  schliesslich  noch  ein  Wort  über  die 
nicht  uninteressanten  Artikel  über  eisernen  Oberbau  in  den 
letzten  Nummern  der  „Deutschen  Bauzeitung“.  Bei  denselben 
fällt  ihren  hiesigen  Lesern  auf,  dass  der  zwei  östreichischen 
Ingenieure,  welchen  mit  ihrem,  in  vollendeter,  durchstudirter 
Form  schon  im  Sommer  und  Herbst  des  Jahres  1SG1  ge- 
machten Vorschlag  eines  eisernen  Oberbaues  die  Priorität  des 
Gedankens  oder,  wenn  man  will,  der  Erfindung  unbestritten 
und  unbestreitbar  zukommt,  mit  keinem  V orte  Erwähnung 
geschieht.*)  Und  doch  ist  ihr  Vorschlag,  ohne  dass  derselbe 
seit  seiner  Promulgirung  auch  nur  die  geringste  Modifizirung 
nothwendig  oder  wünscheuswerth  hätte  erscheinen  hissen,  auf 
der  Weltaustellung  von  ISG7  diplomirt  und  unter  Anderem 
von  der  Soeiete  des  Ingenieurs  civils  in  Paris  als  der  em- 
pfehlenswertheste  von  allen  anerkannt  worden.  Eine  S000' 
lange  Versuchsstrecke  desselben  in  Würtemberg  war  erst  seit 
Beginn  der  Weltausteilung  dem  Betrieb  übergeben  worden. 
Hätte  man  schon  auf  die  vorzüglichen  Resultate  desselben,  so 
wie  heute  nach  einem  Jahr  des  Betriebes,  hinweisen  können, 
so  hätte  den  Erfindern  Köstlin  und  Battig  die  Medaille  wohl 
nicht  fehlen  können. 

Den  neueren  Vorschlägen  in  der  „Deutschen  Bauzeitung“ 
gegenüber  lässt  sich  einfach  bemerken,  dass,  was  sie  aut  der 
einen  Seite,  d.  h.  in  der  einen  Richtung  zu  verbessern  trach- 
ten, sie  auf  der  andern  wieder  eiubtissen.  Das  richtige  Mittel 
von  allen  Eigenschaften,  von  allen  zu  stellenden  Antorderun- 


*)  Ist  in  allgemeiner  Weise  auf  Seite  141  (No.  15)  doch  wohl 
geschehen?  Die  Red. 


2C>9 


ucn,  in  technischer  und  ökonomischer  Beziehung  scheint  im 
hingegen  in  dem  Köstlin-Battig’schen  Oberbau  und  zwar 
gleich  auf  den  ersten  Schlag  mit  glücklicher  Hand  getroffen 
zu  sein.  — Wie  dem  aber  auch  immer  sei,  oder  wie  man  da- 
rüber denken  möge,  die  Priorität,  die  Ehre  der  ersten  An- 
regung muss  ihnen  gewahrt  bleibeu! 

DenEinsturz  des  Michaeliskirchthurms  in  Breslau 
betreffend  — erhielten  wir  neuerdings  von  zwei  verschie- 
denen Technikern  längere  Zuschriften,  über  die  wir  nachste- 
hend im  Auszuge  berichten. 

Wir  erfahren  daraus  zunächst,  dass  eine  Kommission  von 
Breslauer  Architekten  unter  Zuziehung  des  Dombaumeisters 
von  St.  Stephan,  Oberbaurath  Fr.  Schmidt  aus  Wien,  das 
Bauwerk  untersucht  und  sich  für  Wiederaufbau  des  nörd- 
lichen und  Erhaltung  des  südlichen  Thurmes  ausgesprochen 
hat.  Die  Oeffnungen  desselben  sollen  zum  Theil  ausgemauert, 
einige  Verstärkungen  angeordnet,  eine  kräftige  Verankerung 
eingezogen  werden,  und  glaubt  man  hierdurch  jede  Gefahr 
beseitigen  zu  können.  — Gleichzeitig  ist  die  weitere  Bauaus- 
führung dem  Erbauer  der  Kirche,  Architekten  Langner  ab- 
genommen  und  dem  Kreisbaumeister  a.  D.  Liidecke  über- 
tragen worden. 

Ueber  die  Ursache  des  Einsturzes  sind  unsere  beiden 
Korrespondenten  verschiedener  Meinung.  Denn  während  der 
eine  in  den  Thürmen  stets  ein  Bild  der  Schwäche  gesehen 
und  deren  Einsturz  über  kurz  oder  lang  prophezeit  haben 
will,  bemerkt  der  andere,  dass  nicht  allein  weit  kühnere 
Konstruktionen  aus  alter  Zeit  wohl  erhalten  seien , sondern 
dass  der  noch  immer  stehende  südliche  Thurm,  der  sogar  die 
furchtbare  Katastrophe  in  nächster  Nähe  überstanden  hat,  den 
besten  Beweis  liefere,  wie  nicht  die  Konstruktion  an  sich  die 
Schuld  des  Einsturzes  tragen  könne.  Derselbe  glaubt  diese 
vielmehr  einzig  und  allein  in  der  übermässigen  Schnel- 
ligkeit unserer  Bauausführungen  zu  finden,  bei  wel- 
cher der  Mörtel  in  den  verschieden  starken  Mauermassen 
nicht  gleichmässig  erhärten  kann. 

Dem  sei,  wie  ihm  sei  — - sehr  beachtenswerth  erscheint 
jedenfalls  die  von  ihm  hieran  geknüpfte  Anregung,  die  Reste 
des  Bauwerks  zum  Gegenstände  einer  sehr  sorgfältigen  wis- 
senschaftlichen Untersuchung  zu  machen,  die  sich  nach  allen 
Richtungen,  die  hierbei  in  Betracht  kommen  könnten,  zu  er- 
strecken haben  wird;  denn  allerdings  ist  die  Gelegenheit,  die 
Theorie  unserer  Bauweise  in  so  umfassendem  Maasstabe  wie 
hier  mit  den  thatsäehlichen  Ergebnissen  vergleichen  zu  können, 
eine  glücklicherweise  sehr  seltene.  Einer  besonderen  Anre- 
gung des  Architekten -Vereins  zu  Berlin,  wie  weiter  vorge- 
schlagen wird,  um  die  Einleitung  einer  derartigen  wissen- 
schaftlichen Untersuchung  von  Seiten  des  Staates  zu  veran- 
lasset), wird  es  kaum  bedürfen , da  man  vertrauen  darf,  dass 
das  Interesse  der  Architekten  in  Breslau  für  diese  Angele- 
genheit wohl  lebhaft  genug  sein  wird,  um  alle  erforderlichen 
Schritte  zu  thun. 

Uebereinstimmend  zollen  endlich  unsere  beiden  Kor- 
respondenten ihr  Mitleid  dem  unglücklichen  Erbauer  der 
Kirche,  dem  widerfahren  ist,  was  schon  berühmteren  und 
grösseren  Architekten  widerfuhr.  Durch  die  Art,  wie  er 
jetzt  selbst  von  der  künstlerischen  Leitung  des  Baues  besei- 
tigt sein  soll,  dürfte  sein  Ruf  bei  dem  leichtfertigen  Urtheil 
des  grösseren  Publikums  allerdings  auf’s  Schwerste  geschä- 
digt sein,  obwohl  ihm  — gerade  dann,  wenn  allein  die  ge- 
wählte Konstruktion  Ursache  des  Einsturzes  wäre  — die 
Schuld  desselben  doch  wohl  kaum  allein  aufgebürdet  werden 
könnte. 

Genauere  Aufklärungen  in  der  Angelegenheit  dürfen 
wir  übrigens  wohl  jedenfalls  in  nächster  Zeit  von  unserem 
Korrespondenten  in  Breslau  erwarten,  dem  wir  bereits  die 
früheren  Mittheilungen  zu  danken  haben. 


In  der  Korrespondenz  aus  Heppens  (No.  25  u.  Bl.) 
ist  zu  berichtigen,  dass  die  Länge  des  Hafenkanals  nicht  500' 
sondern  5000'  beträgt. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart.  Auszüge  aus  den 
Protokollen  vom  Februar  bis  incl.  Mai  1868. 

1.  Versammlung  am  1.  Februar;  Vorsitzender  Hr. 
Oberbaurath  von  Egle,  anwesend  25  Mitglieder. 

Der  in  der  letzten  Generalversammlung  neu  gewählte 
Ausschuss  hat  sich  konstituirt  wie  folgt:  Vorstand  Öberbau- 

rath  von  Egle.  Stellvertreter  Baurath  Schlierholz  — 
Bibliothekar  Bauinspektor  Di  in  ler  — Sekretär  Professor 
H.  Wagner  Kassier  Baurath  Bock  — Stellvertreter  für  Bib- 
liothekar und  Sekretär  Professor  Silber  — Weiteres  Aus- 


schussmitglied Oberbaurath  Morloek  — Ersatzmänner  Bau- 
rath Landauer,  Oberbaurath  Leins. 

Der  Vorsitzende  machte  Mittheilung  über  die  von  den 
auswärtigen  Vereinen  ertheilte  Auskunft,  ob  und  inwieweit 
dieselben  einen  Staatsbeitrag  für  Vereinszwecke  erhalten.  Es 
lagen  Schreiben  Seitens  der  Vereine  zu  Hamburg,  Han- 
nover, Berlin,  Cassel  und  Prag  vor,  aus  denen  hervor- 
geht, dass  einzig  der  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu 
Hannover  als  Zuschuss  für  die  Herausgabe  seiner  Zeitschrift 
eine  Staats-Unterstützung  von  800 — 1000  'l’hlr.  erhält. 

Hr.  Professor  Sonne  hielt  hierauf  einen  Vortrag  über  die 
Anlage  von  Trennungs-Bahnhöfen  mit  Inselperrons. 
Die  sogenannten  Inselbahnhöfe  seien  zwar  in  der  deutschen 
technischen  Litteratur  mit  besonderer  Vorliebe  behandelt, 
ihre  Anlage  sei  jedoch  nur  unter  gewissen  lokalen  Verhält- 
nissen, wenn  ein  bestehender  Bahnhof  in  einen  Trennungsbahn- 
hof verwandelt  werden  solle,  und  wenn  ein  Bahnhof  von  zwei 
getrennten  Verwaltungen  benutzt  werde,  vortheilhaft;  für  Sta- 
tionen mit  grösserem  Lokalverkehr  seien  sie  hingegen  ganz 
ausgeschlossen.  Im  Allgemeinen  sprechen  gegen  die  Anlage 
der  Inselperrons  folgende  Momente.  Die  Anlage  wird  kost- 
spielig, ja  fast  luxuriös,  — eine  Konzentrirung  der  Weichen 
und  Signalbedienung  in  wenig  Hände  ist  erschwert,  — die 
Zerspaltung  der  Hauptfahrgeleise  und  der  Geleise  für  den 
Güterverkehr  bringt  Uebelstände  mit  sich,  — eine  konsequente 
Gruppirung  der  Baulichkeiten  ist  unmöglich,  eine  Erweiterung 
derselben  sehr  beschränkt,  — die  Anlage  des  Hauptgebäudes 
hat  Schwierigkeiten,  — Querverbindungen  mit  Drehscheiben 
lassen  sich  in  ausgedehnter  Weise  nicht  wohl  hersteilen. 

An  den  Vortrag  knüpfte  sich  eine  lebhafte  Diskussion, 
in  welcher  namentlich  Hr.  Oberbaurath  Morloek  den  An- 
sichten des  Vortragenden  entgegentrat  und  behauptete,  dass 
sich  über  Zweckmässigkeit  und  Unzweckmässigkeit  der  Anlage 
eines  Inselbahnhofes  immer  nur  in  einem  konkreten  Falle  ent- 
scheiden lasse.  Auf  seinen  Vorschlag  wurde  beschlossen,  dass 
von  den  Mitgliedern,  die  sich  speziell  für  die  Frage  inter- 
essiren,  Projekte  für  ein  bestimmtes  Programm  nach  den  bei- 
den entgegengesetzten  Systemen  bearbeitet  werden  möchten, 
und  wird  hierzu  die  Bahnhofs- Anlage  für  Hebertingen  gewählt, 
für  welche  Herr  Baurath  Schlier  holz  bereits  ein  ähnliches 
Projekt  ausgearbeitet  hat. 

2.  Versammlung  am  15.  Februar;  Vorsitzender  Herr 
Oberbaurath  von  Egle,  anwesend  24  Mitglieder. 

Auch  von  den  Vereinen  in  Wien,  Dresden  und  Mün- 
chen ist  die  Nachricht  eingegangen,  dass  keiner  derselben 
einen  direkten  Staatsbeitrag  für  Vereinszwecke  erhält.  Nach 
Besprechung  über  mehre  innere  Verwaltungs- Angelegenheiten 
des  Vereins  begann  Hr.  Oberbaurath  Leins  einen  Vortrag 
über  arab  i sch  e B au  den  k m ale  in  Spanien,  den  er  jedoch 
nur  bis  zur  Hälfte  vollendete.  Hr.  Bauinspektor  Köhler 
zeigte  ein  kleines  Muster  von  gnsseisernen  Fensterrahmen  mit 
eigenthiimlichen  luft-  und  wasserdichtem  Verschluss  vor,  die 
von  Fabrikant  Wolff  in  Knittlingen  konstruirt  werden.  — 
Hr.  Architekt  Kapff  in  Stuttgart  wurde  als  Mitglied  in  den 
Verein  aufgenommen. 

3.  Versammlung  am  7.  März;  Vorsitzender  Hr.  Ober- 
Baurath  von  Egle,  anwesend  20  Mitglieder. 

Neben  der  Erledigung  kleinerer  Vereinsangelegenheiten 
und  einer  Mittheilung  des  Hin.  Professor  Teich  mann  über 
einen  einfachen  Beschlag  für  Thiiren,  die  nach  zwei  Seiten 
aufgehen,  wurde  die  Sitzung  durch  eine  von  Hrn.  Professor 
Sonne  angeregte  Besprechung  über  die  Exameiibestiinmungen 
für  Architekten  und  Ingenieure  ausgefüllt.  Es  kam  hierbei 
eine  Trennung  des  Examens  für  Architekten  und  Ingenieure 
zur  Sprache  und  allgemein  wurde  es  als  wünsehenswerth  an- 
erkannt, dass  zwischen  die  theoretischen  Studien  eine  praktische 
Thätigkeit  thunlichst  eingeschoben  werde.  — In  den  Verein 
wurden  die  Hrn.  Abtheiluugs- Ingenieure  Mayer  in  Riedlingen 
und  Bügler  in  Scheer  sowie  Hr.  Strassenbauinspektor  Ströh- 
len  in  Eli wangen  als  auswärtige  Mitglieder  aufgenommen. 

4.  Versammlung  am  21.  März:  Vorsitzender  Hr.  Ober- 
Baurath  von  Egle;  anwesend  27  Mitglieder. 

Hr.  Baurath  Binder  machte  Mittheilung  über  einen  Un- 
fall auf  der  Eisenbahnstrecke  Geisslingen;  Hr.  Oberbaurath 
Leins  vollendete  seinen  Vortrag  über  arabische  Baudenkmale 
in  Spanien,  von  dem  ein  gedrängter  Auszug  für  spätere  Ver- 
öffentlichung zugesagt  wird.  — Als  auswärtige  Mitglieder  wur- 
den die  Hrn.  Hochbauinspektor  Zeller  in  Möckmiikl  und  As- 
sistent Eulenstein  in  Weikersheim  aufgenommen. 

5.  Versammlung  am  7.  April;  Vorsitzender  Hr.  Ober- 
Baurath  von  Egle,  anwesend  21  Mitglieder. 

Infolge  des  Beschlusses  der  1.  Versammlung  waren  von 
den  Hrn.  Professor  Mohr,  Baurath  Schlierholz  und  Bau-In- 
spektor B ossert  im  Ganzen  6 Entwürfe  für  die  Bahnhofsanlage 
in  Hebertingen  eingegangen,  die  zu  einer  lebhaften  Diskussion 


270 


Veranlassung  gaben.  Da  eine  Einigung  über  die  Grundfrage,  j 
ob  das  gewöhnliche  oder  das  System  der  Inselbahnhöfe  zweck 
massiger  sei,  nicht  herbeigeffihrt  werden  konnte,  so  wurde  die 
Angelegenheit  einer  Spezial  körn  inission  zur  sorgfältigen  He-  , 
ratliung  übergeben.  — 11  r.  Bauinspektor  Necker  in  Aalen 
wurde  als  auswärtiges  Mitglied  aufgenommen. 

G.  Versammlung  am  18.  April;  Vorsitzender  Hr.  Ober- 
baurath  von  Egle,  anwesend  19  Mitglieder. 

Hr.  Baurath  Schlierholz  hielt  einen  Vortrag  über  die 
Errichtung  von  Gebäuden  aus  Beton.  Es  ist  diese  Bauweise 
keineswegs  neu;  denn  abgesehen  von  dem  unverwüstlichen 
Gussmauerwerk  an  römischen  Bauwerken,  ist  sie  in  zahlreichen 
Beispielen  seit  mehren  Dezennien  mit  Erfolg  zur  Anwendung 
gekommen.  So  in  Frankreich  und  England  zu  Militärbauten, 
jedoch  meist  ohne  Bedachung  aus  Beton,  während  einige  Ge- 
bäude der  Maschinenfabrik  von  Henschel  & Sohn  in  Cassel, 
ein  vom  Kreisbaurath  lluland  in  München  ausgeführtes  Wär- 
terhäuschen  an  der  Isar  u.  a.  m.  glückliche  Beispiele  einer 
durchgängigen  Beton-Konstruktion  zeigen.  Für  Oberschwaben, 
das  arm  an  natürlichen  Bausteinen  ist  und  wo  auch  nicht 
immer  gute  Backsteine  zu  haben  sind,  während  es  reiche  La- 
ger von  scharfem  Sand  und  Kies,  sowie  vorzügliche  Zement- 
fabriken besitzt,  empfiehlt  sich  diese  Bauweise  ganz  besonders 
und  hat  die  Königliche  Eisenbahn-Kommission  daher  beschlos- 
sen, einen  Versuch  ihrer  Anwendung  zu  machen.  Auf  der 
Linie  zwischen  Ulm  und  Blaubeuren  sollen  3 Wärterhäuser 
von  Beton  errichtet  werden  und  zwar,  bei  durchgängiger  Her- 
stellung des  unterirdischen  Mauerwerks  von  Roman -Zement  — 
ein  Haus  von  Roman  - Zement,  ein  solches  von  einem  Gemisch 
aus  *4  Roman-  uud  (4  Portland  - Zement  und  ein  drittes  aus 
Portland  - Zement.  Demnächst  wird  man  sorgfältige  Beobach- 
tungen nach  folgenden  Gesichtspunkten  veranlassen. 

1.  Wie  verhält  sich  der  Beton  sowohl  mit  Bezug  auf 
Volumen -Vergrösserung  als  auf  dessen  Schwinden  (Vermin- 
derung) ? 

2.  Wie  gestaltet  er  sich  nach  seiner  Erhärtung  durch 
die  Einwirkung  von  Trockenheit,  Nässe,  Sonnenhitze  und 
Kälte? 

3.  Wie  gegenüber  der  Temperatur -Veränderung  in  mi- 
kroskopischer Beziehung  und  der  Eigenschaft  der  Wärme- 
leitung, und 

4.  gegenüber  der  Wirkung  der  Erschütterung  durch 
Bahnzüge? 

Es  sollen  diese  Gebäude  nicht  nur  in  ihren  ganzen  Um- 
fassungen incl.  des  Daches,  sondern  auch  in  den  Decken,  der 
Kellertreppe,  den  Kaminausmündungen  etc.  vollständig  in 
Beton  und  zwar  nicht  etwa  aus  einzelnen  Betonquadern  mit 
Zementmörtel  verbunden  zusammengefügt,  sondern  in  Kästen 
und  Formen  gleich  wie  beim  Pise-Bau,  die  Gewölbe  über 
Einschaalung  in  niederen,  5 bis  S"  starken  Schichten  nach 
und  nach  als  aus  einem  Gusse  bestehend  hergestellt  werden. 
Bis  jetzt  ist  nur  eines  dieser  Häuschen  und  zwar  da^  in 
einem  Gemisch  von  Roman-  und  Portland -Zement  ausgeführt. 
Dasselbe  ist  27'  (Württemberg.)  lang,  19,4'  breit,  aus  Keller 
und  Erdgeschoss  bestehend.  Die  Kellergewölbe  haben  eine 
Stärke  von  S",  die  Umfassungen  des  Erdgeschosses  eine 
solche  von  12"  erhalten.  Das  Dach  ist  durch  ein  spitzbo- 
giges  Tonnengewölbe  von  in  minimo  7"  Stärke  gebildet,  im 
Aeusseren  jedoch  geradlinig  abgeschrägt  und  mit  einer  l'/i" 
starken  Schicht  von  reinem  Portland-Zement  abgedeckt.  Das 
Gebäude  ist  innerhalb  38  Arbeitstagen  errichtet  und  hat 
29S2  Fl.  (135  Fl.  weniger  als  ein  gewöhnliches  Haus  dieser 
Art)  gekostet;  bis  jetzt  hat  sicli  dasselbe  vorzüglich  bewährt. 
Spätere  Ausführungen  werden  sieb  noch  billiger  stellen,  weil 
alsdann  die  Formen  schon  vorhanden  und  die  Arbeiter  einge- 
iibt  sind. 

Hierauf  hielt  Hr.  Ingenieur  Wolf  einen  längeren  Vortrag 
über  Abtritt-  und  Kloaken- Anlagen. 

Endlich  zeigt  Hr.  Baurath  Schlier  holz  noch  ein  Modell 
von  gläsernen  Lüftungsjalousien  von  Fabrikant  Friedr.  Ja- 
cob i in  Hessen  - Homburg  vor,  welches  sehr  solid  ist,  festen 
Schluss  gewährt  und,  durch  eine  Feder  regulirt,  beliebig 
gestellt  werden  kann.  Die  Charniere  sind  von  Messiug,  der 
ganze  Mechanismus  sehr  gut  aber  etwas  theuer.  — Die  eiser- 
nen Rahmen  mit  Stange  und  Charniertheilen  ohne  Glas  und 
Schloss  werden  berechnet,  indem  s/t  der  Höhe  -j-  Breite  als 
Gesammtlänge  in  Cent  im.  ausgedrückt  und  pr.  Centim.  5 kr. 
angesetzt  werden.  Ausserdem  kostet  der  Verschluss  mit  Feder- 
einrichtung 1 fl.  48  kr.,  Verschluss  mit  Triebschloss  4 fl.  30  kr. 
Diese  Lüftungsjalousien,  wovon  einfachere  Modelle  schon  auf 
der  Londoner  und  Pariser  Ausstellung  zu  sehen  waren  und  in 
Schulen  und  Spitälern  häufig  Anwendung  finden,  sollen  auch 
für  die  grössten  Flügel  ausführbar  sein. 

Herr  Architekt  Bittinger  von  Ulm  wurde  als  auswär- 
tiges Mitglied  in  den  Verein  aufgenommen. 


7.  Versammlung  am  2.  Mai;  Vorsitzender:  Oberbau- 
rath  \on  Egle,  anwesend  22  .Mitglieder. 

Nachdem  der  Vorsitzende  Mittheilungen  über  die  in 
Hamburg  abzuhaltende  diesjährige  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure,  sowie  über  die  in  Stuttgart  be- 
vorstehende Zusammenkunft  des  Vereins  mittelrheinischer 
Bautechniker  gemacht  hatte,  beschloss  der  Verein  über  die 
Ordnung  seiner  Thätigkeit  während  der  Sommermonate. 

Die  8.  (ausserordentliche)  Versammlung  am  9.  Mai, 
(Vorsitzender:  Baurath  Schlierholz,  anwesend  27  Mitglie- 
der) sowie  die  9.  Versammlung  am  16.  Mai  (Vorsitzender: 
Oberbaurath  von  Egle,  anwesend  22  Mitglieder)  wurden  fast 
ausschliesslich  durch  Diskussionen  über  das  (in  No.  20,  S.  203 
der  D.  Bztg.  erwähnte)  Projekt  einer  Gewerbehalle  für  Stutt- 
gart in  Anspruch  genommen.  Der  Verein  erklärte  sich  fast 
mit  Einstimmigkeit  gegen  den  Plan  , den  schönsten  Platz  der 
Stadt  (den  Alleenplatz)  mit  diesem  Gebäude  verbauen  zu  wol- 
len; auch  die  Art  und  Weise  der  Ausführung  — durch  Be- 
nutzung eines  Theils  vom  letzten  Pariser  Ausstellun^spallast 
— wurde  scharf  kritisirt.  — 

Vermischtes. 

Vorschläge  zu  hydrographischen  Ermittelungen. 

Der  letzte  im  vorigen  Jahre  zu  Florenz  versammelte  in- 
ternationale statistische  Kongress  hat  unter  anderen  Vorschlä- 
gen auch  die  Nothwendigkeif  umfassender  hydrographischer 
Ermittelungen  betont.  Indem  wir  auf  den  in  dem  letzten  Hefte 
der  Zeitschrift  des  Köuigl.  Preuss.  statistischen  Bureau’s  ent- 
haltenen Bericht  des  Marquis  Pareto,  Abtheiluugs  - Direktor 
im  Ministerium  für  Ackerbau,  Industrie  uud  Handel  in  Florenz 
verweisen,  geben  wir  nachstehend  nach  derselben  Quelle  die 
vom  Kongress  gefassten  Beschlüsse. 

1.  Es  ist  nützlich,  dass  in  jedem  Staate  die  Hydrographie 
seiner  Gewässer  erforscht  und  das  Resultat  veröffentlicht  werde. 
Gehört  ein  Gewässer  mehren  Staaten  an,  so  setzen  sich  die 
verschiedenen  Regierungen  zu  gemeinsamer  Untersuchung  der 
hydrographischen  Verhältnisse  in  Beziehung. 

2.  Das  hydrographische  Studium  eines  Landes  muss  die 
nützlichen  und  die  schädlichen  Gewässer  umfassen;  sowohl 
diejenigen,  welche  bereits  nützlich  verwendet  werden,  als  die- 
jenigen, welche  unverwerthet  dem  Meere  zufliessen. 

3.  Die  Gewässer  sind  nicht  nur  in  Beziehung  auf  ihre 
physische  Beschaffenheit,  sondern  auch  bezüglich  ihrer  hygiei- 
nischen  Verhältnisse,  ihrer  Verwendung  für  Handel,  Industrie, 
Landwirthschaft  zu  erforschen. 

4.  Es  sind  alle  Wasser,  sowohl  die,  welche  im  häuslichen 
Gebrauch  und  in  den  Fabriken  Verwendung  finden,  als  auch 
die  mineralischen  und  medizinalen  Wasser,  endlich  auch  die 
Abzugswasser  in  allen  ihren  Beziehungen  zum  menschlichen 
Gebrauch  zu  erforschen. 

5.  Die  Untersuchung  muss  die  unterirdischen  und  die  auf 
der  Erdoberfläche  fliessenden  Wasser,  sowie  die  in  Seen  und 
Teichen  stagnirenden  Wasser  umfassen. 

G.  Die  Untersuchung  hat  die  topographischen  und  physi- 
kalischen Eigenschaften  der  Gewässer  und  den  Nutzen,  welchen 
die  Menschen  aus  diesen  Eigenschaften  für  Schiffahrt,  für  Be- 
wässerungen uud  für  Gewinnung  motorischer  Kräfte  ziehen 
können,  darzulegen.  Dieser  letztere  Gesichtspunkt  ist  um  so 
mehr  von  Interesse,  als  die  Befürchtung  sich  regt,  dass  in  einer 
näheren  oder  ferneren  Zukunft  die  Steiukohle,  in  Folge  von 
Erschöpfung  der  Gruben,  ausgehen  dürfte. 

7.  Die  Untersuchung  hat  ferner  festznstellen , worin  die 
Nachtheile  schädlicher  Gewässer,  sei  es,  dass  sie  in  Bewegung 
sind  oder  in  Sümpfen  stagniren,  bestehen. 

8.  Der  Kongress  dringt  darauf,  dass  bei  statistischen  hydro- 
graphischen Arbeiten  das  metrische  Dezimalmaass  zur  Anwen- 
dung komme.  — 

Es  würde  ferner  von  grossem  Interesse  sein,  die  Quanti- 
täten des  zu  häuslichen  Zwecken  verwendeten  Wassers,  den 
durchschnittlichen  Verbrauch  auf  jeden  Einwohner  und  die 
Quantitäten,  welche  zu  kommunalen  Zwecken  zur  Verwendung 
kommen,  in  Erfahrung  zu  bringen. 

Der  Kongress  erachtet  ferner  folgende  Angaben  für  er- 
forderlich: die  Dimensionen  der  Flussbetten,  das  Volumen  der 
Gewässer  und  ihre  Schnelligkeit,  die  Niveauverhältnisse,  die 
Temperatur  verglichen  mit  der  atmosphärischen  Luft,  die  Be- 
schaffenheit des  Terrains,  wo  die  Gewässer  zu  Tage  treteu 
und  über  welches  sie  sich  weiter  ergiessen,  die  Geschwindig- 
keit und  das  Volumen  der  Wasserläufe,  die  Quantitäten  der 
Wassermasse,  welche  diese  Wasserläufe  innerhalb  eines  Jahres 
und  eines  Monats  abgeben,  und  mit  Bezug  hierauf  die  V asser- 
menge  in  verschiedenen  Jahreszeiten,  endlich  die  Art  und 
Weise,  in  welcher  die  Gewässer  für  den  Ackerbau  und  die 
Industrie  verwerthet  werden. 


Hierzu  eine  Beilage. 


271 


Von  Hm.  Baumeister  Mölle  in  Minden  erhielten  wir 
(durch  ein  Versehen  in  der  Expedition  leider  sehr  verspätet) 
folgendes  Schriftstück,  das  wir  im  Interesse  der  Unpartei- 
lichkeit veröffentlichen : 

„Persönliche  Bemerkungen  gegen  Hrn.  Krieg  zu  Lübeck 
in  Folge  seines  Aufsatzes  „das  Metermaass“  in  No.  23  dieses 
Blattes. 

].  „Konservativ“  muss  jeder  Deutsche  in  so  weit  sein, 
dass  er  das  Gute,  was  wir  haben,  erkennt  und  vertheidigt, 
und  dass  er  seine  Stimme  erhebt,  wenn  man  im  Begriff'  ist, 
schlecht  erwogener  ausländischer  Neuerung,  Bewährtes  und 
Nationales  aufzuopfern. 

2.  „Partikularer  Egoismus“  würde  es  freilich  sein,  wenn 
Lübeck  oder  ein  anderer  kleiner  Finger  am  Bundeskörper, 
den  Anspruch  machte,  sein  Maass  zum  Maass  des  norddeut- 
schen Bundes  zu  erheben.  Wenn  aber  der  preussische  Staat, 
der  Rumpf  und  das  Haupt  dieses  Körpers  etwa  forderte,  dass 
die  Glieder  sich  ihm  fügen,  so  wäre  das  kein  partikularer 
Egoismuss,  sondern  die  sachgemässe  Ordnung  der  Dinge. 
Es  giebt  ein  lateinisches  Sprüchwort,  welches  Unterschiede 
solcher  Art  in  recht  plastischer  Weise  hervorhebt.“ 

Minden,  den  6.  Juni  1868.  Mölle. 


Wir  werden  ersucht  auf  die  Thatsache  hinzuweisen,  dass 
bei  Besetzung  der  etatsmässigen  Eisenbahnbaumeister- 
Stellen  in  Preussen  bereits  die  im  Jahre  1862  geprüften  Bau- 
meister berücksichtigt  werden,  während  ans  den  Jahrgängen 
1858  — 59  — 60  und  61  noch  18  + 30  + 45  + 54=147  Bau- 
meister übrig  sind,  welche  dieselben  Ansprüche  auf  Anstellung 
zu  haben  glauben. 


Die  durch  den  Tod  des  Baumeisters  Bernhard  Köl- 
scher erledigte  Stelle  eines  Lehrers  in  der  Kompositions- 
Klasse  des  deutschen  Gewerbe -Museums  zu  Berlin  hat  der 
Baumeister  Eduard  Jacobsthal  erhalten. 


In  Halle  a.  S.  ist  ein  städtisches  Wasserwerk  errichtet 
worden.  Das  Wasser  wird  aus  einem  mächtigen  Kieslager 
vor  der  Mündung  der  Elster  in  die  Saale,  3A  Stunden  von 
der  Stadt,  durch  natürliche  Filtration  gewonnen. 


Bauwissenschaftliche  Litteratur. 

April,  Mai,  Juni  1 868. 

(Schluss.) 

Promnitz,  J.,  der  praktische  Zimmermann.  Handbuch  für  Zimmer- 
meister, Gesellen,  Lehrlinge  etc,  1.  Heft.  8.  Halle.  10  Sgr. 

Kamee,  D.,  l’architecture  et  la  construction  pratiques,  mises  ä la 
portee  des  gens  du  monde,  des  eleves  et  de  tous  ceux  qui  veulent 
faire  bätir.  16°.  Paris.  1 2/j  Thlr. 

Ranghiasci,  B.,  dei  palazzi  muuicipale  e Pretorio  di  Gubbio,  illustra- 
zione  storico  - artistica.  8°.  Florenz. 

Kaumer,  C.  von,  Konstruktion,  Leistungsfähigkeit  und  Reparatur  der 
Ziegelmaschine.  8°.  Weimar.  12  Sgr. 

Richardi,  H.,  Schablonen  zu  ornamentalen  Zimmerwerken,  zur  prakt. 
Benutzung  für  Baumeister  und  Zimmermeister.  1.  Reihenfolge  in 
4 Heften  m.  je  30  — 40  Schab].  Fol.  Pr.  Stargardt.  ä Heft  1 Thlr. 

Rondelet,  J.,  Traite  theorique  et  pratique  de  l’art  de  bätir.  Supple- 
ment par  G.  A.  Blouet.  (Neue  Aufl.)  2 Bde.  4°.  Paris. 

Sammelmappe  für  Bau -Entwürfe  ausgeführter  Gebäude.  Hrsg, 
v.  W.  H.  Behse.  6.  — 8.  Heft.  Fol.  Halle,  ä >/,  Thlr. 

Schreiber,  G.,  die  Farben  und  das  Malen  kunstgewerblicher  Zeich- 
nungen. Aus  dem  Athenäum  zeichnender  Kunst  zu  Karlsruhe. 
1.  Heft.  Mit  6 Taf.  4°.  Carlsruhe.  1 Thlr.  12  Sgr. 

Schubert,  F.  C.,  Entwürfe  von  Stallgebäuden.  Fol.  Halle.  2 Thlr. 

Schwatlo,  C.,  der  innere  Ausbau  an  Privat-  und  öffentlichen  Ge- 
bäuden. 5.  Heft:  Schlosserarbeiten  an  Thiiren  und  Thorwegen. 
Fol.  Halle.  1 Thlr. 

Sonnet,  H. , dictionnaire  des  mathematiques  appliquees.  8.  Theil. 
8«.  Paris.  3 Fr.  50  C. 

Tuckermann,  W.  P,,  das  Odeum  des  Herodes  Atticus  und  der  Regilla 
in  Athen.  Fol.  Bonn.  2%  Thlr. 

Ueber  den  Bau  und  Betrieb  der  bayerischen  Staatsbahnen  und  der 
bayerischen  Ostbahnen.  8".  München.  3*/«  Sgr. 

Ungewitter,  G.  G. , Land-  und  Stadtkirchen.  Eine  Sammlung  von 
ausgeführten  oder  zur  Ausführung  bestimmten  Entwürfen. 
Hrsg,  von  E.  Hillebrand.  6.  Lfr.  Fol.  Glogau.  l>/2  Thlr. 

Wastler , J.,  die  Farbe  als  dekorativer  Schmuck.  2 Vorträge. 
8°.  Gratz.  10  Sgr. 

Wiebe,  F.  K.  H. , Skizzenbuch  für  den  Ingenieur  und  Maschinen- 
bauer. Heft  55.  Fol.  Berlin,  ä 1 Thlr. 

Wolf,  A.,  landwirthschaftl. -industrielle  Bräuhausanlagen,  deren  bil- 
lige Anlage  und  Rekonstruirung.  8».  Prag.  7 Sgr. 

Zeichnungen  über  Wasser-  und  Strassenbau.  2.  Curs.  Brückenbau, 
zu  den  Vorträgen  des  Baurath  Sternberg.  5.  Heft.  Fol.  Carls- 
ruhe. 2 Thlr. 


Konkurrenzen. 

Mon at s - A uf ga b e n für  den  A rchitek  ten -Verein 
zu  Berlin,  zum  4.  Juli  1868. 

I.  Ein  Rosettenfenster  von  12'  Durchmesser,  in  farbiger 
Verglasung,  mit  Maasswerk  ans  gebranntem  Thon.  Verlangt: 

1 Ansicht,  1 Durchschnitt.  Maasstab:  */*«  der  natürlichen 
Grösse. 

II.  Für  eine  24'  weite  Schiffsschleuse,  welche  12'  Gefälle 
hat,  ist  das  untere  Thorpaar  zu  entwerfen.  Die  Thore  sind 
von  Eisen,  mit  Schützöffnungen  zum  Entleeren  der  Schleuse 
und  ohne  Wendesäulen  zu  konstruiren.  Maasstab:  ‘/oo,  die 
Details  in  grösserem  Maasstabe. 

Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn  - Baumeister  B ehrend  zu  St. 

Wendel  zum  Eisenbahn-Bau-Iuspektor,  (es  ist  demselben  die  obere 
Leitung  des  Baues  der  Elm-Gemündener  Eisenbahn,  mit  dem  Wohn- 
sitze zu  Schlüchtern,  übertragen  worden),  — der  Eisenbahn  - Bau- 
meister Böttcher  zu  Saarbrücken  zum  Eisenbahn  - Bau  - und  Be- 
triebs-Inspektor bei  der  Bergisch -Märkischen  Eisenbahn  zu  Elber- 
feld, — der  Baumeister  Schneider  zu  Magdeburg  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Bergisch -Märkischen  Eisenbahn  mit  dem  Wohn- 
sitze zu  Dortmund,  — der  Baumeister  Vier  egge  zu  St.  Wendel 
zum  Eisenbahn  - Baumeister  bei  der  Saarbrücker  Eisenbahn  zu 
Saarbrücken. 

Am  20.  Juni  haben  das  Baumeister-Examen  bestanden: 
Leop.  Theodor  v.  Nehus  aus  Altona,  Jacob  Kratz  aus 
Nettesheim. 


Offene  Stellen. 

1.  Für  den  Kreis  Zell  a.  d.  Mosel  ist  die  Stelle  eines  Kom- 
mun a 1 - B au m eis  te rs  zu  besetzen.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

2.  Ein  Stadtbaumeister  für  Bochum  in  Westphalen  wird 
gesucht.  Siehe  ebenfalls  im  Inseratentheile. 

3.  Ein  geprüfter  Baumeister  wird  für  Hamburg  gesucht. 
Näheres  unter  den  Inseraten. 

4.  Im  Regierungsbezirk  Minden  findet  ein  Baumeister,  der 
zunächst  die  spezielle  Leitung  des  begonnenen  Neubaues  eines 
Gerichtshauses  in  Bielefeld  — gegen  einen  Diätensatz  von 
2 +3  Thlr.  — zu  übernehmen  hätte,  dauernde  Beschäftigung  bei 
fiskalischen  Bauausführungen.  Meldungen  sind  an  den  Regierungs- 
und Baurath  Keller  in  Minden  zu  richten. 

5 Ein  Architekt  wird  auf  zwei  Monate  gegen  regl.  Diäten 
für  Anschlags- Arbeiten  etc.  sofort  gesucht.  Es  verbindet  sich  da- 
mit die  Aussicht  auf  2,/a  jährige  Beschäftigung  bei  Leitung  eines 
grösseren  Landbaues.  Näheres  beim  Kreisbaumeister  Schüler  in 
Kyritz. 

6.  Zur  Leitung  des  Neubaues  eines  bedeutenden  Magazinge- 
bäudes in  Elbing  wird  ein  Baumeister  gegen  reglementsmässige 
Diäten  gesucht.  Dauer  der  Beschäftigung  4 bis  5 Monate.  Meldung 
beim  Kreisbaumeister  Passarge  in  Elbing. 

7.  Zwei  Bauführer  sollen  gegen  reglementsmässige  Diäten 
bei  Abrechnungsarbeiten  für  den  Ostbahnhof  Berlin  engagirt  werden. 
Näheres  im  Bau-Biireau  daselbst. 

8.  Ein  junger  Mann,  der  als  Maurer  praktisch  gelernt  hat 
und  einige  Fertigkeit  im  Zeichnen  und  Veranschlagen  von  Gebäu- 
den besitzt,  findet  sofort  in  einer  grösseren  Provinzialstadt  gegen 
eine  monatliche  Remuneration  von  30  bis  40  Thlr.  dauernde  Be- 
schäftigung. Meldungen  in  der  Expedition  dieser  Zeitung.  — 

9.  Ein  im  Hochbau  erfahrener  Baumeister  resp.  Bauführer 
findet  bei  einem  grossem  Kasernenbau  gegen  2 Thlr.  re^p.  \ '/t  Thlr. 
Diäten  vom  15.  Juli  c.  dauernde  Beschäftigung.  Zu  melden  bei 
dem  Garnison -Baumeister  Saemann  in  Königsberg  i.  Pr.,  Sack- 
heimer  Hinterstrasse  No.  26. 

Vakant  sind  noch  die  in  No.  25,  alinea  2 und  10  ausgeschrie- 
benen Stellen. 


Brief-  und  Fragekasten. 

lim.  L.  in  Oldenburg.  — In  der  von  uns  an  die  Mitglieder 
des  Reichstages  vertheilten  Zusammenstellung  der  in  unserem  Blatte 
über  die  Freigebung  der  Baugewerbe  und  die  Einführung  des  Me- 
termaasses  erschienenen  Artikel  waren  in  letzter  Hinsicht  selbstver- 
ständlich die  beiden  sich  entgegenstehenden  Ansichten  gleichmässig 
berücksichtigt  worden.  Dass  der  Abgeordnete  Hr.  Dr.  Beckerden 
Gegnern  des  Metermaasses  seine  Sympathie  gezollt  hat,  ist  ohne 
unser  Zuthun  geschehen. 

Hrn.  N.  N-  in  Magdeburg.  Wir  haben  die  von  Ihnen 
gerügte  Thatsache  zwar  unter  „Vermischtes“  aufgenommen,  konnten 
jedoch  auf  den  Abdruck  Ihrer  daran  angeschlossenen  Bemerkungen 
nicht  eingehen,  da  wir  anonyme  Beiträge  prinzipiell  nicht  be- 
rücksichtigen. 

Hrn.  v.  F.  in  Grünberg.  — Gute  Modelle  zu  Tischler- 
Arbeiten  des  inneren  Ausbaues  liefern  eine  Anzahl  tüchtiger  Tisch- 
lermeister in  Berlin,  u.  A.  die  Tischlerei  des  Baumeister  Strauch, 
Genthinerstrasse  3,  Koch  Prinzenstrasse  70,  Schievelbein  Span- 
dauerstrasse 46. 

Hrn.  E.  W.  in  Mühlhausen.  Für  Berlin  besorgt  die  Lie- 
ferung grösserer  Taue  fast  ausschliesslich  der  Seiler  Gust.  Crah- 
mer,  Jerusalemerstr.  55. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  R.  in  Franfnrt  a./M., 
K.  in  Hannover. 


272 


Xu r gefälligen  Beachtung. 

Bei  dem  bevorstehenden  Beginn  eines  neuen  Quartales  ersuchen  wir  unsere  verehrlichen  auswär- 
tigen Abonnenten  um  gefällige  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  resp.  Buchhandlungen  und 
Postanstalten,  damit  in  der  regelmässigen  Zusendung  des  Blattes  keine  Unterbrechung  eintritt.  Unsern 
Abonnenten  in  Berlin  senden  wir  die  Fortsetzung  unverlangt  weiter,  falls  nicht  eine  ausdrückliche  Abbe- 
stellung erfolgt  ist. 


Architekten-Yerein  zu  ßcrlin. 

Hauptversammlung  am  Sonnabend  den  27.  Juni. 

Tagesordnung : 

1.  Beurtheilung  und  Abstimmung  über  die  Monats-Konkurrenzen. 

2.  Beschlussfassung  über  Erwerb  eines  neuen  Vereins -Lokals. 

Die  eingegangenen  Verbesserungsvorschläge  resp.  Pläne  zum 
neuen  Vereins-Lokal  sind  ausgestellt,  mit  Ausnahme  des  Freitags 
Nachmittag,  wo  sie  der  Berathung  des  Vorstandes  unterliegen. 
Am  Schluss  der  Versammlung  soll  eine  Anzahl  von  Werken 
(darunter  Hagen’s  Wasser-  uud  Seebau,  Architektonische  Skizzen- 
bücher etc.)  aus  dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Baumeister  Wust 
zur  Versteigerung  kommen. 


Die  Programme  zu  den  Monatskonkurrenzen 

sind  im  Vereins -Lokale  gegen  Quittung  in  Empfang  zu  nehmen. 
Auswärtigen  Mitgliedern  werden  dieselben  auf  Wunsch  zugesandt. 

Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Der  in  der  Haupt- Versammlung  vom  6.  Juni  gefasste  Beschluss 
wegen  Erwerb  eines  auf  dem  Knoblauchzehen  Grundstücke  neu  zu 
erbauenden  Vereinslokals  ist  vom  Vorstande  auf  Antrag  einer 
grossen  Zahl  von  Mitgliedern  sistirt  worden  und  kommt  Sonnabend 
den  27.  d.  Mts.  abermals  zur  Berathung.  Um  die  Verhandlung  in 
dem  schwülen  Lokal  abzukürzen,  dabei  jedoch  eine  gründliche  Er- 
örterung dieser  für  die  ganze  Zukunft  des  Architekten -Vereins  hoch- 
wichtigen Frage  zu  ermöglichen,  erlauben  sich  mehrere  Mitglieder 
des  Vereins,  wie  schon  mehrfach  bewährt,  eine 

Vorversammlung  auf  Freitag  den  26.  Juni  er.  Abends  9 Uhr 

im  Cafe  Jost,  Kommandantenstrasse  62 
zu  berufen  und  laden  zu  zahlreichem  Besuche  derselben  ein. 

Kommunal -Kreisbaumeistercttelle. 

Für  den  Kreis  Zell  a.  d.  Mosel  soll  nach  einem  Beschlüsse 
der  Kreisvertretung  ein  Kommunalbaumeister  mit  einem  festen  jähr- 
lichen Gehalte  von  800  Thlrn.  gegen  vierteljährliche  Kündigung  an- 
gestellt werden.  Bei  dem  bald  eintretenden  Mangel  eines  andern 
Baumeisters  im  Kreise  bietet  sich  für  den  Betreffenden  auch  Aus- 
sicht auf  eine  nicht  unbedeutende  Privatpraxis.  Qualifizirte  Re- 
flektanten, welche  bereits  praktisch  beschäftigt  gewesen  sind,  wollen 
sich  bis  spätestens  zum  15.  Juli  d.  J.  unter  Vorlegung  ihrer  At- 
teste und  Darstellung  der  bisherigen  Beschäftigung  bei  dem  Unter- 
zeichneten melden. 

Zell,  den  17.  Juni  1868. 

Der  Landrathsamtsverwalter 
Knebel. 

OlTene  Baumeister- Stelle. 

Zur  Ausführung  eines  interessanten  Kasernenbaues  zu  Lübeck 
wird  gegen  3 Thlr.  Diäten  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht.  So- 
fortiger Antritt  erwünscht.  Meldungen  unter  Beifügung  von 
Attesten  und  Angabe  des  Antritt-Termines  bei  der  Garnison -Bau- 
Direktion  zu  Schleswig. 

Offene  Stelle.  Für  eine  Marmorwaaren-Fabrik  wird  ein 
junger  Mann  gesucht,  welcher  zunächst  zeichnen  und  der  einfachen 
Buchführung  vorstehen  kann.  Bevorzugt  wird  derjenige,  welcher 
dieser  Branche  oder  dem  Baufach  nicht  ganz  fremd  ist.  Bemittelten 
Reflektanten  ist  gleichzeitig  die  Gelegenheit  geboten,  sich  eine 
sichere  und  lohnende  Existenz  zu  gründen,  wenn  sie  später  Theil- 
haber  oder  Besitzer  des  Geschäfts  werden  wollen,  da  der  Eigen- 
thümer  ohne  Kinder  ist.  Offerten  unter  Bezeichnung  F.  No.  3. 
vermittelt  das  Annoncen-Bureau  von  Eugen  Fort  in  Leipzig. 


Heute  wurde  meine  liebe  Frau  Laura,  geb.  Sabarth,  von 
einem  kräftigen  Mädchen  glücklich  entbunden. 

Frankfurt  a.  O. , den  22.  Juni  1868. 

Schwedler, 

Baumeister. 

Am  hiesigen  Orte  ist  die  Stelle  eines  Stadt  - Baumeisters  neu 
zu  besetzen.  Dieselbe  trägt  700  Thaler  jährliches  Fixum  und  ca. 
100  Thaler  Nebeneinkünfte.  Ausserdem  wird  die  Ausübung  der 
Privat-Praxis  im  Stadtbezirk,  soweit  die  Amtsthätigkeit  dadurch  nicht 
benachtheiligt  wird,  gestattet.  Bewerber,  welche  das  Königliche 
oder  Privat- Baumeister-Examen  gemacht  haben,  wollen  sich  bei  dem 
Unterzeichneten  bis  15.  Juli  a.  c.  melden. 

Lauban,  den  22.  Mai  1868. 

Der  Stadtverordneten -Vorsteher 
Rei  mann. 

Bekan  ntmacliunjE. 

Die  Stelle  des  zweiten  Stadtbaumeisters,  mit  welcher  ein  jähr- 
liches Gehalt  von  1000  Thlr.  verbunden  ist,  wird  zum  1.  Oktober 
d.  J.  vakant  und  soll  zunächst  kommissarisch  mit  sechsmonatlicher 
Kündigung  aufs  Neue  besetzt  werden. 

Qualifizirte  Bewerber,  welche  die  Staatsprüfung  als  Baumeister 
absolvirt  haben,  werden  hierdurch  aufgefordert,  ihre  Meldungen 
unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  bis  zum  15.  Juli  d.  J.  bei  uns 
einzureichen. 

Danzig,  den  18.  Juni  1868. 

Iler  Magistrat 

W i n ter. 

Für  einen  Mascliinentecliniker 

der  auch  Kenntnisse  im  Baufach  besitzt  und  eine  entsprechende 
theoretische  Bildung  nach  weisen  kann,  ist  sofort  eine  angenehme 
Stelle  zu  vergeben  durch  die  Redaktion  des  „Praktischen  Maschi- 
nen-Konstrukteur  in  Frankenberg  bei  Chemnitz. 

Baumeister  - Gesuch. 

Für  den  Bau  eines  grossen  Kasernements  zu  Hamburg  wird 
ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr.  Diäten  gesucht.  Anmel- 
dungen mit  Angabe  des  Termins  zum  Antritt  sind  unter  Einsendung 
von  Attesten  und  Angabe  selbst  ausgeführter  Bauten  an  die  Gar- 
nison-Bau-Direktion  9.  Armee-Corps  zu  Schleswig  zu 
machen. 

Offene  Baumeister -Stelle. 

Für  die  hiesige  Stadt  wird  ein  Stadtbaumeister  gesucht.  — 
Gehalt  800  Thaler.  — Meldungen  nebst  Zeugnissen  sind  an  den 
Unterzeichneten  Magistrat  zu  richten. 

Bochum  in  Westpfalen,  den  15.  Juni  1868. 

Der  Magistrat 

Greve. 

Ein  junger  Mann  (Zimmerm.)  der  mit  Veranschlagen,  Zeichnen 
und  Bureauarbeiten  vertraut  ist,  und  hier  schon  längere  Zeit,  sowohl 
im  Bureau  als  auch  praktisch  gearbeitet  hat,  sucht  eine  Bureaustelle. 
Gefällige  Adressen  sub  W.  R.  33  in  der  Expedition  dieses  Blattes 
niederzulegen. 

Ein  praktisch  und  theoretisch  tüchtiger  Maurer,  der  bereits 
längere  Zeit  im  Bureau  arbeitete,  jetzt  mit  der  Leitung  eines  Baues 
beschäftigt  ist  und  die  besten  Zeugnisse  aufznweisen  hat,  sucht 
eine  Stelle.  Offerten  bittet  man  unter  A.  B.  25  in  der  Expedition 
dieser  Zeitung  abzugeben. 

Einige  schwarze  und  bunte 

Marmor-  Säulen 

4'  hoch,  zu  Büsten,  Vasen,  etc.,  sind  ausnahmsweise  für  den  Preis 
von  25  Thlr.  zu  haben  bei  E.  Merrnher|f.  Dorotheenstr.  57, 
Nachmittags  3 — 6 Uhr. 


Empfehlung  von  Granit-,  Marmor-,  Alabaster-,  Schiefer-  und  Steinwaaren 

1.  zu  Bauzwecken:  Trottoirplatten,  Thür-  und  Fensterwände,  Soolbänke,  Treppenstufen,  Fensterbretter,  Belagplatten  zu 
Kellern,  Küchen,  Hausfluren,  Parquets,  Entrees,  Korridors,  Fussleisten,  Wandbekleidungen  (besonders  hinter  den  Oefen)  u.  s.  w. 

2.  für  öffentliche  Anstalten  und  Hausgebrauch:  Waschtische,  Aufsätze,  Konsolen,  Büffets,  Ofen-  und  Tisch- 
platten, Badewannen,  Badezellen,  Bassins,  Pissoirs,  Laboratorien  und  Sezirtische,  Wärmsteine,  Butterformen,  Brunnenbecken,  Viehtröge 
und  Pferdekrippen  aus  Granit  und  Marmor. 

3.  für  Bärten : Postamente  für  Blumenvaseu  und  Figuren,  Blumenbänke  und  Tische  aus  Schiefer  (namentlich  für  die  Warm- 
häuser), Schilder  (Etiquetten),  Beeteinfassungen. 

4.  für  Ben  erbet  reibende  und  Fabrikanten:  Ladentischplatten  für  Konditoren,  Fleischer,  Bäcker,  Gerber,  Restau- 
rateure u.  a.  m.;  Farbereibeplatten;  Mörser  für  Apotheker  und  Küchen;  Wasser- Reservoire,  Gälir-  und  Quellbottige,  Malztennen, 
Marmor- tiejcelbalmen,  Billardtafeln.  Lithoffraphiestelne,  feine  Abziehsteine,  grüne  Oel-,  Wetz-  und  Schleifeteine 
für  Graveure,  Uhrmacher,  Goldarbeiter  und  dergl.  sowie  Sensensteine. 

5.  KimM tcejcciiMtämle:  Grabplatten  und  Kreuze,  Monumente  jeder  Art  und  Grösse,  Postamente  zu  Denkmälern,  Altar- 
platten, ganze  Altäre,  Taufsteine,  Säulen,  Kamine  u.  dergl.  sowie  alle  Sorten  gedrehter  Marmor-  und  Alabasterwaaren. 

Florenz  Möller  & Dressei 

Besitzer  der  Marmorwerke  und  Steinschleiferei  in  Döschnitz  bei  Schwarzburg  in  Thüringen  und  in  Erlurt.  Comptoir  in  Erfurt, 

Auguststrasse  1764. 


273 


Ungewitter  s Lehrbuch  der  gothisch.  Konstruktionen 

neu?  Text  und  Atlas  in  eleg.  Halbfranzband  gebunden,  ist  für 
10  Thlr.  zu  verkaufen.  Meldungen  bittet  man  an  die  Expedition 
zu  richten. 

Zinkgiesserel  für 

f Kunst  und  Architektur 

Fabrik  von  Gaskronen 

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Berlin,  Friedrichsstr.  225 

Die  Roth-  und  Gclbgicsscrci 

von  G.  H.  Speck 

Berlin,  Tieckstrasse  No.  2 

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Herr  Adler  zur  Ertheilung  jeder  Auskunft  und  Entgegennahme 
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33/„ 

47t 

6 

77, 

1174 

1374 

1574 

23 

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667/2 

8474 

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57, 

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Ueber 


Heizung  und  Ventilation  von  Schulen. 

Von 

Hcckniann  & O in  Mainz, 

Etablissement  zur  Einrichtung  von  Caloriferes- Heizungen. 


Hie  berechtigten  Anforderungen  an  Schulgebäude  steigern  sich 
in  der  Neuzeit  in  beträchtlichem  Maasse.  Insbesondere  werden  per 
Schüler  8 — 10  Quadratfuss  Raum  bei  einer  Zimmerhöhe  von  14 — -15' 
beansprucht  und  sind  dadurch  solch  grosse  Räume  zu  schaffen,  dass 
deren  Beheizung  mit  gewöhnlichen  Zimmeröfen  um  so  weniger  aus- 
reichend ist,  da  gleichzeitig  auch  die  Anforderung  auf  eine  ergie- 
bige Ventilation  durch  Zuführung  unverdorbener  Aussenluft  und 
Abzug  der  verbrauchten  Zimmerluft  gestellt  wird. 

Bei  diesen  Anforderungen  auf  einen  grossen  Flächengehalt  der 
Schulräume,  die  sieh  auch  auf  geräumige  Korridore  und  breite 
Treppen  ausdehnen,  wird  es  für  die  Bauherren  der  Schulgebäude 
zur  unabweislichen  Pflicht,  jede  mögliche  anderweite  Platzerspar- 
niss  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  und  ist  es  zunächst  der  Platz,  den 
der  Ofen  und  dessen  Rayon  der  Strahlwärme  einnimmt,  der  hierbei 
eine  Beachtung  verdient,  besonders  wenn  mit  Rücksicht  auf  die 
Grösse  des  Schullokales  mehrere  Oefen  zur  Aufstellung  kommen 
müssten. 

Diese  Platzersparniss  ist  nicht  unbedeutend,  denn  es  werden 
bei  Wegfall  des  Ofens  doch  stets  3 — 4 Plätze  gewonnen  und  ausser- 
dem der  Nachtheil  gehoben,  der  die  zunächst  sitzenden  Schüler 
durch  die  lästige  Strahlwärme  des  Ofens  trifft. 

Hierzu  kommt  noch,  dass  bei  den  steigenden  Holzpreisen  die 
Befeuerung  mit  Steinkohlen  immer  mehr  und  mehr  Eingang  findet, 
wobei  meistens  gusseiserne  Oefen  verwendet  werden,  die  wohl  ein 
rasches  Anheizen  gestatten,  aber  auch  bei  aller  Sorgfalt  eine  un- 
gleiche und  unregelmässige  Beheizung  ergeben. 

Die  hie  und  da  zur  Aufnahme  gekommenen  Füllöfen  gleichen 
wohl  die  Unregelmässigkeit  der  Beheizung  einigermaassen  aus;  ein 
Forciren  derselben  ist  aber  bei  stärkerer  Kälte  selten  gegeben,  und 
wenn  auch  deren  Bedienung  erleichtert  ist,  da  dieselben  nur  eine 
ein-  bis  zweimalige  Beschickung  per  Tag  erfordern,  so  wird  doch 
dieser  Vortheil  zum  Oeftern  wieder  in  empfindlicher  Weise  aufge- 
hoben, wenn  ein  solcher  Ofen  aus  irgend  einem  Grunde  nicht 
brennen  will;  denn  die  Mühe  und  Verunreinigung  durch  Ausleerung 
der  Brennstoffe  ist  dann  um  so  grösser  und  der  zeitliche  Wärme- 
verlust kann  dann  nicht  mehr  nachgeholt  werden. 

Die  Thonöfen,  wenn  auch  solche  zur  Beschickung  mit  Kohlen 
eingerichtet  sind,  absorbiren  noch  mehr  Raum  als  eiserne  Oefen, 
wohingegen  der  Rayon  von  deren  Strahlwärme  geringer  ist.  Diese 
Oefen  verlangen  aber  eine  lange  Anheizung,  so  dass  meistens  bei 
Beginn  der  Schulzeit  der  Saal  noch  nicht  durchwärmt  und  bei  Be- 
endigung der  Schulzeit  überflüssige  Wärme  vorhanden  ist. 

Diesen  verschiedenen  Misständen  zu  begegnen,  hat  gleichzeitig 
mit  dem  Erstreben,  eine  Ersparniss  an  Brennmaterial  zu  erzielen, 
zur  Anlage  von  Zentralheizungen  gedrängt,  zu  solchen  Heizungen, 
bei  denen  ein  einziger  Wärmeapparat  möglichst  viele  einzelne  Räume 
beheizt  und  wobei  der  Apparat  nicht  selbst  in  den  zu  beheizenden 
Räumen  steht. 

In  natürlicher  Weise  begann  mit  dem  Auftreten  des  Verlan- 
gens nach  Zentralheizungen  auch  der  Kampf  zwischen  den  vernehm- 
lichsten Systemen  derselben,  der  Luft-  und  Wasserheizung. 

Die  Luftheizung  litt  längst  unter  dem  Nachtheil  vielfach  ver- 
fehlter einzelner  Anlagen,  sie  litt  aber  auch  nicht  minder  durch 
den  Vorwurf  der  Trockenheit,  und  die  Konkurrenz  versäumte  nicht, 
derselben  auch  den  Vorwurf  der  Feuergefährlichkeit  entgegen  zu 
schleudern. 

Der  Wasserheizung  standen  und  stehen  heute  noch  entgegen: 
die  grossen  Kosten  der  Anlage,  die  Sorgfalt  und  Uebung  bei  der 
Bedienung  und  Unterhaltung,  bei  der  temporären  Beheizung  der 
! Schulen  auch  der  Umstand,  dass  zur  Verhütung  des  Einfrierens 
entweder  unnützer  Weise  fortgefeuert  oder  die  Röhren  abgelassen 
werden  müssen,  welch  Letzteres  wieder  das  Einfüllen  der  Röhren 
im  Gefolge  hat  — eine  Arbeit,  welche  durch  die  grosse  Sorgfalt  er- 
schwert ist,  die  obwalten  muss,  um  Explosionen  zu  verhüten. 

Ausserdem  besteht  bei  der  gewöhnlichen  Wasserheizung  der 
1 Mangel  an  Zuführung  von  frischer  Luft,  und  da  es  äusserst  schwierig 
I *st,  die  mit  Gittern  gedeckten  Wand-  und  Bodenkanäle,  in  denen 
| sich  die  Röhren  befinden,  staubfrei  zu  halten  und  zu  vermeiden, 
dass  sich  in  diesen  Kanälen  Ungeziefer  einnistet,  das  bei  der  steten 
Wärme  förmliche  Brutöfen  findet,  so  könnte  man  der  Wasserheizung 
auch  noch  den  Vorwurf  der  Unreinlichkeit  zuweisen. 


Das  Bekämpfen  der  der  Luftheizung  gemachten  Vorwürfe  müsste 
auch  gleiches  Verfahren  gegen  diejenigen  der  Wasserheizung  im 
Gefolge  haben,  wenn  hier  nicht  zu  berücksichtigen  wäre,  dass  das 
ausschliessliche  Befassen  mit  der  Erstellung  von  Luftheizungen 
davon  entbindet,  für  die  konkurrirenden  Systeme  einzutreten. 

Es  ist  wahr,  es  wurden  Luftheizungen  ausgeführt,  die  in  ihrer 
Ueberfülle  von  Fehlern  Staunen  erregend  sind,  denn  es  fehlte  bei 
deren  Anlage  theils  das  richtige  Verständniss,  das  auf  Praxis  ge- 
gründet sein  muss  und  in  der  Theorie  nur  wenig  Anhaltspunkte 
findet,  theils  war  es  nicht  vergönnt,  die  entsprechenden  Apparate 
zu  schaffen. 

Wohl  scheint  hier  die  Frage  am  Platze,  warum,  wenn  man 
der  Vorzüge  der  Luftheizung  gewiss  war,  nicht  schon  früher  Ge- 
schäfte gegründet  wurden,  die  sich  ausschliesslich  mit  der  Einrich- 
tung von  Luftheizungen  befassen. 

Erinnern  wir  uns  aber  der  vorhandenen  Verkehrsmittel  vor 
Entstehung  der  Eisenbahnen,  fragen  wir  uns  nun,  wieviel  ein  Ap- 
parat von  80  und  mehr  Zentnern  durch  die  Achsfracht  für  einen 
Weg  von  50 — 100  Meilen  vertheuert  worden  wäre,  und  erinnern 
wir  uns  ebenso,  dass  der  Eisenbahnbau  vornehmlich  die  Holzpreise 
vertheuerte,  dass  aber  auch  durch  denselben  die  Kohlenfeuerung 
allgemeiner  wurde,  indem  deren  Transport  sich  erleichterte,  und 
dass  eben  durch  die  verbesserten  Verkehrsmittel  es  erst  möglich 
wurde,  die  bereits  ausgeführten  Anlagen  aufzusuchen  und  an  den- 
selben das  richtige  Verständniss  zu  schöpfen  — und  die  Antwort 
wird  klar  darlegen,  dass  erst  nach  Entstehung  der  Eisenbahnen  es 
möglich  und  gegeben  war,  solche  Etablissements  zu  gründen  und 
für  dieselben  auch  den  Markt  in  weiten  Umkreisen  zu  suchen. 

Aber  auch  bei  gelungenen  Luftheizungen  und  gleichviel  ob  die 
Wärmeapparate  von  Eisen  oder  Thon  hergestellt  waren,  trat  das 
Vorurtheil  mit  dem  Hauptvor würfe  der  Trockenheit  der  Luft  auf; 
vergeblich  aber  fragen  wir  uns:  weshalb  muss  denn  jeder  Ofen,  der 
ausserhalb  der  zu  beheizenden  Räume  steht,  deren  Luft  aus- 
trocknen ? 

Wir  fragen,  jeder  Ofen?  dehnen  diese  Frage  aber  auch  auf 
dessen  Anwendung  aus,  denn  steigen  wir  in  die  Heizkammer,  so 
finden  wir  einestheils  einen  glühenden  und  mit  Staub  bedeckten 
Ofen,  auderntheils  scheinen  die  Luftzuführungskanäle  besonders  dazu 
angelegt,  der  Heizkammer  eine  recht  staubige  Luft  zuzuführen. 
Verkohlen  nun  die  Staubtheilchen  (Glühhitze),  werden  dieselben  in 
die  zu  beheizenden  Räume  durch  den  starken  Luftstrom  eingeführt 
und  eingeathmet,  so  saugen  dieselben,  vermöge  der  natürlichen 
Eigenschaft  der  Kohle,  die  Feuchtigkeit  der  Athmungsorgane  auf 
und  erzeugen  in  denselben  ein  Kratzen  und  Husten,  welcher  Husten 
aber  nicht  aus  der  Lunge,  sondern  von  dem  Reiz  auf  den  Kehl- 
kopf kommt. 

Dass  die  in  der  Luft  schwebenden  Kohlentheilchen  auch  ver- 
mögend sind,  die  in  der  Luft  enthaltene  Feuchtigkeit  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  zu  binden,  kann  bei  einer  solchen  verfehlten  An- 
lage nicht  abgeleugnet  werden ; aber  anzunehmen,  dass  selbst  Möbel 
und  Böden  dadurch  zerspringen,  ist  zu  weit  gegangen,  denn  es 
muss  hierbei  auch  in  Betracht  gezogen  werden,  dass  es  sich  in  ge- 
genwärtiger Zeit  nicht  mehr  lohnt,  Holz  Jahrzehnte  lang  zum  Ge- 
brauche aufzuspeichern  und  auszutrocknen,  und  ebenso,  dass  Wär- 
meleitungen so  irrig  angelegt  werden  können,  dass  dieselben  mit 
Holzwerk  direkt  in  Berührung  sind  und  dasselbe  in  Bewegung 
bringen. 

Dass  eine  in  der  Heizkammer  oder  in  den  Wärmeleitungen  ange- 
brachte Wasserverdampfung  die  Misstände  des  Glühendwerdens  des 
fehlerhaft  gebauten  Ofens,  der  Staubzufuhr  und  Verkohlung  und 
der  fehlerhaften  Kanalanlage  nicht  heben  kann,  muss  gewiss  zuge- 
geben werden. 

Endlich  müssen  die  Umfassungen  der  Heizkammer  und  Wärme- 
kanäle die  Feuchtigkeit  der  durchströmenden  Luft  aufsaugen,  dem 
aber  sofort  der  Satz  entgegensteht,  dass  es  im  Gegentheil  die  durch- 
strömende erwärmende  Luft  ist,  die  die  Feuchtigkeit  aus  den  Um- 
fassungen an  sich  zieht  und  mit  in  die  Räume  einführt. 

Die  Thatsache,  dass  das  kalt  und  mit  einem  gewissen  Grade 
von  Feuchtigkeit  in  die  Heizkammer  einströmende  Luftquantum 
durch  die  Erwärmung  vergrössert  und  somit  der  Feuchtigkeitsgrad 
verringert  wird,  könnte  der  einzige  Umstand  sein,  aus  dem  sieb 


ein  Vorwurf  der  Trockenheit  folgern  Hesse;  dieser  Vorwurf  muss 
aber  äusserst  sorgfältig  ausgebildet  werden,  denn  auch  er  steht  auf 
schwachen  Füssen. 

Zunächst  wird  bei  jeder  Art  von  Heizung,  mag  der  Wärme- 
apparat in  den  zu  beheizenden  Räumen  selbst  oder  ausserhalb  der- 
selben stehen,  das  Luftquantum  ausgedehnt;  speziell  bei  der  Luft- 
heizung wird  aber  niemals  ein  zu  bewohnender  Raum  auf  den 
gleichen  Grad  geheizt,  mit  dem  die  erwärmte  Luft  in  denselben 
strömt,  es  wird  deshalb  auch  die  in  der  Heizkammer  erwärmte,  also 
auch  ausgedehnte  Luft  sich  wieder  verdichten  und  einen  grösseren 
Feuchtigkeitsgehalt  repräsentiren. 

Was  dann  noch  als  Differenz  verbleibt,  gleicht  eine  in  der 
Heizkammer  anzubringende  Wasserverdampfung  zum  Ueberfiusse  aus. 

Nur  der  Vollständigkeit  halber  muss  hier  noch  eingeschaltet 
werden,  dass  die  Austrocknung  durch  Luftbewegung  nicht  in  das 
Kapitel  von  der  Beheizung,  sondern  in  das  von  der  Ventilation 
gehört. 

Zu  der  künstlichen  Wasserverdampfung  angelangt,  wirft  sich 
zunächst  die  Frage  auf,  ob  dieselbe  in  allen  Fällen  gestattet  ist, 
und  sollte  man  sich,  da  solche  an  und  für  sich  nicht  schädlich  ist, 
auch  deren  Anlage  — ein  einfaches  Wasserreservoir  mit  einer  Rinne 
oder  Schaale  in  Verbindung  — nicht  kostspielig  und  deren  Besitz  bei 
dem  herrschenden  Vorurtheil  eine  Beruhigung  ist,  fast  für  die  un- 
bedingte Bejahung  dieser  Frage  erklären. 

Wir  sagen,  die  Wasserverdampfung  ist  nicht  schädlich;  sie  ist 
an  und  für  sich  nicht  schädlich,  dies  schliesst  aber  nicht  aus,  dass 
ausserhalb  der  Heizung  liegende  Umstände  dazu  treten  können,  die 
es  mindestens  wünschenswert!)  machen,  die  Wasserverdampfung 
auszulassen.  So  bei  feuchter  Witterung,  bei  neuen  und  nassen  Ge- 
bäuden und  wenn  viele  Menschen  auf  längere  Zeit  in  einem  Raume 
beisammen  sind. 

Dies  Letztere  ist  bei  Schulen  der  Fall,  denn  die  Transpiration 
und  Respiration  der  Schulen  füllt  die  Luft  mit  mehr  als  zulässiger 
Feuchtigkeit  und  die  Ausdünstungen  der  vielfach  feuchten  und  unge- 
lüfteten  Kleider  tritt  zu  allem  Ueberfiusse  noch  dazu.  Es  wird  aus 
diesen  Gründen  auch  zum  Oeftern  verlangt,  bei  Schulen  jede  künst- 
liche Wasserverdampfung  ausfallen  zu  lassen. 

Dass  durch  die  Kaltluft-Zuführungskanäle  nicht  Staub  in  die 
Heizkammer  gelangen  darf,  ist  bereits  gesagt;  es  muss  aber  auch 
ein  Glühendwerden  des  Wärmeapparates  vermieden  werden,  dies 
Letztere  sowohl  durch  die  Konstruktion  des  Apparates,  als  auch 
durch  dessen  richtige  Anwendung. 

Was  die  Konstruktion  des  Apparates  anbelangt,  so  ist  unter 
Anderem  darauf  zu  sehen,  dass  die  im  Feuerheerd  erzeugte  Wärme 
sich  über  den  ganzen  Apparat  vertheilen  kann  und  dass  der  kalt 
zuströmenden  Aussenluft  auch  ermöglicht  ist,  alle  Theile  des  Appa- 
rates zu  bestreichen. 

Die  Ausnützung  des  Brennmaterials  und  die  Möglichkeit  des  raschen 
Anheizens  verlangen  als  Material  zum  Baue  der  Apparate  die  An- 
wendung von  Eisen;  dieses  wird  aber  stets  glühend  an  den  Stellen, 
an  welche  das  Feuer  direkt  herantritt,  hier  besonders  der  Feuer- 
heerd, der  deshalb  mit  feuerfesten  Steinen  auszukleiden  ist. 

Die  Heizfläche  muss  der  Rostfläche  entsprechend  sein,  und  ergibt 
sich  hier  als  das  günstigste  Verhältnis  1 zu  100. 

Bei  der  richtigen  Anwendung  eines  Wärmeapparates  ist  der 
zu  beheizende  Kubus  nicht  allein  maassgebend,  die  Abkühlungs- 
flächen der  Mauern,  Fenster  und  Thiiren,  des  Bodens  und  der 
Decke  sind  zu  verschieden  und  fallen  zu  sehr  ins  Gewicht. 

Die  Erfahrung  giebt  hierbei  das  Nüthige  an  die  Hand,  und  ist  der 
Wärmeaufwand  bei  einem  Gebäude  festgestellt,  so  ergibt  sich  auch 
das  zum  Ersätze  des  Wärmeverlustes  benöthigte  Brennmaterial, 
dessen  Verbrennung  dann  den  Rost  bedingt,  der  wieder  die  fest- 
stehende Heizfläche  mit  sich  bringt. 

Es  verbleibt  nun  noch,  den  Vorwurf  der  Feuersgefahr  näher 
zu  betrachten. 

Spriichwörtlich  ist:  wo  Rauch,  da  Feuer,  und  unbedingt  schliesst 
sich  an:  wo  Feuer,  da  Gefahr.  Die  Feuersgefahr  wird  in  einem 
Gebäude  je  mehr  verringert,  je  weniger  Feuerstellen  angebracht 
werden,  und  reduzirt  ja  eine  Zentralheizung  diese  Feuerstellen. 

Ist  bei  der  Aufstellung  eines  Luftheizungsofens  dem  gesunden 
Menschenverstand  Spielraum  gelassen,  werden  die  Kamine  nach 
Anleitung  der  feuerpolizeilichen  Vorschriften  angelegt  und  bleiben 
leicht  entzündliche  Gegenstände  ausserhalb  des  Bereiches  der  Hei- 
zungsanlage, so  ist  ein  Luftheizungsapparat  nicht  feuergefährlicher, 
als  ein  Heiss-  oder  Warmwasser- Ofen,  oder  mit  wenigen  Worten, 
ist  der  Eine  so  wenig  feuergefährlich  als  wie  der  Andere. 

Zur  vernünftigen  Aufstellung  des  Wärmeapparates  ist  auch  die 
Anlage  der  Wärmeleitung  zu  rechnen;  denn  wenn  auch  in  den 
Röhren  nur  warme  Luft  und  keine  Feuerluft  oder  Rauch  strömt,  so 
müssen  dieselben  doch  so  angelegt  sein,  dass  sie  mit  Holzwerk 
nicht  in  Berührung  kommen,  um,  wie  bereits  beregt,  das  Austrock- 
nen und  Bewegen  des  Holzes  zu  vermeiden. 

Luft-  und  Wasserheizungen  stehen  sich  also  hinsichtlich  der 
Feuersgefahr  vollständig  gleich  und  in  sanitätlicher  Beziehung  steht 
auch  die  erstere  der  letzteren  nicht  nach,  dagegen  in  der  Höhe  der 
Anlagekosten,  denn  hier  nimmt  die  Wasserheizung  den  ersten 
Rang  ein. 


Die  hohen  Kosten  schon  einer  einfachen  Wasserheizung  sind 
bekannt  und  steigern  sich  diese  Kosten  noch  mehr,  wenn  zur  An- 
wendung von  Spiralen,  an  denen  sich  frische  Aussenluft  erwärmt, 
übergegangen  werden  muss,  um  eine  naturgemässe  Verbindung  der 
Heizung  mit  der  Ventilation  herzustellen,  eine  Verbindung,  die  bei 
der  gewöhnlichen  Wasserheizung  fehlt. 

Die  Ventilation  der  Schulen  ist  aber  unbedingt  erforderlich, 
und  zwar  durch  Zuführung  frischer  Luft  und  Abzug  der  verbrauch- 
ten Luft.  Die  Luft  in  Schulen  wird  durch  Ausathmung  und  Aus- 
dünstung verdorben,  aber  ein  Minimum  oder  Maximum  hierfür  fest- 
zustellen, ist  unthunlich. 

Nicht  einmal  die  Zahl  der  Schüler  gibt  eine  feste  Basis  ab, 
denn  wenn  auch  ein  Schullokal  bei  dessen  Erbauung  auf  eine  ge- 
wisse Anzahl  Schüler  berechnet  wird,  so  zeigt  sich  doch  bei  der 
Benutzung  eine  Abweichung.  Da  nun  aber  doch  irgend  eine  Basis 
angenommen  werden  muss,  so  dient  hierzu  eine  bestimmte  Zahl  von 
Schülern  und  werden  dann  per  Stunde  und  Kopf  circa  15 — 30  Kubik- 
Meter  frische  Luft  angenommen. 

Dieser  weite  Spielraum  muss  gestattet  sein  und  müssen  eben 
die  Querschnitte  der  Ventilationsschläuche  möglichst  gross  angelegt 
werden. 

In  epidemischen  Zeiten  werden  andere  Anforderungen  an  die 
Ventilation  gestellt  werden,  als  in  normalen  Zeiten;  für  Schüler, 
die  mit  regendurchnässten  Kleidern  in  die  Schule  kommen,  wird 
eine  höhere  Ventilation  verlangt  werden,  als  bei  trockener  Kleidung; 
die  Nahrung,  das  körperliche  Wohlbefinden,  Alles  alterirt  das  Be- 
dürfnis der  Ventilation. 

Die  Aufstellung  einer  bewegenden  Kraft  zur  Treibung  von 
Ventilatoren  lässt  wohl  auch  diese  Klippe  der  Ventilation  umgehen, 
aber  wo  diese  bewegende  Kraft  bei  Schulen  hernehmen? 

Die  Dampfmaschine  wird  zu  theuer,  Wasserkraft  zu  entfernt 
sein,  die  Kraft  der  Hand  ist  vom  guten  Willen  abhängig  und  das 
Anbringen  eines  windmühlenartigen  Getriebes  ist  ein  grosser  Luxus, 
da,  wenn  das  Getriebe  durch  eine  starke  Luftströmung  in  Bewe- 
gung gesetzt  wird,  eben  diese  Luftströmung,  die  durch  Mauern, 
durch  Fenster-  und  Thürritzen  dringt,  auch  einen  guten  Theil  der 
Ventilation  übernehmen  wird. 

Im  Sommer  ergibt  sich  immer  das  Aushülfsmittel  des  OefFnens 
der  Fenster,  im  Winter  ist  es  das  Natürlichste,  die  Ventilation  mit 
der  Heizung  zu  verbinden. 

Durch  einen  Kanal  wird  von  Aussen  frische  Luft  nach  der 
Heizkammer  geleitet,  die  Luft  erwärmt  sich  allda  am  Apparat,  steigt 
in  den  Wärmeleitungen  in  die  Höhe  und  strömt  in  die  Lokale  ein. 

Auch  wenn  keine  Ansprüche  an  eine  Ventilation"  erhoben 
werden,  so  muss  es  doch  Grundsatz  sein,  mehr  ein  grosses  Quantum 
massig  erwärmter  Luft,  als  ein  kleines  Quantum  grosser  Hitze  ein- 
strömen zu  lassen;  sich  auf  den  Satz  zu  stützen,  dass  wenn  auch 
der  Querschnitt  der  Wärmeleitungen  klein,  die  durch  die  grössere 
Hitze  verstärkte  Strömung  der  Luft  doch  das  erforderliche  Luft- 
quantum in  der  gegebenen  Zeit  zuführen  lässt,  ist  falsch. 

Die  frische  Aussenluft  ohne  Erwärmung  in  die  Lokale  einzu- 
führen, ist  nicht  räthlich,  denn  der  Eine  oder  der  Andere  der  im 
Lokale  Befindlichen  wird  von  dem  Kaltluftstrom  getroffen  und 
leidet  dann  darunter. 

So  einfach  als  die  Zuleitung  der  frischen  Luft,  ist  auch  die 
Ableitung  der  verbrauchten  Luft,  entweder  nach  oben  in  den 
Dachraum  oder  über’s  Dach,  oder  nach  unten  durch  Rückzug  nach 
dem  Roste  des  Feuerheerdes  des  Wärmeapparates,  in  welch  letzte- 
rem Falle  dann  das  Ranchkamin  als  Hauptableitung  dient. 

Schwankend  ist  die  Frage:  sollen  die  Abzugsöffnungen  an  der 
Decke  oder  am  Boden  angebracht  werden?  und  statt  sich  für  das 
Eine  oder  das  Andere  unbedingt  zu  entscheiden,  ist  es  am  dien- 
lichsten, oben  und  unten  Oeffnungen  zu  lassen,  um  entweder  über- 
flüssige Wärme  oder  die  verdorbene,  durch  die  Kohlensäure  schwere 
Luft  ablassen  zu  können. 

Da,  wie  bereits  beregt,  der  kubische  Inhalt  der  zu  heizenden 
Räume  nicht  allein  die  Mächtigkeit  des  Wärmeapparates  bedingt, 
da  der  wichtigste  Faktor  bei  dieser  Berechnung  der  Wärmeverlust 
ist,  so  ermöglicht  sich  auch  nicht,  eine  feste  Notirung  der  Apparate 
für  einen  gewissen  Kubus  festzustellen,  und  ziehen  -wir  die  kosten- 
freie und  spezielle  Ausarbeitung  und  Veranschlagung  auf  Grund 
der  betreffenden  uns  gefälligst  mitzutheilenden  Baupläne  vor. 

In  gleicher  Weise  wie  für  Schulen  eignet  sich  die  Luftheizung 
bei  rationeller  Anlage  für  Wohnhäuser,  Kollegien,  Seminarien,  In- 
stitute, Heil-,  Pflege-  und  Strafanstalten,  für  Kirchen,  Theater, 
Sammlungen,  Bahnhöfe,  Gesellschaftsräume  etc.,  während  in  Mieths- 
wohnungen  und  Kasernen,  mit  Rücksicht  auf  deren  Benutzung,  sich 
diese  Heizmethode,  wie  im  Allgemeinen  die  Zentralheizung,  noch 
nicht  als  praktisch  erwiesen  hat. 

Unsere  Heizeinrichtungen  erfreuen  sich  der  allseitigsten  Aner- 
kennung und  sind  bereits  theils  ausgeführt,  theils  in  Ausführung 
in:  Berlin,  München,  Stuttgart,  Darmstadt,  Weimar,  Frankfurt  a.  M., 
Magdeburg,  Barmen,  Neuss,  Augsburg,  Nürnberg,  Fürth,  Regens- 
burg, Esslingen,  Heilbronn,  Biberach,  Erfurt,  Hanau,  Baden-Baden, 
Offenbach,  Constanz.  Weinheim  etc. 

Mainz,  1868. 

Mechmann  <S‘ 


215  — 


ItekannlnaareiiiiiiK. 

Der  Ausschuss  für  Errichtung  eines  Kunsthauses  zu  Kassel 
ladet  hiermit  die  Herren  Architekten  zur  Einlieferang  von  Plänen 
zu  dem  genannten  Hause  mit  dem  Bemerken  ein,  dass  das  Programm 
den  Herren  Bewerbern  auf  baldgefälliges,  schriftliches  Verlangen 
vom  Unterzeichneten  übersendet  werden  und  der  Einlieferung  der 
Entwürfe  bis  zum  15.  Juli  d.  J.  entgegengesehen  wird.  Der  best- 
befundene Entwurf  wird  mit  20  Friedrichsd'or  prämiirt  werden. 

Kassel,  am  12.  Mai  1868.  Für  den  Ausschuss 

Dr.  Renner,  Rechtsanwalt. 

Zu  einem  grossen  Werkstättengebäude  auf  dem  Bahnhofe  der 
Niederschlesisch-Märkischen  Bahn  in  Berlin  sollen  die  Zimmerar- 
beiten im  Betrage  von  circa  18000  Thlr.  in  zwei  Loosen  auf  dem 
Submissionswege  vergeben  werden.  Die  Zeichnungen  und  Bedin- 
gungen können  auf  meinem  Biireau  eingesehen  werden. 

Die  Offelten  sind  nach  Abgebot  in  Prozenten  der  Anschlags- 
summe zu  machen  und  mit  der  Aufschrift  „Offerte  auf  Zimmerar- 
beit zum  Werkstattgebäude“  versehen  bis  zur  Terminsstunde : 
Sonnabend,  den  23.  Mai  er.  11  Uhr  Morgens 
in  meinem  Bureau  Koppenstrasse  6 u.  7.  einzureichen,  wo  die  Er- 
öffnung in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Unternehmer  gesche- 
hen wird. 

Berlin,  den  8.  Mai  1863. 

Der  Eisenbahn -Bauinspektor 
i.  V. 

Goering. 

Die  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Stein  hau  er,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter-Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts -Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

<«.  ilaaruiann. 

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Sclnvartzkopf  in  Berlin,  zu  Flussregulirungen  geliefert,  sind  zu  ver- 
kaufen. Nähere  Auskunft  giebt  der  Baumeister  Gerlhoff  zu 
Osterburg  in  der  Altmark. 


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fälligen Ansicht  aufgestellt. 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


M 27 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2'/j  .Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

herausgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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und  Buchhandlungen, 
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Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  3.  Juli  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Entwickelung  u.  die  Geschichte  des  Tunnelbaues.  — Die 
Organisation  des  Bauwesens  in  Deutschland  und  der  Ausbildungsgang  d. 
deutsch.  Bautechniker.  XII.  Das  Grossherzogthum  Hessen.  — Mallet’s 
gebuckelte  Platten.  — Liernur’s  Städtereinigungssystem.  — Feuille- 
ton: DielX.Versamml. d.  Vereins  mittelrhein.  Bautechniker.  — Korre- 
spondenzen: St.  Petersburg,  d.  12./24.  Juni  1868.  — Mittheil  ungen 
ausVereinen:  Architekten-Vereinz.  Berlin.  — D.  neue  Statut  d.  Archi- 
tekten-Vereins  z.  Berlin.  — Ve  r m i sc  h tes : D.  engl.  Zivil-Ingenieure.  — 

D.  Indo-Europäische Telegraphen-Linie.  — - O.  Hübner’s statist.  Tafel.  — 
Umfang d. Sandstein-Fabrikation i.  R.-Bez.  Coblenz.  — AusderFach- 
litteratur:  D.  Dom  z.  Köln.,  v.  Fr.  Schmitz.  — Konkurrenzen: 
Preisertheil.  für  einen  Hochaltar  d.  Marienkirche  z.  Reutlingen  u.  f.  drei 
Hochaltäre  in  der  Kathedrale  zu  Herzogenbusch.  — Preisausschreiben 
der  Museums- Gesellschaft  in  Stuttgart.  — Monats  - Aufgaben  für 
den  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Personal  - Nachrich- 
ten etc. 

Die  Entnickelung  und  die  Geschichte  des  Tunnelbaues. 


(Vortrag  gehalten  im  Architekten 

Der  Tunnelbau  ist  ursprünglich  ein  allgemeiner  Theil 
der  Bergbaukunde,  nimmt  jedoch  jetzt,  da  er  so  viele  ein- 
zelne Zweige  der  Bautechnik  in  sich  begreift,  welche  alle 
auf  das  Engste  mit  einander  in  Verbindung  gebracht  wer- 
den müssen,  einen  selbstständigen  Rang  im  Bauwesen 
ein.  — 

Das  Wort  „Tunnel“,  aus  dem  Englischen  stammend, 
heisst  wörtlich  übersetzt  „Röhre“  und  scheint,  aus  dieser 
Bezeichnung  hervorgegangen,  bei  dem  unter  der  Themse 
hindurch  geführten  Bau,  dem  Themse  Tunnel,  zuerst  ange- 
wandt worden  zu  sein.  — Wir  haben  dies  Wort  unserer 
Sprache  vollständig  einverleibt  und  zwar  wohl  deshalb, 
weil  uns  diese  Bauten  von  England  aus  zuerst  in  ihrer 
Grossartigkeit  bekannt  geworden  sind;  wir  würden  auch, 
wollten  wir  dasselbe  durch  ein  deutsches  Wort  ersetzen, 
keine  ebenso  kurze  und  passende  Bezeichnung  finden. 
Der  Franzose  hat  dafür  „Souterrain“  gewählt,  was  jeden- 
falls den  Gegenstand  richtig  bezeichnet. 

Der  Tunnel,  ein  unterirdischer  Gang,  unterirdisches 
Bauwerk,  hat  in  der  Regel  den  Zweck,  zwei  durch  einen 
Bergrücken  getrennte  Wege  mit  einander  zu  verbinden.  — 
Die  Anwendung  desselben  findet  nicht  allein  statt,  um 
einem  derartigen  Kommunikationsmittel  die  geradeste  und 
kürzeste  Richtung  zu  gehen,  sondern  viel  häufiger,  um 
günstigere  und  oft  bestimmte  Steigungsverhältnisse  für 
dasselbe  zu  erlangen.  Wir  finden  desshalb  die  meiste 
Anwendung  der  Tunnel  bei  Wasserleitungen,  Schiffahrts- 
kanälen und  Eisenbahnen,  wo  die  Krümmungs-  und  Stei- 
gungsverhältnisse zwischen  viel  beschränkteren  Grenzen 
variiren  als  bei  Strassen.  — Für  die  Wasserstrassen  hat 
die  Natur  selbst  hei  einigen  Flüssen,  z.  B.  der  Rhone 
(. perd  du  Rhone ) gezeigt,  dass  es  möglich  ist,  dieselben 
unterirdisch  zu  führen.  — 

Den  Gedanken,  derartige  Bauten  auszuführen,  hatte 
man  schon  in  den  frühesten  Zeiten  und  ist  der  Tunnel- 
bau durchaus  nicht  neueren  Ursprunges.  — 

Wenn  wir  von  dem  Bergbau  der  Phönizier,  Griechen, 
Aegypter  u.  s.  w.  absehen,  weil  die  hier  vorkommenden 
Bauten  wegen  ihrer  geringen  Querschnitt -Dimensionen 
nicht  hierhin  zu  rechnen  sind,  so  finden  wir  die  ersten 
eigentlichen  I unnel-Bauten  im  6.  und  7.  Jahrhundert  vor 
Christi  Geburt  und  zwar  hei  den  Babyloniern  und  Grie- 
chen. Erstere  erbauten  — angeblich  unter  Nebukadnezar  — 
einen  Gang  von  500'  Länge,  15'  Breite  und  6'  Höhe  unter 
dem  Euphrat  hindurch,  um  zwei  königliche  Paläste  mit 
einander  zu  verbinden,  und  letztere  führten  hei  Cumä  eine 
Strasse  mittelst  eines  unterirdischen  Ganges  durch  den 
Berg.  Vom  Bestehen  des  ersteren  Ganges  wissen  wir 
nichts  mehr,  dagegen  wird  der  letzterwähnte  jetzt  noch 
als  Grotta  di  Sibylla  gezeigt:  der  grössere  Theil  dessel- 


und  Ingenieur- Verein  zu  Cassel.) 

ben  ist  nämlich  hei  einer  Belagerung  Cumäs  verschüttet 
worden.  — 

Ein  grösserer  Bau  dieser  Art  ist  der  unter  Kaiser 
Vespasian  auf  der  Hauptstrasse  nach  Ariminum  in  den 
Appenninen  ausgeführte;  die  erwähnte  Strasse,  Via  Fla- 
minia , wurde  unter  Augustus  und  später  unter  Vespasian 
der  Art  verbessert,  dass  die  grossen  Steigungen  und  star- 
ken Biegungen  vermieden  und  im  Jahre  79  nach  Christi 
Geburt  ein  1000  Fuss  langer  Felsen  durchbrochen  wurde. 
— Dieser  Durchbruch,  von  dem  Bergier  schreibt,  dass  er 
wie  eine  Voute  continuelle , (ununterbrochenes  Gewölbe)  ge- 
bildet war,  führte  den  Namen  Petra  pertusa;  er  befindet 
sich  in  der  jetzigen  unweit  Fossombrone  unter  dem  Na- 
men il  Purlo  bekannten  Gegend.  — So  erzählt  auch  Se- 
neca,  dass  er  sich  vor  Neapel  durch  eine  Grotte  habe 
tragen  lassen,  welche  künstlich  in  den  Berg  gehauen  war; 
in  welche  Zeitepoche  dieses  Werk  fällt,  ist  nicht  bekannt, 
obgleich  viele  Sagen  darüber  existiren.  — Diese  vorer- 
wähnten Bauten  sind  im  festen  geschlossenen  Gebirge,  im 
Felsen  ausgeführt  worden.  — Die  Cloaca  maxima  der  Rö- 
mer ist  wohl  wegen  der  zum  Theil  oberirdischen  Bauaus- 
führung kaum  hierher  zu  rechnen. 

Solche  Bauten  konnten  in  damaligen  Zeiten  nur  durch 
den  mächtigen  Willen  eines  Einzelnen  hervorgerufen  wer- 
den, und  war  die  Ausführung  derselben  auch  nur  bei  den 
vorerwähnten,  in  der  Kultur  so  weit  vorgeschrittenen 
Völkern  möglich.  — Die  folgenden  beinahe  1700  Jahre 
liefern  uns,  wenn  wir  von  den  unterirdischen  Gängen  der 
Klöster  und  Burgen  absehen,  kein  Beispiel  derartiger 
Bauten.  — Erst  als  die  Volksinteressen  zur  Geltung  kamen 
und  das  zum  grossen  Theil  todtliegende  Kapital  für  das 
Gemeinwohl  flüssig  gemacht  wurde,  richtete  man  auch 
sein  Augenmerk  auf  die  bis  dahin  gänzlich  vernachlässig- 
ten Verkehrswege.  — Es  scheint  fast  unglaublich,  dass 
seit  der  Zeit  der  Römerherrschaft  bis  zum  vorigen  Jahr- 
hundert die  Land-  und  Wasserwege  jeder  Beachtung  ent- 
zogen waren.  Die  nun  anzulegenden  Strassen  hatten  nicht 
mehr  wie  die  Römerstrassen  den  Zweck , die  Gegend  zu 
beherrschen,  sondern  sollten  die  leichteste  Weise  darbieten, 
grosse  Lasten  zu  transportiren.  — Dadurch  wurde  die 
Lage  derselben  eine  andere  und  Bergdurchstiche  zur  Um- 
gehung grösserer  Steigungen  im  Gebirge  bald  nothwendig. 
Wir  finden  den  ersten  unterirdischen  Bau  wieder  im  Jahre 
1707  bei  der  Gotthardstrasse  im  Urner  Loch  ausgeführt. 
Derselbe  war  ursprünglich  240'  lang,  8 bis  9'  hoch  und 
7 bis  8'  breit,  wurde  jedoch  später  erweitert.  Die  im 
Anfang  dieses  Jahrhunderts  über  die  Schweizer  Hochalpen, 
den  Gotthard,  Simplon,  das  Stilfser  Joch  etc.  geführten 
Strassen  haben  ebenfalls  derartige  unterirdische  Bauten 
und  zwar  schon  von  ganz  ansehnlichen  Dimensionen. 


276 


Der  erste  bedeutendere  Bau  dieser  Art,  dessen  Gross- 
artigkeit freilich  durch  den  Gedanken  abgeschwächt  wird, 
dass  ein  ähnlicher  Bau,  wenn  auch  mit  geringerem  Quer- 
schnitt schon  ca.  2400  Jahre  früher  ausgeführt  wurde,  ist 
der  unter  der  Themse  hindurchgeführte  Bau,  der  Themse- 
Tunnel.  Derselbe,  aus  dem  Bedürfniss  hervorgegangen, 
London  mit  den  auf  der  anderen  Seite  der  Themse  lie- 
genden Ortschaften  auf  eine  andere  Art,  als  durch  die 
der  Schiftährt  hinderlichen  Brücken  zu  verbinden,  wurde 
zuerst  im  Projekt  1799  von  Dodd  aufgefasst,  jedoch  als- 
bald wieder  als  unausführbar  niedergelegt.  — Von  einer 
Gesellschaft  „ Thames  Braiway  Company “ wurde  der  Plan 
1802  wieder  aufgenommen  und  durch  einen  Bergmann 
Namens  Vesay  ein  75'  tiefer  Schacht  abgeteuft,  von  wel- 
chem ein  394'  langer  Stollen  unter  der  Themse  aufge- 
fahren und  später  durch  einen  anderen  Baumeister  952' 
weiter  vorgetrieben  wurde.  Derselbe  wurde  ganz  berg- 
männisch ahgebaut  und  wie  der  Bergmann  sagt,  verpfählt 
(mit  Bohlen  verkleidet);  1808  im  Januar  brach  das  Wasser 
durch,  man  verstopfte  den  Durchbruch  und  pumpte  das 
Wasser  aus  — jedoch  wiederholte  sich  derselbe  und  so  wurde 
man  schliesslich  wegen  mangelnder  Gelder  genöthigt,  das 
Unternehmen  im  Jahr  1809  aufzugehen.  — 

Ein  Engländer  Wyalt  und  der  Franzose  Brunei  nah- 
men die  Idee  eines  Themse-Tunnels  im  Jahre  1823  wie- 
der auf,  sie  wählten  in  der  Nähe  des  früher  aufgefah- 
renen Stollens  unterhalb  der  London  Docks  eine  andere 
Stelle  zu  ihrem  Unternehmen.  Auf  beiden  Seiten  des 
Mundlochs  mauerte  man  zu  dem  Zweck  im  März  1825 
zwei  in  die  Erde  versenkte  Thürme  auf,  von  welchem 
aus  man  operirte;  — zu  den  Vorrichtungen  incl.  des  50' 
weiten  Schachtes,  durch  welchen  das  gelöste  Erdreich 
mittelst  einer  Dampfmaschine  von  30  Pferdekräften  geför- 
dert wurde,  verwandte  man  die  Zeit  bis  zum  Anfang 
des  Jahres  1826,  in  welchem  mit  dem  eigentlichen  Bau 
nach  Brunel’s  System  begonnen  wurde.  Brunei  hatte,  bis 
er  zu  dem  von  ihm  angewandten  System  kam,  verschie- 
dene andere  Arten  des  Bauvorganges  probirt  und  fand 
schliesslich  den  des  sog.  Schildvorsetzens  als  den  solidesten 
und  sichersten.  — Die  Manier  ist  kurz  folgende:  In  dem 
auszugrabenden  Raum  setzte  Brunei  nach  seiner  vollen 
Grösse  38'  Breite  und  22'  6"  Höhe  (engl.  Maass),  einen 
gusseisernen  Rahmen  ein,  welcher  der  Breite  nach  in 
12  gleiche  Theile  getheilt  und  in  jedem  dieser  Theile  mit 
3Etagen  versehen  war,  so  dass  sich  36  genau  zusammen- 
passende Zellen  bildeten,  deren  jede  für  sich  allein  vorge- 
schoben werden  konnte.  — In  jeder  dieser  Zellen  befand 
sich  ein  Arbeiter,  welcher  für  sich  also  einen  Theil  des 
Erdreichs  ausgrub.  Zeigte  sich  Gefahr  durch  Wasserein- 
bruch etc.,  so  schloss  der  Arbeiter  sofort  mit  einem  bereit 
gehaltenen  genau  passenden  Schild  seine  Zelle.  — War  nun 
auf  eine  kurze  Strecke  von  etwa  6"  Länge  das  ganze  Profil 


ausgehölt,  so  wurde  der  so  gewonnene  Raum  sofort  aus- 
gemauert, damit  kein  Punkt  auch  nur  provisorisch  ohne 
Unterstützung  blieb.  Die  Verpfählung  wurde  alsdann 
gegen  das  vollendete  Mauerwerk  mittelst  Schrauben  ge- 
stützt und  das  Gerüst  weiter  vorgeschoben.  Als  man  un- 
ter mancherlei  Schwierigkeiten,  jedoch  glücklich  260'  weit 
vorgedrungen  war,  brach  das  Wasser  durch;  man  bewäl- 
tigte diesen  Durchbruch  und  schritt  vorsichtig  weiter  vor- 
wärts bis  sich  diese  Wasserdurchbrüche  im  folgenden  Jahr 
zweimal  und  1828  im  Januar  nochmals  wiederholten.  — 
Obgleich  man  den  letzten  Durchbruch  wie  die  vorherge- 
henden, reparirt  hatte,  musste  man  doch  wegen  Mangel 
an  Geldmitteln  den  Bau  gänzlich  einstellen. 

Erst  im  Jahr  1835  wurde,  nachdem  das  Parlament 
die  nöthigen  Fonds  vorgeschossen  hatte,  wieder  weiter 
fortgefahren  und  trotz  der  Wasserdurchbrüche  in  den 
Jahren  1836  und  1837  schritt  der  Bau  rüstig  voran,  so 
dass  derselbe  1841  vollendet  war. 

Nach  dem  auch  der  Thurm  auf  der  anderen  Fluss- 
seite erbaut  worden,  wurde  der  Tunnel  am  25.  März  1843 
dem  Verkehr  übergeben;  es  ist  also,  wenn  die  Unter- 
brechungen des  Baues  in  Abzug  gebracht  werden,  10  Jahre 
daran  gebaut  worden.  Der  eigentliche  Tunnel  ist  1140' 
engl,  lang  und  kostet  incl.  der  auf  beiden  Seiten  liegen- 
den Thürme  und  Zugänge  600000  Pfd.  Sterling  (circa 
4,000,000  Thlr.).  Der  laufende  Fuss  eigentlicher  Tunnel 
kostet  2600  Thlr. 

Die  hierbei  angewandte  Baumethode  war  komplizirt, 
aber  deshalb  nicht  unzweckmässig  zu  nennen;  — durch 
Brunei  ist  der  Tunnelbau  auf  den  heutigen  Stand  ge- 
bracht worden,  er  hat  den  Beweis  geliefert,  dass  Tunnel 
in  jedem  Material  getrieben  werden  können  und  gebührt 
ihm  der  Name  „Vater  des  Tunnelbaues.“  Gleichzeitig 
oder  kurze  Zeit  nach  dem  Bau  des  Themse-Tunnels  wur- 
den in  England,  Frankreich  und  Belgien  mehre  Tunnel 
für  Kanäle  nnd  Flüsse  ausgeführt,  von  denen  die  wich- 
tigsten und  grössten  sind:  der  zwischen  Gravesend  und 
Rochester  für  die  Schiffahrt  bestimmte,  eine  engl.  Meile 
lange,  35'  hohe,  30'  weite  Tunnel,  ferner  die  Tunnel  bei 
Manchester  und  Staffordshire , der  Tunnel  zwischen  Sap- 
perton  und  Wallbridge  des  Themse-Severn-Kanal,  12540' 
lang,  der  von  Languedoc  u.  s.  w.  Durch  den  sich  immer 
mehr  ausdehnenden  Eisenbahnbau  wurde  auch  der  Tun- 
nelbau mehr  zur  Anwendung  gebracht,  obgleich  man  an- 
fänglich denselben  sehr  scheute  und  oft  lieber  Bahnlinien 
verlegte,  als  zu  solchen,  wie  man  glaubte,  kostspieligen 
Bauten  schritt.  Freilich  kam  zuweilen  auch  das  Gegen- 
theil  vor  und  gab  es  Bahnverwaltungen  und  Ingenieure, 
auf  deren  Bahn  ein  Tunnel  nicht  fehlen  durfte;  es  liessen 
sich  mehre  derartige  Bauten  anführen , welche  leicht  hät- 
ten umgangen  werden  können  und,  wie  es  scheint,  nur 
der  Eitelkeit  ihr  Entstehen  verdanken. 


(Schluss  folgt.) 


Die  Organisation  des  Bauwesens  in  Deutschland  und  der  Aushildungsgang  der  deutschen  Bauteehniker. 

XII.  Bas  Grossherzogthum  Hessen. 


Im  Grossherzogthum  Hessen  ist  der  Zivil -Strassen- 
und  Wasserbau  von  dem  Eisenbahnbau  hinsichtlich  der 
Verwaltung  getrennt,  dagegen  in  Bezug  auf  die  Ausbil- 
dung der  betreffenden  Bautechniker  vereinigt. 

A.  Die  Organisation  der  Bau  Verwaltung. 

I.  Der  Zivil-Strassen-  und  Wasserbau. 

Die  höchste  Verwaltungsbehörde  für  den  Zivil-Stras- 
sen- und  Wasserbau,  sowie  das  Kameral-,  Forst-,  geist- 
liche, Stiftungs-  und  Gemeinde -Bauwesen,  insoweit  dies 
von  den  betreffenden  Verwaltungsbehörden  bei  ihr  veran- 
lasst  wird,  bildet  die  Oberbaudirektion,  welche  den 
Rang  einer  Staatsmittelbehörde  hat  und  dem  Finanzmini- 
sterium untergeordnet  ist.  Sie  besteht  aus  dem  Ober- 
baudirektor  als  Vorsitzendem  und  vier  Oberbau  - 
rä then,  und  zwar  einem  Referenten  über  Zivil-Bauwesen, 
über  Strassen-  und  Wasserbau,  über  Bergbau  und  Hütten- 
wesen und  einem  juristischen  Mitgliede  als  Referenten 
über  bauliche  Rechtsfragen. 


Unter  der  Oberbaudirektion  stehen  derzeit  16  Kreis- 
bauämter, welchen  je  ein  Kreisbaumeister  vorsteht. 
In  deren  Geschäftskreis  gehören  der  Zivil -Strassen-  und 
Wasserbau  ihres  Baubezirks,  sowie  das  oben  weiterhin 
erwähnte  Staats-  und  Gemeindebauwesen,  insoweit  es  ihnen 
durch  Vermittelung  der  Oberbaudirektion  von  dieser  zu- 
gewiesen wird. 

Das  feste  Nominalgehalt  der  Kreisbaumeister  beträgt 
in  drei  steigenden  Besoldungsklassen  1000,  1200  und 
1400  Gulden  (rot.  600,  700  und  800  Thlr.),  wozu  noch 
eine  sogenannte  Naturalzulage  von  durchschnittlich  65% 
eines  Viertels  dieses  Gehalts,  sowie  ein  Taggeld  von 
2%  und  31  2 Gulden  für  auswärtige  Geschäfte,  (beziehungs- 
weise ohne  und  mit  Uebernachten)  kommt.  Für  das  Kame- 
ral-. Forst-,  geistliche,  Stiftungs-  und  Gemeinde- Bauwesen 
hat  der  Kreisbaumeister  ausser  den  obenangefühlten  Diäten 
bei  auswärtiger  Beschäftigung  keine  weitere  Vergütung 
zu  beanspruchen,  dagegen  ist  ihm  die  Uebernahme  von 
Privatbauwesen  gestattet. 


277 


Die  spezielle  Aufsicht  über  die  Bauten  eines  jeden 
Baubezirks  liegt  einem  unter  jedem  Kreisbaumeister  ste- 
henden Kreisbauaufseher  ob,  welchem  je  nach  dem 
Umfang  der  in  dem  Baubezirk  bestehenden  Bauwerke  für 
bestimmte  Unterabtheilungen  desselben  mehre  auf  Widerruf 
angestellte  Bauaufseher  untergeben  sind.  Die  Gehalte 
der  Kreisbauaufseher  steigen  von  300  auf  350  und  400, 
diejenigen  der  Bauaufseher  von  180  auf  200  und  220  Gul- 
den. Werden  einem  Kreis-Bauamt  Bauakzessisten  (s. 
sub  B.)  zugetheilt,  so  sind  dieselben  den  Kreisbauauf- 
sehern koordinirt. 

Ausserdem  besteht  ein  Hof-  und  Militärbauamt, 
welchem  ein  Hof-  uud  Militärbaumeister  vorsteht. 

II.  Das  Eisenbahnwesen. 

Für  den  Eisenbahn  - Bau  und  Betrieb  bilden  die 
höchsten  Verwaltungsbehörden  von  einander  unabhängige 
Eisenbahndirektionen,  welche  gleichfalls  zum  Ressort 
des  Finanz  - Ministeriums  gehören.  Denselben  stehen  die 
Dirigenten  der  betreffenden  Bahnen  vor,  welchen  wieder 
Betriebs  - Ingenieure  untergeordnet  sind,  denen  zu- 
gleich die  vorkommenden  Unterhaltungs-  und  Neubauten 
obliegen. 

III.  Die  Bauhandwerker, 

welche  bis  zu  dem  Jahre  1867  erst  nach  bestandener 
Prüfung  bei  einem  Kreisbauamt  von  einer  höheren  Ad- 
ministrativbehörde ein  Patent  zur  Ausübung  ihres  Gewer- 
bes erhalten  konnten,  sind  seit  dieser  Zeit  durch  Ein- 
führung der  Gewerbefreiheit  von  jener  Prüfung  befreit. 

B.  Der  Ausbildungsgang  der  technischen 
Staatsbeamten. 

Nach  der  Absolvirung  der  obersten  Klasse  eines 
Grossherzogi.  Gymnasiums  und  dem  Bestehen  der  be- 
treffenden Maturitätsprüfung,  sowie  nach  einem  drei- 
jährigen Studium  der  Architektur  und  des  Ingenieurwesens 
auf  der  Landes-Universität,  wovon  zwei  Jahre  auf  den 
Besuch  bestimmter  polytechnischer  Schulen  des  Auslandes 
verwendet  werden  können,  hat  der  angehende  Bautechniker 
eine  akademische,  sogenannte  Fakultätsprüfung  zu  be- 
stehn, welche  sich  über  Mathematik,  Physik,  Chemie  und 
Mineralogie,  Grundzüge  der  Staats  Wissenschaften , Hoch- 
und  Ingenieurbauwesen  erstreckt  und  die  Ausarbeitung 
eines  Entwurfs  aus  dem  Hochbau,  sowie  eines  solchen 
aus  dem  Ingenieurbauwesen  mit  ausführlicher  schriftlicher 
Begründung  desselben  involvirt.  Auf  Grund  eines  hin- 


reichenden Fakultätszeugnisses  hat  der  Bauakzessist 
während  eines  einjährigen  „Akzesses“  bei  der  Oberbau- 
direktion, wovon  ein  halbes  Jahr  auch  bei  einer  Eisen- 
bahndirektion absolvirt  werden  kann,  den  Geschäftsgang 
dieser  Behörden  zu  erlernen,  worauf  er  sich  dem  ersten 
Th  eil  der  Staatsprüfung  in  den  baulicheu  Hülfswis- 
senschaften  zu  unterziehen  hat.  Ist  dieser  bestanden,  so 
folgt  ein  einjähriger  „praktischer  Akzess“  bei  einem  Kreis- 
bauamt als  Eintritt  in  die  bauliche  Praxis  sowie  zur  Er- 
lernung des  Geschäftsgangs  dieser  Behörde,  nach  dessen 
befriedigender  Absolvirung  der  Bauakzessist  zum  zweiten 
fachlichen  Theil  der  Staatsprüfung  zugelassen  wird. 
Dieser  erstreckt  sich  ausser  einigen  Nebenzweigen  über 
alle  Theile  des  Hoch-  und  Ingenieur -Bauwesens  und  be- 
dingt die  Ausarbeitung  eines  grösseren  Entwurfs  aus  dem 
Hochbauwesen  nebst  Kostenüberschlag. 

Nach  bestandener  Staatsprüfung  wird  der  Bauakzes- 
sist hei  einem  der  Aushülfe  bedürfenden  Kreisbauamt  ge- 
gen Taggelder  von  2 bis  2y2  Gulden  beschäftigt.  Bei 
auswärtigen  Geschäften  hat  derselbe  3V2  beziehungsweise 
2%  Gulden  zu  beziehen,  wenn  dabei  ein  Uebernachten 
erforderlich  wird  oder  nicht.  Urlaub  auf  bestimmte 
Zeit  zum  Eintritt  in  anderweitigen  Staats-  oder  Privat- 
dienst als  Bautechniker  wird  demselben  nach  dem  Ermes- 
sen der  Oberbaudirektion  gestattet.  Die  Verwendung  des 
Bau-Akzessisten  im  Eisenbahnwesen  geschieht  bei  einer 
Eisenbahndirektion  gleichfalls  gegen  Taggelder. 

Nach  durchschnittlich  zehn-  bis  zwölfjähriger  Verwen- 
dung als  Bauakzessist  erfolgt  dessen  feste  Anstellung  als 
Kreisbaumeister  oder  Betriebsingenieur.  H. 


Nallet’s  gebuckelte  Platten. 

In  der  „Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure“  be- 
richtet Professor  Baumeister  zu  Carlsruhe  unter  anderen 
interessanten  Notizen  von  der  letzten  Welt- Ausstellung  zu 
Paris  auch  über  die  Anwendung  der  gebuckelten  Platten  *). 

„In  der  englischen  Abtheilung  der  Pariser  Industrie- Aus- 
stellung sah  man  die  Tragfähigkeit  von  sogenannten  ge- 
buckelten Blechplatten  auf  überzeugende  Art  dargethan, 
indem  einige  derselben,  an  ihren  Rändern  unterstützt,  in 
der  Mitte  eiserne  Gewichte  von  mehren  Tonnen  trugen. 
Der  Erfinder  und  Patenttriiger , Robert  Mailet,  Zivil- 

*)  Ihre  Verwendung  zu  Strassenbrücken  ist  auf  Seite  220  resp. 
338  d.  Bl.  Jahrg.  1867  in  zwei  Beispielen  aus  Gladbach  resp.  Saar- 
brücken beschrieben. 


Die  9.  Versauiinliiii«  des  Vereins  Mittelrheinischer 
ßautechniker. 

Die  am  5.  und  6.  Juni  d.  J.  zu  Stuttgart  abgehaltene 
IX.  Versammlung  mittelrheinischer  Bautechniker  war  stär- 
ker als  irgend  eine  der  frühem  Versammlungen  besucht. 
Der  Ausfall  der  regelmässigen  Zusammenkünfte  seit  dem 
Jahre  1865  und  besonders  die  Wahl  der  durch  Kunst- 
werke alter  und  neuer  Zeit,  industrielle  Anlagen  und 
landschaftliche  Schönheit  reich  ausgestatteten  „Königs- 
stadt“ mögen  hauptsächlich  zu  einem  so  zahlreichen  Er- 
scheinen der  Festgäste  beigetragen  haben. 

Da  seit  dem  Bestehen  Ihres  Blattes  eine  derartige 
Versammlung  noch  nicht  getagt  hat,  so  ist  es  Manchem 
Ihrer  Leser  wohl  nicht  uninteressant,  über  das  Entstehen 
und  Wirken  des  Vereins  eine  kurze  Notiz  zu  erhalten. 
Vor  etwa  10  Jahren  wurde  derselbe  von  einer  Anzahl 
mittelrheinischer  Bautechniker,  welche  auf  eine  Einladung 
rnehrer  bairischer,  badischer  und  hessischer  Baumeister 
zusammengekommen  waren,  in  Worms  begründet,  und 
wurde  als  Hauptzweck  desselben  bestimmt,  bestehende 
freundschaftliche  Beziehungen  zwischen  den  Bautechnikern 
des  südwestlichen  Deutschlands  durch  regelmässige  Ver- 
sammlungen zu  erhalten  und  zu  erweitern.  Eine  gemein- 
same Besichtigung  von  Bauwerken  des  Versammlungsortes, 
Ausstellungen  von  Entwürfen  und  Aufnahmen,  Baumate- 
rialien und  bautechnischen  Industrieprodukten  geben  in  der 
Regel  einen  so  reichen  Stoff  zum  gegenseitigen  Gedanken- 


austausch, dass  für  Besprechungen  allgemeinerer  Art  selten 
Zeit  erübrigt. 

So  tagte  dieser  Verein  in  verschiedenen  Städten  des 
mittleren  Rheinlandes  und  entfernte  sich  jetzt  zum  ersten- 
male  weiter  von  seiner  ursprünglichen  Heimath,  scheint 
aber  durch  den  glänzenden  Verlauf  des  Festes  so  viele 
Freunde  und  neue  Mitglieder  gewonnen  zu  haben,  dass 
das  stets  wachsende  Interesse  eine  entsprechend  ausge- 
dehntere Wirksamkeit  in  Aussicht  stellt.  Ein  wesentliches 
Verdienst  gebührt  hierbei  den  beiden  Geschäftsführern, 
den  Herrn  Oberbauräthen  von  Egle  und  Leins,  die, 
unterstützt  von  der  aufopfernden  Gastfreundschaft  der 
andern  einheimischen  Herrn  Fachgenossen  und  begünstigt 
von  dem  herrlichsten  Wetter,  das  reichhaltige  Programm 
ohne  wesentliche  Abänderung  zur  Ausführung  bringen 
konnten.  Den  darin  gegebenen  Anhaltspunkten  folgend, 
wollen  wir  versuchen  in  gedrängter  Kürze  ein  Bild  dieses 
Künstlerfestes  zu  geben,  welches  vielleicht  Manchen  Ihrer 
Leser  zur  Theilnahme  für  die  nächste  Versammlung  in 
Speier  anregen  wird. 

Der  grösste  Theil  der  auswärtigen  Gäste  traf  am 
Nachmittag  des  4.  Juni  ein  und  wurde  nach  herzlicher 
Begrüssung  Seitens  des  Komites  durch  Stuttgarter  Kolle- 
gen in  den  verschiedenen  Gasthöfen  untergebracht,  von 
wo  aus  man  bald  einzelne  Partien  die  Strassen  der  Stadt 
durchwandern  sah,  um  diesen  oder  jenen  der  im  Pro- 
gramme nicht  aufgeführten  Punkte  oder  die  Ausstellung 
zu  besuchen,  oder  auch  um  die  herrliche  Umgebung  Stutt- 
garts zu  gemessen.  Der  Abend  vereinigte  eine  ansehn- 
liche Versammlung  in  den  festlichen  Räumen  des  Königs- 


278 


Ingenieur  in  London , gab  den  Namen  Buckelplatte  einer 
quadratischen  oder  rechteckigen  Blechplatte,  welche  von  allen 
vier  Rändern  gegen  die  Mitte  ansteigt, 
so  dass  jeder  Durchschnitt  in  beliebiger 
Richtung  eine  flache  Kurve  zeigt.  In 
der  Regel  bleibt  ringsherum  ein  schmaler 
ebener  Rand  behufs  Auflager  und  Be- 
festigung. Dieses  Gewölbe  von  Eisen  ver- 
mag auf  seiner  Fläche  oder  seinem  Scheitel 
ansehnliche  Lasten  zu  tragen,  ohne  einen  Seitenschub  auszuüben. 
Letzterer  wird  in  dem  Rande  selbst  aufgehoben.  Die  Tragfähigkeit 
variirt  wenig,  wenn  die  Platte  ihre  konkave  Fläche  nach 
oben  richtet  und  auf  dieser  belastet  wird.  Wenn  im  ersteren 
Falle  mehr  die  Druckfestigkeit  der  elastischen  Ebene  bean- 
sprucht zu  werden  scheint,  so  ist  es  jetzt  die  Zugfestigkeit 
des  Materiales. 

Die  Buckelplatten  sind  anwendbar  in  allen  Fällen,  wo  es 
gilt,  widerstandsfähige,  leichte  und  dauerhafte  Flächen  zu 
bilden,  so  für  Dächer,  Decken,  Wände,  Brückenbahnen,  Was- 
serbehälter. In  der  That  stehen  sie  in  England  seit  einiger 
Zeit  in  starkem  Gebrauch.  Zu  ihrer  Unterstützung  bedarf 
es  entweder  eines  Systems  von  parallelen  Trägern,  auf  denen 
sie  mit  je  zwei  gegenüberstehenden  Rändern  aufliegen,  oder 
eines  Rostes  aus  Trägern,  dessen  rechteckige  Felder  durch  je 
eine  Platte  bedeckt  werden,  welche  demnach  mit  allen  vier 
Rändern  aufliegt.  Das  letztere  Verfahren  ist  trotz  des  Mehr- 
bedarfes an  Trägern  (System  von  Querträgernj  vortheilhafter, 
weil  die  Tragfähigkeit  der  Platten,  welche  nach  allen  Rich- 
tungen denselben  Werth  besitzt,  besser  ausgenützt  wird. 
Uebrigens  können  die  Platten  lose  aufliegen  oder  aufgenietet 
werden  oder  mit  Hülfe  von  Asphalt,  Kautschuk  und  dergl. 
wasserdicht  auf  ihren  Trägern  befestigt  werden.  Mit  Hülfe 
vollständiger  Vernietung  wird  eine  zusammenhängende  Ebene 
gebildet,  welche  an  Dächern  und  Brückenbahnen  im  Allge- 
meinen besondere  Windkreuze  überflüssig  macht. 

Die  Beispiele  der  Anwendung  sind  mannichfaltig.  Eine 
Bahnkonstruktion , die  auf  mehren  englischen  Hängebrücken 
vorkommt,  besteht  aus  Querträgern  von  den  Hängestangen 
getragen,  Buckelplatten,  auf  jenen,  sowie  unter  sich  vernietet, 
einer  Asphaltschicht  und  kreosotirtein  Holzpflaster.  Bei  einer 
anderen  Konstruktion,  die  sieh  für  stabile  Brücken  eignet, 
besteht  die  Fahrbahn  aus  einer  unteren  Schicht  von  Ziegel- 


grus und  einer  oberen  von  Schotter.  Andere  englische 
Strassenbrücken  enthalten  Hauptträger  im  Abstande  der  dop- 


pelten Plattenbreite,  darüber  Querträger  aus  T Eisen  und 
Zwischenlangträger  aus  schwächerem  T Eisen.  Die  entste- 
henden Felder  dieses  Rostes  sind  dann  mit  Buckelplatten  be- 
deckt, welche  theils  nach  unten,  theils  nach  oben  an  die 
Flanschen  der  Stäbe  angenietet  werden.  Die  Steifigkeit  dieser 
Decke  gegen  Seitenstösse,  isolirte  und  ungleichförmige  Belas- 
tungen wird  noch  durch  eine  zusammenhängende  Betonschicht 
erhöht,  auf  welcher  das  Steinpflaster  ruht.  Auch  Eisenbahn- 
brücken (z.  B.  in  Ostindien)  sollen  mit  einer  derartigen 
Bahnkonstruktion  versehen  sein.  Die  Laugschwellen  der 
Schienen  ruhen  im  Sande  oder  unmittelbar  auf  den  Scheiteln 
der  Buckelplatten  und  nehmen  deren  Elastizität  zur  Abschwä- 
chung der  Vibrationen  in  Anspruch.  Nach  kontinentaler 
Uebung  dürfte  dieses  System  wohl  kaum  nachgeahmt  werden. 

Feuersichere  Decken  in  Gebäuden  sind  zahlreich  mit 
Hülfe  von  Buckelplatten  konstruirt  worden,  so  aus  einem 
einfachen  Systeme  von  Trägern,  Platten,  Beton  und  Ziegeln 
oder  auch  etwas  leichter  mit  Holzböden,  endlich  nach  beiste- 


hender Figur  aus  einem  Rost  zwischen  Blechträgern,  Buckel- 
platten, Betonschicht  und  kleinen  Mauern  aus  Hohlziegeln 
zur  Unterstützung  von  Steinplatten  oder  Holzboden.  Die 
Hohlräume  können  zum  Einlegen  von  Heizrohren,  zur  Venti- 
lation und  dergl.  benutzt  werden.  Bei  Erdverkleidungen 

besteht  das  Ge- 
rippe nach  der 
in  England  ge- 
wöhnlichen Art 
aus  eisernen 

Pfählen  (Guss  oder  Blech);  die  Zwischenräume  sind  mit 
Buekelplatteu  geschlossen,  und  eine  Masse  von  Beton  da- 
hinter gelegt.  Der  Schub  bis  zur  Erhärtung  des  letzteren, 
sowie  überhaupt  ein  Theil  des  Erdschubes  kann  durch 
Ankerstangen  an  weiter  hinten  befindliche  feste  Punkte,  als 
h undamente  von  Gebäuden  und  dergl.,  übertragen  werden. 
Eiserne  Wände  bestehen  aus  I Ständern  und  einer  Doppel- 
wand von  Buekelplatteu.  Der  Zwischenraum  kann  leer 

bleiben  oder  mit  Be- 
ton ausgefüllt  werden. 
Feuersicherheit,  gerin- 
ges Gewicht  und  leichte  Zerlegbarkeit  sind  hier  nament- 
lich Vorzüge  für  die  eisernen  Gebäude  in  englischen  Kolo- 


baus. Erst  allmätig  lösten  sich  die  Zungen;  treffliche 
musikalische  Aufführungen  entzückten  die  für  jeden  Kunst- 
genuss so  empfänglichen  Festtheilnehmer.  In  später  Stunde 
trennte  man  sich  mit  der  frohen  Ueberzeugung,  dass  die 
nächsten  Tage  Jedem  viel  Anregendes  und  Schönes  brin- 
gen würden.  Eine  am  Ausgang  offen  gelegte  Liste  wurde 
an  diesem  und  dem  folgenden  Tage  mit  142  Unterschriften 
gefüllt,. leider  scheint  diese  Einrichtung  nicht  Allen  bekannt 
gewesen  zu  sein,  denn  in  Wirklichkeit  mochte  die  Ver- 
sammlung wohl  sicher  200  Mitglieder  zählen.  Unter  den 
in  der  Liste  aufgeführten  Theilnehmern  sind:  62  Würtem- 
berger,  25  Baiern,  23  Hessen,  18  Badener,  8 Preussen, 
4 Schweizer  und  2 Hamburger. 

Früh  am  andern  Morgen  fand  sich  eine  durch  die 
noch  in  der  Nacht  hinzugekommenen  Gäste  vergrösserte 
Versammlung  zum  Frühstück  in  dem  am  Schlossplatz  ge- 
legenen Cafe  Marquardt  ein.  Nur  wenige  Städte  Deutsch- 
lands haben  eine  so  grossartige  Platzanlage  aufzuweisen. 
In  der  Mitte  die  in  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts 
unvermeidliche  freistehende  Säule,  welche  mit  ihren  Vic- 
torien  oder  Souverainen  fast  zu  einer  konventionellen 
Charakteristik  der  deutschen  Residenzstädte  wurde.  Zu 
beiden  Seiten  derselben  zwei  im  Aufbau  wohlgelungene 
mächtige  Fontainen,  deren  etwas  schwerfällige  figürliche 
Dekoration  beim  Springen  der  Wasser  verdeckt  wird. 
Imposante  Gebäude  schliessen  den  Platz  ein:  das  alte  und 
neue  Schloss,  Theater  und  der  Königsbau.  Nach  zwei 
Richtungen  hin  hat  man  den  Einblick  in  die  beiden  Haupt- 
Strassen  Stuttgarts,  während  wenige  Schritte  in  die  herr- 
lichen Anlagen  führen. 


Der  Königsbau,  von  Leins,  zog  die  Hauptaufmerk- 
samkeit auf  sich.  Die  Wirkung  einer  solchen  Säulenhalle 
bleibt  eben  immer  so  imposant,  dass  man  die  gezwungen 
eingeschobenen  korinthischen  Säulen  mit  Giebelfeldern 
gern  übersieht.  Schade  nur,  dass  die  organischer  durch- 
gebildete Hinterfa^ade  durch  das  im  Bau  begriffene  neue 
Postgebäude  sich  einem  Total -Eindruck  entziehen  wird. 
Hier  zeugen  grossartige  Gerüste  von  einer  rationellen 
Bauführung.  Wie  Felsenmauerwerk  hebt  sich  der  Sockel 
von  der  Strasse,  mit  Bossagen  von  5"  und  Sockelvor- 
sprüngen bis  zu  10";  der  ausgestellte  Entwurf  scheint  aber 
bald  das  Massenhafte  der  Architektur  aufzugeben,  indem 
schon  vom  ersten  Stock  an  die  Pfeiler  kaum  '/a  der 
Oeffnungen  betragen,  abgesehen  von  so  auffallenden  An- 
ordnungen, wie  es  bei  dem  Giebel  über  dem  Einfahrts- 
Bogen  mit  einer  Säule  im  Mittel,  und  der  unharmonischen 
Verbindung  der  leichten  Eisenhalle  mit  dem  wuchtigen 
Steinbau  im  Parterre  des  Plinterbaues  der  Fall  ist.  Der 
Grundriss  ist  klar  gelöst  und  scheint  recht  zweckent- 
sprechend zu  sein. 

Vom  Cafe  Marquardt  begab  man  sich  durch  die  An- 
lagen, vorüber  an  den  Marmorkopien  antiker  Statuen,  die 
das  runde  Bassin  umgeben  und  sich  von  den  mächtigen 
Baumgruppen  brillant  abheben,  nach  der  Neckarstrasse 
zum  Palais  Weimar,  einem  der  früheren  Werke  von  Leins. 
Wie  hier,  so  auch  bei  den  meisten  monumentalen  Privat- 
häusern Stuttgarts  ist  das  Parterre  in  dunkelrothem,  die 
oberen  Stockwerke  in  grünem  Sandstein  ausgeführt,  eine 
Anordnung,  bei  der  schon  durch  die  Farbe  dem  Unterbau 
die  nöthige  Schwere  gegeben  wird;  es  bedurfte  deswegen 


279 


nieen.  Die  betreffenden  Thiiren  bestehen  ebenfalls  aus  dop- 
pelten Buckelplatten,  befestigt  an  einem  gusseisernen  Rahmen. 

Mailet  hat  eine  Reihe  von  Versuchen  über  die  Trag- 
fähigkeit von  Buckelplatten  angestellt,  deren  Resultate  folgende 
sind?  Die  Widerstandsfähigkeit  wächst  im  gleichen  Verhält- 
nisse mit  der  Metalldicke  und  mit  der  Pfeilhöhe.  Letztere 
darf  jedoch  einen  gewissen  Grad  nicht  übersteigen,  damit  nicht 
schon  bei  der  Anfertigung  des  Buckels  die  Elastizitätsgrenze 
überschritten  werde.  5 Centimeter  Pfeil  genügen  für  eine  Platte 
von  l,22m  Seite  und  6mm  Metalldicke.  Eine  Platte  ringsum 
vernietet,  liefert  einen  doppelt  so  grossen  Widerstand,  wie  eine 
lose  aufliegende.  Wenn  zwei  gegenüber  liegende  Seiten  keine 
Unterstützung  erhalten,  so  findet  sich  die  Tragfähigkeit  im 
Verhältnisse  von  8:5  vermindert.  Innerhalb  der  Sicherheits- 
grenze bleibt  die  Tragfähigkeit  ziemlich  dieselbe,  ob  die  Be- 
lastung auf  dem  Scheitel  konzentrirt  oder  auf  der  ganzen 
Fläche  gleichförmig  vertheilt  liegt.  .Im  Vergleiche  zu  Wellen- 
blech sollen  die  Buckelplatten  ökonomisch  vortheilhafter  sein, 
insbesondere  weil  bei  der  Anfertigung  des  ersteren  etwa  V&  der 
ebenen  Fläche  für  die  Krümmung  verloren  geht,  bei  derjenigen 
von  Buckelplatten  nur  sehr  wenig.  Wenn  diese  Behauptung 
auch  im  Allgemeinen  durch  theoretische  Gründe  über  den 
Widerstand,  namentlich  gegen  isolirte  Belastungen  (Wagen- 
räder), unterstützt  wird,  so  bedarf  es  wohl  noch  genauerer 
Vergleiche  in  Preis,  Steifigkeit,  Bequemlichkeit  des  Ge- 
brauches, um  zu  Gunsten  der  einen  oder  der  anderen  Eisen- 
sorte zu  entscheiden. 

Die  Breite  der  Buckelplatten  hängt  natürlich  ab  von 
derjenigen,  auf  welche  das  Blech  selbst  gewalzt  werden  kann. 
Die  gewöhnliche  Grösse  ist  3 Fuss  oder  4 Fuss  engl,  im 
Quadrat  (0,91  m oder  l,2m  im  Quadrat),  oder  diese  Breite  und 
die  ganze  Länge  der  Blechplatten.  Die  mit  Sicherheit  zu 
tragende  Last  soll  indess  bei  einer  rechteckigen  Platte  nicht 
grösser  sein,  als  bei  einer  quadratischen,  deren  Seite  der 
längeren  Seite  des  Rechteckes  gleich  kommt,  so  dass  der 
Vortheil  entschieden  auf  Seite  quadratischer  Platten  liegen 
würde. 

In  nachstehender  Tabelle  finden  sich,  auf  Grund  der 
Mallet’schen  Versuche,  die  zulässige  Belastung,  welche 
1 Quadratmeter  Eisenkonstruktion  (quadratische  Buckelplat- 
ten von  0,91m-  Seite  auf  Trägern  ringsum  aufgenietet)  mit 
Sicherheit  tragen  kann,  sowie  das  Eigengewicht  und  der  Preis 
der  Platten  allein  pro  Quadratmeter  (nach  dem  Maasstabe 
von  333  Frcs.  pro  Tonne). 

Von  diesen  Sorten  werden  angegeben  No.  1,  2 und  3 als 
besonders  brauchbar  für  Bedachungen,  feuersichere  Decken 
und  Wände,  4 und  5 für  Fussteige  und  Hängebrücken,  6 und 

7 für  stabile  Brücken  (No.  6 für  die  neue  Westminsterbrücke), 

8 noch  nicht  erforderlich  gewesen.  Auch  in  Zink  und  Pud- 
delstahl  werden  die  dünneren  Sorten  angefertigt. 


Nr. 

Blechdicke 

Millimeter. 

Belastung  | Gewicht 

pro  Quadratmeter 
Kilogrm.  Kilogrm. 

Preis 

Francs. 

i 

1,2 

330 

9,4 

3,3 

2 

1,7 

520 

12,8 

4,3 

3 

2,7 

770 

21,1 

7,0 

4 

3,2 

1220 

24,5 

7,9 

5 

4,8 

3040 

36,7 

12,0 

6 

6,4 

5480 

49,0 

15,9 

7 

7,9 

7510 

61,2 

19,9 

8 

9,5 

10920 

73,5 

23,7 

Lieriiur’s  Städtereinigiuigssystem. 

In  der  D.  Gemeinde  - Ztg.  finden  wir  einen  kurzen  Be- 
richt über  das  „pneumatische  Städtereinigungssystem“  des 
holländischen  Ingenieur-Kapitäns  Liernur.  — Es  ist  dieses 
System,  welches  Herr  Prof.  Zeh  fuss  in  einem  auf  Veranlas- 
sung des  Komite’s  für  Öffentliche  Gesundheitspflege  zu  Köln 
gehaltenen  Vortrage  beschreibt,  nichts  anderes  als  eine  zen- 
tralisirte  und  grossartigere  Anwendung  der  bereits  in  mehren 
Städten  bestehenden  Latrinenentleerung  mittelst  pneumatischer 
Apparate*). 

Liernur  will  die  Städte  in  Quartiere  vonje  60 — 100  Häusern 
eintheilen,  deren  Abtritte  mittelst  eines  nnterirdischen  Systems 
luftdichter  eiserner  Röhren  mit  je  einem  luftdicht  verschlosse- 
nen eisernen  Sammelbassin  in  Verbindung  stehen,  das  an 
einem  geeigneten  Punkte  unter  dem  Strassenpflaster  ange- 
bracht ist;  jedes  Abtrittsrohr  ist  mit  einer  luftdicht  schlies- 
senden,  von  der  Strasse  aus  zugänglichen  Klappe  verschlossen. 
Von  diesen  Zentralpunkten  aus  erfolgt  bei  Nachtzeit  die  Ent- 
leerung. Durch  eine  kräftige,  von  einer  Lokomobile  betrie- 
benen Luftpumpe  werden  zunächst  Bassin-  und  Rohrsystem 
luftleer  gemacht  und  demnächst  unter  fortwährender  Arbeit 
der  Luftpumpe  durch  rasches  Oeffnen  und  Schliessen  der  ein- 
zelnen Klappen  die  Abtritte  in  das  Bassin  entleert.  Aus  die- 
sem wird  die  Masse  sodann  auf  gleiche  Weise  in  Wagenzy- 
linder gefüllt  und  nach  einem  ausserhalb  der  Stadt  gelegenen 
Etablissement  gefahren,  wo  sie  in  luftdichte  Fässer  verpackt 
wird,  um  wie  jede  andere  Waare  der  Landwirthschaft  zuge- 
führt werden  zu  können.  Eine  Luftpumpen -Lokomobile  mit 
drei  Wagenzylindern  von  je  90  Kub.'  Inhalt  soll  genügen, 
um  die  24stiindigen  Auswurfsstoffe  von  etwa  10,000  Menschen 
durch  eine  achtstündige  Arbeit  aus  der  Stadt  zu  schaffen. 

Ob  das  System  an  irgend  welcher  Stelle  schon  zur  Aus- 
führung gekommen  ist  und  wie  es  sich  bewährt  hat,  wird  in 
unserer  Quelle  nicht  gemeldet.  Wäre  das  letztere  der  Fall  — 

*)  Die  in  Münster  übliche  Anwendung  dieses  Systems  ist  im 
Jalirg.  67  d.  Bl.,  S.  63.,  näher  beschrieben- 


nach unserem  Gefühl  in  den  oberen  Stockwerken  und 
namentlich  im  Hauptgesims  nicht  einer  so  flachen  und 
zarten  Detailbildung,  wie  sie  hier  und  an  anderen  Bauten 
von  Leins  durchgeführt  ist.  Sucht  sie  doch  gleichsam,  die 
Vortheile,  die  das  Material  bietet,  verschmähend,  ängstlich 
den  Fehler  einer  schwerfälligen  Steinarchitektur  zu  ver- 
meiden! Durchweg  herrschen  übrigens  edle  Verhältnisse 
vor,  die  mit  einem  durchgehenden  und  zwei  halbkreis- 
förmigen Balkons  eine  sehr  wirkungsvolle  Fapadenbildung 
erzielt  haben.  Weiter  wurde  die  Aufmerksamkeit  auf 

mehre  sehr  elegant  ausgeführte  Wohnhäuser  von  Professor 
Wagner  gelenkt.  Sie  zeigen  fast  alle  die  moderne  fran- 
zösische Renaissance  mit  dem  Reichthum  an  Motiven, 
wie  sie  die  neuen  Häuser  Brüssels  und  Paris  aufweisen. 
Die  beliebte  Anordnung,  die  Sockel  oder  Unterglieder 
widergekehrt  in  der  Ansicht  abzuschneiden  und  so  Sockel- 
füsse  oder  Konsole  zu  bilden,  findet  eine  oft  etwas  zu 
übertriebene  Anwendung.  In  der  Fa^adenbildung  zeigt 
sich  eine  wohlthuende  Mannigfaltigkeit  und  geschickte 
Massen vertheilung,  die  wir  namentlich  auch  später  an 
einem  Wohnhause  der  Königsstrasse  mit  sehr  schön  ge- 
löster Ladeneinrichtung,  von  Baurath  Bock  und  Professor 
Bäumer,  zu  bewundern  Gelegenheit  hatten. 

Mitten  unter  diesen  massiv  und  solid  ausgeführten 
Neubauten  bilden  viele  neue  theilweise  im  Bau  begriffene 
Holzhäuser  mit  nachgeahmter  oder  vorgeklebter  Stein- 
Architektur  eine  auffallende  Erscheinung,  welche  von  den 
Stuttgarter  Fachgenossen  als  Folge  der  mangelhaften  Bau- 
ordnung bezeichnet  wurde.  Hiernach  besteht  nur  für  den 
unteren  Stock  die  Vorschrift  des  Massivbaues,  der  hei  dem 


herrlichen  Material  in  der  Regel  auch  ganz  monumental 
durchgeführt  wird.  Für  die  oberen  Stockwerke  liegt 
dann  die  Versuchung  allerdings  sehr  nahe,  dieses  Material 
wenigstens  scheinbar  zu  zeigen.  Es  wird  dies  nun  theil- 
weise, namentlich  in  der  Brüstung,  dadurch  erreicht,  dass 
man  wirklich  ornamentirte,  dünne  Steinplatten  vorklebt, 
wofür  die  Holzpfosten  ausgeschnitten  werden,  oder  dass 
man  Pilaster  oder  Gesimse  von  Holz  vornagelt.  Das 
übrige  Holzwerk  wird  statt  gerohrt  mit  dünnen  Bruch- 
steinplatten benagelt  und  dann  mit  der  Ausmauerung  ver- 
putzt. Die  den  Schwaben  eigenthümliche  Zähigkeit,  „ihre 
Eigenartigkeit  zu  bewahren“,  mag  übrigens  doch  viel  dazu 
beigetragen  haben,  diese  Unsitte  zu  erhalten,  und  dürfte 
das  wirksamste  Mittel  zu  ihrer  Beseitigung  neben  einer 
neuen  Bauordnung,  die  auch  massive  Brandmauern  vor- 
zuschreiben hätte,  eine  jetzt  bereits  in  Wirksamkeit  ge- 
tretene stille  Uebereinkunft  der  Architekten  sein,  hei  einem 
solchen  Bau  nicht  mitzuwirken.  Vielfach  ist  Gelegenheit 
geboten,  die  Jämmerlichkeit  solcher  Konstruktionen  von 
nur  mehrjähriger  Dauer  zu  beobachten,  und  trifft  der 
Vorwurf  „des  Schwindels“  hier  viel  eher  die  biederen 
Schwaben,  als  dies  bei  einer  mit  Stuck  dekorirten  Back- 
steinfapade  gerechtfertigt  sein  möchte. 

In  der  Neckavstrasse  auf  dem  Wege  zur  Münze  zog 
die  im  Bau  begriffene  Pferdebahn  die  Aufmerksamkeit  der 
Ingenieure  auf  sich.  Die  Schienen  sind  doppelt  I-Eisen 
mit  hohem  Steg  und  liegen  ohne  Querschwellen  in  grobem 
Kies,  sind  aber  circa  alle  5 Fuss  durch  Quereisen,  welche 
durch  die  Stegmitte  gehen,  in  eine  unter  sich  unverschieb- 
liche Lage  gebracht.  Belastungs -Versuche  sollen  bei  der 


280 


("woran  wir  jedoch  zweifeln  müssen,  da  ein  so  ausgedehntes 
Köhrensystem  wohl  schwerlich  luftdicht  zu  erhalten  sein 
möchte)  — so  würde  man  mit  dem  Prinzip  der  Abfuhr  aller- 
dings einen  der  grössten  Vorzüge  der  Kanalisirung  verbunden 
haben : man  würde  sie  unabhängig  machen  können  von  der 
persönlichen  Aufmerksamkeit  und  Sorgfalt  des  Publikums. 
Dass  diese  in  den  seltensten  Fällen  vorausgesetzt  werden  kön- 
nen, dürfte  jedenfalls  als  eines  der  grössten  Hindernisse  zu 
betrachten  sein,  die  der  Einführung  einer  organisirten  Abfuhr 
der  städtischen  Auswurfsstoffe  noch  im  Wege  stehen.  0 


Korrespondenzen. 

— V.  S.  — St.  Petersburg,  den  12./24.  Juni  1S6S. 
Konkurrenzen.  In  architektonischen  Kreisen  wird  hier 
jetzt  vielfach  von  einer  neuerdings  stattgehabten  Konkurrenz 
gesprochen,  die  von  einem  Privatmann  in  halb  offizieller 
Weise  ausgeschrieben  war.  Es  handelte  sich  dabei  um  den 
Entwurf  zu  einem  Gasthause  für  eine  Baustelle  im  Zentrum 
der  Stadt  und  es  kam  dem  Bauherrn  darauf  an,  seinen  kost- 
baren Platz  so  vortheilhaft  als  möglich  zu  bebauen.  Leider 
war  die  Konkurrenz  eine  beschränkte  und  sind  die  Auserle- 
senen unter  der  Hand  dazu  eingeladen  worden.  Unter  9 Be- 
werbern erhielten  von  den  drei  ausgesetzten  Preisen  Herr 
K oll  mann  den  ersten  Preis  von  1000  S.R. , Herr  Harlam- 
moff  den  zweiten  von  500,  Herr  Dü  tack  erhielt,  wie  es 
heisst,  300  S.R.,  statt  des  verheissenen  dritten  Preises  von 
200  S.R. ; zu  Preisrichtern  hatte  Herr  Baschmakoff,  der 
Bauherr,  die  namhaftesten  hiesigen  Architekten  bestellt.  — 
So  viel  mir  bekannt,  ist  dies  Beispiel  einer  Privat- Konkur- 
renz hier  das  erste,  und  verdient  schon  deswegen  allgemeine 
Anerkennung,  mehr  aber  noch  wegen  der  gerechten  und  frei- 
gebigen Preisertheiluug.  Die  endgültige  Bearbeitung  des 
Entwurfes  und  die  Ausführung  des  Bauwerks  soll  Herrn 
Professor  D.  Grimm,  dem  Erbauer  der  hiesigen  neuen  re- 
formirten  Kirche  übertragen  sein. 

Eine  andere  Konkurrenz  - Angelegenheit , die  vor  Kurzem 
zum  Austrag  gekommen  ist,  betrifft  den  Neubau  eines  Kran- 
kenhauses zu  400  Betten.  Das  Programm  war,  trotz  grosser 
Ausführlichkeit,  ziemlich  unklar,  die  ausgesetzte  Bausumme 
wenigstens  um  die  Hälfte  zu  niedrig  gegriffen  (225,000  S.R.), 
daher  die  Betheiligung  an  der  Konkurrenz  eine  sehr  geringe. 
Die  ausgesetzten  Preise  von  1000,  500  und  250  S.R.  wurden 
den  besten  Arbeiten  zuerkannt,  ungeachtet  dessen,  dass  von 
allen  Konkurrenten  (ca.  12)  die  Grenzen  der  Bausumme  in 
den  Anschlägen  weit  überschritten  waren.  Die  Namen  der 
Sieger  sind  noch  nicht  offiziell  bekannt. 

Behufs  Errichtung  eines  neuen  Kommerzschulgebändes 
hierselbst  ist  eine  Konkurrenz  ausgeschrieben , die  für  die 
besten  Arbeiten  Prämien  von  1500,  700,  400  und  400  S.R. 


verheisst.  Das  Gebäude  soll  in  grossartigem  Maasstabe  ange- 
legt werden.  Der  Bauplatz  hat  eine  Frontenlänge  von 
80  Faden  oder  560  Fuss  engl.;  400  Zöglinge  sollen  in  der 
Anstalt  wohnen  und  unterrichtet  werden.  Das  Programm 
verlangt  12  Klassenräume,  ein  Waarenkabinet,  ein  physikali- 
sches, naturhistorisches  und  ein  chemisches  Kabinet,  Labora- 
torium, Bibliothek,  zwei  Rekreationssäle,  eine  Aula,  eine 
Hauskirche,  einen  grossen  Speisesaal  und  geräumige  Schlaf- 
säle; ferner  Wohnungen  für  den  Direktor,  Inspektor  und 
Kastellan  der  Anstalt.  In  einem  getrennten  Flügel  soll  auf 
ein  Spital  für  50  Betten,  in  einem  anderen  auf  zahlreiche 
Beamtenwohnungen  Bedacht  genommen  werden.  Ein  geräu- 
miges russisches  Bad,  Waschhaus,  Ställe,  Remisen,  Eiskeller, 
Holzgelass,  Gas-  und  Wasserleitung  werden  ebenfalls  verlangt. 
So  schön  die  Aufgabe  an  sich  ist,  so  wenig  lässt  sich  auf 
eine  grosse  Betheiligung  rechnen,  da  das  Programm  leider 
mehr  als  eine  zweideutige  Stelle  enthält;  auch  ist  der  Termin 
(1.  August)  ein  zu  kurzer  und  dazu,  der  Jahreszeit  nach, 
ein  sehr  ungünstiger. 


Mitteilungen  aus  Vereinen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Ausserordentliche 
Hauptversammlung  am  27.  Juni  1868.  Vorsitzender  Hr.  Böck- 
mann,  anwesend  105  Mitglieder. 

Nachdem  der  Vorsitzende  Mittheilung  über  einige  an  den 
Verein  gerichtete  Schreiben  gemacht  hatte,  wies  derselbe  auf 
die  im  Vereins  - Lokale  ausgestellten  Muster  der  Frieden - 
thal’schen  Thonwaaren-Fabri  k bei  Neisse  hin,  welche 
durchweg  ein  sauber  gearbeitetes  Fabrikat,  in  schönen  Farben- 
tönen, anscheinend  vorzüglicher  Qualität  und  zu  sehr  billigen 
Preisen  zeigten,  deren  Einführung  in  Berlin  demnach  im  In- 
teresse der  Konkurrenz  nur  willkommen  sein  kann. 

Herr  Ende  referirte  sodann  über  die  beiden  im  Hochbau 
eingegangenen  Monatskonkurrenzen  — (Verkaufsläden  auf 
einem  l8'  tiefen,  100'  langen  Grundstücke  iu  der  Ritter- 
strasse), von  welchen  der  elegant  gezeichnete  Entwurf  des  Hrn. 
Punchmann  den  Preis' erhielt , obwohl  keine  der  beiden 
Arbeiten  eine  vollkommen  befriedigende  Lösung  der  eigen- 
thümlichen,  in  der  Aufgabe  enthaltenen  Schwierigkeiten  zeigte. 
Dasselbe  tadelte  Herr  Dircksen  als  Berichterstatter  über  die 
eiugegangene  einzige  Bearbeitung  der  Aufgabe  aus  dem  Ge- 
biete des  Ingenieurwesens  — (Eisenbahntunnel -Verschluss). 
Der  Verfasser  desselben  habe  den  Verschluss  durch  ein  Schiebe- 
thor in  der  ganzen  Grösse  des  Tunnel-Profils  bewirkt,  während 
ein  Thor  in  der  Grösse  des  freien  Normalprofils  jedenfalls 
genügt  hätte.  Ebenso  hätte  es  nahe  gelegen , das  Thor  mit 
den  am  Eingänge  des  Tunnels  befindlichen  Signalvorrich- 
tungen in  nähere  Verbindung  zu  bringen  und  auf  eine  Vor- 
richtung Bedacht  zu  nehmen,  wonach  ein  plötzlich  nahender 
Zug  den  Verschluss  selbstthätig  öffnet,  anstatt  ihn  zu  zer- 


geringen  Breite  des  Schienenkopfes  und  Fusses  immer 
eher  ein  Seitwärtsausbiegen  als  ein  Durchbiegen  veran- 
lasst haben. 

Die  k.  Münze  bot  in  ihrer  Einrichtung  nichts  we- 
sentlich Neues  gegen  andere  Anstalten  der  Art.  Die  be- 
kannten Uhlenhorst’schen  Präg  - Maschinen  sind  in  ver- 
schiedenen Grössen  aufgestellt  und  waren  im  Gang. 

Gegenüber  wurde  darauf  die  Kunstschule  besucht. 
Leider  war  die  Zeit  sehr  knapp  zugemessen  und  musste 
man  sich  auf  ein  flüchtiges  Durchwandern  der  Räume 
beschränken.  Unter  den  Abgüssen  bildete  eine  Pieta  von 
Michel  Angelo  eine  seltene  Erscheinung  und  bot  inter- 
essante Vergleichungspunkte  zu  der  idealen  Schönheit  der 
daneben  stehenden  Pieta  von  Rietschel.  Eine  reizende 
büsscnde  Magdalena  in  Marmor  von  Professor  Wagner 
war  ausgestellt.  Thorwaldsen’s  Modell  zum  Kopen- 
hagner  Christus  gehört  zu  dem  Bedeutendsten  unter  den 
vorhandenen  modernen  Schöpfungen;  ausserdem  sind 
Rauch,  Dan  neck  er  und  Rietschel  vertreten.  In  den 
oberen  Räumen  befindet  sich  die  Gemäldesammlung.  Der 
Saal  der  neueren  Meister  hat  Kunstwerke  ersten  Ranges 
aufzuweisen,  und  interessirte  am  Meisten;  Rottmann, 
Vo  1 1 z , Rüstige,  Riedel,  Schick,  Morgenstern, 
Kaulbach  und  der  mit  Piloty’s*  Technik  arbeitende 
Nähr  sind  eben  Namen,  mit  denen  eine  bedeutende  Lei- 
stung identisch  ist.  Bei  den  Italienern  und  Niederländern, 
die  wir  übrigens  nur  noch  flüchtig  sehen  konnten,  fiel  es 
uns  auf,  dass  doch  wohl  manches  Bild  zweifelhaften  Ur- 
sprunges hervorragende  Namen  führt;  namentlich  schien 
uns  die  Unächtheit  eines  grossen  Van  Dyk  zweifelsohne. 


Das  Gebäude  besteht  aus  einem  zurückliegenden  Mittelbau 
und  zwei  nach  der  Strasse  gerichteten  Seitenflügeln,  die 
einen  Hof  einschliesseu  ; Vestibül  und  Treppenhaus  nehmen 
fast  den  ganzen  Mittelbau  ein.  Zwei  nicht  sofort  sicht- 
bare Treppenläufe  führen  nach  verschiedenen  Richtungen 
in  ein  oben  zusammenhängendes  Vestibül,  von  wo  aus  man 
in  die  Seitenflügel  gelangt,  deren  räumliche  Ausdehnung 
zu  einer  so  raumverschwendenden  Anlage  nicht  in  rich- 
tigem Verhältniss  stehen  dürfte.  Die  äussere  Architektur 
ist  sehr  einfach  gehalten. 

Von  der  Kunstschule  ging  es  zur  Markthalle  von 
Baurath  Morlock,  einer  sehr  leichten  und  eleganten 
Eisenkonstruktion  von  so  bedeutendem  Höhenverhältniss, 
dass  ein  in  einem  früheren  Projekt  vorgesehener  A erschluss 
der  Seiten  wenigstens  nach  den  Wetterseiten  nachträglich 
angebracht  werden  musste.  Die  Detailformen  sind  sehr 
reich  und  geschmackvoll.  Aehnlich  wie  im  Bahnhof  die 
Oefen  sind  hier  Brunnen  in  Halbkreisform  um  die  frei- 
stehenden Säulen  angeordnet.  Der  auch  an  andern  Eisen- 
konstruktionen übliche  bleigraue  Bronzeanstrich  gefiel  nur 
theilweise.  Auf  dem  Weg  zum  Schloss  und  der  nur  von 
einem  Theil  der  Gesellschaft  besuchten  Stiftskirche  wurde 
Thorwaldsen  s Schiller  auf  einem  etwas  engen  Platze  be- 
trachtet. Plastische  Ruhe  kennzeichnen  den  grossen 
Künstler.  Wie  wohlthuend  wirkt  ein  solches  Werk,  wenn 
man  kurz  vorher  die  Frankfurter,  Mainzer  und  Mannheimer 
Sehillerstatuen  gesehen  hat!  Was  hier  vielleicht  zu  wenig, 
ist  dort  zu  viel. 

(Fortsetzung  folgt.) 


281 


jedes  Mitglied,  falls  es  nicht  ausdrücklich  austritt  oder  wegen 
Nichterfüllung  seiner  Zahlungsverbindlichkeiten  ausgeschlossen 
wird,  mit  dem  Verein  in  ununterbrochenem  Zusammenhänge 
bleiben.  Es  sollen  daher  folgerichtig  auch  die  nicht  in  Berlin 
wohnenden  Mitglieder  zu  Beitragszahlungen  herangezogen 
werden,  doch  ist  ihr  Beitrag  wesentlich  geringer  (jährlich  nur 
2 Thlr.  statt  12  Thlr.)  festgesetzt,  wogegen  sie  sämmtliche, 
vom  Vereine  an  seine  Mitglieder  vertheilten  Drucksachen 
(Protokolle,  Publikation  einer  Auswahl  von  Monatskonkurren- 
zen u.  s.  w.)  erhalten.  Auf  ältere  Mitglieder  des  Vereins,  die 
denselben  vor  Einführung  des  nenen  Statuts  verlassen  haben, 
hat  diese  Bestimmung  selbstverständlich  keine  rückwirkende 
Kraft,  sondern  bleibt  es  ihrem  freien  Entschlüsse  Vorbehalten, 
dem  neu  organisirten  Vereine  jederzeit  ohne  Weiteres  wieder 
zutreten  zu  können.  Mitglieder  hingegen,  die  nach  diesem 
Termine  ausscheiden  oder  wegen  Unterlassung  der  Beitrags- 
zahlung ausgeschlossen  werden,  bedürfen  zum  Wiedereintritt 
einer  nßuen  Aufnahme  mit  allen  ihren  Modalitäten. 


triimmern,  was  schwerlich  ohne  Nachtheil  für  den  Zug  selbst 
geschehen  könne.  Der  Verein  beschloss  der  Bearbeitung  keinen 
Preis  zu  ertheilen. 

Es  folgte  hierauf  der  wichtigste  Gegenstand  der  Tages- 
ordnung, welcher  die  Berufung  der  Versammlung  veranlasst 
hatte:  die  Berathung  über  die  Vereins -Lokal  - Angelegenheit. 
Auf  den  Antrag  einer  grossen  Anzahl  von  Mitgliedern  hat 
der  Vorstand  den  Beginn  des  Erweiterungsbaues  nach  dem 
ursprünglichen  Plane  sistirt  und  den  Verein  zur  Einreichung 
von  Verbesser ungs -Vorschlägen  aufgefordert.  Es  waren  in 
Folge  dessen  sechs  neue  Projekte  eingegangen,  über  welche 
Hr.  Lucae  in  ausführlicher  Darlegung  referirte,  indem  er 
namentlich  einen  dieser  Pläne,  der  mit  wesentlich  einfacheren 
Mitteln  als  der  frühere  Entwurf  grosse  Vorzüge  vor  dem- 
selben gewährt,  in  wärmster  Weise  empfahl.  Hr.  Bauer 
kämpfte  mit  grosser  Energie  gegen  sämmtliche  vorliegenden 
Pläne,  Hr.  Blankenstein  beantragte  auf  den  in  letzter  Ver- 
sammlung gefassten  Beschluss  und  auf  die  Idee  einer  Erwei- 
terung des  Vereins-Lokals  auf  dem  gegenwärtigen  Grund- 
stücke ganz  zu  verzichten;  er  bezweifelte,  dass  der  Verein 
bereits  im  Stande  sein  werde,  eine  Miethe  von  1300  Thlrn. 
aufzubringen.  Gegen  diesen  Antrag  erklärte  sich  der  Vor- 
stand auf  das  Heftigste  und  wurde  es  vom  Verein  abgelehnt 
ihn  zu  diskutiren.  Das  von  Hrn.  Lucae  und  dem  Vorstande 
empfohlene  Projekt  wurde  schliesslich  mit  überwältigender 
Majorität  angenommen  und  ergaben  sich  — nicht  ohne  Hei- 
terkeit der  Versammlung  — die  Hrn.  Ende  und  Boeck- 
mann,  von  denen  gleichfalls  der  ursprüngliche  Plan  ausge- 
gangen war,  als  die  Verfasser  desselben.  Ob  der  Bau  be- 
ginnen kann,  wird  von  weiteren  Verhandlungen  mit  Hin. 
Knoblauch  abhängen , zu  welchen  die  Hrn.  Ende  und 
Boeckmann  Seitens  des  Vereins  Auftrag  erhielten. 


Das  neue  Statut  des  Architekten  -Vereins  zu  Berlin. 

Zwar  ist  das  neue  Statut  des  Architekten-Vereins,  so  lange 
es  nicht  die  Genehmigung  der  Regierung  erlangt  hat,  als  de- 
finitiv feststehend  noch  nicht  zu  betrachten : eine  kurze  Mit- 
theilung über  den  Haupt -Inhalt  desselben  wird  jedoch  deu 
von  Berlin  abwesenden  Mitgliedern  des  Vereins  erwünscht  sein. 

Bei  dem  ausgesprochenen  Zwecke  des  neuen  Statuts,  auf 
Grund  desselben  die  Rechte  einer  juristischen  Person  für  den 
Verein  zu  erwerben,  was  jede  zukünftige  Aenderuug  von  der 
Genehmigung  der  Staatsbehörden  abhängig  macht,  sind  in  das 
eigentliche  Statut  nur  prinzipiell  wichtige  Bestimmungen  auf- 
genommen worden,  während  die  spezielle  Verwaltung  des 
Vereins  durch  eine  besondere  (noch  festzustellende)  Ge- 
schäftsordnung geregelt  werden  soll. 

Die  wichtigen  Neuerungen , welche  das  Statut  gegen  die 
alten,  im  Wesentlichen  noch  aus  dem  Jahre  1824  herrühren- 
den Bestimmungen  einführt,  beziehen  sich  einmal  auf  einige 
zeitgemässe  allgemeinere  Reformen.  So  ist  die  Tendenz  des 
Vereius,  die  bisher  nur  einer  Wirksamkeit  im  Kreise  der  Mit- 
glieder galt,  auf  eine  thätige  Mitwirkung  an  allen  Interessen 
des  Bauf  achs  erweitert  worden  und  ebenso  sind  die  Aufnahme- 
bedingungen, welche  bisher  in  speziellem  Zusammenhänge  mit 
den  Verhältnissen  des  Preussischen  Baubeamtenthums  standen, 
dahin  geändert,  dass  fortan  alle  Architekten  und  Ingenieure, 
welche  eine  anerkannte  bautechnische  Hochschule  mindestens 
ein  Jahr  lang  besucht  haben,  ohne  Weiteres  aufnahmeberech- 
tigt sind.  Für  Männer  aus  dem  Baufache  oder  den  ihm  nahe 
stehenden  Fächern,  die  dieser  Bedingung  nicht  entsprechen 
können,  bedarf  es  einstimmigen  Vorschlages  von  Seiten  des 
Vorstandes;  ebenso  können  auf  solchen  hervorragende  Archi- 
tekten und  Ingenieure  des  Auslandes  zu  Ehrenmitgliedern 
ernannt  werden. 

Durchgreifende  Veränderungen  sind  zweitens  zu  dem 
Zwecke  erfolgt,  die  Verwaltung  des  von  Jahr  zu  Jahr  an  Be- 
deutung gewinnenden  Vereins  straffer  zu  machen  und  eine 
festere  Organisation  desselben  herbeizuführen.  In  erster  Be- 
ziehung ist  namentlich  die  Einrichtung  getroffen , dass  der 
Vorstand  des  Vereins  zwar  fortan  aus  12  Mitgliedern  (bisher 
7 Vorsteher  und  2 Oberbibliothekare)  bestehen  soll,  dass  je- 
doch 9 Mitglieder  desselben  ausschliesslich  die  Leitung  der 
auf  die  inneren  Zwecke  des  Vereins  bezüglichen  Angelegen- 
heiten zu  führen  haben , während  die  äussere  Repräsentation 
und  die  eigentliche  Verwaltung  in  einem  Geschäfts -Aus- 
schüsse von  drei  Personen  (Vorsitzender,  Stellvertreter, 
Säckelmeister)  konzentrirt  ist.  In  zweiter  Beziehung  ist 
eine  Permanenz  der  Mitgliedschaft  eingeführt  worden. 
Es  stand  bisher  jedem  Mitgliede  frei,  durch  einfache  Abmel- 
dung zeitweise  aus  dem  Verein  auszuscheiden  und  später  ohne 
Weiteres  wieder  einzutreten,  und  die  hierbei  übliche  Praxis 
war  sogar  ziemlich  lax.  Nach  dem  neuen  Statut  soll  hinfort 


Vermischtes. 

Ein  Aufsatz  in  einem  englischen  Fachjournale  (Engineer 
1868  p.  377)  prophezeit,  dass  es  den  dortigen  Zivil-Inge- 
nieuren schon  in  der  nächsten  Zeit  an  der  gewohnten  Thätig- 
keit  bei  Neubauten  fehlen  wird  und  sie  gezwungen  sein  wer- 
den, ihre  Beschäftigung  hauptsächlich  auf  dem  Gebiete  des 
Kultur -Ingenieurs  zu  suchen,  ja,  das  Bedürfniss  für  diesen 
Zweig  der  Technik  dem  Lande  theilweise  erst  zum  Bewusst- 
sein zu  bringen.  Entwässerung  von  Städten , Rieselung  mit 
Haus wasser,  Schutz  bestehender  Eindeichungen  und  Anlagen, 
um  dem  Meere  neues  Land  abzugewinnen:  hierauf  wird  der 
englische  Ingenieur  bald  hauptsächlich  hingewiesen  sein. 
Nicht  der  zehnte  Theil  der  Zivil -Ingenieure,  welche  sich  in 
der  Praxis  befinden  oder  jetzt  in  dieselbe  eintreten,  behauptet 
der  Verfasser,  könnte  bei  den  in  Aussicht  stehenden  Eisenbahn- 
bauten und  Hafen- Anlagen  Englands  Beschäftigung  und  mäs- 
siges  Einkommen  finden.  Wenn  er  diese  Betrachtungen  auch 
nur  als  Einleitung  benutzt,  um  auf  die  stets  wachsende  Wich- 
tigkeit aller  Erfahruugen  über  Hauswasserberieselung  hinzu- 
weisen — und  über  kurz  oder  lang  wird  diese  Art  der  Feld- 
bestellung sich  auch  in  die  Umgebung  deutscher  Haupstädte 
einbürgern  — so  wirft  dies  Bekenntniss  von  der  Ueberzahl 
englischer  Ingenieure  doch  ein  eigenthiimliches  Licht  auf  den 
Wendepunkt,  an  welchem  die  dortige  Bauthätigkeit  ange- 
kommen ist. 

Hiernach  müssen  wir  erwarten,  dass  in  wenigen  Jahren 
die  englischen  Ingenieure  aus  Mangel  an  Neubauten  in  ihrer 
Heimath  deu  Versuch  machen  werden,  in  andern  Ländern 
ihre  Kenntnisse  und  Erfahrungen  zu  verwerthen,  und  zum 
Theil  werden  sie  sich  auch  wohl  nach  Deutschland  wenden, 
wo  englische  Techniker  bisher  nur  vereinzelt  und  meist  im 
Dienst  englischer  Kapitalisten  sich  niedergelassen  haben.  Der 
gesteigerte  Verkehr,  die  Gewohnheit,  englisches  Kapital  in 
Deutschland  arbeiten  zu  lassen,  so  wie  die  nahe  bevorstehende 
Gewerbefreiheit  lassen  diesen  Schritt  jetzt  viel  weniger 
schwierig  erscheinen,  als  er  noch  vor  wenigen  Jahren  gewesen 
sein  mag.  Der  deutschen  Technik  wird  dadurch  eine  Gelegen- 
heit zu  dem  erneuten  Beweise  geboten,  dass  sie  ihrer  älteren 
Schwester  in  England  — ihrer  früheren  Lehrerin  — jetzt  eben- 
bürtig und  ehrenvoll  zur  Seite  steht.  W. 


Die  Indo-Europäische  Telegraphen -Linie.  Vor 
Kurzem  war,  nach  der  „Nat.  Zt,g.“,  das  Exekutiv-Komite  der 
Indo  - Europäischen  Linie,  bestehend  aus  den  General  - Direk- 
toren der  Telegraphen  des  Norddeutschen  Bundes  und  Russ- 
lands, Obrist  von  Chauvin  und  Geheimrath  von  Liiders, 
sowie  dem  stellvertretenden  Vorsitzenden  des  Londoner  Ge- 
sammt  - Direktoriums , Barlow,  in  Berlin  versammelt,  um  die 
Führung  und  Konstruktion  der  Linie  definitiv  festzustellen. 

Ebendaselbst  wurde  eine  Sitzung  der  kontinentalen  Di- 
rektion der  Gesellschaft  abgehalten.  Nachdem  dieselbe  sich 
konstituirt  und  zu  ihrem  Vorsitzenden  den  Konsul  Meier 
gewählt  hatte,  berichtete  Dr.  W.  Siemens  über  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Gesellschafts  - Angelegenheiten.  Darnach 
ist  die  Gesellschaft  jetzt  vollständig  konstituirt,  das  uöthige 
Kapital  voll  gezeichnet  und  die  erste  Einzahlung  geleistet. 

General  - Direktor  von  Chauvin  berichtete  darauf  als 
Vorsitzender  des  Exekutiv- Komites  über  dessen  Thätigkeit. 
Seitens  der  Konzessionäre  ist  die  ganze  Linie  durch  Persien 
und  Russland  bereits  untersucht  und  von  ihnen  auf  Grund 
der  eingegangenen  Berichte  der  damit  betrauten  Ingenieure 
ein  Bauprojekt  eingereicht,  welches  in  seinen  wesentlichen 
Punkten  vom  Exekutiv  - Komite  genehmigt  ist.  Darnach 
werden  die  Haupt-  und  Translationsstationen  der  Linie:  Lon- 


282 


don , Berlin,  Shitomir,  Kertsch,  Tiflis  und  Teheran  sein. 
Wenn  die  gegenwärtig  ausgeführten  Sondirungen  im  Schwarzen 
Meere  keine  nachträgliche  Aenderung  des  Bauplans  nothwen- 
dig  machen,  soll  die  Linie  von  Kertsch  durch  ein  Kabel  über 
die  Meerenge,  darauf  über  Ekaterinodar  nach  Djuba  am 
Schwarzen  Meere  geführt  werden,  von  wo  aus  ein  etwa 
25  deutsche  Meilen  langes  Kabel  nach  Fort  Konstantin  zu 
legen  ist.  Dieses  Kabel  wird  mit  einem  Panzer  aus  doppeltem 
starken  Kupferblech  umgeben  werden,  um  es  vor  der  Bohr- 
muschel sicher  zu  stellen.  Auch  in  ihren  übrigen  Theilen 
wird  die  Linie  ungewöhnlich  solide  und  stark  erbaut  werden. 
Es  werden  durchweg  6 Millimeter  starke  Drahte  des  besten 
Eisens  verwendet  werden.  In  Persien,  dem  ganzen  asiatischen 
und  einem  grossen  Theile  des  europäischen  Russlands  kommen 
durchweg  starke  eiserne  Pfosten  zur  Verwendung.  Der  Rest 
der  Linie  im  europäischen  Russland  wird  mit  sehr  starken 
und  hohen  Pfosten,  grösstentheils  von  eichenem  Holze  ver- 
sehen. Auch  die  übrigen  Leitungsmaterialien  werden  in  ent- 
sprechender Weise  verstärkt  und  nur  von  bester  Qualität 
verwendet  werden. 

General  - Direktor  von  Chauvin  theilte  noch  mit,  dass 
die  Telegraphen -Verwaltung  des  Norddeutschen  Bundes  die 
Linie  vom  Kabel-Endpunkte  zu  Emden  bis  zur  russischen 
Grenze  bei  Thorn  in  gleich  solider  Weise  im  Laufe  des 
nächsten  Sommers  herstellen  resp.  vollenden  werde.  Da  die 
Anfertigung  des  Materials  für  den  russischen  Theil  der  Linie 
bereits  in  Angriff  genommen  und  das  für  Persien  bestimmte 
sogar  schon  nach  seinem  Bestimmungsorte  unterwegs  ist,  so 
erscheint  die  Eröffnung  des  Telegraphendienstes  auf  der  ganzen 
Linie  London -Teheran  vor  Ablauf  des  nächsten  Jahres  als 
vollständig  gesichert.  — 


Von  Dr.  Otto  Hübners  statistischer  Tafel  aller 
Länder  der  Erde  ist  die  17.  Auflage  erschienen.  Da  das  be- 
kannte und  vortreffliche  Unternehmen  nicht  nur  für  jeden 
Gebildeten  von  höchstem  Interesse  ist,  sondern  für  unsere 
Leser  auch  besonderen  Werth  hat,  indem  es  vollständige 
Angaben  über  alle  gebräuchlichen  Münzen,  Maasse  und  Ge- 
wichte enthält,  so  wollen  wir  gern  darauf  aufmerksam  machen. 
Preis  5 Sgr. 


Nach  dem  Jahresbericht  der  Handelskammer  zu 
Koblenz  für  das  Jahr  1867  nahm  daselbst  die  Fabrikation 
von  Sandsteinen  aus  vulkanischem  Saude,  Bimstein  und 
Kalkmörtel  lebhaften  Aufschwung.  Bei  Urmitz,  Weissenthurm 
und  Neuwied  wurden  in  den  Sommer  - Monaten  täglich  ca. 
100,000  Stück  geformt,  die  zum  Preise  von  5J/$  Thlr.  pro 
mille  bis  nach  den  Niederlanden  und  Süddeutschland  Absatz 
fanden. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Der  Dom  zu  Köln,  seine  Konstruktion  und  Aus- 
stattung. Gezeichnet  und  herausgegeben  von  Franz 
Schmitz,  Architekt.  Historischer  Text  von  Dr.  L.  Ennen, 
Stadt-Archivar  zu  Köln.  Köln  und  Neuss.  Imp.  Folio.  Voll- 
ständig in  25  Lieferungen  ä 2 Thlr. 

Es  sind  nun  26  Jahre  vergangen,  seitdem  Kugler  in 
einer  Rezension  über  die  zweite  Auflage  des  Boisseree’schen 
Dom -Werks  und  mehre  andere  den  Dom  zu  Köln  betreffende 
Schriften*)  die  Ansicht  aussprach,  dass  der  Architekt,  um  zur 
Meisterschaft  in  seiner  Kunst  zu  gelangen,  sich  nicht  mit  dem 
Studium  der  griechischen,  sowie  der  daraus  abgeleiteten  Bau- 
weisen begnügen  dürfe,  sondern  demnächst  einem  nicht  min- 
der gründlichen  Studium  des  gothischen  Stiles  sich  hiugeben 
müsse.  Dass  das  letztere  so  sehr  vernachlässigt  werde,  fand 
er  nicht  zum  geringsten  Theile  darin  begründet,  dass  es  bisher 
an  einem  Werke  fehle,  „welches  uns  in  die  Eigenthümlich- 
keiten  der  gothischen  Architektur  auf  so  umfasseude  und  zu- 
reichende Weise  einführte,  wie  wir  deren  genug  zum  Studium 
der  griechischen  Architektur  besitzen.“  Als  würdigste  Grund- 
lage eines  solchen  Werkes  aber  bezeichnete  er  eben  den  Dom 
zu  Köln,  als  das  Denkmal,  an  welchem  das  gothische  Bau- 
System  unbestritten  in  seiner  höchsten  und  klarsten  Vollen- 
dung, in  seiner  reinsten  Schönheit  auftritt,  und  eindringlich 
richtete  er  an  den  damaligen  Dombaumeister  die  Mahnung, 
die  Herausgabe  einer  gründlichen,  vorzugsweise  das  charak- 
teristische Detail  in's  Auge  fassenden  Aufnahme  des  Domes 
zu  beschleunigen. 

Langsam  hat  seitdem  jene  Ueberzeugung  sich  Bahu  ge- 


brochen. Denn  so  sehr  die  Meinungen  über  die  praktische 
Berechtigung  der  gothischen  Kunst  für  unsere  Zeit  von  ein- 
ander abweicheu  und  so  viele  ihr  auch  die  Lebensfähigkeit 
einfach  absprechen  zu  können  glauben  — in  dem  einen 
Punkte  dürfte  gegenwärtig  doch  wohl  die  Mehrzahl  der 
Architekten  einig  geworden  sein,  dass  eine  Kenntniss  des 
gothischen  Stils  für  den  Baumeister  der  Gegenwart  nicht 
mehr  zu  entbehren  ist  — dass  man  in  beide,  sich  gegen- 
überstehende Systeme,  in  denen  der  architektonische  Genius 
seinen  höchsten  Ausdruck  gefunden  hat,  sich  versenkt,  beide 
verstanden  haben  muss,  wenn  man  den  Aufgaben  unserer 
Zeit,  deren  Bildung  auf  antiken  Anschauungen  nicht  minder 
fusst,  wie  auf  mittelalterlichen  Traditionen,  gewachsen  sein 
will.  Und  widerlegt  dürften  wir  schwerlich  werden,  wenn 
wir  weiterhin  behaupten,  dass  unsere  gegenwärtige  Kenntniss 
der  Gothik  im  Allgemeinen  noch  keineswegs  genügt.  Frei- 
lich ist  seit  jener  Aeusserung  Kugler ’s  manch  gothisches 
Bauwerk  gemessen,  gezeichnet  und  veröffentlicht  worden, 
mächtig  hat  das  praktische  Beispiel  der  neu  erstandenen 
gothischen  Bauhütten  und  der  aus  ihnen  hervorgegangenen 
Meister,  mächtig  die  anregende  Lehrthätigkeit  von  Männern 
wie  Ungewitter,  Hase  und  vor  Allen  Viol  1 e t -1  e - D u c 
• gewirkt,  aber  ein  Werk,  wie  es  Kugler  im  Sinne  hatte,  das 
! uns  in  erschöpfender  Darstellung  eiues  klassisch -gothischen 
l Bauwerks  vollständig  in  den  Geist  der  mittelalterlichen  Bau- 
weise einführen  könnte,  ist  noch  immer  offenes  Bedürfniss 
und  die  von  ihm  angeregte  Publikation  des  Domes  zu  Köln 
ist  bis  heute  unterblieben. 

Welche  Hindernisse  derselben  im  Wege  gestanden  haben 

— warum  sowohl  Dombaumeister  Zwirner,  wie  sein  Nach- 
folger der  an  sie  gerichteten  Aufforderung  nicht  entsprachen 

— ob  eine  Veröffentlichung  vielleicht  gar  schon  beabsichtigt 

und  nach  beliebter  Art  nur  bis  nach  Vollendung  des  Werkes 

vertagt  ist:  dies  Alles  ist  uns  völlig  unbekannt.  Aber  unser 

lebhaftes  Bedauern,  dass  bisher  noch  so  gar  Nichts  in  dieser 
Hiusicht  geschehen  ist,  müssen  wir  aussprechen.  Denn  je 
sichtbarer  der  Einfluss  ist,  den  die  erneute  Bauthätigkeit  der 
Kölner  Domhütte,  in  welcher  Statz,  Fr.  Schmidt  und 
andere  Meister  der  neueren  deutschen  Gothik  gebildet  wurden, 
schon  durch  ihr  Beispiel  auf  die  ganze  gegenwärtige  Ent- 
wickelung unserer  Architektur  ausgeübt  hat,  um  so  mehr, 
scheint  uns,  war  es  die  Pflicht  "der  Berufenen,  durch 
eine  sachgemässe  und  erschöpfende  Publikation  des  alten 

Denkmals  die  geistige  Theilnahme  an  dieser  Schule  auch 

einem  weiteren  Kreise  zu  gestatten  und  den  Schatz  der  Er- 
kenntniss,  der  ihnen  offen  lag,  zum  Gemeingute  Aller  zu 
machen. 

Das  im  Titel  genannte  Werk,  das  nunmehr  endlich  diese 
Pflicht  erfüllen  will  und  welches  wir  heut  unsern  Lesern  anzu- 
kündigen haben,  erscheint  als  ein  Privatunternehmeu  des 
durch  die  letzte  Pariser  Ausstellung  bekannt  gewordenen 
Architekten  Franz  Schmitz,  der  gleichfalls  in  der  Kölner 
Hütte  gebildet,  seit  20  Jahren  am  Dom  thätig  war  und  seit 
Fr.  Schmidt’s  Abgang  die  spezielle  Leitung  des  künstlerischen 
Theiles  am  Bau  als  „Domwerkmeister“  zu  führen  hatte  — es 
erscheint,  wie  wir  hören,  ohne  Genehmigung  der  Dombauver- 
waltung, die  annehmen  soll,  dass  der  Herausgeber  nicht  be- 
rechtigt sei,  die  in  ihrem  Aufträge  ausgeführten  Arbeiten  als 
sein  geistiges  Eigenthum  zu  betrachten  und  ihn  in-  Folge 
der  Herausgabe  des  Werkes  zum  Aufgeben  seiner  bisherigen 
Stellung  nöthigte.  — Ob  die  Ansicht  der  Dombauverwaltung 
oder  die  des  Herausgebers  nie  richtige  ist,  kann  nur  durch 
die  gerichtliche  Entscheidung,  in  wie  weit  dem  Architekten 
das  geistige  Eigenthum  seiner  Arbeiten  gewahrt  bleibt,  festge- 
stellt werden.  So  sehr  wir  es  im  Interesse  unseres  Faches 
zu  beklagen  haben,  dass  dieser  Konflikt  nicht  vermieden 
werden  konnte,  so  wenig  kann  uns  dies  jedoch  veranlassen, 
dem  Werke  selbst,  dessen  Geschichte  hierbei  selbstverständ- 
lich nicht  in  Betracht  kommen  kann,  unsere  Würdigung  zu 
versagen. 

Ziel  uud  Zweck  desselben  sind  bereits  erläutert,  da  Hr. 
Schmitz  einfach  die  Kugler  sehe  Idee  aufgenommen  hat. 
Neben  den  Werken  von  Boisseree,  Möller  etc.,  denen  das 
Verdienst  einer  ersten  Anregung  stets  gewahrt  bleiben  wird, 
deren  Aufnahmen  jedoch  zu  ungenau  uud  unvollständig  sind, 
als  dass  sie  zum  Verständuiss  der  Eigenthümlichkeiten  des 
Denkmals  genügen  könnten,  soll  diese  Publikation  alle  wesent- 
lichen Momente  desselben  in  Bezug  auf  Disposition,  Konstruk- 
tion und  künstlerische  Durchbildung  des  Details  gewissenhaft 
zur  Darstellung  bringen.  Auf  eine  Verdeutlichung  der  Ent- 
wickelung und  Auflösung  der  Massen  nach  den  einfachen  Ge- 
setzen der  alten  Kölner  Schule  soll  hierbei  besonders  Rück- 
sicht genommen  werden.  Ebenso  beabsichtigt  das  W erk  \ oll- 
ständigkeit  in  Betreff  der  Ornameutation  und  aller  Werke 


')  Kunstblatt  1842,  No.  89  f.  f. 


Hierzu  eine  Beilage 


283 


der  Steinbildnerei,  Holzschnitzkunst  und  Glasmalerei,  die  der 
Dom  enthält. 

Es  sollen  im  Ganzen  25  Lieferungen  von  je  6 Blatt 
Zeichnungen  ausgegeben  werden.  Die  uns  vorliegenden  zwei 
ersten  Lieferungen  genügen,  zumal  ohne  den  zugehörigen  Text, 
freilich  noch  nicht,  um  ein  sicheres  Urtheil  dafür  abzugeben, 
bis  zu  welchem  Grade  der  Herausgeber  seine  umfassende  und 
in  ihrer  Schwierigkeit  keineswegs  zu  unterschätzende  Aufgabe 
lösen  wird.  So  gern  wir  anerkennen,  dass  es  ihm  daran  lie- 
gen musste,  in  dieser  ersten  Probe  seines  Unternehmens  eine 
gewisse  Mannigfaltigkeit  der  dargestellten  Gegenstände  zur 
Schau  zu  tragen,  so  sehr  müssen  wir  uns  in  diesem,  wie  schon 
in  früheren  Fällen,  gegen  die  beliebte  französische  Manier 
aussprechen,  die  einzelnen  Lieferungen  ganz  unsystematisch, 
mehr  dem  Zufalle  nach,  zusammenzustelleu.  Ein  eigentliches 
Studium  des  Werkes,  ein  wirklicher  Vortheil  davon  wird  auf 
diese  Weise  erst  nach  dem  gänzlichen,  in  weiter  Aussicht 
stehenden  Abschlüsse  desselben  möglich,  während  wir  es  für  an-  , 
regender  und  der  Sache  förderlicher  halten  würden,  wenn  den  ein- 
zelnen Lieferungen  ein  selbstständiges  Interesse  gegeben  werden 
könnte. 

Im  Uebrigen  sind  die  in  den  ersten  Lieferungen  enthal- 
tenen Tafeln  in  jeder  Weise  zu  rühmen.  Die  einzelnen  Aufrisse 
und  Grundrisse  sind  in  Vs«  oder  l/n  (der  vollständige  Haupt- 
Grundriss  in  ’/jio)  — die  Details  in  ’/n  oder  */«  der  natür- 
lichen Grösse  mit  Sorgfalt  und  Klarheit  in  Steindruck  dar- 
gestellt — erstere  in  einfachen  Linien,  letztere  mit  Angabe 
der  Schatten.  Die  Mitte  zwischen  einer  ängstlichen,  minutiös 
feinen  Zeichnung  und  jener  etwas  wüsten  Breite  der  Behand- 
lung, deren  sich  einige  Gothiker  mit  Vorliebe  bedienen, 
scheint  uns  recht  glücklich  getroffen  zu  sein. 

Eine  weitere  auf  das  Detail  der  Darstellungen  eingehende 
Besprechung  des  Werkes  behalten  wir  uns  bis  zum  Erschei- 
nen des  Textes  und  einer  grösseren  Anzahl  von  Lieferungen, 
deren  eine  nach  je  6 Wochen  versprochen  wird,  vor.  Inzwischen 
begrüssen  wir  das  Unternehmen  an  sieh  mit  aufrichtiger 
Freude  und  wünschen  von  Herzen,  dass  dem  schnellen  Fortgange 
desselben  Hindernisse  sich  nicht  in  den  Weg  stellen  mögen. 

— F.  — 

Konkurrenzen. 

P re  i s -Ertheil  u n ge  n.  Bei  der  Konkurrenz  um  den 
Entwurf  eines  gothischen  Hochaltars  für  die  Marien- 
kirche zu  Reutlingen  (Architekt. -Wochenbl.  1867,  No.  37) 
waren  19  Entwürfe  eingegangen.  Das  Urtheil  des  Preisgerichts 
erkannte  den  ersten  Preis  (400  fl.)  einstimmig  dem  Entwürfe 
des  Architekten  Conradin  Walter  aus  Hall  zu.  Für  den 
zweiten  Preis  (200  fl.)  sind  dem  Stiftungsrath  von  Reutlingen 
drei  Entwürfe  vorgesehlagen  worden,  über  deren  Rangordnung 
die  Preisrichter  nicht  einig  geworden  sind.  — Bei  der  Kon- 
kurrenz um  die  Entwürfe  für  drei  Hochaltäre  in  der 
Kathedrale  zu  Herzogenbusch  (Architekt. -Wochenblatt 
1867,  No.  48)  ist  der  erste  Preis  (400  fl.)  Hrn.  L.  C.  Hezen- 
mans  zu  Herzogenbusch,  der  zweite  und  dritte  Preis  (200  und 
100  fl.)  gemeinschaftlich  den  Herren  J.  J.  Vielvoye  zu  Rot- 
terdam und  H.  Peeters  Divoort  zu  Antwerpen  zugefallen. 

Preis-Ausschreiben.  Die  Museums  - Gesellschaft  in 
Stuttgart  hat  eine  Konkurrenz  um  den  Entwurf  eines  Erwei- 
terungsbaues für  das  Museum  daselbst  ausgeschrieben.  Termin 
1.  Dezember.  Preise  1200  fl.  und  800  fl.  (vid.  Inserat  i.  d.  Numm.) 

Monats-Aufgaben  für  den  Architekten - Verein 
zu  Berlin  zum  1.  August  1868. 

I.  Ein  reicher  Kamin  von  circa  5'  Breite  und  4'  Höhe 
in  karrarischem  Marmor,  darüber  ein  Spiegel  mit  reich  ver- 
ziertem Bronzerahmen.  Verlangt:  ein  Grundriss,  eine  Ansicht. 
Maasstab : Vu  der  natürlichen  Grösse. 


II.  Eine  Fussgängerbrücke,  über  8 Schienengeleise  hinweg- 
gehend, zur  Vermittelung  des  auf  dem  Eisenbahn-Niveau-Ueber- 
gange  gestörten  Strassenverkehrs,  ist  ganz  aus  Eisen  herzu- 
stellen. Entfernung  der  Geleise  von  Mitte  zu  Mitte  zweimal  18, 
einmal  17  und  viermal  14  Fuss.  Maasstab:  '/ho,  die  Details 
in  grosserem  Maasstabe. 

Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn -Baumeister  Steegemann  zu 

Münster  zum  Eisenbahn -Bau-  und  Betriebs -Inspektor  bei  der  Ober- 
schlesischen Eisenbahn  in  Breslan,  — der  Baumeister  Tie  de  zu 
Berlin  zum  Baumeister  bei  den  Königlichen  Museen  und  zum  Haus- 
Inspektor  bei  denselben,  — der  Baumeister  Ulrich  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Saarbrücker  Eisenbahn,  mit  dem  Wohnsitze  in 
Saarbrücken. 

Dem  Ober -Bau -Inspektor  Laur  zu  Sigmaringen  ist  der  Cha- 
rakter als  Bau -Rath  verliehen. 

Am  27.  Juni  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Carl  Plathner  aus  Rawicz,  Wilhelm  Hahn  aus  Greifenstein 
bei  Wetzlar,  August  Hattenbach  aus  Höxter;  das  Bauführe r- 
Examen : Adolf  Boetticher  aus  Blumberg,  August  Goedicke 
aus  Groeningen. 

Offene  Stellen. 

1.  Für  eine  Abtheilungs-Ingenieur-Stelle  bei  der  Thüringer 
Bahn  wird  ein  erfahrener  Baumeister  gesucht.  Gehalt  1000  Thlr. 
bei  freier  Wohnung  und  freiem  Brennmaterial.  Meldungen  beim 
Bau-Inspektor  Umpfenbach  in  Erfurt. 

2.  Die  Königl.  Hafenbau  - Kommission  für  das  Jade  - Gebiet 
zu  Heppens  sucht  zwei  Baumeister.  Diätensatz  3 Thlr. 

3.  Beim  Bau  der  Thorn -Insterburger  Eisenbahn  finden  ein 
Baumeister  und  mehre  Bauführer  Beschäftigung.  Meldungen 
sind  an  die  Königl.  Direktion  der  Ostbahn  in  Bromberg  zu  richten. 

4.  Bei  der  Königl.  Eisenbahn  - Direktion  zu  Saarbrücken  finden 
bei  den  dortigen  Eisenbahnbauten  ein  Baumeister  und  ein  Bau- 
führer längere  Zeit  Beschäftigung.  Meldungen  sind  an  die  ge- 
nannte Direktion  zu  richten. 

Vakant  sind  noch  die  in  No.  25,  alinea  10,  in  No.  26,  alinea  7 
und  9 ausgeschriebenen  Stellen. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  S.  in  Zwickau.  — Besten  Dank  für  die  uns  gesandten 
Vorschläge  für  den  2.  Jahrgang  unseres  Architekten -Kalenders. 
Wir  haben  das  Gutachten  befreundeter  Sachverständiger  in  ausge- 
dehntem Maasse  durch  besondere  Fragebogen  eingeholt  (vergl.  Inserat 
in  der  heutigen  Nummer)  und  werden  die  ausgesprochenen  Wünsche 
nach  Möglichkeit  berücksichtigen. 

Mehre  Abonnenten  in  Berlin: 

ad  1.  Dass  bei  einer  Aufhebung  der  Prüfungen  für  die  Bau- 
Handwerker  auch  die  Prüfungen  der  Privat -Baumeister  in  Fortfall 
kommen,  erscheint  uns  selbstverständlich  und  möchten  wir  bezwei- 
feln, dass  nach  erfolgtem  Eintritt  der  Gewerbefreiheit  noch  derar- 
tige Prüfungen  vorgenommen  werden  können,  wenn  auch  die  Kan- 
didaten sich  vorher  schon  zu  denselben  gemeldet  haben. 

ad  2.  Die  neuen  Vorschriften  für  das  Studium  des  Baufach’s 
sind  noch  nicht  publizirt,  entziehen  sich  also  vorläufig  der  Be- 
sprechung. 

ad.  3.  Dass  nach  Eintritt  der  Gewerbefreiheit  Jedem  freisteht 
sich  den  Titel:  Baumeister,  Privatbaumeister,  Maurermeister,  Zim- 
mermeister u.  s.  w.  beizulegen,  ist  wohl  zweifellos.  Nach  durchaus 
authentischen  Nachrichten  ist  es  selbst  unter  den  jetzigen  Ver- 
hältnissen nicht  möglich  gewesen,  einen  Architekten,  der  sich  Bau- 
meister nennt,  deshalb  zur  Verantwortung  zu  ziehen.  Eine  Be- 
nachtheiligung  derjenigen,  welche  sich  jene  Titel  durch  Prüfungen 
errungen  haben,  können  wir  darin  nicht  erblicken,  da  doch  wohl 
nicht  anzunehmen  ist,  dass  sie  die  Prüfungen  um  des  Titels  wegen 
abgelegt  haben.  Uebrigens  bleibt  es  ihnen  ja  unbenommen  sich 
fortan:  „Geprüfter  Baumeister  u.  s.  w.“  zu  nennen,  ein  Titel, 
in  welchem  sie  jedenfalls  durch  das  Gesetz  geschützt  sein  möchten. 

Berichtigung:  In  No.  25  d.  Bl.  Seite  259  Spalte  2 Zeile  6 
v.  oben  ist  zu  lesen  „absolut“  statt  „allerdings“. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  v.  N.  in  Berlin, 
S.  in  St.  Petersburg,  R.  in  Frankfurt  a./M. 


Der  zweite  Jahrgang  des 

Mahnörrs  für  Ardjitclitcn  unö  lauiiciucrköinciftcr 


bearbeitet  von  den 


Herausgebern  der  Deutschen  Bauzeitung 

ist  in  Vorbereitung  begriffen. 

Den  geehrten  Freunden  unseres  Blattes,  die  wir  über  die  Gestaltung  desselben  um  ihren  gütigen  Rath 
baten,  erlauben  wir  uns  unsere  Anfrage  in  freundliche  Erinnerung  zu  bringen.  Gleichzeitig  bitten  wir  alle 
Leser,  welche  den  ersten  Jahrgang  des  Kalenders  benutzen,  wiederholt,  etwaige  Wünsche  und  Verbesserungs- 
Vorschläge,  die  wir  nach  Kräften  berücksichtigen  möchten,  uns  schleunigst  anzuzeigen. 

Alle  Briefe  in  dieser  Angelegenheit  erbitten  wir  bis  spätestens  den  12.  Juli  d.  J.  unter  der  Adresse  der  Ver- 
lagshandlung von  C.  Beelitz,  Oranienstrasse  75. 

J iir  die  uns  bereits  zugegangenen  Mittheilungen  den  Herren  Absendern  besten  Dank. 

Berlin,  1.  Juli  1868. 

Die  Herausgeber  der  Deutschen  Bauzeitung. 


284 


Architekten-Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  4.  Juli. 

4 Uhr.  Versammlung  im  Hörsaale  des  Gewerbe -Museums,  Stall- 
Strasse  No.  7. 

G „ Besichtigung  der  Neubauten  im  Kriegs -Ministerium. 

Zum  Schlüsse  gemeinschaftliches  Zusammensein  im  Leipziger 
Garten. 

Für  die  Anordnungen 
Kyllmann.  Becker. 


Zahlreiche  in  letzter  Zeit  beim  Unterzeichneten  Vorstande  ein- 
gegangene Gesuche  um  Beschäftigungs  - Nachweis  veranlassen  denselben 
zu  der  Erklärung,  dass  er  mit  dergleichen  Aufträgen  sich  nie  befasst 
hat  und  befassen  kann.  Wenn  nicht  alle  Zeichen  trügen,  so  beruhen 
jene  Meldungen  auf  einer  Verwechslung  mit  einem  sogenannten  ,, Archi- 
tekten -Versorgungs -Verein“,  der  in  irgend  einer  Weise  sein  Wesen  zu 
treiben  scheint. 

Die  zahlreichen  an  uns  gelangten  Briefe  können  unmöglich  ein- 
zeln beantwortet  werden.  Der  Vorstand. 

Baumeister-  Gesuch. 

Für  die  Leitung  der  hiesigen  Land-  und  Wasserbauten  werden 
zwei  Baumeister  gesucht.  Diätensatz  3 Thlr. 

Meldungen  bei  der  Unterzeichneten  Commission. 

Heppens,  den  25.  Juni  1868. 

Die  Königliche  Hafenbau -Kommission 

für  das  Jadegebiet. 

Baumeister  - Gesuch. 

Für  den  Bau  eines  grossen  Kasernements  zu  Hamburg  wird 
ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr.  Diäten  gesucht.  Anmel- 
dungen mit  Angabe  des  Termins  zum  Antritt  sind  unter  Einsendung 
von  Attesten  und  Angabe  selbst  ausgeführter  Bauten  an  die  Gar- 
nison-Bau-Direktion  9.  Armee-Corps  zu  Schleswig  zu 
machen. 

Offene  Baumeister- Stelle. 

Zur  Ausführung  eines  interessanten  Kasernenbaues  zu  Lübeck 
wird  gegen  3 Thlr.  Diäten  ein  geprüfter  Baumeister  gesucht.  So- 
fortiger Antritt  erwünscht.  Meldungen  unter  Beifügung  von 
Attesten  und  Angabe  des  Antritt -Termines  bei  der  Garnison -Bau- 
Direktion  zu  Schleswig. 

Bekanntmachung. 

Die  Stelle  des  zweiten  Stadtbaumeisters,  mit  welcher  ein  jähr- 
liches Gehalt  von  1000  Thlr.  verbunden  ist,  wird  zum  1.  Oktober 
d.  J.  vakant  und  soll  zunächst  kommissarisch  mit  sechsmonatlicher 
Kündigung  aufs  Neue  besetzt  werden. 

Qualifizirte  Bewerber,  welche  die  Staatsprüfung  als  Baumeister 
absolvirt  haben,  werden  hierdurch  aufgefordert,  ihre  Meldungen 
unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  bis  zum  15.  Juli  d.  J.  bei  uns 
einzureichen. 

Danzig,  den  18.  Juni  1868. 

Der  Magistrat 

W inter. 

Offene  Baumeister -Stelle. 

Für  die  hiesige  Stadt  wird  ein  Stadtbaumeister  gesucht.  — 
Gehalt  800  Thaler.  — Meldungen  nebst  Zeugnissen  sind  an  den 
Unterzeichneten  Magistrat  zu  richten. 

Bochum  in  Westpfalen,  den  15.  Juni  1868. 

Der  Magistrat 

Greve. 

Kommunal -Kreisbaumeisterstelle. 

Für  den  Kreis  Zell  a.  d.  Mosel  soll  nach  einem  Beschlüsse 
der  Kreisvertretung  ein  Kommunalbaumeister  mit  einem  festen  jähr- 
lichen Gehalte  von  800  Thlrn.  gegen  vierteljährliche  Kündigung  an- 
gestellt werden.  Bei  dem  bald  eintretenden  Mangel  eines  andern 
Baumeisters  im  Kreise  bietet  sich  für  den  Betreffenden  auch  Aus- 
sicht auf  eine  nicht  unbedeutende  Privatpraxis.  Qualifizirte  Re- 
flektanten, welche  bereits  praktisch  beschäftigt  gewesen  sind,  wollen 
sich  bis  spätestens  zum  15.  Juli  d.  J.  unter  Vorlegung  ihrer  At- 
teste und  Darstellung  der  bisherigen  Beschäftigung  bei  dem  Unter- 
zeichneten melden. 

Zell,  den  17.  Juni  1868. 

Der  Landrathsamtsverwalter 
Knebel. 

Eiin  Bauführer,  welcher  sich  speziell  für  den  Hochbau  interessirt, 
sucht  eine  Beschäftigung.  Gefällige  Offerten  an  die  Expedition 
dieser  Zeitung  unter  A.  G.  67. 


Für  eineu  Magehinentechniker 

der  auch  Kenntnisse  im  Baufach  besitzt  und  eine  entsprechende 
theoretische  Bildung  nachweisen  kann,  ist  sofort  eine  angenehme 
Stelle  zu  vergeben  durch  die  Redaktion  des  „Praktischen  Maschi- 
nen-Konstrukteur  in  Frankenberg  bei  Chemnitz. 

Ein  Maurermeister,  29  Jahr  alt,  wünscht  sich  mit  einem 
Kapital  von  5 — 6000  Thlr. , welches  in  Raten  eingezahlt  werden 
kann,  an  einem  grösseren  Geschäfte  zu  betheiligen,  sei  es  bei  Bau- 
oder anderen  in’s  Fach  schlagenden  Unternehmungen.  Kollegen 
oder  Baumeister  etc.,  welche  hierauf  reflektiren,  werden  ersucht, 
ihre  Adresse  an  die  Exped.  d.  Bl.  sub  Chiffre  R.  H.  69  einzusenden. 

Ein  junger  Mann,  (Maurer)  geübter  Bauzeichner,  der  auch  län- 
gere Zeit  praktisch  gearbeitet  und  dem  die  besten  Zeugnisse  zur 
Seite  stehen,  sucht  unter  bescheidenen  Ansprüchen  eine  baldige 
Stelle-  Gefällige  Adressen  unter  F.  E.  No.  3 bittet  man  poste 
restante  Hannover. 

Ein  junger  Zimmermeister,  welcher  längere  Zeit  in  Berlin  be- 
schäftigt gewesen  und  noch  mit  der  Leitung  eines  Baues  beauftragt 
ist,  sucht  eine  Stelle  als  Geschäftsführer  hier  oder  ausserhalb.  Es 
stehen  demselben  die  besten  Empfehlungen  und  Zeugnisse  zur  Seite. 
Meldungen  nimmt  die  Expedition  dieser  Zeitung  entgegen. 

Bekanntmachung. 

Der  Bau  eines  Feuerwacht-  und  Strassenreinigungs-Depot-Ge- 
bäudes  in  der  Reinickendorfer  Strasse  soll  im  Wege  der  General- 
Entreprise,  einschliesslich  der  erforderlichen  Materialien,  ausgeführt 
werden. 

Die  Bauzeichnungen,  Bedingungen,  sowie  der  Kostenanschlag 
sind  im  Bureau  der  städtischen  Bau  - Deputation  täglich  in  den 
Dienststunden  zur  Einsicht  ausgelegt.  Qualifizirte  und  kautionsfähige 
Unternehmungslustige,  welche  auf  Verlangen  ihre  Qualifikation 
durch  Atteste  nachzuweisen  haben,  werden  ersucht,  ihre  Offerte 
portofrei  und  versiegelt  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  des  Baues  des  Feuerwachtgebäudes  in 
der  Reinickendorfer  Strasse“ 

spätestens  bis  zum  8.  Juli,  Mittags  12  Uhr,  im  neuen  Rathhause, 
Zimmer  No.  71  abzugeben. 

Berlin,  den  25.  Juni  1868. 

Die  städtische  Bau-Deputation. 

Stuttgart,  Museum. 

Die  Museums  - Gesellschaft  beabsichtigt  eine  Erweiterung  ihrer 
Räumlichkeiten  mit  einem  Kostenaufwand  von  200,000  Fl.  hersteilen 
zu  lassen. 

Für  die  erforderlichen  Pläne  ist  eine  Preisbewerbung  mit  dem 
Einlieferungstermine  1.  Dezember  d.  J.  eröffnet  und  ein  Preisge- 
richt aufgestellt  Die  Preise  sind  bemessen: 

Der  erste  mit  1200,  der  zweite  mit  800  Fl.  südd.  Währg. 

Die  Herren  Architekten,  welche  an  dieser  Preisbewerbung 
Theil  nehmen  wollen,  belieben  das  ausführliche  Programm,  nebst 
einer  Preisliste  der  Baumaterialien,  sowie  die  Grundrisse  und  Situa- 
tionspläne über  die  verfügbare  Grundfläche  bei  dem  Sekretariat  des 
Museums,  Stuttgart,  Kanzleistrasse  11  in  Empfang  zu  nehmen. 

Bekanntmachung. 

Es  wird  beabsichtigt,  an  Stelle  der  bis  jetzt  bei  den  Abtritten 
der  städtischen  Schulen  im  Gebrauch  befindlichen,  aus  verbleitem 
Ponton-  oder  Zinkblech  bestehenden  Trichtern  eben  dergleichen 
von  anderer  Masse  einzuführen,  die  dauerhafter  sind  und  nament- 
lich dem  Einfluss  der  zur  Desinfektion  gebrauchten  Chemikalien 
besser  widerstehen. 

Lieferungslustige  werden  hierdurch  aufgefordert,  dergleichen 
Probetrichter  mit  Angabe  des  Preises  baldigst  einzureichen. 

Berlin,  den  24.  Juni  1868. 

Die  städtische  Bau -Deputation. 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Die  Lieferung  von 

1200  Schachtruthen  Extra- Kalkbausteinen 
soll  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  verdungen  werden.  Die 
bezüglichen  Bedingungen  liegen  in  unserem  Baubüreau,  Köpnicker- 
strasse  No.  29  zur  Einsicht  offen,  auch  können  daselbst  Kopien  der- 
selben gegen  Erstattung  der  Kosten  in  Empfang  genommen  werden. 

Anerbietungen  sind  bis  zu  dem  am 

Donnerstag,  den  9.  Juli  d.  J.,  Vormittags  10  Uhr 
stattfindenden  Submissions-Termine  portofrei  an  uns  einzusenden. 
Königliche  Direktion  der  Xiedersehlesisch- 
Märkiselien  Eisenbahn. 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

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Häusern. 

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renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf’s  Leichteste 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
in  meiner  Privatwohnung  in  Pankow,  Berlinerstr.  8,  woselbst  auch 
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von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) bei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grossbritanischen  Regierung  zur  Erbauung  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  den 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil- Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Burham- 
Compagnie  im  Metropolitan-Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtlich  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von 
iyl“=2>/4Q'  eine  Widerstandskraft  von  631  Pfd.  ergeben  hat. 
Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten,  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  702,3  Pfd.  er- 
geben. 

Lager  von  unserm  Portland-Cement  haben  wir  für  Berlin  den 


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London,  im  März  1868. 

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Jahrgang  II. 

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Wochenblatt 

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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 


Berlin,  den  10.  Juli 


1868. 


Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  Entwickelung  und  die  Geschichte  des  Tunnelbaues. 
(Schluss.)  — Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl. 
Bau -Akademie  im  August  1867.  (Fortsetzung).  — Die  Kosten  der 
neuen  Strassen  - Anlagen  in  Paris.  — Feuilleton:  Die  9.  Versamm- 
lung des  Vereins  mittelrheinischer  Bautechniker.  (Fortsetzung).  — 
Korrespondenzen:  Breslau,  30.  Juni  1868.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Schleswig- Holsteinischer  Ingenieur -Verein.  — Ar- 
chitekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Noch  einmal  Liernur’s 


Städtereinigung.  — Sgrafliti  im  Ordenslande  Preussen.  — Neue 
Publikation  der  mittelalterlichen  Baudenkmale  des  Rheinlandes.  — 
Beschluss  über  eine  Konkurrenz  für  das  Rathhaus  in  Stettin.  — Das 
Vereinslokal  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin.  — Kunstgelehrte  als 
Preisrichter  bei  Konkurrenzen.  — Ingenieur  Hiihn  j — Aus  der 
Fachlitteratur:  Notizblatt  des  deutschen  Vereins  für  Fabrikation 
von  Ziegeln  etc.  — Personal-Nachrichten  etc. 


Die  Entwickelung  und  die  Geschichte  des  Tunnelbaues. 


(Vortrag  gehalten  im  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Cassel.) 

( Schluss. ) 


Seitdem  nunmehr  der  Eisenbahnbau  in  Gegenden  ge- 
drungen ist,  welche  man  bisher  wegen  ihrer  gebirgigen 
Terrainbeschaffenheit  vermeiden  zu  müssen  geglaubt  hatte, 
ist  auch  dem  Tunnelbau  eine  grössere  Beachtung  gewid- 
met worden  und  haben  sich  in  jedem  Lande  besondere 
Arten  der  Bauausführung  ausgebildet,  welche  gleichsam 
das  Charakteristische  des  Volkswesens  an  sich  tragen. 
So  haben  wir  ein  amerikanisches  oder  englisches,  ein  bel- 
gisches oder  französisches,  ein  deutsches  und  ein  österreichi- 
sches Tunnelbausystem. 

Das  englische  oder  amerikanische  Tunnelhau- 
system ist  wohl  als  das  früheste  zu  betrachten.  — Man 
nimmt  hierbei  sofort  die  ganze  Tunnelfläche  in  Arbeit 
(nachdem  zuvor  ein  Stollen  in  der  Sohle  des  Tunnels 
vorgetrieben  ist),  zimmert  dieselbe  aus  und  beginnt  vom 
Fundament  an  das  Mauerwerk  auszuführen,  schreitet  dann 
wieder  wie  vordem  vorwärts  und  stützt  den  weiteren  Holz- 
ausbau aul  das  vollendete  Mauerwerk.  Bei  der  belgi- 
schen oder  französischen  Methode  wird  ein  Stollen 
im  oberen  Theil  des  Tunnelprofils  vorgetrieben,  von  hier 
aus  das  obere  Profil  ausgeweitet  und  ausgemauert,  also 
erst  die  First  gesichert  und  dann  der  für  die  Widerlager 
bestimmte  Raum  durch  Unterfangen  des  vollendeten  Ge- 
wölbemauerwerks herausgenommen  und  das  Widerlags- 
mauerwerk aufgeführt.  Das  deutsche  System  mauert 
auch  erst  die  Widerlager  und  dann  das  Gewölbe,  wie  die 
englische  Baumethode,  benutzt  jedoch  den  mittleren  Kern  des 
Tunnels  zum  Tragen  der  oberen  Auszimmerung  und  der  Lehr- 
bogen. Das  österreichische,  welches  einen  dem  englischen 
System  analogen  Bauvorgang  hat,  unterscheidet  sich  von 
diesem  hauptsächlich  in  der  Art  der  Auszimmerung,  welche 
selbstständig  und  ohne  auf  das  bereits  ausgeführte  Mauer- 
werk gestützt  zu  werden,  aufgeführt  wird. 

Vergleicht  man  diese  verschiedenen  Bausysteme,  so 
findet  man,  dass  das  französische  oder  belgische 
System  zweckmässige  Anwendung  bei  festem  Gestein 
findet,  bei  welchem  weniger  ein  starkes  Mauerwerk  gegen 
Druck  und  seitlichen  Schub  erforderlich  ist,  als  eine  Ver- 
kleidung des  etwa  verwitternden  Gesteins.  Es  mag  daher 
wohl  die  in  Frankreich  und  Belgien  hauptsächlich  vor- 
kommende Gebirgsbildung  die  Anwendung  dieses  Systems 
motivirt  haben.  Bei  stark  druckäusserndem  Gebirge  wer- 
den bei  einem  nach  diesem  System  gebauten  Tunnel  trotz 
der  grössten  Vorsicht  Unebenheiten  des  Gewölbes,  ja  so- 
gar Risse  herbeigeführt  werden  und  muss  die  Anwendung 
desselben  dann  eine  kühne  genannte  werden.  — In 
Deutschland  sind  sehr  wenige  Tunnel  nach  diesem  System 
ausgeführt  worden  — und  diejenigen,  welche  danach  er- 
baut worden  sind,  wie  z.  B.  die  Tunnel  der  Hessischen 
Nordbahn,  haben  diese  Behauptung  bestätigt. 


Während  man  bei  diesem  System  fürchtete,  den  ganzen 
Tunnelquerschnitt  mit  einem  Male  in  Angrift'  zu  nehmen, 
führt  dies  die  englische  Methode  aus.  — Sie  bat  den 
grossen  Vortheil,  dass  das  Mauerwerk  einer  Strecke  vom 
Fundament  an  ununterbrochen  bis  zu  seinem  Schluss  auf- 
geführt würd  und  das  ganze  vollendete  Profil  für  Materi- 
alien und  deren  Transport  zur  Verfügung  steht.  Nach 
diesem  System  wurde  einer  der  ersten  Eisenbahntunnel 
des  Kontinents,  der  Tunnel  von  Charleroy,  begonnen, 
bei  dem  jedoch  später  von  dieser  Methode,  als  einer 
zu  gewagten  in  sandigem  Boden,  abgegangen  und  die  bel- 
gische angewandt  wurde.  Beide  Systeme  konnten  jedoch 
mehrfache  Einbrüche  nicht  verhindern.  — Beinahe 
sämmtliche  Tunnel  der  englischen  und  amerikanischen 
Eisenbahnen  sind  nach  dem  englischen  System  ausgeführt; 
hei  letzteren  Bahnen  hat  man  auch  bei  einigen  Tunneln 
Versuche  mittelst  der  Tal  bot 'sehen  Tunnelbohrmaschine 
gemacht,  welche  das  ganze  Tunnelprofil  mit  einem  Male 
ausbohren  sollte,  — dieselbe  scheint  sich  jedoch  nicht  be- 
währt zu  haben,  weil  deren  weitere  Anwendung  auf  sich 
warten  lässt.  Der  ITauenstein -Tunnel  der  Schweizer 
Zentralbahn  und  mehrere  andere  sind  ebenfalls  nach  vor- 
besprochenem System  ausgeführt. 

Das  deutsche  System  ist  gleichsam  eine  ängstliche 
Kombination  des  englischen  und  französischen  Systems. 
Der  stehengebliebene  Mittelkörper  beengt  nun  ganz 
ausserordentlich  den  ohnedies  so  spärlich  zugetheilten 
Manipulationsraum  eines  Tunnels  und  muss  ausserdem,  um 
die  ihm  zugemuthete  Last  tragen  zu  können,  genügend 
stabil  sein,  — also  entweder  aus  tragfähigem,  festem  Ge- 
stein bestehen,  oder  durch  Verzimmerung,  Verkleidung  etc. 
die  nöthige  Tragfähigkeit  erhalten.  Diesen  Uebelstand 
hat  das  österreichische  System  sehr  gut  mit  voller  Aus- 
zimmerung zu  umgehen  gesucht,  indem  hei  demselben  der 
Mittelkörper  des  deutschen  Systems  gleich  durch  selbst- 
ständige Zimmerung  ersetzt  wird.  — Dabei  lässt  die  Art 
der  Zimmerung  einen  Bauvorgang  in  jeder  Gebirgsart 
zu.  Trotzdem,  dass  beim  Bau  des  Tribitzer  Tunnels  auf 
der  Brünner  Bahn  so  üble  Erfahrungen  hei  Anwendung 
des  deutschen  Systems  gemacht  wurden,  hatte  dasselbe 
dennoch  in  Deutschland  vielfache  Nachahmung  gefunden. 
Erst  nachdem  mehre  Tunnel,  von  denen  der  Czernitzer 
als  der  Bemerkenswertheste  zu  nennen  ist,  zu  Bruche  ge- 
gangen waren,  ist  man  wohl  überall  davon  abgegangen. 
Die  Tunnel  am  Karst,  Semmering,  Brenner,  sowie  die 
meisten  in  den  letzten  10  bis  15  Jahren  in  Deutsch- 
land ausgeführten  Tunnel  sind  und  werden  noch  nach  dem 
österreichischen  System  ausgeführt,  welches  wohl  in  den 
meisten  Fällen  als  das  beste  der  vorbeschriebenen  Systeme 
erklärt  werden  darf. 


288 


Eine  in  den  letzten  Jahren  neu  angewandte  Tunnel- 
baumethode  ist  diejenige  des  Ingenieurs  Rziha,  welche 
bereits  an  zwei  Tunneln,  dem  Naenser  und  Ippenser  der 
Bucke  - Kreienser  Bahn,  ihre  Anwendung  gefunden  hat; 
dieselbe  ersetzt  die  Holzzimmerung,  welche  durch  die  fort- 
während steigenden  Ilolzpreise  immer  theurer  wird,  durch 
Eisen  und  zwar  der  Art,  dass  sie  den  Druck  des  Ge- 
birges gleich  auf  die  eisernen  Lehrbogen,  welche  aus 
gusseisernen , zusammengeschraubten  Segmenten  bestehen, 
vermittelst  viereckiger,  aus  alten  Eisenbahnschienen  gebil- 
deter Rahmen  überträgt.  Diese  Methode  hat  dieselben 
Vortheile  der  vorher  als  zweckmässig  beschriebenen 
Systeme,  denn  es  wird  gleich  ein  freier  Raum  gebildet 
und  die  Mauerung  vom  Fundament  aus  begonnen.  Die 
Anwendung  dieser  Methode  wird  sich  erst  Bahn  brechen 
können,  wenn  die  Kosten-Ersparniss  im  Gegensatz  zu  den 
nach  den  früher  beschriebenen  Arten  ausgeführten  Tunneln 
bewiesen  ist. 

Die  Kostcnvergleichung  zwischen  Tunnel  und  Ein- 
schnitt stellt  sich  bei  festem  Gestein  schon  bei  etwa  50' 
Einschnittstiefe  in  der  Regel  zu  Gunsten  der  Tunnel 
heraus,  während  in  weichem,  druckäusserndem  Gebirge, 
insbesondere,  wenn  noch  Wasserzudrang  — der  grösste 
Feind  des  Tunnelbaues  — hinzutritt,  ein  Tunnel  im  Kosten- 
preis einem  Einschnitt  von  100  und  120'  Tiefe  in  dem- 
selben Gebirge  gleichkommt.  Mit  Rücksicht  indessen 
darauf,  dass  ein  gut  erbauter  Tunnel  betriebssicher  und 
billig  in  der  Unterhaltung  ist  und  dies  einem  100'  tiefen 
Einschnitt  in  thonigem  Gebirge  nicht  nachgerühmt  wer- 
den kann,  wird  man  in  den  meisten  Fällen  dem  Tunnel 
den  Vorzug  geben.  Letzteres  vorraussichtlich  für  die  Zu- 
kunft um  so  mehr,  als  mit  Sicherheit  zu  erwarten  steht, 
dass  in  sehr  schwierigem  Gebirge  die  Rzilia’sche  Methode 
die  früher  oft  enormen  Kosten  erheblich  reduziren  wird. 

Gegenwärtig  wird  der  grösste  bis  jetzt  in  Ausfüh- 
rung genommene  Tunnel  durch  den  Mont  Cenis  auf  der 
Eisenbahn  von  Lyon  nach  Turin  erbaut*).  Derselbe  hat 
eine  Länge  von  12220  Meter  oder  1 */2  deutsche  Meilen 
und  führt  durch  den  Alpenkalk.  Die  vornehmlich  vor- 
kommenden Gesteinsarten  sind  dichter  Kalkstein  der  Jura- 
formation, talkiger  sowie  dichter  Kalkstein,  Gyps-  und 
Quarzgesteine  der  Triasformation,  sowie  Sandstein  und  An- 
thracit  der  Steinkohlenformation. 

Der  noch  1200  Meter  hohe  Bergrücken  gestattete 
nicht,  diesen  Bau  mittelst  Schächten  in  Betrieb  zu  setzen, 
sondern  beschränkte  die  Arbeit  auf  den  Vorgang  durch 
beide  Mundlöcher.  Zur  Beschleunigung  der  Arbeiten,  so- 
wie auch  zur  Zuführung  der  frischen  Luft  nach  den  Ar- 

*)  Man  vergl.  die  ausführlichere  Mittheilung  aus  den  Proto- 
kollen des  Vereins  für  Baukunde  zu  Stuttgart  in  No.  17  (Jhrg.  68) 
u.  Bl.  D.  Red. 


Die  9.  Versammlung  des  Vereins  ülittelrheiiiFScher 
Baiitechniker. 

(Fortsetzung.) 

Auf  der  einen  Seite  begrenzt  das  alte  königliche 
Schloss  den  Schillerplatz.  Sowohl  in  seiner  Gesammtan- 
lage,  dem  vorspringenden  Thurm,  unregelmässigen  Hof 
mit  offenen  Galerien,  wie  in  den  Details  zeigt  es  gröss- 
tentheils  die  so  anziehende  und  bei  deutschen  Bauten 
seltener  vorkommende  Mischung  des  gothischcn  Stils  mit 
den  Anfängen  der  Renaissance.  Die  Hallen  des  Hofes 
sind  durch  korinthische  Säulen  von  kurzem  Schaft  und 
schwerer  Kapitälform  mit  dazwischen  gespannten  flachen 
Kreuzgewölben  gebildet.  In  eigentümlicher  Weise  ent- 
wickeln sich  die  Säulen  aus  der  Brüstung,  gestützt  von 
halbkugelförmig  vortretenden , ornamentirten  Konsolen. 
Reinere  Renaissanceform  zeigt  ein  einzelnes  Säulchen  auf 
der  Ecke  eines  aus  dem  Dach  malerisch  vortretenden 
Baues.  Das  im  Hof  aufgestellte  Reiterstandbild  des 
Grafen  Eberhard  im  Barte  von  Hofer  leidet  sehr  unter 
der  beschränkten  Raumausdehnung  und  unter  der  un- 
künstlerischen Panzerbekleidung.  In  der  Nähe  befindet 
sich,  in  die  Mauer  eingesetzt,  ein  prächtiges  Renaissance- 
grabmal mit  vortrefflicher  Behandlung  des  Ornaments. 


beitsorten  ist  von  G ra n d is,  G ratton i & S o mm e i 1 1 e r eine 
Bohrmaschine  konstruirt  worden,  deren  Bewegung  mittelst 
durch  hydrostatischen  Druck  komprimirter  Luft  von  6 At- 
mosphären Ueberdruck  in  2 Maschinen  von  300  Pferde- 
kraft geschieht;  — das  bis  jetzt  erzielte  Resultat  ist  ein 
günstiges  zu  nennen,  so  dass  der  Tunnel  in  ca.  2V2  Jahren 
von  jetzt  au  vollendet  sein  kann.  — Dieser  Bau  wird 
durch  italienische  Ingenieure  von  der  italienischen  und 
französischen  Regierung  gemeinschaftlich  ausgeführt. 

Der  Aufschwung  aller  Verkehrs-  und  Handelsverhält- 
nisse  unseres  Jahrhunderts  zeigt  schon  jetzt,  dass  die  vor- 
handenen Verbindungswege  überall  nicht  mehr  ausreichend 
sind,  dass  man  zu  Parallelwegen  oder  Bahnen,  oder  wo 
dies  nicht  immer  thunlich  ist,  zu  unterirdischen  Bahnen 
seine  Zuflucht  nehmen  muss,  wie  dies  bereits  in  London 
geschehen  ist  und  in  manchen  grossen  Städten  Nachahmung 
linden  wird.  Wenn  auch  der  Bau  dieser  unterirdischen 
Bahnen  London’s  nicht  solche  Schwierigkeiten  wie  z.  B. 
der  Themse-Tunnel  bereitet  hat,  weil  der  unterirdische 
Bau  durch  oberirdische  Bahnanlagen  unterbrochen  und  ein 
Tlieil  dieser  Bauten  von  Tage  aus  betrieben  worden  ist, 
so  zeigt  doch  das  Projekt  schon,  dass  man  vor  keinen 
Schwierigkeiten  zurückschreckt.  Grosse  Hindernisse  be- 
reiteten bei  letzterwähnten  unterirdischen  Bahnen  die 
vorhandenen  Wasserleitungen,  Kloaken,  Gasleitungen  etc. 
in  den  Strassen  und  die  theils  unterfahrenen  oder  berühr- 
ten Gebäude;  denn  alles  musste  im  Status  quo  erhalten 
werden.  — Bis  jetzt  ist  erst  ein  Theil  der  projektirten 
unterirdischen  Bahnen  vollendet,  und  beabsichtigt  man  in 
das  vollständige  Netz  den  jetzt  wenig  in  Gebrauch  be- 
findlichen Themse-Tunnel  mit  hineinzuziehen. 

Von  den  vielen  Projekten,  welche  bis  jetzt  zur  Ver- 
bindung verschiedener  Länder  und  Meere  mit  einander 
aufgetaucht  sind,  z.  B.  des  Durchstiches  der  Landenge  von 
Suez  — welcher  demnächst  seine  Verwirklichung  erreicht 
haben  wird,  — des  Durchstiches_der  Landenge  von  Panama, 
der  Ueberbrückung  des  Bosphorus,  der  Verbindung  Eng- 
lands mit  dem  Festland,  muss  eines  der  vielen  über  letztere 
Verbindung  entworfenen  Projekte  hier  erwähnt  werden. 
Die  Projekte  einer  stehenden  Brücke  über  den  Canal 
la  Manche  hat  man  nämlich  wegen  der  dadurch  der  Schiff- 
fahrt bereiteten  Hindernisse,  sowie  wegen  der  Kosten  nun- 
mehr ausser  Acht  gelassen  und  sein  Hauptaugenmerk  einer 
unterirdischen  Verbindung  beider  Länder  zugewandt. 
Ausser  der  projektirten  Anwendung  von  Röhren , welche 
man  auf  die  Meeressohle  legen  wollte,  um  durch  dieselben 
eine  Kommunikation  zwischen  Calais  und  Dover  herzu- 
stellen, ist  das  Projekt  eines  Tunnels  nach  bergmännischem 
Betrieb  von  Thome  de  Gammond  erwähnenswerth,  ob 
zweckmässig  und  praktisch  ausführbar,  mag  unerörtert 
bleiben.  De  Gammond  will  in  verschiedenen  Zwischen- 


Durch  einen  niedrigen  Vorsaal  mit  weitgespanntem 
Gewölbe  gelangt  man  zu  der  neu  hergestellten  Schloss- 
kapelle; von  hier  aus  hat  man  dieselbe  in  ihrer  im  ^ er- 
hältniss  zur  Breite  bedeutenden  Längenausdehnung  vor 
sich,  in  deren  Mitte  sich  der  Chor  befindet.  Die  Decke 
wird  durch  ein  flaches  Gewölbe  mit  vielfach  sich  durch- 
schneidenden Bogenrippen  von  schwerem  Profil  gebildet; 
ein  kalter  blauer  Ton  der  Flächen  lässt  die  hellen 
Rippen  nur  noch  entschiedener  hervortreten.  Die  Wände 
sind  in  harmonischer  Stimmung  ganz  mit  bunten  Dessins 
bemalt,  namentlich  zeigt  der  Chor  eine  glückliche  Far- 
bengebung. Leber  dem  roth  gepolsterten  Holzwerk  in 

Eichenholz  zieht  ein  in  Holzfarbe  gestrichener,  ornamen- 
tirter  Gipsfries  her,  der  durch  seine  kräftige  Modellirung 
alsbald  die  Unächtheit  des  Materials  verrätb.  Die  sehr 
ausgedehnten  Emporen  fallen  mit  ihren  schweren  Brüs- 
tungen wieder  aus  der  glücklichen  Färbung  der  unteren 
Partie  heraus  und  werden  durch  einen  blauen  Ton  in 
der  Hohlkehle  des  Gesimses  unschön  auseinander  ge- 
rissen. 

Der  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
eingetretenen  Stagnation  in  sozialer  Beziehung  entsprachen 
auch  die  künstlerischen  Leistungeu  und  zeichnet  sich  das 
neue  Resideuzschloss,  ein  Produkt  dieser  Zeit,  vor  den 
vielen  andern  derartigen  Bauten  nur  etwa  durch  seine 


289 


räumen  13  Inseln  in  der  Richtung  der  Tunnelachse  in 
das  Meer  schütten  und  in  diesen  so  gebildeten  Erdkör- 
pern Schächte  abteufen,  von  welchen  aus  in  der  Längen- 
achse des  Tunnels  operirt  werden  soll.  — Durch  zwei 
noch  auf  beiden  Ufern  abgeteufte  Schächte  erhält  derselbe 
32  Angriffspunkte,  von  welchen  aus  er  den  47000  Meter 
= 3 deutsche  Meilen  langen  Tunnel  in  6 Jahren  für 


170,000,000  Frcs.  vollenden  will.  Von  französischer  Seite 
findet  dies  Projekt  Anklang  und  Unterstützung;  hingegen 
wollen  die  Engländer,  wie  es  scheint,  der  möglichen  Ver- 
wirklichung keinen  grossen  Glauben  beimessen,  so  dass 
wohl  noch  manches  Jahr  der  Weg  nach  England  nur  auf 
dem  schwankenden  Elemente  gefunden  werden  kann. 

W.  Strecker t. 


ltcisciiotizen 


gesammelt  auf  der  Studienreise  der  KÖnigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung.) 


Lauenburg. 

Lauenburg  liegt  an  der  Mündung  der  Stecknitz  in 
die  Elbe,  die  hier  ein  ziemlich  weit  ausgedehntes  Inun- 
dationsgebiet  hat.  Die  Stecknitz  ist  grossentheils  kana- 
lisirt  und  mündet  hier  mittelst  einer  in  den  Häuptern  24' 
weiten  Kammerschleuse,  oberhalb  deren  sich  der  durch 
den  Chaussee-  und  den  Eisenbahndamm  geschützte  Winter- 
hafen Lauenburg’s  befindet.  Die  Chaussee  ist  über  das 

Unterhaupt  der  Schleuse 
mittelst  einer  doppelten 
Portalbrücke  von  30'  Weite 
geführt,  deren  Klappen 
noch  von  unten  her  durch 
stützende  Rahmen  getragen 
werden.  Jeder  Rahmen 
besteht  aus  5 Säulen  mit 
Ober-  und  Unterrahmen, 
und  ist  um  seinen  Fuss- 
punkt  drehbar. 

Die  von  Büchen  nach 
Lüneburg  führende  Eisen- 
bahn kreuzt  bei  Lauenburg 
die  Elbe,  und  da  die  Aus- 
führung einer  festen  Brücke 
wegen  des  grossen  Wasser- 
standswechsels, des  ausge- 
dehnten Inundationsgebietes  und  des  schlechten  Baugrun 
des  so  grosse  Kosten  verursacht  haben  würde,  dass  bei 
dem  jetzt  noch  so  geringen  Verkehr  auf  eine  Rentabilität 
der  Anlage  nicht  zu  rechnen  gewesen  wäre,  so  wurde  es 
vorgezogen,  den  Uebergang  über  die  Elbe  mittelst  einer 
Dampffähre  zu  bewerkstelligen,  die  auch  im  Stande  ist, 
die  beladenen  Güterwagen  hinüberzuführen,  so  dass  der 
durchgehende  Verkehr  möglichst  wenig  Störungen  erlei- 
det. Von  dem  wasserfreien  Bahnhofsterrain  werden  die 
Eisenbahnwagen  auf  einer  geneigten  Ebene  der  Dampf- 
fähre zugeführt,  übergesetzt  und  jenseits,  wiederum  auf 
einer  geneigten  Ebene,  zum  Bahnhofsterrain  emporgewun- 
den: es  sind  also  zwei  ganz  gleiche  Vorrichtungen  auf 


beiden  Ufern  der  Elbe  erforderlich,  die  mit  den  betref- 
fenden Bahnhöfen  — (auf  dem  rechten  Elbufer  Bahnhof 
Lauenburg,  auf  dem  linken  Ufer  Bahnhof  Hohnstorf)  — 
in  unmittelbarer  Verbindung  stehen.  Eine  genauere  Be- 
schreibung der  hier  an  beiden  Ufern  ausgeführten  allge- 
meineren Anlagen  befindet  sich  in  der  Zeitschrift  des 
Architekten-  und  Ingenieur -Vereins  zu  Hannover,  Jahr- 
gang 1866,  so  dass  hier  vorzugsweise  nur  noch  einige 
dort  nicht  mitgetheilte  Spezialitäten  erwähnt  werden  sollen. 

Jede  der  beiden  geneigten  Ebenen  zieht  sich  mit 
einem  Gefälle  von  1 : 9 von  dem  auf  24  des  Pegels 


gelegenen  Bahnhofsterrain  bis  unter  den  auf  — V dessel- 
ben Pegels  belegenen  niedrigsten  Wasserstand  der  Elbe 
hinab.  Auf  der  geneigten  Ebene  bewegt  sich  ein  ca.  100' 
langer  Schlitten  mit  fast  ganz  horizontaler  Plattform  auf 
und  nieder,  der  je  nach  dem  Wasserstande  der  Elbe  so 
weit  hinaufgezogen  oder  hinabgelassen  wird,  dass  die 
Höhe  der  Plattform  ungefähr  der  Verdeckhöhe  des  Fähr- 
schiffes entspricht  und  die  auf  letzterem  von  dem  jensei- 
tigen Bahnhofe  herübergebrachten  Eisenbahnwagen  jetzt 
über  die  Plattform  des  Schlittens  fort  und  dann  die  ge- 
neigte Ebene  hinaufgezogen  werden  können. 

Um  zunächst  die  Stellung  des  Schlittens  je  nach  dem 
Wasserstande  der  Elbe  reguliren  zu  können,  liegt  in  der 
Mitte  der  geneigten  Ebene  auf  ihrer  ganzen  Länge  eine 
starke  Ankerkette,  in  welche  an  jeder  beliebigen  Stelle 
ein  starker  Haken  eingelegt  werden  kann;  mit  Hülfe  eines 
Flaschenzuges,  der  diesem  Haken  angehängt  wird,  kann 
alsdann  das  Hinaufziehen  oder  Hinablassen  des  Schlittens 
ohne  Schwierigkeit  bewirkt  werden.  Es  ist  jedoch  der 
Schlitten  auch  in  dieser  Stellung  zu  sichern  und  zu  be- 


Grosse  aus.  Auf  der  andern  Seite  vermissten  wir  aber 
das  der  Zopfzeit  oft  eigenthümliche  Raffinement  in  der 
komfortablen  Herrichtung  der  Wohnräume.  Wir  durch- 
wanderten eine  ganze  Reihe  gleichartiger  Zimmer,  die 
weder  in  der  inneren  Ausschmückung,  noch  im  Möblement 
etwas  Bemerkenswerthes  boten,  nur  ein  mit  vielem  Auf- 
wand von  buntem  Marmor  und  Vergoldung  dekorirtes 
Treppenhaus  zeugt  von  fürstlicher  Prunkliebe.  Die 
obere  Zimmerreihe  mit  vortrefflichen  Fresken  Gegen- 
baurs,  Szenen  aus  der  würtembergischen  Geschichte, 
gleicht  mehr  einer  Galerie,  als  Wohnräumen.  Schöne 
Verhältnisse  und  Dekorationen  hat  der  Festsaal.  Ein 
Spiegelgewölbe  bildet  die  Decke  mit  Gemälden  im  Plan 
und  wird  in  der  Wölbung  durch  Kappen,  die  auf  der 
einen  Seite  Fenster,  auf  der  andern  Spiegel  einschliessen, 
durchschnitten.  Flächen  und  Ornamente  zeigen  weissen 
Stuck  mit  Gold  und  rothe  Draperie. 

Der  linke  Flügel  des  Schlosses  enthält  die  neu  her- 
gerichteten Zimmer  der  Königin,  aus  denen  die  „Gewerbe- 
halle“ verschiedene  Kamine  gebracht  hat;  sie  wurden 
andern  Tags  von  einigen  Herren  besucht  und  sollen  mit 
königlicher  Eleganz  ausgestattet  sein.  Im  Aeussern  fiel 
uns  auf,  dass  jeder  Stein  mit  einem  grossen  rothen  Kreuz 
bezeichnet  war;  diese  „Revision  der  Steinhauerrechnung“ 
hat  bis  jetzt  allen  Witterungseinflüssen  getrotzt. 


Das  bei  dieser  Besichtigung  geschwundene  Interesse 
wurde  beim  Besuch  des  neuen  Bahnhofs,  von  Oberbaurath 
Morlock  wieder  geweckt.  Die  Neuheit  der  Aufgabe, 
hauptsächlich  aber  die  in  vielfacher  Beziehung  so  treff- 
liche Lösung  derselben,  verfehlte  nicht  ihre  anregende 
Wirku  ng. 

Die  Schwierigkeiten,  unter  welchen  dieser  Bau  ent- 
stand, sind  in  No.  11  d.  Bl.  theilweise  angedeutet  und 
die  ganze  Anordnung  aus  der  Publikation  in  der  Förster - 
sehen  allgemeinen  Bauzeitung  bekannt.  Die  hieraus  ge- 
wonnene Vorstellung  wird  aber  in  der  Wirklichkeit  be- 
deutend übertroffen,  da  die  grossen  Perspektiven  im 
Vestibül  und  den  Hallen  sich  so  erst  Geltung  verschaffen. 
Die  Axe  des  Vestibüls  fällt  bekanntlich  nicht  genau  in 
die  Verlängerung  der  Bahnhofsaxe;  diese  Unregelmässig- 
keit ist  aber  in  der  gekuppelten  Säulenstellung  sehr  ge- 
schickt verdeckt.  Die  Färbung  ist  mit  den  einfachsten 
Mitteln  erreicht.  Die  lichten  Töne  der  Gewölbe  heben 
die  Verhältnisse,  während  in  den  untern  Theilen  die 
bunten  Karten,  Schriften  und  Wappen  eine  kräftige  Wir- 
kung erzielen,  welche  durch  eine  sehr  effektvolle  Abtö- 
nung der  blauen  rundbogigen  Oberlichter  nach  oben  und 
durch  leichte  Bronzegitter  mit  der  Decke  in  Einklang 
gebracht  wird.  Auch  die  Lüstres  zeigen  eine  nachah- 
mungswerthe  Anordnung;  die  Flammen  brennen  in  kugel- 


290 


festigen,  da  F laschenzug  und  Haken  wieder  beseitigt  wer- 
den müssen,  um  das  Geleise,  in  dessen  Mitte  die  Anker- 
kette liegt,  für  die  liiisenbalmwagen  frei  zu  machen.  Diese 
Sicherung  des  Schlittens  erfolgt  auf  dreifache  Weise:  ein- 
mal durch  eine  einfallende  Sperrklinke,  dann  durch  kräf- 
tige Radbremsen,  die  nach  Art  der  Bremsen  bei  den  Eisen- 
bahnwagen konstruirt  sind  und  von  der  Plattform  aus  in 
Bewegung  gesetzt  werden  können,  und  endlich  durch  soge- 
nannte „Vorstecker“. 
Es  sind  dies  starke 
eiserne  Platten,  die 
oben  mit  einem  Hand- 
griff und  unten  mit 
einem  vertikalen 

Schlitze  versehen 

sind;  die  Weite  die- 
ses Schlitzes  ist  gross 
genug,  um  eine  hoch- 
stehende Schake  der 
auf  der  geneigten 
Ebene  liegenden  An- 
kerkette bequem  fas- 
sen zu  können,  da- 
gegen nicht  gross 
genug,  um  auch 
noch  den  flaekliegenden  Schaken  den  Durchgang  zu  ge- 
statten. Werden  diese  Vorstecker  also  durch  einen  im 
Fussboden  des  Schlittens  angebrachten  Schlitz  so  hinab- 
gelassen, dass  sie  die  Kette  in  der  angegebenen  Weise 
fassen,  so  ist  der  ganze  Schlitten  so  fest  mit  der  Anker- 
kette  verbunden,  dass  ein  Gleiten  desselben  unmöglich 
wird,  selbst  wenn  die  Radbremsen  gelöst  werden  sollten. 
Um  ein  gutes  Eingreifen  der  Vorstecker  zu  sichern,  sind 
an  dem  Schlitten  vor  und  hinter  ^en  erwähnten  Schlitzen 
kleine  Walzen  angeordnet,  durch  welche  die  hierüber  fort- 
gezogene Ankerkette  hoch  gehoben  wird. 

An  seinem  hinteren,  dem  Fährschiffe  zugekehrten 
Ende  ist  der  Schlitten  mit  einer  beweglichen  Klappe  ver- 
sehen, deren  freies  Ende  sich  auf  das  Fährschiff  nieder-  i 
legt.  Da  nun  das  Fährschiff  im  unbelasteten  Zustande 
nur  3',  belastet  dagegen  4'  Tiefgang  hat,  so  muss  sich 
das  auf  dem  Fährschiff  aufruhende  freie  Ende  der  Klappe 
mit  diesem  heben  oder  senken,  je  nachdem  das  Fährschiff 
ent-  oder  belastet  wird.  Es  soll  daher  der  Schlitten  in 
der  Regel  so  eingestellt  werden,  dass  seine  Plattform  etwa 
y2'  höher  liegt  als  das  Verdeck  des  befrachtet  ankommen- 
den  Fährschiffes,  so  dass  die  Eisenbahnwagen  anfangs 
mit  etwas  Steigung,  zuletzt  mit  etwas  Gefälle  von  dem 
Verdeck  des  Fährschiffes  auf  die  Plattform  des  Schlittens 
geschoben  werden.  Ist  das  Fährschiff  dann  von  Neuem 
befrachtet,  so  wird  zunächst  die  Klappe  des  Schlittens 


hochgewunden,  so  dass  das  Fährschiff  frei  wird  und  seine 
Ueberfahrt  antreten  kann.  Die  Klappe  hängt  zu  diesem 
Zwecke  in  Ketten,  die  über  zwei  auf  der  Kommando- 
Brücke  des  Schlittens  aufgestellte  Windevorrichtungen  ge- 
führt und  zur  Erleichterung  der  Bewegung  mit  Kontre- 
gewichten  versehen  sind,  die  zwischen  den  vertikalen 
1 rägern  der  Kommando-Brücke  geführt  werden.  — Am 
vorderen,  der  geneigten  Ebene  zugekehrten  Ende  ist  der 
Schlitten  mit  ca.  15'  langen  Zungenschienen  versehen,  die 
sich  aut  die  Schienen  der  geneigten  Ebene  auflegen  und 
eine  kurze,  mit  1 : 30  geneigte  Strecke  darstellen,  welche 
den  Uebergang  von  der  mit  1 : 9 geneigten  Ebene  nach 
der  Plattform  des  Schlittens  bildet. 

Die  Eisenbahnwagen,  welche  mittelst  dieser  Anstalten 
übergesetzt  werden  sollen,  haben  demnach  an  jedem  Ufer 
einen  mehrfachen  scharfen  Wechsel  des  Gefälles  zu  pas- 
siren,  nämlich: 

1)  vom  Bahnhofsterrain  nach  der  geneigten  Ebene; 

2)  von  der  geneigten  Ebene  auf  die  Zungenschienen 
des  Schlittens; 

3)  von  den  Zungenschienen  des  Schlittens  auf  die  Platt- 
form desselben; 

4)  von  der  Plattform  des  Schlittens  auf  dessen  hintere 
Klappe,  und 

5)  von  der  Klappe  des  Schlittens  auf  das  Verdeck  des 
Fährschiffes. 

Nur  die  beiden  letzten  Gefällwechsel  können  für 
einen  kurzen  Zeitraum  fortfallen,  doch  bleiben  auch  dann 
noch  drei  zum  Theil  sehr  starke  Gefällwechsel  übrig,  die 
nur  von  vierrädrigen  Eisenbahnwagen  ohne  wesentlichen 


Nachtheil  passirt  werden  können;  passiren  sechsrädrige 
Wagen  diese  schroffen  Gefällwechsel,  so  hört  sofort  die 
gleichmässige  Vertheil ung  der  Lasten  auf,  indem  jetzt  die 
Gesammtlast  von  nur  zwei  Achsen  getragen  werden  muss, 
was  nicht  ohne  nachtheiligen  Einfluss  auf  die  tragenden 
Theile  des  Wagens  bleiben  kann.  Es  beschränkt  sich 
daher  auch  der  ganze  Güterverkehr  hierselbst  ausschliess- 
lich auf  vierrädrige  Wagen. 

Als  Fährschiff  dient  ein  Raddampfschiff',  das  zur  Auf- 
nahme der  Eisenbahnwagen  mit  einem  in  der  Mitte  lie- 
genden Geleise  versehen  ist,  welches  12  Achsen  aufzunehmen 
vermag;  die  Länge  des  Verdeckes  beträgt  140',  seine 
Breite  25',  im  Radkasten  gemessen  aber  43'.  Das  Schiff' 
ist  mit  2 Steuerrudern  versehen,  die  von  der  hohen,  in 
der  Mitte  des  Schiffes  angeordneten  Kommandobrücke  aus 
bewegt  werden  können.  Die  mittlere  Fahrgeschwindigkeit 


förmigen  Glocken,  die  an  graziös  geschwungenen  Armen 
zu  hängen  scheinen  und  derart  angebracht  sind,  dass 
jedes  Licht  seine  volle  Wirkung  behält,  indem  die  Licht- 
kränze, von  der  gewöhnlichen  Anordnung  abweichend, 
nach  oben  immer  weiter  werden.  Die  im  Vestibül  einge- 
bauten Kassen  sind  wahre  Kunstwerke  der  Holzschnitzerei, 
haben  aber  für  den  ihnen  gegebenen  Charakter  eines 
Möbels  unseres  Erachtens  doch  zu  bedeutende  Abmes- 
sungen. In  den  Wartesälen  ist  durch  eingeschobene 
Scheidewände  und  eine  kräftige,  entschieden  kontrasti- 
rende  Flächenabtönung  die  zweistöckige  Anlage  durchge- 
führt, der  Eindruck  der  Raumeinheit  wird  aber  durch  die 
durchgehende  obere  Färbung  und  die  gemeinschaftliche 
Decke,  namentlich  in  dem  grossen  Wartesaal  III.  Klasse, 
nicht  immer  erreicht. 

Einen  würdigen  Schluss  des  Morgenganges  bildete 
die  Besichtigung  der  polytechnischen  Schule  von  Ober- 
baurath von  Egle.  Ebenso  stolz  und  kräftig  im  Auf- 
bau, wie  elegant  und  fein  im  Detail,  bildet  dieser  Bau 
eine  Perle  unter  den  Stuttgarter  Neubauten.  Die  Eigen- 
schaften und  die  Farben  des  herrlichen  Materials  sind 
auf's  Geschickteste  zu  einer  wirklichen  Steinarchitektur 
von  männlicher  Kraft  verwendet!  Die  Entwicklung  der 
Favade  mit  kräftig  vortreteuden  Eckpavillons  und  einem 
Mittelbau,  und  ihren  verschiedenartigen  Fensterbildungen 


zeigt  die  wirkungsvollste  Abwechselung,  ohne  dass  die 
Einheit  des  Ganzen  nur  im  Entferntesten  darunter  Noth 
litte.  Beim  Eintritt  befindet  man  sich  im  Treppenhause, 
ein  in  der  Mitte  durchgehender  Korridor  mündet  an 
beiden  Enden  auf  zwei  aus  Eisen  und  Stein  konstruirte 
Nebentreppen.  Die  Korridore  sind  in  allen  Stockwerken 
mit  böhmischen  Gewölben  gewölbt  und  pompejanisch  be- 
malt. Die  Ausstattung  und  Einrichtung  der  innern 
Räume,  namentlich  der  Aula  ist  einfach  und  würdevoll 
und  zeigt  überall  künstlerische  Durchbildung.  Die  Orna- 
mentensammlung,  Modell-  und  Maschinensammlung,  die 
Lesezimmer  u.  s.  w.  sind  auf s Reichhaltigste  ausgestattet; 
musterhafte  Ordnung  und  Reinlichkeit  in  den  Sälen, 
Schränken  und  Mappen  lassen  den  besten  Eindruck  von 
dieser  Anstalt  zurück. 

Welchen  hohen  Werth  die  würtembergische  Regie- 
rung auf  eine  allgemein  durchgreifende  Ausbildung  der 
Techniker  legt,  beweisst  die  Errichtung  der  ganz  in  der 
Nähe  gelegenen  Baugewerkschule,  welche  gleichfalls  nach 
Plänen  von  Oberbaurath  von  Egle  jetzt  bis  zum  ersten 
Stock  gediehen  ist  und  an  Ausdehnung  der  polytechni- 
schen Schule  nicht  nachzustehen  scheint.  Der  ganze 
davor  gelegene  Platz  ist  mit  grossen  Quadern  belegt 
und  zeigen  die  fertigen  Steinhauerarbeiten  eine  sehr  sorg- 
fältige Technik,  wie  denn  überhaupt  die  Ausführung 


291 


des  Schiffes  beträgt  etwa  10'  pro  Sekunde,  so  dass  die 
Ueberfahrt  selbst  nur  etwa  8 — 10  Minuten  erfordert;  um 
so  mehr  Zeit  ist  jedoch  zum  Ent-  und  Beladen  des  Fähr- 
schiffes erforderlich,  so  dass  man  zu  einer  Hin-  und  Her- 
fahrt etwa  eine  Stunde  rechnet,  pro  Tag  also  nur  etwa 
12  Hin-  und  Herfahrten  gemacht  werden  können.  Die 
Dampfmaschine  des  Schiffes  hat  etwa  150  Pferdekräfte 
und  arbeitet  mit  oszillirenden  Zylindern. 

Damit  das  Schiff'  noch  sicher  und  bequem  anlegen 
kann,  braucht  es  über  der  geneigten  Ebene  noch  minde- 
stens 1 VV  Wassertiefe;  hieraus  ergiebt  sich  leicht  bei 
einer  bestimmten  Neigung  der  Ebene  auch  die  Länge  des 
zugehörigen  Schlittens,  und  da  man  hier  dem  Schlitten 
nicht  gern  eine  grössere  Länge,  als  etwa  100'  geben 
wollte,  so  konnte  der  geneigten  Ebene  keine  flachere 
Neigung  als  1 : 9 gegeben  werden.  Bei  den  schottischen 
Anlagen  dieser  Art,  die  der  hiesigen  Anlage  zum  Muster 
gedient  haben,  und  über  die  sich  weitere  Mittheilungen 
in  den  Jahrgängen  1852  und  1867  der  Zeitschrift  für 
Bauwesen  finden , haben  diese  Ebenen  noch  stärkere 
Neigungen,  nämlich  1 : 8 und  sogar  1 : 6 erhalten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Kosten  der  neueu  Strassen- Anlagen  in  Paris. 

Die  in  Berlin  immer  unabweislieher  hervortretende 
Nothwendigkeit,  mit  dem  Anwachsen  der  Stadt  auch  in  dem 
unter  so  wesentlich  kleineren  Verhältnissen  angelegten  Innern 
derselben  jene  Veränderungen  vorzunehmen,  welche  der  rapide 
gesteigerte  Verkehr  der  Gegenwart  und  die  Rücksicht  auf 
eine  stetige  Vergrösserung  der  Stadt  in  der  Zukunft  erforder- 
lich machen,  hat  zu  wiederholten  Hinweisen  auf  die  grossen 
Strassen-Anlagen,  Durchbrüche  und  Erweiterungen,  welche  in 
Paris  zu  demselben  Zwecke  bereits  ausgeführt  wurden,  Ver- 
anlassung gegeben.  Ein  spezieller  Vergleich  zwischen  beiden 
Städten  und  die  daraus  hergeldtete  Entwickelung  der  für 
Berlin  zu  stellenden  Forderungen  ist  vor  einiger  Zeit  auch 
Gegenstand  eines  längeren  Vortrages  im  hiesigen  Architekten- 
Verein  gewesen  *). — Im  Anschlüsse  an  denselben  erlaube  ich 
mir  einige  Notizen  über  die  Kosten  zu  geben,  welche  die  be- 
treffenden Anlagen  in  Paris  verschlungen  haben.  Je  weniger 
bei  Aufstellung  des  Berliner  Bebauungsplanes  die  Beispiele 
anderer  grossen  Städte-Anlagen  beachtet  worden  sind,  um  so 
wichtiger  erscheint  es  zu  betonen,  unter  welchen  enormen  pe- 
kuniären Opfern  unser  grosses  Vorbild  Paris  seine  Verjüngung 
hat  durchmachen  müssen.  Wir  können  daraus  ersehen,  welche 
Summen  auch  von  uns  nothwendigerweise  und  unerbittlich  die 
Zukunft  verlangen  wird,  wenn  nicht  bei  Zeiten  und  nach 
festem  System  die  Regelung  des  einstigen  Verkehrs  in  unserer 
Stadt  angebahnt  wird. 

Die  grossen  Ausführungen  von  Paris  zerfallen  in  drei 
Gruppen.  Der  erste  Theil  des  neuen  Strassennetzes  umfasste 

*)  Wir  hoffen  einen  für  die  Zwecke  uns.  Bl.  geeigneten  Auszug 
aus  demselben  später  noch  geben  zu  können.  D.  Red. 


hauptsächlich  die  Anlage  der  Rue  Rivoli  und  der  Boulevards 
Sebastopol  und  St.  Michel,  die  Freilegung  der  grossen  Öffent- 
lichen Gebäude  im  Zentrum  der  Stadt,  Tuilerien , Hotel  de  Ville, 
Palais  Royal  u.  s.  w.  Auf  Grund  verschiedener  Gesetze  aus 
den  Jahren  1849  bis  1857,  welche  Staatssubventionen  respek- 
tive Steuererleichterungen  festsetzten,  baute  die  Stadt  Paris 
zunächst  die  erwähnten  Strassen  in  einer  Länge  von  7577  Meter 


und  ausserdem  ohne  Beihülfe  des  Staates 1890  „ 

zusammen 9467  Meter 


(oder  stark  DA  Meile)  mit  einem  Kosten  - Aufwande  von 
272  Mill.  Frcs.  oder  rot  72*/j  Mill.  Thlr. 

Die  zweite  Gruppe  der  Ausführungen  geschah  auf  Grund 
eines  unter  persönlicher  Mitwirkung  des  Kaisers  projektirten 
Planes  und  des  Gesetzes  vom  28.  Mai  1858.  Dasselbe  bestimmte, 
dass  der  Staat  ein  Drittel  der  Kosten  tragen  sollte,  mit  der 
Beschränkung,  dass  dieses  Drittel  50  Millionen  Frcs.  nicht  über- 
stiege. Zur  Ausführung  wurden  10  Jahre  nörmirt  vom  1.  Ja- 
nuar 1859  ab.  Diese  Operationen  enthielten  die  grossen  Boule- 
vards dicht  um  das  Zentrum  der  Stadt,  also  du  Prince  Eugene, 
Magenta,  Malesherbes,  Friedland,  Haussmann,  St.  Marcel,  die 
Umgebungen  des  Are  de  Triomphe,  des  Charnp  de  Mars,  vieler 
dazu  gehöriger  Neben  Strassen,  und  Eröffnung  grosser  Verbin 
dungsstrassen  im  Herzen  der  Stadt,  wie  der  Rue  Auber,  Halevy, 
Erweiterung  der  Rue  Mouffetard  u.  s.  w.  Die  ganze  Länge  be- 
trug 26,994  Meter  oder  37/i2  Meilen. 

Trotzdem  durch  das  obenerwähnte  Gesetz,  die  von  der 
Stadt  veranschlagte  Summe  von  180  Millionen  auf  130  Millio- 
nen Francs  herabgesetzt  war,  hat  doch  diese  Vorsicht  des  ge- 
setzgebenden Körpers  nicht  verhindern  können,  dass  die  Aus- 
führung der  grossartigen  Anlagen  410  Millionen  Frcs.  oder 
10973  Mill.  Thlr.  gekostet  hat.  — Dabei  muss  ausdrücklich 
bemerkt  werden,  dass  die  Erträge  aus  wiederverkauften  Grund- 
stücken in  den  erwähnten  Summen  enthalten  sind,  um  der 
irrigen  Meinung  vorzubeugen,  als  ob  hier  nur  die  Passiva  ,der 
Operationen  aufgeführt,  die  Activa  aber  vernachlässigt  seien. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  die  Gründe  vollständig  zu  ent- 
wickeln, welche  eine  so  kolossale  Ueberschreitung  des  Anschla- 
ges veranlasst  haben.  Theils  der  mit  der  gleichzeitigen  Zu- 
nahme der  Bevölkerung  und  des  Wohlstandes  steigende  Werth 
der  Immobilien,  theils  eine  erst  nach  Beginn  der  Operationen 
erfolgte  Auslegung  der  Expropriationsgesetze,  welche  der  Stadt 
nicht  günstig  war,  endlich  und  hauptsächlich  die  mit  allen 
Raffinements  durch^eführte  Spekulation,  deren  kontagiöser 
Charakter  Alles  depravirte,  was  mit  den  Projekten  der  Kom- 
mune zusammenhing,  Einzelnen  enorme  Summen  einbrachte 
und  der  Stadt  den  erwarteten  Vortheil  aus  der  Verwerthung 
der  neu  acquirirten  Grundstücke  vorweg  nahm:  — das  sind 
die  Ursachen,  auf  welche  die  Verwaltung  den  Missgriff  ihrer 
Berechnungen  zurückführt.  — 

Es  lag  weder  im  Interesse,  noch  in  dem  Charakter  des 
Mannes,  welcher  an  der  Spitze  der  Verwaltung  des  Seine- 
Departements  steht,  während  der  Dauer  der  Operationen  den 
finanziellen  Stand  der  Dinge  ganz  klar  zu  legen  und  derselbe 
fand  keinen  Widerstand  oder  wusste  solchen  geschickt  über- 
stimmen zu  lassen,  um  die  Konsequenz  der  neuen  Anlagen, 
die  dritte  Gruppe  der  Erweiterungen  durchzuführen,  ohne  die 


dieser  beiden  Bauten  in  jeder  Beziehung  mustergültig  er- 
scheinen kann  und  ein  glänzendes  Zeugniss  für  die  Tüch- 
tigkeit der  Stuttgarter  Bauhandwerker  ablegt. 

Die  Zeit  bis  zuin  Beginn  des  Festessens  im  Königs- 
bau wurde  zu  einem  Besuch  der  Ausstellung  daselbst 
verwendet.  Im  Vestibül  des  Erdgeschosses  waren  von 
dem  General  - Agenten  der  Gesellschaft  Vieille  Montagne , 
Herrn  Aragon  in  Cöln , verschiedene  Zinkbedachungen 
ausgestellt,  die  im  nördlichen  Deutschland  schon  viel- 
fache Anwendung  fänden;  Preisangaben  fehlten  leider 
und  müssen  aus  den  Gewichten  berechnet  werden.  Dann 
folgte  die  Thonwaarenfabrik  von  Staib  in  Ravensburg. 
Schön  geformt  und  gut  gebrannt  war  ein  Geländer.  Eine 
im  glatten  Schaft  getheilte  Säule  zeigte  an  der  Fuge  eine 
Einziehung,  welche  eine  derartige  Verwendung  des  Mate- 
rials nicht  räthlich  erscheinen  lässt,  abgesehen  davon, 
dass  eine  Belastung  wohl  unzulässig  ist.  Ueber  ein  Fa- 
brikat von  J.  Tochtenherger  in  Stuttgart,  Formsteine 
aus  hydraulischem  Mörtel  und  Kies,  wäre  es  interessant, 
das  Urtheil  eines  bewährten  Fachmannes  zu  vernehmen. 

Am  bedeutendsten  war  die  Ausstellung  von  Zement 
aus  der  Weisenauer  Zementfabrik  von  Lotliary  und  von 
Zementabgüssen  des  Bildhauers  V.  Barth  aus  Mainz. 
Beide  hatten  sich  bereits  auf  der  letzten  Pariser  Welt- 
ausstellung vereinigt,  doch  waren  die  Leistungen  der  be- 


rühmten Fabrik,  welche  die  vorzüglichen  Muschelkalke 
und  Thonlager  des  Rheinbeckens  verarbeitet  und  mehr 
als  viele  andere  dazu  beigetragen  hat,  den  früher  in 
Masse  rheinaufwärts  eingeführten  englischen  Portland-Ze- 
ment fast  ganz  zu  verdrängen,  wegen  mangelhafter  An- 
ordnung nicht  recht  zur  Geltung  gekommen  — ein  Vorwurf, 
welcher  ihrer  diesmaligen,  auf  das  Geschmackvollste  ar- 
rangirten  Ausstellung  nicht  gemacht  werden  konnte. 

Ueber  die  Tragfähigkeit  der  ausgestellten  Bruchstücke 
aus  Lothary -Zement  gab  ein  aufgelegtes  Gutachten 
einer  Kommission  von  hessischen  Baubeamten  und  preussi- 
schen  Genieoffizieren  ein  glänzendes  Zeugniss.  Die  Ab- 
güsse zeigten  eine  vortreffliche  künstlerische  Behandlung 
und  eine  Schärfe,  wie  wir  sie  anderwärts  noch  nicht 
sahen.  Die  Unterschiede  im  Alter  der  Abgüsse  von 
wenigen  Wochen  bis  zu  drei  Jahren  waren  nicht  zu  er- 
kennen. Bei  einer  so  vollendeten  Technik  fanden  wir 
die  Preisnotirungen  im  Allgemeinen  sehr  mässig. 

Im  obern  Stock  waren  in  drei  Sälen  Aufnahmen  und 
Entwürfe  ausgestellt;  der  erste  Saal  war  fast  ausschliess- 
lich durch  gothische  Konkurrenzprojekte  zu  dem  Altäre 
für  Reutlingen  benutzt. 

(Schluss  folgt.) 


292 


Mitwirkung  des  Staates  in  Anspruch  zu  nehmen  Es  sind  dies 
die  Boulevards  Richard  le  Noir  auf  dem  überwölbten  Kanal 
St.  Martin,  des  Amandiers,  St.  Germain , Durchbrüche  und  Er- 
weiterungen einer  Menge  von  Strassen  innerhalb  der  Stadt, 
beispielsweise  der  Rue  Lafayette,  Drouot,  le  Pelletier,  Meyerheer 
u.  s.  w.,  deren  Aufzahlung  allgemeines  Interesse  nicht  bietet. 
— Die  ganze  Länge  beträgt  rot.  28000  Meter  oder  beinahe 
33/*  Meilen,  welche  einen  Kostenaufwand  von  300  Millionen  Frs. 
oder  80  Mill.  Thaler  erfordern. 

Die  angeführten  Arbeiten  scheinen  noch  nicht  alle  Er- 
weiterungen zu  umfassen,  welche  in  der  Ausführung  begriffen 
sind.  Die  Kosten  für  die  Erweiterung  der  Stadt  durch  die 
Zuziehung  des  Weichbildes  sind  nicht  eingeschlossen  und  ein- 
zelne sehr  bedeutende  Arbeiten,  wie  die  der  Place  du  Chateau 
d'Eau,  des  Trocadero,  finde  ich  in  dem  offiziellen  Bericht  des 
Seinepräfekten  vom  Dezember  1867  nicht  aufgeführt.  Nach 
dem  die  früheren  Jahresberichte  die  Situation  immer  in  rosi- 
gen Tönen  gezeigt  hatten,  enthüllte  dieses  Memoire  zum  ersten 
Male  klarer  die  Finanzlage.  Eine  Zusammenstellung  darnach 
ergiebt  das  folgende  Resultat: 


Länge  in  Kosten  in 


i Meter  Fuss 

Meilen 

Mill.  Frs. 

Mill.Thl. 

Erstes  Strassennetz  . . . 

9467  30160 

i’A 

272 

72  Vi 

Zweites  Strassennetz  . . 

26994  86000 

3’/ij 

410 

109*3 

Drittes  Strassennetz  . . 

28000  | 89200 

3% 

300 

80 

zusammen  . . ! 

64461  205360 

8 7 1 3 

982 

261% 

Es  kommt  mithin  der  laufende  Meter  Strassenlänge  durch- 
schnittlich auf  15234  Frs.  oder  der  laufende  Fuss  auf  1275  Thlr. 

Eine  richtigere  Vorstellung  dieser  Zahlen  kann  man  sich 
machen,  wenn  man  bedenkt,  dass  auf  diese  Weise  die  Anlage 
einer  neuen  Strassenflucht  für  je  zwei  Häuser  von  nur  50' 
Front  jedesmal  ein  Kapital  von  63,750  Thlr.  erfordert  hat. 
— Oder  dass,  wenn  man  die  mittlere  Strassenbreite  mit  Rück- 
sicht auf  die  Boulevards  zu  100'  annimmt,  der  QFuss  Strassen- 
terrain auf  12V»  Thlr.,  die  I IRth.  auf  1836  Thlr.  durchschnitt- 
lich zu  stehen  kommt,  mithin  durch  die  Bank  ein  Preis  hat 
bezahlt  werden  müssen,  der  in  Berlin  ausnahmsweise  in  den 
besseren  Lagen  für  Grundstücke  erzielt  zu  werden  pflegt. 
Dabei  ist  noch  zu  berücksichtigen,  dass  ein  Theil  des  Terrains, 
vorhandene  Strassen,  der  Stadt  bereits  gehörte. 

Um  das  skizzirte  Bild  für  den  Zweck  eines  Vergleichs  mit 
unseren  Berliner  Verhältnissen  zu  vervollständigen,  muss  ich 
noch  einige  Zahlengruppen  angeben. 

Das  Budget  der  Stadt  Paris  für  1868,  etwas  höher  als 
das  der  Vorjahre,  ist  in  Einnahme  und  Ausgabe  veranschlagt 
auf  rot.  245,212,000  Frcs.  oder  65,389,000  Thlr.  Dies  er- 
giebt bei  einer  Bevölkerung  von  1,825,000  Menschen  pro 
Kopf  ca.  134  Frcs.  oder  353/*  Thlr. 

Das  Budget  der  Stadt  Berlin  beträgt  nach  dem  in  der 
Stadtverordneten -Versammlung  vom  27.  Februar  festgestellten 
Etat  pro  186S  in  Ausgabe  rot.  4,591,000  Thlr.  oder  bei  einer 
Bevölkerung  von  rot.  702,500  Menschen  (Zählung  vom  3.  De- 
zember 1867)  pro  Kopf  ca.  6 Thlr.  16  Sgr. 

Der  kolossale  Unterschied  zwischen  den  Etats  der  beiden 
Städte  könnte  geeignet  sein  Zweifel  zu  erwecken,  ob  zwischen 
den  Verhältnissen  der  Weltstadt  an  der  Seine  und  denen  von 
Berlin  direkte  Analogien  stattfinden.  Es  wäre  eine  sehr  dan- 
kenswerthe  Aufgabe,  wenn  Jemand  sich  der  Mühe  unterziehen 
wollte,  vergleichende  Aufstellungen  von  Grundstücken  und 
Gebäuden  zwischen  dort  und  hier  zu  machen,  ln  welch  ra- 
pidem Maasse  auch  hier  die  Preise  sich  steigern  und  die 
Verhältnisse  ungeahnte  Dimensionen  gewinnen  können,  be- 
weist die  jüngst  kursirende  Notiz  aus  dem  Verein  für  die 
Geschichte  Berlin’s,  wonach  vor  etwa  100  Jahren  das  Palais 
des  Prinzen  Albreeht  für  etwas  über  12,000  Thlr.  verkauft 
wurde,  ein  Besitz,  der,  wenn  überhaupt  veräusserlich , für 
eine  Million  Thaler  jetzt  nicht  weggegeben  werden  würde. 

Schliesslich  erlaube  ich  mir  auf  den  sehr  beherzigens- 
werthen,  eingehenden  Artikel:  Der  Strassenverkehr  in  Berlin 
von  E.  Bruch  in  dem  „Gemoinde  - Kalender  und  städtischen 
Jahrbuch  für  1868  hinzuweisen,  der  freilich  mit  Ausschluss 
des  weiteren  Bebauungsplanes  viele  sehützenswertho  Notizen 
und  Fingerzeige  über  die  wünschenswerthen  Erweiterungen, 
Durchbrüche  und  Anlagen  für  die  innere  Stadt  Berlin  enthält. 

Berlin,  April  186S.  Kyllmann. 


Korrespondenzen. 

11  real  an,  30.  Juni  68.  — Es  wird  gewiss  bei  Man- 
chem Freude  erregt  haben,  dass  in  No.  26  Ihres  Blattes  der 
Anfang  gemacht  ist,  auch  ein  Wort  für  den  Erbauer  der 


hiesigen  Michaeliskirche  einzulegen,  und  will  ich  mir  erlauben, 
eine  Bemerkung  darüber  hinzuzufügen.  — Die  Wahrheit  in 
Betreff  der  Ursache  des  Einsturzes  liegt  jedenfalls  zwischen 
den  beiden  dort  aufgestellten  Behauptungen  in  der  Mitte;  es 
ist  in  sachverständigen  Kreisen  kaum  Jemand  darüber  zweifel- 
haft, dass  der  Einsturz  durch  Fehler,  die  bei  der  Bauaus- 
führung gemacht  sind  und  durch  den  Mangel  an  jeder  Ver- 
ankerung bei  immerhin  gewagten  Konstruktionen  verursacht 
ist.  Der  noch  stehende  Thurm  hat  genau  dieselbe  Kon- 
struktion, wie  der  eingefallene,  er  zeigt  daher  auch  nicht  un- 
erhebliche Risse,  die  eine  beginnende  Destruktion  ankündig- 
ten, und  hätte  der  Einsturz  vielleicht  in  naher  Zukunft  bevor- 
gestanden, wenn  nicht  Vorsichtsmaassregeln  dagegen  ergriffen 
wären.  Wenn  er  bisher  nicht  eingestürzt  ist,  so  bat  sicher- 
lich der  Umstand,  dass  er  früher  gebaut  ist,  als  der  andere, 
dass  das  Mauerwerk  also  längere  Zeit  Gelegenheit  hatte , in 
sich  fest  zu  werden,  ehe  die  schwere  Steinpyramide  aufgesetzt 
wurde,  wesentlich  dazu  beigetragen. 

Unter  den  hiesigen  Sachverständigen  fehlt  es  gegenwärtig 
nicht  an  solchen,  welche  selbst  ohne  persönlichen  Hass  gegen 
den  Erbauer  im  Herzen  zu  tragen,  das  eingetretene  Unglück 
benutzen,  um  sich  gewaltig  in  die  Brust  zu  werfen.  Seht  ihr 
wohl,  so  sagen  sie,  sicher  zu  bauen  und  sicher  zu  konstruiren, 
das  ist  die  Hauptkunst!  Solchen  gothischeu  Entwurf  bringt 
am  Ende  ein  Jeder  von  uns  zu  Stande;  er  braucht  sich  nur 
alle  Werke,  die  über  Gothik  vorhanden  sind,  zusammen  zu 
kaufen,  nur  ein  paar  Tage  sich  hinzusetzen  und  zu  zeichnen, 
dann  ist  das  Bildchen  fertig.  — Ueber  den  Werth  solcher 
Anschauungen  ist  hier  wohl  kein  Wort  zu  verlieren ; zu  be- 
dauern ist  es  nur,  wenn  sie  von  Personen  vorgetragen  werden, 
denen  es  unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  nicht  schwer 
fällt,  sich  bei  den  nicht  sachkundigen  Zuhörern  Glauben  zu 
verschaffen. 

Dass  der  Erbauer  der  Michaeliskirche  hier  ausserdem 
Feinde  hat,  ist  um  so  erklärlicher,  als  er  von  vorn  herein 
durch  sein  Auftreten  nicht  eben  dazu  beigetragen  haben  soll, 
sich  unter  den  Fachgenossen  Freunde  zu  verschaffen:  jeden- 
falls ist  es,  den  bösen  Zungen  gegenüber,  wohl  am  rechten 
Ort,  darauf  hinzuweisen,  dass  schon  Bessere  vor  uns  von  Ein- 
stürzen betroffen  sind.  — z. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Schleswig-Holsteinischer  Ingenieur-Verein.  7.  Ver- 
sammlung am  11.  Juni  1S68  zu  Neumünster.  Bei  der  Er- 
öffnung waren  drei  Vorstandsmitglieder  und  zusammen  20  Mit- 
glieder, sowie  3 besuchende  Fachgenossen  anwesend. 

Nach  Begriissung  der  Gäste  überreichte  der  Vorsitzende, 
Wegebaudirektor  Herzbruch,  einen  vom  Vereinsmitgliede, 
Fabrikant  Jepseu  in  Flensburg  geschenkten,  sehr  hübschen 
in  Holz  geschnitzten,  mit  verschiedenen  Inschriften  versehenen 
Fragekasten  und  meldete  dem  Geber  sofort  den  Dank  des 
Vereins  per  Telegraph.  Nach  verschiedenen  weiteren  ge- 
schäftlichen Mittheilungen  stattete  der  Vorsitzende  den  Jahres 
bericht  ab  und  wurden  die  Revisoren  für  die  Revision  der 
Jahresabrechnung  pro  1867  gewählt,  sowie  desgleichen  für  die 
austretenden  drei  Vorstandsmitglieder  in  den  Vorstand  ge- 
wählt: Bahningenieur  Wo  11  he  im  in  Neumünster,  Wegebau- 
inspektor Bargum  in  Preetz  und  Fabrikant  Jepsen  in 
Flensburg.  — Daun  wurde  der  Austritt  zweier  Mitglieder 
angezeigt,  und  wurden  durch  Ballotement  6 neue  Mitglieder 
aufgenommen,  wodurch  die  Zahl  der  Vereinsmitglieder  auf 
101  stieg. 

Ein  Antrag  auf  Anschaffung  eines  Vereinsabzeichens  wurde 
abgelehnt  und  beschlossen,  die  nächste  ’\  ersammlung  in  der 
ersten  Hälfte  des  August  in  Kiel  abzuhalten. 

Von  den  in  der  letzten  Versammlung  gestellten  Fragen 
wurde  nur  die  Frage  No.  4 vom  Vorsitzenden  dahin  beant- 
wortet, dass  die  Kommune  Cappeln,  da  die  Pontonbrücke  bei 
Cappeln  ein  Kommuneban  sei,  theils  schwache  Eisbrecher  an- 
gebracht, theils  die  grössere  Hälfte  der  Pontons  an  der  Süd- 
seite durch  starke  Ketten  etc  verbunden  habe  , um  dieselben 
bei  starkem  Eisgang  um  einen  festen  Punkt  am  Lande  sich 
drehend,  zusammen  anstreiben  lassen  zu  können.  Versuche 
seien  hiermit  noch  nicht  gemacht  und  daher  der  Erfolg  noch 
zweifelhaft. 

Doktor  Meyn  in  L^etersen  referirte  dann  über  Asphalt- 
decken für  Strassenbahnen , deren  vorzügliche  Haltbarkeit  in 
Paris  u.  s.  w.  und  proponirte,  mit  Asphalt-Erde  aus  der  Grube 
„Zur  Hölle“  bei  Heide  hier  Versuche  anzustellen,  wofür  Ma- 
terial von  den  Grubenbesitzern  unentgeltlich  oder  zu  ermäs- 
sigtem  Preise  zur  Disposition  gestellt  worden. 

Geheimer  Regierungsrath  Hoffmann  bemerkte,  dass  in 
Paris  trotz  der  grossen  Kosten  (1  Franc  per  Stein)  für  schwe- 
res Lastfuhrwerk  Pflasterstrasseu  hergestellt  würden,  und 
Marinebaudirektor  Martiny  fügte  hinzu,  dass  in  Norddeutsch- 


293 


land  bei  dem  grossen  Temperaturwechsel  Asphaltdecken  sich 
nicht  bewährt  hätten,  was  vom  Vorsitzenden  bestätigt  wurde. 

Dr.  Meyn  legte  dann  noch  durch  Gniedelung  geriefelte 
Trottoir-Zementplatten  von  1 O'  Grösse  und  21/»  Zoll  Stärke 
zum  Preise  von  6 Sgr.  pro  □'  vor  und  empfahl  dieselben, 
weil  sie  bei  geringerer  Grösse  haltbarer  zu  verlegen  seien. 
Die  Oberfläche  sei  weder  glatt,  noch  leicht  verschleissend, 
weil  dieselbe  durch  die  Gniedelung  besonders  hart  werde, 
auch  könne  man  bei  nasser  Witterung  stets  trockenen  Fus- 
ses  auf  denselben  gehen.  Ingenieur  W oll  heim  versprach, 
Versuche  mit  solchen  Platten  zu  machen  und  dem  Verein 
darüber  zu  referiren. 

Direktor  Meyn  von  Rendsburg  sprach  dann  kurz  über 
automatische  Küchen  und  zeigte  einen  derartigen  Apparat  vor. 

Nach  Vorlegung  einiger  Zeichnungen  von  Ingenieur  Bong- 
Schmidt  über  Trockendocks  und  Verlesung  der  aus  dem 
Fragekasten  entnommenen  Fragen  wurde  die  Versammlung 
vom  Vorsitzenden  um  41/.»  Uhr  geschlossen. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Die  zweite  der  dies- 
jährigen Sommer -Exkursionen  des  Vereins  fand  Sonnabend 
den  4.  Juli  d.  J.  unter  einer  Betheiligung  von  etwa  90  Mit- 
gliedern statt. 

Versammlungsort  war  das  deutsche  Gewerbe-Museum, 
das  seinen  vorläufigen  Sitz  in  den  Räumen  des  alten  Gro- 
pius’schen  Diorama’s  in  der  Georgenstrasse  genommen  hat. 
In  dem  Hörsaale  desselben  hielt  Herr  Professor  Gropius 
zunächst  einen  längeren  Vortrag  über  die  bisherige  Geschichte, 
die  Einrichtung  und  die  Ziele  dieses  Instituts,  das  er  dem 
Interesse  aller  Fachgenossen  warm  empfahl:  sodann  wurden 
unter  Führung  und  Erläuterung  der  Herren  Gropius, 
Grunow,  Dr.  Lessing  und  Dr.  Woltmann  die  Samm- 
lungen und  die  Unterrichtssäle  besichtigt.  Auf  eine  nähere 
Mittheilung  des  Gehörten  und  Gesehenen,  die  bei  der  Fülle 
des  Stoffes  schwer  abzumessen  wäre,  glauben  wir  hier  um  so 
mehr  verzichten  zu  können,  als  wir  eine  selbstständige  Be- 
sprechung des  Deutschen  Gewerbe-Museums  in  u.  Bl.  später 
wohl  erwarten  können. 

Da  die  im  Programm  vorgesehene  Besichtigung  der  Bau- 
ausführungen im  Kriegs -Ministerium  an  diesem  Tage  leider 
aut  Hindernisse  gestossen  war,  so  wurde  in  aller  Eile  ein 
Besuch  auf  der  Baustelle  der  National-Gallerie  improvisirt, 
wo  Hr.  Bauführer  Merzenich  die  Vereins-Mitglieder  empfing 
und  führte.  Bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Ausführung, 
der  fast  bis  zur  Höhe  des  Unterbaues  gediehen  ist,  auf  wel- 
chem sich  die  beiden  oberen  Stockwerke  bekanntlich  in  der 
Form  eines  korinthischen  Pseudo -Peripteros  erheben  sollen, 
konnte  sich  das  Interesse  fast  allein  der  technischen  Aus- 
führung zuwenden,  die  in  musterhafter  Solidität  und  Sorg- 
falt erfolgt. 

Die  Sandsteinijuadern,  mit  welchen  das  Ziegelmauerwerk 
der  Umfassungswände  verkleidet  wird,  sind  durchschnittlich 
10"  stark  und  wird  jeder  zweite  Stein  verankert;  die  saubere 
Bearbeitung  derselben,  die  namentlich  in  den  Fenstergewänden 
zur  Geltung  kommt  und  gleichmässig  an  den  bereits  auf  der 
Baustelle  liegenden  Architektur- Details  sichtbar  war,  wurde 
gebührend  gewürdigt.  Man  hat  hier  versucht,  den  Nebraer 
Sandstein  in  möglichst  heller  Tönung  zu  gewinnen,  nament- 
lich iür  die  nach  der  Spree  zu  belegene  Schauseite  des  Ge- 
bäudes — es  wäre  zu  wünschen  dass  derselbe  unter  den  Ein- 
flüssen der  Witterung  besser  Farbe  hielte  als  der  zur  Börse 
verwendete  dunklere,  rothe  Nebraer  Sandstein;  denn  es  lässt 
sich  nicht  läugnen,  dass  die  Gesammterscheinung  dieses  Ge- 
bäudes unter  der  schmutzigen  stumpfen  Tönung,  die  der 
Stein  angenommen  hat,  wesentlich  leidet.  Es  werden  für  den 
Bau  der  National-Gallerie  übrigens  Blöcke  bis  zum  Gewichte 
von  150  Ztr.  in  Anwendung  kommen  und  sind  die  Gerüste 
bereits  diesen  Lasten  entsprechend  solide  konstruirt. 

Gleiche  Sorgfalt  wie  dem  technischen  wird  dem  künstle- 
rischen Theile  der  Ausführung  zu  Theil  und  ist  an  Versuchen 
: aller  Art,  Modellen  verschiedener  Grösse  von  ganzen  Gebäude- 
theilen  wie  von  den  Details,  nichts  gespart  worden.  Wir  hatten 
diesmal  Gelegenheit  einige  sehr  originelle  und  schöne  Kapitä- 
e zu  sehen,  die.  freilich  erst  am  Orte  ihrer  Verwendung  ganz 
! werden  beurtheilt  werden  können.  Auch  über  die  Beleuch- 
tung  durch  Ober-  und  Seitenlicht  und  die  für  beide  Arten 
lerToruprliche  Grösse  der  Liehtüffnungen  sind  Versuche  in 
igrossem  Maasstabe  gemacht  worden. 

Die  ganze  Konzeption  des  Gebäudes,  dessen  Autorschaft 
zwischen  König  Friedrich  Wilhelm  IV.,  Stüler  und  die  ge- 
genwärtigen Erbauer  wohl  schwer  zu  theilen  sein  wird, 
einer  Besprechung  zu  unterziehen,  dürfte  gegenwärtig  ent- 
weder  zu  spät  oder  noch  zu  früh  sein.  — F.  


i 


Vermischtes. 

Noch  einmal  Liernur’s  Städtereiuigung. 

Zur  Ergänzung  des  in  Nr.  27.  d.  Bl.  pag.  279  enthaltenen 
Aufsatzes  über  „Liernur’s  Städtereinigung“  mögen  einige  No- 
tizen dienen,  welche  einer  umfangreichen  Monographie  über 
dieses  System:  „ The  sewage  question , description  of  Captain 

Liernur's  System , by  F.  C.  Krepp,  London  1867 “ und  einigen 
kleineren  deutschen  Schriften  Krepp’s  entnommen  sind. 

Das  Hauptgewicht  legt  der  Erfinder,  in  Firma  Liernur, 
Krepp  & Co.  in  Frankfurt  a.  M.,  auf  die  tägliche  Abfuhr  und 
die  Erhaltung  des  Dungwerthes  der  menschlichen  Exkremente, 
und  will  er  dieselben  möglichst  frisch  verwenden , weil  sie 
durch  Lagerung  bekanntlich  an  Werth  verlieren.  Zu  diesem 
Zwecke  bringt  er  die  gefüllten  Fässer,  (von  imprägnirtem 
Eichenholz,  der  Spund  mit  einer  eisernen  Kapsel  luftdicht 
verschlossenj  welche  er  nicht  direkt  an  Landwirthe  verkaufen 
kann,  in  ein  Etablissement  vor  der  Stadt  und  pflügt  den 
Dung  sofort  unter,  indem  das  auf  den  Pflug  gelegte  Fass 
seinen  Inhalt  bei  der  Fortbewegung  des  Pfluges  allmälig  in 
die  Furche  fliessen  lässt.  Wie  viel  Land  für  den  Dung  einer 
gegebenen  Anzahl  von  Menschen  nöthig  wäre,  berechnet  der  Er- 
finder nicht  — er  rechnet  aber  darauf,  öde  Ländereien,  welche 
in  der  Nähe  von  Eisenbahnen  liegen,  nöthigenfalls  in  grösserer 
Entfernung  von  der  Stadt  zu  finden  und  in  dieser  Weise  ur- 
bar zu  machen.  Hierzu  würde  ihm  allerdings  sowohl  im 
Sommer  als  im  Winter  ausreichendes  Material  zur  Verfügung 
stehen,  weil,  selbst  wenn  der  Absatz  des  Dunges  zur  Zeit 
der  Ackerbestellung  glücken  sollte,  ausser  derselben  auch 
„die  mit  dem  Zeitgeist  fortgeschrittenen  Landwirthe“  keine 
Verwendung  für  die  Exkremente  haben  würden. 

Sollte  es  auf  diese  Weise  wohl  auch  im  Sommer  gelingen, 
den  täglich  abzufahrenden  Dünger  sofort  unterzupflügen,  in- 
dem man  durch  Urbarmachung  stets  neuen  Terrains  den  Uebel- 
stand  vermeidet,  fortwährend  die  zum  Unterpflügen  nöthigen 
Ländereien  disponibel  zu  halten  und  sie  der  Bebauung  für 
einen  Theil  des  Jahres  zu  entziehen,  so  bleibt  doch  die 
Schwierigkeit  bestehen,  die  Exkremente  im  Winter  unterzu- 
bringen. Liernur  resp.  Krepp  giebt  zu,  dass  heftiger  Frost 
oder  tiefer  Schnee  das  tägliche  Unterpflügen  unterbrechen 
muss,  und  obgleich  er  einen  Dampfpflug  zum  Durchbrechen 
der  gefrorenen  Erdschichten  vorschlägt,  folgert  er  doch  die 
Nothwendigkeit , die  Exkremente  bis  zum  Eintritt  warmer 
Witterung  aufzuspeichern.  Damit  nun  die  gefüllten,  luftdichten 
Fässer  nicht  durch  den  Frost  gesprengt  werden,  sind  heiz- 
bare Magazine  angeordnet,  in  welchen  die  Temperatur  etwas 
über  dem  Gefrierpunkt  gehalten  werden  soll.  Zugegeben 
wird,  dass  diese  Magazine  bei  anhaltendem  Frost  und  für 
grosse  Städte  eine  unangenehme  Ausdehnung  erhalten  müssen; 
indessen  wird  hierauf  ebensowenig  eingegangen,  wie  auf  die 
Frage,  in  welcher  Weise  bei  plötzlich  eintretender  warmer 
Witterung  die  Fäulniss  verhindert  und,  während  der  Boden 
nur  allmälig  aufthaut , der  grosse  Vorrath  von  Dung  rasch 
bewältigt  werden  soll. 

Aus  den  angeführten  Vorschlägen  Liernur’s  ersieht  man 
die  Schwierigkeiten,  welche  sich  dem  Aufspeichern  der  Exkre- 
mente in  der  kalten  Jahreszeit  entgegenstellen.  Trockenen 
Dung  aus  ihnen  zu  fabriziren,  hat  mau  der  schlechten  peku- 
niären Erfolge  wegen  aufgegeben,  und  so  scheint  nichts  Ande- 
res übrig  zu  bleiben , als  in  grossen  Städten  auf  die  tägliche 
Reinigung  der  Klosets  zu  verzichten,  die  alten,  schlechten  Ab- 
trittsgruben bei  unsern  Wohnungen  beizubehalten  und  die 
Dungstoft’e  hier  aufzuspeichern,  so  lange  man  das  System  der 
Wasserspülung  und  Kanalisirung  nicht  annehmen  will. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  Liernur’s  Zahlenangabe,  dass 
eine  10 — 12pferdige  Luftpumpen-Lokomobile  mit  drei  eisernen 
Dungwagen  von  je  90  Kub.'  Inhalt  genügen  soll,  um  die 
24stündigen  Auswurfsstoffe  von  etwa  10,000  Menschen  durch 
eine  achtstündige  Arbeit  aus  der  Stadt  zu  schaffen.  (Hierbei 
ist  für  das  Leeren  je  eines  Sammelbassins  für  die  Exkremente 
von  700  Personen  incl.  des  Anbringens  der  Schläuche,  der 
Wege  und  allen  Zeitverlustes  nur  */»  Stunde  gerechnet,  wobei 
noch  die  Exkremente  aus  den  einzelnen  Häusern  in  das  Sam- 
melbassin hineingesaugt  werden  müssen.)  Denkt  mau  sich 
diese  Einrichtung  auf  eine  grosse  Stadt,  beispielsweise  auf  Ber- 
lin angewendet,  so  springt  die  Ungeheuerlichkeit  des  Projekts 
in  die  Augen.  70  Lokomobilen  (für  je  10,000  Menschen  eine) 
von  10 — 12  Pferdekraft  allnächtlich  8 Stunden,  z.  B.  von 
11 — 7 auf  den  Strassen  herumirrend,  zu  jeder  von  iliuen  aus- 
ser der  nöthigen  Bedienung  3 Dungwagen  gehörig,  von  wel- 
chen der  eine  gefüllt  wird,  der  zweite  die  eben  erhaltene 
Ladung  aus  der  Stadt  befördert  und  der  mit  Kohlen  und 
Wasser  für  die  Maschine  versehene  dritte  zur  Ablösung  des 
ersten  heranfährt:  dieser  Apparat  und  die  sich  hieraus  erge- 
bende komplizirte  Verwaltung  verweisen  das  Projekt  in  das 
Bereich  der  Hirngespinste. 


294 


Selbstverständlich  ist  dasselbe  auch  noch  nirgends  ausge- 
führt. Der  Erfinder  rühmt  sich  seit  Jahren,  dass  die  hollän- 
dische Regierung  sich  sehr  für  dasselbe  interessire  und  dass 
eine  holländische  Stadt  — Haag  wird  genannt  — nächstens 
auf  ihre  Kosten  einen  Versuch  machen  würde;  bei  diesen  Aus- 
sichten resp.  Behauptungen  ist  es  aber  geblieben. 

Einige  Einzelnheiten  des  Systems,  auch  abgesehen  von 
der  erwähnten  Heizung  der  Dung-Magazine,  sind  ganz  ergötz- 
licher Natur.  Es  dürfte  von  drastischer  Wirkung  sein,  wenn 
Jemand  in  den  Nachtstunden,  wo  die  regelmässige  Entleerung 
erfolgt,  also  zwischen  1 1 Uhr  Abends  und  7 Uhr  Morgens, 
bei  der  Benutzung  seines  Closets  durch  einen  Luftstrom  er- 
schreckt wird,  der,  nach  der  Berechnung  Krepps,  zwar  nicht 
14  Pfd.  pro  Q"  resp.  2000  Pfd.  pro  Q',  aber  doch  1300  Pfd. 
pro  Q'  beträgt  und  also  „mit  der  30  fachen  Macht  eines 
Sturmwindes  (Krepp  rechnet  50  Pfd.  pro  O),  der  Bäume  ent- 
wurzelt und  Häuser  abdeckt,  durch  das  eiserne  Abtrittsrohr 
dahinsaust.“  W. 


Sgrailili  im  Onlcnslauric  Preussen. 

In  Folge  einer  durch  die  Publikationen  des  Herrn  Max 
Loh  de  (Zeitschrift  für  Bauwesen  1867  u.  1868)  erfolgten  An- 
regung ist  auch  in  diesen  Blättern  wiederholt  (zuletzt  in  No.  20) 
von  der  in  den  letzten  Jahrzehnten  fast  vergessenen  Sgraflito- 
Technik  und  ihren  Denkmalen  die  Rede  gewesen,  ist  beson- 
ders auch  auf  die  Verbindung  des  Sgraflito  mit  dem  Back- 
steinbau hingewiesen  worden. 

Sei  es  mir  gestattet  hier  kurz  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  dass  die  Sgrafliti  im  Mittelalter  und  besonders  im 
XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  auch  im  alten  Ordenslande 
Preusseri  zu  erhöhtem  Schmuck  des  dem  Wetter  ausgesetzten 
Aeussern  der  monumentalen  Ziegelrohbauten  sehr  oft  ange- 
wendet worden  sind.  Die  frühem  Jahrhunderte  kannten  kei- 
neswegs die  Scheu  der  vor  Polychromie,  welche  unser  Publikum 
heute  hat.  Man  liebte  damals  auch  in  unserm  grauen  Norden 
den  Farbenreichthum.  In  welcher  Weise  man  ihn  an  den 
monumentalen  Bauten  dieser  Gegend  zu  erreichen  wusste,  habe 
ich  in  No.  11.  des  Organs  für  christliche  Kunst  von  1867 
nachgewiesen.  — 

Im  Ordenslande  Preussen  ist  das  Sgraflito  besonders  auf 
deu  nur  wenig  vertieften,  geputzten  Friesen,  welche  sich  meist 
unter  dem  Hauptgesimse  der  Kirchen  etc.  hinziehen,  aber 
auch  sonst,  zur  Dekoration  grösserer  Flächen,  angewendet 
worden.  Doch  scheint  es  erst  gegen  Ende  des  XV.  Jahrhun- 
derts in  Aufnahme  gekommen  zu  sein.  Spuren  desselben  an 
Bauten  dieser  Zeit  haben  sich  erhalten  an  den  südlichen  Ka- 
pellen von  St.  Katharinen  zu  Danzig , an  der  Sakristei  der 
Pfarrkirche  zu  Culm  etc.  An  der  St.  Georgs  - Brüder  - Halle 
(jetzt  Kunstschule)  zu  Danzig  ist  es  zwar  nicht  mehr  erhalten, 
doch  zeigt  die  alte  Abbildung  bei  C’uricke  die  Anwendung 
desselben  in  grosser  Ausdehnung.  Aus  dem  Anfang  des  XVI. 
Jahrhunderts  linden  sich  Reste  an  dem  Fries  des  Stockthurms 
in  Danzig.  Dass  das  Altstädtische  Rathhaus  zu  Danzig  (von 
1587)  ebenfalls  damit  geschmückt  war,  zeigt  ein  anderer 
Kupferstich  bei  Curicke.  Aus  noch  späterer  Zeit  ist  die  In- 
schrift an  dem  Hause  Jopengasse  46  zu  Danzig  und  die  ein- 
fache, aber  sehr  wirkungsvolle  Dekoration  der  Fa<;ade  des 
Pfarrhauses  zu  Zarnowitz  (v.  1632).  Eigentlnimlich  und  von 
der  schönsten  Wirkung  ist  das  in  Sgraflito  ausgeführte  Mus- 
ter auf  den  geputzten  Gewölbe-Kappen  im  Innern  der  (neulich 
restaurirten)  Franziskaner-Kirche  zu  Culm. 

Danzig,  im  Juli  1868.  II.  Bergau. 


Wie  das  „Organ  für  christliche  Kunst“  meldet,  steht  in 
nächster  Zeit  das  Erscheinen  eines  neuen  umfangreichen 
Werkes  des  als  trefflicher  Kunstforscher  bekannten  Kanonikus 
Dr.  Bock  aus  Aachen  bevor.  Dasselbe  wird  unter  dem 
Titel:  „Rheinlands  Baudenkmale  des  Mittelalters. 
Ein  Führer  etc.“  eine  populär  gehaltene,  durch  Holzschnitt- 
darstellungen erläuterte  Beschreibung  der  vorzüglichsten  alten 
rheinischen  Bauwerke  bringen  und  soll  fünf  Bände  umfassen, 
von  denen  der  erste  17  Baudenkmale  des  Niederrheins  von 
Cleve  bis  Cöln , der  zweite  19  mittelalterliche  Bauwerke 
Cölns,  der  dritte  17  Monumente  zwischen  Cöln,  Aachen  und 
Bonn,  der  vierte  IS  der  bedeutendsten  Bauwerke  am  Mittel- 
rhein zwischen  Bonn,  Koblenz  und  Trier,  der  fünfte  endlich 
12  Monumente  am  Oberrhein  von  Koblenz  bis  Mainz  ent- 
halten wird.  Interessant  ist  die  Nachricht,  auf  welche  Weise 
das  Zustaudekommen  dieses  Werkes  gesichert  ist,  das  einen 
möglichst  niedrigen  Preis  erhalten  soll,  um  auch  Unbemittelten 
zugänglich  zu  sein.  Es  haben  sich  nämlich  die  Angehörigen 
der  fürstlichen,  gräflichen  uud  freiherrlichen  Geschlechter 
Rheinlands  und  Westphalens  theils  durch  freiwilliges  Entge- 
genkommen, theils  auf  Einladung  des  Herausgebers  vereinigt, 


um  die  Kosten  für  die  xylographische  Darstellung  je  eines 
Bauwerks  zu  tragen,  während  der  Kronprinz  von  Preussen 
die  Protektion  über  das  Werk  übernommen  hat. 


Ueber  die  Vortheile  und  Nachtheile  von  Konkurrenzen 
ist  jüngst  auch  in  der  Stadtverordneten  - Versammlung  zu 
Stettin  gesprochen  worden.  Die  Deutsche  Gemeinde -Zeitung 
berichtet  darüber  wie  folgt: 

„Stettin,  9.  Juni.  — Betreffs  des  Rath  h ausb  a ues 
will  der  Magistrat  von  dem  Ausschreiben  einer  Konkurrenz 
ganz  absehen,  wogegen  die  Finanz  - Kommission  die  für  die 
Ausarbeitung  des  Planes  durch  einen  Bauführer  unter  Auf- 
sicht des  Stadtbauraths  geforderten  600  Thlr.  (2  Thlr.  Diäten 
auf  9 Monat)  zwar  zu  bewilligen  anträgt,  jedoch  mit  der 
Maassgabe,  dass  demnächst  eine  Konkurrenz  betreffs  der  äus- 
seren Architektur  ausgeschrieben  werde.  Oberbürgermeister 
Burscher  erklärt  in  Bezug  auf  die  Konkurrenz-Ausschreiben, 
dass  er  mit  den  Ansichten  der  Finanz- Kommission  nicht  ein- 
verstanden sei.  Diese  Frage  ist  sehr  eingehend  berathen 
worden,  und  sei  man  nach  den  in  anderen  Städten  gemachten 
Erfahrungen  zu  dem  Beschluss  gekommen,  einen  hiesigen 
Architekten  mit  der  Ausarbeitung  des  Bauplanes  zu  beauf- 
tragen, da  derselbe  besser  als  ein  Fremder  das  Raumbedürf- 
niss  zu  berücksichtigen  vermöge.  Nach  längerer  Debatte  be- 
schloss die  Versammlung,  sofort  ein  Konkurrenz-Ausschreiben 
über  die  innere  und  äussere  Architektur  (Grundriss  und 
Fapade)  zu  erlassen.“  — 

Die  Behauptung,  dass  Niemand  einen  besseren  Plan  zu 
entwerfen  verstehe,  als  der,  dem  dies  von  Amtswegen  zukommt, 
ist  bekanntlich  nicht  neu.  Dass  ein  Preis- Ausschreiben  für 
das  Rathhaus  in  Stettin  schon  erlassen  sei,  haben  wir  übrigens 
noch  nicht  vernommen. 

Da  die  Sitzungen  des  Architektenvereins  zu  Berlin  z.Z.  sistirt 
sind,  so  wird  es  die  Mitglieder  desselben  interessiren  hier 
vorläufig  zu  erfahren,  dass  die  beabsichtigte  Erweiterung  des 
Vereinslokals  gescheitert  ist,  indem  die  Besitzer  des  Grund- 
stücks — (wohl  in  Folge  der  im  Vereine  selbst,  wenn  auch 
nicht  in  den  Abstimmungen,  zu  Tage  getretenen  Opposition)  — 
ihre  Einwilligung  definitiv  zurückgezogen  haben.  Ob  es  mög- 
lich sein  wird  ein  anderes  Lokal  in  so  kurzer  Frist  zu  be- 
schaffen, ist  im  höchsten  Grade  fraglich  und  so  blüht  uns 
wahrscheinlich  auch  für  den  nächsten  Winter  noch  die  Aus- 
sicht, unsere  V ersammlungen  in  Räumen  abhalten  zu  müssen, 
die  im  äussersten  Falle  noch  nicht  die  Hälfte  der  in  Berlin 
wohnenden  Mitglieder  zu  fassen  im  Stande  sind. 

In  einer  Wiener  Korrespondenz  der  „Dioskuren“  stossen 
wir  auf  eine  Forderung,  die  uns  in  ihrer  anscheinenden  All- 
gemeinheit befremdet  hat.  Es  wird  dort  nämlich  an  dem 
jüngst  erlassenen  Preisausschreiben  für  das  Rathhaus  in  Wien 
getadelt,  dass  alle  eigentlichen  Kunstgelehrten  vom  Preis- 
gericht ausgeschlossen  seien!  — Wenn  in  einzelnen  Fällen 
hervorragende  Kunstgelehrte  sehr  wohl  geeignet  sein  möchten, 
unter  den  Preisrichtern  bei  einer  architektonischen  Konkur- 
renz zu  fungiren  und  Fälle  dieser  Art  auch  wohl  schon  da- 
gewesen sind,  so  dürfte  es  doch  wohl  als  höchst  bedenklich 
erscheinen,  prinzipiell  die  Forderung  zu  stellen,  dass  unter 
jeder  Jury  neben  den  Fachmännern  und  deu  deu  Bauherrn 
repräsentirenden  Mitgliedern  auch  „eigentliche  Kunstgelehrte“ 
vertreten  sein  sollen.  Dieser  Begritl  ist  doch  gar  zu  umfas- 
send, als  dass  die  Wahl  hierbei  nicht  zuweilen  aut  Persön- 
lichkeiten fallen  könnte,  die  jener  Funktion  wohl  kaum  ge- 
wachsen sein  möchten! 

Wir  erhalten  die  betrübende  Nachricht,  dass  einer  der 
Mitarbeiter  unseres  Blattes,  Ingenieur  Heinrich  Hühn,  nach 
kurzem  Krankenlager  in  kräftigster  Jugend  verschieden  ist. 
Der  Verstorbene  ist  der  Verfasser  der  noch  im  Erscheinen 
begriffenen  Abhandlung  über  Fachwerkträger  uud  wisseu  wir 
nicht,  ob  wir  bei  seinem  plötzlichen  Tode  im  Stande  sein 
werden,  den  Schluss  derselben  geben  zu  kÖDuen. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Notizblatt  des  Deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von 
Ziegeln,  Thonwaaren,  Kalk  und  Zement.  Vierter  Jahrgang, 
2.  Heft.  — (Das  erste  Heft  dieses  Jahrgangs  enthielt  nur  den 
stenographischen  Bericht  über  die  General -Versammlung  am 
22.  u.  23.  Januar  d.  J.;  mit  Rücksicht  auf  das  Referat  in 
No.  8,  pag.  72  unseres  Blattes  haben  wir  nicht  besonders 
darüber  berichtet.)  — Schritthaltend  mit  dem  zunehmenden 
Umfange  des  Vereins  werden  auch  die  Notizblätter  von  Heft 
zu  Heft  inhaltreicher. 

Das  Mi  tg  lieder- V er  zei  ch  n i ss  des  Vereins  zeigt 
275  Nummern  gegen  247  im  V orjahre.  — Unter  dem  litel. 
„Gesammelte  Gedanken  bei  der  Ziegelfabrikation. 

Hierzu  eine  Beilage 


295 


II.“  siebt  Hr.  Alb.  Türrschmiedt  einen  grösseren  Aufsatz 
über  Vorkommen  und  Beschaffenheit  der  Thone.  Es  wird 
auf  den  Varietäten  - Reichthum  gemeiner  Thone,  entstanden 
durch  die  verschiedenen  Verwitterungswege  aus  einer  grossen 
Reihe  von  Gesteinsarten,  hingedeutet,  dann  aber  die  grosse 
Schwierigkeit  erwähnt,  die  Prozesse  der  Natur  und  dadurch 
die  Eigenschaften  der  Thone  auf  chemisch  analytischem  Wege 
gehörig  zu  ergründen.  — Da  die  Homogenität  der  Masse  die 
hauptsächlichste  Grundlage  für  die  Festigkeit  des  Fabrikats 
bildet,  so  soll  der  Ziegeleitreibende  sein  Augenmerk  auf  die 
Textur  des  Thones  richten.  Der  Verfasser  wirft  dem  Ziegel- 
fabrikanten vor,  dass  er  sein  Geschäft  nicht  mit  den  dazu 
nöthigen  Kenntnissen  betreibe,  in  Folge  dessen  auch  viel 
schlechte  Waare  zu  Markte  bringe,  und  fährt  dann  fort: 
„Baumeister  und  Ziegeleitreibender  sind  gegenwärtig  wie  ein  j 
„paar  feindliche  Brüder,  von  denen  der  eine  dem  andern  den 
„Schaden  zu  tragen  überlässt,  welchen  er  durch  sein  Fabri- 
„ziren  veranlasst.  Es  fragt  sich  aber,  ob  der  Baumeister 
„durch  eine  nachdrückliche  Kritik  nicht  zur 
„Hebung  der  Misstände  beitragen  dürfte?“  Zur 
näheren  Erläuterung  dieser  „Kritik“  wird  schliesslich  auf  die 
mehrfach  besprochenen  und  gewünschten  Pressungsver- 
suche und  sonstigen  Prüfungen  der  Baumaterialien 
hingewiesen. 

Ueber  Zementproben,  von  Dr.W. Michaelis.  (Ein Ka- 
pitel aus  dem  Handbuch  des  Hrn.  Dr.  Michaelis  über  Zementfabri- 
kation, dessen  Erscheinen  im  nächsten  Herbst  in  Aussicht  steht.) 
Der  Verf.  stellt  als  Eigenschaften  eines  guten  Portland  Zements 
hin  : er  soll  ein  möglichst  feines  und  gleichmässiges  Pulver 
darstellen,  stark  aber  nicht  zu  schnell  erhärten,  sein  Vo- 
lumen nicht  verändern,  gleichmässige,  angenehme,  hell- 
graue Steinfarbe  annehmen,  durchaus  keine  braunen  Flecke 
bekommen,  auch  frei  von  Verfälschungen  sein  u.  s.  w.  Es 
folgen  nun  verschiedene  Angaben  über  die  Feststellung  dieser 
Eigenschaften  und  die  Ermittelung  der  Verfälschungen,  unter 
denen  Asche,  Thon  und  Sand  erwähnt,  schlechter  oder 
verdorbener  Zement  als  die  gefährlichste,  weil  schwer 
nachweisbare  hervorgehoben  werden.  Die  höchste  absolute 
Festigkeit,  welche  bis  jetzt  beobachtet  worden,  giebt  der  Ver- 
fasser auf  500  Pfd.  pr.  Quadratzoll,  für  Portland- Zement- 
Mörtel  mit  gleichen  Volumen  Sand  auf  1800  Pfd.  an,  ferner 
die  rückwirkende  Festigkeit  für  Zementmörtel  mit  2 Vol. 
Sand  nach  14  Tagen  auf  375  Pfd.,  nach  105  Tagen  auf 
1250  Pfd.  pr.  Quadratzoll.  — 

Offenes  Sendschreiben  an  Herrn  Baumeister 
F.  Hoffmann  in  Berlin  betrifft  ebenso  wie  eine  „Mit- 
theilung des  Vorsitzenden“  auf  pag.  208  das  sogenannte 
Matern’sche  Verfahren,  Ziegelsteine  in  grünem,  d. 
h.  nassem  Zustande  zum  Brennen  einzusetzen.  Aus 
beiden  vorliegenden  Aufsätzen  scheint  hervorzugehen , dass 
das,  was  Hr.  Dr.  Matern  in  Königsberg  mit  dem  Mantel 
des  „Geheimnisses“  umhüllte,  nichts  Anderes  ist,  als  das  Re- 
sultat von  Temperaturbeobachtungen,  die  jeder  intel- 
ligente Ziegeleibesitzer  selbst  machen  kann.  Hr.  Baumeister 
Sältzer  in  Eisenach  theilt  in  jenem  „Sendschreiben“  seine 
Resultate  offen  mit. 

Ausser  einer  Reihe  kleinerer  Aufsätze  über:  „Kalk- 
brennen in  Ringöfen,“  „Eisenoxydation  in  Thon 
von  Professor  Dr.  Rem  eie,“  „Chemische  Zusammen- 
setzungen bei  Zementen“  von  demselben  etc.  heben  wir 
noch  aus  den  „Literarischen  Notizen“  den  Artikel 
Mauersteinformat  besonders  hervor.  Unter  Besprechung 
der  V orschläge  in  der  deutschen  Bauzeitung  pag.  68  u.  100 
d.  J.  wird  die  Ansicht  geltend  gemacht,  dass  das  noch  zu 


Recht  bestehende  sogen,  mittlere  Format  (10 . 45/«  . 2*/i  Zoll) 
durch  seine  grosse  Verbreitung  sich  als  das  zweckmässigste 
bewiesen  habe.  Der  richtigste  Weg  scheine  der  zu  sein,  dass 
von  Seiten  des  Baumeisters  — in  specie  des  hiesigen 
Architekten -Vereins- — ein  dieser  Grösse  gleichkommendes 
Maass  festgestellt  und  vorgeschrieben  werde.  Der  Referent 
hält  die  Ziegeleitreibenden  nicht  für  kompetent  in  dieser  Sache. 
— Die  Ausstattung  des  Heftes  ist  bezüglich  der  beigege- 
benen Tafeln  etwas  dürftig;  wir  finden  nur  erläuternde  Zeich- 
nungen zu  einem  Verfahren,  unregelmässige  Haufen  von 
Brennmaterial  u.  dgl.  zu  messen,  den  Wasserstand  in  Schlämm- 
werken zu  reguliren,  und  eine  Skizze  zu  einem  einfachen 
Trockenschuppen.  — ry  — 

Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Regierungs  - und  Bau -Rath  Johann  Wil- 
helm Schwedler  zu  Berlin  zum  Geheimen  Bau -Rath  und  Vortra- 
genden Rath  beim  Ministerium  für  Handel  etc.,  — der  Eisenbahn- 
Baumeister  Funke,  früher  bei  der  Westfälischen  Eisenbahn  zu 
Höxter,  zum  Eisenbahn  - Bau-  und  Betriebs  - Inspektor  bei  der 
Hannoverschen  Eisenbahn  in  Göttingen,  — der  Landbaumeister 
Müller  in  Berlin  zum  Kreisbaumeister  zu  Cosel. 

Am  4.  Juli  haben  das  Bau  meister  - Examen  bestanden: 
Carl  Brisgen  aus  Hirschberg  im  Kreise  Arnsberg,  Joseph 
Kolszewski  aus  Posen,  Johann  Anton  Joseph  Richter  aus 
Koblenz,  Carl  Sipp  aus  Minden. 

Offene  Stellen. 

1.  Die  Stelle  eines  Stad  tbaumeisters  in  Duisburg  ist  va- 
kant. Näheres  im  Inseratentheile. 

2.  Zu  einem  Chausseebau  wird  gegen  1 */„  Thlr.  Diäten  auf 
9 — 12  Monate  eiu  Bauführer  nach  Waldenburg  i./Schl.  gesucht. 
Meldungen  an  den  Kreisbaumeister  Sarrazin  daselbst. 

3.  Beim  Bau  der  Thorn  - Insterburger  Eisenbahn  finden  ein 
Baumeister  und  mehre  Bauführer  Beschäftigung.  Meldungen 
sind  an  die  Königl.  Direktion  der  Ostbahn  in  Bromberg  zu  richten. 

4.  Bei  der  Königl.  Fortifikation  zu  Rendsburg  sind  für  die 
dortigen  Garnisonbauten  zwei  Baumeister-Stellen  mit  3 Thlr. 
täglicher  Diäten  zu  besetzen. 

5.  Ein  Bauführer  für  Hochbau  und  ein  Zeichner  werden 
gesucht  vom  Baumeister  Sendler,  Berlin,  Koppenstrasse  5 — 7. 

6.  Für  zwei  grössere  Garnison  - Bauten  in  Breslau  werden 
Bauführer  gesucht.  Meldungen  beim  Baumeister  Bernhardt, 
Berlin,  Matthieustr.  1. 

7.  Bei  den  Marine-Hafenbauten  in  Kiel  findet  ein  im  Wasser- 
bau erfahrener  Baumeister  und  ein  Bauführer  gegen  3 Thlr. 
resp.  2 Thlr.  mehrjährige  Beschäftigung.  Meldungen  unter  Beifü- 
gung der  Atteste  bei  dem  Marine -Hafenbau -Direktor  Marti  ny 
in  Kiel. 

8.  Für  eine  Abtheilungs-Ingenieur-Stelle  bei  der  Thüringer 
Bahn  wirdein  erfahrener  Baumeister  gesucht.  Gehalt  1000  Thlr. 
bei  freier  Wohnung  und  freiem  Brennmaterial.  Meldungen  beim 
Regierungs-  und  Bau -Rath  Umpfenbach  in  Erfurt. 

Vakant  ist  noch  die  in  No.  26,  alinea  9 ausgeschriebene  Stelle. 
Die  Baumeister- Stelle  für  Lübeck  (No.  25  alinea  11)  ist  besetzt. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  P.  H.  in  Bonn.  — Wir  haben  Ihren  Brief  nach  Breslau 
befördert,  wo  der  Adressat  jetzt  wohnt. 

Hrn.  V.  in  Rawicz.  — Eine  Kritik  des  Metermaasses,  die 
vor  Annahme  desselben  warnt,  dürfte  gegenwärtig  doch  etwas  gar 
zu  weit  post  festum  kommen. 

Hrn.  B.  in  Tilsit.  — Wir  bedauern,  die  eigentliche  Ver- 
mittelung von  Stellen  nicht  übernehmen  zu  können,  und  müssen  uns 
daher  darauf  beschränken  Sie  auf  die  in  unserem  Blatte  angekün- 
digten „Offenen  Stellen“  zu  verweisen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  — z in  Breslau, 
B.  in  Danzig,  H.  in  Flensburg,  W.  u.  L.  in  Berlin,  v.  H.  in  Stralsund. 


Arckitekten-Vereiii  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  11.  Juli. 

Nachmittags  5 Uhr.  Versammlung  in  der  March’schen  Fabrik 
in  Charlottenburg,  am  Eingang  in  der  Sophien-Strasse.  Besichti- 
gung der  Fabrik  und  des  Wohnhauses  unter  Führung  des  Herrn 
Kommerzienrathes  March  und  des  Herrn  Baumeister  Hense. 

Für  die  Anordnungen 
Licht.  Lucae. 

Ein  junger  Mann  (Maurer),  der  die  Gewerbeschule  besucht  und 
schon  längere  Zeit  bei  einem  Baumeister  gearbeitet  hat,  sucht  Be- 
schäftigung^ Näheres  bei  J.  Henkel,  Stettin,  Königsstrasse  3. 

Baumeisler«  Ge§ucli. 

Für  die  Leitung  der  hiesigen  Land-  und  Wasserbauten  werden 
zwei  Baumeister  gesucht.  Diätensatz  3 Thlr. 

Meldungen  bei  der  Unterzeichneten  Commission. 

Heppens,  den  25.  Juni  1868. 

l>ie  Königliche  Hafenbau  - Kommiggion 

für  das  Jadegebiet. 


Baumeister  - Gesuch. 

Für  den  Bau  eines  grossen  Kasernements  zu  Hamburg  wird 
ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr.  Diäten  gesucht.  Anmel- 
dungen mit  Angabe  des  Termins  zum  Antritt  sind  unter  Einsendung 
von  Attesten  und  Angabe  selbst  ausgeführter  Bauten  an  die  Gar- 
nison-Bau-Direktion  9.  Armee-Corps  zu  Schleswig  zu 
machen. 


Bekanntmachung. 

Die  hiesige  Stadtbaumeister- Stelle,  mit  welcher  ein  festes  Ge- 
halt von  1200  Thalern  pro  Jahr  verbunden  ist,  ist  durch  den  Tod 
des  bisherigen  Inhabers  erledigt  und  soll  durch  einen  geprüften 
Königlichen  oder  Privat -Baumeister  wieder  besetzt  werden.  Die 
sonstigen  Bedingungen  werden  auf  Anfrage  schriftlich  mitgetheilt 
werden. 

Hierauf  Reflektirende  wollen  sich  unter  Beifügung  ihrer  Atteste 
bei  dem  Unterzeichneten  schriftlich  melden. 

Duisburg,  den  1.  Juli  1869. 

Der  Bürgermeister 
Keller. 


296 


Als  ehelich  Verbundene  empfehlen  sich: 

W.  Housselle,  Baumeister, 
Frida  Housselle,  geh.  Haack. 
Berlin,  den  27.  Juni  1868. 


Am  7.  d.  Mts.  Nachmittags  3 Uhr  verschied  zu 
Berlin  der 

Ingenieur  Herr  Heinr.  Hühn 

Mitglied  des  Architekten -Vereins,  nach  mehrtägigem 
Krankenlager  am  Typhus. 

Die  Beerdigung  findet  am  Freitag  den  10.  d.  Mts.,  Nach- 
mittags 6 Uhr,  vom  Krankenhause  Bethanien  aus  auf  dem 
Uouisen-Kirchhofe  statt;  die  Mitglieder  des  Vereins  und  die 
Freunde  des  Verstorbenen  werden  zur  Theilnahme  ergebenst 
eingeladen.  Berlin,  den  8.  Juli  1868. 

Die  Freunde  und  Kollegen  des  Verstorbenen. 


Ein  Maurermeister,  tücht’g  und  gewandt  in  jeder  Beziehung, 
sucht  aus  Mangel  an  Arbeit  eine  Stelle  in  einem  Bureau  oder  auf 
dem  Bauplatz,  wo  ist  gleich.  Adressen  in  der  Expedition  dieses 
Blattes  unter  F.  G.  51. 


Ein  junger  Maurermeister,  der  bisher  grössere  Eisenbahnbauten 
für  den  Unternehmer  selbstständig  ausgeführt  hat,  sucht  eine  solche 
Stellung.  Die  besten  Empfehlungen  können  vorgelegt  werden. 
Gef.  Adressen  sub  Q.  2091  befördert  die  Annoncen-Expedition  von 
Rudolf  Mosse,  Friedrichsstrasse  60. 

Ein  hier  ansässiger  Zimtnermann,  29  Jahr  alt,  welcher  mit  den 
hiesigen  Büreau-  sowie  praktischen  Bau-Arbeiten  vertraut  ist,  wo- 
rüber demselben  die  besten  Zeugnisse  zur  Seite  stehen,  sucht  unter 
soliden  Bedingungen  angemessene,  dauernde  Beschäftigung.  Gefl. 
Adressen  werden  unter  Chiffre  J.  K.  50  in  der  Expedition  dieser 
Zeitung  entgegengenommen. 

Zum  Ausbau  meines  so  eben  gekauften  Grundstückes  ausser- 
halb der  Stadt  suche  ich  einen  Baumeister,  der  eine  Hypothek  mit 
jährlicher  Tilgung  von  800 — 1000  Thlr.  in  Zahlung  nimmt.  Adr. 
sub  H.  v.  S.  711  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Bekanntmachung. 

Für  den  Ausbau  der  Kaserne  Y in  Rendsburg  zu  einem  Mili- 
tair-Arresthause  soll  eine 

Perkins’sclie  Heisswasser -Hcizungs- Einrichtung 

ausgeführt  und  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  vergeben  wer- 
den. Hierzu  ist  ein  Termin  auf  den  18.  Juli  d.  J.,  Vormittags 
10  Uhr  im  Büreau  der  Königl.  Garnison-Verwaltung  festgestellt. 

Die  abzugebenden  Offerten  mit  der  Aufschrift: 

„Submission  auf  Ausführung  einer  Heisswasser-Heizung  nach 
Ferkins  für  die  Kaserne  Y in  Rendsburg* 
sind  in  dem  vorgedachten  Büreau  frei  bis  zum  Tage  des  Termins 
Vormittags  9 Uhr  einzusenden,  wo  die  Eröffnung  derselben  zu  der 
oben  angegebenen  Zeit  in  Gegenwart  der  sich  einfindenden  Sub- 
mittenten erfolgen  wird. 

Das  Gebäude  ist  165'  lang,  28'  breit,  einstöckig,  von  ll*/j' 
lichter  Etagenhöhe,  massiv  mit  Ziegeldach.  — Es  sind  39  Zellen 
mit  zusammen  30,000  Kubikfuss  Luftraum  durch  die  in  der  Mitte 
des  Kellergeschosses  anzubringenden  Oefen  zu  heizen. 

Weitere  Details,  sowie  die  speziellen  Bedingungen  der  Aus- 
führung sind  im  obigem  Büreau  der  Garnison- Verwaltung  einzu- 
sehen, sonst  gegen  Erstattung  der  Kopialien  zu  beziehen. 

Die  Offerten  sind  in  Form  von  spezifizirten  Kostenanschlägen 
mit  der  Erklärung  abzugeben,  dass  die  Ausführung  auf  Grund  der 
Bedingungen  vom  30.  Juni  d.  J.  übernommen  wird. 

Rendsburg,  den  30.  Juni  1868. 

Die  Königliche  Barnison -Veriv nllim«. 


Bekanntmachung. 

Es  wird  beabsichtigt,  an  Stelle  der  bis  jetzt  bei  den  Abtritten 
der  städtischen  Schulen  im  Gebrauch  befindlichen,  aus  verbleitem 
Fonton-  oder  Zinkblech  bestehenden  Trichtern  eben  dergleichen 
von  anderer  Masse  einzuführen,  die  dauerhafter  sind  und  nament- 
lich dem  Einfluss  der  zur  Desinfektion  gebrauchten  Chemikalien 
besser  widerstehen. 

Lieferungslustige  werden  hierdurch  aufgefordert,  dergleichen 
Probetrichter  mit  Angabe  des  Preises  baldigst  einzureichen. 

Berlin,  den  24.  Juni  1868. 

Bie  städtische  Bau- Deputation. 

Stuttgart.  Museum. 

Die  Museums -Gesellschaft  beabsichtigt  eine  Erweiterung  ihrer 
Räumlichkeiten  mit  einem  Kostenaufwand  von  200,000  Fl.  herstellen 
zu  lassen. 

Für  die  erforderlichen  Pläne  ist  eine  Preisbewerbung  mit  dem 
Einlieferungstermine  1.  Dezember  d.  J.  eröffnet  und  ein  Preisge- 
richt aufgestellt.  Die  Preise  sind  bemessen: 

Der  erste  mit  1200,  der  zweite  mit  800  Fl.  südd.  Währg. 

Die  Herren  Architekten,  welche  an  dieser  Preisbewerbung 
Theil  nehmen  wollen,  belieben  das  ausführliche  Programm,  nebst 
einer  Preisliste  der  Baumaterialien,  sowie  die  Grundrisse  und  Situa- 
tionspläne über  die  verfügbare  Grundfläche  bei  dem  Sekretariat  des 
Museums,  Stuttgart,  Kanzleistrasse  11  in  Empfang  zu  nehmen. 


i Besucht 

I wird  für  die  Sonntagsschule  (gewerbliche  Vor-  und  Fortbil- 
I dungs- Anstalt)  in  Altona  zum  1.  Oktober  d.  J.  ein  Direktor, 
i welcher  ausser  der  allgemeinen  Bildung,  die  ihn  befähigt,  die  Schule 
. würdig  zu  repräsentiren,  eine  solche  polytechnische  und  pädago- 
gische Durchbildung  besitzen  muss,  um  in  einem  Hauptfache  selbst 
Unterricht  zu  ertheilen,  die  Lehrer  der  Anstalt  anzuweisen  und  in 
ihrem  Unterrichte  zu  überwachen. 

Das  Gehalt  für  die  an  den  Sonntagen  zu  ertheilenden  4 Lehr- 
stunden und  für  die  Direktorialgeschäfte  beträgt  400  Thlr.  jährlich, 
ausserdem  erhält  der  Direktor  für  jeden  in  der  Woche  einzurich- 
tenden zweistündigen  Abendkursus,  wenn  der  Unterricht  von  ihm 
selbst  ertheilt  wird,  1 Thlr.  10  Sgr.,  wenn  von  andern  Lehrern 
unter  seiner  Oberleitung,  eine  Extravergütung  von  15  Sgr.  Im 
Uebrigen  hat  der  Direktor  die  Wochentage  zu  seiner  eignen  Ver- 
fügung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  in  beglaubigten 
Abschriften  sind  bis  zum  15.  August  d.  J.  bei  Herrn  Pastor  Schaar 
in  Altona  portofrei  einzureichen. 

Altona,  den  1.  Juli  1868. 

Der  Vorstand  der  Sonntagsschule. 

Glocken -Imhängniig  in  Schwerin  a.  W. 

Auf  dem  Thurm  unserer  evang.  Ortskirehe  haben  wir  kürzlich 
die  beiden  Glocken  nach  der  dem  Königl.  Kreisbaumeister  Ritter 
in  Trier  patentirten  Methode  umhängen  lassen  und  damit  die  glän- 
zendsten Erfolge  erreicht.  Während  früher  die  Glocken  mit  grösster 
Anstrengung  nur  in  dem  obersten  Stockwerk  geläutet  werden  konnten, 
wo  diese  selbst  aufgehängt  waren,  ist  jetzt  eine  einzige  schwache 
Menschenkraft  im  Stande,  beide  Glocken  mit  Leichtigkeit  von  unten 
aus  zu  läuten.  Während  sonst  die  Erschütterung  des  Thurmes  so 
bedeutend  war,  dass  für  die  Dauer  die  nachtheiligsten  Wirkungen 
zu  befürchten  standen,  ist  jetzt,  auch  wenn  die  Glocken  mit  aller 
Kraft  geläutet  werden,  nicht  die  mindeste  Erschütterung  des  Thur- 
mes und  Glockenstuhls  zu  merken.  Der  Klang  der  Glocken  ist 
reiner  und  heller,  an  Glockenseilen  und  Schmier,  so  wie  an  Raum 
eine  erhebliche  Ersparniss  erzielt.  Um  aller  dieser  erlangten  grossen 
Vortheile  willen  halten  wir  uns  für  verpflichtet,  indem  wir  zugleich 
Herrn  Kreisbaumeister  Ritter  unsern  Dank  aussprechen,  diesen 
ebenso  einfachen  wie  ausserordentlich  praktischen  haltbaren  Hänge- 
Apparat  unsern  Schwester-Gemeinden  hierdurch  angelegentlichst  zu 
empfehlen. 

Schwerin  a.  W.,  August  1867. 

Der  evangelische  Gemeinde- Kirchenrath. 

Anderson,  Oberpfarrer. 

Prospekt,  Zeichnung  und  Ausführungs- Atteste  werden  franco 
eingesandt  von  dem  Patentinhaber  Ritter,  Kreisbaumeister  in  Trier. 

Meine  Wohnung  befindet  sich  jetzt  Königsgrätzer- Strasse  26. 

C.  Schmidt,  Baumeister. 

„Nicht  Villa,  nicht  Miethskaserne!“ 

ist  der  Inhalt  eines  Aufsatzes  des  Banrath  Gärtner  (im  Anschluss 
an  die  Schassler’sche  Schrift:  Villa  oder  Miethskaserne?),  von  wel- 
chem nebst  einer  lithogr.  Zeichnung  eine  Anzahl  Exemplare  durch 

die  F.  Bümmler’sclie  BiirltliaiMliiius;  (W.  Grube), 
Berlin,  Leipzigerstrasse  109,  ä 9 Sgr.  zu  beziehen  sind. 


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wetterfestem  Anstrich  auf  Eisen,  Holz  und  Mauerwerk  etc. 

Der  Theer  ist  besonders  eigenthümlieh  und  empfehlenswert!! 
dadurch,  dass  derselbe  schnell  trocknet,  auch  beim  stärksten  Sonnen- 
brände nie  läuft,  allen  Einflüssen  des  Wetters  vollständig  wider- 
steht und  in  kürzester  Zeit  eine  harte  Kruste  bildet,  die  nie  reisst 
und  jeden  beliebigen  Farbe- Anstrich  zulässt.  Ueber  die  seit  Jahren 
bewährten  vorzüglichen  Eigenschaften  liegen  die  allseitig  anerken- 
nendsten Zeugnisse  zur  Einsicht  bereit. 

Um  entfernteren  Gegenden  den  Lapidar-Theer  zugängig  zu 
machen,  liefere  ich  statt  desselben  auch  die  zur  Bereitung  nöthige 
Ingredienz. 

Bei  Entnahme  bitte  um  Angabe,  welchen  Zwecken  der  Theer 
dienen  soll. 

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wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
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tönen assortirt  zu  halten. 


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Dieser  mit  vollem  Rechte  berühmte  Cement  ist  sehr  bedeutend 
von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) bei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grossbritanischen  Regierung  zur  Erbaunng  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  den 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil- Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Burham- 
Compagnie  im  Metropolitan -Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtlich  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von  l1  X 
1 */,"  = 2%  Q"  eine  Widerstandskraft  von  631  Pfd.  ergeben  hat. 
Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  V asser  gelegen 
hatten,  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  702,3  Pfd.  er- 
geben. 

Lager  von  unserm  Portland-Cement  haben  wir  für  Berlin  den 


Herren 


W.  Naetebus  & Co. 


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übertragen,  welche  sich  zn  geneigten  Aufträgen  empfohlen  halten. 
London,  im  März  1868. 

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John  Ward. 


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8" 

0" 

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15“ 

18“ 

-1“ 

24" 

30“ 

Zoll 

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1.  W. 

SV* 

4 

57* 

67« 

97 « 

11' . 

137» 

207» 

303  4 

42 

60 

743,4 

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Berlin 

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47« 

57« 

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117« 

14 

21 

32 

437« 

61’  , 

777» 

125 

5» 

Posen. 

37« 

47z 

6 

77* 

ii7« 

137* 

157« 

23 

347« 

477 * 

66'Zj 

847« 

130 

Coeln. 

3 

87« 

47* 

57» 

8 

9 

11 

16 

25 

35 

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Wochenblatt 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  17.  Juli  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Das  Arbeiter- Quartier  zu  Kuchen.  — Nochmals  Schie- 
ferbedachung. — Reissfeder  mit  während  des  Ausziehens  verstell- 
baren Zungen.  — Feuilleton:  Die  9.  Versammlung  des  Vereins 
mittelrheinischer  Bautechniker.  (Fortsetzung.)  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Bauaus- 

führungen  und  Projekte:  Neubauten  in  England.  — Ver- 
mischtes: Autorschaft  des  Schlosses  Marienburg  bei  Hannover.  — 
Publikation  des  Gesetzes  über  den  Betrieb  der  stehenden  Gewerbe 
im  norddeutschen  Bund.  — Berichtigung.  — Personal-Nach- 
richten etc. 

Bas  Arbeiter- Quartier  zu  Kuchen.*) 


Auf  der  letzten  Pariser  Welt-Ausstellung  ertlieilte  die 
„Jury  du  nouvel  ordre  des  recompenses“  einen  der  grossen 


Figur  1. 

a.  Fabrikgebäude. 

b.  Magazin. 

c.  Wasch  und  Badehaus. 

d.  Schule,  Lesesaal  und  Krankenstation. 

e.  Restauration. 

f.  Bäckerei. 

g.  Arbeiter  - Mietshäuser. 

h.  Häuser  im  Besitz  von  Arbeitern. 

i.  Schuppen. 


Preise  für  Verbesserung  des  physischen  und  moralischen 
Zustandes  der  Bevölkerung  an  die  Hrn.  Staub  & Comp., 
Besitzer  einer  grossen  Baumwollen-Spinnerei  und  Weberei 
zu  Kuchen  hei  Geislingen  in  Württemberg,  welche  die 
Plane  des  hei  ihrer  Fabrik  angelegten  Arbeiter-Quartiers 
nebst  einer  Denkschrift  über  die  Einrichtung  desselben 
ausgestellt  hatten.  — Es  ist  dieses  Etablissement,  dem  in 
Eolge  dessen  allgemeinere  Aufmerksamkeit  zu  Theil  wurde, 
und  das  seither  durch  die  Veröffentlichung  jener  Denk- 
schrift weiter  bekannt  geworden  ist,  schon  so  vielfach  als 
ein  vorzügliches  Muster  für  die  Anlage  von  Arbeiter- 
Woh  nungen  empfohlen  wor- 
den, und  dieses  Problem  selbst 
steht  bei  dem  Range,  den  ge- 
genwärtig die  sozialen  Fra- 
gen einnehmen,  noch  so  sehr 
im  vollen  Interesse  des  Tages, 
dass  eine  Mittheilung  über  die 
in  Kuchen  getroffenen  Ein- 
richtungen nicht  unwillkom- 
men sein  dürfte. 

Wenn  eine  solche  hier 
selbstverständlich  Vorzugs- 
weise  nur  die  äusserliche, 
technische  Seite  des  Gegen- 
standesin’s  Auge  fassen  kann, 
so  ist  doch  bei  jeder  Gelegen- 
heit hervorzuheben,  dass  die 
Frage  nach  der  zweckmässig- 
stenEinrichtu  ng  von  Arbeiter- 
Wohnungen  weder  ganz  all- 
gemein und  noch  weniger 
vom  Architekten  allein  gelöst 
werden  kann.  In  erster  Linie 
wird  es  sich  stets  darum  han- 
deln, die  sozialen  Verhältnisse 
der  Arbeiter,  für  welche  diese 
Wohnungen  bestimmt  sind, 
auf  das  Genaueste  festzustel- 
len,  u.je  nach  derVerschieden- 
heit  der  Bedingungen,  welche 
sich  hierbei  ergeben,  wird 
auch  die  Lösung  der  Aufgabe 
eine  verschiedene  sein  müssen.  — Wir  werden  es  daher 


im  vorliegenden  Falle  nicht  vermeiden  können,  einige 
Notizen  über  die  höchst  interessante  innere  Organisation 
des  Arbeiter -Quartiers  zu  Kuchen  und  über  die  Tendenz 
seiner  Begründer  vorauszuschicken. 

*)  Beschreibung  des  Arbeiter -Quartiers  etc.  in  Kuchen.  Von 
A.  Staub.  Mit  einem  Atlas  von  36  Tafeln  in  Folio.  Stuttgart  bei 
Eduard  Hallberger  1868. 


Die  Anlage  dieses  Quartiers  hat  nämlich  keineswegs 
nur  den  Zweck,  eine  entsprechende  Anzahl  von  Familienwoh- 
nungen zu  schaffen,  sondern  sie  ist  lediglich  ein  Glied 
in  der  Kette  der  Bestrebungen,  die  von  den  Hrn.  Staub 
& Comp,  mit  grosser  Konsequenz  verfolgt  werden,  um 
die  Lage  ihrer  Fabrikarbeiter  zu  heben  und  sich  aus  einer 
ursprünglich  bunt  zusammengesetzten  Menge  ziemlich  roher 
Elemente  ein  sparsames,  fleissiges  und  intelligentes,  dem- 
gemäss auch  ein  möglichst  leistungsfähiges  Arbeiter- 
personal heranzubilden.  Es  war  hierbei  allerdings  die 
Ueberzeugung  maassgebend,  „dass  eine  gesunde,  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  bequeme  Wohnung  — (sodann 
Wasser  und  Seife)  — das  Nöthigste  sei,  um  einem  rohen 

Menschen  Gesittung  beizu- 
bringen“, — andrerseits  aber 
giebt  Hr.  A.  Staub  selbst 
an,  dass  die  Errichtung  des 
Arbeiter-Quartiers  in  der  Ab- 
sicht erfolgte,  die  Arbeiter  in 
unmittelbarer  Nähe  der  Fa- 
brik zu  halten  und  sie  so 
einem  möglichst  direktem 
Einflüsse  des  Fabrikherrn  zu 
unterwerfen. 

Hiermit  hängt  es  zu- 
sammen , dass  die  Häuser 
anfangs  durchaus  auf  Kosten 
der  Fabrik  gebaut  und  die 
einzelnen  Wohnungen  den 
Arbeitern  nur  unter  der  Be- 
dingung vermiethet  wur- 
den, sich  der  für  das  Quartier 
festgesetzten  Ordnung  zu  un- 
terwerfen. Neuerdings  hat 
man  nach  anderweit  gege- 
benem Vorbilde  auch  zu 
Kuchen  begonnen,  den  Ar- 
beitern den  Bau  eigener 
Wohnhäuser  nach  den  all- 
gemeinen Vorschriften  zu 
gestatten,  resp.  sie  dazu  zu 
ermuntern;  doch  müssen  sich 
die  Besitzer  solcher  Häuser 
verpflichten,  dieselben  an  kei- 
nen Andern,  als  einen  Ar- 
beiter der  Fabrik  zu  verkaufen  und  sind  sie  sammt  ihren 
Miethcrn  gleichfalls  jederzeit  an  die  oben  erwähnten  „Ord- 
nungs-Vorschriften für  das  Arbeiter -Quartier“  gebunden. 
Es  legt  dies  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  Fabrikbesitzer 
sich  jedenfalls  das  Eigenthum  des  Grund  und  Bodens  Vor- 
behalten haben. 

Jene  Ordnungs- Vorschriften  — die  allgemeine  Fa- 
brik-Ordnung — die  Statuten  der  für  die  Geschmacksbil- 


300 


düng  der  erwachsenen  Arbeiter  begründeten  Vereine  (Lese-, 
Gesang-,  Musikverein  etc.)  und  der  gemeinnützigen  An- 
stalten (Krankenkasse,  Sparkasse,  Feuerwehr)  und  andere 
der  Denkschrift  des  Hrn.  Staub  angehängte  Beilagen  ver- 
vollständigen das  Bild  der  Prinzipien,  in  welchen  das 
Arbeiter- Quartier  zu  Kuchen  gegründet  ist  und  verwaltet 
wird.  Durch  die  Einführung  einer  fast  unausgesetzten 
Kontrole,  die  sich  bis  in  das  Innere  der  Wohnungen  und 
bis  auf  die  Führung  der  Wirtschaftsbücher  erstreckt,  durch 
ein  komplizirtes  System  von  Strafen  (Lohnabzügen)  für 
jeden  Verstoss  und  jede  Unterlassung,  denen  andererseits 
wieder  Prämien  für  ein  Wohlverhalten  entgegenstehen, 
sind  die  Bewohner  des  Arbeiter- Quartiers  in  eine  fast 
vollständige,  materielle  wie  geistige  Abhängigkeit  von  dem 
Fabrikherrn  gebracht  und  dem  weitgehendsten  Einflüsse 
desselben  ausgesetzt.  Es  charakterisirt  sich  demnach  der 
Weg,  den  dieser  zur  Hebung  seines  Arbeiter -Personals 
eingeschlagen  hat,  als  der  einer  wahrhaft  patriarchalischen 
Bevormundung  in  ausgedehntestem  Maasstabe. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  die  Vorzüge  und  die  Ge- 
fahren eines  solchen  Systems  zu  erörtern.  Obgleich  wir 
nicht  verhehlen  dürfen,  dass  wir  dasselbe  unmöglich  bil- 
ligen können,  weil  wir  die  Freiheit  für  eine  unentbehr- 
liche Grundlage  jedes  wirklichen  und  dauernden  Fort- 
schrittes ansehen,  so  halten  wir  uns  zu  einem  harten  Ur- 
theile  über  die  in  Kuchen  verfolgten  Bestrebungen  doch 
um  so  weniger  berechtigt,  je  mehr  anzunehmen  ist,  dass 
dieselben  einer  durchaus  wohlwollenden  Tendenz  und  einer 
aufrichtigen  Ueberzeugung  entsprungen  sind.  Als  Resul- 
tate seines  Systems  rühmt  Herr  A.  Staub,  dass  Ord- 
nungsliebe, Sparsamkeit,  Ehrgefühl,  und  in  Folge  dessen 
die  Zufriedenheit  mit  ihrer  Lage,  und  die  Leistungsfähig- 
keit seiner  Arbeiter  schon  wesentlich  gefördert  seien. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  dem  Hauptgegenstande 
unserer  Mittheilung,  zu  der  baulichen  Anlage  des  Arbeiter- 
Quartiers  in  Kuchen,  so  dürfen  wir  uns  nach  dem  Vorher- 


geschickten nicht  wundern,  dass  die  Einrichtungen  dieses 
Etablissements,  das  den  reichen  Mitteln  eines  Einzelnen 
seine  Entstehung  verdankt  und  weitergehenden  Zielen 
dient,  mit  einer  Opulenz  getroffen  sind,  wie  sie  wohl  kaum 
möglich  wäre,  wenn  blos  der  Miethswerth  der  Wohnungen 
das  Baukapital  verzinsen  und  amortisiren  müsste.  Zu  be- 
dauern bleibt,  dass  Hr.  A.  Staub  in  seiner  ausführlichen 
Beschreibung  über  diese  Beziehungen  keinerlei  Angaben 
gemacht  hat;  denn  wenn  die  Baukosten  für  ähnliche  Häuser, 
je  nach  den  lokalen  Preisen  auch  allerdings  stark  ab- 
weichen, so  hätte  doch  gerade  das  Verhältniss  jener  beiden 
Zahlen  interessirt. 

Die  allgemeine  Anordnung  des  Arbeiter- Quartiers, 
das  auf  der  nordwestlichen  Seite  durch  die  Magazine, 
auf  der  nordöstlichen  Seite  durch  den  Kanal  der  Fabrik 
begrenzt  wird,  ist  auf  vorstehender  Situations-Skizze  dar- 
gestellt. Den  Mittelpunkt  bildet  ein  mit  Gartenanlagen 
bestellter,  von  Kastanienbäumen  beschatteter  Square,  in 
dem  sich  zahlreiche  Sitzbänke  befinden.  Nach  der  Fa- 
brik zu  liegt  an  demselben  das  hervorragendste  Gebäude 
des  Etablissements,  das  durch  reichere  Gruppirung  aus- 
gezeichnete, mit  einem  Uhrthürmchen  geschmückte  Wasch  - 
und  Badehaus.  ( c ) Dasselbe  enthält  im  Erdgeschoss 
neben  der  mit  Dampfbetrieb  eingerichteten  Waschanstalt 
zu  32  Bütten:  ein  Dampfbad,  ein  Schwimmbassin  und 
Räume,  worin  männliche  und  weibliche  Arbeiter  sich 
Füsse,  Hände  und  Gesicht  reinigen  können;  im  ersten 
Stockwerk  sind  je  vier  Wannenbäder  für  Männer  resp. 
Frauen  eingerichtet.  Das  heisse  Wasser  für  das  Wasch- 
haus und  die  Bäder  liefert  das  Kondensationswasser  der 
Fabrik  in  reichlicher  Menge.  — An  der  entgegenge- 
setzten Seite  des  Square  liegt  ein  grösseres  Gebäude  (</), 
das  in  einem  mittleren  Flügel  die  beiden  Schulen,  einen 
Lesesaal,  eine  kleine  Krankenanstalt  und  vier  Wohnungen 
für  den  Lehrer  und  drei  Aufseher  enthält,  während  die 
beiden  Seitenflügel  zu  Arbeiterwohnungen  ausgebaut  sind. 


Die  9.  Versammlung  des  Vereins  Mittelrkeinisclier 
ßautechuiker. 

(Fortsetzung  statt  Schluss.) 

Der  angeblich  preisgekrönte  Entwurf  weicht  zwar 
am  meisten  von  den  gebräuchlichen  Altarformen  ab  und 
ist  in  der  ganzen  Anordnung,  einem  von  Säulen  getra- 
genen Kreuzgewölbe  von  rechteckiger  Grundform  mit 
Giebeln  etc.,  wohl  insofern  am  originellsten,  doch  zeugen 
auch  andere  Projekte  von  hohem  künstlerischem  Werth. 
Namentlich  galt  dies  von  einem  unmittelbar  daneben  auf- 
gestellten  Entwurf  aus  der  Wiener  Schule,  gleich  bedeu- 
tend in  der  Zeichnung,  wie  in  der  Komposition.  Ausser- 
dem waren  in  diesem  und  im  folgenden  Saal  Entwürfe 
von  ausgeführten  oder  im  Bau  begriffenen  Viadukten  und 
Brücken  der  württembergischen  Staatsbahnen  ausgestellt, 
die  theilweise  mit  vielem  Fleiss  in  Perspektive  gesetzt 
und  aquarellirt  sind.  Die  Verwendung  des  Eisens  herrscht 
vor.  Einige  kleine  Kirchenentwürfe  schlossen  sich  dieser 
Ausstellung  von  Oberbaurath  Morlock  an.  Photogra- 
phien von  ausgeführten  Bauten  ergänzten  theilweise  die 
Entwürfe.  Viel  Interesse  erregte  ein  mit  flotter  Technik 
nach  Pariser  Manier  behandelter  Entwurf  eines  Schülers 
der  Akademie,  der  den  grand  Prix  davon  getragen  hatte, 
und  welcher  zu  Lehrzwecken  von  Oberbaurath  von  Egle  er- 
worben wurde.  Eine  polygonale  Gruftkirche,  eine  Irrenan- 
stalt von  Oberbaurath  Schlierholz,  ein  Zellengefäng- 
niss,  verschiedene  Villen,  die  gothische,  im  Bau  begriffene 
Feuerseekirche  von  Oberbaurath  von  Leins,  Aufnahmen 
von  Santer  nahmen  den  übrigen  Raum  ein. 

Im  dritten  Saal  lag  am  Eingang  eine  Anzahl  von 
Programmen  zur  Konkurrenz  für  den  Umbau  der  Gesell- 
schaftsräume „des  Museums“  offen.  Das  schon  erwähnte 
Postgebäude  von  Baurath  Tritschler  und  die  Schlosska- 
pelle waren  hier  im  Entwürfe  aufgestellt.  Dann  folgten 
Skizzen,  Aufnahmen  und  Dekorations  - Entw'ürfe  aus 
Schloss  Montfort  im  Bodensee  von  Bau -Inspektor  Dol- 
linger.  Mit  sehr  einfachen  Mitteln  sind  schöne  Wir- 
kungen erzielt.  Einige  der  Aufnahmen,  z.  B.  Dom  zu 
Limburg,  Schloss  Montfort,  sind  in  der  illustrirten  Zei- 


tung erschienen;  sie  zeichnen  sich  alle  durch  eine  male- 
rische Auffassung  und  Behandlung  aus,  die  freilich  sich 
auch  öfters  in  den  Kompositionen  wiederfindet  und  den- 
selben nicht  immer  zum  Vortheil  gereicht.  — Eine  sehr 
ähnliche  Technik  zeigen  die  Aufnahmen  des  Architekten 
Durm  aus  Karlsruhe,  welcher  unter  seinen  eigenen  Ent- 
würfen auch  das  preisgekrönte  und  das  ausgeführte  Pro- 
jekt zum  Portal  der  Mannheimer  Rheinbrücke  ausgestellt 
hatte.  Die  für  einen  so  monumentalen  Bau  wTohl  etwas 
zu  zierliche  Architektur  des  ersten  Entwrurfs  ist  in  dem 
ausgeführten  durch  ernstere  Massen  sehr  woblthuend  ge- 
mildert. Die  Figurengruppe  von  Bildhauer  Moest  aus 
Karlsruhe  war  in  der  Photographie  ausgestellt  und  wird 
eine  imposante  Krönung  dieses  Portals  bilden.  Auf 
der  letzten  Wand  endlich  hatte  der  Architekt  Rein- 
hardt aus  Stuttgart  seine  Aufnahmen  vereinigt,  wrelche 
wegen  ihrer  brillanten  Technik  und  des  V erständnisses 
in  der  Zeichnung  den  ungeteiltesten  Beifall  fanden;  vor- 
trefflich ist  in  den  Bleistiftzeichnungen  der  Charakter  des 
Materials  w'iedergegeben.  Einen  interessanten  ^ ergleich 
boten  namentlich  bezüglich  der  Auffassung  der  1*  arben- 
töne  zwei  Aufnahmen  desselben  Gegenstandes,  des  Grab- 
mals des  Kardinal  Lebretto  in  N.  Maria  d'Ära  coeli 
von  Durm  und  Reinhardt.  In  No.  8 d.  Bl.  findet 
sich  hierüber  eine  kurze  Abhandlung  von  Durm, 
welche  die  Berechtigung  „zum  Restauriren  der  ehe- 
maligen Farbenpracht“,  wie  dies  bei  seiner  Aufnahme 
geschehen  ist,  nachzuweisen  sucht.  — Der  von  der 
Giesserei  zu  Wasseralfingen  und  dem  Baugeschäfte 
von  Schöttle  in  Stuttgart  offen  gelegten  Musterbücher 
sei  hier  nur  kurz  erwähnt.  Eine  reiche  Sammlung  aus- 
gezeichneter Photographien  der  bedeutendsten  öffentlichen 
und  Privatbauten  Stuttgarts  gab  Manchem  Gelegenheit, 
sich  eine  bleibende  Erinnerung  an  das  Gesehene  zu 
verschaffen. 

Das  um  1 Uhr  beginnende  Festessen  vereinigte  die 
zerstreuten  Festtheilnehmer.  Die  Begrüssung  derselben 
Seitens  der  Geschäftsführer  fand  in  Toasten  auf  dieselben 
und  die  andern  Fachgenossen,  welche  sich  um  das  Ge- 
lingen des  Festes  verdient  gemacht  hatten,  ihre  Erwiede- 


301 


Besonderen  Zwecken  dient  endlich  noch  die  Restauration 
(e)  mit  einigen  Versammlungssälen  und  die  Bäckerei  (/*), 
während  die  übrigen  Häuser  des  Quartiers  ( g und  h) 
fast  ausschliesslich  Arbeiterwohnungen  enthalten.  Als 
einzige  Ausnahme  ist  ein  grosser,  das  ganze  obere  Ge- 
schoss eines  Gebäudes  einnehmender  Saal  zu  erwähnen, 
in  welchem  die  ausserhalb  wohnenden  Arbeiter  der  Fa- 
brik ihre  Mahlzeiten  verzehren  und  der  zu  diesem  Zwecke 
mit  Wärmeapparaten  für  500  bis  600  Portionen  versehen 
ist.  Vor  jedem  Hause,  dem  Square  zugekehrt,  befinden 
sich  in  entsprechender  Anzahl  an  einander  gereiht,  die 
zu  den  einzelnen  Wohnungen  gehörigen  kleinen  Gärten; 
für  Unterbringung  des  Brennmaterials  dienen  die  auf  der 
entgegengesetzten  Seite  liegenden  Schuppen  (i).  Zwei 
Brunnen  liefern  das  nöthige  Wasser,  während  durch  ein 
System  von  kleinen  Abzugskanälen  (Dohlen)  für  Ent- 
wässerung gesorgt  ist.  Die  Wege  neben  den  Häusern 
sind  gepflastert. 

(Schluss  folgt.) 

Nochmals  Schicferbedachuug. 

Wenn  es  jedenfalls  ein  Hauptzweck  der  Deutschen  Bau- 
zeitung ist,  die  in  verschiedenen  Theilen  des  weiteren  Vater- 
landes gemachten  Erfahrungen  und  Ansichten  auszutauschen 
und  zur  gegenseitigen  Verwerthuug  zu  bringen,  so  konnte 
es  sicher  nur  mit  Freuden  begrüsst  werden,  dass  die  Schie- 
ferbedachungsfrage  in  No.  23  dieser  Blätter  nochmals  zur 
Besprechung  gelangte  und  dass  die  Erfahrungen  hierüber  auch 
aus  einem  anderen  Theile  des  deutschen  Vaterlandes  mitge- 
theilt  wurden.  — Da  jedoch  der  geehrte  Herr  Verfasser  jenes 
Artikels,  nach  dem  Eingänge  desselben  zu  schliessen,  hierbei  nicht 
nur  einzelne  aus  dem  Aufsatz  in  No.  17  und  18  dieser  Blätter 
herausgegriffene  Sätze  anders  aufgefasst  hat,  als  dies  in  der 
Absicht  des  Einsenders  liegen  konnte,  so  mögen  mir  die  Herren 
Fachgenossen  mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der  Frage 
eine  Berichtigung  um  so  mehr  gestatten,  als  Seitens  des 
Herrn  Eisenbahn -Bau -Inspektor  Rasch  die  Trefflichkeit  der 
Eindeckungsmethode  von  Mauduit  & Bechet  ganz  allgemein 


in  Frage  gezogen  wird,  ohne  deren  Hauptvorzüge  den  angeb- 
lichen Nachtheilen  gegenüberzustellen. 

In  No.  17  hat  der  Unterzeichnete,  nachdem  von  ihm 
speziell  die  Verhältnisse  Sachsens,  insbesondere  des  Erzge- 
birges und  Voigtlandes,  besprochen  worden  waren,  einfach 
gesagt:  dass  in  Folge  dieser  Verhältnisse  „der  Schieferbe- 
dachung grössere  Aufmerksamkeit  zugewendet  wird“, 
und  in  Anschluss  hieran  sind  die  dabei  gemachten  Erfahrungen 
mitgetheilt  worden.  — Hieraus  dürfte  zur  Genüge  erhellen, 
dass  nur  hiesige,  oder  diesen  ähnliche  Verhältnisse  von  mir 
gemeint  sein  konnten.  Es  geht  dies  noch  deutlicher  aus  dem 
auf  Seite  162  zu  lesenden  Satze  hervor,  in  welchem  es  heisst: 
dass  auf  Latten  gedeckte  Schieferdächer  sieh  für  „unser 
Klima“  nicht  empfehlen,  während  sie  allerdings  für  Gegenden, 
in  welchen  der  Schueefall  seltener,  dagegen  Nebel  und  Regen 
häufiger  Vorkommen  etc.,  vorzuziehen  sein  mögen.  Ebenso 
deutet  die,  in  unmittelbarem  Anschluss  an  die  von  Herrn 
Rasch  bezüglich  der  Bahnhofsgebäude  zu  Peine  und  Lehrte 
zitirten  Worte  folgende  Stelle:  — „In  beiden  Fällen  können 
aber  wohl  auch  fehlerhafte  Lattung  und  Eindeckung  Ursache 
gewesen  sein“  — darauf  hin. 

Die  von  Herrn  Rasch  angeführten  Vorzüge  der  Lattung, 
insbesondere  deren  Billigkeit,  sind  sicher  nicht  zu  unterschät- 
zen, es  sind  aber  auch  ihre  Nachtheile  abzuwägen  und  die 
Erfahrungen  zu  benutzen,  die  man  in  den  verschiedenen  Ge- 
genden macht.  In  Sachsen,  namentlich  in  der  Gegend  von 
Leisnig  und  Roehlitz,  wo  man  die  Lattung  der  grösseren  Bil- 
ligkeit wegen,  selbst  bei  deutsch  gedeckten  Schieferdächern 
angewandt  hat,  ward  dieselbe  meines  Wissens  hauptsächlich 
auf  dem  Lande  bei  Nebengebäuden,  und  nur  in  seltenen  Fällen 
für  Wohngebäude  in  Ausführung  gebracht,  und  in  hiesiger 
Gegend,  z.  B.  in  Ivirchberg,  ist,  wie  in  Oschatz  die  Lattung 
unter  Sehablonenschieferdach  wieder  entfernt  und  Brettsehalung 
angebracht  worden.  — 

Freilich  muss  man  dabei  zugestehen,  dass  in  Gegenden, 
wo  nur  Bretter  aus  sommersehlägigem  Holze  zu  erlangen  sind, 
selbst  deren  Trockenheit  gegen  das  Werfen  nicht  schützt, 
während  bei  trockenen  Brettern  aus  Holz,  das  im  Dezember 
u ;d  Januar  geschlagen  worden  ist,  wohl  ein  leichtes,  Quellen, 
aber  selten  und  nur  bei  scharfer  Zusammentreibung  e’fi  Vf  e.rfen 


rung.  Dem  Andenken  zweier  verstorbenen  Mitglieder  des 
Vereins,  des  Baudirektor  Fischer  aus  Karlsruhe  und 
des  Baurath  Opfermann  aus  Mainz  wurden  von  Ober- 
baurath von  Egle  einige  warme  Worte  gewidmet. 

Die  nach  dem  Festessen  beabsichtigte  Droschkenfahrt 
durch  die  K.  Anlagen  nach  dem  Rosenstein  musste  wegen 
zu  starker  Betheiligung  durch  einen  Extrazug  ersetzt 
werden,  welcher  die  Versammlung  bis  zum  Tunnel  unter 
dem  Rosenstein  führte.  Das  Schloss,  ein  Lieblingsaufent- 
halt des  verstorbenen  Königs,  ist  zwar  in  griechischem 
Stile  erbaut,  würde  aber,  wenn  nicht  königlicher  Befehl 
entscheidend  war,  jetzt  wohl  eine  geistreichere  Lösung 
gefunden  haben.  Statt  der  strengen  Symmetrie  des  Ge- 
bäudes, das  sich  mit  seinem  niedern  Sockel  und  seiner 
einstöckigen  Anlage  wenig  von  dem  koupirten  Terrain 
abhebt,  würde  wohl  geeigneter  eine  malerische  Gruppi- 
rung  und  ein  engerer  Anschluss  an  die  Umgebung  in 
Anwendung  gekommen  sein.  Das  Innere  birgt  eine 
grosse  Anzahl  von  Originalgemälden  und  Kopien,  sowie 
einige  Marmorstatuen. 

Einer  wahrhaft  fürstlichen  Ausstattung  begegneten 
wir  unter  den  königlichen  Schlössern  Würtembergs  zum 
erstenmal  in  der  Villa  Berg,  welche  1853  auf  einer 
gegenüberliegenden  Höhe  von  Oberbaurath  Leins  erbaut 
worden  ist.  Auf  einem  hohen  und  kräftigen  Unterbau 
von  rothem  Sandstein  erhebt  sich  das  stattliche  Schloss, 
mit  vier,  über  dem  zweiten  Stock  vortretenden  Eckpavillons, 
in  einer  feinen  Renaissance- Architektur.  Terrassen  mit 
Fontainen,  Freitreppen,  offene  Galerien  mit  Balkons  und 
glasgedeckte  Hallen  verleihen  den  Fahnden  eine  wohl- 
thuende  Abwechselung  und  der  ganzen  Anlage  den  Cha- 
rakter eines  Landsitzes,  bei  dem  nach  allen  Seiten  hin 
eine  leichte  Verbindung  mit  der  herrlichen  Umgebung  er- 
möglicht ist.  Das  kleine  Vestibül  zeigt  eine  reiche  Archi- 
tektur und  eine  Dekoration,  welche  sich  hier,  wie  in 
allen  übrigen  Räumen  an  eine  in  jeder  Beziehung  streng 
gelöste  Architektur  anscbliesst.  Die  Axen  sind  überall 
durchgeführt;,  ohne  dass  die  innere  Einrichtung  gezwungen 
erschiene.  Lange  währte  es,  bis  man  sich  von  dem 
herrlichen  Baue  trennen  konnte. 


Die  Zeit  der  Rückkehr  mit  den-  Zuge' war  so*  nahe, 
dass  eine  Besichtigung  der  Wasserwerke  :,und  def  Kirche 
nicht  mehr  thunlich  erschien;  wir  wählten  die  letztere 
als  Schlussziel  unserer  heutigen  Exkursion',  während 
andere  sich  nach  den  Wasserwerken  begä'ben.  Die"  afif 
einer  Höhe  gelegene  neue  Kirche  von  Oberbaurath  Gaab 
ist  eine  dreischiffige  gothische  Hallenkirche  mit  einem 
Thurme  vor  dem  Mittelschiff.  Eine  achteckige  durch- 
brochene Steinpyramide  und  eine  um  den  Dachfuss 
gehende  durchbrochene  Brüstung  kontrastirt  stark  gegen 
die  mehr  als  bescheidene  innere  Ausstattung  und  die 
Holzgewölbe  der  Decke.  Die  Emporen  in  den  Seiten- 
schiffen durchschneiden  mit  ihren  Brüstungen  die  Pfeiler. 
Die  Profile  in  dem  Fenstermaasswerk  sind  sehr  einfach. 
Jener  poetische  Hauch,  der  die  französischen  und  deut- 
schen Bauten  des  Mittelalters  kennzeichnet  und  zu  dessen 
Würdigung  und  Erkenntniss  erst  die  neuern  Aufnahmen 
und  namentlich  das  Werk  von  Viollet-le-D  uc  geführt 
haben,  jene  Originalität,  die  sich  im  kleinsten  Detail  be- 
währt, die  von  einem  unerschöpflichen  Ideenreichthum 
zeugt  und  alles  Chablonenhafte  meidet,  die  aus  jedem 
Bedürfniss  ein  künstlerisches  Motiv  herleitet,  fehlt  diesem 
Bau.  Wie  mager  erscheint  die  Inschrift  über  dem  Chor- 
bogen, worin  in  glatter  Wandfläche  mit  lateinischen  Buch- 
staben der  königliche  Bauherr  genannt  ist!  Unsere  mo- 
derne Gothik  fängt  jetzt  erst  an,  in  den  Geist  der  mittel- 
alterlichen Kunst  einzudringen  und  ihre  Grundsätze 
unsern  so  verschiedenartigeren  und  mannigfaltigeren  sozialen 
Verhältnissen  anzupassen.  Nichtsdestoweniger  ist  dieser 
Bau  für  die  Zeit  seines  Entstehens  von  Bedeutung.  Für 
die  rasche  Entwickelung  des  modernen  Kirchenbaus  und 
den  Fortschritt  auf  diesem  Gebiete  der  Kunst  geben  die 
schon  erwähnte  Feuerseekirche  und  die  englische  Kirche 
in  Stuttgart  erfreuliche  Belege. 

In  einigen  Minuten  brachte  uns  der  Zug  zurück 
nach  Stuttgart,  wo  die  Gesellschaft  in  kleineren  Gruppen 
den  Abend  im  Liederkranzgarten  zubrachte. 

(Schluss  folgt.) 


302 


bemerkt  worden  ist.  Dagegen  durfte  wohl  auch  zu  berück- 
sichtigen sein,  dass  bei  Eindeckung  auf  Lattung  der  innere 
Verstrich  iu  exponirten  Lagen  nicht  gehörig  schützt,  denn  da 
die  Schiefer  nie  von  ganz  gleicher  Stärke  sind,  so  kann  auch 
das  Bewegen  derselben  durch  Sturm  und  somit  die  Trennung 
der  Zementfuge  nicht  verhindert  werden. 

Was  nun  die  von  Mauduit  & Beeilet  eingeführte  Deck- 
methode betrifft,  welche  ebenso  auf  Lattung  wie  auf  Schalung 
berechnet  ist,  so  besteht  deren  Hauptvorzug  wie  bereits  gesagt, 
nicht  allein  darin,  dass  die  Befestigungsstelle  der  Schiefer 
noch  tiefer  liegt,  als  bei  der  von  Herrn  Rasch  empfohlenen 
Eindeckungsweise,  sondern  ganz  hauptsächlich  darin,  dass  man 


jeden  zerbrochenen  Schiefer  leicht  durch  einen  ganzen  ersetzen 
kann,  ohne  Behufs  der  Nagelung  denselben  lochen  zu  müssen. 

1 — Da  selbst  die  sorgfältigste  Verkittung  der  Nagellöcher 
nicht  hinlänglich  gegen  Einsickerung  der  Dachwässer  schützt, 
so  muss  selbstverständlich  ein  genageltes  Schieferdach  um  so 
schlechter  werden,  je  mehr  Reparaturen  sieh  im  Laufe  der 
Zeit  daran  nöthig  machen,  während  ein  nach  der  Methode  von 
Mauduit  & Be  eh  et  gedecktes  Dach  seine  Dichtheit  behält, 
i da  die  Befestigungsstelle  nie  zu  Tage  liegt.  — Nach  den  von 
mir  bis  jetzt  gemachten  Erfahrungen  kann  ich  daher  diese 
Deckmethode  in  jeder  Beziehung  zur  Anwendung  empfehlen. 

Zwickau  am  15.  Juni  1868.  Wanckel,  Landbaumeister. 


Reissfeder  mit  während  des  Ausziehens  verstellbaren  Zungen. 

Ein  Beitrag  zur  Vervollständigung  des  technischen  Zeichenapparats.  Von  Dr.  F.  Heinzerling,  Professor  der  Bauwissenschaften  an 

der  LTniversität  Giessen. 


Um  mit  der  gewöhnlichen  Reissfeder  Linien  von  ver- 
schiedener Stärke  ziehen  zu  können,  ist  bekanntlich  ein  jedes 
maliges  Stellen  der  Schraube  und  eine  eben  so  oftmalige  Un- 
terbrechung der  Arbeit  erforderlich.  Um  nicht  nur  diese 
.Operation,  siz  vereinfachen,  sondern  auch  um  Linien  von 
•ab - o der  z u n e h m en de r Stärke  ausziehen  zu  können,  be- 
dienf  'sifch'Sclffdiber  dieses  seit  einer  Reihe  von  Jahren  einer 
Rtissfedei*)  mit  federnden  Zungen  und  einem  kleinen,  um  c 
(Fl£.  lt)  dreBBaren  Hebel,  dessen  Drehung  mittelst  des  bei  in 
angelegten  Mittelfingers,  ohne  die  Arbeit  zu  unterbrechen, 
bewirkt  wird,  während  der  Daumen  bei  d und  der  Zeigefinger 
bei  z den  .Stiel  der  Reissfeder  festhalten.  Schlägt  der  Hebel 
bei  a an  die  Zungen  oder  befindet  er  sich  in  der  Stellung  a‘ 
der  Fig.  2,  so  berühren  sich  die  Spitzen  jener  und  liefern 
die  feinsten  Linien,  schlägt  der  Hebel  bei  b an  die  Zungen 
oder  nimmt  er  die  Lage  b‘  der  Fig.  2 au,  so  stehen  die  Spitzen 
jener  am  weitesten  von  einander  ab  und  ergeben  die  stärksten 
Linien.  Allen  Stellungen  des  Hebels  zwischen  a und  b ent- 
sprechen mittlere  Stärken  der  Linien. 

Der  Zweck  und  Vortheil  der  vorbeschriebenen  Reissfeder, 
welche  sich  übrigens  wie  die  gewöhnliche  gebrauchen  lässt, 
besteht  hiernach  darin,  dass  sich  mit  ihr 

1)  Linien  von  variabler,  allmälig  zunehmender 
oder  abnehmender  Stärke  (Fig.  3.**)  wie.  sie  z.  B.  beim 
Sehrat'firen  kegelförmiger  Böschungen  oder  bei  perspektivischen 
Darstellungen  Vorkommen; 

2)  Liniensysteme  von  konstanter  aber  sprungweise  ab- 
oder  zunehmender  Stärke  (Fig.  4.**),  wie  sie  beim  Schraf- 
firen  ebener  und  geneigter  Flächen,  z.  B.  Böschungen  oder 
Dachflächen,  oder  beim  Schattiren  gekrümmter  Flächen,  z.  B. 
von  Zylindern  und  Säulen,  Vorkommen,  ohne  Unterbrechung 
der  Arbeit  ansziehen  lassen  und 

3)  dass  wegen  der  leichteren  Verstellbarkeit  ihrer  Zungen 
eine  Reinigung  derselben  sich  schneller  bewirken  lässt,  als 
bei  einem  Oeffnen  der  Zungen  mittelst  der  Stellschraube,  weil 
dabei  meistens  ein  Auseinanderspreitzen  der  Zungenspitzen 
mittelst  des  Hebels  und  ein  kurzes  Ausziehen  auf  einem  be- 
reitgehaltenen  Blatt  Löschpapier  genügt. 

Die  mittelst  Hebel  verstellbare  Reissfeder  erheischt  eiue 
besonders  vorsichtige  Härtung  der  Zungenspitzen  zur  Ver- 
meidung eines  allzu  häufigen  Schleifens  und  eine  möglichst 
geringe  Reibung  resp.  sorgfältige  Reinhaltung  des  Hebels 
zwischen  den  Zungen  zur  Erhaltung  eines  leichten  „Ganges“. 
Die  erforderliche  Uebung  in  dem  allmiiligen  oder  sprungweisen 

*)  Die  erste  dieser  Reissfedern  wurde  im  Jahre  1852  nach 
der  Zeichnung  und  näheren  Angabe  des  Verfassers  in  der  mechani- 
schen Werkstätte  von  Staudinger  in  Giessen  in  vorzüglicher  Güte 
gefertigt. 

**)  Die  Originale  der  in  F'ig.  3 u.  4 in  Holzschnitt  darge- 
stellten Linien  wurden  mit  der  vorbeschriebenen  Reissfeder  ausge- 
zogen. — 


Vor-  oder  Zurückbewegen  und  richtigen  Fiinsiellen  des  Hebels 
wird  durch  einige  aufmerksame  Versuche  unschwer  erworben 
und  bietet,  einmal  erlangt,  den  Vortheil  der  Handhabung 
eines  Werkzeuges,  dessen  Gehrauch,  wie  den  Verfasser  eine 
mehrjährige  Erfahrung  gelehrt  hat,  eine  grössere  Freiheit  und 
Zeitersparniss  beim  Ausziehen  technischer  Zeichnungen  gestattet. 

Giessen  im  Juni  1S68. 


Mittheilungexi  aus  Vereinen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Die  dritte  Sommer- 
Exkursion  , Sonnabend  den  11.  Juli  d.  J.,  an  welcher  sich 
etwa  110  Vereiusmitglieder  betheiligten,  galt  der  March’ 
sehen  Thonwaar  en-Fabri  k zu  C harlo  tt  en  b u rg. 

Eiue  F'ülle  sehenswerther  Gegenstände  bietet  schon  der 
offene  Vorhof  der  Fabrik,  iu  welchem  die  Gesellschaft  sich 
versammelte.  Hier  giebt  eine  Auswahl  verschiedener  Bild- 
werke, Statuen,  Gruppen,  Reliefs  u.  s.  w.,  die  aus  dem  Eta- 
blissement hervorgegangen  sind,  ebensosehr  ein  Beispiel  für 
die  Höhe  ihrer  künstlerischen  Leistungen,  wie  für  die  W etter - 
bestiindigkeit  ihres  Materials.  Obwohl  diese  Auswahl  ver- 
hältnissmässig  nur  klein  ist,  interessirte  es  die  Besucher  doch 
sichtlich,  so  manches  Bildwerk,  das  ihnen  vom  Orte  ihrer 
Verwendung  her  wohl  bekannt  war,  darunter  aufzusuchen  und 
in  der  Nähe  zu  betrachten.  An  Grösse  voran  stehen  die 
Lutherstatue  von  der  Universität  in  Königsberg  und  die 
Borussia  vom  Milhelms  - Gymnasium  zu  Berlin,  doch  fand 
auch  der  vielgeschmähte  Engel  von  den  Thürmen  der  St. 
Thomaskirche,  trotz  seiner  versteckten  Aufstellung,  vielfache 
Beachtung.  — ln  mehren  Gruppen  ging  es  sodann  unter  der 
Führung  der  Herren  Vorsteher  des  Etablissements  durch  die 
verschiedenen  Räume,  desselben,  wo  die  einzelnen  Vorgänge  der 
Fabrikation:  das  Schlemmen,  Mischen.  Formen,  Breuueu  u.  s.  w. 
des  Thones  eingehend  erläutert  und  besichtigt  wurden.  Die 
Bauten,  für  welche  augenblicklich  vorzugsweise  gearbeitet 
wurde,  sind  das  Rathhaus  zu  Berlin,  die  evangelische  Kirche 
zu  Posen,  ein  von  Hitzig  entworfenes  Palais  iu  Warschau  u.  A. 
— Es  dürfte  an  dieser  Stelle  wohl  eben  so  wenig  möglich  sein, 
alle  interessanten  und  wichtigen  Momente  der  Fabrikation 
hervorzuheben , wie  die  Bedeutung  der  berühmten  Fabrik, 
deren  Leistungen  überdies  allgemein  bekannt  uud  anerkannt 
sind,  gebührend  zu  würdigen.  Für  die  Entwickelung  der 
mehr  uud  mehr  emporblühenden  Thouwaaren -Fabrikation  in 
Deutschland  ist  sie  geradezu  bahnbrechend  gewesen  und  ihr 
verdanken  wir  es  zumeist,  wenn  wir  unseren  Monumental- 
Bauten  gegenwärtig  wieder  reicheren  figürlichen  und  orna- 
mentalen Schmuck  von  unverwüstlicher  Dauer  verleihen  kön- 
nen, ohne  den  für  manche  Gegenden  unerschwinglich  theureu 
und  dabei  immerhin  nicht  wetterbeständigen  Sandstein  oder 
die  traurigen  Surrogate  von  Zink  und  Stuck  wählen  zu  müs- 
sen. Wenn  von  vielen  Seiten  der  Einfluss,  den  die  Leistungen 
der  Thon waaren-Fabrikation  auf  die  Entwickelung  des  Back- 


303 


stei  n-Roh  baues  ausgeübt  haben,  noch  mehr  gerühmt  wird,  so 
müssen  wir  freilich  am  Rande  bemerken,  dass  wir  uns  in 
diesem  Punkte  zu  ketzerischen  Ansichten  bekennen.  Denn 
wir  sind  der  Ueberzeugung,  dass  die  Möglichkeit,  alle  For- 
men des  Hausleinbaues  in  fast  beliebiger  Grösse  aus  gebrann- 
tem Thon  hersteilen  zu  können  — (wir  sahen  Säulen  in  der 
Länge  von  9',  ebenso  stellen  sich  die  einzelnen  Theile  des 
Hauptgesiuises  zu  dem  genannten  Palais  in  Warschau  als  voll- 
ständige Quadern  dar),  — für  Architekten  leider  allzu  ver- 
führerisch ist  und  der  Entwickelung  einer  aus  dem  Charakter 
des  Materials  hergeleiteten  wirklichen  Backstein  - Architektur, 
die  für  uns  Norddeutsche  doch  immerhin  noch  das  Problem 
der  Zukunft  bleibt,  eher  hinderlich  als  förderlich  war.  — 
Längst  ist  übrigens  die  March’sche  Fabrik  in  Preussen  nicht 
mehr  die  einzige  ihrer  Art;  eine  grössere  Anzahl  Konkurren- 
ten, namentlich  in  dem  mit  vorzüglichen  Thonlagern  geseg- 
neten Schlesien,  aber  auch  in  nächster  Nähe,  sind  ihr  ent- 
standen und  manche  Zweige  der  Fabrikation  hat  sie  seit  ihrem 
Bestehen  fast  wieder  anfgegeben,  wie  s:e  überhaupt  eigentliches 
Massen- Fabrikat  gegenwärtig  wohl  nur  in  Thongefässen  für 
chemische  Fabriken  und  in  Thonröhren  liefert.  Ihre  Spe- 
zialität war  und  bleibt  indessen  der  vorzugsweise  künstle- 
rische Theil  der  Thonwaaren -Industrie  und  wohl  lange  Zeit 
noch  wird  sie  in  diesem  den  ersten  Rang  behaupten. 

Was  sie  in  dieser  Beziehung  leisten  kann,  das  ist  am 
Besten  an  dem  neuen  Wohnhause  ihres  Besitzers  bewiesen 
worden.  Die  Besichtigung  dieses  in  seiner  Art  wohl  einzigen 
Bauwerks  bildete  den  zweiten  Theil  der  Exkursion  und 
theilte  sich  hierbei  Hr.  Kommerzienrath  March  mit  dem 
Architekten  der  Villa,  Hrn.  Baumeister  Hense,  in  die  Füh- 
rung der  Gesellschaft. 

Es  ist  ein  zweistöckiger  gothischer  Bau  von  bescheidenen, 
das  bei  einem  bürgerlichen  Wohnhause  übliche  Maass  durch- 
aus nicht  überschreitenden  Dimensionen ; die  Grundform  bildet 
ein  H,  bei  welchem  die  beiden,  mit  Giebeln  geschmückten 
Seitenflügel  nur  die  Tiefe  eines  Zimmers  erhalten  haben. 
Durch  Hinzufügung  einer  zwischen  den  Flügeln  vorspringen- 
den offenen  Halle,  eines  giebelgekrönten  Vorbaus  über  dem 
Haupteingange,  eines  achteckigen  Thürmchens,  dessen  oberstes 
flach  abschliessendes  Geschoss  laternenartig  durchbrochen  ist, 
eines  Erkers,  der  auf  einen  reich  ausgebildeten  Sitzplatz  führt, 
u.  s.  w.  ist  diese  Grundform  jedoch  zu  einer  verschwenderisch 
reichen  Gruppirung  erweitert,  deren  Eindruck  durch  die 
b ii Ile  des  ornamentalen  und  figürlichen  Schmucks,  der  über 
das  ganze  Bauwerk  ergossen  ist,  noch  gesteigert  wird.  Und 
zwar  bietet  dieser  Schmuck , der  durchweg  aus  gebranntem 
hellgelben  Thon  hergestellt  ist,  während  die  Flächen  mit 
vorzüglichen  Blendsteinen  ähnlicher  Farbe  in  ‘/8  zölligen 
Kachelfugen  gemauert  sind,  nicht  nur  ein  Muster  feiner,  fast 
mit  Holzschnitzerei  wetteifernder,  technisch  vollendeter  Aus- 
führung, sondern  auch  das  heute  seltene  Beispiel  einer  bis  in’s 
Kleinste  künstlerisch  durchdachten  Komposition,  bei  welcher 
Architekt  und  Bauherr  augenscheinlich  gewetteifert  haben, 
sinnige  Motive  und  Beziehungen  zu  erfinden  und  künstlerisch 
schön  zu  gestalten. 

Gegenüber  einer  so  liebenswürdigen  und  innigen  Hinge- 
bung an  eine  Aufgabe  ist  Kritik  wohl  kaum  berechtigt.  Wir 
dürfen  jedoch  nicht  verschweigen,  dass  der  Gesammteindruek 
des  Werkes  unter  dieser  mit  so  grosser  Vorliebe  bewirkten 
Ausbildung  des  Details  wesentlich  gelitten  hat.  Nicht  nur  ist 
hierbei  der  richtige  Maasstab  wohl  nicht  ganz  getroffen  — 
(die  Baldachine,  Fialen  etc.  erinnern  wie  gesagt  an  Holz- 
schnitzerei, die  Figiirchen  theilweise  an  Nippes):  mit  der  be- 
wegten, reichgegliederten  Gruppirung  kontrastiren  auch  der 
Charakter  des  zarten,  feinen  Reliefs  und  der  Eindruck  der 
glatten  Back  stein  mauern.  Namentlich  gilt  dies  von  der  Garten- 
facade,  wo  das  obere  Geschoss  des  Mittelbaues  mit  seinen 
Ziergiebeln  wohl  den  am  Wenigsten  günstigen  Eindruck  ge- 
währt.. So  ist  die  Wirkung  eines  organischen  Ganzen  leider 
nicht  erreicht.  — Wesentlich  günstiger  und  harmonischer  ist 
die  Ausbildung  des  Innern,  die  sich  an  liebevoller,  poetischer 
Auflassung  der  künstlerischen  Gestaltung  des  Einzelnen  mit  den 
l* apadeu  wohl  ganz  messen  kann,  und  bei  welcher  die  Fein- 
heit der  Details  besser  am  Platze  war.  Darf  auch  hier  etwas 
gerügt  werden,  so  möchten  wir  behaupten,  dass  die  Decken 
des  Saales  wie  des  Treppenhauses  in  ihrer  Holzkonstruktion 
diese  Feinheit  etwas  vermissen  lassen.  — 

Dem  sei,  wie  ihm  sei:  für  Architekten,  die  es  zu  würdi- 
gen wissen,  welche  Fülle  künstlerischen  Schaffens  in  diesem 
kleinen  Bauwerke  enthalten  ist,  bleibt  die  Gesammtwirkung 
einer  Besichtigung  desselben  jedenfalls  im  höchsten  Grade  er- 
freulich und  anregend,  und  äusserte  sich  diese  Stimmung  un- 
verhohlen in  der  Gesellschaft,  von  der  Jeder  im  Stillen  wtin 
sehen  mochte,  dass  so  künstlerisch  gesinnte  Bauherren,  wie 
der  Besitzer  der  Villa  March,  häufiger  wären.  Ehre  und  vollste 


Anerkennung  ward  auch  dem  wackeren  Künstler,  der  sie 
geschaffen. 

Der  Schluss  der  Exkursion  verzögerte  sich  diesmal  bis 
in  die  Nacht,  denn  der  liebenswürdige  Wirth  hatte  es  bei  den 
nahen  persönlichen  Beziehungen,  die  ihn  mit  der  Architekten- 
welt verknüpfen,  sich  nicht  nehmen  lassen,  dieselbe  in  ein 
zwangloses  und  heiteres  festliches  Zusammensein  überzuführen, 
bei  welchem  die  vom  Therme  aus  bewirkte  Illumination  der 
Villa,  die  vom  prachtvollsten  Effekte  war,  eine  gelungene Ueber- 
raschung  bildete.  — F.  — 


Bauausführungen  und  Projekte. 

Den  letzten  Nummern  des  ßuilder  (9.  Mai  bis  6.  Juni) 
entnehmen  wir  folgende  Notizen  über  das  Fortschreiten  eini- 
ger wichtiger  Hoch-  und  Ingenieurbauten  in  England. 

Zu  dem  neuen  St.  Thomas  - Hospital  in  London,  welches 
an  dem  rechten  Ufer  der  Themse  grade  gegenüber  dem  Par- 
lamentsgebäude erbaut  wird,  und  von  welchem  wir  eine  kurze 
Beschreibung  in  No.  41  unseres  vorigen  Jahrgangs  gaben, 
scheinen  die  Fundirungsarbeiten  vollendet  zu  sein;  denn  es 
ist  Anfangs  Mai  d.  J.  der  Grundstein  durch  die  Königin  ge- 
legt worden. 

Dieselbe  Zeremonie  hat  für  das  erste  der  vier  neuen 
Trockendocks  in  Chatham  stattgefunden.  Diese  Trocken- 
docks gehören  zu  den  sehr  bedeutenden  Erweiterungs- 
bauten des  Königlichen  Dockgard  (Marinewerft).  Diese  be- 
stehen aus  drei  grossen  Bassins,  welche  derartig  in  einer 
scharfen  Krümmung  des  Medwayflusses  angelegt  sind,  dass  die 
beiden  äussersten  direkte  Zugänge  vom  Flusse  haben.  Mit 
dem  ersten,  dem  eigentlichen  Reparaturbassin,  stehen  die 
Trockendocks  in  Verbindung.  Die  Bassins  mit  den  dazu  ge- 
hörigen Schuppen  und  Lagerplätzen  nehmen  eine  Fläche  von 
mehr  als  380  Acres  (G02  preuss.  Morgen)  ein,  während  die 
jetzt  in  Chatham  bestehenden  Werfte  nur  eine  Fläche  von 
97  Acres  (1 54  preuss.  Morgen)  umfassen.  Die  Trockendocks 
werden  oben  468'  3"  lang  und  80'  im  Eingang  weit.  Ebenso 
weit  sind  auch  die  Eingänge  zu  den  Bassins.  Diese  werden 
alle  durch  Pontons  geschlossen.  Stemmthore  sind  in  der 
ganzen  Anlage  durchaus  vermieden.  Der  Baugrund  besteht 
aus  Thon  (Clay).  Dennoch  hat  man  zur  Fundirung  der  Quai- 
mauern  und  der  Trockendocks  Pfahlroste  anwenden  müssen. 

Ein  anderer  bedeutender  Hafenbau  ist  seiner  Vollendung 
uahe,  nämlich  das  neue  Hafenbassin  zu  Leitli  (dem  Hafenort 
Edinburgs).  Dasselbe  ist  ca.  17  preuss.  Morgen  gross,  liegt 
sehr  günstig  in  unmittelbarer  Nähe  der  Hafenmündung  und 
steht  mit  einem  'Trockendock  in  Verbindung.  Den  Zugang 
zu  dem  Bassin  bildet  eine  60'  weite  Kammerschleuse  mit  höl- 
zernen Stemmthoren.  Die  ganze  Anlage  ist  auf  dem  Meere 
abgewonnenem  Terrain  errichtet.  Doch  war  der  Baugrund 
— ein  sehr  fester  Thon  — vortrefflich.  Pfahlroste  oder  Be- 
tonschüttung waren  entbehrlich,  und  da  auch  der  Seedeich, 
welcher  den  Bauplatz  umschliesst,  sehr  dicht  war,  so  konnten 
Quaimauern  und  Schleuse  ohne  namhafte  Wasserhaltungsar- 
beiten im  Trocknen  ausgeführt  werden.  Das  Mauerwerk  ist 
nun,  wie  der  ßuilder  mittheilt,  fast  ganz  vollendet,  und  man 
ist  dabei,  die  Thore  aufzustcllen. 

In  Liverpool  und  dem  gegenüberliegenden  Birkenhead 
werden  einige  Speicher  gebaut  und  sind  jetzt  beinahe  fertig, 
welche  an  Grösse,  solider  Ausführung  und  praktischer 
Einrichtung  ihres  Gleichen  suchen.  Die  auf  der  Liver- 
pooler  Seite  sind  drei  an  der  Zahl  und  liegen  an 

der  Stelle  des  alten  Waterloo  Docks  um  ein  recht- 
eckiges Bassin.  Sie  sind  zusammen  1485'  lang  und  70' 
breit.  Ausser  dein  Erdgeschoss  sind  5 Lagerböden  vorhanden, 
und  ein  sechster  für  die  Maschinerie.  Die  Höhe  des  Gebäu- 
des vom  Quai  bis  zur  Oberkante  des  Hauptgesimses  beträgt 
82'.  Die  lichte  Höhe  des  Erdgeschosses  ist  15'  3",  die  der 
übrigen  Stockwerke  9'  3''.  Die  nutzbare  Lagerlläcke  ist 
48,918  0 Yards  (414,242  0'  preuss.)  gross  und  kann 
1 96,000  Quarters  ( 1 ,036,840  preuss.  Scheffel)  Getreide  aufnehmen. 

Zum  Ausladen  des  Getreides  aus  den  Schiffen,  zum  Rei- 
nigen desselben  und  zum  Hin-  und  Hertransportiren  in  den 
Speichern  dienen  hydraulische  Maschinen,  welche  Sir  W.  Arm- 
strong geliefert  hat.  Es  sind  fünf  Krähue  vorhanden,  welche 
das  Getreide  aus  den  Schiffen  mittelst  Kübeln  in  das  oberste, 
für  die  Maschinen  bestimmte  Geschoss  heben.  Hier  wird  es 
gereinigt,  gewogen  und  durch  einen  sinnreichen  Mechanismus 
nach  jedem  beliebigen  Theil  des  Speichers  geschafft.  Dieser 
! Mechanismus  besteht  aus  18"  breiten  Gummiriemen  ohne  Ende, 
deren  zwei  durch  die  ganze  Länge  der  Speicher  mit  einer 
| Geschwindigkeit  von  500'  in  der  Minute  laufen  und  von 
einem  Ende  des  Gebäudes  nach  dem  andern  50  Tonnen  Korn 
in  des  Stunde  transportiren  können.  Durch  Schläuche  wird 
das  Korn  in  die  unteren  Räume  hinabgelassen.  Ausser  den 
j erwähnten  Krähnen  sind  1 1 Aufzüge  für  Fässer  und  Säcke 


304 


und  20  Vorrichtungen  zum  Hinablassen  vorhanden.  Die 
Speicher  in  Birkenhead  sind  den  eben  beschriebenen  ganz 
ähnlich,  nur  haben  sie  nicht,  wie  jene,  gewölbte  Zwischenböden. 
Sie  fassen  212,800  Quarters  (1,125,712  preuss.  Scheffel)  Ge- 
treide \V.  H. 

Vermischtes. 

Hr.  Baurath  Oppler  zu  Hannover  sendet  uns  in  Folge 
des  Artikels  über  die  Bauthätigkeit  in  Hannover  etc.  in  No.  24 
uns.  Bl.,  in  welchem  das  Königliche  Schloss  Marienburg  unter 
den  von  Baurath  Hase  ausgeführten  Werken  aufgezählt 
worden  war,  folgende  Berichtigung. 

„Baurath  Hase  hat  die  Pläne  zum  Aussenbau  der  Ma- 
rienburg angefertigt  und  bis  zum  Jahre  1804  auch  die  Aus- 
arbeitung des  Baues  gehabt.  — In  jenem  Jahre  wurde  mir 
aber  durch  Königl.  Befehl  der  Weiterbau  der  Marienburg 
übertragen,  und  ist  der  ganze  innere  Ausbau,  sowie  Ausstat- 
tung, Dekoration  etc.  mein  Werk.  Auch  der  Aussenbau  in 
seiner  jetzigen  Gestaltung  weicht  wesentlich  vom  ursprüng- 
lichen Plane  ab,  namentlich  an  der  Süd-  und  Westseite,  in- 
dem hier  von  mir  Um-  und  Anbauten  ausgeführt  sind.“  — 

Der  Preussische  Staats -Anzeiger  vom  13.  Juli  d.  J. 
publizirt  nunmehr  das  vom  8.  Juli  datirte  Gesetz  über 
den  Betrieb  der  stehenden  Gewerbe  im  Nord- 
deutschen Bunde.  Die  Freigebung  der  Bauge- 
werbe ist  somit  bereits  zur  Thatsache  geworden.  Eben- 
so ist  der  Gewerbebetrieb  als  Feldmesser,  den  die  ur- 
sprüngliche Vorlage  des  Bundesrathes  noch  von  einer 
Approbation  abhängig  machen  wollte,  damit  freigegeben. 

In  dem  Bericht  aus  dem  Architekten -Verein  zu  Berlin 
in  No.  27  u.  Bl.  war  der  Name  des  Siegers  in  der  Monats- 
konkurrenz fälschlich  als  „Punchmann“  angegeben.  Es  ist 
der  Architekt  Hr.  Punczmann  Gyula  aus  Ungarn. 

Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Die  technischen  Mitglieder  der  Eisenbahn -Direktionen  zu  El- 
berfeld resp.  zu  Cassel,  Bau-Räthe  Schneider  und  Kinel,  sind 
zu  Regierungs-  und  Bau- Rathen  ernannt. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Vertretung  eines  Kreisbaumeisters  in  Ober- Schlesien 
wird  sofort  ein  Ba  um  eis  ter  oder  B a ufü  b rer  auf  6 Wochen  gegen 
reglementsmässige  Diäten  gesucht.  Offerten  siud  an  den  Kreisbau- 
meister Stavenhagen  in  Leobschütz  zu  richten. 

2.  Ein  Bauführer  wird  zu  mehrmonatlicher  Beschäftigung 
sofort  fiir  1*/,  Diäten  beim  Wasserbau  gesucht.  Uebung  im  Nivel- 
liren  und  in  Ausführung  von  Vermessungen  wird  besonders  verlangt. 
Nähere  Auskunft  ertheilt  Bau-Rath  Kayser  zu  Ruhrort. 

3.  Zum  Bau  eines  Garnison- Lazarethes  in  Görlitz  wird  ein 
Bauführer  resp.  Baumeister  sofort  gesucht.  Hierauf  Reflekti- 
rende  wollen  sich  an  Herrn  Baurath  Wolff  daselbst  wenden. 

4.  Ingenieure  und  Architekten,  welche  geneigt  sind,  im 
nächsten  Winterkursus  Unterricht  in  der  Baugewerksschule  zu  Holz- 
minden zu  ertheilen,  wollen  sich  an  den  Vorsteher  G.  Haarmann 
daselbst  wenden. 

Vakant  sind  noch  die  in  No.  28,  alinea  4,  ausgeschriebenen 
Baumeister -Stellen  in  Rendsburg. 

Die  in  No.  28,  alinea  5,  ausgeschriebenen  Stellen  (bei  Hrn. 
Baumeister  Sen  dl  er)  sind  besetzt.  — 


Brief*  und  Fragekasten. 

Hrn.  G.  — Einen  Eiskeller  in  den  Kellerräumen  eines  Wohn- 
hauses anzulegen,  dürfte,  abgesehen  von  der  nachtheiligen  Einwir- 
kung der  Hauswärme,  in  den  meisten  Fällen  schon  deshalb  nicht 
räthlich  sein,  weil  der  Eiskeller  dabei  zu  klein  wird.  Ein  kleiner 
Eiskeller  aber  ist  fast  gleichbedeutend  mit  einem  sch  lechten  Eis 
keller,  da  das  wesentlichste  Moment  für  Erhaltung  des  aufzube- 
wahrenden Eises  sein  muss,  dass  seine  Oberfläche  im  Verhältnisse 
zu  seiner  Quantität  möglichst  gering  ist.  Ein  Raum  von  15'  Seite 
im  Kubus  dürfte  als  Minimum  anzusehen  sein.  Bei  solcher  Quan- 
tität genügen,  wie  uns  das  die  Landleute  gelehrt  haben,  für  einen 
im  Freien  angelegten  Eiskeller  sehr  einfache  Konstruktionen:  ein 
leichter  Holzbau,  mit  Reisern  gedeckt  und  mit  3 bis  4'  Erde  über- 
schütte', über  einer  Grube.  Zum  Einsteigen  ist  eine  kleine  Schleu- 
senkammer anzulegen  und  dafür  zu  sorgen,  dass  die  Sohle  der 
Grube  stets  mit  Wasser  bedeckt  ist,  ohne  dass  jedoch  dieses  das 
Eis  jemals  berühren  darf;  man  erreicht  dies  leicht  durch  einen 
Latten -Fussboden  mit  entsprechend  geregeltem  Wasserabfluss. 

Hrn.  B.  in  H.  — Eine  sichere  Auskunft  über  die  Wirkung 
der  von  Ihnen  erwähnten  „Löschdosen“  vermögen  auch  wir  nicht 
zu  geben,  werden  den  Gegenstand  jedoch  im  Auge  behalten. 

Hrn.  K.  in  Gre  vesmü  hl  en.  — In  Folge  Ihres  Briefes  vom 
II.  Juli  bitten  wir  uns  5 Sgr.  8 Pf.  in  Postmarken  gefälligst  ein- 
zusenden. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  18.  Juli. 

Besuch  des  Königl.  Schlosses,  und  zwar  von  sonst  nicht 
zugänglichen  Räumen.  Versammlung  präcise  5 Uhr  im  Vestibül 
des  Schweizersaales  auf  dem  zweiten  Hof. 

Um  7 Uhr  Besichtigung  des  Baues  des  Herrn  Securius  am 
Schlossplatz. 

Zum  Schluss  gemeinschaftliches  Zusammensein  in  Haugk’s 
Garten  am  Hausvoigteiplatz. 

Für  die  Anordnungen 
Lucae.  Becker. 


Montag;  «len  30.  Juli,  Alieiuls  § Uln*  Ver- 
sammlung «ler  Exkursions  •HommiMsion  im 
Harlsliaile  an  «ler  Potsdamer  Brücke. 

Baumeister  - tiesucli. 

Für  die  Leitung  der  hiesigen  Land-  und  Wasserbauten  werden 
zwei  Baumeister  gesucht.  Diätensatz  3 Thlr. 

Meldungen  bei  der  Unterzeichneten  Kommission. 

Heppens,  den  25.  Juni  18G8. 

Bie  ■iöniglirlie  Hafenbau  - Hoiiiinisglon 

für  das  Jadegebiet. 

Gotha-Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekannt  ■«•  a «‘Innig. 

Zur  Ausführung  der  bei  Reiser  und  Dachrieden  unweit  Mühl- 
hausen über  die  Unstrut  zu  erbauenden  2 Viadukte  sollen  die  exel. 
der  Materialien  zu  24,656  Thlr.  und  22,665  Thlr.  veranschlagten 
Maurerarbeiten  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  an  qualiiizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Zeichnungen,  Anschläge  und  Submissiousbedingungen  sind 
im  Abtheilungs  - Biireau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen 
und  werden  auch  auf  portofreies  Ansuchen  von  dem  Unterzeichne- 
ten mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  der  Maurerarbeiten  zum  Bau  der 
Unstrut -Viadukte  bei  Reiser  und  Dachrieden“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  auf 

den  31.  Juli  er.  Vormittags  11  Uhr 

in  dem  obenbe/eiehneten  Biireau  anberaumten  Termine  portofrei 
einzureichen,  in  welchem  die  Eröffnung  der  eingrgangenen  Offerten 
in  Gegenwart  der  etwa  erscheinenden  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  am  10.  Juli  1868. 

Der  Abt  h eil  u n gs-Ba  umeis  ter, 

W i t z e c k . 


Heute  wurde  meine  liebe  Frau  Clara  geb.  Thiel  von  einem 
kräftigen  Mädchen  glücklich  entbunden. 

Lötzen,  11.  Juli  1868.  Quedenfeldt,  Baumeister. 

Todes-Anzeige. 

Am  7.  Juli  ist  mein  Freund,  der  Bauführer 

Theodor  Fenneke 

zu  Handorf  bei  seiner  Vaterstadt  Münster  in  Folge  längeren  Brust- 
leidens gestorben. 

Berlin,  den  13.  Juli  1868. 

Wese  mann,  Bauführer. 

Ein  Ingenieur  oder  Architekt  findet  dauernde  Anstellung  an 
der  städtischen  Baugewerkschule  zu  Eckernförde.  Nähere 
Auskunft  ertheilt 

der  Direktor 
Wilda. 

Eckernförde,  den  8.  Juli  1868. 

Ein  praktisch  erfahrener  Maurermeister,  nach  zehnjähriger  be- 
deutender selbstständiger  Praxis  Verhältnisse  halber  bereits  wieder 
ein  Jahr  als  Privatbauführer  in  Berlin  beschäftigt  gewesen,  sucht 
eine  entsprechende  Stellung.  Gefl.  Offerten  sub  C.  W.  77  beförd. 

I die  Expedition. 

Ein  geübter  Feldmesser,  der  mehrere  Jahre  polytechnische 
Schulen  besucht  hat,  sucht  Beschäftigung  im  Eisenbahn  bau  oder 
Wasserbau.  Gefällige  Offerten  bittet  man  unter  M.  D-  27  in  der 
Expedition  dieses  Blattes  abzugeben. 

Beglicht 

wird  für  die  Sonntagsschule  (gewerbliche  Vor-  und  Fortbil- 
dungs-Anstalt) iu  Altona  zum  1.  Oktober  d.  J.  ein  Direktor, 
welcher  ausser  der  allgemeinen  Bildung,  die  ihn  befähigt,  die  Schule 
würdig  zu  repräsentiren,  eine  solche  polytechnische  und  pädago- 
gische Durchbildung  besitzen  muss,  um  in  einem  Hauptfache  selbst 
Unterricht  zu  ertheilen,  die  Lehrer  der  Anstalt  anzuweisen  und  in 
ihrem  Unterrichte  zu  überwachen. 

Das  Gehalt  für  die  an  den  Sonntagen  zu  ertheilenden  4 Lehr- 
stunden und  für  die  Direktorialgeschäfte  beträgt  400  Thlr.  jährlich, 
ausserdem  erhält  der  Direktor  für  jeden  in  der  Woche  einzurich- 
tenden zweistündigen  Abendkursus,  wenn  der  Unterricht  von  ihm 
selbst  ertheilt  wird,  1 Thlr.  10  Sgr.,  wenn  von  andern  Lehrern 
unter  seiner  Oberleitung,  eine  Extravergütung  von  15  Sgr.  Im 
Uebrigen  hat  der  Direktor  die  Wochentage  zu  seiner  eignen  Ver- 
fügung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  in  beglaubigten 
Abschriften  sind  bis  zum  15.  August  d.  J.  bei  Herrn  Pastor  Schaar 
in  Altona  portofrei  einzureichen. 

Altona,  den  1.  Juli  1868. 

Der  Vorstand  der  Sonntagsschule. 


305 


Ein  junger  Mann,  Maurer,  im  Entwerfen,  Veranschlagen  n.  a. 
Bureauarbeiten,  sowie  praktisch  geübt,  sucht  passende  Stelle  im 
Bureau  oder  beim  Bau  sogleich  oder  später.  Offerten  sub  A.  S.  73 
befördert  die  Expedition.  

Ein  junger  Mann  mit  guten  Kenntnissen,  der  schon  längere 
Zeit  von  Eisenbahn-Bauunternehmern  theils  im  Bureau,  theils  auf 
der  Strecke  beschäftigt  wird  und  mit  allen  vorkommenden  schrift- 
lichen Arbeiten  vollständig  vertraut  ist,  sucht  zu  seiner  weiteren 
Ausbildung  eine  andere  derartige  Stellung.  Guce  Empfehlungen 
stehen  demselben  zur  Seite.  Gell.  Offerten  sub  N.  2187  befördert 
die  Annoncen -Expedition  von  Rudolf  Mosse,  Berlin,  Friedrichs- 
strasse 60. 

Gotha  - Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  von  Langensalza  bis  Mühl- 
hausen im  Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  sollen  4 Loose 
und  zwar: 


Loos 

No.  IV  mit 

ca.  133 

Schachtruthen 

Mauerwerk 

n 

„ V „ 

„ 739 

do. 

do. 

„ VI  „ 

„ 772 

do. 

do. 

n 

„ VII  „ 

„ 375 

do. 

do. 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdünnen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions  - Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs- Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions- Bedingungen  von  dem  Unterzeichneten 
auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn.“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

28.  Juli  er.,  Vormittags  101/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen. 
In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten 
in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen. 

Gotha,  den  26.  Juni  1868. 

Der  Abtheil ungs-Bau me i ster 
(gez.)  Witzeck. 


Baugewerkschitle  zu  Holziiiiiiden  a.  Weser. 

Ingenieure  und  Architekten,  welche  geneigt  sind,  im  nächsten 
Winterkursus  Unterricht  zu  ertheilen,  wollen  sich  baldigst  zur  Ent- 
gegennahme der  Bedingungen  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten 
melden. 

Der  Vorsteher  der  Ba  u ge  werksch  u 1 e 

G.  Haarmann. 

Gotha -Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Eisenbahn 
sollen  auf  der  Strecke  von  Langensalza  bis  Mühlhausen  4 Loose 


und  zwar 

1.  Loos  No.  IV  mit  11920,0  Schachtruthen 
zu  bewegenden  Bodens,  einschliesslich 

der  Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf  21,803  Thl.  17  Sgr.  — Pf. 

2.  Loos  No.  V mit  24105,7  Schachtruthen 

wie  vor 29,578  „ 16  „ 8 „ 

3.  Loos  No.  VI  mit  19584,1  Schachtruthen 

wie  vor 21,265  „ 15  „ 5 „ 

4.  LoosNo.  VII  mit  16728,7  Schachtruthen 

wie  vor 15,456  „ 4 „ 5 „ 


im  Wege  des  öffentlichen  Submissions -Verfahrens  an  qualifizirte 
Uüifernehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs- Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
kostenfrei  von  dem  LTnterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

27.  Juli  c.,  Vormittags  10  '/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  26.  Juni  1868. 

Der  Abtheil  ungs-Bau  meister 
(gez.)  Witzeck. 


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von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) hei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grosshritanischen  Regierung  zur  Erbaunng  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  d n 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil  - Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Bnrliam- 
Compagnie  im  Metropolitan -Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtlich  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von  1>  , X 
1 1 = 21/,  Qj"  eine  Widerstandskraft  von  631  Pfd.  ergeben  hat. 

Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten,  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  ,02,3  Pfd.  er- 
o-eben. 

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25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den 

24.  Juli  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Das  Arbeiter-Quartier  zu  Kuchen.  (Schluss.) — Reisenotizen, 
gesammelt  auf  d.  Studienreise  d.  Kgl.  Bauakademie  i.  August  1867.  (Fort- 
setzung.) — Feuilleton:Die9.  Versammlung  des  Vereins  mittel  rhein. 
Bautechniker.  (Schluss.)  — Korrespondenzen:  St.  Petersburg,  den 
29. Juni/11.  Juli  1868.  — Mittheilungen  ausVereinen:  Sehleswig- 
Holstein’scher  Ingenieur-Verein.  — Architekten -Verein  zu  Berlin. — 
Vermischtes:  Programm  f. d.  15.  Versamml.  deutscher  Architekten  u. 

Ingenieure  in  Hamburg.  — Berichtigung.  — Errichtung  einer  Bauge- 
werkschule in  Eckernförde.  — Ausstellung  d.  Kolseher’schen  Entwürfe 
im  deutschen  Gewerbe-Mnsenm  u.  Studienreise  d.  Bauakademie  zu  Ber- 
lin. — Aus  der  Fach  1 i tter atur:  Mittelalterl.  Baudenkmale  aus 
Schwaben.:  Chorstühle  im  Münster  z.  Ulm.  — D.  Baukunst  in  d.  grossen 
Ausstellung  z.  Paris.  — K o nk  u r re  n z en  : Preisausschreiben  für  ein 
Bürgerschulgebäude  i.  Freiherg.  — Personal-Nachrichten  etc. 

An  die  deutschen  Architekten  und  Ingenieure. 

Der  Unterzeichnete  Vorstand  der  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  erlaubt 
sich  an  die  verehrten  Fachgenossen  die  Bitte  zu  richten,  durch  recht  zahlreichen  Besuch  und  durch  thätiges 
Mitwirken  in  der  einen  oder  andern  Richtung  das  Interesse  der  Versammlung  zu  erhöhen  und  dies  nament- 
lich durch  Vorträge,  durch  zeitige  Anregung  zu  besprechender  Fragen  und  durch  Ausstellung  von  Entwürfen, 
Plänen,  Modellen  oder  andern  Gegenständen  der  Architektur  und  des  Ingenieurwesens  herbeizuführen. 

Auch  diejenigen  Herren,  welche  verhindert  sein  sollten  persönlich  an  der  Versammlung  theilzunehmen, 
werden  ersucht,  durch  Einsendung  von  Ausstellungsgegenständen  dennoch  für  dieselbe  thätig  zu  sein. 

Das  Weitere  ist  aus  der  Mittheilung  des  Lokalkomite*)  zu  ersehen.  Hamburg,  im  Juli  1868. 

0er  Vorstand. 

v.  Engerth.  Karmarsch.  Hansen,  v.  Paradis.  Schmidt.  Semper.  Stammann.  Strack.  Wiebe. 

Wien.  Hannover.  Wien.  Wien.  Wien.  Zürich.  Hamburg.  Berlin.  Berlin. 


*)  Unter  „Vermischtes“  mitgetheilt.  D.  Red. 

Das  Arbeiter- Quartier  zu  Kuchen.  (Schuss). 


Etwas  näher  müssen  wir  auf  die  unstreitig  interes- 
santeste  Seite  der  ganzen  Anlage,  auf  die  Anordnung 
und  Einrichtung  der  einzelnen  Arbeiterwohnungen 
eingehen. 

Es  lässt  sich  zunächst  wiederum  nicht  verkennen, 
dass  die  Behaglichkeit  und  Geräumigkeit  dieser  Woh- 
nungen das  Maass  dessen,  was  die  Mehrzahl  der  freien 
deutschen  Arbeiter  aus  eigenen  Mitteln  sich  erringen 
kann,  nicht  unerheblich  übersteigen  dürfte.  Wohnungen 
von  nur  zwei  Haupträumen  sind  in  einem,  einzigen  Hause 
vorhanden  und  ausdrücklich  für  jungverheirathete  Leute 
bestimmt;  auch  Wohnungen  von  drei  Räumen  finden  sich 
nur  vereinzelt.  Die  grosse  Mehrheit  der  Arbeiter-Woh- 
nungen zu  Kuchen  besteht  aus  vier  Haupträumen  (Wohn- 
zimmer, Küche,  zwei  Schlafzimmer);  mehrfach  ist  diese 
Zahl  durch  die  Hinzufügung  eines  dritten  Schlafzimmers 
sogar  bis  auf  fünf  Räume  gesteigert.  Eingänge  und 
Küchen  sind  nach  Westen  oder  Norden,  Wohnzimmer 
und  Schlafzimmer  möglichst  nach  Osten  oder  Süden 
orientirt.  In  unmittelbarer  Verbindung  mit  jeder  Woh- 
nung steht  ein  eigenes  Kloset;  ebenso  ist  jeder  Familie 
ein  eigener  Keller,  häufig  auch  noch  ein  Bodenraum  zu- 
getheilt. 

Hierbei  ist  im  Allgemeinen  einer  Anordnung,  wonach 
jede  Familie  auch  ihren  besonderen  und  ausschliesslichen 
Hauseingang  hat,  der  Vorzug  gegeben,  und  sind  demzu- 
folge die  meisten  Wohnungen  in  mehren  Geschossen,  die 
durch  kleine,  innerhalb  der  Wohnräume  liegende  Treppen 
verbunden  sind,  vertheilt,  während  solche,  deren  Räume 
in  einem  Stockwerke  liegen  und  denen  Treppe  und  Vor- 
flur mit  anderen  gemeinsam  ist,  die  Minderzahl  bilden. 
Um  Raum  zu  ersparen  ist  im  ersten  Falle  der  Haupt- 
eingang meistentheils  direkt  in  die  Küche  geführt,  die 
alsdann  Küche,  Hausflur  und  Treppenhaus  zugleich  bildet, 
eine  Einrichtung,  welche  in  gewiss  glücklicher  Weise  an 
die  alte  deutsche  Sitte  anknüpft,  nach  welcher  der  Haus- 
heerd  im  eigentlichsten  Wortsinne  Mittelpunkt  des  Fami- 


lienlebens sein  und  die  an  demselben  waltende  Hausfrau 
alle  Ein-  und  Ausgehenden  überwachen  soll.  Den  durch 
die  grössere  Anzahl  der  Stuben  sich  ergebenden  Raum- 
aufwand hat  man  übrigens  durchweg  nicht  nur  durch 
eine  geschickte  Disposition , sondern  auch  durch  Spar- 
samkeit im  Einzelnen  wieder  auszugleichen  gesucht.  So 
sind  alle  irgendwie  entbehrlichen  Räume,  Korridore,  Flure 
u.  s.  w.  fast  ganz  beseitigt  oder  doch  ebenso  wie  die 
Treppen,  auf  das  geringste  Maass  gebracht,  während  jeder 
Winkel  durch  Wandschränke  ausgenutzt  wird,  auf  deren 
Anbringung  ein  so  prinzipielles  Gewicht  gelegt  ist,  dass 
sie  keiner  Wohnung  fehlen.  In  Verbindung  mit  einer 
wohlüberlegten  Einschränkung  an  Zahl  und  Dimension 
der  Fenster  und  Thüren  sind  die  meisten  Räume  hier- 
durch allerdings  so  nutzbar  geworden,  dass  die  Abmessung 
derselben  verhältnissmässig  klein  gewählt  werden  konnte; 
seihst  die  grössten  Zimmer  überschreiten  selten  das  Maass 
von  rot.  4 Meter  (I2V4  preuss.  Fuss)  im  Quadrat. 

Die  Stockwerkszahl  der  einzelnen  Häuser  weicht, 
je  nach  der  inneren  Eintheilung  derselben,  von  einander 
ab.  Zum  Mindesten  sind  ausser  dem  Keller  noch  Erdge- 
schoss und  ein  oberes  Stockwerk  vorhanden;  in  den  meisten 
Fällen  tritt  hierzu  noch  ein  zu  Schlafräumen  ausgehautes 
Dachgeschoss,  während  die  höchsten  Häuser  nicht  mehr 
als  drei  Geschosse  und  ein  ausgebautes  Dachgeschoss  haben. 
Ebenso  differiren  die  Stockwerkshöhen,  doch  dürfte  als 
ein  mittleres  Maass  derselben  im  Lichten  2,8  Meter  (8'  11") 
für  das  untere,  2,6  Meter  (8'  3")  für  die  oberen  Ge- 
schosse zu  bezeichnen  sein.  Die  Konstruktion  der  Häuser 
bietet  keine  besonderen  Eigentümlichkeiten , ist  jedoch 
durchweg  solid;  der  Unterbau  incl.  des  Erdgeschosses 
massiv,  die  oberen  Geschosse  von  ausgemauertem  Fach- 
werk, die  überhängenden  Dächer  mit  Ziegeln  gedeckt. 
Die  Keller  sind  durchweg  gewölbt,  die  Stockwerke  haben 
Balkenlagen  erhalten.  Im  Innern  sind  Wände  und  Decken 
mit  Gipsputz  versehen,  die  Wohnzimmer  bis  zur  Fenster- 
höhe getäfelt  und,  wie  alles  Holzwerk  der  Häuser,  mit 


308 


Oelfarbe  gestrichen.  Wohnzimmer  und  ein  grosser  Theil 
der  Schlafzimmer  sind  mit  eisernen  resp.  Kachelöfen  ver- 
sehen, jede  Küche  enthält  einen  guten  Koehheerd  (für 
geschlossenes  Feuer)  und  einen  steinernen  Spültisch  mit 
Wasserausguss;  für  den  Winter  sind  Vorfenster  vorhanden. 
Das  Aeussere  der  Häuser  ist  entsprechend  einfach  und 
hat  durch  die  Holzarchitektur  seinen  Charakter  erhalten ; 
mehre  der  besser  ausgestatteten  Häuser  haben  durch  Hin- 
zufügung verandenartiger  Holzgallerien , die  durch  alle 
Stockwerke  gehen,  nicht  nur  eine  erhöhte  Behaglichkeit, 
sondern  auch  einen  zierlichen  Schmuck  gewonnen. 

Es  erübrigt  demnächst  noch  die  für  die  Eintheilung 
der  Häuser  maassgebenden  Haupt -Grundriss- Systeme  vor- 
zuführen : 

Fig.  2 zeigt  ein  einzeln  stehendes  Arbeiterhaus  mit 
nur  einer  Wohnung  in  2 Geschossen  und  4 Haupträumen; 

Figur  2. 

Erdgeschoss.  I.  Stock. 


Maasstab  wie  bei  3. 

a Wohnzimmer,  b Küche,  cc  Schlafräume. 

der  Holzschuppen  ist  unmittelbar  mit  dem  Hause  verei- 
nigt. Der  konstruktive  Aufwand  dürfte  dem  erzielten  Re- 
sultate nicht  ganz  entsprechen  und  so  ist  dieses  System  zu 
Kuchen  auch  nur  in  einem  einzigen  Beispiele  angewendet 
und  später  ganz  verlassen  worden.  — Hingegen  zeigt 
Fig.  3 die  einfachste  Form  des  Systems,  welches  allen 
jenen  Häusern,  in  denen  eine  grössere  Anzahl  von  Woh- 
nungen vereinigt  ist,  zu  Grunde  liegt:  im  Erdgeschoss 
die  Küche  als  Eingangsraum,  dahinter  das  Wohnzimmer, 
im  oberen  Geschoss  2 Schlafzimmer.  Es  liegt  auf  der 
Hand,  dass  sich  dieses  System  nicht  nur  in  beliebiger  An- 
zahl an  einander  reihen,  sondern  auch  auf  die  mannig- 
faltigste Weise  variiren  lässt.  Bei  dem  Hause,  dem  das 
Beispiel  entnommen  ist,  liegt  in  einem  3.  Geschosse,  durch 
eine  am  Giebel  angebrachte  Treppe  zugänglich,  der  bereits 
früher  erwähnte  Speisesaal  für  auswärtige  Arbeiter;  im 
Dachgeschosse  sind  Schlafkammern  für  unverheirathete 
Arbeiter  angeordnet.  Anderweitig  ist  die  Tiefe  des  Hauses 
verringert,  die  Breite  der  Stuben  aber  so  weit  vergrössert 
worden,  dass  aus  dem  oberen  Geschoss  eine  Treppe  nach 
dem  Dachboden  weitergeführt  werden  konnte,  in  dem  sich 
alsdann  noch  Schlafzimmer  befinden;  auch  lässt  sich  auf 
diese  Art  ein  selbstständiger  Eingangsflur  im  Erdgeschoss 


gewinnen,  so  dass  man  zur  Treppe  gelangen  kann,  ohne 
die  Küche  passiren  zu  müssen.  Allenfalls  Hesse  sich  also 

Figur  3. 

Erdgeschoss.  I.  Stock. 


— obwohl  dies  in  Kuchen  selbst  nicht  geschehen  ist  — 
über  einer  solchen  Wohnung  noch  eine  zweite  gleichartige 
anlegen.  Eine  andere  Eigenschaft  eines  Hauses  nach 
diesem  System,  dass  sich  als  eine  Reihenfolge  selbststän- 
diger kleiner  Häuser  mit  gemeinschaftlichen  Giebeln  und 
unter  einem  gemeinschaftlichen  Dache  darstellt,  wie  dies 
übrigens  bei  den  nächsten  beiden  Anordnungen  gleichfalls 
der  Fall  ist,  würde  sein,  dass  die  einzelnen  Wohnungen 
desselben  auch  selbstständig  verkauft  werden  könnten. 
Um  eine  solche  Möglichkeit  zu  verhüten  hat  man  in 
Kuchen  die  Wohnungen  zum  Theil  in  einander  verschränkt, 
so  dass  sie  abwechselnd  im  Erdgeschoss  einen  und  im  oberen 
Stockwerk  drei  Räume  — resp.  umgekehrt  — enthalten. 

Fig.  4 zeigt  die  Einrichtung  des  oben  erwähnten 


Figur  4. 

Erdgeschoss.  I.  Stock. 


zweigeschossigen  Hauses,  das  vier,  für  jungverheirathete 
Leute  bestimmte  Wohnungen  mit  je  nur  zwei  Haupträu- 


Dic  !).  Versammlung  des  Vereins  MiUelrlieini-sclier 
Bautechniker. 

(Schluss.) 

Der  folgende  Tag  war  zu  einem  Besuche  der  Wil- 
helma  und  zu  einem  Ausfluge  nach  Esslingen  bestimmt. 

Nahe  am  Neckar,  zwischen  Kanstatt  und  dem  Rosen- 
stein liegt  das  königliche  Lustschloss  Wilhelma,  das 
bei  Lebzeiten  des  Königs  Wilhelm  ebenso  unzugänglich 
war,  wie  ein  Harem  der  Grossen  des  türkischen  Reiches, 
für  welches  also  auch  hinsichtlich  der  Möglichkeit  des 
Zutritts  ganz  ebenso  orientalische  Gesetze  bestanden,  wie 

o 

solche  für  die  künstlerische  Gestaltung  der  ganzen  An- 
lage maassgebend  waren.  Ob  diese  Konformität  oder 
andere  Gründe  dem  Fremden  den  Zutritt  verwehrten,  ist 
uns  unbekannt,  bedauern  müssen  wir  aber,  dass  die  An- 
erkennung des  Publikums  dadurch  auch  dem  genialen 
Autor  dieses  Werkes  L.  von  Zanth  vorenthalten  blieb. 
Zwanzig  Jahre  eines  thätigen  Künstlerlebens  stehen  hier 
vor  uns  und  geben  ein  beredtes  Zeugniss  von  der  treuen 
Hingabe  an  diese  herrliche  Aufgabe  und  der  liebenswür- 
digsten Sorgfalt  bei  der  Lösung  derselben.  Die  Garten- 
anlagen bilden  mit  den  ausgedehnten  Gebäulichkeiten, 
Orangerien,  Säulenhallen,  Terrassen  u.  s.  w.  einen  regel- 


mässigen Komplex,  dessen  Axe  senkrecht  zu  dem  anstei- 
genden Bergrücken  liegt,  auf  dessen  Höhe  die  Anlage 
mit  einem  Belvedere  abschliesst. 

Wir  müssen  uns  darauf  beschränken,  einen  Ueber- 
blick  über  die  ganze  Anlage  zu  geben,  da  eine  Beschrei- 
bung der  Dekorationen  der  Form  oder  Farbe  nach  bei 
einem  nur  mehrstündigen  Besuch  ebenso  wenig  ausreichend 
und  ebenso  schwierig  sein  würde,  als  wenn  man  den  Farben- 
und  Formenreichthum  der  „Alhambra“  in  Worten  schildern 
wollte.  Hier  wie  dort  können  nur  die  Zeichnungen 
selbst  zum  Ziele  führen.  Ein  Bild  dieser  verschlungenen 
Linien  und  Ornamente  verwischt  das  andere;  bleibend  ist 
nur  der  Eindruck,  dass  überall  der  vollständigste  Ein- 
klang zwischen  der  Dekoration,  Bestimmung  und  Grösse 
des  Raumes,  dem  Möblement  und  der  sonstigen  innern 
Ausstattung  erreicht  ist.  — Die  baulichen  Anlagen  be- 
ginnen mit  einer  Halle  in  Kreuzform  von  kleinen  Dimen- 
sionen; davor  liegt  ein  länglich  viereckiger  Teich,  an 
dessen  entgegengesetztem  Ende  sich  ein  Löwenbrunnen 
en  miniature  befindet.  Schattige  Alleen  führen  um  den 
Teich  zu  dem  Festsaal  mit  kleinen  Vorhallen  und  Nischen 
in  der  Mitte  der  Längswäude.  Ein  hubscher  Effekt  ist 
hier  und  in  andern  Räumen  durch  gegenüberstehende 
Spiegel  erzielt,  welche  eine  einfache  Säulen-  und  Bogen- 
umrahmung in  eine  endlose  Perspektive  von  Bogenstel- 


309 


Figur  5. 

Erdgeschoss.  I-  Stock. 


Maasstab  wie  bei  Figur  4. 

« Wohnzimmer,  b Kiiche.  c Schlafräume. 

men  enthält.  Der  Ofen  des  Wohnzimmers  ist  hierbei  mit 
einer  Kocheinrichtung  versehen,  während  — dem  Kloset 
im  oberen  Geschosse  entsprechend  — eine  kleine  Spül- 
kiiche  mit  Speiseschrank  in  einem  Ausbau  daneben  ange- 
ordnet  ist.  Der  Raum  unter  der  Treppe  ist  zu  einem 
Bettstande  benutzt.  Wenn  dieses  System,  gewiss  ein 
Muster  vortheilhafter  Raumausnutzung,  die  räumlich  be- 
schränktesten Wohnungen  liefert,  so  zeigt  hingegen  Fig.  5, 
welche  die  Hälfte  eines  Hauses  zu  vier  Familienwohnun- 
gen darstellt,  die  aufwandvollste  Anlage.  Es  ist  zur  Er- 
läuterung der  Skizze  zu  bemerken,  dass  das  Haus  auf 
ungleich  hohem  Terrain  erbaut  ist,  so  dass  die  Küche  für 
die  hintere  Wohnung  im  Keller  angelegt  werden  konnte. 
Rechnet  man  die  Alkoven  als  selbstständige  Räume  und 
berücksichtigt,  dass  das  Dachgeschoss  noch  je  eine  Giebel- 
stube enthält,  so  umfasst  die  vordere  Wohnung  6,  die  hin- 
tere sogar  7 Räume.  Das  Haus,  welches  in  das  Eigen- 
thum von  Arbeitern  (ob  eines  einzigen  oder  mehrer  Be- 
sitzer wird  in  der  Denkschrift  des  Hrn.  Staub  nicht  ge- 
sagt) übergegangen  ist,  wurde  übrigens  nach  dem  Muster 
eines  Hauses  der  Arbeiterstadt  von  Mühlhausen  im  Eisass 
angelegt  und  nur  durch  die  Hinzufügung  von  Wand- 
schränken verbessert. 

Fig.  6 endlich  zeigt  ein  für  mehrstöckige  Anlagen 
berechnetes  System,  bei  welchem  sämmtliche  Räume  einer 


Figur  6. 


Maasstab  wie  Figur  4. 

a Wohnzimmer,  b Küche,  c c {Schlafräume. 


Wohnung  in  einem  Ge- 
schosse vereinigt  sind, 
während  Treppe  und 
Hausflur  von  mehren 
Familien  benutzt  wer- 
den. Hr.  A.  Staub  legt 
Gewicht  darauf,  dass 
hierbei  in  dem  Flure 
ein  grosser  Fussreiniger, 
bestehend  aus  einem 
Roste  über  einer  Ver- 
tiefung im  Boden  so 
angeordnet  werde,  dass 
jeder  Eintretende  genö- 
thigtwird  überdenseiben 
zu  gehen  und  ihn  dabei  zu  benutzen.  Das  Beispiel  ge- 
hört einem  Hause  an,  das  in  jedem  Geschoss  vier  Woh- 
nungen enthält;  eine  weitere  Anwendung  findet  das  System 
jedoch  noch  darin,  dass  die  beiden  Hälften  eines  solchen 
Hauses  als  Kopfbauten  einem  nach  Fig.  3 errichteten 
Hause  vorgesetzt  werden  können,  wie  dies  in  Kuchen 
mehrfach  geschehen  ist. 

Die  hier  mitgetheilten  Grundrissanordnungen  sind 
nicht  die  einzigen,  die  in  dem  Werke  des  Hrn.  Staub 
mitgetheilt  werden:  es  sind  jedoch,  mit  Ausnahme  |des 
ersten  Beispiels,  nicht  nur  die  einfachsten  und  besten  son- 
dern auch  die,  welche  sich  in  Wirklichkeit  am  Meisten 
bewährt  haben  müssen,  da  sie  in  einem,  jenem  Werke 
angehängten  Projekte  einer  Arbeiterstadt,  die  Hr.  Eduard 
Hallberger  bei  Stuttgart  anlegen  will,  ausschliesslich 
und  anscheinend  ohne  jede  Modifikation  auftreten. 

Der  relative  Werth  derselben  dürfte  übrigens  jedem 
Fachgenossen  so  unzweifelhaft  sein,  dass  wir  darauf  ver- 
zichten können,  ihn  besonders  zu  würdigen.  Ob  die  Ar- 
beiterhäuser von  Kuchen  als  direkte  Muster  zur  Nachah- 
mung dienen  können  oder  nicht,  wird,  wie  gesagt,  nicht 
nur  von  den  sozialen  Verhältnissen  der  Arbeiter,  für  welche 
die  Wohnungen  berechnet  sind,  abhängen  — und  wir 
wollen  hoffen,  dass  bald  auch  viele  selbstständige  und  freie 
Arbeiter  in  der  Lage  sein  mögen  so  zu  wohnen!  — son- 
dern auch  von  provinziellen  Gewohnheiten  und  der  lokalen 
Bauweise;  jedenfalls  sind  in  ihrer  Anlage  so  viele  anre- 
gende und  nutzbare  Motive  enthalten,  dass  wir  es  wohl 
für  werth  hielten,  sie  einem  grösseren  Kreise  bekannt  zu 
machen.  — Ihre  weitere  Bedeutung  für  die  allgemeine 
Lösung  der  Frage  über  die  zweckinässigste  Einrichtung 
von  Arbeiterwohnungen  zu  erörtern,  würde  es  eines  Ver- 
gleiches mit  vielen  anderen  Beispielen  und  mehrfacher 
anderer  Voraussetzungen  und  Entwickelungen  bedürfen, 
die  eine  eingehendere  und  selbstständige  Behandlung  ver- 
dienen. Und  eine  solche  behalten  wir  uns  vor.  — F.  — 


lungen  nach  jeder  Seite  hin  verlängern.  Dem  Festsaal 
schliesst  sich  ein  grosser  oblonger  Hofraum  an,  welchen 
offene  Hallen  umgeben,  die  sich  in  Halbkreisform  an 
zwei  auf  der  Queraxe  gelegene  Bauten  anscbliessen.  Der 
eine  enthält  die  Wirthschaftsräume,  der  andere  eine  Ge- 
mäldegalerie, in  der  die  träumerische  Sinnlichkeit  des 
Orients  in  üppigen  Formen  und  glühenden  Farben  wie- 
dergegeben ist.  Auf  einer  Terasse  erhöht,  dem  Festsaal 
gegenüber,  befindet  sich  zwischen  zwei  Orangeriegebäuden 
von  Eisen  und  Glas  das  eigentliche  Wohnhaus.  Im  vor- 
dem Theile  sind  eine  Reihe  grösserer  und  höherer  Zim- 
mer, im  hintern  enthalten  kleinere  Apartements  das 
Schlafzimmer  mit  Kabinet,  Badezimmer,  Garderobe  u.  s. 
w.;  dazwischen  liegen,  von  oben  erleuchtet,  ein  Hof  mit 
hingang  und  eine  kleine  aber  sehr  werthvolle  Bilderga- 
lerie, unter  andern  einige  bekannte  Bilder  von  Ilorace 
Vernet:  Araber  in  der  Wüste,  enthaltend.  Teppiche, 
Lüstres,  Vorhänge,  Möbel,  überhaupt  die  ganze  Einrich- 
tung bis  zum  Schreibzeug  herab  sind  nach  Zeichnungen 
zum  grössten  Theil  in  Damaskus  angefertigt.  Das  nun 
steiler  ansteigende  Terrain  ist  terrassenartig  abgetragen 
und  durch  Freitreppen  verbunden,  auf  denen  man  bequem 
zu  der  weiten  Fernsicht  im  Belvedere  gelangt. 

Jetzt  ist  die  Wilhelma  wenig  von  der  königlichen 
bamilie  besucht  und  soll  ihre  Unterhaltung  dem  Staate 


übergeben  worden  sein.  Nach  der  Aufmerksamkeit,  welche 
man  gegenwärtig  in  Württemberg  einer  künstlerischen  und 
repräsentativen  Ausstattung  der  öffentlichen  Bauten  schenkt, 
darf  man  wohl  annehmen,  dass  Regieruug  und  Stände 
jetzt  noch  die  nöthigen  Mittel  für  Erhaltung  dieses  Kunst- 
werkes bewilligen  werden,  aber  bei  der  Unbeständigkeit 
solcher  Anschauungen  in  den  maassgebenden  Kreisen  und 
bei  der  Ungewissheit  der  künftigen  staatlichen  Gestaltun- 
gen in  Deutschland  kann  man  die  bange  Sorge  nicht  ganz 
zurückdrängen,  es  möge  diesem  Baue  einmal  ergehen,  wie 
es  schon  so  vielen  deutschen  Schlössern  ergangen  ist, 
denen  das  Interesse  eines  kunstsinnigen  Besitzers  fehlt. 

Das  im  Programm  nunmehr  vorgesehene  Frühstück 
gewährte  eine  allgemeinere  Befriedigung,  als  der  darauf 
folgende  Besuch  des  Kursaals,  der  in  keiner  Hinsicht  etwas 
Bemerkenswerthes  bot. 

Eine  kurze  Eisenbahnfahrt  durch  das  liebliche  Neckar- 
thal brachte  uns  nach  dem  alterthümlichen  Esslingen, 
wo  wir  sogleich  uns  zu  der  bekannten  Liebfrauenkirche 
begaben.  Etwas  hoch  gelegen,  dominirt  sie  mit  ihrer 
eleganten  durchbrochenen  Spitze  und  ihrem  hohen  Dache 
die  ganze  Stadt.  Zwei  Reliefs  über  den  Portalen  gehören 
der  besten  Zeit  an.  Im  Innern  ist  sie  neu  hergestellt 
nach  Angaben  von  Oberbaurath  von  Egle.  Wie  die 
meisten  eigentlichen  Pfarrkirchen  der  ehemaligen  freien 


310 


Rciseuotizcn 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung.) 


Lauenburg  (Fortsetzung.) 

Das  Fährschiff  dient  aber  nicht  allein  znm  Transport 
der  Güterwagen,  sondern  auch  zur  Ueberführung  der  Rei- 
senden, für  deren  Unterkunft  auf  dem  Schiffe  bei  un- 
günstigem Wetter  durch  Kajüten  gesorgt  ist.  Um  die 
Ein-  und  Ausschiffung  der  Passagiere  von  dem  An-  und 
Abfahren  der  Eisenbahnwagen  möglichst  zu  trennen,  ist 
das  Holzgerüst,  welches  neben  der  geneigten  Ebene  zur 
Führung  des  Fährschiffes  angeordnet  werden  musste,  gleich- 
zeitig als  Landungsbrücke  konstruirt,  so  dass  sofort  nach 
der  Ankunft  des  Schiffes  die  Passagiere  seitwärts  auf  diese 
Landungsbrücke  übertreten  können,  während  gleichzeitig 
die  Eisenbahnwagen  über  den  Schlitten  fort  zum  Bahn- 
hofsterrain emporgewunden  werden.  Der  Bohlenbelag  dieser 
Brücke  ist  in  einer  Länge  von  ca.  100'  auf  ca.  5'  Höhe 
über  dem  Niedrig -Wasserspiegel  der  Elbe  angenommen 
und  steigt  von  hier  aus,  parallel  zur  geneigten  Ebene, 
also  ebenfalls  mit  1 : 9,  jedoch  etwa  12'  über  der  für  den 
Schlitten  und  die  Eisenbahnwagen  angelegten  Bahn,  bis  zum 
Niveau  des  Bahnhofsterrains  auf.  Man  hat  hier  auch  für 
die  Landungsbrücke  der  Form  einer  geneigten  Ebene  vor 
der  wohl  sonst  üblichen  Treppenform  den  Vorzug  gege- 
ben, weil  dadurch  nicht  nur  das  Aussteigen  der  Passagiere 
bei  jeder  Höhe  des  Elb -Wasserstandes,  sondern  auch  das 
Verharren  ihres  Gepäckes  wesentlich  erleichtert  wird. 
Die  Breite  der  Landungsbrücke  beträgt  12',  und  ihre  Ent- 
fernung von  der  Mitte  des  auf  der  geneigten  Ebene  lie- 
genden Eisenbahngeleises  ca.  24',  so  dass  bei  der  im  Rad- 
kasten 43'  betragenden  Breite  des  Fährschiffes  noch  ca. 
2,/J'  Spielraum  für  die  Bewegung  desselben  beim  An- 
und  Abfahren  disponibel  bleiben. 

Hat  nun  das  Schiff'  angelegt  und  ist  der  Schlitten  da- 
vor richtig  eingestellt,  so  werden  je  nach  dem  Gewichte 
der  Wagen  und  ihrer  Ladungen  so  viele  der  auf  dem 
Verdeck  des  Fährschiffes  stehenden  Güterwagen  gekup- 
pelt, als  die  auf  dem  Bahnhofe  aufgestellte  Dampfmaschine 
zu  fördern  vermag,  und  dann  mittelst  eines  Seiles  vom 
Verdeck  des  Fährschiffes  über  den  Schlitten  und  die  ge- 
neigte Ebene  fort  zum  Bahnhofterrain  hinaufgezogen.  Sind 
noch  Wagen  auf  dem  Verdeck  des  Fährschiffes  zurückge- 
blieben, so  muss  für  den  zweiten  Transport  das  Seil,  nach- 
dem es  von  der  ersten  Wagengruppe  abgelöst  ist,  durch 
Arbeiter  die  geneigte  Ebene  wieder  binabgezogeu  wer- 
den. Als  Seil  wird  in  Lauenburg  ein  Drahtseil  von  1 " 

Durchmesser  benutzt,  welches  sich  auf  eine  Seiltrommel 
von  ca.  8'  Durchmesser  aufwickelt,  während  in  Hohnstorf 
ein  2“  starkes,  mit  Bindfaden  umwickeltes  und  getheertes 
Hanfseil  im  Gebrauch  ist,  welches  sich  auf  eine  Seiltrom- 


mel von  nur  etwa  3'  Durchmesser  aufwickelt.  Ein  ent- 
schiedener und  unbestrittener  Vortheil  der  einen  oder  der 
andern  Anordnung  scheint  sich  bis  jetzt  noch  nicht  her- 
ausgestellt zu  haben,  dürfte  sich  wohl  auch  erst  im  Laufe 
einer  längeren  Betriebszeit  feststellen  lassen,  da  auch  die 
Triebwerke  beider  Anstalten  in  ihren  Verhältnissen  und 
Umsetzungen  nicht  ganz  übereinstimmen,  wenn  auch  die 
Dampfmaschinen  beider  Stationen  ganz  gleich  sind. 

Das  auf  dem  Lauenburger  Bahnhofe  angeordnete 
Triebwerk  zeigt  in  einem  unterhalb  der  Geleise  angelegten 
hohlen  und  nur  mit  Bohlen  überdecktem  Raume  zunächst 


die  vorerwähnte  Drahtseiltrommel  von  ca.  8'  Durchmesser, 
mit  welcher  2 Bremsscheiben  verbunden  sind.  An  die 
dem  Maschinenhaus  zunächst  liegende  Bremsscheibe  schliesst 
sich  eine,  durch  eine  Umhüllung  gegen  Staub  und  Schmutz 
geschützte  Zahnkuppelung  an,  die  nach  Belieben  eiuge- 
rückt  und  ausgelöst  werden  kann.  Sollen  nun  z.  B. 
Wagen  vom  Bahnhofe  auf  der  geneigten  Ebene  zum  Fähr- 
schiffe hinabgelassen  werden,  so  wird  das  fast  ganz  auf 
die  Seiltrommel  aufgewickelte  Drahtseil  au  die  gekuppel- 
ten Wagen  gehängt,  die  Zahnkuppelung  gelöst  und  dieser 
Wagenzug  bis  an  die  geneigte  Ebene  vorgeschoben.  Da 
die  Seiltrommel  nach  erfolgter  Ausrückung  frei  um  die 
Achse  rotiren  kann,  so  würden  die  sich  selbst  überlassenen 


Wagen  mit  beschleunigter  Bewegung  die  geneigte  Ebene 
hinabrollen,  und  es  muss  daher  der  Maschinenwärter 


Reichsstädte  zeigt  auch  sie  einen  dreischiffigen  Hallenbau. 
Die  Gewölbfelder  sind  verputzt  und  auf  einem  lichten 
Grundton  mit  stilisirten  Blumen  und  Blattwerk  sehr  ge- 
lungen bemalt.  Der  Chor  ist  reicher  mit  blauem  Grund 
und  mehr  vergoldeten  Rippen  gehalten  und  stimmt  sehr 
schön.  Die  Gewölbrippen  im  Schifte  schneiden  ohne  Ka- 
pitale in  die  Pfeiler  ein.  Hierdurch  ist  der  Anfang  der 
Gewölbe  nicht  besonders  markirt  und  befremdet  einiger- 
maassen  die  nun  folgende  rauhe  Wandfläche  in  dem  natürli- 
chen Steinmaterial.  Es  mag  allerdings  sein,  dass  wir  durch 
die  neuen,  oft  übertriebenen  und  den  Raum  verkleinern- 
den Ausmalereien  der  Kirchen,  namentlich  am  Rheine, 
etwas  verwöhnt  sind,  aber  bei  einer  ohnehin  schon  schmuck- 
losen protestantischen  Kirche  dürfte  unsers  Erachtens  in 
dieser  Beziehung  doch  etwas  mehr  geschehen.  Kanzel 
und  Orgel  zeigen  reiches  Schnitzwerk. 

Eine  zweite  Kirche  ohne  Thurm  aber  mit  Dachreiter 
ist  ebenfalls  neu  hergerichtet  und  wird  von  den  Katho- 
liken benutzt.  Hier  ist  die  Bemalung  auf  Säulen,  Kapitäle 
und  Rippen  beschränkt,  aber  in  so  bunten  und  lebhaften 
Farben  gehalten,  als  ob  hierdurch  die  den  Flächen  feh- 
lende Farbe  ersetzt  werden  sollte.  Die  sonstige  innere 
Einrichtung,  Beichtstühle,  Kanzel  u.  s.  w.  sind  auch  gar 
bescheiden  gehalten;  namentlich  zeigen  die  Pfosten  und 
Büge  der  Kanzel  eine  höchst  primitive  Konstruktionsweise. 


Die  folgende  Kirche,  welche  wir  sahen,  ist  im  Innern 
j durch  späte  Zuthaten  sehr  verbaut  und  verunstaltet.  Ein 
zierliches  Sakramentshäuschen  bildet  ihren  llauptsehmuek. 
Im  Aeussern  flankiren  zwei  mächtige  Thürme,  die  oben 
durch  einen  bedeckten  Gang  verbunden  sind,  den  Chor. 
! Sie  sind  von  malerischer  Wirkung.  Später  angefügte 
Strebepfeiler  scheinen  die  begonnene  Senkung  des  einen 
Thurmes  wirksam  zu  verhüten.  Von  einer  vierten  Kirche 
ist  nur  der  Chor  erhalten,  er  wird  aber  mit  einem  schlechten 
Verschluss  zu  gottesdienstlichen  Zwecken  benutzt.  Nach  sei- 
ner Grösse  darf  man  auf  eine  ausgedehnte  Anlage  schliessen. 

Die  Gesellschaft  hatte  sich  ziemlich  zerstreut  und  war 
theilweise  in  die  bekannte  Ivesslersche  Maschinenfabrik 
gegangen ; wir  benutzten  die  hierfür  bestimmte  Zeit  zu 
einer  weiteren  Besichtigung  der  an  mancher  pikanten 
Architektur,  wie  Erker,  Brücken,  Gitter,  Stadtthore  u.  s.  w., 
reichen  Stadt,  die  nach  den  Skizzen  der  Ausstellung  zu 
schliessen  von  Stuttgart  aus  viel  besucht  wird.  Bei  dem 
Festessen  in  der  Krone  herrschte  eine  sehr  animirte  Stim- 
mung; in  Toasten  und  Reden  verschaffte  sich  bald  ein 
trefflicher  Humor  Geltung.  Den  Gegenstand  einer  laugen 
Debatte  bildete  die  Wahl  des  nächsten  Versammlungsortes, 
um  die  sich  Frankfurt  und  Speyer  stritten,  bis  das  letztere 
den  Sieg  behielt.  Der  herrannahende  Eisenbahnzug  löste 
die  fröhliche  Versammlung  auf. 


311 


sofort  den  Bremsapparat  in  Thätigkeit  setzen,  indem  er 
den  Bremshebel  (ö  der  Skizzen)  anzieht  und  dadurch 
der  Bremswelle  ( b ) eine  bald  mehr  bald  weniger  dre-  , 
hende  Bewegung  giebt,  so  dass  nun  auch  die  Brems- 
klötze sich  gegen  die  Bremsscheiben  legen,  und  eine  bald 
mehr  bald  weniger  grosse  Reibung  erzeugen.  Da  aber 
der  Maschinist  nicht  immer  und  namentlich  nicht,  wenn 
die  Wagen  bereits  etwas  in’s  Laufen  gekommen  sind,  im 
Stande  ist  die  Bremsen  mit  der  Hand  fest  genug  anzu- 
ziehen, so  ist,  um  eine  noch  kräftigere  und  unter  allen 
Umständen  genügende  Bremsung  zu  erzeugen,  der  obere 
Theil  des  Bremshebels  noch  mit  einer  Kette  versehen,  die 
auf  eine  Kettentrommel  aufgewickelt  ist;  diese  Ketten- 
trommel kann  mittelst  eines  Haspels  vom  Maschinisten 
leicht  in  Bewegung  gesetzt  werden,  so  dass  dadurch  auch 
der  Bremshebel  scharf  angezogen  und  die  möglichst  kräf- 
tigste Bremsung  erzeugt  werden  kann.  Wird  der  Brems- 
apparat wieder  ausser  Thätigkeit  gesetzt,  so  hebt  ein  mit 


dem  Bremsbande  verbundenes  Contre- Gewicht  von  selbst 
die  aus  Rothbuchenholz  gebildeten  Bremsklötze  von  den 
Bremsscheiben  los. 

Die  schnellere  oder  langsamere  Bewegung  der  die 
geneigte  Ebene  hinabrollenden  Wagen  hängt  somit  ledig- 
lich von  dem  Maschinisten  ab,  so  lange  der  Bremsapparat 
noch  gut  und  das  Drahtseil,  an  welches  die  Wagen  ange- 
hängt sind,  noch  unversehrt  ist.  Um  einem  Unglücke 
Vorbeugen  zu  können,  wenn  an  dem  Bremsapparate  oder 
dem  Drathseil  plötzlich  eine  Beschädigung  eintreten  sollte, 
besteht  die  Vorschrift,  dass  die  über  die  geneigte  Ebene 
sich  fortbewegenden  gekuppelten  Eisenbahnwagen  ebenfalls 
mit  einer  genügenden  Anzahl  kräftiger  Wagenbremsen 
versehen  sein  sollen,  damit  sie,  selbst  wenn  sie  sich  von 
dem  Triebwerke  vollständig  losgelöst  haben  sollten,  noch 
auf  der  geneigten  Ebene  oder  dem  Schlitten  zum  Still- 
stände gebracht  werden  können. 

Sollen  dagegen  Wagen  vom  Fährschiffe  über  den 
Schlitten  und  die  geneigte  Ebene  fort  zum  Bahnhofe  hin- 
aufgezogen worden,  so  wird  die  Drahtseiltrommel  mit  der 
Zahnkuppelung  in  Eingriff  gebracht  und  nun  mittelst 

ln  Stuttgart  angekommen,  hatten  wir  vor  dem  im 
Programm  vorgesehenen  Besuch  der  Silberburg  noch  so 
viel  Zeit,  dass  wir  unter  der  liebenswürdigen  Führung 
einheimischer  Kollegen  in  einer  kleinen  Gesellschaft  einige 
Privatneubauten  eines  bis  jetzt  noch  nicht  betretenen  Stadt- 
iheiles  besichtigen  konnten.  Die  Professoren  Wal  t er  und 
Baumgärtner  sind  nebst  den  schon  genannten  Herren 
hier  am  Meisten  vertreten.  Besonders  zog  uns  ein  Haus 
des  letzteren  an,  das  in  den  beiden  oberen  Etagen  eine 
reiche  Sgraffitodekoration  zeigt.  Mit  vielem  Humor  ist 
in  dem  Figurenfries  des  Hauptgesimses  die  Thätigkeit  der 
verschiedenen  Bauhandwerker  geschildert.  Festons  und 
Medaillons  bekannter  Künstler  zieren  den  Fries  unter  der 
h enstergurte;  die  übrigen  Flächen,  aus  zwanzig  Feldern 
bestehend,  zeigen  in  einer  architektonischen  Umrahmung 
Ireihängende  Früchteschnuren  und  dgl.  Auch  das  Innere 
ist  sehenswert!).  Wir  möchten  jedem  Fachgenossen  bei 
einem  Besuche  Stuttgarts  die  Besichtigung  dieses  in  der 
verlängerten  Augustenstrasse  gelegenen  Wohnhauses  em- 
pfehlen. Fast  in  allen  diesen  Neubauten  manifestirt  sich 
das  Bestreben  nach  einer  edlen  Renaissance.  Andere 
Stilarten  treten  nur  vereinzelt  auf  und  zeigen  grösstentheils 
weniger  glückliche  Lösungen. 

Wir  kamen  zeitig  genug  in  den  Garten  „Silberburg“, 
um  noch  einen  Blick  auf  die  Stadt  werfen  zu  können, 


eines  Vorgeleges  durch  die  Maschine  in  Rotation  versetzt, 
so  dass  sich  das  Drathseil  wieder  aufwickelt,  und  die  an 
dasselbe  angehängten  Wagen  hinaufzieht.  Die  Zahnkup- 
pelung ist  durch  Feder  und  Nuth  mit  der  Trieb  welle  ver- 
bunden, so  dass  sie  sich  zwar  nicht  unabhängig  von  der- 
selben drehen,  wohl  aber,  behufs  der  Aus-  und  Einrückung, 
seitwärts  auf  derselben  ein  klein  wenig  verschieben  lässt. 

Die  Zahnkuppelung 
ist  zu  diesem  Zwecke 
zunächst  von  einem 
Ringe  (c  der  Skizze) 
umschlossen,  der  mit- 
telst zweier  Stützen 
d von  der  Aus- 
rückungswelle e ge- 
tragen wird  und 
etwas  Spielraum  hat. 
Wird  nun  die  Ausrückungswelle  e etwas  gedreht,  so  durch- 
laufen die  Stützen  d und  also  auch  der  Ring  c einen 
kleinen  Kreisbogen,  so  dass  die  Ausrückung  dabei  um  die 
Sehne  dieses  Kreisbogens  vor-  oder  zurück  bewegt  wird; 
der  Ring  c hebt  sich  dabei  um  die  Pfeilhöhe  dieses  Kreis- 
bogens, muss  also  genügenden  Spielraum  haben.  Um  die 
Drehung  der  Ausrückungswelle  e zu  erzeugen  ist  eine 
einfache  Hebelkombination  angewendet,  die  vermittelst  eines 
festen  Gestänges  und  eines  Wendebockes  vom  Maschinisten 
in  Thätigkeit  gesetzt  werden  kann.  Die  beiden  zur  Aus- 
rückung und  zur  Bremsung  dienenden  Hebel  befinden  sich 
im  Maschinenhause  unmittelbar  neben  einander. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Korrespondenzen. 

— V.  S.  — St.  Petersburg,  den  29.  Juni/11.  Juli 
1868.  Von  der  „Gesellschaft  zur  Förderung  der  Künste“, 
deren  Thätigkeit  riihmlichst  anerkannt  werden  muss,  werden 
seit  1S66,  ausser  den  jährlich  wiederkehrenden  Konkursen 
für  Landschafts-  und  Genremalerei,  noch  Preisaufgaben  für 
Zeichnungen  aus  dem  Gebiete  der  Kunst-Industrie  ausgeschrie- 
ben. Die  eingegangenen  Arbeiten  werden  vor  und  nach  der 
Preisentscheidung  öffentlich  ausgestellt  und  das  Gutachten  der 
Preisrichter  durch  die  Zeitungen  bekannt  gemacht  — ein 
Verfahren,  das  bisher  in  ähnlichen  Angelegenheiten  nur  zu 
sehr  ausser  Acht  gelassen  wird.  — Es  ist  einleuchtend,  dass 
diese  Preisarbeiten , die  laut  Programm  in  bestimmten  Stil- 
formen bearbeitet  werden  müssen,  ein  wichtiges  Bildungs- 
mittel für  den  Geschmack  der  Kunst-Industriellen,  wie  des 
grossen  Publikums  abgeben  werden,  namentlich  wenn  die 
prämiirten  Entwürfe,  wie  beabsichtigt  wird,  zur  Ausführung 
gebracht  oder  durch  den  Druck  veröffentlicht  werden.  — 
Alle  Zeichnungen  zu  gewerblichen  Zwecken,  wenn  überhaupt 
welche  verlangt  werden,  fertigen  Architekten  an  (sogenannte 
Zeichner,  wie  in  Frankreich  und  theilweise  schon  in  Deutsch- 
land, giebt  es  hier  noch  nicht),  daher  sich  an  den  erwähnten 

welche  in  dem  weiten  rebenbekränzten  Bergkessel  mit 
ihren  zerstreut  liegenden  Villen,  dem  Wald  von  Zier- 
bäumen in  den  Anlagen  und  auf  Öffentlichen  Plätzen, 
einen  wahrhaft  südlichen  Eindruck  macht.  Die  Stuttgarter 
Fachgenossen  hatten  grösstentheils  ihre  Familien  mitge- 
bracht. Mit  dem  schwäbischen  Dichterwort:  „Ehret  die 
Frauen,  sie  flechten  und  weben  himmlische  Rosen  ins 
irdische  Leben“  wurden  die  schwäbischen  Frauen  be- 
grüsst. 

Dieser  Abend  bildete  einen  würdigen  Schluss  der 
gemeinsamen  Zusammenkünfte.  Für  den  andern  Tag 
waren  im  Programm  unter  Führung  wiirttembergischer 
Architekten  und  Ingenieure  getrennte  Exkursionen  nach 
Ulm,  nach  Wasseralfingen  und  Gmünd,  nach  Maulbronn 
oder  nach  den  Neubauten  der  Staatsbahnen  vorgesehen, 
denen  man  sich  nach  Belieben  anschliessen  konnte.  Jede 
dieser  Partien  schien  zu  Stande  zu  kommen  und  findet 
vielleicht  noch  in  diesen  Blättern  von  anderer  Seite  her 
ihre  Erwähnung.  Wir  verwendeten  den  folgenden  Tag 
in  fröhlicher  Gesellschaft  zu  einer  Fusstour  ins  Gebirge. 
Die  schönen  Tage,  die  uns  in  Stuttgart  bereitet  wurden, 
werden  bei  Allen  in  dankbarer  Erinnerung  bleiben. 


812 


Konkurrenzen  bisher  auch  nur  solche  betheiligt  haben;  doch 
steht  zu  erwarten,  dass  mit  der  Zeit,  die  freilich  bei  den  ob- 
waltenden Umständen  noch  ziemlich  ferne  liegen  dürfte,  auch 
Gewerbetreibende  ihre  Kräfte  bei  dieser  Gelegenheit  versuchen 
werden , und  das  möchte  wohl  das  ideale  Ziel  dieser  Preis- 
ausschreiben sein. 

Eine  vortreffliche,  in  grossartigem  Maasstabe  eingerichtete 
Zeichnenschule,  in  der  auch  Sonntags  Unterricht  ertheilt  wird 
und  die  gegen  äusserst  geringes  Honorar  Jedem  zugänglich, 
ist  eine  ausgezeichnete  Pflanzstätte  der  Kunst;  doch  wird  sie 
leider  von  den  Handwerkern  nur  äusserst  spärlich  besucht, 
die  immer  noch  nicht  einsehen  wollen,  dass  ihnen  einiges  Kunst- 
verständnis und  einige  Fertigkeit  im  Zeichnen  von  Nöthen. 
Natürlich  trägt  hierbei  das  Publikum,  das  in  den  Erzeugnissen 
der  Industrie  nur  den  Zweck  der  Befriedigung  des  rohen  Be- 
dürfnisses, allenfalls  noch  eine  „anständige“  Erscheinung  sucht, 
die  grösste  Schuld.  Der  Zeichnenunterricht  in  unserem 
deutschen  Handwerkerverein,  im  „Gesellenhaus  zur  Palme“, 
kann  vor  der  Hand  nicht  in  Betracht  kommen,  da  an  ihm 
durchschnittlich  nur  4—5  Schüler  Theil  nehmen,  obgleich  der 
Verein  schon  seit  1802  besteht  und  seine  Mitgliederzahl  sich 
auf  ca.  700  beläuft. 

Es  scheint  mir  nicht  uninteressant,  hier  die  bisherigen 
und  laufenden  Aufgaben  und  die  erzielten  Resultate  der  „Ge- 
sellschaft zur  Förderung  der  Künste“  zu  registriren:  lm 

Jahre  1860  war  ein  Preis  von  200  Hub.  für  die  Zeichnungen 
zu  einem  Tisch,  Stuhl,  Schrank  und  Wandreal,  ein  zweiter 
Preis  von  100  Rub.  für  die  Zeichnung  zu  einem  Kästchen 
für  Werthgegenstände  und  ein  dritter  von  gleichfalls  100  Rub. 
für  die  Zeichnungen  zu  einem  Sakramentshäuschen  und  zwei 
Kirchenleuchtern,  alles  im  russischen  Stile  des  XVII.  Jahr- 
hunderts, ansgesetzt.  Die  Preise  kamen  an  die  Architekten 
Sytschugoff,  Huhn  und  Schröter  zur  Vertheilung  und 
wurden  ausserdem  noch  zwei  Zeichnungen  des  Architekten 
Dahl  von  Mitgliedern  des  Preisgerichts  angekauft.  Im  ver- 
gangenen Jahre  waren  gleichfalls  drei  Preise  von  200,  100 
und  100  Rub.  für  folgende  Themata  ausgesetzt:  1)  Zeich- 

nung zu  einem  reich  ornamentirten  Bibeleiuband  in  griechisch- 
byzantinischem  Stil;  2)  Zeichnung  zu  einem  Betpult  in  dem- 
selben Stile  und  3)  Zeichnung  zu  einem  Bildrahmen  in  floren- 
tinischem  Stile;  die  Betheiligung  an  der  Konkurrenz  war  eine 
massige  (15  Entwürfe)  und  wurden  die  Arbeiten  der  Archi- 
tekten Huhn,  Schröter  und  Dahl  prämiirt.  Die  Aufgaben 
für  den  laufenden  diesjährigen  Konkurs  bestehen  in  Folgen- 
dem: 1)  ein  vollständiges  silbernes  Theeservice  im  russischen 
Stile  des  XVII.  Jahrhunderts;  2)  ein  vollständiges  Tischservice 
aus  Porzellan  in  demselben  Stile  und  3)  Möbelzeichnungen 
für  ein  Speisezimmer  und  zwar  Tisch,  Stuhl,  Schrank,  Sessel 
und  Zeichnung  eines  Musters  für  eine  Ofenkachel,  im  Ge- 
schmacke  der  Zeit  Alexei  Michailowitscli’s  zu  entwerfen.  Für 
jede  der  genannten  drei  Aufgaben  sind  je  zwei  Preise  von 
200  und  100  Rub.  von  dem  Mitgliede  der  Gesellschaft, 
Herrn  Narischkin,  ausgesetzt.  — Diese  Programme  lassen 
deutlich  erkennen,  dass  sich  die  Gesellschaft  die  fernere  Auf- 
gabe gestellt  hat,  so  viel  an  ihr  ist,  zur  Ausarbeitung  und 
Pflege  des  sogenannten  russischen  Stiles  beizutragen. 

Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Die  achte  Versammlung  des  Schleswig  - Holsteinischen 
Ingenieur -Vereins  wird,  wie  uns  mitgetheilt  wird,  am 
Sonnabend,  den  8.  August  1868,  Vormittags  IO1/*  Uhr,  in 
Kiel,  auf  Wilhelminenhöhe,  stattfinden. 

Die  Tagesordnung  umfasst  ausser  den  geschäftlichen  Mit- 
theilungen, dem  Ballotement  über  die  Aufnahme  neuer  Mit- 
glieder und  der  Beantwortung  der  Fragen  aus  dem  Frage- 
kasten vorläufig  folgende  Vorträge: 

1.  Betriebs- Inspektor  Teilkampf:  über  Erdrutschungen, 
vornehmlich  bei  Altona  und  Schleswig; 

2.  Maschinen  - Ingenieur  Joh.  Schweffel:  über  Heizung 
in  Schulhäusern  in  der  Stadt  Kiel; 

3.  Landmesser  Licht  werk:  über  Entschädigung  der 
Wassermühlen  bei  Aufhebung  der  Staurechte: 

4.  Bahn  - Ingenieur  Wollheim:  über  die  Eisenbahn- 

dämme auf  Mooi’strecken  der  Ostholsteinischen  Bahnen : 

5.  Wegebau -Inspektor  Bargum:  über  Abfuhr  - Systeme. 

Im  weiteren  Verlaufe  ist  eine  Dampfbootfahrt  aut  dein 

Kieler  Hafen  nebst  Besichtigung  der  Kriegsschifte  und  ein 
Ausflug  per  Eisenbahn  nach  Ploen  und  Eutin  in  Aussicht 
genommen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Die  vierte  Sommer- 
Exkursion  des  Vereins  galt  zunächst  der  Besichtigung  des 
Königlichen  Schlosses.  Die  Anzeige,  dass  sich  dieselbe 
auf  Räume  erstrecken  werde,  die  dem  Publikum  sonst  nicht 


zugänglich  sind,  hatte  es  wohl  veranlasst,  dass  die  Theilnahme 
an  dieser  Exkursion  stärker  war,  als  jemals  vorher;  beim 
Verlassen  des  Schlossportales  sind  223  Theilnehmer  — da- 
runter allerdings  eine  sehr  grosse  Anzahl  solcher,  die  nicht 
Mitglieder  des  Vereins  sind  — gezählt  worden*). 

Das  Königliche  Schloss  zu  Berlin  — bekanntlich  eines 
der  imposantesten  Fürstenschlösser  Europas  und  in  der  äus- 
seren Erscheinung  vorzugsweise  das  Werk  des  grossen  An- 
dreas Schlüter  — stammt  nicht  blos  in  seinen  Haupttheilen 
aus  den  verschiedensten  Bauperioden:  an  seiner  iuneren  Ein- 
richtung ist  ausserdem  von  der  Zeit  der  Kurfürsten  bis  zur 
Gegenwart  herab  fortlaufend  so  viel  geändert  und  erneuert 
worden,  dass  es  mehr  oder  weniger  Arbeiten  fast  aller  be- 
rühmten Architekten  enthalten  dürfte,  die  in  Berlin  geschaf- 
fen haben.  Von  der  Fülle  des  Interessanten  und  Sehenswür- 
digen, das  es  enthält,  haben  verhältnissmässig  wohl  nur  Wenige 
Kenntniss,  da  dem  Publikum  nur  die  Prachträume  gezeigt 
werden;  zudem  fehlt  es  — mit  Ausnahme  der  kleinen  Grund- 
risszeichnungen in  den  auf  Befehl  Friedrich  Wilhelm  IV 
lierausgegebenen  Plänen  fürstlicher  Schlösser  — ganz  und  gar 
an  einer  Publikation,  soviel  wir  wissen  grossentheils  sogar 
noch  au  einer  Aufnahme  dieses  hervorragendsten  Bauwerks 
unserer  Stadt. 

Auch  wir  sind  nach  dem  eiligen  Rundgange,  der  uns 
mehre  Stunden  lang  durch  eine  Unzahl  von  Räumen  führte, 
bis  zuletzt  die  Füsse  und  Augen  ermüdeten,  nicht  im  Staude, 
auch  nur  eine  flüchtige  Beschreibung  des  Gesehenen  zu  geben 
und  können  nur  einfach  das  Hervorragendste  davon  aufzählen. 
So  die  Zimmer  Friedrich  Wilhelm  II,  in  denen  später  Napo- 
leon wohnte  und  die  daher  im  vorigen  Jahre  zum  Empfange 
des  jetzigen  Franzosenkaisers  neu  ausgestattet  wurden  — die 
Wohnung  des  Fürsten  von  Hohenzollern,  die  Königin-Mutter- 
Kammern,  die  Braunschweig’schen  Kammern,  die  Reden’scbe 
Wohnung  — die  Zimmer  Friedrich  Wilhelm  IV,  welche  die 
Ecke  zwischen  dem  Schlossplatz  und  der  Spreeseite  einnehmen 
und  zum  Theil  in  die  ehemalige  Schlosskapelle  und  den  alten 
Gefängnissthurm  (den  „grünen  Hut“)  eingebaut  sind  — end- 
lich den  grösseren  Theil  der  Zimmer  in  den  komplizirten 
älteren,  nach  der  Spreeseite  zu  belegeuen  Theilen,  deren  Lage 
und  Namen  nach  einer  einmaligen  Besichtigung  kaum  im  Ge- 
dächtnisse zu  bewahren  sind. 

Wenige  von  diesen  älteren  Räumen  dürften  ganz  in  ur- 
sprünglichem Zustande  erhalten  oder  wieder  hergestellt  sein ; 
denn  wir  wollen  nicht  verschweigen , dass  die  Restaurations- 
arbeiten — so  geschmackvoll,  namentlich  mit  so  feinem  Far- 
bensinne sie  auch  in’s  Werk  gesetzt  worden  — doch  einer 
einheitlichen,  künstlerischen  Oberleitung  und  der  historischen 
Gewissenhaftigkeit  zu  entbehren  scheinen.  So  ist  wohl  nicht 
alles  echt,  was  auf  Schlüter’s  oder  gar  des  braven  Caspar 
T heiss  Namen  geht.  Die  Räume  aus  der  Zeit  König  Fried- 
rich I wollten  uns  in  ihrer  etwas  rohen  Pracht  am  Wenigsten 
anmuthen;  namentlich  gilt  dies  von  der  berühmten  ..Braut- 
kammer“, wo  die  plumpe  Anhäufung  von  Gold  und  schweren 
Stoffen  geradezu  niederdrückend  wirkt.  Als  das  Schönste  von 
Allem,  was  wir  gesehen,  werden  wohl  sämmtliche  Exkur- 
sionsgenossen die  Zimmer  Friedrich  Wilhelm  IV  erachten, 
deren  Dekoration  zum  grösseren  Theile  von  Schinkel  her- 
rührt, in  deren  Einrichtung  und  Ausstattung,  die  bis  in’s 
Kleinste  hinein  sorgfältig  konservirt  wird,  das  persönliche 
Walten  des  kunstsinnigen  Monarchen  jedoch  nicht  zu  ver- 
kennen ist. 

Den  Herren  der  Schlossverwaltung,  welche  die  nicht  ge- 
ringe Mühe  der  Führung  übernommen,  sowie  den  Mitgliedern 
der  Exkursions -Kommission,  welche  dem  Vereine  die  Gelegen- 
heit zu  einem  so  seltenen  Genüsse  verschafft  hatten,  gebührt 
sicher  der  allgemeine  Dank. 

Bei  der  Besichtigung  des  „ rothen  Schlosses  “ — aliuea 
Securius  — die  nunmehr  folgte,  gab  lir.  Baumeister  Boeck- 
mann  die  nöthigen  Erläuterungen.  Der  Bau  ist  in  diesem 
Blatte  mehrfach  erwähnt  worden,  und  erhalten  wir  über  die 
höchst  interessante  Anlage  des  Kellers,  der  bekanntlich  mehre 
Fuss  unter  dem  Grundwasser  liegt  und  gegenwärtig  zu  einer 
sehr  stattlichen  Restauration  ausgebaut  wird,  vielleicht  noch 
eine  spezielle  Mittheilung.  Neben  der  alten,  mit  dem  Nach- 
barhause gemeinschaftlichen  Giebelwand,  die  einem  Erkennt- 
nisse des  Kammergerichts  zufolge  erhalten  werden  musste, 
wird  jetzt  ein  neuer  eiserner  Giebel  aufgeführt,  der  aus 
einem  fach  werkartigen  Gerüst  besteht,  das  auf  beiden  Seiten 
mit  Blechplatten  verkleidet  und  demnächst  ausgefüllt  werden 

*)  Die  Unbequemlichkeiten  und  Schwierigkeiten,  welche  sich 
aus  einer  so  starken  Theilnahme,  zumal  bei  Besichtigung  innerer 
Raume  ergeben,  sind  so  gross,  dass  es  — wie  wir  hören  — ange- 
regt werden  soll,  die  Einführung  von  Gästen  bei  Exkursionen  einer 
Beschränkung  zu  unterwerfen  und  die  Theilnehmer  durch  ihre 
Mitgliedskarte  zu  kontroliren. 


— 3 13  — 


soll.  Besondere  Erwähnung  und  Anerkennung  verdient  es, 
dass  bei  diesem  Bau  auch  der  Hof  eine  künstlerische  Aus- 
stattung mit  einer  reichen  und  wirkungsvollen  Renaissance- 
Architektur  in  Ziegel -Rohbau  erhalten  hat.  — F.  — 

Vermischtes. 

Einem  Zirkulare,  welches  das  Lokalkomite  für  die  in 
Hamburg  bevorstehende  XV.  Versammlung  deutscher  Archi- 
tekten und  Ingenieure  erlassen  hat,  entnehmen  wir  Folgendes: 

„Die  Herren,  welche  an  der  Versammlung  Theil  zu  neh- 
men beabsichtigen,  wollen  ihre  genaue  Adresse  gefälligst  bald- 
thunlich,  spätestens  bis  15.  August  aufgeben.  Sie  werden  da- 
rauf, wenn  sie  es  wünschen,  eine  spezielle  Einladungskarte 
zugesandt  erhalten,  die  zu  den,  von  vielen  deutschen  Eisen-, 
bahndirektionen  für  die  Theilnehmer  der  Versammlung  be- 
willigten Fahrpreis-Ermässigungen  berechtigt.  Die  betreffen- 
den Eisenbahnen,  sowie  die  Preis-Ermässigungen  sind  auf  der 
Einladungskarte  bemerkt. 

Diejenigen,  welche  die  Bestellung  einer  Wohnung  in  einem 
Gasthause  wünschen,  werden  ersucht,  darüber  gleichzeitig 
Nachricht  zu  geben,  auch  sich  überhaupt  des  anliegenden 
Formulars*)  zu  bedienen. 

Das  Bureau  der  Versammlung  ist  in  der  Kunsthalle.  Das- 
selbe wird  am  31.  August  von  Nachmittags  3 Uhr  bis  Abends 
8 Uhr,  und  während  der  Versammlungstage  von  Morgens 
8 Uhr  bis  Nachmittags  4 Uhr  zur  Anmeldung,  Einzeichnung, 
Empfangnahme  der  Legitimation,  Einzahlung  des  Beitrages  von 
fünf  Thalern  und  zur  Auskunfts-  Ertheilung  geöffnet  sein.  Im 
Bureau  ist  zugleich  eine  Liste  disponibler  Wohnungen  vorhanden. 

Für  die  Ausstellung  bestimmte  Gegenstände  sind: 

„an  das  Bureau  der  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  in  der  Kunsthalle  in  Hamburg“ 
zu  senden  und  müssen  spätestens  am  15.  August  dort  eintref- 
fen.  Die  Theilnehmer  der  Versammlung  können  die  für  sie 
nach  Hamburg  zu  sendenden  Briefe  u.  s.  w.  auch  unter  dieser 
Adresse  geben  lassen. 

Grund züge  des  Programms  für  die  Versammlung. 
Am  Montag  den  31.  August,  Abends,  Zusammenkunft  in  der 
„Erholung.“ 

„ 1.  September,  Gesammtsitzung , Wanderungen  in  Abthei- 

lungen durch  die  Stadt,  Abtheilungssitzungen  in  der 
Kunsthalle. 

„ 2.  September,  Abtheilungssitzungen,  Elbfahrt  u.  s.  w. 

„ 3.  Sepibr.,  nach  Lübeck,  Ratzeburg  und  zurück. 

„ 4.  Septbr.,  Schluss  der  Abtlieilungs- Sitzungen,  Gesammt- 

Schluss  - Sitzung,  Alsterfahrt  u.  s.  w. 

Die  mit  der  Versammlung  verbundene  Ausstellung  von 
Zeichnungen,  Modellen  und  anderen  Fachgegenständen  wird 
vom  31.  August  bis  5.  September  in  der  Kunsthalle  stattfinden. 

Am  Sonnabend,  den  5.  September,  wenn  sich  genügende 
Betheiligung  tindet,  geht  für  die  Mitglieder  der  Versammlung 
eine  Extrafahrt  nach  Holstein  und  Schleswig  und  eine  andere 
nach  Helgoland.  Zur  Theilnahme  an  einer  dieser  Exkursionen 
wird  um  vorherige,  baldgefällige  Anmeldung,  möglichst  bis 
15.  August,  ersucht.  Die  Tour  nach  Helgoland  wird  3 Tage 
in  Anspruch  nehmen  und  die  Dampfscliiffahrt  hin  und  zurück 
etwa  vier  Tbaler  kosten. 

Ueber  die  Verhandlungen  lässt  sich  Näheres  noch  nicht 
mittheilen,  weil  bis  jetzt  nur  wenig  Anmeldungen  dazu  ein- 
gegangen sind.  Das  Komite  muss  daher  dringend  die  Bitte 
erneuern,  dass  diejenigen  Herren  Fachgenossen,  welche  durch 
Vorträge,  aufzustellende  Fragen,  so  wie  zur  Ausstellung  thä- 
tig  mitwirken  wollen,  darüber  recht  bald  Nachricht  geben“. 

In  No.  27,  Bericht  über  die  9.  Versammlung  des  Vereins 
Mittelrheinischer  Bautechniker,  heisst  es  Seite  280,  Zeile  5 
von  oben:  „Die  bekannten  Uhlen  horst’schen  Prägmaschinen“ 
statt  Uhlhor n’schen  u.  s.  w.  — Uhlhorn  in  Grevenbroich 
am  Niederrhein  (Preussen)  ist  Erfinder  und  Verfertiger  der 
ausgezeichneten  Münzprägernasehinen.  E.  F.  Scholl. 

Zu  den  bereits  vorhandenen  deutschen  Baugewerk- 
schulen  wird  im  nächsten  Winter  wiederum  eine  neue,  vom 
Magistrat  zu  Eckernförde  errichtete,  treten,  deren  Direktion 
der  Ingenieur  Wilda,  früher  Lehrer  an  der  Baugewerkscluile 
zu  Höxter  übernommen  hat.  Die  Anstalt  soll  in  zwei  Abthei- 
lungen, eine  für  den  Hochbau,  eine  für  den  Maschinenbau, 
zerfallen,  deren  jede  drei  Klassen  mit  halbjährigem  Kursus 
umfasst.  Das  Schulgeld  ist  pro  Kursus  auf  35  Thlr.  festgesetzt. 
Organisations-  und  Unterrichtsplan,  soweit  uns  dieselben  be- 
kannt geworden  sind,  bieten  anscheinend  keine  wesentlichen 
Abweichungen  von  dem  nach  dem  Vorbilde  der  Holzmindener 
Schule  abgeleiteten  Schema. 

*)  Exemplare  davon  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 


Im  Inseratentheil  d.  N.  befinden  sich  Anzeigen  über  die 
Ausstellung  der  K o 1 s c her’schen  Entwürfe  im  hiesigen 
deutschen  Gewerbe -Museum,  sowie  über  die  bevorstehende 
Reise  der  Studireuden  der  Bauakademie.  Wir  verfehlen  nicht 
unsere  Leser  auf  Beides  besonders  aufmerksam  zu  machen. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Mittelalterliche  Baudenkmale  aus  Schwaben:  Die  ehe- 
malige freie  Reichsstadt  Ulm,  herausgegeben  von  J.  von  Egle. 
Heft  1 — 5,  Chorgestühl  im  Münster,  aufgenommen  und 
gezeichnet  von  A.  Beyer  und  C.  Riess.  Stuttgart  bei  Eb- 
ner und  Seubert.  Folio.  — 

Der  Ankündigung  des  S ch  m itz’ sehen  Werkes  über  den  Dom 
zuKöln  in  einer  der  letzten  Nummern  diesesBlattes  schliessen  wir 
eine  Besprechung  der  vorstehend  genannten  Publikation  um 
so  lieber  an,  als  in  derselben  ein  fast  kaum  minder  klassisches  und 
bedeutungsvolles  Werk  mittelalterlicher  Kunst,  wenn  auch 
nur  einem  Spezialgebiete  derselben  angehörig,  zur  Darstellung 
gelangt  ist. 

Das  Chorgestühl  des  Münsters  zu  Ulm,  1468 — 1474  von 
dem  Ulmer  Bildschnitzer  Jörg  Syrlin  in  Eichenholz  aus- 
geführt , nimmt  nicht  nur  einen  hohen  Rang  unter  allen 
auf  uns  überkommenen  Erzeugnissen  mittelalterlicher  Plastik 
ein,  sondern  ist  unter  den  zahlreichen  und  vorzüglichen  Wer- 
ken der  gleichen  Art  in  Deutschland  unbestritten  das  vorzüg- 
lichste und  grossartigste.  Ausser  einem  isolirten  dreisitzigen 
Chorstuhl  unter  dem  Triumphbogen  umfasst  dasselbe  zwei 
längere  Doppelreihen  zusammenhängender  Stühle  auf  der  Nord- 
und  Südseite,  von  welchen,  da  sie  bis  auf  den  figürlichen 
Schmuck  im  Wesentlichen  übereinstimmen,  in  vorliegendem 
Werke  nur  das  südliche  Gestühl  behandelt  wird. 

Die  allgemeine  Anordnung,  die  hier  am  Vollständigsten 
entwickelt  ist,  gruppirt  sich  derartig,  dass  die  vordere  Stuhl 
reihe  eine  Stufe  über  dem  Kircheuboden  erhöht  ist,  während 
die  hintere  Stuhlreihe  noch  um  2 weitere  Stufen  sich  erhebt. 
Die  erste,  nach  vorn  offen,  enthält  nur  das  einfache  Gestühl, 
welches  übrigens  durchweg  mit  dem  bekannten  mittelalter- 
lichen Raffinement  für  jede  beim  Sitzen  oder  Stehen  wünschens- 
werthe  Bequemlichkeit  eingerichtet  ist.  Auf  den  stärkeren 
Pult-Wangen  an  den  Enden  und  neben  den  Durchgängen  zur 
oberen  Reihe  geben  frei  gearbeitete  Brustbilder  von  Sibyllen 
des  Alterthums  (auf  der  nördlichen  Seite  griechische  und  rö- 
mische Philosophen)  einen  kräftigen  seitlichen  Abschluss. 
Das  obere  Gestühl,  das  an  den  Rücklehnen  der  unteren  Reihe 
noch  eine  mit  Buchbrettern  versehene  Vorderwand  hat,  ist 
in  den  Sitzen  selbst  durchaus  gleichartig  angeordnet.  Ueber 
denselben  erhebt  sich  die  hohe  feste  Hinterwand,  den  Pult- 
wangen entsprechend  durch  schmale  Querwände  getlieilt,  zwi- 
schen denen  auf  weiter  Vorkragung  schwebend,  Bögen  ge- 
spannt sind,  die  eine  reiche  obere  Krönungswand  tragen.  Die- 
selbe setzt  sich  aus  Wimpergen  über  jedem  Sitz,  Fialen  über 
jeder  Wange  und  einer  zierlich  durchbrochenen  Maasswerks- 
gallerie,  welche  beide  fast  in  ganzer  Höhe  verknüpft,  zusam- 
men. Zwischen  den  vorderen  Bögen  und  der  Rückwand  ist 
eine  Decke  in  Form  von  schmalen  Kreuzgewölben  eingeschaltet. 
Fünf  hohe  Baldachine  überragen  das  Ganze. 

Die  eigentliche  Bedeutung  des  herrlichen  Schnitzwerks  zeigt 
sich  jedocli  vorzugsweise  erst  in  der  künstlerischen  Ausbil- 
dung des  Details,  mit  welchem  dieses  architektonische  Gerüst 
belebt  ist.  Hier  steht  der  figürliche  Schmuck  obenan.  Ne- 
ben den  schon  genannten  Brustbildern  auf  den  Pultwangen 
der  unteren  Reihe  enthält  der  obere  Theil  der  Rückwand  in 
jedem  Felde  ein  in  freiem  Relief  vortretendes  Bildwerk  in 
halber  Figur  und  jeder  Wimperg  ein  kleineres  Brustbild, 
die  auf  der  Südseite  Frauen,  auf  der  Nordseite  Männer  des 
alten  resp.  neuen  Testamentes  darstellen.  Grössere  Bildwerke 
in  ganzer  Figur  enthielten  unzweifelhaft  die  Baldachine,  doch 
sind  dieselben  (wahrscheinlich  im  Anfänge  der  Reformation) 
daraus  entfernt  worden.  In  freiester  Behandlung  sind  ferner 
menschliche  oder  thierische  Bildungen  auch  für  die  Miseri- 
kordien  (Konsolen  unter  den  Klappsitzen  zum  verstohlenen 
Sitzen  während  des  Stehens),  für  die  Handknäufe  der  Zwi- 
schenwangen und  für  die  Rosetten,  welche  die  Hinterwand 
unter  jedem  Sitze  schmücken,  verwendet.  Hier  tritt  jedoch 
der  pfianzliche  Organismus  als  ein  mindestens  gleichberech- 
tigtes Element  auf,  das  sich  demnächst  an  den  Füllungen  der 
Scliildbögen,  an  den  Nasen  des  Maasswerks,  au  den  Krabben 
und  Kreuzblumen  in  so  üppiger  Fülle  der  Motive  entfaltet, 
dass  beispielsweise  ein  einzelner  Wimperg  oft  verschiedene 
Krabbenformen  zeigt.  Geometrische  Motive  endlich,  die  in 
jenen  Rosetten  unter  den  Sitzen  und  den  Schildbogenfüllungen 
mit  den  reicheren  phantastischen  Gebilden  der  Thier-  und 
Pflanzenwelt  regelmässig  abwechseln,  walten  ausschliesslich 
vor  in  den  Durchbrechungen  der  Zwischenwände,  wo  sie  sehr 


314 


reiche  Beispiele  spätgothischen  Maasswerks  geben,  iu  der  De- 
koration der  Gestühlwangen,  sowie  in  den  zahlreich  ange- 
brachten Maasswerksfransen  und  Friesen.  — Von  mehr  ar- 
chäologischem Interesse  sind  die  an  einzelnen  Stellen  vorkom- 
menden Intarsiaturen  (Arbeiten  in  eingelegten,  buntfarbigen 
Hölzern'),  die  auf  direkte  italienische  Vorbilder  hinweisen. 

Dass  diese  so  verschiedenartigen,  einander  widerstrebenden 
Elemente  mit  sicherstem  Geschick  zu  einem  lebendigen  orga- 
nischen Ganzen  verbunden  sind,  dass  das  Werk  trotz  der  un- 
glaublichen Mannigfaltigkeit  des  Details  doch  nichts  von  seiner 
klaren  Disposition,  seiner  einheitlichen  Wirkung  verliert  — 
das  eben  ist  es,  was  seinen  künstlerischen  Werth  ausmacht.  Wenn 
die  architektonischen  Glieder  freilich  im  Sinne  der  Zeit  auch  hier 
nicht  ganz  von  spielender  dekorativer  Anwendung  bewahrt 
geblieben  sind,  so  fällt  dies  kaum  in’s  Gewicht  gegenüber  der 
hohen  plastischen  Schönheit  der  Formen,  dem  Adel  und  der 
gewinnenden  Anmuth  der  Figuren,  der  Eleganz  und  dem  flüs- 
sigen Schwünge  der  Ornamente,  welche  das  Chorgostühl  Meister 
Syrlin’s  als  eines  der  glänzendsten  Beispiele  mittelalterlicher 
Kunsttechnik  erscheinen  lassen. 

Wir  können  es  daher  in  der  That  nur  mit  lebhaftester 
Freude  begrüssen,  dass  diesem  Werke  nunmehr  durch  die  be- 
geisterte, opferwillige  Thätigkeit  einiger  kunstsinniger  und 
kunstbegabter  Männer  eine  durchaus  ebenbürtige  Publikation 
zu  Theil  wird,  die  in  ihrer  Vollendung  von  wenigen  Unter- 
nehmungen dieser  Art  erreicht  werden  möchte.  Die  seit  dem 
«Jahre  1862  erschienenen  5 Hefte  des  obengenannten,  unter 
der  Leitung  von  Egle’s  herausgegebenen  Werkes  bieten  in 
Bezug  auf  Treue,  Anschaulichkeit  und  Uebersiehtlichkeit  der 
Darstellung  — (die  Ansichten  in  ’/u,  die  Details  in  */.  der 
natürlichen  Grösse),  — die  durchweg  von  dem  feinsten  und 
verständnisvollsten  künstlerischen  Nachempfinden  zeugt,  sowie 
nicht  minder  in  splendider  Ausstattung  und  meisterhafter 
Schönheit  und  Präzision  des  im  Atelier  der  Gebrüder  Ritter 
zu  Nürnberg  erfolgten  Stichs  ein  seltenes  Muster  einer  archi- 
tektonischen Publikation.  In  Aussicht  stehen  noch  zwei  Hefte, 
von  denen  das  letzte  nebst  einem  ausführlichen  Texte  der  sich 
auch  auf  Chorgestühle  im  Allgemeinen  beziehen  soll,  mehre 
andere  vorzügliche  Beispiele  dieser  Gattung  bringen  wird. 

Wenn  wir  das  Werk,  das  Professor  Liibke  in  einer  aus- 
führlichen Rezension,  welche  die  Zeitschrift  für  bildende  Kunst 
bringt,  mit  Recht  ein  „ h er  zerfreuen  d es  “ nennt,  aus  voller 
Ueberzeugung  empfehlen,  so  glauben  wir  diese  Empfehlung 
nicht  nur  an  alle  Freunde  „unserer  alten  Kunst“  sondern  an 
alle  Freunde  der  Kunst  schlechthin  richten  zu  können.  Ein 
Werk,  wie  dieses,  ist  wohl  berechtigt,  nicht  nur  als  schätzbares 
Material  in  Bibliotheken  zu  verstauben,  sondern  auch  für  das 
frische  Leben  der  Gegenwart  nutzbar  gemacht  zu  werden. 
Denn  abgesehen  von  dem  hohen  Werthe,  den  es  für  diejenigen 
hat,  die  im  Sinne  des  Mittelalters  schaffen,  abgesehen  davon, 
dass  es  wie  wenig  andere  geeignet  ist,  in  den  Geist  mittel- 
alterlicher Kunsttechnik  einzuführen,  darf  es  wohl  auch  eine 
weiter  gehende  Bedeutung  beanspruchen.  Die  sichere  Herr- 
schaft über  die  Aufgabe,  die  völlige  Beherrschung  des  Mate- 
rials, wie  der  Form,  der  unerschöpfliche  Reichthum  gesunder, 
kernhafter  Phantasie,  der  in  der  Schöpfung  des  alten  Ulmer 
Bildschnitzers  enthalten  ist,  dünken  uns  treffliche  Lehrmeister 
für  alle  Zeiten  und  alle  Kunstweisen  zu  sein.  Und  darum 
möchten  wir  das  Werk  zu  Zeichenvorlagen,  sowie  überhaupt 
für  die  Zwecke  des  allgemeinen  künstlerischen  und  speziell 
des  kunstgewerblichen  Studiums  für  nicht  minder  geeignet 
halten , als  die  betreffenden  Muster  aus  der  Antike  und  der 
Renaissance.  — F.  — 


Sie  Baukunst  in  der  grossen  Ausstellung  und  die  neu- 
este Bauthätigkeit  in  Paris.  Von  Heinrich  von  Dehu- 
Rotfelser,  Oberhofbaumeister.  Cassel  bei  Theodor  Kay. 

Das  Werkchen  verdankt  einem  amtlichen  Aufträge  des 
Königl.  Ober -Präsidiums  zu  Cassel  seine  Entstehung  und 
wurde  einem  engeren  Kreise  durch  eine  Reihe  von  Vorträgen 
im  dortigen  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  bereits  im 
Laufe  des  letzten  Winters  bekannt.  Der  zuletzt  erschienene 
von  den  mehrfachen  Berichten  über  den  architektonischen 
Theil  der  Pariser  Ausstellung,  ist  er  zugleich  der  ausführlichste 
und  eingehendste;  er  erstreckt  sich  jedoch  nicht  auf  die  Aus- 
stellung allein,  sondern  zieht  gleichzeitig  einen  grossen  Theil 


der  Pariser  Neu-  und  Restaurationsbauten  in  den  Kreis  der 
Besprechung,  die  sich  in  Betreff  des  Louvre  und  der  Tuile- 
rien  bis  zu  einer  vollständigen  Baugeschichte  dieses  Palast- 
Komplexes  erweitert.  Darf  das  Buch  schon  deshalb  einen 
mehr  als  vorübergehenden  Werth  beanspruchen,  so  verdient 
es  sich  denselben  in  noch  höherem  Grade  durch  die  muster- 
hafte Objektivität  des  Urtheils,  durch  die  anschauliche  Klar- 
heit der  Schilderung  und  durch  die  fesselnde  Anmuth  der 
Darstellung.  — Dass  alle  Illustrationen  fehlen,  dürfte  den 
Leserkreis  freilich  etwas  einschränken , denn  einem  grossen 
Theile  des  Stoffes  gegenüber  ist  wohl  selbst  die  klarste  Be- 
schreibung allein  nicht  im  Stande,  ein  annähernd  richtiges  Bild 
der  Wirklichkeit  zu  geben;  so  wird  man  beispielsweise  bei 
der  genannten  Baugeschichte  des  Louvre  und  der  Tuilerien 
znm  Mindesten  eine  Skizze  der  Situation  ungern  vermissen. 
Für  alle  diejenigen  jedoch,  welche  Paris  und  die  Ausstellung 
gesehen  haben , wird  dieser  Uebelstand  weniger  fühlbar  sein 
und  erfüllen  wir  sicher  eine  Pflicht,  wenn  wir  ihnen  das  Werk 
hiermit  bestens  empfehlen.  — F.  — 


Konkurrenzen. 

Preisausschreiben.  Der  Stadtrath  zu  Freiberg  hat 
eine  Konkurrenz  für  den  Bau  eines  B ärger  schulg  ebä  udes 
daselbst  erlassen,  in  Betreff  deren  wir  auf  den  Inseratentheil 
d.  N.  verweisen. 

Wir  freuen  uns,  diese  und  die  in  No.  27  angekündigte 
Konkurrenz  für  die  Erweiterung  des  Lokals  der  Museums- 
Gesellschaft  in  Stuttgart  als  die  ersten  nennen  zu  kön- 
nen , bei  denen  die  als  Vorlage  für  den  Hamburger  Archi- 
tektentag aufgestellten:  „Grundsätze  für  das  Verfahren  bei 

öffentlichen  Konkurrenzen“  nicht  nur  eingehalten  worden  sind, 
sondern  anscheinend  auch  bereits  wirklich  zu  Grunde  ge- 
legen haben. 


Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Dem  Regierungs-  und  Bau-Rath  Giersberg  zu  Berlin  ist  die 
Stelle  des  bautechnischeu  Mitgliedes  und  Mitdirigenten  der  Königl. 
Ministerial- Bau -Kommission  nunmehr  definitiv  übertragen. 

Der  Eisenbahn -Ingenieur  Tasch  zu  Fulda  ist  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Bebra- Hanauer  Eisenbahn  ernannt  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Bei  den  Swinemünder  Hafenbauten  findet  ein  Baumeister 
gegen  reglementsmässige  Diäten  dauernde  Beschäftigung.  Meldungen 
sind  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  an  den  Bau- Inspektor  Alse n 
in  Swinemünde  zu  richten. 

2.  Zur  Ausführung  von  Wasserbauten  an  der  Oder  nahe  bei 
Breslau  wird  sofort  gegen  2 Thlr.  Diäten  und  15  Thlr.  monatlicher 
Reisekosten  - Entschädigung  ein  Baumeister  oder  älterer  Bau- 
führer gesucht.  Näheres  beim  Wasserbau -Inspektor  von  Mor- 
stein in  Breslau. 

3.  Bauführer  und  Geometer  zu  interessanten  Vorarbeiten 
für  Eisenbahnen  werden  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 

4.  Ein  Bauschreiber,  mit  einiger  Gewandheit  im  Zeichnen, 
wird  von  einem  Kreisbaumeister  gesucht.  Zu  erfragen  beim  Bau- 
führer Bandke,  Berlin,  Ritterstrasse  97,  2 Treppen. 

5.  Die  Königl.  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Bau- 
meister gegen  3 Thaler  Diäten.  Meldungen  daselbst. 

6.  Zu  den  Spreeregulirungsbauten  wird  sofort  auf  ca.  5 Monate 
ein  Bauführer  oder  Baumeister  gegen  reglementsmässige  Diäten 
und  Reisekosten  gesucht  vom  Wasserbaumeister  Natus  in  Cöpenick. 

7.  Zum  Entwerfen  und  zur  Ausführung  von  Entwässerungs- 
Anlagen  wird  ein  Baumeister  oder  älterer  Bauführer  gesucht. 
Diäten  nach  Vereinbarung;  Meldungen  im  neuen  Rathhause  in 
Berlin,  Zimmer  73,  oder  beim  Stadt-Bau -Inspektor  Ros  patt,  Ora- 
nien-Strasse  104. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  St.  in  Gera.  — Der  Druck  unseres  Blattes  muss  bereits 
am  Mittwoch  stattfinden;  Inserate  müssen  deshalb  bis  spätestens 
Mittwoch  früh  in  unsern  Händen  sein,  wenn  sie  noch  zur  Auf- 
nahme gelangen  sollen.  Ihr  Brief  traf  erst  am  Donnerstag  ein, 
deshalb  konnten  wir  Ihren  Wunsch  erst  in  der  heutigen  Nummer 
berücksichtigen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herrn  L . in  Elberfeld 
und  B.  in  Berlin. 


Architekteii-Yerein  zu  Merlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  25.  Juli. 

Besichtigung  des  Rathhausbaues. 
Versammlung  um  51/,  Ubr  beim  Eingänge  zu  demselben  in 
Nagelgasse. 


Zum  Schluss  gemeinschaftliches  Zusammensein  in  der  Lipps’- 
schen  Brauerei  im  Friedrichshain. 

Für  die  Anordnungen 
Licht.  Merzenich. 


^lontag  «len  31.  .full.  Abends  8 ITIir,  Ver- 
sammlung- «1er  E^kursions  - Kommission  im 
Karlsbade  an  «1er  Potsdamer  Brücke. 

Hierzu  eine  Beilage. 


315 


Für  ein  Bauhandwerkfabrikgeschäft  und  für  Comtoir 
wird  ein  junger  Mann  (am  liebsten  Maurer  od.  dergl.)  sogleich  bei 
20  Thlr.  monatlichem  Gehalt  gesucht,  der  umsichtig  ist.  Adressen 
mit  Abschrift  von  Attesten  werden  unter  F.  S.  33.  in  der  Exped. 
dieser  Zeitung  erbeten. 

Bauführer  und  Geometer,  welche  womöglich  bereits  bei  Vorar- 
beiten für  Eisenbahnen  im  Gebirge  thätig  gewesen  sind,  jedenfalls 
aber  in  der  Ausführung  von  Nivellements  und  von  geometrischen 
Aufnahmen  geübt  sind,  können  sofort  bei  interessanten  Vorarbeiten  für 
Eisenbahnen  durch  den  Unterzeichneten  beschäftigt  werden.  Mel- 
dungen werden  schriftlich  erbeten  und  zwar  unter  Angabe  der 
bisherigen  Thätigkeit,  sowie  unter  Beifügung  der  bezüglichen 
Zeugnisse. 

Gera,  den  14.  Juli  1868. 

R.  Staberow 

Kgl.  Baumeister  und  Eisenbahn  - Ingenieur. 

Ein  hiesiger  Maurermeister,  29  Jahr  alt,  wünscht  sich  mit  einem 
Kollegen  oder  Zimmermeister  etc.,  der  2500  Thlr.  einlegen  könnte, 
zu  associiren.  Das  Kapital  kann  auch  in  Raten  gezahlt  werden. 
Adressen  unter  H.  H.  79  bittet  man  in  der  Expedition  dies.  Blattes 
niederlegen  zu  wollen. 

Ein  junger  Mann,  Maurer,  im  Entwerfen,  Veranschlagen  u.  a. 
Bureauarbeiten,  sowie  praktisch  geübt,  sucht  passende  Stelle  im 
Bureau  oder  beim  Bau  sogleich  oder  später.  Offerten  sub  A.  S.  73 
befördert  die  Expedition. 

Ein  junger  Mann,  praktisch  gelernter  Maurer,  welcher  bereits 
mehrere  Jahre  städtische  sowie  Fabrikbauten  als  Bauführender  auch 
Polier  ausführte,  ebenfalls  bei  einem  Maurermeister  sowie  Zimmer- 
meister auf  dem  Büreau  im  Entwerfen,  Veranschlagen,  stets  mit 
dem  Erfolg  guter  Zeugnisse  arbeitete,  sucht  wegen  Vollendung  des 
gegenwärtigen  Baues  eine  Stelle,  am  liebsten  als  Bauaufseher,  resp, 
Bauführender  oder  im  Büreau  eines  Bau-  oder  Bau  - Gewerksmeisters. 
Gell.  Offerten  bittet  man  unter  C.  E.  beim  Zimmerraeister  J.  Beh- 
ren ds  zu  Magdeburg,  Heiligegeiststrasse  5,  zu  adressiren. 

Ein  praktisch  erfahrener  Maurermeister,  nach  zehnjähriger  be- 
deutender selbstständiger  Praxis  Verhältnisse  halber  bereits  wieder 
ein  Jahr  als  Privatbauführer  in  Berlin  beschäftigt  gewesen,  sucht 
eine  entsprechende  Stellung.  Gefl.  Offerten  sub  C.  W.  77  beförd. 
die  Expedition. 


Gotha -Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Ausführung  der  bei  Reiser  und  Dachrieden  unweit  Mühl- 
hausen über  die  Unstrut  zu  erbauenden  2 Viadukte  sollen  die  excl. 
der  Materialien  zu  24,656  Thlr.  und  22,665  Thlr.  veranschlagten 
Maurerarbeiten  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Zeichnungen,  Anschläge  und  Submissionsbedingungen  sind 
im  Abtheilungs  - Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen 
und  werden  auch  auf  portofreies  Ansuchen  von  dem  Unterzeichne- 
ten mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  der  Maurerarbeiten  zum  Bau  der 
Unstrut-Viadukte  bei  Reiser  und  Dachrieden“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  auf 

den  31.  Juli  er.  Vormittags  11  Uhr 

in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anberaumten  Termine  portofrei 
einzureichen,  in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten 
in  Gegenwart  der  etwa  erscheinenden  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  am  10.  Juli  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister, 

Witze  ck. 

Gotha -Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Eisenbahn 
soll  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  das  Loos  No.  XVI  mit 
35408  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens,  einschliesslich  der 
Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf  41996  Thlr.  22  Sgr.  2 Pf.  im 
Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions- Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs -Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
bis  spätestens  zu  dem  am 

10.  August  er.  Vormittags  101/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichnetem  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister, 

Witzeck. 


Gotha -Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Eisenbahn 
sollen  auf  der  Strecke  von  Langensalza  bis  Mühlhausen  4 Loose 


und  zwar 

1.  Loos  No.  IV  mit  11920,0  Schachtruthen 
zu  bewegenden  Bodens,  einschliesslich 

der  Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf  21,803  Thl.  17  Sgr.  — Pf. 

2.  Loos  No.  V mit  24105,7  Schachtruthen 

wie  vor 29,578  „ 16  „ 8 „ 

3.  Loos  No.  VI  mit  19584,1  Schachtruthen 

wie  vor 21,265  „ 15  „ 5 „ 

4.  LoosNo.  VII  mit  16728,7  Schachtruthen 

wie  vor 15,456  „ 4 „ 5 „ 


im  Wege  des  öffentlichen  Submissions -Verfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs -Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
kostenfrei  von  dem  Unterzeichneten  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

27.  Juli  c.,  Vormittags  101/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  portofrei 
einzureichen.  In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  einge- 
gangenen Offerten  in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten 
erfolgen. 

Gotha,  den  26.  Juni  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister 
(gez.)  Witzeck. 

G o tha  - Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  von  Langensalza  bis  Mühl- 
hausen im  Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  sollen  4 Loose 
und  zwar: 


Loos 

No.  IV  mit 

ca.  133  Schachtruthen 

Mauerwerk 

„ 

. v „ 

„ 739 

do. 

do. 

n 

» VI  „ 

„ 772 

do. 

do. 

„ 

* VII  „ 

„ 375 

do. 

do. 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissions -Verfahrens  an  qualifizirte 
Unternehmer  verdünnen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions  - Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions  - Bedingungen  von  dem  Unterzeichneten 
auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn.“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

28.  Juli  er.,  Vormittags  101/.  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen. 
In  diesem  Termine  wird  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten 
in  Gegenwart  der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen. 

Gotha,  den  26.  Juni  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister 
(gez.)  Witzeck. 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Auf  den  Bahnhöfen  der  Neuen  Berliner  Verbindungsbahn 
sollen  5 Wirthschaftsbrunnen  von  verschiedener  Tiefe  mit  eisernen 
Pumpen  versehen  werden.  Diejenigen  Herren  Maschinenfabrikanten, 
welche  auf  Lieferung  derselben  reflektiren,  werden  ersucht,  ihre 
bezüglichen  Offerten  unter  Beifügung  detaillirter  Zeichnungen, 
namentlich  der  Konstruktionstheile  (Ventile)  bis  spätestens  am  15. 
August  d.  J.  in  meinem  Büreau,  Köpnickerstrasse  31a,  abzugeben. 

Der  Abtheilungs-Baumeister 
W.  Housselle. 


Deutsches  Gewerbe  - Museum 

Berlin,  Stallstrasse  IV«.  5. 

Die  hinterlassenen  architektonischen  und  kunstgewerblichen 
Entwürfe  des  verstorbenen  Baumeisters  und  Lehrers  am  Gewerbe- 
Museum  B.  Boise li er  sind  von  heute  ab  bis  Sonntag  den 
2.  August  incl.,  täglich,  ausgenommen  Montags  von  10  — 2 Uhr,  in 
den  Räumen  des  Gewerbe-Museums  öffentlich  ausgestellt. 


Der  Eintritt  ist  in  dieser  Zeit  auch  für  die  Sammlung  des 
Gewerbe-Museums  unentgeltlich.  Der  Vorstand. 


Maurische  Villa  Sr.  Majestät  des  Königs 


Wilhelm  von  Württemberg. 

Entworfen  und  ausgeführt  von  Mi.  von  Zantli.  Grosses 
Prachtwerk  in  reichstem  Farbendruck  (Subskriptionspreis  10  Frd’or.) 
ist  aus  einem  Nachlass  für 

SO  Tlialer 

zu  verkaufen  durch  die  Expedition  dieses  Blattes. 


316 


(lOtlia-Lcinefelder  Eisenbahn. 

BekiiiiiitniacliuiiK. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  im 
Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  soll  das  Loos  No.  XVI 
mit  circa  927  Schacht- Ruthen  Mauerwerk  im  Wege  des  öffent- 
lichen Submissions -Verfahrens  an  einen  qualifizirten  Unternehmer 
verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs  - Biireau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions -Bedingungen  von  dem  Unterzeichne- 
ten auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift : 

, Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

11.  August  er.  Vormittags  101/,  Uhr 

in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister, 

W i t z e c k . 

Die  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter-Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts -Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

ü.  llaaruiami. 


Konkurrenz  - Ausschreiben. 

Nachdem  vom  Unterzeichneten  Stadtrathe  unter  Zustimmung 
der  Stadtverordnetenschaft  der  Neubau  eines 


für  hiesige  Stadt  und  zugleich  die  Beschaffung  der  hierzu  erforder- 
lichen Pläne  auf  dem  Wege  der  Konkurrenz  beschlossen  worden 
ist,  so  ergeht  hiermit  an  diejenigen  Herrn  Architekten,  welche  ge- 
neigt sind,  sich  bei  dieser  Konkurrenz  zu  betheiligen,  die  Auffor- 
derung, ihre  Pläne  und  Kosten- Anschläge  bis  zum 
1.  November  d.  J. 

an  den  Unterzeichneten  Stadtrath  einsenden  zu  wollen.  Später  ein- 
gehende Arbeiten  können  keine  Berücksichtigung  finden.  Das  spe- 
zielle, unter  Beihülfe  der  nachbenannten  Preisrichter  verfasste  und 
von  ihnen  genehmigte  Programm  wird  nebst  dem  erforderlichen 
Situationsplane  den  resp.  Bewerbern  auf  deren,  bei  hiesiger  Raths- 
stelle mündlich  oder  schriftlich  angebrachtes  Ansuchen  sofort  zuge- 
stellt werden. 

Zur  Uebernahme  des  Preisrichteramtes  haben  sich  bereit  er- 
klärt: 

Herr  Oberlandbaumeister  Iiänel  in  Dresden, 

„ Professor  R.  Heyn  ebendaselbst, 

.,  Prüfungskommissar  Zöche  r in  Leipzig. 

Für  die  beiden  relativ  besten  und  zur  Ausführung  geeigneten 
unter  den  programmgeraäss  ausgeführten  Konkurrenz-Projekten  sind 
Preise  von  250  Thlr.  und  beziehentlich  100  Thlr.  ausgesetzt. 

Die  prämiirten  Pläne  bleiben  Eigenthum  der  hiesigen  Kom- 
mune. Der  Unterzeichnete  Stadtrath  behält  sich  zwar  die  Auswahl 
unter  den  preisgekrönten  Arbeiten  behufs  der  Ausführung  vor, 
„flehert  aber  demjenigen  Architekten,  dessen  Pläne  zur  Ausführung 
gewählt  werden,  die  Betheiligung  bei  der  speziellen  Aus-  resp. 
Umarbeitung  der  Baupläne,  bei  Beaufsichtigung  des  Baues  etc. 
gegen  ein  zu  vereinbarendes  Honorar  zu. 

Freiberg,  den  26.  Juni  1868. 

Der  Rath  der  Stadt  Freiberg. 

Lemuss,  Bürgermeister. 

Abschriften  jeder  Art  fertigt  Sartorius,  Alte  Jakobstr.  134, 
Hof  3 Treppen  links. 

Oranienstrasse  128,  3 Treppen  links  bei  Nube  ist  zum  1.  Au- 
gust eine  freundlich  möblirte  Stube  zu  vermiethen. 

Die  Jahrgänge  1859,  1864,  1S65  und  1866  der 

„Zeitschrift  für  Bauwesen” 

beabsichtige  ich  zu  verkaufen. 

IV e rill  eil.  Baumeister, 

Berlin,  Bethanienufer  7.  1 Treppe. 


Studienreise 

der 

StnlirniDen  Der  ta^HaHeiiue. 

Die  diesjährige  Studienreise  der  Bau- Akademie  zu  Berlin  be- 
ginnt am  8.  August  und  geht  von  Berlin  nach  Dresden,  Prag, 
Nürnberg  und  München.  Kollegen  werden  freundlichst  zur 
Theilnahme  eingeladen.  Programme  der  Reise  und  die  Liste  zur 
Namensunterzeichnung  liegen  beim  Saaldiener  der  Bau- Akademie  aus. 

Das  Comite  der  Studienreise. 

Zinltgiesserei  für 

Kunst  und  Architektur 

Fabrik  von  Gaskronen 

Schaefer  & Hauschner 

Berlin,  Friedrichsstr.  225 

Argfftriia— 

Papier -Tapeten.  I 

G-ebrüder  Hildebrandt 

Hoflieferanten  Sr.  Majestät  des»  Königs 

in  Berlin,  Brüderstrasse  16, 

empfehlen  den  Herren  Architekten 

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317 


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von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) bei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grossbritanischen  Regierung  zur  Erbauung  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  den 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil- Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Burham - 
Compagnie  im  Metropolitan -Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtüeh  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von  l’/T'X 
1 1 2"  = 2%  [J"  eine  Widerstandskraft  von  63  t Pfd.  ergeben  bat. 
Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten,  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  702,3  Pfd.  er- 
geben. 

Lager  von  unserm  Portland-Cement  haben  wir  für  Berlin  den 

Herren  W.  Naetebus  & Co. 

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übertragen,  welche  sich  zu  geneigten  Aufträgen  empfohlen  halten. 
London,  im  März  1868. 

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Königlichen  Regierung  konzessionirt  und  auf  mehreren  Industrie- 
Ausstellungen  des  In-  und  Auslandes  prämiirt,  empfiehlt 

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Kellern,  Küchen,.  Hausfluren,  Parquets,  Entrees,  Korridors,  Fussleisten,  Wandbekleidungen  (besonders  hinter  den  Oefen)  u.  s.  w. 

2.  für  öffentliche  Anstalten  und  HausKebrauch : Waschtische,  Aufsätze,  Konsolen,  Büffets,  Ofen-  und  Tisch- 
platten, Badewannen,  Badezellen,  Bassins,  Pissoirs,  Laboratorien  und  Sezirtische,  Wärmsteine,  Butterformen,  Brunnenbecken,  Viehtröge 
und  Pferdekrippen  aus  Grault  und  Marmor. 

3.  für  Gärten:  Postamente  für  Blumenvasen  und  Figuren,  Blumenbänke  und  Tische  aus  Schiefer  (namentlich  für  die  Warm- 
häuser), Schilder  (Etiquetten),  Beeteinfassungen. 

4.  für  fiiewerbetreibende  und  Fabrikanten:  Ladentischplatten  für  Konditoren,  Fleischer,  Bäcker,  Gerber,  Restau- 
rateure u.  a.  m. ; Farbereibeplatten;  Mörser  für  Apotheker  und  Küchen;  Wasser-Reservoire,  Gähr-  und  Quellbottige,  IBalztennen, 
Marmor -Kegelbahnen,  Billardtafeln.  Iilthographlestelne,  feine  Abziehsteine,  grüne  Oel-,  Wetz-  und  Schleifeteine 
für  Graveure,  Uhrmacher,  Goldarbeiter  und  dergl.  sowie  Sensensteine. 

5.  MunstgegenstäiMle:  Grabplatten  und  Kreuze,  Monumente  jeder  Art  und  Grösse,  Postamente  zu  Denkmälern,  Altar- 
platten, ganze  Altäre,  Taufsteine,  Säulen,  Kamine  u.  dergl.  sowie  alle  Sorten  gedrehter  Marmor-  und  Alabasterwaaren. 

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schem Marmor,  Solenhofer  und  andern  Steinen)  Belegsteine,  Ab- 
deckungs-  und  Gesimsplatten,  Fensterbretter,  Pissoirs,  Treppen- 
stufen, Tischplatten,  Paneele  etc.,  sowie  Kunst-Fabrikate,  als: 
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Berlin,  Georgenstrasse  33. 

London  1862. 

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senstrasse 6. 
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Werftstrasse  23. 


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den und  Privaten  sieh  bewährt  habenden  Arbeiten  sind 
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4» 

5" 

6" 

8" 

9“ 

10"  12" 

15" 

18" 

21" 

24" 

30"  Zoll  i.  1.  W. 

31/* 

4 

57s 

37* 

97* 

117  s 

137s  20’ 

303  4 

42 

60 

747* 

105  Sgr.  in  Berlin. 

37s 

47* 

57* 

7 

10 

117* 

14  21 

32 

437* 

617s 

777s 

125  „ „ Posen. 

37* 

47s 

6 

77s 

117* 

137* 

15V  * 23 

347* 

477s 

667s 

847* 

130  „ „ Coeln. 

3 

37a 

47. 

57* 

8 

9 

11  16 

25 

35 

50 

61 

82  „ „ Stettin. 

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Berlin,  Oranien-Str.  75. 


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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  31.  Juli  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Reisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Konigl. 
Bau -Akademie  zu  Berlin  im  August  1867.  (Fortsetzung).  — Gubbio. 
— Fachwerkträger.  (Schluss).  — Feuilleton:  Das  Königliche 
Schloss  zu  Berlin  vor  200  Jahren.  — Bauausführungen  und 
Projekte:  Hamburg.  - Mittheilungen  aus  Vereinen:  Ar- 
chitekten-Verein  zu  Berlin.  — Ver  m i sch  t es : Die  Ausstellung 

der  Zeichnungen  Bernh.  Kolscher’s.  — Aus  der  Fachlitera- 
tur: Fürster’s  allgemeine  Bauzeitung.  — Erbkam's  Zeitschrift  für 
Bauwesen.  — Konkurrenzen:  Monatsaufgaben  für  den  Archi- 
tekten-Verein  zu  Berlin  zum  5.  September.  — Personal-Nach- 
richten etc. 

Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienreise  der  Konigl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Fortsetzung.) 


Rostock,  Heiligen  dämm,  Warnemünde. 

Die  neuen  Wasserwerke  der  Stadt  Rostock  zeigen 
eine  gänzlicli  missrathene  Anlage;  nicht  nur  sind  die  Sam- 
melbassins noch  im  Inundationsgebiete  der  Warnow  ange- 
legt und  dem  Hochwasser  derselben  ausgesetzt,  sondern 
sie  befinden  sich  auch  in  der  unmittelbaren  Nachbarschaft 
einer  öffentlichen  Kloake,  die  bei  der  grossen  Durchlässig- 
keit des  Bodens  nicht  verfehlt  einen  nachtheiligen  Einfluss 
auf  das  Wasser  auszuüben  und  dasselbe  fast  gänzlich  un- 
brauchbar zu  machen.  Hierzu  kommt  ferner  noch,  dass 
die  Maschine  zu  schwach  konstruirt  und  in  Folge  dessen 
bereits  ein  Bruch  bei  den  Rümpen  eingetreten  war,  so 
dass  der  kaum  begonnene  Betrieb  bereits  gänzlich  hatte 
sistirt  werden  müssen.  Der  einzige  Theil  dieser  neuen 
Wasserwerke,  der  sich  augenblicklich  noch  in  Funktion 
befand,  war  das  auf  dem  alten  Festungswalle  angelegte 
Hochreservoir  und  das  mit  demselben  in  Verbindung  ste- 
hende städtische  Röhrennetz.  Denn  da  Rostock  sich  in 
einem  ähnlichen  glücklichen  Falle  befindet  wie  Lübeck, 
und  eine  alte,  wenn  auch  den  jetzigen  Ansprüchen  und 
Bedürfnissen  nicht  mehr  entsprechende  Wasserkunst  besitzt, 
so  fördert  diese  jetzt  das  Wasser  in  das  Hochreservoir, 
so  dass  die  Stadt  wenigstens  nicht  ganz  ohne  Wasser  ist. 
In  Anordnung  und  Konstruktion  ist  dies  Hochreservoir 
ganz  ähnlich  dem  zu  Lübeck  und  zeigt  auf  einem  hohen 
massiven  Unterbau,  der  auch  hier  zu  Geschäftsräumen  be- 
nutzt wird,  ein  eisernes  Reservoir  von  64'  engl.  Durch- 
messer und  12'  Höhe. 

Ueber  das  weitere  Schicksal  der  neuen  Wasserwerke 
war  vorläufig  noch  nichts  entschieden.  — 

Der  Hafen  Rostocks  wird  durch  die  Warnow  ge- 
bildet, deren  Wassertiefe  hier  14'  beträgt  und  sich  bis  zu 
ihrer  Mündung  in  die  Ostsee  bei  Warnemünde  bis  zu  17' 
vergrüssert.  Die  Verhältnisse  sind  denen  von  Lübeck 
im  Allgemeinen  zwar  sehr  ähnlich,  jedoch  in  jeder  Bezie- 
hung günstiger;  denn  nicht  nur  ist  der  Hafen  von  Ro- 
stock viel  geräumiger  und  ruhiger,  da  hier  der  Fluss  er- 
heblich breiter  und  fast  ganz  ohne  Strömung  ist:  er  bietet 
auch,  weil  die  Warnow  sich  stets  nur  auf  kurze  Zeit  mit 
Eis  bedeckt,  als  Winterhafen  besondere  Vortheile  und  ist 
als  solcher  sehr  gesucht.  Wenn  dennoch  ein  lebhafter 
Handel  hier  nicht  aufkommen  kann  und  der  ganze  Schiff- 
iahrts-  und  Handels-Verkekr  von  Rostock  bedeutend  ge- 
ringer als  der  von  Lübeck  ist,  so  ist  der  Grund  sicher 
in  der  Ungunst  anderer  Verhältnisse  zu  suchen.  Dazu 
beitragen  muss  z.  B.  das  in  Rostock  vollständig  durchge- 
bildete Zunftwesen,  das  nicht  nur  die  Handelswelt,  sowie 
jedes  Handwerk  für  sich  abschliesst,  sondern  sogar  eine 
Zunft  der  Hafen-Fuhrleute  in’s  Leben  gerufen  hat,  die  ein 
Privilegium  auf  die  An-  und  Abfuhr  sämmtlicher  Schiffs- 


güter besitzen,  so  dass  seihst  Privat- Fuhrwerke  vollstän- 
dig ausgeschlossen  sind  und  die  An-  und  Abfuhr  nur 
durch  „zünftige“  Fuhrwerke  erfolgen  darf.  Dass  solche 
und  ähnliche  Verhältnisse  nur  lähmend  auf  den  Handels- 
verkehr einwirken  können,  liegt  wohl  auf  der  Hand.  Eines 
wohlbegründeten  Rufes  geniesst  Rostock  hingegen  als 
Schiffsbauplatz.  Es  zeigt  demzufolge  eine  lange  Reihe 
von  Werften  und  Schiffsbauplätzen,  aus  denen  Jahr  aus 
Jahr  ein  Schiffe  in  grosser  Zahl  hervorgehen.  Die  Re- 
paratur der  Schiffe  erfolgt  entweder  auf  einem  Patent-Slip 
oder  durch  Kielholen,  und  ist  zu  letzterem  Zweck  ein  kleines 
Hafenbassin  in  der  Warnow  selbst  durch  ein  Pfahlwerk 
gebildet.  Hieran  schliesst  sich  ein  kleiner  Baggerhafen 
für  die  Ueberwinterung  der  Bagger  und  Baggerprähme  etc. 
Für  die  Ueberwinterung  der  Seeschiffe  ist  dadurch  gesorgt, 
dass  sich  quer  durch  die  ganze  Warnow  hindurch  Reihen 
von  Duc  d' Alben  ziehen,  an  denen  die  Schiffe  sich  fest- 
legen können.  Bis  jetzt  sind  12  solcher  Querreihen  aus- 
geführt und  zwar  enthält  jede  Querreihe  10  Duc  d’ Alben, 
von  denen  jeder  aus  5 Pfählen  konstruirt  werden  musste, 
da  der  gute  und  feste  Grund  erst  in  grosser  Tiefe  zu  er- 
reichen ist. 

Nur  eine  verhältniss mässig  kurze  Uferstrecke  ist  als 
eigentlicher  Kai  ausgebildet,  an  dem  das  Löschen  und 
Beladen  der  Schiffe  erfolgt,  und  zwar  ist  diese  Uferstrecke 
theils  durch  Bohlwerke,  theils  durch  eine  massive  Futter- 
mauer begrenzt,  welche  letztere  nach  und  nach  allgemein 
durchgeführt  werden  soll.  Es  ist  für  dieselbe  hier  eine 
Bauweise  befolgt,  die  in  einem  früheren  Jahrgange  der 


Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  zu  Han- 
nover von  Ilrn.  v.  Ronzelen  angegeben  ist.  liier  in 
Rostock  hat  sich  diese  Konstruktion  bereits  an  den  vor 
mehr  als  10  Jahren  ausgeführten  Theilen  vollständig  he- 


320 


währt  und  noch  nicht  die  geringste  nachtheilige  Verän- 
derung gezeigt,  während  bei  ähnlichen  in  Kiel  ausgeführten 
Anlagen  ein  durchaus  ungünstiges  Resultat  damit  erzielt 
sein  soll. 


Die  Kaimauer  erhebt  sich  hier  nur  etwa  7'  über  den 
mittleren  Wasserspiegel  der  Warnow  und  ruht  auf  einem 
Pfahlrost,  welcher  nur  wenig  unter  diesem  Wasserspiegel 
ahgeschnitten  ist.  Der  Grund  besteht  zunächst  aus  einer 
Schicht  iriebsand,  dann  folgt  eine  mächtige  Schicht  In- 
fusorienerde und  erst  in  etwa  45'  Tiefe  unter  dem  Was- 
serspiegel der  gute  Baugrund.  Die  zum  Rost  zu  verwen- 
denden Pfähle  mussten  daher  eine  Länge  von  ca.  Gü'  er- 
halten; sie  wurden  in  zwei  Reihen  eingerammt  und  dann 
der  Quere  nach  paarweise  verhöhnt,  so  dass  sich  Joche 
bildeten,  deren  Entfernung  von  einander  etwa  3 *4'  be- 
trägt. Ueber  diesen  Querholmen  liegt  der  Länge  nach 
eine  Mittelschwelle,  die  mit  sämmtlichen  Querholmen  ver- 
bolzt ist  und  gegen  welche  sich  schräge  Pfähle  stemmen, 
die  in  der  Mitte  zwischen  je  zwei  Jochen,1  also  in  7'  Ent- 
fernung von  einander  angeordnet  sind;  diese  Pfähle  ge- 
nügen vollkommen,  um  den  Druck  der  Hinterfüllungserde 
aufzuheben.  Der  Raum  zwischen  und  zunächst  hinter  den 
lothrehten  Pfählen  ist  mit  Faschinen  ausgefüllt. 

Auf  der  Fahrt  nach  Dobberan  wurde  noch  ein  aus- 


Seitenspur. 


Mittelspur. 


serhalb  der  Stadt  Rostock  gelegenes  Patent -Slip  besich- 
tigt.  Es  ist  dies  eine  sehr  einfache  und  kunstlose  Anlage 
zur  Reparatur  der  Schifte.  In  das  hohe  Ufer  ist  eine  ge- 
neigte Ebene  eingeschnitten,  die  seitwärts  durch  Rasen- 
böschungen begrenzt  und  soweit  unter  den  Wasserspiegel 
hinab  verlängert  ist,  wie  es  der  Tiefgang  leergehender 
Schiffe  erfordert.  Diese  Ebene  hat  eine  Neigung  von 
1:13  uud  trägt  — wie  die  geneigte  Ebene  zu  Lauenburg 
ein  Geleise,  auf  welchem  ein  mit  Stapelblöcken  ver- 
sehener Schlitten  so  tief  in  das  Wasser  hinabgelassen 
werden  kann,  dass  das  zu  reparirende  leere  Schiff  sich 
über  den  Schlitten  stellen  und  auf  demselben  befestigen 
kann,  um  dann  mit  dem  Schlitten  hinaufgezogen  zu  wer- 
den. Der  Schlitten  besteht  aus  einzelnen  Theilen,  so  dass 
er  je  nach  der  Länge  des  heraufzuziehenden  Schiffes  ver- 
längert oder  verkürzt  werden  kann;  seine  Länge  betrug 
am  Lage  der  Besichtigung  172,/2/  und  seine  Breite  incl. 
der  drei  Schlittenbalken  19'.  Diese  drei  Schlittenbalken 

sind  durch  Querbalken  fest 
miteinander  verbunden  und 
werden  in  je  2'  Entfernung 
durch  Räderpaare  getragen, 
die  auf  gusseisernen  Spuren 
laufen.  Jede  der  beiden 
Seitenspuren  hat  die  Form 
einer  doppelten  Brückenschiene  uud  zwischen  den  beiden 
Schienenköpfen  öVj",  incl.  derselben  aber  10"  Breite. 
Die  mittlere  Spur  ist  zwar  ähnlich  gestaltet,  zeigt  jedoch 
zwischen  den  beiden  Schienenköpfen  1 2",  incl.  derselben 
\Tx/i"  Breite  und  trägt  ausserdem  in  der  Mitte  eine  7" 
breite  Sperrstange  mit  4"  langen,  s/4"  hohen  Zähnen,  in 
welche  von  oben  her  Sperrklinken  einfallen,  die  den 
Schlitten  in  seiner  augenblicklichen  Stellung  festhalten  und 
gegen  ein  willkürliches  Hinabgleiten  sichern.  Bei  der 
augenblicklichen  Länge  des  Schlittens  von  172,/a'  waren 
vier  Sperrklinken  im  Eingriff. 

An  den  vorderen  Theil  des  Schlittens  greift  eine 
Kette  an,  vermittelst  deren  eine  Dampfmaschine  von  an- 
geblich 20 — 25  Pferdekräften  den  mit  dem  zu  repariren- 
den  Schift  belasteten  Schlitten  auf  die  Ebene  hinaufzieht 
und  auch  auf  derselben  hinablässt.  Diese  Bewegung  er- 
folgt indessen  nicht  gleichmässig,  sondern  intermittirend. 
Die  Kette  besteht  nämlich  aus  19'  langen  Gliedern,  die 
mittelst  verkeilter  Bolzen  mit  einander  verbunden  sind. 
Wird  nun  das  obere  Ende  der  Kette  mit  der  Maschine  in 
Verbindung  gebracht,  so  zieht  diese  den  Schlitten  zunächst 
19'  weit  hinauf,  dann  wird  der  Schlitten  festgestellt,  das 
oberste  Kettenglied  herausgenommen  und  das  nächstfol- 
gende Kettenglied  jetzt  mit  der  Maschine  in  Verbindung 
gebracht.  Dann  wird  abermals  der  Schlitten  19'  weit 
heraufgeholt,  wiederum  das  oberste  Kettenglied  herausge- 
nommen u.  s.  f.  Ebenso  erfolgt  das  Hinablassen  des 
Schlittens  durch  Ansetzen  neuer  Kettenglieder  am  oberen 


Ende.  Jedes  Kettenglied  hat  10"  Umfang  (ca.  3 1/4"  Durch- 
messer) und  daher  ein  so  grosses  Gewicht,  dass  die  Span- 
nung in  der  Kette  nicht  im  Stande  ist,  dieselbe  ganz 
straff  anzuziehen  und  ein  Durchhängen  und  Schleifen  auf 
der  Ebene  zu  verhüten.  Um  diesen  Uebelständen  mög- 
lichst vorzubeugen,  ist  jedesmal  das  zweite  oder  dritte 
Kettenglied  durch  einen  starken  hölzernen 
Rahmen  unterstützt,  der  auf  zwei  Räderpaan  n 
ruht,  die  auf  der  mittleren  Spur  laufen. 

Die  Maschine,  welche  das  Aufziehen  des 
Schlittens  bewirkt,  zeigt  zunächst  auf  der  Trieb- 
welle ein  Getriebe,  welches  in  ein  grosses 
Zahnrad  eingreift,  auf  dessen  Axe  sich  eine 
Welle  mit  vi<  r starken  Daumen  befindet.  Ueber 
diese  Daumenwelle  und  eine  etwa  22'  davon 
entfernte  kleinere  Welle  von  ca.  18"  Durch- 
messer ist  eine  Gall’sche  Kette  ohne  Ende 
mit  12"  langen  Gliedern  gespannt;  diese  Glie- 
dern sind  in  den  Augen  5",  in  der  Mitte  3" 
breit,  zeigen  aber  verschiedene  Stärken:  die 
einfachen  Glieder  haben  2 ’/j”  Stärke,  während  jedes  Stück 
dm-  doppelten  Glieder  1 V2 " stark  ist.  Soll  nun  das  Ge- 
stänge des  Schlittens  mit  dieser  rotirenden  Kette  verbun- 


4) 

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den  werden,  so  wird  ein  starker  Haken  in  die  Doppel- 
glieder eingelegt  und  an  dem  Haken  das  Gestänge  in  der 
angegebenen  Weise  befestigt;  die  rotirende  Kette  nimmt 
dann  den  Haken  mit  auf,  und  zieht  dann  das  Gestänge 
und  den  Schlitten  ebenfalls  nach.  Hat  dann  der  Haken 
einen  Weg  von  19'  zurückgelegt,  so  dass  er  sich  in  der 
Nähe  der  Daumenwelle  befindet,  so  wird  die  Maschine 
angehalten,  der  Haken  und  das  erste  Glied  des  Gestänges 
werden  herausgenommen,  der  Haken  mit  dem  nächstfol- 
genden Gliede  des  Gestänges  verbunden  uud  unten,  in 
der  Nähe  der  kleinen  Welle,  von  Neuem  in  die  Kette 
ohne  Ende  eingelegt,  und  dann  endlich  die  Maschine  wie- 
der in  Gang  gebracht.  Eben  solche  Operationen,  natür- 
lich in  umgekehrter  Anordnung,  sind  erforderlich,  wenn 
der  Schlitten  in  das  Wasser  hinabgelassen  werden  soll; 
es  ist  daher  der  Betrieb  nicht  gerade  besonders  günstig 
angeordnet.  Da  das  Slip  augenblicklich  nicht  benutzt 
war,  konnte  der  Gang  der  anscheinend  schwerfälligen 
Operationen  nicht  beurtheilt  werden;  ebenso  wenig  war 
es  möglich,  sichere  Angaben  über  das  Alter  und  die 
Brauchbarkeit  der  gewählten  Anordnungen  zu  erlangen. 

Von  Dobberan  wurde  nach  Besichtigung  der  dorti- 
gen Monumentalbauten  die  Fahrt  nach  dem  unmittelbar 
am  Meeresufer  gelegenen  Badeorte  Heiligendamm  fortge- 
setzt, wo  sich  noch  Gelegenheit  zu  einer  flüchtigen  Besichti- 
gung einiger  neuen,  am  Meeresufer  ausgeführten  Bauten  bot. 

Das  Ufer  erhebt  sich  hier  nur  etwa  30 — 40'  hoch 
über  dem  Meeresspiegel,  von  dem  es  durch  einen  etwa 
G — 8 Ruthen  breiten  Strand  getrennt  wird.  Da  der  Was- 
serspiegel der  Ostsee  auch  hier  durch  Winde  oft  um  mehre 
Fusse  gehoben  wird,  so  ist  dieser  Strand  nicht  genügend, 
um  das  Ufer  zu  schützen,  welches  vom  Wellenschläge 
angegriffen  und  so  unterhöhlt  wird,  dass  oft  auf  lange 
Strecken  ein  plötzliches  Abbrechen  und  Nachstürzen  er- 
folgt. Zum  Schutz  gegen  diesen  fortgesetzten  Abbruch  des 
hohen  Ufers  war  früher  mit  vielen  Kosten  und  mit  gros- 
ser Mühe  und  Sorgfalt  eine  Futtermauer  ausgeführt  wor- 
den, welche  eine  lange  Strecke  des  bedrohten  Theiles 
deckte.  Allein  auch  diese  Futtermauer  war  unterspült 
worden  und  eingestiirzl,  so  dass  nur  noch  an  einzelnen 
Stellen  Bruchstücke  derselben  sichtbar  waren,  während  an 


321 


andern,  früher  durch  die  Futtermauer  gedeckten  Stellen  sich 
jetzt  tiefe  Einrisse  zeigten. 

Man  hat  nunmehr,  in  Folge  dieser  ungünstigen  Re- 
sultate, auch  hier  das  Prinzip  der  unmittelbaren  Ufer- 
deckungen aufgegeben  und  statt  dessen  angefangen,  den 
Strand  nach  der  in  Preussen  eingeführten  Methode  durch 
Einbauc  (Buhnen)  zu  befestigen.  Es  sind  demnach  nor- 
mal gegen  den  Strand 
Pfahle  in  zwei  Reihen 
so  eingerammt,  dass  die 
Pfähle  der  einen  Reihe 
die  Lücken  der  .andern 
Reil  le  decken;  in  dieser 
Weise  treten  die  Pfahl- 
reihen noch  etwa  30' 
weit  in  das  Meer  vor, 
so  weit  wie  bei  dem 
verbältnissmässig  flach 
abfallenden  Meeres- 
gründe die  Ausführung 
noch  ohne  wesentliche  Schwierigkeiten  möglich  war.  Die 
Krone  dieser  Pfähle  liegt,  soweit  die  Pfähle  im  Wasser 
stehen,  horizontal  und  zwar  etwa  in  der  Höhe  des  Meeres- 
wasserspiegels, nach  dem  Ufer  jedoch  steigt  die  Krone 
dann  mit  etwa  1 : 16  auf  und  schliesst  sich  entweder 
an  den  Fuss  des  Ufers  oder  an  die  erwähnten  Reste  der 
Futtermauer  an.  Um  an  der  Wurzel  einer  Durchbrechung 
und  abermaligen  Unterspülung  vorzubeugen,  ist  hier  zu 
beiden  Seiten  noch  eine  Steinschüttung  ausgeführt.  Die 
zu  diesen  Buhnen  verwendeten  Pfähle  sind  etwa  6 — 7" 
stark,  6 — 10'  lang,  je  nach  der  Stelle,  an  welcher  sie  zur 
Verwendung  kommen,  und  werden  etwa  bis  zur  Hälfte 
ihrer  Länge  in  den  Boden  eingetrieben.  Die  Entfernung 
der  Buhnen  von  einander  ist  sehr  verschieden,  je  nach 
Oertlichkeit  und  Länge,  und  wechselt  etwa  zwischen  5 
und  7 Ruthen. 

Diese  Werke  sind  erst  im  Jahre  1867  und  zwar  nur 
in  geringer  Anzahl  erbaut,  so  dass  ausreichende  Erfah- 
rungen über  ihre  Wirksamkeit  hier  noch  nicht  Vorlagen; 
doch  hatten  sie  bereits  einige  Stürme  überdauert  und  sich 
bis  dahin  nicht  nur  gut  gehalten,  sondern  namentlich 
auch  schon  eine  recht  kräftige  Verlandung  zwischen  sich 


erzeugt,  so  dass  auch  das  Ufer  hier  von  neuen  Zerstörun- 
gen bewahrt  geblieben  war. 

Ganz  eben  solche  Buhnen  sind  auch  am  Seeufer  bei 
Warnemünde  ausgeführt  und  haben  sich  auch  hier  in 
gleicher  Wejse  gut  bewährt,  wenngleich  das  Ufer  hier 
ganz  anders  gestaltet  ist,  als  bei  Heiligendamm.  Bei  War- 
nemünde, dem  Vorhafen  von  Rostock,  ist  nämlich  das 
ganze  Gestade  sehr  flach,  so  dass  die  Seewinde  den  Sand 
sehr  weit  landeinwärts  führten  und  ausgedehnte  Strecken 
dadurch  vollständig  der  Kultur  entzogen  wurden.  War- 
nemünde ist  aber  auch  als  Badeort  stark  besucht,  und  so 
lag  es  im  Interesse  der  Stadt,  in  möglichster  Nähe  der 
Bäder  aumuthige  Promenaden  zu  schaffen.  Es  ist  daher 
nicht  nur,  wie  bei  Heiligendamm,  das  Seeufer  gedeckt  und 
befestigt,  namentlich , um  das  grobe  Geschiebe  von  den 
Badestellen  fern  zu  halten,  sondern  es  ist  auch  ein  voll- 
ständig ausgebildeter  Dünenbau  zur  Ausführung  gekom- 
men, so  dass  jetzt  der  Flugsand  durch  bepflanzte  Dünen 
und  10 — 15'  hohe  Strauchzäune  grösstentheils  festgehalten 
wird,  und  daher  jetzt  blühende  Anlagen  sich  da  befinden, 
wo  früher  nur  wüste  Sandflächen  waren.  Die  Unterhal- 
tung dieser  Anlagen  ist  freilich  auch  jetzt  noch  ausser- 
ordentlich kostspielig,  da  das  Anpflanzen  von  Bäumen  nur 
sehr  langsam  erfolgen  und  der  dem  Sonnenbrände  aus- 
gesetzte  Rasen  nur  durch  sorgfältiges  Giessen  frisch  er- 
halten werden  kann. 

Wenn  es  jedoch  gelungen  ist,  den  nachtheiligen  Ein- 
wirkungen des  Flugsandes  wenigstens  zum  grossen  Theil  zu 
begegnen,  so  ist  es  doch  noch  nicht  gelungen,  das  Ein- 
wehen  des  Flugsandes  in  die  Hafenstrasse  zu  verhüten. 
Der  Küstenstrom  hat  hier  die  Richtung  von  Westen  nach 
Osten,  trifft  also  zuerst  auf  die  westliche  Mole  der 
Hafenstrasse.  Ganz  besonders  noch  unterstützt  durch  die 
vorerwähnten  Uferbefestigungswerke  lagern  sich  nun  hier 
vor  der  westlichen  Mole  ausgedehnte  Sandfelder  ab , die 
zu  einem  fortgesetzten  Vorrücken  des  Strandes  Veranlas- 
sung geben.  Es  ist  daher  auch  die  frei  in  die  See  vor- 
tretende Länge  der  westlichen  Mole  jetzt  nur  verhältniss- 
mässig  gering  gegen  die  freie  Länge  der  östlichen  Mole. 
Von  diesen  Sandfeldern  aber  wird  nun  durch  die  west- 
lichen Winde  der  Sand  über  die  westliche  Mole  fort  oft 
in  sehr  beträchtlicher  Menge  in  die  Hafenstrasse  geweht. 


Das  Königliche  Schloss  zu  Koriin  vor  200  Jahren. 

ln  der  Topographie  der  Mark  Brandenburg  von  M.  Zeiler 
vom  Jahre  1652  findet  sieh  folgende  Beschreibung  des  dama- 
ligen Schlosses  hierselbst:  „Von  weltlichen  Gebäuden  ist  in- 
sonderheit zu  Cöln  das  Churfürstliche  Schloss  und  Residenz, 
an  dem  Wasser  ziemlich  regalisch  und  weitläufig  mit  zwei 
Höfen  erbauet,  zu  sehen.  In  dem  neuen  Bau  ist  die  Stallung, 
in  welcher  vor  dem  nächsten  Deutschen  Kriege  viel  schöne 
Pferde;  in  den  Rüstkammern  'viel  Kürass  oder  Kiiris  auf 
Ross  und  Mann,  auch  zum  Scharfrennen;  viel  Inventionen  und 
Schlitten,  mit  welchen  man  bis  für  die  Losamenter  hinnauffahren 
können.  In  der  Schlosskirche  viel  Gemälde  von  Lucas 
Krariach  und  andern  Malern  gemalet,  die  zuvor  in  der  Doin- 
kirehe  gewesen,  zu  sehen  waren,  die  neben  andern  Sachen, 
sonderlich  der  Schatz  als  ein  ganz  goldener  Altar,  die  zwölf 
Apostel  in  Lebensgrösse  von  getriebenem  Silber,  Bischofshüte, 
Stolen,  Stäbe,  alles  mit  Perlen  versetzt,  sonder  Zweifel  bei 
Zeiten  von  dannen  in  die  beiden  churfürstlichen  Festungen 
Cüstrin  und  Spandau  geflüchtet  worden  sein  werden.  Man 
soll  nirgends  so  viel  Gemälde  von  gedachtem  Lucas 
Kranaeh  als  allhie  beisammen  gefunden  haben,  so  eines 
grossen  Schatzes  Werth.  Auf  dem  Thurm  an  der  Schlosskir- 
che hängt  eine  grosse  Glocke,  davon  Theils  sagen,  sie  sei 
sogross  als  die  Erfurtische  und  etwas  höher:  aber  man  muss 
sie  treten.  In  der  Kirche  drinnen  ist  Churfürst  Johann  und 
seines  Sohnes  Joachim  I.  Monument  von  Messing  in  chur- 
fürstlichem  Habit  zu  sehen.  So  liegen  auch  da  Churfiirst 
Hans  Georg  und  Churfiirst  Joachim  Friedrich.  Im  inneren 
Schlosshof  ist  ein  schöner  grosser  und  künstlich  durchbroche- 
ner und  ausgehauener  Schnecken  von  Quaderstücken,  oben  mit 
einer  Altanen  unten  mit  einem  Stiiblein:  und  kann  man  durch 
verborgene  Gänge  und  Thfiren  aus-  und  einreiten.  Das  alte 
Gebäu  ist  drei  Gaden,  das  neue  vier  Gaden  hoch,  hat  unge- 
fähr vierzig  Stuben  und  Kammern.  Unten  herum  sind  meisten- 
theils  Hofstuben.  Unter  dem  grossen  Thor  wohnen  die 
Wächter  und  Hausvögte,  daneben  ist  ein  Gewölbe,  in  welchem 


obgedachter  Schatz  aufbehalten  worden,  item  die  Kanzlei  und 
Kammer  zu  den  Archiven,  oder  Original-  und  geheimen  auch 
sonderbaren  Schriften.  Denen  folget  die  Rentei.  Unter  dem 
grossen  Saal  sind  zwei  grosse  Hofstuben  auf  der  andern  Seite 
daran  die  Silberkammer,  dann  die  Kapelle;  zwischen  der 
Küche  der  grosse  Wendelstein,  da  man  bis  in  die  andern  Ga- 
den reiten  kann.  Durch  den  grossen  Schnecken  oder  Wendel 
kommt  man  auf  den  grossen  Saal,  der  so  lang  und  breit  als 
das  Schloss  auf  derselben  Seite  ist,  auf  Art  des  Saals  zu 
Padua  und  das  Lusthaus  zu  Stuttgart,  alles  am  Dachstuhl 
hangend.  In  des  Herrn  Churfiirsten  Losamentern  hingen 
Kaiser-,  König-,  Chur-  und  Fürstliche  Konterfeie  vor  dem  be- 
sagten Krieg,  alle  in  Lebensgrösse.  Die  Decke  ist  gemalt  mit 
Emblematibus  oder  Sinnbildern,  andere  Losamenter  von  His- 
torien und  Tugenden,  in  denen  hin  und  wieder  hübsche  Ta- 
feln von  besagtem  Lucas  Kranaeh,  auch  gekonterfeite  Berg- 
werk, Pferd,  Hirschen,  wilde  Schweine  und  dergleichen  vorhin 
zu  sehen  waren  und  vielleicht  theilweis  noch.  Das  neue  Ge- 
bäu über  dem  Thor,  allda  auch  die  Rathstube,  hat  fünf  Ta- 
bulat  über  einander  mit  sehr  schönen  Gemachen  für  fremde 
Herrschaften.  Die  Schloss  - Apotheke  ist  auch  zu  sehen,  in 
welcher  drei  Zimmer  voll  Büchsen,  Flaschen  und  Gläser,  mit 
allerlei  köstlichen  Sachen  gar  in  schöner  Ordnung  mit  hüb- 
schen Laboratoriis,  guten  Kellern  und  Springwassern  vor 
diesem  vorhanden  gewesen.  Und  dieses  Schloss  hat  Churfürst 
Joachim  der  Andere  mit  grossen  Unkosten  aufgeführt:  darin 
man  die  Churfiirsten  von  Brandenburg  bis  an  die  Brust  aus- 
gehauen und  gemalt  siehet.  Hat  keine  Gräben  herum.  Ausser- 
halb des  Schlosses  ist  der  Garten,  das  Vorwerk,  Wagenhaus, 
ein  grosses  neues  Haus,  etlieh  hundert  Schuh  lang  weit  und 
breit,  das  Jägerhaus,  das  Ballhaus,  und  wird  der  Ort,  wo 
diese  Sachen  stehen,  der  Werder  genannt.  Es  ist  auch  da 
eine  schöne  Wasserkunst,  welche  an  die  Allanen  des  Schlosses 
stösst;  item  ein  eingefasster  Platz  zum  Bärenhatz  und  eine 
hübsche  Rennbahn  gegen  der  Stadt.“ 


322 


Um  den  für  die  Schiffahrt  nachtheiligen  Folgen  dieser 
Versandung  einigermaassen  zu  begegnen,  hat  man  die 
Breite  der  Hafenstrasse  in  der  Mündung  auf  96'  verengt, 
so  dass  sich  ein  ziemlich  kräftiger  ausgehender  Strom  er- 
zeugt, der  wenigstens  den  eingewehten  Flugsand  nicht  so- 
fort zur  Ablagerung  kommen  lässt,  wenn  er  auch  nicht 
immer  ausreicht,  um  den  bereits  abgelagerten  Sand  zur 
Mündung  hinauszuspülen.  Baggerung  kann  daher  auch 
hier  nicht  entbehrt  werden. 


Die  Molen  sind  nach  dem  Vorbilde  der  Swinemünder 
Molen  aus  Sinkstücken,  mit  flachen  Böschungen  und 
abgepflasterten  Kronen  erbaut.  Als  Leuchtfeuer  dient 
eine  Schiffslaterne  mit  Fresnel’schen  Linsen,  die  Abends 
an  einem  hohen  eisernen  Gerüst  gehisst  wird,  das  auf 
einem  massiven  Unterbau  ruht  und  die  Stelle  eines  Leucht- 
thur mes  vertritt. 

(Schluss  folgt.) 


Gubbio. 

Von  Hubert  Stier  und  Ferdinand  Luthmer. 


Das  kleine  italienische  Landstädtchen  Gubbio  ist 
dicht  unter  dem  höchsten  Kamme  des  Appennin  an  der 
Strasse  belegen,  die  von  Perugia  nach  Urbino  und  Pesaro 
an  das  adriatische  Meer  hinabführt.  Einige  Notizen  über 
die  Monumente  des  ausserhalb  der  Verkehrswege  befind- 
lichen und  somit  wenig  besuchten  Ortes  möchten  um  so 
eher  berechtigt  sein,  als  dieselben  in  der  That  von  nicht 
gewöhnlicher  künstlerischer  Bedeutung  sind. 

Gubbio,  im  Alterthum  als  Iguvium  eine  grössere 
Stadt  Umbriens,  war  im  Mittelalter  neben  Perugia  und 
Spoleto  eine  der  hervorragendsten  freien  Städte  dieser 
Gegend,  eine  Anhängerin  der  welfischen  Partei  und  wie 
zumeist  ihre  Schwestern  im  damaligen  Italien,  neben  äusserer 
Macht  von  inneren  Parteifehden  zerrissen,  bis  sie  unter 
die  Oberhoheit  der  Grafen  von  Montefelt.ro  gelangte  und 
die  Geschicke  derselben  und  des  Herzogthums  Urbino  bis 
zu  dessen  Einverleibung  unter  die  päpstliche  Herrschaft 
theilte.  Die  Bedeutung  der  Stadt  im  Alterthum  beweisen 
zumeist  nur  die  Reste  eines  grösseren  Theaters,  in  der 
Ebene  vor  der  Stadt  belegen.  Es  stehen  noch  einige 
Bogen  der  äusseren  Umfangsmauer  in  zwei  Geschossen, 
aus  mächtigen  Kalksteinquadern  ausgeführt,  Reste  von 
Untermauerungen  der  Sitzreihen  und  der  Skene.  Archäo- 
logisch berühmt  sind  ausserdem  besonders  jene  hier  ge- 
fundenen eugubinischen  Tafeln  mit  lateinischer  und  um- 
brischer  Schrift,  um  so  wichtiger,  je  weniger  bis  jetzt 
eine  Entzifferung  derselben  gelungen  ist.  Die  Monumente 
indessen,  von  denen  hier  besonders  die  Rede  sein  soll,  sind 
das  im  Mittelalter  erbaute  Stadthaus,  der  Palazzo  muni- 
cipale,  ein  würdiges  Seitenstück  jener  von  Florenz  und 
Siena,  und  der  aus  der  Zeit  der  besten  Frührenaissance 
stammende  kleine  Palast  der  Herzoge  von  Urbino. 

Ueber  den  Palazzo  municipale  und  seine  Erbauung 
finden  sich  in  den  städtischen  Archiven  höchst  genaue 
Nachrichten  vor.  Am  14.  Dezember  1321  beschlossen 
die  Konsuln  und  die  Deputirten  der  vier  Stadtquartiere 
von  Gubbio  die  Erbauung  eines  neuen  und  grösseren 
Stadthauses,  angemessen  der  Würde  ihres  damals  reichen 
und  blühenden  Gemeinwesens,  ein  Beschluss,  der  am  19. 
Januar  1322  von  der  allgemeinen  Volksversammlung  ge-  ; 
billigt  wurde.  Eine  Kommission  von  24  Vertrauensmän- 
nern wurde  zur  Aufsicht  über  den  Bau  bestellt.  Sie  er- 
warb den  nöthigen  Grund  und  Boden  in  der  Mitte  der 
Stadt,  bestimmte  die  Richtung  der  Baufluchten  und  neu 
anzulegenden  Strassen,  wählte  die  Handwerksmeister  und 
zuletzt  den  Architekten  in  der  Person  ihres  Mitbürgers  des 
Giovauello  Maffei,  genannt  il  Gattapone,  aus  dem 
Quartiere  von  San  Pietro.  Trotz  dieser  sorgfältigen  Vorbe- 
reitungen begann  indessen  die  Bauausführung  selbst  erst 
10  Jahre  später,  1332,  wie  die  Inschrift  über  dem  Haupt- 
portal  meldet,  dessen  Bogen  1335  eingewölbt  wurde*). 
Im  Jahre  134G  bezogen  dann  die  Behörden  den  Pallast, 
welcher  demnach  bis  auf  den  Thurm,  der  erst  später  auf- 
geführt wurde,  vollendet  gewesen  sein  muss;  ganz  unter 
der  Leitung  des  Gattapone,  der  noch  1363  in  wichtigen 
Aufträgen  seiner  Stadt  nach  Spoleto  gesendet  wird.  In 
der  Mitte  des  sechszehnten  Jahrhunderts  wurde  das  Innere 
des  obersten  Stockwerks  im  Stile  jener  Zeit  umgebaut, 
zum  Glück  ohne  dass  dadurch  der  äussere  Anblick  des 


*)  Falls  diese  Inschrift,  welche  also  lautet:  ,J.  Dni  1332 
chomenciata  quesl'opera;  quaiido  fu  posta  qnesta  pietra  1333-,  sieh 
nicht  vielleicht  hlos  auf  den  Portalbau  bezieht.  Die  Bauzeit  von 
kaum  drei  Jahren  erscheint  l'iir  die  kolossalen  Substruktionen  des 
Palastes  ohnehin  zu  kurz. 


Gebäudes  wesentlich  verändert  worden  wäre.  Gegenwär- 
tig steht  der  Palast  zwar  leer,  doch  hat  die  Stadt  für 
seine  Erhaltung  Sorge  getragen,  zumeist  auf  Anlass  ihres 
Mitbürgers,  des  Marchese  Ranghiasci  Brancaleone,  der  auch 
mit  dem  ganzen  liebenswürdigen  Lokalpatriotismus  der 
Italiener  die  Nachrichten  über  den  Palast  gesammelt  hat, 
denen  die  vorstehenden  Notizen  entnommen  sind. 

Bevor  ich  zur  Beschreibung  des  Bauwerkes  übergehe 
ist  es  nöthig,  einen  Blick  auf  die  Lage  der  Stadt  zu 
werfen.  Aus  der  weiten,  angebauten  Ebene  des  Flüss- 
chen Chiascio  erheben  sich  unmittelbar  steil  aufsteigend 
die  Felsenhäupter  des  Zentral- Appennin,  von  tiefen,  wilden 
Schluchten,  in  denen  Bergwässer  niederfallen,  gespalten. 
Die  Stadt  hat  sich  zwischen  zwei  solchen  Thalschluchten 
an  dem  Bergabhange  angesiedelt  und  zieht  mit  einigen 
langen  parallelen  Strassen,  die  nur  durch  Treppen'  mit 
einander  verbunden  sind,  in  hohen  Terrassen  an  derselben 
hin.  Aus  der  Mitte  der  kleinen  malerischen  Häusergrup- 
pen erhebt  sich  thurmhoch  und  weitherrschend  der  Pa- 
lazzo, aus  schönen,  vom  Alter  gelbbraun  gefärbten  Kalk- 
steinen errichtet,  mit  offenen  Loggien  gegen  die  Ebene 
hinausschauend,  dahinter  die  alten  Stadtmauern,  die  mit 
zerfallenen  Thürmen  und  Zinnen  an  der  Bergseite  auf- 
steigen, und  als  kolossale  Schlussdekoration  die  Felsen, 
deren  Häupter  oft  von  Nebeln  verhüllt  sind.  Ich  und 
Freund  L.,  die  von  der  Bahnlinie  Fuligno  - Ancona  in 
dunkler  Nacht  nach  Gubbio  gekommen  waren,  genossen 
diesen  überraschenden  Anblick  am  nächsten  Morgen  noch 
unter  dem  Schleier  weissen  Schneegestöbers  — für  Ende 
März  und  für  Italien,  selbst  in  dieser  hohen  Gegend  eine 
Seltenheit. 

Der  Palast  bildet  ein  Rechteck  von  39,20 m und 
19,50m  Länge  und  Breite  und  steht  mit  der  schmalen 
Seite  gegen  die  Bergwand  gerichtet,  entgegen  dem  ge- 


Stadthaus  in  Gubbio.  Erstes  Stockwerk. 


wohnlichen  Sinne,  der  eine  Stellung,  parallel  zu  derselben, 
wohl  einfacher  gefunden  hätte.  Vor  der  Längs-  und 
Hauptfronte  ist  ein  Platz  zum  Theil  künstlich  gebildet, 
indem  das  steil  abfallende  Terrain  für  ihn  und  den  Palast 
Substruktionen  nöthig  machte,  die  sich  um  18m  über  dem 
Boden  der  unteren  Strasse  erheben.  Den  Platz  stützen 
tiefe  Bogennischen  von  9m  Spannweite.  Die  Substruktionen 
des  Palastes  sind  zu  drei  Geschossen  vortrefflicher  ge- 


323 


wölbter  Kellerräume  ausgebaut,  die  durch  doppelte  Mauern 
gegen  die  Bergwand  trocken  gelegt,  in  alten  Zeiten  wie 
heute  zu  Getreidemagazinen  gedient  haben  werden.  Der 
Zugang  zu  dem  Platze  sollte  von  der  unteren  Strasse 
aus  durch  eine  grosse  Rampe  vermittelt  werden,  von 
welcher  leider  nur  der  Theil  ausgefiihrt  ist,  wo  dieselbe 
unter  der  Vorderseite  des  Palastes  hin  in  einer  schönen 
offenen  Halle  mit  Spitzbogen  und  Kreuzgewölben  über- 
deckt, aufsteigt. 

Ueber  dem  Niveau  des  Platzes  ist  dem  Palast  weiter 
als  Unterbau  ein  niedriges  Erdgeschoss  von  4m  Höhe  ge- 
geben, das  ebenfalls  durchgängig  gewölbt  ist  und  durch 
zahlreiche  Thüren  mit  dem  Aeusseren  in  Verbindung 
steht.  Zu  dem  ersten  Stock  nunmehr  und  dem  Haupt- 
portal des  Gebäudes  in  der  Mitte  der  Längsfronte  gegen 
den  Platz  hin  führt  eine  Freitreppe  hinauf.  Vor  dem 
Portal  ist  ein  langer  Balkon  ausgekragt  auf  gewaltigen 
Konsolen , zwischen  welche  ein  Stichbogen  gespannt  ist, 
ein  zweiter  Stichbogen  stützt  die  Freitreppe  und  fällt 
gegen  die  Stirnseite  des  ersteren  an.  So  entsteht  unter 
der  Treppe  noch  ein  freier  Raum  mit  Eingängen  zum 
Erdgeschoss,  eine  bei  den  bedeutenden  Abmessungen  und 
dem  energischen  Detail  der  Ausführung  höchst  kühn 
und  kräftig  wirkende  Anlage.  Das  Portal  ist  rundbogig 
überdeckt  mit  reicher  mittelalterlicher  Umrahmung,  auf 


dem  Thiirsturz  sieht  mau  die  auf  den  Bau  bezüglichen 
Inschriften  und  die  Wappen  der  Stadt  eingemeisselt,  da- 
rüber schmückt  den  Schildbogen  das  alte  Fresco  einer 
Madonna  mit  den  Stadtheiligen.  Durch  die  noch  erhaltenen 
eisenbeschlagenenen  Thorflügel  betritt  man  sodann  den 
grossen  Versammlungssaal  der  Bürgerschaft,  welcher  das 
erste  Geschoss  fast  allein  einnimmt.  Es  ist  eine  mäch- 
tige Halle,  13,65m  breit,  28,80m  lang,  13,20m  hoch  und 
von  einem  einzigen  Tonnengewölbe  überdeckt.  Nur  grosse 
Blendbogen  gliedern  die  Wände,  wenige  hohe  Fenster 
mit  Sitzbanken  in  den  tiefen  Mauernischen  beleuchten 
den  Saal,  der,  trotzdem  er  heute  allen  Schmuckes  beraubt, 
wüst  und  leer  dasteht,  doch  noch  einen  gewaltigen  Ein- 
druck hervorbringt.  Eine  Freitreppe  führt  an  der  einen 
Schmalseite  zu  dem  oberen  Stockwerke  des  Baues,  an 
deren  Brüstung  sich  noch  Bruchstücke  eines  alten  Fresco’s 
vorfinden,  die  einzige  Spur  der  ehemals  gewiss  nicht  ver- 
nachlässigten inneren  Dekoration.  Hier  führt  auch  eine 
Thür  zu  zwei  kleinen,  mit  Kreuzgewölben  überdeckten 
Räumen,  in  dem  vorderen  Theile  des  Baues  über  der 
Rampe  belegen.  Der  eine  ist  als  Kapelle  eingerichtet, 
der  andere  mit  weiten  Fenstern,  mehr  als  Loggia,  beide 
dienten  für  die  Konsuln  und  den  Gonfaloniern. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Fachwerkträger. 

(Fortsetzung  aus  No.  24  und  Schluss.'1) 


2.  Der  Schwedler’sche  Träger. 

Zur  Auffindung  der  Kurve,  nach  welcher  die  Gurtungen 
beim  Schwedler’schen  Träger  gegen  die  Auflager  hin  zusam- 
mengeführt  werden,  haben  wir  den  Gleichungen  1 — 3 noch 
die  Bedingung  beizufiigen,  dass  die  Spannungen  der  Diago- 
nalen am  Kopf  der  Nutzlast,  bei  einem  Vorrücken  derselben 
von  A aus  — 0 sein  sollen.  Sind  also  die  (x — 1)  ersten 
Vertikalen  voll,  die  übrigen  dagegen  nur  durch  das  Eigenge- 
wicht belastet,  so  folgt: 

Nx  = 0,  0x  — 0 

und  mit  Einsetzen  dieser  Wertlie  in  1 und  3: 

Tx  slk  x 

Ix  h yx  l) 

7'x 


= 0 


+ -*5=1  = 0 

tx  t/x — 1 f) 

fx 

//X  ~ 2kx-l  ' yx  l 

und  sind  in  dieser  Gleichung  für  2k  die  in  den  Gleichungen 
10  und  11  gefundenen  Wertlie  einzusetzen,  also: 


Ux  = 


x (n—x)  (j?  4-  7 r - — 1) 
n 

ix  l)  (n — x + i)  (/?  T n ^ ) 


yx- 1- 


In  gleicher  Weise  wie  denken  wir  uns  J/x—i  gefunden, 
also  bei  einer  Belastung  der  (x — 2)  ersten  Vertikalen. 

Wx-l 

Vx- 1 — -ss — — . yx- 2- 


*x— 2 


Zur  Bestimmung  des  2k  dienen  dabei  wieder  die  Gleichungen 
10  und  11,  nur  ist  statt  X jetzt  x — 1 in  diese  einzusetzen: 


yx- 1 - 


( X 1)  (tl — X +1)  (j U TZ  — ) 


(x-2)  (n-x  + 2)  o + Tr  1 ) 


yx-  2. 


In  ähnlicher  Weise  fahren  wir  fort  bis  zur  Mitte,  und 
erhalten,  wenn  F die  Höhe  der  Vertikalen  in  der  Trägermitte, 


y« 


(I 


1)  in 


* - 0 (f + * ■ ‘. ) 


F 


Setzt  man  die  Werthe  der  y der  Reihe  nach  in  die  frühe- 
ren Gleichungen  ein,  so  folgt: 

*)  Der  Verfasser,  dessen  plötzlichen  Tod  wir  gemeldet  haben, 
halte  beabsichtigt  als  letzten  Theil  seiner  Abhandlung  die  Ent- 
wickelung des  Pauli  'schon  Trägers  folgen  zu  lassen.  Beider  ist 
das  unter  seinem  Nachlass  gefundene  Material  nicht  vollständig  ge- 
nug, um  eine  Publika  ion  im  Sinne  des  Autors  zu  ermöglichen. 

Die  Redaktion. 


y.x  = 4 F 


■ /L 

x (n  — x)  1 + 2 

«2  . x 

P + n - 


(24) 


als  Gleichung  der  gesuchten  Kurve.  Auch  hier  ist  es,  wie 
beim  Parabelbalken,  gleich,  welche  Form  die  Gurtungen  er- 
halten; ausgeführt  sintl  jedoch  nur  solche  Träger,  bei  denen 
die  untere  Gurtung  gerade  ist,  und  wird  daher  nur  diese  Form 
in  Betracht  gezogen. 

Fig.  11. 


Bei  einer  Belastung,  die  von  der  bei  Auffindung  der 
frägerform  zu  Grunde  gelegten  abweicht,  würde  in  einer 
rechts  ansteigenden  Diagonale  Druck-,  in  einer  1 i nies  ansteigen- 
den Zugspannnung  hervorgerufen  werden.  Um  Druckspannung 
in  den  Diagonalen  überhaupt,  die  eine  besondere  Rücksicht 
aut  die  Form  des  Querschnitts  bedingen  würde,  zu  vermeiden, 
verwendet  man  nur  links  ansteigende  Diagonalen  (Fig.  11) 
und  hat  somit  zu  den  Gleichungen  I — 3 die  Zusatzgleichung 

Nx  = 0 

zu  setzen.  Mit  Hülfe  dieser  Gleichung  folgt  für  die  Span- 
nungen der  übrigen  Konstruktionstheile  aus  1 — 3, 

7'x  = — 

Sx  — 


tx  äkx 

(i) 

b ‘ yx 

ükx-1 

y.x-i 

/2kx  _ 9kx— i \ 

(D) 

' yx  yx- i 7 

(in) 

Die  Spannungen  der  Gurtungen  werden  Maxima  bei 
voller  Belastung  und  folgt  daher,  wenn  wir  für  2k  die  Werthe 
aus  Gleichung  6,  für  y die  aus  Gleichung  24  einsetzen  : 


max.  7'x  — — 


tx 

b 


max.  Sx  — 


q b n 2 
4 F~ 


q b n* 

4> 

P + * 
P + 


P + * 
P + - 

X — 1 

n 

TZ 

2 


(IV) 


(V) 


Bezeichnen 
q b n*  1 

4 F tz 

PA-., 


wir  in  diesen  Gleichungen  den  Ausdruck 
mit  Const.  so  ist  also  die  Spannung  der 


324 


untern  Gurtung  im  Max.  = ^ p n — ^ Const.;  und  die 

Horizontalkomponente  der  oberen  Gurtungsspannung  im  Max. 

= (/>  + * ^ ) Co,lst- 

Die  Spannung  der  Diagonale  des  xten  Feldes  wird  ein 
Maximum,  wenn  die  Nutzlast  von  B bis  zu  diesem  Felde 
vorgerückt  ist,  und  sind  also  in  Gleichung  III  für  3T?X  und 
SDfx—i  die  in  den  Gleichungen  15  und  16  gegebenen  Werthe 
zu  setzen,  max.  Ox 

n — j-f  1 


Ox 


t>  ■ (p  + x 


) i’  {v  + nHirx) 


b 

< 

4 F 

i x 

p+  2 

1 X 

4 F P 2 

n2 

i x 

p Ar  x 

1 n 

fl2  . x— 1 

r+’  ir 

Ox 

b 

TZ  b . fl 

‘ 2 F 

(VI) 

im  Max.  konstant  und 


0x4- 1 
y.x+i 


= 33x 

Px  — 


so  folgt: 


ür* 

b 


-33x+i; 

yx 


(VII) 


mit  Hülfe  der  Gleichung  24  ferner 

gx  ffx— 1 _ 

yx 


(x  — 1)  x 


X (w  — x)  + Tt  X n 1 j 


(VIII) 


„*=(,+,  *±I) 


p A-x 


p{n  — 2x  — l)+  — — (x-J-  1)  x 


2/>  (/>  + *) 


/>  + * 


X— 1 


(IX) 


min.  Px 


=(,+„»h£zlL) 


/>  (« 


-P2  — (n  — x — l) (x  — l)  n (2p  + tz) 


V + 


d.  h.  die  Ho  rizontalkomponente  der  Diagonalspannungen  ist 
tz  b n 
2 /’  ' 

Es  bleibt  noch  die  in  den  Vertikalen  auftretende  Span- 
nung zu  bestimmen  und  dient  hierfür  die  Gleichung  4 a,  da 
wir  auch  hier  die  Belastung  als  in  den  unteren  Knoten- 
punkten angreifend  denken.  Nx  ist  gleich  Null  und  folgt 
daher 

Px  — ((3/x  — 3/x-i)  — (y.x-t-1  — !/x)  j - Ox+I 

Setzen  wir  in  dieser  Gleichung  für  (?x+i  mit  Hülfe 
Gleichung  III  seinen  Werth  und  berücksichtigen , dass 

a»*+i  - Wx 


Px  wird  ein  Maximum  bez.  Minimum  , je  nachdem  33x-j-  i 
ein  Minimum  oder  Maximum  wird. 

33x4-1  wird  ein  Minimum,  wenn  die  Nutzlast  von  A bis 
zum  (x’+ljten  Felde  vorgerückt  ist,  die  x ersten  Vertikalen 
also  voll , die  übrigen  hingegen  nur  durch  Eigengewicht  be- 
lastet sind.  In  Gleichung  VII  sind  also  für  33  und  3JJ  die 
Werthe  mit  Hülfe  Gleichung  9 und  11  einzusetzen,  in  diesen 
Gleichungen  aber  x Ar  1 statt  X zu  setzen. 

x + i ^ P («  — 2 x + i)  — ” Gr-i)x 


33x4-i  wird  ein  Maximum,  wenn  die  Nutzlast  von  R bis 
zum  (x  -}-  l)ten  Felde  vorgerückt  ist,  die  X ersten  Vertikalen 
also  nur  durch  Eigengewicht,  die  übrigen  hingegen  voll  be- 
lastet sind.  Setzen  wir  also  mit  Hülfe  von  Gl.  14  und  16 
die  Werthe  33  und  3)c  in  Gl.  VII  ein,  nachdem  wir  in  den 
genannten  Gleichungen  X -f"  1 statt  X eingeführt  haben,  so 
folgt: 


P (N  — 2 X -f  1)  — n (X  — 1)  X 

I x — 1 

p + n~ir 

2 X — 1)  — * («  — X — 1)  («  — x) 


(X) 


X — 1 

n 

Verwendet  man  von  dem  Träger,  wie  er  in  Fig.  1 1 ver- 
zeichnet ist,  die  Hälfte  auf  Seite  A zur  Konstruktion  und 
trifft  die  Anordnung  wie  in  Fig.  12,  so  dass  BC  kongruent 
.IG,  so  gelten  die  im  Obigen  gegebenen  Formeln  selbstver- 
ständlich nur  für  den  Theil  .IC  des  Trägers,  und  haben  wir 
für  den  Theil  BC  die  Gleichungen: 


&>— x+l  — Sx  Tu—  X-f-l  = Tx 

-Vii  — X+1  = 0 x P n - x - P x 

Fig.  12. 

xtcs  (n-x-l)tes  Feld 


(XI) 


Im  Uebrigen  wäre  in  den  Feldern  je  nur  eine  Diagonale 
erforderlich  und  diese  immer  nur  auf  Zug  in  Anspruch  ge- 
nommen. W ir  erhielten  aber  in  der  Mitte  eine  Einbiegung 
der  oberen  Gurtung.  Dies  wird  vermieden  und  der  Träger 
zwischen  den  höchsten  Vertikalen  durch  gerade  Gurtungen 
begrenzt. 

Aus  Gl.  24  folgt,  dass  yx  ein  Maximum  wird  für 


(XII) 


Diesen  W erth  von  x (oder  falls  derselbe  keine  ganze 
Zahl  die  nächst  gelegene  ganze)  bezeichnen  wir  mit  a,  sowie 
die  Vertikalen  zwischen  a und  n — u mit  yA  oder  mit  h. 
h ür  diesen  Theil  des  Trägers,  für  welchen  also  eine  Abwei- 
chung von  der  ursprünglichen  Kurve  stattfindet,  müssen  in 
jedem  Felde  2 Diagonalen  angebracht  werden,  wenn  dieselben 
nur  aut  Zug  in  Anspruch  genommen  werden  sollen. 

Die  Spannungen  in  den  einzelnen  Konstruktionstheilen 
ergeben  sich  für  diesen  Trägertheil,  indem  wir  in  die  Gl.  I, 
II,  III  und  VII  statt  der  y durchweg  h setzen,  und  folgt: 


max.  Tx  — — - 


max.  3)(x 


q b x (n  — x) 


h h 

„ Tlx— l qb 

max.  Ax  = j (x  — 1)  (fl  — . 


(X  — 1)  («  — x + 1) 


(XIII) 

(XIV) 


d (®x  ü»x  iV  ox  m 

l A ~ k J=  T ®* 

max.  Ox  = max.  Nu— x-fl  — 

| \P  (»  - 2 x + l)  -f  ~ (n  - x)  (fi  - x + 1)[  (XV) 


Px  =:  - 33x4-1 

I TZ  1 

max.  Px  — — {/>  (n  — 2 x — 1)  -f  — («  — x — 1)  («  — X)j  (XVI) 


21>  2p  2P 

2JT  2 vT  2.T 

Fassen  wir  die  im  Obigen  gegebenen  Resultate  kurz  zu- 


sammen, so  ist: 

U annähernd 


= {±Vr  + V-:\'‘ 


PA-  TZ 


F — /i 


4 n (fl  — d) 


ijx  (für  X <fl)  — 4F 


P + 2 

X (fl  - x)  P + 2 

fl2  , J 

P + ~ . 


(25) 


Die  Maximalspannuugeu  im  gekrümmten  Trägertheil  sind: 

, _ X 

tx  q b n2  P " n 
max‘  n = - b ~ 4 F ^ 


max.  Sx  — 


qb 

4 F 


P + ~2 

i x ~ 1 
ti2  p + “ n ' 


max.  Ox  — max  An—  x-fl  = 


Ox  tz  b n 
J ' 2 F 


max.  Px 


2 P (/>  + ”) 
x— 1 
n 


P + x- 


min.  Px  =■ 


1p  - (fl  — X — 1)  (X  — 1)  “ (’2p  + x) 


1>  + 


x—  1 
fl 


(26a) 


325 


Die  Maximalspannungen  im  geraden  Trägerthed  sind: 

x (ri  — x) 


max.  Tx  = — (j  b 


h 


max.  Sx  = (j  b 


(. X — 1)  («  — X -f-  |) 


max.  Ox  = max.  An  _ x -f  i 

— d/t  |jt»  (« — 2 J”  + ff+  ^ (Jl—X)  (n  — X + 1)  | 

max.  Px——  J p (M  — 2 X — 1)  -f-  ~ (?l  — X — 1 ) — x)  J 

(Die  hier  für  7',  N und  P gegebenen  Gleichungen  gelten 

nur  für  X U ). 

2 ’ 

Heinrich  Huhn. 


> (26b) 


arbeiten,  Materialienlieferung,  Wasserbewältigung  und  aller 
Nebenarbeiten  einem  General -Unternehmer  übertragen. 

Mit  diesem  Bauwerk  zugleich  in  der  Ausführung  begriffen 
ist  die  Schleuse  nach  dem  Brookthorhafen,  deren  Pfahlrost 
augenblicklich  von  6 Kunstrammen  geschlagen  wird  (der  Bär 
wiegt  10  Ztr.,  Hubhöhe  etwa  20',  Bedienung  5 Manu).  Man 
beabsichtigt,  um  bei  dem  lebhaften  Schiffsverkehr  die  */j  — 
l1/*'  betragende  Niveaudifferenz  zwischen  Ober-  und  Unter- 
wasser möglichst  rasch  ausgleichen  zu  können,  die  Schleusen- 
thore  als  Schiebethore  zu  konstruireu  und  mittelst  hydrauli- 
scher Flaschenzüge  plötzlich  fortzuziehen.  Obgleich  bei  den 
nicht  bedeutenden  Wassermengen  diese  Anordnung  wenig 
Bedenkliches  haben  dürfte,  hat  man  doch  bei  dem  Projekte 
die  üblichen  Stemmthöre  vorgesehen.  Die  zur  Bewegung  der 
hydraulischen  Flaschenzüge  nöthige  Kraft  liefert  die  Stadt- 
wasserkunst. — W.  — 


Bauausführungen  und  Projekte. 

ii  i&iiifhini’g»  Auf  dem  südlichen  Ufer  des  Sandthor- 
hafens in  Hamburg,  dessen  Beschreibung  der  erste  Baubeamte 
der  Stadt,  Wasserbau-Direktor  Dahlmann,  in  dem  neuesten 
Heft  der  Zeitschrift  für  Bauwesen  geliefert  hat,  ist  jetzt  eine 
massive  Kaimauer  von  etwa  3000'  Länge  im  Bau,  deren  Fur- 
dirung  viel  Interessantes  darbietet. 

Die  Gründung  geschieht  nämlich  auf  gemauerten  Brunnen 
von  rechteckiger  Grundfläche ; dieselben  werden  in  gewöhn- 
licher Weise  auf  einem  Bohlkranz  von  3"  Stärke  gleich  in 
der  vollen  Höhe  von  18'  aufgemauert  und  zwar  in  den  ersten 
10'  mit  starkem  Anlauf  (einen  Zoll  auf  jeden  Fuss  Höhe),  die 
oberen  8'  senkrecht.  Die  Grundfläche  der  Brunnen  ist  1 S 1 a ' 
zu  15',  die  Mauerstärke  31/»  Stein  kleinen  Formats  = rot. 
2>/a',  ihre  Entfernung  von  Mitte  zu  Mitte  etwa  27'.  Die  Brun- 
nen sollen  bis  6'  unter  die  Sohle  des  Hafens  gesenkt  werden 
und  werden  dann  etwa  5'  im  Sande  stehen.  Nach  der  Ver- 
senkung sollen  sie  mit  magerem  Beton  ausgefüllt  und  etwa 
in  der  Höhe  des  niedrigsten  Wasserstandes  mit  Gurtbögen 
verbunden  werden.  Hierauf  steht  dann  die  eigentliche  Kai- 
mauer, welche  unmittelbar  am  Ufer  ein  Eisenbahngeleise  trägt. 

Nachdem  etwa  die  Hälfte  der  projektirten  Brunnen  ge- 
mauert, also  das  Mauerwerk  der  ersten  vollständig  erhärtet 
war,  begann  man  mit  dem  Senken.  Auf  den  Brunnen  selbst 
wurde  eine  Lokomobile  mit  stehendem  Kessel  gestellt,  welche 
einen  gewöhnlichen  Bagger  mit  senkrechter  Leiter  treibt. 
Die  ganze  Vorrichtung  ist  auf  Eisenbahnschienen  nach  den 
grössten  Dimensionen  des  Brunnens,  also  senkrecht  auf  die 
Kailinie  beweglich,  während  die  Baggerleiter  um  eine  den 
Eisenbahnschienen  parallele  horizontale  Axe  schwingt  und  so 
die  Arbeit  au  jedem  Punkt  der  Breitendimension  ermöglicht 
wird.  Ein  sinnreicher,  mit  der  Trommel  des  Baggers  ver- 
bundener Mechanismus  schiebt  ein  Blech  unter  die  ausschüt- 
tenden Baggereimer  und  zieht  dasselbe  dann  zurück,  um  die 
leeren  Eimer  passiren  zu  lassen. 

In  dieser  Weise  ging  das  Senken  mit  grosser  Sicherheit 
vor  sich  und  etwas  schief  gegangene  Brunnen  Hessen  sich  mit 
Leichtigkeit  gerade  richten.  Allerdings  ist  man  bis  jetzt  weder 
aut  grosse  Steine  noch  auf  Baumstämme  oder  sonstige  Hin- 
dernisse gestossen,  welche  ohne  Zweifel  sehr  schwierig  zu  be- 
seitigen sein  würden;  die  Bodenformatiou  (Darg,  d.  h.  von  an- 
geschwemmten Seepflanzen  gebildetes  Moor  und  darüber  feiner 
Sand)  lassen  solche  Gegenstände  jedoch  auch  nicht  erwarten. 
In  zweimal  vierundswanzigstündiger  ununterbrochener  Arbeit 
wird  je  ein  Brunnen  gesenkt;  das  Versetzen  des  Dampfbaggers 
nimmt  bis  jetzt  noch  mehr  Zeit  in  Anspruch,  als  das  eigent- 
liche Senken,  doch  wird  sich  dieser  Zeitverlust  bei  längerer 
Uebung  der  Mannschaften  jedenfalls  reduziren.  Den  Uebel- 
stand  des  umständlichen  Versetzens  vermeidet  eine  andere 
Baggervorrichtung,  welche  aber  noch  nicht  in  Betrieb  gesetzt 
war.  Hier  steht  die  Lokomobile  auf  dem  Lande  und  treibt 
den  auf  dem  Brunnen  stehenden  Bagger  mit  Drahtseil-Trans- 
mission. Die  weniger  kompendiöse  Aufstellung  und  die  un- 
günstigere Kraftübertragung  wird  wahrscheinlich  durch  die 
leichtere  Versetzbarkeit  aufgewogen  werden. 

Die  Baugrube  befindet  sich  grössten  Tlieils  auf  dem 
Lande,  der  Insel  Grasbrook,  und  so  bildet  der  stehengeblie- 
bene  Iheil  des  Ufers  den  Fangedamm.  Zur  Betreibung  der 
Maurerarbeiten  wird  der  Wasserspiegel  in  derselben  möglichst 
gesenkt  und  daher  steht  das  innerhalb  der  Brunnen  befind- 
liche Wasser , welches  durch  das  Wasser  des  Untergrundes 
mit  dem  äusseren  Wasserspiegel  kommunizirt,  einige  Fuss 
höher,  als  die  Sohle  der  Baugrube.  Die  Wände  der  Brunnen 
sind  also  weder  von  aussen  durch  die  Erde  noch  vou  innen  I 
durch  das  Wasser  einem  bedeutenden  Ueberdruck  ausgesetzt 
und  giebt  die  gradlinige  Form  zu  keinerlei  Befürchtungen 
Anlass.  Die  Herstellung  der  ganzen  Kaimauer  ist  incl.  Erd- 


Mittheilungen aus  Vereinen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Die  fünfte  Sommer- 
Exkursion  des  Vereins,  Sonnabend,  den  25.  Juli  d.  J.,  war 
nach  dem  neuen  Rathhause  gerichtet. 

Die  Besichtigung  des  in  seiner  Gesammt- Disposition  und 
in  seinen  bereits  vollendeten  Theilen  wohl  den  meisten  Lesern 
d.  Bl.  bekannten  Gebäudes  war  diesmal  leider  nicht  allzu 
lohnend.  Der  Versuch,  die  Exkursions  Gesellschaft,  die  nahezu 
200  Theilnehmer  zählen  mochte,  in  kleinere  Gruppen  zu  theilen, 
welche  den  Erläuterungen  der  Führer  hätten  folgen  können, 
misslang  und  das  kaum  in  der  rohesten  Konstruktion  herge- 
stellte Innere  der  grossen  Repräsentationsräume,  denen  vor- 
zugsweise der  Besuch  galt,  bot  ohne  die  erforderlichen  Er- 
läuterungen gerade  kein  sehr  hervorragendes  Interesse.  Die 
Meisten  zogen  es  daher  auch  sehr  bald  vor,  den  freilich  noch 
mit  Leitern  allein  zugänglichen  Thurm  zu  ersteigen  und  von 
seiner  etwa  240'  hohen  Plateform,  resp.  der  noch  höher  ge- 
legenen Gallerie  des  glockenförmigen  Aufsatzes  das  gross- 
artige Panorama  Berlin’s  und  seiner  Umgebung  zu  gemessen. 

Das  Aeussere  des  Rathhauses  dürfte  wohl  noch  in  diesem 
Jahre  aller  Gerüste  entkleidet  werden,  da  gegenwärtig  im 
Wesentlichen  nur  noch  an  der  Verblendung  und  Ausschmückung 
der  beiden  Mittelbauten  an  der  Königsstrasse  uud  der  Span- 
dauerstrasse  gearbeitet  wird,  von  denen  der  erste  das  am 
Reichsten  ausgestattete  Hauptportal,  der  andere  die  grosse 
Einfahrt  und  den  Festsaal  enthält.  Die  Vollendung  des  In- 
neren, welche  die  Dekoration  der  eigentlichen  Prachträume 
mit  umfasst,  beansprucht  jedenfalls  noch  eine  gewaltige  Thä- 
tigkeit,  wenn  der  Bau  im  Laufe  des  nächsten  Jahres  fertig 
gestellt  sein  soll.  Ob  die  vollständige  künstlerische  Aus- 
schmückung des  Aeusseren  und  Inneren,  über  welche  eine 
Kommission  kunstverständiger  Männer  bekanntlich  schon  seit 
Jahren  beräth,  dann  bereits  das  Stadium  erster  Vorbereitung 
verlassen  haben  wird,  dürfte  mehr  als  zweifelhaft  sein. 

— F.  — 

Vermischtes. 

Die  Ausstellung  der  Kölscher’ sehen  Zeichnungen  in  den 
Räumen  des  Deutschen  Gewerbe -Museums  zu  Berlin,  durch 
welche  ein  Blick  in  das  Leben  und  Schaffen  des  liebenswür- 
digen, leider  so  früh  dahin  geschiedenen  Künstlers  auch  einem 
weiteren  Kreise  ermöglicht  ist,  hat  nicht  verfehlt,  allgemeines 
Interesse  zu  erregen.  Obwohl  auf  Grund  dieses,  nunmehr 
der  Oeffentlichkeit  vorliegenden  Materials  die  begeisterte 
Schilderung,  welche  ein  nahestehender  Freund  des  Verstorbenen 
in  No.  25  d.  Zeitung  gab,  in  mancher  Hinsicht  eine  Ergän- 
zung erfahren  könnte,  so  wollen  wir  uns  einer  solchen  um  so 
weniger  unterziehen,  als  sie  sich  wesentlich  auf  die  undank- 
bare Aufgabe  beschränken  müsste,  jenem  lichtvollen  Bilde 
einige  Schatten  hinzuzufügen,  die  ihm  in  Wirklichkeit  selbst- 
verständlich keineswegs  gefehlt  haben.  Wohl  keinem  Besucher 
der  Ausstellung  dürfte  es  entgangen  sein,  dass  Kolscher’s 
hochpoetische  Künstlernatur  in  ihrer  durchaus  eigenartigen, 
durch  einen  bewunderungswürdigen  Fleiss  geförderten  Ent- 
wickelung doch  fast  ausschliesslich  der  phantastischen, 
dekorativen  Seite  der  Kunst  sich  zuneigte,  während  die 
eigentliche  architektonische  Begabung,  die  in  maassvoller 
Gesetzmässigkeit  organische  Gebilde  zu  schaffen  weiss,  ihm 
jedenfalls  in  wesentlich  geringerem  Grade  beiwohnte. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Förster’s  Allgemeine  Bauzeituug.  Jahrg.  18GS,  Heft 
II.  und  III. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbi  us. 

1)  Die  Restauration  des  Rathhauses  in  München. 
Die  Fa9aden  des  Gebäudes  vor  und  nach  dem  Baue  vervoll- 
ständigen die  im  I.  Hefte  gegebene  Mittheilung  und  gestatten 


— 32G  — 


nunmehr  ein  wirkliches  Verständniss  derselben.  Das  Gebäude, 
an  dessen  Abbruch  bereits  gedacht  wurde,  weil  es  die  Passage 
zwischen  zwei  Stadttheilen  sehr  verengt,  verdankt  seine  Er- 
haltung dem  im  ersten  Stockwerk  befindlichen  grossen  Fest- 
saale. Das  Aeussere  war  im  vorigen  Jahrhundert  total  ver- 
ändert und  aller  künstlerischen  Formen  oder  Motive  so  be- 
raubt, dass  seine  jetzige  völlige  Neugestaltung  kaum  noch  als 
eigentliche  Restauration  betrachtet  werden  kann.  Vorhandene 
Rechnungen  aus  dem  löten  Jahi  hundert,  in  denen  von  fünf 
Thurmknöpfen  und  glasirten  Dachziegeln  die  Rede  ist,  gaben 
zunächst  einen  spärlichen  Anhalt  für  den  Umbau  der  Thurm- 
spitze. Ueber  dem  vollen  Thurmmauerwerk  wurde  eine  zier- 
liche durchbrochene  Maasswerksgallerie  eingeschaltet,  die  an 
den  vier  Ecken  von  vorgekragten  spitzigen  Fialen  eingefasst  ist. 
Die  achteckige  Haube,  von  einer  offenen  Laterne  unterbro- 
chen, ist  gotliisch  zugestutzt  und  mit  Erkern  belebt;  die  stei- 
len Dachflächen  siimmtlicher  Helme  sind  in  gelb  und  schwarz 
— (Münchener  Stadtfarben)  — glasirten  Ziegeln  gedeckt. 
Die  abgetragenen  Giebel  des  Gebäudes  erhielten  sodann  an 
den  Ecken  und  auf  den  Spitzen  ähnliche  Fialen,  wie  der  Thurm 
und  eine  Pfosten -Theilung;  die  Saalfenster  wurden  mit  Maass- 
werk versehen , die  unsymmetrisch  angeordneten  Oeffnungen 
des  Erdgeschosses  und  die  Fenster  im  Thurm  nach  Möglich- 
keit verlegt  und  verändert.  Eine  originelle,  freilich  nichts 
weniger  als  schöne  Dekoration  hat  der  Thurm  durch  stereo- 
chromische  Malereien  erhalten,  welche  die  Zifferblätter  der 
Uhr  umrahmen.  — Ueber  den  Werth  der  Gesammt-  Ausfüh- 
rung vermögen  wir  uns  ein  günstiges  Urtheil  auch  gegenwär- 
tig nicht  zu  bilden;  der  Eindruck  einer  rein  äusserlichen, 
gesuchten  Architektur  ist  nicht  abzuweisen.  Und  wenn  die 
Schwierigkeiten,  welche  einer  künstlerischen  Neugestaltung 
des  Gebäudes  im  Wege  standen,  gewiss  nicht  . unterschätzen 
sind,  so  ging  doch  aus  den  Verhältnissen  sicherlich  nicht  die 
Nothwendigkeit  hervor,  sie  im  Sinne  einer  mageren  Spätgo- 
thik  zu  bewirken. 

2)  Die  Pfarrkirche  zu  Andernach,  historisch  und 
architektonisch  beleuchtet  vom  königl.  Baumeister  Krüger. 
Die  Kirche,  ein  auziehendes  Beispiel  des  rheinischen  Ueber- 
gangstils,  zeigt  ein  dreischiffiges  Langhaus  in  Basilikenform;  — 
das  3 Joche  (etwa  92,/J/)  lange  Mittelschiff  im  Lichten  25'  11" 
breit  und  bis  zum  Scheitel  der  spitzbogigen  Kreuzgewölbe  54*/i' 
hoch  — die  Seitenschiffe  17'  4"  resp.  13'  7"  breit  mit  gewölb- 
ten Emporen  versehen.  Hieran  schliessen  sich  sowohl  westlich 
wie  östlich  je  zwei  Thiirme,  zwischen  denen  eine  Vorhalle 
resp.  der  durch  eine  halbkreisförmige  Absis  erweiterte  Chor 
liegen.  Die  Erbauung  der  Kirche  wird  in  den  Anfang  resp.  die 
erste  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  gesetzt,  doch  gehört  der  nörd- 
liche Ostthurm  einem  noch  älteren  Baue  des  1 1 . Jahrhunderts 
an.  Die  Gesammt  - Disposition  der  Kirche  wie  ihre  Architek- 
tur tragen  jenen  phantasievollen,  poetischen  Charakter,  der 
die  Mehrzahl  der  rheinischen  Kirchen  auszeichnet,  doch  ist 
das  augenscheinlich  aus  verschiedenen  Bauperioden  stammende 
Einzelne  keineswegs  so  edel  und  harmonisch  durchgebildet, 
wie  bei  andern  Denkmalen  derselben  Epoche,  z.  B.  bei  St.  Georg 
in  Limburg  a.  d.  Lahn.  Immerhin  ist  die  Kirche  jedoch 
äusserst  bemerkenswert!!  und  einer  genauen  Publikation  durch- 
aus würdig.  — Als  eine  solche  ist  freilich  die  vorliegende 
durchaus  nicht  zu  erachten ; wir  können  vielmehr  bei  den  An- 
sprüchen, welche  heut  in  dieser  Hinsicht  gestellt  und  erfüllt 
zu  werden  pflegen,  unsere  Verwunderung  nicht  unterdrücken, 
dass  dieselbe  in  dieser  Form  erfolgen  konnte.  Die  Zeichnun- 
gen, im  Maasstabe  von  1.240  geben  kaum  mehr  als  ein  flüch- 
tiges Gesammtbild,  für  dessen  Treue  es  nicht  eben  ein  günsti- 
ges Vorurtheil  erweckt,  dass  beispielsweise  die  im  Texte  beson- 
ders betonte  Differenz  in  der  Breite  der  Seitenschiffe  (welche 
nicht  weniger  als  3'  9"  betragen  soll)  ■weder  aus  dem  Grund- 
riss noch  aus  dem  Querschnitt  zu  ersehen  ist.  Die  wenigen 
Details,  die  mitgetheilt  werden,  sind  keineswegs  geeignet,  das 
Charakteristische  der  Architektur  wiederzugeben;  das  Relief 
über  dem  Eingänge  auf  der  Südseite,  das  im  Text  als  „herr- 
lich“ bezeichnet  wird  (im  Uebrigen  eine  ziemlich  fade  Kom- 
position) ist  geradezu  kindlich  gezeichnet.  Im  Text  überwiegt 
der  historische  Theil  der  ,. Beleuchtung“  den  kunsthistorischen 
und  ästhetischen  bei  Weitem,  während  die  Konstruktion  ganz 
unberücksichtigt  geblieben  ist. 

3.  Der  Thurm  zur  Kirche  der  protestantischen 
Gemeinde  in  Oedenburg.  (Ungarn).  Das  letzte  Werk 
des  verstorbenen  Architekten  Ludwig  Ritter  von  Förster, 
in  den  Jahren  1S61 — 64  erbaut.  Die  Kirche,  ein  stilloses 
Gebäude  von  magazinartigem  Charakter,  gestattete  bei  der 
Wahl  des  Baustils  für  den  Thurmbau  einen  ziemlich  weiten 
Spielraum.  Professor  von  Förster,  der  gleichzeitig  eine 
künstlerische  Umgestaltung  auch  der  Kirche  projektirte, 
wählte  dafür  italienische  Renaissance.  Auf  ein  kräftig  ge- 
quadertes  Untergeschoss  von  etwa  7,6  Meter  Seite,  welches 


das  einfache  Portal  enthält,  folgt  ein  von  Quaderstreifen  ein- 
gefasstes zweites  Geschoss  mit  der  Uhr,  und  weiter  die 
auf  allen  vier  Seiten  durch  drei  ruodbogige  Arkaden  geöffnete 
Glockenstube.  Ueber  dieser  schliesst  ein  kräftiges  Konsolge- 
sims  den  quadratischen  Theil  des  Thurmes  ab,  auf  dem  sich 
in  starker  Verjüngung  eine  zierliche  achteckige,  von  einer 
Kuppel  gekrönte  Laterne  erhebt.  Die  Gesammthöhe  des 
Thurmes  beträgt  etwa  50,5  Meter.  Bis  zur  Laterne  ist  das 
Mauerwerk  von  Ziegeln  hergestellt  und  mit  Quadern  ver- 
kleidet, der  obere  Theil  besteht  ganz  aus  Quadern.  Die 
Jalousien  der  Glockenstube  und  der  Laterne  sind  aus  Schie- 
ferplatten gefertigt.  — F.  — 

(Schluss  folgt.) 


Zeitschrift  für  Bauwesen,  red.  v.  Erbkam  Jah  rgang 
XVIII.  Heft  VIII  bis  X. 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaus. 

1.  Zur  Pariser  Ausstellung  von  1867.  3 Blatt 
Details  zu  der  von  uns  pag.  203  d.  Bl.  schon  besprochenen 
Mittheilung  im  letzten  Heft.  — Bl.  30.  Thür  in  Eichenholz 
mit  Schnitzereien,  anscheinend  eine  Z will  ingssch  wester  des 
Thorweges  zu  dem  in  Berlin,  Bellevue  - Strasse  No.  5.  von 
denselben  Architekten  (v.  d.  Hude  und  Hennicke)  ausge- 
führten Wohngebäude;  — Bl.  31.  Thürbeschläge  von  galva- 
nisch vergoldeter  und  vernickelter  Bronze  und  Bl.  32.  ein 
sehr  reich  ausgebildetes  „schmiedeeisernes“  Thor,  ausgeführt 
in  „Schmiedeeisen  und  Bronze“  von  C.  Hauschild,  bei 
welchem  uns  aufgefallen,  dass  das  symmetrisch  auf  der  Mittel- 
axe befindliche  Schlosschild,  sowie  die  gleichgeformten  Ro- 
setten der  untern  und  obern  Gurtung  bei  offenstehendem 
Flügel  eine  ebenso  unschöne  als  unzweckmässige  Silhouette 
bilden  dürften. 

2.  Das  Kr eisger ich ts- E t a b 1 i s s e m e u t in  Essen, 
bestehend  aus  dem  Geschäfts-  und  Gefangenhause, 
sowie  eine 41  besonderen  Schwurgerichts-Gebäude, 
von  Hrn.  Ober-Bauinspektor  Aug.  Kind  in  Marien- 
werder. Der  auf  5 Bl.  Zeichnungen  dargcstellte  Entwurf 
zu  dem  Geschäfts  - und  dem  davon  gesonderten  Gefangen- 
hause wurde  1862  — 64  auf  einem  etw’as  stumpfwinkligen 
Eck- Bauplatze  so  zur  Ausführung  gebracht,  dass,  als  im 
Jahre  1865  durch  bedeutenden  Aufschwung  des  Kreises  Essen 
das  Bedürfniss  der  Errichtung  eines  Schwurgerichts  sich  her- 
ausstellte, eiu  dafür  bestimmtes  besonderes  Gebäude  mit  der 
Front  an  der  Logenstrasse  vor  den  Giebel  des  Gefangeu- 
hauses  und  in  unmittelbarem  Zusammenhänge  damit  projektirt 
werden  konnte , dessen  Zeichnungen  gleichfalls  mitgetheilt 
werden  und  welches  jetzt  der  Vollendung  nahe  ist.  — Dass 
diese  Nothwendigkeit  sich  nicht  schon  früher  herausgestellt 
oder  dass  auf  dieselbe  nicht  rechtzeitig  Bezug  genommen 
werden  konnte  ist  eiu  unbesiegtes  Hinderniss  für  die  einheit- 
liche Lösung  der  gestellten  Aufgabe  geworden. 

Die  Raumverhältnisse  des  an  der  III.  Hagen-Strasse  lie- 
genden Vordergebäudes,  des  „Geschäftshauses,“  sind  nach  der 
Grösse  des  Kreisgerichts  bemessen,  welches  15  etatsmässige 
Richter  zählt;  die  Büreaux  - Zimmer  zu  beiden  Seiten  eines, 
das  127%  Fuss  lange  Bauwerk  seiner  ganzen  Längenrichtung 
nach  durchschneidenden,  in  den  oberen  Geschossen  wohl  nicht 
überflüssig  hellen  Korridors  angeordnet,  in  dessen  Mitte  die 
freitragende,  einarmige  Sandsteintreppe  die  Verbindung  der 
verschiedenen  Stockwerke  vermittelt;  — Keller,  Erdgeschoss, 
sowie  die  Korridore  der  oberen  Geschosse  sind  gewölbt;  als  Be- 
flurung  der  Letzteren  mit  Erfolg  Bonner  Zementplatten  ver- 
wendet. Die  Mauern  sind  in  gewöhnlichen  Feldbrand-Ziegeln 
ausgeführt  und  mit  Ausnahme  der  Plinthe,  zu  welcher,  wie 
zu  den  Gesimsen  und  profilirten  Gewandungen  zumeist  Ruhr- 
sandstein, Zement  dagegen  nur  au  den  geschützteren  Stellen 
zur  Verwendung  gekommen  ist,  äusserlich  iu  Bonner  Portlaud- 
Zement  verputzt ; — das  abgewalmte  Satteldach  ist  mit  eng- 
lischem Schiefer  eingedeckt.  — 

Das  mit  dem  vorigen  Gebäude  parallel  und  in  ähnlicher 
Konstruktionsweise  ausgeführte  Gefaugenhaus  nach  der  für 
alle  neueren  Preussischen  Bauten  dieser  Art  üblichen  Scha- 
blone des  Gefangenhauses  in  Minden  angelegt,  besitzt  einen 
— j förmigen  Grundriss,  dessen  Rauineintheilung  als  muster- 
gültiges Vorbild  u.  E.  nach  wohl  nicht  aufgestellt  werden 
dürfte.  — Wenn  es  uuabweisliche  Bedingung  war,  die  Schuld- 
gefangenen (eiu  hoffentlich  jetzt  überwundener  Standpunkt) 
in  demselben  Gebäude  mit  den  vor  das  Schwurgericht  zu 
stellenden  schweren  Verbrechern  unterzubringen,  dann  dürfte 
eine  mehr  als  aus  den  Zeichnungen  erkennbare  Sonderung 
w’ohl  am  Platze  gewesen  sein;  — wie  man  aber  Zimmer  für 
„schuldgefangene  Männer“  und  „schuldgefangene  Frauen"  mit 
2 Zellen  für  je  1 Mann  und  einer  für  4 Männer  in  paradie- 
sischer Unschuld  unmittelbar  nebeneinander  an  demselben  Kor- 
ridor aulegen  kann,  in  ungetrennter  Nähe  der  einzigen  Treppe, 

Hierzu  eine  Beilage. 


327 


welche  zum  1.  Stock*)  führt,  wo  Zimmer  für  Schuldgefangene 
und  kranke  Männer  sowie  die  übrigen  Gefangen-  (zum  gröss- 
ten Theile  Isolier- ) Zellen  ebenso  harmlos  neben  einander 
liegen,  das  ist  uns  unerfindlich!  — 

Das  Schwurgerichtsgebäude,  durch  die  Baugeschichte  ein 
Anhängsel,  ist  auch  im  Aeusseren  mit  der  übrigen  Gebäude- 
gruppe nur  lose  und  nicht  gerade  günstig  verknüpft.  — Einem 
Raume  aber,  wo  die  ruhige  Ueberzeugung  des  unabhängigen 
Laien  die  Spreu  vom  Weizen  zu  sondern  berufen  ist,  wo  der 
Triumph  des  freien  Geistes  über  das  todte  Buchstaben- Recht 
gefeiert  wird,  dem  möchten  wir  auch  schon  im  Aeusseren  eine 
mehr  dominirende  Stellung  angewiesen  sehen!  — 

„Eine  weitere  Erläuterung  hat  kein  besonderes  Interesse“ 

— so  lauten  die  Schlussworte  des  Verfassers.  — 

3.  Wohnhaus  in  Karlsruhe,  dem  Kaufmann  Herrn 
Schnabel  zugehörig,  mit  zwei  Blatt  Zeichnungen,  von 
Architekt  Josef  Durm  in  Karlsruhe.  Städtisches  Wohn- 
gebäude in  kleinen  Dimensionen , das  ausser  dem  Erdgeschoss 
zu  zwei  Läden  mit  verlangten  möglichst  grossen  Auslegefen- 
steru  ein  Entresol  zur  Wohnung  des  Ladenmiethers  und  dar-  | 
über  noch  zwei  Stockwerke  besitzt.  Die  Fa<;ade,  mit  Anklän-  [ 
gen  an  moderne  Pariser  Renaissance-Formen,  ist  in  den  beiden 
untern  Stockwerken  und  in  den  Architektur- Theilen  der  obern 
aus  gelblich-grauem  Sandstein  ausgeführt,  während  die  Mauer- 
flächen der  obern  Geschosse  mit  in  der  Naturfarbe  (welcher?) 
belassenem,  glattem  Verputze  überzogen  sind.  — Die  freitra- 
gende Haupttreppe  ist  aus  geschliffenem  rothen  Sandstein,  die 
Podest-Platten  sind  stets  aus  einem  Stücke  gearbeitet.  — Der 
Querschnitt  des  Gebäudes  ist  nicht  mitgetheilt;  — aufgefallen 
ist  uns,  dass  die  Mittelmauer  zur  Hälfte  ihrer  Länge  nur  einen 
halben  Stein  Stärke  besitzt,  während  der  übrige  Theil  dersel- 
ben zwar  doppelt  so  stark  angelegt  ist,  aber  durch  die  ausge- 
führte Isolirschicht  nicht  gerade  an  Stabilität  gewinnen  dürfte; 

— Ursache  dieser  Anordnung  zwischen  Laden  und  Komtoir 
einerseits  resp.  Wohnzimmer  und  Speisezimmer  in  den  oberen 
Stockwerken  andererseits  ist  nicht  angegeben. 

Während  sich  in  jedem  Geschosse  nur  eine  geschlossene 
Wohnung  befindet,  ist  das  zugehörige  englische  Waterkloset 
davon  vollständig  getrennt  auf  dem  Zwischenpodest  der  Haupt- 
treppe angeordnet,  vielleicht  durch  uns  unbekannte  lokale 
Verhältnisse  bedingt,  jedoch  wohl  nicht  zur  Nachahmung  zu 
empfehlen.  — Im  August  1865  begonnen  war  das  Haus  im 
Juli  1866  beziehbar;  — die  Baukosten  haben  nur  28,000  Fl. 
oder  16,000  Thlr.  betragen.  — 

4.  D as  Rath  haus  zu  Breslau  von  C.  Lüdecke. 
Als  weitere  Folge  der  vortrefflichen  Aufnahme  2 Bl.  Zeich- 
nungen mit  Details  der  inneren  Architektur  aus  dem  Zimmer 
des  Oberbürgermeisters  und  des  Syndikus,  sowie  der  Ansicht  der 
Staupsäule  auf  dem  Markte  vor  der  Ostseite  und  zwei  Reliefs 
an  den  Wangen  der  Freitreppe  zum  Hauptportale  ebendaselbst. 

5.  Konkurs -Ausschreibung,  betreffend  den  Bau 
eines  neuen  Rathhauses  in  Wien.  Diese  Einladung  an 
alle  Fachmänner  des  In-  und  Auslandes,  sich  zu  betheiligen, 
um  ein  den  praktischen  Bedürfnissen,  „den  Anforderungen  der 
Kunst  und  der  Würde  der  ersten  Stadt  des  Reiches“  ent- 
sprechendes Bauwerk  zu  gestalten,  ist  bereits  in  No.  24.  d. 
Bl.  erwähnt. 

Wir  enthalten  uns,  eine  gewiss  sehr  nahe  liegende  Paral- 
lele mit  der  für  Norddeutschlands  Hauptstadt  ausgeschriebe- 
nen Dom  bau -Konkurrenz  zu  ziehen,  da  Veranlassung  hierzu 
noch  in  Hülle  und  Fülle  sich  finden  dürfte. 

6.  Schinkelfest  am  13.  März  1 868.  Giebt  u.  a. 
den  Wortlaut  der  Ansprache  des  Festredners,  Bauinspektor 
Blankenstein  wieder.  Dieselbe  ist  zwar  im  Auszuge  in 
No.  12.  u.  13.  d.  Bl.  schon  mitgetheilt,  doch  können  wir 
nicht  umhin  die  beherzigenswerthen  Schlussworte  desselben 
hier  ausführlicher  wiederzugeben. 

„Unser  Volk  aber,  dessen  Stolz  es  ist,  dass 

Bildung  seine  weitesten  Kreise  durchdringt,  wird  wieder  ler- 
nen, unsere  Kunst  zu  verstehen,  wie  die  Kunst  der  Griechen 
und  des  Mittelalters  verstanden  ist  vom  Volke,  wenn  wir  nur 
bemüht  sind,  aus  innerer  Nothwendigkeit  heraus  verständlich 
zu  schaffen.  Nur  auf  diesem  Wege  und  in  fortdauernder  Gei- 
stesarbeit eines  ganzen  Geschlechts  kann  und  wird  ein  neuer 
Baustil  sich  entwickeln,  der  die  Traditionen  vergangener 
Kunstepochen  und  Alles  das,  was  sie  Gemeingültiges  für  alle 
Zeiten  geschaffen  haben,  treu  bewahrt,  und  darum  nicht  wie 
eine  Modesache  erscheinen  wird,  oder  die  willkürliche  Laune 
eines  Architekten,  der  sich  müht,  dem  übersättigten  Auge  Ab- 
wechselung zu  bereiten,  sondern  den  bewussten  Ausdruck  bil- 
den wird  einer  neuen  Zeit.“ 


*)  Der  Grundriss  vom  zweiten  Stock  des  Gefangenhauses  ist 
nicht  mitgetheilt,  der  äusseren  Erscheinung  des  Gebäudes  nach  zu 
urtheilen  ist  er  von  dem  ersten  auch  in  seiner  Verwendung  nicht 
verschieden.  — 


„Darum  wende  ich  mich  an  Sie,  meine  hochgeehrten  Fach- 
genossen. Lassen  Sie  uns  vor  Allem  trachten  nach  einer  sol- 
chen festen  Grundlage  für  unsere  Kunst,  damit,  wenn  einst 
der  (für  Berlin  neu  projektirte)  Dom  erstanden  ist,  er  würdig 
dastehe  in  der  Gruppe  jener  herrlichen  Denkmäler:  Schloss 
und  Zeughaus,  Museum  und  Bau-Akademie,  ein  Denkmal  un- 
serer Tage!“  — H.  — (Schluss  folgt.) 


Konkurrenzen. 

Monats-Aufgaben  für  den  Architekten-Verein 
zu  Berlin,  zum  5.  September  1868. 

I.  Die  Unterfahrt  eines  bedeutenden  öffentlichen  Gebäu- 
des in  Ziegelrohbau  mit  Anwendung  von  Terracotten.  Die- 
selbe bilde  eine  gewölbte  Halle  in  drei  gleichen  Axen  von 
circa  15'  Weite.  Die  Aufgabe  ist  im  Sinne  der  Tektonik  na- 
mentlich ohne  versteckte  Eisenkonstruktion  zu  behandeln.  Ver- 
langt: 1 Grundriss,  1 Durchschnitt.  Maasstab:  'A«  der  na- 
türlichen Grösse. 

II.  Zur  Gewinnung  einer  Wasserkraft  sollen  in  einem 
Gebirgsbach  von  16'  mittlerer  Breite  und  P mittlerer  Tiefe 
bei  dem  niedrigsten  Wasserstande,  und  40'  mittlerer  Breite 
und  9'  mittlerer  Tiefe  beim  höchsten  Wasserstande  eine  Ein- 
lasschleuse  und  ein  Wehr  erbaut  werden.  Baugrund  grober 
Kies.  Maasstab:  ’/no. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Dem  technischen  Mitgliede  des  Königl.  Eisenbahn- Kommis- 
sariats zu  Cöln,  Reg.-  und  Baurath  Redlich,  ist  die  Stelle  eines 
Vorstehers  im  technischen  Eisenbahn -Bureau  des  Ministeriums  für 
Handel  .A.--,,  "ehen  worden. 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn  - Baumeister  Nahrath  zu  Essen 
zum  Eisenbahn -Bau-  und  Betriebs- Inspektor  bei  der  Westfälischen 
Eisenbahn  mit  dem  Wohnsitze  zu  Paderborn;  — der  Baumeister 
Kricheldorf  zu  Weissenfels  zum  Eisenbahn  - Baumeister  bei  der 
Bergisch- Märkischen  Eisenbahn  mit  dem  Wohnsitze  zu  Essen. 

Versetzt  sind:  Der  Bau-Inspektor  Klose  von  Höxter  nach 
Münster  und  der  Eisenbahn -Baumeister  Bronisch  von  Paderborn 
nach  Höxter. 

Offene  Stellen. 

1.  Zur  Ausführung  neuer  Bahnstrecken  der  Thüringischen 
Eisenbahn  werden  einige  Bauführer  sofort  gesucht.  Meldungen 
an  den  Betriebs -Direktor,  Reg.-  und  Baurath  Umpfenbach  in 
Erfurt. 

2.  Zur  Vertretung  eines  Kreisbaubeamten  wird  sofort  ein 
Baumeister  oder  Bauführer  auf  6 Wochen,  und  zur  Leitung 
eines  umfangreichen  Hochbaues  ein  Baumeister  oder  Bauführer 
auf  mehre  Jahre  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht.  Meldungen 
nimmt  an  der  Kreisbaumeister  Stavenhagen  in  Leobschütz. 

3.  Beim  Bau  der  Elm-Gemiindener  Bahn  (Hessen)  finden 
mehre  Bauführer  sehr  interessante  Beschäftigung  (u.  a.  grösseren 
Bauwerken  ein  grosser  Viadukt  und  5 Tunnel).  Meldungen  bei 
der  Königlichen  Eisenbahn- Direktion  in  Cassel. 

4.  Zu  einem  Chauseebau  wird  auf  9 — 12  Monate  ein  Bau- 
führer nach  Waldenburg  i.  Schl,  gesucht.  Diäten  1*/,  Thlr.  Mel- 
dungen an  den  Kreisbaumeister  Sarrazin  daselbst. 

5.  An  der  Baugewerkschule  zu  Höxter  a.  d.  Weser  finden 
zwei  Bautechniker,  resp.  ein  Eisenbahn -Ingenieur  und 
ein  Architekt  für  Winter  und  Sommer  feste  Anstellung.  Briefe 
mit  beizulegenden  Zeugnissen  sind  gefälligst  an  den  Direktor 
Möllinger  nach  Höxter  zu  richten. 

6.  Ein  Zeichner,  der  besonders  auf  Situations-Zeichnen 
geübt  ist,  wird  gesucht  durch  den  Plankammer-Verwalter  Meitzer 
der  Königl.  Niederschlesisch  - Märkischen  Eisenbahn,  Berlin,  Ecke 
der  Breslauer-  und  Koppen -Strasse. 

7.  Ein  Wasserbaumeister  oder  älterer  Bauführer  wird 
zu  Vorarbeiten  etc.  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 

8.  Ein  gewandter  Zeichner  kann  Beschäftigung  erhalten. 
Meldungen  in  der  Exped.  sub  C.  39. 

9.  Die  Stelle  eines  zweiten  städt.  Baumeisters  in  Danzig 
ist  zu  besetzen.  Vid.  Inserat. 

10.  Zur  Ansarbeituug  von  Rheinkorrektionsprojekten  wird  ein 
Baumeister  oder  Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten 
auf  vier  Monate  gesucht  vom  Wasserbauinspektor  Hipp  in  Koblenz. 

11.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer  findet  bei  Wasser- 
bauten, und  ein  Baumeister  oder  Bauführer  bei  Landbauten 
gegen  reglementsmässige  Diäten  Beschäftigung.  Meldung  beim 
Wasserbauinspektor  Kozlowski  in  Kulm. 

Die  in  No.  29,  alinea  4,  ausgeschriebene  Bauführer -Stelle  ist 
besetzt. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  D.  in  Stettin.  — Wir  ersuchen  Sie  eine  Beschwerde 
an  das  Postamt  in  Stendal  zu  richten,  welches  Ihnen  die  Bauzei- 
tung, falls  Sie  deren  Nachsendung  dort  bestellt  und  bezahlt  haben, 
unbedingt  beschaffen  muss.  Ihren  Beschwerdebrief  haben  wir 
einstweilen  dem  Zeitungskomtoir  hierselbst  zur  Abhülfe  übergeben. 

Hrn.  Tr.  — Ihr  Anerbieten,  welches  uns  sehr  willkommen  ist, 
nehmen  wir  mit  bestem  Danke  an. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Danzig, 
S.,  W.  und  H.  in  Berlin,  K.  in  Holzminden. 


328 


Architekten -Verein  zn  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend  den  1.  August 

Tagesordnung: 

1.  Vortrag  des  Hm.  Töpffer  über  einen  neuen  Thürverschluss. 

2.  Vortrag  des  Hm.  Perdisch  über  den  französischen  Thurm 
auf  dem  Gensd’armen  - Markt. 

3.  Vortrag  des  Hrn.  R.  Neu  mann  über  Zinkbedachung. 

Bekanntmachung;* 

Die  Stelle  des  zweiten  Baumeisters,  mit  welcher  ein  jährliches 
Gehalt  von  1000  Thlr.  verbunden  ist,  wird  zum  1.  Oktober  d.  J. 
vakant,  und  soll  zunächst  kommissarisch  mit  sechsmonatlicher  Kün- 
digung aufs  Neue  besetzt  werden. 

Qualifizirte  Bewerber,  welche  die  Staats  - Prüfung  als  Baumei- 
ster absolvirt  haben,  werden  hierdurch  aufgefordert  ihre  Meldungen 
unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  bis  zum  1.  September  d.  J.  bei 
uns  einzureichen. 

Danzig  den  24.  Juli  1868. 

Der  Magistrat. 


Zu  den  Vorarbeiten  und  Projekten  einer  grösseren  Anlage 
wird  ein  'Wassei’bamiieister  oder  älterer  Bau- 
führer gesucht.  Es  ist  erwünscht,  dass  derselbe  bei  Melio- 
rations-,  Flussregulirungs-  oder  Kanalbauten  beschäftigt  war. 

Meldungen  erbittet  Veitmeyer, 

Civil  - Ingenieur, 

Berlin,  Alte  Jakobsstrasse  126. 


Ein  namentlich  im  Hochbau  erfahrener  Techniker,  seit  längeren 
Jahren  heim  Eisenbahnbau  beschäftigt,  der  mehrfach  die  Ausfüh- 
rung grösserer  Bauwerke  geleitet  hat,  sucht  bei  neueren  Eisenbahn- 
oder sonstigen  Bau -Unternehmungen  eine  entsprechende  Stellung. 
Offerten  beliebe  man  unter  der  Chiß're  K.  O.  in  der  Expedition 
dieses  Blattes  zu  hinterlegen. 

Ein  junger  Maurermeister  sucht  eine  passende  Stelle  im  Biireau 
oder  am  liebsten  bei  Bauausführungen.  Gell.  Offerten  an  Herrn 
Friedr.  Simon  in  Berlin,  Linienstrasse  15. 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Auf  den  Bahnhöfen  der  Neuen  Berliner  Verbindungsbahn 
sollen  5 Wirthschaftsbrunnen  von  verschiedener  Tiefe  mit  eisernen 
Pumpen  versehen  werden.  Diejenigen  Herren  Maschinenfabi  ikanten, 
welche  auf  Lieferung  derselben  reflektiren,  werden  ersucht,  ihre 
bezüglichen  Offerten  unter  Beifügung  detaillirter  Zeichnungen, 
namentlich  der  Konstruktionstheile  (Ventile)  bis  spätestens  am  15. 
August  d.  J.  in  meinem  Biireau,  Köpnickerstrasse  31a,  abzugeben. 
Der  A b th  ei  1 u n g s - Baume  i ster 
W.  Housselle. 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Ein  Loos  der  Erdarbeiten  für  den  Bau  der  neuen  Berliner 
Verbindungsbahn  von  ca.  100, U00  Schachtruthen  mit  rot.  900  Ruth. 
Transportweite,  beabsichtigen  wir  im  Wege  beschränkter  Sub- 
mission  zu  vergeben. 

Bau -Unternehmer,  welche  ihre  Qualifikation  durch  Atteste 
nachzuweisen  vermögen,  werden  ersucht,  von  den  in  unserem  Bau- 
Biireau,  Köpnickerstrasse  No.  29  ausliegenden  Plänen  und  Bedin- 
gungen Kenntniss  zu  nehmen  und  werden  daselbst  Offerten  bis  zu 
dem  am  17.  August  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr  stattfindenden  Ter- 
mine entgegengenommen  und  im  Beisein  der  etwa  persönlich  an- 
wesenden Submittenten  eröffnet. 

Berlin,  den  21.  Juli  1868. 

Möni^livlie  Direkt ion  «Ser  Nie«lerselilesisclt- 
jVIärkisehen  Jüiseiihalin, 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Königlich  Niederschlesisch  - Märkische 
Eisenbahn. 

Die  Ausführung  der  Tischlerarbeiten  zu  dem  neuen  Empfangs- 
gebäude auf  Bahnhof  Görlitz  soll  im  Wege  der  Submission  ver- 
geben werden  und  ist  hierzu  ein  Termin  auf: 

Donnerstag,  den  6.  August  Vormittags  12  Uhr 
im  Baubureau,  Bahnhofsstrasse  No.  3 hierselbst,  anberaumt  worden. 

Qualifizirte  Unternehmer  haben  ihre  Offerten  versiegelt  und 
portofrei  mit  der  Aufschrift: 

„Submissionsofferte  auf  Tischlerarbeiten  für  das  Empfangsgebäude 
auf  Bahnhof  Görlitz“ 

bis  zur  festgesetzten  Terminsstunde  an  den  Baumeister  Lehwald 
hierselbst  einzureichen. 

Zeichnungen  und  Bedingungen  sind  vor  dem  gedachten  Ter- 
mine zur  Einsicht  ansgelegt. 

Görlitz,  den  22.  Juli  1868. 

Der  Eisenbahn  - Betriebs  - Inspektor. 

Priess. 

Baiigewerkschule  zu  Holzmiuden  a.  Weser. 

Ingenieure  und  Architekten,  welche  geneigt  sind,  im  nächsten 
Winterkursus  Unterricht  zu  ertheilen,  wollen  sich  baldigst  zur  Ent- 
gegennahme der  Bedingungen  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten 
melden. 


Eotha-Leiiiefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung;. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Eisenbahn 
soll  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  das  Loos  No.  XVI  mit 
35408  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens,  einschliesslich  der 
Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf  41996  Thlr.  22  Sgr.  2 Pf.,  im 
Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
bis  spätestens  zu  dem  am 

10.  August  er.  Vormittags  101/*  Uhr 

in  dem  obenbezeichnetem  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  Abthei  lungs-Baumeister, 

W i t z e c k . 

Eotka- Leinefelder  Eisenbahn. 

BekantitHiacliuug. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  im 
Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  soll  das  Loos  No.  XVI 
mit  circa  927  Schacht- Ruthen  Mauerwerk  im  Wege  des  öffent- 
lichen Submissions -Verfahrens  an  einen  qualifizirten  Unternehmer 
verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions  - Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions  - Bedingungen  von  dem  Unterzeichne- 
ten auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

11.  August  er.  Vormittags  10%  Uhr 

in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  A b theil  ungs -B  au  mei  s ter, 

W i t z e c k . 

Lithographische  und  kalligraphische  Arbeiten  jeder  Art,  so  wie 
Zeichnungen  auf  Holz  etc.  werden  sorgfältig  und  billigst  angefer- 
tigt. Gefl.  Aufträge  nimmt  entgegen  die  Expedition  dies.  Blattes. 

Die  BnntiniicrkftlniU'jii  |flrter  n.  b.  lUefer 

beginnt  ihren  Winter- Kursus  am  3.  November,  während  der  Vor- 
bereitungs-Unterricht für  neueintretende  Schüler  bereits  am  14.  Ok- 
tober seinen  Anfang  nimmt. 

Im  vierten  Jahre  der  Gründung  der  Anstalt  erreichte  dieselbe 
bereits  die  Zahl  von  260  Schülern,  worunter  an  */4  Meistersöhne  aus 
grossem  Städten  Preussens,  wie  Berlin,  Magdeburg,  Düsseldorf, 
Danzig,  Posen,  Merseburg,  Minden  u.  s.  w.,  sowie  den  Nachbar- 
staaten sich  befanden. 

Anmeldungen  zur  Aufnahme  in  die  Anstalt  sind  unter  Ein- 
sendung der  Schulzeugnisse  an  den  Unterzeichneten  franco  bis  Mitte 
Oktober  einzusenden. 

Zur  Abnahme  der  Meisterprüfung  für  Bauhandwerker  befindet 
sich  die  Königliche  Kommission  am  Orte. 

VI  ü I I i ii  s «■  »• , Direktor  der  Baugewerkschule. 

Studienreise 

der 

Sfiiüirnillfii  Der  J5au= Jlßnilpinie. 

Die  diesjährige  Studienreise  der  Bau -Akademie  zu  Berlin  be- 
ginnt am  8.  August  und  geht  von  Berlin  nach  Dresden,  Prag, 
Nürnberg  und  München.  Kollegen  werden  freundlichst  (zur 
Theilnahme  eingeladen.  Programme  der  Reise  und  die  Liste  znr 
Namensnnterzeichnung  liegen  beim  Saaldiener  der  Bau-Akademie  aus. 

Das  Comite  der  Studienreise. 

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Hof  3 Treppen  links. 


Der  Vorsteher  der  Bau  gewerkschule 

G.  Haarmann. 


329 


Konkurrenz  - Ausschreiben. 

Nachdem  vom  Unterzeichneten  Stadtrathe  unter  Zustimmung 
der  Stadtverordnetenschaft  der  Neubau  eines 

PirgerfdjulgflJdUÖfO 

für  hiesige  Stadt  und  zugleich  die  Beschaffung  der  hierzu  erforder- 
lichen Pläne  auf  dem  Wege  der  Konkurrenz  beschlossen  worden 
ist  so  ergeht  hiermit  an  diejenigen  Herrn  Architekten,  welche  ge- 
neigt sind,  sich  bei  dieser  Konkurrenz  zu  betheiligen,  die  Auffor- 
derung, ihre  Pläne  und  Kosten- Anschläge  bis  zum 
1.  November  d.  J. 

an  den  Unterzeichneten  Stadtrath  einsenden  zu  wollen.  Später  ein- 
gehende Arbeiten  können  keine  Berücksichtigung  linden.  Das  spe- 
zielle, unter  Beihülfe  der  nachbenannten  Preisrichter  verfasste  und 
von  ihnen  genehmigte  Programm  wird  nebst  dem  erforderlichen 
Situationsplane  den  resp.  Bewerbern  auf  deren,  bei  hiesiger  llatbs- 
stelle  mündlich  oder  schriftlich  angebrachtes  Ansuchen  sofort  zuge- 
stellt werden. 

Zur  Uebernabme  des  Preisrichteramtes  haben  sich  bereit  er- 
klärt: 

Herr  Oberlandbaumeister  Hänel  in  Dresden, 

„ Professor  R.  Heyn  ebendaselbst, 

„ Prüfungskommissar  Z och  er  in  Leipzig. 

Für  die  beiden  relativ  besten  und  zur  Ausführung  geeigneten 
unter  den  programmgemäss  ausgeführten  Konkurrenz-Projekten  sind 
Preise  von  250  Thlr.  und  beziehentlich  100  Thlr.  ausgesetzt. 

Die  prämiirten  Pläne  bleiben  Eigenthum  der  hiesigen  Kom- 
mune. Der  Unterzeichnete  Stadtrath  behält  sich  zwar  die  Auswahl 
unter  den  preisgekrönten  Arbeiten  behufs  der  Ausführung  vor, 
sichert  aber  demjenigen  Architekten,  dessen  Pläne  zur  Ausführung 
gewählt  werden,  die  Betheiligung  bei  der  speziellen  Aus-  resp. 
Umarbeitung  der  Baupläne,  bei  Beaufsichtigung  des  Baues  etc. 
gegen  ein  zu  vereinbarendes  Honorar  zu. 

Freiberg,  den  26.  Juni  1868. 

Der  llath  der  Stadt  Freiberg. 

Lemuss,  Bürgermeister. 

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wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
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tönen assortirt  zu  halten. 


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Burham  - Porlland  - Gement. 

*7  Dieser  mit  vollem  Rechte  berühmte  Cement  ist  sehr  bedeutend 
von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) bei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grossbritanischen  Regierung  zur  Erbaunng  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  den 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil  - Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Bnrham- 
Compagnie  im  Metropolitan  - Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtlich  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von  l1/j/'X 
1 L/i"  — 2 '/i  fH"  eine  Widerstandskraft  von  631  Pfd.  ergeben  hat. 
Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten”  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  702,3  Pfd.  er- 
geben. 

Lager  von  unserm  Portland  - Cement  haben  wir  für  Berlin  den 

Herren  W.  Naetebus  & Co. 

Scharrnstrasse  No.  4 

übertragen,  welche  sich  zu  geneigten  Aufträgen  empfohlen  halten. 
London,  im  März  1868. 

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Jahrgang  II. 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 

Insertionen 

2%  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

heransgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  7.  August  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ueber  die  Einrichtung  der  Baugewerkschulen.  — Ueber 
Eisenbahn  - Oberbau.  III.  — Heisenotizen,  gesammelt  auf  der  Studien- 
reise der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Schluss). 
— Zur  Dachdeckungsfrage.  — Mittheilungen  aus  Vereinen: 
Architekten  - und  Ingenieur-Verein  zu  Kassel.  — Architekten-Ver- 
ein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Das  Zirkular -Reskript  des  preuss. 

Handelsministers  betr.  die  Ausführung  des  Gesetzes  über  den  Be- 
trieb der  stehenden  Gewerbe.  — Aus  der  Fachlitteratur: 
Erbkam's  Zeitschrift  für  Bauwesen.  (Schluss).  — Konkurrenzen: 
Preisertheilung  für  die  Entwürfe  zum  Kunsthaus  in  Kassel.  — 
Personal-Nachrichten  etc. 

Ueber  die  Einrichtung  der  flaiigcwerkschulcn. 

(Von  R.  Klette,  Architekt,  Lehrer  der  Baugewerkschule  zu  Holzminden.) 


Dass  gerade  jetzt,  wo  auf  dem  Gebiete  des  gewerb-  j 
liehen  Lebens  so  gewaltige  Neuschöpfungen,  wie  die  Ein- 
führung der  Freizügigkeit  und  vollständigen  Gewerbe- 
freiheit,  sich  zu  vollziehen  anfangen,  eine  Frage  wie  die  ' 
in  der  Aufschrift  angedeutete,  lebhafte  Erörterungen  her- 
vorruft, ist  die  natürliche  Folge  der  von  diesen  Neuge- 
staltungen bedingten  allgemeinen  Bestrebungen  für  die 
Hebung  der  Volks-  und  Arbeiterbildung  und  hat  seinen 
Grund  darin,  dass  diese  Frage  sich  als  eine  Zeit-  und 
Lebensfrage  für  die  betheiligten  Klassen  sowohl,  als  für 
die  betreffenden  Bildungsanstalten  herausstellt.  Denn  mit 
der  Freigebung  des  Verkehrs  und  der  Arbeit  und  dem 
daraus  hervorgehenden  Wetteifer  geistiger  und  materieller 
Kräfte  müssen  sich  die  Anforderungen  an  die  Intelligenz 
des  Einzelnen  steigern  und  demgemäss  die  Bildungsmittel 
beschafft  werden. 

In  Bezug  auf  die  wissenschaftliche  Ausbildung 
der  so  zahlreichen  und  wichtigen  Klasse  der  Bauhand- 
werker ist  die  Frage  zuerst  im  Berliner  Architekten- 
Wochenhlatte  durch  Herrn  Professor  Bohnstedt  in 
Gotha  angeregt  und  darnach  durch  Herrn  Professor 
Schramm  in  Zittau,  als  Vertreter  einer  Staatsanstalt, 
dann  von  Seiten  der  Baugewerkschule  zu  Höxter,  sowie 
von  der  Redaktion  obiger  Zeitschrift  des  Näheren  erör- 
tert worden. 

Je  nach  den  verschiedenen  Standpunkten  wurden  hierbei 
sehr  auseinander  gehende  Ansichten  zu  Tage  gefördert. 

Wenn  bis  jetzt  noch  kein  Mitglied  der  Baugewerk- 
schule zu  Holzminden  Veranlassung  genommen  hat,  sich 
an  dieser  noch  keineswegs  abgeschlossenen,  so  überaus 
wichtigen  Debatte  zu  betheiligen,  so  hatte  dies  seinen 
Grund  darin,  dass  seitens  der  Direktion  dieser  Anstalt 
Veränderungen  und  Erweiterungen  in  dem  Lehrplane  der- 
selben bearbeitet  wurden,  durch  welche  in  erhöhter  Weise  den 
Anforderungen  der  bevorstehenden  Neugestaltungen  auf 
dem  gewerblichen  Gebiete  Rechnung  getragen  werden 
sollte.  Dieser  so  umgearbeitete  Lehrplan  ist  jetzt  der 
Oeflentlichkeit  übergehen  und  liegt  in  demselben  wohl 
eine  Beantwortung  der  vorliegenden  Frage  seitens  der 
genannten  Anstalt.  Der  Verfasser  dieses  erlaubt  sich 
unter  Anschluss  eines  Auszuges  dieses  Lehrplans  seine 
Ansichten  über  das  fragliche  Thema  in  Folgendem  dar- 
zulegen: 

Nicht  vorgefasste  Meinungen  oder  theoretische  Auf- 
stellungen, sondern  allein  der  geschichtliche  Gang  der 
einschlägigen  Verhältnisse  kann  über  die  Frage  entschei- 
den, was  dem  Bauhandwerker  frommt.  Der  Kulturgang 
eines  Volks  und  seiner  einzelnen  Schichten  zeigt  keine 
Sprünge,  sondern  ist  eine  zusammenhängende  Kette  ein- 
zelner Momente,  welche  nur  im  Zusammenhang  mit  ein- 
ander richtig  und  vollständig  beurtheilt  werden  können. 


Die  Gründung  gewerblicher  Bildungsanstalten  war 
ein  solches  Kulturmoment  und  ihr  bisheriger  Entwicke- 
lungsgang  war  kein  beliebiger  oder  gemachter.  Ihre  Ein- 
führung war  eine  geschichtliche  Nothwendiglceit  und  jeder 
weitere  Schritt  eine  nothwendige  Folge  des  vorangegan- 
genen. Und  dieser  Entwickelungsgang  war  selbstver- 
ständlich ein  aufsteigender.  Denn  wenn  irgendwo,  so 
kann  doch  bei  einem  Werke,  welches  der  Erziehung  und 
Bildung  gewidmet  ist,  von  einem  festbegrenzten  und  dazu 
eng  gezogenen  Wirkungskreise  oder  gar  von  Stillstand 
keine  Rede  sein,  vielmehr  muss  der  Fortschritt  das 
erste  Lebensprinzip  bilden  und  müssen  höhere  Zwecke 
als  letzte  Ziele  in  Aussicht  genommen  werden,  wenn  seine 
Wirkung  eine  dauernde  und  erspriessliche  sein  soll. 

Wie  bei  allen  Völkern  mit  selbstständiger  Kunst-  und 
Kulturentwickelung  war  auch  bei  uns  dereinst  die  Kunst 
aus  dem  volkstümlichen  Stamme  des  Handwerks  ent- 
sprossen, waren  beide  Eins  und  noch  die  Zeit  des  aus- 
gehenden Mittelalters,  obwohl  den  Verfall  dieser  Kunst 
ebenso  wie  des  Handwerks  darstellend,  lässt  aus  den  Rei- 
hen der  Handwerker  noch  manches  bedeutsame  Kunstlicht 
aufleuchten,  was  zu  der  Annahme  berechtigt,  dass  unsere 
nationale  Kunst  auf  einer  naturgemässen,  aber  freier  ge- 
stalteten Grundlage  einem  neuen  Aufschwung  hätte  ent- 
gegen geführt  werden  können. 

Es  kam  jedoch  anders.  Die  eigene  Wiedergeburt 
ward  durch  die  ausländische,  durch  fremde  Künstler  herein- 
getragene „Renaissance“  unterbrochen.  Eine  neue  Kunst, 
selbst  bereits  mit  krankhaften  Symptomen  behaftet  und 
Schritt  vor  Schritt  in  die  bodenlose  Versunkenheit  des 
Roccoco  ausartend,  ward  unserem  Volke  aufgedrängt  und 
ihm  je  länger,  je  mehr  auch  sein  nationales  Bewusstsein 
entrissen.  Das  deutsche  Handwerk  erlag  in  dem  Kampfe 
und  ward  mehr  und  mehr  zum  blossen  willen-  und  kennt- 
nisslosen  Werkzeug  der  herrschend  gewordenen  Kunst- 
richtung und  ihrer  Träger  herabgedrückt:  kurz  es  vollzog 
sich  jene  Trennung  der  Kunst  und  des  Handwerks,  bei 
dem  das  Letztere  am  meisten,  die  selbstschöpferische  Ivunst- 
thätigkeit  verlor.  Es  entstand  und  erweiterte  sich  die 
Kluft  zwischen  Künstler  und  Handwerker,  ein  Missver- 
hältniss,  welches,  wenn  allgemein  und  stabil  geworden, 
in  engster  Wechselwirkung  mit  dem  vollständigen  Verfall 
der  Nation  gestanden  haben  würde. 

Bei  einem  Kulturvolke,  wie  das  deutsche,  kann  aber 
von  einem  dauernden  Verfall  nicht  die  Rede  sein  und 
eingerissene  Missverhältnisse  führen  sicher  zu  Läuterungs- 
prozessen, aus  denen  die  Nation  immer  neu  verjüngt  her- 
vorgeht. 

Dem  neunzehnten  Jahrhundert  war  diese  Regenera- 
tion Vorbehalten;  wir  befinden  uns  mitten  darin.  Auf  po- 
litischem und  sozialem  Gebiete,  in  der  Gesetzgebung  und 


332 


der  Staatswirthschaft  bricht  sie  hindurch  und  so  haben 
auch  die  in  der  Gegenwart  so  lebhaften  Bestrebungen  zur 
Bildung  und  Hebung  des  Handwerkerstandes  kein  höheres 
Ziel,  als  die  Wiederannäherung  der  Kunst  und  des  Hand- 
werks. 

Angebahnt  wurden  diese  Bestrebungen  zunächst  durch 
den  gegen  Ende  des  vorigen  und  mit  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts zugleich  mit  einem  lebhafteren  Nationalgefühl 
wiedererweckten  Sinn  für  unsere  eigenen  Kunstleistungen 
früherer  Jahrhunderte.  Wir  staunten  selbst  über  das, 
was  unsere  Väter  geschaffen,  was  sie,  nach  Göthes  Wor- 
ten, „hatten  wollen  dürfen“,  und  die  Vergleiche,  welche 
die  seitdem  durch  den  Fleiss  der  Kunstforscher  eröffnete 
Kenntniss  der  Kunstleistungen  aller  Völker  und  Zeiten 
gestatten,  waren  wohl  geeignet,  unser  altehrwürdiges 
Handwerk  wieder  zu  Ehren  zu  bringen. 

Entscheidend  war  indess  die  in  dieser  Zeit  mit  Macht 
hereinbrechende  Fülle  naturwissenschaftlicher  Erkenntnisse 
und  daraus  hervorgehender  Erfindungen,  welche  unwider- 
stehlich nach  praktischer  Geltendmachung  drängten  und 
eine  fast  beispielslose  Thätigkeit  und  Regsamkeit  auf  allen 
Gebieten  des  Bauwesens  zum  Gefolge  hatten.  Bei  diesem 
Aufschwünge  konnte  die  Mitwirkung  des  geschickten  Hand- 
werkers so  wenig  entbehrt  werden  und  seine  Bekanntschaft 
mit  dieser  neuen  Technik  so  wenig  ausgeschlossen  bleiben, 
dass  er  ohne  Weiteres  wesentlich  an  Bedeutung  gewinnen 
musste. 

Bei  der  grossen  Masse  des  Handwerkerstandes  fand 
indessen  dieser  Aufschwung,  wie  nicht  anders  zu  erwarten, 
zunächst  einen  gänzlichen  Mangel  an  Bewusstsein  dieser 


seiner  Bedeutung  und  stiess  sogar  auf  ein  vielfach  feind- 
liches, von  Vorurtheil,  Unwissenheit  und  starrem  Fest- 
halten an  abgelebten,  sozialen  Formen  getragenes  Ver- 
kennen seines  Verhältnisses  zu  den  neuen  Bedingungen 
und  Anforderungen.  Diesem  Mangel  an  Einsicht  konnte 
nur  durch  Erziehung  und  Heranbildung  abgeholfen  werden, 
und  dieser  Erkenntniss  verdanken  auch  die  Baugewerk- 
schulen ihre  Entstehung  und  Entwickelung.  Von  diesem 
Standpunkte  aus  ist  aber  zu  beurtheilen,  ob  sie  ihre  Auf- 
gabe erfüllt  oder  dieselbe  überschritten  haben. 

Solches  ist  wenigstens  der  Ausgangspunkt  der  ältes- 
ten Baugewerkschule  in  Deutschland,  der  Baugewerkschule 
zu  Holzminden,  gewesen.  Von  vorn  herein  und  immer 
aufs  Neue  an  den  durch  die  Volksschule  gegebenen  Bil- 
dungsstand ihrer  Zöglinge  anknüpfend  und  mit  regem  Ver- 
ständnis auf  das  Wesen  und  Bedürfen  unserer  Handwerker 
eingehend,  immer  darauf  bedacht,  deren  Kraft  in  hohem 
Grade  anzuspannen,  zu  erhöhter  Thätigkeit,  zu  geistiger 
Regsamkeit  anzuspornen  und  beides,  im  Einklang  mit  den 
wachsenden  Ansprüchen  des  Lebens  steigernd,  zeigt  ihre 
über  mehr  als  Zehntausend  herangewachsene  Schülerzahl 
und  deren  Erfolg  auf  ihrem  späteren  Lebensgange,  wie 
sehr  diejenigen  im  Irrthum  sind,  welche  dieser  Klasse  die 
Befähigung  zu  Höherem  absprechen  und  ihr  eine  dauernd 
untergeordnete  Stellung  anweisen  möchten.  Solche  Er- 
folge und  solchen  Anklang  würde  die  Schule  nimmer  er- 
lebt haben,  wenn  sie  ihren  Wirkungskreis  beschränkt  und 
in  festgezogene  Grenzen  eingeengt  hätte. 

(Fortsetzung  folgt.) 


lieber  Eisenbahn -Oberbau,  (in.) 


Bei  dem  Bestreben  der  Ingenieure,  die  hölzernen 
Querschwellen  aus  dem  Eisenbahn-Oberbau  zu  beseitigen, 
laufen  die  Projekte  und  Ausführungen  darauf  hinaus, 
entweder 

1.  die  Schienen  auf  Steinwürfel  zu  lagern, 

2.  dieselben  von  einzelnen,  aus  Gusseisen  konstruirten 
Unterlagen  tragen  zu  lassen, 

3.  die  hölzernen  Querschwellen  durch  eiserne  zu  er- 
setzen, oder 

4.  die  Schienen  sehr  steif  zu  konstruiren  und  ohne 
Zwischenmittel  direkt  auf  Kies  zu  betten. 

Die  erste  Methode  hat  sich  bereits  in  Bayern  und 
Würtemberg  Eingang  verschafft  und  liefert  bei  solider 
Ausführung  befriedigende  Resultate;  dagegen  kommt  die 
zweite  Methode  in  grösserem  Maasstabe  in  Aegypten,  Algier, 
England,  Ostindien  und  versuchsweise  auf  einer  kleinen 
Strecke  der  Magdeburg  - Leipziger  Bahn  vor.  Sowohl 
Steinwürfel  wie  gusseiserne  Unterlagen  möchten  auf  neuen 
Dämmen  nicht  sehr  zu  empfehlen  sein,  indem  durch  das 
Setzen  der  Dämme  die  Geleise  leicht  in  Unordnung  ge- 
rathen  und  daher  viel  Aufmerksamkeit  und  Arbeit  erfordern. 

Die  eisernen  Querschwellen  fanden  in  Frankreich,  Bel- 
gien und  Spanien  mehrfache  Anwendung;  vorzugsweise 
wurde  das  System  Vautherin  auf  der  französichen  Nord- 
bahn und  in  neuester  Zeit  auch  auf  der  Saarbrücker- 
Eisenbahn  ausgeführt.  Bei  demselben  wird  die  Fahrschiene 
auf  den  Querschwellen  mit  Keilen  befestigt,  wie  dies  in 
ähnlicher  Weise  bei  dem  M eydenbauer  selten  Projekte 
der  Fall  ist*).  Dass  die  eisernen  Querschwellen  bei  neuen 
Dämmen,  den  anderen  Oberbausystemen  gegenüber,  ihren 
Vortheil  haben,  kann  nicht  bestritten  werden;  derselbe 
besteht  namentlich  darin,  dass  durch  ungleiches  Setzen  der 
Dämme  die  Spurweite  nicht  leicht  verändert  werden  kann. 
Dieser  Vortheil  dürfte  aber  verschwindend  klein  sein,  wenn 
man  den  grösseren  Material -Verbrauch  und  die  sehr  wahr- 
scheinlich bedeutenden  Unterhaltungskosten  daneben  stellt. 

Das  letzte  Verfahren  endlich,  den  Schienen  eine  grosse 
Steitigkeit  zu  geben  und  sie  direkt  auf  Kies  oder  Stein- 


*)  Yide  Seite  161  dies.  Zeitg.  Nach  einer  mündlichen  Mittheilung 
eines  hervorragenden  Ingenieurs,  der  die  französische  Nordbalm  vor 
Kurzem  besuchte,  bewähren  sich  diese  Keile  sehr  schlecht;  die  Löcher 
sollen  schon  bedeutend  ausgearbeitet  sein  und  den  Schienen  einen 
nachtheiligen  Spielraum  gestatten. 


schlag  zu  betten,  welchem  in  diesen  Blättern  schon  mehr- 
fach eingehende  Erörterung  geworden  ist,  hat  bei  rationeller 
Ausführung,  so  viel  jetzt  bereits  beurtheilt  werden  kann, 
vortheilhafte  Resultate  geliefert.  Namentlich  hat  die  Köln- 
Mindener  Bahn  in  der  neuesten  Zeit  einen  Versuch  mit 
einer  8"  hohen  Schiene  nach  dem  System  des  Geheimen 
Oberbaurath  Hart  wich  gemacht,  wobei  die  Herstellungs- 
kosten pro  lfd.  Ruthe  Geleis  ca.  26 J/j  Thlr.  betragen  haben. 
Bei  diesen  Schienen  sind  die  Laschen  2'  lang  und  werden 
durch  8 Stück  Schrauben  von  1"  Durchmesser  zusammen- 
gehalten; dabei  sind  dieselben  sehr  zweckmässig  konstruirt 
und  haben  ein  eben  so  grosses  Trägheitsmoment  wie  die 
volle  Schiene.  — Manche  Ingenieure  haben  das  Losgehen 
der  Laschenschrauben  durch  komplizirte  Schraubenbolzeu 
zu  vermeiden  gesucht,  was  aber  entschieden  unrichtig  ist, 
denn  das  Losewerden  der  Schrauben  liegt  nicht  an  diesen, 
sondern  vielmehr  an  der  Form  der  Lasche  und  an  der 
hiervon  abhängenden  Vibration  derselben  beim  Passiren 
der  Räder.  Sobald  die  Lasche  gehörig  stark  und  lang 
ist  und  als  Stütze,  wenig  keilförmig,  mit  einer  ziemlich 
breiten  Fläche,  zwischen  Kopf  und  Fuss  der  Schiene  ein- 
greift, wird  man  sehr  selten  oder  nie  mit  dem  Losewerden 
der  Laschenschrauben  zu  kämpfen  haben. 

Wenn  man  die  Schienen  direkt  auf  Kies  bettet,  so 
muss  der  Fuss  derselben,  um  eine  genügende  Tragfläche 
zu  erhalten,  entweder  sehr  breit  sein,  oder  die  Schiene 
muss  eine  beträchtliche  Höhe  haben;  beides  hat  seine 
Nachtheile.  Vorzüglich  sind  sehr  hohe  Schienen  leicht 
zum  Umkippen  geneigt,  wie  dies  denn  in  der  That  vorge- 
kommen ist. 

Es  giebt  ein  Material,  was  sich  dem  Anscheine  nach 
besonders  gut  als  Schienenunterlage  in  Form  einer  Lang- 
schwelle eignet  und  was  meines  Wissens,  auflallender  Weise 
noch  ■gar  nicht  hierzu  verwendet  ist,  nämlich:  Beton*). 
Dieses  Material  ist  fast  überall  zu  haben  und  scheint  an 
Billigkeit  der  Herstellung  und  Unterhaltung,  sowie  an 
Dauerhaftigkeit  alle  andern  Materialien  hinter  sich  zu  lassen. 
Eine  kleine  Rechnung  mag  dies  anschaulich  machen. 

Legt  man  z.  B.  wie  Fig.  1 zeigt,  gewöhnliche  breit- 
basige Schienen  von  5"  Höhe  und  4”  breiter  Basis  auf 


*)  Die  Würtembergische  Bahn  hat  auf  einer  ganz  kurzen  Strecke 
die  Steinwürfel  auf  einer  3 Fuss  breiten  und  7 — S Zoll  hohen  Beton- 
Schicht  fundirt.  was  sich  ausserordentlich  bewährt  haben  soll. 


333 


Figur  1. 


Figur  2. 


Beton  und  nimmt  an,  dass  die  grösste  Belastung  eines 
Rades  = 130  Ztr.  auf  30"  der  Schienenlänge  gleichmässig 
vertheilt  wird,  so  erhält  der  Beton  pro  D"  eine  Belastung 

von  j13  — Qj  — 108  Pfd.,  die  derselbe  bei  guter  Beschaf- 

4 . 30 

fenheit  leicht  zu  tragen  vermag.  Nimmt  man  ferner  nach 
Fig.  1 an,  dass  die  Beton -Langschwelle  von  6"  oberer 
und  12"  unterer  Breite,  sowie  von  12"  Höhe,  genügend 
stark  sei,  so  ist  der  Querschnitt  derselben  ca.  3/4  D'.  Eine 

144 

Schachtruthe  Beton  liefert  also  7, — = 96  lfd.  Fuss 

2.3/4 

8 Ruthen  Geleis. 

Ein  fetter  Zement  - Beton  würde  pro  Schachtruthe 
etwa  folgende  Materialien  und  Kosten  erfordern: 

5 Tonnen  Portland -Zement  a 52/s  Thlr.  = 27  Thlr. 


*/2  Schachtruthe  Sand  ) 

2/s  „ gescldagene  Steine) 

Für  Zubereitung  des  Beton 

Verarbeitung  desselben  zur  Schwelle 


ca.  — 4 


= 2 
= 3 


Summa  = 36  Thlr. 
Die  lfd.  Ruthe  Geleis  kostet  demnach  an  Beton- 
3 6 

Langschwellen  = 4Vj  Thlr.,  während  4 Stück  Quer- 
8 

schwellen  pro  lfd.  Ruthe  Geleis  gerechnet,  a Stück  incl. 
Verlegen  ca.  1 1 2 Thlr.,  6 Thlr.  oder  1 1j%  Thlr.  mehr  als 
Beton  - Langschwellen  kosten  würden.  Die  Kosten  für 
Verlegen  der  Schienen  werden  in  beiden  Fällen  ziemlich 
gleich  sein. 

Man  sieht  hieraus,  dass  es  den  Eisenbahn  - Verwaltun- 
gen wohl  zu  empfehlen  ist,  Versuche  mit  Beton -Lang- 
schwellen anzustellen,  zumal  dieselben  sehr  leicht  und 
ohne  grosse  Kosten  auszuführen  sind. 


Die  Befestigung  der  Schienen  kann  in  der  Weise 
geschehen,  dass  man  gusseiserne  Platten  mit  rechteckigen 
Löchern  in  dem  Beton  eingiesst  (Fig.  1 und  2),  so  dass 
die  Befestigungsschraube  von  Oben  hineingesteckt,  um  90° 
gedreht  und  darauf  angezogen  werden  kann.  Beim  Ab- 
reissen  einer  Schraube  ist  dieselbe  leicht  aus  dem  Loche 
herauszuziehen  und  durch  eine  andere  zu  ersetzen.  Zur 
Verhinderung  der  Spurerweiterung,  können  einfache  An- 
ker, a Fig.  1,  aus  Flacheisen  dienen,  welche  unter  den 
Fuss  der  Schiene  gelegt  und  an  den  Enden  umgebogen 
sind,  so  dass  sie  den  Schienenfuss  umfassen.  Die  Form 
der  Schiene  und  Schwelle  Fig.  2 möchte  sich  besonders 
der  guten  Abwässerung  wegen  empfehlen,  auch  scheint 
hierbei  keinerlei  Querverbindung  nöthig  zu  sein. 

Die  Stösse  der  Schienen  sind  natürlich  mit  einer 
starken  Verlaschung  (Fig.  3)  schwebend  herzustellen;  zu 

Figur  3. 


dem  Zwecke  müssen  die  Langschwellen  am  Stosse  unter- 
brochen werden,  was  auch  hinsichtlich  der  Ausdehnung 
derselben  zu  empfehlen  sein  möchte.  Es  fragt  sich  nun, 
ob  der  Beton  widerstandsfähig  genug  sein  wird,  um  die 
Erschütterungen  am  Stosse  aushalten  zu  können?  Bei 
Verneinung  der  Frage  erscheint  es  zweckmässig  unter 
den  Stoss  eine  Holzplatte  h zu  legen,  etwa  wie  in 
Fig.  3 punktirt  angedeutet,  oder  auch  an  den  Schwellen- 
enden möglichst  gutes  Material  zu  verwenden.  Es  muss 
auch  dafür  gesorgt  werden,  dass  die  Schiene  an  allen 
Stellen  der  Basis  mit  der  Beton -Schwelle  in  Berührung 
ist,  was  wohl  am  einfachsten  dadurch  bewirkt  wird,  dass 
man  nach  dem  gehörigen  Festlegen  des  Geleises  einen 
dünnen  Zementguss  unter  die  Schienen  bringt. 

Hannover,  im  Juni  1868.  L.  K lasen. 


Reisenotizen 

gesammelt  auf  der  Studienicise  der  Königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin,  im  August  1867.  (Schluss.) 


Stetti  n. 

Die  kurze  Zeit  des  Aufenthaltes  in  Stettin  wurde 
zur  Besichtigung  der  Brücken  über  die  Oder  und  die 
Parnitz,  sowie  der  neuen  Anlagen  des  Zentral-Güterbahn- 
hofes  und  der  städtischen  Wasserwerke  benutzt. 

Ueber  die  beiden  Brücken,  sowie  namentlich  über 
die  Fundirung  ihrer  Wasserpfeiler  mit  Anwendung  von 
komprimirter  Luft  hat  das  Architekten -Wochenblatt  be- 
reits im  ersten  Jahrgange,  S.  151  und  161  ausführliche 
Mittheilungen  gebracht.  Indessen  ist  dort  nur  die  Fun- 
dirung der  Drehpfeiler  beschrieben;  ausser  dem  Dreh- 
pfeiler aber  stehen  sowohl  in  der  Oder  wie  in  der  Parnitz 
noch  zwei  andere  Pfeiler,  die  sowohl  der  eingestellten 
Drehbrücke,  als  auch  den  Parabelträgern  zum  Auflager 
dienen,  welche  die  beiden  anschliessenden  festen  Brücken- 
theile  tragen.  Da  aber  die  Brücke  zwei  Geleise  und 
zwischen  den  Parabelträgern  eine  lichte  Breite  von  24' 
erhalten  soll  und  ausserdem  ihre  Axe  unter  etwa  60° 
gegen  die  Stromrichtung  geneigt  ist,  so  mussten  diese  Auf- 
lagerpfeiler grössere  Dimensionen  erhalten,  als  die  Dreh- 
pfeiler, die  oben  nur  25'  Durchmesser  zeigen. 

Um  nun  das  erforderliche  Auflager  zu  gewinnen,  ohne 
durch  so  grosse  runde  Pfeiler  das  Durchflussprofll  zu  be- 
schränken, ordnete  man  für  jeden  Auflagerpfeiler  zwei 
runde  Pfeiler  an,  die  in  derselben  Weise  gesenkt  werden 
konnten  wie  der  Drehpfeiler,  jedoch  etwas  kleinere  Ab- 
messungen erhielten.  Der  Durchmesser  des  untersten  eiser- 


nen Brunnenkranzes  beträgt  hier  nur  24',  das  Mauerwerk 
ist  jedoch  oben  bis  auf  18'  Durchmesser  eingeschränkt 
und  ist  jeder  runde  Pfeiler  mit  einem  runden  Vorkopfe 

und  einem  15'  breiten  geraden 
Vorsprunge  versehen.  Etwa  in 
der  Höhe  des  Wasserspiegels 
sind  dann  beide  Pfeiler  durch 
einen  Bogen  von  12'  Spannweite 
mit  einander  verbunden,  so  dass 
sie  über  Wasser  einen  einzigen 
genügend  grossen  Auflagerpfeiler 
repräsentiren.  Der  auf  dem 
rechten  Oderufer  befindliche 
Landpfeiler  musste  in  tiefem 
Torf-  und  Moorboden  fundamen- 
tirt  werden,  so  dass  hier  die 
gewöhnliche  Brunnenfun dirung 
als  die  geeigneteste  Methode  gewählt  ist  und  für  den  Pfei- 
ler drei  Brunnen  von  12'  Durchmesser  gesenkt  wurden. 

Die  Verbindung  zwischen  der  Oder  und  der  Parnitz- 
brücke  soll  durch  einen  eisernen  Viadukt  hergestellt  wer- 
den , dessen  Pfeiler  ebenfalls  in  dem  erwähnten  tiefen 
Torf-  und  Moorboden  ausgeführt  werden  mussten.  Hier 
aber  hat  man  die  Fundamente  nicht  bis  auf  den  unteren 
festen  Grund  hinabgesenkt,  sondern  nur  mit  verbreiterter 
Grundfläche  angelegt  und  mit  einer  Spundwand  umschlos- 
sen, so  dass  hier  auf  eine  Komprimirung  des  Bodens  und 


334 


ein  starkes  Setzen  des  Pfeilermauerwerkes  gerechnet  wird. 
Um  aber  das  Bauwerk  selbst  möglichst  gegen  jedes  wei- 
tere Setzen  zu  schützen  und  die  Pfeiler  schon  vor  Aus- 
führung des  eisernen  Überbaues  sicher  zu  stellen,  hat  man 
auf  die  Pfeilerfundamente  als  Probebelastung  das  Vier- 
fache der  künftigen  Last  aufgebracht  und  dann  die  Pfeiler 
sich  selbst  überlassen.  Ein  starkes  Setzen  der  Fundamente 
war  allerdings  eingetreten,  indessen  waren  doch  einige 
derselben  bereits  zur  Ruhe  gekommen. 

An  das  rechte  Ufer  der  Parnitz  schliesst  sich  unmit- 
telbar der  neue  Zentral -Güter -Bahnhof  an,  über  dessen 
Anlage  das  Architekten -Wochenblatt  ebenfalls  bereits  im 
1.  Jahrgange,  S.  117,  genauere  Mittheilungen  gebracht 
hat.  Bei  dieser  Anlage  soll  auch  auf  eine  unmittelbare 
Verbindung  zwischen  Eisenbahn-  und  Schiffahrt« -Verkehr 
Rücksicht  genommen  werden,  so  dass  der  Bahnhof  gegen 
die  Parnitz  durch  eine  Futtermauer  abgeschlossen  werden 
muss.  Auch  hier  besteht  aber  der  Grund  aus  einem  bis 
auf  grosse  Tiefe  reichenden  Torf-  und  Moorboden,  so 
dass  die  Ausführung  eines  fortlaufenden  Fundamentes  für 
eine  lange  Futtermauer  grosse  Schwierigkeiten  haben 
würde.  Man  will  daher  versuchen,  die  Futtermauer  auf 
massiven  Senkkasten  von  quadratischem  Querschnitt  und 
16'  Seite  zu  gründen,  die  nach  Art  der  gewöhnlichen 
Senkkasten  versenkt  und  dann  mit  Mauerwerk  ausgefüllt 
werden  sollen.  Der  erste  Senkkasten  dieser  Art  war  be- 
reits einige  Fuss  tief  gesenkt. 

Der  ganze  neue  Zentral-Güterbahnhof  soll  auf  einer 
tief  liegenden  Wiese  durch  Erdaufschüttung  hergestellt 
werden.  Da  der  gute  Boden  sich  gleichfalls  erst  in  25  — 3(J' 
Tiefe  unter  dem  Torf  und  Moor  findet,  so  musste  auf 
ein  Ausweichen  und  eine  starke  Komprimirung  des  Bodens 
durch  das  Schüttungsmaterial  gerechnet  werden.  In  Folge 
dessen  sind  die  Schüttungsarbeiten  sofort  im  grossartig- 
sten Maasstabe  begonnen,  der  durch  die  eingetretenen  Ver- 
änderungen auch  vollständig  gerechtfertigt  wird:  die  Sand- 
schüttung ist  bis  jetzt  18'  tief  in  den  Torfboden  hinein- 
gesunken, während  ihre  Höhe  über  dem  Wiesenterrain 
noch  etwa  12'  beträgt.  Es  ist  bis  jetzt  also  eine  30'  hohe 
Sandschüttung  in  der  ganzen  Ausdehnung  des  Bahnhofes 
ausgeführt,  wozu  die  Abtragung  eines  ganzen  Berges  er- 
forderlich war.  Auf  dieser  Sandschüttung,  die  wohl  auch 
jetzt  noch  nicht  vollständig  zur  Ruhe  gekommen  ist,  ist 
ein  Güterschuppen  ausgeführt,  der  selbst  möglichst  leicht 
konstruirt  werden  musste,  um  nicht  zu  noch  stärkeren 
Bewegungen  Veranlassung  zu  geben  und  an  den  etwaigen 
ferneren  Bewegungen  der  ihm  als  Fundament  dienenden 
Sandschüttung  Theil  nehmen  zu  können,  ohne  dadurch  einer 
Zerstörung  preisgegeben  zu  werden.  Es  ist  daher  für  den 
Güterschuppen  die  Fachwerkskonstruktion  gewählt,  die 
statt  auf  einem  Fundamente,  auf  Eisenbahnquerschwellen 
ruht,  so  dass  dadurch  der  Druck  des  Gebäudes  auf  eine 
grössere  Grundfläche  vertheilt  wird;  die  Schwellen  liegen 
etwa  3'  von  einander  entfernt.  — 

Die  städtischen  Wasserwerke  zeigen  zunächst  in  Pom- 
merensdorf,  einem  oberhalb  Stettin  an  der  Oder  gelegenen 
Dorfe,  eine  Dampfmaschinen-  und  Filter-Anlage,  die  aus- 
serhalb des  Inundationsgebietes  der  Oder  auf  wasserfreiem 
Terrain  ausgeführt  ist  und  der  daher  das  Wasser  aus  der 
Oder  in  einem  theils  offenen,  theils  verdeckten  Saugkanal 
zugeführt  wird.  Eben  dieser  hohen,  wasserfreien  Lage 
wegen  ist  auch  die  Saughöhe  für  die  Pumpen  nicht  ganz 
unbedeutend;  sie  betrug  augenblicklich  etwa  11',  wechselt 
aber  natürlich  mit  dem  Wasserstande  der  Oder.  Die 
Pumpen  fördern  das  Wasser  aus  dem  Saugkanal  in  zwei 
etwas  höher  gelegene  Filterbassins,  denen  noch  ein  drittes 
zur  Reserve  dienendes  Bassin  hinzugefügt  ist,  und  aus 
denen  das  filtrirte  Wasser  dem  Reinwasserbassin  zufliesst. 
Aus  diesem  saugen  es  die  Hochdruckpumpen  auf,  die  es 
nach  dem  Hochreservoir  oder  unmittelbar  nach  der  Stadt 
hin  fördern.  Die  hier  aufgestellten  Pumpen  werden  durch 
zwei  Woolf'sche  Dampfmaschinen,  jede  von  75  Pferde- 
kräften, getrieben,  die  lti  Hübe  pro  Minute  machen  und 
mit  kolossalen  Schwungrädern  von  25'  Durchmesser  und 
etwa  300  Zentnern  Gewicht  versehen  sind.  Die  ganze 
Anlage  zeigt  eine  sehr  saubere  und  sorgfältige  Ausstattung; 
so  ist  z.  B.  das  Kesselmauerwerk  an  den  Ecken  und  in 


den  Mitten  der  langen  Seiten  mit  eisernen  vertikalen 
Schienen  versehen,  die  oben,  unten  und  in  der  Mitte 
durch  eiserne  Zugbänder  zusammengehalten  werden,  so 
dass  mittelst  eingelegter  Schlösser  ein  Nachspannnen  eines 
jeden  Geschlinges  und  in  Folge  dessen  ein  schärferes  Zu- 
sammenhalten des  ganzen  Mauerwerks  bewirkt  werden 
kann.  Ferner  ist  oberhalb  des  Maschinenraumes  ein  Lauf- 
krahn  angelegt,  der  sich  auf  einem  Absätze  des  Mauer- 
werks auf  Schienen  fortbewegen  lässt  und  beim  Montiren 
der  Maschine  benutzt  worden  ist;  er  soll  späterhin  zur 
Ausführung  von  Reparaturen,  zum  Auswechseln  schwerer 
Maschinentheile  etc.  dienen.  Endlich  ist  auch  noch  eine 
telegraphische  Verbindung,  sowohl  mit  dem  entfernt  lie- 
genden Hochreservoir,  als  auch  mit  dem  städtischen  Ver- 
waltungs-Büreau  hergestellt.  Da  es  sich  hierbei  ausschliess- 
lich um  die  Beantwortung  von  nur  wenigen  und  ganz  be- 
stimmten Fragen  handelt,  so  ist  ein  bestimmtes  Tableau 
ausgearbeitet,  das  über  dem  Apparat  angebracht  ist,  so- 
dass  zur  Handhabung  desselben  weitere  Kenntnisse  nicht 
erforderlich  sind. 

Das  Hochreservoir  liegt  auf  einer  natürlichen  Anhöhe 
und  zeigt  auf  einem  massiven  Unterbau  ein  überdachtes 
eisernes  Bassin  von  100'  Durchmesser  und  12'  Höhe. 
Das  Bauwerk  ist  ganz  analog  dem  zu  Lübeck,  nur  fehlt 
der  Wasserthurm,  der  hier  nicht  mehr  nothwendig  war. 
Das  Bassin  ist  in  der  Mitte  von  einer  kleinen,  zum  Dache 
aufsteigenden  eisernen  Wendeltreppe  durchbrochen,  aus 
deren  Wangen  die  Stützen  emporsteigen,  welche  die  Spitze 
des  Zeltdaches  tragen.  Das  eiserne  Bassin,  das  in  Lübeck 
aus  Gusseisen  hergestellt  ist,  ist  hier  aus  Schmiedeeisen 
konstruirt,  und  zwar  hat  der  Boden  und  das  untere  Drit- 
tel der  Seitenwand  0,5",  das  zweite  Drittel  0,4''  und  das 
obere  Drittel  0,3"  Eisenstärke.  Die  Mauern,  welche  dies 
Bassin  tragen  und  die  Scheidemauern  des  massiven  Un- 
terbaues bilden , sind  in  Lübeck  konzentrisch  und  radial, 
hier  aber  rechtwinklig  zu  einander  angeordnet.  Auch 
hier  ruht  das  Bassin  zunächst  auf  eisernen  Unterzügen, 
deren  Entfernnng  von  einander  etwa  10'  beträgt. 

Das  Hochreservoir  liegt  etwa  80'  höher  als  der 
höchste  Punkt  der  Stadt,  so  dass  von  hier  aus  auch  die 
höchst  gelegenen  Stadttbeile  noch  mit  Wasser  versorgt 
werden  können.  Es  braucht  jedoch  nicht  alles  von  den 
Pumpen  geförderte  Wasser  seinen  Weg  durch  das  Hoch- 
reservoir zu  nehmen,  sondern  es  liegt  dies  seitwärts  von 
dem  in  gerader  Linie  zur  Stadt  führenden  Strange,  so 
dass  sich  hier  eine  mit  drei  Verschlüssen  versehene  Zweig- 
verbindung befindet,  und  also 
HOCH-  q RESERVOIR  das  Hochreservoir  ausschliesslich 

sowohl  mit  den  Pumpen,  wie 

y u t N D mit  der  Stadt  in  Verbindung 

PUMPEN  '^V|  STADT.  gesetzt,  aber  auch  gänzlich  aus- 
geschaltet werden  kann.  Im 
letzteren  Falle  fördern  die  Pum- 
pen das  Wasser  direkt  nach  der  Stadt  und  es  genügt  die 
durch  Ersteigung  der  natürlichen  Anhöhe  gewonnene 
Druckhöhe  vollständig,  um  die  niedrigeren  und  mittleren 
Stadttbeile  mit  Wasser  zu  versorgen. 

Ist  das  Hochreservoir  gefüllt,  was  wegen  des  in  den 
Vormittagsstunden  vorzugsweise  starken  Wasserverbrauches 
meistens  erst  Nachmittags  eintritt,  so  wird  dies  auf  tele- 
graphischem Wege  dem  Maschinenwärter  angezeigt,  der 
nun  die  Maschine  abstellt  und  durch  Oeffnung  eines  Ven- 
tils das  Wasser  aus  dem  von  den  Pumpen  zum  Hochre- 
servoir ziemlich  steil  aufsteigenden  und  daher  nur  kurzen 
Röhrenstrange  ablässt.  Die  Verbindung  mit  dem  Hoch- 
rervoir  wird  dabei  sofort  durch  den  Schluss  eines  selbst- 
tätigen Ventils  aufgehoben,  so  dass  jetzt  die  städtische, 
mit  Wasser  gefüllte  Leitung  nur  noch  mit  dem  gefüllten 
Vorrathsbassin  des  Hochreservoirs  in  Verbindung  steht. 
Durch  dies  Ablassen  des  Wassers  aus  dem  aufsteigenden 
Röhrenstrange  geht  allerdings  eine  nicht  ganz  unbeträcht- 
liche Menge  bereits  filtrirten  und  gehobenen  Wassers  ver- 
loren, indessen  wird  dadurch  der  wesentliche  ^ ortheil  er- 
reicht, dass  die  Maschine  beim  Anlassen  am  andern  Mor- 
gen nicht  sogleich  gegen  den  gewaltigen  Druck  der  bis 
zum  Hochreservoir  aufsteigenden  Wassermasseu  zu  arbei- 
ten hat,  sondern  ganz  ohne  Gegendruck  beginnen  kann, 


335 


so  dass  heftige  Schläge  in  der  Maschine  ganz  vermieden 
werden. 

Zur  Ueberwindung  der  Reibungs-  etc.  Widerstände 
des  Wassers  in  der  Leitung  vom  Hochreservoir  bis  zur 
Stadt  dürfte  etwa  eine  Druckhöhe  von  20  — 25'  erforder- 
lich sein,  so  dass  sich  das  Wasser  selbst  in  der  Leitung 
der  höchstgelegenen  Stadttheile  noch  unter  einem  Drucke 
befindet,  der  einen  freispringenden  Strahl  wohl  bis  zur 
ganzen  Höhe  der  Häuser  emporschnellt.  Man  hat  ver- 
sucht, bei  Feuersgefahr  diese  Druckhöhe  durch  unmittel- 
bares Anschrauben  der  Schläuche  für  die  Feuerlöschung 
nutzbar  zu  machen,  hat  indessen  doch  davon  Abstand 
nehmen  müssen,  da  die  Schläuche  sich  nicht  hinreichend 
fest  erwiesen,  um  diesem  Drucke  dauernd  zu  widerstehen. 

G.  D ulk. 


Zur  Dachdeckungsfragc. 

In  No.  22,  Seite  223  der  deutschen  Bauzeitung  ist  bei 
Gelegenheit  des  Wunsches  — Kenntniss  über  eine  Fabrik  zu 
erlangen,  welche  Ziegelpressen  für  die  von  den  Gebr.  Gillar- 
doni  in  Altkirch  gefertigten  neuen  Dachziegel  herstellt,  — 
einer  im  Kreise  Greifenhagen  herrschenden  Dachdeckungsnoth 
erwähnt  und  dabei  hervorgehoben,  dass  Pappdächer  sich  dort 
überall  nicht  bewährt  haben. 

Gegen  diese  Behauptung,  die,  Seitens  eines  Königlichen 
Baubeamten  ausgesprochen,  allseitig  in’s  Gewicht  fallen  muss, 
fühle  ich  mich  veranlasst,  weil  ich  länger  als  15  Jahre  mich  viel 
mit  Herstellung  einer  guten  Dachpappe  und  ihrer  Verarbei- 
tung beschäftigt  habe,  Einiges  zu  erwidern. 

So  schlimm,  wie  Herr  Referent  schreibt,  wird  es  wohl 
zunächst  im  dortigen  Kreise  nicht  sein ; ich  glaube  mich  kaum 
zu  irren,  wenn  in  der  Nähe  von  Greifenhagen  auf  dem  Ritter- 
gute Garden  sich  einige  Pappdächer,  z.  B.  das  der  Zucker- 
fabrik, des  Viehstalles,  mphrer  Wohnhäuser  etc.  befinden,  die 
trotz  ihres  Alters  sich  bis  heute  sehr  gut  bewährt  haben.  — 
Andererseits  wird  gewiss  auch  allseitig  zugegeben,  dass  viele 
Pappdächer  existiren,  die  nichts  taugen,  wie  es  ebenso  Schie- 
fer-, Ziegel-  und  Rohrdächer  giebt,  die  dieselbe  Klage  noth- 
wendig  machen. 

Der  hauptsächlichste  Grund,  dass  die  Pappdächer  mehr 
denn  jedes  anderes  Dach  Veranlassung  zu  Klagen  geben,  ist 
die  geringe  Beachtung,  die  man  dabei  der  Konstruktion  des 
Daches,  sowie  der  Güte  des  Pappmaterials  selbst  zu  schenken 
pflegt. 

Das  Pappdach  lässt  bei  der  Leichtigkeit  des  Dachdeckungs- 
materials allerdings  auch  die  leichteste  Dachkonstruktion  zu, 
jedoch  giebt  dies  in  der  Praxis  nur  zu  häufig  Veranlassung 
die  erforderliche  Grenze  zu  überschreiten.  Die  Verschalung 
wird  in  den  seltensten  Fällen  vorschriftsmässig  von  mindestens 
1 Zoll  starken,  gespundeten  oder  gedübelten  Dielen  hergestellt, 
sehr  häufig  hingegen  von  so  dünnen  Brettern  gefertigt,  dass 
solche  schon  beim  Betreten  des  Daches  sich  sichtlich  biegen. 
Die  Baumkanten  werden  nicht  allein  überhaupt  gelitten,  son- 
dern sogar  statt  wenigstens  nach  unten,  nach  oben  genommen  — 
nicht  selten  werden  auch  Bretter  von  verschiedener  Dicke 
mit  ausgefallenen  Aesten  verarbeitet  etc. 

Die  Dachpappe  selbst  ist  durch  ihre  umfangreiche  An- 
wendung ein  bedeutender  Handelsartikel  geworden,  der  einer 
Konkurrenz  unterliegt.  Dies  hat  zur  Folge  gehabt,  dass  die 
Pappe  bei  sonst  gleicher  Güte  des  Materials  in  sehr  verschie- 
dener Stärke  fabrizirt  wird  — ein  Umstand,  der  Nichtken- 
nern der  Waare  leicht  entgeht,  aber  für  die  Güte  der  damit 
gefertigten  Dachbedeckung  sehr  nachtheilig  werden  kann.  Denn 
wenn  auch  im  Allgemeinen  der  Ueberzug,  den  ein  fertiges 
Dach  erhält,  die  sogenannte  Krustirung,  die  Dichtigkeit 
eines  Pappdaches  auf  längere  Dauer  am  Meisten  bedingt,  so 
ist  doch  dasselbe  noch  anderen  Einflüssen,  als  starkem  Sturm, 
dem  Betreten  des  Daches,  dem  Krümmen  der  Dachschalung 
etc.  unterworfen , die  ein  gewisses  Minimum  der  Stärke  für 
die  Pappen  bedingen.  Erfahrungsgemäss  steht  fest,  dass  Pappe 
von  l1/*  Linie  Dicke  bei  sonst  gutem  Fabrikat,  solchen  schäd- 
lichen Einflüssen  widersteht;  wenn  jedoch,  wie  es  häufig  ge- 
schehen und  noch  geschieht,  % dicke  Pappe  verwendet  wird, 
so  kann  es  nicht  Wunder  nehmen,  dass  Klagen  über  schlechte 
Bewährung  der  Pappdächer  laut  werden. 

Die  Stärke  der  Pappe  bedingt  jedoch  nicht  allein  ihre 
Güte;  ohne  die  nothwendige  Zähigkeit  des  Gefüges,  ohne  die 
sachgemässe  Tränkung  der  Rohpappe  würde  auch  die  stärkste 
Pappe  nichts  taugen. 

Was  zunächst  das  Gefüge  der  Pappe  betrifft;  so  muss 
dasselbe  langfaserig  sein,  die  Pappe  sich  weich  und  doch 
fest  gearbeitet  anfühlen  und  beim  Biegen,  Zusammenlegen 
keine  Brüche  zeigen,  was  stets  vorkommt,  wenn  die  Pappe 


hart  und  die  Papiermasse  der  Billigkeit  wegen  mit  Stroh  ver- 
setzt oder  aus  sonstigen  schlechten  Bestandtheilen  herge- 
stellt ist.  — 

Nicht  minder  giebt  die  Tränkung  der  Pappe  sehr  vielen 
Spielraum  zur  Herstellung  einer  wenig  empfehlenswerthen 
Waare.  Wie  häufig  anuoneiren  die  Fabriken  ihre  Fabrikate 
als  asphaltirte  Dachpappen  und  haben  solche  doch  nur  einfach 
mit  Steinkohlentheer  getränkt,  der  häufig  vorher  gar  nicht 
einmal  von  allen  Wasser  bestandtheilen  befreit  ist.  Die  zur 
Herstellung  einer  wirklich  asphaltirten  Dachpappe  nöthigen 
Zusätze  werden  als  unbekannt  gar  nicht  oder  doch  nur  selten 
beigegeben.  Eine  gute  und  vorschriftsmässig  getränkte  Dach- 
pappe muss  eine  blanke  Farbe  haben;  eine  matte  Farbe  ist 
der  Beweis,  dass  die  Pappe  nur  mit  Steinkohlentheer  ge- 
tränkt ist,  ein  lappiges  Anfühlen,  dass  dieser  wasserhaltig  ge- 
wesen. Gute  Dachpappe  muss  gleichmässig  mit  feinem  Sand- 
korn bestreut  sein,  in’s  Wasser  gelegt,  als  schärfste  Probe 
nach  24  Stunden  keine  Ge wichts Veränderungen  zeigen. 

Die  letzte  Ursache  endlich  für  die  mehrfachen  Klagen 
über  schlechte  Bewährung  der  Pappdächer  ist  die  zu  häufig 
vorkommende  unverständige  Eindeckung  und  Unterhaltung 
derselben.  Wenn  auch  das  Eindecken  der  Pappdächer  an 
und  für  sich  nicht  schwierig  ist,  so  bedingt  es  doch  Erfah- 
rung in  dieser  Arbeit  und  es  sollte  nicht  Jedermann  hierzu 
gewählt  werden.  Ebenso  ist  es  auch  mit  der  Unterhaltung 
der  Dächer.  Wie  häufig  sind  aus  gutem  Material  hergestellte 
und  sachgemäss  eingedeckte  Pappdächer  späterhin  durch  feh- 
lerhaft aufgebrachte  Ueberzüge  verdorben  worden. 

Ueber  die  Art  und  Weise  der  Eindeckung  giebt  es  ge- 
nug Quellen  zur  Information,  weniger  aber  ist  die  Art  der 
richtigen  Unterhaltung  der  Dächer  bekannt. 

Ein  neues  Pappdach  muss,  nachdem  es  bei  der  Eindek- 
kung  die  Krustirung  erhalten , nach  2 Jahren  neu  überzogen 
werden.  Sind  diese  beiden  Ueberzüge  richtig  gemacht,  so  ist 
es  nur  nöthig,  alle  4 Jahre  denselben  zu  erneuern.  Ich  habe 
die  vielfachsten  Versuche  über  die  beste  Mischung  der  Kru- 
stirungs- Masse  und  des  nachträglichen  Ueberzuges  unter  gleich- 
zeitiger Beachtung  aller  verständigen  Vorschläge  gemacht  und 
gefunden,  dass  die  beste  Krustirung  aus  wasserfreiem  Stein- 
kohlentheer, mit  15%  Asphalt  versetzt,  hergestellt  wird. 
Diese  Masse  wird  heiss  auf  die  Dachfläche  mit  grossen  Bür- 
sten aufgebracht,  nachdem  zuvor  sämmtliche  Nagelungen, 
zu  denen  stets  nur  verzinnte  Nägel  gewählt  werden  dürfen, 
mit  Asphalt  überzogen  sind,  und  dann  sehr  gleichmässig  mit 
gesiebtem  reinen , trockenen  Sand  bestreut.  Der  spätere 
Ueberzug  muss  ebenfalls  aus  Steinkohlentheer  mit  15%  As- 
phalt versetzt,  bestehen,  jedoch  ohne,  dass  dieser  Anstrich  mit 
Sand  bestreut  wird.  Hierbei  beobachte  man,  dass  die  An- 
strichsmasse möglichst  heiss  und  nicht  zu  stark  auf  die  Dach- 
fläche aufgetragen  wird.  Das  Bestreuen  des  in  gewissen 
Zeiten  wiederkehrenden  Anstrichs  der  Pappdächer  mit  Sand 
lässt,  wie  die  Erfahrung  lehrt,  mit  der  Zeit  Sprünge  in  der 
Krustirung  entstehen,  die  auf  das  Nachtbeiligste  die  Dichtig- 
keit des  Pappdaches  gefährden,  indem  solche  sehr  schwer  mit 
der  Krustirungsmasse  wieder  auszufüllen  sind,  deshalb  frei 
bleiben,  das  Wasser  in  sich  aufnehmen  und  schliesslich  die 
Pappe  erweichen  lassen. 

Möge  man  also  auf  eine  solide  Dachkonstruktion  achten, 
sich  nur  einer  Dachpappe  von  renommirten  Fabrikanten  be- 
dienen und  die  Eindeckung  und  Unterhaltung  des  Daches 
selbst  durch  die  betreffende  Dachpappenfabrik  unter  Garantie 
für  die  Dauer  der  Dachbedeckung  ausführen  lassen:  dann 
werden  die  Klagen  über  schlechte  Bewährung  der  Pappdächer 
geringer  werden  und  das  Material  die  Beachtung  und  Aner- 
kennung finden,  welche  es  durch  seine  grosse  Billigkeit  und 
Feuersicherheit  in  der  That  verdient. 

Danzig,  im  Juli  1868.  Berndts, 

Privat-  Baumeister. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Cassel.  — Aus- 
zug aus  den  Protokollen  vom  März  bis  incl.  Juli  1868. 

Hauptversammlung  am  31.  März  1868;  Vorsit- 
zender Hr.  Finck. 

Wegen  Versetzung  legte  Herr  Schuchard  sein  Amt  als 
Vereinssekretair  nieder,  so  dass  eine  Neuwahl  in  nächster 
Hauptversammlung  erforderlich  wird. 

Hr.  Rolide  referirte  über  verschiedene  Zustände  des 
amerikanischen  Eisenbahnwesens.  Es  wurde  hervorgehoben, 
dass  letzteres  meist  in  zu  günstigem  Licht  gezeigt  wird,  Un- 
fällen gegenüber,  welche  sich  bis  in  die  neuste  Zeit  auf  den- 
selben ereigneten  und  deren  Ursache  1)  in  mangelhafter  Bahn- 
bewachuug,  2)  Mangel  an  einheitlichen  Bestimmungen  inner- 
halb ihres  Verbandes  und  3)  theilweise  zu  grosser  Zugs- Ge- 


336 


schwindigkeit  zu  suchen  sind.  — Als  Beleg  für  erstere  Ur- 
sache wurde  der  Unfall  bei  Lockland  am  21.  November  v.  J. 
angeführt,  wobei  ein  nicht  benachrichtigter  Expresszug  auf 
einen  haltenden  Güterzug  rannte  und  der  Verlust  mehrer 
Menschen  zu  beklagen  war;  zur  Verdeutlichung  der  zweiten 
Ursache  wurde  des  Unglücks  auf  der  Seegürtelbahn  nahe  An- 
gola gedacht,  welches  mehr  als  50  Menschen  das  Leben  kostete. 
Hier  entgleiste  ein  sogenannter  Verbandswagen  wahrscheinlich 
in  Folge  verschiedener  Schienen -Spurweite  und  stürzte  mit 
dem  vorlaufenden  Wagen  von  einer  40  bis  50  Fuss  hohen 
Brücke  herab. 

Die  weitere  Tagesordnung  füllte  ein  Vortrag  des  Herrn 
Heller  aus,  in  welchem  derselbe  die  von  ihm  über  rückwir- 
kende Festigkeit  angestellten  Druck -Versuche  gelegentlich  der 
Aufstellung  von  gusseisernen  Säulen  im  neuen  Lokomotiv-Re- 
paraturschuppen  zu  Fulda  besprach.  Die  aus  der  Fabrik  von 
Müller  in  Fulda  gelieferten  und  in  Zeichnung  veranschaulichten 
hohlen  gusseisernen  Säulen  von  16  Fuss  Länge  und  in  der 
Mitte  7 Zoll  äusserem  und  5 Zoll  innerem  Durchmesser 
sollten  jede  500  Ztnr.  mit  fünffacher  Sicherheit  tragen  und 
ergab  sich  bei  dem  entsprechenden  Druck  (2500  Ztnr.)  der 
hydraulischen  Fresse  eine  Durchbiegung  von  2 bis  5 Li- 
nien, die  noch  vollständig  innerhalb  der  Elastizitätsgrenze 
lag.  — Vortragender  berichtete  weiter  über  seine  Versuche 
über  die  rückwirkende  Festigkeit  von  verschiedenen,  beim  Bau 
der  genannten  Reparatur- Werkstatt  zu  Fulda  zur  Verwendung 
gekommenen  Sand-  und  Backsteinen.  Erstere  wurden  in 
Würfeln  von  3,  4 und  5 Zoll  probirt,  letztere  in  Mauerklötzen 
von  harten,  mittel  und  schlecht  gebrannten  Steinen,  sowohl  in 
Zement  als  in  Kalkmörtel.  Um  den  Druck  möglichst  gleich- 
mässig  zu  vertheilen,  wurde  zwischen  dem  Steinkörper  und  der 
Eisenplatte  der  hydraulischen  Presse  eine  eichene  Holzplatte 
und  ausserdem  eine  Lage  Dachfilz  eingeschaltet.  — Aus  den 
vom  Vortragenden  ausführlich  mitgetheilten  Tabellen  erhellt, 
dass  die  Tragfähigkeit  durchaus  in  keinem  Zusammenhang  mit 
dem  spezifischen  Gewicht  steht  und  letzteres  also  nur  hinsicht- 
lich der  Belastung  z.  ß.  bei  Stützmauern  in  die  Waagschaale 
fällt. 

Hauptversammlung  am  28.  April  1868;  Vorsit- 
zender Hr.  Rudolph  I. 

Als  Vereinssekretair  wurde  Hr.  Ingenieur  Henric  Petri 
und  an  Stelle  des  ebenfalls  versetzten  Hrn.  S treck  er  t in 
seiner  Eigenschaft  als  Bibliothekar  der  Klasse  der  Ingenieure 
Hr.  Spangenberg,  Mitglied  des  Königlichen  Direktoriums 
und  Lehrer  der  hiesigen  höheren  Gewerbeschule  — in  seiner 
Eigenschaft  als  Mitglied  der  Redaktionskommission  Hr.  Ma- 
schinenmeister Urban  gewählt. 

Mit  Bezug  auf  einen  Aufsatz  von  Friedrich  Mohr  (ab- 
gedruckt in  den  Westermann’sclien  Monatsheften)  hielt  Hr. 
Rohde  einen  Vortrag  über  die  Beziehungen  zwischen  Wärme 
und  Arbeit,  wobei  betout  wurde,  in  welchem  geringen  Grade 
die  Dampf-  und  kalorischen  Maschinen  die  zugeführte  Wärme- 
menge wirklich  auf  Arbeit  verwenden.  Entsprechende  Rela- 
tion wurde  ebenfalls  bei  menschlicher  und  thierischer  Kraft 
vorgeführt.  (Schluss  folgt.) 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  Versammlung  am  1.  Au- 
gust 1868;  Vorsitzender  Hr.  Lucae,  anwesend  62  Mitglieder 
und  4 Gäste. 

Unter  den  geschäftlichen  Mittheilungen  machte  die  Vorle- 
sung des  Bescheides  auf  die  vom  Vereine  in  Sachen  der  Dom- 
bau-Konkurrenz erlassene  Petition  den  Anfang.  Der  Verein 
hatte  bekanntlich,  nachdem  die  Absicht  Sr.  Maj.  des  Königs, 
den  Dombau  wieder  aufzunehmen , verkündigt  worden  war, 
bereits  im  Juni  v.  J.  eine  Petition  an  Se.  Excellenz  den  Hrn. 
Kultusminister  gerichtet,  in  der  um  Ausschreibung  einer  Kon- 
kurrenz und  Ausstellung  der  älteren  Dom- Entwürfe  gebeten 
wurde.  Nachdem  dieselbe  ohne  Antwort  geblieben,  hingegen 
durch  die  Bekanntmachung  der  Hrn.  Minister  für  Handel  etc. 
und  Kultus  vom  12.  August  v.  J.  eine  „freie  Konkurrenz“  für 
Pläne  zum  Dombau  erlassen  worden  war,  nahm  der  Verein 
unter  Ablehnung  des  Antrags,  direkt  an  Se.  Maj.  den  König 
sich  zu  wenden,  im  November  v.  J.  abermals  Veranlassung  eine 
Petition  an  die  beiden  Hrn.  Ressortminister  zu  beschlossen, 
in  der  um  Modifikation  der  Konkurrenzbedingungen,  nament- 
lich Aussetzung  von  bestimmten  Preisen  und  Verlängerung  des 
Schlusstermins  gebeten  wurde.  Das  Resultat  dieses  Beschlusses 
kam  nach  nicht  weniger  als  neun  Monaten  nunmehr  in 
nachfolgendem  Schreiben  zur  Kenntniss  des  Vereins. 

Berlin,  den  19.  Mai  1868. 

Die  Anträge  des  Vorstandes  des  hiesigen  Architekten -Vereins 
vom  31.  Dezember  v.  J.  auf  wesentliche  Abänderungen  an  der  Auf- 
forderung vom  12.  August  v.  J.  zur  Einreichung  von  Entwürfen 
für  den  Neubau  des  hiesigen  Domes  würden  schon  deshalb  zur  Be- 
rücksichtigung nicht  geeignet  gewesen  sein,  weil  nach  Ablauf  eines 
grossen  'l'iieils  der  Jahresfrist  für  Einreichung  der  Entwürfe  mit 


Wahrscheinlichkeit  anzunehmen  war,  dass  von  den  nahe  an  hun- 
dert Architekten  des  In-  und  Auslandes,  welche  ihre  Absicht  auf 
Betheiligung  an  Lösung  der  Aufgabe  an  den  Tag  gelegt  haben, 
nicht  wenige  den  Haupttheil  ihrer  Arbeit  werden  inzwischen  vol- 
lendet haben. 

Bei  der  erwähnten  Aufforderung  sind  jedoch  in  der  Absicht, 
eine  Betheiligung  in  möglichst  weiten  Kreisen  hervorzurufen,  die 
bindenden  Bestimmungen  einer  eigentlichen  Konkurrenz,  wie  der 
Vorstand  sie  befürwortet,  ausdrücklich  vermieden  worden.  Aus 
streng  begrenzten  Konkurrenzen  sind,  ausser  dem  Gewinn  für  ein- 
zelne Prämiirte,  dem  eigentlichen  Zwecke  seither  selten  erfreuliche 
Resultate  erwachsen.  In  dem  vorliegenden  Falle  handelte  es  sich 
darum,  allgemein  zu  mehr  oder  minder  ausgearbeiteten  Entwürfen 
für  die  Errichtung  eines  grossen  evangelischen  Domes  anzuregen 
und  deren  Vorlegung  zu  veranlassen.  Dabei  kann  es  sich  wohl 
ereignen,  dass  einzelne  derselben  hohe  Beachtung  verdienen,  ohne 
in  einer  streng  begrenzten  Konkurrenz  zur  Prämiirung  geeignet  zu 
sein,  bei  einer  solchen  mithin  ohne  irgend  eine  Vergütung  blieben. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  ist  die  Aufforderung  vom  12.  Au- 
gust v.  J.  ausgegangen,  in  dem  Vertrauen,  dass  in  dem  Gegenstände 
selbst  ein  hinreichender  Anreiz  für  befähigte  Architekten  liege,  ihr 
Talent  an  einer  solchen  Aufgabe  zu  versuchen,  wenn  auch  nur  eine 
Aussicht  auf  Arbeitsvergütung  für  beachtenswerte  Leistungen  offen 
gehalten  ist.  Die  grosse  Anzahl  der  stadtgehabten  Anmeldungen 
hat  diese  Ansicht  bestätigt. 

Speziellere  Vorschriften  in  Bezug  auf  das  Raumbedürfniss  konn- 
ten um  so  mehr  hinwegfallen,  als  gegen  die  allgemeinen,  als  be- 
kannt vorauszusetzenden  Bedingungen  eines  auch  zu  kirchlichen 
Festlichkeiten  dienenden  Domes  die  Anforderungen  einer  bestimmten 
Gemeinde  nicht  in  Betracht  kommen.  Auch  für  andere  Neben- 
fragen, wie  die  Art  der  Aufstellung  vorhandener  Grabdenkmäler, 
sowie  die  Verwendung  der  alten  Glocken,  bedurfte  es  einer  vor- 
gängigen Bestimmung  nicht. 

Was  an  früheren  Entwürfen  und  Modellen  für  den  Neubau 
eines  Domes  im  Besitze  des  Staates  sich  befindet,  ist  im  Schinkel- 
Museum  und  in  dem  Raume  zwischen  der  alten  Börse  und  dem 
jetzigen  Dome  Jedermann  zugänglich;  die  Ausführung  einer  öffent- 
lichen Ausstellung  der  im  l’rivatbesitze  befindlichen  Entwürfe  vor 
Ablauf  der  zur  Einreichung  neuer  Entwürfe  bestimmten  Frist,  deren 
problematischer  Nutzen  nur  den  in  Berlin  anwesenden  Architekten 
zufallen  würde,  muss  dem  Vorstande  überlassen  werden. 

Der  Minister  für  Handel,  Der  Minister  der  geistlichen, 

Gewerbe  und  öffentliche  Unterrichts-  und  Medizinal- 

Arbeiten.  Angelegenheiten. 

Itzen plitz.  von  Mühler. 

An  Stelle  von  Hrn.  Grüttefien,  der  Berlin  verlässt  und 
daher  das  Amt  als  Ober- Bibliothekar  für  die  Richtung  des 
Ingenieur weseus  niedergelegt  hat,  wurde  Hr.  Franzius  berufen. 

Die  Lokalfrage,  über  deren  weiteren  Verlauf  wir  bereits 
in  No.  28  eine  Notiz  gebracht  hatten,  ist  in  ein  neues  Stadium 
getreten,  indem  der  Vorstand  des  Deutschen  Gewerbe-Museums 
durch  Hrn.  Prof.  Gropius  sich  erboten  hat,  dem  Architekten- 
Verein  ein  geeignetes  Lokal  in  seinen  Räumen  einzurichten. 
Da  das  nöthige  Material,  um  über  diesen  Vorschlag  zu  be- 
rathen,  in  gegenwärtiger  Sitzung  nicht  vorbereitet  war,  so 
wurde  bestimmt,  am  nächsten  Versammlungstage  wiederum 
eine  Hauptversammlung  abzuhalten,  in  welcher  nicht  allein 
über  diese  Frage,  sondern  auch  über  die  Betheiligung  des 
Vereins  au  der  bevorstehenden  Versammlung  deutscher  Architek- 
ten und  Ingenieure  zu  Hamburg  Beschluss  gefasst  werden  soll. 

Der  Tagesordnung  gemäss  folgte  nunmehr  der  Vortrag 
des  Hrn.  Toepfer,  der  zwar  weniger  einen  neuen  Thiirver- 
schluss  als  eine  neue  Methode  der  Thüröffnung  zum  Gegen- 
stände hatte.  Dieselbe  basirt  auf  dem  bekannten  Luftdruck- 
Telegraphen -Apparat,  mit  dessen  Hülfe  eine  Walze,  die  den 
Thürriegel  hält,  gelöst  wird,  worauf  eine  verborgene,  starke 
Feder  den  Flügel  öffnet.  Die  Vorrichtung,  welche  sich  leicht 
an  jeder  alten  Hausthür  anbringen  und  mit  allen  Geschossen 
in  Verbindung  setzen  lässt,  wird  von  der  Firma  Toepfer  £ 
Schädel  zu  Berlin  ausgeführt. 

Hr.  Perdisch  legte  die  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit 
Hrn.  Nitschmann  gefertigte  Aufnahme  des  französischen 
Thurines  auf  dem  Gensdarmeumarkt  zu  Berlin  vor  und  gab 
einige  Notizen  über  dieses  Bauwerk.  Da  die  Aufnahme,  wie 
wir  hören , in  Förster’ s Allgemeiner  Bauzeitung  publizirt 
werden  wird,  so  sparen  wir  uns  eine  Mittheilung  darüber  noch  auf. 

Zum  Schlüsse  berichtete  Hr.  R.  Neu  mann  über  eine 
Geschäftsanzeige  des  Walzwerks  Germania  zu  Neuwied,  das 
dem  Verein  verschiedene  Modelle  der  Dachdeckung  mittelst 
verzinkten  Eisenblechs  übersandt  hat.  Eine  ausführliche  Notiz 
hierüber  behalten  wir  uns  für  nächste  Nummer  vor. 

An  Monatskonkurrenzen  sind  aus  dem  Hoehbau  zum  Juli  2, 
zum  August  4,  aus  dem  Ingenieurwesen  zum  August  1 eiugegangen. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Der  preuss.  Staats- Anzeiger  publizirt  ein  vom  24.  Juli 
d.  J.  datirtes  Zirkular-Reskript  des  Ministeriums  für  Handel 
etc.,  durch  welches  die  Ausführung  des  Gesetzes  über  den  Be- 
trieb der  stehenden  Gewerbe  für  den  Lmtang  des  preussischen 


3.37 


Staates  geregelt  wird.  Als  Punkte,  die  für  unsere  Leser  inter- 
essant sein  möchten,  heben  wir  hervor,  dass  die  bisherigen  ge- 
setzlichen Bestimmungen  über  das  Gesellen-  und  Lehrlingsver- 
hältniss,  namentlich  über  die  Beaufsichtigung  derselben  durch 
die  Ortspolizei  und  die  Innungen  unverändert  in  Kraft  bleiben 
— dass  fortan  den  Innungen  der  Bauhandwerker  die  Befug- 
niss  ertheilt  werden  soll,  behufs  Aufnahme  in  die  Innung 
nicht  nur  Gesellen-  sondern  auch  Meisterprüfungen  abzuhalten 
und  dass  die  bisherigen  Kreisprüfungs-Kommissionen  für  Bau- 
handwerker auch  fernerhin  zu  dem  Zwecke  bestehen  bleiben 
sollen,  einen  Appell  von  dem  Urtheil  der  Innungsprüfungs- 
kominissionen  zu  ermöglichen  und  den  Lehrlingen  Gelegenheit 
zur  freiwilligen  Ablegung  der  Gesellenprüfung  ausserhalb  der 
Innung  zu  geben,  solange  ein  Anspruch  hierauf  besteht.  Wich- 
tiger als  diese  Bestimmungen,  ist  ein  ganz  allgemein  gehalte- 
ner Passus,  der  wörtlich  lautet: 

,.Das  Gesetz  vom  8.  Juli  d.  J.  hat  das  gewerbliche  Prü- 
fungswesen indessen  noch  nicht  gänzlich  beseitigt;  vielmehr 
werden  nach  wie  vor  alle  diejenigen  Prüfungen  bestehen  blei- 
ben müssen,  welche  nicht  lediglich  die  oben  hervorgehobene 
Bedeutung*!  haben  und  auf  Grund  der  vorstehend  angeführten 
Gesetzes -Vorschriften  gefordert  werden.  Nach  diesem  Ge- 
sichtspunkt wird  der  Befähigungs- Nachweis  in  allen  solchen 
Fällen  nach  wie  vor  ein  Erforderniss  bleiben , in  welchen 
derselbe  nach  gesetzlicher  Bestimmung  oder  nach  Herkommen 
die  Voraussetzung  für  die  Ertheilung  einer  polizeilichen  Ap- 
probation, Bestallung  oder  Konzession  von  Seiten  des  Staates, 
einer  Gemeinde  oder  einer  Korporation  bildet.  Sodann  sind 
die  gewerblichen  Prüfungen  insoweit  durch  das  Gesetz  nicht 
betroffen  worden,  als  sie  in  der  Form  der  Meisterprüfung 
oder  der  Gesellenprüfung  einen  Bestandtheil  der  Innungs- 
verfassung bilden.  Für  diese  Prüfungen  bleiben  unverändert 
die  bisher  geltenden  Vorschriften  resp.  statutarischen  Bestim- 
mungen maassgebend.“ 

Täuscht  uns  nicht  Alles,  so  glauben  wir  aus  dieser  Be- 
stimmung, die  mit  ihrer  Heranziehung  des  ,,  Herkommens“ 
einen  ziemlich  weiten  Spielraum  gestatten  dürfte  und  nach  der 
es  fortan  für  Kommunal  - Baubeamte  sowie  die  Techniker  der 
Privat -Eisenbahnen  noch  immer  einer  Prüfung  bedürfen  wird, 
auch  herauszulesen,  dass  man  den  Prüfungszwang  für  Feld- 
messer beibehalten  will. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  für  Bauwesen,  red.  v.  Erbkam.  Jahrgang 
XVIII.  Heft  VIII  bis  X.  (Schluss.) 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens 
finden  sich  folgende  Mittheilungen: 

1 . Die  Eisenbahnbrücke  über  den  Sicherheits- 
hafen in  Bremen,  die  zu  Ende  des  Jahres  1866  dem  Ver- 
kehr übergeben  worden  ist,  umfasst  2 Oeffnungen  mit  festem 
eisernen  Ueberbau  ä 31,974™  in  der  Bahnaxe  gemessen  und 
1 Drehöffnung  von  15,769™  lichter  Weite.  Die  beiden  festen 
Oeffnungen  sind  durch  einen  Träger  kontinuirlich  überbrückt. 
Die  Unbestimmtheit  in  der  Druekvertheilung,  welche  die  Kon- 
tinuität mit  sich  bringt,  hat  man  versucht,  dadurch  zu  ver- 
meiden, dass  die  Träger  der  beiden  Oeffnungen  einzeln  aufge- 
stellt und  vollendet  und  über  dem  Mittelpfeiler  erst  dann 
verbunden  sind,  nachdem  die  durch  das  Eigengewicht  veran- 
lasste  Durchbiegung  bereits  eingetreten  war;  die  Auslängung 
in  den  oberen  Gurtungen  betrug  dabei  in  Uebereinstimmung 
mit  der  Rechnung  ’/i  Zoll,  so  dass  das  Stück  der  oberen 
Gurtung  über  dem  Mittelpfeiler  um  dieses  Maass  länger  ge- 
nommen werden  musste.  — Die  Diagonalen  sind  nach  dem 
System  des  gleichschenkeligen  Dreiecks  in  achtfacher  Ordnung 
in  einander  gelegt;  bei  11'  Höhe  der  Hauptträger  und  10'  Ent- 
fernung der  Querträger  von  einander  dürfte  sich  eine  derartige 
Zergliederung  kaum  rechtfertigen  lassen  — jedenfalls  kann  die 
Auflösung  der  Diagonalen  in  acht  einzelne  Systeme  nur  unter 
Mehrbedarf  von  Material  durchgeführt  werden.  — - In  Bezug  auf 
die  Drehbrücke  ist  zu  erwähnen,  dass  die  Drehung  durch  ein  Ge- 
triebe erfolgt,  welches  in  einen  Zahnkranz  von  7,583™  Radius 
lasst;  die  Handhabung  der  Drehspindel  geschieht  mittelst  eines 
vertikal  aufzusetzenden  zweiarmigen  Schlüssels.  Die  Feststel- 
lungs-Vorrichtungen bestehen  aus  drei  auf  dem  Mauerwerk 
befestigten,  gusseisernen  Ständern,  in  denen  Schraubenspindeln 
mittelst  Schneckenräder  vertikal  auf-  und  abwärts  bewegt 
werden  können.  — Das  Gesammt-Gewicht,  der  ganzen  Briicken- 
Anlage  wird  zu  4300  Ztr.  Schmiedeeisen  und  440  Ztr.  Guss- 
eisen angegeben.  — Die  Fundirung  zeigt  keine  besonderen 
Eigen  th  üm  lieh  k eiten. 

2.  Der  Hafen  von  Hamburg  - Al  tona,  mitgetheilt 
vom  Wasser  - Bau  - Direktor  J.  Dal  mann  in  Hamburg. 

*)  Als  selbstständige  und  unmittelbare  Voraussetzung  für  den 
Beginn  eines  Gewerbebetriebes. 


Nachdem  zu  Eingang  eine  vergleichende  Uebersicht  des 
Verkehres  von  Hamburg  gegenüber  dem  Verkehr  in  englischen 
und  französischen  Häfen  gegeben  ist,  entwickelt  der  Verfasser, 
wie  sich  immer  mehr  und  gegenwärtig  allgemein  die  Ueber- 
zeugung  Bahn  gebrochen  hat,  dass  Hamburg  ein  frei  zugäng- 
licher Hafen  bleiben  müsse,  anstatt,  wie  frühere  Vorschläge 
dies  bezweckten,  ihn  in  einen  geschlossenen  Hafen  umzu- 
wandeln. Die  Docks,  verbunden  mit  der  vollständigen  Ein- 
deichung der  Stadt,  würden  einen  ungeheuren  Kostenaufwand 
erfordert  haben;  dabei  bieten  beim  Laden  und  Löschen  an 
Quais  die  geschlossenen  Häfen  keinen  wesentlichen  Vorzug 
vor  den  freien  Häfen,  während  das  Eis  in  geschlossenen  Bassins 
länger  liegt,  als  wenn  die  Fluth  frei  eintreten  kann,  und  die 
Schleusen  jedesmal  vom  Eise  vollständig  frei  gemacht  werden 
müssen,  ehe  man  ein  Schiff  hindurchbringen  kaun.  Die  etwas 
grösseren  Baggerkosten  bei  offenen  Häfen  können  wegen  des 
in  Hamburg  verhältnissmässig  geringen  Schlickfalles  nicht 
wesentlich  in  Betracht  kommen.  Diesen  Gesichtspunkten  ent- 
sprechend ist  die  Anlage  des  neuen  Sandthorhafens  bewirkt, 
zu  deren  Beschreibung  der  Verfasser  übergeht.  Der  Schluss 
des  Aufsatzes  wird  folgen;  wir  verweisen  inzwischen  auf  die 
bereits  unter  dem  Artikel  „Reisenotizen“  in  unserem  Blatte 
gegebenen  Mittheilungen  über  den  Sandthorhafen. 

3.  Die  Felsensprengungen  im  Rheinstrom  von 
Bingen  bis  St.  Goar.  Die  Mittheilungen  entsprechen  ziem- 
lich genau  den  im  Bericht  aus  dem  Architekten  - Verein  zu 
Berlin  unter  Nr.  8 unseres  Blattes  gegebenen  Notizen,  so  dass 
eine  auszügliche  Mittheilung  hier  entbehrt  werden  kann. 

4.  Die  Ausführung  des  grossen  Tunnels  bei  Al- 
tenbecken (Fortsetzung).  Mit  wohl  zu  grosser  Ausführlich- 
keit werden  die  Kosten  für  die  Herstellung  der  Stollen  und 
den  Ausbruch  des  vollen  Profils,  getrennt  nach  12  Bauabthei- 
lungen, mitgetheilt.  Wir  können  uns  der  Ansicht  nicht  ver- 
schliessen,  dass  eine  derartige  Sorgfalt  auf  einen  Baubericht 
verwandt,  demselben  zum  Lobe  gereichen  wird  — dass  sie  aber 
für  eine  allgemeine  wissenschaftliche  Mittheilung  die  Ueber- 
sicht erschwert. 

Ausser  diesen  Originalartikeln  finden  sich  noch  folgende 
Aufsätze : 

Vermittelung  des  G efäl  le-Wechs  el  s und  Kurven- 
Anschlusses  auf  Eisenbahnen.  Auszug  aus  den  Annales 
des  ponts  et  cliaussees  1867.  — Ueber  die  Reinigung 
und  Verwerthung  des  Hauswassers,  von  B.  Latham, 
Ingenieur  zu  Croydon;  übersetzt  vom  Bauführer  E.  Wiebe. 
— Ueber  die  Schwartzkopf’sche  Steinbrech  m aschine 
und  ihre  Leistungen.  Gr. 


Konkurrenzen. 

Cassel.  Zu  der  auf  den  15.  Juli  d.  J.  ausgeschriebenen 
Konkurrenz  für  den  Bau  des  hiesigen  Kuusthauses  waren 
7 Pläne  rechtzeitig  eingegangen  und  im  Lokal  des  Vereins 
für  bildende  Kunst  öffentlich  ausgestellt.  Zu  den  hervorra- 
gendsten derselben  gehörte  der  Entwurf  von  Lieb  lein  in 
Frankfurt  a.  M.,  welcher  sich  durch  gute  Anordnung  des 
grossen  Ausstellungssaales  und  eine  sehr  würdige,  entsprechende 
Gestaltung  der  Fahnden  in  klassisch  antikem  Stil  auszeichnet; 
der  Entwurf  von  Riffard  in  Köln  in  reichem  Renaissance- 
Stil,  an  welchem  besonders  die  geschmackvolle  und  prächtige 
Durchbildung  der  inneren  Architektur  anzog;  der  Entwurf 
von  A.  Scholz  in  Berlin,  welcher  sich  bei  einfacherer  äusse- 
rer Architektur  in  edlem  Renaissance-Stil  und  nur  theilweiser 
Bebauung  des  Platzes  durch  eine  sehr  wohldurchdachte  Anor- 
dnung der  inneren  Räumlichkeiten  besonders  empfahl,  und  der 
Entwurf  von  Zahn  dahier  in  gotliischen  Formen,  dessen 
Grundrissanlage  wegen  ihrer  Einfacbeit  und  Zweckmässigkeit 
vielfache  Anerkennung  fand. 

Nach  Ablauf  des  Termins  wurde,  ohne  Anspruch  auf 
Theilnahme  an  der  Konkurrenz,  dem  Komite  noch  ein  sehr 
reichgestaltetes  Projekt  von  Lönhold  in  Bockenheim  bei 
Frankfurt  a.  M.  mitgetheilt,  welches,  weit  über  die  nach  dem 
Programm  verlangten  Räumlichkeiten  hinausgehend  und  ohne 
alle  Rücksicht  auf  das  verfügbare  Baukapital,  den  Vortheil 
einer  höchst  rentablen  Ausnutzung  des  Platzes  bietet.  Die 
von  verschiedenen  Seiten,  namentlich  von  drei  Architekten  in 
Paris,  eingegangenen  Ersuchen  um  Verlängerung  des  Termins 
hatten  nicht  berücksichtigt  werden  können. 

Der  ausgeschriebene  Preis  wurde  mit  grosser  Stimmen- 
mehrheit dem  Plane  von  A.  Scholz  in  Berlin  zuerkannt  mit 
Rücksicht  darauf,  dass  dieser  Plan  weit  mehr  als  die  anderen 
oben  genannten  Entwürfe,  deren  Ausführung  zum  Theil  mehr 
als  das  Doppelte  der  vorhandenen  Mittel  erfordern  würde, 
mit  Rücksicht  auf  die  im  Programm  bestimmt  angegebene 
verfügbare  Kostensumme  entworfen  ist,  wenn  man  denselben, 
namentlich  wegen  der  zu  beschränkten  Grösse  des  Hauptaus- 


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stellungsraumes,  auch  nicht  für  die  Ausführung  zu  wählen 
sich  entschliessen  konnte. 

Die  Konkurrenz  hat  zu  der  Ueberzeugung  geführt,  dass 
es  am  zweckmässigsten  sein  wird,  auf  den  Grundriss  des  früher 
von  Zindel  dahier  ausgearbeiteten  Entwurfes  zurück  zu 
kommen,  den  Aufriss  dieses  Entwurfes  aber  in  einer  den 
vielfach  ausgesprochenen  Wünschen  des  Komites  und  der 
meisten  anderen  hiesigen  Künstler  und  Kunstfreunde  mehr 
entsprechenden  Weise  umzuarbeiten. 

Personal-Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Bau- Inspektor  Ehrhardt  zu  Cüslin  zum 
Ober -Bau -Inspektor  bei  der  Königlichen  Regierung  zu  Danzig,  — 
der  Baumeister  Pavelt  zu  Breslau  zum  Landbaumeister  bei  der 
Regierung  zu  Breslau,  — der  Baumeister  Reichert  zu  Marienwer- 
der  zum  Landbaumeister  bei  der  Regierung  zu  Marienwerder. 

Der  Regieruags-  und  Bau-Rath  Cremer  zu  Danzig  ist  an  das 
Hegierungs  - Kollegium  zu  Wiesbaden  versetzt. 

Offene  Stellen. 

1.  Ein  in  Verwaltungssachen  erfahrener  Baumeister  wird 


zur  Assistenz  des  Stadtbauraths  gegen  3 Thlr.  Diäten  gesucht.  Nä- 
heres beim  Stadt-Bau-Inspektor  Rospatt  in  Berlin,  Oranienstr.  104. 

2.  Bei  der  Königl.  Fortifikation  in  Stettin  wird  zum  1.  Septbr. 
eine  Baum  e i ster- Stelle  vakant.  Näheres  im  Inseratentheile. 

3.  Die  Königl.  Fortifikation  in  Rendsburg  sucht  zwei  Bau- 
meister gegen  3 Thlr  Diäten.  Meldungen  daselbst. 

4.  Zur  Vertretung  eines  Kreisbaubeamten  wird  sofort  ein 
Baumeister  oder  Bauführer  auf  6 Wochen,  und  zur  Leitung 
eines  umfangreichen  Hochbaues  ein  Baumeister  oder  Bauführer 
auf  mehre  Jahre  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht.  Meldungen 
nimmt  an  der  Kreisbaumeister  Stavenhagen  in  Leobschütz. 

5.  Ein  Bauführer  findet  sofort  Beschäftigung  gegen  regle- 
mentsmässige Diäten  in  Berlin  beim  Landbaumeister  Steuer,  Loui- 
sen-Ufer  1 a.  (Morgens  bis  10). 

Die  in  No.  30,  alinea  6,  und  No.  31,  alinea  8 ausgeschriebenen 
Stellen  sind  besetzt. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Durch  das  Verunglücken  eines  Holzstockes  sind  wir  leider 
ausser  Stande  in  dieser  Nummer  die  Fortsetzung  des  Aufsatzes 
über  die  Bauwerke  von  Gubbio  geben  zu  können,  was  wir  freund- 
lichst  zu  entschuldigen  bitten.  D.  Red. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.  in  Merseburg, 
Dr.  S.  in  Weimar,  v.  D.  in  Cassel.  0.  in  Breslau,  z.  N.  in  Rathenow. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  8.  August. 

Besichtigung  des  Borsig’schen  E tab  lissemen  ts  in  Moabit.- 
Versammlung  um  61/,  Uhr  beim  Eingänge  zum  Eisenwerke  daselbst. 

Zum  Schluss  gemeinschaftliches  Zusammensein  im  Cafe  Gärtner 
an  der  Moabiter  Brücke. 

Die  Mitglieder  werden  gebeten  ihre  Legitimations-Karten  mit- 
zunehmen. 

Für  die  Anordnungen 
Merzenich.  Willet. 

Bekanntmachung. 

Zum  ersten  September  er.  wird  hierselbst  eine  Baumeisterstelle 
vakant,  welche  mit  3 Thlr.  Diäten  dotirt  ist. 

Bewerber,  welche  das  Examen  für  den  Staatsdienst  bestanden, 
können  sich  unter  Einreichung  der  Atteste  an  die  Unterzeichnete 
Behörde  wenden.  — 

Zur  Ausführung  gelangt  zunächst  ein  in  monumentalem  Cha- 
rakter zu  erbauendes  Militair- Kasino  und  demnächst  voraussicht- 
lich zwei  grössere  Kasernen. 

Stettin,  den  1.  August  1868. 

Königliche  Fortifikation. 

Ein  junger  Maurermeister  sucht  eine  passende  Stelle  im  Bureau 
oder  am  liebsten  bei  Bauausführungen.  Gefällige  Adressen  sub 
W.  H.  in  der  Expedition  dieses  Blattes. 

Zur  Anlage  einer  Fabrik  für  Heisswasser -Heizungen  (Perkins 
System)  empfiehlt  sich  ein  Ingenieur.  Gefl.  Adressen  abzugeben 
sub  L.  Z.  36  in  der  Expedition  dieses  Blattes. 

Ein  Techniker  erbietet  sich  zu  Uebersetz ungeu  technischer 
Schriften  aus  dem  Englischen  und  Französischen.  Gefl.  Adressen 
sub  Chiffre  E.  B.  2 in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  sowohl  im  Privat-  als  Kataster-Geschäfte  in  allen  Arbeiten 
geübter  Geometer-Gehülfe  wünscht  seine  Stelle  zu  verändern.  Gefl. 
Offerten  beliebe  man  unter  P.  R.  No.  181  an  die  Expedition  dieser 
Zeitung  zu  richten. 

Beste  Rathenower  Mauersteine,  feinste  weisse  Verblender  und 
Klinker  werden  billig  verkauft  Kanonierstrasse  39,  1 Treppe. 


Heute  früh  121/,  Uhr  wurde  meine  liebe  Frau  Josephine,  geb. 
Rosorius  vo  einem  gesunden  Mädchen  glücklich  entbunden. 

Berlin,  den  1.  August  1868. 

Neuhaus,  Baumeister. 

Heute  früh  starb  nach  langem  Brustleiden  mein  geliebter  Mann, 
der  Bauführer  Herrmann  Westphal  in  seinem  38.  Lebensjahre. 

Ukta,  den  3.  August  1868. 

Die  trauernde  Wittwe 

Minna  Westphal,  geb.  Blum. 

Ein  Maurermeister,  welcher  in  eigener  Praxis  und  bei  der  Baufüh- 
rung grösserer  öffentlicher  Gebäude  vielfache  theoretische  Kennt- 
nisse erworben  und  praktische  Erfahrungen  gesammelt  hat  und 
die  besten  Zeugnisse  hierüber  beibringen  kann,  sucht  als  Bau- 
führer bei  grösseren  Bauten  etc.  eine  Anstellung.  Offerten  werden 
sub  W.  R.  Breslau,  post  restante  erbeten. 

Ein  namentlich  im  Hochbau  erfahrener  Techniker,  seit  längeren 
Jahren  beim  Eisenbahnbau  beschäftigt,  der  mehrfach  die  Ausfüh- 
rung grösserer  Bauwerke  geleitet  hat,  sucht  bei  neueren  Eisenbahn- 
oder sonstigen  Bau -Unternehmungen  eine  entsprechende  Stellung. 
Offerten  beliebe  man  unter  der  Chiffre  K.  O.  in  der  Expedition 
dieses  Blattes  zu  hinterlegen. 

Ein  junger  Mann,  der  längere  Zeit  in  einem  der  grössten 
Ateliers  für  Architektur  hier  gearbeitet  und  die  Ausführung  von 
Baulichkeiten  selbstständig  geleitet,  sucht  eine  dem  ähnliche  Stel- 
lung hier  oder  ausserhalb.  Adr.  unter  Z.  in  der  Exped.  d.  Blattes. 


in  anerkannt  vorzüglichster  Qualität, 
in  Originalschachteln  von  10,  5 und  1 Stück, 
zum  Preise  von  15  Sgr.,  121/,  Sgr.  und  10  Sgr.  per  Stück  Tusche 
empfiehlt  Carl  Beelitz  ln  Berlin 

Oranienstrasse  75. 

gKP1“  Bestellungen  mittelst  Postanweisungen  oder  gegen  Ein- 
sendung des  Betrages  in  Briefmarken  werden  franco  ausgeführt. 


Fabrik  eiserner  Koohmascliinen 


von 

Täubrich  & Schüler,  Dresden,  gr.  Plauen’sche  Strasse  5a. 

offerirt  ihre  patentirten  Hochiuaschlnen  mit  Kochlirertl,  mit  1,  3,  8 Bratröhren,  Wärmeschränken, 
Bains-marie,  'Vorrichtungen  zu  heissem  Wasser,  vollständigen  Spiessbrateinriclitungen  u.  s.  t.  — \\  egen 
ihrer  Dauerhaftigkeit,  bedeutenden  Leistungsfähigkeit,  Reinlichkeit,  ganz  erheblichen  Brennmaterialersparniss,  ihrer  Transportabilnat  aus 
einer  Wohnung  in  die  andere,  empfehlen  sich  diese  Maschinen  ebenso  für  die  grössten  Bötels,  Restaurationen,  Institute, 
Oekonomien,  wie  für  die  kleinsten  Haushaltungen.  Zeichnungen,  Preisverzeichnisse  und  nähere  Auskunit  werden  aufs 

Bereitwilligste  gegeben.  — _ 

° Hierzu  eine  Beilage. 


Patentirte 


£epit  ral  - Lmftlieizungs  * Ap  parate 


Grosse  Medaille 


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ZU 

Kaiserslautern 

1860. 


BOYER & CONSORTEN 


Silberne  Med  viele 


pariser  Sbfanunljaus 

auf  der 

Pariser  Welt  - Ausstellung 

1865. 


mit  10,  14,  17,  19,  23,  26,  32  und  mehr  Quadratmeter  Heizfläche, 

deren 

AH’ij-  uni>  '^entifafions-J>nffem 

bei 

Schulen,  Krankenhäusern  und  anderen  Räumen* 

— 


Es  ist  notorisch,  dass  in  der  Neuzeit  die  Zentral -Luftheizung  in  Verbindung  mit  Ventilation  immer 
mehr  zur  Geltung  und  praktischen  Anwendung  gelangt,  trotz  vielfach  dagegen  gehegter  Vorurtheile. 

Wie  bei  so  vielen  anderen  Neuerungen  bricht  sich  auch  hier  das  Brauchbare,  Gute  nur  langsam, 
aber  mit  sicherem  Erfolge  Bahn  und  gewinnt  durch  die  überzeugende  Kraft  seiner  faktischen  Leistung  oft 
die  widerstrebendsten  Gegner. 

Anerkannt  von  Männern  der  Wissenschaft  wie  der  Praxis  wird  es  wohl  eine  nicht  zu  bekämpfende 
Wahrheit  bleiben,  dass  neben  der  Zentral -Luftheizung  und  der  damit  im  innigen  Zusammenhänge  stehenden 
Ventilation,  vorausgesetzt,  dass  dieselbe  verständig  und  richtig  erstellt  ist,  keine  andere  Heizmethode 
existirt,  die  gleich  rationell  und  billig,  insbesondere  aber  dem  menschlichen  Organismus  in  sanitätlicher  Be- 
ziehung in  solch’  hohem  Grade  zuträglich  ist. 

Nicht  die  eigenthümliche  Konstruktion  der  Heizapparate  (Caloriferes)  ist  es  allein,  die  solch  günstige 
Resultate  herbeiführt,  sondern  der  Hauptfaktor  liegt  in  der  Methode,  wie  die  erwärmte  Luft  produzirt, 
geleitet,  vertlieilt  und  schliesslich  wieder  abgeführt  wird,  so  wie  in  der  Ermittelung  der  richtigen 
Quersch  n itts - V erhäl  t n iss e der  Kanalisirung  mit  Rücksicht  auf  die  Erfüllung  der  in  sanitätlicher  Be- 
ziehung gestellten  Ansprüche.  Die  neben  der  regulirbaren  Erwärmung  mittelst  Luftheizung  gleichzeitig  zu 
bewirkende,  Niemand  störende  und  sichere  Ventilation  bildet  thatsächlich  den  Kern,  aber  auch  den  schwierig- 
sten Punkt  dieses  Heizsystems. 

Es  waren  auf  diesem  Felde  langjährige  Studien  und  vielfache  praktische  Versuche  nothwendig,  um 
zu  derjenigen  Vollkommenheit  der  Einrichtung  zu  gelangen,  wie  sie  jetzt  von  Fachmännern  und  Laien  rüh- 
mend anerkannt  wird. 

Auch  wir  haben  in  dieser  seit  Jahren  als  Spezialität  betriebenen  Geschäftsbranche  vielfache  und 
mancherlei  Erfahrungen  gesammelt  und  da  uns  heute  das  Urtheil  von  kompetenten  Experten*)  anerkennend 
zur  Seite  steht,  so  dürfte  es  wohl  nicht  ohne  Interesse  sein,  unser  gegenwärtiges  Verfahren  hiermit  näher  zu 
beleuchten. 


Allgemeines 
über  Zentral- 
Luftheizung  und 
Ventilation 


Zentral  - Luftheizungen  und  Ventilation  stehen  nothwendiger  Weise  im  innigen  natürlichen  Zusammen-  Ventilation, 
hange,  indem  die  Erwärmung  eines  Raumes  nur  dann  rationell  sowohl  in  ökonomischer  als  auch  sanitätlicher 
Beziehung  stattfinden  kann,  wenn  das  gleiche  Luftquantum,  welches  eingeführt,  auch  entfernt  wird.  Ein 
Entweichen  von  Zimmerluft  findet  thatsächlich  zwar  durch  Thür-  und  Fensterritzen  statt,  jedoch  stets  sehr 
mangelhaft  und  unregelmässig,  da  die  jeweiligen  Windströmungen  durch  ihre  Intensität  dieses  Entweichen  alteriren. 

Nicht  selten  treten  konträre  Erscheinungen  auf,  bei  welchen  die  Luft  durch  besagte  Thür-  und  Fen- 
sterritzen eindringt  und  die  Erwärmung  der  jeweiligen  Räume  hemmt. 

Abgesehen  davon,  dass  Ventilations- Anlagen  aus  sanitätlichen  Gründen  nicht  nur  in  Krankenhäusern, 

Schulen,  Kasernen,  Fabriken  etc.  dringend  geboten  sind,  sollten  dieselben  auch  in  unseren  Wohnungen  nicht  fehlen. 

Durch  die  Herstellung  eigens  disponirter  Ventilations -Kanäle  wird  bei  unseren  Heiz- Anlagen  durch 
dieselben  einerseits  die  Erwärmung  der  Räumlichkeiten  ausserordentlich  begünstigt,  andererseits  durch  Abfüh- 
rung der  verdorbenen  Luft  den  Respirations- Organen  eine  reine,  möglichst  gleichbleibende  Atmosphäre  dar- 
geboten, und  wegen  der  raschen  und  leichten  Erwärmung  der  zu  beheizenden  Räume  auch  noch  eine  nicht 
zu  unterschätzende  Brennmaterial -Ersparniss  erzielt. 

Vor  Allem  sind  nunmehr  die  Fragen  zu  erörtern,  wie  und  wo  zu  ventiliren  ist. 

Ventilationen  lassen  sich  erstellen:  Ventilations- 

1)  Durch  Pulsionsvorrichtungen,  d.  i.  Einpressen  der  Luft  durch  Ventilatoren,  welche  durch  irgend  eine  sy3t<;me' 
bewegende  Kraft  (Motor)  in  Betrieb  gesetzt  werden. 

2)  Durch  Aspirations-Vorrichtungen,  d.  i.  Aufsaugen  der  Luft  durch  Exhaustoren,  oder  durch  Abfüh- 
rung der  Luft  zu  dem  Roste  des  Heizapparates,  oder  endlich  durch  die  Herstellung  eines  Lockfeuers 
resp.  einer  Zug -Esse  etc. 


‘)  Vide  Zeugnisse. 


3)  Durch  die  Benutzung  der  gegebenen  jeweiligen  Temperatur -Differenz  zwischen  der  inneren  und 

äusseren  Luft  im  Verein  mit  der  saugenden  Wirkung  der  Windströmung  auf  die  über  Dachfirst  aus- 

rmindenden  Ventilationskanäle. 

Ad  1.  1 u 1 s i o n s- V e n ti  1 a ti o n e n finden  ihrer  Natur  nach  nur  eine  beschränkte  Anwendung,  weil  in 

den  seltensten  Fällen  eine  entsprechende  Betriebskraft  zur  Verfügung  steht  und  die  Beschaffung  einer  solchen  wegen 
dei  Anlage-  und  Betriebskosten  vielfach  gescheut  wird.  Bei  grösseren  Etablissements  und  besonders  bei 
Hospitälern  ist  übrigens  die  Herstellung  dieser  Betriebskraft  von  solcher  Wichtigkeit,  dass  deren  Kosten  nicht 
in  die  Waagschale  fallen  sollten. 

Ad  2.  A s p i r a t i o n s - Ve n ti  1 a t i o n e n mittelst  Exhaustoren  kommen  aus  demselben  Grunde 
wie  die  Pulsions-Ventilationen  nie  allgemein  zur  Anwendung. 

Ventilationen  unter  Abführung  der  verbrauchten  Luft  unter  den  Rost  des  Heizapparates  lassen  sich 
nui  für  kleinere  Räume  mit  Erfolg  ausführen;  für  grössere  Räume,  wie  z.  B.  Krankensäle,  Schulen  etc.  ist 
es  unmöglich,  eine  genügende  V entilation  hierdurch  zu  erzielen,  weil  das  I’ euer  des  Heizapparates  immer  nur 
einen  kleinen  Theil  des  abzuführenden  Luftquantums  absorbiren  kann. 

Ventilationen  vermittelst  Zugessen,  in  welchen  zum  Zwecke  der  Aspiration  ein  sogenanntes  Lock- 
feuer unterhalten  werden  muss,  sind  schon  vielseitig  zur  Anwendung  gekommen,  jedoch  sind  dieselben  in 
ihren  Anlagen  kostspielig  und  bedürfen  zum  Betriebe  nicht  unbedeutenden  Aufwand  an  Brennstoff'. 

Ad  3.  Ve ntilationen  beruhend  auf  der  Benützung  der  jeweiligen  Temperaturdifferenz 
zwischen  der  inneren  und  äusseren  Luft  im  Verein  mit  der  saugenden  Wirkung  der  Windströmung  auf  die 
über  Dachfirst  mündenden  Ventilationskanäle  haben  wir  mit  dem  besten  Erfolge  und  praktischen  Nutzen  in 
allen  jenen  l'ällen  zur  Anwendung  gebracht,  wo  wegen  Mangel  eines  Motors  keine  Pulsions-Ventilirung 
möglich  war  oder  gewünscht  wurde,  aus  anderen  Gründen  aber  die  Anlage  von  Zugessen  vermieden  werden 
musste. 

Es  ist  jedoch  unbedingt  erforderlich,  die  einzeln  über  Dach  geführten  Ventilationskanäle  so  zu 
bekrönen,  dass  die  jeweiligen  Windströmungen,  gleich  viel  von  welcher  Seite  sie  immer  kommen  mögen,  den 
Gang  der  Ventilation  durch  ihre  saugende  Wirkung  unterstützen  müssen. 

Bei  Neubauten  sind  die  Anlagekosten  dieser  Kanalisirungen  unbedeutend;  der  Betrieb  dagegen 
kostet  gar  nichts,  da  die  benöthigte  Temperaturdilferenz  stets  vorhanden  ist. 

Da  solcher  Art  ventilirte  Zimmer  sich  in  wesentlich  kürzerer  Zeit  erwärmen,  die  Vorheizzeit  sich 
also  vermindert,  so  werden  sich  selbst  die  übrigens  ganz  unbedeutenden  Anlagekosten  bald  durch  die  Erspar- 
nis an  Brennmaterial  bezahlt  machen. 


Ventilation  im 
Winter. 


Zur  Bestimmung,  an  welcher  Stelle  die  Ventilation  stattzufinden  hat,  erscheint  vor  Allem  die  Be- 
schaffenheit der  Luft  als  maassgebender  1* aktor.  Um  die  Verderbniss  der  Luft  durch  Respiration  und  Perspi- 
ration von  Menschen  zu  beurtheilen,  kann  man  sich  von  dem  Gehalte  an  Kohlensäure  sicher  leiten  lassen. 

Es  ist  zwar  anzunehmen,  dass  die  Verderbniss  der  Luft  auch  von  Beimischung  organischer  Stoffe 
abhängt;  dieselben  werden  jedoch  mit  der  aus  derselben  Quelle  stammenden  Kohlensäure  proportional  an- 
wachsen.  Durch  Untersuchungen  über  Luftbeschafl'enheit  in  Krankenhäusern  ist  konstatirt,  dass  der  Kohlen- 
säuregehalt der  Luft  im  ganzen  Raume,  sowohl  in  der  Nähe  des  Fussbodens,  als  auch  unter  der  Decke, 
beinahe  vollständig  gleich  ist.  I 

Die  Vorstellung,  die  sich  gewöhnlich,  selbst  hei  Fachleuten,  noch  kund  giebt,  man  müsse  deshalb 
Ventilationsöffnungen  am  Boden  anbringen,  um  hierdurch  die  verdorbene,  durch  die  Kohlensäure  „schwere 
Luft“  abzuführen,  ist  demnach,  wie  oben  erklärt,  eine  ganz  irrige,  und  entspringt  lediglich  aus  falschem 
theoretischen  Raisonnement. 

Obwohl,  wie  aus  Obigem  erhellt,  es  in  sanitätlicher  Beziehung  ganz  gleich  ist,  in  welcher  Höhe 
die  verdorbene  Luft  abgeführt  wird,  so  ist  es  doch  in  Bezug  auf  den  rationellen  Betrieb  der  Heizung  nicht 
einerlei,  wo  die  Abzugsöffnungen  für  Ventilation  anzubringen  sind. 

Da  die  eingeführte  erwärmte  Luft  vermöge  ihrer  höheren  Temperatur  immer  bis  zur  Decke  empor- 
steigt, daselbst  in  horizontalen  Schichten  sich  ausbreitet  und  durch  Abkühlung  an  den  Umfassungswänden 
wieder  allmählich  zu  Boden  sinkt,  die  kontinuirlich  nachströmende  warme  Luft  aber  immer  wieder  die 
obersten  Schichten  einnimmt  und  einen  elastischen  Druck  auf  die  unteren  Luftschichten  ausüht,  so  ist  ein 
rasches  Sinken  der  letzteren  nur  dann  ermöglicht,  wenn  die  verdorbene  Luft  in  der  Nähe  des  Fussbodens 
zur  Abführung  gelangt. 

Nur  auf  diese  Weise  allein  ist  es  möglich,  Räume  in  kürzester  Zeit  genügend  zu 
erwärmen  und  gleichzeitig  kräftig  zu  ventiliren. 

Wollte  man  die  Abströmungsöffnungen  für  die  Ventilation  ebenfalls  unterhalb  der  Decke  anbringen, 
so  käme  hierdurch  die  heisseste  Luft  selbstverständlich  zum  Abströmen,  wodurch  sich  natürlich  der  betreffende 
Raum  nur  schwer,  unter  Umständen  gar  nicht  erwärmen  liesse. 

Die  Annahme,  dass  die  warme  Luft,  durch  vertikale  Oeffnungen  in  den  Wänden  unmittelbar  über 
den  Fussboden  in  einem  Raume  ausströmend,  sich  sofort  auf  die  ganze  Fläche  des  unteren  Raumes  verbreite 
und  die  darüber  befindlichen  Luftschichten  durch  die  oben  erwähnten  unterhalb  der  Decke  angebrachten 
Ventilationsöffnungen  hinausdränge,  ist  total  unrichtig. 

Die  Strömung  derart  eingeführter  Luft  wird  allerdings  vermöge  ihrer  Geschwindigkeit  in  den  Steig- 
kanälen von  8'  bis  12’  per  Sekunde  noch  auf  eine  gewisse  Entfernung  fast  horizontal  sein,  allein  durch  den 
Widerstand  der  ruhigen  Luftschichten  und  ihre  höhere  Temperatur  wird  die  warme  Luft  bald  zum  Auf- 
wärtssteigen gelangen,  und  zwar  bis  zu  der  Höhe,  in  welcher  die  Temperaturen  gleich  sind,  bei  gewöhn- 
lichen Zimmerhöhen  also  stets  bis  unter  die  Decke. 

Die  Luft  in  den  entfernteren  Theilen  des  Raumes  wird  durch  diese  anfänglich  horizontale  Strömung 
durchaus  nicht  berührt  und  findet  eine  Erwärmung  daselbst  erst  dann  statt,  wenn  die  einzelnen  Luft- 
schichten, in  der  Abkühlung  begriffen,  sich  allmählich  dem  Boden  nähern. 

Wir  führen  daher  prinzipiell  die  verdorbene  Luft  durch  vertikale  Oeffnungen,  die 
an  den  Wänden  in  der  Nähe  des  Fussbodens  angebracht  sind,  in  die  Ventilations-Kanäle 
und  lassen  letztere  bis  über  Dachfirst  ausmünden. 

Bei  der  Anlage  von  Ventilations-Kanälen  ist  es  überdies  in  sanitätlicher  Beziehung  von 
grösster  Wichtigkeit,  ja  für  Krankenhäuser  sogar  dringend  geboten,  dass  jeder  Kanal  einzeln  über  Dach- 
first aufgeführt  wird,  und  vermieden  werden  muss,  mehrere.  Kanäle  gemeinschaftlich  am  Dachboden  zu  ver- 
einigen, um  von  da  durch  einen  einzigen  Lüftungsthurm  die  verdorbene  Luft  abzuleiten. 


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Ein  junger  Zimmermeister,  der  bei  der  Leitung  eines  grossen 
Privatbaues  beschäftigt  ist,  sucht  nach  Beendigung  desselben  im 
Monat  August  eine  Stelle  im  Bureau  oder  bei  Bauausführungen 
eines  Zimmermeisters  oder  Baumeisters. 

Gefällige  Offerten  sub  F.  W.  71  an  die  Exped.,  wo  auch 
Atteste  zur  Einsicht  vorliegen. 

Ein  junger  Mann  (Maurer)  der  schon  längere  Zeit  im  Bureau 
gearbeitet  hat,  wünscht  eine  Stelle  unter  soliden  Bedingungen  hier 
oder  ausserhalb.  Adressen  in  der  Expedition  sub  K.  R.  18. 

Königlich  Niedersclilesisch  - Märkische 
Eisenbahn. 

Die  Ausführung  der  Schlosserarbeiten  für  das  neue  Empfangs- 
gebäude auf  Bahnhof  Görlitz  soll  im  Wege  der  Submission  ver- 
geben werden  und  ist  hierzu  ein  Termin  aut: 

Donnerstag,  den  13.  August,  Vormittags  12  Uhr 
im  Baubureau,  Balmhofsstrasse  No.  3 hierselbsf,  anberaumt  worden. 

Qualifizirte  Unternehmer  haben  ihre  Oflerten  versiegelt  und 
portofrei  mit  der  Aufschrift: 

„Submissiousofferte  auf  Schlosserarbeiten  für  das  Empfangsgebäude“ 

bis  zur  festgesetzten  Terminsstunde  an  den  Baumeister  Lehwald 
hierselbst  einzureichen. 

Die  betreffenden  Bedingungen  sind  vor  dem  Termine  in  ge- 
dachtem Baubureau  zur  Einsicht  ausgelegt. 

Görlitz,  den  31.  Juli  1868. 

Der  Eisenbahn  - Betriebs  - Inspektor. 

P r i e s s . 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Ein  Loos  der  Erdarbeiten  für  den  Bau  der  neuen  Berliner 
Verbindungsbahn  von  ca.  100, U00  Schachtruthen,  mit  rot.  900  Ruth. 
Transportweite,  beabsichtigen  wir  im  Wege  beschränkter  Sub- 
mission zu  vergeben. 

Bau  - Unternehmer,  welche  ihre  Qualifikation  durch  Atteste 
nachzuweisen  vermögen,  werden  ersucht,  von  den  in  unserem  Bau- 
Biireau,  Küpnickerstrasse  No.  29  ausliegenden  Plänen  und  Bedin- 
gungen Kenntniss  zu  nehmen  und  werden  daselbst  Oflerten  bis  zu 
dem  am  17.  August  d.  J.,  Vormittags  11  Uhr  stattfindenden  Ter- 
mine entgegengenommen  und  im  Beisein  der  etwa  persönlich  an- 
wesenden Submittenten  eröffnet. 

Berlin,  den  21.  Juli  1868. 

Königliche  Kirektion  tler  Nieilerschlesisch- 
Iflärkisclieii  Eisenlialin, 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Gotha- Leinefcldcr  Eisenbahn. 


Gotha -Leiiiefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Herstellung  des  Bahnkörpers,  sowie  zur  Ausführung  der 
Kunstbauten  der  Gotha- Leinefelder  Eisenbahn  sollen  innerhalb  der 
Strecken  zwischen  Horsmar  und  Helmsdorf,  ingleichen  zwischen 
Dingelstädt  und  Leinefelde,  drei  Loose  und  zwar: 

No.  XV.  a.  mit  19954  Schachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl.der 
Böschungs  - Arbeiten  veran- 
schlagt zu 34,726  Thl.  14  Sgr.  3Pf. 

b.  mit  ca.  214  Schachtruthen 
Mauerwerk; 

No.  XVIII.  a.  mit  34006  Schachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl.  der 
Böschungs- Arbeiten  veran- 
schlagt zu 39,280  „ 28  „ 10  „ 

b.  mit  ca.  1252  Schachtruthen 
Mauer  werk; 

No.  XIX.  a mit  20502  S'hachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl  der 
Böschungs- Arbeiten  veran- 
schlagt zu 30,166  „ 24  „ 9 „ 

b.  mit  ca.  480  Schachtruthen 
Mauerwerk, 

im  Wege  des  öff  Etlichen  Submissions -Verfahrens  an  geeignete 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  l’läne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs- Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  ein/.usehen, 
die  Submissions- Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kosten!'  ei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn,  Loos  XV,  XVIII  und  XIX,“ 
oder  mit  der  Bezeichnung: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn,  Loos  XV,  XVIII  und  XIX“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

20.  August  c.,  Vormittags  10  •/.  Uhr 
in  dem  obenl  e/eiclinet- n Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  einaeganeenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  J.  August  1868. 

Der  A b thei  I ungs  - B aume  is  ter 

(ger.)  Witzeck.  

Konkurrenz  - Ausschreiben. 


Kekan  nfniaehniig;. 

Zur  Bildung  des  Bahnkörpers  der  Gotha-Leinefelder  Eisenbahn 
soll  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  das  Loos  No.  XVI  mit 
35408  Schachtruthen  zu  bewegenden  Bodens,  einschliesslich  der 
Böschungsarbeiten  veranschlagt  auf  41996  Thlr.  22  Sgr.  2 Pf.,  im 
Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen. 
Die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
bis  spätestens  zu  dem  am 

10.  August  er.  Vormittags  101/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichnetem  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister, 

W i t z e c k . 

Gotha- Leinetelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Ausführung  der  auf  der  Strecke  diesseits  Dingelstädt  im 
Bahnkörper  vorkommenden  Kunstbauten  soll  das  Loos  No.  XVI 
mit  circa  927  Schacht- Ruthen  Mauerwerk  im  Wege  des  öffent- 
lichen Submissions-Verfahrens  an  einen  qualifizirten  Unternehmer 
verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  au  den  Wochentagen  einzusehen, 
auch  werden  die  Submissions  - Bedingungen  von  dem  IJnterzeichne- 
ten  auf  portofreies  Ansuchen  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

11.  August  er.  Vormittags  10 l/,  Uhr 

in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegen- 
wart der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  14.  Juli  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister, 

Witzeck . 


Nachdem  vom  Unterzeichneten  Stadtrathe  unter  Zustimmung 
der  Stadtverordnetenschaft  der  Neubau  eines 


für  hiesige  Stadt  und  zugleich  die  Beschaffung  der  hierzu  erforder- 
lichen Pläne  auf  dem  Wege  der  Konkurrenz  beschlossen  worden 
ist,  so  ergeht  hiermit  an  diejenigen  Herrn  Architekten,  welche  ge- 
neigt sind,  sich  bei  dieser  Konkurrenz  zu  betheiligen,  die  Auffor- 
derung, ihre  Pläne  und  Kosten-Anschläge  bis  zum 
1.  November  d.  J. 

an  den  Unterzeichneten  Stadtrath  einsenden  zu  wollen.  Später  ein- 
gehende Arbeiten  können  keine  Berücksichtigung  finden.  Das  spe- 
zielle, unter  Beihülfe  der  nachbenannten  Preisrichter  verfasste  und 
von  ihnen  genehmigte  Programm  wird  nebst  dem  erforderlichen 
Situationsplane  den  resp.  Bewerbern  auf  deren,  bei  hiesiger  Raths- 
stelle mündlich  oder  schriftlich  angebrachtes  Ansuchen  sofort  zuge- 
stellt werden. 

Zur  Uebernahme  des  Preisrichteramtes  haben  sich  bereit  er- 
klärt: 

Herr  Oberlandbaumeister  Hänel  in  Dresden, 

„ Professor  R.  Heyn  ebendaselbst, 

„ Prüfungskommissar  Zocher  in  Leipzig. 

Für  die  beiden  relativ  besten  und  zur  Ausführung  geeigneten 
unter  den  programmgemäss  ausgeführten  Konkurrenz-Prpjekten  sind 
Preise  von  250  Thlr.  und  beziehentlich  100  T hlr.  ausgesetzt. 

Die  prämiirten  Pläne  bleiben  Eigenthum  der  hiesigen  Kom- 
mune. Der  Unterzeichnete  iStadtrath  behält  sich  zwar  die  Auswahl 
unter  den  preisgekrönten  Arbeiten  behufs  der  Ausführung  vor, 
sichert  aber  demjenigen  Architekten,  dessen  Pläne  zer  Ausführung 
gewählt  werden,  die  Beth.iligung  bei  der  speziellen  Aus-  resp. 
Umarbeitung  der  Baupläne,  bei  Beaufsichtigung  des  Baues  etc. 
gegen  ein  zu  vereinbarendes  Honorar  zu. 

Freiberg,  den  26  Juni  1868. 

Der  Rath  der  Stadt  Freiberg. 

Lemuss,  Bürgermeister. 

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Hiermit  beehre  ich  mich,  einem  verehrten  Publikum,  wie  nament- 
lich den  Herren  Baumeistern  und  Bauunternehmern  zur  Anlage  von 


|if  Innjjfiüfrtfdiult  jti  |irttr  n.  i.  Itlcfcr 

beginnt  ihren  Winter-Kursus  am  3.  November,  während  der  Vor- 
bereitungs-Unterricht für  neueintretende  Schüler  bereits  am  14.  Ok- 
tober seinen  Anfang  nimmt. 

Im  vierten  Jahre  der  Gründung  der  Anstalt  erreichte  dieselbe 
bereits  die  Zahl  von  260  Schülern,  worunter  an  s/4  Meistersöhne  aus 
grossem  Städten  Preussens,  wie  Berlin,  Magdeburg,  Düsseldorf, 
Danzig,  Posen,  Merseburg,  Minden  u.  s.  w.,  sowie  den  Nachbar- 
staaten sich  befanden. 

Anmeldungen  zur  Aufnahme  in  die  Anstalt  sind  unter  Ein- 
sendung der  Schulzeugnisse  an  den  Unterzeichneten  franco  bis  Mitte 
Oktober  einzusenden. 

Zur  Abnahme  der  Meisterprüfung  für  Bauhandwerker  befindet 
sich  die  Königliche  Kommission  am  Orte. 

Ml  üllinger,  Direktor  der  Baugewerkschule. 


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Häusern. 

Verschiedene  Anlagen,  die  ich  hier  ausgeführt  und  die  Refe- 
renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf’s  Leich  teste 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Behrenstrasse  36,  parterre,  oder 
in  meiner  Privatwohnung  in  Pankow,  Berlinerstr.  8,  woselbst  auch 
nähere  Auskunft  ertheilt  wird. 

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von  dem  Metropolitan  Board  of  Works  (Baubehörde  der  Stadt  Lon- 
don) bei  allen  grossen  Unternehmen,  ebenso  in  sehr  grossem  Maass- 
stabe von  der  Grossbritanischen  Regierung  zur  Erbaunng  von 
Festungswerken,  Uferbefestigungen  und  Quais,  so  wie  von  den 
hervorragendsten  Ingenieuren  und  Bauunternehmern  im  vereinigten 
Königreiche  angewendet  worden. 

Im  Institut  der  Civil  - Ingenieure  in  London  hat  Herr  Grant, 
Ingenieur  der  Stadt  London,  erklärt:  „dass  der  von  der  Burham- 
Compagnie  im  Metropolitan -Distrikt  gelieferte  Portland-Cement 
sämmtlich  geprüft  worden  ist  und  auf  eine  Oberfläche  von  1 Vj"  X 
1 Va"  — 2 % fl"  eine  Widerstandskraft  von  631  Pld.  ergeben  hat. 
Nachdem  die  Versuchsblöcke  6 Tage  lang  unter  Wasser  gelegen 
hatten,  haben  dieselben  eine  Widerstandskraft  von  702,3  Pfd.  er- 
geben. 

Lager  von  unserm  Portland-Cement  haben  wir  für  Berlin  den 

Herren  W.  Naetebus  & Co. 
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London,  im  März  1868. 

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5“ 

6“ 

8" 

9“ 

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12« 

15" 

18" 

2i« 

24" 

30" 

Zoll 

i.  1.  W. 

3'/4 

4 

57  2 

674 

974 

1172 

1372 

2072 

3074 

42 

60 

7474 

105 

Sgr. 

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3VS 

474 

574 

7 

10 

1174 

14 

21 

32 

4374 

617s 

777a 

125 

„ 

„ Posen. 

37t 

472 

6 

772 

1174 

1374 

15V* 

. 23 

3474 

477j 

667s 

847« 

130 

I» 

„ Coeln. 

3 

374 

472 

572 

8 

9 

11 

16 

25 

35 

50 

61 

82 

>> 

„ Stettin. | 

Franco  Baustelle  geliefert  pro  rheiiil.  Fuss.  — Bei  Posten  über  500  Tlialer  billiger. 


Telegraphen -Bau -Anstalt,  Fabrik  für  Apparate  zur  Haustelegraphie 

von 

Heiser  Schmidt 

Berlin,  Oranienburger- Strasse  27 

empfiehlt 

Haustelegraphen 

elektrische  und  pneumatische. 

Unsere  neuen  ülustrirten  Preis- Verzeichnisse  mit  Anweisungen,  nach  denen  jeder  im  Stande  ist  sich 
die  Leitung  selbst  zu  legen,  stehen  auf  Verlangen  zu  Dienst.  Voranschläge  gratis. 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


Wir  lieben  dies  besonders  hervor,  da  konstatirt  ist,  dass  in  derart  eingerichteten  Krankenhäusern 
häufig  Rückströmungen  stattfinden,  ein  Umstand,  der  bei  epidemischen  Krankheiten  äusserst  gefährlich  werden 
kann,  da  hierdurch  ansteckende  Krankheiten  resp.  die  Miasmen  aus  einem  Saale  in  einen  anderen  über- 
tragen werden. 

Mit  der  Ventilationsmethode  auf  der  Temperatur- Differenz  beruhend,  wird  auch  eine  Ventilirung  für 
den  Sommer  sehr  einfach  erstellt,  indem  man  jeden  Ventilations-  Kanal  noch  mit  einer  zweiten  Oeffnung,  die 
unterhalb  der  Decke  in  denselben  einmündet,  versieht. 

Die  unteren  Oeft'nungen  der  Ventilations- Kanäle  bleiben  alsdann  in  der  Regel  geschlossen. 

Die  Ventilirung  geschieht  nun  auf  die  Weise,  dass  durch  den  Luftkanal,  durch  welchen  im  Winter 
heisse  Luft  zur  Ausströmung  gelangt,  im  Sommer  die  aus  dem  Souterrain  kommende  kältere  Luft  eindringt, 
sich  allmählich  zu  Boden  senkt,  während  die  ausgeathmete,  verdorbene  wärmere  Luft  in  die  Höhe  steigt,  und 
durch  die  erwähnten  unterhalb  der  Decke  angebrachten  Oeft'nungen  in  die  Ventilationskanäle  abströmt. 

Zum  vollständigen  Gelingen  einer  Heizanlage  ist  die  Bestimmung  der  Stellen,  wo  die  heisse  Luft 
einströmen  soll,  von  grosser  Wichtigkeit. 

Wir  sind  durch  zahlreiche  Erfahrungen  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die  Ausströmungsöffnun- 
gen für  heisse  Luft  mit  wenigen  Ausnahmefällen,  die  ihrer  Natur  nach  ein  anderes  Verfahren  bedingen,  in 
die  Nähe  der  Decke,  jedenfalls  jedoch  immer  weit  über  Kopfhöhe  anzulegen  sind. 

Es  wird  hierdurch  die  Einwirkung  des  direkten  heissen  Luftstroms  beseitigt  und  geht  in  Wohnzim- 
mern, Krankensälen,  Schulen  etc.  keinerlei  Platz  zum  Stellen  von  Möbeln,  Betten  und  Bänken  verloren. 

Die  hierbei  nöthigen  Wärme- Regulir Vorrichtungen  können  einfach  offen,  wie  z.  B.  ein  Schellenzug, 
oder  verdeckt  in  der  Mauer  liegend  und  bequem  zu  handhaben  hergestellt  werden. 

Es  wird  vielfach  behauptet:  „Kanäle  für  Luftheizung  und  für  Ventilation  müssten  in  ihren  Quer- 
schnitten möglichst  gross  angelegt  werden,  um  vollständig  gut  zu  funktioniren.“ 

Diese  Behauptung  ist  total  unrichtig  und  verfällt  man  in  grobe  Fehler,  wenn  der  Willkür  (dem  sog. 
empirischen  Greifen)  freier  Spielraum  gelassen  wird.  Wer  nicht  im  Stande  ist,  die  Querschnitte  sämmtlicher 
Kanäle  durch  Rechnung  zu  bestimmen,  und  nicht  in  der  Lage  sich  befindet,  überhaupt  die  maassgebenden 
Faktoren  berücksichtigen  zu  können,  wird  nie  eine  gute  Anlage  zu  Stande  bringen.  Beklagenswerth  ist  es, 
dass  das  Vorkommen  solcher  Fälle  dem  Vorurtbeil  gegen  Zentral -Luftheizung  neuen  Nahrungsstoff  giebt  und 
auf  diese  Weise  der  guten  Sache  Schaden  bringt. 

Zum  wirklich  vollständigen  Gelingen  von  Heiz-  und  Ventilations  - Anlagen  ist  es  unbedingt  erforder- 
lich, die  benöthigten  Querschnitte  für  die  Kanäle  genau  zu  berechnen,  und  sind  hierfür  die  Abküh- 
lungsflächen der  jeweiligen  Räume,  die  Temperatur,  mit  welcher  die  warme  Luft  zur  Ausströmung 
kommen  soll,  die  Geschwindigkeit  derselben  bei  verschieden  hohen  Steigkanälen,  der  zu  erzielende  Wär- 
megrad maassgebend.  In  den  weitaus  meisten  Fällen  müssen  die  Querschnitte  für  die  Ventilationskanäle 
auch  nach  dem  aus  sanitätlichen  Gründen  zu  erzielenden  Luftwechsel  bestimmt  werden. 

Bei  Heiz-  und  Ventilations- Anlagen  für  Gefängnisse,  Irrenanstalten  etc.  ist  auf  die  Kanalisirung 
wegen  der  leichten  Fortpflanzung  des  Schalles  besonders  Bedacht  zu  nehmen,  und  sind  in  solchen 
Fällen  die  Zuleitungskanäle  für  warme  Luft  isolirt  zu  disponiren. 

Eine  vielfach  noch  vorherrschende  Meinung,  dass  die  durch  Luftheizung  produzirte  Luft  im  Vergleich 
zu  der  durch  andere  Heizmethoden  erzeugten  trocken  sei,  entbehrt  jeder  positiven  Basis. 

Es  ist  Thatsache,  dass  bei  allen  Zentralheizsystemen,  welche  mit  Ventilation  und  steter  Zufuhr  von 
frischer  Luft  ausgeführt  sind,  der  Feuchtigkeitsgehalt  vollständig  gleich  ist. 

Bei  Heizanlagen  ohne  Ventilation  und  ohne  Zuleitung  frischer  Luft  von  Aussen  (gleichviel,  ob  Wasser- 
oder Dampfheizung)  findet  eine  allmählige  Austrocknung  und  vollständige  Stagnation  der  Luft  statt,  und  sind 
derartige  Heizanlagen  vom  sanitätlichen  Standpunkte  aus  zu  verwerfen. 

Die  Ansicht,  die  Luft  müsse  bei  Wasserheizungen  mit  Feuchtigkeit  gesättigter  sein,  als  bei  Luftheizung, 
ist  rein  instinktiver  Natur,  da  das  in  den  Röhren  befindliche  Wasser  nur  Träger  der  Wärme  ist  und  nie  mit 
der  zu  erwärmenden  Luft  in  Berührung  kommt. 

Durch  sorgfältiges  Studium  und  zahlreiche  anemo  metrische  und  hygro metrische 
Experimente  ist  es  möglich  geworden,  die  maassgebenden  Faktoren  zur  Herstellung  von 
Zentral  - Luftheizungen  mit  Ventilation  genau  kennen  zu  lernen,  und  sind  wir  im  Stande 
mit  aller  Sicherheit  den  Anforderungen,  welche  man  in  sanitätlicher  Beziehung  macht, 
vollständig  zu  entsprechen. 

Ein  nicht  zu  unterschätzender  Vortheil,  den  unser  Zentral-Luftheizungssystem  bietet,  ist  ferner  die 
gänzliche  Beseitigung  jedweder  Feuersgefahr  und  die  leichte  Instandhaltung  der  Apparate.*) 

Wir  rekapituliren  in  Folgendem  die  wesentlichen  Vorzüge  der  Zentral- Luftheizung  mit  Ventilation: 

I.  Rasche  und  gleichmässige  Erwärmung  der  Räume; 

II.  Kräftige  und  sichere  Luft  - Er n eu  er u ng  (Ventilation)  sowohl  im  Winter  als  auch 
im  Sommer; 

III.  Voll  ständige  Erreichung  der  in  sanitätlicher  Beziehung  gewünschten,  für  den 
menschlichen  Organismus  in  hohem  Grade  zuträglichen  Beschaffenheit  der  Luft 
(sowohl  an  Sauerstoff-,  als  an  Wassergehalt); 

IV.  Erhebliche  Ersparniss  an  Brennmaterial; 

V.  Billige  Herstellungskosten  der  Anlage; 

VI.  Ve  rmeidung  jedweder  Feuersgefahr  und  Beseitigung  der  Unglücksfälle,  welche  bei 
anderen  Heizungen  Vorkommen  können; 

VII.  Die  Möglichkeit,  jeden  Raum  für  sich  nach  Erforderniss  zu  erwärmen  oder  abzu- 
sperren und  den  Wärmegrad  zu  reguliren; 

VIII.  Leichte  Instandhaltung  und  Reinigung  der  Heizapparate; 

IX.  Raumersparn  iss  durch  Beseitigung  der  durch  ihre  Strahlwärme  lästigen  Zimmeröfen. 

*)  Das  Nähere  über  die  Instandhaltung  der  Apparate  enthalten  die  jeder  Anlage  beigegebenen  gedruckten  Heiz- 
Instruktionen. 


Ventilation  im 
Sommer. 


Einführung:  für 
warme  Luft. 


Kanalisirung:. 


Schall -Leitung:. 


Hygrometrisohe 
Beschaffenheit 
der  Luft. 


Luftheizungs- Anlagen  mit  Ventilation  sind  von  uns  in  grosser  Anzahl  inner-  und  ausserhalb 
der  Zollvereinsgrenzen  ausgeführt  und  noch  in  der  Ausführung  begriffen,  als  in:  Kirchen,  Schulen,  Akade- 
mien, Krankenhäusern,  Versorgungs-Anstalten,  Heilanstalten,  Gebäranstalten,  Irrenanstalten,  Badeanstalten, 
Gefängnissen,  Kasernen,  Bahnhöfen,  öffentlichen  Gebäuden,  Palais,  Wohnhäusern,  Theatern,  Zirkus’,  Turnhal- 
len, Börsen,  Markthallen,  Museen,  Bildergallerien,  Bibliotheken,  Bazars,  grösseren  Gesellschaftssälen,  Ausstel- 
lungsgebäuden, pyrotechnischen  Anstalten,  Schlössern,  Klöstern,  photographischen  Ateliers,  Treibhäusern,  Fa- 
briken, Werkstätten  und  Trockenanstalten  der  mannigfachsten  Art  etc. 

Projekte  und 

Kostenanschläge.  Wir  sind  stets  bereit,  Projekte  und  Kostenanschläge  anzufertigen  und  bedürfen  wir  hierzu: 

1)  Baupläne,  bestehend  in  Grundrissen  der  Fundamente  resp.  Souterrains,  sowie  der  zu  beheizenden 
Stockwerke,  und  den  dazu  gehörigen  Profilen,  mit  Andeutung  der  Richtung  gegen  Norden,  ausser- 
dem aber  noch: 

2)  Angabe  des  in  Verwendung  kommenden  Brennmaterials,  oh  Holz,  Steinkohlen,  Braunkohlen  oder  Torf; 

3)  Angabe,  ob  eine  disponible  Triebkraft  vorhanden  ist; 

4)  Angabe  des  Niveau’s  vom  höchsten  Grundwasserstand; 

5)  Angabe  der  Räumlichkeiten,  welche  in  den  verschiedenen  Etagen  zu  beheizen  sind,  zu  welchem 
Zwecke  dieselben  dienen,  und  welcher  Wärmegrad  dafür  verlangt  wird; 

6)  Bei  Krankenhäusern : Angabe  der  Anzahl  Betten  in  Sälen  und  Separatzimmern ; 

7)  Bei  Schulen:  Angabe  der  Apzahl  Schüler  für  jedes  Klassenzimmer; 

8)  Bei  Trockenanstalten:  Angabe  der  gewünschten  Temperatur  und  des  zu  verdunstenden  Wasserquan- 
tums, welches  in  einer  bestimmten  Zeit  entfernt  werden  soll. 

Für  den  gewünschten  Heizeffekt,  überhaupt  für  die  solide  Ausführung  unserer 
Heizapparate  leisten  wir  Garantie. 

Ludwigshafen  a.  Rh.,  im  August  1868. 

Boyer  & Consorten. 


Zeugniss. 

Die  Caloriferes- Fabrik  von  Herren  Boyer  & Consorten  zu  Ludwigshafen  am  Rhein  hat  im  Jahre  1867  die  zur  Beheizung  der 
Säle  des  neuen  Sehulhauses  an  der  Frauenstrasse  dahier  nöthigen  Caloriferes,  wie  auch  die  zum  Betriebe  der  Pulsions -Ventilation  ver- 
langte Turbine  mit  Ventilator  geliefert. 

Diese  Heizung  und  Ventilation  ist  nun  während  des  Winters  1867  auf  1868  in  Betrieb  gewesen  und  hat  sich  hierbei  vollkommen 
bewährt,  und  wurden  mit  derselben  sowohl  in  Beziehung  auf  Erwärmung  als  Reinheit  der  Luft  die  günstigsten  Resultate  erzielt. 

München,  den  7.  April  1868.  Stadt-Bauamt. 

(E-  S.)  (gez.)  Zenetti,  Stadtbaurath. 


München,  den  19.  März  1868. 

Magistrat  der  Küuigl.  Haupt-  und  Residenz -Stadt  München! 

Das  neue  Schulhaus  in  der  Frauenstrasse  betreffend. 

Dem  in  dem  Schreiben  vom  19.  November  1867  ausgedrückten  Wunsche  habe  ich  durch  Untersuchungen  der  Luft  in  den  neuen 
Schulhäusern  in  der  Frauenstrasse  und  der  Louisenstrasse  während  der  Winterzeit  zu  entsprechen  gesucht.  Ich  theile  die  Resultate  einst- 
weilen mit  unter  dem  Bemerken,  dass  ich  nicht  versäumen  werde,  auch  während  der  Sommerzeit  Beobachtungen  anzustellen. 

Am  20.  Dezember  1867  verfügte  ich  mich  Nachmittags  31/,  Uhr  in  das  Schulhaus  in  der  Frauenstrasse.  Ich  hatte  diesen  Tag  ge- 
wählt, weil  es  stark  schneite  und  die  Kinder  deshalb  mit  nassen  Kleidern  in  die  Schule  kamen.  Ich  betrat  zur  Untersuchung  der  Luft  den 
I.  Kurs  der  Knabenschule  (Lehrer  Graf)  und  den  III.  Kurs  der  Mädchenschule  (Lehrerin  Ludwig).  Von  den  Knaben  waren  106,  von  den 
Mädchen  83  im  Sehulzimmer  anwesend.  Die  Temperatur  betrug  in  beiden  Lokalitäten  14°  R. 

Der  erste  Eindruck,  den  die  Luft  auf  die  Sinne  machte,  war  ein  ausserordentlich  günstiger,  von  der  gewöhnlichen  Schulluft  sehr 
abstechender.  Auch  Lehrer  Gräf  und  Lehrerin  Ludwig  äusserten  sich  dahin,  dass  sie  einen  grossen  Unterschied  gegen  sonstige  Lokalitäten 
verspürten  und  dass  sie  die  Wohlthat  so  guter  Luft  nur  wieder  schwer  entbehren  würden. 

Die  Abwesenheit  des  iibelen  Geruches  in  den  Schulsälen  wurde  von  mir  auch  noch  bei  einer  anderen  Gelegenheit  konstatirt,  wo 
die  Frau  Grossfürstin  Helena  von  Russland  das  Schulhaus  in  der  Frauenstrasse  der  Ventilation  wegen  besuchte;  auch  dieser  hohen  Dame 
fiel  es  auf,  dass  die  Schulluft  nicht  den  bekannten  Geruch  habe. 

Da  die  Kohlensäure  der  Luft  in  bewohnten  Räumen  durchschnittlich  den  genauesten  Maasstab  für  ihre  Güte  abgiebt,  vorausgesetzt, 
dass  im  Raume  keine  anderen  Kohlensäurequellen  vorhanden  sind,  als  Haut  und  Lungen  des  Menschen,  so  wurde  der  Kohlensäuregehalt  in 
beiden  Zimmern  bestimmt.  Bei  den  Knaben  ergab  sich  21/,,  bei  den  Mädchen  *2  Volum  per  Mille  Kohlensäure,  was  weit  unter  dem  Mittel 
des  gewöhnlichen  Kohlensäuregehaltes  der  sonstigen  Sehulluft  ist. 

Dem  Wunsche  des  Schreibens  vom  19.  November  1867  entsprechend,  begab  sich  der  Unterzeichnete  am  27.  Dezember  1867  in  das 
neue  Schulhaus  in  der  Louisenstrasse  in  die  II.  Abtheilung  der  Knabenschule  (Lehrer  Wittmann)  und  in  den  I.  Kurs  der  Mädchenschule 
(Lehrerin  Sennefelder).  Die  Luft  roch,  wie  es  gewöhnlich  in  Schulen  riecht,  trotzdem  dass  die  Zimmer  sehr  hoch  und  geräumig  sind,  und 
in  der  Knaben- Abtheilung  nur  95,  in  dem  Mädchenkurse  nur  69  Kinder  anwesend  waren. 

Der  Unterschied  im  Kohlensäuregehalt  sprach  sieh  in  derselben  Richtung,  wie  das  Geruchsorgan  aus.  In  der  Knabenabtheilung 
wurde  die  Kohlensäure  unter  einem  für  die  Anhäufung  derselben  höchst  ungünstigen  Nebenumstande  bestimmt,  nämlich  gerade  zur  Zeit,  wo 
eben  eine  Abtheilung  von  circa  20  Knaben  nach  dem  Abtritte  gegangen  und  wieder  zurückgekehrt  war,  also  nachdem  die  Thüre  längere  Zeit 
im  Angel  offen  gestanden  hatte.  Trotzdem  betrug  der  Kohlensäuregehalt  noch  2'/,  per  Mille. 

In  der  schwachbesetzten  Mädchenklasse,  69  Schülerinnen,  ergab  sich  sogar  33/,  per  Mille  Kohlensäure,  während  sich  in  der  Frauen- 
strasse bei  Anwesenheit  von  83  Schülerinnen  nur  2 per  Mille  ergeben  hatte.  Hierbei  ist  noch  zu  bedenken,  dass  die  69  Schülerinnen  in  der 
Louisenstrasse  um  2 Jahre  jünger,  als  die  83  Schülerinnen  in  der  Frauenstrasse  waren  und  dem  entsprechend  weniger  Kohlensäure  produzirten. 

Der  Vergleich  zwischen  diesen  beiden  Mädchenkursen  ist  schlagend  zu  Gunsten  der  Ventilation  des  Schulhauses  in  der  Frauenstrasse*). 

Vom  hygienischen  Standpunkte  aus  darf  man  dem  Magistrate  zu  diesem  Resultate  gratuliren,  und  ist  sehr  zu  wünschen,  dass  in 
diesem  Sinne  fortgefahren  werde.  Was  etwa  die  Heizung  mehr  kostet,  bezahlt  sich  reichlich  durch  den  kräftigenden  Einfluss  guter  Luft  auf 
die  Gesundheit  der  Lehrer  und  der  Kinder. 

Mit  ausgezeichneter  Hochachtung 

ganz  ergebenster 

Dr.  Max  v.  Pettenkofer, 

Professor  der  Hygiene. 


')  Von  Boyer  & Consorten  erstellt. 


M 33 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2'/2  Sgr.  die  Petitzeile. 


des 


Wochenblatt 

heraüsgegekn  von  Mitgliedern 

Architekten  - Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  14.  August  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  Entwässerung  der  Stadt  Stralsund.  — Leber  die 
Einrichtung  der  Baugewerkschulen.  (Fortsetzung).  — Gubbio.  (Fort- 
setzung). — Schornsteinaufsätze.  — Mittheilungen  aus  Verei- 
nen: Architekten  - und  Ingenieur -Verein  zu  Kassel.  — Schleswig- 
Holstein’scher  Ingenieur -Verein.  — Architekten -Verein  zu  Berlin. 
— Vermischtes:  Tod  des  Eisenbahnbaumeisters  H.  Schulze.  — 

Anlage  einer  Heizgasleitung  in  Berlin.  — Neue  Publikation  des 
Schlosses  Marienburg.  — Aus  der  Fachliteratur:  Förster’s 
allgemeine  Bauzeitung.  — Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisen- 
bahnwesens. - — Humber’s  Modern  Engineering.  — Konkurren- 
zen: Vervielfältigung  der  für  den  Altar  der  Kirche  zu  Reutlingen 
eingelaufenen  Projekte.  — Personal-Nachrichten  etc. 

\¥.  VcrsaiiniialiiBijjt 

deutscher  Architekten  und  Ingenieure 

vom  1.  bis  4.  September  <1.  J. 

Die  geehrten  Herren  Fachgenossen,  welche  die  mit  der  Versammlung  verbundene  Ausstellung  zu  be- 
schicken wünschen,  werden  daran  erinnert,  dass  die  auszustellenden  Pläne  bis  zum  15.  August  d.  J.  dem  Ham- 
burger Lokal -Comite,  Adresse  Kunsthalle,  einzusenden  sind.  Auch  die  Anmeldungen  zur  Theilnahme  an 
der  Versammlung  werden  zu  demselben  Termine  erbeten.  Hamburg,  den  4.  August  1868. 

Der  Vorsitzende  des  Lokal  - Comites 

F.  Geo.  Stammann. 


Wir  verweisen  wiederholt  auf  die  in  No.  30.  u.  BI.  (Seite  313)  abgedruckte  Mittheilung  des  Lokal -Comites,  in  welcher  die 
Grundzüge  für  das  Programm  der  Versammlung  enthalten  sind.  (D.  Red.  d.  d.  Bauztg.) 


Die  Entwässerung  der  Stadt  Stralsund. 


D ie  Stadt  Stralsund  enthält  innerhalb  der  Festungs- 
werke ein  Areal  von  etwa  206  Magdeb.  Morgen.  Sie  liegt 
unmittelbar  an  einem  der  Binnengewässer  der  Ostsee, 
welches  ihre  östliche  Seite  bespült,  während  sie  an  den 
andern  Seiten  von  aufgestauten  Miihlenteichen  umgeben 
ist;  der  mittlere  Meeresspiegel  liegt  auf  -j-  3'  9"  am  Stadt- 
pegel, wogegen  der  eine  der  beiden  Teiche  mindestens  bis 
auf  12'  8",  der  andere  bis  auf  11'  8"  gefüllt  bleibt.  Beide 
Gewässer  dienten  bisher  zum  Betriebe  städtischer  Wasser- 
mühlen. Der  höchste  Punkt  des  Strassenpflasters  liegt 
auf  -(-  40'  am  Pegel. 

Die  bisherige  Entwässerung  der  Stadt  geschah  durch 
offene  Strassenrinnen , welche  zum  Theil  in  den  Obergra-  i 
ben  der  einen,  zum  Theil  in  den  Untergraben  der  andern 
Mühle  mündeten.  Jedoch  befinden  sich  in  verschiedenen 
Strassen  von  Alters  her  hölzerne  Röhrensiele  von  etwa 
4 ]/2 " Weite,  welche  Verbänden  von  Hausbesitzern  ange- 
boren und  vorzugsweise  zur  Entwässerung  solcher  Keller 
dienen,  in  welchen  Malz  gemacht  zu  weiden  pflegte. 

Der  Zustand  des  erwähnten  Obergrabens,  welcher  mit 
einer  grossen  Zahl  von  Abtritten  der  benachbarten  Häuser 
in  Verbindung  stand,  erforderte  in  Folge  der  dürren  Jahre 
1857  und  1858  dringende  Abbülfe  und  gab  die  erste 
Veranlassung  zu  der  Anlage  eines  unterirdischen  gemau- 
erten Kanales.  Bei  dem  Entwurf  desselben  musste  der 
Entwässerungs  - Plan  für  die  Stadt  im  Allgemeinen  fest- 
gestellt werden.  Die  hierbei  vorzugsweise  zu  verfolgenden 
Zwecke  waren: 

1.  Die  Beseitigung  der  für  die  Gesundheit  nachthei- 
ligen offenen  Vorfluthgräben; 

2.  Die  Verhinderung  der  massenhaften  Eisbildung 
in  den  Strassen  zur  Winterzeit; 

3.  Die  Verkleinerung  der  bei  starken  Regengüssen 
in  den  Strassen  sich  ansammelnden  Wasserbäche; 

4.  Die  Beseitigung  der  über  die  Strassenrinnen  füh- 
renden Brücken; 


5.  Die  Verlegung  der  Hausrinnen  vom  Flur  des 
Erdgeschosses  bis  unter  die  Kellersohle; 

6.  Die  Senkung  des  Grundwasserstandes  auf  ein 
konstantes,  möglichst  tiefes  Niveau. 

Zur  Erreichung  dieser  Zwecke  konnten  allein  tieflie- 
gende Siele  dienen. 

An  Stelle  der  beiden  gedachten  offenen  Vorfluthgräben 
mussten  gemauerte  Kanäle  veranschlagt  werden,  während 
die  Zweigkanäle  bis  zur  Weite  von  15"  aus  glasirten 
Steingutröhren,  über  dieses  Maass  hinaus,  soweit  sie  über- 
haupt Vorkommen,  aus  Ziegeln  in  Zement  gemauert  werden. 
Das  Wasser  der  Strassenrinnnen  wird  in  kleine  Schlamm- 
fänge geleitet,  welche  mit  Wasserverschlüssen  versehen 
sind  und  aus  denen  das  Wasser  durch  Röhren  in  die 
Siele  herabfällt. 

Die  beiden  Hauptkanäle  sind  besteigbar  und  spülbar; 


ein  solches  von  1 : 1000  erhalten  wird.  Die  unteren  Aus- 
miindungen  liegen  im  mittleren  Meeresspiegel.  Die  beiden 
Mühlen  sind  wegen  zu  geringen  Ertrages  eingegangen 
und  steht  daher  eine  sehr  bedeutende  Wassermenge  zur 
fast  ununterbrochenen  Spülung  zu  Gebot. 

Der  Wasserverbrauch  in  der  Stadt  wird  vorläufig  nur 
durch  ein  altes  Wasserwerk  unterstützt,  welches  aber  eine 
zur  Spülung  der  Zweigsiele  hinreichende  Wassermenge 
liefert. 

Die  Gesammtk osten  des  unterirdischen  Kanalnetzes 
werden  überschläglich  82,630  Thaler  betragen,  so  dass  auf 
den  Magdeb.  Morgen  der  fast  durchweg  eng  bebauten  und 
gepflasterten  Fläche  in  runder  Summe  400  Thaler  kommen. 
Einschliesslich  der  gegenwärtig  in  Ausführung  begriffenen 
Strecken  werden  am  Schlüsse  dieses  Jahres  ca.  30,000  Thlr. 
verausgabt  sein  und  da  die  schwierigsten  Strecken  bereits 
vollendet  sind,  ist  eine  Ueberschreitung  der  angegebenen 
Gesammtsumme  nicht  mein-  zu  befürchten. 

Die  Betheiligung  der  Hausbesitzer  ist  der  Erfahrung 


H44  — 


gemäss  eine  erfreuliche,  namentlich  in  allen  denjenigen 
Fällen,  wo  der  Grundwasserstand  durch  das  tiefliegende 
Siel  dauernd  gesenkt  wird  und  demgemäss  die  Keller  zu 
allen  Jahreszeiten  trocken  bleiben.  In  der  Regel  bringen 
die  Hausbesitzer  die  Kosten  des  Strassensieles  zusammen, 
so  dass  die  Stadtkasse  nur  die  Einläufe  der  Strassenrinnen 
zu  bezahlen  hat. 

Von  den  in  neuerer  Zeit  hier  errichteten  öffentlichen 
Gebäuden,  zum  Theil  auch  schon  von  Privatgebäuden,  ist 
das  umgebende  Erdreich  dnrch  besondere  Futtermauern 
getrennt,  so  dass  auch  die  Kellergeschosse  völlig  trockene 
und  der  Luft  zugängliche  Wände  behalten  und  zu  Wohn- 
und  Wirthschaftsräumen  ohne  Nachtheil  benutzt  werden 
können;  das  in  die  offenen  Zwischenräume  fallende  Re- 
genwasser fliesst  in  die  Siele  ab. 

Die  aus  den  offenen  Strassenrinnen  in  die  beiden 
Vorfluthgräben  gelangenden  Sandmengen  sind  in  früherer 
Zeit  theils  daselbst  liegen  geblieben,  theils  bis  in  den 
Strand  getrieben  und  dort  von  der  Küstenströmung  fort- 
geführt. Eine  nachtheilige  Anhäufung  ist  nicht  bemerkt 
worden.  In  Zukunft  werden  jedoch  die  Sinkstoffe  durch 
die  bei  jedem  oberen  Einlauf  in  die  Siele  angebrachten 
Schlammfänge  zurückgehalten. 

Die  Benutzung  der  Siele  zum  Fortschwemmen  des 
Koths  aus  den  Abtritten  wird  gestattet  und  nimmt  all- 
jährlich zu.  Die  anderweitige  Räumung  der  Abtrittgruben 
ist  in  der  Regel  mit  grösseren  Kosten  verbunden  und  ge- 
bietet daher  das  wirtschaftliche  Interesse  sowohl  bei  Pri- 
vathäusern als  bei  öffentlichen  Anstalten,  die  zur  Ent- 
wässerung der  Kel  ler  ohnehin  vorhandenen  Haus- 
siele auch  zur  Ableitung  des  Unraths  in  Anspruch 
zu  nehmen. 


Aus  dem  jetzigen  Betrage  der  in  Stralsund  erhobenen 
Gebäudesteuer  darf  man  schliessen,  dass  der  jährliche 
Miethswerth  sämmtlicher  Baulichkeiten  sich  auf  rund 
400000  Thlr.  beläuft.  Das  Baukapital  für  die  öffent- 
lichen Siele  kann  mit  rund  5000  Thlrn.  verzinst  und 
amortisirt  werden,  wogegen  deren  Unterhaltung  sich  reich- 
lich aus  den  Mitteln  bestreiten  lässt,  welche  bisher  zur 
Räumung  der  Vorfluthgräben,  zur  Fortschaffung  des  Eises 
aus  den  Strassen  und  zur  Unterhaltung  der  Strassenbrücken 
verwendet  wurden.  Mithin  würde  ein  Aufschlag  von 
1 y4  Prozent  des  Miethsertrages  genügen,  um  die  Kosten 
der  öffentlichen  Siele  zu  decken. 

Die  Anlage  eines  Netzes  tiefliegender  Siele  ist  hier 
in  Stralsund  glücklicherweise  bereits  im  Jahre  1858  be- 
gonnen, als  der  Streit  über  dergleichen  Bauten  in  Deutsch- 
land noch  nicht  angefacht  war.  Nach  Ausführung  der 
ersten  Strecken  befreundete  man  sich  bald  mit  dem  wolil- 
thätigen  Zweck  der  Siele  und  haben  die  vielfachen  ander- 
wärts dagegen  erhobenen  Einwendungen  hier  keinen  nach- 
theiligen Einfluss  mehr  ausüben  können. 

Der  Unterzeichnete  hat  bereits  im  Jahre  1855  bei 
einer  Besprechung  des  Pettenkofer'schen  Werkes:  „Ueber 
die  Verbreitungsart  der  Cholera“  im  Architekten -Verein 
zu  Berlin  die  Nothwendigkeit  tiefliegender  Siele  in  eng- 
bewohnten Städten  hervorgehoben  und  hielt  es  jetzt  an 
der  Zeit,  über  das  von  ihm  ausgeführte,  wenn  auch  noch 
unvollendete  Sielnetz  das  Wesentlichste  bekannt  zu  machen, 
da  es  anscheinend  an  Beispielen  ausgeführter  Anlagen  in 
Deutschland  noch  fehlt. 

E.  v.  Haselberg,  Stadtbaumeister. 


Heber  die  Einrichtung  der  Uaiigewcrkscliulen. 

(Fortsetzung.) 


Im  Anfänge  freilich  war  der  Wirkungskeis  ein  sehr 
wenig  umfangreicher  und  blieb  längere  Zeit  auf  die  elemen- 
taren Vorkenntnisse  beschränkt.  Denn  die  Volksschule 
lag  damals  noch  sehr  darnieder  und  ein  guter  Theil  der 
Bau  - Handwerker  konnte  kaum  seinen  Namen  schreiben. 
Obschon  die  Herzoglich  Braunschweigische  Regierung  in 
Anerkennung  der  Wichtigkeit  des  Bauhandwerkerstandes 
bereits  in  einer  im  Jahre  1821  erlassenen  neuen  Gilde- 
ordnung die  Meisterprüfung  für  Bauhandwerker  unter  Zuzie- 
hung von  Distriktsbaubeamten  vorgeschrieben  hatte,  stellten 
sich  doch  noch  auf  Jahre  hinaus  auch  die  mässigsten  An- 
forderungen als  zu  bedeutend  heraus.  Dies  eben  veran- 
lasste  damals  den  verewigten  Gründer  der  Holzmindener 
Baugewerkschule,  Bauhandwerkern  Privat- Unterricht,  vor 
Allem  in  den  ganz  vernachlässigten  Elementarkenntnissen 
und  im  Zeichnen  zu  ertheilen,  der  indess  nicht  lange  für 
den  vorliegenden  Zweck  genügen  konnte.  Es  wurde  im 
Winter  1830 — 31  möglich  gemacht,  einen  ziemlich  gere- 
gelten Unterricht  mit  7 Schülern  in  einer  ärmlichen  Stube 
zu  beginnen.  Der  Winter  1831  — 32  vereinigte  15  Schüler 
in  einer  einzigen  Klasse  und  in  dieser  Zeit  reifte  der  Ge- 
danke zur  Gründung  einer  allgemeinen  Baugewerkschule. 

Mit  welcher  Beharrlichkeit  und  Thatkraft  und  mit 
welchem  Erfolge  der  Gründer  der  Anstalt  diesen  Gedan- 
ken bis  zu  seinem  Tode  verfolgt  hat,  ist  bekannt  genug; 
weniger  bekannt  möchte  sein,  dass  dieser  Erfolg  wesent- 
lich dadurch  bedingt  gewesen  ist,  dass  sein  klarer  Geist 
schon  damals,  obwohl  an  das  Gegebene  anknüpfend,  die 
Anforderungen  kommender  Zeiten  vollständig  übersah  und 
den  Plan  so  anlegte,  dass  er  ohne  prinzipielle  Aende- 
rungen  Stück  für  Stück,  den  jeweilig  wachsenden  An- 
sprüchen gemäss,  ausgebaut  werden  und  zu  einem  orga- 
nischen Ganzen  erwachsen  konnte.  Sein  unablässiges 
Streben  war  darauf  gerichtet,  dem  Bauhandwerker  nicht 
eben  nur  soviel  einzutrichtern,  um  etwa  der  Meisterprü- 
füng  zu  genügen,  sondern  seine  Deukkraft  zu  steigern, 
sein  ganzes  geistiges  Leben  stetig  zu  heben  und  ihn  zu 
immer  neuen  Anstrengungen  anzuregen,  ihn  intelligenter 
und  erfinderisch  zu  machen,  ihn  über  den  Zusammenhang 
von  Wissenschaft  und  Praxis  aufzuklären,  namentlich  aber 


seinen  Sinn  für  das  Schöne  zu  wecken.  Wenn  es 
dabei  unausbleiblich  war,  ihn  zugleich  auf  das  Verständ- 
niss  der  Kunstformen  hinzuführen  und  ihn  somit  allmälig 
höheren  Regionen  zu  nähern:  so  lag  der  Schule  bis  auf 
den  heutigen  Tag  das  Streben  ferne,  ihn  über  seinen  Stand 
zu  erheben,  und  ist  ihr  ausgesprochener  Zweck,  nicht 
Künstler  oder  Ingenieure  heranzubilden,  sondern  einzig 
und  allein,  denkende  Handwerker  zu  erziehen,  deren 
Bildungsgang  aber  auch  jeden  Vorschub  zu  leisten  und 
ihrer  Ausbildung  keine  anderen  Schranken,  als  durch  ihre 
eigene  Kraft  und  Fähigkeit  stecken  zu  lassen. 

Und  mit  diesem  Willen  stellt  sich  auch  jetzt  die 
Baugewerkschule  dem  gewaltigen  Umschwung  gegenüber, 
der  uns  in  der  vollen  Freizügigkeit  und  Freigebung  der 
Baugewerbe  mit  allen  ihren  Folgen  bevorsteht.  Sie  ver- 
kennt nicht  die  mannigfachen  Schwierigkeiten,  welche  zu- 
nächst mit  dieser  Freiheit  verbunden  sein  werden,  ist  aber 
auch  überzeugt,  dass  die  Kraft,  welche  dem  deutschen 
Bauhandwerker  inne  wohnt  und  die  durch  seine  Ausbil- 
dung immer  mehr  erhöht  wird,  diese  Mängel  bald  ver- 
schwinden machen  wird.  Sie  sieht  demnach  in  der  Frei- 
gebung der  Baugewerbe  den  Schlusstein  in  der  Brücke 
über  jene  Kluft,  welche  Kunst  und  Handwerk  bisher  ge- 
trennt hat,  nach  desseu  Einfügung  der  Vereinigung  beider 
nichts  mehr  im  Wege  sondern  Jedem  frei  steht,  beide 
Gebiete  zu  betreten  und  zu  beherrschen,  aber  sie  versteht 
unter  dieser  Wiedervereinigung  kein  allgemeines  Aufgehen 
des  Einen  in  dem  Anderen,  sie  erkennt  zunächst  nur  ein 
erwünschtes  Hand  in  Handgehen,  Ineinandergreifen  und 
gegenseitiges  Verständniss.  Nach  wie  vor  werden  die 
Kunst,  die  höhere  Technik  und  das  Handwerk  ihre  ge- 
sonderte  Vertretung  um  so  mehr  finden,  als  bei  dem  täg- 
lich sich  erweiternden  Gebiete  der  Bauwissenschaften  je 
länger  je  mehr  in  allen  drei  Fächern  eine  berufsmässige 
Auswahl  von  Spezialitäten  sich  nütliig  machen  wird;  nach 
wie  vor  wird  das  altehrwürdige  Handwerk  neben  den 
beiden  andern  bestehen  und  es  Aufgabe  der  Baugewerk- 
schule bleiben,  den  Bauhandwerker  als  solchen  zu  vertreten 
und  auszubildeu.  Es  kommt  nur  darauf  an,  sich  ein  klares 
Bild  von  der  Wirksamkeit  dieser  drei  Fächer,  wie  sie  in 


345 


Wirklichkeit  sich  jetzt  darstellen  und  wohl  auch  in  Zu- 
kunft gestalten  werden,  zu  entwerfen,  um  sofort  zu  er- 
kennen, welches  von  jetzt  an  der  leitende  Gedanke  der 
Baugewerkschulen  sein  muss. 

Wenn  das  Gebiet  des  Architekten  an  sich  that- 
sächlich  keinerlei  Aufgabe  des  Bauwesens  ausschliesst,  so 
beginnt  die  eigentlich  künstlerische  Thätigkeit  doch  erst 
mit  dem  selbstständigen  Entwurf  der  Anlage,  Formgebung 
und  Ausstattung  aller  solcher  Gebäude,  die  etwa  über  dem 
Niveau  des  einfachen  bürgerlichen  Wohngebäudes  stehen 
oder  so  aufgefasst  werden.  Zu  seinem  Ressort  gehören 
also  alle  Gebäude,  die  höheren  oder  bevorzugten  Lebens- 
zwecken dienen  und,  sei  es  als  öffentliche  oder  Privatge- 
bäude, auf  monumentalen  Charakter  Anspruch  machen, 
also:  die  Villa  und  das  herrschaftliche  Wohngebäude,  Pa- 
läste, Schlösser,  Theater,  Museen  und  Musikhallen,  Rath- 
häuser und  Regierungsgebäude,  Gerichtshöfe,  Markthallen, 
Bahnhöfe,  Kirchen,  grössere  städtische  Schulgebäude  und 
höhere  Lehranstalten,  Festhallen,  grössere  Vergnügungs- 
anlagen, Turnhallen,  Arsenale,  Ausstellungshallen,  Bäder  etc. 
Es  macht  hierbei  die  örtliche  Lage  keinen  Unterschied, 
d.  h.  wenn  auch  die  Thätigkeit  des  Architekten  sich 
wesentlich  auf  grössere  Plätze  konzentriren  wird,  so  ist 
es  doch  gleich,  ob  seine  Entwürfe  in  der  Stadt  oder  auf 
dem  Lande  zur  Ausführung  bestimmt  sind.  Die  Erwer- 
bung der  hierzu  nöthigen  Fertigkeiten  und  Kenntnisse, 
also  die  Ausbildung  der  Architekten,  ist  Sache  der  Aka- 
demien. 

Ebenso  ist  die  Thätigkeit  des  Ingenieurs  nicht  an 
Oerllichkeiten  gebunden  und  umfasst  dieselbe  alle  wich- 
tigen öffentlichen  Nutzbauten  und  solche  bauliche  Anla- 
gen, zu  deren  Entwurf  und  Ausführung  eine  höhere  theo- 
retische Begründung  besonders  mittelst  Mathematik,  Mecha- 
nik und  Chemie  etc.  erforderlich  ist.  Hierher  gehören 
Wasserleitungen,  Kanalisirungen , Tunnel,  Gasanstalten, 
Ueberbrückungen,  Strassen,  Eisenbahnen,  Maschinen,  Werk- 
stätten, Wasser-  und  Schleusenbauten,  alle  grösseren  che- 
misch- und  mechanisch -technischen,  gewerblichen  und  Fa- 
brikanlagen, z.  B.  Brauereien,  Brennereien,  Siedereien, 
Webereien,  Spinnereien  etc.,  sowie  alle  grösseren  und 
theoretisch  zu  begründenden  Einzelkonstruktionen,  wie 
grosse  Dachwerke  und  Ueberwölbungen,  grössere  Heiz- 
und  Feuerungsanlagen  etc.  Beider,  des  Architekten  wie 
des  Ingenieurs  Stellung  setzt  einerseits  eine  höhere  huma- 
nistische Bildung  voraus,  wie  sie  andererseits  zugleich  eine 
möglichst  genaue  Ivenntniss  der  einschlägigen  praktischen 
Arbeiten,  also  des  handwerklichen  Theils  der  Aus- 
führung um  so  mehr  erfordert,  als  beide  für  die  Ausführ- 
barkeit, Solidität,  Richtigkeit  ihrer  Entwürfe  verantwort- 
lich sind. 

Hiernach  präzisirt  sich  das  Gebiet  des  Flauhand- 
werkers, als  des  dritten  wichtigen  Gliedes  dieser  Reihe 
folgendermaassen.  Zunächst  soll  er  Hand  in  Hand  mit 
dem  Architekt  und  Ingenieur  die  von  diesen  entworfenen 
Kunstwerke,  grösseren  technischen  Anlagen  und  Konstruk- 
tionen, denen  höhere  mathematische  Berechnungen  zu 


! Grunde  liegen,  ausführen;  dazu  genügt  nicht  blos  eine 
mechanische  Fertigkeit,  es  erfordert  dies  ein  Eindringen 
in  die  Kunst,  ein  Verständniss  der  ihm  in  die  Hand  ge- 
gebenen Entwürfe  und  Konstruktionen;  ohne  dieses  Ver- 
ständniss leistet  er  nicht  die  richtige  Hilfe  und  bleibt  der 
Handlanger  jener  Beiden.  Die  Detailausführungen  dieser 
grossen  Entwürfe  muss  er  selbstständig  leiten  und  im 
Geiste  des  ganzen  Werkes  durchführen  können. 

Aber  mehr  wird  von  ihm  verlangt;  er  soll  auch  ei- 
gene Werke  schaffen;  der  Bewohner  in  grösseren  und 
kleineren  Städten  und  auf  dem  Lande  verlangt  von  ihm 
den  Entwurf  und  die  Herstellung  seines  Wohnhauses  mit 
zweckmässiger  Einrichtung  und  dauerhafter  Kostruktion, 
j dem  auch  der  künstlerische  Schmuck  nicht  fehlen  darf. 

! Ebenso  umfasst  sein  Gebiet  den  Entwurf  und  die  Aus- 
[ führung  aller  übrigen  in  kleinen  Städten  nnd  auf  dem 
Laude  vorkommenden  Gebäulichkeiten,  soweit  sie  nicht 
| den  Charakter  des  Monumentalen  tragen  sollen;  dahin 
; gehören  ausser  dem  Wohnhause  kleinere  Fabriken  und  ge- 
; werbliche  Anlagen,  wie  kleinere  Brauereien,  Brennereien  etc., 
! landwirthschaftliche  Anlagen,  Geschäftslokale,  Gasthöfe, 
Säle,  kleinere  Brücken,  deren  künstlerische  und  technische 
Anforderungen  geringer  sind  und  höchstens  in  den  immer- 
hin einfachen  Ansprüchen  des  bürgerlichen  Wohnhauses, 

I wie  solche  in  kleineren  Städten  Vorkommen,  gipfeln.  Selbst 
öffentliche  Gebäude,  wie  Rathhäuser,  Schul-  und  Pfarr- 
{ häuser,  sowie  öffentliche  Geschäfts-  und  Verkehrslokale 
[ werden  an  solchen  Orten  selten  über  die  Ansprüche  des 
j bürgerlichen  Wohnhauses  hinaus  aufgefasst,  andernfalls  er- 
fordern sie  meist  die  Heranziehung  anderer  Kräfte  aus  der 
! Sphäre  des  Architekten.  Die  inneren  und  äusseren  Be- 
I dingungen  der  hier  geschilderten  Bauentwürfe  und  Aus- 
führungen erfordern  im  Ganzen  eine  eigene  theoretische 
und  künstlerische  Begründung,  Herleitung  und  Entwicke- 
lung nur  in  einem  geringeren  Grade;  es  sind  dafür  mehr 
praktische  Regeln  und  bestimmte  Normen  maassgebend. 

Die  Ausbildung  für  dies  Gebiet  muss  die  Baugewerk- 
schule bieten  und  hofft  die  hiesige  diesen  Forderungen 
durch  nachstehend  mitgetheilten  Lehrplan  .zu  genügen. 

Ueberhaupt.  muss  in  Betracht  gezogen  werden,  dass 
eigentlich  nur  das  Maurer-  und  Zimmergewerk,  obwohl 
beide,  streng  genommen,  nur  zwei  einzelne  Zweige,  aller- 
dings die  Hauptzweige  des  Bauhand werk’s  bezeichnen,  zu 
der  vollen  Vertretung  und  Uebernahme  ganzer  Gebäude- 
anlagen berufen  werden  und  also  eine  entschieden  grössere 
Ausbildung  voraussetzen,  als  die  übrigen  Zweige  des  Bau- 
gewerkes, wie  z.  B.  die  Klempner,  Tischler  etc.,  welche 
nur  ihre  Spezialität  vertreten,  die  in  der  Hauptsache  auf 
praktische  Uebung  hinausläuft  und  eine  weit  weniger  allge- 
meine, etwa  im  geometrischen  und  Handzeichnen,  Modelliren 
gipfelnde  Ausbildung  in  der  Fachschule  erfordert.  Im- 
merhin muss  die  Baugewerkschule  auf  diese  Bauhandwerker 
die  nöthige  Rücksicht  nehmen  und  deren  Anforderungen 
in  den  Gesammtorganismus  einzufügen  wissen. 

(Schluss  folgt.) 


(hihhio. 

Von  Hubert  Stier  und  Ferdinand  Luthmer  (Fortsetzung.) 


Das  obere  Stockwerk  des  Gebäudes,  zu  welchem  man 
nunmehr  auf  jener  Freitreppe  emporsteigt,  war  wohl  von 
jeher  als  Sitz  der  Signorie  in  mehre  kleinere  Räume  ge- 
theilt.  Im  sechszehnten  Jahrhundert,  wie  erwähnt,  wahr- 
scheinlich lür  die  herzogliche  Verwaltung  umgebaut,  lassen 
sich  die  alten  Dispositionen  hier  allerdings  nicht  mehr  er- 
kennen und  die  ursprünglichen  Fenster,  ebenfalls  mit  den 
typischen  Sitzbänken  versehen,  sind  vielfach  vermauert; 
doch  gewähren  auch  diese  Räume  in  ihrer  jetzigen  Ge- 
stalt. immerhin  einen  stattlichen  Anblick:  5,50m-  im  Durch- 
schnitt hoch,  mit  den  Stichkappengewölben  jener  Zeit  mo- 
numental überdeckt  und  mit  gutem  Detail  der  Thüren 
und  Kamine.  Schön  wirkt  besonders  ein  mittlerer,  qua- 
dratischer Saal  mit  einem  kuppelartigen  Gewölbe,  der 
die  ganze  Tiefe  des  Gebäudes  einnehmend,  von  beiden 


Seiten  her  durch  die  alten  Fenster  erleuchtet  wird.  Hier 
steht  aucli  noch  das  reiche  Bassin  einer  Fontaine,  in  wel- 
chem ehemals  das  von  den  nahen  Berghöhen  mit  starkem 
Druck  herabkommende  Wasser  sprudelte.  Nach  der  Vor- 
derseite ist  diesem  Geschoss  eine  offene  Loggia  angefügt, 
eine  leichte  Bogenstellung,  welche  das  hölzerne  Dach  un- 
mittelbar trägt  und  die  einen  prachtvollen  Blick  thurm- 
hoch hinab  auf  die  Stadt  und  das  Flussthal  gewährt. 

Einer  eigenthümlichen  Anordnung  ist  hier  noch  zu 
gedenken.  Im  Boden  dieser  Loggia  befindet  sich  eine 
Oeffnung,  welche  mit  der  grossen  Halle  im  ersten  Stock- 
werk korrespondirt.  Durch  dieselbe  wurden  dem  unten 
versammelten  Volke  die  Beschlüsse  der  Signorie  mitge- 
theilt,  die  sich  auf  diese  Weise  ausserhalb  der  Schussweite 
abweichender  Meinungen  setzte  — eine  recht  empfehlens- 


346 


werthe  Einrichtung  für  konstitutionelle  Ministertische.  Dass 
man  zu  dieser  Anordnung  guten  Beweggrund  hatte,  be- 
weist die  Geschichte  solcher  Versammlungen,  bei  denen 
es  häufig  zum  wüthenden  Handgemenge,  ja  zum  offnen 
Aufstand  gegen  die  Signorie  kam,  welche  letztere  sich 
dann  ausser  durch  feste  Thüren  auch  noch  durch  einige 
in  der  Mauerdicke  verborgene  Treppen  zum  Entweichen, 
gegen  allzu  kräftige  Aeusserungen  des  Volkswillens  sicher 
gestellt  hatte.  Zahlreiche  kleine  Gemächer  sind  übrigens 
noch  durch  das  ganze  Gebäude,  zumal  in  der  Ilintermaue- 
rung  des  unteren  Tonnengewölbes,  zerstreut. 

Eine  Wendeltreppe  führt  endlich  auf  das  mit  einem 
Zinnenkränze  umgebene  Dach,  dessen  Brüstung  gegen  den 
Platz  um  30 m-,  gegen  die  untere  Strasse  aber  fast  um 
50m-  über  dem  Terrain  liegt.  An  den  Zinnen  sind  noch 


Gehen  schon  aus  dieser  Gesammtdisposition  der  gross- 
artige und  verständige  Sinn  des  alten  Meisters  Gattapone 
und  der  Reichthum  der  Mittel,  über  welche  er  und  seine 
Stadt  verfügten,  hervor,  so  lernt  man  den  Künstler  doch 
noch  mehr  schätzen  durch  die  ästhetische  Ausbildung 
seines  Baues.  Abgesehen  von  der  Wahl  des  Platzes  und 
der  hohen  Untermauerung  ist  der  Bau  auch  in  seinen 
oberen  Theilen  höchst  wirkungsvoll  gegliedert.  Das  nie- 
drige Erdgeschoss  mit  den  schmalen,  einfachen  Rundbogen- 
thüren  ist  als  Sockel  behandelt,  an  demselben  die  nie  feh- 
lenden geschmiedeten  Fackelhalter  und  Ringe.  Darüber 
erhebt  sich  der  hohe  Saalbau,  nur  durch  wenige,  reicher 
verzierte  Fenster  und  durch  das  Portal  mit  seinem  stolzen 
Baikone  durchbrochen.  Dann  folgt  die  dichte  Fensterreihe 
des  zweiten  Stockwerks,  deren  Archivolten  ein  umlaufendes 


Stadthaus  zu  Gubbio.  Fa^ade.*) 


die  Eisen  befindlich  für  die  zum  Verschluss  der  Zinnen- 
lücke dienenden  Holzflügel,  doch  sind  diese  Vertheidigungs- 
vorrichtungen,  wie  überhaupt  in  Italien,  ähnlichen  gleich- 
zeitigen französischen  Bauten  gegenüber  schwächlich,  fast 
nur  wie  zum  Schein  oder  als  blos  ästhetischer  Abschluss 
errichtet.  An  der  vorderen  rechten  Ecke  des  Baues  steigt 
dann  ein  nach  beiden  Seiten  hin  keck  auf  Konsolen  vor- 
gekragtes Thürmchen  noch  um  1 1 höher  empor,  zwi- 
schen dessen  vier  Pfeilern  die  Stadtglocke  hängt. 


Band  vereinigt,  und  schliesslich  ein  zierliches  Konsolenge- 
sims mit  den  grade  abgeschlossenen  Zinnen.  Fügt  man 
hierzu  die  leichten,  feinen  Loggien  der  Vorderseite,  die 
zu  diesen  einfachen  Massen,  welche  nur  durch  sparsame, 
flach  vortretende  Strebepfeiler  gespalten  sind,  in  einen  vor- 
trefflichen Gegensatz  treten,  und  das  Glockeuthürmchen, 
das  schliesslich  wie  ein  keckes  und  trotziges  Wahrzeichen 
über  dem  Ganzen  sitzt,  so  hat  man  ein  Bauwerk  vor  sich 
von  so  imponirenden  und  so  wohl  abgewogenen  \ erhält- 


“)  Eine  Durchschnittsskizze  soll  in  nächster  Nummer  nacbgeliefert  werden. 


347 


nissen,  wie  man  ihm  in  der  gothischen  Epoche  Italiens 
leider  nur  zu  selten  begegnet. 

Als  gothisch  könnte  der  Stil  des  Gebäudes  übrigens 
fast  kaum  bezeichnet  werden.  Ueberall,  mit  Ausnahme 
der  Halle  über  der  Rampe,  ist  der  Rundbogen  in  den 
Ueberdeckungen  durchgeführt,  alles  Detail  bewegt  sich  in 
einfachen,  klaren  Formen,  die  unnütze  Spielereien,  an 
denen  es  dieser  Zeit  sonst  nicht  fehlt,  bei  Seite  lassen  — 
kurz,  es  geht  fast  wie  eine  Vorahnung  der  Renaissance 
durch  das  Ganze. 

Neben  diesem  ist  der  Bau  auch  noch  sorgfältig  kon- 
struirt  und  vortrefflich  und  genau  ausgeführt  — für  Italien 
ebenfalls  in  dieser  Epoche  eine  Seltenheit.  Im  Inneren 
Bruchsteinmauerwerk,  im  Aeusseren  eine  Bekleidung  von 
glatt  behauenen  Kalksteinquadern  mit  scharfen,  fast  ge- 
schliffenen Fugen,  Alles  unverletzt  und  ohne  Risse,  genau 
und  winkelrecht  errichtet,  dem  Palazzo  vecchio  zu  Florenz 
in  jeder  Weise  überlegen,  dem  zu  Siena  nur  hinsichtlich 
der  gewaltigen  Massenwirkung  nachstehend,  ist  der  Palazzo 
municipale  von  Gubbio  ein  höchst  charakteristisches  und 
bemerkenswerthes  Monument,  eine  energische  Aeusserung 
des  Geistes,  der  im  Mittelalter  die  freien  Städte  Italiens 
beseelte,  sein  Meister  Gattapone  aber  unbedingt  ein  vor- 
trefflicher Künstler  jener  Epoche*). 

Uebrigens  hatten  es  die  Herren  von  Gubbio  bei  die- 
sem einen  Palast  nicht  einmal  bewenden  lassen  wollen. 
War  dieser  Bau  für  die  Stadtverwaltung  bestimmt,  so 
sollte  ihm  gegenüber,  an  der  anderen  Seite  des  55  m-  lan- 
gen Platzes  ein  verwandter  Bau  für  die  Justizpflege  sich 
erheben,  dessen  Bauleitung  gleichfalls  dem  Gattapone 
übergeben  worden  war.  Leider  nur  zum  Theil  ausgeführt, 
ist  er  in  späterer  Zeit  arg  verwüstet  und  umgebaut  wor- 
den. Jetzt  bestehen  nur  noch  die  Substruktionen  gegen 
die  untere  Strasse  hin,  symmetrisch  mit  denen  des  Palazzo 
municipale  aufgeführt,  darüber  in  drei  Geschossen  je  ein 
quadratischer  Saal  von  14m-  Seite,  dessen  vier  Kreuzge- 
wölbe von  einer  mittleren  Säule  getragen  werden.  Eine 
Vorhalle  gegen  den  Platz  hin  ist  erst  in  neueren  Zeiten 
abgebrochen,  das  Ganze  steckt  jetzt  in  modernen  Baumassen. 
Doch  lässt  sich  auch  heute  noch  erkennen,  wie  in  der 
Architektur  ein  Gegensatz  zu  dem  anderen  l’alaste  beab- 
sichtigt war,  und  es  leuchtet  die  Grossartigkeit  ein,  welche 
in  der  Grundidee  der  beiden  hohen,  durch  die  Terrasse 
des  Platzes  verbundenen  Monumente  sich  ausspricht. 

Neben  dieser  aufwandrollen  Anlage  sind  kleinere 
mittelalterliche  Reste,  Privathäuser,  Thor-  und  Mauer- 
thürme  noch  zahlreich  erhalten,  doch  ohne  sonderliche 
Bedeutung.  Merkwürdiger  Weise  sind  auch  die  Kirchen 
von  der  allerein lächsten , ja  rohesten  Form.  So  die  Ka- 
thedrale: zwei  Wände  mit  Nischen,  darüber  in  gleichen 
Entfernungen  Mauerbogen,  die  das  sichtbare  Ziegeldach 
tragen,  in  der  vorderen  und  hinteren  Abschlusswand  je 
ein  Fenster  zur  Beleuchtung  — wie  man  sieht  der  Inbe- 
griff einer  Scheune.  Es  scheint  sonach,  dass  man  zu 
Gubbio  den  kirchlichen  Interessen  stets  wenig  Rechnung 
getragen  habe,  obgleich  es  in  den  Kirchen  nicht  an  guten 
Bildern,  sowie  an  einzelnen  schönen  Möbeln  und  Gerä- 
then  fehlt.  (Schluss  folgt.) 

Schornstcinaufsätzc. 

Dem  uns  freundliehst  mitgctheilten  Protokoll  der  Sitzung 
des  Pfalz  - Saarbrücker  Bezirks -Vereins  deutscher  Ingenieure 
zu  Kaiserslautern  am  28.  Juni  1868  entnehmen  wir  nachste- 
henden Bericht  über  einen  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Adolph 
W olper  t,  Professor  der  Bau  Wissenschaften  am  Technikum 
zu  Kaiserslautern:  „Ueber  Schutzvorrichtungen  an  Laternen 
und  Kaminen.“ 

Derselbe  hatte  8 Modelle  von  Schornstein-Aufsätzen  auf- 
gestellt, wovon  5 als  von  ihm  selbst  ausgedacht  und  zum  Theil 
häufig  ausgeführt,  3 dagegen  als  fremde  Erfindungen  bezeichnet 
wurden.  Redner  erwähnte,  dass  der  neueste  von  ihm  kon- 
struirte  Apparat,  den  er  „Rauch-  und  Luftsauger“  nannte,  sich 
eben  so  zweckmässig  für  Schornsteine,  als  auch  für  Ventila- 
tionsröhren und  in  kleineren  Dimensionen  für  Laternen,  Lam- 
pen in  Eisenbahnwaggons  u.  dgl.  Apparaten,  deren  Flammen 

*)  Der  Gattapone,  als  dessen  Bauten  namentlich  noch  Festungs- 
werke, so  eine  päpstliche  Feste  zu  Perugia  angeführt  werden,  soll 
auch  einen  Theil  des  dortigen  Stadthauses  erbaut  haben. 


sonst  oft  durch  Sturmwind  ausgelöscht  werden,  anwenden  lasse 
und  vollkommenen  Schutz  gegen  Regen  und  Wind  gewähre. 

Zu  den  lehrreichen  Experimenten  bediente  sich  der  Vor- 
tragende eines  ziemlich  grossen  zylindrischen  Glasgefässes, 
das  den  zu  lüftenden  oder  zu  heizenden  Raum  vorstellte.  Auf 
dem  Glase  lag  ein  Deckel  mit  2 Röhren,  die  als  Luftkanäle, 
Schornsteine  u.  dgl.  gelten.  Auf  diese  werden  Schornstein- 
aufsätze gesteckt  und  wird  durch  Blasen  mit  dem  Munde,  durch 
ein  Tretgebläse  oder,  um  Sturm  und  Windstösse  vorzustellen, 
durch  Fächern  mit  einem  Pappdeckel,  Wind  hervorgebracht. 

Zuerst  wurden  zwei  vollkommen  gleiche  Papierröhren  auf 
das  mit  Cigarrenrauch  gefüllte  Glas  aufgesteckt.  Der  Rauch 
blieb  ruhig  im  Glase.  Der  Vortragende  nmfasste  eine  der 
beiden  Röhren  mit  der  warmen  Hand,  — sogleich  kam  Rauch 
aus  dem  Glase  durch  diese  Röhre  empor,  während  ebensoviel 
reine  Luft  durch  die  andere  Röhre  hinab  in  das  Glas  sank. 

In  ähnlicher  Weise  ist  die  Wirkung  der  Sonnenstrahlen 
eine  günstige , wenn  durch  einen  zweckmässigen  Schornstein- 
aufsatz ein  Theil  des  Schornsteins  ziemlich  gleichmässig  er- 
wärmt wird,  während  dagegen  bei  einseitiger  Erwärmung  des 
Schornsteins  durch  einfallende  Sonnenstrahlen  häufig  das 
Rauchen  veranlasst  wird. 

Nun  wurde  auf  den  Nachtheil  der  Feuchtigkeit  in  und 
an  Schornsteinen  aufmerksam  gemacht,  und  zum  Beweise,  wie 
schnell  die  Verdunstungskälte  den  sogenannten  Zug  eines 
Schornsteins  schwäche,  wurde  die  wärmere  Röhre,  durch 
welche  noch  der  Rauch  emporkam,  mit  Wasser  bestrichen, 
welches  die  Temperatur  der  Luft  des  Raumes  hatte.  — So- 
gleich war  die  Rauchströmung  umgekehrt.  Der  Rauch  kam 
aus  der  trocknen  Röhre  empor,  die  äussere  Luft  sank  durch 
die  feuchte  Röhre  hinab. 

Redner  zeigte  dann,  wie  leicht  ein  günstiger  Wind  einen 
guten  Zug  im  Schornstein  hervorbringen  könne.  Wenn  näm- 
lich nur  leise  mit  dem  Munde  gegen  eine  der  Röhrenmün- 
d ungen  von  unten  nach  oben  geblasen  wurde,  floss  augenblick- 
lich Rauch  durch  diese  Mündung  empor.  Da  aber  der  Wind 
von  allen  Richtungen  her  den  Schornstein  treffen  kann,  so 
kommt  es  darauf  an,  an  der  Schornsteinmündung  Apparate 
anzubringen,  welche  ein  gleiches  Saugen  bei  jeder  Windrich- 
tung veranlassen. 

Nun  folgten  Experimente  mit  solchen  Apparaten,  indem 
diese  der  Reihe  nach  auf  Blechröhren  über  dem  jedesmal 
frisch  mit  Zigarrenrauch  angefüllten  Glase  aufgesteckt  wurden, 
und  zwar: 

1)  Ein  Schornsteinaufsatz,  welcher  in  verschiedenen  Ge- 
genden, namentlich  in  der  Schweiz  oft  ausgeführt  sein  soll, 
bestehend  aus  einem  offenen  Zylinder  und  zwei  konischen 
Hüten  darüber.  — Ein  von  unten  nach  oben  gerichteter 
Wind  kehrte  sich  im  Aufsatze  um  und  trieb  den  Rauch  nach 
allen  Seiten  aus  dem  Glase.  Dieser  Schornsteinaufsatz  bietet 
also  bei  gewissen  Windrichtungen  keinen  Schutz  gegen  das 
Rauchen. 

2)  Ein  sehr  einfacher  Schornsteinaufsatz,  welcher  unlängst 
als  unübertrefflich  von  Ed.  Noeggerath  in  Brieg  in  der 
deutschen  Industriezeitung  angepriesen  wurde,  bestehend  aus 
einem  zylindrischen  Rohre  nebst  einem  um  dasselbe  angebrach- 
ten, unten  und  oben  offenen  abgestutzen  Konus.  Hier  hatte 
der  von  oben  nach  unten  gerichtete  Wind  dieselbe  ungünstige 
Wirkung  wie  vorhin  der  von  unten  nach  oben  gerichtete  Wind. 

3)  Der  Dr.  Wolpert’sche  Rauch-  und  Luftsauger,  be- 
stehend aus  einem  gekrümmten  Schirme,  einem  nach  unten 
und  oben  ausgeschweiften  ringförmigen  Körper,  genannt  Saug- 
kessel, und  einer  horizontalen  Deckplatte. 

Der  Wolpert’sche  Rauch-  und  Luftsauger  wurde  auf  die, 
den  Schornstein  oder  die  Ventilationsröhre  vorstellende  Blech- 
röhre aufgesteckt,  dann  wurde  auf  jede  mögliche  Art  und  in 
allen  Richtungen  bald  konstanter,  bald  wieder  rasch  wechseln- 
der Wind  gegen  den  Aufsatz  und  selbst  mittelst  eines  Röhr- 
chens in  denselben  hineingeführt.  Bei  allen  Windrichtungen 
und  Windstärken  kam  der  Rauch  sehr  schnell  aus  dem  Glase 
empor. 

Redner  zeigte  dann  ein  Modell  von  einem  unlängst  in 
Preussen  patentirten  Schornstein- Aufsatz,  genannt  „Deflek- 
tor“ von  Windhauseu  und  Büssing  in  Braunschweig,  und 
erwähnte,  dass  er  in  seinem  schon  1860  zu  Braunschweig  er- 
schienenen Werkehen:  „Prinzipien  der  Ventilation  und  Luft- 
heizung“, Grundregeln  für  die  Anfertigung  von  Schornstein- 
kappen, veröffentlicht  habe  und  dass  ganze  Sätze  der  mit  An- 
kündigung dieses  Apparats  verknüpften  Erklärung  wörtlich  aus 
seinen  „Prinzipien“  abgedruckt  seien,  woraus  zu  schliessen  sein 
möchte,  dass  auch  aus  demselben  Buche  Wiudhausen  und 
Büssing  ihre  Ideen  für  ihren  „Deflektor“  geschöpft  haben. 

Der  Vortragende  zeigte  anch,  dass  der  „Deflektor“  an 
Schönheit,  Leichtigkeit  und  Billigkeit  sowie  in  seinen  Wir- 
kungen weit  hinter  seinem  Rauch-  und  Luftsauger  zurücksteht, 


348 


sowie  dass  der  „Deflektor“  den  Schornstein  nicht  genügend  vor 
Nässe  schützt,  ferner,  dass  sich  der  Schnee  leicht  anhäufen 
kann  und  wenn  solcher  wegen  geringer  Temperatur  des  Schorn- 
steins oder  der  Ventilationsröhre  nicht  alsbald  schmilzt,  son- 
dern sich  ansammelt  und  etwa  gar  festfriert,  der  von  oben 
nach  unten  gerichtete  Wind  in  den  Schornstein  hinabgelaugt, 
während  dagegen  bei  dem  Wolpert’sehen  Rauch-  und  Luft- 
sauger die  gleichen  Witterungsverhältnisse  nicht  im  geringsten 
nachtheilig  sein  können. 

Durch  schlagende  Experimente  wurden  diese  Vorzüge  des 
Wo  Iper  t’ sehen  Apparates  nachgewiesen. 

Hierauf  folgten  noch  einige  Experimente  mit  einer  Laterne: 

1)  Der  Wind  wurde  gegen  die  ungeschützte  obere  Oeff- 
nung  der  Laterne  gerichtet;  die  Flamme  erlosch  sogleich. 

2)  Eine  etwa  1 Fuss  lange  Blechröhre  wurde  an  der 
Oeffnung  aufgesteckt;  bei  abwärts  gerichtetem  Winde  er- 
losch die  Flamme  ebenfalls. 

3)  Der  Nöggerath’sche  Schornstein  - Aufsatz  wurde  auf  die 
Röhre  gesteckt;  die  Flamme  wurde  wieder  durch  abwärts  ge- 
richteten Wind  ausgeblasen. 

4)  Der  Wolpert’sclie  Rauch-  und  Luftsauger  wurde  auf- 
gesteckt. Zunächst  wurde  gegen  und  in  denselben  ein  starker 
konstanter  Luftstrom  mittelst  des  Gebläses  geführt,  — die 
Flamme  brannte  dabei  ganz  ruhig  fort.  Dann  wurde,  um 
Sturm  und  Wirbelwind  nachzuahmen,  mit  grösster  Hef- 
tigkeit mittelst  eines  starken  grossen  Pappdeckels  die  Luft  in 
allen  möglichen  Richtungen  gegen  die  Laterne  getrieben,  — 
da  zitterte  wohl  zuweilen  die  Flamme,  allein  sie  brannte  mit 
ungeschwächter  Helligkeit  fort;  sie  durch  irgend  einen  Wind- 
stoss  auszidöschen,  war  ganz  unmöglich. 

Nach  diesen  höchst  überraschenden  Experimenten  er- 
wähnte Hr.  Dr.  Wolpert,  dass  es  dennoch  Fälle  gebe,  in 
welchen  kein  Schornsteinaufsatz  das  Herabfliessen  der  Luft  in 
den  Schornstein  verhindere,  wenn  nämlich  der  Schornstein  sehr 
nahe  an  einer  hohen  Mauer  oder  gar  in  einem  Winkel  nahe  an 
zwei  Mauern  ausmünde,  wo  zuweilen  momentan  eine  kompri- 
mirte  Luftschicht  vorhanden  sei.  Da  solche  Luft  alsdann  ein 
grösseres  Expansionsbestreben  habe,  als  die  Luft  im  Schorn- 
stein, so  müsse  erstere  in  allen  Richtungen  in  den  Schornstein 
eindringen.  In  solchen  Fällen  könne  man  nur  dadurch  helfen, 
dass  man  den  Schornstein  über  die  gepresste  Luftschicht 
emporführe.  Ueberhaupt  solle  man  Schornsteine  nicht  nahe 
an  Mauern  oder  steilen  Dachflächen  ausmiindeu  lassen,  sie  wo 
möglich  über  die  höheren  Gegenstände  emporführen.  Aus 
ähnlichen  Gründen  sei  es  auch  rathsam,  Laternen  im  Freien 
uicht  ganz  nahe  an  Mauern  anzubringen. 

Dem  Vortrage  folgte  eine  lebhafte  Diskussion,  worin  die 
Vorzüge  des  Apparats  von  Hrn.  Dr  Wolpert,  der  für  einen 
sehr  massigen  Preis  von  der  Aktiengiesserei  in  Kaiserslautern 
zu  beziehen  ist,  allgemein  anerkannt  wurden.  — 

Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Cassel.  — Aus- 
zug aus  den  Protokollen  vom  März  bis  Juli  1S6S.  (Schluss.) 

Hauptversammlung  am  26.  Mai  1 868.  Vorsitzen- 
der Hr.  Rudolph  I.  verlas  ein  Schreiben  des  früheren  Vor- 
standmitgliedes Hrn.  Eisenbahn  - Baumeisters  Streckert  zu 
Berlin,  worin  derselbe  unter  Anzeige  seines  Austritts  aus 
hiesigem  Verein  für  das  ihm  früher  übertragene  Ehrenamt  als 
Vorstandsmitglied  seinen  Dank  ausspricht.  Seitens  der  Hrn. 
Möller  zu  Wommen  und  Führer  zu  Orb  lagen  Austritts- 
erklärungen vor. 

Hr.  Urban  machte  ausführliche  Mittheilung  über  einen 
Apparat,  den  sogenannten  Dampfkessel-Explodicautor,  welcher 
vom  Ingenieur  W.  Fischer  in  Essen  a.  R.  zur  Verhütung  von 
Dampfkessel- Explosionen  durch  eingetretenen  Siedeverzug 
konstruirt  und  von  diesem  für  den  Preis  von  75  Thlr.  zu  be- 
ziehen ist.  Der  Apparat  kann  auf  stationären  Dampfkesseln 
leicht  angebracht  werden  und  bringt  eine  stetige  Erschütterung 
des  Kesselwassers  dadurch  hervor,  dass  er  in  Intervallen 
eine  Quantität  desselben  aufsaugt  und  aus  der  erlangten  Höhe 
wieder  auf  deu  Kesselwasser-Spiegel  zurückfallen  lässt. 

Hr.  Spangen  her g besprach  unter  Vorzeigen  des  be- 
treffenden Instrumentes  die  Theorie  und  den  Gebrauch  des 
Bauernfeiud’sehen  Prismenkreuzes,  welches,  aus  zwei  symme- 
trisch übereinander  liegenden  Glasprismen  bestehend,  zum  Ab- 
stecken von  rechten  und  gestreckten  Winkeln  dient.  Um  nun 
dasselbe  auch  zum  Abstecken  von  Kreiskurven  nach  seiner 
neuen  Methode  einzurichten,  hat  Vortragender  die  Deckelplatte 
des  oberen  Prismas  durch  Anbringung  einer  Druckschraube 
und  einer  dieser  entgegenwirkenden  Feder  beweglich  gemacht  j 
und  die  normale,  d.  i.  parallele  Stellung  der  Okularebenen  > 
durch  einen  Anschlagestift  gesichert. 

Das  neue,  von  Hrn.  Spangenberg  als  Peripherie-  i 
methode  bezeichnete  Verfahren  besteht  in  Folgendem. 


Sind  die  Tangentenrichtung  T 7\,  der  Abgangspunkt  der 
Kurve  A nebst  dem  Radius  A C — r gegeben  und  setzt  man 
in  dem  Dreieck  A «,  b,  die  Basis  a,  b , = x und  A Ui—Abi—l 

/ 2 

(der  Kettenlänge),  so  ist  A bi  A r»j  A bi  A B ; daher  x = • 

2r 

Mit  Hülfe  dieser  berechneten  Grösse  steckt  man  die  beiden 
kongruenten  Dreiecke  u,  A und  al  bl  A ab  uud  verlegt  den 

für  äquidistante  Bogenpunkte 
in  demselben  Kreis  konstanten 
Peripheriewinkel  bt  .4  b 1 = 

A bi  b2  = bi  6j  bt  — . . . . in 
das  auf  einem  Kettenstab  in  A 
befestigte  Prismenkreuz,  indem 
man  die  Deckelplatte  des  oberen 
Prismas  so  lange  dreht,  bis  die 
Bilder  der  in  den  Punkten  bv 
und  bl  stehenden  Visirstangen 
in  den  Okularebenen  lothrecht 
übereinander  erscheinen.  Geht 
die  Kette  weiter  und  gelangt 

das  Prismenkreuz  somit  nach 
bt,  so  wird  der  dritte  Bogen- 
punkt bi  leicht  dadurch  gefunden,  dass  man  den  zweiten 

Kettenstab  bei  angezogener  Kette  so  lange  hin  und  her  be- 

wegen lässt,  bis  dessen  Bild  in  der  oberen  Okularebene  loth- 
recht über  dem  in  der  unteren  Okularebene  erscheinenden 
Bilde  einer  in  A zurückgelassenen  Visirstange  erblickt  wird 


u.  s.  w. 


In  Ermangelung  eines  nach  vorbeschriebener  Art  kon- 
struirten  Prismenkreuzes  kann  man  sich  eines  von  Hrn.  Mecha- 
nikus  Breithaupt  dahier  nach  Angabe  des  Hrn.  Spangen- 
berg konstruirten  kleinen  Diopter-Apparates  bedienen,  welcher 
sich  von  dem  alten  Astrolabium  nur  dadurch  unterscheidet, 
dass  er  keine  Kreistheilung  hat  und  die  Visirlinie  der  unteren 
(festen)  Regel  bedeutend  höher  liegt,  als  die  der  oberen  (be- 
weglichen) Regel,  während  die  an  den  Endflächen  der  ersteren 
angebrachten  Visirplatten  in  ihren  unteren  Theilen  stark  durch- 
brochen sind,  um  selbst  bei  Aufnahme  von  sehr  spitzen  Win- 
keln die  Durchsicht  zu  gestatten.  Die  obere  bewegliche  Regel 
lässt  sich  aber  durch  eine  Klemmschraube  in  jeder  Lage 
feststellen  und  da  eine  Marke  zur  Einstellung  des  rechten 
Winkels  angebracht  ist,  so  kann  dieses  Instrumentchen  genau 
dieselben  Dienste  leisten  wie  das  Bauern  fein  d’sche  Prismen- 
kreuz und  dürfte,  wenngleich  weniger  einfach  als  dieses,  im 
gebirgigen  Terrain  dennoch  vorzuziehen  sein. 

Hinsichtlich  der  Einzelheiten,  sowohl  in  Bezug  auf  die 
beiden  Instrumente  als  die  neue  Absteckungsmetbode,  verweist 
Vortragender  auf  das  von  ihm  verfasste  Programm  hiesiger 
königlichen  höheren  Gewerbeschule  pro  1S67  und  theilt  schliess- 
lich noch  das  Ergebuiss  seiner  Versuche  mit,  woraus  hervor- 
geht, dass  hinsichtlich  der  Genauigkeit  seine  Absteckungs- 
methode  wohl  von  wenigen  andern  iibertrofl’eu . hinsichtlich 
der  Zeit  und  Kostenersparnis  aber,  sowie  bezüglich  der  Be- 
schränkung auf  ein  möglichst  kleines  Operationsfeld  von  keiner 
der  älteren  Verfahrungsarten  erreicht  werde. 

Hauptversammlung  am  30.  Juni  18  GS.  Vorsit- 
zender Hr.  Rudolph  I legte  die  Jahresschlussrechnung  von 
1867  vor  und  erörterte  das  im  verflossenen  Jahr . entstandene 
Defizit,  worauf  beschlossen  wurde,  dieselbe  Hrn.  Lingemanu, 
welcher  sich  zur  Ueberuahme  bereit  erklärt  hatte,  zur  Prü- 
fung zu  überweisen.  — Seitens  der  Hrn.  Sippel  zu  Cassel 
und  Schreiber  zu  Nauheim  lagen  Austrittserklärungen  vor. 

Die  Versammlung  beschloss  die  üblichen  Sommer-Ferien 
eintreten  zu  lassen  uud  die  nächste  Hauptversammlung  auf 
den  29.  September  d.  J.  festzustellen.  Gleichzeitig  wurde 
eine  in  gedachten  Ferien  zu  machende  Exkursion  in  Vorschlag 
gebracht  und  als  Ziel  der  Reise  Wilhelmsthal,  um  die  daselbst 
befindlichen  architektonischen  Kunstwerke  so  wie  Malereien 
etc.  zu  besichtigen,  gewählt. 

Der  angekündigte  Vortrag  des  Hrn.  Spangenberg  über 
Geometrie  der  Lage  und  deren  Auwendung  auf  geodätische 
Arbeiten  musste  wegen  vorgerückter  Tageszeit  ausfallen,  und 
substituirte  derselbe  hierfür  unter  Vorzeigung  des  betreffen- 
den Instruments  eine  kurze  Erläuterung  des  kleinen  Stampfer’- 
schen  Nivellirinstrumeuts,  dessen  Fernrohr  eine  Vergrösserung 
= 1 o>ler  eigentlich  gar  keine  besitzt,  wodurch  es  möglich 
ist,  ohne  vorherige  Korrektion,  aber  durch  zweimalige  Able- 
sung der  Visur,  Höhenunterschiede  richtig  zu  bestimmen. 


Schleswig  - Holsteinischer  Ingenieur  - Verein.  Achte 
Versammlung  am  S.  August  1S6S  zu  W ilhelminenhöhe  bei 
Kiel.  Vorsitzender:  Wege -Baudirektor  Herzbruch.  Gegen- 
wärtig 39  Mitglieder  und  12  Gäste. 

Herr  Lesenberg  meldete  seinen  Austritt  aus  dem  Ver- 
ein wegen  Versetzung  nach  Rostock  als  Stadtbaumeister.  Es 


349 


wurden  in  den  Verein  aufgenommen:  die  Herren  Wagner, 
Baumeister  in  Kiel;  Mose,  Architekt  daselbst;  Engel  und 
Timm,  Ingenieure  der  Norddeutschen  Schiffsbau  - Gesell- 
schaft in  Gaarden  bei  Kiel;  Röleer,  Maschinen -Ingenieur  in 
Harburg,  wodurch  nach  dem  bemerkten  Abgang  die  Zahl  der 
Vereins -Mitglieder  auf  105  gestiegen  ist.  Der  Vorsitzende 
1 heilte  ein  Schreiben  des  Handelsminister,  worin  fiir  Ueber- 
sendung  der  Protokolle  gedankt  wird,  und  eine  Zusendung 
der  Regierung  für  Schleswig,  welcher  die  statistischen  Nach- 
richten über  die  preussischen  Eisenbahnen  beigegeben  ist,  mit 
und  beantragte,  der  Regierung  für  die  Uebermittelung  zu 
danken. 

Von  den  aus  früheren  Versammlungen  herrührenden 
Fragen  beantwortete  der  Gasinspektor  Speck  die  Frage: 
„welche  Versuche  sind  gemacht  um  die  von  den  Strassen- 
laternen  aufwärts  gehenden  Lichtstrahlen  für  die  Strassenbe- 
leuchtung  zu  verwerthen,  und  welche  Erfolge  sind  durch 
solche  Versuche  erzielt“,  dahin  dass  die  bisherigen  Einrich- 
tungen zum  Reflektiren  der  Lichtstrahlen  an  Gaslaternen  auf 
freien  Plätzen  sich  nicht  bewährt  hätten  und  daher  in  letzterer 
Zeit  von  besonderen  Vorkehrungen  für  diesen  Zweck  ganz  ab- 
gesehen worden  sei. 

Von  den  angekündigten  Vorträgen  konnten,  da  es  an 
Zeit  mangelte,  nur  zwei  gehalten  werden.  Betriebs -Inspektor 
Teilkampf  aus  Altona  sprach  über  Erdrutschungen,  insbe- 
sondere über  die  grosse  Rutschung  im  ehemaligen  Rainville- 
schen  Garten  in  Altona  und  über  eine  Rutschung  eines  Eisen- 
bahndammes  bei  Schleswig.  Wege- Bauinspektor  Barg  um 
ans  Preetz  trug  über  Abfuhr- Systeme  vor,  woran  sich  eine 
Besichtigung  der  Kieler  Abfuhr -Einrichtungen  schloss.  Diese 
bestehen  erst  seit  kurzer  Zeit  daselbst  und  sind  von  einer 
Gesellschaft  Industrieller,  der  Firma  Rekowsky  & Co. 
unter  dem  Namen  „Ceres“  ins  Leben  gerufen.  Es  wird  mit 
« der  New-Yorker  Pumpe  gearbeitet  und  der  Latrinen -Inhalt 
in  50  Kuh.'  haltenden  Tonnen  nach  einer  ausserhalb  der 
Stadt  belegenen  Düngergrube  gefahren,  von  wo  er  an  die 
Landbesitzer  zum  Preise  von  1 Thlr.  24  Sgr.  per  Kub.'  ab- 
gegeben wird.  Nebenher  wird  von  dem  Institut  auch  die  Ab- 
fuhr von  Kübeln  besorgt.  In  diesen,  etwa  l'/i  Kub.'  grossen 
Tonnen  wird  gegenwärtig  mit  dem  Nebenprodukte  einer  Mi- 
neralwasser-Fabrik, mit  saurer  schwefelsaurer  Magnesia  desin- 
fizirt,  wodurch  jedoch  eine  genügende  Desinfektion  nicht  er- 
reicht wird.  — Beide  Referenten  versprechen  ihre  Vorträge 
für  die  Vereins -Protokolle  ausführlich  einzureichen. 

Nach  einem  gemeinschaftlichen  Mahle,  welches  in  heiterster 
Stimmung  verlief,  wurden  von  den  Kgl.  Kriegsschiffen  der 
„Prinz  Friedrich  Carl“  und  die  „Thetis“  besichtigt  und  hier- 
ant  eine  Exkursion  nach  der  grossen  Lange’sclien  Korn- 
Wasser-  und  Dampf-Mühle  zu  Neumühlen  an  der  Schwentine 
unternommen.  Diese  Mühle,  welche  gegenwärtig  die  grösste 
Korn -Mühle  des  Kontinents  sein  soll,  (sie  kann  mittelst  acht 
Turbinen  und  einer  Dampfmaschine  täglich  1500  Tonnen  Korn 
vermahlen)  ist  vor  wenigen  Jahren  von  Grund  aus  neu  erbaut 
worden,  mit  den  neuesten  und  vorzüglichsten  Einrichtungen 
versehen  und  lieferte  daher  des  Sehenswerthen  nicht  wenig. 
Nach  weiterer  Dampfschiffahrt  auf  dem  Kieler  Hafen  vereinigte 
der  Abend  die  Vereins-Mitglieder  in  dem  Garten -Etablisse- 
ment „Bellevue“  in  Düsternbrook.  Am  Sonntag  den  9.  Au- 
gust folgte  der  Versammlung  eine  Fahrt  nach  dem  lieblichen 
Wald-  und  See- Gelände  des  Ostens  von  Holstein,  welche 
gleich  dem  Feste  am  Tage  vorher  Schönes  und  Interessantes 
vollauf  lieferte.  B.  

Architekten-V erein  zu  Berlin.  Entgegen  dem  Beschlüsse 
des  Vereins,  nach  welchem  Sonnabend  den  8.  August  eine 
ausserordentliche  Hauptversammlung  tagen  sollte,  war  dieser 
lag  zu  einer  Exkursion  nach  dem  Borsig’schen  Etablisse- 
ment in  Moabit  (der  sechsten  dieses  Sommers)  bestimmt 
worden.  Dieselbe  fand  unter  einer  Betheiligung  von  etwa  60 
bis  70  Mitgliedern  statt  und  war  in  ihrem  Verlaufe  so  ausser- 
ordentlich gelungen,  dass  wir  den  Bericht  darüber,  den  wir 
tür  heute  im  Raume  beschränkt  — in  nächster  Nummer  fol- 
gen lassen,  einer  selbstständigen  Bedeutung  für  werth  hielten. 

Vermischtes. 

Der  in  diesen  lagen  zu  Elberfeld  verstorbene  Eisen- 
bahnbaumeister PI.  Schulze  zählt  unter  den  hiesigen  Fach- 
genossen ohne  Zweitel  noch  manche  spezielle  Freunde,  die 
seinen  Verlust  schmerzlich  bedauern.  Aeltere  Mitglieder  des 
Architekten -Vereins  werden  sich  seiner  als  des  unermüdlichen, 
stets  heiteren  und  freundlichen  Bibliothekars  erinnern,  in  wel- 
cher Eigenschaft  er  sich  den  Unterscheidungsnamen  „Bücher- 
Schulze“  erwarb,  der  ihn  auch  in  späterer  Zeit  kennzeichnete, 
als  er  dies  Amt  längst  nicht  mehr  verwaltete.  Im  Kreise 
seiner  (Genossen,  die  ihn  alle  wegen  seiner  allseitigen  tüchti- 
gen Kenntnisse  und  seines  unablässigen  Strebens  achteten,  war 


er  als  der  jovialste,  harmloseste  und  lustigste  Gesellschafter 
ganz  ungemein  beliebt. 

Ein  inneres  organisches  Leiden , an  dem  er  schon  seit 
längerer  Zeit  krankte,  war  Ursache  seines  Todes.  Die  Königl. 
Eisenbahn  - Direktion  zu  Elberfeld,  bei  der  er  seit  mehren 
Jahren  beschäftigt  war,  gab  ihm  in  dankens werthester  Libe- 
beralität  Gelegenheit  zu  Reisen  und  Erholung,  doch  vermochte 
ihn  dies  um  so  weniger  zu  retten , als  sein  rastloser  Pflicht- 
eifer ihn  antrieb,  statt  der  Erholung  Erfahrungen  zu  suchen ! 

Es  ist  die  Idee  nicht  gerade  neu , Städte  nach  Analogie 
der  bisherigen  L euch t gas  - Leitungen  mit  Hei  z gas- Einrich- 
tungen zu  versehen.  Bekanntlich  ist  das  Leuchtgas,  wie  es 
bei  uns  zur  Anwendung  kommt,  nur  ein  Theil  der  aus  der 
trockenen  Destillation  der  Kohle  entstehenden  Gase,  und  wenn 
dasselbe,  wie  sehr  häufig  der  Fall,  in  Koch-  und  Heiz -Appa- 
raten verwandt  wird,  so  ist  dies  an  und  für  sich  eine  Ver- 
schwendung, durch  die  jedoch  aufs  Deutlichste  dokumentirt 
wird,  dass  das  Publikum  ein  Bedürfniss  hat,  sich  in  gewissen 
Fällen  des  Gases  als  Heizmittel  zu  bedienen.  — Heizgas  würde, 
wie  dies  in  der  Natur  der  Sache  liegt,  zu  viel  billigerem  Preise 
und  dazu  von  viel  intensiverer  Wirkung  zu  produziren  sein, 
dabei  aber,  weil  die  Verbrennungsprodukte  desselben  die  Luft 
verderben  würden,  nur  wie  die  Kohle  selbst,  in  geschlossenen 
Feuerungs- Apparaten  zur  Verwendung  kommen  können.  — 
Soviel  uns  bekannt  ist,  hat  man  Einrichtungen  dieser  Art  im 
Grossen  bisher  noch  nicht  praktisch  zur  Ausführung  gebracht 
und  wird  unseren  Lesern  daher  die  Nachricht  interessant  sein, 
dass  ein  kompetenter  schlesischer  Industrieller  die  Absicht  hat, 
eine  derartige  Anlage  für  Berlin  in’s  Leben  zu  rufen. 

Dem  hervorragendsten  mittelalterlichen  Baudenkmale  der 
preussischen  Ostprovinzen  — der  Marie nb urg  — steht  nun- 
mehr endlich  eine  genaue  Aufnahme  und  eine  würdige  Publi- 
kation in  Aussicht.  Wie  wir  hören,  ist  dem  Lehrer  der  Gothik 
an  der  Bauakademie  zu  Berlin,  Bauinspektor  Blankenstein, 
eine  Staats-Unterstützung  für  diesen  Zweck  zu  Theil  geworden 
und  wird  er  sich,  von  mehren  seiner  Schüler  begleitet,  in 
kurzer  Frist  an  Ort  und  Stelle  begeben. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Förster’s  Allgemeine  Bauzeitung.  Jahrg.  1868,  Heft 
II.  und  III.  (Schluss). 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur wesens. 

1)  Fortsetzung  und  Schluss  des  im  ersten  Heft  begonnenen 
Aufsatzes  über  Brückenträger,  welche  auf  zwei  und 
mehr  Stützpunkten  frei  aufliegen.  Vom  Ober-Ingenieur 
Heinrich  Schmidt. 

In  diesem  Theil  des  Aufsatzes  wird  der  Einfluss  betrachtet, 
welchen  eine  verschiedene  Höhenlage  der  Stützpunkte  ausübt, 
und  das  Resultat  gefunden,  dass  bei  einem  auf  drei  Stützen 
ruhenden,  seiner  ganzen  Länge  nach  gleichförmig  belasteten 
Träger  eine  Senkung  oder  Hebung  der  Zwischenstütze  nicht 
nur  keinen  Vortheil  sondern  Nachtheil  bringt.  Bei  einem  auf 
vier  Stützen  ruhenden  und  seiner  ganzen  Länge  nach  gleichför- 
mig belasteten  Träger  ergiebt  sich  durch  Senkung  der  Mit- 
telstützen ein  Vortheil,  welcher  jedoch  bei  Brückenträgern, 
der  ungleichmässigen  Belastung  wegen,  schon  wieder  verloren 
geht.  Mau  wird  also  auch  liier  eine  ungleiche  Höhenlage 
der  Stützpunkte  nur  ausnahmsweise  anwenden.  Jedenfalls 
aber  muss  man  sehr  genau  darauf  achten,  dass  die  Stützpunkte 
bei  der  Ausführung  genau  die  der  Berechnung  zum  Grunde 
liegende  Höhenlage  erhalten,  da  schon  eine  geringe  Abwei- 
chung hierin  eiue  bedeutend  andre  Inanspruchnahme  des  Ma- 
terials zur  P'olge  hat. 

2.  Bohrmaschine  von  Per  re  t (m.  Abbildung  im  Text). 

Diese  Maschine,  von  welcher  ein  Exemplar  auf  der  vor- 
jährigen Pariser  Ausstellung  war,  setzt  einen  Drehbohrer 
durch  Wasser  in  Bewegung,  das  sich  unter  einem  Druck 
bis  zu  20  Atmosphären  befindet.  Dieses  dient  zugleich  dazu, 
das  Bohrloch  zu  spülen,  und  ist  insofern  der  komprimirten 
Luft  vorzuziehn.  Jedoch  dürfte  der  Vortheil,  den  diese  ge- 
währt, den  Tunnel  zu  ventiliren,  wohl  mindestens  ebenso  hoch 
anzuschlagen  sein.  Als  Schneide-Instrument  trug  die  Bohrma- 
schine auf  der  Pariser  Ausstellung  einen  Ringbohrer  mit  einem 
Stahlring  von  5mm-  Wandstärke  bei  40  bis  60mm-  Länge 
und  32  bis  60 mm-  Durchmesser,  der  mit  mehreren  höchstens 
i/,  mm.  vorspringenden  schwarzen  Diamanten  bewaffnet  war. 
Dieser  Bohrer  braucht  nicht  oft  geschärft  zu  werden,  muss 
aber  sehr  oft  zurückgezogen  werden,  um  den  in  der  Mitte 
des  Bohrlochs  stehenbleibenden  Felsstift  abzubrechen  und  zu 
entfernen.  Die  mit  dieser  Bohrmaschine  auf  der  französischen 
Südbahn  erzielten  Resultate  sollen  günstig  sein.  Sie  sind  je- 
doch nicht  präzise  genug  in  Zahlen  angegeben,  um  sie  mit  denen 
andrer  Bohrmaschinen  vergleichen  zu  können. 

3.  Die  vo r theilhafteste  Wanddicke  der  Gebäude. 


350 


Eine  bau  - und  heizungstechnisehe  Frage,  von  Prof.  Dr.  Th. 
Wei  ss. 

Der  Verfasser  ermittelt  mit  Hülfe  der  Wärmetheorie, 
welche  Stärke  man  den  Umfassungswänden  eines  Gebäudes 
geben  müsse,  um  die  Gesammtkosten,  welche  sich  aus  denen 
des  Baues,  der  Unterhaltung  und  der  Heizung  zusammensetzen, 
zu  einem  Minimum  zu  machen,  und  kommt  zu  dem  beruhigen- 
den Resultat,  dass  dies  in  der  Regel  weniger  sein  wird,  als 
man  schon  anzuwenden  genüthigt  ist,  um  den  Gesetzen  der 
Stabilität  zu  genügen. 

4.  Historische  Uebersicht  über  die  Anwendung 
des  Eisens  zu  Brückenbauten,  von  Professor  Dr.  F. 
Heinzerling. 

Die  Entwickelung  des  eisernen  Brückenbaues  von  den 
frühesten  Anfängen  bis  zu  den  jetzt  im  Bau  begriffenen  Wer- 
ken wird  in  diesem  Aufsatz  vollständiger  und  übersichtlicher 
dargestellt,  als  es  bisher  noch  geschehen  sein  dürfte. 

5.  Die  Gerüste  zur  Aufstellung  der  Eisenkon- 
struktionen  des  Ausstellungs  - Palastes  von  1 867, 
(incl.  3 Blatt  Zeichnungen).  Von  A.  Hanninger,  Ingenieur. 

In  die  grösseren  Eisenarbeiten  theilten  sich  drei  Unter- 
nehmer, welche  sich  bei  der  Aufstellung  verschiedener  Rüs- 
tungen bedienten.  Die  der  Herren  Cai  1 & Co.  zeichneten 
sich  durch  leichte  Beweglichkeit  und  praktische  Handhabung 
besonders  aus  und  werden  deshalb  ausführlich  dargestellt 
und  beschrieben.  W.  H. 


Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens, 
Jalirg.  1868.  Heft  3. 

Der  in  Paris  ausgestellten  Wagen,  welche  bereits 
in  früheren  Heften  besprochen  wurden,  geschieht  auch  in  die- 
sem an  zwei  Stellen  Erwähnung.  Aus  sämmtlichen  Aufsätzen 
heben  wir  folgende  Konstruktionen  hervor: 

Vierrädrige  Lastwagen  nach  dem  System  Bournique 
& Vidard.  Die  beiden  Axen  tragen  getrennte  Gestelle  (aus 
Holz),  letztere  sind  durch  ein  schmiedeeisernes  Gelenk  und 
ausserdem  seitlich  durch  in  einander  greifende  Gleitstücke 
(wie  Bufferhülsen)  zu  einem  verschiebbaren  System  verbun- 
den und  tragen  den  Oberrahmen  mittelst  kreisförmiger  Bah- 
nen und  Reibnägel.  Der  Wagen  ist  für  scharfe  Kurven  be- 
stimmt und  war  bereits  sechs  Monate  lang  mit  gutem  Erfolg 
benutzt. 

Vierrädriger  Wagen  für  die  Mout-Cenisbahn,  welcher  zum 
sichern  Spurhalten  mit  vier  an  der  Mittelschiene  laufenden, 
horizontalen  Leitrollen  versehen  ist.  Die  Bremsvorrichtung 
besteht  ausser  den  gewöhnlichen  Bremsschuhen  aus  zwei  die 
Mittelschiene  umfassenden  Bremsklötzen,  welche  seitlich  ange- 
presst werden. 

Zweistöckiger  Personenwagen  der  französischen  Ostbahn. 
Dieselben  werden  nur  in  Züge  von  geringer  Geschwindigkeit 
eingestellt,  so  dass  die  ungewöhnliche  Höhe  (13yi')  keine 
Instabilität  erzeugt.  Länge  des  vierrädrigen  Wagens  zwischen 
den  Bufferenden  291/a';  Stockwerkshöhe  oben  wie  unten  5' 5"; 
zu  dem  obern  Stockwerk  gelangt  man  auf  eisernen  Treppen, 
welche  an  den  Kopfenden  der  Wagen  sitzen 

Schlafeinrichtungen  für  die  I.  Klasse  auf  der  franzö- 
sischen Ostbahn:  Ueber  dem  Rückpolster  belindet  sich  ein 

elfenbeinerner  Griff;  wird  derselbe  gezogen,  so  bewegt  sich 
die  ganze  Rückwand,  dereu  hintere  Seite  eine  Schlafmatratze 
mit  Kopfkissen  enthält,  zwischen  den  Armlehnen  und  Kopf- 
backen, welche  an  ihrem  Platze  bleiben,  um  zwei  unter  dem 
Sitze  auf  dem  Fussboden  liegende  Drehpunkte.  Während 
dieselbe  sich  auf  den  Boden  niederlegt,  wird  sie  zugleich 
durch  ein  Hebelwerk,  der  Raumersparniss  wegen  so  weit  als 
möglich  zurückgeschoben;  letzteres  beseitigt  auch  den  Sitz 
durch  Niederlegen. 

An  den  Personenwagen  der  französischen  Süd-  und  Nord- 
bahn war  zur  Beseitigung  der  kurzen  Stösse  zwischen  Unter- 
gestell und  Wagenkasten  ein  zweites  Federsystem  angebracht, 
welches  aus  kurzen,  vertikal  gestellten  Gummibuffern  besteht. 
Die  Konstruktion  steht  der  von  A.  Reifert  in  Bockenlieim 
angegebenen  und  vielfach  ausgeführten,  welche  durch  ein 
zweites  System  von  Blattfedern  denselben  Zweck  erreicht,  in 
jeder  Hinsicht  nach. 

Das  Legen  des  Oberbaues  bei  der  Paci  fic-Eisen  - 
bahn  erfolgt  mit  gewohnter  amerikanischer  Energie  in  fol- 
gender Weise:  1Ö00  Zimmerleute  haben  Sorge  zu  trageu,  dass 
sich  stets  ca.  100,000  Schwellen  längs  der  Bahnlinie  in  Vorrath 
belinden;  dieser  Kolonne  folgen  die  Ingenieure,  welche  auf 
100',  in  Kurven  auf  50'  Entfernung  Schwellen  als  Festpunkte 
legen,  eine  zweite  Kolonne  misst  und  visirt  die  Stosschwellen 
ein,  eine  dritte  legt  die  Mittelschwellen;  in  ähnlicher  Weise 
sind  die  Schienenleger  und  Nagler  in  Kolonnen  getheilt.  Dem 
ganzen  Operationskorps  folgt  ausser  den  Materialienzügen  der 
Wohnungszug,  bestehend  aus  Schlafsälen  zu  80'  Länge,  Speise- 
sälen, Küchen  etc.,  sowie  auch  einem  Bureau;  unter  den  Wa- 


gen befinden  sich  Hängematten  für  solche,  welche  im  Freien 
übernachten  wollen,  auf  denselben  die  Gewehre,  um  gegen  die 
Angriffe  der  Indianer  stets  gerüstet  zu  sein. 

Parson’s  Patentbolzen  für  Eisenbahnschienen  und 
andere  Zwecke.  Bei  den  Laschenbolzen  ist  der  Querschnitt 
des  zylindrischen  Theiles  grösser  als  der  des  Gewindkernes; 
bei  allen  Spannungen  sind  also  die  Dehnungen  des  letzteren 
grösser  als  die  des  ersteren;  dieselben  können,  wenn  die 
Elastizitätsgrenze  überschritten  ist,  wohl  das  Zwanzigfache  er- 
reichen und  eine  dauernde  Verlängerung  zur  Folge  haben,  so 
dass  die  Gewinde  der  Mutter  und  des  Bolzens  nicht  mehr 
auf  einander  passen.  Um  dies  zu  verhüten,  macht  Parson 
die  Querschnitte  einander  gleich,  was  z.  B.  dadurch  leicht  er- 
reicht wird,  dass  der  zylindrische  Tbeil  zu  einem  quadratischen 
umgestaltet  wird,  dessen  Diagonale  gleich  dem  äussern  Durch- 
messer des  Gewindes  ist.  — Bei  vergleichenden  Versuchen, 
welche  mit  gewöhnlichen  Bolzen  und  mit  solchen  nach  Par- 
son’s System  angestellt  wurden,  ergab  sich,  dass  die  ersteren, 
lose  aufgeschraubt,  noch  2 bis  2’/8  Umdrehung  bis  zum  Bruch 
gestatteten,  wogegen  letztere  4*/*  bis  6 */«  Umdrehung  aushielten. 

Baker’s  Anti  - Inkrustator  soll  durch  elektrische 
Ströme  die  Bildung  des  Kesselsteins  verhindern:  In  dem 

Dampfdome  wird  ein  starker  Ring  aus  Rothguss,  in  welchem 
eine  Anzahl  scharf  zugespitzter  .Magnete  radial  eingesetzt  ist, 
von  der  Kesselwand  isolirt  aufgehängt;  dieser  wird  durch  die 
Einwirkung  des  Wasserdampfes  zum  Elektrizitäts  - Erreger. 
Von  dem  Ringe  aus  geht  ein  Kupferdraht,  welcher  erforder- 
lichen Falls  durch  Aufhängen  vor  Berührung  mit  dem  Kessel 
bewahrt  werden  muss,  zum  anderen  Ende  des  Kessels  und 
wird  dort  mit  demselben  metallisch  verbunden.  Die  Existenz 
der  Ströme  soll  nach  der  „Engineering“  durch  Versuche 
konstatirt  sein , ebenso  soll  der  Zweck  vollkommen  erreicht 
werden. 

Ueber  die  Fell’sche  für  die  Mont-Cenis-Bahn 
konstruirte  Lokomotive  wird  eine  verwerfende  Kritik  der 
„Engineering“  mitgetheilt,  welche  die  komplizirte  Konstruktion 
tadelt  und  besonders  darauf  hinweist,  dass  der  Parallelismus 
der  Mittelschiene  mit  den  Seitenschienen,  welcher  sowohl  für 
die  Wirkung  der  horizontalen  als  der  vertikalen  Räder  von 
grösstem  Einfluss  ist,  schwer  gewahrt  werden  kann.  — Hierbei 
erwähnen  wir  eines  anderen  Systems,  bei  welchem  eine  Mittel- 
schiene zur  Anwendung  kommt,  „das  Bergbahnsystem  Marsh 
(Heft  2 d.  Jalirg.).  Die  nach  demselben  in  New-Hampshire 
erbaute  Bahn  soll  den  höchsten  der  weissen  Berge,  Mount- 
Washington,  in  Steigungen  von  S bis  33  Prozent  erklimmen. 
Die  Lokomotive  greift  mit  einem  Mittelrade  in  eine  Zahn- 
stange ein  und  gebraucht  in  starken  Steigungen  zu  einer  Post- 
stunde eine  Stunde.  Die  Bremsen  werden  durch  Luftpumpen 
gebildet;  au  den  Zylindern  derselben  ist  ein  Hahn  angebracht, 
der  geöffnet  die  Bewegung  des  Kolben  gestattet,  im  halb  ge- 
schlossenen Stande  dieselbe  hemmt,  geschlossen  dieselbe  ver- 
hindert. — Schliesslich  fügen  wir  eine  ebenfalls  dem  2.  Heft  ent- 
nommene Notiz  hinzu,  nach  welcher  Seilrampen  mit  einem 
flachen,  starken  Seil  ausgerüstet  werden,  welches  um  eine  Ar- 
beitswelle der  Lokomotive  sich  in  ähnlicher  Weise  umlegt, 
wie  die  Kette  bei  der  Kettenschiffahrt  um  die  Trommel. 

Aus  einem  Artikel  über  die  Verwendung  des  Mineralöls 
zu  Schmierzwecken  entnehmen  wir  die  Angabe,  dass  die 
Kaiser -Ferdinand -Nordbahn  zum  Schmieren  der  Wagenlager 
jährlich  2000  Ztr.  Mineralöl  verwendet.  z.  N. 

Modern  Engineering  by  Humber.  London  1S64. 

Bereits  in  No.  15,  Jalirg.  67  d.  Ztg.  ist  auf  Humber ’s 
Jahresschrift  hingewiesen  uud  als  Auszug  aus  dem  ersten, 
1863  erschienenen  Bande  eine  Notiz  über  die  darin  beschrie- 
benen Brücken  gegeben  worden.  Bei  der  hervorragenden 
Wichtigkeit  des  Werkes,  das  über  allen  andern  englischen 
Fachblättern  steht,  darf  Referent  — ohne  unbedingter  Be- 
wunderer der  englischen  Bauweise  zu  sein  — es  wohl  für 
angemessen  halten,  über  die  späteren  Jahrgänge  ein  eingehen- 
deres Referat  zu  bringen. 

Baud  II,  1864  beginnt  mit  der  Photographie  und 
Lebensbeschreibung  von  Rob.  Stephen son,  Erbauer 
der  ersten  Röhrenbrücke  und  Sohn  jenes  allbekannten  Eisen- 
bahnbaumeisters. Das  Leben  des  1S03  bei  Newcastle  geborenen 
Mannes  ist  reich  an  Thätigkeit.  Bis  1859  war  er  als  aus- 
führender Ingenieur  oder  Konsulent  an  den  Haupt-Bauten 
seines  engern  Vaterlandes  und  andrer  Läuder  thätig  — 1S47 
wurde  er  ins  Parlament  gewählt.  1851  nöthigten  ihn  kör- 
perliche Leiden  seine  Thätigkeit  einzuschränken  und  sich  auf 
Reisen  zu  erholen,  die  er  meistens  auf  eigner  lacht  unter- 
nahm. Er  besuchte  so  seine  überseeischen  Bauten  und  durch- 
kreuzte Europa;  zuletzt  war  er  in  Egypten  und  Skandinavien. 
Die  Reste  des  1S59  verstorbenen  Mannes  wurden  neben  denen 
Englands  berühmter  Staatsmänner  in  der  W estminsterabtey 


351 


beigesetzt.  Ueber  300000  Thlr.  seines  Vermögens  vermachte 
er  seiner  Vaterstadt  und  gemeinnützigen  Anstalten.  — 

Die  eisernen  Eisenbahnbrücken  haben  ganz  neue 
Brückenformen  verbreitet,  welche  mit  ihren  Vor-  und  Nach- 
theilen näher  betrachtet  werden.  Tm  Allgemeinen  sind 
Brücken  mit  eisernen  graden  Balkenträgern  im  Aeussern 
einförmig  und  lassen  eine  ästhetische  Ausbildung  weniger  zu, 
als  die  aus  bogenförmigen  Trägern;  die  neuern  Brücken  mit 
Steinbögen  werden  angeführt,  welche  gefälligeres  Ansehen 
haben.  — 

Die  zum  Anstreichen  eiserner  Oberbaue  gegen 
Oxydiren  gebräuchlichen  Mischungen  werden  erörtert, 
jedoch  weniger  chemisch  analysirt  als  nach  ihrer  Bewährung 
in  der  Praxis  gewürdigt;  auch  werden  die  für  sie  gültigen 
Prinzipien  angeführt.  Wie  wenig  man  oft  seinen  Zweck  er- 
reicht, beweist  die  Br  itan  nia-Brücke,  von  der  man  bis  1864 
bereits  über  400  Ztr.  Rost  entfernt  hat,  während  sicher  ein 
eben  so  grosses  Quantum  ungewogen  abgefallen  ist.  Blei- 
farben vermögen  nicht  zu  hindern,  dass  unter  ihnen  das 
Eisen  oxydirt,  wodurch  sie  allmählig  abgesprengt  werden. 
Die  Erfahrung  lehrt,  dass  die  ihr  eignes  Oxyd  zur  Basis 
habenden  Mischungen  am  brauchbarsten  sind  — doch  soll 
Eisenoxyd  als  Basis  nicht  gleiehmässig  wirksam  sein.  Eine 
der  bewährtesten  Mischungen  ist  die  des  Ungarn  Szerelmey, 
welche  sich  am  Thurmdach  des  Parlaments  in  sieben  Jahren 
gut  gehalten  hat.  Torbay’s  Eisenfarben  sind  seit  1851  mit 
Erfolg  auf  den  Regierungswerften,  wie  von  Dock-,  Gas-  und 
Bahngesellsehaften  angewendet.  Galvanisirte  s Eisen  kann 
sich  nicht  wohl  in  schwefelhaltiger  Luft  halten.  — 

Die  Oekonomie  der  Dampf masch ine,  welche  letztere 
so  wesentlich  zum  Wohlstände  Englands  beigetragen,  wird  in 
ihren  stufenweisen  Verbesserungen  seit  Newcomen  und  Watt 
betrachtet.  Man  hat  in  ökonomischer  Beziehung  zu  erstreben: 
die  atmosphärische  Luft  im  Kessel  so  lange  mit  der  Feuerung  in 
Berührung  zu  halten,  bis  ihr  der  Sauerstoff  möglichst  ent- 
zogen ist,  und  die  heissen  Gase  so  lange  in  den  Kesselzügen 
zu  halten,  bis  das  Wasser  ihre  Wärme  vollständig  aufgenom- 
men hat.  An  mehren  Beispielen  wird  gezeigt  wie  weit  man 
diese  Desiderata  und  damit  eine  Ersparniss  an  Feuerung  von 
*/s  erreicht  hat.  — 

Die  vortreffliche  Abhandlung:  Neuere  Fluss-  und 
Seehäfen  und  Wellenbrecher  schliesst  sich  an  die 
gleichlautende  des  vorigen  Jahres  an,  überspringt  jedoch,  durch 
die  Ueberschrift  gerechtfertigt,  die  mittelalterlichen  Leistun- 
gen auf  diesem  Gebiete  gänzlich.  Nach  Hervorhebung  der 
Hauptschwierigkeiten  beim  Hafenbau  werden  alle  Zweige  des- 
selben, als:  der  Bau  tiefer  See-,  kleiner  Fluss-  und  Zufluchts-  , 
liäfen;  ferner  der  Bau  von  Pfeilern  und  Landebrücken,  von 
Werften  und  Quais  etc.  betrachtet.  Dann  werden  Rath- 
schläge in  Bezug  auf  die  allen  Zweigen  gemeinsamen  Elemente 
gegeben , betreffend  die  physikalische  Beschaffenheit  der 
Oertlichkeit  und  des  Küstenlandes,  die  Bodenbildung,  seine 
Festigkeit  und  Tiefe,  die  vertikale  oder  horizontale  Küsten- 
bildung, die  herrschenden  Winde,  die  Ausdehnung  der 
See,  über  welche  hin  der  Wind  die  Küste  zu  treffen  vermag, 
und  schliesslich  die  Eigenthümlichkeit  der  Küstenwellen , der 
Ebbe-  und  Flutkerscheinungen  und  Strömungen.  — 

Das  Ebbebassin  der  Birkenhead-Do  cks  (15  Taf.) 
soll  dem  lange  gefühlten  Uebelstande,  dass  grosse  Schiffe  nicht 
bei  jedem  Wasserstande  in  die  Docks  von  Liverpool  einlaufen 
können,  abhelfen,  nachdem  die  Halbüuthdocks  denselben  nur 
theilweise  gehoben  haben.  Das  neue  Ebbebassin  gestattet 
den  grössten  Dampfern  während  tiefster  Ebbe  einzulaufen, 
hat  am  Siidquai  Landevorrichtungen,  gestattet  aber  auch  nach 
dem  grossen  Fluthdock  nur  durchzufahren.  Der  starken  Ab- 
lagerung von  Mersey -Schlamm  während  des  ruhigen  Wasser- 
standes ist  durch  ein  System  grösster  Schleusen  vorgebeugt, 
welche  durch  Wasserleitung  vom  grossen  Bassin  her  eine 


kräftige  Spülung  ermöglichen.  Das  unmittelbar  am  Mersey 
liegende  Ebbebassin  ist  1600'  lang,  und  an  seinen  Enden  je 
300  und  400'  breit.  Es  ist  bis  10'  unter  NW7  ausgetieft,  be- 
deckt 22  preuss.  Morgen  Land,  also  ’/g  so  viel  wie  das  grosse 
Dock.  Die  mittlere  Verbindungsschleuse  rn  beider  Bassins  ist 


50'  breit  und  240'  lang;  die  überwölbten  Nebenkanäle  n,  n 
sind  25  und  30'  breit  und  endigen  an  der  Flusseite  in  je 
10  Oeffnungen  von  ö1/«'  Breite;  die  dieselben  absperrenden 
Schotte  sind  in  doppelter  Zahl  vorhanden  und  werden  durch 
hydraulischen  Druck  gehoben;  Maschine  und  Accumulator 
stehen  in  einem  200'  hohen  Nebengebäude.  In  den  nächsten 
Kapiteln  werden  die  Haupttheile  eingehend  beschrieben.  — 

(Schluss  folgt.) 

Konkurrenzen. 

Hr.  Bildhauer  Lanuer  zu  Reutlingen  beabsichtigt  eine 
Zusammenstellung  der  für  den  dortigen  Altarbau  eingelau- 
fenen 19  Konkurrenz -Projekte  zu  veranstalten  und  ersucht 
die  Konkurrenten,  ihm  zu  diesem  Zwecke  eine  etwa  4"  hohe 
Skizze  der  Vorderansicht  ihres  Projekts  (nebst  Angabe  des 
Mottos)  zur  Disposition  zu  stellen,  wofür  sie  das  photographisch 
hergestellte  Blatt  nebst  einem  kleinen  Text  gratis  erhalten 
sollen.  — Reutlinger  Nachrichten  zufolge  ist  die  Konkurrenz 
übrigens  ohne  das  gewünschte  Resultat  verlaufen,  da  sieh  das 
Urtheil  des  Preisgerichts  mit  dem  der  Geistlichkeit  und  Bür- 
gerschaft nicht  in  Uebereinstimmung  befindet. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Baumeister  Kosehel  in  Münster  ist  zum  Eisenbahn-Bau- 
meister bei  der  Oberschlesischen  Eisenbahn  in  Beuthen  O.  S.  ernannt. 


Offene  Stellen. 

1.  Zum  Neubau  eines  Geschäfts-  und  Gefängnissgebäudes  für 
das  Kreisgericht  in  Cosel  wird  ein  Bauführer  gesucht.  Meldun- 
gen sind  unter  Einreichung  der  Atteste  direkt  an  die  Königliche 
Regierung  zu  Oppeln  zu  richten. 

2.  Zur  Hülfsleistung  bei  Ausarbeitung  eines  Seminar-Projektes 
wird  ein  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten,  oder  ein  im  Zeich- 
nen geübter  Techniker  gegen  1 y3  Thlr.  Diäten  gesucht.  Die 
Beschäftigung  dauert  ca.  4 Monate.  Meldungen  beim  Bau -Inspek- 
tor Trübe  in  Stralsund. 

3.  Ein  in  Eisenbahn- Vorarbeiten  geübter  Zeichner  wird 
gesucht  vom  Kreis  - Baumeister  Lange  in  Berlin,  Neustädtische 
Kirchstrasse  2. 

4.  Einen  im  Veranschlagen  geübten  B iir  eau- Ass  i ste  n ten 
sucht  der  Iveis  - Baumeister  Grün  in  Pillkallen. 

5.  Eine  Stelle  für  einen  Baumeister  oder  erfahrenen  Bau- 
führer, zunächst  zur  Fortführung  eines  Staatschausseebaues  im 
Kreise  Sensburg  in  Ostpreussen  ist  vakant.  Meldungen  etc.  beim 
Kreis -Baumeister  Kaske  in  Sensburg  O.  Pr. 

6.  Zwei  Baumeister  werden  zu  Eisenbahnbauten  gesucht. 
Meldungen  in  der  Expedition  sub  R.  E. 

7.  Zur  Vertretung  eines  erkrankten  Kreisbaumeisters  wird  im 
Regierungs  - Bezirk  Koblenz  ein  Baumeister  gegen  Gewährung 
von  2 Thlr.  Diäten  pro  Tag  und  reglementsmässige  Reisekosten- 
Entschädigung  gesucht. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  G.  in  Mühlhausen, 
B.  in  Preetz,  D.  in  Saarbrücken. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin. 

Hauptversammlung  am  Sonnabend  den  15.  August 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2.  Beurtheilung  und  Abstimmung  über  die  Monatskonkurrenzen. 

3.  Anträge  für  die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

4.  Beschaffung  eines  neuen  Vereins-Lokals. 

Unser  Atelier  ist  nach 

Unter  den  Linden  Wo.  4 a 

verIest-  Ende  & Böckmann, 

Baumeister. 

Meine  Wohnung  befindet  sich 

Unter  den  Linden  Sio.  4a. 

Wilhelm  Böckmann, 

Baumeister. 


Offene  Stadthau  - Inspekt«r§telle. 

Die  hier  vacant  gewordene  Stadtbau  - Inspektorstelle,  mit  wel- 
cher zur  Zeit  ein  fester,  in  monatlichen  Raten  praenumerando  zahl- 
barer Jahresgehalt  von  Dreihundert  Thalern  und  die  Accidenzien 
für  Prüfung  und  Begutachtung  der  Bauzeichnungen  von  hiesigen 
Privaten  verbunden,  soll  baldigst  wieder  besetzt  werden. 

Geprüfte  Bautechniker,  welche  auf  diese  Stelle  reflektiren, 
haben  sich  unter  Beifügung  der  erforderlichen  Zeugnisse  bis 
Ende  dieses  Monats 

bei  uns  zu  melden. 

Abschriften  der  Dienstinstruktion  für  den  Stadtbau  - Inspektor 
können  gegen  Erlegung  der  Kopialien  von  hiesiger  Rathsexpedition 
bezogen  werden. 

Gross  enhain,  den  5.  August  1868. 

Der  Stadtrath. 

Kunze. 


352 


Bekanntmachung. 

Die  Stelle  des  zweiten  Baumeisters,  mit  welcher  ein  jährliches 
Gehalt  von  1000  Thlr.  verbunden  ist,  wird  zum  1.  Oktober  d.  J. 
vakant,  und  soll  zunächst  kommissarisch  mit  sechsmonatlicher  Kün- 
digung aufs  Neue  besetzt  werden. 

Qualifizirte  Bewerber,  welche  die  Staats  - Prüfung  als  Baumei- 
ster absolvirt  haben,  werden  hierdurch  aufgefordert  ihre  Meldungen 
unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  bis  zum  1.  September  d.  J.  bei 
uns  einzureichen. 

Danzig,  den  24.  Juli  1868. 

Der  Magistrat. 

Bekanntmachung. 

Zum  ersten  September  er.  wird  hierselbst  eine  Baumeisterstelle 
vakant,  welche  mit  3 Thlr.  Diäten  dotirt  ist. 

Bewerber,  welche  das  Examen  für  den  Staatsdienst  bestanden, 
können  sich  unter  Einreichung  der  Atteste  an  die  Unterzeichnete 
Behörde  wenden.  — 

Zur  Ausführung  gelangt  zunächst  ein  in  monumentalem  Cha- 
rakter zu  erbauendes  Militair  - Kasino  und  demnächst  voraussicht- 
lich zwei  grössere  Kasernen. 

Stettin,  den  1.  August  1868. 

Bönigliehe  Fortifikation. 

Ein  junger  Maurermeister,  zugleich  gelernter  Zimmermann  seit 
Jahren  bei  Eisenbahnbauten  und  grösseren  Wasserbauten  beschäf- 
tigt, mit  Biireauarbeiten  vertraut  und  gegenwärtig  bei  einem  grösse- 
ren Wasserbau  thätig,  sucht  in  einem  anderen  grösseren  Baugeschäft 
als  Geschäftsführer  eine  Stellung.  Gefällige  Offerten  mit  Angabe 
der  Bedingungen  befördert  die  Exped.  d.  Zeitung  unt.  Chiffre  D.  III. 

Ein  junger  Mann,  der  eine  Realschule  bis  Sekunda  besucht 
und  dann  das  Abiturienten-Examen  einer  Provinzial-Gewerbe-Schule 
„mit  Auszeichnung“  bestanden  hat,  auch  zur  Führung  einer  eng- 
lischen Korrespondenz  qualifizirt  ist,  sucht  eine  Stelle  als  tech- 
nischer Bauzeichner,  oder  eine  andere  entsprechende  Stelle  um  sich 
weiter  ausbilden  zu  können.  Die  Einnahme  muss  zu  einem  be- 
scheidenen Unterhalt  ausreichen.  Offerten  sind  an  den  Archi- 
tekten und  Gewerbeschullehrer  Carl  Krieger  in  Bochum  (West- 
falen) zu  senden. 

Ein  namentlich  im  Hochbau  erfahrener  Techniker,  seit  längeren 
Jahren  beim  Eisenbahnbau  beschäftigt,  der  mehrfach  die  Ausfüh- 
rung grösserer  Bauwerke  geleitet  hat,  sucht  bei  neueren  Eisenbahn- 
oder sonstigen  Bau -Unternehmungen  eine  entsprechende  Stellung. 
Offerten  beliebe  man  unter  der  Chiffre  K.  0.  in  der  Expedition 
dieses  Blattes  zu  hinterlegen. 

Bekanntmachung. 

Die  Meisterschaft  der  hiesigen  Maurer -Innung  wird  hierdurch 
benachrichtigt,  dass  in  Folge  Beschlusses  der  Repräsentanten  hiesi- 
ger Gesellenschaft  vom  16.  Juli  er.  und  Genehmigung  des  Magis- 
trats vom  27.  Juli  er. 

1.  die  Auflagen  für  die  Monate  August  und  September  d.  J. 
mit  je  15  Sgr.  zu  erheben  sind. 

2.  Für  den  Monat  Oktober  d.  J.  eine  Auflage  mit  10  Sgr.  und 
zwar  zu  Gunsten  der  Maurer -Gesellen -Kranken -Kasse  eingezogen 
wird. 

Berlin,  den  27.  Juli  18G8. 

gez.  A.  Parey,  gez.  von  Hennig,  gez.  L.  Lüdke, 
Obermeister.  Innungs- Assessor.  Ladenmeister. 

Eine  in  unmittelbarer  Nähe  Cassels  gelegene  Maschinen-Repa- 
ratur- Werkstatt  nebst  vollständiger  Einrichtung  und  Inventar,  mit 
Dampfmasehinen-Betrieb  sowie  mit  dem  dabei  befindlichen  Wohn- 
haus und  circa  l1/,  Acker  grossen  Garten  soll  verkauft,  eventuell 
auf  mehre  Jahre  verpachtet  werden. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  Güteragent 

II.  Rudolph,  Cassel. 

Marktgasse  No.  23. 


|jf  Btuiflfuicrkfcbulc  ju  |örtfr  a.  1).  IMfr 

beginnt  ihren  Winter-Kursus  am  3.  November,  während  der  Vor- 
bereitungs-Unterricht für  neueintretende  Schüler  bereits  am  14.  Ok- 
tober seinen  Anfang  nimmt. 

Im  vierten  Jahre  der  Gründung  der  Anstalt  erreichte  dieselbe 
bereits  die  Zahl  von  260  Schülern,  worunter  an  s/4  Meistersöhne  aus 
grossem  Städten  Preussens,  wie  Berlin,  Magdeburg,  Düsseldorf, 
Danzig,  Posen,  Merseburg,  Minden  u.  s.  w.,  sowie  den  Nachbar- 
staaten sich  befanden. 

Anmeldungen  zur  Aufnahme  in  die  Anstalt  sind  unter  Ein- 
sendung der  Schulzeugnisse  an  den  Unterzeichneten  franco  bis  Mitte 
Oktober  einzusenden. 

Zur  Abnahme  der  Meisterprüfung  für  Bauhandwerker  befindet 
sich  die  Königliche  Kommission  am  Orte. 

Hö 1 1 1 *»  i£  e p,  Direktor  der  Bangewerkschule. 


Berlin,  den  6.  August  1868. 

Die  heute  Vormittag  12  Uhr  erfolgte  glückliche  Entbindung 
meiner  lieben  Frau  Anna,  geb.  Bahn  von,  einem  gesunden  Töch- 
terchen,  zeige  ich  Freunden  und  Bekannten  statt  besonderer  Mel- 
dung hierdurch  an. 

Hermann  Krause, 

Baumeister. 


Gotha  - Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntniacliung. 

Zur  Herstellung  des  Bahnkörpers,  sowie  zur  Ausführung  der 
Kunstbauten  der  Gotha- Leinefelder  Eisenbahn  sollen  innerhalb  der 
Strecken  zwischen  Ilorsraar  und  Helmsdorf,  ingleichen  zwischen 
Dingelstädt  und  Leinefelde,  drei  Loose  und  zwar: 

No.  XV.  a.  mit  19954  Schachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl.der 
Böschungs  - Arbeiten  veran- 
schlagt zu 34,726  Thl.  14  Sgr.  3 Pf. 

b.  mit  ca.  214  Schachtruthen 
Mauer  werk; 

No.  XVIII.  a.  mit  34006  Schachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl.  der 
Böschungs- Arbeiten  veran- 
schlagt zu 39,280  „ 28  „ 10  „ 

b.  mit  ca.  1252  Schachtruthen 
Mauer  werk; 

No.  XIX.  a.  mit  20502  Schachtruthen  zu 
bewegenden  Bodens,  incl.der 
Böschungs- Arbeiten  veran- 
schlagt zu 30,166  „ 24  „ 9 „ 

b.  mit  ca.  480  Schachtruthen 
Mauerwerk, 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissions -Verfahrens  an  geeignete 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Biireau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernabme  von  Erdarbeiten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn,  Loos  XV,  XVIII  und  XIX,“ 
oder  mit  der  Bezeichnung: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  zum  Bau  der  Gotha- 
Leinefelder  Bahn,  Loos  XV,  XVIII  und  XIX“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

20.  August  c.,  Vormittags  1 0 J/i  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  1.  August  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister 
(gez.)  Witzeck. 


Baugewerkschule  zu  llofziiiiiiden  a.  Weser. 

Ingenieure  und  Architekten,  welche  geneigt  sind,  im  nächsten 
Winterkursus  Unterricht  zu  ertheilen,  wollen  sich  baldigst  zur  Ent- 
gegennahme der  Bedingungen  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten 
melden. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

G.  Haarmann. 


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Kunst  und  Architektur 

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bis  zu  den  theuersten  Gattungen. 

Durch  das  Vertrauen  der  ersten  Architekten  beehrt,  sind 
wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
in  ruhigen,  architektonisch  wirkenden  Dessins  und  Farben- 
tönen assortirt  zu  halten. 


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Die  Baugewerkschule  zu  Holzminden  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  ( S c h 1 o s s e r,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts -Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

G.  Haarmann. 


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nungen nebst  Beschreibung  und  Preis- Courant  gratis. 

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Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


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Jahrgang  II. 


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Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2 '/>  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

heransgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 
übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  21.  August  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Gubbio.  (Schluss).  — Ueber  die  Einrichtung  der  Bau- 
gewerkschulen. (Schluss).  — Englische  Bahnhöfe.  — Mittheilun- 
gen aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Ver- 
mischtes: Zur  Dombaukonkurrenz.  — Fahrpreis  - Ermässigungen 
für  die  Theilnehmer  am  Hamburger  Architektentage.  — Bepflan- 


zung der  Böschungsflächen  der  Eisenbahnen.  — Im  ersten  Semester 
1868  neu  eröffnete  Bahnstrecken.  — Aus  der  Fachlitteratur: 
Zu  Graeve’s  hydrotechnischen  Ermittlungen  beim  Oderstrom.  — 
Modern  Engineering  by  Humber.  (Schluss).  — Personal-Nach- 
richten etc. 


XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure. 

Um  Irrthümern  zu  begegnen,  machen  wir  darauf  aufmerksam,  dass  unsere  Bitte,  die  Anmeldungen  zur  Theil- 
nahme  an  der  Versammlung  bis  zum  15.  August  einzusenden,  selbstverständlich  spätere  Anmeldungen  nicht  ausschliesst. 
H amburg,  den  18.  August  1868.  D as  Lokal-Komite. 


Gubbio. 

Von  Hubert  Stier  und  Ferdinand  Luthmer.  (Schluss.) 


Stadthaus  in  Gubbio.  Durchschnitt. 

Ich  wende  mich  nunmehr  zum  zweiten  Theile  meiner 
Schilderung,  zu  dem  Palaste  der  urbinatischen  Herzoge. 
Die  Stadt  Gubbio  hatte  sich,  wie  erwähnt,  später  unter 
die  Oberhoheit  der  Grafen  von  Montefeltro  begeben, 
von  denen  Feder igo  Montefeltro  im  Jahre  1474  durch 
Sixtus  IV  den  Herzogtitel  von  Urbino  erhielt.  Als  Kon- 
dottiere  in  den  damaligen  Fehden  Italiens  hochberühmt, 


war  der  alte  Kriegsfürst,  zumal  als  er  sich  auf  dem  Her- 
zogsstuhl zu  Urbino  zur  Ruhe  gesetzt  hatte,  ein  echter 
Freund  und  Beschützer  der  Künste.  Sein  grosser  Palast 
in  dieser  Stadt,  wo  man  noch  an  der  Treppe  sein  geist- 
reiches, energisches  Profilbild  sieht  — ein  Schuss,  der 
ihm  die  Nasenwurzel  wegnahm,  hatte  die  Wirkung  seiner 
grossen  Hakennase  noch  bedeutend  erhöht  — hiess  damals 
das  schönste  Schloss  Italiens  und  hat  auch  heute  noch 
Anspruch  auf  einen  hervorragenden  Rang  unter  den  Mo- 
numenten des  kunstreichen  Landes.  Jener  Palastzu  Gubbio 
ist  nun  sein  kleineres  und  bescheideneres  Abbild,  ein 
Absteigequartier,  das  sich  Federigo,  wie  es  die  Wappen- 
zeichen beweisen , als  Herzog  errichten  liess  und  dessen 
Erbauungszeit  somit  zwischen  die  Jahre  1474  und  1482, 
sein  Todesjahr,  fallen  muss.  Ueber  den  Baumeister  dürfte 


Herzoglicher  Palast  zu  Gubbio.  Grundriss  des  ersten  Geschosses. 
a.  Hof.  b.  Grosser  Saal.  c.  Kabinet  des  Herzogs.  d.  Haupttreppe. 

ebensowenig  ein  Zweifel  obwalten,  da  ein  Vergleich  dieses 
Palastes  mit  jenem  zu  Urbino  beide  als  aus  derselben 
Hand  hervorgegangen  zeigt.  Der  Baumeister  des  letzteren 


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Schlosses  steht  nun  aber  in  der  Person  des  Luciano 
Martini,  genannt  Lauranna  nach  seinem  Geburtsorte, 
einem  kleinen  Städtchen  Illyriens,  fest,  da  das  Dekret,  in 
welchem  Federigo,  im  Jahre  1468  noch  blosser  Herr  von 
Urbino,  diesen  Meister  unter  schmeichelhaftem  Lobe  seiner 
Tüchtigkeit  und  in  den  bestimmtesten  Ausdrücken  mit 
der  Leitung  dieses  Baues  beauftragt,  in  Florenz  vorhan- 
den ist.*)  Wollte  man  nun  auch  den  Umstand,  dass  an 
beiden  Monumenten  viele  Bautheile,  wie  die  Fussboden- 
platten,  die  Dachziegel  u.  s.  w.,  gleichen  Fabrikstempel 
tragen,  als  nicht  maassgebend  unberücksichtigt  lassen,  so 
sprechen  doch  für  denselben  Meister  viel  deutlicher  die 
verwandte  Gesammtanordnung  der  Architektur,  die  gleiche 
Ausbildung  des  Details,  die  identische  Dekorationsweise, 
so  dass  Lauranna  mit  Sicherheit  auch  als  der  Baumei- 
ster des  Palastes  zu  Gubbio  anzunehmen  ist. 

Schon  in  der  Grunddisposition  zeigt  sich  indessen 
der  bescheidenere  Geist,  welcher  bei  der  Anlage  dieses 
Bauwerks  maassgebend  war.  Ein  mittelalterliches  Gebäude, 
oberhalb  des  Stadthauses  und  gegenüber  der  Domfa^ade 
an  der  Bergwand  belegen,  wurde  benutzt  und  ausgebaut. 
Unter  dem  vorderen  Theile  dieses  vorhandenen  Baues  geht 
eine  Strasse  der  Stadt  in  einem  langen,  überwölbten  Durch- 
gänge hin,  das  erste  Stockwerk  liegt  auf  gleichem  Niveau 
mit  dem  rückwärts  ansteigenden  Terrain,  welches  weiterhin 
durch  hohe  Terrassen  gegen  den  Berg  abgeschlossen  wird. 
Indem  Lauranna  nun  diesen  älteren  Theil,  bei  welchem 
er  übrigens  wenig  mehr  als  dies  Erdgeschoss  und  die  Um- 
fangsmauern wird  benutzt  haben,  zu  einer  fürstlichen  Woh- 
nung umbaute,  war  er  vor  Allem  bestrebt,  seinem  Palaste 
jenes  Bauglied  anzufügen,  welches  wie  in  Erinnerung  der 
Atrien  des  Alterthums  dieser  Zeit  als  unentbehrlicher  Aus- 
druck fürstlicher  Hoheit  und  Pracht  galt,  den  grossen, 
hallenumgebenen  Hof.  Er  verlegte  denselben,  dem  gege- 
benen Terrain  folgend,  an  die  Rückseite  des  Baues,  gegen 
die  Bergwand  hin  und  gab  ihm  hier  in  zwei  grossen 
Thoren  Zugänge  von  den  Seitenstrassen  aus.  Offene  Bo- 
genhallen umgeben  den  Hof  an  drei  Seiten,  an  der  vierten 
begrenzt  ihn  die  Terrassenmauer,  in  welcher  der  Haupt- 
wasserzufluss der  Stadt  durch  einen  Aquädukt  herabrauscht. 
In  einer  Ecke  gegen  den  Berg  eingeschnitten  ist  sodann 
weiter  die  Haupttreppe  zum  zweiten  Geschosse  angelegt, 
bequem,  aber  nur  zweiarmig,  wie  diese  Epoche,  die  den 
Luxus  groesartiger  Treppenhäuser  noch  nicht  aufgenommen 


hat,  sie  stets  anzuordnen  pflegt.  Sie  mündet  auf  einen 
Korridor,  welcher  durch  eine  Fensterreihe  erleuchtet,  den 
Hof  von  allen  vier  Seiten  umgiebt  und  mit  einer  Anzahl 
von  Zimmern  über  der  rückliegenden  Hälfte  des  Vorder- 
hauses in  Verbindung  steht. 

Zumal  dieser  Hof  nun  ist  ein  reizendes  Beispiel  jener 
frühen,  feinen  und  keuschen  italienischen  Renaissance,  dem 
grossen  Hofe  des  urbinatischen  Palastes  im  Ganzen  gleich 
gebildet,  in  der  Detaillirung  ihm  vielleicht  noch  überlegen, 
wie  er  denn  auch  der  Zeit  nach  wohl  etwas  später  als 
jener  entstanden  ist.  Kräftige  Säulen  tragen  die  einfachen 
Kreuzgewölbe  der  Hallen  des  Erdgeschosses.  Ihre  Kapi- 
täle  sind  zwar  das  getreue  Abbild  der  Kompositenkapitäle 
des  Titusbogens,  doch  gewinnt  diese  sonst  so  verschrieene 
Kunstform  hier  eine  ganz  neue  Bedeutung,  indem  sie  durch 
ihre  grossen  und  kräftigen  Voluten  den  Uebergang  zu  dem 

*)  Dasselbe  ist  von  Gaye  publizirt  worden  und  berichtigt 
die  Angaben  Vasari’s,  welcher  den  Palast  zu  Urbino  dem  Cecco 
di  Giorgio  zuschreibt.  Die  schon  von  Rurnohr  ausgesprochene 
Ansicht,  dass  dieser  Künstler  nur  als  Festungsbaumeister  in  Urbino 
thätig  g.  wesen  sei,  scheint  sich  sonach  zu  bestätigen. 


quadratischen  Bogenanfänger  vortrefflich  vermittelt.  Ein 
hohes  Gesims  schliesst  über  den  Bogenarchivolten  das  Erd- 
geschoss ab.  Glatte  Pilaster  theilen  das  obere  Stockwerk, 
dazwischen  sitzen  die  Fenster,  gleichfalls  mit  Pilastern  und 
ornamentirten  Verdachungen  reich  umrahmt,  ein  einfaches 
Kranzgesims  endlich,  welches  zu  dem  weitausladenden 
Rande  des  Ziegeldaches  in  Beziehung  gesetzt  ist,  krönt 
das  Ganze.  Alles  Detail,  die  Pilasterkapitäle,  die  Wand- 
konsolen des  unteren  Geschosses  sind  geistreich  erfunden, 
schön  und  kräftig  gezeichnet,  während  die  Ausführung 
ohne  alles  sichtbare  Eisenwerk  in  blaugrauem  Sandstein, 
und  Ziegeln  für  die  glatten  Flächen,  höchst  sorgfältig 
hergestellt  ist. 

Durch  mehrfache  Thüren  gelangt  man  in  die  Räume 
des  ersten  Geschosses,  einige  grosse  Zimmer,  und  vor 
Allem  an  der  Vorderseite  mit  der  Aussicht  auf  die  Stadt 
hin  belegen  in  einen  grossen  Saal  von  23 m-  und  llm 
Länge  und  Breite.  Finden  sich  in  allen  übrigen  Räumen 
noch  die  bescheidenen  mittelalterlichen  Abmessungen  für 
die  Thüren,  so  öffnet  sich  zu  diesem  Hauptraum  ein  präch- 
tiges Portal  mit  reicher  Umrahmung,  in  der  schönes  Ran- 
kenwerk aufsteigt.  Nächstdem  bietet  ein  grosser  Kamin 
besondere  Gelegenheit  zur  Entfaltung  phantasievollen 
Schmuckes.  Diese  Bautheile,  deren  kräftiges  Ornament 
in  der  Behandlung  sich  eng  an  römische  Vorbilder  an- 
schliesst,  sind  in  eiuer  höchst  einfachen  und  wirkungsvollen 
Weise  dekorirt.  Dem  Stein  ist  als  Grundton  seine  na- 
türliche blaugraue  Farbe  belassen,  einzelne  hervorragende 
Theile,  die  Blumen  im  Akanthusornament,  die  Wappen, 
Vögel  und  fliegenden  Bänder,  welche  es  durchziehen,  die 
Vasen,  aus  denen  es  aufsteigt,  sind  leicht,  nur  in  Linien 
auf  den  vortretenden  Rippen  und  Profilkanten  vergoldet, 
während  in  die  Tiefen,  ebenfalls  nur  höchst  sparsam, 
dunkle  Linien  mit  leuchtendem  Ultamarinblau  eingezeichnet 
sind.  Die  Thürflügel  zeigen  noch  den  edlen  Schmuck 
reichen  Ornamentes  aus  hellem  und  dunklen  Holze  ein- 
gelegt. Auch  die  alten  Fenster  sind  noch  vorhanden,  in 
der  Regel  in  der  Mitte  der  Höhe  getheilt,  so  dass  der 
obere  Theil  durch  Scheiben,  der  untere  hingegen  nur 
durch  hölzerne  zu  öffnende  Laden  verschlossen  wurde. 
Diese  Laden  sind  gleichfalls  noch  mit  Intarsienornament 
verziert,  aber  nur  als  Nachahmung,  indem  das  Holz  in 
einer  hellen  Kreidefarbe  grundirt  war,  auf  welcher  als- 
dann die  Ornamente  mit  einem  braunen  Tone  ausgespart 
wurden.  Ein  einfaches  Ziegelmuster,  nur  als  Unterlage 
für  Teppiche  gedacht,  deckte  den  Fussboden,  während 
die  Decken,  hier  durchweg  Holzdecken,  ein  reich  orna- 
mentirtes,  in  weiss,  blau  und  gold  bemaltes  Kassettenwerk 
zeigen.  Leider  sind  dieselben  bis  auf  einen  kleinen  Ueber- 
rest  zerstört,  wie  auch  die  Wände,  wohl  hier  wie  in  Ur- 
bino zumeist  auf  den  Schmuck  bunter  Teppiche  berechnet, 
jetzt  kahl  und  leer  dastehen. 

Die  übrigen  Zimmer  zeigen  dieselbe  Durchführung 
und  zumal  eine  ganze  Sammlung  schöner  Kamine,  auf 
denen  gewissermassen  das  künstlerische  Hauptgewicht  im 
inneren  Schmucke  des  Baues  ruht.  Ein  Raum  indessen  ver- 
dient noch  besondere  Aufmerksamkeit.  Neben  den  grossen 
Wohn-  und  Prachträumen  finden  sich  in  den  gleichzeitigen 
Palästen  überall  noch  einige  kleine  Zimmerchen  zum  Ar- 
beiten und  zum  besonders  behaglichen  Aufenthalt.  In 
Urbino  ist  dieses  Motiv  mit  einer  anstossenden  Loggia 
zu  einer  ganz  besonders  anmuthigen  Anlage  gestaltet,  hier 
ist  nur  ein  kleines  Ivabinet  dazu  bestimmt.  Seine  Wände 
sind  ganz  mit  reichem,  intarsirten  Holzgetäfel  bekleidet, 
in  welchem  zahlreiche  Wandschränke  verborgen  liegen, 
die  Decke  ist  kassetirt  und  bemalt  und  zeigt  in  den  Fel- 
dern alle  die  verschiedenen  Wappenzeichen  des  Herzogs, 
sein  Monogramm,  das  F.  E.  Dux,  den  Reiher,  die  Bomben, 
die  Ordenszeichen  des  goldenen  Flieses  und  des  Hosen- 
bandes, die  denn  auch  in  alles  Ornament  des  ganzen 
Hauses  verflochten,  neben  den  grossen  skulpirten  Wappen 
über  den  Eingängen  allenthalben  an  den  Erbauer  und 
Besitzer  erinnern.  Eine  bequeme  Wendeltreppe  vermittelt 
dicht  bei  diesem  Kabinet  den  Verkehr  in  diesem  Theile 
des  Hauses.  Es  versteht  sich,  dass  dabei  auch  der  kom- 
fortable, hier  sogar  doppelsitzige  Abtritt  nicht  fehlt.  — 
Din  Zimmerreihe  des  zweiten  Geschosses,  der  des  ersten 


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Stockwerks  in  der  Ausbildung  völlig  gleich,  erhält  ihr 
Licht  zumeist  durch  Fenster  unter  der  Decke  über 
dem  Dache  des  grossen  Saales  her.  An  der  rechten  Seite, 
über  dem  gewölbten  Korridor,  springt  thurmartig  noch 
ein  einzelnes  Zimmerchen  mit  schöner  Aussicht  vor.  Ein 
Gang,  auf  einem  Bogen  über  die  anliegende  Strasse  hin- 
weggeführt, verbindet  den  Palast  schliesslich  mit  einem 
Nebenhause,  das  wohl  zum  Aufenthalt  der  Diener,  für  die 
Küchen  u.  s.  w.  gedient  haben  mag,  jetzt  indessen  ganz 
verbaut  ist. 

Auch  der  Palast  ist  leider  in  vielen  Theilen  arg  zer- 
stört. Eine  Seidenfärberei,  die  ehemals  darin  ihr  Wesen 
getrieben,  ist  nun  freilich  daraus  entfernt  und  er  steht 
ganz  leer,  aber  mit  theilweise  eingestürzten  Fussböden, 


gesenkten  Decken,  zerbröckelten  Stufen,  kurz,  mit  der 
ganzen  staubigen  Poesie  solcher  verschwundenen  Herrlich- 
keit, die  nur  in  dem  verlassenen  Hofe,  wo  die  Veilchen 
blühen,  die  Wasser  rauschen  und  die  Sonne  leuchtet,  einen 
lebensvolleren  Gegensatz  erhält.  Die  Sonne  Italiens  hatte 
nämlich  mit  dem  Schnee  des  ersten  Tages  rasch  aufge- 
räumt und  uns  während  unseres  Aufenthaltes  in  Gubbio 
freundlich  gelächelt.  Als  es  indessen  zur  Abfahrt  ging, 
verhüllte  sie  sich  wieder  und  wir  schieden  am  Morgen  der 
Abreise  von  der  Stadt,  wie  wir  sie  zuerst  gesehen  hatten, 
im  Schneegestöber,  um  uns  in  einem  Vetturin  mühselig 
mit  Ochsenvorspann  durch  die  tiefbeschneiten  Pässe  des 
Apennin  nach  Urbino  durchzuarbeiten. 


lieber  die  Einrichtung  der  Baugewerkschulen. 

(Schluss.) 


Aus  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  als  Ziel  der  Bau- 
gewerkschule die  Heranbildung  des  Bauhandwerkers  zü 
einem  denkenden  Werkmeister,  der  im  Stande  ist,  in  der 
bezeichneten  Sphäre  selbst  zu  schaffen  und  mit  Verständ- 
niss  dem  Künstler  und  Ingenieur  bei  ihren  Schöpfungen  zur 
Seite  steht.  Ihre  Wirksamkeit  muss  da  beginnen,  wo  die 
Volksschule  auf  hört;  denn  nur  mit  Ausnahmen,  auf  die  wir 
später  zurückkommen,  ist  die  bei  Weitem  grösste  Mehr- 
heit unserer  Handwerker  mit  ihrer  Jugenderziehung  und 
Bildung  lediglich  auf  die  Volksschule  angewiesen  und  von 
deren  Leistungen  abhängig.  Diese  haben  aber  von  jeher, 
wie  bekannt,  ganz  entschieden  hinter  den  Anforderungen 
der  Zeit  zurückgestanden  und  sehr  unangenehm  sichtbare 
Lücken  gezeigt.  Bis  auf  den  heutigen  Tag  ist  ein  grosser 
Tlreil  der  aus  der  Volksschule  entlassenen  Schüler,  be- 
sonders vom  Lande  oder  aus  den  Provinzialstädten,  in 
den  Elementargegenständen  und  in  der  Handhabung  der 
Muttersprache  (anderer  Kenntnisse  gar  nicht  zu  gedenken) 
noch  immer  so  schwach  beschlagen,  dass  dieser  Mangel 
schon  oft  für  manchen  sonst  tüchtigen  jungen  Mann  eine 
Klippe  für  sein  Fortkommen  gewesen  ist.  Von  der  Fach- 
schule ist  dieser  Uebelstand  von  jeher  schwer  empfunden 
worden;  denn  wie  sie  mit  ihrem  Fachunterricht  fortwäh- 
rend auf  der  Höhe  der  Zeit  stehen  musste,  ist  sie  stets 
genöthigt,  in  ihrer  unteren  Klasse  auf  Ergänzung  der  Volks- 
schule durch  fortgesetzten  Unterricht  in  den  Elementar- 
Gegenständen  ganz  entschieden  Bedacht  zu  nehmen,  sich 
also  mit  Dingen  zu  befassen,  die  ihr  eigentlich  gar  nicht 
obliegen  und  die  nothwendig  den  Fachunterricht  störend 
berühren  oder  wenigstens  die  dem  Bauhandwerker  zu  seiner 
Ausbildung  vergönnte  Zeit  wesentlich  beeinträchtigen 
müssen*). 

Es  soll  hiermit  nicht  gesagt  sein,  dass  sich  in  Folge 
dieser  Mängel  unserer  Volksschulen  die  Volksbildung  nicht 
gehoben  hätte.  Im  Gegentheil,  sie  hat  sich  trotz  dieser 
Mängel  sehr  bedeutend  gehoben  durch  die  eigene  Streb- 
samkeit unserer  Handwerker,  durch  das  Leben  selbst  und 
durch  die  der  Volksbildung  speziell  gewidmeten  Anstalten, 
Vereinigungen  etc. 

Die  Erkenntniss  der  grossen  Nachtheile  einer  man- 
gelhaften Elementarbildung  und  der  grossen  Vorzüge  der 
hiermit  tüchtig  ausgestatteten  Bauhandwerker  hat  bereits 
seit  längerer  Zeit  die  Wirkung  gehabt,  dass  bemitteltere 

*)  Was  deshalb  recht  nothwendig  wäre,  das  wären  Anstalten, 
welche  wir  unter  der  Bezeichnung  von  Vorbereitungsschulen 
so  oft  befürwortet  haben,  Anstalten,  die  an  die  Elementarschule 
anknüpfend,  deren  Lücken  ausgleichen  und  die  jungen  Leute  zu 
einem  wissenschaftlichen  Unterrichtsgang  vorbereiten,  wie  ihn  eine 
Fachschule  bieten  soll.  Wie  diese  Anstalten  einzurichten  und 
überall,  in  Stadt  und  Land  herzustellen  seien,  in  welcher  Weise 
sie  zu  wirken  hätten,  darüber  haben  wir  uns  ausführlich  in  dem 
Organ  des  Zentral  Vereins  in  Preussen  für  das  Wohl  der  arbeitenden 
Klassen  und  in  dem  „Arbeiterfreund“  (Jahrg.  1866)  ausgesprochen.  Es 
ist  die  Frage,  ob  die  Errichtung  einer  solchen  Anstalt  am  hiesigen 
Orte  nicht  ratl.sam  wäre,  so  wie  deren  Einrichtung  und  ihr  Ver- 
hülfniss  zur  Baugewerkschule,  in  Folge  vieler  laut  gewordenen 
Wünsche  und  Anfragen  und  des  in  neuerer  Zeit  auffallenden  Zu- 
dranges von  ganz  jungen  Leuten,  die  sich  oft  noch  nicht  einmal 
für  einen  Beruf  entschieden  haben,  von  Seiten  der  hiesigen  Schule 
in  Erwägung  gezogen  und  werden  wir  wohl  Gelegenheit  haben, 
auf  diesen  Gegenstand  später  zurückzukommen. 


Eltern  ihre  dem  Baugewerk  gewidmeten  Söhne  zunächst 
den  Realschulen,  selbst  den  Gymnasien  übergaben,  um 
durch  den  Besuch  der  unteren  Klassen  dieser  Anstalten 
jene  durch  die  Volksschule  gelassenen  Mängel  auszumerzen. 
Diese  Erscheinung  muss  von  den  Baugewerkschulen  um 
so  mehr  berücksichtigt  werden,  als  dieselbe  immer  häufi- 
ger auftritt;  sie  führte  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
bei  der  hiesigen  Baugewerkschule,  da  die  so  vorbereiteten 
Schüler  einen  grösseren  Theil  der  Unterrichtsgegenstände 
der  unteren  Klasse  nicht  mehr  bedurften,  dagegen  in  sol- 
chen Fächern,  welche  auf  jenen  Anstalten  nicht  gelehrt 
wurden,  für  die  II.  Klasse  nicht  reif  waren,  zur  Einrich- 
tung einer  besonderen  Klasse,  der  sogenannten  Mittel- 
klasse, wo  in  einem  einzigen,  um  mehre  Wochen  ver- 
längerten Halbjahrskurse  die  entsprechend  modifizirten 
mathematischen  und  bauwissenschaftlichen  Pensa  der  dritten 
und  zweiten  Klasse  erledigt  werden  mussten,  so  dass  die 
Schüler  nach  Absolvirung  dieser  Klasse  gleich  in  die 
erste  Klasse,  die  reine  Fachklasse,  eintreten  konnten.  Im- 
merhin blieb  diese  Einrichtung  doch  in  vieler  Hinsicht 
ein  unzulängliches  Auskunftsmittel,  ein  vielfach  lästiges 
und  störendes  Zwischenglied  und  wird,  wie  weiterhin  aus- 
zuführen, in  dem  jetzt  vorbereiteten  Lehrplane  der  Schule 
ihre  zweckentsprechende  Erledigung  finden. 

Eine  gleiche  Umgestaltung  steht  bei  unserer  Anstalt 
der  bei  fast  allen  Baugewerkschulen  eingeführten  soge- 
nannten Repetenten-  oder  Meisterklasse  bevor,  die 
von  Haus  aus  für  solche  Schüler  eingerichtet  worden  war, 
welche  vorzogen,  vor  Eintritt  in  die  Meisterprüfung  das 
auf  der  Baugewerkschule  Gelernte  noch  nachhaltiger  durch 
Repetition  zu  befestigen  resp.  zu  erweitern  und  sich  na- 
mentlich im  Entwerfen  weiter  zu  bringen.  Dieser  einzige 
Zweck  hat  sich  je  länger  je  mehr  als  ungenügend  heraus- 
gestellt. Schon  die  bisher  immer  gesteigerten  Anforde- 
rungen, besonders  aber  die  durch  die  jetzige  Gewerbe- 
freiheit bedingte  grössere  Ausbildung  dringen  auf  einen 
weiteren  regelmässigen  Unterricht. 

Hiernach  stellt  sich  für  den  Lehrplan  der  Baugewerk- 
schule hierselbst,  die  übrigens  von  jeher  einen  Haupt- 
zweck darin  erkannte,  auch  dem  unbemittelten  Bauhand- 
werker die  zeitgemässe  Ausbildung  zu  verschaffen  und 
damit  seine  Existenz  zu  sichern,  Folgendes  als  nothwen- 
dig heraus: 

Der  ganze  Kursus,  worin  die  für  das  oben  beschrie- 
bene Gebiet  des  Bauhandwerkers  nothwendigen  Lehrge- 
genstände absolvirt  werden,  theilt  sich  in  3 Klassen  mit 
je  einem  Semester;  die  untere  (III.)  Klasse  beginnt  da, 
wo  die  Volksschule  auf  hört,  und  sucht  vor  allen  zunächst 
die  Mängel,  welche  letztere  in  den  Elementarkenntnissen 
gelassen,  zu  beseitigen  und  ihm  diejenigen  Hilfswissen- 
schaften zuzuführen,  ohne  deren  Vorkenntnisse  er  kein 
Verständniss  für  die  Fachgegenstände  haben  würde;  über- 
haupt sucht  sie  erst,  im  Gegensatz  zu  der  meist  mechanischen 
Unterrichtsweise  der  Volksschule,  den  Zögling  im  Denken 
zu  üben,  so  dass  hierin  den  technischen  Wissenschaften 
nur  ein  solcher  Umfang  zugewiesen  wird,  als  dem  noch 
wenig  geweckten  Fassungsvermögen  angemessen  ist. 

Die  II.  Klasse  theilt  ihre  Zeit  zwischen  Hilfs-  und 


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technischen  Wissenschaften;  letztere  treten  hier  mehr  her- 
vor und  werden  erstere  so  weit  gebracht,  als  der  Bau- 
handwerker bedarf,  so  dass  also  die  I.  Klasse  ganz 
den  Fachgegenständen  gewidmet  sein  kann.  Dabei  ist 
natürlich  in  allen  Klassen  ein  grosser  Theil  der  Zeit  dem 
Zeichnen,  sowohl  Freihand-  wie  Bauzeichnen  gewidmet 
und  schreitet  dies  Letztere  in  der  Weise  vor,  dass,  wenn 
der  Schüler  in  der  unteren  Klasse  die  einfachsten  Kon- 
struktionen nach  Vorlagen,  und  zwar  der  Maurer  die 
Maurer-  und  der  Zimmerer  die  Zimmerkonstruktionen,  in 
der  II.  Klasse  dagegen  der  Maurer  die  Zimmer-  und  der 
Zimmerer  die  Maurerkonstruktionen,  sowohl  leichtere  wie 
schwerere,  gezeichnet  hat,  hier  noch  das  Entwerfen  grösserer 
und  schwieriger  Konstruktionen  über  gegebene  Grundfor-  , 
men  folgt.  In  der  I.  Klasse  beginnt  sodann  der  Unter-  | 
rieht  im  Entwerfen  solcher  Gebäudeanlagen,  wie  wir  sie 
oben  dem  Gebiete  des  Baubandwerkers  zugewiesen  haben. 
Eine  bedeutende  Hilfe  für  diesen  Unterricht  bietet  eines- 
theils  der  Vortrag  der  Baukonstruktionslehre,  anderentheils  • 
die  Uebung  im  Modelliren  von  Bau-Konstruktionen,  wobei 
die  bedeutende  Modellsammlung  der  Anstalt  von  ausser- 
ordentlichem Einfluss  ist. 

Ein  besonderes  Gewicht  ist  in  allen  Klassen  auf  das 
Erlernen  der  schönen  Formen,  auf  Uebung  im  Freiband- 
und  Ornamentenzeichnen  zu  legen;  der  Bauhandwerker 
soll,  wie  wir  schon  oben  gesehen,  die  Kunst  verstehen 
und  ausüben;  er  muss  auf  seinem  Gebiete  wirklich 
Schönes  zu  erzeugen  im  Stande  und  seine  Werke  müssen 
von  der  Kunst  geadelt  sein. 

Wenn  wir  obige  Disposition  der  wissenschaftlichen 
Gegenstände  in  dem  Lehrplane  betrachten , so  ergiebt 
sich,  dass  derjenige  Schüler,  welcher  seine  Vorbildung 
auf  Realschulen,  Gymnasien  etc.  erhalten  hat,  nun  im 
Stande  ist,  sofort  in  die  II.  Klasse  einzutreten,  sobald  er 
eine  kürzere  Zeit  darauf  verwendet  hat,  die  der  III. 
Klasse  zugewiesenen  Anfangsgründe  der  technischen  und 
sonstigen  Fächer,  welche  auf  genannten  Anstalten  nicht 
gelehrt  werden,  sich  einzuprägen.  Mit  dem  Zeichnen  der 
Baukonstruktionen  kann  der  Schüler  in  der  II.  Klasse 
beginnen,  da  hierin  jeder  Schüler  für  sich  durch  den 
Lehrer  unterwiesen  wird;  er  ist  dann  nur  gehalten,  auch 
in  der  I.  Klasse  so  lange  noch  Konstruktionen  zu  zeich- 
nen, bis  er  das  richtige  Verständniss  und  die  erforder- 
liche Fertigkeit  dieses  wichtigsten  Zweiges  für  den  Bau- 
handwerker erlangt  hat,  was  wiederum  dadurch  ermög- 
licht ist,  dass  in  der  I.  Klasse  diesem  Unterrichtsgegen- 
stande  ziemlich  doppelt  so  viel  Zeit,  als  in  der  II.  Klasse 
zugetheilt  ist. 

Mit  diesen  drei  Klassen  ist  dem  Bauhandwerker  so- 
mit Alles  dasjenige  geboten , was  er  für  das  von  ihm  zu 
beherrschende  Gebiet  nothwendig  bedarf.  Doch  dem 
Wissensdrange  soll  nicht  die  enge  Schranke  des  Noth- 
wendigen  gesetzt  werden;  daher  tritt  zu  diesen  drei 
Klassen  — wie  schon  erwähnt,  an  Stelle  der  bisheri- 
gen Repetenten-  oder  Meisterklasse  — eine  vierte  Klasse 
unter  der  Bezeichnung  Oberklasse.  Dieselbe  vertritt 
zunächst  für  solche  Schüler,  welche  in  Folge  ihrer  allge- 
meinen Vorbildung  gleich  in  die  zweite  Klasse  eintreten, 
die  erste  Klasse  im  Bauentwerfen.  Die  wissenschaftlichen 
Fächer  erfahren  hier  eine,  mehr  schon  der  Lehrweise  der 
höheren  Lehranstalten  sich  nähernde  Entwickelung;  es 
tritt  an  Stelle  der  mehr  populären  und  graphischen  Be- 
handlung die  theoretische  Auffassung  und  wird  dabei 
namentlich  auf  die  berufsmässige  Wahl  bestimmter  Ein- 
zelfächer im  Baugewerkswesen  Rücksicht  genommen.  Das 
Bauentwerfen  erstreckt  sich  zugleich  auf  grössere  und 
überhaupt  solche  Entwürfe,  welche  schon  höhere  künst- 
lerische oder  bautechnische  Anforderungen  voraussetzen, 
und  wird  unterstützt  durch  Vorträge  über  Kunstgeschichte, 
Aesthetik  und  die  Stilarten,  mit  besonderer  Berücksichti- 
gung der  Gegenwart.  Immer  aber  bleibt  bei  allen  Un- 
terrichtsgegenständen die  praktische  Tendenz,  die  Hinwei- 
sung auf  die  Ausführung  vorwaltend  und  wird  durch  die 
schon  erwähnten  ausgedehnten  Uebungen  im  Modelliren 
und  Bossiaen,  also  durch  thatsächliches  Konstruiren  und 
Gestalten  wesentlich  unterstützt  und  zur  Geltung  gebracht. 

Wir  hoffen,  dass  diese  Auseinandersetzung,  unter- 


stützt durch  die  Kenntnissnahme  des  nachstehenden  Lehr- 
planes*), keine  Zweifel  darüber  lässt,  wie  dieser  Lehrgang 

*)  Lehrplan  der  Baugewerkschule  zu  Holzminden. 

HI.  Klasse. 

Ebene  Geometrie.  Anfangsgründe,  Linien,  Winkel,  Drei- 
ecke, Parallelogramm,  Vielecke,  Kreis,  Proportionalität,  Aehnlich- 
keit,  Inhalt.  Wöchentlich  9 Std.  — Baukonstruktionszeich- 
nen. Kenntniss  oder  Behandlung  der  Instrumente,  Linearzeichnen, 
geometr.  u.  isometr.  Zeichnen  einfacher  Baukonstruktionen  nach 
Vorlagen.  Wöchentlich  12  Std.  — Formenlehre.  Archit.  Glie- 
der und  Profile,  dorische,  jonische  und  korinth.  Säulenordnung. 
Wöchentlich  4 Std.  — Buchstabenrechnen.  Vier-Spezies-Glei- 
chungen  des  ersten  Grades.  Wöchentlich  7 Std.  — Freihand- 
zeichnen. Wöchentlich  12  Std.  — Darstellende  Geometrie. 
Grundbegriffe,  Projektion  des  Punktes,  der  Linie,  Ebene,  Spuren 
der  Linien  und  Ebenen,  Darstellung  der  ebenen  Figuren  und  Kör- 
per gegeneinander  und  gegen  die  Projektionstafeln.  Wöchentlich 
3 Std.  — Baukonstruktionslehre.  Mauerverbände,  Pisemau- 
ern , Mauerbögen,  einfache  und  zusammengesetzte  Holzverbände. 
Wöchentlich  1 Std.  — Rechtschreiben.  AA’öchentlich  2 Std.  — 
Schönschreiben.  Wöchentlich  2 Std.  — Deutsche  Auf- 
sätze. Wöchentlich  2 Std.  — Bossiren  und  Modelliren. 
In  den  Abendstunden  zwischen  7 und  9 Uhr.  — Bürgerliches 
Rechnen.  AVochentlich  4 Std.  — Naturlehre.  Allgemeine 
Eigenschaften  der  Körper,  absolutes  und  spez.  Gewicht,  Elemente 
aus  der  Lehre  von  der  AVärme,  dem  Schalle,  dem  Lichte,  dem  Magne- 
tismus und  der  Elektrizität.  Wöchentlich  2 Std. 

II.  Klasse. 

Algebra.  Gleichungen  des  ersten  und  zweiten  Grades  mit 
einer  und  mehren  Unbekannten , Potenzlehre.  Wöchentlich  4 Std. 

— Darstellende  Geometrie.  Durchdringungen,  Abwickelung 
der  Oberflächen,  Berührungsebenen,  Schatten- Konstruktionen. 
AVochentlich  5 Std.  — Baukonstruktionszeichnen.  Zusam- 
mengesetzte Konstruktionen,  Entwerfen  von  Baukonstruktionen. 
AVochentlich  12  Std. — Formenlehre.  Gesimse,  Säulen,  Pilaster, 
Lisenen,  Bögen,  Fenster-  und  Thüröffnungen,  Unterbau,  AA'and- 
flächen  etc.  Wöchentlich  4 Std.  — Ebene  Geometrie  und 
Stereometrie.  AVochentlich  8 Std.  — Freihandzeichnen. 
Nach  schwierigen  Vorlagen  mit  Vergrösserung.  AA'öcbentlich  12  Std. 

— Mechanik.  Bewegung,  Zerlegung  der  Kräfte,  Parallelogram 
der  Kräfte,  statische  Momente,  Schwerpunkt,  Stabilität,  Festig- 
keiten. Wöchentl.  6 Std.  — Bürgerliches  Rechnen.  AA’öchentl. 
6 Std.  — Bau  konstruktionslehre.  Verbände  der  Gewölbe, 
Lehrbögen,  Gewölbeeinrüstungen.  Decken  aus  Holz,  Gerüste,  Dach- 
konstrnktionen.  Wöchentlich  2 Std.  — Baumaterialienlehre. 
Hölzer,  natürliche  und  künstliche  Steine,  Mörtel,  Zemente,  Metalle, 
Farben,  Glas,  Kitte,  etc.  AVochentlich  1 Std.  — Chemie.  Grund- 
stoffe, Basen,  Säuren,  Salze,  chemische  Verbindungen.  1 Std. 

— Rechtschreiben,  1 Std.  — Buchführung,  1 Std.  — 
Deutsche  Aufsätze,  1 Std.  — Bossiren  und  Modelliren, 
in  den  Abendstunden. 

I.  Klasse. 

Darstellende  Geometrie  und  Steinschnitt.  Wind- 
schiefen (Dachflächen  und  Treppen),  Mauern,  Mauerdnrchbreehun- 
gen,  Nischen,  Gewölbe,  Treppen,  schiefe  Brücken,  Chablonen. 
AA’öchentlich  6 Std.  — Technische  Gewerbekunde.  Bäckerei, 
Brauerei,  Brennerei,  Seifensiederei,  Ziegelfabrikation.  AA’öchentlich 
3 Std  — Bau  en  t w e rf  e n . Ländliche  und  städtische  AA’ohnhäuser, 
Gehöfte,  gewerbliche  Anlagen.  AVochentlich  20  Std.  — Baukon- 
struktionszeichnen. Zeichnen  und  Entwerfen  schwieriger  Bau- 
Konstruktionen  solcher  Schüler,  die  gleich  in  die  zweite  Klasse 
eingetreteu  sind.  AVochentlich  20  Std.  — Schnellentwerfen. 
Anfertigung  von  Skizzen  zu  Entwürfen  nach  Aufgaben.  Wöchent- 
lich 3 Std.  — Formenlehre.  Holzarchitektur,  mittelalterliche 
Stile  und  deren  Verwendung.  Wöchentlich  2 Std.  — Ornamen- 
tenzeichnen. Zeichnen  der  in  der  Formenlehre  gegebenen  For- 
men, Ornamente  etc.  in  grossem  Maasstab,  Entwerfen  von  Orna- 
menten. AA7öchentlich  6 Std.  — Lehre  von  den  Baustilen. 
AVochentlich  2 Std.  — Perspektive.  Anleitung,  Perspekt.  Zeich- 
nen der  Bauentwürfe,  Behandlung  der  Farben.  AVochentlich  2 Std. 

— Baukonstruktionslehre.  Dächer,  Thürrne,  Glockenstühle, 
Dacheindeekungen,  Dachrinnen,  Treppen,  Gesimse,  Mauern,  Futrer- 
mauern,  Bögen,  Gewölbe  etc.,  Heizanlagen,  Fundationen,  Rammen, 
Fangdämrae,  Brücken  in  Holz  und  Stein  für  kleinere  Spannweiten. 
Wöchentlich  10  Std.  — Baurecht.  AA’öchentlich  2 Std.  — Bau- 
veranschlagen. AVöehen'lich  4 Std.  — Mathematik.  AA’öchent- 
lich 1 Std.  — Trigonometrie.  AA'öchentlich  1 Std.  — Bau- 
kunde. AVochentlich  1 Std.  — Mechanik.  Reibung,  einfache 
Maschinen,  tropfbar-flüssige  Körper,  Bewegung  des  AA’assers  in  Ka- 
nälen und  Röhren,  Pumpen,  hydraulische  Presse.  AA'öchentlich 
6 Std.  — Bossiren  und  Modelliren.  Abendstunden. 

Oberklasse. 

Geschichte  der  Baukunst.  AA’öchentlich  6 Std.  — Bau- 
kunde. Fortsetzung,  landwirthschaftl.  Gebäude,  grössere  städtische 
AVohngebäude,  Kapellen,  Krankenhäuser,  Bäder,  Landhäuser,  klei- 
nere Eisenbahnhochbauten.  AA'öchentlich  4 Std.  — Innerer  Aus- 
bau. AVochentlich  2 Std.  — Bauentwerfen  nach  grösseren 
und  schwierigen  Aufgaben  oder  von  auswärts  eingehenden  Auf- 
gaben. Wöchentlich  20  Std.  — Ornamenten-  und  Detail- 
zeichnen. AA  öchentlich  12  Std.  — Baukonstruktionslehre. 
Eisenkonstruktionen,  Grössere  Grund-  und  Fuudirungsarbeiten  und 
dabei  vorkommende  Maschinen-  und  Zimmerarbeiten,  Brücken-, 
Schleusen-  und  Tunnelbau,  Feuerungsanlagen  für  gewcrbl.  Zwecke, 


359 


den  gegenwärtigen  Anforderungen  zu  entsprechen  vermag 
und  in  welcher  Weise  die  Baugewerkschule  ihrerseits  die 
Vereinigung  von  Kunst,  Wissenschaft  und  Handwerk  zu- 
nächst betrieben  wissen  will. 

Wen  seine  individuellen  oder  pekuniären  Mittel  nöthi- 
gen , als  reiner  Handwerker  und  zwar  nur  als  Arbeit- 
nehmer, also  etwa  als  Polirer,  Werkführer,  Aufseher  etc. 
zu  wirken,  ebenso  diejenigen  Bauhandwerker,  welche  nur 
einzelne  Zweige  vertreten,  wie  Klempner,  Tischler,  Glaser, 
Tapezirer,  Töpfer,  Dachdecker  etc.,  können  nach  Absol- 
virung  der  beiden  untern  Klassen  in  ihre  Praxis  zurück- 
kehren. Wer  dagegen  selbstständig,  wenn  auch  in  klei- 
neren Wirkungskreisen  mit  bescheideneren  Ansprüchen, 
aber  doch  als  tüchtiger  Bauhandwerker,  also  etwa  auf 
dem  Lande  oder  in  kleineren  Städten  auftreten  will,  wird 
nach  Absolvirung  der  ersten  Klasse  vollkommen  dazu  be- 
fähigt sein. 

Wer  dagegen  in  einen  grösseren  Wirkungskreis  ein- 
treten  will,  wie  ihn  etwa  grössere  Städte  bieten,  oder 
sich  im  Fortgang  seiner  Studien  für  die  Laufbahn  als 
Ingenieur  oder  Architekt  berufen  fühlt,  dem  ist  der  Be- 
such auch  der  Oberklasse  unerlässlich.  Für  solche  bildet 
diese  eine  Vorbereitungsschule,  ein  Uebergangsglied  für 
die  höheren  technischen  Lehranstalten  oder  Akademien. 

R.  Klette. 

Englische  Bahnhöfe. 

(Nach  dem  „Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens“  aus  dem  Reisebe- 
richte des  Baumeisters  Conrad  Busse  zu  Berlin.) 

Als  eine  Hauptbedingung  eines  guten  Betriebes  betrachtet 
man  in  England  lokale  Trennung  der  Bahnhöfe  in  Personen-, 
Güter-  und  Lokomotiv-  und  Wagenstationen  (letztere  verbun- 
den mit  den  erforderlichen  Reparatur -Werkstätten). 

Im  Allgemeinen  ist  bei  der  Ausstattung  der  Bahnhöfe 
das  Sparsamkeitsprinzip  maassgebend  nur  die  Endstationen 
pflegt  man  reichlicher  zu  bedenken.  Bei  diesen  sind  die  Vor- 
plätzesehrgeräumig und  mit  Barrieren,  Inschriften  etc.  versehen, 
um  allen  Verkehrsstockungen  möglichst  entgegen  zu  wirken; 
aus  demselben  Grunde  vermeidet  man  daselbst  Säulen,  und 
ebenso  kräftige  Risalite,  weshalb  die  Fafaden  gewöhnlich 
etwas  einförmig  erscheinen.  Das  Trottoir  der  Vorplätze  liegt 
in  der  Höhe  der  Wagentritte  und  bietet  meist  Raum  für 
mehre  Wagen. 

Inschriften  geben  dem  Reisenden  den  Weg  an,  welchen 
er  zu  wählen  hat;  sie  führen  ihn  zunächst  in  ein  Vestibulum, 
in  dessen  Mitte  er  ein  Polygon  eingebaut  findet.  Die  ein- 
zelnen Zellen  des  Polygons  sind  für  die  Billetbeamten  bestimmt, 
von  denen  jeder  den  Verkauf  für  eine  Route  besorgt,  häufig 
ist  eine  Mittelzelle  der  Platz  eines  Aufsichtsbeamten.  Von 
dem  Vestibulum  aus  muss  der  Reisende  sich  meist  direkt  zum 
Perron  begeben,  denn  die  Wartesäle  haben  geringe  Dimensio- 
nen und  genügen  nicht  für  den  Verkehr.  Auf  dem  Perron, 
auf  welchem  man  ebenfalls  Säulen  meidet,  befindet  sich  meist 
die  Gepäck-Expedition ; für  dieselbe  ist  kein  besonderer  Raum 
bestimmt,  da  das  englische  Publikum  nur  geringes  Gepäck 
mitzuführen  pflegt. 

Die  Verbindung  zwischen  den  Perrons  ist  häufig  mittelst 
Tunnels  unter  den  Geleisen  oder  Brücken  über  denselben 
hergestellt;  man  giebt  jedoch  ersteren  fiir  gewöhnlich  den 
Vorzug,  da  man  bei  denselben  durch  wenige  Stufen  die  erfor- 
derliche Höhe  erreicht,  wogegen  diese  bei  Brücken  nicht  so 
leicht  zu  gewinnen  ist.  Auch  bei  den  Aus-  und  Einfahrten 
der  Bahnhöfe  hat  man,  um  dem  Begegnen  zweier  Fuhrwerke  1 
und  den  daraus  möglicher  Weise  erwachsenden  Verkehrsstok-  1 
kungen  entgegen  zu  wirken,  Tunnels  und  Brücken  angewendet. 
Diese  Tunnels  sucht  man  vor  Zugluft  möglichst  zu  bewahren, 
da  bei  der  grossen  Konkurrenz  der  Bahnen  leicht  zu  besorgen 
steht,  dass  die  Reisenden  durch  die  geringe  für  die  Kutschpferde 
verwendete  Aufmerksamkeit  bestimmt  werden,  einen  andern 
Reiseweg  zu  wählen. 

Für  die  allgemeine  Anordnung  der  grossem  Bahnhöfe 
findet  man  drei  Systeme: 

a)  Gebäude  parallel  den  Geleisen  und  zunächst  dem  Ab- 
tahrtsgeleise , wobei  die  Anfahrten  vor  dem  Gebäude  nach  Be- 
diirfniss  verbreitert  werden  können  und  das  Publikum  einen 
kurzen  Weg  zum  Coupee  hat. 

b)  Gebäude  normal  zum  Geleise;  hinter  dem  Gebäude 
einen  Querperron,  von  dem  aus  Längenperrons  zwischen  den 

Ziegel-,  Zement-,  Chamott-,  Porzellan-  und  Glasöfen  etc.  Wöchent- 
lich 12  Std.  — Bau  veranschlagen.  Wöchentlich  4 Std.  — 
Praktische  Anweisung  im  Feldmessen  und  Nivelliren  und  An- 
fertigung der  aufgenommenen  Pläne.  — 


Schienen  hingehen  — eine  Anordnung,  welche  auf  Stationen 
beliebt  ist,  wo  gleichzeitig  mehrere  Züge  abgehen. 

c)  Eine  Kombination  der  beiden  beschriebenen  Systeme. 

Die  Perrons  haben  meist  eine  Höhe  von  2'  bis  3'.  Längen- 
perrons gestatten  also  die  Anlage  von  Weichenstrassen  nicht; 
die  Ordnung  der  Züge  erfolgt  deshalb  durch  Drehscheiben 
und  Schiebebühnen,  für  welche  letztere  Oeffuungen,  welche 
mit  beweglichen  Klappen  überdeckt  sind,  in  den  Perrons  sich 
befinden. 

Bei  Zwischenstationen  sind  zuweilen,  wenn  dieselben  zwi- 
schen zwei  Städten  liegen,  Expeditions-Gebäude  und  Perrons 
auf  beiden  Seiten  der  Geleise  vorhanden;  wenn  dieselben  in 
Einschnitten  liegen,  ist  das  Gebäude  wohl  brückenartig  über 
die  Geleise  gestellt,  so  dass  man  auf  Treppen  zum  Perron 
hinabsteigt. 

Für  den  Oberbau  ist  die  Stuhlschiene  mit  Laschenverbin- 
dung  und  freitragendem  Stoss  fast  allgemein  üblich;  die  Be- 
festigung der  Stühle  erfolgt  durch  6"  lange,  3/t"  starke  Nägel 
in  Hülsen  von  hartem  Holz.  — Die  Wasserstationen  haben 
oft  Reservoire,  welche  einem  wöchentlichen  Wasserbedarf  ge- 
nügen; Kohlen  und  Koaks  sind  meist  auf  freien  Perrons  an 
Nebengeleisen  gelagert. 

Ein  Muster  für  die  Verladung  von  Gütern  bietet  die 
Camden- Güterstation  der  London  and  Northwestern  Rail  way.  Der 
Güterschuppen  bat  vor  jedem  seiner  Thore  einen  Tummelbaum, 
um  welchen  durch  hydraulische  Kraft  ein  Tau  aufgerollt  wird. 
Mit  diesen  Tauen  werden  die  Güterwagen  zu  den  mit  90  klei- 
neren und  einer  entsprechenden  Anzahl  grösserer  Krahne  aus- 
gerüsteten Ladestellen  hin  und  nach  der  Beladung  wieder  zu- 
rück in  den  Bahnhof  befördert. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Ausserordentliche  Haupt- 
versammlung am  15.  August  1868.  Vorsitzender  Hr.  Boeck- 
mann,  anwesend  66  Mitglieder.  Die  Hrn.  Stoll  und  Pippo 
wurden  in  den  Verein  aufgenommen. 

Nach  einigen  geschäftlichen  Mittheilungen  des  Vorsitzen- 
den und  des  Oberbibliothekars  Hrn.  Jacobsthal  referirte 
zunächst  Hr.  Ende  über  die  zwei  Lösungen  der  Monatskon- 
kurrenz für  den  Hochbau  im  Monat  Juli.  Die  Aufgabe  be- 
traf ein  Rosettenfenster  mit  Maasswerk  aus  gebranntem  Thon 
in  farbiger  Verglasung.  Die  eine  Lösung  in  gothischen  For- 
men (Kathedralglas)  zeugt  von  grosser  Sachkenntniss  in  An- 
ordnung des  Maasswerks,  auch  die  Glasmalerei  ist  im  Maass- 
stabe der  Zeichnung  sehr  richtig  gefühlt  und  hat  den  Vorzug 
musivischer  Technik;  leider  ist  jedoch  die  Farbengebung,  für 
die  als  Grundton  Violett  gewählt  ist,  sehr  wenig  glücklich 
und  würde  im  Totaleindrucke  zu  grau  und  schmutzig  er- 
scheinen. — Die  zweite  Lösung  in  rundbogigen  Formen  (Iris), 
bei  der  das  Maasswerk  weniger  detaillirt  ist,  hat  glücklichere 
obwohl  auch  nicht  ganz  zufriedenstellende  Farben  — da  zu- 
viel Blau  und  Grün  nebeneinander  gestellt  ist  und  die  Farben 
beim  Ausschluss  einer  musivischen  Technik  zuwenig  von  ein- 
ander gesondert  sind;  verfehlt  ist  der  Maasstab  der  Zeichnung 
für  die  Glasmalerei,  der  entschieden  zu  klein  gewählt  ist.  — 
Der  Verein  ertheilte  der  Arbeit  mit  dem  Motto:  „Kathedral- 
glas“, als  dessen  Verfasser  sich  Hr.  Elis  ergab,  das  Andenken. 

Sodann  berichtete  Hr.  Gropius,  als  Vorstandsmitglied 
des  Deutschen  Gewerbemuseums  über  den  Seitens  dieses  In- 
stituts gemachten  Vorschlag,  ein  Lokal  für  den  Architekten- 
Verein  beschaffen  zu  wollen.  Es  wird  beabsichtigt  die  alte 
Rotunde  des  ehemaligen  Dioramas  wieder  frei  zu  legen  und 
zu  einem  Hörsale  einzurichten,  dessen  Miethe  für  einen  oder 
mehre  Tage  der  Woche  dem  Verein  offerirt  wird.  Ein  Be- 
schluss in  dieser  Angelegenheit  wurde  noch  nicht  gefasst,  da 
eine  vorherige  Lokalbesiehtigung  und  mehrfache  persönliche 
Verhandlungen  nothwendig  werden,  mit  denen  eine  Kommission 
in  Person  der  Herren  Römer,  Röder,  Jacobsthal  und 
Fritsch  beauftragt  wurde. 

Als  letzter  Gegenstand  kam  endlich  die  drängende  Frage 
zur  Entscheidung,  in  welcher  Weise  der  Verein  als  solcher 
sich  an  der  bevorstehenden  XV.  Versammlung  deutscher  Ar- 
chitekten und  Ingenieure  zu  Hamburg  betheiligen  solle.  Zwei 
Angelegenheiten,  die  dort  zur  Verhandlung  kommen  sollen, 
sind  vom  Verein  bereits  vor  längerer  Zeit  in  Vorberathung 
genommen  worden.  Die  Kommission,  welche  die  schon  im 
November  v.  J.  festgestellten  Grundsätze  für  das  Verfahren 
bei  öffentlichen  Konkurrenzen  ausgearbeitet  hatte,  legte  heut 
eine  kleine  Denkschrift  vor,  in  welcher  der  vom  Verein  an- 
genommene Standpunkt  näher  erörtert  wird;  dieselbe  erhielt 
die  Zustimmung  des  Vereins  und  soll  an  die  Mitglieder  der 
Hamburger  Versammlung  vertheilt  werden.  — Die  Kommis- 
sion zur  Berathung  über  eine  Normirung  des  architektonischen 


360 


Honorars  hat  bis  jetzt  noch  kein  Resultat  ihrer  Thätigkeit 
vorgelegt  und  kann  daher  ein  Antrag  Seitens  des  Vereins  in 
dieser  Angelegenheit  nicht  gestellt  werden.  — An  der  Aus- 
stellung in  Hamburg  beschloss  der  Verein  sich  mit  den  zwei 
gekrönten  Konkurrenz- Arbeiten  des  letzten  Schinkelfestes  und 
einer  Auswahl  aus  den  Monatskonkurrenzen  zu  betheiligen. 
— Die  zur  Anregung  gebrachte  Frage,  wie  die  an  der  Ham- 
burger Versammlung  theilnehmenden  Mitglieder  sich  zu  dem 
Vorschläge  stellen  sollten,  Berlin  als  nächsten  Versammlungs- 
ort zu  wählen,  oder  ob  ein  solcher  Vorschlag  Seitens  des 
Vereins  gemacht  werden  solle,  fand  vorläufig  noch  keinen  de- 
finitiven Abschluss.  — F.  — 


Vermischtes. 

Zur  Dombaukonkurrenz. 

Nach  Ablauf  des  Einlieferungs- Termins  mit  dem  12.  c. 
m.  sind  wir  in  der  Lage,  aus  guter  Quelle  mittheilen  zu  kön- 
nen , dass  einige  40  Konkurrenzarbeiten,  darunter  mehre 
Modelle,  eingegangen  sind.  Wie  zu  erwarten  war,  hat  unser 
engeres  Vaterland  — Norddeutschland  — die  meisten  Beiträge 
geliefert,  aber  auch  das  Ausland  — England  und  Frankreich 
— sind  nicht  ganz  unvertreten.  Das  ferne  Toulouse  hat 
zwei  Projekte  beigesteuert.  — Erfreulich  ist  die  Thatsache, 
dass  die  meisten  Arbeiten  den  Namen  ihrer  Urheber  offen 
nennen.  Ein  Einsender  hat  dagegen  seine  Zurückhaltung  so 
weit  getrieben,  dass  er  zwar  seine  Arbeit  mit  einem  Motto 
bezeichnet,  derselben  aber  kein  versiegeltes  Schriftstück  bei- 
gefügt hat,  aus  welchem  sein  Name  später  ermittelt  werden 
könnte.  Viele  der  Arbeiten  sind  äusserlieh  sehr  umfangreich, 
so  dass  es  bei  der  Grösse  und  der  Zahl  der  Blätter  nicht 
leicht  sein  wird,  ein  geeignetes  Austel lungslokal  zu  gewinnen. 
Vorläufig  besteht  die  Absicht,  nach  Schluss  der  diesjährigen 
grossen  Kunstausstellung  eine  öffentliche  Ausstellung  zu  ver- 
anstalten. Wenn  uns  hierbei  ein  Wunsch  gestattet  ist,  so 
möchten  wir  dringend  bitten,  diese  Ausstellung  in  die  erste 
Hälfte  des  Oktober  zu  verlegen,  weil  in  jener  Zeit  die  Wit- 
terung noch  günstig  genug  ist  — um  in  ungeheizten  Lokalen 
verweilen  zu  können  — weil  ferner  dann  das  grosse  Publi- 
kum aus  den  Bädern  oder  von  Sommerreisen  zurück  ist  und 
schliesslich  den  auswärtigen  Fachgenossen  Gelegenheit  gege- 
ben wird,  vor  Beginn  des  Winter -Semesters  und  nach  Ab- 
schluss der  Sommerpraxis  diese  Ausstellung  zu  besuchen. 

x. 


Die  Einladungs  Karte,  welche  den  Theilnehmern  an  der 
XV.  Versammlung  Deutscher  Architekten  und  Ingenieure 
Seitens  des  Hamburger  Lokal- Komite’s  zugesandt  worden  ist, 
veröffentlicht  die  von  den  Deutschen  Eisenbahn  - Gesellschaften 
zugestandenen  Fahrpreis  - Ermässigungen.  Von  52  Eisenbahn- 
Direktionen,  an  welche  sich  das  Komite  gewandt  hatte,  haben 
10  nicht  einmal  eine  Antwort  gesandt,  14  das  Gesuch  abge- 
lehnt,  28  eine  Ermässigung  bewilligt,  die  zum  grösseren  Theil 
auf  freie  Rückfahrt  oder  halben  Fahrpreis  sich  bezieht.  Eine 
einzige  Bahn:  Turnau-Kralup-Prag,  hat  freie  Fahrt  bewilligt. 


Vom  Kgl.  Preuss.  Handelsministerium  ist  folgendes  Schrei- 
ben unter  dem  2fi.  Juni  d.  J.  an  die  Kgl.  Bahnverwaltungen 
des  Landes  ergangen  und  auch  den  Privat-Verwaltungen  zur 
Berücksichtigung  mitgetheilt:  „Es  ist  in  neuerer  Zeit  wiede- 
rum die  Bepflanzung  der  Böschungsflächen  der  Eisenbahnen 
mit  Obstbäumen  und  Fruchtsträuchern  in  Anregung  gebracht 
worden,  und  zwar  werden  zu  diesem  Zwecke  besonders  Zwerg- 
obstbäume in  Verbindung  mit  Johannisbeer-,  Stachelbeer-  und 
Himbeersträuchern,  sowie  für  die  tiefliegenden  Terrains  Korb- 
macher-Weiden empfohlen.“ 

„Wenn  nun  auch  Obstbäume  und  Fruehtsträueher  wegen 
der  Pflege  und  Aufsicht,  die  ihnen  gewidmet  werden  muss, 
sowie  wegen  der  bei  den  Verpachtungen  der  Früchte  notb- 
wendigen  häufigen  Betretung  des  Bahnterrains  durch  fremde 
Personen  sich  für  die  Bepflanzungen  der  Böschungen  nicht 
überall  eignen  werden,  so  verdient  doch  eine  Bepflanzung 
dieser  grossen  nutzlos  liegenden  Flächen  mit  geeigneten  Holz- 
arten Beachtung,  ln  Frankreich  findet  man  namentlich  die 
Akazien  auf  ausgedehnten  Strecken  an  den  Böschungen  der 
Eisenbahnen  angepflanzt.“  — — 

Hierzu  bemerken  wir,  ohne  die  Wichtigkeit  der  Anord- 
nung in  volkswirtschaftlicher  Beziehung  verkennen  zu  wol- 
len, folgendes: 

Die  grössten  Böschungen  findet  man  im  Allgemeinen  be- 
kanntlich bei  Gebirgsbahnen,  welche  ebenso  die  grössten  und 
zahlreichsten  Kurven  haben.  Will  man  in  Kurven  Pflanzungen 
an  den  Böschungen  anlegen,  so  vermindert  man  die  Aussicht 
und  vergrössert  somit  die  den  Zügen  und  den  Bahnbeamten 


drohenden  Gefahren.  Für  die  Sicherheit  des  Verkehrs  ist 
ferner  in  erster  Reihe  eine  gute  Beschaffenheit  der  Telegra- 
phenlinie erforderlich.  Ihre  Mängel  gründen  vielfach  in  unge- 
nügender Isolation,  diese  aber  fast  ausschliesslich  in  den  Be- 
rührungen der  Drähte  mit  den  Blättern  und  Zweigen.  Letztere 
immer  genügend  zu  beschneiden,  erfordert  viele  Arbeitslöhne 
und  wird  oftmals  mangelhaft  ausgeführt,  da  es  nicht  leicht  ist, 
die  Schwankungen  der  Drähte  und  Zweige  im  Winde,  das 
Heben  und  Senken  der  ersteren  bei  wechselnden  Temperatur- 
graden, sowie  das  Niedergehen  der  letzteren  bei  Belastung 
von  Regen,  Schnee  und  Eis  richtig  zu  ermessen. 

Dies  in  Betreff  der  Bepflanzungen  überhaupt;  gegen  Ver- 
wendung der  Korbmacherweiden  die  Notiz,  dass  die  Leipzig- 
Dresdener  Eisenbahn  die  Pflanzungen  grösstentheils  wieder  be- 
seitigt hat:  dieselben  wucherteu  stark  und  kamen  den  Geleisen 
so  nahe,  dass  die  langen  Ruthen  die  Wagen  trafen  und  von 
denselben  Lackirung  und  Anstrich  abpeitschten.  Zuerst  hielt 
man  sie  durch  Auf  binden  zurück;  als  diese  Arbeiten  aber  den 
grössten  Theil  des  Betrages  für  sich  in  Anspruch  nahmen, 
begann  man  die  Pflanzung  wieder  zu  beseitigen. 

Schliesslich  richten  wir  an  unsere  Fachgenossen  die  Bitte, 
uns  Notizen  über  die  in  dieser  Richtung  gemachten  Erfahrungen 
zugeben  lassen  zu  wollen,  um  dadurch  zu  einer  erschöpfenderen 
Behandlung  dieser  Frage  in  den  Stand  gesetzt  zu  werden. 

z.  N. 


Innerhalb  des  Vereinsgebietes  der  deutschen  Eisenbahn- 
Verwaltungen  wurden  — soweit  uns  bekannt  geworden  ist  — 
im  I.  Semester  1868  folgende  neue  Bahnstrecken  dem  öffent- 
lichen Verkehr  übergeben: 

1.  Januar.  Für  den  Personenverkehr  die  (im  Monat  No- 
vember 1867  für  den  Güterverkehr  eröffnete)  Strecke 
Essen -Wattenscheid  (Rheinische  Eisenbahn)  1,250  Meilen. 

1.  Januar.  Kempen -Venlo  do.  do.  3,040  „ 

1.  Januar.  Enschede  - Preuss.Grenze  bei  Glaner- 
burg,  6,5  Kilometer,  und  Boxtel-Vught,  8,3 
Kilom.  (Niederländische  Staatseisenbahn)  ca.  2,000  „ 

2.  Januar.  Zittau -Grosschönau  (Sächs.  östl. 


Staatsbahn) 1,860  „ 

7.  Januar.  Frose  Ballenstedt  (Magdeburg- Hal- 
berstädter Eisenbahn) 1,900  „ 

1 5.  Januar.  Meppel-Heerenveen(Niederländische 

Staatsbahn),  38  Kilom 5,060  „ 

3.  Februar.  Ans-Flemalle  für  den  Güterverkehr 

(Niederländische  Staatseisenb.),  12  Kilom.  . 1,600  „ 

8.  April.  Opladen -Mühlheim  am  Rhein  (Ber- 
gisch -Märkische  Eisenbahn)  für  den  Perso- 
nen-, Gepäck-  und  Depeschen -Verkehr;  am 

1.  Mai  für  den  Güterverkehr 1,520  „ 

27.  April.  Verbindungsbahn  vom  Sandthor-Bahn- 

hof in  Prag  nach  Bubua  (Buschterader 
Eisenbahn)  1860  Klftr 0,465  „ 

1.  Mai.  Groningen -Winschoten  (Niederländi- 
sche Staatsbahn)  32,196  Kilom 4,290  „ 

6.  Mai.  Bares -Fiinfkirchener  Eisenbahn  . . . S,8S0  „ 

28.  Mai.  Schlesische  Gebirgsbahnstrecke  Dit- 

tersbach-Altwasser (Niederschlesisch  - Mär- 
kische Eisenbahn)  für  Personenverkehr  . . 0,900  „ 


2.  Juni.  Leisnig- Döbeln  für  den  Personenver- 
kehr, am  15.  Juni  für  den  Güterverkehr 
( Leipzig- Dresdener  Eisenbahn -Gesellsch.)  . 1,S00  „ 

11.  Juni.  Die  Enzthalbahn  Pforzheim -Wildbad 

(Würtembergische  Staatsbahn) 3,100  „ 

15.  Juni.  Engen  - Douauescbingen  (Badische 

Staatsbahn) 3,900  „ 

19.  Juni.  Eifelbahnstrecke  Call  - Soetenicli  (Rhei- 
nische Eisenbahn) 0,200  „ 

25.  Juni.  Meckesheim- Rappenau  (Bad.  Staatsb.)  3,900  . 

Summa  . . . 45,665  Meilen. 

Ausserdem  wurden  noch  eröffnet: 

9.  Mai.  Bester  Strasseueisenbahn  über  die  Kerepeser  Strasse 
in  das  Stadtwäldchen. 

17.  Mai.  Ofener  Strassenpferdebahn  auf  der  Strecke  Ketten- 
briiekenkopf-  Altofen. 

30.  Juni.  Die  Wiener  Pferdebahnstrecke  Schottenring- Pra- 
terstern nebst  Verlängerung  bis  zu  den  Praterbäiiern. 

(Ztg.  d.  V.  deutscher  Eisenbahn -Verw.) 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zu  „Graeve,  hydrotechnische  Ermittelungen  bei  dem 
Oderstrom.“  (Zeitschrift  für  Bauwesen,  Jahrgang  X\  III, 
Heft  I bis  III.) 

In  der  Zeitschrift  für  Bauwesen  1S6S  Heft  I bis  III  be- 


361 


findet  sieh  von  dem  Kreisbaumeister  Graeve  ein  Aufsatz  über 
die  technische  Behandlung  von  Strom -Regulirungen  etc.,  in 
dem  auch  Wassermengen- Bestimmungen  Vorkommen,  welche 
mit  der  Regenmenge  des  Flussgebiets  in  Vergleich  gezogen  sind. 

Da  sich  gegen  die  Art  und  Weise,  an  Messungen,  deren 
Zusammenhang  zwar  nachgewiesen,  aber  wissenschaftlich  nicht 
benutzt  ist,  derartige  weitgehende  Folgerungen  zu  knüpfen, 
Manches  anführen  lässt,  so  dürfte  es  nicht  unangemessen  sein, 
die  gegebenen  Resultate  einer  Betrachtung  zu  unterziehen , in- 
sofern dadurch  der  Herr  Verfasser  vielleicht  Veranlassung 
nimmt,  die  aufgeworfenen  Bedenken  einer  eingehenden  Erör- 
terung zu  unterwerfen. 

Zunächst  wäre  es  bei  der  grossen  Wichtigkeit,  Wasser- 
mengen-Bestimmungen  vorzunehmen,  um  von  der  Abführung 
der  Wasserinassen  durch  die  Flüsse  eine  richtige  Vorstellung 
zu  erlangen,  wohl  erforderlich  gewesen,  die  Geschwindigkeits- 
formel für  den  Flügel  anzugeben,  um  daraus  entnehmen  zu 
können,  ob  nur  die  übliche  Umdrehungszahl  für  die  Ermitte- 
lung der  Geschwindigkeit  zu  Grunde  gelegen  hat,  oder  ob  auch, 
namentlich  wenn  der  Flügel  mit  Vorgelege  konstruirt  war, 
diejenige  Geschwindigkeit  berücksichtigt  worden  ist,  welche  er 
überhaupt  nicht  mehr  angiebt.  — Wie  aus  der  leicht  nach- 
weisbaren erheblichen  Differenz  der  Lage  der  Null-Punkte  der 
Wassermengen-  und  Profilparabel  und  aus  den  nachfolgenden 
Vergleichen  hervorgehen  dürfte,  liegt  hier  die  Vermuthung 
nahe,  dass  dieser  Koeffizient  des  Flügels  nicht  berücksichtigt 
ist.  Möglicherweise  mag  der  Umstand,  dass  an  der  obern  Oder 
zur  Zeit  der  hier  vorgenommenen  Messungen  die  Ansicht,  wo- 
nach die  Ermittelung  dieses  Koeffizienten  nicht  in  Erwägung 
zu  ziehen  sei,  maassgebend  war,  auch  hier  zur  Geltung  ge- 
kommen sein. 

Die  Veränderungen,  welche  dadurch  für  die  einzelnen 
Wassermassen  herbeigeführt  werden,  würden  allerdings  die 
Vermuthung  des  Herrn  Verfassers  nicht  alteriren,  wonach  die 
Wassermengenkurve  mit  einer  Parabel  verglichen  werden  kann, 
wie  der  Unterzeichnete  sowohl  in  der  obern  Oder  als  im 
Mississippi,  in  der  Weser  und  der  Weichsel  in  dem  „Civilinge- 
nieur“  1867  nachzuweisen  in  der  Lage  war,  weil  hier  die  prin- 
zipiellen Veränderungen  nur  die  spezielle  und  genauere  Form 
der  Parabel,  nicht  die  Parabel  an  sich  berühren. 

Der  Herr  Verfasser  unternimmt  nun,  auf  Grund  dieser 
Messungen  unter  Zugrundelegung  des  mittleren  Wasserstandes 
die  Höhe  des  abgeführten  Regens  zu  bestimmen.  Die  Zu- 
grundelegung des  mittleren  Wasserstandes  dürfte  aber  kaum 
zulässig  sein,  denn  die  mittlere  Wassermasse  ist  etwas  ganz 
anderes  als  die  Wassermasse  des  mittleren  Wasserstandes.  Schon 
die  Folgerung  des  Herrn  Verfassers,  dass  die  Wassermengen-  , 
kurve  eine  Parabel  und  keine  gerade  Linie  ist,  hätte  ihn  ab-  I 
halten  sollen,  diesen  Vergleich,  den  er  allerdings  mit  Reserve 
in  Anspruch  nimmt,  anzunehmen. 

Nach  Ermittelungen  des  Unterzeichneten  über  den  Abfluss 
der  Regenmengen  der  oberschlesisehen  Oder  ist  beispielsweise 
von  1834  bis  1865  die  mittlere  Wassermasse  der  Oder  bei 
Oppeln  3418,82  Kub.'  pro  Sekunde  gewesen,  und  diese  Wasser- 
masse entspricht  einem  Wasserstande  von  5'  11%",  während 
der  mittlere  Wasserstand  der  Oder  in  demselben  Zeiträume, 
nach  dem  Gesetze  der  durchschnittlichen  Dauer  der  Wasser- 
stände berechnet,  sich  zu  5'  6"  ermittelt,  dem  die  Wasser- 
masse  von  2720  Kub-'  pro  Sekunde  entspricht.  Schon  hiernach, 
wenn  man  ohne  andern  Anhalt  dieses  Verhältniss  benutzt, 
würde  die  abgeführte  Regenmenge  um  nahe  25%  zu  erhöhen 
sein.  Es  würden  nämlich  nicht  4550  Kub.'  pro  Sekunde  als 
mittlere  Wassermasse,  sondern 

4550.3419  „ , , 

— 2720 — 5719  Kllb-  pro  Sekunde 

abgeführt  sein. 

Aber  auch  diese  Wassermasse  ist  noch  zu  niedrig  bemessen. 

Der  Herr  Verfasser  giebt  auf  Seite  92  an,  dass  der  mitt- 
lere Wasserstand  der  Periode 

von  1822  — 1835  6'  5"  7'" 

„ 1836  — 1849  7'  4"  3"' 

„ 1850  — 1863  7'  9"  5'" 

und  der  niedrigste  Wasserstand 

in  Periode  I = 2'  11" 

» » II  = 3'  2 %" 

„ „ III  = 3'  9" 

am  I egel  zu  Auf  halt,  für  welchen  die  Wassermengenkurve 
ermittelt  wurde,  gewesen  sei*).  Hiernach  war  es  gewiss 


*)  Aus  dieser  Zusammenstellung,  wonach  in  der  ersten  Periode 
der  kleinste  Wasserstand  unter  dem  mittlern 

6'  5"  7'"  — 2'  11"  — : 3'  6"  7'" 

in  der  II.  Periode 7'  4"  3"'  — 3'  2"  6"'  = 4'  1"  9‘" 

in  der  III.  Periode  aber  derselbe  7'  9"  5"'  — 3'  9"  — "'  — 4'  0"  5"' 

also  gegen  die  erste  Periode 5"  10"' 


nicht  thunlich,  den  mittleren  Wasserstand  zu  7'  2%"  für  die 
erst  in  den  sechziger  Jahren  ermittelte  Wassermengenkurve 
zu  Grunde  zu  legen,  da  offenbar  eine  starke  Hebung  des  Bettes 
nachgewiesen  war,  die  auf  die  Abführung  der  Wassermassen 
von  Einfluss  gewesen  sein  muss.  Denn  wie  schon  die  gra- 
phische Darstellung  der  Wassermengenkurve  angiebt,  hätte 
z.  B.  beim  Wasserstande  von  2'  11"  nur  wenig  Wasser  ab- 
geführt werden  können.  Sonach  müssen  früher  bei  denselben 
Wasserständen  viel  mehr  Wassermassen  abgeführt  sein  als 
jetzt,  und  der  Herr  Verfasser  konnte  daher  nur,  wenn  er  keine 
Korrektur  eintreten  lassen  wollte,  den  mittleren  Wasserstand 
der  letzten  Periode,  vorausgesetzt  dass  eine  wesentliche  He- 
bung des  Flussbettes  nicht  stattgefunden  hat,  zu  Grunde  legen. 
Bei  7'  9"  5'",  als  dem  mittleren  Wasserstande  dieser  Periode, 
dürften  aber  nach  der  Zeichnung  etwa  5400Kub-'  pro  Sekunde  ab- 
geführt worden  sein;  und  berücksichtigt  man  nach  oben  das  Ver- 
hältniss des  mittleren  Wasserstandes  zur  mittleren  Wassermenge 
in  dem  Verhältnisse,  wie  es  bei  Oppeln  gefunden  wurde,  so  würde 
sich  die  durchschnittliche  Wassermasse  von  1850  bis  1863  zu 


5400 . 3409 
2720 


= 6788Kub-'  pro  Sekunde 


ergeben,  d.  h.  etwa  die  1%  fache  Wassermenge  der  vom  Herrn 
Verfasser  zu  Grunde  gelegten. 

Endlich  dürfte  bei  der  Entwickelung  der  abgefübrten 
Regenhöhe  nicht  unberücksichtigt  bleiben,  dass  wegen  der 
Schaltjahre  nicht  365  sondern  365%  Tage  in  Rechnung  ge- 
stellt werden  mussten. 

Wollte  man  die  bisherige  Entwickelung  wenigstens  als 
überschläglich  gelten  lassen,  so  würden  also 

6788  . 1728 . 365,25 . 24 . 60 . 60  _ o ro// 

520  . (2000 . 12  . 12)»  ~ 8’°8, 

Regen  abgeführt  sein,  welche  der  Herr  Verfasser  nur  zu  5,75" 
angiebt. 

Es  ist  aber  höchst  wahrscheinlich,  dass  selbst  diese  Zahl 
noch  zu  niedrig  ist. 

Nach  den  Wassermengen  - Bestimmungen  der  Oder  bei 
Oppeln  lässt  sieh  nämlich  nachweisen,  dass  unter  Vermeidung 
der  hier  bemerkten  Mängel  von  1834  bis  incl.  1865  durch- 
schnittlich jährlich  11,38"  rhl.  Regen  abgeführt  wurden,  d.  h. 
bei  24,85"  rhl.  Regen  mit  Berücksichtigung  der  Gebirge  etwa 
46%  des  aufgefallenen  Regens.  Es  ist  daher  bei  den  bekannten 
Regenmengen  in  Schlesien,  welche  von  Möllendorf  in  den 
„Regenverhältnissen  Deutschlands“  zusammengestellt  hat,  nicht 
anzunehmen,  dass  von  Oppeln  bis  Aufhalt  die  abgeführte  Re- 
genhöhe ohne  Weiteres  von  11,38"  auf  8,5S"  fallen  wird.  — 

Selbst  von  Möllendorf  ermittelt  aus  sehr  zahlreichen, 
wenn  auch  nicht  immer  gleichzeitigen  Wasser-  uud  Regen- 
mengen-Bestimmungen  für  ganz  Deutschland  die  abfliessende 
Regenmenge  zu  12,4"  paris.  oder  47,3%  des  auffallenden  Regens. 

Die  Weichsel  hat,  um  diesen  Nachweis  noch  anderweit 
zu  führen,  nach  der  Zeitschrift  für  Bauwesen,  Jahrgang  1858 
von  1809  bis  1S56  bei  Kurzebrack  nachgewiesenermassen  den 
mittleren  Wasserstand  von  6,6'  am  Pegel  gehabt.  Die  den 
Wassermengen  - Bestimmungen  entsprechende  Wassermenge 
würde  gewesen  sein  38,328  Kub-'**).  Nimmt  man  auf  Hebungen 
und  Senkungen  des  Bettes  keine  Rücksicht,  weil  sie  nach  der 
ersten  und  letzten  Periode  zu  urtheilen  mit  Sicherheit  nicht 
nachzuweisen  sind,  und  nimmt  man  ferner  an,  dass  die  Wasser- 
masse des  mittleren  Wasserstandes  zu  der  mittleren  Wasser- 


tiefer zu  liegen  gekommen  ist,  wird  die  keineswegs  erfreuliche,  aus 
der  Entwaldung  hergeleitete  allgemeine  Behauptung  nur  bestätigt, 
dass  die  frühem  kleinsten  Wasserstände  wasserreicher  waren.  Wenn 
also  die  Regulirung  nicht  eine  wesentliche  Vertiefung  hervorgebracht 
haben  sollte,  welche  Beantwortung  der  Herr  Verfasser  schuldig  ge- 
blieben ist,  so  würde  eher  die  Unfahrbarkeit  der  Oder  zugenommen 
haben.  — 


**)  Bei  Kurzebrack  wurde  beobachtet 

bei  5'  7"  am  Pegel  29037  Kub.' 

„ 7'  „ „ 44494  Kub.' 

Differenz  = 15457  Kub.' 
also  auf  17"  pro  Zoll  = 909  Kub.' 

daher  6,6  — 5,58  = 1,02'  = 12,24  Kub.' 

und  es  tritt  sonach,  wenn  man  keine  Parabel,  sondern  eine  grade 

Linie  zu  Grunde  legt,  zu  5'  7"  mit 29037  Kub.' 

hinzu  12,24. 909  =: 11 126  Kub.' 


somit  würden  es  =:  40163  Kub.'  sein. 


Nach  der  vom  Unterzeichneten  im  Civilingenieur  1867  mittelst  der 
Methode  der  kleinsten  Quadrate  ermittelten  mittleren  Wassermengen- 
Parabel  würden  aber  38328  Kub.'  pro  Sekunde  dem  Wasserstande 
von  6,6'  entsprechen.  Der  Bezugnahme  auf  den  mittleren  Wasser- 
stand von  5'  am  Montaner  Pegel  kann  hier  aber  deswegen  nicht 
beigetreten  werden,  weil  diese  Bestimmung  nicht  näher  begründet, 
auch  ztt  unbestimmt  gehalten  sein  dürfte.  — 


362 


masse  sich  etwa  wie  bei  Oppeln  verhält,  was  allerdings  nicht 
ganz  zulässig  ist,  so  würde  sich  bei  etwa  3200  [jAIeileu 
Flächengebiet  und  bei  einer  mittleren  Wassermasse  von 
48200  Kllb-'  pro  Sekunde  die  abgeflossene  Regenhöhe  ermitteln 
lassen  zu 

48200  . 1728  . 365,25 . 24 . 60  . 60  _ Q 
3200.  (2000. 12  . 12)* 

welche  Höhe  bei  den  geringem  Regenmengen  des  Wcichsel- 
gebiets  zulässig  sein  dürfte. 

Aus  allen  diesen  Gründen  dürfte  die  bei  Aufhalt  ermittelte 
abgeführte  Regenhöhe  von  5,75"  wohl  einer  wesentlichen  Kor- 
rektur zu  unterliegen  haben. 

Neben  der  Flügelgeschwindigkeits-Korrektur  wird  daher 
wohl  unter  Berücksichtigung  der  Hebung  des  Bettes  noch 
die  besondere  Ermittlung  der  mittleren  Wassermasse  gegen- 
über der  Wasser  masse  des  mittleren  Wasserstandes  der  be- 
trachteten Oderstrecke  erforderlich  sein. 

Es  wird  nun  noch  zu  untersuchen  sein,  ob  die  aus  drei 
Orten  gesammelten  Regenmengen- Beobachtungen  für  die  Ent- 
wicklung der  mittleren  Regenmenge  als  ausreichend  ange- 
sehen werden  können. 

Nach  v.  Möllendorf ’s  „ die  Regen  verhältnisse  Deutsch- 
lands“, würde  es  gewiss  vorzuziehen  gewesen  sein,  soviel 
Regenmengen -Beobachtungen  zuzuziehen,  als  nur  irgend  ge- 
macht sind. 


Flier  ergiebt  sich  denn 


Oderberg  . . 

ZU 

22,65" 

paris. 

Neurode  . . . 

ZU 

28,36" 

pari 

Ratibor  . . . 

21,02 

do. 

Kl.  Kniegwitz 

23,25 

do. 

Leobschiitz  . 

23,49 

do. 

Breslau  .... 

19,15 

do. 

Tarnowitz  . 

V 

24,75 

do. 

PI.  Wartenburg 

11,50 

do. 

Proskau.  . . 

21,68 

do. 

Erdmannsdorf 

22,19 

do. 

Neisse.  . . . 

n 

20,99 

do. 

Zechen  .... 

21,92 

do. 

Kreuzburg  . 

22,05 

do. 

Zapplau  . . . 

Y) 

20,16 

do. 

Wollte  man  auch  den  Gebirgseinfluss  durch  Oderberg, 
Neurode  und  Tarnowitz  als  hinreichend  gedeckt  halten,  was 
nicht  ganz  zulässig  sein  dürfte,  so  würde  die  durchschnittliche 
jährliche  Regenmenge  immerhin  21(4"  paris.  = 22(4"  rheinl. 
betragen,  während  der  Verfasser  nur  17,6  Zoll  annimmt.  — 
Einen  grösseren  Werth  würden  diese  Zusammenstellungen  er- 
langen , wenn  blos  die  mit  den  Wasserstands-Beobachtungen 
gleichzeitigen  Regenmengen  zum  Vergleich  gezogen  werden. 

Jedenfalls  dürfte  hieraus  hervorgehen,  dass  die  Folgerung, 
als  würde  von  der  Oder  nur  der  dritte  Theil  des  Regens  ab- 
geführt, durchaus  nicht  als  bewiesen  gelten  kann.  — Dagegen 
dürfte  der  Zweifel  gegen  die  in  der  Zeitschrift  für  Bauwesen 
ermittelte,  von  der  unteren  Oder  bei  Stettin  abgeführte  Re- 
genhöhe vollständig  berechtigt  sein;  schon  die  Art  und  Weise 
dieser  Berechnung  entzieht  sich  jeder  Beurtheilung  und  ist 
daher  im  Resultate  für  die  vorliegende  Frage  werthlos. 

Aus  dem  Vorstehenden  wolle  der  Herr  Verfasser  entneh- 
men, dass  bei  aller  Anerkennung  seines  Strebens  doch  ge- 
wichtige Bedenken  gegen  die  veröffentlichten  Resultate  über 
die  Wassermengen-Bestimmungen  bei  Auf  halt  und  gegen  die 
gemachten  Folgerungen  obwalten.  Bei  der  grossen  Wichtig- 
keit der  dabei  aufgeworfenen  Fragen  kann  es  nicht  die  Ab- 
sicht des  Unterzeichneten  gewesen  sein,  die  Messungen  selbst 
für  nicht  verwendbar  auszugeben,  vielmehr  sollte  die  Unter- 
suchung im  luteresse  der  Sache  lediglich  Veranlassung  sein, 
den  Herrn  Verfasser  zu  vermögen,  unter  Berücksichtigung 
der  gemachten  Ein  wände  namentlich  die  aus  den  Folgerungen 
gewonnenen  Resultate  einer  Umarbeitung  zu  unterziehen,  um 
die  Ueberzeugung  zu  gestatten,  dass  die  neuen  Resultate  einer 
Bemängelung  nicht  mehr  unterworfen  werden  können. 

Der  Herr  Verfasser  würde  sich  durch  diese  allerdings 
nicht  unerhebliche  Umarbeitung  die  Leser  seiner  Abhandlung 
jedenfalls  zu  Dank  verpflichten.  Sasse. 


Modern  Engineering  by  Humber.  London  1S64. 
(Schluss.) 

Das  Dach  des  Londoner  Cha ring cross-Bahnhofs, 
(3  Tafeln)  eines  512'  langen  und  164'  breiten  Gebäudes,  be- 
steht aus  14  Sichelträgern,  in  35'  Entfernung  von  einander 
und  von  45'  äusserer  Bogenhöhe,  während  der  Binder  selbst  in 
der  Mitte  ohne  den  10'  hohen  Aufsatz  nur  20'  hoch  ist.  */* 
der  Aussenfläche  ist  mit  Glas,  ’/s  mit  Ziuk  bedeckt.  Das 
Dach  wurde  von  Cochrane  & Co.  in  Dudley  geliefert  und 
aufgestellt.  Die  der  Ausdehnung  und  Zusammenziehung  rech- 
nungtragenden Vorrichtungen  sind  bemerkenswert!!. 

Der  Digewell-Viadukt  (1  Tafel)  der  Greatnorthern- 
balin  ist  aus  hohlen,  mit  Konkret  ausgefüllten  Mauern  aufge- 
führt. Ich  behalte  mir  vor  ihn  demnächst  eingehender,  im 
Zusammenhänge  mit  andern  englischen  Viadukten,  nach  früher 
gesammelten  Reisenotizen  zu  beschreiben. 

Ein  andrer  Viadukt  derselben  Bahn,  der  zu  Robbery 


Wood,  2(4  Meilen  nördlich  von  der  erwähnten  Kingscross- 
station, bietet  wenig  Bemerkenswerthes.  Er  besteht  aus  7 Bö- 
gen von  je  22'  Spannweite,  während  die  Brückenbahn  27(4' 
zwischen  den  Brüstungen  breit  ist  und  ihre  Schienen  56'  über 
der  Strasse  liegen.  Die  Pfeiler  bestehen  aus  Ziegeln  in  Kalk- 
mörtel. Er  kostete  31000  Thlr.  oder  ca.  157  Thlr.  für  den 
laufenden  preuss.  Fuss. 

Metallische  und  min  eralische  per  manente  Wege. 
Die  ersten  Holzbahnen  (Liverpool-Manchester),  auf  denen  nach 
Vorschrift  nur  1 Ton  (20  Ztr.)  auf  das  Rad  kam,  wurden 
nur  durch  den  chemischen  Prozess  des  Verrottens  zerstört; 
die  heutige  Belastung  von  2 — 7 Tons  hingegen  pro  Rad  zer- 
stört, wenigstens  in  den  europäischen  Ländern,  die  Unterlage 
durch  die  wiederholten  Stösse  noch  ehe  sie  verrotten  kann 
und  macht  gusseiserne  Stühle  wünschenswerth.  Englands 
jetzige  Eisenbahnbaumeister  wollen  nichts  von  hölzernen  Unter- 
lagen wissen,  erstreben  vielmehr  einen  elastischen  Metallweg. 
Es  folgt  ein  interessanter  geschichtlicher  Ueberblick  über  die 
Entwicklung  der  Eisenunterlagen,  mit  welchen  1835  Day 
die  Steinwürfel  Stephensons  verdrängte;  namentlich  17  ver- 
schiedene englische  Formen  werden  unterschieden  und  durch 
Figuren  erläutert.  Da  ohne  solche  die  Beschreibung  unver- 
ständlich bleibt,  mögen  nur  die  Namen  der  Erfinder  in  chro- 
nologischer Reihe  folgen : Reynolds,  Greaves  (für  die  ägyp- 
tischen B.),  P.  Barlow’s  2 Arten  mit  flacher  und  hohler 
Basis;  de  Bergues,  Burks  (theilweis  aus  Schmiedeeisen 
1845),  die  Barlow’sche  Sattelform  ohne  jede  Schwelle  1849; 
die  schmiedeeiserne  Schiene  des  Hrn.  Adams,  des  Hrn.  Mac- 
donald auf  hohlen  Tellern,  des  Spencer,  die  3 Formen  des 
Burleigh  von  Guss-  und  Schmiedeeisen,  besonders  in  Nord- 
Amerika  und  auf  der  Greatnorthernbahn  gebräuchlich;  de 
Bergues  und  schliesslich  Griffin ’s  sehr  ökonomisches,  auf 
der  Southwesternbahn  eingeführtes  System. 

Der  Clydach-Viadukt  der  Merthyrbahn,  von  Gard- 
ner erbaut,  ist  namentlich  durch  die  gekrümmte  Grund- 
rissform merkwürdig;  seine  nur  einen  Sehienenstrang  tra- 
gende Bahn,  mit  dem  Radius  von  10  Ketten  (ä  66')  be- 
schrieben, hat  die  Steigung  von  1:38.  Im  Uebrigen  besteht 
er  aus  8 halbkreisförmigen  Bögen  von  je  30'  Spannweite,  ist 
312' lang  und  13'  zwischen  den  Brüstungen  breit;  die  Schiene 
liegt  75'  über  dem  Flusspiegel.  Er  ist  aus  rothem  Sandstein 
erbaut;  der  Mörtel  ist  aus  Aberthaw-Kalk  und  Asche  gemengt; 
der  Kern  des  Mauerwerks  wurde  durch  unregelmässige  Stein- 
blöcke von  6"  Dicke  in  streng  horizontalen  Schichten  gebil- 
det. Alle  12  — 18"  der  Höhe  wurde  das  Werk  nivellirt, 
nachgeebnet  und  vergossen.  Der  laufende  Fuss  desselben 
kostete  ca.  60  Thlr. 

Wenig  verschieden  davon  ist  der  Ebbwe-Viadukt  der- 
selben Bahn  von  271'  Länge  und  (da  er  doppeltes  Gleis  hat), 
26'  Breite.  Er  kostete  entsprechend  mehr,  nämlich  95  Thlr. 
pro  laufenden  Fuss  preuss. 

Der  College wood- Viadukt  ist  die  typische  Form  vie- 
ler anderer  Viadukte  der  vom  verst.  Brunei  erbauten  Corn- 
wallbahn, weshalb  der  beifolgenden  Skizze  noch  einige  Worte 
zugefügt  werden  mögen.  Aus  15  Oeff- 
nungen  von  60 ' Spannweite  bestehend, 
ist  er  964'  laug  und  max.  105'  hoch; 
die  Pfeiler  sind  in  Haustein  aufgeführt, 
der  gesprengte  Oberbau  ist  von  Holz. 
Die  Laudpfeiler  werden  nur  durch  höl- 
zerne, auf  dem  festen  Boden  ruhende 
Plattformen  gebildet;  die  Holzverbindun- 
gen sind  so,  dass  einzelne  Stücke  ausge- 
wechselt werden  können;  die  eisernen 
Zugstangen  sollen  in  solchen  Fällen  ein 
Verschieben  und  Heben  der  Einzeltheile  hindern.  Der  Bau 
erforderte  22005  Ivub.'  kyanisirtesFöhrenholz,  841  Ztr.  Schiniede- 
und  396  Ztr.  Gusseisen,  und  kostete  77  Thlr.  pro  lfd.  Fuss. 

Dublin’s  Winterpalast  (3  Tafeln),  von  Jones  und 
Beardwood  erbaut,  wurde  im  Mai  1S65  für  die  internationale 
Ausstellung  der  Künste  und  Manufakturen  eröffnet  und  ist 
nachher  zum  Zweck  anderweitiger  Unterhaltung  durch  Lektüre 
oder  Konzert  als  Wintergarten  und  permanente  Ausstellung 
stehen  geblieben.  Er  besteht  aus  dem  gemauerten  Theil, 
welcher  Musik-  und  Erfrischungsräume,  und  dem  eisernen, 
welcher  Wintergarten  und  Ausstellungsräume  enthält.  An 
das  50 1 j'  breite,  mit  halbkreisförmigem  Dach  überspannte 
Mittelschiff  legen  sich  Seitengallerien  von  17'  und  34'  Breite; 
die  schmiedeeisernen,  in  der  Mitte  nur  l(i'  hoheu  Dachbinder 
des  60'  hohen  Mittelbaus  sind  durch  eine  originelle  Verbin- 
dung mit  den  Seitenflügeln  versteift.  Die  Festigkeit  der  45' 
hohen  Säulen  wird  durch  die  3(4'  hohe  verzierte  Balkenlage 
wesentlich  vermehrt,  welche  den  Gallerieboden  trägt.  Die 
ästhetische  Ausbildung  des  Ganzen  dürfte  dem  deutschen  Ge- 
schmacke  kaum  Zusagen. 


Hierzu  eine  Beilage. 


Die  Gitterbrücke  bei  Blackfriars  über  die  Themse, 
von  Cubitt  und  Peto  erbaut,  zählt  als  Theil  der  London- 
Doverbalm  zu  den  1860  konzessionirten  Erweiterungsbahnen.  Sie 
hat  5 Oeffnungen  — die  mittlere  von  185',  zu  beiden  Seiten 
Oeftnungen  von  175',  am  Lande  endlich  von  155'  lichter 
Weite  — ganz  in  Uebereinstimmung  mit  der  alten  daneben 
liegenden  Fahrbrücke.  Das  Fundament  ist  im  Mai  1863  ge- 
lebt, die  Brücke  im  Dezember  1864  dem  Verkehr  übergeben. 
Ihre  Länge  ist  995',  auf  der  55'  breiten  Bahn  trägt  sie  4 Ge- 
leise in  der  Höhe  von  32  */i'  über  HW.  Die  Landpfeiler  sind 
im  Schutze  gewöhnlicher  Fangdämme  erbaut  und  gehen  27' 
unter  dieselbe  HWmarke  hinab.  Die  Geleise  ruhen  auf  3 
von  einander  27'  entfernten,  16'  hohen  Gitterbalken.  Ich  hebe 
die  Eigentümlichkeit  des  Unterbaues  hervor,  dass  er  aus  3 
gesonderten  Pfeilern  besteht;  das  gleichfalls  getrennte  Fun- 
dament jedes  derselben  besteht  aus  einem  35'  tief  in  den  Lehm 
gesenkten  schmiedeeisernen  Zylinder  von  18'  Dnrebm.;  nachdem 
dieser  mit  Zement  ausgefüllt,  wurde  auf  ihm  ein  21'  hoher 
Steinbau  ausgeführt  und  4 reichverzierte  Eisensäulen  von  24' 
Höhe  aufgestellt.  Auf  diesem  Unterbau  ruht  jedesmal  der 
doppelt  gekreuzte  Gitterbalken  mit  Querbalken  für  die  Schie- 
nen. Man  traf  Vorkehrungen,  dass  alles  Eisen  bequem  zu 
jeder  Zeit  angestrichen  werden  kann.  Die  12  schmiedeeiser- 
nen Zylinder  von  18'  Dm.  werden  auf  1 Tafel  speziell  dar- 
gestellt und  die  Art  ihrer  Versenkung  und  Ausfüllung  mit 
Zement  beschrieben. 

Die  imposanten  Alber thafenbauten  zu  Greenock 
waren  noch  im  Bau  begriffen.  Der  derzeit  zur  Hälfte  vollen- 
dete Aussendamm  wird  3000'  lang  sein;  mit  Vermeidung  von 
Fangedämmen  hat  man  zu  seinem  Bau  und  dem  der  seeseiti- 
gen Quaimauern  folgende  originelle  Bauweise  befolgt:  zur 

Aufnahme  der  Fundamente  wurden  zwei  parallele  Gräben  17' 
unter  NW.  gezogen.  Ein  Pfahlgerüst  für  die  Bahnen,  Krahne 
und  Ma-chinen  wurde  über  die  ganze  Breite  hergestellt  und 
dann  gusseiserne  Pfähle,  7'  von  einander  entfernt,  durch  Zug- 
stangen verbunden,  in  der  Quaimauerflucht  eingeschlagen.  Die 
dazwischen  geworfene  Zementmasse  von  3'  Höhe  und  20'  Breite 
bildete  das  Bett  der  Mauer,  vorne  durch  starke  in  die  Eisen- 


pfähle fassende  Granitplatten  geschützt,  bis  zur  NW.  hinauf. 
Nachdem  hier  der  Zement  abgestoclieu,  wurden  die  Aussensei- 
ten  in  Quadern  aufgeführt,  wieder  mit  Zement  hinterfüllt  und 


mit  Granit  abgedeckt.  Diese  Mauern  sind  33'  hoch,  unten 
11*/»',  oben  5'  dick.  Die  einzelnen  Theile  dieser  „reichlich 
englischen“  Konstruktion  sind  speziell  erläutert.  Ns. 


Personal -Nachrichten. 

Preussen. 

Dem  Wasserbau-Inspektor  Theodor  Moek  zu  Colbergermünde 
ist  der  Charakter  als  Bau -Rath  verliehen  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Zum  Neubau  eines  Geschäfts-  und  Gefängnissgebäudes  für 
das  Kreisgerieht  in  Cosel  wird  ein  Bauführer  gesucht.  Meldun- 
gen sind  unter  Einreichung  der  Atteste  direkt  an  die  Königliche 
Regierung  zu  Oppeln  zu  richten. 

2.  Eine  Stelle  für  einen  Baumeister  oder  erfahrenen  Bau- 
führer, zunächst  zur  Fortführung  eines  Staatschausseebaues  im 
Kreise  Sensburg  in  Ostpreussen  ist  vakant.  Meldungen  etc.  beim 
Kreis -Baumeister  Kaske  in  Sensburg  O.  Pr. 

3.  Eine  Sektionsbaumeister-Stelle  in  Hessen  (21/,  Thlr. 
Diäten  und  50  Thlr.  monatliche  Reisekosten  - Entsehäd’gung ) soll 
möglichst  bald  besetzt  werden.  Nähere  Auskunft  ertheilt  Baufüh- 
rer Rauch,  Berlin,  Prinzenstr.  25,  3 Tr.  Vormittags  bis  11  Uhr. 

4.  Zur  Leitung  von  Kreischaussee  - Bauten  wird  ein  Baufüh- 
rer gesucht.  Näheres  im  Inseratenteile. 

5.  Ein  geübter  Situations-  und  Nivellementszeichner 
kann  sich  sofort  melden  — sub  Chiffre  K.  34  in  der  Exped.  d.  Bl. 

6.  Ein  Bau-Hülfsschrei  ber  gegen  20  Sgr.  tägliche  Diäten 
wird  gesucht.  Probe  der  Handschrift  nebst  Nachweis  früherer 
Beschäftigung  sind  im  Bau-Biireau  der  Königlich  Niederschlesisch- 
Märkischen  Eisenbahn,  Koppenstr.  5/7  hierselbst  persönlich  abzugeben. 

7.  Ein  Zimmermann,  welcher  praktisch  und  theoretisch  ge- 
bildet ist  und  bereits  im  Komtoir  eines  hiesigen  Zimmermeisters 
gearbeitet  hat,  wird  als  Büreauarbeiter  verlangt  beim  Zimmermei- 
ster Heinel,  Berlin,  Andreasstrasse  56. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Es  ergeht  an  uns  nachstehende  Anfrage  mit  der  Bitte  um 
Veröffentlichung. 

„Welches  sind  die  Leipzig  am  nächsten  liegenden  Granitbrüche 
in  Schlesien,  in  welchen  besonders  Trottoir-  und  Platten  bester 
Qualität  gewonnen  werden,  und  wie  heissen  deren  Besitzer?  - — “ 

Hm.  W.  S.  in  Hannover.  Unseres  Wissens  ist  nur  von 
dem  Konkurenz  - Entwürfe  Fr.  Schmidts  zu  dem  Rathhause  in 
Berlin  eine  Anzahl  photolithographischer  Kopien  angefertigt  worden, 
die  jedoch  im  Buchandel  niemals  käuflich  gewesen  sind.  Wenn 
Kopien  der  anderen  Konkurrenz- Entwürfe  angefertigt  sein  sollten, 
erfolgt  auf  Grund  dieser  Notiz  vielleicht  von  anderer  Seite  her 
Auskunft.  Die  Originale  der  sechs  preisgekrönten  Entwürfe  sind 
im  Besitz  des  hiesigen  Magistrates. 

Hm.  S.  in  Mühlhausen.  Die  Fackeln  für  die  Berliner 
Feuerwehr  liefert  der  Fabrikant  Tannhäuser,  Breitestrasse  14. 
Der  Preis  pro  Stück  beträgt  1 Thlr.  Doch  würde  bei  Abnahme 
einer  grösseren  Anzahl  wohl  eine  Ermässigung  zu  vereinbaren  sein. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  M.  in  Bromberg, 
R.  in  Chemnitz,  E.  in  Osnabrück,  T.  in  Prag. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  22.  August. 

Besichtigung  des  Zeughauses. 

Versammlung  präzise  5 Uhr  auf  dem  Hof  des  Zeughauses. 

Geselliges  Zusammensein  im  Münchener  Brauhaus,  Johannis- 
strasse No.  13. 

Für  die  Anordnungen 
Merzenich.  Knoblauch. 

Revision  der  llihliotlich. 

Bekanntmachung. 

Die  Revision  beginnt  am  Montag  den  17.  d.  Mts.  und  endigt 
am  31.  August  er.  Sämmtliche  Bücher  müssen  bis  zum  Sonnabend 
den  22.  d.  Mts.  zuriickgeliefert  werden. 

Vom  17.  an  werden  Bücher  nicht  nach  Hause  ausgegeben  und 
vom  22.  bis  incl.  31.  d.  Mts.  bleibt  die  Bibliothek  gänzlich  geschlossen. 

Berlin,  den  15.  August  1868. 

Der  Ober  - Bibliothekar. 

E.  Jacob sthal. 

Gesucht  wird  unter  vorteilhaften  Bedingungen  ein  Betriebs^ 
Dirigent  für  eine  seit  zwei  Jahren  im  Betrieb  befindliche  grosse 
Dampfziegelei  mit  Hecke’schen  Pressen,  gleich  oder  im  Spätherbst 
d.  J.  anzutreten.  — Nur  solche  Personen  werden  Beachtung  finden, 
welche  für  ihre  fachmännische  Tüchtigkeit  bündige  Beweise  bei- 
bringen  können,  diejenigen  aher  bevorzugt  werden,  welche  auf  Kö- 
niglichen oder  auf  solchen  privaten  Ziegeleien,  die  hauptsächlich  für 
fortifikatorische  Zwecke  zur  Zufriedenheit  des  Gouvernements  arbei- 
ten, bereits  eine  gleiche  Stellung  eingenommen  und  in  derselben 
sich  bewährt  haben.  — Offerten  in  der  Exp.  d.  Ztg.  sub  T.  19. 

Ein  im  Baufache  (Hoch-  und  Wasserbau)  praktisch  wie  theore- 
tisch erfahrener  junger  Mann  sucht  sofort  Stellung.  Adressen  sub 
Chiffre  W.  Z.  50  befördert  d ie  Expedition. 


Bekanntmachung. 

Die  Stelle  des  zweiten  Baumeisters,  mit  welcher  ein  jährliches 
Gehalt  von  1000  Thlr.  verbunden  ist,  wird  zum  1.  Oktober  d.  J. 
vakant,  und  soll  zunächst  kommissarisch  mit  sechsmonatlicher  Kün- 
digung aufs  Neue  besetzt  werden. 

Qualifizirte  Bewerber,  welche  die  Staats  - Prüfung  als  Baumei- 
ster absolvirt  haben,  werden  hierdurch  aufgefordert  ihre  Meldungen 
unter  Beifügung  ihrer  Zeugnisse  bis  zum  1.  September  d.  J.  bei 
uns  einzureichen. 

Danzig,  den  24.  Juli  1868. 

Der  Magistrat. 

Im  hiesigen  Kreise  wird  zum  1.  September  er.  in  Schrombehnen 
(2.  Station  der  Ostpr.  Südbahn  von  Kön  gsberg  aus)  eine  Banführer- 
stelle vakant,  mit  welcher  die  Leitung  zweier  Kreis-Chausseen  und 
ein  monatliches  Gehalt  incl.  Reisekosten  von  75  Thlr.  verbunden 
ist.  Die  Herren  Bauführer,  welche  auf  diese  Stelle  reflektiren, 
werden  ersucht  sich  schleunigst  an  den  Unterzeichneten  zu  wenden 
und  ihre  Atteste  beizufügen. 

Pr.  Eylau,  den  14.  August  1868. 

Der  Königliche  Kreisbaumeister 
Ewermann. 

Ein  junger  Maurermeister,  zugleich  gelernter  Zimmermann,  seit 
Jahren  bei  Eisenbahnbauten  und  grösseren  Wasserbauten  beschäf- 
tigt, mit  Büreauarbeiten  vertraut  und  gegenwärtig  bei  einem  grösse- 
ren Wasserbau  thä  ig,  sucht  in  einem  anderen  grösseren  Baugesehäft 
als  Geschäftsführer  eine  Stellung.  Gefällige  Offerten  mit  Angabe 
der  Bedingungen  befördert  die  Exped.  d.  Zeitung  unt  Chiffre  D.  III. 

Eine  in  unmittelbarer  Nähe  Cassels  gelegene  Maschinen-Repa- 
ratur- Werkstatt  nebst  vollständiger  Einrichtung  und  Inventar,  mit 
Dampfmaschinen  - Betrieb  soll  mit  dem  dabei  befindlichen  Wohn- 
haus und  circa  l*/2  Acker  grossen  Garten  verkauft,  eventuell  auf 
mehre  Jahre  verpachtet  werden. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  Güteragent 

II.  Riiilolgili,  Cassel. 

Marktgasse  No.  23. 


364 


Heute  Vormittag  10  Uhr  entriss  mir  der  Tod  meine  heissge- 
liebte Frau  Anna,  geb.  Bahn,  welches  ich  Freunden  und  Bekannten 
hierdurch  tief  gebeugt  anzeige. 

Die  Beerdigung  findet  vom  Trauerhause,  Michaelkirehstrasse  12 
aus  Freitag  um  10  Uhr  Vormittag  statt. 

Berlin,  den  18.  August  1868. 

Hermann  Kranse,  Baumeister. 

Offene  Stadtbau  «Inspektorstelle. 

Die  hier  vacant  gewordene  Stadtbau- Inspektorstelle,  mit  wel- 
cher zur  Zeit  ein  fester,  in  monatlichen  Raten  praenumerando  zahl- 
barer Jahresgehalt  von  Dreihundert  Thalern  und  die  Accidenzien 
für  Prüfung  und  Begutachtung  der  Bauzeichnungen  von  hiesigen 
Privaten  verbunden,  soll  baldigst  wieder  besetzt  werden. 

Geprüfte  Bautechniker,  welche  auf  diese  Stelle  reflektiren, 
haben  sich  unter  Beifügung  der  erforderlichen  Zeugnisse  bis 
Ende  dieses  Monats 

bei  uns  zu  melden. 

Abschriften  der  Dienstinstruktion  für  den  Stadtbau  - Inspektor 
können  gegen  Erlegung  der  Kopialien  von  hiesiger  Rathsexpedition 
bezogen  werden. 

Grossenhain,  den  5.  August  1868. 

Der  Stadtrath. 

Kunze. 

Gotha -Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung. 

Zur  Herstellung  des  Bahnkörpers,  sowie  zur  Ausführung  der 
Kunstbauten  der  Gotha- Leinefelder  Eisenbahn  sollen  auf  der  Strecke 
zwischen  Mühlhausen  und  Dingelstädt  drei  Loose  und  zwar: 
a.  Erdarbeiten 

No.  XII.  mit  69137  Schachtruthen  zu  be- 
wegenden Bodens,  incl.  der  Bö- 
schungs-Arbeiten veranschlagt  zu  76,278Thl.  16Sgr.llPf. 
No.  XIII.  mit  22692  Schachtruthen  wie 

vor  zu 24,258  „ 29  „ 5 „ 

No.  XIV.  mit  34053  Schachtruthen  wie 

vor  zu 37,584  „ 14  „ 8 „ 

b.  Kunstbauten. 

No.  XII.  mit  ca.  162  Schachtruthen  Mauerwerk 
No.  XHI.  „ „ 743  „ 

No.  XIV.  „ „ 611 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissions-Verfahrens  an  geeignete 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions-Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs- Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
die  Submissions  - Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  Loos  XII,  XIII,  XIV“ 
oder  mit  der  Bezeichnung: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  Loos  XII,  XIII,  XIV“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

1.  September  c.,  Vormittags  10%  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  10.  August  1868. 

Der  Abtheilungs  - Baumeister 
W itzeck. 


irrü.  <£l)iclrmann 

Hofklempnermeister 

und 

Fabrikant  geprägter  Zinkblech- 

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Berlin,  Dorotlieoustrassc  No.  38. 


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tönen assortirt  zu  halten. 


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quets kann  die  Anzahl  der  Gasflammen  auf  48  bis  60  vermehrt 
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Jahrgang  II.  35. 

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Wochenblatt 

heraasgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  28.  August  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkur- 
renzen. — Honorar  für  baukünstlerische  Arbeiten.  — Abgekürztes 
Verfahren  bei  Berechnung  von  Erdmassen,  Grund-  und  Büschungs- 
flächen  für  den  Bau  von  Eisenbahnen.  — Allgemeine  Vorschriften 
für  die  räumliche  Gestaltung  von  Gebäuden  für  höhere  Schulati- 
stalten.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Sächsischer  Ingenieur- 
Verein.  — Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Pro- 


gramm für  die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  In- 
genieure in  Hamburg  vom  L.  bis  4.  Septbr.  1868.  — Prüfung  der 
Privatbaumeister  in  Preussen.  — Konstruktion  von  Dampf krähnen. 
— Konzentrirung  der  Weichenzüge  auf  Bahnhöfen.  — Vorrichtung 
zur  Verhinderung  des  Oeffnens  der  Weiche  während  des  Passirens 
eines  Bahnzuges.  — Konkurrenzen:  Preisausschreiben  für  ein 
Schlachthaus  in  Pest.  — Personal-Nachrichten  etc. 


XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure. 

Die  Herren  Fachgenossen,  welche  sich  zur  Theilnahme  bereits  gemeldet  haben,  so  wie  diejenigen, 
welche  noch  Theil  zu  nehmen  beabsichtigen,  werden  ersucht,  ihre  Mitgliedskarte,  das  Festzeichen  und  Fest- 
buch, das  Programm,  die  Aufstellung  der  Verhandlungen  etc.,  gegen  Einzahlung  des  Beitrages  von  5 Thalern, 
am  31.  August  Vormittags  von  11  — 1 Uhr  und  Nachmittags  von  3 — 8 Uhr,  an  den  Versammlungstagen  von 
8 Uhr  Morgens  bis  4 Uhr  Nachmittags,  im  Bureau  in  der  Kunsthalle,  Eingang  der  Ferdinandsstrasse  gegen- 
über, persönlich  in  Empfang  zu  nehmen  und  ihre  Namen  einzuzeichnen.  — Diejenigen  Herren,  welche  Woh- 
nung bestellt,  die  Anweisung  dazu  aber  noch  nicht  erhalten  haben,  wollen  sich  hier  bei  ihrer  Ankunft  gefäl- 
ligst direkt  in  das  erwähnte  Bureau  begeben,  um  die  nöthige  Auskunft  zu  bekommen. 

Hamburg,  den  25.  August  1868.  Das  Lokal  - Komite. 


Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen. 

Als  Vorlage  für  die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg  aufgestellt  durch  den  Architekten -Verein  zu  Berlin. 


Die  Feststellung  bestimmter  Grundsätze  für  das  Ver- 
fahren bei  Konkurrenzen  — zuerst  im  Jahre  1864  von 
Hamburger  Architekten  öffentlich  angeregt  und  bei  der 
XIV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure 
in  Wien  beantragt  — ist  von  dieser  der  bevorstehenden 
X V.  Versammlung  in  Hamburg  Vorbehalten  worden.  Bei 
der  hervorragenden  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  hat  es 
der  Architekten -Verein  zu  Berlin  für  Pflicht  erachtet,  die 
Frage,  welche  ihn  bereits  im  Jahre  1863  beschäftigte, 


neuerdings  einer  selbstständigen  Erörterung  zu  unterziehen. 
Im  Anschluss  an  die  Hamburger  Fassung  und  unter  Be- 
rücksichtigung der  Vorschläge,  die  Seitens  mehrer  aus- 
wärtiger Fachgenossen  gemacht  wurden,  arbeitete  eine 
Kommission  des  Vereins  den  nachstehenden  Entwurf  aus, 
der  demnächst  in  der  Hauptversammlung  vom  2.  Novem- 
ber 1867  nach  eingehender  Besprechung  die  einstimmige 
Billigung  des  Vereins  erhielt: 


Das  öffentliche  Konkurrenz-Verfahren  entspricht  im  weiteren  Sinne  einer  Hauptrichtung  der  Gegenwart,  grosse 
und  bedeutsame  Unternehmungen  öffentlich  zu  behandeln,  und  dient  im  engeren  Sinne  ebensosehr  den  Interessen  der 
Bauherren,  wie  der  Baukünstler. 

Seine  Vorzüge  bestehen: 

a)  in  der  Vielseitigkeit  der  Auffassung  der  gestellten  Aufgabe; 

b)  in  der  Ermittelung  der  hervorragenden  Talente; 

c)  in  der  Beschränkung  des  Nepotismus  und  im  Ausschluss  jeder  Monopolisirung; 

d)  in  der  stets  erneuerten  Anregung  des  öffentlichen  Interesses  für  Bauunternehmungen; 

e)  in  der  durch  den  Wetteifer  gesteigerten  Anspannung  der  baukünstlerischen  Kräfte. 

Um  aber  den  Bauherren  wie  den  sicli  betheiligenden  Baukünstlern  eine  Garantie  für  den  Erfolg  oi nes  öffent- 
lichen Konkurrenz- Verfahrens  zu  bieten,  ist  die  allgemeine  Annahme  folgender  Grundsätze  erforderlich: 

§.  1.  Unter  den  Preisrichtern  müssen  Fachmänner  vorwiegend  vertreten  sein. 

§.  2.  Die  Richter  sind  im  Programm  zu  nennen.  Sie  müssen  dasselbe  vor  der  Veröffentlichung  gebilligt 
und  sich  zur  Annahme  des  Richteramtes  bereit  erklärt  haben. 

§.  8.  Die  Annahme  des  Richteramtes  bedingt  Verzichtleistung  auf  jede  direkte  und  indirekte  Preisbewerbung' 

und  Betheiligung  an  der  Ausführung  des  betreffenden  Baues. 

§.  4.  Das  Programm  darf  an  Zeichnungen  und  Berechnungen  nicht  mehr  verlangen,  als  die  klare  Dar- 
legung  des  Entwurfs  einschliesslich  der  Konstruktionen  erfordert,  und  muss  die  Maasstäbe  für  die 
Zeichnungen  genau  vorschreiben. 

§•  5.  Es  ist  im  Programm  deutlich  zu  sagen,  ob  auf  die  Einhaltung  einer  bestimmten  Bausumme  das  maass- 

gehende Hauptgewicht  gelegt  wird,  so  dass  alle  Pläne,  welche  dieselbe  überschreiten,  von  der  Kon- 
kurrenz auszuschliessen  sind  — oder  ob  die  genannte  Bausumme  nur  als  ungefährer  Anhaltspunkt  dienen 
soll,  in  welchem  balle  den  Konkurrenten  ein  freierer  Spielraum  ausdrücklich  Vorbehalten  bleibt. 

§•  6.  Im  Allgemeinen  darf  die  Ausschliessung  eines  Entwurfes  von  der  Preisertheilung  nur  stattfinden: 

a)  in  böige  nicht  rechtzeitiger  Einlieferung, 

b)  in  Folge  wesentlicher  Abweichung  von  dem  Programm. 

Tritt  der  Fall  ein,  dass  aus  diesen  Gründen  alle  eingelieferten  Arbeiten  zurückgewiesen  werden  müssen, 
und  bleibt  hiernach  die  Konkurrenz  erfolglos,  so  haben  die  Richter  ihren  Urtheilsspruch  öffentlich  zu 
motiviren. 


368 


7. 


10. 


Soweit  konkurrenzfähige  Arbeiten  vorhanden  .sind,  müssen  die  ausgesetzten  Preise  unter  allen  Umständen 
an  die  relativ  besten  Entwürfe  vertheilt  werden. 

Sämmtliche  eingelieferten  Arbeiten  sind  vor  der  Preisertheilung  mindestens  2 Wochen  lang  öffentlich 
auszustellen. 

Die  preisgekrönten  Entwürfe  sind  nur  insofern  Eigenthum  des  Preisausschreibers  resp.  des  Bauherren, 
als  sie  für  die  betreffende  Ausführung  benutzt  werden.  Das  geistige  Eigenthum  bleibt  dem  Verfasser. 
Der  erste  Preis  muss  mindestens  dem  Honorar  entsprechen,  welches  ein  renommirter  Architekt  für 
eine  derartige  Arbeit  erhält. 

Indem  der  Architektenverein  zu  Berlin  beantragt: 
Die  XV.  Versammlung  deutscher  Archi- 
tekten und  Ingenieure  wolle  diese  von  ihm 
redigirten  Grundsätze  für  das  Verfahren 
bei  öffentlichen  Konkurrenzen  als  die 
ihrigen  anerkennen, 

erlaubt  sich  die  Unterzeichnete  Kommission,  nachstehend 
von  den  Motiven,  welche  bei  Aufstellung  des  Entwurfs 
maassgebend  waren,  Rechenschaft  zu  geben. 


Mit  einer  einzigen  prinzipiellen  Abweichung  ist  dieser 
durch  das  Berliner  Architektonische  Wochenblatt  (Deutsche 
Bauzeitung)  bekannt  gemachte  Entwurf  seither  bereits  vom 
Ingenieur-  und  Architekten-Verein  zu  Wien  adoptirt  wor- 
den, indem  dieser  ihn  fast  seinem  vollen  Wortlaute  nach 
in  eine  Eingabe  an  das  K.  K.  Ministerium  verflochten  hat. 
Auch  mehren  seither  erlassenen  Preisausschreiben  von 
Behörden  hat  derselbe  anscheinend  bereits  zu  Grunde  ge- 
legen. 


Wir  hielten  es  für  nothwendig  den  in  10  einzelnen 
Paragraphen  formulirten  Grundsätzen  einige  allgemeine, 
einleitende  Worte  über  den  Werth  und  die  Bedeutung 
des  Konkurrenz -Verfahrens  als  integrirenden  Theil  vor- 
auszuschicken, weil  nicht  oft  genug  die  Gelegenheit  er- 
griffen werden  kann,  dem  Misstrauen  gegen  dies  Verfahren, 
welches  sich  nach  dem  unbefriedigenden  Erfolge  so  vieler 
Konkurrenzen  sowohl  bei  Künstlern,  wie  beim  Publikum 
entwickelt  hat,  entgegenzutreten.  Man  übersieht  nur  zu 
oft  und  zu  leicht,  dass  diese  Misserfolge  meistenlheils  aus 
der  Mangelhaftigkeit  der  zu  Grunde  gelegten  Konkurrenz- 
Bedingungen  entsprungen  sind  und  dass  andererseits  nicht 
wenige  Beispiele  von  Konkurrenzen,  die  ein  sehr  befrie- 
digendes Resultat  ergeben  haben,  sich  anführen  lassen  — 
man  übersieht  endlich,  dass  die  wesentlichste  Bedeutung 
des  Konkurrenz -Verfahrens  nicht  in  dem  Erfolge  eines 
konkreten  Falles,  sondern  in  dem  allgemeinen  Einfluss 
auf  die  Entwickelung  der  Baukunst  besteht. 

Einer  näheren  Motivirung  der  von  uns  angeführten 
Vorzüge  des  Konkurrenz  Verfahrens  halten  wir  uns  über- 
hoben, wie  es  auch  kaum  nöthig  erscheint,  das  Bediirf- 
niss  für  die  Feststellung  bestimmter  Grundsätze  zu  be- 
weisen. Es  dürfte  anerkannt  sein,  dass  die  Mangelhaftig- 
keit der  meisten  Preisausschreiben,  welche  in  ihrer  Unklar- 
heit und  Zweideutigkeit  die  Konkurrenten  sowohl  zu 
zwecklosen  Arbeiten  verleiten,  wie  sie  dieselben  anderer- 
seits der  Willkür  der  Preisrichter  aussetzen  — meist 
nicht  durch  Absicht,  sondern  durch  Mangel  an  Sachkennt- 
niss  und  Erfahrung  verschuldet  worden  ist. 

Wenn  es  hiernach  als  der  Zweck  dieser  Feststellung 
von  Grundsätzen  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Kon- 
kurrenzen bezeichnet  werden  kann,  dass  dieselben  den 
preisausschreibenden  Behörden  etc.  als  Richtschnur,  den 
Fachgenossen  hingegen  als  Maasstab  für  die  Beurtheilung 
eines  Preisausschreibens  dienen  sollen,  so  war  hingegen 
vor  allen  Dingen  sorgfältig  zu  erwägen,  in  wie  weit 
hierbei  auf  einen  praktischen  Erfolg  zu  rechnen  sein 
dürfte. 

Nicht  um  ein  Statut  handelt  es  sich,  das  mit  Ge- 
setzeskraft erlassen  werden  soll,  sondern  um  den  Vor- 
schlag zu  einem  Kompromiss  zwischen  zwei  Parteien 
Architekten  und  Bauherren.  — Um  einen  Vorschlag,  der 
einseitig  von  einer  dieser  Parteien  gemacht  wird  und  der 
nur  dann  Aussicht  auf  praktischen  Erfolg  hat,  wenn 
einerseits  die  preisausschreibenden  Behörden  etc.  sich  in 
ihrem  eigenen  Interesse  veranlasst  sehen,  jene  Grundsätze 
anzuuelnnen,  und  wenn  andererseits  sich  die  Fachgenossen 
die  moralische  Pflicht  auferlegen,  an  keiner  Konkurrenz, 
die  diesen  Bedingungen  nicht  entspricht,  Theil  zu  nehmen. 

Bei  den  Schwierigkeiten,  denen  dies  unterliegt,  bei 
der  unendlichen  Maunichfaltigkeit  der  Verhältnisse,  welche 
einem  Preisausschreiben  zu  Grunde  liegen  können,  er- 
schien uns  hieraus  die  Nothwendigkeit  hervorzugehen,  bei 
Aufstellung  jener  Grundsätze  eine  gewisse  Grenze  der 
Forderungen  einzuhalten.  Es  mussten  Bestimmungen 
vermieden  werden,  welche  die  Rechte  des  Bauherrn , dem 
schliesslich  doch  immer  das  letzte  Wort  zusteht,  in  un- 
verhältnissmässiger  Weise  einschränken  — es  konnten 
endlich  nicht  solche  Bedingungen  aufgenommeu  werden, 


welche  unwesentlicher  Natur  oder  nur  für  einen  einzelnen 
Fall  gültig  sind.  Nicht  das  Wünschenswerthe,  son- 
dern einzig  und  allein  das  absolut  Unentbehrliche, 
nicht  ein  Maximum,  sondern  ein  Minimum  der  Forderun- 
gen glaubten  wir  formuliren  zu  müssen,  wenn  Aussicht 
vorhanden  sein  soll,  jene  Grundsätze  als  allgemein  aner- 
kannten Kanon  für  Konkurrenzen  zur  Geltung  zu  bringen. 

Es  darf  endlich  nicht  allein  einseitig  den  Inter- 
essen der  Künstler  Rechnung  getragen  werden,  son- 
dern auch  auf  die  Interessen  der  Kunst,  hinter  denen 
jene  jederzeit  zurückstehen  müssen,  ist  Rücksicht  zu 
nehmen  und  nach  Möglichkeit  zu  verhindern,  dass  beide 
mit  einander  in  unlösbaren  Konflikt  treten  können. 

Aus  diesen  Erwägungen  begründen  sich  die  Abwei- 
chungen unseres  Entwurfs  von  der  Hamburger  Fassung 
und  den  anderen  uns  zugegangenen  Vorschlägen. 

Eine  solche  betrifft  zunächst  in  § 1 die  Zusammen- 
setzung des  Preisgerichts.  Während  wir  verlangen,  dass 
Fachmänner  in  demselben  die  Majorität  bilden  sollen, 
wird  anderweitig  der  Ausschluss  aller  Nichtfachmänner 
— zum  Mindesten  bei  der  Entscheidung  — gefordert. 
Wir  glauben  dies  nicht  billigen  zu  können,  weil  einmal 
wohl  schwerlich  ein  Bauherr  zu  solcher  Bedingung  sich 
bereit  finden  möchte  — andererseits  aber  weil  wir  ein 
derartiges  Zusammenwirken  unparteiischer  Fachmänner 
mit  den  beim  Bau  interessirten , mit  den  Lokalverhält- 
nissen vertrauten  Persönlichkeiten  für  die  Sache  nur  för- 
derlich halten  können,  so  lange  diese  nicht  das  Hauptge- 
wicht der  Entscheidung  haben.  Einem  einseitigen,  mit 
der  öffentlichen  Meinung  im  herben  Widerspruche  stehen- 
den Urtheile,  dem  Fachmänner,  von  der  Vorliebe  für  eine 
bestimmte  Kunstrichtung  beeinflusst,  nicht  selten  verfallen 
können,  oder  einer  allzu  flüchtigen  Kritik  dürfte  auf  diese 
Weise  am  Sichersten  vorgebeugt  werden  können.’')  Auch 
dürfte  es  gewiss  ebenso  bedenklich  erscheinen,  jedem 
Laien  das  Urtheil  über  den  Werth  eines  Bauwerks  ohne 
Weiteres  absprechen  zu  wollen,  wie  es  nur  dazu  beitragen 
könnte  die  Baukunst  in  unfruchtbare  Isolirung  zu  ver- 
bannen. 

Die  in  den  §§  2 und  3 gestellten  Bedingungen  für 
die  Uebernahme  des  Richteramtes,  welche  namentlich  die 
Unparteilichkeit  der  Richter  und  ihre  Uebereinstimmung 
mit  den  Forderungen  des  Programms  garantiren  sollen, 
sowie  die  §§  4 und  5,  welche  die  Konkurrenten  vor 
überflüssigen  Anforderungen  sichern  und  den  Preisrichtern 
die  Möglichkeit  einer  einheitlichen  Beurtheilung  gewähren 
sollen,  bedürfen  kaum  einer  näheren  Begründung,  da  die 
Meinungen  der  Fachgenossen  in  dieser  Beziehung  nicht 
wesentlich  abweichen  werden. 

Hingegen  machen  sich  in  der  Auffassung  der  Fragen, 
welche  den  §§  6,  7 und  8 zu  Grunde  liegen  und  welche  in 
Wirklichkeit  fast  am  Meisten  zu  der  Unzufriedenheit  der  bei 
Konkurrenzen  betheiligten  Künstler  Veranlassung  gegeben 
haben , sehr  bemerkenswerthe  Verschiedenheiten  geltend, 
welche  fast  alle  auf  den  Konflikt  zwischen  den  Interessen 

*)  Ob  der  anderweitig  gemachte  Vorschlag,  dass  dem  Preisge- 
richt, wegen  der  Schwierigkeit  der  bei  Konkurrenzen  in  Frage 
kommenden  Rechtsfragen,  allezeit  ein  Jurist  angehören  solle,  Be- 
rücksichtigung verdient,  wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen. 


369 


der  Künstler  lind  denen  der  Kunst  zutückz uluhren  sind. 
Ohne  iin  Einzelnen  auf  diese  Fragen  eingehen  zu  können, 
müssen  wir  unsere  Ansicht  dahin  aussprechen,  dass  man 
jenen  Konflikt  einzig  dadurch  vermeiden  kann,  dass  man 
beide  Interessen  streng  von  einander  sondert.  Hiernach 
muss  ein  Konkurrenzverfahren  als  solches  scharf  begrenzt 
sein,  es  muss  in  der  Ertheilung  der  ausgesetzten  Preise 
seinen  Abschluss  finden  und  nichts  anderes  als  das  Recht 
allein  darf  für  die  Entscheidung  maassgebend  sein.  Pro- 
grammwidrige und  zu  spät  eingelieferte  Projekte  sind  also 
unter  allen  Umstanden  von  der  Preisertheilung  auszu- 
schliessen,  die  ausgesetzten  Preise  aber  — soweit  die 
nöthige  Anzahl  Projekte  um  die  Preisertheilung  konkur- 
rirt  hat  — unter  allen  Umständen  zur  Vertheilung  zu 
bringen. 

Ist  auf  diese  Weise  den  Interessen  der  Künstler  Ge- 
nüge geschehen,  so  erscheint  es  uns  hingegen  wider  die 


handelt  zu  sein,  wenn  man  verlangt,  dass  jene  zur  Preis- 
ertheilung nicht  zugelassenen  Projekte  auch  von  der  Be- 
urtheilung  und  von  der  öffentlichen  Ausstellung  ausge- 
schlossen werden  sollen  — ganz  abgesehen  davon,  dass 
hierdurch  eine  zweimalige  Thätigkeit  des  Preisgerichts 
nothwendig  würde.  Man  hat  auf  eine  öffentliche  Ausstel- 
lung der  Projekte  und  zwar  auf  eine  Ausstellung  vor  Er- 
theilung der  Preise  mit  Recht  stets  ein  maassgebendes 
Gewicht  gelegt  und  der  öffentlichen  Meinung  so  die  Ge- 
legenheitverschafft, an  dem  Urtheile  des  Preisgerichts  An- 
theil  zu  nehmen  und  dasselbe  zu  kontroliren.  Wenn  man 
verlangt,  dass  Projekte,  welche  dem  Programm  nicht  ent- 
sprechen, von  dieser  Ausstellung  ausgeschlossen  sein  sollen, 
„weil  sie  durch  ihre  vielleicht  glänzendere  Aussenseite  das 
Publikum  bestechen  könnten“,  so  übersieht  man  hierbei 
die  durch  mehrfache  Beispiele  bestätigte  Möglichkeit,  dass 
ein  solches  Projekt  — falls  das  Programm  der  Konkur- 
renz mangelhaft  war  — in  Wirklichkeit  den  Vorzug  vor 
allen  programmässigen  Entwürfen  haben  kann,  dass  also 
die  bessere  Sache  mit  Gewalt  unterdrückt  werden  würde, 
wenn  man  dasselbe  ignoriren  wollte.  Es  liegt  in  diesem 
Falle  der  Ausweg  offen,  das  schlechte  Programm  aufzu- 
geben und  das  gute  Projekt,  trotzdem  es  keinen  Kon- 
kurrenzpreis erhalten  hat,  zur  Ausführung  zu  wählen.  — 
Ein  solcher  Ausweg  aus  jenem  mehrfach  erwähnten 
Konflikte  wäre  ausgeschlossen,  wenn  der  von  sehr  vielen 
Architekten  vertretene  und  auch  in  den  Hamburger  Vor- 
schlägen enthaltene  Grundsatz  aufgestellt  würde,  dass  mit 
der  Ertheilung  des  ersten  Preises  unter  allen  Umständen 
auch  die  Ausführung  des  betreffenden  Baues  verbunden 
sein  müsse,  und  glauben  wir  schon  hierdurch  die  Unhalt- 
barkeit einer  derartigen  Forderung  dargethan  zu  haben, 
falls  dieselbe  als  allgemein  gültiges,  unumstössliches  Prin- 
zip angenommen  werden  soll.  Die  Verhältnisse,  welche 
bei  der  Uebertragung  eines  Baues  an  einen  Künstler  in 
Erwägung  gezogen  werden  müssen,  sind  auch  so  mannig- 
faltig und  theilweise  so  delikater  Natur,  dass  wir  der 
festen  Ueberzeugung  sind  — nur  wenige  Bauherren,  Be- 


hörden etc.  würden  sich  jener  Bedingung  fügen,  das  Zu- 
standekommen von  Konkurrenzen  würde  also  t.hatsächlich 
entweder  vereitelt  oder  die  Wirkung  der  von  uns  aufge- 
stellten Grundsätze  würde  illusorisch  sein.  Ist  doch  z.  B. 
in  dem  Programm  der  grössten , neuerdings  in  Deutsch- 
land ausgeschriebenen  Konkurrenz  für  das  Rathhaus  in 
Wien,  welches  jene  Zusicherung  der  artistischen  und  tech- 
nischen Leitung  an  den  Sieger  der  Konkurrenz  enthält, 
die  vorsichtige  Klausel  hinzugefügt,  „falls  eine  Einigung 
über  die  Bedingungen  erzielt  werden  kann“,  was  den 
Werth  jener  Garantie  in  Wirklichkeit  sehr  verringern 
dürfte. 

Dass  ein  solcher  Ausgang  der  Konkurrenz  im  höch- 
sten Grade  wünschenswerth  ist,  dass  es  ein  besserer  Lohn 
für  den  Sieger  sei,  seinen  Plan  auszuführen,  als  ihn  für 
klingendes  Gold  zu  den  Akten  legen  zu  lassen,  darüber 
dürfte  allseitige  Uebereinstimmung  herrschen,  wie  es  wohl 
unzweifelhaft  erwartet  werden  kann,  dass  sich  in  den 
meisten  Fällen  eine  solche  natürliche  Konsequenz  der 
Konkurrenz  von  selbst  ergeben  wird.  Dieselbe  aber  zu 
einer  Bedingung  zu  machen,  ohne  welche  kein  Künstler 
an  einer  Konkurrenz  sich  betheiligen  darf,  schien  uns 
unmöglich. 

Ebensowenig  können  wir  von  diesem  Standpunkte 
aus  die  Ansicht  derjenigen  Fachgenossen  theilen,  welche 
es  prinzipiell  als  Unfug  verdammen,  wenn  die  preisge- 
krönten Pläne  für  die  Ausführung  nur  theilweise  benutzt 
und  mit  einander  kombinirt  werden , da  die  Absicht, 
geistiges  Material  für  ein  Projekt  zu  sammeln,  oft  gerade 
der  Zweck  eines  Konkurrenzausschreibens  sein  kann  — 
ein  Zweck,  den  man  nicht  billigen,  dem  man  aber  die 
Berechtigung  nicht  wohl  versagen  kann.  Eine  Benach- 
theiligung  des  geistigen  Eigenthums  für  die  Verfasser  kön- 
nen wir  in  einem  derartigen  Verfahren  nicht  erblicken, 
glauben  ihnen  aber  dasselbe  insoweit  wahren  zu  müssen, 
als  ihnen  selbst  die  Benutzung  des  Projeks  für  anderwei- 
tige Zwecke  jederzeit  freistehen  muss. 

Hingegen  ist  es,  falls  die  Konkurrenz  mit  der  Preis- 
ertheilung ihren  Abschluss  erreicht,  ein  unbedingtes  Er- 
forderniss, darauf  zu  halten,  dass  die  Höhe  der  Preise 
mit  der  geforderten  Leistung  im  Verhältnisse  stehe.  Die 
Verletzung  dieser  Forderung  ist  mehr  als  alles  Andere 
Veranlassung  gewesen,  dass  die  Betheiligung  an  manchen 
Konkurrenzen  nur  eine  mittelmässige  war.  Wir  glauben 
daher  den  ersten  Preis  mindestens  so  hoch  normiren  zu 
müssen , als  das  Honorar  eines  renommirten  Architekten 
für  diesen  Fall  betragen  würde,  und  gingen  hierbei  von 
der  Hoffnung  aus,  dass  im  Anschlüsse  hieran  auch  eine 
Feststellung  des  Honorars  für  architektonische  Arbeiten 
auf  der  bevorstehenden  XV.  Versammlung  deutscher  Ar- 
chitekten und  Ingenieure  erreicht  werden  möchte. 

Wir  bemerken  schliesslich,  dass  wir  uns  auf  die 
Feststellung  der  Grundsätze  für  öffentliche  Konkurrenzen 
beschränken  zu  müssen  glaubten,  da  allgemeine  Regeln 
für  private  Abkommen  wohl  ohne  Werth  sind. 


So  viel  zur  Erläuterung  der  Motive,  die  den  Archi- 
tekten-Verein  zu  Berlin  bei  seiner  Fassung  der  Grund- 
sätze für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen  ge- 
leitet haben. 

Der  Werth  derselben  — sie  mögen  in  dieser  oder 
einer  anderen  Form  von  der  Versammlung  deutscher 
Achitekten  und  Ingenieure  proklamirt  werden,  wird  zu- 
nächst wesentlich  darin  beruhen,  ihnen  die  allgemeinste  Ver- 
breitung zu  verschaffen  und  für  sie  Propaganda  zu  machen. 

Die  Unterzeichnete  Kommission  spricht  ihre  Ansicht 
dahin  aus,  dass  dies  - — namentlich  mit  Rücksicht  auf  das 
nicht  fachmännische  Publikum  — am  Besten  durch  eine 
Denkschrift  geschehen  könnte,  welche  die  Vorzüge  des 
Konkurrenzverfahrens,  die  Nothwendigkeit  bestimmter 
Grundsätze  fii'-  dasselbe  und  die  dahin  einschlagenden 
Fragen  in  grösserer  Ausführlichkeit  behandelte,  als  dies 
hier  mit  Rücksicht  auf  den  vorliegenden  Zweck  ge- 
Berlin,  den  15.  August  1868. 


schehen  konnte.  Auch  darf  nicht  unberücksichtigt  blei- 
ben, dass  in  diesen  Grundsätzen  eben  nur  die  für  jede 
Konkurrenz  unentbehrlichen  Bedingungen  enthalten  sind, 
während  es  von  grossem  Werthe  sein  möchte,  auch  auf 
eine  Anzahl  anderer  wichtiger,  jedoch  minder  nothwen- 
diger  Momente  zur  Verbesserung  des  Konkurrenzverfahrens 
aufmerksam  zu  machen,  die  in  zweiter  Reihe  zu  empfehlen 
sein  werden. 

Eine  derartige  Denkschrift  möchte  alsdann  nicht  nur 
unter  den  deutschen  Fachgenossen,  sondern  vor  allen  bei 
den  zunächst  betheiligten  Behörden:  Ministerien,  Re- 

gierungen, Magistraten  etc.  zu  verbreiten  und  deren  Be- 
rücksichtigung zu  empfehlen  sein.  Auch  dürfte  es  nütz- 
lich sein,  in  dieser  Frage  demnächst  auch  mit  den  Fach- 
genossen des  Auslandes  und  den  Vertretern  der  mitin- 
teressirten  Schwesterkünste,  Bildhauerei  und  Malerei,  in 
Verbindung  zu  treten. 

Die  Kommission  des  Architekten - Vereins. 


370 


Honorar  fiir  haiikünstlmschc  Arbeiten. 

(Entwurf  der  Kommission  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin.) 

I.  Fiir  städtische  Wohngebäude,  denselben  ähnliche  Landhäuser  und  öffentliche  Gebäude  von  mittlerer  äusserer  und 

innerer  Ausstattung. 


Betrag  der  veranschlagten  oder  nachzu- 
weisenden Baukosten  in  Thalern. 

Bezeichnung  der  Leistungen. 

3000 

bis 

5000 

5000 

bis 

10000 

10000 

bis 

20000 

20000 

bis 

40000 

40000 

bis 

80000 

80000 

bis 

200000 

200000 

und 

darüber. 

1 

Für  Anfertigung  von  Skizzen:  Grundrissen  nebst  Fayade  im  Maass- 
stabe bis  !/120  der  natürlichen  Grösse,  nebst  Ueberschlag  der  Kosten 
nach  dem  Quadratmaass  der  bebauten  Grundfläche 

1 

Vs 

Vis 

Vis 

Vs 

*/4 

2 

Für  Anfertigung  eines  ausführlichen  Eutwurfs  in  Grundrissen,  An- 
sichten, Durchschnitten,  im  Maasstabe  von  wenigstens  J/j80  der  na- 
türlichen Grösse,  nebst  generellem  Ueberschlag  wie  ad  1 

1 

1 

V S 

VlS 

Vs  i Vs 

Prozente 

3 

Für  die  Darstellung  der  wesentlichsten  konstruktiven  und  dekora- 
tiven Details,  Aufzeichnung  der  Chablonen  in  natürlicher  Grösse 
und  der  Ornamente  etc. 

i 

% 

Vs 

Vs  Vis 

Vs 

5/.s 

< 

o 

X 

CT 

t;’ 

4 

Für  einen  speziell  ausgearbeiteten  Kostenanschlag 

s/4 

Vs 

Vs 

Vs 

V, 

Vs 

V. 

rr. 

5 

Für  Oberaufsicht  des  Baues  (Bauleitung)  ohne  Stellung  der  Spe- 
zialaufsicht 

iy4 

l2/s 

IV» 

1 Vs 

iv* 

1 Vs 

3 

y 

6 

Für  Revision  der  Rechnungen 

% 

2/s 

Vs 

Vis 

Vis 

Vs 

V» 

7 

Für  alle  obigen  Leistungen  zusammengenommen 

6 Vs 

■>'A 

4 Vs 

4 

3 Vs 

3 

2 Vs 

II.  F ür  einfache  ländliche  und  Fabrikgebäude,  Fachwerks-  und  Hohlbauten  ohne  reichere  Ausstattung  im  Innern 
und  Aeussern  genügt  3/4  der  Tabelle  ad  I. 

III.  Für  monumentale  öffentliche  oder  dem  ähnlich  ausgestattete  Privatgebäude  ist  1 Vs  der  Tabelle  ad  I zu  liquidiren. 

Bemerkungen. 

a.  Die  Spezialaufsicht  ist  ad  Pos.  5 besonders  ausgeschlossen  und  für  jeden  Fall  zu  vereinbaren. 

b.  Reisen  sind  besonders  zu  berechnen.  Diäten  für  den  selbstständig  ausführenden  Architekten  ca.  5 Thlr. 

c.  Die  Aufmessung  der  Maasse  und  Berechnung  der  Vordersätze  ist  in  Pos.  6 nicht  enthalten,  sondern  durch  den  bauführenden 
Techniker  oder  gegen  besonders  vereinbartes  Honorar  zu  bewerkstelligen. 

d.  Bauausführungen  unter  dem  Betrage  von  3000  Thalern  sind  nicht  nach  Prozenten  der  Bausumme,  sondern  pro  Leistung 
Blatt  Zeichnung,  Konferenzen  etc.  zu  berechnen. 

e Es  gilt  als  Regel,  dass  nach  Verhältniss  der  obigen  Sätze  Abschlagszahlungen  an  den  ausführenden  Architekten  geleistet 
werden : 

1.  bei  Genehmigung  des  Bauplans, 

2.  bei  Fertigstellung  des  Rohbaus, 

3.  bei  Uebergabe  des  Gebäudes, 

4.  den  Rest  nach  Abschluss  sämmtlieher  übernommenen  Leistungen. 

Berlin,  den  24.  August  1868.  Die  Kommission. 

Abgekürztes  Verfahren  bei  Berechnung  von  Erduiasscn,  (»mini-  lind  fföschungsfläekrn  für  deu  Bau  von  Eisenbahnen. 


Bei  der  Berechnung  der  Erdmassen,  welche  bei  Eisen- 
bahnbauten zu  bewegen  sind,  befolgt  man  zwei  verschiedene 
Methoden.  Entweder  man  mittelt  die  Höhen  des  Auf- resp. 
Abtrags,  welche  die  Stationslänge  begrenzen,  berechnet  das 
Querprofil  für  die  gemittelte  Höhe  und  multiplizirt  dasselbe 
mit  der  Länge.  Oder  man  berechnet  das  Querprofil  für 
jede  der  begrenzenden  Höhen  , mittelt  beide  Querprofile  und 
multiplizirt  dieses  Resultat  mit  der  Länge.  Beides  sind  nur 
Näherungsmethoden.  Vergleicht  man  dieselben  mit  der  mathe- 
matisch genauen  Berechnungsweise,  so  lindet  man , dass  die 
Berechnung  nach  gemittelten  Höhen  ein  zu  geringes  Resultat, 
die  nach  gemittelten  Querprolilen  ein  zu  grosses  Resultat  er- 

giebt.  Ist  uäm- 
b 


lieh  b die  Pla- 
numsbreite, — 
l die  Länge  der 
Station,  — h, 
dieAnfangshöhe, 
— bi  die  End- 
höhe — eines 
der  Inhalt  des- 


Damrnos  mit  l'/i  flüssigen  Böschungen,  so  ist 
selben,  nach  gemittelten  Höhen  berechnet: 

h 


h = (*4-i,5  . h'  + Ai  ) ■ ^4  ^ 

_ ^ f>  (Ai  + bi) 


l 


Nach 

Ji 


3 (bi  -j-  b 
+ 8 
gemittelten  Querprofilen  berechnet: 

(A  1,5  . bi)  . bi  4*  (A  4"  1,5  • Ai)  ■ bi 


*)■ 


( 


A (/U  + bi)  3 (b 


‘-Mi 

4 


) 


. / 


Der  genaue  Inhalt  aber,  wie  er  sich  durch  Zerlegung 
des  vierseitigen  abgekürzten  Prismas  in  zwei  dreiseitige  er- 
giebt,  ist:  .1  — 


b | b |-  (b  | 3 bi)  bi  l , b j-  h j •'>//,)  -j-  (b  -j-  •,//,) 
3 • 2 3 

(A  -j-  bi)  .bi  / (A  -j-  hi  4 bi)  ■ h%  / 

2 2 

b (Ai  4~  Ai)  j Ata4  Ai  hy  4-Ai1^  i 

Daher  ist  der  Fehler,  um  welchen  J,  zu  klein  ist: 

, , Ai*  — 2 bi  b7  4 -A^  (A, -biY  . / 

J — S 8 


/h  / 


oder,  wenn  die  Differenz  zwischen  Anfangs-  und  Endhöhe  d 
genannt  wird, 

,-,=  r 


Dagegen  ist  der  Fehler,  um  welchen  Ji  zu  gross  ist: 

, r _ bi  * — 2 //,  hi  -f  bi1  , _ z/J  / 

Ji  — J — 4 ‘ “ 4 

Der  Fehler  wächst  also  bei  beiden  Methoden  mit  den 
Quadraten  der  Differenz  beider  Höhen,  ist  aber  bei  der  Me- 
thode der  gemittelten  Höhen  nur  halb  so  gross,  als  bei  der 
der  gemittelten  Querprofile.  Da  man  aber  bei  der  Veran- 
schlagung lieber  etwas  zu  reichlich  als  zu  spärlich  rechnet, 
wird  die  letztere  Methode  vielfach  vorgezogeu , trotzdem  sie 
mit  dem  grösseren  Fehler  behaftet  und  nebenbei  — der  grös- 
seren Zahlen  wegen  — die  umständlichere  ist. 

Man  kann  nun  aber  zu  demselben  Ziel  aut  einfacherem 
Wege  gelangen.  Da  es  nämlich  gewöhnlich  nicht  daraut  an- 
kommt, den  Inhalt  des  Bahnkörpers  speziell  für  die  einzelnen 


371 


Stationslängen  zn  ermitteln,  sondern  nur  denselben  zwischen 
je  2 Punkten,  in  denen  Auf-  und  Abtrag  wechselt,  zu  bestim- 
men, so  kann  man  die  Zerlegung  des  Längenprofils  auch  nach 
den  punktirten  Ordinaten,  welche  die  Stationslängen  halbiren,  | 
vornehmen  und  die  Auf-  resp.  Abtragshöhe  des  Stations- 
punktes selbst  als  mittlere  Höhe  für 
die  Länge  von  einer  punktirten  Or- 
dinate zur  andern  betrachten.  Sind 
z.  B.  Ih  hi  hi  die  Auftragshöhen  eines 
Dammkörpers,  so  würde  derselbe 
sich  nach  dieser  Zerlegungsweise  fol- 
gendermaassen  berechnen  lassen: 


( b -j-  1,5  hi) . hi  . g -j-  {b  -j-  1,5  . hi)  . hi  ■ l 
+ (h  + 1,5  . hi)  . hi  . ~ 


_ fh  ■ {hi 


+ Vhi  + hi)  3 (hi 


+ 2 + f 


Um  diese  Methode  mit  den  früheren  vergleichen  zu 
können , würde  aus  vorstehendem  Resultat  der  Inhalt  für 
eine  Stationslänge,  zwischen  hi  und  hi,  herauszuziehen  sein, 
nämlich : 


=( 


h .{hi  + /h)  3 (Ä,H-  hi') 


Dies  ergiebt  aber  genau  denselben  Inhalt,  wie  Ji ■ Man 
kann  also  ohne  jegliche  Mittelung  direkt  aus  den  Auf- 
resp.  Abtragshöhen  dieselben  Resultate  finden,  welche  man 
bisher  durch  die  umständlichere  der  beiden  Mittelungsmetho- 
den gewann. 

Dass  diese.  Methode  ohne  Weiteres  auch  bei  Einschaltung 
beliebig  vieler  Zwischenstationen  Anwendung  finden  kann,  ist 
leicht  nachzuweisen.  Festzuhalten  ist  nur,  dass  zu  jeder  Auf- 
resp.  Abtragshöhe  die  zugehörige  Länge  gefunden  wird,  wenn 
man  die  Entfernung  von  dem  vorhergehenden  bis  zum  nächst- 
folgenden Stationspunkt  halbirt;  denn  dies  ergiebt  jedesmal 
die  Länge  zwischen  den  punktirten  Ordinaten.  Soll  zum  Bei- 
spiel nach  neben- 
stehendem Längen- 
_ profil  zu  der  Auf- 
tragshöhe 8,0  in 
^ dem  Stationspunkt 
I die  zugehörige 
Länge  ermittelt 

werden,  so  halbirt 

man  die  Entfernung 
von  Stat.  0 bis  Stat. 
1 -j-  4°,  also  14°,  u.  s.  w.  Für  die  Anfangsstation  wird 
natürlich  nur  die  halbe  erste  Stationslänge,  für  die  Endstation 
ebenso  die  halbe  letzte  Stationslänge  in  Rechnung  gestellt. 
Benutzt  man  dann  ausserdem  noch  den  Vortheil,  die  Quer- 
profil-Tabelle, welche  der  Massenberechnung  zu  Grunde  zu 
legen  ist,  nicht,  wie  häufig  geschieht,  nach  Quadratfussen, 
sondern  nach  Zwölftel- Quadratruthen  zu  berechnen,  so  dass 
man  den  daraus  entnommenen  Querschnitt  nur  mit  der  Länge 
in  Ruthen  zu  multipliziren  hat,  um  das  Resultat  in  Schachtruthen 
zu  erhalten,  so  vereinfacht  sich  das  Verfahren  wesentlich  und 
man  erspart  gegen  die  gewöhnliche  Methode  viel  Rechen-  und 
Schreibarbeit. 

Bei  der  Berechnung  der  zu  erwerbenden  Grundflächen 
lässt  sich  dasselbe  Prinzip  durchführen.  Die  Grundbreiten 
sind  der  Regel  nach  zusammengesetzt  aus  einer  konstanten 
Breite  für  Planum,  Schutzstreifen,  Banketts,  Grabensohlen  etc. 
und  aus  einer  von  der  Auf-  resp.  Abtragshöhe  h abhängigen 
Breite.  Die  erstere  sei  c,  die  letztere  ist  bei  P/a  füssigen 
Böschungen  im  Aufträge  — 3 h , im  vVbtrage  = 3 (/<  + 2 (), 
wenn  t die  Tiefe  der  Seitengräben  unter  dem  Planum  be- 
zeichnet. Bei  der  gewöhnlichen  Berechnungsweise  wird  wieder 
die  Anlangs-  und  Endhöhe  einer  Stationslänge,  hi  und  hi,  ge- 
mittelt, also  die  Grundfläche  berechnet  nach  der  Formel: 

3 . — ui — — ^ . i bei  Aufträgen, 

oder  [c  + 3 . _^+2*0-rO*,  + 2f,)j  , bei  Abträgen_ 

Es  liegt  aut  der  Hand,  dass  das  Resultat  genau  dasselbe 
wird,  wenn  man  die  oben  bezeichnete  Zerlegungsweise  von 
Mitte  zu  Mitte  der  Stationslängen  einführt.  Zu  bemerken  ist 
nur  noch,  dass  man  auch  hier  wieder  eine  Vereinfachung  der 
Rechnung  herbeiführen  kann,  wenn  man  die  Grundbreiten 
nicht  in  Fussen,  sondern  in  Ruthen  ansetzt,  damit  man  wieder 
nur  mit  der  Länge  in  Ruthen  zu  multipliziren  braucht,  um 
das  Resultat  in  Quadratruthen  zu  erhalten.  Ist  c in  Ruthen 
berechnet,  so  erhält  man,  wenn  wieder  hi  hi  hi  Fuss  die 


Auftragshöhen  der  einzelnen  Stationspunkte  in  ln  Entfernung 
bezeichnen,  die  Grundflächen  zwischen  hi  und  hi  ■ 


P+-r)'4  + P +4’)  •'  + (<'  + -T-) 


oder 


(2  ,+  * 


hi  -} -hi  -j-  x/i  hi 


) /.  Q Ruthen. 


Wie  man  in  gewissen  Grenzen,  innerhalb  deren  c den- 
selben Werth  behält,  die  Grundflächen  gleich  für  längere 
Abschnitte  zusammen  berechnen  kann,  indem  man  die  gege- 
benen Auf-  und  Abtragshöhen  sämmtlich  addirt  und  mit 

multiplizirt,  um  den  von  der  Höhe  abhängigen  Theil  der 
Flächen  zu  erhalten,  geht  aus  dem  Vorigen  leicht  hervor. 

Für  die  Berechnung  der  Böschungsflächen  gilt  eine 
ganz  ähnliche  Methode.  Nur  bietet  sich  hier  noch  auf  Grund 
der  zufällig  möglichen  Zusammenziehungen  von  Zahlenwerthen 
eine  Erleichterung,  welche  die  Berechnung  besonderer  Hilfs- 
tabellen ganz  und  gar  entbehrlich  macht.  Da  nämlich  die 
Länge  einer  Böschungslinie  bei  1 '/jfacher  Anlage  =:  1,8  h Fuss, 
die  Breite  der  beiderseitigen  Böschungen  also  3,61  Fuss  ist, 
so  ergiebt  sich  der  Flächeninhalt  bei  10°  Länge 

= 10  . ^ — 3 h D Ruthen. 


Hieraus  folgt,  dass  man  die  gegebenen  Auftragshöhen  blos  mit 
3 zu  multipliziren  braucht,  um  sofort  das  Resultat  für  eine 
Stationslänge  in  D Ruthen  zu  erhalten.  Bei  Abträgen  würde 
statt  dessen  wieder,  analog  dem  Obigen,  der  Werth  3 {h  -j-  2 () 
in  Rechnung  treten. 

Diese  Andeutungen  dürften  genügen,  um  die  mögliche 
Vereinfachung  der  Berechnungsformulare  zu  bezeichnen  und 
das  abgekürzte  Verfahren  zur  allgemeineren  Anwendung  zu 
empfehlen. 

Breslau,  den  2.  August  1868. 

Oberbeck,  Eisenbahn  Baumeister. 


Allgemeine  Vorschriften  für  die  räumliche  Gestaltung  von 
Gebäuden  für  höhere  Schiilaustalteii. 

(Nach  vinem  Gutachten  der  k.  technischen  Baudeputation  des  preuss.  Handels- 
ministeriums für  das  Unterrichtsministerium,  vom  8.  Dezember  1867.) 

Die  Ermittelung  der  Bedingungen,  welche  bei  Errichtung 
von  Gebäuden  für  höhere  Schulanstalten  der  räumlichen  An- 
ordnung derselben  zu  Grunde  zu  legen  sind,  würde  ohne 
Schwierigkeiten  oder  Bedenken  ihre  Erledigung  finden,  wenn 
unter  den  von  der  Technik  bisher  adoptirten  Prinzipien  die- 
jenigen durch  das  Zeugniss  erfahrener  Pädagogen  als  bewährt 
anerkannt  wären,  welche  ihrem  Zweck  am  vollständigsten  ent- 
sprochen haben.  Ungeachtet  des  entscheidenden  Einflusses, 
den  derartige  Zeugnisse  auf  das  Urtheil  des  Baumeisters  über 
den  Werth  oder  Uuwerth  jener  Prinzipien  üben  müssen,  sind 
dieselben,  wenn  sie  bestehen,  den  Kreisen  der  Technik  fremd 
geblieben,  und  die  Baumeister,  welche  Aufgaben  aus  dem  er- 
wähnten Gebiete  zu  lösen  berufen  sind,  haben  sich  bisher  mit 
den  wenigen  Angaben  begnügen  müssen,  welche  aus  den 
Wahrnehmungen  und  Untersuchungen  von  Technikern  hervor- 
gegangen sind  und  die  als  solche  zwar  in  einem  einseitigen 
Lichte  erscheinen  mögen,  dennoch  aber  zu  dem  Anspruch 
eines  bedeutenden  Gewichtes  berechtigt  sind,  weil  die  Berufs- 
stellung ihrer  Urheber  sie  vorzugsweise  befähigte,  vielseitige 
Wahrnehmungen  und  Erfahrungen  in  dieser  Beziehung  zu 
sammeln.  So  sehr  es  aber  bei  der  Bedeutung  jener  Prinzi- 
pien für  die  wissenschaftliche  Ausbildung  der  Jugend  anschei- 
nend befremden  mag,  zur  Zeit  noch  die  Erfahrung  der  Päda- 
gogen über  ihre  Bewährung  zu  vermissen,  so  wird  hierbei 
nicht  unbemerkt  bleiben  dürfen,  dass  die  erfolgreichen  Be- 
strebungen für  die  Vervollkomnung  der  Schulen  und  Bildungs- 
anstalten erst  einer  verhältnissmässig  kurzen  Periode  der  Neu- 
zeit angehören  und  dass  die  Thätigkeit  der  Technik  voran- 
gehen musste,  um  die  Objekte  zu  schaffen,  deren  Prüfung 
und  Beurtheilung  Seitens  der  Pädagogik  zur  Erlangung  all- 
gemein gültiger  Normen  wünsehenswerth  erscheint. 

Die  erste  Stelle  in  der  folgenden  Erörterung  gebührt 
(len  Unterrichtslokalen,  deren  Grösse,  neben  der  Voraussetzung 
eines  freien , durch  keine  Stützen  beeinträchtigten  Raumes 
und  einer  oblongen  oder  quadratischen  Grundform,  durch  die 
pädagogische  Bedingung  begränzt  wird,  dass  der  Lehrer  einer 
höheren  Bildungsanstalt  nicht  mehr  als  etwa  60  Schüler  mit 
Erfolg  zu  unterrichten  im  Stande  ist.  Da  die  äussere  Entfer- 
nung, in  welcher  der  Schüler  die  Schrift  an  der  Schultafel 
noch  deutlich  zu  lesen  vermag,  erfahrungsmässig  26  bis  27' 
beträgt,  dieselbe  Rücksicht  aber  auch  in  Bezug  auf  die  Wahr- 
nehmung der  Verrichtungen  des  Schülers  durch  den  Lehrer 
zu  beachten  ist,  so  ergiebt  sich,  unter  Voraussetzung  eines 


372 


Zwischenraumes  zwischen  der  Abschlusswand  und  der  letzten 
Schiilerbank , ein  Maass  von  30  Fuss  als  das  zulässige  Maxi- 
mum nach  der  einen  Richtung. 

Die  Grenzen  für  das  Maass  nach  der  anderen  Richtung 
werden  dagegen  durch  die  technische  Rücksicht  bedingt,  dass 
die  Anordnung  der  Klassen  in  mehren  Stockwerken  mittelst 
lreitragender  Balkenlagen  und  ohne  künstliche  oder  kostbare 
Unterstützungen  bewirkt  werden  könne,  was  bei  Abmessungen 
von  18  bis  höchstens  22  Fuss  noch  zu  ermöglichen  ist,  im 
letzten  Falle  jedoch  schon  Balken  von  aussergewöhnlich  star- 
kem Querschnitt  voraussetzt.  Wird  ferner  für  die  Höhe 
der  Klassenräume  das  durch  die  Erfahrung  ermittelte  ange- 
messene Maass  von  13  bis  höchstens  14  Fuss  adoptirt,  so  be- 
stimmen die  vorgedachten  Zahlen  die  äussersten  Grenzen  der 
Abmessungen,  welche  den  erwähnten  Unterrichtsräumen  ent- 
sprechen. 

Aus  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  zugleich,  dass  eine 
quadratische  Grundform  nur  bei  kleineren  Klassenzimmern 
anwendbar  ist,  dass  dagegen  grosse  Klassen  stets  eine  oblonge 
Form  beanspruchen,  bei  der  es  von  der  Lokalität  oder  der 
Wahl  des  Baumeisters  abhängen  wird,  ob  es  vorzuziehen  sei, 
die  Fenster  an  der  kurzen  oder  der  langen  Seite  des  Oblon- 
gums  anzulegen. 

Im  ersten  Fall,  welcher  eine  Anordnung  der  Balkenlage 
parallel  mit  der  Fensterwand  voraussetzt,  wird  die  Beleuch- 
tung der  Klasse  vorwiegend  durch  die  grössere  Höhe  der 
Fenster  bewirkt,  da  die  Bögen  derselben  keine  Balken  zu 
unterstützen  haben,  folglich  bis  nahe  zur  Decke  des  Klassen- 
raumes hinaufgeführt  werden  können;  der  andere  Fall  bedingt 
zwar  eine  geringere  Höhe  der  Fenster,  gestattet  aber  dagegen, 
entweder  eine  grössere  Zahl  von  Fenstern  oder  Fensteröff- 
nungen mit  breiteren  Lichtöffnungen  anzuordnen. 

Die  fernere  Distribution  der  Grundfläche  der  Klassen 
wird  durch  drei  Beziehungen  bestimmt: 

1)  durch  den  Sitz  des  Lehrers  und  die  zunächst  demselben 
befindliche  Schultafel  oder  sonstige  Unterrichtsmittel, 

2)  durch  die  Sitze  und  Tische  der  Schüler, 

3)  durch  die  frei  zu  lassenden  Gänge,  welche  für  den 
Verkehr  der  Schüler  und  die  Beaufsichtigung  derselben 
durch  den  Lehrer  nothwendig  sind. 

ad  1.  Die  vielfach  gebräuchliche  Anordnung,  bei  wel- 
cher die  Schultafel  sich  unmittelbar  über  dem  Katheder  oder 
dem  Sitz  des  Lehrers  befindet,  hindert  die  freie  Bewegung 
der  Verrichtungen  an  der  Tafel  und  nöthigt  den  Lehrer, 
seinen  Sitz  zu  verlassen,  wenn  einer  der  Schüler  zu  Uebungen 
an  der  Tafel  gerufen  wird. 

Die  Anordnung  der  Tafel  neben  dem  Sitz  des  Lehrers, 
welche  in  den  Gemeinde -Schulen  der  Residenz  allgemein 
eingeführt  ist,  besteht  aus  einem  Podium  von  10  Fuss  Länge 
und  4 Fuss  Breite,  welches  sich  um  die  Höhe  einer  Stufe 
über  die  Dielung  erhebt  und  an  dessen  einem  Ende  der  Sitz 
und  Tisch  des  Lehrers  angebracht  ist,  während  der  übrige 
Theil  für  die  Verrichtungen  an  der  darüber  befindlichen  Tafel, 
und  die  deklamatorischen  Uebungen  der  Schüler  bei  unmittel- 
barer Nähe  des  Lehrers  verfügbar  bleibt.  Diese  Einrichtung 
gewährt  unzweifelhafte  Vorzüge  vor  der  ersteren  und  ist  da 
her  auch  in  den  folgenden  Erörterungen  überall  adoptirt. 

ad  2.  Die  Grundflächen,  welche  die  Sitze  und  Tische 
der  Schüler  einnehmen,  werden  in  den  Bedürfniss- Maassen 
von  Länge  und  Breite  durch  das  den  Lebensaltern  und  Bil- 
dungsstufen entsprechende  Bedürfniss  bestimmt  und  würden 
als  konstante  Grössen  betrachtet  werden  können,  wenn  die 
Erfahrung  in  allen  Fällen  gleiche  Bedürfniss- Maasse  ergeben 
hätte.  Die  folgende  Zusammenstellung  dieser  Maasse,  welche 
von  verschiedenen  Baumeistern  als  bewährte  adoptirt  sihd, 
und  denen  vermöge  der  Erfahrung  und  Berufsstellung  der  be- 
treffenden Techniker  das  Anerkenntniss  berechtigter  Autorität 
beizulegen  ist,  weist  jedoch  nicht  unbedeutende  Differenzen 
nach,  und  umfasst  nicht  allein  die  Maasse  höherer  Bildungs- 
anstalten, sondern  auch  der  Uebersichtlichkeit  wegen  diejeni- 
gen der  Elementarschulen  und  Vorbereitungsklassen  für  die 
ersteren: 

Maasse  der  Klasse. 

a.  Fünfte  und  sechste  Klasse.  520,  ‘ bei  G3  Schü- 
lern, daher  pro  Kopf  8,30'  und  116  Kub.-Fuss  bei  14'  Höhe. 
520(3]'  bei  60  Schülern,  daher  pro  Kopf  S,660'  und  121  Kub.- 
Fuss  bei  14'  Höhe. 

b.  Mittelklassen.  5200'  bei  56  Schülern,  daher  pro 
Kopf  9,SO'  und  130,2  Kub.-Fuss  bei  14'  Höhe.  5200'  bei 
54  Schülern,  daher  pro  Kopf  9,450'  und  132,3  Kub.-Fuss 
bei  14'  Höhe. 

c.  Erste  und  zweite  Klasse.  5200' bei  50  Schülern, 
daher  pro  Kopf  10,4  0'  und  145,6  Kub.-Fuss  bei  14'  Höhe. 
5200'  bei  49  Schülern,  daher  pro  Kopf  10,6;  J'  und  148’  > Kub.- 
Fuss  bei  14'  Höhe. 


Alters-  und  Bildungsstufen 
der  Schüler. 

a)  Wilhelms  - Gymnasiun 

b)  Städtische  Schulen  in 

c)  Städtische  Schulen  in 

Breite  Tiefe 

der 

Sitze  und  Tische 
Zolle.  Zolle. 

n in  Berlin 
Berlin. 
Köln. 

Grund- 
fläche 
Q Fuss. 

1)  Elementar-  u.  Volkschulen. 

bei  einem  Alter  von  6 bis  7 Jahren 

a) 

18  >4 

28 

3,58 

b) 

16 

22 

2,38 

c) 

16 

27 

2,99 

desgl.  von  7 bis  8 Jahren 

a) 

18% 

28% 

3,66 

b) 

17 

24 

,2,82 

c) 

16% 

28 

3,19 

desgl.  von  8 bis  14  Jahren 

a) 

19 

30 

4,00 

b) 

18% 

25 

3,07 

c) 

17 

29 

3,44 

2)  Gymnasien. 

Sexta  und  Quinta 

von  10  bis  13  Jahren 

a) 

20% 

31 

4,41 

b) 

19 

27 

3,55 

c) 

18 

31 

3,87 

Quarta  und  Tertia 

von  13  bis  16  Jahren 

a) 

22% 

32*/, 

5,07 

b) 

21 

28 

4,08 

c) 

20 

32 

4,46 

Secunda  und  Prima 

von  16  bis  19  Jahren 

a) 

25 

34 

5,89 

b) 

23 

30 

4,80 

c) 

22 

32 

4 86 

Vorbereitungsklassen  für  höhere 

Lehranstalten 

b) 

18% 

26 

3,50 

Bemerkungen:  Zu  2:  Beim  Wilhelms -Gymnasium  beziehen  sich 
die  Maasse  auf  Vorbereitungs- Klassen  für  das 
Gymnasium. 

Zu  2:  Desgl.  in  Köln  auf  die  höheren  Klassen 
der  Realschulen. 

In  allen  Maassen  ergiebt  die  Vergleichung,  dass  das  Wil- 
helms-Gymnasium, bei  dessen  Errichtung  Königliche  Munifizenz 
mitgewirkt  hat,  sich  der  reichlichsten  Grundflächen  für  die 
Sitze  seiner  Schüler  erfreut,  die  Gemeinde  Bildungs-Anstalten 
der  Residenz  dagegen  die  geringsten  Grundflächen  besitzen, 
und  wenn  daran  die  weitere  Erwägung  geknüpft  wird,  dass 
die  Behörden  der  Residenz  in  Folge  der  zahlreichen  und  stets 
zunehmenden  Anforderungen,  welche  der  alljährliche  Zuwachs 
der  Bevölkerung  bezüglich  der  Errichtung  neuer  Bildungs- 
Anstalten  beansprucht,  am  Meisten  veranlasst  sind,  die  Be- 
diirfnissmaasse  auf  das  Sorgfältigste  zu  ermitteln,  und  Nach- 
theile aus  der  Anwendung  jener  Maasse  bisher  nicht  wahrge- 
nommen sind,  so  hält  die  Unterzeichnete  Deputation  in  Erfül- 
lung des  Zwecks,  dem  nach  dem  Erlass  des  Herrn  Ministers 
für  die  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  vom  27.  Mai  d.  J. 
diese  Ermittelung  zu  dienen  bestimmt  ist,  sich  wohl  berechtigt, 
die  in  den  Gemeindeschulen  der  Residenz  gebräuchlichen  Maasse 
vorzugsweise  zu  empfehlen  und  hat  dieselben  aus  dem  gleichen 
Grunde  in  die  folgenden  Erörterungen  eingeführt. 

ad  3.  Die  frei  zu  lassenden  Räume  und  Verkehrsmittel 
in  den  Unterrichtsklassen  und  die  geringsten  Maasse,  welche 
ihnen  ohne  Nachtheil  zugetheilt  werden  können,  sind  folgende; 

a.  Der  für  den  Eintritt  der  Schüler  und  Lehrer  bestimmte 
Raum  zunächst  der  Mittelwand  in  mindestens  3'  Breite. 

b.  Der  Raum  für  den  Sitz  des  Lehrers,  das  obeugedachte 
Podium  und  die  dasselbe  umgebende  Fläche  in  minde- 
stens 6'  Breite. 

c.  Ein  Verbindungsgang  zwischen  der  Fensterwand  und 
den  Enden  der  Schülersitze,  mit  Rücksicht  auf  die  Er- 
weiterung der  Fensternischen  in  mindestens  15"  Breite. 

d.  Ein  Mittelgang  zwischen  den  Schülersitzen  von  minde- 
stens IS"  Breite. 

e.  Der  Zwischenraum  zwischen  den  hintersten  Sitzen  und 
der  Wand  dahinter  von  gleicher  Abmessung. 

Der  ad  d gedachte  Mittelgang  ist  übrigens  selbstredend 
in  solchen  Klassen  entbehrlich,  wo  das  geringe  Breitenmaass 
derselben  nur  den  Raum  für  etwa  sechs  Sitze  neben  einander 
zulässt,  indem  diese  Zahl  noch  die  Kontrole  des  Lehrers  vou 
den  Seitengängen  aus  gestattet. 

Die  Lösung  der  weiteren  Frage,  welche  Gesammt- Grund- 
fläche einer  für  eine  bestimmte  Schülerzahl  anzuordnenden 
Klasse  nach  diesen  Prämissen  zuzutheilen  ist,  lässt  sich  am 
sichersten  auf  praktischem  Wege  in  der  Art  ermitteln,  dass 
für  eine  gegebene  Grundfläche  mittlerer  Grösse  diejenige 
grösste  Schülerzahl  durch  spezielle  Eintheilung  der  Gesammt- 
lläehe  gesucht  wird,  welche,  den  verschiedenen  Bildungsstufen 


373 


angehörend,  zweckmässig  darin  Raum  finden  können.  Die 
hierneben  verzeichneten  Skizzen  a,  b und  c,  bei  denen  überall 
eine  mittlere  Grösse  der  Grundfläche  von  20'  Breite  und  2G' 
Länge  als  gemeinsame  Norm  gedient  hat,  und  deren  Scliiiler- 
sitze  den  in  den  Schulen  der  Residenz  bewährten  Maassen 
entsprechen,  ergeben  für  die  Anordnung  der  Sitze  nach  der 
Länge  und  resp.  nach  der  Tiefe  der  Klasse  das  Bedürfniss- 
maass  bei  den  untersten  Stufen  von  8,3  bis  8,66  □'  pro  Kopf, 
bei  den  mittleren  Klassen  unter  gleicher  Bedingung  9,3  bis 
9,45  0'  pro  Kopf,  endlich  bei  den  oberen  Klassen  10,4  bis 
10,6  □'  pro  Kopf.  Das  hier  angewendete  Verfahren  lässt 
zwar  mit  Sicherheit  erkennen,  dass  daraus  zuverlässige  Resul- 
tate gewonnen  werden  müssen ; insofern  dieselben  jedoch  aut 
andere  Abmessungen  der  Unterrichtsräume  Anwendung  finden 
sollen,  wird  eine  mässige  Vermehrung,  mindestens  aber  eine 
Abrundung  der  gefundenen  Grössen  zu  ganzen  Zahlen  empfoh- 
len werden  müssen,  weil  jenen  veränderten  Abmessungen  viel- 
fach eine  minder  günstige  Vertheilung  der  Sitze  entsprechen 
wird  und  vorzugsweise  die  Verringerung  des  Tiefenmaasses 
einen  Mehraufwand  an  Grundfläche  für  die  Kopfzahl  der 
Schüler  bedingt. 

Ermitteln  sich  hiernach  die  zu  empfehlenden  Maasse  der 
Klassen: 

a)  für  die  unteren  Bildungsstufen  auf  9 bis  10  O',  resp, 
auf  126  bis  140  Kub.', 

b)  für  die  mittleren  auf  10  bis  11(0',  resp.  auf  140  bis 
154  Kub.', 

c)  für  die  oberen  auf  11  bis  12  O'  pro  Kopf,  resp.  auf 
154  bis  168  Kub.',  so  wird  für  den  Unterricht  im 
Zeichnen  die  vielfach  bestätigte  Erfahrung  als  maass- 
gebend erachtet  werden  können,  dass  das  Bedürfniss- 
maass  der  dazu  bestimmten  Klassen  das  Doppelte  der 
für  gewöhnliche  Klassen  gefundenen  Grundflächen  er- 
fordert. 

Der  Unterricht  in  der  Physik  und  Chemie  bedingt  ferner 
vermöge  der  in  geneigter  Ebene  aufsteigenden  Sitze  eine  Ver- 
mehrung, der  Unterricht  im  Gesänge  wegen  der  ausfallenden 
Tische  eine  entsprechende  Verminderung  der  oben  gefundenen 
Normen,  die  in  beiden  Fällen  auf  das  ungefähre  Maass  von 
2 bis  2‘/j(0'  pro  Kopf  anzusprechen  ist,  und  es  erübrigt  hier- 
nach nur  noch,  ein  Bedürfnissmaass  für  die  Grösse  der  Aula 
zu  konstatiren,  wenn  dieselbe  ihrer  Bestimmung  gemäss  bei 
Schulfeierlichkeiten  die  gesammte  Schuljugend  aufnehmen  soll. 

Wären  andere  Rücksichten  als  die  durch  das  Raumbe- 
dürfniss  gebotenen  nicht  zu  beachten,  so  würde  die  für  die 
Gesangsklassen  ermittelte  Grundfläche  bei  der  Gleichheit  der 
Vorbedingungen  für  beide  Lokalitäten  auch  für  die  Aula  maass- 
gebend  sein;  der  daraus  sich  ergebende  Gesammtraum  bean- 
sprucht jedoch  namentlich  bei  Gymnasien  von  grosser  Schüler- 
zahl so  exorbitante  Maassverhältnisse  und  Kosten,  dass  eine 
Verminderung  des  für  jene  ermittelten  Maasses  sich  in  der 
Regel  als  nothwendig  erweist,  und  eine  Grundfläche  von  6 □' 
pro  Kopf  in  der  Regel  schon  als  eine  sehr  befriedigende 
Norm  angesehen  werdeu  darf. 

Ueber  die  Anordnung  der  Lokale  über  und  neben  ein- 
ander, die  Disposition  der  Flure  und  Treppen,  der  Zugänge 
von  der  Strasse  und  nach  dem  Hofe,  lassen  sich  eben  so  we- 
nig allgemein  gültige  Prinzipien  aufstellen,  wie  über  die  Ein- 
richtung der  technischen  Mittel  zur  Heizung  und  Ventilation, 
deren  wirksame  Anwendung  jedoch  um  deswillen  als  eine  we- 
sentliche Bedingung  an  die  oben  gefundenen  Bedürfnissmaasse 
der  Grundflächen  und  resp.  Kubikräume  geknüpft  ist,  weil  die 
neuen  Schulen  der  Residenz  ganz  allgemein  mit  guten  Venti- 
latiousvorkehrungen  versehen  sind.  Jene  Anordnungen  sind 
stets  durch  lokale  Verhältnisse  bediugt,  und  selbst  die  weni- 
gen allgemeinen  Andeutungen,  welche  die  Unterzeichnete  De- 
putation in  dieser  Beziehung  zu  bemerken  sich  gestattet,  wer- 
den stets  unter  Berücksichtigung  der  lokalen  Einflüsse  beur- 
theilt  werden  müssen. 

In  Betreff  der  Lage  der  Unterrichtsklassen  wird  dieje- 
nige Anordnung  den  Vorzug  verdienen,  welche  dem  Schüler 
das  Ersteigen  von  'kreppen  bei  den  täglich  besuchten  Klassen 
entbehrlich  macht,  und  wenn  dies  nicht  für  alle  erreichbar 
ist,  wenigstens  die  unteren  Klassen  im  Erdgeschoss  disponirt. 
In  gleichem  Maasse  sind  die  Freitreppen  vor  den  Hauseingän- 
gen nachtheilig,  da  sie  im  Winter  nicht  ohne  Gefahr  passirt 
werden  können,  dagegen  Erweiterungen  der  Flure  bei  den 
Treppenaustritten  emplehlenswerth , insofern  sie  der  aus  ver- 
schiedenen Fluren  zuströmenden  Frequenz  der  Schüler  grössere 
Bäume  der  Vereinigung  darbieten. 

Wird  die  Grundfläche  der  Anstalt  von  städtischen  Stras- 
sen begrenzt,  so  wird  es  darauf  ankommen,  die  Störungen  des 
Unterrichts  durch  das  Strassengeräusch  zu  verhüten,  und  ent- 
weder die  Flure  an  der  Strassenseite,  die  Klassen  an  der  Hof- 


seite zu  plaziren,  oder  die  Situation  des  Schulgebäudes  selbst 
in  solcher  Entfernung  von  den  Strassen  zu  wählen,  dass  die 
Nachtheile  der  letzteren  wirkungslos  bleiben. 

Endlich  darf  auch  die  Möglichkeit  einer  Feuersgefahr 
nicht  unerwähnt  bleiben,  und  wird  bei  Gebäuden  mit  mehren 
Stockwerken  durch  massive  Treppen  und  gewölbte  Flure  auf 
sichere  Mittel  zur  Rettung  Bedacht  zu  nehmen  sein. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Sächsischer  Ingenieur-Verein.  64.  Hauptversamm- 
lung des  Vereins  am  3.  Mai  1868  zu  Chemnitz.  Nachdem 
in  No.  23  d.  Bl.,  Seite  235  bereits  über  die  Verhandlungen 
der  3.  (Hochbau)  Sektion  berichtet  worden  ist,  sei  über  die 
Verhandlungen  der  drei  anderen  Sektionen  folgendes  bemerkt: 

In  der  ersten  Sektion  (Ingenieure  im  engeren  Sinne,  d.  h. 
Ingenieure  für  Strassen-,  Wasser-,  Brücken-  und  Eisenbahn- 
Bau  und  Betrieb)  gab  der  Betriebs-Ingenieur  Schmidt  seine 
hauptsächlich  reich  an  der  Sächs.- Schlesischen  Bahn  (Dres- 
den - — Görlitz)  angestellten  Studien  über  Schneeverwehungen 
kund,  erläuterte  das  Wesen  derselben  und  führte  die  gegen 
die  Verwehungen  angeführten  Schutzmittel  nebst  deren  Kosten 
auf.  Die  Vorkehrungen  bestehen  in  einfachen  Zäunen  von 
Reisig  geflochten,  in  Flechtzäunen  mit  nebengepflanzten  Fich- 
tenhecken, in  aufgeworfenen  Erddämmchen  mit  aufgesetzten 
Flechtzäunen  und  in  doppelten  Dämmchen  mit  aufgesetzten 
Flecht zäunen  und  Fichtenhecken.  Alle  aufgeführten  Vorkeh- 
rungen können  gänzliche  Verwehung  der  Bahnen  bei  lang  an- 
haltenden Wehen  nicht  gänzlich  verhüten,  jedoch  so  lange 
aufhalten,  dass  bis  zur  Wiederkehr  der  Wehen  die  Bahn 
wieder  fahrbar  gemacht  werden  kann.  — Hierauf  sprach  Dr 
Fränkel  über  die  neusten  Konstruktionsformen  eiserner 
Brücken,  unter  Vorzeigung  einiger  der  polyt.  Schule  zu  Dres- 
den gehöriger  und  sehr  schön  gearbeiteter  Modelle.  Er  ver- 
breitete sich  hauptsächlich  über  die  parabolischen,  Paulischen 
und  Schwedler’schen  Träger  (welch  letztere  Konstruktion  an 
der  Elbbriicke  für  die  neue  Leipzig-Dresdner  Bahn  in  Meissen 
Verwendung  gefunden  hat),  gab  die  Vortheile  dieser  Konstruk- 
tion an  einem  Beispiel  an  und  berührte  kurz  die  drei  Haupt- 
formen der  versteiften  Hängebrücken  (mit  schlaffem  Bogen 
und  steifem  Balkenträger,  mit  versteiftem  Bogen  und  schlaffem 
Balken,  mit  schlaffem  Bogen  und  schlaffem  Balken  zwischen 
denen  ein  versteifendes  Fachwerk.)  — Durch  hierauf  vom  Be- 
triebsingenieur Bleyl  gegebene  Notizen  über  Asphalt  ent- 
wickelte sich  eine  lebhafte  Debatte  über  Verwendung  desselben 
zu  Perrons  und  Isolirschichten,  während  über  andere  Ver- 
wendungen die  Diskussion  ausgesetzt  bleiben  musste.  Schliess- 
lich berichtete  Betriebsingenieur  C la  u s über  die  Minenspren- 
gung am  Harrassprung  bei  Lichteuwalde,  worüber  bereits  Notiz 
in  No.  10  d.  Bl.  gegeben  wurde. 

In  der  zweiten  Sektion  (Ingenieure  für  Maschinenwesen 
und  mechanischen  Eisenbahnbetrieb)  referirte  zuerst  Betriebs- 
oberinspektor Tau  b er  t h über  einen  Besuch  der  höchst  inter- 
essanten Brennerbahn,  deren  Baukosten  für  16  Meilen  Länge 
24‘/j  Millionen  Gulden  betragen  haben.  Hierauf  erläuterte 
Fabrikdirektor  Schultz  durch  Zeichnung  eine  von  ihm  kon- 
struirte  Dampfkesselfeuerung  für  möglichst  rauchfreie  und 
sparsame  Verbrennung  klarer,  leicht  backender  Steinkohle, 
sodann  referirte  Professor  Dr.  Hartig  über  Verwendung  der 
in  Amerika  besonders  üblichen  Cycloidalmühlen  zur  Herstellung 
der  feinsten  Staubpulver  und  sprach  darauf  über  den  in  der 
Pariser  Ausstellung  mit  grosser  Anerkennung  ausgestellt  ge- 
wesenen Davies’schen  Dampfhammer  — einen  Schwanzhammer, 
welcher  eine  Veränderung  in  der  Richtung  der  Schläge  zulässt. 

In  der  vierten  Sektion  (Bergbau-  und  Hütteningenieure) 
sprach  Dr.  Otto  über  Fangvorrichtungen  unter  Vorzeigung 
eines  Modelles  der  von  ihm  konstruirten  Vorrichtung,  und 
Bergschuldirektor  Kreiselier  über  Steinbohrmaschinen  ins- 
besondere über  die  von  Sommeiller  & Sachs  konstruirten. 

In  der  nach  Beendigung  der  Sektionssitzungen  abgehal- 
tenen General-Versammlung  erledigte  man  in  der  Hauptsache 
nur  Geschäftliches  und  genehmigte  auf  Antrag  der  ernannten 
Sachverständigen-Kommission  die  Summe  von  500  Thlr.  zu  den 
in  früherer  Versammlung  bestimmten  Anemometerversuchen. 

Am  4.  Mai  unternahm  eine  grosse  Anzahl  Mitglieder 
eine  Exkursion  nach  Altenburg  zum  Besuch  der  von  Baurath 
He  noch  daselbst  angelegten  neuen  Wasserleitung,  deren  ge- 
lungene Anlage  durch  Versuche  sich  bestätigte,  sowie  zur  Be- 
sichtigung des  Schlossneubaues. 

Die  65.  Versammlung  des  Sächs.  Ingenieur-Ver- 
eins fand  am  15.  und  16.  August  a.  c.  zu  Dresden  statt 
und  gewährte  in  einer  unter  zahlreicher  Betheiliguug  der  Ver- 
einsmitglieder gehaltenen  Abendsitzung  der  vierten  Sektion 
der  Vortrag  des  Prof.  Richter  über  Spektralanalyse  viel 


374 


Interessantes,  umsomehr,  da  derselbe  von  prächtigen  Versuchen 
unter  Benutzung  der  dem  englischen  Physiker  Finn  gehörigen 
galvanischen  Batterie  von  50  Elementen  begleitet  vor.  Die 
Spektralanalyse  wurde  nach  Vortragendem  von  Herschel  & 
Brewster  entdeckt,  von  Miller  angewendet,  aber  erst  1860 
durch  B unsen  & Ki  rehhoff  auf  die  jetzige  Vollkommenheit 
gebracht.  Die  Spektralanalyse  beruht  auf  dem  längst  bekannten 
Umstande,  dass  verschiedene  elementare  Körper,  insbesondere 
Leichtmetalle,  verschiedene  charakteristische  Flammenfärbungen 
erzeugen  und  diese  gefärbten  Flammen  mittelst  Prismen  zer- 
legt das  siebenfarbig  angenommene  Sonnenspektrum  wesentlich 
verändern  und  zum  Theil  absorbiren.  Man  verwendet  zur 
Ausführung  der  Spektralanalyse  entweder  Spektroskope  d.  h. 
Apparate,  welche  das  Licht  des  in  möglichst  wenig  leuchten- 
der Flamme  (Bunsen’scher  Gasbrenner)  glühend  gemachten 
oder  in  seinen  Verbindungen  (besonders  mit  Chlor)  zum  Ver- 
flüchtigen gebrachten  Metalls  durch  eine  mit  einem  Schlitz 
versehene  Röhre  auf  ein  stark  brechendes  Glasprisma  auffallen 
lassen,  während  von  der  anderen  Seite  des  Prismas  die  Beob- 
achtung durch  ein  aufgestelltes  Fernrohr  erfolgt.  Gleichzeitig 
lässt  man  durch  Licht  reflektirt  auf  die  zwischen  beiden  Röh- 
ren gelegene  Spitze  des  Prisma  eine  auf  Glas  photographirte 
Skala  reflektiren,  so  dass  man  beim  Beobachten  stets  eine 
Vergleichung  mit  dem  einfachen  Sonnenspektrum  vor  Augen 
hat  und  die  von  verschiedenen  Elementen  hervorgerufenen 
farbigen  Streifen  im  Spektrum  nach  der  Frauenhofer’schen 
Linie  genauer  präzisiren  kann.  Andererseits  stellt  man  die 
Spectra  objectiv  dar  und  bringt  die  zu  untersuchenden  Körper 
entweder  zwischen  Kalk-  oder  Platinpole  einer  sehr  starken 
galvanischen  Batterie  oder  stellt  die  Spitzen  der  Pole  von 
den  zu  untersuchenden  Metallen  dar.  Das  so  hervorgerufene 
Licht  wird  in  einer  sogenannten  Dubosque’schen  Lampe  auf- 
gefangen, gebrochen  und  auf  einen  weissen  Schirm  geworfen, 
wodurch  man  weithin  sichtbar  die  einzelnen  charakteristischen 
Streifen  in  dem  Farbenspektrum  erhält.  Gasarten  prüft  man, 
indem  man  den  elektrischen  Funken  durch  Röhren  leitet,  in 
welchen  die  Gase  eingeschmolzen  sind,  und  erzeugen  dieselben 
im  Spektrum  charakteristische  dunkle  Streifen , wodurch  die 
Frauenhofer’schen  Linien  des  Sonnenspektrums  auf  die  Ein- 
wirkung einer  grossen  Anzahl  Gasarten  zurückgeführt  werden. 
Bekanntlich  sind  bereits  Metalle  durch  die  Spektralanalyse 
entdeckt  worden,  so  das  Thallium  (liefert  ein  stark  brechendes 
Glas,  das  bereits  zuweilen  an  Stelle  des  Flintglases  zu  Pris- 
men verwendet  worden),  Caesium,  und  neuerdings  von  Vor- 
tragendem das  in  Paris  in  einem  sehr  grossen  Stück  ausge- 
stellte Indium.  — 

Am  folgenden  Tage,  den  16.  August,  hielt  die  erste  Sektion 
eine  Sitzung  und  verhandelte  zwei  analoge  Themata,  indem 
zuerst  Betriebsingenieur  Dr.  Fritzsche  eine  Flügelkonstruk- 
tion für  Brücken,  Futtermauern  etc.  angab,  welche  bedeutende 
Materialersparnisse  bei  gleicher  Stabilität  bieten  soll.  Diese 
Konstruktion  besteht  darin,  dass  man  die  Flügel  einer  Brücke 
45  Grad  rückwärts  gegen  die  Bahnachse  neigt  und  die  Flügel 
nicht  bis  zum  Boden  herabreichen  lässt  sondern  am  Ende 
durch  eine  Dammkegelschüttung  ersetzt,  wobei  auf  Belassung 
des  erforderlichen  lichten  Raumes  für  durchgeführte  Wege 
oder  Wasserläufe  zu  achten  ist.  An  zweiter  Stelle  berechnete 
Betriebsingenieur  Hättascli  die  vortheilhafteste  Gewölbehöhe 
einer  in  eine  hohe  Dammschüttung  eingebauten  Wölbunter- 
führung nach  praktischen  Beispielen  und  theoretisch  dadurch, 
dass  er  das  Widerlager  zu  einem  Minimum  machte,  was  er- 
halten wird,  wenn  man  Moment  des  Bogenschubes  gleich 
Moment  des  einwirkenden  Erddruckes  werden  lässt. 

ln  der  zweiten  Sektion  sprach  Prof.  Dr.  H artig  über 
Zahnrädermechanismus  mit  grosser  Uebersetzung  und  führte 
an,  dass  sich  Scheibenräder  zu  sehr  abnutzten,  weshalb  neuer- 
dings mit  Vortheil  Exzenterräder  mit  innerer  Verzahnung  au- 
gewendet worden  seien.  Fabrikdirektor  S chultz  führte  zwei 
neue  Mnnometerkonstruktionen  für  Dampfkessel  vor,  welche 
ohne  Feder  und  Quecksilber  mit  dem  Wasserraum  des  Kessels 
in  Verbindung  stehen  und  die  Zusammenpressung  des  Dampfes 
direkt  angeben;  Ingenieur  Lochner  referirte  hierauf  über 
Gusstahlschieneu  und  deren  Abnutzung  nach  eigenem  und 
Wöhlert’schen  Versuche  (im  Durchschnitt  1,42  Prozent).  Zum 
Schluss  sprach  noch  Maschinenmeister  Ehrhardt  über  Stahl- 
kessel und  deren  Verhalten. 

ln  der  dritten  fachwissenschaftlichen  Sektion  (für  Archi- 
tektur und  Hochbau)  sprach  zunächst  Architekt  Dr.  Mo  f lies 
über  Aufdeckung  und  Wiederherstellung  alter  Wandgemälde, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  zur  Zeit  in  Ausführung  be- 
griffene Wiederaufdeckung  der  mit  Leimfarbe  hergestellten, 
früher  mit  Zemeutputz  überzogenen  Gemälde  im  Kreuzgange 
des  Leipziger  Uuiversitätsgebäudes,  sowie  über  die  Erfolge, 
welche  er  bei  Reparirung  wurmfrässigen  Holzes  erzielt  hätte; 
hierauf  berichtete  Baumeister  Glöckner  im  Namen  der  in 


letzter  Sitzung  eingesetzten  Kommission  über  Honorirung  der 
Architekten  und  gab  die  bis  jetzt  erhaltenen  Gesichtspunkte 
an  zahlreichen  Beispielen  an ; da  die  Arbeit  nicht  abgeschlossen, 
wurde  beschlossen,  dass  die  Kommission  ihre  Thätigkeit  noch 
fortsetzen  solle,  und  wurde  sie  zu  diesem  Zwecke  durch  Zuwahl 
verschiedener  ausführender  Baumeister  aus  dem  ganzen  Lande 
ver>tärkt.  Nur  flüchtig  wurde  der  dritte  Gegenstand  der 
Tagesordnung  erwähnt,  die  Einrichtungen,  welche  in  Folge 
der  Einführung  des  Metermaasses  bezüglich  der  Baumaterialien 
zu  treffen  sind,  und  soll  dieser  Gegenstand  später  in  einer 
Hauptversammlung  diskutirt  werden. 

Nach  Beendigung  der  Sektionssitzungen  fand  eine  ziem- 
lich zahlreich  besuchte  Hauptversammlung  statt,  in  welcher 
prächtige,  in  Berlin  ausgeführte  Photographien  der  grösseren 
Kunstbauten  der  im  Bau  begriffenen  Freiberg-Flöhaer  Bahn 
( Dresden  — Chemnitz)  und  der  Seitenbahn  nach  Frankenberg 
und  Hainichen  durch  das  Königliche  Finanzministerium  aus- 
gestellt waren.  Zur  Mittheilung  gelangt,  dass  die  Institution 
Of  Civil- Engineers  zu  London  den  Austausch  der  Schriften 
angeboten,  die  eigenen  sofort  mit  übersendet  und  ein  Zirkular 
beigelegt  habe,  enthaltend  das  Ersuchen  von  Mittheilungen 
über  die  Ausbildung  der  Techniker,  worüber  im  Verein  No- 
tizen zusammengestellt  werden  sollen.  Auf  Antrag  der  dritten 
Sektion  wurde  der  Beschluss  gefasst,  an  den  Ausschuss  des 
deutschen  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  das  Ersuchen 
zu  richten,  das  gleichzeitige  Tagen  mit  Vereinen  von  gleicher 
Tendenz  wenn  möglich  künftig  zu  vermeiden,  resp.  als  ältester 
Verein  die  anderen  Vereine  zu  ersuchen,  ihre  Sitzungen  nicht 
mit  den  seinigen  zusammenfallen  zu  lassen.  Hierauf  hielt 
Herr  Ingenieur  Kohl  aus  Weimar  einen  längeren  anziehenden 
Vortrag  über  Pfahlbauten  und  ging  nach  Erörterung  der  für 
dieselben  angenommenen  Perioden  und  Zeitalter  über  auf  die 
von  dpn  Pfahlbauern  entwickelte  Bauthätigkeit,  welche  als 
eine  ziemlich  ausgedehnte  und  mit  Rücksicht  auf  die  benutz- 
ten Hülfsmittel  vorgeschrittene  bezeichnet  wurde. 

Am  folgenden  Tage  wurde  eine  Exkursion  nach  Tetscheu 
zur  Besichtigung  von  Bauten  und  Spinnereien  unternommen. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Die  siebente  Exkursion 
des  Architekten -Vereins,  -welche  Sonnabend  den  22.  August 
unter  einer  Betheiligung  von  86  Mitgliedern  stattfand,  galt 
einer  Besichtigung  des  Zeughauses. 

Sammelplatz  war  der  durch  die  Schliiter’schen  Masken 
sterbender  Krieger  berühmte  Hof  des  Gebäudes,  wo  gegen- 
wärtig der  im  Mittelpunkt  desselben  aufgestellte  Flensburger 
Löwe  einen  drastischen  Gegensatz  zu  diesen  phantasievolleu 
Kunstwerken  bildet.  Von  hier  traten  wir  in  zwei  Abteilun- 
gen in  das  gewölbte  Erdgeschoss,  dessen  südliche  Hälfte  als 
Artillerie-Museum  dient.  Abgegrenzt  durch  ein  aus  Hellebar- 
den und  Spontons  bestehendes  Gitter,  eine  Beute  des  letzten 
Feldzuges  aus  dem  Prager  Arsenal,  ist  es  angefüllt  mit  Reprä- 
sentanten genannter  AYaffenart,  von  den  schwedischen  Leder- 
Kanonen  des  80jährigen  Krieges  an  bis  zu  der  Krupp’schen 
Gusstahl-Hintei’ladungs- Kanone.  Auch  enthält  dasselbe  eine 
Sammlung  kleinerer  Modelle  von  sämmtlichen  preussischen 
Kanonen , Wagen,  Fahrzeugen  und  Bespannungen,  sowie  eine 
desgleichen  aus  dem  hannoverschen  Arsenal  seit  1866  entnom- 
mene Sammlung  von  Modellen  hannoverscher  Geschütze. 

Das  darüber  befindliche  ganze  Geschoss  dient  als  Museum 
für  Handwaffen  aller  Länder  und  Zeiten , sowie  als  Vorraths- 
raum für  Zündnadelgewehre.  Die  Wände  sind  dekorirt  mit  säch- 
sischen, österreichischen  und  französischen  Trophäen  und  Fah- 
neu  aus  dem  siebenjährigen,  dem  Befreiungs-  , dem  dänischen 
und  dem  letzten  österreichischen  Kriege.  A on  den  dorischen 
Säulen,  welche  die  horizontale  Decke  tragen,  sind  vier,  mit 
vergoldeten  Kapitälen  und  um  den  Schaft  gewickelten  golde- 
neu  Lorbeerguirlanden  ausgezeichnet,  aus  französischen  Gewehr- 
läufen  gebildet,  welche  aus  den  Befreiungskriegen  herrühren  : 
zwei  desgleichen  sind  mit  österreichischen,  im  letzten  Feldzuge 
erbeuteten  Schusswaffen  ummantelt  und  ebeuso  wie  die  vorigen 
ornameutirt.  — ln  den  Schränken  daselbst  findet  man  eine 
vollständige  Waffen-Sammlung  aller  Herren  Länder  von  der 
ältesten  Zeit  an  vertreten.  Die  beiden  Modelle  zu  den  Reiter- 
standbildern für  die  Kölner  Rheinbrücke ,•  ganz  in  der  Weise 
bronzeartig  vergoldet,  wie  sie  frisch  nach  dem  Gusse  in  der 
Farbe  erschienen,  stehen  gleichfalls  in  diesem  Geschosse  des 
Zeughauses,  sowie  einige  vollständige  ritterliche  Riistungeu. 

Den  Schluss  bildete  das  schöne  freundliche  Panorama, 
welches  uns  die  Aussicht  von  dem  Dache  dieses  den  preussi- 
schen Waftenglanz  gebührend  verherrlichenden  Gebäudes  nach 
allen  vier  Windrichtungen  zu  schauen  gab.  Nach  der  Besich- 
tigung fanden  sich  zur  geselligen  Zusammenkunft  noch  circa 
30  Mitglieder  im  Miiuchener  Brauhaus  zusammen. 

Hierzu  eine  Beilage. 


375 


Vermischtes. 

Programm  für  die  XV.  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure  in  Hamburg  von  1.  bis 

4 . September  1868. 

Vorabend,  den  31.  August. 

7 ’ Uhr  Abends:  Zusammenkunft  im  Festpavillon  auf  der  Alster, 

freie  Ueberfahrt  von  der  Ecke  des  alten  und  neuen 
Jungfernstieges,  Streit’s  Hotel  gegenüber,  und  vom 
Alsterdamm,  beim  Alsterthor.  — Bei  ungünstiger 
Witterung  findet  die  Zusammenkunft  in  Sagebiel’s 
Saal,  auf  der  grossen  Drehbahn,  statt. 

Diens  tag,  den  1.  September. 

9 Uhr  Morgens:  Gesammtsitzung  in  Sagebiel’s  Saal. 

10j  „ Abtheilungssitzungen  in  der  Kunsthalle,  in  welcher 

sich  auch  die  Ausstellung  befindet. 

1 ,.  Wanderung  in  Abtheilungen  durch  die  Stadt  nach 

dem  Sandthorquai  und  Quaibau. 

4 ,.  Von  dort  auf  Dampfböten  (Abfahrt  der  Dampf- 

mühle gegenüber)  zur  Elbbrückenanlage,  Besichti- 
gung der  Stadt-Wasserkunst  und  Hafenfahrt. 

6 „ Ankunft  am  Landungsplatz  in  St.  Pauli.  Für  Mit- 

tagessen ist  in  verschiedenen  Restaurationen  in  St. 
Pauli  vorgesorgt,  doch  sind  im  Voraus  im  Bureau 
Karten  dazu  zu  lösen,  um  sich  Platz  zu  sichern  und 
Ueberfüllung  zu  verhüten. 

8 „ Schultze’s  Theater  in  St.  Pauli;  freier  Eintritt. 

Mittwoch,  den  2.  September. 

7 j Uhr  Morgens:  Caffe  im  zoologischen  Garten. 

9)  „ Abtheilungssitzungen  in  der  Knnsthalle. 

lj  „ Nach  dem  Landungsplatz  der  Hamburg  - Amerikani- 
schen Packetfahrt  - Aktien  - Gesellschaft  zur  Besichti- 
gung der  „Cimbria“. 

3 „ Elbfahrt  vom  Landungsplatz  in  St.  Pauli  nach  Blan- 

kenese. 

4j  „ Mittag  im  Fährhause  in  Blankenese,  wozu  im  Bureau 
im  Voraus  Karten  zu  lösen  sind. 

65  „ Nach  dem  Bahnhof  in  Blankenese. 

7j  „ Ganz  präzise,  von  dort  Rückfahrt  pr.  Verbindungs- 
bahn, wozu  von  der  Direktion  der  Altona-Kieler 
Eisenbahn  - Gesellschaft  ein  Extrazug  zur  Disposition 
gestellt  ist. 

8 „ Beginn  der  Abend-Unterhaltung  bei  Döbereiner  im 

„Neuen  Raben“. 

Donnerstag,  den  3.  September. 

85  Uhr  Morgens:  Abfahrt  nach  Lübeck.  Karten  und  Spe- 
zial-Programme für  Lübeck  gefälligst  vorher  im  Bu- 
reau zu  lösen. 

9)  „ Abends:  Abfahrt  von  Lübeck  nach  Hamburg.  Zu 

beiden  Fahrten  hat  die  Direktion  der  Hamburg- 
Lübecker  Eisenbahn  einen  Extrazug  zur  Verfügung 
gestellt. 

Freitag,  den  4.  September. 

SJ  Uhr  Morgens:  Abtheilungssitzungen. 

12  „ Gesammt  - Sehlussitzung:  Referate  aus  den  Abtheilun- 

gen. Beschlussfassung  über  den  Ort  für  die  nächste 
Versammlung  und  Neuwahl  des  Vorstandes. 

2j  „ Alsterfahrt  und  Spaziergang  über  Uhlenhorst  und 
Harvestehude;  bis  Ü/j  Uhr. 

5 „ Gemeinschaftliches  Mittagessen  bei  Sagebiel,  zu 

welchem  die  Karten  vorher  im  Bureau  zu  lösen. 

8 „ Gesellige  Zusammenkunft  im  Festpavillon  auf  der 

Alster.  Ueberfahrt  etc.  wie  am  31.  August. 

NB.  Alle  im  Programm  angegebenen  Zeiten 
werden  genau  eingehalten. 

Ausserordentliche  Fahrten.*')  Sonnabend  den 

5.  September. 

6  Uhr  früh:  Abfahrt  vom  Dammthorbahnhof  nach  Kiel,  mit 
einem  dazu  von  der  Direktion  der  Altona- Kieler 
Eisenbahn  - Gesellschaft  zur  Verfügung  gestellten 
Extrazuge. 

9*/i  „ Seefahrt  von  Kiel  aus,  auf  den  von  der  dortigen 
Marinestation  gütigst  dazu  disponirten  Kriegsfahr- 
zeugen; soweit  die  Zeit  es  gestattet. 

ü1/»  » Nachm.:  Abfahrt  mit  dem  vorerwähnten  Extrazuge 
von  Kiel  zurück  nach  Hamburg. 

NB.  Zu  dieser  Tour  sind  die  erforderlichen  Karten  im 
Bureau  zu  bekommen. 

Sonntag,  den  6.  September.  Fahrt  nach  Helgoland 
mit  dem  Dampfschiffe  „Helgoland“.  Hin  und  zurück  2 Thlr. 

8 Uhr  früh:  Abfahrt  vom  Landungsplätze  der  Dampf- 
schiffe in  St.  Pauli. 


*)  Die  beiden  ausserordentlichen  Fahrten  erleiden  vielleicht 
noch  eine  Aenderung. 


Dienstag  den  9.  September:  Rückfahrt  von  Helgo- 
land: doch  können  auch  später,  an  jedem  Donnerstag  und 
Sonnabend,  die  regelmässigen  Fahrten  dieses  Botes  zur  Rück- 
fahrt benutzt  werden. 

Wer  schon  den  5.  September  nach  Helgoland  fahren  will, 
benutzt  dazu  das  Morgens  9 Uhr  vom  Landungsplatz  in 
St.  Pauli  abgehende  Dampfschiff  „Cuxhaven“  (Preis  2 Thlr. 
hin,  2 Thlr.  zurück)  und  kann  mit  diesem  Boot  regelmässig 
jeden  Dienstag,  Freitag  und  Montag  zurückkehren. 

In  betheiligten  Kreisen  wird  augenblicklich  sehr  lebhaft 
die  Frage  erörtert,  ob  nach  Erlass  des  Noth-Gewerbe-Gesetzes 
die  Prüfung  als  Privat-Baumeister  in  Preussen  beibehalten 
werden  wird  oder  nicht,  zum  Mindesten  ob  es  denen,  welche 
sich  bereits  in  Vorbereitung  für  diese  Prüfung  befanden , ge- 
stattet sein  soll,  sie  noch  abzulegen.  Mehre  der  davon  Be- 
troffenen haben  bis  jetzt  vergeblich  um  Auskunft  gebeten,  wie 
über  sie  entschieden  werden  soll;  von  Anderen  wird  eine  Pe- 
tition vorbereitet,  die  Ablegung  der  Privat- Baumeister-Prü- 
fung allen  denen,  welche  zu  diesem  Zwecke  bereits  die  Bau- 
Akademie  bezogen  haben,  zu  gestatten.  — Die  Entscheidung 
der  Frage  und  zwar  für  Beibehaltung  der  Privat- Bau- 
meister- Prüfung  erscheint  uns  übrigens,  seitdem  die  Ausfüh- 
rungs-Bestimmungen des  Hrn.  Ministers  für  Handel  etc.  zu 
dem  neuen  Gewerbe-Gesetze  erlassen  sind,  kaum  noch  zweifel- 
haft, wenn  lediglich  jenes  Gesetz  als  Ausgangspunkt  dienen 
soll.  Denn  wenn  noch  fernerhin  Lehrlingen  die  Gelegenheit 
geboten  wird,  ein  Gesellen -Examen  ausser  der  Innung  abzu- 
legen, weil  sie  bisher  ein  Recht  darauf  hatten,  und  wenn  dies 
sogar  als  einer  der  Gründe  geltend  gemacht  wird,  dass  die 
bisherigen  Kreis  -Priifungs-  Kommissionen  für  Bauhandwerker 
bestehen  bleiben  — so  ist  in  der  That  nicht  abzusehen , wie 
die  Prüfungen  der  Privat-Baumeister,  denen  ein  Recht  auf 
Anstellung  im  Kommunal  - Dienste  zusteht,  aufgehoben  werden 
sollten,  so  lange  Kommunen  nur  geprüfte  Beamten  anstellen 
dürfen.  Und  auch  dieses  ist  bekanntlich  in  jenem  Erlass  des 
Hrn.  Handels- Ministers  vom  24.  Juli  festgehalten  worden. 


Die  Konstruktion  der  Dampfkrähne  auf  der  neuen 
Quaianlage  in  Hamburg.  Während  die  Last  am  Krahne 
hängt,  kühlt  sich  der  Zylinder  ab:  es  muss  also  eine  Konden- 
sation und  in  Folge  dessen  ein  Sinken  der  Last  stattfinden, 
wenn  der  Arbeiter  nicht  entsprechende  Mengen  Dampf  unter 
den  Kolben  Zuströmen  lässt.  Da  dies  die  Aufmerksamkeit 
desselben  mehr  wie  thunlieh  in  Anspruch  nehmen  würde,  so 
ist  folgende  Anordnung  getroffen:  Mit  der  Kolbenstange  des 
Dampfzylinders  steht  die  Stange  eines  Pumpenzylinders  in 
fester  Verbindung;  bei  dem  Aufgange  beider  tritt  unter  den 
letzteren  aus  einem  kleinen  Reservoir  Wasser,  welches  durch 
ein  Ventil  an  dem  Zurückgehen  gehindert  wird.  Die  Last 
wird  also  in  derselben  Höhe  verbleiben,  bis  der  Arbeiter  da- 
durch, dass  er  das  Ventil  theilweise  oder  ganz  öffnet,  das 
allmählige  oder  schnellere  Sinken  derselben  bewirkt. 


Mit  Hinweis  darauf,  dass  bereits  in  Deutschland  (Bahn- 
hof zu  Stettin)  mit  der  Konzentrirnng  der  Weicbenzüge  auf 
einen  Punkt  begonnen  wurde,  seien  hier  (nach  einem  Aufsatze 
des  Professor  Sonne)  die  nach  dem  System  Saxby  und 
Farmer  getroffenen  Einrichtungen  der  Station  Cannon- Street 
zu  London,  von  der  ein  Modell  auf  der  Pariser  Ausstellung 
zu  sehen  war,  kurz  erwähnt. 

Vier  Geleise  für  Züge  und  ein  Maschinengeleise  laufen 
in  den  Bahnhof  ein  und  verzweigen  sich  vor  der  Halle  in 
9 Geleise  (4  Ankunfts-,  4 Abfahrts-,  1 Maschinengeleise).  Diese 
Geleise  sind  mit  32  Weichen  verbunden  und  zur  Deckung  der 
letzteren  35  Signale  nöthig.  Die  Bewegung  der  Weichen  und 
Signale  erfordert  also  67  Hebel,  welche  man  auf  einer  am 
Bahnhofseingang  über  den  Geleisen  angebrachten , durch  ein 
Glashaus  geschützten  Plattform  vereinigt  hat.  Dorthin  werden 
ankommende  und  abgehende  Züge  telegraphisch  gemeldet, 
worauf  die  Stellung  der  Hebel  erfolgt.  Letztere  sind  in  ein- 
zelne Gruppen  getheilt  und  ist  dabei  eine  Einrichtung  in  der 
Weise  getroffen,  dass  bei  Bewegung  des  Weichenhebels  zu- 
gleich ein  Riegel  sich  so  einschiebt,  dass  nur  die  zu  dem 
Weichenhebel  gehörigen  Signalhebel  bewegt  werden  können, 
wogegen  sämmtliche  übrigen  Hebel  bei  dieser  Lage  des  Riegels 
eine  Bewegung  nicht  gestatten.  Durch  diese  Einrichtung  hat 
man  es  ermöglicht,  dass  in  der  verkehrreichsten  Zeit  des 
Tages  stündlich  18  Züge  ankommen  und  ebenso  viele  abgehen 
können,  ohne  dass  Störungen  eintreten. 


In  No.  27  des  vorigen  Jahrgangs  brachten  wir  einen  Auf- 
satz des  Prof.  Sonne  über  Sicherung  der  Eisenbahnzüge, 
welche  bei  Ausweichungen  gegen  die  Spitze  der 
Weichenzungenfahren,  und  berichten  nun  über  eine  andere 


376 


von  einer  englischen  Firma  Livesay  und  Edwards  erfundene 
Einrichtung,  welche  das  Oeffucn  der  Weiche  während  des 
Passirens  eines  Zuges  hindert.  Vor  der  Zungenspitze  liegt  an 
der  äussern  Seite  jeder  Schiene  eine  16'  lange  Eisenstange 
mit  5 Gelenken,  welche  so  mit  der  Weiche  verbunden  ist,  dass 
sie  bei  dem  Weichenstande  auf  „Halb“  sich  über  die  Schiene 
erhebt,  bei  geschlossener  und  bei  geöffneter  Weiche  dagegen 
unter  der  Oberkante  der  Schiene  liegt.  Ist  die  Lokomotive 
in  die  Weiche  eingetreten,  so  hindern  die  Räder  der  folgen- 
den Wagen  das  Aufsteigen  der  Stange  und  somit  das  Oeffnen 
der  Weiche.  — Eine  ähnliche  Vorrichtung  bringt  in  No.  32 
dieses  Jahrgangs  die  Zeitung  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn- 
Verwaltungen,  welche  in  No.  41.  v.  J.  die  vorstehende  er- 
wähnte, sich  dieser  Mittheilung  jetzt  aber  nicht  mehr  zu  er- 
innern scheint.  Bei  der  letztgenannten  Konstruktion,  welche 
von  den  Ingenieuren  Paravicini  und  Clement  erfunden  und 
an  der  Kaiserin  Elisabeth-Bahn  mehrfach  ausgeführt  ist,  wird 
statt  der  oben  erwähnten  Eisenschiene  eine  um  eine  Axe  dreh- 
bare Eisenstange  durch  die  Räder  niedergehalten : die  Stange 
ist  mit  einem  Keile  verbunden,  welcher  auf  der  geneigten 
Ebene  eines  zweiten  Keiles  gleitend  den  festen  Anschluss  der 
Weichenzunge  bewirkt.  1 

Konkurrenzen. 

Der  Magistrat  zu  Pest  hat  unterm  22.  Juli  eine  Kon- 
kurrenz für  Pläne  und  Kostenübersehläge  zu  einem  Schlacht- 
hause ausgeschrieben.  Programme  sind  aus  dem  städtischen 
Ingenieuramt  zu  beziehen;  Einlieferungstermin  ist  der  22.  Ok- 
tober d.  J.  Erster  Preis  1200  Fl.,  zweiter  Preis  800  Fl., 
dritter  Preis  400  Fl. 

P ersonai  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Landbaumeister  Krüger  zu  Cüslin  zum 
Bau  - Inspektor  daselbst,  — der  Baumeister  Fritze  zu  Hamburg 
zum  Landbaumeister  zu  Cöslin,  — der  Baumeister  Karl  Christoph 
Friedrich  Gustav  Schulze  in  Halberstadt  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Königl.  Westfälischen  Eisenbahn  in  Höxter. 


Dem  Lehrer  an  der  Polytechnischen  Schule  zu  Hannover, 
Architekten  Heinrich  Köhler,  ist  der  Charakter  als  Bau-Rath 
verliehen. 

Der  Architekt  R.  Bergan  in  Danzig  hat  den  Ruf  erhalten 
die  Professur  für  Kunstgeschichte  an  der  Kunstgewerbeschule  zu 
Nürnberg  zu  übernehmen,  und  denselben  angenommen. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Leitung  des  Baues  eines  Gefangenhauses  beim  hiesigen 
Kreisgericht  wird  bei  ca.  1’/,  jähriger  Dauer  ein  Baumeister 
gegen  2 Thlr.  Diäten  gesucht  durch  Bauinsp.  Trübe  in  Stralsund. 

2.  Ein  Bauführer  gegen  l1/,  Thlr.  Diäten  wird  sofort  auf 
ca.  4 Monate  zu  einem  Uferbau  an  der  Oder  in  Breslau  gesucht 
vom  Bau  - Inspektor  Klein  in  Breslau. 

3.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer  wird  für  lang  andau- 

ernde Beschäftigung  gesucht.  Näheres  beim  Baumeister  Wuttke, 
Berlin,  Königgrätzerstrasse  131.  9 — 11. 

4.  Ein  Bauführer  findet  beim  Eisenbahnbau  sofort  Beschäf- 
tigung. Näheres  mitzutheilen  hat  Auftrag  Bauführer  Rhenius 
in  Oppeln. 

5.  Zwei  Baumeister  werden  zu  Eisenbahnbauten  gesucht. 
Meldungen  in  der  Expedition  sub  R.  E. 

tl.  Ein  Zeichner  wird  verlangt.  Näheres  im  Inseratentheile. 

7.  Von  der  Königl.  Festungsbau  - Direktion  in  Friedrichsort 
wird  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gesucht.  Näheres  im 
Inseratentheile. 

8.  Für  den  Bau  eines  Domänen -Vorwerks  wird  sofort  auf 
4 Monate  ein  Bauführer  gegen  l1/,  Thlr.  Diäten,  freie  Wohnung 
und  Reisekosten  gesucht  vom  Bau -Inspektor  Deutschmann  in 
Wittenberg  (Festung). 

9.  Zur  Anfertigung  der  Vorarbeiten  für  eine  inländische 
Privatbahn  werden  noch  einige  mit  solchen  Arbeiten  vertraute 
Ingenieure,  Bauführer  oder  Feldmesser  unter  günstigen 
Bedingungen  gesucht,  Meldungen  bei  dem  Baumeister  Wernich, 
Berlin,  Bethanienufer  7,  1 Tr.,  Mittags  zwischen  2 und  4 Uhr. 

10.  Ein  gewandter  Z ei  chn  er  wird  gesucht.  Meldungen  beim 
Bauführer  Heim,  Berlin,  Schützenstrasse  6,  2 Tr.,  7 — 10. 

Die  Stelle  alin.  6,  No.  34  ist  besetzt. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  Herrn  Sp.  in  Berlin. 


Architekten-Verein  zu  Berlin. 

Hauptversammlung  am  Sonnabend  den  29.  August. 

1.  Beurtheilung  der  Monats  - Konkurrenzen  und  Abstimmung 
darüber. 

2.  Bericht  der  Kommission  über  einen  Vorschlag  zur  Normirung 
des  architektonischen  Honorars;  Berathung  und  Abstimmung  über 
denselben. 

3.  Bericht  der  Lokal  - Kommission  über  die  Erwerbung  eines 
Vereins- Lokals  in  den  Räumen  des  deutschen  Gewerbe  - Museums, 
sowie  über  ein  Anerbieten  des  Baumeister  PI  ess n e r , die  Erbauung 
eines  neuen  Vereins-Lokals  betreffend;  Berathung  und  Abstimmung 
darüber. 

4.  Besprechung  über  die  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  in  Hamburg. 

KekangiliHaeliii  nt;. 

Die  Königliche  Fortifikation  zu  Geestemünde  (bei  Bremen) 
sucht  einen  im  Konstruiren  von  Eisen -Verbindungen  gewandten 
Zeichner  zur  Unterstützung  beim  Projektiren  eiserner  Thiirme  für 
Küsteu-Befestigungen.  Die  qu.  Stellung  muss  sogleich  angetreten 
werden;  Atteste  und  Ansprüche  sind  umgehend  der  vorgenannten 
Behörde  portofrei  einzusenden. 

Itekaniilnttirliunj;. 

Bei  der  Unterzeichneten  Behörde  in  der  Feste  Friedrichsort, 
l»/4  Meilen  von  Kiel,  findet  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr. 
Diäten  oder  ein  bereits  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  und  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  für  einfache  Hochbauten 
Beschäftigung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  werden  erbeten. 

Friedrichsort,  den  23.  August  1868. 

nie  Künitsliclie  Fetttuiigabau  - Direktion. 

Gesucht  wird  unter  vortheilhaften  Bedingungen  ein  Betriebs- 
Dirigent  für  eine  seit  zwei  Jahren  im  Betrieb  befindliche  grosse 
Dampfziegelei  mit  Hecke'schen  Pressen,  gleich  oder  im  Spätherbst 
d.  J.  anzutreten.  — Nur  solche  Personen  werden  Beachtung  finden, 
welche  für  ihre  fachmännische  Tüchtigkeit  bündige  Beweise  bei-  | 
bringen  können,  diejenigen  aber  bevorzugt  werden,  welche  auf  Kö- 
niglichen oder  auf  solchen  privaten  Ziegeleien,  die  hauptsächlich  für 
fortifikatorische  Zwecke  zur  Zufriedenheit  des  Gouvernements  arbei- 
ten, bereits  eine  gleiche  Stellung  eingenommen  und  in  derselben 
sich  bewährt  haben.  — Offerten  in  der  Exp.  d.  Ztg.  sub  T.  19. 

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Ein  junger  Mann,  praktisch  und  theoretisch  gebildeter  Maurer, 
welcher  schon  Bauten  selbstständig  geleitet  und  gute  Zeugnisse  auf- 
zuweisen hat,  sucht  vom  1.  Oktober  er.  ausserhalb,  bei  einem  Bau- 
oder Maurermeister,  Beschäftigung.  Gefällige  Adressen  sub  R.  S.  T. 
nimmt  die  Expedition  dieser  Zeitung  entgegen. 


Ein  junger  Mann,  Maurer  und  Zimmermann,  in  Besitz  guter 
Zeugnisse,  sucht  eine  Stelle  im  Komtoir.  Gefällige  Offerten  unter 
Chiffre  L.  H.  in  der  Expedition. 

Ein  junger  Maurermeister,  zugleich  gelernter  Zimmermann,  seit 
Jahren  bei  Eisenbahnbauten  und  grösseren  Wasserbauten  beschäf- 
tigt, mit  Büreauarbeiten  vertraut  und  gegenwärtig  bei  einem  grösse- 
ren Wasserbau  thätig,  sucht  in  einem  anderen  grösseren  Baugeschäft 
als  Geschäftsführer  eine  Stellung.  Gefällige  Offerten  mit  Angabe 
der  Bedingungen  befördert  die  Exped.  d.  Zeitung  unt.  Chiffre  D.  III. 

Ein  junger  Maurermeister  auch  in  Vermessungsarbeiten  etc. 
praktisch  erfahren,  sucht  eine  Stellung.  Gefl.  Adr.  sub  G.  H.  71 
in  der  Expedition  dieses  Blattes. 

Ein  junger  Mann,  bis  jetzt  ausschliesslich  in  Bau-Büreaus  be- 
schäftigt und  noch  im  Dienst  als  Bauschreiber  bei  einer  Eisenbahn, 
mit  Korrespondenz  und  Buchführung  vollständig  vertraut,  sucht 
möglichst  bald  anderweite  Stellung  in  gleicher  Branche.  Gefällige 
Offerten  werden  erbeten  sub  H.  W.  100  in  der  Exp.  dies.  Blattes. 

Nene  Berliner  Verbindungsbahn. 

Die  Lieferung  von 

500  .yiille  hartgebrannter  Mauersteine  resp. 
Klinker 

für  den  Bau  der  Spreebrücke  bei  Stralau  soll  im  Wege  der  öffent- 
lichen Submission  verdungen  werden  und  liegen  die  bezüglichen 
Bedingungen  in  unserem  Büreau,  Köpnickerstrasse  No.  29  zur  Ein- 
sicht offen;  auch  können  daselbst  Kopien  derselben  gegen  Erstat- 
tung der  Kosten,  sowie  die  Offerten-Formalare  in  Empfang  ge- 
nommen werden. 

Anerbietungen  sind  bis  zu  dem  am 

Donnerstag,  den  3 September  d.  J.  Vormittags  10  TThr 
stattfindenden  Submissions -Termine  portofrei  an  uns  einzusenden. 
Berlin,  den  20.  August  1868. 

Hönixlirlie  llirekt ion  der  Xiedersclilesisrli- 
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Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 

Lithographische  und  kalligraphische  Arbeiten  jeder  Art,  so  wie 
Zeichnungen  auf  Holz  etc.  werden  sorgfältig  und  billigst  angefer- 
tigt. Gefl.  Aufträge  nimmt  die  Exped.  d.  Bl.  entgegen. 

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Sandstein,  sowie  für  die  Anfertigung  von  Bauzeichnungen  und 
Voranschlägen. 


377 


Baugewerkschule  zu  Holzmindeii  a,  Weser. 

Ingenieure  und  Architekten,  welche  geneigt  sind,  im  nächsten 
Winterkursus  Unterricht  zu  ertheilen,  wollen  sich  baldigst  zur  Ent- 
gegennahme der  Bedingungen  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten 
melden. 

Der  Vorsteher  der  Bau  ge  werkschule 

G.  Haarmann. 


29 


14 


8 


Gotha  - Leinefelder  Eisenbahn. 

Bekanntmachung;. 

Zur  Herstellung  des  Bahnkörpers,  sowie  zur  Ausführung  der 
Kunstbauten  der  Gotha- Leinefelder  Eisenbahn  sollen  auf  der  Strecke 
zwischen  Mühlhausen  und  Dingelstädt  drei  Loose  und  zwar: 
a.  Erdarbeiten 

No.  XII.  mit  69137  Schaehtruthen  zu  be- 
wegenden Bodens,  incl.  der  Bö- 
schungs-Arbeiten veranschlagt  zu  76,278Thl.  16Sgr.  11  Pf. 
No.  XIII.  mit  22692  Schachtruthen  wie 

vor  zu 24,258 

No.  XIV.  mit  34053  Schachtruthen  wie 

vor  zu 37,584 

b.  Kunstbauten. 

No.  XII.  mit  ca.  162  Schachtruthen  Mauerwerk 
No.  XIII.  „ „ 743 

No.  XIV.  „ „ 611 

im  Wege  des  öffentlichen  Submissions -Verfahrens  an  geeignete 
Unternehmer  verdungen  werden. 

Die  Pläne,  Anschläge  und  Submissions -Bedingungen  sind  im 
Abtheilungs-Büreau  zu  Gotha  an  den  Wochentagen  einzusehen, 
die  Submissions -Bedingungen  werden  auf  portofreies  Ansuchen 
von  dem  Unterzeichneten  kostenfrei  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  sind  mit  der  Aufschrift: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Erdarbeiten  Loos  XII,  XIII,  XIV“ 
oder  mit  der  Bezeichnung: 

„Offerte  zur  Uebernahme  von  Kunstbauten  Loos  XII,  XIII,  XIV“ 
versehen,  bis  spätestens  zu  dem  am 

1.  September  c.,  Vormittags  101/,  Uhr 
in  dem  obenbezeichneten  Büreau  anstehenden  Termine  einzureichen, 
in  welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  etwa  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Gotha,  den  10.  August  1868. 

Der  Abtheilungs-Baumeister 
W i t z e c k . 


Eine  in  unmittelbarer  Nähe  Cassels  gelegene  Maschinen-Repa- 
ratur- Werkstatt  nebst  vollständiger  Einrichtung  und  Inventar,  mit 
Dampfmaschinen  - Betrieb,  soll  mit  dem  dabei  befindlichen  Wohn- 
haus und  circa  l1/,  Acker  grossen  Garten  verkauft,  eventuell  auf 
mehre  Jahre  verpachtet  werden. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  Güteragent 

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wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
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tönen assortirt  zu  halten. 


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soll  billig  verkauft  werden.  Durch  Aufsätze  von  sogenannten  Bou- 
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1.  in  ganzen  Seeschiffsladungen  ab  Nordwales  oder 
Nantes  nach  beliebigen  Seehäfen,  oder 

2.  ab  den  französischen  Brüchen  ohne  Umladung  in 
direkt  zu  billigsten,  internationalen  Frachtsätzen  durchgehenden 
Waggons  via  Aachen,  Saarbrücken,  Weissenburg,  Kehl  oder  Basel 

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nöthigte  Material  stets  prompt  und  billigst  beschafft  wird.  Auf 
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DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
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Redakteur:  K.  E.  0.  Eritsch.  Berlin,  den  4.  September  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Der  Bau  des  neuen  Zentral- Güter -Bahnhofes  in  Stettin. 
- — • Das  neue  Dienstgebäude  für  den  General- Stab  zu  Berlin.  — 
Feuilleton:  Die  Versammlungen  deutscher  Architekten  und  In- 
genieure. — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten-Verein 
in  Moskau.  — Architekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes: 
Eröffnung  des  Architektentages  in  Hamburg.  — Siegesdenkmal  auf 
dem  Königsplatze  in  Berlin.  — Der  Zusammenstoss  auf  der  Eisen- 


-/ — - — •— r-r  — 

bahn  zwischen  Chester  und  Holyhead.  — Anwendung  des  Gegen- 
dampfes zum  Bremsen  der  Eisenbahnzüge.  — Kirche  des  heiligen 
Grabes  in  Jerusalem.  — Mannheimer  Rheinbrücke.  — Prüfung 
der  preuss.  Privatbaumeister.  — Aus  der  Fachlitteratur:  Or- 
gan für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  • — ■ Konkurren- 
zen: Monats  - Aufgaben  für  den  Architekten-Verein  zu  Berlin.  — 
Personal-Nachrichten  etc. 


Der  Hau  des  neuen  Zentral -Gütcrbahnhofes  zu  Stettin. 


Im  vorigen  Jahrgänge  dieses  Blattes,  No.  13,  S.  117, 
wurden  die  Anlagen  des  neuen  Zentral -Güterbahnhofes 
zu  Stettin  einer  kurzen  Besprechung  unterzogen  und  die 
einzelnen  Bauwerke  desselben  im  Allgemeinen  und  in 
ihrer  gegenseitigen  Zusammengehörigkeit  erläutert.  Seit 
jener  Zeit  ist  das  Werk  seiner  Vollendung  mit  raschem 
Schritte  entgegengegangen,  so  dass,  nachdem  bereits  vor 
3 Monaten  der  Güterbahnhof  selbst  dem  Betriebe  über- 
geben ist,  in  Kurzem  die  Eröffnung  der  ganzen  Anlage 
zu  erwarten  steht.  Unter  Verweisung  auf  den  oben  an- 
geführten Artikel  soll  in  Folgendem  eine  etwas  einge- 
hendere Beschreibung  der  einzelnen  Bau-Objekte  gegeben 
werden. 

1.  Der  Güterbahnhof. 

Derselbe  ist  340°  lang  und  58°  breit  durch  Auf- 
schüttung im  Wiesenterrain  hergestellt  worden;  seine  Längs- 
richtung erstreckt  sich  nahezu  von  Norden  nach  Süden. 
Von  den  an  der  Westseite  sich  hinziehenden,  für  den 
durchgehenden  Verkehr  bestimmten  beiden  Geleisen  zweigen 
sich  nach  Osten  hin  die  Gütergeleise  ab,  zusammengefasst 
in  zwei  parallelen  Gruppen,  zwischen  welchen  zwei  Reihen 
von  Güterschuppen  und  zwischen  diesen  eine  7°  breite 
Abfuhrstrasse  liegen. 

Es  sind  einstweilen,  wenngleich  der  Raum  für  die 
grosstmöglichste  Erweiterung  vorhanden  ist,  nur  4 Schup- 
pen von  60'  Tiefe  und  350  bis  530'  Länge  zur  Ausfüh- 
rung gekommen,  denen  nach  der  Uebergabe  an  den  Be- 
trieb ein  anderweitig  frei  gewordener  durch  Translozirung 
zugesellt  ist.  Jene  sind  in  ausgemauertem  Fachwerk  er- 
baut und  ohne  feste  Fundamentirung  auf  den  aufgeschüt- 
teten Boden  gesetzt.  Als  Unterlage  dienen  starke,  in  den 
Unterstützungspunkten  des  Gebäudes  resp.  Güterbodens 
sich  überkreuzende  Holme,  unter  welchen  gewöhnliche 
Eisenbahnschwellen  in  6'  Entfernung  zur  möglichst  gleich- 
massigen  Belastung  des  Bodens  liegen.  Da  ein  starkes 
Setzen  zu  erwarten  stand,  wurden  die  im  Frühjahr  1867 
zuerst  erbauten  beiden  Schuppen  3'  höher  gestellt,  als  sie 
später  stehen  sollten,  und  hat  sich  dieses  Maass  bereits 
bis  auf  wenige  Zoll  reduzirt.  Die  beiden  andern  im  letzten 
Sommer  errichteten  Schuppen,  welche  in  den  Stützpunkten 
auf  Ziegelsteinblöcke  von  3'Q  und  3'  Höhe  gestellt  sind, 
haben  gleich  die  richtige  Höhe  erhalten  und  bisher  keine 
erhebliche  Senkung  gezeigt.  Die  Perrons  zum  Verladen 
im  Freien,  welche  sich  auf  beiden  Enden  an  die  Güter- 
schuppen anscliliessen,  sind  in  einer  Breite  von  4°  ausge- 
führt. Zwischen  den  beiden  westlichen  Schuppen  liegt 
das  ebenfalls  in  ausgemauertem  Fachwerk  1 Stock  hoch 
hergestellte  Expeditionsgebäude,  147'  lang  und  50'  tief, 
mit  einem  an  der  Geleiseseite  durchgehenden  bedeckten 
Perron.  Es  enthält  einen  Expeditionsraum,  1 Kassenzim- 


mer, 1 Tresor,  Zimmer  für  den  Expeditions -Vorsteher, 
den  Stations-Vorsteher,  für  den  Telegraphen,  das  Zugper- 
sonal etc.  Die  Erwärmung  des  Gebäudes  geschieht  durch 
eine  Heisswasserheizung,  ausgeführt  durch  Johann  Haag 
in  Augsburg,  welche  sich  vorzüglich  bewährt  und  sehr- 
günstige  Resultate  ergeben  hat.  Sämmtliche  angeführten 
Gebäude  sind  mit  Wasserleitung  versehen,  welche  durch 
zahlreiche  Ausflusshähne  Gelegenheit  bietet  an  allen  Punk- 
im  Falle  der  Feuersgefahr  Hülfe  zu  schaffen. 

Die  Rangirgeleise  sind  durch  eine  englische  Weichen- 
strasse verbunden,  deren  Bedienung  durch  eine  Zentral- 
Weiehenstellung  nach  dem  System  von  Saxby  und  Farmer 
erfolgt.  Ein  Sprachrohr,  3"  weit  von  Zinkblech  unter- 
irdisch geführt,  vermittelt  die  Kommunikation  zwischen 
dem  Stationsvorsteher  und  dem  Stellhiireau,  welches  auf 
vier  eisernen  Säulen  hoch  über  den  durchgehenden  Ge- 
leisen errichtet  ist.  Gleichzeitig  werden  von  hier  aus  die 
Eingangsweichen  und  Signale  bedient,  zu  welchem  Zweck 
eine  telegraphische  Verbindung  mit  den  nächsten  Stationen 
hergestellt  ist.  — Zum  Ueberschieben  einzelner  Wagen 
zwischen  den  beiden  Gruppen  der  Rangirgeleise  sind  so- 
wohl kleine  Drehscheiben,  als  auch  eine  Schiebebühne 
mit  nicht  versenktem  Geleise  hergestellt  worden.  Die 
letztere  hat  sich  sehr  gut  bewährt  und  soll  noch  mit  einer 
Exter’schen  Rangirmasehine*)  in  Verbindung  gesetzt  werden. 

Gegen  die  Parnitz  ist  der  Güterbahnhof  durch  eine 
im  Bau  begriffene  massive  Futtermauer  abgeschlossen.  Das 
gegenwärtig  vor  derselben  noch  befindliche  1 */2 — 2 Ruthen 
breite  Vorland  soll  bis  — 12'  ausgebaggert  werden.  Der 
mittlere  Wasserstand  liegt  bei  -(-  1'  6",  die  Krone  der 
Mauer  bei  -f-  14'  8''  und  findet  der  tragfällige  Sandboden 
sich  unter  einer  durchschnittlich  23'  tiefen  Moorschiclit 
erst  bei  ca.  — 20'.  Es  werden  liier  quadratisch  gemauerte 
Brunnen  von  16'  Seite  in  Abständen  von  8'  herunter  ge- 
senkt und  zwischen  diesen  unter  dem  niedrigsten  Wasser- 
stande 1 */2  Stein  starke  Gewölbe  gespannt.  Auf  der  so 
gebildeten  durchgehenden  Fläche  wird  eine  massive  Mauer 
aus  Ziegelsteinen  mit  Verblendung  von  Niedermendiger 
Basaltlava  aufgeführt.  Die  Grundlage  der  Brunnen  bildet 
ein  Geschlinge  von  12 — 15"  starken  Balken,  die  an  den 
Ecken  überblattet  und  verholzt  und  an  der  inneren  Seite 
abgeschrägt  sind,  so  dass  die  Grundfläche  nur  3"  Breite 
behält.  Die  Brunnenwand  wird  nur  2 Stein  (13/V)  stark 
aufgeführt,  erhält  aber  eine  Versteifung  durch  die  mit  3 ' 
Kathetenlänge  angelegte  Ausmauerung  der  Ecken,  wodurch 
die  Länge  der  dünnen  Wandung  auf  6 ‘/2  ' reduzirt  wird. 
Als  Mörtel  wird  eine  Mischung  von  1 Theil  Zement, 


*)  Vide  „Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens“,  Jahr- 
gang 18G8,  lieft  2. 


380 


1 Theil  Kalk  und  5 Tkeilen  Sand  benutzt,  welche  bei 
warmer  Witterung  schon  in  2 — 3 Tagen  eine  solche 
Härte  erlangt,  dass  ein  Eindrücken  der  Wandungen  nicht 
zu  befürchten  ist.  Bei  kalter  Witterung  dagegen  geschieht 
die  Erhärtung  weit  langsamer  und  bekommen  die  Brun- 
nen, wenn  die  Senkung  nicht  ganz  gleichmässig  geschieht, 
im  Anfang  leicht  Risse,  die  indesen  bei  weiterer  Ueber- 
mauerung  sich  nicht  mehr  vergrössern  und  unschädlich  sind. 

Das  Senken  geschieht,  so  lange  das  Wasser  bewältigt 
werden  kann,  durch  Ausgraben  und  Förderung  des  Bo- 
dens mittelst  grosser  Eimer,  wobei  die  Brunnen  unter  gün- 
stigen Umständen  täglich  2'  herunter  kommen.  Weiterhin 
tritt  die  sogenannte  indische  Schaufel  ein,  die  täglich  bis 
1 ' fördern  kann.  Die  geringe  Ausdehnung  des  Baues 

liess  bisher  eine  Maschinenbaggerung,  wie  sie  in  Hamburg 
angewandt,  nicht  vortheilhaft  erscheinen.  Die  Torfmasse 
setzt  sicli  zuweilen  so  fest  an  die  Brunnenwandungen, 

dass  der  Boden  bis  7 ' unter  dem  Kranz  weggegraben 
war,  ohne  dass  ein  Sinken  erfolgte;  dann  geräth  plötzlich 
der  Brunnen  in  Bewegung  und  erreicht  den  Boden  in 
einigen  Minuten.  Die  Betonnirung  wird  in  der  Regel 
1 0 ' stark  ausgeführt.  Die  Oeffnungen  zwischen  den  Brun- 
nen werden  durch  eine  dahinter  gerammte  Spundwand 
geschlossen. 

2.  Die  Par  nitzbrücke. 

Eine  Beschreibung  der  mit  Hülfe  komprimirter  Luft 

ausgeführten  Fundirung  dieser  Brücke  findet  sich  im  vori- 
gen Jahrgange  No.  IG,  S.  151.  Der  Oberbau,  bestehend 
aus  zwei  festen  Brücken  von  120'  Trägerlänge  (nach 
Schwedler’s  System)  und  einer  Drehbrücke  von  11 7' Länge, 
wurde  bis  zum  1.  August  1867  durch  die  kölnische  Ma- 
schinenfabrik vollendet.  An  der  Drehbrücke  ist  die  von 
J.  W.  S cli w edler  konstruirte,  höchst  interessante  Hebe- 
und  Feststellungsvorrichtung  mit  Kontregewicht  angebracht, 
deren  Beschreibung  leider  ohne  ausführliche  Zeichnungen 


FEUILLETON. 


Die  Versammlungen  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure*). 


Mehr  als  ein  Vierteljahrhundert  liegt  zwischen  der 
ersten  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure 
und  derjenigen,  die  als  die  fünfzehnte  gegenwärtig  zu 
Hamburg  tagt  — ein  Vierteljahrhundert  reich  an  Ereig- 
nissen und  hochbedeutsam  für  die  Entwickelung  unseres 
Faches  im  Vaterlande.  Wie  viel  oder  wie  wenig  hierzu 
jene  Versammlungen  beigetragen  haben  — und  bekannt- 
lich ist  ihr  Werth  oft  genug  bestritten  und  angezweifelt 
worden  — dünkt  uns  eine  miissige  Frage,  in  die  wir 
uns  nicht  vertiefen  wollen.  Spricht  doch  die  immer 
Stärker  gewordene  Betheiligung,  das  erhöhte  Interesse 
deutlich  genug  dafür,  dass  ihre  Bedeutung  nicht  darin 
beruht,  greifbare  und  positive  Erfolge  zu  Tage  zu  för- 
dern, sondern  in  der  mächtigen  Anregung,  die  der  per- 
sönliche Verkehr,  der  freie  Meinungsaustausch  zwischen 
Fachgenossen  verschiedener  Gauen,  verschiedener  Schulen 
unfehlbar  zur  Folge  haben  muss.  Wohl  aber  scheint 
es  uns  angemessen  zu  sein,  nach  einem  solchen  Zeitab- 
schnitt dem  Verlauf  der  bisherigen  Versammlungen  einen 
kurzen  Rückblick  zu  gönnen. 

Unter  den  Wanderversammlungen  deutscher  Berufsge- 
nossen nehmen  die  der  Architekten  und  Ingenieure  dem  Alter 
nach  den  vierten  Rang  ein.  20  Jahre  lang  hatten  bereits 
die  Aerzte  und  Naturforscher,  10  Jahre  die  Philologen 
und  Schulmänner,  und  seit  kürzerer  Zeit  vorher  die  deut- 
schen Landwirthe  und  Forstmänner  getagt,  als  im  Jahre 
1842  „an  alle  Architekten  und  diejenigen,  welche  ein 
wissenschaftliches  Interesse  an  der  Baukunst  nehmen,“  die 
Einladung  zu  einer  Zusammenkunft  erging. 

Leipzig,  der  Zentralsitz  des  deutschen  Buchhandels 


*)  Das  historische  Material  ist  zumeist  den  älteren  Jahrgängen 
der  F ä rste r sehen  Bauzeilung  entlehnt. 


nicht  möglich  ist.  Mit  dieser  stehen  die  Signale  in  solcher 
Weise  in  Verbindung,  dass  sie  nur  bei  absolut  sicherem 
Schluss  auf  fahrbar  gestellt  werden  können. 

3.  Der  Viadukt  über  die  Silberwiese. 

Seine  Länge  von  1081'  ist  vertheilt  auf  29  Joche 
von  meistens  39'  Länge,  unter  welchen  3 Wegeunter- 
führungen. Er  beginnt  unmittelbar  an  der  Parnitzbrücke 
mit  einer  geraden  Strecke  von  625V* ' Länge  und  setzt 
sich  in  einer  Kurve  von  60°  Radius  bis  zur  Oderbrücke 
fort.  Der  Baugrund  besteht  aus  aufgeschüttetem  Boden 
und  Torf  bis  zu  einer  Tiefe  von  durchschnittlich  30'. 
Bei  der  grossen  Anzahl  von  Pfeilern  musste  auf  eine 
möglichst  billige  Fundirung  Bedacht  genommen  werden. 
Im  Winter  1866/67  wurde  probeweise  ein  Fundament 
von  12'  Breite  und  32'  Länge  aus  Ziegelsteinen  in  Kalk- 
mörtel 6'  unter  dem  Terrain  auf  den  aufgeschütleten  Bo- 
den gesetzt  und  nach  Vollendung  mit  einer  Last  von  ca. 
9000  Ztr.,  gleich  der  dreifachen  höchsten  späteren  Be- 
lastung, beschwert.  Die  Senkung  wurde  jede  Woche  ein- 
mal beobachtet  und  graphisch  notirt;  die  gebildete  Kurve 
näherte  sich  bald  schon  der  geraden  Linie  und  war  nach 
acht  Wochen  keine  Aenderung  mehr  wahrzunehmen.  Auf 
dies  Resultat  hin  wurde  die  Fundirung  der  übrigen 
Pfeiler  eben  so  vorgenommen,  mit  der  Aenderung  jedoch, 
dass  zunächst  auf  den  durch  eingestampfte  Ziegelbrocken 
geebneten  Boden  zwei  gekreuzte  Lagen  von  einzölligen 
Brettern  gelegt  wurden.  Mehre  Pfeiler  wurden  gleich- 
zeitig belastet  und  sobald  eine  fernere  Senkung  nicht 
mehr  bemerkbar  war,  aufgemauert.  Die  Aufmauerung 
von  6'  Breite  und  28'  Länge  durfte  aus  fortifikatori- 
schen  Rücksichten  nur  bis  1'  über  dem  Terrain  aufge- 
führt werden  und  wurde  der  übrige  Theil  des  Unter- 
baues aus  Gusseisen  hergestellt. 

Sechs  Grundplatten  mit  nach  Oben  erhöhten  Rändern 

und  für  die  damaligen  Kunstfehden  ein  „ neutrales  Ge- 
biet“, war  zum  ersten  Fest- Orte  auserlesen  worden, 
und  dem  dort  wohnenden  Dr.  Putt  rieh,  bekannt  als 
Herausgeber  des  Werkes  über  Sachsen’s  mittelalterliche 
Baudenkmale,  der  den  Plan  einer  solchen  Versammlung 
mit  Berliner  Architekten  vereinbart  hatte,  gehört  unstrei- 
tig das  Hauptverdienst  an  dem  Zustandekommen  derselben. 
147  Theilnehmer  hatten  sich  eingefunden,  darunter  etwa 
60  aus  Sachsen  und  Thüringen  und  ebensoviele  aus  den 
zunächst  liegenden  preussischen  Provinzen  — 22  allein  aus 
Berlin.  Aus  dem  Norden:  den  Hansestädten,  Hannover 
und  Mecklenburg  waren  etwa  10,  aus  Baiern  und  W ürt- 
temberg  je  2,  aus  Oesterreich  1 Theilnehmer  erschienen. 
Die  Versammlung,  für  welche  im  Allgemeinen  bereits  die- 
selbe Form  der  Thätigkeit  angenommen  wurde,  die  bei 
allen  späteren  galt:  Vorträge  und  Berathungen  in  Ver- 
sammlungen, eine  Ausstellung  von  Entwürfen  und  Werken, 
gemeinschaftliche  Besichtigung  der  Sehenswürdigkeiten  des 
Ortes  und  der  Umgegend,  verlief  zu  allgemeinster  Befrie- 
digung und  führte  zu  dem  Beschlüsse,  für  die  Zukunft 
alljährlich  eine  ähnliche  zu  veranstalten.  Unter  den  in 
Leipzig  gehaltenen  Vorträgen  ist  der  Wilhelm  Stier  s 
über  den  Bau  evangelischer  Kirchen  hervorzuheben,  an- 
knüpfend an  die  Vorlegung  seiner  4 Entwürfe  für  den 
Dom  in  Berlin.  An  der  Ausstellung  hatten  sich  nament- 
lich die  hervorragendsten  Architekten  Berlins  betheiligt, 
von  denen  nur  wenige  bei  der  Versammlung  fehlten.  Für 
die  Stimmung  des  Festes  wurde  es  bedeutsam,  dass  just 
in  jenen  Tagen  der  Grundstein  für  den  Fortbau  des 
Kölner  Domes  gelegt  wurde,  so  dass  die  begeisterten 
Worte,  die  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen 
dort  gesprochen  hatte,  auf  die  Versammelten  noch  ihre 
unmittelbare  zündende  Wirkung  üben  konnten. 

Für  die  zweite  Versammlung  im  Herbst  1843 
war  Bamberg  gewählt  worden  und  zwar  in  der  ausge- 
sprochenen Absicht,  die  Architekten  Süddeutschlands, 
deren  Ausbleiben  in  Leipzig  schmerzlich  vermisst  worden 
war,  hierdurch  zur  stärkeren  Betheiligung  heranzuziehen. 
Leider  war  der  Erfolg  nicht  der  gewünschte.  Die  Zahl 
der  Theilnehmer  betrug  nur  90,  darunter  die  Hälfte 
Preussen,  Sachsen  und  Thüringer,  sowie  25  Baiern  aus 


381 


und  glatter  Unterfläche  liegen  ohne  weitere  Verbindung, 
nur  mit  Zement  untergossen,  auf  dem  Mauerwerk,  damit 
bei  etwa  später  eintretenden  Senkungen  das  Heben  und 
Untermauern  der  ganzen  Konstruktion  ohne  Schwierigkeit 
ausgeführt  werden  kann.  Hierauf  stehen  sechs  J förmige 
Stützen,  je  eine  unter  den  vier  Hauptträgern  und  zwei 
als  SeitenabscMüsse,  zwischen  denen  zehn  Rahmen  von 
"T  förmigem  Querschnitte  als  Aussteifung  mit  Schrauben- 
bolzen befestigt  sind.  An  den  Verbindungsstellen  sind 
gehobelte  Arbeitsleisten  an  alle  Theile  angegossen.  Die 
hierdurch  entstehenden  ]/4"  starken  Fugen  sind  auf  1" 


Tiefe  fest  mit  einer  Masse  ausgeschlagen,  welche  aus 
gusseisernen  Bohrspähnen,  etwas  Schwefel  und  Salmiak 
durch  Anfeuchten  mit  Wasser  erhalten  wurde  und  in  zwei 
bis  drei  Tagen  so  vollständig  erhärtete,  dass  der  ganze 
Pfeiler  wie  ein  Stück  gehoben  und  versetzt  werden 
konnte.  Um  das  Durchrosten  der  Masse  zu  verhüten, 
ist  dieselbe  noch  mit  einer  dünnen  Lage  Mennigekitt 
überzogen , worauf  der  Oelanstrich  (eine  Lage  Minium- 
farbe und  zwei  Lagen  abgetönte  Bleiweissfarbe)  ausge- 
führt ist. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Das  neue  Dienstgebäiide  für  den  General- Stab  zu  Berlin. 


Das  Grundstück,  auf  welchem  das  Dienstgebäude  für  spree-Brüeken  zwischen  Spree  und  Thiergarten  angelegt 

den  Generalstab  der  Norddeutschen  Armee  errichtet  wer-  wurde.  Es  enthält  einen  Flächenraum  von  371  [ ] Ruthen 

den  soll,  liegt  am  Königsplatz,  zwischen  der  Herwarth-  und  bildet  ein  unregelmässiges  Viereck,  dessen  Seiten- 

und  Moltkestrasse,  also  in  dem  Stadtquartier,  das  erst  vor  länge  am  Königsplatz  288',  an  der  Herwarthstrasse  175' 

wenigen  Jahren  nach  dem  Bau  der  beiden  neuen  Unter-  und  an  der  Moltkestrasse  199'  beträgt.  Diese  drei  Seiten 


Bamberg  und  Nürnberg.  Aus  dem  deutschen  Norden  und 
Westen  sowohl,  wie  aus  Schwaben  und  Oesterreich  waren 
einzelne  Wenige,  aus  Carlsruhe  und  München  jedoch  Nie- 
mand erschienen.  Wenn  namentlich  die  letztere  That- 
sache  starke  Verstimmung  erregen  musste,  so  wurde  die- 
selbe jedoch  mehr  als  ausgeglichen  durch  den  warmen 
und  herzlichen  Empfang,  den  die  Einwohnerschaft  Bam- 
bergs ihren  Gästen  bereitete.  — Die  Ausstellung  hatten 
diesmal  ausser  Stier,  Stüler,  Strack  auch  Semper, 
sowie  bairische,  bremische  und  schwäbische  Architekten 
beschickt;  die  Aufgabe  der  Vorträge  ruhte  wiederum 
vorzugsweise  auf  Wilhelm  Stier.  An  Ausflügen , die 
von  der  Fest- Genossenschaft  ausserhalb  der  Stadt  selbst 
veranstaltet  wurden,  ist  eine  Fahrt  auf  dem  Ludwigskanale 
zu  nennen,  in  dessen  Schleusenkammer  dem  Baiernkönige, 
der  vollbracht  hatte,  was  Karl  der  Grosse  nicht  vermocht, 
ein  jubelndes  Hoch  geweiht  wurde. 

Besser  gelang  im  nächsten  Jahre  (1844)  der  Ver- 
such, durch  die  Wahl  einer  österreichischen  Stadt  die 
Fachgenossen  Oesterreichs  zur  Theilnahme  zu  gewinnen. 
Das  alte  Prag,  der  Sitz  der  dritten  Versammlung, 
sah  mehr  als  150  Mitglieder  derselben  und  unter  diesen 
wohl  90  Oesterreicher.  Sachsen  und  Thüringen  waren 
durch  27,  Preussen  durch  17  Gesandte  vertreten;  der 
Westen  und  Nordwesten  Deutschlands  fehlte  ganz;  aus 
Schwaben  und  Baiern  waren  8 gekommen,  jedoch  darun- 
ter wiederum  kein  Münchener.  — Im  Uebrigen  zeichnete 
sich  die  Prager  Versammlung  nicht  blos  durch  ihren  zahl- 
reicheren Besuch,  sondern  auch  durch  die  Fülle  des  dort 
gebotenen  Stoffes  vor  den  früheren  aus.  Zum  ersten 
Male  erhielten  die  Festgenossen  zum  Andenken  wie  zur 
Orientirung  ein  Werkehen  über  die  Baudenkmale  des 
hestortes;  eine  lange  Reihe  von  Vorträgen,  an  denen  sich 
Wilhelm  Stier  und  Kugler  aus  Berlin,  Förster  aus 
Wien,  Dr.  Schulz  aus  Dresden,  Dr.  Puttrich  aus  Leip- 
zig, Rosenthal  aus  Magdeburg,  Professor  Wiesenfel- 
der aus  Prag  u.  A.  betheiligten,  konnte  nicht  einmal 
ganz  zur  Oeffentlichkeit  gelangen.  Ein  hohes  Interesse 
b°t  die  Besichtigung  der  charaktervollen  Stadt  und  eine 
fahrt  nach  der  Veste  Karlstein.  Auch  die  Ausstellung 
hatte  namentlich  unter  den  Architekten  Wiens  Betheiligung 


gefunden;  neben  Entwürfen  von  van  der  Niill,  Sic- 
cardsburg  und  Rösner  hatte  Professor  Förster  ein 
Modell  seines  Planes  der  Stadterweiterung  Wiens  dazu 
geliefert. 

Freilich  fehlte  es  schon  damals  nicht  an  solchen, 
denen  die  bisherige  Form  der  Versammlungen  nicht  ge- 
nügte. Zu  ihrem  Sprecher  warf  sich  auf  der  nächsten, 
vierten  Versammlung,  die  1845  zu  Halberstadt  im 
Harze  tagte  und  von  169  Fachgenossen  (100  Preussen, 
36  Sachsen  und  Thüringer,  9 Oesterreicher,  2 Würtem- 
berger,  20  Hannoveraner,  Hanseaten  und  Mecklenburger) 
besucht  wurde,  Dr.  Andreas  Romberg  aus  Leipzig  auf. 
Derselbe  unterzog  die  bisherigen  Versammlungen,  an  de- 
nen er  wissenschaftliche  Resultate  vermisste,  einer  schar- 
fen Kritik  und  verlangte  an  Stelle  der  langathmigen  Vor- 
träge Diskussionen  über  technische  Gegenstände,  zu  wel- 
chem Zwecke  er  die  Tlieilung  der  Versammlung  in  fach- 
wissenschaftliche  Sektionen  vorschlug.  Er  drang  nicht 
durch;  sei  es,  dass  man  einen  solchen  Versuch  noch  für 
verfrüht  hielt:  sei  es,  dass  die  Form  der  Vorschläge  für 
Viele  verletzend  gewesen  war.  Vielmehr  verfuhr  man 
durchaus  in  alter  Weise,  ja  die  Ausflüge,  die  man  nicht 
allein  zur  Besichtigung  Ilalberstadts  und  seiner  Umgegend, 
sondern  weiter  nach  Quedlinburg,  Gernrode,  dem  Bode- 
thal — am  vierten  Tage  in  Folge  einer  Einladung 
selbst  nach  Braunschweig  — unternahm,  verkürzten 
sogar  die  den  eigentlichen  Verhandlungen  gewidmete  Zeit 
mehr  als  früher.  Von  den  wenigen  Vorträgen  ist  der  des 
Dr.  Lucanus  über  Halberstadt’s  Bauwerke  und  der  des 
Preussischen  Ober-Wege-Inspektor  Horn  aus  Potsdam 
über  einen  „neugermanischen  Baustil“  zu  nennen;  der 
letzte  war  durch  einen  Entwurf  eines  Domes  erläutert. 
Den  Glanzpunkt  der  nicht  allzu  zahlreich  beschickten 
Ausstellung  bildeten  die  Entwürfe  des  kürzlich  verstor- 
benen Persius;  Runge  hatte  u.  A.  seinen  Plan  für  die 
Dom-Facade  zu  Florenz,  Demmler  aus  Schwerin  den 
Entwurf  für  das  dortige  Schloss  beigesteuert. 

Um  der  Gefahr  einer  allzugrossen  Ablenkung  durch 
die  Sehenswürdigkeiten  des  Festortes  zu  entgehen,  hatte 
man  die  fünfte  Versammlung,  die  im  Jahre  1846  statt- 
fand, nach  dem  stillen  Gotha  verlegt.  Die  118  Theil- 


382 


bilden  die  Fronten  des  eigentlichen  Gebäudes;  an  der 
vierten,  nach  der  Spree  hin  liegenden  Seite  von  287'  Länge, 
welche  an  das  Nachbargrundstück  stösst,  steht  ein  Wirth- 
schafts-  und  Stallgebäude,  an  welches  sich  zwei  kleine 
Wirthschaftshöfe  schliessen.  Der  in  der  Mitte  des  Grund- 


stücks verbleibende  freie  Raum  ist  als  ein  grosser  Hof 
projektirt,  der  mit  Gartenanlagen  geschmückt  werden  soll. 

Der  Haupteingang,  der  auf  die  zum  oberen  Stock- 
werk führende  Haupttreppe  mündet,  liegt  in  der  Mitte 
der  Front  am  Königsplatz.  Vor  demselben  ist  eine  über- 


Grundriss  des  Erdgeschosses. 


A.  Grosser  Hof. 

BB.  \V irthschafts  - Höfe. 
C.  Stallgebäude. 

a. a.  Archive. 

b.  u.  /.  Dienstwohnungen. 

c.  Buchbinderei  etc. 

d.  Registratur  und  Ex- 

pedition. 


Nachbargrundstück. 


co 

ri 


e.  Plankammcr. 

f.  Kartensammlung. 

(j.  Bibliothek  u.  Lese- 
zimmer. 

h.  Kriegsgeschichtliche 
Abtheilung. 

/.  Trigonometrische 
Abtheilung. 
k.  Nachrichteu-Biireau. 


10  5 6 10  20  SO  HO  50  60  io  80  so  100  Fuss 

Königsplatz. 


nehmer  derselben  vertheilten  sich  auf  Sachsen  und  Thü- 
ringen (61)  und  Preussen  (44);  der  Nordwesten  war  durch 
5,  Hessen  durch  6,  Oestreich  durch  4 Fachgenossen  ver- 
treten, der  Südwesten  fehlte  ganz.  In  der  Ausstellung, 
an  der  Söller,  Demmler,  Eberhardt,  Osten  u.  A. 
Theil  genommen  hatten,  erregten  die  Zeichnungen,  die 
Schinkel  als  jugendlicher  Architekt  in  seiner  ersten,  von 
Fr.  Gilly  ererbten  Praxis  für  den  Herzog  von  Koburg 
angefertigt  hatte,  nicht  das  geringste  Interesse.  Vorträge 
wurden  gehalten  von  Professor  Wolff  und  Bergrath  Hen- 

scliel  aus  Kassel,  Professor  Sch  u her t aus  Dresden  (über 
..  ..  v 
die  Göltzsch-  und  Elsterthal -Ueberbrückung),  Lassa  ul  x 

aus  Coblenz  (über  Gewölbeformen),  Osten  u.  A.  — Ein 
Ausflug  nach  Reinhardsbrunn  und  dem  Inselsberge,  sowie 
ein  solcher  nach  der  Wartburg,  wohin  der  Grossherzog 
von  Weimar  die  Versammlung  zu  einem  Gutachten  über 
den  von  v.  Quast  aufgestellten  Restaurationsplan  entboten 
hatte,  machten  den  Schluss. 

lieber  die  sechste  Versammlung,  die  im  Jahre 
1847  in  Mainz  stattfand,  sind  wir  beim  Mangel  jeder 
Quelle  nur  im  Stande  mitzutheilen,  dass  sie  von  212  Fach- 
genossen besucht  wTurde,  also  die  zahlreichste  der  bisheri- 
gen war.  Für  das  nächste  Jahr  war  Braunschweig  in 
Aussicht  genommen  worden;  die  politischen  Verhältnisse 
der  Jahre  1848  und  49,  die  1850  zu  Braunschweig  hau- 
sende Cholera,  endlich  die  erste  Londoner  Weltausstellung 
von  1851  verhinderten  jedoch  den  Zusammentritt  der  sie- 
benten Versammlung  bis  zum  Jahre  1852.  Die  Zahl 
der  Theilnelimer  belief  sich  auf  216,  darunter  110  Braun- 
schweiger, 40  Preussen,  32  Hannoveraner,  12  Sachsen 
und  Thüringer,  12  Hanseaten  und  Mecklenburger,  6 Hes- 
sen und  1 Oesterreicher.  Unter  den  ausgestellten  Ent- 
würfen und  Zeichnungen  überragen  die  der  Braunschwei- 
ger (Ottmer,  Kühne,  Krähe  u.  A.);  Stiiler  hatte  seine 
3 ersten  Entwürfe  für  den  Dom  zu  Berlin,  Söller  und 
Strack  hatten  Kirchenprojekte,  von  Diebitsch  aus  Ber- 
lin arabische  Architekturen  geliefert;  zum  ersten  Male 
(wenn  nicht  schon  in  Mainz?)  war  auch  Hübsch  aus 
Karlsruhe  mit  einigen  seiner  Arbeiten  betheiligt.  Vorträge 
wurden  gehalten  von  Wolff  (Kassel),  von  Diebitsch 
(Berlin),  Westphalen  (Hamburg);  ein  Werkehen  des 


Dr.  Schiller  über  die  mittelalterlichen  Baudenkmale 
Braunschweig’s  und  ein  Festalbum  des  vorbereitenden  Ko- 
mite's  gewährten  ein  willkommenes  Andenken. 

Von  besonders  glänzendem  Verlaufe  war  im  Jahre 
1853  die  achte  Versammlung  zu  Köln,  zu  der  sich 
307  Architekten  und  Ingenieure  zusammen  fanden,  deren 
Heimath  wir  jedoch  ebenso  wie  bei  den  beiden  nächsten 
Versammlungen  im  Einzelnen  nicht  anzugeben  im  Stande 
sind.  Die  Stadt  mit  ihrer  Fülle  von  Sehenswürdigkeiten, 
die  Poesie  des  Lebens  am  Rhein,  waren  wohl  geeignet 
es  den  Fachgenossen  anzuthun.  Vorträge  hielten  Har- 
perath über  die  Alterthümer  Kölns,  Zwirner  über 
Gothik  und  über  den  Dom,  Hessemer  aus  Frankfurt 
a.  M.  über  ägyptische  und  arabische  Baukunst,  Schwed- 
ler  über  die  Theorie  der  Gewölbe.  Die  Ausstellung  war 
natürlicher  Weise  reich  an  Arbeiten  mittelalterlichen  Stils 
von  Fr.  Schmidt,  St  atz  u.  A. ; viel  Interesse  erregten 
auch  die  Sammlungen  des  Stadtbaumeister  Weyer.  — 
Eine  Rheinfahrt  bis  Königswinter  und  zurück  bezeichnete 
die  Höhe  des  Festes. 

Nicht  minder  hatte  sich  die  neunte  Versammlung 
im  Jahre  1854,  deren  Schauplatz  Dresden  war,  einer 
begeisterten  Stimmung  ihrer  221  Mitglieder  zu  erfreuen, 
die  durch  die  Besichtigung  der  Stadt  selbst  und  die  Aus- 
flüge nach  Albrechtsberg,  Meissen  und  der  Bastei  genährt 
wurde.  An  den  Verhandlungen,  in  denen  Dr.  Schulz 
und  Prof.  Schubert  über  die  Sehenswürdigkeiten  der 
Stadt  und  des  Landes  im  Gebiete  der  Architektur  resp. 
des  Ingenieurwesens  berichteten,  und  aus  denen  die  Vor- 
träge von  Voigt  aus  Braunschweig  (über  die  Entwicke- 
lung der  Architektur  im  Nordwesten  Europa’s),  Dr.  Schulz 
aus  Dresden  (über  das  Rokkoko)  anzuführen  sind,  nahm 
König  Johann  von  Sachsen  vorübergehenden  Antheil. 
llervorzuheben  ist  aus  ihnen  der  einstimmig  beschlossene 
und  von  schönstem  Erfolg  gekrönte  Antrag  an  die 
Sächsische  Staatsregierung  auf  Wiederherstellung  der 
Albrechtsburg  in  Meissen  und  Verlegung  der  Porzellan- 
Manufaktur  aus  derselben.  — Die  Ausstellung  war  na- 
mentlich reich  an  Entwürfen  sächsischer  Architekten  und 
Aufnahmen  sächsischer  Baudenkmale. 

(Schluss  folgt.) 


383 


deckte  12'  weite,  bis  an  die  Bordschicht  des  Bürger- 
steiges vorspringende  Halle  angeordnet,  um  eine  vor  Wet- 
ter geschützte  Vorfahrt  zu  gewähren.  Die  Einfahrten 
befinden  sich  in  der  Mitte  der  beiden  andern  Fronten. 

Das  auf  vorstehender  Grundriss  - Skizze  dargestellte 
Erdgeschoss  enthält  einen  geräumigen  Bibliotheksaal  und 
dazu  gehörige  Lesezimmer,  die  Räume  für  die  trigono- 
metrische Abtheilung  mit  gewölbten,  umfangreichen  Ar- 


die  für  einen  grossen  herrschaftlichen  Haushalt  nöthigen 
Wirthsehaftsräume.  ln  Verbindung  mit  dieser  Wohnung 
steht  das  Zimmer  des  Adjudanten.  Die  übrigen  Räume 
dieses  Stockwerks  sind  Arbeitszimmer  für  die  Offiziere 
und  Beamten  der  drei  Abtheilungen  des  grossen  General- 
Stabes.*) 

Das  zweite  Stockwerk  wird  hauptsächlich  wiederum 
durch  Bureaux  für  Offiziere  eingenommen;  ausserdem 


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chiven , ferner  grössere  und  kleinere  Zimmer  für  Karten- 
sammlungen, topographische  Instrumente  etc.,  eine  Buch- 
binderei, Registratur,  Expedition  etc.,  endlich  zwei  Dienst- 
Wohnungen  für  den  l’lankammer-l nspektor  und  für  einen 
Kanzleidiener. 

Das  erste  Stockwerk  ist  theilweise  zur  Wohnung  für 
den  Chel  des  Generalstabes  bestimmt,  zur  Zeit  bekannter- 
maassen  Freiherr  von  Moltke;  dieselbe  liegt  nach  der 
Seite  der  Moltke -Strasse  und  des  Königsplatzes  und  ent- 
hält ausser  einem  sehr  geräumigen  Speisesaal  und  einem 
lanzsaal  noch  14  grössere  und  kleinere  Zimmer,  sowie 


sind  jedoch  zwei  grosse  Säle  für  Zeichner,  sowie  Räume 
für  die  topographische  und  Vermessungsabtheilung  und 
für  Ingenieur-Geographen,  Kupferstecher  und  Lithographen 
dort  angelegt. 

Im  Bodengeschoss  wird  ein  geräumiges  photogra- 

*)  Die  Karte  von  Europa  ist  nämlich  in  drei  Theile  getheilt, 
und  nennt  man  jeden  dieser  Theile,  entsprechend  seiner  Lage,  das 
östliche,  mittlere  und  westliche  Kriegstheater,  oder  den  1.,  II.  und 
III.  Theil.  Die  Offiziere  und  Beamten,  denen  die  Bearbeitung 
solcher  Theile  obliegt,  gehören  demnach  den  resp.  I.,  II.  und 
111.  Abtheilungen  zu. 


384 


phisches  Atelier  mit  den  dazu  nöthigen  Nebenräumlich- 
keiten  eingerichtet.  Es  sollen  dort  unter  Andern  die 
Generalstabskarten  nach  der  in  neuerer  Zeit  üblichen 
Methode  durch  Photographie  auf  Kupferplatten  übertragen 
werden.  Zur  Zeit  werden  diese  Arbeiten  in  der  König- 
lichen Staatsdruckerei  ausgeführt. 

Iin  Kellergeschoss  endlich  sind,  ausser  den  Heizkam- 
mern für  die  Heisswasserheizung,  Räume  für  die  Druckerei 
und  zur  Aufbewahrung  von  600  Stück  Lithographiesteinen 
angeordnet.  Für  einige  untergeordnete  Beamte  sind  hier 
Wohnungen  eingerichtet;  die  übrigen  Räumlichkeiten  sind 
den  Wohnungen  der  oberen  Geschosse  zugetheilt. 

Die  Fa^aden,  von  denen  hier  die  Gesammt- Ansicht 
vom  Königsplatz  aus  und  das  Detail  des  Mittelbaues  mit- 
getheilt  werden,  sind  in  einer  späten  Renaissance  pro- 
jektirt  und  sollen  in  Sandstein  und  Rohbau  ausgeführt 
und  in  diesem  Jahre  bis  zur  Plinte  hergestellt  werden. 

Das  Stall-  und  Remisengebäude  ist  bereits  vollendet; 
die  Frontlänge  desselben  beträgt  107',  die  Tiefe  in  medio 
50'.  Es  enthält  einen  gewölbten  Pferdestall  für  den  Chef 
des  Generalstabs  mit  sechs  Ständen  und  einem  Box,  sowie 
einen  kleineren  Pferdestall  von  drei  Ständen,  drei  Re- 
misen, Geschirr-  und  Futterkammer,  etliche  Stuben  für  Stall- 
knechte, einen  Hühnerstall  etc.  und  im  ersten  Stock  eine 
Kutscherwohnung.  Dasselbe  ist  im  Rohbau  ausgeführt 
und  musste  auf  Kasten  gegründet  werden,  da  der  frühere, 
jetzt  zugeschüttete  sogenannte  Porzellangraben  das  ganze 
Grundstück  in  schräger  Richtung  durchschneidet  und  sich 
daher  nur  ein  schlammiger  Baggerboden  vorfand.  Ebenso 
ist  ein  grosser  Theil  des  Hauptgebäudes  auf  Kasten  fun- 
damentirt.  Der  tragfähige  Baugrund  findet  sich  durch- 
schnittlich in  einer  Tiefe  von  25'  unter  der  Krone  der 
nebenliegenden  Strassen. 

Das  ganze  Grundstück  ist  für  100,000  Thlr.  erwor- 
ben worden,  die  Kosten  für  den  ganzen  Bau  sind  noch 
nicht  festgestellt.  PI.  Goedeking. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-Verein  in  Moskau.  Wie  das  Notizblatt  des 
Technischen  Vereins  in  Riga  nach  dem  Russischen  Ingenieur- 
Journal  mittheilt,  hat  sich  im  vergangenen  Jahre  in  Moskau 
ein  Verein  gebildet,  welcher  die  Förderung  und  Verbreitung 
technischen  Wissens  in  Russland  anstrebt,  soweit  sich  dasselbe 
auf  die  Architektur  bezieht.  In  die  Kreise  seiner  Beschäfti- 
gungen gehören: 

a.  Vorlesungen  und  Diskussionen, 

b.  Veröffentlichung  von  Werken,  Uebersetzungen , Samm- 
lungen u.  dgl., 

e.  Errichtung  einer  Bibliothek  und  einer  Sammlung  von 
Modellen  und  Materialien, 

d.  Ausschreibungen  von  Konkursen  und  Preisbestimmungen 
für  Projekte  und  Werke, 

e.  Prüfung  von  Baumaterialien  und  Konstruktionen, 

f.  Veranstaltung  öffentlicher  Ausstellungen  und  Vorträge, 

g.  Ausbildung  von  Personen,  die  des  Schreibens  und  Lesens 
kundig  sind,  zu  Polieren. 

Der  Verein  besteht  aus  Ehren-  und  wirklichen  Mitglie- 
dern, Mitarbeitern,  Dilettanten  und  Korrespondenten.  Die  Mit- 
arbeiter und  Dilettanten  haben  nur  Stimme  in  Sachen  ihres 
Faches,  in  wirthschaftlichen  Angelegenheiten  und  Wahlen,  die 
Korrespondenten  (während  ihrer  Anwesenheit  in  Moskau)  nur 
berathende  Stimme.  Das  Eintrittsgeld  beträgt  10  Rubel,  der 
Jahresbeitrag  für  die  wirklichen  Mitglieder  und  Mitarbeiter 
10  Rubel,  für  Dilettanten  20  Rubel,  doch  kann  der  letztere 
auch  durch  einmalige  Zahlung  von  resp.  100  und  200  Rubel 
abgelöst  werden.  Die  Versammlungen  des  Vereins  bestehen 
in  periodischen,  ein  Mal  im  Jahre  zur  Rechenschaftslegung 
und  Wahl,  temporären,  zur  Erledigung  dringender  Fragen, 
und  gewöhnlichen,  zum  Zweck  der  Annäherung  der  Mit- 
glieder, des  Austausches  von  Gedanken  und  Ideen,  und  zu 
Vorlesungen  und  Diskussionen.  Nichtfachmänner  können  durch 
Mitglieder  als  Gäste  eingeführt  werden. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Hauptversammlung  am 
Sonnabend,  den  29.  August.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann. 

Nachdem  einige  geschäftliche  Angelegenheiten  durch  den 
Vorsitzenden  erledigt  worden  waren , beurtheilte  zunächst 
Hr.  Schwatlo  die  Monats- Konkurrenzen  im  Landbau  zu  der 
Aufgabe:  „Reicher  Kamin  in  Marmor  mit  Bronze  - Spiegel- 

rahmen“. Unter  den  fünf  eingegangenen  Bearbeitungen  waren 


vier,  welche  vom  Referenten  wegen  der  Sicherheit  in  der 
Behandlung,  auch  theilweise  wegen  der  Grazie  in  der  Zeich- 
nung, rühmend  hervorgehoben  wurden.  Bei  der  Arbeit  mit 
dem  Motto  „Marmor“  wurde  ausserdem  noch  bemerkt,  dass 
dieser  Entwurf,  wegen  richtiger  Abwägung  in  der  Benutzung 
des  Materials,  für  die  Ausführung  besonders  geeignet  sei. 
Der  letzteren  Arbeit  wurde  der  Preis  zuerkannt ; das  Kouvert 
ergab  als  Verfasser  Herrn  Schwenke. 

Zu  der  Aufgabe  im  Ingenieurfach:  Fussgängerbrücke 

über  acht  Geleise  einer  Eisenbahn,  war  nur  eine  Lösung 
eingegangen;  über  dieselbe  sprach  sich  Herr  Haarbeck 
als  Beurtheiler  besonders  dahin  aus,  dass  bei  der  Konstruktion 
eine  seitliche  Inanspruchnahme  der  Brücke  durch  Winddruck 
und  Erschütterungen  und  eine  einseitige  Belastung  unberück- 
sichtigt geblieben  seien,  da  hinreichender  Quer-  und  Kreuz- 
verband fehle,  auch  die  Säulen  nur  auf  Zentraldruck  berechnet 
seien.  Ein  Preis  wurde  dieser  Arbeit  nicht  ertheilt. 

Unter  einigen  Fragebeantwortungen  war  die  des  Herrn 
Franzius  von  allgeineineremlnteres.se.  Derselbe  empfiehlt  es 
als  zweckmässiger,  über  einem  17'  tiefen  Moorgrund  einen  12' 
hoch  im  Aufträge  gelegenen  Kanal  zwischen  zwei  Dammschüt- 
tungen in  vollem  Profile  anzulegen  und  passend  zu  dichten,  an- 
statt ihn  mit  beschränktem  Profil  in  einem  Damm  durch  ge- 
mauerte Sohle  und  Wandungen  herzustellen.  Die  im  Moorgrunde 
unvermeidlichen  Bewegungen  lassen  ein  baldiges  Lockern  des 
Mauerwerks  erwarten. 

Der  wichtigste  Gegenstand  der  Tagesordnung:  Beschaf- 
fung eines  Vereinslokals  kam  nunmehr  zur  Besprechung.  Hr. 
Römer  berichtete,  dass  die  gewählte  Kommission  die  Loka- 
litäten des  Diorama  besichtigt  und  gefunden  hätte,  dass  wohl 
der  Saal  für  die  Vereinszwecke  herzurichten  sei,  dass  aber 
die  Nebenräume  durchaus  ungeeignet  und  unpraktisch  seien. 
Da  inzwischen  ein  neuer  Vorschlag  an  den  Vorstand  einge- 
gangen und  der  Kommission  mitgetheilt  war,  so  ging  man 
alsbald  zu  diesem  über.  Das  Vereins  - Mitglied  Hr.  Plessner 
beabsichtigt  ein  Lokal  für  den  Verein  auf  einem  in  der  Wil- 
helmsstrasse, nahe  der  Anhaltstrasse,  belegenen  Grundstücke 
in  einem  neu  zu  erbauenden  Quergebäude  herzurichten.  Es 
wird  offerirt:  ein  grösserer  und  ein  kleinerer  Saal  von  2060, 
bezügl.  780  Quadratfuss  Grundfläche  und  drei  Nebenränme 
mit  Zubehör,  ferner  die.  Benutzung  einer  im  Tunnel,  aus- 
schliesslich für  Vereine  angelegten  Restauration  und  eines 
Gartens  an  50  bis  60  Tagen  des  Jahres  für  1200  Thlr.  Miethe 
pro  Jahr,  bei  einer  kontraktlichen  Verpflichtung  auf  10  Jahre. 
Herr  Plessner  ist  auch  erbötig,  die  vorgelegte  Skizze 
vor  Beginn  des  Baues  nach  Berathung  mit  zwei  Vereins-Mit- 
gliedern angemessen  abzuändern. 

Der  Verein  nimmt  bei  der  Abstimmung  diese  Offerte 
einstimmig  an  und  bescbliesst,  dass  vom  Vorstande  zwei 
Mitglieder  beauftragt  werden,  in  die  gedachte  Berathung  mit 
Hrn.  Plessner  einzutreten. 

Zum  Schluss  bespricht  Hr.  S ch  watl o noch  die  in  vorig. 
Nummer  d.  Bl.  mitgetlieilte  Tabelle  „das  Honorar  für  bau- 
künstlerische Arbeiten“  betreffend,  und  trägt  die  Motive  beim 
Entwurf  derselben  vor,  erwähnt  auch,  dass  dieselbe  haupt- 
sächlich zum  Anhalt  bei  Konflikten  mit  dem  Bauherrn  dienen 
solle.  Nachdem  noch  eine  Ergänzung  dahin  getroffen  worden 
ist,  dass  unter  „Bemerkungen“  hinzuzufügen  sei:  „Für  Um- 

bauten  ist  das  anderthalbfache  der  obigen  Sätze  zu  liquidiren“, 
beschliesst  der  Verein  einstimmig,  dass  er  den  Entwurf 
und  die  vorgetragenen  Motive  der  Komission  zu  dieser  Ta- 
belle zu  den  seinigen  machen  und  dieselben  der  XV.  Ver- 
sammlung der  Architekten  zu  Hamburg  zur  Besprechung  un- 
terbreiten und  zur  Annahme  empfehlen  wolle.  Hr.  Schwatlo 
übernimmt  das  Referat  über  diesen  Gegenstand.  Mit  dem 
Grosse:  „Auf  Wiedersehen  in  Hamburg“!  wird  die  Versamm- 
lung geschlossen.  — S.  — 


Vermischtes. 

■lainlMii'iC'.  den  1.  September  1S6S.  Die  XV.  Ver>amm- 
lung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  ist  heute  unter 
Anwesenheit  von  etwa  600  Theilnehmern  eröffnet  worden,  doch 
ist  jedenfalls  noch  ein  bedeutender  Zuwachs  zu  erwarten.  Die 
Verhandlungen  der  beiden  Sektionen  für  Architekten  und 
Bau  - Ingenieure  sowie  der  neugebildeten  Sektion  für  Marine- 
Technik  sind  gleichfalls  schon  eröffnet:  hingegen  ist  die  Sek- 
tion für  Heizung  und  Ventilation  wegen  Mangel  allen  Mate- 
rials gar  nicht  gebildet  worden,  die  Sektion  der  Maschinen- 
ingenieure wegen  zu  geringer  Betheiligung  noch  nicht  zu- 
sammen getreten. 

Der  im  Allerhöchsten  Aufträge  vom  Oberhof  - Baurath 
Professor  Strack  ausgearbeitete  Entwurf  zum  Sieges-Denkmale 
auf  dem  Königsplatze  befindet  sich  dem  Vernehmen  nach  jetzt 


im  Geschäftslaufe  zur  Feststellung  des  Kostenbedarfes.  Es 
steht  daher  zu  hoffen,  dass  nunmehr  der  Abschluss  der  Ange- 
legenheit nahe  bevorsteht  und  bald  die  Vorbereitungen  zur 
Ausführung  folgen  werden.  — Jedenfalls  wird  der  Entwurf, 
wenn  er  in  vorliegender  Weise  zur  Ausführung  kommt,  Ber- 
lin um  ein  ebenso  grossartiges  als  originales  Monument  be- 
reichern  (dafür  birgt  schon  genugsam  der  Name  des  Künstlers) 
und  es  kann  kein  Zweifel  obwalten,  dass  auch  das  grössere 
Publikum  die  hin  und  wieder  auftauchenden  Gerüchte  von 
einer  blossen  Wiederholung  schon  dagewesener  Ideen  als  voll- 
kommen irrthiimlieh  erkennen  würde,  wenn  es  Gelegenheit 
erhielte  von  dem  Projekte  Kenntniss  zu  nehmen,  lieber  die- 
ses selbst  einstweilen  nur  soviel,  dass  Bildkunst  und  Malerei 
— - letztere  im  Fond  einer  den  Fuss  des  thurmartigen  Haupt- 
baues rund  uinschliessenden  Säulenhalle  — bestimmt  sind,  in 
reicher  Entfaltung  dem  Werke  bedeutsamen  Schmuck  zu  ver- 
leihen, und  dass  das  Ganze  in  mächtigen  Dimensionen,  sowie 
durchweg  solidester  Ausführung  gedacht  ist  — (die  Gesammt- 
höhe  soll  über  180'  betragen,  als  Material  Granit,  Sandstein 
und  Bronze  angenommen  sein).  — 

Bei  keinem  Werke  der  monumentalen  Kunst  dürfte  aber 
in  so  hohem  Maasse,  als  gerade  bei  diesem  der  oben  angedeu- 
tete Wunsch  gerechfertigt  erscheinen,  dass  schon  vor  dem 
Beginn  der  Ausführung  dem  Publikum  Gelegenheit  geboten 
werde,  von  dem  Beabsichtigten  Kenntniss  zu  nehmen,  und 
nicht  nur  die  Kunstwelt  allein  müsste  es  aufs  Freudigste  be- 
grüssen,  wenn  zu  geeigneter  Zeit  die  den  Entwurf  darstellen- 
den Zeichnungen,  nebst  einem  in  grösserem  Maasstabe  auszu- 
arbeitenden Modelle,  öffentlich  ausgestellt  und  Jedermann  zu- 
gänglich gemacht  würden.  Neben  der  Widerlegung  schiefer 
Anschauungen  würde  ein  erhöhtes  Interesse,  ein  gesteigertes 
Verständniss  für  solche  Angelegenheiten  in  weitesten  Kreisen 
das  unzweifelhafte  Ergebniss  dieser  Ausstellung  sein;  Resul- 
tate, die  allein  genügen  müssen,  um  alle  etwa  entgegenstehen- 
den Bedenken  zu  beseitigen. 


Der  Zusammenstoss  auf  der  Eisenbahn  zwischen 
Chester  und  Holyhead,  welcher  am  20.  August  erfolgte, 
wurde  dadurch  veranlasst,  dass  auf  der  ziemlich  in  der  Mitte 
der  genannten  Strecke  liegenden  Station  Llandulas  ein  Güter- 
zug rangirt  wurde,  ohne  dass  derselbe  genügend  mit  Personal 
besetzt  war.  Die  Lokomotive  hatte  die  zu  Llandulas  zurück- 
zulassenden Wagen,  welche  sich  in  der  Mitte  des  Zuges  be- 
fanden, in  ein  Nebengeleise  gestossen  und  rückte  wieder  vor 
die  im  Hauptgeleise  stehenden  letzten  fünf  Wagen  des  Zuges, 
welche  von  keinem  Bremser  besetzt  waren.  Durch  den  Stoss 
der  angerückten  Wagen  resp.  der  Lokomotive  in  Bewegung 
gesetzt,  geriethen  diese  fünf  sehliessenden  Wagen  auf  die  freie 
Bahn,  welche  von  Llandulas  nach  Abergele,  der  nächsten  Sta- 
tion, ein  geringes,  doch  konstantes  Gefälle  hat,  und  begegne- 
ten in  der  Nähe  der  letztgenannten  Station  dem  Irischen 
Postzuge.  '“')  Obwohl  dieser  nach  der  Aussage  des  Lokomotiv- 
führers eine  Geschwindigkeit  von  nur  5 bis  G Meilen  hatte, 
so  ist  es  doch  wohl  anzunehmen,  dass  beide  Züge,  als  der  Zu- 
sammenstoss erfolgte,  mit  einer  Geschwindigkeit  von  12  bis 
15  Meilen  pro  Stunde  sich  einander  genähert  haben.  Der 
Lokomotivführer  des  Postzuges  würde  somit  selbst  in  dem 
Falle,  d ass  der  Zusammenstoss  auf  grader  Linie  erfolgt  wäre, 
schwer  Zeit  gewonnen  haben,  rückwärts  zu  fahren,  da  er  aber 
im  Anfänge  einer  Kurve  sich  befand,  so  hatte  er  nur  Zeit, 
seine  Bremse  ahzudrehen  und  von  der  Lokomotive  zu  sprin- 
gen. Ob  er  auch  noch  das  Signal  zum  Bremsen  gegeben,  ist 
aus  den  Zeitungsberichten  nicht  ersichtlich;  es  wäre  dies  auch 
bei  der  geringen  Distanz  ohne  Einwirkung  gewesen.  Das 
Unglück  würde  sich  wahrscheinlich  auf  Beschädigung  der  Lo- 
komotive, der  derselben  zunächst  folgenden  Wagen  und  deren 
Insassen  beschränkt  haben,  wenn  dasselbe  nicht  durch  den 
Umstand  vergrössert  worden  wäre,  dass  die  Petroleumfässer, 
mit  welchen  die  fünf  von  Llandulas  kommenden  Wagen  be- 
laden waren , ihren  Inhalt  auf  die  Lokomotive  etc.  ergossen, 
wodurch  die  drei  ersten  Personenwagen  und  ein  Postwagen  im 
Moment  in  ein  Feuermeer  gehüllt  waren.  Die  folgenden  Wa- 
gen, unter  welche  das  Petroleum  sich  nicht  ergossen  hatte, 
konnten  noch  abgehängt  und  geborgen  werden , jedoch  hatten 
die  in  denselben  befindlichen  Reisenden  sich  bereits  gerettet, 
wobei  sie  theilweise,  da  sie  die  Thüren  verschlossen  fanden, 
ihren  Weg  aus  dem  b enster  ^nehmen  mussten.  Die  Reisenden 
der  ersten  drei  Wagen  (32  an  der  Zahl)  verbrannten,  man 
hat  von  ihnen  keinen  Laut  gehört;  ebenso  fand  der  Heizer 
seinen  Tod.  Aus  den  mit  Petroleum  getränkten  Schwellen 

*)  Der  Irische  Postzug  geht  von  London  nach  Holyhead  und 
gn  bt  dort  seine  Passagiere  an  das  Dubliner  Dampfboot  ab;  zwischen 
Chester  und  Holyhead  (18  bis  19  Meilen)  hält  der  Zug  nicht  an. 


stiegen  noch  bis  zum  Abend  Feuersäulen  auf.  (Der  Zusammeq- 
stoss  erfolgte  gegen  12  Uhr  Mittags.) 

Ein  in  ähnlicher  Weise  entstandener  Zusammenstoss  fand 
im  Frühling  dieses  Jahres  auf  der  an  Unglücksfällen  so  reichen 
Sächsischen  Westlichen  Staatsbahn  statt:  Auf  der  Station 

Hohenstein  - Ernstthal  wurden  in  der  vorbeschriebenen  Weise 
eine  Anzahl  Wagen  aus  dem  Bahnhofe  in  die  freie  Bahn  ge- 
schoben und  gingen  in  der  Richtung  nach  Glauchau  ab,  fuh- 
ren in  Windeseile  durch  den  Bahnhof  St.  Egidien  und  stiessen 
zwischen  diesem  und  dem  Bahnhof  Glauchau  auf  einen  mit 
zwei  Maschinen  bespannten  Güterzug.  Der  Führer  der  ersten 
Maschine  hatte,  als  er  die  Wagen  erblickte,  kaum  Zeit,  das 
Zeichen  zum  Bremsen  zu  geben  ; er  blieb  auf  seinem  Posten 
und  fand  dort  den  Tod;  das  übrige  Zugpersonal  kam  mit 
einigen  unerheblichen  Verletzungen  davon.  Referent,  welcher 
die  Unglücksstätte  besuchte,  fand  daselbst  ausser  der  stark 
mitgenommenen  ersten  Maschine  des  Güterzuges  einen  etwa 
3 bis  4 Ruthen  langen  Haufen  Trümmer;  es  waren  dies  ca. 
20  Wagen  mit  ihrer  Beladung,  welche  die  Heftigkeit  des 
Stosses  auf  dieses  Minimum  zusammengedrängt  hatte. 

z.  N. 


Anwendung  des  Gegendampfes  zum  Bremsender 
Eisenbahnzüge  mittelst  der  Lokomotiven.  Bei  der 
Anwendung  des  Gegendampfes  wurden  bekanntlich  bisher  die 
heisse  Luft  und  die  Verbrennungsgase  aus  dem  Schornstein  durch 
die  Zylinder  angesogen  und  in  den  Kessel  gedrückt,  wodurch 
die  Spannung  in  demselben  in  nicht  unbedenklicher  Weise 
stieg  ; ausserdem  trat  durch  die  Gase  eine  schädliche  Ueber- 
Irtzung  der  Zylinder,  Schieber  etc.  ein,  weshalb  man  nur  un- 
gern zu  diesem  Mittel  schritt.  Diese  Mängel  hat  eine  Ein- 
richtung beseitigt,  bei  welcher  durch  besondere  Rohre  Dampf 
und  Wasser  aus  dem  Kessel  entnommen  und  alsdann  durch  die 
Zylinder  zurück  befördert  werden. 


Aus  Jerusalem  wird  dem  französischen  „Moniteur“  ge- 
meldet; Die  grosse  Kuppel  der  heiligen  Grabkirche  ist  bereits 
vollständig  mit  Blei  gedeckt  und  mit  einem  Kreuz  in  vergol- 
deter Bronze  geschmückt.  Die  Wandmalereien  im  Innern  sind 
bedeutend  vorgeschritten,  so  dass  im  Oktober  Alles  vollendet 
sein  wird. 


Die  feste  Brücke  über  den  Rhein  bei  Mannheim  ist  am 
20.  August  d.  J.  dem  Betriebe  übergeben  wordeu. 


In  Folge  der  Notiz  in  voriger  Nummer  uns.  Zeitung  über 
die  Frage  wegen  Beibehaltung  oder  Fortfall  der  preussischen 
Privat-Baumeister  Prüfung  geht  uns  ein  Schreiben  zu,  in  dem 

es  heisst: 

„Es  scheint  Ihnen  kaum  zweifelhaft,  dass  die  Prüfung  der 
Privat-Baumeister  beibehalten  werde,  obgleich  der  Direktor  der 
Bau-Akademie,  Herr  Geheimrath  Grund  mehren  Herrn,  die 
eben  im  Examen  begriffen  sind,  auf  ihre  betreffenden  Anfragen 
ganz  bündig  erklärt  hat,  die  Königliche  Technische  Baudepu- 
tation würde  diese  Examen  nicht  mehr  abhalten,  indem  sie 
sich  weder  verpflichtet  noch  berechtigt  dazu  erachte.  - — - Der- 
selbe fügte  hinzu,  wenn  den  betheiligten  Herren  dennoch  be- 
sonders etwas  daran  liegen  sollte,  das  Examen  zu  machen,  so 
möchten  sich  dieselben  an  das  Ministerium  wenden ; er  glaube 
jedoch,  dass  dies  zu  keinem  Resultate  führen  würde.  Trotz 
dieser  ungünstigen  Aussichten  haben  eine  Anzahl  von  Studi- 
renden , die  das  Privatbaumeister -Examen  ablegen  wollen, 
mehre  Versammlungen  anberaumt,  um  eine  Petition  au  das 
hohe  Ministerium  zu  richten,  und  ist  diese  Petition  nicht  nur 
seit  Wochen  vorbereitet,  sondern  schon  vor  ca.  14  Tagen 
mit  vielen  Unterschriften  versehen  an  ihre  Adresse  abge- 
gangen. — PI.  S.“  — 

Wir  bescheiden  uus  in  letzter  Hinsicht  gern  unseres  Irr- 
thums, ohne  dass  die  von  uns  ausgesprochene  Ansicht  in  Be- 
treff der  eigentlichen  Frage  — wenn  solche  konsequent 
im  Sinne  des  Ministerial  - Erlasses  vom  24.  Juli  entschieden 
wird  — dadurch  erschüttert  werden  könnte.  Wir  wollen 
freilich  nicht  behaupten,  dass  dies  in  Wirklichkeit  gerade  ge- 
schehen muss,  doch  wird  der  Bescheid  des  Ministeriums  jeden- 
falls abzuwarten  sein. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens. 
Jahrg.  18G8,  Heft  IV. 

Winn’s  Universal -Schraubenschlüssel,  welcher 
sich  durch  seiue^Einfachheit  so  sehr  auszeichnet,  dass  man  be- 
haupten kann,  eine  weitere  Vereinfachung  sei  unmöglich. 


386 


Seine  Konstruktion  wird  ohne  Beschreibung  aus  der  bei- 
stehenden Skizze  klar  werden.  (Der  Ansatz  a soll  als  Hammer 
benutzt  werden). 

iC^0D::i=irT  _zzr> 


Laschen  ohne  Schrauben.  Heft  III  enthielt  eine 
Mittheilung,  nach  welcher  auf  dem  Westbahnhof  der  Kaiserin- 
Elisabeth-Bahn  zu  Wien  Laschen  ohne  Schrauben,  deren  be- 
reits auf  S.  259  dieses  Jahrgangs  in  einem  Referat  aus  der 
„Zeitschrift  des  Oester.  Ingenieur-  uud  Architekten-Vereins“ 
Erwähnung  geschah , mit  Erfolg  angewendet  sein  sollten. 
Diesen  Erfolg  erachtet  in  einer  Abhandlung  des  IV.  Heftes 
der  Redakteur  für  nichtig,  da  einestheils  die  Beobachtungszeit 
(2 ’/a  Monate)  zu  kurz,  um  die  Mängel  hervortreten  zu  lassen, 
sowie  auderutheils  das  Oberbausystem  der  Kaiserin  Elisabeth- 
bahn, mit  welchem  die  neue  Konstruktion  in  Vergleich  ge- 
stellt wird,  ein  sehr  mangelhaftes  ist.  Derselbe  weist  darauf 
hin,  dass  eine  Oberbaukonstruktion,  bei  welcher  dieSchienen  unter 
dem  Kopfe  und  ebenso  auf  dem  Russe  mit  schrägen  ebenen 
Flächen  zum  festen  keilförmigen  Anlegen  der  Laschen  ver- 
sehen sind  und  die  Bolzen  also  nicht,  wie  bei  dem  bisherigen 
Oberbau  der  Kaiserin-Elisabeth-Bahn,  auf  Abscheerungsfestigkeit 
in  Anspruch  genommen  werden,  günstigere  Ergebnisse  liefern 
wird.  Schliesslich  wird  noch  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  der  jetzige  Ober-Betriebsinspektor  Tauber  th  in  Dres- 
den eine  ähnliche  Schienenkuppelung  sich  bereits  vor  23  Jahren 
patentiren  liess,  dass  man  die  Konstruktion  aber  nach  einigen 
Versuchen  verliess,  als  sich  ergab,  dass  die  Schlitze  bei  dem 
Durchbiegen  der  Schienen  am  Stoss  nach  den  Enden  zu  sich 
erweiterten,  obwohl  jene  Schlitze  nur  */«  der  Länge,  wie  bei 
der  besprochenen  Konstruktion  hatten. 

Aus  einem  Aufsatze  „die  Lokomotiven  der  Queens- 
land-Eisenbahnen“ ist  die  Konstruktion  der  Räder  nach 
dem  Adams’ sehen  Patent  mit  elastischen  Tyres  zu  bemerken; 
dieselbe  gestattet  ein  Gleiten  des  Tyres  auf  dem  Rade  und 
dient  daher  auf  Eisenbahnen  mit  starken  Kurven  zur  Aus- 
gleichung der  Längen-Ditferenz  des  konkaven  und  konvexen 
Schienenstranges  der  Kurven. 

Stroudley’s  Rampenschienen  fürentgleisteEisen- 
b ah  n fahr  ze  ug e bestehen  aus  kleinen,  eine  geneigte  Ebene 
bildenden  Metallplatten,  deren  untere  Enden  auf  die  Schwelle 
mit  zwei  Nägeln  aufgenagelt  werden  und  deren  obere  Enden  so 
gebildet  sind , dess  sie  fest  um  den  Schienenkopf  fassen.  Ein 
Paar  dieser  Rampeuschienen  wurde  kürzlich  in  Gegenwart 
einiger  Direktoren  der  Highlandbahn  angewendet  uud  ergaben 
das  günstige  Resultat,  dass  mit  2 Arbeitern  in  3 Minuten 
2 beladene  Wagen  auf  die  Schienen  gebracht  wurden,  wobei 
das  Hinaufbewegen  auf  den  geneigten  Ebenen  durch  die 
Maschine  bewirkt  wurde. 

Ausserdem  enthält  das  Heft  Mittheiluugen  über  Verbesse- 
rungen au  den  Expansionssteueruugeu  mit  einem  Schieber, 
über  entlastete  Regulatoren,  ein  Referat  über  das  Werk  „die 
neusten  Oberbau  - Konstruktionen  der  dem  Verein  deutscher 
Eisenbahn- Verwaltungen  augehörenden  Eisenbahnen,  von  Heu- 
singer von  Waldegg,“  ferner  eine  Abhandlung  „Beitrag  zur 
Geschichte  des  deutschen  Lokomotivbaues  nebst  einem  Anhänge, 
den  gegenwärtigen  Zustand  der  vorzüglichsten  Lokomotiv- 
Bauanstalten  Deutschlands  betreifend“  etc.,  auch  einen  Aufsatz 
des  Staatseisenbahn -Direktors  M.  M.  von  Weber  zu  Dresden, 
welcher  eine  Schlagbarriere,  wie  sie  bei  den  frequentesten 
St  fassen  Übergängen  der  Dresdener  Verbindungsbahn  bestehen, 
beschreibt  und  empiiehlt.  Nach  einer  Zusammenstellung  all- 
gemeiner Prinzipien  kommt  Verfasser  zu  dem  Resultat,  dass 
die  bisher  zumeist  im  Gebrauche  befindlichen  Strassenabschluss- 
Vorrichtungen  den  an  sie  zu  machenden  Anforderungen  fast 
alle  nur  in  verhältnissmiissig  wenigen  Beziehungen  entsprächen, 
dass  dies  jedoch  bei  Schlagbarrieren  am  meisten  der  Fall  sei, 
insbesondere  wenn  beide  Barrierebäume  von  einem  Stande  aus 
bewegt  werden  könnten.  Dies  unter  Anwendung  von  Gegen- 
gewichten mittelst  eines  in  einem  Röhrenstrange  liegenden 
Kettenzuges  in  der  meist  üblichen  Weise  zu  erreichen,  erachtet 
Verfasser  nicht  für  praktisch,  weil  die  Stangen  zuweilen  vom 
Winde  niedergehalten  würden,  so  dass  sie  sich  nur  sehr  lang- 
sam heben,  auch  oft  von  Stürmen  aus  der  vertikalen  Lage 


niedergelegt  würden.  Beides  ist  freilich  der  Fall,  wenn  die 
Gegengewichte  ungenügend  sind;  jedenfalls  verrichten  aber 
richtig  konstruirte  Schlagbarrieren  mit  Kettenzug  ihren  Dienst 
besser  als  solche  der  von  Weber  beschriebenen  Konstruktion. 
Bei  denselben  wird  nämlich  die  Bewegung  mittelst  eines 
Ilebelsystems  bewirkt:  Der  Hebel  am  Stande  des  Wärters 

bewegt  eine  lange,  an  den  vier  Schienen  hängende  horizontale 
Stange  und  besorgt  somit  die  Uebertragung  der  Kraft  nach 
der  andern  Seite  des  Wegeüberganges;  die  Stange  greift 
mittelst  eines  Winkelhebels  an  dem  Schlagbaum  an  und  zwar 
liegt  der  Angriffspunkt  in  einer  Entfernung  von  rot.  4 Zoll 
vom  Drehpunkte.  Zieht  man  diesen  geringen  Hebelarm,  die 
Reibung  in  den  6 Drehpunkten  und  den  4 an  der  Schiene 
befestigten  Oesen  in  Betracht,  so  wird  man  zugeben,  dass  diese 
Vorrichtung  jedenfalls  weniger  zu  empfehlen  ist,  als  die  ge- 
wöhnlichen Schlagbarrieren  mit  Kettenzug,  selbst  wenn  man 
nicht  gesehen  hat,  wie  die  Wärter  mit  Anstrengung  aller 
Kräfte  die  Bewegung  des  Hebelwerks,  welches  im  Winter  in 
den  4 Oesen  oft  vollständig  festfriert,  bewirken  müssen. 

z.  N. 


Konkurrenzen. 

Monatsaufgaben  für  den  Arcbitekten-Vereiu  zu 
Berlin,  zum  3.  Oktober  18G8. 

I.  Eine  Orchester  - Tribüne  in  reicher  Holzarchitektur, 
mit  darunter  liegendem  Eiskeller  uud  geschlossener  Rückwand, 
in  einem  öffentlichen  Garten  für  eine  40  Mann  starke  Kapelle. 
Verlangt:  1 Grundriss,  1 Ansicht,  1 Durchschnitt.  Maasstab: 
Vis  der  natürlichen  Grösse. 

II.  Ein  Verladungsgerüst  für  den  Eisenbahn-Güterverkehr 
— sogenannter  Galgenkrahn  — über  einem  Schienengeleise 
und  dem  angrenzenden  Fahrwege  errichtet,  mit  2 Windevor- 
richtungen von  200  Zentner  Kraft,  so  dass  also  Lasten  von 
400  Zentner  verladen  werden  können,  ist  aus  Eisen  zu  kon- 
struiren.  Maasstab:  1/60 , die  Details  in  grösserem  Maasstabe. 


P er  sonal  - N aehrichten. 

Pre  usse  n . 

Der  bisherige  Kreisbauamts-,  Berg-  und  Hütten  -Verwalter 
Dr.  Langsdorf  zu  Thal -Itter  ist  zum  Baumeister  ernannt  und 
ihm  die  Verwaltung  der  Baubeamten- Stelle  im  Bezirke  des  Ober- 
Bergamts  zu  Clausthal  übertragen  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Für  den  Bau  und  event.  den  Betrieb  einer  Eisenbahn  wird 
ein  Baumeister  und  ein  Bauführer  zu  engagiren  gesucht.  Nä- 
heres im  Inseratentheile. 

2.  Ein  Baumeister  wird  zur  Leitung  von  Chanssecbauten 
im  Baukreise  Memel  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht. 
Meldungen  beim  Kreisbaumeister  Meyer  in  Memel. 

3.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer,  welcher  im  Entwerfen 
und  Veranschlagen  von  Kirchen  geübt  ist,  findet  auf  mehre  Monate 
Beschäftigung  gegen  reglementsmassige  Diäten.  Meldungen  beim 
Bau  - Inspektor  Baumgart  in  Glatz. 

4.  Zwei  Baumeister  werden  zu  Eisenbahnbauten  gesucht. 
Meldungen  in  der  Expedition  sub  R.  E. 

5.  Zur  Leitung  eines  grösseren  Deichbaues  wird  ein  Bau- 
meister oder  Bauführer  gesucht.  Meldungen  beim  Wasserbau- 
Inspektor  Wellmann  in  Stralsund. 

G.  Beim  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn  wird  ein 
Bauführer  gegen  1'3  Thlr.  Diäten  und  bis  16  Thlr  Feldzulage 
gesucht.  Meldungen  im  Banbureau,  Küpnickerstrasse  29. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  M.  in  Frankfurt.  — Ad  1 können  wir  Ihnen  nur 
nennen : Doelil,  das  Konzessionswesen  des  preuss.  Staates  in  seiner 
durch  die  Gesetzgebung  des  Jahres  1SG1  herbeigeführten  Gestaltung, 
oder  die  Gewerbe,  welche  einer  besonderen  polizeilichen  Geneh- 
migung bedürfen.  Berlin,  1862.  Preis  1 Thlr.  5 Sgr.  — Ad  2 ist 
uns  kein  neueres  Werk  bekannt. 

Ein  Abonnent  in  Weimar.  — Als  Leipzig  zunächst  gele- 
gene Granitbrüche  in  Schlesien  sind  uns  gemeldet  worden:  die 
Steinbrüche  der  Gansel'schen  Steinbruch -Verwaltung  in  Striegau 
und  die  der  Steinbruch -Verwaltung  von  C.  Kulmiz  in  Oberstreit  bei 
Striegau  gehörigen  Steinbrüche  in  unmittelbarer  Nähe  von  Stationen 
der  Breslau-Schweidnitz- Freiberger  Eisenbahn.  Entfernter  gelegen 
sind  die  zu  Strehlen,  der  Stadt  Strehlen  gehörigen  Brüche,  deren 
Produkte  bis  zu  der  G Meilen  entfernten  Station  Frankenstein  per 
Wagen  transportirt  werden  müssen.  . 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  J.  in  Paris,  K.  in 
Kassel,  S.  in  Berlin,  z.  N.  in  Frankfurt  a.O. 

Hierzu  eine  Beilage. 


387 


Architekteii-Verein  zn  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  5.  September. 

5 Uhr  präzise.  Versammlung  vor  dem  Palais  des  Prinzen  Albrecht, 

Wilhelmstr.  102.  103.  Besichtigung  desselben. 

6 Uhr  Besichtigung  des  Palais  des  Prinzen  Carl  am  Wil- 

helmsplatz. 

Zum  Schluss  gemeinschaftliches  Zusammensein  im  Königsgarten, 
Leipzigerstrasse  136. 

Ule  Mitglieder  werden  ersucbt  ilire  Iiegi- 
tiinationskarteu  ntitzubriiigen. 

Für  die  Anordnungen 
Merzenich.  Hauer. 

Einladung. 

Bauführer  in  Danzig,  Oliva,  Marienburg,  Pr.  Stargard  und 
Dirschau  erlauben  sich,  geehrte  Herren  Kollegen  von  nah  und  fern 
zur  Anbahnung  näherer  Bekanntschaft  auf 

Sonutag,  den  13.  September  d.  J. 

nach  Marienburg  (Gasthaus  z.  Hochmeister)  freundlich  einzuladen. 

I.  A. 

Stumpf. 

AVIS 

für  die  verehrlichen  neueingetretenen 

Abonnenten 

auf  die 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG. 

Von  dem  ersten  Jahrgang  unsres  Blattes,  dem  Ar- 
chitekten-Wochenblatt  für  1867  ist  noch  eine  An- 
zahl vollständiger  Exemplare  vorräthig  und  zu  dem  Preise 
von  2 Thlr.  15  Sgr.  zu  erhalten.  Auch  sind  zur«Kom- 
pletirung  unvollständiger  Exemplare  noch  einige  Exem- 
plare einzelner  Quartalshefte  jenes  Jahrgangs  zurückge- 
stellt und  werden  gegen  183/4  Sgr.  pro  Heft  abgegeben. 

Die  bereits  vollständig  erschienenen  Quartale  der 
deutschen  Bauzeitung  liefern  wir  stets  zu  dem  Preise 
von  25  Sgr.  pro  Quartal  nach.  Einzelne  Nummern 
beider  Jahrgänge,  so  weit  solche  überzählig  sind,  a 
2y*  Sgr. 

Bestellungen  wolle  man  an  die  nächst  gelegene 
Buchhandlung  oder  direkt  an  die  Unterzeichnete  Expedition 
richten,  welche  bei  frankirter  Einsendung  des  Betrages  — 
die  Bestellung  wird  am  Besten  auf  den  Koupon  einer 
Postanweisung  geschrieben  — das  Gewünschte  sofort 
portofrei  übersendet. 

Berlin,  Oranien-Str.  15. 

Expedition  der  deutschen  Bauzeitung 

Carl  Beelitz. 

Bekanntmachung. 

Für  den  Bau  einer  Eisenbahn  und  vielleicht  auch  für  den  Be- 
trieb derselben  werden  gesucht 

1 Baumeister 
und  1 Bauführer 

jnit  der  formellen  Qualifikation  als  solche  für  den  Staats-Baudienst. 

Diäten  können  je  nach  der  Qualifikation  dem  ersteren 
3— 3>/j,  dem  letzteren  l1/* — 3 Thlr.  gewährt  werden. 

Meldungen  empfängt  die  Expedition  dieses  Blattes  unter  der 
Chiffre  O.  T.  bis  zum  15.  September  er. 

Im  Verlage  des  Unterzeichneten  ist  erschienen  : 


Bekanntmachung. 

Bei  der  Unterzeichneten  Behörde  in  der  Feste  Friedrichsort, 
l»/4  Meilen  von  Kiel,  findet  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr. 
Diäten,  oder  ein  bereits  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  und  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  für  einfache  Hochbauten 
Beschäftigung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  werden  erbeten. 

Friedrichsort,  den  23.  August  1868. 

IHe  Königliche  Festuiigsbau- Direktion. 

Gesucht  wird  unter  vortheilhaften  Bedingungen  ein  Betriebs- 
Dirigent  für  eine  seit  zwei  Jahren  im  Betrieb  befindliche  grosse 
Dampfziegelei  mit  Hecke’schen  Pressen,  gleich  oder  im  Spätherbst 
d.  J.  anzutreten.  — Nur  solche  Personen  werden  Beachtung  finden, 
welche  für  ihre  fachmännische  Tüchtigkeit  bündige  Beweise  bei- 
bringen  können,  diejenigen  aber  bevorzugt  werden,  welche  auf  Kö- 
niglichen oder  auf  solchen  privaten  Ziegeleien,  die  hauptsächlich  für 
fortifikatorische  Zwecke  zur  Zufriedenheit  des  Gouvernements  arbei- 
ten, bereits  eine  gleiche  Stellung  eingenommen  und  in  derselben 
sich  bewährt  haben.  — Offerten  in  der  Exp.  d.  Ztg.  sub  T.  19. 

Ein  Zimmermeister,  welcher  mehre  Jahre  beim  Bau  einer  Eisen- 
bahn sowie  im  technischen  Bureau  beschäftigt  gewesen,  sucht  wie- 
der eine  solche  Stellung.  Gefl.  Offerten  werden  erbeten  in  der 
Expedition  dieses  Blattes  sub  Chiffre  R.  S.  26. 

Ein  junger  Mann,  Maurer  und  Steinmetz,  im  Zeichnen  u.  Ver- 
anschlagen geübt,  sucht  als  Buchhalter  oder  Zeichner,  bei  15  bis 
18  Thlr.  Honorar,  eine  günstige  Stellung.  Gute  Zeugnisse  sind  auf- 
zuweisen. Adr.  unter  H.  W.  in  der  Expedition  dieses  Blattes. 

Ein  junger  Zimmermeister,  bisher  hier  bei  Ausführung  von  Hoch- 
bauten beschäftigt,  sucht  eine  Stelle  als  Geschäftsführer.  Adressen 
bittet  man  unter  der  Chiffre  F.  M.  61.  in  der  Expedition  dieser 
Zeitung  niederzulegen. 

Ein  junger  Maurermeister,  mit  den  hiesigen  Verhältnissen  ver- 
traut, sucht  bei  einem  Bau-  oder  Maurermeister  im  Bureau  oder 
Aussendienst  eine  passende  Stellung.  Adressen  erbeten  unter  G.  1 
in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Für  Techniker  und  Fabrikanten. 

Im  südlichen  Theile  von  Schweden,  drei  Meilen  von  einer 
Seestadt,  ist  eine  Stärkezueker-,  Couleur-  und  Wein- 
fabrik, da  der  zeitige  Besitzer  sich  ins  Privatleben  zurückziehen 
will,  zu  verkaufen.  Die  Fabrik,  mit  Dampfmaschine  und  Vacuum 
nach  den  neuesten  Erfahrungen  brillant  eingerichtet,  liegt  in  einer 
Gegend,  wo  Kartoffeln  überreichlich  gebaut  werden , Brennmate- 
rialien und  Arbeitslöhne  sehr  billig  sind.  Zur  Fabrik  gehören  noch 
36750Q'  Grund  und  Boden.  Der  Preis  der  Fabrik  ist  unter  dem 
Selbstkostenpreise  auf  11,500  Thlr.  Pr.  Cour,  festgesetzt.  Näheres 
bei  Herrn  Heinrich  Hoffmann,  in  Firma  Gaul  & Hoffmann  zu 
Frankfurt  a.  O.  und  bei  Herrn  G.  Boreil  in  Kerkow  bei  Soldin. 

NB.  Diese  Fabrik  ist  die  einzige  ihrer  Art  in  Schweden. 

MOTIV! 

Freitag  den  li,  September  im  Cafe  Gehre,  Oranienstrasse  09. 

Zweckessen 

Anfang  8 Uhr. 

Die  Herren  Kollegen,  auch  Nichtmitglieder,  werden  hierzu 
freundlichst  eingeladen.  Die  Kommission. 

Zu  verkaufen. 

llagen’s  Wasserbau,  gut  gebunden,  Theil  I und  II 
mit  Atlas,  enthaltend:  Bäche,  Flüsse,  Ströme,  für  16  Thlr.  Wo?  zu 
erfragen  in  der  Expedition  dieses  Blattes. 

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gleich  zu  stellen,  arbeitet  sich  dankbarer  und  kann  ohne  Aufziehung 
benutzt  werden,  ist  daher  sehr  beliebt. 

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Berlin,  Invaliden  - Strasse  60. 


von 


HDtlljeiin  Stier- 


Erstes  Heft: 

Entwurf  zur  Wiederherstellung  des  laurentischen 
Preis»  5 Thlr.  20  Sgr. 

Landsitzes 

des 

Plinius. 

7 Kupfertafeln 

in  Imp. -Folio, 

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Zweites  Heft: 

Entwurf  zur  Wiederherstellung  des  tuskischen 
Preis  5 Thlr.  20  Sgr. 

Landsitzes 

des 

Plinius. 

7 Kupfertafeln 

in  Imp. -Folio, 

mit 

Text. 

Drittes  Heft:  Entwurf  zum  Rathhause  in  Hamburg.  (Im  Erscheinen  begriffen.) 

Die  ferneren  Hefte  werden  die  übrigen  grösseren  Entwürfe  Wilhelm  Stier’s  — und  zwar  den  Winterpalast  zu  Peters- 
burg,  die  vier  Entwürfe  zum  Berliner  Dom,  das  Ständehaus  zu  Pesth,  das  Athenäum  zu  München,  die  Votivkirche  zu 
Wien  umfassen.  Die  Publikation  derselben  ist  so  weit  vorbereitet,  dass  ein  schnelles  Erscheinen  mit  Sicherheit  zugesagt  werden  kann. 

Hubert  Stier  in  Berlin. 


388 


Die  Städtische  Bangewerksohule 

ZU 

Eckernförde  (Prov.  Schleswig- Holstein) 

beginnt  am  2.  Nov.  mit  einem  bewährten  Lehrerpersonal  das  Wintersemester.  — 1.  Abtheilung:  für  Zimmerleute,  Maurer,  Steinhauer  etc. 
2.  Abtheilung:  für  Maschinen-  und  Mühlenbauer,  Mechaniker,  Schlosser,  Schmiede  etc.  Näheres  besagen  die  Prospekte,  die  bei  Unter- 
zeichnetem gratis  zu  erhalten  sind.  Der  Direktor  ^Vilda. 


= #mt-dfnirrlir-jöd)ulf  = 

Berlin,  Neuenburger  Strasse  26. 

Der  diesjährige  Winterkursus  zur  Ausbildung  von 

Maurern,  Kininteiieuleit  und  Steinmetzen 

beginnt  am  5.  Oktober.  Anmeldungen  erbittet  rechtzeitig  vorher 
ir.  Arnim.  Baumeister,  Zimmer-  und  Maurermeister. 

Eine  in  unmittelbarer  Nähe  Cassels  gelegene  Maschinen-Repa- 
ratur-Werkstatt  nebst  vollständiger  Einrichtung  und  Inventar,  mit 
Dampfmaschinen  - Betrieb,  soll  mit  dem  dabei  befindlichen  Wohn- 
haus und  circa  l1/,  Acker  grossen  Garten  verkauft,  eventuell  auf 
mehre  Jahre  verpachtet  werden. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  Güteragent 

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Durch  das  Vertrauen  der  ersten  Architekten  beehrt,  sind 
wir  stets  bemüht  gewesen,  deren  Geschmack  gemäss  ein  Lager 
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besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter-Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts-Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  Unterzeich- 
neten gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 

Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

<i.  Haarmniiii. 

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389 


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Zweckmässigkeit  und  die  Leichtigkeit,  es  allenthalben  zur  An- 
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Häusern. 

Verschiedene  Anlagen,  die  ich  hier  ausgeführt  und  die  Refe- 
renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf’s  Le  ich  te  ste 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
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Berlin,  Oranien-Str.  75. 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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und  Buchhandlungen, 
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Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  1 1.  September  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Der  Bau  des  neuen  Zentral  - Güter  - Bahnhofes  zu 

Stettin.  (Fortsetzung.)  — Die  Schwefelbäder  von  Enghien.  — 
Feuilleton:  Die  Versammlungen  deutscher  Architekten  und 

Ingenieure.  (Schluss.)  — Mittheilungen  aus  Vereinen: 
Architekten-  und  Ingenieur -Verein  in  Böhmen.  — Technischer 

Verein  zu  Riga.  — Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Ver- 
mischtes: Normal-Senkgruben -Anlage  in  Berlin.  — Bekannt- 
machung der  technischen  Bau  - Deputation  in  Berlin , die  Bau- 
führer-Prüfungen betreffend.  — Personal  - Nachrichten  , Of- 
fene Stellen,  Briefkasten. 

Der  Bau  des  neuen  Zentral -Büterbahultofes  zu  Stettin. 


(Fortsetzung.*) 


1%  • i‘A  • > 


s/8"  stark  >- 


2.2  . 


Der  zweigeleisige  Oberbau  des  Viadukts  hat,  wie 
aus  dem  nachstehenden  Holzschnitt  zu  ersehen,  für  jedes 
Geleise  zwei  Hauptträger  von  4'  Höhe,  die  durch  Kreuze 
von  Winkeleisen  verbunden  sind.  Die  Träger  eines  Ge- 
leises liegen  G'  von  einander  entfernt,  darüber  werden 
Querbalken  von  8:  10"  Stärke  gestreckt.  Ueher  der  Fahr- 
bahn erhebt  sich  ein  eiserner  Tunnelbau,  dessen  Zweck 
es  ist,  die  Gefahren  zu  beseitigen,  welche  aus  dem  Fun- 
kenwerfen  der  Lokomotiven  für  die  neben  dem  Bauwerke 
befindlichen  Holzgebäude  entstehen  würden.  Ein  sehr 
leichtes  Rippenwerk  aus  Winkeleisen  (in  den  obersten 
Theilen  Blech)  steigt  zunächst  auf  10'  Höhe  senkrecht 
empor  u.  schliesst 
sich  oben  zu  einem 
aus  drei  Mittel- 
punkten konstruir- 
ten  Korbbogen,  so 
dass  in  der  Mitte 
eine  lichte  Höhe 
von  20'  9“  über 
Scliienenoberkante 
vorhanden  ist.  Die 
Entfernung  der 
Rippen  von  einan- 
der beträgt  12'.  Sie 
sind  durch  zehn 
horizontale  (zum 
Tlieil  ebenfalls  ge- 
gliederte) Längs- 
bänder und  Diago- 
nalschienen  gegen- 
seitig versteift.  Um 
im  Falle  der  Bela- 
gerung den  Tun- 
nelbau schnell  zu 
beseitigen , musste 
derselbe  gegen  die 
Fahrbahn  mit 
Schrauben bolzen 
befestigt  werden. 

Im  Aeusseren  ist 
derselbe  ebenso  wie 
die  P ahrbahn  mit  gewelltem  Eisenblech  eingedeckt.  Die 
Stärke  der  hierzu  verwandten  Bleche  beträgt  beim  Tunnel 
•y8"',_bei  der  Fahrbahn  i/2'",  die  Länge  der  Welle  4".  Die 
Verbindung  mit  den  Eisenrippen  sowie  mit  den  Schwellen  ist 
durch  Schrauben  hergestellt;  die  vertikalen  Stösse  der 
Bleche  sind  sämmtlich  ebenfalls  verschraubt,  die  horizon- 

*)  Die  in  voriger  Nummer  gemachte  Angabe  in  Betreff  der 
Gewölbstärke  bei  der  Futtermauer  am  Parnitzufer  ist  dahin  zu  be- 
richtigen, dass  dieselbe  nicht  1 •/,  Stein,  sondern  2 Stein  beträgt. 


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talen  vernietet.  Die  Beleuchtung  geschieht  durch  Fenster 
von  5'  Höhe  und  6'  Breite,  welche  in  Abständen  von 
24'  angebracht  und  mit  mattem,  gereiftem  Glase  ver- 
sehen sind. 

Für  die  drei  Wege -Unterführungen,  deren  Durch- 
fahrtshöhe 11',  llVa'  und  12'  beträgt,  konnte  nur  eine 
Konstruktionshöhe  von  18"  erhalten  werden.  Es  liegt 
daher  jede  Schiene  zwischen  zwei  von  einander  15"  ent- 
fernten, 18"  hohen  Blechträgern,  die  durch  kleine  Zwischen- 
träger in  Abständen  von  21/2'  verbunden  sind. 

Die  Länge  der  Balken  beträgt  durchschnittlich  29'. 
Eine  Ueberdachung  ist  an  diesen  Stellen  nicht  für  notli- 

wendig  befunden, 
auch  dieBedeckung 
der  Fahrbahn  nur 
mit  zweizölligen 
Bohlen  bewirkt. 

Der  Viadukt  ist 
von  dem  hiesigen 
Schlosser  meister 
Herrn  Kolesch 
hergestellt  worden, 
dem  für  die  Aus- 
führung grosse  An- 
erkennung gezollt 
werden  muss.  Bei 
der  grossen  An- 
zahl der  Joche  wa- 
ren die  die  Aufstel- 
lung besorgenden 
Arbeiter  bald  so 
eingeübt,  dass  mit 
Hülfe  sehr  ein- 
facher Vorrichtun- 
gen dieselbe  über- 
raschend schnell 
vor  sich  ging.  Die 
Aufstellung  eines 
Pfeilers  von  Guss- 
eisen dauerte  incl. 
V erbohren  undV  er- 
schrauben,  durch- 
schnittlich 14  Stunden. 

Vom  Güterhahnhofe  her,  wo  eine  Werkstatt  mit  einer 
Lokomobile  als  Betriebskraft  eigens  für  den  Viadukt  ein- 
gerichtet war,  geschah  das  Ueberschieben  der  Fahrbahn- 
träger mit  Hülfe  eines  besonders  dafür  gebauten  Krahn- 
wagens  auf  dem  bis  über  das  letzte  fertige  Joch  hinaus 
verlängerten  provisorischen  Geleise.  In  s/4  Tagen  wurden 
die  4 Träger  eines  Joches  übergeschoben  und  in  derselben 
Zeit  wurden  sie  verbunden,  so  dass  auf  diese  Weise  in 


392 


drei  Tagen  zwei  Joche  bis  auf  das  Vernieten  fertig  waren. 
Das  Aufstellen  der  Tunnelrippen  und  deren  Verbindungen 
erforderte  einen  Tag  für  jedes  Joch.  Die  meiste  Mühe 
verursachte  das  Aufbringen  des  Wellbleches  auf  dem  Tun- 
nelbau. Den  für  den  gebogenen  Theil  desselben  bestimmten 
Tafeln  war  natürlich  im  Walzwerke  bereits  die  erforder- 
liche Krümmung  gegeben  worden,  indem  man  sie  zwischen 
drei  Rollen  hindurchlaufen  liess.  Es  waren  hierbei,  wie 
leicht  erklärbar,  die  beiden  Enden  des  Bleches  auf  etwa 
4"  Länge  gerade  geblieben  und  musste  auf  der  Baustelle 
dieser  Fehler  durch  Schraubenpressen  verbessert  werden. 
Eine  andere  Unbequemlichkeit  stellte  sich  in  dem  in  der 
Kurve  liegenden  Theile  des  Tunnels  heraus.  Wenngleich 
dieser  als  Polygon  und  nicht  als  Kreisbogen  erbaut  wurde, 
also  die  mittlere  Partie  jedes  Joches  eine  gerade  Strecke 
bildete,  so  musste  doch  die  grössere  Länge  der  konkaven 
Seite  gegen  die  konvexe  dadurch  ausgeglichen  werden, 
dass  die  Welle  hier  gestreckt,  dort  zusammengezogen 


wurde.  Auch  musste  der  Uebergang  von  einer  Seite  zur 
andern  durch  den  Scheitel  allmählich  erfolgen  und  wurde 
hierdurch  das  Fortschreiten  des  Baues  nicht  unwesentlich 
verzögert.  Bis  auf  einige  Kleinigkeiten  ist  der  Viadukt 
nunmehr  vollendet.  Die  hauptsächlichsten  Gewichtsan- 
gaben für  dies  Bauwerk  sind  folgende: 

Gewicht  eines  normalen  gusseisernen  Pfeilers  190,3Ztr., 
eines  normalen  Joches  der  Fahrbahn  von  39'  Stütz- 
weite 191,2  Ztr.,  des  Rippen  Werkes  von  einem  normalen 
Joche  75  Ztr.,  der  dazu  gehörigen  Wellenblech -Ueber- 
dachung  63,8  Ztr.  Im  Ganzen  sind  verwendet  worden: 
5770  Ztr.  Gusseisen, 

7488  „ Schmiedeeisen, 

1602  „ Wellblech, 

2940  Q Glas. 

Die  Kosten  des  Bauwerkes  betragen  ca.  150000  Thlr., 
wovon  100000  Thlr.  auf  die  Eisenarbeiten  kommen. 

(Schluss  folgt.) 


Die  Schwefelbäder  von  Enghien. 


Die  Schwefelbäder  in  Enghien  werden  ihrer  kräfti- 
gen Quellen  und  ihrer  vorzüglichen  Einrichtung  wegen 
seit  einigen  Jahren  ziemlich  viel  benutzt;  namentlich  von 
derjenigen  Klasse  der  hülfsbedürftigen  Bevölkerung  von 
Paris,  welcher  Geschäfte  halber  eine  längere  Abwesenheit 
untersagt  ist.  Andererseits  ist  es  aber  auch  die  Nähe 
von  Paris,  welche  diese  in  einer  hübschen  Gegend  an 
einem  kleinen  See  gelegenen  Bäder  einzig  verhindert  in 
Mode  zu  kommen.  Wer  einen  Bade- Aufenthalt  nehmen 
will,  wünscht  natürlich  ganz  besonders,  sich  von  der  Auf- 
regung der  Hauptstadt  zu  isoliren , und  dies  ist  bei  dem 
allstündlichen  Verkehr  zwischen  Enghien  und  Paris  un- 
möglich. 

Das  vor  einigen  Jahren  gebaute  grosse  „ Etablisse- 
ment thermal  “ besteht  aus  einer  grossen  mit  Glas  be- 
deckten zentralen  Halle,  an  deren  Langseiten  die  Bade- 
Kabinete  auf  offene  Kommunikations- Galerien  ausmünden, 
und  zwar,  auf  einer  Seite  das  „Quartier  des  Hommes“  auf 
der  anderen  das  „Quartier  des  Dames“ ; endlich  auf  der 
Eintrittsseite  die  Administration  nebst  der  Kontrolle  und 
dem  „Inhalations- Saale“ ; auf  der  hinteren  Seite  die  Spe- 
zial- und  Partial- Douchen.  Bezüglich  der  Badekabinete 
ist  noch  zu  bemerken,  dass  sich  im  Erdgeschosse  sämmt- 
liche  Bäder  mit  Douche,  im  ersten  Stocke  lauter  einfache 
Bäder  ohne  Douche  befinden. 

Die  Reservoirs,  Maschinen  und  Dampfkessel  liegen 
seitwärts,  sind  aber  wegen  Benutzung  bestehender  Ge- 
bäulichkeiten nicht  genug  vom  Haupt- Etablissement  ge- 
trennt, was  gewisse  Uebelstände  zur  Folge  hat;  so  nament- 
lich das  unangenehme  Geräusch  und  die  Erschütterung, 
welche  durch  den  Gang  der  Dampfmaschine  verursacht 


FEUILLETON. 

Die  Versammlungen  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure. 

(Schluss.) 

Die  Versammlung  des  Jahres  1855  fiel  wegen  der 
ersten  Pariser  Industrie- Ausstellung  aus  und  wurde  es 
seither  üblich,  dieselben  in  der  Regel  in  zweijährigen 
Pausen  auf  einander  folgen  zu  lassen. 

Die  zehnte  Versammlung  wurde  im  Jahre  185(5 
zu  Magdeburg  abgehalten  und  fand  250  Theilnehmer. 
Vorträge  der  Ilm.  Rosenthal  (über  den  Dom),  Geute- 
brück  aus  Leipzig  (über  den  Wohnhausbau  früherer 
Jahrhunderte),  Lange  aus  München  (über  den  Erkerbau), 
Voigt  aus  Braunschweig  (über  die  Dome  zu  Amiens, 
Beauvais  und  Cöln),  Grubitz  aus  Magdeburg  (über  die 
Elbbrücke  und  Wasserleitung  daselbst)  u.  a.,  eine  reiche 
Ausstellung,  in  welcher  die  am  Schinkelfeste  des  Ber- 
liner Architektenvereins  durch  einen  Staatsjpreis  zuerst 
gekrönten  Kirchen-Entwürfe  von  Orth  und  Nohl,  Ent- 
würfe von  Stüler,  Strack,  Hitzig  in  Berlin,  Nicolai 


werden,  auch  Infiltrationen,  von  den  Reservoirs  herrührend, 
die  häufig  unvermeidlich  sind. 

Ein  Hauptaugenmerk  bei  der  Anlage  von  Schwefel- 
bädern ist  bekanntlich  darauf  zu  richten,  nur  Konstruktio- 
nen und  Einrichtungen  zu  wählen,  welche  dem  Einfluss 
der  Schwefelwasserstoffgase  nicht  in  schädlicher  Weise 
unterworfen  wird.  So  musste  das  zuerst  eingeführte 
System  elektrischer  Klingeln  in  kurzer  Zeit  ganz  aufge- 
geben werden,  weil  die  unvermeidliche  chemische  Verän- 
derung der  Kontakt -Stellen  immerwährende  Reparaturen 
nöthig  machte  und  deshalb  eine  höchst  fühlbare  Störung 
im  Betriebe  hervorrief.  Eben  so  wenig  Vertrauen  erregte 
das  Luftdruck -System,  und  ist  man  schliesslich  wieder  zur 
alten  ehrlichen  Draht-Klingel  zurückgekehrt.  Wir  bemerken 
bei  dieser  Gelegenheit,  dass  die  beiden  Systeme  des  elek- 
trischen und  des  Luftdruck -Telegraphen  in  Paris  zwar 
sehr  im  Gebrauche  sind,  dass  man  aber  von  ihren  Leis- 
tungen, bezüglich  der  Dauer  und  eines  ununterbrochenen, 
sichern  Dienstes  noch  nicht  sehr  befriedigt  ist. 

Als  eine  Hauptbedingung  der  Badeeinrichtung  hat 
sich  des  Ferneren  herausgestellt,  dass  die  ganze  so  wich- 
tige und  theure  Röhren  - Anlage  derart  disponirt  sein 
muss,  dass  sie  überall  aufs  Leichteste  zugänglich  ist; 
denn  um  sie  in  gutem  Stande  zu  erhalten,  bedarf  die- 
selbe einer  fortdauernden  und  immerwährenden  Aufsicht 
und  Unterhaltung.  Es  sind  deshalb  die  Hauptleitungen 
in  sehr  grosse  geräumige  Kanäle  gelegt,  welche  zugleich 
zum  Abführen  des  Badewassers  dienen;  sie  sind  gut  ven- 
tilirt  und  möglichst  sauber  und  trocken  gehalten.  Mit 
grosser  Sorgfalt  ist  Vorsorge  getroffen,  dass  die  Möglich- 
keit des  Tropfens  von  den  Kaltwassersträngen  auf  die 

in  Dresden,  die  Entwürfe  zu  der  oben  genannten  Brücke 
und  der  Wasserleitung  in  Magdeburg  u.  a.  zu  erwähnen 
sind,  treffliche  Arrangements  des  Lokal -Komites  und  ein 
Ausflug  nach  den  durch  ihre  Backsteinbauten  berühmten 
Städten  der  Altmark,  Stendal,  Jericho w,  Tangermünde, 
reihen  diese  Versammlung  würdig  an  die  früheren. 

Von  der  eilften  Versammlung  im  Herbst  1858 
zu  Stuttgart  können  wir  wiederum  die  Heimath  der 
266  Theilnehmer  angeben.  Auf  Württemberg  kommen 
davon  163,  auf  Preussen  24,  auf  die  Schweiz  16,  auf 
Baden  und  ebenso  auf  Sachsen  und  Thüringen  14,  auf 
die  Hansestädte  8.  Zum  ersten  Male  endlich  hatten 
7 Architekten  der  Münchener  Schule  der  Versammlung  ihren 
Besuch  geschenkt,  während  Hessen  nur  schwach,  Hanno- 
ver gar  nicht  vertreten  war.  Aus  den  Verhandlungen 
sind  die  Vorträge  Hassler’s  (über  württembergische  Kir- 
chen, insbesondere  über  den  Dom  zu  Ulm),  Hübsch’s 
(über  altchristliche  Architektur),  Wolff  s aus  Kassel  und 
Voigfs  aus  Braunschweig  (über  ästhetische  Fragen),  end- 
lich Nördlinger's  hervorzuheben,  der  für  Einführung 
des  metrischen  Maass-Systems  in  Deutschland  agitirte.  Zu 
der  Ausstellung  hatten  ausser  den  Architekten  des  Landes 
Stüler  seinen  vierten  Dom-Entwurf  für  Berlin,  Hübsch 
seinen  Entwurf  für  die  Fayade  des  Kaiserdoms  in  Speier 


393 


Warm  wasserstränge  und  umgekehrt  vermieden  wird.  Ueber- 
haupt  kann  dem  ganzen  Röhren -Systeme,  als  dem  teu- 
ersten und  undankbarsten  Theile  der  Anlage,  nicht  genug 
Sorgfalt  bewiesen  werden,  und  rentiren  sich  die  kost- 
barsten Vorsichts- Anlagen  in  sehr  kurzer  Zeit  durch  die 
grössere  Dauer  der  Röhren  und  einen  ungestörten  Be- 
trieb. Zur  Erreichung  der  für  die  Ausdehnung  notwen- 
digen Elastizität  der  Röhrenstränge  hat  sich  die  Anwen- 
dung langer  Muffen  mit  Werg-Füllung  bewährt;  gebogene 
Einsatzstücke,  welche  durch  ihre  elastische  Form  der  Aus- 
dehnung der  Röhren  freies  Spiel  lassen  sollten,  waren 
in  kurzer  Zeit  ruinirt.  Die  ganze  Röhren- Anlage  wird 
alljährlich  neu  mit  Oelfarbe  bestrichen. 

An  allen  Stellen,  wo  die  Anwendung  von  Blei-Röhren 
wünschbar  gewesen,  bediente  man  sich  der  neuen,  inwen- 
dig mit  Zinn  belegten  Blei -Röhren,  da  dieselben  chemi- 
schen Einwirkungen  sehr  wenig  ausgesetzt  sind.  Ja  wenn 
es  möglich  wäre,  würde  man  vorziehen  die  ganze  Röhren- 
Anlage  aus  emaillirtem  Gusse  zu  erstellen,  denn  es  haben 
sich  die  Badewannen  aus  emaillirtem  Gusse  als  das  vor- 
züglichste erwiesen.  Die  Zinkwannen  sind  auch  in  ziem- 
licher Anzahl  vertreten,  haben  aber  den  Nachtheil  sich 
nicht  so  gut  reinigen  zu  lassen  und  weniger  sauber  und 
elegant  auszusehen  als  erstere. 

Die  Reservoirs  sind  sämmtlich  in  einem  Thurme  an- 
gebracht, in  welchem  das  Wasser  zuerst  auf  27  m-  Höhe 
in  4 Kufen  gefördert  wird,  um  von  dort  in  die  verschie- 
denen Geschosse  zurückzufallen,  wo  es  in  betreffenden 
Kufen  auf  einem  konstanten  Niveau  erhalten  wird  und 
somit  unter  konstantem  Druck  zur  Verwendung  in  den 
Douche -Apparaten  gelangt.  Die  Druckhöhe  beträgt:  für 
die  grosse  Douche  27  m-,  für  die  grosse  Douche  für  Haut- 
krankheiten („ affections  cutanees “)  16,50m-,  für  die  „ Douche 
laringienne “ 8m-,  für  die  „Douche  ascendante “ 2ra-  Der 
Wasserdruck  für  die  Inhalations-Apparate  beträgt  20  At- 
mosphären. Sämmtliche  Kufen  sind  aus  Eichenholz  mit 
einem  ca.  3mm-  starken  Bleibelage;  jede  von  8 Kub.in- Fas- 
sungsraum. Es  ist  wichtig,  dieselben  vollständig  wasser- 
dicht zu  halten,  denn  nichts  ist  der  Balkenlage,  welche 
die  schweren  Reservoirs  trägt,  sei  sie  Holz  oder  Eisen, 
schädlicher,  als  die  Schwefelwasserfeuchtigkeit.  Mögen  die 
Balken  auch  noch  so  sorgfältig  durch  Anstrich  geschützt 
sein,  die  mit.  Schwefelwasserstoff  und  Wasserdämpfen  ge- 
schwängerte Luft  dringt  eben  doch  ein,  namentlich  bei 
den  Verbindungen,  Bolzen  u.  s.  w.,  und  wirkt  alsdann 
nur  um  so  gefährlicher,  weil  es  im  Geheimen  geschieht. 
Es  wäre  daher  wiinschenswerth , den  ganzen  Raum,  in 
welchem  sich  die  Reservoirs  befinden , gut  zu  lüften  und 
die  Kufen  auf  Gewölbe  zu  stellen.  Die  Lüftung  ist  der 
Temperatur  der  Heisswasser- Reservoirs  bei  weitem  nicht 
so  nachtheilig,  als  man  glauben  sollte.  Obige  8 Kub.™- 
haltende  eichene  Kufen,  gut  verschlossen  aber  in  stark 


ventilirtem  Raume,  verlieren  auf  80°  erhitzt  über  Nacht 
blos  1 4 °. 

Die  ganze  Röhren  - Anlage,  die  Dampf- Maschine, 
Dampf- Kessel,  Pumpen,  Reservoirs,  Badewannen  und 
sämmtlichen  Douche-  und  Bade- Apparate  wurden  von 
den  Herren  Bouillon -Müller  in  Paris  ausgeführt  und 
sollen  mit  allen  möglichen  höchst  kostbaren  Versuchen 
und  Verbesserungen  gegen  400000  Frs.  (?)  gekostet  haben. 
Die  direkte  Einrichtung  des  ganzen  Etablissements,  so 
wie  es  heute  besteht,  d.  h.  ohne  das  tlieure  Lehrgeld, 
welches  die  Gesellschaft  zu  bezahlen  hatte,  sollte  für  die 
Summe  von  130000  Frs.  herzustellen  sein.  Es  ist  für 
die  Architekten  jedenfalls  hieraus  die  wichtige  Lehre  zu 
entnehmen , dass  dem  Unvorhergesehenen  bei  solchen 
neuen  Einrichtungen  ein  sehr  grosser  Spielraum  zu  lassen 
ist.  Unvorhergesehen  waren  nun  allerdings  theilweise  die 
Wirkungen  des  Schwefelwasserstoffes,  andererseits  aber 
weit  mehr  noch  die  Wirkungen  der  Meinungsverschieden- 
heit unter  den  dirigirenden  Aerzten  und  ihres  nie  ruhen- 
den Erfindungsgeistes,  gegen  welchen  schliesslich  das  öko- 
nomische Interesse  der  Gesellschaft  sein  Veto  einlegte. 
Wir  können  unsere  Fachgenossen,  welche  jemals  in  den 
Fall  kommen,  sich  mit  der  Einrichtung  ähnlicher  Etablisse- 
ments zu  beschäftigen,  nicht  genug  auf  diesen  Punkt  auf- 
merksam machen,  denn  die  Verbesserungen  der  Herren 
Mediziner  scheinen  in  diesem  Falle  die  Dividenden  der 
Gesellschaft  viel  mehr  als  alle  Schwefelwasserstoffe  der 
Welt  angegriffen  zu  haben. 

Jedes  Badezimmer  besteht  aus  einem  3,50 m-  : 2,50 m- 
grossen  und  3m-  hohen  gewölbten  Gelasse  nebst  an- 
gefügtem Toilettenzimmer  von  2,50 m-  : 1,50 m-,  welches 
zugleich  als  Entree  dient.  Boden,  Wände  und  Decke  sind 
mit  Portland-Zement  geputzt,  der  einzigen  Bekleidung,  welche 
dem  kombinirten  Einflüsse  der  Schwefelgase,  der  Feuchtig- 
keit und  der  mechanischen  Wirkung  der  oft  auf  die  Wände 
fallenden  Douche -Strahlen  widersteht.  Ein  Oelanstrich, 
ein  Jahr  nach  dem  Putze  aufgetragen,  hält  sich  ziemlich 
gut  und  giebt  dem  Badezimmer  ein  besseres  Aussehen. 

In  jedem  Badezimmer  bemerkt  man  drei  unverdeckte 
Steigröhren  von  je  ca.  3em-  Durchmesser  für  lieisses  und 
kaltes  Seinewasser  und  für  Schwelfel wasser,  bestimmt  zur 
Füllung  der  Bäder  nach  vorgeschriebener  Temperatur  und 
Mischung.  Warum  man  der  Erwärmung  des  Schwefel- 
wassers durch  Mischung  mit  erwärmtem  Seinewasser  den 
Vorzug  gab  vor  dem  vorzüglichen  System  der  Erwärmung 
des  Schwefelwassers  durch  direkte  Dampfkondensation  in 
der  Badewanne,  haben  wir  weder  erfahren  noch  ein- 
sehen  können.  Des  Weiteren  findet  sich  bei  jeder  Bade- 
wanne ein  Fallrohr  für  starke  Douchen,  ein  anderes  für 
die  Partial -Douchen.  Obige  drei  Steigrohren  vereinigen 
sich  in  den  Zimmern  des  ersten  Stockes  (ohne  Douche)  in 
ein  einziges  Rohr,  welches  in  die  Badewanne  einmündet; 


beigetragen.  Ausflüge  wurden  den  fürstlichen  Schlössern 
der  Umgegend  sowie  der  berühmten  Abtei  Maulbronn  ge- 
widmet. 

Die  zwölfte  Versammlung  zu  F ran  kfurt  a.  M.  im 
Jahre  1860  erreichte  eine  Betheiligung  von  316,  darunter  Hes- 
sen, Frankfurt  und  Nassau  mit  98,  etwa  ebensoviel  Preussen, 
aber  auch  24  Wiirttemberger,  20  Baiern,  16  Hanseaten,  11 
Sachsen  und  Thüringer,  9 Hannoveraner,  5 Schweizer,  2 El- 
sässer, 1 Oestreicher  — also  eine  erfolgreichere  Stammes- 
mischung als  sie  jemals  vorher  erzielt  worden.  Unter  der 
Ausstellung  ragte  des  im  Jahre  1856  geschiedenen  Wil- 
helm Stier  letzter  Entwurf  zur  Votivkirche  in  Wien 
hervor,  wie  auch  die  von  seinem  Sohne  vorgetragene  Er- 
läuterung zu  demselben  einen  wesentlichen  Theil  der  für 
Vorträge  bestimmten  Zeit  hinwegnahm.  Unter  letzteren 
sind  zu  nennen  die  Vorträge  von  Simons  (über  Kuppel- 
bau), von  Karmarscb  und  Lasius  (über  Einführung  des 
Metermaasses  in  Deutschland),  von  Fr.  II offmann  (über 
ringförmige  Ziegelöfen);  — unter  den  ausgestellten  Ent- 
würfen: die  gekrönten  Konkurrenz -Projekte  zum  Rathhause 
in  Berlin,  Knoblauch’s  Entwurf  für  die  Synagoge  da- 
selbst und  zahlreiche  Arbeiten  von  Frankfurter  Architekten, 
namentlich  von  Adolph  Pichler.  Ausflüge  führten  die 
Festgenossen  nach  Wiesbaden  und  Aschaffenburg. 


Mit  der  dreizehnten  Versammlung,  die  im 
September  1862  zu  Hannover  abgehalten  wurde,  beginnt 
eine  neue  Phase  für  die  Zusammenkünfte  deutscher  Ar- 
chitekten und  Ingenieure.  Dieselbe  wurde  zunächst  schon 
bezeichnet  durch  den  verstärkten  Besuch , der  die  Ziffer 
651,  somit  das  Doppelte  früherer  Versammlungen  erreichte. 
Hierzu  trugen  freilich  die  rührigen  Techniker  des  Landes 
Hannover,  die  sich  in  der  Zahl  von  329  betheiligten,  das 
Meiste  bei;  aus  Preussen  waren  108,  aus  den  Hansestädten 
49,  aus  Braunschweig  48,  aus  Sachsen  und  Thüringen  36, 
aus  den  beiden  Hessen  27,  Frankfurt  und  Nassau  11, 
Württemberg  8,  Baden  7,  Schleswig -Holstein  6,  aus  Ol- 
denburg und  Mecklenburg  je  5,  aus  Baiern  4,  aus  Oester- 
reich 3,  aus  der  Schweiz  1 Theilnehmer  erschienen;  Gäste 
ausserdem  aus  Frankreich,  Belgien  und  Schweden.  We- 
sentlicher aber  noch  sind  die  neuen  Formen  für  die  ge- 
meinschaftliche Thätigkeit  der  versammelten  Fachgenossen, 
die  in  Hannover  zum  ersten  Male  ins  Leben  traten  und 
seitdem  gültig  geworden  sind. 

Den  ausserordentlichen  Anstrengungen , der  Sorgfalt 
und  Umsicht  der  Mitglieder  des  dortigen  Lokal-Komite’s 
gelang  es,  nicht  nur  für  die  Vorbereitung  und  Leitung  derar- 
tiger Zusammenkünfte  ein  Vorbild  zu  schaffen,  das  für 
alle  Folge  wohl  höchstens  erreicht,  schwerlich  aber  über- 


394 


die  Mischung  nach  verschiedener  Temperatur  oder  Schwefcl- 
wassergehalt  geschieht  einfach  durch  ein  Mehr-  oder  Min- 
der- Oeffnen  der  betreffenden  Hähne.  In  jedem  Zimmer 
befindet  sich  eine  Sanduhr,  aus  einer  in  Grade  getheilten 
Glasröhre  gebildet,  welche  Zeiträume  von  2 Minuten  bis 
1 Stunde  anzeigt. 

Sehr  interessant  sind  die  sogenannten  partiellen 
Douchen. 

1.  Dio  Douche  für  Augen,  Ohren  und  Nase.  Auf 
einem  Konsoltische  befindet  sich  ein  Becken  mit  Douche- 
schlauch  von  Guttapercha,  auf  welchen  Mundstücke  von  4 
verschiedenen  Stärke-Nummern,  von  1/3ram-  bis  1 1/amm>  Durch- 
messer, ebenfalls  von  Guttapercha,  einfach  aufgesteckt  wer- 
den können.  Jede  Person,  welche  von  dieser  Douche  Ge- 
brauch machen  will,  kauft  sich  die  ihm  vorgeschriebene 
Nummer  zu  exclusivem  Gebrauche. 

2.  Die  Douche  für  Arme  und  Hände.  Ein  läng- 
licher Kasten,  an  der  Wand  angebracht,  mit  zwei  ein- 
fachen Hähnen,  wodurch  die  ziemlich  starken  Strahlen 
direkt  auf  die  Arme  und  Hände  wirken. 

3.  Die  Douche  für  die  Beine.  Ein  länglicher  hoher 
Kasten  mit  fächerförmigem  Strahl  zum  Douchiren  der 
Waden  oder  der  Knien. 

Diese  drei  Douchen  sind  in  einem  grossen  Kabinet 
mit  Eichenparquet  und  Oberlicht  angebracht.  In  zwei 
besonderen  Kabineten  befinden  sich  Dampfbäder  nach  ge- 
wöhnlichem System  und  zwar  eins  mit  Douche  von  oben, 
das  andere  mit  Douche  von  unten. 

4.  Sitzbäder.  Gewöhnliche  Sitzwanne  von  Zink 
mit  einem  schmalen  Metallring  zum  Stützpunkte  des 
Sitzes;  ringsum  eine  feinstrahlige  konzentrische  Douche; 
auf  der  vorderen  Seite  Doucheschlauch  für  die  Geschlechts- 
theile,  auf  der  entgegengesetzten  „Jet  ascendant“  ad  libitum. 

5.  Die  Kraftdouchen.  In  einem  5m- : 7m-  grossen 
Raume  befinden  sich  die  grossen  Douchen  mit  hohem 
Drucke.  Die  Hauptdouche  von  oben  mit  27ra-  Druck- 
höhe, in  der  Mitte  über  einem  3,50m- : 3m-  grossen  Bas- 
sin. Eine  mittlere  Douche  von  20m-  Druckhöhe  in  einem 
Bassin  von  l,50m-  : l,50m-  Grösse.  Zu  gleicher  Zeit  Seiten- 
Douchen  mit  denselben  Druck-Verhältnissen.  Ihr  Strahl 
ist  so  stark,  dass  überall  starke  Eisenstäbe  angebracht  sind, 
an  welchen  sich  der  Patient  festhalten  kann.  Die  Mund- 
stücke geben  nach  Bedürfniss  einen  runden  oder  breiten 
Strahl. 

6.  Endlich  ist  noch  die  Zirkular -Douche  zu  er- 
wähnen, ein  zylindrischer  Röhrenapparat,  welcher  den  Pa- 
tienten in  seiner  ganzen  Höhe  mit  feinen  konzentrischen 
Strahlen  begiesst;  nach  Versicherung  der  Badediener  die 
angenehmste  Douche. 

7.  Die  kleinen Schlund-Douchen  („douches  larviyiennes“), 
eine  Reihe  von  Becken  mit  Doucheschlauch  und  feinem 
Guttapercha-Mundstück,  die  Becken  mit  einer  Zinkbrüstung 

troffen  werden  kann:  sie  wagten  und  gewannen  auch  den  Ver- 
such, den  Charakter  der  dort  zu  pflegenden  Verhandlungen 
von  Grund  aus  umzugestalten.  So  glaubten  sie  es  nicht 
dem  Zufall  allein  überlassen  zu  dürfen,  ob  geeignete  Vor- 
träge angemeldet  würden , sondern  regten  interessante 
technische  Fragen  zur  Diskussion  an;  sie  schlugen  in 
weiterer  Konsequenz  dieses  Schrittes  vor,  dass  nur  die 
allgemeinen  geschäftlichen  Fragen  und  Vorträge  in  Ple- 
nar- Sitzungen,  eigentlich  fachwissenschaftliche  Fragen 
aber  in  Abtheilungssitzungen  verhandelt  werden  soll- 
ten. Beide  Vorschläge  wurden  angenommen  und  demzu- 
folge 3 Sektionen:  für  Architekten,  für  Bau -Ingenieure 
und  für  Maschinen-Ingenieure  gebildet,  eine  Einrichtung, 
welche  so  guten  Erfolg  hatte  und  so  viel  Beifall  fand, 
dass  ihre  Beibehaltung  für  die  Folge  beschlossen  wurde. 
Herr  Friedrich  Stammann  aus  Hamburg,  der  da- 
gegen auftrat,  fand  gegenwärtig  ebenso  energischen  Wider- 
spruch, als  ihn  17  Jahre  vorher  zu  Halberstadt  Andreas 
Romberg  mit  den  Vorschlägen  gefunden  hatte,  die  jetzt 
von  dem  hannoverschen  Lokal-Komite  aufgenommen  und 
ins  Werk  gesetzt  worden  waren.  — Ueber  die  höchst 
interessanten  Verhandlungen,  die  in  den  Sektionen  gepflo- 
gen wurden  und  die  im  Gegensätze  zu  den  früheren  Ver- 
sammlungen fast  ausschliesslich  praktisch -technische  Fra- 


versehen,  um  die  douchirende  Person  vor  dem  Strahl  zu 
schützen. 

Ein  besonderes  Interesse  gewährt  endlich  der  In- 
halations-Saal, bestimmt,  das  in  Dunst  verwandelte  Schwefel- 
wasser durch  Inhalation  bis  in  die  Lungen  eindringen  zu 
lassen.  Der  Saal  ist  in  der  Mitte  durch  einen  Tisch  in 
zwei  Hälften  getheilt;  vier  kandelaberartige  Apparate  auf 
diesem  Tische  haben  die  Bestimmung,  den  Saal  mit 
Schwefelwasserdunst  zu  füllen-,  ringsum  den  Tisch  befin- 
den sich  die  Spezial- Apparate,  für  jeden  Kranken  ein 
sprachrohrartiges  Mundstück,  vor  welchem  unmittelbar 
sich  der  Wasserdunst  erzeugende  Apparat  befindet.  Die 
mehr  oder  weniger  multiplizirten  Elemente  bestehen  im 
Prinzipe  aus  linsenförmigen  Scheiben,  gegen  deren  konvexe 
Breitseite  ein  feiner  Wasserstrahl  unter  einem  Drucke  von 
20  Atmosphären  ausströmt.  Das  Wasser  wird  unmittel- 
bar in  Dunst  verwandelt  und  erfüllt  auf’s  Feinste  zertheilt 
den  ganzen  Saal,  so  dass  man  beim  Eintritt  in  einem 
Dampfbad  von  unmöglich  geringer  Temperatur  sich  zu 
befinden  glaubt.  Eine  Spezialdampfpumpe  erzeugt  den 
nöthigen  Druck  von  20  Atmosphären  für  diese  Apparate. 
Die  Kranken  stellen  sich  in  diesem  Saale  nackt  in  einen 
Kautschuckmantel  gehüllt  auf,  da  der  feine  Wasserstaub 
alle  Kleider  durchdringen  würde. 

Wir  erwähnen  schliesslich  der  freundlichen  Zuvor- 
kommenheit des  dirigirenden  Arztes,  Dr.  de  Puisaye, 
welcher  es  sich  zu  einem  Vergnügen  machte,  uns  den 
Besuch  des  Etablissements  in  allen  seinen  Tbeileu  zu  er- 
leichtern und  die  gewünschten  Aufklärungen  zu  er- 
theilen. 

Paris,  im  August  1868.  F.  J. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Das  1.  Heft  des  III.  Jahrgangs  der  Mittheilungen  des 
Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  in  Böhmen  giebt  in 
dem  Geschäftsberichte  Nachricht  über  die  Thätigkeit  des 
Vereins  im  vorigen  Jahre  (vergl.  No.  3 d.  Bl.). 

Der  Tarif  zur  Entlohnung  architektonischer  und  tech- 
nischner  Arbeiten,  welcher  dem  Ministerium  des  Innern  zur 
Berücksichtigung  und  Erlassung  eines  Gesetzes  vorgelegt 
worden  war,  ist  von  demselben  abgelehnt  worden. 

Dagegen  ist  ein  vom  Vereine  berathenes  Wassergesetz 
dem  Landtage  zur  Berücksichtigung  empfohlen.  Ausser  den 
bereits  erwähnten,  vom  Vereine  ausgegangenen  Anregungen, 
die  Zusammenstellung  der  Baumaterialien  Böhmens  und  die 
Ueberwachung  der  Dampfkessel  betreffend,  hat  derselbe  auch 
eine  fachgemässe  Beobachtung  der  Grundwasserstände  in  sani- 
tärer und  baulicher  Hinsicht  veranlasst.  Es  wurde  beschlos- 
sen, zunächst  an  20  Brunnen  in  den  verschiedenen  Theilen 
Prag’s  Beobachtungen  und  Messungen  anzustellen , wobei 
letztere  auf  einen  gemeinsamen  Horizont  zu  beziehen  und  in 
gleichmässigen  Zwischenräumen  vorzunehmen  seien.  Die  Bau- 
meister, Brunnengräber  und  Hausbesitzer  sollen  ersucht  wer- 

gen,  hingegen  keinerlei  abstrakte  ästhetische  Probleme 
zum  Gegenstände  hatten,  über  die  sehr  reichhaltige  Aus- 
stellung zu  berichten,  verbietet  uns  der  Raum,  der  diesen 
Mittheilungen  zugemessen  werden  kann.  Zudem  steht 
Beides  bei  vielen  Fachgenossen  wohl  noch  in  frischer  Er- 
innerung und  können  wir  ferner  auf  den  sehr  ausführ- 
lichen und  werthvollen  Bericht  über  die  Hannoversche 
Versammlung  verweisen,  den  das  Lokal-Komite  veröffent- 
licht hat  — hierin  wie  in  der  Vorbereitung  eines  aus- 
führlichen Festalbums  zur  Orientirung  der  Mitglieder  gleich- 
falls tonangebend  für  die  Folgezeit.  Wenn  wir  noch  etwras 
aus  der  dreizehnten  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  hervorzuheben  haben,  so  ist  es  die  erneute 
Agitation  von  Karmarseh  für  Einführung  des  Metermaasses 
und  der  einstimmige  Protest,  der  auf  den  Antrag  F.  Geo. 
Stammann’ s von  Hamburg  gegen  den  beabsichtigten  Ab- 
bruch des  alten  Ralhhauses  von  Hannover  — und  zwar 
erfolgreich  — eingelegt  wurde.  Zum  Ziel  der  gemein- 
schaftlichen Ausflüge  waren  Hildesheim  und  Bremen  er- 
wählt worden. 

Noch  weniger  Spezialitäten  können  wir  über  die 
vierzehnte  Versammlung,  im  Jahre  1864  zu  Wien 
berichten,  doch  dürfte  dies  noch  überflüssiger  sein,  da  das 
trefflich  ausgestattete  und  vorzüglich  redigirte  Festalbum: 


395 


den,  bei  den  Erdarbeiten  die  Schichtungen  des  Bodens  zu  be- 
obachten und  dem  Komite  mitzutheilen,  welches  aus  Geo- 
logen, Physikern,  Chemikern,  Aerzten  und  Technikern  besteht. 

Es  ist  diesem,  im  Interesse  der  Wissenschaft,  der  Tech- 
nik und  der  Gesundheitspflege  in’s  Leben  gerufenen  Unter- 
nehmen der  beste  Erfolg  zu  wünschen;  möge  es  an  anderen 
Orten  Nachfolge  finden.*) 

Das  vorliegende  Heft  bringt  ferner,  wahrscheinlich  im 
Anschlüsse  an  die  beabsichtigte  Zusammenstellung  der  Bau- 
materialien, einen  Vortrag  des  Prof.  G ruber  über  die  natür- 
lichen Baumaterialien  Böhmens,  mit  den  Gesteinen  beginnend; 
alsdann  einen  Vortrag  von  Gustav  Schmidt  über  Kreisel- 
räder und  schliesslich  einen  Rückblick  auf  die  diesjährige 
Ausstellung  des  Vereins,  welche  eine  reiche  Zusammenstellung 
von  Entwürfen  des  Ingenieur-  und  Hochbauwesens  mit  den 
Erzeugnissen  der  heutigen  Technik  darbot. 

Bei  einer  Besprechung  der  aufgestellten  Entwürfe  zu  den 
Parlamentshäusern  in  Wien  wird  die  Ansicht  entwickelt,  dass 
für  alle  Anstalten  gemeinnützignr  Art,  also  auch  für  die  vor- 
liegenden Aufgaben,  ein  möglichst  einfacher  und  geläuterter 
antiker  Styl  der  angemessenste  sei;  dem  Entwürfe  Hansen’s 
wird  hiernach  der  Vorzug  ertheilt  und  schliesslich  an- 
kniipfend  an  die  Projekte  Ybl’s,  Ferstel’s  und  Ullmann’s 
der  Frage  Raum  gegeben,  weshalb  wohl  in  neuerer  Zeit  bei 
Entwürfen  im  Stil  der  Renaissance  weniger  die  Werke  eines 
Bramante,  Baldassare,  Peruzzi  und  Sansovino,  als 
vielmehr  des  B orr omi ni , Claude  Perrault  und  Mansard 
beachtet  würden.  — S. 


Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga.  VII.  Jahr- 
gang, Heft  2,  3,  4.  (Vergl.  No.  12  d.  Bl.) 

Aus  dem  Inhalte  ist  Folgendes  als  für  weitere  Kreise  be- 
merkenswerth  hervorzuheben. 

Riggenbach’ s Verfahren  alte  Eisenbahnschienen 
wieder  brauchbar  zu  machen.  Die  schadhaften  Stellen, 
die  sich  meist  nur  in  1 bis  2 Fuss  Ausdehnung  vom  Schie- 
nenende vorfinden,  werden  bei  je  2 Schienen  in  einander  ent- 
sprechender Weise  ausgeschnitten  unter  Weissglühhitze  ver- 
schweisst  und  mit  Profilhämmern  und  Handwalzen  derart  be- 
arbeitet, dass  sie  die  richtige  Form  wieder  erhalten.  Solche 
Schienen  finden  in  Nebengeleisen  wieder  Verwendung.  Auf 
Stahl-  und  Gusstahlschienen  ist  dies  Verfahren  nicht  an- 
wendbar. 

Verbindung  zweier  Bahnen  mit  verschiedenen 
Spurweiten.  Die  zur  Anwendung  gekommenen  Mittel  sind 
bei  grossem  Unterschiede  in  der  Spurweite  drei  Schienen, 
deren  eine  zu  beiden  Spuren  gehört,  bei  geringem  Unterschiede 
ein  Verschieben  der  Räder  auf  den  Achsen**),  doch  ist  dies 


*)  Wir  finden  in  einem  andern  Theile  des  Heftes  erwähnt,  dass 
der  Architekten -Verein  in  München  ebenfalls  Grundwasser- Be- 
obachtungen veranlasst  und  zugehörige  Karten  und  Berechnungen 
aufgestellt  hat.  In  den  meisten  Strassen  der  Vorstädte  Münchens 
sind  die  Grundwassertiefen  den  Hausnummern  beigesetzt. 

**)  Dieses  Mittel  wird  auch  angewendet,  wenn  bei  den  Reisen 
der  Russischen  Kaiserfamilie  nach  Deutschland  die  Waggons  der- 
selben auf  Preussische  Bahnen  übergehen.  Anm.  d.  Ref. 


nur  bei  Versendung  von  Wagen  und  Maschinen,  nicht  im  regel- 
mässigen Betriebe  durchzuführen. 

Bei  Ablieferung  von  Wagen  aus  deutschen  Fabriken  nach 
Russland  laufen  dieselben  häufig  bis  zur  Russischen  Grenze 
auf  enger  stehenden  Rädern  und  erhalten  erst  dort  die  weiter 
gestellten  Räder.  Auch  werden  in  solchen  Fällen  besondere 
niedrig  gebaute  Transportwagen  angewendet. 

Arbeiterwohnungen  in  Riga.  Es  ist  in  Aussicht  ge- 
nommen Wohnungen  für  Arbeiterfamilien  von  200 — 300 1 I' 
und  9'  Höhe  zu  erbauen,  denen  Kellerräume  wegen  flacher 
Gruudwasserlage  nicht  beigegeben  werden  können;  auch  eine 
bet  ordere  Küche  ist  nicht  vorhanden,  dagegen  Waschhaus 
und  Backhaus  auf  dem  Hofe  angelegt,  dem  sich  ein  Garten 
ans.  hliesst.  Der  Miethszins  soll  9 Prozent  des  Baukapitals, 
nämlich  30  bis  50  Rubel  jährlich  betragen. 

Wetli’s  Planimeter.  Nach  einer  theoretischen  Be- 
trachtung dieses  bereits  vor  langer  Zeit  in  Gebrauch  gekom- 
menen Instrumentes  wird  auf  seine  Anwendung  zur  Auffindung 
des  Werthes  eines  bestimmten  Integrals  hingewiesen  und  als 
besondere  Vorzüge  desselben  leichte  Handhabung  und  grosse 
Genauigkeit  gerühmt,  welche  bis  auf  1/1000  der  zu  bestim- 
menden Fläche  gehen,  während  das  Polarplanimeter  Fehler  bis 
1/300  zulasse.  Der  Preis  des  Wetli’schen  Planimeters  ist 
freilich  der  drei-  bis  vierfache  von  dem  eines  Polarplanimeters. 

Unter  manchen  Mittheilungen  von  mehr  lokalem  Inter- 
esse enthalten  die  Hefte  noch  Untersuchungen  über  den  Wider- 
stand der  Luft  gegen  geworfene  Körper  und  im  Anschlüsse 
hieran  die  Angabe,  dass  der  günstigste  Winkel  für  die  Wurf- 
weite eines  Spritzenstrahles  28  bis  29°  sei;  ferner  über  baro- 
metrische Höhenmessungen  und  Mittheilung  einer  genau  regu- 
lirbaren  Kompensation  für  Pendel.  — S.  — 

Architekten-Verein  zu  Berlin.  Am  Sonnabend  den  5.  Sep- 
tember wurden  die  hiesigen  Schlösser  der  Prinzen  Albrecht 
und  Carl  besichtigt.  Es  hatte  sich  eine  grössere  Anzahl 
Theilnehmer  (70)  zusammen  gefunden,  als  in  der  Woche  des 
Hamburger  Architektentages  erwartet  werden  konnte. 

Mit  lebhaftem  Interesse  durchwandelte  die  Versammlung, 
in  einzelne  Gesellschaften  getrennt,  die  Zimmer  und  Säle,  die 
der  Mehrzahl  nach  in  wohlerhaltenen  Zügen  die  Thätigkeit 
des  grossen  Meisters  der  Berliner  Schule  wiederspiegeln. 

Der  kunstliebende  Sinn  der  Fürsten,  die  diese  Räume  be- 
wohnen, hat  dieselben  vor  den  wechselnden  und  herrischen 
Launen  der  Mode  in  einem  Zeiträume  von  30  bis  40  Jahren 
treu  bewahrt,  so  dass  wir  dem  Geiste  Schinkels  in  der  Wand- 
und  Deckenpracht,  in  dem  reichen  Getäfel  der  Fussböden, 
wie  in  den  Sesseln,  Tischen,  Kaminen,  den  Lichterkronen  und 
anderem  Geräth  fast  bei  jedem  Blicke  begegnen.  Ganz  be- 
sonders gilt  dies  von  dem  Schlosse  des  Prinzen  Albrecht, 
dessen  bauliche  Einrichtung  in  einen  späteren  Abschnitt  der 
Thätigkeit  Schinkels  fällt;  es  würde  deshalb  wohl  zur  Steige- 
rung des  Genusses  beigetragen  haben,  wenn  die  Besichtigung 
beim  Schlosse  des  Priuzen  Carl  begonnen  und  bei  dem  des 
Prinzen  Albrecht  geendet  hätte,  während  das  Umgekehrte 
der  Fall  war. 

Dies  letztere  Schloss  hat,  ehe  es  an  seinen  jetzigen  Be- 
sitzer kam,  so  mannigfachen  Wechselfällen  unterlegen,  dass 
es  wohl  werth  ist,  Einiges  aus  den  geschichtlichen  Aufzeich- 


„Alt-  und  Neu -Wien  in  seinen  Bauwerken“,  sowie  der 
Bericht  über  die  Versammlung,  letzterer  in  Stärke  eines 
ansehnlichen  Werkes,  wohl  fast  allgemein  bekannt  sind. 
Wie  die  Anzahl  der  Theilnehmer  sich  wiederum  verdop- 
pelte und  auf  1397  stieg,  so  war  die  Fülle  dessen,  was 
in  der  Ausstellung,  was  an  Vorträgen,  Besichtigungen 
und  Vergnügungen  geboten  wurde,  auf  eine  Höhe  gestei- 
gert worden,  die  kaum  von  einer  anderen  Stadt  erreicht 
werden  kann , die  es  aber  auch  ebenso  zweifelhaft  macht, 
ob  der  Zweck  der  Versammlung  unter  solcher  Fülle  nicht 
völlig  erdrückt  wird.  Ein  grosser  Theil  der  angemelde- 
ten Vorträge  konnte  nicht  gehalten  werden,  eine  eigent- 
liche Diskussion  war  last  unmöglich.  Hervorzuheben  ist 
die  Bildung  einer  sehr  zahlreich  besuchten  vierten  Sek- 
tion für  Ventilation  und  Heizung,  sowie  der  Beschluss 
künftig  noch  eine  fünfte  Sektion  für  Marine -Technik 
und  Schiffsbau  zu  errichten.  Die  in  den  beiden  letzten 
Versammlungen  angenommenen  Formen  wurden  zusam- 
mengestellt und  zum  Statut  erhoben.  Zum  dritten 
Male  mahnte  Direktor  Kar  mar  sch  an  die  Einfüh- 
rung des  Metennaasses  als  einheitlichen  Maasses  für 
Deutschland.  — Von  den  1397  Mitgliedern  der  Wiener 
Versammlung  kommen  übrigens  auf  Oesterreich  730, 
Preussen  220,  Sachsen  und  Thüringen  180,  Hannover  74, 


Württemberg  43,  beide  Hessen  37,  Baiern  23,  Hansestädte 
22,  Braunschweig  13,  Baden  und  die  Schweiz  je  11, 
Schleswig -Holstein  8,  Frankfurt  a.  M.  7,  auf  Mecklen- 
burg 6 ; die  übrigen  vertheilten  sich  auf  deutsche  Klein- 
staaten und  das  Ausland. 

Für  die  nächste  Versammlung  waren  Plamburg  und 
das  Jahr  1866  bestimmt  worden;  sie  musste  ausfallen 
unter  dem  Geklirr  der  Waffen,  die  deutsche  Stämme  ge- 
gen einander  zückten.  Auch  im  Jahr  1867  glaubte  man 
die  Aufregung  der  Gemüther  soweit  noch  nicht  beschwich- 
tigt, um  nord-  und  süddeutsche  Fachgenossen  mit  Erfolg 
zu  friedlichen  Berathungen  vereinigen  zu  können.  Ob 
mit  Recht  oder  Unrecht,  wir  wollen  es  nicht  entscheiden, 
wenn  wir  auch  an  das  Erste  nicht  glauben  können. 

So  hat  denn  erst  in  diesem  Jahre  und  in  diesen  Ta- 
gen die  fünfzehnte  Versammlung  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  zu  Hamburg  getagt  — die  erste  seitdem  dieses 
Blatt  gegründet  wurde.  Wir  erachten  die  Zwecke  des- 
selben den  Zwecken  jener  Versammlungen  so  eng  ver- 
wandt, dass  es  uns  Pflicht  erscheint,  über  dieselben  einen 
möglichst  ausführlichen  und  vollständigen  Bericht  zu  brin- 
1 gen  und  werden  mit  diesem  in  nächster  Nummer  der 
Deutschen  Bauzeitung  beginnen.  — F.  — 


396 


nun^en  mitzutheilen*),  die  uns  durch  einen  der  Herren,  die  bei 
der  Führung  betheiligt  waren,  freundlichst  übermittelt  sind. 

Von  einem  französischen  Emigranten,  Baron  de  Vernezobre, 
auf  Veranlassung  Friedrich  Wilhelm  I von  1737  an  erbaut, 
diente  es  dem  Besitzer  zuerst  als  Sommeraufenthalt.  Nach 
dem  siebenjährigen  Kriege  jedoch  verkauften  es  die  Erben 
Vernezobre’s  für  16000  Thlr.  Im  Jahre  1763  von  Friedrich 
dem  Grossen  gemiethet,  diente  es  zur  Aufnahme  des  türkischen 
Gesandten,  wurde  dann  1769  für  12500  Thlr.,  1772  aber  für 
21500  Thlr.  weiter  verkauft  und  war  nun  Residenz  der  Prin- 
zess Amalie,  Schwester  Friedrich’s  des  Grossen,  später  einer 
Reihe  andrer  fürstlichen  Personen;  auch  mussten  die  König- 
lichen Kinder  das  Palais  beziehen,  wenn  ihnen  die  Pocken 
eingeimpft  werden  sollten.  — Nach  der  Schlacht  bei  Jena 
verlegten  die  Franzosen  die  Verwaltung  der  Feldpost  in  das 
Schloss  und  wirthschafteten  1 */j  Jahr  rücksichtlos  darin.  Von 
1808  an  war  dasselbe  bald  Maler  - Atelier,  bald  Musik -Kon- 
servatorium. 1810  diente  es  als  Baumwollen-Magazin  und  im 
Souterrain  als  Armenspeiseanstalt,  1 S 1 2 wurde  das  Louisenstift 
hierher  verlegt;  die  Franzosen  nahmen  dann  nochmals  darin 
Quartier;  1818  wurden  bei  einer  Reparatur  die  sämmtlichen 
Freiwohnungen  geräumt,  nur  das  Louisenstift  blieb  im  Schlosse. 
1820  hatte  Prinz  Friedrich  von  Preussen  seinen  Marstall  hier 
und  Lenne  erhielt  den  Auftrag  den  Garten  zu  verbessern. 
1823  wiederum  wurden  Maler-Ateliers  in  den  Sälen  des  Schlos- 
ses aufgeschlagen,  es  diente  auch  als  Gemälde- Galerie  und 
Restaurations- Atelier,  bis  es  endlich  im  Jahre  1830  für  den 
Prinzen  Albrecht  von  Preussen  als  Wohnsitz  bestimmt  wurde. 
Schinkel  erhielt  den  Auftrag  einen  entsprechenden  Umbau 
vorzunehmen,  der  denn  auch  1833  vollendet  wurde. 

Wie  uns  von  befreundeter  Seite  noch  mitgetheilt  worden 
ist,  soll  auch  der  Neffe  und  Eleve  Schinkels,  mit  ihm  gleichen 
Namens,  selbstthätigen  Antheil  an  den  Entwürfen  zum  Aus- 
bau haben. 

1861  — 62  ist  das  Palais  im  Aeussern,  theilweise  auch 
im  Innern  von  dem  verstorbenen  Hof  - Baurath  Lohse  re- 
staurirt  worden.  Die  Grundriss- Anlage  ist  einfach  und  klar; 
das  geräumige  Treppenhaus  liegt  in  der  Mitte  des  oblongen 
Gebäudekörpers  und  enthält  ausser  der  eisernen  Haupt- 
treppe, die  für  den  Blick  auf  die  geschmückten  Wände 
wohl  nicht  ganz  günstig  disponirt  ist,  geschickt  verborgene, 
sehr  bequem  gelegene  Nebentreppen.  An  das  Treppenhaus 
schliesst  sich  in  der  Mitte  der  Gartenfront  in  beiden  Ge- 
schossen eine  Rotunde ; an  beiden  kurzen  Seiten  liegen  Säle 
und  zwischen  diesen  und  den  vorgenannten  Räumen  in  zwei 
Reihen  eine  Anzahl  Gemächer.  Die  Rotunde,  sowie  der  Tanz- 
nnd  Speisesaal  iin  oberen  Geschoss,  die  mit  sparsamen  Mitteln 
in  edelster  Pracht  ausgestattet  sind,  beschäftigten  die  Ver- 
ehrer Schinkels  in  besonderem  Maasse.  Im  Tanzsaal  war  ein 
reiches  Service  goldner  Gefässe  aufgestellt,  deren  bildnerischer 
Schmuck  ebenfalls  Schinkels  Zeichnung  bekundete.  Nicht 
unerwähnt  dürfen  die  modernen  vortrefflichen  Gobelins  in 
einem  kleineren  Zimmer  des  Erdgeschosses  bleiben,  welche 
wohl  von  mehr  als  einem  der  Beschauer  beim  ersten  Ansehen 
für  Wandgemälde  gehalten  worden  sind.  DasFeuer  und  derFluss 
der  Farben  begünstigten  freilich  die  Täuschung  in  hohem 
Maasse. 

Das  Palais  des  Prinzen  Carl,  welches  demnächst  be- 
sichtigt wurde,  ist  1737  durch  den  Prinzen  Ferdinand  nach 
de  Bodt’s  Entwürfen  von  Richter  erbaut,  1S28  aber  von 
Schinkel  gänzlich  umgebaut.  Stiiler  war  mit  der  speziellen 
Bauausführung  betraut  worden.  Der  Tanzsaal,  die  Galerie 
und  der  Ahuensaal  erregten  die  besondere  Aufmerksamkeit 
der  Besucher.  In  den  übrigen  Gemächern  waren  es  kleinere 
Bildwerke  und  kunstreiches  Geräth,  welche  die  Beschauer 
fesselten,  so  dass  schon  die  Dämmerung  eingetreten  war,  als 
man  der  berühmten  Waffenhalle  des  Prinzen  im  Erdgeschoss 
des  Schlosses  einen  flüchtigen  Besuch  abstattete.  Auch  hier 
fand  das  Auge  ausser  dem  bunten  Gemisch  der  Waffen  auf 
Schildern  und  manch  anderem  Geräth  gedankenreiche  Zeich- 
nung und  kunstvolle  Arbeit.  — Der  Abend  vereinigte  die 
Theilnehmer  in  mehren  Lokalen  der  LTmgegend  zu  fröh- 
lichem Beisammensein.  S. 


Vermischtes. 

Normal  - Senkgruben - Aulage  in  Berlin. 

Die  Anlage  einer  Senkgrube  nach  bestimmter  Vorschrift 
wird  in  Berlin  allen  den  Hausbesitzern  zur  Bedingung  ge- 
macht, welche  ihre  Grundstücke  nach  einem  der  Stadt  gehö- 


*) Diese  Aufzeichnungen  sind  einem  Vortrage  des  Herrn  Ilof- 
rath  Schneider,  im  Juni  d.  J.  im  Verein  für  die  Geschichte 
Berlins  gehalten,  entlehnt. 


rigen  Abzugs  - Kanäle  zu  entwässern  wünschen.  Eine  solche 
Senkgruben -Anlage,  wie  sie  nachstehend  im  Grundriss  und 
2 Durchschnitten  mitgetheilt  wird,  besteht  aus  der  Sammel- 
grube (A),  in  welche  die  Zuleitung  (c)  mündet,  und  der  Ab- 


leitungsgrube ( B ),  aus  welcher  das  Ableitungsrohr  ( b ),  vor  dem 
sich  ein  gemauerter  Wasserverschluss  befindet,  nach  dein  Kanal 
führt.  Beide  Gruben  sind  durch  eine  Oeffnung  verbunden, 
die  durch  ein  Gitter,  dessen  Stäbe  in  höchstens  1"  Zwischen- 
raum auseinander  stehen  dürfen,  verschlossen  wird.  Sämmt- 
liche  Maasse  der  Anlage  sind  aus  den  Zeichnungen  zu  ersehen. 
Das  Mauerwerk  muss  in  guten  Klinkern  mit  Zementmörtel 
ausgeführt  und  im  Innern  mit  Zement  verputzt  werden;  die 
Abdeckung  erfolgt  mit  Hausteinschwellen,  die  eine  Einlage 
von  hölzernen  Bohlen  erhalten.  Das  Ableitungsrohr,  das  aus 
Metall  oder  Thon  bestehen  muss,  darf  in  den  Kanal  nur  unter 
dem  Gewölbe,  andererseits  mindestens  18"  über  der  Sohle 
desselben  einmiinden. 

In  eine  derartige  Senkgrube,  die  nur  auf  dem  Grund- 
stücke selbst,  nie  auf  der  Strasse  oder  in  Vorgärten  angelegt 
werden  darf,  ist  nur  Wirthschaftswasser,  Wasser  aus  Wasch- 
räumen und  Waterklosets  (letzteres  jedoch  widerruflich)  zu 
leiten  erlaubt;  eine  Verbindung  der  Ableitung  mit  Ställen, 
Pissoirs  und  Abtritten,  die  nicht  unter  Wasserleitung  stehen, 
ist  verboten.  Die  Ausführung,  welche  vorher  angezeigt  wer- 
den muss,  wird  von  Seiten  der  städtischen  Baubeamten  über- 
wacht und  steht  die  Anlage  unter  fortdauernder  Kontrole  der- 
selben. — o — 


Bekanntmachung. 

Die  Kandidaten  der  Baukunst,  welche  in  der  zweiten 
diesjährigen  Prüfungs-Periode  die  Prüfung  als  Bauführer  oder 
Privatbaumeister  abzulegen  beabsichtigen,  werden  hiermit  auf- 
gefordert, bis  zum  19.  September  er.  sich  schriftlich  bei 
der  Unterzeichneten  Behörde  zu  melden  und  dabei  die  vorge- 
schriebenen Nachweise  und  Zeichnungen  einzureichen,  worauf 
ihnen  wegen  der  Zulassung  der  Prüfung  das  Weitere  eröffnet 
werden  wird, 

Spätere  Meldungen  können  nicht  berücksichtigt  werden. 

Berlin,  den  1.  September  1S6S. 

Königliche  technische  Bau- Deputation. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Königliche  Land-Baumeister  Schwatlo  in  Berlin  ist  zum 
Bau-Inspektor, — der  Baumeister  Elsässer  zu  Strassburg  (W. -Pr.) 
zum  Kreis- Baumeister  ernannt  und  demselben  die  von  ihm  bisher 
kommissarisch  verwaltete  Kreis-Baumeisterstelle  dortselbst  definitiv 
verliehen  worden. 

Dem  Geheimen  Regierungs- Rath  Engelhard  zu  Münster  ist 
die  von  ihm  bisher  kommissarisch  verwaltete  Stelle  eines  Re- 
gierungs-  und  Bau-Raths  bei  der  Königlichen  Regierung  dortselbst 
nunmehr  definitiv  übertragen  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Ein  im  Nivelliren  und  Situationszeichnen  geübter  Feld- 
messer findet  bei  den  Vorarbeiten  zu  der  Melioration  des  Kinzig- 
thaies alsbaldige  lohnende  Beschäftigung.  Meldungen  etc.  beim 
Köuigl.  Meliorations  - Bautechuiker  Schmidt  zu  Orb  im  Regie- 
rungs-Bezirk Cassel. 


3<)7 


2.  Zur  speziellen  Leitung  eines  Kanalbaues  im  Leba-Thale 
wird  ein  Bauführer  gesucht,  welcher  zugleich  Feldmesser  oder 
doch  des  Nivellirens  kundig  ist.  Schleunigste  Meldungen  etc.  sind 
bei  dem  Wasserbaumeister  Schoenwald  in  Coeslin  einzureichen. 

3.  Für  einen  Baumeister  resp.  erfahrenen  Bauführer  bei 
Staats-Chaussee-  resp.  Hochbauten  sind  Stellen  im  Kreise  Sensburg 
in  Ostpreussen  vakant.  Meldungen  etc.  beim  Kreis -Baumeister 
Kaske  in  Sensburg  (O.-Pr.) 

4.  Von  einem  Maurermeister  wird  ein  junger  Mann  zur  theil- 
weisen  Führung  des  Geschäftes  gesucht.  Näheres  im  Inseraten- 
theile. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Ein  Abonnent  in  Weimar.  — Wie  uns  noch  nachträglich 
mitgetheilt  wird,  liefern  auch  die  in  Königshain  bei  Görlitz  gele- 
genen Granitbrüche  ein  vorzügliches  Material , auch  Hr.  Maurer- 
meister H offmann  in  Görlitz  liefert  diesen  Stein  aus  seinen  dor- 
tigen Brüchen;  endlich  ist  auch  in  Bautzen  und  Camenz  sehr  guter 
Granit  zu  erhalten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  T.  in  Stettin,  B. 
in  Serazewo,  K.  in  Hannover,  H.  in  Hamburg. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Exkursion  am  Sonnabend  den  11.  September. 

Besichtigung  der  Wasserwerke. 

4 Uhr  präzise.  Versammlung  an  der  Jannowitzbrücke.  Fahrt  mit 
einem  Extra-Dampfer  nach  den  Wasserwerken  und  Besich- 
tigung derselben. 

6 „ Abfahrt  nach  Treptow.  Geselliges  Zusammensein  daselbst. 

9 „ Rückfahrt  nach  der  Stadt. 

Der  Beitrag  für  die  Fahrt  — pro  Person  10  Sgr.  — wird  auf 
dem  Dampfschiff  durch  den  Boten  einkassirt. 

Für  die  Anordnungen 
Kyll  mann.  Knoblauch. 

Rekauntmacliun^. 

Das  Studienjahr  auf  der  Königlichen  Bau -Akademie  zu  Berlin 
beginnt  am  5.  Oktober  c. 

Die  Meldungen  zur  Aufnahme  in  diese  Anstalt  müssen  unter 
Beifügung  der  Nachweise,  welche  über  die  Befähigung  zur  Auf- 
nahme nach  den  §.  §.  7 bis  9 der  Vorschriften  für  die  Königliche 
Bau -Akademie  vom  3.  September  1868  gefordert  werden,  bis  spä- 
testens zum  3.  Oktober  schriftlich  bei  dem  Unterzeichneten  Direktor 
erfolgen. 

Die  Vorschriften  sind  in  dem  Sekretariat  der  Bau -Akademie  ! 
käuflich  zu  haben. 

Berlin,  den  7.  September  1868. 

Der  Geheime  Ober -Bau -Rath  und  Direktor  der 
Königlichen  Bau- Akademie. 

Grund. 

Behaniititiacliung. 

Bei  der  Unterzeichneten  Behörde  in  der  Feste  Friedrichsort, 
l3/i  Meilen  von  Kiel,  findet  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr. 
Diäten,  oder  ein  bereits  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  und  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  für  einfache  Hochbauten 
Beschäftigung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  werden  erbeten. 

Friedrichsort,  den  23.  August  1868. 

Die  Königliche  Festimgsbau  - Direktion. 

Ein  junger  Maurermeister,  welcher  aus  seiner  früheren  Thätig- 
keit  als  Polier  und  Büreauarbeiter  gute  Zeugnisse  aufzuweisen  hat, 
sucht  eine  Stellung.  Gef.  Offerten  werden  unter  der  Chiffre  N.  B. 
an  die  Expedition  d.  Bl.  erbeten. 

Ein  junger  Maurermeister,  speziell  mit  Berliner  Verhältnissen 
vertraut  und  in  allen  Bureauarbeiten  bewandert,  sucht  Stellung. 
Adressen  sub  R.  S.  75.  an  die  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  junger  Maurer-  und  Zimmermeister,  Stud.  a.  d.  Kgi,  Bau- 
Akademie,  mit  Bureauarbeiten  vollständig  vertraut,  zuletzt  bei  Ei- 
senbahn-Vorarbeiten thätig,  sucht  Beschäftigung.  Adr.  unter  M.  76 
in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Lithographische  und  kalligraphische  Arbeiten  jeder  Art,  so  wie 
Zeichnungen  auf  Holz  etc.  werden  sorgfältig  und  billigst  angefer- 
tigt. Gefl.  Aufträge  nimmt  die  Exped.  d.  Bl.  entgegen. 


Westfälische  Eisenbahn. 

Die  Ausführung  von  51,400Q'  Pappdach  auf  den  Lokomotiv- 
schuppen zu  Paderborn  und  Soest  soll  einschliesslich  Lieferung 
aller  dazu  erforderlichen  Materialien  im  Wege  der  öffentlichen 
Submission  verdungen  werden. 

Die  Submissions-Bedingungen  sind  im  Biireau  des  Unterzeich- 
neten einzusehen  und  werden  auf  portofreies  Ansuchen  gegen  Er- 
stattung der  Kopialien  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  mit  der  Aufschrift: 

„Submission  auf  Ausführung  von  Pappdacharbeiten  für 
die  Lokomotivschuppen  zu  Paderborn  und  Soest“ 
sind  spätestens  bis  zu  dem  am 

2 5.  September  d.  J. , Mittags  1 2 »/,  Uhr 
im  obengenannten  Bureau  anstehenden  Termine  einzureichen,  in 
welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Münster,  den  7.  September  1868. 

Der  Ober  - Betriebs  - Inspektor 

Schwabe. 


Am  3.  d.  Mts.  wurde  meine  liebe  Frau  Elise  geh.  Schneider 
von  einem  Knaben  glücklich  entbunden. 

Rathenow,  den  7.  September  1868. 

Baumeister  zur  Nieden. 

Ein  Zimmermeister,  welcher  mehre  Jahre  beim  Bau  einer  Eisen- 
bahn sowie  im  technischen  Bureau  beschäftigt  gewesen,  sucht  wie- 
der eine  solche  Stellung.  Gefl.  Offerten  werden  erbeten  in  der 
Expedition  dieses  Blattes  sub  Chiffre  R.  S.  26. 

Ein  junger  Mann,  gelernter  Maurer  wird  zur  Führung  des  Ge- 
schäftes von  einem  Maurermeister  nach  ausserhalb  zu  engagieren 
gewünscht.  Zur  näheren  Besprechung,  Paul  Ernst,  Maurermeister, 
Berlin,  Taubenstrasse  48,  2 Tr.  von  8 bis  10  Uhr  Vormittags. 

Einem  jungen  Architekten,  Maurer  oder  Steinhauer,  der  sich  im 
praktischen  Steinbruchsbetriebe  ausbilden  will  und  auch  befähigt 
ist  die  Arbeiten  selbstständig  zu  leiten,  wird  in  einem  grossen  Sand- 
steinbruche Stellung  nachgewiesen.  Offerten  unter  Chiffre  V.  H. 
nimmt  die  Expedition  dieser  Zeitung  entgegen. 

Ein  junger  Mann,  welcher  l1/,  Jahr  bei  einem  hiesigen  Mau- 
rermeister als  Buchhalter  fungirte  und  2 Jahr  die  Bau -Akademie 
besuchte,  sucht  zum  Oktober  eine  Anstellung.  — Offerten  sub 
Chiffre  L.  D.  94.  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 


Peiisions-(«esueli. 

Für  einem  dem  Baufache  angehörenden  jungen  Mann  von 
ausserhalb,  welcher  bei  der  Pionir -Abtheilung  in  Berlin  sein  Jahr 
abdienen  will,  wird  zum  Oktober  eine  gute  Pension  gesucht,  in 
welcher  er  sich  gleichzeitig  noch  in  seinem  Fache  beschäftigen  kann. 
Adressen  erbittet  man  sub  E.  15  nach  der  Expedition  d.  Ztg. 

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Berlin,  Neuenburger-Strasse  26. 

Der  diesjährige  Winterkursus  zur  Ausbildung  von 

IVIaurern,  Xinmierleuteii  und  Steinmetzen 

beginnt  am  5.  Oktober.  Anmeldungen  erbittet  rechtzeitig  vorher 
v.  Arnim,  Baumeister,  Zimmer-  und  Maurermeister. 


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Zusendungen 
bittet  man  ?.u  richten  an  die 

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Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

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Wochenblatt 

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des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  18.  September  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  In- 

genieure zu  Hamburg.  — Der  Bau  des  neuen  Zentral  - Güterbahnhofes 
zu  Stettin  (Fortsetzung).  — Ueber  die  Wassermengen  der  Flüsse.  — 
Feuilleton:  Der  Entwurf  zu  dem  Sieges-Denkmal  auf  dem  Kö- 
nigsplatze in  Berlin.  — Mittheilungen  aus  Vereinen:  Archi- 

tekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Versuche  über  Stein- 
bearbeitung mittelst  Maschinen.  — Aufhebung  der  Privatbaumeister- 
Prüfung  in  Preussen.  — Preise  von  Falzdachziegelpressen.  — 
Personal  - Nachrichten  etc. 

fKur  gefälligen  Beachtung! 

Bei  dem  bevorstehenden  Beginn  eines  neuen  Quartales  ersuchen  wir  unsre  verehrliehen  auswärtigen 
Abonnenten  um  gefällige  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  resp.  Buchhandlungen  und  Post- Anstalten, 
damit  in  der  regelmässigen  Zusendung  des  Blattes  keine  Unterbrechung  eintritt.  - — Im  Falle  aus  besonderen  Gründen 
direkte  Zusendung  unter  Kreuzband  gewünscht  wird,  wolle  man  die  Bestellung  an  unsre  Expedition  richten 
und  derselben  1 Thlr.  für  Abonnement  und  Porto  durch  Postanweisung  übermitteln. 

Unsern  Abonnenten  in  Berlin  senden  wir  die  Fortsetzung  unverlangt  weiter,  falls  nicht  eine  ausdrückliche 
Abbestellung  erfolgt. 


Die  XV.  Versammlung;  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg.*) 


Die  am  1.  bis  5.  September  zu  Hamburg  abgehal- 
tene XV.  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  war  bis  zum  Schlüsse  im  Ganzen  von 
818  Theilnehmern  besucht.  Von  dem  1864  zu  Wien  ge- 
wählten Vorstande  waren  nur  die  Hrn.  Kar  marsch 
(Hannover),  Strack  (Berlin)  und  Stammann  (Hamburg) 
anwesend.  Letzterer,  als  Vorsitzender  des  Lokal  -Komites, 
leitete  die  Gesammtsitzuugen , in  denen  jedoch  nur  allge- 
meine geschäftliche  Angelegenheiten  verhandelt  wurden, 
während  Vorträge  und  Diskussionen  ausschliesslich  den 
Sitzungen  der  vier  Abtheilungen  Vorbehalten  blieben. 

Die  A b thei  1 u ng  für  A r c h i t ek  t u r wählte  zum  ersten 
Vorsitzenden  Hrn.  Boeckmann  (Berlin),  zum  zweiten 
Vorsitzenden  Hrn.  von  Egle  (Stuttgart).  Vorträge  wur- 
den gehalten  von  Hrn.  Heinzerling  (Giessen):  überdas 
Bildungsgesetz  der  architektonischen  Flächen-  und  Körper- 
formen, und  von  Hrn.  von  Ilitgen  (Giessen):  über  die 
Geschichte  des  bürgerlichen  Wohnhauses.  Den  grösseren 
Theil  der  Zeit  nahm  die  Beratliung  über  zwei  wichtige, 
die  soziale  Stellung  der  Architekten  betreffende  Fragen: 
die  Feststellung  des  Honorars  für  bautechnische  Arbeiten 
und  die  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffentlichen 
Konkurrenzen  — in  Anspruch.  Nachdem  zwei  aus  den 
Mitgliedern  der  Versammlung  gewählte  Kommissionen  die 
Fragen  nochmals  in  gründliche  Vorberathung  gezogen 
hatten,  gelang  es  nach  eingehender  Diskussion  die  Ab- 
theilung zu  fast  einstimmigen  Beschlüssen  über  beide  An- 
gelegenheiten zu  vereinigen.  Auf  den  Antrag  von  Reme 
(Hamburg)  wurde  die  Einsetzung  einer  Kommission  be- 
schlossen, welche  als  Zentralstelle  durch  Begutachtung, 
Vermittelung  und  Ueberwachung  von  architektonischen 
Konkurrenzen  für  praktische  Durchführung  der  von  der 


*)  Anmerkung.  Wir  bitten  unsere  Leser  es  freundliehst 
entschuldigen  zu  wollen,  wenn  wir  durch  den  beschränkten  Kaum 
unseres  Blattes  gezwungen,  statt  des  versprochenen  eingehenden 
Berichtes  über  die  Hamburger  Versammlung,  der  sich  durch  eine 
Anzahl  von  Nummern  erstrecken  muss,  vorläufig  nur  eine  trockene, 
aber  vollständige  Zusammenstellung  der  wichtigsten  auf  dieselbe  be- 
züglichen Daten  bringen  können.  Wir  durften  mit  Mittheilung  der- 
selben nicht  länger  zögern,  während  eine  etwas  ausgeführtere  Schilde- 
rung, die  nunmehr  erst  mit  nächster  Nummer  beginnen  soll,  durch 
diese  Verspätung  wohl  weniger  von  ihrem  Interesse  einbüssen  dürfte. 

(D.  Red.) 


Versammlung  beschlossenen  Grundsätze  wirken  soll.  Die 
Bildung  einer  solchen  Kommission,  die  bis  zur  nächsten 
Versammlung  zu  fungiren  hat,  wurde  einstweilen  dem 
Architekten-Verein  in  Berlin  übertragen. 

Die  Abtheilung  für  Bau-Ingenieure,  welcher 
Hr.  Funk  (Osnabrück)  als  erster,  Hr.  Lasius  (Olden- 
burg) als  zweiter  Vorsitzender  präsidirten,  war  ungleich 
reicher  an  Vorträgen.  Hr.  E.  H.  Ho  ff  mann  (Neustadt 
Westpreussen)  sprach  über  gewölbte  Brücken  nach  eigener 
Frfindung,  Hr.  Baumeister  (Karlsruhe)  über  die  Archi- 
tektur der  Brücken  im  Alterthum  und  Mittelalter,  Hr. 
Kopeke  (Hannover)  über  Eisenbahnbrücken  von  grosser 
Spannweite,  Hr.  v.  d.  Sandt  (Lauenburg)  über  den  Steck- 
nitzkanal als  Verbindung  zwischen  Nord-  und  Ostsee.  Es 
trugen  ferner  vor  die  Herren  Samuels  on  und  Hübbe 
(Hamburg)  über  die  Stromverhältnisse  der  Elbe  im  Fluth- 
gebiet  resp.  deren  geschichtlichen  Verlauf,  Hr.  Andr. 
Meyer  (Hamburg)  über  die  Revision  der  Küsten- 
und  Einsegelungskarten , Hr.  Nölde  (Harburg)  über  die 
schädliche  Wirkung  glühend  erhitzter  Luttheizungs- Appa- 
rate. Hr.  Maack  (Hamburg)  machte  Mittheilung  über 
den  Bau  des  neuen  Kais  am  Sandthorhafen,  Hr.  Lohse 
(Hamburg)  über  die  im  Bau  begriffene  Elbbrücke,  Hr. 
1 lath  (Hamburg)  über  die  Mittel  zur  Vertilgung  der 
Wasserpest  in  Hamburg,  Hr.  Gerwig  (Karlsruhe)  über 
Grundwasserstands  - Beobachtungen.  Endlich  wurde  auf 

Vorschlag  von  Hrn.  Baumeister  (Karlsruhe)  eine  Kom- 
mission gewählt,  die  in  der  nächsten  Versammlung  über 
Anlage  und  Betrieb  sekundärer  Eisenbahnen  Bericht  er- 
statten soll. 

Der  Abtheilung  für  Maschinen -Ingenieure, 
welche  erst  am  zweiten  Tage  zusammentrat  und  in  wel- 
cher Hr.  Herr  mann  (Hamburg)  den  Vorsitz  führte,  lag 
nur  ein  einziger  Vortrag  von  Hrn.  Gebauer  (Wien)  über 
die  Normal -Personenzugs  - Lokomotive  der  Kaiser  Ferdi- 
nands-Nordbahn vor.  Es  wurde  ferner  beschlossen  an 
die  Gesammtsitzung  einige  Anträge  zu  richten,  durch 
welche  man  für  die  Zukunft  eine  regere  Betheiligung  an 
dieser  Abtheilung  zu  sichern  hoffte.  Am  dritten  Tage 
unternahmen  die  Mitglieder  der  Abtheilung  einige  Spezial- 
Exkursionen  zur  Besichtigung  von  Docks,  Schiffswerften 
und  Fabriken. 


400 


In  der  zum  ersten  Male  gebildeten  Abtheilung  für 
Marine- Techniker  führte  Hr.  Dreyer  (Altona)  den 
Vorsitz.  Vorträge  wurden  gehalten  von  den  Hrn.  Kreuth 
(Wien)  — im  Manuskript  verlesen  — über  die  lenkbare 
Propellerschraube  des  Ingenieurs  Heinrich  Kessel,  — Ber- 
gius  (Kiel)  über  die  Probefahrt  des  Dampfers  Holsatia,  — 
Bartels  (Altona)  über  die  Stellung  der  Segel,  — von 
Freeden  (Hamburg)  über  den  Salzgehalt  der  Elbmün- 
dungen und  der  Nordsee.  — Ein  Antrag  auf  Anregung 
einer  gleichmässigen  Norm  für  Schiffsvermessung  bei  allen 
seefahrenden  Völkern  wurde  fallen  gelassen,  da  konstatirt 
wurde,  dass  diese  Frage  bereits  den  Norddeutschen  Bun- 
desrath beschäftige;  hingegen  wurde  der  Vorschlag  bespro- 
chen, das  Prinzip  der  Ventilation  bewohnter  Räume  mit- 
telst hohler  Mauern  auch  auf  Auswandererschilfe  anzu- 
wenden. 

Die  Abtheilung  für  Ventilation  und  Heizung, 
auf  den  letzten  beiden  Versammlungen  durch  besonders 
interessante  Verhandlungen  ausgezeichnet,  konnte  bekannt- 
lich wegen  allzu  geringer  Betheiligung  diesmal  gar  nicht 
gebildet  werden. 


Die  Ausstellung  von  Entwürfen,  Modellen  und 
Erzeugnissen  der  Bautechnik  war  im  Vergleiche  mit  frü- 
heren Versammlungen  nur  schwach  beschickt,  bot  jedoch 
nach  mehren  Richtungen  hin  ein  interessantes,  in  sich 
abgeschlossenes  Bild. 

Die  im  Programm  (vide  No.  35  u.  Bl.,  S.  375)  vor- 
gesehenen Exkursionen  in  und  um  Hamburg,  die  Fahrten 
nach  Lübeck  und  Kiel,  die  gemeinschaftlichen  Festlich- 
keiten, nahmen,  vom  Wetter  durchweg  begünstigt,  einen 
sehr  befriedigenden  Verlauf. 

Zum  Orte  für  die  nächste  Versammlung  (1870)  wurde 
einer  Einladung  des  Grossherzogi.  Badischen  Ministeriums 
zufolge  mit  Einstimmigkeit  Car lsr uh e gewählt,  zum  Vor- 
stande die  Herren  Oberbaurath  v.  Egle  (Stuttgart),  Ober- 
baurath Gerwig  (Carlsruhe),  Oberst  de  Paradis  (Wien), 
Direktor  Karmarsch  (Hannover),  Ober-Hof-Bauratb 
Strack  (Berlin),  Professor  Baumeister  (Carlsruhe), 
Architekt  Stammann  (Hamburg),  Oberbaurath  Funk 
(Osnabrück),  Architekt  Durm  (Karlsruhe),  Baumeister 
Boeckmann  (Berlin),  Oberbaurath  Schmidt  (Wien), 
Professor  Dr.  von  Ritgen  (Giessen). 


Der  Bau  des  neuen  Zentral  -Giiterbahnhofes  zu  Stettin. 


(Fortsetzung  statt  Schluss.) 


4.  Die  Oderbrücke. 

Die  Brücke  überschreitet  die  Oder  unter  einem  Winkel 
von  59°  20'  und  mit  4 Spannungen,  deren  Gesammtlänge 
450'  beträgt.  Zunächst  dem  linken  Ufer  liegt  eine  feste 
Brücke  von  126'  Spannung;  die  Mitte  wird  von  einer 
doppelarmigen  Drehbrücke  von  144'  Länge  gebildet,  auf 
welche  wieder  eine  feste  Brücke  von  168'  Spannung  folgt. 
Die  Wassertiefe  der  Oder  beträgt  im  Stromstrich  32'  bei 
Mittelwasser  (30'  6"  unter  0 am  Pegel),  der  Grund  besteht 
aus  reinem  scharfen  Sande  in  einer  Tiefe  von  34'  unter 
dem  Nullpunkt,  über  welchem  schlickiger  Sand,  Holzerde 
und  Schlamm  sich  abgelagert  haben.  Für  den  linksseitigen 
Landpfeiler  wurde  als  Fundament  die  im  Jahre  1844  er- 
baute massive  Bollwerksmauer  benutzt,  deren  Gründung 
auf  Pfablrost  mit  Betonausfüllung  erfolgt  war.  Der  rechts- 
seitige Landpfeiler,  welcher  auf  festem  Lande  steht,  wurde 
auf  drei  runden  massiven  Senkbrunnen  von  12'  Durch- 
messer fundirt. 

Die  drei  Mittelpfeiler  mussten  bei  der  grossen  Wasser- 
tiefe mit  komprimirter  Luft  gesenkt  werden.  Die  Methode 
war  genau  die  bei  der  Parnitzbrücke  befolgte,  auf  deren 
Beschreibung  im  vorigen  Jahrgange  dies.  Zeitg.,  No.  16 
und  17,  hiermit  verwiesen  wird;  doch  sind  die  Dimen- 
sionen bei  der  Oderbrücke  überall  grösser  gewählt  wor- 
den. Die  runden  eisernen  Kaissons  für  die  Auflagerpfeiler 


Iler  Entwurf  zu  dem  Sieges -Denkmal  auf  dem  Königsplatzc 
in  Berlin. 

Aus  derselben  Quelle,  der  wir  bereits  die  Notiz  in  Nr.  36 
Seite  384  d.  Bl.  verdanken,  erhalten  wir  nunmehr  die  folgende 
ausführlichere  Mittheilung,  deren  Zweck  es  vornehmlich  sein 
soll,  näher  darzulegen,  wie  schlecht  unterrichtet  anderweite 
Angaben  waren,  welche  in  jenem  Sieges -Denkmal  nur  eine 
einfache  Wiederholung  der  schon  öfter  dagewesenen  „Säuleu- 
Viktoria“,  und  Nichts  weiter  vermuthen  Hessen. 

„Allerdings,  schreibt  der  Verfasser,  bildet  auch  für  dieses 
Denkmal  die  krönende  Spitze  eine  weibliche  Gestalt,  welche 
den  siegreichen  Frieden  mit  gehobenem  Kranz  und  gesenktem 
Schwerte  symbolisirt.  S t rac  k’s  Entwurf  geht  jedoch  über  diese 
allgemeine  Charakteristik  hinaus  und  knüpft  für  die  weiteren 
bedeutsamen  Darstellungen  ausdrücklich  an  die  grossen  Ereig- 
nisse an,  deren  dauernde  Verherrlichung  Aufgabe  des  Monu- 
mentes ist. 

Auf  breitgelagertem  achtseitigem  Stereobat  baut  sich 
nämlich  zunächst  ein  mächtiger  Untersatz  auf  von  quadrati- 
scher Grundform,  etwa  25  Fuss  hoch;  über  diesem,  durch 
Ringstufen  abgehoben,  eine  Säulenhalle  von  stattlichen  Dimen- 
sionen, welche  konzentrisch  einen  massigen,  runden  Kernpfeiler 
umschliesst;  ihr  Dachkranz  erhebt  sich  zur  Höhe  von  55  bis 
60  Fuss  über  dem  Pflaster.  Aus  dem  Kernpfeiler  dieses  ge- 
säulten  Rundbaues  und  über  dessen  Dach  hinaus  wächst  nun 
der  Haupt  - Aufbaukörper,  ein  Rundthurm  von  pp.  15  Fuss 
Durchmesser  und  solcher  Höhe,  dass  die  Platte  der  den  oberen 


haben  24'  Durchmesser,  das  aufgehende  Mauerwerk  der- 
selben wurde  bis  auf  18'  Stärke  eingezogen.  Der  Durch- 
messer des  Drehpfeilers  beträgt  im  Kaisson  30',  im  obern 
Theil  25'.  Alle  Pfeiler  wurden  bis  42'  unter  Mittel- 
wasser gesenkt,  mithin  beträgt  die  Luftkompression 
49'  Di«  44' 

X 14  Pfd.  = 18 '/'s  bis  19'/4  Pfd.  Schädliche 

32' 

Einflüsse  dieses  Druckes  auf  die  Arbeiter  sind  nicht  wahr- 
genommeu  worden,  obgleich  diese,  da  die  Bodenförderung 
aus  den  Schächten  in  Akkord  geschah,  das  Ein-  und  Aus- 
schleusen in  der  Regel  so  schnell  bewirkten,  als  es  die 
Lufthähne  zuliessen. 

Am  25.  Februar  1867  wurde  der  Bau  mit  dem  Ram- 
men der  Gerüste  begonnen,  wofür  im  Ganzen  ca.  330  Stück 
bis  70'  lange  Pfähle  mit  Hülfe  einer  Sch wartzkopff sehen 
Dampframme  eingetrieben  werden  mussten.  Die  Zeitdauer 
der  Fundirungsarbeiten  für  die  einzelnen  Pfeiler,  und  zwar 
gemessen  vom  Versetzen  des  ersten  Steins  bis  zur  Abnahme 
der  Luftschleusen,  war  folgende: 

1)  der  Drehpfeiler,  begonnen  am  28.  Mai,  beendet 
am  2.  Juli,  = 36  Tage, 

2)  der  linksseitige  Auflagerpfeiler,  begonnen  am 
4.  Juli,  beendet  am  7.  August,  = 35  Tage, 

3)  der  rechtsseitige  Auflagerpfeiler,  begonnen  am 
16.  August,  beendet  am  20.  September,  = 36Tage. 

Abschluss  bildenden  Gallerie  nahe  an  160  Fuss  über  dem 
Boden  des  Platzes  schwebt.  Ein  aehtseitiger  Aufsatz,  welcher 
zugleich  den  Austritt  der  inneren  Wendeltreppe  überdeckt, 
schliesst  zuletzt  das  Ganze  ab  mit  dem  Bilde  der  Siegesgöttin, 
deren  Scheitel  bis  zur  Höhe  von  184  Fuss  emporragt. 

Der  quadratische  Unterbau  stellt  sieh  als  kräftige,  wenig 
getheilte  Masse  dar  und  erhält  seinen  wesentlichsten  Schmuck 
durch  eingelassene  Bildtafeln , welche  in  figürlichen  Reliefs 
Darstellungen  aus  den  jüngsten  Kriegsereignissen  bieten.  In 
wirksamen  Kontrast  zu  diesem  massigen  Baukörper  tritt 
die  leben  volle  Gliederung  der  Säulenhalle,  ein  Kontrast,  der 
noch  erhöht  wird  durch  die  reiche  Farbenwirkung  der  Ge- 
mälde, welche  im  Innern  der  Halle,  auf  der  Mantelfläche  des 
Kernpfeilers,  beabsichtigt  sind  und  gleich  jenen  Reliefs  Be- 
ziehung auf  die  jüngsten  Thateu  unseres  Volkes  nehmen  sollen. 
Anscheinend  hatte  der  Künstler  bei  Konzeption  der  Reliefs 
hauptsächlich  Momente  der  Kriegführung  selbst  im  Auge, 
während  in  den  Darstellungen  der  Malerei  auch  der  stilleren 
Thaten  und  Leiden  gedacht  ist,  deren  Schauplatz  hinter  dem 
Schlachtfelde  liegt.  Ausserdem  ist  noch  in  einer  Reihe  von 
Brustbildern  en  Medaillon  über  den  letztgenannten  Darstellun- 
gen Gelegenheit  zur  Verherrlichung  einzelner  hervorragender 
Persönlichkeiten  gewonnen. 

Sind  so  die  besonderen  Beziehungen  des  Monumentes 
deutlich  und  sinnvoll  in  den  unteren  Abtheilungen  ausgesprochen, 
wo  die  grössere  Nähe  dem  Beschauer  den  Genuss  des  De- 
tails sichert,  so  leiten  die  Ornirnngen  des  oberen  Baues  all  - 
miihlig  ius  Allgemeinere  über. 

Der  Thurmkörper  ist  nämlich  durch  Horizontalgurte  äus- 


401 


Die  Pfeiler,  welche  bis  zum  niedrigsten  Wasserstande 
(0  am  Pegel)  aus  reinem  Ziegelmauer  werk  mit  Zement 
verputzt  bestehen  und  darüber  eine  Verkleidung  von 
Niedermendiger  Basalt- Lava  erhalten  haben,  wurden  im 
Wesentlichen  noch  bis  zum  Ende  des  Jahres  1867  voll- 
endet. 

Der  eiserne  Oberbau  war  der  Firma  Jacobi,  Haniel 
& Huyssen  übertragen.  Die  Aufstellung  desselben  begann 
mit  der  Drehbrücke  am  1.  April  1868  und  war  am  1.  Juli 
vollständig  beendet.  Es  mag  hier  erwähnt  werden,  dass 
die  nahezu  2000  Ztr.  schwere  Drehbrücke  von  einem 
Manne  mit  grösster  Leichtigkeit  in  einer  Minute  (um  60°) 
aufgedreht  wird.  Die  ganze  Manipulation  des  Oeffnens 
dauert  ls/4  Minute. 

Die  Masse  des  für  die  Oderbrücke  verwandten  Eisens 
beträgt : 

1)  für  die  feste  Brücke  von  126'  Sp.  2076  Ztr. 

Schmiedeeisen,  70  Ztr.  Gusseisen; 

2)  für  die  feste  Brücke  von  168'  Sp.  3483  Ztr. 

Schmiedeeisen,  100  Ztr.  Gusseisen; 

3)  für  die  Drehbrücke  von  144'  Länge  1926  Ztr. 

Schmiedeeisen,  120  Ztr.  Gusseisen; 

in  Summa  7485  Ztr.  Schmiedeeisen,  290  Ztr.  Gusseisen. 

Die  Gewichte  für  den  laufenden  Fuss  doppelgeleisiger 
Brücke  stellen  sich  folgendermaassen: 

ad  1)  16,47  Ztr.  Schm.,  0,56  Ztr.  Gusseisen; 

ad  2)  20,73  Ztr.  Schm.,  0,59  Ztr.  Gusseisen; 

ad  3)  13,38  Ztr.  Schm.,  0,83  Ztr.  Gusseisen; 

Die  Baukosten  der  Brücke  betragen  ungefähr  160000 
Thlr.,  wovon  ca.  56000  Thlr.  auf  den  Oberbau  kommen. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdienen  die  Taucher- 
Arbeiten,  welche  in  ausgedehntem  Maasstabe  bei  der  Fun- 
dirung  der  beiden  grossen  Brücken  zur  Anwendung  kamen. 
Es  handelte  sich  in  der  Hauptsache  darum,  die  Gerüst- 
pfähle, welche  im  Wasser  32'  und  mehr  freistanden  und 
die  ganze  enorme  Last  der  Senkpfeiler  zu  tragen  hatten, 
derartig  zu  versteifen,  dass  der  Stand  der  Pfeiler  gesichert 
war.  Dies  geschah  durch  gekreuzte  Halbholzzangen,  die 
über  je  drei  Pfähle  gehend,  oben,  in  der  Mitte  und  unten 
mit  Schraubenbolzen  befestigt  werden  mussten. 

Der  Taucher- Apparat  besteht  aus  einem  Anzuge  von 
luft-  und  wasserdichtem  Gummizeuge,  der  ringsum  den 
Körper  umschliesst  und  nur  für  den  Kopf  und  die  Hän- 
de Oeffnungen  lässt.  Die  Letzteren  sind  mit  kräftigen 
Gummi -Manschetten  versehen,  zum  dichten  Anschluss  an 
das  Handgelenk,  während  das  von  einer  bis  unter  das 
Kinn  reichenden  Halskrause  umgebene  Kopfloch  weit 
genug  ist,  dass  der  ganze  Mann  in  den  Anzug  hinein- 
kriechen kann.  Zum  Schutz  gegen  Steine  und  andere 
scharfe  Gegenstände  werden  die  Füsse  mit  starken  filzge- 
fütterten Lederschuhen  bekleidet.  Ueber  den  Kopf  wird 

serlich  iu  drei  Geschosse  zerlegt,  deren  unterstes  peripherische 
Nischen  zwischen  Pilastern  zeigt,  während  die  Nischen  der 
beiden  oberen  Abtheilungen  die  Gestalt  von  Kanelluren  an- 
nehmen,  deren  Breite  und  Tiefe  genügen,  um  je  einem  kranz- 
geschmückten Geschützrohre  in  Naturgrösse  Raum  zu  ge- 
währen. Auch  die  Nischen  des  untersten  Geschosses  nehmen 
Geschützrohre  von  stärkerem  Kaliber  auf,  welche  unter  sich 
durch  Festons  verbunden  sind.  Dachte  etwa  der  Künstler 
bei  dieser  höchst  originellen  und  wirkungsreichen  Anordnung 
an  die  mit  eroberten  Geschützen  so  reich  geschmückte  „Sieges- 
strasse“ beim  Einzuge  unserer  heimkehrenden  Krieger?  Jeden- 
falls ist  sie  als  sinnige  Lösung  einer,  wie  verlautet,  von  höch- 
ster Stelle  ausgegangenen  Angabe  zu  betrachten.  Die  mittle- 
ren Gurtbänder  sind  mit  Helmen  und  Kränzen  ornirt,  während 
am  obersten  Friese,  unter  der  kapitellartigen  Gallerie -Aus- 
kragung wachehaltende  Adler  in  dichtgeschlossener  Reihe 
nach  allen  Seiten  ausspähen. 

Der  Untersatz  des  Viktorienbildes,  welcher  in  achtseitiger 
Grundform  sich  über  der  Gallerie  erhebt,  ist  mit  einem 
Mauerkranze  abgeschlossen,  vielleicht  in  Anspielung  auf  die 
Residenzstadt,  in  welcher  die  Sieg-  und  Friedensspenderin 
fortan  walten  will.  Diese  selbst  schwebt  in  oben  angedeu- 
teter Haltung  über  einer  aus  dem  Zinnenkränze  herausragen- 
den Halbkugel. 

Als  Material  für  den  ganzen  Unter-  uud  Halleubau  ist 
rother  Granit,  für  den  Thurm  graugelblicher  Sandstein  ange- 
nommen. Zu  den  ornamentalen  Details,  namentlich  den 
Relieftafeln  am  Unterbau,  Säulenkapitellen  der  Halle  und 


dem  Taucher  ein  aus  Kupfer  getriebener  Helm  gesetzt, 
der  von  den  Schultern  getragen  und  nicht  mit  dem  An- 
zuge verbunden  wird,  sondern  nur  über  denselben  hinüber- 
greift. An  der  Vorderseite  befinden  sich  3 Lichtgläser, 
am  Scheitel  ein  starker  eiserner  Ring  zum  Anbringen  eines 
Taues  und  ein  mit  nach  aussen  hin  schliessendem  Ventil 
versehener  Rohransatz  zum  Befestigen  des  Luftschlauchs. 
Zwischen  den  Beinen  durch  wird  ein  mit  Sitzpolster  be- 
kleidetes sogenanntes  Reiteisen  vorne  und  hinten  mit  dem 
Helm  verbunden.  Als  Belastung  des  Tauchers  dient  ne- 
ben dem  25  Pfd.  schweren  Helm  ein  mit  Riemen  an 
demselben  aufgehangener,  die  Hüften  umspannender  Blei- 
ring, dessen  Gewicht  von  40  Pfd.  bei  starkem  Luftzu- 
flusse  (wobei  sich  der  ganze  Anzug  mit  Luft  anfüllt)  nicht 
genügt,  sondern  noch  bis  80  Pfd.  vergrössert  werden  muss. 
Diese  Anordnung  hat  gegen  die  sonst  übliche  Belastung 
der  Füsse  den  grossen  Vortheil,  dass  die  Bewegungen  des 
Tauchers  nicht  gehindert  werden. 

Die  Luft  tritt,  wie  aus  dem  Vorhergehenden  zu  er- 
sehen, über  den  Scheitel  des  Tauchers  ein  und  entweicht 
unterhalb  des  Helms,  so  dass  der  Kopf  fortwährend  von 
frischer  Luft  umspült  wird.  Diese  Einrichtung  hat  aller- 
dings den  Nachtheil,  dass  der  Mann  sich  nur  wenig 
bücken  darf,  weil  hierbei  bald  das  Wasser  vorne  in  den 
Anzug  hineinlaufen  resp.  ihm  bis  an  den  Mund  steigen 
würde.  Indessen  die  einfachen  Manipulationen,  auf  welche 
in  den  meisten  Fällen  die  Arbeit  unter  Wasser  sich  be- 
schränkt, erfordern  dies  auch  nicht,  und  kann  der  Taucher 
sich  durch  Niederknieen  helfen,  wohingegen  die  Einrich- 
tung den  wesentlichen  Vortheil  bietet,  dass  das  An-  und 
Auskleiden  sich  in  ausserordentlich  geringer  Zeit  bewerk- 
stelligen lässt.  Sobald  der  Taucher  auch  nur  auf  wenige 
Minuten  aus  dem  Wasser  kommt,  werden  ihm  Belastung, 
Reiteisen  und  Helm  sofort  abgenommen  und  er  geht  in 
dem  Anzuge  umher,  bis  er  wieder  hinunter  gehen  muss. 

Die  bei  den  hiesigen  Taucherarbeiten  gebrauchte 
Luftpumpe  ist,  sowie  die  anderen  vorhin  beschriebenen 
Apparate  von  dem  Submarine-Ingenieur  Bauer  angegeben 
worden.  Dieselbe  war  ursprünglich  für  den  Handbetrieb 
eingerichtet  und  wird  auch  gegenwärtig  noch  so  benutzt; 
während  der  Dauer  der  Brückenfundirungen  aber  war  sie 
mit  einer  Dampfmaschine  in  Verbindung  gesetzt  und  diente 
gleichzeitig  als  Reservepumpe  für  die  Pfeilersenkung.  Es 
sind  16  Mann  erforderlich,  um  sie  bei  einer  Wassertiefe 
von  30'  dauernd  in  Bewegung  zu  bringen.  Die  Luft- 
leitung besteht  aus  einem  1"  weiten,  V4"  starken  Gummi- 
schlauche, der  bei  weiter  Entfernung  mit  Hülfe  eiserner 
Düsen  und  Drathumwickelung  zusammengesetzt  wird. 

Für  das  Hinuntersteigen  in’s  Wasser  wurde  eine  aus 
leichtem  Winkeleisen  verbundene  Leiter  angefertigt,  da  alle 
anderen  Vorrichtungen  bei  der  Wassertiefe  von  34'  sich 

Löwenmasken  an  deren  Sima,  Geschützrohren,  Helmen,  Krän- 
zen und  Adlern  am  Tliurme,  sowie  der  Gallerie-Briistung  soll 
Bronze  dienen.  Im  gleichen  Materiale  ist  auch  das  Viktorien- 
bild gedacht. 

So  wird  die  Baukunst  im  Vereine  mit  ihren  Schwestern 
ein  Monument  schaffen,  würdig  der  grossen  Ereignisse,  die  es 
verherrlicht,  würdig  des  Königs,  an  dessen  Namen  jene  Er- 
eignisse unwandelbar  geknüpft  sind  , würdig  endlich  des  Vol- 
kes, dem  die  Kraft  innewohnt,  solche  Thaten  zu  vollbringen; 
ein  Werk,  dass  sich  dem  Besten  an  die  Seite  stellen  darf,  was 
je  in  ähnlicher  Art  geschaffen  wurde,  eine  neue,  bedeutungs- 
volle Zierde  unserer  Residenz.  ln  hellenischem  Sinne  und 
Geiste  erfunden  und  doch  der  deutschen  Gefühls-  und  Denk- 
weise unserer  Tage  so  völlig  entsprechend  gestaltet,  modern 
im  edelsten  Sinne  des  Wortes,  wird  es  mit  seinen  uns  allen 
geläufigen  Kunstformen  verständlicher  zu  Mit-  und  Nachwelt 
reden,  als  etwa  ein  in  jener  Kunstweise  errichtetes  Monument, 
welche  uns  neuerdings  so  oft  und  laut  als  der  eigentliche  und 
allein  ächte  Ausdruck  germanischen  Geistes  gepriesen  wird, 
während  sie  doch  nur  den  Geist  des  Mittelalters  — wenn 
auch  an  sich  noch  so  treffend  und  trefflich  — wiederspiegelt. 
Es  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln,  dass  die  Stimmung  der  über- 
wiegenden Mehrheit  sich  in  dieser  Richtung  vernehmen  lassen 
würde,  wenn  durch  eine  bereits  früher  angeregte  Ausstellung 
des  Entwurfs  in  Zeichnung  und  Modell  dem  Publikum  Ge- 
legenheit sich  böte,  volle  Kenntuiss  von  dem  Beabsichtigten 
zu  nehmen.“ 


402 


als  unpraktisch  erwiesen.  Von  oben  h er  werden  Zeichen 
mittelst  des  vorhin  erwähnten , an  dem  Helm  befestigten 
Taues  gegeben,  welches  zugleich  dazu  dient,  im  Falle  ir- 
gend welcher  Gefahr  den  Taucher  aus  dem  Wasser  zu 
ziehen.  Eine  Signalschnur,  um  Zeichen  nach  oben  zu 
geben,  ist  auf  der  Brust  des  Tauchers  befestigt  und  geht 
nach  einer  Rolle,  welche  ein  Ilülfsarbeiter  sich  um  den 
Leib  schnallt.  Die  Signale  bestehen  aus  1 oder  2 Zügen, 
deren  Bedeutung  für  jeden  bestimmten  Fall  vorher  ver- 
abredet wird,  und  aus  3 Zügen,  die  ein  für  allemal  „schnell 
herauf“  bedeuten. 

Zum  Tauchen  waren  2 Zimmergesellen  ausgebildet, 
welche  in  der  Weise  sich  unterstützten,  dass  jeder  täglich 
einen  halben  Tag  im  Wasser  war  und  während  der  an- 
deren Zeit  die  Signalschnur  übernahm.  Ausserdem  sind 
hierbei  beschäftigt  ein  Aufseher,  der,  so  lange  der  Taucher 
im  Wasser  ist,  seinen  Posten  nicht  verlassen  darf,  ein  i 


Mann  zum  Halten  des  Gummischlauchs,  und  einer  für 
allerlei  Handleistungen.  Die  Arbeiten  machten  selten  ein 
längeres  Verweilen  unter  Wasser  erforderlich,  wenn  dies 
aber  nöthig  war,  hielten  die  Taucher  bis  zu  einer  halben 
Stunde  aus.  Bei  dem  trüben  Wasser  der  Oder  ist  die 

Möglichkeit  des  Sehens  nur  bis  ca.  15'  Tiefe  vorhanden, 
weiterhin  musste  das  Gefühl  an  dessen  Stelle  treten. 

Hauptsache  ist  daher,  dass  die  im  Wasser  vorzunehmen- 
den Arbeiten  so  einfach  als  möglich  sind.  Die  Kosten 
des  Tauchens  sind  hauptsächlich  von  der  Luftpumpe  und 
deren  Betriebskraft  abhängig.  Die  Taucher  selbst  wurden 
hier  von  einem  Zimmermeister  gestellt,  der  dafür  pro  Tag 

2 Thlr.  20  Sgr.  erhielt.  Die  Kosten  der  Apparate  be- 

tragen für  1 Helm  nebst  Reiteisen,  Bleigewicht,  Signal- 
schnur und  Rolle  91  Thlr.,  2 Taucheranzüge  (aus  Eng- 
land bezogen)  83  Thlr. 

(Schluss  folgt.) 


lieber  die  W’asserineugeu  der  Flüsse. 

Für  einen  grösseren  Fluss  war  das  Maass  des  bekannten 
eisfreien  Hoehwasserstandes  gegeben  und  es  bandelte  sich  da- 
rum, die  Wassermasse  bei  demselben  zu  bestimmen  und  das 
Profil  zu  ermitteln , welches  bei  der  Einschränkung  durch 
eine  Brücke  noch  zulässig  sei.  Aus  den  desfallsigen  Unter- 
suchungen wird  Einzelnes  in  der  Absicht  mitgetheilt,  eine 
Kritik  anzuregen. 

Nach  dem  Handbuche  der  Wasserbaukunst  von  Hagen 
ist  die  einfache  Formel  c — k Y a t,  in  welcher  c die  Ge- 
schwindigkeit, k einen  konstanten  Koeffizienten,  a das  relative 
Gefälle,  t die  Tiefe  bezeichnet,  der  Untersuchung  zu  Grunde 
gelegt. 

In  Beachtung  der  in  jenem  Handbuche  anempfohlenen 
Theilung  des  Profiles  in  kleinere  Abschnitte  ist  die  Wasser- 
masse M jedes  einzelnen  Profiles  aus  der  Summe  der  Pro- 
dukte der  einzelnen  Flächenabschnitte  f mit  ihren,  den  Tiefen 
entsprechenden  Geschwindigkeiten  - f c zusammengesetzt. 

Der  Fluss  wurde  auf  die  Länge  einer  halben  Meile  mög- 
lichst genau  nivellirt,  seine  Profile  wurden  in  Entfernungen 
von  50  bis  90  Ruthen  gemessen  und  k bei  einem  mittleren 
Wasserstande  von  5'  am  Pegel  durch  schwimmende  Stäbe  zu 
ca.  85  ermittelt.  Das  Gefälle  beim  mittleren  Wasserstande 
betrug  2 Zoll  auf  100  Ruthen.  Dadurch  gestaltete  sich  die 
Formel  im  vorliegenden  Falle  zu  dem  einfachen  Ausdrucke 

c = Vt. 

Die  Beobachtungen  benachbarter  Pegel  ergaben,  dass  bei 
Hochwasser  das  Durchschnittsgefälle  dem  obigen  nahezu  gleich- 
kam und  es  durfte  die  Formel  also  auch  zur  Ermittelung  der 
Hochwassermengen  von  21'  am  Pegel  angewendet  werden. 

Da  bei  unverändertem  Gefälle  die  Wassermasse  der  Pro- 
file ungleich  war,  so  ist  unter  der  Voraussetzung,  dass  die- 
selbe Wassermasse  nothwendig  durch  alle  Profile  fliesse,  er- 
mittelt, wie  sich  das  relative  Gefälle  in  jedem  Profile  und  die 
Oberfläche  des  Flusses  bei  Hochwasser  auf  der  untersuchten 
Strecke  gestalten  müsse.  Die  nachstehende  Tabelle  enthält  das 
Resultat  der  Rechnung: 


Quer- 

Ent- 

fer- 

Breite 

im 

Was- 

Fläche 

des 

Quer- 

Für  a~ 

:2"p.l00« 

Fi 

24800 

r M — 

0 Kub.'  ist 

Berner- 

profil 

ser- 

Schnitts 

masse 

Ordinate 

kungen. 

No. 

nung. 

Spie- 

gel. 

im 

Wasser. 

pro  Se- 
kunde. 

am 

Pegel. 

a 

Ordinate. 

Ruth. 

Fuss. 

DFuss, 

Kub.'. 

Fss.  Zoll. 

Zoll. 

Fss. 

Zoll. 

1 

50 

50 

60 

85 

85 

85 

70 

60 

2772 

50082 

226628 

21 

10,9 

2,4 

21 

0,1 

2 

2808 

51204 

233760 

21 

9,9 

2,3 

21 

10,9 

3 

2902 

53785 

243757 

21 

8,9 

2,1 

21 

9,8 

4 

2962 

56914 

259639 

21 

7,7 

1,8 

21 

8,6 

Nnrh 

5 

2890 

52012 

241941 

21 

6,7 

2,1 

21 

6,9 

dem 

6 

2976 

47165 

216471 

21 

4,3 

2,6 

21 

4,9 

Durch- 

7 

2934 

49889 

229914 

21 

2,6 

2,3 

21 

2,9 

schnitt 

8 

9 

2651 

1878 

50101 

42665 

237849 

219705 

21 

21 

1,2 

2 2 
2,5 

21 

21 

1,4 

beträgt 

die 

10 

40 

2605 

51940 

249415 

20 

11,2 

2,0 

20 

11,1 

mittlere 

11 

50 

50 

50 

50 

55 

45 

45 

50 

3402 

52125 

233510 

20 

10,2 

2,3 

20 

10,0 

Wasser- 

12 

3610 

58701 

263140 

20 

9,2 

1,8 

20 

9,0 

248000 

13 

3942 

63131 

282931 

20 

8,2 

1,5 

20 

8,2 

Kub/ 

14 

4272 

62727 

278669 

20 

7,2 

1,6 

20 

7,4 

pro  Se- 

15 

4488 

63932 

269365 

20 

6,1 

1,7 

20 

6.5 

künde. 

16 

4642 

64560 

271552 

20 

5,2 

1,7 

20 

5,7 

17 

4818 

62743 

258136 

20 

4,3 

1,8 

20 

4,9 

18 

5044 

64601 

249848 

20 

3,3 

2,0 

20 

3,9 

Aus  dieser  Tabelle  geht  nun  zunächst  hervor,  dass  eine 
nicht  bedeutende  Veränderung  dos  relativen  Gefälles  genügt, 


um  die  scheinbar  ganz  unregelmässigen  Profile  für  die  Wasser- 
abführung gleichwerthig  zu  machen,  wenn  man  annimmt,  es 
sei  die  gemessene  Sohlenlage  des  Flussbettes  beim  Hochwasser 


dieselbe  wie  beim  Mittelwasser.  Diese  Annahme  ist  weniger 
wahrscheinlich  als  diejenige,  dass  der  Fluss  unter  Ausgleichung 
der  Differenzen  im  relativen  Gefälle  eine  entsprechende  Ver- 
tiefung der  einzelnen  Profile  beim  Hochwasser  bewirkt,  welche 
beim  Fallen  des  Wassers  durch  die  abgelagerten  Sandmassen 
wieder  verschwindet.  Es  ist  jedoch  der  Zweck  dieser  Mit- 
theilung, darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  die  Kenntniss 
der  Profile  und  namentlich  des  relativen  Gefälles  die  wesent- 
lichsten Anhaltspunkte  zur  Schätzung  der  von  einem  Flusse 
abgeführten  Wassermassen  bietet.  Hiernach  dürften  bei  den 
meisten  Flüssen  die  regelmässig  beobachteten  Pegel  in  zu 
grossen  Entfernungen  von  einander  stehen,  als  dass  sie  für 
die  Ermittelung  des  relativen  Gefälles  erheblichen  Nutzen 
gewähren  könnten. 

Hätte  man  in  einem  Strome  Messungen  obiger  Art  an 
recht  vielen  Stellen  ausgeführt,  so  würde  man  in  der  Formel 
C — k V a t-,  sobald  a und  l bekannt  sind,  den  Werth  von  k 
ermitteln,  welcher  alle  die  Unregelmässigkeiten  der  Strömung 
in  sich  begreift,  welche  durch  direkte  Messung  mit  den  be- 
kannten Hilfsmitteln  nicht  nachzuweisen  sind,  wenn  diese 
Messungen  auch  wirklich  ausführbar  sein  sollten. 

Die  Untersuchung  der  in  Rede  stehenden  Flusstrecke  hat 
noch  ein  anderes  Interesse  durch  die  erkennbare  Grenzlinie 
der  Wirkung  drs  Stromes  auf  die  Veitiefung  seines  Bettes. 
Der  Strom  hat  sein  Bett  in  Thon  gegraben,  der  nach  Bohrver- 
suchen bis  auf  300'  Tiefe  ansteht.  Seine  Wirkung  erstreckt 
sich  daher  bis  zu  der  Tiefe,  bis  zu  welcher  Sand  oder  sand- 
haltige Schichten  gefunden  werden.  Das  Profil  No.  13  zeigt 
in  punktirter  Linie  diese  Grenze.  Denkt  man  sich  dieses 


Profil  bis  zur  Linie  a b eingeschränkt,  so  wird  anfänglich 
ein  Stau  erzeugt,  der  auf  Vertiefung  der  Sohle  wirkt  und 
diese  Vertiefung  beginnt  da,  wo  t und  c am  grössesten  sind. 
Die  Grenze  dieser  Vertiefung  tritt  ein,  wenn  das  durch- 
schnittliche Gefälle  wieder  erreicht,  das  Profil  hinreichend 
erweitert  ist  und  in  Folge  dessen  der  Stau  wieder  aufgehört 
hat.  Nimmt  man  in  vorliegendem  Falle  an,  es  beschränke 
sich  die  Vertiefung  des  Flussbettes  auf  eine  Länge  von 
25  Ruthen,  während  der  übrige  Theil  des  Profiles  ungeändert 
bleibt,  so  wird  die  Senkung  der  Flussbettsohle  an  jener  Stelle 
nach  einer  leicht  zu  führenden  Rechnung  die  Tiefe  von  — 25' 
am  Pegel  erreichen. 

Diese  berechnete  Tiefe  ist  grösser,  als  die  an  bestehenden 
Brücken  beobachtete.  Man  darf  jedoch  nicht  ausser  Acht 
lassen,  dass  an  solchen  Brücken  die  Profile  nicht  während 
der  Dauer  des  Hochwassers,  sondern  erst  nach  dem  Ablauf 
desselben,  in  der  Regel  bei  Mittelwasserständen,  gemessen 
sind.  Der  Strom  hat  aber,  sobald  seine  Tiefe  und  also  auch 
seine  Geschwindigkeit  abgenommen  haben,  die  Fähigkeit  des 
Aufwiihlens,  d.  h.  - der  Ueberwindung  des  spezifischen  Ge- 
wichtes der  Materialien,  welche  den  Grund  bilden , verloren, 
und  diese  während  der  Strömung  des  Hochwassers  in  Be- 
wegung befindlichen  Massen  haben  sich  bei  kleineren  W asser- 
ständen bereits  wieder  abgelagert.  Die  Formen  des  Flusspro- 
files beim  Hochwasser  geben  also  die  Aufnahmen,  welche  bei 
niedrigeren  Wasserständeu  gemacht  werden,  keineswegs  an. 

Bei  der  Bestimmung  der  Tiefe,  bis  zu  welcher  z.  B. 


lc  Ruthen. 


403 


Brückenpfeiler  zu  gründen  sind,  werden  solche  Rechnungen 
von  Nutzen  sein  und  sie  geben  auch  einen  Anhalt  bei  der 
Beurtheilung  der  Wirkung  und  der  Dauer  von  Regulirungs- 
werken.   Mentz. 

Mittheilungen  aus  Vereinen. 

A rchitekten-Verein  zu  Berlin  Die  Exkursion  am  Sonn- 
abend den  12.  Sept.  zur  Besichtigung  der  Berliner  Wasser- 
werke war  ungewöhnlich  schwach  besucht.  Es  hatten  sich 
nur  etwa  40  Theilnehmer  eingefunden,  um  von  der  Jannowitz- 
brücke  aus  mit  einem  zu  diesem  Zweck  gemietheten  Extra- 
dampfer  nach  dem  an  der  Spree  bei  Stralau  belegenen  Eta- 
blissement hinaufzufahren.  Nachdem  die  etwas  schwierige  Lan- 
dung an  dem  flachen  Ufer  glücklich  bewerkstelligt  worden, 
empfing  der  Dirigent  des  Etablissements,  Hr.  Ingenieur  Gill, 
die  Gesellschaft  in  der  zuvorkommendsten  Weise  und  erläu- 
terte zunächst  unter  Vorlegung  von  Zeichnungen  die  haupt- 
sächlichen Momente  der  Anlage,  die  Art  des  Betriebes,  ins- 
besondere die  Einrichtung  der  Filtrirbassins,  welche  durch 
Glaszylinder,  in  welchen  die  Füllung  in  halber  natürlicher 
Höhe  enthalten  war,  veranschaulicht  wurde. 

Hierauf  wurden  zunächst  die  grossartigen  Kessel-  und 
Maschinenhäuser  näher  besichtigt.  Das  alte  Maschinenhaus, 
in  welchem  12  Balanciermaschinen  von  zusammen  1200  Pferde- 
kraft aufgestellt  sind,  von  denen  die  Einen  das  Spreewasser, 
das  durch  einen  sehr  tief  liegenden  gemauerten  Kanal  von 
der  Spree  zugeführt  wird,  in  die  Filterbassins  heben,  während 
die  Andern  das  filtrirte  Wasser  aus  dem  Reinwasserbassin  in 
die  Stadtleitung  drücken,  wurde  von  den  meisten  Theilnehmern 
mit  geringerem  Interesse  betrachtet,  als  das  neu  erbaute 
Maschinenbaus,  welches  erst  wenige  Wochen  vorher  dem  Be- 
trieb übergeben  worden  war.  Die  beiden  hier  aufgestellten 
Woolf’schen  Dampfmaschinen,  jede  von  300  Pferdekraft,  er- 
regten durch  die  Kolossalität  ihrer  Dimensionen  allgemeine 
Bewunderung,  insbesondere  die  riesigen  gusseisernen  Balanciers 
und  der  von  Borsig  gefertigte  kolossale  gusseiserne  Träger, 
der  die  Axlager  der  Balanciers  unterstützt.  Diese  Maschinen 
saugen  das  Wasser  direkt  aus  der  Spree  durch  eiserne  Rohre 
und  drücken  es,  nachdem  es  die  Filter  passirt  hat,  weiter 
nach  der  Stadt.  In  der  äussern  Erscheinung  sind  die  beiden 
Maschinenhäuser  ganz  konform. 

Die  Filterbassins,  welche  ebenfalls  in  den  letzten  Jahren 
eine  bedeutende  Vergrösserung  durch  vier  neue  Bassins  er- 
fahren haben,  die  bei  einer  Exkursion  des  Architekten -Vereins 
vor  2 Jahren  im  Bau  besichtigt  wurden,  haben  nach  den  ge- 
gebenen Erläuterungen  folgende  Konstruktion.  Der  Boden  ist 
mit  Klinkern  gepflastert.  Darüber  kommt  zunächst  eine  etwa 
6"  hohe  Lage  von  grösseren  Steinen,  darüber  P hoch  grober 
Kies  und  endlich  eine  2'  starke  Schicht  scharfen  Sandes.  Das 
zu  filtrirende  Wasser  in  denselben  steht  etwa  4'  hoch.  Das 
reine  Wasser  sammelt  sich  in  der  unteren  Steinschicht  und 
fliesst  von  dort  nach  dem  überwölbten  Rein wasserbassin.  Die 
unreinen  Bestandteile  lagern  sich  in  dem  oberen  Theil  der 
Sandschicht  ab,  der  von  Zeit  zu  Zeit  entfernt  und  erneuert 
werden  muss.  Der  mit  Schlammtheilen  versetzte  Sand,  welcher 
hierbei  aus  den  Filtern  abgefüllt  wird,  wird  durch  Waschen 
gereinigt  und  immer  wieder  auf’s  Neue  verwendet. 

Ein  Theil  der  Gesellschaft  begab  sich  von  den  Wasser- 
werken noch  nach  den  in  nächster  Nähe  liegenden,  grossen, 
neugebauten  Werkstätten  der  Niederschlesisch-Märkischen  Bahn 
und  den  Brückenbauten  der  Verbindungs  - Bahn , während  die 
Mehrzahl  mit  dem  Dampfer  die  Fahrt  nach  Treptow  fortsetzte, 
von  wo  gegen  9 Uhr  die  Rückfahrt  iu  fröhlichster  Stimmung 
angetreten  wurde. 

Vermischtes. 

Versuche  über  Steiiibcarbeitiing  mittelst  maschinell. 

— o.  Chemnitz.  Angeregt  durch  mehre  Steinbruch- 
besitzer, Steinwaarenfabrikanten  etc.  stellte  vor  einiger  Zeit 
eine  hiesige  Maschinenfabrik  eine  Reihe  von  Versuchen  an, 
um  zu  erlahren,  wie  sich  verschiedene  häufig  vorkommende 
Steinarten  gegen  die  Bearbeitung  mittelst  Maschinen  verhielten, 
und  wurden  hierzu  von  Steinen:  Marmor  und  Kalkstein  ver- 
schiedener Arten,  Sandstein  (aus  der  sächsischen  Schweiz), 
Thonporphyr  (aus  den  Chemnitzer  Brüchen),  Schiefer  (von 
verschiedenem  Gefüge)  und  Granit  benutzt,  als  Maschinen 
aber  die  liir  die  Bereitung  des  Eisens  gebräuchlichen  Werk- 
zeugmaschinen, ausserdem  eine  gewöhnliche  Kreissäge,  deren 
Sägeblatt  0,35 ra-  Durchm.  hatte,  und  1 Bundgatter. 

Da  glatte  Flächen  beim  Bauen  am  häufigsten  Vorkommen, 
so  zielten  auch  alle  Versuche  zuerst  auf  Herstellung  derselben 
hin,  und  wurde  dabei  vorzüglich  das  Schneiden  mit  der  Kreis- 
und  Gattersäge  angewendet.  Als  allgemeines  Resultat  hierbei 
ergab  sich,  dass  die  Form  der  Zähne  der  Sägeblätter  wesent- 
lichen Einfluss  auf  die  Güte  der  Arbeit  hatte,  und  stellte  sich 
die  Form  eines  gleichseitigen  Dreiecks  für  dieselben,  mit  nur 


geringer  Verschränkung,  sowohl  für  die  Dauerhaftigkeit  des 
Blattes,  als  für  die  Schnelligkeit  der  Leistungen  als  die  vor- 
theilhafteste  heraus.  Die  gewöhnlichen  spitzwinkligen  Zähne 
waren  die  unbrauchbarsten,  denn  bei  allen  benutzten  Steinarten 
verursachte  das  ungleichmässig  harte  Gefüge  ein  plötzliches  Ab- 
springen der  Zähne,  ja  bei  der  Probe  mit  Granit  völlige  Zer- 
störung des  Blattes.  Durch  Veränderung  der  Bewegung  der 
Kreissäge  in  Rückwärtslauf  wurde  beinahe  derselbe  Grad  der 
Leistung  erreicht  wie  bei  der  ersten  Form,  aber  die  Dauer- 
haftigkeit der  Zähne  war  nur  eine  äusserst  geringe,  so  dass 
man  bald  die  vierte  Form  des  Sägeblattes  erhielt;  nämlich 
ein  zahnloses  Stück  Bandstahl  oder  Stahlscheibe,  wobei  nur 
der  Uebelstand  eintrat,  dass  die  Reibung  zu  gross  wurde  und 
das  Steinstück  bei  % des  Durchschnitts  unregelmässig  ge- 
sprengt wurde. 

Bei  allen  diesen  Versuchen  wurde  ein  scharfer  Quarzsand 
angewendet,  der  mit  Wasser  angefeuchtet  auf  das  Sägeblatt 
fiel,  so  die  Schnittfuge  vergrösserte  und  bei  der  reichlichen 
Anwendung  von  Wasser  gleichzeitig  zur  Glättung  der  Schnitt- 
flächen der  Steine  diente,  die  man  bei  den  Proben  ohne  alle 
weitere  Verarbeitung  hätte  verwenden  können.  Ein  leichtes 
Abreiben  mit  Oel  erzielte  einen  hellen  Glanz  beim  Marmor, 
Granit  und  Schiefer;  der  Chemnitzer  Thonporphyr  bekam  den- 
selben schon  durch  den  Schnitt.  Was  die  Umdrehungszahl 
der  Kreissäge  betrifft,  so  erreichte  dieselbe  beim  Marmor, 
Kalkstein  und  Schiefer  die  Zahl  1500  in  der  Minute,  beim 
Sandstein  1800,  beim  Thonporphyr  nur  1200  und  beim  Granit 
2000  — 2500  und  mehr,  was  durch  verschiedene  Uebersetzung 
auf  Riemscheiben  erzielt  wurde.  Die  Kraft,  deren  es  bedurfte, 
differirte  zwischen  l/>  — 1 Va  Pferdekraft,  je  nach  der  Leistung, 
die  man  damit  erzielen  wollte;  ebenso  schwankte  die  Dauer 
der  Haltbarkeit  der  Zähne  ziemlich  heftig,  je  nach  der  Güte 
des  Werkzeugstahls,  und  bewährte  sich  hier  guter  deutscher 
Stahl  nicht  ungünstig.  Bestimmte  Zahlen  - Resultate  für  die 
Leistung  konnten  nicht  erreicht  werden. 

Es  kann  diese  Methode  des  Steinschneidens  hauptsächlich 
nur  zum  Trennen  grösserer  Stücke  angewendet  werden.  Zur 
Herstellung  der  Seitenflächen  wurden  die  Eisendrehbänke  be- 
nutzt, wobei  der  Stein  auf  eine  Vorrichtung  des  Bettes  der- 
selben so  zu  liegen  kommt,  dass  er  durch  Vor-,  Rückwärts-  und 
Seitenbewegungen  nach  allen  Flächen  hin  mit  dem  sich  dre- 
henden Stahl  in  Berührung  kommt,  welche  Arbeit  einen  aus- 
gezeichneten Erfolg  hatte,  da  die  Flächen  nicht  sauberer  und 
glatter  mit  der  Hand  gefertigt  werden  konnten;  ein  kleiner 
Uebelstand  hierbei  war  nur  der,  dass  der  Marmor  eine  eigen- 
thümliche  gelbe  Färbung  annahm,  der  Thonporphyr  eine  bläu- 
liehgrüngraue  und  Schiefer  gar  nicht  benutzt  werden  konnte, 
da  er  zu  leicht  zerrissen  wurde.  Je  nach  der  Härte  der  Steine 
wurde  mehr  oder  weniger  geleistet,  da  man  die  weicheren 
schärfer  angreifen  konnte.  Dieselben  Maschinen  wurden  be 
nutzt  zur  Herstellung  von  Säulchen,  indem  die  Steinstücken 
genau  so  behandelt  wurden,  wie  zu  bearbeitende  Wellen  — nur 
machte  hierbei  die  sichere  Befestigung  der  länglich  runden 
Stücke  die  grösste  Schwierigkeit;  war  diese  überwunden,  so 
konnte  man  des  Erfolges  ziemlich  sicher  sein. 

Ausserdem  wurden  noch  einige  Versuche  in  Bezug  auf 
das  Hobeln  der  Steine  gemacht,  bei  denen  man  dieselben  Re- 
sultate erzielte  wie  beim  Drehen.  Einige  Simse  aus  Kalkstein, 
Marmor,  Thonporphyr,  Sandstein  und  Granit  (Schiefer  war 
gleichfalls  nicht  zu  gebrauchen)  mit  einer  nicht  zu  starken 
Profilirung  ohne  Unterschneidung  wurden  ganz  schön  herge- 
stellt. Bei  letzteren  beiden  Arbeiten,  dem  Drehen  und  Hobeln, 
können  Kraft  und  Geschwindigkeit  bedeutend  geringer  sein, 
doch  sind  scharfe  und  gute  Stahlwerkzeuge  erforderlich.  Dass 
eine  genügende  Befestigung  der  Steine,  zumal  grösserer  Stücke, 
äusserst  schwierig,  öfter  sogar  unmöglich  ist  und  dass  man 
aus  diesem  Grunde  Gefahr  läuft  eine  fast  vollendete  Arbeit 
wieder  unbrauchbar  zu  machen,  ist  hierbei  ein  grosser  Uebel- 
stand; es  tritt  hinzu,  dass  einzelne  Stücke  derselben  Steinart 
häufig  so  grosse  Unterschiede  iu  Bezug  auf  Festigkeit  und 
Dichtigkeit  zeigen,  dass  ein  ganz  verschiedenes  Verfahren  für 
ihre  Bearbeitung  nothwendig  wird. 

Die  Höhe  des  Arbeitslohns,  die  sich  hieraus  ergiebt,  die 
kostbare  Unterhaltung  der  Werkzeuge,  die  Schwierigkeit  ge- 
eignete Maschinen  und  geübte  Arbeiter  zu  beschaffen,  machen 
den  Erfolg  des  Verfahrens  gegenüber  der  Handarbeit  gegen- 
wärtig wohl  noch  zu  unsicher,  als  dass  Aussicht  voihanden 
wäre,  es  von  Steinwaarenfabrikanten  angenommen  zu  sehen. 
Die  Versuche  sind  freilich  noch  zu  vereinzelt  gemacht  und 
nicht  weit  genug  verfolgt  worden,  um  das  Resultat  derselben 
als  Norm  betrachten  zu  dürfen,  und  hofft  Verfasser  durch 
diese  Mittheilung  vielleicht  anregen  zu  können,  dass  auch  an 
anderen  Orten  der  fast  noch  gar  nicht  beachteten  Steinbe- 
arbeitung mittelst  Maschinen  einige  Aufmerksamkeit  geschenkt 
wird.  


404 


Die  Frage  wegen  Beibehaltung  oder  Aufhebung  der 
P r Lv  at bau  meiste r - P rü fun  g in  Preussen,  von  uns  in  letz- 
ter Zeit  mehrfach  erwähnt,  ist,  wie  wir  hören,  nunmehr  be- 
reits dahin  entschieden  worden , dass  in  der  That  nur  den 
Kandidaten,  welche  bereits  ihre  Probearbeit  erhalten  haben, 
die  Ablegung  der  Prüfung  gestattet  werden  soll.  Doch  sollen 
auch  diese  nicht  mehr  wirklich  zu  Privatbaumeistern  ernannt 
werden,  sondern  nur  ein  Zeuguiss  über  das  Bestehen  der  Prü- 
fung erhalten. 

Dass  eine  derartige  Entscheidung,  wenn  sie  auch  als  eine 
einfache  und  buchstäbliche  Folgerung  aus  der  Freigebuug  der 
Baugewerbe  erscheint,  mit  den  bekannten  Ausführungs-Bestim- 
mungen, welche  das  Ministerium  für  Handel  etc.  zu  dem  sog. 
Nothgewerbe- Gesetz  erlassen  hat,  unserer  Ansicht  nach  nicht 
in  konsequentem  Zusammenhänge  steht,  haben  wir  wiederholt  be- 
tont und  liegt  gerade  hierin  das  unstreitig  Bedenkliche  und 
Harte  der  Maassregel.  Denn  so  lange  der  Staat  nicht  allein 
selbst  ausschliesslich  geprüfte  Techniker  beschäftigt,  sondern 
auch  den  seiner  Oberaufsicht  unterstehenden  Behörden  und 
Korporationen  nur  die  Anstellung  geprüfter  Baumeister  ge- 
stattet, ist  der  durch  eine  Prüfung  erlangte  Titel  „Bau- 
meister“ allerdings  nicht  blos  ein  leerer  Titel,  sondern  für 
den  Betrellenden,  der  seine  Laufbahn  bereits  danach  eingerich- 
tet hat,  etn  sehr  wesentlicher  Hebel  des  Fortkommens.  Wir 
glauben  daher,  dass  es  im  Interesse  der  Gerechtigkeit  gelegen 
hätte,  jener  Verordnung  wenigstens  nicht  rückwirkende  Kraft 
zu  verleihen,  sondern  unter  den  gegenwärtigen  Verhältnissen 
die  Ableistung  der  Privatbaumeister-Prüfung  noch  allen  denen 
zu  gestatten  , welche  sich  bereits  im  Studium  dafür  befinden. 


Mit  Bezug  auf  die  Anfrage  des  Hrn.  Kreisbaumeister 
Buchterkirch  zu  Greifenhagen  in  No.  22,  Seite  233  u.  Bl. 
erhalten  wir  nunmehr  aus  Württemberg  die  Nachricht,  dass 
dort  seit  wenigen  Wochen  in  Scherzberg,  0.  A.  Gerabronn, 
eine  von  Hrn.  Werkmeister  Mack  errichtete  Ziegelfabrik  er- 
öffnet ist,  welche  die  in  No.  16,  Seite  156  d.  Bl.  beschriebenen 
I al zdach ziegel  nach  der  Erfindung  von  Gillardoni  liefert. 
Die  Maschinen  für  diesen  Betrieb  haben  gekostet: 

1 Falzdachziegelpresse  complet  . . . . . 1500  Thlr. 

1 Vorwalzwerk 275  „ 

1 Aufzug  zur  Beförderung  des  Materials  in 

den  Thonschneider 75  „ 

1 Thonschneider 300  ,, 

1 Ziegelpressmaschine,  welche  neben  den  ver- 
schiedenen Formen  von  Ziegeln  auch  die 
Thonplatten  für  die  Falzziegelpresse  liefert,  G50  „ 

je  1 Mundstück  für  verschiedene  Steinsorten  10  „ 

1 Abschneide- Apparat 40  „ 

Vorstehend  genannte  Maschinen  sind  von  der  Maschinen- 
fabrik der  Hrn.  Gebr.  Sachsenberg  in  Rosslau  zu  vollkom- 
mener Zufriedenheit  des  Bestellers  geliefert  worden.  — Aus-  i 


serdem  wurden  noch  weiter  geliefert  ( durch  die  Maschinen- 
fabrik von  A.  Hildt  in  Berg  bei  Stuttgart): 

1 Elevator  für 500  Gl. 

die  erforderlichen  Transmissionen  für  . . . . 700  „ 

Die  nöthigen  Leder- Riemen  zu  den  Transmissionen 

lieferte  Bechstett  in  Stuttgart  für 238  „ 


Personal -Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Baumeister  Steltzer  zu  Oldenburg  ist  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Saarbrücker  Eisenbahn,  mit  dem  Wohnsitze  in 
Trier  ernannt. 

Der  Eisenbahn -Bau-  und  Betriebs -Inspektor  Bayer  ist  von 
Trier  nach  St.  Johann  versetzt. 


Offene  Stellen. 

1.  Ein  tüchtiger  Baumeister  zu  Stromregulirungsbauten  wird 
gesucht.  Näheres  unter  den  Inseraten. 

2.  Ein  Baueleve  oder  angehender  Werkmeister  findet  bei 
interessanter  Bauthätigkeit  eine  Stelle  im  Bureau  eines  Kreisbau- 
meisters. Adr.  in  der  Expedition  d.  Bl.  sub  S.  K. 

3.  Mehre  Bauführer  können  bei  Eisenbahnbauten  plazirt 
werden.  Vergl.  den  Inseraten theil. 

4.  Ein  im  Eisenbalmbau  erfahrener  Bauführer  findet  gegen 
1 */2  Thlr.  Diäten  und  15  Sgr.  Feldzulage  in  Westfalen  Beschäfti- 
gung. Nähere  Auskunft  ertheilt  der  Bauführer  Hövel,  Neuen- 
burgerstrasse No.  2. 

5.  Zwei  Baumeister  oder  erfahrene  Bauführer  finden 
dauernde  Beschäftigung  bei  Chausseebauten  und  im  Bureau  der  Kö- 
niglichen Kreisbau-Inspektion  zu  Johannisburg. 

6.  Für  einen  Baumeister  resp.  erfahrenen  Bauführer  bei 
Staats -Chaussee-  resp.  Hochbauten  sind  Stellen  im  Kreise  Sensburg 
in  Ostpreussen  vakant.  Meldungen  etc.  beim  Kreisbaumeister  Kaske 
in  Sensburg  in  Ostpreussen. 

7.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer  und  ein  erfahrener 
Feldmesser  finden  bei  Chausseebauten  im  Baukreise  Memel  Be- 
schäftigung gegen  reglementsmässige  Diäten.  • Meldungen  beim  Kreis- 
baumeister Meyer  in  Memel. 

8.  Ein  Bauführer  wird  zur  Leitung  eines  Schleusenbaues 
auf  2 Monate  gesucht  von  dem  Kreisbaumeister  Bach  mann  in 
Pr.  Stargardt. 

9.  Ein  Baumeister  und  ein  Bauführer  werden  gesucht. 
Meldungen  sind  an  den  Bau  - Inspektor  Römer  im  Technischen 
Biireau  der  Niederschlesisch -Märkischen  Eisenbahn  einzusendeu. 

10.  Ein  im  Veranschlagen  und  Zeichnen  geübter  Mau- 
rer wird  für  das  Büreau  verlangt.  Selbstgeschriebene  Adressen 
nebst  Angabe  früherer  Beschäftigung  werden  in  der  Exped.  d.  Bl. 
sub  A.  B.  erbeten. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.  in  Stuttgart, 
W.  in  Dresden. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Letzte  Exkursion  in  diesem  Jahre  am  Sonnabend 
den  19.  September. 

Besichtigung  des  Königlichen  Palais. 
Versammlung  um  5 Uhr  am  Eingänge  in  der  Behrenstrasse  41. 

Zum  Schluss  gesellschaftliches  Zusammensein  im  Cafe  de  Belve- 
dere, hinter  der  Katholischen  Kirche  2. 

Die  Mitglieder  werden  ersucht  ihre  Legitimations-Karten  mit- 
zubringen. 

Für  die  Anordnungen 
Kyll  mann.  Merzenich. 


Einladung. 

Bei  der  am  13.  September  abgehaltenen  ersten  Versammlung  von 
Architekten  in  Marienburg  ist  eine  monatliche  Wiederholung  der- 
selben beschlossen  und  werden  deshalb  die  Herren  Kollegen  auf 

Sonntag  den  4 Oktober  d.  J. 

nach  Danzig  (9  Uhr  Vormittag  im  Rathskeller)  freundliehst  ein- 
geladcn.  I.  A. 

Stumpf. 

OflVne  Stellen. 

Bei  der  ersten  Betriebs-Inspektion  der  Niederschlesiseh-Märki- 
sehen  Eisenbahn  in  Berlin  können  mehrere  Bauführer  zu  reglements- 
mässigen  Diäten  sofort  plazirt  werden.  Man  beliebe  sich  unter 
Vorzeigung  der  Zeugnisse  Unterzeichnetem  vorzustellen. 

Go  eri  ng, 

Eisenbahn -Baumeister 
Koppenstrasse  6/7. 

Ein  Bau-Eleve  wünscht  bei  einem  Ban-,  Zimmer- oder  Maurer- 
meister eine  Stellung  im  Büreau.  Adressen  sub  11.  R.  10  poste 
restante  Potsdam  erbeten. 


Rekaniitiiinrliiuig. 

Bei  der  Unterzeichneten  Behörde  in  der  Feste  Friedrichsort, 
1»/*  Meilen  von  Kiel,  findet  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr. 
Diäten,  oder  ein  bereits  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  und  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  für  einfache  Hochbauten 
Beschäftigung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  werden  erbeten. 

Friedrichsort,  den  23.  August  186S. 

llie  Könitflielie  Festiingslinu  - Direktion 

Oirene  Stelle. 

Ein  tüchtiger  Baumeister  wird  gegen  2 Thlr.  15  Sgr.  tägliche 
Diäten  und  Reisekosten  zur  Beaufsichtigung  der  Reguliruugsbauten 
am  Memelstrome,  zur  Ausarbeitung  der  Pläne  und  Anschläge  und 
dahin  gehörigen  Büreau- Arbeiten  gesucht.  Meldungen  finden  bei 
dem  Baurath  Fütterer  in  Tilsit  statt  und  sind  Zeugnisse  zur  Ein- 
sicht an  denselben  einzureichen. 

Ein  Bauführer  aus  den  neuen  Provinzen,  (nicht  examinirt),  der 
von  pr.  Behörden  gute  Zeugnisse  naohweisen  kann,  sucht  eine  Stelle. 
Adressen  erbeten  unter  A.  Hn.  in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 

Ein  junger  Architekt,  geprüft.  Maurer-  und  Zimmermeister,  wel- 
cher in  mehreren  deutsehen  Hauptstädten  im  Hochbau  beschäftigt 
gewesen  und  seit  ca.  1>  , Jahren  bei  der  Eisenbahn  mit  Projek- 
tirungsarbeiten  sowie  mit  der  speziellen  Leitung  und  Abrechnung 
von  Kunstbauten  thätig  war,  sucht  Beschäftigung  bei  grösseren 
Bau-Unternehmungen.  Ein  Engagement  bei  einer  deutschen  Gesell- 
schaft zur  Ausführung  von  Eisenbahnen  im  Auslande  würde  unter 
günstigen  Bedingungen  willkommen  sein.  Gute  Referenzen  und 
Zeugnisse  stehen  zur  Seite.  Offerten  unter  Littr.  I.  K.  18  poste 
restante  Münster,  Westfalen. 

Ein  junger  Maurer-  und  Zimmer -Meister,  der  2 Jahre  die  Kgl. 
Bau -Akademie  besuchte,  mit  Bauarbeiten  vollständig  vertraut  ist 
und  zuletzt  bei  Eisenbahn -Vorarbeiten  thätig  war,  sucht  Beschäfti- 
gung. Derselbe  war  bei  verschiedenen  Baumeistern  beschäftigt  und 
können  hierüber  gut  lautende  Zeugnisse  vorgelegt  werden.  Adr. 
in  der  Exped.  d.  Z.  unter  M.  76. 


405 


Heute  Mittag  1 Uhr  wurde  meine  liebe  Frau  Elise,  geb.  Preuss, 
von  einem  Knaben  glücklich  entbunden. 

Berlin,  den  14.  September  1868. 

Eust 

Baumeister  und  Betriebs-Inspektor  der  Berlin  - Görlitzer  Eisenbahn. 

rB'«<Irs-  Anzeige. 

Am  8.  d.  Mts.  verschied  in  Landesbergen  bei  seinen  Ver- 
wandten der  Eisenbahn  - Bau  - Inspektor  Fiiük,  komm.  Vorstand 
der  Königlichen  Eisenbahn-Betriebs-Direktion  Hannover.  Wir  ver- 
lieren in  demselben  sowohl  einen  verehrten  Vorstand,  als  tüchtigen 
Fachgenossen  und  liebevollen  Kollegen. 

Hannover,  den  12.  September  1868. 

Die  Ingenieure  der  Königlichen  Eisenbahn-Betriebs-Direktion. 
Blumenthal.  Ostermeyer.  Hauptmann. 

Rohr  mann.  Offen  berg.  Heeren. 


Westfalische  Eisenbahn. 

Die  Ausführung  von  51,400Q)'  Pappdach  auf  den  Lokomotiv- 
schuppen zu  Paderborn  und  Soest  soll  einschliesslich  Lieferung 
aller  dazu  erforderlichen  Materialien  im  Wege  der  öffentlichen 
Submission  verdungen  werden. 

Die  Submissions-Bedingungen  sind  im  Biireau  des  Unterzeich- 
neten einzusehen  und  werden  auf  portofreies  Ansuchen  gegen  Er- 
stattung der  Kopialien  mitgetheilt. 

Die  versiegelten  Offerten  mit  der  Aufschrift : 

„Submission  auf  Ausführung  von  Pappdacharbeiten  für 
die  Lokomotivschuppen  zu  Paderborn  und  Soest“ 
sind  spätestens  bis  zu  dem  am 

2 5.  September  d.  J. , Mittags  1 2 >/a  Uhr 
im  obengenannten  Bureau  anstehenden  Termine  einznreichen,  in 
welchem  die  Eröffnung  der  eingegangenen  Offerten  in  Gegenwart 
der  erschienenen  Submittenten  erfolgen  wird. 

Münster,  den  7.  September  1868. 

Der  Ober -Betriebs -Inspektor 
Schwabe. 


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lirinstrument  nebst  Stativ,  1 Kette,  5 Rth.  lang,  und  >/,  Dtz.  Banken 
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Maurern,  Zinnnerleuten  und  Steinmetzen 

beginnt  am  5.  Oktober.  Anmeldungen  erbittet  rechtzeitig  vorher 
v.  Arnim,  Baumeister,  Zimmer-  und  Maurermeister. 

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406 


BERLIN,  den  1.  September  1868. 

P.  P. 

Mit  heutigem  Tage  habe  ich  das  bisher  unter  der  Firma 
Kleemann  & Jahn  bestandene 

Atelier  für  Stuck  und  Modelle 

für  alleinige  Rechnung  übernommen.  Mit  Bezug  hierauf  empfehle 
ich  mich  den  geehrten  Herren  Bau-  und  Maurermeistern,  als  auch 
insbesondere  dem  bauenden  Publikum  zur  Lieferung  von  Stuckde- 
korationen in  geschmackvoller,  sauberer  Ausführung  zu  soliden 
Preisen.  Die  spezielleren  Angaben  der  Herren  Architekten  finden 
bei  mir,  gestützt  auf  die  Erfahrung  langjähriger  Wirksamkeit  in 
dem  grössten  Atelier  Berlins  das  geeignetste  Verstand  niss,  wie  ich 
auch  meine  Arbeiten  eignen  Entwurfes  selbst  einer  strengen  Kritik 
unterbreiten  kann.  Den  geschätzten  Herren  Fabrikanten  für 
Bronze-,  Zink-  und  Eisenguss,  gebrannten  Thon  etc.  etc. 
stehe  ich  zur  schnellen  Anfertigung  von  Modellen,  wie  auch  von 
Skizzen  und  Entwürfen,  mit  den  Materialeigenthümlichkeiten  ver- 
traut, jederzeit  zu  Diensten.  Auswärtige  Bestellungen  werden  nach 
beigegebener  Grösse  oder  Skizze  veranschlagt  und  gewissenhaft  aus- 
geführt. Photographien  von  meinen  Arbeiten  stehen  zur  Disposition. 

Achtungsvoll 

. Emil  Kleciiianii 

$ilM)aucr 

Friedrichs-Strasse  No.  12. 

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lländlern  ihr  Fabrikat  in  bester  Qualität  und  reeller  Verpackung 
ganz  ergebenst,  und  sichert  die  prompteste  Ausführung  der  hiermit 
erbetenen  gefälligen  Aufträge  zu. 


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437« 

617a 

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125  „ „ Posen. 

33A 

47a 

6 

77a 

1174 

1374 

15  V« 

23 

3474 

477a 

667a 

847« 

130  „ „ Coelu. 

3 

374 

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Berlin,  Oranien  - Str.  75. 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  25.  September  L868. 


Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Inge- 
nieure zu  Hamburg.  (Fortsetzung.)  — Der  Bau  des  neuen  Zentral-Gü- 
terbahnhofes  zu  Stettin  (Schluss.).  — Zum  Umbau  der  Bildersäle  im 
alten  Museum  zu  Berlin.  — Der  Antheil  des  Bauwesens  am  preussi- 
scheu  resp.  norddeutschen  Staatshaushalt.  — Mi tt h e i 1 11  n g e n aus 
Vereinen:  Verein  fiir  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Architekten- 
Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Vermeidung  des  Putzbaues  bei 
öffentlichen  Gebäuden.  — Die  Elbüberbriiekung  bei  Schönhausen. 
— Donau-Regulirung  bei  Wien.  — Ausstellung  der  Entwürfe  für  den 


Erscheint  jeden  Freitag. 

Dom  zu  Berlin.  — Steinbearbeitung  mittelst  Maschinen.  — Baukosten 
des  neuen  Museums  zu  Berlin.  — Vorschriften  für  die  Prüfungen 
preuss.  Staatsbautechniker.  — - Aus  der  Fach  litt  eratur:  System 
einer  beweglichen  Brücke,  von  0.  Roeper.  — Die  neuen  Breithaupl’- 
schen  Messtisch  und  Kippregel  - Konstruktionen,  von  v.  Rüdgisch. — 
Bauwissenschaftliche  Litteratur,  Juli,  August,  September  1868.  — 
Konkurrenzen:  Preisertheil ung  bei  der  Konkurrenz  für  ein  Kon- 
zerllokal in  Köln.  — Personal  - Nachrichten  etc. 


Die  \V.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg.  (Fortsetzung.) 


I.  Der  Ort  der  Versammlung. 

Für  den  Charakter  und  Verlauf  einer  Wanderver- 
sammlung  ist  der  Ort,  wo  sic  tagt  — wenn  nicht  maass- 
gebend — so  doch  sicher  von  schwerwiegendem  Einflüsse. 
Nicht  nur,  dass  die  ortsangehörigen  und  umwohnenden 
Fachgenossen  den  bedeutendsten  Prozentsatz  der  Theil- 
nehmer zu  bilden  pflegen:  durch  den  mehrtägigen  Aufent- 
halt, durch  die  Besichtigung  der  charakteristischen  Sehens- 
würdigkeiten, durch  die  lokalen  Vergnügungen  endlich, 
welche  stets  einen  nicht  unerheblichen  Theil  des  offiziellen 
und  privaten  Festprogramms  ausmachen,  muss  nothwen- 
digerweise  ein  Hauch  des  im  Orte  herrschenden  Geistes 
auf  die  Versammelten  übergehen.  — Und  dass  dies  ge- 
schieht, ist  ja  ebensowohl  ein  wesentlicher  Zweck  wie  ein 
eigentliümlicher  Reiz  der  deutschen  Wanderversammlungen. 

Wenn  dies  vor  allen  anderen  für  die  Versammlungen 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zutrifft,  so  erklärt 
es  sich  wohl,  dass  es  hei  diesen  stets  als  erste  Pflicht  des 
vorbereitenden  und  leitenden  Komites  angesehen  worden 
ist,  die  im  Orte  der  Versammlung  fremden  Fachgenossen 
mit  demselben  bekannt  zu  machen  und  in  ihm  zu  orien- 
tiren.  Früher  pflegte  dies  durch  einen  einleitenden  Vor- 
trag zu  geschehen;  seit  den  letzten  Versammlungen  ist  es 
üblich  geworden  für  diesen  Zweck  ein  besonderes  Fest- 
album herauszugehen,  dass  jedem  Theilnehmer  hei  seiner 
persönlichen  Meldung  zugestellt  wird.*)  Und  wie  vordem 
die  Vereine  in  Hannover  und  Wien,  so  hatte  es  sich  auch 
diesmal  der  Architektonische  Verein  zu  Hamburg  ange- 
legen sein  lassen  dieses  Album,  dessen  unser  Bericht  in 
erster  Linie  erwähnen  muss,  in  trefflicher  Weise  auszu- 
Statten  und  zu  einem  möglichst  vollständigen  Bilde  der 
Stadt  in  der  Vergangenheit  und  Gegenwart  zu  gestalten. 

Der  Titel  des  Werkes:  „Hamburg.  — Historisch- 
topographische  und  bäugeschichtliche  Mitlheil ungen“  be- 
sagt schon,  dass  sich  dasselbe  keineswegs  darauf  beschränkt 
die.  Leistungen  der  Architektur  und  des  Ingenieurwesens, 
welche  Hamburg  bietet,  zu  skizziren,  sondern  dass  sein 
Ziel  ein  weitergehendes  ist.  So  finden  wir  in  demselben 
zunächst  einen  „Blick  auf  Ilamburg’s  Vergangenheit“,  d. 
i.  einen  Abriss  seiner  politischen  Geschichte,  eine  topo- 
graphische Uebersicht  über  das  allmälige  Wachsthum  der 
Stadt  und  Mittheilungen  über  die  wenigen  kunstgeschicht- 
lichen  Denkmale  des  alten  Hamburg;  sodann  aber  mehr 
oder  weniger  ausführliche  Notizen  über  Gebiet,  Bevölke- 


*)Wir  dürfen  nicht  verhehlen,  dass  der  angedeutete  Zweck  ai 
diese  Weise  allerdings  nicht  ganz  erreicht  wird;  denn  so  werthvo 
ein  solches  Werk  sich  später  als  Andenken  erweist,  so  wenig  i 
di  r Theilnehmer  an  einer  Wanderversammlung,  dessen  Zeit  nac 
Minuten  disponirt  ist,  im  Stande  dasselbe  sofort  durchzustudire 
und  entsprechend  ausznnutzen.  Erwünscht  möchte  es  daher  fi 
künftige  Fälle  sein,  daneben  noch  einen  gedrängten  Auszug  aus  de 
Festalbum  (elwa  in  Verbindung  mit  einem  Fremdenführer)  zu  gehe: 


rung,  Verfassung  und  Verwaltung  des  kleinen  Freistaates, 
über  Handel,  Schiffahrt  und  Gewerbe,  über  das  städtische 
Ingenieurwesen  und  die  Verkehrsanstalten,  über  Kirchen 
und  Schulen,  Kunst-  und  wissenschaftliche  Institute,  Spi- 
täler, Wohlthätigkeits  - Anstalten  und  Stiftungen,  endlich 
über  die  Privatgebäude  des  neuen  Hamburg.  Zahlreiche 
Situationspläne,  Grundrisse  und  Ansichten  illustriren  das 
Buch,  das  durch  einen  mit  künstlerischem  Humor  gezeich- 
neten Umschlag  noch  einen  besonderen  Schmuck  erhalten 
hat.  Ist  es  gestattet,  den  kritischen  Maasstab  daran  zu 
legen,  so  möchten  wir  einige  — in  der  Vorrede  auch 
zugestandene  — Lücken  allerdings  bedauern.  Wo  so 
viel  schon  geboten  wird,  ist  man  leicht  unbescheiden  ge- 
nug mehr  zu  verlangen.  Wohl  hätten  wir  daher  neben 
den  sehr  ausführlichen  historischen  und  topographischen 
Mittheilungen  auch  dem  fiir  die  Baukunst  ungleich  be- 
deutsameren kulturhistorischen  Elemente  eine  selbst- 
ständige Würdigung  gewünscht,  und  ungern  haben  wir 
kurze  Angaben  über  einige  allgemeine  Beziehungen  des 
dortigen  Bauwesens  und  technische  Details  aus  demsel- 
ben — (z.  B.  die  Stellung  der  Techniker  zum  Publi- 
kum, Verhältniss  zwischen  Kunst  und  Handwerk,  Ein- 
fluss der  Baupolizei  und  lokaler  Gewohnheiten,  die 
gebräuchlichsten  Baumaterialien,  Art  der  Bauverdingung 
und  des  Baubetriebes  u.  s.  w. ) — vermisst.  Doch 
können  diese  Lücken  den  Werth  des  Buches  nicht  wesent- 
lich beeinträchtigen,  und  wir  zweifeln  nicht,  dass  dasselbe 
nicht  nur  allen  Theilnehmern  der  Versammlung  ein  liebes 
Erinnerungszeichen  sein,  sondern  auch  über  diesen  Zweck 
hinaus  in  weiteren  Kreisen  die  Anerkennung  und  das  In- 
teresse finden  wird,  die  ihm  sicherlich  gebühren. 

Hier  einen  Auszug  daraus  zu  gehen  — obwohl  dies 
unstreitig  die  bequemste  und  sicherste  Weise  wäre  Über 
die  Charakteristik  Hamburgs  hinwegzukommen,  die  auch 
wir  am  Eingänge  dieses  Berichtes  unsern  Lesern  schuldig 
zu  sein  glauben  ■ — verbieten  Umfang  und  Zweck  des 
letzteren.  Auch  die  Würdigung  der  hervorragenden  Be- 
deutung der  Stadt  und  die  spezielle  Aufzählung  und 
Schilderung  ihrer  Sehenswürdigkeiten,  die  man  besser  im 
„Bädeker“  verzeichnet  findet,  wird  man  nicht  von  uns 
fordern.  So  wollen  wir  lieber  versuchen  im  Wesentlichen 
den  persönlichen  Eindruck,  den  wir  während  unseres 
kurzen  Aufenthaltes  daselbst  von  Hamburg  empfangen 
haben,  in  flüchtigen  Umrissen  zu  skizziren. 

Mächtig  und  bedeutend  wirkt  schon  der  allgemeine 
Eindruck,  den  die  Stadt  ihrer  Lage  und  Gruppirung  nach, 
und  in  dem  bunten  Eluthen  und  Treiben  ihres  Verkehrs 
und  ihrer  Arbeit  gewährt.  Unten  der  mächtige  Strom, 
in  dem  Fluss-  und  Seeschiffahrt  in  einander  übergehen,  be- 
lebt von  einer  Unzahl  von  Schiffen  aller  Gattungen,  ankern- 
den und  in  Bewegung  begriffenen ; oberhalb  die  beiden 


408 


anmuthigen  Wasserbecken  der  Alster.  Dazwischen  die 
alle  Stadt,  in  ihrem  mittleren  und  unteren  Theilc  von  zahl- 
reichen Wasserläufen  (Fleeten)  durchzogen,  die  dem  Ver- 
kehr zwischen  Hafen  und  Speichern  dienen;  an  den  Seiten, 
auf  die  Höhenzüge  des  nördlichen  Elbufers  sanft  empor- 
steigend — statt  der  Wälle,  die  sie  ehemals  schirmten, 
mit  freundlich  grünen  Promenaden  umgürtet.  In  den 
Vierteln  dem  Hafen  zunächst,  die  von  dem  Brande  des 
Jahres  1842  grossentheils  verschont  blieben,  krumme,  enge 
Gassen  mit  alten,  kleinen  Häusern  in  dem  malerischen 
Aufbau  vergangener  Jahrhunderte,  — in  dem  neuen  Theile, 
namentlich  in  den  Umgehungen  der  Binnenalster,  die  lan- 
gen, geraden  Strassen,  die  hohen  Häusermassen  einer  mo- 
dernen Grosstadt.  Hieran  schliessen  sich  die  Vorstädte. 
An  der  Elbe  unterhalb  das  hochliegende  St.  Pauli,  das 
die  Verbindung  mit  Altona  giebt,  oberhalb  das  tiefliegende 
Hammerbrook,  beide  gewerbreich  — an  den  Alsterhassins 
hinauf  Quartiere  mit  Wohnhäusern,  die  je  weiter  hinaus 
einen  desto  ländlicheren  Charakter  annehmen,  bis  sie  in 
der  Uhlenhorst  und  in  Harwestehude,  den  Sitzen  der  Ham- 
burger Geldgrössen,  zu  Städten  von  eleganten  Villen  wer- 
den, die  im  schattigen  Grün  sich  verstecken. 

Wenn  der  eigentümliche  Reiz,  den  die  Gegensätze 
dieser  an  Architektur-  und  Landschaftsbildern  so  reichen 
und  doch  so  verschiedenen  Theile  der  Stadt  Hamburg 
gewähren,  wohl  allgemein  anerkannt  ist  und  namentlich 
die  in  ihrer  Art  einzigen  Umgebungen  der  Alsterbassins 
mit  vollem  Rechte  berühmt  sind  — wenn  der  Ruf  Ham- 
burgs als  einer  schönen  und  charakteristischen  Stadt  für 
den  Touristen  also  feststeht:  so  ist  dies  in  Bezug  auf 
die  architektonische  Physiognomie  der  Stadt,  die 
für  unsern  Leser  jedenfalls  die  interessantere  ist,  keines- 
wegs ebenso  der  Fall.  Seihst  in  dem  erwähnten  Fest- 
album für  unsere  ^diesmalige  Versammlung  ist  die  An- 
sicht ausgesprochen,  dass  Hamburg  in  seinem  Bauwesen 
nicht  viel  Interessantes  zu  bieten  habe.  Eine  Ansicht, 
die  wir  keineswegs  in  ganzem  Umfange  unterschreiben 
können  und  gegen  die  wir  für  den  Ruhm  der  guten 
alten  Stadt  hier  in  die  Schranken  zu  treten  versucht 
sind.*) 

Es  ist  wahr  — Hamburg  besitzt  aulfallend  wenig 
Kunstdenkmale  aus  dem  Mittelalter  — mehr  das  Bedürf- 
nis einer  neuen  Zeit,  als  Brand  und  Verwüstung  haben 
sie  vernichtet  — es  ist  andern  Städten  gegenüber  ver- 
hältnissmässig  arm  an  grossen  öffentlichen  Monumenten. 
Aber  müssen  denn  alle  Städte  nach  derselben  Elle  ge- 
messen werden  — fällt  die  kolossale  Thätigkeit,  die  der 
Privatbau  in  Hamburg  entfaltet  hat  und  entfaltet,  in  ihrer 
Gesainmtheit  dafür  nicht  desto  schwerer  ins  Gewicht? 
Und  sind  die  älteren  Leistungen  desselben  trotz  ihrer  Be- 
scheidenheit, die  freilich  nirgends  Palästen  nachäffen  will, 
nicht  auch  historische  Monumente?  Wir  erachten  das  be- 
stehende Sachverhältniss  das  Wesen  der  Stadt  so  trefflich 
bezeichnend,  dass  wir  uns  wundern  es  nicht  als  Stolz 
Hamburgs  angesehen  zu  finden.  Gerade  dieses  beschei- 
dene Zurücktreten  der  öffentlichen  Monumente  vor  der 
rührigen  Bautliätigkeit  der  Privaten  scheint  uns  einer  Re- 
publik eben  so  wohl  anzustehen,  wie  es  auch  treu  die 
Geschichte  Hamburgs  spiegelt,  die  niemals  — im  Gegen- 
sätze zu  der  Lübecks  — von  einzelnen  ehrgeizigen  und 
gewaltigen  Persönlichkeiten  gestaltet  worden  ist,  sondern 
im  einmüthigen  Zusammenwirken  bürgerlichen  Gemein- 
sinns sich  entwickelt  hat. 

Aber  auch  im  Einzelnen  haben  wir  an  den  Bauwer- 
ken Hamburgs  Interessantes  und  Bedeutsames  genug  ge- 
funden, so  dass  wir  lebhaft  bedauerten  ihrem  Studium 
nur  so  Hüchtige  Zeit  haben  widmen  zu  können.  — 

*)Die  architektonische  Bedeutung  Hamburgs  ist  übrigens  auch 
anderweitig  gewürdigt  worden.  In  einem  Aufsatze  „ Prag  und 
seine  Baukunst“  (Fürster’sche  Bztg.  1845),  in  welchem  Franz 
Mertens  eine  interessante  Rangordnung  der  Städte  in  Bezug  auf 
ihre  bauliche  Wichtigkeit  entwickelt,  weist  derselbe  Hamburg 
seinen  Platz  zwischen  den  europäischen  Städten  dritten  und  vierten 
Hanges  an  und  lässt  es  in  Deutschland  direkt  hinter  Wien, 
Berlin  (Städten  zweiten  Ranges)  und  Köln,  Prag,  Dresden  (Städten 
dritten  Hanges)  folgen,  während  er  Frankfurt,  Lübeck,  Königsberg, 
Breslau,  München,  Triest,  Danzig,  Leipzig,  Nürnberg,  Magdeburg, 
Augsburg,  Mainz,  Aachen,  Kassel,  Stuttgart,  Hannover,  Gräz  dem 
vierten  Hange  beizählt. 


Was  aus  dem  Mittelalter  erhalten  ist  — im  Wesent- 
lichen sind  es  nur  drei  Backsteinhallenkirchen,  von  denen 
die  älteste  und  werthvollste,  die  1352  geweihte  St.  Petri- 
kirche, jedoch  nach  dem  Brande  vollständig  erneuert  ist 
— steht  an  Bedeutung  hinter  den  Leistungen  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts,  die  dem  alten  Hamburg  sein  eigenthüm- 
liches  Gepräge  gehen.  Die  künstlerischen  Vorbilder  für 
dieselben  sind  unzweifelhaft  in  den  Niederlanden  zu  suchen; 
nicht  nur  die  Kunstformen  der  älteren  Gebäude,  von  de- 
nen die  Fayade  des  Kaiserhofes  hier  erwähnt  sein  mag, 
bezeugen  dies  deutlich,  sondern  ebenso  die  Technik,  die 
ausser  vielfacher  Anwendung  des  Sandsteins  zu  Portalen, 
Gesimsen  und  Fenstereinfassungen  seit  alter  Zeit  ein  Auf- 
treten des  soliden  Backstein  - Rohbaues  aufweist.  Bei  den 
öffentlichen  Bauten  sind  fast  durchweg  Sandstein-,  der  das 
architektonische  Gerüst  bildet,  und  Backsteinrohhau  ver- 
bunden. Sollen  wir  die  alten  Giebelhäuser  näher  be- 
schreiben? Die  reicheren  Kaufherrnhäuser  des  17.  Jahr- 
hunderts, die  mit  ihrem  lustigen  Fayadenschmuck  so  selbst- 
bewusst. und  doch  so  treuherzig  in  die  Welt  sehen,  und 
die  in  ihrem  Innern  hei  der  alten  Grundrissdisposition 
noch  so  manche  wackere  Bildhauerarbeit , namentlich 
Stuckdecken  bergen  sollen,  die  Häuser  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, etwas  kahler  und  nüchterner,  aber  doch  noch 
immer  höchst  stattlich  und  stilvoll  — beide  untermischt 
mit  geringeren,  aber  durchweg  individuellen  Gebäuden  in 
Putzbau  oder  Fachwerk  — - sie  geben  in  dem  bunten  Ge- 
wirr der  engen  Strassen  und  Fleete  ein  Bild  von  der 
Privatarchitektur  einer  alten  deutschen  Stadt,  wie  wir  es 
anziehender  und  verständlicher  kaum  noch  gesehen  haben. 
Denn  es  zeigt  sich  nicht,  wie  in  so  mancher  anderen 
alterthümlichen  Stadt  in  der  traurigen  Verlassenheit  und 
Oede  einer  Zeit,  der  das  Kleid  der  Vorfahren  zu  weit 
geworden  ist,  sondern  ist  noch  erfüllt  von  dem  vollen 
Strome  wirklichen  lebendigen  Verkehrs,  in  dem  auch  die 
Bauwerke  erst  zu  wahrem  Leben  erwacht  scheinen.  — 
Von  den  Monumentalbauten  dieses  alten  Hamburg  treten 
zwei  kirchliche  Bauten  besonders  hervor:  der  Thurm  der 
St.  Katharinenkirche  und  die  St.  Michaeliskirche,  deren 
404  Pariser  Fuss  hoher  Thurm  die  Stadt  beherrscht.  Jener, 
ein  Werk  des  17.  Jahrhunderts,  der  untere  Theil  in  Sand- 
stein- und  Backsteinrohhau,  der  obere  Theil  wie  dies  für 
Hamburger  Hauptthürme  charakteristisch  ist,  in  Holzwerk 
mit  Metallverkleidung,  ist  von  besonders  koketter  und 
zierlicher  Ausbildung;  dieser  in  den  Jahren  1750 — 62  von 
dem  für  die  damalige  Baukunst  tonangebenden  Architekten 
Sonn  in  erbaut,  ist  eine  für  den  Zweck  protestantischen 
Kultus  sehr  glücklich  disponirte  Zentral-Anlage. 

Ist  in  den  Gebäuden  bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hunderts die  architektonische  Physiognomie  Hamburgs  trotz 
aller  Mannigfaltigkeit  eine  einheitliche,  so  verschwindet 
diese  Einheit  selbstverständlich  in  den  Leistungen,  die 
seit  jener  Zeit,  wo  die  Studien-Stile  an  Stelle  des  Stils 
traten,  entstanden  sind.  Die  Bauthätigkeit  der  Stadt  vor 
dem  Brande  scheint  nicht  erheblich  gewesen  zu  sein,  min- 
destens fällt  sie  in  den  Privathäusern,  die  nüchtern  und 
langweilig  in  der  Konzeption  auch  eine  Verschlechterung 
in  der  Technik  zeigen,  nicht  in  die  Augen.  Einzelne 
Ausnahmen,  namentlich  die  Werke  des  im  Schinkel  sehen 
Sinne  schaffenden  hochbegabten  Chateau  neu  f sind  rüh- 
mend zu  nennen,  ebenso  die  beiden  bedeutendsten  der  in 
jener  Zeit  entstandenen  öffentlichen  Gebäude,  die  Börse 
(mit  einem  Innenraume  von  vorzüglicher  Wirkung)  und 
das  Johanneum  (Gymnasium  etc.),  tüchtige  Werke  der 
Architekten  Wimmel  und  Forsmann.  Schinkel’s 
Theater- Entwurf  ist  leider  nur  sehr  moditizirt  und  ent- 
stellt zur  Ausführung  gekommen. 

Ein  desto  ergiebigeres  Feld  eröffnete  sich  der  Ar- 
chitektur wie  der  gesummten  Technik  nach  dem  Brande, 
der  anscheinend  eine  völlige  Revolution  nicht  nur  im 
Aeusseren  der  Stadt,  sondern  auch  in  der  Art  öffentliche 
und  private  Bauausführungen  zu  behandeln,  hervorgerufen 
hat.  Von  den  ersten  gewaltigen  Anstrengungen  an,  die 
gemacht  werden  mussten,  um  das  Nothwendigste  des 
vom  Feuer  Zerstörten  zu  ersetzen,  bis  zur  Gegenwart  hat 
sich  in  Hamburg  eine  wahrhaft  immense  Bauthätigkeit 
entwickelt,  auf  die  freilich  seine  in  rascher  Steigerung 


409 


wachsende  Bedeutung  als  Welthandelsplatz  und  die  da- 
mit mächtig  vorschreitende  Ausdehnung  der  Stadt  von 
entschiedenem  Einflüsse  gewesen  sind.  Und  an  diese 
Eigenschaft  Hamburgs  als  Welthandelsplatz  möchten  wir 
geistig  ankniipfen,  wenn  wir  die  Leistungen  seiner  moder- 
nen Architektur  in  kurzen  allgemeinen  Zügen  charakteri- 
siren  sollen.  Sicher  ist  es  nicht  ohne  tiefen  Sinn,  dass 
in  dieser  Stadt,  in  welcher  die  Erzeugnisse  aller  Länder 
zusammenströmen,  während  die  einheimische  Produktion 
nur  gering  ist  — auch  für  die  Baukunst  keine  eigent- 
liche einheimische  Schule  sich  entwickelt  hat,  sondern 
dass  alle  Schulen,  alle  Bestrebungen  der  Gegenwart  sich 
hier  kreuzen.  Hamburgs  heimische  Architekten  bilden 
sich  an  den  verschiedensten  Akademien  — fremde  Ar- 
chitekten aus  allen  deutschen  Gauen,  aber  auch  aus  Eng 
land  und  Frankreich  werden  von  der  Fülle  der  hier 
blühenden  Aufgaben  zu  vorübergehender  oder  auch  dau- 
ernder Thätigkeit  angelockt:  was  Wunder,  dass  der 

moderne  Privatbau  Hamburgs  eine  bunte  Musterkarte  alles 
dessen  bietet,  was  unsere  Zeit  in  der  Baukunst  leistet 
und  strebt.  In  allen  Materialien  — Sandstein,  Back- 
stein-Rohbau und  Backstein -Putzbau  (aber  mit  Zement- 
putz !),  — in  allen  Stilrichtungen,  den  mittelalterlichen  wie 
den  modernen,  romanisch,  gothisch,  hellenisch,  in  Re- 
naissance mit  allen  ihren  Ab-  und  Spielarten , aber  auch 
originell  aus  freier  Schöpferfaust  wird  hier  gebaut;  die 
Traditionen  aller  hervorragenden  Lehrer  der  Baukunst, 
die  einen  Kreis  von  Jüngern  um  sich  gesammelt  haben, 
sind  hier  in  namhafter  Anzahl  vertreten  und  können  ver- 
gleichend studirt  werden. 

Das  ist  es,  was  der  modernen  Privatarchitektur  Ham- 
burgs, die  sich  übrigens  wie  anderwärts  wesentlich  auf  die 
beiden  Aufgaben  des  Miethshauses  ( hier  „Etagenhaus“  ge- 
nannt) und  der  städtischen  Villa  beschränkt,  ihr  ganz 
eigenthümliches  Interesse  verleiht  — ein  Interesse,  das 
unseres  Erachtens  noch  höher  ist,  als  das,  welches  seine 
alte  Architektur  erweckt.  Selbstverständlich  können  wir 
bei  der  flüchtigen  Uebersicht,  die  wir  gewinnen  konnten, 
weder  ein  allgemeines  Urtheil  über  den  Durchschnittswerth 
derselben  fällen,  noch  weniger  aber  auf  Einzelheiten  ein- 
gehen,  wozu  übrigens  bei  Besprechung  der  architektoni- 
schen Ausstellung  noch  Gelegenheit  sich  finden  dürfte. 
Auf  die  Vorsicht,  die  es  bei  den  Gegensätzen,  die  in  Ham- 
burg selbst  die  Vertreter  der  verschiedenen  Richtungen 
trennen,  veranlasst  zu  haben  scheint,  dass  der  Bericht 
über  den  Privatbau  der  Neuzeit  im  Festalbum  einem 
Ingenieur  zugefallen  ist,  würden  wir  unsererseits  weniger 
Gewicht  legen. 

Wohl  aber  wollen  wir  mit  wenigen  Worten  noch 
der  wichtigsten  öffentlichen  Bauten  gedenken,  die  in  Ham- 
burg seit  dem  Brande  entstanden  sind.  Es  sind  dies  von 
Kirchen  unter  einigen  kleineren  Kirchen  und  Kapellen- 
bauten die  Synagoge  von  Rosengarten  und  die  St.  Nico- 
lai-Kirche von  dem  Engländer  Gilbert  Scott,  letztere 
1845  begonnen  und  seit  1863  geweiht,  eine  der  frühesten 
gothischen  Kirchenausführungen  der  Neuzeit  iti  Deutsch- 
land. In  den  Verhältnissen  hochstrebend  und  elegant,  im 
Detail  leider  englisch  plump  genug,  hat  sie  in  der  Konzeption 
die  Aufgabe  einer  protestantischen  Kirche  nichteinmal  zu  lösen 


versucht  und  ist  darum  leider  als  ein  Rückschritt  gegen 
das  100  Jahre  früher  ausgeführte  Werk  Sonnin’s  zu  be- 
trachten. Zu  nennen  sind  ferner  die  grossen  Wohl- 
thätigkeits- Anstalten  (Kranken-,  Irrenhäuser  etc.),  in  der 
Mächtigkeit  ihrer  Anlage  eine  Hamburgische  Spezialität, 
unter  ihnen  gleichfalls  mehre  von  Rosengarten,  andere 
von  Tim  in  ermann  und  Luis  — das  Thalia -Theater 
von  F.  Geo.  S tarn  mann,  das  Haus  der  sogenannten 
„Patriotischen  Gesellschaft“  von  Th.  Biilau,  der  Bazar 
von  Avendiek,  die  neue  Kunsthalle  von  v.  d.  Hude  u. 
Schirrmacher,  die  Bauwerke  des  zoologischen  Gartens 
von  Haller  und  endlich  die  Hochbauten,  welche  in  Ver- 
bindung mit  den  grossen  Ausführungen  des  Ingenieur- 
wesens, namentlich  denen  des  Englischen  Ingenieurs 
Lindley  entstanden  sind. 

Hätten  wir  somit  einen  glücklichen  Uebergang  ge- 
funden, um  an  die  vorhergehenden  Notizen  über  Ham- 
burgs Architektur  auch  einige  Mittheilungen  über  sein 
sehr  hervorragendes  Ingenieurwesen  knüpfen  zu  können, 
so  müssen  wir  doch  leider  darauf  verzichten,  da  sich  in 
der  Hast  der  Versammlung  noch  weniger  Müsse  und  Ge- 
legenheit fand,  den  betreffenden  Werken,  die  nicht  blos 
gesehen,  sondern  studirt  sein  wollen,  genügende  Beachtung 
zu  schenken.  Vielleicht  erhält  unser  Bericht  hierin  von 
anderer  Seite  eine  Ergänzung.  Wir  können  hier  wohl 
um  so  eher  darüber  hinweggehen,  je  mehr  sowohl  jene 
älteren  Ausführungen  William  Lindley’s  (Siele,  Wasser- 
kunst, Wasch- Anstalt  etc.)  durch  Publikationen  bekannt 
geworden  sind,  als  auch  die  neueren  Arbeiten  des  Ham- 
burger Ingenieurwesens  (Brücken,  Hafen-  und  Schleusen- 
Anlagen)  Beachtung  in  der  technischen  Presse  — u.  a. 
in  unserer  Zeitung  — gefunden  haben,  während  Publika- 
tionen von  Hamburger  Architekten  zu  den  grössten  Selten- 
heiten gehören.  Wenn  wir  der  Verdienste  des  Bauinspek- 
tor Maack  um  den  städtischen  Brückenbau,  und  seines 
letzten,  noch  nicht  ganz  vollendeten  Welkes  — der  neuen 
Lombardsbrücke,  im  Damme  zwischen  den  beiden  Alster- 
bassins — besonders  erwähnen,  so  geschieht  dies  um  eine 
Ehrenpflicht  gegen  ein  verstorbenes  Vorstandsmitglied  der 
XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure 
zu  erfüllen. 

Im  Uebrigen  wünschen  wir,  dass  unsere  Skizze,  so 
unvollständig  und  unvollkommen  in  ihren  Grenzen  sie 
immer  ist  und  so  wenig  sie  eine  in  Wirklichkeit  fast 
ebenso  wichtige  Seite,  die  Charakteristik  des  Hamburger 
Lebens  und  Treibens  berühren  konnte  — ihrem  Zwecke; 
unsere  Leser  entweder  auf  den  Schauplatz  der  Versamm- 
lung einzuführen  oder  ihnen  denselben  in’s  Gedächtniss 
zurückzurufen  — nicht  allzufern  geblieben  sein  mag.  Wir 
wollen  sie  mit  der  Bemerkung  abschliessen , dass  die 
wichtige  Stellung  des  Bauwesens  in  Hamburg  dort  natür- 
lich auch  eine  grössere  Anzahl  von  Fachgenossen  ange- 
sammelt hat,  unter  denen,  wie  bekannt,  ein  „Architekto- 
nischer Verein“  besteht,  der  die  Repräsentation  der  Ham- 
burger Technik  und  die  Bildung  des  vorbereitenden 
Lokal-Komites  für  die  Versammlung  iihernommen  hatte. 

— F.  — 

(Fortsetzung  folgt.) 


Der  Bau  des  neuen  Zentral -Güterbaliuhofts  zu  Stettin. 

(Schluss.) 


5.  Der  Viadukt  am  linken  Oderufer. 

Die  Geleise,  welche  auf  der  Oderbrücke  noch  in 
11'  Entfernung  und  in  grader  Linie  liegen,  gehen  von 
da  nach  dem  Personenbahnhöfe  hin  in  einer  Kurve  von 
ca.  50  Ruthen  Radius  bis  auf  19'  auseinander.  Indem 
der  Viadukt  sich  unter  diesen  Umständen  einerseits  dem 
schiefen  Landpfeiler  der  Oderbrücke,  andererseits  dem 
durch  eine  Futtermauer  normal  zu  den  Geleisen  be- 
grenzten Bahnhof  anschliessen  musste,  entstand  der  in 
nachfolgendem  Holzschnitte  dargestellte  eigentümliche 
Grundriss.  Das  Bauwerk  überschreitet  die  zu  diesem 
Zwecke  um  7'  gesenkte  Bollwerkstrasse  in  einer  lichten 
Höhe  von  13'.  Seine  Einteilung  ist  so  bewirkt,  dass 


drei  Fahrstrassen  mit  ca.  34  */3 ' Trägerlänge  und  vier  Fuss- 
passagen  hergestellt  sind.  Zur  Unterstützung  dienen  guss- 
eiserne achteckige  Säulen  von  15"  Durchmesser  bei  1" 
Wandstärke,  die  um  jede  Fusspassage  herum  zu  zusam- 
menhängenden Gruppen  verbunden  sind,  deren  Stellung 
aus  dem  Grundriss  deutlich  wird.  In  den  Aussenseiten 
stehen  dieselben  in  gleichen  Abständen  von  9'  4J/2"  v.  M.  z.  M. 
Sie  sind  durch  schmiedeeiserne  Bögen  mit  einander  verstrebt. 
Die  Fundamente  der  Säulen  bestehen  aus  einzelnen  Mauer- 
! blocken,  die  auf  je  5 Pfählen  von  30'  Länge  stehen. 

Für  jedes  Geleise  sind  zwei  Träger  von  25"  Höhe 
und  8'  8"  Entfernung  von  einander  vorhanden,  zwischen 
l denen  Schienenträger  von  11"  Höhe  und  3'  Entfernung 


410 


liegen.  Jede  Säulengruppe  ist  durch  die  Träger  sowohl,  als 
durch  Diagonalverhand  zu  einem  festen  Ganzen  vereinigt, 
bei  dem  auf  Temperaturveränderungen  keine  Rücksicht 
genommen  ist.  Bei  den  Trägern  über  den  Fahrstrassen 
waren  diese  jedoch  nicht  zu  vernachlässigen,  weshalb  die- 


Festungshafen  zugeschüttet  und  seine  Mündung  mit  einer 
Futtermauer  geschlossen  werden.  Nachdem  daselbst  eine 
provisorische  Spundwand  geschlagen  und  dahinter  die 
Erde  bis  zur  Wasserfläche  aufgeschüttet  war,  wurden 
hierauf  nach  dem , auf  untenstehendem  Holzschnitt  da*ge- 


Ausicht. 


5 .1 ' l'rä 

F-T-T-IT 

fff 

Grundriss. 


selben  auf  einem  Ende  ver- 
schiebbar sind.  Das  von  Hin. 

Geh.  Rath  Stein  entworfene 
Bauwerk  sollte  als  Eingangs- 
thor zum  Bahnhofe  auch  äs- 
tethischen Anforderungen  ge- 
nügen, und  sind  hierdurch 
in  Folge  des  ungünstigen 
Grundrisses  für  die  Detailkon- 
struktion  manche  Schwierig- 
keiten entstanden.  Die  Fundi- 
rungsarbeiten  begannen  im 
Mai  dieses  Jahres;  die  Vol- 
lendung des  Oberbaues,  der 
ebenfalls  von  Herrn  Kolesch  ausgeführt  wird,  steht  in 
wenigen  Wochen  zu  erwarten  und  würde  damit  der  An- 
schluss an  den  Personen  - Bahnhof  erreicht  sein.  Das 
Gewicht  des  zum  Viadukt  verwendeten  Eisens  beträgt  ca. 
1850  Ztr.  Schmiedeeisen  und  ca.  1430  Ztr.  Gusseisen. 

6.  Die  Futtermauer  in  der  Mündung  des 
F estungshafens. 

Für  die  mit  dem  eben  beschriebenen  Viaduktbau  zu- 
sammenhängende Strassenverlegung  musste  der  ehemalige 

Ansicht.  Schnitt  A — B. 


stellten  Projekt  4 Brunnen, 
12'  zu  16'  gross,  in  3'  10" 
Entfernung  von  einander  ge- 
senkt. Leider  traf  die  Aus- 
führung auf  ganz  ungeahnte 
Schwierigkeiten,  die  zwar  den 
Bau  lange  aufgehalten  haben, 
jedoch  glücklich  überwunden 
sind.  Es  wurden  nämlich 
iunerhalb  der  Brunnen  selbst 
noch  bei  25'  Tiefe  unter 
M.  W.  eine  Unmasse  von 
Steinen  und  Pfählen  angetrof- 
fen, die  zum  grössten  Theil 
mit  Hülfe  des  Tauchers  entfernt  werden  mussten.  Im 
Uebrigen  unterscheidet  sich  die  Arbeit  in  Nichts  von  der 
bei  Gelegenheit  des  Parnitzbollwerks  beschriebenen. 

Von  den  Anlagen  des  Zentral -Güterbahnhofes  bleiben 
nunmehr  noch  das  Empfangsgebäude  (das  in  diesem  Jahre 
noch  unter  Dach  kommt)  und  einige  kleinere  Bauwerke 
auf  dem  Personenbahnhöfe  zurück , deren  Vollendung  im 
nächsten  Jahre  bevorsteht,  und  die  s.  Z.  den  Lesern  dieses 
Blattes  vorgeführt  werden  sollen. 

In  wenigen  Wochen  aber  wird  die  ganze  neue  Strecke 
dem  Verkehre  übergeben  werden  und  damit  ein  Werk 
Grundriss. 


iik 


vollendet  sein,  welches  vor  3 Jahren  begonnen,  mit  un- 
endlichen Schwierigkeiten  durchgekämpft,  ein  bleibendes 
Denkmal  sein  wird  des  Mannes,  dessen  Umsicht  und  viel- 
seitigem Wissen,  dessen  Energie  und  Ausdauer  allein  es 
seine  Entstehung  verdankt,  des  Geheimen  Regierungs- 
und Bau -Rath  Stein. 

Stettin  den  13.  September  1868.  — T.  — 


Durchschnitt  nach  A — B. 


Zinn  luibau  der  Bildersäle  im  alten  Huscum  zu  Berlin. 

Im  Hinblicke  auf  die  beabsichtigten  Aenderungen  an  Ein-  kels  über  diese  Aulage  insbesondere,  sowie  über  Anordnung 
richtung  und  Beleuchtung  der  Bildersäle  im  hiesigen  Museum  und  Beleuchtung  von  Bildersäleu  im  Allgemeinen  sich  ins 
ist  es  wohl  vor  allen  Dingen  nothwendig  die  Ansicht  Schin-  j Gedä-htuiss  zurückzurufen,  ln  den  gesammelten  Briefen  etc. 


411 


des  Meisters,  welche  A.  v.  Wolzogen  in  seinem  Werke 
„Aus  Schinkels  Nachlass“  mittheilt,  finden  sich  einige  hier- 
her passende  Stellen. 

Auf  der  zweiten  Reise  nach  Italien,  im  Jahre  1824,  als 
die  Ausführung  des  Museums  eben  begonnen  hatte,  sieht 
Schinkel  in  Stuttgart  die  damals  dort  befindliche  Boisse- 
ree’sche  Gemäldesammlung.  Ueber  deren  Aufstellung  äussert 
er  sich  Band  I,  pag.  197  des  genannten  Werkes: 

„Die  Zimmer  gegen  den  Garten  enthalten  die  Kapital- 
stücke, gewöhnlich  jedes  Zimmer  nur  eins,  welches  so  gestellt 
ist,  wie  ich  die  Aufstellung  im  neuen  Museum  be- 
absichtige, nämlich  so,  dass  das  Licht  von  einer  Seite  da- 
gegen streift.“ 

Auf  derselben  Reise  besucht  Schinkel  in  Mailand  die 
Sammlung  der  Brera,  deren  Anordnung  er  (pag.  229  etc.) 
wie  folgt,  schildert : 

„Die  Hauptsäle  sind  quadratisch  und  von  oben  beleuchtet, 

aber  dunkel  und  die  Bilder  glänzen  fast  überall Vor 

Allem  fesselt  in  der  Brera  das  göttliche  Bild  des  Sposalizio 
von  Raphael,  welches  fast  allein  gut  aufgehängt,  jedoch  auch 
noch  zu  wenig  erleuchtet  ist.  Von  der  Erleuchtung  in 
meinem  neuen  Museum  erwarte  ich  ungleich  mehr. 
Alle  übrigen  Beleuchtungsarten  sind  nur  dazu  da,  dem  Laien 
einen  dunklen  mysteriösen  Eindruck  zu  machen,  welcher  aber 
dem  eigentlichen  Kunstfreunde  sehr  hinderlich  ist.“ 

ln  Venedig,  welches  Schinkel  auf  derselben^Reise  be- 
rührt, findet  er  die  Einrichtung  einer  Gemälde  - Galerie  in 
Ausführung  begriffen  und  sagt  darüber  (Band  II,  pag.  83): 
„In  einem  schön  eingerichteten  Lokal,  ehemals  Kirche 
und  Klostergebäude,  wo  man  leider  wieder  Säle  mit 
Licht  von  oben  anlegt,  die  obenein  zu  hoch  für  Gemälde 
werden,  sind  schon  herrliche  Bilder  etc.  etc.“ 

Mit  diesen  mehr  gelegentlichen  Aeusserungen  Schinkels 
ist  zusammenzuhalten,  was  er  in  Bezug  auf  die  Einrichtung 
der  Bildersäle  seines  Museums  in  den  Vorbemerkungen  zur 
Publikation  seiner  Entwürfe  und  ausgeführten  Bauwerke  sagt. 
Nachdem  er  die  bekannte  Eintheilung  der  drei,  je  eine  ganze 
Erontseite  einnehmenden  Säle  in  Ivabinete,  den  Fensteraxen 
entsprechend,  geschildert  hat,  fährt  er,  wie  folgt,  fort: 

„Diese  Abtheilungen,  welche  den  Eindruck  der  grossen 
Räume  im  Ganzen  keineswegs  vernichten,  haben  ausser  dem, 
dass  das  beste  Licht  für  die  Bilder  gewonnen  wird,  entschie- 
dene andere  Vortheile.  Zuvörderst  wird  man  nicht  durch 
eine  zu  grosse  Menge  von  Kunstwerken,  welche  man  in  den 
meisten  anderen  Bildergalerien  auf  einmal  übersieht,  zerstreut 
und  im  Genüsse  des  Einzelnen  gestört,  sondern  kann  sich  im 
kleineren , behaglicheren  Raume  der  ruhigen  Betrachtung 
besser  hingebeu ; dann  gewähren  diese  Abtheilungen  den  Vor- 
theil, die  Malerschulen  gehörig  zu  trennen  und  überhaupt 
jede  nöthige  Sonderung  und  Vereinigung  vorzunehmen,  welche 
der  Charakter  der  Bilder  und  das  Prinzip  der  Aufstellung 
irgend  fordert;  ferner  ist  das  Hängen  der  Bilder  auf  Holz 
ungleich  vortheilhafter  für  deren  gute  Erhaltung,  als  auf  der 
Mauer,  und  ausserdem  wird  der  Flächeninhalt  der  Bilderwand 
durch  diese  Abtheilungen  sehr  vermehrt,  zumal  für  das  Un- 
bedeutendere und  für  die  sehr  grossen  und  in  der  Ausführung 
des  Einzelnen  weniger  sorgfältig  behandelten  Bilder  auch  noch 
die  lange  Wand,  den  Fenstern  gegenüber,  benutzt  werden 
kann,  auf  welcher  dann  die  Bilder  unter  einem  Neigungswinkel 
angebracht  werden  müssen.“ 

Zu  bemerken  ist,  dass  Schinkel  dies  schrieb,  als  das  Ge- 
bäude bereits  im  Bau  vollendet  und  nach  Aufstellung  der 
Kunstwerke  dem  Publikum  geöffnet  war. 

Wie  verlautet,  sollen  jetzt,  um  die  „mangelhafte“  Be- 
leuchtung zu  „verbessern“,  die  sämmtlichen  Schirmwände  der 
Bildersäle  entfernt,  die  Fenster  von  Innen  maskirt  und  die 
drei  grossen  in  eine  Anzahl  kleinerer  Säle  durch  feste,  bis 
zur  Decke  reichende  Trennungswände  getheilt  werden,  deren 
Beleuchtung  durch  Oberlicht  beabsichtigt  ist,  für  dessen  An- 
lage Decke  und  Dach  durchbrochen  werden  müssen.  Zur 
„Probe“  soll  schon  bald  ein  solcher  Saal  angelegt  werden. 

Vielleicht  geben  vorstehende  Notizen  Anlass  zu  weiterer 
Besprechung  *)  dieser  wichtigen  Angelegenheit , jetzt,  wo  eine 


*)  In  der  politischen  Presse,  in  Kunstblättern,  ja  selbst  im 
Hause  der  Abgeordneten  ist  über  die  Angelegenheit  schon  genug 
bin  und  her  geredet  worden,  freilich  vorzugsweise  mit  Hineinziehung 
persönlicher  Motive  und  im  Tone  jener  leidenschaftlichen  Gehässig- 
keit, die  eine  Spezialität  gewisser  Streitigkeiten  auf  kunstwissen- 
schaftlichem Gebiete  zu  sein  pflegt..  Wir  haben  uns  bisher  weder 
für  die  eine  noch  die  andere  Partei  begeistern  können,  wollen  je- 
doch gern  unsere  Hand  dazu  reichen,  wenn  nunmehr  ausschliesslich 
der  Sache  nahe  getreten  werden  soll.  Wir  wollen  hoffen,  dass 
der  vorstehende  Artikel  dazu  beiträgt,  dass  dem  Publikum  eine 
authentische  Aufklärung  über  die  Lage  der  in  vielen  Punkten  noch 
etwas  dunklen  Angelegenheit  von  kompetenter  Seite  zu  Theil 


objektive  Behandlung  des  Gegenstandes  allenfalls  noch  zu  Mo- 
difikationen der  bezüglichen  Entschliessungen  führen  kann. 
Jedenfalls  dürfte  nicht  zu  verkennen  sein,  dass  die  angeführten 
Aenderungen  einen  grossen  Theil  der  Vortheile  aufgeben,  welche 
Schinkel  in  wohlüberlegter  Absicht  bei  seinen  Anordnungen 
vor  Augen  hatte.  

Der  Anthcil  des  Bauwesens  am  l'reussiselicn  resp.  Norddeutschen 
Staatshaushalt. 

Nicht  selten  schon  ward  hervorgehoben,  welch  bedeutender 
Antheil  an  der  Verwaltung  des  Staatsvermögens  den  Preussi- 
schen  Baubeamten  zufällt,  und  verlangt,  dass  ihre  Stellung  im 
Staatswesen  dieser  Bedeutung  entsprechen  solle.  Es  dürfte 
daher  der  Versuch  nicht  ohne  Interesse  sein,  aus  dem  Etat 
des  laufenden  Jahres  zu  ermitteln , wie  hoch  faktisch  jener 
Antheil  in  Zahlen  sich  darstellt.  Die  augenblickliche  Ge- 
staltung der  politischen  Verhältnisse,  nach  denen  Militair-, 
Marine-,  Post-  und  Telegraphenverwaltung  für  die  Staaten  des 
Norddeutschen  Bundes  gemeinsam  sind,  bringt  es  mit  sich, 
dass  hierbei  sowohl  der  Etat  des  Preussischen  Staates  (vom 
24.  Februar  1868),  wie  der  des  Norddeutschen  Bundes  (vom 
29.  Juni  1868)  berücksichtigt  werden  müssen. 

Selbstverständlich  können  und  wollen  die  nachstehenden 
Angaben,  die  den  betreffenden  Publikationen  im  Kgl.  I’reuss. 
Staats- Anzeiger  entnommen  sind,  keinen  Anspruch  auf  abso- 
lute Richtigkeit  erheben,  da  die  Positionen  des  Etats  nicht 
überall  so  durchsichtig  angeordnet  und  so  spezialisirt  sind, 
dass  man  die  für  die  Zwecke  des  Bauwesens  erforderlichen 
Summen  davon  ohne  Weiteres  absondern  könnte.  Nicht  Weniges 
musste  daher  unberücksichtigt  bleiben  und  es  darf  mit  Sicher- 
heit behauptet  werden,  dass  das  genaue  Resultat,  (welches  nur 
durch  unverhältnissmässig  umfangreichere  Ermittelungen  fest- 
gestellt werden  könnte),  sich  noch  wesentlich  höher  stellen 
dürfte.  Zur  allgemeineren  Orientirung  über  das  Sachverhältniss 
werden  indessen  auch  diese  oberflächlichen  Notizen  genügen. 


Ausgabe - Posten. 

Summe  im 
Einzelnen  Ganzen 

Thaler. 

A.  Preussischer  Staat. 

I.  Staats-Ministerium. 
Unterhaltung  der  Dienstgebäude  etc.  des 
Ministeriums 

2680 

2680 

II.  Ministerium  der  auswärtigen 
Angelegenheiten. 
Unterhaltung  der  Dieustgebäude  etc.  des 
Ministeriums 

4500 

4500 

III.  Finanz -Ministerium. 

Unterhaltung  der  Dienstgebäude  des  Mi- 
nisteriums, sowie  der  Dienstgebäude,  der 
Wege-,  Wasserbauten  etc.  im  Bereiche 
der  Domainen-,  Forst-  und  Steuer- 
verwaltung   

1413914 

1 

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  für 

1 1563574 

Neubauten  und  Meliorationen 

149660 

1 

IV.  Ministerium  für  Handel,  Ge- 
werbe und  öffentliche  Arbeiten. 
Besoldung  der  Baubeamten,  sowie  persön- 
liche und  sachliche  Ausgaben  der  Bau- 
verwaltung   

1106817 

Unterhaltung  der  Land-,  Wasser-  und 
Chausseebauten 

6138074 

Chausseeneubauten 

1099857 

Zuschuss  für  die  Bau -Akademie 

8560 

Bauten,  Betriebs-Anlagen  und  deren  Un- 
terhaltung im  Bereiche  der  Berg-,  Hüt- 
ten - und  Salinen -Verwaltung 

1951401 

Unterhaltung  und  Erneuerung  der  Bahn- 

17299519 

anlage  bei  den  Staats-Eisenbahnen,  so- 
wie Vorarbeiten  für  neue  Bahnlinien  . 

3823756 

Unterhaltung  der  Gebäude  der  Porzellan- 
Manufaktur  

6600 

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  für 
Neubauten  etc.  im  Gesammtbereich  des 
Ministeriums 

3164454 

werde.  Unsererseits  waren  wir  überrascht,  durch  diese  Mittheilung 
des  meist  gut  unterrichteten  Verfassers  zu  erfahren,  dass  eine  durch- 
gängige Einführung  der  Oberlichtbeleuchtung  für  die  Bildersäle  des 
alten  Museums  beabsichtigt  sei,  während  bisher  stets  nur  davon  die 
Kode  war,  dieselbe  in  dem  auf  der  Nordseite  befindlichen,  durch 
den  Bau  des  neuen  Museums  vsrdunkelten  Saale  einzurichten.  Be- 
stätigt sicli  diese  Nachricht,  so  würde  die  Auflassung  der  Angele- 
genheit allerdings  in  ein  durchaus  verändertes  Stadium  treten  müssen, 

D.  lled, 


412 


V.  J u s tiz  - V er  wa  1 1 u ng. 

Unterhaltung  säinmtlicher  Dienstgebäude 

der  Justiz -Verwaltung 

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  für 

Neubauten  etc 

VI.  Ministerium  des  Innern. 

Unterhaltung  der  Dienstgebäude  des  Mi-  1 

nisteriums  und  der  Strafanstalten  ...  55102 


86400 

572150 


658550 


55102 


VII.  Ministerium  f.  d.  landwirt- 
schaftlichen Angelegenheiten. 
Unterhaltung  der  Dienstgebäude  des  Mi- 
nisteriums und  der  Gestüt-Verwaltung, 
so  wie  der  Deichanlagen,  Fortführung 
der  grösseren  Landesmeliorationen  und 

Deichbauten 

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  zu 
denselben  Zwecken 


278242 

162701 


441033 


VIII.  Ministerium  dergeistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinal - An- 
gel egen  heiten. 

Unterhaltung  der  Dienstgebäude  des  Mi- 
nisteriums etc.  und  Patronats-Bau  fonds 
Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben 
für  Neu-,  Reparatur-  und  Erweite- 
rungsbauten   

Hierzu  treten  noch : 

Ausgaben  im  Bereiche  des  Bauwesens 
in  den  Hohenzollernschen  Landen  . 
für  Unterhaltung  der  Gebäude  der 
Staatsschulden- Verwaltung 


514266 

650274 


1164540 


75642  75642 

1190  1190 


Summa  der  Ausgaben  . . . 


21266330 


Der  gesammte  Staatshaushalts -Etat 
schliesst  mit  einer  Summe  von  159,757,064 
Thlrn.  ab;  der  Antheil  des  Bauwesens  an 
den  Preussiscben  Staatsausgaben  würde 
demnach  auf  mindestens  13,3  Prozent  sich 
belaufen. 


B.  Norddeutscher  Bund. 

I.  Militair-Verwaltung.*) 
Unterhaltung  der  Magazine,  Kasernen 
und  Lazarethe  und  grössere  Neu-  und 
Retablissemeutsbauten  derselben  . . . 
Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben 
für  Neubauten  etc.  . . • 


2700057 

809962 


3510019 


II.  Marine-Verwaltung. 

Unterhaltung  der  Dienstgebäude 

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  für 
Neubauten 


30000 

3140000 


3170000 


III.  Post- Verwaltung. 
Unterhaltung  der  Postgebäude,  Neu- 
bauten etc 


244032 


244032 


IV.  Telegraphen-Verwaltung. 
Unterhaltung  der  Dienstgebäude  und  Te- 
legraphenlinien   

Einmalige  ausserordentliche  Ausgaben  für 
neue  Anlagen 


303600 

324945 


Summa  der  Ausgaben  . . . 


628545 


7552596 


Der  gesammte  Haushaltsetat  schliesst  ab  mit  77,701,135 
Thlr. ; der  Antheil  des  Bauwesens  an  den  Ausgaben  des  Nord- 
deutschen Bundes  würde  sich  demnach  ungefähr  auf  9,7  Pro- 
zent belaufen.  — O — 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Versammlung  am 
8.  September  1S68.  Vorsitzender  Hr.  Hagen. 

Hr.  C.  Hagen  machte  Mittheilung  von  einer  nach  seinen 
Angaben  in  der  Werkstatt  zu  Stargard  ausgeführten  und  durch 
längere  Benutzung  als  sehr  bewährt  befundenen  Konstruktion 
von  Dampfkolben  für  Lokomotivzylinder.  Der  Kolben  ist  an 
seiner  im  Ganzen  2 V»"  breiten  Umfangsfläche  mit  zwei  Nutheu 
versehen,  in  welche  aus  zwei  Hälften  bestehende  Ringe  von 
ganz  weichem  Messing,  durch  innere  Federn  an  den  Zylinder 

*)  Die  Angaben  aus  dem  Bereich  der  Militair-Verwaltung  sind 
am  Unbestimmtesten,  da  der  betreffende  Etat  in  lakonischer  Kürze 
gefasst  ist.  Nur  bei  den  Magazinen,  Kasernen  und  Lazarethen  sind 
die  Baukosten  ans  den:  „Sachlichen  Ausgaben“  besonders  hervor- 
gehoben, während  bei  den  Kasernen  Unterhaltungs-  und  Verwal- 
tungskosten kombinirt  sind.  Zur  Kompensirung  sind  daher  letztere 
vorstehend  mit  inbegriffen.  Auf  die  Kosten  der  eigentlichen  Be- 
festigungsbauten ist  nicht  Rücksicht  genommen  worden. 


angepresst,  eingelegt  sind.  Diese  Kolben  funktionirten  nach 
zehnmonatlichem  Gebrauche  bei  ca.  3500  durchlaufenen  Meilen 
noch  sehr  gut,  obgleich  sich  bei  Revision  derselben  ergab, 
dass  die  Ringe  mehrfach  beschädigt,  a'.ch  zerbrochen  waren, 
ohne  dass  letzterer  Umstand  einen  merkbaren  nachtheiligen 
Einfluss  durch  Dampfverluste  etc.  zur  Folge  gehabt  hätte. 
Hieran  wurde  die  Bemerkung  geknüpft,  dass  sogar  schon  die 
Absicht  ausgesprochen  worden  wäre,  Kolben  ohne  irgend  welche 
Dichtung,  nur  durch  Kolbenstangen  an  beiden  Seiten  geführt, 
anzuwenden,  welche  Absicht,  wie  Herr  Wedding  bemerkte, 
in  Amerika  bereits  zur  Ausführung  gebracht  sein  soll.  Hr. 
Wiebe  erwähnte  mit  Bezug  auf  die  Anordnung  der  Nuthen 
die  ähnliche  Einrichtung,  nur  mit  einer  grösseren  Anzahl  von 
Nuthen,  jedoch  mit  gänzlicher  Fortlassung  der  Ringe,  wie  sie 
angewendet  ist  bei  den  Kolben  der  Luftpumpen  für  die  atmos- 
phärische Eisenbahn  von  St.  Germain. 

Hr.  Franz  trug  über  die  von  ihm  im  Anfänge  des  Mo- 
nats Juli  d.  J.  besuchten  Eisenbahnen  über  die  Alpen  beim 
Mont-Cenis  und  beim  Brenner  vor.  Nach  einer  Beschreibung 
der  Fahrt  auf  der  damals  erst  seit  einigen  Wochen  in  Betrieb 
gesetzten  Fell’schen  Eisenbahn  über  den  Mont  Cenis-Pass,  so- 
wie einiger  Details  der  durch  mannigfache  Mittheilungen  be- 
kannten Einrichtungen  dieser  Bahn,  wurde  das  System,  mittelst 
welchem  bei  derselben  die  bis  zu  einem  Verhältnisse  von  1:12 
angewendeten  starken  Steigungen  durch  Anpressung  zweier 
Paare  horizontaler  Klemmräder  an  eine  Mittelschiene  über- 
wunden werden,  einer  Erörterung  unterzogen.  Bei  voller  Wür- 
digung der  richtigen  theoretischen  Grundlage  des  Systems 
und  der  im  Ganzen  gelungenen  Ausführung  desselben  bei  der 
Mont-Cenis-Bahn  konnte  eine  ähnliche  Ausführung  anderwärts 
bei  Uebersteigung  h"her  Gebirgsrücken  doch  nicht  empfohlen 
werden,  da  die  Bahn  weder  für  Personen  noch  für  Güter 
einen  unmittelbaren  Anschluss  und  ununterbrochenen  Verkehr 
zwischen  den  Bahnen,  deren  Mittelglied  sie  bildet,  vermittelt, 
und  musste  als  erstes  Haupterforderniss  gleiche  Spurweite  mit 
den  anschliessenden  Bahnen  statt  der  jetzigen  engen  Spurweite 
von  1,1  Meter  bezeichnet  werden,  wodurch  die  in  Anwendung 
gebrachten  Kurven  mit  sehr  kleinen  Radien  (bis  zu  40  Meter) 
ausgeschlossen  werden  würden.  Ueber  die  Fortschritte  des 
Baues  des  grossen  Tunnels  beim  Mont -Cenis  wurde  aus  der 
amtlichen,  vom  Direktionsbüreau  in  Turin  herausgegebenen 
Monats-Nachweisung  mitgetheilt,  dass  am  1.  Juli  d.  J.  von 
der  ganzen  zu  durchbohrenden  Länge  von  12220  Metern  be- 
reits 8498  Meter  (5045  Meter  auf  italienischer,  3453  Meter 
auf  französischer  Seite)  ausgeführt  waren,  so  dass  gegründete 
Hoffnung  vorhanden  ist,  den  Rest  von  3722  Metern  nach  dem 
Durchschnittsfortschritte  der  letzten  vier  Jahre,  1212  Meter, 
bis  zu  Ende  des  Jahres  1871  vollendet  zu  haben.  Von  der 
durch  meisterhafte  Führung  der  Bahnlinie  bei  umsichtigster 
Benutzung  des  Terrains  im  höclnten  Maasse  sich  auszeichnen- 
den Brennerbahn  existiren  ebenfalls  bereits  vielfache  spezielle 
Beschreibungen.  Der  Vortragende  beschränkte  sich  darauf, 
einige  Mittheilungen  über  Vorkommnisse  bei  der  Bahn  in  der 
Gegend  von  Patsch,  nahe  bei  Innsbruck  zu  machen,  wo  reissende 
Berggewässer  und  ein  Terrain  von  sehr  ungünstiger  geolo- 
gischer Beschaffenheit  manuichfache  Beschädigungen  an  Bau- 
werken, Verdrückung  von  Tunnels  etc.  herbeigeführt,  ja  sogar 
im  verflossenen  Frühjahr  durch  eine  umfangreiche  Bergab- 
rutschung eine  mehrtägige  Störung  des  Betriebes  bewirkt  halten. 

Nachdem  die  Herren  Ober-Berg-  und  Baurath  Treu  ding, 
Dr.  Grossmann,  Professor  an  der  Königlichen  Gewerbe- 
Akademie,  und  Baumeister  Siemsen  durch  übliche  Abstim- 
mung als  einheimische  Mitglieder  in  den  ^ erein  autgenommen 
waren,  wurde  die  Sitzung  geschlossen. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Die  zehnte  und  letzte 
der  diesmaligen  Sommer  - Exkursionen  des  Vereins,  welche 
nach  dem  Palais  Sr.  Majestät  des  Königs  gerichtet  war,  wurde 
aussergewöhnlich  stark  besucht.  1S3  Mitglieder  des  Vereins 
hatten  sich  zu  derselben  eingefunden. 

Ueber  die  Baugeschichte  des  im  Anfauge  der  dreissiger 
Jahre  durch  den  Oberbaurath  C.  F.  Langhans  erbauten 
Palais  sind  in  einer  der  ersten  Nummern  u.  Bl.  einige  Mit- 
theilungen gemacht  worden.  Allbekannt  ist  die  Parade  des- 
selben unter  den  Linden.  Was  bei  der  Besichtigung  des  In- 
neren zunächst  auffällt,  ist  die  meisterhafte  Disposition  des 
Grundrisses,  für  welche  bei  der  unregelmässigen  Gestalt  und 
der  beschränkten  Grösse  der  Baustelle  ungewöhnliche 
Schwierigkeiten  zu  lösen  waren,  die  jedoch  so  glücklich  über- 
wunden sind,  dass  nicht  nur  eine  bedeutende  Anzahl  ansehn- 
licher Räume  gewonnen  wurde,  sondern  dass  dieselben  auch 
mit  feinstem  Gefühl  für  das  Verhältnis  ihrer  Grössenab- 
messungen an  einander  gereiht  werden  konnten.  Im  V order- 
gebäude  sind  die  eigentlichen  Wohn-  und  Empfangszimmer 
(im  Erdgeschoss  des  Königs,  im  oberen  Geschoss  der  Königin  i 


413 


angelegt;  im  mittleren  Theile  des  Grundstücks  liegen  die 
Festsäle,  unter  denen  namentlich  der  runde,  von  einer  durch 
Säulenstellungen  getragenen  Gallerie  umgebene  Tanzsaal  sich 
auszeichnet,  und  der  Wintergarten.  — bür  einen  Königssitz 
freilich  sind  die  Dimensionen  der  Räume  fast  allzu  bescheiden, 
doch  muss  man  sich  erinnern  , dass  das  Palais  nicht  als  solcher, 
sondern  als  Wohnung  eines  zweitgeborenen  Prinzen  und  für 
die  geringe  Bausumme  von  300000  Thlrn.  erbaut  wurde. 

Wie  sehr  übrigens  Prunkliebe  dem  geraden  und  ein- 
fachen Sinne  des  königlichen  Hausherrn  fern  ist,  das  zeigt 
sich  am  Besten  in  dem  Grade  der  künstlerischen  Ausstattung 
der  Innenräume.  Zwar  ist  die  ursprüngliche  Einrichtung  des 
Langhans’schen  Baues  zum  Theil  bereits  beseitigt  und  durch 
andere  Dekorationen  ersetzt,  mit  denen  Oberhofbaurath  Strack 
beauftragt  wurde  — (leider  fehlte  mehrfach  eine  Erläuterung, 
die  es  möglich  gemacht  hätte,  die  Arbeit  beider  genau  zu 
scheiden)  — aber  auch  diese  sind  weit  davon  entfernt, 
den  gewöhnlichen  Begriffen  von  königlicher  Pracht  zu  ent- 
sprechen. Finden  wir  in  den  noch  ganz  erhaltenen  älteren 
Zimmern , z.  B.  in  den  Wohnräumen  des  Königs  und  der 
Königin  noch  einfach  geputzte  und  weiss  gestrichene  Deeken, 
erscheint  namentlich  auch  das  Hauptvestibül  ungemein 
schmucklos  und  kahl,  so  beschränkt  sich  doch  auch  die 
Dekoration  der  Repräsentationsräume  zumeist  auf  einfachen 
weissen  Marmorstuck  mit  geringer  Vergoldung,  so  dass  bei 
dem  durchweg  sehr  flachen  Relief  der  schlichten,  in  helleni- 
schem Sinne  gedachten  Architektur,  ein  Eindruck  der  Mono- 
tonie und  Kälte  fast  nicht  abzuweisen  ist.  Der  in  reicheren, 
sehr  bewegten  Formen  durchgeführte  grosse  Festsaal,  gleich- 
falls in  Weiss  und  Gold  dekorirt,  macht  davon  eine  Ausnahme 
— leider  wohl  keine  ganz  glückliche.  — Vielleicht,  dass 
bei  Festlichkeiten  das  Wogen  der  bunten,  in  Uniformen  und 
festlichem  Schmuck  strahlenden  Menschen,  welche  diese  Räume 
erfüllen,  jenen  Eindruck  vollständig  aufhebt. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  neben  dem  hohen  Interesse, 
welches  der  Bau  selbst  den  an  der  Exkursion  betheiligten  Ver- 
einsmitgliedern einflösste,  das  Interesse  nicht  geringer  war, 
in  das  Privatleben  des  Monarchen,  wie  es  sich  in  der  Einrich- 
tung seiner  Wohnung,  im  Schmuck  und  Hausrath  derselben 
spiegelt,  einen  Blick  werfen  zu  dürfen,  der  sonst  wohl  nicht 
Jedem  freisteht;  doch  verbietet  uns  ebenso  selbstverständlich 
der  Takt,  unsern  Bericht  auch  nach  dieser  Seite  hin  auszu- 
dehnen. 

Die  gesellige  Zusammenkunft,  die  den  Schluss  der  Exkur- 
sion bildete,  vereinigte  nur  einen  kleinen  Theil  der  Gesellschaft 
jedoch  nicht  in  geschlossener  Weise,  so  dass  es  nicht  möglich 
war  der  Sommer  - Saison  des  Vereins  den  sonst  wohl  üblichen 
festlichen  Abschluss  zu  geben  und  denjenigen  Mitgliedern  der 
Exkursions  - Kommission,  (es  sind  ihrer  nur  sehr  wenige  übrig 
geblieben!)  — welche  durch  ihre  aufopfernde  Mühe  den  Dank 
des  Vereins  sich  verdient  hatten  — denselben  auf  dem  Schau- 
platze ihrer  Thätigkeit  auszusprechen.  — F.  — 


Vermischtes. 

Kerlin,  im  August  1868.  Ohne  zu  verkennen,  was 
schon  Alles  in  früherer  und  neuerer  Zeit  geschehen  ist  um 
der  eingerissenen  Unsolidität  bei  der  Wahl  der  zur  äusseren 
Architektur  dienenden  Materialien  entgegen  zu  arbeiten,  kann 
doch  auch  jetzt  noch  nicht  geläugnet  werden,  dass  der  grösste 
Theil  der  äusseren  Ausstattung  unserer  Gebäude  aus  der  Werk- 
stätte des  Stuckateurs  und  verwandter  Künstler  hervorgeht. 
Man  braucht  gewiss  nicht  zu  jenen  Zeloten  zu  gehören,  die 
die  Anwendung  von  Putz  etc.  unbedingt  verdammen,  ihn  wo 
möglich  auch  aus  dem  Inneren  der  Gebäude  verbannen  möchten, 
die  die  „Konstruktion“  zeigen  wollen  und  zwar  a tout  prix, 
als  ob  das  Gebäude  um  der  Konstruktion  willen  und  nicht  die 
Konstruktion  um  des  Gebäudes  und  seines  Zweckes  willen  da 
sei  ■ — kurz  man  kann  einen  durchaus  gemässigten  und  prak- 
tischen Standpunkt  in  dieser  Frage  einnehmen  und  dennoch 
sich  von  den  gegenwärtigen  Zuständen  im  hohen  Grade  un- 
befriedigt fühlen.  Die  grossen  Staatsbauten  haben  aber  von 
jeher  bedeutenden  Einfluss  auch  auf  dem  Gebiet  der  Technik 
geübt,  deshalb  scheint  es  nicht  nur  um  ihrer  selbst,  sondern 
auch  um  des  guten  Beispiels  willen  geboten,  auf  ihre  äussere 
Behandlung  mehr  als  bisher  Gewicht  zu  legen. 

Bei  einem  ganz  für  sich  bestehenden  Neubau  ist  natürlich 
die  Wahl  der  Technik  vollständig  frei;  es  wird,  je  nach  Um- 
ständen, Ziegel- Blendstein-  oder  Schnittsteinbau  zur  Anwen- 
dung kommen  und  so  den  weitest  gehenden  Anforderungen 
der  Solidität  Rechnung  getragen  werden,  wofür  ja  erfreuliche 
Beispiele  aus  neuerer  und  neuester  Zeit  auch  hier  in  Berlin 
nicht  fehlen.  Oft  handelt  es  sich  aber  um  die  Erweiterung 
vorhandener  Baukomplexe  durch  An-  oder  Aufbauten,  und 
ein  Anschluss  an  die  Architektur  des  Vorhandenen  ist  unver- 


meidlich. Und  hier  könnte,  so  scheint  es,  ohne  Beeinträchti- 
gung der  Harmonie  etwas  mehr  fiir  die  Wahl  solider,  echter 
Materialien  geschehen,  als  dies  leider  meistens  bei  den  älteren 
Bauwerken  sich  vorfludet  und  als  es  in  vielen  Fällen  auch 
jetzt  geschieht. 

Sehen  wir  uns  in  Gegenden  um,  welche  die  Natur  etwas 
günstiger  mit  Baumaterialien  bedacht  hat , als  die  hiesige, 
namentlich  mit  Schnittstein.  Wir  werden  meisten theils  finden, 
dass  selbst  an  dem  unbedeutendsten  Bürger-  oder  Bauernhäus- 
chen die  Thür-  und  Fensteröffnungen  mit  Gewänden  von  Hau- 
steiu  eingerahmt,  dass  alle  vortretenden  Theile  wie  Sockel- 
lind  Gurtgesimse  etc.  ebenfalls  aus  Werkstücken  hergestellt 
sind.  Lieber  bleibt  die  Wand  ganz  glatt,  als  das  ein  unechter 
Vorsprung  angeklebt  wird.  Nun  weiss  aber  Jeder,  der  in 
solchen  Gegenden  gebaut  hat,  dass  auch  dort  der  Haustein 
nicht  umsonst  zu  haben  ist,  dass  vielmehr  der  Titel  für  Stein- 
hauer-Arbeit und  Material  in  den  dortigen  Kostenanschlägen 
eine  sehr  erhebliche  Rolle  spielt.  Sollte  es  also  nicht  ein  ge- 
rechtfertigtes Verlangen  sein,  dass  das,  was  in  solchen  Gegen- 
den jeder,  selbst  der  ärmste  Privatmann  als  selbstverständlich 
und  unvermeidlich  ansieht,  hier  mindestens  bei  grossen  Staats- 
bauten Anwendung  finde?  Man  wende  nicht  die  höheren 
Kosten  ein,  denn  die  werden  einmal  gar  keinen  so  erheblichen 
Prozentsatz  der  Gesammtsumme  ausmachen,  als  dies  anfäng- 
lich scheinen  mag,  und  dann  werden  öfter  bei  solchen  Bauten 
einzelne  Theile  so  reich  und  luxuriös  behandelt,  dass  die 
Rücksicht  der  Kosten  wenigstens  nicht  als  unbedingt  maass- 
gebend erscheinen  kann  — erst  recht  nicht,  wenn  durch  einigen 
Mehraufwand  eine  grössere  Solidität  erzielt  wird. 

Wenn  daher  auch,  entweder  durch  den  Anschluss  an  Vor- 
handenes oder  anderweite  Bedingungen,  die  Wahl  der  Archi- 
tekturformen  und  in  Folge  dessen  der  Technik  nicht  immer 
ganz  frei  ist,  so  müsste  doch  selbst  für  solche  Fälle  als  Grund- 
satz feststehen,  dass  alle  Relieftheile,  also  namentlich  Gesims-, 
Pfeiler-  oder  gar  Säulen-Vorspriinge,  Einfassung  der  Lichtöff- 
nungen etc.  unter  Vermeidung  jeden  Putzes  aus  einem  soliden 
Materiale,  also  entweder  Backstein  resp.  Terracotta  oder  Hau- 
stein hergestellt  werden.  Es  dürfte  in  vielen  Fällen  der 
ruhigen  und  einheitlichen  Wirkuug  des  Bauwerks  nur  günstig 
sein,  wenn  durch  solche  Bestimmungen  die  „Ausbildung“  der 
Fapade  in  einfachere  Formen  gewiesen  würde.  Gegen  einen 
Abputz  der  glatten  Wandflächen  wird  kein  Vernünftiger  etwas 
einzuwenden  haben,  wenn  nicht  zu  besserer  Behandlung  auch 
dieser  Theile  die  Kosten  zur  Verfügung  stehen.  — 

Es  will  mich  bediinken,  dass  die  Baumeister,  welchen 
ressortmässig  die  Auf-  resp.  Feststellung  der  bezüglichen  Bau- 
pläne und  Anschläge,  sowie  die  Ausführung  solcher  Bauten 
obliegt,  sich  grosses  Verdienst  durch  Annahme  und  Durch- 
führung obiger  Grundsätze  erwerben  könnten.  Die  guten 
Folgen  auch  auf  anderen  Gebieten  würden  sicherlich  nicht 
ausbleiben.  Sp. 


Die  Berlin-Hannoverschen  Eisenbahnen,  deren 
Bau  im  Laufe  dieses  Jahres  begonnen  hat,  umfassen  die 
Strecken  Berlin-Spandau-Rathenow-Stendal,Stendal-Gardelegen- 
Gifhorn-Lerthe  und  Stendal-Salzwedel-Uelzen.  Sie  kürzen  so- 
mit den  Weg  von  Berlin  über  Hannover  zum  Rhein  erheblich 
ab  und  eröffnen  zugleich  durch  den  Zweig  Stendal -Uelzen 
einen  neuen  Weg  für  den  zwischen  Berlin  und  der  Nordsee 
gehenden  Verkehr.  Die  Bauausführungen  bieten  nur  an 
wenigen  Punkten  grössere  Schwierigkeiten,  von  denen  die  her- 
vorragendste die  Elbüberbrückung  bei  Schönhausen  ist.  Die- 
selbe ist  im  Frühjahr  dieses  Jahres  in  Angriff  genommen  und 
befindet  sich  zur  Zeit  in  einem  interessanten  Stadium.  Wäh- 
rend nämlich  die  Pfeiler  der  Fluthbriicke  theilweise  mit 
Spundwänden  umgeben  und  ausgebaggert,  theilweise  betouirt 
werden  oder  sich  auch  schon  aus  dem  Terrain  erheben , ist 
der  erste  auf  dem  linken  Ufer  befindliche  Strompfeiler,  welche 
unter  Luftdruck  fundirt  werden,  bis  zu  der  erforderlichen 
Tiefe  (ca.  26'  unter  dem  augenblicklichen  Wasserstande  der 
Elbe)  gesenkt.  Die  nächste  Zeit,  in  welcher  die  Fundirung 
des  zweiten  Strompfeilers  beginnt,  wird  zur  Besichtigung  des 
Baues  denen  zu  empfehlen  sein,  welche  noch  nicht  Gelegen- 
heit hatten,  eine  derartige  Ausführung  in  Wirklichkeit  zu 
sehen;  jedenfalls  aber  ist  es  den  Besuchern  anzurathen,  zum 
Eiusteigen  in  die  Kaissons  keine  Zeit  zu  wählen,  wo  dieselben 
schon  bedeutend  unter  den  Wasserspiegel  gesenkt  sind.  Die 
Ingenieure  und  Arbeiter,  welche  die  Senkung  von  Beginn  an 
mitmachen , empfinden  zwar  auch  in  grösserer  Tiefe  keine 
unangenehmen  Einwirkungen  des  Luftdr  uckes,  weil  sie  sich  an 
die  Einflüsse  allmählich  gewöhnt  haben;  dagegen  lässt  sich 
dies  von  den  Besuchenden  nicht  behaupten,  bei  denen  sich 
vielfach  Schwindel  einstellt,  welcher  sich  in  einzelnen  Fällen 
bis  zur  Ohnmacht  steigern  kann , sowie  auch  zuweilen  ein 
Austreten  von  Bluttheilchen  aus  den  Schleimhäuten  der  Nase 


414 


und  des  Halses  Statt  bat.  Einer  Unannehmlichkeit  sind  alle 
Besucher  unterworfen:  dieselbe  wird  dadurch  hervorgerufen, 
dass  das  Trommelfell  dein  Drucke  der  komprimirten  Luft 
ausgesetzt  ist,  und  besteht  in  einem  empfindlichen  stechenden 
Schmerz,  als  ob  eine  Nadel  langsam  in  das  Ohr  hineinge- 
drückt  würde. 


Wie  die  Wiener  Zeitung  meldet,  hat  der  Kaiser  am  12. 
d.  M.  genehmigt,  dass  die  Regulirung  der  Donau  bei  Wien 
von  Nussdorf  bis  Fischamend  in  der  von  der  Donau  - Reguli- 
rungs-Kommission  beantragten  Art  und  Weise,  mittelst  eines 
Durchstiches  nach  der  von  den  Experten  James  Abernethy 
und  Georg  Sexauer  projektirten  Trace  stattzufinden  habe. 

Wie  verlautet  soll  in  Berlin  die  Ausstellung  der  eingegange- 
nen Dombau-Entwürfe  nach  Schluss  der  augenblicklich  stattfin- 
dendeu  Kunst- Ausstellung  und  zwar  im  Lokale  der  Kunst- 
Akademie  vor  sich  gehen.  Die  ursprüngliche  Absicht  S.  M. 
des  Königs  soll  auf  eine  Vereinigung  mit  der  allgemeinen 
Kunst- Ausstellung  gerichtet  gewesen  sein,  aber  in  den  unzu- 
reichenden Räumlichkeiten  ein  unübersteigliches  Hinderniss 
gefunden  haben.  Wenn  auch  so  einerseits  der  Wunsch,  durch 
diese  Kombination  mit  der  im  grossen  Publikum  allbekannten 
Ausstellung  das  Interesse  zu  verallgemeinern , nicht  realisir- 
bar  schien,  dürfte  jetzt  der  bestimmte  Modus  den  Vortheil  grös- 
serer Konzentrirung  des  Interesses  unläugbar  bieten.  Jedenfalls 
wird  es  von  allen  Seiten  mit  Freuden  begrüsst  werden,  dass 
das  ungünstige  Lokal  im  Campo  santo,  welches  anscheinend 
auch  eine  Zeit  lang  zum  Behufe  der  Ausstellung  in’s  Auge 
gefasst  war,  nunmehr  definitiv  aufgegeben  sein  dürfte.  — 


Im  Anschluss  au  den  Artikel  in  der  letzten  Nummer  (38) 
d.  Bl.:  „Versuche  über  Steinbearbeitung  mittelst 

Maschinen“,  erlaube  ich  mir  mitzutheilen,  dass  bei  dem  nach 
Stiiler’s  Plänen  und  unter  dessen  Oberleitung  ausgeführten 
Museum  zu  Stockholm,  zu  dessen  Umfassungsmauern  schwe- 
discher Kalkstein  verwendet  wurde,  sowohl  zur  Bearbeitung 
der  glatten  Quadern,  als  sämmtlicher  Prolilirungen  Maschinen 
in  ausgedehntem  Maasse  benutzt  worden  sind.  Stiiler  be- 
zeichnete  das  erreichte  Resultat  als  ein  ganz  vorzügliches 
und  zog  diese  Werkstein-Bearbeitung  den  besten  ihm  bekannten 
Ausführungen  unbedingt  vor.  — H.  — 


Eine  ältere  Notiz  über  die  Baukosten  des  neuen  Mu- 
seums zu  Berlin,  von  der  wir  zufällig  Kenntniss  erhalten, 
dürfte  nicht  ohne  Interesse  sein.  Die  Kosten  stellen  sich 
demnach : 


Grundbau 100,000  Thlr. 

Oberbau 681,000  „ 

Verbindungsgang 78,000  „ 


919,000  Thlr. 

Säulenhalle 

69,000  „ 

Dekoration 

241,000  „ 

Möbel 

69,000  „ 

Wandmalerei 

210,000  „ 

Requisiten  dazu 

18,000  „ 

Summe  der  Gesammtkosten 

1,526,000  Thlr. 

Der  Preussiche  Staats- Anzeiger  v.  22.  September  publizirt 
nunmehr  die  neuen  „Vorschriften  für  die  Ausbildung*  und 
Prüfung  derjenigen,  welche  sich  dem  Baufach  im  Staatsdienste 
widmen“.  Wir  werden  in  nächster  Nr.  u.  Bl.  zunächst  einen 
Auszug  aus  denselben  bringen,  welcher  die  wichtigsten  Aen- 
derungen  gegen  die  bisher  gültigen  Bestimmungen  mittheilt.. 


Aus  der  Fachliteratur. 

System  einer  beweglichen  Brücke.  Von  Oscar  Roe- 
per,  Ingenieur.  Hamburg,  1808. 

Hubbrücken  sind  eine  Art  der  beweglichen  Brücken,  die 
zwar  selten  ausgeführt,  aber  schon  häufig  gedacht  ist;  es  hatte 
daher  das  Auftauchen  eines  derartigen  Vorschlages  in  No.  33 
des  vorigen  Jahrg.  d.  Bl.  nichts  Ueberrasebendcs.  Derselbe 
unterschied  sich  von  früheren  ähnlichen  Projekten  dadurch, 
dass  er  die  Träger  für  den  beweglichen  Theil  der  Brücken- 
bahn über  die  höchste  Mastenhöhe  der  Schiffe  legen  und  die 
Fahrbahn  mittelst  Hängestangen  an  denselben  aufhängen  wollte. 
Dass  die  Idee  in  der  damals  beabsichtigten  Art  nicht  durch 
Zufuhren  war,  wird  dem  Verfasser  jenes  Aufsatzes  bei  der 
vorliegenden  spezielleren  Bearbeitung  wohl  zum  Bewusstsein 
gekommen  sein,  indem  die  Durchführung,  im  Einzelnen  jetzt 
wesentlich  modifizirt  erscheint,  während  der  Grundgedanke 
derselbe  geblieben  ist. 


In  der  oben  genannten  kürzlich  erschienenen  Broschüre 
ist  nun,  „um  die  Vortheile  des  neuen  Systems  zur  glänzend- 
sten Geltung  zu  bringen“,  das  Projekt  einer  Elbüberbrückung 
zwischen  Harburg  und  Altona  von  dem  Verfasser  jenes  Auf- 
satzes bearbeitet. 

Die  Nothwendigkeit  einer  freien  Durehfakrtsöffnung  von 
400'  Weite  für  Seeschiffe  ersten  Ranges  dürfte  wohl  zu  be- 
zweifeln sein;  indessen  musste  der  Verfasser  zur  Erreichung 
des  ausgesprochenen  Zweckes  eine  grosse  Weite  der  Brücken- 
öffnung wählen,  weil  bei  geringeren  Spannungen,  etwa  bis 
100',  das  Gewicht  der  mit  der  Brückenbahn  zu  bewegenden 
Hängestangen,  Gegengewichte  etc.  dem  der  Träger  mindestens 
gleichkommen  würde;  es  würde  daun  das  neue  System  uns 
seine  Schattenseiten  zeigen,  ohne  irgend  welchen  Vortheil  da- 
gegen zu  bieten.  Im  Uebrigen  beruht  der  „Glanz“  des  ge- 
wählten Beispiels  darin,  dass  die  Bahn  der  festen  Brücke  be- 
reits in  einer  solchen  Höhe  (100'  über  Null  am  Elbfluthmesser) 
liegt,  dass  eine  Hebung  der  beweglichen  Brückenbahn  von  nur 
33'  für  alle  Fälle  genügt. 

In  dem  erwähnten  Aufsatze  im  vorigen  Jahrgange  d.  Bl. 
begründete  der  Verfasser  seine  neue  Idee  dadurch,  dass  er 
den  Drehbrücken,  als  dem  bisher  gebräuchlichsten  und  an- 
wendbarsten Systeme  der  beweglichen  Brücken,  den  Vorwurf 
einer  beschränkten  Spannweite  machte.  Seitdem  scheint  ihm 
die  Drehbrücke  bei  Brest,  welche  eine  Oeffnnng  von  336' 
überspannt,  bekannt  geworden  zu  sein  und  es  mussten  deshalb, 
zur  Rettung  der  neuen  Idee,  für  die  vorliegende  Ausarbeitung 
andere  Mängel  der  Drehbrücken  ersonnen  werden. 

Zunächst  wird  denselben  eine  hinreichende  Geschwindig- 
keit der  Bewegung  abgesprochen.  Wenn  Verfasser  den  von 
diesem  Blatte  gebrachten  Nachrichten  über  Bauprojekte  und 
Bauausführungen  gefolgt  ist,  so  wird  ihm  eine  Mittheilung 
über  die  zwei  Oeffnungen  iiberspaunende  Drehbrücke  bei  Goole, 
von  250'  Gesammtlänge,  aufgestossen  sein,  bei  welcher  das 
durch  hydraulische  Maschinen  erfolgende  Oeffnen  resp.  Schlüs- 
sen nur  eine  Minute  Zeit  erfordert  (Wochenbl.  1867,  No.  37, 
Seite  359  u.  360).  Wenn  in  anderen  Fällen  eine  durch  we- 
nige Menschen  bewegte  Drehbrücke  eine  geringere  Geschwin- 
digkeit der  Bewegung  zeigt,  als  eine  durch  90  Pferde- 
kraft netto  (!)  in  Bewegung  gesetzte  Roeper’sche  Hub- 
brücke, — sollte  das  Jemanden  befremden?  — 

Ein  zweiter  den  Drehbrücken  gemachter  Vorwurf  ist  der 
einer  beträchtlichen  Vergrösserung  der  Reibungswiderstände 
bei  Winddruck.  Von  den  Reibungswiderständen  in  dem  Be- 
wegungsmeehanismus  der  llöper’schen  Brücke  wird  man  sich 
ungefähr  eine  Vorstellung  machen  können,  wenn  man  bedenkt, 
dass  in  dem  vorliegend  bearbeiteten  Projekte  zur  Hebung 
eines  Geleises  132  Zahnräder,  ebensoviele  Kettenrolleu  und 
400  Fiihrungsrolleu  in  gleichzeitige  Bewegung  gesetzt  werden 
müssen.  Weshalb  nun  hier  der  Einfluss  des  Windes  weniger 
störend  sein  soll,  als  bei  einer  Drehbrücke,  ist  nicht  recht 
einzusehen. 

Der  demnächst  aufgeführte  Mangel  der  Drehbrücken,  dass 
sie  im  geöffnetem  Zustande,  in  der  Stromrichtung  liegend, 
noch  ein  Schiffahrtshinderniss  bilden,  kann  wohl  als  unerheb- 
lich betrachtet  werden. 

Endlich  wird  noch  als  ein  Hauptübelstand  bei  Anlage 
der  Drehbrücken  der  Umstand  hervorgehoben,  dass  die  star- 
ken Pfeiler  die  Wasserstrasse  beschränken  uud  dadurch  störend 
werden  für  den  kleineren  Schiffakitsverkehr  wie  auch  für  den 
Durchfluss  des  Wassers.  Es  fragt  sich,  wie  viel  geringer  die 
Pfeilerstärke  bei  dem  Rüper’schen  Projekte  ausfallen  wird. 
Die  Pfeiler  an  der  mit  beweglicher  Brückenbahn  verseheneu 
Oetfnung  sind  hier  233'  Fuss  hoch.  Etwa  in  der  halben  Höhe 
derselben  ist  ein  freier  Raum  im  Innern  des  Pfeilprs  von  min- 
destens 1 2 V»  Fuss  Lichtweite  für  die  Maschinen  erforderlich. 
Herr  Röper  trägt  kein  Bedenken,  die  tragende  Fläche  des 
Pfeilers  hier  einzuschränken  auf  3'  an  der  einen  und  18  Zoll  (!) 
an  der  anderen  Seite  uud  diesen  Mauern  das  Gewicht  eines 
allerdings  mit  Durchbrechungen  versehenen  Mauerkörpers  von 
17'  oberer  Breite  und  etwa  100'  Höhe  aufzubürden.  Die  un- 
tere Pfeilerstärke  von  ca.  21',  welche  die  Zeichnung  der  Brücke 
zeigt,  kann  unter  diesen  Umständen  wohl  nicht  als  maassgebend 
angesehen  werden.  Einigen  Anhalt  für  das  erforderliche  Maass 
der  Pfeiler  giebt  uns  der  Vergleich  mit  der  Dirschauer  Brücke, 
welche  bei  geringerer  Spannweite  (386')  und  Pfeilern  von 
der  halben  Höhe  derer  im  vorliegenden  Projekte  eine  Pfeiler- 
stärke von  31'  zeigt.  Vergleicht  man  hiermit  die  32'  betra- 
gende Pfeilerstärke  der  Drehbrücke  bei  Brest  von  336'  Weite, 
so  wird  man  zugeben  müssen,  dass  eine  erhebliche  \ erringe- 
rung  der  Pfeilerstärken  bei  Aulage  von  Hubbrücken  keines- 
wegs zu  erwarten  ist. 

Da  somit  nur  der  dritte  von  den  gegen  die  Drehbrücken 
erhobenen  Einwänden  bestehen  bleibt,  so  fragt  sich:  Was 

bietet  das  Projekt  des  Herrn  Roepfr  gegenüber  der  Hin- 

Hierzu  eine  Beilage 


415 


wegräumung  des  Seliiffakrtshindernisses  einer  geöffneten 
Drehbrücke? 

Die  Hängestangen,  Aussteifungen  etc.  der  Rooper’schen 
Hubbrücke  belasten  die  Träger  mit  4 Ztr.  pro  lfd.  Fuss  Ge- 
leise; das  Gegengewicht  erfordert  pro  lfd  Fuss  10  Ztr.  Mit- 
hin beträgt  die  durch  das  System  bedingte  Mehrbelastung 
der  Brückenträger  mehr  als  */«,  fast  '/*  der  sonstigen  Be- 
lastung durch  Eigengewicht  und  Nutzlast.  Es  ist  also  eine 
Eigentümlichkeit  dieses  Systems,  dass  es  fast  */*  Mehrauf- 
wand in  den  Trägern  verlangt.  Dazu  kommen  die  Kosten 
für  den  ganzen  Aufhänge-Apparat,  sowie  der  vermehrte  Auf- 
wand für  den  Horizontal-Verband,  welcher  dreifach  anzulegen 
ist,  zwischen  beiden  Gurtungen  der  Hauptträger  und 
unter  der  Fahrbahn.  Die  Pfeilerbauten  werden  ausserordent- 
lich kostbar,  weil  die  bedeutende  Höhe  eine  sehr  sorgfältige 
F'undirung  und  vorzügliches  Material  verlangt;  endlich  kommt 
noch  der  ganze,  in  Anschaffung  und  Betrieb  kostbare  Be- 
wegungsmechanismus hinzu,  für  welchen  nach  der  eigenen 
Ansicht  des  Verfassers  eine  Dampfmaschine  von  höchstens 
35  Pferdekraft  ausreichen  wird. 

Was  nun  speziell  die  Bearbeitung  des  Entwurfes  betrifft, 
so  kann  es  nicht  Absicht  sein,  hier  alle  Fehler  derselben  an- 
zuführen; nur  Weniges  soll  zur  Charakterisirung  der  Arbeit 
hervorgehoben  werden. 

Auf  Seite  12  bemerkt  der  Verfasser  in  Betreff  des  Quer- 
schnittes der  Gurtungen:  „Die  Gurtungen  machen  durch  die 
Zweiheit  jedes  einzelnen  Bestandteiles  jedwede  Lasche  (Stoss- 
platte)  unnöthig.“  Nach  dieser  Aeusserung  und  der  folgen- 
den auf  Seite  17:  „die  Schwächung  des  Profiles  der  Gurtun- 
gen   ist  unter  allen  Umständen  kleiner  als  diejenige, 

welche  durch  den  Stoss  einer  der  grössten  Lamellen  herbei- 
geführt wird“,  muss  man  vermuthen,  dass  der  Querschnitt 
einer  der  grössten  Lamellen,  48  0',  dem  erforderlichen  Gur- 
tungsquerschnitte überall  zugegeben  sei,  um  Stossplatten  zu 
vermeiden.  Dies  ist  indess  keineswegs  der  Fall  und  es  bleibt 
schlechterdings  nichts  übrig,  als  anzunehmen,  dass  für  den 
Verfasser  die  Art  der  Wirkung  und  der  Verteilung  der 
elastischen  Kräfte  im  Materiale  in  Dunkel  gehüllt  sei.  Es 
geht  dies  auch  aus  dem  Nachstehenden  zur  Genüge  hervor : 
Den  Diagonalverband  unter  der  beweglichen  Fahrbahn  fasst 
der  Verfasser  ganz  richtig  als  einen  horizontal  liegenden  Trä- 
ger auf,  denkt  aber  nicht  daran,  diesem  Träger  ein  Auflager 
zu  geben;  der  Flansch  einer  Laufrolle,  welche  überdies  auf 
einem  wegen  der  Temperatur-Ausdehnung  beweglichen  Briicken- 
theile  befestigt  ist,  muss  durch  seitliche  Pressung  den  Druck 
des  Trägers  auf  das  Mauerwerk  übertragen.  Während  der 
Kreuzverband  dieses  horizontalen  Trägers  sich  unter  den 
Querträgern  der  Brückenbahn  befindet,  sind  die  Gurtungs- 
winkeleisen ohne  Bedenken  an  dem  oberen  Tlieile  der  Quer- 
träger befestigt,  damit  sie  gleichzeitig  den  Bohlenbelag  tragen 
können;  und  wo  für  die  Rechnung  der  Querschnitt  der  Gur- 
tung nicht  ausreicht,  wird  der  Querschnitt  der  Geländerstan- 
gen (!)  hinzuaddirt.  Um  nun  auch  für  stärkeren  Winddruck 
ein  befriedigendes  Rechnungs  - Resultat  zu  erlangen,  wird  an 
dem  beweglichen  Briickentheile  ein  Haken  befestigt,  in  einen 
vom  Pfeilermauerwerke  gehaltenen  Eisenring  eingehakt  und 
nun  der  Träger  als  an  beiden  Enden  eingespannt  behandelt. 
Schliesslich  wird  dann  noch,  damit  besagter  Flaken  nicht  zn 
grosse  Dimensionen  annehme,  die  Behauptung  aufgestellt,  dass 
Winde  von  40'  Geschwindigkeit  oder  3,6  Pfd.  Druck  pro  O 
(25  Pfd.  pflegt  man  als  Maximaldruck  in  Rechnung  zu  stellen) 
„in  der  betreffenden  Gegend  eigentlich  nie  bei  einer  Tempe- 
ratur Vorkommen,  welche  viel  unter  dem  Nullpunkte  des 
Thermometers  liegt.“ 

Hiermit  sei  es  genug  und  es  soll  nur  noch  die  Bemerkung 
Platz  finden,  dass  die  ganze  Berechnung  der  Sicherung  gegen 
Winddruck  auf  falschen  Voraussetzungen  beruht. 

Wie  nun  erst  das  neue  System  bei  weniger  günstigen 
Vorbedingungen  sich  gestalten  würde,  da  seine  Vorzüge  durch 
das  vorliegende  Projekt  zur  glänzendsten  Geltung  gebracht 
werden  sollten,  möge  ein  Jeder  sich  selbst  sagen. 

Haarbeck . 


Die  neueren  Breithaupt’schen  Messtisch-  und  Kipp- 
regel-Konstruktionen und  ihr  Werth  für  die  topogra- 
phische Messkunst.  Von  v.  Rüdgisch.  8».  Cassel,  Verlag 
von  Theodor  Kay.  121/*  Sgr. 

Die  Bi’eithaupt’schen  Instrumente  erfreuen  sich  eines  alten 
begründeten  Rufes,  besonders  wegen  ihrer  Genauigkeit  und 
Handlichkeit. 

In  dem  Schriftchen  finden  wir  eine  eingehende  Beschrei- 
bung des  neueren,  von  Breithaupt  konstruirten  Messtisch-  und 
Kippregel- Apparates;  letzterer  auch  im  Vergleich  mit  der 
vielfach  in  Aufnahme  gekommenen  dänischen  Kippregel.  Be- 


merkenswerth u.  A.  erschien  uns,  dass  das  Fadenkreuz  durch 
eine  dünne  Glasplatte  mit  eingravirten  Linien  ersetzt  ist,  und 
die  Art  der  Verbindung  der  Messtischplatte  mit  dem  Fussge- 
stell,  welche  eine  seitliche  Verschiebung  der  ersteren  er- 
leichtert. 

Ausführliche  Anleitung  zum  Gebrauch,  zur  Prüfung  und 
Berichtigung  der  Instrumente  ist  am  Schlüsse  hinzugefügt. 

Allen  mit  dem  Messtisch  arbeitenden  Ingenieuren  und 
Geometern  wird  das  Schriftchen  willkommen  sein.  1 >• 


Bau  wissen  schaft  liehe  Litteratur. 

Juli,  August,  September  1 868. 

Offizieller  Ausstellungsbericht  über  die  Weltausstellung  zu 
Paris.  Herausg.  durch  das  Österreich.  Zeutral-Komite.  11.  Lfr. 
Kunstgewerbe,  Möbel  und  Einrichtungsstücke.  8°.  Wien.  1 Thlr. 

Bock,  E.,  zweckmässige  Einrichtung  der  Schultische.  8°.  Königs- 
berg. 21/,  Sgr. 

Bourne,  J.,  examples  of  modern  steam,  air  and  gas  engines.  1.  Theil. 
4°.  London.  2 sh.  6 d. 

Brown,  H.  T.,  five  hundred  and  seven  mechanical  movements:  em- 
bracing  the  most  important  in  dynamics,  hydraulics  etc.  12°. 
New-York.  1 D. 

Corssen,  W.,  Alterthümer  und  Kunstdenkmale  des  Zisterzienser  Klo- 
sters St.  Marien  und  der  Landesschule  zu  Pforte.  4°.  Halle. 
51/3  Thlr. 

Eigenbrodt,  F.,  Städtereinigung  zur  Verhütung  der  steigenden  Ver- 
unreinigung des  Erdbodens.  8°.  Darmstadt.  16  Sgr. 

Eisenlohr,  die  Bauverzierungen  in  Holz.  2.  Ausg.  1. — 3.  Heft. 
Fol.  Carlsruhe.  ä 1 Thlr. 

Engelhard,  J.  D.  W.  E. , die  Theorie  der  architektonischen  Ver- 
zierungskunst. 2.  Ausg.  8°.  Halle.  24  Sgr. 

Geul,  A.,  die  Anlage  der  Wohngebäude.  1.  Lfr.  4°.  Stuttgart. 
12  Sgr. 

Gladbach,  E.,  Vorlegeblätter  zur  Baukonstruktionslehre.  1.  2.  Heft. 
4°.  Zürich,  ä 10  Sgr. 

Gothic  Album  for  cabinet  makers;  comprising  a collection  of 
designs  for  gothic  furniture.  Mit  23  Tafeln.  8°.  Philadelphia.  3 D. 

De  Graff,  S.,  the  modern  geoinetrical  stair  builder’s  guide.  22  Ta- 
feln. 4°.  Philadelphia.  5 D. 

La  Grange,  Ornamenten -Album  in  Originalzeichnungen  für  Deko- 
rationsmaler etc.  1. — 4.  Lfr.  Fol.  Zürich,  ä 20  Sgr. 

Gravina,  D.  B.,  il  duomo  di  Monreale,  illustrato  e riportato  in  tavole 
cromolithographiche.  Fase.  34 — 40.  Imp.  Fol.  Palermo,  ä 6 Thlr. 

Harrisou,  W.  B.,  the  mechanic’s  tool  book,  with  practical  directions 
for  the  use  of  machinists,  ironworkers  etc.  Illustr.  12».  New- 
York.  2 D.  50  C. 

Herdtle,  E.,  Flächenverzierungen  des  Mittelalters  und  der  Renaissance. 
Nach  den  Originalen  gezeichnet.  1.  Abth.:  Fliese.  28  Bl.  Fol. 
Stuttgart.  5 Thlr. 

Hügel,  H.,  architektonisches  Taschenbuch.  1.  Abth.  6 Hefte.  8°. 
München,  ä Heft  12  Sgr. 

Humber,  W.,  record  of  the  progress  of  modern  engineering.  Jalirg. 
1866.  4°.  London.  3 3 sh. 

Hunäus,  G.  C.  K.,  Lehrb.  der  praktischen  Geometrie.  8°.  Hanno- 
ver. 3Vj  Thlr. 

Illustrated  catalogue  of  the  universal  exhibition,  published 
with  the  „Art  Journal“.  4°.  London.  21  sh. 

Keck;  über  das  zu  Brücken-Konstruktionen  zu  verwendende  Schmiede- 
eisen, Blech  und  Fagoneisen.  8.  Hannover.  >/a  Thlr. 

Klein,  L.  von,  Samml.  eiserner  Brücken-Konstruktionen  ausgeführt 
bei  den  Bahnen  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn-Verwaltungen. 
Neue  Folge.  5.  u.  6.  Liefr.  Fol.  Stuttgart.  äiy2Thlr. 

Lasius,  G.,  die  Baukunst  in  ihrer  chronologischen  und  konstruktiven 
Entwickelung.  15.  16.  Lfr.  Fol.  Darmstadt,  ä 15  Sgr. 

Launhardt,  Bestimmung  der  zweckmässigsten  Steigungsverhältnisse 
der  Chausseen.  4°.  Hannover.  10  Sgr. 

Lottermoser,  E.,  u.  K.  Weissbach,  architektonische  Motive  für  den 
Ausbau  und  die  Dekoration  von  Gebäuden.  2.  Heft.  4°  Leip- 
zig. 25  Sgr. 

Michel,  J.,  prakt.  Baugewerbslehre  zum  Selbstunterricht  für  absol- 
virte  Techniker  etc.  3.  — 5.  Lfr.  8°.  Wien,  ä 12  Sgr. 

— dasselbe.  Vorlegeblätter.  1.  2.  Heft.  Fol.  Ebend.  24  Sgr. 

Möllinger,  K. , Handb.  der  zweckmässigsten  Systeme  von  Abtritt-, 
Senkgruben-  und  Sielanlagen.  2.  Ausg.  8°.  Halle.  l»/3  Thlr. 

Münchener  Kunst-  und  Gewerbefreund  Entw.  und  gesam- 
melt v.  G.  Schneider.  1.  Jahrg.  in  12  Monatsheften  zu  je 
4 Taf.  Fol.  München,  ä Heft  20  Sgr. 

Northcott,  W.  H.,  a treatise  on  lathes  and  turning,  simple,  mechanical 
and  ornamental.  Mit  239  Illustr.  8°.  London.  18  Sh. 

Peclet’s  vollständ.  Handbuch  über  die  Wärme  und  ihre  Anwendung 
in  den  Künsten  und  Gewerben.  Nach  der  3.  Aull,  deutsch  bearb. 
von  C.  Hartmann.  Neue  wohlfeile  Ausg.  8°.  Leipzig.  5 Thlr. 

Photographien  von  Erzeugnissen  des  Kunstgewerbes  älterer  Zeit. 
Herausg.  von  Dr.  C.  Stegmann.  1.  u.  2.  Lfr.  12  Bl.  4°. 
Weimar.  4 Thlr. 

Puckett , R.  C.,  Sciograpliy : or,  radial  projection  of  shadows.  8°. 
London.  5 Sh.  — 

Rabe , A. , die  Schmiermittel  uud  Schmiervorrichtungen  der  Dampf- 
maschinen. 8°.  Kattowitz.  1 Thlr. 


416 


Eoeper,  0.,  System  einer  beweglichen  Brücke.  8°.  Hamburg.  24  Sgr. 
Büdgisch,  von,  Die  neueren  Breithaupt'schen  Messtisch-  und  Kipp- 
regel-Konstruktionen  und  ihr  Werth  für  die  topographische  Mess- 
kunst. 8°.  Kassel.  121/,  Sgr. 

Sammlung  von  Entwürfen  der  Studirenden  des  3.  Baukursus 
des  Polytechnikum  Hannover.  2.  Heft.  Fol.  Hannover.  20  Sgr. 
Schell,  W.,  Theorie  der  Bewegung  und  der  Kräfte.  Ein  Lehrbuch 
der  theoret.  Mechanik.  1.  Liefr.  8°.  Leipzig.  28  Sgr. 
Schlömilch,  0.,  Kompendium  der  höheren  Analysis.  3.  Aufl.  1.  Bd. 

1.  Hälfte.  8°.  Braunschweig.  I1/«  Thlr. 

Schmitz,  F.,  der  Dom  zu  Cöln,  seine  Konstruktion  u.  Ausstattung. 
Mit  histor.  Text  von  L.  Ennen.  1.  — 4.  Lfr.  Mit  je  6 Taf. 
Imp. -Fol.  Cöln.  ä 2 Thlr. 

Statz,  V.,  gothische  Einzelheiten.  4.  Serie.  Fol.  Lüttich.  6 Thlr.  2 Sgr. 
Teirich,  V.,  die  moderne  Richtung  in  der  Bronze-  u.  Möbel-Industrie. 
8°.  Wien.  20  Sgr. 

Tidemann,  B.  J. , Ijzer  en  Staal.  Eene  beschrijving  van  de  wijzen, 
waarop  men  ijzer  en  staal  wint  uit  de  ertsen,  zuivert  en  ver- 
werkt.  8°.  Mit  30  Tafeln.  Schoonhoven.  11  F.  40  C. 

Tölzer,  J.,  oberbayerische  Architektur  für  ländliche  Zwecke.  Fa^a- 
den,  Grundrisse  und  Details.  7.  und  8.  Heft.  Fol.  München, 
ä 1 Thlr. 

Villa  and  cottage  architecture:  select  examples  of  country 
and  suburban  rcsidences  recently  ereeted.  Fol.  London.  3 j?  10  sh. 
Wagner,  J.  R.,  technologische  Studien  aus  der  allg.  Kunst-  und  In- 
dustrie-Ausstellung zu  Paris  im  Jahre  1867.  8°.  Leipzig.  1 Thlr. 
Werken,  G.  von,  das  Ganze  der  Ziegelfabrikation.  8°.  Altona. 
1 Thlr. 

Wetli,  K.,  Grundzüge  eines  neuen  Lokomotiv-Systems  für  Gebirgs- 
bahnen mit  Bezugnahme  auf  die  Schweiz.  Alpenbahnfrage.  8°. 
Zürich.  20  Sgr. 

Winckler,  A.,  die  Wohnhäuser  der  Hellenen.  Nach  den  Quellen  und 
neuesten  Forschungen.  8°.  Berlin.  l>/s  Thlr. 

Zahn,  A.  von,  Musterbuch  für  häusliche  Kunstarbeiten.  Neue  Folge. 

2.  Lfr.  Fol.  Leipzig.  21/,  Thlr. 


Konkurrenzen. 

Preisertheilung.  Bei  der  Konkurrenz  zum  Neubau 
eines  Konzert-Lokals  im  Zoologischen  Garten  zu 
Köln  (von  uns  nicht  gemeldet,  weil  wir  leider  nicht  recht- 
zeitig davon  Kenntniss  erhielten),  bei  der  sich  namentlich 
Rheinische  Architekten  betheiligt  hatten,  ist  nunmehr  die 
Entscheidung  gefällt  worden.  Es  erhielten  : 

den  1.  Preis  der  Architekt H ei  n rieh  Kayser  aus'Crefeld; 
den  2.  Preis  der  Baumeister  Heinrich  Deutz  zu  Köln; 
den  3.  Preis  der  Architekt  Hugo  Licht  zu  Berlin. 

Für  die  Leser  unseres  Blattes  wird  die  Notiz  nicht  ohne 
Interesse  sein,  dass  es  die  mit  dem  ersten  und  dritten  Preise 
belohnten  Architekten  Kayser  und  Licht  waren,  die  vor 
Jahresfrist  als  „Maurermeister“  von  der  Konkurrenz  an 
der  Kunstakademie  zu  Berlin  zurückgewiesen  wurden. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Das  Baumeister-Examen  hat  am  19.  September  bestanden: 
Hermann  Seick  aus  Danzig. 


Offene  Stellen. 

1.  Für  einen  Baumeister  resp.  erfahrenen  Bauführer  bei 
Staats -Chaussee-  resp.  Hochbauten  sind  Stellen  im  Kreise  Sensburg 
in  Ostpreussen  vakant.  Meldungen  etc.  beim  Kreisbaumeister  Kaske 
in  Sensburg  in  Ostpreussen. 

2.  Zwei  Baumeister  oder  erfahrene  Bauführer  finden 
dauernde  Beschäftigung  bei  Chausseebauten  und  im  Bureau  der  Kö- 
niglichen Kreisbau-Inspektion  zu  Johannisburg. 

3.  Ein  Baueleve  oder  angehender  Werkmeister  findet  bei 
interessanter  Bauthätigkeit  eine  Stelle  im  Bureau  eines  Kreisbau- 
meisters. Adr.  in  der  Expedition  d.  Bl.  sub  S.  K. 

4.  Von  der  Baugewerkschule  zu  Höxter  a.  d.  Weser  werden 
einige  Bautechniker  gesucht.  Näheres  im  Inseratentheile. 

5.  Ein  geprüfter  Wasserbautechniker  wird  für  Hafenbauten 
in  Rumänien  gesucht.  Vergl.  d.  Inserat  in  vorliegender  Nummer. 

6.  Gesucht  ein  Baumeister  oder  Bauführer  gegen  regle- 
mentsmässige  Diäten  zum  Projektiren  und  zur  Ausführung  interes- 
santer Chausseebauten.  Dauer  der  Beschäftigung  ein  Jahr,  vielleicht 
länger.  — Meldungen  beim  Kreisbaumeister  Neumann  in  Bonn. 

7.  Zu  den  Arbeiten  bei  Fixirung  der  Bauholzberechtigungen 
auf  dem  Oberharz  werden  zwei  Bauführer  gesucht.  Meldungen 
bei  dem  Land -Bauinspektor  Wichmann  in  Clausthal. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  F.  in  Magdeburg.  — Wir  setzen  voraus,  dass  Sie 
Durchschlagthüren  mit  einer  Federvorrichtung  meinen,  welche  die 
Thür  wieder  schliesst.  Solche  Federvorrichtung  kostet  pro  Stück, 
je  nach  der  Schwere  der  Thür 

für  eine  einflgl.  Thür  m.  Zapfenband,  Feder  u.  Knöpfen  9 — 10  Thlr. 
Für  eine  zweiflgl.  desgleichen  18  — 20  Thlr. 

Zur  Anfertigung  können  wir  Ihnen  in  Berlin  die  Schlosser- 
meister: Riechers,  Kommandantenstr.  61,  Puls,  Mittelstr.  47,  und 
Leidig,  Königgrätzerstr.  27,  empfehlen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Berlin,  K. 
in  Dortmund,  G.  in  Elberfeld. 

Bei  dem  gemeinschaftlichen  Mittagessen  der  XV.  Versammlung 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  in  Kiel,  Sonnabend  den 
5.  September,  an  welchem  etwa  650  Person  Theil  genommen  haben 
sollen,  sind  dem  Wirthe  nur  c.  520  Marken  dafür  in  Bezahlung 
gegeben ; demselben  ist  also  ein  empfindlicher  Schaden  verursacht. 
Es  wird  vermuthet,  dass  es  in  der  bewegten  Gesellschaft,  die  sich 
grossen theils  im  Freien  befand  und  bei  der  Eile  des  Aufbruchs  von 
Manchem,  dem  die  Marke  nicht  abgefordert  ist,  vergessen  wurde, 
dieselbe  abzuliefern,  und  werden  alle  diejenigen,  bei  denen  dies  zu- 
trifft, gebeten,  die  noch  in  ihren  Händen  befindliche  Marke  an  den 
Architekten  Becker,  Friedrichstrasse  24  in  Kiel,  oder  direkt  an 
den  Gastwirth  Heuer,  Wilhelminenhöhe  bei  Kiel,  einsenden  zu 
wollen. 


Zur  gefälligen  Beachtung! 

Bei  dem  bevorstehenden  Beginn  eines  neuen  Quartales  ersuchen  wir  unsre  verehrlichen  auswärtigen 
Abonnenten  um  gefällige  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  resp.  Buchhandlungen  und  Post- Anstalten, 
damit  in  der  regelmässigen  Zusendung  des  Blattes  keine  Unterbrechung  eintritt.  — Im  Falle  aus  besonderen  Gründen 
direkte  Zusendung  unter  Kreuzband  gewünscht  wird,  wolle  man  die  Bestellung  an  unsre  Expedition  richten 
und  derselben  1 Thlr.  für  Abonnement  und  Porto  durch  Postanweisung  übermitteln. 

Unsern  Abonnenten  in  Berlin  senden  wir  die  Fortsetzung  unverlangt  "weiter,  falls  nicht  eine  ausdrückliche 
Abbestellung  erfolgt. 


Architekten -Verein  zn  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend,  d.  26.  September. 

Tagesordnung:  Verschiedene  Mittheilungen  etc.,  Geschäftliches. 


Ein  junger  Maurermeister,  der  über  seine  früheren  Stellungen 
in  Bureaus  und  bei  Eisenbahnbauten  gute  Zeugnisse  aufzuweisen 
hat,  sucht  bald  oder  vom  1.  November  ab  eine  passende  Stellung. 
Gefällige  Offerten  ersuche  in  der  Expedition  unter  Chiffre  O.  L.  II 
niederzulegen. 


Für  den  Umbau  dss  Herrenhauses  auf  Gütergötz  bei  Pots- 
dam wird  ein  Bautechniker  zur  Beaufsichtigung  der  Ausführung 
gesucht,  welcher  sich  bereits  in  ähnlicher  Stellung  bewährt  hat. 
Gehalt  30  Rthlr.  und  freie  Wohnung. 

Nur  schriftliche  Offerten  mit  gedrängter  Angabe  der 
bisherigen  Thätigkeit. 

Ende  & Rürkniann 

Unter  den  Linden  No.  4a  • 


Gehülfen  der  bautechnischen  Künste  und  Gewerbe,  die  an 
einem  Privat-Kursus  im: 

Freien  Ha  ml  - und  areliitektoniselien  Zeichnen 

Sonntags  Morgens  von  S — 10  Uhr, 

und  im  Rechnen,  Geometrie  und  Biielifütirungs 

(für  Geübtere  auch  in  Projektionslelire  und  im 
Steinsclinltt) 

an  zwei  Abenden  in  der  Woche  Theil  nehmen  wollen,  mögen  sich 
bei  LTnterzeichnetem  baldigst,  Morgens  bis  9 Uhr  melden. 

Hermann  Moser 
Architekt  und  Steinmetzmeister. 
Invalidenstrasse  66E. 
v.  1.  Oktbr.  68:  Rosenthalerstr.  39. 

= öau-(Bruifrl)r-j5d)ulf  = 

Berlin,  Nenenburger-Strasse  26. 

Der  Winter-Kursus  zur  zeitgemäßen  Ausbildung  von 

Ilniirrrn.  Ziininerlenten  und  Steinmetzen 

beginnt  am  5.  Oktober.  Anmeldungen  erbitte  Vorm.  9 — 10  Uhr. 

V.  Arnim,  Baumeister,  Zimmer-  und  Maurermeister. 


417 


Einladung. 

Bei  der  am  13.  September  abgehaltenen  ersten  Versammlung  von 
Architekten  in  Marienburg  ist  eine  monatliche  Wiederholung  der- 
selben beschlossen  und  werden  deshalb  die  Herren  Kollegen  auf 

Sonntag  den  4.  Oktober  d.  J. 

nach  Danzig  (9  Uhr  Vormittag  im  Rathskeller)  freundlichst  ein- 
geladen. U A. 

Stumpf. 

Offene  Stellen. 

Bei  der  ersten  Betriebs-Inspektion  der  Niederschlesisch-Märki- 
schen Eisenbahn  in  Berlin  können  mehrere  Bauführer  zu  reglements- 
mässigen  Diäten  sofort  plazirt  werden.  Man  beliebe  sich  unter 
Vorzeigung  der  Zeugnisse  Unterzeichnetem  vorzustellen. 

Goering, 

Eisenbahn  - Baumeister 
Koppenstrasse  6/7. 

Bekanntiuacliuiig. 

Bei  der  Unterzeichneten  Behörde  in  der  Feste  Friedrichsort, 
13/,  Meilen  von  Kiel,  findet  ein  geprüfter  Baumeister  gegen  3 Thlr. 
Diäten,  oder  ein  bereits  erfahrener  Bauführer  gegen  2 Thlr.  Diäten 
sofort  und  voraussichtlich  auf  längere  Zeit  für  einfache  Hochbauten 
Beschäftigung. 

Anmeldungen  unter  Beifügung  von  Zeugnissen  werden  erbeten. 

Friedrichsort,  den  23.  August  1868. 

Hie  Königliche  Festungshau -Direktion. 

Bekanntmachung. 

Die  Fürstlich  Rumänische  Regierung  wünscht  zur 
Ausführung  von  Meliorationen  an  ihren  Häfen  einen  er- 
fahrenen preussischen  Wasserbautechniker  auf  mindestens 
drei  Jahre  zu  engagiren.  Ueber  die  näheren  Bedingungen 
des  Engagements  wird  der  Geheime  Ober-Bau-Rath  Schön- 
felder, Wilhelmsstrasse  79  in  Berlin,  mündliche  xiuskunft 
ertheilen. 

Ein  im  Veranschlagen  und  Zeichnen  geübter  Maurer  wird  für 
das  Bureau  verlangt.  Selbstgeschriebene  Adressen  nebst  Angabe 
früherer  Beschäftigung  werden  in  der  Exped.  d.  Bl.  sub  A.  B.  erbeten. 

Ein  junger  Zimmermeister,  im  Hoch-  und  Eisenbahnbau  erfahren, 
ersucht  um  geeignete  Verwendung  in  einem  Bureau  oder  bei  Bau- 
ausführungen und  bittet  geneigte  Offerten  unter  0.  T.  Dr.  in  der 
Expedition  dieses  Blattes  gefälligst  niederzulegen. 

(von  9 bis  3 Uhr  thätig),  Schönzeichner, 
empfiehlt  sich  zu  jeder  technischen  Ne- 
benbeschäftigung behufs  Zeitausfüllung. 
Näheres  Kurfürstenstrasse  8 bei  Thiele. 


Die  Geburt  einer  Tochter  zeigt  an 

Schloss  Malberg  Allmenröder 

in  der  Eifel,  14.  Sept.  1868.  Abtheilungs -Baumeister. 


Hunaans 

Heute  Abend  8*/j  Uhr  starb  unser  innig  geliebter  Bruder  der 

Königliche  Bauführer  Franz  Hesselbarth 

nach  langem,  schweren  Leiden. 

Berlinchen,  am  13.  September  1868. 

Gustav  und  Wilhelm  Hesselbarth. 


Ein  praktisch  und  theoretisch  gebildeter  junger  Bautechniker, 
gelernter  Maurer  und  Dachdecker,  gewandter  Zeichner,  sucht  zum 
1.  Oktober  eine  Stelle.  Adressen  in  der  Exped.  d.  Bl.  sub  W.  D. 


Für  auswärtige  Architekten. 

Seit  vielen  Jahren  hier  für  die  renommirtesten  Architekten 
beschäftigt,  monumentale  sowie  Privat- Gebäude  mit  Wand-  und 
Deeken-Malereien  zu  schmücken,  wollte  ich  nicht  unterlassen,  mich 
namentlich  denjenigen  Herren  zu  empfehlen,  welchen  ich  als  Lehrer 
an  der  hiesigen  Bau-Akademie  von  früher  im  Gedächtniss. 

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einfacheren  Arbeiten  könnte  event.  der  Preis  annähernd  nach 
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Königl.  Professor  und  Lehrer  an  der  Akademie  der  Künste 
sowie  der  Bau -Akademie 


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finden  noch  einige  Bautechniker  resp.  Architekten  und  Eisen- 
bahn-Ingenieure für  den  nächsten  Winterkursus  Beschäftigung. 
Briefe  mit  beizulegenden  Zeugnissen  sind  gefälligst  an  den  Direktor 
Müllinger  nach  Höxter  zu  richten. 


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lierausgegeben  von  Mitgliedern 

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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  2.  Oktober  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Inge-  — Vermischtes:  Die  neuen  (preussischen)  Vorschriften  für  die 

nienre  zu  Hamburg.  (Fortsetzung.)  — Ueber  die  Aufnahme  der  Ausbildung  und  Prüfung  derjenigen,  welche  sich  dem  Baufache 

Marienburg.  — Ueber  Absteckung  von  Eisenbahn  - Kurven.  — widmen.  — Aus  der  Fachliteratur:  Zeitschrift  des  Archi- 

Feuilleton:  Aus  der  Sektion  für  öffentliche  Gesundheitspflege  tekten-  und  Ingenieur-Vereins  zu  Hannover.  — Konkurrenzen: 

auf  der  42.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte.  — Monats-Aufgaben  für  den  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Per- 

Mittheilungen  aus  Vereinen:  Arehitekten-Verein  zu  Berlin.  s on  al  - Nac  hri  eh  ten  etc. 


Die  XY.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Mamburg.  (Fortsetzung.) 


2.  Der  äussere  Verlauf  der  Versammlung. 

Allgemeines.  Die  Vorbereitungen. 

Es  liegt  nahe,  dass  die  XV.  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure  nicht  so  zahlreich  besucht 
sein  konnte,  wie  die  vorhergegangene  zu  Wien.  Eine 
grosse  Anzahl  von  Theilnehmern  hatten  ihr  sicherlich  die 
beiden  gleichzeitig  zu  Wien  und  Düsseldorf  tagenden  Ver- 
sammlungen der  deutschen  Kunstgenossenschaft  und  des 
Vereins  deutscher  Ingenieure  entzogen  und  nicht  wenige 
der  Fachgenossen  aus  dem  Osten  und  Süden  des  Vater- 
landes mögen  durch  die  weite  Entfernung  Hamburgs  von 
ihrem  Wohnsitze  und  den  Umstand,  dass  so  viele  der 
Eisenbahn  - Direktionen  jede  Fahrpreis -Ermässigung  ver- 
weigert hatten,  am  Kommen  verhindert  worden  sein.  Hier- 
nach lässt  sich  aus  der  verminderten  Gesammtzahl  der 
Theilnehmer  weder  eine  Abnahme  des  Interesses  an  unsern 
Versammlungen  folgern,  noch  geben  die  Zahlen  der  Theil- 
nehmer aus  den  einzelnen  deutschen  Gauen*)  einen  rich- 
tigen Maasstab  für  den  Grad  jenes  Interesses  in  densel- 
ben. Man  kann  wohl  annehmen,  dass  unter  den  818  Mit- 
gliedern, welche  von  den  1052  Angemeldeten  erschienen, 
fast  alle  deutschen  Stämme  vertreten  waren.  Hamburg 
selbst  mag  ein  Viertel,  der  Preussische  Staat  (incl.  der  neuen 
Provinzen)  die  Hälfte  davon  gestellt  haben;  sehr  stark 
bet  heiligt  war  auch  Sachsen.  Aus  dem  Süden  behaupte- 
ten, wie  immer,  die  rührigen  Wiirttemberger  den  Vorrang, 
demnächst  folgten  die  Badenser,  während  Baiern  und 
Oesterreicher  sehr  schwach  vertreten  schienen. 

Dass  die  Stadt  Hamburg  sich  zum  Empfange  ihrer 
Gäste  besonders  gerüstet  und  angestrengt  hätte,  lässt  sich 
nicht  eben  behaupte!),  ohne  dass  wir  ihr  daraus  einen 
Vorwurf  machen  wollen ; in  einer  Stadt  von  dieser  Grösse, 
einer  Handelsstadt  zumal,  lässt  sich  Anderes  wohl  kaum 
erwarten.  Trotzdem  erfreute  sich  unsere  Versammlung  im 
Vergleiche  zu  dem  Arbeiter- Kongress  und  dem  Juristen- 
tage,  die  unmittelbar  vorher  in  Hamburg  gewesen  waren, 
immerhin  einer  gewissen  Popularität  bei  der  Bevölkerung, 
die  sich  bis  zum  Schlüsse  hin  steigerte  und  auch  in  der 
Presse  ihren  Widerhall  fand.  Was  an  Vorbereitungen, 
an  Sorgen  und  Mühen  zu  leisten,  was  an  Opfern  zu  tra- 
gen war,  das  freilich  hatte  ausschliesslich  auf  den  Schul- 
tern der  Hamburger  Fachgenossen  als  eine  schwierige, 
aber  darum  desto  dankbarere  Aufgabe  gelastet.  Die  Sorg- 
falt und  Umsicht,  mit  der  sie  gelöst  wurde,  verdienten 
sicher  die  Anerkennung,  die  ihr  allseitig  zu  Theil  wurde. 
Und  blieb  so  manches  noch  zu  wünschen  übrig,  so  lag 
dabei  wohl  weniger  ein  Versäumniss  des  Lokal  - Komites 

*)  Mittheilung  derselben  behälten  wir  uns  nach  dem  Erscheinen 
des  offiziellen  Mitglieder-Verzeichuisses  noch  vor. 


vor,  als  ein  mangelhaftes  Entgegenkommen,  das  demselben 
geworden  war. 

Zum  Mittelpunkte  der  Versammlung  war  die  neue 
Kunsthalle  erwählt  worden,  die,  im  Baue  fast  durchaus 
vollendet,  für  das  Bureau,  die  Sitzungen  der  Abtheilungen 
und  die  Ausstellung  so  treffliche  Lokale  bot,  wie  sie  selten 
disponibel  sein  möchten.  Es  mag  übrigens  hier  beiläufig 
bemerkt  werden,  dass  dieses  durch  die  Publikation  in  der 
„Zeitschrift  für  Bauwesen“  wohl  allgemein  bekannte  Ge- 
bäude in  Hamburg  selbst  sehr  wenig  Beifall  findet  — ein 
Urtheil,  über  das  wir  uns  leider  kaum  wundern  können. 
Denn  die  Gesammterscheinung  desselben  leidet  darunter, 
dass  der  Bauplatz  seiner  Lage  und  seinen  Umgebungen 
nach  den  Maasstab  des  Gebäudes  viel  zu  klein  erscheinen 
lässt  und  die  Schönheiten  seines  edlen  griechischen  De- 
tails gehen  unter  in  der  flauen,  unklaren  Farbe  und  dem 
Fugengewirr  des  gewählten  Ziegelmaterials,  das  bei 
unserer  Sonne  derartige  Feinheiten  nun  einmal  nicht  ver- 
stattet.  — Für  die  Gesammtsitzungen  bot  Sagebiel ’s 
Saal,  ein  tüchtiges  und  ansprechendes  Werk  des  Archi- 
tekten Breckelbaum,  der  den  Kroll’sc.hen  Königssaal 
in  Berlin  an  Grösse  noch  übertrifft,  ebenfalls  eine  sein- 
geeignete  Räumlichkeit.  Für  die  Festlichkeiten  am  Anfang 
und  Schluss  endlich  war  nach  einer  Idee  F.  Geo. 
Stammann’s,  des  Vorsitzenden  der  Versammlung,  ein 
besonderes,  höchst  originelles  Festlokal,  ein  Pavillon  in- 
mitten der  Binnen  - Alster  geschaffen  worden,  der  in 
seinem  phantastischen  Aufbau  und  seinem  bunten  Fahnen- 
schmuck das  Staunen  des  Publikums  erregte,  zumal  sich 
das  seltsame  Gerücht  verbreitet  hatte,  er  werde  am 
Schlüsse  der  Versammlung  in  barbarischer  Lust  ange- 
zündet und  abgebrannt  werden. 

Es  feldte  übrigens  nicht  viel,  dass  die  erste  Fest- 
lichkeit, für  die  dieser  Pavillon  bestimmt  war,  die  ge- 
sellige Zusammenkunft  am  Abende  des  31.  August, 
durch  die  Ungunst  des  Wetters,  das  über  die  unmittelbar 
vorher  zu  Hamburg  tagenden  Juristen  alle  Schleusen 
seines  Zorns  ergossen  hatte,  vereitelt,  worden  wäre.  Erst 
in  letzter  Stunde  klärte  es  sich  auf  und  gestattete  den 
bereits  Anwesenden,  deren  Zahl  auf  400 — -500  sich  be- 
laufen mochte,  auf  dieser  stillen  Insel,  vom  Treiben  der 
unruhigen  Grosstadt  isolirt,  den  hellen  Mondschein 
geniessend,  in  heiterem  Gespräch  neue  Bekanntschaften 
anzuknüpfen,  alte  zu  erneuern. 

Der  1 . September. 

Die  Eisenbahnzüge  der  Nacht  hatten  inzwischen  noch 
eine  grössere  Anzahl  von  Fachgenossen  herbeigeführt,  so 
dass  die  Meldungen  derselben  am  Morgen  des  ersten  Ver- 
sammlungstages schon  die,  Ziffer  650  erreichten.  Nicht 
alle  derselben  wohnten  indessen  dev  ersten  Gesammt- 


420 


sitzung  bei,  mit  der  die  Versammlung  dem  Programm 
gemäss  in  schlichter  — fast  zu  schlichter  Weise  eröffnet 
wurde.  Denn  neben  den  beiden  kurzen  Ansprachen,  mit 
denen  der  Präsident  F.  Geo.  S tarn  mann  im  Namen 
des  Vorstandes  und  des  Lokal -Komites,  Senator  Heyn, 
der  Chef  des  Hamburgischen  Bauwesens,  im  Namen  der 
Madt  Hamburg  die  Versammelten  willkommen  hiessen, 
wurden  in  dieser  Sitzung  lediglich  geschäftliche  Notizen 
vorgetragen. 

Aon  allgemeinem  und  dauerndem,  leider  ebenso 
bedauernswerthem  Interesse  sind  darunter  die  Mittheilungen, 
die  über  den  Vorstand  der  XV.  Versammlung  deutscher 
Architekten  gegeben  wurden.  Nur  zwei  Mitglieder  des 
aus  zwölf  Personen  bestehenden  Vorstandes,  die  Herren: 
Architekt  F.  Geo.  Stammann  (Hamburg)  und  Direktor 
Kar  marsch  (Hannover)  wohnten  der  Eröffnung  bei; 
Herr  Oberhof baurath  Strack  (Berlin)  wurde  noch  er- 
wartet, die  Herren  Regierungsrath  von  Engerth  und 
Oberst  de  Paradis,  welche  ihr  Erscheinen  zugesagt 
hatten,  waren  durch  Krankheit  daran  verhindert  worden. 
Von  den  anderen  Vorstehern  sind  seit  1864  der  Geh. 
Oberbaurath  Stüler  (Berlin),  Professor  Siccard  von 
Siccardsburg  (Wien)  und  Bauinspektor  Maack  (Ham- 
burg) ihren  Fachgenossen  durch  den  Tod  entrissen  wor- 
den; die  Versammlung  ehrte  ihr  Andenken  durch  Erheben 
von  den  Plätzen.  Die  vier  übrigen  Vorstandsmitglieder, 
die  Herren  Oberbaurath  Th.  Hansen  (Wien),  Oberbau- 
rath Schmidt  (Wien),  Professor  Semper  (Zürich)  und 
Professor  Wiebe  (Berlin)  hatten  es  nicht  für  nothwendig 
gehalten,  ihr  Ausbleiben  anzuzeigen  oder  zu  begründen!*') 

Leber  die  Verhandlungen  der  Abtheilungssitzun- 
gen, die  sich  nach  Schluss  der  ersten  Gesammtsitzung  in 
den  Räumen  der  Kunsthalle  sofort  konstituirten,  und  über 
die  mit  der  \ ersammlung  verbundene  Ausstellung  Spe- 
zielleres zu  melden,  wird  Sache  der  folgenden  Abschnitte 
dieses  Berichts  sein,  während  der  gegenwärtige  sich  da- 
lauf  beschränkt,  eine  kurze  Chronik  der  denkwürdigen 
gemeinsamen  Erlebnisse  zu  liefern. 

^ So  wäre  denn  über  den  weiteren  Verlauf  des  ersten 
lages  mitzutheilen , dass  sich  den  Abtheilungssitzungen 
zunächst  eine  Exkursion  zur  Besichtigung  einiger  techni- 
schen Sehenswürdigkeiten  Hamburg’s  — leider  die  einzige 
dieser  Art  anschloss.  Man  besah  — so  gut  es  die 
Anzahl  der  1 heilnehmer  und  die  auf’s  Kürzeste  zuge- 
messene Zeit  gestatteten  — die  Siel -Anlage  an  der 
Reesendamms- Brücke,  die  Börse,  das  Haus  der  patri- 
otischen Gesellschaft,  den  Kaiserhof,  die  Nicolai  - Kirche, 

) Doch  ging  von  Letzterem  noch  ein  Kntschuldignng-sehrei- 
ben  vor  Ablaut  der  Versammlung  ein. 


Aus  der  Sektion  für  öffentliche  Gesundheitspflege  auf  der 
42.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Amte. 

Auf  Veranlassung  des  Dr.  Varrentrapp  war  bei  der 
41.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  welche 
\ni  September  v.  J.  in  Frankfurt  a.  M.  tagte,  eine’ Sektion 
für  öffentliche  Gesundheitspflege  gegründet  worden.  — Einum 
Techniker  (Hobrecht,  Bennieke,  Lindley,  Veit-Mover, 
Wiebe)  hatten  der  Aufforderung  zur  Theilnahme  an  der 
Diskussion  über  die  Frage  der  Reinigung  und  Entwässerung 
der  Städte,  welche  auf  die  Tagesordnung  gestellt  war,  Folge 
gegeben.  Die  Debatten  verbreiteten  sich  lebhaft  und  inter- 
essant, über  das  ganze  grosse  Gebiet  dieser  Frage,  über  die 
verschiedenen  Systeme  sowohl  der  Aufnahme  und  Beseitigung 
als  auch  der  Verwerthung  und  Verwendung  städtischer 
Abgänge.  Es  war  damals  so  eben  der  9.  Bericht  des  Medical 
Officer  des  Board  of  Health  erschienen  und  Dr.  Thudiehum 
(London)  kommeutirte  die  Tabellen  des  Berichts,  welche  die 
Zahlen  der  Sterblichkeit  von  ‘24  englischen  Städten  enthalten, 
deren  \ erhältnisse  während  eines  Zeitraumes  von  circa  zehn 
Jahren  vor  und  nach  Ausführung  der  Kanalisatiouswerke 
(Schwemmsysteme)  der  genauesten  wissenschaftlichen  und  sta 
tistischen  Feststellung  unterworfen  worden  waren.  Die  Thatsache, 
dass  in  21  dieser  Städte  die  allgemeine  Sterblichkeit  in  der  auf- 
fallendsten Weise  nach  Ausführung  jener  Werke  abgenommen 
hat,  dass  in  allen  diesen  Städten  der  günstigste  Einfluss  auf 
die  Morbilität  des  typhoiden  Fiebers,  der  Phtisis,  der  Cholera 
und  der  Kinderkrankheiten  unverkennbar  ist,  batte  das  Inter- 
esse der  Aerzte  und  Naturforscher  in  hohem  Grade  erregt, 


die  vollendeten  und  im  Bau  begriffenen  Kai -Anlagen 
des  Sandthorhnfens  — fuhr  darauf  per  Dampfschiff 
elbaufwärts  zur  Baustelle  der  neuen  Brücke  der  Paris- 
Hamburger  Bahn  und  zu  der  Stadtwasserkunst  in  Roten- 
buigsort,  von  da  elbabwärts  durch  das  Gewimmel  all"  der 
Schilfe  und  Böte,  die  den  Hafen  belebten,  und  landeten 
bei  St.  Pauli,  wo  für  das  gemeinschaftliche  Mittagsmahl 
in  mehren  Lokalen  gesorgt  war.  Der  Abend  brachte 
eine  Festvorstellung  in  dem  zp  diesem  Zwecke  besonders 
dekorirten  Schultze’schen  Theater  zu  St.  Pauli,  wo  ein 
beliebtes  Lokalstück  in  das  „Hamburger  Leben“  einführte. 

Der  2 . September. 

Für  den  Morgen  des  zweiten  Versa mmlungstages  war 
im  Programm  zunächst  „Caffe  im  zoologischen  Gar- 
ten’- angesetzt  und  den  Fachgenossen  somit  Veranlassung 
gegeben,  ein  Etablissement  kennen  zu  lernen,  das  in  seiner 
Art  zu  den  trefflichsten  Europa’s  gehören  soll  und  jeden- 
falls zu  den  ersten  Sehenswürdigkeiten  Hamburg’«  zählt, 
wenn  auch  die  h reude  an  den  Schönheiten  des  Parkes 
und  den  in  vorzüglichen  und  seltenen  Exemplaren  vor- 
handenen 1 liieren  das  Interesse  an  seinen  Bauwerken  über- 
wiegen möchte,  unter  denen  das  Aquarium  wohl  das 
Bemerkenswertheste  ist.  Von  dem  Wintergebäude,  dessen 
originellen  in  der  Konkurrenz  gekrönten  Plan  wir  in  der 
Ausstellung  sahen,  ist  vorläufig  nur  der  Mittelbau  ausge- 
führt.  Selbstverständlich  war  auch  hier  ein  näheres  Ein- 
gehen auf  Einzelheiten  aus  Mangel  an  Zeit  unmöglich; 
kaum  konnte  man  des  köstlichen  Morgens  froh  werden, 
wenn  man  die  Abtheilungssitzungen  nicht  versäumen  wollte. 

Nach  Schluss  derselben  begab  die  Gesellschaft  sich 
zum  Landungsplätze  der  Hamburg-Amerikanischen  Packet- 
fahrt-Aktien-Gesellschaft,  wo  ein  schwimmendes  Bauwerk 
ersten  Ranges,  der  Dampfer  „Cimbria“  besichtigt  wurde. 
In  alle  Räume  und  V inkel  desselben,  treppauf,  treppab 
drang  der  Schwarm  der  wissbegierigen  Besucher,  von 
kundigen  L ührern  geleitet  und  belehrt,  die  riesigen  Dimen- 
sionen des  Schiffes  nicht  minder  bewundernd,  wie  die 
Eleganz  seiner  Einrichtung.  Auf  zwei  kleineren  Dampfern 
ging  es  sodann  stromabwärts,  an  St.  Pauli,  Altona 
und  jener  Reihe  meist  älterer  Landsitze,  die  das  hohe, 
herrlich  bewaldete  Nordufer  der  Elbe  beleben,  vorüber;  — 
Damen  auf  den  Terrassen  und  Balkons  der  Villen  grüssten 
von  fern  die  Insassen  der  festlieh  geschmückten  Fahrzeuge, 
die  den  Gruss  jubelnd  Zurückgaben. 

In  Blankenese  ward  Halt  gemacht  und  der  Gipfel 
des  Beiges  erklommen,  wo  im  Fährhause  das  gemein- 
schaftliche Mahl  gerüstet  war;  — da  viele  die  Anmeldung 
versäumt  hatten,  leider  nicht  für  eine  so  zahlreiche  Ge- 
sellschaft, so  dass  nicht  Wenige  ihren  Weg  weiter  fort- 

uud  da  zur  Zeit  in  Frankfurt  a.  M.  eiue  Kanalisation  nach 
W i e b e - L i n d 1 e y ’schem  Entwürfe  unter  Lpituug  des  Letzteren 
ausgeführt  ward,  «o  bot  sich  für  eine  grosse  Zahl  der  Mit- 
glieder der  Sektion  die  willkommene  Gelegenheit,  diese  Ar- 
beiten, in  eingehender  Weise  erläutert,  an  Ort  und  Stelle 
stndiren  zu  können.  Keine  Diskussion,  kein  Buch,  kein  Be- 
richt kann  aber  das  geben,  was  der  Augenschein  bietet. 
Viele,  die  als  Gegner  der  Kanalisation  gekommen  waren, 
gingen  als  Freunde  davon. 

Wenngleich  die  Sitzungen  der  Sektion  vorerst  keinen 
andern  Erfolg  batten,  als  gegenseitiges  Aussprechen , Hervor- 
beben der  wesentlichsten  Gesichtspunkte  und  mündliche  Wie- 
derholung dessen,  was  in  einzelnen  Schriften  und  Berichten 
niedergelegt  war,  so  steigerte  sich  doch  das  luteresse  au 
jenen  wichtigen  Fragen  der  Reinigung  und  Entwässerung  der 
Städte  derart,  dass  sie  von  Neuem  zum  ersten  Gegenstände 
der  Tagesordnung  für  die  42.  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher  und  Aerzte  bestimmt  wurden.  — Das  vorhandene 
Material  war  in  dem  Zwischenjahr  durch  neue  Veröffent- 
lichungen vermehrt  worden,  zumal  durch  das  wichtige  Gut- 
achten der  Königl.  wissenschaftlichen  Deputation  fiir  das 
Medizinalwesen , welches  seine  Untersuchungen  in  dem  Satze 
formnlirt: 

..es  ist  daher  unumgänglich  nothwendig,  dass  eine  häutige 
Entfernung  der  Auswurfsstoffe  ans  den  Wohnnngeu  erfolge. 

Je  schneller  diese  geschehen  kann,  um  so  besser.  Von 
diesem  Gesichtspunkt  aus  ist  das  Tonnensystem  dem 
System  der  Gruben,  das  Kanalisationssystem  wiederum 
dem  Tonuensvstem  vorzuziehen.* 


421 


setzen  mussten,  während  die 
Enge  eingekeilt  des  Mahles  un 


Anderen  in  drangvoller 
I der  Trinkspriiche  sieh 

freuten,  die  hier  zum  ersten  Male  einem  entfesselten 

Strome  gleich  hervorbrachen.  Und  wenn  wir  sie  alle 
mit  Stillschweigen  übergehen:  eines  Spruches,  der  in 

seiner  wunderbaren,  packenden  Wahrheit  und  mathema- 
tischen Präzision  vom  durchschlagendsten  Erfolge  war, 
müssen  wir  gedenken.  Galt  er  doch  denen,  die  stets  in 
erster  Linie  gefeiert  werden,  wenn  deutsche  Mannei  lest- 


lich  tafeln  — unseren  holden  Frauen,  ,,die  unsere 
Sorgen  vereinfachen,  unsere  Freuden  verdoppeln  und 
unsere  Ausgaben  verdreifachen!11 


Der  Rückweg 


führte  am  Abend  landeinwärts  zu 
Fuss  nach  dem  Bahnhofe  Blankenese,  von  da.  mit.  einem 
Extrazuge  der  ^Itona- Kieler  Bahn  nach  Hamburg.  Ein 
zwangloses  Beisammensein  im  Garten  zum  „Neuen 
Raben“  an  der  Ausseualster  beschloss  den  lag. 

(Fortsetzung  folgt.) 


lieber  die  Aufnahme  der  Marieuburg. 


Von  dem  Plane,  das  alte  deutsche  Ordensschloss  zu  Ma- 
rienburg von  Neuem  vollständig  aufzunehmen  und  in  würdi- 
ger Weise  zu  veröffentlichen',  sind  die  Leser  der  deutschen 
Bauzeitung  schon  früher  in  Kenntniss  gesetzt;  es  wird  sie 
daher  iuteressiren  zu  erfahren,  dass  mit  der  Arbeit  begonn  i 
ist,  und  zugleich  einige  Nachrichten  über  den  Stand  dei  An- 

^ an n vorausgesetzt  werden,  dass  den  Lesern  des  Blattes 
das  Bauwerk  aus  den  älteren  Publikationen  im  Allgemeinen 
bekannt  ist,  so  dass  es  einer  Erörterung  über  die  hohe  archi- 
tektonische und  geschichtliche  Bedeutung  desselben  nicht  be- 
darf Wie  weit  aber  diese,  in  dem,  was  sie  geben,  so  vor- 
trefflichen Werke  davon  entfernt  sind,  den  Gegenstand  zu 
erschöpfen,  das  lässt  sich  freilich  nur  an  Ort  und  Stelle  er- 
kennen, und  zwar  nicht  aus  einer  flüchtigen  Besichtigung, 
sondern  erst  nach  eingehendem  Studium.  Wohl  zeigt  sich  die 
Grossartigkeit  der  ganzen  Anlage  und  die  bewundernswur  ige 
Pracht  einzelner  Theile  schon  auf  den  ersten  Blick,  aber  bei 
anderen,  die  jetzt  kahl  und  roh  erscheinen,  kann  man  nur 
mit  Mühe  aus  wenigen  Ueberresten  eine  \ orstellung  ihrer 
ehemaligen  Schönheit  gewinnen,  während  bei  einer  ganzen 
Reihe  von  Räumen,  die  zu  modernen  Wohnungen  emgenchte 
sind  jede  Spur  ihres  früheren  Zustandes,  den  spärliche  Ab- 
bildungen im  FrickÄen  Werke  kaum  ahnen  lassen,  ver- 

WlSthEine' nochmalige  Veröffentlichung  des  Bauwerks  in  allen 
seinen  Theilen  und  unter  Berücksichtigung  seines  ursprung- 
lichev»  Zustandes  bedarf  daher  keiner  weiteren  Rechtfertigung. 
Mit  besonderer  Befriedigung  aber  werden  die  Leser  erfahren, 
dass  der  bewährte  Kenner  der  mittelalterlichen  Baukunst,  der 
Geheime  Regierungsrath  und  Konservator  der  Alterthumer, 
von  Quast,  die  Oberleitung  des  ganzen  Werkes  übernommen 
hat  — Zur  Aufnahme  traten  fünf  Studirende  der  Bauakademie 
mit  dem  Unterzeichneten  am  9.  d.  M.  hier  ein.  Wegen  an- 
derweitiger Geschäfte  konnte  für  die  Arbeit  zunächst  nur  ein 
Zeitraum  von  vier  Wochen  in  Aussicht  genommen  weiden, 
wovon  für  die  Her-  und  Rückreise  und  für  die  ersten 
Vorbereitungen  noch  mindestens  eine  halbe  Woche  in 
Abzug  zu  bringen  ist.  Dass  es  in  so  kurzer  Zeit  nicht  mög- 
lich ist,  die  ganze  Arbeit  zu  beendigen,  ist  selbstverständlich; 
es  wird  sogar  mehr  für  das  nächste  Jahr  Zurückbleiben,  a s 
ich  gedacht  hatte,  aber  soweit  sich  bis  jetzt  übersehen  lasst, 


und  wenn  das  Wetter  wie  bisher  einigermaassen  günstig  ist, 
so  wird  doch  der  grösste  oder  wenigstens  der  schwierigste 
Theil  der  Arbeit  jetzt  beendigt  werden. 

Die  Marienburg  hat  die  mannigfaltigsten  Schicksale  ge- 
habt und  ihre  Herren  vielfach  gewechselt.  _ ln  älterer  Zeit 
aber  scheinen  dieselben,  ausser  etwa  au  den  Befestigungswerken, 
keine  wesentlichen  Veränderungen  vorgenommen  zu  haben. 
Nur  unter  polnischer  Herrschaft,  namentlich  unter  August  aem 
Starkeu , der  im  Jahre  1710  mit  der  Gräfin  von  Cosel  hier 
sein  lustiges  Hoflager  hielt,  sind  grössere  Umgestaltungen 
auso-eführt , die  sich  indessen  zumeist  auf  die  im  sogenannten 
Mittelschlosse  belegene  Wohnung  des  Hochmeisters  beschrank- 
ten. Mit  Beschämung  muss  es  ausgesprochen  werden,  dass 
eine  eigentliche  Zerstörung  des  Schlosses  erst  unter  der  preus- 
sischen  Herrschaft  begann.  Im  Jahre  1774  wurde  das  Hoch- 
schloss zu  einer  Kaserne,,  der  grosse  Konvents-  Remter  im 
Mittelschlosse  zum  Exerzierhause  eingerichtet  und  neun  Jahie 
darauf  in  der  ehemaligen  Hochmeisterwohnung  eine  Baum- 
wollenweberei untergebracht.  Zu  diesen  Zwecken  wurden  die 
hohen  Geschosse  durch  eingeschobene  Balkenlagen  getheilt, 
Wände  eingezogen,  Thüren  und  Fenster  verändert,  aber  doch 
die  herrlichen  Gewölbe  in  der  Hauptsache  nach  geschont-  Im 
Uebrigen  aber  wurde  das  Schloss  als  Steinbruch  betrachtet, 
und  die  Bewohner  der  Gegend  benutzten  die  Ziegelsteine, 
Granitpfeiler  und  was  ihnen  sonst  passend  erschien,  zum 
Bau  ihrer  Wohnungen  und  Wirtschaftsgebäude.  Die  sys  e- 
matischc  Verwüstung  begann  mit  dem  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts. als  man  die  Kaserne  im  Hoelisehlosse  aufgab  und 
dieses,  wie  einen  Theil  des  Mittelschlosses  zu  einem  Kriegs- 
Magazine  einrichtete.  Hierzu  bedurfte  es  gründlicher  Um- 
gestaltungen, die  man  mit  einer  Rücksichtslosigkeit  ohne 
Gleichen  vornahm;  namentlich  wurden  die  hinderlichen  Ge- 
wölbe sämmtlieh  eingeschlagen  und  die  meisten  Zwischen- 
wände herausgebrochen.  Zu  bequem,  das  massenhaft  gewon- 
nene Material  abzufahren,  verteilte  man  damit  entbehrliche 
Kellerräume  und  Gänge  in  den  Mauern,  wo  es  zum  lheil  noch 
heute  lagert  und  die  Untersuchung  hindert. 

Während  man  in  dieser  Weise  das  Schloss  zerstörte, 
begannen  Kunstkenner  die  Schönheiten  desselben  zu  würdigen, 
als  der  Erste  der  jüngere  Gilly-  Das  nach  Zeichnungen  von 
Gilly,  Rabe  und  Frick  von  Letzterem  herausgegebene 
Prachtwerk  lenkte  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise  aut 


Die  Sitzungen  der  Sektion  für  öffentliche  Gesundheits- 
pflege, welche  vom  18.  bis  25.  September  d J.  in  Dresden 
statt  fanden,  boten  schon  ein  anderes  Bild  als  die  des  vergan- 
genen Jahres.  Die  Ansichten  hatten  sich  geklart.  Die  Be- 
richterstattung  über  Arbeiten,  Versuche  und  Beobachtungen, 
welche  in  verschiedenen  Städten  gemacht  worden  waren, 
strengere  Terminologie  und  festere  Scheidung  der  Systeme, 
verbunden  mit  gründlicherer  Kenntniss  ihrer  technischen 
Details,  gaben  den  Debatten  Halt,  bewahrten  vor  Abschwei- 
fungen und  führten  endlich  zur  Fassung  von  Resolutionen, 
welche  tlieils  einstimmig  von  ca.  100  Anwesenden,  theils  gegen 
ganz  wenige  Stimmen  angenommen  wurden. 

Die  erste  Resolution  war  der  von  Dr.  Wasserfuhr 
amendirte  Varrentrapp’sche  Antrag: 

„Die  Sektion  für  öffentliche  Gesundheitspflege  und  gerichtliche 
Medizin  erwählt  aus  ihrer  Mitte  eine  aus  5 Mitgliedern, 
und  zwar  theils  aus  Aerzten,  theils  aus  Technikern  be- 
stehende Kommission  mit  der  Aufgabe 

1.  einige  zur  Verhandlung  in  der  Sektion  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege geeignete  Fragen  vorzubereiten; 

2.  einzelne  Berichterstatter  oder,  wo  die  Kommission  es  für 
zweckentsprechend  halten  sollte,  vorberat.hende  Ausschüsse 
für  jeue  Fragen  zu  erwählen; 

3.  die  Fragen  selbst  spätestens  bis  Ende  März  18Ö9  zu  ver- 
öffentlichen ; 

4.  die  in  Form  von  Resolutionen  zusannnengetassten  haupt- 
sächlichen Ergebnisse  der  Berichte  gedruckt  der  Sektion 
beim  Beginn  der  Versammlungen  einzuhändigen.“ 


Die  Kommission,  welche  demzufolge  gewählt  wurde,  be- 
steht aus  den  Herren  Göttigshelm  (Basel),  Ho  brecht 
(Stettin),  Reclain  (Leipzig),  Varr  ent  rapp  (Frankturf), 
Wasser  fuhr  (Stettin)  und  Wiebe  (Berlin);  letzterer  für 
den  Fall  der  Nichttheilnahme  des  Erstgenannten.  Die  Kommis- 
sion deren  Mitglieder  die  Verpflichtung  übernommen  haben, 
persönlich  auf  der  nächsten  in  Innsbruck  tagenden  Versamm- 
lung zu  erscheinen,  hat  demnächst,  dem  allseitigen  Wunsc 
entsprechend,  als  Zentral-Organ  die  erste  deutsche  Zeitschrift 
für  öffentliche  Gesundheitspflege  ins  Leben  zu  rufen. 

Die  zweite  Resolution  war  die  Annahme  des  Varren- 
tr  app  - W ie  b e'schen  Antrages  in  folgender  form. 

1 Die  Gesundheit  der  Städtebewohner  verlangt  als  eins  der 
’ dringendsten  Bedürfnisse,  dass  der  Boden,  worauf  die  Städte 
erbaut  sind,  rein  und  trocken  erhalten  werde. 

Rein,  indem  aller  flüssiger  Unrath  (Kuchen-,  Haus- 
reinigungs-,  Fabrik- Wasser  u.  s.  w.)  weder  direkt  dem 
Boden  überliefert,  noch  in  Gruben  oder  sonstwo  in  dei 
Nähe  der  Wohnungen  aufgespeichert,  vielmehr  vollständig 
und  schleunigst  weit  aus  den  Städten  hinweggetuhrt  werde. 

Trocken,  indem  das  Gruudwasser , wo  dasselbe  l ege 
„lässig  oder  zeitweise  höher  als  der  Kellerboden  der  Hauser 
steht,  niedriger  als  derselbe  gelegt  und  aut  diesem  Stand- 
! punkte  dauernd  erhalten  werde.  . , , 

Zur  Erreichung  dieses  Doppelzweckes  sind  folgende  Ü 

der  un  gen  zu  stellen : . « . . • 

1.  Reichliche  Versorgung  der  Wohnhäuser  mit  Irischem  rei- 
nen Wasser  und  zwar  am  Besten  durch  alle  Stockwerke, 
i 2 Jeder  Aufspeicherungsort,  jede  Art  von  Gruben  (Ver- 


422 


die  Marienburg  uud  gab  so  die  erste  Veranlassung  zu  der 
von  Schinkel  angeregten  Restauration,  die  sich  indessen 
bisher  nur  auf  das  Mittelschloss  erstreckte  und  auch  hier 
noch  viel  zu  thun  übrig  liess.  — Als  w ir  in  Marienburg  ein- 
trafen , war  auch  das  Hochschloss  soeben  wieder  geräumt  und 
von  der  Militär -Behörde  an  die  Regierung  zu  Danzig  als 
Schlossverwalterin  zurückgegeben.  Uebcr  eine  etwaige  ander- 
weitige Verwendung  scheint  noch  nichts  bestimmt  zu  sein, 
denn  die  in  der  Stadt  umlaufenden  Gerüchte  beruhen  auf 
blossen  Vermuthungen.  Dass  sich  an  die  Räumung  eine 
würdige  Restauration  anschliessen  wird,  ist  vorläufig  wohl 
noch  nicht  zu  hoffen,  aber  zu  wünschen  wäre  wenigstens,  dass 
das  Schloss  nicht  von  Neuem  fremdartigen  Zwecken  dienstbar 
gemacht  werden  möchte,  die  nur  Veranlassung  zu  Aenderungen 
und  zu  fernerer  Verdunkelung  der  ursprünglichen  Einrichtung 
geben  würden. 

Der  Umstand,  dass  die  Räume  augenblicklich  leer  sind, 
gestattet  eine  Untersuchung  in  viel  bequemerer  uud  gründ- 
licherer Weise,  als  bisher  möglich  gewesen  ist,  und  diese  Ge 
legenheit  musste  nach  Möglichkeit  benutzt  werden.  Weil  über- 
dies die  älteren  Publikationen  sich  vorwiegend  mit  dem  Mit- 
telschlosse und  der  Hochmeisterwohnuug  beschäftigen,  von 
letzterer  auch  seit  der  Wiederherstellung  manche  brauch- 
bare Zeichnungen  vorhanden  sind,  so  haben  sich  unsere  Ar- 
beiten bisher  fast  ausschliesslich  dem  Hoebschlosse  zugewendet, 
welches  an  Grossartigkeit  und  Pracht  dem  Mittelschlosse 
zwar  nachsteht,  dagegen  an  schönen  Einzelheiten  es  übertrifft 
und  wegen  seiner  noch  erkennbaren  Ausführung  zu  verschie- 
denen Zeiten  bei  Weitem  interessanter  ist. 

Die  hohe  kunstgeschichtliche  Bedeutung  der  Marienburg 
beruht  überhaupt  in  ihrer  allmähligen  Entstehung  aus  einem 
kleinen  Kern  zu  einer  grossartigen  Baumasse,  die  nicht  sowohl 
eine  Burg  als  eine  Festung  genannt  zu  werden  verdient.  Sie 
bietet  hierdurch  ein  treues  Bild  dar  von  der  Ausdehuung 
des  deutschen  Ritterordens  von  einem  unscheinbaren  Anfänge 
bis  zu  jener  gewaltigen  Macht,  auf  deren  Trümmern  das 
preussische  Königreich  erwachsen  ist.  Die  Bauzeit  der  Ma- 
rienburg umfasst  die  ganze  Periode  des  gothischen  Baustiles 
von  seiner  ersten  Entwickelung  bis  zum  Beginn  des  Verfalls 
und  dies  eine  Bauwerk  spiegelt  ihren  gesammten  Formenkreis 
um  so  vollständiger  wieder,  als  es  auch  eine  Anwendung  der 
verschiedensten  Baumaterialien  zeigt,  zu  einem  harmonischen 
Ganzen  sie  vereinigend. 

Das  Hauptmaterial  ist  vorzüglicher  Backstein,  der  in  den 
ältesten  Theilen  des  Baues  fast  600  Jahre  lang  dem  Wetter 
Trotz  bietet.  Der  gebrannte  Thon  ist  zu  wahrhaften  Kunst- 
werken gestaltet,  besonders  an  dem  Eingänge  zur  Schlosskirche, 
der  sogenannten  goldenen  Pforte,  deren  Pllan zenornamente  die 
grössten  Aehnlichkeiten  mit  den  Details. der  Elisabeth- Kirche 
zu  Marburg,  dem  ehemaligen  Sitze  der  Hochmeister,  haben 
und  deren  Skulpturen  dem  Besten  au  die  Seite  gesetzt  wer- 
den können,  was  mittelalterliche  Bildkunst  geschaffen.  Aber 
auch  Werkstein  ist  reichlich  verwendet:  Granit  und  ein  hell- 
grauer schwedischer  Kalkstein.  Ersterer  ausser  zu  den  Fun- 
damenten zu  freien  Stützen,  Gewänden  der  äusseren  Thore, 
uud  wo  es  sonst  noch  auf  besondere  Festigkeit  aukam,  der 

sickeruugs  , Senk-,  zementirte  Gruben  u.  s.  w.)  sind  un- 
bedingt zu  verbieten. 

3.  Leichte  und  schnelle  Abführung  des  durch  den  Gebrauch 
verunreinigten  Wassers  durch  gut  eingerichtete,  gehörig 
gespülte  und  ventilirte  unterirdische  Abzüge  dergestalt, 
dass  jeder  Fäulniss  der  flüssigen  organischen  Abgänge 
nicht  nur  im  Bereich  des  Hauses,  sondern  auch  im  Bereich 
der  ganzen  Stadt  unbedingt  vorgebeugt  wird. 

4.  Diese  Abzüge  sind  so  einzuricliten , dass  jedes  Austreten 
von  Luft  aus  denselben  in  die  Häuser  uud  die  Verunrei- 
nigung des  Untergrundes  wirksam  verhindert  wird. 

5.  Die  Abzüge  müssen  tiefer  als  die  Kellersohlen  liegen  und 
sind  so  anzulegen,  dass  sie  die  Keller  von  etwaigem  Grund- 
wasser befreien,  überhaupt  die  Keller  vor  dem  Eintreten 
von  Wasser  in  dieselben  völlig  schützen. 

II.  Eine  besondere  Beachtung  verdient  die  Entfernung  der 
menschlichen  Exkremente,  des  ekelhaftesten  Bestaudtheiles 
des  abzuführenden  Unraths.  Er  geräth  am  schnellsten  in 
Zersetzung,  entwickelt  die  widerlichsten  und  schädlichsten 
Gase  uud  dient  zugleich  als  Entwicklungsstätte  gewisser 
Krankheiten  (Cholera.  Typhus  u.  s.  w.) 

ln  der  Nähe  unserer  Wohnungen  aufgespeichert  ver- 
anlasst er  Nachtheile  und  Gefahren,  sowohl  durch  das  Ein- 
dringen der  Gase  (und  mit  ihnen  gewisser  staubförmig  auf- 
steigender  Pilze  uud  Sporen)  in  die  Häuser,  als  auch  durch 
die  Versickerung  der  flüssigen  Theile  in  das  umgebende 
Erdreich,  durch  die  hiervon  abhängige  Verderbniss  der 
Brunnen  und  die  Ausdünstungen  solchen  infizirteu  Erd- 
reichs. Bei  diesen  Stoßen  vor  Allem  ist  jede  Aufspeiehe - 


Letztere  zu  den  kunstreicheren  Baustücken,  Kapitellen,  Kon- 
solen, Portalen  u.  s.  w. ; und  zwar  findet  er  sich  in  den 
jüngeren  Theilen  des  Gebäudes  reichlicher  verwendet,  als  in 
den  älteren,  während  in  den  Bauwerken  Pommerns  das  Um- 
gekehrte Statt  findet,  eiu  Umstand,  der  für  die  Frage  nach 
dem  Ursprung  des  Materials  von  Bedeutung  ist.  Aber  noch 
ein  weiteres,  im  Mittelalter  splteu  vorkommeudes  Baumaterial 
schufen  sich  die  deutschen  Ritter,  einen  Stuck  vou  eigentüm- 
licher Zusammensetzung  und  einer  so  bewundernswürdigen 
Härte  und  Wetterbeständigkeit,  dass  er  vom  Stein  oft  nur 
durch  Zerschlagen  unterschieden  werden  kann.  DurcL  einen 
Zusatz  von  Kohlenstaub  gab  man  ihm  eine  hellgraue  Färbung, 
dem  Kalkstein  ähnlich,  zu  dessen  Ersatz  im  Innern  und  Aeus 
seru  er  vielfach  diente.  Aus  diesem  Stuck  besteht  auch  der 
Kern  der  berühmten,  in  der  Kunstgeschichte  einzig  dasleheu 
den  Mosaik-Statue  der  Maria  mit  dem  Kinde,  welche  au  der 
Ausseuseite  der  Schlosskirche  in  einer  die  Stelle  des  östlichen 
Mittelfensters  einnehmenden  Nische  steht.  Diese  Figur  ist  26' 
hoch,  eiu  hohes  Relief,  fast  ein  Rundwerk  zu  neunen  uud  da- 
bei ganz  mit  Würfelchen  von  farbigem  und  vergoldetem  Glas- 
fluss überdeckt.  Die  Arbeit  entspricht  der  besten  Zeit  der 
mittelalterlichen  Bildhauerkunst,  wovon  freilich  die  Abbil- 
dung im  Frick’scheu  Werke  ebensowenig  eine  Vorstellung 
giebt,  wie  vou  ihrer  Farbenpracht.  Das  Werk  ist  500  Jahre 
alt  und  im  Ganzen  wohl  erhalten.  Wie  sich  bei  einer  ge 
nauen  Untersuchung  ergeben  hat,  sind  indessen  schon  in  frühe 
rer  Zeit  Reparaturen  daran  vorgenommen  und  eine  weitere 
ist  nothweudig  geworden,  welche  im  Laufe  des  nächsten 
Jahres  durch  Salviati  iu  Venedig  für  den  Preis  von 
1100  Thlrn.  zur  Ausführung  gebracht  werden  soll. 

Was  iu  eigentlich  baulichem  Sinne  an  der  Marienburg 
am  Meisten  interessirt,  ist  ihr  ausserordentlicher  Reichthum 
au  Gewölbeformen.  Sie  besitzt  schwere  ruudbogige  Tonnen 
gewölbe,  Kreuzgewölbe  im  Rundbogen,  Spitzbogen  uud  im 
Flachbogen  mit  möglichst  geringer  Pfeilhöhe,  und  Sternge- 
wölbe der  verschiedensten  Art:  iu  der  Anuakapelle  ein  sol- 
ches, dessen  Grundform  ein  ruudbogiges  Tonnengewölbe  bil- 
det, und  zahlreiche  andere,  welche  aus  dem  Kreuzgewölbe 
durch  mannichfache  Theiluug  der  Kappen  entstanden  sind. 
Sterngewölbe,  deren  Rippen  auf  der  Kugelfläche  liegen,  hat 
die  Marienburg  erst  bei  der  Wiederherstellung  erhalten  und 
sogenannte  Zellengewölbe,  von  denen  Frick  auf  Taf.  XVIII, 
Fig.  29  eiu  vorzüglich  schönes  uud  reiches  Beispiel  mittheilr, 
sind  jetzt  nicht  mehr  erhalten.  — Den  Gipfelpunkt  mittelal 
terlichen  Gewölbebaues  aber  zeigen  die  grossen  Prunksäle,  vor 
Allem  iu  dem  herrlichen  Fächergewölbe  des  grossen  Kun- 
ventsrempters.  Von  drei  iu  der  Mittellinie  steheuden  schlan- 
ken Grauitpfeilern  steigen  die  Rippen  in  hohem  Spitzbogen 
nach  allen  Seiten  gleichmässig  auf,  mit  den  auf  den  Wan.1- 
konsoleu  entspringenden  gleichen  Rippen  sich  vereinend  uud 
eiu  wunderbar  reiches  Muster  bildend.  Nicht  ganz  so  edel 
und  von  ganz  verschiedener  Form  sind  die  Gewölbe  iu  den 
sogenannten  „Meisters  grossem  uud  kleinem  Remter.“.  Die- 
sen liegt  nämlich  das  Kreuzgewölbe  zu  Grunde,  indem  um 
den  einen  Mittelpfeiler  vier  dreieckige  Ausschnitte  eines 
spitzbogiaen  Tonnengewölbes  geordnet  sind,  auf  denen  die 

rnng  verboten,  schleunigste  Entfernung  geboten,  uud  zwar 
sollen  die>e  Stolle  noch  frisch  abgeführt  werden,  d.  h.  ohne 
jeden  Aufenthalt  gleich  uaeli  ihrem  Entstehen  uud  soweit 
mit  Wasser  verdünnt,  dass  sie  eben  so  leicht  wie  das 
sonstige  unreine  Hauswasser  abfliessen.  Der  reichliche  Wu-.~er- 
gebtauch  hierbei  dient  zugleich  dazu,  die  Fallrohre  reiu  zu 
erhalten,  die  erwähute  Verstaubung  zu  verhüten  und  durch 
Wasser-  etc.  Abschluss  dem  Eintritt  von  Gasen  in  die  Hause; 
vorzubeugen. 

Nach  dem  Gesagten  ist  das  Touuensystem  immerhin 
jeder  Art  von  Gruben,  selbst  wenn  diese  durch  die  besten 
hvdropneumatischen  Apparate  entleert  weideu  , vorzuziehen 
und  ebenso  das  Schwemmsystem  dem  Touuensystem. 

Der  Schluss  dieses  Antrages  wurde  der  obeugeuaauten 
Kommission  zur  Vorberathuug  für  die  uächste  Versammlung 
überwiesen.  Derselbe  lautet: 

„Bei  kleineren  uud  mittleren  au  grossen  Flüssen  gele 
geneu  Städten  ist  vom  gesundheitlichen  Standpunkte  aus 
gegen  die  Ausgiessung  des  frischen  flüssigen  Inhalts  der 
Schwemmkanäle  in  jene  Flusse  nichts  zu  erinnern.  Grossen 
Städteu  kaun  diese  Ausgiessung,  insbesondere  in  kleine 
Flüsse,  nicht  gestattet  werden 

Hier  empfiehlt  sich,  zumal  da  die  Frage  der  Desin- 
fektion, d.  h.  gegenüber  der  blossen  Geruchlosmachung  die 
wirkliche  Niederschlagung,  Zersetzung  und  Zerstörung  der 
schädlichen  Be-taudtheile  bis  jetzt  noch  ganz  problematisch 
ist,  vor  Allem  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  die  Berie- 
selung des  Landes. 

Die  Berieselung  allein  gewährt  das  Mittel,  diese  Müsse 


423 


Rippen  aufliegen  und  in  welche  die  Fensterkappen  kreuzge- 
wölbeartig einschneiden,  während  diese  zur  Steigerung  des 
Rpchthums  noch  wie  beim  Sterngewölbe  getheilt  sind. 

Eine  grossere  Beachtung,  als  sie  bisher  noch  gefunden  haben, 
verdienen  die  ursprünglichen  Heizeinrichtuugeu.  Das  Schloss 
zeigt  nämlich  neben  Kaminen,  welche  nur  als  Aushülfe  gedient 
zu  haben  scheinen,  in  verschiedenen  Theilen  eine  Art  von 
Luftheizung,  bei  welcher  in  einem  Ofen  durch  starkes  Feuern 
zunächst  eine  Lage  von  Feldsteinen  erhitzt  wurde,  welche  als- 
daun  durch  Kanäle  und  Oeffnungen  in  den  Fussböden  ihre  Wärme 
allmälig  an  die  Zimmer  abgaben.  Die  Heizungen  sind  zum  Theil 
noch  heuie  in  brauchbarem  Zustande  und  haben  das  Eigen- 
thümliche,  dass  sie  die  Wärme  ausserordentlich  lauge  bewahren. 
Sie  erfordern  allerdings  eine  bedeutende  Menge  von  Brenn- 
material und  zwar  von  Holz,  da  bei  anderem  Material  zu 
starker  Dunst  in  die  Zimmer  dringen  würde,  aber  bei  regel- 
mässig t Heizung,  von  Beginn  des  Winters  an,  würden  sie 
nach  den  gemachten  Versuchen  auch  für  unsere  heutigen  An- 
sprüche noch  ausreichen.  Bei  der  Restauration  der  zur  Woh- 
nung eines  Burggrafen  bestimmten  Räume  hat  man  indessen 
zur  Erhöhung  der  Behaglichkeit  moderne  weisse  Kachelöfen 
gesetzt,  welche  zwar  gothische  Ornamente  zeigen , aber  dem 
Charakter  des  Bauwerks  sehr  wenig  entsprechen. 

Ueberhaupt  fehlt  dem  Gebäude  noch  eine  Ausstattung 


mit  alterthiimlichen  Möbeln  und  Geräthen,  welche  z.  B.  die 
Wartburg  so  harmonisch  erscheinen  lässt.  Die  Wäude  und 
Gewölbe  sind  einfach  hell  gefärbt,  kein  Schrank  oder  Gefäss 
belebt  sie,  ja  selbst  die  in  alten  Schlössern  sonst  so  gewöhn- 
lichen alten  Waffen  und  Rüstungen  fehlen  fast  gänzlich,  und 
das  Wenige  was  vorhanden  ist,  wurde  erst  in  neuester  Zeit 
geschenkt  und  gehört  nicht  den  deutschen  Rittern  an.  Hier 
wäre  noch  ein  weites  Feld  für  private  Thätiglceit.  Aber  wie 
gering  die  Aussichten  in  dieser  Hinsicht  sind,  beweist  ein 
Fall,  den  ich  zum  Schluss  meiner  diesmaligen  Mittheiluugen 
noch  anführen  will.  Eine  im  Besitze  der  hiesigen  Stadt  be- 
findlich gewesene  alte  Rüstung,  vor.  deren  Vorhandensein  nur 
die  Näekstbetheiligten  Kenntniss  hatten,  ist  in  diesen  Tagen, 
in  öffentlicher  Auktion  mit  anderem  „alten  Eisen1'  für  geringes 
Geld  an  einen  Dauziger  Trödler  verkauft  worden.  Der  Land- 
rath des  hiesigen  Kreises,  der  sich  für  das  Schloss  und  seine 
Alterthümer  lebhaft  interessirt,  hat  zwar,  als  er  die  Nachricht 
davon  erhielt,  sofort  amtliche  Schritte  gethan,  um  die  Rüstung 
wieder  herbeizuschaffen  und.  womöglich  dem  Schlosse  zu  ge- 
winnen, aber  ob  dieselben  den  gewünschten  Erfolg  haben 
werden,  muss  abgewaitet  werden. 

Marien  bürg,  im  September  1868. 

Blankenstein. 


Ueber  Absteckung  von  Eiseubahn-Kurveu. 


Je  grösser  die  Anforderungen  sind,  welche  in  Folge  des 
täglich  sich  steigernden  Eisenbahnverkehrs  in  Bezug  auf  solide 
uni  korrekte  Ausführuug  des  Oberbaues  gemacht  werden 
müssen,  je  mehr  es  einleuehtet,  dass  jene  Steigerung  nach 
Schnelligkeit  und  Belastung  der  Züge  eben  eine  möglichst 
vollkommene  Konstruktion  des  Oberbaues  zur  unbedingten 
Voraussetzung  hat;  um  so  mehr  Gewicht  wird  auf  die  einzel- 
nen Momente  zu  legen  sein,  auf  denen  die  Sicherheit  des 
Oberbaues  beruht. 

Als  eiu  solches  Moment  kann  die  möglichst  genaue  Ab- 
steckung der  Kurven  nicht  genug  hervorgehoben  werden,  na- 
mentlich in  einer  Periode,  wo  Bedürfniss  und  Konkurrenz  das 
Schienennetz  immermehr  auch  auf  solche  Richtungen  aus- 
dehnen, diu  ihrer  Terrainschwierigkeiten  wegen  bisher 
ausgeschlossen  waren  und  welche  verliültnissmässig  bedeutende 
Steigungen  wie  stark  gekrümmte  Kurven  nöthig  machen. 

Die  Absteckung  der  Kurven,  welche  bei  den  Vorarbeiten 
resp.  während  Ausführung  der  Erdarbeiten  stattgefunden  hat, 
wird  unbedingt  und  zwar  auf  das  Genaueste  unmittelbar  vor 
Legung  des  Oberbaues  zu  wiederholen  sein,  da  die  Lage 
der  einzelnen  Kurvenpunkte  während  der  Planirungsarbeiteu 
auch  bei  strengster  Aufsicht  nicht  mit  genügender  Sicherheit 
festgehalteu  wird.  Wenn  nun  auch  die  noch  jetzt  gebräuch- 
lichsten Methoden  der  Kurveubestimmung  mittelst  der  Ordi- 
naten  von  der  Tangente  oder  Sehne  aus  allenfalls  für  die 
Vorarbeiten  eine  hinreichende  Genauigkeit  gewähren,  so  ge- 
nügen dieselben  doch  keineswegs  den  strengen  Anforderungen, 


welche  für  die  Absteckung  des  Planums,  der  in  demselben 
befindlichen  Bauwerke  und  namentlich  des  Oberbaues  zu  stel 
len  sind. 

Eine  kurze  Aufzählung  der  bei  der  Anwendung  jener 
Methoden  der  Kurvenabsteckung  obwaltenden  Uebelstände 
wird  hinreichen,  unsere  Behauptung  zu  beweisen. 

In  koupirtem  Terraiu  folgt  die  Bahnlinie  sehr  oft  dem 
Längenzuge  der  Gebirgsabhänge,  und  Kurven  der  verschie- 
densten Art,  einfache,  wie  kombinirte,  dienen  dazu,  die  etwa 
gegebenen  Terraiuvortheile  möglichst  auszunutzen , die  Linie 
durch  Annäherung  au  die  Bergwand  oder  Entfernung  von 
derselben  beliebig  zu  heben  oder  zu  senken,  wie  es  eben  das 
Erklimmen  einer  Wasserscheide  oder  das  Herabsteigen  in  eine 
Thal-Mulde  erfordern  mag.  In  allen  diesen  Fällen,  während 
die  Bahnrichtung  die  einzelnen  Horizontalen  der  Berggehänge 
nur  allmählig  und  in  sehr  schiefen  Winkeln  durcksehneidet,, 
werden  die  Ordinaten  von  Tangente  oder  Sehne  der  dem 
Berghang  sich  anschmiegenden  Kurve  nahezu  senkrecht  auf 
deu  Horizontalen  stehen,  die  Abmessungen  dieser  Ordinaten 
also  unter  mehrfachem  Ablothen  auf  sehr  geneigtem  Terrain 
stattfinden  müssen. 

In  unserer  Figur  z.  B.  ist  ein  um  etwa  1 : 5 seitlich  der 
Bahnrichtiing  geneigtes  Terraiu  angenommen,  für  die  Gradiente 
wird  eine  Steigung  von  1 : 100  erforderlich;  es  wird  also  die 
Bahnlinie  von  Stat.  7 aus,  wo  sie  mit  der  Terrain-Ordinate  870 
zusam menfällt,  auf  200°  Länge,  also  bei  Stat.  27  bis  auf  die 
Ordinate  894  zu  heben  sein.  Um  diese  Steigung  möglichst 


vollkommen  rein  zu  erhalten  und  allen  düngenden  flüssigen 
Unrath  dem  Ackerbau  zuzuführen,  indem  andrerseits  bei 
jeder  Art  von  Abfuhr  die  Küchen-,  Wasch-,  Fabrik-  und 
Strassen- Wasser  u.  s.  w.  der  Landwirtschaft  entzogen 
bleiben.“ 

Ein  dritter  Antrag  der  Herren  Wasserfuhr  und  Kirch- 
h off  kam  nicht  mehr  zur  Debatte.  Er  geht  dahin,  dass  die 
Sektion  erklären  wolle 

„die  Wichtigkeit  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  für  die 
Bevölkerung  erfordert  in  den  grösseren  deutschen  Staaten 
die  Gründung  besonderer,  aus  Verwaltungsbeamten,  Aerzten, 
Architekten  und  Chemikern  zusammengesetzter  staatlicher 
Zentralorgane,  welche  hauptsächlich  folgende  Funktionen 
zu  übernehmen  haben: 

a)  Für  die  Erhebung  einer  fortlaufenden  Statistik  der 
Gesundheits-  und  Sterblichkeits  -Verhältnisse  in  den 
grösseren  Gemeinden  des  Staates  zu  sorgen. 

b)  Jährlich  einen  ausführlichen  Bericht  über  deu  Ge- 
sundheitszustand sowie  über  deu  Fortgang  der  Werke 
der  ößentlichen  Gesundheitspflege  zu  veröffentlichen. 

c)  Die  gesetzgeberische  Thätigkeit  des  Staates  in  Bezug 
auf  die  öflentliche  Gesundheitspflege  vorzubereiten. 

d)  Die  Ausführung  der  erlassenen  gesundheitspolizei- 
lichen Gesetze  als  oberstes  Verwaltungsorgan  zu 
kontrolliren.“ 

Die  Arbeiten  der  Sektion  schlossen  mit  2 Vorträgen,  dem 
einen  des  D r.  Roth  (Berlin)  über  die  Leistungen  der  Ge- 
sundheitspflege im  Abyssinischeu  Feldzuge,  welcher  mit  dem 
grössten  Interesse  aufgenommen  wurde,  uud  dem  anderen  dos 


Dr.  Ewich  (Köln)  über  die  bei  diesem  Feldzug  zu  so  ausser- 
ordentlicher Bedeutung  gekommenen  Rammpumpen. 

Die  hohe  Wichtigkeit  der  in  Frage  kommenden  Gegen 
stände  sicherte  deu  Verhandlungen  der  Sektion  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  das  allgemeinste  Interesse  uud  ihre  Resolu 
tionen  werden  mit  der  Zeit  nicht  verfehlen,  sich  Einfluss  zu 
verschaffen  auf  die  Entwürfe  und  Ausführungen  von  Werken 
der  Technik  der  öffentlichen  Gesundheitspflege. 

Diese  bildet  einen  Zweig  der  allgemeinen  Bautechnik, 
welcher  leider  in  Deutschland  noch  ganz  vernachlässigt  ist 
und  zwar  in  so  hohem  Grade,  dass  er  bisher  selbst  bei  den 
ersten  technischen  Lehr- Anstalten  noch  nicht  zum  Gegenstand 
besonderer  Vorträge  erhoben  worden  ist.  Eine  Vernacklässi 
gung,  die  sich  bitter  rächt,  indem  sie  die  allergrösste  Mehr- 
zahl der  deutschen  Ingenieure  uud  Bautechuiker  rathlos  da 
stehen  lässt  gegenüber  den  wichtigsten  Arbeiten  der  Städte, 
und  die  Kommunen  zwingt,  zur  Hülfe  des  Auslandes  ihre  Zu- 
flucht zu  nehmeu,  wenn  sie  öffentliche  Werke  vorberathen 
und  ausführen  wollen.  Gleich  bei  der  vorliegenden  Frage  der 
Reinigung  und  Entwässerung  der  Städte  sind  wir  ganz  auf 
Englands  Beispiele  und  Erfahrungen  angewiesen. 

Mit  alleiniger  Ausnahme  von  Hamburg  hat  Deutschland 
keine  einzige  Stadt,  die  sieh  hinsichtlich  ihrer  Reinigung  und 
Entwässerung  auch  nur  vergleichen  könnte  mit  dem  Zustand 
von  Hunderten  von  englischen  Städten.  Wer  England  bereist 
und  seine  Aufmerksamkeit  dem  vorliegenden  Gegenstand  zu 
gewendet  hat,  der  nimmt  die  Ucberzeugung  mit  fort, 
dass  in  diesem  Lande  die  Fragen  der  Kanalisation  ihre  Lösung 
gefunden  haben  und  dass  die  Nutzbarmachung  städtischer 


424 


dem  Terrain  anzupassen,  geht  die  grade  Linie  zwischen 
Stat.  17  und  18  in  eine  Kurve  von  175°  Radius  über,  deren 
Tangentenwinkel  wir  zu 
120°  annehmen  wollen. 

Wird  nun  auch  zur  Ver 
meidung  allzulanger  Ordi- 
naten  eine  Hülfstangente 
eingelegt,  so  ergiebt  sich 
deren  Länge  für  den  Zen- 
triwinkel von  30°  immer 
noch  = 46,89  Ruthen. 

Es  entspricht  hier  der  Abszissenlänge: 

1.  von  30  Ruthen  die  Ordinate  von  ca.  31'  Länge. 

» 35  n » » jj  «42'  « 

,,  40  « » « « » « 

» ^5  « n » » « 70  ,, 

Im  ersten  Falle  würde  bei  einer,  wie  oben  angenommen,  seitlichen 
Terrainneigung  von  1:5  auf  ca.  31' L.  eine  Steigung  von  ca.  6'. 
ad  2 bei  ca.  42'  Länge  eine  Steigung  von  ca.  8' 

« ^ » » 5b  „ « „ ,,,,11' 

« ^ » » 10  « » n »«14 

durch  Ablothen  zu  überwinden  sein.  Es  sind  nun,  ausser  den 
kürzeren  Ordinaten , diese  oben  \ erzeichneten  Maasse  vier- 
mal, an  jedem  Durchschnittspunkt  der  Hülfstangente  mit  der 
Haupttangente  doppelt,  abznsetzen  und  möchte  es  wohl  un- 
möglich sein,  von  der  Tangente  aus,  wie  üblich,  mittelst 
Hand -Winkelinstrument  (Spiegel  oder  Kreuz),  Längenmaass 
und  Loth  den  erforderlichen  Grad  von  Genauigkeit  zu  er- 
reichen. — Sollen  nun  gar  nach  Vollendung  des  Planums 

vor  Legung  des  Gestänges  die  Kurven  revidirt  resp.  wieder- 
hergestellt werden,  so  gestaltet  sich  die  Operation  der  Ordi- 
natenmessung  noch  weit  ungünstiger,  indem  nun  auch  noch 
die  Böschungen  der  Auf-  und  Abträge  sowie  der  Gräben  er- 
schwerend einwirken. 

Die  einzige  Methode  der  Kurvenabsteckung , welche  bei 
grosser  Einfachheit  der  Operation  einen  hohen  Grad  der  Ge- 
nauigkeit gewährt,  ist  die  auf  dem  Lehrsatz,  dass  auf  gleichen 
Bogen  gleiche  Winkel  stehen,  beruhende  Absteckung  mittelst 
eines  guten  Theodolithen.  Im  ersten  Tangentenpunkt  der 
Kurve  sich  aufstellend  und  zunächst  nur  denjenigen  Peri- 
pherie-Winkel absetzend,  dessen  Bogen  (-Sehne)  bis  zur  ersten 
in  die  Kurve  fallenden  ganzen  oder  halben  Station  reicht,  so- 
dann aber  stetig  um  denjenigen  Winkel  fortschreitend,  wel- 
cher der  Länge  von  5 Ruthen  der  zu  bestimmenden  Kurve 
entspricht,  erhält  man  durch  den  eiuvisirten  Endstab  der 
5 Ruthen  langen  Kette  unmittelbar  die  ganzen  und  halben 
Stationen  der  Kurve,  für  deren  Endpunkt  wiederum  der  letzte 
Winkel,  welcher  dem  über  die  letzte  ganze  oder  halbe  Sta- 
tion hinausliegenden  Bogentheile  entspricht,  besonders  zu  be- 
rechnen ist. 

Bei  langen  Kurven  oder  bei  in  der  Visirlinie  sich  zei- 
genden und  nicht  leicht  zu  beseitigenden  Hindernissen  wird 
eine  beliebige  Station  des  abgesteckten  Kurventheils  als  neuer 
Standpunkt  angenommen,  nach  einem  der  abgesteckten  Punkte 
zurückvisirt  und  nach  Umschlagen  des  Fernrohrs  oder  Um- 


drehen des  Instrumentes  um  180°  von  hieraus  wiederum  der 
dem  nächsten  5“  laugen  Bogen  entsprechende  Winkel  ab- 


gesteckt. 

Bei  einer  Visirlinie 
von  100°  würde  für  einen 
Theilstrich  des  Nonius 
eines  noch  Drittelminuten 
zeigenden  Theodolithen 
sich  eine  Differenz  von 
0,0097»  oder  1,39  Zoll 
nach  rechts  oder  links  ergeben,  eine  L’ngenauigkeit,  die  bei 
einigermaassen  geschickter  Handhabung  des  Instrumentes  sich 
auf  höchstens  die  Hälfte  belaufen  kann. 

Dass  auch  bei  dieser  Methode  die  Abmessungen  der  Sta- 
tionen, wo  bedeutendere  Unebenheiten  sich  fiuden,  mit  Hülfe 
des  Ablothens  vollzogen  werden  müssen , versteht  sich  von 
selbst,  es  verschwinden  aber  diese  Hindernisse  gänzlich 
bei  der  letzten  und  wichtigsten  Kurvenabsteckung, 
die  behufs  Legung  des  Oberbaues  ausgeführt  wird,  wo  auf 
dem  regulirten  Planum  das  Abmessen  mittelst  der  Kette  und 
Einvisiren  des  Endstabes  sich  auf  das  Leichteste  und  Ge- 
naueste vollziehen  lässt.  Beim  Bau  der  Heppens-Olden- 
burger Eisenbahn  wurde  von  dem  technischen  Dirigenten, 
Herrn  Baurath  Mellin,  für  die  Vorarbeiten  zur  Legung  des 
Oberbaues  eine  Instruktion  ertheilt,  die  wir  hier,  soweit  sie 
die  Kurvenabsteckung  zum  Gegenstände  hat,  kurz  beschrei- 
ben wollen. 

Es  werden  zunächst  sämmtliche  Kurven  mittelst  des  Theo- 
dolithen nochmals  abgesteckt  und  in  die  Stationspunkte*)  der 
Bahnaxe  3 bis  4 Zoll  starke  Pfähle  fest  eiugetrieben.  Nach- 
dem dies  geschehen,  wird  das  Einvisiren  der  Kurve  nochmals 
wiederholt  und  zwar  mittelst  zugespitzter  eiserner,  weiss 
lackirter  Stäbchen  von  etwa  lm-  Länge,  7mm-  Stärke,  welche 
auf  die  vorerwähnten  Pfähle  aufgesetzt  werden.  Der  nunmehr 
auf  dem  Pfahlkopf  tixirte  Punkt  wird  mittelst  eines  feinen 
Bohrers  (oder  Sägeschnitts)  markirt.  Sollte  es  Vorkommen, 
dass  ein  beim  Einschlagen  in  den  Boden,  z.  B.  bei  Abtrag-, 
strecken  in  festem  Boden  (wo  schon  ein  Eiugraben  Statt 
linden  muss),  etwas  aus  der  Richtung  gekommener  Pfahl  nicht 
mehr  von  dem  Visirstabe  getroffen  würde,  so  dient  leicht  ein  an 
den  Pfahl  genageltes  Holzstück  zur  Aufnahme  der  .Marke.  Von 
diesen  Marken  aus  wird  mittelst  eines  Stichmaasses  die  Lage 
des  Gestänges  bestimmt. 

Wird  diese  Methode  befolgt  und  sodann  auch  die  Ueber- 
höhung  der  äusseren  Schiene  mit  grösster  Genauigkeit  ausge- 
führt, so  sind  die  geometrischen  Unterlagen  für  die  Her- 
stellung eiues  tüchtigen  Oberbaues  gegeben. 

Die  von  dem  Königl.  Ministerium  für  Handel  etc.  zu 
Anfang  dieses  Jahres  mittelst  Zirkularverfügung  mitgetheilte 
Methode  des  Herrn  Nördling  (Ingenieur  der  Orleans-Eisen- 
bahn-Gesellschaft)  „Ueber  die  Vermittelung  der  Gefalle,  sowie 
der  geraden  und  gekrümmten  Strecken  auf  Eisenbahnen^ 

*)  Bei  Kurven  von  kleinerem  Radius  als  200°,  wrelche  bei  der 
Heppens- Oldenburger  Bahn  nicht  Vorkommen,  w-ohl  auch  in  die 
Punkte  der  halben  Stationen. 


Düngstoffe,  soweit  dieselbe  überhaupt  mit  Reinlichkeit,  Be- 
quemlichkeit und  Gesundheitspflege  vereinbar  ist,  daselbst 
ernstlich  angestrebt  und  mit  Erfolg  ausgeführt  wird. 

Es  wäre  in  England  undenkbar,  dass  eine  Stadt  in  sol- 
chem Zustande  verharrte,  in  welchem  sich  das  heutige  Berlin 
befindet.  Berlin,  dessen  Reinigung  und  Entwässerung  durch 
ebene  Lage  und  weitläuftige  Bebauung,  durch  leicht  zu  be- 
handelnden und  gleichmässigen  Baugrund  begünstigt  wird,  Ber- 
lin, das  schon  ziemlich  vollständig  und  in  allen  Höhen  mit 
W asser  versehen  ist,  erträgt,  ohne  auch  nur  ernstlich  au  die 
Vorarbeiten  zu  gehen,  den  vernachlässigten  schädlichen  Zustand 
ungenügend  entwässerter  Strassen,  verdorbener  Brunnen  und 
begnügt  sich,  alljährlich  ausserordentliche  Geldmittel  auf  die 
erfolglose  Instandhaltung  der  Rinnsteine  und  die  überaus 
schlechte  Pflasterung  der  Strassen  zu  verwenden,  während  die 
Einwohner  die  grossen  Kosten  einer  unzureichenden,  ekel- 
haften Abfuhr  ertragen , welche  allnächtlich  ganze  Strassen 
verpestet,  deren  Erzeugnisse  aber  so  werthlos  sind , dass 
kein  Unternehmer  sie  unentgeltlich  auch  nur  abholen  mag, 
dass  sie,  statt  für  die  Landwirthschaft  nutzbar  gemacht,  heim- 
lich im  Thiergarten  und  auf  freien  Plätzen  der  Vorstädte  aus 
Wagen  und  Fässern  ausgeschüttet  werden. 

Aehnlieh  aber  liegen  die  Verhältnisse  in  den  meisten 
deutschen  Städten,  welche  ein  grosses,  noch  unbebautes  Feld 
für  die  Arbeiten  der  Technik  der  öffentlichen  Gesundheits- 
pflege darbieten.  So  lange  aber  die  Basis,  die  wissenschaft- 
liche und  praktische  Vorbereitung  des  Fachmannes  für  diese 
Arbeiten  fehlt,  steht  eine  allgemeine  Besserung  der  Verhält- 
nisse nicht  zu  erwarten. 


Doch  schon  jetzt  sind  überall  die  Kräfte  vorhanden  und 
nirgends  dürften  die  Geldmittel  fehlen,  um  die  grossen  und 
wichtigen  Vorarbeiten  in  Angriff  zu  nehmen,  welche  noth- 
wendigerweise  der  Ausführung  von  Werken  der  offen  t liehen 
Gesundheitspflege  vorangehen  müssen.  Das  sind  von  ärztlicher 
Seite  die  genaue  Statistik  der  Krankheitserscheinungen,  der 
allgemeinen  Mortalität  und  der  Morbilität  einzelner  Krank- 
heiten und  Epidemien  in  ihrer  Beziehung  zu  lokalen  Be- 
dingungen, von  chemischer  Seite  Untersuchungen  über  Be- 
schaffenheit  von  Luft,  Wasser  und  Boden  und  endlich  von 
technischer  Seite  Kartirung  und  sichere  Nivellements  de> 
Städtebodens,  Wasserstandsbeobachtungen  der  Wasserläufe  und 
des  Grundwassers  und  Feststellung  der  Schichtungen  des  Un- 
tergrundes. Diese  und  noch  andere  Vorarbeiten  müssen  in 
allen  Städten  nach  übereinstimmenden  Grundsätzen  gen  acht 
und  in  gleicher  Weise  in  Zeichnungen  und  Tabellen  nieder- 
gelegt werden. 

Dies  anzubahnen,  dahin  zu  wirken,  dafür  öffentlich  zu 
sprecheu,  bieten  die  Sitzungen  der  Sektiou  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  Ort  und  Gelegenheit. 

Der  Zeitschrift,  welche  zum  Verfolgen  dieser  Zwecke  in  s 
Leben  gerufen  wird,  darf  das  Prognostikon  gestellt  werden, 
dass  sie  bald  lebendigen  und  segensreichen  Einfluss  gewinuen 
wird,  zerstreute  Kräfte  vereinend  zum  Angriff  auf  überkom- 
mene Vorurtheile,  zum  Austoss  träger  und  gleichgültiger  Mas- 
sen, zur  Anregung  neuer  und  nothwendiger  Gesetze  und  zur 
Erweiterung  des  technischen  Unterrichtes. 

Berlin,  den  27.  September  1S68. 

Julius  Hennieke. 


425 


bringt  ausser  der  von  Hm.  NÖrdling  geforderten  stärkeren 
Ueberhöhung  auch  zur  geometrischen  Konstruktion  der 
Kurven  noch  ein  neues  Moment  hinzu,  indem  der  Anschluss 
des  Kreisbogens  an  die  gerade  Linie  im  Tangentenpunkte 
nicht  unmittelbar  erfolgt,  sondern  mittelst  eines  parabolischen 
Bogens,  einer  Parabel  dritten  Grades  angehörend , vermittelt 
wird.  Diese  „parabolische  Vereinigung“  liegt  zur  Hälfte  i 
diesseits,  zur  Hälfte  jenseits  des  Tangentenpunktes,  so  dass  j 
die  gerade  Fortsetzung  der  so  konstruirten  Kurve  um  eine  | 
gewisse  Entfernung  von  der  ursprünglichen  Tangente  trans- 
versal zu  versetzen  ist.  — 

Eine  ausführlichere  Beschreibung  der  N ördli  ng’schen 
Theorie  möge  einem  späteren  Artikel  Vorbehalten  bleiben. 

Mühlhausen  a./U. , im  August  18G8. 

A.  Günther,  Eisenbahngeometer. 

i 

Äiittiieilungea  aus  Vereinen. 

Arckitekten-Vereia  zu  Berlin.  Versammlung  am  26.  Sep- 
tember 1868.  Vorsitzender  Hr.  Boeekmann,  anwesend  83  Mit- 
glieder. 

Nachdem  mehre  der  anwesenden  Gäste,  unter  ihnen  ver- 
schiedene Fachgenossen  aus  den  neuen  Provinzen,  sich  zur 
Aufnahme  gemeldet  hatten,  berichtete  der  Vorsitzende  zunächst 
über  den  Fortgang  der  mit  Hm.  Plessner  getroffenen  Ver- 
einbarung über  den  Bau  eines  neuen  Vereinslokals  und  die 
beabsichtigte  Einrichtung  desselben  und  theilte  mit,  dass  er 
und  Hr.  Kyllmann  von  Seiten  des  Vorstandes  das  Mandat 
empfangen  hätten,  die  weiteren  technischen  Berathungen  mit 
Hrn.  Plessner  zu  pflegen.  Der  Exkursions-Kommission  des  j 
vergangenen  Sommers  wurde  darauf  der  Dank  des  Vereins 
für  ihre  mühevolle  Thätigkeit  ausgesprochen;  eine  Anerken- 
nung, welche  der  Säckelmeister  Hr.  Röder  mit  dem  Kom- 
mentar begleitete,  dass  die  „Exkursion  mit  Damen“,  welche  I 
nach  Grtinaun  gerichtet  war,  der  Vereinskasse  baare  280  Thlr.  : 
gekostet  habe. 

Nach  einigen  weiteren  kleinen  geschäftlichen  Mittheilun- 
gen des  Vorsitzenden,  u.  A.  über  das  nachträglich  kundgege- 
bene Einverständniss  des  Berliner  Magistrates,  Berlin  zum  Orte  i 
der  nächsten  Architekten  - Versammlung  vorzuschlagen  — ein  ! 
Vorschlag,  welcher  bekanntlich  im  Interesse  einer  einstimmi-  i 
gen  Wahl  von  Carlsruhe  nicht  geltend  gemacht  worden  ist, 
— über  die  zur  Erlangung  der  Korporationsrechte  für  den 
Verein  getroffenen  Maassregeln  u.  s.  w.,  wurde  einem  Beschlüsse 
der  letzten  Hauptversammlung  gemäss  dazu  geschritten,  den 
gegenwärtigen  Aufenthaltsort  früherer  Vereins-Mitglieder,  die 
zum  Wiedereintritt  als  auswärtige  Mitglieder  aufgefordert 
werden  sollen,  durch  Verlesen  einer  Anzahl  Namen  aus  der 
Stammrolle  zu  ermitteln.  Der  Erfolg  war  leider  kein  allzu- 
grosser. 

Herr  G.  Knoblauch  trug  hierauf  nach  dem  Briefe  eines 
gegenwärtig  in  Chicago  weilenden,  ehemals  in  Berlin  ansässigen 
Architekten  über  die  dortigen,  vielgenannten,  aber  technisch 
bisher  nicht  allzu  deutlich  beschriebenen  Häuserhebungen  vor. 
Eine  Mittheilung  des  Vortrages  für  unser  Blatt  ist  uns  zu- 
gesagt. 

Den  Schluss  der  Versammlung  machte  die  Beantwortung 
rneh rer  Fragen. 

Hr.  Grund  gab  Auskunft  über  die  in  letzter  Zeit  so 
vielfach  ventilirte  Frage,  wie  es  nach  den  neuesten  Vorschrif- 
ten mit  den  Prüfungen  der  Privatbaumeister  gehalten  werden 
solle  und  erläuterte,  dass  es  nach  Entscheidung  des  Königl. 
Ministeriums  für  Handel  etc.  nur  denen,  welche  sich  vor  dem 
8.  Juli  d.  J.  (Erlass  des  Nothgewerbe -Gesetzes)  zur  Privat- 
Baumeisterprüfung  gemeldet  hätten,  gestattet  werden  sollte, 
dieselbe  abzulegen,  ohne  dass  sie  jedoch  zu  Privatbaumei- 
stern  ernannt  werden  würden.  Vielmehr  sollen  dieselben 
nur  ein  Zeugniss  erhalten,  dass  sie  zur  Leitung  von  Bauaus- 
führungen qualifizirt  seien.  Wenn  in  den  neuen  Bestimmun- 
gen für  die  Bauakademie  gesagt  sei,  dass  dieselbe  auch  sol- 
chen, die  sich  zu  „Privatbaumeistern“  ausbilden  wollen,  die- 
nen solle,  so  sei  diese  Bezeichnung  hier  ganz  allgemein  und 
gleichbedeutend  mit  Privat -Architekt  zu  verstehen.  Er  könne 
persönlich  denen,  welche  sich  durch  Fortfall  der  Privatbau- 
meisterprüfung benachtheiligt  glaubten,  nur  rathen,  nunmehr 
nicht  für  ein  Examen,  sondern  für’s  Leben  zu  studiren  und 
lediglich  darauf  bedacht  zu  sein  in  Wirklichkeit  tüchtige  Ar- 
chitekten zu  werden;  er  sei  überzeugt,  dass  sie  dadurch  eben 
so  gut  für  ihr  Fortkommen  sorgen  würden,  als  durch  die  Er- 
langung eines  Titels. 

Weitere  Fragen  wurden  durch  die  Hrn.  Adler,  Schwed- 
ler,  Orth  und  Dircksen  beantwortet.  Die  beiden  Letzte- 
ren gaben  mehre  Konstruktionen  besonders  leichter  Draisinen 
an,  die  von  2 Mann  (eventuell  mit  Hülfe  einer  auf  eine  Schwelle 
aufgesetzten  Schraube,  die  in  der  Mitte  der  Draisine  ange- 


bracht ist)  mit.  Bequemlichkeit  aus  den  Schienen  gehoben 
werden  können.  Ueber  die  Konstruktion  und  Brauchbarkeit  der 
neuerdings  in  Paris  so  stark  in  Mode  gekommen  „Velocipeden“ 
und  ob  solche  in  Berlin  käuflich  zu  haben  seien  — (worauf 
die  Frage  in  erster  Linie  gelautet  hatte)  — wurde  Nicht 
mitgetheilt.  — F.  — 


Vermischtes. 

Die  neuen  „Vorschriften  für  die  Ausbildung  und 
Prüfung  d e r j e n i g e n , welche  sich  dem  Bau  fache  w i d - 
men“,  vom  3.  September  1868  datirt  und  von  dem  Minister 
Grafen  von  Itzenplitz  unterzeichnet,  enthalten  gegen  die  bis- 
her in  Preussen  gültigen  Bestimmungen  folgende  Aenderungen. 

Für  die  Zulassung  zur  Bauführer-Prüfung,  welche 
auch  vor  einer  Prüfungs-Kommission  in  Hannover  abgelegt 
werden  kann,  wird  fortan  statt  des  bisherigen  zweijährigen 
Studiums  auf  der  Bau-Akademie  zu  Berlin  der  Nachweis  eines 
dreijährigen  Studiums  auf  einer  höheren  technischen 
Lehranstalt  verlangt,  von  welchen  mindestens  2 Jahre  im 
regelmässigen  Unterrichte,  der  Bau-Akademie  zu  Berlin  oder 
der  polytechnischen  Schule  zu  Hannover  zugebracht  sein 
müssen.  Dementsprechend  sind  die  für  die  Prüfung  selbst 
gestellten  Anforderungen  erweitert;  unter  den  einzureichenden 
Zeichnungen  müssen  sich  künftig  auch  Entwürfe  von  Brücken- 
Wehr-  und  Schleusen-Anlagen  befinden  und  in  der  mündlichen 
Prüfung  werden  künftig  die  reine  Mathematik  im  ganzen  Um- 
fange (d.  h.  incl.  Differenzial-  und  Integral-Rechnung,  sowie 
analytischer  Geometrie  der  Ebene)  — desgl.  Geodäsie,  Geogno- 
sie  und  Oryktognosie  — also  die  gesammten  Hülfswissen- 
schaften  verlangt.  Die  (ehemals  von  Rei  chensp  erger  so 
stark  angefochtene)  Bestimmung,  dass  die  einzureichenden 
Entwürfe,  sofern  sie  den  Massivbau  bedingen,  „nach  einem  in 
antiker  Auffassung  dnrchgebildeten  Baustile“  bearbeitet  sein 
müssen,  sowie  die  (längst  nicht  mehr  festgehaltenen)  Be- 
schränkungen in  der  Anwendung  der  Farben  für  die  getuseh 
von  Zeichnungen  sind  weggefallen.  Für  die  im  Laufe  der 
Prüfung  zu  ertheilenden  schriftlichen  „Prädikate“  ist  die 
Scala:  „Vorzüglich  gut,  gut,  hinreichend,  nothdürftig  undun- 
genügend“ festgesetzt. 

Für  die  Zulassung  zur  Bau m ei ster  - P r üf  u ng  ist  der 
verlangte  Nachweis  eines  zweijährigen  Studiums  ganz  wegge- 
fallen, so  dass  fortan  der  Weg,  sich  die  für  die  Prüfung 
nöthigen  Kenntnisse  zu  verschaffen,  in  das  Belieben  eines 
Jeden  gestellt  ist.  Dem  Kandidaten  steht  auch  frei  „mit 
Rücksicht  auf  seine  hervorragendere  Ausbildung  in  einer  der 
beiden  Hanptrichtungen  der  Bautechnik  den  Wunsch  auszn- 
spreehen“,  dass  die  ihm  zu  ertheilenden  Aufgaben  vorzugs- 
weise dem  einen  dieser  Gebiete  entnommen  werden.  Hingegen 
ist  nach  wie  vor  festgehalten  worden,  dass  sowohl  die  Klausur- 
Arbeiten,  wie  die  mündliche  Prüfung  sich  gleichmässig  über 
das  ganze  Gebiet  des  Bauwesens  erstrecken  sollen.  Bei  letz- 
terer sind  die  nunmehr  bereits  in  der  Bauführerprüfung  ver- 
langten Disziplinen  weggefallen,  hingegen  „ Ventilations-,  Hei- 
zungs-  und  Erleuchtungs- Anlagen,  Wasser-Zu-  und  Abführungen 
innerhalb  der  Gebäude“  hinzugetreten.  Die  bisherige  Rang- 
ordnung in  der  Qualifikation  der  Baumeister  nach  Ausfall 
ihrer  Prüfung  [ a)  und  b)  — früher  a)  b)  c)  ] ist  aufgegeben 
und  handelt  es  sich  nunmehr  lediglich  um  ein  Bestehen  oder 
Nichtbestehen  der  Prüfung.  Ersteres  erfolgt  bei  mindestens 
hinreichender  Ausbildung  in  beiden  Hauptrichtungen,  oder  bei 
guter  Ausbildung  in  der  einen  und  „wenigstens  nothdiirftiger“ 
in  der  anderen. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  jüngeren  Techniker 
in  den  neuen  Provinzen  sind  die  nachstehend  wörtlich  ange- 
führten Transitorischen  Bestimmungen. 

„§.  21.  Um  zur  ersten  technischen  Prüfung  resp.  der 
Bauführer-Prüfung  zugelassen  zu  werden,  bedarf  es  bis  zum 
1.  Oktober  1872  in  Betreff  der  Schulbildung  derjenigen  Kan- 
didaten aus  den  neuen  Provinzen,  welche  bei  Publikation  die- 
ser Vorschriften  bereits  die  polytechnische  Schule  zu  Hanno- 
ver oder  eine  andere  derselben  gleichstehende  technische 
Lehranstalt  besuchen,  nur  der  von  ihrer  bisherigen  Prüfungs- 
Behörde  geforderten  Nachweise,  sofern  dieselben  nicht  unter 
der  Reife  für  Prima  eines  Gymnasiums  oder  einpr  Realschule 
erster  Ordnung  stehen. 

§.  22.  Bis  zu  demselben  Zeitpunkte  ist  es  auch  gestat- 
tet, sofern  nach  den  bisher  maassgebenden  Prüfungs -Vor- 
schriften ein  praktisches  Lehrjahr  (§.  4b.)  vor  der  ersten 
technischen  Prüfung  nicht  abgelegt  zu  werden  brauchte,  das- 
selbe nachher  zurückzulegen;  jedoch  erfolgt  in  diesem  Falle 
die  Ernennung  zum  Bauführer  erst  nach  Beibringung  der 
darüber  lautenden  Atteste. 

Dieses  Jahr  kommt  bei  den  im  nachfolgenden  Paragra- 


426 


phen  enthaltenen  Bestimmungen  über  die  praktische  Thätig- 
keit  nicht  in  Betracht. 

§.  23.  Die  Kandidaten,  welche  in  den  neuen  Provinzen 
nach  den  für  dieselben  bisher  gültigen  Vorschriften  die  erste 
bautechnische  Prüfung  bestanden  haben,  bedürfen  bei  ihrer 
Meldung  zur  Baumeister-Prüfung,  welche  vor  der  Königlichen 
technischen  Bau  - Deputation  abzulegen  ist,  keines  weiteren 
Nachweises  ihrer  Schulbildung;  sie  haben  jedoch  a)  eine  Be- 
schreibung ihres  Lebenslaufes,  b)  das  Attest  über  ihre  erste 
Prüfung  und  c)  1.  wenn  sie  in  Hannover  oder  Wiesbaden 
geprüft  worden  sind,  die  im  §.13  bestimmten  Atteste,  2.  wenn 
sie  in  Cassel  geprüft  worden  sind,  den  Nachweis  einer  zwei- 
jährigen Studienzeit  und  einer  dreijährigen  praktischen  Thätig- 
keit  nach  abgelegter  erster  Prüfung  beizubringen. 

Diejenigen,  welche  in  den  Herzogthümorn  Schleswig-Hol- 
stein in  der  daselbst  üblichen  Weise  für  das  Baufach  im 
Staatsdienst  sich  in  der  Vorbereitung  befinden  oder  bereits 
ausgebildet  haben,  können  bis  zum  1.  Oktober  1872  ohne 
vorhergegangene  erste  Prüfung  direkt  zur  Baumeister-Prüfung 
zugelassen  werden;  sie  haben  jedoch  bei  ihrer  Meldung  zur 
Prüfung  ausser  dem  Nachweis  über  ihre  Schulbildung:  a)  eine 
Beschreibung  ihres  Lebenslaufes:  b)  das  Attest  eines  König- 
lichen Baubeamten  über  ihren  bei  Erlass  dieser  Vorschriften 
bereits  erfolgten  Eintritt  in  den  Vorbereitungsdienst  für  höhere 
Staatsbauämter;  c)  den  Nachweis  über  eine  zweijährige  Stu- 
dienzeit und  über  eine  wenigstens  dreijährige  praktische 
Tbätigkeit  im  Sinne  des  §.  13  beizubringen. 

§.  24.  Die  Ablegung  der  Bauführer-Prüfung  ist  nach 
den  bisher  maassgebenden  Prüfungsvorschriften  nur  noch  vor 
den  Prüfungsbehörden  zu  Berlin  oder  Hannover  und  zwar  in 
der  mit  dem  1.  Oktober  a.  c.  beginnenden  Prüfungs-Periode 
gestattet.  In  Betreff  der  Baumeister-Prüfung  soll  die  gleiche 
Berechtigung  nur  denjenigen  Kandidaten  zu  Theil  werden, 
welche  sich  beim  Erscheinen  dieser  Verordnung  zur  Prüfung 
bereits  gemeldet  haben  und  zulässig  befunden  worden  sind. 

In  beiden  Fällen  sind  die  Prüfungsarbeiten,  Protokolle 
und  Akten  der  Königlichen  technischen  Bau  - Deputation  vor- 
zulegen, welche  über  den  Ausfall  der  Prüfung  entscheidet 
und  bestimmt,  ob  und  in  welchem  Umfange  eine  Nachprüfung 
erforderlich  ist  oder  nicht. 

Die  Nachprüfung  zur  Baumeister-Prüfung  hat  der  Kandi- 
dat stets  vor  der  Königlichen  technischen  Bau-Deputation  ab- 
znlegen,  welche  auch  die  Prüfungs-Zeugnisse  ausstellt. 

§.  25.  Diejenigen  Bauführer,  welche  ihre  Prüfung  vor 
der  Königlichen  technischen  Bau- Deputation  nach  den  bis- 
herigen Bestimmungen  abgelegt  haben , müssen  die  letzte 
Prüfung,  den  nämlichen  Bestimmungen  entsprechend,  ablegen, 
dieselben  erhalten  aber  die  Priifungs -Aufgaben  bereits  auf 
Grund  des  Nachweises  einer  zweijährigen  praktischen  Thätig- 
keit  und  eines  einjährigen  Studiums  als  Bauführer  auf  einer 
höheren  technischen  Lehr- Anstalt. 

Das  Prüfungsattest  wird  nach  den  Bestimmungen  des  §.  17  (d. 
h.  ohne  Rücksicht  auf  eine  bestimmte  Qualifikation)  ausgefertigt'. 

Entsprechend  diesen  Veränderungen  , welche  die  Vor- 
schriften für  die  Ausbildung  der  Staats- Bautechniker  erfahren 
haben,  sind  selbstverständlich  auch  veränderte  Vorschriften 
für  die  Bauakademie  zu  Berlin  erlassen  worden,  welche 
nunmehr  „in  einen  dreijährigen  Lehrgang  für  die  Ausbildung 
zum  Bauführer“  und  „in  einen  höheren  akademischen  Kursus“ 
zerfällt.  Der  Lehrplan  berücksichtigt  die  für  die  Baufiihrer- 
resp.  Baumeister- Prüfung  geforderten  Kenntnisse;  nachzutragen 
wäre  noch,  dass  im  ersten  Kursus  nunmehr  bereits  die  voll- 
ständige Geschichte  der  Baukunst  (des  Alterthums,  des  Mittel- 
alters und  der  italienischen  Kunstperiode)  gelehrt  werden 
soll,  und  dass  im  zweiten  Kursus  Vorträge  über  mittelalter- 
liche Architektur,  über  die  Geschichte  der  bildenden  Künste 
und  die  Grundlinien  der  Aesthetik,  sowie  die  Graphostatik  zu 
den  Unterrichtsgegenständen  hinzugetreten  sind. 

Die  Zulassung  zum  Unterrichte  an  der  Bauakademie 
(abgesehen  von  einem  blossen  Hospitiren  au  derselben)  ist 
für  Inländer,  welche  sich  nicht  dem  Staatsdienste  widmen, 
sondern  als  Privatbaumeister  ausbilden  wollen,  au  die  Be- 
dingung geknüpft,  dass  die  Betreffenden  das  Zeuguiss  der 
Reife  für  Prima  eines  Gymnasiums  resp.  einer  Realschule 

1.  Ordnung  oder  das  Zeugniss  der  Reife  einer  Realschule 

2.  Ordnung  resp.  einer  Provinzial  - Gewerbeschule  abgelegt 
— ein  Bauhandwerk  erlernt  und  nach  zurückgelegter  Lehr- 
zeit mindestens  zwei  Jahre  betrieben  haben  und  hinreichende 
Fertigkeit  im  Zeichnen  besitzen  müssen.  Doch  werden  für 's 
Erste  auch  alle  Bautechniker  der  neuen  Provinzen,  welche 
bereits  ein  Examen  für  Baubeamte  bestanden  haben,  und  alle 
Baugewerksmeister,  welche  vor  dem  8.  Juli  d.  J.  geprüft 
sind,  aufgenommeu.  Für  Ausländer  bedarf  es  nur  des  Nach- 
weises ausreichender  Fertigkeit  im  Zeichnen. 


Aus  der  Fachliteratur. 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins 
zu  Hannover.  Jahrg.  1868,  Heft  2 und  3. 

Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens  werden  folgende 
Originalaufsätze  gebracht: 

1.  Die  Hafenanlage  zu  Brake,  vom  Ober-Bauin- 
spektor Nienburg  zu  Oldenburg.  Unter  den  Hafenplätzen 
am  linken  Ufer  der  Unterweser  ist  der  Freihafen  Brake  der 
bedeutendste;  vor  der  Gründung  von  Bremerhafen  verein  gte 
sich  hier  die  gesammte  Weserschiffahrt.  Ein  eigentlicher 
Sicherheitshafen  war  jedoch  in  Brake  bi-  neuerdings  nicht 
vorhanden,  die  Schiffe  wurden  meistau  die  Strora-Duc-d:  Alben 
gelegt;  im  Jahre  185S  wurde  die  j tzige  Hafenanlage  begon- 
nen und  im  Jahre  1861  in  den  Haupttheilen  vollendet.  — 
Das  Hafenbassin  hat  eine  mittlere  Länge  von  1440'  oldenb. 
und  eine  Breite  zwischen  150  bis  400';  die  Wassertiefe  be- 
trägt 20'  unter  der  ordinären  Fluth.  Der  Vorhafen  hat  bei 
140'  Breite  eine  Länge  von  400';  er  ist  an  beiden  Seiten  mit 
Bohlwänden  eingefasst,  welche  eine  Höhe  von  6'  über  ordi- 
närer Fluth  haben.  Die  den  Vorhafen  mit  dem  Hafenbassin 
verbindende  Schleuse  ist  eine  einfache  Fluthschleuse,  da  die 
grossen  Schiffe  nur  bei  Hochwasser  vor  die  Schleuse  gelangen 
können.  Der  ganze  Fluthweclisel  vor  der  Schleuse  beträgt 
10';  bei  Sturmfluthen  wächst  er  bis  20'.  Die  Länge  der 
Schleuse,  die  aUo  nur  ein  einfaches  Haupt  bildet,  beträgt  75', 
die  Lichtweite  45',  wobei  von  grösseren  Raddampfern  abge- 
sehen ist.  Den  Verschluss  stellen  eiserne  Fluth-  und  Ebbe- 
thore  her;  dieselben  bilden  einen  aus  Blech  wänden  konstruir- 
teu  hohlen  Körper,  dessen  innere,  an  den  Drempel  liegende 
Wandfläche  gerade,  dessen  äussere,  dem  Wasserdruck  ent- 
gegengesetzte Wand  in  parabolischer  Form  gebogen  i-t;  die 
Dicke  der  Thore  beträgt  in  der  Mitte  27",  an  den  Enden 
20".  Die  einzelnen  Kästen,  aus  denen  die  Thore  zusammenge- 
setzt sind,  haben  eine  Höhe  von  3'  6"  und  sind  in  der  Mitte 
durch  wasserdichte  Wände  wieder  je  in  zwei  Theile  getheüt. 
Die  Verbindung  der  einzelnen  Kästen  erfolgt  durch  L Eisen 
und  Laschen;  zur  Aussteifung  der  langen  BlechtatVlu  dienen 
T Ei  en.  Das  Oeft’nen  und  Schliessen  der  Thore  erfolgt  in 
üblicher  Weise  durch  Ketten.  Zur  Reguliiung  des  Wasser- 
standes im  Hafen  sind  in  den  Schleusen  wänden  Umläufe  von 
3'  Weite  und  7'  Höhe  angebracht,  die  durch  gußeiserne 
Schütze  verschlossen  werden.  Von  den  Umläufen  zweigen 
-ich  besondere  Querkanäle  ab,  die  zur  Spülung  des  äusseren 
Schleusenhodens  dienen. 

Die  Hafenwände  sind,  von  der  Schleuse  ab  gemessen,  auf 
450'  Länge  aus  Mauerwerk,  im  Uebrigen  aus  Bohlwerk  her- 
gestellt, unterbrochen  von  den  vorspringenden  Steinfunda- 
menten  der  Krahne.  — 

2.  Versuch  einer  verallgemeinerten  Stützmauer- 
theorie, vom  Ingenieur  C.  O.  Gleim  zu  Steinau. 

Die  Abhandlung  zerfällt  in  zwei  Haupttheile:  die  Be- 
stimmung des  Erddruckes  und  die  Anwendung  hiervon  auf 
die  Stabilität  der  Futtermauern.  — Im  ersten  Theile  wird  die 
Frage  nach  der  Grösse  des  Erddruckes  unter  möglichst  allge- 
meiner Form  abgehandelt,  insofern  eine  an  ihrer  inneren,  der 
Hinterfüllung  zugekehrten  Seite  beliebig  geböschte  Stützmauer 
und  eine  an  der  Oberfläche  ebenfalls  beliebig  abgeböschte 
Hinterfüllung  vorausgesetzt  wird.  Für  die  Kohäsion  der 
Hinterfüllungserde  wird  ein  Koeffizient  pro  Flächeneinheit 
eingeführt;  auch  wird  der  Reibungswinkel  des  Erdmaterials 
Anfangs  getrennt  gehalten  von  dem  der  Erde  gegeu  die  hin- 
tere Fläche  der  Mauer.  Nach  Aufstellung  der  ersten  allge- 
meinen Formel  werden  mehre  Spezialfälle  abgeleitet. 
Aber  auch  in  diesen  vereinfachten  Spezialf  llen  ergeben  sich 
noch  so  komplizirte  Formeln,  dass  sich  unwillköhrlieh  die 
Frage  aufdrängt,  ob  derartig  zusammengesetzte  analytische 
Ausdrücke,  die  doch  vielfach  von  Konstanten  und  Koeffizien- 
ten durchsetzt  sind , welche  nur  auf  ziemlich  oberflächlicher 
Schätzung  beruhen,  einen  Vorzug  vor  einer  einfacheren,  wenn 
auch  weniger  streng  abgeleiteten  Formel  verdienen.  Der 
zweite  Theil  der  Abhandlung  gründet  sieh  auf  die  Unter- 
suchung der  Mittellinie  des  Druckes  mit  Berücksichtigung 
des  zuerst  von  Navier  aufgestellten  Satzes,  dass  die  Mittel- 
liuie  des  Druckes  bei  Steiukörpern  an  keiner  Stelle  aus  dem 
mittleren  Drittel  der  Breite  heraustreten  darf,  um  nicht  den 
Mörtel  auf  Zugfestigkeit  in  Anspruch  zu  nehmen  und  klaf- 
fende Fugen  zu  erzeugen.  — Mit  grosser  Ausführlichkeit 
wird,  nach  der  trapezförmigen  und  rechteckigen  Stützmauer, 
die  mit  dreieckförmigem  Querschnitte  untersucht,  die  sich  zu- 
gleich als  solche  von  gleicher  Stabilität  ergiebt.  — Wiewohl 
die  Abhandlung  zum  Zwecke  de-  Spezialstudinms  äus-erst 
geeignet  scheint,  muss  doch  der  Mangel  an  praktischer  Hand- 
lichkeit in  den  Resultaten  hervorgehobeu  werden.  Der  \ er- 
fasser  erkennt  dies  wohl  gleichfalls,  indem  er  eine  grössere 
Anzahl  von  Hiilfstabellen  einfügt.  — 


Hierzu  eine  Beilage. 


427 


3.  Verbesserter  Schneepflug  auf  den  Schles- 
wigsehen Bahnen.  Die  bisher  gebräuchlichen  SehneepQiige 
hatten  die  Form  eines  Keiles,  schaufelten  den  Schnee  nicht 
auf,  sondern  schoben  ihn  zusammen;  die  Folge  davon  war, 
dass  die  Schneepfliige  sich  bei  längeren  Einschnitten  rasch  fest- 
keilten. Bei  dem  mitgetheilten , verbesserten  Schneepfluge, 
konstruirt  vom  Maschinenmeister  Constantine,  ist  eine  breite 
vordere  Schneide  angeordnet,  die  mit  grosser  Leichtigkeit 
dicht  über  den  Schienen  in  die  Schneemasse  eindringt;  der 
Schnee  schiebt  sich  dann  auf  eine  geneigte  Ebene  hinauf  und 
wird  dort  durch  einen  Keil  zertheilt  und  auf  die  Seiten  der 
Bahn  geworfen.  Dieser  Schneepflug  hat  sich  bei  den  grossen 
Schneemassen  des  vorigen  Winters  vollkommen  bewährt.  — 

4.  Notizen  über  Kosten  einer  Wasserleitung  zur 
Speisung  der  Lokomotiven  auf  dem  Bahnhofe  Goslar. 
Die  Kosten  für  diese  4711'  lange  Rohrleitung,  aus  Gusseisen 
31/*"  weit,  werden  detaillirt  mitgetheilt.  Der  lt’d.  Fuss  fertige 
Rohrleitung  excl.  Brunnenhaus  kostet  ca.  17  Gr.  — 

5.  Ueber  einen  neuen  Dampfbagger,  Mittheilung 
des  Bureaus  der  Scbiftahrts-  und  Hafen -Deputation  zu  Ham- 
burg. Die  Konstruktion  wird  durch  Zeichnung  ausführlich 
erläutert.  Die  Länge  des  Baggers  beträgt  100'  engl.,  die  Breite 
26'.  Die  Maschine  hat  2 Zylinder  von  13''  Durchmesser  und 
26"  Hub  bei  einer  Stärke  von  30  Pferdekraft.  Die  Eimer- 
kette hat  29  Eimer  von  je  6 Kub.'  Inhalt;  die  Geschwindig- 
keit der  Eimer  beträgt,  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Grun- 
des zwischen  0,9  und  1,3  Fuss  pro  Sekunde.  Die  durch- 
schnittliche Leistung  des  Baggers  stellt  sich  auf  3400  bamb. 
Kub.'  pro  Arbeitsstunde.  — 

6.  Der  Kriegshafen  an  der  Jade.  Der  Aufsatz  ist 
eine  sehr  frisch  und  interessant  geschriebene  Reisemittheilung 
des  Eisenbahn -Betriebs  - Direktors  Buresch  zu  Oldenburg,  die 
in  der  ersten  Hälfte  sich  auch  über  die  Oldenburgischen  Eisen- 
bahnen und  die  preussische  Staatsbahn  Heppens -Oldenburg 
ergeht.  In  Bezug  auf  den  Kriegshafen  an  der  Jade  bringt 
der  Bericht  den  Zustand  der  Bauausführung , wie  sie  im  Spät- 
herbste des  Jahres  1867  lag.  Wir  wollen  nur  einzelne  Maass- 
angaben aus  dem  Aufsatze  wiedergeben; 

Die  Weite  der  Hafeneinfahrt  beträgt  63,25 111 , ihre  Länge 
219,10m-  Die  Lichtweite  der  Schleusen  ist  = 20,S7rn-,  ihre 
Länge  — 43,82ln-;  jede  ist  mit  einem  Paar  Fluth-  und  einem 
Paar  Ebbethoren  geschlossen.  Die  Schleusen  stehen  auf  einer 
3,1 3 m- starken  Betonsohle;  ihre  Seitenmauern  sind  im  Mittel 
6,26 m-  stark.  — Das  zwischen  beiden  Schleusen  liegende  Bas- 
sin, der  Vorhafen  event.  Schleusenkammer  ist  219,10 m-  lang 
und  125,20 m-  breit.  Die  Länge  des  Hafenkanales  zwischen 
der  zweiten  Schleuse  und  dem  Hafenbassin  beträgt  1 126,80 m- 
bei  67,61 m-  Breite.  Die  Länge  des  eigentlichen  Hafenbassins 
beträgt  375, 60m-  bei  241,01  “■  Breite. 

In  Bezug  auf  die  vielbesprochene  Tiefe  des  Fahrwassers 
bis  zum  Heppenser  Hafen  wird  angeführt,  dass  nach  den  auf 
genauen  Messungen  beruhenden  Angaben  der  Oldenburgischen 
topographischen  Karten  die  Breite  zwischen  den  Drei-Faden- 
Linien  (9,89m-  Wassertiefe  bei  Fluthzeit)  gegenüber  der  Hafen- 
mündung 600 m-  beträgt  und  bald  auf  1600m-  wächst.  An  der 
vollkommenen  Zulänglichkeit  des  Fahrwassers  nach  dem  Jade- 
hafen, selbst  für  die  grössten  Kriegsschiffe,  wird  hiernach  kaum 
zu  zweifeln  sein.  Gr. 

Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues  enthält  die  Zeitschrift 
diesmal  nur  eine  kurze  Mittheilung  des  Bauraths  von  Kaven 
über  eine  leichte  Dachkonstruktion  von  Bohlen,  und  lleise- 
notizen  des  Eisenbahn -Bauinspektors  Rasch  über  eine  von 
ihm  im  Sommer  d.  J.  1866  zur  Besichtigung  mehrer  Bahn- 
hofs-Anlagen Mittel-  und  Süddeutschlands,  sowie  nach  Belgien 
und  Nord-Frankreich  unternommene  Reise,  letztere  von  einer 
Anzahl  photolithographisch  wiedergegebener  Skizzen  begleitet. 

Das  Beiblatt  „Beiträge  zur  Förderung  der  Kunst 
in  den  Gewerken“,  Heft  9,  enthält  Arbeiten  vonMolthan, 
Götze,  Hase,  Heldberg  und  Oppler. 


Konkurrenzen. 

Mou  ats-A  ufgaben  für  den  Architekteu-Verein 
zu  Berlin  zum  7.  November  1868. 

I.  Ein  Lesepult  in  reich  geschnitztem  Ebenholz  mit  gra- 
virtem  Silberbeschlag,  ca.  2'  breit  und  1 V* ' tief,  hinten  6" 
hoch,  auf  der  Platte  eine  dergl.  Votivtafel.  Geschenk  für 
einen  verdienten  Mann  des  Baufachs.  Verlangt:  1 Ansicht, 
1 Konstruktionszeichnung;  Maasstab:  l/4  der  natürlichen  Grösse. 

II.  Für  einen  6'  tiefen  Schiffahrts- Kanal  ist  ein  Aquä- 
dukt über  einen  400 ' breiten  Fluss  zu  führen.  Der  Kanal- 
spiegel liegt  20'  über  dem  Hochwasserspiegel  des  Flusses. 
Die  Oeffnungen  müssen  50'  weit  sein.  Der  Oberbau  des 
Aquädukts  ist  aus  Eisen  zu  konstruiren.  Maasstab  1 ; 60,  die 
Details  in  grösserem  Maasstabe. 


Personal  - Ifacbrichten. 

Preussen . 

Dem  Lehrer  der  Architektur  und  Perspektive  an  der  Königl. 
Akademie  der  bildenden  Künste  in  Cassel,  Ober -Hof- Baumeister 
Heinrich  von  Dehn-Rotfelser,  ist  das  Prädikat  „Professor“ 
verliehen  worden. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Baumeister  oder  erfahrene  Bauführer  finden 
dauernde  Beschäftigung  bei  Chausseebauten  und  im  Bureau  der  Kö- 
niglichen Kreisbau-Inspektion  zu  Johannisburg. 

2.  Ein  Bau  eie  ve  kann  in  einem  hiesigen  Atelier  für  Archi- 
tektur plazirt  werden.  Schriftliche  Meldungen  mit  Angabe  des 
Bildungsganges  unter  B.  61.  in  der  Expedition. 

3.  Zwei  in  generellen  Vorarbeiten  gutgeübte  Feldmesser  oder 
Ingenieure  finden  für  einige  Monate  Beschäftigung.  Zu  melden 
beim  Eisenbahnbaumstr.  Plessner  i.  Berlin,  (Büreau  Leipz.  Str.  87.) 

4.  Für  einen  grösseren  Hochbau  in  Berlin  wird  ein  tüchtiger 
Bauaufseher  gesucht,  welcher  zugleich  auch  die  Abnahme  und 
Buchung  der  Materialien  zu  besorgen  hat.  Meldungen  unter  der 
Chiffre  H.  S.  befördert  die  Expedition. 

5.  Einen  tüchtigen  Baumeister  oder  Bauführer  zu  seiner 

Unterstützung  resp.  Vertretung  in  Meliorations-  und  Eisenbahn- 
Arbeiten,  mit  der  Station  Berlin,  3 Thlr.  Diäten  und  reglements- 
mässigen  Reisekosten  sucht  der  Baurath  Roeder,  Berlin,  Hallesche 
Strasse  19.  

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  Bauführer  M.  in  Hennersdorf  bei  Schweidnitz. 
— Indem  wir  Sie  im  Uebrigen  auf  einen  in  nächster  Nummer  u. 
Bl.  erscheinenden  Artikel  „über  Ausfugen  von  Ziegel- Rohbauten“ 
verweisen,  stellen  wir  Ihnen  anheim,  wenn  Sie  einen  ganz  dunklen 
Farbenton  verwenden  wollen,  entweder  Mineralschwarz  za  nehmen 
oder  Versuche  durch  Zusetzen  von  gebranntem,  pulverisirten  Braun- 
stein (Manganüberoxyd)  zu  machen,  bemerken  jedoch  ausdrücklich, 
dass  wir  selbst  Erfahrungen  darüber  nicht  besitzen,  wie  auch  die 
dieserhalb  eingezogenen  Erkundigungen  ohne  Erfolg  geblieben  sind. 

Hrn.  K.  in  L.  Unter  reglementsmässigen  Diäten  für  Bau- 
meister werden  in  Preussen  gewöhnlich  2 Thlr.,  fiir  Bauführer 
l»/a  Thlr.  verstanden.  Ein  Reglement,  welches  die  Diäten  für 
nicht  festangestellte  Baumeister  und  Bauführer  bestimmt,  giebt  es 
jedoch  nicht;  die  Höhe  der  Diäten  ist  vielmehr  nur  durch  ver 
schiedene  Reskripte  des  Handelsministeriums  festgestellt.  In  dem 
Reskripte  vom  29.  Dezember  1851  (9362)  wird  die  Regierung  in 
Königsberg  ermächtigt  den  Bauführern  1 Vs  bis  1 l/a  Thlr.,  den  Bau 
meistern  1 */a  bis  2 Thlr.  zu  bewilligen.  Für  die  letzten  Jahre 
ist  das  Zirkular  - Reskript  vom  II.  Mai  1866  (III.  6018),  welches 
an  sämmtliche  Regierungen  gegangen  ist,  maassgebend.  In  diesem 
Reskript  heisst  es  „allgemein  (auf  2 Thlr.  für  Baumeister 
resp.  1*/,  Thlr.  f iir  Baufü  hrer)  normirte  Diäten“  und  weiter: 
„Höhere  Diätensätze  als  von  2 Thlr.  für  Baumeister,  1»/,  Thlr. 
für  Bauführer  können  daher,  wie  bisher,  auch  in  der  Folge  nur 
ganz  ausnahmsweise  bewilligt  werden.“  In  Berlin  sind  übrigens 
in  den  letzten  Jahren  ziemlich  allen  Baumeistern  2*/,  Thlr.  und 
vielen  Bauführern  2 Thlr.  Diäten  auch  bei  Staatsbauten  bewilligt 
worden.  Bei  Privatbauten,  namentlich  Eisenbahnbauten,  werden 
in  der  Regel  den  Bauführern  2 — 2*/a  Thlr.,  den  Baumeistern 
3 — 5 Thlr.  Diäten  gezahlt. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.  in  Kassel,  v.  B. 
: in  Kiel,  B.  in  Danzig,  K.  in  Leer,  T.  in  Hof,  W in  Brieg,  N.  in 
i Breslau,  H.,  G.,  B.  und  H.  in  Berlin. 


Architekteu-Verein  m Berlin. 

Hauptversammlung  am  Sonnabend,  d.  3.  Oktob. 

Tagesordnung : 

1.  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

3.  Beurtheilung  der  Monats  • Konkurrenzen  und  Abstimmung 
über  dieselben. 

3.  Berathung  der  Geschäftsordnung  und  Wahl,  der  bezüglichen 
Kommissionen. 

Ein  junger  Maurermeister,  der  über  seine  früheren 
Stellungen  in  Bureaus  und  bei  Eisenbahnbauten  gute  Zeugnisse  auf- 
zuweisen hat,  sucht  bald  oder  vom  l.  November  ab  eine  passende 
Stellung.  Gefällige  Offerten  ersuche  in  der  Expedition  unter  Chiffre 
O.  L.  II  niederzulegen 


fllilTeme  »trllens. 

Bei  der  ersten  Betriebs-Inspektion  der  Niederschlesisch -Mürki 
sehen  Eisenbahn  in  Berlin  können  mehrere  Bauführer  zu  reglements- 
mässigen  Diäten  sofort  plazirt  werden.  Man  beliebe  sich  unter 
Vorzeigung  der  Zeugnisse  Unterzeichnetem  vorzustellen. 

Go  eri  ng, 

Eisenbahn  - Baumeister 
Koppenstrasse  6/7. 

Ein  im  Zeichnen  nnd  Veranschlagen  geübter  Maurer  sucht 
eine  Stelle  in  einem  Bureau.  Adressen  bittet  man  gefälligst  unter 
W.  B.  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  abzugeben. 

Meine  Wohnung  befindet  sich  jetzt  Möckornstrasse  132. 

E.  Beyling, 
Maurermeister. 


428 


Bei  den  Arbeiten  iw  Bureau  der  Königlichen  Kreisbau-Inspek- 
tion Johannisburg  erhalten  Baumeister  monatlich  90Thl., 
Bau  füll  rer  monatlich  75  Thlr.  und  reglementsmässige  Reise- 
kosten - Entschädigung  für  die  Znreise.  Bei  etwaigen  Meldungen 
sind  Zeugnisse  einzusenden. 

Jo h a n n is b urg,  den  26.  September  1868. 

ilie  Könisliehe  Breis-Baii-Insgiektiou. 

C.  Schmidt  & Meyer 

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heit  nach  Zeichnung,  mit  allen  Anschlägen  und  auch  ohne 
diese.  Unsere  nunmehr  completen  Maschineneinrichtungen  setzen 
uns  in  den  Stand,  die  exakteste  Arbeit  prompt  und  in  kürzester  [ 
Zeit  liefern  zu  können. 

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finden  noch  einige  Bautechniker  resp.  Architekten  und  Eisen- 
bahn-Ingenieure für  den  nächsten  Winterkursus  Beschäftigung. 
Brief  : mit  beizulegenden  Zeugnissen  sind  gefälligst  an  den  Direktor 
Möllinger  nach  Höxter  zu  richten. 

burgerstr.  26.  45mt-(Sfrocrlir-#d)ulf 

burgerstr.  26. 

Der  Winter-Kursus  zur  zeitgemässen  Ausbildung  von 

Msuirern,  XiHiitierlettteit  und 

beginnt  am  5.  Oktober.  Anmeldungen  erbitte  Vorm.  9 — 12  Uhr. 

v.  Arsalsas,  Baumeister,  Zimmer-  und  Maurermeister. 


Ein  junger  Ziimuerme-ster,  unverheirathet,  sucht  sobald 
als  möglich  bei  einem  Zimmer-  oder  Maurermeister  eine  Stellung 
als  Werkführer  oder  Zeichner.  Gefällige  Offerten  bitte  in  der 
Expedition  dieses  Blattes  unter  Chiffre  E.  W.  K.  niederzulegen. 

Soeben  erschien  : 

Hospitals,  Infirmaries  and  Dispensaries 

von 

Dr.  Oppert 

Mitglied  des  Königl.  College  of  Physicians,  Ober-Arzt 
am  City-Dispensary , besuchendem  Arzte  an  der  Mar- 
garetstreet Infirmary  für  Brust- Kranke  in  London. 

Ihrer  Majestät  der  Königin  von  England  überreicht. 
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stalten. Die  British  & foreign  medico-chirurg.  Review  sagt: 

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das  British  medical  Journal: 

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than  any  work,  which  has  hitherts  beeil  published.“ 

Preis  1 0 s h.  6 d . 

Von  demselben  Verfasser  ist  erschienen: 

VISCERAL  AND  HEREDITARY  SYPHILIS.  5 sh. 

Die  Lancet  sagt : 

„The  book  has  all  the  merits  of  a rapid  survey  made  by  a 
carefu!  and  painstaking  man. 

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leitung zur  Anwendung  der  Cemenie  zu  baulichen, 
gewerblichen,  landwirtschaftlichen  und  Kunstgegen- 
ständen. In  5 Liefrg.,  jede  mit  6 Tafeln  in  Farbendruck  und 
dazu  gehörigem  Text.  Folio,  ä 2*/*  Thlr.  gSf?"  Jede  Lieferung 
wird  einzeln  abgegeben. 

Die  fünfte  Lieferung  enthält  die  für  alle  Bautech- 
niker besonders  wichtige  Abhandlung  „Ueber  die 
Ursachen  und  di  e Nach  th  eile  der  Feuchtigkeit  in  den 
Gebäuden  und  die  Mittel  dagegen,  sowie  über  die  Her- 
stellung wasserdichter  Keller.“ 

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t»‘ii  Öffentlichen  nntl  PrivatgchäiKlen , enthal- 
tend: Städtische  und  ländliche  Wohngebäude,  Hotels,  Villen, 
Theater,  öffentliche  Vergnügungslokale  etc.  etc.  in  Grundrissen, 
Profilen,  Fayaden  und  Details  für  Architekten,  Maurer-  und  Zim- 
mermeister, Bau-Unternehmer  etc.  Gezeichnet  und  herausgegeben 
von  H.  Kaemmerling,  Architekt.  Lief.  1 bis  11.  Folio.  26y3  Thr. 

Jede  Lieferung  wird  einzeln  abgegeben. 

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lung von  Entwürfen  zu  Privat-Wohngebäudeu  für  Stadt  und  Land. 
In  Grundrissen,  Fayaden,  Profilen  und  Details  für  Architekten, 
Maurer-  und  Zimmermeister  herausgegeben.  Lieferung  1 bis  12. 
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Titz,  E.,  Sias  Aictoria-Theater  is»  Berlin.  25  Blatt 
in  Farbendruck  und  Kupferstich.  Folio.  9 Thlr. 

Titz  E.  und  H.  Richter,  Sias  Witlliter-Tlieqtei'  in 
Berlin.  Gcz.  und  herausg.  von  H.  Kaemmerling.  2 Hefte. 
12  Blätter  in  Kupferstich,  gr.  Folio.  5 Thlr. 

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12  Blatt  in  Farbendruck  und  Kupferstich.  Folio.  5 Thlr. 

Kaemmerling,  H.,  Bier  Umbau  vorhandener  bürger- 
licher Wohngebäude  für  Stadt  und  Land.  Eine  Samm- 


lung von  Zeichnungen  nach  ausgeführten  Gebäuden  vor  und  nach 
deren  Umbau,  mit  Berücksichtigung  einer  gewissenhaften  Aus- 
wahl derselben  und  Zugrundelegung  der  neuesten  Erfahrungen 
auf  diesem  Gebiete  des  Civilbaues.  In  Lieferungen,  jede  6 Blatt 
in  Kupferstich  mit  erklärendem  Text  enthaltend.  Erste  Lie- 
ferung. (1868).  Folio.  DjThlr. 

Kaemmerling,  H.,  ISie  Anlage  der  Treppen  und 
die  Melioration  dei‘  Treppenhäuser.  Eine  Samm- 
lung von  Konstruktionen  mit  Details  der  Treppen  in  verschie- 
denen Materialien,  als  Holz,  Stein  und  Eisen.  Nebst  Details  der 
Spindeln,  Traillen  und  Geländer.  Nach  ausgeführten  Mustern 
gezeichnet  und  zum  Gebrauch  für  Architekten,  Maurer-  und  Zim- 
mermeister und  Bauhandwerker.  2.  Ausgabe.  21  Blatt  in  Far- 
bendruck und  Kupferstich.  7*/s  Thlr. 

Architektonische  Skizzen.  Eine  Sammlung  ausgeführter  Bau- 
lichkeiten und  architektonischer  Gegenstände  für  alle  Zweige  des 
Bauhandwerks.  Heft  I:  „Die  Arbeiten  des  Bautischlers." 

— Heft  II:  „Konstruktionen  von  Rohbau- Mauerwerk.“ 

— Heft  III:  „Wohngebäude.“  — Heft  IV:  „Konstruktio- 
nen in  Eisen  und  Zink.“  — Heft  V:  „Oeffentliche  und 
Privatgebäude.“  — Heft  VI:  „Die  Arbeiten  des  Bau- 
tischlers.“ 2.  Liefrg.  Jedes  Heft  enthält  6 Folioblätter  in 
Kupferstich  und  kostet  nur  1 Thlr.  Das  Werk  ist  vorläufig  auf 
12  Hefte  berechnet,  wovon  jedes  die  besondern  Arbeiten  des 
Bauliandwerks  enthalten  und  einzeln  zu  dem  bemerkten  Preise 
zu  haben  sein  wird. 

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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  9.  Oktober  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Inge- 
nieure zu  Hamburg.  (Fortsetzung.)  — Aborte  für  Eisenbalm-istatio-  i 
neu.  — Ueber  Ausfugen  von  Ziegelrohbauten.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Architekten  - und  Ingenieur-Verein  zu  Hannover. 
— Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Beschlüsse 
der  Haupt- Vers  ammlung  deutscher  Ingenieure.  — Der  internatio- 
nale Kongress  für  Geschichte  und  Alterthnmskunde  zu  Bonn  und 


die  Versammlung  des  Gesammt -Vereins  der  deutschen  Allerthiims- 
Vereine  zu  Erfurt.  — Aus  der  Stadtverordneten  -Versammlung  in 
Breslau.  — Universal  - Schraubeiisehlüss  “I  von  Kirchner  in  Dort- 
mund. — Gründung  eines  Architekten -Vereins  zu  Magdeburg.  — 
Kaiserhaus  zu  Goslar.  — Der  Clavieini  Arkograph.  — Aus  der 
Fach  I i ttcr  a t u r:  Danzig  und  seine  Bauwerke  von  J.  C.  Schultz. 
— Per  so  nal  - Nachri  eh  ten  etc. 


Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Fortsetzung.) 


2.  Der  äussere  Verlauf  der  Versammlung. 

(Schluss.) 

Der  3.  September.  Lübeck. 

Der  dritte  Tag  der  Versammlung  war  für  die  übliche 
grössere  fachvvissenscbaftliche  Exkursion  bestimmt;  ein  Ex- 
trazug führte  am  Morgen  schon  die  Festgenossen  hinüber 
nach  dem  alten  Lübeck,  wo  die  bisherigen  Führer  und 
Ordner,  die  Mitglieder  des  Hamburger  Lokal -Komites, 
ihre  Sorgen  und  Pflichten  in  die  Hände  des  dortigen 
„Technischen  Vereins“  niederlegten.  Dass  dieser  seine  Auf- 
gabe in  wahrhaft  vortrefflicher  Weise  zu  lösen  wusste, 
darüber  dürfte  nur  eine  Stimme  sein. 

Von  der  Musik  - Tribüne  der  „Wallhalle“  aus,  wo 
man  sich  zunächst  für  die  bevorstehenden  Anstrengungen 
gestärkt  und  einen  Gesammt- Ueberblick  der  thurm-  und 
giebelreichen  Stadt  genossen  hatte,  verkündigte  der 
Vorsitzende  des  technischen  Vereins,  Stadt  - Baudirektor 
Dr.  Krieg  die  Anordnungen,  welche  als  Gesetze  des 
Tages  galten.  Durch  eine  Theilung  der  Gesellschaft  in 
vier  Sektionen,  die  durch  verschiedenfarbige  Fahnen  und 
Programme  bezeichnet,  von  orts-  und  sachkundigen  Männern 
geleitet  wurden,  gelang  es  die  hervorragendsten  Sehens- 
würdigkeiten Lübecks  zur  Besichtigung  zu  bringen,  ohne 
dass  dabei  die  unvermeidlichen  Nacktheile  jeder  Massen- 
besichtigung allzu  störend  empfunden  wurden.  Frei- 
lich ermöglichte  auch  nur  der  verhältnissmässig  ge- 
ringe Umfang  der  Stadt  die  Gesellschaft  in  solcher  Weise 
zu  führen  und  trotzdem  zusammenzuhalten  — ein  Um- 
stand, der  für  die  Wahl  kleinerer  Orte  zum  Schauplatze 
solcher  Versammlungen  ebenso  sprach,  wie  das  herzliche 
und  zum  Herzen  sprechende  Entgegenkommen,  das  die 
ganze  Bevölkerung  der  festlich  geschmückten  Stadt  ihren 
Gästen  zollte. 

Eines  aber  und  das  Willkommenste  ihnen  darzubrin- 
gen, lag  nicht  in  ihrer  Macht  — die  Zeit,  die  zum  Schauen 
der  Herrlichkeiten  Lübecks  erwünscht  gewesen  wäre.  Lü- 
beck, das  stolze  Haupt  der  mächtigen  deutschen  Hansa, 
die  einst  mit  Königreichen  Krieg  führte  und  deren  Ein- 
fluss den  europäischen  Norden  beherrschte,  ist  zwar  vom 
Ausgange  des  Mittelalters  an  stetig  von  seiner  Höhe  ge- 
sunken : immerhin  aber,  und  vielleicht  gerade  aus  diesem 
Grunde  hat  es  sich  noch  eine  so  grosse  Anzahl  werth- 
voller  Baudenkmale  bewahrt,  birgt  es  noch  eine  solche 
Menge  von  Kunstschätzen  aller  Art,  dass  es  eine  der  se- 
henswerthesten  Städte  Deutschlands  geblieben  ist.  Und 
noch  sind  seine  Denkmale  keineswegs  im  ganzen  Umfange 
gewürdigt  und  gekannt,  noch  entbehren  sie  grossentheils 
einer  genauen  Erforschung,  Aufnahme  und  Publikation; 
fast  nur  die  trefflichen  Nöhring’schen  Photographien  bie- 
ten seit  einigen  Jahren  geringen  Ersatz  für  letztere.  Zumal 


für  den  norddeutschen  Architekten,  dem  die  Aufgabe  gestellt 
ist,  in  dem  gleichen  Baumateriale  zu  schaffen,  dürfte  hier 
eine  ergiebige  Fundgrube  sein.  Um  sie  zu  erschlossen 
sind  freilich  Wochen  des  Studiums  erforderlich;  — wir 
aber  wurden  im  Verlaufe  einiger  Stunden,  im  Fluge 
fast,  vorübergeführt  an  ihren  Monumenten,  so  dass  uns 
natürlich  auch  nur  möglich  war,  den  flüchtigsten  Eindruck 
derselben  zu  erhaschen. 

So  hat  sich  uns  Lübeck  vorwiegend  als  eine  im 
höchsten  Grade  malerische  Stadt  dargestellt,  malerisch 
nicht  allein  ihrer  Gesfimmterscbeinung  nach,  die  sich 
auf  einem  Hügel  zwischen  den  Wasserläufen  der  Trave 
und  Wakenitz  sehr  wirkungsvoll  zusammendrängt,  son- 
lern  auch  malerisch  in  der  Konzeption  und  Ausstattung 
ihrer  einzelnen  Bauten.  Noch  ist  eine  sehr  bedeutende 
Anzahl  alter  Privathäuser  aus  Mittelalter  und  Zopfzeit, 
alle  gegiebelt,  viele  darunter  in  zierlichster  Backstein- 
architektur  erhalten  und  die  flachen  Erzeugnisse  moder- 
ner Spekulationsbauten  treten  noch  wenig  störend  da- 
zwischen; aber  werthvoller  noch  ist  es,  dass  auch  der 
grössere  Theil  der  öffentlichen  Gebäude,  welche  das 
mittelalterliche  Lübeck  zierten,  kirchlicher,  wie  profaner 
Bauten,  bis  auf  unsere  Zeiten  ausgedauert  hat.  Und 
ihnen  fast  allein  galt  die  Besichtigung.  Zumeist  einfach 
und  schmucklos  im  architektonischen  Aufbau,  derb  im 
Detail,  aber  gross  in  den  Verhältnissen,  keck  und  glück- 
lich in  der  Gruppirnng,  fielen  uns  diese  Gebäude,  nament- 
lich dadurch  noch  auf,  dass  an  ihnen  auch  im  Aeusseren 
deutlich  die  Spuren  des  reichen  Farbe nschmnckes  zu 
sehen  sind,  mit  denen  sie  im  Mittelalter  lustig  prangten. 
Die  Anwendung  dunkler  farbiger  Glasuren  belebt  fast 
durchweg  die  ernsten  Ziegelflächen,  in  deren  Blenden 
noch  hier  und  da  Wappen  in  bunten  heraldischen  Farben 
erhalten  sind,  während  vergoldete  Knöpfe  und  Wetter- 
fähulein die  zahlreichen  Spitzen  schmücken.  Noch  reicher 
und  bunter  muss  das  Innere  der  Bauten  gewesen  sein,  in 
denen  die  Malerei  der  Wände  und  Gewölbe  zwar  zumeist 
unter  weisser  Tünche  verschwunden  ist,  während  nur  die 
kleinen  Einbauten  noch  Farben  und  Vergoldung  zeigen; 
höchst  wirkungsvoll  ist  hier  auch  die  häufige  Anwendung 
von  Bronze,  die  mit  anderem  Materiale  passend  kombi- 
nirt  ist.  Die  Renaissance,  die  in  Lübeck  nicht  allein 
zuerst  im  nördlichen  Deutschland,  sondern  auch  in  be- 
sonders zierlicher  und  feiner  Ausbildung  auftrat  und 
blühte,  hat  die  Freude  an  der  Wirkung  lustigen  Farben- 
schmuckes auch  hier  vernichtet.  — Wenn  übrigens  die 
mittelalterlichen  Bauten  Lübecks  sämmtlich  vorwiegend 
den  Backstein  - Rohbau  zeigen,  so  ist  doch  auch  Granit, 
der  vom  Norden  her  leicht  zu  beziehen  war,  zu  einzelnen 
Theilen , namentlich  Stützen  (am  Dom  auch  zu  Mauer- 
werk) vielfach  verwendet.  Die  schlanken,  32 l/2'  hohen 


432 


Monolithsäulen  der  Briefkapelle  an  der  Marienkirche,  die 
kolossale  Ecksäule  des  Südhaus  am  Rathhause  verdienen 
als  seltenste  Exemplare  besondere  Beachtung. 

Von  einer  Schilderung  der  einzelnen  Bauwerke  Lü- 
becks, die  wir  gesehen,  kann  hier  selbstverständlich  keine 
Rede  sein.  Am  mächtigen  Holsten  th  ore,  das  der 
patriotische  Kunstsinn  Lübecker  Bürger  durch  eine  Restau- 
ration erst  jüngst  vor  dem  Untergange  gerettet  hat,  vor- 
über, gingen  wir  an  dem  Hafen  entlang,  dessen  älteste 
Giebelhäuser  einst  noch  die  deutsche  Flotte  der  Hansa 
gesehen  haben  mögen,  hinauf  zu  dem  zierlichen  Burg- 
thor.  Wir  besahen  sodann  das  Burgkloster  — das 
Hospital  zum  heiligen  Geiste,  dessen  merkwürdige 
Einrichtung  (eine  Stadt  von  kleinen,  durch  Bretterwände 
gebildeten  Schlafzellen  innerhalb  eines  einzigen  hohen 
— ehemals  gewölbten  — Raumes)  — neuerdings  in  Ham- 
burg wieder  Anwendung  gefunden  hat,  — die  Jacobi- 
kirche  und  das  Haus  der  K a u f 1 e u te- K om pagn  i e mit 
dem  berühmten  Fr edenhagen 'sehen  Zimmer,  das  ganz 
mit  Renaissance -Schnitzerei  in  Holz  und  Alabaster  ge- 
schmückt ist.  Rast  wurde  gehalten  in  dem  durch  die  Ge- 
werbefreiheit dem  Publikum  eröffneten  Saale  des  Hauses 
der  Schiffergesellschaft,  dessen  seit  300  Jahren  treff- 
lich erhaltene  Ausstattung  wegen  ihres  bunten  drastischen 
Schmuckes,  sowie  auch  nicht  minder  wegen  ihrer  grossen 
Zweckmässigkeit  allgemeinsten  Beifall  fand.  Weiter  ging 
es  endlich  zu  den  Hauptbauten  Lübecks.  Zunächst  zum 
Rathhamse,  das  in  seiner  aus  verschiedenen  Bauperioden 
herrührenden  Gestalt  äusserlich  wohl  am  Originellsten 
und  Phantastischsten  von  allen  Denkmalen  der  Stadt 
wirkt,  während  das  Innere,  das  unter  den  Veränderungen 
einer  späteren  nüchternen  Zeit  sehr  gelitten  hat,  hinter 
der  Erwartung  zurückbleibt.  Dass  die  durch  den  hun- 
dertjährigen Rauch  der  kürzlich  erst  entfernten  Gold- 
schmiedbuden geschwärzten  und  stark  beschädigten  Ge- 
wölbe der  Durchgangshalle  zwischen  Nord-  und  Südbau 
des  Rathhauses  verputzt  wurden,  erregte  starkes  Missfallen 
bei  einem  grossen  Theile  der  Gesellschaft  und  gab  zu 
einigen  unliebsamen  Erörterungen  Veranlassung.  In  der, 
Ende  des  13.  Jahrhunderts  erbauten  Marienkirche  war 
es  ebensowohl  der  überwältigende  Eindruck  des  mächtigen 
Bauwerks  selbst,  wie  die  Fülle  der  in  ihr  enthaltenen 
plastischen  Kunstschätze  und  der  brausende  Klang  der 
herrlichen  Orgel,  welche  die  Besucher  fesselten;  im  Dom 
hingegen,  einer  Stiftung  Heinrich’s  des  Löwen,  dem  Lübeck 
seine  Gründung  verdankt,  überwiegt  das  Interesse  an  den 
Kunstwerken  wohl  das  künstlerische  Interesse  an  dem 
alten,  noch  aus  romanischer  Zeit  stammenden,  in  gothi- 
scher  Zeit  erheblich  vergrösserten  Bau,  der  mit  Ausnahme 
des  alten  trefflichen  Nordportals  doch  gar  zu  derb  und 
plump  sich  darstellt. 

Mit  allen  diesen  Besichtigungen  war  die  Zeit  bis  spät  in 
den  Nachmittag  vorgerückt,  so  dass  es  nach  dem  gemein- 
schaftlichen, wiederum  von  Toasten  gewürzten  Mittags- 
mahle, das  in  den  eng  besetzten  Räumen  der  Casino -Ge- 
sellschaft stattfand,  dem  Einzelnen  kaum  noch  möglich 
wurde,  zu  einigen  der  Denkmale,  die  ihn  besonders  inter- 
essirt  hatten,  zurückzukehren.  Der  Abend  wurde  zwangs- 
los, jedenfalls  aber  in  heiterster  Laune  in  verschiedenen 
Vergniigungs- Lokalen  Lübeck’s  verbracht.  Die  Meisten 
vereinte  gewiss  der  Rathsweinkeller,  der  zwar  nur  einen 
Schimmer  früherer  Herrlichkeit  mit  den  Gewölben  und 
Namen  seiner  alten  Trinkstuben  sich  bewahrt  hat,  seine 
Würde  aber  doch  durch  treffliches  Getränk  zu  repräsen- 
tiren  wusste.  Heller  Jubel  erschallte  hier  von  deutschen 
Architekten  und  Ingenieuren  so  laut  wieder,  wie  er  nur 
je  aus  mittelalterlichen  Kehlen  gedrungen  seiu  kann.  — 
Ein  donnerndes  Hoch  dem  lieben  gastlichen  Lübeck  schallte 
noch  aus  dem  Zuge,  der  spät  am  Abende  die  Gäste  nach 
Hamburg  zurückführte;  ein  freundliches  Andenken  werden 
ihm  sicher  Alle  bewahren,  auch  wenn  es  ihnen  nicht  ver- 
gönnt sein  sollte,  in  besserer  Müsse  dahin  zurückzukehren. 

Der  4.  September. 

Am  folgenden  Tage,  dem  letzten  der  eigentlichen 
Hamburger  Versammlung,  fanden  sich  nach  Beendigung 
der  Abtheilungssitzungen  die  Mitglieder  wieder  zu  einer 


Gesammtsitzung  im  Sagebiel’schen  Saale  ein,  zahl- 
reicher diesmal,  als  bei  der  Eröffnung.  Präsident  F.  Geo. 
Stammann  gab  weitere  Mittheilungen  über  die  Persön- 
lichkeiten des  Vorstandes,  von  dem  nunmehr  auch  Ober- 
hot baurath  Strack  (Berlin)  erschienen  war,  und  bestellte 
die  telegraphisch  eingegangenen  Grüsse  des  Vereins 
deutscher  Ingenieure  und  des  Sächsischen  Ingenieur- 
Vereins,  welche  beide  zugleich  gebeten  hatten,  für  die 
Zukunft  einem  Zusammentreffen  mit  anderen  Versamm- 
lungen verwandter  Tendenz  Vorbeugen  zu  wollen.  Die 
Vorsitzenden  der  vier  Sektionen  erstatteten  darauf  Bericht 
über  die  iliätigkeit  derselben;  der  Vorsitzende  der  drit- 
ten Sektion  (für  Maschinen-Ingenieure),  indem  er  gleich- 
zeitig zwei  Anträge  an  die  Versammlung  richtete,  von 
denen  der  erste  mit  dem  Wunsche  der  oben  genannten 
Vereine  zusammenfiel,  während  der  zweite  es  durchge- 
führt wissen  wollte,  dass  jedes  Mitglied  künftig  bei  der 
Anmeldung  einer  bestimmten  Sektion  beitreten  sollte. 
Beide  Anträge  wurden  nach  kurzen  Bemerkungen  des 
Präsidenten  ohne  Diskussion  abgethan,  da  der  erste  nur 
an  eine  selbstverständliche  Pflicht  des  Vorstandes  mahnt, 
während  der  Durchlührung  des  zweiten  (übrigens  auch 
schon  im  Statut  enthaltenen ) praktische  Erfolge  nicht 
zugemessen  werden  konnten.  — Nach  weiteren  Mittheilun- 
gen des  Präsidenten,  die  von  untergeordneterem  Interesse 
waren,  und  nachdem  beschlossen  worden  war,  die  von 
den  anderen  Vereinen  gesandten  Grüsse  telegraphisch  zu 
erwidern,  wurde  die  Wahl  des  nächsten  Versammlungs- 
ortes und  des  neuen  Vorstandes  angenommen,  deren  Re- 
sultat wir  bereits  gemeldet  haben.  Die  einstimmige  Wahl 
Carlsruhe’s  wurde  jedenfalls  dadurch  herbeigeführt,  dass 
Ilr.  Bo  ec  k man n (Berlin)  im  Namen  seiner  Landsleute, 
die  sich  gleichfalls  Hoffnung  gemacht  hatten,  die  XVI.  Ver- 
sammlung deutscher  Architekten  und  Ingenieure  bei  sich 
zu  empfangen,  der  süddeutschen  Stadt  den  Vorzug  über- 
liess  und  für  Berlin  die  Ehre  erbat,  Schauplatz  der 
XVII.  Versammlung  zu  sein. 

Noch  einmal  vertagte  sich  die  Gesellschaft  auf  wenige 
Stunden,  um  nach  einer  Dampf  bootfahrt  über  die  Alster- 
bassins, der  sich  ein  flüchtiger  Spaziergang  durch  die  \ i 1 - 
lenstrassen  der  Uhlenhorst  und  Harvestehude  anschloss, 
am  Abende  zu  dem  festlichen  Bankett,  das  den  Schluss 
der  Versammlung  bildete,  sich  nochmals  in  Sagebiel’s  Saal 
zu  vereinigen.  Die  Schilderung  der  Tafelfreuden,  die  sich 
hier  in  einem  Raume  von  ausreichender  Grösse,  bei  aus- 
reichender Bedienung  und  ausreichender  Abwechslung 
der  Speisekarte  zum  ersten  Male  unter  den  bisherigen 
gemeinschaftlichen  Mahlzeiten  entwickeln  konnten,  müssen 
wir  uns  versagen.  Mit  Begeisterung  wurden  die  Toaste 
ausgenommen,  ilr.  F.  Geo.  Stammann  weihte  einen 
solchen  dem  fröhlichen  Gedeihen  und  Fortbestehen  unserer 
Versammlungen,  Ilr.  Karmarsch  (Hannover)  der  guten, 
im  Glück  wie  im  Unglück  bewährten  Stadt  Hamburg, 
worauf  Ilr.  Senator  Havn  im  Namen  von  Hamburg  ihm 
dankte.  Hr.  Meyer  (Berlin)  betrat  politisches  Gebiet  und 
brachte  sein  Glas  der  im  Frieden  blühenden  Einigkeit  der 
deutschen  Stämme;  Hr.  Böhme  (Dermbach)  liess  im 
kunstreichen  Wortspiele  den  Präsidenten  der  Versammlung 
F.  Geo.  Stammann  leben.  Hr.  Gerwig  (Carlsruhe), 
der  designirte  Präsident  der  nächsten  Versammlung,  dankte 
im  Namen  seiner  Heimath  und  verknüpfte  Fraueulob  und 
Politik,  indem  er  die  Einigung  des  Vaterlandes  unter  dem 
schwarz  - weiss- rothen  und  schwarz -roth -goldenen  Banner 
der  silbernen  und  goldenen  Hochzeit  verglich,  deren  erste 
erreicht  zu  haben  man  sich  freut  ohne  die  Hoffnung  auf 
die  zweite  deshalb  aufzugeben.  — Hr.  Sonndorfer 
(W  ien)  brachte  der  deutschen  Kunst  und  Wissenschaft  sein 
Hoch,  Hr.  Günther  (Dresden)  improvisirte  zu  wieder- 
holtem Male  das  gereimte  Lob  Hamburgs;  Hr.  llerz- 
bruch  (Schleswig)  endlich  liess  Direktor  Karmarsch 
leben,  während  Hr.  Arvenius  (Lübeck)  im  Namen  der 
Damen  dankte.  — Noch  mehr  mag  gesprochen  worden 
sein,  ohne  dass  wir  es  gehört  haben  und  in  der  zum 
Schluss  gesteigerten  Unruhe  hören  konnten. 

Das  Schönste  aber  — es  blieb  den  Festgenossen 
doch  erst  noch  Vorbehalten,  als  sie  am  Abend  zum  Pa- 
villon auf  der  Alster  sich  begaben,  der  zum  letzten  Bei- 


433 


sammensein  in  Hamburg  bestimmt  war,  wie  er  die  Gäste 
auch  zuerst  empfangen  batte.  War  sein  Dasein,  während 
der  vergangenen  Tage,  wo  er  unbenutzt  geblieben  war,  j 
den  Meisten  wohl  ziemlich  zwecklos  erschienen,  so  soll- 
ten sie  jetzt,  wo  er  in  voller  Bedeutung  sich  zeigte,  desto 
schöner  mit  ihm  versöhnt  werden.  Ein  schimmerndes 
Wunderbauwerk  erhob  er  sich  aus  den  dunklen  Fluthen 
- — der  Rand  der  niedrigen  Terrasse  des  Unterhaus  mit 
einer  dichten  Doppelreihe  weisser  Lichter  gesäumt,  die 
sich  im  Wasser  spiegelten  — darüber  die  vier  Eckpa- 
villons mit  ihren  kleineren  Kuppeln  und  der  mächtige 
Mittelbau  in  ihren  Hauptkonturen  durch  farbige  Lampen 
bezeichnet,  vom  Nachthimmel  sich  abhebend  — das  Innere 
aber,  in  dem  das  Treiben  der  Gesellschaft  hin  und  her 
wogte,  strahlend  im  hellsten  Lichte.  Und  doch  war  der 
Pavillon  selbst  nur  der  Mittelpunkt  eines  entzückenden 
Bildes,  das  in  solcher  Vollkommenheit  wohl  noch  Keiner 
der  Anwesenden  gesehen  hatte.  Ringsum  an  den  beiden 
Jungfernstiegen  und  dem  Alsterdamm  leuchteten  auch  die 
Häuser  in  festlicher  Illumination;  auf  der  vierten  Seite 
erglühten  die  mächtigen  Bogen  der  Lombardsbrücke  fast  un- 
unterbrochen in  bengalischem  Feuer.  Dazwischen  waif  der 
Feuerwerker  am  Himmel,  der  helle  Vollmond  sein  glitzern- 
des Licht,  während  auf  der  mächtigen  Fläche  des  Alster- 
beckens der  Schein  bunter  Laternen,  mit  denen  unzählige 
den  Pavillon  umkreisende  Böte  sich  geschmückt  hatten, 
seinen  Theil  zum  Ganzen  beizutragen  sich  mühte.  — 
Ueber  1000  Menschen  waren  im  Pavillon  versammelt, 
mehre  tausend  andere  auf  den  Böten  und  an  den  Ufern, 
alle  einig  in  fröhlichem  Jubel,  so  dass  das  letzte  Fest 
der  deutschen  Architekten  und  Ingenieure  sich  nicht 
minder  zu  einem  Hamburger  Volksfeste  gestaltet  hatte. 
Bis  spät  in  die  Nacht  hinein  blieben  die  Mitglieder  der 
Versammlung  vereinigt,  des  herrlichen  Schauspiels  und 
des  traulichen  Beisammenseins  sich  freuend,  das  für  viele, 
die  sich  während  des  Festes  gefunden,  zugleich  schon  dem 
Abschiede  galt. 

Der  5.  September.  Kiel. 

Der  Ausflug  nach  Kiel  galt  zwar,  auf  gleicher  Linie 
mit  einem  Ausfluge  nach  Helgoland,  nur  als  ausserordent- 
licher Anhang  an  die  XV.  Versammlung  deutscher  Archi- 
tekten und  Ingenieure;  indessen  nahmen  die  Mitglieder 
derselben  doch  in  so  überwiegender  Anzahl  daran  Theil, 
dass  wir  ihn  als  eine  vollberechtigte  Fortsetzung  derselben 
betrachten  und  daher  auch  über  ihn  flüchtig  berichten 
müssen.  Die  Lust,  den  berühmten  Hafen  und  die  Kriegs- 
flotte des  norddeutschen  Bundes  zu  sehen,  die  in  Aussicht 
gestellte  Fahrt  auf  einigen  Fahrzeugen  derselben,  waren 
für  die  Binnenländer  doch  gar  zu  unwiderstehlich  ge- 
wesen. Das  zeigte  sich,  als  in  Kiel  der  aus  etwa  G00  Per- 
sonen bestehenden  Gesellschaft,  die  am  frühen  Morgen 


schon  durch  einen  Extrazug  von  Hamburg  aus  hinüber- 
geführt worden  war,  die  Wahl  frei  gestellt  wurde,  entweder 
die  Stadt  mit  ihren  Bauwerken  zu  besehen  oder  die  Was- 
serfahrt mitzumachen.  Nicht  zehn  Personen  entschieden 
sich  für  das  Erste,  während  die  ungeheure  Mehrzahl,  der 
wir  uns  pflichtmässig  anschlossen,  das  Zweite  wählte. 

Drei  Fahrzeuge,  die  Kanonenboote  ,, Skorpion“  und 
„Habicht“  und  der  Transportdampfer  „Greif“,  waren 
es,  welche  das  Marinekommando  zur  Disposition  gestellt 
hatte,  und  in  liebenswürdiger  Weise,  die  den  wackeren 
Blaujacken  Aller  Herzen  gewann,  mühten  sich  Offiziere 
und  Mannschaften  derselben,  ihre  Gäste  während  der  lan- 
gen Fahrt,  die  sich  bis  hinaus  in  die  offene,  spiegelklare 
See  erstreckte,  angenehm  zu  unterhalten  und  in  seemänni- 
schen Dingen  zu  unterrichten.  Nicht  minder  war  das 
preussische  Landheer,  d.  h.  die  Besatzung  der  kleinen 
Feste  Friedrich  sort,  bei  der  auf  der  Rückfahrt  angelegt 
wurde,  darauf  bedacht,  „moralische  Eroberungen“  zu  ma- 
chen. War  an  den  uralten  Erdwällen  und  den  schlichten 
Gebäuden  des  ehemaligen  Dänenforts  auch  wenig  zu  sehen, 
so  erregten  einige  scharfe  Schüsse  aus  einem  gezogenen 
72  Pfänder,  die  zu  Ehren  der  Gesellschaft  abgefeuert 
wurden,  ein  desto  grösseres  Interesse. 

Eine  allgemeine  Beschreibung  des  Kieler  Hafens,  über 
den  in  jüngster  Zeit  so  viel  schon  geschrieben  ist,  zu  lie- 
fern ist  hier  wohl  überflüssig,  und  von  den  vielgenannten 
Bauwerken,  die  ihn  seiner  Bedeutung  als  erster  Kriegs- 
hafen Deutschlands  würdig  machen  sollen,  können  wir 
leider  nichts  berichten,  da  bisher  keine  Spur  ihrer  Anlage 
zu  sehen  ist,  eine  Ausstellung  der  betreffenden  Entwürfe 
aber  nicht  veranstaltet  worden  war.  Auch  von  den  Pan- 
zerschiffen, deren  eines  (der  Friedrich  - Carl)  besichtigt 
wurde,  konnte  man  in  den  wenigen  Minuten,  die  hierzu 
gestattet  waren , kaum  etwas  anderes  würdigen,  als  ihre 
Ko' os  ialität. 

Fast  bereuten  wir  daher,  nicht  in  Kiel  zurückgeblie- 
ben zu  sein,  wo  inzwischen  Stadtbaumeister  Martens 
die  wenigen  der  Kunst  Getreuen  auf  seinen  Bauten  um- 
hergeführt hatte,  doch  gewannen  wir  unter  Verzicht  auf 
einen  Theil  des  Mittagsmahles  auf  Wilhelminenhöhe,  bei 
dem  die  Gesellschaft  sich  wiederum  sehr  stark  zersplittert 
hatte,  am  Nachmittage  noch  einige  Stunden  der  Müsse, 
um  die  wichtigsten  dieser  Bauten,  deren  Photographien 
wir  bereits  auf  der  Ausstellung  architektonischer  Entwürfe 
in  Hamburg  gesehen  hatten,  und  die  wir  im  Zusammen- 
hänge mit  dieser  besprechen  wollen,  nun  auch  in  Wirk- 
lichkeit kennen  zu  lernet’. 

Zu  früh  leider  entführte  am  Abend  der  Extrazug  die 
Versammlung  aus  der  interessanten,  anregungsreichen  Stadt 
zurück  nach  Hamburg,  wo  sic  sich  still  auflöste,  um  ihre 
Mitglieder  nach  der  Heimath  zu  entlassen.  — F.  — 

(Fortsetzung  folgt.) 


Aborte  für  Eisenbahn- Stationen. 


Die  zweckmässige  Anlage  der  Aborte  auf  den  Eisen- 
bahnstationen ist  für  die  Bequemlichkeit  des  reisenden 
Publikums  von  so  grosser  Wichtigkeit,  dass  es  sich  leicht 
erklärt,  wenn  man  von  verschiedener  Seite  her  darauf 
Bedacht  genommen  hat,  die  bisherigen  Einrichtungen  der- 
selben zu  verbessern. 

Von  besonderer  Bedeutung  ist  die  Anordnung  der 
Abtritte  und  Pissoirs  auf  den  Zwischen-Stationen,  wo  die 
Züge  nur  kurze  Zeit  anlialten;  sie  müssen  deshalb  so  an- 
gelegt werden,  dass  die  Passagiere  sie  beim  Aussteigen 
sogleich  erblicken  können.  Man  findet  für  dieselben 
meistens  kleine  besondere  Gebäude  am  Perron  neben  dem 
Emplangsgebäude  angeordnet,  auf  kleineren  Stationen  auf 
einer,  auf  grösseren  zu  beiden  Seiten  des  Stationsgebäu- 
des. Die  folgenden  Figuren  stellen  einige  der  besseren 
Grundriss -Anordnungen  solcher  Abortsgebäude  in  y200 
der  natürlichen  Grösse  dar.  Dieselben  sind  die  Normal- 
pläne für  freistehende  Aborte  der  betreffenden  Bahnen. 

Figur  1,  von  der  Niederschlesisch -Märkischen  Bahn, 
ist  ein  massives  Gebäude,  in  dessen  Mitte  vier  Sitze  im 
Kreise  angeordnet  sind,  zwei  («)  für  Frauen,  zwei  ( b ) für 


Männer;  die  Scheidewände  sind  von  Holz.  Das  Pissoir 
ist  in  einem  Anbaue  c eingerichtet,  d eine  verdeckte  Oeff- 


Figur  1.  Figur  2. 


nung  zum  Ausbringen  der  Exkremente.  Das  Gebäude 
wird  durch  Oeffnungen  von  0,6 ™-  Höhe  und  0,3,n-  Breite, 
welche  oberhalb  der  Thür  ringsum  angebracht  sind,  ent- 
sprechend gelüftet  und  erleuchtet. 

Figur  2,  von  den  Sächsischen- Westlichen  Staatsbahnen, 
ist  aus  Fachwerk  mit  Bretterverschaalung  hergestellt,  aussen 


434 


geschmackvoll  dekorirt  und  wird 
nungen  über  den  Thiiren  gelüftet 
vier  Sitze  für  Frauen,  b zwei  für 
neun  Abtheilungen. 


durch  vergitterte  Oeff- 
und  beleuchtet,  a sind 
Männer,  c Pissoir  mit 


Figur  3. 


Figur  3,  von 
der  Bayrischen 
Ostbahn,  aus 
verschaaltem 
Fach  werk  mit 
vergitterten 
Luft-  und 
Lichtöffnungen 
über  den  Thü- 
ren.  Das  Ge- 
bäude ist  sehr 
elegant  einge- 
richtet. 

Figur  4,  massives  Gebäude  von  der  Oesterreichischen 
Staatseisenbahn.  Dasselbe  hat  im  Dache  und  an  zwei  Seiten 
Liiftungs-  Oeffnungen  , von  denen 
die  Seitenölfnungen  mit  Jalousien 
versehen  sind.  An  der  Bahnseite 
des  Gebäudes  sind  zwei  Tafeln  e,e 
angebracht  mit  der  Aufschrift  „Her- 
ren“ und  „Damen“,  diese  können 
transparent  beleuchtet  werden.  Ein 
Rohr  /•,  welches  bis  zum  Dache 
hinauf  geführt  ist,  dient  zur  Ven- 
tilation der  Grube. 

Figur  5,  massives  Abortsgebäude  von  der  Niederlän- 
dischen Staatsbahn.  Das  Pissoir  c mit  zehn  Abtheilungen 
liegt  in  der  Mitte.  Die  Sitze  sind  einzeln  durch  Thiiren 
von  aussen  zugänglich.  Die  Ventilation  wird  durch  Oeff- 
n ungen  im  Dache,  welche  mit  Jalousien  versehen  sind, 
bewirkt;  Licht  erhalten  die  Räume  durch  Fenster  über 
den  Thiiren. 


Figur  4. 


Figur  5.  Figur  6. 


Figur  6,  Abortgebäude  der  Main -Weser  Bahn,  aus 
Fachwerk  mit  Bretterverschaalung.  Die  Grube  wird  durch 
die  unausgefüllten  Räume  zwischen  der  Schaalung  der 
mittleren  Scheidewand,  welche  bis  über  das  Dach  hinauf- 
geführt ist,  ventilirt;  das  letztere  ist  von  der  Scheidewand 
nach  den  Eingängen  zu  geneigt.  Die  Lüftung  und  Be- 
leuchtung des  Gebäudes  geschieht  durch  X 1 vergitterte 
Oeffnungen  an  jeder  Breitseite  desselben. 

Hinsichtlich  der  Anzahl  der  Sitze  kommen  selten 
weniger  als  zwei  für  jedes  Geschlecht  vor;  angemessen 
scheint  es  jedenfalls  zu  sein,  dass  man  für  Frauen  mehre 
einrichtet  als  für  Männer,  wie  dies  auch  in  Figur  2 und  6 
geschehen  ist.  Die  Eingänge  für  Frauen  und  Männer  liegen 
am  zweckmässigsten  auf  entgegengesetzten  Seiten  des  Ge- 
bäudes, doch  so,  dass  der  Eingang  für  Frauen  von  den 
Bahnbeamten  überwacht  werden  kann;  die  Anordnung  der 
Eingänge  wie  in  Figur  3 scheint  nicht  passend  zu  sein. 

Um  die  Aborte  leichter  geruchlos  halten  zu  können, 
ist  es  empfehlenswerth  das  Pissoir  von  den  Abtritten  zu 
trennen,  etwa  wie  in  Figur  1,  und  für  gehörige.  Ventilation 
zu  sorgen,  wobei  natürlich  starke  Zugluft  in  den  Räumen 
vermieden  werden  muss.  Hauptbedingung  einer  zweck- 
mässigen Abortsanlage  ist  gute  Beleuchtung  aller  Räum- 
lichkeiten derselben,  sowohl  bei  Tage  wie  bei  Nacht:  „da- 
mit das  Publikum  nicht  aus  Misstrauen  zur  Unreinlichkeit 
verleitet  wird“,  wie  die  Direktion  der  Köln-Mindener  Bahn 
bei  Beantwortung  der  von  der  technischen  Kommission 
des  Vereins  deutscher  Eisenbahn -Verwaltungen  gestellten 
Frage  (Welche  Abtritte  und  Pissoirs  auf  den  Bahnhöfen 
haben  sich  bewährt?)  sehr  richtig  bemerkt. 

Bei  den  neueren  Pissoir-Einrichtungen  sind  die  Urin- 


rinnen meistens  im  Fussboden  angebracht  und  entweder 
aus  Sandstein,  Zement,  Asphalt  oder  Marmor  hergestellt; 
Zinkblech  und  Holz  bewähren  sich  schlecht  hierzu.  Sie 
haben  starkes  Gefälle,  theils  hach  einer  Richtung  hin, 
theils,  um  die  Rinne  horizontal  zu  legen  und  doch  darin 
ein  starkes  Gefälle  zu  ermöglichen,  von  mehren  Punkten 
nach  entgegengesetzten  Richtungen,  wo  dann  an  den  tiefsten 
Stellen  die  Abflussrohren  angebracht  sind.  Die  Fussböden 
der  Pissoirs  bestehen  grösstentheils  aus  möglichst  ebenem 
Ziegelpflaster  mit  einer  Asphaltdecke  und  haben  nach  der 
Urinrinne  zu  eine  Neigung  von  etwa  1 : 40.  Die  nach- 
stehenden Skizzen  geben  die  Einrichtung  einiger  neueren 
Pissoirs,  welche  sich  im  Gebrauche  gut  bewährt  haben; 
der  Maasstab  ist  der  natürlichen  Grösse. 

Figur  7,  von  der  Main -Weser  Bahn,  ohne  Abthei- 
lungswände; die  Urinrinne  und  Rückwand  bestehen  aus 
geschliffenem  Sandstein. 

Figur  8 und  9,  von  der  Kaiser  Ferdinands  Nordbahn, 
(Nordbahnhof  in  Wien),  ohne  Abtheilungswände;  die  Rück- 
wand ist  aus  Glasplatten  von  llmm-  Stärke,  0,65  m- Breite 
und  l,28m-  Höhe  hergestellt.  Oberhalb  dieser  Platten  ist  in 
der  Wand  eine  Rinne  aus  Zinkblech  angebracht,  die  durch 
Zuflussrohre  mit  Wasser  gefüllt  gehalten  wird;  das  über- 
fliessende  Wasser  reinigt  die  Glasplatten  und  die  Urinrinne. 
Die  Befestigung  der  Glasplatten  a,a  an  der  Mauer  ist  aus 
Figur  9 zu  ersehen ; dieselben  werden  durch  das  einge- 
mauerte Zinkblech  b,  welches  mit  Kitt  hinterstrichen  ist, 
festgehalten. 

Figur  7 bis  11. 


Figur  10,  von  der  badischen  Staatsbahn  (Bahnhof 
Karlsruhe).  Die  Abtheilungswände  (l  sowie  die  Rückwand 
e,  die  Urinrinne,  der  Vorsatz  c und  die  Fussplatten  / 
sind  aus  Portland-Zement  angefertigt  und  in  der  Fabrik 
bis  zum  Aufstellen  vollendet.  Die  Stände  sind  0,75m-  im 
Lichten  weit  und  durch  90 mm-  starke  und  0,45  m-  tief# 
Scheidewände  von  einander  getrennt.  Die  Urinrinne  ist 
von  der  Mitte  des  einen  Standes  nach  beiden  Seiten  zur 
Mitte  des  nächsten  Standes  ca.  1 : 40  geneigt  und  hat  an 
den  tiefsten  Stellen  Abflussrohre.  Der  Vorsatz  c ist  in 
der  Mitte  jedes  Standes  mit  einer  Durchlassöffnung  ver- 
sehen, damit  das  hinter  demselben  sich  etwa  ansammelnde 
Wasser  in  die  Urinrinne  gelangen  kann.  Um  den  Stand 
möglichst  trocken  zu  erhalten,  sind  die  elliptischen  Fuss- 
platten /'  von  0,25 ,n-  Breite  und  0,45 m-  Länge  in  den  Fuss- 
boden eingelegt  und  ragen  etwas  über  demselben  hervor. 
Das  Wasserzuflussrohr  r auf  der  Rückwand  e ist  nach 
unten  siebartig  durchbrochen,  so  dass  das  Wasser  an  der 
Rückwand  herunterstrahlt  und  diese  sowie  die  Urinrinne 
so  rein  hält,  dass  in  dem  Pissoir  selbst  in  den  heissesteu 
Tagen  kaum  ein  übler  Geruch  zu  bemerken  ist. 

Fig.  1 1,  v.  den  sächsischen-östlichen  Staatsbahnen  (Bahn- 
hof Dresden).  Die  Rückwand  g und  der  Vorsatz  c be- 
stehen aus  40 mm-  starken  Schieferplatten,  die  Abtheilungs- 
wände d ans  Holz.  Die  Urinrinne  o und  die  kannelirte 
Fussplatte  f sind  von  weissem  Marmor  und  geschliffen. 
Oberhalb  der  Rückwand  ist  auch  hier  eine  Wasserrinne 
/•  angebracht,  deren  Überfliessendes  Wasser  Rückwand  und 
Urinrinne  reinigt;  auch  wird  durch  ein  Rohr  von  r aus 
ein  beständiger  Wasserfluss  durch  die  Vertiefungen  der 
etwas  geneigten  Fussplatte  f geleitet. 

Figur  12,  von  der  hannoverschen  Staatsbahn.  Die 
Rückwand  und  die  Abtheilungswände  bestehen  aus  Schiefer 


435 


von  20 mm-  Stärke,  1,45  m-  Höhe  lind  0,58 m-  Breite  mit 
0,70m-  bis  0,85m-  weiten  Ständen.  Die  Abtheilungswände 
werden  durch  Einlassen  in  die  Rückwand  und  die  As- 
Figur  12,  13  und  14. 


phaltdecke  oder  durch  Eisenschienen  an  der  Rückwand 
befestigt.  Die  Urinrinne  erhält  ein  starkes  Längengefälle 
und  besteht  aus  Sandstein  oder  aus  einer  glatten  Ziegel- 
schicht mit  Asphaltüberzug;  Einmündungen  in  Kanallei- 
tungen werden  mit  Wasserverschluss  b versehen.  Wenn 
irgend  thunlich  wird  kontinuirliche  Wasserspülung  ein- 
gerichtet. 

Figur  13,  von  belgischen  Bahnen.  Dieselben  sind 
aus  Zinkblech.  Jeder  Stand  ist  mit  einem  Gitter  a ver- 
sehen und  hat  ein  zweckmässiges  Auffangeblech  b , welches 
den  Stand  vor  Nässe  schützt. 

Figur  14,  vom  Südbahnhofe  in  Wien.  Die  Rückwand 
besteht  aus  polirten  Marmorplatten,  der  Fussboden  aus 
Ziegelpflaster  mit  Asphaltschicht.  Die  Stände  ohne  Ab- 
theilungswände bestehen  aus  einem  Gitter  a , wodurch 
dieselben  stets  trocken  erhalten  werden. 

Auf  mehren  sächsischen  Bahnhöfen  (Bautzen,  Löbau 
etc.)  sind  in  den  Pissoirs  Porzellanschalen  angebracht,  die 
mit  einem  gemeinschaftlichen  Abflussrohre  in  Verbindung 
stehen  ; diese  sind  ihrer  Glätte  und  ihrer  weissen  Farbe 
wegen  leicht  rein  und  geruchlos  zu  halten  und  dürften 
sich  in  jeder  Hinsicht  als  zweckmässig  empfehlen. 

Zu  den  Abtheilungswänden,  welche  überall  in  den 
Pissoirs  angebracht  werden  sollten,  eignen  sich  am  besten 
geschliffene  Schieferplatten  von  ca.  20,nm  Stärke,  1 ,4  m-  Höhe 
und  0,5 m-  Breite;  zu  der  Rückwand  ebenfalls  Schiefer- 
oder Glasplatten.  Die  Stände  erhalten  zweckmässig  eine 
Weite  von  0,70  — 0,75 m-  Es  ist  sehr  zu  empfehlen,  die 
Rückwand  durch  kontinuirlichen  Wasserfluss  zu  reinigen, 
so,  dass  man  aus  einem  fein  durchlöcherten  Rohre  das 
Wasser  auf  die  Wand  strahlen  lässt,  wodurch  dieselbe 
besser  gereinigt  wird  als  durch  Ueberfliessen  des  Wassers 
aus  offenen  Rinnen. 


Figur  15,  16  und  17. 


Um  die  Abtrittsitze  vor  dem  Beschmutzen  zu  schützen 
hat  man  mancherlei  eigentümliche  Einrichtungen  getroffen, 
die  sich  aber  durchweg  als  unzwecknüissig  erwiesen  haben. 
Die  zweckmässigste  Einrichtung  in  dieser  Hinsicht  dürfte, 


wie  schon  angedeutet,  sein,  die  Sitze  bequem  einzurichten 
und  sauber  auszuführen,  die  Zellen  geräumig  und  luftig 
zu  machen  und  mit  reichlichem  Licht  zu  versorgen,  sowie 
dein  ganzen  Innern  eine  freundliche,  helle  Farbe  zu  geben. 
Als  geeignete  Dimensionen  der  Abtrittzellen  können  fol- 
gende empfohlen  werden: 

Breite  der  Zelle = 0,90  m- 

Tiefe  des  Sitzes — 0,50 m- 

Tiefe  der  Zelle  vor  dem  Sitze  = 0,70,n- 

Höhe  des  Sitzes = 0,47 m- 

Das  Sitzbrett  ist  horizontal  zu  legen  und  die  Sitz- 
öffnung oval  (nach  hinten  erweitert)  zu  machen , so  dass 
sie  0,06m-  vom  vordem  Rande  beginnt,  0,3 1 m-  lang  ist 
und  die  grösste  Breite  0,23 ,n-  beträgt.  In  jeder  Zelle  sind 
einige  Kleiderhaken  anzubringen.  Die  nächtliche  Beleuch- 
tung geschieht  sehr  zweckmässig  dadurch,  dass  man  für 
je  zwei  Zellen  eine  Laterne  in  geeigneter  Höhe  in  oder 
über  der  Scheidewand  der  Zellen  einrichtet. 

Die  Abtrittzellen  der  österreichischen  Staatsbahn, 
Figur  18,  sind  unten  mit  Fayence -Platten,  und  die  vom 

Südbahnhofe  in  Wien,  Figur 
15,  mit  Marmorplatten  a be- 
kleidet. Die  Sitze  für  Män- 
ner sind  hier  aus  Steinplatten 
gebildet,  was  jedoch  nicht 
zu  empfehlen  sein  dürfte,  da 
die  kalten  Sitze  leicht  zu 
Erkältungen  Anlass  geben 
können.  Im  Fussboden  der 
Zelle  Figur  15  ist  vor  dem 
Sitze  ein  geneigtes  Gitter  b 
angebracht,  während  die  Mar- 
morfussböden  der  Zellen  Fi- 
gur 18  muldenförmig  vertieft 
sind  und  an  der  tiefsten 
Stelle  zur  Ableitung  etwaiger  Nässe  durch 
kleine  Röhren  mit  dem  Kothrohre  in 
Verbindung  stehen.  Auch  diese  Einrich- 
tung dürfte  sich  nicht  empfehlen,  indem 
die  Verbindung  mit  dem  Kothrohre  ge- 
rade vor  dem  Sitze  einen  unangenehmen 
Geruch  verbreiten  muss. 


Figur  18. 


Figur  19. 


Sehr  wichtig  ist  die  Art  der  Abführung  der  Exkre- 
mente aus  den  Aborten  der  Eisenbahnstationen,  welche 
bisher  hauptsächlich  nach  drei  Methoden  geschah.  Ent- 
weder wurde  der  Unrath  in  Eimern  aufgefangen  und  täg- 
lich abgeführt,  oder  man  sammelte  denselben  in  grossen 
Gruben,  wobei  häufig  die  flüssigen  Stoffe  von  den  festen 
gestreunt  wurden,  was  zweckmässig  durch  Filter  aus  Eisen- 
stäben, wie  in  Figur  17  angedeutet,  zu  erreichen  ist.  Die 
dritte  Methode  besteht  darin,  dass  man  den  Unrath  durch 
Wasserspülung  mittelst  Rohrleitung  in  fliessende  Gewässer 
leitet.  Diese  letzte  Methode  ist  auf  Bahnhof  Danzig  (ho- 
hes Thor)  in  Anwendung  (Figur  17)  und  hat  sich  dort 
gut  bewährt;  sie  ist  gewiss  die  reinlichste  und  geruch- 
loseste, aber  auch  die  kostspieligste  Art  der  Abführung 
und  nur  da  anwendbar,  wo  fliessende  Gewässer  sind").  Die 
zweite  Methode,  die  Exkremente  in  Gruben  aufzubewahren, 
wird  dadurch  lästig,  dass  die  Masse  in  Gährung  geräth 
und  übelriechende  Dünste  aufsteigen  lässt,  besonders  dann, 
wenn  die  Grube  entleert  wird.  Die  erste  Methode  ist  bei 
zweckmässiger  Einrichtung  wohl  die  empfehlenswertheste, 
nämlich  wenn  die  Eimer  durch  dicht  verschliessbare 
eiserne  Kasten,  welche  mit  Rädern  zum  Fahren  versehen 
sind,  ersetzt  werden.  Man  kann  dann  den  Inhalt  der 
Kasten  entweder  direkt  an  Unternehmer  verkaufen  oder 
an  der  Stelle  der  Bahnstrecke  eine  Grube  für  den  Dünger 
anlegen,  wo  derselbe  leicht  und  am  besten  verwerthet 
werden  kann  und  wohin  die  Exkremente  von  mehren 
Stationen  transportirt  werden.  Die  hierdurch  entstehen- 


*)  Diese  Einrichtung  findet  man  in  den  Referaten  zur  Beant- 
wortung der  von  der  technischen  Kommission  zur  IV.  Versamm- 
lung des  Vereins  deutscher  Eisenbahntechniker  gestellten  Fragen 
sehr  speziell  abgebildet.  Dieses  sehr  nützliche  Werk  wird  dem- 
nächst als  III.  Supplement-Band  des  Organs  für  die  Fortschritte 
des  Eisenbahnwesens  auch  im  Buchhandel  (Kreidel’s  Verlag  in 
Wiesbaden)  erscheinen. 


436 


den  Unkosten  werden  gewiss  reichlich  durch  den  ver- 
kauften Dünger  gedeckt.  Derartige  Kasten  haben  sich 
auf  dem  Bahnhofe  Würzburg  (Bayrische  Staatsbahn)  that- 
sächlich  sehr  gut  bewährt. 

Die  üblen  Dünste,  welche  aus  den  Unrathbehältern 
durch  die  Abfallrohre  der  Sitze  in  die  Abtrittszellen  auf- 
steigen, hat  man  durch  verschiedene  Mittel  abzuhalten 
gesucht;  bei  der  hannoverschen  Staatsbahn  z.  B.  durch 
Wasserverschluss  und  durch  Ventilation  der  Abfallrohre, 
wie  Figur  16  zeigt.  Das  wirksamste  Mittel  in  dieser  Art 


dürfte  jedoch  sein,  dass  man  die  Abfallrohre  unten  mit 
einer  Klappe  aus  Glas,  Porzellan  oder  emaillirtem  Eisen- 
blech versieht.  Diese  Klappe  wird  durch  ein  leichtes 
Gegengewicht  geschlossen  gehalten  und  öffnet  sich  durch 
das  Darauffallen  der  Exkremente,  die  nun  abgleiten,  worauf 
die  Klappe  sich  wieder  erhebt  und  anschliesst.  Solche 
Abtritts -Einrichtungen  waren  in  Paris  ausgestellt  und 
sollen  sich  mehrfach  gut  bewährt  haben. 

Hannover.  L.  Klasen. 


Ueber  Ausfugcn  von 


Ziegel -Rohbauten. 


Breymann  (Allg.  Bau  - Konstruktionslehre  Thl.  I.  S.  166) 
sagt  in  Bezug  auf  Ausfugen  : 

Der  bei  dem  Mauern  gebrauchte  Mörtel  ist  aus  den  Fugen 
mit  einem  spitzen  und  scharfen  Eisen  bis  wenigstens  auf  1" 
Tiefe  zu  entfernen,  dann  die  Fuge  gut  vom  Staub  zn  reinigen 
und  förmlich  auszuwaschen  , hierauf  der  mehr  oder  weniger 
hydraulische  (Fugen-)  Mörtel  mit  kleinen  passenden  Kellen 
einzustreichen  und  zuletzt  mit  einem  eigens  dazu  geformten 
F'ugeneisen  so  lange  zu  bearbeiten  bis  er  ganz  poliert  er- 
scheint. 

Aus  eigener  Erfahrung  müssen  wir  das  Reinigen  der 
Mauerfugen  mit  eisernen  In- 
strumenten ganz  entschieden  ver- 
werfen, — weil  das  Eisen  die 
Steiukanten  zu  sehr  glättet, 
also  der  einzubringende  Fugen- 
mörtel weniger  guthaftet,  — und 
haben  wir  stets  dazu  in  neben- 
stehend skizzirter  Form  ge- 
schnittene Holzstäbchen,  der  Stärke  der  Fugen  entsprechend, 
mit  bestem  Flrfolg  verwendet. 

Mit  dem  starken  Reiben  (Polieren)  der  Fugen  sind  wir 
ferner  ebenfalls  nicht  einverstanden,  weil  n.  E.  dadurch  dem 
Mörtel  zu  schnell  das  Wasser  entzogen  wird,  seine  Güte  also 
mehr  oder  weniger  leiden  dürfte,  da  auch  bei  Kalkmörtel*) 
ein  gewisser  Theil  Wasser  zum  Erhärten  nothwendig  ist;  — 
ausserdem  scheint  uns  ein  Reinigen  der  Fugen  etwa  bis  zur 
Hälfte  der  angegebenen  Tiefe  von  1“  vollständig  hinreichend 
zu  sein. 

Eine  andere  Methode  auszufugen  ist  bei  den  ganz  vor- 
züglich ausgeführten  Rohbauten  der  grossen  Eisenbahnbrücke 
über  die  Weichsel  bei  Dirscliau  angewendet,**)  wo  nach  jedes- 
maligem Aufmauern  von  4 — 5 Schichten  sofort  das  Ausfugen 
( mit  Zement)  vorgeuommeu  wurde,  also  ehe  der  Mörtel  in  den 
Fugen  erhärtet  war,  und  so,  dass  Schmutzflecke  noch  abge- 
wischt werden  konnten,  bevor  sie  trockneten.  Zum  Aus-  und 
Abwischen  der  aufgekratzten  Fugen  bediente  man  sich  des 
Werges. 

Bei  dieser  Art  und  Weise  hat  der  Maurer  zwar  zwei 
verschiedene  Arbeiten  in  unmittelbarem  Wechsel  vorzunehmen, 
es  wird  jedoch  der  Vortheil  erreicht,  dass  das  Ausfugen  gleich 
auf  derselben  Rüstung  und  zwar  bevor  der  zum  Mauern  ver- 
wendete Mörtel  erhärtet,  geschieht,  der  Fugenmörtel  also  sich 
noch  mit  dem  im  frischen  Zustande  befindlichen  inneren  Mörtel 
besser  verbinden  kann. 

ln  den  meisten  Fällen  dürfte  es  sich  jedoch  zur  Förderung 
der  Arbeit  und  einer  grösseren  Sauberkeit  des  Mauerwerks 
wegen  empfehlen,  nach  Vollendung  des  Mauerns  von  oben  her- 
unter mit  dem  Auskratzen  der  Fugen,  Reinigen  und  Ab- 
waschen, und  dann  erst  mit  dem  Ausfugen  selbst  zu  beginnen. 

Das  Fcuchthalten  ***)  und  demnächstige  Begiessen  der 
Fuguug  ist  durchaus  nothwendig,  wenn  die  Fügung  dem 
Wechsel  der  Temperatur  widerstehen,  nicht  abblättern  oder 
rissig  werden  soll. 

Zum  Fugenmörtel  Zement  zu  nehmen,  ist  im  Allgemeinen 
nicht  zu  empfehlen,  weil  derselbe  zu  rasch  bindet.  Es  ist 
kaum  ausführbar,  zur  Zeit  stets  nur  so  wenig  anzumachen,  als 
bis  zum  Binden  verbraucht  werden  kann;  in  der  Regel  wird 
daher  der  Bindungsprozess  durch  Umrühren  gestört  und  also 
eigentlich  abgebundener  Zement  verwendet,  der  aber  bekannt- 
lich hinsichtlich  der  Haltbarkeit  nicht  viel  besser  als  Lehm 
ist.  Es  ist  daher  erklärlich,  wenn  schon  nach  dem  ersten 
Winter  solche  Zementfugungen  sehr  zerstört  erscheinen,  f) 

*)  Brey  mann  a.  a.  0.  S.  22. 

**)  Fleischingcr  und  Becker:  Systematische  Darstellung  der 
Bau-Konstruktionen,  I.  Abthl.:  Der  Rohbau,  S.  13  u.  ff. 

***)  Fleischinger  und  Becker  a.  a.  O.  S.  14. 
f)  Förster:  Allgem.  Bauzeitung,  1851,  im  Artikel:  Die  Eisen- 
bahnen im  Königreich  Hannover,  von  Funk  und  Debo,  Abschnitt: 
Fügung  der  äusseren  Mauerflächen,  S.  262. 


Als  Zusatz  zu  gefärbtem  Fugenmörtel  ist  ebenso  wenig 
viel  Frankfurter  Schwarz  als  Zement  zu  nehmen,  da  in  bei- 
den Fällen  ein  schimmliger  Ausschlag  entsteht,  der  zwar  mit 
der  Zeit  — namentlich  an  den  Wetterseiten  — mehr  oder 
weniger  verschwindet,  aber  niemals  gänzlich  beseitigt  wer- 
den kann. 

Um  die  einzelnen  Fugen  dunkler  zu  erhalten,  werden  die- 
selben mit  der  Fugenkelle  (vulgo  Brenneisen)  gerieben  (ge- 
brannt), — das  Resultat  ist  aber  meist  so  ungleich,  dass  dies 
Verfahren  bei  besseren  Ausführungen  nicht  empfohlen  wer- 
den darf. 

Um  die  grelle  Farbe  der  Fugen  (namentlich  bei  rothen 
Verblendsteinen)  unter  Verwendung  von  gewöhnlichem  Kalk- 
mörtel, dessen  Saud  zu  blendend  weiss  ist,  zu  dämpfen,  wird 
häufig  ein  Theil  des  Sandes  durch  Ziegelmehl  ersetzt  oder 
nur  solches  statt  des  Sandes  genommen,  wodurch  der  Mörtel 
gleichzeitig  hydraulische  Eigenschaften  erhält  und  sehr  fest  wird. 

Beim  Bau  der  Synagoge  in  der  Oranienburger  Strasse  zu 
Berlin  (in  gelben  Verblendsteinen)  ist  der  Fugenmörtel  mit 
Umbra  gefärbt  und  dadurch  ein  dunkelbrauner  warmer  Ton 
erzielt  worden;  — bei  dem  Rathhausbau  hierselbst,  dessen 
äussere  Fronten  mit  dunkelrothen  Ziegeln  von  Augustin  in 
Lauban  verblendet  sind,  ist  ein  sehr  harmonisch  wirkender 
Fugenmörtel  zur  Verwendung  gekommen,  gemischt  aus  Kalk- 
mörtel mit  sehr  wenig  Caput  mortuum  (weil  dasselbe  violett 
macht)  und  mehr  englisch  Roth,  ohne  Zusatz  von  Frankfurter 
Schwarz;  derselbe  ist  sehr  hart  geworden,  wahrscheinlich  eine 
F'olge  des  vielen  Eisenoxyds. 

Der  ursprüngliche  Kalkmörtel  darf  vor  dem  Färben  nicht 
zu  fett  sein,  weil  dann  die  Oberfläche  vielfache  Risse  erhält, 
auch  die  Verbindung  mit  den  Steinen  eine  mangelhafte  wrird. 

Prinzipiell  dürfte  übrigens  jedes  spätere  Ausfugen  — 
weil  der  Fugenmörtel  mit  dem  zum  Mauern  verwendeten  sich 
meistens  nicht  innig  genug  verbindet  — zu  verwerfen  sein;  — 
so  viel  uns  bekannt,  sind  die  Ziegelbauten  des  Mittelalters  fast 
durchgängig  gleich  vollfugig  gemauert,  also  nicht  später  aus- 
gefugt , im  Aeusseren  auch  kein  besonders  gefärbter  Mörtel 
angeweudet  worden,  und  in  Bezug  auf  einheitliche  \\  irkuug 
dürften  dieselben  unseren  modernen  Bauten  wohl  nicht  nach- 
gestellt werden  können. 

Bei  der  in  vortrefflicher  Technik  (in  gelben  Verblend- 
steineu)  ausgeführten  Villa  March  zu  Charlottenburg  (confr. 
So.  29  d.  Bl.)  hat  ein  nachträgliches  Ausfugen  ebenfalls  nicht 
stattgefunden.  — H.  — 


Wir  geben  im  Anschlüsse  an  diesen  Artikel  eine  Notiz, 
welche  uns  — durch  die  von  demselben  Verfasser  herriihreude 
Auskunft  im  Briefkasten  u.  letzt.  N.  veranlasst  — Hr.  oau- 
meister  Vogdt  zu  Pr.  Friedland  zugehen  lässt,  und  richten 
hierbei  an  alle  unsere  Leser  wiederholt  die  Bitte,  ähnliche 
Veranlassungen  zum  Austausche  gegenseitiger  Erfahrungen 
soviel  wie  möglich  zu  benutzen,  da  die  Zwecke  unserer  Zei- 
tung kaum  wirksamer  gefordert  werden  können,  als  gerade 
auf  solche  Weise.  Hr.  Vogdt  schreibt: 

Ich  erlaube  mir  die  Mittheilung,  dass  ich  nach  viellachen 
Versuchen,  Kalkmörtel  zu  färben,  den  im  Handel  unter  der 
Bezeichnung  -Falschblei“  oder  „Bleierz“  vorkommenden  Gra- 
phit als  den  geeignetsten  Zusatz  zur  Erzeugung  einer 
schwarzen  Färbung  gefuuden  habe.  Derselbe  wird  in  Essig 
aufgelöst  dem  Mörtel  zugesetzt  und  erzeugt  dann  eine  ganz 
gleichmässige , bis  zum  tiefsten  Schwarz  zu  steigernde  Färbung 
desselben.  Eine  vorzügliche  F'arbe  zur  rothen  Färbung  des 
Mörtels  ist  rothe  Eisenmennige.  Ich  habe  diese  Farbe  unter 
dem  angegebenen  Namen  nur  bei  M.  Breidenbach  in 
Bromberg  erlangen  können,  während  ich  dieselbe  durch 
schriftliche  Anfrauen  in  den  grössten  Farbe -Handlungen  von 
Berlin,  Stettin  und  Dauzig  vergeblich  gesucht  habe.  Es  wäre 
mir  interessant,  zu  erfahren,  ob  diese  harbe  noch  unter 


437 


einem  anderen  Namen  bekannt  ist.  Ein  geringer  Zusatz 
dieser  Farbe  giebt  dein  Mörtel  einen  intensiv  rothen  Ion  und 
der  starke  Eisengehalt  derselben  erhöht  die  Festigkeit  des 
Mörtels.  Verzierungen,  von  rothen  Ziegeln  ausgeführt,  er- 
halten durch  das  Verstreichen  der  Fugen  mit  derartig  ge- 
färbtem Mörtel  eine  vorzügliche  Ruhe  und  Klarheit. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Hannover.  — 

Die  erste  Versammlung  nach  Beendigung  der  Sommerferien 
war,  wegen  der  vom  1.  bis  4.  September  c.  in  Hamburg  statt- 
findenden XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  In- 
genieure, vom  2.  September  auf  Mitwoch  den  9.  September 
verlegt  worden,  Sie  war  nur  gering  besucht,  so  dass  anfäng- 
lich die  statutenmiissig  zur  Abstimmung  über  die  Aufnahme 
neuer  Mitglieder  erforderliche  Stimmenzahl  nicht  vorhanden 
war.  Architekt  Go  etze  hatte  es  übernommen  in  dieser  Ver- 
sammlung über  die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten 
und  Ingenieure  zu  referiren,  war  aber  von  dort  noch  nicht 
zurückgekehrt.  An  Stelle  dieses  Referats  gaben  Herr  Bau- 
inspektor Köp  k e und  Herr  Architekt  Schultz  Mittheilungen 
über  jene  Versammlung,  ersterer  bezüglich  des  Ingenieurfaches, 
letzterer  bezüglich  der  Resultate,  welche  zur  Einführung 
gleichmilssiger  Grundsätze  betreffs  des  Honorars  für  baukünst- 
lerische Arbeiten  erzielt  worden  sind.  Die  deutsche  Bauzei- 
tung giebt  über  jene  Versammlung  bereits  so  eingehende 
Mittheilungeu,  dass  ich  mich  näheren  Berichts  überhoben  er- 
achte. 

Während  der  Vorträge  hatten  sich  noch  einige  Mitglieder 
eingefunden,  so  dass  die  Aufnahme  mehrer  neuer  Mitglieder 
schliesslich  noch  vorgeuommen  werden  konnte. 

n. 


Architekten-Verein  zu  Berlin.  Haupt -Versammlung  am 
3.  Oktober  18G8.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  anwesend 
93  Mitglieder. 

Neben  der  Aufnahme  der  Hrn.  Bruhn , Fenner, 
Kunze,  Steinfeld  und  Varnhagen  beschäftigte  den  Ver- 
ein zunächst  die  Entscheidung  der  Monats  - Konkurrenzen  aus 
dem  Monat  September. 

Das  Referat  über  die  einzige  Lösung  der  Aufgabe  aus  dem 
Gebiete  des  Ingenieurwesens  (Wehr-Anlage  in  einem  Ge- 
birgsbache) erstattete  Hr.  Hübbe.  Derselbe  entwickelte  zu- 
nächst in  eingehender  Weise  die  in  der  Aufgabe  enthaltenen 
Bedingungen  und  zeigte,  wie  durch  eine  Kette  ineinander 
greifender  Folgerungen  aus  den  wenigen  Angaben  derselben 
doch  eine  grosse  Anzahl  von  Momenten  zu  ihrer  Lösung 
hätte  gefunden  werden  können.  Der  Verfasser,  der  zunächst 
durch  eine  zu  strikte,  ohne  Kritik  geschehene  Anwendung 
der  von  Eytelwein  angegebenen  Formel  zu  unpassenden 
und  unwahrscheinlichen  Voraussetzungen  in  Betreff  der  von 
dem  Gebirgsbache  geführten  Wassermengen  gelangt  sei,  habe 
ferner  auch  darin  geirrt,  dass  er  die  Unterschiede  der  mitt- 
leren Wassertiefen  denen  der  betreffenden  Wasserstände 
gleich  gesetzt  habe.  So  habe  er  die  eigentliche  Pointe  jeder 
Wehranlage,  das  Wehr  nicht  hoher  zu  machen,  als  unum- 
gänglich nöthig,  um  das  Hochwasser  so  wenig  wie  möglich 
aufzustauen,  verkannt  und  ein  Werk  konstruirt,  das  den 
Hochwasserspiegel  im  Gegentheil  sehr  beträchtlich  erhöhen 
müsse.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  erklärte  Hr.  Hübbe 
die  Lösung  der  Aufgabe,  trotzdem  die  gewählten  Konstruk- 
tionen im  Einzelnen  zu  billigen  seien  und  die  Berechnungen 
au  sieh  Anerkennung  verdienten,  für  nicht  gelungen.  Der 
Verein  trat  diesem  Urtheile  bei  und  beschloss  der  Arbeit 
kein  Andenken  zu  ertheilen. 

Die  Aufgabe  aus  dem  Gebiete  des  Hochbaus  — (Unter- 
fahrt eines  öffentlichen  Gebäudes  in  Ziegelrohbau  mit  An- 
wendung von  Terrakotten,  im  Sinne  der  Tektonik  durchzu- 
bilden) — hatte  zwei  Bearbeitungen  gefunden,  welche  Hr. 
Ende  einer  Beurtheilung  unterwarf.  Die  eine  Arbeit  mit 
dem  Motto  „Dante“  habe  sich  an  die  Muster  der  norditalie- 
nischen Backsteinarchitektur  angelehnt  und  zeige  grosses  Ge- 
fühl für  schöne  Verhältnisse  und  Formen  bei  vorzüglicher 
Darstellung.  Doch  könne  nicht  geläugnet  werden,  dass  diese 
Lösung  vorwiegend  dekorativ  sei.  Während  bei  den  besten 
Monumenten  des  Backsteinbaus  in  Italien,  wie  in  Deutsch- 
land die  eigentlich  konstruktiven  Theile  stets  aus  wirklichen 
Backsteinen  im  annähernden  Format  gewöhnlicher  Ziegel  ge- 
bildet seien  und  die  Terrakotten  meist  nur  in  Form  von 
Füllungen  auftreten,  habe  der  Verfasser  die  verhältnissmässig 
grösste  Schwierigkeit,  die  Bildung  der  Backsteinstützen  um- 
gangen, indem  er  der  Aufgabe  zuwider  Säulen  von  Stein 
anwendete,  und  die  Terrakotten  in  Form  dünner  Platten  zur 


Verblendung  konstruktiver  Theile  (der  Bögen)  benutzt.  Auch 
die  Bildung  des  Arehitravs  aus  grossen  Thonblöcken,  die  8" 
auskragen,  sei  im  Sinne  der  Aufgabe  jedenfalls  zu  verwerfen, 
trotzdem  solche  und  ähnliche  Konstruktionen , durch  die 
Leistungsfähigkeit  der  neueren  Thonwaaren  - Industrie  veran- 
lasst, gegenwärtig  leider  häufig  genug  seien.  — Dem  gegen- 
über zeige  die  zweite  Arbeit  mit  dem  Motto  „Thon“,  trotz- 
dem sie  in  der  Zeichnung  und  der  ästhetischen  Komposition 
weit  hinter  der  ersten  zurücksteht,  ein  entschieden  grösseres 
Verständniss  der  Backsteintechnik  und  eine  konstruktiv  ge- 
lungenere Lösung  der  Aufgabe.  — Der  Verein  ertheilte  dieser 
zweiten  Arbeit,  als  deren  Verfasser  sich  Hr.  Schlug  ergab, 
den  Preis. 

Der  Vorsitzende  brachte  hierauf  zur  Sprache,  in  welcher 
Weise  eine  Vorlage  für  die  im  neuen  Statut  vorgesehene 
Geschäftsordnung,  deren  Inhalt  in  dem  ersten  Entwürfe 
des  Statuts  nur  andeutungsweise  angegeben  ist,  beschallt 
werden  solle.  Es  wurde  beschlossen  für  jede  Unterabtheilung 
derselben  einen  besonderen  Referenten  zu  erwählen,  der  einen 
entsprechenden  Entwurf  bis  zur  nächsten  Haupt -Versammlung 
liefern  solle;  die  Redaktion  dieser  einzelnen  Abtheilungeu 
und  ihre  Zusammenstellung  zu  einem  einheitlichen  Ganzen, 
das  demnächst  der  Genehmigung  des  Vereins  zu  unterbreiten 
ist,  soll  dem  auf  Grund  des  neuen  Statuts  neu  zu  wählenden 
Vorstande  überlassen  bleiben.  Zu  Referenten  wurden  ernannt 
die  Hrn. : Adler,  Boeckmann,  Ende,  Goebbels,  Holliu, 
Knoblauch,  K y 1 1 m a n n , Röder,  Schwatlo,  S C h w e d l e r . 

Die  Anfrage  eines  in  Nord -Amerika  konstituirten  Ivo- 
mites , das  sich  die  Errichtung  eines  Denkmals  für  den  dort 
verstorbenen  Erfinder  der  Schiffsschraube,  den  Oestreicher 
Ressel,  zum  Zweck  gesetzt  hat,  ob  der  Verein  sich  au  einer 
Agitation  und  an  Geldbeiträgen  für  diesen  Zweck  betheiligen 
wolle,  wurde  nach  einem  zur  Vorlesung  kommenden  schrift- 
lichen Referate  des  Hrn.  Hübbe,  „ad  acta“  gelegt,  weil  in 
den  übersandten  Schriftstücken  mehre  auffallende  Widersprüche 
sich  zeigen  und  die  Persönlichkeiten  des  Komites  nicht  legi- 
timirt  sind,  auch  wohl  weil  die  Angelegenheit  selbst  dem 
spezifischen  Interesse  des  Vereins  nicht  nahe  genug  steht. 

Von  den  Fragebeautwortungen  erwähnen  wir  eine  Aus- 
kunft des  Hrn.  Römer,  dass  die  Forderung  feuersicherer 
Konstruktionen  im  Programm  der  diesmaligen  Schinkelfest- 
Aufgabe  im  Hochbau  nicht  etwa  ausschliesslich  gewölbte 
Räume,  eiserne  Dachstühle  etc.  bediuge,  sondern  nur  die  ge- 
wöhnlichen Erfordernisse  der  Feuer -Baupolizei  voraussetze. 
Hr.  R.  Neu  mann  theilte  mit,  dass  von  Seiten  der  Berliner 
Baupolizeibehörde  für  die  Deckenkonstruktionen  gewöhnlicher 
Wohnhäuser  etc.  einschliesslich  der  Nutzlast  Belastungen  von 
100  Pfd.  pro  Q'  angenommen  würden,  bei  gewölbten  Räumen, 
über  die  gefahren  würde,  Belastungen  von  150  Pfd.  pro  I I'. 
Für  Speicher  sei  in  jedem  einzelnen  Falle  der  Zweck  und  die 
beabsichtigte  Höhe  der  Schüttung  maassgebend.  Bei  Getreide- 
Speichern  werde  pro  Q'  und  je  1'  Schüttungshöhe  eine  Be- 
lastung von  50  bis  60  Pfd.  angenommen,  jedoch  mit  Rück- 
sicht auf  die  oft  ungleiche  Belastung  jedesmal  1 Fuss  Schüt- 
tungsliöhe  mehr  als  in  Wirklichkeit  beabsichtigt  sei.  Alle 
diese  Annahmen  beruhten  übrigens  keineswegs  auf  einer  be- 
stimmten unabänderlich  feststehenden  Verordnung,  sondern 
hätten  sich  nur  in  der  Praxis  horausgebildet. 

Hr.  Mellin  ergänzte  schliesslich  eine  in  der  letzten  Ver- 
sammlung gestellte  Frage  durch  einige  Mitt  leiluugen  über 
„ Velocipeden“,  die  er  vor  kurzer  Zeit  in  München  näher 
kennen  gelernt  hat.  Es  giebt  deren  mehre  Arten;  die  ge- 
bräuchlichste besteht  aus  zwei  hintereinander  stehenden,  oben 
durch  eine  Art  Sattel,  auf  dem  der  Fahrende  sitzt,  yerbun- 
denou  Rädern.  Die  Bewegung  erfolgt  durch  eine  am  Vorderrade 
befindliche,  mit  den  Füssen  getretene  Kurbel  von  bedeutendem 
Ausschlage  uud  kommt  der  eines  Pferdes  im  starken  Trabe  an 
Geschwindigkeit  durchaus  gleich.  Der  Gebrauch  derselben 
erfordert  eine  nur  durch  Hebung  zu  erlangende  grosse  Ge- 
schicklichkeit uud  ist  namentlich  bei  allen  (durch  Verstellen 
des  Vorderrades  erfolgenden)  Wendungen  nicht  ungefährlich, 
da  der  Fahrende  so  hoch  sitzt,  dass  er  die  Erde  mit  den 
Füssen  nicht  erreichen  kann.  Velocipeden  können  jedenfalls 
nur  auf  chaussirten  Strassen  und  in  ganz  ebenem  Terrain  be- 
nutzt werden,  doch  werden  sie  eine  wirkliche  Bedeutung  und 
eiue  ernstliche  Anwenduug  wohl  kaum  erlangen;  als  Spielerei 
sind  sie  schon  seit  mindestens  20  Jahren  bekannt. 


Vermischtes. 

Das  von  den  deutschen  Wander-Versammlnngen  des  dies- 
maligen Monats  September  gelieferte  Material  ist  so  gross, 
dass  wir  uuseru  Lesern  nur  allmälig  das  für  unser  Fach  In- 
teressanteste daraus  mittheilen  können. 


438 


Wir  tragen  heute  zuerst  noch  die  wichtigsten  Beschlüsse 
nach,  welche  von  der  Haupt-Versammlung  des  Vereins  deut- 
scher Ingenieure,  die  in  den  ersten  Tagen  des  September 
zu  Düssei  dorf  stattfand,  gefasst  wurden. 

I.  In  Betreff  neuer  Untersuchungen  über  die  Ursachen 
der  Dampfkessel- Explosionen  wurde  beschlossen: 

a)  Die  Vornahme  umfassender  Versuche  über  die  Ursachen 
der  Explosion  von  Dampfkesseln  ist  im  Interesse  der  ge- 
sammten  Industrie  dringend  erforderlich. 

b)  Es  soll  durch  den  Vorstand  eine  allgemeine  Agitation  zur 
Aufbringung  ausreichender  Geldmittel  für  die  Versuche 
eingeleitet  werden. 

c)  Der  Vorstand  wird  ermächtigt  einen  aus  geeigneten  Kräften 
bestehenden  Ausschuss  zu  bilden,  welchem  die  Verfügung 
über  die  einkommenden  Gelder,  sowie  Bestimmung  über 
die  Art  und  Reihenfolge  der  Versuche  unter  Vorbehalt 
der  Zustimmung  des  Vorstandes  anheimgegeben  werden  soll. 

II.  In  Erwägung,  dass  die  von  manchen  Gesetzgebungen 
in  den  Regulativen  für  Dampfkesselanlagen  vorgeschriebeue 
Anbringung  eines  offenen  Qu  ecks  i Iber  - M a n ome  ter  s in 
keiner  Weise  dem  vorgesehenen  Zweck  entspricht,  indem 
diese  Instrumente  wegen  ihrer  Unbeholfenheit  die  Beobachtung 
der  statttindendeu  Dampfspannung  nur  erschweren,  wegen  ihrer 
häufigen  Reparaturbedürftigkeit  dieselbe  sogar  oft  ganz  un- 
möglich machen,  auch  keineswegs  eine  Garantie  gegen  ab- 
sichtliche und  unabsichtliche  Täuschungen  bieten,  also  auch 
keineswegs  ein  sicheres  Mittel  zur  Koutrole  geben,  war  bean- 
tragt und  wurde  auch  nach  längerer  Diskussion  einstimmig 
beschlossen  : 

„Der  Verein  deutscher  Ingenieure  möge  geeignete 
Schritte  thun,  um  auf  die  endliche  Abschaffung  dieser  Be- 
stimmung hinzuwirken.“ 

Motive.  Thatsächlich  werden  bei  allen  guten  Dampt- 
kesselanlagen  neue  Feder  - Manometer  zur  Bestimmung  der 
Spannung  benutzt,  die  vorhandenen  Quecksilber-Manometer 
spielen  eine  zwecklose  Statistenrolle.  Die  Zuverlässigkeit 
der  Feder-Manometer  ist  hinreichend  erprobt,  sie  bieten  die 
Möglichkeit  für  eine  in  der  Praxis  durchaus  hinreichend 
genaue  Kontrole,  ohne  sich  zu  absichtlichen  Täuschungen 
missbrauchen  zu  lassen,  und  gestatten  endlich  für  die  Dampf- 
maschine eine  Anwendung  von  höheren  Spannungen,  die 
vor  der  Hand,  so  lange  offene  Quecksilber- Manometer  ge- 
setzlich vorgeschrieben  sind,  bei  uusern  gewöhnlichen  sta- 
tionären Maschinen  nicht  praktisch  nutzbar  gemacht  werden 
können,  während  sie  sich  z.  B.  bei  Lokomotiven  als  ökono- 
misch und  vortheilhaft  in  jeder  Hinsicht  bewährt  haben. 

Ein  Zusatz- Antrag,  die  gesammte  Dampfkessel- Gesetz- 
gebung einer  Revision  zu  unterziehen,  wurde  dem  Vorstände 
zu  näherer  Erwägung  auheimgegeben. 

III.  Die  Frage,  wie  sich  der  deutsche  Ingenieur -Verein 
zur  Patent-Gesetzgebung  zu  verhalten  habe,  gab  zu  fol- 
genden Vorschlägen  Veranlassung. 

1.  Durch  eine  aus  den  Mitgliedern  des  deutschen  Ingenieur- 
Vereins  gewählte  Kommission  das  vorhandene  Material  zu 
sichten  und  eine  Denkschrift  anzufertigen,  welche  dem 
Ministerium,  dem  Bundeskanzler  und  denjenigen  einzelnen 
Abgeordneten , welche  durch  ihre  Parteistellung  in  der 
Kammer  eine  Rolle  spielen,  vorgelegt  werden  soll; 

2.  durch  die  Presse  in  der  Angelegenheit  zu  wirken. 

Der  erste  Antrag  wird  einstimmig  angenommen , der 
zweite  gleichfalls  mit  der  Ausdehnung,  der  betreffenden  Kom- 
mission 500  Rthlr.  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Als  Ort  für  die  im  Jahre  1S69  abzuhaltende  Haupt -Ver- 
sammlung des  Vereins  deutscher  Ingenieure  wurde  Stettin 
gewählt.  — — 

Eine  besonders  erfolgreiche  Thätigkeit  entwickelten  in 
diesem  Jahre  die  deutschen  Archäologen,  denen  nicht  nur 
eine,  sondern  zwei  Versammlungen  oblagen. 

Die  erste  derselben,  der  II.  internationale  Kongress 
für  Geschichte  und  Alte  rth  umskunde,  tagte  vom  1 3.  bis 
21.  September  zu  Bonn.  Einflussreiche  Unterstützung  war 
demselben  zu  Theil  geworden.  Die  Preussische  Regierung 
hatte  einen  Geldbeitrag  gewährt  uud  mehre  ihrer  ersten  Be- 
amten dazu  entsendet;  fürstliche  Persönlichkeiten  sowohl 
(Kaiser  Napoleon,  der  Herzog  von  Koburg,  der  I ürst  von 
Hohenzollern)  wie  die  Domkapitel  von  Trier,  Limburg  und 
Aachen,  die  Rheinischen  Städte  und  Vereine  hatten  die  kost- 
barsten Gegenstände  ihrer  Sammlungen  zu  einer  Ausstellung 
geliehen,  die  unter  diesen  Umständen  ausserordentlich  reich  und 
interessant  werden  musste.  Die  lebhafte  Betheiligung  nam- 
hafter Kunstforscher  und  Gelehrter  aus  verschiedenen  Ländern 
Europas  eudlieh  trat  hinzu,  um  den  iiusscrn  \ erlaut  des 
Kongresses  zu  einem  höchst  glänzenden  zu  machen. 

Ohne  im  Einzelnen  über  die  Sitzungen  und  über  die 
Ausflüge  berichten  zu  können , welche  von  Bonn  aus  uach 


Schwarz- Rheindorf,  Godesberg,  Heisterbach,  Köln  und  Laach 
unternommen  wurden,  nennen  wir  aus  den  sehr  zahlreichen 
Vorträgen  und  Versammlungen  zunächst  die,  welche  den  rö- 
mischen Alterthiimern  in  Deutschland  gelten.  Ueber  die  Un- 
terscheidungsmerkmale zwischen  römischen  und  germanischen 
Verwallungen  und  Strassen,  sowie  zwischen  römischem  und 
mittelalterlichem  Mauerwerk  und  über  die  Anzahl  der  unzwei- 
felhaft römischen  Baudenkmale,  die  in  Deut.chland  über  der 
Erde  erhalten  sind,  wurden  dabei  sehr  abweichende  Ansichten 
laut.  Geheimer  Regierungs-Rath  von  Quast,  der  an  diesen 
Verhandlungen  den  hervorragensten  Antheil  nahm,  sprach 
ausserdem  über  die  Uebertragung  von  Baumaterialien  und 
Kunstwerken  von  einer  Gegend  in  die  andere  während  des 
Mittelalters  und  über  den  Einfluss  dieser  Thatsache  auf  die 
Entwicklung  der  Kunst,  sowie  über  den  Ursprung  des  Spitz- 
bogenstils und  seine  Einführung  in  Deutschland,  Auch  wurde 
von  ihm  die  Frage  angeregt:  „Welche  Anstalten  giebt  es  in 
den  verschiedenen  Ländern,  um  die  Denkmale  der  Vorzeit 
gegen  Zerstörung  und  Verderben  zu  bewahren,  — wo  fehlen 
dergleichen  noch,  wie  lässt  sich  diesem  Mangel  abhelfen  und 
wie  sind  die  noch  unvollkommenen  Anstalten  zu  verbes- 
sern?“, was  zu  lebhaften  Diskussionen  und  schliesslich  zur 
einstimmigen  Annahme  folgender  Resolution  führte: 

Der  zu  Bonn  versammelte  internationale  Kongress  für 
Alterthumskunde  beschlicsst  wie  folgt:  „Sämmtliche  Mit- 
glieder des  Kongresses  verpflichten  sich,  die  gewissenhafte 
Erhaltung  aller  Denkmäler  des  Alterthums  in  den  von  ihnen 
vertretenen  Ländern  auf  jede  mögliche  Weise  zu  fördern. 
Zu  diesem  Zwecke  werden  sie  uach  Maassgabe  der  Verhält- 
nisse die  geeigneten  Wege  einsc-hlagen,  indem  sie  sich  bald 
an  die  weltlichen  oder  geistlichen  Behörden,  bald  an  einfluss- 
reiche Privatpersonen  oder  Korporationen  wenden,  vor  allem 
aber  auf  jede  Weise  lebhaftes  Interesse  für  das  Alterthum 
und  die  Kenntniss  desselben  in  weitesten  Kreisen  zu  ver- 
breiten suchen.  Die  Schulen  und  die  Presse  werden  hier 
zunächst  ius  Auge  zu  fassen  sein,  um  den  Sinn  für  die  Er- 
haltung der  Kunstdenkmale  zum  Gemeingut  der  Nationen 
zu  machen.“ 

Als  Ort  des  nächsten,  im  folgenden  Jahre  abzuhaltenden 
Kongresses  w urde  die  Stadt  Basel  gewählt. 

O O 

In  unmittelbarer  Folge  schloss  sich  an  die  Arcbäologen- 
Versammlung  in  Bonn  diejenige  des  Gesammtvereines  der 
deutschen  Alterthumsvereine  an,  die  vom  21.  bis  25.  Sep- 
tember zu  Erfurt  tagte.  Eine  Amstellung  der  Alterthiimer 
Erfurts,  die  Besichtigung  der  dortigen  Bandenkmale,  Aus- 
flüge nach  Gotha,  Eisenach  und  der  Wartburg  wechselten 
auch  hier  mit  den  eigentlichen  Verhandlungen,  in  denen  man- 
nigfache Fragen  diskutirt  und  ausführliche  Berichte  über  das 
Resultat  der  neuesten  archäologischen  Ausgrabungen  und 
Forschungen  in  Deutschland  erstattet  wurden.  Zur  Prüfung 
der  Leistungen  des  römisch  - germanischen  Museums  in  Mainz, 
dem  die  Versammlung  grosse  Theilnahme  widmete,  wurde 
eine  Kommission  von  4 Mitgliedern  ernannt.  Als  Versamm- 
lungsort für  das  nächste  Jahr  wurde  Regensburg  gewählt. 


Eine  Stadtverordneten -Versammlung  — die  zu  Breslau 
— hat  sich  wiederum  (wie  dies  auch  den  Berliner  Stadtver- 
ordneten schon  in  ähnlicher  Weise  begegnet  ist)  dadurch  aus- 
gezeichnet, dass  sie  auch  über  eine  spezifisch  technische 
Frage  ihren  Urtheilsspruch  fällen  zu  können  glaubte.  Der 
Magistrat  hatte  für  das  neue  Magdalenen  - Gymnasium  die 
Anlage  einer  Heisswasserheizung  beantragt.  Diesen  An- 
trag lehnten,  wie  die  D.  Gemeinde  Ztg.  berichtet,  die  Stadt- 
verordneten mit  dem  Ersuchen  ab.  die  Anlage  einer  Warm- 
wasserheizung mit  durchweg  kupfernen  Leitungsröhren 
ausführen  zu  lassen,  „da  die  technischen  Uebelstän  d ig- 
le e i t e n der  Heisswasserheizung  grösser  seien  als  der 
geringere  Belauf  der  A n läge  k os  t en 


Ein  Universalschraubenschlüssel 
für  sechseckige  Muttern  von 
J.  Kirchner  in  Dortmund  kou- 
struirt.  Die  Wirksamkeit  dessel- 
ben erläutert  sich  durch  neben- 
stehende Skizze. 


Die  Architekten  Magdeburg^  und  Umgegend  haben  einen 
Ar  chitek  ten -V  erein  gebildet,  welcher  wöchentlich  am 
Sonnabend  7 Uhr  Abends  im  Cafe  uational  zu  Magdeburg, 
Wasserkuuststrasse  i>9  zusammen  kommt. 


Hierzu  eine  Beilage. 


439 


Bei  der  Restauration  des  Kaiserhauses  zu  Goslar 
ist  in  diesen  Tagen  ein  für  den  Wiederaufbau  wichtiger  Fund, 
der  über  den  inneren  Ausbau  des  Raumes  Licht  verbreitet, 
gemacht.  Die  Nachgrabungen  haben,  laut  der  „N.  H.  Z.“, 
in  Fortsetzung  zu  den  beiden  Säulen  an  der  Rückwand  zu 
Seiten  des  Thrones  je  zwei,  vier  Fuss  lange  und  drei  Fuss 
breite  Säulenlager,  in  Zwisclien-Entfernungen  von  etwa  15  Fuss 
durch  Sandsteinbogen  verbunden,  in  der  Richtung  nach  der 
Vorderseite  des  Gebäudes  freigelegt,  also  zu  beiden  Seiten 
des  mittelsten  der  vorhandenen  sieben  Gewölbe.  Da  diese 
vier  Säulenlager  die  einzigen  vorhandenen  sind,  so  berechtigt 
der  Umstand  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Decke  des  ganzen 
Saales  nicht  eine  gewölbte  war,  zumal  sich  oben  auf  dem 
Mauerwerke  noch  hier  und  da  Spuren  der  alten  Balkenlager 
finden,  und  ferner,  da  noch  jetzt  das  Gebäude  mitten  über 
der  Front  einen  Erker  trägt,  dass  der  Mittelbau,  über  und 
vor  dem  Throne  eben  von  jenen  vier  steinernen  Säulen  (von 
einer  findet  sich  auch  noch  die  Basis)  getragen,  sich  bis  in’s 
Dach  hinein  erhob.  St.  A. 


In  No.  40  d.  Bl.  beschreibt  Herr  Eisenbahn  - Geometer 
Günther  die  Methode  der  Absteckung  von  Kurven  mittelst 
des  Theodoliten  und  bezeichnet  dieselbe  als  die  einzige, 
welche  bei  grosser  Einfachheit  der  Operation  einen  hohen 
Grad  der  Genauigkeit  gewährt. 

Eine  andere  Methode,  welche  bedeutend  einfacher  in  der 
Operation  und  mindestens  einen  ebenso  hohen  Grad  der 
Genauigkeit  gewährt,  ist  die  auf  demselben  Lehrsätze,  dass 
Peripherie-Winkel  auf  demselben  Bogen  einander  gleich  sind, 
beruhende  Absteckung  mittelst  des  v.  C 1 avi  ci  n i’sch  en  Ar- 
k o grap  h en  . 

Dieses  Instrument  gewährt  den  bedeutenden  Vortheil, 
dass  mit  demselben  jeder  beliebige  Punkt  der  Kurve  ohne 
weitere  Arbeitshülfe,  ohne  alle  Rechnung  und  Messung  und, 
was  demselben  einen  ganz  besondern  Vorzug  vor  andern  In- 
strumenten gewährt,  jeder  Punkt  unabhängig  von  jedem  andern 
bestimmt  werden  kann,  welches  Letztere  bei  jeder  andern  Ab- 
steckungs-Methode nicht  der  Fall  ist  uud  dadurch  leicht 
grössere  Fehler  herbeiführt. 

Näheres  über  diese  von  mir  mehrfach  angewendete  und 
als  brauchbar  erprobte  Methode  der  Absteckung  ist  in  der 
Förster’schen  Bauzeitung,  Jahrgang  1857,  S.  328  — 331  mit- 
getheilt. 

Berlin.  Schieffer,  Bauführer. 


sammenhange  'dargestellt,  vorher  niemals  in  genügender  Weise 
publizirt  worden  sind,  mehrere  derselben  gar  nicht  mehr 
existiren  — Danzig  aber,  als  eine  vom  vierzehnten  bis  acht- 
zehnten Jahrhundert  höchst  bedeutende  Handelsstadt,  durch 
den  Reichthum  ihrer  Bewohner  auch  ein  wichtiges  Glied  in 
der  Geschichte  der  Entwickelung  der  deutschen  Kunst  gewor- 
den ist.  Danzig  besitzt  innerhalb  seiner  Mauern  wohl  erhal- 
tene Denkmale  der  Baukunst  aus  allen  Perioden  der  Ent- 
wickelung derselben  vom  Beginn  der  Herrschaft  des  deutschen 
Ritterordens  bis  auf  unsere  Tage.  — Die  Kirchen,  obgleich 
am  bekanntesten,  sind  am  wenigsten  bedeutsam.  Andere  Orte 
Preussens  : Thorn , Culm,  Marienwerder,  Marienburg,  Oliva, 
Frauenburg,  Königsberg  etc.  besitzen  deren  bessere,  wenn  auch 
die  Danziger  Marien-Kirche , architektonisch  ganz  handwerks- 
mässig,  an  Grösse,  an  malerischer  Gesammt  - Wirkung  ihres 
Innern  und  im  Reichthum  an  Kunstwerken  jeder  Art  alle  an- 
deren übertrifft.  Aber  Danzig  führt  uns  die  Geschichte  des 
städtischen  Wohnhausbaues  in  seiner  ganzen  Entwickelung 
vom  fünfzehnten  Jahrhundert  ab  ohne  Lücken  in  wohlerhal- 
tenen Beispielen  vor  Augen,  und  es  dürfte  kaum  eine  zweite 
Stadt  in  Deutschland  vorhanden  sein,  in  welcher  man  die  Ge- 
schichte der  Festungs  - Baukunst  noch  so  deutlich  an 
Resten  aus  allen  Perioden  derselben  verfolgen  könnte.  Dazu 
die  interessanten  malerischen  Hausflure,  die  Zimmereinrichtun- 
gen , die  Höfe  und  die  nur  noch  Danzig  und  Elbing  eigen- 
thümlichen  Beischläge,  bekanntlich  erhöhte  Sitze  von  Stein 
mit  Freitreppen  vor  den  Hausthüren,  oft  von  alten  Linden 
beschattet.  Ferner  Bilder  (ich  nenne  nur  das  berühmte 
jüngste  Gericht),  Eisengitte?,  Möbel,  Holzschnitzereien,  orna- 
mentale Steinskulpturen  etc.  etc. 

Das  Alles  führt  uns  das  Schultz’sche  Werk  mit  grosser 
j Treue  auf  54  Blatt  grösst  Folio  vor  Augen.  Eine  Beschrei- 
bung, ja  nur  Aufzählung  der  einzelnen  Ansichten  würde  die 
Grenzen  dieser  Mittheilung  weit  überschreiten.  Man  sehe 
selbst.  Jeder  sinnige  Beschauer  wird  des  Interessanten  genug 
finden.  — Ein  ausführlicher  Text  giebt  die  nöthigen  Erläu- 
terungen, namentlich  in  historischer  Beziehung. 

R.  Bergau. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Baumeister  Küster  zu  Elberbeld  ist  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Bergisch -Märkischen  Eisenbahn  ernannt. 

Das  Baumei ster- Examen  hat  am  3.  Oktober  1868  bestanden: 
Carl  Louis  Ferd.  Rehbein  aus  Berlin. 


Aus  der  Fachlitteratur. 


Offene  Stellen. 


J.  C.  Schultz,  Danzig  und  seine  Bauwerke  in  malerischen 
Original -Radirungen.  Danzig.  Verlag  des  Autors. 

Der  in  den  weitesten  Kreisen  als  Architektur  - Maler 
rühmlichst  bekannte  Direktor  der  Kunstschule  zu  Danzig, 
Professor  J.  C.  Schultz,  hat  nach  mehr  als  25 jähriger 
Arbeit  so  eben  ein  Werk  vollendet,  welches  unter  den  vielen 
architektonischen  Publikationen  der  Neuzeit  eine  ebenso  eigen- 
thümliche  und  hervorragende  Stelle  einnimmt,  wie  der  Gegen- 
stand desselben,  die  Stadt  Danzig,  unter  den  anderen  bedeu- 
tenden Städten  unseres  Vaterlandes.  Wie  die  Stadt  Danzig, 
arm  an  Werken  von  hohem,  rein  architektonischem  Werth, 
besonders  wegen  des  malerischen  Ansehens  der  Stadt  im 
Ganzen , ihrer  Strassen , ihrer  Hausflure  etc.  bei  allen  Kunst- 
freunden des  besten  Rufes  sich  erfreut,  so  giebt  auch  das  vor- 
liegende Werk  nicht  streng  architektonische  Aufnahmen,  wie 
der  Architekt  sie  zu  machen  gewohnt  ist  (obgleich  auch  solche 
nicht  fehlen),  sondern  malerisch  aufgefasste  und  ausgeführte 
Ansichten  von  der  Hand  eines  architektonisch  gebildeten  Malers. 
Und  diese  Ansichten  gewinnen  in  den  Augen  der  Kunstfreunde 
nicht  unbedeutend  durch  die  Thatsache,  dass  sie  in  der,  in 
der  neuesten  Zeit  etwas  vernachlässigten  Technik  der  Radi- 
rung ausgeführt,  d.  h.  dass  die  Original  - Zeichnungen  des 
Künstlers  von  der  eigenen  Hand  desselben  auf  Kupfer  über- 
tragen worden  sind,  also  jede  fremde  Mithülfe  (des  Kupfer- 
stechers, Lithographen  oder  Xylographen)  vermieden  ist. 

Neben  diesem  rein  künstlerischen  Interesse  der  Darstel- 
lung und  dem  architektonischen  Interesse  der  dargestellten 
Gegenstände  bietet  das  Werk  aber  auch  ein  nicht  unbedeuten- 
des' kunstgeschichtliches  und  kulturhistorisches  Interesse,  in- 
dem alle  hier  gegebenen  Denkmale,  in  ihrem  lokalen  Zu- 


1.  Zwei  Baumeister  oder  erfahrene  Bauführer  finden 
dauernde  Beschäftigung  bei  Chausseebauten  und  im  Bureau  der  Kö- 
niglichen Kreisbau-Inspektion  zu  Johannisburg. 

Die  in  No.  38  alinea  3 angekündigten  Bauführerstellen  bei  der 
Betriebs- Direktion  der  Niederschlesisch- Märkischen  Eisenbahn  zu 
Berlin  sind  besetzt. 


Brief-  und  Eragekasten. 

Ch.  in  M.  — Ein  Werk  über  Baufübrung  ist  uns  nicht  be- 
kannt. Im  17.  Abschnitt  von  „Triest,  Handbuch  zur  Berechnung 
der  Baukosten“  ist  eine  Anleitung  zur  Führung  von  Bauten  ent- 
halten ; doch  werden  Sie  dies  Werk  nicht  mehr  im  Buchhandel, 

I sondern  nur  aus  Bibliotheken  beziehen  können. 

In  „Schwatlo,  Handbuch  zur  Anfertigung  von  Bauanschlägen“ 
und  „Grapow,  Der  Bau- Aufseher“  finden  Sie  manche  Mitthei- 
lung in  dieser  Hinsicht;  auch  enthält  der  Kalender  für  Architekten 
und  Baugewerksmeister  einen  besonderen  Abschnitt;  Bauführung,  so- 
j wie  in  anderen  Abschnitten  dahin  einschlagende  Angaben. 

Sie  wollen  ferner  wissen,  wie  bei  Abführung  von  Spülwasser 
aus  Küchen  die  Verbreitung  von  Dünsten  aus  Abzugskanälen  ver- 
mieden werde.  Es  ist  dazu  sowohl  unter  jedem  Spülbecken,  als 
auch  in  dem  gemeinschaftlichen  Abflussrohr  nach  dem  Kanal  ein 
C\J  förmiger  Wasserabschluss  anzubringen.  Damit  dieselben  sich 
nicht  verstopfen,  sind  die  Spülbecken  mit  engen  Sieben  zu  versehen. 
Näehstdein  ist  zu  empfehlen  das  gemeinschaftliche  Abflussrohr  bis 
über  die  Dachfläche  hinaus  zu  verlängern  und  dort  offen  oder  je 
nach  Umständen  unter  einer  Kappe  münden  zu  lassen.  Bei  dieser 
Einrichtung  wird  auch  das  Aufstossen  in  den  Abflussröhren  ver- 
mieden werden,  welches  durch  plötzliche  Aenderung  der  Spannung 
der  Luft  im  Abflussrohr  hervorgerufen  wird  und  hauptsächlich  die 
Ausbauchung  übelriechender  Gase  mit  sich  bringt. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  Herrn  z.  N.  in  Rathenow. 


Architekten-Vereiu  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend,  den  10.  Oktober. 


Herr  Heinze,  früherer  Bote  des  Architekten -Vereins,  ist  am 
1.  Oktober  verstorben.  — Die  Tochter  lässt  sich  für  die  Wohl- 
thaten,  die  dem  Verstorbenen  von  Seiten  des  Vereins  erwiesen  sind, 
bestens  bedanken. 


Tagesordnung: 
Vortrag  des  Herrn  Adler. 


Ein  Feldmes  Ser,  der  Vorarbeiten  zu  einer  Eisenbahn  ge- 
leitet hat  und  die  besten  Zeugnisse  besitzt,  sucht  eine  ähnliche 
Stellung.  Gef.  Offerten  in  der  Expedition  sub  S.  S.  29. 


440 


Ein  junger  ^laurei'iurisl«*!*,  der  über  seine  früheren 
Stellungen  in  Bureaus  und  bei  Eisenbahnbauten  gute  Zeugnisse  auf- 
zuweisen hat,  sucht  bald  oder  vom  1.  November  ab  eine  passende 
Stellung.  Gefällige  Offerten  ersuche  in  der  Expedition  unter  Chiffre 
O.  L.  II  niederzulegen. 

Eine  Blanipf MttltneideBiiüBbGe  an  der  Eisenbahn  und 
flössbarem  Wasser  in  der  Nähe  von  Berlin,  mit  dazu  gehöriger 
Holzbearbeitungsfabrik,  Zimmereigeschäft,  neuen  Fabrik-  und  Wohn- 
gebäuden, ist  bei  8 bis  10,000  Thlr.  Anzahlung  zu  verkaufen.  Wegen 
seiner  prächtigen  Lage  und  geräumigen  Fabrikgebäude,  eignet  sich 
das  Etablissement  auch  zu  jeder  anderen  industriellen  Anlage.  Adr. 
in  der  Expedition  dieser  Zeitung  sub  P.  N.  21. 

Im  Verlage  von  Fnt&t  I4oi*n  in  Berlin  ist  soeben 
erschienen : 

Hfienz,  Ij.,  Praktische  Anleitung  /inn  Erdball. 
Zweite  Aullage.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  bearbeitet 
von  F.  Plessnei*.  gr.  8.  br.  Mit  einem  Atlas  in  Fol.  5 Thlr. 

Scliinz,  C.,  IlakiiEaieiKte  betreffend  den  Ifoelt- 
olen  zur  Starstellung  von  Roheisen.  Mit  Holz- 
schnitten und  Kupfern,  gr.  8.  geh ls/6  Thlr. 

Wiebe,  F.  14.  HB.,  AlSg-r meine  Theorie  der 

Turhisien.  gr.  8.  geh I1/*  Thlr. 

Iiiideeke  und  Schnitz,  lias  Kaihliaus  zu  ESresiau. 

gr.  Fol.  1-1  Tafeln  mit  Text,  cart l2/a  Thlr. 

König].  Baugewerkesclmle  in  Stuttgart. 

Eröffnung  des  Wliiterkurses. 

Dieselbe  hat  den  Zweck,  künftige  Baugewerksmeister  und  sons- 
tige niedere  Hoch-  und  Wasserbautechniker,  sowie  Geometer  und 
niedere  Maschinenbauer  für  ihren  Beruf  auszubilden.  Sie  besteht 
zu  diesem  Zweck  aus  einer  BSouschule  mit  o Klassen  und 
12  Abtheilungen,  ferner  aus  einer  fJeemetergebuEe  mit 
3 Klassen  und  einer  I?Sasclkiu«‘ttbauschiBlc  mit  4 Klassen. 
In  jeder  Klasse  und  Abtheilung  werden  wöchentlich  ungefähr  40 
Unterrichtsstunden  ertheilt.  Das  Unterrichtsgeld  für  einen  ganzen 
Kurs  beträgt  12  Gulden.  Der  diesjährige  Winterkurs  beginnt  am 
6.  November  und  schliesst  am  19.  März.  Auf  frankirte  Gesuche 
werden  vom  15.  Oktober  an  spezielle  Unterrichtsprogramme  über- 
sandt werden.  Anmeldungen  zum  Schulbesuch  können  schon  jetzt 
schriftlich  erfolgen. 

Stuttgart,  den  30.  September  18G8. 

Ilic  ISireUläoi»  der  SSaugeiverkeschuIe 

Egle. 


Im  Verlage  von  Fort  Scholtze  in  keipzig, 

schien  soeben  die 

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der  zweiten  Auflage  vom 

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Original-Entwürfe,  nebst  Grundrissen  und  Details, 
komplet  in  4 Sammlungen.  120  Tafeln  Fafaden  nebst  Grund- 
rissen und  vielen  Details  enfhaltend,  jede  Sammlung  (30  Taf.) 
in  dauerhaftem  Einband  ä 2 Thlr.  12  Gr.  Jeden  Monat  wird 
eine  Sammlung  ausgegeben,  so  dass  das  vollständige  Werk 
mit  Ablauf  dieses  Jahres  in  den  Händen  der  geehrten  Be- 
steller sein  wird. 

“ Diese  reiche  Zusammenstellung  neuer  geschmackvoller  Fa- 

— (jaden  der  verschiedensten  Art  wird  hiermit  a'len  Architekten, 

— Bauhandwerkern  und  Bau -Unternehmern  als  das  praktischste 

— und  handlichste  Hilfsmittel  seiner  Art,  als  eine  wahre  Fund- 

— grübe  schöner  Fanden  und  Details  warm  empfohlen. 
Bestellungen  werden  in  allen  Buch-  und  Kunsthandlungen 

Deutschlands  und  des  Auslandes  engegengenommen. 


DieBaugcwerksclrale  zu  Holzmimlen  a.  W. 

besteht  aus:  1.  einer  Abtheilung  für  Bauhandwerker  (Maurer, 

Zimmerer,  Steinhauer,  Tischler,  Töpfer  etc.),  2.  einer 
Abtheilung  für  Mühlen-  und  Maschinenbauer  (Schlosser,  Schmiede, 
Kupferschmiede,  Mechaniker  etc.). 

Beginn  des  Sommer -Semesters  Anfangs  Mai 

„ „ Winter -Semesters  „ November. 

Der  Schüler  zahlt  für  Unterricht,  Unterrichts-Materialien,  Hei- 
zung, Erleuchtung,  Wohnung  und  Verpflegung  (mit  Ausschluss  von 
Brod  und  Butter),  einen  Schulrock,  Besorgung  der  Wäsche  und 
deren  Ausbesserung,  einen  Jahrgang  der  Zeitschrift  für  Bauhand- 
werker pro  Semester  zusammen  68  Thaler. 

Im  Winter  1867/68  besuchten  639  Schüler,  darunter  412  Preus- 
sen  die  Anstalt. 

Der  spezielle  Prospekt  nebst  Lehrplan  ist  von  dem  LTiterzeich- 
neten  gratis  zu  erhalten.  Anmeldungen  zum  Besuche  der  Anstalt 
sind  möglichst  frühzeitig  einzureichen. 


Der  Vorsteher  der  Baugewerkschule 

G.  Haaruiann. 


Zwischen  den  Unterzeichneten  Herausgebern  des  im  Jahre  1868  begründeten 

isalcnöcv  für  Architekten  uni»  Paugeroerksmeilter 

und  Herrn  Franz  Duncker,  Verleger  des  von  Ludwig  Hoffmann  begründeten 

paukatenber 

ist  ein  Abkommen  getroffen  worden,  wonach  eine  Vereinigung  der  beiderseitigen  Unternehmungen  erfolgt  und 
für  das  Jahr  1869  nur  ein  Kalender  unter  dem  Titel: 


ARCHITEKTEN-KALENDER 

bearbeitet  von  den 

Herausgebern  der  deutschen  Bauzeitung. 

Verlag  von  Franz  IHimcker. 

erscheint.  Das  im  Drucke  befindliche  Buch,  dessen  Ausgabe  für  den  Anfang  des  Monats  November  d.  J.  mit 
Sicherheit  zugesagt  werden  kann,  schliesst  sich  nach  Inhalt  und  Form  im  Wesentlichen  dem  ersten  Jahrgange 
unseres  „Kalenders  für  Architekten  und  Baugewerksmeister“,  der  mit  so  allseitiger  Anerkennung  aufgenommen 
wurde,  an.  Doch  ist  das  Material  desselben  in  allen  Theilen  neu  durchgearbeitet  und  gesichtet  worden  und 
hat  wesentliche  Verbesserungen  und  Ergänzungen  erfahren,  wobei  wir  die  Wünsche  und  ^ orschläge  unserer 
Mitarbeiter  und  vieler  Freunde  unseres  Unternehmens,  denen  wir  für  ihren  freundlichen  Rath  hiermit  herz- 
lichst  danken,  nach  Möglichkeit  berücksichtigt  haben.  Im  Allgemeinen  ist  der  theoretische  Theil  des  Kalenders 
etwas  gekürzt,  während  die  Tabellen  und  der  praktische  Theil  desselben  erheblich  vermehrt  sind.  Trotzdem 
ist  es,  indem  ein  Theil  des  weniger  häufig  gebrauchten  Materials  in  den  Anhang  verwiesen  wurde,  (dessen 
Personal -Nach richten  gleichfalls  eine  Ausdehnung  erfahren  sollen)  möglich  gewesen,  den  Umfang  des  eigent- 
lichen Taschenbuches  etwas  zu  verringern.  Wir  behalten  uns  vor,  später  noch  ein  genaues  Inhaltsverzeichniss 
zu  veröffentlichen. 

Für  die  äussere  Ausstattung  des  Kalenders  sind  uns  gleichfalls  die  vielfach  ausgesprochenen  Wünsche 
der  Abnehmer  desselben  maassgebend  gewesen.  Der  Preis  wird  betragen: 

1.  für  ein  Exemplar  in  Calico  gebunden 27 12  Sgr. 

2.  für  ein  Exemplar  in  Leder  gebunden 1 Thlr. 

3.  für  ein  Exemplar  in  Saffian  mit  Goldschnitt  ...  1 Thlr.  7 1 , Sgr. 

Bestellungen  auf  den  ..  Architekten  - Kalender “ bitten  wir  den  betreffenden  Buchhandlungen  baldigst 

aufgeben  zu  wollen,  damit  dieselben  im  Stande  sind,  sie  rechtzeitig  zu  erfüllen.  W ir  bemerken,  dass  die 
Expedition  unserer  Zeitung,  (Buchhandlung  von  C.  Beelitz,  Berlin,  Oranienstrasse  75.)  Bestellungen  auf  den  Kalender 
direkt  — bei  Franco  -Uebersendung  des  Betrages  portofrei  — ausführt. 

Berlin,  im  Oktober  1868. 

Die  Herausgeber  der  deutschen  Banzeitnng. 


441 


Als  ehelich  Verbundene  empfehlen  sich: 

Paul  Rascher,  Baumeister 

Emmy  Rascher,  geb.  Schirrmeister. 

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Lieschen  Groetzebauch,  geb.  Schirrmeister. 
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Maurermeister. 


442 


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Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Ruchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien  - Str.  75. 


Wochenblatt 

herausgegeben  von  Mitgliedern 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalteo 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien -8tr.  75. 


Insertionen 

2'/2  Sgr.  die  Petitzeile. 


des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  16.  Oktober  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 

Ingenieure  zu  Hamburg.  (Fortsetzung).  — Der  Dom  zu  Frank- 
furt a.  M.  — Noch  einmal  über  Pappdächer.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Aus  der 


Fachlitte ratur:  Bewegliche  Brücke  von  Röper.  — Zeitschrift 
des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architekten -Vereins.  — Or- 
gan für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  — Personal- 
Nachrichten  etc. 


Die  XV.  Versammluug  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Fortsetzung.) 


3.  Die  Abtheilungssitzungen, 
a)  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Bau-Ingenieure. 

Erste  Sitzung  am  1 . September. 

Nachdem  die  Abtheilung  die  Hrn.  Oberbaurath 
Funk  (Osnabrück)  und  Oberbau  - Direktor  Lasius 
(Oldenburg)  durch  Akklamation  zu  Vorsitzenden  gewählt 
und  die  vom  Lokal  - Komite  vorgeschlagenen  Schrift- 
führer bestätigt  hatte,  eröftnete  Hr.  Kreisbaumeister  a.  D. 
E.  H.  Hoffmann  (Neustadt  W. -Pr.)  die  Reihe  der 
Vorträge. 

TIr.  Hoffmann  sprach : „Ueber  gewölbte 

Brücken“  und  suchte  zu  beweisen,  dass  Bauten  in 
Steinmaterial,  zu  denen  er  auch  Piseebau  rechnet,  billiger 
auszutühren  seien,  als  Konstruktionen  in  Holz.  Bei 
alten  Gewölbekonstruktionen  sei  die  Kreislinie  nicht  an- 
gewandt worden,  und  sei  dieselbe  auch  nicht  als  passende 
Gewölblinie  anzusehen.*)  Bei  Anwendung  des  Kreis- 
bogens als  Gewölblinie  würden  die  Gewölbe  durchweg 
in  gleicher  Stärke  ausgeführt;  es  finde  daher  eine  Mate- 
rialverschwendung statt,  indem  bei  rationeller  Konstruk- 
tion die  Stärke  vom  Scheitel  nach  dem  Auflager  in  der 
Weise  zunehmen  müsse,  dass  die  Vertikalprojektion  jedes 
zentralen  Schnittes  gleich  der  Scheitelstärke  sei.  Bei 
solcher  Anordnung  bedürfe  es  keiner  unnützen  Belastung 
des  Gewölbes,  die  wir  Hintermauerung  nennen**)  (!).  Die 
Brückenpfeiler,  welche  bisher  als  Stütze  und  (wegen  der 
Uebermauerung)  als  Last  konstruirt  wurden,  sollen  nach 
Ansicht  des  Vortragenden  künftig  nur  als  Stützen  aufge- 
fasst werden,  d.  h.  es  soll  über  der  Höhe  des  Gewölb- 
rückens  auf  dem  Pfeiler  ebensowenig  als  auf  dem  Gewölbe 
noch  Mauerwerk  angeordnet  werden.  Eine  Stützung  des 
Bogens  normal  zur  Gewölblinie  sei  nicht,  erforderlich, 
wie  eine  ausgeführte  Chausseehrücke  aus  Kalkpisee  (10 
Theile  Sand,  1 Tkeil  Portland -Zement)  von  6'  Spann- 
weite beweise,  hei  deren  Ausführung  das  Gewölbe  zwischen 
senkrechten  Wänden  eingespannt  sei.  Das  Widerlager 
müsse,  um  mit  möglichst  wenig  Material  hergestellt  zu 
werden,  eine  Fortsetzung  des  Bogens  sein,  so  verstärkt, 
dass  der  Endquerschnitt  der  Tragfähigkeit  des  Bodens 
entspreche. 

Als  Beispiel,  wie  gering  der  Material  - Aufwand  bei 
rationeller  Gewölbe -Konstruktion  sei,  führt  der  Vortra- 


*) Welche  Kurve  er  für  pnssend  erachte,  erwähnt  der  Vortra- 
gende nicht  ausdrücklich;  doch  schien  es,  dass  derselbe  zwei 
als  Kreissegmente  gebildete  Gewölbschenkei  in  der  Weise  gegen 
einander  setzen  will,  dass  dieselben  im  Scheitel  keine  gemeinsame 
Tangente  haben. 

**)  Von  einer  einseitigen  Belastung  eines  Gewülbschenkels 
durch  mobile  Last  war  nicht  die  Rede. 


gende  an,  dass  die  64'  weite  Turnhalle  in  Hannover  bei 
massiver  Ueberwölbung  mit  gewöhnlichen  Ziegeln  nach 
seiner  Berechnung  nur  ein  Widerlager  von  4'  erfordert 
haben  würde.  — In  neuerer  Zeit  hat  der  Vortragende 
eine  Brücke  über  die  Warthe  projektirt,  mit  6 Oeffnungen 
ä 100  bis  110'  bei  x/10  Pfeil,  wobei  die  Belastung  des 
Materials  der  Rechnung  zufolge  q = 250'  (noch  nicht 
2 Ztr.  pro  D")  beträgt.  Bei  dem  Projekte  einer  massiven 
Elbbrücke  bei  Hamburg,  deren  weiteste  Oeffnung  220' 
misst,  mit  einem  Pfeile  von  45',  ist  die  Beanspruchung 
des  Materials  auf  q = 600  gesteigert.  Mit  Rücksicht 
darauf,  dass  ein  von  anderem  Materiale  umschlossenes 
Molekül  einen  grösseren  Druck  auszuhalten  vermag  als 
ein  frei  liegendes,  würde  der  Vortragende  kein  Bedenken 
tragen,  bei  bedeutenden  Gewölbstärken  und  guten  Steinen 
die  Belastung  des  Materials  auf  q = 10000'  (=70  Ztr. 
pro  D")  zu  steigern  und  hat  als  Beispiel  mehre  Entwürfe 
angefertigt;  so  eine  massive  Brücke  von  Calais  nach  Dover 
und  eine  massive  Brücke,  welche  den  East-River  bei 
New-York  in  einer  Oeffnung  von  1392'  Weite  bei  130' 
Pfeilhöhe  überspannt.  Die  Mittelpfeiler  dieser  Brücken 
sind  als  Brunnen  konstruirt,  die  sich  nach  unten  sehr  er- 
weitern; innerhalb  des  dünnen  Mantels  von  Mauerwerk 
ist  eine  Füllmasse,  vermuthlich  Beton,  angedeutet. 

In  eine  Diskussion  über  die  von  Hrn.  Hoffmann 
entwickelten  Grundsätze,  welche  jedoch  keineswegs  die 
Zustimmung  der  Versammlung  zu  linden  schienen,  wurde 
nicht  eingegangen.  Es  folgte  demselben  Hr.  Professor 
Baumeister  (Carlsruhe)  mit  einem  Vortrage  „Ueber 
die  Architektur  der  Brücken  im  Alterthume  und 
Mittelalter.“ 

Die  Architektur  einer  Brücke  könne  ausgehen  von 
dem  Zwecke  oder  der  Konstruktionsart  des  Bauwerkes. 
Sie  müsse  einerseits  den  Charakter  der  Gegend  wieder- 
spiegeln und  daher  eine  andere  Ausbildung  erhalten  wenn 
sie  flache,  als  wenn  sie  hohe  Ufer  verbinde,  eine  andere 
Architektur  zeigen  in  der  Ebene  als  im  wilden  Gebirgs- 
thale  — andererseits  müsse  sie  das  Stützende  wie  das  Stre- 
bende der  Theile  zum  Ausdruck  bringen,  den  Zusammen- 
hang der  letzteren  erkennen  lassen  und  dürfe  keine  Wider- 
sprüche in  der  Verbindung  derselben  zu  einem  Ganzen 
zeigen.  Je  nach  Zeit  und  Ort  sei  der  Charakter  der 
Brücken  daher  ein  verschiedener. 

Als  Kunst  tritt  der  Brückenbau  erst  mit  dem  Be- 
ginne des  Gewölbebaues  auf.  Die  römischen  Brücken 
zeigen  keine  Befestigungen,  auch  überhaupt  keinen  kriege- 
rischen Charakter.  Im  Traume  einer  ewig  dauernden 
Weltherrschaft  dachten  die  Römer  wohl  nicht  daran,  dass 
sie  in  den  Fall  kommen  könnten,  das  Bauwerk  gegen 
einen  Feind  vertheidigen  zu  müssen.  Die  Wirkung  der 
römischen  Brücken  ist  imposant  durch  die  Kolossalität 


der  Massen.  Wie  Inseln  erheben  sich  oft  die  Pfeiler 
aus  dem  Strome,  während  die  Spannweiten  bis  zu  30  Meter 
betragen.  Die  Bogenform  ist  stets  der  Halbkreis,  mit 
Ausnahme  des  pons  Fabricius , der  ein  Segment  zeigt,  das 
jedoch  dem  Halbkreise  nahe  kommt.  Redner  vermuthet, 
dass  der  Halbkreis,  trotz  der  Ungunst  dieser  Gewölbeform 
für  die  Brückenbahn,  von  den  Römern  aus  ästhetischen 
Gründen  angewandt  worden  sei,  wie  er  auch  die  Ueber- 
höhung  der  Brückenbahn  in  der  Mitte,  durch  welche  der 
Schein  der  Tragfähigkeit  vermehrt  wird,  auf  solche  zu- 
rückführt. Durch  reiche  Brüstungen,  Portale,  Triumph- 
bogen wird  dann  der  ethische  Ausdruck  der  völkerver- 
bindenden Strasse  vollendet.  Welche  Wichtigkeit  die 
Römer  dem  Brückenbau  beilegten,  zeigt  sich  in  der  hoch- 
geachteten Stellung  des  pontifex  maximus , den  der  Vor- 
tragende als  „Ober- Ingenieur“  interpretirt.  — Die  Brücken 
der  Römer  sind  als  Th  orbrücken  zu  bezeichnen,  Oeff- 
nungen  in  einem  Massiv,  gar  nicht  oder  nur  durch  eine 
Umrahmung  ausgezeichnet,  die  dann  das  Profil  eines  Ar- 
chitravs  hat.  Der  Sockel  fehlt  selten  ganz,  die  Vorköpfe 
von  dreieckigem  Grundrisse  schliessen  sich  schlecht  an 
die  Pfeiler  an  und  hören  in  willkürlicher  Höhe  auf,  ohne 
Rücksicht  auf  das  Hochwasser.  Später  wird  wohl  der 
Vorkopf  als  Pilaster  hochgeführt  und  endet  mit  einer  Statue 
oder  dergl.  über  der  Brüstung.  Ganz  verschieden  von 
den  Flussübergängen  der  Römerzeit  sind  die  Thalüber- 
gänge, die  Aquädukte  und  Viadukte,  bei  denen  Trage- 
Konstruktion,  Bogen  und  Bahn  entschieden  getrennt  sind. 
In  klarer  Disposition  sind  die  nicht  zu  dicken  Pfeiler  mit 
einer  vortretenden  Platte  als  Gesims  versehen,  während 
der  Sockel,  wahrscheinlich  wegen  der  Unebenheit  der 
Thalsohle  fehlt;  die  glatte  Fläche  der  Stirnmauern  schliesst 
ein  Hauptgesims  ab,  über  dem  sich  nicht  selten  noch  eine 
Brüstung  findet.  Durch  die  Höhe  wurde  oft  ein  Etagen- 
bau bedingt,  wobei  dann  die  Stockwerke  nicht  durch  Li- 
senen  verbunden  sind.  Auffallend  ist  besonders  die  Er- 
scheinung derjenigen  Bauwerke,  bei  welchen  die  Anzahl 
der  oberen  und  unteren  Bögen  dieselbe  ist,  so  dass  die 
unteren  lediglich  als  Spannbögen  auftreten.  Gruppenbau 
kommt  ebenfalls  schon  bei  den  alten  Viadukten  vor.  Die 
Verhältnisse  derartiger  römischer  Bauwerke  sind  durch- 
weg schön  gewählt. 

Zwischen  der  römischen  und  mittelalterlichen  Kunst 
steht  der  Aquädukt  von  Spoleto,  in  zwei  Geschossen  er- 
baut. Die  Pfeiler  von  unübertroffener  Schlankheit  zeigen 
Spitzbogen,  deren  Scheitel  durch  Pfeiler  des  oberen  Stock- 
werks belastet  sind.  Vielleicht  könnte  (so  meint  der 
Vortragende)  die  nähere  Kenntniss  von  der  Entstehung 
dieses  Bauwerks  ein  neues  Licht  auf  den  Ursprung  der 
Gothik  (?!)  werfen. 

Nach  den  römischen  Brücken  werden  Massivbauten 
erst  wieder  im  12.  Jahrhundert  ausgeführt  und  zwar  zu 
Regensburg,  Avignon  und  London.  Wir  müssen  daher 
den  mittelalterlichen  Brückenbau  vom  12.  bis  ins 
18.  Jahrhundert  rechnen.  Die  Brücken  dieser  Zeit,  welche 
mit  ihren  Städte-Privilegien  und  Ritterburgen  den  Ver- 
kehr mehr  hemmte  als  beförderte,  zeichnen  sich  aus  durch 
kriegerische  Vorkehrungen,  Thürme,  Thore,  Erweiterung 
der  Brüstungen  auf  den  Vorköpfen.  Die  Befestigungen 
geben  Anlass  zur  Erhebung  eines  Brückenzolls;  der  rege 
Verkehr  auf  der  Brücke  bewirkt  bald,  dass  dieselbe  mit 
Häusern  besetzt  wird,  zu  denen  Kramläden,  Kapellen,  Ta- 
bernakel u.  dgl.  sich  gesellen.  Die  mittelalterliche  Brücke 
schliesst  sich  besser  ihrer  Umgebung  an  als  die  römische; 
kurze  Brücken  zeigen  einen  Sattel  in  der  Mitte,  lange 
dagegen  eine  horizontale  Fahrbahn.  Die  Mittelpfeiler  sind 
sehr  dick,  oft  über  ein  Drittel  der  Spannweite,  zuweilen 
sogar  gleich  der  Spannweite,  sodass  sie  hierin  noch  weiter 
gehen  als  die  römischen  Bauwerke.  Die  Vorköpfe  werden 
bis  über  die  Bogenanfänger  geführt  und  oft  schmaler  als 
die  Pfeiler  angelegt,  wie  überhaupt  die  einzelnen  Theile 
des  Bauwerks  scharf  von  einander  getrennt  erscheinen. 

.Äs  Gewölbeform  ist  im  Allgemeinen  der  Halbkreis 
beibehalten,  der  bis  zur  Weite  von  50  Meter  ausgeführt 
wird;  doch  finden  sich  auch  zuweilen  gedrückte  und  über- 
höhte Bögen  oder  statt  der  letzteren  Spitzbögen.  Im 
16.  Jahrhundert  tritt  zuerst  der  Stichbogen  und  der  Korb-  | 


bogen  auf,  doch  wagt  man  nicht,  den  Stichbogen  gegen 
einen  Mittelpfeiler  zu  lehnen,  dieses  findet  sich  zuerst  bei 
der  „langen  Brücke“  in  Berlin.  Oft  findet  sich  der 
Schlusstein  ausgezeichnet  mit  einem  darüber  in  der 
Brüstung  stehenden  Pfeiler;  Umrahmung  kommt  nur  bei 
einigen  italienischen  Brücken  vor.  Zwei  Bauwerke,  unter 
ihnen  die  Brücke  zu  Pavia,  zeigen  hohle  Uebermauerung, 
wobei  die  Axe  der  hohlen  Räume  der  Flussrichtung  pa- 
rallel liegt,  sodass  die  Oeffnungen  in  der  Stirn  sichtbar 
werden. 

Die  neuere  Zeit  des  Brückenbaues  beginnt  mit 
der  Errichtung  des  Corps  des  Fonts  et  Chaussees  in  Frank- 
reich. Die  Bauten  aus  dem  1 7.  Jahrhundert  mussten  we- 
gen zu  starker  Einengung  des  Flussbettes  beseitigt  und 
durch  neuere  ersetzt  werden,  wogegen  die  seit  1720  aus- 
geführten noch  allen  Anforderungen  der  Gegenwart  ent- 
sprechen. Die  Perronet’schen  Brücken  haben  dem  archi- 
tektonischen Eindruck  nach  etwas  Kaltes,  zeigen  aber 
schöne  Verhältnisse ; die  Weite  der  Oeffnungen  nimmt  bei 
denselben  nach  der  Mitte  zu.  ln  London  wurde  bis  zum 
Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  noch  ganz  in  mittelalter- 
licher Weise  gebaut;  erst  mit  der  Anwendung  des  Eisens 
begann  eine  rationellere  Bauweise.  In  Deutschland  muss 
man  ebenfalls  das  18.  Jahrhundert  noch  zum  Mittelalter 
rechnen;  zu  erwähnen  sind  die  Dresdner  Elb-  und  die 
Heidelberger  Neckar- Brücke.  Eiserne  Brücken  finden  sich 
zuerst  1820  in  Potsdam  und  Berlin. 

Zweite  Sitzung  am  2.  September. 

Hr.  Eisenbahn -Bau  - Inspektor  Kopeke  aus  Hanno- 
ver sprach  über  Eisenbahn  - Brücken  von  grosser 
Spannweite.  Durch  die  bedeutenden  Erfolge  der  Hänge- 
brücken in  Ueberspannung  grosser  Weiten  angeregt,  ver- 
sucht Redner  die  Vortheile  dieses  Systems  auszunutzen, 
ohne  den  Vorzug  der  Balkensysteme,  die  Steifigkeit,  auf- 
zugeben. Mittelst  eines  durch  Gegengewichte  belasteten 
Gelenkes  soll  die  Horizontalspannung  der  gekrümmten 
Gurtung,  soweit  dieselbe  aus  dem  Eigengewichte  der 
Konstruktion  hervorgeht,  aufgehoben  werden;  es  soll  also 
dem  Bogen  ein  bewegliches  Widerlager  gegeben  oder  die 
Spannung  der  Kette  durch  ein  Gegengewicht  bewirkt 
werden.  Dadurch  würde  man  in  den  Stand  gesetzt  sein, 
die  Inanspruchnahme  des  Materials  sicherer  zu  verfolgen, 
ohne  dass  ein  Charnier  im  Scheitel  des  Bogens  erforder- 
lich wäre.  Eine  Ersparung  an  Material  w7ürde  durch  die 
schwächere  gezogene  Gurtung  herbeigeführt,  indem  die- 
selbe nur  der  aus  der  mobilen  Last  hervorgehendeu 
Horizontalspannung  zu  entsprechen  braucht.  Das  vorge- 
schlagene System  ist  aufzufassen  als  die  Kombination  eines 
Balkens  mit  einem  hängenden  Bogen,  oder  auch  als  kon- 
tinuirlicher  Balken  mit  verschwächter  horizontaler  Gurtung, 
indem  der  aus  dem  Eigengewicht  hervorgehende  Zug  der 
Gurtung  durch  das  Gegengewicht  aufgehoben  wird.  Die 
Eigenlast  der  Konstruktion  wird  daher  getragen  durch 
Hängegurten  zwischen  steifen  Dreiecken  auf  den  Mittel- 
pfeilern (Balken  auf  einem  Stützpunkte)  während  für  die 
mobile  Last  die  Konstruktion  als  kontinuirlicher  Balken 
anzusehen  ist.  — Bei  einem  berechneten  Beispiel  erhielt 
die  Bogengurtung  651D/'  Querschnitt,  während  die  gerade 
nur  243a"  bedurfte.  Uebrigens  wird  das  Gegengewicht 
sehr  bedeutend,  und  bemerkt  der  Vortragende  ausdrück- 
lich, dass  die  Konstruktion  nur  für  sehr  grosse  Spann- 
weiten empfehlenswerth  sei,  wo  die  Ausführung  von  Bal- 
kenbrücken sich  der  Grenze  der  Möglichkeit  nähert. 

Hr.  Haack* **)),  Unternehmer  der  neuen  Kai  bauten 
am  Sandthorhafen,  berichtete  darauf,  vom  Vorsitzen- 
den aufgefordert,  über  die  dortigen  Ausführungen/  *)  Die 
viereckigen  Brunnen,  welche  das  Fundament  der  eigent- 
lichen Stützmauer  bilden,  waren  ursprünglich  mit  verti- 
kalen Seitenwänden  projektirt,  was  nach  älteren  Erfah- 
rungen des  Vortragenden  leicht  ein  Abreissen  des  Mauer- 
werks herbeiführen  soll.  Es  wurde  daher  auf  die  unteren 
10'  Höhe  der  10  zu  14'  messenden  Brunnen  eine  Erwei- 
terung des  Schachtes  um  10"  eingeführt,  während  der 

*)  In  dein  vorläufigen  Berichte  in  No.  38.  d.  Bl.  irrthiiinlich 
als  Hr.  Maack  bezeichnet. 

**)  Man  vergleiche  auch  No.  31,  Seite  325  d.  Bl. 


445 


obere  9 ' hohe  Theil  mit  vertikalen  Wänden  aufgeführt 
wird.  Ein  leichteres  Senken  der  Brunnenschächte  wurde 
neuerdings  noch  dadurch  kerbeigeführt,  dass  man  den 
unteren  Theil  auf  einem  Geschlinge  von  3 zölligen  Bohlen 
2,/2  Stein  stark  begann  und  die  erforderliche  Verstär- 
kung in  der  Weise  eintreten  liess,  dass  erst  in  der  Höhe 
von  6'  die  volle  Stärke  von  3\/2  Stein  erreicht  wird.  — 
Die  30'  von  Mitte  zu  Mitte  entfernt  stehenden  Brunnen 
werden  zuerst,  so  lange  die  Pumpen  den  Wasserzudrang 
bewältigen  können,  durch  Handarbeit  gesenkt,  dann  aber 
durch  Baggermaschinen  mit  vertikaler  Leiter.  Nachdem 
der  feste  Baugrund  erreicht  ist,  wird  der  untere  Theil 
des  Brunnens  mit  Steinschlag  gefüllt,  welcher  in  seinen 
Zwischenräumen  den  aufgelockerten  Schlamm  aufnimmt; 
demnächst  wird  der  Brunnenschacht  mit  Beton  gefüllt, 
der  mittelst  Klappenkasten  versenkt  wird.  Von  Brunnen 
zu  Brunnen  wird  ein  Balken  gelegt,  dann  der  Kämpfer 
auf  jedem  Brunnen  1'  4”  hoch  aufgemauert  und  die 
Bögen  eingespannt.  Unter  diesen  Bögen  fällt  der  Boden 
in  natürlicher  Böschung  herab,  doch  wird,  um  ein  Nach- 
rutschen desselben  zu  verhindern,  eine  Spundwand  ge- 
schlagen, die  sich  gegen  den  vorerwähnten  Balken  lehnt. 
Schutzpfähle  sichern  das  Mauerwerk  gegen  äussere  Be- 
schädigung. Alle  30'  ist  die  im  Uebrigen  5'  9"  starke 
Mauer  mit  12'  starken  Kontreforts  versehen,  in  welche  die 
Bolzen  der  Schiffsringe  eingreifen. 

An  den  Vortrag  schloss  sich  eine  kurze  Diskussion. 
Hr.  Hoff  mann  (Neustadt)  tadelte  es,  dass  nicht  runde 
Brunnen  gewählt  seien,  welche  sich  ohne  vorhergehende 
Ausschachtung  senken  lassen  und  eine  geringere  Wand- 
stärke erfordern,  und  Hr.  Lasius  (Oldenburg)  führte  an, 
dass  bei  dortigen  Brunnensenkungen  im  Triebsande  der 
Boden  nur  in  der  Mitte  trichterförmig  ausgehoben  worden 
sei , wobei  der  Sand  alsdann  von  allen  Seiten  zufloss. 
Demgegenüber  vel’theidigte  Hr.  Stadt -Ingenieur  F.  Andr. 
Meyer  (Hamburg)  die  gewählte  Anordnung.  Die  vier- 
eckigen Brunnen  hätten  sich  bei  den  Proben  bis  auf  30' 
Tiefe  sehr  gut  gesenkt.  Die  Kostenersparnis,  welche 
durch  die  geringere  Wandstärke  runder  Brunnen  hätte  er- 
zielt werden  können,  sei  bei  der  Ausfüllung  durch  Beton 
nicht  sehr  wesentlich  und  könne  nicht  in  Betracht  kom- 
men gegen  die  für  die  Ueberwölbung  erzielten  Vortheile. 
Das  von  Hrn.  Lasius  angegebene  Verfahren  sei  nicht 
anwendbar  gewesen,  da  es  wegen  der  zwischen  dem  Sande 
vorkommenden  Klaischichten  nothwendig  war  bis  in  die 
Ecken  hineinzubaggern.  Eine  Annahme  des  Hrn.  H off- 
mann, dass  ihm  Hr.  Meyer  bei  dieser  Erklärung  zu 
nahe  getreten  sei,  wurde  später  von  der  Versammlung  ein- 
stimmig verneint. 

Herr  v.  d.  San  dt  (Lauenburg)  sprach  demnächst 
„Ueber  den  Stecknitz-Kanal“.  Der  bestehende,  im 
Jahre  1390  ausgeführte  Kanal  ist  übermässig  lang, 
20  Meilen,  bei  7 Meilen  direkter  Entfernung  der  End- 
punkte; die  projektirten  Verbesserungen  sind  jedoch  stets 
an  dem  Umstande  gescheitert,  dass  der  Kanal  durch  vierer 
Herren  Länder  führte.  Unter  Napoleons  Herrschaft  wurde 
ein  neuer  Kanal  ,,de  la  Seine  a la  Baltique“  nicht  nur 
projektirt,  sondern  auch  in  Angriff'  genommen,  aber  nicht 
vollendet.  Uebrigens  sind  die  Verhältnisse  sehr  günstig; 
die  s/4  Meilen  lange  Scheitelstrecke  liegt  44'  über  der 
Elbe  bei  Lauenburg  und  60'  über  der  Ostsee,  bei  sehr 
günstigen  Wasser -Verhältnissen , indem  Speisung  durch 
reiche  Bäche  und  grosse,  höher  gelegene  Seen  möglich  ist. 
Die  Herstellung  des  Kanals  für  kleine  Fahrzeuge  von  25  Last 
würde  einen  Kostenaufwand  von  nur  etwa  150000  Thlr. 
erfordern.  Als  Fortsetzung  des  Rhein -Weser -Elbe -Kanals 
würde  die  Instandsetzung  für  grössere  Schiffe,  von  etwa 
100  Last  Tragfähigkeit,  circa  700000  Thlr.  beanspruchen. 
Als  Verbindung  der  Nord-  und  Ostsee  endlich,  auch  für 
grosse  Schiffe  berechnet,  würden  nach  dem  französischen 
Projekte,  bei  96'  Breite  und  IO1//  Wassertiefe,  etwa  eine 
Million  Thlr.  erforderlich  sein,  welche  Summe  sich  für  die 
Ausführung  in  gegenwärtiger  Zeit  auf  das  Doppelte  steigern 
dürfte.  — Eine  andere  Linie,  die  nicht  bei  Mölln  vorüber 
geht,  sondern  durch  den  Ratzeburger  See  führt,  ist  gleich- 
falls von  französischen  Ingenieuren  projektirt.  Bei  50' 
Breite  ist  dabei  eine  Tiefe  von  6'  zu  Grunde  gelegt.  Der 


Nutzen  einer  Wiederherstellung  des  Stecknitz-Kanals  würde 
namentlich  für  die  Städte  Hamburg,  Lübeck  nnd  Lauen  - 
bürg  wesentlich  sein. 

Hr.  Ingenieur  Samuelson  (Hamburg)  machte  als- 
dann Mittheilungen:  „Ueber  die  Strom  - Verhält- 

nisse der  Elbe  im  Fluthgebiet“  und  erläutert  die- 
selben durch  in  grossem  Maasstabe  aufgetragene  Pläne. 
Das  Längenprofil  des  unteren  Stromlaufes  zeigt  zwei  fast 
scharf  geschiedene  Abtheilungen,  indem  die  Linie  des 
mittleren  Wasserstandes,  da  wo  das  Fluthgebiet  beginnt, 
aus  dem  regelmässigen  Gefälle  in  eine  flache,  der  Hori- 
zontalen sich  nähernde  Gefällelinie  übergeht.  Die  mittlere 
Höhe  der  Fluthwelle  beträgt  bei  Helgoland  8',  wächst 
bis  auf  10'  bei  Glückstadt  und  beträgt  bei  Hamburg 
noch  6 ',  während  sie  etwa  4 bis  5 Meilen  aufwärts  ver- 
schwindet. Der  Gipfel  der  Fluthwelle  zeigt  eine  Vor- 
eilung gegen  den  Fuss  derselben,  indem  er  in  43/4  Stunden 
von  Cuxhafen  bis  Hamburg  hinaufschreitet,  während  der 
Fuss  der  Welle  6J/4  Stunde  gebraucht,  so  dass  die  Dauer 
der  Fluth  gegen  die  der  Ebbe  um  so  mehr  verkürzt  wird, 
als  auch  noch  der  Zufluss  von  oben  hinzukommt. 

In  der  Nähe  Hamburg’s  spaltet  sich  der  Stromlauf 
der  Elbe  in  zwei  Hauptarme,  die  Norderelbe  und  Süder- 
elbe;  da  die  erstere  5650'  länger  ist  als  letztere,  so  würde 
längst  eine  Versandung  der  Norderelbe  eingetreten  sein, 
wenn  nicht  auf  ihre  Erhaltung  von  Seiten  Hamburg’s 
viele  Mühe  verwendet  würde.  Die  Vertheilung  des  Was- 
sers ist  derartig,  dass  von  der  mittleren  Wassermenge  von 
etwa  27000  Kub.'  pro  Sekunde  7000  bis  8000  Kub.' 
durch  die  Norderelbe  und  20000  durch  die  Süderelbe  ihren 
Weg  nehmen.  Diese  Zahlen  umfassen  das  Oberwasser 
und  das  Fluthwasser  zusammen.  Eine  Bestimmung  der 
Fluthwassermenge  durch  gleichzeitige  Beobachtungen  wäh- 
rend der  Ebbezeit  hat  allgemein  noch  nicht  stattgefunden, 
nur  für  die  Norderelbe  ist  sie  vorgenommen.  Die  grössere 
Länge  der  Norderelbe  ist  Veranlassung,  dass  die  Fluth- 
welle auf  dem  Wege  durch  die  Süderelbe  eher  den  Punkt 
erreicht,  wo  dieselbe  sich  von  der  Norderelbe  trennt  als 
durch  letztere.  Es  tritt  daher  die  Fluthwelle  von  oben 
in  die  Norderelbe  und  indem  sie  auf  die  von  unten  herauf 
kommende  Welle  trifft,  wird  an  der  betreffenden  Stelle  die 
Bewegung  des  Wassers  gehemmt,  so  dass  sich  eine  Barre 
bildet,  die  eine  Offenhaltung  der  Schiffahrtsstrasse  durch 
Baggerung  erfordert. 

Im  unteren  Laufe  der  Süderelbe  findet  eine  bedeu- 
tende Verengung  des  Flussbettes  statt,  der  Köhl- 
brand, welcher  für  die  Erhaltung  der  Norderelbe  von 
höchster  Bedeutung  ist.  Auf  die  Wünsche  der  Hannover- 
schen Regierung,  welche  behufs  Anlage  eines  grossen 
Hafens  in  Harburg  eine  Erweiterung  des  Köhlbrands  er- 
strebte, konnte  daher  Hamburg  ohne  gleichzeitige  Sicher- 
stellung des  Zuflusses  zur  Norderelbe  nicht  eingehen. 
Später  wurde  die  Angelegenheit  mit  der  Frage  über  An- 
lage der  Paris-Hamburger  Eisenbahn  zusammen  verhandelt, 
kam  aber  nicht  zum  Abschlüsse.  Zur  Verbesserung  der 
Norderelbe  ist  neuerdings  von  Dal  mann  ein  Durchstich 
projektirt,  der  den  Lauf  um  einige  tausend  Fuss  abkürzen 
soll,  ohne  indess  die  Kürze  der  Süderelbe  zu  erreichen.  — 
Auf  die  Frage  des  Hrn.  Funk  nach  den  unterhalb  Ham- 
burgs projektirten  Elbbauten  erwiederte  der  Vortragende, 
dass  an  die  Ausführung  dieser  Projekte  noch  kaum  ge- 
dacht werde. 

Im  Anschlüsse  an  diesen  Vortrag  des  Hrn.  Samuelson 
gab  Hr.  Inspektor  Hübbe  (Hamburg)  eine  interessante 
Entwickelung  der  Ausbildung  des  gegenwärtigen 
Strom  laufes  der  unteren  Elbe  durch  Vorführung  der 
Veränderungen,  welche  den  Slrom  in  früheren  Jahrhun- 
derten betroffen. 

Hr.  Dr.  Nöllner  (Harburg)  sprach  endlich  noch 
über  Luftheizung.  Wenn  die  Ueberhitzung  der  Luft 
an  einer  kleinen  Heizfläche  und  die  demnächstige  Ver- 
theilung derselben  in  dem  zu  erwärmenden  Raume  bei 
Trockenanstalten  und  ähnlichen  Anlagen  auch  ganz  am 
Platze  ist,  so  sei  es  doch  ein  Anderes,  wenn  die  erwärmte 
Luft  von  lebenden  Organismen  eingeathmet  werden  soll, 
wobei  die  Forderung  aufgestellt  werden  muss,  dass  die 


446 


chemische  Beschaffenheit  der  Luft  nicht  verändert 
werden  dürfe. 

Das  thierische  Leben  ist  als  ein  fortwährender  Ver- 
brennungsprozess zu  betrachten.  Hat  nun  die  eingeath- 
mete  Luft  nicht  die  Fähigkeit  eine  Oxydation  des  Blutes 
herbeizuführen,  so  wird  der  Prozess  gestört,  das  orga- 
nische Leben  erstirbt;  überwiegt  dagegen  die  verhältniss- 
mässige  Menge  des  Sauerstoffs  gegen  den  Stickstoff,  so 
wird  die  Verbrennung  unnütz  beschleunigt.  Alle  einge- 
athmeten  Stoffe  nun,  welche  leichter  oxydiren  als  das 
Blut,  sind  unbedingt  schädlich,  indem  sie  den  Sauerstoff 
der  Luft  absorbiren  und  dadurch  den  Verbrennungsprozess 
im  Organismus  aufhalten.  Hierhin  gehören  aber  nament- 
lich die  an  einer  überhitzten  Fläche  halb  verbrannten 
organischen  Stoffe,  dit?  in  der  Luft  schweben  und  zum  wei- 
teren Verbrennen  sehr  geneigt  sind,  Kohlendunst,  Lam- 
penqualm u.  s.  w.  Andererseits  gebe  auch  das  Ozon,  ge- 
wissermassen  konzentrirter  Sauerstoff,  sehr  leicht  ein  Mo- 


lekül desselben  ab  und  verwandele  sich  dadurch  in  ein 
fachen  Sauerstoff;  daher  auch  dessen  desinfizirende  Eigen- 
schaften. 

Eine  Luftheizung  mit  zu  kleiner  Heizfläche,  welche 
somit  durch  Ueberhitzung  den  chemischen  Zustand  der 
Luft  zerstört,  ist  demzufolge  im  hohen  Grade  schädlich 
und  müsse  auf  die  erforderliche  Grösse  der  Heizfläche 
bei  Anlage  einer  Luftheizung  ein  Hauptgewicht  gelegt 
werden.  Ausdrücklich  bemerkte  der  Redner  noch,  dass 
die  Herstellung  des  Feuchtigkeitszustandes  der  Luft  eine 
durchaus  hiervon  getrennte  und  untergeordnete  Frage  sei, 
und  dass  Feuchtigkeit  und  Kohlensäuregehalt  durchaus 
nicht  allein  maassgebend  seien  für  die  Beschaffenheit  der 
Luft.  Auf  eine  Frage  des  Hin.  Lasius  wurde  als  höch- 
ster zulässiger  Hitzegrad  eines  Luftheizungsapparates  der 
Schmelzpunkt  von  Blei  und  Zinn  angegeben,  der  bei 
Kachelöfen  nie  erreicht  werde. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Der  Dom  zu  Frankfurt  am  Main» 


Als  vor  Jahresfrist  die  Kunde  von  der  traurigen  Ka- 
tastrophe, welche  den  Dom  zu  Frankfurt  heirngesucht, 
durch  Deutschland  ging,  war  das  Bedauern  darüber  wohl 
ein  allgemeines;  betraf  es  doch  ein  Bauwerk,  das  in  zwei- 
facher Weise  unser  Interesse  in  Anspruch  nimmt:  einmal 
als  ein  Denkmal,  mit  dem  die  stolzesten  Erinnerungen 
des  deutschen  Volkes  verwachsen  sind,  dann  als  ein  Wahr- 
zeichen des  künstlerischen  Geistes  dieser  Vergangenheit. 
In  architektonischen  Kreisen  ist  dieses  Interesse  seitdem 
noch  ein  spezielleres  geworden  durch  die  Frage  nach  der 
Wiederherstellung  des  Domes.  Wie  bekannt,  haben  sich 
zwei  Kommissionen,  die  eine  aus  Frankfurter  Sachver- 
ständigen, die  andere  aus  den  drei  Dombaumeistern  von 
Cöln,  Regensburg  und  Wien  bestehend,  mit  der  Feststel- 
lung der  Schäden  und  Angabe  über  die  Wiederherstellung 
beschäftigt.  Die  Berichte  dieser  Kommissionen  liegen 
seit  einiger  Zeit  vor  und  da  hiermit  die  Dombau-Ange- 
legenheit mit  Rücksicht  auf  die  technischen  Vorfragen  in 
ein  bestimmtes  Stadium  getreten  ist,  so  sollen  nunmehr 
die  früher  in  diesem  Blatte  in  Aussicht  gestellten  Mit- 
theilungen darüber  beginnen. 

Zunächst  aber  wird  es  nöthig  sein,  auf  die  Geschichte 
des  Bauwerks  etwas  näher  einzugehen. 

Die  Wahl-  und  Krönungskirche  der  deutschen  Kaiser 
in  Frankfurt  ist  die  älteste  der  Stadt;  ihre  Gründung 
reicht  bis  in  die  frühesten  Zeiten  der  Karolinger  hinauf, 
urkundlich  wird  sie  zuerst  874  'ijwähnt.  Damals  führte 
sie  den  Namen  St.  Salvators -Kapelle  und  wird  in  ver- 
schiedenen Schenkungsurkunden  Ludwig's  des  Deutschen 
und  seiner  Nachfolger  genannt.  Im  Jahre  977  wird  die 
Dotation  der  Kapelle,  auf  Bitte  des  Erzbischofs  Wil- 
ligis von  Mainz,  von  Kaiser  Otto  II.  bestätigt;  dann 
fehlen  durch  mehre  Jahrhunderte  alle  Nachrichten.  In 
diese  Zeit  fällt  die  erste  Kaiserwahl  zu  Frankfurt,  die 
von  Friedrich  I.  Barbarossa,  welche  1152  in  der 
Salvators-Kirche  vorgenommen  wurde,  während  die  Krö- 
nung in  Aachen  erfolgte.  Im  Anfänge  des  13.  Jahr- 

hunderts muss  die  Kirche  sehr  baufällig  gewesen  sein, 
und  da  dem  Kapitel  die  Mittel  zur  Wiederherstellung 
fehlten,  wandte  man  sich  an  den  Papst  Gregor  IX.,  wel- 
cher durch  eine  Bulle  vom  16.  September  123S  einen 
zwanzigtägigen  Ablass  denjenigen  zusicherte,  welche  zur 
Wiederherstellung  der  Kirche  und  der  Glockenthürme 
Almosen  geben  würden.  Schon  am  24.  August  1239 
fand  die  Weihe  des  Hauptaltares  in  dem  damaligen  Chore 
statt  und  zwar  wurde  die  Kirche  als  Salvators-  und  Bar- 
tholomäus-Kirche geweiht,  doch  scheint  ihr  der  letztere 
Name  schon  früher  beigelegt  worden  zu  sein.  Von  die- 
sem Bau  rührt  das  dreifache,  auf  sechs  Pfeilern  ruhende 
Schiff  des  gegenwärtigen  Gebäudes  her.  Diese  Schiffe 
zeigen  das  System  des  Hallenbaues,  wie  es  zu  so  früher 
Zeit  namentlich  in  Westphalen  seine  eigenthümliche  Ent- 
wicklung gefunden : bei  schon  leichten  und  freien  Ver- 
hältnissen eine  eigen  primitive  Behandlung  des  Details, 
an  romanische  Reminiszenzen  anknüpfend.  Hier  tritt  dies 


besonders  an  den  Pfeilern  hervor,  welche  einfach  vier- 
eckig mit  gebrochenen  Kanten  und  an  jeder  Seite  mit 
einem  als  Dienst  vortretenden  Rundstabe  gestaltet  sind. 

An  diesen  Bau  lehnten  sich  noch  zwei  Kapellen, 
südlich  die  Kapelle  S.  Wolffgangi,  von  welcher  ein  Theil 
gleichfalls  noch  erhalten , während  der  andere  später  ab- 
gebrochen wurde  und  hier  1487  die  nach  dem  Erbauer 
benannte  Scheids- Kapelle  aufgeführt  ist.  Auf  der  nörd- 
lichen Seite  lag  die  St.  Katharinen-Kapelle,  1260  erbaut, 
welche  später  dem  Bau  des  nördlichen  Querschiff-Flügels 
weichen  musste.  An  der  Stelle  des  jetzigen  Pfarrthurmes 
befand  sich  eine  Vorhalle,  wo  der  altkirchlichen  Sitte  ge- 
mäss vor  der  Taufe  die  Beschwörungsformel  ausgesprochen 
wurde;  auch  stand  hier  der  sogenannte  Heissenstein,  auf 
den  sich  Braut  und  Bräutigam  stellen  mussten  und  sich 
Treue  gelobten,  bevor  die  kirchliche  Trauung  erfolgte;  eine 
Sitte,  die  noch  1607  in  Frankfurt  üblich  war.  Wie  die 
Kirche  damals  ausgesehen  hat,  ist  in  einem  alten  Holz- 
schnitzwerk im  Chore,  welches  Kaiser  Carl  den  Grossen, 
das  Modell  der  Kirche  auf  der  Hand  tragend,  darstellen 
soll,  zu  ersehen;  hiernach  hatte  der  Bau  ursprünglich 
vier  Thürme. 

Nach  der  Wahl  Ludwig's  des  Baiern  im  Jahre  1315 
wurde  die  Vergrösserung  der  Kirche  beschlossen  und  so- 
gleich mit  Niederreissen  der  beiden  östlichen  Thürme  und 
des  Chores  begonnen.  Der  Bau  dauerte  23  Jahre,  doch 
ohne  dass  der  Gottesdienst  unterbrochen  wurde;  die  Ein- 
weihung des  einschiffigen,  langgestreckten  Chores  erfolgte 
am  9.  August  1338.  Eine  weitere  Vergrösserung  der 
Kirche  trat  im  Jahre  1346  ein,  wo  der  Bau  des  nörd- 
lichen Querschiff- Flügels  an  der  Stelle,  wo  die  St.  Ka- 
tharinen-Kapelle gestanden,  begonnen  wurde.  Vollendet 
wurde  dieser  Bau  erst  im  Jahre  1351;  die  Verzögerung 
scheint  dadurch  bewirkt  zu  sein,  dass  inzwischen  1348 
auch  der  Bau  des  Kreuzganges  in  Angriff  genommen 
war,  ferner  dadurch,  dass  1349  das  Chordach  durch  einen 
Brand  zerstört  wurde  und  wiederhergestellt  werden  musste. 
Der  Bau  des  südlichen  Flügels  des  Querschilfes  folgte 
zwar  unmittelbar  darauf  in  den  Jahren  1352  und  1353, 
doch  scheint  im  Ganzen  der  Bau  des  Querschiffes  sich 
noch  länger  hingezögert  zu  haben,  denn  erst  1410  wird 
die  Vollendung  der  Gewölbe  berichtet.  Eine  Eigenthüm- 
lichkeit  dieses  Querschilfbaues  ist  die  ungewöhnliche 
Längenausdehnung  der  beiden  Flügel,  welche  mit  dem 
ziemlich  langen  Chor  eine  gleiche  Ausladung  zeigen. 
Bemerkenswerth  sind  auch  die  beiden  Portale  der  Flügel. 
Das  nördliche,  den  jetzigen  Haupteingang  zum  Dome 
bildend,  führt  nach  einem  Steinbild  über  der  mittleren 
Säule  den  Namen  Marienthüre  und  zeigt  als  Hauptver- 
zierung eine  grosse  prachtvolle  Fenster- Rosette,  seitwärts 
stufenförmig  Konsolen  mit  Baldachinen  darüber,  für  welche 
die  Figuren  jedoch  nie  zur  Ausführung  gekommen  zu 
sein  scheinen;  darunter  befinden  sich  noch  verstümmelte 
Reliefs.  Das  Südportal  dagegen,  leider  ganz  verbaut,  ent- 
hält reichen  Figurenschmuck  in  rothem  Sandstein , na- 


447 


mentlich  eine  grössere  Komposition  in  dem  Bogenfeld 
über  dem  Thürsturz. 

Von  den  Anbauten  des  Chores  ist  zunächst  an  der 
Südseite  die  heilige  Grab -Kapelle  zu  nennen,  welche 
ihren  Namen  oft  gewechselt  hat,  früher  Capelia  Salva- 
toris,  dann  Maria  Magdalenen  - Kapelle  hiess  und  ihren 
jetzigen  Namen  nach  einem  in  neuester  Zeit  gestifteten 
Altäre  trägt.  Durch  eine  Thüre  in  der  Kapelle  gelangt 
man  in  die  daran  stossende  kaiserliche  Wahlkapelle. 
Dieselbe  wurde  im  Jahre  1355  begonnen  und  ihr  Bau 
sehr  beeilt,  was  wohl  seinen  Grund  darin  hatte,  dass 
ein  Ort  geschaffen  werden  musste,  wo  die  Wahl  der 
deutschen  Kaiser  vorgenommen  werden  konnte,  wie  dies, 
das  neue  Reichsgrundgesetz  vom  Jahre  1356,  die  goldene 
Bulle  Kaiser  Karl  IV.,  genau  vorschrieb.  In  Urkunden 
führt  sie  daher  den  Namen  conclave  electionis,  Kurkam- 
mer, Kurkapelle, 

Kaiserchor.  Die- 
ser in  der  deut- 
schen Geschichte 
so  merkwürdige 
Raum , wo  sich 
die  Kurfürsten  des 
Reiches  zu  der 
wichtigen  Hand- 
lung der  Kaiser- 
wahl versammeln 
mussten,  ist  frei- 
lich nur  ein  schma- 
les, dunkles  Ge- 
wölbe, das  dieser 
wichtigen  Bestim- 
mung wenig  wür- 
digerscheint. Hier 
fand  auch  die  Sal- 
bung der  Kaiser 
Statt,  als  Frank- 
furt in  den  letzten 
Jahrhunderten  der 
deutschen  Kaiser- 
zeit zugleich  die 
Krönungsstadt  des 
Reiches  geworden 
war. 

Zum  hohen 
Chor  führen  mehre 
Stufen  hinauf, doch 
ist  diese  Erhebung 
des  Fussbodens  ur- 
sprünglich nicht  so 
bedeutend  gewe- 
sen, sondern  hängt 
wohl  mit  der  Be- 
stimmung des  Do- 
mes als  Krönungs- 
kirche zusammen. 

Auf  der  Nordseite 
des  Chores  liegt 
ausser  der  Sakri- 
stei, einem  lang- 
gestreckten Raum,  dar  nach  Osten  durch  einen 
regelmässigen  Anbau  abgeschlossen  ist,  noch  die  Maria- 
Kapelle,  weiche  schon  1399  als  „Salve -Chor“  benannt 
vorkommt;  später  wurde  die  Kapelle  nach  einer  Stiftung 
das  Psalmen-,  gewöhnlich  Salmen-Chörlein  genannt.  Der 
gegebene  Grundriss  des  Domes  ist  nach  der  Restauration 
von  1855  genommen.  Ein  Bild,  wie  die  Kirche  im  Jahre 
1414  aussah,  findet  sich  in  einer  kleinen  Handzeichnung 
am  Rande  des  Protokolles  über  die  Grundsteinlegung  des 


Thurmes.  Bevor  wir  jedoch  zu  diesem  Theile  des  Bau- 
werks übergehen,  der  mehr  in  künstlerischer  Hinsicht  un- 
ser Interesse  beansprucht,  wollen  wir  einen  Blick  auf  die 
innere  Ausschmückung  des  Domes  werfen. 

Unter  den  Altären  ist  nur  derjenige  in  der  Marien- 
Kapelle,  ein  Steinbildwerk  aus  dem  15.  Jahrhundert,  zu 
nennen;  die  übrigen  sind  von  keiner  Bedeutung,  meist 
aus  späterer  Zeit  und  in  barocken  Formen,  selbst  der 
Hochaltar  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts.  Das  Sa- 
kramenthäuschen  im  Chor,  neben  dem  Eingang  zur  Sa- 
kristei, ist  dagegen  wohl  der  Beachtung  werth,  ebenso 
ein  Tabernakel  von  schöner  Steinkonstruktion  mit  ausge- 
gemalter  Wandnische.  Zu  beiden  Seiten  des  Chores  be- 
finden sich  in  Holz  geschnitzte  Chorstühle  von  keinem 
bedeutenden  Kunstwerth,  über  denselben  sind  der  ganzen 
Länge  des  Chores  nach  Wandgemälde  angebracht,  welche 

bemerkenswerther 
sind,  wenn  auch 
mehr  in  kunsthis- 
torischer als  in 
künstlerischer 
Hinsicht.  Zu  bei- 
den Seiten  des  Al- 
tars aber  befinden 
sich  Freskogemäl- 
de von  weit  höhe- 
rer Bedeutung,  die- 
selben gehören  un- 
zweifelhaft der 
Kölnischen  Schule 
an  und  sind  viel- 
leicht direkt  Schü- 
lern des  Meister 
Stephan  zuzu- 
schreiben; nach 
denbeigefiigten  In- 
schriften wurden 
sie  1407  gefertigt. 
Auch  in  der  Vor- 
halle des  Thur- 
mes und  in  der 
Scheidskapelle  be- 
fanden sich  Fres- 
kogemälde, die 
theils  zerstört, 
theils  übertüncht 
worden  sind.  Un- 
ter den  verschie- 
densten Grabdenk- 
mälern, an  denen 
der  Dom  sehr  reich 
ist,  gewährt  das 
grösste  historische 
Interesse  das  des 
Königs  G ü n the  r 
von  Schwarz- 
burg,  des  edlen 
Gegenkönigs  Karl 
IV.  Das  Denkmal 
zeigt  den  Helden 
in  voller  Rüstung,  auf  sein  Schwert  gestützt,  unter  einem 
reich  ornamentirten  gothischen  Schwibbogen  stehend ; die 
Arbeit  ist  wahrscheinlich  vom  Meister  Was  müde.  Aus 
späterer  Zeit  des  14.  Jahrhunderts  rührt  her  der  Grabstein 
des  Johann  von  Holz  hausen  und  seiner  Frau  Gudela, 
ein  charakteristisches  Skulptur- Monument  des  ausgebildeten 
germanischen  Stiles  und  auch  als  Beispiel  zur  Kostümkunde 
des  14.  Jahrhunderts  von  besonderem  Werth. 

(Fortsetzung  folgt.) 


a Sakristei. 


b Wahlkapelle. 


Marienkapelle. 
Scheidskapelle. 


fl  Heilige  Grabkapelle. 


11 II- 


Koch  einmal  über  Pappdächer. 


Nachdem  bereits  in  No.  32  u.  Bl.  ein  bei  der  Fabrikation 
von  Pappdächern  betheiligter  Techniker,  Hr.  Privatbaumeister 
Bernd  ts  zu  Danzig,  dem  ungünstigen  Urtheil,  welches  in 
einer  früheren  Korrespondenz  über  die  im  Kreise  Greifen- 
hagen  (Pommern)  vorhandenen  Pappbedachungen  ausge- 


sprochen wurde,  entgegen  getreten  war  und  die  Vorzüge  des 
sachgemäss  und  solide  ausgeführten  Pappdaches  vertheidigt 
hatte,  erhielten  wir  vor  Kurzem  auch  eine  denselben  Gegen- 
stand betreffende  Zuschrift  des  Ingenieurs  der  ßiisscher  & Hoff- 
mann’schen  Fabrik  zu  Neustadt  - Eberswalde,  Hr.  Ad.  Neu- 


448 


mann  zu  Breslau.  Da  die  genannte  Fabrik  eine  der  ältesten 
und  renommirtesten  ihres  Faches  in  Deutschland  ist,  so  glau- 
ben wir  die  Aeusserungen  ihres  Vertreters,  soweit  sie  das 
technische  Detail  der  Herstellung  von  Pappdächern  betreffen 
und  die  Angaben  des  Hrn.  Berndts  ergänzen,  unseren  Leser 
mittheilen  zu  müssen.  Hr.  Neu  mann  schreibt: 

Von  den  verschiedenen  Konstruktionen  bei  Pappdächern  ist 
die  einzig  sichere  und  schon  deshalb  vorzuziehende,  weil  bei  ihr 
allem  Reparaturen  leicht  und  erfolgreich  vorgenommen  werden 
können,  die  jetzt  wohl  allgemein  bekannte,  wenn  auch  leider  noch 
nicht  ausschliesslich  angewandte,  bei  welcher  die  Pappe  in 
langen,  vom  First  bis  zur  Traufkante  reichenden  Feldern 
zwischen  in  der  Sparrenrichtung  liegenden  dreikantigen  Deck- 
leisten aufgebracht  wird,  deren  zusammenstossende  Ränder 
mit  einem  Deckstreifen  genagelt  und  überklebt  werden.  Diese 
Deckstreifen  werden  mit  einem  festen  Asphaltkitt,  die  Papp- 
felder aber  mit  einem  leichteren,  mehr  Theer  enthaltenden 
Ueberzuge  versehen  und  übersandet.  Auch  ohne  diesen  Kitt 
und  Ueberzug  muss  das  Dach  völlig  regendicht  sein.  Der- 
selbe soll  niemals  zur  Dichtung  beitragen,  sondern  einzig  und 
allein  Pappe  und  Nagelung  vor  den  zerstörenden  Einflüssen 
der  Atmosphäre  und  gegen  Beschädigung  durch  auf  das  Dach 
fallende  harte  Körper  schützen.  In  der  zeitgemässen 
Erneuerung  dieses  Ueberzugs  (etwa  in  Zwischen- 
räumen von  4 — 5 Jahren)  besteht  bei  gut  ausge- 
führter Dächern  ihre  ganze  Unterhaltung.  Hier 
aber  ist  es,  wo  sehr  häufig  ein  bedeutender  Fehler  dadurch 
gemacht  wird,  dass  mit  der  Wiederholung  dieses  Ueberzuges 
nicht  abgewartet  wird,  bis  der  alte  zu  schwinden  beginnt 
und  die  Pappe  roh  zu  Tage  tritt.  Theils  weil  man  glaubt 
ein  doppelter  Ueberzug  könne  das  Dach  nur  besser  und  dauer- 
hafter machen,  theils  durch  die  ganz  gewöhnliche  Ansicht, 
defekte  Stellen  durch  Streichen  zu  dichten,  wird  oft  ein  zu 
häufiges  Theeren  vorgenommen.  Es  hat  dieses  nicht  nur 
den  Nachtheil,  dass  es  jene,  auf  nur  wenige  Tage  vielleicht 
geschlossenen,  schadhaften  Stellen  überdeckt  und  schwer  sicht- 
bar macht,  sondern  was  schlimmer  ist,  es  entsteht  durch  zu 
häufiges  Ueberziehen  des  Daches,  namentlich  bei  sehr  konsis- 
tentem Asphaltlack  eine  dicke  Kruste,  die  bei  der  nächsten 
Temperaturveränderung  unzählige  feine  und  viele  grosse  Risse 
bekommt  und  — da  ihre  einzelnen  Theile  an  der  Pappe  fest- 
haften — auch  diese  auseinanderreisst.  Die  Pappe  ist  dann 
fast  unzugänglich  und  eine  Reparatur  schwer  ausführbar. 
Es  ist  also  das  Streichen  nicht  zu  oft,  namentlich 
nicht  als  Dichtungsmittel  anzuwenden,  sondern  ein 
neuer  Ueberzug  nur  aufzu tragen,  wenn  der  alte  zu 
schwinden  beginnt. 

Ein  zweiter  Fehler  wird  häufig  dadurch  begangen,  dass 
beim  Ueberzug  die  Masse  desselben  nicht  kochend  auf  die 
Pappe  gebracht  oder  nicht  sofort  abgesandet  wird.  Beides 
ist  zu  einer  innigen  Verbindung  des  Ueberzugs  mit  der  Pappe 
durchaus  nöthig.  Bei  kaltem  Theer  wird  derselbe  zu  dick 
aufgetragen  und  nicht  nur  mehr  als  nöthig  verbraucht,  sondern 
Sand  und  Theer  haften  auch  nicht.  Bei  solchem  Ueberzuge  merkt 
man  nicht  ein  allmäliges  Schwinden  desselben,  er  schält  sich 
vielmehr  in  flachen  Stücken,  wie  Mauerputz  ab,  und  da  dieses 
an  den  schlechten  Stellen  sehr  viel  früher  als  an  andern  ge- 
schieht, so  lässt  sich  der  nöthige  bessere  Ueberzug  schlecht 
aufbringen,  weil  der  theilweise  noch  haftende  alte  bald  auch 
das  Abschälen  des  neuen  veranlasst.  Ein  Gleiches  geschieht, 
sobald  der  verwendete  Steinkohlentheer  nicht  ganz  wasserfrei 
ist,  was  leider  sehr  häufig  vorkommt;  die  sich  beim  Aufträ- 
gen entwickelnden  Wasserdämpfe  lassen  dann  eine  innige  Ver- 
bindung des  Ueberzuges  mit  der  Pappe  nicht  zu.  Ebenso 
schädlich  ist  ein,  statt  trockenen  scharfen  Mauersandes  ange- 
wendeter thonhaltiger  oder  feuchter  Sand. 

Sorgfältig  ausgeführte  und  rationell  unterhaltene  Dächer 
können  eigentlich  nur  durch  heftigen  Sturm  oder  äusserliehe 
Gewalt  schadhaft  und  reparaturbedürftig  werden.  Ist  letzterer 
Fall  eingetreten,  so  muss,  was  leider  in  den  meisten  Fällen 
nicht  geschieht,  eine  direkte  Nagelung  der  Pappe  auf  die 
Schaalung  durchaus  vermieden  werden.  Bei  solchen  Papp- 
stücken, welche  zur  Dichtung  defekter  Stellen  aufgesetzt  und 
auf  die  Schaalung  genagelt  sind,  ziehen  sich  in  kürzester  Frist 
die  Nagelköpfe  durch  die  Pappe  und  der  Schaden  ist  nur 
schlimmer  geworden.  Ja  es  ist  nicht  selten  vorgekommen, 
dass  Besitzer  von  Pappdächern,  wenn  der  Sturm  (namentlich 
bei  noch  weicher  Pappe)  die  einzelnen  Felder  in  die  Höhe 
bauschte,  zur  Verhütung  dessen  sämmtliche  Felder  zwischen 
den  Deckleisten  vom  First  bis  zur  Traufkante  an  die  Schaa- 
lung nagelten,  Solche  Dächer  können  als  ruinirt  betrachtet 
werden.  — Defekte  Stellen  sind  einzig  zu  dichten  — falls 
sie  klein  sind,  durch  Unterschieben  oder  Aufkleben  nicht  von 
Pappe,  sondern  von  einigen  Lagen  theergetränkten  Packpapiers 
mit  Asphaltkitt;  ist  der  Schaden  grösser,  so  reparirt  man  das 


Dach  dadurch,  dass  man  an  den  defekten  Stellen  die  Papp- 
bahn in  ihrer  ganzen  Breite  zwischen  den  Deckleisten  durch 
eine  neue  ergänzt,  die  etwas  länger  als  der  Sprung  ist.  Die- 
selbe wird  oben  unter  die  alte  Bahn  geschoben  uud  mit  As- 
phaltkitt angeklebt,  auf  die  Deckleisten  aber  neue  Streifen 
genagelt.  Diese  Reparatur  ist  einfach,  mit  geringsten  Kosten 
und  Mühe  verbunden  und  in  jedem  Falle  zuverlässig. 

Die  Unterhaltung  sorgfältig  ausgeführter  und 
mit  gutem,  von  reinem  Steinkohlentheer  vollstän- 
dig durchtränktem  Material  gedeckter  Pappdächer 
ist  also  sehr  leicht.  Schlecht  ausgeführt  oder  mit  schlech- 
tem Material  gedeckt,  werden  dieselben  freilich  ewiger  Repa- 
raturen bedürfen,  und  eben  solche  Dächer  sind  es,  oder  aber 
arg  vernachlässigte,  oder  falsch  behandelte,  welche  Grund  zu 
immerwährenden  Klagen  geben.  — Die  hier  zusammengestellten 
Fehler  bei  der  Unterhaltung  von  Steinpappdächern  sind  die, 
welche  sich  am  meisten  wiederholen.  Sie  liegen  eigentlich  so 
klar  auf  der  Hand  und  ihre  Vermeidung  ist  so  einfach,  dass 
dieselben  hier  nicht  zusammengestellt  wären,  wenn  mich  nicht 
die  unglaublich  häufigen  Verstösse  gegen  die  einfachsten  Re- 
geln der  Unterhaltung  überzeugt  hätten,  dass  es  nöthig  sei, 
immer  und  immer  wieder  darauf  aufmerksam  zu  machen,  wie 
leicht  es  ist,  das  so  wohlfeile  und  feuersichere  Pappdach 
auch  ein  dauerhaftes  sein  zu  lassen.“ 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
10.  Oktober  1868.  Vorsitzender  Hr.  Bo  eck  mann,  später 
Hr.  Koch  I.;  anwesend  151  Mitglieder  und  4 Gäste. 

Der  Vorsitzende  theilte  zunächst  mit,  dass  die  am  vorigen 
Versammlungsabende  mit  Ausarbeitung  eines  Theiles  der  neuen 
Geschäftsordnung  beauftragten  Referenten  — mit  Ausnahme 
von  Hrn.  Schwedler  — die  Wahl  angenommen  hätten.  An 
Stelle  von  Hrn.  Schwedler  wurde  hierauf  Hr.  Sen  dl  er 
gewählt. 

Hr.  Faulhaber  verlas  im  Aufträge  einer  grösseren  An- 
zahl von  Vereins -Mitgliedern  eine  an  den  Vorstand  gerichtete 
Interpellation.  Es  wurde  darin  Auskunft  erbeten,  warum  der 
Vereinsbeitrag  vor  vollständiger  Einführung  und  Genehmigung 
des  neuen  Statuts  bereits  für  die  Monate  September  uud 
Oktober  erhöht  worden  sei  und  warum  dem  bisherigen  Ver- 
eins-Bibliothekar seine  Stellung  gekündigt,  dem  Verein  jedoch 
keine  Anzeige  von  dieser  Kündigung  gemacht  sei.  Der  Vor- 
sitzende antwortete  im  Namen  des  Vorstandes,  dass  derselbe 
das  neue  Statut,  auch  ohne  die  bisher  noch  nicht  erfolgte  Er- 
langung der  dadurch  in  letzter  Linie  bezweckten  Korporations- 
rechte in  allen  den  Bestimmungen,  welche  bereits  durchführ- 
bar seien  und  die  mit  dem  Besitz  von  Korporationsrechten 
nicht  direkt  Zusammenhängen,  als  in  Kraft  getreten  betrachte 
— sowie  dass  die  Kündigung  an  den  Vereins- Bibliothekar  in 
voller  Einstimmigkeit  des  Vorstandes  und  der  Ober -Biblio- 
thekare aus  sachlichen  Gründen  erfolgt  und  nur  aus  Rück- 
sicht auf  die  davon  betroffene  Persönlichkeit  nicht  publizirt 
worden  sei.  Eine  Debatte,  die  sich  an  diese  Auskunft  an- 
schloss und  in  der  mehre  der  Interpellanten  die  Gründe, 
welche  sie  geleitet  hatten,  noch  näher  auseinander  setzten,  ver- 
lief ohne  Resultat,  da  weitere  Anträge  in  dieser  Angelegen- 
heit nicht  gestellt  wurden. 

Herr  Adler  begann  hierauf  mit  einer  übersichtlichen 
Darstellung  der  Leistungen  des  Backsteiubaues  und  kün- 
digte an,  dass  er  diesem  für  die  Gegenwart,  wo  der  Back- 
steinbau nach  langer  Vernachlässigung  sich  allseitig  zu  neuer 
Blüthe  erhebe,  so  zeitgemässen  Thema  im  Laufe  des  bevor- 
stehenden Winters  eine  Reihe  von  Vorträgen  widmen  wolle, 
die  nicht  nur  die  ästhetische  und  formale,  sondern  namentlich 
auch  die  technische  Seite  desselben  in’s  Auge  fassen  sollen. 

Eine  geographische  Uebersieht  der  Leistungen  des 
Backsteinbaues  zeigt  zunächst  seine  weite  Verbreitung  über 
die  ganze  Erde.  Von  den  aus  der  Vorzeit  erhaltenen  Bau- 
denkmalen (nach  Mertens  etwa  15000)  ist  die  grössere 
Hälfte  aus  Backstein  errichtet,  der  fast  überall  als  Material 
des  Massenbaues  auftritt,  während  der  Hausteinbau  demgegen- 
über nur  sporadisch  und  vorzugsweise  nur  bei  den  edelsten 
Ausführungen  verwendet  wurde.  Die  Heimat  des  Backstein- 
baues ist  der  Orient,  wo  das  Bediirfniss,  sich  durch  sehr 
starke  Mauern  von  einem  schlecht  wärmeleitenden  Material 
gegen  die  Hitze  zu  schützen,  und  die  leichte  Herstellbarkeit 
der  nur  an  der  Luft  getrockneten  Ziegel  zunächst  darauf  hin- 
leiteten. Hier  hat  er  auch  seine  weiteste  Ausdehnung  gefunden. 
China,  Japan,  beide  Indien  sind  Länder,  wo  von  jeher  ganz 
überwiegend  in  Backsteinen  (theilweise  in  Verbindung  mit 
Porzellan)  gebaut  worden  ist,  desgleichen  Babylonien,  Assyrien, 
Arabien  und  Aegypten;  nur  im  Hochland  Westasiens  ist  reiner 


449 


Hausteinbau  vorhanden.  In  Europa  hat  der  Backsteinbau  in 
alter  Zeit  in  Griechenland  und  Etrurien,  später  zu  Rom  und 
in  seinen  Provinzen  geblüht.  Italien  erhielt  sich  denselben, 
eine  weitere  Ausbreitung  erlangte  er  später  im  Westen  und 
Norden:  in  England,  den  Niederlanden,  Deutschland  und  Skan- 
dinavien, während  Spanien  und  Frankreich  ihn  nur  in  einzel- 
nen Distrikten  aufweisen.  Nord-  und  Südamerika  endlich 
zeigen  aus  alter  Zeit  gar  keinen  Backsteinbau  und  sind  ihm 
erst  in  neuerer  Zeit  erschlossen  worden. 

Bei  einer  geschichtlichen  Uebersicht  der  Entwicke 
lung  des  Backsteinbaues  ist  Aegypten  voranzustellen,  wo 
wir  die  ältesten  Spuren  desselben  finden.  Die  vor  einigen 
Jahren  durch  Linant-Bey  vorgenommenen  zahlreichen  Bohr- 
versuche haben  in  einer  Tiefe  von  60 — 72'  unter  der  Ober- 
fläche des  jetzigen  Nilthals  Stücke  gebrannten  Thons,  mit  und 
ohne  Hieroglyphen  zu  Tage  gefördert,  was  (mit  Zugrunde- 
legung der  Messungen,  wonach  die  Aufhöhung  des  Nilthaies 
5"  pro  Jahrhundert  beträgt)  ein  mehr  als  12000jähriges  Alter 
des  Backsteinbaues  beweist.  Die  ältesten  bekannten  Bauwerke 
Aegyptens  waren , wie  uns  dies  ja  auch  die  Nachrichten  des 
Herodot  lehren,  von  Luftziegeln  aus  Nilschlamm  errichtet,  und 
deuten  die  Abmessungen  dieser  Ziegel  (16"  Länge,  8"  Breite, 
4 ya  bis  ö1/»"  Dicke)  darauf  hin,  dass  das  Format  derselben 
für  einen  regelmässigen  Verband  eingerichtet  war.  Wenn 
sich  von  diesen  ältesten  Bauten  nur  Pyramiden  (in  denen  sich 
bekanntlich  auch  die  ältesten  Tonnengewölbe  finden)  bis  auf 
die  Gegenwart  erhalten  haben,  so  scheint  aus  den  neuerdings 
gefundenen  Inschriften  (Bauurkunde  über  die  Tempelmauer 
von  Denderah,  von  Dümiehen  publizirt)  hervorzugehen, 
dass  auch  die  Freibauten  der  alten  Zeit  aus  demselben  Mate- 
riale, wahrscheinlich  mit  einer  Verblendung  von  gebrannten 
Ziegeln , errichtet  waren.  Die  letzteren  hatten  erheblich  ge- 
ringere Abmessungen  als  die  Luftziegel  und  zeigen  durchweg 
eine  lebhafte  rothe  Farbe;  glasirte  Ziegel  (mit  Ausnahme  von 
Emaille-Platten)  scheinen  nicht  vorgekommen  zu  sein. 

Vollständigere  Kenntniss  besitzen  wir  über  den  Backstein- 
bau Mesopotamiens,  der  gleichfalls  auf  eine  uralte  Kultur 
und  Pflege  hinweist,  wenn  die  geschichtlichen  Nachrichten 
auch  nur  bis  auf  2300  Jahre  v.  Chr.  reichen.  Die  merk- 
würdigen Nachrichten  der  Bibel  über  den  Thurmbau  zu  Babel 
sind  bekannt;  desgleichen  die  Angaben,  die  Herodot  über  das- 
selbe Bauwerk,  den  Belustempel,  giebt,  und  die  lange  Zeit 
für  ein  Mährchen  gehalten  worden  sind,  bis  die  neueren  eng- 
lischen und  französischen  Untersuchungen  ihre  Zuverlässigkeit 
sehr  wahrscheinlich  gemacht  haben.  Die  babylonischen  Bauten, 
von  denen  bereits  eine  grössere  Anzahl  untersucht  worden 
ist,  zeigen  fast  stets  einen  sehr  starken  Mauerkern  von  Luft- 
ziegeln mit  einer  Verkleidung  in  gebrannten  Backsteinen. 
Erstere,  aus  Lehm  mit  Spreu  vermischt  hergestellt  (ein  Stein 
etwa  16"  lang  und  breit,  5 bis  7"  dick)  wurden  in  Thon- 
mörtel vermauert  und  in  Höhen  von  4 bis  5'  durch  hindurch- 
gesteckte 1"  starke  Schilfrohrstengel  verankert.  Die  zur  Ver- 
blendung benutzten  Backsteine,  die  im  Gegensätze  zu  Aegyp- 
ten meist  eine  lebhafte  gelbe  (fleischrothe)  Farbe  haben,  sind 
meist  11  y/'  im  [J  und  2%  bis  3"  dick.  Zur  Bildung  der 
Ecken  dienen  dreieckige  Steine;  ausserdem  finden  sich  jedoch 
Formsteine  zu  Bögen,  zu  halbrunden  Strebepfeilern  etc.  ver- 
wendet. — Wenn  sich  hierin  eine  schon  völlige  Beherrschung 
des  Materials  zeigt,  so  ist  diese  auch  in  der  Anwendung  ver- 
schiedenfarbiger Steine  zu  Wanddekorationen  und  in  der  tech- 
nisch vollendeten  Herstellung  der  Glasuren,  die  sogar  die  An- 
bringung zweier  Farben  auf  einem  Steine  kannte,  ausgesprochen. 

Weniger  bekannt  dürfte  es  sein,  dass  auch  das  alte 
Griechenland  einen  sehr  ausgebildeten  Backsteinbau  be- 
sessen hat.  Wenn  wir  von  demselben  noch  nichts  Genaueres 
wissen,  so  trägt  die  Schuld  hiervon,  dass  man  bei  den  bishe- 
rigen Ausgrabungen  die  Backsteinfragmente  meist  eben  so 
wenig  beachtet  hat,  wie  dies  früher  mit  den  Architekturresten 
überhaupt  — den  Bildwerken  gegenüber,  geschah.  — Vitr  uv 
erzählt,  dass  in  Athen  die  alte  Hütte  des  Areopags,  aus 
Fachwerk  mit  Lehmdecke,  konservirt  wurde;  ebenso  berichten 
die  Schriftsteller  von  dem  aus  Backsteinen  errichteten  Schlosse 
des  Königs  Mausolus,  da«  in  der  Sonne  geglitzert  habe, 
was  sogar  auf  Anwendung  von  Glasuren  schliessen  lässt.  Dass 
der  Backsteinbau  in  Makedonien  einen  hohen  Rang  einnahm, 
lehren  nicht  nur  die  Nachrichten,  dass  König  Philipp  in 
Olympia  ein  Schatzhaus  aus  diesem  Materiale  errichten  liess, 
sondern  auch  die  (im  Aufträge  des  Kaiser  Napoleon  III) 
angestellten  Untersuchungen  zu  Pella,  wo  sehr  werthvolle 
Reste  von  Backsteinbauten  gefunden  worden  sind.  Aber  auch 
in  der  späteren  Zeit  muss  selbst  in  Athen  der  Backsteinbau 
eine  ausgedehnte  Anwendung  und  eine  grosse  Blüthe  erreicht 
haben,  wie  sich  dies  schon  aus  der  dort  in  höchster  Vollen- 
dung stehenden  Terrakotten-Iudustrie  ergiebt.  Die  aufgefun- 
denen  Fragmente  berechtigen  zu  der  Annahme,  dass  das  ältere, 


durch  die  Perser  zerstörte  Erechteion  im  Wesentlichen, 
namentlich  auch  in  allen  seinen  Kunstformen  aus  Backsteinen 
errichtet  war. 

Viel  mehr  erforscht  sind  die  Backsteinbauten  des  alten 
Italiens,  obgleich  auch  hier  die  noch  in  kolossaler  Anzahl 
vorhandenen  Fragmente  bisher  wenig  beachtet  und  kaum  ge- 
sammelt worden  sind.  Vieles  davon  ist  wieder  verschwunden 
und  zerstreut  oder  doch  für  die  Alterthumswissenschaft  ohne 
sonderlichen  Werth,  da  die  Fundorte  nicht  notirt  worden  sind. 
Die  hohe  Ausbildung,  welche  die  Anfertigung  gebrannter 
Thonarbeiten,  namentlich  von  Vasen,  in  Etrurien  erreicht  hat, 
ist  bekannt;  jedenfalls  ist  der  Backsteinbau  und  die  Anwen- 
dung von  Terrakotten  von  dort  aus  nach  Rom  übertragen, 
das  mit  seiner  Umgebung  eines  der  wichtigsten  Lokale  für  die 
Entwickelung  dieser  Bauweise  geworden  ist. 

Bis  zum  Zeitalter  des  Augustus  wurden  in  Rom  wahr- 
scheinlich die  meisten  Bauwerke  in  Backsteinen  und  Terra- 
kotten errichtet,  wie  dies  von  dem  alten  Tempel  des  kapito- 
linischen Jupiter,  dessen  Akroterien  alljährlich  mit  rother 
Mennige  neu  gestrichen  wurden,  feststeht;  auch  später  wurden 
die  grössten  und  wichtigsten  Bauwerke  (das  Pantheon,  die 
Thermen,  das  Mausoleum  des  Augustus)  ihrem  Kerne  nach 
von  Ziegeln  erbaut,  im  Aeusseren  jedoch  mit  Putz  oder  Mar- 
mor verkleidet.  In  unverputzten  Backsteinen  sind  während 
der  Kaiserzeit  von  grösseren  Werken  nur  mehre  Nutzbauten 
ausgeführt;  so  die  technisch  vollendet  hergestellte  Wasserlei- 
tung des  Kaisers  Nero,  deren  helle,  fleischroth  gefärbte 
Ziegel  26‘V'  im  [H  gross,  l1/*"  dick  sind. 

Von  grösserer  Wichtigkeit  für  die  künstlerische  Behand- 
lung des  Materials  sind  die  zahlreich  erhaltenen  kleineren 
Monumente  des  Privatbaues,  namentlich  Grabmäler,  die  auch 
für  das  technische  Verfahren  bei  Herstellung  der  ornamentalen 
Glieder  sehr  lehrreiche  Winke  geben.  Die  wichtigsten  dieser 
kleineren  Monumente,  von  denen  der  Vortragende  später  noch 
Zeichnungen  mitzutheilen  versprach,  wie  er  auch  Proben 
ägyptischer,  babylonischer  und  römischer  Ziegel  vorlegen  zu 
können  hoffte,  sind  der  sog.  Tempel  der  Virtus  und  Honos 
(Grab  der  Annia  Regilla?),  der  sog.  Tempel  des  Deus  riduculus, 
des  ampbitheatrum  castrense  u.  A. 

Von  Rom  aus  ist  der  Backsteinbau  demnächst  in  alle 
Provinzen  des  Weltreichs  übertragen  worden.  Der  alte  grie- 
chische Steinbau  des  Theaters  zu  Taormina  ist  2'  dick  mit 
Ziegeln  ummantelt;  römische  Backsteinruinen  finden  sich  am 
Euphrat  und  Tigris,  im  nördlichen  Afrika,  besonders  zahlreich 
in  Mösien  und  Dacien,  endlich  auch  in  den  Rheinlanden,  wo  wir 
vom  Abbruche  mehrer  dahin  gehörigen  Monumente  zu  Köln, 
Xanten,  Nymwegen  etc.  wissen,  während  wohl  erhaltene  Bau- 
werke dieser  Art  sich  namentlich  noch  in  Trier  finden.  Hier 
kann  man  auch  den  Verlauf  der  römischen  Backsteintechnik 
verfolgen , die  ein  sicheres  Kennzeichen  zur  Bestimmung  des 
Alters  dieser  Gebäude  ist.  Während  die  ältesten  Bauten  die 
unvermischte  Anwendung  von  Backsteinen  kleineren  Formats 
zeigen,  wächst  im  weiteren  Verlaufe  das  Format  der  Ziegel 
und  treten  diese  mit  Bruchsteinen  vermischt  auf,  bis  sie  zu- 
letzt zu  Streifen  aus  einer  oder  mehren  Schichten  gereiht  nur 
einen  Schmuck  der  Bruchsteinbauten  bilden ; letzteres  übrigens 
eine  Dekorationsweise,  die  sich  bis  in  das  Mittelalter  hinein 
erhalten  hat. 

Die  weitere  Fortsetzung  des  interessanten  Vortrages,  den 
der  Redner  an  dieser  Stelle  abbrach,  wird  demnächst  den 
Einfluss  der  Völkerwanderung  auf  die  Entwickelung  des 
Backsteinbaues  behandeln.  — F.  — 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Bewegliche  Brücke  von  Boeper. 

Wenngleich  es  mir  nur  Vergnügen  machen  kann,  in  Hrn. 
Haarbeck  einen  Gegner  meines  Projektes  zu  finden,  der, 
wie  sich  bald  zeigen  wird,  recht  leicht  zu  widerlegen  ist,  so 
erscheint  es  doch  weniger  erfreulich,  wenn  derselbe  Ent- 
stellungen mit  unterlaufen  lässt,  die  allerdings  denen,  welche 
weder  meine  Broschüre  noch  diese  Berichtigung  zu  Gesicht 
bekommen,  eine  schlechte  Meinung  von  jener  Arbeit  beibrin- 
gen  müssen. 

Ueber  die  Eingangssätze  des  Kritikers  gehe  ich  schnell 
hinfort;  — ich  bemerke  nur,  dass  ich  weder  mein  System  für 
kleine  Spannweiten  empfohlen,  noch  auch  die  Möglichkeit 
bestritten  habe,  Drehbrücken  von  grosser  Spannweite  zu  bauen, 
sondern  einzig  behauptete,  dass  die  Unzuträglichkeiten  des 
Betriebes  die  Spannweite  der  letzteren  thunlichst  zu  beschrän- 
ken veranlassten,  während  bei  dem  vorgeschlagenen  System 
die  Vortheile  mit  der  Spannweite  wachsen.  Ich  will  auch 
nicht  erst  versuchen,  die  Begriffsverwirrung  zu  klären,  in  der 
sich  der  Kritiker  in  Betreff  der  durch  Winddruck  erzeugten 


450 


Reibungswiderstände  befindet,  deren  Grösse  in  erster  Linie 
doch  wohl  von  der  Grösse  der  dem  Winddruck  ausgesetzten 
Fläche  und  nicht  von  der  Anzahl  der  übertragenden  Räder 
etc.  abhängt. 

Wenn  aber  ferner  behauptet  wird,  die  Dicke  der  Pfeiler 
wäre  in  halber  Höhe  auf  3 Fuss  und  18  Zoll  eingeschränkt, 
so  wundert  mich  nur,  dass  Herrn  Haarbeck  eine  Stelle  im 
Pfeiler  entgangen  ist,  wo  die  beiden  Wände,  welche  für  ihn 
die  Pfeilerstärke  (tragende  Fläche)  repräsentiren,  ganz  fehlen, 
die  obenbefindliche  Mauermasse  also  nothwendig  in  der  Luft 
hängen  müsste;  oder  wäre  es  dem  Kritiker  vielleicht  nicht  denk- 
bar, dass  man  das  Gewicht  des  oberen  Mauerkörpers  durch  Ge- 
wölbe auf  die  Steinmassen  der  Vorköpfe  etc.  übertragen  könnte? 
Im  Allgemeinen  scheint  man  doch  sonst,  z.  B.  wenig  Unsicher- 
heit darin  zu  finden,  die  Stärke  der  Frontmauern  eines  Hauses 
an  einigen  Stellen  auf  die  Dicke  einer  Fensterscheibe  zu  re- 
duziren. 

Die  ungewöhnliche  Stärke  der  Pfeiler  der  Dirschauer 
Brücke  mag  Hrn.  Haarbec.k  eine  rechte  Freude  gewesen  sein; 
dass  meine  Pfeiler  nur  um  ein  Geringes  stärker  sind  als  die- 
jenigen der  Rheinbrücke  bei  Köln  und  der  neuen  Elbbrücke 
bei  Hamburg  (beide  von  ca.  300  Fuss  Spannweite)  rührt  da- 
her, dass  sie  so  viel  länger  sind,  also  dass  mit  Sicherheit  an- 
genommen werden  kann,  der  Druck  im  Mauerwerk  übersteige 
nirgends  das  Maas  von  160  M pro  □Zoll.  Doch,  wie  darf 
ich  erwarten,  dass  Hr.  Haarbeck  dies  richtig  nachreehnen 
kann,  denn  in  der  Folge  wird  nun  gar  behauptet,  der  Quer- 
schnitt der  grössten  Lamelle  wäre  dem  vollen  Querschnitt 
einer  Gurtung  nicht  abgezogen,  während  S.  12.  ausdrücklich 
bemerkt  ist,  den  Profilen  wäre  die  Grösse  des  am  meisten 
geschwächten  Querschnitts  beigeschrieben.  Will  der  Kritiker 
sich  für  diese  Behauptung  vielleicht  damit  entschuldigen,  dass 
in  der  Zeichnung  die  Stärke  der  Winkeleisen  (über  deren 
ungewöhnliche  Form  ich  mich  S.  14.  ausgesprochen)  nicht 
beigeschrieben  sei,  während  sie  doch  mit  genügender  Genauig- 
keit aus  der  Darstellung  zu  entnehmen  ist?  Und  wie  lässt 
es  sich  wohl  bezeichnen,  wenn  an  diese  Annahme  eine  Hypo- 
these geknüpft  wird,  die  zum  mindesten  beleidigend  für  jeden 
Techniker  genannt  werden  muss? 

Nach  diesen  Berichtigungen  und  in  Rücksicht  auf  die  Be- 
schränktheit des  Raumes,  den  ich  an  dieser  Stelle  bean- 
spruchen darf,  werde  ich  mich  einer  ausführlichen  Darlegung 
der  Gründe  enthalten  dürfen,  die  mir  z.  B.  erlaubten  die 
Biegungsmomente  zu  vernachlässigen,  welche  dadurch  erzeugt 
werden,  dass  Gurtungseisen  und  Diagonalen  der  Bahn  leider 
nicht  in  eine  Ebene  gebracht  werden  konnten,  die  Geländer- 
stangen als  wirksame  Konstruktionstheile  zu  koustruiren  etc. 
zumal,  da  ja  auch  Hr.  Haarbeck  die  Behauptung,  die  Berech- 
nung der  Sicherheit  gegen  Winddruck  beruhe  auf  falschen 
Voraussetzungen,  ohne  Beweis  gelassen  hat.  Wenn  er  sich 
schliesslich  darüber  wundert,  dass  starke  Winde  nur  selten  bei 
starker  Kälte  Vorkommen  sollen  — so  kann  man  sich  eben 
nur  über  die  Verwunderung  wundern. 

Zwar  bin  ich  mir  bewusst,  dass  das  Projekt  an  vielen 
Fehlern  leidet,  dass  zumal  der  Hebel  h gewiss  durch  eine 
bessere  Konstruktion  zu  ersetzen  wäre,  aber  eben  darum 
wünsche  ich  mir  eine  durchdachtere  Kritik  als  diejenige  des 
Hrn.  Haarbeek,  die  selbst  da,  wo  keine  Fehler  sind,  deren 
findet. 

Hamburg,  den  29.  September  1S68.  Oscar  Roeper. 


Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Ar- 
chitekten-Vereins,  redigirt  von  Dr.  Sonndorfer,  Jahr- 
gang 1868,  Heft  V.  bis  VIII.  enthalten  unter  Anderem: 

Vorschlag  zu  allgemeinen  Profilen  für  Eisen- 
bahnschienen von  H.  Schmidt.  Nachdem  die  Wichtig- 
keit eines  allen  Eisenbahnen  gemeinsamen  Sehienenprofils 
hervorgehoben,  wird  ein  neues  Profil,  welches  allen  Anforde- 
rungen möglichst  entsprechen  soll,  berechnet.  Der  Verfasser 
verlangt,  dass  die  Beanspruchung  des  Eisens  bei  ruhigem 
Drucke  der  Maximallast  nicht  über  5 Kilogr.  pro  LJ  Milli- 
meter (68,4  Ztr.  pro  □ " preuss.)  betrage;  dass  die  Einsen- 
kung der  belasteten  Schiene  0,0005  der  freien  Aufiagerweite 
nicht  überschreite  und  dass  die  neutrale  Axe  genau  in 
halber  Höhe  des  Querschnittes,  oder  aber,  weil  der  Kopf  der 
Schiene  durch  die  Stösse  und  die  beim  Bremsen  auftre- 
tenden Schubkräfte  mehr  zu  leiden  hat,  als  der  Fuss,  etwas 
oberhalb  derselben  liege.  Die  Schwellen  neben  dem  Scbienen- 
stosse  sollen,  da  die  Laschen  nicht  so  stark  gemacht  werden 
können,  dass  sie  das  Schienenprofil  vollständig  ersetzen,  so 
nahe  gelegt  werden,  dass  die  Beanspruchung  des  Materials  in 
den  Laschen  die  in  den  Schienen  nicht  übersteigt.  Das  dem- 
gemäss unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Schiene  im  un- 
günstigsten Belastuugsfalle  als  eiu  au  einer  Seite  befestigter 


Balken  zu  betrachten  sei,  berechnete  Profil  ist  145 mm-  = 
5,544"  preuss.  hoch  und  wiegt  der  lfd.  Wiener  Fuss  24,4  W. 
Pfund  (der  preuss.  Fuss  27,1  -#'). 

Die  zulässige  Entfernung  der  Schwellen  am  Schienen- 
stosse  ergibt  sich,  unter  der  obigen  Bedingung  für  die  Bean- 
spruchung der  Laschen,  bei  direkt  unterstütztem  Stosse 
unter  Anwendung  eiserner  Laschen  zu  16,7  Zentimeter  = 
6,4  Zoll,  und  bei  Laschen  von  Bessemerstahl,  dessen  Be- 
anspruchung mit  8 Kilogr.  pro  (109,4  Ztr.  pro  □") 

für  zulässig  erklärt  wird,  zu  26,7Zentm-  = 10,2  Zoll.  Vor- 
teilhafter ist  der  Berechnung  zufolge  der  Stoss  zwischen 
den  Stützpunkten  (schwebende  Stoss),  namentlich  dann,  wenn 
er  nicht  in  der  Mitte  zwischen  zwei  Schwellen,  sondern  genau 
um  *4  der  freien  Weite  von  dem  einen  Auflager  entfernt 
liegt.  — Unter  den  gleichen  Anforderungen  und  für  die  an- 
gegebene Beanspruchung  ist  sodann  eine  Schiene  in  Vignol- 
form  für  Stahl  berechnet,  welche  bei  124mm-  (43/*//)  Höhe 
18,8  M pro  lfd.  Fuss  preuss.  wiegt,  und  endlich  eine  Stuhl- 
schiene aus  Stahl,  128mm-  (4,9")  hoch  und  20,1  M pro  lfd. 
Fuss  preuss.  schwer.  — 

Die  Donauregulirung  bei  Wien*).  Die  vorliegen- 
Nummern  der  Zeitschrift  bringen  die  ausführlichen  Gutachten 
der  in  dieser  Angelegenheit  zu  Rathe  gezogenen  vier  Exper- 
ten. Ingenieur  Abernethy  aus  London  und  Oberbaurath 
Sexauer  aus  Carlsruhe  empfehlen  bekanntlich,  ein  neues 
Bett  auszuheben , durch  welches  der  Stromlauf  näher  an  die 
Stadt  herangezogen  werde.  Oberbaudirektor  Hagen  aus  Ber- 
lin dagegen  glaubt,  dass  das  Programm  nur  durch  Regulirung 
des  gegenwärtigen  Laufes  erfüllt  werden  könne,  während  nach 
Ansicht  Tostain’s  (General-Direktors  der  österreichischen 
Südbahn)  beide  Projekte  zum  Ziele  führen  werden,  wobei  der- 
selbe jedoch  der  Regulirung  des  jetzigen  Bettes  den  Vorzug 
giebt  vor  der  Bildung  eines  neuen.  Dass  das  Projekt  eines 
Durchstichs  seither  bereits  die  Kaiserliche  Genehmigung  er- 
langt hat,  ist  in  No.  39  d.  Bl.  gemeldet  worden. 

Hirn’s  Pandynamometer  bestimmt  die  übertragene 
Arbeit  auf  einfache  Weise,  indem  er  die  Verdrehung  der 
Transmissionswelle  misst. 

Der  Palast  des  Erzherzogs  Ludwig  Victor  am 
Schwarzenbergplatze  in  Wien,  vou  H.  Ferstel.  — Von  dem 
auf  unregelmässigem  Bauplatze  unter  sehr  beschränkenden 
Vorschriften  entworfenen  Bau  sind  die  Grundrisse  mitgetheilt, 
während  Fa^ade  und  Durchschnitt  im  nächsten  Hefte  folgen 
sollen.  — 

Neben  diesen  Original  - Aufsätzen  findet  sich  in  den 
Sitzungsberichten  des  gegenwärtig  8G9  Mitglieder  (573  in- 
nerhalb des  Gebietes  von  Wien)  zählenden  Vereins  Manches, 
was  von  allgemeinerem  Interesse  ist,  jedoch  in  einer  Wiener 
Korrespondenz  dieses  Blattes  (No.  26  d.  Jahrg.)  theilweise 
bereits  Erwähnung  gefunden  hat. 

Wir  tragen  daraus  zunächst  einige  Mittheilungen  über 
die  neue  (dritte)  Moldaubrücke  in  Prag,  von  Fink  und 
Köstlin  nach.  Die  von  Ruston  & Co.  in  Verbindung  mit 
Ordish-Lefeu vre  in  London  erbaute  Brücke  überspannt 
zwei  seitliche  Oeffnungen  von  150'  und  eine  mittlere  von 
464'  mittelst  7'  hoher  Blechträger,  welche  durch  gerade  ge- 
spannte Ketten  an  den  Pilonen  der  Mittelpfeiler  derart  auf- 
gehängt sind,  dass  in  den  Seitenöffnungen  je  ein  mittlerer 
Stützpunkt  geschaffen  wird,  in  der  Mittelöffnung  aber  fünf 
Zwischenstützpunkte.  Die  Beanspruchung  der  Trageketten 
erreicht  bei  voller  Belastnng  350  Ztr.  pro  Q",  geht  also  weit 
über  die  Elastizitätsgrenze  des  Eisens  hinaus.  Für  die  Probe- 
belastung waren  kontraktlich  30  W.-Ztr.  pro  □ Klafter  ge- 
stattet; da  dieselbe  jedoch  nur  24  Stunden  Zeit  in  Anspruch 
nehmen  durfte,  so  sah  man  sich  ausser  Stande,  die  ganze 
Last  aufzubringen,  und  erreichte  die  in  Wirklichkeit  vorge- 
nommene Belastung  noch  nicht  die  Hälfte  der  zulässigen, 
während  einseitige  Belastungen  sorgfältig  vermieden  wurden. 

Ein  sehr  interessanter  Vortrag  von  F.  Schmidt  über 
den  Einsturz  der  Kuppel  der  Leopoldstädter  Kirche 
in  Pest  wird  mit  der  Bemerkung  erwähnt:  „Leider  sind  wir 
nicht  in  der  Lage,  Näheres  hierüber  mitzutheilen.“ 

Endlich  ist  noch  der  ausführliche  Bericht  über  den  Ein- 
sturz der  nach  dem  Schif körn -Systeme  erbauten  Eisenbahn- 
brücke bei  Czernowitz  hervorzuhebeu. — Wenige  Tage  nach 
der  am  4.  März  d.  J.  eingetretenen  Katastrophe  ernannte  der 
Verein  zur  Untersuchung  der  Ursachen  des  Einsturzes  ein 
Ivomite,  von  welchem  mehre  Mitglieder  sich  sofort  am  Orte 
des  Unfalls  genaue  Kenntniss  des  Thatbestandes  verschallten. 
Am  9.  Mai  erstattete  das  Komite  dem  Verein  seinen  Bericht, 
dessen  Hauptmomente  etwa  folgende  sind. 


*)  Man  vergl.  No.  46,  Seite  448,  Jahrg.  67,  sowie  No.  26, 
Seite  228,  Jahrg.  68  d.  Bl. 

Hierzu  eine  Beilage. 


« 


451 


Die  Brücke  überschreitet  den  Pruth  in  vier  Oeffuungen  1 
von  BO  Klaftern  (181,3'  preuss.)  im  Lichten.  Die  eingelei- 
sige Brückenbahn  wird  getragen  von  zwei  Einzelträgern  für 
jede  Oeffnung,  welche  von  Auflager-  zu  Auflagermitte  183' 
österr.  (184,3'  preuss.)  messen.  Jede  dieser  Haupttragwände 
ist  aus  zwei  einfachen  Gittern  in  14"  Abstand  von  einander 
gebildet,  welche  in  halber  Höhe  die  Fahrbahn  tragen.  Die 
obere  Gurtung  und  die  gekreuzten  Streben  bestehen  aus 
Gusseisen,  während  die  untere  Gurtung  sowie  die  vertikalen 
Zugstangen  aus  Schmiedeeisen  hergestellt  sind.  Ausserdem 
liegen  schmiedeeiserne  Längenbänder  auf  der  oberen  Gurtung 
und  in  Fahrbahnhöhe.  Die  Querträger  sind  in  Hängewerks- 
form ebenfalls  aus  Schmiedeeisen  hergestellt. 

Der  Einsturz  des  letzten  BrüekenfelJes  fand  statt  beim 
Uebergange  eines  mit  der  mässigen  Geschwindigkeit  von  l»/> 
bis  2 Meilen  fahrenden  Zuges,  welcher  zusammengesetzt  war 
aus  zwei  Lokomotiven,  von  denen  die  zweite  kalt,  zehn  Vieh- 
wagen und  sechs  Personenwagen.  Eine  Entgleisung  des 
Zuges  auf  der  Brücke  fand  vor  dem  Einsturze  nicht  statt, 
sondern  in  dem  Augenblicke,  als  die  Zugmaschine  den  Land- 
pfeiler erreicht  hatte,  senkte  sich  die  flussabwärts  gelegene 
Tragwand  unter  einem  von  der  Mitte  dieses  Feldes  ausgehen- 
den dounerähulichen  Getöse,  wodurch  die  Maschinen  gleich- 
zeitig eine  retrograde  und  seitliche  Bewegung  annahmen  und 
hierauf  sammt  dem  ganzen  Brückenfelde  und  neun  Wagen 
in  den  Fluss  hinabtielen,  während  die  letzten  sieben  Wagen 
durch  schnelles  Bremsen  zum  Stehen  gebracht  wurden. 

Bei  der  durch  die  Komitemitglieder  vorgenommenen  Be- 
sichtigung lag  die  zuerst  hinabgestürzte  Tragwand  noch 
unter  den  Maschinen  im  Wasser,  war  daher  für  die  Unter- 
suchung unzugänglich;  doch  ergab  letztere,  dass  der  Einsturz 
auch  ohne  spezielle  Fehler  im  Materiale  oder  in  der  Aus- 
führung vollständig  erklärlich  sei. 

Bei  der  nach  Erbauung  der  Brücke  vorgenommenen  Pro- 
bebelastung war  ein  Gewicht  von  23Vs  Ztr.  pr.  lfd.  Fuss  auf- 
gebracht, während  das  Gewicht  des  oben  erwähnten  Bahn- 
zuges, gleichmässig  vertheilt,  einer  Belastung  von  1 7 3/*  Ztr. 
pr.  lfd.  Fuss  entsprechen  würde. 

Die  angestellte  Festigkeitsberechnung  ergab,  dass  diese 
letztere,  massige  Belastung,  welche  mit  Einschluss  des  Eigen- 
gewichtes 33  Ztr.  pr.  lfd.  Fuss  Brücke  ausmacht,  eine  grösste 
Beanspruchung  des  Materials  bewirkte  von  232  Ztr.  pr.  Q" 
in  der  gusseisernen  oberen  Gurtung,  197  Ztr.  pr.  Q"  in 
der  schmiedeeisernen  unteren  Gurtung,  156  Ztr.  in  den  ver- 
tikalen schmiedeeisernen  Zugstangen  und  110  Ztr.  in  den  guss- 
eisernen Hauptstreben.  Bei  diesen  Angaben  ist  die  Spannung 
nicht  berücksichtigt,  welche  schon  ohne  alle  Belastung  im 
Systeme  dadurch  hervorgerufen  wird,  dass,  ähnlich  wie  beim 
Howe’schen  Träger,  Kopf  und  Fuss  der  Strebe  durch  Anzie- 
hen der  vertikalen  Zugstangen  gegen  die  Gurtungen  gepresst 
werden  müssen. 

Das  Koustruktionssystem  selbst  wird  in  dem  Berichte 
namentlich  deshalb  getadelt,  weil  bei  demselben  die  obere 
Gurtung  und  die  Strebenkreuze  aus  vielen  kurzen  Stücken 
stumpf  zusammengestossen  werden,  so  dass  ein  seitliches  Aus- 
weichen der  gedrückten  Theile  bei  grösseren  Spannweiten 
kaum  verhindert  werden  kann.  Bei  den  früher  nach  dem 
Schifkorn  - Systeme  ausgeführten  Bauwerken  sind  stets  nur 
geringere  Weiten  überdeckt  und  schon  bei  diesen  drei  und 
selbst  vier  Traggitter  zu  einer  Wand  zusammengekuppelt, 
bei  der  in  Rede  stehenden  Brücke  dagegen,  wie  bereits  er- 
wähnt, nur  zwei  Gitter  in  dem  geringen  Abstande  von  14"; 
zudem  ist  das  früher  gebräuchliche  Höhenverhältniss  von  l/n 
der  Spannweite  hier  auf  y14,6,  ermässigt.  Ferner  wird  im 
Berichte  gesagt,  dass  die  Querträger  um  50%  zu  schwach, 
mangelhaft  befestigt  und  ohne  Kreuze,  also  nicht  für  ungleich- 
förmige Belastung  konstruirt  waren,  sowie  endlich,  dass  die 
Vorrichtungen  zur  Verhütung  seitlicher  Schwankungen  einen 
entsprechenden  Effekt  nicht  ausüben  konnten. 

Ueber  die  von  dem  Komite  erstatteten  beiden  Schluss- 
gutachten und  die  interessanten  Verhandlungen  des  Vereins, 
die  sich  hieran  anschlossen,  ist  in  der  oben  angeführten  Kor- 
respondenz (No.  26  d.  Bl.)  bereits  eingehend  berichtet  worden. 

G.  H. 

Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens.  1868. 
Heft  V. 

Die  Versuche,  Bessemerstahl  zur  Schienenfa- 
brikation zu  verwenden,  haben  seither  auf  den  deutschen 
Eisenbahnen  kein  günstiges  Resultat  gegeben;  es  sind  vielfach 
Schienenbrüche  vorgekommen,  ohne  dass  die  Einwirkung 
äusserer  Gewalt  Vorgelegen  hätte.  Hieraus  hat  man  die  be- 
rechtigte Folgerung  gezogen,  dass  dem  Bessemerstahl  die 
Haupteigenschaft  eines  guten  Schienenmaterials  — Härte  mit 
Zähigkeit  gepaart  — zuweilen  abgeht;  derselbe  ist  vielmehr 
so  verschiedenartig,  dass  er  in  vielen  Fällen  wiederum  zwar 


die  erforderliche  Zähigkeit  besitzt,  dagegen  im  Wasser  keine 
Härtung  annimmt  und  somit  den  Namen  Stahl  kaum  verdient. 
Um  den  Brüchen  entgegen  zu  wirken  und  dadurch  wenigstens 
die  Gefahren  des  Materials  zu  beseitigen,  fabrizirte  man 
Eisenschienen  mit  aufgelegtem  Kopfdeckel  aus  Bessemerstahl, 
machte  aber  dabei  die  unangenehme  Erfahrung,  dass  ein  Theil 
der  Kopfdeckel  sich  bei  der  Benutzung  schon  in  kurzer  Zeit 
ablöste  und  dass  hierdurch  selbstredend  die  Schienen  un- 
brauchbar wurden.  Diese  Erscheinung,  welche  man  meist  der 
Ungleichheit  des  Bessemerstahles  und  dem  Umstande,  dass  er 
an  sieh  schwierig  aufzuschweissen  ist,  zuschrieb,  erklärt  ein 
„Norddeutscher  Eisenbahn -Ingenieur  “ in  einem  Aufsatze 
des  vorliegenden  Heftes  folgendermaassen : „ Eine  erhebliche 
Abweichung  von  der  lothrechten  Lage  bei  dem  Einschieben 
des  Schienenpackets  in  das  zweite  oder  dritte  Walzenkaliber 
ist  die  offenbare  Ursache  der  Defekte  gewesen , denn  es  hat 
sich  der  Stahlkopf  nur  einseitig  ausgebildet  und  das  im 
Packet  zu  beiden  Seiten  des  Stahlblocks,  denselben  im  Feuer 
schützend,  angebrachte  Eisen  ist  einseitig  aufgeschoben  und  in 
seiner  abnormen  Lage  nicht  genügend  mit  dem  Stahl  ver- 
schweisst“.  In  dem  Aufsatze  wird  ferner  angeführt,  dass  so- 
gar in  der  Lieferung,  welche  vorzüglich  den  Anlass  zu  den 
Angriffen  auf  die  Bessemer- Fabrikate  gegeben  hat,  unter 
10000  Stück  nur  23  gewesen  wären,  welche  Ablösungen  der 
Kopfdeckel  gezeigt  hätten,  dass  dagegen  auch  als  günstiges 
Ergebniss  angeführt  werden  könnte,  wie  jetzt  noch  mehre  im 
Bau  befindliche  österreichische  Bahnen  ausschliesslich  dieses 
Material  bestellt  hätten. 

Eisenbahn  - Ingenieur  W.  Clauss  zu  Braunschweig  nimmt 
die  Priorität  der  Erfindung  einer  Schiebebühne 
mit  Dampfbetrieb,  wie  sie  unter  dem  Titel  „ Rangir  - Ma- 
schine für  Bahnhöfe“  dem  General  - Direktionsrath  Exter  in 
München  patentirt  ist  (in  diesem  Blatte  erwähnt  auf  S.  125 
u.  379)  für  sich  in  Anspruch,  da  er  bereits  im  Jahre  1862 
seiner  Oberbehörde  Zeichnungen  einer  solchen  Einrichtung 
vorgelegt  hat;  derselbe  erklärt  jedoch,  dass  er  an  der  selbst- 
ständigen Erfindung  des  General -Direktionsraths  Exter,  da 
der  Apparat  desselben  in  mehrfacher  Beziehung  abweichend 
konstruirt  ist,  nicht  den  leisesten  Zweifel  hege. 

Ingenieur  Kl  äsen  zu  Hannover  zeigt  durch  Berechnung, 
wie  wenig  empfehlenswerth  der  Gif fard’sche  Injektor,  wel- 
cher bekanntlich  in  wenigen  Jahren  eine  sehr  weite  Verbreitung 
erlangt  hat,  in  ökonomischer  Beziehung  ist.  Bei  Lokomotiven 
sind  z.  B.  für  den  Injektor  9 Prozent  des  gesammten  Feue- 
rungsmaterials zur  Speisung  des  Kessels  nÖthig,  während  die 
Dampfpumpe  nur  etwa  2 Prozent  erfordert.  Wenn  eine  Lo- 
komotive jährlich  5000  Ztr.  Kohlen  verbraucht,  so  würden 
hiervon  also  auf  die  erstere  Art  der  Speisung  450  Ztr.,  auf 
die  letztere  100  Ztr.  kommen,  die  Differenz  würde  sieh  also  bei 
einem  Preise  von  6 Sgr.  pro  Ztr.  schon  zu  350  . 6 Sgr.=  70  Thlr. 
berechnen.  Ferner  verbrauchen  mit  einer  guten  Kondensations- 
Vorrichtung  die  Lokomotiven  bei  gleicher  Leistung  etwa 
5 Prozent  Brennmaterial  weniger  als  ohne  diese  Einrichtung. 
Bei  der  Injektorspeisung  kann  aber  eine  Kondensation  nicht 
angewendet  werden,  da  der  Injektor  bekanntlich  Wasser  über 
40  Grad  Temperatur  nicht  befördert.  Der  Gebrauch  der 
Dampfpumpen  führt  also,  wenn  man  mit  Kondensation  ar- 
beitet, eine  weitere  Brennmaterial- Ersparniss  von  5 Prozent 
mit  sich.  Rechnet  man  diese  für  Zinsen  der  Mehrkosten  der 
Dampfpumpe  und  Kondensations -Einrichtung,  so  erspart  man 
doch  noch  7 Prozent  der  gesammten  Feuerung.  Da  also  der 
Giffard’sche  Apparat  ökonomisch  so  ungünstige  Resultate 
liefert,  so  ist  zum  Speisen  der  Lokomotivkessel  unstreitig 
eine  gute  Dampfpumpe  vorzuziehen;  als  Reserve  - Speisevor- 
richtung aber  sind  die  Injektoren  vortreffliche  Apparate,  da 
sie  billig  in  der  Anschaffung  sind  und  immer  zuverlässig 
bleiben.  Eine  Dampfpumpe  und  ein  Injektor  reichen  voll- 
ständig und  für  alle  Fälle  zum  Speisen  eines  Lokomotiv- 
kessels  aus. 

Abtheilungs  - Ingenieur  Fuchs  zu  Meiningen  empfiehlt 
als  Mittel  gegen  das  seitliche  Verschieben  der  Schie- 
nen geieise  in  den  Kurven  der  freien  Bahn,  die  Bettung 
aus  geschlagenen  festen  Steinen  statt  aus  Kies  herzustellen, 
weil  sich  hierbei  die  scharfen  Steine  in  das  Holz  eindrücken 
und  die  Reibung  möglichst  erhöht  wird.  In  einer  Kurve  der 
Werrabahn  von  1800  Fuss  Radius  hat  das  genannte  Mittel, 
verbunden  mit  einer  Ueberliöhung  des  äussern  gegen  den 
inneren  Schienenstrang  von  3%  Zoll,  den  besten  Erfolg  gehabt, 
so  dass  das  Gestänge  in  der  Seitenrichtung  ganz  ruhig  liegt. 

Experimente  auf  englischen  Bahnen  sollen  gezeigt 
haben,  dass  durchschnittlich  220  Millionen  Tons  bei  einer  engli- 
schen Meile  Geschwindigkeit  pro  Stunde  über  eine  Schiene 
gefahren  werden  können,  ehe  sie  ausgewechselt  werden  muss. 
Eine  Eisenbahn  - Gesellschaft  könnte  hiernach  also  die  Dauer 
der  eisernen  Schienen  (von  derselben  Qualität  wie  die  Ver- 


452 


* 


suchsschienen)  in  Jahren  schätzen,  wenn  sie  das  Produkt  aus 
dem  bekannten  Gewicht  in  Tonnen , welches  jährlich  die 
Schienen  passirt,  multiplizirt  mit  der  Geschwindigkeit  in 
engl.  Meilen  pro  Stunde,  in  220  Millionen  dividirt,  wobei 
selbstverständlich  die  Steigungsverhältnisse  der  Bahn  mit 
denen  der  Versuchsbahnen  ungefähr  übereinstimmen  müssten. 
(220  Millionen  Meilentons  engl,  sind  ca.  940  Millionen  Mei- 
lenzentner preussiscb. 

In  dem  österreichischen  offiziellen  Ausstel- 
lungs-Bericht in  Betreff  der  Eisenbahn-Personen- 
wagen ist  unter  andern  folgendes  bemerkt: 

In  den  preussischen  Wagen  schliesst  sich  zur  Herstellung 
einer  Kommunikation  zwischen  den  Enden  derselben  an  die 
daselbst  befindlichen  Perrons  eine  um  ein  Scharnier  drehbare 
Eisenplatte,  welche  als  Brücke  von  einem  Wagen  zum  andern 
benutzt  wird.  In  England  ist  man  hierin  viel  weiter  ge- 
gangen. Die  englischen  Postzüge  bestehen  aus  mehren  mit 
einander  kommunizirenden  Wagen;  die  Kopfwände  derselben 
sind  beseitigt  und  Boden,  Wände  und  Decken  zweier  Nach- 
barwagen sind  in  einer  Weise  mit  einander  verbunden, 
welche  eine  variable  Länge  zulässt  und  mit  der  Ausdehnung 
und  Zusammendrückung  der  Bufferfedern  in  Uebereinstim- 
mung  bleibt. 

Herr  Rock  Chidley  stellte  das  Modell  eines  Wagens 
aus,  welchem  die  Einrichtung  zu  Grunde  liegt,  den  Train  mit 
dem  Dampf  der  Lokomotive  zu  heizen.  Unter  dem  Boden  jedes 
Wagens  zieht  sich  eine  Serpentine  hin,  die  mit  Dampf  von 
der  Lokomotive  versehen  wird;  der  Fussboden  ist  durchlöchert 
und  giebt  der  Wärme  in  das  Innere  Zutritt;  alle  Wagen  sind 
nach  der  vorbeschriebenen  Art  mit  einander  verbunden.  Die 
Serpentinen  werden  zwischen  zwei  Nachbarwagen  an  einander 
gekuppelt  und  der  ganze  Zug  wird  auf  einmal  geheizt.  Die 
Ventilations-Methode  von  Rock  Chidley  ist  mit  dieser 
Heizung  in  direktem  Zusammenhänge. 

Von  den  zweistöckigen  Personenwagen  (siehe  Referat  auf 
Seite  350)  sagt  der  Bericht,  dass  das  Verhältniss  zwischen  der 
todten  Last  und  der  Nutzlast  ein  sehr  günstiges  ist.  Wäh- 
rend nämlich  ein  Personentrain  von  15  gewöhnlichen  Wagen 
und  600  Reisenden  aller  Klassen  einer  todten  Last  von 
90  Tonnen  (—  1800  Ztr.)  entspricht,  kann  dieselbe  Zahl  der 
Reisenden  mit  9 zweistöckigen  Wagen  befördert  werden  und 
erfordert  hierzu  nur  60  Tonnen  todter  Last. 

In  Frankreich  werden  in  neuester  Zeit  die  meisten  Holz- 
bestandtheile  der  Untergestelle  und  der  Kasten  von  Eisen- 
bahnwagen, besonders  auch  die  Fussböden  an  ihrer  Oberfläche 
nach  der  Methode  von  De  Lapparent  (O.  f.  d.  F.  1867 

S.  64.)  verkohlt;  sie  sollen  dadurch  neben  einem  grossem 
Härtegrad  auch  eine  längere  Dauer  erhalten. 

Der  kürzlich  herausgegebene  Bericht  der  brittischen 
Königlichen  Eise  n bah  n - Kom  m i s sion  enthält  unter  An- 
derm  einige  Vergleichungen  zwischen  dem  Betriebe  auf  eng- 
lischen und  fremdländischen  Bahnen.  In  denselben  befindet 
sich  eine  Tafel  der  durchschnittlichen  Fahrgelder  in  den 
hauptsächlichsten  Eisenbahnländern  Europas  pro  englische 
Meile  in  englischen  Pence  angegeben ; auf  preussische  Meilen 
und  Silbergroschen  reduzirt  ist  das  Resultat  folgendes. 

I.  Kl.  II.  Kl.  III.  Kl. 

Durchschnitt  aus  12  engl.  Eisenbahnen  8,2  5,9  3,6 


Frankreich  6,7  5,1  3,7 

Preussen  6,1  4,6  3,1 

Oesterreich 7,3  5,5  3,7 

Belgien 4,8  3,6  2,4  j 

Baiern  5,2  3,5  2,3 

Italien  6,5  5,2  3,6  , 


Fahrgeld  der  IV.  Klasse,  welche  sich  nur  in  Preussen 
findet,  gleich  */*  der  III.  Klasse. 

Aus  den  Angaben  über  die  Geschwindigkeit  der  Züge 
einschliesslich  der  Aufenthalte  lässt  sich  folgende  Tabelle 
bilden : 


Die  schnellsten  Züge  Die  langsamsten  Züge 
Preuss.  Meil.  pro  Stunde.  Preuss.  Meil.  pro  Stunde. 
t-  , , (Schnellzüge  7,81  „ _ 

& (Expresszuge  8,6 J ’ 

Frankreich  . . . 5,4  — 7,5 3,4  — 5,4 

Preussen  ....  6,2  3,6  — 4,5 

Belgien 6,2  — 7,5 3,9  — 4,9 

Baiern 5,1  — 6,8 2,8  — 5,1 

Italien 5,1  — 6,4 3,2  — 5,1 

Auf  der  neuen  Bahn  von  London  nach  Liverpool, 

welche  eine  Länge  von  ca.  43  Meilen  hat,  sollen  Züge  mit 
10  Meilen  Geschwindigkeit  gehen,  was  dadurch  ermöglicht 
wird,  dass  auf  der  Strecke  nur  einmal  angehalten  werden  soll 
(um  Wasser  zu  nehmen). 

W.  Robinson  stellt  Schmiedeeisen  aus  Roheisen 
her,  ohne  dieses  zu  puddeln  und  ersetzt  letztere  Ope- 
ration durch  die  Einwirkung  eines  Magneten.  Er  bringt  in 
einem  Schmelzofen  zwei  Stücke  Eisen  so  an,  das  ihre  inneren 
Enden  mit  dem  geschmolzenen  Metall  in  Berührung  kommen, 
wobei  die  äusseren  an  die  Pole  eines  Magneten  gelegt  werden. 
Das  geschmolzene  Roheisen  ballt  sich  in  rot.  20  Minuten  zu 
einem  Klumpen , welcher  sich  beim  Auswalzen  als  von  der 
feinsten  Qualität  zeigte.  z.  N. 


Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Dem  Baumeister  Cornelius  ist  die  bautechnische  Hülfsarbeiter- 
Stelle  bei  dem  Finanz -Ministerium  verliehen  worden. 

Das  Ba  u me  i s t er- Examen  haben  am  10.  Oktober  bestanden; 
Albert  Blanck  aus  Grunauermühle  in  Westpreussen,  Arthur 
Schneider  aus  Königsberg  i.  Pr. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  Baumeister  oder  erfahrene  Bauführer  finden 
dauernde  Beschäftigung  bei  Chausseebauten  und  im  Bureau  der  Kö- 
niglichen Kreisbau-Inspektion  zu  Johannisburg. 

2.  Zur  Leitung  von  Regulirungsbauten  an  der  Spree  zwischen 
Berlin  und  Spandau  wird  ein  Bauführer  gesucht.  Näheres  beim 
Wasserbau  - Inspektor  Reinhardt  zu  Thiergartensebleuse  bei 
Oranienburg. 

3.  Zu  dem  Instandsetzungsbau  der  Havelbrücke  bei  Plaue 
wird  ein  Baumeister  oder  erfahrener  Bauführer  gegen  die 
regulativmässigen  Diäten  gesucht.  Reisekosten  werden  vergütet. 
Meldungen  nimmt  der  Regierungs-  und  Baurath  Weishaupt  zu 
Potsdam  entgegen. 

4.  Zwei  Baumeister,  von  denen  der  eine  mit  statischen 
Berechnungen  und  Eisenkonstruktionen  besonders  vertraut  sein, 
der  andere  im  Hochbau  Tüchtiges  leisten  muss,  finden  lohnende 
Beschäftigung  bei  einer  grossen  Privatbahn.  Nähere  Auskunft  er- 
theilt  Baumeister  Wernich,  Berlin,  Bethanien -Ufer  7,  1 Treppe, 
Vormittags  bis  10  Uhr. 

5.  Zu  Bauausführungen  im  Wasserbau  - Distrikte  Küstrin  wird 
sofort  ein  Bauführer  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht. 
Darauf  Reflektirende  wollen  sich  bei  dem  Wasserbaumeister  Feeder 
in  Küstrin  melden. 

6.  Ein  älterer  Bauführer  wird  für  Eisenbahnbauten  gesucht. 
Näheres  im  Inseratentheile. 

7.  Für  einen  Bauführer  ist  eine  Beschäftigung  in  Berlin 
nachzuweisen  Oranienstrasse  150.  3 Tr.  links. 

8.  Eine  Zeichnerstelle  ist  vakant.  Siehe  die  Inserate. 

9.  Bei  dem  Kriegshafenbau  an  der  Jade  werden,  hauptsächlich 
zu  Hochbauten,  zwei  Baumeister  und  zwei  Bauführer  gegen 
monatliche  Remuneration  von  resp.  90  und  60  Thlr.  gesucht.  Dauer 
der  Beschäftigung  mindestens  zwei  Jahre.  Offerten  unter  der  Chiffre 
H.  P.  befördert  die  Expedition. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  in  Berlin,  d.  S. 
in  Lissabon,  S.  in  Florenz,  V.  in  Constadt,  N.  in  Brieg,  H.  in  Berlin. 

Berichtigung.  Das  in  voriger  Nummer  angekündigte  Werk 
über  das  Rathaus  zu  Breslau  von  L ü d e c ke  nnd  Schultz  kostet 
nicht  1 >/*  Thlr.  sondern  8%  Tlilr. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend,  den  17.  Oktober. 

Tagesordnung: 

Vortrag  des  Herrn  R.  Neumann. 

Kekmiiitmnrltuiigr. 

Ein  junger  gebildeter  Ulnurei*,  welcher  bereits  sauber  zeichnet 
und  sich  im  Zeichnen  weiter  bilden  will,  kann  hier  gegen  ange- 
messenes Honorar  Beschäftigung  finden.  Einen  bereits  im  Fortika- 
tions-Zeichnen  geübten  wird  der  Vorzug  gegeben.  Portofreie  An- 
meldungen mit  Zeugnissen  werden  entgegengenommen. 
Friedrichsort,  den  7.  Oktober  1S68. 

14 öni sei  leite  Fest  iinieslmii- Direktion. 

Ein  llnuteclinilter  (Zimmermann)  wünscht  baldigst  im 
Büreau  eines  Bau-,  Zimmer-  oder  Maurermeisters  eine  Stellung  als 
Zeichner.  Gef.  Offerten  sub  L.  T.  30  in  der  Expedition. 


Ein  Feldmesser,  der  Vorarbeiten  zu  einer  Eisenbahn  ge- 
leitet hat  und  die  besten  Zeugnisse  besitzt,  sucht  eine  ähnliche 
Stellung.  Gef.  Offerten  in  der  Expedition  sub  S.  S.  29. 


Ein  älterer  Bmifiilirer  findet  gegen  2 Thlr.  Diäten 
für  längere  Zeit  interessante  praktische  Beschäftigung  bei  der  Kgl. 
Eisenbahn -Direktion  zu  Saarbrücken.  Ausser  der  Anlage  von 
Kohlen -Zweigbahnen  wird  im  kommenden  Frühjahr  der  vollständige 
Umbau  des  bedeutenden  Bahnhofes  St.  Johann  — Saarbrücken 
begonnen.  Eintritt  sofort  oder  spätestens  Ende  des  Monats. 

Meldungen  nimmt  der  Kgl.  Eisenbahn  - Baumeister  Hr.  Ulrich 
zu  Saarbrücken  entgegen.  Nähere  Auskunft  ertheilt  der  Unter- 
zeichnete in  seiner  Wohnung,  Wilhelmsstrasse  57/58.  1 Trpp.  links, 
Vormittags  9 — 12. 

P.  Wollancke 

Bauführer. 


453 


A.  Hattenbach,  Baumeister, 

Hedwig  Hattenbach,  geb.  Rinke, 

Ehelieh  Verbundene. 

Magdeburg, 

Einen  mit  einem  sehr  guten  Zeugnisse  versehenen  Maurer 
( prämiirt)  empfiehlt  zu  praktischen  sowie  zu  Bureau  - Arbeiten 

Hey  d rieh,  Baumeister,  Brandenburgstrasse  60.  

Ein  Ingenieur  (ehern.  Staatsbeamter)  sucht  bei  einem  Bau- 
unternehmen oder  gewerblichen  Etablissement  als  Socius  mit  ca. 
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Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  23.  Oktober  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 

Ingenieure  zu  Hamburg.  (Fortsetzung).  — Der  Dom  zu  Frank- 
furt a.  M.  (Fortsetzung.)  — Druckständer  für  Strassen.  — Feuille- 
ton: Sto  Spirito  in  Florenz.  — Mi tthe i lu n gen  aus  Vereinen: 
Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Prag.  — Architekten -Verein 
in  Berlin.  — Vermischtes:  Spülvorrichtung  der  Aborte  des  Ost- 
bahnhofes in  Berlin.  — Prozess  gegen  Franz  Schmitz  in  Köln.  — 


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Fachliteratur:  Zur  Kritik  der  beweglichen  Brücke  von  Röper. 
— Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga,  Heft  5.  — Archi- 
tektonische Entwürfe  von  Promnitz.  — Entwürfe  von  landwirt- 
schaftlichen Gebäuden  von  Schubert.  — Fa<?adenbuch.  — Perso- 
nal-Nachrichten etc. 


llie  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Fortsetzung.) 


3.  Die  Abtheilungssitzungen, 
a)  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Bau-Ingenieure. 

Dritte  Sitzung  am  4.  September. 

Zunächst  gab  Hr.  Ober -Ingenieur  Plath  (Hamburg) 
Mittheilungen  über  das  Auftreten  der  Wasserpest  in 
den  Alsterbassins  und  die  Erfahrungen , die  man  bei  den 
Versuchen  sie  auszurotten,  gemacht  hat.  Da  in  diesem 
Blatte  früher  schon  mehrfach  über  denselben  Gegenstand 
berichtet  worden  ist  (u.  A.  namentlich  in  No.  9,  Jahr- 
gang 1867),  so  möge  aus  den  Mittheilungen  des  Hrn. 
Plath  hier  nur  nachgetragen  werden,  dass  ein  Vertilgen 
der  Pflanze  durch  Ausbaggern  sich  gleichfalls  als  unmög- 
lich herausgestellt  hat.  Nachdem  man  bisher  vorwiegend 
Harken  mit  eisernen  Zähnen  zum  Herau.sreissen  benutzt 
hat,  ist  seit  einigen  Wochen  ein  neuer  Apparat  in  Tliä- 
tigkeit,  der  sich  wohl  zu  bewähren  scheint.  Ein  Floss, 
das  eine  bis  auf  den  Grund  reichende  geneigte  Ebene 
hat,  wird  von  einem  zweiten,  fest  vor  Anker  liegenden 
Flosse  aus  bewegt  und  häuft  so  grosse  Mengen  der  schäd- 
lichen Pflanze  auf,  die  dann  in  Kähne  verladen  und  un- 
tergegraben werden.  Die  Hoffnung  diesen  Feind  der  Ge- 
wässer wieder  los  zu  werden , gründet  sich  einmal  auf 
die  Nachrichten  aus  Belgien  und  England,  denen  zufolge 
neuerdings  das  Wuchern  der  Pflanze  nachzulassen  scheint, 
andererseits  auf  den  Einfluss  einer  anderen  Wasserpflanze, 
Nitelia  flexilis , welche  die  Wasserpest  verdrängen  soll. 
Hr.  Plath  bat  schliesslich,  anderweit  über  die  Wasserpest 
und  ihre  Entfernung  gemachte  Erfahrungen  mitzutheilen, 
um  gemeinsam  gegen  den  gemeinsamen  Feind  vorgehen 
zu  können.*) 

Herr  Stadt- Ingenieur  F.  Andr.  Meyer  (Hamburg) 
sprach  darauf,  nachdem  sich  die  Abtheilung  für  Marine- 
Techniker  mit  der  für  Bau -Ingenieure  vereinigt  hatte, 
„über  die  Anfertigung  von  Küsten-  und  Einsege- 
lungskarten  und  wie  oft  deren  Erneuerung  geboten 
erscheine. 

Die  Aufnahme  der  Küsten  erläuterte  der  Vortra- 
gende an  der  von  ihm  bewirkten  Aufnahme  der  Elb- 


*) Einem  Berichte  über  die  Wasserpest,  den  ein  anscheinend  sach- 
verständiger Korrespondent  in  der  „Oder- Zeitung“  giebt,  entnehmen 
wir,  dass  man  auch  in  den  Havelseen  unterhalb  Potsdam,  wo  die 
Wasserpest  sich  sehr  stark  eingenistet  hatte,  ein  allmäliges  Nach- 
lassen ihrer  Wucherung  beobachtet  hat.  Eine  Erklärung  hierfür 
findet  inan  darin,  dass  die  äusserst  kalkreiche  Pflanze  (die  deshalb 
auch  als  Dünger  so  geschätzt  wird,  dass  man  sie  nach  Gegenden, 
wo  sie  bereits  verschwunden  ist,  von  anderwärts  holt)  zu  ihrem 
Gedeihen  eines  Bodens  von  sehr  starkem  Kalkgehalte  bedarf. 
Wo  solcher  nicht  in  ganz  ausserordentlichem  Grade  vorhanden  ist, 
wird  derselbe  bald  erschöpft  und  die  Pflanze  muss  verkümmern 
und  allmälig  wieder  ganz  aussterben.  (D.  Red.) 


mündung.  Dieselbe  erfolgte  da,  wo  das  Flussbett  be- 
engt war,  mittelst  der  Peilleine,  wo  man  sich  aber  freier 
bewegen  konnte,  mittelst  Fahrzeug.  Die  letztere  Methode 
erfordert,  dass  einzelne  Punkte  des  Ufers  sehr  genau  fest- 
gelegt sind,  was  hier  durch  die  Gauss’sche  Triangulation 
in  wünschenswertester  Weise  der  Fall  war.  Das  Ver- 
fahren der  Aufnahme  besteht  dann  darin,  dass  an  belie- 
bigen Stellen  gelothet  wird,  während  gleichzeitig  mittelst 
zweier  Sextanten  die  Winkel  zwischen  dreien  der  be- 
kannten Punkte  gemessen  werden;  die  Lösung  der  Po- 
thenot’schen  Aufgabe  ermöglicht  dann  die  Ortsbestim- 
mung. Am  Ufer  sind  gleichzeitig  Wasserstandsbeobach- 
tungen in  Zwischenräumen  von  5 Minuten  auszuführen. 
— Die  in  Rede  stehende  Vermessung  fand  mittelst  eines 
Dampf bootes  statt.  Es  wurde  dabei  jedesmal  nach  Ver- 
lauf einer  Minute  zu  beiden  Seiten  des  Bootes  gelothet; 
während  ein  Mann  auf  dem  Maste  beobachtete,  wann 
zwei  der  bekannten  Festpunkte  auf  der  Fahrt  zur  Deckung 
kamen,  was  eine  gute  Kontrole  abgab.  Die  Resultate 
wurden  sofort  aufgetragen  und  so  Arbeitskarten  im  beab- 
sichtigten Maasstabe  der  Veröffentlichung  oder  im  dop- 
pelten angefertigt,  welche  eine  schnelle  Herausgabe  der 
Karten,  deren  Verzögerung  die  Messung  werthlos  machen 
würde,  ermöglichen. 

Bei  der  Aufnahme  ist  darauf  zu  achten,  dass  man 
die  Stromläufe  möglichst  rechtwinklig  durchschneidet  und 
an  die  Sünde  möglichst  nahe  heranfährt.  Da  das  Ueber- 
fahren  über  letztere  gefährlich  ist,  so  bewirkte  Redner  die 
Aufnahme  derselben  in  der  Weise,  dass  er  sie  bei  nie- 
drigem Wasserstande  zu  Fuss  umging  und  einige  Punkte 
einmass.  Grosse  Genauigkeit  ist  nicht  erforderlich,  weil 
häufig  innerhalb  eines  Tages  bedeutende  Veränderungen 
eintreten.  Da  Pegel  zur  Beobachtung  der  Wasserstände 
auf  den  leicht  bewegten  Sünden  kaum  anzubringen  waren, 
so  wurde  nur  einmal  in  günstiger  Zeit  das  spätere  Ein- 
treffen der  Fluth  an  den  verschiedenen  Punkten  beobach- 
tet und  dann  die  regelmässigen  Wasserstandsbeobachtungen 
nur  in  Cuxhaven  und  Helgoland  ausgeführt.  Ueber  die 
Bildung  der  verschiedenen  Sände  und  des  Watts  bemerkte 
der  Redner,  dass  die  Veränderungen  in  Letzterem  weit 
geringer  seien,  als  gewöhnlich  angenommen  wird;  grosse 
Sturmfluthen  brächten  zwar  oft  bedeutende  Veränderungen 
hervor,  die  sich  aber  dann  bald  wieder  ausgleichen.  Bei 
Besprechung  der  den  Karten  zu  gebenden  Einrichtung  und 
der  Vermessungs- Instrumente  wurde  noch  erwähnt,  dass 
bei  Anfertigung  der  Arbeitskarten  die  Ortsbestimmung 
mittelst  der  Po thenot’schen  Lösung  nicht  durch  Rech- 
nung erfolge,  was  zu  zeitraubend  sein  würde,  sondern 
graphisch,  mittelst  Aufträgen  der  gemessenen  Winkel  auf 
Pauspapier,  oder  besser,  mittelst  eines  dreischenkeligen 
Transporteurs,  dessen  mittlerer  Schenkel  fest  stehe. 


456 


In  Betreff'  der  Erneuerung  der  Küsten-  und  Ein- 
segelungskarten  sprach  sich  Hr.  Meyer  dahin  aus, 
dass  es  sich,  um  Verwirrung  zu  vermeiden,  empfehle, 
nicht  jede  einzelne  Veränderung  unvollkommen  nach- 
zutragen, sondern  in  bestimmten  Zwischenräumen,  etwa 
alle  zwei  Jahre,  eine  allgemeine  Revision  vorzuneh- 
men, der  dann  eine  neue  Ausgabe  der  Karten  folgen 
müsse.  — Demgegenüber  vertheidigte  Hr.  Plath  das  in 
England  und  Dänemark  gebräuchliche  Verfahren,  die 
Karten,  je  nach  dem  Bedürfniss  der  Kapitäne,  durch  in 
anderer  Schrift  aufgedruckte  Bemerkungen  seitens  der  Re- 
gierung berichtigen  zu  lassen;  mindestens  in  Betreff  der 
auf  der  Oberfläche  des  Fahrwassers  sichtbaren  Verände- 
rungen (Baaken,  Bojen  etc.)  sei  dies  wünschenswerth. 
Herr  Meyer  konstatirte  die  Unzuverlässigkeit  derartiger 
Revisionsbemerkungen  auf  dänischen  Karten  und  die  den 
Schiffern  daraus  erwachsende  Gefahr.  Von  anderer  Seite 
endlich  wurde  versucht,  beide  Ansichten  einander  näher 
zu  bringen  und  zwar  durch  Unterscheidung  der  Seekar- 
ten, in  welche  die  Veränderungen  (meist  nur  neue  Feuer) 
leicht  einzutragen  seien,  von  den  Küsten-  und  Einsege- 
lungskarten,  wo  dies  schwerermöglich  sei,  also  eine  häu- 
figere Erneuerung  der  Ausgaben  nothwendig  erscheine.  — 
Hr.  Meyer  erwähnte  schliesslich  noch  als  Curiosum,  dass 
die  französische  Regierung  eine  Kopie  seiner  Karte  heraus- 
gegeben habe,  mit  einer  oft  wunderbaren  Uebersetzung 
der  deutschen  Namen,  und  legte  ein  Exemplar  dieser 
Ausgabe  vor. 

Durch  Hrn.  Prof.  Baumeister  (Carlsruhe)  wurde 
sodann  die  zur  Diskussion  angemeldete  Frage:  „über 

Anlage  und  Betrieb  von  sekundären  Eisen  bah- 
neu“  eingeleitet.  Redner  versteht  unter  sekundären  Ei- 
senbahnen nicht  lediglich  das,  was  in  Frankreich  die  Vi- 
zinal- Bahnen  sind,  die  sich  von  den  Hauptbahnen  fast 
nur  durch  die  Aufbringung  der  Mittel  unterscheiden;  er 
hält  es  für  erforderlich,  das  bei  der  nöthigen  Sicherheit 
noch  zulässige  Minimum  an  Betriebs -Personal,  Gewicht 
der  Maschine,  Einfachheit  des  Unter-  und  Ober-Baues 
etc.  festzusetzen,  damit  durch  die  grösste  Oekonomie  in 
Anlage  und  Betrieb  es  möglich  werde,  den  Segen  der 
Schienenwege  noch  weiter  auszudehnen.  Bei  der  grossen 
Wichtigkeit  dieser  Frage  schlug  Hr.  Baumeister  zu 
diesem  Zwecke  vor,  entweder: 

1)  das  Material  aus  den  Vereinen,  welche  die  Frage 

bereits  erörtert  haben,  zu  benutzen,  oder 

2)  eine  Kommission  zu  ernennen,  welche  die  Frage  be- 
arbeite und  ein  Gutachten  über  dieselbe  abgebe,  oder 

3)  Verweisung  derselben  an  die  bevorstehende  Versamm- 
lung deutscher  Eisenbahn-Techniker  in  München. 

Hr.  Bau -Inspektor  Tellkampf  (Altona)  theilt  mit, 

dass  dieselbe  Frage  bereits  in  einer  Abtheilung  der  Dres- 
dener Versammlung  deutscher  Eisenbahn -Techniker  zur 
Verhandlung  gekommen  sei.  In  dem  Gutachten  von 
zwanzig  verschiedenen  Bahn -Verwaltungen  sei  einstimmig 
gleiche  Spurweite  mit  den  Haupt- Bahnen  verlangt;  im 
Uebrigen  wollte  ein  Theil  grössere  Freiheit  — Mitbe- 
nutzung von  Chausseen,  hölzerne  Brücken  etc.  — gestat- 
ten, während  der  andere  den  Vorschriften  für  Haupt- 
bahnen näher  kommende  Bestimmungen  für  nöthig  hielt. 
Die  Mehrzahl  stimmte  jedoch  darin  überein,  dass  möglichste 
Billigkeit  der  Anlage,  grössere  Steigungen  und  schärfere 
Kurven,  eingeleisige  Anlage,  leichterer  Unter-  und  Ober- 
bau etc.  zulässig  seien.  Da  die  Entscheidung  der  Frage 
auf  der  Dresdener  Versammlung  noch  offen  gelassen  sei, 
so  schlug  Hr.  Teilkampf  vor,  die  Frage  durch  eine 
Kommission  weiter  bearbeiten  zu  lassen,  und  dann  einen 
Antrag  an  die  Münchener  Versammlung  zu  richten,  der 
die  möglichste  Freiheit,  selbst  in  der  Spurweite  erstreben 
solle. 

Es  entspann  sich  über  diesen  von  den  Hrn.  Uasius 
und  Gerwig  unterstützten  Antrag  demnächst  einer  län- 
gere Debatte,  in  welcher  der  Vorsitzende  Hr.  Funk, 
unterstützt  durch  die  Ilrn.  Kopeke  und  Meyer  geltend 
machte,  dass  die  Zeit  bis  zu  der  auf  den  28.  September 
festgesetzten  Münchener  Versammlung  zu  einer  eingehen- 
den Bearbeitung  der  Frage  durch  eine  diesseits  gewählte 
Kommission  zu  kurz  sei.  Eine  solche  sei  jedoch  sehr 


wünschenswerth,  da  jene  Versammlung,  trotzdem  sie  eine 
grosse  Autorität  für  die  Entscheidung  der  Angelegenheit 
bilde,  von  ihrem  Standpunkte  aus  die  Grenzen  doch 
wohl  zu  eng  stecken  werde.  Annahme  fanden  schliesslich 
die  Anträge  der  Hrn.  Funk  und  Baumeister,  eine 
Kommission  zu  wählen,  welche  zunächst  die  Münchener 
Versammlung  zur  Behandlung  der  Frage  veranlassen, 
demnächst  aber  selbstständig  die  Sache  erörtern  und  für 
die  Berathung  in  der  nächsten  Versammlung  der  deutschen 
Architekten  und  Ingenieure  vorbereiten  soll.  Die  Kom- 
mission wurde  zunächst  von  den  Herren  gebildet,  welche 
in  der  Frage  gesprochen  haben;  andere  Mitglieder  der 
Versammlung,  welche  Interesse  für  die  Angelegenheit 
haben,  können  sich  denselben  anschliessen. 

Herr  Oberbaurath  Gerwig  (Carlsruhe)  hielt  darauf 
einen  kurzen  Vortrag  über  Grund wasser  und  die  Be- 
obachtungen , welche  er  in  Betreff  desselben  bei  Gelegen- 
heit des  Projektes  für  die  Wasserversorgung  von  Carls- 
ruhe zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Darnach  beträgt  die 
Fortbewegung  des  Wassers  im  Boden  in  30  Tagen  \/2  Weg- 
stunde; die  Schwankungen  des  Grundwasserspiegels  stehen 
in  engem  Zusammenhänge  mit  den  Luftzuständen.  Der 
höchste  Stand  tritt  ein  im  April,  der  niedrigste  im  Sep- 
tember. 

Zum  Schlüsse  gab  Herr  Regierungs-  und  Baurath 
Lohse  (Hamburg)  unter  Vorlegung  der  bezüglichen  Zeich- 
nungen einige  Mittheilungen  über  die  im  Bau  begriffene 
Eisenbahnbrücke  über  die  Norderelbe.  In  den  früheren 
Projekten  wurde  die  Gesammtspannweite  von  1200'  in 
vier  gleiche  Oeffnungen  getheilt,  welche  mittelst  horizon- 
tal gegurteter  Gitterträger  überdeckt  wurden;  jetzt  sind, 
nach  erfolgter  Regulirung  der  Elbe,  nur  zwei  Strompfeiler 
angenommen.  Drei  Oeffnungen  von  312'  zwischen  den 
Auflagermitten  (306'  im  Lichten)  entsprechen  der  Strom- 
breite  und  vier  kleinere  Oeffnungen  von  80'  dem  Vorland 
vor  den  Deichen. 

Bekanntlich  machen  Gitterträger  mit  geraden  Gur- 
tungen bei  grösserer  Höhe  keinen  angenehmen  Eindruck; 
auch  die  Träger  mit  gekrümmten  Gurtungen  wirken  dann 
nicht  eben  günstig,  und  ist  die  Coblenzer  Brücke  fast  die 
einzige  der  grösseren  neueren  Brückenbauten,  deren  Er- 
scheinung ästhetisch  befriedigt.  — Für  das  vorliegende 
Projekt  sollte,  bei  einer  Deichkrone  von  -(-  21',  die 
Schienenunterkante  in  der  Höhe  von  30'  liegen;  eine 
Bogen-Konstruktion  wie  bei  der  Coblenzer  Brücke  war 
daher  nicht  möglich  und  wurde  nun  ein  über  der  Fahr- 
bahn liegender  gedrückter  Bogen  mit  einem  hängenden 
Bogen  vereinigt.  Jeder  von  beiden  soll  die  Hälfte  der 
Last  tragen  und  sind  sie  daher  durch  vertikale  Kon- 
struktionstheile  (Zugstangen)  mit  einander  verbunden. 
Beide  Bögen  sind  ganz  Avie  bei  der  Coblenzer  Brücke 
mit  10'  Gurtungsabstand  gebildet;  die  Höhe  des  Trägers 
von  Mitte  zu  Mitte  des  Bogens  beträgt  54'. 

Das  Flussbett  liegt  auf  8 bis  10'  unter  Null.  Der  Bau- 
grund besteht  von  — 15'  bis  — 20'  abwärts  aus  Sand, 
und  da  die  Strömung  nicht  sehr  stark  ist,  so  konnte  eine 
einfache  Fundirungsmethode  gewählt  werden.  Nachdem 
bis  auf  die  tragfähigen  Schichten  hinab  gebaggert  ist, 
werden  Rüstungen  eingerammt,  welche  die  Dampframme 
tragen,  die  alsdann  eine  Pfahlwand  von  10  bis  12'  starken 
Pfählen  bis  auf  — 35'  hinabtreibt.  Dann  wird  die  Ramme 
auf  eine  Rollbrücke  gestellt  und  rammt  Grundpfähle  in 
der  Baugrube  ein,  welche  nächstdem  mittelst  der  Grund- 
säge 1'  über  der  Sohle  abgeschnitten  werden.  Hierauf 
schüttet  man  bis  zur  Höhe  von  — 2'  Beton,  etwa  18' 
stark,  und  führt  nun  das  Mauerwerk  weiter  auf,  wobei 
dann  Wasserschöpfen  fast  ganz  fortfällt. 

Der  Antrag,  den  Lokal-Komites  der  künftigen  \ er- 
sammlungen  aufzugeben,  allgemein  interessante  \ orträge 
so  zeitig  bekannt  zu  machen,  dass  man  sich  für  eine 
Diskussion  gehörig  vorbereiten  könne,  sowie  die  von 
Herrn  Ilocheisen  aus  Rottweil  augeregte  Frage  einer 
Normirung  des  Honorars  für  Ingenieur-Arbeiten  wurden 
nicht  weiter  verhandelt,  sondern  zur  Mittheilung  in  der 
Gesammtsitzung  Vorbehalten.  Die  letztgenannte  Frage 
erschien  jedenfalls  auch  noch  nicht  vorbereitet  genug,  um 


457 


schon  bei  der  diesmaligen  Versammlung  deutscher  Archi- 
tekten und  Ingenieure  erledigt  werden  zu  können. 

Hiermit  wurden  die  Sitzungen  der  Abtheilung  für 
Bau-Ingenieure  geschlossen.  G.  H. 

b.  Die  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Architektur. 

Erste  Sitzung  am  1 . September. 

Unter  sehr  zahlreicher  Betheiligung  begannen  die 
Sitzungen  der  Abtheilung  mit  der  Wahl  der  beiden  Vor- 
sitzenden und  der  Schriftführer,  welche  nach  Maassgabe 
der  vom  Lokal -Konnte  gemachten  Vorschläge  durch  Ak- 
klamation erfolgte.  Hiernach  übernahmen , wie  bereits 
gemeldet,  die  Hrn.  Baumeister  Boeckmann  (Berlin)  und 
Oberbaurath  von  Egle  (Stuttgart)  die  Aemter  des  ersten 
resp.  des  zweiten  Vorsitzenden.  — Da  es  vortheilhaft  er- 
schien, die  im  Programme  voranstehenden  Verhandlungen 
über  die  Fragen  des  Honorars  für  Architekten  und  des 
Verfahrens  bei  öffentlichen  Konkurrenzen  so  lange  zu 
verschieben,  bis  die  Mitglieder  der  Abtheilung  Zeit  ge- 
wonnen hätten,  das  darüber  vorliegende  Material  durchzu- 
sehen, so  wurde  beschlossen  zunächst  einen  der  angemel- 
deten Vorträge  zu  hören,  und  erhielt  Hr.  Professor 
Dr.  Heinzerling  (Giessen)  das  Wort. 

„Das  Bildungsgesetz  der  architektonischen 
Flächen-  und  Kör  per  formen“  zu  entwickeln  hatte 
dieser  sich  vorgesetzt  und  damit  wiederum  ein  Gebiet 
betreten , das  in  früheren  Jahren,  als  der  Schwerpunkt 
der  deutschen  Baukunst  mehr  noch  in  der  Studirstube 
und  auf  dem  Katheder  wurzelte,  denn  auf  dem  Bauplatze, 
— schon  vielfach  in  den  Versammlungen  deutscher  Ar- 
chitekten und  Ingenieure  erörtert,  in  der  neueren  Zeit 
jedoch  den  praktischen  und  technischen  Fragen  zu  Liebe 
geflissentlich  vermieden  worden  war.  — 

Seit  dem  vorigen  Jahrhundert,  so  ungefähr  führte 
der  Redner  aus,  fehlt  unserer  Baukunst  ein  bestimmter, 
die  Zeit  beherrschender  und  für  die  Zeit  charakteristischer 
Stil.  Einen  solchen  wieder  zu  schaffen,  liege  nicht  in 
unserer  Macht,  zumal  wenig  Elemente  hierzu  vorhanden 
seien;  wohl  aber  stehe  es  bei  uns,  die  Bedingungen  da- 
für zu  modifiziren.  Durch  ein  blosses  Kopiren  alter  For- 
men sei  freilich  ebenso  wenig  vorwärts  zu  kommen,  wie 
sich  neue  Formen  aus  freier  künstlerischer  Phantasie  er- 
finden lassen,  denn  alle  im  Laufe  der  Zeit  entstandenen 
neuen  Formen  haben  sich  mehr  oder  weniger  an  vorhan- 
dene angelehnt.  Unsere  Aufgabe  sei  es  daher  in  erster 
Linie  sowohl  im  Studium  der  historischen  Baustile,  wie 
im  sorgfältigen  Studium  der  Natur  zu  untersuchen,  in 
welcher  Weise  und  aus  welchen  Elementen  neue  Formen 
entwickelt  und  zu  organischen  Gebilden  verarbeitet  wur- 
den, um  daraus  Gesichtspunkte  für  unser  eigenes  Schaffen 
zu  gewinnen.  — Hier  müsse  wissenschaftliches  Denken 
sich  eng  mit  dem  künstlerischen  Erfinden  verbinden. 
Und  neben  dem  Studium  der  Mathematik , der  Mechanik, 
der  Physik,  die  schon  längst  als  dem  Architekten  unent- 
behrliche Hülfswissenschaften  anerkannt  seien,  werde  sich 
hier  vor  Allem  das  Studium  der  Normalgesetze  des 
Denkens  als  fruchtbar  für  die  Frage  des  Bildungsge- 
setzes  architektonischer  Formen  erweisen,  deren  Lösung 
noch  immer  nicht  geglückt  sei,  so  viel  auch  die  in  unse- 
rem Zeitalter  zuerst  aufgetretenen  Forschungen  nach  die- 
ser Richtung  von  dem  Dunkel  gelichtet  haben. 

Die  allgemeine  architektonische  Komposition , so 
fuhr  Hr.  Dr.  Heinzerling  fort,  setze  sich  zusammen 
aus  der  Disposition , der  Konstruktion  und  der  Komposi- 
tion im  Einzelnen.  Wenn  man  die  Stellung  der  Formen- 
bildung zu  letzterer  betrachte,  so  erkenne  man,  dass  die 
geistige  Thätigkeit,  um  die  es  sich  hierbei  handle,  durch- 
aus mit  der  Bildung  der  logischen  Begriffe  identisch  sei, 
also  auf  eine  plastische  Darstellung  der  logischen  Be- 
griffe im  Raume  hinauslaufe.  Zweck  derselben  sei  die 
Auflösung  eines  Gesainmtbegriffs  in  seine  Theile  und  die 
Vermittelung  einzelner  Theile  desselben  zu  einem  organi- 
schen Ganzen:  Mittel  dazu  seien,  da  jedes  Bauwerk  ein 
geometrischer  Körper  ist,  die  Bestandteile  eines  solchen, 
also  wiederum  Körper,  Flächen,  Linien,  Punkte,  ja  selbst 
die  Einfügung  eines  freien  Raumes.  — Durch  Vorfüh- 
rung zahlreicher  Beispiele,  in  Betreff  deren  wir  wohl  auf 


die  bevorstehende  Veröffentlichung  des  Vortrages  ver- 
weisen müssen,  suchte  der  Redner  nachzuweisen,  wie  sich 
das  Prinzip  der  architektonischen  Formenbildung  in  zwei 
Hauptgesetze  zusammenfassen  lasse: 

1.  Die  Scheidung  architektonischer  Formenelemente 
erfolgt  entweder  durch  Nebeneinandersetzung  ver- 
schiedenartiger Elemente,  oder  durch  Einschiebung 
eines  anderen  (niederen)  Elementes  zwischen  zwei 
gleiche  Elemente. 

2.  Die  Verknüpfung  auf  einander  folgender  ver- 
schiedenartiger Formenelemente  eines  architektoni- 
schen Ganzen  erfolgt  durch  Einschiebung  vermit- 
telnder Elemente,  die  beiden  ähnlich  sind. 

Der  Grad  der  Begriffsformen  ergebe  sich  quantitativ 
aus  der  Zahl  der  Scheidungen  oder  Vermittelungen  und 
hänge  qualitativ  mit  dem  Maasstabe  des  Gebäudes  zu- 
sammen. 

So  lasse  sich  das  Gesetz  der  architektonischen  For- 
menbildung im  Zusammenhänge  mit  dem  Standpunkte 
neuerer  psychologischer  Forschung  auf  einen  einzigen 
allgemeinen  Begriff,  den  der  Gedankenkette  zurück- 
führen. Im  Besitze  dieses  Gesetzes,  so  schloss  Herr 
Heinzerling,  werde  man  nicht  allein  den  Baustilen  der 
Vergangenheit  neues  Verständniss  entgegentragen,  sondern 
auch  für  die  Zukunft  zu  neuen  Bildungen  fähig  sein.  Und 
wenn  es  auch  nicht  allein  genügend  sei , um  einen  neuen 
Baustil  zu  begründen,  so  hoffe  er,  dass  es  zum  Minde- 
sten einen  Baustein  zu  einem  solchen  abgeben  könne. 

Bevor  in  eine  Diskussion  über  den  Vortrag  einge- 
gangen wurde , der  einerseits  am  Schlüsse  mit  lebhaftem 
Beifalle  begrüsst  wurde,  während  andererseits  bei  der 
fast  1 % ständigen  Dauer  desselben  mehr  als  die  Hälfte 
der  Versammelten  den  Saal  verlassen  hatte,  wurde  fest- 
gestellt, dass  jedem  Redner  nur  eine  Frist  von  fünf 
Minuten  gestattet  werden  solle.  Hierauf  sprach  zunächst 
Hr.  Bauinspektor  Schwatlo  (Berlin)  gegen  die  von  Hrn. 
Dr.  Heinzerling  entwickelten  Grundsätze,  die  er  bei 
aller  Anerkennung  einzelner  Punkte  von  seinem  Stand- 
punkte als  Anhänger  der  Bötticher’schen  Lehre,  doch 
im  Prinzip  verwerfen  müsse.  Das  Heinzerling’sche 
System  zeige  eine  entschiedene  Lücke,  die  der  Willkür 
freiesten  Spielraum  gewähre.  Denn  wenn  derselbe  die 
Scheidung  und  Verknüpfung  von  Formenelementen  auch 
an  einzelnen  Beispielen  gezeigt  habe,  so  sei  er  doch  den 
Beweis  schuldig  geblieben,  warum  die  Scheidung  oder 
Verknüpfung  nur  auf  diese  und  nicht  ebenso  gut  auf 
andere  Weise  erfolgen  könne  (Redner  zeigte  dies  an 
einem  ziemlich  drastischen  Beispiele);  hier  könne  einzig 
der  Zweck  eines  architektonischen  Gliedes  maassgebend 
sein,  den  Hr.  Heinzerling  völlig  unberücksichtigt  ge- 
lassen habe.  Voranzustellen  seien  bei  der  Konzeption 
eines  Architekturwerks  die  Erfüllung  des  praktischen 
Zweckes  und  die  möglichst  vollkommene  technische  Her- 
stellung, die  Konstruktion;  aus  beiden  ergebe  sich  das 
Wesen  des  Werks,  und  Sache  der  Dekoration  sei  es 
in  erster  Linie  dieses  Wesen  zum  Ausdrucke  zu  brin- 
gen. Die  Klagen  über  Stillosigkeit  seien  übrigens  unbe- 
gründet; ein  neuer  Stil  könne  sich  nur  aus  einer  neuen 
Konstruktionsweise  ergeben  und  unsere  Zeit,  die  in  der 
Anwendung  des  Eisens  eine  solche  gewonnen,  habe  daraus 
bereits  so  manche  neue  Bildungen  entwickelt.  — 

Derber  wies  Hr.  Architekt  Hauers  (Hamburg)  die 
Vorwürfe  zurück,  die  er  aus  dem  Vortrage  für  die  Archi- 
tekten der  Gegenwart  entnehmen  zu  müssen  glaubte;  er 
verglich  das  darin  entwickelte  System  mit  einigen  in  den 
„Fliegenden  Blättern“  gelösten  Problemen.  Hr  Dr.  Hein» 
zerling,  der  sich  gegen  den  letzten  Vergleich  mit  Ent- 
schiedenheit verwahrte,  beschränkte  sich  in  seiner  Erwi- 
derung fast  nur  auf  die  (unseres  Erachtens  hier  sehr  bei- 
läufige) Frage,  ob  die  Form  des  griechischen  Echinos 
aus  einem  Blattüberfall  herzuleiten  sei  oder  nicht,  was 
er  in  seinem  Vortrage  bestritten  hatte,  während  Herr 
Schwatlo  für  die  Richtigkeit  der  Bötticher’schen  An- 
sicht eingetreten  war. 

Die  Zeit  war  mittlerweile  schon  zu  weit  vorge- 
schritten als  dass  noch  einer  der  andern  Vorträge  begon- 
nen werden  konnte.  Um  möglichst  allen  Mitgliedern, 


458 


welche  sich  zu  solchen  gemeldet  hatten,  gerecht  werden 
zu  können,  wurde  auf  Antrag  des  Hrn.  Baumeister  Hense 
(Berlin)  beschlossen,  dass  auch  für  jeden  der  weiteren 
Vorträge  nur  ein  bestimmtes  Zeitmaass,  das  auf  eine  halbe 
Stunde  festgesetzt  wurde,  gestattet  sein  solle. 

Als  erste  Gegenstände  der  Tagesordnung  für  die 
nächste  Versammlung  wurden  jedoch  die  Verhandlungen 
über  die  beiden  gemeinschaftlichen  Angelegenheiten  (der 
Honorare — und  Grundsätze  für  Konkurrenzen)  bestimmt. 
Um  dieselben  nach  Möglichkeit  abzukürzen,  entschied  man 
sich  dafür  2 Kommissionen  aus  Mitgliedern  der  Vereine, 
welche  sich  bei  Vorbereitung  dieser  Fragen  betheiligt 


hatten,  zu  wählen  und  diesen  aufzugeben  über  die  ver- 
schiedenen dazu  geäusserten  Anschauungen  in  Berathung 
zu  treten  und  der  Versammlung  geeignete  Vorlagen  zu 
machen.  Für  die  Frage  der  Feststellung  des  architek- 
tonischen Honorars  wurden  darauf  die  Hrn.  von  Egle 
(Stuttgart),  W.  Schultz  (Hannover)  und  Schwatlo 
(Berlin),  — tür  die  Frage  der  Feststellung  von  Grund- 
sätzen für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen 
die  Hrn.  Hastedt  (Hamburg),  Wagner  (Stuttgart)  und 
Fritsch  (Berlin)  zu  Mitgliedern  der  betreffenden  Kom- 
missionen ernannt. 

(Fonsetzung  folgt.) 


Der  Dom  zu  Frankfurt  am  Main. 

(Fortsetzung.) 


Gehen  wir  jetzt  zu  der  Geschichte  des  Pfarrthurms 
von  St.  Bartholomäi  über.  Die  Gründung  desselben  fällt 
in  das  Jahr  1415,  erster  Baumeister  war  Madern  Gert- 
ner.  Als  namhafte  Meister  des  Thurmbaues  werden  dann 
aufgeführt:  Hans  von  Ingelheim  1483,  Nicolas 
Quecke  von  Mainz  1494,  Jakob  von  Etlingen 
1503.  Mit  dem  Jahre  1512  hörten  die  Arbeiten  auf  und 
blieb  seitdem  der  Bau  unvollendet  liegen. 

Der  Thurm  steigt  bis  zum  Dache  der  Kirche  durch 
zwei  Geschosse  in  kräftig  viereckiger  Masse  empor,  mit 
schlanken  Fenstern,  welche  unten  im  Rundbogen,  oben 
mit  Spitzbogen  überwölbt  sind;  das  obere  Geschoss  zeigt 
auch  eine  leichte  Leistendekoration.  An  den  Ecken  sind 
starke  quadratische  Strebepfeiler,  welche  die  Thurmecken 
umfassen  und  im  oberen  Geschoss  sich  in  etwas  spielend 
behandelte  Pyramiden  auflösen.  Zwei  Treppenthürme,  an- 
lehnend an  die  beiden  östlichen  Strebepfeiler  des  Thurm- 
vierecks, führen  nur  bis  zum  Dachraume  des  Langhauses. 
Von  hier  aus  führt  ein  grösserer  viereckiger  Treppenthurm, 
welcher  mit  dem  südöstlichen  Strebepfeiler  verbunden  ist, 
nach  der  ersten  Gallerie  des  Thurmes,  die  eine  ornamen- 
tirte  Brüstung  umzieht.  Hier  beginnt  der  Uebergang  in 
das  schlank  aufsteigende  achteckige  Obergeschoss,  ver- 
mittelt durch  vier  vierseitige  Strebepfeiler,  welche  sich  über 
den  Ecken  des  Unterbaues  erheben  und  zu  schlanken 
Fialentlnirmchen  gipfeln.  So  ist  das  Achteck  in  seinen 
unteren  Parthien  noch  in  ein  Viereck  verwandelt  und  nur 
der  oberste  Körper  des  Thurmes  tritt  in  seiner  achteckigen 
Form  frei  heraus.  Strebebögen  in  doppelter  Anord- 
nung sollten  die  Pfeiler  mit  der  Masse  des  Thurmes  ver- 
binden, es  sind  jedoch  nur  die  oberen  zur  Ausführung  ge- 
kommen. 


Sto  Spirito  in  Florenz. 

(J.  S — 1 r.)  — Der  Inspektor  der  Florentinischen  Aka- 
demie, Herr  C.  J.  Cavalucci,  hat  Einsender  dieser  Zeilen 
gebeten,  einen  Brief  von  ihm,  worin  mit  Hülfe  von  Doku- 
menten höchst  wichtige  neue  Aufschlüsse  über  den  Bau  der 
obigen  Kirche  gegeben  werden,  in  Deutschland  bekannt  zu 
machen.  Er  möge  hier  mit  nur  wenigen  Verkürzungen 
folgen : 

Wer  setzte  den  Bau  der  Kirche  Sto  Spirito 
in  Florenz  fort? 

Brief  an  den  Advokaten  Cav.  Giov.  Felice  Berti. 

Geehrter  Freund! 

Einem  so  eifrigen  Forscher  nach  vaterländischen  Erinne- 
rungen und  Illustrationen  unsrer  Monumente,  wie  Dir,  wird 
es  gewiss  nicht  unlieb  sein,  wenn  ich  mich  mit  Dir  in  diesem 
Briefe  über  die  Weiterführung  eines  der  ansehnlichsten 
heiligen  Gebäude  unserer  Stadt  unterhalte,  das  zur  Zeit  der 
Wiedererweckung  der  klassischen  Architektur  in  Italien  ent- 
stand: ich  meine  die  Kirche  Sto  Spirito.  Dieses  herrliche 
Monument  ist  nicht  das  einzige  seiner  Art,  das  seines  Histo- 
rikers noch  harrt,  denn  als  solche  kann  man  nicht  wohl  die 
bisherigen  Ansammler  von  zerstreuten  Notizen  bezeichnen, 
deuen  zudem  oft  die  nöthige  Glaubwürdigkeit  abgeht. 
Wiederholen  wir  dieselben  mit  kurzen  Worten: 

Im  Jahre  1428  erweckten  die  Predigten  des  Mönches 
Francesco  Mellini,  Cicero  pro  domo  sua,  in  den  Florentinern 
das  Verlangen,  die  Kirche  Sto  Spirito  grossartiger  und  ehr- 
würdiger als  die  bisherige,  neu  aufzubauen.  Zum  Bauherrn 
(provveditorej  der  neu  zu  errichtenden  Kirche  wurde  Stoldo 


Im  Allgemeinen  erinnert  die  ganze  Disposition  des 
Thurmbaues  bis  hierher  ungemein  an  den  Thurm  des 
Freiburger  Münsters,  welcher  fast  zur  Grundlage  gedient 
zu  haben  scheint;  aber  wie  das  Mittelalter  individuell  bei 
all’  seinem  Schaffen  war,  stets  beflissen  aus  der  Wurzel 
desselben  Prinzips  neue  Gewächse  zu  treiben,  so  sind  auch 
hier  die  allgemeinen  Formen  in  höchst  geistreicher  Weise 
modifizirt.  Der  Hauptunterschied  zeigt  sich  aber  endlich 
in  dem  Abschluss  des  Ganzen;  beim  Freiburger  Thurm 
ist  die  letzte  Hauptform  der  mittelalterliche  Helm,  hier 
dagegen  in  ganz  ungewöhnlicher  Weise  die  Kuppel.  Soll 
man  hierin  vielleicht  ein  sehr  frühes  Einwirken  der  ita- 
lienischen Renaissance , deren  Lebenspriuzip  ja  der  Kup- 
pelbau ist,  suchen;  oder  war  es  der  Hinblick  auf  die 
Bestimmung  der  Kirche,  welcher  den  Meister  bewog, 
seinen  Bau  mit  einem  steinernen  Symbol  der  deutschen 
Kaiserkrone  zu  krönen?  Ein  schlankes,  schönes  Spitz- 
thürmchen  sollte  den  ganzen  Thurm  beendigen,  doch  schon 
bei  der  Kuppel  selbst  blieb  der  Bau  liegen.  Hier  fehlen 
die  Endigungen  der  Wimperge  und  die  Fialen  auf  den 
Ecken,  ebenso  die  Knäufe  auf  den  Rippen  der  Kuppel; 
das  Innere  derselben  wurde  später  zur  Thürmerwohnung 
ausgebaut,  und  dadurch  der  Bau  noch  mehr  entstellt.  Es 
haben  sich  jedoch  drei  Originalpläne  für  den  Thurmbau 
erhalten  von  denen  der  eine  dem  Meister  Hans 
von  Ingelheim,  der  andere  dem  Niclas  Quecke 
von  Mainz  zugeschrieben  wird,  während  der  Verfasser 
des  dritten  unbekannt  ist.  Aus  den  Ansätzen,  welche  an 
den  Rippen  der  Kuppel  noch  vorhanden  sind,  lässt  sich 
schliessen,  dass  man  die  Absicht  hatte,  die  Kuppel  mit 
dem  Spitzthürnachen  nach  dem  Plane  des  Ingelheimer 
zu  vollenden.  Die  jetzige  Höhe  des  Thurmes  über  dem 

Frescobaldi  erwählt,  der  im  Jahre  1433  Filippo  di  Ser 
Brunellesco  den  Auftrag  zur  Verfertigung  eines  Modelles  gab, 
und  aus  eignen  Mitteln  beisteuerte,  was  am  nöthigen  Gelde 
fehlte.  Brunellesco  legte  im  selben  Jahre  Hand  an’s  Werk, 
als  er  aber  1440  starb,  wurde  der  von  ihm  begonnene  Bau 
von  Andern  vollendet.  Als  im  Jahre  1470  die  alte  Kirche 
abbrannte,  war  es  um  so  nöthiger  die  Vollendung  der  neuen 
zu  beschleunigen,  so  dass  14S1  Gottesdienst  darin  geführt 
werden  konnte.  Da  aber  die  Kunstverständigen  mitten  unter 
den  ausserordentlichen  Schönheiten  des  Tempels  nicht  wenige 
Fehler  entdeckten,  die  man  wegen  inres  Charakters  anstaud, 
dem  grossen  Architekten  der  Domkuppel  zur  Last  zu  legen, 
so  fehlte  es  nicht  an  Verwünschungen  gegen  die  respektlosen 
Anmaassungen  der  Fortsetzer  des  Baus,  welchen  sie  hofften 
mit  Aenderungen  zu  verbessern  — und  verdarben.*) 

Woher  Vasari  nahm,  dass  Brunellesco  seine  Kirche  mit 
der  Vorderfa^ade  gerade  nach  der  entgegengesetzten  Seite 
hatte  bauen  wollen,  als  wie  sie  jetzt  dasteht,  so  dass  der 
Platz  an  den  Arno  zu  liegen  gekommen  wäre  und  diejenigen, 
welche  von  Genua,  von  der  Riviera  von  Sunigiana,  vom  Pisa- 
nischeu  und  Lncchesischen  kamen,  die  Pracht  jenes  Gebäudes 
hätten  bewundern  können  — woher  Vasari  dies  nahm,  das 
kann  ich  Dir  nicht  sagen , da  wenigstens  kein  ihm  vorauge 
heuder  Schriftsteller,  so  viel  ich  weiss,  davon  Erwähnung 


*)  In  diesem  Sinne  spricht  sich  Vasari  mit  Herzählung  einzelner 
Fehler  aus.  Der  Einsender  erlaubt  sieh  von  Herrn  Cavalucci’s 
Brief  in  sofern  abzuweichen,  als  er  die  betreffende  Stelle  des  \ asari 
nicht  anführt,  sodern  den  Leser  auf  dessen  Leben  Brunellesco  ver- 
weist. 


459 


Fussboden  der  Thurmhalle  beträgt  257  Fuss,  durch  die 
Pyramide  würde  er  eine  Höhe  von  etwas  mehr  als  300  b uss 
erreichen. 

Auch  in  seinem  unteren  Theile  ist  der  1 hurm  im 
Einzelnen  nicht  vollendet,  an  den  Portalen  fehlt  das  Bild- 
werk, in  den  Fenstern  das  Maasswerk  und  die  Dienste, 
die  Strebepfeiler  sind  unvollendet  und  die  Tabernakel  der- 
selben entbehren  der  Figuren.  Was  noch  den  inneren 
Ausbau  des  Thurmes  anbelangt,  so  ist  zunächst  die  untere 
Thurmhalle  durch  ein  Gewölbe  abgeschlossen,  ebenso  hat 
das  obere  Geschoss  des  Thurmvierecks  ein  Rippengewölbe. 
Das  ganze  Achteck  war  mit  einer  Holzkonstruktion  aus- 
gebaut, welche  die  Glocken  trug;  den  oberen  Abschluss 
bildet  ein  reiches  Sterngewölbe. 

Mit  dem  Bau  des  Pfarrthurms  hängt  zugleich  auch 
eine  Veränderung  des  Kreuzganges  zusammen,  derselbe 
bestand  ursprünglich  aus  drei  Flügeln  von  gleicher  Länge, 
jeder  mit  zwei  Fenstern;  damals  nun  wurde  der  westliche 
Flügel  abgebrochen  und  eine  Vergrösserung  vorgenommen, 
wodurch  sich  der  Kreuzgang  bis  über  den  Thurm  hinaus 
erstreckt.  Ueber  seinen  Gewölben  auf  der  Ostseite  befand 
sich  die  Kapitelstube,  welche  später  zu  einer  Knabenschule 
eingerichtet  wurde;  auf  der  Nordseite  war  die  Bibliothek. 

So  stand  der  Bau  durch  mehr  als  vier  Jahrhunderte, 
und  wenn  er  im  Laufe  dieser  Zeit  verschiedene  Restau- 
rationen erlebte,  welche  sich  wohl  hauptsächlich  auf  das 
Innere  der  Kirche  erstreckten,  so  fehlte  es  natürlich  auch 
hier  nicht  an  Zuthaten  und  Entstellungen , namentlich 
durch  jenes  Zeitalter,  welches  in  wunderbarem  Selbstbe- 
wusstsein Alles  nach  seinem  eigenem  Geschmack  ummo- 
delte. In  den  Jahren  1855  — 56  wurde  daher,  unter  Lei- 
tung des  Architekten  Riigem e r,  die  Kirche  einer  gründ- 
lichen Restauration  unterworfen , welche  von  vorn  herein 
von  dem  Gedanken  ausging,  alle  der  Kirche  und  ihrer 
Anlage  nicht  entsprechenden  Einrichtungen  zu  entfernen 
und  dieselbe  möglichst  stilgerecht  im  Innern  wiederher- 
zustellen. 

Zunächst  handelte  es  sich  um  die  Beseitigung  einer 
steinernen  Orgelbühne,  welche  im  17.  Jahrhundert  im 
Schiff  unmittelbar  vor  der  Thurmhalle  erbaut  war,  hier 
also  namentlich  die  freie  Durchsicht  nach  dem  Schiff'  und 
Chor  hinderte,  auch  das  ohnedies  sehr  stumpfe  Langhaus 
noch  mehr  verkürzte.  An  diese  Orgelbühne  schlossen 
sich  zu  beiden  Seiten  hölzerne  Emporen,  welche  sich  bis 
in  das  Querschiff'  erstreckten,  auch  die  Fenster  der  Seiten- 
schiffe in  sehr  unorganischer  Weise  durchbrachen.  Auch 
diese  Emporen  wurden  entfernt,  um  aber  dafür  ein  Aequi- 
valent  zu  schaffen,  wurden  in  den  beiden  Feldern  der 
Seitenschiffe  unmittelbar  am  Thurm  zwei  steinerne  Empo- 


thut.*)  — — Es  ist  dies  wahrscheinlich  eine  ebenso  grund- 


*)  Nachdem  Her  Cavalueci  diesen  Aufsatz  geschrieben  hatte, 
ist  es  dem  Unterzeichneten  gelungen,  einen  Künstlerbiographen  vor 
Vasari  in  der  Magliabecehiana  zu  Florenz  zu  entdecken,  in  welchem 
Herr  G.  Milanesi  einen  Kanonikus  Antonio  Petrei  zu  erkennen 
glaubt,  der  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  schrieb  und  seiner- 
seits wieder  aus  einem  älteren  Schriftsteller  schöpfte.  G.  Milanesi 
wird  den  genannten  Biographen , zusammen  mit  einem  andern  von 
ihm  gefundenen,  im  Giorna'M  storico  degli  Archivi  italiani  veröffent- 
lichen. Näheres  über  diese  beiden  Vorgänger  des  Vasari  siehe  in 
der  „Allgemeinen  Zeitung“.  Hier  möge  nur  aus  dem  Codex  Petrei 
die  Stelle  aus  Brunellesco’s  Leben  folgen,  die  sich  auf  den  Bau 
von  Sto  Spirito  bezieht  und  aus  welcher  Vasari  seine  Behauptung 
in  Betreff'  der  ursprünglich  beabsichtigten  Lage  der  Kirche  geschöpft 
zu  haben  scheint,  welche  Cavalueci  für  unrichtig  hält.  Zugleich 
sind  in  diesem  Passus  unseres  Codex  verschiedene  Angaben  enthalten, 
die  uns  weiter  unten  noch  nützlich  sein  werden.  Er  möge  als 
neues,  wichtiges  Dokument,  in  der  Ursprache  folgen: 

„Fecie  (Brunellesco)  al  modello  di  Sto  Spirito  opera  exciellente, 
beuche  non  fu  seguito  interamente  lo  ordine  suu , ne  nelle  porte, 
ne  nel  ricidimento  di  fuori  che  si  haveva  a dimostrare  nel  modo 
che  esso  era  drento  nello  altari  delle  capeile  et  haveano  a essere 
dallato  dinanzi;  et  volgiere  il  prete  il  volto  alla  chiesa  al 
dire  la  messa  contrarii  appunto  a quel  che  sono  al  pre- 
sente. Ne  ancliora  la  sua  cupola  non  hanno  seguito  lo  ordine  suo 
et  si  sono  alzati  troppo  ne  pilastri  et  capitelli  delle  colonne  et  nel 
riagimento  di  sopra , in  modo  che  la  detta  cupola  viene  a essere 
uscita  della  vera  regione  et  proportione  sua,  et  detto  edißtio  viene 
tutto  a essere  piü  debole  et  porrä  pericolu  di  non  rovinare  prima 
grau  tempo,  che  non  sarebbe  fatto,  et  anchora  per  un  altro  errore 
fatto  qui  dai  muratori  di  uno  archo  che  si  posa  in  sul  falso“. 


ren  hergestellt;  die  hierdurch  veranlasste  Verschiebung 
der  Orgel  aus  der  Mitte  nach  der  Seite  hat  in  akustischer 
Hinsicht  keinerlei  Uebelstände  herbeigeführt.  Die  Archi- 
tektur dieser  neuen  Emporen  wurde  ganz  nach  den  in  der 
daran  stossenden  Scheidskapelle  gegebenen  Grundmotiven 
ausgebildet,  und  wurde  es  so  durch  diese  Wiederholung 
in  der  Kirche  schon  vorhandener  Formen  möglich,  eine 
Einheit  zwischen  dem  Alten  und  dem  Neuen  herzustellen, 
auch  in  den  Details  den  organischen  Charakter  des  Gan- 
zen zu  bewahren. 

Mehre  weitere  Aenderungen  erstreckten  sich  im 
Wesentlichen  auf  die  Entfernung  zweier  barocker  Altäre 
zu  beiden  Seiten  des  Triumphbogens,  dann  auf  die  Her- 
stellung beschädigter  Gegenstände:  der  Maasswerke  der 
Fenster,  der  Dienste  an  den  Säulen,  ebenso  wurden  die 
Gewölbe  neu  ausgekeilt.  Die  Wände  erhielten  einen 
grünlichen,  steinfarbigen  Anstrich,  die  Wandgemälde  im 
Chor,  sowie  das  Tabernakel  daselbst  und  die  gothischen 
Altäre  in  den  Kapellen  zur  Seite  wurden  sämmtlich  her- 
gestellt,  das  Fehlende  ergänzt.  Alle  Wappen  und  Monu- 
mente wurden  in  ihren  ursprünglichen  Farben  und  Ver- 
goldungen nach  den  neuesten  Untersuchungen  renovirt. 
Die  Kanzel  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  wurde  abge- 
brochen und  später  durch  eine  neue  steinerne  ersetzt. 

Durch  diese  gründliche  und  umsichtige  Restauration 
war  es  gelungen,  die  Kirche  in  ihrem  Innern  als  ein  ein- 
heitliches Ganzes  in  möglichster  Vollkommenheit  wieder 
herzustellen.  Auch  das  Aeussere  des  Domes  hätte  einer 
Freilegung  wohl  schon  bedurft,  da  es  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte durch  störende  An-  und  Umbauten  vielfach  ent- 
stellt ist.  Die  Ost-  und  Südseite  liegen  im  Allgemeinen 
zwar  frei,  doch  trennt  hier  eine  Einfriedigungsmauer  die 
höher  gelegenen  Gärten  des  Domes  von  seiner  Umgebung, 
und  an  diese  lehnen  sich  unschöne  Fleischer-  und  Fischer- 
buden. Die  Westseite  dagegen  ist  bis  unmittelbar  an  den 
Fuss  des  Thurmes  umbaut;  an  der  südwestlichen  Ecke 
: liegt  das  ehemalige  Spritzenhaus,  auf  der  Nordseite  springt 
der  Kreuzgang  schon  über  den  Thurm  hinaus  vor  und 
dazwischen  zieht  sich  die  eine  Häuserreihe  der  Höllgasse 
hin,  ohne  Unterbrechung  und  in  solcher  Nähe,  dass  in 
der  Mitte  vor  den  Thurm  nur  ein  schmaler  Gang  von 
10  bis  15'  Breite  bleibt. 

Oefter  ist  auch  in  früherer  Zeit  schon  die  Frage  nach 
der  Vollendung  des  Thurmes  angeregt  worden,  so  unter 
Andern  in  den  vierziger  Jahren,  wo  die  Frankfurter  Archi- 
tekten Hessemer  und  Burnitz  darauf  hinwiesen;  der 
einer  von  ihnen  wollte  einen  Helm,  ähnlich  dem  Frei- 
burger  Münster,  der  letztere  war  für  die  Vollendung  des 
Original -Planes.  In  neuester  Zeit  endlich  wurde  durch 

lose  Fabel  wie  so  viele  andere  des  Vasari.  — — Doch 
indem  ich  es  den  Künstlern  überlasse,  Sto  Spirito  von  der 
ästhetischen  Seite  aus  zu  untersuchen,  sowie  Vasari’s  Richter- 
sprüche zu  prüfen , wollen  wir  beide  zusammen  die  alten  und 
neuen  Dokumente  durchgehen,  um  uns  ein  Kriterium  zu 
bilden,  wie  viel  Richtiges  und  Wahres  in  den  Worten  des 
aretinischen  Historikers  sei,  der  weder  immer  gut  unterrichtet, 
noch  ängstlich  in  der  Wahl  des  Materials  war,  aus  dem  er 
seine  Biographien  zusammensetzte. 

Er  versichert,  dass  Brunellesco  das  Modell  der  Kirche 
machte  und  das  dieses  nicht  befolgt  wurde.  Auch  ein  ano- 
nymer Biograph  Bruuellescos  (Zeitgenosse  und  Freund  des 
Künstlers)  versichert  dasselbe;  aber  weil  zwischen  die  be- 
stimmte Behauptung  des  Vasari  und  die  Erzählung  des  letztem 
abschwächende  Umstände  treten,  wirst  Du  es  nicht  liir  über- 
flüssig; halten,  wenn  ich  hier  eine  Stelle  aus  dem  Anonymus 
herbeiziehe: 

„Die  Natur,  oder  besser  Gewohnheit  Filippo’s,  nach- 
dem er  Jahre  lang  viel  Dinge  in  der  Architektur  ertahren 
hatte,  war,  dass  er  seine  Modelle  für  Gebäude,  die  er  zu 
bauen  hatte,  so  ausführte,  dass  in  Betreff  der  Symmetrie 
wenig  bestimmt  war;  er  bemühte  sich  nur  die  Hauptmauern 
genau  anzugeben,  sowie  die  Korrespondenz  zwischen  gewissen 
Gliedern,  — ohne  Ornamente,  ohne  Charakterisirung  der  Ka- 
pitäle,  ohne  Architrave  oder  Friese  und  Gesimse  etc.,  weil 
ihm  oft  mit  seinen  eigenen  Waffen  Unannehmlichkeiten  be- 
reitet worden  waren,  indem  Viele  oft  nicht  Alles  verstanden 
und  sich  bei  ihren  Fehlern  dann  auf  ihn  beriefen.  Nur  aus 
diesem  Grunde  wurde  auch  das  Modell  der  Kirche  degli  An- 
gioli  so  ausgeführt,  und  ebenso  das  v o n S t . S p ir  i t o . bür 


460 


die  Preussische  Regierung,  wie  es  hiess,  die  Vollendung 
des  Baues  beabsichtigt.  Diesem  Ziele  sollte  aber  in  an- 
derer Weise  erst  näher  getreten  werden. 

In  der  Nacht  vom  14.  auf  den  15.  August  1867 
brach  in  der  Nähe  des  Domes,  in  dem  etwa  185'  entfernt 
gelegenen  Miiller’schen  Hause  ein  Brand  aus,  wobei 
durch  den  starken  Ostwind  ein  Theil  des  Brandstoffes  auf 
die  gegen  Osten  gerichteten  Dachflächen  der  Kirche  ge- 
tragen wurde.  Das  Feuer  verbreitete  sich  mit  unglaub- 
licher Schnelligkeit;  binnen  Kurzem  stand  das  Dach  des 
Chores,  des  Querschiffes  und  des  Langhauses  in  Flammen, 
und  in  nicht  viel  mehr  als  einer  Stunde  war  das  ganze 
Holzwerk  der  Dächer  zerstört.  Der  Kronleuchter  des 
Chores,  der  an  dem  Gebälk  befestigt  war,  stürzte  in  die 
Kirche.  Sehr  bald  ergriff  das  Feuer  die  Domschule  über 


dem  Kreuzgange,  drang  von  hier  aus  durch  die  Fenster 
gegen  die  zunächst  liegenden  Gewölbe  des  nördlichen 
Seitenschiffes  des  Langhauses  und  zerstörte  auch  die  da- 
selbst aufgestellte  Orgel.  Der  Ostwind  trieb  die  Flammen 
des  Kirchendaches  gleich  Anfangs  gegen  die  der  Kirche 
zu  gelegene  Seite  des  Pfarrthurmes  und  durch  die  nur 
mit  Brettern  verwahrten  Fensteröffnungen  desselben  in 
das  Innere,  wo  das  Feuer  den  hölzernen  Ausbau  ergriff 
und  denselben  nebst  der  Thürmerwohnung  zerstörte. 
Mehre  Stunden  währte  der  Brand  des  Thurmes,  bis  er 
mit  den  theilweise  geschmolzenen  Glocken  zusammenbrach 
und  auf  den  Gewölben  ausbrannte.  Auch  die  Bedachungen 
der  Wahlkapelle,  Sakristei  und  Scheidskapelle  wurden  ein 
Raub  der  Flammen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Driickständcr  für  Strassen. 


In  No.  25.  dieser  Zeitung  wurde  unter  den  Mittheilungen 
über  die  vorjährige  Studienreise  der  Bauakademie  zu  Berlin 
eines  in  Lübeck  angewendeten  Druckständers  (Zapfstelle)  Er- 
wähnung gethan.  Wenngleich  derselbe  den  Vorzug  einer 
sinnreichen  Konstruktion  besitzt,  so  hat  er  sich  wegen  seines 
komplizirten  und  dem  leichten  Verderben  ausgesetzten  Mecha- 
nismus im  Allgemeinen  doch  nicht  auf  die  Dauer  bewährt. 
Denn  wenn  ich  behaupte,  dass  es  auf  den  städtischen  Strassen 
keinen  Apparat  giebt,  auf  dessen  zweckmässige  Herstellung 
eine  grössere  Sorgfalt  zu  verwenden  wäre,  als  einen  öffent- 
lichen Druckständer,  so  werden  mir  diejenigen  städtischen 
Techniker,  welchen  gleich  mir  auch  die  Obhut  über  die  öffent- 
liche Wasserversorgung  anvertraut  ist,  ohne  Zweifel  bei- 
stimmen. Dem  Frost  und  der  rücksichtslosen  Behandlung 
des  Publikums  wie  dem  Muthwillen  der  Strassenjugend  aus- 
gesetzt, versagt  ein  solcher  Drnckständer  sehr  leicht  seinen 
Dienst  und  verursacht  seine  Reparatur  ausser  den  Kosten 
jedesmal  eine  längere  Störung  des  Verkehrs  und  obendrein 
noch  Klagen  des  wasserkonsumirenden  Publikums. 

Den  Schutz  gegen  Frost  hat  man  ehedem,  wie  bei  den 
Magdeburger  Druckständern,  durch  eine  Umhüllung  des  Stei- 
gerohres zu  erzielen  gesucht.  Die  Kostspieligkeit  solcher 
Einrichtung  führte  später  auf  das  System  der  Selbstentlee- 
rung, bei  welchem  nämlich  das  Steigerohr  nach  dem  jedes- 
maligen Gebrauch  sich  selbt  entleert.  Diese  Konstruktion 
bestand  gewöhnlich  aus  zwei  durch  eine  Hebelkombination 
mit  einander  verbundenen  Ventilen  resp.  Hähnen,  von  denen 
der  eine,  welcher  den  Zufluss  von  der  Wasserleitung  zum 
Steigerohre  vermittelte,  sich  schloss,  während  der  andere,  die 
Entleerung  des  Steigerohres  in  die  Grube  bewirkende,  sich 
öffnete,  und  umgekehrt.  Das  Wasserquantum,  welches  man 
hierbei  verlor,  war  sehr  bedeutend,  weil  nicht  allein  der  ge- 
ringe Inhalt  des  Steigerohres  abfloss,  sondern  weil  namentlich 


| während  der  jedesmaligen  Oeffnung  und  Schliessung  des 
Ständers  beide  Hähne  oder  Ventile  einen  Moment  gleichzeitig 
geöffnet  waren,  wobei  das  unter  Druck  stehende  Wasser  der 
Strassenleitung  Gelegenheit  fand,  durch  die  zur  Entleerung  des 
Steigerohres  bestimmte  Oeffnung  mit  grosser  Gewalt  heraus- 
zustürzen. 

Um  dieses  zu  verhüten,  und  um  den  Inhalt  des  Steige- 
rohres selbst  zu  konserviren,  hat  mau  mehre  Konstruktionen 
ersonnen,  welche  ihrem  Zwecke  auch  entsprechen  — leider 
jedoch  nur  auf  kurze  Zeit  und  so  lange  die  betreffenden 
Mechanismen  nen  und  in  vorzüglichem  Zustande  sind.  So 
werden  bald  unaufhörliche  Reparaturen  dieser  komplizirten 
Mechanismen  nöthig.  Da  sich  aber  von  Aussen  nie  ermitteln 
lässt,  ob  die  Vorrichtung  noch  ihren  Dienst  thut,  so  ereignet 
es  sich  oft,  dass  der  Lederkolbeu,  oder  worin  sie  sonst  be- 
stehen mag,  in  kurzer  Zeit  durch  den  Schlamm,  welcher  sich 
von  den  Röhren  ablöst,  verschleisst  und  sodann  einen  kon- 
stanten Wasserabfluss  aus  der  Zuleitung  herbeiführt.  Das 
Wasserquantum,  welches  dabei  verloren  geht,  ist  aber  erheb- 
lich grösser,  als  dasjenige,  welches  die  vorhergenannten  Druck- 
ständer intermittireud  vergeuden. 

Bei  unserer  Wasserleitung  geschieht  die  Wasserabgabe 
in  einer  sehr  liberalen  Weise  vermittelst  einer  Anzahl  von 
Freibrunnen.  Auch  die  Wasserentnahme  der  Privaten  ge- 
schieht durch  Druckständer  in  den  Höfen.  Aus  diesem  Grunde 
war  die  Wahl  einer  zweckmässigen  Druckständer -Konstruktion 
für  uns  eine  Sache  der  grössten  Wichtig',  dt.  Nach  vielen 
Versuchen  und  reiflichem  Ueberlegen  nahmen  wir  aus  den 
schon  angeführten  Gründen  von  der  Wahl  der  Konservirungs- 
ständer  Abstand  und  führten,  indem  wir  von  ei  Uebeln  das 
kleinere  wählten  , allmälig  die  erstgenannte  Konstruktion  mit 
Selbstentleerung  ein.  Ich  gestehe  gern,  dass  wir  uns  der 
Mangelhaftigkeit  unserer  Ständer  sehr  wohl  bewusst  waren, 


die  Casa  Barbadori  und  für  die  der  parte  Guellä  wollte  er 
gar  keine  Modelle  machen,  sondern  that  Alles  mit  Zeich- 
nungen, und  mündlich;  Tag  für  Tag  sagte  er  den  Steinmetzen 
und  Maurermeistern,  was  sie  zu  thun  hätten,  und  so  that  er 
auch  bei  San  Lorenzo.“  — 

Mir  scheint  nun,  dass  der  anonyme  Biograph  in  seiner 
schlichten  Erzählungsweise  nicht  bestimmter  sein,  noch  besser 
für  den  Ruhm  Brunellesco’s  sorgen  konnte,  indem  er  die  ver- 
schiedenen Fortsetzer  des  Baues  von  der  Schuld  befreit,  vor- 
sätzlich dem  Rufe  des  Meisters  geschadet  zu  haben,  denn  sie 
konnten  ja  nichts  dafür,  wenn  sie  nicht  sein  Genie  hatten. 
Dies  allgemein  gesagt,  treten  wir  in  Einzelnes  ein.  Die 
Schriftsteller  legen  die  Fehler  von  S.  Lorenzo  und  Sto  Spirito 
und  an  der  Kuppel  und  Laterne  des  Doms  einem  Holzarbeiter, 
Antonio  Manetti  zur  Last,  der  erst  Schüler,  dann  Neben- 
buhler und  Verkleinerer  Filippo’s  war.  Der  Anonymus,  dessen 
Zeugniss  viel  Gewicht  hat,  sagt  dasselbe,  aber  nennt  ihn  aus 
Diskretion  nicht  bei  Namen;  doch  sind  seine  Angaben  so  be- 
stimmt, dass  inan  in  der  Person  nicht  irren  kann.  Er  spricht 
von  ihm  folgen  dermassen : „Er  verstand  ans  Unwissenheit  nicht 
was  vorging,  obschon  er  mit  einigen  Andern  als  einer  von 
den  Bessern  herbeigezogen  worden  war;“  ferner:  „Er  ge- 
laugte nothwendigerwei.se  nach  Filippo  zu  einigem  Ansehen, 
weil  dieser  während  seines  Lebens  ihn  die  meisten  Modelle 
hatte  machen  lassen.“  Diese  Worte  lassen  mich  zu  Gunsten 
der  ewigen  Ruhe  des  armen  Antonio  Manetti  Giaudy  hoffen, 
dass  er,  einäugig  im  Lande  der  Blinden,  wirklich  mehr  aus 
Unwissenheit  als  Bosheit  fehlte,  als  er  (ohne  Modell)  S.  Lorenzo 
vollendete  und  mit  einem  ungenügenden  Modell  Sto  Spirito 
weiter  führte. 

In  welchem  Zustande  sich  der  Bau  beim  Tode  Brunel- 


lesco’s befand,  kann  ich  Dir  uicht  sagen,  weil  Niemand  eine 
Andeutung  davon  zurückgelassen  hat;  nur  indirekt  im  l ver- 
mittelst Konjekturen  kann  man  einiges  nachweisen.  Der  Ano- 
nymus, der  Licht  in  diese  Finsteruiss  gebracht  hätte,  lässt 
uns  am  entscheidenden  Punkte  im  Stich,  indem  seine  P 'Zäh- 
lung abbricht,  gerade  wo  sie  mit  der  Geschichte  jenes  schönen 
Monumentes  beginnt,  das  heisst  im  -Jahre  142  8,  in  welches 
Jahr  er  die  Ernennung  der  Operai  uud  des  Stoldo  FrescobalJ. 
zum  provveditore  setzt,  und  nicht  in  das  Jahr  1431.  Man 
muss  sich  also  anderswo  umsehen,  uud  ich  habe  glücklicher- 
weise so  viel  gefunden  (ohne  mein  Verdienst),  dass  ich  über 
diesen  Gegenstand  für  heute  etwas  mehr  weiss  als  Andere. 
Aus  einem  gewissenhaften  Auszuge  der  tibri  di  ricordanze  der 
Proveditoren  der  Opern  von  Sto  Spirito,  den  ich  der  liebens- 
würdigen Freigebigkeit  meines  geschätzt  n Freundes  Cav.  Gae- 
tauo  Milanesi  verdanke,  geht  hervor:  dass  am  5.  April  1446 
90  Goldgulden  au  Giovanni  Pieroni,  Steinmetzen,  bezahlt 
wurden  für  eine  Säule,  die  er  in  die  Opera  abgeliefert  hatte, 
eine  von  den  fünfen,  welche  derselbe  zu  „vollenden  uud  abzu- 
lieferu“  versprochen  hatte.  Da  ich  in  diesen  Auszügen  keine 
andere  ähnliche  Bezahlungen  angeführt  linde,  so  würde  ich 
glauben,  dass  diese  Säulen  die  letzten  waren,  die  aufgestellt 
wurden,  wenn  uicht  ein  Dokument  bei  Padre  Richa  (Le  chiese 
di  Firenze)  diese  Hypothese  zu  uiehte  machte.  Das  Dokument 
lautet:  „Erinnerung,  wie  am  23.  Mai  1454,  Donnerstag  um 
5 Uhr  die  erste  Säule  von  eiuem  Stück  in  der  Kirche  von 
Sto  Spirito  aufgerichtet  wurde,  und  es  ist  die  Säule  in  der 
Mitte  zunächst  der  Kapelle  uud  ich  war  dabei  uud  schreibe 
deshalb  die  Erinnerung  nieder.  Ich  Bianco  di  Glimozzo  di 
Caucellieri  di  Dafto,  Wollenwcber  von  Via  Maggio.“ 

(Schluss  folgt.) 


461 


und  uns  bei  den  häufigen  Reparaturen,  welche  diese  verur- 
sachten, nur  mit  dem  Bewusstsein  trösten  konten,  dass  das  an- 
dere System  noch  schlechter  sei. 

In  Folge  einer  gelegentlichen  Klage  über  die  Uebel- 
stände  unserer  Druckständer  im  Winter  1866  zu  1867  gab 
der  damals  in  England  befindliche  Ingenieur  Dr.  Müller 
eine  später  patentirte  Konstruktion  an,  welche  bei  uns  nach 
Verlauf  von  jetzt  kaum  zwei  Jahren  die  Druckständer  - Frage 
zum  endlichen  Abschluss  gebracht  hat.  Dieselbe  ist  bei  uns 
jetzt  ganz  ausschliesslich,  sowie  auch  schon  in  mehren  anderen 
Städten  in  Anwendung  und  scheint  berufen  zu  sein,  alle  an- 
deren Konstruktionen  wegen  ihrer  grossen  Einfachheit  und 
Solidität  zu  verdrängen.  Unter  Berücksichtigung,  dass  letz- 
tere Eigenschaften  die  Hauptbedingung  für  einen  öffentlichen 
Druckständer  seien,  ist  es  nämlich  bei  dieser  Konstruktion 
gelungen  ein  freiwilliges  Entweichen  von  Wasser  aus  der  Zu- 
leitung unmöglich  zu  machen  und  nur  die  kleine  Quantität 
zu  opfern,  welche  dem  geringen  Fassungsraum  des  schwachen 
Steigerohres  entspricht,  das  nur  einmal  nach  dem  Gebrauch 
des  Ständers  entleert  wird,  um  diesen  im  Winter  vor  dem 
Einfrieren  zn  schützen.  In  den  9 frostfreien  Monaten  des 
Jahres  wird  sogar  diese  geringe  Quantität  auf  eine  höchst 
simple  Weise  gespart. 


Fig.  1. 


Die  Konstruktion  dieses  Druckständers  ist  aus  den  li- 
u-uren  1.  u.  2 ersichtlich.  Quer  durch  den  Brunnenschacht 
ist  ein  Zweigrohr  (A)  von  der  Strassenhauptleitung  geführt;  an 
dieses  schliesst  sich  unterhalb  mittelst  eines  Flansches  ein 
länglicher  Ventilkasten  ( B ) von  Rothguss.  Seitlich  geht  von 
diesem  das  Steigerohr  ( C ) ab,  an  welchem  unten  eine  Stopt- 
büchse  zur  dichten  Führung  einer  durchbohrten  Stange  ( a ) 
angebracht  ist.  Letztere  ist  an  ihrem  oberen  Theile  zu  einem 
Kelch  ausgebildet,  welcher  als  zeitweiliger  Sitz  für  die  Ven- 
tilkugel ( d ) dient,  und  mit  dem  Gestänge,  welches  in  Ge- 
stalt eines  Gatters  (siehe  Fig.  2)  um  den  ganzen  Apparat 
greift,  verbunden.  In  der  in  Figur  1 dargestellten,  und  dem 
gehobenen  Gestänge  entsprechenden  Stellung  liegt  die  Ventil- 
kugel auf  dem  Kelch  der  Stange  (a);  es  besteht  eine  Ver- 
bindung zwischen  Zuleitung  und  Steigerohr  und  der  Ständer 
giesst  also  Wasser  aus.  Beim  Niederlassen  des  Gestänges 
und  der  Stange  ( a ) legt  sich  die  Ventilkugel  in  der  punk- 
tirten  Stellung  in  ihren  am  Gehäuse  selbst  befindlichen  Sitz 
und  verschliesst  so  den  Wasser-Zufluss.  Beim  weiteren  Sinken 
des  Gestänges  kommunizirt  das  Steigerohr  mit  der  Bohrung 
der  Stange  («)  und  kann  sich  durch  diese  entleeren.  Um 
' dieses  in  der  frostfreien  Jahreszeit  zu  verhindern  wird  die 
untern  Oeffnung  derselben  einfach  mit  einem  Propten  ver- 
schlossen. Die  Wasserquantität,  welche  bei  Weglassung  des 
Pfropfens  unten  abfliesst,  ist  indessen  selbst  bei  häufigem  Ge- 
brauch des  Brunnens  sehr  unbedeutend,  und  haben  wir  nie- 
mals w all r genommen , dass  das  Wasser  im  Schacht  stehen  ge- 
blieben wäre  oder  Uebelstände  verursacht  hätte. 

Diese  Ständer  sind  hier  unter  dem  verschiedensten  Druck 
in  Thätigkeit,  denn  abgesehen  davon,  dass  die  Standorte  der- 
selben verschieden  hoch  liegen,  arbeiten  wir  zu  gewissen  Stun- 
den mit  Hochdruck,  zu  andern  mit  Niederdruck.  Der  erste 
Ständer  wurde  in  der  Nähe  der  Maschinen  unter  einem  effek- 
\ tiven  Druck  von  90  Fuss  angelegt  und  befindet  sieh  noch 
heut  daselbst  in  Wirksamkeit.  Weuige  Fuss  davon  hatte  ich 
an  die  mit  ihm  in  Verbindung  stehende  Leitung  ein  Sicher- 
heitsventil mit  Hebelbelastung  und  daneben  verschiedene  Sorten 
und  Grössen  von  Niederschraub-  und  anderen  Hähnen  anbrin- 


gen lassen,  um  ein  Urtheil  über  den  Rückschlag  des  Ständers 
zu  gewinnen.  Es  ergab  sich  dabei,  dass  ein  Rückschlag,  wenn 
man  seinen  Zughebel  absichtlich  schnell  herunterstiess  und 
somit  das  Ventil  plötzlich  schloss,  bei  geringer  Hebelbelastung 
zwar  nachzuweisen  war,  dass  derselbe  sich  aber  noch  geringer 
erwies,  als  der,  welchen  beispielsweise  ein  1 ‘/i  zölliger  Nieder- 
schraubhahn bei  schnellem  Verschluss  zeigte.  Der  Grund 
dieser  günstigen  Erscheinung  mag  in  dem  geringem  Hube 
und  der  Elastizität  der  Ventilkugel  zu  suchen  sein.  Nichts- 
destoweniger habe  ich  bei  einigen  Ständern  einen  kleinen 
Windkessel  anbringen  lassen,  wie  dies  ja  auch  bei  allen  an- 
dern Druckständern  geschieht. 

Brieg  im  September  1868.  Windberger. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Prag.  In  der  am 

9.  Oktober  d.  J.  abgehaltenen  ersten  Winterversammlung  hielt 
Herr  Direktor  Jahn  einen  Vortrag  über  Gasbrenner,  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  sogenannten  Sparbrenner.  Nach 
einer  kurzen  Einleitung  über  die  Verbrennung  im  Allgemeinen 
und  über  die  Verbrennung  des  Leuchtgases  im  Besonderen 
ging  der  Vortragende  zu  den  verschiedenen  Gattungen  der 
Brenner  und  zu  den  Bedingungen  über,  welche  zur  vortheil- 
haftesten  Verbrennung  nothwendig  sind,  vorzugsweise  weit 
o-eschnittene,  beziehungsweise  weit  gebohrte  Brenner  und 
schwacher  Gasdruck.  Die  während  des  Vortrages  angestellten 
photometrischen  Messungen  ergaben  das  interessante  Resultat, 
dass  mit  einer  gleichen  Menge  stündlich  zu  verbrauchenden 
Leuchtgases  in  drei  Brennern  von  verschiedenen  Schnittweiten 
Lichtmengen  entwickelt  werden,  welche  im  Verhältniss  von  5 : 6 Va 
: 10  stanefen,  mit  anderen  Worten,  dass  ein  gleiches  Quantum 
Leuchtgas  je  nach  dem  angewendeten  Brenner  5 oder  6% 
oder  10  Stearinkerzen  Leuchtkraft  entwickeln  kann.  Hieraut 
zeigte  der  Vortragende  eine  Anzahl  sogenannter  Sparbrenner 
vor  und  gab  zu  jedem  derselben  eine  kurze  Erläuterung. 
Wegen  vorgerückter  Zeit  brach  Hr.  Direktor  Jahn  seinen 
Vortrag  ab. 

Architekten- Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
17.  Oktober  1868.  Vorsitzender  Herr  Boeckmann,  anwe- 
send 163  Mitglieder  und  5 Gäste. 

Nach  einigen  geschäftlichen  Mittheilungen  seitens  des 
Vorsitzenden  setzte  Herr  Adler,  der  für  den  am  Vortrage 
behinderten  Hrn.  R.  Neumann  eingetreten  war,  seinen  am 
vorigen  Vereinsabende  begonnenen  Vortrag  über  die  Ent- 
wickelung des  Backsteinbaues  fort.  Zuvor  jedoch 
modilizirte  resp.  ergänzte  er  seine  früheren  Mittheilungen  über 
den  Backsteinbau  der  alten  Hellenen.  Einerseits  behauptete 
er  die  Ansicht,  dass  das  ältere  Erechtheion  im  Wesentlichen 
von  Backsteinen  errichtet  worden  sei,  weniger  bestimmt  aus- 
gesprochen zu  haben , als  dies  in  unserem  letzten  Referate 
wiedergegeben  sei,  andererseits  lügte  er  als  Beweis  für  die 
hohe  Stufe,  welche  die  Technik  in  gebranntem  Thon  bei  den 
Hellenen  eingenommen  habe,  die  Notiz  hinzu,  dass  die  Aus- 
bildung des  hellenischen  Tempeldaches  — der  einzige  Versuch 
einer  künstlerischen  Behandlung  der  Dachdeckung  überhaupt 
— ursprünglich  in  gebranntem  Thon  erfolgt  sei,  da  der  Künst- 
ler, der  diese  Dachdeckung  zuerst  von  Thon  auf  Marmor 
übertragen  habe,  Bryaxis  von  Naxos,  ausdrücklich  genannt 

werde.  ,. 

Durch  den  Einfluss  der  Völkerwanderung  erlosch  die 
römische  Kultur  und  mit  ihr  der  Backsteinbäu  in  mehren 
Ländern,  namentlich  auch  in  Deutschland.  Die  hortlühtung 
desselben  in  das  Mittelalter  und  die  Renaissance  hinüber  wurde 
nunmehr  durch  zwei  einander  gegenüber  stehende  Gebiete, 
den  Orient  und  das  Abendland  vermittelt. 

Eine  neue  Bliithe  des  orientalischen  Backstein- 
baus datirt  schon  aus  der  letzten  Zeit  des  römischen  Kaiser- 
thums  und  entwickelte  sich  im  dritten  und  vierten  Jahrhundert 
v.  Chr.  unter  der  glänzenden  Herrschaft  der  Sassaniden. 
Noch  heute  stehen  Bauten  dieser  Epoche  zu  Schapur , Firu- 
zabad  (V.  Jahrhundert)  und  Schiras,  Reste  von  Palästen  mit 
einer  eigentümlichen  Anwendung  von  parabolischen  und 
elliptischen  Linien  zu  Bögen  und  Wölbungen  (Tonnen  und 
Kuppeln),  die  Fapaden  geschlossen  und  mit  Lisenen  besetzt. 
Auch  Spitzbögen,  (die  als  Konstruktionsform  schon  bei  baby- 
lonischen Nutzbauten  (Kloaken)  Vorkommen),  finden  sich  hier 
zum  ersten  Male  im  Aeusseren  zu  dekorativen  Blenden  be- 
nutzt; so  zu  Amida.  Die  Kunstformen  dieser  Gebäude,  in 
denen  sich  römische  Einflüsse  nur  mit  Mühe  erkennen  lassen, 
schliesen  sich  unter  vorzugsweiser  Anwendung  von  Umrah- 
mungen eher  an  altpersische  Motive  an;  jedenfalls  sind  hier 
uralte  Keime  orientalischer  Backsteinbaukunst  zu  neuer  Ent- 


462 


wickelung  gelangt.  — In  Indien  treten  in  dieser  Periode 
von  Ziegelbauten  namentlich  die  in  typischer  Form  oft  wie- 
derholten , in  Ceylon  am  Zahlreichsten  erhaltenen  Buddah- 
gräber:  (Topes,  Stupas)  auf. 

Während  aus  der  gleichzeitigen  Kunst  des  Abendlandes, 
deren  Hauptsitze  das  alte  und  neue  Rom  (Byzanz)  waren, 
sich  die  altchristliche  Baukunst  entwickelte,  ging  seit 
dem  7.  Jahrhundert  aus  dieser  älteren  orientalischen  Bauweise 
die  arabische  Baukunst  hervor.  Zwischen  beiden  Ge- 
bieten liegend  sind  die  gleichfalls  auf  alter  Tradition  fussen- 
den  koptischen  Kirchen  in  Aegypten  und  der  lybischen 
Wüste  beiläulig  anzuführen  — Luftziegelbauten  mit  geneigten 
Wänden. 

Der  Aufschwung  des  Islam  und  der  arabischen  Baukunst 
brachte  dem  orientalischen  Backsteinbau  wiederum  eine  be- 
sonders glänzende  Entwicklung.  Hier  ist  zunächst  Bagdad, 
die  Mährchenstadt  der  Abassiden  zu  nennen,  die  in  25  Jahren 
(grossentheils  mit  Benutzung  des  Baumaterials  aus  den  Resten 
Babylons)  geschaffen  sein  soll,  aber  heute  bis  auf  wenige 
Reste  wieder  verschwunden  ist.  Besser  erhalten  sind  die 
Ziegelbauten  des  nördlichen  Afrika,  namentlich  soll  Marokko 
noch  sehr  reich  daran  sein;  doch  ist  hier  meist  nur  eine  Ver- 
blendung von  Backsteinen  vorhanden,  während  der  Kern  der 
Mauern  (selbst  bei  Thürmen)  aus  einem  Gussmörtel  ftajiia) 
hergestellt  ist,  dessen  Anwendung  Aehnlichkeit  mit  dem  Pisebau 
haben  soll.  — Die  maurische  Baukunst  Spaniens  hat  gleich- 
falls nicht  unerhebliche  Reste  von  Backsteinbauten  zurückge- 
lassen, von  denen  die  bemerkenswerthesten  die  alte  Synagoge 
von  Toledo  (mit  achteckigen  Backsteinpfeilern),  der  Aleazar 
und  der  mit  farbigen  Backsteinen  in  trefflicher  Technik  kon- 
struirte  Glockenthurm  La  Giralda  zu  Sevilla,  sowie  endlich 
die  Alhambra  zu  Granada  sind.  Letztere  trotz  ihrer  Pracht 
ein  auffallend  unsolides  Gebäude  zum  grösseren  Theile  gleich- 
falls aus  jenem  Gussmörtel  hergestellt,  zum  Theil  nur  aus 
Holzkonstruktionen  mit  Fayence  oder  Stuckplatten  bekleidet. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  wegen  des  Einflusses,  den 
sie  auf  die  Zeitgenossen  des  Abendlandes  geäussert  haben, 
sind  die  Backsteinbauten  Kleinasiens,  welche  einst  von  den 
Kreuzfahrern  gesehen  wurden.  Namentlich  Iconium  enthält 
noch  heute  sehr  bedeutende  Bau  - Denkmale  aus  der  Seld- 
s c h u c k e n - Herrschaft,  reich  mit  Emaille -Platten  und  gla- 
sirteu  Ziegeln  verziert,  Ihnen  schliessen  sich  die  Bauten  zu 
Caesarea  und  Erzerum  au;  stolze  Pracht  zeigt  Sul  tanieh,  das 
einen  Kuppelbau  aus  dem  14.  Jahrhundert  von  SO  ' Weite, 
145'  Höhe  aus  farbig  glasirten  Ziegeln  hergestellt  enthält. 
Zur  schönsten  und  edelsten  Blüthe  aber  entfaltete  sich  der 
orientalische  Backsteinbau  unter  turkomannischer  Herr- 
schaft, und  ist  hier  die  Moschee  zu  Tabris  (etwa  gleichzeitig 
mit  der  Alhambra  und  der  Marienburg  [nach  1350]  erbaut), 
als  ein  Meisterwerk  ersten  Ranges , namentlich  auch  wegen 
ihrer  trefflichen , zum  Theil  sogar  mit  echtem  Gold  glasirten 
farbigen  Ziegel  zu  nennen. 

Nach  der  Eroberung  Konstantiuopels  durch  die  Osmanen 
(1453)  zeigt  sich  auch  hier  ein  neuer  und  origineller  Auf- 
schwung orientalischer  Baukunst  durch  eine  Verschmelzung 
byzantinischer  und  orientalischer  Elemente.  Doch  hat  diese 
Bauweise,  deren  bestes  Beispiel  die  Moschee  von  Adrianopel 
ist,  und  die  namentlich  zu  ganz  ausgezeichneten  konstruktiven 
Leistungen  geführt  hat,  keine  eigentlich  künstlerische  Bedeu- 
tung für  den  Backsteinbau,  da  dieser  bei  allen  hervorragenden 
Denkmalen  nur  den  Kern  bildet,  während  das  Aeussere  mit 
Marmor  bekleidet  ist.  Eine  letzte  lebendige  Regung  der 
orientalischen  Baukunst  erfolgte  endlich  noch  im  16.  und  17. 
Jahrhundert  unter  der  Herrschaft  der  Soliden  zu  I späh  an. 
Hier  ist  der  Riesenbau  des  Atmeidan  zu  nennen  — gewölbte 
zweigeschossige  Hallen,  die  einen  (zur  Rennbahn  und  zu  Pa- 
raden benutzten)  Platz  von  700'  Breite  und  2600'  Länge  in 
einer  einheitlichen  Architektur  umgeben;  ganz  aus  Backsteinen 
ausgeführt,  bunt  und  glänzend. 

Ueberblickt  man  die  Gesammtleistungen  des  Orients 
in  diesen  Bauwerken,  so  tritt  uns  in  ihnen  vorwiegend  der 
Charakter  des  Massenbaues  entgegen,  im  Innern  stets  ausgehend 
auf  Ueberwölbung  mit  Tonnen  oder  Kuppeln,  im  Aenssern 
kolossale  geschlossene  Paraden  mit  reicher  Dekoration  und 
vorwiegender  Lisenen-Eintheilung  bildend.  Zu  bedauern  ist, 
dass  die  meisten  dieser  Bauten  noch  so  wenig  erforscht  sind, 
namentlich,  dass  mau  über  das  Detail  ihrer  Technik  fast  noch 
gar  nicht  unterrichtet  ist.  — — 

Das  llauptbaulokal  der  abendländischen  Kunst,  die 
sich  au  die  antike  römische  Kunst  anschloss,  war  seit  Cou- 
stantin  die  neue  Residenz  des  Reiches,  Co  ns  tan  t in  o pol  is 
(Byzanz).  Obwohl  seine  natürliche  Lage  auf  den  reinen  Hau- 
steinbau hinweist,  so  wurden  doch  fast  alle  von  Constantiu  i 
dort  aufgeführten  Bauten  — der  schnelleren  Herstellung 
wegen  — von  Backsteinen  errichtet.  Erhalten  ist  kein  ein-  ; 


ziger  dieser  Constantinisehen  Bauten  mit  Ausnahme  der 
noch  wenig  erforschten  Ringmauer.  — Von  späteren  Denk- 
malen sind  aus  dem  5.  Jahrhundert  die  Basilika  des  Stu- 
dios, ein  sehr  ökonomischer  Backsteinbau,  aus  dem  6.  Jahr- 
hundert die  grossen  Bauten  Justinian’s,  die  Kirchen  Ha- 
gios  Sergios  und  Hagia  Sophia  zu  nennen,  die  mit  Aus- 
nahme der  grossen  Hauptpfeiler  gleichfalls  ganz  aus  gebrann- 
ten Ziegeln  errichtet  sind.  Von  den  ungeheuren  Palastan- 
lagen der  byzantinischen  Kaiser  ist  wenig  mehr  erhalten.  — 
Leber  die  Bauwerke,  die  als  Ausflüsse  der  Kunst  von  Byzanz 
zu  betrachten  sind,  ging  der  Vortragende  nur  flüchtig  hinweg. 
Bekannt  sind  die  Ravennatischen  Bauten,  bei  denen  das 
Auftreten  des  Thurmbaues  eine  wesentliche  Neuerung  ist  und 
bei  denen  römischer  Einfluss  mit  dem  byzantinischen  sieh 
kreuzt;  weniger  bekannt  sind  die  werthvollen  Monumente  zu 
Salon  ic  hi,  Backsteinbauten,  welche  die  Ravennatischen 
an  Grösse  noch  übertreffen.  Hervorzuheben  ist  die  vortreff- 
liche Technik  und  die  durchdachte  Konstruktion  der  byzan- 
tinischen Bauten,  namentlich  der  Gewölbe,  wobei  entschieden 
altrömische  Tradition  sich  geltend  machte. 

Von  geringerem  Werthe  sind  in  dieser  Beziehung  die 
Werke  der  altchristlichen  Kunst,  die  zu  Rom  selbst  ent- 
standen, ärmliche  Bauten,  aus  antiken  Resten  mit  stark  redu- 
zirten  Kunstformen  und  in  schlechtester  Technik  hergestellt. 
Ein  Einfluss  der  trefflichen  Gewölbebauten,  welche  die  letzte 
Epoche  der  römischen  Kunst  hier  ausgeführt  hatte,  ist  in 
keiner  Weise  zu  spüren.  Bessere  Leistungen  finden  sich  in 
anderen  Gegenden  Italiens.  So  das  Baptisterium  zu  Flo- 
renz (im  5.  Jahrhundert  in  Backsteinen  erbaut,  später  im 
12.  Jahrhundert  mit  Marmor  inkrustirt),  eine  Uebertragung 
des  Pantheons  in’s  Achteck,  das  die  entschiedenste  Wirkung 
auf  die  spätere  Richtung  der  llorentinischen  Kunst  ausgeübt 
hat.  Bedeutungsvoller  noch  ist  der  alte  Bau  von  St.  Lo- 
renzo  zu  Meiland  (von  Mertens  zuerst  kunstgeschicht- 
lich gewürdigt,  von  Hübsch  als  der  kühnste  aller  jemals 
ausgeführten  Gewölbebauten  bezeichnet),  ein  Zentralbau,  dessen 
Einfluss  epochemachend  wurde.  Hierher  gehört  endlich  noch 
eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Bauwerken  der  Lombardei 
(Pavia,  Piacenza,  Brescia,  Padua  u.  s.  w.),  welche  überhaupt 
als  jenes  Land  zu  bezeichnen  ist , in  welcher  sich  der  Baek- 
steinbau  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart  in  un- 
unterbrochener Folge  erhalten  hat. 

W as  den  weiteren  Fortgang  der  Entwickelung  des  abend- 
ländischen Backsteinbaus  im  Mittelalter  betrifft,  so  sind 
in  England  und  Frankreich  nur  einzelne  Gebiete  zu 
nennen,  in  denen  er  gepflegt  wurde.  In  England  die  Graf- 
schaft Sussex,  in  Frankreich  (wo  in  römischer  Zeit  auch  zu 
Paris  ein  Ziegelbau,  die  Thermen  des  Julian,  ausgeführt  wur- 
de) nur  ein  Theil  des  Languedoc:  Toulouse  (Franziskaner- 
kirche), Montauban  (Brücke),  Alby  (Kathedrale)  u.  a.  Hier 
treten  noch  Ziegel  römischen  Formats  (16"  im  Q],  1"  dick 
mit  1"  starken  Fugen),  an  den  Ecken  dreieckige  Ziegel  auf. 
— Im  übrigen  Frankreich  sind  Backsteine  höchstens  zu  Fach- 
werksfüllungen verwendet  worden,  wenn  man  nicht  die  vor- 
züglichen, emaillirten  Fussbodenfliesen,  die  namentlich  in  den 
Loiregegenden  sehr  vielfach  angewendet  wurden,  hierzu  rech- 
nen will. 

Eine  um  so  reichere  und  glänzendere  Entfaltung  erfuhr 
der  Backsteinbau  in  den  flandrischen  und  holländischen 
Städten,  und  von  dort  aus  nach  der  Mark  Brandenburg  über- 
tragen, im  ganzen  nördlichen  Deutschland  und  dem  slavi- 
schen  Osten,  soweit  dieser  damals  durch  deutsche  Kraft  ger- 
manisirt  und  kolonisirt  wurde.  Die  Leistungen  des  mittelal- 
terlichen Backsteinbaues  in  der  Mark,  in  Mecklenburg,  in  den 
Hansestädten  (und  deren  ausländischen  Faktoreien),  in  Pommern 
und  Preussen  sind  gegenwärtig  bereits  bekanut  genug  geworden, 
um  hier  keiner  speziellen  Erwähnung  zu  bedürfen;  auch  Süd- 
deutschland besitzt  in  der  Gegend  von  Augsburg  und  Ulm 
ein  Gebiet  des  Backsteiubaues  und  besteht  der  Mauerkeru 
des  Münsters  in  Ulm  aus  Ziegeln.  — Was  die  deutschen 
Backsteiubauten  des  Mittelalters  technisch  auszeichnet,  das 
ist,  dass  alle  Kunstforinen  unter  Anwendung  von  Rollschichten 
aus  massiven  Ziegeln  hergestellt  sind.  Daneben  kommen  im 
im  Aeussern  wohl  Platten  und  durchbrochene  Steine  vor,  nie- 
mals aber  hohle  Stücke  in  Kasteuform,  wie  sie  jetzt  ange- 
wendet  werden.  Das  Mittelalter,  das  in  den  obereu  Erd- 
schichten einen  so  vorzüglichen  ausgewetterten  Thon  zur  Dis- 
position hatte,  wie  wir  ihn  heut  nicht  mehr  besitzen,  verstand 
zwar  die  Anfertigung  grösserer  Thonstücke  (Grabmal  Herzogs 
Heinrich  im  Dom  zu  Breslau)  sehr  wohl,  aber  es  verwendete 
denselben  stets  nur  im  Innern  der  Gebäude. 

Das  Eindringen  der  Renaissance,  die  nach  Deutschland 
namentlich  durch  italienische  Festungs  - Ingenieure  importirt 
wurde,  vernichtete  hier  mit  der  Gothik  zugleich  den  Back- 
steinbau;  wenigstens  wurden  die  Bauten  seitdem  mit  \ erpntz 

Hierzu  eine  Beilage. 


463 


bekleidet.  Nur  einige  Theile  der  Mark  (Priegnitz)  und 
Mecklenburg  leisteten  hier  Widerstand  und  erhielten  sich  auch 
in  der  Renaissance  noch  einige  Zeit  einen  künstlerisch  aus- 
gebildeten Backsteinbau.  (Schlossbauten.)  — Hingegen  erzeugte 
die  Renaissance  in  Ober-Italien  bekanntlich  einen  neuen 
glänzenden  Aufschwung  des  Baeksteinbaus  (Mailand,  Creina, 
die  Certosa,  Ferrara,  Bologna),  der  in  seiner  prächtigen  Far- 
benwirkung so  vielen  Beifall  fand  und  solchen  Einfluss  aus- 
übte, dass  er  unter  König  Franz  I.  eine  kurze  Epoche  hin- 
durch sogar  nach  Frankreich  übertragen  wurde;  Theile  von 
Fontainebleau  und  Schloss  Blois  bestehen  noch  heute,  hingegen 
ist  das  prachtvollste  Beispiel  dafür,  Schloss  Madrid  bei  Paris, 
in  der  Revolution  zerstört  und  nur  wenige  Reste  desselben 
im  Musee  de  Cluny  sind  erhalten,  welche  in  ihrer  trefflichen 
Herstellung  (Glasur  in  3 bis  4 Farben)  beweisen,  wie  hoch 
damals  die  Thon waaren  - Industrie  Frankreichs  (Bernard  de 
Palissy)  stand. 

In  den  nächstfolgenden  Jahrhunderten  erlosch  eine  künst- 
lerische Behandlung  des  Backsteinbaues  fast  vollständig;  die 
Erfindung  des  Porzellans  (das  in  Ostasien  für  die  Architektur 
nutzbar  gemacht  ist)  blieb  in  Europa  ohne  Einfluss.  Erst 
unserem  Jahrhunderte  und  in  ihm  England  und  Deutschland  war 
es  Vorbehalten , den  Backsteinbau  wieder  zu  wecken  und  in 
volles  frisches  Leben  wieder  einzuführen,  ln  England  waren 
es  wiederum  die  Grafschaft  Sussex  und  Worcester,  wo  dies 
erfolgte,  in  Deutschland  war  es  unser  Schinkel,  der  die 
Bahn  brach,  nachdem  die  erste  Anregung  dazu  durch  die 
Gilly’sche  Aufnahme  der  Marienburg,  an  der  auch  Schin- 
kel als  Gilly’s  Schüler  Theil  nahm,  gegeben  war.  Die 
Werder’sche  Kirche,  die  kleine  Kirche  in  Moabit,  das  Neue 
Thor,  die  Bauschule  sind  die  Backsteinbauten,  welche  Schin- 
kel in  Berlin  ausführte;  zu  ihnen  traten  Schloss  Babelsberg 
und  die  Kirche  zu  Königsberg  i.  Pr.  Welche  mächtige  Ent- 
wickelung der  Backsteinbau  seitdem  genommen  hat,  weiter 
verbreitet  namentlich  durch  industrielle  Etablissements  und 
Eisenbahnbauten,  bedarf  keiner  besonderen  Würdigung. 

Indem  der  Redner  die  historische  Uebersicht  des  Back- 
steinbaus hiermit  schloss,  behielt  sich  derselbe  vor  im  weiteren 
Verfolge  seines  Vortrages  einzelne  Gebiete  aus  demselben 
spezieller  zu  behandeln.  — 

Von  den  Fragebeantwortungen  erwähnen  wir  eine  Aus- 
kunft, die  Hr.  Stüve  über  den  Umfang  der  durch  das  Ge- 
rücht vielfach  genannten  Beschädigungen  an  der  Alsenbrücke 
gab.  Hiernach  ist  an  der  Brücke  selbst  keinerlei  Beschädi- 
gung vorhanden  und  ist  die  Sicherheit  derselben  durchaus 
nicht  in  Frage  gestellt.  Die  Beschädigungen  reduziren  sich 
auf  einige  Versackungen  in  der  Hinterfüllung  des  an  die 
Brücke  sich  anschliessenden  grossen  Pfeilers,  die  eine  Repa- 
ratur am  Geländer  desselben  nothwendig  gemacht  haben.  — 
Der  als  Gast  anwesende  Architekt  Hr.  Lüer  aus  Hannover 
lud  den  Verein  für  nächsten  Sonnabend  zu  einer  Besichtigung 
des  von  ihm  hierselbst  erbauten  Aquariums  ein.  — F.  — 


Vermischtes. 

Die  Königliche  Direktion  der  Ostbahn  zu  Bromberg  giebt 
uns  folgende  Mittheilung:  „Das  Referat  in  Nr.  41  der  deut- 
schen Bauzeitung  über  die  zweckmässigste  Anlage  der  Aborte 
auf  Eisenbahn -Stationen  spricht  sich  bezüglich  der  auf  dem 
Bahnhofe  Danzig  (Hohe  Thor)  ausgeführten  Wasserspülung 
dahin  aus,  dass  diese  Methode,  bei  welcher  die  Exkremente 
ohne  Anwendung  von  Tonnen  oder  Senkgruben  innerhalb  der 
Gebäude  direkt  in  die  Rohrleitung  geführt  werden,  nur  bei 
fliessenden  Gewässern  anwendbar  sei.  — Zur  Vermeidung  von 
Missverständnissen  theilen  wir  der  Redaktion  ergebenst  mit, 
dass  die  Wasserspülung  in  den  Retiraden  des  Empfangs- Ge- 
bäudes der  Ostbahn  in  Berlin,  welche  mittelst  einer  Rohrlei- 
tung durch  die  in  letztere  eingeschalteten,  ausserhalb  des  Ge- 
bäudes liegenden  Schlamm  - Kästen  nach  dem  Kanal  in  der 
Fruchtstrasse  entwässert  sind,  im  Wesentlichen  nach  demselben 
Prinzip  wie  in  Danzig  ausgeführt  ist  und  sich  in  Bezug  auf 
Reinlichkeit  und  Geruchlosigkeit  ebenfalls  vollkommen  be- 
währt hat. 

Die  Herstellung  der  Spül -Vorrichtungen  erfolgte  dem 
diesseitigen  Programm  gemäss  in  beiden  Fällen  nach  den  Ent- 
würfen der  Herren  Elsner  & Stumpf  in  Berlin  und  wurde 
bei  dem  Empfangs-Gebäude  in  Berlin  von  den  genannten  Fa- 
brikanten gemeinschaftlich  mit  den  Herren  Granger  & Hyan 
bewirkt. 


Es  geht  uns  die  Nachricht  zu,  dass  gegen  den  Heraus- 
geber des  auch  von  uns  besprochenen  Werkes  über  den  Dom 
zu  Cöln,  Hrn.  Franz  Schmitz  zu  Cöln  eine  Anklage  „we- 
gen Nachdrucks,  resp.  unbefugter  Benutzung  von  Zeichnungen, 


welche  der  Dombau -Verwaltung  gehören“  erhoben  ist,  und 
dass  demzufolge  die  vorräthigen  Exemplare  des  Werkes  beim 
Verleger  und  einer  anderen  Buchhandlung  mit  Beschlag  be- 
legt worden  sind.  Der  Konflikt,  der  wegen  Herausgabe 
des  Werkes  zwischen  Hrn.  Schmitz  und  der  Dombau -Verwal- 
tung besteht,  war  bekannt  genug  geworden,  so  dass  ein 
Schritt,  wie  der  gemeldete,  kaum  überraschen  kann  — höch- 
stens, dass  er  nach  den  schon  früher  erhobenen  Beschuldi- 
gungen der  Dombau -Verwaltung  gegen  Hrn.  Schmitz  so  spät 
erst  erfolgte.  Im  Interesse  des  Letzteren  ist  es  nur  mit 
Freude  zu  begrüssen,  dass  diese  Angelegenheit  durch  den 
Spruch  eines  Richters  endgültige  Entscheidung  erhalten 
soll;  ebenso  dürfte  der  Prozess  in  Betreff  der  schwierigen 
Frage  des  geistigen  Eigenthums  an  architektonischen  Auf- 
nahmen von  höchster  Wichtigkeit  für  alle  Fachgenossen 
werden. 


Von  den  deutschen  Wanderversammlungen  des  diesmaligen 
Monats  September  haben  wir  unsern  Lesern  nur  noch  einige 
Notizen  über  die  in  den  ersten  Tagen  desselben  zu  Wien  ab- 
gehaltene Versammlung  der  Deutschen  Kunstgenos- 
senschaft nachzutragen.  Die  Versammlung,  bei  der  übri- 
gens unsere  Fachgenossen  nur  spärlich  vertreten  waren  (nicht 
ohne  dass  in  Folge  dessen  Angriffe  auf  die  Architekten  wegen 
ihrer  angeblichen  Uneinigkeit  und  ihrer  Trennung  von  den 
bildenden  Künstlern  erfolgten),  beschäftigte  sich  unter  Anderem 
auch  mit  zwei  Fragen,  welche  die  Fachgenossen  nahe  berüh- 
ren , mit  der  des  artistischen  Eigen  thumsrechtes 
(angeregt  durch  die  Bestrebungen  der  Buchhändler  nach  die- 
ser Richtung)  und  der  der  Konkurrenzen.  Ueber  die 
erste  Angelegenheit  soll  eine  Petition  an  den  Reichstag  und 
Bundesrath  des  Norddeutschen  Bundes  entworfen  und  durch 
die  Lokal- Genossenschaften  festgestellt  resp.  eingereicht  wer- 
den. In  Bezug  auf  die  zweite  Angelegenheit  sollen  von  den 
Lokal-  Genossenschaften  zu  Wien,  Berlin  und  Düsseldorf  Ent- 
würfe zu  Grundsätzen  für  das  Konkurrenzverfahren  aufgestellt 
und  der  nächsten  Plenar- Versammlung  vorgelegt  werden.  (Ob 
man  auch  nur  beiläufig  Rücksicht  darauf  genommen  hat,  dass 
dieselbe  Angelegenheit  gleichzeitig  in  der  Versammlung  deut- 
scher Architekten  und  Ingenieure  bereits  zur  definitiven  Er- 
ledigung kommen  sollte,  erwähnt  unsere  Quelle,  die  Z.  für  bil- 
dende Kunst,  nicht.)  — Den  Mittelpunkt  der  Festlichkeiten 
bei  der  Versammlung  zu  Wien  bildete  die  Einweihung  des 
neuen  Künstlerhauses.  Zum  Orte  der  nächsten  Ausstellung 
(1872)  wurde  Berlin,  zum  Ort  der  nächsten  Versammlung 
wurde  Nürnberg  und  zum  Tage  derselben  der  20.  Mai 
1871  als  400  jähriger  Geburtstag  Albrecht  Dürer’s  gewählt. 


Die  Chicago-,  Burlington-  and  Quincy-Eisenbahn  hat  kürz- 
lich in  ihren  Werkstätten  vollständige  Restaurations- 
Wagen,  konstruirt  von  Mr.  Pullmann,  bauen  lassen,  die 
zwischen  New -York  und  Chicago  laufen  und  sich  durch  ihre 
zweckmässige  Einrichtung,  freilich  auch  durch  ihren  hohen 
Preis  auszeichnen.  Ein  solcher  Wagen  kostet  nämlich  nicht 
weniger  als  20000  Dollars.  Die  Wagen  sind  60  Fuss  lang, 
10  Fuss  8 Zoll  breit,  mit  einer  9 Fuss  langen  Küche  in  der 
Mitte,  so  dass  an  beiden  Enden  des  Wagens  zwei  getrennte 
Speisesalons,  für  die  feinere  und  gröbere  Gesellschaft,  übrig 
bleiben.  Eine  Trennung  der  Passagiere  in  zwei  verschiedene 
Klassen  scheint  nämlich  in  Nordamerika  immer  mehr  Eingang 
zu  finden. 

In  den  Zügen  muss  also  der  Restaurations -Wagen  in  der 
Mitte,  die  Wagen  I.  Klasse  an  einer  Seite  und  die  Wagen 
II.  Klasse  an  der  andern  Seite  desselben  stehen. 

Die  Speisesalons  in  dem  Restaurations -Wagen  sind  sehr 
geräumig,  luxuriös  und  behaglich  eingerichtet,  auch  gut  ven- 
tilirt;  die  beweglichen  Tische  sind  seitwärts  an  den  Wänden 
befestigt,  jeder  Tisch  mit  vier  Sitzen,  zwei  zu  jeder  Seite, 
versehen.  Der  Spiegel  zwischen  den  Fenstern  bildet  die  Thür 
eines  Wandschranks,  der  das  erforderliche  Tischzeug,  Porzellan 
etc.  enthält.  In  der  Küche  befindet  sich  ein  Eisbehälter  zur 
Aufbewahrung  von  Fleisch  etc. 

Das  Essen  soll  recht  gut  und  die  Preise  dabei  mässig 
sein,  was  allerdings  zu  bewundern  ist. 

Der  Wagen  soll  gut  gebaut  sein,  dass  selbst  dann,  wenn 
er  über  eine  schlecht  unterhaltene  Bahnstrecke  rollt,  die  Be- 
wegung sehr  sanft  bleibt. 

(Zeitschr.  deutscher  Eisenb.-Verw.  nach  Engineering.) 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Zur  Kritik  der  beweglichen  Brücke  von  Böper. 

Auf  Herrn  Röper’s  in  No.  42  d.  Bl.  erschiene  Berichti- 
gung angeblicher  Entstellungen  diene  folgendes  als  Erwiderung: 


464 


Wenngleich  die  Kritik  sich  bestrebt  den  wahren  Grund 
aufzudecken,  wesshalb  für  das  bearbeitete  Projekt  eine  ausser- 
gcwöhnliche  Spannweite  gewählt  ist,  so  sagt  sie  doch  an  keiner 
Stelle,  dass  das  System  für  kleine  Spannweiten  empfohlen 
sei.  — 

Die  Möglichkeit,  Drehbrücken  von  grosser  Spannweite 
zu  bauen,  ist  vom  Verfasser  der  in  Rede  stehenden  Broschüre 
in  einem  Artikel,  auf  welchen  die  Kritik  sich  ausdrücklich 
bezieht,  allerdings  bestritten.  In  No.  33  des  vorigen  Jahr- 
ganges d.  Bl.,  Seite  323,  Spalte  1,  Zeile  3 u.  ff.  sagt  derselbe: 
„Ausser  diesem Uebelstande  haben  aber  die  Dreh- 

brücken noch  einen  anderen  Fehler,  der  ihre  Anwendung  zu 
einer  misslichen,  ja  oft  unmöglichen  macht,  und  dies  ist 
die  enge  Begrenzung  ihrer  Spannweite.  Einestheils 
ist  also  die  Weite  der  durch  sie  zu  erreichenden  freien 
Durchfahrt  sehr  beschränkt“  — etc. 

Eine  Begriffsverwirrung  in  Betreff  der  durch  Winddruck 
erzeugten  Reibungswiderstände  zu  klären,  würde  dem  Verfasser 
vielleicht  weniger  bedürftig  erschienen  sein,  wenn  er  überlegt 
hätte,  wie  verschwindend  klein  der  Einfluss  der  zeitweise  durch 
Winddruck  hervorgerufenen  Reibungswiderstände  bei  einer 
Drehbrücke  ist  gegen  die  stets  vorhandenen  Widerstände 
in  den  Rollen,  Zahnrädern  etc.  einer  Hubbrüeke.  — Oder 
soll  etwa  die  Kritik  den  Splitter  richtend  den  Balken  über- 
sehen? — 

Nach  der  unzweideutigen  Darstellung  der  Fig.  15,  Taf.  II 
der  Broschüre  ist  der  Raum  für  die  Dampfmaschine,  wie  der 
zur  Aufnahme  des  Bewegungsmechanismus  dienende,  bei  wel- 
chem die  Kritik  die  übermässige  Einschränkung  der  tragen- 
den Fläche  rügt,  durch  ein  auf  die  Längswände  sich  stützen- 
des 9'  weites  Gewölbe  überdeckt.  Den  „Berichtigungen“  in 
No.  42  d.  Bl.  zufolge  soll  dagegen  das  Gewicht  des  oberen 
Mauerkörpers  durch  Gewölbe  auf  die  Steinmasse  der  Vor- 
köpfe etc.  übertragen  werden.  Der  Vorkopf,  welcher  hier- 
nach als  Widerlager  für  das  nunmehr  23'  8"  überspannende 
Gewölbe  dienen  soll,  enthält  nach  Fig.  14  iu  der  betreffenden 
Höhe  die  Wohnung  für  den  Wärter,  welche  nach  aussen  zwei 
bogenförmige  Mauern  von  3'  Stärke,  gegen  den  Pfeiler  hin 
eine  15  zöllige  Wand  zur  Umfassung  hat.  — Sollte  der  Ver- 
fasser wirklich  glauben , dass  diese  Mauern  geeigneter  seien, 
den  Schub  des  belasteten  Gewölbes  und  das  Gewicht  der 
oberen  100  Fuss  des  Pfeilermauerwerks  aufzunehmen,  als  die 
Längswände?!  — 

Die  Bemerkung  auf  Seite  12  der  Broschüre,  betreffend 
den  Querschnitt  der  Gurtungen,  ist  allerdings  von  der  Kritik 
■übersehen,  und  beruhte  es  somit  auf  einem  Irrthume,  wenn 
der  den  Profilen  beigeschriebene  Flächeninhalt  in  gewohnter 
Weise  für  den  Inhalt  des  Profiles  gehalten  wurde.  Wenn 
aber  auch  der  erforderliche  Gurtungsquerschnitt  an  jeder 
Stelle  vorhanden  ist,  so  ist  damit  den  Anforderungen  einer 
rationellen  Konstruktion  keineswegs  Genüge  geleistet.  Es 
muss  daher  die  sich  anschliessende,  jedoch  nicht  hierauf  allein 
gestützte  Bemerkung  um  so  mehr  aufrecht  erhalten  werden, 
als  bei  der  gewählten  Querschnittsform,  die  |einen  mehrfachen 
Wechsel  horizontaler  und  vertikaler  doppelter  Platten  zeigt, 
eine  Stossverbindung,  welche  Deckplatten  vermeidet,  nicht 
ausführbar  ist  ohne  Ueberanspruchung  einzelner  Theile  des  | 
Querschnittes. 

Uebrigens  wird  es  einem  Jeden,  der  nicht  schon  durch 
die  Grundidee  des  „neuen  Systems“  davon  abgehalten  wird,  j 
die  Broschüre  in  die  Hand  zu  nehmen,  bei  einigem  Verständ- 
nisse für  Konstruktionen  leicht  werden,  sich  ein  Urtheil  über 
die  Arbeit  zn  bilden.  Haarbeck. 


Notiz-Blatt  des  technischen  Vereins  zn  Riga,  1868,  Heft  5, 
In  den  Original -Mittheilungen  findet  sich  Beschreibung,  Be- 
rechnung und  Zeichnung  eines  hydraulischen  Flasehenzugs 
für  die  neuen  Speicher  in  Riga  nach  bekannten  und  bereits 
Öfter  zur  Anwendung  gebrachten  Prinzipien.  — Es  wird  ferner 
unter  genauer  Angabe  der  Bedingungen  mitgetheilt,  dass  die 
Gesellschaft  russischer  Techniker  in  St.  Petersburg  einen  Preis 
von  500  Rubeln  für  das  beste  Handbuch  zum  Gebrauche  bei 
der  Beaufsichtigung  von  Dampfmaschinen  ausgeschrieben  hat. 
Dasselbe  muss  in  russischer  Sprache  verfasst  und  bis  späte- 
stens 1.  März  1869  im  Manuskript  eiugesendet  werden.  — 


Schliesslich  werden  Angaben  über  die  nach  Angabe  dps  Ober- 
baudirektor Hagen  in  Berlin  ausgeführten  Hafenbauten  in 
Riga  und  die  Regulirung  des  Flussbettes  der  Düna  gemacht. 


Architektonische  Entwürfe.  Als  Vorlagen  für  den  Linear- 
Zeichenunterricht  für  technische  und  andere  Schulen,  heraus- 
gegeben von  Promnitz,  Baumeister  und  Lehrer  an  der  Kunst- 
schule zu  Breslau.  Heft  I.  Halle  bei  Knapp.  — Das  Werk 
ist  aus  einem  in  den  meisten  technischen  Schulen  fühlbaren 
Bedürfnisse  nach  geeigneten  Vorlagen  zum  Ban-Zeichnen  her- 
vorgegangen. Die  vorhandenen  grösseren  Werke  eignen  sich 
sowohl  der  Kostbarkeit  als  wegen  der  meist  zu  ausgeführten 
Darstellung,  deren  Nachahmung  den  Anfänger  auf  falsche 
Bahnen  führt,  nicht  für  diesen  Zweck.  Die  kleineren  Werke 
aber  bieten  ihm  zu  wenig.  Hier  finden  wir  eine  Anzahl 
Blätter  in  klarer  Darstellung,  ganz  geeignet  dem  Uebelstande 
abzuhelfen,  so  dass  wir  dem  Werke  nur  grosse  Verbreitung 
wünschen  können. 

Entwürfe  von  Stallgebäuden.  Herausgegeben  von 
F.  C.  Schubert,  Baumeister  und  ordentlicher  Lehrer  der 
königl.  landwirthschaftlichen  Akademie  Poppelsdorf.  Bonn.  — 
Eine  Anzahl  ausgeführter  landwirthschaftlicher  Stallbauten, 
sowie  zwei  Ställe  für  Luxuspferde,  in  Ausführung  und  Kosten- 
betrag ausführlich  besprochen,  bilden  den  Inhalt  des  Werkes. 
Weder  in  den  Konstruktionen  noch  in  den  Anordnungen  der 
Gebäude  finden  erhebliche  Abweichungen  von  den  üblichen 
Grundsätzen  statt.  Die  Architektur  der  einfachen  Gebäude 
entspricht  kaum  den  Anforderungen,  welche  man  an  die 
Erscheinung  selbst  derartiger  schlichter  Bedürfnissbauten  zu 
stellen  gewöhnt  ist. 

Fa^adenbuch.  Sammlung  von  Fa^aden  neuausgeführter 
Wohnhäuser  und  Original  - Entwürfe  nebst  Grundrissen  und 
Details.  2.  Auflage.  Leipzig.  Karl  Scholtze.  — Wie  der 
Titel  besagt,  enthält  das  (früher  im  Grieben’schen  Verlage 
erschienene)  Buch  eine  Anzahl  Fahnden  und  Grundrisse  von 
Berliner  Bauwerken  in  skizzenhafter  Behandlung,  die  im  All- 
gemeinen dem  billigen  Preise  des  Werkchens  entspricht  und 
eine  oberflächliche  Anschauung  der  Bauwerke  giebt.  Leider 
stören  die  in  grosser  Zahl  beigegebenen  Details  auch  diese, 
da  sie  nicht  bloss  mit  wenig  Verstäudniss  gezeichnet,  sondern 
(der  Verbreitung  des  Buches  im  Publikum  wegen  müssen  wir 
es  zur  Rettung  vieler  der  dargestellten  Bauwerke  anführen) 
keineswegs  auf  die  Wirklichkeit  auch  nur  annähernd  schliessen 
lassen.  Q 


Personal -Nachrichten. 

Preussen. 

Der  Baumeister  Carl  Friedrich  Dittmar  zu  Coblenz  ist 
zum  Landbaumeister  bei  der  Regierung  dortselbst  ernannt  worden. 

Versetzt  sind:  Der  Kreis- Baumeister  Sehe epers  zu  Simmern 
als  solcher  nach  Wetzlar,  — der  Landbaumeister  Spieker  zu 
Coblenz  als  kommiss.  technischer  Hülfsarbeiter  der  Abtheilung  für 
Bauwesen  im  Ministerium  für  Handel  etc.  nach  Berlin. 

Das  Baumeister-Examen  haben  am  17.  Oktober  bestanden: 
J.  C.  Ludwig  Termer  aus  Deutsch -Krone,  Anton  Sobeczko 
aus  Sohrau,  Otto  Friedrich  Löbach  aus  Züllichau. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Aufstellung  des  Projektes  für  eine  Brücke  über  die 
Lahn  zwischen  Ober-  und  Niederlahnstein  wird  sofort  ein  Bau- 
meister gesucht,  welcher  sich  unter  Vorlegung  der  Zeugnisse  bei 
dem  Kgl.  Wasser- Bau -Inspektor  Baldus  zu  Diez  a.  Lahn  melden 
wolle.  Diäten  principaliter  2 Thl.,  event.  nach  Verhandlung  mehr. 

2.  Einen  tüchtigen  und  kautionsfähigen  jungen  Bautechniker 
(Maurer),  der  im  Zeichnen  geübt  ist,  kann  eine  angenehme  Stellung 

i nachgewiesen  werden.  Bewerbungen  sub  Chiffre  B.  C.  befördert 
die  Expedition,  welche  auch  persönliche  Meldungen  entgegen  nimmt. 

3.  Zur  speziellen  Leitung  eines  grossen  Baues  im  Ziegel - 
Rohbau  am  Rhein  wird  ein  erfahrener  Bauführer,  der  womöglich 
Kenntnis»  von  den  dortigen  Baumaterialien  und  Usancen  besitzt, 
gesucht.  Schriftliche  Offerten  an  die  Exped.  d.  Bl.  sub.  Z.  20. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  Gr.  in  Elberfeld, 
M.  in  Cöln,  J.  in  Berlin. 


Arcliltekten -Verein  zw  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend,  den  24.  Oktober. 

T ageso  rd  ti  u ng: 

Vortrag  des  Herrn  Römer. 

Die  verehrliehen  Mitglieder  werden  hierdurch  zu  einer  Be- 
sichtigung des  im  Bau  begriffenen  Aquariums.  Schadow Strasse  (Ecke 


der  Linden)  eingeladen.  Dasselbe  ist  am  Sonnabend  von  4 Uhr 
Nachmittags  bis  Abends  6'/,  Uhr  gegen  Vorzeigung  der  Mitglieds- 
karte geöffnet.  Der  Vorstand. 

Ein  geübter  Zeichner,  weicher  mit  ländlichen  Bauten  etwas 
vertraut  ist,  wird  auf  längere  Zeit  verlangt  — Gehalt  30  bis  40  Thl. 
— Adressen  mit  gedrängter  Angabe  bisheriger  Beschäftigung  er- 
bittet Baumeister  Müller  in  Teterow,  Mecklenb.-Schwerin. 


465 


Ein  Ingenieur  (ehern.  Staatsbeamter)  sucht  bei  einem  Bau- 
unternehmen oder  gewerblichen  Etablissement  als  Socius  mit  ca. 
10000  Thlr.  Einlage  einzutreten.  Gef.  Offerten  unter  T.  S.  30  in 
der  Expedition  dieser  Zeitung.  

Einladung. 

Zur  3.  Zusammenkunft  der  Architekten  hiesiger  Umgegend  ist 

Sonntag-,  der  15.  November  d.  J. 

in  Aussicht  genommen.  Die  geehrten  Herren  Kollegen  werden 
für  diesen  Tag  nach  Dir  sch  au  freundlichst  eingeladen. 

I.  A. 

T r e i b i c h . 


Der  Baumeister  Heydrich  in  Berlin,  Branden  burgstr.  60 
lehrt  die  schnelle  Auffindung  der  Methoden  und  Hiilfsformeln  der 
Integral-  und  Differential-Rechnung,  sowie  deren  schematische  und 
rationelle  Anwendung  und  geht  die  Hefte  und  Lehrbücher  seiner 
Zuhörer  speziell  durch.  Bei  schneller  Fassungsgabe  ist  eine  vor- 
herige Kenntniss  der  qu.  Rechnungsarten  nicht  erforderlich. 
Honorar  nach  Betheiligung  höher  oder  niedriger. 
tSeässzeuge  in  den  feinsten  Qualitäten,  eigenes  Fabrikat, 
zweimal  prämiirt,  zu  enorm  billigen  aber  festen  Preisen.  Preis- 
kourante  gratis.  Theilzahlungen  bewilligt. 

A.  IltsgessiainsB , Mechaniker  und  Fabrikant,  Dorotheen- 
Strasse  10,  nahe  den  Linden. 


Zwischen  den  Unterzeichneten  Herausgebern  des  im  Jahre  1868  begründeten 

^aienbcr  für  Architekten  uni»  Paucjeiuerksmeifter 

und  Herrn  Franz  Duncker,  Verleger  des  von  Ludwig  Hoffmann  begründeten 

Paukalenöer 

ist  ein  Abkommen  getroffen  worden,  wonach  eine  Vereinigung  der  beiderseitigen  Unternehmungen  erfolgt  und 
für  das  Jahr  1869  nur  ein  Kalender  unter  dem  Titel: 

ARCHITEKTEN -KALENDER 

bearbeitet  von  den  x 


Herausgebern  der  deutschen  Bauzeitung. 

Verlag  von  Fa’anz  MaaiaeKer. 

erscheint.  Das  im  Drucke  befindliche  Buch,  dessen  Ausgabe  für  den  Anfang  des  Monats  November  d.  J.  mit 
Sicherheit  zugesagt  werden  kann,  schliesst  sich  nach  Inhalt  und  Form  im  Wesentlichen  dem  ersten  Jahrgange 
unseres  „Kalenders  für  Architekten  und  Baugewerksmeister“,  der  mit  so  allseitiger  Anerkennung  aufgenommen 
wurde,  an.  Doch  ist  das  Material  desselben  in  allen  Theilen  neu  durchgearbeitet  und  gesichtet  worden  und 
hat  wesentliche  Verbesserungen  und  Ergänzungen  erfahren,  wobei  wir  die  Wünsche  und  Vorschläge  unserer 
Mitarbeiter  und  vieler  Freunde  unseres  Unternehmens,  denen  wir  für  ihren  freundlichen  Rath  hiermit  herz- 
lichst  danken,  nach  Möglichkeit  berücksichtigt  haben.  Im  Allgemeinen  ist  der  theoretische  Theil  des  Kalenders 
etwas  gekürzt,  während  die  Tabellen  und  der  praktische  Theil  desselben  erheblich  vermehrt  sind.  Trotzdem 
ist  es,  indem  ein  Theil  des  weniger  häufig  gebrauchten  Materials  in  den  Anhang  verwiesen  wurde,  (dessen 
Personal-Nachrichten  gleichfalls  eine  Ausdehnung  erfahren  sollen)  möglich  gewesen,  den  Umfang  des  eigent- 
lichen Taschenbuches  etwas  zu  verringern.  Wir  behalten  uns  vor,  später  noch  ein  genaues  Inhaltsverzeichniss 
zu  veröffentlichen. 

Für  die  äussere  Ausstattung  des  Kalenders  sind  uns  gleichfalls  die  vielfach  ausgesprochenen  Wünsche 
der  Abnehmer  desselben  maassgebend  gewesen.  Der  Preis  wird  betragen: 


1.  für  ein  Exemplar  in  Calieo  gebunden 27%  Sgr. 

2.  für  ein  Exemplar  in  Leder  gebunden 1 Thlr. 

3.  für  ein  Exemplar  in  Saffian  mit  Goldschnitt  ...  1 Thlr.  7%  Sgr. 


Bestellungen  auf  den  „ Architekten  - Kalender  “ bitten  wir  den  betreffenden  Buchhandlungen  baldigst 
aufgeben  zu  wollen,  damit  dieselben  im  Stande  sind,  sie  rechtzeitig  zu  erfüllen.  Wir  bemerken,  dass  die 
Expedition  unserer  Zeitung,  (Buchhandlung  von  C.  Beelitz,  Berlin,  Oranienstrasse  75.)  Bestellungen  auf  den  Kalender 
direkt  — bei  Franco -Uebersendung  des  Betrages  portofrei  — ausführt. 

Berlin,  im  Oktober  1868. 

Hie  Herausgeber  der  deutschen  Hauzeitung. 

Für  die  Mittheilung  der  Personal-Notizen  über  die  in  Privatstellungen  fest  ange- 
stellten  Bautechniker  sagen  wir  den  Herren  Fachgenossen,  von  denen  wir  auf  unsere  Bitte 
bereits  solche  erhalten  haben,  besten  Dank,  bitten  jedoch  gleichzeitig  diejenigen,  von  denen 
wir  noch  keine  Nachrichten  haben,  um  baldige  freundliche  Zustellung  derselben,  da  der 
Druck  des  Kalenders  Eile  erfordert. 


Silberne  Medaille. 


$C\\ktfFEIU  W4i  C/(£fl 

Geschäfts-Inh  aber : * • 

jß.  3d)acffcr.  05.  Aljlctncijer. 


Paris  1867. 


Gas*  und  Wasser- 

Anlagen. 

Heiss-  und  Warmwasser- 
Heizungen. 
jßrtbc-€inrid)tmtge«. 
Dampf-Koch-,  Bade-  und 
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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  30.  Oktober  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  zu  Hamburg.  (Fortsetzung).  — Milroy’s  Excavator.  — 
Feuilleton:  Sto  Spirito  in  Florenz.  — Mittheilungen  aus 
Vereinen:  Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Prag.  — Verein 
für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Architekten -Verein  zu  Berlin.  — 

Vermischtes:  Aus  der  Stadtverordneten -Versammlung  in  Breslau. 
(Entgegnung).  — Die  amerikanische  Rammpumpe.  — Neuer  Stein- 
kitt.— Aus  der  Fach  litteratur:  Notizblatt  des  deutschen  Ver- 
eins für  Fabrikation  von  Ziegeln,  Kalk  und  Zement.  — Personal- 
Nachrichten  etc. 

Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Fortsetzung.) 


3.  Die  Abtheilungssitzungen, 
b)  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Architektur. 

Zweite  Sitzung  am  2.  September. 

Dem  Beschlüsse  der  vorhergegangenen  Sitzung  der 
Abtheilung  gemäss  gelangte  zunächst  die  Frage  der  Fest- 
stellung einer  für  Deutschland  gültigen  Norm  zur  Be- 
rechnung des  Honorars  für  architektonische 
Arbeiten  zur  Verhandlung.  Wenn  wir  auch  darauf  ver- 
zichten müssen,  den  Gang,  welchen  die  Diskussion  dieser 
wichtigsten  aller  aut  der  diesmaligen  Versammlung 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  behandelten  Ange- 
legenheiten nahm,  in  allen  Einzelheiten  mitzutheilen , so 
werden  wir  doch  zum  besseren  Verständniss  unseres  kur- 
zen Berichtes  nothwendigerweise  vorausschicken  müssen, 
bis  zu  welchem  Stadium  der  Vorbereitung  dieselbe  vor 
Beginn  dieser  Schlussverhandl ungen  gediehen  war. 

Das  Bedürfnis,  eine  derartige  Norm  als  Anhalts- 
punkt in  allen  streitigen  Fällen,  namentlich  auch  als 
Gi  undlage  von  Gutachten  iur  gerichtliche  Entscheidungen 
zu  besitzen,  ist  längst  von  allen  Seiten  empfunden  worden. 
Eine  von  mehren  Architekten  zu  Hannover  1855  aufge- 
stellte Tabelle  der  „Vergütung  für  baukünstlerische 
Leistungen,“  welche  seitdem  (1862)  in  der  Zeitschrift 
des  Architekten-  und  Ingenieur-Vereins  zu  Hannover 
publiziit  wurde  und  Aufnahme  in  den  bautechnischen 
1 aschen büchern  fand,  hat  bereits  eine  weite  Verbreitung 
und  vielfache  Anwendung  gefunden.  Seit  1864  hat  dem- 
nächst der  „Verein  für  Baukunde“  zu  Stuttgart  die 
Angelegenheit  kräftig  in  die  Hand  genommen.  Ein  von 
ihm  (auf  Grundlage  der  Hannoverschen  Tabelle)  ausge- 
arbeiteter Entwurf  einer  „Norm  für  Belohnung  der 
Architekten“  wurde  auf  der  XIV.  Versammlung  deut- 
scher Architekten  und  Ingenieure  zu  Wien  vertheilt,  welche 
die  weitere  Berathung  des  Gegenstandes  ausdrücklich  der 
XV.  Versammlung  zu  Hamburg  übertrug.  Im  Anfang  d.  J. 
(1868)  forderte  demnächst  der  Verein  für  Baukunde  unter 
Uebersendung  dieses  Entwurfs  die  anderen  bautechnischen 
Veieine  Deutschlands  nochmals  aut,  an  der  Vorberathung 
der  Angelegenheit  ihrerseits  Antheil  zu  nehmen. 

Von  mehren  Seiten  ist  dieser  Aufforderung  entsprochen 
worden.  Schon  früher  (1867)  hatte  der  Architekten-  und 
Ingenieur -Verein  zu  Prag  „Entwürfe  von  Normen  zur 
Belohnung  der  Architekten  und  Ingenieure  in  Böhmen“ 
(gleichfalls  im  Anschlüsse  an  die  Hannoverschen  und 
Stuttgarter  Arbeiten)  aufgestellt.  Im  Sommer  d.  J.  1868 
trat  auch  die  Architektur- Abtheilung  des  Sächsischen 
Ingenieur -Vereins  der  Angelegenheit  näher  und  beschloss, 
hir  diesen  Zweck  umfangreiche  Ermittelungen  über  die 
hei  verschiedenen  Bauten  für  die  verschiedenen  architekto- 
nischen Leistungen  gezahlten  Honorare  anzustellen;  leider 
sind  jedoch  die  Arbeiten  des  Vereins  in  Folge  dessen  vor 
der  Hamburger  Versammlung  zu  keinem  Abschlüsse  ge- 


langt. Bestimmte  Vorlagen  für  dieselbe  waren  vielmehr 
nur  von  dem  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Han- 
nover, von  dem  Verein  für  Baukunde  zu  Stuttgart 
und  dem  Architekten -Verein  zu  Berlin  eingegangen, 
und  waren  diese  es,  welche  den  Verhandlungen  der  Ab- 
theilung zu  Grunde  lagen. 

Im  Prinzipe  schliessen  sich  alle  drei  Vorlagen  der 
in  der  ursprünglichen  Hannoverschen  Tabelle  befolgten 
Methode  an.  Die  Berechnung  des  architektonischen 
Honorars  ist  demnach,  (wie  auch  durchweg  im  Auslande 
üblich)  zur  Anschlags-  resp.  Bausumme  in  Beziehung 
gesetzt  und  das  Honorar  im  Allgemeinen  als  ein  Prozent- 
satz davon  aufgefasst  worden.  Modifizirt  wird  dieser 
Prozentsatz  aber  nach  drei  Gesichtspunkten: 

I.  Nach  dem  höheren  oder  niederen  Range 
der  betreffenden  Bauausführung; 

II.  Nach  dem  grösseren  oder  geringeren 
Umfange  derselben,  bestimmt  durch 
die  Höhe  der  B a u s u m me,  ( so  zwar  dass 
ein  höherer  Rang  des  Gebäudes  oder  ein  ge- 
ringerer Umfang  desselben,  welche  beide  eine 
verhältnissmässig  grössere  Arbeit  des  Architek- 
ten bedingen,  auch  einen  höheren  Prozentsatz 
von  der  Bausumme  als  Honorar  erfordern), 
endlich : 

III.  Nach  der  Art  und  dem  Umfange  der  aufge- 
wendeten  architektonischen  Th ätigkeit. 

Stimmen  die  Entwürfe  von  Hannover,  Stuttgart 
und  Berlin  hierin  im  Allgemeinen  überein,  so  zeigen 
sie  im  Detail  allerdings  erhebliche  Verschiedenheiten. 

Was  die  Rang -Unt  e rscheidungen  der  Bauaus- 
führungen betrifft,  so  hatte  die  ältere  Hannoversche 
Tabelle  deren  nur  drei:  1)  einfache  ländliche  Gebäude, 
2)  mittlere  städtische  Geb.,  3)  reichere  öffentliche  und 
Privat -Geb.,  angenommen,  während  der  neue  Hanno- 
versche Entwurf  deren  sechs  zählt.  Der  Stuttgarter 
Entwurf  theilt  die  Bauausführungen  in  fünf  Rangklassen: 
1)  einfache  ländliche  und  städtische  Gebäude,  2)  gewöhn- 
liche städtische  und  einfachste  öffentliche  Geh.,  3)  bessere 
städtische,  mittlere  öffentliche  Geb.,  4)  grosse  öffentliche 
Monumentalbauten  und  Geb.  mit  fürstlicher  Ausstattung, 
5)  Dekorationen  und  Einzelnmonumente.  Der  Berliner 
Entwurf  endlich  nimmt  die  ältere  Hannoversche  Einthei- 
lung  an. 

Grössere  Abweichungen  zeigen  die  drei  Entwürfe  in 
Betreff'  der  Unterschiede,  welche  der  Höhe  der 
Bausumme  entsprechen  sollen.  Die  ältere  Hanno- 
versche Arbeit  hatte  vier  Abstufungen  (2000  — 5000  Thlr., 
5000  — 10000  Thlr.,  10000  — 20000  Thlr.,  über 
20000  Thlr.)  angenommen,  wobei  das  Honorar  allerdings 
in  erheblichen  Sprüngen  fiel ; der  neue  Hannoversche  Ent- 
wurf führt  statt  dessen  acht  Abstufungen  (von  500 — 1000 
bis  auf  über  100000  Thlr.)  ein.  Der  Stuttgarter  Ent- 


468 


wurf  hingegen  hat  die  bei  einer  derartigen  sprungweisen 
Differenz  des  Honorars  unvermeidlichen  LJnzuträglichkei- 
ten  dadurch  zu  vermeiden  gesucht,  dass  er  das  jedesmalige 
Honorar  nicht  auf  den  Gesammtbetrag  der  ßausumme, 
sondern  auf  Theilbeträge  derselben  bezieht,  so  dass  die 
ersten  4000  Thlr.  derselben  mit  dem  höchsten,  die  folgenden 
12000  Thaler  mit  einem  niedrigeren  Prozentsätze  hono- 
rirt  werden  sollen  u.  s.  w.,  wodurch  bei  Summen  über 
800,000  Thlr.  acht  verschiedene  Abschnitte  entstehen, 
für  welche  das  Honorar  sich  allmälig  verringert.*)  Der 
Berliner  Entwurf,  welche  dem  Prinzipe  des  Hannover- 
schen folgt,  zeigt  sieben  Abstufungen,  in  Beträgen  von 
3000  — 5000  bis  auf  über  200,000  Thlr. 

Was  endlich  die  Bezeichnung  des  Umfangs  der 
aufgewendeten  architektonischen  Thätigkeit  be- 
trifft, so  geben  die  ältere  und  neuere  Hannoversche 
Tabelle  dafür  drei  Unterabtheilungen  : 1)  Anfertigung  einer 
Skizze  mit  Ueberschlag,  2)  hierzu  noch  Anfertigung  der 
Generalzeichnungen  nebst  Kosten-Anschlag,  3)  zu  1.  und 
2.  noch  Lieferung  der  Detailzeichnungen  und  Leitung  der 
Bauausführung,  während  die  Berechnung  einzelner  dieser 
Leistungen  durch  modifizirende  Bemerkungen  vorgesehen 
ist.  Der  Stuttgarter  Entwurf  adoptirt  gleichfalls  drei 
Unterabtheilungen:  1)  Skizzen,  Pläne,  Ueberschlag  und  An- 
schlag, 2)  Details,  3)  Bauleitung  und  Revision.  Am  Aus- 
führlichsten ist  hierin  der  Berliner  Entwurf  (No.  35, 
Seite  370  d.  deutschen  Bauzeitung  mitgetheilt) , welcher 
die  Gesammtleistung  des  Architekten  in  sechs  einzelne  Leis- 
tungen zerlegt,  für  welche  das  entsprechende  Honorar  aus 
der  Tabelle  selbst  zu  ersehen  ist. 


*)  in  den  neuesten  Protokollen  des  Sächsischen  Ingenieur- Ver- 
eins linden  wir  einen  der  Architektur  - Abtheilung  des  Vereins  von 
Professor  11.  Heyn  zugestellten  Entwurf  für  die  Normirung  des 
architektonischen  Honorars  abgedruckt,  der  im  Allgemeinen  auf 
ganz  denselben  Prinzipien  fusst,  wie  die  hier  erwähnten.  Professor 
Heyn  erklärt  auch  die  Stuttgarter  Methode,  die  Prozentsätze  des 
Honorars  nach  Theilbeträgen  der  Bausumme  abzustufen,  für  noch 
nicht  genügend,  weil  durch  dieselbe  noch  immer  keine  „Kontinuität“ 
der  Abstufung  erzielt  sei,  und  schlägt  vor  eine  graphische  Dar- 
stellung mit  Hülfe  von  Kurven  zu  wählen. 


Auf  die  allen  drei  Entwürfen,  von  denen  der  Han- 
noversche und  Berliner  sich  in  Tabellenform  darstellen, 
angehängten  Bemerkungen,  welche  Modifikationen,  Erläu- 
terungen und  Ergänzungen  (über  Spezial- Aufsicht,  über 
die  Honorirung  von  Ausbauten  und  Reparaturen,  Diäten 
für  Einzelleistungen  und  Reisen,  Verfahren  bei  Anschlags- 
überschreitungen, Abschlagszahlungen  etc.)  enthalten,  wollen 
wir  hier  nicht  näher  eingehen,  zumal  hierin  nur  unwesentliche 
Abweichungen  stattfanden.  Ebensowenig  können  wir,  ohne 
die  Tabellen  abzudrucken,  über  den  eigentlichen  Kern- 
punkt der  Entwürfe  und  „nervus  rerum“,  die  Höhe 
des  darin  angenommenen  Honorars,  mehr  mitthei- 
len , als  dass  gerade  hierin  sehr  erhebliche  Differenzen 
stattfanden  und  dass  der  Stuttgarter  Entwurf  die  höch- 
sten, der  Berliner  Entwurf  die  niedrigsten  Honorarsätze 
zeigte.  — Doch  fahren  wir  nach  dieser  langen,  aber  zur 
Sache  nothwendigen  Erläuterung  mit  dem  Berichte  über 
die  in  der  Architektur- Abtheilung  der  Hamburger  Ver- 
sammlung gepflogenen  Verhandlungen  fort. 

Hr.  Oberbaurath  von  Egle  (Stuttgart)  berichtete  im 
Namen  der  Tages  zuvor  gewählten  Kommission,  welche 
aus  drei  Vertretern  der  betreffenden  Entwürfe  zusammen- 
gesetzt worden  war,  dass  dieselbe  mehre  Stunden  getagt 
habe,  ohne  jedoch  bisher  zu  einer  völligen  Einigung  ge- 
langt zu  sein;  er  beantrage  daher  die  Angelegenheit, 
welche  er  im  Allgemeinen  zu  einer  definitiven  Beschluss- 
fassung noch  nicht  ganz  gereift  halte,  bis  zum  letzten  Sit- 
zungstage, eventuell  bis  zur  XVI.  Versammlung  deutscher 
Architekten  und  Ingenieure  zu  verschieben.  Ihm  entgegen 
sprach  sich  der  Vorsitzende,  Ilr.  Boeckmann  (Berlin), 
unterstützt  namentlich  von  Ilrn.  Hen  nicke  (Berlin),  gegen 
eine  solche  nochmalige  Vertagung  mit  Entschiedenheit  aus 
und  schlug  vor,  dass  die  Kommission  zuerst  Bericht  über 
ihre  bisherigen  Berathungen  erstatten  und  die  Entschei- 
dung der  Versammlung  über  die  allgemeinen  Prinzipien 
der  festzustellenden  Norm  einholen  solle,  damit  sie  ihre 
weitere  Arbeit  zweckentsprechend  vorzugsweise  dem  De- 
tail derselben  zuwenden  könne. 

Da  dieser  Vorschlag  Annahme  fand  so  wandte  sich 


StA  Spirit»  in  Florenz. 

(Schluss.) 

Der  oben  erwähnte  Auszug  hilft  uns  nicht  viel  für  diese 
Periode,  weil  in  dem  libro  di  ricordanze  ein  Sprung  von  144G 
bis  1459  stattzufinden  scheint,  in  welch  letzterem  Jahre  der 
Beschluss  zur  Ernennung  von  Antonio  Manetti,  Holzschnit- 
zer, zum  capo  maestro  der  upern  einregistrirt  wird,  mit  8 Liren 
für  den  Monat,  und  darauf  die  nacheinander  erfolgten  Er- 
nennungen von  Giuliano  Sandrini  und  Domenico  da 
Gaiole,  Holzkiiustler,  genannt  der  Dicke.  Die  Beschlies- 
sung  von  144G,  welche  die  Bezahlung  einer  Säule  verordnet, 
und  die  Eriuneruug,  die  im  Jahr  1454  über  ihre  Aufrichtung 
gemacht  wird,  machen  mich  glauben,  dass  Brunellescos 
Tod  eine  lange  Unterbrechung  im  Bau  herbeiführte,  von  dem 
nicht  nur  die  Fundamente  gelegt,  sondern  auch  die  Seiten- 
mauern errichtet  sein  mussten;  denn  wenn  man  schon  begann 
für  die  Säulen  zu  sorgen,  so  mussten  die  Arbeiten  schon  so 
weit  vorgeschritten  sein,  dass  man  daran  ging  die  Bogen  zu 
spannen  und  die  Wölbungen  zu  konstruiren.  Manetti,  der 
von  seinen  Zeitgenossen  angeklagt  wurde,  muss  mehre  Jahre 
vor  1459  in  seiner  Stellung  als  Bauführer  bestätigt  worden 
sein,  denn  indem  er  am  8.  November  1460  starb,  hätte  er 
nicht  in  einem  einzigen  Jahre  so  viel  Stoff  zur  Kritik  geben 
können.  Wahrscheinlich  wurde  er  zum  capo  maestro  von  Sto 
Spirito  nach  seiner  Erwählung  zur  nämlichen  Stellung  für  die 
Kuppel  des  Doms  ernannt,  welche  im  Jahre  1452  stattfand, 
und  daher  wurden  wahrscheinlich  von  1454 — 14G0  die  erste 
sowie  die  folgenden  Säulen  von  ihm  aufgerichtet.  Und 
dass  er  während  dieses  Zeitraumes  fortwährend  die  Aufsicht 
über  den  Bau  geführt  habe,  scheint  aus  einem  Brief  hervor- 
zugehen, den  Domenico  da  Gaiole  im  Jahre  1457  an  Giov. 
de  Medici  schrieb  und  in  welchem  Manetti  als  Bauführer 
von  Sto.  Spirito  genannt  wird.  Dass  Giuliano  da  Sau- 
gal lo  am  Bau  betheiligt  war,  darüber  haben  wir  keine  Notiz, 
ebenso  sind  wir  im  Unklaren  über  den  Theil,  den  Domeuico 
da  Gaiole  daran  nahm.  Es  ist  erlaubt  zu  glauben,  dass  der 
letztere  dem  Bau  wenigstens  keiuen  Schaden  that,  denn  er  war 
dem  Brunellesco  und  seinem  Andenken  so  ergeben,  dass  er 
in  heftigen  Konflikt  mit  einem  Gesellen  des  Manetti  kam, 
dessen  Arbeiten  in  S.  Lorenzo  er  lebhaft  kritisirt  hatte. 


So  kommen  wir,  bald  -von  Licht  bald  von  Finsterniss  um- 
geben, zum  Jahre  1470.  In  diesem  Jahre  stattete  Giovan 
Galeazzo  Sforza  Florenz  einen  Besuch  ab,  und  unter  deu 
vielen  Festapparaten,  die  ihm  zu  Ehren  gemacht  wurden,  ver- 
anstaltete der  Ingenieur  La  Cecca  vermittelst  verschiedener 
Maschinerien  eine  Darstellung  des  Ostertags  in  der  alten 
Kirche  Sto.  Spirito.  Ein  schlecht  ausgelöschtes  Licht  steckte 
das  Holz  und  die  Leinwand  des  Apparates  in  Brand,  der  sich 
in  kurzer  Zeit  der  ganzen  Kirche  mittheilte,  die  vollstän- 
dig zerstört  wurde.  So  in  einigen  Quellen;  aus  Gaye  scheint 
jedoch  hervor  zu  gehen,  dass  dies  „vollständig“  nicht  so 
wörtlich  zu  nehmen  ist.  (Siehe  daselbst  den  Beschluss  vom 
20.  Juni  1471,  wonach  eine  Steuer  behufs  der  Restauratiou 
der  verbrannten  Kirche  und  nicht  zum  Baue  der  neuen  aus- 
geschrieben wird,  also  war  jene  nicht  vollständig  zerstört 
worden).  — — Die  alte  Kirche  wird  vielmehr  so  gut  als 
nöthig  restaurirt  worden  sein,  um  dem  Bedürfniss  der  From- 
men bis  zur  Vollendung  der  neuen  zu  genügen.  Letztere 
scheint  ohne  Eile  vorwärts  gegangen  zu  sein,  denn  im  Jahre 
1478,  24  Jahre  nach  der  Errichtung  der  ersten  Säule  und 
8 Jahre  nach  dem  Brande  der  alten  Kirche,  fehlte  noch  die 
Mauer  der  F a 9 a d e , die  Kuppel,  ein  Theil  des  Daches, 
der  Fussboden,  ein  Theil  der  iunern  und  äusseren 
Gesimse,  die  Sakristei  und  der  Glocken  thurrn. 

Aus  dem  Auszug  Milanesi,  der  von  147S — 1496  ohne 
Unterbrechung  fortläuft,  wissen  wir:  dass  1479  die  Arbeiten 
begonnen  wurden,  um  die  Kuppel  zu  wölben,  nach  einem  Mo- 
delle von  Salvi  d’Andrea,  und  es  wurden  die  Ringe  gemacht, 
um  sie  zu  umgürten,  „in  gehöriger  Stärke.“  Aber  diese  Ar- 
beiten wurden  für  kurze  Zeit  unterbrochen,  denn  eiu  Be- 
schluss vom  4.  Mai  dieses  Jahres  befiehlt,  dass  das  Kuppel- 
modell von  Salvi  d’Andrea  den  verständigsten  und  angesehen- 
sten Architekten  gezeigt  werde,  und  wenn  diese  es  gut  fänden, 
solle  es  zur  Ausführung  kommen,  in  diesem  Falle  aber  solle 
Salvi  sieh  so  streng  als  möglich  an  Brunellescos  Modell  halten. 

Der  Rath,  der  dem  Salvi  gegeben  wird,  zeigt  einerseits 
die  grosse  Verehrung,  die  mau  für  die  Werke  des  grossen 
Verstorbenen  hatte,  andererseits  die  Nothwendigkeit,  in  die 
sieh  die  operai  versetzt  fühlen,  in  einigen  Punkten  von  seinem 
Modelle  abzuweiehen,  gewiss,  weil  schon  im  übrigen  Bau  vom 
Plane  Brunellescos  abgewichen  worden  war,  besonders  unter 


469 


Hr.  von  Egle  demnächst  zu  einem  speziellen  Referate 
über  die  Angelegenheit,  die  er  nach  den  oben  erläuterten 
Hauptgesichtspunkten  darstellte.  Jedem  Abschnitte  des 
Referats  schloss  sich  eine  entsprechende  Diskussion  und 
darauf  die  Beschlussfassung  Seitens  der  Versammlung  an. 
Wir  können  uns  nach  dem  Vorausgeschickten  damit  be- 
gnügen, mitzutheilen,  was  (grossentheils  mit  an  Einstim- 
migkeit grenzender  Majorität)  beschlossen  wurde. 

In  Betreff  einer  Rangunterscheidung  der  Ge- 
bäude wählte  man  die  Stuttgarter  Eintheilung  in  fünf 
Klassen,  über  deren  Annahme  auch  schon  die  Kommission 
einig  geworden  war. 

In  Betreff  einer  Abstufung  der  Bausummen 
wurde  der  Stuttgarter  Vorschlag,  verschiedene  Prozentsätze 
für  die  Theilbeträge  einer  Bausumme  einzuführen,  ver- 
worfen; so  sehr  man  die  Richtigkeit  der  zu  Grunde  lie- 
genden Anschauung  anerkannte,  so  hielt  man  ein  derartiges 
Verfahren  andrerseits  doch  für  viel  zu  komplizirt  und  für 
das  Verständniss  der  Bauherren  nicht  durchsichtig  genug. 
Vielmehr  entschied  man  sich  dafür  die  von  dem  Archi- 
tekten- und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover  vorgeschla- 
gene sprungweise  Abstufung  der  Gesammtbausumme  trotz 
ihrer  einzelnen  Unzuträglichkeiten  beizubehalten. 

In  Betreff  einer  Eintheilung  der  zu  honoriren- 
den  architektonischen  Arbeiten  wurde  die  Einfüh- 
rung möglichst  vieler  Unterabtheilungen  als  zweckmässig 
anerkannt  und  die  Fassung  des  Berliner  Entwurfs  als 
Grundlage  für  die  Norm  angenommen. 

Auf  den  Vorschlag  von  Hrn.  Baumeister  Goebbels 
(Berlin)  wurde  endlich  auch  noch  versucht,  der  Kommis- 
sion für  die  Berathung  der  bei  den  obwaltenden  Diffe- 
renzen voraussichtlich  schwierigsten  Frage,  der  absoluten 
Höhe  des  anzunehmenden  Honorars,  dadurch  einen 
Anhalt  zu  geben,  dass  man  das  für  einen  bestimmten 
Durchschnittsfall  gebührende  Honorar  festsetze.  Als  einen 
solchen  Normalfall  schlug  derselbe  den  Bau  eines  besseren 
städtischen  Wohnhauses  im  Betrage  von  30000  Thlrn.  vor, 
bei  welchem  der  Stuttgarter  Entwurf  1936,  der  Hanno- 
versche Entwurf  1359  Thaler,  der  Berliner  Entwurf  1200 

den  Bauführern  bis  1475.  Das  Urtheil  der  Architekten  fiel 
günstig  für  das  Modell  von  Salvi  aus  und  die  Kuppel  wurde 
1482  vollendet  und  in  demselben  Jahre  wurde  noch  (nach 
einem  Diarium  von  Luca  Landucci)  unter  ihr  gepredigt. 

Unterdessen  drohten  die  Seitenmauern,  die  so  lange  Jahre 
isolirt  dastanden,  dem  Drucke  der  Bögen  zu  weichen  und 
schon  seit  1481  hatte  mau  angefangen,  die  Fa^adenmauer 
zu  errichten,  als  ein  unvorhergesehenes  Hinderniss  die  Arbeit 
von  1482  — 1486  zum  Stocken  brachte.  Seit  1475  waren 
mehre  Leute  für  „Modelle  der  Fa<?adenmauer  und  der  Thüren 
darin  bezahlt  worden,  ohne  dass  irgend  ein  Entschluss  zur 
Ausführung  eines  derselben  gefasst  worden  wäre.  Am  11.  März 
1482  war  beschlossen  worden,  dass  drei  Thüren,  eine  für  jedes 
Schiff,  in  der  Fa^ade  sein  sollten.  Die  kleineren  sollten  8 
Ellen  zu  4,  die  Hauptthüre  12  zu  6 messen,  und  „sie  sollten 
mit  den  schönsten  Ornamenten,  die  nur  möglich  seien“  ge- 
schmückt werden.  Für  3 Thüren  hatten  gestimmt,  die  Meister 
Domenico  da  Prato,  Francesco  di  Giovanni,  genannt  Francione 
und  Simone  del  Caprino,  sowie  die  operai  Stoldo  Frescobaldi, 
Bernardo  Corbinelli  und  Pietro  dei  Rossi.  Vittorio  Ghi- 
berti  aber,  der  Sohn  des  berühmten  Lorenzo,  war  der  An- 
sicht, dass  4 Thüren  sein  sollten.  Seine  Opposition  scheint 
sehr  lebhaft  und  von  einem  geheimen  Einfluss  unterstützt  ge- 
wesen zu  sein,  denn  im  Mai  wurde,  trotz  des  obigen  Be- 
schlusses, ein  Uebereinkommen  getroffen,  wonach  Salvi  und 
Scorbacchia  die  Mauer  aufbauen  sollten  in  der  Weise,  dass 
man  sowohl  3 als  4 Thüren  darin  anbringen  könnte.  Dies  war 
nicht  genug.  Am  15.  März  1483  wurde  ein  weiterer  Be- 
schluss gefasst,  mit  welchem  die  „sachkundigsten  Architekten“ 
bestimmten,  dass  nicht  4 sondern  3 Thüren  gemacht  werden 
sollten  und  zwar  nach  dem  Modell  des  Salvi,  der  wenige 
Tage  nachher  6 Goldgulden  dafür  bekam.  Die  Opposition 
schien  besiegt  zu  sein,  — aber  dein  war  nicht  so,  diejenigen, 
welche  4 Thüren  haben  wollten,  ruhten  nicht  eher,  als  bis 
der  Faijadenbau  unterbrochen  und  die  damit  betrauten  Meister 
„bis  auf  Weiteres“  entlassen  wurden.  Am  9.  März  1484 
sollten  2 operai  nach  ihrem  Gutdünken  eine  Kommission  von 
5 oder  6 Bürgern  ' berufen , während  der  provveditore  die 
besten  Architekten  in  dieselbe  Kommission  wählen  sollte.  Die 
ernannte  Jury  bestand  aus  64  Mitgliedern,  theils  Bürgern, 
theils  Künstlern,  doch  kamen  am  11.  Mai  1486  nur  47  davon 


Thaler  als  Honorar  für  die  Gesammtleistungen  des  Archi- 
tekten annehme.  Nach  einer  längeren  Diskussion  entschied 
sich  die  Versammlung  dafür,  den  Satz  der  Hannoverschen 
Tabelle,  also  etwa  4 */2  °/o  der  Bausumme,  als  Norm  für 
das  Honorar  in  dem  bezeichnten  Falle  festzusetzen.  — 
Um  den  weiteren  Berathungen  der  Kommission  einen 
noch  allgemeineren  Charakter  zu  geben,  wurde  beschlossen, 
dieselbe  noch  um  vier  Mitglieder  zu  verstärken,  und  wurden 
zu  denselben  die  Hrn.:  Bock  (Stuttgart),  Ende  (Berlin), 
Martens  (Kiel)  und  Wessiken  (Mainz),  letzterer  als 
Vertreter  Oestreichs,  gewählt. 

Nachdem  somit  diese  Angelegenheit  in  einer  uner- 
wartet günstigen  Weise  gefördert  worden  war,  schritt  man 
zur  Behandlung  der  zweiten  Frage  von  allgemeiner  Trag- 
weite, die  der  Abtheilung  vorlag,  der  Frage  einer  Fest- 
stellung der  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei 
öffentlichen  Konkurrenzen.  Für  dieselbe  war  als 
einziges  Material  der  von  dem  Architekten- Verein  zu  Ber- 
lin aufgestellte  Entwurf  (in  No.  35  d.  Deutschen  Bau- 
Zeilung  abgedruckt),  eingebracht;  die  Kommission  des 
Hamburger  Architektonischen  Vereins,  von  welcher  die 
ursprüngliche  Anregung  in  der  Sache  ausgegangen  war, 
hatte  schriftlich  erklärt,  dass  sie  auf  Grund  der  jenem 
Entwürfe  beigegebenen  Motive  ihren  früheren  Entwurf 
zurückziehe  und  jenem  pure  beitrete. 

Unter  diesen  Umständen  hatte  die  in  der  vorigen 
Versammlung  gewählte  Kommission  weiterer  Berathungen 
nicht  bedurft.  Ihr  Referent,  Herr  Architekt  Fritsch 
(Berlin),  verlas  noch  einmal  die  in  10  Paragraphen  for- 
mulirten  „Grundsätze“  und  erläuterte  sie  in  Kürze.  Aus 
der  Versammlung  wurden  nur  zwei  Abänderungsvorschläge 
eingebracht.  Einmal  von  Herrn  von  Egle  (Stuttgart): 
die  nähere  Bestimmung,  ob  die  Konkurrenzarbeiten  vor 
oder  nach  der  Preisertheilung  auszustellen  seien,  fortzu- 
lassen, — andrerseits  von  Hrn.  Architekt  Hauers  (Hamburg) : 
eine  öffentliche  Mittheilung  über  die  Seitens  der  Preis- 
richter erfolgte  Beurtheilung  der  einzelnen  Projekte  nicht 
nur  im  Falle  der  Zurückweisung  sämmtlicher  Konkurrenz- 
arbeiten, sondern  als  Regel  bei  jeder  Konkurrenz  zu 

zusammen,  welche  mit  30  Stimmen  das  Modell  Salvi  d’Andrea’s 
von  Neuem  billigten  und  zur  Ausführung  bestimmten.  Die 
Partei  der  4 Thüren  hatte  nur  9 Vertreter,  darunter  M.Lo- 
dovico,  welcher  sagte,  dass  M.  Pagholo  reden  horte,  dass 
Brunellesco  4 Thüren  projektirt  hätte,  wie  er  sie  habe  aus- 
führen wollen,  wisse  er  nicht.“  — Nachdem  so  nach  vierjäh- 
rigem Kampfe  die  Sache  zu  Ehr  und  Ruhm  von  Salvi  d’An- 
drea  entschieden  war,  ging  man  mit  solchem  Eifer  ans  Werk, 
dass  am  12.  November  des  folgenden  Jahres  Salvi  und  Scor- 
bacchia mit  je  25  L.  bezahlt  wurden,  für  „ihre  guten  Dienste 
und  für  die  Vollendung  der  Faijadenmauer  und  des  Daches.*) 

In  dieses  Jahr  also,  1487,  und  nicht  wie  die  Meisten 
thun,  ins  Jahr  1481,  muss  die  Vollendung  der  Kirche  ge- 
setzt werden,  denn  was  noch  fehlte  war  nicht  von  grossem 
Belang.  — Paolo  d’Agnolo,  viaestro  di  vetro , hatte  die 
Scheiben  mit  den  Wappen  des  Volkes  und  der  Gemeinde,  die 
Augen  der  Kuppel  und  zwei  grosse  Fenster,  ebenfalls  mit 
den  obigen  Wappen,  im  Querschiff  zu  beiden  Seiten  des 
Chors  gemacht.  Ebenso  war  der  Fussboden  gelegt  und  der 
provveditore  beeilte  sich  zwei  Marmorweihbecken  und  eine 
Holzkanzel  in  Auftrag  zu  geben,  während  aussen  die  Treppe 
und  das  Paviment  von  hartem  Stein  und  so  schön  wie  vor 
Santa  Croce  gemacht  wurde. 

Es  bleibt  mir  nun  übrig  von  der  Sakristei  zu  sprechen, 
deren  Ausführung  im  Juni  1488  beschlossen  wurde.  Aber 
weil  die  Dokumente,  die  sich  darauf  beziehen  von  ausser- 
ordentlichem Interesse  sind,  indem  sie  alles  zerstören,  was 
bisher  über  die  Sakristei  gesagt  oder  geglaubt  wurde,  so  will 
ich,  um  diesen  Brief  nicht  zu  sehr  auszudehnen,  in  einem 
nächsten  Schreiben  darüber  mich  aussprechen,  auf  das  Du 
nicht  zu  lange  warten  sollst. 

Florenz,  den  10.  August  1868. 

C.  J.  Cavalucci. 


*)  Aus  der  oben  herbeigezogenen  Stelle  eines  älteren  Schriftstellers 
als  Vasari  geht  hervor,  dass  die  von  Salvi  d 'Andrea  gebauten 
Thüren  nicht  dem  Plane  Bru  nnelesco’s  entsprechen.  Vielleicht 
hatte  jener  M.  Sadorico,  sowie  Vittorio  Ghiberti,  welche 
vier  Thüren  für  Brunnelesco’s  Plan  ausgaben,  nicht  Unrecht. 
Am  Modell  scheinen  die  Thüren  gar  nicht  angegeben  gewesen  zu 
sein,  denn  sonst  hätte  kein  Streit  entstehen  können. 


470 


fordern.  Beide  Vorschläge  wurden,  nachdem  der  Referent 
noch  die  Gründe  angeführt  hatte,  welche  den  Berliner 
Architektenverein  veranlasst  hatten,  eine  Ausstellung  vor 
der  Preisertheilung  zu  fordern,  angenommen,  ebenso  der 
ganze  Entwurf  vorbehaltlich  einer  durch  Einfügen  jener 
Aenderungen  nothwendig  werdenden  Redaktion. 

Da  man  voraussah,  dass  es  in  der  noch  übrigen 
Sitzung  an  Zeit  fehlen  würde,  die  drei  noch  angemeldeten 
Vorträge  sämmtlich  zu  hören,  so  wurde  auf  Vorschlag  des 
Vorsitzenden  die  Reihenfolge  derselben  festgesetzt  und 
Hrn.von  Ritgen  (Giessen)  die  erste,  Ilrn. Tochter m an n 
(Hildesheim)  die  zweite,  Hrn.  Schubert  (Bonn)  dite  dritte 
Stelle  bestimmt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Milroj’s  Excavator. 

Diesen  Namen  führt  ein  neuer  Bagger- Apparat,  welcher 
bei  der  Gründung  der  Clyde- Brücke  in  der  Glasgower  Ver- 
bindungsbahn im  Jahre  1867  zum  ersten  Male  augewandt  ist. 

Jeder  Pfeiler  der  Brücke  besteht  aus  zwei  gusseisernen 
Zylindern  von  8'  4"  äusserem  Durchmesser,  welche  bis  zu  einer 
Tiefe  von  65'  unter  das  Flussbett  versenkt  sind. 

Dies  geschah  mit  Hülfe  des  Excavators,  welchen  die  bei- 
gefügte Skizze  in  Ansicht  und  Durchschnitt,  und  zwar  in 
dem  Zustande  zeigt,  in  welchem  er  in  den  Zylinder  hinabge- 
lassen wird.  Er  besteht  in  einem  achtseitigen  eisernen  Rah- 
men, welcher  acht  Schaufeln  trägt,  die  sich  vermöge  ihrer 


I ' 1 1 " 1 1 1 1 1 ' 1 I 1 1 

Zoll.  12  6 0 1 2 3 4 Fuss 

Gestalt  zu  einem  Boden  unter  dem  Rahmen  zusammenschliessen 
können.  Beim  Hinablassen  hängt  er  an  der  Kette  .4,  welche 
über  zwei  oben  an  der  Rüstung  befindliche  Rollen  geführt 
und  um  die  Kettentrommel  einer  Dampfmaschine  geschlungen 
ist.  Diese  Kette  trägt  mittelst  des  Hakens  B den  Ring  C 
und  dieser  wiederum  an  den  Ketten  D D den  festen  Rahmen 
des  Apparats,  von  welchem  die  durch  Scharniere  au  ihm  be- 
festigten Schaufeln  vertikal  hinunterhängen.  Wird  der  Exca- 
vator  nun  hinabgelassen,  so  dringen  die  Schaufeln  durch  das 
Gewicht  des  Apparats  in  den  Boden,  in  welchen  sie  noch  mit 
den  Ketten  KE  tiefer  hineingedrückt  werden.  Letztere  sind 
nämlich  über  Rollen  geführt,  die  an  dem  tiefsten  Punkt  des 
Pfeilerzylinders  angebracht  sind,  gehen  von  hier  in  die  Höhe 
und  legen  sich  oben  um  horizontale  Wellen  oder  Kettentrom- 


meln. Indem  nun  diese  von  Arbeitern  gedreht  werden,  drin- 
gen die  Schaufeln  des  Excavators  in  den  Boden.  Dann  wird 
der  Haken  B durch  das  au  ihm  befestigte  Seil  F gehoben, 
so  dass  der  Ring  C mit  den  Ketten  DD  herunterfällt  und 
beim  Wiederanzieheu  der  Kette  A deren  Verlängerung  und 
die  davon  ausgehenden  Ketten  GG  in  Wirksamkeit  treten. 
Da  diese  an  den  untern  Enden  der  Schaufeln  befestigt  sind, 
so  drehen  sie  dieselben  um  ihre  Scharniere  und  heben  den 
zwischen  ihnen  befindlichen  Boden.  Zieht  mau  die  Kette  A 
weiter  an,  so  hebt  sie  mittelst  der  Ketten  GG  den  ganzen 
Apparat  in  die  Höhe,  indem  die  ausgehobene  Erde  auf  den 
nunmehr  eine  feste  Plattform  bildenden  Schaufeln  liegen 
bleibt. 

Als  grösste  Leistung  des  Excavators  wurde  dem  Refe- 
renten von  dem  Erfinder,  Herrn  Milroy  angegeben,  dass 
ein  Pfeiler  damit  in  einem  Tage  um  25'  gesenkt  sei.  Die 
mittlere  Leistung  soll  eine  tägliche  Senkung  von  16'  gewesen 
sein.  Dieselbe  ist  also  recht  bedeutend  und  dürfte  in  Ver- 
bindung mit  der  grossen  Einfachheit  in  der  Konstruktion  und 
Handhabung  des  Excavators  geeignet  sein,  ihn  für  Gründun- 
gen in  einem  gleichmässigen  Boden,  der  nicht  mit  grossen 
Steinen  untermischt  ist,  zu  empfehlen. 

Für  eine  demnächst  in  Glasgow  durch  die  Herren  Bell 
& Miller  zu  erbauende  Strassenbrücke  ist  ebenfalls  die 
Fundirung  mit  Excavator  in  Aussicht  genommen. 

w.  H. 


Mittheihmgen  aus  Vereinen, 

Architekten-  und  Ingenieur-Verein  zu  Prag.  — In  der 
Wochen -Versammlung  am  15.  d.  M.  beendigte  Hr.  Direktor 
Jahn  den  Vortrag  über  Gasbrenner,  unter  Hinweis  auf  sein 
über  diesen  Gegenstand  im  Drucke  befindliches  Werk.  Hierauf 
referirte  Hr.  Prof.  Winkler  über  das  Werk:  „De  la  resis- 
tance  des  trains  et  de  la  puissance  des  machines,  par  Vuille- 
min,  Guebhard  et  Dieudonne,  1868“  woraus  hervorging,  dass 
die  von  den  genannten  Herren  auf  der  französischen  Ostbahn 
über  den  Widerstand  der  Eisenbahnzüge  angestellten  zahl- 
reichen Versuche  sehr  werthvoll  sind,  dass  aber  die  daraus 
abgeleiteten  Regeln  dem  jetzigen  Stande  der  Wissenschaft 
nicht  entsprechen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  Sitzung  am  13. 
Oktober  1S6S.  Vorsitzender  Hr.  Wiebe,  Schriftführer  Hr. 
Schwedler. 

Eingegangen  waren:  1.  von  der  Sinithsonian  Institution  in 
Washington  a)  der  Bericht  des  Patentamtes  pro  1S66,  b)  der 
Bericht  der  Smithsonian  Institution  pro  1866  und  c)  2 Tafeln 
Anweisung  zur  Behandlung  Verunglückter  bei  Eisenbahn -Un- 
fällen und  in  Werkstätten,  2.  von  dem  Mitgliede  Herrn 
Dr.  Scheffler  in  Braunschweig  eine  Broehüre,  betreffend 
die  Wirkung  zwischen  Rad  und  Schiene. 

Herr  Bergrath  Dr.  Wedding  sprach  demnächst  über 
die  Anwendung  des  Bessemerstahls  zu  Eisenbahnschienen. 
Bezugnehmend  auf  Mittheilungen,  wonach  englische  Ingenieure 
j schlechte  Erfahrungen  an  Bessemerstahl  - Schienen  gemacht 
haben  wollen,  bewies  der  Vortragende,  dass  die  hieran  ge- 
knüpften Folgerungen,  welche  darauf  hinausliefen,  dass  Besse- 
mer- Schienen  überhaupt  nichts  taugten,  der  Begründung  nach 
allen  Seiten  hin  entbehrten.  Zunächst  ständen  jenen  Erfah- 
rungen andere  gegenüber  (z.  B.  an  Schienen  der  Königin- 
Marien-Hütte,  der  Hörder-  und  Königshütte,  der  North-Wes- 
tern-Railway  etc.),  welche  für  ein  ausgezeichnetes  Verhalten 
des  betreffenden  Produktes  sprächen.  Dass  es  freilich  auch 
schlechte  Bessemerschienen,  namentlich  aus  der  ersten  Zeit 
nach  Einführung  des  Prozesses  gebe,  sei  grade  so  gut  anzu- 
nehmen, als  sich  auch  schlechte  Schienen  von  Eisen,  Puddel- 
stahl  u.  s.  w.  vorfänden.  Wenn  zweitens  aus  dem  Prozesse 
selbst  die  Nothwendigkeit  eines  schlechten  Verhaltens  des 
Produktes  abgeleitet  werde,  so  sei  dies  vollständig  unrichtig. 
Der  Vortragende  schildert  zum  Beweise  dieser  Behauptung 
den  Bessemerprozess,  nach  Erläuterung  der  dazu  gebrauchten 
Apparate  und  der  vorkommendeu  Manipulationen,  namentlich 
in  chemischer  Beziehung  und  in  Vergleich  mit  den  übrigen 
Methoden  zur  Darstellung  von  Stahl  und  Eisen:  er  zeigte, 
dass  der  Bessemerprozess  zwar  gegenüber  den  anderen  Frisch- 
prozessen den  Nachtheil  habe,  nur  ein  phosphorarmes  graues 
Roheisen  als  Hauptmaterial  verwenden  zu  können,  dass  da- 
gegen unter  Voraussetzung  eines  geeigneten  Roheisens  die  Be- 
stimmung des  Härtegrades  und  die  unter  sonst  gleichen  Ver- 
hältnissen allein  vom  Kohlenstofigehalt  abhängende  Schweiss- 
barkeit  gegenwärtig  keine  grösseren  Schwierigkeiten  als  beim 
Puddelprozess  biete,  Prüfungen  des  Halbproduktes  sehr  wohl 
auszuführen  un  i eine  Garantie  für  das  Fertigprodukt  leicht 
zu  beschaffen  sei;  dass  schliesslich  die  aus  den  Selbstkosten 


471 


des  Bessemerstahls  sieh  ergebenden  möglichen  Verkaufspreise 
seine  ausgedehnte  Benutzung  für  Strecken,  auf  denen  über- 
haupt Stahlschienen  oder  Eisenschienen  mit  Stahlköpfen  be- 
nutzt werden  sollen,  rechtfertigen,  ja  dass  mit  Rücksicht  aut 
die  durch  den  Martin’schen  oder  Siemens’schen  Prozess  sich 
bietende  Verwerthung  der  Abfälle  und  durch  die  Möglichkeit, 
das  Schienengewicht  zu  vermindern,  eine  ganz  allgemeine  Be- 
nutzung von  Bessemer-Schienen  vorausznsehen  sei. 

Am  Schluss  der  Sitzung  wurden  die  Herren  Regierungs- 
und Baurath  Baensch  zu  Cüslin  als  auswärtiges,  und  Eisen- 
bahnbaumeister St  reck  er  t hier  als  einheimisches  Mitglied 
durch  übliche  Abstimmung  in  den  Verein  aufgenommen. 

Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
24.  Oktober  1868.  Vorsitzender  Herr  Lucae,  anwesend  147 
Mitglieder  und  1 1 Gäste. 

Zunächst  hielt  Hr.  Römer  I.  einen  Vortrag  über  den 
neuen  Bahnhof  zu  Stuttgart.  Indem  er  die  sehr  grossen 
Schwierigkeiten,  die  bei  der  Anlage  zu  überwinden  waren, 
näher  auseinaudersetzte,  zollte  er  der  geschickten  Lösung  der- 
selben seine  volle  Anerkennung.  Disposition  sowohl  wie  die 
Konstruktion  und  die  architektonische  Ausbildung  seien  wohl- 
gelungen; wenn  etwas  zu  tadeln  sei,  so  wäre  es  die  Hallen- 
dach-Konstruktion, die  nicht  ganz  klar  und  ruhig  wirke,  so- 
wie die  Anordnung  der  Retiraden,  die  ohne  Wasserspülung 
sind  und  sich  unangenehm  bemerklich  machen.  — Näher  auf 
den  Vortrag  einzugehen,  können  wir  vermeiden,  da  auch  in 
unserer  Zeitung  bereits  mehrfach  über  die  Anlage  des  Stutt- 
garter Bahnhofes  berichtet  wurde. 

Ebenso  wollen  wir  diesmal  auf  einen  Bericht  über  das 
zu  Berlin  im  Bau  begriffene  Aquarium,  das  von  den  Vereins- 
mitgliedern am  Nachmittage  vor  der  Sitzung  besichtigt  worden 
war  und  dessen  Einrichtung  Hr.  Liier  demnächst  in  der  Ver- 
sammlung unter  Vorlage  der  Grundriss  - Pläne  näher  erläuterte, 
verzichten,  da  uns  in  Aussicht  gestellt  ist,  bald  eine  ausführliche 
Mittheilung  über  dasselbe  mit  mehren  Zeichnungen  bringen 
zu  können. 

Einige  im  Fragekasten  enthaltene  Fragen  wurden  durch 
die  Hin.  Franzius  und  Schwedler  beantwortet. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Aus  Anlass  unserer  Notiz  über  einen  Beschluss  der  Stadt- 
verordneten in  Breslau  in  No.  41  u.  Bl.  ersucht  uns  Hr.  Zivil- 
Ingenieur  Kayser  in  Breslau,  mitzutheilen , dass  jener  Be- 
schluss auf  Grund  eines  Gutachtens  der  städtischen  Bau- 
Kommission  gefasst  sei,  in  welcher  Techniker  amtiren , die 
vollständig  befähigt  sind,  ein  Urtheil  in  einer  derartigen  An- 
gelegenheit (Wahl  zwischen  Heiss-  und  Warmwasserheizung) 
zu  haben.  Der  Ton  des  Spottes  über  jenen  Beschluss  der 
Stadtverordneten  sei  also  nicht  gerechtfertigt  oder  treffe  ebenso 
gut  auch  ein  Magistratskollegium,  welches  die  Ansichten  seines 
technischen  Mitgliedes  zu  der  seinen  macht.  — Wir  bemerken 
hierzu,  dass  wir  keineswegs  gezweifelt  haben,  dass  die  intel- 
lektuellen Urheber  jenes  Beschlusses  urtheilsfähige  Techniker 
gewesen  sind.  Jener  Ton  des  Spottes  hat  jedoch  weder  der 
von  ihnen  herrührenden  Ansicht,  noch  dem  Faktum  gegolten, 
dass  die  Stadtverordneten  sich  für  den  ihrer  Beschlussfassung 
unterliegenden  Fall  von  dieser  Ansicht  haben  leiten  lassen, 
sondern  nur  dem  Faktum,  dass  eine  Stadtverordnetenversamm- 
lung als  solche  ihre  doch  nur  aus  zweiter  Hand  gewonnenen 
Anschauungen  über  eine  technische,  unter  Technikern  bekannt- 
lich sehr  streitige  Frage,  in  Form  einer  allgemeinen  Re- 
solution auszudrücken  für  gut  befunden  hat.  Oder  sollte  es 
in  der  That  nicht  auffällig  sein,  wenn  eine  derartige  Versamm- 
lung darüber  abstimmt,  „dass  die  technischen  Uebelstände 
der  Heisswasserheizung  grösser  seien,  als  der  geringere  Be- 
lauf der  Aulagekosten  (gegen  eine  Warmwasserheizung)“?  — 

Ueber  die  amerikanische  Rammpumpe,  welche  sich 
bekanntlich  bei  der  neuesten  Expedition  der  Engländer  nach 
Abessynieu  als  äusserst  praktisch  erwiesen  hat,  entnehmen 
wir  dem  „ Württembergischen  Gewerbeblatt’1  einige  nähere 
Mittheilungen. 

Dieselbe  besteht  im  Wesentlichen  in  einem  Rohre  von 
Schmiedeeisen  von  etwas  grosserer  Wandstärke  als  die  be- 
kannten schmiedeeisernen  Gasleitungsröhren,  welches  sich  durch 
Ansebrauben  verschiedener  Stücke  bis  30  Fuss  verlängern  lässt. 
Dieses  Rohr  ist  an  einem  seiner  Enden  auf  eine  Länge  von 
etwa  2 Fuss  siebartig  mit  kleinen  Löchern  durchbohrt  und 
durch  eine  scharfe  Spitze  von  Stahl  abgeschlossen,  ähnlich 
einem  Pfahle,  der  in  die  Erde  gerammt  werden  soll;  am  an- 
deren Ende  ist  ein  Gewinde  zur  Aufnahme  einer  kleinen 
eisernen  Säugpumpe  vorgesehen.  Um  die  senkrecht  aufgestellte 


Brunneuröhre  wird  etwa  2 — 3 Fuss  vom  Boden  ein  zweithei- 
liger Klemmring  mittelst  zweier  starken  Schrauben  befestigt. 
Die  innere  Seite  dieses  Klemmringes,  da  wo  sie  an  die  Röhre 
anschliesst,  hat  Zähne,  so  dass  sie  sich  in  das  Eisen  eindrückt 
und  ein  Herabgleiten  des  Ringes  verhütet.  Ueber  das  Rohr 
her  ist  ein  ca.  70  Pfund  schwerer  eiserner  Fallblock  gesteckt, 
dessen  Durchbohrung  der  Röhre  hinlänglich  Spielraum  bietet. 
Der  Fallblock  wird  mittelst  zweier  Seile,  welche  über  zwei 
Rollen  laufen,  durch  zwei  Arbeiter  gehoben  und  fallen  ge- 
lassen. Wenn  die  Röhre,  welche  selbst  harte  Gebirgsarten 
zu  durchdringen  vermag,  bis  an  den  Klemmring  eingetrieben 
ist,  wird  derselbe,  sowie  das  Fall  werk  selbst,  höher  oben  an- 
geschraubt und  mit  der  Arbeit  von  Neuem  begonnen.  So 
fährt  man  fort  die  Röhre  einzurammen,  bis  der  Brunnen  die 
nöthige  Tiefe  hat,  um  hinlänglich  Wasser  zu  liefern.  Hierüber 
unterrichtet  man  sich  von  Zeit  zu  Zeit  dadurch,  dass  man 
ein  Senkblei  in  die  Röhre  hinablässt.  Das  erste  durch  die 
Pumpe  geförderte  Wasser  enthält  selbstverständlich  Sand  und 
Erde;  aber  schon  nach  kurzer  Zeit  erscheint  reines  Wasser 
und  zwar  in  reicher  Fülle.  Um  sich  vergebliche  Arbeit  zu 
ersparen  wird  man  jedoch  gut  thun,  sich  vor  Beginn  derselben 
zu  vergewissern,  ob  der  Boden  überhaupt  Wasser  enthält  und 
in  welcher  Tiefe  dasselbe  vorzukommen  pflegt.  Lässt  sich  die 
Brunnenröhre  nicht  tief  genug  einrammen,  so  zieht  man  das 
Rohr  am  besten  vermittelst  desselben  Rammapparates,  der 
dann  aufwärts  arbeitet,  heraus  und  macht  den  Versuch  an 
einer  anderen  Stelle  in  der  Nähe. 

Die  K.  Württembergische  Zentralstelle  für  Gewerbe  und 
Handel,  welche  einige  Exemplare  der  Rammpumpe  durch  Ver- 
mittelung  der  Hrn.  All  mann  und  Sturgeon  (27  Corpora- 
tion-Street,  Manchester)  bezogen  batte,  liess  danyt  auf  dem 
Cannstatter  landwirtschaftlichem  Feste  eine  öffentliche  Probe 
anstellen.  Die  Pumpe  war  in  einer  guten  halben  Stunde  auf 
dem  Festplatze  12  Fuss  tief  durch  zwei  Männer  eingerammt 
und  die  aufgeschraubte  Pumpe  lieferte  alsbald  reichliches 
Wasser,  dass  nach  mehrstündigem  Pumpen  weder  abnahm  noch 
versiegte.  J 

Zu  einem  ausserordentlich  festbindenden  Steinkitt  lässt 
sich  nach  „Böttger’s  polytechn.  Notizblatt“  die  sogenaunte 
Infusorienerde,  wie  solche  in  der  Lüneburger  Haide  und  in 
der  Gegend  von  Herbstein  auf  dem  Vogelsberge  in  Gestalt 
einer  ungemein  zarten,  schneeweissen,  pulverförmigen  Masse 
gefunden  wird,  verwenden.  Ihrem  Wesen  nach  aus  Kiesel- 
säurehydrat bestehend,  eignet  sich  dieses  Material  zu  genanntem 
Zwecke  weit  besser  als  der  gewöhnliche  Quarzsand  (die  was- 
serfreie Kieselsäure),  insofern  nämlich  das  Hydrat  der  Kiesel- 
säure leichter  sich  mit  Basen  verbindet  als  das  Anhydrat. 
Rührt  man  ein  Gemisch  von  ca.  gleichen  Theilen  Infusorien- 
erde und  Bleiglätte  (Bleioxyd)  und  einem  halben  Theile  Kalk- 
erdehydrat (frisch  gelöschtem  Kalk)  mit  Leinölfirniss  zu  einer 
recht  gleichförmigen  dicken  Paste  an,  so  erhält  man  eine 
Masse  von  ausserordentlich  grosser  Bindekraft,  die  nach  län- 
gerer Zeit  die  Härte  des  gewöhnlichen  Sandsteins  annimmt 
und  daher  in  allen  den  Fällen  eine  nützliche  Verwendung  zu- 
lässt, wo  z.  B.  beabsichtigt  wird,  Eisen  in  Stein  zu  befestigen, 
schadhaft  gewordene  Steinverzieruugcn,  Wasserreservoirs  u.s.w. 
dauernd  auszubessern. 

Aus  der  Fachlitteratur. 

Notizblatt  des  deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von 
Ziegeln,  Kalk  und  Zement.  Vielter  Jahrgang.  3.  Heft.  — 

Der  Inhalt  des  vorliegenden  Heftes  ist  diesmal  Gebieten 
entnommen,  welche  für  die  meisten  unserer  Leser,  die  Archi- 
tekten, von  geringerem  Interesse  sein  dürften,  desto  mehr 
empfehlen  wir  das  Studium  desselben  denjenigen,  welche  sich 
speziell  mit  der  Ziegelfabrikation  beschäftigen. 

Es  wird  zuerst  ein  Sandsieb  mitgetheilt,  welches  in 
Form  einer  wenig  geneigten  Trommel  das  genannte  Material, 
wie  auch  Kohlenklein,  Torfmüll,  Sägespähne,  Aschen,  s.  w.  bei 
geringem  Kraftaufwand  gut  sortirt.  — Ein  Herr  Sarrazin 
hat  zum  Schutz  der  Gebäude  gegen  das  Eindringen  atmosphä- 
rischer Feuchtigkeit  Bekleidesteine  geformt,  welche  hoch- 
kantig  über  einander  gestellt,  bei  schon  fertigen  Gebäuden 
in  Form  eines  Mantels  angebracht  werden  sollen.  Wenn 
wir  auch  glauben  wollen,  dass  die  Anwendung  derselben 
keine  Schwierigkeit  hat  und  nicht  übermässige  Kosten  bean- 
sprucht, so  müssen  wir  doch  die  Dauerhaftigkeit  der  Kon- 
struktion bezweifeln,  da  die  Verbindung  der  „Bekleidesteine“ 
mit  dem  vorhandenen  Mauerwerk  lediglich  durch  eiserne 
Haken,  in  Entfernung  von  3 bis  4 Fuss  in  jede  vierte  Lager- 
fuge eingeschlagen,  erfolgen  soll. 

Hr.  Diiberg  in  New-York  berichtet  über  die  Ver- 
wendung von  Anthracit  zum  Brennen  feuerfester 
Steine.  Dieses  Material,  welches  in  Europa  nirgends  in 


472 


grösseren  Mengen  vorkommt  und  desshalb  für  uns  nur  wissen- 
schaftliche Bedeutung  hat,  konnte  auch  in  Amerika  nur  in 
Gemeinschaft  mit  bituminöser  Kohle  verwandt  werden.  Im 
Hoffmann’schen  Ringofen,  der  auch  in  Amerika  Verbreitung 
gefunden,  ist  aber  die  theurere  bituminöse  Kohle  entbehrlich 
geworden,  weil  der  Ringofen  eine  sehr  grosse  Vertheilung  des 
Brennmaterials  zulässt.  Dadurch  sind  die  Kosten  für  die 
Feuerung  von  5 Dollars  auf  l1/,  Dollars  pro  1000  Steine  herab- 
gedrückt. Derselbe  Verfasser,  (ein  junger  deutscher  Ingenieur, 
welcher  der  Vervollkommnung  der  Ziegelfabrikation  aus- 
schliesslich seine  Kräfte  gewidmet  hat),  bespricht  in  einem 
zweiten  Artikel  die  vorhandenen  „Ziegelmaschinen“  in 
sehr  anregenderWeise.  Er  bringt  dieselben’ in  zwei  Klassen  : 
diejenigen,  welche  die  Steine  — wie  Sachsenberg  und  Hertel 
— von  einem  Strange  abschneiden,  und  solche,  welche 
eine  bestimmte  Quantität  Thon  in  eine  Mulde  pressen. 
Die  letztgenannte  Manipulation  führt  zu  dem  Uebelstand, 
dass  die  ungebrannten  Steine  zwar  ein  gleiches  Volumen  aber 
ungleiche  Dichtigkeit  haben,  in  fertigem  Zustande  auch  sehr 
ungleiches  Format  zeigen,  während  die  Maschinen  der  ersten 
Klasse  nicht  im  Stande  sind,  den  Steinen  ein  vollkommen 
gutes  Ansehen  zu  geben.  Beide  Vortheile  will  Herr 
Diiberg  durch  eine  von  ihm  konstruirte  Ziegel- 
presse erreichen,  welche  ihm  neuerdings  in  ver- 
schiedenen Staaten  patentirt  ist. 

„Das  Auswettern  des  Thones“  ist  eine  Abhandlung 
überschrieben,  in  welcher  Heir  Türrschmiedt  (Berlin)  die 
Vortheile  und  die  Noth wendigkeit  des  Auswinterns  uaehzu- 
weisen  sucht.  Das  Schmauchverfahren  des  Dr.  Matern 
wird  von  Hrn.  G.  A.  Botirry,  Ziegeleibesitzer  in  Horn  bei 
Rohrschach,  in  derselben  Weise  verurtheilt.,  wie  es  im  zweiten 
Hefte  d.  J.  schon  von  anderer  Seite  geschah. 

In  einem  Aufsatze:  „Einiges,  was  nicht  zur  Ziegel- 
fabrikation und  doch  hierher  gehört“  macht  Hr. 
Türrschmiedt  den  Baumeistern  den  Vorwurf,  dass  dieselben 
die  Ziegelfabrikation  als  zu  „trivial“  vernachlässigten  und 
gelegentlich  vom  Ziegelfabrikanten  Dinge  fordern,  welche  ge- 
radezu unausführbar  sind.  Als  Belag  dafür  werden  „Kontrakts- 
Bedingungen  für  die  Lieferung  von  Steinen  für  die  Ostbahn“ 
und  dergl.  Bedingungen  der  Ministerial- Bau -Kommission  mit- 
gethcilt,  die  allerdings  ein  bedenkliches  Schütteln  des  Kopfes 
bei  manchem  Leser  veranlassen  werden. 

Während  zuletzt  noch  Hr.  Professor  Dr.  RemeLe  einen 
längeren  Vortrag  über  die  verschiedenen  Zustände  der 
Kieselsäure  und  deren  Bildungsweise  in  der  Natur 
mittheilt,  erzählt  uns  Hr.  Diiberg  noch  Einiges  über  „Zie- 
gelfabrikation und  Bauart  in  Amerika“.  In  den 
grösseren  Städten  daselbst  findet  man  vorzugsweise  Rohbauten; 
die  Fa^aden  sind  gewöhnlich  mit  rothen  Verblendern, 
front  -brics  oder  face-bricks  hergestellt,  deren  Preis 
zwischen  25  und  70  Dollars  pro  Mille  schwankt.  Die  ordi- 
nären Mauerziegel  kosten  bei  8.4.  21/»  Zoll  Grösse  8 bis 
1 3 Dollars,  werden  vorzugsweise  mit  Maschinen  gefertigt  und 
in  einem  eigenthümlichen  Steinverband  vermauert,  nämlich: 
5 bis  7 Schichten  werden  als  Läufer  gelegt,  dann 
erst  folgt  eine  Streckerschicht.  Die  Verblender 
werden  meistens  mit  der  Hand  geformt  und  mit  einer  Hand- 
presse nachgepresst.  Vor  dieser  letztem  Manipulation  be- 
streut man  sie  mit  feinem  Sand  oder  Thonstaub,  um  das  An- 
haften an  der  Presse  zu  verhüten  und  ihnen  eine  schöne 
rothe  Farbe  zu  verleihen.  In  der  Fafade  erscheinen  die 
Verblender  nur  als  Läufer  — einzelne  Kopfschichten 
würden  das  gute  Ansehen  stören  und  die  Kosten  erhöhen  — 
aller  Verband  besteht  darin,  dass  in  einzelnen  Schichten 
die  hinteren  Ecken  der  Verblender  abgehauen  und 
dafür  Steine  der  Hintermauerung  vor  gestreckt 
werden.  Dachziegel  findet  man  in  Amerika  fast  gar  nicht, 
an  ihre  Stelle  treten  Eisenblech,  Gravelroof  (eine  Art  As- 
phaltdach), Schiefer  und  Schindeln.  - T - 


P ersonal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn  - Baumeister  Oskar  Amandus 

Werner  zu  Gladbach  zum  Eisenbahn- Bau  - Inspektor  und  kommis- 

Architek teil -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend , den  31.  Oktober. 

Tagesord  n u ng: 

Vortrag  des  Herrn  Blankenstein. 

Während  der  Bibliothekstunden  liegt  am  Sonnabend  und  Mon- 
tag das  namentliche  Verzeichniss  der  aktiven  Mitglieder  des  Vereins 
zur  Berichtigung  aus.  Die  Herren  Mitglieder  werden  ersucht, 


sarischen  Betriebs  - Inspektor  zu  Hannover,  — der  zur  Zeit  als 
Abtheilungs  - Baumeister  bei  dem  Bau  der  Thorn  - Insterburger  Eisen- 
bahn beschäftigte  Baumeister  Karl  Wilhelm  Emil  Leopold 
Siecke  zum  Eisenbahn -Baumeister. 

Dem  Eisenbahn- Bau -Inspektor  Stüve,  früher  zu  Osnabrück, 
ist  die  von  ihm  seither  kommissarisch  verwaltete  Bau  - Inspektor- 
Stelle  bei  der  Königlichen  Ministerial  - Bau- Kommission  in  Berlin 
definitiv  verliehen  worden. 

Dem  Ober- Hof baumeister  von  Dehn  - Rotfelse  r zu  Kassel 
ist  der  Charakter  als  Bau- Rath  verliehen. 

Am  24  Oktober  haben  bestanden:  das  Baumeister-Examen: 
Carl  Urban  aus  Stettin,  Georg  Maret  aus  Coblenz,  Casper 
Carpe  aus  Brilon;  das  Ba  u f ü h r e r-Examen:  Franz  Schunek 
aus  Brilon,  Engelbert  Hegemann  aus  Münster,  LeoSaigge 
aus  Danzig,  Franz  Giese  aus  Stargard  i.  P. 

Berichtigung.  Durch  das  theilweise  Abbrechen  eines  o 
erscheint  der  Name  des  Herrn  Baumeister  Sobeczko  in  einigen 
Exemplaren  der  vorigen  Nummer  falsch  geschrieben,  was  wir  zur 
Vermeidung  von  Missverständnissen  mitzutheilen  nicht  unterlassen 
wollen. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Projektbearbeitung  und  zur  Ausführung  einer  .Staats- 
Chaussee  wünscht  das  Königliche  Kreisbauamt  Biedenkopf  einen 
geprüften  Baumeister  zu  engagiren. 

2.  Ein  im  Zeichnen  und  Veranschlagen  geübter  Techniker 
(Maurer  oder  Zimmermann)  findet  bei  soliden  Ansprüchen  dauernde 
Büreau -Beschäftigung  beim  Bauinspektor  Heithaus  in  Stolp,  wo- 
hin Meldungen  unter  Vorlage  von  Zeugnissen  und  Angabe  der  Be- 
dingungen zu  richten. 

3.  Ein  Baumeister  wird  für  länger  dauernde  Beschäftigung 
bei  Wasser-  und  Strassenbauten  in  Berlin  gesucht.  Diäten  nach 
Vereinbarung.  Offerten  unter  der  Chiffre  H.  R.  in  der  Expedition. 

4.  Ein  im  Aufstellen  von  Revisionsberechnungen  gewandter 
Techniker  findet  dauerndes  Engagement.  Offerten  unter  Chiffre 
H.  R.  in  der  Expeditiou. 

5.  Ein  gewandter  Zeichner  für  Situationspläne  wird  verlangt. 
Schriftliche  Meldungen  unter  Chiffre  H.  R.  befördert  die  Expedition. 

6.  Einen  tüchtigen  und  kautionsfähigen  jungen  Bautechniker 
(Maurer),  der  im  Zeichnen  geübt  ist,  kann  eine  angenehme  Stellung 
nachgewiesen  werden.  Bewerbungen  sub  Chiffre  B.  C.  befördert 
die  Expedition,  welche  auch  persönliche  Meldungen  entgegen  nimmt. 


Brief-  und  Fragekasten. 


Herr  v.  W.  in  Berlin.  Eine  Rechen-Maschine  wird  zu  Mul- 
tiplikationen und  Divisionen  mit  Vortheil  bei  grosser  Zeitersparniss 
seit  langer  Zeit  ini  Büreau  der  Eisenbahn-Abtheilung  des  Handels- 
Ministeriums  benutzt.  Es  können  mit  derselben  sechsstellige  Zahlen 
mit  einander  multiplizirt  und  durch  einander  dividirt  werden.  Der 
Preis  der  Maschine  beträgt  rot.  80  Thlr.  — Auf  dem  statistischen 
Büreau  hierselbst  sollen  mehre  Rechen-Maschinen  im  Gebrauch  sein, 
einzelne  davon  für  dreistellige  Zahlen  eingerichtet.  Nähere  Aus- 
kunft erhalten  Sie  bei  dem  Agenten  für  den  Verkauf  dieser  Ma- 
schinen, Hrn.  Zivil-Ingenieur  Scholl,  Berlin,  Markgrafenstr.  107. 

Herrn  L.  T.  N.,  in  Lübeck.  Die  Besichtigung  des  neuen  Ka- 
sernements  in  der  Hasenhaide  durch  den  Berliner  Architekten-Ver- 
ein  ist  im  Jahre  1866  erfolgt.  Da  damals  unser  Blatt  noch  nicht 
bestand  und  in  den  Protokollen  des  Vereins  über  die  Exkursionen 
desselben  nicht  berichtet  wird,  so  konnten  Sie  eine  Mittheilung  da- 
rüber allerdings  nirgends  finden.  Sollten  Ihnen  Notizen  über  jenen 
Bau  erwünscht  sein,  so  rathen  wir  Ihnen  sich  direkt  an  Herrn 
Landbaumeister  Voigtei  zu  wenden. 

Y.  1.  in  Z.  — In  Beantwortung  ihrer  Frage  „wie  lange  ein 
Keisbaumeister  resp.  Regierungs  - Baurath  einen  Bauführer  in  einer 
Stellung  festhalten  und  auf  welche  Weise  letzterer  sich  losmachen 
kann“,  verweisen  wir  sie  auf  § I des  Anhanges  zu  den  neuen  Preus- 
sischen  Vorschriften  für  die  Ausbildung  etc.  v.  3.  Sept.  d.  J.,  welcher 
übrigens  wörtlich  aus  den  älteren  Vorschriften  übernommen  ist. 
Hiernach  ist  der  Bauführer  verpflichtet  jeder  Aufforderung  des  Mi- 
nisters für  Handel  etc.  zur  Uebernahme  einer  Beschäftigung  Folge 
zu  leisten,  „insoweit  ihn  solche  nicht  an  der  Ablegung 
der  Baumeister-Prüfung  behindert“.  Demzufolge  muss  der- 
selbe selbstredend  zum  Zwecke  der  Ablegung  der  Baumeister-Prü- 
fung nach  vorheriger  Kündigung  auch  aus  jeder  Stellung  entlassen 
werden.  Ein  anderes  sicheres  Mittel  zum  Zwecke  (obwohl  in  den 
meisten  Fällen  eine  1 Monat  vorher  erfolgte  Kündigung  genügt) 
dürfte  nicht  bestehen,  da  äussersteu  Falles  wohl  eine  derartige 
Ministerial- Anweisung  zur  Uebernahme  der  betreffenden  Beschäf- 
tigung extrahirt  werden  könnte. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  S.  in  St.  Peters- 
burg, K.  in  Lübeck,  H.  in  Altena,  S.  in  Bonn. 

i'  — nt"— ü . i—  ^ ■ - - * 


Standes-  und  Wohnungsveränderungen  in  diese  Liste,  welche  bald 
dem  Druck  übergeben  werden  soll,  einzutragen  oder  dieselben 
schriftlich  dem  Vereinsbibliothekar.  Herrn  Eise  mann,  mitzu- 
theilen. 


Ein  Arrliitekt,  tüchtiger  Zeichner,  durch  höhere  Bau- 
beamte empfohlen,  sucht  anderweitige  Beschäftigung.  Adressen 
unter  A.  ß.  abzugeben  bei  Frau  Kauffmann  hierselbst, 
Potsdamerstrasse  108,  2 Treppen. 


478 


Ein  junger  Maurer,  der  im  Zeichnen  und  sonstigen  Bureau- 
Arbeiten  geübt  ist,  sucht  bei  einem  Maurermeister  eine  ent- 
sprechende Stelle.  Gef.  Adressen  befördert  die  Expedition  dieses 
Blattes  snb  Chiffre  S.  B. 

Ein  Baueleve,  iflaurer,  im  Zeichnen  und  Veranschlagen 
geübt,  sucht  jetzt  oder  zum  1.  Januar  1869  Stellung  in  einem  Com- 
toir.  Gute  Zeugnisse  stehen  zur  Seite.  Gefällige  Offerten  nimmt 
unter  C.  A.  die  Expedition  der  deutschen  Bauzeitung  entgegen. 

IEin  Braumeister,  gut  empfohlen,  wünscht  Privat-  j 
Beschäftigung.  Adr.  snb  H.  F.  abzugeben  beim  Oberlehrer  I 
Dr.  Leonhard,  hierselbst,  Trehbinerstrasse  1,  2 Treppen. 

Ein  gebildeter  junger  Mann  (Zimmermann)  sucht  sogleich 
eine  Stellung  im  Comtoir  eines  Zimmer-  oder  Maurermeisters. 
Näheres  bei  Hin.  Baumeister  Ernst  hierselbst,  Brandenburgstr.  42, 
oder  bei  Wilke,  Schell ingstrasse  8. 

Neue  Berliner  Verbindungsbahn. 

Die  Lieferung  von 

52,000  Stück  eichenen  Bahnschwellen, 

12,000  lfde.  Fuss  eichenen  Weichenschwellen 
soll  im  Wege  der  öffentlichen  Submission  verdungen  werden.  Die 
bezüglichen  Bedingungen  liegen  in  unserem  Baubureau,  Küpnicker- 
strasse  29,  zur  Einsicht  offen,  auch  können  daselbst  Kopien  der- 
selben gegen  Erstattung  der  Kopialien,  sowie  die  Offerten -Formu- 
lare in  Empfang  genommen  werden. 

Anerbietungen  sind  versiegelt  und  mit  der  Aufschrift 
„Submission  auf  Schwellen -Lieferung“ 
bis  zum  Submissions -Termine 

Donnerstag  den  12.  November  1868,  Vormittags  11  >/,  Uhr 
portofrei  an  uns  einzusenden. 

Königliche  Direktion  «1er  IViedersehlesiscli- 
Märkiscdten  Fi  Seilbahn, 

Abtheilung  für  den  Bau  der  neuen  Berliner  Verbindungsbahn. 
Eine  der  ersten,  im  besten  Betriebe  sich  befindenden  Ofeil- 
Fahriken  in  ßerlin  soll  wegen  andauernder  Kränklichkeit 
des  Besitzers  baldigst  verkauft  werden.  Adressen  unter  V.  W.  152 
nach  der  Expedition  des  Fremden-Blattes,  Wilhelmsstrasse  No.  75. 
Unterhändler  werden  verbeten. 

Ich  habe  Berlin  bereits  Mitte  August  verlassen  und  bin  daher 
nicht  im  Stande  den  noch  fortwährend  an  mich  ergehenden  Auf- 
forderungen zur  Ertheilung  von  technischem  Rath  und  Unterricht 
zu  entsprechen.  Den  betreffenden  Herren  diese  Anzeige  statt  brief- 
licher Mittheilung. 

Kiel,  den  20.  Oktober  1868.  G.  Dulk, 

Baumeister. 

Spiegelglas,  belegt  und  nnbelegt, 

Ifioliglas  in  Stärken  von  l1/,",  1”, 

Tafelglas,  französisches,  belgisches  und  rheinisches  Fabrikat 
in  allen  Dimensionen  empfiehlt 

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Dr.  K.  Hüller,  Civil-Ingenienr,  in  Berlin, 
Jerusalemerstr.  30. 


Seine  Verlobung  mit  Fräulein  Laura  Ludewig,  Tochter  des 
zu  Bromberg  verstorbenen  Ober  - Betriebs  - Inspektors  Ludewig, 
zeigt  ergebenst  an 

Waldenburg  i./Scld.,  den  24.  Oktober  1868. 

Ernst  Grossmann, 
Abtheilungs  - Baumeister. 

Einladung. 

Zur  3.  Zusammenkunft  der  Architekten  hiesiger  Umgegend  ist 

Sonntag,  der  15.  November  d.  J. 

in  Aussicht  genommen.  Die  geehrten  Herren  Kollegen  werden 
für  diesen  Tag  nach  Dirsehau  freundlichst  eingeladen. 

I.  A. 

T r e i b i c h . 


Der  Baumeister  Heydrich  in  Berlin,  Brandenburgstr.  60, 
lehrt  die  schnelle  Auffindung  der  Methoden  und  Hülfsformeln  der 
Integral-  und  Differential-Rechnung,  sowie  deren  schematische  und 
rationelle  Anwendung  und  geht  die  Hefte  und  Lehrbücher  seiner 
Zuhörer  speziell  durch.  Bei  schneller  Fassungsgabe  ist  eine  vor- 
herige Kenntniss  der  qu.  Rechnungsarten  nicht  erforderlich. 

Honorar  nach  Betheiligung  höher  oder  niedriger. 

Verlag  von  H.  F.  'Folgt  in  IWeiinar  und  vorräthig  in 
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auret;  lüticfW,  $tiif>eumttfei\  Stullaiur- 
arßeiter  und  dementirer, 

enthaltend  Vorschriften  und  Unterweisung  zum  Mauern, 
Gypsformen,  Anstrich  und  Malen  der  Wände  und  Anfer- 
tigung von  baulichen  Ornamenten,  mit  einer  grossen  An- 
zahl von  Recepten  zum  Mischen  der  verschiedensten  Mörtel, 
Kompositionen,  Tünche,  Anstriche  etc. 

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372 

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7 

10 

1174 

14 

21 

32 

433/4 

6172 

7772 

125  „ „ Posen. 

33/e 

472 

6 

772 

1174 

1374 

1574 

23 

34 7« 

4772 

6672 

8474 

130  „ „ Coeln. 

3 

374 

472 

572 

8 

9 

11 

16 

25 

35 

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Jahrgang  II.  45. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
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Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Wochenblatt 


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für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2 */2  Sgr.  die  Petitzeile. 


Preis 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin.  Bs" 'tr° 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  6.  November  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 

Ingenieure  zu  Hamburg.  (Fortsetzung).  — Der  Dom  zu  Frankfurt 
am  Main.  (Fortsetzung).  — Chicago  und  seine  Häuserhebung.  — - 
Feuilleton:  Skizzen  aus  Bosnien  I.  — Mittheilungen  aus 
Vereinen:  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover.  — 
Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Apostelöfen  des 

Herrn  Sältzer  in  Eisenach.  — Eisenbahnbauthütigkeit  im  Gebiet 
des  norddeutschen  Bundes.  — Franz  Merten’s  künftig  erscheinendes 
Werk  über  das  Mittelalter  der  Baukunst.  — Aus  der  Fachli- 
teratur: Erbkam’s  Zeitschrift  für  Bauwesen,  Heft  11  u.  12.  — 
Konkurrenzen:  Monats  - Aufgaben  für  den  Architekten -Verein 
zu  Berlin.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Uie  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  uud  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Fortsetzung.) 


3.  Die  Abtheilungssitzungen, 
b)  Sitzungen  der  Abtbeil ung  für  Architektur. 

Dritte  Sitzung  am  4.  September. 

Nachdem  zunächst  das  Protokoll  der  beiden  voran- 
gegangenen Sitzungen  durch  die  betreffenden  Schriftführer, 
die  Hrn.  Haller  und  Hauers  (Hamburg)  verlesen  und 
von  der  Versammlung  anerkannt  worden  war,  hielt  Herr 
Hofbaurath,  Professor  Dr.  von  Ritgen  (Giessen)  den 
von  ihm  angekündigten  Vortrag  ,,Ueber  die  Ge- 
schichte des  bürgerlichen  Wohnhauses.“ 

Derselbe  ging  in  seiner  Einleitung  davon  aus,  die 
Gründe  zu  untersuchen,  warum  in  der  Gegenwart  trotz 
des  allgemein  empfundenen  Verlangens,  in  der  Wohnung 
alle  Genussmittel  des  Lebens  vereinigen  zu  können,  doch 
so  wenig  bequeme,  geschweige  denn  schöne  Wohnungen 
gefunden  werden.  Eine  bestimmt  ausgeprägte,  für  Zeit- 
alter und  Land  charakteristische  „Sitte  des  Hauses“  sei 
nicht  mehr  vorhanden;  es  fehle  jener  allgemeine  Begriff 
für  das  wohnliche  Bedürfniss,  der  den  Wohnhäusern 
früherer  Epochen,  beispielsweise  denen  Pompeji’s,  zu  Grunde 
liegt,  so  dass  es  dem  Künstler  nur  oblag,  ihn  weiter  auszu- 
bilden und  zu  veredeln  — mit  einem  Worte,  wir  seien 
Weltbürger  geworden,  aber  auf  Kosten  des  Sinnes  für 
häusliche  Behaglichkeit. 

Wenn  von  einem  Konflikte  zwischen  Bedürfniss  und 
Kunst  in  der  Architektur  überhaupt  nicht  geredet  werden 
dürfe,  da  die  Baukunst  eine  Tochter  des  Bedürfnisses  sei 
und  bleibe,  die  ihre  wesentlichsten  ästhetischen  Motive 
gerade  aus  der  Nothwendigkeit  heraus  zu  entwickeln  hat, 
so  sei  dies  heim  bürgerlichen  Wohnhause  noch  in  er- 
höhtem Grade  der  Fall.  Gleiche  Bedürfnisse  — und  das 
wohnliche  Bedürfniss  des  Menschen  differirt  mit  Aus- 
nahme der  Veränderungen,  die  Klima  und  Sitte  bedingen, 
nur  wenig  — haben  hier  in  allen  Ländern  und  hei  allen 
Völkern  gleiche  Formen  hervorgebracht  und  bei  allen 
lassen  sich  die  Fortschritte  verfolgen,  welche  der  zuneh- 
menden Kultur  der  menschlichen  Gesellschaft  entsprechen. 
War  das  Haus,  das  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt  wohl 
aus  dem  Zelte  des  Nomaden  hervorgegangen  ist,  Anfangs 
nur  zur  Schlafstätte  bestimmt  und  für  Mensch  und  Vieh 
gemeinschaftlich,  so  sei  je  ein  Schritt  zu  seiner  weiteren 
Ausbildung  durch  die  Trennung  von  Menschen  und  Tbieren, 
durch  die  Scheidung  der  Wohn-  und  Schlafzimmer,  der 
Winter-  und  Sommerräume  erfolgt. 

Uebergeheud  zu  einer  Schilderung  des  Wohnhauses 
in  den  verschiedenen  Ländern  und  Zeitaltern  gab  der 
Redner  (wohl  mit  Rücksicht  auf  die  Kürze  der  ihm  zu 
Gebote  stehenden  Zeit)  den  Faden  eines  streng  geglie- 
derten und  geordneten  Vortrages  auf,  um  sein  Thema 
durch  die  Vorlegung  einer  sehr  grossen  Anzahl  zu- 


meist farbig  ausgeführter  Skizzen,  die  von  einem 
langjährigen  unermüdlichen  Studium  des  Gegenstandes 
zeugten,  zu  erläutern. 

An  dem  Beispiele  eines  Bauernhauses  zu  Kanakir  in 
Armenien  zeigte  er  zunächst  den  seit  uralter  Zeit  fest- 
stehenden Typus  des  orientalischen  Wohnhauses  mit 
seinem  festen  Abschlüsse  nach  Aussen,  seinem  inneren 
Hole,  seinen  starken  Mauermassen,  seinen  flachen  Dächern, 
die  als  Schlafräume  benutzt  werden  — (zu  diesem  Zwecke 
werden  zuweilen  auch  besondere  Schlafthürme  erbaut)  — 
seiner  bereits  verschiedenartig  angeordneten  Winter-  und 
Sommerhalle,  an  welcher  letzteren  sich  schon  der  Anfang 
einer  künstlerischen  Ausbildung  zeigt,  u.  s.  w.  Aehnlich 
wie  diese  einfachen  Anlagen  waren  vermuthlich  die  älte- 
sten griechischen  Wohnstätten  gestaltet.  Die  ausgebildetere, 
allgemein  bekannte  Form  des  späteren  römischen  und  na- 
mentlich des  griechischen  Hauses  hat  eine  auffallende 
Verwandschaft  mit  dem  im  Oriente  noch  heut  vorkom- 
menden Wohnhause  höherer  Art,  wie  dies  ein  Vergleich 
der  Grundrisse  mehrer  Häuser  Pompejis  mit  dem  Grund- 
risse einer  Villa  des  Bey’s  von  Tunis  bewies,  die  seihst 
im  Maasstahe  der  Anlage  annähernd  zusammentrafen. 

Wesentlich  unterschieden  von  dem  antiken  und  ori- 
entalischen Wohnhaus  ist  das  im  nordwestlichen  Europa 
ausgehildete  mittelalterliche  Wohnhaus,  von  dessen 
Anlage  der  Vortragende  mehre  Beispiele  aus  Cluny,  Lü- 
beck, Nürnberg  u.  s.  w.  gab.  Der  Abschluss  nach  Aussen 
ist  nicht  mehr  so  fest;  nur  das  untere,  meist  von  Stein 
erbaute  Geschoss  bewahrt  denselben,  während  das  meist 
von  Holz  erbaute  Obergeschoss  sich  freier  öffnet.  Der 
Grundriss  dieser  Häuser  ist  in  der  früheren  Zeit  ziemlich 
typisch.  Unten,  unmittelbar  von  der  llaustbür  zugäng- 
lich, der  grosse  Hauptraum  des  Hauses,  die  Deele  mit 
der  Ireppe  nachdem  oberen  Geschoss,  dahinter  der  kleine 
Hot  (mit  einem  Brunnen)  und  die;  Küche;  über  der  Deele, 
der  Wohnraum,  über  der  Küche  das  Frauengemach.  Man- 
che Veränderungen  und  Erweiterungen  dieses  Schemas 
brachte  später  der  von  Italien  aus  nachwirkende  Einfluss 
der  antiken  Sitte,  sowie  die  freiere  Gestaltung  der  Bau- 
kunst durch  die  Gothik.  Wurde  hierdurch  der  Abschluss 
nach  Aussen  noch  weiter  abgeschwächt,  so  erfuhren  na- 
mentlich die,  Motive,  welche  sich  aus  einer  Vermittelung 
des  Lehens  innerhalb  und  ausserhalb  des  Hauses  ergaben, 
eine  sinnige  und  bevorzugte  Ausbildung.  So  der  Sitzplatz 
vor  der  Hausthür,  häutig  mit  der  zu  derselben  führenden 
breitreppe  kombinirt  — vor  Allem  aber  der  Erker,  jener 
am  Meisten  charakteristische  Ausdruck  für  das  Leben  und 
Wohnen  des  Mittelalters.  Durch  Vorführung  zahlreicher 
Beispiele  zeigte  der  Vortragende  die  mannigfaltige  Ge- 
staltung beider  Motive  an  Burgen  sowohl,  wie  an  städti- 
schen und  ländlichen  Häusern. 


476 


Nachdem  Hr.  von  Ritgen  darauf  auch  der  kleinen 
Wohnungen  des  Adels  im  16.  und  17.  Jahrhunderte  er- 
wähnt hatte,  erläuterte  er  an  mehren  Einzelheiten  noch, 
wie  trefflich  es  das  Mittelalter  verstanden  habe,  jedem 
Raum  durch  verschiedenartigen  Schmuck  sowohl,  wie 
auch  namentlich  durch  eine  passende  Abstufung  der  Be- 
leuchtung den  für  seine  Bestimmung  charakteristischen 
Ausdruck  zu  geben.  Zum  Schlüsse  des  Vortrages  endlich 
wies  er  an  mehren  seiner  eigenen  Ausführungen,  an  der 
Restauration  der  Wartburg,  der  Wohnung  eines  Verwal- 
ters in  der  Moldau  u.  A.  nach,  in  welcher  Weise  er 
selbst  versucht  habe,  die  Früchte  seiner  Studien  über  die 
Wohnhäuser  der  Vorzeit  zur  praktischen  Anwendung  zu 
bringen.  Zu  studiren,  nicht  zu  kopiren,  gelte  es  die  alten 
Muster.  In  das  Verständniss  des  Geistes  der  Zeit  einzu- 
dringen, ihr  wohnliches  Bedürfniss  zu  veredeln,  — Deko- 
ration und  Ornamentik  in  sinniger  Weise  der  Bedeutung 
des  Hauses  und  Raumes  anzupassen:  das  sei  die  Aufgabe 
des  Architekten  bei  der  künstlerischen  Ausbildung  eines 
Wohnhauses;  — ihr  Zweck  Erhebung  des  Gemüthes.  — 

Die  Versammlung  trat  hierauf  in  die  Fortsetzung  der 
Verhandlung  über  die  Norm  und  Berechnung  des 
Honorars  für  architektonische  Arbeiten  ein  und 
berichtete  Hr.  Baumeister  E n de  (Berlin)  als  Referent  der 
verstärkten  Kommission  über  das  Resultat  ihrer  abermali- 
gen längeren  Berathungen.  Indem  er  die  Beschlüsse  der 
letzten  Versammlung  rekapitulirte,  stellte  er  die  einzelnen 
Theile  der  von  der  Kommission  auf  Grund  derselben 
formulirten  Norm  zur  Diskussion  und  Abstimmung. 

Die  Klassifikation  der  Bauobjekte,  die  Eintheilung 
der  bei  einer  Bauausführung  aufzuwendenden  Gesammt- 
thätigkeit  des  Architekten  in  die  verschiedenen  einzelnen 
Leistungen  wurden  ohne  Diskussion  einstimmig  geneh- 
migt. Zu  einigen  Erörterungen  und  Aenderungen  gaben 
die  Bemerkungen  Veranlassung,  welche  als  Ergänzung  und 
Erläuterung  der  aufzustellenden  Haupttabellen  dienen  sollen, 
doch  kam  auch  hierin  bald  eine  Einigung  zu  Stande.*)  — 
Eine  Abweichung  von  den  Beschlüssen  der  vorigen  Ver- 
sammlung hatte  die  Kommission  in  Betreff  der  absoluten 
Höhe  des  anzunehmenden  Honorars  treffen  zu  müssen 
geglaubt,  da  eine  Einigung  auf  Grund  des  für  den  Nor- 
malfall eines  Baues  der  dritten  Klasse  im  Betrage  von 
ca.  30000  Thlr.  festgesetzten  Prozentsatzes  des  Honorars 
zwischen  den  norddeutschen  und  süddeutschen  Mitgliedern 
der  Kommission  nicht  hatte  erzielt  werden  können.  Die 
letzteren  hatten  vielmehr  an  Stelle  des  festgesetzten  Ho- 
norars von  4l/j0/0  ein  solches  von  5°/0  als  das  Mi- 
nimum bezeichnet,  auf  welches  unter  Berücksichtigung 
der  in  Süddeutschland  obwaltenden  Verhältnisse  von  ihnen 
eingegangen  werden  könnte.  Da  die  Normirung  des  Ho- 
norars nimmermehr  als  für  jeden  einzelnen  Fachgenossen 
und  jeden  einzelnen  Fall  bindend  aufgefasst  werden  kann 
und  es  daher  doch  immer  anheimgestellt  bleiben  muss, 
die  als  Durchschnittssätze  für  ganz  Deutschland  ermittel- 
ten Werthe  den  Lokalverhältnissen  entsprechend  zu  modi- 
fiziren,  so  hatte  die  Kommission  keinen  Anstand  ge- 
nommen jenen  Vorschlag  zu  akzeptiren,  und  legte  der 
Versammlung  die  folgende,  auf  Grund  jenes  Normalan- 
satzes aufgestellte  Tabelle  vor. 

Prozente  für  sämmtl.  Leistungen  des  Architekten. 


klasseu 

der 

Uuu- 

ubjekte. 

Betrag  der  Bausiuume  in 

T h a 1 e r n . 

800 

bis 

2000 

einsohl. 

2000 

bi» 

4000 

einschl 

4000 

bis 

8000 

einschl. 

8000 

bi» 

16000 

einschl. 

16000 

bis 

24000 

einschl. 

. ... 

24000 

bis 

40000 

einschl. 

40000  100000  | 

bis  bis  200000 

100000  200000  J Uud 

einschl.  einschl.  darüber 

I.  Kl 

5,0 

4,6 

4,2 

3,8 

3,4 

3,0 

2,6  2,2 

2,0 

11.  Kl. 

6,5 

6,0 

5,5 

5,0 

4,5 

4,0 

3,6  3,3 

3,0 

III.  Kl. 

8,0 

7,2 

6,5 

6,0 

5.5 

HTÖl 

4,6  4,3 

4,0 

IV.  Kl. 

9,5 

8,9 

8,3 

7,7 

7,1 

6,5 

6,0  5,5 

5,0 

V.  Kl.j 

1 1,0 

10,2 

9,6 

9,0 

8,4  | 

7,8 

7,2  6,6 

6,0 

*)  Die  Mittlieilung  derselben  glauben  wir  uns  hier  ersparen 
zu  können,  da  die  Publikation  der  vollständigen,  redigirten  und 
festgestellten  Norm  wohl  in  Kurze  durch  unsere  Zeitung  erfolgen 
dürfte. 


Als  Beispiel  des  Modus  für  die  Zerlegung  des  für 
die  Gesammtthätigkeit  des  Architekten  gebührenden  Pro- 
zentsatzes, in  die  den  einzelnen  darin  enthaltenen  Leis- 
tungen entsprechenden  Theilbeträge  hatte  die  Kommission 
noch  die  Durchführung  dieser  Theilung  für  den  als  Grund- 
lage angenommenen  Fall  einer  Bausumme  von  24000  bis 
40000  Thalern  hinzugefügt,  die  wir  im  folgenden  gleich- 
falls wiedergeben. 


Bausumme  von  24000  bis  40000  Thlr. 


I.  Kl. 

II.  Kl. 

III.  Kl. 

IV.  Kl. 

V.  KI. 

Skizze  .... 

0,4 

0,4 

0,5 

0,6 

0,7 

Entwurf  . . . 

0,6 

1,1 

1,5 

1,8 

2,1 

Detail  .... 

0,2 

0,6 

1,0 

2,0 

3,0 

Kostenberech- 

nung  .... 

0,4 

0,4 

0,4 

0,4 

0,3 

Ausführung  . 

1,1 

1,2 

1,3 

1,5 

1,5 

Revision  . . . 

0,3 

0,3 

0,3 

0,2 

0,2 

Zusammen  . . 

3,0 

4,0 

1 5,0  | 

6,5 

7,8 

Auch  diese  Vorschläge  der  Kommission  und  somit 
ihr  ganzer  Entwurf  wurde  nach  einigen  von  Hrn.  von 
Egle  gegebenen  Erläuterungen  einstimmig  genehmigt. 

Ueber  die  Form,  in  welcher  die  Angelegenheit  dem- 
nächst weiter  behandelt  und  nach  Möglichkeit  zur  Kennt- 
niss  aller  deutschen  Fachgenossen  gebracht  werden  solle, 
wurde  beschlossen,  dass  die  Schiassredaktion  der  in  fünf 
einzelne  Tabellen  zu  zerlegenden  Norm  Hrn.  Oberbau- 
rath von  Egle  in  Stuttgart,  der  Druck  derselben  und 
der  Vertrieb  an  die  einzelnen  Fachgenossen  der  Redak- 
tion der  deutschen  Bauzeitung  übertragen  werden 
solle.  Von  Seiten  der  Kommission  ist  die  Norm  selbst- 
redend an  die  technischen  Vereine  etc.  zu  versenden  und 
der  Beachtung  aller  deutschen  Fachgenossen  bei  eigenen 
und  bei  Begutachtung  anderer  Liquidationen  zu  empfehlen. 

Eine  noch  schnellere  Erledigung  fand  die  Angelegen- 
heit der  Grundsätze  für  das  Verfahren  bei  öffent- 
lichen Konkurrenzen.  Nachdem  der  Referent  der 
Kommission,  Hr.  Fr i tsch  (Berlin),  die  von  den  am  vori- 
Tage  gefassten  Beschlüssen  betroffenen  Paragraphen  des 
Entwurfs  in  ihrer  veränderten  Fassung  vorgelesen  hatte, 
wurde  der  ganze  Entwurf  durch  die  Versammlung  ein- 
stimmig genehmigt.  Die  Frage,  auf  welche  Weise  die- 
sen nunmehr  von  der  Versammlung  aufgestellten  Grund- 
sätzen Eingang  und  Geltung  bei  dem  betheiligten  Publi- 
kum verschafft  werden  könne,  wurde  durch  die  gleich- 
falls  einstimmige  Annahme  eines  von  dem  Architekten 
Hrn.  Reine  (Hamburg)  gestellten  Antrages  gelöst.  Der- 
selbe lautete: 

„Es  wird  eine  Zentralstelle  zur  Ueberwachung 
des  Konkurrenzverfahrens“  und  zur  Vertretung  der 
in  dieser  Beziehung  von  der  Versammlung  aufgestellten 
„Grundsätze“  ernannt.  Der  Sitz  der  Zentralstelle  ist  zu- 
nächst Berlin;  die  Mitglieder  derselben  — 5 an  der 
Zahl  — werden  jährlich  vom  Architekten  verein  zu 
Berlin  erwählt  und  haben  am  Schlüsse  des  Jahres  Be- 
richt zu  erstatten.  Der  architektonische  Verein  in  Ham- 
burg entwirft  die  für  die  Publikation  der  „Grundsätze-1 
geeigneten  Motive;  der  Berliner  Architekten  verein  prüft 
sie  und  stellt  sie  definitiv  fest.  Das  Organ  für  alle  die 
Konkurrenzen  betreffende  Angelegenheiten  ist  die  Deut- 
sche Bauzeitung“ 

Der  Annahme  des  Antrages,  dessen  Wortlaut  ur- 
sprünglich den  Sitz  der  Zentralstelle  definitiv  nach  Berlin 
verlegt  wissen  wollte,  ging  eine  kurze  Diskussion  voraus, 
in  der  von  verschiedenen  Seiten  geltend  gemacht  wurde, 
dass  ein  solcher  Beschluss  in  Süddeutschland  zu  Miss- 
verständnissen Veranlassung  geben  und  der  Sache  selbst 
schaden  könne.  Da  dies  als  richtig  angenommen  wurde, 
so  schlug  der  Antragsteller  selbst  die  Modifikation  vor, 
eine  Entscheidung  in  dieser  Hinsicht  nur  für  die  Zeit  bis 
zur  nächsten  Versammlung  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  gelten  zu  lassen.  Dass  das  theoretisch  rich- 
tigste Verfahren,  die  Zentralstelle  aus  Vertretern  der  ver- 
| schiedeneu  Hauptstädte  Deutschlands  zusammenzusetzen, 


477 


praktisch  undurchführbar  sei,  und  dass  eine  gedeihliche 
Wirksamkeit  derselben  nur  dann  erwartet  werden  könne, 
wenn  sie  die  Bedingungen  schnellen  und  energischen 
Handelns  in  sich  trägt,  wurde  allseitig  anerkannt. 

Mit  einem  Rückblicke  des  Vorsitzenden  auf  die  re- 
sultatreiche, in  ihren  Konsequenzen  hochwichtige  Thätig- 
keit  der  Versammlung  und  einem  Danke  desselben  an 
alle  jene  Mitglieder,  welche  ihr  besondere  Opfer  an  Ar- 
beit und  Zeit  gebracht  hatten,  sowie  mit  einer  aus  der 
Versammlung  hervorgehenden  Anerkennung  der  geschickten 
und  energischen  Geschäftsführung  des  Vorsitzenden,  der 
jene  Resultate  nicht  zum  geringsten  Theile  zu  danken 
waren,  schlossen  darauf  die  Sitzungen  der  Abtheilung  für 
Architektur.  — F.  — 


Ueber  die  Sitzungen  der  Abtheilung  für  Ma- 
schinen-Ingenieure  und  der  Abtheilung  für  Ma- 
rine-Technik in  gleich  ausführlicher  Weise  berichten 
zu  können,  wie  dies  über  die  Sitzungen  der  beiden  spe- 
zifisch bautechnischen  Abtheilungen  geschehen,  ist  uns  bei 
dem  beschränkten  Umfange  unseres  Blattes  unmöglich. 
Da  ein  kürzerer  Bericht  gegenwärtig  wohl  kaum  noch  auf 
das  Interesse  unseres  Leserkreises  rechnen  könnte,  dem 
die  in  jenen  Abtheilungen  verhandelten  Fragen  auch  wohl 
zum  grösseren  Theile  ferner  liegen,  so  verweisen  wir  in 
dieser  Beziehung  lediglich  auf  die  in  No.  38  gegebenen 
kurzen  Notizen. 

(Schluss  folgt.) 


Der  Dom  zu  Frankfurt  am  Main. 


(Fortsetzung.) 


Alsbald  nach  dem  Dombrand  schlug  das  Bauamt  der 
Stadl  dem  damals  noch  bestehenden  Senate  vor,  eine  Un- 
tersuchungskommission  von  einheimischen  Sachverständigen 
zur  Feststellung  der  Schäden  und  Angabe  der  Herstel- 
lungsarbeiten zu  ernennen.  Diese  Kommission,  bestehend 
aus  dem  Stadtbaumeister  Henrich,  den  Architekten  Rü- 
gemer  und  Burnitz,  sowie  dem  Maurermeister  Ritter, 
wurde  in  der  Senatssitzung  vom  23.  August  genehmigt 
und  ging  sofort  an  ihr  Werk.  Die  Untersuchung  der 
Kirche  musste  eine  sehr  umfangreiche  sein  und  war  dabei 
eine  höchst  mühevolle  und  zeitraubende  Arbeit,  so  dass 
die  Kommission  zwar  erst  am  22.  Januar  d.  J.  ihren  Be- 
richt vorlegen  konnte,  dafür  aber  in  demselben  eine  auf 
das  Gründlichste  und  Umfassendste  bearbeitete  Darstellung 
des  Befundes  der  Domkirche  und  des  Pfarrthurmes  ge- 
geben hat. 

Für  diese  Untersuchung  handelte  es  sich  zunächst  um 
eine  genaue  Aufnahme  des  Bauwerks,  es  wurden  daher  Ab- 
lothungen sämmtlicher  Pfeiler  vorgenommen,  dann  die 
Gewölbe  von  unten  untersucht  und  die  Risse  in  den 
Grundriss  eingezeichnet.  Nachdem  das  Nothdach  der 
Kirche  vollendet,  wurde  auch  eine  Aufnahme  des  Befundes 
der  Gewölbe  von  oben  bewerkstelligt  und  die  Risse  gleich- 
falls in  die  Grundrisse  eingetragen.  Später,  als  das  Hülfs- 
geriist  zur  Untersuchung  des  Thurmes  fertig  gestellt  war, 
wurde  auch  hier  zur  Aufnahme  der  verschiedenen  Grund- 
risse und  Durchschnitte  geschritten.  Es  zeigte  sich  hier- 
bei, dass  eine  genauere  Untersuchung  sich  nur  auf  die  j 
schlanken  Pfeiler  des  Achtecks  und  auf  die  Kuppel  zu 


erstrecken  brauche.  Um  ein  klares  Bild  von  den  Be- 
schädigungen der  Pfeiler  zu  erhalten,  wurde  der  am 
stärksten  vom  Feuer  angegriffene  nach  seinen  Durchschnit- 
ten und  Grundrissen  in  den  einzelnen  Schichten  genau 
aufgenommen;  dasselbe  geschah  mit  der  am  meisten  be- 
schädigten Rippe  der  Kuppel.  Diese  sämmtlichen,  mit 
der  grössten  Sorgfalt  und  Genauigkeit  angestellten  Mes- 
sungen liegen  in  dem  Berichte  in  den  verschiedensten 
Grundrissen,  Durchschnitten  und  Tabellen  vor  und  werden 
für  die  spätere  Bauausführung  noch  ein  schätzbares  Ma- 
terial abgeben. 

Auch  auf  die  Untersuchung  der  alten  Bauweise,  so- 
weit dies  zum  Verständniss  der  Beschädigungen  durch  den 
Brand  erforderlich,  musste  eingegangen  werden.  Beson- 
ders wichtig  war  dies  für  den  Thurm  und  zeigte  sich 
hier,  dass  die  beiden  unteren  Geschosse  aus  Kalksteinen 
von  unregelmässigem  Gefüge  mit  sorgfältiger  Ausführung 
hergestellt  sind;  die  Pfeiler  des  Achtecks  dagegen  be- 
stehen in  ihrem  unteren  Theile  aus  einem  Kern  von 
Bruchsteinmauerwerk  mit  Verblendung  von  rothen  Sand- 
steinquadern , erst  oberhalb  der  vierzehnten  Schicht  sind 
dieselben  massiv  aus  Quadern  derselben  Steingattung  kon- 
struirt.  Die  Achteckspfeiler  sind  in  drei  verschiedenen 
Höhen,  theils  durch  einfache,  theils  durch  doppelte  und 
Kreuzanker  unter  einander  verankert.  Die  Ausführung 
der  Kuppel  ist  ebenfalls  eine  sorgfältige  zu  nennen,  der 
Fugenschnitt  der  Rippen  zeigt  die  Eigenthümlichkeit,  dass 
derselbe  sowohl  im  Sockel,  als  in  den  drei  ersten  Schich- 
ten bleirecht  liegt  und  erst  nach  und  nach  von  hier  aus 


FEUILLETON. 

Skizzen  aus  Bosnien. 

I. 

Besondere  Umstände  gaben  dem  Verfasser  die  seltene 
Gelegenheit,  mehre  Monate  in  dem,  besonders  uns  Nord- 
deutschen noch  ziemlich  unbekannten  Bosnien,  der  nord- 
westlichsten Provinz  der  europäischen  Türkei,  zuzubringen. 
— Eigentliche  Kunstschätze  birgt  dieses  dafür  mit  Na- 
turschönheiten überreich  ausgestattete  Land  freilich  nicht 
und  des  Studirungs-  und  Nachahm ungswerthen  ist  in  der 
dortigen  Bauweise  auch  nicht  gerade  allzuviel  enthalten. 
Aber  da  mir  gleichzeitig  auch  nichts  ferner  liegen  kann, 
als  etwa  mit  einer  Baugeschichte  Bosniens,  oder  einer 
ähnlichen  gelehrten  Abhandlung  vor  den  Leserkreis  der 
Deutschen  Bau-Zeitung  zu  treten,  so  darf  ich  es,  ohne  auf 
alles  Interesse  zu  verzichten,  doch  vielleicht  unternehmen, 
in  kurzen  abgerissenen  Zügen  zu  skizziren,  in  welchem 
originellen  und  primitiven  Zustande  sich  unsere  edle  Kunst, 
das  Bauwesen,  dort  — „hinten  weit  in  der  Türkei“  — 
befindet. 

Zum  Verständniss  der  in  Bosnien  üblichen  Bauweise 
muss  man  zunächst  im  Auge  behalten,  dass  die  Einwohner- 
schalt, bis  auf  die  türkischen  Beamten,  fast  durchweg 
slavischer  Abstammung,  also  mit  den  Bewohnern  der  an- 
grenzenden österreichischen  Provinzen  eines  Stammes  ist. 
Wir  dürfen  uns  deshalb  nicht  wundern,  wenn  wir  den- 
selben echt  slavischen  Holzbauten,  die  schon  vom  süd- 
lichen Steiermark  an  uns  begleitet  haben  und  in  den 


Niederungen  der  Save  mit  geringen  Modifikationen  sich 
finden,  jenseits  der  Save  in  Bosnien  wieder  begegnen. 
| Namentlich  sind  es  die  von  der  christlich  gebliebenen  Be- 
völkerung bewohnten  Gebirgsdörfer , auf  deren  charakte- 
i ristische  Bauweise  die  Herrschaft  der  Türken  noch  wenig 
Einfluss  ausgeübt.  hat.  Bei  dem  grossen  Reichthum  an 
Waldungen,  den  das  Land,  trotz  der  unsinnigsten  Ver- 
wüstung derselben,  noch  heute  besitzt,  ist  ausserdem  das 
Holz  das  natürlichste,  bequemste  und  billigste  Baumaterial 
für  die  Landbevölkerung,  obgleich  es  auch  an  vorzüg- 
lichen Hausteinen  und  Thonlagern  durchaus  nicht  fehlt. 
Für  die  stärkeren  Konstruktionstheile  verwendet  man  vor- 
zugsweise Fichten-,  Tannen-  oder  Eichenholz.  Braucht 
der  Fiskus  oder  ein  Privat-Unternehmer  Holz,  so  werden 
je  nach  Bedürfniss  die  stärksten  und  tauglichsten  Stämme 
gefällt;  was  dann  nicht  gebraucht  wird,  sowie  das  junge 
Holz,  das  der  Baum  vielleicht  beim  Fallen  mit  niederge- 
rissen hat,  bleibt  liegen  und  vermodert  unbenutzt.  Das 
Bauholz  wird  sodann,  wenn  es  grössere  Stämme  sind, 
meist  durch  Ochsen  zur  Baustelle  geschleift,  oder,  wie 
z.  B.  das  zur  Herstellung  der  Schindeln  nnd  ähnlicher 
kleinerer  Konstruktionstheile  zu  verwendende  Holz,  in 
kürzere  Stücke  zerschnitten  auf  Pferden  transportirt,  da 
fahrbare  Strassen  in  diesem  Gebirgslande  noch  zu  den 
Seltenheiten  gehören.  Auf  dem  Bauplatze  wird  es  soweit 
als  nöthig,  vierkantig  beschlagen.  Es  macht  einen  eigen- 
thümlichen  Eindruck,  wenn  man  bei  dieser  Arbeit  den 
Bosniaken  mit  untergeschlagenen  Beinen  und  dabei  den 
unvermeidlichen  Tschibuk  rauchend,  sitzen  sieht. 


478 


dem  Mittel  zugeht,  aus  welchem  der  Bogen  konstruirt  ist. 
Die  Felder  der  Kuppel  zwischen  den  Rippen  sind  aus 
1 1 “ starken  Sandsteinplatten  konstruirt. 

Ueber  den  Befund  der  Kirche  und  des  Thurmes  nach 
stattgehabtem  Brande  giebt  der  Bericht  folgendes  Resultat. 
Was  zunächst  die  Beschädigungen  der  Kirche  betrifft,  so 
konnten  durch  den  Brand  des  Daches  und  dessen  Ein- 
sturz nachtheilige  Folgen  auf  ein  Ausweichen  der  Um- 
fassungswände bewirkt  sein,  zumal  die  Umfassungen  und 
Pfeiler  eine  beträchtliche  Höhe  haben  und  die  Veranke- 
rung durch  die  Binderbalken  jetzt  aufgehoben  war.  Die 
angestellten  Ablothungen  haben  aber  ergeben,  dass  die 
Umfassungen  des  Chores  und  des  Querschiffes  zwar  1 bis 
2 Zoll  Überhängen,  doch  ist  diese  Abweichung  zu  gering, 
um  Besorgniss  einzuflössen  und  scheint  überdies  schon  alt 
zu  sein,  nach  dem  Lostrennen  der  Gewölbekappen  zu 
schliessen.  Die  Mauern  oberhalb  der  Gewölbe,  auf  wel- 
chen der  Dachstuhl  ruhte,  sind  stellenweise  nicht  uner- 
heblich beschädigt,  die  Trennungswände  zwischen  Chor  und 
Querschiff  und  zwischen  Letzterem  und  dem  Langhaus  zeigten 
sich,  abgesehen  von  dem  unerheblichen  Brandschaden,  in 
baulich  mangelhaftem  Zustande.  Bei  den  Gewölben  rüh- 
ren an  der  Mehrzahl  derselben  nur  unbedeutende  Be- 
schädigungen vom  Brande  her  und  hat  der  Zusammensturz 
des  Dachstuhls  kaum  eine  Spur  hinterlassen.  Von  den 
zahlreichen  Rissen  sind  nur  wenige  von  Bedeutung;  meist 
ist  ein  Lostrennen  der  Gewölbe  von  den  Umfassungs- 
mauern erfolgt,  die  Risse  haben  aber  sicher  schon  früher 
bestanden  und  sich  nur  von  Neuem  geöffnet.  Man  hat 
dieselben  daher  auch,  um  die  Kirche  provisorisch  wieder 
benutzen  zu  können,  von  Neuem  ausgemauert  und  ausge- 
zwickt. Nur  die  Gewölbefelder  des  nördlichen  Seiten- 
schiffes des  Langhauses,  wo  die  Flammen  unmittelbar 
hineinschlagen  konnten,  haben  Schaden  gelitten,  so  dass 
hier  die  Absteifung  eines  Gewölbes  nöthig  wurde.  An- 
dere Beschädigungen  im  Innern  erstreckten  sich  nur  auf 
die  theilweise  zerstörte  Verglasung,  auf  den  Anstrich,  so- 
wie auf  das  Herabstürzen  des  grossen  Gaskronleuchters 
im  Chor,  so  dass  es  möglich  war,  die  Kirche  bereits  bis 
zum  27.  Oktober  vorigen  Jahres  soweit  wiederherzustel- 
len, dass  der  Gottesdienst  darin  abgehalten  werden  konnte. 
Die  Verheerungen  des  Brandes  an  den  äusseren  Theilen 
der  Kirche  beziehen  sich  ausser  dem  zerstörten  Dach 
meist  auf  die  Strebepfeiler,  Fenstergewände  und  Vergla- 
sung, sowie  auf  das  herumlaufende  Kafsims  und  das  Süd- 
portal;  auch  das  Hauptgesims  des  Langhauses  wurde  auf 
der  Nordseite  theilweise  stark  beschädigt. 


Für  den  Pfarrthurm  hat  der  Brand  schwerere  Fol- 
gen gehabt.  Im  Allgemeinen  hat  das  Bruchsteinmauer- 
werk von  dem  Feuer  wenig,  dss  Backsteinmauerwerk  gar 
nicht  gelitten,  dagegen  sind  der  rothe  Sandstein  und  die 
als  Binder  benutzten  Basalte  theilweise  stark  angegriffen. 
Der  untere  Stock  des  Thurmvierecks  zeigt  in  der  Thurm- 
halle keine  grossen  Beschädigungen,  durch  das  Ansam- 
meln des  Brennstoffes  auf  dem  Gewölbe  der  Thurmhalle 
haben  aber  die  inneren  Fenstergewände  des  oberen  Stocks 
stark  gelitten,  so  dass  von  den  Profilen  kaum  noch  etwas 
sichtbar  ist;  auch  das  Rippengewölbe  über  diesem  Mittel- 
stock ist  sehr  zerstört.  Die  grössten  Verheerungen  hat 
das  Feuer,  des  mächtigen  hölzernen  Innenbaues  und  der 
Glockenstühle  wegen,  au  den  schlanken  Pfeilern  des  Acht- 
ecks hervorgebracht.  Im  Innern  sind  alle  Gliederungen 
der  Pfeiler  auf  eine  bedeutende  Tiefe  abgesprengt,  im 
Aeusseren  haben  namentlich  die  gegen  Osten  gelegenen 
Pfeiler,  welche  direkt  dem  Feuer  des  Kirchendaches  aus- 
gesetzt waren,  erheblich  gelitten.  Ganz  besonders  haben 
i die  Verankerungen  der  Pfeiler  wegen  der  Ausdehnung 
! des  Eisens  mannichfachen  Schaden  verursacht,  so  dass  die 
Quadern  theilweise  gesprengt  und  aus  ihrem  Lager  ver- 
schoben sind.  An  einigen  Stellen  sind  jedoch  verkittete 
alte  Sprünge  sichtbar,  und  lässt  sich  daher  wohl  der 
Schluss  ziehen,  dass  diese  Schäden  nicht  allein  von  dem 
Dombrande  herrühren.  Das  schöne  Rippengewölbe,  wel- 
ches das  Achteck  abschliesst,  ist  so  verletzt,  dass  die  eine 
Rippe  abgesteift  werden  musste.  Nicht  minder  hat  die 
Kuppel  im  Innern,  wo  sich  das  Feuer  konzentrirte,  ge- 
litten. Die  Felder  aus  den  11"  starken  Platten  sind  fast 
durchgängig  in  der  Mitte  ihrer  Stärke  gespalten,  doch 
nur  unbedeutende  Sprünge  gehen  durch  die  ganze  Stärke 
der  Platten,  so  dass  im  Aeusseren  der  Kuppel  keine  we- 
sentliche Veränderung  durch  den  Brand  zu  bemerken  ist. 

Von  allen  Schäden  des  Thurmes  war  es  demnach 
namentlich  die  Zerstörung  an  den  Pfeilern  des  Achtecks, 
welche  zu  ernsten  Befürchtungen  über  deren  fernere 
Widerstandsfähigkeit  Anlass  gab  und  selbst  Zweifel  an 
der  möglichen  Erhaltung  des  Pfarrthurmes  erregte.  Aut 
Grund  der  vorgenommenen  ausgedehnten  Untersuchung 
glaubte  aber  die  Kommission  nach  reiflicher  Ueberlegung 
und  nach  bestem  Wissen  und  Gewissen  den  Ausspruch 
thun  zu  können: 

„dass  der  alte  treue  Freund  Frankfurts,  der  schöne 
majestätische  Thurm,  der  so  manches  Jahrhundert  die 
Geschicke  der  altehrwürdigen  Stadt  an  sich  vorüber- 
ziehen sah,  nicht  abgetragen  zu  werden  braucht,  sou- 


Alle  Hölzer  werden  sodann,  sowie  sie  zugearbeitet 
sind,  an  Ort  und  Stelle  verlegt.  Ein  vorheriges  Abbinden 
und  Zusammenpassen  der  Konstruklionstheile  kennt  man 
gar  nicht  und  in  Folge  dessen  sind,  ganz  abgesehen  von 
der  massenhaften  Materialvergeudung,  die  Verbindungen 
der  einzelnen  Hölzer  nach  unseren  Begriffen  nicht  eben 
zünftig.  Zapfenverbindungen  sieht  man  verhältnissmässig 
selten,  häutig  dagegen  Ueberschneidungeu  und  Anblattung, 
was  bei  der  meist  bedeutenden  Stärke  der  Hölzer  ihrer 
Festigkeit  nicht  übermässig  Eintrag  thut;  Schwalben- 
schwanzverbindungen und  ähnliche  komplizirtere  Kon- 
struktionen sind  natürlich  ganz  unbekannt.  Die  gewöhn- 
lichste Verbindung  zweier  Hölzer  wird  durch  ein  oder 
zwei  sechszöllige  Eisennägel  hergestelll. 

Eine  besondere  Geschicklichkeit,  trotz  der  oben  be- 
schriebenen unbequemen  Stellung,  besitzt  der  Bosniak 
übrigens  in  der  Herstellung  der  Schindeln  für  die  Be- 
dachung. Dieselben  werden  mit  einem  Beile  aus  frischen 
Rothbuchenscheiten  gespalten,  haben  meist  eine  Länge 
von  3 — 4',  etwa  1'  Breite  und  iya"  Dicke.  Sie  sind 
an  der  einen  stärkeren  Seite  mit  einer  Nuth  versehen, 
während  sie  an  der  andern  Seite  keilförmig  zugeschärft 
sind.,  In  ähnlicher  Weise  werden  auch  die  zwischen  den 
Balken  diagonal  oder  rechtwinklich  eingeschobenen  Schal- 
bretter für  die  Holzdecken  in  den  Wohnräuinen  angefer- 
tigt. Was  die  übrigen  eigenthümlichen  Konstruktionen 
in  Holz  betrifft,  so  denke  ich  darauf  noch  später- 
hin bei  der  Beschreibung  einzelner  Gebäude  zuriiekzu- 
konnnen. 


An  Steinmaterialien  steht,  wenigstens  in  den  Theilen 
des  Landes,  die  ich  zu  besuchen  Gelegenheit  hatte,  fast 
überall  ein  sehr  feinkörniger,  weisser  und  röthlicher 
kristallinischer  Kalkstein  zu  Gebote,  der  den  Hauptstock 
der  Gebirge  bildet  und  z.  B.  in  der  Nähe  von  Serajewo, 
der  Provinzial-Hauptstadt,  in  vorzüglicher  Qualität  und  in 
mächtigen  Blöcken  gebrochen  wird.  Leider  versteht  man 
denselben  nicht  gut  zu  bearbeiten,  obgleich  er.  wie  ver- 
schiedene ältere  Beispiele  in  bosnischen  Klöstern  und 
Moscheen  zeigen,  sehr  wohl  politurfähig  wäre.  Zu  Ar- 
chitekturtheilen  wird  er  nur  selten,  in  Serajewo  und  ander- 
wärts dagegen  fast  ausschliesslich  zu  Grabsteinen  von  Juden, 
Christen  und  Türken  benutzt.  Seine  Hauptverwendung 
findet  er  gebrannt  zur  Mörtelbereitung  und  als  Anstrich 
für  die  mit  Lehm  abgeputzten  Holz-  oder  Fachwerks- 
wände. Auch  die  wenigen  massiven  Bauten  werden  höchst 
selten  in  natürlicher  Farbe  gelassen,  sondern  meist  all- 
jährlich frisch  abgeweisst.  Dem  Mörtel  setzt  man.  um  ihn 
magerer  zu  machen , in  Ermangelung  von  Sand  zer- 
schlagene Stückchen  ungebrannten  Kalk,  Lehm  oder  auch 
Hede  zu,  letztere  besonders  da,  wo  er  zum  Abputz  ver- 
wendet werden  soll.  Einen  ganz  guten  hydraulischen 
Mörtel  stellt  man  in  einigen  Theilen  des  Landes  her,  in- 
dem man  zu  einem  Theil  gebrannten  Kalk  etwa  drei 
Theile  einer  zwischen  dem  Kalkgestein  lagernden  rothen 
eisenhaltigen  Erde  zusetzt. 

Ferner  fehlt  es  auch  an  hinreichenden  Lagern  von 
brauchbarem  Thon  zur  Ziegelbereitung  nicht.  Meist 
werden  die  Ziegel  jedoch  im  Feldbrand  und  in  so  unge- 


479 


dern  Kunde  geben  soll  unseren  Kindern  und  Kindes- 
kindern von  der  Grösse  des  bürgerlichen  Gemeinsinns, 
der  ihn  erstehen  liess.“ 

Bei  den  Vorschlägen  zur  Herstellung  des  Bau- 
werks wurde  die  Kommission  von  Erwägungen  geleitet, 
wie  sie  seit  dem  unglücklichen  Brande  wohl  jeden  Kunst- 
freund bewegt  haben,  dass  nämlich  vor  Allem  zugleich  mit 
Ausführung  der  Herstellungsarbeiten  der  Ausbau  und  die 
Vollendung  des  monumentalen  Bauwerks  in  das  Auge 
zu  fassen  sei.  Die  allgemeinen  Gesichtspunkte  für  eine 
solche  Restauration  sind  in  dem  Berichte  der  Kommission 
zwar  enthalten,  die  Wichtigkeit  der  dabei  zur  Sprache 
kommenden  Fragen  veranlassten  dieselbe  jedoch,  den  An- 
trag zu  stellen,  noch  eine  Berufung  auswärtiger,  im 
gothischen  Monumentalstil  hervorragender  Techniker  vor- 
zunehmen. Diesen  Theil  ihrer  Aufgabe  daher  einer  spä- 
teren Ausarbeitung  vorbehaltend,  beschränkte  die  Kommis- 
sion sich  darauf,  über  diejenigen  Herstellungsarbeiten  zu 
berichten,  welche  die  Erhaltung  des  Bauwerks  bedingen. 

Bei  der  Kirche  und  ihren  Anbauten  erstrecken  sich 
diese  Arbeiten  vernehmlich  auf  die  Bedachungen,  wobei 
vor  Allem  zwei  Punkte  berücksichtigt  werden  müssen, 
einmal  die  Form,  welche  dern  monumentalen  gothischen 
Bau  entsprechen  muss,  dann  die  Unverbrennlichkeit  des 
zu  wählenden  Materials.  Die  Erledigung  des  ersten 
Punktes  einer  späteren  Vorlage  überlassend,  spricht  sich 
die  Kommission  in  Bezug  auf  das  Letztere  dahin  aus, 
sämmtliche  Dächer  in  Eisen  zu  konstruiren  und  denselben 
eine  geeignete  Metalldeckung  ohne  Holzunterlage  zu  ge- 
ben. Die  Mauern  und  Gewölbe  der  Kirche  bedürfen  im 
grossen  Ganzen  nur  der  Ausbesserungen,  nur  die  Gewölbe 
des  nördlichen  Seitenschiffes  des  Langhauses  werden  theil- 
weise  gänzlich  erneuert  werden  müssen,  ebenso  ist  hier 
die  Erhaltung  der  Umfassungsmauer  noch  sehr  in  Frage 
zu  stellen.  Die  vom  Feuer  beschädigten  Steinmetzarbeiten 
der  Kirche,  im  Innern  und  Aeussern  sind  in  geeigne- 
ter Weise  zu  restauriren  oder  gänzlich  zu  erneuern.  Die 
Verglasungen  der  Fenster  bedürfen  einer  umfassenden 
Reparatur,  ebenso  ist  der  Fussboden  der  Kirche  zu  er- 
neuern. 

Bei  den  Herstellungsarbeiten  des  Thurm  es  würde 
im  unteren  Geschosse  die  Restauration  der  beiden  Portale 
in  ihren  Steinmetz-  und  Bildhauerarbeiten,  sowie  Erneu- 
erung der  Thüren  in  stilgerechter  Weise  vorzunehmen 
sein.  Mit  der  Reparatur  des  Maasswerks  und  der  Dienste 
der  Fenster  wäre  auch  noch  die  Ausführung  des  im  Ori- 
ginalplan ausgesprochenen  äusseren  Maasswerks  zu  be- 


werkstelligen. Im  oberen  Geschoss  des  Thurmvierecks 
sind  die  gänzlich  zerstörten  inneren  Fenster profile  in  ihrer 
früheren  Form  wieder  herzustellen;  der  völlige  Ausbau 
dieser  Fensteröffnungen  durch  die  Ausführung  des  projek- 
tirten  Maasswerks  dürfte  wünschenswerth  erscheinen.  Das 
Rippengewölbe  im  Schluss  dieses  Geschosses  muss  durch 
ein  neues,  in  eben  derselben  Weise,  mit  ausgemanerten 
Feldern  in  sichtbarer  Konstruktion,  ausgeführtes  Gewölbe 
ersetzt  werden.  Die  Pfeiler  des  Achtecks  müssen  in  ihrer 
früheren  Form  wieder  hergestellt  werden,  die  Verluste 
ihrer  Masse  sind  den  Schichten  entsprechend  aus  Qnadern 
derselben  Steingattung  zu  ersetzen.  Die  Ausführung  des 
im  Originalplan  angegebenen  Fenstermaasswerks  wäre 
hierbei  nicht  nur  in  architektonischer,  sondern  auch  na- 
mentlich in  konstruktiver  Beziehung  als  eine  wirksame 
Verspannung  der  sehr  schlanken  Pfeiler  besonders  zu 
empfehlen.  Insbesondere  glaubt  jedoch  die  Kommission 
auf  eine  nothwendige  Verbesserung  der  Verankerungen 
der  Pfeiler  hinweisen  zu  müssen,  um  den  schädlichen  Ein- 
wirkungen derselben  vorzubeugen.  Die  beschädigten  Stre- 
bepfeiler des  Achtecks  sind  ihrer  Architektur  gemäss  auf 
das  Gründlichste  herzustellen,  und  da  dieselben  mittelst 
der  Strebebögen  die  schlanken  Pfeiler  des  Achtecks  unter- 
stützen, so  glaubte  die  Kommission  zur  grösseren  Sicherung 
der  letzteren  die  Ausführung  der  im  Originalplan  projek- 
tirten  zweiten  Strebebögen  vorschlagen  zu  müssen.  Statt 
der  zerstörten  Holzkonstruktion  im  Innern  des  Achtecks 
ist  zum  Tragen  der  Glockenstühle  eine  Eisenkonstruktion 
anzubringen.  Bei  den  Herstellungsarbeiten  der  Kuppel 
fragt  es  sich,  ob  dieselbe  wieder  als  Wohnung  für  den 
Thürmer  oder  nur  zum  zeitweisen  Aufenthalt  desselben 
ausgebaut  werden  soll ; der  Innenbau  samrat  dem  Gebälke 
müsste  dann  in  unverbrennlichem  Material  konstruirt  werden. 
Die  beschädigten  Rippen  würden  in  geeigneter  Weise  zu 
repariren  sein.  Endlich  erklärte  die  Kommission,  dass 
die  Kuppel  bei  einer  geeigneten  Verstärkung  wohl  fähig 
sei,  den  Aufbau  des  im  Originalplan  enthaltenen  Thürm- 
chens  auf  derselben  tragen  zu  können. 

Zum  Schlüsse  weist  der  Bericht  darauf  hin,  dass  alle 
Vorsichtsmaassregeln  und  Sicherungen  des  Baues  durch 
unverbrennliche  Bestandtheile  doch  keinen  genügenden 
Schutz  bieten  würden , so  lange  bei  einem  ausbrechenden 
Brande  die  Flammen  der  angrenzenden  Häuser  das  Bau- 
werk erreichen  können,  und  dass  daher  auch  aus  diesem 
Grunde  die  schon  in  ästhetischer  Hinsicht  gebotene,  weit- 
greifende Freilegung  des  Doms  erfolgen  müsse. 

(Schluss  folgt.) 


nügender  Qualität  hergestellt,  dass  man  es  den  Bauherren 
nicht  verdenken  kann,  wenn  sie  die  Steine  lieber  luft- 
trocken verwenden  und  sich  die  Mühe  des  Brennens 
sparen.  Ziegeldächer,  wo  sie  vorhanden  sind,  werden 
gewöhnlich  auf  Schindelschaalung,  meist  ohne  Mörtel, 
mit  Hohlziegeln  eingedeckt.  In  Folge  dessen  müssen  sie, 
damit  die  Ziegel  nicht  herabrutschen,  eine  bedeutend 
flachere  Neigung  als  die  meist  sehr  steilen  Schindel- 
dächer haben  und  sind  dadurch  wieder  für  das  dortige 
Klima  unpraktisch,  weil  bedeutendere  Schneemassen  im 
Winter  einen  zu  starken  Druck  auf  den  Dachstuhl  aus- 
iiben , dessen  Konstruktion  hierauf  auch  nicht  im  Min- 
desten berechnet  ist.  Mit  Recht  zieht  man  deshalb  dieser 
Art  von  Ziegeldächern  ein  gutes  Schindeldach  noch  vor. 

Metall  wird  zu  Konstruktionstheilen  verhältnissmässig 
in  sehr  geringen  Mengen  angewendet.  Nur  die  Kuppeln 
der  Moscheen  und  die  Spitzen  der  Minarets  sind  ge- 
wöhnlich mit  Weissblech,  neuerdings  auch  mit  Zink  ein- 
gedeckt. 

Wenn  ich  nunmehr,  um  ein  möglichst  getreues  Bild 
der  Art  und  Weise  der  üblichen  Bauausführung  geben  zu 
können,  mehr  oder  weniger  auf  bestimmte  Beispiele  ein- 
gehen  will,  die  ich  kennen  lernte,  so  bietet  sich  mir  zu- 
nächst als  ein  besonders  frappantes  Beispiel  aus  dem  Ge- 
biete des  Hochbaus  der  Bau  einer  Kaserne,  den  ich  zu 
Derbend,  einer  der  ersten  Ortschaften  der  Türkei,  die  ich 
betrat,  ziemlich  eingehend  zu  besichtigen  die  Gelegenheit 
hatte. 

Der  Oberst  des  Kavallerieregiments,  für  welches  das 


Gebäude  bestimmt  war,  als  solcher  Oberleitender  des 
Baues,  empfing  uns  auf  einem  aus  Balken  und  Bohlen 
improvisirten  Divan,  von  dem  aus  er  bei  Tschibuk  und 
Kaffee  seine  Anordnungen  für  den  Bau  traf.  Einer  der 
Herren  Stabsoffiziere,  der  die  Pläne  dazu  entworfen  und 
(nach  unsern  Begriffen  freilich  etwas  skizzenhaft)  zu  Pa- 
pier gebracht  hatte,  leitete  die  technische  Ausführung, 
während  die  Handarbeiten  grösstentheils  von  den  Soldaten 
selbst  ausgeführt  wurden.  Dadurch  kommen  derartige 
Bauten  dem  Fiskus  natürlich  verhältnissmässig  billig  zu 
stehen.  Nur  zur  Ausführung  der  feineren  Tischlerar- 
beiten, Thüren,  Fenster  etc.  waren  geschulte  Handwerker, 
meistentheils  aus  den  angrenzenden  österreichischen  Pro- 
vinzen herangezogen. 

Das  Hauptgebäude  selbst  bildet  ein  Rechteck  von 
etwa  250'  Front  und  60'  Tiefe.  In  dem  mittleren  Theile 
befindet  sich  ein  durch  die  Tiefe  des  Gebäudes  durch- 
gehender breiter  Flur,  der  zugleich  die  Treppen  nach  dem 
oberen  Geschoss  enthält  und  den  einzigen  Ausgang  aus 
sämmtlichen  Stallräumen  bildet.  Diese  sind  nämlich  in 
dem  untern  Geschoss  zu  beiden  Seiten  des  Flures  ange- 
legt und  jeder  derselben  ist  auf  100  Pferde  berechnet, 
welche  in  vier  Längsreihen  an  hölzernen  Krippen  ohne 
Raufe  stehen,  während  zwei  6'  breite  Gänge  hinter  den 
je  12'  tiefen  Ständen  der  Pferde  entlang  führen.  Im 
obern  Geschoss  befinden  sich,  von  dem  durchgehenden 
Mittelkorridor  aus  zugänglich,  in  grossen  Sälen  die  Wohn-, 
resp.  Schlafräume  der  Soldaten.  Das  Möblement  der- 
selben besteht  natürlich  nur  in  der  üblichen,  als  Stuhl, 


480 


Chicago  und  seine  lläiiserhehnng. 


Ueber  die  durch  ihre  Lage  und  ihren  bedeutenden 
geschäftlichen  Verkehr  so  interessante  Stadt  Chicago  im 
Staate  Illinois  ist  zwar  schon  in  den  verschiedensten 
Journalen  berichtet  und  ist  unter  den  dortigen  kühnen 
und  gewaltigen  technischen  Ausführungen  vor  Allen  auch 
die  im  grossartigsten  Maasstabe  unternommene  Häuser- 
hebung  bekannt  geworden:  an  einer  technisch  klaren  und 
richtigen  Darstellung  dieses  Unternehmens  hat  es  jedoch, 
soviel  dem  Unterzeichneten  bekannt  geworden  ist,  bis  jetzt 
gefehlt.  Um  eine  solche  zu  erhalten,  ist  derselbe  mit 
einem  dortigen,  früher  in  Berlin  ansässigen  Architekten 
in  Verbindung  getreten,  dessen  freundlicher  Mittheilung  er 
die  nachstehenden  Notizen  im  Wesentlichen  verdankt. 

Bevor  jedoch  an  den  eigentlich  technischen  Bericht 
gegangen  werden  kann,  wird  es  nothwendig  sein  ein  kurzes 
Bild  von  der  Entwickelung  und  der  gegenwärtigen  Be- 
deutung Chicagos  zu  entwerfen;  denn  nur  aus  diesem  wird 
es  verständlich  werden,  welche  Gründe  eine  so  ausserge- 
wöhnliche,  nach  europäischen  Verhältnissen  gemessen  gar 
nicht  zu  begreifende  Maassregel,  wie  die  Höherhebung 
ganzer  Stadttheile,  veranlassen  konnte. 

Chicago,  am  Michigan-See  und  zwar  am  Ausfluss  des 
Chicago,  eines  im  Uebrigen  sehr  unbedeutenden  Flusses 
belegen,  zählte  kurz  nach  seiner  Gründung  im  Jahre 
1830 : 70  Einwohner,  zehn  Jahre  später  1840:4853  Ein- 
wohner — 1845  : 12088  Einw.  — 1850  : 29963  Einw.  — 
1860  : 110973  Einw.  — 1865  : 178900  Einw.  — im  Jahre 
1867  endlich,  also  noch  nicht  40  Jahre  nach  seiner  Grün- 
dung, 230000  Einwohner.  — Welche  Gründe  ein  so  ra- 
pides Wachsthum  veranlasst  haben,  kann  hier  nicht  näher 
erörtert  werden,  zunächst  jedenfalls  die  für  den  Handel 
äusserst  günstige  Lage  der  Stadt. 

Ein  Kanal,  welcher  1836  angefangen  und  1848  voll- 
endet wurde,  verbindet  Chicago  mit  dem  Illinois;  derselbe 
ist  namentlich  deshalb  von  Wichtigkeit  für  den  Handel, 
weil  er  die  Verbindung  mit  dem  Mississipi- Missouri -Ge- 
biet herstellt.  Die  erste  Eisenbahn  nach  Eigin  wurde 
erst  1850  gebaut.  Jetzt  verbindet  ein  Eisenbahnnetz  von 
fast  5000  Meilen  Chicago  mit  dem  ganzen  Illinois-Staat, 
mit  16  Handelsplätzen  am  Mississippi  und  Missouri,  mit  den 
Prairien  von  Jowa,  Wisconsin,  Minnesota  und  Missouri,  auf 
3 Wegen  endlich  mit  den  atlantischen  Städten  und  erstreckt 
sich  fast  bis  zur  Minenregion  des  Superiorsees.  Ein  nicht 
minder  lebhafter  Verkehr  findet  zu  Wasser  Statt,  denn 
904  Fahrzeuge  (77  Dampfschiffe,  827  Segelschiffe)  mit 


10000  Matrosen  vermitteln  den  Handel  der  Städte  an 
den  Binnenseen. 

An  Wichtigkeit  voran  steht  der  Getreidehandel. 
Die  Ausfuhr  Chicagos  betrug  im  Jahre  1838:78  Bushel 
Getreide  — 1853  : 6,500000  B.  — 1854  : 12,932320  B. 
— 1860:31,108759  B.  — 1861  : 50,481862  B.  — 1862: 
I 56,484110  B.  — im  Kriegsjahr  1864  : 47,124494  Bushel. 
(1  Bushel  = 0,6613  preussische  Scheffel).  17  Elevators 
heben  das  Getreide  in  Magazine,  von  wo  es  sofort  ver- 
laden wird.  Der  geschäftliche  Verkehr  zwischen  Liefe- 
ranten und  Spediteuren  findet  dabei  fast  ausschliesslich 
durch  Anweisung  über  Qualität  und  Quantität  seine  Er- 
ledigung. 

Nächstdem  hat  der  Viehhandel  sehr  bedeutende  Di- 
mensionen angenommen.  Täglich  passiren  Chicago  1000 
Stück  Rindvieh,  die  vom  Westen  nach  dem  Osten  gehen;  in 
den  drei  für  Verpackung  von  Schweinefleisch  geeigneten 
Wintermonaten  1863  wurde  daselbst  das  Fleisch  von 
904,659  Schweinen  verpackt.  — Zur  Aufnahme  des  Viehes 
sind  grosse  Viehhöfe  (stock  yards)  angelegt,  welche  im 
März  1867  vollendet  wurden  und  2 Millionen  Doll.  Kosten 
verursacht  haben.  Es  sind  darin  vollständige  Stallungen 
für  20000  Stück  Rindvieh  und  überdachte  Stallräume  für 
75000  Schweine  und  20000  Schaafe  vorhanden.  Kein 
Donnerstag  ist  seit  der  Eröffnung  vergangen  ohne  dass 
sie  gefüllt  gewesen  wären.  Die  Hauptstrasse  dieses  grössten 
Viehhofes  der  Welt,  die  ihren  Namen  mit  dem  ßroadtvay 
New-Yorks  theilt,  ist  1 Meile  lang  und  75' breit.  An  hervor- 
ragenden Gebäuden  zählt  derselbe  das  Houghhaus  (Hotel 
für  Viehhändler,  für  200  Gäste  eingerichtet  und  Bankhaus, 
welches  täglich  500000  Doll,  einnimmt  und  auszahlt), 
Telegraphenbureaux  u.  A. 

Erwähnt  sei  endlich  noch  der  Versand  von  Nutz- 
holz nach  den  Prairien;  1866  verkaufte  Chicago  614  Mill. 
laufende  Fuss  Nutzholz. 

Doch  mag  es  mit  dieser  Schilderung  genug  sein.  Bei 
Anlage  der  Stadt  war  selbstverständlich  an  eine  so  bedeu- 
tende Vergrösserung  nicht  gedacht  worden  und  war  sie  für 
eine  solche  nichts  weniger  als  günstig;  denn  da  der  Michigan 
See  in  einer  Hochebene  liegt,  die  sich  nach  Süden  und 
Westen  abdacht,  so  befand  sich  das  Terrain  der  Stadt  mit 
‘ dem  Niveau  des  Sees  in  einer  Höhe,  stellenweise  sogar 
noch  niedriger  als  dieses.  Auf  eine  Entwässerung,  die 
unter  solchen  Umständen  unmöglich  war,  hatte  man  mit 
amerikanischer  Sorglosigkeit  nicht  eher  Rücksicht  genom- 


Bett  und  Tisch  benutzten  rings  an  den  Wänden  herum- 
laufenden Estrade.  Selbst  auf  Heizungsanlagen  war  trotz 
des  ziemlich  rauhen  Klimas  nicht  weiter  Bedacht  ge- 
nommen, denn  im  Felde,  erwiderte  man  mir  auf  meine 
Frage,  könne  der  Soldat  ja  doch  auch  keinen  Ofen  mit- 
nehmen! Möglich  dass  die  nach  oben  dringende  Stall- 
wärme diesem  Uebelstande  abhelfen  wird. 

Auffallend  ist  neben  dieser  sparsamen  Ausstattung 
die  ganz  unglaubliche  Verschwendung  von  Material,  die 
als  eine  ganz  natürliche  Folge  der  mangelhaften  Konstruk- 
tion überall  zu  Tage  tritt.  Das  Gebäude  selbst  ruht,  da 
der  Baugrund  ziemlich  sumpfig  ist,  auf  einem  stehenden 
Rost;  in  welcher  Weise  derselbe  jedoch  konstruirt  war, 
liess  sich  nicht  mehr  ermitteln,  doch  sollten,  wie  der  Herr 
Rittmeister  mir  mit  Genugthuung  versicherte,  die  Pfähle 
drei  Manneslängen  tief  eingerammt  sein.  Die  Mauern 
des  untern  Geschosses  sind  ca.  3 — 4'  stark  in  Back- 
steinen ausgeführt  und  in  ziemlich  fettem  Kalkmörtel, 
aber  ohne  jeden  regelmässigen  Verband,  gemauert.  Die 
Balkenlage  wird  durch  fünf  starke,  mindestens  zwölf- 
zöllige Unterzüge,  die  noch  durch  ebenso  starke  Sattel- 
hölzer unterstützt  sind,  getragen,  und  in  ähnlicher  Weise 
ist  auch  die  Balkenlage  für  das  obere  Geschoss  konstruirt, 
dessen  Zwischenwände  ganz  in  Holz  ausgeführt  sind.  Die 
Konstruktion  des  Daches,  eine  Art  dreisäuliges  Hänge- 
werk ist  hingegen  trotz  der  auch  hier  vielfach  zu  Tage 
tretenden  unnöthigen  Materialverschwendung,  eine  ratio- 
nellere als  man  sie  gewöhnlich  bei  den  dortigen  Ge- 
bäuden findet.  Selbst  an  diagonalen  Verstrebungen  fehlt 


es  demselben  nicht  ganz,  während  im  Allgemeinen  die 
bei  uns  so  beliebten,  ja  oft  für  unerlässlich  erklärten 
Kopfbänder  eine  dem  Bosniaken  fast  vollkommen  unbe- 
kannte Erfindung  zu  sein  scheinen. 

Die  etwa  15'  breite  Oeffnung  des  Thorweges  ist  mit 
Hausteinen  in  einem  Stichbogen  überwölbt,  desgleichen 
die  Fenster  in  Backsteinen,  doch  haben  dieselben  nach 
aussen,  wie  der  Oberst  mir  sagte,  der  Billigkeit  halber, 
(um  nämlich  die  gebogenen  Fensterrahmen  zu  ersparen), 
einen  geraden  Sturz  erhalten.  Von  Kunstformen  findet 
sich  an  dem  ganzen  Gebäude,  abgesehen  von  einem  ver- 
krüppelten Kämpfergesims  an  der  V ülbung  des  Thor- 
weges, keine  Spur.  Der  Bau  der  Nebengebäude,  die  sich 
nach  dem  Hofe  zu  an  dieses  Frontgebäude  an  zwei  Seiten 
anschli essen  sollten  und  dazu  bestimmt  sind,  die  1 utter- 
kammern.  Küchen,  Bäder  und  sonstige  V irthschaftsräume 
aufzunehmen,  war  noch  nicht  begonnen,  doch  werden 
dieselben  jedenfalls  ganz  in  derselben  Weise  ausgeführt 
werden. 

Uebrigens  erschien  der  Umstand,  dass  jenes  15'  breite 
Thor  für  Menschen  und  Vieh  den  einzigen  Ausweg  bil- 
dete, besonders  für  den  Fall  einer  Feuersgefahr  auch  dem 
kommandirenden  General  der  Provinz,  der  die  Revision 
der  Bauzeichnungen  zu  besorgen  hatte,  zu  bedenklich, 
und  wollte  derselbe  anordnen,  dass  nachträglich  an  der 
Hoffront  noch  einige  Thüren  durchgebrochen  werden 
sollten. 

(Fortsetjung  folgt.) 


481 


men,  als  bis  die  Dimensionen  der  Stadt  bereits  so  gross 
geworden  waren,  dass  an  eine  Verlegung  derselben  nicht 
mehr  zu  denken  war.  Und  diese  Lebensfrage  war  es, 
welche  demnächst  zu  dem  kurzen  Entschlüsse  führte,  zur 
Beseitigung  der  bestehenden  Mängel  ganze  Strassen 
und  Stadttheile  zu  erhöhen. 

Was  blieb  den  Besitzern  von  Gebäuden  an  solchen 
zu  erhöhenden  Strassen  übrig,  wenn  sie  ihre  Gebäude 
nicht  bedeutend  entwerthet  sehen  wollten , — so  schreibt 
unser  Gewährsmann  — als  ihre  Häuser  dem  neuen  Ni- 
veau entsprechend  mit  in  die  Höhe  zu  bringen?  Die 
Arbeiten  wurden  ausgeführt.  Hier  muss  freilich  bemerkt 
werden,  dass  die  Schwierigkeiten  derselben  nicht  so  gross 
waren,  wie  dies  in  einer  entsprechenden  europäischen 
Stadt  der  Fall  sein  würde,  weil  noch  sämmtliche  Strassen 
Chicagos  nicht  gepflastert  sind.  Nach  Vollendung  dieser 
ersten  Arbeiten,  durch  welche  das  Terrain  etwa  um  4' 
erhöht  worden  war,  kam  man  indessen  zu  der  Einsicht, 
dass  das  erzielte  Resultat  noch  keineswegs  genügend  sei, 
und  ohne  sich  weiter  zu  besinnen  wurde  eine  weitere  Er- 
höhung von  3'  beschlossen  und  ausgeführt.  Daher  kommt 
es,  dass  an  verschiedenen  Gebäuden  zweimal  die  Kraft  der 
Schraube  probirt  werden  musste. 

So  wurden  denn  gleichzeitig  ganze  Blocks , die  meis- 
ten Gebäude  der  Lake -Street,  eine  der  frequentesten  und 
schönsten  Strassen  Chicagos,  gehoben.  Gleichzeitig 
• deswegen,  weil  es  durchweg  üblich  ist,  dass  zwei  neben 
einander  liegende  Gebäude  eine  gemeinschaftliche  Zwischen- 
wand als  Brandmauer  haben,  die  zum  Auflegen  der  Balken 
beider  Gebäude  benutzt  wird.  Balken  werden  überhaupt 
nie  auf  die  Fronten,  sondern  stets  parallel  mit  diesen 
verlegt,  was  seinen  Grund  darin  findet,  dass  die  einzelnen 
Parzellen  (Lots')  bis  höchstens  30',  meist  indessen  nur  25 1 
in  der  Front  messen  und  daher  dem  Gebäude  das  an  Tiefe 
ersetzt  wird,  was  ihm  an  Frontabmessung  fehlt.  Es  wurde 
z.  B.  ein  Block , bestehend  aus  ca.  40  einzelnen,  hohen 
Gebäuden  mit  massiven  Stockwerken,  um  7 Fuss  gehoben; 
die  früheren  Keller  dieses  Gebäudes,  zu  denen  man  viel- 
leicht auf  10  Stufen  hinunter  steigen  musste,  sind  zu  ele- 
ganten Verkaufslokalen  zu  ebener  Erde  umgewandelt. 
Allerdings  tragen  verschiedene  dieser  Gebäude  die  Spuren 
noch  an  sich  , dass  ihr  Untergeschoss  ursprünglich  andern 
Zwecken  gedient  hat,  als  heut.  Wieder  andere  Gebäude, 
welche  ursprünglich  ohne  Kellergeschoss  waren,  erhielten 
ein  solches  von  7'  Höhe. 

Die  Hebung  selbst  der  kolossalsten  Gebäude  in  Chi- 
cago, des  Tremonthouse,  des  Briggs  Hotel , der  Metropolitan 
Hall  und  viele  andere  geben  Zeugniss,  dass  die  Amerika- 
ner nicht  leicht  vor  einer  Schwierigkeit  zurück  schrecken. 
Briggs  Hotel  z.  B.,  ein  Eckgebäude  von  6 Stockwerken 
Höhe  und  150 — 200  Fuss  Front,  wurde  vor  2 Jahren  um 
18"  gehoben,  welche  Arbeit  in  ca.  6 Wochen  vollständig 
ausgeführt  wurde.  Hierbei  ist  aber  zu  bemerken,  dass 
sämmtliche  Gebäude,  selbst  die  grössten,  nur  massive  Um- 
fassungswände haben,  während  alle  inneren  Wände  aus 
Holz  bestehen , und  dass  es  üblich  ist,  Schornsteinröhren 
getrost  auf  hölzerne  Konsolen  in  diesen  Holzwänden  auf- 
zubauen, mithin  die  Last  eines  in  dieser  Art  konstruirten 
Gebäudes  nicht  entfernt  derjenigen  gleich  kommt,  welche 
ein  gleich  grosses  in  Berlin  haben  würde. 

Allgemein  üblich  ist  übrigens,  selbst  bei  Gebäuden  von 
sechs  Stockwerken,  die  Umfassungswände  nur  12"  stark  auf- 
zuführen, welche  letztere,  beiläufig  gesagt,  noch  dazu  in 
dem  alten  englischen  Verband  konstruirt  sind,  bei  welchem 
bekanntlich  immer  erst  die  achte  Schicht  eine  Strecker- 
schicht ist,  alle  anderen  dazwischen  liegenden  aber  Läufer- 
schichten sind , bestehend  aus  dreimal  hinter  einander 
verlegten  4 breiten  Läutern.  Wird  nun  ausserdem  auf 
ein  sauberes  äusseres  Mauerwerk  Rücksicht  genommen 
und  die  Aussenseite  mit  gepressten  Steinen  verblendet, 
so  ist  diese  4 " breite  Läuferverblendung,  mit  den  dahinter 
liegenden  Steinen  durch  nichts  als  nur  durch  den  allerdings 
sehr  guten  Mörtel  verbunden  , bis  zum  Hauptgesims  aus- 
geführt. 

Gleichviel  indessen,  welche  Schwere  ein  Gebäude 
haben  mag;  der  Kraft  der  Schraube  muss  Alles  weichen, 
ln  beisteheuder  Skizze  sind  die  zur  raising  (Hebung) 


der  Gebäude  benutzten  Schraubensätze  dargestellt.  Es  wer- 
den von  denselben  (Fig.  1)  an  die  massiven  Umfassungs- 
wände des  zu  hebenden  Gebäudes  so  viele  angesetzt,  als 
eben  nur  Platz  finden,  und  zwar,  wenn  möglich,  eine 
neben  die  andere.  Bei  einem  Eckhause  von  25'  Länge 


Fig.  2.  Fig.  4.  Fig.  3. 


Zoll  12  9630  1 2 3 4 Fuss. 

an  der  einen  Front  und  ca.  80'  an  der  andern,  dienten 
160  Schrauben  ausserhalb  und  ebensoviele  innerhalb  der 
Kellermauern  zur  Hebung.  Ebenso  waren  die  mit  a be- 
zeichneten  Tragebalken  in  möglichster  Anzahl  angebracht, 
was  sich  selbstredend  nach  der  Länge  der  Frontpfeiler 
richtet.  Andernfalls  werden  dieselben  bei  vollen  Wänden 
in  der  Regel  (ns  4'  von  einander  entfernt  durch  die  Mauer 
verlegt.  Sind  nun  alle  Tragebalken  gegen  die  Unterlags- 
hölzer und  das  darüber  befindliche  Mauerwerk  ordentlich 
verkeilt,  sind  ferner  die  in  Fig.  2 dargestellten  Schrauben, 
welche  zur  Unterstützung  der  über  den  Schaufenstern 
liegenden  entweder  steinernen  oder  hölzernen  Träger 
verwendet  werden,  fest  angezogen  und  bei  Thür-  und 
Fenster  - Oeffnungen  durch  die  in  Fig.  3 angedeutete 
Schraubengattung  die  Anschläge,  wo  solches  nöthig  ist, 
gegen  einander  gesteift,  so  beginnt  die  möglichst  gleich- 
zeitige Drehung  der  Schrauben.  Ein  Arbeiter  hat  in  der 
Regel  nicht  mehr  als  höchstens  12  Schrauben  zu  ver- 
sehen und  geht  ein  solcher  mit  einer  4'  langen,  zollstarken, 
runden,  eisernen  Stange  von  einer  zur  andern,  beim  je- 
desmaligen Durchgehen  seiner  ihm  überwiesenen  Anzahl 
jede  Schraube  einen  halben  Gang  herum  drehend.  Das 
Kommando  zum  Beginnen  des  Drehens  geschieht  durch 
ein  helltönendes  Pfeifensignal  des  Foreman  (Polier).  Lautlos 
erhebt  sieb  das  von  seinen  Bewohnern  natürlich  nicht 
verlassene  Gebäude  mit  seinen  Verkaufs  - Lokalen  und 
Waarenlagern.  — Mit  völliger  Ruhe  sitzt  die  candy 
schwelgende  Lady  in  ihrem  rocking  chair  am  Fenster,  gar 
nichts  Merkwürdiges  darin  findend,  dass  zwei  oder  drei 
Stockwerke  unter  ihr  dem  Gebäude  das  Fundament  ent- 
zogen ist,  und  mit  ebenso  grosser  Ruhe  streckt  der  Yankee 
seine  langen  Beine  auf  seinem  Tisch  aus,  dem  Genüsse 
des  vielbeliebten  Tabaksaftes  mit  ewig  bewegten  Kinn- 
backen sich  hingehend. 

Es  wurde  beim  Heben  eines  Gebäudes  beobachtet, 
dass  jede  Schraube  eine  halbe  Umdrehung  in  durchschnitt- 
lich 5 Minuten  macht  und  dass  dieses  Gebäude  an  einem 
aus  10  Stunden  bestehenden  Arbeitstag  um  12"  in  die 
Höhe  gebracht  wurde.  Das  Resultat  ist  deswegen  wohl 
nicht  erheblicher,  weil  es  eine  geraume  Zeit  erfordert  bis 
die  Unterlagen  etc.  bis  zu  dem  Grade,  wo  sie  erst  Wider- 
stand leisten,  zusammengedrückt  sind. 

Es  wurden  gewöhnlich  kieferne  Hölzer  zu  Unterlagen 


482 


und  Traghölzern  verwendet,  ebenso  zu  den  Theilen,  welche 
den  Schrauben  zur  Aufnahme  dienen  und  in  welche  die 
Muttern  eingelassen  sind , wie  die  Skizze  zeigt.  Höher 
als  16  bis  18"  werden  die  Schrauben  nicht  gedreht;  denn 
werden  die  Gebäude  höher  gehoben,  so  wird  je  die  zweite 
Schraube  entfernt,  ein  neues  Unterlager  gelegt  und 
auf  diesen  auf’s  Neue  gestellten  Schrauben  die  Hebung 
fortgesetzt,  bis  die  andere  Hälfte,  die  stehen  geblieben, 
frei  geworden  ist  und  dann  auch  höher  gestellt  werden 
kann,  worauf  wieder  die  Arbeit  mit  der  ganzen  Anzahl 
der  Schrauben  fortgesetzt,  wird.  Die  Schrauben  selbst, 
Fig.  4,  sind  gut  gearbeitet,  haben  bei  21/a/i  Durchmesser 
eine  Länge  von  2'  und  auf  1 Fuss  24  Gänge,  welche  nach 
der  Skizze  geformt  sind. 

Noch  zu  bemerken  ist,  dass  es  zu  dieser  Arbeit  ein 
ganz  besonders  ausgebildetes  Handwerk  der  House  Mover 
and  Baiser  giebt,  die  auf  die  bedeutendsten  Arbeiten  vor- 
bereitet sind,  da  es  vorkommt,  dass  bis  zu  2000  Schrauben 
und  mehr  au  einer  Hebung  erforderlich  sind. 

G.  Knoblauch. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Hannover.  — 

Die  Sitzung  des  Vereins  am  7.  Oktober  c.  wurde  von  dem 
Vorsitzenden  mit  Mittheilungen,  die  inneren  Angelegenheiten 
des  Vereins  betreffend,  eröffnet.  Nachdem  hierauf  die  Ab- 
stimmung über  die  Aufnahme  dreier  neuer  Mitglieder  voll- 
zogen worden,  gab  Hr.  Professor  Rühlmann  Mittheilungen 
bezüglich  des  grossen  Amsterdamer  Kanals. 

Derselbe  ist  bestimmt,  eine  direkte  Verbindung  des  unmit- 
telbar vor  Amsterdam  gelegenen  schmalen  Theiles  des  Zuider- 
See’s,  das  „Y“  genannt,  mit  der  Nordsee  herzustellen.  Die 
Dauer  der  Fahrt  von  Amsterdam  bis  in  die  offene  Nordsee, 
welche  jetzt,  da  der  Zuider-See  der  Schiffahrt  nicht  genü- 
gende Sicherheit  und  den  meisten  Schiffen  auch  nicht  ausrei- 
chende Wassertiefe  bietet,  durch  den  grossen  Nordholländi- 
schen Kanal  stattfindet,  soll  hierdurch  um  ca.  24  Stunden 
abgekürzt  werden.  Die  bis  jetzt  in  Angriff  genommenen 

Arbeiten  bestehen  in  der  Herstellung  des  Kanals  durch  die 
Dünen  zwischen  Velzen  und  Beverwijk,  in  der  Eindämmung 
des  Wijker  Meeres,  in  der  Erbauung  von  Schleusen  in  grossen 
Dimensionen  nahe  den  Dünen  der  Nordsee  und  an  der  Mün- 
dung des  Y in  den  Zuider-See,  sowie  in  der  Anlage  eines 
Hafens  vor  der  Mündung  des  Kanals  in  die  Nordsee.  Die 
Gesammtlänge  des  Kanals  beträgt  ca.  23000  Meter,  seine 
grösste  Breite,  im  Wasserspiegel  gemessen,  60  Meter,  die 
durchschnittliche  Wassertiefe  7,5  Meter,  so  dass  sich,  bei 
zweifüssiger  Anlage  der  Böschungen,  die  grösste  Breite  der 
Kanalsohle  zu  30  Meter  ergiebt.  Die  Molen  zur  Bildung  des 
Hafens  erhalten  eine  Länge  von  ca.  1500  Meter;  die  Herstel- 
lung derselben  aus  künstlich  gebildeten  regelmässigen  Blöcken 
ist  die  bei  den  neueren  Bauten  in  den  französischen  Häfen 
der  Nordsee  im  Allgemeinen  übliche.  Für  den  Transport  der 
Erdmassen  zur  Herstellung  des  Kanals,  welcher  auf  sehr  grosse 
Entfernungen  stattfinden  muss,  ist  eine  schmalspurige  Eisen- 
bahn angelegt,  auf  welcher  durch  entsprechend  gebaute  Loko- 
motiven die  Erdtransportzüge  bewegt  werden.  Die  Gesammt- 
kosten  der  Anlage  sind  auf  27  Millionen  holländische  Gulden 
veranschlagt ; die  holländische  Regierung  hat  für  etwa  die 
Hälfte  dieser  Summe  eine  4'/»prozentige  Zinsgarantie  über- 
nommen, auch  eine  Unterstützung  in  Höhe  von  21/»  Millionen 
Gulden  zugesagt;  der  Gesellschaft  des  Unternehmens,  an  deren 
Spitze  des  Londoner  Bankhaus  H.  Lee  & Sohn  steht , fallen 
ferner  die  durch  die  Kanalanlage  in  dem  Wijker  Meere  und 
dem  Y gewonnenen  Ländereien  zu.  Der  ganze  Kanal  wird 
voraussichtlich  im  Jahre  1875  vollendet  werden. 

Am  Schlüsse  dieses  Vortrages  erläuterte  Hr.  Rühlmann 
noch  eine  sehr  sinnreiche,  nach  dem  Prinzip  der  Zentrifugal- 
Pumpen  konstruirte  Vorrichtung  an  den  bei  den  erwähnten 
Arbeiten  im  Gebrauch  befindlichen  Baggermasehiuen  zur  Be- 
seitigung der  ausgebaggerten  Massen. 

Die  wieder  auf  die  Tagesordnung  gestellten  „ Mitthei- 
lungen über  die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure“  fielen  wiederum  aus.  Hr.  Baurath  v.  Kaven  gab 
hierauf  einige  Erläuterungen  über  Photolithographie  nach  der 
Natur,  unter  Vorlage  mehrer  sehr  gelungener  Produkte  des 
Photographen  Schwab  zu  Hannover.  — n. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
31.  Oktober  1S68.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmauu;  anwesend 
147  Mitglieder  und  13  Gäste. 

Nachdem  sich  eiu  Theil  der  Gäste,  diesmal  in  ungewöhn- 


lich grosser  Zahl,  zum  Zwecke  ihrer  Aufnahme  in  den  Ver- 
ein vorgestellt  hatte,  machte  der  Vorsitzende  neben  mehren 
unwesentlicheren  geschäftlichen  Anzeigen  die  erfreuliche  Mit- 
theilung, dass  es  den  Bemühungen  des  Vorstandes  endlich 
gelungen  sei,  für  die  Sitzungen  des  diesmaligen  Winters  ein 
geräumigeres  Lokal,  die  Aula  der  Friedrichsstädtischen  Re- 
alschule, Kochstrasse  No.  66,  zur  Miethe  zu  erhalten  und  dass 
bereits  die  nächste  Versammlung  dort  abgehalten  werden 
solle. 

Hr.  Blankenstein  begann  hierauf  einen  längeren  Vor- 
trag über  die  von  ihm  aufgenommene  Marienburg.  Indem 
wir  uns  Vorbehalten  eventuell  auf  denselben  zurückzukommen, 
wenn  er  beendet  sein  wird  und  wir  im  Stande  sein  werden, 
unsere  Mittheilung  durch  einige  Darstellungen  zu  erläutern, 
wollen  wir  für  heute  nur  anführen,  dass  der  Vortragende  nach 
einem  Abriss  der  Geschichte  des  deutschen  Ordens  und  seiner 
Wirksamkeit  in  Preussen  zunächst  eine  allgemeine  Beschrei- 
bung von  der  Situation  der  Burg  gab  und  darauf  näher  auf 
den  ältesten  Theil  derselben,  das  Hochschloss  einging,  über 
dessen  verschiedene  Erbauungsperioden  und  ursprüngliche  Ge- 
stalt er  durch  Lokaluntersuchungen  mehre  neue,  jedoch  noch 
nicht  ganz  abgeschlossene  Ansichten  gewonnen  hat. 

Eine  beiläufige  Bemerkung  des  Vortragenden  über  die 
auch  in  der  Marienburg  angewendeten  Ziegel- Verblen- 
dungen und  ihre  Bewährung  gab  zu  einer  lebhaften  Diskus- 
sion über  den  Werth  und  die  Zulässigkeit  einer  (nachträglich 
eingesetzten)  Verblendung,  wie  sie  gegenwärtig  so  häufig  ist, 
Veranlassung. 

Während  Hr.  Adler  ein  derartiges  Verfahren,  für  das 
die  Erfahrungen  noch  fehlen,  als  im  hohen  Grade  bedenklich 
perhorreszirte  und  darauf  hin  wies,  dass  die  römischen  Back- 
steinbauten, bei  denen  eine  Verblendung  niemals  vorkäme,  fast 
noch  unversehrt  seien,  während  mittelalterliche  Bauwerke,  bei 
denen  die  Verblendung  eines  Mauerkerus  mit  Backsteinen 
besserer  Sorte  sehr  häufig  ist,  auf  Grund  dessen  erhebliche 
Zerstörungen  erlitten  haben,  wurde  von  den  Hrn.  Bo  eck- 
mann und  Heidmann  betont,  dass  derartige  Zerstörungen 
doch  wohl  hauptsächlich  der  Anwendung  des  polnischen  Ver- 
bandes zuzuschreiben  seien  und  dass  Fälle,  wo  eine  richtig 
ausgeführte  Verblendung  sich  nicht  gehalten  hätte,  nicht  nach- 
gewiesen seien. 

Die  Herren  Schwatlo  und  Dircksen  machten  auf  die 
Missbrauche  aufmerksam,  die  bei  nachträglicher  Anwendung 
der  Verblendung  sich  einstellen.  Während  dieselbe  bei  rich- 
tig gemauerter  Verzahnung  und  Anwendung  eines  wenig 
schwindenden  (mit  Zement  versetzten)  Mörtels  nach  völligem 
Setzen  des  Mauerwerks  wohl  unbedenklich  angewendet  werden 
könne,  wird  doch  in  Wirklichkeit  nicht  immer  Schicht  und 
Verband  gehalten,  namentlich  nicht  bei  Bögen,  und  es  kommt 
oft  genug  vor,  dass  mehre  Schichten  der  Verzahnung  fortge- 
hauen und  die  Blendsteine  einfach  mit  Mörtel  angeklebt  wer- 
den. Herr  Dircksen,  der  dies  nicht  zum  Wenigsten  der 
Sucht  zuschrieb,  in  der  Fa9ade  engere  Fugen  halten  zu  wol- 
len, ohne  dass  die  Verblendsteine  dazu  (wie  in  München)  keil- 
förmig geformt  werden,  sprach  sich  überhaupt  gegen  die  herr- 
schende Vorliebe  für  feine  Verblendsteine  aus,  denen  gegen- 
über gute  hartgebrannte  Ziegel  mit  Unrecht  zurückgesetzt 
werden.  Hr.  Adler  pflichtete  dem  bei  und  äusserte  die  An- 
sicht, dass  dies  für  Berliner  Verhältnisse  namentlich  noch  da- 
durch verschlimmert  werde,  dass  man  einen  dunklen  rothen 
Ton  der  Ziegel  verlange.  Dieser  sei  bei  dem  in  nächster 
Nähe  zu  beziehenden  Materiale  nur  durch  schwächeres  Bren- 
nen zu  erzielen,  während  die  gut  ausgebrannten  härtesten 
Steine  aus  demselben  Materiale  meist  eine  ganz  helle  Färbung 
zeigen. 

Indem  die  Herren  Boeckmaun  und  Möller  auf  die 
praktische  Unmöglichkeit  hinwiesen,  die  Anwendung  einer 
Verblendung  ganz  auszuschliessen,  und  letzterer  namentlich 
die  Meinung  aussprach,  dass  ohne  eine  solche  der  Backstein- 
Rohbau  in  Berlin  fast  eine  Unmöglichkeit  sei,  schloss  die 
Diskussion,  die  wir  übrigens  keineswegs  in  allen  ihren  Einzel- 
heiten wiedergeben  konnten  und  die  wohl  später  noch  eine 
Fortsetzung  finden  dürfte.  Vielleicht  nimmt  das  „Notizblatt 
des  Vereins  zur  Fabrikation  von  Ziegeln  etc.“  das  Thema  auf. 

Eine  Beantwortung  der  eingegangenen  Fragen  wurde  der 
vorgeschrittenen  Zeit  wegen  vertagt.  — F.  — 


Vermischtes. 

Das  Notizblatt  des  deutschen  Vereins  für  Fabrikation  von 
Ziegeln,  Thonwaaren  etc.  bringt  im  4.  Heft  d.  J.  folgende 
Notiz. 

Freunden  keramischer  Erzeugnisse  diene  zur  Nachricht, 
dass  die  sogenannten  Apostelöfen,  d.  h.  solche,  wie  deren 
einer  im  Lutherzimmer  der  Wartburg  zum  grössten 
Theil  im  Original  noch  vorhanden  ist,  bei  dem  Kunsttöpfer 

Hierzu  eine  Beilage. 


483 


Herrn  A.  Sältzer  in  Eisenach  käuflich  zu  haben  sind. 
Hie  Kacheln  in  der  alten  Form  und  mit  grüner  Glasur  kosten 
je  nach  der  Grösse  eines  Ofens  76  bis  90  Tlilr.  — Ein  Ofen 
in  grösserer  Dimension  mit  graphitartiger  Glasur  und  Por- 
traits  von  Hutten,  Sickingen,  Luther  u.  s.  w.  kostet  in 
sauberer  Durchführung  106  Thlr. 

Statt  der  Wachsfarbe,  welche  unstreitig  für  die  Reliefs 
der  Oefen  geeigneter  ist,  als  die  Bleiglasuren,  verwendet 
Herr  Sältzer  allerlei  Stoffe  und  sind  besonders  die  Proben 
interessant,  wo  Kupferschlacke  in  Pulverform  aufgetragen  ist 
und  durch  das  Einbrennen  ein  lebhaftes  Farbenspiel  entwickelt. 

Mit  Sprüchen  und  Emblemen  versehene  Bierhumpen, 
Vasen  nach  antikem  Muster  mit  ausgeführten  Bildern  und 
dergl.  mehr  geben  Zeugniss  für  das  künstlerische  Streben,  was 
hier  mit  dem  Handwerk  verbrüdert  ist.  - r - 

Die  Eisenbahn  - Bauthätigkeit  im  Gebiete  des  norddeut- 
schen Bundes  ist  zur  Zeit  eine  bedeutende;  es  sind  als  län- 
gere Baustrecken  zu  nennen : 

1.  Die  Berliner  Verbindungsbahn  unter  der  Direktion 
der  Niederschlesisch  - Märkischen  Eisenbahn. 

2.  Die  Venlo  - H am  b urger  (Paris -Hamburger)  Eisenbahn 
unter  Leitung  der  Direktion  der  Köln-Mindener  Eisenbahn. 

3.  Die  unter  der  Eisenbahn- Direktion  zu  Elberfeld  (Bergisch- 
Märkische  Bahn)  stehende  Ruhrthalbahn. 

4.  Die  Bahn  von  Gotha  nach  Leinefelde  unter  der  Di- 
rektion der  Thüringischen  Eisenbahn. 

5.  Die  von  der  Magdeburg- Halberstädter  Eisenbahn  - Gesell- 
schaft begonnenen  Berlin  - H annöverschen  Bahnen, 
bestehend  aus  den  Strecken  Berlin  - Stendal , Stendal- 
Lehrte  und  Stendal -Uelzen. 

6.  Die  Bahn  von  Halle  nach  Guben  mit  Zweigbahn  Cott- 
bus-Sorau  und  die  Mär k isc  h -Posener  Bahn. 

7.  Die  unter  der  Eisenbahn  - Direktion  zu  Saarbrücken  ste- 
hende Bahn  von  Saarbrücken  nach  Saargemünd. 

8.  Die  auf  Kosten  des  Sächsischen  Staates  zu  bauende  di- 
rekte Bahn  von  Leipzig  nach  Chemnitz. 

9.  Die  Zweigbahn  Ruh  b ank  - L an  des  h ut-Lieb  au  unter 
Leitung  der  Kgl.  Kommission  für  den  Bau  der  Schle- 
sischen Gebirgsbahn  (Anschluss  an  Schwadowitz  - Preuss. 
Grenze). 

10.  Eine  Bahn  von  Lübeck  nach  Kleinen  unter  Leitung 
der  Grossherzoglich  Mecklenburgischen  Eisenbahn  - Bau- 
Kommission  zu  Schwerin. 

11.  Die  zur  Zeit  des  Nothstandes  in  Ost-  und  Westpreussen 
unter  Leitung  der  Direktion  der  Ostbahn  begonnenen 
Eisenbahnen  von  Schneidemühl  über  Conitz  nach 
Dirschau  und  von  Thorn  nach  Insterburg  u.  a.  m. 
Ausserdem  steht  der  Bau  einer  grösseren  Anzahl  Bahnen, 

darunter  die  Linien  Cottbus -Grossenhain,  Annaberg  in  Sach- 
sen - Commotau- Prag,  Pirna-Dux,  Liegnitz -Grünberg- Rothen- 
burg (Station  der  Märkisch -Posener  Bahn),  Giessen  - Geln- 
hausen, Giessen -Fulda,  Hanau -Friedberg  etc.  für  die  nächste 
Zeit  in  Aussicht. 

Zu  Franz  Mertens  „Denkmalkarte  des  Abendlandes  im 
Mittelalter“  ist  eine  neue  Ausgabe  des  Textes  erschienen,  be- 
gleitet von  dem  Prospekt  zu  einem  grossen  Werke:  „Das 

Mittelalter  der  Baukunst“,  in  welchem  der  Verfasser  die 
Summe  seiner  Studien  zu  veröffentlichen  gedenkt ; ausgewählte 
Proben  aus  demselben  werden  mitgetheilt.  Wir  behalten  uns 
vor  auf  diese  Arbeiten  ausführlicher  zurückzukommen. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Erbkam’s  Zeitschrift  für  Bauwesen.  Heft  XI  u.  XII. 

(Schluss  des  Jahrgangs  1868.) 

A.  Aus  dem  Gebiete  des  Hochbaues. 

1.  Friedhof-Kapelle  für  die  israelitische  Ge- 
meinde in  Dresden,  von  E.  Giese  (jetzt  Professor  der 
Architektur  an  der  Königl.  Kunst-Akademie  in  Düsseldorf.) 

Der  Hauptraum  der  nur  kleinen  Anlage  — die  eigent- 
liche Begräbniskapelle  — ist  ein  Quadrat  von  30'  Seite,  mit 
achteckiger  massiver  Kuppel  (die  sich  etwas  unvermittelt  auf- 
setzt) überdeckt,  und  wird  durch  vier  dreitheilige  Oberlicht- 
fenster erleuchtet.  Flankirt  ist  derselbe  von  zwei  niedrigen 
korrespoudirenden  Anbauten,  von  denen  der  südliche  zu  einer 
\\  ohnung  für  den  Todtengräber  bestimmt  ist,  während  nörd- 
lich eine  Leichenkammer  nebst  Wärter-  und  Requisitenraum 
augeordnet  sind. 

Die  vier  Eck-Lisenen  des  Gebäudes  — der  niedrigen  Ab- 
seiten — sind  über  das  Dachgesims  hinausgeführt  und  endigen 
als  kurze  achteckige  Tliürmchen  in  einer  (zwiebelförmigen) 
Haube.  Der  Mittelbau  ist  über  den  mit  Zink  gedeckten 
flachen  Dächern  der  Anbauten,  der  innern  Kuppel  ent- 
sprechend, gleichfalls  achteckig  angeordnet  und  mit  einem  in 


Schiefer  gedeckten  Zeltdache  geschlossen.  — Das  Aeussere  ist 
in  romanischen  Formen,  mit  Ausnahme  des  östlichen  und 
westlichen  Portales  zur  Kapelle  ziemlich  schmucklos,  gebildet. 
Die  sämmtliehen  Architekturtheile  sind  in  Naundorfer  Sand- 
stein, die  Flächen  in  Kalkmörtelputz  ausgeführt. 

Die  angegebene  Kostensumme  bezieht  sich  gleichfalls  auf 
die  Einfriedigung  des  Platzes  — drei  Seiten  „volle  Mauer  mit 
Schäften“,  auf  der  Strassenseite  mit  durch  schmiedeeisernes 
Gitter  geschlossenen  Wandfeldern;  da  von  derselben  jedoch 
weder  Zeichnung  noch  Längen  mitgetheilt  sind,  so  ist  die  an- 
geführte Ziffer  völlig  werthlos. 

2.  Maria  delle  carceri  in  Prato  (Toscana),  mitge- 
theilt auf  zwei  Blatt  Zeichnungen  von  Joseph  Durm  in 
Carlsruhe,  demselben  Architekten,  dessen  in  grosser  Menge 
auf  dem  Hamburger  Architektentage  ausgestellte  geniale  Reise- 
skizzen unser  Interesse  lebhaft  in  Anspruch  genommen. 

Die  Kirche,  eine  der  reizvollsten  Zentralbauten  des 
XV.  Jahrhunderts  (1485  begonnen),  ward  von  Giuliano  da 
Sangallo  in  drei  Jahren  im  Innern  vollendet,  während  das 
sehr  einfache  Aeussere  bis  jetzt  noch  nicht  zum  Abschluss  ge- 
kommen ist,  da  die  beabsichtigte  Marmorverkleidung  kaum 
bis  über  das  erste  Gesims  hinaus  reicht  und  die  Giebel  noch 
roh  dastehen.  — Der  Grundriss  bildet  ein  griechisches  Kreuz, 
dessen  geradlinig  abgeschlossene,  6m-  lange  Arme  mit  Tonnen- 
gewölben überdeckt  sind,  während  der  Mittelraum,  11, 5m-  im 
Quadrat,  von  einer  auf  kurzem  Tambour  angeordneten  Kuppel 
überspannt  ist,  welche  durch  zwölf  Rippen  und  dazwischen 
angeordnete  kleine  Rundfenster  belebt  und  von  einer  Laterne 
gekrönt  wird.  — Der  über  den  die  Wandflächen  schmücken- 
den Eck-Pilastern  angeordnete  Fries  — Fruchtguirlanden  von 
Kandelabern  getragen  — wie  die  vier  Evangelisten  in  den 
Gewölbzwickeln* **))  sind  Terraeotta  - Arbeiten  von  den 
Robbia  (PAndrea  della  Robbia  1435 — 1528),  weiss  auf  blauem 
Grund.  — 

Burckhardt  bezeichnet  die  Gesammt  Wirkung  mit: 
„höchster  Zauber  des  Raumes  und  edelgemässigte  Dekoration“. 
— Das  Urtheil  dieses  geistreichen  Kunstgelehrten  unange- 
fochten gelassen,  kann  dasselbe  durch  die  vorliegende  Zeich- 
nung allein  nicht  vollständig  bestätigt  werden;  — ihr  fehlt 
der  poesievolle  Schmelz  der  Farbe. 

2.  Rathhaus  zu  Breslau.  In  der  bekannten  charakte- 
ristischen Darstellung  von  Lüdecke,  zwei  Blatt  Zeichnungen 
mit  der  Holzdecke  über  dem  Erker  des  Schöffenzimmers, 
Fries  und  Krönung  des  Schranks  im  Fürstensaale,  Kapital 
der  Mittel-  und  einer  Wandsäule  ebendaselbst  und  eines  Kron- 
leuchters aus  Messingguss.  — Mit  diesen  Darstellungen  ist 
der  Kreis  der  genannten  vortrefflichen  Aufnahme,  deren  wür- 
dige Publikation  nur  durch  die  Munilizenz  des  Magistrates  zu 
Breslau'1*)  ermöglicht  werden  konnte,  geschlossen,  und  hat  die 
Verlagsbuchhandlung  (Ernst  & Korn)  sich  ein  besonderes 
Verdienst  dadurch  erworben,  dass  sie  diese  Blätter  in  ähn- 
licher Weise  wie  eine  Reihe  anderer  Monographien  auf  bes- 
serem Papier  von  grösserem  Format  als  selbstständiges  Werk 
dem  kunstsinnigen  (nicht  allein  Fach-)Publikum  darbietet, 
dem  dasselbe  hiermit  auf  das  Wärmste  empfohlen  sein  mag. 

— H.  — 


Konkurrenzen. 

Monatsaufgaben  für  den  Architekten - Verein 
zu  Berlin  zum  5.  Dezember  1868. 

I.  Ein  Erbbegräbnissplatz,  mit  der  Rückseite  an  der  Um- 
fassungsmauer eines  öffentlichen  Kirchhofes  gelegen,  von 
30'  Breite  und  8'  Tiefe  soll  eine  Gruft  für  circa  20  Särge 
erhalten.  Der  Theil  über  der  Erde  soll  mit  einer  würdigen 
Einfriedigung,  die  Rückwand  mit  Gedenktafeln,  Büsten,  Re- 
liefs etc.  versehen  werden.  Verlangt:  2 Grundrisse,  1 An- 
sicht, 1 Durchschnitt,  1 Detail.  Maasstab:  yi8 , für’s  Detail 
Vu  der  natürlichen  Grösse. 

II.  Zu  einer  bei  einer  Stadt  von  ca.  6000  Einwohnern 
zu  erbauenden  Kopfstation  für  Personenverkehr  mit  drei  Ge- 
leisen soll  der  Entwurf  gefertigt  werden.  Die  Bahn  ist  ein- 
geleisig. Die  Züge  haben  vor  der  Station  und  nach  dem 
Verlassen  derselben  Steigungen  von  1 : 80  zu  überwinden. 
Als  Zufuhrweg  soll  eine  vorhandene  Strasse  benutzt  werden, 
deren  Pflaster  18'  unter  der  Oberkante  der  Schienen  liegt 
und  welche  keine  Veränderung  erleiden  darf.  Die  Räume 
für  den  Dienst  und  für  das  Publikum  sind  theils  in  Höhe 
der  Bahn,  theils  im  Niveau  der  Strassen  anzuordnen.  Auf 


*)  Im  Querschnitt  sind  die  betreffenden  Felder  leider  unausge- 
füllt  geblieben  und  machen  dieselben  den  Eindruck  von  leeren 
Oeffnungen,  was  die  harmonische  Totalwirkung  der  Zeichnung  un- 
gemein  abschwächt. 

**)  Wir  können  uns  nicht  enthalten  bei  dieser  Gelegenheit 
einer  ganzen  Reihe  ähnlicher  Korporationen  zuzurufen:  „Gehet  hin 
und  thuet  desgleichen!“  — 


484 


die  Beförderung  von  Vieh  und  Eilgütern  ist  Rücksicht  zu 
nehmen.  Es  sind  der  Situationsplan  des  Bahnhofes  im  Maass- 
stabe von  1 : 2500,  sowie  die  Grundrisse  und  der  Querschnitt 
des  Empfangsgebäudes  zu  entwerfen.  Maasstab  für  die  Grund- 
risse und  Querschnitte  der  Gebäude:  '/.»o. 


Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Am  31  Oktober  haben  bestanden:  das  B au  meiste  r- Examen: 
Albert  von  Schütz  aus  Worbis;  das  Baufüh  re  r - Examen : 
Wilhelm  von  den  Bercken  aus  Bochum,  Louis  Meyer  aus 
Spandau,  Eduard  Rabe  aus  Burg,  Rudolph  Mattern  aus 
Koenigsherg  i.  P. 


Offene  Stellen. 

1.  Ein  Baumeister  findet  dauernde  Beschäftigung  bei  der 
Wasser -Bau -Inspektion  zu  Frankfurt  a.  0.  Der  Antritt  kann  so- 
fort erfolgen. 

2.  Zwei  geübte  Zeichner  für  Architektur-  resp.  Feldmesser- 
Arbeiten  werden  gegen  gute  Diäten  gesucht.  Meldungen,  nebst 
einer  Probe- Zeichnung  bei  der  Direktion  der  Grossherzoglicheu 
Friedrich -Franz -Bahn  in  Malchin. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  U.  in  Hannover, 
L.  in  Berlin  W.  in  Frankfurt  a.  O.,  z.  N.  in  Rathenow. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 


Den  verehrlichen  Mitgliedern  zeigen  wir  hierdurch  an,  dass 
bis  auf  Weiteres  die  regelmässigen  Sonnabends- Versammlungen 

in  her  üwia  itcr  üontijltdjcn  ftealfdjulc 

Koch -Strasse  No.  66 


stattfinden  werden. 

Die  Bibliothek  bleibt  bis  zum  Bezüge  des  voraussichtlich  1.  Okto- 
ber nächsten  Jahres  vollendeten  Baues  des  neuen  Vereins -Lokals 
in  den  bisherigen  Räumen,  Oranien-Str.  101.  102.  und  ist  gegen- 
wärtig von  9 — 1 und  von  3 — 8 Uhr  geöffnet;  der  bisherige  Hör- 
saal ist  zum  Lesezimmer  umgestaltet. 

Zunächst  laden  wir  hiermit  zur  Eröffnung  des  neuen  Sitzungs- 
saales durch  die 

Haupt -Versammlung  am  Sonnabend 
den  7.  November,  Abends  7 Uhr 

ergebenst  ein. 

Tagesordn  ung: 

1)  Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

2)  Monats- Konkurrenzen. 

3)  Berathung  der  neuen  Geschäfts -Ordnung. 

4)  Vortrag  des  Hrn.  Franz  Mertens  über  seine  Denkmal-Karte. 


Der  V orstand. 


Adler.  Bo  eckmann.  Hagen.  Koch.  Lucae. 

Röder.  Weishaupt. 

Ein  junger  militärfreier  Mann,  welcher  im  vergangenen  Jahr 
seine  Bauführerprüfung  in  Kassel  gut  bestanden,  sucht  auf  den  1. 
k.  M.  eine  Stelle  als  praktischer  Bauführer.  Gef.  Offerten  unter 
W.  D.  in  der  Exped.  d.  Ztg. 

Ein  junger  Xintiiieriiiaatn  sucht  zu  seiner  weiteren  Aus- 
bildung Beschäftigung  im  Bureau  eines  Zimmermeisters.  Adressen 
bittet  man  unter  E.  S.  an  die  Expedition  dies.  Zeitung  zu  richten. 

Ein  durchgebildeter  Maurt'rmeitttcr,  im  Zeichnen  und 
Veranschlagen  geübt,  sucht  ein  Unterkommen  bei  einem  Königl. 
Baubeamten  oder  bei  Bau- Ausführungen. 


Die  Verlobung  unserer  ältesten  Tochter  Elise  mit  dem  König- 
lichen Baumeister  Herrn  W.  Kyllmann  beehren  sich  hierdurch 
ergebenst  anzuzeigen. 

Berlin,  den  2.  November  1868.  B.  Afinger  und  Frau. 

Elise  Afinger, 

W.  Kyllmann, 

Königlicher  Baumeister. 

Verlobte. 

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kräften wird  zu  kaufen  gesucht.  Offerten  sub  G.  H.  in  der  Expe- 
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des  Besitzers  baldigst  verkauft  werden.  Adressen  unter  V.  W.  152 
nach  der  Expedition  des  Fremden-Blattes,  Wilhelmsstrasse  No.  75. 
Unterhändler  werden  verbeten. 

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Dorotheen-Strasse  16. 

MOTIV. 

Das  Motiv  feiert  am  Donnerstag,  «len  13,  Novem- 
ber im  Saale  des  Odeons,  Oranienstrasse  No.  52,  sein  dies- 
jähriges llegrüssungsfest,  wozu  es  hiermit  seine  Freunde 
und  Mitglieder  freuudlichst  einladet.  Beginn  8 Uhr  Abends. 

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renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf’s  Leichteste 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Dorotheenstrasse  44,  oder  in 
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Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  13.  November  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

InhaltlD.  Domz.  Frankfurt  a.M.  — Feuilleton:  D.  Herstellungs- 
arbeiten am  Rathhause  z.  Lübeck.  — Mittheilungen  ausVereinen: 
Architekten  -V  erein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Gewölbte  Brücken  zu 
Adenau  a.  d.  Eifel.  — Gesammtlänge  der  Eisenbahnen  in  den  vereinigten 

Staaten  Nordamerika^.  — Aus  der  Fachlitteratur:  Erkam’s  Zeit- 
schrift f.  Bauw.  Heft  11  u.  12.  — A.  d.  Zeitsehr.  d.  Vereins  deutsch.  Ing., 
Heft9.  — Entwürfe  v. Stallgebäuden  v.  Schubert.  Entgegnung.  — Kon- 
kurrenzen: Rathhaus  z.  Dortmund.  — Pe  r so n a 1 - Nac hr i c h t e n. 

Der  Dom  zu  Frankfurt  am  Hain. 


(Schluss.) 


Der  Antrag  der  Kommission  einheimischer  Sachver- 
ständiger, dieselbe  durch  die  Berufung  auswärtiger  Tech- 
niker zu  verstärken,  um  das  Programm  für  die  Vollen- 
dung des  Domes  auszuarbeiten,  wurde  von  dem  Bauamt 
der  Stadt  Frankfurt  (wie  es  scheint  unter  Wirkung  an- 
derweitiger Einflüsse)  dahin  aufgenommen,  dass  unter  dem 
27.  Februar  d.  J.  die  Dombaumeister  Voigtei  von  Köln, 
Denzinger  von  Regensburg  und  Schmidt  von  Wien 
zur  Abgabe  eines  besonderen  Gutachtens  über  die  Wieder- 
herstellung, den  Ausbau  und  die  Freilegung  des  Domes 
aufgefordert  wurden.  Die  drei  genannten  Dombaumei- 
ster fanden  sich  Ende  März  d.  J.  in  Frankfurt  ein  und 
haben  ihren  Bericht  in  einem  Gutachten  vom  28.  März 
niedergelegt.  Sie  erklären  in  demselben,  auf  Grund  des 
im  Kommissions- Bericht  vom  22.  Januar  vorhandenen 
reichen  Materials  und  an  die  darin  gegebene  Darstellung 
des  Befundes  der  Kirche 
anknüpfend,  sofort  ihr  Gut- 
achten über  die  offen  ge- 
lassenen Fragen  sowohl, 
als  überhaupt  über  die  in 
dem  Berichte  ausgesproche- 
nen Ansichten  abgeben  zu 
können. 

Was  zunächst  die  W ie- 
derherstellung  der  Be- 
dachungen der  Kirche 

und  ihrer  Anbauten  be-  

trifft,  so  wird  in  Bezug 
auf  die  Gestaltung  und 
äussere  Form  derselben  be- 
merkt, dass  beim  Chor  und 
Querschiff  keine  Veranlas- 
sung vorliege,  eine  von 
der  früheren  abweichende 
Form  in  Vorschlag  zu  brin- 
gen. Bei  der  eigenthüm- 
lichen  Anlage  des  Kreuz- 
baues an  der  Domkirche  zu 
Frankfurt  erscheine  es  geboten,  diesem  Theil  eine  gleiche  Be- 
handlung der  Dachung  wie  dem  Chor  zu  gehen  oder  überall 
die  Anlage  von  Walmen  durchzuführen.  Die  Dachung 

des  Langhauses  dagegen,  welche  in  ihrer  früheren  Ge- 

staltung unwahr  war,  indem  hier  eine  Anlage  mit  erhöhtem 
Mittelschiff  simulirt  wurde,  muss  künftig  der  inneren  An- 
lage des  Hallenbaues  entsprechen.  Mit  Rücksicht  aber 
aut  die  Herstellung  des  Vierungsthurmes  ist  es  nöthig, 
allen  hier  zusammenstossenden  Dächern  gleiche  Neigung 
zu  geben,  so  dass  demnach,  da  auch  die  Höhe  des  Ge- 
simses am  Langhause  festgehalten  werden  muss,  das  Dach 
unvermeidlich  gebrochene  Dachflächen  erhält.  Hierdurch 
wird  Gelegenheit  gegeben  in  stilgemässer  Weise  das  zu 
erreichen,  was  früher  durch  Theilung  des  Daches  in  drei 


/I  Domplatz.  B Garküchenplatz.  C Weckinarkt.  D Krautmarkt. 

a Dom.  b Pfarrthurm.  c Kreuzgang.  d Sakristei. 


Theile  bewirkt  werden  sollte.  Die  Brechungslinie  der 
Dachneigung  und  zugleich  die  Hauptrinne  des  Langhaus- 
daches kommt  nämlich  dann  in  gleiche  Höhe  mit  dem 
Hauptgesims  oder  vielmehr  der  Dachrinne  des  Quer- 
schiffes und  des  Chores  zu  liegen.  Der  unterhalb  lie- 
gende Streifen  der  Dachfläche  soll  dann  als  Dachsaum 
in  einer  von  der  übrigen  Dachfläche  abweichenden  Art 
dekorativ  behandelt  werden,  bei  Metalldeckung  durch  ver- 
schiedene Streifen,  bei  Schieferdeckung  durch  wechselnde 
Lagen  oder  Anwendung  verschieden  farbiger  Stücke.  Für 
Herstellung  eines  Dachstuhles  aus  Eisen  spricht  sich  das 
Gutachten  ebenso  entschieden  aus , wie  der  Bericht  der 
Kommission;  nur  bezüglich  der  Deckung  des  Daches  ist 
ersteres  dafür,  dieselbe  auf  Brettern  oder  Latten  zu  be- 
festigen. Als  Deckungsmaterial  selbst  wird  Schiefer  empfoh- 
len, da  die  Schieferdachung  die  landesübliche  sei  und  auch 

am  besten  zu  der  eigen- 
thümlich  ernsten  Einfach- 
heit des  ganzen  Baues 
passe.  Die  Form  der 
Dachungen  der  Anbauten 
wäre  bei  zu  behalten , nur 
an  der  Wahlkapelle  und 
Sakristei  würden  einige 
Aenderungen  zur  Erzie- 
lung grösserer  Regelmäs- 
sigkeit und  einer  Freile- 
gung der  Fenster  des 
Chores  von  selbst  veran- 
lasst sein.  Dem  Dach- 
reiter über  der  Vierung 

Cwird  mit  dem  Ausbau  des 
Pfarrthurms  auch  eine 
grössere  Bedeutung  und 

r grössere  Höhe  zukommen, 
die  Verlegung  der  Mess- 
glocke in  denselben  würde 
e Hoiigas«..  indess  nicht  zweckmässig 
erscheinen. 

Ueber  die  Gewölbe  des  Langhauses  spricht  sich 
das  Gutachten  dahin  aus,  dass  dieselben  theils  der  be- 
deutenden Beschädigungen  im  nördlichen  Seitenschiff 
wegen,  theils  wegen  ihrer  unzweckmässigen  und  unsoliden 
Anlage  überhaupt,  gänzlich  umgebaut  werden  müssen. 
Ueberdies  würden  die  Seitenmauern  des  Langhauses  an 
und  für  sich  bis  zum  Gewölbeanfang  abgetragen  und  er- 
neut werden  müssen,  um  für  die  Eisenkonstruktion  des 
Daches  ein  passendes  Auflager  zu  erhalten.  Auf  der 
Nordseite  wird  durch  Beseitigung  des  Kreuzgang- Ueber- 
baues  die  Wand  des  Langhauses  künftig  sichtbar  werden 
und  müssen  daher  ihre  Pfeiler,  wie  auf  der  Südseite,  überdas 
Dachgesims  hinaus  geführt  werden,  was  auch  nur  durch 
einen  Umbau  der  oberen  Mauertheile  geschehen  kann. 


488 


Was  dann  die  Herstellungsarbeiten  am  Thurm  be- 
trifft, von  dem  wir  eine  Ansicht  nach  dem  von  Kallen- 
bach mitgetheilten  alten  Original-Plane  des  Ingelheimer 
hier  beifügen,  so  erklären  sich  die  drei  Dombaumeister 
mit  den  von  der  Kommission  erstatteten  Vorschlägen  in- 
soweit vollkommen  einverstanden,  als  sich  dieselben  auf 
die  beiden  unteren  viereckigen  Geschosse  beziehen;  hin- 
sichtlich der  Wiederherstellung  des  Achtecks  jedoch  sammt 
der  Kuppel  sind  dieselben  zu  einer  abweichenden  An- 
schauung gelangt.  Wenn  es  die  bestimmte  Absicht  ist, 
lautet  das  Gutachten,  den  Thurm  nunmehr  gänzlich  zu 
vollenden  und  mit  allen  reichen  Detailformen  auszustatten, 
so  dürfen  dem  dereinst  vollendeten  Bauwerk  keinerlei 
Spuren  einer  früheren  Zerstörung  mehr  anhaften.  Dies 
wird  jedoch  nur  dann  ermöglicht  werden  können,  wenn 
gewisse  am  meisten  beschädigte  Theile  vorerst  gänzlich 
abgetragen  werden.  Die  Untersuchung  der  Pfeiler  des 
Achtecks,  sowie  der  Kuppel  hat  ergeben,  dass  ausser  der 
durch  das  Feuer  bewirkten  Beschädigung  der  innere 
Kern  des  Steinwerks  durch  die  eingelegten  Eisenverbin- 
dungen in  einer  bedenklichen  Weise  angegriffen  ist.  So 
lange  nun  dieser  gefährliche  Feind  aller  Steinkonstruk- 
tionen nicht  beseitigt  ist,  kann  nicht  gesagt  werden,  dass 
der  Bestand  dieser  Bautheile  vollkommen  gesichert  sei, 
noch  weniger  dürfte  es  gewagt  werden,  der  den  Keim 
der  Vernichtung  in  sich  tragenden  Kuppel  die  an  sich 
schon  sehr  kühne  Konstruktion  der  steinernen  Laterne 
aufzusetzen.  Eine  gänzliche  Beseitigung  der  Eisenbe- 
standtheile,  ohne  das  Steinwerk  vollkommen  zu  alteriren, 
erscheint  geradezu  unmöglich.  Abgesehen  hiervon  würden 
auch  durch  die  an  dem  Steinwerk  nothwendigen  Aus- 
wechselungen von  dem  alten  Baukörper  nur  wenige 
Theile  noch  übrig  bleiben. 

In  Erwägung  dieser  Verhältnisse  sind  die  drei  Dom- 
baumeister zu  der  Ansicht  gelangt,  dass  es  vom  rein 
technischen  und  konstruktiven  Standpunkte  aus  geboten 
erscheint,  den  ganzen  oberen  Theil  des  Thurmes  bis  zum 
Anlaufe  der  Fensterbögen  des  Achtecks  vollständig  abzu- 


tragen und  neu  aufzuführen.  Doch  weisen  dieselben  zu- 
gleich darauf  hin,  dass  auch  in  ökonomischer  Hinsicht 
die  Abtragung  dieser  Bautheile  einer  Restaurirung  der- 
selben vorzuziehen  sein  würde,  indem  letztere  sehr  schwie- 
rige und  zeitraubende  Arbeiten  erfordern  würde.  Jeden- 
falls würde  immer  ein  erheblich  besseres  Resultat  ge- 
wonnen: die  Beschädigungen  an  den  Achteckspfeilern 

werden  sich  gründlicher  wiederherstellen  lassen  und  der 
Neubau  kann  den  strengsten  Anforderungen  der  Kunst 
gemäss,  unter  Berücksichtignng  aller  auf  dem  Gebiete 
der  Bautechnik  gemachten  Erfahrungen  erfolgen. 

Die  Vorschläge  und  Andeutungen  des  Gutachtens 
gehen  nun  für  die  eigentliche  Wiederherstellung  des 
Thurmes  dahin,  zunächst  in  den  unteren  Theilen  der 
Fenster  des  Achtecks  eine  Blendung  auszuführen,  wodurch 
eine  bedeutende  Verstärkung  der  unteren  Pfeilertheile  ge- 
wonnen werden  kann,  ohne  die  ästhetische  Wirkung  des 
Ganzen  irgend  zu  beeinträchtigen.  Bei  dem  Aufbau  der 
Laterne  ist  mit  ganz  besonderer  Sorgfalt  das  Verhältniss, 
welches  dieselbe  auf  dem  Original -Plane  hat,  beizube- 
halten. Die  Laterne  muss  massiv  und  breit  aus  der 
Kuppel  herauswachsen  und  in  einer  feinen  Pyramide  en- 
digen , um  den  Rhythmus  zwischen  den  Wimpergen  und 
Fialen  des  Achtecks  und  der  Kuppel  einzuhalten.  An- 
langend die  Strebebögen,  welche  die  Eckpfeiler  mit  dem 
Thurinachteck  verbinden,  so  sind  die  Dombaumeister 
gegen  die  nachträgliche  Ausführung  der  unteren  Strebe- 
bögen, obwohl  dieselben  im  Original- Plan  enthalten  sind; 
sie  sind  der  Ansicht,  dass  die  Erbauer  des  Thurmes 
diese  Bögen  aus  ästhetischen  Rücksichten  fortgelassen 
haben.  Für  den  innern  Ausbau  des  Thurmes  wird  gleich- 
falls eine  Eisenkonstruktion  empfohlen;  gegen  die  Ein- 
richtung einer  eigentlichen  Thürmerwohnung  in  der 
Kuppel  spricht  sich  das  Gutachten  zwar  auch  aus,  da- 
gegen wird  hervorgehoben , dass  es  aus  Rücksichten  der 
Pietät  geboten  erscheine,  die  Form  der  Kuppel  mit  all’ 
ihren  eigenthümlichen  Fensterbildungen,  welche  auf  die 
ursprüngliche  Bestimmung  als  Wächterwohnung  hiuweisen, 


Die  HcrstcUuiigsarbcitcn  am  Kathhause  zu  Lübeck. 

Bei  dem  Ausfluge,  der  am  3.  September  d.  J.  die  Theil- 
nehmer  der  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  von  Hamburg  nach  Lübeck  führte,  fiel  es  bei  Be- 
sichtigung des  Rathhauses  den  fremden  Baumeistern  sehr 
unangenehm  auf,  dass  die  Gewölbe  der  soeben  erst  freige- 
legten Durcbgangshaüe  unter  dem  Mittelbau  des  Rathhauses 
mit  Mörtel  verputzt  werden  sollten.  Da  dieses  Umstandes 
auch  in  der  Deutschen  Bauzeitung,  so  wie  in  der  Deutschen 
Kunstzeitung  gedacht  worden  ist  unter  Andeutung  der  da- 
durch veranlassten  „unliebsamen  Erörterungen“,  so  ist  es  der 
Zweck  dieser  Zeilen,  den  Beweis  zu  versuchen,  dass  es  nicht 
„Barbarei“  und  „Vandalismus“  ist,  wenn  die  erwähnten  Ge- 
wölbe verputzt  werden,  sondern  leider  nur  eine  Folge  zwin- 
gender Nothweudigkeit. 

Wenn  die  Deutsche  Kunstzeitung  von  dem  „sauberen 
Rohbau“  der  Gewölbe  spricht,  so  ist  diese  Sauberkeit  wohl 
nur  auf  dem  Papier  des  Berichterstatters  vorhanden.  ln 
Wahrheit  ist  die  Konstruktion  der  Gewölbekappeu  zwischen 
den  profilirten  Rippen  so  roh,  dass  bei  näherer  Betrachtung 
kein  Zweifel  darüber  obwalten  kann,  dass  diese  Kappen  gleich 
beim  ursprünglichen  Bau  verputzt  gewesen  sein  müssen.  Dass 
dieser  alte  Putz  jetzt  bei  der  Herstellung  mit  grosser  Mühe 
heruntergeschlagen  worden  ist,  hat  darin  seinen  Grund , dass 
derselbe  mit  einer  Jahrhundert  alten  Kruste  von  Russ  über- 
zogen war,  welcher  letztere  jedenfalls  entfernt  werden  musste, 
wenn  man  au  eine  anderweitige  Benutzung  des  gewonnenen 
Raumes  denken  wollte.  Zur  Erklärung  dieses  Umstandes 
möge  den  nicht  in  Lübeck  bekannten  Fachgenossen  dienen, 
dass  in  der  fraglichen  Rathhaushalle  seit  miudesteus  einem 
halben  Jahrtausend  zwei  und  zwanzig  Goldschmiede  ihr  Ge- 
werbe getrieben  haben  und  zwar  in  der  Art,  dass  sich  um 
jeden  Gewölbe  - Pfeiler  vier  Feuerstellen  gruppirten , von 
welchen  der  Rauch  ohne  Vermittelung  eines  Schornsteins  an 
die  Deckeugewölbe  schlug  und  sich  von  da  durch  einzelne 
Löcher  in  den  Frontmauern  einen  Ausweg  in’s  Freie  suchen 
musste.  Es  ist  erklärlich,  dass  bei  dieser  Benutzungsart  die 
Gewölbe  durchaus  dem  Innern  eines  recht  alten  Schornsteiues 
gleich  waren.  Alle  Versuche  den  Russ  auf  chemischem  Wege 
zu  entfernen,  schlugen  fehl  und  es  blieb  nichts  anderes  übrig, 
als  das  mühsame  Lospicken  mit  spitzen  Hämmern. 


Wenn  trotzdem  die  Gewölbe  bei  der  angewandten  Vor- 
sicht nicht  wesentlich  gelitten  haben,  so  war  doch  die  Vor- 
gefundene Beschädigung  derselben  höchst  bedenklich,  da 
die  Goldschmiede  sich  nicht  gescheut  hatten,  überall  wo  es 
ihnen  passte,  die  Profilirungen  abzuhauen  und  Mauerwerk 
auszustemmen,  um  sich  Raum  zu  schaffen.  Leider  zeigte  sieh 
eine  Ergänzung  der  fehlenden  Profilsteine,  sowie,  eine  gründ- 
liche Reparatur  der  Gewölbekappen  durch  Einwölben  einzelner 
neuer  Stücke  unausführbar,  wenn  man  nicht  die  über  dieser 
Halle  liegenden  Rathhausräume  der  Zerstörung  preisgeben 
wollte.  Die  Gewölbe  sind  nämlich  mit  losem  Sande  über- 
füllt, und  auf  diesem  stehen  die  Fachwerkszwischeuwände  des 
oberen  Geschosses  ohne  jede  Rücksicht  auf  die  Stellung  der 
unteren  Pfeiler  und  der  Gurtbögen.  Die  Fussböden  des 
Obergeschosses  liegen  nur  auf  Lagerhölzern  und  nicht  aut 
Balken.  Jeder  Versuch  also,  einen  schlechten  Stein  in  den 
unteren  Gew'ölben  auszustemmen,  um  ihn  durch  einen  neuen 
zu  ersetzen,  hatte  zur  Folge,  dass  der  lose  Sand  durch  die 
Oeff’nuug  rollte  und  ein  Versacken  der  oberen  Fachwerks- 
wände verursachte.  Da  die  Räume  des  Obergeschosses,  welche 
die  Stadtkasse  und  die  Seuatskanzelei  enthalten,  nicht  ent- 
behrlich sind,  musste  von  weiteren  \ ersuchen  einer  derartigen 
Gewölbereparatur  abgesehen  werden.  Nur  an  zwei  Stellen 
war  es  möglich,  schadhafte  Gewölbekappen  durch  Neuein- 
wölben  zu  repariren,  da  hier  ein  Korridor  darüber  lag, 
welcher  gepflastert  und  mit  Asphaltfussboden  versehen  war. 
Hier  konnte  der  Saud  nach  Aufnehmen  des  Pflasters  von 
oben  wieder  nachgefüllt  werden. 

Unter  solchen  Umständen  musste  man  sich  leider  damit 
begnügen,  die  Sicherheit  der  schadhaften  Gewölbe  so  gut 
es  gehen  wollte,  von  unten  herzustellen  und  das  durch  die 
ungünstigen  Verhältnisse  leider  zur  Nothweudigkeit  gewordene 
Flickwerk  mit  einem  Mörtelüberzug  zu  verdecken.  Es  ist 
hierbei  die  Absicht,  bei  den  genau  nach  den  Vorgefundenen 
Resten  profilirten,  in  Zement  gezogenen  Gewölberippen  den 
Rohbau  durch  Vermittelung  von  Farben  wieder  zur  An- 
schauung zu  bringen.*)  Für  die  Gewölbekappeu  dürfte  wohl 
die  Beibehaltung  der  geputzten  Flächen  unbedenklich  sein. 

— K.  — 

*)  Sollte  dies  ästhetisch  nicht  bedenklicher  sein,  als  das  \ er- 
putzen  der  Gewölbe  an  sich  es  war?  (D.  Red.) 


489 


aufrecht  zu  erhalten,  und  dass  sich  hiernach  die  Eintei- 
lung des  inneren  Raumes  richten  müsse.  Weitere  Vor- 
schläge beziehen  sich  dann  auf  die  konstruktive  Seite  der 
Ausführung,  auf  die  Herstellung  des  neuen  Quaderwerkes 
und  die  nöthigen  Verankerungen. 

Auch  auf  die  würdige  Her- 
stellung des  ganzen  Bauwerks 
in  seinem  Aeussern  geht  das 
Gutachten  näher  ein.  Alle  feh- 
lenden oder  zerstörten  Archi- 
tektur- und  Ornament- Theile, 
sowie  der  statuarische  Schmuck 
sind  ergänzend  herzustellen.  Mehre 
Fenster  können  durch  Aende- 
rung  des  Kreuzganges  und  des 
Daches  der  Sakristei  nach  Ent- 
fernung der  Mauerausfüllung  wie- 
der auf  ihre  angelegte  Höhe 
gebracht  werden;  teilweise  müs- 
sen sie  ein  dem  Stil  der  Kirche 
entsprechendes  neues  Maasswerk 
erhalten.  Der  unregelmässige  An- 
bau an  der  Ostseite  der  Sakristei 
wäre  durch  eine  im  Achteck  ge- 
schlossene Nische  von  der  Höhe 
des  unteren  Sakristei -Stockwer- 
kes zu  ersetzen.  Durch  alle 
diese  Ausbesserungen  ist  dann 
eine  Erneuerung  oder  ausge- 
dehnte Reparatur  des  inneren 
und  äusseren  Verputzes  der 
Kirche  und  ihrer  Anbauten  ver- 
anlasst, wobei  selbstverständlich 
auf  Erhaltung  der  alten  Wand- 
malereien und  Blosslegung  etwa 
sich  noch  vorfindender  die  nö- 
tige Sorgfalt  zu  wenden  ist. 

Im  Uebrigen  wird  im  Be- 
treff der  künstlerischen  Restau- 
ration und  Ausstattung  des  In- 
nern der  Kirche  zunächst  die 
Tieferlegung  des  Fussbodens  im 
Chor  der  Kirche  gefordert,  wo- 
mit dann  die  Aenderung  der 
Chorstühle  und  der  übrigen  Ein- 
richtung daselbst  Zusammenhän- 
gen würde.  Die  Errichtung  eines 
neuen  Hochaltars  würde  hier- 
durch dringend  geboten  sein,  und 
könnten  die  vorhandenen  pracht- 
vollen Seitenaltäre  und  Taber- 
nakel hinreichenden  Anhalt  für 
die  Konstruktion  und  Detailent- 
wicklung eines  solchen  gewäh- 
ren. Auch  die  Orgel  würde  in 
stilvoller  Weise  im  Geiste  des 
Baues  auszuführen  sein.  Die 
Fenster  des  Chores  könnten, 
nach  den  vorhandenen  Resten 
der  früheren  Glasmalerei,  sämmt- 
lich  mit  neuen  Glasgemälden  ver- 
sehen werden.  Die  Herstellung 
einer  würdigen  Pflasterung  des 
Fussbodens  durch  Mettlacher 
Platten  wird  vorgeschlagen.  Die 
letzte  Konsequenz  der  inneren 
Ausstattung  würde  endlich  die 
Bemalung  der  Wände  bilden; 
die  Vorgefundenen  Wandgemälde 
und  Bemalungen  geben  einen 
Fingerzeig  für  die  Ausführung 
dekorativer  Malereien , wobei 
jedoch  die  natürliche  Polychromie 
in  der  Farbe  des  verwendeten 
schönen  Materials  mit  in  Be- 
tracht gezogen  werden  muss. 

Zum  Schluss  verbreitet  sich 


das  Gutachten  der  drei  Dombaumeister  unter  Beifügung 
einer  Situations- Skizze,  die  wir  vorstehend  gleichfalls 
wiedergeben,  ausführlicher  über  die  Freilegung  des 
Domes  und  eine  würdige  Umgestaltung  seiner  Umgebung, 

wobei  die  unbedingte  Zustimmung 
zu  den  im  Berichte  vom  22.  Januar 
aufgestellten  Anschauungen  aus- 
gesprochen wird.  Eine  schleu- 
nige Beseitigung  der  Gebäude 
am  Fusse  des  Thurmes  erscheine 
auch  aus  dem  Grunde  geboten, 
als  für  die  erste  Aufgabe  der 
beginnenden  Bauthätigkeit , die 
Anlage  der  Gerüste  und  Werk- 
plätze, der  erforderliche  Platz 
zur  Verfügung  stehen  muss.  Im 
Zusammenhänge  mit  dieser  äus- 
seren Umgestaltung  der  Westseite 
schlägt  das  Gutachten  noch  vor, 
eine  theilweise  Niederlegung  des 
vorhandenen  Kreuzganges  vorzu- 
nehmen, denselben  gewissermas- 
sen  in  seiner  ältesten  Gestaltung 
wiederherzustellen,  um  die  Nord- 
seite des  Langhauses,  sowie  die 
reich  entwickelte  und  schmuck- 
volle Portalhalle  mehr  zur  Gel- 
tung zu  bringen.  Nach  BeseF 
tigung  aller  störenden  Umbauten 
und  nach  Vollendung  der  Restau- 
ration wird  es  dann  angemessen 
erscheinen,  die  nächste  Umge- 
bung des  Domes  zu  einer  Garten- 
anlage und  einem  öffentlichen 
Verkehrsorte  umzugestalten.  Die 
vorhandene  Niveaudifferenz  der 
Strassen  und  Plätze  würde  die 
Beibehaltung  einer  niedrigen  Fut- 
termauer gegen  Süden  und  Süd- 
osten bedingen ; für  den  Abschluss 
der  Gartenanlage  dürfte  im  Ue- 
brigen ein  stilgemässes,  nicht  zu 
hohes  schmiedeeisernes  Gitter  auf 
niedriger  Sockelmauer  zu  wäh- 
len sein.  Vor  dem  Südportal, 
welches  dann  erst  zur  Geltung 
kommen  wird,  empfiehlt  sich  die 
Anlage  eines  breiten  Podestes, 
wobei  zugleich  auch  durch  Trep- 
penstufen Gelegenheit  zur  Ver- 
mittelung der  verschiedenen  Ter- 
rainhöhen gegeben  sein  wird. 
Portale  und  Gitterthüren  würden 
die  übrigen  Zugänge  abschliessen 
müssen. 

Hiermit  wären  in  Kurzem 
die  allgemeinen  Gesichtspunkte 
angegeben , welche  sowohl  der 
Kommissionsbericht  als  das  Gut- 
achten der  Dombaumeister  für 
die  Wiederherstellung  und  Voll- 
endung des  Domes  zu  Frankfurt 
aufgestellt  haben.  Es  wird  Sache 
der  Ausführung  sein,  die  darin 
ausgesprochenen  Gedanken  in’s 
Leben  zu  rufen  und  zur  That 
werden  zu  lassen,  dass  der  Bau 
aus  seinen  Ruinen  von  Neuem 
und  vollendeter  erstehe,  dass 
sich  das  Neue  harmonisch  zum 
Alten  füge  nach  jenen  Geset- 
zen, die  in  den  Werken  einer 
gewaltigen  Kunstepoche  aufge- 
stellt. So  wird  das  schwere  Er- 
eigniss, welches  den  Bau  jetzt 
betroffen  hat,  sich  in  Segen 
verwandeln  und  Ursache  werden 


490 


zu  der  bisher  nicht  erreichten  Vollendung.  Und  möge 
durch  diese  Herstellung  und  Vollendung  des  ehrwürdigen 
St.  Bartholomäus  - Domes  künftigen  Geschlechtern  nicht 
nur  ein  Denkmal  einer  grossen  Vergangenheit  unseres  Vol- 
kes erhalten  bleiben,  sondern  auch  Zeugniss  gegeben 
werden  von  dem  künstlerischen  Verständnisse  unserer 
Zeit!  — y — 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Ar  chitekten  - Verein  zu  Berlin.  — Hauptversammlung 
am  7.  November  1868.  Vorsitzender  Hr.  Boeckman,  an- 
wesend 151  Mitglieder  und  2 Gäste. 

Nicht  nur  durch  den  Wechsel  der  Szene  bot  die  erste  Ver- 
sammlung in  dem  neuerworbenen  Lokale,  das  in  seiner  luftigen 
Geräumigkeit  gegen  die  schwüle  Enge  des  bisherigen  Sitzungs- 
zimmers angenehm  absticht  — eine  veränderte  Physiognomie, 
sondern  namentlich  auch  dadurch,  dass  eine  grössere  Anzahl  älte- 
rer Vereinsmitglieder  hieraus  Veranlassung  genommen  hatte,  wie- 
derum in  der  Sitzung  zu  erscheinen.  Nachdem  der  Vorsitzende 
dem  im  letzten  Monat  funktionirenden  Protokollführer  Hrn. 
Rauch  für  seine  ganz  besonders  sorgfältigen  und  ausführlichen 
Berichte  wiederholt  seine  Anerkennung  ausgesprochen  hatte, 
machte  er  zuvörderst  Mittheilung  über  einige  an  den  Verein 
gerichtete  Schreiben  und  Zusendungen. 

Das  Geschäft  der  Hauptversammlung  galt,  da  das  Referat 
über  die  Monats  - Konkurrenzen  ausfiel,  in  erster  Linie  der 
Aufnahme  von  17  neuen  Mitgliedern,  der  Herren  Bode, 
Bröckelmann,  Caspary,  Engler,  Franzius,  Goering, 
Humelet,  Muttray,  Philippi,  du  Plat,  Reder,  Reh- 
berg, Saegert,  Skaiweit,  Streckert,  Wessel,  Zink- 
eisen. Auch  die  Wiederanmeldung  älterer  Vereinsmitglieder 
ist  eine  bedeutende  gewesen;  es  wurde  beschlossen,  dass  die 
Namen  derselben  jedesmal  durch  Aushang  bekannt  gemacht 
werden  sollen. 

Hr.  Lucae  erstattete  Bericht  über  die  finanziellen  Er- 
gebnisse des  diesjährigen  Schinkelfestes,  das  ein  Defizit  von 
237  Thalern  ergeben  hat,  da  der  Besuch  desselben  geringer 
war,  als  erwartet  werden  konnte.  Eine  Debatte  darüber,  wie 
dieses  Defizit  mit  den  über  die  Höhe  der  Ausgaben  beim 
Schinkelfest  gefassten  Vereinsbeschlüssen  zu  vereinigen  sei, 
blieb  ohne  eigentliches  Resultat,  doch  wurde  der  Kommission 
Indemnität  für  die  bereits  geleisteten  Ausgaben  bewilligt. 

Nachdem  sodann  auf  den  Vorschlag  des  Vorstandes  be- 
schlossen war,  die  während  des  Sommers  erst  um  5 Uhr 
Nachmittags  geöffnete  Vereins  - Bibliothek  nunmehr  wieder 
von  3 Uhr  ab  zugänglich  zu  machen,  theilte  Hr.  Adler  mit, 
dass  der  Vorstand  wegen  eines  grösseren  Vortrags,  wie  er 
im  Laufe  des  Winters  vor  Beginn  der  jedesmaligen  Versamm- 
lungen gehalten  zu  werden  pflegt,  mit  dem  Privatdozenten 
an  hiesiger  Universität,  Mitglied  des  archäologischen  Instituts 
in  Rom,  Hrn.  Dr.  Schöne,  in  Verbindung  getreten  sei,  der 
sich  bereit  erklärt  habe,  einen  Vortrag  über  Pompeji,  na- 
mentlich über  die  neuesten  Ausgrabungen  daselbst,  zu  halten. 
Der  Verein  nahm  diese  Nachricht  beifällig  auf  und  genehmigte 
die  — wegen  ungenügender  Betheiligung  — eventuell  ent- 
stehenden Kosten.  Der  Vortrag  soll  am  21.  November  be- 
ginnen und  bis  zum  Schluss  des  Winter-Semesters  dauern. 

Auf  der  Tagesordnung  stand  die  Berathung  der  Ge- 
schäftsordnung, für  deren  einzelne  Unterabtheilungen  in 
letzter  Hauptversammlung  ein  Komite  aus  je  einem  resp. 
zwei  Referenten  gewählt  worden  war  — ein  Verfahren,  das 
sich  nach  Mittheilung  des  Vorsitzenden  ausserordentlich  be- 
währt hat.  Der  Vorstand  hat  die  eingegangenen  Arbeiten 
seinerseits  bereits  einer  Berathung  unterzogen  und  Abände- 
rungsvorschläge mit  den  Referenten  vereinbart.  Ein  Antrag 
der  Hrn.  Ende  und  Schwatlo,  die  Berathung  der  Entwürfe 
in  einer  gemeinschaftlichen  Sitzung  des  Vorstandes  und  der 
Kommission  vorzunehmen,  wurde  abgelehnt,  die  weitere  Be- 
handlung der  Sache  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung 
verschoben. 

Der  als  Gast  anwesende  Hr.  Franz  Mertens  gab  hierauf, 
ankniipfend  an  seine  älteren  Beziehungen  zum  Verein,  einige 
Erläuterungen  seiner  Denkmalkarte  des  Abendlandes  im  Mit- 
telalter und  bat  den  Verein,  ein  öffentliches  Urtheil  über  den 
Werth  derselben  fällen,  sowie  ihn  in  seinen  Bestrebungen  unter- 
stützen zu  wollen.  Hr.  Ende  und  Hr.  Adler,  von  denen 
der  letztere  darauf  hin  wies,  dass  er  persönlich  eine  Würdigung 
der  Verdienste  des  Hrn.  Mertens  um  die  Begründung  der 
mittelalterlichen  Kunstgeschichte  bei  keiner  Gelegenheit  un- 
terhissen habe,  sprachen  einige  warme  Worte  über  die  Vor- 
züge der  Karte,  die  bei  Reisen,  welche  dem  Studium  mittel- 
alterlicher Baudenkmale  gewidmet  sind,  geradezu  unentbehr- 
lich ist.  — Ein  etwas  näher  auf  das  Detail  der  Karte 


eingehender  Vortrag  wurde  von  Hrn.  Mertens  übrigens  für 
die  nächste  Zeit  zugesagt. 

Von  den  zur  Beantwortung  gestellten  Fragen  rief  nur 
die  eine,  über  die  zweckmässigste  Lage  der  einzelnen  Zimmer 
eines  Wohnhauses  nach  den  verschiedenen  Himmelsgegenden, 
eine  kürzere  Diskussion  hervor.  Wenn  auch  die  sehr  spe- 
ziellen Unterscheidungen  des  Fragestellers  keine  Berücksich- 
tigung finden  konnten,  so  wurde  doch  von  mehren  Seiten  als 
feststehend  bezeichnet , im  Allgemeinen  Wohnzimmer  nach 
Süden,  Schlafzimmer  nach  Osten,  Speisesäle  etc.  nach  Westen, 
Küche  und  Nebenräume  nach  Norden  zu  legen.  Wir  behalten 
uns  vor  auf  die  Frage  eventuell  zurückzukommen.  Herr 
Heid  mann  gab  endlich  noch  eine  Notiz  über  einen  am  vor- 
hergehenden Tage  erfolgten  Unglücksfall.  In  einer  der  hier 
neu  erbauten  Brauereien  ist  ein  gusseiserner  Träger,  der  die 
zwischen  schmiedeeisernen  Trägern  gewölbte  Decke  trug,  ge- 
brochen und  hat  den  theilweisen  Einsturz  der  Decke  ver- 
anlasst. 

Der  Vorsitzende  schloss  die  Versammlung  mit  einem 
Danke  an  die  so  zahlreich  erschienenen  alten  Mitglieder  und 
dem  Wunsche,  dass  die  Thätigkeit  des  Vereins  in  seinem 
neuen  Lokale  eine  fruchtbare  sein  möge.  — F.  — 


Vermischtes. 

In  dem  Marktflecken  Adenau  in  der  Eifel  findet  sich 
eine  Anzahl  älterer  Brücken,  deren  aus  Bruchstein  konstruirte 
Wölbungen  nur  20  bis  21"  Stärke  haben  bei  einer  Spannung 
von  22l/i  bis  23'  und  einer  lichten  Pfeilhöhe  von  nur  3 bis 
31/*'.  An  den  Ecken  der  Gewölbestirn  aber  sind  Zwickel  (für 
das  Abbiegen  der  Fuhrwerke)  von  noch  flacherer  Wölbung 
und  von  nur  10 — 11"  Stärke  vorgelegt.  Nach  dem  Vorbilde 
dieser  Ueberwölbungen  sind  von  mir  zu  Adenau  während  der 
Jahre  1860  und  1861  mehre  Brückenwölbungen  in  derselben 
Konstruktionsweise  ausgeführt.  Der  Baustein  besteht  aus 
einem  lagerhaften  sandigen  Grauwackebruchstein,  der  Mörtel 
aus  trefflichem  Eifelkalk  und  einem  vulkanischen  Sande,  der, 
eine  Zermürmelung  der  als  Baustein  so  hoch  geschätzten  so- 
genannnten  Basaltlava,  sich  an  mehren  Punkten  der  Eifel  fin- 
det, jenem  Sande  ähnlich,  den  wir  bei  Pompeji  an  der  Ab- 
dachung des  Vesuves  antreffen. 

Lipke,  Kreisbaumeister. 

Die  Gesammtlänge  aller  Eisenbahnen  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  betrug  nach  „Mor- 
gans  British  Trade  Journal“  zu  Ende  des  Jahres  1835  erst 
1098  Meilen,  dagegen  zu  Anfang  des  Jahres  1868  schon  39244 
Meilen,  deren  Anlagekosten  auf  ca.  390,000,000  Pfd.  St.  ge- 
schätzt werden,  eine  Summe,  die  etwas  mehr  als  die  Hälfte 
der  amerikanischen  Staatsschuld  beträgt.  In  der  Zeit  von 
1835 — 1868,  also  in  33  Jahren,  sind  überhaupt  3S146  Meilen 
Eisenbahn  gebaut  worden,  im  Durchschnitt  jährlich  1156  Mei- 
len. Die  geringste  Länge,  die  in  einem  Jahre  eröffnet  wurde, 
war  159  Meilen  im  Jahre  1S43,  die  grösseste  von  3643  Mei- 
len trifft  auf  das  Jahr  1856.  Im  ersten  Kriegsjahre  wurden 
nur  621  Meilen  gebaut.  - — Von  der  Eröffnung  der  ersten 
Eisenbahn  in  Amerika  im  Jahre  1830  bis  zur  Erwerbung  von 
Kalifornien  in  1848  sind  5996  Meilen,  im  Durchschnitt  316 
jährlich  gebaut  worden.  Von  dieser  Zeit  ab  bis  zum  Aus- 
bruche des  Bürgerkrieges,  in  einer  Periode  von  12  Jahren, 
wurden  24639  Meilen,  oder  durchschnittlich  2051  im  Jahre 
hergestellt.  Von  da  ab  bis  jetzt  sind  überhaupt  8587  Meilen 
oder  1227  jährlich  dem  Verkehr  eröffnet  worden.  Das  Ver- 
hältnis der  Meilenzahl  der  Eisenbahnen  zur  Bevölkerung 
stellte  sieh  folgendermaassen : im  Jahre  1840  kamen  auf  eine 
Meile  7415  Einwohner,  1850  — 3298,  1860  — 1083  und 
1S67  — 905  Einwohner. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

Erbkam’s  Zeitschrift  für  Bauwesen,  Jahrgang  1S6S, 
Heft  XI  und  XII. 

B.  Aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur wesens. 

Das  Heft  bringt  zunächst  zwei  Beispiele  von  Eisenbahn- 
brücken, welche  als  Fachwerksträger  nach  dem  Sch  wedl  e r ’- 
sehen  Systeme  konstruirt  sind.  Die  Eigentümlichkeit  dieses 
Svstemes  besteht  bekanntlich  darin,  dass  sich  die  beiden  Gur- 
tungen über  den  Auflagern  vereinigen  und  dabei  der  oberen 
eine  solche  Form  gegeben  wird,  dass  die  Diagonalen  nur  auf 
Zug  in  Anspruch  genommen  werden  sollen,  obgleich  sie  in 
den  polygonalen  Endfeldern  einfach  angeordnet  sind.  Das  eine 
Beispiel  betrifft  den  eisernen  Ueberbau  der  Oderbrücke  in 
Breslau  für  die  Rechte  Oderufer-Eisenbahn;  diese  Brücke  hat 
Oeffnungen  von  94'  Weite  zwischen  den  Auflagermitten,  und 
zwar  sind  auf  diese  Länge  sechs  mittlere  Fache  von  12'  und 


491 


zwei  Endfache  von  11'  Weite  angeordnet.  Das  Gewicht  des 
eisernen  Ueberbaues  beträgt  7,56  Zentner  pro  lfd.  Fuss  Geleise. 
— Das  zweite  Beispiel  zeigt  den  Ueberbau  für  die  grossen 
Oeffnungen  der  Elbbrücke  in  der  Berlin -Lehrter  Eisenbahn. 
Die  Brücke  hat  Oeffnungen  von  202'  lichter  Weite,  und  sind 
für  die  beiden  Geleise  nur  zwei  Hauptträger  angeordnet;  die 
Querverbindungen  sind,  wie  es  für  zweigeleisige  Brücken  im 
Allgemeinen  am  vortheilhaftesten  sein  dürfte,  in  12'  Entfer- 
nung angeordnet;  nur  die  Endfache  sind  zu  9'  angenommen. 
Da  gegenüber  der  Theilung  von  12'  die  Hauptträger  eine 
grösste  Höhe  von  30'  zwischen  den  Gurtungsschwerpunkten 
haben,  ist  das  System  der  Diagonalen  in  zweifacher  Ordnung 
eingelegt  worden.  Die  Gurtungen  bestehen  je  aus  16  L Eisen, 
deren  vertikale  Schenkel  sämmtlich  5"  lang  sind,  während  die 
von  Fach  zu  Fach  stattfindende  Aenderung  des  Querschnittes 
durch  Variation  der  abstehenden  Schenkel  erreicht  ist.  In 
den  Eckpunkten  sind  die  L Eisen  nach  einem  Radius  von  14' 
gebogen.  Die  Stösse  sind  so  angeordnet,  dass  in  jedem  Kno- 
tenpunkte 8 L Eisen  durchgehen  und  8 gestossen  sind,  wobei, 
der  dabei  günstigeren  Anordnung  der  Stossplatten  wegen,  die 
gestossenen  L Eisen  über  Kreuz  zu  liegen  kommen.  Die  Ver- 
tikalen sind  aus  je  4 L Eisen  konstrüirt,  welche  durch  eine 
zwischen  liegende  Blechplatte  von  3/8"  Stärke  verbunden  sind. 
Die  Diagonalen  bestehen  aus  2 Stäben  von  je  %"  Stärke. 
Der  horizontale  Kreuzverband  ist  für  einen  Winddruck  von 

25  Pfd.  pro  0'  berechnet.  Das  Gewicht  des  gesammten  Ueber- 
baues beträgt  pro  lfd.  Fuss  Geleise  11,775  Zentner. 

Demnächst  werden  im  vorliegenden  Heft  XI  und  XII 
mehre  in  früheren  Heften  begonnene  Originalartikel  zum 
Abschluss  gebracht  und  zwar: 

1.  Der  Hafen  von  Hamburg-Altona,  mitgetheilt 
von  J.  Dalmann.  In  diesem  Schlussartikel  werden  haupt- 
sächlich die  Vorkehrungen  zum  Laden  und  Entlössen  der 
Schiffe  besprochen.  Gegenüber  den  neuerdings  vielfach  an- 
geordneten hydraulischen  Krahnen,  die  in  Bezug  auf  Schnel- 
ligkeit und  Sicherheit  der  Arbeit  zwar  nichts  zu  wünschen 
übrig  lassen,  jedenfalls  aber  mit  Rücksicht  auf  die  verschiedene 
Grösse  und  Bauart  der  Schiffe  nicht  gestatten,  das  ein  Lössen 
aus  2 oder  3 Luken  stets  gleichzeitig  erfolgen  kann,  sind  bei 
Hamburg-Altona  bewegliche  Dampfkrahne  angeordnet  worden. 
Dieselben  laufen  auf  Geleisen  von  7'  9"  engl.  Spurweite,  haben 
31%'  engl.  Ausladung,  und  wirkt  der  Dampf  direkt,  ohne  Kur- 
belübertragung , auf  die  Hebung  der  Last.  Die  Konstruktion 
wird  im  Uebrigeu  durch  Zeichnung  ausführlich  erläutert. 

2.  Die  Felsensprengungen  im  Rheinstrom  von 
Bingen  bis  St.  Goar,  mitgetheilt  von  Hartmann.  Es  werden 
die  Ergebnisse  aus  der  zweiten  bis  vierten  Sprengperiode, 
fallend  in  die  Jahre  1858  bis  1866,  mitgetheilt;  eine  beige- 
gebene Karte  bezeichnet  durch  rothe  Töne  die  abgesprengten 
Felsmassen. 

3.  Die  Ausführung  des  Tunnels  bei  Altenbeken, 
mitgetheilt  von  Simon.  In  dem  vorliegenden  Schlussartikel 
werden  die  Kosten  der  Förderung,  Auszimmerung,  der  Lehr- 
bögen und  der  Ausmauerung  zusammengestellt.  Aus  dem 
Schlussresume  ergiebt  sich,  dass  der  im  Ganzen  432  Ruthen 
lange  Tunnel  pro  lfd.  Ruthe  1826  Thlr,  gekostet  hat. 

Von  Originalartikeln  findet  sich  endlich  vor  eine  Mit- 
theilung über  den  eisernen  Oberbau  nach  dem  System  des 
Reg.  u.  Bauraths  Hilf  zu  Wiesbaden.  Wenngleich  dies  System 
aus  mehrfachen  anderweitigen  Publikationen  bereits  bekannt 
ist,  so  werden  doch  nachfolgende,  dem  Artikel  entnommene 
Angaben  nicht  ohne  Interesse  sein.  Das  Gewicht  dieses  Ober- 
baus beträgt  pro  lfd.  Meter  Geleis  = 139,5  Kilogr.  und  die 
Kosten  des  zum  Befahren  fertigen  Oberbaues  excl.  der  Be- 
schaffung des  Kieses  zur  Bettung  belaufen  sich  auf  9 Thlr. 

26  Sgr.  pro  lfd.  Meter  Geleis.  Auf  eine  Geleislänge  von 
6 Meter  kommen  3 Querverbindungen.  Anwendung  von  diesem 
System  wurde  zuerst  im  Jahre  1867  auf  dem  Bahnhofe  Ass- 
mannshausen der  Nassauischen  Bahn  gemacht.  Dies  Geleise 
hat  sich  ruhig  und  gut  gefahren;  von  einem  sogenannten  Auf- 
frieren hat  sich  nichts  gezeigt.  In  Folge  dieser  günstigen  Re- 
sultate ist  das  zweite  Geleis  zwischen  Oberlahnstein  und  Ems 
der  Nassauischen  Bahn  von  1,7  Meilen  Länge  nach  dem  be- 
schriebenen System  verlegt  worden,  wobei  auf  die  grössere 
Hälfte  der  schwebende  Stoss  zur  Anwendung  kam.  Obgleich 
in  dieser  Strecke  mehre  Kurven  von  300  Met.  Radius  Vor- 
kommen, haben  die  mit  dem  Geleise  vergenommenen  Probe- 
fahrten die  günstigsten  Resultate  ergeben;  es  fährt  sich  ruhiger 
und  geräuschloser,  als  ein  Geleis  mit  hölzernen  Querschwellen 
und  liegt  unverrückbar.  Selbst  nach  dem  Lösen  der  Quer- 
verbindungen zeigten  die  Schienen,  nach  einem  Befahren  mit 
voller  Geschwindigkeit,  nicht  die  geringste  Aenderung  der 
Lage.  Ueberdies  stellte  sich  auch  heraus,  dass  das  Fahren 
auf  dem  ruhenden  Stosse  keineswegs  ein  härteres  war,  als  auf 
dem  schwebenden. 


Als  Mittheilungen  aus  anderweitigen  Quellen  sind  noch 
zu  nennen  der  Schluss  eines  Aufsatzes  über  die  Reinigung 
und  Verwerthung  des  Hauswassers  von  B.  Latham,  übersetzt 
von  E.  Wiebe;  ferner  eine  Notiz  über  den  Diggswell- Viadukt 
der  Great-Northern-Eisenbahn ; sowie  endlich  eine  kurze,  durch 
Zeichnung  erläuterte  Angabe  über  die  Ketzer’sche  Chaussee- 
walze. Diese  Walze  ist  eindeichselig  und  kann  mittelst 
eines  die  Deichsel  umfassenden  Umringes  binnen  einer  Minute 
gewendet  werden.  Gr. 


Aus  der  Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure. 

Heft  9.  — 

1.  Zur  Organisation  polytechnischer  Schulen. 
Im  Juli  v.  J.  wurde  von  den  Professoren  der  polytech- 
nischen Schulen  zu  Stuttgart  und  Karlsruhe  an  die  Lehrer- 
Kollegien  der  deutschen  technischen  Hochschulen  die  Auf- 
forderung gerichtet,  zu  gemeinsamen  Berathungen  über  die 
Einrichtungen , Bedürfnisse  und  Ziele  dieser  Lehr  - Anstalten 
zusammen  zu  treten,  Erfahrungen  und  Ansichten  auszutauschen 
und  auf  gleichmässige  Organisation  und  zeitgemässe  Ent- 
wickelung hinzuarbeiten.  Es  sind  darauf  zustimmende  Ant- 
worten eingegangen : 

vom  Rektorat  des  polytechnischen  Institut  zu  Prag, 
von  d.  Direktion  der  polytechnischen  Schule  in  Dresden, 
vom  Rektorat  der  polytechnischen  Schule  in  München, 
von  der  Direktion  der  technischen  Hochschule  in  Graz, 
vom  Rektorat  des  polytechnischen  Instituts  in  Wien, 
vom  Direktorium  d.  Kollegii  Karolini  i.  Braunsehweig, 
vom  Direktorium  des  technischen  Instituts  in  Brünn. 
Dagegen  haben  sich  ablehnend  geäussert: 

d.  Direktion  d.  eidgenössischen  Polytechnikums  i.  Zürich, 
die  Direktion  der  Königl.  Gewerbe-Akademie  in  Berlin, 
die  Direktion  der  polytechnischen  Schule  in  Hannover. 
Keine  Antwort  ist  eingegangen: 

von  der  Königl.  Bau-Akadomie  in  Berlin. 

Mit  Rücksicht  auf  die  letzteren  norddeutschen  techni- 
schen Hochschulen,  deren  spätere  Theilnahme  noch  zu  erwarten 
steht,  wird  nun  von  der  Ausführung  des  Projektes  in  diesem 
Jahre  abgesehen  und  einstweilen  eine  Reihe  von  Fragen, 
welche  zunächst  zu  erörtern  sein  würden,  zur  allgemeinen 
Kenntniss  gebracht.  Es  sind  dies  folgende: 

1)  das  Wesen  und  die  Stellung  der  technischen  Hochschule 
im  Verhältniss  zur  Universität; 

2)  Lehr-  und  Lernfreiheit  und  ihre  etwaige  Begrenzung  im 
Interesse  des  Unterrichts  und  des  Erfolges  der  Anstalt; 

3)  Scheidung  des  Unterrichts  in  einen  grundlegenden,  rein 
wissenschaftlichen  und  in  den  beschliessenden  Fach -Unter- 
richt engeren  Sinnes; 

4)  Vertretung  der  polytechnischen  Schulen  in  den  höchsten 
Verwaltungsstellen  durch  fachverwandte  Referenten; 

5)  der  zu  allgemeiner  Annahme  geeignetste  Name  der  tech- 
nischen Hochschule; 

6)  passender  Titel  für  diejenigen,  welche  auf  Grund  einer 
strengen  Prüfung  sich  ein  von  der  Schule  resp.  betreffender 
Fakultät  oder  Fach -Kommission  ausgestelltes  Diplom  er- 
worben haben ; 

7)  Erleichterung  des  Ueberganges  zur  Praxis  nach  Absolvirung 
der  technischen  Hochschule; 

8)  wissenschaftliche  Ausbildung  für  gewisse  militairische  Be- 
rufszweige, insbesondere  der  Ingenieur  - Offiziere  durch 
die  technische  Hochschule. 

2.  Brücke  über  die  Oerkla  bei  Svorkmo  in  Nor- 
wegen (nach  der  Polytesnists  Tiedsskrift  1866). 

Dieselbe  sollte  bei  einer  Breite  von  nur  2,5m-  eine  Weite 
von  73, 5m-  mit  einem  Mittelpfeiler  überspannen.  Um  bei 
Anwendung  des  Fachwerkssystems  die  Horizontal-  und  Quer- 
verstrebungen zu  vermeiden,  hat 
man  nach  dem  Entwürfe  des 
Ingenieurlieutenant  Segelcke 
einen  dreieckigen  Querschnitt 
der  ganzen  Brücken -Konstruk- 
tion gewählt  und  hierdurch, 
neben  grosser  Steifigkeit  der 
Brücke  in  horizontaler  Richtung, 
bedeutende  Material-Ersparniss 
erreicht.  Die  Schwerpunkte 
der  beiden  Gurtungen  stehen 
2,3m-  von  einander  ab;  die  obere 
Gurtung  ist  zwiefach  aus  je  vier  Hölzern  von  235 mm-  im 
Quadrat  durch  Bolzen  verbunden,  die  untere  dagegen  aus 


492 


drei  übereinander  liegenden  Hölzern  von  260mm-  Breite  und 
183“™-  Höhe.  Die  in  vertikaler  Ebene  schräg  liegenden 
Streben  werden  von  zwei  Hölzern  von  260  und  lö?“™-  Quer- 
schnitt gebildet  und  dicht  unter  der  oberen  Gurtung  durch 
zwei  Zangen  von  210mm-  Höhe  und  Breite  zusammengehalten. 
Die  diagonalen  Zugbänder,  am  Auflager  drei  Rundeisen  von 
45mm-  D„  verringern  sich  nach  der  Mitte  zu  und  bestehen  in 
den  vier  mittelsten  Feldern  aus  gekreuzten  Bändern  von 

30mm.  d. 

Die  Landpfeiler  sind  bis  zur  Unterkante  der  Zangen  auf- 
geführt; die  obere  Gurtung  liegt  auf  zwei  Quersehwellen  auf, 
die  untere  verbindet  sich  mit  einem  an  den  Pfeiler  gebolzten 
Holze.  Auf  dem  Mittelpfeiler  lagern  beide  Gurtungen  auf 
einem  unterstützenden  Gerüst  von  starken  Hölzern.  Hierselbst 
ist  auch  die  Brückenbahn  behufs  Ausweichen  von  Fuhrwerken 
verbreitert.  Die  Fahrbahn  besteht  aus  einer  doppelten  Lage 
von  Querschwellen,  welche  in  der  Mitte  auf  einem  Unterzug 
ruhen,  der  gegen  die  untere  Gurtung  abgestützt  ist.  Ueber 
den  Schwellen  ist  Bohlenbelag  angebracht. 

Bei  der  Probebelastung  wurde  die  zufällige  Belastung 
von  500  Kilogramm  pro  Q™-  durch  eine  Kiesbeschüttung  dar- 
gestellt und  es  ergab  sich  dabei  eine  grösste  Durchbiegung 
von  52mm-,  von  welcher  nach  dem  Entlasten  18mm-  blieben. 
Die  ganze  Anlage  kostet  9000  Thlr.  preuss,  der  lfd.  Meter 
36  V.  Thlr. 

3.  Eisernes  Oberbausystem  von  Paulus. 

Dasselbe  soll  einzig  und  allein  dazu  dienen,  unbrauchbar 
gewordene  Eisenbahnschienen  noch  vortheilhaft  zu  verwenden; 
es  wird  nur  eine  Schiene  aus  Bessemer  Stahl  von  verhältniss- 
mässig  kleinem  Profil  hinzugefügt.  Aus  den  Figuren  geht 
hervor,  dass  das  Langschwellensystem  zu  Grunde  gelegt  ist. 


Die  dreitheilige  Fahrschiene  aus  zwei  seitlichen  alten  Vignol- 
schienen  und  der  mittleren  Bessemer  Stahlschiene  wird  mit 
regelmässiger  Abwechslung  der  Stossverbindungen  dieser 
drei  Theile  hergestellt  und  unter  den  Stössen  mit  Querver- 
bindungen ebenfalls  aus  alten  Eisenbahnschienen  versehen. 
Loco  Fabrik  kostet  die  Meile  diese  Eisenoberbaues  13000  Fl. 
östr.,  während  bei  Zugrundelegung  gleicher  Einheitspreise  das 
billigste  der  bisherigen  Eisenoberbausysteme,  das  von  Köstlin 
und  Battig,  140,000  Fl.  österr.  kosten  würde.  Für  die  Strecke 
stellt  sich  dies  Verhältniss  beim  System  Paulus  allerdings 
wegen  grösseren  Gewichts  ungünstiger.  S. 


Von  Hrn.  Baumeister  Schubert  zu  Bonn  geht  uns  fol- 
gende Erklärung  zu  : 

Im  Jahrgang  II,  No.  43  der  Deutschen  Bauzeitung  be- 
findet sich  eine  Kritik  meines  Werkes  „Entwürfe  von  Stall- 
gebäuden“, welche  lautet: 

„Weder  in  den  Konstruktionen  noch  in  den  Anordnungen 
der  Gebäude  finden  erhebliche  Abweichungen  von  den  üb- 
lichen Grundsätzen  statt.  Die  Architektur  der  einfachen  Ge- 
bäude entspricht  kaum  den  Anforderungen,  welche  man  an 
die  Erscheinung  selbst  derartiger  schlichter  Bedürfnissbauten 
zu  stellen  gewöhnt  ist.“ 

Was  den  ersten  Tadel  betrifft,  so  kann  ich  denselben  an 
und  für  sich  nicht  zurückweisen,  muss  aber  die  Art  und 
Weise  des  Ausdrucks  für  hart  und  ungerechterklären;  jeden- 
falls klingt  derselbe  viel  schlimmer,  als  der  Kritiker  selbst 
beabsichtigt  haben  mag.  Eine  erhebliche  Abweichung  von 
bestehenden,  durch  die  Erfahrung  bedingten  Grundsätzen  kann 
und  darf  wohl  Niemand  erwarten,  da  man  ihre  Beachtung  und 
Befolgung  nicht  umgehen  kann.  Die  in  den  vorliegenden 
Plänen  wirklich  vorhandenen  Abweichungen  vom  Gewöhn- 
lichen sind  aber  immer  schon  erheblich  genug  gewesen  um 
vor  der  Veröffentlichung  nicht  zurückschrecken  zu  müssen, 
ln  Betreff  des  zweiten  Tadels,  dass  die  Architektur  nicht  zier- 
lich genug  sei,  erwidere  ich  ganz  ergebenst,  dass  die  vorge- 
führten Stallgebäude  im  Anschluss  an  vorhandene,  noch  gut 
erhaltene  Gebäude  des  Wirthschaftshofes  erbaut  worden  sind 
und  mit  den  Letzteren  in  übereinstimmende  Form  gebracht 
werden  mussten.  Würde  es  wohl  gut  geheissen  worden  sein, 
wenn  neben  noch  einfacheren  älteren  Gebäuden  ein  neues  mit 


zierlichem  Schnitzwerk  an  Sparren  und  Traufbrett,  mit  Gie- 
belecken und  unnützen  Vorsprüngen  errichtet  worden  wäre, 
oder,  wenn  ich  für  die  Veröffentlichung  die  Faijaden  anders 
gestaltet  hätte  als  sie  in  der  Wirklichkeit  sind? 

Uebrigens  handelt  es  sich  bei  einfachen  landwirthschaft- 
Gebäuden  wahrhaftig  nicht  um  zierliche  Architektur,  sondern 
um  eine  zweckmässige,  mit  dem  Betriebe  der  Wirthschaft 
übereinstimmende  Einrichtung,  so  wie  um  eine  dauerhafte  und 
billige  Konstruktion.  Zierliche  Fa^aden  werden  bei  derar- 
tigen Gebäuden  in  der  Regel  gar  nicht  gewünscht,  da  mit 
denselben  stets  eine  vermehrte  Ausgabe  und  eine  geringere 
Solidität  Hand  in  Hand  geht. 

Der  Zweck  der  Herausgabe  jener  einfachen  Blätter  war 
nicht  der,  nur  unter  den  erfahrenen  und  hochgebildeten  Ar- 
chitekten Leser  und  Abnehmer  zu  gewinnen , sondern  ich 
wünschte  für  Schulen,  angehende  Bautechniker  und  Landwirthe 
zu  arbeiten,  und  hätte  der  geehrte  Kritiker  das  Werk  einer 
näheren  und  spezielleren  Durchsicht  des  Textes  gewürdigt, 
so  würde  er  mir  in  letzterer  Beziehung  gewiss  gerecht  ge- 
worden sein.  F.  C.  Schubert. 

Wir  haben  das  Schriftstück  aufgenommen,  obgleich  wir 
uns  bei  der  Geringfügigkeit  des  Gegenstandes  und  da  der 
Verfasser  keine  thatsächlichen  Unrichtigkeiten  zu  berich- 
tigen hatte,  hierzu  nicht  für  verpflichtet  halten  konnten.  Un- 
sererseits haben  wir  darauf  hinzuweisen , dass  die  Forderung 
einer  ,, zierlichen“  Architektur  dem  Rezensenten  fern  ge- 
legen hat.  Ob  eine  angemessene  architektonische  Ausbildung 
landwirthschaftlicher  Gebäude  mit  den  Forderungen  der  Soli- 
dität und  Billigkeit  zu  vereinbaren  sei  oder  nicht  und  ob  nur 
„Schnitzwerk,  Giebelecken  und  unnütze  Vorsprünge“  den  Be- 
griff der  Architektur  ausmachen:  darüber  wollen  wir  mit 
dem  Herrn  Verfasser  nicht  rechten. 


Konkurrenzen. 

In  der  Konkurrenz  für  den  Neubau  des  Rathhauses  in 
Dortmund  (vergleiche  No.  18  d.  J.)  sind  23  Pläne  eingegan- 
gen. Dieselben  sollen  einige  Tage  lang  öffentlich  ausgestellt 
und  dann  den  Preisrichtern,  die  jetzt  erst  von  dem  Magistrat 
bestimmt  werden,  zur  Entscheidung  zugestellt  werden. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Den  Bau  - Inspektoren  Schopen  zu  Cöln  und  Dieckhoff  zu 
Bonn  ist  der  Charakter  als  Bau -Rath  verliehen. 

Am  7.  November  haben  bestanden : das  Baumeister-Examen: 
August  Steinbrück  aus  Greiffenberg,  Friedrich  Braune 
aus  Reinsdorff;  das  Bauführer-Examen:  Alexander  Georg 

aus  Beller,  Franz  Ratjen  aus  Kiel,  Ludwig  Werner  aus 
, Montjoie,  Eduard  Löhmann  aus  Altona. 


Offene  Stellen. 

1.  Zwei  geübte  Zeichner  für  Architektur-  resp.  Feldmesser- 
Arbeiten  werden  gegen  gute  Diäten  gesucht.  Meldungen  nebst 
einer  Probe- Zeichnung  bei  der  Direktion  der  Grossherzoglicheu 
Friedrich -Franz -Bahn  in  Malchin. 

2.  Ein  Techniker  (Maschinenbauer),  weichereine  polytech- 
nische Anstalt  mit  gutem  Erfolg  besucht  hat  und  in  Anfertigung 
von  Werkzeichnungen  zu  eisernen  Brücken  geübt  ist,  findet  Be- 
schäftigung hier  in  Berlin.  Adressen  unter  B.  17  in  der  Expe- 
dition der  Deutschen  Bauzeitung. 

3.  Ein  Feldmesser,  im  Nivellir-Arbeiten  gewandt,  wird  so- 
fort verlangt.  Meldungen  im  Bau-Inspektionsbüreau,  Alexandrinen- 
Strasse  113,  Berlin. 

4.  Ein  Bauführer  für  Berlin  für  eine  fiskalische  Beschäf- 
tigung gesucht.  Offerten  unter  A.  B.  mit  Angabe  der  bisherigen 
Beschäftigung  resp.  Bildungsgang  in  der  Expedition. 

5.  Ein  Zeichner  resp.  Feldmessergehülfe,  welcher  geo- 
metrische Karten  und  Situationspläne  sauber  anzufertigen  und  sorg- 
fältig zu  beschreiben  versteht,  findet  dauernde  Beschäftigung. 
Näheres  im  Büreau  von  Otto  Busse,  Berlin,  Schönebergersr.  26, 
10—12  Uhr. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  v.  S.  in  Rostock.  — Wir  theilen  in  Bezug  auf  ihre 
Beschwerde  wiederholt  mit,  dass  Ankündigungen  bis  spätestens 
Mittwoch  früh  in  unsern  Händen  sein  müssen,  wenn  sie  noch  in 
der  am  darauf  folgenden  Freitag  erscheinenden  Nummer  Aufnahme 
finden  sollen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  J.  in  Paris,  V. 
in  Pr.  Friedland,  S.  in  Zölp. 


493 


Architekten -Verein  zn  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend  den  14.  November 

T agesord  n ung: 

Vortrag  des  Hrn.  Mertens. 

Ein  junger  Bauteclllliker  (Maurer)  sucht  unter  geringen 
Ansprüchen  Stellung  als  Bauaufseher  oder  Zeichner.  Gute  Atteste 
stehen  demselben  zur  Seite.  Adressen  snb  Chiffre  R.  H.  in  der 
Expedition  dieses  Blattes. 

Unterzeichneter,  mit  den  besten  Zeugnissen  versehen,  wünscht 
als  Zeichner  bei  einem  Baumeister  hierselbst  ein  sofortiges  En- 
gagement. A.  Caspar,  Berlin,  Annenstr.  44,  3 Trepp,  links. 

Fabrik  -Verkauf. 

Die  in  Berlin  seit  fast  100  Jahren  bestehende  Ofen-  und  Thon- 
waarenfabrik  unter  der  Firma  T.  Ch.  Feilner  & Co.  soll  wegen 
Todesfalles  des  bisherigen  Besitzers  mit  sämmtlichem  Inventarium, 
ausstehenden  Forderungen,  Firma  und  Grundstücken  verkauft  wer- 
den. Das  Fabrikgrundstück  hat  138'  Strassenfront  in  der  Ritter- 
strasse, 150'  in  der  Alten  Jakobsstrasse,  247'  in  der  Feilnerstrasse 
und  enthält  im  Ganzen  einen  Flächeninhalt  von  344  Q Rth.  Als 
Anzahlung  wären  50,000  Tblr.  erwünscht. 

Näheres  im  Comtoir  der  Fabrik,  Feilnerstrasse  No.  4. 

Als  bewährter  Copist  empfiehlt  sich  den  Herren  Architekten 
Sartorius,  Berlin,  Alte  Jakobsstr.  134,  Hof  links  3 Trp. 


Laura  Hensel, 

Gustav  Schwartz, 

Verlobte. 

Potsdam  und  Posen,  den  8.  November  1868. 

Erbkaiii’s  Zeitschrift  für  Bauwesen. 

Jahrgang  1863,  64,  65,  66  und  1867  ist  zu  verkaufen.  Das 
Exemplar  ist  nicht  gebunden,  aber  vollständig  und  in  durchaus 
gutem  Zustande.  Offerten  mit  Preisangebot  unter  Chiffre  J.  S. 
befördert  die  Expedition  d.  Z. 

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(Phoronomie,  Statik  und  Dynamik).  8.  cart.  Preis  20  Sgr. 
Früher  erschien  von  demselben  Verfasser: 

Taschenbuch  der  Mathematik,  cart.  20  sgr. 
Berlin,  November  1868.  Ernst  4b  Uorn. 

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schem Marmor,  Selenhofer  und  andern  Steinen)  Belegsteine,  Ab- 
deckungs-  und  Gesimsplatten,  Fensterbretter,  Pissoirs,  Treppen- 
stufen, Tischplatten,  Paneele  etc.,  sowie  Kunst-Fabrikate,  als: 
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rigkeit auch  in  schon  bewohnten  Gebäuden  einrichten. 

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Verlangen  gratis  eingesandt. 

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1372 

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47z 

6 

772 

1174 

1374 

1574 

23 

343A 

4772 

6672 

8474 

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erbetenen  gefälligen  Aufträge  zu. 

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495 


VERZEICHNIS 

der  von  dem  verstorbenen  Eisenbahn -Baumeister  H.  Sehultze  zu  Elberfeld  hinterlassenen  Bücher  und 
Zeitschriften,  welche  zu  den  beigesetzten  Preisen  verkauft  werden  sollen. 

Die  Werke  sind  sämmtlich  vollständig,  im  besten  Zustande  und  mit  wenigen,  besonders  bezeichneten 
Ausnahmen  gut  gebunden:  die  meisten,  namentlich  alle  grösseren  Werke,  in  Halbfranz,  einige  wenige  in  Pappband. 

Bestellungen  wolle  man  an  Herrn  Buchhändler  Beelitz,  Expedition  der  Deutschen  Bau- 
zeitung, Berlin,  Oranien-Str.  75  richten,  woselbst  auch  die  Bücher  innerhalb  der  nächsten  acht  Tage 
zur  Einsicht  ausliegen. 

(Die  in  Parenthese  beigefügten  Preise  sind  die  Ladenpreise,  excl.  Einband.) 


Architekten-Wochenblatt.  Jahrg.  1867  (2 % thl.)  2 thl. 
Bau-Anlagen  der  Ruhr-Sieg-Eisenbahn.  1860.  (Nicht  im 
Bucbbandel.)  4 thl. 

Baudenkmäler,  die  mittelalterlichen  Nieder-Sachsens.  Heft 
1 — 10.  geh.  (13  % thlr.)  4 thl. 

Bauwerke,  die  kunstgeschichtl.  merkwürdigsten,  von  Be- 
ginn der  altchristl.  Architektur  bis  zur  Bliithe  der 
Renaissance  (10  thl.)  7%  thl. 

Beiträge  zur  Förderung  der  Kunst  in  den  Gewerken. 

Heft  1 — 9.  geh.  (9  thl.)  3 thl. 

Berghaus,  Landbuch  der  Mark  Brandenburg  u.  der  Nieder- 
lausitz. 3 Bde.  (9  thl.)  3 thl. 

Bernouilli,Vademecum  d. Mechanikers.  1857  (1%  thl.)  14sgr. 
Boltze,  Lehrbuch  der  Physik  (28  sgr.)  5 sgr. 

Breymann,  Baukonstruktionslehre.  1.  Aufl.  1. — 3.  Bd. 
(12  thlr.)  2 thlr. 

— do.  — 4.  (neuste)  Aufl.  1.  Bd.  (5  thl.)  4 thl. 

— do.  — do.  2.  Bd.  Heft  1-3.  (l%thl.)  1 thl. 

Brix,  Lehrbuch  der  Statik.  2.  Aufl.  (2 % thl.)  1*  2/3  thl. 

— do.  — do.  Kollegienheft  25  sgr. 

Burescb,  über  Imprägniren  der  Hölzer  (1 2/s  thl.)  1 thl. 
Denkmäler  der  Kunst.  Herausg.  v.  Guhl,  Caspar,  Lübke 

u.  Voit.  1.  Aufl.  4 Thle.  in  2 Bde.  geh.  (41  thl.  12  sgr.) 

25  thl. 

Ehrenberg,  Baulexikon  (3  thl.)  1 thl. 

Engel,  Handbuch  des  landwirthschaftlichen  Bauwesens. 

(Neuste  Aufl.)  (4  thl.  1 2 sgr)  3 % thl. 

Eytelwein,  Einrichtung  d.  Stosshebers  (1  % thl.)  15  sgr. 

— Lehrbuch  d.  Statik.  3 Bde.  (7%  thl.)  1 (4  thl. 

— do.  Mechanik.  1801.  (3  thl.)  15  sgr. 

Förster’s  Bauzeitung.  Fragmente  aus  d.  Jahrg.  1842  (über 

eiserne  Brücken  und  Getreide -Silos)  15  sgr. 

Gerstner,  Handbuch  der  Mechanik.  3 Bde.  mit  Atlas 
(24  thl.)  4 thl. 

Gilly  u.  Eytelwein,  Wasserbau.  1.  2.  Heft.  (62 *4  thl.)  1*4  thl. 
Grein,  Lehrbuch  des  Baurechts,  geh.  (2  thl.)  1 thl. 

Grüber,  Baumaterialienlehre  (D/j  thl.)  20  sgr. 

Grunert,  Leitfaden  d.  höheren  Analysis  (lV-jthl.)  15  sgr. 

— Trigonometrie  (1*4  thl.)  20  sgr. 

— Elemente  d.  analyt.  Geometrie.  2 Bde.  (2  2/3  thl.)  1 thl. 

— Lehrbuch  d.  Mathematik.  5 Bde.  (211/12  thl.)  1 thl. 
Hagen,  Wasserbau  cplt.  8 Bde.  m.  Atlas,  (neuste  Aufl.) 

(42  thl.  28  sgr.)  34  thl. 

Heine,  landwirthschaftliche  Baukunde  (20  sgr.)  7 (/2  sgr. 
Heinzerling,  Brücken  - u.  Hochbau  - Konstruktionen,  geh. 

(25  sgr.)  17%  sgr. 

Hirsch,  Meier,  Sammlung  geometr.  Aufgaben.  2.  Theil 
(1  % thl.)  15  sgr. 

Hoffmann,  Vademecum  des  Baumeisters.  2.  Aufl.  1.  2.  Bd. 

(1  Ve  thl.)  7%  sgr. 

Des  Ingenieur’s  Taschenbuch.  1865  (1  thl.  15  sgr.)  20  sgr. 

— do.  — do.  1867  (2  thl.)  1 thl.  10  sgr. 

Köhler,  Mineralogie.  2.  Aufl.  (1  thl.)  10  sgr. 

Kugler,  Handbuch  d.  Kunstgeschichte.  3.  Aufl.  2 Bde. 

(5  thl.  20  sgr.)  3 thl. 

— Geschichte  d.  Baukunst  I.— IV.  1.2.  (15  thl.)  9 thl. 
Laissle  & Schübler,  die  Brückenträger.  1.  Aufl.  (1  thlr. 

24  sgr.)  20  sgr. 

Linke,  Vortr.  über  Wege-  u.  Eisenbahnbau  (2  thl.)  15  sgr. 

• — do.  do.  Wasserbau  (2%  thl.)  1 (/2  thlr. 

— do.  do.  Kameralbau  (3 */2  thl.)  2(4  thl. 

— do.  do.  Bau-Konstruktionslehre  (3  thl.)  2(4  thl. 

Lübke,  Gesch.  d.  Architektur.  5.  (neuste)  Aufl.  (6%  thl.) 

5%  thl. 

Minding,  Samml.  v.  Integraltafeln  (1%  thl.)  20  sgr. 


Navier,  Differential-  und  Integralrechnung.  1.  Aufl.  2 Bde. 
(3%  thl.)  1%  thl. 

— Lehrbuch  d.  höheren  Mechanik  (2  thl.)  1 % thl. 

— Mechanik  d.  Baukunst  1 5/6  thl. 

Notizblatt  d.  Arehitekten-Vereins  zu  Berlin.  Jahrg.  1833  — 

1850  (18  thl.)  " 6 (4  thl. 

Oppermann,  portefeuille  economique  des  machines.  Jahrg. 

1860  — 1864.  geh.  (30  thl.)  10  thl. 

Organ  f.  d.  Fortschritte  d.  Eisenbahnwesens.  Jahrg.  1864. 

geh.  (6  thl.)  3 thl. 

Perronet’s  Werke,  übers,  v.  Dietlein.  2 Bde.  mit  Atlas. 

(15  thl.)  5 thl. 

Pouillet  - Müller , Lehrbuch  der  Physik  und  Meteorologie. 

3 Bde.  6.  Aufl.  1864  (13  thl.)  9 thl. 

— Grundriss  d.  Physik.  2.  Aufl.  (1  % thl.)  15  sgr. 

Redtenbacher , Resultate  für  den  Maschinenbau.  2 Bde. 

4.  Aufl.  1860.  (5  thl.)  3(4  thl. 

Regnault-  Strecker,  Lehrbuch  d.  Chemie.  2 Bde.  4.  Aufl. 

1857.  58.  (3%  thl.)  2%  thl. 

Rosengarten,  die  architekton.  Stilarten  (35/6  thl.)  2%  thl. 
Runge,  Vortr.  über  Baumaterialienlehre  (20  sgr.)  10  sgr. 
Sammlung  v.  Zeichnungen  aus  dem  Gebiete  des  Wasser- 
u.  Brückenbaues.  2 Thle.  (8  thl.)  5 thl. 

Scheffler,  Theorie  d.  Festigkeit  gegen  Zerknicken  (24  sgr.) 

15  sgr. 

Scliinz,  Lehrb.  d.  Wärmemesskunst.  3 Thle.  (8  thl.)  6 '4  thl. 


Scholl,  Führer  d.  Maschinisten.  1856.  ( 1 s/6  thlr.)  15  sgr. 
Schubarth,  physikalische  Tabellen.  5.  Aufl.  (1  thl.)  10  sgr. 
Sehwahn,  Lehrb.  d.  Mühlenbaues,  cplt.  (17  thl.)  10  thl. 
Schwarz,  der  Brückenbau,  geh.  (l2/s  thl.)  1 (4  thl. 

— Seeufer-  und  Hafenbau,  geh.  (1%  thl.)  1 % thl. 

— Grundbau.  geh.  (22/3  thlr.)  l5 * * * * */6  thl. 

— Uferbau.  geh.  (I  thlr.)  20  sgr. 

Seubert,  Lehrb.  d.  Pflanzenkunde.  4.  Aufl.  1866  (2  thlr.) 

1 % thlr. 

Statz,  kirchliche  Bauwerke  in  gothischem  Stil.  1.  Abthl. 

In  Mappe  (24  thl.)  15  thl. 

Strack  & Hitzig,  der  innere  Ausbau.  14  Hefte.  (11  thl. 

8 sgr.)  9 thl. 

Stuart  & Revett,  Alterthümer  von  Athen,  übers,  v.  Berg- 
mann (3  thl.)  1 thl. 

Studien  über  Imprägniren  von  Hölzern.  Manuskript  von 
ca.  200  Seiten  2 thl. 

Tellkampf,  Theorie  der  Hängebrücken  (25  sgr.)  18  sgr. 
Titz,  das  Viktoria-Theater  in  Berlin  (9  thlr.)  5 thl. 


— das  Kroll’sche  Etablissement  in  Berlin  (5  thl.)  3 thl. 
Vega,  logarithmisch-trigonometr.  Tafeln.  1842.  (1%  thl.) 

15  sgr. 

Vereinbarungen,  technische,  des  Vereins  deutscher  Eisen- 
bahn-Verwaltungen. geh.  (15  sgr.)  10  sgr. 

Vincent,  der  Wiesenbau.  1.  Aufl.  1846.  (ls/4  thl.)  15  sgr. 
Weissbach,  Lehrb.  der  Mechanik.  1.  2.  Bd.  2.  Aufl. 
(10 % thl.)  6 thl. 

— do.  — do.  — do.  3.  Bd.  1.  Aufl.  (7%  thl.) 

5 thl. 

Wöhler,  Grundriss  der  Chemie.  2 Bde.  1845.  (1%  thl.) 

20  sgr. 

Woltmann,  Schiffbarmachung  der  Flüsse.  (3%  thl.)  1 thl. 

— Anlage  der  Kanäle.  (4  thlr.)  1 thlr. 

— hydraulische  Architektur.  4 Bde.  (4*4  thlr.)  25  sgr. 
Wörterbuch,  technologisches,  in  deutscher,  französischer 

und  englischer  Sprache.  3.  Bd.  (224  thlr.)  2(/6  thl. 
Zeitschrift  des  Arehitekten-Vereins  zu  Hannover.  Jahr- 
gang 1860  — 1867.  geh.  (36  thl.)  20  thl. 

— do.  — do.  Jahrg.  1868.  Heft  1 — 3.  15  sgr. 


/ 


.M  47, 


Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


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Wochenblatt 

herausgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu 


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Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  20.  November  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

I nhalt:  Der  Staatsstreich  vom  13.  November  1863.  — Bemer- 
kungen über  die  Fachwerkträger  nach  dem  System  Schwedler.  — 
Feuilleton:  Sto  Spirito  in  Florenz  II.  — Mittheilungen  aus 
Vereinen:  Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Prag.  — Archi- 
tekten-Verein  zu  Berlin.  — Vermischtes:  Entreprise  der  Erd- 
und  Bagger-Arbeiten  an  der  Jahde.  — Ueber  die  Wasserpest.  — 

Korrektion  der  Unter-Weser.  — Versuche  mit  Brunnen-Bohrern.  — 
Im  3.  Quartal  1868  in  Deutschland  eröffnete  Eisenbahnen.  — Länge 
der  preussischen  Staats-Chausseen.  — Der  Viehmarkt  zu  London.  — 
Aus  der  Fachlitteratur:  Die  neue  Turnhalle  in  Hof.  — Zeit- 
schrift d.  österr.  Ingenieur-  u.  Architekten -Vereins.  — Konkur- 
renzen: Börse  in  Königsberg.  — Personal-Nachrichten  etc- 

Der  Staats -Streich  vom  13.  November  1863*). 

Zur  fünfjährigen  Gedächtnissfeier  desselben. 


PARIS,  den  13.  November  1868. 

Victor  Hugo,  der  bahnbrechende  Genius  der  Ro- 
mantik, hat  vor  bald  40  Jahren  in  seinem  wundervollen 
Romane  „Notre-Dame  de  Paris “ ein  enthusiastisches  Ka- 
pitel über  Architektur  geschrieben.  Seine  bethörten  Leser 
glaubten,  weil  er  darin  das  Pantheon  eine  Savoyer  Torte 
genannt,  hätte  er  nun  auch  definitiv  der  Antike  und  ihrer 
akademischen  Nachkommenschaft  den  Hals  gebrochen. 
Allerwenigstens  nahm  ein  grosses  Publikum  diese  Abhand- 
lung (eigentlich  nur  ein  Kapitel  über  die  allgemeine  Be- 
deutung der  Skulptur  an  den  gothiscken  Kathedralen) 
für  eine  gründliche  und  vollständige  Theorie  der  Ar- 
chitektur. 

Wie  dem  auch  sei:  für  Frankreich  war  dieser  Roman 
der  schallende  Posaunenstoss,  welcher  die  gothische  Kunst 
aus  ihrem  Grabe  aufweckte,  und  noch  heute  tönt  sein 
Echo  in  so  manchen  Köpfen  nach.  Nehme  ich  mir  als 
Beispiel  zwei  Pariser  Typen,  welche  — der  eine  auf  dem 
linken,  der  andere  auf  dem  rechten  Ufer  der  Seine  — 
bedeutend  in  öffentlicher  Meinung  arbeiten.  Wenn  ein 
Student  der  Medizin,  nachdem  er  in  seiner  These  den 
lieben  Herrgott  pflichtgemäss  abgeschafft  und  den  Men- 
schen zu  einem  verklärten  Affen  emanzipirt  hat,  endlich 
aus  angeborener  Genialität  und  Allseitigkeit  auch  mit  der 
Kunst  sich  beschäftigt,  so  wird  er  aus  Opposition  gegen 
alle  offiziellen  Perrücken  und  akademischen  Gängelbänder 
sicherlich  enragirter  Gothiker.  Oder  wenn  ein  litterariscber 
Boulevardier  und  Chroniqueur  zwar  auch  die  „Fresken  des 
Phidias“  bewundert  (buchstäblich  in  einetn  Bericht  über 
einen  Konkurs),  so  wird  er  nicht  umhin  können  zum 
Schlüsse  die  gothische  Architektur  zu  preisen,  weil  „das 
spitzenartig  ziselirte  Maasswerk“  und  die  „himmelanstre- 
benden Thurm-Pyramiden“  seiner  Phrase  einen  erwünschten 
Schwung  geben.  Hat  nun  ja  ein  Architekt  das  Unglück 
sich  für  die  Theorien  dieser  Aesthetiker  und  ihrer  Adepten 
nicht  zu  begeistern  und  sie  sogar  bekämpfen  zu  wollen, 
so  wird  derselbe  einfach  inundtodt  geschlagen  mit  dem 
Kapitel  aus  Notre-Dame  de  Paris  und  der  Autorität 
Victor  Hugo’s,  fast  wie  wenn  deutsche  Halb-Gothiker 
Goethe ’s  Autorität  zitirten,  weil  er  in  seiner  Jugendzeit 
eine  Abhandlung  über  den  Strassburger  Münster  geschrieben. 
Ja  wenn  der  betreffende  Kunstschriftsteller  irgend  welche 
Ansprüche  aut  Geschmack  zu  haben  glaubt,  so  wird  er 
naserümpfend  tragen,  wie  doch  eigentlich  nur  ein  Archi- 
tekt wagen  diirte  über  Kunst  und  Geschmack  zu  sprechen, 

*)  Man  vergleiche:  „Ueber  architektonischen  Unterricht  in 
Frankreich“,  von  H.  Stier,  in  No.  11  — 16  der  Deutschen  Bau- 
zeitung. Es  darf  sicher  ein  hohes  Interesse  beanspruchen,  die  Aus- 
führungen jenes  Aufsatzes  von  Seiten  eines  Vertreters  der  grossen 
französischen  Architekturschule  erörtert  zu  sehen.  D.  Red. 


da  es  doch  anerkannte  Thatsache,  dass  die  heutige  Pariser 
Architektur  der  Inbegriff  aller  Geschmacklosigkeit  sei? 

Mögen  wir  solche  liebenswürdige  Schmeicheleien  viel- 
leicht zum  guten  Theil  der  Gassen-Architektur  der  Pa- 
riser Haussmannisation  verdanken,  es  wird  uns  nichtsdesto- 
weniger auf  jeden  Versuch  einer  Kritik  doch  immer 
Victor  Hugo’s  Savoyer  Torte  entgegengehalten.  — Aber 
dürfen  wir  uns  auch  wirklich  über  dieses  zweifelhafte 
Ungemach  betrüben  und  müssen  wir  es  nicht  im  Gegen- 
theil  Victor  Hugo  zum  grossen  Verdienste  anrechnen 
für  Frankreich  den  grössten  Schritt  zur  Rehabilitation  des 
Gothischen  gethan  zu  haben?  Wer  weiss  ob  es  nicht 
jener  zündende  Roman,  trotz  seiner  verquickten  Theorie 
der  Gothik  gewesen,  welcher  eine  Gruppe  damals  junger, 
jetzt  bedeutend  gewordener  Männer  in  das  Studium  des 
Mittelalters  warf,  und  ob  wir  ihm  nicht  Archäologen  wie 
Viollet-le-Duc,  und  Architekten  wie  Lassus,  Millet, 
Böswilwald  und  andere  verdanken?  Gewiss  ist,  dass 
damit  ein  erster  Anlass  gegeben  war,  und  wenn  auch 
die  ersten  Kraftäusserungen  des  romantischen  Geistes  die 
süsseste  Zuckerbäcker- Gothik  zu  Tage  förderten,  so  ist 
leicht  darüber  wegzugehen , denn  sehr  schnell  folgte  das 
ernste  archäologische  Studium  und  die  genaue  Aufnahme 
der  Monumente,  d.  h.  das  tiefere  Eingehen  und  Erkennen 
mittelalterlicher  Kunst.  Der  wüthende  Kampf  zwischen 
Klassikern  und  Romantikern  in  der  französischen  Litte- 
ratur  jener  Zeit,  welcher  häufig  faustrechtlich,  oder  viel- 
mehr sogar  recht  fäustlich  in  den  Theatern  ausgefochten 
wurde,  konnte  sich  damals  offenbar  nur  aus  Mangel  an 
Kampf hähnen  noch  nicht  auf  die  Architektur  erstrecken; 
denn  es  gehörte  langes  Studium  dazu  um  stilfeste  Recken 
mittelalterlicher  Kunst  zu  erziehen.  Aufgeschoben  war 
aber  nicht  aufgehoben  und  nur  um  so  schrecklicher  sollten 
später  die  alten  gemüthlichen  Vertreter  der  Akademie  aus 
ihrem  Schlummer  aufgeschüttelt  werden. 

Es  ist  Jedermann  bekannt,  welche  eminente  Position 
Viollet-le-Duc  sehr  bald  als  Anführer  der  Ritter  vom 
Drei-  und  Vier- Ort  zu  erobern  wusste  und  wie  er  in 
seinem  ausgezeichneten  „Dictionnaire“  das  Prinzip  des 
gothischen  Stiles  von  einer  ganz  neuen  Seite  beleuchtete. 

Wenn  es  Bötticher’s  unendliches  Verdienst  ist,  der 
erste  das  Prinzip  der  griechischen  Architektur  in  seiner 
rein  idealen  Poesie  definirt  zu  haben,  so  war  es  die 
Haupt-Errungenschaft Viollet-le-Duc’s,  wenn  auch  nicht 
so  mathematisch  bestimmt,  so  doch  allgemein  verständlich 
das  konstruktiv  materielle  Gesetz  der  gothischen  Kunst 
zu  durchdringen.  Leider  verhindert  eine  zu  erhabene 
Sprache  Bötticher’s  Tektonik  populär  und  Gemeingut  zu 
werden,  während  dagegen  Viollet-le-Duc  ein  Handbuch 
geschrieben,  das  nicht  nur  hei  Fachleuten  einen  unge- 


496 


heuren  Erfolg  hatte,  sondern  anch  seines  leichten  Stiles 
und  seiner  hübschen  Zeichnungen  wegen  beim  grossen 
gebildeten  Publikum  Aufnahme  fand.  Es  entspricht  eben 
Viollet-le-Duc’s  Darstellung  vollständig  dem  franzö- 
sischen Geiste  : eine  artikelweise  Behandlung  ohne  ermü- 

dende Systematik  und  ohne  Abstraktionen,  welche  dem 
französischen  Gehirn  nun  einmal  absolut  widerstreben. 
Dazu  jener  gegen  den  offiziellen  Geschmack  revolutio- 
nirende  Grundton,  jenes  ewige  Rütteln  und  Schütteln, 
Bemäkeln  und  Bekritteln  der  bestehenden  Zustände,  ohne 
welche  der  Franzose  nicht  glücklich  sein  kann. 

Eine  offizielle  Stellung,  welche  ihm  erlaubte,  seine 
Nachforschungen  über  ganz  Frankreich  auszudehnen,  so  dass 
weder  der  dunkelste  Winkel  im  ältesten  Kirchendachstuhle, 
noch  der  vergessenste  Schrank  der  geringsten  Sakristei  sei- 
nem Forscherauge  oder  dem  Spürsinn  seiner  Agenten  ent- 
gehen konnten,  lässt  uns  begreifen,  wie  er  zu  jener  kolos- 
salen Menge  von  Material  gelangte,  welche  den  praktischen 
Werth  seiner  Werke  ausmacht.  Da  wurde  alles  ehrwür- 
dige Gerümpel  aus  Jahrhunderte  altem  Staube  und  Moder 
hervorgezogen,  geprüft,  studirt,  verglichen  und  schliesslich 
publizirt.  Es  knüpft  sich  übrigens  hieran  ein  für  die 
Architekten  Frankreichs  bezeichnendes  Phänomen.  Viol- 
let-le-Du  c’s  so  sehr  verbreitete,  so  Aufsehen  erregen- 
de, so  absolut  absprechende  Publikationen  sind  niemals 
kritisch  angegriffen  worden.  Seine  Partei  empfing  sie  wie 
ein  Evangelium,  seine  Gegner  nahmen  sich  niemals  die 
Mühe,  die  Richtigkeit  seiner  Behauptungen  und  Angaben 
zu  untersuchen  und  auf  seine  höchst  agressive  Sprache  zu 
antworten. 

So  war  Viol  let-le- Duc,  vielleicht  mehr  mit  Popu- 
larität als  mit  Autorität  gewappnet,  zum  Recken  ange- 
wachsen, hatte  aber  bis  dabin  meist  nur  mit  seiner  spitzen 
Feder  gekämpft.  Man  war  es  schon  zufrieden,  dass  er  an  der 
ehrwürdigen  Nase  des  Institutes  zupfte  und  an  dem  alten 
Zopfe  zerrte,  aber  all  sein  Zupfen  und  Zerren  blieb  ohne 
Einwirkung  auf  sie  und  so  dienten  seine  Angriffe  mehr 
zur  Unterhaltung,  als  dass  sie  durchschlagenden  Erfolg 
verursacht  hätten.  Erst  als  er  bei  dem  Konkurs  für  die 
neue  Oper  leer  ausgegangen  (was  er  neuerdings  auf  Rech- 
nung der  blinden  Nichtachtung  von  Seite  der  Akademie 
setzte),  erst  da  sann  er  auf  einen  Staatsstreich. 

Und  heute  vor  fün!  Jahren,  am  13.  November  1863 
war  es,  wo  er  mit  mächtigem  Beistände  die  Ecole  des 
Beaux  Arts  mit  einem  soi-disant  reformatorischen  Dekrete 
überfiel.  Dieser  gew  Jtige  Keulenschlag  auf  die  ehrwür- 
digen Perrücken  der  Unsterblichen  des  Instituts  betäubte 
die  Betroffenen  so  sehr,  dass  sie  im  ersten  Momente 


sämmtlich  die  Besinnung  verloren.  Indess  die  Betäubung 
dauerte  nicht  lange  und  jeder  von  den  bei  der  Sache  In- 
teressirten  wusste  sehr  bald  seine  Moral  aus  der  Geschichte 
zu  ziehen. 

Für  das  Institut  hiess  diese  Moral  einfach:  „Ote  toi  de 
lä  que  je  m'y  mette.“  In  seiner  nächsten  Aeusserung  ein 
persönlicher  Angriff,  war  es  vielleicht  doch  in  seinen 
weiteren  und  nobleren  Beweggründen  der  letzte  Sturm 
der  romantischen  Schule  gegen  die  klassische;  der  alte 
Hass  war  neu  aufgefrischt,  in  ein  zeitgemässes  Gewand 
gekleidet.  Weil  ein  litterarischer  Streit  das  Publikum 
kaum  berührt  hätte,  wurde  dem  Staatsstreiche  eine  poli- 
tische Färbung  gegeben,  der  Anstrich  einer  liberalen  Re- 
form. Leider  konnte  Jeder  sogleich  erkennen,  dass  es 
der  Regierung  im  Grunde  freilich  nur  auf  den  Staatsstreich 
an  sich  ankam;  sie  hat  nun  einmal  eine  Schwäche  für 
diesen  politischen ' Vorgang,  und  sobald  sie  die  Ecole  des 
Beaux  Arts  konfiszirt  hatte,  war  sie  zufrieden  und  Hess 
den  Urheber  des  Staatsstreiches  schmählich  fallen.  Der 
Mohr  hatte  seine  Schuldigkeit  gethan,  Herr  Viollet-le 
Duc  konnte  gehen.  Im  grossen  politischen  Publikum 
täuschte  sich  kein  Mensch  über  diesen  wesentlich  usur- 
pirenden  Charakter  der  sogenannten  Reform  und  deshalb 
wurde  sie,  was  auch  die  Gegenpartei  sagen  mag,  weit 
mehr  angegriffen  als  vertheidigt. 

Zwar  führte  Herr  Vi o 11  et- 1 e- D u c mit  gewohnter 
Energie  und  Thätigkeit  seine  ganze  offizielle  und  nicht 
offizielle  Hierarchie  als  Petitionaire  in’s  Feld:  Hr.  Tre- 
lat  als  Adjudanten,  sämmtliche  Archilectes  diöcesains  und 
sämmtliche  Unternehmer  sämmtlieher  Diöcesains , vom 
Terrassier  bis  zum  Fumisten  als  Hauptcorps  und  diese 
ihrerseits  als  nmenu  fretin“  ihre  sämmtlichen  Angestellten. 
Dies  war  der  Kern  des  grossen  Publikums,  welches  die 
Reform  beklatschte. 

Was  nun  die  Stellung  der  armen  Eleces  de  TEcole 
des  Beaux  Arts  anbelangt,  für  deren  Glück  man  sich 
schlug,  so  muss  ich  ganz  dem  Ausspruche  des  Hin.  Tre- 
1 at  oder  vielmehr  des  Herrn  Hubert  Stier,  in  seinem 
Aufsatze  „Ueber  den  architektonischen  Unterricht  in 
Frankreich“  beistimmen,  dass  es  „nicht  eben  ehrenvoll“ 
für  dieselben  war,  sich  gegen  den  Viollet-le-D  uc’schen 
Nürnberger  Trichter  so  höchst  feindselig  zu  verhalten. 
Herr  Stier  hat  ganz  Recht,  es  für  wenig  ehrenvoll  zu  er- 
klären, dass  diese  jungen  Leute,  welche  in  den  Prinzipien 
der  klassischen  Kunst  auferzogen,  zu  den  angegriffenen 
Persönlichkeiten  in  jenem  schönen,  innig-ehrfurchtsvollen 
Verhältnisse  standen,  das  in  den  Ateliers  zwischen  Eleve 
und  Patron  existirt  und  von  welchem  Herr  Stier  keine 


Sto  Spirit»  in  Florenz*) 

II. 

Wer  sind  die  Erbauer  der  Sakristei  und  des  daran 
stossendeu  Vestibüls? 

Geschätzter  Freund! 

Im  letzten  Briefe  sprach  ich  von  einem  geheimen  Einfluss, 
der  die  Opposition  des  Vittore  Ghiberti  »egen  die  drei 
Thüren  der  Fapade  unterstützen  musste.  Meine  Vermuthung 
wird  jetzt  durch  einen  unedirten  Brief  des  Giuliauo  da  San- 
gallo  an  Lorenzo  di  Piero  de’  Medici  bestätigt,  den  ich  der 
Güte  Milanesis  verdanke.  Er  lautet: 

„Im  Namen  Gottes,  am  15.  Mai  1490. 

Ich  möchte  nur  Eurer  Hoheit  melden,  das  letzten  Mitwoch 
von  sechs  Architekten  über  die  Thüren  von  Sto  Spirito  Be 
rathung  gehalten  wurde,  wie  ich  vernommen  habe;  ich  selbst 
war  nicht  dabei,  weil  ich  mich  in  Prato*)  befand.  \\  eun  ich 
auch  kein  Architekt  bin**),  so  war  ich  doch  zur  Versamm- 
lung eingeladen,  an  welcher  folgende  Künstler  theiluahmeu: 
Araldo,  Vittorio  Ghiberti,  Lorenzo  della  Ghol 
paia,  Simone  del  Caprino,  der  Maurermeister  (Do- 
menico di  Francesco  del  Borgo  a S.  Lorenzo),  Giu- 
liano  da  Majano,  Bernardo  Ghaluzi.  — Vittore 
wollte  vier  Thüren  haben  und  Bernardo  Ghaluzi  sowie 


*)  J.  S.  . . . r.  — In  diesem  Abschnitt  hat  Einsender  sieh 
mehrfache  Zusammenziehungen  erlaubt. 

*)  Jedenialls  daselbst  mit  dem  Bau  der  Madonna  delle 
carceri  beschäftigt. 

**)  Eine  Bescheidenheitslüge. 


der  Maurermeister  drei  und  vier  zugleich,  indem  sie  die 
Mittelthüre  so  breit  wie  das  Mittelschiff  bauen  und  durch 
eine  Säule  in  der  Mitte  theilen  wollten,  nach  Art  der  venezia- 
nischen Fenster.  Aus  guteu  Griindeu  wurde  dieses  Projekt 
verworfen.  Giuliauo  da  Majano  sprach  für  drei  Thüren 
und  liess  nicht  eher  ab,  als  bis  seine  Ansicht  zum  Beschluss 
erhoben  wurde.  Majano  macht  mit  seinem  Siege  solchen 
Wind,  dass  wir  nicht  mehr  Stand  halten  können.  Hievon 
wollte  ich  Euch  benachi  ichtigen.  Ich  hoffe,  Eure  Hoheit 
werde  nach  Ihrer  Rückkehr  (von  Bagno  a Morbo,  wohin  der 
Brief  adressirt  ist)  nicht  dulden,  dass  man  ein  so  schönes 
Gebäude  verhunzt. 

Euer  Diener 

Giuliano  da  Sangallo“.*) 

Also  vier  Jahre  nach  dem  Beschluss  der  Siebenundvierzig 
und  drei  Jahre  nach  der  Vollendung  der  Fa<;adenmauer  wird 
die  Angelegenheit  der  Thüren  wieder  auf’s  Tapet  gebracht. 
Dieser  Brief  nun  scheint  mir  auzudeuten,  dass  Sangallo 
selbst  ein  Projekt  gemacht  hatte  und  von  Lorenzo  de  Medici 
protegirt  wurde,  und  dies  ist  jeuer  mysteriöse  Einfluss,  von 
dem  ich  im  ersten  Briefe  sprach  und  uuter  welchem  Vittorio 
Ghiberti  und  Maestro  Lodovico  so  lebhaft  auf  vier 
Thüren  drangen.  Der  neue  Beschluss  von  1490  und  noch 
mehr  der  Tod  Lorenzo ’s  im  April  1492  trugen  gewiss  dazu 
bei,  dass  die  Thüren  des  Sal vi' endlich  in  Ruhe  gelassen  wur- 
den, denn  von  Niemand  Auüerem  können  die  Bestehenden 
sein,  da  Salvi’s  Modell  in  einer  Versammlung  vom  15.  März 

*)  Vergleiche  den  Brief  des  Sangallo  mit  dem  im  ersten 
Abschnitt  dies  s Aufsatzes  (No.  43)  in  einer  Anmerkung  mitge- 
theilten  Dokument. 


497 


Ahnung  zu  haben  scheint,  dass  diese  jungen  Leute  sich 
nicht  auf  einmal  par  de  er  et  imperial  in  Gothiker  und 
Feinde  ihrer  verehrten  Meister  wollten  umgiessen  lassen. 

Was?  Diese  jungen  Brauseköpfe  stürzten  sich  nicht 
mit  Wonne  aus  den  Armen  der  Duban,  Labrouste, 
Duc  u.  s.  w.,  der  bescheidenen  Grossmeister  des  Louvre, 
der  St.  Chapelle,  der  Ecole  des  Beaux  Arts,  der  Biblioiheque 
Imperiale , des  neuen  Palais  de  Justice  u.  s.  w.  in  die  Arme 
Viollet-le-Duc’s,  des  Urhebers  und  Ausführers  der 
unsinnigen  und  geschmacklosen  Restauration  von  Pierre- 
fonds, des  Schöpfers  des  Monumentes  von  Morny  und 
des  Hauses  Rue  Chanchat  No.  13?  Sie  widerstrebten  den 
Liebkosungen  des  „ Grand  Ereinteuru,  alles  dessen,  was 
nicht  er  selbst  und  seine  Schule  ist,  und  sie  wollten  nichts 
wissen  von  den  bewunderungswürdigen  Olfenbarungen  der 
letzten  Hefte  der  „Entretiensa  ? Die  Werke  des  Herrn 
Trelat  will  ich  aus  Achtung  für  seine  wissenschaftliche 
Bildung  und  seine  schrifstellerischen  Talente  nicht  er- 
wähnen. 

Herr  Hubert  Stier  wusste  allerdings  nicht,  dass 
eine  Reform  der  Ecole  des  Beaux- Arts  den  Eleven  durch- 
aus nicht  antipathisch  war,  und  dass  sie  für  die  Akademie 
sonst  weder  in’s  Feuer  noch  in’s  Wasser  gegangen  wären. 
Eine  Reform  mit  den  Herren  Duban,  Duc,  Labrouste, 
(dem  Ueberwinder  des  Eisens)  an  der  Spitze  wäre  mit 
dem  lautesten  -Jubel  begrüsst  worden,  denn  das  sind  unbestrit- 
tene künstlerische  Autoritäten,  aber  eine  Reform,  welche  mit 
den  Herren  Viollet- le-Duc  und  Trelat,  von  welchen 
der  erste  ein  ausgezeichneter  Archäolog  und  brillanter 
Zeichner  — der  letztere  überhaupt  ein  gebildeter  Mann 
ist,  eine  Reform  mit  diesen  Namen  ohne  künstlerische 
Autorität,  mit  ihren,  den  Traditionen  der  Schule  feind- 
lichen Tendenzen,  wurde  ausgepfiffen  wie  sich’s  gebührte. 

Viele  der  Hiebe  dieser  Herren  gegen  die  Gebräuche 
und  Missbräuche  der  Schule  treffen  richtig,  wenn  auch 
etwas  neben  die  Wahrheit,  indem  sie  was  vereinzelt 
und  im  geringem  Maasse  .vorkömmt,  als  allgemein  und 
überwiegend  darstellen.  Was  lag  den  Schülern  der  Ecole 
des  Beaux  - Arts  an  den  alten  Reglements  und  der  Ober- 
herrschaft des  Instituts  und  seiner  wackligen  Zöpfe?  Sie 
wehrten  sich  für  ihre  unbestrittenen  Meister  und  meuterten 
gegen  Ursurpatoren  von  bestrittener  Autorität;  sie  wehrten 
sich  für  die  zweihundertjährige  Tradition,  welche  mit  Recht 
den  grossen  Ruf  der  Ecole  des  Beaux- Arts  begründet  hat 
und  aufrecht  erhält,  gegen  die  Invasion  der  Neugothiker, 
deren  Einseitigkeit  noch  ganz  anders  exlusiv  verfährt  als 
die  vielberufene  Ausschliesslichkeit  der  Klassiker.  Sie 
hielten  zu  denjenigen  Männern,  welche  mit  Werken  ihre 


Künstlerschaft  bewiesen  haben,  gegen  diejenigen  welche 
sie  mit  Worten  behaupten  und  in  ihren  Werken  meist 
kläglich  scheiterten.  Diese  angefeindete  Tradition,  und  sie 
allein  ist  es,  welche  jenes  unbestreitbare  Uebergewicht  der 
französischen  Schule  in  der  Grundriss -Anlage  und  der 
Raum -Disposition  sowie  in  dem  monumentalen  Charakter 
ihrer  Werke  begründet,  und  welche  Herr  Hubert  Stier 
ihr  mit  einer  gewissen  grossmüthigen  Naivetät  so  nebenbei 
zugesteht;  ein  Uebergewicht,  welches  übrigens  schon  vor 
vielen  Jahren  der  selige  Professor  Stier  im  öffentlichen 
Vortrage  an  der  Akademie  zu  Berlin  anerkannte. 

Das  in  der  Ecole  des  Beaux- Arts  nicht  gelehrt  wird 
was  ein  Architekt  nöthig  hat  zu  wissen,  kann  nur  Jemand 
verwundern,  der  ihren  ganzen  Charakter  ignorirt  und  nicht 
weiss,  dass  dieselbe  faktisch  eine  Kunst- Schule  und  nicht 
eine  Architek tekten- Schule  ist,  und  der  nicht  weiss, 
dass  in  Frankreich  ein  Architekt  vor  allem  Anderen  ein 
„Homme  cTaffaire“  und  Constructeur  sein  muss  (die  Gesetze 
rathen  einem  dazu  in  sehr  unangenehmer  Weise)  und  dass 
er  erst  in  zweiter  Linie  - — so  zu  sagen  zu  seinem  Privat- 
Vergnügen  — Künstler  sein  darf.  In  dieser  Beziehung  mag 
vielleicht  die  Ecole  centrale  d’ Archilecture  unter  Direktion 
des  Herrn  Trelat  ein  die  Ecole  des  Beaux -Arts  sehr 
treffend  ergänzende  Anstalt  sein,  wenn  sie  wenigstens 
dasjenige  hält,  was  sie  versprochen.  Sie  kann  die  dem 
Architekten  nothwendige  wissenschaftliche  Grundlage 
geben. 

Es  ist  nur  auffallend,  dass  das  Einzige,  was  der 
Viollet-le- Duc’sche  Staatsstreich  geschaffen  ohne  den- 
selben hätte  geschehen  können,  und  dass  die  Ecole  centrale 
d' Architecture  dabei  höchstens  Gefahr  gelaufen  hätte,  statt 
vielleicht  ungerechte  Antipathien,  möglicherweise  gerechte 
Sympathien  zu  erzeugen.  Dass  man  aber  für  die  Güudung 
einer  Schule,  welche  mit  der  Ecole  des  Beaux  - Arts  und 
ihrem  Geiste  nichts  zu  thun  hat,  einen  nutzlosen  Sturm- 
Anlauf  gegen  diese  letztere  unternahm,  ist  eben  das  Kri- 
terium dieser  ganzen  abortirten  Revolution,  deren  einziges 
liberales  (???)  Resultat  war:  Eine  neue  Usurpation  von 
Seiten  der  Kaiserlichen  Regierung. 

F.  J a e g e r. 


Bemerkungen  über  die  Fach  werksträger  nach  dem 
System  Schwedler. 

Herr  J.  W.  Schwedler  hat  in  neuerer  Zeit  eine  Anzahl 
Brücken  konstruirt,  deren  System  durch  die  umstehende 
Skizze  angedeutet  ist.  Die  Gurtungen  sind  am  Ende  zusam- 
mengeführt  und  die  Krümmung  der  oberen  Gurtung  ist  so 


1492  einstimmig  gebilligt  wurde.  Man  könnte  vielleicht  denken, 
dass  Giuliano  da  Majano  daran  Theil  gehabt  hätte,  wenn 
nicht  sein  Tod  auf  den  Dezember  desselben  Jahres  1490  fiele. 

Allein  Sangallo  blieb  nicht  unbetheiligt  am  Bau;  die 
Thüren  erhielt  er  nicht,  aber  sein  Freund  und  Gönner  wusste 
ihn  reichlich  dafür  zu  entschädigen,  indem  er  ihm  einen  weit 
wichtigeren  Bau  übertrug.  Vasari  in  den  Biographien  des 
Cronaca  und  des  Andrea  Sansovino  sagt,  dass  Cronaca 
die  Sakristei  und  Andrea  Sansovino  das  Vestibül  davor  ge- 
baut habe.  Mao  habe  dem  Sansovino  diesen  Bau  gegeben,  weil 
er  für  Cronaca’ s Sakristei  zwei  Kapitale  in  meisterhafterWeise 
lieferte.  Aber  obschon  Cronaca  noch  in  frischer  Erinnerung 
war,  als  Vasari  seine  Biographien  schrieb,  so  irrt  er  doch 
schwer,  wenn  er  ihm  die  Sakristei  von  Sto.  Spirito  zusehreibt. 

Aus  einer  Memorie  des  Provveditore  Zanobi  Landi  vorm 
September  1488  erhellt,  dass  die  operai  dem  Letzteren  auf- 
trngen,  „dass  er  eine  Zeichnung  der  Sakristei  machen  Hesse“, 
und  aus  einer  solchen  vom  14.  August,  dass  beschlossen  wurde, 
„die  Sakristei  in  der  Weise  und  Gestalt  des  Modelles  aus- 
zuführen, welches  Lorenzo  di  Piero  di  Cosimo  (Medici) 
von  Giuliano  da  Sangallo  hatte  machen  lassen,  und  dieses  zu 
befolgen  mit  den  kleinen  Abweichungen,  die  etwa  Lorenzo  noch 
wünschen  möchte.  Nach  demselben  Landi  war  das  Modell 
„ein  Achteck  mit  Kuppel  nach  Art  von  S.  Giovanni“  und 
wurden  am  3.  Dezember  die  Fundamente  zur  Sakristei  gelegt 
und  feierlich  eingeweiht.  Es  waren  dabei  zugegen  Giovanni 
di  Mariano,  genannt  Scorbacchia,  und  unser  Freund 
Salvi  d’ Andrea.  Giuliano  erhielt  für  das  Modell  lire  77 
soldi  8.  — Die  Arbeit  ging,  wie  es  scheint,  ohne  Unter- 
brechung voran,  so  dass  im  Jahre  1492  (10  Tage  nach  Lo- 
renzo’s  Tod)  der Provveditore  den  Sangallo  fragen  konnte,  „ob 


er  über  das,  was  zu  thun  übrig  bliebe,  den  letzten  Willen  des 
Lorenzo  vernommen  hätte,  und  dass  dieser  befolgt  werden 
müsste.“ 

Ehe  jedoch  die  Sakristei  vollendet  wurde,  dachte  man 
daran,  das  Vestibül  zu  Ende  zu  führen,  dem  noch  das  Ge- 
wölbe fehlte,  welches  „schön  und  schmuckreich  und  sowohl  der 
Majestät  der  Kirche,  als  der  Eleganz  der  Sakristei  ent- 
sprechend“ ausfallen  sollte.  Auch  über  das  Vestibül  wird 
der  arme  Vasari  von  jenem  gesegneten  Provveditore  Lügen 
gestraft.  Derselbe  sagt  in  seinen  Memorien:  „Am  10.  März 
1493  versammelten  sich  die  operai  im  Palast,  im  Saale  des 
Gonfalortiere,  und  in  deren  Auftrag  berief  ich  dorthin  eine 
Versammlung  von  Sachverständigen,  worunter  Simone  del 
Pollajuolo  (Cronaca),  Giuliano  da  Sangallo,  Gio- 
vanni di  Betto,  Salvi  d’Andrea  und  Pagnio  d’An- 
tonio  waren.  Diese  sollten  ein  Gutachten  abgehen,  wie  das 
Gewölbe  zu  bauen  sei,  welches  vor  den  Eingang  der  Sakristei 
kommen  soll,  wo  die  12  Säulen  stehen:  ob  es  von  Kies  oder 
Ziegeln  oder  gehauenen  Steinen  gebildet  werden  sollte.  Und 
alle  stimmten  darin  überein,  dass  das  Gewölbe  des  Vestibüls, 
welches  so  reich  und  mit  so  vielen  Säulen  angefangen  wurde, 
aus  Sandstein  bestehen  sollte,  mit  Quadraten  und  Rosetten- 
feldern und  anderem  Schmuck,  der  gut  steht.  Schliesslich 
setze  man  fest,  dass  Simone  und  Giuliano  dem  Piero  di 
Lorenzo  (de  Medici)  einige  Zeichnungen  vorwiesen,  und  dass 
letzterer  über  die  Art  und  Weise  der  Ausführung  zu  ent- 
scheiden hätte.“  Piero  de  Medici  war  mit  dem  von  Simone 
und  Giuliano  gemeinsam  gemachten  Modell  zufrieden,  denn 
acht  Tage  später  wurde  endgiltig  beschlossen,  dass  das  Ge- 
wölbe gemäss  dem  Modell  und  den  jeweiligen  Wünschen 
Piero’s  ausgeführt  würde. 


498 


gewählt,  dass  die  Diagonalen  nur  auf  Zug  in  Anspruch  ge- 
nommen werden  sollen.  ln  den  beiden  letzten  Jahrgängen 
von  Erbkam’s  Zeitschrift  für  Bauwesen  sind  mehrfache  Mit- 
theilungen über  dieses  Träger -System  enthalten. 


Fig.  l. 


Wenn  schon  vielen  Lesern  dieses  Blattes  die  Idee  bekannt 
sein  wird,  aus  der  sich  jene  eigenthiimliche  Form  entwickelt, 
so  mögen  doch,  zum  besseren  Verständniss  der  nachfolgenden 
Bemerkungen,  noch  einige  Andeutungen  nicht  analytischer 
Natur  über  die  Ursachen  vorausgehen,  welche  die  Gestalt  der 
oberen  Gurtung  bedingen. 

Fig.  2. 


n m 


Es  ist  bekannt,  das  ein  Fachwerksträger  mit  parallelen 
geraden  Gurtungen  sich  wie  in  Fig.  2 mit  nur  auf  Zug  in 
Anspruch  genommenen  Diagonalen  konstruiren  lässt.  Eine 
gewisse  Anzahl  Mittelfelder  sind  es,  welche  gekreuzte  Diago- 
nalen erhalten ; die  beiden  äusseren  Trägertheile  machen  da- 
gegen nur  einfache  Diagonalen  erforderlich,  welche  gleichfalls 
nur  gezogen,  nicht  gedrückt  werden. 

Um  dieser  letzteren  Bedingung  zu  genügen,  ist  indessen 
nicht  etwa  erforderlich,  dass  die  Enden  rn  n der  oberen  Gur- 
tung geradlinig  und  parallel  der  unteren  verlaufen;  vielmehr 

lassen  sich  noch  unendlich 
viele  anderweitige  Abschlüsse 
denken,  wobei  ebenfalls  der 
Bedingung  genügt  wird,  dass  die 
Endfelder  nur  einfache  und 
dabei  niemals  gedrückte  Diago- 
nalen erfordern.  Der  Abschluss 
kann  beispielsweise  nach  der 
gebrochenen  Linie  m >'  erfolgen,  wobei  natürlich  über  den 
Auflagern  noch  das  Portal  V o erforderlich  wird  ( Elbbrücke 
bei  Meissen);  es  können  jedoch  auch  die  beiden  Gurtungen 
in  o zusammengeführt  werden , wodurch  ein  polygonaler  Ab- 
schluss wie  m t 0 entsteht  — nur  soviel  ist  sicher,  dass  die 
Eckpunkte  dieses  Polygons  nicht  beliebig  tief  gesenkt  werden 
dürfen,  sondern  mindestens  noch  so  hoch  liegen  müssen,  als 
eine  gewisse  Kurve  vorschreibt,  die  wir  als  Grenzkurve  für 
die  oben  ausgesprochene  Bedingung  auffassen  können.  In  der 
Figur  möge  dieselbe  durch  die  punktirte  Linie  angedeutet  sein. 

Herr  J.  W.  Schwedler  theilt  in  No.  26,  Jahrgang  I. 
dieses  Blattes  als  Gleichung  dieser  Grenzkurve  die  Formel. 


Fig.  3. 


1)  V = 


4 F 
L* 


(/+t) 


(L-x) 

71  X 


P + 


mit,  wobei 

L die  Spannweite  des  Trägers, 

F die  gewählte  Ordinate  der  Grenzkurve  in  der  Trägermitte, 

T)  die  fßste  | 

7T  die  variable  j Belastung  des  Trägers  pro  Längeneinheit 
bezeichnen  sollen. 

Ohne  auf  die  Herleitung  der  Gleichung  1 ausführlicher 
einzugehen,  will  ich  nur  anführen,  dass  die  Differential- Glei- 
chung der  gesuchten  Grenzkurve  jedenfalls  dem  Wertbe 

2)  = JL  . y 

’ dx  — W y 

genügen  muss,  wobei  Q)  die  Vertikalkraft,  9D?  das  Angriffs- 
moment für  eine  bis  zur  Abszisse  X vorgerückte  schiefe  Be- 
lastung bedeutet.  Entwickelt  man  beide  Werthe  und  trägt 
sie  in  2 ein,  so  entsteht: 


3) 


dy 

V ~ 


P 


(4  - 0 - 


C L — x ) 


0 + tt) 


dx 


Herr  Schwedler  hat  den  Werth  7r  der  Gleichung  3 als 
eine  konstante  Grosse  angesehen  und  in  diesem  Sinne  Glei- 
chung 1 durch  Integration  direkt  aus  3 abgeleitet.  Hier- 
nach ist  anzunehmen,  dass  die  Ingenieure,  welche  Gleichung  1 
für  Eisenbahn  - Brücken  benutzen,  voraussichtlich  p und  ^ 
unter  Anwendung  einer  anderen,  von  J.  W.  Schwedler  mit- 
getheilten  empirischen  Formel  bestimmen  werden,  wonach  für 
eingeleisige  Eisenbahn -Brücken  von  30  — 300'  Spannweite 
die  Summe 

4)  p -f-  7i  4000  Pfd.  pro  lfd.  Fuss 

5)  p 


_ I 500  -f-  6L  bis  1 p,,  „ 

I 500  + 7 Z,  | Pfd.  pro  lfd.  Fuss 


1 zu  nehmen  ist,  wenn  L die  Länge  des  Trägers  in  Fussen 
J bedeutet.*) 

Es  lässt  sich  nachweisen,  dass  durch  Kombination  dieser 
empirischen  Werthe  von  p und  7t  mit  Gleichung  1 Resultate 
entstehen,  wie  sie  nicht  beabsichtigt  sind,  so  zwar,  dass  die 
Grenzkurve  in  der  Nähe  der  Auflager  bei  Weitem  zu  tief 
liegt  und  die  auf  Zug  koustruirten  Enddiagoualen  thatsächlich 
einer  bedeutenden  Druckspannung  ausgesetzt  sind. 

Die  Formeln  4 und  5 sind  werthvolle  Angaben  für  den 
Fall,  wo  eine  Eisenbahnbrücke  ihrer  ganzen  Länge  nach 
mit  Nutzlast  bedeckt  ist;  bekanntlich  wird  diese  Bedingung 
gestellt,  wenn  die  Maximal-Anstrengungen  der  Gurtungen  er- 


*)  Für  Brücken  von  9,4  bis  94“>’  Spannweite  soll 

4)  p -f-  Ti  — 6375  Kilogr.  pro  lfd.  Meter 
und  im  Mittel  5)  p — 800  -)-  33  L für  Kilogr.  und  Meter  sein. 


Contucci  (Sansovino)  arbeitete  in  der  Sakristei  und 
auch  im  Vestibül  von  Sto  Spirito,  — aber  als  Bild- 
hauer, und  von  ihm  sind  ohne  Zweifel  die  beiden  Kapitale 
der  Pilaster,  die  den  Altar  flankiren , da  sie  wahre  Juwelen 
an  Zierlichkeit,  Geschmack  in  der  Komposition  und  Form  sind. 
Und  dass  er  im  Vestibül  arbeitete,  ist  durch  eine  Zahlung 
bestätigt,  die  mit  dem  Datum  1490  nebst  andern  Zahlungen 
an  unbekanntere  Bildhauer  im  libro  di  rieordanze  eingetragen  ist. 

Es  blieb  die  Kuppel  der  Sakristei  zu  konstruiren  übrig; 
ihre  Ausführung  wurde  am  20.  Mai  1495  beschlossen.  Und 
zwar  wurde  dafür  das  Modell  das  Antonio  del  Pollajuolof) 
angenommen  und  verordnet,  dass  die  Kuppel  in  folgender 
Gestalt  ausgeführt  würde:  „mit  Bögen,  welche  sich  oberhalb 
des  Gesimses  erheben,  mit  je  einem  Rundfenster  darin,  das 
von  Sandstein  eingerahmt  ist,  und  mit  Gewölberippen  von 
Sandstein,  welche  von  den  Ecken  der  Seiten  emporstreben.“ 

Warum  nicht  Sangallo  oder  Cronaca  mit  dem  Bau 
der  Kuppel  beauftragt  wurde,  erklären  uns  die  Dokumente 
nicht.  Pollajuolo’s  Werk  gelang  nicht  zum  Besten,  denn 
aus  einem  Diarium  des  Lu  ca  Landucci  wissen  wir,  dass  am 
10.  Dezember  1496  die  Kuppel,  welche  erst  im  September 
desselben  Jahres  vollendet  worden,  einstürzte,  sobald  sie  der 
Stützen  beraubt  ward.  Nichtsdestoweniger  wurde  sie  nach 
dem  angenommenen  Modell  wiederhergestellt,  denn  die  Schil- 
derung des  Provveditore  in  seinen  Memorien  entspricht  voll- 
kommen den  Theilen  der  gegenwärtig  bestehenden  Kuppel. 


f)  Antonio  Pollajuolo  war  vor  Allem  ein  ausgezeich- 
neter Bronzekünstler,  nebenbei  ein  tüchtiger  Maler.  Unsere  Stelle 
ist  um  so  interessanter , als  sie  unsres  Wissens  der  einzige  Beleg 
dafür  ist,  dass  er  auch  Architekt  war. 


Hier  haben  die  Notizen,  die  mich  bei  meiner  L'ntersuchung 
leiteten,  ein  Ende.  Sie  sind  weder  so  komplet  noch  so  aus- 
führlich, als  man  wünschen  möchte,  aber  dennoch  werthvoll, 
weil  sie  nicht  wenige  Irrthümer  korrigiren  und  dem  Kaiser 
geben,  was  des  Kaisers  ist. 

Florenz,  den  15.  August  186S. 

C.  J.  Cavalucci. 

Anhang. 

Chronologische  LTebersicht  der  baulichen  Geschichte  von 
Sto  Spirito  in  Florenz,  seit  der  Gründung  bis  1498. 
1292.  — Gründung  der  alten  Kirche  und  des  Klosters  Sto 
Spi  rito. 

1428.  — Wahl  der  operai  und  des  provveditore  der  neuen 
Kirche. 

1433.  (?)  — Beginn  der  neuen  Kirche  nach  Brunelleseo’s 
Zeichnungen. 

1446,  5.  April  — Giovanni  Pieroni  erhält  90  Goldgulden 
für  eine  Säule. 

1446,  15.  April  — Brunellesco  stirbt. 

1459,  3.  April  — Antonio  Mauetti  wird  zum  Ober-Bau- 
meister erwählt. 

1460,  3.  März.  — Ihm  folgt  Giuliano  Sandrini. 

1461,  3.  Februar.  — Diesem  Giovanni  di  Domenico  da 
G a j o 1 e . 

1470.  — Die  alte  Kirche  brennt  ab. 

1475.  — Es  werden  Modelle  der  Mauer,  der  Fa^ade  und  der 
Thürme  der  neuen  Kirche  gemacht. 

1478,  9.  März.  — Es  wird  die  Fortsetzung  der  innern  und 
äussern  Gesimse  und  die  Vollendung  des  Daches  be- 
schlossen. 

1479,  4.  Mai.  — Die  Arbeit  an  der  Kuppel  wird  suspendirt, 


499 


mittelt  werden  sollen.  Dem  entgegengesetzt  tritt  die  Grenz- 
spannung in  den  Diagonalen  dann  auf,  wenn  die  Nutzlast  vom 
einen  Auflager  bis  zum  Kopfe  der  Dia  uile  vorgerückt  ist. 
Es  ist  aber  einleuchtend,  dass  bei  der  bestimmten  Zusammen- 
setzung eines  Eisenbahnzuges,  wo  eine  resp.  zwei  Lokomotiven 
den  Kopf  bilden  und  darauf  weniger  schwer  belastete  Achsen 
folgen,  eine  vom  Auflager  her  vorrückende  Nutzlast  Anfangs 
einen  sehr  bedeutenden,  im  weiteren  Vorschreiten  aber  einen 
geringeren  Druck  pro  Längeneinheit  der  bedeckten  Ab- 
szisse hervorbringt. 

Ich  habe  unter  Zugrundelegung  der  drei  von  einander 
wesentlich  verschiedenen  Lokomotiven  Fulda,  Bingen  und 
Hochdahl  der  Bergisch-Märkisehen  Eisenbahn  die  dabei  mög- 
lichen Kombinationen  gemacht  und  die  Resultate  in  der  Fig.  4 
graphisch  zusammengestellt.  Die  Skala,  welche  man  bis  zu 


Fig.  4. 

A 


Spannweiten  von  ca.  300'  als  richtig  ansehen  mag,  ist  dahin 
zu  lesen,  dass  die  Ordinaten  die  gleichmässig  vertheilt  gedachte 
variable  Belastung  pro  lfd.  Fuss  in  Pfunden  angeben,  wenn 
dieselbe  den  Raum  zwischen  dem  linken  Auflaser  und  der 
betreffenden  Abszisse  ausfüllt.  Um  diese  ungesetzmässige 
Skala  für  eine  analytische  Behandlung  brauchbar  zu  machen, 
sind  statt  ihrer  zwei  gerade  Linien  AB  und  BC  eingeführt 
worden,  die  sich  bei  der  Abszisse  von  30'  schneiden. 

Die  Skala  lässt  ersehen,  wie  ausserordentlich  abweichend, 
namentlich  in  den  ersten  30',  der  Werth  pro  Längeneinheit 
einer  vom  Auflager  aus  vorrückenden  Nutzlast  von  dem  Werthe 
TT  der  Gleichung  4 ist;  es  soll  jener  Werth  zum  Unterschiede 
von  im  Nachfolgenden  mit  X bezeichnet  werden. 

Nach  dem  Vorhergehenden  ist  X als  eine  variable 
Grösse  aufzufassen,  die  zwischen  den  Abszissen  0 bis  30  Fuss 
den  Werth*) 

*)  Für  Meter  und  Kilogr.  sind 

6)  X — 19100  — 1415  X 

7)  X = 6050  — 33,7  x 


6)  X — 12000  — 280  x, 
von  30  bis  300  dagegen  den  Werth 

7)  X — 3800  — 

O 

für  Fusse  und  Pfunde  hat. 

Es  sind  dies  Werthe  von  X,  welche  anstatt  tr  in  Glei- 
chung 3 einzutragen  sind. 

Um  die  Integration  gleichzeitig  für  die  Fälle  6 und  7, 
sowie  auch  unter  Zugrundelegung  des  französischen  Maass- 
systems ausführen  zu  können,  sei  allgemein 
8)  X = a — b x 
gesetzt.  Es  entsteht  dann  aus  3 : 

d v p (rr  - x)  -{a-b  x ) 

9)  ÄJL  — Al A . dx 

-r  ■ V + -t gjJ 

und  durch  Integration,  wenn  man  zur  Abkürzung  den  Werth 

I/A + p b L—  A 

setzt, 

I.  . a 1 a 

A+  2 Ö X I 4 A ' 

A-JL  + bx  | 

Gleichung  10  würde  eine,  den  gestellten  Bedingungen 
nahezu  entsprechende  Grenzkurve  bilden  können.  Herr 
Schw  edler  verfährt  zwar  in  den  von  ihm  ausgeführten  Fäl- 
len meist  derart,  dass  er  die  Knotenpunkte  etwas  höher  hin- 
aufreichen lässt,  als  Gleichung  1 angiebt;  in  Jahrgang  1868, 
pag.  517  von  Er  bk  am ’s  Zeitschrift  für  Bauwesen  deutet  er 
sogar  ausdrücklich  darauf  hin,  dass  aesthetische  Rücksichten 
schon  häufig  ein  solches  Höherlegen  in  eine  Korblinie  oder 
Ellipse  hinein  wünschenswerth  machen.  Nichtsdestoweniger 
besteht,  wie  weiter  unten  ein  Beispiel  zeigen  wird,  zwischen 
Gleichung  1 und  10  ein  so  bedeutender  Unterschied,  dass  es 
gerathen  scheint,  die  zulässige  untere  Grenze  stets  nach 
Gleichung  10  festzulegen.  Was  die  Behandlung  dieser  etwas 
komplizirten  Formel  anbetrifft,  so  kann  mau  etwa,  wie  nach- 
folgend beschrieben,  verfahren. 

Indem  man  für  a und  b zunächst  die  Werthe  aus  6 und 
dann  die  aus  7 einträgt,  erhält  man  die  Gleichungen  zweier 
Kurvenzweige.  Dieselben  müssen  bei  der  Abszisse  X — 30' 
eine  Berührung  erster  Ordnung  eingehen,  da  die  erste  Ab- 
leitung beider  Zweige  nach  Gleichung  9 an  dieser  Stelle  den- 
selben Werth  annimmt.  Bei  der  Konstruktion  stelle  man  zu- 
erst den  rechtsseitigen  Zweig  fest,  sehe  dabei  die  Integral  - 
konstante  anfangs  = 1 an  und  multiplizire  sämmtliehe  Ordi- 
naten mit  einem  gewissen  Faktor  so,  dass  der  Träger  ein  ange- 
messenes Höhenverhältniss  bekommt.  Hierauf  koustruire  man 
den  linksseitigen  Zweig,  indem  man  ebenfalls  die  Integral- 


so  lange  das  Modell  von  Salvi  d’ Andrea  nicht  ge- 
nehmigt ist. 

1479,  23.  September.  — Es  werden  die  Eisenringe  in  Auftrag 
gegeben,  welche  die  Kuppel  nmgiirten  sollen,  und  das 
Modell  des  Salvi  bezahlt. 

1481,  12.  Januar.  — Man  beginnt  die  Fa^adenmauer  zu  er- 
richten, und  zugleich  wird  am  Querschiff  gearbeitet. 

1482,  11.  März.  — Man  beschliesst,  dass  die  Kirche  in  der 
Faeadenmauer  drei  Thüren  habe,  d.  h.  eine  für  jedes 
Schiff. 

1482,  4.  Mai.  — Das  Blei  wird  geliefert,  um  die  Kuppel  zu 
bedecken. 

1482,  31.  Juli.  — Das  Querschiff  und  die  Kuppel  werden 
weiss  getüncht.  — Polo  d’Agnolo  erhält  lire  5 soldi  10 
für  drei  Glasscheiben  mit  den  Wappen  des  Volks,  der 
Gemeinde  und  mit  der  Taube  (S.  Spirito!).  welche  in 
die  Kuppel  kommen;  und  L.  164,  s.  2,  denari  6 für  zwei 
grosse  Fenster  mit  den  Wappen  des  Volks  und  der  Ge- 
meinde, welche  in  die  Rückwand  des  Hauptschiffes 
kommen. 

1482,  15.  März.  — Neuer  Beschluss,  dass  drei  und  nicht  vier 
Thüren  sein  sollen. 

1484,  9.  März.  — Man  setzt  eine  abermalige  Berathung  über 
die  Thüren  fest. 

1484,  13.  Mai.  — Die  Arbeit  der  Faeadenmauer  wird  bis  zu 
einem  neuen  Beschluss  über  die  Anzahl  der  Thüren 
suspendirt. 

1486,  24.  April.  — Es  wird  eine  Versammlung  von  64  Künst- 
lern und  Bürgern  berufen,  um  über  die  Thüren  zu 
berathen. 


1486,  1 1.  Mai.  — Es  erscheinen  42  der  eingeladenen  Per- 
sonen und  entscheiden  für  drei  Thüren. 

1487,  12.  November.  — Bezahlung  von  25  Lire  an  die  bei- 
den Baumeister  für  die  Vollendung  der  Faeadenmauer 
und  des  Daches.  Es  werden  die  steinernen  Treppen 
und  der  äussere  Fussboden  nebst  einer  Holzkanzel  in 
Auftrag  gegeben. 

1487,  16.  Dezember.  — Es  werden  zwei  Weihbecken  bestellt. 

1488,  27.  Juni.  — Man  beschliesst  die  Sakristei  zu  bauen. 

1489,  14.  August.  — Sie  soll  nach  dem  Modell  Giuliano 
da  Sangallo’s  und  dem  Gefallen  von  Loren  zo  dem 
Prächtigen  ausgeführt  werden. 

1489,  3.  Dezember.  — Die  Fundamente  der  Sakristei  werden 
eingesegnet. 

1490,  15.  Mai.  — Neuer  Beschluss  zu  Gunsten  der  drei  Thüren. 

1490,  3.  September.  — Die  Fundamente  des  neuen  Gloken- 

thurmes  werden  ausgemessen. 

1492,  10.  März.  — Beschluss,  dass  das  Gewölbe  des  Vesti- 
büls von  quadrirtem  und  getäfeltem  Sandstein  etc.  gebil- 
det werde. 

1493,  21.  Mai.  — Das  von  Sangallo  und  Cronaca  in  Ge- 
meinschaft gemachte  Modell  soll  zum  Muster  dienen. 

1494,  19.  Juni.  — Dem  Provveditore  Zanobi  Landi  wird 
befohlen,  dass  er  für  die  Beseitigung  eines  Mauerfehlers 
des  Schiffes  gegen  das  Kloster  zu  sorge. 

1495,  20.  Mai  — Das  Modell  Antonio  Pollajuolo’s  für 
die  Kuppel  der  Sakristei  wird  angenommen. 

1496,  10.  November.  — Die  Kuppel  der  Sakristei  stürzt  ein*). 


*)  Der  Thurm  hinter  der  Sakristei  wird  nach  Luca  Lan- 
ducci  1512  gebaut. 


500 


konstante  zunächst  = 1 setzt;  die  Ordinaten  dieses  Zweiges 
sind  selbstredend  mit  einem  Faktor  derart  zu  multipliziren, 
dass  bei  der  Abszisse  30  die  Ordinaten  beider  Zweige  gleich 
gross  werden.  In  Fig.  5 ist  als  Beispiel  ein  Träger  von 
Fig  5 150'  Spannweite 

s gewählt  und  sind 

die  Ordinaten, 
der  Erkennbar- 
keit wegen , etwa 
mit  dem  drei- 
fachen der  erfor- 
derlichen Höhe 
eingezeichnet; 
zwischen  den  Ab- 
szissen 0 bis  30 
hat  der  linke 
Zweig  Gültigkeit; 
derselbe  ist  der 
zu  oberst  gelegene,  berührt  den  rechtsseitigen  bei  der  Abszisse  30, 
hat  bei  40,8  einen  Wendepunkt  und  verläuft  bei  59,5  in’s  Unend- 
liche. — In  derselben  Figur  ist  die  nach  Gleichung  1,  4 und  5 sich 
ergebende  Kurve  punktirt  eingetragen;  es  ist  ersichtlich,  dass 
bei  der  Abszisse  von  9'  (wohin  etwa  die  erste  Vertikale  tref- 
fen würde),  der  Knotenpunkt  um  mehr  als  25  Prozent  zu 
tief  liegt. 

Fig.  6. 


Die  Abszisse  q,  bei  welcher  die  Kulmination  der  Grenz- 
kurven eintritt,  erhält  man  nach  Gleichung  9,  wenn 

also: 

11)  bq*  — aq1  — 2p  Lq  p l1  = 0 
wird.  Dieser  Werth  q giebt  diejenige  Stelle  des  Trägers  an, 
bis  zu  welcher  die  Vertikalkräfte  ihr  Vorzeichen  wechseln, 
bis  wohin  also  die  Diagonalen  im  doppelten  Sinne  anzuordnen 
und  die  obere  Gurtung  der  unteren  parallel  zu  legen  ist. 

In  Fig.  7 ist  die 
Lösung  der  Glei- 
chung 11  für  Spann- 
weiten von  40  bis 
100'  graphisch  dar- 
gestellt. Als  Ordi- 
naten sind,  im  hal- 
ben Maasstabe  der 
Abszissen,  aufgetra- 
gen zunächst  wieder 
die  ganze  Träger- 
länge, folgend  der 
Linie  CD,  dann  die 
Abstände  tj  von  bei- 
den Auflagern,  re- 
präsentirt  durch  die 
Kurven  EF  und  GH.  — In  Anbetracht,  dass  die  Endfelder 
einer  Eisenbahnbrücke  im  Mittel  = 9'  sein  werden,  sind  in 
je  9'  Entfernung  zwei  parallele  Linien  I I und  II  II  mit  den 
begrenzenden  Geraden  AB  und  CD  gezogeu.  Aus  ihren 
Durchschnitten  mit  den  Kurven  EF  und  GH  lässt  sich  nun 
direkt  ablesen: 

1)  Der  Scliwedler’sche  Träger  ist  für  Eisenbahnbrücken 
unter  40'  Spannweite  nicht  ausführbar. 

2)  Für  Eisenbahnbrücken  von  40  — 70'  könnte  derselbe 
mit  einem,  für  solche  von  70 — 100'  mit  zwei  polygonalen 
Endfeldern  angewandt  werden. 

3)  Der  Schwedler’schc  Träger  gewinnt  erst  für  Eisen- 
bahnbrücken von  100'  und  darüber  Bedeutung,  weil  hier  min- 
destens 3 Endfelder  neben  jedem  Auflager  dem  Gesetze  des 
Polygons  folgen  können. 

Gleichung  1 1 giebt  überhaupt  die  genauere  Lösung  der 
bei  allen  Balkenbrücken  sich  stellenden  Frage,  innerhalb  wel- 
cher Grenzen  die  Vertikalkräfte  mit  doppeltem  Vorzeichen 
auftreten  können.  Aus  Fig.  7 lässt  sich  deshalb  für  gerade 
Fachwerksträger,  welche  nur  mit.  gezogenen  Diagonalen  kon- 
struirt  werden  sollen,  folgern : 

1)  dass  bei  Spannweiten  unter  40'  sämmtliclie  Felder  ge- 
kreuzte Diagonalen  erfordern ; 

2)  dass  bei  Weiten  von  40  — 70'  höchstens  im  Endfelde 
die  Kreuzung  entbehrt  werden  kann,  etc. 

Zum  Schluss  will  ich,  ohne  hierin  Ausführungen  zu  geben, 
nur  andeuten,  dass  die  Benutzung  der  Werthe  von  A unter  6 


und  7 die  Resultate  über  die  Grösse  der  Zug-  resp.  Druck- 
spannungen in  den  Diagonalen  und  Vertikalen  eines  Fach- 
werkträgers wesentlich  anders  stellt,  als  bisher  angenommen  ist. 
Elberfeld,  Oktober  1868.  E.  Grüttefien. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur- Verein  zu  Prag.  — In  der 

Wochen -Versammlung  vom  31.  October  d.  J.  hielt  Hr.  Ar- 
chitekt Alois  T urek  einen  Vortrag  über  die  Unterfangung 
von  baufälligen  Gebäuden  und  illustrirte  ihn  durch  die  aus 
eigener  Erfahrung  entlehnten  Beispiele.  Alle  diese  Fälle  be- 
trafen Kirchen,  welche  durch  den  Vortragenden  vor  dem  Un- 
tergänge gerettet  wurden,  und  zwar  waren  dies:  die  Pfarr- 
kirche in  Zercitz  auf  der  Domaine  Doubrawitz,  die  Filialkirche 
zu  Chroustow  und  die  Pfarrkirche  in  Knezitz  auf  der  Herr- 
schaft Dymokur.  Zum  Schlüsse  erwähnte  der  Vortragende  noch 
eines  Falles,  welcher  in  Prag  sich  zugetragen  hat,  und  bewies, 
wie  fehlerhaft  häufig  bei  Unterfangung  alter  Gebäude  vorge- 
gangen wird,  und  welcher  besonderen  Umsicht  der  Baumeister 
in  solchen  Fällen  bedarf. 

In  der  am  7.  November  abgehaltenen  Wochen -Versamm- 
lung hielt  Hr.  Professor  Gustav  Schmidt  einen  Vortrag 
über  den  sogenanten  „Kraftregenerator“  desHrn.  Staatseisenbahn- 
Inspektors  Bochkoltz,  durch  welchen  das  30  bis  42X  be- 
tragende Supplementargewicht  der  Schachtgestäuge,  welches 
man  Behufs  selbstthätiger  Erhebung  der  Pumpendruckventile 
nöthig  hat,  für  die  Betriebs  - Dampfmaschine  unschädlich  ge- 
macht werden  kann.  Man  kann  demzufolge  dieselbe  mit  be- 
deutend stärkerer  Expansion,  also  mit  beträchtlicher  Kohlen- 
ersparung arbeiten  lassen.  Der  Redner  wies  nach,  dass  die 
Herstellungskosten  durch  die  Ersparniss  in  zwei  Jahren  gedeckt 
wären,  dass  jedoch  die  mittlere  Niedergangs- Geschwindigkeit 
0,75  bis  1 Meter  betragen  würde,  was  kaum  gewagt  werden 
dürfte. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
14.  November  1868;  Vorsitzender  Herr  Boeckmann. 

Eine  Differenz,  die  sich  nach  Verlesung  des  Protokolls 
der  letzten  Sitzung  ergab,  ob  nämlich  bereits  beschlossen  wor- 
den sei,  zu  dem  bevorstehenden  Vortrage  über  Pompeji  auch 
die  Damen  der  Vereinsmitglieder  zuzulassen,  gab  zu  einer 
nochmaligen  Diskussion  dieser  Frage  Veranlassung.  Es  wurde 
geltend  gemacht,  dass  in  einem  für  die  Mitanwesenheit  von 
Damen  berechneten  Vortrage  auf  spezifisch  technische  Dinge 
doch  wohl  weniger  eingegangen  werden  könne,  als  wfinschens- 
werth  sei;  auch  die  Schwierigkeiten,  die  sich  alsdann  aus 
einer  unmittelbaren  Aufeinanderfolge  des  Vortrages  und  der 
Vereinsversammlung  ergeben  würden,  wurden  hervorgehoben. 
Da  auch  konstatirt  wurde,  dass  Herr  Dr.  Schöne  in  einer 
privaten  Aeusserung  erklärt  hatte,  dass  sein  Vortrag  ursprüng- 
lich allerdings  nicht  auf  die  Theilnahme  von  Damen  berech- 
net gewesen  sei,  so  beschloss  der  Verein  — einer  lebhaften 
Fürsprache  für  die  Zulassung  von  Damen  ungeachtet  — die- 
selbe nicht  zu  gestatten.  Der  Beginn  des  Vortrages  bängt 
von  der  noch  in  Aussicht  stehenden  Erlaubniss  ab,  den  gegen- 
wärtigen Versammlungssaal  dafür  benutzen  zu  dürfen. 

Nachdem  Hr.  Lucae  augezeigt  hatte,  dass  für  die  be- 
schlossene Publikation  einer  Auswahl  aus  den  Monatskonkur- 
renzen die  Vorbereitungen  soweit  getroffen  seien,  dass  sie  in 
nächster  Hauptversammlung  zur  Genehmigung  des  Vereins  vor- 
gelegt werden  könnten,  sowie,  dass  die  Ueberschreitung  der 
für  das  letzte  Schiukelfest  ausgesetzten  Summe  nicht  87,  son- 
dern nur  13  Thlr.  betragen  habe,  legte  der  Vorsitzende  nach 
mehren  kleineren  Mittheilungen  den  Plan  des  von  Hm.  Pless- 
ner  zu  erbauenden  Vereinshauses  vor.  Die  Verhandlungen 
zwischen  der  Vereius- Kommission  und  Hrn.  Plessner  sind 
noch  nicht  definitiv  abgeschlossen  uud  der  Bau  noch  nicht 
soweit  gefördert,  dass  ein  Wunsch  oder  guter  Rath  nicht  noch 
Berücksichtigung  finden  könnte. 

Eine  prinzipielle  Frage,  ob  auf  das  Aufnahme- Gesuch 
eines  gegenwärtig  am  Rhein  weilenden  Fachgenossen  eingegan- 
gen werden  könne,  wenn  derselbe  — ohne  sich  gegenwärtig 
persönlich  vorzustellen  — nachweise,  dass  er  den  Verein  frü- 
her mehrfach  als  Gast  besucht  habe,  wurde  mit  sehr  grosser 
Majorität  bejaht. 

Hr.  Koblauch  beantwortete  eine  Frage,  ob  in  Berlin 
Wasserglas  zur  Ueberziehung  und  Fixirung  innerer  Dekora- 
tionen angewendet  sei.  Es  sei  dies  noch  nicht  geschehen; 
Versuche,  gemalte  Flächen  mit  Wasserglas  zu  überziehen, 
haben  ein  für  die  Farben  ungünstiges  Resultat  ergeben.  — 
Bei  Rücksprache  mit  dem  als  praktische  Autorität  auf  diesem 
Felde  geltenden  Gallerie  - Diener  Hrn.  Trüloff  habe  dieser 
jedoch  die  Möglichkeit,  innere  Dekorationen  mit  Wasserglas 
so  zu  fixiren,  dass  sie  beliebig  abgewaschen  werden  könnten, 


Fig.  7. 


Spannw. 


501 


als  ausser  Zweifel  stehend  erklärt,  wenn  bereits  die  anzu- 
wendenden Farben  mit  Wasserglas  angesetzt  seien  und  dem- 
nächst ein  nochmaliger  Wasserglas -Ueberzug  gemacht  werde; 
ein  Verfahren,  dessen  Anwendung  allerdings  erhebliche  Kosten 
verursacht.  Hr.  Adler  berichtigte  hierzu,  dass  bei  den 
Wandmalereien  im  Neuen  Museum  nicht  die  Farben  mit 
Wasserglas  angesetzt  worden  wären,  sondern  dass  der  Putz 
damit  vorher  präparirt  sei,  während  die  Farben  mit  destillirtem 
Wasser  behandelt  wurden. 

Den  folgenden  längeren  Vortrag  des  Hr.  Franz  Mertens, 
der  übrigens  nicht  seine  Denkmalkarte  näher  erläuterte, 
sondern  aus  dem  zu  derselben  gehörigen  Texte  einen  Auszug 
vorlas,  der  die  Geschichte  seines  Lebensganges  mit  sehr 
starken  Invektiven  auf  einzelne  Persönlichkeiten  enthielt, 
übergehen  wir  mit  Rücksicht  auf  die  von  uns  in  Aussicht  ge- 
nommene Mittheilung. 

Der  Vorsitzende  theilte  schliesslich  mit,  dass  privater 
Notiz  zufolge  das  Gesuch  des  Vereins  um  Verleihung  von 
Korporationsrechten,  nachdem  es  vom  Königl.  Polizei -Präsi- 
dium befürwortet  worden,  nunmehr  bereits  mit  einigen  Aen- 
derungen  versehen,  vom  Königl.  Ministerium  des  Innern  dem 
der  Justiz  übergeben  sei.  — Ein  Bescheid,  hoffentlich  ein 
günstiger,  stehe  demnach  in  nicht  mehr  allzuferner  Aussicht. 

— F.  — 


Vermischtes. 

Wie  wir  vernehmen,  sind  dem  Eisenbahn -Bau -Unter- 
nehmer Hrn.  Plessner  in  Berlin  die  zur  Vollendung  des 
Kriegshafens  an  der  Jahde  erforderlichen  Erd-  und  Bagger- 
Arbeiten  in  Entreprise  gegeben  worden.  Als  Frist  für  die 
Beendigung  derselben  sind  10  Monate  in  Aussicht  genommen. 


Ueber  die  Wasserpest 

bringt  nunmehr  auch  der  Kgl.  Pr.  Staats-Anzeiger  (No.  270) 
einen  ausführlichen  Artikel:  Wir  geben  einen  Auszug  daraus 
in  seiner  charakteristischen  Darstellung,  deren  Zweck  an- 
scheinend ebensowohl  ist,  die  Gemüther  zu  beruhigen,  wie  die 
Regierung  vor  dem  Vor  würfe  mangelnder  Sorgfalt  in  Betreff 
vorbeugender  Maassregeln  zu  schützen. 

„Mehrfache  Mittheilungen  in  der  Tagespresse  haben  seit 
länger  als  einem  Jahre  die  Aufmerksamkeit  des  Publikums, 
und  eingehende  Berichte  der  Lokalbehörden  bereits  früher 
schon  die  Aufmerksamkeit  der  Regierung  auf  eine  Wasser- 
pflanze gelenkt,  welche,  seit  etwa  15  Jahren  von  Kanada  aus 
nach  Europa  gelangt,  durch  ihre  schnelle  Verbreitung  über 
einen  grossen  Theil  der  norddeutschen  Gewässer  der  Schiff- 
fahrt und  Flösserei  gefährlich  zu  werden  und  selbst  die  Vor- 
fluths-Interessen  zu  schädigen  droht. 

Die  sogenannte  Wasserpest,  Elodea  canadensis,  auch  Ana- 
charis  alsinastrum  und  Tropperoria  pestifera  genannt,  ist  eine 
dunkelgrüne,  zierliche,  dünnstengliche  Wasserpflanze,  welche 
zwar  am  Besten  in  ruhigen,  gut  belichteten  Gewässern  mit 
schlammigem  Untergründe,  jedoch  auch  in  mässiger  Strömung 
und  selbst  im  klaren  Brunnenwasser  gedeiht. 

Die  Verbreitung  der  Pflanze  geschieht  nicht  durch  Ver- 
streuung  ihres  Samens,  sondern  dadurch,  dass  jedes  noch  so 
kleine  Zweigtbeilchen  in  kürzester  Zeit  neue  Wurzeln  schlägt 
und  neue  Stengel  treibt. 

Nach  den  durch  den  verstorbenen  Gartendirektor  Lenne 
angestellten  Ermittelungen  soll  die  Pflanze  mit  amerikanischen 
Bauhölzern,  an  denen  sie  hängen  geblieben,  in  England  und 
Schottland  eingeschleppt  seiu,  wo  sie  sich  ebenso,  wie  jetzt 
bei  uns,  sehr  rasch  über  viele  schiffbare  Flüsse  und  Schiff- 
fahrts-Kanäle verbreitet  hat  Vor  etwa  13  Jahren  wurde  sie 
durch  den  damaligen  Ober-Gärtner  der  A ug  u sti  n’schen  Gärt- 
nerei an  der  Wildpark- Station  bei  Potsdam  aus  dem  bota- 
nischen Garten  zu  Breslau  in  das  dortige  Aquarium  einge- 
führt; wie  sie  aber  von  dort  in  die  Gewässer  von  Charlotten- 
hof gelangt  ist,  wo  sie  sich  zunächst  als  Unkraut  in  Menge 
zeigte,  hat  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt  werden  können. 

\ on  den  Gewässern  Charlottenhofs  aus  hat  sich  die  Pflanze, 
in  den  ersten  Jahren  unbemerkt,  mit  erstaunlicher  Schnellig- 
keit über  sämmtliche  mit  jenen  Gewässern  in  Verbindung 
stehende  Wasserläufe  von  Sanssouci  und  in  die  Havel  hinein 
verbleitet,  und  selbst  in  weit  davon  entfernten  Wasserbecken, 
welche  durch  drei  Fuss  hohe  Wehre  von  einander  getrennt 
sind,  hat  sie  von  den  tiefer  gelegenen  nach  den  höher  gele- 
genen Eingang  gefunden.  Seit  vorigem  Jahre  hat  sie  sich 
endlich  auf  dem  ganzen  Laufe  der  Havel  von  der  mecklen- 
burgischen Grenze  bis  zu  ihrer  Einmündung  in  die  Elbe  und 
auf  allen  mit  der  Havel  in  Verbindung  stehenden  Kanälen, 
dem  Finow-  und  Werbelliner  Kanäle,  den  Templiner-  und 
Lychcner  Gewässern,  auf  der  Spree  und  ihren  Seitenstrassen, 
namentlich  auf  dem  Spandauer  Kanäle,  auf  dem  Dämeritz-  und 


Miiggel-See  und  selbst  auf  der  Elbe  bei  Neu-Werben,  im 
Wittenberger  Hafen,  sowie  auf  der  Karthane  und  Stepnitz 
gezeigt  und,  begünstigt  durch  den  heissen  Sommer  dieses 
Jahres,  zum  Theil  das  gesammte  Profil  dieser  Wasserstrassen 
erfüllt. 

Nicht  minder  schnell  hat  sich  die  Pflanze  nach  einem 
Artikel  der  Schlesischen  Zeitung  vom  3.  Oktober  c.  vom  bo- 
tanischen Garten  zu  Breslau  aus,  auch  in  den  schlesischen 
Gewässern  ausgebreitet  und  zeigt  sich  nach  einer  Bekannt- 
machung der  Königl.  Regierung  zu  Frankfurt  a.  O.  vom  21. 
September  d.  J.  in  den  Wasserzügen  vom  Schwieloch-  bis 
zum  Miillroser  See  und  im  Friedrich-Wilhelms  - Kanäle  bis 
zum  Brieskower  See.  Im  Regierungs  - Bezirke  Stettin  ist  sie 
seit  zwei  Jahren  von  Botanikern  und  im  vorigen  Jahre  von 
Fischern  bemerkt  worden,  in  diesem  Sommer  aber  erst  in 
grösserer  Ausdehnung  und  zwar  hauptsächlich  im  Dammschen 
See,  aber  auch,  wenn  auch  nur  vereinzelt,  in  der  Oder  und 
Dievenow  aufgetreten. 

Vom  hamburger  botanischen  Garten  aus,  wo  die  Pflanze 
bis  zum  .Jahre  1860  nur  in  Gefässen  im  Gewächshause  kulti- 
virt  wurde,  hat  sie  sich  in  bisher  ebenfalls  nicht  erklärter 
Weise  in  den  dortigen  Stadtgraben  und  endlich  in  das  Alster- 
bassin fortgepflanzt  und  ihre  Verbreitung  hat  gegenwärtig 
auch  dort  die  grössten  Dimensionen  angenommen. 

Unter  solchen  Umständen  war  es  zunächst  erforderlich, 
genaue  Erkundigungen  über  die  physiologische  Beschaffenheit 
der  Pflanze  und  über  die  Mittel  einzuziehen,  wie  man  an  an- 
dern Orten,  namentlich  in  England  und  Schottland,  wo  sie 
schon  früher  als  Wucherpflanze  aufgetreten  war,  gegen  ihre 
Verbreitung  in  deu  schiffbaren  Gewässern  und  Kanälen  ange- 
kämpft habe. 

Aus  den  ersteren  ergab  sich,  dass  sie,  wie  bereits  oben 
erwähnt,  am  besten  auf  schlammigem  Boden  gedeiht  und  dass 
sie,  nachdem  sie  denselben  vollständig  ausgesogen  hat,  abstirbt 
und  von  selbst  verschwindet;  aus  den  letzteren  dagegen,  dass 
eine  Begrenzung  ihrer  Verbreitung  in  Gewässern,  bei  denen 
die  zu  ihrem  Gedeihen  erforderlichen  Bedingungen  vorhanden 
sind,  nicht  gelungen  ist,  und  dass  ihre  Vertilgung  vor  dem 
Absterben  derselben  aus  Mangel  an  Nahrung,  ausschliesslich 
durch  fortgesetztes  Ausreissen  in  möglichster  Tiefe  erfolgen 
könne. 


Gleichzeitig  mit  diesen  Nachrichten  w 

urde  aber  auch 

der  reiche  Gehalt  der  Pflanze  an 

Alkalien 

und  also  deren 

Dungkraft  bekannt  und  durch  die 

von  der  agrikultur -chemi- 

sehen  Versuchsstation  zu  Dahme 

ausgefiihrteu  chemischen 

Analysen  festgestellt,  dass  in  100 

Theilen  der  frisch  gewon- 

nenen  Pflanze: 

Feuchtigkeit 

. . 77,300  Theile, 

Organische  Stoffe  .... 

. . 17,674 

Kali , . 

. . 0,431 

Natron 

. . 0,244 

Y) 

Kalkerde 

. . 2,600 

Magnesia 

. . 0,437 

Eisenoxyd 

. . 0,082 

r> 

Phosphorsäure 

. . 0,142 

n 

Kieselsäure 

. . 0,805 

V 

Chlor 

. . 0,124 

» 

Sand 

. . 0,161 

y> 

Summa  . 

. 100,000 

Theile 

enthalten  seien. 

Wenn  hiernach  auch  nicht  anzunehmen  war,  dass  von 
einem  Fuder  der  Anacharis  gleich  nachhaltige  Dungkraft  er- 
wartet werden  könnte,  wie  von  einem  Fuder  Stallmist,  so 
war  doch  festgestellt,  dass  die  erstere  überall  da,  wo  sie 
massenhaft  vorkommt  und  aus  den  Gewässern  als  schädlich 
entfernt  werden  muss,  für  die  zunächst  und  bequem  gelegenen 
Felder  als  eine  erwünschte  Düngerzugabe  gelten  kann. 

Spätere  fortgesetzte  Versuche  zur  Verwerthung  der  Pflanze 
in  der  Landwirtbschaft,  auf  welche  man  durch  die  Beobach- 
tung hingeführt  worden  war,  dass  die  Wasservögel  sie  gierig 
verzehren,  ergaben,  dass  auch  das  Pferd,  das  Schwein  und 
die  Ziege  sie  geniessen , ohne  dass  bisher  ein  nachtheiliger 
Einfluss  auf  die  Gesundheit  dieser  Thiere  davon  bemerkt 
worden  wäre. 

Der  Vortheil,  welchen  man  sich  von  der  dichten  Be- 
stockung der  Pflanze  für  das  Laichen  der  Fische  versprach, 
hat  sich  nicht  nur  nicht  herausgestellt,  sondern  es  hat  sogar 
an  Stellen,  wie  im  Nieder  - Neuendorfer  Kanäle,  wo  die  Ver- 
krautung durch  die  Wasserpest  allerdings  einen  hohen  Grad 
erreichte,  beim  Eintritt  des  niedrigen  Wasserstandes  ein  star- 
ker Verlust  au  Fischen  stattgefunden,  weil  sich  die  junge 
Brut  aus  dem  engverfilzten  Kraute  nicht  herausarbeiten 
konnte. 

Nach  diesen  Ermittelungen,  von  denen,  soweit  sie  sich 
auf  die  Verwendung  der  Pflanze  in  der  Landwirthschaft  be- 


502 


zogen,  den  betreffenden  Organen  seiner  Zeit  ausführliche 
Mittheilungen  zugegangen  waren,  musste  man  eine  erfolgreiche 
Beseitigung  der  durch  die  rapide  Verbreitung  der  Pflanze, 
der  Schiffahrt  sowohl  wie  der  Vorfluth  zugefügten  Nachtheile 
am  ersten  aus  einem  Zusammenwirken  der  Wasserbau -Ver- 
waltungen mit  den  Adjazenten  der  von  der  Verkrautung 
heimgesuchten  Wasserläufe  erwarten  und  namentlich  darauf 
Bedacht  nehmen,  die  geeignetsten  Vorrichtungen  zur  Reinigung 
der  letzteren  aufzufinden. 

Als  angemessenstes  Instrument  hat  sich  dabei  eine  eiserne 
Harke  mit  ziemlich  langen  und  enggestellten  Zähnen , mit 
welcher  das  Kraut  sammt  seinen  Wurzeln  ausgezogen  werden 
konnte,  erwiesen,  während  die  früher  versuchte  Verwendung 
von  Sensen  oder  Sensenketten,  welche  über  den  Boden  des 
Wasserbettes  fortgezogen  wurden , minder  günstige  Resultate 
ergab,  weil  die  einzelnen  sehr  leichten  Fäden  des  Krautes 
sich  unter  der  Sense  nur  umbogen  und  später  wieder  aufrich- 
teten. 

Ein  ferneres  zweckmässiges  Requisit  für  diese  Auskrau- 
tungen  sind  flache,  möglichst  niedrige  Prahme,  auf  denen  die 
Arbeiter  stehen  und  in  welche  sie  das  mit  der  Harke  ausge- 
zogene Kraut  ablegen  können,  ohne  es  höher  als  nöthig  heben 
zu  dürfen.  Bei  der  verhältnissmässig  beträchtlichen  spezifi- 
schen Schwere  des  mit  Schlammtheilchen  oder  feinem  Sande 
stark  vermengten  Krautes  ist  dieser  Umstand  von  beträcht- 
lichem Einflüsse  auf  die  Leistung  der  Arbeiter,  welche  am 
besten  nach  Schachtruthen  gewonnener  Krautmasse  bezahlt  wird. 

So  sehr  nun  auch  Seitens  der  Wasserbau  Verwaltungen 
dahin  gestrebt  worden  ist,  durch  derartige  Vorrichtungen  die 
von  der  Wasserpest  bedrohten  Schiffahrtsstrassen  nach  Mög- 
lichkeit frei  zu  halten,  so  fehlte  es  doch  anfänglich  an  den 
nöthigen  Prahmen  und  Harken,  andererseits,  und  namentlich 
während  der  Ernte,  an  Arbeitskräften,  um  in  den  Räumungs- 
arbeiten mit  der  Ueberhandnahme  der  Verkrautung  überall 
gleichen  Schritt  zu  halten,  vielmehr  liess  sich  erst,  nachdem 
mit  den  Schiffahrts -Interessen  auch  die  Vorfluths  - Interessen 
in  erheblicher  Weise  geschädigt  zu  werden  drohten,  und  sich 
die  dadurch  betroffenen  Gemeinden  zu  einer  Betheiligung  an 
den  Räumungsarbeiten  entschlossen,  eine  Organisation  dieser 
Arbeiten  herbeiführen,  durch  welche  ein  nachhaltiger  Erfolg 
für  die  Beseitigung  des  Uebels  erreicht  werden  kann. 

Immerhin  bleibt  es  für  die  davon  betroffenen  Gemeinden, 
wie  für  die  Staats -Verwaltung  keine  leichte  Aufgabe,  alle 
durch  die  Verbreitung  der  Wasserpest  aus  den  verschiedensten 
Kreisen  laut  werdenden  Klagen  zu  beseitigen,  so  lange  es 
nicht  gelingt,  der  Verwerthung  des  Krautes  für  Dungzwecke, 
allgemeineren  Eingang  bei  dem  landwirtschaftlichen  Publikum 
zu  verschaffen,  wenn  man  erwägt,  dass  z.  B.  die  Auskrautung 
des  Spandauer  Kanales  auf  eine  Länge  von  etwa  1 */i  Meilen 
in  den  letzten  3 Monaten,  excl.  der  Anschaffung  der  Prahme 
mehr  als  2500  Thlr.  Kosten  verursacht  hat,  wofür  ca. 
1000  Schachtruthen  Krautmasse  gewonnen,  jedoch  nur  zum 
kleineren  Theile  zu  Dungzwecken  verwendet  wurden,  weil 
die  Wirkung  des  Krautes  als  Dungstoff  gegenüber  dem  Auf- 
wande  an  Abfuhrkosten  zu  gering  angeschlagen  wurde. 

Zur  Herbeiführung  einer  richtigen  Würdigung  dieser 
Verhältnisse  dürfte  hier,  nach  den  darüber  von  namhaften 
Landwirthen  gemachten  Erfahrungen,  noch  angeführt  werden, 
dass  das  Kraut  sowohl  für  Winter-  wie  für  Sommerfrüchte 
die  Stelle  des  Stallmistes  am  besten  zu  vertreten  geeignet  ist, 
wenn  es  entweder  grün  etwa  einen  Fuss  tief  untergegraben, 
oder  in  Haufen  abgelagert  wird,  wo  es  nach  3 bis  6 Wochen, 
je  nach  der  Witterung,  dergestalt  verrottet,  dass  es  dem  Kuh- 
dünger mindestens  gleichkommt,  dessen  Farbe  es  vollständig 
annimmt.  Dagegen  haben  vielfache  Versuche  allerdings  die 
geringere  Nachhaltigkeit  seiner  Dungkraft  gegenüber  dem 
Stallmist  hinreichend  festgestellt,  so  zwar,  dass  das  Kraut  im 
ersten  Jahre  eine  fast  grössere  Wirkung  als  gewöhnlicher 
Stallmist,  dagegen  im  zweiten  Jahre  schon  eine  geringere  und 
im  dritten  Jahre  fast  gar  keine  Wirkung  mehr  erzeugt,  wäh- 
rend der  Stallmist  umgekehrt,  im  ersten  Jahre  w'enig,  im 
zweiten  und  dritten  Jahre  grössere  Vortheile  gewährt  und 
man  daher  die  Krautdüngung  mindestens  alle  zwei  Jahre 
wiederholen  muss,  um  einen  gleichen  Ertrag  wie  beim  Stall- 
mist zu  erzielen. 

Auch  für  den  Ertrag  von  Wiesen  hat  sich  die  Ausbrei- 
tung des  grünen  Krautes  auf  denselben,  nach  dessen  Verrot- 
tung durchaus  günstig  gezeigt. 

Wenn  hieraus  die  Vortheile  und  Nachtheile  dieser  unsere 
Gewässer  so  massenhaft  erfüllenden  Pflanze  genügend  zu  er- 
messen sein  dürften,  so  wird  gleichzeitig  daraus  hervorgehen, 
dass  nichts  versäumt  worden  ist,  um  die  aus  dem  L msich- 
greifen  derselben  gehegten  Besorgnisse  zu  verscheuchen  und 
das  Entstehen  einer  Kalamität  zu  beseitigen,  welche  am 
Empfindlichsten  das  Schiffer-  nächstdem  aber  auch  das  Fi- 


schergewerbe treffen  musste,  denen  beiden  die  erforderlichen 
Kräfte  fehlten,  um  solchen  Feinden  siegreich  zu  begegnen; 
immerhin  aber  wird  es  die  Aufgabe  der  Kreis-  und  Gemeinde- 
verwaltungen sowohl,  wie  aller  lokalen  Aufsichts  - Organe 
bleiben,  das  Auftreten  der  Pflanze  und  ihr  Verhalten  in  den 
verschiedenen  Gewässern  unausgesetzt  zu  beobachten  und 
rechtzeitig  zur  Anzeige  zu  bringen,  weil  sich  nur  auf  solche 
Weise  die  der  Allgemeinheit  dadurch  zugefügten  Nachtheile 
vermindern  und  der  daraus  zu  ziehende  Nutzen  vergrössern 
lässt.“ 


Einer  Bekanntmachung  des  Ministers  für  Handel,  Gewerbe 
und  öffentliche  Arbeiten  zufolge  steht  eine  K o r r e ktio n der 
Weser  bevor.  Nachdem  die  Korrektion  der  Unterweser  von 
Vegesack  bis  unterhalb  Reckum  beschlossen  und  zum  Theil 
bereits  in  Ausführung  gebracht  ist,  wird  in  Gemässheit  des 
§.  4 des  Gesetzes  vom  16.  September  1846,  betreffend  die 
Veräusserungspflicht  Behuf  der  Anlage  von  Schiffahrts  - Kanälen 
und  Häfen,  sowie  Behuf  Schiffbarmachung  von  Flüssen,  durch 
jene  Bekanntmachung  zur  allgemeinen  Kenntniss  gebracht, 
dass  nach  dem  festgestellten  Plane  die  Unterweser  in  der  be- 
nannten Strecke  durch  weitere  Einschränkungswerke,  resp. 
Abgrabung  von  vorspringenden  Ufern  auf  eine  normalmässige 
Breite  — und  zwar  neben  Rönnebeck  in  zwei  getrennten 
Armen  — gebracht  und  dabei  eine  Fahrtiefe  von  4'  unter 
Niedrigwasser  hergestellt  werden  soll. 

Im  Anschlüsse  an  die  Mittheilung  in  No.  44  d.  Bl.  über 
amerikanische  Rammpumpen  (Brunnenbohrer)  entnehmen  wir 
aus  No.  40  der  „Annalen  der  Landwirthschaft“  noch  folgende 
Notiz: 

„Nach  einer  Mittheilung  des  Generalsekretärs  von  Laer 
hat  der  Brunnenbohrer  bei  Versuchen  an  den  Ufern  des 
Rheins,  wo  die  wasserführende  Schicht  aus  Kies  besteht,  ge- 
lungene Resultate  gegeben.  Ebenso  ist  dies  auf  der  Ausstel- 
lung in  Hietzing  bei  Wien  (Anf.  September)  der  Fall  gewesen, 
wo  zwei  dergleichen  treffliches  Wasser  lieferten.  Dagegen  ist 
nach  v.  Laer  ein  Versuch,  einen  Brunnen  im  Triebsande  an- 
zulegen, fehlgeschlagen,  so  dass  es  scheint,  dass  das  Instrument 
nur  da  anwendbar  sein  wird,  wo  die  wasserführende  Schicht 
aus  wirklichem  Kies  besteht.  Für  das  landw.  Museum  zu 
Berlin  ist  ein  ebensolcher  Bohrer  bestellt  worden“. 


Im  III.  Quartal  des  laufenden  Jahres  wurden  im  Gebiete 
des  Vereins  deutscher  Eisenbahn  Verwaltungen  den  Bekannt- 
machungen des  Vereinsorgans  zu  Folge  folgende  Bahnstrecken 
dem  Verkehr  übergeben: 

Am  1.  Juli.  Fulda-Neuhof,  Bebra-Hauauer  Eisenbahn  1,8  Meil. 

— Wächtersbach-Steinau,  Bebra-Hananer  Eisenbahn  1,8  „ 

— Bergen  op  Zoom-Goes,  Niederländ.  Staatsbahnen  5,0  „ 

— Börsum -Jerxheim,  Braunschweig.  Staatsbahnen  3,1  „ 

am  23.  Juli.  Thalhausen- Rottweil,  Würtemb.  Staatsb.  0,9  „ 

„ 2.  Aug.  Ulm-Blaubeuren,  Würtemb.  Staatsbahnen  2,2  „ 

— Schwadowitz- Preuss.  Grenze  bei  Königshain,  mit 

den  Stationen  Trautenau  und  Bernsdorf  . . . 3,5  „ 

am  l.Sept.  Heerenveen-Leeuwarden,  Niederl.  Staatsb.  3,8  „ 

— Rittershausen-Remscheid,  Berg.-Märk.  Eisenb.  . 2,32  „ 

— Keresztur-Barks,  Oesterr.  Südbahn  - Gesellschaft  9,31  „ 

— Bruck  a.  M. -Leoben,  Oesterr.  Siidbahn-Gesellsch.  2, IS  „ 
am  22.  Sept.  Pfälzische  Nordbahn  Landstuhl- Cusel, 

Pfälzische  Bahnen 3,88  „ 

„ 23. Sept.  Zuffenhausen-Ditzingen, Würtem.  Staatsb.  1,00  „ 

Summa  40,79  Meil. 


Nach  den  im  neuesten,  dem  Landtage  vorgelegten  Etats- 
Entwurf  enthaltenen  Angaben  beträgt  die  Länge  sämmtlicher 
Preussischen  Staats  - Chausseen  gegenwärtig  2807,9  Meilen. 
Davon  treffen  auf  Preussen  309,1  M.,  Posen  92,6  M.,  Pommern 
176,0  M.,  Schlesien  27S,S  M..  Brandenburg  191,8  M.,  Sachsen 
259,6  M.,  Westphaleu  2S4.1  M.,  Rheiu  - Provinz  304,6  M., 
Hessen  - Nassau  33S,4  M.,  Hannover  393,3  INI.  und  Schleswig- 
Holstein  179,6  Meilen. 

Der  neue  Vieh  markt  zu  London  (Metropolitan  - Cattle- 
Market),  1S57  in  der  Vorstadt  Islington  angelegt,  umfasst  eine 
Fläche  von  109  Morgen,  wovon  die  eine  Hälfte  zu  den  Vieh- 
stäudeu,  die  andere  zu  den  Nebenanlagen  verwendet  ist.  Den 
eigentlichen  Viehmarkt  bildet  ein  Quadrat  von  780'  Länge 
und  Breite,  in  dessen  Mitte  sieh  das  s.  g.  Bankhaus  mit  den 
nöthigen  Geschäftszimmern  erhebt.  Der  Platz  ist  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  gepflastert,  durch  unterirdische  Abzugs- 
kanäle trocken  gelegt  und  reichlich  mit  Wasser  versehen. 
Die  eine  Hälfte  des  Marktes  wird  für  das  Grossvieh,  die  andere 
für  Kälber,  Schafe  und  Schweine  benutzt.  Der  Flächenraum 
der  Rindviehstände  beträgt  250000c',  er  gestattet  die  Auf- 
stellung von  7000  Stück  Vieh.  Die  offenen  Schafstände,  in 

Hierzu  eine  Beilage. 


503 


Abtheilungen  für  je  20  Stück  getheilt,  umfassen  143000°'  und 
reichen  für  30000  Schafe  aus.  An  dieselben  schliessen  sich 
zwei  bedeckte,  an  den  Seiten  offene  Hallen  von  je  30000°' 
Fläche  an,  deren  jede  12  — 1500  Stück  Kälber  oder  Schweine 
aufzunehmen  vermag.  Ausserdem  sind  noch  24  Ställe  für 
8000  Schafe  und  3000  Stück  Rindvieh  vorhanden,  um  das- 
jenige Vieh  aufzunehmen,  welches  vor  dem  Markttage  am 
Platz  eintrifft  oder  nach  dem  Verkauf  nicht  sofort  abgeholt 
wird  oder  unverkauft  geblieben  ist.  Auch  ein  grosses  öffent- 
liches Schlachthaus  und  7 grosse  Gasthöfe  gehören  zu  der 
Anlage,  die  3 Millionen  Thaler  gekostet  hat. 


Aus  der  Fachlitteratur. 

„Die  städtische  Turnhalle  in  Hof“,  heraussregeben  von 
J.  G.  Thomas,  Stadtbaurath.  — Die  vorliegende  Monographie 
zeigt  eine  Anlage  von  mässigem  Umfang  und  prunkloser  Ein- 
fachheit, um  so  mehr  aber  entsprechend  den  Bedürfnissen 
eines  Gemeindewesens  von  mittlerer  Grösse  und  den  Grund- 
prinzipien der  Turnerei. 

In  der  Einleitung  giebt  der  Verfasser  einen  geschicht- 
lichen Ueberblick  der  Entwicklung  des  Turnwesens  in  Hof, 
welche  für  den  Turner  von  Fach  wie  für  den  Kulturhistoriker 
mehr  von  Interesse  sein  wird  als  für  den  Architekten.  Da- 
rauf wird  die  Situation  der  Turnhalle  wie  .des  daneben  lie- 
genden Turnplatzes,  die  in  naher  Verbindung  mit  dem  Gym- 
nasium und  anderen  Schulen  stehen,  erläutert  und  motivirt. 
Die  getroffene  Anordnung  ist  als  wohlgelungen  zu  bezeichnen. 

Die  folgende  Beschreibung  der  Turnhalle,  welche  nebst 
den  beigefügten  Zeichnungen  bis  in’s  kleinste  Detail  gegeben 
wird,  weist  in  wünschenswerther  Weise  auf  manche  Gesichts- 
punkte hin,  welche  dem  Architekten  meist  ferne  liegen,  von 
Fachturnern  aber  selten  besonders  erwähnt  werden,  weil  sie  ihnen 
als  selbstverständlich  erscheinen.  Hingegen  dürften  die  ebenfalls 
mit  grosser  Genauigkeit  gegebenen  Konstruktions- Details  dem 
ausgebildeten  Architekten  theilweise  als  entbehrlich  erscheinen, 
wenngleich  sie  manches  Nachahmenswerthe  bieten,  wie  die 
Einrichtung  von  Wandschränken,  die  doppelte  Verglasung  der 
Fenster,  die  Holzbekleidung  der  unteren  Wandflächen  und  der- 
gleichen. Letztere  würde  allerdings  zweckmässiger  vom  Fuss- 
boden  gemessen  auf  5 Fuss  (über  Schulterhöhe)  anstatt  auf 
3Vi  Fuss  hinaufgeführt  worden  sein,  ohne  dass  eine  ent- 
sprechende Beschränkung  in  der  Höhendimension  der  Fenster 
bei  der  sonst  reichlich  bemessenen  Lichttläche  derselben  iu’s 
Gewicht  gefallen  wäre. 

Von  der  Grundfläche  des  Turnsaales,  welche  bei  einer 
lichten  Höhe  des  Raumes  von  21 S',  in  der  Länge  75'  und  in 
der  Tiefe  45'  preuss.  misst,  ist  der  vierte  Theil  für  die  Auf- 
stellung der  festen  Turngerüste  verwendet,  wobei  ein  fast 
quadratischer  Raum  für  die  Freiübungen  offen  bleibt.  Die 
Aufstellung  transportabler  Gerüste  mittelst  in  den  Fussboden 
eingelassener  Hülsen  (wie  sie  in  den  älteren  Turnhallen  und 
auch  in  der  sonst  oft  als  Muster  empfohlenen  Kluge’schen  An- 
stalt in  Berlin  der  Raumersparniss  wegen  vielfach  angewendet 
wurden)  ist  hierbei  vollständig  vermieden.  Diese  Anordnung 
empfiehlt  sich  besonders  dort,  wo  das  Turnen  der  Schulen 
nach  Klassen  in  den  Vordergrund  tritt,  da  das  Herantragen 
und  Aufstellen  von  schweren  Gerüststücken  für  kleinere  Schü- 
ler theils  unausführbar,  theils  gefahrbringend  sein  wird.  — 
Bei  den  Gerüsten  selbst  sind  für  die  Bewegung  der  verän- 
derlichen Theile  mit  bevorzugter  Anwendung  von  Eisen  sinn- 
reiche Einrichtungen  getroffen.  Ob  dieselben  indessen  in 
jeder  Beziehung  als  zweckmässig  und  vollkommen  zu  empfehlen 
sind , dürfte  sich  erst  nach  den  bei  längerer  Benutzung  ge- 
sammelten Erfahrungen  beurtheilen  lassen. 

Das  schliesslich  beigefügte  Verzeichniss  der  Turngeräthe 
mit  den  Angaben  aller  bezüglichen  Maasse  und  Preise  beweist 
wie  die  ganze  Darstellung,  dass  die  Ausführung  mit  Verständ- 
niss,  Nachdenken  und  Sorgfalt  behandelt  worden  ist  und 
empfiehlt  ihre  Beachtung  auch  dort,  wo  andere  Verhältnisse 
die  Befriedigung  anderer  Bedürfnisse  und  Anforderungen  er- 
heischen mögen.  — Br.  — 


Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Archi- 
tekten-Vereins,  redigirt  von  Dr.  Sonndorfer. 

Der  grössere  Theil  des  Doppelheftes  IX  u.  X vom  lau- 
fenden Jahrgange  wird  ausgefüllt  durch  den  ausführlich  mit- 
getheilten  Komite  - Bericht  der  Donauregulirungs- 
Kommission,  welchem  die  überwiegende  Majorität  der  Kom- 
mission beigetreten  ist  und  dessen  Vorschläge  seither  bekanntlich 
schon  die  kaiserliche  Genehmigung  erhalten  haben.  Wir 
entnehmen  aus  demselben,  dass  die  Gesammtkosten  der  beab- 
sichtigten Regulirung,  für  deren  Ausführung  zwei  Bauperioden 
von  je  5 Jahren  in  Aussicht  genommen  sind,  mit  Einschluss 
der  am  Donaukanale  vorzunehmenden  Arbeiten  zu  24,000000  Fl. 


veranschlagt  sind.  Die  im  Anschlüsse  an  die  Stromkorrektion 
zu  erbauende  Brücke  der  Kaiser  Ferdinands-Nordbahn  soll  in 
ihren  Hauptöffnungen  eine  Länge  von  1000  Fuss  erhalten, 
denen  sich  weitere  1400  Fuss  zur  Abführung  des  Hochwassers 
anschliessen  werden.  Eine  Fahrbahn  für  Strassenfuhrwerk 
mit  der  Eisenbahnbrücke  zu  verbinden  ist  als  zweckmässig 
empfohlen. 

Von  den  kleineren  Mittheilungen  sind  zu  erwähnen: 

Notizen  über  die  Bauzeit  verschiedener  Tunnels. 

Erfahrungsresultate  über  Schalengussräder. 
Die  priv.  österr.  Staats  - Eisenbahn  - Gesellschaft  hat  etwa 
16000  Stück  Schalengussräder  von  Ganz  & Co.  im  Betriebe. 
Dieselben  haben  sich  bei  ungebremsten  Lastwagen  vorzüglich 
bewährt,  während  sie  für  Personenwagen  und  Bremswagen 
nicht  empfohlen  werden. 

Verwendung  imprägnirter  Hölzer  zum  Bau  von 
Eisenbahnwagen.  Ein  von  der  eben  genannten  Gesell- 
schaft ausgeführter  Versuch,  zum  Bau  von  Eisenbahnwagen 
mit  Kupfervitriol  imprägnirte  Holzer  zu  verwenden,  hat  ein 
ungünstiges  Resultat  ergeben.  G.  H. 


Konkurrenzen. 

Konkurrenz  für  die  Börse  in  Königsberg.  Dass 
eine  im  März  v.  J.  ausgeschriebene  öffentliche  Konkurrenz  für 
ein  Börsengebäude  in  Königsberg  einige  Wochen  später  wegen 
Schwierigkeiten,  die  sich  in  Betreff  des  Bauplatzes  herausge- 
stellt hatten,  sistirt  werden  musste,  wird  vielen  Fachgenossen 
noch  in  Erinnerung  sein.  Es  ist  unzweifelhaft,  dass  mehre 
derselben  damals  die  Arbeit  bereits  ernstlich  begonnen  hatten 
und  sich  genöthigt  sahen,  dieselbe  zu  unterbrechen.  Um  so 
auffälliger  erscheint  es,  dass  man  (einer  uns  zugegangenen 
Nachricht  zufolge)  diesem  Umstande  gegenwärtig  so  wenig 
Rechnung  tragen  will,  dass  statt  der  öffentlich en  Konkur- 
renz eine  beschränkte  Konkurrenz  eingeleitet  werden 
soll.  Wir  würden,  wenn  diese  Nachricht  sich  bestätigen  sollte, 
im  Namen  unserer  Fachgenossen  gegen  eine  derartige  Ver- 
letzung der  ihnen  schuldigen  Rücksicht  entschieden  protestiren 
müssen  und  alle  diejenigen,  welche  damals  auf  Grund  des 
ersten  öffentlichen  Aufrufes  die  Konkurrenz  bereits  begonnen 
hatten,  dringend  auffordern,  ihre  Entschädigungsansprüche  im 
Wege  Rechtens  geltend  zu  machen. 


Personal-Nachrichten. 

Preussen. 

Der  bisherige  Ober-Bau- Inspektor  Assmann  zn  Liegnitz  ist 
zum  Regierungs-  und  Bau -Rath  daselbst  ernannt. 

Dem  Eisenbahn  - Bau  - Inspektor  Kopeke  zu  Hannover  ist  die 
erste  Bau -Inspektor- Stelle  im  technischen  Eisenbahn -Bureau  des 
Ministeriums  für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Arbeiten,  — dem 
Regierungs-  und  Bau -Rath  Koppin  in  Breslau  ist  der  Charakter 
als  Geheimer  Regierungs-  und  Bau -Rath  verliehen  worden. 

Am  14.  November  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Carl  Zimmerman  n aus  Torgau,  Emil  Hasenjäger  aus  Stargard, 
das  Pr  i vat  bäum  eis  ter- Examen:  August  Rühle  aus  Magdeburg, 
das  Ba  uf  ii  hre  r -Examen:  Hermann  Nienhausen  aus  Gelsen- 
kirchen, Ernst  Blankenburg  aus  Stettin,  Alexander  Hoff- 
man n aus  Homburg. 


Offene  Stellen. 

1.  Zur  Weiterführung  des  Restaurationsbaues  der  Kirche 
St.  Johannis  zu  Ellrich  ist  die  Annahme  eines  Bauführers  auf 
die  Dauer  eines  Jahres  erforderlich.  Meid,  beim  Magistrat  daselbst. 

2.  Eine  Kommunal-Baumeister-Stelle,  mit  welcher  ein 
festes  Gehalt  von  600  Thlr.  und  eine  Privatpraxis  von  ca  800  Thlr. 
jährlichem  Reingewinn  verbunden  ist,  soll  anderweitig  besetzt  werden. 
Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  eine  Erhöhung  des  fixen  Gehaltes 
auf  1000  Thlr.  in  nächster  Zeit  zu  erwarten  steht.  Näheres  beim 
Baumeister  Schlitte  zu  Nordhausen  und  beim  Stud.  arch.  Schil- 
ling zu  Berlin,  Kalkscheunenstrassei,  3 Tr. 

3.  Ein  Baumeister  oder  erfahrener  Bauführer  wird 
gegen  gute  Diäten  bei  Hochbauten  etc.  an  einer  Eisenbahn  in  Thü- 
ringen verlangt.  Adressen  unter  F.  P.  an  d.  Exp.  d.  Ztg. 

4.  Ein  Bauführer  findet  sogleich  Beschäftigung  im  Zeichnen 
und  Veranschlagen,  vorläufig  auf  drei  Monate  beim  Kreisbaumeister 
Marggraff  in  Oschersleben.  Diäten  reglementsmässig,  nebst  Ent- 
schädigung für  Zu-  und  Abreise. 

5.  Ein  Baumeister  findet  dauernde  Beschäftigung  bei  der 
Wasserbau -Inspektion  zu  Crossen  a.  O.  Der  Eintritt  kann  sofort 
erfolgen.  Meldungen  beim  Wasserbau -Inspektor  Beuck  in  Crossen. 

6.  Die  Königl.  Fortifikation  zu  Minden  sucht  sogleich  zur 
Leitung  eines  grossen  Kasernenbaues  einen  geprüften  Baumeister, 
gegen  2 Thlr.  Diäten.  Offerten  und  Atteste  sind  der  genannten 
Fortifikation  möglichst  bald  frankirt  einzusenden. 

7.  Zum  Entwürfe  eines  grösseren  öffentlichen  Gebäudes, 
welcher  in  Berlin  ausgearbeitet  werden  soll,  wird  ein  guter  Hoch- 
bauer gesucht.  Offerten  in  der  Expedition. 


504 


8.  Ein  Bautechniker  wird  zum  Zeichnen  etc.  gesucht.  Nä- 
heres im  Inserateutheiie. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hm.  Architekt  St.  in  Dresden.  — Unter  den  angegebenen 
Verhältnissen  dürfte  kaum  ein  anderes  Mittel  sich  darbieten,  als 
die  Anwendung  von  Wasserglas.  Was  wir  über  die  hierselbst  an- 
gestellten  Versuche  aus  kompetenten  Quellen  erfahren  konnten,  fin- 
den Sie  in  einem  betreffenden  Artikel  der  nächsten  Nummer  zu- 
sammengestellt. 

Hrn.  T.  in  Halb.erstadt.  — Unter  der  Voraussetzung,  dass 
Sie  transportable  Klosets,  die  an  beliebigen  Orten  aufgestellt  wer- 
den können,  gemeint  haben,  empfehlen  wir  Ihnen  die  Luft -Klosets 
von  Mehlhose,  Landsberger- Strasse  78  u.  79  in  Berlin. 


Hrn.  A.  in  Offenburg.  — Wie  Sie  aus  der  Anzeige  in 
heutiger  Nummer  ersehen  wollen,  werden  in  die  Personal -Verzeich- 
nisse unseres  Architekten  - Kalenders  nur  die  Namen  der 
Bau-Beamten  nicht  aber  die  der  Privat-Bautechniker,  auch  nur  für 
den  Umkreis  des  Norddeutschen  Bundes,  aufgenommen.  Eine  wei- 
tere Ausdehnung  desselben  dürfte  auf  zu  grosse  Schwierigkeiten 
stossen. 

Hrn.  J.  in  Holzminden.  — Auf  die  Angelegenheit  der 
Reutlinger  Konkurrenz  näher  einzngehen  behalten  wir  uns  eventuell 
vor,  wenn  uns  die  Sammlung  der  Konkurrenz-Entwürfe  zugeht. 
Polemische  Artikel  aus  politischen  Tagesblättern  aufzunehmen,  wenn 
uns  Verfasser  sowohl,  wie  die  Verhältnisse  fremd  sind,  tragen  wir 
Bedenken. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  W.  in  Zwickau, 
H.  in  Berlin. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend  den  21.  November 

3tt  kr  Aula  kr  Rönt0ltft)cn  Healfdjule 

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Tagesordnung: 

Vorträge  der  Hrn.  Licht  und  Stuertz. 

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Eine  aus  den  eigenen  Untersuchungen  und  praktischen  Erfah- 
rungen des  Verfassers  hervorgegangene,  den  Gegenstand  erschöp- 
fende Arbeit,  die  für  Fabrikanten,  Bauteehniker,  Ingenieure  und 
Chemiker  von  Wichtigkeit  ist. 

Leipzig,  Verlag  von  Quandt  & Händel. 


Die  Verlobung  unserer  ältesten  Tochter  Auguste  mit  dem 
Königl.  Baumeister  Herrn  Eugen  Bahlcke  zu  Bremen  beehren 
wir  uns  ergebenst  anzuzeigen. 

Berlin,  den  14.  November  1868. 

Professor  H.  Wiebe  und  Frau,  geb.  Höpfner. 


Heute  früh  wurde  uns  ein  Töchterchen  geboren. 

Berlin,  18.  November  1868. 

Wilhelm  Böckmann,  Baumeister, 
Elisabeth  Böckmann,  geb.  Neuhoff. 


Ein  Architekt 

wird  zum  Zeichnen,  Führung  der  Bücher  und  Leitung  von  Bauten 
von  einem  Baumeister  zu  Neujahr  zu  engagiren  gesucht.  Nur 
Bewerber,  die  Tüchtiges  leisten,  wollen  sich  unter  Beifügung  ihrer 
Zeugnisse  und  Angabe  ihrer  Gehaltsansprüche  unter  F.  F.  post 
restante  Freiberg  (Sachsen;  franco  melden. 


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J.  H.  Reinhardt  in  Mannheim. 

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505 


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Königlichen  Regierung  konzessionirt  und  auf  mehreren  Industrie- 
Ausstellungen  des  In-  und  Auslandes  prämiirt,  empfiehlt 

die  Asphalt-  und  Dachdeckmaterialien-fabrik  von 

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werden  in  vielen  Mustern  angefertigt.  Probeplättchen  und  Preis- 
courant gratis. 

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Von  obigen  Platten  sind  mir  im  Laufe  dieses  Jahres  mehrere 
Fussböden  von  geschliffenen  und  ungeschliffenen  quarzigen  Sand- 
stein-Platten geliefert.  Ich  kann  dies  Material  in  jeder  Hinsicht 
als  ausgezeichnet  empfehlen,  da  die  Steine  einen  schönen  glatten 
Schliff  annehmen  und  zugleich  so  hart  sind,  dass  sie  in  der  Dauer 
allen  bisher  angewandten  Materialien  zu  Fluren  resp.  Fussböden 
Vorgehen. 

Halle.  1867.  Der  Königliche  Bau-Inspektor 

Sleinbeck. 

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506 


ARCHITEKTEN-KALENDER. 

Vielfachen  Anfragen  gegenüber  beehren  wir  uns  anzuzeigen,  dass  unvorhergesehene  Umstände  das  Erscheinen 
des  von  uns  bearbeiteten,  von  Herrn  Franz  Duncker  verlegten 

Architekten  - Malender 

Jahrgang  1869 

zu  dem  angekündigten  Termine  verhindert  haben,  dass  der  Druck  des  Buches  jedoch  nunmehr  nahezu  beendet  ist 
und  die  Ausgabe  desselben  spätestens  für  die  erste  Woche  des  Dezember  sicher  zu  erwarten  steht. 

Unter  Bezugnahme  auf  unsere  früheren  Ankündigungen  heben  wir  von  den  Veränderungen  und  Bereicherungen, 
die  der  „Architekten-Kalender“,  Jahrgang  1869,  gegen  unsern  vorjährigen  Kalender  erfahren  hat,  folgende 
besonders  hervor: 

Die  Tabellen  zur  Vergleichung  der  Maasse  und  Gewichte  sind  vermehrt  und  auf  die  Mehrzahl 
der  deutschen,  sowie  die  wichtigsten  europäischen  Staaten  ausgedehnt. 

In  dem  mathematischen  Theile  sind  einige  seltener  benutzte  Abschnitte  (Parabelträger  — Theorie  der 
Stützlinie  — Perspektive  etc.)  weggelassen,  dagegen  mehre  Notizen  hinzugefügt  worden;  eine  sehr  bedeutende  Er- 
weiterung haben  die  Eisentabellen  erhalten,  worin  über  die  bei  den  wichtigsten  Bezugsquellen  Norddeutschlands 
während  des  Jahres  1869  vorräthigen  Fa^oneisen  ausgedehnte  Angaben  gemacht  werden. 

Von  dem  praktischen  Theile  sind  die  Bedingungen  für  Submissionen  und  Bau -Verträge,  sowie  die 
Methoden  der  Kosten-Ueberschlags-Berechnung  und  das  Dampfkessel -Regulativ  aus  dem  eigentlichen  Kalender  in 
die  besonders  gebundene  Beigabe  verwiesen  worden.  Hinzugefügt  sind  die  Einheitssätze  für  den  Bedarf  an  Maurer- 
Materialien,  sowie  Angaben  über  Dauer,  Unterhaltungs-  und  Amortisationskosten  von  Bauwerken.  Die  Angaben 
über  Arbeitspreise  sind  bis  zu  grosser  Vollständigkeit  erweitert  worden. 

Im  Anhänge  werden  die  neuesten  Bestimmungen  für  den  Post-  und  telegraphischen  Verkehr,  sowie  die 
durch  den  jüngsten  Architektentag  zu  Hamburg  festgestellte  „Norm  zur  Berechnung  des  Honorars  für  architekto- 
nische Arbeiten“  mitgetheilt. 

Die  erheblich  verstärkte  Beigabe  enthält  ausser  den  bereits  genannten  Abschnitten  noch  das  Reglement  für 
Herstellung  der  Trottoirs  etc.  in  Berlin  und  die  durch  den  Architektentag  zu  Hamburg  beschlossenen  „Grundsätze 
für  das  Verfahren  bei  öffentlichen  Konkurrenzen“.  Durch  das  freundliche  Entgegenkommen  zahlreicher  Fachgenossen, 
denen  wir  wiederholt  danken,  ist  es  endlich  möglich  geworden,  die  in  der  Beigabe  enthaltenen  Personal-Notizen 
auf  die  Bau-Beamten  der  sämmtlichen  Staaten  des  Norddeutschen  Bundes,  sowie  auf  die  in  Privatstel- 
lungen fest  angestellten  Bautechniker  auszudehnen  und  in  der  Liste  der  seit  1858  geprüften  Preussischen  Baumeister 
und  Privat -Baumeister  statt  des  Geburtsortes  zum  grösseren  Theile  den  gegenwärtigen  Aufenthaltsort  derselben 
anzugeben. 

Durch  ein  verändertes  Arrangement  und  zum  Theil  kleinere  Schrift  ist  es  dabei  gelungen,  vielfachen  Wünschen 
entsprechend,  den  Umfang  des  eigentlichen  Kalenders  etwas  zu  verringern,  trotzdem  das  Quantum  des  weissen 
Schreibpapiers  vermehrt  worden  ist. 

Im  Uebrigen  verweisen  wir  auf  die  nachstehende: 


INHALTS-UEBERSICHT: 


Der  Ratender  enthält: 

1.  Theil. 

Eisenbahnkarte  von  Mittel-Europa,  Kalendarium,  Schreib-  und  Ter- 
minkalender, Ausgabe-  und  Einnahme -Formulare,  Schreib-  und 
Projektirpapier,  Maasstabstafeln. 

2.  Theil. 

Maass-  und  Gewichts -Tabellen. 

Hülfsmittel  und  Ergebnisse  der  reinen  Mathematik. 

Angewandte  Mathematik  (Schwerpunktsbestimmungen ; Festigkeits- 
theorie; Berechnung  einfacher  Holzverbindungen  und  Dachkon- 
struktionen; Hydromechanik  ; Stabilität  der  Mauern  und  Gewölbe; 
Notizen  aus  der  Mechanik,  Maschinen-  und  Wärmelehre;  Eisen- 
tabellen; Notizen  über  Feldmessen  und  Axonometrie. 

Praktische  Bau- Konstruktionslehre  (im  Anhang:  Abtrittanlagen, 
Wasserleitung,  Beleuchtung,  Haustelegraphie,  Heizung,  Ven- 
tilation). 

Einheitssätze  für  den  Bedarf  an  Maurer- Materialien. 

Preis- Angaben  (Arbeits-,  Materialien-  und  Transportpreise;  Ge- 
sammtkosten  von  Bauwerken  nach  den  D Fussen  der  bebauten 
Fläche,  sowie  Angaben  über  Dauer,  Unterhaltungs-  und  Amor- 
tisationskosten von  Gebäuden. 


Banfifhrung  (Reihenfolge  der  Bauarbeiten;  Bestellzeit;  Inventarisa- 
tion von  Gebäuden). 

Notizen  aus  der  landwirtschaftlichen  Baukunde,  dem  Wege-  und 
Eisenbahnbau. 

Anhang. 

Münz- Vergleichungs  - Tabelle.  Norm  zur  Berechnung  des  Honorars 
für  architektonische  Arbeiten.  Löhnungs- Tabelle.  Die  Preussi- 
schen Bestimmungen  über  Stempelverpflichtung.  Notizen  über 
den  Post-  und  telegraphischen  Verkehr. 


Die  besonders  gebundene  Beigabe  enthält: 

Methode  der  überschläglichen  Kostenberechnung  von  Gebäuden  nach 
den  DFussen  der  bebauten  Fläche  und  nach  dem  Flächeninhalte 
der  Bestandtheile.  Bedingungen  für  Submissionen  und  Bauver- 
träge. Dampfkessel  - Anlagen  in  Preussen.  Reglement  für  die 
Herstellung  der  Bürgersteige  und  Rinnsteine  in  Berlin.  Grössen- 
verhältnisse von  Festsälen  in  Berlin.  Grundsätze  für  das  Ver- 
fahren bei  öffentlichen  Konkurrenzen. 

Verzeichniss  der  Baubeamten  im  Gebiete  des  Norddeutschen  Bundes 
sowie  der  in  Preussen  geprüften  Baumeister  und  Privat -Bau- 
meister (nebst  einem  alphabetischen  Register). 

Adressen -Nachweis  für  den  Bezug  von  Baumaterialien  und  die 
Beschaffung  von  Bau- Arbeiten. 


Bestellungen  auf  den  „Architekten-Kalender“  bitten  wir  wiederholt,  den  betreffenden  Buchhandlungen 
baldigst  aufgeben  zu  wollen,  damit  dieselben  im  Stande  sind  sie  rechtzeitig  zu  erfüllen.  Wir  bemerken,  dass  die 
Expedition  unserer  Zeitung  (Buchhandlung  von  C.  Beelitz,  Berlin,  Oranienstrasse  7 5)  Bestellungen  auf 
den  Kalender  direkt  — bei  Franco-Uebersendung  des  Betrages  portofrei  — ausführt.  Der  Preis  beträgt: 

1.  für  ein  Exemplar  in  Calico  gebunden 271/,  Sgr. 

2.  für  ein  Exemplar  in  Leder  gebunden 1 Thlr. 

3.  für  ein  Exemplar  in  Saffian  mit  Goldschnitt  ...  1 Thlr.  7'/,  Sgr. 

Indem  wir  den  Fachgenossen  unser  Unternehmen  bestens  empfehlen,  bitten  wir  sie,  dem  Jahrgange  1869  des 
„Architekten  - Kalenders“  dieselbe  freundliche  Aufnahme  schenken  zu  wollen,  die  bereits  unserem  vorjährigen 
Kalender  zu  Theil  wurde. 

Berlin,  20.  November  1868. 

Die  Herausgeber  der  deutschen  Bauzeitung. 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  von  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


M4H, 


Jahrgang  II. 


DE  U TSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz. 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 

Insertionen 

2*/j  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

herausgegeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalteu 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

lü  l*1 1*  1 1 II  25  Ssr' pro  ViertelJahr' 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  27.  November  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Gefahrsignale  auf  fallenden  Zügen  — Wasserglas  zur 
Konservirung  von  Sandsteinen.  — Zement-Dachplatten.  — Korre- 
spondenzen: Wien,  im  November  18(18.  — Mittheilungen 
aus  Vereinen:  Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Archi- 
tekten- und  Ingenieur- Verein  zu  Prag.  — Architekten -Verein  zu 
Berlin.  — Vermischtes:  Konservirung  der  „Gerichtslaube“ 


iu  Berlin.  — Aus  der  Fach li tter atur : Annales  de  la  Con- 
struction,  Heft  9.  — Zirkelzeichnen  von  Dr.  A.  Stuhlmann.  — 
Mittheilungen  des  Architekten-  und  Ingenieur -Vereins  in  Böhmen, 
Heft  2.  — Konkurrenzen:  Zur  Dombau-Konkurrenz.  — Börse 
in  Königsberg.  — Personal-Nachrichten  etc. 


Gcfahrsignalc  auf  fahrenden  Zagen. 


Die  Nothwendigkeit,  zwischen  dem  Lokomotivführer  und 
den  Bremsern  eines  Zuges  Signale  herzustellen,  ist  seit  der 
ersten  Zeit  des  Eisenbahnbetriebes  anerkannt  und  man  hat 
derselben  auch  so  viel  wie  möglich  Rechnung  zu  tragen  ge- 
sucht. Dieses  Signalgeben  ist  jedoch  meist  nur  einseitig  zur 
Anwendung  gekommen,  indem  der  Lokomotivführer  bekannt- 
lich den  Bremsern  verschiedene  Signale  giebt,  den  Bremsern 
jedoch  nicht  auf  allen  Eisenbahnen  diese  Möglichkeit  geboten 
wird.  In  Preussen  dient  zu  letzterem  Zweck  ein  von  einem 
Ende  des  Zuges  zum  andern  gespanntes  Seil,  welches  den 
Bremsern  zugänglich  ist  und  auf  der  Lokomotive  an  einer 
Signalpfeife  endet;  anderwärts  hat  man  versucht,  dasselbe  mit 
einer  im  Wagen  des  Bremsen wäSfers  angebrachten  Pfeife, 
welche  durch  komprimirte  Luft  in  Wirkling  gesetzt  wurde, 
zu  erreichen;  doch  der  Lärm  des  fahrenden  Zuges  verhindert 
den  Führer,  die  Pfeife  zu  hören.  Dass  andere  Signalvorrich- 
tungen  für  diesen  Zweck  weitere  Anwendung  gefunden  hätten, 
ist  mir  nicht  bekannt  geworden  und  so  scheint  das  vorer- 
wähnte Sjgnalseil  die  einzige  Einrichtung  zu  sein,  welche  den 
Anforderungen  der  Praxis  entsprochen  hat. 

Dem  Publikum  ebenfalls  die  Möglichkeit  zu  bieten,  ein 
Gefahrsignal  zu  geben , hat  man  bisher  auf  den  deutschen 
Eisenbahnen  für  unnöthig  gehalten;  jedoch  wurde  am  20.  Ok- 
tober dieses  Jahres  auf  der  Oberschlesischeu  Eisenbahn  der 
erste,  mit  einer  telegraphischen  Verbindung  sämmtlicher 
Coupes  mit  dem  Zugführer  und  dem  Maschinisten  ausgerüstete 
Bahnzug  abgplassen.  Für  gewöhnlich  überlässt  man  den 
Reisenden,  sobald  der  Wagenschlag  geschlossen  ist,  einer  fast 
erschreckenden  Isolirtheit  und  pflegt  ihn  damit  zu  trösten, 
dass  in  andern  Ländern  noch  weniger  für  ihn  gesorgt  ist,  in- 
dem man  dort  den  Verschluss  der  Wagen  so  ein  lichtet,  dass 
ein  Oetinen  der  Thüren  aus  dem  Innern  nicht  Statt  haben 
kann.  Man  wendet  auch  wohl  gegen  die  Einrichtung  von 
Gefahrsignalen  ein,  es  dürfe  der  Böswilligkeit  des  einen,  oder 
der  Aengrstlichkeit  eines  andern  Reisenden  nicht  überlassen 
sein,  einen  fahrenden  Zug  zum  Anhalten  zu  bringen;  ich 
glaube  iudess,  diese  Besorgniss  ist  ebensowenig  begründet,  als 
eine  Feuerwehr  die  Zahl  der  Anmeldestellen  und  Feuerwecker 
zu  beschränken  sich  aus  solchen  Gründen  veranlasst  sehen  wird. 

In  Frankreich  hat  man  die  Zweckmässigkeit  einer  Ver- 
bindung zwischen  den  Reisenden  und  dem  Begleitpersonal 
eines  Eisenbahnzuges  schon  längere  Zeit  genügend  gewürdigt; 
der  Minister  tiir  Ackerbau,  Handel  etc.  hat  sogar  bereits 
durch  eine  Verfügung  vom  29.  November  1865  die  An- 
bringung zweckentsprechender  Signale  anempfohlen.  Un- 
glücksfälle in  fahrenden  Zügen,  Brand,  Raubanfälle  etc.  haben 
die  Anregung  hierzu  gegeben. 

I)a  eine  derartige  Bestimmung  in  andern  Ländern  nicht 
bestand,  so  darf  es  nicht  überraschen,  wenn  wir  auf  der  im 
vorigen  Jahre  veranstalteten  Ausstellung  zu  Paris  vorzugsweise 
Signals orrichtungen  für  fahrende  Züge  von  französischen  Er- 
findern ausgestellt  finden,  unter  denen  sowohl  elektrische,  wie 
pneumatische  zu  nennen  sind.  Auch  ein  mechanischer 
Apparat  befand  sieh  auf  der  Ausstellung,  konstruirt  von 
Morgan  & Howarths  aus  London:  Wie  das  Modell  zeigte, 
soll  eine  1 ransmission  durch  den  ganzen  Zug  reichen,  deren 
Axen  in  gehöriger  Weise  mit  einander  verkuppelt  werden. 
Dreht  man  in  einem  beliebigen  Wagen  eine  Kurbel,  so  wird 


diese  Bewegung  durch  die  Transmission  nach  dem  Wagen  des 
Zugführers  übertragen  und  daselbst  eine  Glocke  in  Bewegung 
gesetzt;  gleichzeitig  hebt  sich  aus  dem  betreffenden  Wagen 
eine  Signalscheibe  über  das  Wagendach  hinaus  und  bezeichnet 
den  Ort,  von  dem  der  Hiilferuf  ausgiug.  Die  Herstellung, 
insbesondere  aber  die  Unterhaltung  des  Apparates  wird  wohl 
der  seitlichen  Schwankungen  wegen,  welche  die  einzelnen 
Wagen  bei  jeder  Bewegung,  vorzüglich  aber  in  Kurven  an- 
uehmen,  eine  sehr  kostbare  werden;  ausserdem  ist  der  grös- 
sere Zeitaufwand,  welchen  das  Rangiren  der  Züge  erfordern 
wird,  nicht  gering  anzuschlagen. 

Unter  den  elektrischen  Apparaten  sind  die  von 
Ac.hard  und  P r u dho  in  me  gelieferten  insbesondere  hervorzu- 
heben.  Der  Zug  führt  in  zwei  oder  drei  verschiedenen  Wagen 
je  einen  Kasten  mit  sich,  welcher  zugleich  die  Batterie  und 
das  Läutewerk  enthält;  die  positiven  Pole  des  ganzen  Trains 
Ijcgen  in  einer  DrathDitung,  die  negativen  und  die  Glocken- 
apparate in  der  zweiten;  durch  Anziehen  eines  Ringes,  wel- 
cher sich  in  jedem  Personenwagen  befindet,  wird  der  Strom 
hergestellt  (oder,  sofern  die  Schaltung  auf  Ruhestrom  erfolgt 
ist,  unterbrochen)  und  das  Läutewerk  zum  Tönen  gebracht; 
zugleich  hebt  sich,  wie  bei  dem  vorbeschriebenen  Apparat, 
an  dem  entsprechenden  Wagen  eine  Signalscheibe.  Der  vor- 
genannte Ring  befindet  sich  in  der  Wand  zwischen  je  zwei 
Coupes  und  wird  durch  leichte  Glasscheiben  gedeckt,  so  dass 
mau  nur  durch  Zerbrechen  einer  Scheibe  zu  demselben  ge- 
langen kann.  Durch  diesen  Ring  wird  der  Kontakt,  erzeugt 
und  die  Signalscheiben  gehoben;  es  führt  nämlich  von  dem 
Ringe  aus  eine  kurze,  verdeckt  liegende  Kette  nach  einem 
kleinen  Arme,  der  an  einer  quer  durch  das  Coupe  gehenden, 
unterhalb  der  Decke  liegenden  Stange  befestigt  ist.  Die 
Stange  trägt  an  der  äussern  Seite  des  Wagens  zu  beiden  Sei- 
ten eine  kleine,  bei  normalem  Stande  horizontal  liegende 
weisse  Blechplatte  und  einen  Kommutator.  Durch  Herab- 
ziehen jenes  Ringes  wird  die  Stange  um  90  Grad  gedreht, 
die  Blechplatte  hebt  sich  und  der  Kommutator  schliesst  die 
Kette,  wodurch  sämmt.liche  Läutewerke  in  Bewegung  gesetzt 
werden.  Ein  Zurückstellen  des  Apparats  in  seinen  normalen 
Stand  kann  nur  durch  die  Beamten  mit  Hülfe  eines  Schlüssels 
geschehen.  Die  Kuppelung  der  Leitungsdrähte  von  Wagen 
zu  Wagen  erfolgt  in  folgender  Weise:  Zwei  starke  Spiralen 
von  Kupferdraht,  von  einer  isolirenden  Hülle  umgeben  und  in 
einer  Oese  endigend,  sind  an  jedem  Wagen  mit  Hülfe  eines 
beckenförmigen  Halters  befestigt  und  zwar  eine  am  vorderen 
Ende  rechts  vom  Zughaken,  die  andere  am  hinteren  Ende  des 
Wagens  links  von  demselben.  An  der  andern  Seite  der  Zug- 
haken  befindet  sich  je  ein  kupferner  Haken,  über  d n die 
vorerwähnten  Oesen  gehängt  werden.  Die  Einrichtung  ist  so 
getroffen,  dass  bei  jeder  gewaltsamen  Trennung  eines  Wagens 
vom  Zuge  die  Läutewerke  in  sämmtlie.hen  Packwagen  ertönen. 

Tn  diesen  Anordnungen  stimmen  die  Systeme  Achat1  d 
und  Prudliomme  überein ; ihre  Verschiedenheit  liegt  in  der 
Konstruktion  der  Läuteapparate:  Acliard  wendet  kräftige 
Glockenwerke  an,  deren  Hämmer  durch  eine  mechanische,  von 
den  Wagenaxen  getriebene  Vorrichtung  bewegt  werden;  der 
Elektromagnetismus  db-nt  nur  dazu,  diese  Vorrichtung  in  Thä- 
tigkeit  zu  versetzen;  Prudliomme  dagegen  benutzt  elektrische 
Klingelwerke  mit  Selbst  Unterbrechung.  Die  erste  Einrichtung 


508 


ist  einem  Eisenbahnläutewerk  zu  vergleichen,  bei  dem  die 
von  den  Wagenachsen  getriebene  Vorrichtung  an  die  Stelle 
des  Uhrwerk'-s  tritt,  die  zweite  ist  ein  Klingelwerk,  wie  es 
bei  der  Haustelegraphie  vorzukommen  pflegt. 

Beide  Einrichtungen,  besonders  aber  die  von  Prud- 
homme  konstruirte,  haben  in  Folge  des  oben  erwähnten 
Ministerial -Zii kulars  in  Frankreich  vielfache  Anwendung  ge- 
funden; meist  sind  dieselben  j-doch  zur  Verbindung  der  Be- 
amten unter  sich,  seltener  für  die  Korrespondenz  zwischen 
den  Passagieren  und  den  Beamten  angebracht.  — Dia  Nord- 
bahn hatte  zu  Anfang  des  Jahres  1S68  bereits  1756  Wagen 
mit  elektrischen  Verbindungen,  darunter  474  Br;  mswagon 
(Packwagen)  mit  Batterie,  Handgriff  und  Klingelwerk  zum 
Signalgeben.  Unter  den  1282  übrigen  Wagen  sind  nur  die 
fünf  Wagen  des  kaiserlichen  Zuges  mit  Druckknöpfen  zum 
Herbeirufen  von  Beamten  vers-hen;  man  ist  indess  damit  be- 
schäftigt, eine  ähnliche  Vorrichtung  bei  einer  Anzahl  von 
Personenwagen  anzubringen.  — Die  Gesellschaft  Paris -Lyon 
hat  500  Wagen  mit  elektrischen  Verbindungen  nach  Prud- 
homme’s  System  montirt,  die  Orleansbahnen  25,  die  Midi- 
bahnen  36,  auch  die  Westbahn -Gesellschaft  geht  in  dieser 
Sache  vorwärts.  Die  Ostbahnen  haben  20  Wagen  mit  Prud- 
homme’s  Apparat  versehen,  im  Uebrigen  sich  aber  dem  Ap- 
parat Achard  zugewandt,  welcher  bereits  bei  ca.  300  Per- 
sonenwagen und  25  Packwagen  angebracht  ist*). 

Obwohl  hieraus  also  hervorzugehen  scheint,  dass  die 
elektrischen  Verbindungen  für  fahrende  Züge  in  Frankreich 
Erfolg  haben  und  obwohl  das  mehrfach  genannte  Ministerial  - 
Zirkular  die  von  Achard  und  Prudhomme  konstruirten 
Einrichtungen  erprobt  nennt,  so  halte  ich  doch  hierbei  den 
beschränkenden  Zusatz,  welchen  der  offizielle  österreichische 
Ausstellungsbericht  enthält,  „der  Apparat  bewährt  sich  so 
gut,  als  es  eben  elektrische  Apparate  zulassen“,  für  durchaus 
gerechtfertigt.  Jeder  Hausbesitzer,  welcher  die  Anlage  einer 
Haustdegraphie  den  Bequemlichkeiten  seines  Gebäudes  hin- 
zugefügt hat,  weiss  zur  Genüge,  welch’  vorsichtige  Behand- 
lung eine  solche  Einrichtung  erfordert;  und  doch  hat  man  es 
dort  nur  mit  einem  feststehenden  Körper  zu  thun  und  nicht 
die  Nachtheile  zu  überwinden,  welche  die  Erschütterungen 
der  Bewegung  überhaupt,  insbesondere  aber  das  Anziehen  und 
Bremsen  der  Eisenbahnzüge  mit  sich  bringt.  Die  Nachtheile 
bei  dem  Rangiren  der  Züge  haben  die  elektrischen  Apparate 
mit  dem  oben  erwähnten  mechanischen  gemein. 

Dasselbe  gilt  von  der  dritten  Art  der  Signale,  welcher 
sich  auf  der  Ausstellung  in  Paris  fand,  dem  pneumatischen 
Apparat  von  Jolly.  Unter  jedem  Wagen  zieht  sich  ein 
Eisenrohr  hin;  sämmtliche  Röhren  der  Wagen  sind  in  sehr 
einfacher  Weise  mittelst  Kautschuckröhr.-n  zusammengekup- 
pelt. Die  Eisenröhren  sind  mittelst  Bleiröhren,  welche  im 
Innern  der  Wagen  zur  Decke  führen,  hier  mit  kleinen  Luft- 
pumpen in  Verbindung.  Durch  Anziehen  an  einem  Knopfe 
der  letzteren  wird  die  Luft  in  dem  Rohre  verdünnt  und  da- 
durch ein  Läutewerk  im  Wagen  des  Dienstpersonals  zum 


*)  Siehe  Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens  1868, 
Heft  II. 


Korrespondenzen. 


Wien,  im  November  1868.  — st.  — Der  zum  24.  Ok- 
tober ausgeschriebene  erste  Versammlungsabend  des  Ingenieur- 
und  Architektenvereius  hat  die  über  den  Sommer  aus  jedem 
Zusammenhang  gelösten,  meist  auf  Berufs-  und  Erholungs- 
touren über  die  Lande  zerstreuten  Vereinsbestandtheile  wieder 
im  traulichen  Lokale  vereinigt.  Man  konnte  an  der  zahl- 
reichen Betheiligung  ersehen,  dass  das  Bedürfniss  der  Ver- 
einigung schon  allenthalben  recht  lebhaft  empfunden  wurde, 
wozu  die  kurzen  Tage  beitragen  mochten,  die  der  Fortsetzung 
der  Gewohnheiten  des  Sommers  wehren. 

Eröffnet  wurde  die  erste  Versammlung  durch  eine  Be- 
grüssungsrede  des  Vizepräsidenten,  Architekten  Carl  Tietz, 
in  welcher  er,  mit  einem  gewissen  Stolze  auf  die  bisher  stets 
an  den  Tag  gelegte  rücksichtslose  Wahrheitsliebe  und  Unab- 
hängigkeit des  Vereins  verweisend,  diesen  aufl’orderte,  io 
gleichem  Geiste  fortzuwirken  und  so  den  sich  in  unserem 
öffentlichem  Leben  noch  immer  geltend  machenden  Koterien- 
wesen,  auch  dem  davon  unzertrennlichen  Hader  und  Gezanke, 
kräftigst  entgegenzusteuern.  Sodann  wurde  auf  Antrag  des 
Ingenieur  Friedrich  Bömches  beschlossen,  dem  Vereinsprä- 
sidenten, Wilhelm  Ritter  von  Enger th  die  Anerkennung 
und  den  Dank  des  Vereins  durch  den  Mund  des  Vizepräsi- 
denten in  nächster,  vom  Präsidenten  wieder  geleiteter  Ver- 
sammlung auszusprechen  für  die  Verdienste,  die  er  sich  um 


Schlagen  gebracht.  „Dieser  Apparat,  den  die  französische 
Ostbahn  bereits  anwendet,  scheint  uns  sehr  empfehlenswert!! 
und  sicherer  in  seiner  Wirkung,  als  die  elektrischen,“  so 
schliesst  der  offizielle  österreichische  Ausstellungsbericht,  dem 
die  vorstehende  kurze  Beschreibung  entnommen  ist. 

Wenn  nun  die  Sicherheit  dieses  dem  pneumatischen 
Haustelegraphen  gleich  zu  achtenden  Apparat-  leicht  einzu- 
sehen ist,  so  glaube  ich  doch,  bei  diesem  wie  den  übrigen 
vorgenannten  Apparaten  einen  bedeutenden  Mangel  darin  er- 
blicken zu  müssen,  dass  das  Kuppeln  der  Verrichtungen  viel 
Zeit  erfordert,  auch  den  Apparat  rasch  abnutzt  und  dienst- 
untüchtig macht,  sowie  dass  ein  Wagen,  welcher  ohne  Signal- 
vorrichtung oder  auch  nicht  mit  derselbeu  Signalvorrichtung 
wie  die  übrigen  versehen  ist,  nicht  einrangirt  werden  kann, 
ohne  den  ganzen  Apparat  wirkungslos  zu  machen. 

Diesen  Uebelstäuden  zu  begegnen,  konstruirte  ich  die 
nachstehend  gezeichnete  Vorrichtung:  Die  Lampen,  welche 


zur  Beleuchtung  der  Waggons  dienen*)  werden  durch  einen 
um  c drehbaren  Kopf  bb  gedeckt,  welcher  durch  die  Auf- 
zugsvorrichtung e ausdem  Wagen  hervorgehoben  werden  kann. 
An  dem  drehbaren  Kopf  b b sitzt  die  vorgenannte  Glasschaale 
a a,  selbst  drehbar  um  den  Punkt  tl.  — Hebt  sich  durch  den 
Zug  ee  der  Kopf  bb , so  dreht  sich  die  Glasschale  um  den 
Punkt  d und  der  Apparat  tritt  in  die  punktirt  gezeichnete 
Stellung,  so  dass  die  Lampe  dem  Bremser  das  Nothsignal 
giebt,  welcher  es  mittelst  der  in  Preussen  üblichen  Zugleine 
an  den  Lokomotivführer  weiter  befördert.  Wie  die  Lampe 

*)  In  der  Skizze  ist  nur  die  sie  aufnehmende  Glassehalc  a a 
dargestellt.  Die  spezielle  Konstruktion  der  Lampe,  welche  keine 
Schwierigkeiten  bieten  kann,  muss  natürlich  verhüten,  dass  der 
durch  den  fahrenden  Zug  erzeugte  Luftzug  ein  Verlöschen  der 
! Lampen  bewirkt. 

die  nunmehr  vom  Kaiser  sanktionirte  und  der  Ausführung 
entgegenreifende  Donauregulirung  bei  W’ien  als  berichterstat- 
tendes und  hauptsächlich  thätiges  Mitglied  der  Donauregu- 
lirungs-Kommission  erworben  hat.  Die  Vorträge  des  Abends 
bestanden  in  einem  Bericht  Bender’s  über  die  Beschlüsse 
der  am  28.  September  und  den  folgenden  Tagen  in  München 
abgehaltenen  Technikerkonferenz  des  Vereins  der  deutschen 
Eisenbahnverwaltungen  und  in  Notizen  des  Baron  Somma- 
njira  über  die  grosse  praktische  Bedeutung,  welche  das 
hypermangansaure  Kali  neuerer  Zeit  in  der  Industrie  erlangt 
hat.  Die  billige  Darstellung  von  Sauerstoff  mit  Hülfe  dieses 
Körpers  macht  es  z.  B.  möglich,  das  Knallgasgebläse  im 
Grossen  zum  Schmelzen  der  sch werst  schmelzbaren  Körper 
zu  verwenden,  wie  des  Platins,  und  somit  Platingeräthe  billig 
darzustellen , die  früher  nur  mit  grössten  Kosten  mechanisch 
durch  Hämmern  und  Treiben  des  Metalls  in  kaltem  Zustand 
erzeugt  werden  konnten.  Zum  Bleichen,  zum  Desinfiziren,  zu 
vielem  Anderem,  ja  sogar  zum  Mundreinigen  wird  der  leicht 
oxvdirende,  Organisches  zerstörende  Stoft  verwendet. 

Am  zweiten  Vereinsabend,  31.  Oktober,  war  Wesen  und 
Nutzen  der  Stenographie  Gegenstand  eines  A ortrages  des 
Herrn  Engelhardt,  Ingenieurs  der  Ferdinand’s  - Nordbahn. 
Ein  begeisterter  Schüler  Gabelsb?r ger ’s,  verstand  er  es,  in 
beredter  Sprache  für  seine  Sache  zu  werben  und  seither  sam- 
melt sich  wöchentlich  zweimal  ein  Kreis  von  ^ ereinsmitglie- 
dern  um  denselben  im  Vereinslokal,  wo  er  ihnen  unentgelt- 
lichen Unterricht  in  Stenographie  ertheilt. . Herr  Pön- 
ninger.  Nachfolger  Fernkorn’s  in  der  Leitung  der  kaiser- 
lichen Erzgiesserei  in  Wien,  forderte  in  anziehendem  \ ortrag 


500 


bei  Dunkelheit  wird  der  gehobene  Kopf  b b bei  Ta<re  den 
besprochenen  Zweck  erfüllen.  Die  Spiralfeder  ff  drückt  den 
Kloben  g gegen  die  Zugstange  und  verhindert  so  ein  Zuriick- 
geheti  des  gezogenen  Signals.  Den  im  Wagen  befindlichen 
Ring  in  ähnlicher  Weise,  wie  dies  oben  bei  den  elektrischen 
Apparaten  besprochen,  durch  eine  Glasscheibe  zu  decken  halte 
icli  nicht  für  nöthig,  da  der  Unbewanderte  auch  dann,  wenn 
er  Gefahr  zu  sehen  glaubt,  meist  nicht  gleich  zum  Entschlüsse 
kommen  wird,  ein  Gefahrsignal  zu  geben.  Ebenso  wenig 
wird  man  der  Böswilligkeit  zu  steuern  haben;  wenn  sich  dies 
ab  >r  doch  als  nothwendig  ergeben  sollte,  würde  ich  eine  Geld- 
strafe für  zweckdienlicher  halteu. 

Sollte  gegen  diese  optische  Telegraphie  geltend  gemacht 
w'erden,  es  sei  nicht  thunlich,  den  Insassen  eines  Coupes  im 
Augenblicke  der  Gefahr  die  Beleuchtung  zu  entziehen,  so 
würde  der  Einrichtung  leicht  in  der  Weise  eine  andere  Form 
gegeben  werden  können,  dass  an  Stelle  des  Kopfes  bb  ein 
Reflektor  tritt,  durch  welchen  die  Lichtstrahlen  dem  Bremser 
zugeworfen  werden,  die  Lampe  somit  an  ihrem  Platze  bleiben 
könnte. 

Die  ganze  Einrichtung  hat  neben  den  obengenannten  Vor- 
zügen noch  den  der  grössten  Billigkeit  und  Einfachheit  und 
wegen  dieser  Billigkeit  auch  den  der  grössten  Sicherheit. 

zur  Nie  den. 


Wasserglas  zur  Itonscniriiug  von  Sandsteinen. 

Obgleich  die  Erfahrungen  in  Bezug  auf  Wasserglas  noch 
keineswegs  als  abgeschlossen  zu  betraci  ten  sind  und  es  nicht 
geleugnet  werden  kann,  dass  alle  jene  überaus  günstigen  Re- 
sultate, die  man  sich  von  diesem  Material  erträumte,  — das 
bekanntlich  von  Fuchs  in  München  ISIS  zuerst  beschrieben 
und  ursprünglich  zum  Schutz  leicht  feuerfangender  Gegen- 
stände ( Theater  - Requisiten  etc.),  wozu  es  sich  vortrefflich 
bewährt,  angewendet  wurde  — sich  bis  jetzt  Dicht  gänzlich 
bewährt  haben:  so  ist  uns  doch  zur  Konservirung  monumen- 
taler Sandstein  - Arbeiten  , bei  denen  man  Oel-  oder  Wachs- 
farben - Ueberzüge  u.  dergl.  gern  zu  vermeiden  sucht,  kein 
Mittel  bekanut,  das  seinen  Zweck  besser  und  so  vollständig 
als  möglich  erreicht.  — 

Es  sind  in  Berlin  seit  länger  als  einem  Dezennium  umfang- 
reiche Versuche  augestellt  worden,  wie  sich  Steinmaterialien, 
welche  theil weise  mit  Wasserglas  imprägnirt  sind,  in  Bezug 
auf  ihre  Witterungs  - Beständigkeit  verhalten,  und  sind  dazu 
vorzüglich  Sandsteinsorten  und  zwar  aus  verschiedenen  Ge- 
genden, u.  A.  vom  Bau  der  Villa  Albrechtsberg  bei  Dresden, 
vom  neuen  Museum  und  der  Börse  zu  Berlin,  ferner  Carrarischer 
Marmor  zweiter  Klasse,  schlesischer  Marmor,  Granit  u.  s.  w. 
gewählt  worden.  Diese  Proben  sind  fortwährend  der  Witte- 
rung ausgesetzt  gewesen  und  haben  Jahrein  — Jahraus 
unter  der  Dachtraufe  eines  ca.  18  Fuss  hohen  Gebäudes 
gelagert.  — 

Das  hierzu  verwendete  Wasserglas  war  nicht  aus  den 
üblichen  Bezugsquellen  entnommen,*)  sondern  von  dem  Königl. 

*)  Im  Handel  kommen  2 Sorten:  Kali-  und  Natron -Wasserglas 
vor;  das  Letztere  gerinnt  nicht  so  leicht,  giebt  mit  Wasser  eine 

am  gleichen  Abend  den  Verein  auf,  sich  den  Schritten  der 
Künstlergenossenschaft  anzuschliessen , dahin  gerichtet,  dass 
die  schon  sehr  defekten  Bleitiguren  des  Brunnens  am  Mehl- 
markt, um  sie  dauernd  erhalten  zu  können,  in  Bronze  um- 
gegosseu  werden  mögen.  Diese  Figuren  von  allgemein  aner- 
kannter Schönheit  und  Originalität,  von  Raphael  Donner 
aus  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts,  eine  der  Zierden 
des  alten  Wien,  verdienen  wahrlich,  den  mancherlei  Einflüssen 
entrissen  zu  werden,  die  zerstörend  auf  sie  einwirken;  die- 
selben sind  zumeist  in  der  Natur  des  Bleies  selbst  gelegen,  des- 
sen Weichheit  und  Schwere  es  mit  sich  bringt,  dass  über- 
hängende Theile  sich  senken  und  dadurch  Risse  erzeugen, 
auch  dass  Rohheit  und  Unvorsichtigkeit  viel  leichter  und  em- 
pfindlicher zu  schaden  vermögen.  Gypsabdrücke  wurden  be- 
reits von  einem  Theil  der  Figuren  für  das  österreichische 
Museum  für  Kunst  und  Industiie  abgeuommen  und  wird  dies 
auf  alle  ausgedehnt.  Der  Verein  akzeptirte  den  Vorschlag. 

Am  7.  November  Monatsversammlung.  Beschlossen  wurde 
eine  Eingabe  an  die  Regierung,  mittelst  welcher  das  Wiin- 
schenswerthe  und  die  Nothwendigkeit  einer  staatlichen  Sub- 
vention für  die  allgemeine  Förster’sche  Bauzeitung  betont 
wird,  um  sie  ohne  Abminderung  ihrer  technisch-künstlerischen 
Ausstattung  durch  billigeren  Preis  allgemeiner  zugänglich 
machen  zu  können.  Dann  Vortrag  des  Ingenieurs  Cohn, 
technische  Miszellen,  unter  Anderem:  Geschichte  eines  arte- 
sischen Brunnens  in  Wien,  dessen  reichliches  vortreffliches 
Wasser  in  Folge  ungeschickter  Verstopfung  in  70  Klafter 
Tiefe  andern  Ausweg  gefunden  hat  und  jetzt  als  Quelle  fast 
eine  Meile  unterhalb  Wien,  bei  Fisehamend,  in  die  Donau 


Galleriediener  Trüloff  hierselbst,  der  dasselbe  auch  zur 
Fixirung  stereoehromatischer  Darstellungen  vielfach  mit  gün- 
stigstem Erfolge  benutzt,  selbst  bereitet,  und  ist  mit  dem 
Pinsel  aufgetragen  worden. 

Bei  den  imprägnirten  Stellen  der  Versuchsstücke  ist  die 
ursprüngliche  Farbe  des  Steines  mehr  oder  weniger,  bei 
jenen,  die  im  Laufe  der  verflossenen  ca.  zehn  Jahre  theilweise 
zweimal  getränkt  oder  nur  kürzere  Zeit  den  Einflüssen  der 
Witterung  Preis  gegeben  waren,  sogar  vollständig  klar  und 
reiu,  d.  h.  frei  von  allem  Schmutz  und  jeglichem  Moosausatz 
erhalten  und  die  Textur  des  Materials  gänzlich  unverändert 
geblieben,  was  bei  den  ungestrichenen  Stellen  in  verschieden 
hohem  Grade  nicht  der  Fall  ist. 

Wer  die  zerstörenden  Einflüsse,  welche  Bildungen  von 
Kryptogamen  auf  Sandstein  - Skulpturen  ausüben,  aus  eigener 
Erfahrung  kennt,  wird  demnach  ein  Mittel  zu  würdigen  wissen, 
welches  diesen  gefährlichen  Feind  aller  feinen  Sandstein-Aus- 
führuugen  wenn  auch  nur  beinahe  unschädlich  macht.  Und 
hierzu  ist  unseres  Erachtens  die  Anwendung  von  Wasserglas 
sehr  wohl  geeignet,  wenn  der  Ueberzug  alle  3 bis  5 Jahre, 
nachdem  das  Steinmaterial  vorher  von  allem  Staub  u.  s.  w. 
sorgfältig  gereinigt  ist,  erneuert  wird. 

Dass  die  zum  hiesigen  Rathhausbau  verwendeten  Sandstein- 
Säulen  ebenfalls  mit  Wasserglas  getränkt  sind,  sei  beiläufig 
erwähnt;  ebenso  dass  beabsichtigt  wird,  den  in  Sandstein- 
Verblendung  ausgefübrten  Bau  der  hiesigen  National-Galleri© 
nach  Vollendung  der  äusseren  Fronten  damit  vollständig  zu 
überziehen.  Wir  sind  überzeugt,  dass,  wenn  bei  der  benach- 
barten Börse  (in  Nebraer  Sandstein  ausgeführt)  eiu  gleiches 
Verfahren  angewendet  wäre,  dieselbe  noch  heute  das  jungfräu- 
liche Ansehen  behalten  hätte,  das  sie  nach  Beseitigung  der 
Gerüste  zeigte,  während  jetzt  schon  bei  einzelnen  Theilen  der 
nicht  gerade  immer  verschönernde  „Rost  der  Jahrhunderte“ 
sich  bedenklich  bemerkbar  macht.  — 

Was  die  in  gleicher  Weise  wie  die  Sandsteine  behan- 
delten Proben  von  Marmor  und  Granit  aubelangt,  so  ist  die 
Oberfläche  der  gestrichenen  und  unbestrichenen  Stellen  in 
Bezug  auf  Farbe  und  ihr  anderweitiges  Verhalten  eine  völlig 
gleiche,  d.  h.  eine  schützende  Wirkung  kounte  nicht  nachge- 
wiesen werden.  Dieselbe  Erfahrung  ist  bei  den  aus  carrarischem 
Marmor  ausgeführten  Bildwerken  der  hiesigen  Sehlossbrücke 
und  denen  neben  der  Hauptwache  gemacht,  welche  seit  län- 
gerer Zeit  ebenfalls  mit  Wasserglas  in  bestimmten  Fristen 
überzogen  werden.  — Beim  Versuche,  carrarischen  Marmor 
zweiter  Sorte,  der  mit  Wasserglas  behandelt  war,  nach  Verlauf 
einiger  Monate  an  verschiedenen  Stellen  mit  Salzsäure  in  Be- 
rührung zu  bringen,  entstand  das  bekannte  Aufbrausen,  d.  h.  es 
entwickelte  sich  Kohlensäure  ebenso,  als  wenn  der  schützende 
Ueberzug  nicht  vorhanden  gewesen  wäre,  — ein  Beweis,  dass 
die  schützende  Wirkung  bei  diesem  Material  nicht  viel  zu 
bedeuten  hat  oder  nur  auf  kürzere  Zeit  andauert.  Dass  das 
Letztere  bestimmt  der  Fall  ist,  geht  aus  chemischen  Analysen 
hervor,  die  auf  der  hiesigen  Königl.  Gewerbe-Akademie  vor- 


dünnere Flüssigkeit  und  kann  also  besser  in  die  feinen  Poren  ein- 
dringen. 

fliesst.  Zweiter  Vortrag:  Professor  G ti n t n e r über  Messappa- 
rate für  Flüssigkeiten,  mit  Demonstrationen. 

Am  14.  November:  Mittheilungen  Friedrich  Schmidt’s, 
des  Dombaumeisters  von  St.  Stephan,  über  die  Restaurations- 
arbeiten am  Mainzer  Dom,  wo  die  den  Ostchor  überragende 
Kuppel  Einsturz  droht  und  abgetragen  werden  muss,  und 
ferner  über  die  Michaeliskirche  in  Breslau:  Mittheilungen, 
die,  gegeben  in  der  plastischen,  lebendigen  Ausdrucksweise 
Schmidt’s,  das  lebhafteste  Interesse  erwecken  mussten.  Ihm 
folgte  die  Erläuterung  eines  Kontrole-Apparates  für  Manometer 
durch  Hrn.  Brosch,  und  die  Besprechung  der  Broschüre 
Professor  Dr.  Liitzow’s  über  den  Hansen’schen  Restaurations- 
Entwurf  des  Lysikrates  - Denkmals  in  Athen  durch  Ober- 
Ingenieur  Köstlin.  Man  konnte  da  so  per  Gelegenheit 
erfahren,  dass  Theophil  Hansen  eine  zusammenhängende  Pe- 
riode von  vollen  acht  Jahren,  ausser  der  Zeit  einiger  späterer 
Besuche,  in  Athen  verbracht,  eifrig  mit  Studien  und  Original- 
Aufnahmen  der  Ueberreste  der  edelsten  Baudenkmale  aller 
Zeiten  beschäftigt,  und  dass  diese  Aufnahmen  freilich  nicht 
den  Büchermarkt,  aber  doch  seine  Mappen  füllen.  Köstlin 
begrüsste  die  kleine  Publikation  Lützows  über  das  auch  dem 
modernen  Ge^hmack  mundgerechteste  Denkmal  des  Lysikrates 
als  appetitreizendes  Hurs-d'oeuvre,  dein  bald  Ausgiebigeres 
folgen  möge.  Dem  publikationsscheuen  Hansen  aber  müsste 
man  im  eigenen  Interesse  wünschen,  meinte  Köstlin  unter  dem 
zustimmenden  Beifall  der  Versammlung  und  in  leicht  erkenn- 
barer Hinweisung  auf  die  bureaukratisch  verfahrene  Frage  des 
Museumsbaues,  dass  er  in  einer  kapitalen  Monumentalbau-Auf- 
gabe seine  gesammelten  Schätze  bloszulegen  gezwungen  würde. 


510 


genommen  wurden  mit  verschiedenen  Proben  von  carrarischem 
Marmor  zweiter  Klasse,  die  theils  wenige  Monate,  theils  ein 
und  zwei  Jahre  früher  mit  Wasserglas  überzogen  und  dem 
Witterungswechsel  ausgesetzt  gewesen  waren.  Während  näm- 
lich bei  ersterer  das  Wasserglas  deutlich,  bei  der  zweiten 
wenigstens  noch  in  einigen  Spuren  nachweisbar  war,  war 
aus  der  zwei  Jahre  alten  Probe  dasselbe  vollständig  ver- 
schwunden. — 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  selbst  völlig  durch- 
sichtiges Wasserglas  dem  carrarischen  Marmor  (zweite  Sorte) 
einen  Stich  in’s  Gelbliche  verleiht,  während  Sandstein  seine 
Farbennüance  nicht  verändert,  dagegen  häulig  um  ein  bis  zwei 
Töne  heller  erscheint.  — — H.  — 


Zement -Dachplatten. 

No.  17.  der  in  Trier  drei  mal  wöchentlich  erscheinenden 
technischen  Zeitschrift:  „Keramik“  vom  1 ‘2.  Oktober  c.  ent- 
hält eine  Nachricht  d.  d.  München  den  6.  Oktober,  über 
Versuche,  welche  wegen  Feuerfestigkeit  der  Staudacher 
Z ein  en  t - Dach  p 1 a tte  n angestellt  und  in  hohem  Grade  be- 
friedigend ausgefallen  sind.  Ein  Paar  solcher  Zement- Dach- 
platten von  dem  hier  rühmliehst  bekannten  Kunststein-Fabri- 
kanten Herrn  Peter  Jautzen  in  Elbing  gehen  mir  soeben 
zu;  das  Fabrikat  ist  so  vortrefflich , dass  ich  mir  nicht  ver- 
sagen kann  eine  kurze  Mittheilung,  darüber  zu  geben. 

Die  Zement  - Dachplatten  sind  18"  lang,  12"  breit,  */i" 
stark,  haben  bei  einer  doppelten  Wöl- 
bung zwei  Nasen  und  ein  Gewicht  von 
11  Pfd.  Die  Wölbung  bei  A beträgt 
*/i".  Nach  der  genannten  Zeitschrift 
werden  derartige  Platten  schon  seit 
21  Jahren  in  der  Zement -Fabrik  von 
K r o h e r zu  Staudach  am  Chiemsee 
( Bayern ) augewendet  und  bestehen 
noch.  — 

Peter  Jantzen  hat  eine  Probeplatte  aus  Schlangen- 
wald (Böhmen)  erhalten  und  danach  gearbeitet.  In  Garlsbad 
sollen  Gebäude  mit  diesen  Zement- Dachplatten  eingedeckt 
sein.  Von  Prag  aus  werden  dieselben  ebenfalls  in  einer 
früheren  Nummer  der  oben  genannten  Zeitschrift  angekündigt. 

In  und  bei  Elbing  sind  Dächer,  deren  Dachneigung  % 
d.  h.  pro  Fnss  vier  Zoll  beträgt,  mit  Zement- Dachplatten 
eingedeckt.  Das  Mille  wird  für  80  Thlr.  gefertigt  und 
kostet  die  Q Ruthe  incl.  Eiudecken  8 Thlr.  5 Sgr.  Erwägt 
man,  dass  ein  gewöhnliches  Schieferdach  pro  U]'  15  Pfd., 
ein  einfaches  Ziegeldach  20  Pfd  wiegt,  so  ist  das  Gewicht 
von  1 Q'  Platten  mit  1 1 . s/j  = 7*/*  Pfd.  nur  halb  so  gross 
als  Schieferdach  und  auch  nur  halb  so  tlieuer. 

Demnach  steht  zu  hoffen,  dass  die  Verwendung  der 
Zement- Dachplatten  bald  Eingang  finden  und  die  Erfahrung 
über  die  Zweckmässigkeit  entscheiden  wird.  Wenn  die  hell- 
silbergraue Farbe  unangenehm  gefunden  werden  sollte,  so  ist 
der  von  mir  auf  Pappdächern  mit  grossem  Erfolg  angewen- 
dete Anstrich  von  Kohlentheer  und  Portland  Zement  gewiss 
sehr  zu  empfehlen.  Der  Kohlentheer  wird  gut  erwärmt,  auf 


100  Pfd.  rheer  180  Pfd.  Portland  - Zement  unter  stetem 
(Jmrühren  zugesetzt  und  die  Mischung  sofort  verstrichen.  — 
Es  darf  vorausgesetzt  werden,  dass  man  von  mehren 
Seiten  Erfahrungen  über  dieses  neue  Deckmaterial  mittheilen 
und  dass  dadurch  die  Verbreitung  dasselbe  schnell  gefördert 
oder  aufgehoben  werden  wird. 

Zölp.  Steenke. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Verein  für  Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Versammlung 
am  10.  November  18IJ8.  Vorsitzender  Herr  Hagen,  Schrift- 
führer Herr  Schwedler. 

Eingegangen  war  vom  Hrn.  Haudelsminister  Grafen  von 
Itzen plitz  Abschrift  eines  Berichtes  des  KÖDigl.  Bauraths 
Hrn.  Steenke  zu  ZÖlp  über  die  in  Schweden  gemachte  Er- 
findung eines  neuen  Sprengmittels,  genannt  Amouiakrut;  das- 
selbe soll  nach  angestellten  Versuchen  gefahrloser,  billiger 
und  wirksamer  sein,  als  eines  der  bekannten  Sprengmittel: 
Scliiesspulver,  Schiessbaumwolle,  Nitroglyzerin  und  Dynamit. 
Doch  scheint  es  sich  nicht  zu  halten,  indem  es  mit  der  Zeit 
feucht  wird  und  klebt.  — Hr.  Maschinenmeister  Hagen  referirt 
über  die  neueste  Konstruktion  der  englischen  Weichen -Ver- 
bindung mit  nur  zwei  Weichenböcken  und  Signallaternen,  an- 
statt vier  dergleichen  bei  den  älteren  Anordnungen.  — Herr 
Raven  e legt  den  mit  Herrn  Plessner  abgeschlossenen  Ver- 
trag vor  über  die  mietlisweise  Beschaffung  des  neuen  Vereins- 
lokals, welcher  genehmigt  wird. 

Herr  Römer  machte  darauf  Mittheilung  über  die 
neuste  Anordnung  der  Güterschuppen  auf  der  Niederschlesisch- 
Märkischeu  Eisenbahn,  welche  am  meisten  praktisch  befunden 
worden  ist.  Die  Ladeperrons  erhalten  5 bis  7 Fuss  Breite, 
der  Schuppen  50  Fuss  Tiefe  bei  IG  Fuss  Entfernung  der 
Hauptgebinde  von  einander  und  in  der  Mitte  eine  Reihe 
Stiele  (IG  Fuss  entfernt  von  einander),  welche  das  Dach 
stützen  und  zum  regelmässigen  Aufstapeln  der  Güter  Gele- 
genheit geben.  Die  Stiele  sind  schwarz  angestrichen  und 
dienen  als  Tafeln  zur  Notiz  der  Güterklassen.  Für  die  Bo- 
denmeister sind  an  den  Enden  der  Schuppen  geschlossene 
Räume  abzutheilen.  Bei  grösseren  Schuppen  - Anlagen , wo 
für  aukommende  und  abgehende  Güter  besondere  Schuppen 
errichtet  werden  , legt  man  zweckmässig  ein  besonderes 
Bureau  - Gebäude  zwischen  beide,  welches  durch  bedeckte 
Gänge  damit  verbunden  wird. 

Am  Schluss  der  Sitzung  wurden  durch  übliche  Abstim- 
mung die  Herren  Regierungs- Baurath  Redlich  und  Be- 
triebs-Direktor Reder  als  einheimische  Mitglieder  in  den 
Verein  aufgenommen. 

Architekten-  und  Ingenieur  - Verein  zu  Prag.  — 
In  der  Wochen -Versammlung  am  14.  November  1868  ent- 
wickelte Hr.  Professor  Gustav  Schmidt  den  theoretischen 
Nachweis  des  Arbeitsverlustes  in  Folge  des  schädlichen  Raumes 
zwischen  den  beiden  Zylindern  der  Woolf’schen  Maschinen. 
Es  ergiebt  sich,  dass  die  Eudspanuu  ig  und  die  Endtemperatur 
grösser,  trotzdem  die  Expansionsarbeit  kleiner  ist,  als  wenn 


Soviel  vom  Ingenieur-  und  Architekten  - Verein.  Nun 
noch  einen  kurzen  allgemeineren  Rückblick.  Als  ich  Ihnen 
das  letztemal  berichtete,  standen  uns  noch  heisse  Tage  bevor. 
Das  Schützenfest  berühre  ich  nur,  um  zu  konstatiren , dass 
die  Baulichkeiten  sich  ganz  entsprechend  gezeigt  haben,  be- 
sonders die  Halle.  War  das  eine  Pracht,  in  dem  hohen  lufti- 
gen, glänzend  erleuchteten  Saal  die  ungeheuren  Menschenmassen 
freudig  bewegt  untereinander  wimmeln  zu  sehen!  Wie  über- 
wältigend rauschten  die  Sangeswogen  aus  den  hunderten  von 
Kehlen  des  niederöstreichischen  Sängerbundes!  Der  Anblick 
der  Halle,  der  ästhetische  Theil  im  höchsten  Grade  festlich 
und  erhebend,  die  Zweckmässigkeit  in  Raumgewährung,  in 
Kühle  und  Lufterneuerung  unübertrefflich. 

Heute  sind  diese  riesigen  Holzbauten  bereits  verschwunden. 
Die  Ingenieurvereiuszeitschrift  wird  sie  dem  Gedäehtniss  auf- 
bewahren. Bald  nach  dem  Festtaumel  kamen  die  deutschen 
Künstler  zu  uns,  liebe  Gäste,  deneu  wir  genussreiche  Stunden 
und  Tage  verdanken.  (Kein  Wunder,  dass  so  Wenige  von 
uns  Wienern  den  Weg  nach  Hamburg  fanden.)  Eröffnung  und 
Einweihung  des  neuen  Künstlerhauses  ward  bekanntlich  für 
die  Künstlerversammlung  aufgespart.  Die  Kunstausstellung  in 
demselben,  eine  der  interessantesten  und  reichsten  bisher  ge- 
sehenen, geht  freilich  stark  über  den  Rahmen  dieses  Künstler- 
hauses hinaus.  Die  bei  den  Weltausstellungen  erfundenen  An- 
nexe mussten  auch  hier  zur  Ergänzung  helfen.  Das  Haus  ist 
im  Ganzen  nicht  gerade  übel,  aber  besonders  viel  praktischer 
Sinn  zeigt  sich  in  seiner  Disposition  nicht.  Da  fast  alle  Aus- 
stellungsräume des  Hauses  mit  Oberlicht  erleuchtet  werden, 
auch  der  räumlich  beti  ächtliche  Annex,  so  konnte  Jedermann 


über  die  Zweckmässigkeit  des  Oberlichts  in  Kunstmuseen  mit 
sich  in’s  Klare  kommen.  Wie  viele  Zusammenstösse  und  Fuss- 
tritte  erzählen  nicht  von  den  Schwierigkeiten , Bilder  in  ge- 
wisser Höhenlage  ohne  Glanz  zu  sehen!  Aber  die  Starren 
und  Eingefleischten  schreiben  auch  diese  Fusstritte  andern  Ur- 
sachen zu,  und  so  befinden  sich  unsere  Zukuufts  - Museen  trotz 
aller  Bemühung  der  Kiiustlergenossensehaft  und  des  Ingenieur- 
lind  Architekten  - Vereins  noch  immer  auf  schiefen  Wegen. 
Hanseu’s  genialer  und  edler  Entwurf,  Ferstel’s  Entwurf  des- 
gleichen wurden  von  der  Konkurrenz  ausgeschlossen,  weil  sie 
eine  Zuthat  zum  Programm,  eine  Verbindung  beider  vis-ä-vis- 
Gebäude  enthielten.  Löhr  und  Hasenauer  mussten  aber  zu 
einer  Ueberarbeitung  ihrer  in  den  Grenzen  des  Programms 
gehaltenen  Pläne  wegen  sonstiger  Schwächen  veranlasst  werden. 
Die  alte  Jury  wurde  wieder  gerufen,  sie  sollte  uuter  deu  zwei 
Verbesserten  entscheiden,  und  entschied  wirklich  vorschrifts- 
gemäss,  ohne  Rücksicht  auf  die  bureaukratisch  Gevehmten, 
freilich  unter  allerhand  Kautelen , für  Löhr.  Jetzt  sind  alle 
Entwürfe  wieder  ausgestellt,  und  jetzt  ragt  der  Hansen’.-che 
Entwurf  erst  recht  wohlthuend  aus  seiner  Umgebung  hervor. 
Hansen  dürfte  darüber  lächeln,  wie  man  sich  da  vergeblich 
abgemüht  hat  mit  zu  Hülfenabme  der  programmwidrigen  künst- 
lerischen Idee  der  Verbindung  beider  Museumsgebäude,  die 
ehemals  programmgerechten  Eut würfe  aufzuputzen!  Nein  wenn 
die  öffentliche  Meinung  wirklich  eine  Macht  ist,  danu  muss 
der  einzig  würdige,  rechte  Mann  diese  Bauten  in  die  Hand 
bekommen,  und  das  ist  der  Grieche  Hansen. 


511 


kein  schädlicher  Raum  da  wäre.  Für  die  Praxis  glaubt  Pro- 
fessor Schmidt  die  mehrfach  vorgeschlagene  Heizung  des 
schädlichen  Raums  empfehlen  zu  dürfen.  — Hr.  Ingenieur 
Wenzel  Eckerth  besprach  diesen  Vortrag  vom  praktischen 
Gesichtspunkt  und  empfahl  die  Maschinen  mit  hintereinander 
liegenden  Zylindern  mit  grossem  schädlichen  Raum  wegen 
grösserer  Gleichförmigkeit,  geringerer  Anlagekosten  und  bes- 
serer Beseitigung  des  Kondensationswassers.  — Hr.  Ingenieur 
Franz  Wellner  hielt  hierauf  einen  sehr  beifällig  aufgenom- 
rneueri  Vortrag  über  die  Aenderung  der  Biegungsfestigkeit 
durch  Zugabe  von  Rippen,  aus  welchen  sich  ergab,  dass  man 
durch  schwache  Rippen  die  Festigkeit  vermindern  kann,  ob- 
wohl der  Querschnitt  vergrössert  ist. 


Architekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
21.  November  1868;  Vorsitzender  Hr.  Lucae,  anwesend  149 
Mitglieder  und  6 Gäste. 

Nachdem  mehre  Gesehäftsangelegeuheiten  ihre  Erledigung 
gefunden  hatten,  trug  zunächst  Hr.  Stuertz  einige  technische 
Notizen  vor.  die  derselbe  während  des  verflossenen  Sommers 
an  den  Hafenbauteu  zu  Swinemünde  gesammelt  hat. 

Dieselben  betrafen  einmal  die  Reparatur  des  dortigen 
Leuchtthurms,  der  vor  etwa  10  Jahren  erbaut,  seitdem 
fast  ein  ruinenhaftes  Aussehen  gewonnen  hatte.  Grosse  Stücke 
der  Verblendung  — (ob  dieselbe  mit  dem  Mauerwerke  gleich- 
zeitig oder  nachträglich  ausgeführt  war,  konnte  der  Vortra- 
gende nicht  angeben;  die  Schuld  der  Beschädigung  wird  dem 
in  den  Steinen  enthaltenen  Mergel  zugeschrieben)  — waren 
herausgestürzt  und  eine  durchgreifende  Reparatur  derselben 
durch  Ausstemmen  aller  schadhaften  und  Einsetzein  neuer 
Steine  unumgänglich  nöthig  geworden.  Gleichzeitig  sollten 
die  aus  gussei-ernen , zwischen  Stielen  verschraubten  Platten 
hergestellten  Gallonen  der  etwa  175'  hohen,  stark  ausgekragten 
oberen  Plateform  und  einer  zweiten  etwa  35'  hoch  belegeneu 
Platefoim  des  Thurmes,  die  dem  Winde  zu  viel  Fläche  darbo- 
ten  und  dadurch  ein  zu  starkes  Schwanken  des  Thurmes  verau- 
iassten,  durch  ein  leichtes  Eisengitter  ersetzt  werden.  — Statt 
der  zur  Ausführung  dieser  Reparatur  in  Aussicht  genommenen 
Einnistung  des  ganzen  Thurms,  für  welche  3000  Thlr.  nöthig 
geworden  wären,  beschloss  der  ausführende  Beamte,  Bau- 
Inspektor  Alsen,  die  Anwendung  eines  Hängegerüstes.  Auf 
der  oberen  Plateform  wurde  — wie  der  Vortragende 
durch  Skizzen  ausführlich  erläuterte  — ein  einfacher  Krahn 
errichtet,  als  dessen  Rückhalter  Ketten  dienten,  die  an  eine 
unterhalb  des  Hauptge.-iinses  um  den  Thurm  geschlungene 
Kette  befestigt  waren.  Mittelst  dieses  Kräh®,  der  später 
auch  zum  Emporwiuden  der  Materialien  diente,  wurden  dar- 
auf zunächst  vier  starke  Balken  bis  zur  Plateform  gehoben, 
welche  auf  derselben  verlegt,  die  vier  Befestigungspunkte 
abgaben,  an  denen  demnächst  die  einzelnen  T heile  des  Hänge- 
gerüstes in  üblicher  Weise  angehängt  werden  konnten;  da  der 
Thurm  sich  nach  oben  verjüngt,  so  musste  darauf  Bedacht 
genommen  weiden,  das  Gerüst  in  sich  verengern,  resp.  er- 
weitern zu  können.  Die  Herstellung  des  Hängegerüstes  hat 
etwa  250  Thlr.,  also  nur  den  zwölften  Theil  der  Kosten 
einer  festen  Rüstung  erfordert;  die  ganze  Arbeit,  bei  der  über 
IS000  Steine  auszustemmen  und  wieder  einzusetzen  waren, 
hat  etwa  1800  Thlr.  gekostet,  inclusive  Anstrichs  des  Thur- 
mes mit  Oel  etc. 

Der  zweite  Theil  der  Mittheilungen  des  Herrn  Stuertz 
betraf  die  Swinemünder  Molen  und  die  Versuche,  welche  man 
zur  Sicherung  derselben  mit  Anwendung  von  Betonblöcken  ge- 
macht hat,  die  ersten  grösseren  Versuche  dieser  Art  iu 
Preussen.  Nach  den  bedeutenden  Beschädigungen,  welche  die 
Nordostmole  durch  die  Stürme  der  letzten  Jahre  erlitten, 
hatte,  mau  im  Jahre  1867  die  flache  Böschung  derselben  zum 
1 heil  mit  schwedischen  Granitblöcken  grösster  Dimension  in 
Zement  abgedeckt  und  in  eine  5'  hohe  vertikale  Briislungs- 
mauer  übergehen  lassen,  hinter  welcher  eiue  Eisenbahn  zum 
Materialientransport  angelegt  war.  Diese  Einrichtung  hat 
sich  nicht  ganz  nach  Wunsch  bewährt.  In  den  Stürmen  des 
verflossenen  Jahres  hat  zwar  die  Brüstungsmauer  Stand  ge- 
halten, hingegen  ist  die  Befestigung  der  flachen  seeseitigen 
Böschung  zum  Theil  wiederum  zerstört  und  sind  40Kub-'  hal- 
tende Blöcke  aus  derselben  über  die  Brüstung  geschlendert 
worden;  die  Eisenbahn,  welche  an  eingeschwefelten  Bolzen  be- 
festigt war,  wurde  fast  ganz  vernichtet.  Sehr  gut  hat  sich 
hingegen  ein  aus  zwei  Plahlreihen  mit  innerer  Steinschüttung 
errichtetes,  mit  Zangen  und  umgeschlungenen,  bis  zur  alten 
Mole  reichenden  Ketten  befestigtes  vorgeschobenes  Werk  gehal- 
ten, das  im  J.  1867  ausgeführt  wurde.  Zum  Schutze  dessol-  i 
ben  gegen  ein  Ausspülen  der  Steinschüttung,  sowie  zur  aber- 
maligen Befestigung  der  Böschung  auf  der  Seeseite  sind  nun-  I 
mehr  in  diesem  Jahre  grosse  Betonblöcke  von  96  Kub.'  bis  j 
1 Scht.-R.  Inhalt  angewendet  worden.  Dieselben  wurden  I 


theils  auf  der  Böschung,  theils  im  vorgeschobenen  Werke, 
theils  auf  der  Brüstungsmauer  erbaut,  um  dort  auf  Rollen  an 
den  Ort  der  Verwendung  transportirt  zu  werden.  Die  An- 
fertigung der  Blöcke  erfolgte  ähnlich,  wie  Hagen  in 
seinem  Seebau  es  für  Marseille  beschreibt;  die  Bruchsteine, 
für  die  ausreichendes  Material  auf  der  Baustelle  vorhanden 
war,  hielten  6"  — 8"  Durchmesser,  der  Kies  wurde  aus  der 
See  gebaggert,  der  Zement  aus  der  alten  Stettiner  Portlaud- 
Zjgment-  Fabrik  entnommen. 

Während  der  Stürme  zu  Anfang  Oktober  konnte  man 
bereits  einige  Erfahrungen  sammeln.  Die  im  vorgeschobenen 
Werke  gemauerten  Blöcke  wurden  nicht  gerührt;  die  auf  der 
seeseitigeu  Böschung  gemauerten,  eine  Schachtruthe  haltenden 
Steinblöcke  wurden  verschoben  und  umgekantelt  und,  da  sie 
nur  sechs  Wochen  alt  waren,  auch  an  den  Ecken  nicht  uner- 
heblich beschädigt.  Am  17.  Oktober  wurden  ein  gemauerter 
und  ein  Beton -Block  von  der  Brustmauer  auf  die  seeseitige 
Böschung  verstürzt.  Beide  waren  14  Wochen  alt,  96  Kbfuss. 
gross  und  von  Zement  der  alten  Stettiner  Fabrik,  die  Fallhöhe 
betrug  8l/a  Fuss.  Der  gemauerte  Block  zerschellte  vollständig; 
der  Beton -Block  blieb  vollständig  ganz,  nur  au  der  Ecke, 
auf  welche  der  Stein  stürzte,  brach  etwa  1 Kubikfuss  ab. 

Hr.  Licht  hielt  hierauf  unter  Vorlegung  mehrer  Skizzen 
und  Photographien  einen  Vortrag  über  die  Zisterzienser-Abtei 
Neuzelle  (zwischen  Frankfurt  und  Guben)  und  ihre  Bau- 
geschichte. Die  in  den  Jahren  1230 — 34  durch  den  Mark- 
grafen Heinrich  von  Meissen  gegründete,  später  mit  Mönchen 
aus  Kloster  Lehnin  besetzte  Abtei  hat  mannichfache  Schick- 
sale erlebt.  Von  dem  mittelalterlichen,  aus  Backsteinen  er- 
richteten Bau  ist  aus  der  Zeit  vor  den  Hussitenkriegen  nur 
das  Kirchenschiff  mit  seinem  hohen,  einen  Wald  von  Bau- 
holz enthaltenden  Dache  gerettet;  aus  späterer  Zeit  der  Kreuz- 
gang, dessen  Formen  unter  der  wiederholten  Tünche  jedoch 
kaum  noch  zu  erkennen  sind.  Nach  den  Zerstörungen  des 
30jährigen  Krieges  wurde  eine  umfangreiche  Restauration  vor- 
genommen. Unter  die  alten  Kreuzgewölbe  wurden  elliptische 
Tonnengewölbe  in  Stuckguss  angebracht,  die  alten  Backstein- 
pieiler  der  Kirche  und  die  Strebepfeiler  mit  korinthischen 
Gebälken  versehen,  reiche  Dekorationen  uud  Fresken  hiuzu- 
gefiigt.  1711  wurden  die  Zellen  der  Mönche  erweitert.  Die 
bedeutendste  Bauthätigkeit  für  das  Kloster  begann  jedoch  erst 
nach  dem  Jahre  1727.  Die  Hauptkirche  wurde  mit  reichem 
Schmuck  au  Altären,  Beichtstühlen  etc.  — alles  im  Geschmack 
des  Dresdener  Rokkoko  — ■ ausgestattet;  daneben  die  soge- 
nannte Josephskapelle  und  eine  kleinere  Kirche,  das  Abtshaus, 
ein  grosses  Kanzleigebäude  u.  s.  w.  erbaut.  Aufgehoben  wurde 
das  Kloster,  das  1815  aus  sächsischem  iu  preussischen  Besitz 
gekommen  war,  im  Jahre  1816;  über  eine  halbe  Million  baa- 
res  Geld,  das  zwischen  den  Strebepfeilern  vermauert  war, 
wurde  dabei  koufiszirt.  Gegenwärtig  dienen  die  Gebäude  als 
Schullehrer-Seminar. 

Hr.  Hesse  II.  berichtete  sodann  über  ein  von  Seiten  des 
Hrn.  Handelsministers  an  den  Verein  überwiesenes  Gutachten 
des  Hrn.  Baurath  Steenke  zu  Zölp,  ein  in  Schweden  erfun- 
denes Sprengmittel  Ammoniacrut  betreffend,  das  bei  gleicher 
Sprengkraft  wie  Nitroglycerin  mir  halb  so  theuer  und  dabei 
vollständig  gefahrlos  sein  soll. 

Den  Schluss  der  Sitzung  bildete  die  Beantwortung  meh- 
rer Fragen  durch  die  Herren  Weishaupt,  Möller  und 
Franzius.  Hr.  Weishaupt  bezeicliuete  die  Ausführung 
einer  massiven  Strassenbrficke  von  60'  Spannweite  bei  nur  2 j' 
Konstruktionshöhe  im  Scheitel  als  unzulässig.  — Hr.  Möller 
theilte  mit,  dass  die  Versuche,  rauchverzehrende  Feuerungen 
für  Porzellan-Oefen  einzuführen,  im  Allgemeinen  verunglückt 
seien;  nur  iu  einer  einzigen  böhmischen  Fabrik  ist  Holzgas- 
feuerung  vorhanden.  Die  genauen  Titel  einiger  Werke  über 
rauchverzehreude  Feuerungen,  sowie  über  Einrichtung  von 
Porzellan-  und  Steingutöfen  anzugeben  behielt  sich  derselbe 
vor.  — Hr.  Franzius  erläuterte  einige  Vorrichtungen,  um 
Kohlen  von  einem  höheren  Punkte  iu  Schiffe  auszuschütten, 
wobei  er  der  Anwendung  beweglicher  Plateformen  den  Vor- 
zug gab.  — F.  — 


Vermischtes. 

Die  von  der  „Post“  und  danach  von  verschiedenen  Zei- 
tungen gebrachte  Nachricht,  dass  von  Seiten  der  fiskalischen 
Behörden  die  Konservirung  der  vielgenannten  ehemaligen 
„Gerichtslaube“  Berlins  an  ihrem  jetzigen  Platze  bereits 
definitiv  beschlossen  sei,  können  wir  nach  sicherer  Quelle  da- 
hin berichtigen,  dass  zunächst  nur  die  Freilegung  derselben 
beabsichtigt  wird,  um  dem  Publikum  Gelegenheit  zu  geben, 
sich  ein  Ui  theil  über  ihren  architektonischen  Werth  zu  bilden, 
und  um  zu  sehen,  wie  weit  dii  Interessen  des  Verkehrs  durch 
ihre  Erhaltung  beeinträchtigt  werden. 


512 


Aus  der  Fachliteratur. 

Das  Septemberheft  von  Oppermann  s Annales  de  la 
Construction  enthält  eine  Notiz  über  die  Konstruktion  der 
Zwischendecken  der  Station  Vaugirard  bei  Paris. 
Nach  der  Breite  des  Raums,  der  8,9  m-  lang  und  7,Sm-  breit 
ist,  liegen  zunächst  zwei  Eisenblechträger  von  0,3 ln-  (11 ‘/j") 
Höhe  2,8“-  von  einander  entfernt.  Auf  den  unteren  Flantschen 
dieser  Träger  ruhen  in  Entfernungen  von  U,59m-  (1'  10 */,") 
Walzeisen  von  0.1 4m-  (5'/j")  Höhe,  welche  mit  Winkellaschen 
vernietet  sind.  Die  Walzeisen  tragen  alle  1,35 m-,  wie  bei- 
stehend angedentet,  ein  gebogenes 
Quadrat-Eisen  ( ’mnop ) von  rot.  %" 
Stärke;  dieses  Quadrateisen  trägt 
(beiaa)  zwei  Flacheisen.  Zwischen 
dieses  Eisengerippe  wird  der  Gyps- 
beton  bis  zur  Oberkante  des  Walz- 
eisens eingebrackt.  Zum  Tragen  und 
Befestigen  des  Fussbodens  sind  quer  über  die  0,14  m - hohen 
Walzeisen  besondere  Holzsehwellen  gelegt,  welche  ein  Ge- 
ringes über  die  obere  Platte  des  Blechträgers  reichen. 


,,Zirkelzeiehuen“  von  Dr.  A.  Stuhl  mann,  Lehrer 
der  öffentlichen  Gewerbeschule  und  der  öffentlichen  Schule 
für  Bauhandwerker  in  Hamburg. 

Ein  kleines  Heft,  welches  der  zeichnenden  Jugend  sehr 
zu  empfehlen  ist.  Es  giebt  in  Text  und  Figuren  bei  knapper 
Form  und  sehr  bequemer  Anordnung  eine  grosse  Menge  der 
Mittel  in  die  Hand,  welche  zum  Verständnisse  von  Zeichnun- 
gen und  zum  selbstständigen  Entwerfen  durchaus  nothwendig 
sind,  während  es  alles  Entbehrliche  sehr  geschickt  vermeidet. 
Seine  beste  Verwendung  dürfte  es  an  Handwerkerschulen  und 
ähnlichen  Instituten  finden,  wo  dem  Schüler  noch  ein  Lehrer 
erklärend  und  ergänzend  zur  Seite  steht. 

Gr  einer,  Ingenieur. 


Mittheilungen  des  Architekten-  und  Ingenieur- Vereins 
in  Böhmen.  — Aus  dem  zweiten  Heft  dieses  Jahrgangs  heben 
wir  Folgendes  hervor: 

1)  Eine  Besprechung  der  Zementdächer  v.  Th.  Nosek. 

Nachdem  diejenigen  Deckungsarten,  welche  (nach  An- 
sicht d.  Verf.)  zu  dieser  Gattung  gehören,  (als  Lehm-,  Lehm- 
mastix-, Asphalt-,  Asphaltlilz-,  Rasen  - Dächer)  kurz  beschrieben 
sind,  wird  die  Eindeckung  mit  Holz-Zement  von  Samuel 
Häusler  zu  Hirschberg  ausführlich  beschrieben,  auf  die 
mehrfachen  Vorzüge  derselben  hiugewiesen  und  demnächst 
ein  Erzeugniss  der  Zement  - Fabrik  zu  Maria-Schein  in  Böhmen, 
bestehend  aus  64  % Portland  - Zement  und  36  % Steinkohlen- 
oder  Braunkohlentheer,  welches  in  gleicher  Weise,  wie  der 
Häusler’sehe  Holz-Zement  angewendet  wird,  zur  Anwen- 
dung empfohlen.  Zum  Schlüsse  wird  eine  Reihe  von 
Gebäuden  in  Prag  aufgezählt,  welche  mit  bestem  Erfolge  mit 
H äusl  e r ’schem  Zemente  eiugedeckt  sind.*) 

2)  Bericht  des  Komites  zur  Beobachtung  und  Mes- 
sung des  Grundwassers  in  Prag. 

Es  wird  nach  Erörterung  des  Begriffs  Grundwasser, 
resp.  der  zwischen  undurchdringlichen  Schichtungen  der  Erd- 
rinde auftretenden  zweiten,  dritten  etc.  Grundwässer,  ein 
ausführliches  Programm  zur  Beobachtung  derselben  aufge- 
stellt. Die  Orte,  an  denen  die  Messungen  stattlinden  sollen, 
sind  vorzugsweise  Brunnen.  Es  wird  verlangt,  dass  eine 
12 ständige  Ruhe  des  Brunnens  der  Messung,  welche  von  14 
zu  14  Tagen  zu  erfolgen  habe,  vorausgegangen  sein  müsse; 
ausserdem  sollen  noch  ausserordentliche  Beobachtungen  den 
Beginn  und  das  Ende  besonderer  Einflüsse  auf  den  Grund- 
wasserstand feststellen. 

Eine  leichte  Einsicht  in  alle  hierbei  zur  Erwägung  ge- 
nommenen Punkte  giebt  die  Beobaehtungstabelle , welche  wir 
hier  mit  dem  dringenden  Wunsche  mittheilen,  dass  ähnliche 
durchgreifende  Beobachtungen  zu  Nutz  und  Frommen  der 
Einwohner  auch  anderer  Städte  als  Prag  angestellt  werden 
möchten.  Es  würde  durch  die  Kolonnen  IV,  V und  VI 
manch’  beachtenswerther  Schluss  auf  gegenseitigen  Zusam- 
menhang gezogen  werden  können. 


*)  Auch  uns  ist  kein  Fall  bekannt  geworden,  bei  dem  der 
Haus ler 'sehe  Zement  sich  zur  Eindeckung  nicht  bewährt  hätte. 
Gleichwohl  findet  man  in  Berlin  und  Umgegend  wenige  mit  llolz- 
Zcment  eingedeckte  Gebäude.  Dagegen  werden  in  neuerer  Zeit 
mit  diesem  schätzbaren  Material  Fussböden  oberer  Geschosse  was- 
serdicht hergestellt  und  auf  diese  Weise  besonders  die  auf  den  Dach- 
boden verlegten  Waschküchen  möglich  gemacht. 


Beobachtungs-Tabelle 
des  Wassers  in  dem  Brunnen in  Prag. 


L 

II. 

m. 

IV. 

Der  Beobachtung 

Meteorologische  E 

‘Scheinu  i 

Igel). 

Sanitäre 

Erscheinungen. 

So.  der 

Datum. 

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V. 

VI. 

VII. 

VIII. 

Koten  vom  gemeinschaftlichen 
Horizont 

. - 

Anmerkung 
über  Lage  und 
Beschaffenheit 

Chemische 

zum  zum 

» Funkt  des 

Untersuchung 

Mikroskopische 

Brun  - j 

2.  3. 

des 

Beobachtungen. 

deckel.  Pegel. 

des  zu  beobach- 
tenden 
Brunnens. 

Grund  wassers. 

Koten  von  da  zum  Wa^serstand. 

)• 


Konkurrenzen. 

Zur  Dombau  - Konkurrenz. 

Dem  Vernehmen  nach  wird  die  öffentliche  Ausstellung 
der  eingegangenen  Konkurrenz  - Arheiten  im  Laufe  des  Monat 
Januar  in  den  Sälen  der  Königl.  Kunst-Akademie  stattfinden. 
Ein  früherer  Ansstellungs  Termin  i-t  nicht  zu  ermöglichen 
gewesen,  weil  einerseits  die  grosse  Kunstausstellung  tun  fast 
zwei  Wochen  verlängert  wurde  und  die  für  dieses  Jahr  wieder 
in  Aussicht  genommeneWeihnachts-Ausstellung  von  Transparent- 
Gemälden  Berliner  Künstler  die  Haiipträutne  des  akademischen 
Ansstellungs  - Lokals  bis  Neujahr  beansprucht.  Nach  dieser 
getroffenen  Entscheidung  werden  die  eingegangenen  Entwürfe, 
welche  mit  Ausnahme  höchst-  und  hochgestellter  Personen 
bisher  nur  wenige,  besonders  bevorzugte  Sterbliche  erblickt 
haben,  noch  einige  Wochen  in  den  Registratur- Räumen  des 
Kultus  - Ministeriums  schlummern.  Ob  es  nun  bei  diesen, 
schon  im  Frühjahr  sicher  voraus  zu  sehenden  Verhältnissen 
nicht  rathsam  gewesen  wäre,  den  Wünschen  und  Anträgen 
des  Berliner  Architekten -Vereins  vom  Dezember  1S67  mit 
rascher  Entscheidung  zu  entsprechen  und  den  Einlieferungs- 
Termi  bis  zum  1.  Januar  1S69  hmauszusebieben , wollen  wir 
nicht  weiter  erörtern.  Jeder  Sachverständige  aber,  welcher 
diese  Angelegenheit  weit  über  alle  persönlichen  Verhältnisse 
hinaus,  als  eine  geweihte  und  nationale,  echt  deutsch  protestan- 
tische Angelegenheit  betrachtet,  wird  es  gewiss  mit  uns  be- 
dauern, dass  bis  zu  dem  Ansstellnngstermine  fast  fünf  Monate 
verflossen  sein  werden,  ohne  dass  die  grosse  Sache  weder 
innerlich  noch  äusserlich  auch  nur  um  einen  Schritt  weiter 
gefördert  wäre.  — X.  — 

Börse  in  Königsberg.  — Im  Anschlüsse  an  unsere 
Mittheilung  in  letzter  Nummer  geben  wir  heut  nach  No.  274 
der  r Königsberger  Zeitung*  vom  21.  d.  Mts.  einen  Au-- 
zug  aus  dem  Bericht  über  die  am  4.  d.  Mts.  abgehalteue 
Sitzung  des  Vorsteheramts  der  Kaufmannschaft. 

Die  Deputirten  der  Kaufmannschaft  zum  vierten  deutschen 
Handelstage,  Kominerzieurath  Stephan  und  Konsul  Lorck, 
welche  gleichzeitig  noch  mit  Förderung  des  Börsenbau -Pro- 
jekts beauftragt  gewesen  waren,  erstatteten  über  ihre  dahin 
gerichtete  Thätigkeit  Bericht.  Neben  Verhandlungen  mit  den 
Staatsbehörden  hatten  dieselben 

.aber  auch  in  Betreff’  des  eigentlichen  Baues  nicht 
nur  in  Berliu  mit  erfahrenen  Architekten  Rücksprache  ge- 
nommen . sondern  sich  auch  nach  Bremen  und  Breslau  be- 
geben und  sich  mit  den  Erbauern  der  dortigen  Börsen  in 


I' 


513 


Verbindung  gesetzt.  Diese  Verhandlungen  mit  Architekten, 
welche  theils  durch  praktische  Leistungen,  theils  durch  be- 
sonderes Studium  von  Börsenbauten  (sic!)  Autorität  in  diesem 
Zweige  der  Baukunst  erlangt  haben,  batten  in  zwei  Be- 
ziehungen Aenderungen  des  ursprünglichen  Planes  des  Vor- 
steheramtes zur  Folge.“ 

Es  wird  darauf  berichtet,  dass  einmal  Vergrösserung  der 
Baustelle  durch  Hinzukauf  einiger  Speicher  angerathen  und 
beschlossen  worden  sei.  Weiter  heisst  es: 

„Sodann  wurde  auch  die  bisher  beabsichtigte  Art  der 
Konkurrenz  zur  Einreichung  von  Bauplänen  geändert.  Das 
Vorsteheramt  beschloss  von  einer  Preisausschreibung  mit  all- 
gemeiner Konkurrenz  Abstand  zu  nehmen  und  nur  eine  be- 
schränkte Konkurrenz  zu  veranstalten.  Zur  Theilnahme  an 
derselben  und  somit  zur  Einreichung  von  Bauplänen  sind 
Hr.  Baumeister  Müller,  der  Erbauer  der  Bremer  Börse, 
Hr.  Baumeister  Lii  decke,  der  Erbauer  der  Breslauer  Börse, 
Hr.  Baumeister  Tiede  aus  Berlin,  der  sich  besonders  mit 
dem  Studium  von  Börsenbauten  beschäftigt  hat,  und  ein  hie- 
siger (Königsberger)  Architekt,  Hr.  Baumeister  Hüter,  auf- 
gefordert. Derjenige  unter  den  Konkurrenten , dessen  Plan 
die  Preisrichter  für  den  besten  erklären,  erhält  die  Ausfüh- 
rung des  Baues.  Jeder  der  drei  anderen  Konkurrenten  er- 
hält für  seinen  Plan  ein  Honorar  von  50  Friedrichsd’or,  wo- 
für dem  Vorsteheramte  die  Mitbenutzung  dieser  Pläne  zusteht. 
Preisrichter  sollen  ausser  einem  Vorsitzenden  drei  Mitglieder 
des  Vorsteheramts  ( der  Obervorsteher  und  die  beiden  Bei- 
sitzer) und  drei  bewährte  Architekten  sein.  Um  Uebernahme 
dieses  Amtes  sind  Hr.  Geheimer  Rath  Hitzig  und  Hr.  Ober- 
Hof  baurath  Professor  Strack  in  Berlin,  sowie  Hr.  Regierungs- 
und Baurath  Oppermann  von  hier,  um  Uebernahme  des 
V orsitzes,Hr.  Oberbürgermeister  Ki  es  ch  ke  ersucht  worden.“  — 
Hiernach  scheint  weder  dem  Vorsteheramte  der  Königs- 
berger Kaufmannschaft,  noch  einer  der  von  ihr  um  Rath  ge- 
fragten architektonischen  Autoritäten  irgend  ein  Bedenken 
darüber  aufgestossen  zu  sein,  dass  durch  ein  solches  Verfahren 
die  Rücksicht  gegen  alle  diejenigen,  welche  früher  schon  mit 
den  Arbeiten  zur  öffentlichen  Konkurrenz  begonnen  hatten, 
auf  das  Empfindlichste  verletzt  wird.  Wir  sind  vielmehr  pri- 
vatim bereits  zur  Rede  gestellt  worden,  dass  wir  die  davon  be- 
troffenen Architekten  aufgefordert  haben,  ihre  Entschädigungs- 
Ansprüche  im  Wege  Rechtens  geltend  zu  machen,  ohne  ihnen 
ein  Mittel  angeben  zu  können,  wie  sie  eine  derartige  Klage 
einleiten  und  mit  Erfolg  durchführen  sollten.  Nun  — wir 
hoffen,  dass  sich  unter  den  von  uns  aufgeforderten  Persönlich- 
keiten solche  finden  werden,  welche  selbst  die  Möglichkeit 
vergeblicher  Mühe  und  eines  vergeblichen  kleinen  Geldopfers 
nicht  scheuen  werden,  um  eine  Sache  klar  zu  legen, 
deren  prinzipielle  Entscheidung  weniger  in  ihrem  eigenen,  als 
im  allgemeinsten  Interesse  aller  Fachgenossen  liegt. 
Eine  derartige  Entscheidung  kann  eben  nur  durch  rich- 
terlichen Spruch  erfolgen  und  dass  ein  solcher  für  einen  kon- 
kreten Fall  hervorgerufen  werde,  — ohne  Rücksichten  auf 
persönliche  Empfindlichkeiten  — ist  im  höchsten  Grade  wün- 
schenswert!). 

Wir  bedauern,  dass  die  Zentralstelle  zur  Ueberwachung 
des  Konkurrenzverfahrens,  deren  Einsetzung  der  jüngste  Ar- 
chitektentag beschlossen  hat,  noch  nicht  konstituirt,  ist,  um 
sich  der  Angelegenheit  anzunehmen,  werden  uns  jedoch  in- 
zwischen auf  eigene  Hand  bemühen,  ein  juristisches  Gutachten 
über  die  rechtlichen  Verhältnisse  bei  Konkurrenz  - Ausschrei- 

Arcliitektcn -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend  den  28.  November 

tu  ber  3Utla  ber  $ihugüdjcit  ftenifdjule 

Koch -Strasse  No.  <56 

Tagesordnung: 

Vortrag  des  Hrn.  Berring. 

Yenlo-  Hamburger  Eisenbahn. 

Für  die  Abtheilungen  VI  und  VII  der  Venlo-Hamburger  Eisen- 
bahn zwischen  Osnabrück  und  Bremen,  von  denen  die  erstere  etwa 
9 Meilen  lang  ist  und  eine  3 Meilen  lange  Gebirgsstreeke  enthält, 
während  in  der  anderen  7 Meilen  langen  Abtheilung  die  etwa 
3000  Fuss  langen  Haupt-  und  Fluthbrücken  der  Weser  gelegen  sind, 
sollen  zwei  Abtheilungs- Baumeister  engagirt  werden.  Auch  sind  in 
der  nächsten  Zeit  noch  vier  bis  fünf  Sektions  - Baumeisterstellen  zu 
besetzen. 

Meldungen  zu  diesen  Stellen  werden  von  dem  Unterzeichneten 
technischen  Dirigenten  der  Bahn  entgegen  genommen. 

Osnabrück,  den  18.  November  1868. 

A.  Funk 

O b er - Baurath. 

Unterricht  im  Af|iiarelliren  ertheilt 
Julius  Frbc,  Berlin.  Alte  Jakobs- Str  116,  Hof  2 Trepp. 


bungen  zu  erlangen.  — Ein  Mittel  freilich,  das  alle  richter- 
lichen Entscheidungen  überflüssig  machen  würde,  wissen  wir 
und  wollen  uns  nicht  scheuen  es  auszusprechen.  Vorkomm- 
nisse der  Art,  wie  der  jüngste  Fall  in  Königsberg  würden 
unmöglich  sein , wenn  sich  die  zur  Theilnahme  an  der  be- 
schränkten Konkurrenz,  sowie  zum  Preisrichteramt  berufenen 
Architekten  im  Interesse  der  grossen  Allgemeinheit  ihrer 
Fachgenossen  weigern  wollten  — einem  solchen  Ansinnen  zu 
entsprechen.  — F.  — 

Personal  - Nachrichten. 

Preussen 

Ernannt  sind:  Die  Baumeister  Baumert  und  Lex  zu  Eisen- 
bahn-Baumeistern bei  der  Bergisch-Märkischen  Eisenbahn,  mit  dem 
Wohnsitze  zu  Gladbach  resp.  Elberfeld. 

Dem  mit  den  Funktionen  eines  technischen  Hiilfsarbeitcrs  bei 
der  Eisenbahn  - Direktion  in  Hannover  betrauten  Eisenbahn  - Bau- 
Inspektor  Wilhelm  Grapow  ist  der  Charakter  als  Baurath  ver- 
liehen worden. 

Am  24.  November  hat  das  Bauführer-Examen  bestanden: 
Carl  v.  Münstermann  ans  Werne. 


Offene  Stellen. 

1.  Zum  Zeichnen  und  Veranschlagen  eines  Kirchen -Neubaues 
wird  ein  Baumeister  oder  ein  hierin  geübter  Bauführer  auf 
2 Monate  gegen  reglementsmässige  Diäten  zum  sofortigen  Antritt 
in  Prenzlau  gesucht  von  dem  Bauinspekfor  Kühne  daselbst. 

2.  Bei  der  Venlo-Hamburger  Eisenbahn  sind  mehre  Bau- 
meister-Stellen zu  besetzen.  Näheres  im  Inseratentheile. 

3.  Ein  Zeichner  für  Baugegenständc,  welche  durch  Holz- 
schnitt und  Lithographie  vervielfältigt  werden  sollen,  wird  gesucht. 
Adressen  sub  J.  R.  S.  werden  nach  der  Expedition  d.Ztg.  erbeten. 

4.  Ein  Baumeister  oder  Bauführer  findet  auf  2 — 3 Mo- 
nate Beschäftigung  bei  dem  Kreisbaumeister  Wagenführ  zu  Salz- 
wedel. 

5.  Ein  Baumeister  findet  dauernde  Beschäftigung  bei  der 
Wasserbau -Inspektion  zu  Crossen  a.  0.  Der  Eintritt  kann  sofort 
erfolgen.  Meldungen  beim  Wasserbau- Inspektor  Beuck  in  Crossen. 

6.  Die  Königl.  Fortifikation  zu  Minden  sucht  sogleich  zur 
Leitung  eines  grossen  Kasernenhanes  einen  geprüften  Baumeister 
gegen  2 Thlr.  Diäten.  Offerten  und  Atteste  sind  der  genannten 
Fortifikation  möglichst  bald  frankirt  einzusenden. 

7.  Ein  M asch  in  en -In  g enien  r,  welcher  chemische  Kennt- 
nisse und  praktische  Erfahrungen  in  der  Papier  - Fabrikation 
nachweisen  kann,  wird  unter  vortheilhaften  Bedingungen  gesucht. 
Näheres  beim  Königl.  Bauinspektor  Bargum  in  Preetz,  Holstein. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  A.  D.  in  Cottbus.  — „In  einer  Aula,  61'  lang,  37' 
tief  und  21'  hoch,  mit  glatter  horizontaler  Decke  und  an  einer 
Langseite  mit  sechs  13'  hohen  Fenstern  versehen,  sind  bei  Prüfungen 
etc.  wegen  schlechter  Akustik  die  Lehrer  und  Schüler  einander 
schwer  verständlich.  — Unterhalb  des  Fussbodens  befinden  sich  der 
Korridor  und  2 Klassenzimmer,  über  der  Decke  mit  2 durchbroche- 
nen Rosetten  ist  der  freie  Dachboden.  — Sind  die  akustischen 
Verhältnisse  durch  Anbri  ngen  weicher  Fenster  Vorhänge 
oder  durch  sonst  welche  Mittel  zu  verbessern?  Gegen- 
wärtig hängen  im  Innern  Lamberquins  von  Wachstafft  vor  den 
Fenstern.“  — Die  glatten  Wände  und  die  glatte  Decke  sind  augen- 
scheinlich Ursache  der  mangelhaften  Akustik  : mit  blossen  Stoffver- 
zierungen, die  sonst  ganz  gut  wirken,  wird  dem  Uebelstande  kaum 
abzuhelfen  sein.  Ist  nicht  das  Nützliche  mit  dem  Schönen  zu  ver- 
binden und  den  Wänden  ein  architektonisches  Relief  zu  geben? 


Ein  gewandter  Xeichner  (Maurermeister)  sucht  für  einige 
Zeit  Beschäftigung  in  Anfertigung  von  Revisions  - Anschlägen  etc. 
Das  Nähere  Maurermeister  Hoff  mann  in  Crem  men. 

Ein  junger  ISantechniker  (zweimal  prämiirt)  sucht  als 
Zeichner  Beschäftigung.  Gefällige  Offerten  bittet  man  unter  M.  Z. 
an  die  Expedition  dieser  Zeitung  zu  richten. 

Ein  Architekt,  welcher  zwei  Jahre  die  Akademie  besucht, 
sucht  Beschäftigung.  Adressen  sub  X.  10.  in  der  Exped. 

Ein  geübter  Xeichner  sucht  Beschäftigung.  Adressen  sub 
Y.  10.  in  der  Expedition.  ' 

Ein  Architekt 

wird  zum  Zeichnen,  Führung  der  Bücher  und  Leitung  von  Bauten 
von  einem  Baumeister  zu  Neujahr  zu  engagiren  gesucht.  Nur 
Bewerber,  die  Tüchtiges  leisten,  wollen  sich  unter  Beifügung  ihrer 
Zeugnisse  und  Angabe  ihrer  Gehaltsansprüche  unter  F.  F.  post 
restante  Freiberg  (Sachsen)  franco  melden. 

Norddeutsche  Techniker,  welche  sich  mit  der  Anlage 

amerikanischer  Kaninihrunnen  beschäftigen,  wollen 
ihre  Adresse  der  Expedition  d.  Blattes  zugehen  lassen. 

Ein  junger  Mann,  welcher  schon  mehre  Bauten  führte,  sucht 
Stellung  bei  einem  Bau-  oder  Maurermeister  als  Bauaufseher  oder 
Zeichner.  Offerten  unter  H.  B.  besorgt  die  Exped.  d.  Blattes. 


514 


Verlag  von  E.  A.  Seemann  in  EiCipzig;. 


.Ärd)itektonifd)f  lllottnc  für  den  Ausbau  und  die  Dekoration  von  Gebäuden  aller  Art  nach  beendetem  Rohbau,  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Renaissance.  Unter  Mitwirkung  von  Prof.  Dr.  W.  Lübke  herausgegeben  von 
Karl  Weissbach  und  Ernst  Lotterm  ose  r,  Architekten  in  Dresden.  — Bis  jetzt  erschienen : Heft  1 — III  in 
kl.  Folio.  Subskriptionspreis  pro  Heft  25  Sgr.  6 Hefte  bilden  einen  Band. 


Heft  I. 

1.  Plafond  im  Convent  der  Beichtväter  von  1. 
S.  Pietro  in  Rom.  (Farbendruck). 

2.  Marmorkamin  in  der  Sala  dcl  1 ' Anticol-  2. 
legio  des  Palazzo  Ducale  in  Venedig. 

3.  Ornament  aus  der  Kirche  Monte  Oliveto  3. 
zn  Neapel. 

4.  Majolika- Fussboden  aus  S.  Caterina  zu  4. 
Siena.  (Farbendruck). 

5.  Sgraffito-Ornament  von  einem  Hause  in  5. 
Arco  della  Chiesa  nuova  zu  Rom. 


Heft  II. 

Ornament  aus  den  Loggien  des  Raphael. 
(Farbendruck). 

Ornament  vom  Grabmal  des  Franc.  Torna- 
buoni  in  S.  Maria  sopra  Minerva  zu  Rom. 
Gitter  im  Stallhofe  des  k.  Schlosses  zu 
Dresden. 

Decke  von  St.  Maria  maggiore  zu  Rom. 
(Farbendruck). 

Ornament  aus  der  Kirche  S.  Satiro  in 
Mailand. 


Heft  III. 

1.  Decke  aus  dem  Speisesaale  des  Dogen- 
palastes zu  Venedig.  (Farbendruck). 

2.  Pila-terornament  aus  der  Seuola  di  S. 
Marco  zu  Venedig. 

3.  Antiker  Kandelaberfuss  aus  einem  Muse- 
um zu  Neapel. 

4.  Theil  einer  Decke  aus  dem  Treppenhause 
zu  Genua.  (Farbendruck). 

5.  Friesornament  aus  der  Badia  zu  F'lorenz 
und  dem  Dogenpalast  zn  Venedig. 


Scr  liitöoictjflall,  seine  bauliche  Anlage  und  Ausführung,  sowie 
seine  innere  Einrichtung  mit  Rücksicht  auf  Zweckmässigkeit  und 
grüsstmögliche  Kostenersparniss,  nebst  Anleitung  zur  schnellen 
Berechnung  der  Herstellungskosten.  Von  Achill  Wolf,  Zivil- 
ingenieur. Mit  Holzschnitten  und  3 lithogr.  Tafeln.  18C8.  gr. 
roy.  Lex.  8.  broch.  1 Thlr.  6 Sgr. 

©runbnige  her  jQrcicdiarcdjmmg.  Elemente  der  Goniometrie  und 
Trigonometrie.  In  besonderer  Rücksicht  auf  die  Ziele  der  Bauge- 
werkschule. Von  Julius  Krüger.  Mit  61  Holzschnitten.  1868. 
br.  12  Sgr. 

iSaminlung  mm  jkidjnungrn  ber  tuiditigßni  ^ttafdjincntljeilf. 

Zum  Gebrauch  für  den  konstruktiven  Unteriicht  an  Gewerbe- 
und  Handwerkerschulen,  sowie  zum  Selbststudium  des  praktischen 
Maschinenbauers.  Von  J.  l’ohlig,  Ingenieur  u.  Lehrer  an  der 
Baugewerkschule  zu  Siegen.  40  lithogr.  Tafeln  in  Fol.  mit  er- 
läuterndem Texte.  1868.  Preis  2 Thlr.  12  Sgr. 

Raocnna.  Eine  kunstgeschichtliche  Studie.  Von  Dr.  J.  Rud.  Rahn. 
Mit  Holzschnitten  und  zwei  lithogr.  Tafeln.  (Separatabdruck 
aus  Zahn's  , Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft“*),  gr.  Lex.  8. 
br.  20  Sgr. 

Säe  djoragifdjt  Prnkmal  bt«  Ti)lihratf9.  Nach  Theophil 
Hansen’s  Restaurationsentwurf.  Von  Prof.  Dr.  C.  v.  Lützow. 
Mit  Holzschn.  und  2 Stahlst.  (Separatabdruck  aus  der  „Zeit- 
schrift für  bildende  Kunst“),  hoch  4°.  br.  20  Sgr. 

(§cfd)id)tf  b(T  jAvdjitrktur.  Von  Prof.  Dr.  W.  Lübke.  Dritte 
stark  verm.  A ti fl.  Mit  583  Holzschn.  1865.  broch.  6 Thlr., 
eleg.  geh.  62/3  Thlr.,  Velin-Ausg.  di.  Goldschn.  8 Thlr. 

<$rfd)id)te  Ücr  JHaflik.  Von  Prof.  Dr.  W.  Lübke.  Mit  231  Holz- 
schnitten. 1863.  br.  52/3  Thlr.,  eleg.  geb.  6y3  Thlr. 

^brifj  ber  df>ffd)id)tc  ber  $außiU\  Unter  Zugrundelegung  seines 
grosseren  Werkes,  jedoch  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
„konstruktiven  und  ornamentalen  Details“  für  Bauge- 
werkschulen  bearbeitet  von  Dr.  Wilh.  Lübke.  Dritte  gänz- 
lich umgearbeitete  und  stark  vermehrte  Auflage.  3 Abtheilungen. 
1867.  broch.  1 Thlr.  25  Sgr.;  eleg.  geb.  21/,  Thlr. 

Brd)itcktonifd)c  /ormcufdjulc.  Eine  praktische  Aesthetik  der  Bau- 
kunst. Von  A.  Scheffers,  Direktor  der  Gewerbeschule  in  Al- 
tona. ln  3 Abtheilungen : 

I.  pic  Säulcnflrtnunßcn , nebst  einer  Uebersicht  der  wichtigsten 
Baustile  christl.  Zeit.  Zweite  Auflage.  Mit  180  Hlzschn. 
gr.  8.  1866.  br.  24  Sgr.;  geb.  I Thlr. 

11.  pic  ßcbrüudjlidjftcn  pnuformen  tut  .Ausbiltmiiß  ita  ^cuficrcn. 
Zweite  Auflage.  Mit  vielen  Holzschnitten  und  42  lithogr. 
Tafeln  in  Quart,  gr.  8.  1865.  broch.  I Thlr.  221/,  Sgr.; 

eleg.  geb.  2 Thlr.  2*/3  Sgr- 

III.  pic  gcbriiud)lid)ftcn  pauformen  )ur  .Äuobilbtmß  bcs  inneren.  Mit 
Holzschnitten,  9 Farbendrucken  und  28  schwarzen  Tafeln  in 
Quart,  gr.  8.  1866 — 1867.  broch.  3 Thlr.  71/,  Sgr.:  geb. 
3 Thlr.  20  Sgr. 


$anbbud)  bcs  T)od)bautmfcns  mit  befonberer  jömid:!id)tigung 

ber  jidukonftrukttonslfbre.  Zum  Gebrauch  für  Bauhand- 
werker, sowie  für  Bau-Unternehmer,  Architekten  und  Bauherren 
bearbeitet  von  A.  Scheffers.  Mit  über  600  Holzschnitten, 
gegen  2000  Figuren  darstellend,  gr. 8.  1865.  Preis:  broch.  4‘ , Thlr.; 
eleg.  geb.  5 Thlr.  (Auch  in  18  Lieferungen  ä 71/,  Sgr.  zu  beziehen), 
jdeitfaben  für  brn  linterridjt  int  trdmifdjcn  jeidjnrn  an  Real-, 
Handwerker-  und  Baugewerkenschub-n.  Von  Prof.  Dr.  C.  F. 
Dietzel,  Lehrer  an  der  Baugewerkenschule  in  Zittau.  Vier 
Hefte  mit  vielen  Holzschnitten. 

I.  Heft:  pic  (Elemente  icr  projcktionslcljrc.  2.  <?luflaßc.  ä 10  §,ßr. 

II.  Heft:  pic  (Elemente  ler  S&djuttenkonftruhtion.  ä 8 5>ßr. 

III.  Heft:  pic  (Elemente  Ser  pcrfpektiöc.  ä 10  'j-ßr. 

IV.  Heft:  pic  anßcumnbtc  prajckttijnslebre  te.  ü 12*/,  §>ßt. 

^anbbtid)  brs  lanbmirtbrdjafttidjfn  siSaurotfcns  mit  Einschluss 

der  land wirtschaftlichen  Gewerbe.  Von  Friedrich  Engel, 
k.  Baurath  und  Dozent  an  der  landwirthschaftl.  Akademie  zu 
Proskau.  Vierte,  sehr  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Mit 
348  Figuren  im  Text  und  einem  Atlas  mit  32  lithogr.  Figuren- 
tafeln. gr.  royal  Lex. -8.  1867.  broch.  4 Thlr.  12  Sgr.;  eleg. 

geb.  5 Thlr.  6 Sgr. 

flieömdimmg  ber  /cfiigkcit  mm  3)ol}-  unb  (jrifrnl.onftrHktionen 

ohne  höhere  mathematische  Vorkenntnisse,  mit  Tabellen  zur  Be- 
stimmung ihrer  Dimensionen.  Für  Gewerbeschulen  u.  s.  w.  be- 
arbeitet von  Dr.  W.  II.  Behse,  Direktor  der  Gewerbeschule  in 
Dortmund.  Zwei  Theile.  'Mit  Holzschnitten  und  22  lithogr. 
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)(junfti)mifrblid)f9  ülobcll-  unb  Ulllftcrlmd).  Eine  Sammlung 

charakteristischer  Beispiele  der  dekorativen  und  ornamentalen 
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Falke,  G.  Heider,  Carl  Lemcke,  Wilh.  Liibke,  OttoMündler,  C.  Sch naase,  G.  Semper,  A.  Springer, 
Fr.  Th.  Vischer  u.  s.  w.,  herausgegeben  von  Dr.  Carl  von  Lützow.  I — III.  Jahrgang  (18G0  1SGS).  Mit 
Holzschnitten  und  zahlreichen  Kunstbeilagen  in  Stich,  Lithographie  etc.  Preis  des  Jahrgangs  br.  4 Thlr.:  eleg.  geb. 
5 Thlr. 

Mit  dem  IV.  Jahrgange  (von  Oktober  1868 — Oktober  1869  laufend)  wird  diese  Zeitschrift,  welche  sich  einer  no(h  \on  Jahr 
zu  Jahr  gestiegenen  Theilnahme  aller  für  die  schöne  Kunst,  Malerei,  Plastik  und  Architektur  interessirenden  Kreise  erfreut,  eine  bedeu- 
tende Erweiterung  und  reichere  Ausstattung  erfahren.  Der  Subskriptionspreis  beträgt  fernerhin  für  12  Monatshefte  und  24  Nummern 
des  Beiblatts  51/,  Thlr. 


Hierzu  eine  Beilage. 


515 


Meine  Verlobung  mit  Fräulein  Anna  Heinrich,  Tochter  der 
verwittweten  Frau  Dr.  Emmj  Heinrich  geh.  Wagner,  beehre 
ich  mich  ergebenst  anzuzeigen. 

Eilenburg,  den  21.  November  1868. 

Hugo  Hanke. 

Caecilie  Kühn 
Carl  Mentzel,  Baumeister 
Verlobte. 

Berlin.  Beuthen,  O.S. 


Als  ehelich  Verbundene  empfehlen  sich 

Otto  Löbach,  Baumeister 
Elise  Löbach  geb.  Lüdke. 

Haarburg  und  Frankfurt  a.  O.,  den  19.  November  1868. 

Bekanntmachung. 

Die  Anfertigung  von  126  Fenstern  und  20  Stubenthüren  in  der 
Schlosskaserne  hierselbst,  veranschlagt  mit  zusammen  1697  Thlr. 
20  Sgr.,  soll  im  Submissionswege  an  den  Mindestfordernden  ver- 
geben werden. 

Unternehmungslustige  werden  aufgefordert  ihre  desfalsigen  Of- 
ferten versiegelt  und  portofrei,  lautend  auf  Prozent  Abgebot  von 
der  Anschlags -Summe,  mit  der  Aufschrift:  „Submission  auf  Anfer- 
tigung von  Fenstern  und  Thiiren“  bis 

Donnerstag,  den  3.  Dezember  er.  Vormittags  10  Uhr 
im  Biireau  der  Unterzeichneten  Verwaltung,  woselbst  auch  die  Be- 
dingungen und  Anschläge  etc.  eingesehen  werden  können,  abzugeben. 
Submission  von  solchen  Submittenten , welche  die  Baubedingungen 
nicht  eingesehen  und  vollzogen  haben,  sowie  Nachgebote,  bleiben 
unberücksichtigt. 

Ciistrin,  den  21.  November  1868. 

Königliche  Garnison  -Verwaltung. 

Von 

„Erbkam’s  Zeitschrift  für  Bauwesen“ 

wird  Jahrgang  1855,  resp.  Bl.  2.  27.  68  und  Text,  Heft  IX  — X, 
sowie  vom  Jahrgang  1858  Bl.  57  zu  kaufen  gewünscht.  Offerten 
unvollständiger  Exemplare  nebst  Preisangabe  nimmt  die  Expedition 
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Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelit«, 
Berlin,  Oranien  - Str.  75. 


Wochenblatt 

heraasgegeben  von  Mitgliedern 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien -Str.  75. 


Insertionen 

2l/i  Sgr.  die  Petitzeile. 


des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  4.  Dezember  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Ein  neues  in  Schweden  erfundenes  Sprengmittel.  Die 
Verbindungsbahn  in  Stockholm.  — Dachrinnen  - Konstruktion.  — 
Aufpflügen  der  festen  Schneedecke  auf  Chausseen.  — Feuilleton: 
Skizzen  aus  Bosnien.  II.  — Mittheilungen  aus  V ereinen  : Archi- 
tekten-Verein  zu  Berlin.  — Architekten  - Verein  in  Magdeburg.  — 

Vermischtes:  Dom  zu  Frankfurt.  - — Aus  der  Fac  h li  tter  atur : 
Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens,  H.  6.  — Konkur- 
renzen: Preisausschreiben  für  Entwürfe  zu  Gehäusen  von  Schwarz- 
wälder Uhren.  — Monats- Aufgaben  für  den  Architekten -Verein  zu 
Berlin.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Ein  neues  in  Schweden  erfundenes  Sprengmittel.  — Die  Verbindungsbahn  in  Stockholm. 

Aus  einem  Berichte  des  Bauraths  Steenke  zu  Zölp  an  das  preussische  Ministerium  für  Handel  etc.*) 


„ In  Stockholm  erfuhr  ich  bei  Besichtigung  des  Ge- 
werbe-Instituts, dass  vor  wenigeu  Tagen  der  technische  Che- 
miker J.  H.  Norrbin  ein  neues,  sehr  wirksames  Sprengmittel 
erfunden  habe.  Eine  kurze  Empfehlung,  von  dem  mich  füh- 
renden Hrn.  Eckstraut  geschrieben,  war  genügend,  mich  bei 
Hrn.  Norrbin  einzuführen. 

Nachdem  ich  versichert  hatte , dass  ich  unter  allen  Um- 
ständen jede  Mittheilung  der  Analyse  für  mich  behalten  und 
keinen  der  beabsichtigten  Patenterwerbung  in  Preussen  naeh- 
theiligen  Gebrauch  von  dem  mir  Gesagten  machen  würde, 
fuhren  wir  nach  der  etwa  1 */.  Meile  von  Stockholm  am  Mä- 
laren  belegenen  Fabrik  Oernsberg.  Hier  wurde  mir  in  der 
provisorisch  eingerichteten  Fabrik  nicht  allein  ein  sehr  instruk- 
tiver Vortrag  mit  schlagenden  Experimenten  gehalten,  sondern 
auch  eine  grossartige  Felsensprengung  wurde  ausgeführt. 

Einen  grossen  Werth  legt  der  Erfinder  auf  die  Gefahr- 
losigkeit des  neuen  Sprengmittels  und  experimentirte  folgen- 
dermaassen : Auf  einem  langen  Tische  stand  ein  kleiner  Porzel- 
lanteller. Vor  diesem  Tische  war  mittelst  Latte  von  etwa 

14  Fuss  ein  am  Tisch  entlang  schwingender  Pendel  und  am 
unteren  Ende  des  Pendels  ein  kleines  Brettchen , um  eine 
Lampe  darauf  stellen  zu  können,  angebracht.  Die  Lampe 
bildete  bei  den  Schwingungen  des  Pendels  eine  Stichflamme, 
welche,  den  Porzellanteller  bestreichend,  den  darauf  gelegten 
Sprengstoff  entzündete. 

Die  untersuchten  Stoffe  waren:  1)  Schiesspulver ; 2)  Schiess- 
baumwolle; 3)  Nitroglycerin;  4)  Dynamit;  (No.  3 im  festen 
Zustande);  5)  das  neu  erfundene  Sprengmittel,  Amoniakrut 
genannt.  No.  1 — 4.  entzündeten  sich,  sobald  die  Flamme  auch 
nur  daran  leckte;  No.  5.  dagegen  fing  langsam  an  zu  sprühen, 
nachdem  der  Pendel  20  Mal  die  Flamme  an  dem  Amoniak- 
pulver  vorbeigeführt  hatte.  Als  es  eine  Weile  Funken  gesprüht, 
brannte  es  langsam  herunter. 

Das  Amoniakpulver  ist  schwarz,  etwas  teigartig  und  nicht 
ganz  leicht.  Es  fühlt  sich  feucht  an  und  klebt  zusammen. 

Hierauf  wurden  die  Experimente  in  derselben  Reihenfolge 
wiederholt,  die  leichtere  oder  schwerere  Entzündbarkeit  aber 
durch  einen  starken  Schlag  — hier  ein  besonders  eingerich- 
tetes Fallwerk  — erwiesen.  Dabei  entzündete  sich  Schiess- 
pulver bei  4 — 5 Fuss  Fallhöhe**),  Nitroglycerin  bei  DA  — 2 
Fuss,  Dynamit  bei  2% — 3%  Fuss,  Amoniakrut  bei  12  — 

15  Fuss  Fallhöbe. 

Nach  diesen  instruktiven  Experimenten  war  die  Gefahr- 
losigkeit des  neuen  Sprengmittels  erwiesen  und  sollte  jetzt 
die  Kraft  des  Amoniakpulvers  bewiesen  werden. 

Im  Garten,  etwa  100  Schritt  vom  Wohnhause,  trat  — 
wie  fast  aller  Orten  Schwedens  — ein  Granitfelsen  von  circa 
250  — 300  DFuss  Oberfläche  sichtbar  zu  Tage.  Die  Mitte 
des  Felsens  war  etwa  3‘/a — 4 Fuss  gegen  die  Ränder  erhaben. 
Hier  war  ein  Loch  gebohrt,  das  48  Zoll  tief  und  % Zoll  im 
Durchmesser  war.  In  dasselbe  schüttete  Norrbin  etwa  13  Zoll 
Amoniakrut,  setzte  oder  schob  daun  eine  Zündschnur,  an 
deren  unterem  Ende  ein  grösseres  kupfernes  Zündhütchen  be- 
festigt war,  in  das  Bohrloch,  schüttete  dann  wohl  noch  1 — 1 
Kubikzoll  Sprengmasse  hinauf,  stampfte  auch  diese  Quantität 
mit  einem  hölzernen  Ladstock  fest  und  schüttete  dann  troeke- 


*)  Man  vergleiche  die  Berichte  aus  dem  Verein  für  Eisenbahn- 
kunde und  dem  Architektenverein  zu  Berlin  in  No.  48.  d.  Bl. 

**)  Der  Fallklotz  von  Eisen,  etwa  0,2  Kub.',  fiel  auf  Eisen. 


nen  Sand  lose  hinauf,  das  ganze  Loch  füllend.  Die  Zünd- 
schnur wurde  angesteckt,  wir  zogen  uns  zurück,  stellten  uns 
hinter  starken  Kieferstämmen  auf  und  warteten  wenige  Sekunden. 

Die  Explosion  erfolgte,  schleuderte  Stücke  von  % — 1 Ku- 
bikfuss  hoch,  sehr  hoch  in  die  Luft  und  der  Felsen  zerriss  in 
viele  Stücke.  Es  war  also  die  grosse  Kraft  dieses  Sprengmittels 
erwiesen.  Die  Hauptvorzüge  desselben  sind: 

1)  gänzliche  Gefahrlosigkeit,  ein  Umstand,  der  unstreitig 
sehr  hoch  anzuschlagen  ist; 

2)  grosse  Billigkeit.  Hr.  Norrbin  rechnet  es  halb  so 
theuer  als  Nitroglycerin,  bei  gleicher  Sprengkraft. 

Für  Schweden  hat  der  Erfinder  ein  Patent,  für  Preussen  etc. 
sucht  er  es  nach.  Beiläufig  erlaube  ich  mir  die  Bemerkung, 
dass  dieses  Amoniakrut  unser  Schiesspulver  eben  so  wenig 
wie  alle  anderen  chemischen  Sprengmittel  verdrängen  oder 
ersetzen  kann,  da  es  der  Veränderung  unterworfen  ist,  was  aber 
bei  Schiesspulver  nicht  vorkommt. 


Eine  grossartige  Verwendung  von  Sprengmitteln  ist  in 
Stockholm  erfolgt.  Diese  nordische  Residenz  hatte  bisher 
zwei  Bahnhöfe,  einen  für  die  Süd-,  den  anderen  für  die  Nord- 
bahn. Jetzt  ist  seit  drei  Jahren  eine  Verbindungsbahn  im 
Bau  begriffen  und  soll  in  Jahr  und  Tag  eröffnet  werden;  ein 
höchst  geistreiches,  grossartiges  Projekt  von  Erickson,  dem 
Chef  der  schwedischen  Eisenbahnen. 

Von  Süden  in  die  Stadt  tretend,  überschreitet  die  Bahn 
Orsta-Wiken,  geht  östlich  durch  den  Stadttheil  Södermalm, 
woselbst  der  Bahnhof  am  Torg  Dessein  liegt.  Ungefähr  175° 
rückwärts  geht  die  Verbindungsbahn  unter  einem  sehr  spitzen 
Winkel  links  ab,  tritt  in  einen  unter  der  Stadt  sieh  hinzie- 
henden Tunnel  von  1500'  Länge,  32'  Breite  und  19'  Höhe, 
ganz  in  Granit  gesprengt  und  50'  tief  unter  den  Häusern  der 
Stadt  in  einer  grossen  Kurve  liegend,  geht  dann  in  einen 
offenen  Einschnitt  von  2400'  Länge,  39'  Weite  über  und  ge- 
langt an  das  rechte  Ufer  von  Söder -Ström.  Der  offene  Ein- 
schnitt ist  von  Futtermauern  in  Quadern  eingefasst  und  bis 
30'  tief. 

Dann  folgt  eine  grosse  eiserne  Brücke,  worin  ein  Schifts- 
durcklass;  die  Bahn  tritt  in  den  alten  Stadttheil  Staden,  über- 
schreitet den  Riddaneholmen- Kanal,  wo  grossartige  Werke 
notbwendig  und  prachtvoll  ausgeführt  werden , geht  an  der 
Westseite  von  Strömsbord,  mit  bedeutender  Brücke  in  Eisen, 
und  tritt  auf  der  Ostseite  von  Nija  Kungsholmbron  auf  ein 
aufgeschüttetes  Terrain,  woselbst  künftig  der  neue  Nordbaku- 
hof gebaut  werden  soll. 

Es  giebt  wohl  kaum  eine  Stadt  der  Welt,  wo  eine  Ver- 
bindungsbahn grössere  Schwierigkeiten  zu  überwiuden  haben 
kann,  als  im  nordischen  Venedig, 

Zur  Sprengung  des  Tunnels  sind  30,000  Pfund 
Nitroglycerin  verwendet;  am  21.  August  c.,  als  ich  bei 
Laternenlicht  hindurch  geführt  wurde,  sprengte  man  noch  au 
einigen  Stellen  den  Felsen,  weil  die  Bahn  noch  nicht  auf 
richtiger  Höhe  gelegt  werden  konnte. 

Die  rfbere  Leitung  des  Baues  hat  Ingenieur  - Lieutenant 
Unge  und  neben  ihm  sind  die  Hrn.  Lieutenants  F.  A.  Dahl- 
quist  und  Engelblom  tbätig. 

Die  Kosten  dieser  Verbindungs  - Bahn  betragen  circa 
441,000  Thlr.  preussisch,  eine  Summe  die  aber  auch  nur  in 
Schweden  genügen  kann.“ 


518 


Dachrinnen  - Konstruktion. 

Eine  Konstruktion,  welche  trotz  ihrer  grossen  Wichtigkeit 
bei  Publikation  von  Bauwerken  in  der  Regel  sehr  stiefmütter- 
lich behandelt  wird,  ist  die  der  Dachrinnen.  Es  ist  daher 
vielleicht  die  Mittheilung  einer  solchen,  welche  von  den  unter 
ähnlichen  Verhältnissen  gewöhnlich  angewandten  Konstruk- 
tionen den  Vortheil  grösserer  Einfachheit  und  dementsprechen- 
der Solidität  zu  haben  scheint,  von  einigem  Interesse. 

Dachrinnen,  welche  sichtbar  auf  dem  Hauptgesimse  liegen, 
werden  in  der  Regel  entweder  in  der  Weise  konstruirt,  dass 
ein  hölzerner  Kasten  von  der  Form  der  Rinne  gefertigt  und 
dieser  reit  Zinkblech  bekleidet  wird,  oder  es  wird  eine  Rinne 
mit  doppeltem  Boden  hergestellt,  so  dass  die  Rinne  in  ihrer 
äusseren  Ansicht  von  waagerechten  Linien  begrenzt  wird, 
während  der  innere  Boden  das  erforderliche  Gefälle  erzeugt. 

Bei  der  ersteren  Konstruktion  entspricht  die  vollständige 
Einschlicssung  des  Holzes  den  Eigenschaften  desselben  über- 
haupt nicht  recht,  führt  aber  geradezu  die  Zerstörung  des- 
selben berbei,  sobald  die  Rinne  einen  Leck  bekommt.  Die 
Solidität  der  anderen  Konstruktion  wird  durch  den  hohlen 
Raum  zwischen  den  beiden  Böden  ebenfalls  beeinträchtigt. 
Sobald  Wasser  zwischen  die  beiden  Böden  tritt,  was  mit  un- 
bedingter Sicherheit  nicht  zu  vermeiden  sein  wird,  können 
durch  das  Gefrieren  desselben  Beschädigungen  der  Rinne  er- 
zeugt werden,  da  eine  vollständige  Ableitung  des  durchdrin- 
genden Wassers  bei  wechselnder  Winter  - Temperatur  kaum 
möglich  sein  dürfte. 

Mit  Rücksicht  hierauf  habe  ich  die  Rinnen  des  Seminar- 

Gebäudes  in  Pr.  Fried- 
land in  der  neben  ge- 
zeichneten Weise  ausge- 
geführt.  Für  das  Gefälle 
(1  : 120)  der  Rinne  dient 
die  über  das  Hauptge- 
sims hervortretende  Roll- 
schicht als  Lehre.  Diese 
Rollschicht  wird  mitZink- 
blech  abgedeckt,  so  dass 
für  den  Fall,  dass  die  Rinne 
einen  Leck  bekommt,  das 
durchdringende  Wasser 
direkt  auf  das  mit  Schie- 
fer abgedeckte  Hauptge- 
sims geleitet  wird.  Auf 
die  so  abgedeckte  Roll- 
schicht ist  die  Rinne  ge- 
legt. Die  3'  von  einander  entfernten,  V*"  und  s/*  ' starken 
Rinneisen  sind  eingemauert  und  durch  iibergelöthete  Hafter 
mit  der  Rinne  verbunden;  ausserdem  ist  zwischen  je  zwei 
Rinneisen,  wie  aus  der  Figur  ersichtlich,  zur  grösseren  Ver- 
steifung der  Rinne  noch  ein  röhrenförmiger  Steg  von  Zink- 
blech eiugelöthet. 

Der  Boden  der  Rinne  erhält  also  eine  vollständig  ebene 


Unterstützung,  so  dass  sowohl  ein  gutes,  gleichmässiges  Gefälle 
erzeugt,  als  auch  das  Begehen  der  Rinne  vollständig  unschäd- 
lich gemacht  wird.  Da  sich  die  Abdeckung  der  Rollschicht 
bis  auf  das  Gesims  fortsetzt,  so  wird  die  äussere  Begrenzung 
der  Konstruktion  waagerecht.  Die  schwache  Fuge  im  An- 
schlüsse der  Rinne  an  die  Rollschicht  ist  so  wenig  in  die 
Augen  fallend,  dass  die  Architektur  durch  diese  Linie  nicht 
gestört  wird.  Vogdt,  Baumeister. 

Aufpflügen  der  festen  Schneedecke  auf  Chausseen. 

Für  die  Kreisbaubeamten  in  den  nördlichen  Theilen  des 
preussischen  Staates  , welche  Staats  - Chausseen  zu  verwalten 
haben,  ist  bereits  die  immer  sehr  unangenehme  und  undank- 
bare Schnee-Periode  eingetreten.  Ich  habe  in  früheren  Zeiten 
gleichfalls  diese  Leiden  genossen  und  will  nachfolgend  eine 
kleine  Notiz  aus  meiner  Praxis  mittheilen,  die  sich  vielleicht 
auch  anderweit  nützlich  erweisen  dürfte. 

Die  von  meinem  nächsten  Vorgesetzten  für  die  Behand- 
lung der  Chausseen  während  des  Winters  erlassenen  Instruk- 
tionen waren  darauf  gerichtet , ein  eigentliches  Abräumen  des 
Schnees  durch  Verhinderung  unebener  Schneeanhäufungen 
überhaupt  möglichst  entbehrlich  zu  machen.  Die  alten  keil- 
förmigen Schneepflüge  (auch  wohl  Schneeschleifen  genannt), 
die  nur  momentan  und  dann  auch  nur  in  einzelnen  Fällen 
halfen,  wurden,  weil  ihre  Anwendung  zu  immer  neuen  Schnee- 
verwehungen Veranlassung  gab,  mit  Recht  kassirt.  Hingegen 
wurde  durch  sorgfältige  Einebnung  aller  Schlittengeleise,  die 
sich  im  Schnee  bildeten,  auf  Erzielung  einer  guten  Schlitten- 
bahn nach  Möglichkeit  hingewirkt.  Hierzu  trat  noch  die 
nachträgliche  Herstellung  sechsfüssiger  Dossirungen  in  flachen, 
den  Schneeverwehungen  ausgesetzteu  Einschnitten. 

Während  eines  ganz  besonders  schneereichen  Winters 
wurde  jedoch  durch  das  vorerwähnte  beständige  Einebnen 
der  Fahrbahn  veranlasst,  dass  diese  in  Folge  oft  wechselnden 
Frost-  und  Thauwetters  in  einen  ziemlich  festen,  halb  aus  Eis, 
halb  aus  gefrorenem  Schnee  bestehenden  erhöhten  Damm  sich 
verwandelte , neben  welchem  sich  der  weichere  und  losere 
Schnee  in  gleicher  Höhe  abgelagert  hatte.  Ja,  sehr  lange 
Strecken  der  Kunststrassen  meines  Baukreises,  welche  mit  dem 
Seitenterrain  in  ziemlich  gleicher  Höhe  lagen,  litten  sogar  in 
Folge  ungünstiger  Windrichtungen  und  des  immerhin  unvoll- 
kommenen Einebenens  der  Schlittengeh-ise  nach  und  nach  fast 
noch  mehr  an  Schneeanhäufungeu , als  viele  Einschnitte,  bei 
denen  man  solche  weit  eher  gefürchtet  hatte.  Immerhin  war 
jedoch  der  Zustand  meiner  Chausseen  derartig,  dass  ich  als 
verantwortlicher  Baubeamter  des  Nachts  vorläufig  noch  ruhig 
schlafen  konnte. 

Bei  Annäherung  des  Frühjahrs  trat  plötzlich  entschiedenes 
Thauwetter  ein,  und  bald  waren  einige  Theile  der  Chausseen 
von  Schnee  entblösst  und  lediglich  die  leider  nur  zu  langen 
Strecken  mit  den  hohen,  neuen  Fahrdämmen  von  Eis  uud  einige 
Einschnitte,  in  denen  sich  Verwehungen  nicht  verhindern  Hessen, 
konnten  noch  mit  Schlitten  befahren  werden. 


FEUILLETON. 

Skizzen  aus  Bosnien. 

II. 

Von  jener  einen  verfehlten  Anlage,  die  ja  gewisser- 
maassen  selbst  von  den  Vorgesetzten  türkischen  Behörden 
desavouirt  wurde,  einen  Schluss  auf  das  ganze  Bauwesen 
des  Landes  machen  zu  wollen,  würde  ungerecht  erscheinen. 
Freilich  war  auch  das,  was  ich  weiterhin  von  türkischen 
Bauten  zu  sehen  bekam,  sehr  wenig  im  Stande  mir  einen 
vortheilhafteren  Begriff  von  bosnischer  Architektur  zu  ver- 
schaffen. 

Auch  in  Serajewo  war  vor  etwa  10  Jahren  eine 
grosse  Kaserne  gebaut  worden,  eine  umfassende  quadra- 
tische Anlage  mit  einem  Hof  in  der  Mitte  und  einem 
durch  drei  mächtige  Bogen  getragenen  \ orbau  an  der 
Hauptfront.  Solidität  war  ganz  sichtlich  angestrebt  wor- 
den, indem  man  das  Gebäude  sogar  ganz  massiv  baute 
und  mit  Ziegeln  deckte.  Selbst  an  V ersuchen  künstle- 
rischer Ausbildung  fehlte  es  nicht;  denn  abgesehen  von 
einem  Fries,  der  in  möglichst  grellen  Farben,  blau  und 
roth,  eine  Komposition  von  allerlei  Pflanzenwerk  zeigte, 
war  auch  zwischen  je  zwei  Fenstern  eine  Art  Pilasterstellung 
in  Farben  dargestellt,  letztere  ein  merkwürdiges  Beispiel 
einer  neuen  Anordnung,  da  der  Künstler  — augenschein- 
lich im  Besitz  einer  einzigen  Schablone  — das  korinthische 


Pilasterkapitäl  auch  als  Basis  benutzt  und  zu  diesem 
Zwecke  einfach  auf  den  Kopf  gestellt  hatte.  Unglück- 
licher Weise  hatte  man  den  Bau  jedoch  auf  sehr  ungün- 
stigem Terrain,  in  der  Nähe  der  die  Stadt  durchströmen- 
den  Miliazka  angelegt.  Der  intelligente  Rittmeister  von 
Derbend  mit  seinem  drei  Mannslängen  tiefen  Pfahlrost 
mag  wohl  damals  noch  nicht  zur  Stelle  gewesen  sein;  ge- 
nug, schon  nach  wenig  Jahren  neigte  sich  die  eine  Hälfte 
des  Gebäudes  bedenklich  der  Miliazka  zu.  Zudem  hatten 
die  Bogen  der  Vorhalle,  da  ihnen  ein  ausreichendes  Wi- 
derlager fehlte,  bedeutende  Risse  bekommen  und  waren 
nachträglich  verankert:  kurz,  das  ganze  Bauwerk  ist  ge- 
genwärtig bereits  wieder  in  so  baufälligem  Zustande,  dass 
ein  Neubau  desselben  kaum  lange  zu  vermeiden  sein  wird. 

Ein  nicht  viel  besseres  Schicksal  wird  voraussichtlich 
ein  anderes  grosses  Gebäude  haben,  das  während  meiner 
Anwesenheit  in  Serajewo  aufgeführt  wurde.  Das  Regie- 
rungsgebäude, zugleich  Palais  des  Gouverneurs,  war  in 
diesem  Frühjahr  durch  Unvorsichtigkeit  in  Brand  gera- 
then  und,  wie  das  bei  der  leichten  Bauart  unvermeidlich 
ist,  fast  ganz  niedergebrannt.  Wie  immer  zu  allen  Fort- 
schritten geneigt,  hatte  man  beschlossen,  einen  Monumen- 
talbau „d  la  Franca “ an  Stelle  des  alten  abgebrannten 
bosnischen  Holzbaues  zu  setzen,  und  war  der  Plan  zu 
demselben  nach  langen  Berathungen  zwischen  dem  Pascha 
und  seinem  gegenwärtigen  Regierungsbaumeister,  einem 
ehemaligen  k.  k.  österreichischen  Chausseeaufseher  aus 
Dalmatien,  festgesetzt  worden.  Von  einigen  Absonderlich- 


519 


Nunmehr  wurde  die  Lage  kritisch.  Das  Publikum  fuhr 
selbstverständlich  nicht  mehr  auf  Schlitten,  sondern  mit  Wagen 
und  nicht  etwa  in  dem  sehr  tiefen  Schnee  neben  den  Eisdäm- 
men, sondern  auf  den  schmalen  Dämmen  selbst.  Unglücksfälle 
durch  Umwerfen  schienen  unvermeidlich.  Dazu  kam  noch, 
dass  gerade  Jahrmarkt  in  der  Kreisstadt  abgehaltcn  werden 
sollte,  und  was  mochte  dann  wohl  aus  den  Marktleuten  mit 
ihren  auf  den  Wagen  hoch  aufgethürmten  Kisten  werden ! — 

Die  Gefahr  für  das  Publikum  musste  sofort  beseitigt, 
der  Schnee,  welcher  die  Passage  hemmte,  sowie  der  Eisdamm 
schleunigst  entfernt  werden.  Wenn  dies  jedoch  auf  dem  bisher 
gebräuchlichen  Wege  durch  Aufhacken  des  gefrorenen  Schnees 
geschehen  wäre,  so  hätte  diese  Arbeit  nicht  nur  einen  sehr 
grossen  Theil  des  ohnehin  sehr  knapp  bemessenen  Chaussee- 
Unterhaltungs-Fonds,  sondern  auch  eine  längere  Zeit  beansprucht, 
als  gestattet  war. 

Jetzt  endlich  kam  eine  schlaflose  Nacht  im  Kruge  neben 
der  übelsten  Strecke  der  Chaussee,  für  welch  - Rath  geschafft 
werden  musste,  und  in  dieser  der  rettende  Gedanke.  Mir  fiel 
das  Aufpflügen  des  festen,  lehmigen  Brache-Ackers  mittelst 
der  gewöhnlichen  Karrenpflüge  bei. 

Am  anderen  Tage  liess  ich  auf  allen  gefährlichen  Stellen 
die  Eisdämme  mit  solchen  mit  4 Pferden  bespannten  Pflügen 
aufpflügen  und  die  grossen  losgebrochenen  Eis-  und  Schnee- 
schollen bei  Seite  werfen , damit  sie  nicht  etwa  wieder  zu 
Schneeverwehungen  Veranlassung  geben  könnten. 

In  kürzester  Frist  waren  so  die  von  mir  verwalteten 
Chausseen  für  Wagen  ohne  Gefahr  passirbar  gemacht.  Die 
Kosten  für  das  Aufpflügen  der  Schneedecke  reduzirten  sich 
nach  angestellten  Versuchen  auf  den  fünften  Theil  derjenigen, 
welche  durch  das  früher  übliche  Verfahren  entstanden  wären. 

R.  Heydrich. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

A rchitekten  - Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
28.  November  1868.  Vorsitzender:  Herr  Boeckmann,  an- 
wesend 164  Mitglieder  und  3 Gäste. 

Unter  mehren  andern  Verwaltungs-Angelegenheiten  theilte 
der  Vorsitzende  mit,  dass  die  Schluss- Redaktion  der  von  den 
gewählten  Referenten  aufgestellten  und  vom  Vorstande  be- 
reits im  Einzelnen  durchberathenen  Geschäftsordnung  voraus- 
sichtlich doch  noch  so  viel  Zeit  beanspruchen  werde,  dass  es 
nicht  möglich  sei,  den  gedruckten  Entwurf  noch  vor  der  in 
nächster  Woche  bevorstehenden  Hauptversammlung  in  die 
Hände  der  Vereinsmitglieder  gelangen  zu  lassen.  Da  es 
wünschenswerth  erschien,  die  Berathung  der  Geschäftsordnung 
nicht  noch  auf  einen  Monat  länger  zu  verschieben,  so  wurde 
auf  Antrag  des  Vorsitzenden  beschlossen,  die  diesmalige 
Haupt-Versammlung  des  Dezember  auf  die  zweite  Woche  des 
Monats  zu  vertagen. 

Hr.  Römer  überreichte  dem  Verein  zwei  in  Veranlassung 
eines  jüngst  erfolgten  Ministerial-Reskripts  angefertigte  Pho- 


tographien von  dem  Bau  des  neuen  Niederschlesisch -Mär- 
kischen Bahnhofs  zu  Berlin  zum  Geschenk.  Es  ist  verfügt, 
dass  derartige  Photographien,  die  für  die  Folge  von  allen 
wichtigen  Staatsbauten  in  verschiedenen  Stadien  der  Ausfüh- 
rung aufgenommen  werden  sollen,  in  je  einem  Exemplare  dem 
Ministerium , der  Bauakademie  zu  Berlin  und  der  polytech- 
nischen Schule  zu  Hannover  einzuliefern  sind  und  stellte 
Herr  Römer  anheim,  ob  der  Verein  nicht  Schritte  dazu  thun 
wolle,  sich  die  Vergünstigung  einer  gleichen  Zuwendung  zu 
verschaffen*).  Zur  Erläuterung  der  Photographien  gab  später 
Herr  Send  I er,  unter  Vorlegung  von  Spezial -Zeichnungen, 
über  die  Aufstellung,  Konstruktion  und  die  Kosten  des  gros- 
sen eisernen  Hallendaches  noch  einige  Notizen,  deren  Mit- 
theilung in  einem  besonderen  kleinen  Artikel  wir  uns  Vorbe- 
halten. Der  Verein  erhielt  im  Uebrigen  durch  Hrn.  Römer 
die  Einladung,  die  Baustelle  während  des  Aufbringens  des 
Hallendaches  einer  Besichtigung  zu  unterziehen. 

Den  Hauptvortrag  des  Abends  bildete  eine  sehr  ausführ- 
liche Mittheilung  des  Hrn.  Berring  über  den  am  6.  Novem- 
ber d.  J.  erfolgten  Bruch  eines  gusseisernen  Trägers  in  einem 
hiesigen  Neubau.  Der  Träger  bildete  einen  Theil  der  massiven 
Deckenkonstruktion  über  dem  Sudhause  einer  hiesigen  neuen 
(vom  Juni  bis  Oktober  d.  J.  erbauten)  Bierbrauerei.  Die 
Decke  des  40'  3"  langen,  32'  8''  breiten  Raumes  war  durch  Back- 
steinkappen zwischen  schmiedeeisernen  Längsträgern  gebildet 
und  durch  zwei  gusseiserne  (aus  je  zwei  Theilen  bestehende) 
Querträger  auf  zwei  Mittelsäulen  gestützt.  Da  diese  Anord- 
nung von  der  baupolizeilich  genehmigten  Zeichnung  abwich, 
nach  der  zwei  schmiedeeiserne  Längsträger  in  der  Mitte  und 
darüber  schmiedeeiserne  Querträger  projektirt  waren,  so  wurde 
bei  der  Abnahme , die  im  Allgemeinen  eine  vorzügliche  und 
elegante  Ausführung,  namentlich  der  Maurerarbeiten,  naehwies, 
eine  nachträgliche  statische  Berechnung  über  die  Tragfähigkeit 
der  gusseisernen  Träger,  von  denen  nur  die  untere  Gurtung 
sichtbar  geblieben  war,  verlangt.  Durch  diese  Berechnung, 
der  wie  üblich  nur  eine  Profilzeichnung  des  18"  hohen,  in 
der  oberen  Gurtung  4",  in  der  unteren  Gurtung  10"  breiten 
Trägers,  dessen  Stärke  in  den  Gurtungen  1 */»",  in  dem  durch 
eine  Aussparung  durchbrochenen  Stege  l1/»"  betragen  sollte, 
beigefügt  war,  wurde  das  Widerstandsmoment  zu  234  nachge- 


*)  Es  kann  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  der  Besitz 
einer  solchen  Sammlung  von  Photographien  grösserer  Bauwerke 
während  ihrer  Ausführung  für  einen  Verein,  der  fast  ausschliesslich 
aus  praktischen  Technikern  besteht,  von  allergrösstem  Werthe  sein 
müsste  und  dass  das  Königl.  Ministerium  für  Handel  etc.  durch  Zuwen- 
dung derselben  nicht  nur  dem  Architekten  verein  eine  Gunst  erweisen, 
sondern  mehr  noch  die  weiteren  Ziele  desselben,  die  Ausbildung 
und  Fortentwickelung  der  Technik  im  Vaterlande,  sehr  wesentlich 
fördern  würde.  Aus  diesem  Grunde  jedoch  wünschten  wir,  falls 
eine  solche  Zuwendung  erbeten  werden  sollte,  die  Bitte  nicht  auf 
den  Architekten  verein  zu  Berlin  allein  beschränkt,  sondern  dahin 
gerichtet,  dass  allen  bau  technischen  Vereinen  in  Preussen 
eine  gleiche  Gunst  zu  Theil  werde. 


keiten  in  der  Anordnung,  die  dem  Pascha  nicht  den  besten 
Begriff  von  den  Bequemlichkeiten  eines  ä la  Franca  ein- 
gerichteten Palastes  beibringen  werden,  und  kleineren  Ver- 
stössen  abgesehen,  war  hier  die  Konstruktion  der  Wöl- 
bungen eine  Klippe  für  die  Ausführung  geworden.  Man 
hatte  beschlossen,  sämmtliche  Räume  des  Erdgeschosses 
zu  überwölben  und  zwar  mit  nahezu  scheitrechten  Kappen; 
eine  Konstruktion,  die  doch  gewiss  selbst  bei  geschicktester 
Technik  und  vorzüglichem  Materiale  gewagt  erscheint,  unter 
den  bosnischen  Verhältnissen  jedoch  und  bei  den  dortigen 
halbgebrannten,  unregelmässig  geformten  Steinen  ein  Ding 
der  Unmöglichkeit  ist.  Dazu  hatte  es  den  ganzen  Sommer 
hindurch  auf  die  Gewölbe  geregnet,  so  dass  Steine  und 
Mörtel  vollständig  durchweicht  waren.  Beim  ersten  Ver- 
suche die  Lehrbögen  unter  einer  der  Kappen  zu  entfernen 
stürzte  dieselbe  zusammen;  den  übrigen  mag  es  nicht 
besser  gegangen  sein.  Auch  hatten  die  schlechten  Erfah- 
rungen, die  an  jener  Kaserne  gemacht  waren,  es  nicht 
verhindert,  dass  man  wiederum  die  kühne  Konstruktion 
der  unvermeidlichen  Vorhalle  auf  Bögen  ohne  genügendes 
Widerlager  gewagt  hatte.  Da  in  den  oberen  Theil  dieses 
bedenklichen  Bautheils  der  Festsaal  des  Paschas  verlegt 
war,  so  hatte  die  europäische  Damenwelt  Serajewos  es 
bereits  verschworen,  in  demselben  auch  nur  einen  Schritt 
zu  tanzen. 

Dass  ganz  in  der  Nähe  dieses  Palais,  des  Konak,  ge- 
genwärtig auch  ein  grosses  neues  Gerichtsgebäude,  freilich 
nur  aus  Lehmsteinen  aufgeführt  wurde,  mag  übrigens  be- 


weisen, dass  zur  Zeit  eine  immerhin  ziemlich  rege  Bau- 
thätigkeit  in  der  Hauptstadt  des  Landes  herrscht. 

Sogar  eine  Art  „Haussmann“  hatte  Serajewo  in  der 
Person  des  schon  früher  erwähnten  kommandirenden  Ge- 
nerals ( Muschir ) der  Provinz  gefunden.  In  einer  der 
Vorstädte  wurde  nämlich  ein  grosses  Militairlazaretb  er- 
richtet, ein  Bau,  den  ich  während  der  Ausführung  gleich- 
falls wiederholt  in  Augenschein  nehmen  konnte.  Selbst 
hier  hatte  man  auf  Heizungsanlagen  gar  keine  Rücksicht 
genommen  und  gedachte  sich  auf  die,  übrigens  auch  in 
der  Serajewoer  Kaserne  übliche  einfache  und  originelle 
Methode  zu  helfen,  dass  man  die  Rauchrohren  der  Oefen 
im  Winter  einfach  zum  Fenster  hinausleitet.  Im  Früh- 
jahr wird  dann  die  schwarz  geräucherte  Wand  neu  ge- 
weisst  und  der  Schaden  ist  wieder  beseitigt. 

Durch  irgend  Jemand  musste  der  Muschir,  der  selbst 
die  Oberleitung  dieses  Lazarethoaues  führte,  auf  den  sehr 
richtigen  Gedanken  gebracht  worden  sein,  dass  für  ein 
Lazareth  vor  allen  Dingen  die  Lage  in  frischer  und  ge- 
sunder Luft  Noth  thue.  Wahrscheinlich  war  ihm  jedoch 
diese  Einsicht  erst  gekommen,  als  der  Bau  bereits  be- 
gonnen hatte,  und  so  konnte  jener  Bedingung  nicht  mehr 
durch  die  Wahl  des  Platzes  entsprochen  werden.  Statt 
dessen  ging  man  mit  türkischer  Entschiedenheit  an  eine 
Regeneration  der  Umgebung  des  Bauplatzes,  die  grossen- 
theils  mit  Zigeunerhütten  besetzt  war.  Wenn  ein  Pascha 
befiehlt,  muss  gehorcht  werden;  die  Bewohner  wurden 
theilweise  expropriirt,  theils  verpflichtet,  ihre  Pläuser  neu 


520 


wiesen,  während  eine  sehr  spezielle  Ermittelung  der  voraus- 
sichtlichen Belastungen  nur  ein  solches  von  222  als  erforder- 
lich ergab. 

Nach  der  Katastrophe,  bei  der  einer  dieser  vier,  je  14%' 
langen,  gusseisernen  Träger  plötzlich  gebrochen  war  und  da- 
durch den  Einsturz  von  % der  Decke  veranlasst  hatte,  sind 
sehr  genaue  und  sorgfältige  Untersuchungen  angestellt  wor- 
den. Es  zeigte  sich  hierbei,  dass  die  vier  12"  hohen  Aus- 
sparungen im  Stege  des  Trägers  bis  39%"  lang  waren,  so  dass 
die  obere  und  untere  Gurtung  nur  drei  feste  Verbindungen 
hatten.  Der  Bruch  war  jedesmal  an  den  Ecken  einer  Aus- 
sparung — einerseits,  sowohl  in  der  oberen  wie  in  der  un- 
teren Gurtung,  dicht  am  Auflager  in  der  Mauer,  anderer- 
seits am  Auflager  auf  der  Säule,  in  der  oberen  Gurtung  einige 
Fuss  vom  Auflager,  in  der  unteren  dicht  an  derselben  — er- 
folgt. Eine  Messung  des  Profils  ergab  nur  unwesentliche  Ab- 
weichungen von  dem  in  der  Zeichnung  angegebenen;  das 
Widerstandsmoment  stellte  sich  nach  genauer  Berechnung  auf 
217  heraus.  Die  Ermittelung  der  wirklichen  Eigenlast  der 
Konstruktion,  sowie  der  vor  dem  Unglücksfall  vorhanden  ge- 
wesenen Belastung  ergab  gleichfalls  nicht  so  wesentliche  Dif- 
ferenzen von  den  früheren  bezüglichen  Annahmen,  dass  der  Träger 
im  Grossen  und  Ganzen  nicht  als  stark  genug  hätte  gelten  kön- 
nen, wenn  die  Vertheilung  des  Materiales  in  demselben  für 
eine  gleichmässige  Abkühlung  nach  beendetem  Guss  vortheil- 
hafter,  als  geschehen,  disponirt  und  wenn  namentlich  die  Aus- 
sparungen des  Steges  auf  eine  weit  geringere,  als  die  vorer- 
wähnte Länge  beschränkt  worden  wären.  Ganz  besonders 
aber  möchte  auch  der  Umstand,  dass  diese  Aussparungen  ge- 
radlinig begrenzt  resp.  in  den  Ecken  nicht  ausgerundet  waren, 
den  Bruch  befördert  haben,  wenigstens  wurde  hierauf  von 
Seiten  der  Spezial- Sachverständigen  grosses  Gewicht  gelegt. 
— Wie  ungleichmässig  die  Erkaltung  des  Gusstückes  vor  sich 
gehen  musste,  kann  aus  der  Verschiedenheit  der  Masse  an  ver- 
schiedenen Stellen  desselben  geschlossen  werden,  in  welcher 
Beziehung  zu  bemerken  ist,  dass  der  Querschnitt  des  Trägers 
mit  ausgespartem  Stege  = 25D//,  mit  vollem  Stege  = 35D//, 
in  den  Verstärkungsrippen  = 126°"  und  am  Auflager  der 
Kappen  träger  = 36 a"  beträgt.  — Die  Beschaffenheit  des 
Eisens  in  den  Bruchflächen  erwies  sich  als  eine  ziemlich  gute, 
und  nur  an  einer  Stelle  war  eine  kleine  Blase  bemerkbar. 

Eine  Untersuchung  der  drei  erhaltenen  Träger  zeigte,  dass 
dieselben  unter  der  blossen  Eigenlast  der  Konstruktion  Durch- 
biegungen bis  auf  %«"  erlitten  hatten,  und  dass  sich  in  ihnen 
au  den  Stellen,  in  denen  der  Bruch  des  belasteten  Trägers 
erfolgt  war,  ausnahmslos  sehr  merkliche  Sprünge  gebildet 
hatten,  deren  Ursprung  jedoch  von  Seiten  des  Vortragenden 
nicht  der  stattgehabten  Durchbiegung,  sondern  der  ungleich- 
mässigen  Erkaltung  resp.  der  scharfkantigen  Begrenzung  der 
bezüglichen  Aussparungen  des  Steges  zugeschrieben  wird.  — 

An  den  Vortrag  schloss  sich  die  Beantwortung  mehrer  Fragen 
aus  dem  Schleusenbau  durch  Herrn  Franzi us.  Auf  die  Frage, 
was  unter  den  im  Gewerbesteuergesetz  genannten  „Paltrok- 
ken-Mühlen“  zu  verstehen  sei,  wurde  durch  Hrn.  Nitsch- 


mann  die  Auskunft  gegeben,  dass  dies  eine  ‘in  Ostpreussen 
vorkommende,  zwischen  Bock-  und  Holländischen  Mühlen  ste- 
hende Windmühlen-Spezialität  sei,  bei  welcher  das  ganze  Müh- 
lengebäude auf  einem  in  Terrainhöhe  befindlichen  Kranze  ge- 
dreht wird. 

Hr.  Ende  theilte  mit,  dass  der  Berliner  Künstlerverein 
beschlossen  habe,  sich  bei  der  im  nächsten  Jahre  bevorstehen- 
den deutschen  Industrie  - Ausstellung  in  Wittenberg  als 
Korporation  zu  betheiligen  und  forderte  im  Namen  jenes  Ver- 
eins auch  den  Architektenverein  auf,  die  Ausstellung  zu  be- 
schicken. So  wünschenswerth  es  erschien,  dass  durch  eine 
derartige  Ausstellung  gezeigt  werde,  wie  weit  in  Berlin  be- 
reits ein  Zusammenhang  zwischen  den  Architekten  und  der 
Kunstindustrie  besteht,  auf  dass  ein  immer  engerer  und  inni- 
gerer Zusammenhang  dieser  Art  angebahnt  werde,  so  wurde 
es  doch  bedenklich  gefunden  einen  Beschluss  über  ein  der- 
artiges öffentliches  Auftreten  des  Architektenvereins  zu  fassen, 
bevor  nicht  festgestellt  ist,  wie  viele  Mitglieder  bereit  sind, 
sich  dabei  mit  ihren  Arbeiten  zu  betheiligen.  Es  soll  daher 
zu  diesem  Zwecke  zunächst  eine  dringende  Aufforderung  zur 
Anmeldung  von  Beiträgen,  die  nicht  nur  in  Zeichnungen,  son- 
dern auch  in  ausgeführten  Gegenständen,  Modellen  etc.  be- 
stehen können,  erlassen  werden  und  nach  dem  Resultate  der- 
selben eine  Entscheidung  getroffen  werden.  — F.  — 


Der  Architekten -Verein  in  Magdeburg  und  Umgegend 
versammelt  sich  von  jetzt  ab  in  jeder  Woche  am  Dienstag 
Abend  um  7 Uhr  im  Cafe  national,  Wasserkunststrasse. 


Vermischtes. 

Dom  zu  Frankfurt.  Unseren  ausführlichen  Mitthei- 
lungen über  dieses  Bauwerk  tragen  wir  (nach  d.  Deutsch. 
Gemeinde-Ztg.)  den  Wortlaut  des  Beschlusses  nach,  den  die 
dortige  Stadtverordneten -Versammlung  — (soviel  wir  wissen 
übrigens  gegen  eine  starke  Opposition)  — in  Betreff  der  Wie- 
derherstellung des  Doms  gefasst  hat. 

Die  Stadtverordneten-Versammlung 

1)  beschliesst  die  Herstellung  der  Bartholomäuskirche 
und  des  Pfarrthurms  sammt  Kreuzgang  nach  Maassgabe  de? 
Gutachtens  der  Dombaumeister,  so  wie  deren  Ausbau  auf 
Grund  des  ursprünglichen  Bauplans,  und  billigt  die  Mitwirkung 
des  Frankfurter  Dombau -Vereins  nach  Inhalt  seines  bezüg- 
lichen Schreibens  an  das  Bauamt; 

2)  ist  einverstanden,  dass  hierzu  der  von  der  Frankfurter 
Feuerversicherungs-Anstalt  zu  leistende  Entschädigungsbetrag 
für  den  Brandschaden  von  Kirche  und  Thurm  mit  133,200  fl. 
sowohl  als  auch  der  für  die  Domschule  mit  23,000  fl.  und  an- 
dere Gebäude  mit  6350  fl.  abgeschätzte  Schadensbetrag  zu- 
nächst verwendet  werde; 

3)  genehmigt  zu  dem  Ende  nach  Vorschrift  des  § 54  des 
Gesetzes  vom  6.  August  1857,  aus  Gründen  des  öffentlichen 
Wohls  und  zum  Behuf  der  Freilegung  von  Kirche  und  Thurm 
und  der  Strassenerweiterung,  die  Dispensation  bezüglich  der 


zu  bauen,  oder  wenigstens  in  solchen  Stand  zu  setzen, 
dass  sie  die  Atmosphäre  des  Lazareths  nicht  beeinträch- 
tigten, eine  Vorschrift,  der  freilich  oft  schon  dadurch  Ge- 
nüge gethan  war,  dass  wenigstens  die  Strassenfront  der 
betreffenden  Hütten  wieder  einmal  frisch  getüncht  und 
gestrichen  wurde. 

Hierdurch  hatte  der  Muschir,  wenn  auch  vielleicht 
nicht  ganz  seinen  Zweck,  so  doch  das  erreicht,  dass  die 
Einfahrt  in  die  Stadt  durch  dieses  sonst  recht  elende  und 
zerfallene  Viertel  zur  Zeit  einen  ganz  freundlichen  Anblick 
gewährt,  wozu  auch  nicht  wenig  ein  neues  hölzernes 
Gitter  beiträgt,  das  gleichfalls  auf  Befehl  des  Muschir 
von  den  Hausbesitzern  an  den  nach  der  Strasse  zu  gele- 
genen Vorgärten  angebracht  werden  musste.  Ob  dasselbe 
roth  und  blau  oder  gelb  und  grün  angestrichen  werden 
sollte,  darüber  waren  die  Architekten  anscheinend  noch 
nicht  einig.  Vorläufig  hatte  man  noch  an  einzelnen  Stellen 
Versuche  in  den  verschiedenen  Regenbogenfarben  ange- 
stellt. Auch  in  andrer  Weise  hatte  dieser  Muschir  sein 
pariser  Vorbild  gewissermaassen  nachgeahmt.  Er  hatte 
nämlich  selbst  Kirchhöfe  nicht  geschmnt,  indem  er  alte 
slavische  Grabsteine,  d.  h.  mächtige  viereckige  Marmor- 
blöcke ohne  alle  Kunstformen,  wie  sie  in  Bosnien  in  Wald 
und  Feld  zerstreut  sich  vielfach  finden,  zum  Kalkbrennen 
und  zur  Herstellung  von  Thürpfosten  verwendete,  eine 
That,  die  ihm  von  mancher  Seite  sehr  übel  angerechnet 
wurde. 


Vergleicht  man  mit  diesen  Bauten  der  jüngsten  Ver- 
gangenheit das,  was  aus  älterer  Zeit  von  bedeutenderen 
Bauten  noch  vorhanden  ist,  so  wird  dieser  Vergleich  wohl 
sehr  zu  Ungunsten  der  jetzigen  Bauweise  ausfallen.  Mög- 
lich, dass  gerade  die  Sucht,  von  der  althergebrachten  Bau- 
weise abzuweichen  und  ä la  Franca  zu  bauen,  dazu  ge- 
führt hat  die  Technik  dieser  bessern  Periode  vergessen 
zu  lassen,  möglich  auch,  dass  damals  einsichtsvollere  Bau- 
meister aus  Stambul  oder  anderen  Orten  die  Stelle  der 
gegenwärtigen  dalmatinischen  und  slavonischen  Architekten 
vertraten. 

Unter  den  Resten  aus  jener  besseren  Vergangenheit 
sind  zunächst  das  Bemerkenswertheste  eine  Reihe  von 
grösseren,  ganz  massiv  ausgeführten  Moscheen,  die  mit  ihren 
hohen  Kuppeln  und  schlanken  Minarets  den  türkischen 
Städten  schon  von  Fern  ihren  eigenthümlichen  Charakter 
verleihen.  Da  dieselben  fast  durchgehend  nach  ein  und 
demselben  Schema  angelegt  und  nur  in  mehr  oder  weniger 
reduzirtem  Maasstabe  ausgeführt  sind,  so  wird  es  genügen, 
wenn  ich  die  grösste  derselben,  zugleich  eine  der  ältesten, 
etwas  eingehender  beschreibe.  Dieselbe  aufzumessen  war 
leider,  trotz  der  einflussreichen  Protektionen,  deren  ich 
mich  dort  zu  erfreuen  hatte,  nicht  recht  ratbsam,  wäre 
auch  wegen  der  umliegenden  Gehöfte  schwer  auszuführen 
gewesen;  doch  habe  ich  zu  wiederholten  Malen  die  Haupt- 
räume dieser  Moschee  ohne  irgend  welche  Unbequemlich- 
keit besuchen  können,  wobei  sogar  ein  junger  muhame- 


521 


Verpflichtung  zum  Wiederaufbau  der  drei  letztgenannten  Ge- 
bäulichkeiten ; 

4)  ist  damit  einverstanden,  dass  hinsichtlich  des  weiter 
erforderlichen  Betrags  für  Herstellung  und  Ausbau  von  Kiiche 
und  Thurm  der  k.  Regierung,  in  Anschluss  an  eine  Mitthei- 
lung des  k.  Polizei-Präsidiums,  Vorlage  gemacht  und  dieselbe 
um  Bestimmung  des  in  Aussicht  gestellten  Beitrags  ersucht 
werde ; 

5)  behält  sich  je  nach  deren  Erklärung  weitere  Be- 
schlussnahme  vor; 

6)  ist  ferner  einverstanden,  dass  zunächst  zum  Behuf  der 
Feststellung  der  Pläne  und  Voranschläge  ein  bewährter  Bau- 
meister berufen  und  hierfür  au  Honorar  und  Kosten  des  Bau- 
bureaus jährlich  auf  fünf  Jahre  ein  Betrag  von  9000  fl.  bis 
10,000  fl.  in  Aussicht  genommen  werde; 

7)  nimmt  den  zu  letzterem  Zwecke  vom  Dombau- Verein 
angebotenen  Betrag  von  vorläufig  15,000  fl.  unter  dankbarer 
Anerkennung  dieser  Widmung  an. 

Aus  der  Fachlitteratur. 

Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens,  Jahr- 
gang 1 8 68.  Heft  VI. 

1)  Ein  Bericht  des  Redakteurs  über  die  in  der  Pariser 
Ausstellung  ausgestellten  Eisenbahnwagen-  und  Lokomo- 
tivräder  sowie  Bandagen  und  Axen  nennt  als  in  diesen 
Artikeln  mit  der  goldenen  Medaille  prämiirt  von  deutschen 
Firmen  : 

Gusstahlfabrik  von  Friedrich  Krupp  in  Essen, 

Bochumer  Verein  für  Bergbau  und  Hüttenbetrieb, 
Hörder  Bergwerks-  und  Hüttenverein  und 
Aktiengesellschaft  Phönix  in  Laar  bei  Ruhrort; 
ausserdem  kam  nach  Deutschland  nur  noch  eine  silberne  Me- 
daille für  die  Produkte  des  Eisenwerks  Zeltweg  in  Steiermark, 
dem  Grafen  Henkel  von  Donuersmark  gehörig. 

Bei  der  erstgenannten  Firma  bilden  die  Gusstahl-Radreifen 
ohne  Schweissung  das  am  meisten  verbreitete  Massenfabrikat 
des  Etablissements.  Die  jährliche  Produktion  beträgt  ca.  34 
— 40,000  Stück,  wovon  mehr  als  ein  Drittel  für  englische  und 
amerikanische  Eisenbahnen.  — Die  Erfindung  und  Patentirung 
dieses  Fabrikats  datirt  aus  dem  Jahre  1853.  Bei  der  Fabri- 
kation werden  massive  Gusstahlblöcke  flach  geschmiedet  und 
dann  in  rektanguläre  Barren  zerschnitten,  deren  Gewicht  nach 
demjenigen  des  verlangten  Radreifens  bestimmt  ist;  diese  Barren 
werden  in  der  Mitte  aufgespalten  und  durch  die  Spalte 
unter  dem  Hammer  alhuählig  grössere  Keile  getrieben;  so 
bildet  sich  ein  Ring,  welcher  nach  weiterem  allseitigem  Aus- 
schmieden schliesslich  fertig  gewalzt  wird.  Für  mehre  hundert 
Profile  sind  die  Walzen  stets  vorräthig. 

In  anderer  Weise  betreibt  der  Bochumer  Verein  die  An- 
fertigung der  Gusstahlbandagen  ohne  Schweissung:  es  wird 
zuerst  durch  Faijonguss  ein  dicker  Ring  von  circa  der  Hälfte 
des  Durchmessers  der  herzustellenden  Bandage  gefertigt,  als- 
dann dieser  durch  Ausschmieden  und  Auswalzen  erweitert  und 
in  die  richtige  Form  gebracht. 

2)  Betriebs -Ingenieur  L.  Neumann  in  Gr.  Schönau  theilt 

dänischer  Geistlicher  uns  einen  ganz  intellirnenten  Führer 
abgab. 

Auf  einem  im  Grundriss  quadratischen  Unterbau  von 
etwa  50'  Seite  erhebt  sich  zunächst,  durch  zwickelartige 
Auskragungen  in  den  Ecken  des  Quadrates  vermittelt, 
ein  achteckiger  Tambour,  über  diesem  eine  mächtige  Kup- 
pel, so  dass  die  lichte  Höhe  des  Raumes  wohl  gegen 
80  Fuss  betragen  mag.  An  der  Südseite,  oder  richtiger 
Südostseite,  d.  h.  nach  Mekka  zu,  schliesst  sich  an  das 
Mittelschiff  ein  Rechteck,  eine  Art  Apsis  mit  einer  halben 
Kuppel  überwölbt,  an,  während  ähnliche,  nur  noch  kleinere, 
kappehenartige  Räume  an  der  West-  und  Ostseite  ange- 
baut sind.  Vor  dem  an  der  Nordseite  gelegenen  Ein- 
gänge endlich  befindet  sich  eine  schöne,  mit  drei  Flach- 
kuppeln überwölbte  Vorhalle,  getragen  durch  vier  Säulen 
aus  bosnischem  Marmor,  deren  rohe  Würfelkapitäle  mit 
den  bronzenen  fast  antik  gezeichneten  Basen  seltsam  kon- 
trastiren.  Diese  Vorhalle  dient  vor  Allem  als  Leichenhalle, 
da  ein  Todter  in  die  Moschee  selbst  nicht  gebracht  wer- 
den darf.  An  der  einen  Ecke  des  Baues  erhebt  sich  bis 
zu  einer  Höhe  von  etwa  200'  das  schlanke  Minaret,  im 
Innern  mit  einer  2'  breiten  massiven  Wendeltreppe  ver- 
sehen, die  bis  auf  den  auf  2/3  der  ganzen  Höhe  durch 
Auskragung  gebildeten  Umgang  führt.  Von  dort  aus 
ruft  der  Muezin  die  Gläubigen  zum  Gebet. 

Das  Innere  der  Moscheen,  obgleich  sehr  einfach  und 
schmucklos,  macht  doch  einen  grossartigen,  feierlichen  Ein- 


Zeichnung  und  Beschreibung  von  eisernen  Strecken-Aus- 
rüstungsgegenständen (Grenzsäulen,  Tafeln  und  Barrieren) 
mit,  bei  denen  als  Konstruktionsprinzip  aufgestellt  ist,  dass 
nur  Stein  mit  dem  Erdreich  in  Berührung  kommen  und  hier- 
durch eine  dauerhafte  Unterlage  für  die  eisernen  Ständer  und 
Säulen  gewonnen  werden  soll. 

3)  Veranlasst  durch  das  zunehmende  Streben  einiger  Eisen- 
bahn-Verwaltungen, die  Verwendung  von  Gussrädern  zu 
ihrem  Wagenpark  aufzugeben,  insbesondere  aber  durch  das 
Vorgehen  der  französischen  Ostbahn,  welche  Wagen  mit  Schaa- 
lengussrädern  auf  ihre  Strecken  nicht  mehr  übergehen  lassen 
wollte,  später  dieses  Verbot  dahin  veränderte,  dass  sie  jene 
Wagen  in  Züge  von  erhöhter  Geschwindigkeit  nicht  mehr  ein 
stellte,  sucht  W.  Thamm,  Ingenieur  der  Kaiser  Ferdinands 
Nordbahu  die  Diensttüchtigkeit  der  Gussräder  nachzuweisen. 
Die  Zahl  dieser  Räder  betrug  auf  der  Nordbahn  im  Jahre  1855 
nur  20  Stück  und  wuchs  allmählig  bis  auf  mehr  als  7000  Stück  ; 
von  dem  Bestände  waren  bis  zum  Winter  1866  bis  1867  nur 
0,005%  gebrochen,  dann  aber  kamen  in  rascher  Folge  im 
Verkehr  mehre  Radbrüche  vor,  welche  ganz  ernstliche  Be- 
sorgnisse wachriefen  und  um  so  mehr  beängstigend  wirkten, 
als  die  durch  die  Brüche  herbeigeführten  Schäden  an  Fahr- 
betriebsmittein  zufällig  sehr  bedeutende  waren.  Die  angestell- 
teu  Untersuchungen  ergaben  als  die  nächste  Veranlassung  der 
Brüche  vorhandene  Mängel  an  den  Laufflächen,  die  in  flachen 
Stellen  und  in  Langrissen  bestanden.  Die  flachen  Stellen 
hatten  ziemlichen  Umfang  und  ihren  Grund  zumeist  in  Guss- 
blasen, die  sich  durch  Ausbrechen  der  Kanten  erweiterten. 
Auf  den  flachen  Stellen  entstanden  durch  die  fortwährenden 
Stösse,  die  das  Rad  daselbst  erlitt,  die  Langrisse  und  zwar  fast 
immer  in  der  Mitte  der  Lauffläche.  Ausserdem  wurden  jedoch 
auch  Langrisse  da  beobachtet,  wo  keine  flachen  Stellen  vor- 
handen waren  und  hier  deren  Ursache  in  der  schwachen  Kon- 
struktion der  Räder  gefunden.  Die  Erklärung  dafür,  dass 
die  Brüche  plötzlich  in  grösserer  Zahl  auftraten,  sucht  Ver- 
fasser in  der  grossen  Inanspruchnahme  der  Wagen  durch  die 
Militairtransporte  und  in  der  zeitweiligen  Einstellung  der  Werk- 
stättenarbeiten in  Folge  der  Kriegsereignisse;  derselbe  glaubt 
mit  Rücksicht  darauf,  dass  den  Brüchen  häufig  Risse  und 
flache  Stellen  vorausgehen,  annehmen  zu  können,  dass  eine 
aufmerksame  Beobachtung  der  Räder  und  zeitiges  Ausrangiren 
derselben  das  Eintreten  der  Brüche  meist  würde  verhindern 
können.  Wenn  nun  Letzteres  auch  als  richtig  anerkannt  wer- 
den kann,  so  hat  doch  das  Resultat  der  nach  den  im  Winter 
1866  bis  1867  erfolgten  Brüchen  vorgenommene  Untersuchung 
für  die  Verwendung  von  Gussrädern  wenig  Ermuthigendes; 
bei  derselben  ergaben  sich  unter  den  6117  damals  vorhandenen 
Rädern  11,7%  mit  ungefährlichen  und  4,1  % mit  gefährlichen 
Gebrechen  behaftet.  Nimmt  man  nun  den  Fall  an,  dass  sich 
diese  schadhaften  Räder  möglichst  ungünstig  auf  die  einzelnen 
Wagen  vertheilen,  so  würden  bei  vierrädrigen  Wagen  auf  25 
Stück  mehr  als  4 nicht  verwendungsfähige  und  ca.  16  mit  Ge- 
brechen behaftete  kommen  und  würde  sich  dieses  Verhältniss 
bei  mehrrädrigen  Wagen  natürlich  noch  ungünstiger  gestalten 
können.  (Schluss  folgt.) 

druck.  Eine  einfache  Kanzel,  sowie  eine  Tribüne  für  die 
zukünftigen  Geistlichen,  die  in  einer  mit  der  Moschee  ver- 
bundenen Schule  erzogen  werden,  bilden  die  einzige  innere 
Ausstattung.  Einen  etwas  störenden  Eindruck  bringen 
nur  die  vielen  langen  Drähte  hervor,  an  denen  von  der 
Decke  kleine  Lämpchen  herabhängen.  Die  Wirkung  des 
hohen,  freien  Raumes  wird  dadurch  bedeutend  beein- 
trächtigt. Der  Fussboden  ist  für  gewöhnlich  mit  zierlich 
geflochtenen  Strohmatten,  an  Festtagen  aber  mit  kost- 
baren Teppichen  belegt.  Sehr  zu  bedauern  ist  es,  dass 
die  alte  Farbenpracht  der  ursprünglichen  Malereien,  die 
nach  den  Proben,  die  ich  anderwärts  gesehen,  herrlich  ge- 
wirkt haben  muss,  einer  weissen  Tünche  hat  weichen 
müssen,  angeblich,  weil  der  Raum  zu  dunkel  gewesen  sei. 
Ein  anderer  Künstler,  würdig  des  Schablonenmalers  an 
der  Kaserne  zu  Serajewo,  hatte  nun  nicht  ermangelt,  seiner 
Phantasie  in  blauen  Schnörkeleien  des  krassesten  Barock- 
stiles freien  Lauf  zu  lassen. 

Die  Bedachung  ist,  wie  schon  früher  mitgetheilt,  so- 
wohl auf  den  Minarets  als  auf  den  Kuppeln  in  Weissblech 
oder  Zink  auf  Brettschalung  ausgeführt.  Uebrigens  findet 
sich  weder  auf  den  Kuppeln  noch  auf  dem  spitzen  Zeltdach  der 
Minarets  der  auf  allen  Bildern  so  unvermeidliche  Halbmond. 
Dass  derselbe  in  andern  Provinzen  der  Türkei  sehr  wohl  üb- 
i lieh  sein  könne,  will  ich  damit  nicht  bestreiten;  in  Bosnien 
i aber  ist  die  Spitze  regelmässig  mit  2,  3 auch  4 überein- 
I ander  gereihten  Kugeln  geschmückt.  (Schluss  folgt.) 


522 


Konkurrenzen. 

D. — Preis-Ausschreiben.  Der  Uh  r e n -Indus trie 
des  badischen  Schwarzwaldes,  welche  in  der  formalen 
Durchbildung  ihrer  Gehäuse  für  Wand-  und  Standuhren  auf 
der  letzten  Pariser  Ausstellung  gerade  keine  glänzenden  Be- 
weise eines  guten  Geschmackes  gab,  sondern  gegen  frühere 
Leistungen  einen  entschiedenen  Rückschritt  zeigte,  soll  nun 
durch  eine  Anzahl  mustergültiger  Entwürfe,  die  auf  dem  Wege 
der  Konkurrenz  erlangt  werden  sollen,  aufgeholfen  werden. 

Das  Grossherzogi.  Handels- Ministerium,  welches  sich  für 
diesen  Zweig  der  Landes -Industrie  stets  lebhaft  interessirte, 
hat  unter’m  4.  November  ein  Preis-Ausschreiben  für  neue 
Entwürfe  zu  Gehäusen  für  Schwarz wälder  Uhren 
(Wand-  und  Standuhren  verschiedener  Grösse),  welche  ohne 
unverhältnissmässigen  Kostenaufwand  auf  dem  Schwarzwalde 
herzustellen  sind,  erlassen. 

Die  Entwürfe  müssen  in  natürlicher  Grösse,  unter  Angabe 
der  Dimensionen  im  Metermaasse,  dargestellt  sein  und  sind,  mit 
einem  Motto  unter  den  üblichen  Maassregeln  zur  Wahrung  der 
Anonymität  versehen,  bis  spätestens  den  5.  April  1869  an  die 
Grossherzogi.  Gewerbehalle  in  Karlsruhe  einzusenden.  Etwaige 
Modelle  müssen  ausserdem  noch  mit  einer  Angabe  des  Ver- 
kaufspreises bezeichnet  sein. 

Die  Preisrichter  werden  vom  Grossherzoglichen  Handels- 
Ministerium  ernannt.  Die  Preise  bestehen  in  1 Preis  zu  100  Fl. 
(etwa  57%  Thlr.),  2 Preisen  zu  je  50  Fl.,  4 Preisen  zu  je 
25  Fl.  und  10  Preisen  zu  je  10  Fl.  (5  Thlr.  21%  Sgr.).  Für 
Anfertigung  von  Modellen  oder  zum  Ankauf  fertiger  Gehäuse 
sind  100  Fl.  ausgeworfen.  Die  Entwürfe,  welche  durch  Preise 
ausgezeichnet  worden  sind,  gehen  mit  der  Auszahlung  der 
Preise  in  das  Eigenthum  des  Staates  über  und  werden  zur 
allgemeinen  Benutzung  in  die  Filiale  der  Landesgewerbehalle  in 
Furtwangen  abgegeben,  nachdem  sie  auch  in  anderen  Haupt- 
orten des  badischen  Schwarzwaldes,  welche  sich  mit  Uhren- 
industrie befassen,  ausgestellt  worden  sind. 

Wenn  die  Bedingungen  der  Konkurrenz,  die  wohl  nicht 
mit  dem  gewöhnlichen  Maasstabe  zu  messen  ist,  an  sich  nicht 
allzu  verlockend  sein  mögen,  so  können  wir  doch  nicht  umhin, 
die  Fachgenossen  darauf  aufmerksam  zu  machen.  Der  gemein- 
nützige vaterländische  Zweck  und  die  Gelegenheit,  seiner  künst- 
lerischen Erfindung  Volksthümlichkeit  in  seltenster  Ausdehnung 
zu  verschaffen,  veranlassen  doch  wohl  manchen  Architekten, 
der  Aufforderung  des  badischen  Ministeriums  nachzukommen. 
— Auch  den  kunstgewerblichen  Anstalten  mag  dieselbe  empfoh- 
len sein.  

Monatsaufgaben  für  den  Architektenverein  zu 
Berlin  zum  2.  Januar  1869. 

I.  Schwimmendes  Badehaus  auf  einem  tiefen  See  mit 


abgeschlossenem,  stellbarem  Badebassin  zur  Benutzung  von  8 
bis  12  Personen,  sowie  mit  einer  Einrichtung  für  Schwimmer 
mit  Sprungbrettern  nach  der  freien  Wasserfläche.  Verlangt: 

1 Grundriss,  1 Ansicht,  1 Durchschnitt.  Maasstab:  %0  der 
natürlichen  Grösse. 

II.  Es  soll  der  Entwurf  zu  einer  hölzernen,  beweglichen 
L dnpfadsbrücke  über  die  24  Fuss  breite  Mündung  eines  Fluss- 
hafens gefertigt  werden.  Das  Hochwasser  steigt  6 Fuss  über 
den  Leinpfad.  Die  Brücke  soll  durch  einen  Mann  bewegt 
werden  können.  Maasst. : %o,  die  Details  in  grösserem  Maasstabe. 

Personal  - N achrichten. 

Preussen. 

Ernannt  ist  der  Bau -Inspektor  Dresel  zu  Saarbrücken  zum 
über- Bau -Inspektor  bei  der  Regierung  zu  Stettin. 

Den  Regierungs-  und  Bau  - Rathen  Drewitz  zu  Erfurt  und 
Krüger  zu  Düsseldorf  ist  der  Charakter  als  Geheimer  Regierungs- 
Rath  verliehen  worden. 

Am  28.  November  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Carl  Schmidt  aus  Höxter,  Wilhelm  Tuckermann  aus  Schubin, 
das  Ba ufü  h rer  - Examen:  Ernst  Kieckhoefer  aus  Wetzmitz 

in  Pommern,  Carl  Ott  aus  Hanau,  F riedrieh  Böttger  aus  Halle, 
Ernst  Hake  aus  Pr.  Stargardt. 

Offene  Stellen. 

1.  Ein  Baumeister  findet  dauernde  Beschäftigung  bei  der 
Wasserbau  - Inspektion  zu  Crossen  a.  O.  Der  Eintritt  kann  sofort 
erfolgen.  Meldungen  beim  Wasserbau  - Inspektor  B euc  k in  Crossen. 

2.  Die  Königl.  Fortifikation  zu  Minden  sucht  sogleich  zur 
Leitung  eines  grossen  Kasernenbaues  einen  geprüften  Baumeister 
gegen  2 Thlr.  Diäten.  Offerten  und  Atteste  sind  der  genannten 
Fortifikation  möglichst  bald  frankirt  einzusenden. 

3.  Einen  befähigten  Buchhalter  (praktischen  Maurer)  wenn 
auch  bei  Jahren,  verlangt  ein  hiesiger  Maurermeister.  Selbstge- 
schriebene Meldungen  nimmt  die  Exped  d.  Ztg.  unter  C.  R.  an. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.Carl  Ziegler,  Königl.  Bay r.  Bauassistenten,  d.  z.  Lehrer 
an  der  Baugewerbeschule  in  Regensburg.  — Sämmtliche  Fabri- 
kanten etc.  die  unser  Blatt  zu  Geschäftsanzeigen  benutzen , dazu 
aufzufordarn,  Ihnen  ihre  Kataloge,  Preisverzeichnisse,  Prospekte  etc. 
besonders  zu  übersenden,  ist  ein  Verlangen,  das  wir  — beim  besten 
Willen  unseren  Abonnenten  entgegenzukommen  — - doch  wohl  kaum 
anders  erfüllen  können,  als  indem  wir  es  hier  öffentlich  mittheilen. 
Sollten  Sie  indessen  nicht  sicherer  und  besser  zum  Ziel  kommen, 
wenn  Sie  sich  direkt  an  diejenigen  Adressen  wendeten,  deren  spe- 
zielle Preisverzeichnisse  Ihnen  besonders  erwünscht  sind? 

Berichtigung.  In  der  letzten  Zeile  des  Aufsatzes  „Gefahr- 
Signale  auf  fahrenden  Zügen“  in  voriger  Nummer  ist  statt  „Bil- 
ligkeit“ — „Einfachheit“  zu  lesen. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  H.  in  Coblenz, 
D.  in  Carlsruhe,  W.  in  Kaiserslautern. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Versammlung  am  Sonnabend  den  5.  December 

itt  öer  JUtla  öer  üöitiijüdjrn  Ural fd)nlr 

Koch -Strasse  No.  06 

Tagesordnung: 

Vorträge  der  Heren  Neu  mann,  Ende  und  Adler. 

Venlo  - Hamburger  Eisenbahn. 

Für  die  Abtheilungen  VI  und  VII  der  Venlo-Hamburger  Eisen- 
bahn zwischen  Osnabrück  und  Bremen,  von  denen  die  erstere  etwa 
9 Meilen  lang  ist  und  eine  3 Meilen  lange  Gebirgsstrecke  enthält, 
während  in  der  anderen  7 Meilen  langen  Abtheilung  die  etwa 
3000  Fuss  langen  Haupt-  und  Fluthbrücken  der  Weser  gelegen  sind, 
sollen  zwei  Abtheilungs- Baumeister  engagirt  werden.  Auch  sind  in 
der  nächsten  Zeit  noch  vier  bis  fünf  Sektions -Baumeisterstellen  zu 
besetzen. 

Meldungen  zu  diesen  Stellen  werden  von  dem  Unterzeichneten 
technischen  Dirigenten  der  Bahn  entgegen  genommen. 

Osnabrück,  den  18.  November  1868.  A.  Flink 

Ober-Bau  rath. 


Bei  Th.  Chr.  Fr.  Enslin  in  Berlin  erschien 
soeben : 

Die  Krankenhäuser 

ihre  Einrichtung  und  Verwaltung. 

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bewilligt.  E.  Hageniann , Mechaniker,  in  Berlin,  Dorotheen- 
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niker, Alte  Jakobsstrasse  1 30  in  Berlin. 

Zur  Vermeidung  fernerer  Irrthümer  mache  icb  hier  die  ganz 
ergebene  Anzeige,  dass  ich  bereits  seit  August  in  der  Kturfür- 
strnstrassr  \o.  ß«  wohne  und  dass  ich  nach  wie  vor  die 
komplete  Herstellung  und  Lieferung  von  Sandstein-  und  Granit- 
treppen, sowie  anderer  Steinmetzarbeiten  übernehme,  weshalb  ich 
um  fernere  Aufträge  und  gütige  Berücksichtigung  bei  Submissionen 
ganz  ergebenst  bitte. 

Berlin,  November  1868.  II.  Förster,  Maurermeister. 

Zu  verkaufen 

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maschinen  versehene  und  mit  Aufträgen  überhäufte  Eisenjciesse- 
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Familienverhältnisse  allein  machen  den  Verkauf  erwünscht.  - — 
Näheres  brieflich  durch  N.  R.  13b.  Neue  Gasse,  Breslau. 


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uns  in  den  Stand,  die  exakteste  Arbeit  prompt  und  in  kürzester 
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kartonnirt  (stets  vorräthig).  Sämmtliche  übrigen  Formate  in  glatt 
und  rauh.  — Entfl.  ItriNtol  boar«ls,  6 fach  und  4 fach, 
glatt  und  rauh.  — Ferner  Deutscher  IVliatniann,  extra- 
stark  und  stark;  Itel{ti$eli.  Köllen  - Zeiclienpapier, 
animalisch  geleimt,  in  verschiedenen  Stärken  und  Körnungen ; viele 
andere  Rollenpapiere  weiss  und  farbig.  — Engl.  Uo|»irIein- 
nanil.  — Köllen  - Oelpapier , extrastark,  stark,  fein, 
56“  und  42“  breit.  — Engl.  Double  Elepliant  Aus- 
schuss mit  nur  sehr  geringen  Fehlern  ä Buch  3%  Thlr. 

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befunden,  nach  2 Seiten  hin  und  von  30  bis  auf  54"  Höhe  stellbar. 

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Fabrik,  in  sauberster  Ausführung  und  vom  besten  Material. 
Aufträge  von  ausserhalb  werden  gewissenhaft  u.  umgehend  efifektuirt. 

Hiermit  beehre  ich  mich,  einem  verehrten  Publikum,  wie  nament- 
lich den  Herren  Baumeistern  und  Bauunternehmern  zur  Anlage  von 

Heisswasserheizungen 

mich  ergebenst  zu  empfehlen. 

Mein  System  empfiehlt  sich  vor  allen  anderen  durch  Billigkeit, 
Zweckmässigkeit  und  die  Leichtigkeit,  es  allenthalben  zur  An- 
wendung zu  bringen,  namentlich  auch  in  schon  bewohnten 
Häusern. 

Verschiedene  Anlagen,  die  ich  liier  ausgeführt  und  die  Refe- 
renzen der  renommirtesten  Architekten  werden  mir  zur  Empfehlung 
dienen.  Aufträge  von  ausserhalb  werden  auf ’s  Le  i c h t e s te 
und  Prompteste  ausgeführt.  Ansicht  eines  in  Thätigkeit 
befindlichen  Apparats  im  Comtoir:  Dorotheenstrasse  44,  oder  in 
meiner  Privatwohnung  in  Pankow,  Berlinerstr.  8,  woselbst  auch 
nähere  Auskunft  ertheilt  wird. 

pr.  J.  L.  Bacon 

C.  E.  Cross. 


524 


IMF”  Berichtigung. 

Da  die  von  uns  bei  der  allgemeinen  deutschen  Architektenrersammlun^  in  Hamburg  ausgestellten  I*»r- 
ketllÖdenmilMlei*,  denen  der  Ausstellungsbericht  bezüglich  ihrer  gediegenen,  reichhaltigen  und  kumt- 
vollen  Ausführung  ein  besonderes  Wohlgefallen  bezeugt,  irrthümlich  als  von  Wirth  & Wagner  in  „Wien“ 
herrührend  bezeichnet  sind,  finden  wir  uns  veranlasst,  berichtigend  bekannt  zu  machen,  dass  unser  Etablissement 
in  .Stuttgart - ist  und  kein  Konkurrenzgeschäft  ähnlichen  Namens  in  Wien  existirt. 

Stuttgart.  Parketbodenfabrik 

Wirtb.  Warner. 


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nem und  andern  bewährten  Systemen.  Kostenanschläge,  Zeichnun- 
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bestehend  in  Oefen,  Wandbekleidungen  mit  Emaillemalerei,  Bau- 
Ornamenten,  Figuren,  Gartenverzierungen , Röhren,  Mosaikfuss- 
boden-Platten,  Chamottewaaren,  Verblendsteinen  in  allen  Farben  etc. 
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Filz-  und  Dorn’scher  Dächer,  Asphalt  etc.,  laut  Reskript  von  der 
Königlichen  Regierung  konzessionirt  und  auf  mehreren  Industrie- 
Ausstellungen  des  In-  und  Auslandes  prämiirt,  empfiehlt 

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sowie  durch  ein  reich  assortirtes  Lager  von  belegt ei»  und  un- 

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und  Bohglas  bestens  empfohlen. 


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platten),  in  vorzüglicher  Schönheit  und  Dauerhaftigkeit. 

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mehr  als  100  Jahren  im  Gebrauch  und  bewährt,  hat  sich  dut;cb 
vorzügliche  Eisenbahnverbindungen  auch  in  weiterer  Ferne  Geltung 
verschafft  und  konkurrirt  jetzt  mit  fast  allen  in  Nord-  und  Mittel- 
deutschland vorkommenden  ähnlichen  Produkten.  Die  Stärkesor- 
tirungen  sind  */,  bis  1 Zoll  für  Etagen,  1 bis  2 Zoll  für  Parterre- 
räume, 1%  bis  21 , Zoll  für  Perrons,  Werkstätten  u.  s.  w.,  3 bis 
4 Zoll  für  Trottoirs;  die  Grösse  der  Platten  */.  bis  4 Quadratfuss. 
Der  Preis  ist  2 bis  4 Sgr.  pro  D'  rlild.,  je  nach  Qualität  und  Stärke, 
das  Gewicht  1 Kubikfuss  = 145  Pfd. 

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fre.  Anfragen  jederzeit  zu  Diensten. 

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Herzoglich  Braunschweig  - Lüneb.  Stein-Faktorei. 

Agent  für  Berlin:  Friedrich  Paiie,  Waldemarstr,  27. 

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Julius  Erlie,  Berlin.  Alte  Jakobs-Str  116,  Hof  2 Treppen. 


Kommissionsverlag  von  Carl  Beelitz  in  Berlin. 


Druck  vou  Gebrüder  Fickert  in  Berlin. 


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Dezember  1868. 


Antiquarisches  Verzeichniss 

von  Büchern 

aus  dem  Gebiete  des  Bau-  und  Ingenieur-Wesens 

der  Buchhandlung  von 

Carl  Beelitz  in  Berlin,  Oranien-Strasse  No.  75. 

Bestellungen  beliebe  man  entweder  direkt  oder  durch  Vermittelung  irgend  einer  Buchhandlung  aufzugeben. 


Sämmtliche  Bücher  sind,  wo  nicht  das  Gegentheil  bemerkt  ist,  vollständig  und  gut  erhalten.  Die  in  Paranthese  beigefuiten 
Preise  sind  die  Ladenpreise,  welche  bei  den  gebundenen  Büchern  ohne  Berechnung  des  Einbandes  angegeben  sind. 


Anweisung  zum  Bau  und  zur  LTnterhaltung  der  Kunststrassen. 
Vom  preuss.  Handels-Ministerium  erlassene  Vorschriften.  Mit  13 
von  Schinkel  gez.  Kpfrtfln.  4.  1834.  (5*4  Thlr.)  Pappbd.  3.  15. 
Architektonisches  Album.  Redigirt  vom  Architekten -Verein  zu  Berlin 
durch  Stiiler,  Knoblauch,  Strack  etc.  Folio. 

Heft  1 u.  2.,  entli. : Entwurf  zum  Gesellschaftslokal  der  Eisen- 
bahn von  St.  Petersburg  nach  Pawlosk , von  Stiiler  und 
Strack.  12  Tafeln  mit  Text.  (4  Thlr.)  In  Carton.  1.  20. 
Heft  6:  Baulichkeiten  ira  fürstl.  Park  zu  Sondershausen.  1.  — . 
Heft  9:  Bau-Anlagen  im  Park  zu  Glienicke,  ausgefiihrt  von 
Persius.  6 Tafeln.  (Ramponirt)  — . 20. 

Architektonische  Entwürfe  aus  der  Sammlung  des  Architekten -Ver- 
eins zu  Berlin.  i.  u.  2.  Heft.  12  Kpfrtfln.  mit  Text.  Folio. 
1833.  (4>/2  Thlr.)  2.  — . 

Armengaud,  Prakt.  Handbuch  für  den  Bau  und  Betrieb  der  hydrau- 
lischen Motoren,  oder  der  Wasserräder  und  Turbinen.  Deutsch 
von  C.  Hartmann.  Mit  24 'Tafeln.  8.  1858.  (7*4  Thlr.)  3.  15. 
Armengaud  & Bavrault,  Der  Taschen -Ingenieur  oder  die  unentbehr- 
licheren Formeln  und  Reehnungs- Resultate  aus  dem  Gebiete  der 
reinen  und  angewandten  Mathematik,  Chemie,  Phisik  etc.  Deutsch 
von  A.  W.  Hertel.  2.  Auflage.  8.  1862.  (l*'6Thlr.)  — . 25. 

Arnold,  C.,  Prakt.  Anleitung  zur  bürgerlichen  Baukunst,  in 
einer  Reihe  von  Plänen  für  Gebäude  aller  Art.  114  Tafeln  mit 
Text.  Folio.  1834.  (93/,  Thlr.)  In  Mappe.  3.  — -. 

Aubineau’s  grosses  Treppenwerk  für  Architekten,  Zimmerleute  etc. 
Herausg.  von  A.  W.  Hertel.  Mit  16  Tafeln.  Folio.  1857. 
(2 1/2  Thlr.)  1.  20. 

Barfuss,  F.  W.,  Lehrbuch  der  Optik,  Katoptrik  u.  Dioptrik.  2.  Anfl. 
von  Dr.  H.  Gieswald.  8.  Mit  Atlas  von  31  Quarttafeln. 
1860.  (5  Thlr.)  3.  10. 

Barth,  G.,  Die  Einrichtung  und  der  Betrieb  der  Oelmiihlen  oder  die 
Gewinnung  des  Brenn-  und  Speise -Oels  aus  den  Oelfrüchten. 
Mit  6 Foliotafeln.  S.  1862.  (22*4  Sgr.)  — . 15. 

Baumgartner,  J.,  Die  neuesten  und  vorzügl.  Kunststrassen  über 
die  Alpen.  Mit  13  Tafeln.  8.  1834.  (2*/j  Thl. ) Pappbd.  — . 25. 
Bauschinger,  J.,  Die  Schule  der  Mechanik.  Für  den  Selbstunterricht 
besonders  des  praktischen  Mechanikers  und  Handwerkers  darge- 
stellt. Mit  über  600  Holzschn.  8.  1861.  (3  Thlr.)  Halbfrzbd., 

2.  7«/,. 

Bauzeitung,  allgemeine.  Redigirt  von  C.  F.  Ludwig  Förster. 

Jahrgang  1841.  (II  Thlr.)  Pappbd.  3.  — . 

— Jahrgang  1864.  8.  10. 

Becker,  C.  A,  Das  Aufnehmen  mit  dem  Messtische,  im  Sinne 
der  Lehmann’schen  Lehrart.  Mit  3 grossen  Plänen.  8.  1829. 
(7  */,  Thlr.)  Halbfrzbd.  3.  15. 

Becker,  A.  W.,  Erfahrungen  über  den  Portland-Cement.  8. 

1853.  (Vergriffen!)  — . 15. 

Becker,  M.,  ausgeführte  Konstruktionen  des  Ingenieurs.  Heft  1 — 4. 

8.  Mit  Atlas  von  43  Tafeln  in  Folio.  1861.  (7  */„  Thlr.)  5.  — . 

Bede,  Die  Brennmaterial -Ersparung  bei  der  Dampf- Erzeugung, 
bearbeitet  von  L.  Einsiedel.  Mit  84  Abbild.  8.  1863. 

(24  Sgr.)  _ ^ —.15. 

Beiträge  zur  Förderung  der  Kunst  in  den  Gewerken.  Herausg.  vom 
Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Hannover.  Heft  1 — 2 mit 
je  6 Tafeln.  Folio.  1858.  (2  Thlr.)  1.  — . 

Bergmann,  L.,  Bau-Lexikon  oder  Real  - Encvclopädie  des  gesarnm- 
ten  Bauwesons.  Lfrg.  1 — 7 (A  — F).  8.  1855.  (2*  3 Thlr.) 

Nicht  weiter  erschienen.  . 12. 

Berlin’s  Bauwerke  in  malerischen  Ansichten.  20  Stahlstiche  in 
eleg.  Carton.  8.  (l'/gThlr.)  — . 25. 

Bitzei,  J.,  Die  Grundzüge  der  Mechanik,  als  Leitfaden  bei  Vor- 
lesungen und  zum  Selbststudium.  Mit  9 Tafeln.  8.  1854. 

(l*/jThlr.)  Halbleinwdbd.  1.  . 

Blwcam,  H,  Die  mittelalterliche  Kirchenbaukunst  in  England. 
Nach  der  7.  Anfl.  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  versehen. 
Mit  56  Tafeln.  8.  1847.  (2  Thlr.)  1.  5. 

Bolze,  H.,  Lehrbuch  der  Physik  für  Schule  und  Haus.  Mit  4 Taf. 

8.  1850.  (28  Sgr.)  Pappbd.  — . io. 

Bruyere,  L.,  Etudes  relatives  ä l’Art  des  Constructions.  12  Hefte 
mit  184  Kpfrtfln.  nebst  Text.  Folio.  1828.  (40  Thlr.)  10.  — . 

Büchner,  0.,  Die  Mineralöle,  insbesondere  Photogen,  Solaröl, 
Petroleum;  ihre  Naturgeschichte,  Eigenschaften  und  Unterschiede 
im  Vorkommen  etc.  Mit  8 Taf.  Abbild.  8.  1864.  (27  sgr.)  — . 15. 
Burat,  A.,  Angewandte  Geognosie,  oder  das  Auffinden  und 
der  Bau  nutzbarer  Mineralien.  Lebersetzt  von  Krause  und 
Hochmuth.  Mit  147  Holzschn.  und  22  Kpfrtfln.  8.  1844. 

(3*4  Thlr.)  Halbleinwandbd.  1.  10. 


Buresch,  E.,  Leber  die  verschiedenen  V erfahrungsarten  und  Appa- 
rate, welche  beim  Imprägniren  der  Hölzer  Anwendung  gefunden 
haben.  Mit  4 Taf.  4.  1860.  (l2/s  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  — . 

Bürkli,  A.,  Anlage  und  Organisation  städtischer  Wasserversorgungen. 
8.  1867.  (1  Thlr.)  — . 24. 

- — Leber  Anlage  städtischer  Abzugskanäle  und  Behandlung  der 
Abfallstofie  aus  Städten.  Mit  6 Taf.  8.  1866.  (1  */5  Thlr.) — . 27. 
Busch.  C.,  Die  Baustyle.  l.Thl.  Baukunst  der  Griechen  und  Römer. 

Mit  430  Abbildungen.  8.  1864.  (1  Thlr.)  — . 24. 

Busse,  A.,  Das  neue  Stadtgerichts  - Intjäiisitoriats  - und  Ge- 
fängniss-Gebäude  zu  Breslau.  Mit  Details  der  inneren  Ein- 
richtungen. 10  Blatt.  Imp. -Folio.  1854.  Halbfrzbd.  2.  10. 
Buttel,  F.,  Der  Bau  der  flachen  Theerdächer  in  Verbindung  mit 
Leinwand  oder  Löschpapier.  Mit  1 Taf.  8.  1842.  (15  Sgr.)  — . 6. 

Campin,  Fr.,  Das  Drechseln  in  Holz,  Elfenbein,  Perlmutter,  Metall  etc. 

Deutsch  v.  St.  Appenzeller.  M.  11  Taf.  8.  1S62.  (l*/2Thl.)  — . 25. 
Cavos,  A.,  Leber  die  architektonische  Einrichtung  von  Theater- 
Gebäuden.  Mit  21  lith.  Taf.  Fol.  1849.  (2  Thlr.)  1.  10. 

Cämmerer,  F.,  Sammlung  neuer  ausgewählter  Bau -Entwürfe  zu  ein- 
fachen Kirchen-,  Bet-  und  Wohngebäuden.  Nach  amtlichen 
Quellen  bearb.  2.  Aull.  21  Taf.  Fol.  1861.  (3  Thlr.)  2.  — 

Claudel  u.  Faroque,  Das  Maurerhandwerk  in  seinem  ganzen  Umfange, 
theoretisch  und  praktisch.  2 Bde.  Mit  10  lith.  Taf.  8.  1860. 

(2*'3  Thlr.)  1.  20. 

Combes  u.  Viollet,  Die  rauchverzehrenden  und  brennstoffsparenden 
Feuerungen.  Deutsch  von  Dr.  C.  Hartmann.  3.  Aufl.  Mit 
9 lith.  Foliotafeln.  8.  1862.  (20  Sgr.)  — . 15. 

Degen,  L. , Der  Ziegelrohbau,  systematisch  entwickelt  und  durch 
Beispiele  erläutert.  8 Hefte  mit  48  Tafeln  in  Farbendruck. 
Folio.  (8  Thlr.)  6.  10. 

Denkmäler  der  Kunst,  zur  Uebersicht  ihres  Entwicklungsganges  von 
den  ersten  künstlerischen  Versuchen  bis  zu  den  Standpunkten  der 
Gegenwart.  Herausg.  von  Guhl,  Caspar,  Lübke  und  Voit. 
4 Theile  mit  1700  Abbild,  auf  157  Tafeln.  Folio.  1851 — 1860. 
(41*  2 Thlr.)  Schönes  Exetnpl.  in  2 Halbfrzbde.  geh.  25.  — . 
Dom,  der,  zu  Mai  nz  und  seine  bedeutendsten  Denkmäler  in  36  Ori- 
ginal-Photographien von  H.  Emden,  mit  histor.  und  erläutert. 
Text  von  J.  Wetter.  Folio.  1858.  (12  Thlr.)  6.  — . 

Duhamel , Lehrbuch  der  analytischen  Mechanik.  Deutsch  von  Dr. 
0.  Schl  ö milch.  2.  Aufl.  2 Bde.  mit  Holzschn.  8.  1861. 

(2  Thlr.)  1.  15. 

Dumont,  J.,  Das  Zellengefängniss  zu  Antwerpen.  Nebst 

einer  Einleitung  über  die  Anwendung  des  Zellensystems  bei  der 
Gefangenschaft  nach  Duc peti au x.  Mit  13  Tafeln.  Folio.  1859. 
(22/3  Thlr.)  2.  7 */2. 

Durand,  J.  N.  L.,  Abriss  der  Vorlesungen  über  Baukunst,  ge- 
halten an  der  polytechnischen  Schule  zu  Paris.  Aus  dem  Franz, 
übers.  Mit  32  Steintafeln.  Folio.  ( 63/4  Thlr.)  Pappbd.  3.  — 
Egen,  P.  N.  C.,  Handbuch  der  Buchstabenrechnung.  Mit  1 
Kpfrtfl.  8.  1820.  (2  Thlr.)  Halbfrzband.  — . 20. 

Eggert,  F.  X.,  Die  Glasgemälde  der  neuerbauten  Mariahilf- Kirche 
in  der  Vorstadt  „Au“  zu  München.  1.  Liefrg.  mit  Farbentaf. 
Imp -Fol.  (6  Thlr.)  1.  15. 

Ehrenberg,  C.  F.,  Bau -Lexikon.  Erklärung  der  im  gesammten  Bau- 
wesen verkommenden  technischen  und  Kunstausdrücke.  Fortges. 
von  E.  Knoblauch  u.  L.  Hoffraann.  2.  Anfl.  Mit  1 1 Taf. 
8.  1843.  (3  Thlr  ) Halbfrzbd.  1.  — . 

Engel,  Fr.,  Sammlung  landwirtschaftlicher  und  ländlicher  Bauaus- 
führungen. Neue  Folge:  Liefrg.  1,  2,  6 u.  7.  Folio.  1862. 
(4  Thlr.)  2.  20. 

Engelhard,  J.  D.  W.  E. , Baukunde  oder  architekt.  Construktions- 
lehre.  Mit  Atlas  von  4 Blättern.  8.  1852.  (1V2  Thlr.)  — . 25. 

Entwürfe  zu  Kirchen,  Pfarr-  u.  Schulhäusern.  Zum  amtl. 
Gebrauche  herausg.  von  der  techn.  Bau- Deputation  zu  Berlin. 
Neue  Ausg.  78  Tafeln  mit  Text.  Imp. -Fol.  1862.  (20J/3  Thlr.) 

(Tafeln  1 — 6,  27,  61,  65,  66  fehlen.)  14.  — . 

Ewerbeck,  Architektonische  Reiseskizzen  aus  Deutschland,  Frank- 
reich und  Spanien.  Liefg.  1 u.  2 mit  20  Tafeln.  Folio.  1862. 
(1  Thlr.  26  Sgr.)  1.  5. 

Feichtinger,  G.,  Ueber  die  chemischen  Eigenschaften  mehrerer  baye- 
rischer hydraulischer  Kalke  im  Verhältniss  zu  Portland-Ce- 
ment. 8.  1858.  (11  Sgr.)  — . 8. 

Fink,  F.,  Der  Bauschlosser.  2 Theile  mit  550  Abbild.  8.  1859. 

(2  Thlr.)  1.15. 

Fischer,  0.,  Mustersammlung  für  das  Linearzeichnen.  150  geome- 
trische Ornamente  für  Künstler  und  Bautechniker.  5 Hefte.  Mit 
60  Tafeln.  4.  1858.  (2*/,  Thlr.)  1.  15, 


Flachat,  E.,  Handbuch  für  Locoraotiv-Constrncteure  und  Locomotiv- 
führer.  3.  Aufl.,  bearb.  von  C.  Hartinann.  Mit  Atlas  von 
24  Foliotafl.  8.  1862.  (2%  Thlr.)  1.  15. 

Gerstenbergk,  H.  v.,  Die  Zemente,  ihre  Bereitung  aus  natürlich- 
hydraulischen  und  künstlich -hydraulischen  Kalken.  8.  1865. 

(18  Sgr.)  ' -.13. 

— Tafeln  zur  Berechnung  des  Quadrat- Inhaltes  der  Fussböden, 
Wand-  und  Dachflächen  etc.  2 Anti.  8.  1865.  (1  Thlr.)  — . 20. 

Gieswald.  H.,  Die  Lehre  von  der  Thermometrie,  der  Pyrometrie, 
Hygrometrie,  Psychrometrie  und  Baronietrie  in  ihrer  Gesammtheit 
dargestellt.  Mit  14  Quarttafeln.  8.  1S61.  (2  Thlr.)  1.  10, 

Gilly,  D.,  Handbuch  der  Landbaukunst.  5.  Autl.  3 Theile.  8.  Mit 
Atlas  von  75  Taf.  in  Fol.  1822.  (IO1/,  Thlr.)  Halbfrzbd.  3.  20. 

— Abriss  der  Cameral  - Bau  Wissenschaft,  zu  Vorlesungen 

entworfen.  8.  1801.  (1  Thlr.)  Pappbd.  — . 12%-. 

Goltz,  von  der,  u.  W.  Kinzel,  ländliche  Arbeiterwohnungen  oder  Dar- 
stellung der  Nothwendigkeit  einer  Verbesserung  derselben  nebst 
Vorschlägen  und  Zeichnungen  zu  ihrer  zweckmässigen  Ausführung 
8.  1 86ö!  (1%  Thlr.)  — . 25. 

Grabdenkmäier  berühmter  Personen  auf  den  Kirchhöfen  zu  Berlin. 
4 Blatt,  die  Denkmäler  von  Ancillon,  Humboldt,  Scharnhorst  und 
Schinkel  enthaltend.  Fol.  1856.  (l*/3  Thlr.)  — . 20. 

Gralfenried  u.  Stürler,  Schweizerische  Architektur  oder  Aus- 
wahl hölzerner  Gebäude  aus  dem  Berner  Oberland.  32  zum  Theil 
farbige  Tafeln  mit  Text.  Fol.  1844.  Ivartonnirt  14.  20. 

(Schönes  Exemplar  dieses  im  Buchhandel  vergriffenen 
und  sehr  gesuchten  Werkes.) 

Graeger,  N.,  Die  fabrikmässige  Darstellung  chemischer  Produkte 
2 Bde.  mit  Atl.  von  11  Foliotafeln.  8.  1865.  (3%  Thlr.)  2.  15. 
Grandpre,  Der  Schlossermeister  oder  theoretisch  - praktisches  Hand- 
buch der  Schlosserkunst.  8.  Aufl.  Herausgeg.  v.  A.  W.  Hertel. 
Nebst  Atl.  v 22  Foliotaf.  8.  1865.  (2%  Thlr.)  1.  20. 

Gros,  J.  E.  v.,  Anschauliche  Darstellung  der  elektrischen  Telegraphie. 

2.  Aufl.  8.  1862.  (15  Sgr.)  — . 8. 

Gruuert,  J.  A.,  Elemente  der  analytischen  Geometrie  zum  Gebrauche 

bei  Vorlesungen.  2 Thle.  8.  1839.  (2%  Thlr.)  1.  — . 

— Elemente  der  ebenen,  sphärischen  und  späroidischen  Trigono- 
metrie in  analytischer  Darstellung.  8.  1837.  (l3/4  Thlr.)  — . 25. 

Gysser,  R.,  Der  Torf,  seine  Bildung  und  Eigenschaften,  sowie  seine 
beste  und  billigste  Bereitungsweise.  Mit  2 Tafeln.  8.  1864. 

(10  Sgr.)  — . 6. 

Häberlin,  C.  L.,  Sanssouci,  Potsdam  und  Umgegend.  (Bauge- 
schichte dieser  Orte  mit  besonderer  Berücksichtigung  d.  Regierungs- 
zeit  König  Friedrich  Wilhelms  IV.)  8.  1855.  (l*/3  Thlr.)  — . 20. 
Hacault,  E.,  Der  Köngl.  Sächsische  Staatsbahnhof  zu  Leipzig. 

4 Kpfrtfln.  mit  Text.  Fol.  1861.  (1  Thlr.)  — . 20. 

Harres,  B.,  Die  Schule  des  Zimmermanns.  1 Theil : Hochbauten. 

3.  Aull.  Mit  215  Abbildungen.  8.  1862.  (1  Thlr.)  — . 20. 

Hartmann,  C.,  Vollständiges  Handbuch  der  Steinarbeiten.  2.  Aufl. 

Mit  8 Tafeln.  8.  1862.  (I1/,  Thlr.)  —.25. 

— Angaben  und  Pläne  englisch -amerikanischer  Mahlmühlen, 

sowie  die  neuesten  Einrichtungen  der  Üel-,  Papier-,  Loh-  und 
Sägemühlen.  2.  umgearbeitete  Aufl.  8.  Mit  Atlas  von  27  Taf. 
in  Fol.  1857.  (2%  Thlr.)  1.15. 

— Die  Brenn-  oder  Feuerungs- Materialien  des  Pflanzen-  und  Mi- 
neralreichs, ihre  Eigenschaften,  Aufsuchung,  Gewinnung  etc. 

3.  Aufl.  Mit  Atlas  von  15  Taf.  8.  1863.  (2 % Thlr.)  1.  15. 

— Die  Aufbereitung  und  Verkokung  der  Steinkohlen , Braun- 
kohlen u.  des  Torfes.  2.  Aufl.  mit  8 Taf.  8.  1861.  (I  Thlr.)  — . 18. 

— Der  Maschinenbauer  oder  Beschreibung  und  Abbildung  der 

Masehinen-Elemente.  2 Bde.  3.  Aufl.  Mit  Atlas  von  25  Taf.  8. 
1858.  (31  3 Thlr.)  2.  10. 

— Vademeeum  oder  erfahrener  Begleiter  des  Lokomotivführers 

Maschinenmeisters  etc.  2.  Aufl.  Mit  1 Figurentaf.  8.  1862. 

(1  Vs  Thlr.)  ‘ 1.  — . 

Harzer,  Fr.,  Guttapercha  und  Kautschuk,  ihr  Vorkommen,  ihre 
Eigenschaften  und  ihre  Verarbeitung.  2.  Aufl.  mit  Atlas  von 
10  Tafeln.  S.  1864.  (1%  Thlr.)  — . 20. 

Haslett  u.  Hackley,  Praktisches  Taschenbuch  für  Ingenieure  und 
Techniker.  Deutsch  bearb.  v.  D.  Brauns.  Mit  157  Holzschn. 
8.  1858.  (l*/s  Thlr.)  Leinwandbd.  — . 25. 

Hassenstein,  C.  H.,  Das  elektrische  Licht.  Erläuternde  und  kritische 
Besprechung  seiner  Benutzung  zur  Beleuchtung.  Mit  15  lithog. 
Tafeln.  8.  1865.  (1»/«  Thlr.)  —.25. 

Henz.  L.,  Prakt.  Anleitung  zum  Erdbau.  S.  Mit  Atl.  v.  17  grossen 
Tafeln.  1S56.  (4%  Thlr.)  Halbfrzbd.  3.  15. 

Herrmanu,  Fr.,  Katechismus  der  Nivellirkuust.  Mit  56  Holzschn. 

8.  1866.  (10  Sgr.)  — . 6. 

Hertel,  A.  W.,  Sammlung  von  Landhäusern  und  ländlichen  Wohn- 
gebäuden. In  Entwürfen,  Durchschnitten,  Grundrissen,  Details 
etc.  Mit  54  Taf.  4.  1862.  (21/,  Thlr.)  1.  20. 

— 62  Tafeln  mit  Fafaden,  Grundrissen,  Profilen  und  Details. 

4.  Aufl.  4.  1862.  (2%  Thlr.)  1.  20. 

— Das  ABC  des  Zimmermanns.  Mit  14  Figurentafeln.  4.  1861. 

(22%  Sgr.)  " — 15. 

— Der  Brunnen-,  Röhren-,  Pumpen-  und  Spritzenmeister.  5.  Aufl. 

Mit  Atl.  von  16  Tafeln.  8.  1S64.  (2  Thlr.)  1.  12. 

Herzberg,  C.,  Vollständiges  Handbuch  der  chemischen  Fabrikenkunde. 

2.  Aufl.  Mit  17  Taf.  8.  185S.  (1  Thlr.)  1.  10. 

Hirsch,  Meier,  Sammlung  geometrischer  Aufgaben.  2.  Theil.  8.  1807. 

(l*/s  Thlr.)  Halbfrzbd.  " — . 15. 

Hirt,  A.,  Die  Baukunst  nach  den  Grundsätzen  der  Alten.  Mit 
50  Kpfrtfln.  Royal -Fol.  1809.  Pappbd.  (24  Thlr.)  5.  10. 

Hoffstadt,  F.;  Gothisches  ABC-Buch,  das  ist:  Grundregeln 
des  gothischen  Styls  für  Künstler  und  Werkleute.  Mit.  40  Vor- 
legeblättern.  Lfr.  1 — 6.  Fol.  1840.  Schönes  Exemplar  der 


grossen  Pracht-Ausgabe  mit  prachtvoll  in  Gold  und  Farben  aus- 
gemalten Initialen.  (50  Thlr.)  In  Carton.  25.  — . 

Hogrewe,  J.  L.,  Prakt.  Anweisung  zur  Baukunst  schiffbarer  Iva- 
i näle.  Mit  17  kol.  Kpfrtfln.  4.  1805.  (8%  Thlr.)  Pappbd.  2.  — . 

— Beschreibung  der  in  England  seit  1759  angelegten  und  jetzt, 

grösstentheils  vollendeten  schiffbaren  Kanäle.  Mit  10  illum. 
Kpfrtfln.  4.  1780.  (,6  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  — . 

Holz,  F.  W.,  Vor  1 ege b lä tter  für  Bau-  u . Gewerbeschulen, 
technische  Institute  überhaupt,  sowie  zur  Selbstbelehrung  und 
Kunstbildung  der  Bauhandwerker.  16  Blatt,  enth.  Ornamente 
zur  äusseren  und  inneren  Ausschmückung  der  Gebäude,  Thüren, 
Fenster,  Oefen,  Kandelaber  etc.  Fol.  1844.  (3  Thlr.)  1.  15. 

(Einige  Tafeln  sind  etwas  wasserfleckig.) 

Hornig,  E.,  Lehrbuch  der  technischen  Chemie.  1.  Theil:  L’n- 
organische  Chemie.  Mit  9 Kpfrtfln.  8.  1860.  (2‘/3  Thlr.)  1.  15. 
Hornig,  G.  S.,  Sammlung  prakt.  Zimmerwerks  - Risse,  theils 
j ausgeführter,  theils  für  verschied.  Zwecke  entworfener  Bau-Gegc-n- 
stände.  8 Hefte  m.  48  Taf.  F'oi.  1831.  (10  Thlr.)  Hlbfrzbd.  2.  — . 

, Hübner,  E.  A.,  Das  Recht  zu  Mühlen- Anlagen  jeder  Art  u.  zu 
Mühien-Veränderungen  nach  preuss.  Recht.  8.  1S43.  (1  Thlr.)  — . 12. 
Hummel,  J.  E.,  Die  Säulenordnungen  nach  Vitruv  mit  einigen 
Säulenordnungen  von  den  vorzügl.  alten  Momenten  zusammen- 
gestellt. Mit  30  Kpfrtfln.  4.  1840.  (3  Thlr.)  Pappbd.  1.  25. 
Hunäus,  G.  Chr.  K..  Lehrb.  d.  reinen  Elementar- Mathematik, 
zum  Gebrauch  in  Gymnasien  und  technischen  Lehr- Anstalten. 
2 Bde.  in  3 Abth.  8.  1838.  (5*  2 Thlr.)  Halbfrzbd.  2.  — . 

— Die  geometrischen  Instrumente  der  gesammten  prakt.  Geometrie, 

deren  Theorie,  Beschreibung  und  Gebrauch.  Mit  290  Holzsehn. 
8.  1864.  (5%  Thlr.)  4.  — . 

Jeep,  W. , Die  Festigkeit  der  Materialien  und  die  Anwendung  der 
Festigkeits-Regeln  und  Verhältnisse  im  Maschinenbau  und  in  der 
Baukunst.  Mit  5 Foliotafl.  8.  1861.  (1%  Thlr.  1.  5. 

— Die  kalorische  Maschine  oder  Entstehung,  Konstruktion,  Bau, 

: Wartung  n.  Benutzung  derselben.  Mit  4 Figurentafl.  8.  1861 

(1%  Thlr.)  -.24. 

’ Journal  für  Architekten  und  Bauhandwerker.  Redig.  von  W.  A. 
Becker.  Jahrg.  1860,  1861.  Mit  50  Tafl.  Abbild.  P'olio. 
(12  Thlr.)  4.  10. 

Kallenbach,  G.  G.,  Album  mittelalterlicher  Kunst.  I.  Bd.  mit  60  Taf. 

4.  1847.  (4%  Thlr.)  2.  10. 

Klose,  H.  A,,  Theorie  der  eisernen  Träger  mit  Doppelflanschen. 

Mit  14  Holzschn.  8.  1862.  (24  Sgr.)  — . 16. 

Köhler.  Fr.,  Der  Gasmeister  für  Jedermann.  Mit  17  Abbild.  8. 

1S65.  (20  Sgr.)  —.12. 

Köhler,  H.,  Taschenbuch  zum  prakt.  Gebrauch  bei  den  Verrichtungen 
des  Eisenbahn  wesens.  8.  1839.  ( 1 1 2 Thlr.)  Leinwdbd.  — . 15. 
Koenig,  J..  Grundriss  der  Schlosserkunst.  4.  Aufl.  Mit  Atlas  von 
J 45  Tafeln.  8.  1864.  (ly,  Thlr.)  1.  2. 

— dasselbe  Werk.  1.  Aufl.  1848.  — . 15. 

Koepcke,  C.,  und  G.  Welkner,  Die  steuerfreie  Niederlage  zu  Harburg 

und  deren  hydraulische  Krahne  und  Aufzüge.  Mit  11  Kpfrtafl. 
Folio.  1860.  (I1 2 Thlr.)  1.  — . 

Krafft  & Thiollet,  Choix  des  plus  jolies  Maisons  de  Paris  et 
de  ses  Environs.  218  Kupfertafeln  mit  Text.  Folio.  1849. 
(16%  Thlr.)  Halbleinwdbd.  10.  10. 

Krüdener,  L. , Angaben  und  Pläne  englisch -amerikanischer  Mahl- 
mühlen, sowie  von  den  neuesten  Einrichtungen  der  Oel-  und 
Schneidemühlen.  3.  Aufl.  Mit  Atlas  von  31  Tafeln.  8.  1865. 

(2%  Thlr.)  1.25. 

Kugler,  F..  Geschichte  der  Baukunst.  Mit  Illustrationen  und  andern 
artischen  Beilagen.  1. — 3.  Bd.  (Altertlmm  und  Mittelalter.) 
8.  1859.  (12  Thlr.)  Eieg.  Halbfrzbd.  8.  — . 

— 4.  Bd.,  fortgesetzt  von  Burckhard  und  Liibke.  1.  Abtheil. 

I (Renaissance  in  Italien.)  (2 % Thlr.)  2.  6. 

Kuhlmann,  M.  Fr..  Die  Verkieselung  durch  Anwendung  des  Wasser- 
glases etc.  Dentsch  von  A.  W.  Hertel.  2.  Aufl.  Mit  1 Tafel. 
8.  1S62.  (22%  Sgr.)  — . 15. 


Kunst,  die,  des  Miteialters  in  Schwaben.  Denkmale  der  Baukunst, 
Bildnerei  und  Malerei.  Herausg.  von  C.  Heideloff  u.  A.  Heft 
1 — 8 mit  30  Ivpfrtafln.  Fol.  1858  — 1S64.  ( 10*  3 Thlr.)  6.  15. 
Kunst-  und  Gewerbeblatt  des  polytechn.  Vereins  für  das  König- 
i reich  Bavern.  Mit  Holzschn.  und  Kpfrtfln.  Jahrg.  1S60.  4. 

(4  Thlr.)'  2.  — . 

— Jahrgang  1864  und  1S66.  (ä  4 Thlr.)  Jeder  Jahrgang  2.  15. 
Lardner,  D.,  Populäre  Lehre  von  dem  elektrischen  Telegraphen. 
Deutsch  von  Dr.  C.  Hartmann.  2.  Aufi.  Mit  6 Tafeln.  8. 
1862.  (3,  Thlr.)  — . 15. 

Lenormand,  L.  S.,  Haudbuch  der  gesammten  Papierfabrikation.  2. 
Aufl.  2 Bände  mit  Atlas  von  32  Foliotafeln.  8.  1862.  (5  Thlr.) 

3.  5. 

Leo,  W. , Theoretisch -prakt.  Anleitung  zum  Nivelliren.  Mit  9 
lith.  Tafeln.  4.  Weimar.  1S46.  (1%  Thlr.)  — . 15. 

Lerch,  G.  A.,  Ueber  die  Heizung  mit  erwärmter  Luft  und  ihre 
Anwendung  im  Irren  - Hospital  zu  Hofheim.  Mit  5 grossen  Taf. 
4.  1S33.  CI V»  Tblr.)  " —.15. 

! Leuchs,  J.  C.,  Verbesserte  Darstellung  der  Kitte,  Mörtel,  künst- 
lichen Steine  etc.  8.  1S4S.  (20  Sgr. ) — . 8. 

Lindenhagen,  Die  zur  Bearbeitung  des  Holzes  angewendeten  Werk- 
zeug-Maschinen. Mit  7 Foliotafeln.  8.  1862.  (20  Sgr.)  — . 10. 

Linke.  G.,  Der  Bau  der  flachen  Dächer.  Mit  den  dazu  gehörigen 
Holz-Konstrukt,  und  Kostenberechnungen.  Mit  2 Taf.  8.  1S40. 
(1%  Thlr.)  —.25. 

Lipsius,  C..  Entwürfe  zu  Schaufenstern  u.  zur  innern  Decoration 
von  Läden.  6 Tafeln  in  Farbendruck  mit  Text.  Folio.  1857. 
(1%  Thlr.)  1.  — . 


Littrow,  J.  J.,  v,,  Anfangsgründe  der  gesammten  Mathematik.  | 
Mit  5 Ivpfrtafln.  8.  1838.  (2%  Thlr.)  Halbfrzbd.  — . 25.  j 

Lixaute,  A.,  Der  Strassen-Eisenbahn-,  Canal-,  Brücken-,  Küstendamm-,  j 
Deich-  und  Hafenbau,  sowie  Bemerkungen  über  Bewässerungs-  ] 
Arbeiten.  2.  And.  Mit  Atlas  von  20  Foliotafeln.  8.  1862. 

(2y'2  Thlr.)  ^ 1-20. 

Lohmann,  Ad.,  Der  Wassermahlmühlenbau.  2.  Aufl.  Neu  herausg. 
von  L.  Kriidener.  Nebst  Atlas  von  20  Tafeln.  8.  1865. 

(2  Thlr.)  1-  10- 

— dasselbe  Werk.  Mit  19  Tafeln.  1856.  — - 20. 

Liibke,  W.,  Geschichte  der  Architektur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  | 

auf  die  Gegenwart,  3.  (neueste)  Aufl.  Mit  583  Holzschnitt- 
Illustrationen.  8.  1867.  Eleg.  geb.  5.  20. 

Malian,  D.  H , und  Fr.  Schubert,  Grundzüge  des  Ingenieur -Wesens. 

2.  Aufl.  Mit  197  Holzschn.  8.  1353.  (1%  Thlr.)  — . 15. 

Matthaey,  C.  L.,  Der  Stein-  oder  Dammsetzer.  Ausführliche  Unter- 
weisung in  der  zweekmässigsten  Anlage  des  Strassenpflasters  etc. 

2.  Aufl.  Mit  3 Tafeln.  8.  1863.  (iy3  Thlr.)  — . 25. 

— Der  vollkommene  Dachdecker.  2.  Aufl.  ganz  neu  bearbeitet  v. 
A.  W.  Hertel.  Mit  Atl.  v.  12  Taf.  8.  1858.  (IV,  Thlr.)  — . 28. 

Manch,  J.  M.,  Vergleichende  Darstellung  griechischer  Bau-Ord- 
nungen. Mit  16  Kpfrtfln.  Fol.  1832.  Kart.  (4%  Thlr.)  2.  5. 

Menzel,  C.  A.,  Versuch  einer  Darstellung  der  Kunstsinnbilder, 
insofern  sie  der  jetzigen  Zeit  angemessen  sind.  8.  1840. 

(D/a  Thlr.)  _ __  — • 17 Vs- 

— Der  praktische  Maurer.  Handbuch  für'  Maurermeister, 

Gesellen  und  Lehrlinge.  3.  verb.  Aufl.  Mit  etwa  400  Holzschn. 
und  4 Tafeln  Abbild.  8.  1862.  (3  Thlr.)  2.  5. 

— Der  Bau  des  Eiskellers  in  wie  über  der  Erde.  Mit  4 Tafeln 

Abbildungen.  8.  1848.  — ••  12. 

Mittheilungen  des  Architekten  - und  Ingenieur-Vereins  in 
Böhmen,  herausgegeben  von  Jahn  u.  Noseck.  Jahrgang 
1866  u.  1867.  Fol.  " (4  Thlr.)  2.  15. 

Morin’s  Hiilfsbuch  des  praktischen  Mechanikers.  Deutsch 
bearbeitet  von  C.  Hol  tz  mann.  2.  Aufl.  Mit  61  Figuren.  8. 


1S44.  (1%  Thlr.)  l’appbd. 


— . 15. 


Müller  (-Pouillet),  Lehrbuch  der  Physik  und  Meteorologie.  6.  um- 
gearbeit.  Aufl.  2 Bde.  mit  1724  Holzschn.  u.  15  Stahlstiehtafeln. 
8.  1S64.  (9  Thlr.)  Eleg.  Halbfrzbd.  6.  15. 

— 3.  Band.  Lehrbuch  der  kosmischen  Physik.  2.  Aufl.  Mit 

316  Holschn.  u.  einem  Atlas  von  33  Stahlstichtafeln.  8.  1865. 

(4  Thlr.)  Eleg.  Halbfrzbd.  3.  5. 

— Grundriss  der  Physik  u.  Meteorologie.  2.  Aufl.  m.  6Ö0  Holzschn. 

8.  1850.  (I1 3 Thlr.)  Halbfrzbd.  — . 15. 

Nachrichten,  statistische,  von  den  preussischen  Eisen- 
bahnen. Bearbeitet  vom  techn.  Eisenbahn-Bureau  d.  Ministeriums 
für  Handel,  Gewerbe  u.  offentl.  Arbeiten.  Bd.  1 — 2.  (Jahrg.  1855 
u.  1856.)  Mit  vielen  Karten  u.  Nivellements-Plänen  u.  Zeichnun- 
gen des  Oberbaues,  der  Fahrzeuge  etc.  Fol.  (6  Thlr.)  2.  — . 
Naumann,  C.  F.,  Lehrbuch  der  Mineralogie.  Mit  einem  Atlas 
von  26  Tafeln.  8.  1828.  (3  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  — . 

Nell,  A.  M.,  u.  E.  W.  Kauffmann,  Lehre  von  den  Eisenbahnkurven 
und  Ausweichgeleisen.  Mit  Atlas  von  17  Tafeln  in  Fol.  8. 
1861.  (2%  Thlr.)  1.  15. 

Neumann,  W. , Grundsätze  und  Erfahrungen  über  die  Anlegung, 
Erhaltung  und  Pflege  von  Glashäusern  aller  Art.  Aus  dem 
Französischen  von  Biedenfeld.  8.  Mit  Atlas  von  43  Tafeln 
in  4.  1862.  (2  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.15. 

Newth,  S.,  Die  wichtigsten  Lehren  der  Statik,  Dynamik  und  Hydro- 
statik erläutert  durch  die  bekanntesten  Maschinen.  2.  Aufl.  Mit 
16  Tafeln.  8.  1862.  (%  Thlr.)  — . 15. 

Nordenburg,  J.,  Die  Ventilatoren  und  deren  Anwendung  auf  prakt. 

Zwecke.  Mit  117  Abbildungen.  8.  1860.  (1  Thlr.)  — . 20. 

Notice  historique  et  descriptive  sur  la  Cathedrale  de  Strass- 
bourg.  8.  1853.  (10  Sgr.)  — , 5. 

Notizblatt  des  Architekten -Vereins  zu  Berlin.  Jahrg.  1833  — 1850. 
4.  (20  Thlr.)  Halbfrzbd.  6.  10. 

— do.  — Jahrg.  1837  — 1850.  (16%  Thlr.)  5.  10. 

Ohlmüller,  D.  J.,  Ideen  zu  Grabdenkmälern.  15  Kpfrtfln.  in 

Imp. -Fol.  1824.  (2%  Thlr.)  1.  10. 

Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens  in  technischer  Be- 
ziehung. Herausgeg.  von  Heusinger  von  Waldegg.  Jahrg. 
1855.  Mit  21  Tafeln.  8.  (3  */2  Thlr.)  1.  15. 

Pereis,  Handbuch  zur  Anlage  und  Konstruktion  landwirthschaftlicher 
Maschinen  und  Geräthe.  Heft  1,  5,  6,  7.  Mit  vielen  lithogr. 
Tafeln  in  Fol.  8.  1866.  (5*/,  Thlr.)  3.  — . 

Perronets  Werke,  die  Beschreibung  der  Entwürfe  u.  der  Bauarten  der 
Brücken  bei  Neuilli,  Mantes,  Orleans,  Ludwig  XVI.  etc.  enth. 
Uebers.  v.  Dietlein.  2 Bde.  Text  mit  Atlas  von  54  Kpfrtfln. 
4.  1820.  (15  Thlr.)  Pappbd.  6.  — . 

Persius , Architektonische  Entwürfe  für  den  Umbau  vorhandener 
Gebäude.  Tafel  1 — 6.  Imp.-Fol.  1849.  (2%  Thlr.)  — . 20. 

Petzold,  E.,  Die  Landschafts  - Gärtnerei.  Ein  Handbuch  für  Archi- 
tekten, Gärtner,  etc.  Mit  10  Holzschn.  und  19  landschaftlichen 
Ansichten.  4.  1862.  (5  Thlr.)  3.  20. 

Pfeiffer,  A.,  Handbuch  der  elektromagnetischen  Telegraphie  nach 
Morse’schem  System.  Mit  Atlas  von  16  Tafeln.  8.  1865. 

(2*/*  Thlr.)  ' 1.  10. 

Poppe,  J.  H.  M.  von,  Ausführliche  Volks -Gewerbslehre,  oder  allge- 
meine und  besondere  Technologie  für  alle  Stände.  7.  Aufl.  mit 
266  Holzschn.  8.  1856.  (3  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  5. 

— Geschichte  aller  Erfindungen  und  Entdeckungen  im  Bereiche 

der  Gewerbe,  Künste  und  Wissenschaften.  Mit  162  Abbild.  8. 
1837.  (1%  Thlr.)  Pappbd.  — . 15. 

Portefeuille  economique  des  machines,  de  l’outillage  et  du  materiel. 


Dirige  par  C.  A.  Oppermann.  Jahrg.  1860  — 1864.  Fol. 
(30  Thlr.)  6.  20. 

Potente,  Cfc.,  Praktisches  Handbuch  der  Brückenbaukunde  in  ihrem 
ganzen  Umfange.  Mit  19  Tafeln.  8.  1844.  (6  Thlr.)  3.  — . 

Poussin,  G.  T.,  Chemins  de  fer  amerieains;  historique  de  leur  eon- 
struction,  prix  de  revient  et  produit,  mode  d’administration  etc. 
Mit  7 Kpfrtfln.  und  1 Karte.  4.  1836.  (4  Thlr.)  — . 25. 

Preuss,  A.  A.  L..  Ueber  evangelischen  Kirchenbau.  Mit  3 lith.  Taf. 

8.  1837.  (15  Sgr.)  “ — . 8. 

Prüsmann,  A.,  Die  Konstruktion  der  Lokomotiv -Essen.  Mit  4 Taf. 

4.  1865.  (iy3  Thlr.)  — . 25. 

Quast,  F.  v.,  Ueber  Form,  Einrichtung  und  Ausschmückung  der 
ältesten  christlichen  Kirchen.  Mit  1 Kpfrtafl.  8.  1853. 

— . 12. 

Raetz,  Th.,  Praktische  Anleitung  zur  Projektionslehre.  Mit  8 Figu- 
rentafeln. 4.  1864.  (15  Sgr.)  — . 10. 

Rauch.  Chr.,  Elementar-Arithmetik.  3.  Aufl.  8.  1862.  (1%  Thlr.) 

' — . 20. 

Reinhold,  Prakt.  Anweisung,  Frachtfahrzeuge  für  Ströme,  Flüsse 
und  Kanäle,  deren  Fahrwasser  nur  12  — 24  Zoll  tief  ist,  aus 
Eisen  zu  erbauen.  Mit  3 Tafeln.  4.  1852  (i1/,  Thlr.)  — . 20. 

Reuleaux,  F. , Der  Construkteur.  Ein  Handbuch  zum  Gebrauch 
beim  Maschinen -Entwerfen  etc.  Mit  250  Holzschn.  8.  1861. 

(2j/2  Thlr.)  Halbleinwbd.  1.  20. 

Riedinger,  J. , Tabellen  zur  Berechnung  des  Flächen -Inhaltes  von 
Spiegeln,  Spiegelgläsern,  Fensterscheiben  und  ganzen  Fenstern. 
8.  1865.  (22%  Sgr.)  — . 12. 

Rivoire,  M. , Description  de  l’eglise  cathedrale  d’Amies.  Mit 
1 Abbildg.  8.  1806.  (1  Vs  Thlr.)  — . 12%. 

Roiaberg,  J.  A.,  und  F.  Steger,  Geschichte  der  Baukunst  bei 
den  Assyrern,  Medern,  Babyloniern,  Persern,  Phöniziern,  Israe- 
liten und  Indern.  Mit  12  Stahlstichen.  4.  1S44.  (4  Thlr.) 

Pappbd.  1.  6. 

Ross,  Schaubert  und  Hansen,  Der  Tempel  der  Nike  Apteros  auf  der 
Akropolis  zu  Athen.  12  Tafeln  mit  Text.  Imp.-Fol.  1839. 
(10  Thlr.)  2.  — . 

Runge,  L.  und  A.  Rosengarten,  Architektonische  Mittheilungen  über 
Italien.  Eine  Auswahl  interessanter  und  werthvoller  Darstel- 
lungen aus  den  Mappen  dieser  Architekten.  2 Hefte  mit  12  Taf. 
Fol.  1851.  (5*  3 Thlr.)  2.  — 

Sachs,  H.,  Die  Schieferdeckerkunst  in  ihrem  ganzen  Umlänge  prak- 
tisch dargestellt.  Mit  12  Tafln.  8.  1836.  (1*  3 Thlr.)  Pappbd. 

— . 12. 

Sachs.  S.,  Auflösungen  der  in  Meier  Hirsch,  Sammlung  von  Bei- 
spielen etc.  enthaltenen  Gleichungen  und  Attfgaben.  9.  Aufl. 
8.  1859.  (1%  Thlr.)  Halblederbd.  1.  — 

Salzenberg.  W. , Vorträge  über  Maschinenbau,  an  der  Königl.  Bau- 
Akademie  und  dem  Gewerbe  - Institut  in  Berlin  gehalten.  Mit 
vielen  Holzschn.  4.  1842.  (51/*  Thlr.)  Leinwdbd.  3.  15. 

Scheerer,  T. , Lehrbuch  der  Metallurgie  mit  besonderer  Hinsicht  auf 

chemische  und  physikalische  Prinzipien.  1.  Bd.  mit  vielen  Holz- 
schnitten. 1847.  (3*/2  Thlr.)  2.  — . 

Scheffer's,  A.,  architektonische  Formenschule.  II.  Abth. : Bauformen 
zur  Ausbildung  des  Aeusseren.  Mit  86  Holzschn.  u.  40  lithogr. 
Tafeln.  2.  Aufl.  8.  1865.  (1%  Thlr.)  1.  10. 

— — dasselbe  Werk.  Eleg.  geb.  1.  16. 

— — 3.  Abth. : Bauformen  zur  Ausbildung  des  Innern.  Mit  Holz- 
schnitten und  37  z.  Th.  farbigen  Taf.  8.  1867.  (3%  Thlr.) 

2.  25. 

Schellen,  H.,  Die  Schule  der  Elementar-Mechanik  und  Maschinen- 
lehre für  den  Selbst-Unterricht  bearbeitet.  2 Tille,  mit  845  Holz- 
schn. 8.  1863.  (2%  Thlr.)  Halbfrzbd.  2.  — . 

Schinkel,  X.  F.,  Entwurf  zu  dem  kaiserlichen  Pallast  Orianda  in 
der  Krimm.  2.  Ausgabe.  14  Tafeln  im  reichsten  Farben-  und 
Kupferdruck.  Imp.-Fol.  1862.  16.  25. 

(Schönes  und  sauberes  Exemplar.) 

Schinz,  C.,  Die  Wärmemesskunst  und  deren  Anwendung  zur  Kon- 
struktion von  Apparaten  für  die  Industrie  und  für  häusliche  Be- 
dürfnisse. Mit  einem  Kompendium  von  Zahlenresultaten  und 
Formeln  und  Atlas  von  35  Tafeln  in  Fol.  8.  1858.  (8  Thlr.) 

In  3 Hlbfrzbde.  geb.  6.  10. 

Schlegel,  C.  F.,  Vollständige  Mühlenbaukunst  nach  den  neuesten  Er- 
findungen und  Verbesserungen,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  amerikanischen  und  schweizerischen  Kunstmühlen.  Mit  21 
lithogr.  Tafeln.  8.  1846.  (6  Thlr.)  Halbleinwdbd.  2.  10. 

Schmidt,  F.  L.,  Der  bürgerliche  Baumeister,  oder  Versuch  eines 
Unterrichts  für  Baulustige  etc.  2 Bde.  mit  273  Kpfrtafln.  Fol. 
1790—  1794.  (30  Thlr.)  Halbfrzbd.  3.  — 

(Interessantes  und  in  Bezug  auf  die  damaligen  Verhältnisse 
des  bürgerlichen  Bauwesens  wichtiges  Werk.) 

Schmidt,  G.  G. , Anfangsgründe  der  Mathematik.  2.  Theil  enthalt.: 
Statik,  Hydrostatik,  Aerostatik  und  Mechanik  fester  Körper. 
2.  Aufl.  mit  8 Kupfern.  8.  1814.  (1%  Thlr.)  Pappbd.  — . 10. 

— — 3.  Theil:  Die  Analysis  in  2 Bdn.  Mit  5 Ivpfertafl.  8. 

1805.  (3yla  Thlr.)  Halbfrzbd.  — . 20. 

Schmidt,  Ch.  H.,  Grundsätze  der  Bierbrauerei  nach  den  neuesten 
technisch-chemischen  Entdeckungen.  3.  Aufl.  Mit  Atlas  von  13 
Foliotafeln.  8.  1860.  (1%  Thlr.)  1.  5. 

— • Handbuch  der  Zuckerfabrikation,  namentlich  des  Runkelrüben-, 
Rohr-  und  Stärkemehlzuckers.  4.  Aufl.  Mit  12  Foliotafeln.  8. 
1858.  (2y,  Thlr.)  1.  20. 

Schmidt,  R.,  Anleitung  zur  Ausführung  geometrischer  Zeichnungen, 
sowie  zur  Beleuchtung  derselben.  Mit  16  Tafeln.  8.  1847. 

(iy3  Thlr.)  — . 10. 

Schnirch,  Fr.,  Die  erste  ausgeführte  Kettenbrücke  für  den  Lokomo- 


tivbetrieb.  Heransg.  von  J.  Fanta.  Mit  Zeichnungen.  4.  1861. 
(24  Sgr.)  -.  16. 

Scholz,  B.,  Lehrbuch  der  Chemie.  2.  Auf].  2 Bde.  Mit  2 Kpt'rtfl. 

8.  1832.  (7>  3 Thlr.)  Halbfrzbd.  1.10. 

Schreiber,  G , Malerische  Perspective.  Mit  einem  Anhänge  über  den 
Gebrauch  geometr.  Grundrisse.  8.  1854.  (4  Thlr.)  3.  10. 

Schreiber,  E.,  Das  Heizen  und  Kochen  mit  Gas,  sowohl  in  industri- 
eller als  hauswirthschaftlicher  Beziehung.  2.  Aull.  8.  1861. 

(20  Sgr.)  — . 10.  I 

Schubarth,  E.  L.,  Elemente  der  technischen  Chemie.  2 Bde.  mit  20 
Tafeln.  8.  1835.  (12  Thlr.)  llalbleinwdbd.  1.  10. 

— Sammlung  physikalischer  Tabellen.  Zum  Gebrauch  am  Ge-  , 

werbe-Institut  zu  Berlin.  4.  Ausg.  8.  1841.  (25  Sgr.)  Halb-  j 

leinwdbd.  — . 8. 

Schwatlo,  C. , Der  innere  Ausbau  von  öffentlichen  und  Privatge- 
bäuden. 1.  — 3.  Heft  (Eussbüden ; Treppen  in  Stein  und  Holz; 
eiserne  Treppen  und  Fahrstühle.  Mit  vielen  Holzschn.  und  lith. 
Tafeln.  Folio.  1867.  (2  Thlr.  12  Sgr.)  1.  25. 

Semper,  G.,  Ueber  den  Bau  evangelischer  Kirchen.  8.  1845.  — . 3. 

Seroux  d’Agincourt , J.  B.  L.  G. , Sammlung  von  Denkmälern  der 
Architektur,  Skulptur  und  Malerei  vom  4.  bis  zmn  16.  Jahrh. 

In  3335  Abbildungen  auf  328  Kpfrtiin.  in  Fol.  Text  revidirt 
von  A.  F.  von  Quast.  1846.  Pappbd.  18.  — . 

Seubert,  M.,  Lehrbuch  der  gesammten  Pflanzenkunde.  4.  Aull,  mit 

vielen  Holzschn.  8.  1866.  2 Thlr.  Eleg.  Halbfrzbd.  1.  10. 

Sganzin,  Grundsätze  der  Strassen-,  Brücken-,  Kanal-  und  Hafen- 
Baukunde.  Aus  dem  Franzos.  2 Theile  mit  13  iithogr.  Tafeln. 

8.  1833.  (4(,  Thlr.)  Kartonnirt.  2.  20. 

Stegmann,  C.,  Zeichnungen  zu  Schaufenstern',  Waarenauslagen  und 
Laden -Vorbauen.  24  Taf.  m.  Text.  4.  1864.  (ly,  Thlr.)  1.  — . 

— Entwürfe  zu  Grabdenkmalen.  l.Heft.  4.  1864.  (1  Thlr.)  — . 20. 

— Handbuch  der  Bildnerkunst  in  ihrem  ganzen  Umfange.  Mit 

Atlas  von  25  Tafeln.  8.  1864.  (3  Thlr.)  1.  20. 

Steinhäuser,  W.,  Verzierungen  für  Architektur,  Zimmer  - Dekoration 
und  Eleganz.  50  Tafeln.  4.  1853.  (81/,  Thlr.)  5.  — . 

Stieglitz,  C.  L.,  Encyclopädie  der  bürgerlichen  Baukunst,  in  v elehcr 
alle  Fächer  der  Kunst  abgeliandelt  sind.  5 Bde.  m.  118  Kpfrtiin. 

8.  1798.  (17  Thlr.)  Halbfrzbd.  2.  20. 

Stöckel,  H.  F.  A.,  Die  Tischlerkunst  in  ihrem  ganzen  Umfange. 

5.  Autl.  Mit  Atlas  v.  19  Foliotafeln.  8.  1865.  (2  Thlr.)  1.  10. 
Studer,  J.  G.,  Beschreibung  der  verschiedenen  Zeichnen  - und  vor- 
züglich beim  Bergbau  nöthigen  Vermessungs- Instrumente,  Mit 
8 Kpfrn.  8.  1811.  (2  T hlr. ) Halbfrzbd.  — . 15. 

Swan,  A.,  A collection  of  designs  in  architecture,  containing  new 
plans  and  elevations  of  houses,  sections  of  rooms,  decorations  etc. 

2 Bde.  mit  120  Kpfrtiin.  Fol.  Halbfrzbd.  (3  ä?.  6 sh.)  5.  — . 
Teilkampf,  H.,  Die  4 lieorie  der  Hängebrücken  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  deren  Anwendung.  8.  1856.  (25  Sgr.)  Leinwdbd.  — . 18. 
Thibaut,  B.  F.,  Grundriss  der  allgemeinen  Arithmetik  oder  Analysis. 

1.  Theil.  8.  1809.  (l(äThlr.)  Pappbd.  6.  — . 

Thon,  Theod.,  Lehrbuch  der  Linear -Zeichnen -Kunst.  3.  Autl.  Mit 
Atlas  von  24  Tafeln.  8.  1863.  (1‘,  Thlr.)  1.  — . 

Titz,  E.,  Das  Kroll’sehe  Etablissement.  12  Blatt  in  Kupferstich  u. 
Farbendruck.  Fol.  1866.  4.  — . 

— u.  H.  Richter,  Das  Wallner- Theater  in  Berlin.  2 Hefte  mit 

12  Kpfrtfln.  Imp. -Fol.  1868.  4.  — . 

Triest,  F.,  Handbuch  zur  Berechnung  der  Baukosten  für  sämmtliche 
Gegenstände  der  Stadt-  u.  Landbaukunst.  18  Thle.  mit  Supple- 
ment. 4.  1828.  (201/,  Thlr.)  Halbfrzbd.  6.  15. 

— — Dasselbe  Werk  ohne  Supplement.  Pappbd.  6.  — . 

Truran,  W.,  Das  britische  Eisenhuttengewerbe  in  theoretischer  und 

praktischer  Beziehung.  Nebst  Atlas  mit  29  Foliotafeln.  4.  1864. 

(4  Thlr.)  2.  15. 

Ulrich,  G.  C.  J.,  Lehrbuch  der  praktischen  Geometrie.  2 Bde.  Mit 
14  Steintafeln.  8.  1833.  (5  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  15. 

— Lehrbuch  der  reinen  Mathematik.  Mit  5 Steintafeln.  S.  1836. 

(2  (4  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  — . 

Uuger,  L,,  Die  Verwerthung  der  Braunkohle  als  Feuerungs  - Mate- 
rial und  durch  die  Theergewinnung,  8.  1863.  (I1,  Thlr.)  — . 24. 
Ungewitter,  G.  G.,  Entwürfe  zu  Stadt-  und  Landhäusern.  1.  Heft 
mit  8 lith.  Tafeln.  Fol.  1858.  (I1/,  Thlr.)  — . 25. 

— Lehrbuch  der  gothischen  Konstruktionen.  8.  Mit  Atlas  von 

47  Tafeln  in  Fol.  1864.  (12  Thlr.)  Halbfrzbd.  Neu.  10.  — 

Vademecum  für  den  Ingenieur  und  Baumeister  in  Formeln,  Tabellen 
und  praktischen  Nachweisen.  2.  Autl.  8.  1854.  (2 y,  Thlr.)  — . 20. 
Vega,  G.  von,  Logarit hm isch- trigonometrisches  Handbuch.  47.  Auf!. 

1S63.  (1(4  Thlr.)  — . 25. 

Verheilet,  J.,  Manuel  geometrique  du  Tapissier  ä l'usage  des  Ta- 
pissiers.  Mit  einem  Atlas  von  60  Tafeln.  Fol.  1857.  (15  Thlr.) 
Halbfrzbd.  6.  — . 

Verhandlungen  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses 
in  Prenssen.  Jahrgang  1845  — 1S49.  Mit  vielen  KplVttln.  4. 

(57  Thlr.)  Halbfrzbd.  8.  — . 


Vicat,  L.  J.,  Nene  Versuche  über  den  Kalk  und  Mörtel.  Aus  dem 
Franz,  übersetzt.  Mit  3 Taf.  4.  1825.  (1**  Thlr.)  Pappbd.  — . 10. 
Vignola’s  Säulenordnungen.  Herausg.  von  Th.  Ilaetz.  Mit  10  Fi- 
gurentafeln. 4.  1864.  — . 12. 

Viollet  le  Duc,  Entretiens  sur  l'Architecture.  Liefr.  7 — 9.  Mit 
vielen  Holzschn.  8.  1861.  (5  Thlr.)  3.  — . 

Vorlegeblätter  für  Baumeister.  Herausg.  von  der  König!.  Technisch. 
Deputation  für  Gewerbe  in  Berlin.  35  Tafeln  in  Kupferstich  n. 
farbigem  Druck.  Imp.-F'ol.  15.  — . 

(Im  Buchhandel  vergriffen .) 

Vorlegeblätter  für  Maurer  in  42  Tafeln  mit  Erläuterungen.  Herausg. 
von  der  Königl.  Technischen  Bau -Deputation  in  Berlin.  Fol. 
1834.  (41/,  Thlr.)  Pappbd.  3.  — . 

— Dasselbe  Werk  (weniger  gut  erhalten.)  Pappbd.  2.  10. 

Vorlegeblätter  für  Maurer  und  Zimmerleute.  Heransgegeben  von 

G.  Stier.  Auch  u.  d.  T.:  Der  Rohbau.  37  Tafeln  mit  Text. 
Imp.-F'ol.  (4P,  Thlr.)  3.  15. 

Wagner,  C.  F.,  Anweisung  zur  Erhaltung  der  Dämme  bei  Strom- 
ergiessungen und  Eisgängen.  Mit  12  illum.  Tafeln.  8.  1827. 
(I1/,  Thlr.)  Halbfrzbd.  — . 221/,. 

Walker,  Ch.,  Die  Galvanoplastik  für  Künstler,  Gewerbtreibende  und 
Freunde  der  Numismatik.  4.  Aull.  Mit  2 Tafeln  Abbild.  8. 
1862.  (y„  Thlr.)  — . 12. 

Walter,  G.  und  W.  J.  G.  Curtmann,  Das  Mineralreich,  Oryktognosie 
und  Geognosie.  Mit  258  Holzschn.  8.  1858.  (1  Thlr.)  — . 18. 

Wangenheim,  E.,  Die  Fabrikation  der  künstlichen  und  geformten 
Brennmaterialien.  Mit  9 Tafeln.  8.  1862.  (1  Thlr.)  — . 20. 

— Der  Bessemerprozess  zur  einfachsten  und  billigsten  Erzeugung 

von  Gusstahl.  Mit  11  Abbild.  8.  1863.  (21  Sgr.)  — . 15. 

Weber,  M.,  Die  Kunst  des  Bildformers  und  Gvpsgiessers.  2.  Aufl. 
8.  1864.  ' — . 6. 

— Das  Schleifen,  Poliren,  F'ärben  und  künstliche  Verzieren  des 

Marmors  wie  auch  aller  andern  Steinarten.  8.  1864.  — . 8. 

Weber,  M.  M,  v.,  Das  Thelegraphen-  und  Signal  wesen  der  Eisen- 
bahnen. Geschichte  und  Technik  desselben.  .Mit  1 lith.  Tafel 
8.  1867.  (2(4  Thlr.)  1.  20. 

Weisbach,  J. , Lehrbuch  der  Ingenieur-  und  Maschinen  - Mechanik. 
2.  Aufl.  3 Theile.  8.  1850  — 1860.  (18(/3  Thlr.)  Eleg.  Halb- 
frzbd. 10.  — . 

— Die  ersten  Grundlehren  der  höheren  Analysis  oder  der  Diffe- 

rential- und  Integralrechnung.  Mit  3S  Holzschnitten  S.  1860. 
Haibfrzbd.  — - 10. 

Wenek,  J.,  Die  Mechanik.  Ein  Lehr-  und  Handbuch  zum  Gebrauch 
beim  Privatstudium  und  an  Gewerbeschulen.  Mit  175  Figuren. 
8.  1866.  (1  */s  Thlr.)  1.  6. 

Wiebeking,  C F.,  Allgemeine  auf  Geschichte  und  Erfahrung  begi  An- 
dere theoretisch  - prakt.  Wasserbaukunst.  5 Bände  Text  in  4., 
mit  einem  Atlas  von  101  Kpfrtfln.  in  Imp. -Folio.  1798  — IS07. 
(142  Thlr.)  17.  15. 

(Schönes  Exeiqplar  dieses  berühmten,  im  Buchhandel  längst 
vergriffenen  Werkes. 

Wöhler,  F , Grundriss  der  Chemie.  8.  Aufl.  2 Theile.  8.  1845. 

(1(4  Thlr.)  Pappbd.  — . 20. 

Wolff,  F.,  Lehrbuch  der  Geometrie.  1.  Theil:  Ebene  Elementar- 
Geometrie,  Trigonometrie,  Theilungslehre.  6.  Ausgabe.  8.  1855. 
(1(4  Thlr.)  Halbfrzbd.  1.  5. 

— 2.  Theil:  Stereometrie  und  sphärische  Trigonometrie.  4.  Aufl. 

8.  1853.  (1  Thlr.)  Halbfrzbd.  — . 20. 

— 3.  Theil : Analytische  Geometrie.  2.  Aufl.  8.  1845.  (l!,Thlr.) 

Halbfrzbd.  L — - 

Alle  3 Bde.  znsammengenommen  2 Thlr.  20  Sgr. 

— Theoretisch-prakt.  Zahlenlehre.  1.  Theil.  4.  Aufl.  8.  1856. 

(1 1 , T hlr.)  Halbfrzbd..  1-  £>. 

Wolfram,  L.  F.,  Vollständiges  Lehrbuch  der  gesammten  Baukunst, 
enth. : Lehre  von  den  Baustoffen,  Erdarbeiten  beim  Land-  und 
Wasserbau,  den  Formen.  Grössenverhältnissen  und  der  Anslüh- 
rung der  Hochgebäude,  dem  Steinschnitt  etc.  3 Bände  mit  182 
Tafeln.  4.  1833—  1842.  (23*/,  Thlr.)  Pappbd.  5.—. 

Wolpert,  A..  Prinzipien  der  Ventilation  und  Luftheizung.  Mit  165 
Holzschn.  8.  1860.  (1‘4  Thlr.)  L 5. 

Wood,  N-,  Praktisches  Handbuch  der  Eisenbahnkunde  und  inneren 
Communikation  im  Allgemeinen.  Deutsch  übers,  von  H.  Köhler. 
Mit  15  Foliotafeln.  8.  1S39.  (5  Thlr.)  Leinwdbd.  1.  — . 

Wurzer.  F.,  Handbuch  der  populairen  Chemie  zum  Gebrauch  bei 
Vorlesungen  etc.  3.  Anfl.  8.  1S20.  (2  Thlr.)  Pappbd.  — . 10. 

Zeitschrift  des  Architekten-  und  Ingenieur -Vereins  für  das  Königr. 
Hannover.  Jahrg.  1S55.  Mit  vielen  Tafeln.  Folio.  (6(3  Thlr.) 
Halbfrzbd.  2.  — - 

— des  Vereins  deutscher  Ingenieure.  Redigirt  von  F.  Grashof, 

R.  Werner,  R.  Weber  und  H.  Ludwig.  Jahrgang  1864. 
(6  Thlr.)  3.  15. 


Der  Unterzeichnete  ist  stets  zum  Ankauf  einzelner  brauchbarer  Werke,  sowie  ganzer  Bibliotheken  ans  den  in 
diesem  Verzeichniss  vertretenen  Fächern  der  Literatur  bereit  und  vermöge  seiner,  ausschliesslich  auf  diese  Wissen- 
schaften beschränkten  Thätigkeit  im  Staude,  die  höchsten  Preise  dafür  zu  bewilligen. 


Berlin,  1.  Dezember  1868. 


Carl  Beelitz. 


Druck  vou  Gebrmiei  Fickert  in  Berlin. 


Jahrgang  II. 


M 50. 


DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berliu,  Oranien-Str.  75. 


Wochenblatt 

h^raas?tsreben  von  litylieiem 

C C ü 


Bestellungen 

übernehmen  2.  e PostanstalteB 
und  Buchhandlnngen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Srr.  75. 


Insertionen 

2%  Sgr.  die  Petitzeile. 


des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  11.  Dezember  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Feber  den  Bau  von  Gasometer -Bassins.  — Zn  der  in 
Wittenberg  bevorstehenden  Gewerbe-  und  Industrie- Ausstellung.  — 
Vom  Mont  Cenis- Tunnel.  — Die  Gas- Anstalten  ;m  Gebiete  des 
Norddeutschen  Bandes.  — Fenilieton:  Skizzen  aus  Bosnien.  HL 

— Mittheilungen  aus  Vereinen:  Architekten -Verein  zu  Berlin. 

— Vermischtes:  Zimmeröfen  in  Nürnberg.  — Vom  Domban  in 


Köln.  — Einsturz  des  südlichen  Thnrmes  der  Stiftskirche  zu  Fritzlar. 
— Erbo!  rnng  von  Trinkwasser-QnAlen  im  .Jahdegebiet.  — Aus 
der  Fachliteratur:  die  landwirtschaftliche  Baukunst,  von 
Harras.  — Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens, 
Heft  6.  — Der  Rindviehstall,  von  Wolff.  — Konkurrenzen: 
Zur  Domban- Konkurrenz.  — Personal-Nachrichten  etc. 


leber  den  Bau  von  Gasometer -Bassins. 


Der  Bau  von  Gasometer-Bassins  gehört  unstreitig  zu 
den  schwierigsten  Aufgaben,  welche  dem  Baumeister  ent- 
gegen treten,  und  die  lange  Reibe  von  verunglückten 
derartigen  Ausführungen  liefert  den  Beweis,  wie  vorsichtig 
und  sachgemäss  verfahren  werden  muss,  wenn  man  des 
Erfolges  einigermaassen  sicher  sein  will:  umsomehr  ist  es 
zu  verwundern,  dass  die  Litteratur  wenig  Anhaltepnnkte 
zur  prinzipiellen  Behandlung  dieses  Gegenstandes  bietet. 

Unterzeichnetem  wurde  durch  die  Projekt -Bearbeitung 
und  die  Ausführung  der  Neubauten  der  Artillerie-Werk- 
statt in  Spandau,  zu  der  auch  eine  Gas -Anstalt  gehört, 
die  Gelegenheit,  die  Schwierigkeiten  eines  Bassin -Baues 
kennen  zu  lernen,  und  bietet  derselbe  seine  Erfahrungen 
als  Beitrag  zu  diesem  Thema. 

Der  Bau  der  Gasometer- Bassins  zerfällt  in  die  Her- 
stellung des  Bodens  und  in  die  der  Ringwände;  in  wieweit 
ihre  Ausführung  gleichzeitig  oder  nach  einander  statt  zu  finden 
habe,  wird  von  den  besonderen  Umständen  abhängen:  doch 
wird  die  Erwägung  maassgebend  bleiben,  dass  durch  nach- 
trägliches Setzen  des  Ringmauerwerks  bei  einem  gegen 
den  Boden  aufwärts  gerichteten  Wasserdruck  leicht  eine 
Trennung  des  Bodens  vom  Ringmauerwerk  stattfinden  kann. 

Für  die  Ansführung  des  Bodens  sind  zwei  Fälle  zu 
unterscheiden : 

a.  der  Boden  liegt  unter  der  Höhe  des  Grund- 
wassers; in  diesem  Falle  versuche  man  nicht,  denselben 
aufzumauern,  sondern  schütte  Beton  in  einer  Stärke,  welche 
etwa  2 3 derjenigen  beträgt,  welche  gegen  den  Auftrieb  erfor- 
derlich ist,  je  nach  dem  Durchmesser  des  Bassins  und  der 
Zeit,  welche  man  für  die  Erhärtung  bewilligen  kann;  bei 
grösseren  Bassins  ist  es  sicherer,  die  ganze  gegen  den 
Auftrieb  erforderliche  Stärke  anzuwenden.  Die  wasser- 
dichte Aufmauerung  des  Bodens  unter  Wasserdruck,  selbst 
wenn  die  Baugrube  wasserfrei  erhalten  wird,  möchte  näm- 
lich wohl  nie  gelingen,  da  die  unter  der  Bodenfläche  auf- 
steigenden Quellungen  sowohl  nach  der  Peripherie  des 
Ba  ssins  als  nach  oben  Abfluss  suchen  und  in  dieser  Weise 
sowohl  den  Boden  unterspülen  als  immer  von  Neuem  die 
eben  vermauerten  Schichten  durchdringen. 

b.  der  Boden  des  Bassins  liegt  über  dem  Grund- 
wasser;  dies  ist  der  einfachere  Fall  und  dann  ist  es  vorzu- 
ziehen. den  Boden  gegen  die  künftige  Bassin-Füllung  wasser- 


dicht zu  mauern,  wozu  eine  geringere  Stärke  erforderlich 
ist.  Dass  die  Gründung  des  Ringmauerwerks  wie  des 
Bodens  auf  tragfähigem  Grunde  stattfinden  muss,  ist  selbst- 
verständlich. 

Die  Ringmau  i n können  entweder  ganz  oder  tbeil- 
weise  unter  der  Terrainhöhe  liegen,  und  würden  hierbei 
wieder  die  Fälle  unterschieden  werden,  ob  auf  den  Druck 
des  Erdreichs  gerechnet  weiden  soll  oder  nicht,  was  auf 
die  Bestimmung  der  Manerstärke  von  Einfluss  ist.  Auf 
Erdumschüttungen  über  der  Terrainhöhe  als  Widerstand 
gegen  den  inneren  Wasserdruck  dürfte  nicht  zu  rechnen 
sein,  dagegen  erhält  das  vom  Wasser  durchzogene  Ring- 
mauerwerk durch  den  Erdwall  einen  wirksamen  Schutz 
gegen  die  Einwirkung  des  Frostes. 

Liegt  das  Bassin  ganz  nnter  der  Terrainhöhe,  so  wird 
in  den  meisten  Fällen  eine  Mauerstärke  von  1*2  — 2 Stein 
in  Zement  genügen , nnd  da  in  diesem  Falle  auf  den 
Gegendruck  des  Erdreichs  gerechnet  wird,  so  ist  nur  die 
Vorsicht  za  beachten , bei  etwaigen  Aufgrabungen  des 
Bassins  aus  diesem  das  Wasser  zu  entfernen. 

Liegt  das  Bassin  über  der  Terrainhöhe,  so  ist  dessen 
Mauerstärke  abhängig  von  dem  Wasserdruck  und  dem 
Durchmesser  des  Bassins,  so  dass  eine  Beanspruchung  des 
Mauerwerks  auf  absolute  Festigkeit  oder  Zerreissen  des- 
selben nach  lothrechter  Richtung  stattfindet.  Es  folgt 
hieraus,  dass  es  nur  voitbeilhaft  sein  kann,  mit  bestem 
Material  nnd  ausschliesslich  in  Zement  zu  mauern,  weil 
dann  die  geringste  Mauerstärke  erforderlich  ist. 

Widersteht  der  ~Zoll  frisches,  etwa  14  Tage  altes  Ze- 
mentmauerwerk mit  60  Pfd.  gegen  das  Zerreissen,  so  kann 
für  Kalkmörtel  nach  Jahresfrist  kaum  ein  Drittel  der  an- 
geführten Festigkeit  in  Rechnung  gestellt  werden,  ganz 
abgesehen  davon,  dass  bei  der  grösseren  Mauerstärke  der 
Kalkmörtel  im  Innern  erst  nach  längerer  Zeit  erhärtet 
und  einen  gewissen  V iderstand  gegen  Zerreissen  leister. 

Zur  Erzielung  einer  grösseren  Wasserdichtigkeit  wer- 
den Boden  nnd  Wände  des  Bassins  noch  mit  einem  etwa 
5 4 starken  nnd  mit  eisernen  Reibebrettern  za  glättenden 
Zementputz  versehen,  hiernach  kann  die  Glocke  anfgestellt 
und  die  V asserfüllung  eingebracht  werden. 

Spandau,  im  November  1866. 

Beyer,  Landbaumeister. 


Zu  der  in  Miltenberg  bevorstehenden  Gewerbe-  und  Industrie-Ausstellung. 


Da«s  die  Reihe  der  grossen  -Weltausstellungen“,  die 
sich  im  Laute  dieses  Jahrzehnts  doch  wohl  in  allzu  grosser 
Hast  gefolgt  sind,  mit  der  vorjährigen  Pariser  Ausstellung 
für  lange  Zeit  ihren  Abschluss  getuuden  hauen  dürfte,  ist 
von  sachkundigen  Mänuern  wiederholt  geäussert  worden,  und 
hat  man  daher  den  sowohl  in  Wien  wie  auch  in  Berliu  auf- 


treteoden  lokalpatriotisehen  Bestrebungen . mit  London  und 
Paris  auch  in  Veranstaltung  einer  Weltausstellung  zn  rivali- 
siren,  keinen  allzugünstigen  Erfolg  prophezeit. 

L'm  so  mehr  aber  ist  auf  die  grosse  Bedeutung  und  den 
W erth  von  Industrie-Ausstellungen  innerhalb  eines  enger  be- 
grenzten Gebietes  aufmerksam  gemacht  worden,  von  denen  die 


526 


gleichfalls  im  vorigen  Jahre  abgehaltene  Sächsische  In- 
dustrie Ausstellung  in  Chemnitz  ein  treffliches  Beispiel  ge- 
liefert hat. 

Wohl  lag  der  Gedanke  nahe,  dass  ein  nächstes  grösseres 
Unternehmen  dieser  Art  die  Industrie  des  ganzen  Deutsch- 
lands zu  vereinigen  und  zu  repräsentiren  haben  werde;  ob 
man  in  weiteren  Kreisen  jedoch  daran  gedacht  hat,  dass  die 
nächste  „Allgemeine  Deutsche  Industrie-  und  Ge- 
werbe-Ausstellung“ schon  im  Jahre  1869  und  in  Wit- 
tenberg veranstaltet  werden  würde,  möchten  wir  freilich 
bezweifeln.  Indessen  liegt  es  uns  hier  fern  zu  untersuchen, 
wie  die  wackeren  Bürger  der  alten  Lutherstadt  zu  solch’ 
kühnem  Beginnen  gekommen  sind  und  welcher  Erfolg  von  dem- 
selben zu  erwarten  sei.  Thatsache  ist  es,  dass  trotzalledem 
diese  Ausstellung  eben  als  die  erste  nach  der  Pariser  Welt- 
Ausstellung,  auf  der  die  Deutsche  Industrie,  wenigstens  die 
Deutsche  Kunst- Industrie,  eine  so  unbestreitbare  Niederlage 
erlitten  hat,  gerade  in  den  uns  am  Nächsten  stehenden  Krei- 
sen ein  lebhaftes  Interesse  erweckt  hat  und  dass  für  die  Be- 
schickung derselben  mit  rührigem  Eifer  agitirt  wird. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  Mittheilungen  uns.  Bl.  über 
die  beiden  letzten  Sitzungen  des  Architekten -Vereins  zu  Ber- 
lin geben  wir  nachstehend  den  wesentlichen  Inhalt  eines  von 
dem  Verein  Berliner  Künstler  an  die  Kunstgenossen  erlasse- 
nen „Aufrufs“. 

„In  der  General-Versammlung  des  Vereins  Berliner  Künst- 
ler sind  am  3.  November  1868  folgende  Beschlüsse  einstimmig 
gefasst  worden : 

1)  Der  Verein  der  Berliner  Künstler  betheiligt  sich  an 
der  im  Jahre  1S69  in  Wittenberg  stattfindenden  allgemeinen 
Deutschen  Industrie-Ausstellung,  übernimmt  die  Leitung  seiner 
Ausstellung  durch  ein  von  ihm  gewähltes  Komite  und  lässt 
Aufforderungen  an  die  Künstler  Berlins  ergehen.  Die  hier- 
durch entstehenden  Kosten  werden  von  den  ausstellenden 
Künstlern  nach  Verhältniss  des  von  jedem  beanspruchten 
Raumes  bestritten. 

2)  Das  Komite  entscheidet  über  die  Zulässigkeit  der 
Anmeldungen,  wobei  nur  zu  untersuchen  ist,  ob  sie  in 
die  Industrie- Ausstellung  gehören.  Eine  von  den  Ausstellern 
unter  den  Mitgliedern  des  Vereins  gewählte  Jury  entscheidet 
über  die  Aufnahme  der  auszustellenden  Gegenstände. 

3j  Die  eingelieferteu  Gegenstände  werden  vor  der  Ab- 
sendung nach  Wittenberg  hier  in  Berlin  im  Deutschen  Ge- 
werbe - Museum,  Stallstrasse  7,  öffentlich  ausgestellt. 

Das  mit  der  Ausführung  obiger  Beschlüsse  beauftragte 
Komite  erlaubt  sieh  auf  folgende  Punkte  aufmerksam  zu 
machen : 

Bisher  waren  auf  allen  Industrie-Ausstellungen  die  Werke 
und  Namen  der  Künstler  in  einer  besonderen  Abtheilung  der 
den  Ausstellungen  einverleibten  Kunst-Ausstellungen  zu  finden, 
während  die  Thätigkeit  der  Künstler  hierdurch  auch  nicht  an- 
nähernd erschöpft  ist.  Als  geistiger  Urheber  aller  jener  kunst 
industriellen  Erzeugnisse,  welche  so  häufig  den  Glanzpunkt  der 
Ausstellungen  bilden,  war  die  Künstlerschaft  noch  niemals  anf- 


FEUILLETON. 

Skizzen  aus  Bosnien. 

(Fortsetzung  statt  Schluss.) 

iii. 

Neben  den  grösseren,  in  Haustein  ausgeführten  Moscheen 
giebt  es  nun  noch  in  Serajewo  eine  grosse  Anzahl  klei- 
nerer Beihäuser,  mit  deren  Anlage  und  Konstruktion  meist 
auch  die  Moscheen  in  kleineren  Städten  und  auf  dem  Lande 
übereinstimmen.  An  Stelle  des  kuppelbedeckten  Haupt- 
schiffes tritt  dann  ein  rechteckiger  Raum,  durch  ein  hohes 
Schindeldach  mit  ganzen  Walmen  vor  Wind  und  Wetter 
geschützt.  Die  Vorhalle  fehlt  auch  hierbei  nie,  nur  ist 
auch  sie  in  Holz  konstruirt,  ebenso  wie  das  Minaret,  wel- 
ches in  einer,  einem  spitzen  chinesischen  Hut  mit  breiter 
Krempe  ähnlichen  Haube  endigt. 

Zu  sonstigen  architektonisch- interessanten  Bauten  wür- 
den zunächst  wohl  die  Gebäude  einiger  mit  den  Haupt- 
moscheen verbundenen  hohem  Schulen  zur  Ausbildung 
von  Geistlichen  und  Rechtsgelehrten  zu  rechnen  sein.  So 
zeigte  eine  derselben  ein  interessantes  Portal  in  echt  orien- 
talischen Formen  und  im  Innern  eine  recht  hübsche  Kreuz- 
gang-Anlage, deren  geschweifte  Spitzbogen  von  Säulen 
mit  Würfelkapitälen  getragen  wurden.  In  der  Mitte  des 
Hofes  befand  sich  die  natürlich  auch  auf  dem  Vorhof  kei- 
ner Moschee  fehlende  Quelle  hellsprudelnden  Wassers. 
Olt  sind  diese  Brunnen  mit  einem  buntbemalten  hölzernen 


getreten.  Publikum  UDd  Fabrikanten  batten  keine  Gelegenheit, 
die  so  oft  wünschenswerthe  Adresse  der  Verfertiger  zu  erfahren. 
Die  preussischen  Künstler  waren  um  so  mehr  unberücksichtigt, 
je  weniger  unsere  Kunst- Industrie  Raum  hatte  sich  zu  ent- 
wickeln. Und  selbst  das,  was  hier  geschaffen  ward,  ist  den 
Meisten  unbekannt,  da  keine  Gelegenheit  sich  darbot,  die 
tüchtigen  hiesigen  Tabmte  als  Schöpfer  derselben  an’s  Tages- 
licht zu  ziehen.  — Aufgerüttelt  durch  unsere  Misserfolge  "auf 
der  letzten  Pariser  Weltausstellung  fängt  man  an  die  Er- 
richtung von  Gewerbe-Museen,  von  Muster-  und  gewerblichen 
Z ich-nschulen  energisch  zu  betreiben,  die  Gesetze,  welche 
hemmend  einwirkten,  umzugestalten,  um  endlich  auch  bei  uns 
jene  innige  Verbindung  von  Kunst  und  Handwerk  herbeizu- 
führen, welche  früher  in  Deutschland  so  gross,  jetzt  leider  so 
klein  ist.  Bei  weitem  sind  uns  andere  Nationen  voraus.  Wenn 
wir  nicht  immer  den  Vorwurf  hören  wollen,  dass  Franzosen 
und  Engländer  uns  an  Begabung  überlegen  seien,  so  ist  es 
hohe  Zeit  zu  zeigen,  dass  nur  ungünstige  Verhältnisse  und 
nicht  Mangel  an  Talent  und  an  gutem  Willen  viele  Künstler 
zurückgehalten  haben,  mit  kunstindustriellen  Arbeiten  hervor- 
zutreten. 

Die  in  Wittenberg  veranstaltete  Ausstellung  soll  den 
Berliner  Kiinstl  rn  zum  ersten  Mal  Gelegenheit  geben,  mit 
solchen  Entwürfen  und  Arbeiten  eigener  Erfindung  aufzu- 
treten, welche,  wenn  auch  nicht  Kunstwerke  in  der  höchsten 
Bedeutung  des  Wortes,  doch  geeignet  sind,  auch  dem  gewöhn- 
lichsten Gebrauchs-Gegenstand  künstlerische  Weihe  zu  geben. 
Die  Zahl  und  Art  dieser  Gegenstände  ist  unendlich.  In  der 
Beilage  ist  versucht  worden,  einige  Gattungen  derselben  in 
Erinnerung  zu  rufen.*) 

Der  Verein  Berliner  Künstler  ersucht  Sie  dringend,  sich 
bei  diesem  Vorhaben  zu  betheiligen  und  die  grosse  Bedeutung 
desselben  nicht  zu  unterschätzen.  Es  kann  diese  Ausstellung 
den  Anstoss  zu  einer  grossen  Umgestaltung  der  Industrie 
geben  und  einen  viel  innigeren  Verkehr  zwischen  Publikum 
und  Künstlern  herbeiführen , als  bisher  jemals  der  Fall  war. 
Um  vor  allen  Dingen  der  Berliner  Bevölkerung  Gelegenheit 
zu  geben,  unsere  Arbeiten  kennen  zu  lernen,  sollen  die  ein- 
geschickten Gegenstände  vor  der  Abschickung  nach  Wittenberg 
hier  im  Gewerbe-Museum,  wie  bereits  erwähnt,  öffentlich  aus- 


*)  Aufzählung  einiger  Gattungen  wünsche nswerther 
Arbeiten.  In  Entwürfen  oder  in  Ausführungen. 

Schnitzerei  in  Holz,  Ornamente,  aber  nicht  figürliche  Gegen- 
stände, wenn  nicht  mit  Ornamenten  verbunden.  — Schnitzerei  in 
Elfenbein.  — Kunstdrechslerei.  — Gefässbildnerei  und  Geräthe.  — 
Oefen  und  Kamine.  — Möbel.  — Bau-Ornamentik  in  Stuck,  Zement, 
Thon,  Metall  u.  s.  w.  — Geprägte  und  getriebene  Arbeiten.  — 
Muster  für  Weberei.  — Stickerei.  — Tapeten.  — Malerei  auf  Ge- 
webe wie  Leinwand,  Seide  u.  s.  w.  — Malerei  auf  Holz  und  Leder, 
Thon,  Stein,  Spiegel,  Metall,  Glas  u.  s.  w.  — Aetzarbeiten  in  Stein, 
Metall  und  Elfenbein.  — Bücher  und  ihre  Ausschmückung;  z.  B. 
Vignetten,  Initialen,  Buchdeckel  u.  s.  w.  — Malerei  für  die  Aus- 
schmückung von  Wohnhäusern;  z.  B.  Deckenbilder,  Superporten, 
Friese  u.  s.  w.  auf  Leinwand,  Holz,  Marmor,  Schiefer  u.  s.  w. 


Ueberbau  versehen  und  gewöhnlich  mit  Koransprüchen 
beschrieben.  Das  Wasser  wird  zu  vielen  derselben  durch 
eine  freilich  etwas  defekte  hölzerne  Röhrenleitung  etwa 
zwei  Stunden  weit  hergeleitet  von  einer  Quelle,  die  hoch 
oberhalb  der  Stadt  am  Abhange  des  Trebovic  entspringt. 

Bemerkenswerth  sind  ferner  die  beiden  Markthallen, 
welche  gleichfalls  Eigenthum  der  Moscheen  sind.  Die  eine 
derselben  besteht  aus  einem  rechteckigen  Hof  mit  gewölb- 
ten Hallen  umgeben,  in  denen  Kaufleute  aller  Art,  Geld- 
wechsler und  Handwerker  ihr  Geschäft  betreiben;  die  an- 
dere, der  Trödelmarkt,  bildet  ein  grosses  massives  Gebäude, 
das  durch  Gurtbogen  in  einzelne  Quadrate  getheilt  und 
mit  Flachkuppeln  überwölbt  ist.  Von  ähnlicher  Konstruk- 
tion müssen  auch  die  Räumlichkeiten  der  öffentlichen  Bäder 
sein,  wenigstens  charakterisiren  sich  dieselben  von  Aussen 
gleichfalls  durch  eine  Reihe  flacher  Kuppeln.  Die  innere 
Einrichtung  derselben  habe  ich  leider  nicht  zu  Gesicht 
bekommen. 

Wenn  nun  schon  über  die  Baudenkmale  der  Muha- 
medaner  im  Allgemeinen  nicht  viel  zu  sagen  war,  so  sind 
dagegen  vollständig  verschwindend  die  wenigen  Bauten, 
die  von  der  christlichen  Bevölkerung  ausgeführt  sind,  trotz- 
rlem  dieselbe  der  Zahl  nach  sich  in  der  Majorität  be- 
findet. Es  kommt  dies  einestheils  wohl  daher,  dass  schon 
in  der  vortürkischen  Zeit  das  Land  durch  fortwährende 
innere  Kämpfe  verwüstet  wurde  und  die  Baukunst  damals 
grade  nicht  zu  einer  besonderen  Blüthe  gelangen  konnte; 


527 


gestellt  werden.  Die  Künstler  von  Wien,  München,  Stuttgart, 
Karlsruhe,  Düsseldot'f,  Königsberg  u.  s.  w.  sind  gleichfalls 
zur  Beschickung  der  Wittenberger  Ausstellung  aufgefordert 
worden. 

Unsere  Anmeldung  ist  von  dem  Ausstellungs  - Ausschuss 
in  Wittenberg  mit  der  grössten  Freude  begrüsst  worden.“ 

Es  wird  demnächst  mitgetheilt,  dass  die  Ankündigung 
von  Beiträgen  (auf  dazu  ausgegebenen  Formularen)  bis  spä- 
testens 1.  Januar  an  das  Komite  des  Vereins  zu  richten  ist. 
Die  Ausstellung  der  Gegenstände  zu  Berlin  soll  vom  15.  Fe- 
bruar bis  15.  März  stattfinden,  während  für  die  Ausstellung 
in  Wittenberg  selbst  die  Zeit  vom  15.  Mai  bis  15.  Juni  in 
Aussicht  genommen  ist.  — Die  Kosten  der  Ausstellung  sind 
von  den  Ausstellern  zu  tragen;  dieselben  betragen  in  Witteu- 
berg  au  Mietbe  für  1 Quadratfuss  Wandfläche  2 Sgr.,  für 


1 Quadratfuss  Tischfläche  resp.  Fussbodenfläehe  8 Sgr.  Ausser- 
dem erwachsen  den  Ausstellern  die  Kosten  für  die  Verpackung, 
Transport,  Versicherung  gegen  Feuersgefahr  und  Beschädigung, 
Aufstellung,  Ueberwachung  und  Verkaufs  - Agenten. 

In  wieweit  auch  der  Architekten- Verein,  dessen  Mitglieder 
grossentheils  wohl  in  einem  noch  näheren  Verhältnisse  zur 
Kunstindustrie  stehen,  als  die  des  Künstler -Vereins,  dem  von 
jenem  gegebenen  Beispiele  folgen  wird,  soll  von  dem  Er- 
gebniss  der  zur  vorläufigen  Anmeldung  einer  Betheiligung 
erlassenen  Aufforderung  und  den  Beschlüssen  der  bevorstehen- 
den Hauptversammlung  abhängen.  Die  Möglichkeit  eine  ge- 
nügende Anzahl  geeigneter  Ausstellungs -Gegenstände  zusam- 
menzubringen, ist  vorläufig  von  Manchem  angezweifelt  worden. 
— Zu  wünschen  wäre  es  jedenfalls,  dass  man  wenigstens  einen 
Versuch  damit  wagte! 


Vorn  Mont  Cenis -Tunnel. 


Ueber  die  Fortschritte  der  Arbeiten  am  Mont-Cenis- 
Tunnel  entnehmen  wir  aus  einem  Aufsatze  der  Zeitung  des 
Vereins  deutscher  Eisenbahn-Verwaltungen  Folgendes: 


Art  der  Arbeit. 

Seite 

Bardonneche. 

von 

Modane. 

Arbeit  jedes 
Jahres  an  beiden 
Enden. 

Jahr. 

Fortschritt 

Jahr. 

Fortschritt 

Meter. 

Meter. 

Meter. 

Handarbeit 

1857 

27,28 

1857 

10,80 

38,08 

» 

1858 

257,57 

1858 

201,95 

459,52 

1859 

236,35 

1859 

132,75 

369,10 

1860 

203,80 

1860 

139,50 

343,30 

n 

1861 

193,00 

193,00 

» 

1862 

243,00 

243,00 

Sa. 

725,00 

921,00 

1646,00 

Maschinenarbeit 

1861 

170,00 

170,00 

1862 

380,00 

3S0,00 

» 

1863 

426,00 

1863 

376,00 

802,00 

„ 

1864 

621,20 

1864 

466,65 

1087,85 

1865 

765,30 

1865 

458,40 

1223,70 

,, 

1866 

812,70 

1866 

212,29 

1024,99 

,, 

1867 

824,30 

1867 

687,81 

1512,11 

1868 

486,60 

1868 

509,35 

995,95 

(1.  Okt.) 

Sa. 

4486,10 

2710,50 

7196,60 

Hieraus  berechnet  sich  die  Länge  des  von  Bardonneche  aus 


getriebenen  Tunnels  zu  725,00  -j-  448G,10  = 521 1,10  m- 
des  von  Modane  zu  ....  921,00  -j-  2710,50  = 3631,50,, 
mithin  fertiger  Theil  am  1.  Oktober  1868  . . =:  8842,60  ., 
die  ganze  Länge  des  Tunnels*)  beträgt  . . . . = 12220,00  „ 
mithin  bleibt  noch  herzustellen = 3377,40  „ 


Aus  obiger  Zusammenstellung  ergiebt  sich  der  mittlere 
Fortschritt  der  Durchbohrung 

für  das  Jahr  1867  zu  rund  1 2 6 m-  per  Monat 
„ „ do.  1868  do.  111»  do. 

Die  Abnahme  des  Fortschrittes  in  1868  hat  ihren  Grund 
weniger  in  den  mit  den  zunehmenden  Längen  schwieriger 
werdenden  Arbeiten,  als  in  dem  Umstande,  dass  man  dieselb-n 
in  letzt  r Zeit  nicht  so  kräftig  mehr  betreibt,  als  es  möglich 
wäre,  nachdem  man  die  Ueberzeugung  gewonnen  hat,  dass  der 
Tunnel  voraussichtlich  früher  fertig  wird,  als  die  noch  zu 
bauenden  anschliessenden  Strecken  Susa-Bardonneche  und  St. 
Michel-Modane,  jedenfalls  aber,  selbst  bei  erinässigter  Arbeit, 
gleichzeitig  mit  denselben  fertig  werden  kann. 

Nach  dem  mittleren  Monatsfortschritte  von  1868  würde 

die  Beendigung —rrv — = 30  bis  31  Monate  erfordern,  mithin 
die  Vollendung  bis  1.  Mai  1871  zu  erwarten  sein.  z.  N. 


Die  Gas- Anstalten  im  Clebietc  des  Norddeutschen  Bundes. 

Ausführliche  Mittheilung  über  dieselben  (nach  einem 
Werke  N.  H.  Schilling’s,  Direktors  der  Gasbeleuchtungs- 
Gesellschaft  in  München,  das  ganz  Deutschland  und  die  Schweiz 
umfasst)  hat  in  jüngster  Zeit  der  Köuigl.  Preuss.  Staats-Anzeiger 
gebracht.  Wir  entnehmen  einen  Auszug  aus  denselben  der 
Deutschen  Gemeinde- Zeitung. 

Die  erste  Gas-Anstalt  in  Norddeutschland  soll  Kommissions- 
rath  Blochmann  in  Dresden  im  J.  1819  für  sein  Atelier  und 
seine  Wohnung  angelegt  haben.  Oeffentliche  Gas-Anstalten 
wurden  in  Deutschlaud  zuerst  von  der  Imperial-Gas- Association 
zu  London  begründet,  zunächst  1825  in  Hannover,  dami  1827 

*)  Der  Tunnel  unter  dem  Mont-Cenis  (richtiger  Col  de  Frejus) 
wird  zunächst  in  einer  geraden  Linie  durchgeschlagen,  während 
die  Bahn  später  mit  Anschlusskurven  von  fast  V.  Kreisen  an  beiden 
Enden  in  denselben  eingeführt  wird.  Dadurch  stellt  sich  die  später 
im  Alpentunnel  liegende  Länge  der  Bahn  nicht  unerheblich  grösser 
als  obiges  Maass.  Die  geradeaus  gehenden  Enden  des  Tunnels 
bleiben  der  Lüftung  wegen  voraussichtlich  offen. 


andrerseits  wurden,  nachdem  die  Türken  Herren  des  Landes 
geworden  waren,  die  Christen  von  diesen  in  ihrer  Bau- 
thätigkeit  auf’s  Aeusserste  beschränkt. 

So  kommt  es,  dass  die  Kirchen  aus  älterer  Zeit  ein 
überaus  bescheidenes  Ansehn  haben  und  besonders  in 
ihrem  Aeussern,  um  nicht  die  Habgier  der  Türken  zu 
reizen,  vollkommen  schmucklos  sind.  Wo  dagegen  in  Folge 
grösserer  Toleranz  Griechen  oder  Katholiken  in  jüngster 
Zeit  Neubauten  in  grösserem  Maasstabe  ausgeführt  haben, 
ergiebt  sich  im  Wesentlichen  wohl  kaum  etwas  viel  Besse- 
res als  bei  den  bekannten  türkischen  Neubauten.  Ueberall 
ein  völlig  unüberlegtes,  planloses  Bauen  mit  der  unglaub- 
lichsten Verschwendung  von  Material. 

Die  Griechen,  die  jetzt  in  Serajewo  eine  grosse  neue 
Kirche  bauen,  haben  natürlich  nicht  verfehlt,  die  krassesten 
russischen  Barockstilformen  nach  Bosnien  zu  verpflanzen, 
obschon  trotzdem  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  diese  Kirche 
mit  ihrer  hohen  Vierungskuppel  und  vier  kleineren  Eck- 
kuppeln besonders  aus  der  Ferne  wohl  im  Stande  ist, 
einen  ganz  stattlichen  Eindruck  hervorzurufen.  Das  Kirch- 
lein der  römischen  Katholiken  ist  dagegen  ein  sehr  be- 
scheidener kleiner  Rundbau  mit  einer  durch  Oberlicht  er- 
hellten Kuppel  bedeckt;  die  innere  Ausstattung  ist  in  mög- 
lichst geschmacklosen  Renaissanceformen  ausgeführt. 

Beachtenswerther , sowohl  was  Technik  als  Kunst- 
formen anlangt,  wäre  eine  grosse  neue  Kirche,  die  in 
Mostar,  der  Hauptstadt  der  Herzegowina,  unter  Leitung 


dortiger  Franziskaner- Mönche  ausgeführt  wird.  Da  es 
jedoch  nicht  in  meiner  speziellen  Aufgabe  liegt,  auf  die 
im  Wesentlichen  verschiedenen  Verhältnisse  dieser  politisch 
allerdings  mit  Bosnien  vereinten  Provinz  einzugelien,  so 
verzichte  ich  auf  eine  detaillirtere  Beschreibung  dieses 
Baues.  Im  Allgemeinen  sei  nur  bemerkt,  dass  bei  den 
wesentlich  anderen  klimatischen  Verhältnissen  und  der 
grossen  Holzarmuth  der  Herzegowina  dort  an  Stelle  der 
( bosnischen  Blockhäuser  fast  überall  steinerne  Gebäude,  oft 
mit  Kalksteinplatten  abgedeckt,  treten  und  dass  ferner, 
besonders  in  Mostar,  welches  mit  den  benachbarten  dalma- 
tinischen Küstenländern  und  der  alten  Republik  Ragusa 
stets  in  regem  Verkehr  gestanden  hat,  Einflüsse  italienischer 
| Kunst  und  Technik  unverkennbar  sind. 

In  Bosnien  selbst  hatte  ich  dann  noch  Gelegenheit, 
■ ausser  den  Kirchen  zu  Serajewo  das  Franziskanerkloster 
; zu  Krescewo  zu  besichtigen,  4 Stunden  westlich  von  Sera- 
jewo in  einem  herrlichen  Waldthal  gelegen;  die  Kirche 
desselben  gehört  zu  den  ältesten  des  Landes,  ist  aber  leider 
in  neuerer  Zeit  so  gründlich  umgebaut,  dass  von  der  ur- 
sprünglichen Disposition  nicht  viel  mehr  zu  sehen  war. 
Jetzt  besteht  dieselbe  aus  einer  dreischiffigen  Basilika, 
mit  Tonnengewölben  bedeckt.  Die  ältesten  Pfeiler  sind, 
wenn  ich  nicht  irre,  achteckig  und  aus  bosnischen  Marmor 
gefertigt.  Im  Innern  ist  die  Kirche  mit  mehr  oder  weniger 
gut  gemalten  älteren  und  neueren  Madonnen-  und  Heiligen- 
Bildern  geschmückt,  unter  denen  wir  von  unsern  freund- 


— 528  — 


in  Berlin.  Die  Gasfabrikation  fand  indessen  in  Deutschland 
nur  sehr  langsam  Eingang.  In  den  zwanziger  Jahren  ent- 
standen in  Norddeutschland  nur  noch  zwei  Anstalten,  in 
Dresden  für  das  Königl.  Schloss  und  die  Plätze  um  dasselbe, 
und  in  Frankfurt  a.  M.  eine  Privat- Anstalt,  beide  ] S°S  er- 
öffnet. In  den  dreissi2er  Jahren  kamen  nur  zwei  Fabriken 
hinzu:  in  Aachen  (1837)  und  Elberfeld  (1839);  in  den  vier- 
ziger Jahren  erst  16.  Von  393  bis  1868  eröffueten  Gas- 
Anstalten  nn  Gebiete  des  Norddeutschen  Bundes  wurdeu  mit- 
hin nur  4,  oder  1 pGt.  in  den  Jahren  1825  — 1829  2 oder 
0,5  pCt.  in  den  Jahren  1830  — 1839,  16,  oder  4,5  pCt  in 
den  Jahren  1840  - 1849,  dagegen  133,  oder  34  pCt.  in  den 
Jahren  ISdO  - 1859  und  238,  oder  60  pCt.  in  den  Jahren 
1S60  — 1868  eröffnet. 

An  den  ersten  Gasbeleuchtungsanstalten  in  Deutschland 
hatte  die  Impenal-Gas-  Association  sehr  wesentlichen  Autheil 
Die  im  Jahre  1S39  in  Elberfeld  eröffiiete  Anstalt  war  die 
erste  kommunale  in  Norddeutschland.  Später  haben  viele 
Gemeinden,  selbst  einzelne  Flecken  und  Dörfer  sich  ent- 
schlossen, die  Gasbeleuchtung  aus  Kommunalmitteln  oder  als 
Kommunaleinrichtung  herstellen  zu  lassen.  Von  denjenigen 
361  öffentlichen  Gasanstalten  in  Gemeinden  Norddeutschlands, 
von  welchen  sich  die  Eigenthums-  und  Betriebsverhältnisse 
aus  Schilhng’s  statistischen  Mittheilungen  ersehen  lassen,  sind 
144  (40  pCt.)  Gemeiudeeigenthum  und  werden  für  Rechnung 
der  Gemeinde  betrieben,  während  217  (60  pCt. ) Eigenthum 
\ on  Privatpersonen  oder  von  Gesellschaften  sind,  mit  denen 
die  Gemeinde  meist  in  einem  Koutraktsverhältnisse  steht.  In 
vielen  Städten  bestehen  besondere  Aktiengesellschaften,  denen 
auch  häufig  die  Stadtgemeinde  als  Aktionair  angehört.  In 
anderen  Städten  haben  grössere,  nach  dem  Vorbilde  der  Im- 
perial-Gas- Association  gebildete  Aktien-  oder  Kommanditge- 
sellschaften die  Gasanstalten  begründet  und  in  Betrieb  ge- 
nommen. Diese  Gesellschaften  sind  ausser  der  lmperial-Gas- 
Association:  die  deutsche  Continental-Gas-Gesellschalt  zu  Dessau, 
1854  gestiftet,  welche  im  Ganzen  13  Anstalten  und  davon  10 
im  Gebiet  des  norddeutschen  Bundes  besitzt.  Ferner  gehört 
dahin  die  Allgemeine  Gas- Aktien  - Gesellschaft  zu  Magdeburg, 
welche  5 Anstalten  besitzt.  In  Berlin  trat  demnächst  im 
Jahre  1864  die  neue  Gas-Gesellschaft,  Kommanditgesellschaft 
W ilh.  Nolte  & Co.,  zusammen,  welche  11  Anstalten  in  Betrieb 
hat.  In  Gotha  konstituirte  sich  1866  die  Thüringer  Gas-Ge- 
sellschaft, welche  2 Anstalten  betreibt.  Endlich  Fst  noch  die 
Rheinische  Gas  - Gesellschaft  J.  F.  Richter  & Co.  in  Eupen 
zu  erwähnen.  Ausser  der  Imperial-Gas- Association  haben  auch 
noch  einzelne  ausländische  Gesellschaften  Gasanstalten  in 
Deutschland  im  Betriebe,  so  zu  Bonn  und  Chemnitz  die  Com 
paynie  generale  pour  Veclairage  etc.  in  Brüssel.  Unter  den 
zahlreichen  einzelnen  Privatunternehmern,  welche  öffentliche 
Gas-Anstalten  eingerichtet  haben  und  betreiben,  sind  einige, 
die  solche  Unternehmungen  auf  mehre  Städte  ausgedehnt 
haben.  Andererseits  bilden  verschiedene  einander  nahe  bele- 
gene  Städte  mitunter  einen  Gasbeleuchtungsbezirk. 

Der  Betrieb  der  Gasanstalten  geschieht  im  Allgemeinen 


mit  Kohlen,  von  denen  viele  Fabriken  verschiedene  Kohlen 
mit  einander  vermischen;  einzelne  Anstalten  verwenden  Holz. 
In  neuester  Zeit  hat  das  Petroleumeas  mit  dem  Apparat  des 
Prof.  Dr  Hirzel  in  viele  kleine  Fabriken  Eingang  gefunden 
lorf  wird  zum  Betriebe-  nur  noch  in  wenig  Etablissements 
angewendet.  — Man  kann  eine  Vorstellung  von  dem  Umfam' 
der  Gasfabrikat.on  in  Norddeutschland  erhalten,  wenn  maF 
die  kubikfuss  Gas  zusammenzählt,  welches  auch  nur  der  sta- 
tistisch nachweisbare  Theil  der  Gasanstalten  (299)  jährlich 
fabnzirt  Es  ergeben  sich  hierbei  nach  den  neuesten,  für  jede 
Anstalt  bekannten  Zahlen,  jährlich  4,014,000,000  Kubikfuss 
Gas,  was,  auf  die  Tonne  Kohlen  im  Durchschnitt  1600  Kbfss. 
Oas  gerechnet,  eine  Verwendung  von  jährlich  2,500,000  Ton- 
nen  Kohlen  erfordert.  Ueber  die  Flammenzahl  liegen  nur 
aus  .j-J  Anstalten  Norddeutschlands  Nachrichten  vor.  Die 
von  diesen  Fabriken  gespeisten  Flammen  belaufen  sich  auf  ca 
5 Millionen,  entsprechen  also,  die  Lichtstärke  einer  Gasflamme 
12  Stearinkerzen  gerechnet,  in  der  Lichtstärke  ca. 
oc7  oll0Ilen  Stearinkerzen.  Das  Anlagekapital  lässt  sich  für 
267  Gasanstalten  berechnen;  es  beläuft  sich  im  Ganzen  für 
diese  Fabriken  auf  20,598,000  Thlr.  Was  die  Zahl  der  Gas- 
anstalten und  deren  Vertheilung  über  Stadt  und  Land  betrifft 
so  werden  3S3  Städte  aufgezählt,  welche  Gasanstalten  besitzen' 
die  für  die  Strassenbeleucbtuug  und  Privatflammen  Gas  lie- 
fern;  daneben  existiren  aber  noch  etwa  150  Anstalten  für 
Dörfer,  Bahnhofe,  einzelne  Fabriken  und  Gebäude.  Die  ge- 
sammten  Gasanstalten  im  Gebiete  des  norddeutschen  Bundes 
belaufen  sich  mithin  auf  etwa  533. 


Mittheilungen  aus  Verein  en. 

Architekten -Verein  zu  Berlin.  — Versammlung  am 
5.  Dezember  1868.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  anwesend 
118  Mitglieder  und  7 Gäste. 

Nach  mehren  kleineren  geschäftlichen  Mittheilungen  des 
Vorsitzenden  erwähnte  zunächst  Hr.  Ende  nochmals  der  be- 
vorstehenden deutschen  Industrie  - Ausstellung  in  Witten- 
berg und  verlas  den  vom  Verein  Berliner  Künstler  eilasse- 
nen  Aufruf  zur  Betheiligung  an  derselben.*)  Er  knüpfte  hier- 
an den  Antrag,  Seitens  des  Architekten  - Vereins  gleichfalls 
eine  Kommission  zur  Betreibung  der  Sache  zu  ernennen,  die 
es  sich  namentlich  angelegeu  sein  lassen  müsse,  einzelne  ge- 
eignete Mitglieder  persönlich  zur  Beschickung  der  Ausstellung 
aufzutordern.  Da  bisher  trotz  der  öffentlichen  Bekannt- 
machung kein  einziges  Mitglied  seine  Betheiligung  zugesagt  hat, 
so  wurde  auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden  beschlossen,  die 
Angelegenheit  bis  zur  nächsten  Hauptversammlung  zu  vertagen. 

Hr.  Adler,  der  dem  Verein  eine  photographische  Kopie 
der  ältesten  vorhandenen  Ansicht  Berlins  (vom  Jahre  164S) 
als  Geschenk  überreichte,  machte  demnächst  unter  Vorlage 

*)  Man  vergl.  den  besonderen  Artikel  über  diese  Angelegen- 
heit in  dieser  No.  d.  Deutsch.  Bauztg. 


liehen  Wiithen  besonders  auf  eins  aufmerksam  gemacht 
wurden,  das  die  wunderbare  Eigenschaft  haben  sollte,  mit 
seinem  Blick  dem  Beschauer  nach  allen  Richtungen  zu 
folgen.  In  ihrer  A't  gewiss  nicht  ohne  Werth  waren  die 
uralten  prächtigen,  goldgestickten  Messgewänder,  die  in 
der  Sakristei  in  schweren,  eisenbeschlagenen  Truhen  be- 
wahrt und  uns  mit  besonderem  Stolze  gezeigt  wurden. 
Das  Kloster  selbst  ist  übrigens  äusserst  bescheiden , ja 
dürftig  ausgestattet  und  in  ziemlich  bauiälligem  Zustande. 
Zwei  andere  grosse  Klöster,  die  in  ihrer  Einrichtung  und 
technischen  Ausführung  bedeutend  glänzender  sein  sollen, 
lagen  von  meiner  Route  zu  weit  abseits  um  besucht  zu 
werden.  Von  altchristlichen  Kirchen  sollen  übrigens  hier 
und  da  im  Lande  zerstreut  eine  Anzahl  von  Ruinen  vor- 
handen sein,  deren  nähere  Untersuchung  vielleicht  noch  zu 
ganz  interessanten  Resultaten  führen  dürfte. 

Ebenso  ist  das  Land  reich  an  Ruinen  alter  Burgen. 
Besonders  in  dem  schönen  Bosnathale  tragen  diese  alten 
Bergfesten  dazu  bei,  der  Landschaft  jenen  eigenthümliuhen 
Reiz  zu  verleihen,  der  ja  auch  unsern  vielbesungenen 
Burgen  an  des  Rheines  und  der  Saale  kühlem  Strande 
eigen  ist.  Eine  derselben,  Doboi,  vom  Prinzen  Eugen 
1697  beschossen  und  zerstört,  wurde  von  uns  einer  näheren 
Besichtigung  unterworfen.  Die  Mauern  waren,  wie  bei 
uns,  nach  Aussen  in  behauenen  Bruchsteinen  hergestellt, 
innen  aber  mit  Gussmörtel  und  Steinstücken  unregelmässig 
verfällt.  Interessant  war  es,  dass  sich,  halb  unter  Schutt 


und  Trümmern  begraben,  noch  eine  Anzahl  ohne  Zweifel 
ehemals  deutscher  Kanonen  vorfand,  welche  tie  Türken 
wohl  einmal  auf  einem  ihrer  Züge  nach  Westen  erbeutet 
haben  mochten.  Jetzt  liegen  sie  dort  unbenutzt  und  uu- 
gekannt  und  warten  darauf,  dass  der  rechtmässige  Besitzer 
sie  sich  wieder  holt. 

Wenn  ich  noch  Einiges  über  die  Privat -Architektur 
Bosniens  hinzufüge,  so  geschieht  dies  um  zu  zeigen,  dass 
wir  derselben  Anspruchslosigkeit  und  Genügsamkeit,  die 
einen  Hauptzug  in  dem  National- Charakter  des  Bosniaken 
ist,  auch  auf  diesem  Gebiete  begegnen.  Selbst  der  General- 
Gouverneur,  ein  Mann,  der  ein  fürstliches  Einkommen 
besitzt,  begnügt  sich  mit  einem  aus  Holz  und  Lehmsteinen 
gebauten  Ttschiftlok  (Landgut),  das  die  bescheidensten 
Dimensionen  nicht  überschreitet  und  vor  Allem  von  Aussen 
einen  recht  dürftigen  Eindruck  macht.  Kein  Wunder  also, 
dass  auch  die  Privat- Architektur  noch  zu  keiner  Blüthe 
gelangt  ist.  Die  Häuser  in  der  Stadt  sind  fast  durchgängig 
zweistöckig.  In  den  untern,  zuweilen  sogar  gewölbten 
und  feuersicheren  Räumen  befinden  sich  Waarenlager  oder 
Merkstätten,  während  die  Räume  des  obern  Stocks  zu 
M ohnungs-  und  Wirthschaftszwecken  dienen.  Ist  der  Be- 
sitzer ein  Muhamedaner,  so  schliesst  sich  an  das  nach  der 
Strasse  zu  gelegene  Gebäude  nach  hinten  oft  noch  ein 
zweites  Haus  an.  In  diesem  befindet  sich  dann  der  Ha- 
rem. d.  h.  die  eigentliche  Familienwohnung  des  Besitzers. 

(Schluss  folgt.) 


529 


mebrer  Gypsabgiisse  Mittbeilungen  über  den  in  archäologischen 
Kreisen  gegenwärtig  so  viel  genannt' n Hildesheimer  Silberiund. 

In  der  3.  Woche  des  Oktober  wurde  bekanntlich  am  Galgen- 
berge bei  Hildesheim  9'  unter  der  Erde  beim  Anlegen  eines 
Schiesstandes  eine  grössere  Anzahl  silberner  Geräthe  gefunden, 
die  man  An  längs  fiir  Werke  der  Renaissancezeit  hielt,  bis  die- 
selben bei  näherer  Untersuchung  durch  Göttinger  Gelehrte 
an  den  einpuriktirten  römischen  Inschriften  für  Erzeugnisse 
antiker  Kunst  erkannt  wurden.  Die  Grösse  des  Fundes  stellt 
ihn  an  Bedeutung  über  alle  früheren;  der  berühmte  Fund  zu 
Berray  in  der  Normandie  (1830),  bei  welchem  69  Geräthe 
eines  Tempelschatzes  entdeckt  wurden,  übertrifift  ihn  zwar  an 
Stückzahl,  kommt  ihm  jedoch  an  künstlerischem  Werthe  kei- 
neswegs gleich. 

Die  zu  Hildesheim  gefundenen  56  Geräthe  stellen  sich  als 
das  für  drei  Personen  berechnete  Tafel -Service  eines  reichen 
Römers  dar  und  umfassen  beinahe  vollständig  alle  zum  Essen, 
Trinken  und  Kochen  erforderlichen  Gefässe,  sowie  einige 
Prunkstücke  nach  Art  unserer  Tafelaufsätze.  Es  sind  Teller, 
Platten,  Trinkbecher,  Mischkrüge,  Kasserollen,  Siebe,  Tiegel, 
Schüsseln,  endlich  Reste  eines  Dreifusses  und  eines  besonders 
schönen  Kandelabers.  Einige  Stücke  sind  sehr  schwer,  ein 
Krater  erreicht  das  Gewicht  von  40  Pfd.  Das  Silber  ist  fein 
(14löthig)  und  sowohl  getrieben,  wie  gegossen  verarbeitet. 
Einzelnes  ist  stark  vergoldet,  Anderes  mit  Niello  - Arbeit  ver- 
ziert. Der  künstlerische  Werth  der  Geräthe,  die  an  Technik 
mit  dem  Besten  wetteifern,  was  wir  kennen,  jedoch  augenschein- 
lich nicht  griechischen  Ursprungs  sind,  ist  sehr  verschieden. 
Neben  mittelmässigen  Handwerks  - Leistungen  fiuden  sich  da- 
runter mehre  höchst  edle,  ja  geradezu  vollendete  Kunstwerke. 
Den  Preis  dürften  einige  Trinkbecher  (im  Siune  derWarwik- 
Vase  komponirt)  verdienen;  demnächst  einige  Aufsatzschaalen 
mit  den  Reliefbildern  der  Kybele  und  des  Deus  Luuus,  sowie 
der  Minerva,  endlich  ein  mit  angelnden  und  tischenden  Genien 
geschmückter  Krater. 

Die  aus  den  Inschriften  und  der  Form  der  Buchstaben 
(namentlich  des  P)  mit  Sicherheit  zu  schliessende  Zeitbestim- 
mung weist  darauf  hin,  dass  die  Gefässe  vor  dem  Tode  des 
Kaiser  Augustus  (14  n.  Chr.)  gebildet  sein  müssen;  die  Re- 
liefs der  Kybele  und  des  Lunus  machen  wahrscheinlich,  dass 
wenigstens  Einzelnes  davon  in  Syrien,  wo  jene  Gottheiten  ver- 
ehrt wurden,  angefertigt  ist.  Aus  diesen  Voraussetzungen  hat 
man  den  naheliegenden  Schluss  gezogen,  dass  die  Geräthe 
wohl  dem  in  der  Schlacht  im  Teutoburger  Walde  gebliebenen 
Qu.  Varus  selbst,  der  vor  seiner  Berufung  nach  Germanien 
Statthalter  in  Syrien  war,  angehört  haben  mögen. 

Aus  der  Art  der  Eingrabung,  die  mit  grosser  Ueberle- 
gung,  Sorgfalt  und  Müsse,  jedenfalls  nicht  in  der  Hast  einer 
Flucht  geschehen  ist,  glaubt  man  ferner  schliessen  zu  dürfen, 
dass  die  Bergung  des  Schatzes  nicht  von  dem  ursprünglichen 
Besitzer,  sondern  von  einem  deutschen  Heerführer  geschah, 
dem  derselbe  als  Beuteantheil  zugefallen  war  und  der  ihn  vor 
dem  Rachezuge  des  Germanicus  in  Sicherheit  brachte. 

Beschädigt  waren  die  Gefässe  theilweise  wohl  schon  bei 
der  Eingrabung.  Durch  das  unterirdische  Lagern  war  das  in 
Sehwefelsilber  verwandelte  Silber  völlig  weich  geworden;  später 
an  der  Luft  wurde  es  wieder  hart  aber  in  höchstem  Grade 
spröde,  so  dass  nach  der  Auffindung  weitere  sehr  bedauerliche 
Beschädigungen  hinzugetreten  sind,  zumal  bei  der  Ausgrabung, 
dem  Transport,  der  Abformung,  sowie  endlich  beim  theilweisen 
Putzen  der  Gefässe  (das  von  Seiten  der  Soldaten,  in  deren 
Obhut  sie  standen,  mit  Putzpulver  vorgenommen  wurde),  wohl 
nicht  immer  mit  genügender  Sorgfalt  verfahren  ist.  Gegen- 
wärtig ist  der  F'und  bereits  au  das  Berliner  Museum  abge- 
liefert worden,  wo  er  in  nächster  Zeit  dem  Publikum  sicht- 
bar gemacht  werden  soll. 

Hr.  Ende  überreichte  dem  Vereine  als  Geschenk  des 
Fabrikanten  Hrn.  Aird  die  sehr  sorgfältig  aufgenommenen 
Photographien  einer  (auch  auf  der  Pariser  Ausstellung  im 
Modell  vorhandenen)  als  Muster  der  rumänischen  Bauweise 
geltenden  Kirche  in  Bukarest  und  legte  sodann  eine  ganze 
Sammlung  von  Photographien  nach  Bauwerken  von  G.  Mar- 
tens, Stadtbaumeister  in  Kiel  vor,  die  er  einer  Besprechung 
unterwarf.  Wenn  diese  Bauten,  so  führte  der  Redner  aus, 
die  Architekten  der  Berliner  Schule  wohl  nicht  ganz  anheimeln, 
so  verdienen  dieselben  doch  die  höchste  Anerkennung  wegen 
dessen  , was  in  ihnen  durch  ein  tüchtiges,  ehrliches  und 
konsequentes  Streben  geleistet  ist.  Unter  den  schwierigsten 
Verhältnissen  hat  Martens  seine  Thätigkeit  in  Kiel  begonnen; 
mit  sehr  geringen  Geldmitteln,  mit  ungeübten  Handwerkern 
musste  er  bauen,  und  doch  ist  es  ihm  gelungen  allen  seinen 
Bauwerken,  die  treu  dem  Charakter  der  Stadt  und  des  Landes 
entsprechen,  einen  monumentalen  Charakter  zu  verleihen  und 
der  gesaminten  gegenwärtigen  Bauthätigkeit  Kiels  ein  einheit- 
liches Gepräge  zu  geben.  Die  Bauwerke  sind  in  schlichten, 


derben  Formen , sämmtlich  auf  Grundlage  mittelalterlicher 
Bauweise  errichtet.  Als  Mauermaterial  hat  ausschliesslich 
rother  Backstein  gedient,  mit  dem  durch  theilweise  Verwen- 
dung grünglasirter,  gelber,  schwarzer  (mit  Theer  getränkter) 
grauer  und  brauuer  (mit  frischem  Ellernlaub  geschweelter) 
Steine  eine  gewisse  Polychromie  verbunden  ist;  Formsteine 
sind  nur  sparsam  zur  Anwendung  gekommen. 

Besonderen  Werth  legt  der  Erbauer,  wie  schon  erwähnt, 
auf  den  geringen  Kostenbetrag  seiner  Bauten,  durch  welchen 
das  landläufige  Vorurtheil,  dass  Monumentalbauten  für  be- 
schränktere Verhältnisse  unerschwinglich  seien,  widerlegt 
wird.  Von  den  in  Photographie  vorgelegten  Ausführungen 
haben  gekostet:  das  Gymnasium  in  Kiel  (zweigeschossig,  acht 
Klassen,  gewölbt)  excl.  der  sehr  schwierigen  Fundirung 
59000  Thir.,  pro  D'  42A  Thlr  ; die  zu  demselben  gehörige 
Lehrerwohnung  pro  D'  3’/a  Thlr.;  ein  Eckwohnhaus  in  Kiel 
(Keller,  3 Geschosse)  pro  D'  4'2/s  Thlr.  Das  Arbeitshaus  in 
Kiel  pro  3 Thlr.;  die  Kirche  in  Elmschenhagen,  500  Sitz- 
plätze, 27500  Thlr. ; ein  Kronleuchter  aus  dieser  Kirche,  von 
einem  gewöhnlichen  Schmiede  aus  Eisen  gefertigt,  80  Thlr. 

Unter  den  vorgelegten  Bauten  befanden  sich  ferner  die 
Kirche  und  Schule  zu  MiddeLbroe  in  England,  die  Friedhofs- 
Anlage  für  Kiel,  die  Entwürfe  zur  Restauration  der  Stadt- 
kirche daselbst  und  der  Konkurrenz- Entwurf  für  die  Kirche 
in  Altoua.  Dass  Hr.  Ende  die  Grundidee  dieses  Entwurfs, 
eine  zweischiffige  Anlage,  aus  eiuer  künstlerischen  Laune  ab- 
leitete, gab  Hin.  Adler,  der  bei  jener  Konkurrenz  als  Preis- 
richter fungirt  hat,  Veranlassung,  dieselbe  zu  vertheidigen. 
Zweischiffige  Kirchen,  die  in  nicht  unbeträchtlicher  Anzahl 
ausgeführt  seien,  wären  nur  in  der  Zeichnung  hässlich,  in 
Wirklichkeit  sehe  man  bei  geschickter  Disposition  der  Ein- 
gänge und  der  Sitzbänke  kaum  etwas  Auffallendes  daran. 
Andererseits  sei  gerade  eine  zweischiffige  Anlage  höchst  prak- 
tisch, um  bei  geringen  Mitteln  möglichst  weit  überspannte 
Räume  zu  erzielen.  Hr.  Ende  hielt  dem  gegenüber  seine 
Ansicht  fest  und  sprach  sich  dahin  aus,  dass  derartige  Gründe 
wohl  bei  Saal-Anlagen,  Refektorien  etc.  zutreffend  seien,  dass 
jedoch  bei  einer  Kirche  durch  den  Chor  die  Längenaxe  so 
bestimmt  ausgeprägt  sei,  dass  es  seinem  Gefühl  unter  allen 
Umständen  widersprechen  müsse,  wenn  dieselbe  im  Schiffe  auf- 
gegeben werde. 

Auch  in  Betreff  des  schmiedeeisernen  Kronenleuchters,  der 
von  Martens  für  SO  Thlr,  hergestellt  ist,  entspann  sich  eine 
Diskussion  zwischen  den  Hrn.  Ende  und  Adler,  von  denen 
der  letzte  behauptete,  dass  ein  so  billiger  Preis  wohl  nur  auf 
Kosten  des  Verfertigers,  der  sich  durch  die  Arbeit  vielleicht 
habe  empfehlen  wollen  oder  sonstige  Gründe  zur  Resignation 
gehabt  habe,  hätte  erzielt  werden  können,  während  Hr.  Ende 
unter  Hinweis  auf  die  auch  in  Berlin  ausgeführten  trefflichen 
und  billigen  Schmiedearbeiten  des  Schlossermeister  Puls  es 
für  zweifellos  hielt,  dass  jene  Summe  den  wirklichen  Preis 
des  Kronleuchters  repräsentire. 

Hr.  Adler  benutzte  übrigens  die  Gelegenheit,  um  anzu- 
regen, wie  wünsebenswerth  und  willkommen  es  sein  möchte, 
wenn  die  Mitglieder  des  Vereins,  wie  früher  der  Fall  war, 
öfter  ihre  Entwürfe  vorlegen  wollten  und  versprach  selbst 
darin  vorzugehen. 

Von  den  Frage  - Beantwortungen  ist  eine  Auskunft  des 
Hrn.  Franzius  über  die  indische  Schaufel  zu  erwähnen.  Die 
Anwendung  derselben  bezeichnete  er  nur  in  sehr  engen  Bau- 
gruben als  vortheilhaft,  während  in  grösseren  Gruben  ein  ver- 
tikaler Bagger  unbedingt  vorzuziehen  ist.  Beim  Bau  der 
Brücke  über  die  Oborspree  für  die  neue  Berliner  Verbindungs- 
bahn wird  eine  indische  Schaufel  von  5 Quadratfuss  angewendet, 
die  bei  einer  Tiefe  von  20'  pro  Stunde  10  — 11  Hübe  macht 
und  jedesmal  3 Kubikfüss  fördert. 

Hr.  Möller  gab  die  genauen  Titel  einiger  Werke  über 
rauchverzehrende  Feuerungen  und  die  Anlage  von  Porzellan- 
Oefen  an.  Es  sind: 

Seyferth,  llauchverbrennungs  - Einrichtungen , Dresden 
1862. 

Steinmann,  Kompendium  der  Gasfeuerung,  Freiberg  1868. 

Aufsätze  über  Porzellan-  etc.  Oefen  in  Dinglers  Polyt. 
Journal  und  im  Jahrgang  1850  der  Förster’schen 
Bauzeitung. 

Bronquiart,  traite  des  arts  ceramiques,  Paris  1854. 

Lambert,  traite  pratique  de  la  fabricatiog  des  faiences 
fines,  Paris  1865. 

Strele,  Praxis  d.  weissen  Feldspath-Porzellane,  Weimar 
1868. 

Hr.  Dircksen  machte  endlich  noch  Mittheilungen  über 
ein  vor  Kurzem  erschienenes  Werkchen,  das  Anleitung  zur  prak- 
tischen Untersuchung  des  Werthes  von  Portland  - Zement  giebt. 
Er  knüpfte  hieran  den  Rath,  sich  bei  Verwendung  von  Ze- 
ment niemals  auf  den  Ruf  einer  F'abrik  zu  verlassen,  sondern 


530 


in  jedem  einzelnen  Falle  sich  von  der  Güte  der  Lieferung 
durch  eigene  Versuche  zu  überzeugen. 


Der  Vortrag  des  Hrn.  Dr.  Schöne  über  Pompeji  hat 
Sonnabend  den  5.  September  begonnen  — wegen  der  verspä- 
teten Ankündigung  wohl  noch  nicht  vor  einem  so  zahlreichen 
Auditorium,  wie  es  nach  dem  Interesse,  welches  das  Thema 
beanspruchen  darf,  zu  erwarten  steht. 

— F.  — 


Berichtigung. 

In  No.  48,  S.  511  der  Deutschen  Bauzeitung  finden  siel» 
im  zweiten  Tbeile  des  Berichtes  über  den  von  mir  im  Archi- 
tekten - Verein  zu  Berlin  am  21.  November  d.  J.  gehaltenen 
Vortrag  Ungenauigkeiten  betreffs  einiger  Punkte,  die  ich  nur 
flüchtig  und  nebensächlich  berührte,  so  dass  ich  Missverständ- 
nis dadurch  wohl  veranlasste. 

Es  wurde  Anwendung  von  Betonblöcken  nöthig,  weil  die 
Beschaffung  von  „schwedischen  Blöcken  grösster  Dimension“ 
zu  theuer  geworden  wäre.  Die  flache  seeseitige  Böschung 
wurde  im  Sommer  1S67  mit  den  vorhandenen  Granitblöcken 
sorgsam  abgedeckt,  in  der  obern  Schicht  verzwickt  und 
bis  auf  Tageswasserhöhe  mit  Zement  vergossen.  Dieses  Pflas- 
ter wurde  bei  den  Stürmen  des  vorigen  Winters  theilweise 
zerstört  und  „Steine  von  40  Kubikfuss“  sind  dabei  gelöst 
und  gegen  die  Briistungsmauer  gewälzt,  nicht  aber  über 
dieselbe  geschleudert.  — Vielmehr  ist  nicht  beobachtet,  dass 
Steine  von  mehr  als  4 Kubikfuss  Inhalt  über  die  Brüstungs- 
mauer geschleudert  seien.  — 

An  dem  Leuchtthurme  ferner  wurden  „ 15000“  nicht 
„ 18000“  Steine  ergänzt,  und  beziehen  sich  hierauf  die  von 
mir  angegebenen  Preise.  — E.  Stuertz. 


Vermischtes. 

Für  Ofen -Fabrikanten. 

Allen  denjenigen,  welche  aus  Norddeutschland  kommen 
und  zur  Winterzeit  kürzere  oder  längere  Zeit  in  dem  viel  ge- 
priesenen Nürnberg  weilen,  fällt  neben  dem  Mangel  an  guten, 
komfortabel  eingerichteten  Miethswohnungen  vor  Allem  die 
schlechte  Konstruktion  der  Stubenöfen  unangenehm  auf.  Man 
findet  hier  meist  kleine,  an  der  Oberfläche  reich  ornamentirte, 
dunkel  glasirte  Oefen,  welche  in  Konstruktion  und  Form  die 
grösseste  Aehnlichkeit  haben  mit  den  mittelalterlichen 
Oefen,  davon  eine  instruktive  Reihenfolge  im  germanischen  Muse- 
um aufgestellt  ist.  Diese  Oefen  werden  durch  die  Feuerung  sehr 
schnell  — freilich  ungleichmässig  — erwärmt,  kiiblen  aber 
ebenso  schnell  wieder  ab.  Luftdichter  Verschluss  fehlt  gänz- 
lich. Ausserdem  sind  die  Oefen  zu  klein,  so  dass  die  durch 
das  Feuer  entwickelte  flitze  zum  grössesten  Theil  unbenutzt 
in  den  Schornstein  entweicht..  Sie  leisten  wenig  mehr  als 
eiserne  Oefen  und  Kamine.  Man  ist  genÖthigt  den  Ofen  fort- 
während zu  bedienen,  stets  Flammen  darin  zu  erhalten,  was 
natürlich  sehr  viel  Brenn-Material  erfordert,  daher  sehr  theuer 
ist.  Trotzdem  ist  es  nicht  möglich  in  dem  Zimmer  eine  gleich- 
mässige  behagliche  Wärme  zu  erzielen.  Während  der  Nacht 
kühlen  die  Zimmer,  besonders  da  in  dem  oft  nicht  einmal  ab  • 
zuschliesseuden  Rauchrohr  ein  lebhafter  Zug  statt  hat,  so  sehr 
ab,  dass  z.  B.  Topfgewächse  in  denselben  erfrieren.  — Es 
ist  dies  eine  bei  der  sehr  günstigen  Lage  Nürnbergs  mitten 
in  Deutschland  und  bei  der  regen  Fabrikthätigkeit  dieser 
grossen  Stadt  sehr  auffallende  Thatsache.  Die  Nürnberger 
von  Geburt  fühlen  den  Mangel,  weil  sie  Besseres  nicht  kennen, 
natürlich  weniger.  Die  zahlreich  hier  ansässigen  Norddeut- 
schen aber  und  diejenigen  Nürnberger,  welche  die  Behaglich- 
keit in  den  Wohnungen  des  Nordens  kennen  gelernt,  haben 
das  lebhafteste  Bedürfniss  nach  Berliner  Oefen.  Solche 
einzeln  zu  beziehen  ist,  da  auch  noch  die  Reisekosten  der 
Setzer  hinzukommen,  unerschwinglich  theuer.  Es  dürfte  sich 
aber  einem  tüchtigen,  in  Norddeutschland  gebildeten  Töpfer 
in  Nürnberg  ein  grosses  und  einträgliches  Arbeitsfeld  eröffnen, 
wenn  derselbe  an  Ort  und  Stelle  eine  Ofenfabrik  aulegen 
wollte.  Für  den  Anfang  würde  es  auch  genügen,  eiue  Anzahl 
Oefen  nebst  einigen  tüchtigen  Gesellen  hierher  zu  senden. 
Diese  Fabrikate  würden  von  Vielen  mit  Dank  aufgeuommen 
und  gut  bezahlt  werden.  Da  das  wirklich  Gute  trotz  aller 
Vorurtheile  doch  endlich  sich  Bahn  bricht,  so  würden  gewiss 
binnen  wenigen  Jahren  fast  sämmtliche  Häuser  mit  guten 
Oefen  versehen  sein. 

Nähere  Auskunft  zu  ertheilen  bin  ich  im  luteresse  der 
Sache  gern  bereit. 

Nürnberg,  Dezember  1SG8.  R.  Bergau. 


Vom  Dombau  in  Köln. 

Ueber  den  Fortgang  des  Dombaues  entnehmen  wir 
einem  Vortrage,  den  Dombaumeister  Voigtei  am  24.  Novem- 
ber in  der  Generalversammlung  des  Bonner  akademischen 
Dombauvereins  hielt,  Folgendes: 

Bischof  Bertholet  von  Aachen  hatte  im  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  in  einem  Gutachten  an  Napoleon  die  Nieder- 
legung des  Kölner  Domes  befürwortet,  der  den  Einsturz  drohe! 
Was  seitdem  geleistet  wurde,  zeigt  ein  Blick  auf  den  heutigen 
Kölner  Dom.  Die  Technik,  die  beim  Bau  bis  in  die  spätere 
Zeit  zur  Anwendung  kam,  war  sehr  unvollkommen  und  im 
Wesentlichen  die  nämliche,  welche  einst  bei  den  grossen  ägyp- 
tischen Bauten  stattgefunden  hatte.  Im  Mittelalter  brauchte 
man,  um  einen  Stein  von  40  bis  50  Zentnern  hinaufzubringen, 
mindestens  einen  Tag.  Ursprünglich  wurde  der  Stein  von  Klam- 
mern erfasst  und  gehoben.  Dies  mochte  mit  Unzukömmlichkei- 
ten verbunden  gewesen  sein;  man  löthete  in  der  Folge  einen 
eisernen  Ring  in  den  Stein  und  hob  diesen  nun  mittelst  dieses 
Ringes.  Etwa  zwanzig  Steine  mit  solchen  Ringen  wurden 
jüngst  noch  oben  angetroffen;  man  hatte  bei  Sistirung  des 
Baues  sich  nicht  mehr  die  Mühe  genommen,  die  Eisenringe 
heraus  zu  nehmen. 

Als  man  den  alten  Domkrahnen  im  verwichenen  Frühjahr 
abnahm,  waren  alle  Zapfen  verfault,  alle  Fugen  gelöst;  es  be- 
durfte eigener  Gerüste,  um  die  morschen  Holzmassen  nur  her- 
unter schaffen  zu  können.  Es  zeigte  sieh , dass  nicht  allein 
die  obere  Steinlage  auf  mehre  Fuss  verwittert  war,  sondern 
man  hatte  auch  die  innere  Füllung  der  Thurmmauern  aus 
lockerem,  bei  Köln  vorfindlichen  Sandstein  hergestellt,  der 
keine  Dauer  hatte,  so  dass  ein  Strauch  aus  20  Fuss  tipfer 
Fuge  herausgewachsen  war.  Es  musste  daher  am  südlichen 
Thurm  ein  nicht  unbeträchtlicher  Tbeil  der  oberen  Stein- 
schichten abgetragen  und  erneuert  werden,  bis  beide  Thürme 
nun  gegenwärtig  auf  die  gemeinschaftliche  Höhe  von  160  Fuss 
gebracht  werden  konnten. 

Vom  künftigen  Frühjahr  ab  wird  mau  auf  etliche  Stunden 
Entfernung  von  Köln  eine  weisse  Dampfwolke  sich  über  den 
Thürmen  erheben  sehen:  eine  Dampfmaschine  von  8 Pferde- 
kraft, freilich  ungleich  unscheinbarer  als  der  weitauslugende 
alte  Domkrahn,  wird  die  Steinmassen  bis  zu  90  Ztrn.  Schwere 
in  4 Minuten  in  die  Höhe  führen,  wo  sie  dann  auf  einem 
Schienengeleise  über  die  beiden  Thürme  au  ihre  Stelle  geför- 
dert werden.  Das  neue  gegenwärtige  Baugerüst  ist  oben  in 
der  Höhe  an  der  Steinmasse  der  Thürme  selber  befestigt. 
Innerhalb  der  nächsten  2’/*  Jahre  soll  mittelst  der  nun  durch 
die  Beihülfe  der  Dombau  - Lotterie  verfüglicheii  jährlichen 
*/«  Million  Thaler  das  zweite  Stockwerk  des  Thurmbaues 
fertig  gestellt,  innerhalb  weiterer  2*/i  Jahre  dann  das  Oktogon, 
und  schliesslich  binnen  anderen  2%  Jahren  der  Rest  ganz 
vollendet  werden.  Bei  zunehmender  Höhe  und  bei  der  schnel- 
leren und  leichteren  Förderung  des  Materials  nach  oben  wird 
sich  ein  zunehmend  rascheres  Fortschreiten  des  Baues  bemerk- 
lich  machen. 

Eine  nicht  geringe  Schwierigkeit  dürfte  die  Aufstellung 
der  Kreuzblume  auf  der  Spitze  der  Thürme  haben.  Sie 
aus  Kupfer  anzufertigen,  ist  bedenklich,  in  Anbetracht  der 
Gefahr  von  Seiten  des  Blitzes.  Es  wird  sich  deshalb 
empfehlen,  auch  sie  aus  dem  haltbarsten  Steinmaterial  herzu- 
stellen, in  welchem  Fall  sie' 90  Ztr.  Schwere  haben  und  das 
erforderliche  Gerüst  die  Höhe  von  mehr  als  525  Fuss  er- 
reichen wird. 

Au  der  Stiftskirche  zu  Fritzlar  in  Hessen,  einem 
bekannten  Werke  der  deutschen  spätromanischen  Baukunst, 
(nach  1171)  ist  am  7.  Dezember  d.  J.  plötzlich  der  südliche 
der  beiden  Fa^adenthürme  eingestürzt.  Die  Beschädigungen, 
welche  die  herabstürzenden  Trümmer  am  Dache  und  den 
Gewölben  des  Mittelschiffes  verursacht  haben,  scheinen  den 
Zeitungsnachrichten  zufolge  nicht  unerheblich  zu  sein.  Leider 
ist  auch  ein  grosser  Verlust  au  Menschenleben  zu  beklagen, 
da  die  Katastrophe  während  des  Gottesdienstes  erfolgte. 
Sechszehn  Personen  wurden  auf  der  Stelle  getödtet,  viele 
verwundet. 

Im  Hafengebiete  an  der  Jahde  soll  es  nach  einer 
Mittheilung  der  „B.  B.-Z.“  in  voriger  Woche  gelungen  sein, 
eine  zweite  Trinkwasser-Quelle  zu  erbohren.  Nach  früheren 
vergeblichen  Bohrversuchen,  die  bis  auf  die  Tiefe  von  150' 
geführt  waren,  ist  bekanntlich  im  Jahre  1S64  eine  erste  Quelle, 
die  pro  Stunde  10  Kubikfuss  Wasser  ergab,  in  einer  Tiefe 
von  336  ' erschlossen  worden.  Die  Tiefe,  in  welcher  nunmehr 
die  zweite  Quelle  entdeckt  ist,  soll  900  ' (?)  betragen. 


531 


Aus  der  Fachliteratur. 

Die  landwirthschaftliche  Baukunst  (Schule  der  Bau- 
kunst IV.  2.  Abth.),  von  Baurath  Harres.  Leipzig  bei  Otto 
Spamer,  1SG8. 

Wir  haben  bereits  öfter  über  einzelne  Abtheilungen  dipser 
verdienstvollen  Folge  von  kurzen  Lehrbüchern  der  Baukunst 
gesprochen  und  können  auch  dies  Werkchen  nicht  unerwähnt 
lassen;  in  weiteren  Kreisen  wird  es  namentlich  auch  dadurch 
Interesse  erregen,  dass  es  einige  Konstruktionen  und  Anord- 
nungen, wie  sie  im  Süden  und  Westen  Deutschlands  mehr  als 
bei  uns  üblich  sind,  bringt.  Dass  die  Baumaterialienkunde, 
die  ausserdem  als  besondere  Abtheilung  in  der  Schule  der  i 
Baukunst  auftritt,  über  ein  Drittel  des  ganzen  Inhalts  bean- 
sprucht, können  wir  Angesichts  der  sonstigen  Handlichkeit 
dieser  Werke  nicht  ganz  billigen,  wenn  wir  auch  die  Absicht 
des  Verfassers,  seinem  Buche  einen  selbstständigen  Werth  für 
Landwirthe  zu  verschaffen,  wohl  zu  würdigen  wissen. 

E.  J. 


Organ  für  die  Fortschritte  des  Eisenbahnwesens,  Jahr- 
gang 1 868.  Heft  VI.  (Schluss.) 

4)  Eine  Statistik  der  Lokomotiv-  Explosionen 
in  Deutschland  und  England,  denen  einige  Unglücksfälle, 
welche  auf  französischen,  belgischen  und  amerikanischen  Bah- 
nen statthatten,  beigefügt  sind,  soll  den  Zweck  haben,  aus  den 
Vorgängen  Rückschlüsse  auf  die  einzelnen  Kesselkonstruktionen 
sowie  auf  die  Güte  des  Materials  zu  ziehen.  Dieser  Zweck 
wird  jedoch  nur  theilweise  erreicht,  da  in  vielen  Fällen  der 
Fabrikant,  das  Alter  der  Kessel  etc.  nicht  angegeben  wer- 
den kann. 

5)  Bekanntlich  waren  bisher  praktische  Methoden,  um 
in  Schmiedestücken  falsche  S c h w eis  stel  1 en  und  in 
Gusstücken  oder  Gusstah  lfabri  katen  Giesslöcher  zu 
entdecken,  nicht  vorhanden,  da  die  Alt  der  Untersuchung 
in  Belastungen  bestand,  welche  das  Oeffnen  der  Schweissfuge 
zur  Folge  hatte.  Eine  besser  anwendbare  Methode  scheint 
Mr.  Saxby  (im  Dienste  der  Kgl.  Brittischen  Marine)  entdeckt 
zu  haben;  dieselbe  stützt  sieh  auf  die  seit  mehr  als  150  Jah- 
ren bekannte  Thatsache,  dass  eine  Stange  von  weichem  Eisen, 
welche  in  der  Lage  der  magnetischen  Inklinationsnadel  sich 
befindet,  sofort  magnetisch  wird  und  den  Nordpol  am  untern 
Ende,  den  Südpol  am  obern  Ende  erhält,  während  auf  der 
südlichen  Halbkugel  der  Erde  die  Pole  wechseln.  Dieselbe 
Erscheinung  tritt  in  schwächerem  Maasse  bei  einer  senkrech- 
ten oder  einer  unter  beliebigem  Winkel  geneigten  Stange  ein. 

Bei  einer  Stange,  die  von 
ly/  F'8'  1 West  nach  Ost,  oder  noch  besser 

. genau  im  magnetischen  Aequator  ! 

Fjg  2 liegt,  würde,  wie  Fig.  1 zeigt, 

*'  die  magnetische  Strömung  senk- 

recht auf  der  Längenachse  ste- 
hen, während  sie  in  einer  Stange, 
deren  Neigung  im  magnetischen 
Meridian  liegt,  parallel  zur  Län- 
genachse geht  (Fig.  2).  Geht 
man  mit  einer  kleinen  Kompass- 
nadel langsam  an  einer  Stange 
entlang,  welche  wie  Fig.  2 im  magnetischen  Aequator  liegt, 
so  wird  die  Richtung  der  Magnetnadel  von  Nord  und  Süd  keine 
Abweichung  zeigen,  sobald  die  Stange  aus  durchaus  gleichem 
Material  resp.  ohne  Schweissfehler  und  Gussblasen  ist.  Stangen 
mit  unganzen  Stellen  oder  Blasen  zeigen  sofort  ein  abweichen- 
des Verhalten,  da  jede  mechanische  Unterbrechung  der  Textur 
auch  eine  Unterbrechung  des  magnetischen  Stromes  hervorruft 
und  an  Stelle  des  einen  Magneten,  mit  Nord-  und  Südpol  an 
den  Enden,  mehre  Magnete  entstehen.  Dass  mittelst  dieser 
Eigenschaft  eine  empfindliche  Magnetnadel  zur  Erkennung 
schadhafter  Stellen  dienen  kann,  haben  eine  grosse  Anzahl 
Versuche,  welche  in  den  Schmieden  der  königlichen  Schiffs- 
werften zu  Ghatham  und  zu  Sheerness  angestellt  wurden,  zur 
Genüge  gezeigt.  Der  betreffende  Aufsatz  registrirt  dieselben, 
nach  welchen  die  Resultate  glänzende  zu  nennen  sind,  und 
schliesst  mit  der  Bemerkung,  dass,  wenngleich  jeder  kleine 
Riss  eine  Ablenkung  der  Nadel  verursacht,  doch  das  Gefähr- 
liche vom  Unbedeutenden  leicht  zu  trennen  ist,  da  die  Grösse 
der  Ablenkung  durch  den  grossem  oder  geringem  Anbruch 
oder  Fehler  bedingt  wird. 

6)  Gelegentlich  der  Pariser  Ausstellung  vom  Jahre  1867 
wurden  vom  k.  k.  österreichischen  Zentral- Komite  über  die 
Verkehrsverhältnisse  der  Erde  statistische  Daten  gesam- 
melt, welche  in  dem  Bericht  des  Komites  veröffentlicht  sind. 
Dieselben  verdanken  ihre  grosse  Vollständigkeit  dem  Umstande, 


dass  die  Anwesenheit  von  Vertretern  aller  Nationen  die  Zusam- 
menstellung erleichterte.  Nachstehend  geben  wir  aus  dieser 
Statistik  einige  Daten  über  Eisenbahnen : 


Lange  des  Eisenbahnnetzes 

im  Betrieb 

=£  V — 

Zahl 

Länder, 

ä 

_c 

der 

Zahl 

nach  der 

a 

— « c c 

« ec 

Sa- 

Lokorao- 

der 

Dichtigkeit 

im  Jahre 

□s 
1 e 
3 

ZS  ~o 

- <u  o. 

>sl 

tiven 

beförderten 

ihres 

Eisenbahnnetzes 

1860 

1865 

£ 

1 s 

Ss’’ 

1-4 

im  Betrieb 
im  Jahre 

Personen 
im  Jahre 

rangirt. 

sfj 

1865 

1865 

ffl  S '* 

1860 

1865 

1860 

1865 

Kilom 

Kilom. 

Kilm. 

Kilm. 

Prozt. 

Tausende. 

Belgien  . . . 

1729 

2285 

8,713 

519 

2,4 

582 

926 

17000 

32000 

England  . . . 

16791 

21386 

7,851 

823 

20,5 

5801 

7414 

163533 

251960 

N iederlande  . 

259 

642 

3,198 

283 

1,7 

102 

161 

2300 

4110 

Schweiz  . . . 

963 

1288 

3,179 

516 

1,4 

188 

6430 

— 

Frankreich  . 
Deutsche 

9319 

13570 

2,749 

392 

19,0 

2860 

4061 

54000 

84026 

Staaten  . . 

11253 

13472 

2,742 

395 

10,0 

2560 

3522 

48030 

79432 

Italien  .... 

1705 

3693 

1,701 

200 

8,9 

— 



— 

13483 

Dänemark  . . 

109 

419 

1,275 

298 

1,4 

19 

39 

355 

3500 

Oesterreich  . 

5402 

G445 

1,014 

183 

4,6 

— 

1899 

12364 

12763 

Spanien  . . . 

1916 

4424 

1,008 

338 

11,3 

— 

— 

— 

— 

Portugal  . . . 

131 

700  0,734 

175 

2,5 

— 

— 

— 

— 

Schweden  . . 

467 

1379  0,393 

422 

4,1 

— 

- 

639 

1700 

Norwegen  . . 

68 

241  0,099 

185 

0,8 

12 

25 

— 

334 

7)  Den  Besitzern  der  grossen  Eisenwerke  zu  Rive  de  Gier 
in  Frankreich,  Petin  Gaudet  & Comp.,  ist  kürzlich  ein  Walz- 
werk zum  Herstellen  der  T.  Doppel  T und  UEisen, 
sowie  von  rechteckigen  Stäben  patentirt,  bei  dem  mit 
den  horizontalen  Walzen  zwei  seitlich  liegende  vertikale  in 
Verbindung  stehen,  w'elche  sich  lose  um  ihre  Axen  drehen. 
Alle  vier  Walzen  erhalten  natürlich  die  Form,  wrelche  derjeni- 
gen des  zu  walzenden  Faponeisens  entspricht. 

z.  N. 


Der  Rindviehstall.  Seine  bauliche  Anlage  und  Ausführung, 
sowie  seine  innere  Einrichtung,  von  Achill  Wolff,  Zivilinge- 
nieur, Bau -Ingenieur  für  die  dem  Grafen  Clam  Martinic  ge- 
hörigen Herrschaften.  Leipzig  1868.  E.  A.  Seemann. 

Unter  diesem  bescheidenen  Titel  liegt  uns  eine  Mono- 
graphie vor,  die  nicht  blos  ihr  Thema  völlig  erschöpfend  dar- 
stellt, sondern  auch  in  gedrängter  Kürze  die  Resultate  länge- 
rer Praxis  und  eingehender  spekulativer  Studien  über  land- 
wirthschaftliche Bauten  darlegt.  Vor  Allem  hat  der  Verfasser 
es  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  die  meist  als  ungelöstes  Problem 
behandelte  Frage:  „Ist  es  bei  landwirtschaftlichen  Bauten 
zweckmässiger,  theuer  (massiv)  oder  billig  zu  bauen?“  in 
eigener  Weise  ihrer  Lösung  näher  zu  führen,  wie  er  über- 
haupt den  wirtschaftlichen  sowohl  wie  den  pekuniären  Be- 
ziehungen seiner  Bauten  mit  prägnanter  Schärfe  und  vielen 
Zahlen  - Nachweisen  eine  hervorragende  Berücksichtigung  zu 
Theil  werden  lässt,  ohne  deshalb  das  eigentlich  Konstruktive, 
das  mehre  Bereicherungen  zeigt,  (und  sogar  die  „ S ch  ön  heit 
der  Gebäude“)  hintenanzusetzen. 

Wir  müssen  uns  versagen  auf  das  Detail  , des  Werkchens 
einzugehen,  können  aber  nicht  umhin  auf  die  klare  Entwicke- 
lung der  verschiedenen  Raumbedürfnisse  in  Rindviehställen, 
nach  der  verschiedenen  Düngererzeugung,  alle  Leser,  welche 
Fachinteresse  haben,  hinzuweisen. 

Als  Anhang  sind  zwei  ausgeführte  Ställe  mit  Kostenbe- 
rechnung beigegeben.  Einige  dem  Norddeutschen  unbekannte 
Ausdrücke  in  Maassen  etc.  hoffen  wir  in  einer  zweiten  Auf- 
lage vermieden  zu  sehen.  E.  J. 


Konkurrenzen. 

Zur  Dombau-Konkurrenz. 

Berlin.  — In  hiesigen  Ai  chitektenkreisen , namentlich 
unter  denen,  welche  sich  bei  der  Dom  bau- Konkurrenz 
betheiligt  haben,  werden  gegenwärtig  die  Notizen,  welche 
über  die  beabsichtigte  Zusammensetzung  der  Jury  in’s 
Publikum  gedrungen  sind,  so  lebhaft  besprochen,  dass  wir 
nicht  umhin  können  derselben  Erwähnung  zu  tliun.  Als  vor- 
aussichtliche Mitglieder  der  Jury  werden  genannt: 

Viollet-le-Duc  in  Paris. 

Oberbaurath  Prof.  Fr.  Schmidt  in  Wien. 

L.  Grüner  (Herausgeber  der  S/tecime/is  of  ornamental 
art  und  der  englischen  Publikation  über  italienische 
Backsteinbauten)  in  Dresden. 

Professor  Semper  in  Zürich. 

Ober- Hofbaurath  von  Egle  in  Stuttgart. 

Hofbaurath  Prof.  Dr.  von  Ritgen  in  Giessen. 


532 


Geheim.- Raurath  Engelhardt  in  Münster  (früher  in 
Cassel.; 

Baurath  Hase  in  Hannover. 

Geheim.  Ober-Bauratli  Salzenberg 

Ober- Hofbaurath  Strack 

Geheim.  Reg. -Rath  Hitzig  in  Berlin. 

Geheim.  Baurath  Herrmann 

Baurath  Erbkam 
Ausserdem  soll  die  Hinzuziehung  einiger  Knustgelehrten  be- 
absichtigt sein.  Ober- Tribunalsrath  Dr.  Schn  aase  und  Pro- 
fessor Eggers  in  Berlin,  Professor  Lübke  in  Stuttgart 
iverden  als  dazu  ansersehen  genannt. 

Wir  dürfen  nicht  verschweigen,  dass  diese  Zusammen- 
setzung der  Jury  von  verschiedenen  Seiten  heftige  Angriffe 
erfahrt.  Man  will  einerseits  die  Bildung  eines  internationalen 
Richterkollegiums  für  diese  „nationale,  echt  deutsch  protestan- 
tische Angelegenheit“  überhaupt  nicht  für  zulässig  halten,  man 
eifert  andrerseits  gegen  die  einseitige  Richtung,  die  einzelne 
der  Richter  vertreten  sollen  — persönlicher  Momente  nicht 
zu  gedenken. 


Gern  wollen  wir  mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit  der 
Sache  jeder  Ansicht,  die  sich  hierin  zu  äussern  wünscht  — und 
wir  fordern  die  Konkurrenten  besonders  dazu  auf  — unsere 
Spalten  öffnen.  Persönlich  können  wir  die  angeführten  Be- 
denken nicht  ganz  theilen.  Eine  Berücksichtigung  der  Inter- 
nationalität bei  Wahl  der  Richter  ist  bei  einer  internationalen 
Konkurrenz  wohl  nicht  zu  umgehen.  Dieselbe  würde  in  der 
mitgr.theilten  Kandidatenliste  nur  in  bescheidenstem  Maasse 
erfolgt  sein;  das  Fehlen  eines  englischen  Architekten  von  an- 
erkannter Autorität  — (Mr.  Levis  Grüner  kann  doch  wohl 
kaum  für  solchen  gelten?)  — muss  sogar  befremden.  Und 
was  die  Angriffe  gegen  die  einseitige  Richtung  ' inzelner  Mit- 
glieder betrifft,  so  werden  solche  nicht  zu  vermeiden  sein,  so 
lange  verschiedenartige  Richtungen  bestehen;  immer  wird, 
was  der  einen  schmeichelt,  die  andere  reizen.  Uns  scheint 
der  Vorschlag  der  Jury  sogar  mit  der  ausdrücklichen  Absicht 
erfolgt  zu  sein  allen  Richtungen  und  allen  Architektur- 
Schulen  Deutschlands  dabei  unpartheiisch  Rechnung  zu  tragen. 
Wenn  diese  Absicht  von  den  verschiedensten  Seiten  nicht  ge- 
würdigt wird  — ein  Schicksal,  das  den  meisten  Kompromissen 
widerfährt  — so  ist  der  Grund  zunächst  darin  zu  suchen, 
dass  man  bei  dieser  Konkurrenz,  die  als  Ausnahme  nach  allen 
Beziehungen  hin  dasteht,  sich  auch  über  die  altbewährte  Regel 
fortgesetzt  hat,  das  Schiedsgericht  vor  Erlass  der  Konkurrenz- 
Aufforderung  zu  bilden  und  in  dieser  öffentlich  namhaft  zu 
machen.  Die  Folgen  dieses  Verfahrens  dürften  sich  auch 
noch  in  anderer  Weise  naehtheilig  zeigen.  — F.  — 


P ersonal  - Nachrichten. 

Preussen 

Ernannt  sind:  Der  Eisenbahn  - Baumeister  Bender  zu  Saar- 
brücken zum  Eisenbahn-Bau-Inspektor  bei  der  hannoverschen  Staats- 
eisenbahn zu  Hannover,  — der  Eisenbahn  - Baumeister  U th  e m a n n 
zu  Dortmund  zum  Eisenbahn-Bau-Iuspektor  in  Elberfeld.  — 

Dem  Regierungs-  und  Baurath  Oppermann  zu  Königsberg  i. 
Pr.  ist  der  Charakter  als  Geheimer  Regierungsrath  verliehen. 

Der  Regierungs-  und  Baurath  Herr  zu  Stettin  ist  an  die  Re- 
gierung zu  Breslau  versetzt. 


Am  5.  Dezember  haben  bestanden  das  Baumeister-Examen: 
Carl  Rump  aus  Coesfeld,  das  B aufü  h rer  - Examen;  — Otto 
Hammerschmidt  aus  Cöln,  Hermann  Seeg  er  aus  Mülheim  a.  R., 
Alfred  Thomsen  aus  Kiel. 


Offene  Stellen. 

1.  Für  die  Garnisonbauten  zu  Thorn  wird  ein  geprüfter  Bau- 
meister gesucht.  Schriftliche  Offerten  an  die  Königliche  Fortifi- 
kation  daselbst. 

2.  Ein  im  Zeichnen  besonders  geübter  Bauführer  für  Vor- 
bereitung und  Leitung  eines  Kirchen -Neubaues  wird  zum  Februar 
k.  J.  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht  von  dem  Kreisbau- 
meister Kunisch  in  Neustettin. 

3.  Einige  Architekten,  welche  eine  gute  wissenschaftliche 
Ausbildung  genossen  und  auch  über  Bauausführungen  Nachweis 
liefern  können,  finden  sofort  für  diesen  Winter  Beschäftigung.  An- 
meldungen nimmt  die  Expedition  unter  Ziffer  3,780  entgegen. 

4.  Ein  im  Zeichnen  uud  Veranschlagen  geübter  Bautechni- 
ker wird  von  dem  Stadt-Bau -Amte  zu  Bochum  zur  Aushülfe  ge- 
sucht. Bewerber  wollen  sich  beim  Stadtbaumeister  Böttcher  in 
Bochum  melden. 

5.  Ein  Bauführer  findet  sogleich  Beschäftigung  beim  Kreis- 
Baumeister  Marggraff  in  Oscherslcben.  Diäten  reglementsmässig 
(beim  Beginn  der  Bauausführungen  im  Frühjahr  voraussichtlich 
höher)  nebst  Entschädigung  für  Zu-  und  Abreise. 

Brief-  und  Fragekasten. 

Mitglied  des  A rc  h i te  kten  v erei  ns . — Ihr  Wunsch,  dass 
die  Inserate  von  dem  Texte  unser  Zeitung  getrennt  werden  möchten, 
so  dass  dieselben  beim  Einbinden  eines  Jahrgangs  nicht  mit  einge- 
bunden zu  werden  brauchen,  ist  ein  Ideal,  das  auch  uns  vorschwebt. 
Die  Erfüllung  desselben  wird  jedoch  aus  materiellen  Gründen 
erst  dann  möglich  sein,  wenn  die  Inserate  unserer  Zeitung  einen 
so  grossen  Umfang  erreichen  sollten,  dass  regelmässig  mindestens 
vier  Seiten  mit  denselben  gefüllt  werden  können. 

Hrn.  F.  F.  in  Berlin.  — Ihr  Artikel,  betreffend  die  Zusam- 
mensetzung der  Jury  für  die  Dombau-Konkurrenz,  ging  uns  erst 
zu,  nachdem  wir  unsererseits  bereits  eine  Notiz  darüber  zum  Satze 
gegeben  hatten. 

Dass  Sie  Ihre  Mittheilung,  die  starke  Angriffe  auf  einzelne 
Persönlichkeiten  enthält,  uns  völlig  anonym  zuschickten,  giebt  uns 
übrigens  Veranlassung,  hier  unsern  Standpunkt  zur  Anonymität 
der  uns  zu  gehen  den  Einsendungen  auszusprechen,  über  den 
wir  bereits  mehrfach  befragt  worden  sind. 

Es  erscheint  uns  allerdings  bei  jeder  Mittheilung,  die  nicht 
völlig  indifferenter  Natur  ist,  unbedingtes  Erforderniss,  dass  der 
Verfasser  sich  zum  Mindesten  dem  für  den  Inhalt  der  Zeitung  ver- 
antwortlichen Redakteur  nenne.  Stimmt  die  Anschauung  des  Re- 
dakteurs mit  dem  Inhalte  des  Artikels  überein,  so  ist  derselbe  gern 
bereit  die  Anonymität  des  Verfassers  dem  Publikum,  wie  jedem 
Dritten  gegenüber  strenge  aufrecht  zu  erhalten  und  dieselbe  even- 
tuell mit  seiner  Verantwortlichkeit  zu  decken.  — Dass  dies  nicht 
verlangt  werden  kann,  sobald  ein  Artikel  den  Ansichten  der  Redak- 
tion widerspricht,  geschweige  denn,  sobald  derselbe  persönliche 
Angriffe  enthält,  die  des  Beweises  entbehren,  ist  wohl  selbstredend 
und  machen  wir  in  solchen  Fällen  zur  ersten  Bedingung  der  Auf- 
nahme, dass  der  Verfasser  mit  seinem  Namen  unterzeichne. 

In  dem  vorliegenden  Falle  trugen  wffr  um  so  mehr  Bedenken, 
von  Ihrer  anonymen  Mittheilung  Gebrauch  zu  machen,  als  wir  den 
Standpunkt,  der  darin  entwickelt  ist,  nicht  ganz  theilen  können. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Nürnberg, 
E.  in  Osnabrück,  B.  in  Magdeburg,  B.  in  Spandau,  O.  in  Königs- 
berg i.  P. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Hauptversammlung,  Sonnabend  d.  12.  Dezember 

in  der  Aula  der  Königlichen  Realschule  Kochstrasse  66. 

Tagesordnung: 

Aufnahme  neuer  Mitglieder. 

Beurtheilung  der  Monatskonkurrenzen  und  Abstimmung  über 
die  Preisertheilung. 

Berat hung  der  neuen  Geschäftsordnung  und  einiger  Statuten- 
veränderungen. 

Beschickung  der  deutschen  Industrie -Ausstellung  zu  Wittenberg. 

Antrag  des  Herrn  Stuertz,  die  Herausgabe  der  Monatskon- 
kurrenzen betreffend. 

Lokal  - Angelegenheit. 

Laut  Beschluss  der  letzten  Vereins -Versammlung  wird  der  Ver- 
ein die  deutsche  Industrie-Ausstellung  in  Wittenberg  in  corpore  be- 
schicken, falls  sich  eine  genügende  Betheiligung  findet. 

Zu  vorläufigen  Anmeldungen  beim  Unterzeichneten  Vorstand 
mit  Angabe  des  ungefähren  Raumbedürfnisses,  wird  daher  hiermit 
aufgefordert  und  zugleich  um  möglichste  Beschleunigung  gebeten. 

Der  Vorstand. 

■{«‘klllllll  Hl I* eil II HUT. 

Erfahrene,  gut  empfohlene  Hniiauf Selter  finden  hier 
dauernde  Beschäftigung. 

Portofreie  Anmeldungen  mit  Zeugnissen  werden  entgegen  ge- 
nommen. 

Friedrichsort  bei  Kiel,  den  6.  Dezember  1SGS. 

Höniglielie  FeMuiijfsbnu- Direkt  Ion. 


Architekten  - Kalender. 

1869. 

Unerwartete  Hindernisse  haben  das  Erscheinen 
des  Buches  noch  immer  unmöglich  gemacht;  wir  bitten 
die  Besteller  desselben  sich  freundlichst  noch  eine 
Woche  gedulden  zu  wollen.  Jedenfalls  wird  die  Ver- 
sendung demnächst  so  schnell  erfolgen,  dass  alle  Be- 
stellungen vor  Jahresschluss  befriedigt  werden  können. 

Die  Herausgeber. 

Rekaimt  iiincliiiiis;. 

In  Folge  des  von  uns  erlassenen  Konkurrenz -Ausschreibens  zur 
Anfertigung  von  Plänen  für  den  Bau  eines  Ratbhauses  hierselbst 
sind  im  Ganzen  22  Projekte  eingegangen.  Dieselben  sollen  vom 
13.  bis  incl.  20.  d.  Mts.  in  dem  ehemaligen  Iv  a ni  p’schen  Hause  an 
der  Botenstrasse  hierselbst  und  zwar  täglich  von  10  bis  3 Uhr 
öffentlich  ausgestellt  werden. 

Mir  beehren  uns,  zur  Besichtigung  derselben  hierdurch  ein- 
zuladen. 

Dortmund,  den  8.  Dezember  1S6S 
Der  Magistrat. 

Ein  gut  empfohlener  Ruelilli«  ll«M*  sucht  unter  soliden  An- 
forderungen bei  einem  Baumeister  etc.  eine  f-telle.  Gef.  Adressen 
nimmt  die  Expedition  der  Vossischen  Zeitung  sub  D.  73  > nrgegen. 


Hieizu  eine  LeiJa 


533 


Verlobungsanzeige. 

Mathilde  Kirschbaum 
Otto  Bruns 

Baumeister. 

Solingen  und  Düsseldorf,  im  Dezember  18C8. 

Am  1.  Dezember  hat  meine  Vermählung  mit  Fraulein  Hedwig 
Bartz  stattgefunden. 

Berlin.  Bleeck,  Baumeister. 

Ein  mit  guten  Zeugnissen  versehener  junger  Maurer  sucht 
Stellung  bei  einem  Bau-  oder  Maurermeister.  Offerten  unter  Chiffre 
G.  W.  werden  in  der  Expedition  dieser  Zeitung  erbeten. 

Den  frühem  Schülern  und  Lehrern,  den  Freunden  und  Be- 
kannten des  verewigten 

Gründers  der  Baugewerkschule 

zu 

Holzuiindeii 

Kreisbaumeister 

F.  Ir.  Haarnianii 

wird  hiermit  die  freudige  Kunde  gebracht,  dass  die  feierliche  Ent- 
hüllung dessen  Standbildes  hierselbst  am  4.  Januar  1869  statt- 
tinden  wird,  und  werden  die  von  auswärts  Theilnehmenden  gebeten, 
sich  behufs  Einlogirens  frühzeitig  beim  Unterzeichneten  Comite  mel- 
den zu  wollen. 

Das  General -Comite  zu  Holziniutlen  a.  <!.  Weser. 

Die  wöchentlichen  Versammlungen  des 

Danziger  Ärcbitekteß  -Vereins 

finden  jeden  Sonnabend,  mit  Ausschluss  der  Feiertage,  Abends 
8 Uhr  in  der  hiesigen  Gas-Anstalt  statt. 

Auswärtige  Fachgenossen  werden  zu  denselben  freundlichst 
eingeladen. 

Danzig,  den  1.  Dezember  1868. 

Der  V orstand 
gez.  Licht. 

Verlag  des  Verfassers  in  Gf.  Buchhandlung  in  Berlin 

Denkmal  ■ Karte  äes  Ataälaies  ii  Mittelalter 


nebst  andern  ausgewählten  Stücken  des  Werkes:  „Das  Mittelalter 
der  Baukunst.“ 

Von  Franz  ITIertrns. 

Karte  in  abgestuftem  Farbendruck,  10DFuss  gross,  im  Maasstabe 
von  7 geogr.  Meilen  auf  einen  Zoll.  Text  von  6*/,  Druckbogen 
gr.  Oktav.  — Der  Text  allein  20  Sgr.,  mit  der  Karte  zusammen 
3 Thlr.  Auf  Franko -Einsendung  des  Betrages  (Post- Anweisung) 
umgehend  Franko-Zusendung. 

Das  vorliegende  Werk  in  der  Ausgabe  bis  zum  20.  November 
1868  ist  das  einzig  bestehende  kompetente  Werk  in  Fragen  der 
Geschichte  der  Baukunst. 

Zu  beziehen  durch  C.  ISeelllZ,  Buchhandlung,  Berlin,  Ora- 
nienstrasse  75. 


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Jahrgang  II. 

DEUTSCHE  BAUZEITUNG 


Zusendungen 
bittet  man  zu  richten  an  die 
Expedition 
Buchhandlung  von  C.  Beelitz, 
Berlin,  Oranien-Str.  75. 


Insertionen 

2 */2  Sgr.  die  Petitzeile. 


Wochenblatt 

heransgcgeben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu 


Berlin. 


Bestellungen 

übernehmen  alle  Postanstalten 
und  Buchhandlungen, 
für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch.  Berlin,  den  18.  Dezember  1868.  Erscheint  jeden  Freitag. 


Inhalt:  Das  neue  Teatro  politeama  zu  Florenz.  — Mitthei- 

lungen über  die  Aufstellung  des  eisernen  Hallendaches  beim  neuen 
Stationsgebäude  der  Königl.  Niederschlesisch  - Märkischen  Eisenbahn 
zu  Berlin.  — Güterwagen  zum  Fleischtransport.  — Feuilleton: 
Skizzen  aus  Bosnien.  III.  (Schluss.)  — Mittheilungen  aus 
Vereinen:  Schleswig- Holsteinischer  Ingenieur-Verein.  — Säch- 

sischer Ingenieur -Verein.  — Architekten -Verein  zu  Berlin.  — - 


Vermischtes:  Stand  der  Arbeiten  am  Dombau  in  Regensburg.  — 
Neues  städtisches  Feuerwacht-Gebäude  in  Berlin.  — Umsturz  eines 
Eisenbahnzuges  durch  Sturm. — Aus  der  Fachlitteratur:  Badi- 
sche Gewerbezeitung.  — The  different  modes  of  construction,  emploied 
in  ancient  roman  buildings  von  J.  H . Parker.  — Notizblatt  des 
techn.  Vereins  zu  Riga.  Heft  6 u.  7.  — Bauwissenschaftl.  Litteratur, 
Oktober  — Dezember  1868.  — Personal-Nachrichten  etc. 


Das  neue  Teatro  politeama  zu  Florenz.*) 


Neben  der  Form  des  modernen,  geschlossenen  Thea- 
ters, welche  ja  in  Italien  ihre  erste  Ausbildung  erhalten 
hat,  besteht  in  diesem  Lande  wohl  von  jeher  eine  zweite 
Gestaltung  dieser  Gebäudeart,  die  des  offenen,  mehr  in 
direkt  antikem  Sinne  aufgefassten  Theaters,  oder  des  so- 
genannten Sommertheaters.  Sie  ist  unter  diesem  Na- 
men auch  wohl  bei  uns  eingeführt  worden,  ohne  indessen, 
durch  die  nordischen  Witterungsverhältnisse  beschränkt, 
dem  Wesen  nach  mehr  zu  sein,  als  eine  etwas  luftigere 
Auffassung  unserer  Winterbühnen.  Die  Ueberdeckung  des 
Zuschauerraumes  gegen  den  Regen,  die  nach  einigen  miss- 
glückten Versuchen  sich  dabei  sofort  wieder  als  Noth- 


maebt,  hat  diese  Auffassung  eines  antiken  unbedeckten 
Auditoriums  vielfache  Anwendung  und  auch  überlegte 
künstlerische  Ausbildung  gefunden. 

Zumeist  freilich  hält  sich  diese  Art  Bühnen  in 
sehr  bescheidenen  Verhältnissen.  Für  das  Schauspiel  be- 
stimmt — die  Oper  schweigt  in  Italien  bekanntlich  wäh- 
rend des  Sommers  — fassen  sie  höchstens  eine  Zahl  von 
800 — 1000  Personen.  Es  befindet  sich  zu  Rom  ein  sol- 
ches Sommertheater  auf  dem  hohen  kreisrunden  Unterbau, 
der  ehemals  das  Mausoleum  des  Augustus  stützte,  welches 
wohl  als  Typus  der  meisten  übrigen  dieser  Gattung  dienen 
kann.  Die  Bühne  ist  in  moderner  Weise  eingerichtet  und 


wendigkeit  herausstellte,  bot  hier  wohl  das  Haupthinder- 
nis dar.  In  Italien  indessen,  wo  während  der  Sommer- 
monate eine  ungünstige  Witterung  doch  zu  den  seltenen 
Ausnahmen  gehört  und  die  starke  Hitze  eine  Benutzung 
der  geschlossenen  Wintertheater  ohnehin  fast  unmöglich 


*)  Unter  Benutzung  der  in  der  Forster’schen  Bauzeitung,  Jahrg. 
1867  erschienenen  ausführlichen  Veröffentlichung  dieses  Gebäudes. 


überdeckt.  Vor  derselben  befindet  sieb  die  sogenannte 
Platea,  das  ebene  Parkett,  nach  einem  Dreiviertelkreis  an- 
geordnet, von  dem  ein  mittlerer  Theil  mit  Sitzbanken  ver- 
sehen ist,  der  übrige  aber  frei  bleibt  für  Siebende  und 
zum  Umhergelien  während  der  Pausen.  Am  Umfange 
der  Platea  erheben  sich  sodann  amphitheatralisch  eine  An- 
zahl von  Stufen,  in  antiker  Weise  zum  Sitzen  bestimmt 
] und  zu  oberst  von  einer  Logenreihe  abgeschlossen.  Die 


53G 


Bühne  wird  am  Abend  in  der  üblichen  Weise  erleuchtet, 
während  für  die  Zuschauer  einige  Gasflammen  genügen. 
Das  Ganze  ist  für  seine  Bestimmung  recht  passend,  zum 
Hören  und  Sehen  bequem,  aber  freilich  ohne  jede  höhere 
Eleganz  hergerichtet. 

Auf  den  Grundzügen  einer  solchen,  doch  immer  noch 
leidlich  urthümlichen  Anlage  ist  nun  in  den  Jahren  18G0 
und  1861  das  neue  Teatro  l’oliteama  zu  Florenz  entstan- 
den, ein  sein-  grossartiger  und  ausgedehnter  Bau,  nach  den 
Entwürfen  des  Florentiner  Architekten  Cavaliere  Telemacho 
Buonajati  auf  Rechnung  einer  Aktiengesellschaft  für  die 
Summe  von  500000  Frcs.  oder  133000  Thlr.  errichtet. 
Die  Baustelle  ist  sehr  angemessen  in  der  weiten  und  freien 
Vorstadt,  welche  sich  westlich  von  dem  alten  Florenz  in 
der  Arnoebene  ausdehnt,  gewählt. 

In  richtiger  Würdigung  für  das  Kunstgebiet,  welches 
für  solche  offenen  Theater  als  das  geeignetste  erscheint, 
ist  das  Teatro  politeama  hauptsächlich  für  das  sogenannte 
Ausstattungs-  oder  Spektakelstück,  für  Gesang  und  Ballet 
bestimmt.  Es  soll  ferner  auch  als  Zirkus  für  equestrische 
Vorstellungen,  sowie  als  Festraum  für  grosse  Bälle  und 
dergl.  dienen.  Als  die  aufzunehmende  Personenzahl  wird 
wohl  etwas  übertrieben  6500  angegeben,  doch  möchten 
immerhin  für  5000  Zuschauer  bequeme,  zum  Sehen  und 
Hören  geeignete  Plätze  vorhanden  sein.  Auch  diese  Zahl 
erscheint  freilich  für  die  Bevölkerung  des  gegenwärtigen 
Florenz  noch  zu  hoch  gegriffen,  allein  der  Italiener  sün- 
digt bei  seinen  modernen  Bauten  in  einem  ererbten  monu- 
mentalen Sinne  weit  eher  durch  Grossartigkeit  und  Ueber- 
maass,  als  durch  Kleinlichkeit,  und  auch  dieser  Bau  ist 
ein  schöner  Beweis  für  das  Erstere. 

Wie  durch  diese  Personenzahl,  so  ist  das  Gebäude 
nun  auch  hinsichtlich  seiner  Dimensionen  den  meisten 
modernen  Theaterbauten  überlegen.  Die  eigentliche  Bühne 
bildet  eine  für  sich  abgeschlossene  und  bedeckte  Baumasse. 
Sie  hat  eine  Tiefe  von  27m-  (84*/2'),  zwischen  den  Um- 
fassungsmauern eine  Breite  von  33ni-  ( 1 D 1 */2 ' ) und  die  ge- 
wöhnlichen bei  modernen  Bühnen  hergebrachten  Einrich 
tungen.  Rechts  davon  befinden  sich  in  einem  besonderen 
Flügel  die  Garderoben  und  Ankleidezimmer,  Stallungen 
u.  s.  w.  Gegen  den  Zuschauerraum  wird  die  Bühne  durch 
eine  Oeffnung  von  1 7 '/2m-  (55S/V)  aufgethan,  an  welche 
sich  das  4m-  (13')  tiefe  Proszenium,  drei  Reihen  Logen 
übereinander  enthaltend,  anschliesst.  Es  wird  von  korin- 
thischen Säulen  eingefasst  und  ist  mit  einem  Korbbogen 
überdeckt;  darüber  erhebt  sich  ein  Giebel,  während  zwei 
im  Halbkreis  vortretende  Flügelmauern  die  Seitentheile 
der  Bühne  gegen  den  Zuschauerraum  abschliessen. 

Der  Letztere  besteht  zunächst  aus  der  ebenen  Platea 
(</)  in  Hufeisenform,  von  24m-  ( 7 G 1/a ' ) grösster  Breite 


FEUILLETON. 

Skizzen  aus  Bosnien. 

III. 

( Schluss.) 

Auf  dem  Lande  sind  die  Häuser  reicherer  Besitzer, 
sowie  die  Chans  (Gasthäuser)  gleichfalls  zweistöckig,  und 
belinden  sich  dann  in  den  untern  Räumen  die  Stallungen 
für  Pferde,  Kühe,  Schafe  und  Ziegen,  während  die  Wohn- 
resp.  Logirzimmer  eine  Treppe  hoch,  manchmal  auch 
eine  „Leiter“  hoch  liegen.  Die  geringem  Häuser  dagegen 
enthalten  als  Ilauptraum  eine  bis  unter  s Dach  reichende 
Küche,  mit  Lehmschlag  gepflastert  oder  auch  gedielt,  da 
sie  Menschen  mul  Vieh  zugleich  als  Aufenthalt  dient,  ln 
der  Mitte  wird  dann  Abends  ein  flackerndes  offenes  Feuer 
angeziindet,  um  das  die  ganze  Bewohnerschaft  herumhockt 
und  das  sowohl  zur  Erwärmung  wie  zur  Erleuchtung 
dient.  Der  Rauch  zieht  durch  die  Thür  und  das  Dach  ab. 

Besser  sind  übrigens  die  Heizungs- Anlagen  in  den 
vornehmeren  bosnischen  Wohnhäusern,  deren  originell  ge- 
staltete, postamentartige  Kachelöfen  ihren  Zweck  recht 
wohl  erfüllen.  Nur  wird  auch  hier  der  Rauch  gewöhn- 
lich ohne  Weiteres  auf  den  Dachboden  geleitet.  Die  Räume 
unter  dem  Dach  werden  in  Folge  dessen  auch  niemals 
zu  irgend  welchen  Wirthschaftszwecken  benutzt,  zumal  bei 


und  25  %"“•  (SIS')  Länge.  Sie  fast  etwa  1 000  Personen, 
die  vordere  Hälfte  ist  für  Sperrsitze  (h)  bestimmt,  die 
andere  bildet  das  eigentliche  Parterre  für  die  Stehenden. 
Bei  equestrischen  Vorstellungen  wird  in  der  Mitte  dieses 
Raumes  ein  Zirkus  (7)  von  12%™-  (40')  Durchmesser  er- 
richtet, zu  welchem  von  den  Stallungen  her  ein  beson- 
derer Zugang  (Je)  unter  dem  Bühnenboden  vorgesehen  ist. 
Bei  Festlichkeiten  kann  die  tiefer  liegende  Platea  durch 
einen  fliegenden  Boden  mit  der  Bühne  und  den  vorderen 
Räumlichkeiten  des  Theaters  in  eine  Ebene  gebracht 
werden. 

An  ihrem  Umfange  wird  sie  von  einer  Reihe 
von  28  Logen  umgeben,  welche,  durch  massive  Wände 
getrennt,  von  einein  dahinterliegenden  Korridor  von 
2m-  (6s/g)')  Breite  und  23/41B-  (c.  83/4')  H<>he  einzeln  zu- 
gänglich sind.  Ueber  dieser  Logenreihe,  in  einer  Höhe 
von  51/2ni-  (c.  17%')  über  dem  Boden  der  Platea  beginnt 
sodann  das  eigentliche  Amphitheater.  Zunächst  erheben 
sich  am  ganzen  Umfange  des  Hufeisens  sechs  amphi- 
theatralische Sitzstufen,  oberhalb  welcher  in  der  vorderen 
Hälfte  des  Bogens  eine  Plateforrn  hinläuft,  die  mit  einem 
leichten  Dache  auf  eisernen  Säulen  überdeckt  ist. 

Gegen  die  Rückseite  erhebt  sich  indessen  das  Amphi- 
theater noch  weiterhin  um  21  Sitzreihen,  der  Krümmung 
des  Segmentbogens  folgend,  Eine  Säulenhalle  mit  zwei 
gegen  die  Bühne  vortretenden  Flügeln  bildet  endlich 
hier  den  oberen  Abschluss  des  Ganzen.  Die  massiven 
Stufen  sind  im  Durchschnitt  0,34m-  (13")  hoch  und 
0,475 m-  (18,161")  breit. 

Durch  die  Anordnung  dieser  amphitheatralischen 
Sitzreihen  schlicsst  die  neue  Anlage  sich  am  Engsten  an 
das  antike  Theater  an  und  bat  durch  dieselbe  nicht  nur 
einen  Theil  der  dem  antiken  Bauwerke  innewohnenden 
Grossartigkeit  des  Anblicks,  sondern  auch  der  mit  dem- 
selben verbundenen  Vortheile  gewonnen,  der  Geräumigkeit, 
des  ungehinderten  Sehens  und  der  besseren  Akustik. 
Dass  letztere  im  ganzen  Gebäude  eine  vorzügliche  und 
selbst  auf  der  obersten  Stufe  des  Amphitheaters,  welche 
17m-  (bil/6‘)  über  dem  Boden  und  fast  50ra-  (etwa  159') 
von  der  Bühne  entfernt  liegt,  auch  eine  relativ  günstige 
ist,  dürfte  wesentlich  auf  Rechnung  dieser  Anordnung  zu 
setzen  sein. 

Mit  vielem  Verständniss  sind  nun  ferner  auch  die 
Zugänge  zu  dem  Zuschauerraume  disponirt.  In  dem 
vorderen  Theile  des  Gebäudes  befindet  sich  ein  geräu- 
miges Vestibül  (a),  rechts  und  links  von  demselben  zwei 
Kassen  ( b ),  von  denen  die  eine  ausschliesslich  für  das 
Amphitheater  bestimmt  ist.  Hinter  dem  Vestibül  erstreckt 
sich  eine  Gallerie  (<?),  von  7 m-  (22 ' s')  Breite  und  34ra- 
( 1 08  '/3 ')  Länge,  welche  als  Foyer  oder  bei  Festlichkeiten 

der  höchst  unpraktischen  Dachkonstruktion  Zangen  und 
Streben  nach  allen  Richtungen  hin  den  freien  Raum  durch- 
kreuzen. Die  Dächer  sind  meist  Walm-  oder  auch  Zelt- 
Dächer  und  als  eine  Art  Fettendach  konstruirt. 

Interessanter  sind  die  zierlich  gearbeiteten  hölzernen 
Stubendecken,  die  das  Material  entweder  in  natürlicher 
Farbe  zeigen  oder  auch,  wie  ich  das  in  verschiedenen 
älteren  Wohnungen  gesehen  habe,  in  durchaus  nicht  ge- 
schmackloser Weise  bemalt  sind.  Namentlich  spielen  dun- 
kelgrün, mennigrot!)  und  goldgelb  bei  diesen  Dekorations- 
Malereien  die  Hauptrolle.  Ebenso  sind  zuweilen  Wände, 
Thüren,  Wandschränke  etc.  reich  bemalt,  und  zeigte  z.  B. 
ein  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  stammender  Wandfries 
eine  ziemlich  streng  stilisirte  und  doch  mit  einer  gewissen 
naiven  Naturwahrheit  dargestellte  Komposition  von  einhei- 
mischen Blumen  und  Früchten.  Jedenfalls  haben  diese 
Malereien  bedeutend  mehr  künstlerischen  Werth,  als  die 
sinn-  und  geschmacklosen  Schnörkeleien  dalmatinischer 
Künstler.  Auch  an  der  Aussenarchitektur,  besonders  an 
den  oben  besprochenen  kleinen  Dorfmoscheen  finden  sich 
öfters  Malereien  von  Bäumen,  Blumen,  Halbmond  und 
Stern,  dazwischen  Koranverse  in  mächtigen  Buchstaben. 
Figürliche  Darstellungen  sind  jedoch  durch  eine  \ orschrift 
des  Koran  streng  verboten.  • 

Eigentliche  Kunstformen  und  Schnitzereien,  wie  sie 
die  Holzbauten  andrer  Länder  zieren,  finden  sich  an  dem 


537 


auch  wohl  als  Tanzsaal  dient,  zu  welchem  Zwecke  an 
den  beiden  Enden  zwei  Musiktribiinen  eingerichtet  sind. 
Aus  dieser  Gallerie  tritt  man  in  der  Mitte  durch  drei 
Oeffnungen  auf  den  Korridor  für  die  Logen  und  einige 
Stufen  hinab  in  das  Parterre.  Den  Zugang  zu  den  Sperr- 
sitzen in  der  Platea  vermitteln  die  Treppen  (Y/),  welche 
in  einen  zweiten,  tiefer  liegenden  Korridor  münden,  von 
dem  aus  in  der  Nähe  des  Proszeniums  unter  den  Logen 


Proszenium,  hat  einen  besonderen  Zugang  von  der  Sei- 
tenstrasse her  erhalten. 

In  einem  zweiten  Stockwerke  des  Vorderbaues  be- 
finden sich  noch  Räume  fiir  die  Direktion,  ein  Kafe  u.  s.  w* 
Das  ganze  Gebäude  ist  wie  erwähnt  monumental,  d.  h. 
durchweg  massiv  ausgeführt;  bis  auf  die  Bühne  sind  alle 
überdeckten  Räume  gewölbt.  Die  Konstruktion  ist  aller- 
dings, namentlich  hinsichtlich  der  schwachen  Mauerstärken 


Grundriss  des  Parterre- 
G escho  sses. 

a.  Vestibül. 

b.  b.  Kassen. 

c.  Foyer. 

d.  d.  Zugänge  zu  den  Sperr- 

sitzen. 

e.  e.  Zugänge  zum  Ampitheater. 

f.  Treppe  zur  obersten  Gallerie 

des  Amphitheaters. 
y.  Platea. 

h.  Sperrsitze. 

i.  Zirkus  (bei  equostischen  Vor- 

stellungen). 

k.  Bedeckter  Zugang  zu  dem- 
selben. 

/.  Proscenium. 

m.  Räume  für  das  Theater-Per- 
sonal. 

n.  Garderoben. 


Grundriss  des  Amphi- 
theaters. 

a.  a.  Räume  für  die  Direktion. 
c.  Zugänge  zum  oberen  Theile 
des  Amphitheaters. 


Grundriss  des  Parterre-Geschosses. 

her  zwei  Thüren  zu  den  Sperrsitzen  sich  öffnen.  Für 
die  amphitheatralischen  Sitzreihen  dienen  die  beiden 
Treppen  (e),  von  welchen  aus  man  durch  acht  Thore 
auf  die  Sitzreihen  gelangt.  Zu  dem  obersten  Amphi- 
theater endlich,  sowie  zur  Säulenhalle  führt  direkt  die 
vordere  Treppe  (/).  Die  Königliche  Loge,  im  linken 


Bosnischem  Hause  nicht,  abgesehen  vielleicht  von  dem 
geschnitzten  Traufbrett  der  weit  ausgekragten  Erker,  die 
besonders  dem  städtischen  Wohnhause  nie  fehlen  und  die 
„gute  Stube“  enthalten.  Die  Fenster  sind  meist  durch 
sehr  dichte  Ilolzgitter  verschlossen,  welche  wohl  ein  Her- 
aussehen ermöglichen,  von  Aussen  dagegen  den  Bewohner 
vor  den  Blicken  Neugieriger  schützen. 

Zum  Schluss  seien  mir  noch  einige  Mittheiiungen  aus 
dem  Gebiete  des  Wasser-  und  Wegebaues  gestattet.  Noch 
vor  7 Jahren  gab  es  in  ganz  Bosnien  keine  fahrbare  Strasse 
und  der  Verkehr  konnte  nur  durch  Pferdetransport  ver- 
mittelt werden.  Dazu  sind  diese  alten,  zum  Tbeil  noch 
aus  vortürkischer  Zeit  stammenden  Reitwege  meist  in 
einem  kaum  beschreibbaren  Zustande.  Auf  ebenem,  trocke- 
nem Terrain  mag  das  angehen;  wo  dieselben  aber,  wie  an 
feuchten  Stellen,  aus  einem  gepflasterten  Damm,  d.  h.  einem 
wüsten  Durcheinander  von  glattgetretenen  Felsstücken  und 
tielen  Löchern  bestehen,  da  zieht  man  es  oft  vor,  neben 
der  Strasse  zu  reiten.  Ein  eigenthümliches  Aussehen  ge- 
währen diese  Saumpfade  besonders  au  Bergabhängen,  in- 
dem sie  durch  die  Hufe  der  Karawaneiipferde,  von  denen 
eins  immer  in  die  Spur  des  andern  tritt,  auch  auf  festem 
Felsboden  treppenförmig  ausgehöhlt  sind. 

Das  Pflaster  in  den  Städten  leidet  meist  an  demselben 
Uebelstande,  wie  die  gepflasterten  Reitwege,  dass  nämlich 
die  einzelnen  Steine,  ein  feinkörniger  Marmor,  mit  der 


Grundriss  des  Ampitlieaters. 

und  der  vielfach  schwer  belasteten  Gewölbe  theilweise 
eine  sehr  kühne,  wird  aber  durch  die  sorgfältige  Aus- 
führung wirksam  unterstützt.  Letztere  ist  freilich  zum 
Theil  eine  Folge  der  in  Florenz  wenigstens  bei  sol- 
chen Bauausführungen  üblichen  ungewöhnlichen  Lang- 
samkeit. Eisen  ist  als  Konstruktionsmittel,  ausser  für 


Zeit  sicli  vollständig  abgeschliffen  haben,  wodurch  beson- 
ders bei  nassem  Wetter  die  Passage  auf  demselben  ziemlich 
beschwerlich  wird.  In  Serajewo  ist  übrigens  die  Haupt- 
strasse makadamisirt  und  dadurch  in  einen  recht  brauch- 
baren Zustand  versetzt. 

Erst  in  neuerer  Zeit  hat  man  angefangen,  fahrbare 
Landstrassen  herzustellen.  Die  Route  von  Brood  nach 
Serajewo  ist  bereits  seit  mehren  Jahren  im  Verkehr  und 
verhältnissmässig  nicht  ganz  schlecht  ausgebaut.  Nur  ge- 
schieht für  die  Unterhaltung  der  Strasse  so  gut  wie  nichts, 
und  dürften  sieh  mit  der  Zeit  hei  diesem  System  doch 
erhebliche  Uebelstände  herausstellen. 

Die  Brücken  und  Durchlässe  sind,  wo  sie  neu  ange- 
legt sind,  meist  in  Holz  konstruirt,  wobei  man  das  Mate- 
rial wieder  möglichst  wenig  geschont  hat.  So  findet  man 
Auflager  und  Wangen  oft  ganz  aus  massiven  Block  wänden 
hergestellt,  indem  eine  Reihe  Baumstämme  immer  etwas 
über  die  darunter  liegende  auskragt,  wodurch  die  Spann- 
weite allerdings  bedeutend  vermindert  ist.  Eine  Binder- 
schicht von  quer  darüber  gelegten  Balken  giebt.  der  Sache 
noch  mehr  Halt. 

Musterhaft  und  bei  den  so  äusserst  beschränkten  Ilülfs- 
mitteln  wahrhaft  staunenswerth  ist  der  Bau  einer  zweiten 
Hauptroute,  der  Strasse  von  Serajewo  nach  Mostar.  Das 
Trace  der  Strasse  ist  vorzüglich  gewählt,  und  obwohl  die- 
selbe zunächst  die  Wasserscheide  zwischen  dem  schwarzen 


538 


Verankerungen  nicht  angewendet,  Ziegel  bilden  die  Haupt- 
masse des  Baues.  Die  amphitheatralischen  Sitzreihen  wur- 
den zur  Vermeidung  des  Seitenschubes  nicht  durch  stei- 
gende Gewölbe,  sondern  durch  radiale  Mauern  in  2l/2m- 
(c.  8')  Entfernung  unterstützt,  zwischen  welchen  jede  ein- 
zelne Stufe  gesondert  unterwölbt  ist. 

Die  Kunstformen,  welche  im  Ganzen  sehr  sparsam 
verwendet  sind,  zeigen  eine  ziemlich  trockene  Renaissance. 
Die  Gesammtform  des  Gebäudes  an  sich  trägt  hier  das 
meiste  zur  künstlerischen  Wirkung  bei.  Als  Hauptdeko- 
rationsmittel dient  farbiger,  vortrefflich  ausgeführter  Stukko. 

Die  Beleuchtung  des  Zuschauerraumes  geschieht  durch 
einzelne  Gaskandelaber,  allerdings  etwas  weniger  hell  als 


wir  dies  bei  geschlossenen  Bühnen  gewohnt  sind;  den 
schönsten  Anblick  bietet  übrigens  das  Theater  in  seiner 
Umgestaltung  zu  einem  Festsaale  dar,  wie  dies  bei  den 
Vermählungsfeierlichkeiten  des  italienischen  Kronprinzen 
noch  vor  Kurzem  der  Fall  war.  Die  Platea  ist  alsdann 
mit  grossen  Gaskandelabern,  Springbrunnen  und  Blumen 
zu  einem  feenhaften  Tanzsaal  umgewandelt,  zu  dem  die 
vorderen  Räume  und  der  Kranz  der  Logen  die  glänzenden 
Nebenlokalitäten  bilden;  ein  Ganzes,  zu  dessen  voller 
Wirkung  freilich  die  schöne  freie  Lage  des  Theaters  und 
vor  Allem  der  Nachthimmel  Italiens  gehören. 

H.  Stier. 


Ulitthcilungeu  über  die  Aufstellung  des  eiserueu  Hallendaches  beim  neuen  Stations-bebaude  der  König!.  Mederschlesisch - 

Hlärkischen  Eisenbahn  in  Berlin. 


Gegenwärtig  ist  man  beschäftigt  auf  dem  sogenannten 
Frankfurter  Bahnhofe  in  Berlin  an  Stelle  der  mehr  und  mehr 
unzureichend  und  unangemessen  gewordenen  Stations-Gebäude, 
zwischen  welchen  ehemals  die  Züge  sowohl  der  Niederschle- 
sisch-Märkischen Balm  als  auch  der  Ostbahn  einliefen,  eine 
neue  grosse  Empfangshalle  zu  bauen,  welche  nach  ihrer  Be- 
endigung im  kommenden  Jahre  die  Züge  der  ersteren  Bahn 
allein  aufnehmen  wird,  nachdem  die  Ostbahn  bereits  seit 
Jahresfrist  ihre  eigene  hiesige  Empfangshalle  besitzt,  in  wel- 
cher zur  Zeit  auch  die  Züge  der  Niederschlesisch-iMärkischen 
Bahn  mit  abgefertigt  werden. 

Ohne  auf  die  Einzelheiten  der  in  Rede  stehenden,  vom 
Bau  - Inspektor  Römer  entworfenen  und  geleiteten  grossen 
Bau -Anlage  hier  näher  einzugehen,  will  Verfasser,  der  mit 
der  speziellen  Ausführung  derselben  betraut  ist,  nur  einige 
Mittheilungen  über  die  zur  Zeit  in  Arbeit  genommene  Auf- 
stellung des  eisernen  Hallendaches  geben. 

Der  zwischen  den  Flügeln  der  Abfahrts-  und  Ankunfts- 
Räume  belegene,  664'  lange  Raum  ist  auf  649'  Länge  bei  einer 
lichten  Weite  von  120'  mit  einem  eisernen  Dache  überdeckt, 
welches  von  dem  Geh.  Baurath  J.  W.  Schwedler  konstruirt 
und  berechnet  und  von  dem  Baumeister  Grüttefien  in  den 
Einzelheiten  ausgearbeitet  ist.  Die  Hauptbinder  dieses  Daches, 
welches  in  50'  Höhe  über  den  Perrons  sein  Auflager  erhält, 
sind  54  Sichelträger  von  beistehend  skizzirter  Gestaltung, 
(Fig.  1.)  welche  in  Entfernungen  von  12  zu  12'  angeordnet 
und  von  denen  je  zwei  durch  diagonale  Zugstangen  mit  ein- 
ander gekuppelt  sind.  Der  Längsverbaud  besteht  aus  Fetten, 
theils  von  Winkeleisen,  theils  in  Form  von  Gitterbalken.  Die 
Weite  von  16'  der  fünf  mittleren  Felder  in  den  Sichelträgern 
entspricht  der  Entfernung  der  fünf  in  der  Halle  belegenen 
Geleise.  Die  beiden  seitlichen  dreieckigen  Felder  liegen  über 
den  24'  breiten  Perrons.  — Die  Anfertigung  und  Aufstellung 
der  Eisenkonstruktion  hat  L.  Schwär tzkopff  in  Berlin 
übernommen  und  bereits  zur  grösseren  Hälfte  ausgeführt. 

Die  Frage,  wie  am  zweckmässigsten  die  Hauptbinder  auf- 
zubringen und  aufzustellen  seien,  beschäftigte  ihrer  Zeit  die 


Bauverwaltung  ebenso  lebhaft  als  den  Unternehmer,  da  erstere 
dazu  das  abgebundene  fahrbare  Gerüst  herzustellen  hatte  und 
letzterer  dahin  bemüht  war,  die  Nietarbeit  in  der  Höhe  auf 
den  möglichst  geringsten  Umfang  zurückzufuhren.  Von  dem 
Aufziehen  eines  fertig  verbundenen  Hauptbinders  im  Ganzen 
wurde  jedoch  bald  Abstand  genommen.  Wenn  auch  das  Ge- 
wicht desselben  von  etwas  über  100  Ztr.  durch  geeignete 


Fig.  x. 


Hebevorrichtungen  unschwer  zu  heben  gewesen  wäre,  so  hätte 
sich  der  im  Ganzen  123'  lange  Sichelträger  in  der  Halle 
von  120'  Lichtweite,  welche  letztere  durch  vortretende  Ge- 
simse und  noth wendigen  Spielraum  noch  "twas  verringert 
wurde,  nur  in  einer  schrägen  Richtung  aufziehen  lassen. 
Sollte  dann  aber  auf  dem  oberen  Belag  des  Gerüstes  ein 
hinlänglicher  Arbeitsraum  neben  dem  durch  Umschwenken 
des  Krahnes  in  seine  richtige  Stellung  gebrachten  Träger  be- 
hufs Anbringung  des  Längen-  und  Kreuzverbandes  vo  rhanden 
sein,  so  wäre  Drehbarkeit  des  Gerüstes  oder  eines  erheblichen 
Theiles  desselben  um  eine  vertikale  Axe  nothwendig  geworden. 
Weil  bei  einer  solchen  Einrichtung  die  Konstruktion  des  Ge- 
rüstes zu  künstlich  und  die  Arbeit  zum  Bewegen  desselben 
erheblich  grösser  gewesen  sein  würde,  als  bei  einem  anderen, 
welches  nur  in  einer  geraden  Richtung  verschoben  wird , so 
wurde  von  dieser  Art  der  Aufbringung  bald  Abstand  genommen. 

Andere  Vorschläge,  nach  welchen  jedesmal  zwei  im 
Ganzen  aufgebrachte  Hauptbinder  oben  gekuppelt  und  mehr 
oder  minder  weit  auf  den  Hallenmauern  hätten  verschoben 
werden  müssen,  blieben  deshalb  unberücksichtigt,  weil  der 
Aufbau  dieser  50  Fuss  hohen  Mauern  auf  lange,  vollständig 


und  adriatischen  Meere,  d.  h.  zwischen  der  Bosna  und 
Narenta,  und  später  noch  einen  bedeutenden  Gebirgszug 
zu  überschreiten  hat,  so  sind  die  Steigungen  doch  für  den 
bequemen  Verkehr  nirgends  zu  bedeutend.  Gutes  Material 
ist  überall  in  der  Nähe,  und  so  wird  diese  Strasse,  wenn 
sie  vollendet  sein  wird,  eine  Zierde  für  das  ganze  Land 
werden.  Besondere  Schwierigkeiten  bot  die  zweimalige 
Ueberschreitung  des  Narentathales.  Man  hat  sich  jedoch 
hier  dadurch  geholfen,  dass  man  zwei  fertige  eiserne 
Brücken  von  30  und  36  Meter  Spannung  sammt  Ingenieuren 
sich  aus  England  verschrieben  hat.  Die  Landbewohner 
wollen  freilich  an  der  Ausführung  dieses  Wunderbaues 
noch  nicht  recht  glauben,  doch  waren  bereits  die  Fundi- 
rungen  und  Ufermauern  fast  ganz  vollendet.  Der  Bau 
dieser  Strasse  wird  von  einem  jungen,  in  Paris  gebildeten 
türkischen  Ingenieuroffizier  und  einem  florentiner  Architek- 
ten geleitet  und  von  Militair - und  Frohnarbeitern  aus- 
geführt. 

Wo  in  Bosnien  noch  alte  steinerne  Brücken  erhalten 
sind,  wie  die  drei  massiven  Brücken  über  die  Miliazka  in 
Serajewo,  da  zeigen  dieselben  eine  ganz  vorzügliche  Tech- 
nik und  zum  Theil  ganz  originelle  Konstruktionen.  So 
findet  man  wiederholt  eine  Anordnung  der  nebenskizzir- 
ten  Art,  bei  der  die  Bogenlinie  durch  eine  Kontrekurve 
am  Widerlager  fast  in  die  Horizontale  übergeführt  wird. 


-Uli  :\ 

— i — 

pT- 

I 

I 

Ob  diese  Konstruktion  sich 
auch  anderwärts  findet,  ver- 
mag ich  nicht  zu  sagen.  Ihre 
Jahrhunderte  lange  Dauer 
spricht  aber  doch  wohl  für 
ihre  Brauchbarkeit. 

Von  eigentlichen  Was- 
serbauten ist  trotz  des  Reichthums  an  grossen,  herr- 
lichen Flüssen,  die  nur  einer  Regulirung  harren,  um 
für  den  Verkehr  nutzbar  zu  werden,  nicht  viel  zu 
sagen.  Mühlgerinne  werden  einfach  aus  Bohlen,  oder 
wie  in  der  Herzegowina  mit  Hülfe  des  früher  erwähn- 
ten hydraulischen  Mörtels  in  Stein  hergestellt.  Ebenso 
sind  die  Einrichtungen  der  Mühlen  selbst  höchst  einfach 
und  primitiv.  An  der  Save  und  unteren  Bosna  traf  ich 
meist  Schiffmühlen,  die  an  langen  Balken  verankert  sind, 
im  Innern  des  Landes  entweder  unterschlächtige  Räder,  oft 
nur  aus  einigen  Brettern,  Stangen  und  Ilolzpflöcken  zu- 
sammengeflickt, oder  da,  wo  mau  bei  grossem  Gefälle 
geringere  Wassermengen  hat,  durch  Stoss  wirkende  hori- 
zontale Wasserräder;  der  Durchmesser  derselben  beträgt 
ca.  3 */a '.  Die  elf  Schaufeln  waren  massiv  aus  Holz  ge- 
schnitzt und  6"  breit. 

E.  Blau. 


539 


freistehende  Strecken  hin  erst  kurz  vor  dem  Versetzen  der 
Träger  zu  ermöglichen  war,  auch  ihr  oberer  Theil  durch 
eine  Arkaden  - Reihe  vielfach  durchbrochen  ist  und  somit  die 
beim  Verschieben  der  Trägerpaare  unvermeidlichen  Erschütte- 
rungen sehr  gefährlich  werden  konnten. 

Es  wurde  vielmehr  beschlossen,  jeden  Siehelträger  in  drei 
Theilen,  nämlich  einem  mittleren  von  drei  Feldern  und  zwei 
seitlichen  von  je  zwei  Endfeldern,  letztere  mit  einer  pro- 
visorischen Aussteifung  von  Holz,  aufzuziehen  und  erst  oben  zu 
einem  Ganzen  zu  vernieten.  Da  zur  Befestigung  des  Längen- 
und  Kreuzverbandes  ohnehin  einige  Nietfeuer  auf  dem  Ge- 
rüst nothwendig  wurden,  so  bringt  die  durch  theilweise  Auf- 
bringung der  Binder  verursachte  Vermehrung  der  Nietarbeit 
in  der  Höhe  keine  erheblichen  Unbequemlichkeiten  mit  sich. 
Andrerseits  können  nun  aber  die  drei  Theile  des  Binders, 
welche  am  östlichen  Ende  der  Halle  aus  den  täglich  per 
Achse  von  der  Fabrik  kommenden  Einzeltheilen  zusammenge- 
setzt werden,  leichter  bis  zum  Fusse  des  Gerüstes  gefahren 
und  von  einer  geringeren  Arbeiterzahl  am  Hebezeug  befestigt 
und  gelenkt  werden.  Der  horizontale  Transport  dieser 
Theile  geschieht  auf  denselben  Schienengeleisen , welche  für 
das  abgebundene  Gerüst  interimistisch  verlegt  sind,  und  zwar 


können.  Die  Krahnsäulen  laufen  deshalb  in  einem  Spur- 
zapfenlager und  in  einem  Halslagcr  und  tragen  ein  mit  der 
Krahnsäule  fest  verbundenes  dreiseitiges  Plateau  fiir  die 
Winde,  welches  nach  dem  Schwenken  des  Krahnes  frei  über 
dem  Raum  vor  dem  Gerüst  schwebt. 

Der  mittlere  Theil  des  Binders  enthält  die  grösste  in 
einem  Stück  zu  hebende  Last  von  etwa  40  Ztr.,  während  jeder 
der  seitlichen  Theile  desselben  ein  Gewicht  von  30  Ztr.  hat. 
Soll  ein  neuer  Binder  verlegt  werden,  so  muss  das  Gerüst 
zunächst  24  Fuss,  von  dem  zuletzt  aufgestellten  ab,  vorwärts 
geschoben  werden,  damit  das  Umschwenken  der  drei  Theile 
erfolgen  kann.  Nach  beendeter  Hebung  derselben,  welche  bei 
beiden  seitlichen  Theilen  gleichzeitig  vorgenommen  werden 
kann,  wird  das  Gerüst  wieder  um  12  Fuss  zurüekgeschobeu. 
Diese  Bewegungen  werden  sehr  leicht  hervorgerufen,  indem 
zehn  eiserne  Brechstangen  durch  je  einen  Mann  zwischen 
die  Räder  und  Schienen  geschoben  und  auf  Kommandoruf 
niedergedrückt  werden ; bei  jedem  Druck  rückt  das  Gerüst 
ohngefähr  4 Zoll  vor.  In  wenigen  Minuten  ist  das  Rücken, 
welches  die  Verlegung  eines  Binders  erfordert,  beendet.  Das 
Gerüst  wiegt  für  sich  rund  1500  Ztr.,  und  da  es  auf  15  Axen 
läuft,  so  hat  jede  derselben  100  Ztr.  zu  tragen. 


Quer Durchschnitt. 


Figur  2. 


h 16'  6"  -f  19'  6"  -f  24'  -f  24'  -f-  19'  6"  4-  16'  6"  -} 

Grundriss. 


Längendurchschnitt. 


o.  o.  Westlicher  Giebel,  vor  dem  eine  10'  breite 
Maurerriistung  stand. 

a.  b.  c.  Stellung  der  drei  Krahne  zum  Aufslellen 
von  Binder  1 und  2. 

d.  e.  f.  fj.  Verbreiterung  des  Geriistbelags  durch 
Auskragung  nach  Aufstellung  von  Binder  1.  u.  2. 


mittelst  einiger  sogenannter  Bahnmeisterwagen.  Die  vertikale 
Hebung  erfolgt  durch  drei  Krahne,  welche  an  dem  Gerüst  so 
vertheilt  sind,  dass,  wenn  der  Binder  in  seine  richtige  Lage 
gebracht,  an  den  drei  Krahnketten  schwebt,  letztere  lothrecht 
über  den  Schwerpunkten  der  drei  Bindertheile  angreifen. 

Diese  Anordnung  bedingt  nun  sofort  die  Hauptgestaltung 
des  Gerüstes  und  die  Lage  der  Schienenwege  desselben. 
Ausser  den  drei  Hauptstützen  in  dem  Gerüst  bei  den  Krahnen 
sind  noch  dazwischen  zwei  Stützkonstruktionen  vorhanden ; 
alle  diese  sind  in  sich  und  unter  sich,  in  horizontaler  und  in 
zwei  vertikalen  Ebenen  durch  Quer-  und  Kreuzzangen  ver- 
bunden. (Siehe  Fig.  2.)  Hiernach  sind  auch  fünf  Geleise 
vorhanden,  auf  welchen  jede  der  Stützen  mit  sechs  Rädern 
an  drei  Eisenbahnwagen  - Axen  ruht.  Der  obere  Bretterbelag 
des  Gerüstes  liegt  2 — 3 Fuss  unter  der  unteren  Gurtung  des 
Binders. 

Wegen  der  über  die  ganze  Konstruktion  emporragenden 
Höhe  der  Krahne  kann  mit  dem  Gerüst  nur  derart  gearbeitet 
werden,  dass  die  Krahne  immer  vorn  bleiben  und  beim 
Weiterschieben  kein  Hinderniss  vor  sich  finden.  Da  sie 
aber  die  von  vorn  herbeigeschafften  Bindertheile  heraufheben, 
über  ihre  Auflager  bringen  und  dann  bis  zum  fertigen  Ver- 
nieten schwebend  erhalten  sollen,  so  müssen  die  Krahne 
drehbar  sein  und  mit  den  an  der  Vorderseite  des  Gerüstes 
gehobenen  Trägertheilen  nach  hinten  umgeschwenkt  werden 


Die  Aufstellung  der  beiden  ersten  Binder  war  mit  einigen 
Unbequemlichkeiten  verknüpft.  Da  das  Gerüst  hinter  dem 
Krahne  eine  Breite  von  25  Fuss  hat,  auch  die  Maurerrüstung 
noch  am  westlichen  Hauptgiebel  der  Halle  nothwendig  war, 
so  hätte  bei  der  Stellung  der  Krahne  am  vorderen  Ende  des 
Gerüstes  die  Länge  des  Auslegers  nicht  hingereicht,  um  diese 
beiden  Binder  an  den  Ort  ihres  Auflagers  zu  bringen;  es  wäre 
vielmehr  nichts  übrig  geblieben,  als  dieselben  zu  kuppeln 
und  daun  auf  der  Mauer  rückwärts  zu  verschieben.  Welche 
Bedenken  aber  gegen  eine  solche  Handhabung  obwalteten,  ist 
bereits  oben  auseinander  gesetzt.  Um  diesen  Besorgnissen  aus 
dem  Wege  zu  gehen,  sind  die  drei  Krahnsäulen  zuvörderst 
am  hintern  Ende  des  Gerüstes  aufgestellt  worden  und  erst, 
nachdem  die  Binder  1 und  2 versetzt  und  gekuppelt  waren, 
wobei  die  erwähnte  Maurerrüstung  mit  benutzt  wurde,  zwischen 
beiden  Bindern  hinuntergelassen  und  an  der  vorderen  Seite 
wieder  heraufgezogen  und  für  alle  folgenden  Arbeiten  definitiv 
aufgestellt  worden. 

Dmch  diese  erste  Aufstellung  und  ihre  Veränderung  wurde 
freilich  ein  Mehraufwand  an  Zeit  von  mehren  Wochen  her- 
beigeführt. Die  folgenden  Binder  wurden  aber  nach  gehöriger 
Einübung  der  Mannschaften  in  immer  kürzeren  Zeiträumen 
fertig  gestellt,  und  vom  20.  Binder  ab  wurde  für  jeden  fol- 
genden nur  1 Tag  gebraucht. 

(Schluss  folgt.) 


540 


Güterwagen  ziiui  Fleisch-  und  Bier -Transport. 

Die  Anwendung  von  gut  ventilirten,  durch  Eis  kühl  gehal- 
tenen Wagen  zum  Transport  von  frischem  Rindfleisch,  Schweine- 
fleisch, Hammelfleisch  und  Geflügel  aus  den  westlichen  Staaten 
nach  den  grossen  Seestädten  der  Nordamerikanischen  Union 
wird  immer  allgemeiner  und  der  alte  Gebrauch,  das  lebende 
Vieh  zu  transportiren , wird  immer  seltener,  weil  das  Vieh 
durch  solche  weite  Transporte  bekanntlich  sehr  leidet,  das 
Fleisch  also  dadurch  ungesund  wird,  und  weil  man  beim 
Transport  des  Fleisches  ein  viel  geringeres  Gewicht  zu  be- 
fördern hat,  als  beim  Transport  des  lebenden  Viehes,  und  die 
Abfälle  da  zurücklassen  kann,  wo  sie  'als  Dünger  nützlich 
wieder  verwendet  werden  können. 

Die  zu  diesen  Fleisch -Transporten  benutzten  Wagen  ha- 
ben doppelte  Wände  von  3/."  starken  Brettern  mit  einem  3" 
weiten  Raum  dazwischen,  der  ganz  mit  Korkscheiben  aus- 
gefüllt ist,  da  man  Kork  für  den  besten  Nichtleiter  der 
Hitze  hält.  Oben  auf  dem  Wagen  beiindet  sich  ein  kleines 
Windrad  von  Zink,  welches  durch  den  bei  der  Fahrt  hervor- 
gebrachten Luftzug  in  Drehung  versetzt  wird.  Auf  derselben 
Achse  mit  dem  Windrad  steckt  ein  kleiner  Ventilator,  der 
Irische  Luft  durch  kleine  Röhren  bis  in  die  Eisbehälter  am 
Ende  des  Wagens  treibt.  Nachdem  die  Luft  sich  hier  abge- 
kühlt hat,  sinkt  sie  zu  Boden  und  tritt  dort  durch  andere 
Röhren  in  das  Innere  des  Wagens  ein,  streicht  unter  dem 
aufgehängteu  Fleisch  entlang,  umgiebt  dasselbe  und  erhebt 
sich  langsam  bis  zur  Decke.  Die  Temperatur  des  Fleisches 
wird  dadurch  auf  5 — 6°  C.  über  Null  erhalten  und  das  Fleisch 
konservirt  sich  dabei  ausgezeichnet  gut.  Die  Wagen  sind 
achträdrig  und  tragen  200  — 250  Ztr.*) 

Auch  in  Grossbritanien  pflegt  man  in  letzter  Zeit  vielfach, 
anstatt  da^Vieh  lebend  zu  transportiren,  Fleischtransportzüge 
(insbesondere  aus  den  schottischen  Hochebenen  nach  London) 
einzurichten. 

Eine  Einrichtung  zu  ähnlichem  Zweck  haben  während 
der  Pariser  Ausstellung  eine  Anzahl  gedeckter  Lastwagen  der 
österreichischen  Staats-Eisenbahn-Gesellschaft  erhalten  (siehe 
Zeitschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architekten- 
Vereins,  1868  Seite  12).  Dieselbe  erfolgte  auf  Kosten  des 
Direktoriums  der  A.  Dreher’schen  Brauerei  in  Klein  Schwechat 
bei  Wien,  um  das  Bier  auf  dem  Transport  nach  Paris  mög- 
lichst kühl  zu  erhalten,  so  dass  es  vollkommen  frisch  und 
unverändert  vom  Zapfen  verschenkt  werden  konnte.  Bei  dem 
Umbau  mussten  in  den  Wagen  zwei  Räume  hergestellt  werden: 

1.  ein  freier  Lagerraum  der  Fässer,  der  ein  völlig  unbe- 
hindertes Ein-  und  Ausladen  gestattete,  und 

2.  der  Eisraum,  welcher  durch  besondere  Oeffnungen  zu- 
gänglich gemacht  werden  musste  für  den  Fall,  dass  bei 
verzögerter  Fahrt  ein  Nachfüllen  von  Eis  nöthig  werden 
könnte. 

Beide  Räume  mussten  streng  von  einander  geschieden 
werden,  da  das  Bier  mittelst  zollamtlicher  Plombe  abgeschlossen 
werden  musste;  ausserdem  war  der  ganze  Wagen  gegen  die 
Wärme  der  äussern  Luft  zu  schützen. 

Allen  diesen  Bedingungen  ist  entsprochen  worden:  Der 
Lagerraum  ist  durch  Thüren,  welche  in  Scharnieren  hängen 
und  mittelst  Polsterung  völlig  dicht  schliessen,  von  beiden 
Seiten  frei  zugänglich  und  wird  durch  keine  Säulen  und  dergl. 
unterbrochen;  er  fasst  95  Eimer  (54  Hektoliter).  Seine  Decke 
bilden  die  Bodenflächen  zweier  grosser  flacher  Eisreservoirs, 
welche  theils  durch  eiserne  Querträger,  theijs  durch  Verstei- 
fungen getragen  werden.  Die  Reservoirs  sind  vom  Wagen- 
dache aus  durch  viereckige  gut  verschliessbare  Luken  bequem 
zugänglich  und  sind  mit  Ablaufröhren  für  das  Eiswasser  ver- 
sehen , die  vom  Boden  des  Reservoirs  durch  die  Wagenwan- 
dungen nach  aussen  gehen  und  durch  ihre  oo  Form  das  Ein- 
dringen der  warmen  Luft  verhindern.  Dieselben  fassen  50  Ztr. 
Eis  — bedeutend  mehr,  wie  sich  als  nothwendig  ergab,  da 
in  der  heissesten  Zeit  nur  30  Ztr.  geladen  wurden,  von  denen 
nach  fünftägiger  Fahrt  immer  noch  ca.  10  Ztr.  blieben.  Dieser 
Rest  wurde  in  den  leeren  Wagen  gelassen  und  dieselben  ge- 
langten dann  gewöhnlich  noch  mit  einem  kleinen  Eisbestande  und 
mit  einer  Temparatur  von  -j-4°Reaumur  nach  Schwechat  zurück, 
so  dass  uuverweilt  wieder  Bier  geladen  werden  konnte.  Die 
sämmtlichen  Wandungen,  der  Fussboden.  das  Dach,  die  Thüren 
und  die  Lukendeckel  sind  doppelt  und  theils  mit  Häcksel 
theils  mit  Langstroh  ausgefüllt:  das  Dach  und  die  Seitenwände 
des  Lagerraums  sind  ausserdem  durch  eine  dritte  Verschalung 
und  eine  stagnirende  Luftschicht  gegen  die  äussere  Wärme 
geschützt.  Zur  Bekleidung  des  Daches  wurde  gut  asphaltirte 
Steinpappe  gewählt  und  die  Dachfläche  sowohl  wie  die  verti- 
kalen Wände  weiss  gestrichen.  Die  Einrichtung  hat  sieh  be- 


*)  Referat  der  Zeitung  des  Vereins  deutscher  Eisenbahn- Ver- 
waltungen nach  „ American  Railway  Times“. 


währt:  jedoch  hat  einige  Male  das  Warmlaufen  eines  Lagers 
stattgefunden,  v as  bei  der  starken  Belastung  nicht  auffallend 
erscheint;  zu  dem  Wagengewicht  kam  die  innere  Einrichtung 
mit  50  Ztr.  das  Eis  mit  30  Ztr.  und  zu  dieser  todten  Last 
eine  Ladung  von  140  Ztr.  N. 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Schleswig  - Holsteinischer  Ingenieur -Verein.  Neunte 
Versammlung  am  11.  Dezember  1868  in  Neumünster.  Vor- 
sitzender Ilr.  Herzbruch  (Flensburg),  anwesend  25  Mitglieder 
und  5 Vorstands-Mitglieder. 

Nach  Erledigung  von  geschäftlichen  Angelegenheiten  und 
nach  Aufnahme  von  sechs  neuen  Mitgliedern  — Ingenieur 
Kröhnke  in  Altona,  Baumeister  Dulk  in  Kiel,  Ingenieur 
Meyer  in  Kiel,  Baumeister  Hildebrandt  in  Flensburg, 
Bauassistent  Harder  in  Arnis  und  Baumeister  Devin  in 
Schleswig  — wodurch  die  Zahl  der  Vereins- Mitglieder  auf 
111  stieg,  hielt  Hr.  Schweffel  (Kiel)  einen  Vortrag  über 
die  Heizung  der  Schulhäuser  in  der  Stadt  Kiel,  worin  er  an- 
gab, dass  nach  einem  aufgestellten  Calcul  die  Dampfheizung 
sich  ökonomisch  am  vortheilhaftesten  ergeben  habe,  und  hier- 
auf eine  spezielle  Beschreibung  der  Kieler  Einrichtungen 
lieferte.  An  diesen  Vortrag  schloss  Hr.  Meyer  (Carlshütte 
bei  Rendsburg)  einige  Bemerkungen  an,  in  welchen  er  nament- 
lich der  Heisswasserheizuug  in  der  Hauptkirche  in  Altona 
erwähnte  und  auf  eine  dort  angewendete  Dichtung  der  Röhren 
mittelst  eines  in  die  Mulle  hineingelegten  Kautschukringes 
aufmerksam  machte,  sowie  ferner  die  Anwendung  der  Perkius’- 
schen  Heizung  auf  Backöfen  beschrieb , wie  solche  bei  dem 
Bäcker  Wieghorst  in  St.  Pauli  bei  Hamburg  sich  vortrefflich 
bewährt  habe.  — 

Nach  einem  Referate  des  Hrn.  Wollheim  (Neumüuster) 
über  die  in  der  Techniker-Versammlung  des  Vereins  deutscher 
Eisenbahn -Verwaltungen  im  Herbste  dieses  Jahres  in  München 
stattgehabten  Verhandlungen  bezüglich  der  Fragen:  -welche 
Fundirung  an  Brückenpfeilern  auf  grosse  Tiefen  und  welcher 
Anstrich  der  eisernen  Brücken  sich  bewährt  hat“  wurde  die 
Versammlung,  welcher  ein  gemeinschaftliches  Mahl  folgte, 
geschlossen.  B. 


Sächsischer  Ingenieur- Verein. 

Die  dritte  diesjährige,  am  6.  d.  M.  in  Leipzig  abgehal- 
tene Haupt- Versammlung  bewies  auf’s  Neue,  wie  gut  sich  die 
seit  Jahresfrist  eingeführten  Sektionssitzungen  bewähren  und 
wie  viel  leichter  sich  Vorträge  vor  speziellen  Fachleuten  hal- 
ten lassen. 

In  der  I.  Sektion  (Ingenieure  für  den  Bau)  hielt  Herr 
Wasser-Bau-Inspektor  S ch  mid  t einen  längeren  Vortrag  über 
den  von  ihm  im  Aufträge  der  Leipzig- Dresdener  Eisenbahn- 
Kompaguie  ausgeführten  Bau  der  Eisenbahn  - Elbbrücke  bei 
Meissen.  Dieselbe  besteht  aus  drei  eisernen  Jochen  von  je 
184  Fuss  lichter  Spannweite,  woran  sich  auf  dem  rechten 
Ufer  eins  dergleichen  von  67 j Fuss  und  sechs  steinerne  Wölb- 
bögeu  von  30  Fuss  Spannung  anschliessen ; auf  dem  linken 
Ufer  stossen  an  die  Hauptstromöffnungen  zwei  eiserne  Joche 
von  68  und  66^  Fuss,  sowie  zwei  steinerne  Wölbbögen  von 
30  Fuss. 

Die  Gründung  der  Pfeiler  auf  dem  linken  Ufer  incl.  des 
linksseitigen  Wasserpfeilers  erfolgte  auf  festem  Felsen , auf 
dem  rechten  Ufer  incl.  des  rechtsseitigen  Wasserpfeilers  auf 
Beton,  resp.  ein  Landpfeiler  auf  Pfahlrost. 

Die  Pfeilermauern  sind  durchgängig  oder  mindestens  in 
der  Umkleiduug,  ebenso  die  Gewölbe,  von  Pirnaischem  Sand- 
stein ausgeführt:  zur  wasserdichten  Abdeckung  der  Gewölbe- 
iibermauerung  hat  mau  sich  des  Hiiusler'schen  Holzzements 
bedient.  Zur  Herstellung  der  Baugruben  für  die  Wasser- 
pfeiler bediente  man  sich  beim  rechten  Strompfeiler  eines 
Fangedammes  mit  Spundwand,  beim  linken  wendete  man  in 
ähnlicher  Weise,  wie  beim  Bau  der  Koblenzer  Rheiubrücke, 
mit  gutem  Erfolg  Senkgerüste  an. 

Die  Konstruktion  der  Eisenträger  für  die  drei  Haupt- 
stromöffnungen vom  Geh.  Baurath  J.  W.  Sch w e die r wurde,  da 
in  Erbkam’s  Zeitschrift  Heft  I.  — III.  d.  J.  veröffentlicht, 
als  bekannt  vorausgesetzt,  dagegen  die  Konstruktion  etc.  der 
kleineren  Träger,  Aufstellung  der  Träger  durch  Holzgitter 
auf  Zillen  erläutert  und  die  Resultate  der  amtlichen  Be- 
lastungsproben mitgetheilt.  Eine  architektonische  Aus- 
schmückung der  Brücke,  welche  ungefähr  312000  Thaler 
gekostet,  durch  Aufmauerung  der  Pfeilcrvorköpfe  und  Por- 
tale ist  in  Aussicht  genommen  und  wurde  als  erwünscht  be- 
zeichnet. 

Hierauf  hielt  Hr.  Ingenieur  - Hauptmann  Richter  einen 
Vortrag  über  Feldkriegs  brücken,  beschrieb  die  verschieden- 


541 


artig  angewendeten  Ponton-,  Wagen-  und  Bockbrücken  und 
erläuterte  die  zur  Zeit  am  meisten  in  Gebrauch  befindlichen 
Birago’schen  Brücken  und  Pontons  an  einem  Modell. 

In  der  II.  Sektion  (Maschinen-Ingenieure)  beschäftigte 
man  sich  durch  Besprechung'  verschiedener  Modelle  und  litte- 
rarischer  Werke. 

In  der  III.  Sektion  (Hochbau  - Ingenieure  und  Architek- 
ten) hielt  Herr  Dr.  Reelam  einen  Vortrag  über  des  jetzt  so 
vielfach  ventilirte  Thema:  „Die  Lungen  der  Städte  und  Woh- 
nungen“, erläuterte  die  Einwirkung  schlecht  ventilirter  Woh- 
nungen und  Städte  auf  die  menschlichen  Organe  als  prak- 
tische Anwendung  der  Ventilationsgesetze  und  führte  als  Er- 
forderniss zur  Erlangung  gesunder  Städte,  resp.  Menschen  die 
Bedingungen  auf,  dass  die  Höhe  der  Gebäude  nicht  grösser 
gemacht  werde,  als  die  betreffende  Strassen  breite,  dass  mög- 
lichst grosse  freie  oder  bepflanzte  Plätze  angelegt  und 
dass  die  Zugänge  zu  den  Wohnungen  thunlichst  rein  und 
luftig  hergestellt  würden.  — Hierauf  folgte  ein  Referat  über  die 
iu  Hamburg  von  der  Ingenieur-  und  Architekten- Versamm- 
lung aufgestellten  Beschlüsse,  betreffend  Honorirung  der  Ar- 
chitekten, und  beschloss  man,  dieselben  für  den  Verein  zu 
adoptiren  und  auszuarbeiten.  Nach  der  Mittheilung  des  Hrn. 
Ober-Inspektor  Kanitz  über  eine  in  der  Deutschen  Bau-Zei- 
tung, 18(17  No.  20  veröffentlichte  Entscheidung  des  Königlichen 
Kammergerichts  zu  Berlin,  betreffend  Benutzung  einer  gemein- 
schaftlichen Giebelmauer,  beschäftigte  sich  die  Sektion  mit  der 
Frage:  „Was  ist  seitens  des  Technikers  bei  der  im  Jahre  1872 
erfolgenden  Einführung  des  Metermaasses  zu  thnn?“  worüber 
demnächst  ausführlich  in  diesen  Blättern  Bericht  erstattet 
werden  soll. 

In  der  IV.  Sektion  (Berg-  und  Hütten-Ingenieure)  sprach 
Herr  Berg -Schul- Direktor  Kreischer  über  Mikrostruktur 
der  Gesteine  und  belegte  seinen  Vortrag  durch  eine  sehr 
grosse  Anzahl  feiner  Schliffe  von  Gesteinen  und  Schlacken 
aller  Art,  welche  bei  öOfacher  Vergrösserung  mit  Anwendung 
von  polarisirtem  Licht  den  Beweis  der  verschiedenartigen 
Strukturen  lieferten. 

Hr.  Hüttenmeister  Ehrhardt  beschrieb  hierauf  den  auf 
der  Königin  Marienhütte  bei  Zwickau  eingeführten  Bessemer- 
prozess nach  seinem  Wesen  (Verbrennung  vom  Kohlenstoff 
des  Roheisens  durch  eingeführte  Luft),  den  angewendeten 
Apparaten  (schwedische  mit  seitlicher  Lufteinführung  und 
englische,  stehend  oder  liegend  mit  Lufteinführung  von  unten), 
Methoden  zur  Regulirung  des  Kohlenstofifgehaltes  resp.  Er- 
kennungszeichen der  genügend  vorgeschrittenen  Verbrennung, 
Hüllsmittel  zur  Ausführung  des  Prozesses  im  Grossen  (hy- 
draulische Krahne  etc.). 

Auf  dem  angeführten  Werke  werden  täglich  vier  Chargen 
von  70  Ztr.  durchgeführt  und  der  erhaltene  Bessemerstahl 
hauptsächlich  zur  Herstellung  von  Schienen  (ganz  Stahl  oder 
mit  Stahlkopf)  verwendet.  Der  Direktor  des  angeführten 
Werkes  legte  im  Anschluss  hieran  Bruchproben  der  eisernen 
und  Stahlkopfschienen  vor,  auch  von  den  mit  Stahlkopf  auf 
der  Marienhütte  hergestellten  Hartwig -Schienen,  welche  auf 
den  siichs.  Staats-Eisenbahnen  zur  Zeit  als  Probe  Verwendung 
gefunden  haben. 

Herr  Bergverwalter  Herbrig  sprach  über  Verwendung 
des  Sprengöles  und  empfahl  es  trotz  seiner  Gefährlichkeit  für 
nasses  Gestein;  das  in  neuster  Zeit  vielfach,  angepriesene  Dy- 
namit wurde  als  Mischung  von  Sprengöl  mit  Kieselguhr  be- 
zeichnet. 

Die  Hauptversammlung,  in  welcher  ausser  mehren  ein- 
heimischen ordentlichen  Mitgliedern  Hr.  Professor  W in  k 1 e r, 
zur  Zeit  in  Wien,  und  Professor  Giese,  z.  Z.  in  Düsseldorf,  als 
korrespondirende  Mitglieder  Aufnahme  fanden,  bot  ein  lebhaftes 
Interesse  durch  Verhandlungen  über  neue  Organisation  des 
Vereins,  wobei  festgestellt  wurde,  dass  jährlich  eine  Sitzung 
in  Dresden  und  eine  in  Leipzig,  eine  dritte  als  Wanderver- 
sammlung während  des  Sommers  ohne  Sektionssitzungen  statt- 
linden  sollte;  ausserdem  wurde  die  beschränkte  Anzahl  der 
Mitglieder  auf  300,  sowie  der  Mitgliederbetrag  auf  3 Thaler 
erhöht  und  die  Anstellung  eines  remunerirten  Sekretärs 
beschlossen. 

Am  folgenden  1 age  besichtigte  eine  grosse  Anzahl  der 
Mitglieder  die  im  Bau  begriftene  Heizungseinrichtung  der 
1 homas-Kirehe  nach  dem  System  des  Ingenieurs  Wagner  in 
h rankt urt  a.  M.,  während  in  der  Nikolai-Kirche  die  fertige 
Einrichtung  sammt  ihren  Erfolgen  in  Augenschein  genommen 
wurde.  Das  Prinzip  dieser  Luftheizungs  - Methode  besteht 
darin,  dass  ein  oder  mehre  Systeme  1 Fuss  hoher,  y,  Fuss 
breiter  Röhren  von  Eisenblech  in  Chamottkanälen-  unter  den 
Gängen  der  Kirche  eingelegt,  diese  Kanüle  aber  mit  durch-  1 
brochenen  Gittern  überdeckt  werden.  Die  kalte  Luft  strömt 
unter  den  hohlen  Fussboden  der  Kirchenstühle  ein,  an  den 
heissen  Köhren  vorbei  und  als  erwärmt  zu  den  Gittern  aus. 


Hierauf  wurden  unter  Führung  des  Herrn  Architekt 
Mothes  die  llestaurations- Arbeiten  der  enkaustischen  Wand- 
gemälde in  den  Kreuzgängen  des  Universitäts-Gebäudes  in 
Augenschein  genommen.  Diese  1385  und  1386,  jedenfalls  von 
den  Dominikaner  - Mönchen  des  früheren  Klosters  in  Wachs 
kergestellgm  Gemälde  wurden  im  16.  Jahrhundert  zum  Theil 
übermalt,  später  verschiedentlich  i'iberweisst,  ja  sogar  durch 
Einlegung  von  Gasröhren  zerstört,  obschon  der  frühere  Uni- 
versitäts-Baudirektor Geu  teb  rück  deren  Werth  erkannt  und 
wiederholt,  wiewohl  umsonst,  die  Wiederherstellung  der  Ge- 
mälde angeregt  hatte.  Dem  Verein  für  die  Geschichte  Leip- 
zig’s  und  speziell  dem  Architekt  Mothes  gebührt  das  Verdienst 
auf  eigene  Kosten  resp.  mit  Aufopferung  vieler  Zeit  sechs 
Felder  dieser  Gemälde  in  alter  Schönheit  wieder  hervorge- 
rufen zu  haben,  und  würde  die  vollständige  Restauration  der 
gesammten  Gemälde  nicht  blos  für  die  Geschichte  Leipzig’s 
höchst  wichtig  sein,  sondern  auch  eins  der  grössten  und  älte- 
sten Wandgemälde  aufdecken,  welches  in  kunstgeschichtlicher 
und  kulturhistorischer  Beziehung  viel  Neues  bereits  zu  Tage 
gefördert  hat.  tt. 


Ar  chitekten  - Verein  zu  Berlin.  — Hauptversammlung 
am  12.  Dezember  1868.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmann,  an- 
wesend 130  Mitglieder. 

Zunächst  erstattete  Hr.  Lucae,  als  Mitglied  der  für  die 
Herausgabe  der  Monatskonkurrenzen  erwählten  Kommission 
Bericht  über  diese  Angelegenheit.  Derselbe  schlug  vor  all- 
jährlich 12  Blatt  Zeichnungen  durch  Umdruck  vervielfältigen 
zu  lassen,  was  bei  einer  Auflage  von  500  Exemplaren  einen 
Herstellungspreis  von  10  Sgr.  pro  Blatt  ergeben  wird:  8 

Blatt  Zeichnungen  sind  bereits  zur  Veröffentlichung  in  Aus- 
sicht genommen  worden.  Der  Verein  billigte  das  Vorgehen 
der  Kommission.  Die  Frage,  ob  auch  Arbeiten  aus  dem  Ge- 
biete des  Ingenieurwesens  veröffentlicht  werden  sollten,  wurde 
auf  Antrag  des  Hrn.  Stuertz,  der  die  bisherigen  Arbeiten 
hierzu  nicht  für  geeignet  hielt,  ausdrücklich  offen  gelassen; 
ebenso  kam  noch  nicht  zur  Entscheidung,  ob  die  herzustellen- 
den Blätter  nur  unentgeltlich  unter  die  Mitglieder  vertheilt 
werden  oder  auch  käuflich  sein  sollten. 

Ueber  die  Monatskonkurrenzen  aus  dem  Monat  November 
erstatteten  demnächst  die  Hrn.  Ende  und  Haarbeck,  letz- 
terer im  Aufträge  des  Hrn.  Schwedler,  Bericht.  Von  den  vier 
Konkurrenten  um  die  Aufgabe  im  Hochbau  (Lesepult  als 
Ehrengabe)  erhielten  die  Herren  Tiede  und  Rhen  ins  den 
Preis;  als  Verfasser  der  einzigen  Lösung  der  Aufgabe  aus 
dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens  (Aquädukt),  die  von  dem 
Berichterstatter  als  im  Allgemeinen  wohlgelungen  bezeichnet 
und  demgemäss  gleichfalls  mit  einem  Andenken  belohnt  wurde, 
ergab  sich  Hr.  Paffen. 

Für  die  Vorbereitung  des  vom  Architektenvereine  nach 
altem  Herkommen  zu  veranstaltenden  Balles  wurde  eine  Kom- 
mission von  12  Mitgliedern  gewählt;  ebenso  eine  aus  den  Hrn. 
Ende,  Blankenstein,  Gropius,  Heyden  und  Jacobs- 
thal  bestehende  Kommission  für  die  weiteren  Maassregeln, 
welche  für  Betheiligung  des  Vereins  an  der  Wittenberger  In- 
dustrie-Ausstellung zu  treffen  sind.  Dass  eine  solche  statt- 
finden solle,  wurde  — nachdem  bereits  eine  Anzahl  von  Mit- 
gliedern ihre  Theilnahme  zugesagt  hat  - — beschlossen;  über 
die  Kostenfrage  soll  erst  entschieden  werden,  nachdem  die 
Kommission  zusammengetreten  ist  und  eine  bestimmte  Vorlage 
in  dieser  Hinsicht  machen  kann. 

Der  Oberbibliothekar  Hr.  Jacobsthal  legte  das  Werk 
L.  Gruner’s  über  die  Terracotta-Architektur  Ober  - Italiens 
vor  und  empfahl  dessen  Anschaffung,  weil  es  die  einzige  Quelle 
für  die  Kenntniss  mancher  Bauten  bilde,  obwohl  die  darin  mit- 
getheilten  Zeichnungen  keineswegs  architektonische  Aufnahmen, 
sondern  nur  gemalte  Veduten  seien;  die  Anschaffung  wurde 
beschlossen.  Ebenso  wurde  auf  Antrag  des  Vorstandes  ge- 
nehmigt, dass  der  mit  dem  Besitzer  des  im  Bau  begriffenen 
Vereinslokals  abzusekliessende  Vertrag  auch  auf  die  Ueber- 
lassung  einer  Wohnung  für  den  Bibliothekar  oder  Vereins- 
diener (im  Preise  von  100  Thalern)  ausgedehnt  werde. 

Der  Vorsitzende  referirte  demnächst  über  einige  Aende- 
rungen  des  Statuts,  die  nach  der  dem  Verein  bereits  zuge- 
gangenen vertraulichen  Mittheilung  als  Bedingung  für  Erthei- 
lung  der  Korporationsrechte  an  den  Verein  gefordert  werden 
sollen,  und  empfahl  dieselben  schon  jetzt  zum  Beschlüsse  zu 
erheben,  damit  nach  Eintreffen  des  bezüglichen  Schreibens  die 
weiteren  Schritte  unverweilt  in’s  Werk  gesetzt  werden  könnten. 
Die  betreffenden  Vorschläge  des  Vorstandes  wurden  grossen- 
tlieils  mit  Einstimmigkeit  angenommen. 

Da  die  Zeit  zu  weit  vorgerückt  war,  um  die  auf  der 
Tagesordnung  stehende  Berathuug  der  Geschäftsordnung  noch 
zu  beginnen,  so  wurde  beschlossen  die  nächste  Sitzung  gleich- 
falls zu  einer  Hauptversammlung  zu  machen.  Dieselbe  soll 


542 


nicht  in  dem  bisherigen  Versammlungssaale,  dessen  Akustik 
sich  als  mangelhaft  erwiesen  hat,  abgehalten  werden,  sondern 
probeweise  in  dem  Saale  des  Kgl.  Friedr. -Wilh.  - Gymnasium 
Friedrichsstrasse  No.  41.  42.  stattfinden. 

Als  Mitglieder  des  Architekten  - Vereins  wurden  aufge- 
nommen die  Herren:  Gercke,  Godigkeit,  Marggraff, 

Sch  murr,  Schwedler,  Scubovius.  — F.  — 

Vermischtes. 

lieber  den  Stand  der  Arbeiten  am  üombau  in  Re- 
gensburg entlehnen  wir  den  ,. Blättern  f.  bild.  Kunst“  die 
Notiz,  dass  es  in  Folge  der  günstigen  Witterungs -Verhältnisse 
dieses  Jahres  gelungen  ist,  den  Aufbau  der  beiden  Thurm- 
helme  bis  zu  der  Höhe  von  85  Fass  (8  Fuss  mehr  als  im 
Bauprogramm  beabsichtigt  war)  zu  fördern.  Die  Rüstungen 
für  den  Weiterbau  sind  soweit  schon  vorbereitet,  dass  man 
denselben  unmittelbar  nach  Eintritt  des  Frühjahrs  glaubt  be- 
ginnen zu  können  und  die  Hoffnung  hegt,  bereits  im 
nächsten  Jahre  beide  Thurmhelme,  an  deren  Höhe 
gegenwärtig  noch  45  Fuss  fehlen,  zu  vollenden.  Auch  hier 
erfolgt  das  Aufziehen  der  Quadern  vermittelst  Maschinen  und 
sollen  dieselben  auf  einer  Brücke,  die  in  einer  Höhe  von 
320  Fuss  die  beiden  hier  GO  Fuss  von  einander  entfernten 
Thürme  verbindet,  ihre  Stellung  erhalten. 

Nebenher  werden  sehr  umfangreiche  Restaurationsarbeiten 
au  anderen  Theilen  des  Domes  betrieben:  Ausbesserungen  am 
südlichen  Thurme  und  am  Chore,  vornehmlich  aber  eine 
Umgestaltung  des  Giebels  am  südlichen  Querschiff,  die  da- 
durch nothwendig  gemacht  wird,  dass  man  beabsichtigt  die 
Dächer  des  Querschiffes  auf  eine  Höhe  mit  dem  des  Lang- 
hauses zu  bringen. 

Am  14.  d.  M.  fand  die  Richtfeier  für  den  Neubau  des 
städtischen  Feuenvacht-Gebäudes  u.  Strassenreinigungs-Depots 
in  der  Thurmstrasse  35  — 38  (Moabit)  statt.  Ausser  den  bei 
der  Stadt  beschäftigten  Technikern  war  auch  das  Offiziercorps 
der  Feuerwehr  bei  dieser  Festlichkeit  vertreten.  Der  Bau, 
welcher  erst  im  Oktober  dieses  Jahres  begonnen  wurde,  wird 
voraussichtlich  noch  Ende  Dezember  unter  Dach  kommen  und 
im  Herbste  nächsten  Jahres  beendet  werden.  Wir  werden 
seiner  Zeit  auf  die  nähere  Beschreibung  desselben  zurück- 
kommen. 

Umsturz  eines  Eisenbahnzuges  durch  Sturm. 

Nach  einer  Mittheilung  von  Nordling  im  2.  Hefte  des 
laufenden  Jahrganges  der  „Annales  des  ponts  et  cliaussees“  ist 
am  5.  Dezember  v.  J.  auf  der  französischen  Südbahu,  zwi- 
schen den  Stationen  Leucate  und  Fitou,  ein  von  Perpignan 
nach  Narboune  fahrender  Personenzug  in  Folge  des  Sturmes 
verunglückt.  Derselbe  bestand  aus  1 Lokomotive  und  7 Wagen 
und  lief  mit  30  — 35  Kilometer  Geschwindigkeit  pro  Stunde 
auf  einer  gerade  ansteigenden  Strecke,  während  der  Sturm 
ziemlich  rechtwinklich  zur  Bahn  wehte.  Der  Lokomotivführer, 
welcher  sich  zufällig  umschaute,  sah  die  Wagen  Umstürzen, 
wobei  sie  in  einen  3 Meter  tiefer  liegenden  Teich  fielen. 
Nur  der  schwere  Gepäckwagen  am  Ende  des  Zuges  blieb  neben 
dem  Geleise  stehen,  ohne  umzufallen;  auch  der  Tender  wäre 
beinahe  mitgestürtzt,  wenn  die  Kuppelung  nicht  gerissen  wäre. 

Eine  dieser  Mittheilung  beigefügte  Tabelle  macht  die 
Gewichte  der  Wagen,  die  Art  derselben  und  ihre  statischen 
Verhältnisse  ersichtlich.  Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  der 
Druck  des  Windes  über  154  Kilogr.  pro  □Meter  betragen 
haben  muss,  dass  er  aber  nicht  254  Kilogr.  betragen  haben 
kann.  Dies  beweist,  dass  die  gewöhnlich  bei  der  Berechnung 
der  Viadukte  zu  Grunde  gelegte  Stärke  des  Winddruckes  von 
170  Kilogr.  pro  OMeter  (incl.  der  Fläche  eines  Eisenbahn- 
zuges) keineswegs  übertrieben  ist,  aber  auch  genügen  dürfte, 
da  die  Berechnungen  über  den  Druck,  bei  welchem  die  leeren 
Waagen  verschiedener  Bahnen  Umstürzen  müssten,  auf  einen 
Druck  von  170  Kilogr.  führen,  derartige  Umstürze  aber  nur  von 
Narboune  und  vom  Karst  bekannt  geworden  sind. 

(Ztg.  deutscher  Eisenb.-  Verwaltungen  nach  dem  Civilingenieur). 

Aus  der  Fachliteratur. 

Badische  Gewerbezeitung'  für  Hau*  und  Familie.  Organ 
der  grossherzog liehen  Landes  - Gewerbehalle  iu  Karlsruhe. 
Redigirt  von  Prof.  H.  Meidinger.  Verlag  der  G.  Braun’schen 
Hof  buchhan  d 1 un  g. 

Diese  Zeitung , welche  in  12  Monatsnummern  im  Umfange 
von  250  Seiten  Oktav  mit  einigen  lithographirten  Tafeln  zu 
dem  Abonnementsbetrag  von  18  Sgr.  pro  Jahr  erscheint,  hat 
sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  Fortschritte  der  Wissenschaft 


und  Technik  in  ihrer  Anwendung  auf  das  Hauswesen  zur 
Kenntniss  zu  bringen  und  nutzbar  zu  machen.  Es  soll  ein 
Blatt  für  das  Volk,  d.  h.  für  Jedermann  sein,  auch  für  die 
Frauen  und  besonders  für  die  thätigen,  umsichtigen  Haus- 
frauen. 

Die  permanente  Ausstellung  neuer  und  musterhafter  Er- 
zeugnisse der  Gewerbthätigkeit,  welche  den  hervorragendsten 
Theil  in  der  äusseren  Erscheinung  der  Landesgewerbehalle 
bildet,  dient  zunächst  als  Anregung  für  eine  Reihe  von  Ori- 
ginal - Abhandlungen,  zu  denen  in  buntem  Gemisch  zahlreiche 
kleiuere  Mittheilungen  treten,  die  theils  ebenfalls  auf  eigner 
Anschauung  und  Erfahrung  beruhen,  theils  anderen  Zeitungen 
entlehnt  sind. 

Was  den  Inhalt  der  Abhandlungen  betrifft,  so  ist  im  ersten 
Jahrgauge  (1867),  der  abgeschlossen  vor  uns  liegt,  dem  Feue- 
rungsmaterial  und  allen  baulichen  Einrichtungen,  die  mit  den 
Feuerungsstätten  eines  Haushaltes  Zusammenhängen,  eine  be- 
sondere Aufmerksamkeit  gewidmet.  — Holz  oder  Kohlen; 
über  rauchverzehrende  Feuerungen;  über  den  Zug  in  Schorn- 
steinen: Untersuchung  über  Stubenöfen  und  Küchenheerde 
sind  die  Ueberschriften  der  ausgedehnteren  Aufsätze,  welche 
den  Redakteur  Prof.  Dr.  Meidinger  zum  Verfasser  haben. 

Im  laufenden  Jahrgange  (1SG8)  sind  ferner  Abhandlungen 
über  die  Behandlung  der  Wäsche,  über  Petroleum  - Kochappa- 
rate, über  den  Papinianischen  oder  Dampf- Kochtopf  und  den 
norwegischen  Kochkasten,  über  Eismaschinen  und  Eissehränke, 
über  das  Fleisch-Extrakt  (Original  - Artikel  von  J.  v.  Liebig) 
erschienen,  auch  sind  in  besonderen  Beilagen  noch  Besprechun- 
gen sozialer  Fragen,  welche  die  Gewerbe  berühren,  Mitthei- 
lungen über  Ausstellungen  etc.  gebracht  worden,  so  dass  beide 
Jahrgänge  ein  ganz  reichhaltiges  Verzeichniss  ihres  Inhalts 
aufzuweisen  haben. 

Wir  wünschen  der  Zeitung  eine  recht  weite  Verbreitung 
in  den  Kreisen,  für  welche  sie  geschrieben  wird,  für  Familie 
und  Haus,  und  können  sie  für  dieselben  angelegentlichst 
empfehlen.  )_>. 


J.  H.  Parker,  The  different  modes  of  construction, 
emploied  in  ancient  Boman  buildings.  Rom  1868. 

Der  Verfasser  dieser  interessanten  und  werthvollen  kleinen 
Schrift,  welcher  seit  vielen  Jahren  als  ein  eifriger  Erforscher 
der  mittelalterlichen  Baudenkmale  seines  Vaterlandes  (Chester, 
Wells)  bekannt  ist,  bringt  seit  vier  Jahren,  Anfangs  seiner 
Gesundheit  wegen,  den  Winter  in  Rom  zu  und  hat  seine  freie 
Zeit  benutzt,  die  Baudenkmale  dieser  Stadt,  welche  auffallender 
Weise  in  den  letzten  Jahrzehnten  in  wissenschaftlicher  Be- 
ziehung ausserordentlich  vernachlässigt  worden  sind , (vergl. 
meine  genauen  Mittheilungen  in  den  „ Grenzboten  “ 1867, 

Bd.  IV.)  zu  studiren. 

Wegen  Mangel  an  guten,  getreuen  Aufnahmen,  — die 
Abbildungen  in  den  berühmten  Werken  Canina’s  z.  B.  sind 
durchaus  unzuverlässig,  für  wissenschaftliche  Untersuchungen 
ausserhalb  Roms  geradezu  unbrauchbar  — welche  eine 
unmittelbare  Vergleichung  der  verschiedenen  Denkmale  ge- 
statten, hat  Parker  vor  Allem  eine  sehr  grosse  Anzahl  Pho- 
tographien nach  den  wichtigsten  Denkmalen  anfertigen  lassen 
und  einen  besonderen,  1 100  Nummern  enthaltenden  „Catalogue 
of  o series  of  photographs  illustrative  of  the  areheology  of  Rome “ 
drucken  lassen  (Oxford  1867 — 68.)  Für  eine  wissenschaftliche 
Erforschung  der  Baugeschichte  Roms  sind  wir  nämlich  in  Er 
mangelung  genügender  historischer  Nachrichten  besonders  auf 
die  Vergleichung  der  verschiedenen  Bauten,  d.  h.  besonders 
der  Kunstformen  und,  wo  diese  fehlen,  der  Konstruktionen 
hingewiesen.  Die  Letztere  ist  bisher,  da  die  Forscher  meist 
Philologen  waren,  welche  von  der  Konstruktion  keine  oder 
nur  ungenügende  Kenntniss  hatten,  wenig  beachtet  worden. 

Es  ist  daher  sehr  verdienstvoll,  dass  J.  H.  Parker  ge- 
rade diesen  speziellen  Theil  der  Archäologie  Römischer  Bau- 
denkmale in  einem  besonderen  Werke,  einem  Vortrage,  welchen 
der  Verfasser  am  26.  Dezember  1867  in  der  Britischen  archäo- 
logischen Gesellschaft  in  Rom  gelesen  hat,  als  Vorläufer  seines 
unter  der  Presse  befindlichen  grösseren  Werkes  „ The  archi- 
tectural  antiguitie x of  Romeu  publizirt  hat.  ln  demselben  giebt 
der  Verfasser  eine  Aufzählung  und  kurze  Charakteristik  der 
in  Rom  disponiblen  Bau  - Materialien,  Tufa,  Peperino,  Sperone, 
Travertino,  Selce,  Ziegel.  Puzzolana,  Kalk  und  Marmor,  und 
zeigt  dann,  in  welcher  historischen  Reihenfolge  und  welcher 
Konstruktions -Weise  diese  verschiedenen  Materialien  nach  und 
nach  im  Laufe  der  Jahrhunderte  verwendet  worden  sind.  Er 
geht  von  den)  ,-opus  quadratum “ aus,  welches  an  der  ältesten 
Befestigungsmauer  des  Palatin,  der  sogenannten  Mauer  des 
Romulus,  und  später  an  der  Mauer  des  Servius  Tullius  ange- 
wendct  worden  ist,  weist  nach,  wie  die  bisher  meist  als 
Phöniziseh  bezeiehneten  Mauern  nach  Ort  und  Zeit  eine  sehr 
weite  Verbreitung  haben,  indem  die  Konstruktion  derselben 

Hierzu  eine  Beilage. 


543 


nur  eine  nothwendige  Folge  der  Beschaffenheit  des  Materials 
ist,  charakterisirt  dann  das  sogenannte  Gusswerk,  weist  die 
schon  frühe  Anwendung  desselben  nach,  spricht  von  der  An- 
wendung des  Kalks,  von  der  sehr  allgemeinen  Anwendung 
des  Ziegelbaues  und  seiner  Geschichte  bis  ins  Mittelalter  hinein, 

— das  Ziegelmauerwerk  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr. 
nennt  er,  und  wohl  mit  Recht,  (jedoch  mit  Ausnahme  dessen 
an  der  Dirschauer  Brücke)  das  beste  seiner  Art  in  der  Welt 

— der  Anwendung  des  Travertin  und  endlich  von  der  Ein- 
führung des  Marmors  in  Rom,  seiner  meist  nicht  konstruktiven 
sondern  nur  dekorativen  Verwendung. 

Diese  gei.-tvolle  kleine  Schrift  ist  allseitiger  Aufmerksamkeit 
werth  und  bietet  dem  Philologen  wie  dem  Architekten  viel- 
fache Belehrung.  Beigegeben  sind  vier  Tafeln,  welche  in  sehr 
guten,  nach  Photographien  ausgeführten  Lithographien  zwan- 
zig, je  nach  Material  und  Alter  verschiedene  Konstruktions- 
Arten  in  trefflichster  Weise  zur  Anschauung  bringen.  C.  L. 
Visconti  in  Rom  hat  diese  Schrift  unter  dem  Titel:  „de 
variis  structurarum  generibus  penes  Romanos “ (Romae  1868)  in’s 
Lateinische  übersetzt.  R.  Bergau. 


Notizblatt  des  technischen  Vereins  zu  Riga.  Jahrg.  186S. 

— Das  Juniheft  bringt  ausser  verschiedenen  Mittheilungen 
von  lokalem  Interesse  den  Schluss  der  in  einem  früheren  Re- 
ferat erwähnten  Berechnung  des  hydraulischen  Flaschenzuges 
für  die  neuen  Speicher  in  Riga,  ferner  eine  Besprechung  über 
die  Lipowitz’sche  Abänderung  der  ringförmigen  Oefen  zum 
Zwecke  des  Brennens  von  Zement,  welche  im  Wesentlichen 
darin  besteht,  dacs  der  Ofen  oblong  gebaut  ist,  die  Kammern, 
welche  durch  eine  3'  starke  Scheidewand  getrennt  sind,  neben- 
einander laufen  und  Schornstein  und  Rauchsammler  durch 
einen  au  einer  Seite  des  Ofens  herlaufenden  Rauchkanal,  an 
dessen  Ende  ein  Exliaustor  wirkt,  vertreten  werden. 

Als  eine  Aenderung,  die  im  Verein  selbst  vor  sich  ge- 
gangen ist,  mag  erwähnt  werden,  dass  beschlossen  worden  ist 
das  Institut  der  sogenannten  „permanenten  Gäste“  aufzuheben 
und  anstatt  deren  „passive  Mitglieder“  aufzunehmen.  Die 
letzteren,  welche  j«-der  Berufssphäre  angehören  können,  sind 
den  aktiven  (technischen)  Mitgliedern  gegenüber  in  ihren 
Rechten  derartig  beschränkt,  dass  sie  von  der  Wählbarkeit 
in  den  Vorstand,  vom  Ballotement  über  aktive  Mitglieder  und 
von  Abstimmungen  über  technische  Fragen  und  Gutachten 
ausgeschlossen  sind. 

Das  Juliheft  enthält  an  Original-Mittheilungen  Folgendes : 

1.  Luftheizung  der  St.  Olai-Kirehe  in  Reval, 
berechnet,  konstruirt  und  ausgeführt  vom  Ingenieur  0.  Krell 
in  St.  Petersburg.  Der  Heizapparat  ist  ein  sogenannter  Bat- 
terie-Ofen. Er  besteht  aus  einem  unteren  gemauerten  Feuer- 
raum und  einem  oberen  Raum  von  gusseisernen  Platten  um- 
schlossen, welche  durch  dicht  nebeneinander  stehende,  innen 
und  aussen  angegossene  dünne  Rippen  eine  um  Vieles  ver- 
grösserte  Oberfläche  haben.  Mehre  horizontale  Scheidungen 
in  diesem  oberen  Ofenraum  lenken  den  Strom  der  Ver- 
brennungsgase wiederholt  den  äusseren  Wandungen  zu.  Letz- 
tere nehmen  die  entwickelte  Wärme  auf  und  übertragen  sie 
an  die  ausserhalb  der  Ofenkammer  vorbeistreichende  Luft, 
welche  dann  in  die  Kirche  strömt.  Die  Konstruktion  ist 
auf  einer  beigegenen  Zeichnung  dargestellt.  Der  Beschreibung 
folgt  eine  Berechnung.*) 

2.  Die  Personenwagen  der  Eisenbahnen,  vom 
Abtheilungs- Ingenieur  Hennings.  Es  wird  darauf  hinge- 
wiesen, dass  die  Bestrebungen  der  neueren  Zeit,  dem  Perso- 
nen-Verkehr  auf  Eisenbahnen  durch  Bequemlichkeiten  aller 
Art  entgegenzukommen,  ihre  Vorgänger  bereits  in  der  Kind-  j 
heit  des  Betriebswesens  gehabt  hätten,  und  alsdann  ein  Ver-  j 
gleich  zwischen  den  Personenwagen  nach  englischem  und  • 
amerikanischem  System  (Coupewagen  und  Salonwagen)  ange- 
stellt. Nach  erfolgtem  Abschluss  des  Artikels  werden  wir 
auf  diesen  Gegenstand  zurückkommen. 


B a u w i s s e n s c h a f 1 1 i c h e Litteratur. 

Oktober,  November,  Dezember  1868. 

Aller,  H.  H.  van,  Der  Monitor.  Eine  Sammlung  von  Formeln  und 
Tabellen  aus  dem  Gebiete  der  höheren  und  niederen  Mathematik 
und  Mechanik.  1.  Theil.  2.  Ausg.  8.  Berlin.  D/s  Thlr. 
Architektonisches  Skizzenbuch.  Heft91— 94.  Fol.  Berlin, 
ä 1 Thlr. 

Auswahl  der  vorzüglichsten  Grabdenkmale  des  Münchener  Kirch- 

*)  Die  in  Deutschland  vielfach  schon  ausgeführten  Caloriferes- 
Heizungen  zeigen  eine  ebensolche  Vermehrung  der  Heizoberfläche 
durch  Batterien ; sie  spalten  und  verlängern  aber  auch  ausserdem 
die  Rauchwege  in  höherem  Grade,  als  dies  hier  der  Fall  ist. 

(Anmerk.  d.  Refer.) 


hofes.  Neue  wohlf.  Ausg.  12  Hefte  mit  je  8 Taf.  4.  Stuttgart, 
ä Heft  15  Sgr. 

Bauschinger,  J. , Indikator -Versuche  an  Lokomotiven.  4.  Leipzig. 
3 Thlr. 

Becker,  W. , Der  Brückenbau  in  seinem  ganzen  Umfange.  3.  Aull. 

8.  Mit  Atl.  in  Fol.  Stuttgart,  53/,  Thlr. 

Becker,  A.  W. , Charakterbilder  aus  der  Kunstgeschichte.  3.  Aufl. 

3 Abtheilungen.  8.  Leipzig,  ä 24  Sgr. 

Beiträge  zur  Förderung  der  Kunst  in  den  Gewerken.  1.  Band. 

9.  Heft.  Fol.  Hannover.  1 Thlr. 

Bock,  F.,  Rheinlands  Baudenkmale  des  Mittelalters.  Mit  zahlreichen 
Holzschn.  1.  Serie  (in  12  Heften).  8.  Köln.  2 Thlr. 

— Das  monumentale  Rheinland.  Autographische  Abbildungen  der 
hervorragendsten  Baudenkmale  des  Mittelalters  am  Rhein.  1.  bis 
4.  Liefrg.  Imp. -Fol.  Köln,  ä 1 Thlr. 

Box,  Th.,  a practical  treatise  on  heat  as  applied  to  the  useful  arts, 
for  the  use  of  engineers , arehitects  etc.  8.  London.  8 sh.  6 d. 
Burckhardt,  J.,  Die  Kultur  der  Renaissance  in  Italien.  2.  Aufl.  8. 
Leipzig.  2%  Thlr. 

Cabinet  Makers’  albunx  of  furniture,  comprising  a Collection  of 
designs  for  the  newest  and  most  elegant  styles  of  furniture.  Illustr. 
by  48  large  plates.  Philadelphia.  5 D. 

Campin,  F.,  on  the  construction  of  iron  roofs.  8.  New-York.  3 D. 
Delaunay,  M.  Ch.,  Lehrb.  d.  analytischen  Mechanik.  Nach  der  4.  Aufl. 

des  Originals  Deutsch  v.  G.  Krebs.  8.  Wiesbaden.  23/s  Thlr. 
Delforge,  H , Traite  des  constructions  rurals,  contenant  vues,  plans, 
coupes,  elevations,  details  et  devis  des  bätiments  de  ferme.  Fol. 
Liege.  35  Fr. 

Denkmäler  der  Kunst.  Supplement:  Die  Kunst  der  Neuzeit. 

23  Taf.  in  Stahlstich  nebst  Text.  Fol.  Stuttgart.  3 Thlr.  6 Sgr. 
Biengger,  J.,  Die  Differential-  und  Integral -Rechnung.  3.  Aufl. 
2 Bde.  8.  Stuttgart.  6 Thlr. 

Dietzel,  C.  F.,  Leitfaden  für  den  Unterricht  im  technischen  Zeichnen. 

2.  Aufl.  1.  Heft.  8.  Leipzig.  */3  Thlr. 

Dürre,  E.  F.,  Ueber  die  Konstitution  des  Roheisens  und  den  Werth 
seiner  physikalischen  Eigenschaften  etc.  8.  Leipzig.  l’/3  Thlr. 
Entwürfe  ausgeführter  Gebäude.  1/Sammlung  mit  20  Taf. 

Abbildungen.  Fol.  Halle.  2 Thlr. 

Esse,  C.  H.,  Die  Krankenhäuser,  ihre  Einrichtung  und  Verwaltung. 

Mit  Atlas  von  30  Tafeln.  4.  Berlin.  ö*/3  Thlr. 
Fapadenbuch.  Sammlung  von  Fa^aden  neuausgefiihrter  Wohn- 
häuser und  Original -Entwürfe,  nebst  Grundrissen  und  Details. 
2.  Ausg.  1. — 3.  Sammlung.  4.  Leipzig,  ä 2%  Thlr. 

Fink,  F.,  Der  Bautischler.  2.  Aufl.  2 Thle.  mit  vielen  Holzschn. 
8.  Leipzig,  ä 1 Thlr. 

Franke,  G.,  ABC  der  Baukunst  für  Bau  - Unternehmer  und  Haus- 
besitzer. 6. — 8.  Heft.  8.  Halle,  ä 6 Sgr. 

Friedreich,  F.,  Renaissance- Bauten.  Eine  Sammlung  von  Villen, 
Schlössern  u.  öffentlichen  Gebäuden.  1.  Heft.  Fol.  Halle.  24  Sgr. 
Fürstedler,  L.,  Beobachtungen  über  die  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Industrie  und  des  gewerblichen  Unterrichts.  8.  Wien.  4 Thlr. 
Gärtner,  J.,  Nicht  Villa,  nicht  Miethskaserne  in  der  Vorstadt.  8. 
Berlin.  */3  Thlr. 

Geer,  P.  van,  Leerboek  der  Meetkunde.  1.  Deel.  Meetkunde  van 
het  platte  vlak.  8.  Leyden.  2 Fr.  50  Cent. 

Gottgetreu,  G.,  Die  physische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Bau- 
Materialien.  1.  Liefrg.  8.  Berlin.  2y3  Thlr. 

Graberg,  F.,  Vorlagen  zum  geometr.  Zeichnen.  Fol.  Zürich.  2 Thlr. 
Grimm,  H.,  Leben  Michel  Angelo’s.  3.  Aufl.  3 Bde.  8.  Hannover, 
geb.  53/3  Thlr. 

Hagen,  G. , Ueber  die  Bewegung  des  Wassers  in  Strömen.  4. 
Berlin.  ’/3  Thlr. 

Händel,  E.,  Vorlagen  zu  Decken -Malereien.  Gewölbte  und  flache 
Plafonds  zu  Zimmern,  Sälen  und  Kirchen  aus  verschiedenen  Zeit- 
altern des  12. — 19.  Jahrhund.  1.  Samml.  4.  Weimar.  2I/a  Thlr. 
Haenel,  v.,  Zur  Theorie  der  Tonnengewölbe.  4.  Tübingen.  9 Sgr. 
Harres,  B.,  Die  Schule  des  Zimmermanns.  1.  Theil:  Hochbauten. 

4.  Aufl.  8.  Leipzig.  1 Thlr. 

— Dasselbe  Werk.  2.  Theil : Brücken-  und  Wehrbau.  2.  Aufl.  8. 
Ebendas.  1 Thlr. 

Henz,  L.,  Praktische  Anleitung  zum  Erdbau.  2.  Aufl.  bearbeitet 
von  Plessner.  8.  Mit  Atl.  v.  17  Taf.  in  Fol.  Berlin.  5 Thlr. 
Herdtle,  E. , Flächenverziernngen  des  Mittelalters  und  der  Renais- 
sance, nach  den  Orig.  gez.  1.  Abth.  Fol.  Stuttgart.  5 Thlr. 
Kaemmerling,  H. , der  Umbau  vorhandener  bürgerlicher  Wohngeb. 

für  Stadt  und  Land.  1.  Liefrg.  Fol.  Berlin.  la/3  Thlr. 

König,  F. , Anlage  und  Ausführung  von  Wasserleitungen  und 
Wasserwerken  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Städte -Versor- 
gung. 8.  Leipzig.  2 Thlr. 

Kugler,  F.,  Geschichte  der  Baukunst.  Beendigt  von  J.  Burckhardt 
und  W.  Liibke.  4.  Bd.  3.,  4.  Liefr.  8.  Stuttgart.  3%  Thlr. 
Lacroix,  P. , les  arts  du  moyen  äge  et  ä l’epoque  de  la  renaissance. 

Ouvrage  illustre.  8.  Paris.  6a/3  Thlr. 

Latham,  B.,  Ueber  die  Reinigung  u.  Verwerthung  des  Hauswassers. 
Uebersetzt  und  mit  Vorwort  versehen  von  E.  Wiebe.  8.  Berlin. 

(Schluss  folgt.)  Vs  Thlr. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Das  erste  technische  Mitglied  der  Direktion  der  Niederschlesisch- 
Märkischen  Eisenbahn,  Bau -Rath  Mellin  zu  Berlin,  ist  zum  Re- 
gierungs- und  Bau -Rath  ernannt;  dem  kommissarischem  zweiten 
technischen  Mitgliede  derselben  Direktion,  Ober-Betriebs-Inspektor 
Jaedicke  zu  Berlin,  ist  der  Charakter  als  Bau  - Rath  verliehen 
worden. 


544 


Ernannt  sind  ferner:  Der  Kreis-Baumeister  Lieber  zu  Mülheim 
a.  Mosel  zum  Bau  - Inspektor  in  Saarbrücken,  — der  Eisenbahn- 
Baumeister  Baedeker  zu  Aachen  zum  Eisenbahn-Bau-  und  Betriebs- 
Inspektor  bei  der  schlesischen  Gebirgsbahn  in  Hirschberg,  — der 
Sektions  - Ingenieur  Rupertus  zu  Salmünster  zum  Eisenbahn- 
Baumeister  bei  der  Bebra- Hanauer  Eisenbahn  mit  dem  Wohnsitze 
zu  Hanau,  — der  Baumeister  Lorck  zum  Kreis  - Baumeister  in 
Darkehmen. 

Am  12.  Dezember  haben  bestanden  das  Ba u meiste r -Examen: 
Heinrich  Klehmet  aus  Semlow,  Friedrich  Nowaek  aus 
Berlin,  Carl  Schnebel  aus  St.  Johann -Saarbrücken;  das  Privat- 
B a umeis  t er  - Examen : August  Massing  aus  Thalfang. 


Offene  Stellen. 

1.  Beim  Bau  der  Thorn  - Insterburger  und  Schneidemühl- 
Dirschaner  Eisenbahn  linden  mehre  Baumeister  und  Bauführer 
Beschäftigung.  Meldungen  sind  an  die  Königliche  Direktion  der 


Ostbahn  in  Bromberg  zu  richten,  auch  wird  von  dem  Eisenbahn- 
Baumeister  Thiele,  Fruchtstrasse  1*2/13  in  Berlin,  mündliche  Aus- 
kunft ertheilt. 

2.  Für  die  Garnisonbauten  zu  Thorn  wird  ein  geprüfter  Bau- 
meister gesucht.  Schriftliche  Offerten  an  die  Königliche  Fortifi- 
kation  daselbst. 

3.  Ein  im  Zeichnen  besonders  geübter  Bauführer  für  Vor- 
bereitung und  Leitung  eines  Kirchen-Neubaues  wird  zum  Februar 
k.  J.  gegen  reglementsmässige  Diäten  gesucht  von  dem  Kreisbau- 
meister Kunisch  in  Neustettin. 

4.  Ein  im  Zeichnen  uud  Veranschlagen  geübter  B au  te c h n i- 
ker  wird  von  dem  Stadt- Bau -Amte  zu  Bochum  zur  Aushülfe  ge- 
sucht. Bewerber  wollen  sich  beim  Stadtbaumeister  Böttcher  in 
Bochum  melden. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  B.  in  Nürnberg, 

S.  in  Petersburg,  P.  in  Oederau. 


Kur  gefälligen  Beachtung! 

Bei  dem  bevorstehenden  Beginn  des  neuen  Jahrganges  unserer  Zeitung  ersuchen  wir  unsre  verehr- 
lichen  auswärtigen  Abonnenten  um  gefällige  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  bei  den  resp.  Buch- 
handlungen und  Post-Anstalten,  damit  in  der  regelmässigen  Zusendung  des  Blattes  keine  Unterbrechung  ein- 
tritt.  — Im  Falle  aus  besonderen  Gründen  direkte  Zusendung  unter  Kreuzband  gewünscht  wird,  wolle 
man  die  Bestellung  an  unsre  Expedition  richten  und  derselben  1 Thlr.  für  Abonnement  und  Porto  durch 
Postanweisung  übermitteln. 

Unsern  Abonnenten  in  Berlin  senden  wir  die  Fortsetzung  unverlangt  weiter,  falls  nicht  eine  ausdrück- 
liche Abbestellung  erfolgt. 


Architekten -Verein  zu  Berlin. 

Hauptversammlung,  Sonnabend  d.  19.  Dezember 

Dem  Beschluss  der  Hauptversammlung  vom  12.  d.  Mts.  zufolge 
wird  dieselbe  versuchsweise  im  Saal  des  Königs  Friedrich-Wilhelms- 
Gymnasiums,  Fi*i<Mlriclt»Htra$se  HB.  45,  Ecke  «8er 
Koelistrasse  stattünden. 

Tagesordnung: 

1.  Vorlagen  der  Kommission  für  d.e  Industrie- Ausstellung  zu 
Wittenberg. 

2.  Fragebeantwortung. 

3.  Berathung  der  Geschäftsordnung. 


Die  Vorlesung  des  Hrn.  Dr.  Schöne  über  Pompeji  am 
Sonnabend  den  19.  er.  muss  wegen  Unwohlsein  des  Vortragenden 
ausfallen.  — Die  nächste  Vorlesung  wird  am  Sonnabend  den  2.  Ja- 
nuar 18b9  stattünden. 

Subskriptionslisten  liegen  im  Lokal  aus.  Der  Beitrag  von 
1 ■/,  Thlr.  wird  gegen  Aushändigung  einer  Legitimationskarte  von 
dem  Vereinsboten  in  Empfang  genommen  werden. 

Der  Vorstand. 


Stuttgart.  Museum. 

Konktirrenzplitne  für  den  Neuhau  betreffend. 

Die  Ausstellung  der  eingekommenen  Konkurrenzpläne  findet 
von  Mittwoch  den  16.  bis  Mittwoch  den  30.  d.  einschliesslich  auf 
der  Silberburg  statt. 

Die  Lokalitäten  bleiben  täglich  von  10  — 4 Uhr  geöflhet  und 
wird  hiermit  zum  Besuch  der  Ausstellung  eingeladen. 

Ein  Bau -Akademiker,  in  den  vorkommenden  Bureau- Arbeiten 
erfahren,  sucht  Beschäftigung.  Gefällige  Offerten  nimmt  die  Expe- 
dition dieser  Zeitung  unter  V.  W.  entgegen. 

Ein  junger  Mann,  der  eine  Kgl.  Provinzial-Gewerbeschule  ab- 
solvirt  hat  und  sich  dem  Baufache  widmen  will,  musste  seine  zu 
seiner  Vorbereitung  bisher  innegehabte  Stelle  (im  Bureau  eines 
Kgl.  Baumeisters)  Versetzungshalber  aufgeben.  Derselbe  wünscht 
baldmöglichst  eine  ähnliche  passende  Stellung  und  bittet  Adressen 
unter  H.  P.  23  poste  restante  Wittenberge  a.  Elbe  abzugeben. 

Den  früheren  Schülern  und  Lehrern,  den  Freunden  und  Be- 
kannten des  verewigten 

Gründers  der  Baugewerkschule 

zu 

Holziuindeii, 

Kreisbaumeister 

F,  L.  llaariiiaim 

wird  hiermit  die  freudige  Kunde  gebracht,  dass  die  feierliche  Ent- 
hüllung dessen  Standbildes  hierselbst  am  4.  Januar  1869  statt- 
linden  wird,  und  werden  die  von  auswärts  Theilnehmenden  gebeten, 
sich  behufs  Einlogirens  frühzeitig  beim  Unterzeichneten  Comite  mel- 
den zu  wollen. 

Das  (»Plural- Comitt»  zu  Holziwindeii  a.  d,  Weser. 

Heute  fi  üh  wurde  uns  ein  Töchterchen  geboren. 

Stettin,  den  9.  Dezember  1868. 

Conrad  Kruhl,  Baumeister 
Agnes  Kruhl,  geh.  Stosch. 


Verlag  von  Ernst  «fr  Korn  in  Berlin. 

(Königl.  Bau  - Akademie.) 

Seliinkerg  Werke: 

Architektonische  Entwürfe.  174  Tafeln.  30  Thlr. 

Palast  Orianda.  20  Thlr. 

Königs- Palast  auf  der  Akropolis  zu  Athen.  4 Thlr. 

Dekorationen  innerer  Räume.  Von  Gropins.  3>3Thlr. 
Dekorationen  auf  den  Königl.  Theatern.  7y3  Thlr. 

Sammlung  von  Möbel-Entwürfen.  Von  Lohde.  8 Thlr. 

Stiiler’s  Werke: 

Das  neue  Museum  zu  Berlin.  17y3  Thlr. 

Die  Stammburg  Hohenzollern.  62  3 Thlr. 

Die  Universität  zu  König.-berg.  4 Thlr. 

Das  Schloss  zu  Schwerin,  in  Verein  mit  Pro  sch  & Willebrand. 
Erste  Prachtausgabe  100  Thlr. 

Zweite  Prachtausgabe  68  Thlr. 

Hitzijc’«  Werke: 

Ausgeführte  Bauwerke.  Bd.  I.  15  Thlr. 

Desgleichen.  Bd.  II.  17V3  Thlr. 

Die  neue  Börse  in  Berlin.  10  Thlr. 

Wohngebäude  der  Victoria- Strasse.  10  Ihr. 

Wohnhaus  Revoltella  in  Triest.  5*/3  Thlr. 

Straek's  Werke: 

Das  Schloss  Babelsberg.  10  Thlr. 

Dasselbe.  In  Aquarellen  von  Graeb.  202j  Thlr. 
Architektonische  Details.  3 Thlr. 

Der  innere  Ausbau  von  Wohngebäuden  in  Berlin.  In  Verein  mit 
Hitzig  und  Borstell.  IP/3  Thlr. 

Das  alt -griechische  Theatergebäude.  l’/3  Thlr. 

Boettlelier’ü  Werke: 

Die  Tektonik  der  Hellenen.  Atlas.  623  Thlr. 

(Text  dazu  erscheint  in  2.  Auflage.) 
Holz-Architektur  des  Mittelalters.  623  Thlr. 

Ornament-Vorbilder.  5 Thlr. 

Ornamentenbuch.  16  Thlr. 

Architektonische  Formenschule,  5'/3  Thlr. 

llajseu's  Werke: 

Handbuch  der  Wasserbaukunst.  I.  6 Thlr.  28  Sgr. 

Dasselbe  II  171/,  Thlr. 

Dasselbe  III.  18*  3 Thlr. 

(Letzteres  auch  unter  dem  Titel:  Seeufer-  und  Hafenbau.) 
Grundzüge  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung.  1 1 a Thlr. 

Adler,  mittvlalt.  Backsteinbauwerke  d.  Preuss.  Staats.  Heft  1 — 7. 

17  >/3  Thlr. 

Architektonisches  Skizzenbuch.  94  Hefte,  ä Heft  1 Thlr. 
Entwürfe  zu  Kirchen,  Pfarr-  und  Schulhäusern.  20*  3 Thlr. 
Fleischinger,  der  Backstein-Rohbau.  10  Thlr. 

Henz,  Anleitung  zum  Erdbau.  2.  Aufl.  von  Plessner.  5 Thlr. 
Knoblauch,  die  neue  Synagoge  in  Berlin.  8 Thlr. 

Lüdecke  & Schultz,  das  Rathhaus  in  Breslau.  823  Thlr. 
Manger,  gewerbliche  Baukunde.  15  Thlr. 

Mauch,  arch.  Ordnungen  der  Griechen  und  Römer.  Cyä  Thlr. 
Meyer,  Lehrbuch  der  schönen  Gartenkunst.  6*3  Thlr. 

Quast,  Denkmale  der  Baukunst  im  Ermeland.  12  Thlr. 
Raschdorf,  der  Gürzenich  in  Cöln.  öy3  Thlr. 

Salzenberg,  Alt-ehristl.  Baudcnkmale  Constantinopels.  63>/3  Thl. 
Spielberg,  Capelle  im  Palazzo  pubblico  zu  Siena.  5J3  Thlr. 
Stillfried-Rattonitz.  Alterthümer  Hohenzollerns.  122  Thlr. 
Wiebe,  Skizzenbuch  für  den  Ingenieur.  Heft  1 — 60.  ä 1 Thlr. 
Zeitschrift  für  Bauwesen.  Jahrgang  1851 — 1868.  ä 8*/3  Thlr. 


545 


Niederdruckheizung,  Wasser-  & Gasleitung 

fiir  zwei  grosse  Wohnhäuser  zu  vergeben.  Bewahrte  Fabriken, 
welche  zur  Uebernahme  und  zur  speziellen  unentgeltlichen  Kos- 
tenveranschlagnng  bereit  sind,  wollen  sich  melden  sub  L.  66  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung. 


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Stärke  in  extra  glatt,  glatt  und  rauh;  desgl.  gewöhnliche  Stärke 
kartonnirt  (stets  vorräthig).  Sämmtliehe  übrigen  Formate  in  glatt 
und  rauh.  — Engl.  Bristol  SsosssmSn,  6 fach  und  4 fach, 
glatt  und  rauh.  — Ferner  Beutseher  WlültmaHII,  extra- 
stark und  stark;  BeBgis«*h.  Bo8B«*Ba  - K«*ie仫*ii|»apier, 
animalisch  geleimt,  in  verschiedenen  Stärken  und  Körnungen;  viele 
andere  Rollenpapiere  weiss  und  farbig.  — Engl.  Co|»irlein- 
uitntl.  — Bollen  - ©elg»a  er,  extrastark,  stark,  fein, 
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chen, Fabriklokalen,  Kegelbahnen,  Treppenstufen  etc. 
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werden  in  vielen  Mustern  angefertigt.  Probeplättehen  und  Preis- 
courant gratis. 

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Von  obigen  Platten  sind  mir  im  Laufe  dieses  Jahres  mehrere 
Fussböden  von  geschliffenen  und  ungeschliffenen  quarzigen  Sand- 
stein-Platten geliefert.  Icii  kann  dies  Material  in  jeder  Hinsicht 
als  ausgezeichnet  empfehlen,  da  die  Steine  einen  schönen  glatten 
Schliff  annehmen  und  zugleich  so  hart  sind,  dass  sie  in  der  Dauer 
allen  bisher  angewandten  Materialien  zu  Fluren  resp.  Fussböden 
Vorgehen. 

Halle.  1867.  Der  Königliche  Bau-Inspektor 

§teinbeck. 


1 Warmwasser 

9 (Niederdruck) 

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4" 

5“ 

6“ 

8“ 

9" 

10“ 

12“ 

15“ 

18“ 

21“ 

2R< 

30" 

Zoll  i. 

1.  W. 

374 

4 

572 

674 

974 

117-2 

1372 

207s 

3074 

42 

60 

7474 

105 

Sgr.  in 

Berlin. 

B7. 

474 

574 

7 

10 

1174 

14 

21 

32 

4374 

617a 

7772 

125 

»» 

Posen. 

33A 

47z 

6 

772 

1174 

1374 

1574 

23 

3474 

4772 

6672 

8474 

130 

7»  >) 

Coclu. 

3 

374 

472 

572 

8 

9 

11 

16 

25 

35 

50 

61 

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Jahrgang  II. 

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Wochenblatt 

herausgegcben  von  Mitgliedern 

des  Architekten -Vereins  zu  Berlin. 


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für  Berlin  die  Expedition 
Oranien-Str.  75. 


Preis 

25  Sgr.  pro  Vierteljahr. 


Redakteur:  K.  E.  0.  Fritsch. 

Berlin,  den  25.  Dezember  1868. 

Erscheint  jeden  Freitag. 

Inhalt:  Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  In- 
genieure in  Hamburg  (Schluss).  — Mittheilungen  über  die  Aufstel- 
lung des  eisernen  Hallendaches  beim  neuen  Stationsgebäude  der 
Königl.  Niederschlesisch-Märkischen  Eisenbahn  zu  Berlin  (Schluss). 
— Nachrichten  über  den  gegenwärtig  in  Ausführung  begriffenen 
Bau  der  Pillauer  Molen  - Mauern.  — Mittheilungen  aus  Ver- 
einen: Architekten-  und  Ingenieur -Verein  zu  Prag.  — Verein  für 

Eisenbahnkunde  zu  Berlin.  — Architekten -Verein  zu  Berlin.  — 
Brunnenbohrung  an  der  Jade.  — Errichtung  einer  obersten  Bau- 
Behörde  in  Baden.  — Die  Ausführung  des  Kanalisirungs-Projektes 
für  Danzig.  — Stand  der  Landes -Triangulation  in  Preussen.  — 
Aus  der  Fach  li  t ter  a tur : Bau  wissenschaftliche  Litteratur,  Ok- 
tober, November,  Dezember  1868.  — Konkurrenzen:  Realschul- 
Gebäude  in  Marne.  — Personal-Nachrichten  etc. 

Aufruf  an  die  deutschen  Facligenossen. 

Nachdem  der  Verein  Berliner  Künstler  durch  den  in  der  deutschen  Bauzeitung  No.  50  mitgetheilten 
Aufruf  zur  Betheiligung  an  der  im  nächsten  Sommer  zu  Wittenberg  stattfindenden  allgemeinen  deutschen 
Industrie- Ausstellung  aufgefordert  hatte,  beschloss  der  Architekten- Verein  zu  Berlin  in  seiner  Sitzung  vom 
12.  d.  Mts.  auch  seinerseits,  die  Ausstellung  mit  Zeichnungen,  Modellen  und  Mustern  kunstindustrieller  Ge- 
genstände zu  beschicken. 

Da  es  im  Interesse  aller  Fachgenossen  liegen  muss,  dem  Publikum  den  Einfluss  darzuthun,  welchen 
die  Architekten  auf  die  Entwickelung  der  Kunst -Industrie  auszuüben  vermögen,  so  ergeht  an  alle  Fachge- 
nossen und  Architekten -Vereine  Deutschlands  hiermit  die  Aufforderung,  sich  gleichfalls  an  dieser  Ausstellung 
mit  Zeichnungen,  Modellen  und  vor  allem  mit  Musterstücken  von  Möbeln,  Geräthen,  Zimmerdekorationen, 
Ornamenten  etc.  zu  betheiligen. 

Anmeldungen  sind  direkt  an  das  „Ausstellungskomite“  in  Wittenberg  zu  richten,  welches  gewiss  in 
ebenso  bereitwilliger  Weise  wie  gegen  den  Architektenverein,  allen  darauf  bezüglichen  Wünschen  entgegen 
kommen  wird. 

Im  Aufträge  des  Architekten -Yereius  zu  Berlin. 

Die  Kommission. 

Blankenstein.  Ende.  Gropius.  Heyden.  Jacobsthal. 


Die  XV.  Versammlung  deutscher  Architekten  und  Ingenieure  zu  Hamburg. 

(Schluss  aus  No.  45.) 


4.  Die  Ausstellung. 

Wir  haben  unsere  Mittheilungen  über  die  XV.  Ver- 
sammlung deutscher  Architekten  und  Ingenieure,  die  der 
Wichtigkeit  des  Gegenstandes  gemäss,  schon  länger  sich 
hinzogen,  als  es  im  Sinne  unseres  Blattes  liegt  und  dem 
W unsche  so  mancher  Leser  entsprach , vor  dem  Berichte 
über  die  mit  jener  Versammlung  verbundene  Ausstellung 
abgebrochen  und  lange  gezögert,  ihnen  diesen  Abschluss 
hinzuzufügen  — gezögert  um  so  mehr,  je  schwerer  es  ist, 
gerade  für  einen  solchen  Bericht  das  richtige  Maass  zu 
treffen. 

Ist  doch  die  Ausstellung,  so  unverkennbar  gross  ihre 
Bedeutung  auch  sein  mag,  doch  unleugbar  derjenige  Theil 
des  Programms,  der  in  Wirklichkeit  am  Meisten  zurück- 
tritt und  seinem  Werthe  nach  am  Wenigsten  gewürdigt 
werden  kann.  Unsere  Ansicht,  dass  die  Versammlungen 
deutscher  Architekten  und  Ingenieure  in  ihrer  gegenwär- 
tigen Gestalt  zu  viel  des  Stoffes  bieten,  als  dass  er  in 
der  zu  Gebote  stehenden  Zeit  von  menschlichem  Fassungs- 
vermögen auch  nur  annähernd  bewältigt  werden  könnte  — 
unser  Bedauern,  dass  demzufolge  ein  grosser  Theil  des 
dargebotenen  kostbaren  Materials  gänzlich  wirkungslos 
bleibt  und  verloren  geht,  haben  wir  im  Verlaufe  dieser 
Berichte  oft  genug  angedeutet;  es  trifft  dies  für  nichts 
Anderes  mehr  zu,  als  gerade  für  die  Ausstellung.  Je 
vollständiger  und  reichhaltiger  dieselbe  sein  wird,  je  mehr 
sie  also  ihre  Bedeutung  erfüllt,  desto  weniger  wird  es 
möglich  sein,  in  den  flüchtigen  Erholungspausen,  die  für 
ihren  Besuch  übrig  bleiben,  mehr  zu  gewinnen  als  nur 


einen  ganz  allgemeinen  Eindruck.  Und  mag  dieser  für  aus- 
geführte Bauwerke  seine  Berechtigung  haben  und  genü- 
gend sein,  so  reicht  er  doch  wahrlich  nicht  aus,  um  einem 
durchdachten  Projekte  gerecht  werden  zu  können.  Ein 
noch  ungünstigeres  Schicksal  fast  erleiden  die  von  Fabri- 
kanten ausgestellten  Arbeits-  und  Materialien -Proben,  die 
zum  grösseren  Theile  wohl  so  gut  wie  unbeachtet  bleiben. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  allgemeine  Betrachtun- 
gen dieser  Art  oder  gar  auf  reformatorische  Vorschläge 
einzugehen:  wir  behalten  es  uns  vielmehr  ausdrücklich 
vor,  eine  weitere  Besprechung  dieser  hochwichtigen  Frage, 
inwieweit  die  Versammlungen  deutscher  Architekten  und 
Ingenieure  in  ihrer  gegenwärtigen  Form  noch  ihrem  Zweck 
entsprechen,  anzuregen.  Motiviren  wollten  wir  hier  nur, 
dass  unter  den  vorliegenden  Verhältnissen  auch  unser  Be- 
richt über  die  Hamburger  Ausstellung  nur  in  ganz  allge- 
meinen und  flüchtigen  Zügen  gehalten  sein  kann. 

a.  Die  Ausstellung  aus  dem  Gebiete  der 
Architektur. 

Was  als  ideales  Ziel  einer  Ausstellung  von  architek- 
tonischen Entwürfen  bei  einer  allgemeinen  Versammlung 
deutscher  Architekten  zu  betrachten  sein  möchte  — einen 
sicheren  Ueberblick  zu  gewinnen  über  alles  das,  was  in 
den  einzelnen  Gauen  des  Vaterlandes  und  von  den  einzelnen 
Schulen  unserer  Kunst  in  der  Gegenwart  geschafft  und 
gestrebt  wird,  einen  bequemen  Vergeich  anstellen  zu  können 
zwischen  den  Vorzügen  und  Nachtheilen  der  neben  ein- 
ander gehenden  Richtungen  — es  wird  in  Wirklichkeit 
wohl  selten  erreicht  werden. 


648 


Einmal  werden  für  gewöhnlich  die  zu  solcher  Aus- 
stellung disponiblen  Projekte  selten  ein  richtiges  Bild  dessen 
gewähren  können,  was  im  Charakter  der  wirklichen  Bau- 
Ausführungen  ihrer  Zeit  sich  ausspricht.  Es  sind  sicher 
gerade  die  am  Meisten  schaffenden  Architekten,  die  am 
Seltensten  zur  Ausstellung  geeignete,  auf  dem  Papier  völlig 
durchgearbeitete  Projekte  in  ihren  Mappen  vorräthig  hal- 
ten. Ideale  Projekte,  Konkurrenzarbeiten  pflegen  zu  über- 
wiegen; nur  einige  wenige  Architekten  hatten  diesmal  den 
Ausweg  ergriffen,  eine  Sammlung  von  Photographien  nach 
ausgeführten  Bauwerken,  die  dann  freilich  in  ihrer  äusser- 
lichen  Unscheinbarkeit  leicht  unbeachtet  bleiben,  auszu- 
stellen. Wenn  trotzalledem  einer  solchen  Ausstellung,  die 
dem  Rufe  so  manches  Künstlers  unter  seinen  Fachgenossen 
den  Weg  bahnt,  nicht  abzusprechen  sein  wird,  dass  sie 
mindestens  für  die  Kenntniss  der  Strömungen,  die  augen- 
blicklich im  Gebiete  künstlerischer  Glaubensbekenntnisse 
obwalten,  werthvollen  Anhalt  gewähren  kann,  so  wird  an- 
dererseits ein  solches  Resultat  doch  nur  mit  Vorsicht  ge- 
zogen werden  dürfen,  da  es  selten  gelingen  möchte,  dass  eine 
annähernde  Gleichmässigkeit  in  der  Beschickung  der  Aus- 
stellung stattfindet. 

Wenigstens  war  dies  zu  Hamburg  entschieden  nicht 
der  Fall,  und  so  kam  es,  dass  die  dortige  Ausstellung 
architektonischer  Entwürfe  in  gewisser  Beziehung  eine  ein- 
seitige genannt  werden  muss. 

Annähernd  vollständig  betheiligt  war  nur  Hamburg 
selbst,  nächst  ihm  die  benachbarten  Gebiete,  obgleich  in 
wesentlich  geringerem  Grade,  während  die  Leistungen 
und  Bestrebungen  wichtiger  Architekturschulen  theilweise 
völlig  ungenügend,  zum  Theil  gar  nicht  vertreten  waren. 
Dass  in  Hamburg  alle  Stile  und  Stilrichtungen  neben  ein- 
ander bestehen  und  in  einer  reichen  Bauthätigkeit  volle 
Gelegenheit  zur  Entfaltung  ihres  Schaffens  finden,  be- 
merkten wir  schon  früher.  Im  Wesentlichen  sind  es  frei- 
lich auch  hier  die  beiden  Hauptrichtungen,  welche  auf  der 
architektonischen  Anschauung  der  Antike  und  des  Mittel- 
alters fussen,  die  sich  gegenüber  stehen. 

Von  den  Vertretern  der  ersten  Richtung  war  es  in 
erster  Linie  Martin  Haller,  Hamburgs  am  Meisten  be- 
schäftigter Architekt,  der  im  Sinne  französischer  Renais- 
sance wirkt,  welcher  die  Ausstellung  mit  einigen  seiner 
effektvollen,  keck  aufgefassten,  in  meisterhaften  Architek- 
turbildern dargestellten  Entwürfe  beschickt  hatte.  Kon- 
kurrenz-Entwürfe zur  grossen  Oper  in  Paris,  zur  Kunst- 
halle und  zum  Winterhause  des  zoologischen  Gartens  in 
Hamburg,  (der  letztere  der  Ausführung  zu  Grunde  gelegt) 
der  Entwurf  zu  einem  fürstlichen  Schlosse  in  Kiel,  zu 
einer  Villa  in  Harvestehude  sind  zu  nennen.  Hai  Her 
hatte  einen  Konkurrenz  - Entwurf  zur  Kirche  in  Altona 
sowie  das  Kaufmannschaftshaus  in  Mazatlan),  der  uner- 
müdliche Rösing  sein  Projekt  zur  Börsen  - Erweiterung 
ausgestellt.  Eine  grössere  Ansammlung  von  Miethshaus- 
fa<;aden  hatte  Wex  in  seinem  Projekte  der  Durchbrechung 
des  Gängeviertels  geliefert.  ' — Eifriger  hatten,  obwohl 
der  Zahl  nach  in  Wirklichkeit  gewiss  geringer,  die  Ver- 
treter mittelalterlicher  Bauweise  an  der  Ausstellung  Theil 
genommen.  Von  Reine  und  dem  leider  verstorbenen 
Glüer  waren  zwei  elegante  Konkurrenzentwürfe  zur  Uni- 
versität in  Kiel,  sowie  für  das  Rathhaus  in  München, 
ersterer  rundbogig,  letzterer  gothisch  mit  einer  Kuppel,  zu 
sehen;  Br  ecke  Iba  um  und  March  and  hatten  Wohn- 
häuser, Klingenberg  eine  Kirche,  Hauers  eine  Markt- 
halle für  St.  Pauli,  beide  letzteren  endlich  Konkurrenz- 
Entwürfe  für  die  Kirche  zu  Altona  geliefert. 

Auch  die  beiden  in  dieser  Konkurrenz  preisgekrön- 
ten Entwürfe  von  Otzen  (Flensburg)  und  Martens  (Kiel), 
sowie  die  reduzirte  Umarbeitung  des  ersteren,  die  der 
Ausführung  zu  Grunde  gelegt  werden  soll,  waren  ausge- 
stellt und  somit  eine  grössere  Anzahl  der  höchst  beach- 
tenswerthen  Pläne,  die  jene  — trotz  der  Geringfügigkeit 
ihrer  Preise  — so  lebhaft  aufgenommene  Konkurrenz  her- 
vorgerufen hat,  vereinigt.  Ueber  die  in  Photographien 
dargestellten  Ausführungen  von  Martens  ist  in  diesem 
Blatte  vor  Kurzem  an  andrer  Stelle  die  Rede  gewesen. 
Von  Otzen,  der  gleich  Hauers  in  Hamburg  die  Rich- 
tung der  Hannoverschen  (Hase'schen)  Schule,  jedoch  mit 


mehr  Grazie  als  dieser  vertritt,  war  noch  eine  ansprechende 
Wohnhaus  - Faeade  in  Backsteinen  zu  sehen. 

Im  Uebrigen  war  die  so  strebsame  Schule  Hannovers 
nur  noch  durch  einige  Arbeiten  Ilackländer’s  (Har- 
burg) und  durch  die  Arbeiten  eines  ihrer  Meister  reprä- 
sentirt,  der  eine  selbstständige,  der  französischen  Gothik 
sich  annähernde  Richtung  einschlägt.  Oppler  hatte  in 
Photographien  nach  der  Natur  sowohl  äussere  wie  innere 
Ansichten  von  seinen  Bauten  und  Abbildungen  von  ihm 
entworfener  kunstindustrieller  Gegenstände  in  grösserer 
Anzahl  ausgestellt.  Ob  wir  den  Entwurf  eines  Theaters 
in  mittelalterlichem  Stile  von  Tochtermann  (Hildes- 
heim), einen  wunderbaren  Missgriff,  dessen  Ungeheuer- 
lichkeit wohl  noch  mehr  zu  Tage  treten  würde,  wenn 
Durchschnitte  zu  demselben  vorhanden  wären,  zu  der 
hannoverschen  Schule  rechnen  dürfen,  wissen  wir  nicht. 
Den  gothischen  Entwurf  zu  einem  Schlosse  in  Witten- 
burg von  Trosky  glauben  wir  den  anderen  Leistungen 
dieses  Stils  gegenüber  übergehen  zu  können. 

Doch  nicht  nur  im  Nordwesten  hatten  die  Gothiker, 
sich  in  besonders  eifriger  Weise  an  der  Ausstellung  be- 
betheiligt,  sondern  auch  in  anderen  Theilen  Deutschlands. 
Zwar  war  Wien,  das  seit  der  Berufung  Friedrich 
Schmidt’s  ein  Zentralpunkt  für  die  mittelalterlichen  Be- 
strebungen der  Gegenwart  geworden  ist,  durch  keinen 
gothischen  Entwurf,  sondern  nur  durch  die  bekannten 
trefflichen  Aufnahmen  der  Bauhütte  und  durch  die,  kaum 
mehr  gezeichneten,  sondern  geradezu  mit  der  Feder  ge- 
schriebenen, deshalb  aber  doch  wohl  etwas  schablonen- 
haften Reiseskizzen  von  Schulcz  Ferencz  vertreten;  der 
Schule  Schmidt’s  gehörten  hingegen  einige  Entwürfe  zu 
Kirchen  und  Wohnhäusern  von  Pieper  (Dresden)  an.  — 
Die  Kölnische  Schule,  die  den  Ausgangspunkt  für  die 
neuere  Gothik  in  Deutschland  gebildet  hat,  aus  der  auch 
Schmidt  hervorgegangen  ist,  hatte  in  Franz  Schmitz, 
der  seinen  Konkurrenz-Entwurf  zum  Rathhause  in  München 
sowie  die  Generalzeichnungen  seines  bekannten  Domwerks 
ausgestellt  hatte,  ihren  Repräsentanten  gefunden ; aus 
Kassel,  wo  die  Gothik  durch  Ungewitter  eine  an- 
scheinend bleibende  Stätte  gefunden  hat,  waren  Entwürfe 
von  Schülern  der  Bauschule  eingeliefert  worden. 

Auffallend  schwach  war  alle  dem  gegenüber  die  Ver- 
tretung der  auf  antiken  Traditionen  fussenden  Schulen. 
Wien  fehlte  hier  ganz  und  auch  die  Betheiligung  Berlins 
war  so  gering,  dass  es  wohl  hätte  befremden  können, 
wenn  nicht  bekannt  gewesen  wäre,  dass  seine  Architekten 
in  jüngster  Zeit  von  der  Dom-Konkurrenz  so  mächtig  be- 
ansprucht worden  waren,  dass  sie  der  Hamburger  Ausstel- 
lung wenig  Aufmerksamkeit  widmen  konnten.  Entwürfe 
von  von  der  II ud e und  Hen n icke,  darunter  ein  Kon- 
kurrenz-Entwurf zu  der  Manchester  Royal  Exchange , Rö- 
mer’s  Projekt  des  neuen  Frankfurter  Bahnhofs  in  Berlin, 
die  gekrönte  Schinkelfestarbeit  des  letzten  Jahres  (Par- 
lamentshaus von  Sch wechten),  sowie  eine  Auswahl  von 
Monatskonkurrenzen  des  Architekten -Vereins  mussten 
Berlin  allein  vertreten.  Märtens  in  Aachen  hatte  Pho- 
tographien seines  Wintergartengebäudes  der  Flora  in  Köln, 
einer  künstlerisch  ausgebildeten  Eisenkonstruktion,  beige- 
tragen; den  Wohnort  eines  Hrn.  Schubert,  der  einen 
streng  hellenisch  konzipirten  Börsen -Entwurf  ausgestellt 
hatte,  konnten  wir  nicht  in  Erfahrung  bringen.  — Auch 
die  Betheiligung  aus  dem  deutschen  Südwesten  entsprach 
durchaus  nicht  den  Erwartungen,  d:e  man  davon  hegen 
konnte.  Baden  war  einzig  durch  Durm  vertreten,  dessen 
prachtvolle,  in  diesem  Blatte  mehrfach  erwähnten  aqua- 
rellirten  Reiseskizzen  aus  Italien  allerdings  einen  der 
Haupt  - Anziehungspunkte  der  Ausstellung  bildeten  und 
seine  fast  zu  zierlichen  Entwürfe  (Stadthaus  in  Mainz, 
Brückenportal  in  Mannheim,  Verkaufsläden  in  Baden)  über- 
ragten. Auch  Württemberg  hatte  nur  den  einen  Namen 
Dollinger’s  aufzuweisen,  dessen  Skizzen  aus  Deutschland 
nicht  minderen  Beifall  fanden. 

Es  wären  so  die  wichtigsten  der  ausgestellten  Ent- 
würfe genannt.  Ein  Kirchen -Entwurf  Wendlcr  s in 
Bautzen,  für  den  die  im  Detail  durchgeführte  statische 
Berechnung  der  Konstruktionen  der  maassgebende  Aus- 
gangspunkt zu  sein  schieu,  sowie  die  Entwürfe  E.  H. 


549 


Hoffmann’s  in  Neustadt  W.  P.,  der  Zeichnungen  zu  sei- 
nen Tiefbauten  und  eine  Umsetzung  des  Pariser  Ausstel- 
lungspalastes sowie  der  Turnhalle  in  Hannover  in  ge- 
wölbte Anlagen  ausgestellt  hatte,  Modelle  landwirtschaft- 
licher Gebäude  von  Schubert  etc.  können  als  vereinzelt 
nicht  in  Betracht  kommen. 

Positive  Resultate  aus  der  Ausstellung  zu  ziehen 
wollen  wir  uns  aus  den  im  Eingänge  angeführten  Gründen 
ebenso  enthalten  wie  wir  uns  versagen  mussten  auf  die 
einzelnen  Entwürfe  näher  einzugehen.  Dass  die  rührigen 
Anhänger  mittelalterlicher  Bauweise  ihren  Gegnern  durch 
zahlreichere  Betheiligung,  im  Durchschnitte  jedenfalls  auch 
durch  den  Werth  ihrer  Arbeiten  den  Rang  abgelaufen 
hatten,  ist  ein  Eindruck,  den  wohl  kein  Besucher  der 
Ausstellung  von  sich  hat  abweisen  können.  Dass  dies  in 
Wirklichkeit  eben  so  der  Fall  sei,  wollen  wir  daraus 
nicht  schliessen.  Eines  aber  scheint  uns  unleugbar:  dass 
die  Wiederaufnahme  der  Gothik  noch  keineswegs,  wie 
so  oft  behauptet  wird,  schon  wieder  im  Absterben  be- 
griffen ist,  dass  sie  vielmehr  an  so  vielen  Orten,  von  so 
vielen  Meistern,  mit  so  viel  Sicherheit  und  Fertigkeit  ge- 
handhabt  wird,  dass  eine  sehr  gesunde  und  frische  Bl  üthe 
derselben  ganz  unverkennbar  ist.  Und  obgleich  wir  uns 
keineswegs  zu  den  Schildknappen  der  Gothik  zählen 
können  und  den  Schatz  hellenischer  Errungenschaft  um 
keinen  Preis  missen  möchten,  so  sind  wir  doch  unbefangen 
genug  uns  jener  Blüthe  — einer  Blüthe  zugleich  unserer 
Kunst,  die  über  griechisch  und  gothisch  steht,  von  Herzen 
zu  freuen.  — 

Und  hiermit  wollen  wir  zugleich  unsern  Bericht  über 
die  Ausstellung  aus  dem  Gebiete  der  Architektur  abschliessen, 
obgleich  die  von  uns  genannten  architektonischen  Entwürfe 
aus  der  Gegenwart  nur  einen  Theil  derselben  ausmachten. 
Die  ausgestellten  architektonischen  Publikationen,  wobei 
namentlich  Ernst  & Korn  in  Berlin  und  Morel  & Comp, 
in  Paris  vertreten  waren,  die  reichhaltige  Sammlung 
trefflicher  Photographien  von  Baudenkmalen,  in  denen 
Deutschland  den  Erzeugnissen  Frankreichs  durchaus  die 
Wage  hält,  die  mannigfaltigen  Proben  von  Baumaterialien, 
Gegenständen  des  inneren  Ausbaues,  der  Kunst -Industrie, 
konnten  sicher  beanspruchen,  beachtet  zu  werden.  Da 
es  uns  jedoch  nicht  möglich  war,  ihnen  die  eingehende 
Würdigung  zu  widmen,  die  ein  Urtheil  über  sie  erfordert, 
so  wären  wir  kaum  in  der  Lage  hier  mdhr  als  die  Namen 
der  Aussteller  erwähnen  zu  können,  womit  in  diesem 
Falle  den  Ausstellern  wohl  ebenso  wenig  als  der  Sache 
Genüge  geschehen  möchte.  — F.  — 

b.  Die  Ausstellung  aus  dem  Gebiete  des 

T . 6 

Ingenieurwesens. 

Die  Ausstellung  aus  dem  Gebiete  des  Ingenieur- 
wesens umfasste  zunächst  die  zu  den  Vorträgen  der  II rn. 


Kopeke,  Samuelson,  Hübbe  und  Hoffmann  gehö- 
rigen Zeichnungen,  von  welchen  die  letztgenannten  durch 
ihre  Abnormität  vielfach  Aufsehen  erregten  und  die  Er- 
innerung an  Brunel’s  eingestürzte  Maidenhead  - Brücke 
wachriefen. 

Aus  dem  Gebiete  des  Eisenbahnwesens  waren  die 
Projekte  zu  zwei  schwierigen  Gebirgsbahnen  ausgestellt: 
vom  Oberbaurath  Gerwig  aus  Carlsruhe  die  Kinzig- 
thal-Bodensee-Eisenbahn  von  Hornberg  bis  St. 
Georgen,  welche  Steigungen  von  1 :50  und  auf  der  Wasser- 
scheide einen  Tunnel  von  5600'  Länge  zeigt,  und  das 
grossartige  Projekt  der  St.  Gotthardsbahn  von  Brun- 
nen am  Vierwaldstädter  See  bis  Biasca  am  Ticino,  aus- 
gestellt von  B eck h (Stuttgart)  und  Gerwig  (Carlsruhe). 
Die  Wasserscheide  wird  zwischen  Göschenen  und  Airolo 
überschritten.  Ferner  sind  zu  erwähnen:  9 Blatt  aus  dem 
in  Vorbereitung  begriffenen  Werke  des  Geheimen  Regie- 
rungs-Rathes  Stein:  Die  Bauten  des  neuen  Zentral- 
Giiter-Bahnhofes  in  Stettin.  Dieselben  stellen  die 
Konstruktion  des  Viadukts  über  die  Silberwiese,  die  Fluth- 
brücke  und  Parnitzbrücke  dar.*)  Auch  Seitens  der  Pfäl- 
zischen Eisenbahnen  waren  verschiedene  Entwürfe 
ausgestellt;  vorzugsweise  erregten  die  Photographien  der 
Ludwigshafen-Mannheimer  Brücke  Interesse,  welche 
den  Bau  sowohl  während  der  Ausführung  als  nach  der 
Vollendung  darstellen. 

Aus  dem  Gebiete  des  See-  und  Hafenbaues  sind 
ausser  dem  vom  Architekten -Verein  zu  Berlin  eingesandten 
Projekte  zu  einem  Hafen  für  Arcona  von  Stuertz  zu 
erwähnen  verschiedene  Projekte  eiserner  Leuchtthürme 
und  Hafenfeuer  vom  Ober -Ingenieur  Mauser  in  Triest, 
sowie  ein  schön  gearbeitetes  Modell  eines  Dampfbaggers, 
und  ein  solches  von  einer  Drehbrücke  mit  seitlich  ange- 
brachtem Zapfen  und  beweglichen  Streben  unter  der 
Brückenbahn. 

Schiffsmodelle  und  Zeichnungen  waren  ausge- 
stellt von  Steinhaus,  Waltjen,  Kraus,  der  Nord- 
deutschen S ch  iffs  bau- Ak  ti  en  - Gesellschaft  u.  A., 
von  Dunk  er  in  Hamburg  die  Zeichnungen  zu  einem 
schwimmenden  Dock. 

Ueber  die  reichhaltigen  Ausstellungen  der  Resultate 
von  Dynamit -Sprengungen,  sowie  der  verschiedenartigsten 
Zement-  und  Betonproben,  welche  letztere  Seitens  der 
Stettiner  Portland  - Zement  - Fabrik  „Stern“  eingesandt 
waren,  zu  berichten  muss  Referent  sich  versagen. 

G.  H. 


*)  Die  Bemerkung:  „Entworfen  von  Stein“  ist  wohl  nur  durch 
ein  Versehen  unter  die  Zeichnung  der  Fluthbrücke  im  Oderthal 
gerathen.  (Der  Referent.) 


Ilittheilungen  über  die  Aufstellung  des  eiserueu  Hallendaches  beim  neuen  Stations-Oebäude  der  König!.  Niedcrschlesisch- 

Ilärkischeu  Eisenbahn  in  Kerlin. 

(Schluss.) 


Für  die  zur  Fertigstellung  des  Daches  noch  anderweit 
nothwendig  werdenden  Arbeiten  des  Zinkdeckers,  Glasers  und 

Figur  3. 


Anstreichers  sind  zwei  kleine  fahrbare  Gerüste  errichtet 
worden,  welche  auf  jj  zweien  der  seitlich  angelegten  Geleise 
laufen,  beiderseits  aber  so  weit  ausgekragt  sind,  dass  in  der 
Mitte  der  Halle  nur  ein  schmaler  Spalt  zwischen  ihnen  bleibt. 
Sie  können  somit  nach  Bedürfniss  als  eine  Rüstung  quer 
durch  den  ganzen  Raum  oder  jede  für  sich  auf  einer  von 
beiden  Seiten  gebraucht  werden.  Weil  diese  Rüstungen  nicht 
stark  belastet  werden,  so  sind  sie  auch  viel  leichter  konstruirt; 
jede  derselben  ist  etwa  430  Ztr.  schwer  und  kann  von  10 
bis  12  Mann  bereits  durch  AnstemmeD  der  Schulter  geschoben 
werden.  (Fig.  3.)  $$ 

In  Betreff  der  Eindeckungs  - Arbeiten  kann  noch  Folgen- 
des mitgetheilt  werden: 

Die  Halle  soll  über  den  Perrons  oder  genauer,  soweit 
die  dreieckigen  Endfelder  des  Binders  reichen,  auf  der  oberen 
Gurtung  derselben  mit  gewelltem  Zinkbleche,  über  den  fünf 
Mittelfeldern  aber  mit  Rohglas  überdeckt  werden.  Die  mit 
Glas  zu  überdeckende  Fläche  ist  in  eine  Anzahl  Pultdächer 
zerlegt,  deren  Neigung  1:3  bis  1:4  ist.  In  der  First 
schliessen  sich  zwei  solcher  Pultdächer  zu  einem  Satteldach 
zusammen,  unter  welchem  ein  Rauch -Abzug  offen  gelassen 
ist.  Auch  die  zwischen  den  einzelnen  Pultdächern  angeord- 
neten Absätze  werden  zur  Ventilation  der  Halle  benutzt. 


550 


Es  liegen  hier  nämlich  Gitterfetten , welche  die  Sparren 
tragen,  und  deren  Maschen  der  Luft  freien  Durchzug  ge- 
währen (Fig.  4.).  Kleine  Mengen  durch  diese  Luftöffnungen 
eintreibenden  Schnees  wird  man  sich  im  Winter  gefallen  lassen 
müssen , hat  dafür  aber  im  Sommer  nicht  von  drückender 
Hitze  in  der  Halle  und  den  anstossenden  Räumen  zu  leiden. 


Figur  4. 


Die  Art  der  Eindeckung  des  gewellten  Zinkbleches  auf 
eisernen  Winkelfetten  mittelst  unterhalb  an  die  Tafeln  ge- 
lötheter,  verzinnter  Eisenblechhafter  bietet  nichts  Neues  dar. 
Es  sei  nur  noch  erwähnt,  dass  das  erste  und  die  beiden  letzten 
Binderfelder  ganz  mit  Zinkblech  gedeckt  werden  sollen.  Da- 
gegen dürfte  der  Eindeckung  des  Glases  mittelst  Rinnen- 
sparren, Schrauben  und  Bügeln  zu  gedenken  sein,  die  zwar 
auch  nicht  neu  zu  nennen  ist,  welche  aber  mit  Berücksichti- 
gung aller  an  den  bisherigen  Eindeckungen  dieser  Art  ge- 
machten Erfahrungen  zur  Ausführung  kommen  soll.  Deckungen 
nach  dieser  Konstruktion  wurden  vor  Allein  bei  der  Eisen- 
bahn-Empfangshalle zu  Darmstadt,  dann  auch  in  Berlin  an 


Figur  5. 

Längen-  und  Querschnitt. 


der  Markthalle  und  der  Empfangshalle  der  Berlin-Görlitzer 
Eisenbahn  in  Anwendung  gebracht.  Bei  dem  in  Rede  stehen- 
den Bau  soll  die  Eindeckung  in  folgender  Weise  geschehen. 

Ueber  der  Binder-Zwisehenweite  sollen  vier  Bahnen  von  y, 
Zoll  starken  Rohglastafeln  auf  "W  förmig  gewalzten  Sparren 
mit  1 Zoll  Zwischenraum  und  5 Zoll  gegenseitiger  Ueber- 
dcckung  verlegt  werden,  so  dass  sämmtliche  Tafeln  2'  11"  j 
breit  sind.  Ihre  Längen  sind  je  nach  den  Pultdächern,  auf 
denen  sie  liegen,  verschieden  und  betragen  3'  4",  3'  5",  3'  | 
7y*"uud3'  9".  — Es  sind  “LT  förmige  Sparren  als  Auflager 
der  Tafeln  gewählt,  um  das  Wasser,  welches  der  Wind  zur  , 


Seite  und  über  den  Rand  der  Tafel  treibt,  sicher  aufzufangen 
und  abzuführen.  Bei  Anwendung  von  Sprosseneisen  würde  es 
schwer  halten  die  senkrecht  liegenden  Fugen  zwischen  den 
‘/a"  Glastafeln  von  ca.  10Q]'  Fläche  und  dem  Eisen  sicher  zu 
dichten,  da  ja  Bewegungen  im  Dache  nicht  ganz  zu  vermeiden 
sind.  Um  einen  dichten  Anschluss  der  sich  überdeckenden 
Glastafeln  an  die  Sparren  zu  erzielen  und  dadurch  zu  ver- 
hüten, dass  das  Wasser,  anstatt  in  die  Rinnen  zu  fliessen,  an 
den  Unterflächen  der  Tafeln  entlang  geführt  werde,  war  es 
nöthig  die  Sparren  mit  stufenförmigen  Absätzen  zu  versehen. 
Da  ein  Einschneiden  derselben  sehr  erhebliche  Kosten  verur- 
sacht hätte  und  die  Anbringung  keilförmiger  Zwischenlager 
von  vulkanisirtem  Kautschuk,  wie  sie  der  Unternehmer  vor- 
schlug, wegen  der  Vergänglichkeit  dieses  Materials  unter  einer 
den  Sonnenstrahlen  ausgesetzten  Glasdecke  Bedenken  erregte, 
so  wurde  vorgezogen  derartige  Keile  von  Eisen  anfertigen 
zu  lassen.  Dieselben  sind  Va"  breit,  an  dem  einen  Ende  */« ", 
ain  anderen  J/j"  stark  in  den  erforderlichen  Längen  auf  dem 
Walzwerk  zu  Hörde  stückweis  ausgewalzt  worden  und  wurden 
auf  den  oberen  Flantschen  der  "LT  förmigen  Sparren  auf- 
genietet (Fig.  5.). 

Um  die  Glastafeln  gegen  den  Angriff  des  Sturmes  auf 
den  Sparren  festzuhalten,  sind  innerhalb  der  letzteren  Schrau- 
benbolzen mit  übergesteckten  eisernen  Bügeln  und  darüber 
befindlichen  Muttern  angebracht  und  zwar  deren  zwei  auf 
jede  Abstufung.  Die  Schraubenbolzen  sitzen  mit  einem  Bund 
auf  der  Sohle  des  Rinnensparrens  auf  und  sind  unterhalb 
warm  vernietet,  damit  sie  ganz  dicht  schliessen.  Die  beiden 
Bügel  stützen  sich  auf  je  zwei  benachbarte  Tafeln  und  werden 
nur  leise  angezogen , auch  wird  etwas  Mennige-Kitt  zwischen 
Eisen  und  Glas  gebracht,  um  Spannungen  im  Glase,  welche 
dessen  Zerbrechen  herbeiführen  würden,  zu  verhüten. 

Ebenso  werden  die  Glastafeln  mit  einer  dichten  Kittfuge  auf 
der  Oberfläche  der  eisernen  Keile  verlegt.  In  ihrer  gegen- 
seitigen 5 Zoll  breiten  Ueberdeekung  werden  sie  sowohl  am 
oberen  wie  am  unteren  Rande  mit  Kitt  gedichtet.  Es  geschieht 
dies,  um  diesen  Zwischenraum  ausser  von  Wasser,  Eis  und 
Schnee  auch  vom  Staub  der  Strasse  und  vom  Russ  der  Lo- 
komotiven frei  zu  erhalten,  der  sich  hier  sehr  bald  in  unre- 
gelmässig vertheilten,  sehr  hässlich  ausseheuden  Ansammlungen 
zeigen  würde.  Die  Rohglastafeln  sind  nun  aber  nicht  so 
eben  und  gleichmässig  stark  zu  haben,  dass  ein  in  gleicher 
Breite  aufgetragener  Kittstreifen  nach  dem  Aufeinanderlegen 
der  Scheiben  auch  parallele  Ränder  behielte;  auch  würde 
nur  an  den  Kauten  der  Glastafeln  der  herausgedrückte  Kitt 
mit  dem  Messer  entfernt  werden  können,  während  eine  solche 
Nachhülfe  im  Innern  des  Zwischenraumes  nicht  möglich  ist. 
Um  nun  gleichwohl  auch  hier  gerade,  parallele  Ränder  er- 
scheinen zu  lassen,  ist  ein  Vorschlag,  den  ein  beim  Bau  be- 
schäftigter Glasermeister  gemacht  hat,  von  der  Bau -Verwal- 
tung späterhin  für  die  Ausführung  vorgeschrieben  worden. 
Es  werden  nämlich  sämmtliche  Tafeln  an  den  Stellen,  auf 
welchen  Kitt  aufliegen  soll,  mit  einem  1 Zoll  breiten  Streifen 
von  Mennige -Oelfarbe  versehen;  man  erreicht  hierdurch  noch 
den  Vortheil,  dass  der  Kitt  besser  auf  dem  Glase  haftet. 
Dies  Bestreichen  mit  Farbe  ist  bereits  bei  sämmtlichen  Tafeln 
und  zwar  unten  im  Bau  vorgenommen.  An  der  First  des 
Glasdaches  über  dem  Rauchabzug  wird  die  Fuge  durch  eine 
Kappe  von  Zinkblech  überdeckt,  welche  in  der  Fuge  selbst 
ihre  Befestigung  findet. 

Endlich  soll,  um  die  Lage  jeder  Tafel  gegen  Abrutschen 
bei  den  unvermeidlichen  Erschütterungen  durch  Wiudstösse 
zu  sichern,  um  das  untere  Ende  zweier  Nachbartafelu,  soweit 
dasselbe  in  der  Rinne  des  Sparrens  liegt,  ein  gemeinschaft- 
licher Schuh  von  starkem  Zinkblech  (No.  13.)  gelegt  werden, 
der  nur  aus  einem  zweimal  im  rechten  Winkel  um  die  obere 
und  untere  Kante  der  Glastafelu  gebogenen  rechtwinklichen 
Blechstreifen  besteht  und  so  lang  ist,  dass  er  mittelst  zweier 
Löcher,  oben  und  unten,  über  den  nächst  oberen  Bügelschrau- 
benbolzen gestreift  wird,  der  nun  also  die  Funktion  hat,  die 
Scheibe  gegen  Bewegungen  nach  oben  und  in  schräger  Ebene 
nach  unten  zu  halten.  Es  ist  nothwendig,  dass  dieser  Ziuk- 
streifen  innerhalb  der  Rinne  verbleibe,  denn  falls  er 
zwischen  dem  Glase  und  dessen  Auflager  auf  dem  Eisen  nach 
inuen  hervorträte,  so  würde  sich  längs  des  Bleches  Wasser 
hinzieheu  und  iu  die  Halle  tropfen  können. 

Bei  anderen  nach  dieser  Konstruktion  gedeckten  Dächern 
hat  man  auch  statt  des  auf  beiden  Seiten  umgelegteu  Blech- 
streifens  ein  nur  oberhalb  des  Glases  über  den  Bolzen  ge- 
hängtes Blech  mit  nach  unten  herumgreifendem  Haken  ange- 
wendet.  In  dieser  Form  muss  das  Blech  natürlich  viel  stärker 
sein , als  das  oben  bezeichnete  Zinkblech ; man  hat  es  meist 
aus  starkem  Eisenblech  gebogen.  Da  aber,  nach  gemachten 
Erfahrungen,  beim  Einhängen  der  Glastafeln  in  die  Schuhe, 
wenn  letztere  vorher  iu  der  Werkstatt  angefertigt  und  gelocht 


551 


wurden,  sich  oft  kleine  Zwischenräume  zwischen  dem  Glasrand 
und  Schuh  ergeben,  welche  dann  mit  Holzstiicken  oder  anderen 
Körpern  ausgezwickt  werden , so  ist  es  vorzuziehen,  die 
Schuhe  erst  auf  dem  Dache  stückweise  anzupasseu  und  zu 
lochen,  und  um  letzteres  leichter  durchzuführen,  ist  Zinkblech 
geeigneter  als  Eisenblech. 

Es  sei  noch  erwähnt,  dass  beabsichtigt  wird,  das  von 
dem  Glasdache  abtropfende  Wasser  nicht  über  das  gewellte 
Zinkblech  frei  abfliessen  zu  lassen,  sondern  in  Rinnen  zu 
sammeln  und  durch  Rohre  den  grossen  Abfallröhren  des 
Hallendaches  zuzuführen.  Es  ist  nämlich  an  einem  kleineren 
probeweise  in  der  hier  beschriebenen  Weise  ausgeführten 
Dache  desselben  Neubaues  beobachtet  worden,  dass  trotz  des 
sorgfältigsten,  bei  trockener  Witterung  ausgeführten  Oel- 
farben  - Anstriches  das  durch  die  Sparrenrinnen  abtropfende 
Wasser  das  Eisen  der  Rinnen  und  Bolzen  mit  der  Zeit  an- 
greift und  dass  sich  dann  unter  den  Traufen  dieser  Rinnen 
auf  dem  Zinkdache  Bahnen  von  braunem  Rost  bilden,  der, 
abgesehen  von  seinem  schädlichen  Einfluss  auf  die  Haltbarkeit 
des  Zinks,  nicht  gerade  zur  Zierde  des  weithin  sichtbaren 
Hallendaches  dienen  würde.  An  dem  Fusse  der  Sichelträger 
ist  auf  der  oberen  Gurtung  durch  einige  Winkeleisen  ein 
Auflager  für  die  Dachrinne  gebildet , welche  aus  2 Zoll 
starken  Bohlen  gefertigt,  sich  einerseits  an  die  Dachschräge 
so  anschmiegt,  dass  das  gewellte  Zinkblech  5 Zoll  breit 
in  dieselbe  hineinragt,  während  die  andere  Wandung  loth- 
recht  hinter  dem  Mauerwerk  des  äusseren  Hauptgesimses 
steht.  Es  ist  aber  Sorge  getragen , dass  das  Wasser  bei 
etwaiger  Anstauung  in  dieser  Rinne  nicht  das  Mauerwerk 
erreicht , sondern  auf  den  asphaltirten  Perron  tropft  und 
hierdurch  die  eingetretene  Unregelmässigkeit  anzeigt.  Die 
Abführung  des  Wassers  aus  der  Rinne  geschieht  durch  guss- 
eiserne, 7*  Zoll  starke,  8 Zoll  weite  Abfallrohre,  welche  in 
Entfernungen  von  60  Fuss  senkrecht  unter  einem  Binder  frei 


an  der  Mauer  abwärts  in  unterirdische  Thonrohre  geleitet 
werden. 


Die  aufzuwendenden  Kosten  für  die  Herstellung  der 
Hallenüberdeckung  lassen  sich,  soweit  es  bei  einem  noch  mitten 
in  der  Ausführung  begriffenen  Bau  überhaupt  möglich  ist, 
wohl  übersehen.  — Bei  der  Geschäftsstille  in  diesem  Jahre 
sind  fast  durchweg  geringe  Preise  offerirt  worden. 

Die  Eisen-Konstruktion  für  sich  allein  kostet 

fertig  und  aufgestellt  61000  Thlr. 

oder  da  77,800  Q'  zu  überdecken  sind, 
pro  □'  23  Sgr.  6 Pf. 

Hierzu  tfütt: 

die  Eindeckung  mit  Rohglas  mit  24000  Thlr. 

die  Eindeckung  mit  Wellenblech  mit  6000  Thlr. 


die  Boblenrinne,  ihre  Ausfütterung  mit 

Zinkblech  und  andere  Ziukdeckerarbeiten 

mit  3200  Thlr. 

der  Oelfarbenanstrich  des  Eisens  und  der 

Unterfläche  des  Zinks  mit  2100  Thlr. 

die  Zimmerarbeiten  zum  abgebundenen 

schwereren  Gerüst  mit  1080  Thlr. 

dieselben  zu  den  beiden  leichteren  Gerüsten  500  Thlr. 

(das  Holz  wurde  aus  dem  Abbruch  des 

alten  Stationsgebäudes  gewonnen) 

die  Schmiedearbeit  zu  den  Gerüsten  mit  190  Thlr. 

die  Fahrbarrnachung  derselben  mit  27 
Eisenbahnwagen-Axen  mit  360  Thlr. 

die  Anlage  interimistischer  Geleise  (das 
mittelste  ist  bereits  definitiv  gelegt)  ohne 
Material  mit  200  Thlr. 


Summa:  98,630  Thlr. 
Es  kostet  demnach  der  Q'  Grundfläche  rund 
1 Thlr.  8 Sgr. 

Berlin,  im  Dezember  1868.  Send ler. 


Nathmliteu  über  den  gegenwärtig  in  Ausführung  begriffenen  Bau  der  Pillauer  Bolen - Hauern. 


Die  Zeitschrift  für  Bauwesen  — Jahrgang  1867  — ent- 
hält eine  gedrängte  Beschreibung  des  Pregelstroms  und  am 
Schlüsse  derselben  auch  Nachrichten  vom  Pillauer  Hafen  unter 
Beifügung  von  Plänen  über  den  Zustand  des  letzteren  in  den 
Jahren  1582,  1656,  1743  und  1865.  — Hiernach  haben  die 
alten  Pillauer  Molen-Dämme  durch  den  Sturm  am  12.  Dezbr. 
1863  eine  so  vollständige  Verwüstung  erfahren,  dass  es  zur 
Verhütung  weiteren  Abbruchs  damals  nur  darauf  ankam,  durch 
Herbeischaffüng  und  Verpackung  möglichst  grosser  Granit- 
blöcke, welche  aus  der  See,  zum  Theil  auch  aus  dem  kurischen 
Haff  entnommen  wurden,  wiederum  einen  Schluss  der  Werke 
herbeizuführen. 

Für  die  demnächstige  Wiederherstellung  wurden  die  ver- 
schiedensten Projekte  aufgestellt.  Zur  Vorbereitung  der  Aus- 
führung wurde  beschlossen  und  höheren  Orts  genehmigt,  so- 
fort mit  Anfertigung  von  Betonquadern  vorzugehen.  — 
In  den  Jahren  1864  und  65  wurden  über  300  Stück  derselben  in 
Grössen  von  */i  resp.  s/*  Schachtruthen  Inhalt  angefertigt.*) 

Auf  der  Nehrung  wurde  ein  angemessener  Arbeitsplatz 
hergerichtet  und  auf  demselben  ein  Laufkrahn  auf  hoher 
Rüstung  aufgestellt , zwischen  welcher  die  Transportprahme 
eingefahren  werden  sollten.  Die  Anfertigung  der  Quadern, 
zu  welchen  die  Materialien  im  Verhältniss  wie  1:  3:  5 ge- 
mischt wurden,  geschah  in  Formkästen  mit  abnehmbaren 
Seitenwänden.  Jeder  Quader  erhielt  am  Boden  und  an  den 
beiden  langen  Seitenwänden  einen  Einschnitt  für  die  Trans- 
portkette. Die  geschlagenen  Steine  waren  nicht  viel  grösser 
als  gewöhnliche  Chaussirungsdecksteine,  die  Betonmasse  wurde 
mit  kleinen  Stampfen  in  die  Form  gedrückt  und  es  wurde 
streng  darauf  gehalten,  dass  immer  frische  Betonmasse  in  die 
Form  gebracht  wurde.  Von  Maschinen  wurde  abgesehen. 

Die  Ereignisse  des  Jahres  1866  veranlassten  auch  in  den 
Pillauer  Hafenarbeiten  eine  Störung  und  erst  1867  kam  es 
zur  definitiven  Feststellung  des  Bau-Projektes.  Dasselbe  be- 
stimmt die  Ausführung  einer  10  Fuss  breiten  und  über  Mittel- 
wasser 10  Fuss  hohen  Mauer  mit  viertelkreisförmig  ange- 
wölbtem Fuss,  aus  gespaltenen  Granitsteinen  in  der  Grösse, 
wie  sie  ein  Mann  bequem  und  frei  heben  kann,  und  Zement- 
mörtel. 

Die  seit  1865  bereit  liegenden  300  Stück  Betonquadern 
blieben  von  der  Verwendung  zur  Mauer  ausgeschlossen;  es 
haben  dieselben  aber  später  anderweite  Verwendung  gefunden. 

Nach  diesem  Projekte  wurden  im  Jahre  1867  noch  660  Fuss 
Mauer  auf  dem  Fundament  der  Nordmole  ausgeführt;  der 

*)  Hiernach  sind  die  in  Pillau  angestellten  Versuche  früheren 
Datums  als  die  in  Nummer  48  d.  Z.  aus  Swineinünde  erwähnten. 


vordere  Theil  blieb  aber  auf  halber  Höhe  liegen,  ln  diesem 
Jahre  hat  das  Werk  die  gesammte  Länge  von  1440  Fuss 
erreicht;  der  vordere  Theil  ist  auch  auf  4 Fuss  zurück- 
geblieben. Die  Mauer  hat  wiederholten  heftigen  Stürmen 
vortrefflich  Widerstand  geleistet,  jedoch  machen  sich  in  der- 
selben jetzt  einige  Querrisse  von  der  Dicke  einer  Messerspitze 
bemerklieh,  deren  Entstehung  übrigens  auch  im  Temperatur- 
wechsel  seine  Ursache  haben  kann. 

Die  Ausführung  wird  in  dieser  Weise  fortgesetzt  werden, 
eingeraminte  Pfähle  werden  nirgends  verwendet.  Hingegen 
ist  Aussicht  vorhanden,  dass  der  Antrag,  die  Mauer  von  jetzt 
ab  auf  16  Fuss  zu  verbreitern  und  nach  dem  Kopfe  zu  um 
4*/j  Fuss,  in  3 Absätzen  ä 1 Vj  Fuss,  zu  erhöhen  und  dann 
derselben  eine  3 Fuss  hohe  Brustmauer  zu  geben,  dio  höhere 
Genehmigung  erhalten  wird.  Ohne  solche  Verbreiterung 
und  Erhöhung,  welche  als  das  Minimum  angesehen  wird,  ist 
von  der  Mole  aus  den  an  derselben  gescheiterten  Schiffen 
keine  Hülfe  zu  bringen.*) 

Die  oben  beschriebenen  Betonquadern  haben  nun  ihre  Ver- 
wendung in  einer  Reihe  vor  dem  Fusse  der  Mauer  als  Deck- 
lage der  unter  Wasser  befindlichen  Steinschüttung  gefunden, 
die  aufzubringen  nothwendig  schien,  weil  diese  Schüttung  doch 
im  Ganzen  aus  zu  kleinen  und  deshalb  zu  leicht  beweglichen 
Steinen  besteht.  Die  Quadern  mit  weniger  Ausnahme  aus 
englischem  Portland-Zement  aus  der  Fabrik  von  Robins  au- 
gefertigt, entsprechen  in  Bezug  auf  ihre  absolute,  relative  und 
rückwirkende  Festigkeit  zwar  allen  Anforderungen  und  erfüllen 
auch  vorläufig  ihren  Zweck;  da  sie  sich  indessen  doch  mehr 
oder  weniger  verschieben  und  an  einander  reiben  können, 
weil  sie  nicht  schliessend  gelegt  werden  konnten,  so  haben  sie 
die  Kanten  schon  vielfach  verloren  und  werden  in  nicht 
langer  Zeit  die  Form  eines  Kiesels  annehmen  und  ihren 
Zweck  mehr  und  mehr  verlieren. 

Für  die  ferneren  Vorlagen  soll  daher  die  Anfertigung  von 
Betonquadern  nicht,  vielmehr  nur  die  Verwendung  gespaltener 
Granite  aus  Schweden  beantragt  werden,  deren  Beschaffung 
kaum  */,  mehr  kostet. 

Königsberg,  im  Dezember  1868.  O. 


*)  Am  5.  November  1867,  als  die  See  fast  2'  hoch  über  die 
neue  Mauer  überstürzte,  strandete  der  Schoner  Hirundo  auf  der 
Pillauer  Südmole  und  3 Mann  Besatzung  ertranken.  Am  29.  No- 
vember 1867  strandete  ebenfalls  auf  der  Mitte  der  Pillauer  Süder- 
mole  der  Schoner  Rudolf;  von  der  Besatzung  ertranken  2 Mann; 
der  dritte  Mann , der  Kapitän,  band  sich  die  Sehiessleine  um  den 
Oberleib  und  liess  sich  etwa  50  Ruthen  durch  die  See  an  s Land 
ziehen.  Er  wurde  zum  Leben  zurück  gebracht. 


552 


Mittheilungen  aus  Vereinen. 

Architekten-  und  Ingenieur  - Verein  zu  Prag.  Die 

Wochenversammlung  am  24.  November  1868  war  sehr  schwach 
besucht.  Die  vorbereiteten  Journalberichte  unterblieben  des- 
halb und  Hr.  Prof.  Schmidt  referirte  nach  Hirzel’s  Jahrbuch 
der  Erfindungen  über  die  letzten  astronomischen  Errungen- 
schaften, betreffend  die  Sonnenflecken,  die  Veränderung  des 
MoDdkraters  Liane  und  den  als  Doppelstern  erkannten  Sirius. 

In  der  Wochenversammlung  am  28.  November  erklärte 
Hr.  Assistent  Eduard  Schmitt  das  Prinzip  von  Oskar  Roeper’s 
System  beweglicher  Brücken  und  dem  Regulator  für  Taucher 
von  Rouqueyrol,  durch  welchen  die  von  dem  Taucher  einge- 
athmete  komprimirte  Luft  immer  diejenige  Spannung  besitzt, 
welche  dem  veränderlichen  Wasserdruck  Gleichgewicht  hält. 
Hierauf  zeigten  die  Hrn.  Franz  Stark  und  Wellner  ein 
grösseres  und  ein  kleineres  Gyroskop  und  Hr.  Wellner  gab 
die  Erklärung  dieses  bekannten  aber  höchst  interessanten 
K reiselapparates. 

In  der  Wochenversammlung  am  12.  Dezember  hielt  Hr. 
Landesingenieur- Adjunkt  Theodor  Nosek  einen  Vortrag  über 
Ventilation  der  Stallungen.  Er  schloss  seinen  Vortrag  mit 
dem  Vorschläge  einer  neuen  Art  Ventilationsaulage,  bei  welcher 
der  Stalldunst  nicht  wie  gewöhnlich  nach  aufwärts,'  sondern 
mittelst  abwärts  gehender  Luftströmung  abgeführt  werden  soll, 
wodurch  nicht  nur  der  Stallraum  am  vollständigsten  ventilirt, 
sondern  auch  die  Stalldecke  vor  den  schädlichen  Einflüssen 
der  Dünste  möglichst  bewahrt  wird.  — 


Verein  für  Eisenbaiink unde  zu  Berlin.  Versammlung 
am  8.  Dezember  1868.  Vorsitzender  Herr  Hagen.  Schrift- 
führer Herr  Schwedler. 

Eingegangeu  war  eine  Broschüre  über  die  Ursachen  der 
Dampfkesselexplosionen  von  Herrn  Hipp  in  Coblenz.  Der 
Vorsitzende  machte  daraus  Mittheilungen,  aus  denen  sich  er- 
giebt,  dass  die  Hauptursache  der  Explosionen  in  Bildung  von 
Knallgas  bei  Wassermangel  gefunden  wird. 

Herr  W edding  beschrieb  eine  von  ihm  für  die  Märkisch- 
Posener  Eisenbahn  konstruirte  Maschine  zum  Kappen  der 
Eisenbahnschwellen.  Die  Messerwelle  arbeitet  bei  derselben 
unterhalb  der  darüber  hingeführten  Schwellen  und  besorgt  so 
die  Ausschnitte  für  die  Auflegung  der  Schienen  in  gleich- 
förmiger Tiefe,  unabhängig  von  der  Dicke  der  Schwellen. 
Die  Maschine  kann  pro  Tag  300  Schwellen  bearbeiten. 

Herr  Mell  in  referirte  darauf  über  die  Verhandlungen 
einer  Konferenz , welche  in  den  letzten  Tagen  des  Monats 
November  von  der  technischen  Kommission  des  Vereins  deut- 
scher Eisenbahnen  zu  Leipzig  abgehalten  worden  ist  und  die 
Feststellung  ähnlicher  allgemeiner  Bestimmungen  für  den  Bau 
und  Betrieb  sekundairer  Eisenbahnen  bezweckte,  wie  solche 
in  den  „technischen  Vereinbarungen  des  Vereins  deutscher 
Eisenbahn  - Verwaltungen  über  den  Bau  und  die  Betriebs- 
Einrichtungen  der  Eisenbahnen  Deutschlands“  für  die  Haupt- 
bahnen bereits  vorliegeu. 

Herr  Redlich  hielt  einen  kritisirenden  Vortrag  über  den 
Antrag  von  Harkort  und  Genossen  im  Abgeordnetenhause, 
betreffend  die  Einführung  des  Einpfennigtarifs  für  Gütertrans- 
porte und  Herabsetzung  der  Tarife  für  Personentransporte, 
und  wies  nach , dass  die  Annahme  der  darin  aufgestellten 
Prinzipien  weder  für  die  Eisenbahnen  noch  für  deu  Staat  von 
günstigen  Wirkungen  sein  könne.  Herr  Weishaupt  hob 
hervor  , dass  keine  Preussische  Eisenbahn  eine  Rente  von 
10  Prozent  abwerfe.  Die  Durchschnitts-Einnahmen  sind  in 
den  Jahren  1865  bis  1868  von  75,000  Thlr.  auf  80,000  Thlr. 
pro  Meile  gestiegen,  die  Rente  dagegen  ist  von  6 Proz.  auf 
5‘/j  Proz.  gefallen.  Durch  Einführung  der  vierten  Wagenklasse 
und  der  Retourbillets  sind  in  Preussen  so  billige  Tarife  her- 
gestellt, wie  nirgendwo,  und  ist  das  Risiko  bei  Eisenbahn- 
unternehmungen mit  5*/»  Proz.  gegenwärtige  Rente  nicht  zu 
hoch  bezahlt. 

Am  Schlüsse  der  Sitzung  gedachte  der  Vorsitzende,  Herr 
Hagen,  der  im  Laufe  des  Jahres  durch  den  Tod  ausgeschie- 
denen Vereinsmitglieder  und  legte  danach  sein  Amt,  welches 
er  22  Jahre  hintereinander  verwaltet  hatte,  nieder  mit  der 
Erklärung,  eiue  Wiederwahl  nicht  annehmeu  zu  können. 
Ein  Gleiches  erklärte  der  Stellvertreter,  Herr  Wiebe. 
Nach  der  darauf  folgenden  statutenmässigen  Neuwahl  des 
Vereins -Vorstandes  besteht  derselbe  pro  1869  nunmehr  aus 
den  Herren  Weishaupt,  Koch,  Schwedler,  Redlich, 
Ebeling  und  Ernst. 

Ar  chitekten  - Verein  zu  Berlin.  — Hauptversammlung 
am  19.  Dezember  186S.  Vorsitzender  Hr.  Boeckmaun,  an- 
wesend 88  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  theilte  mit,  dass  der  (seinem  Inhalte  1 


nach  schon  vorher  bekannt  gewordene)  Bescheid  der  Königl. 
Ministerien  auf  das  Gesuch  des  Vereins  um  Ertheilung  der 
Korporationsrechte  durch  das  Königl.  Polizei -Präsidium  nun- 
mehr wirklich  eingegangen  sei.  Den  Beschlüssen  der  letzten 
Hauptversammlung  zufolge  hat  Seitens  des  Vorstandes  sofort 
gemeldet  werden  können , dass  der  Verein  die  gewünschten 
Abänderungen  seines  Statuts  bereits  vollzogen  habe.  — Eine 
Anfrage,  ob  der  Vorstand  Schritte  thun  solle,  um  den  zu 
gegenwärtiger  Versammlung  benutzten  Saal  statt  des  bisherigen, 
zu  erlangen,  wurde  bejaht. 

Nachdem  der  Vorsitzende  hierauf  die  traurige  Nachricht 
gemeldet  hatte,  dass  der  durch  seine  Sgraffito-Arbeiten  schnell 
bekannt  gewordene  Maler  Max  Loh  de  aus  Berlin,  der  auch 
den  architektonischen  Kreisen  und  vielen  Mitgliedern  des  Ver- 
eins nahe  stand,  auf  einer  Reise  in  Italien  zu  Neapel  plötzlich 
verstorben  sei,  berichtete  Hr.  Ende  über  die  Schritte  der 
Kommission  für  Beschickung  der  Industrie  - Ausstellung  zu 
Wittenberg. 

Dieselbe  ist  mit  dem  dortigen  Komite  in  Verbindung  ge- 
treten und  hat  das  zuvorkommendste  Eingehen  auf  alle  von 
ihr  ausgesprochenen  Wünsche  gefunden.  Hiernach  ist  es  ge- 
stattet die  Anmeldung  bis  Februar  verschieben  zu  dürfen,  und 
wird  ein  besonderer  Theil  des  Ausstellungsgebäudes  für  den 
Architektenverein  und  den  Verein  Berliner  Künstler  einge- 
räumt werden.  Aus  den  Mittheilungen  des  Wittenberger  Ko- 
mites  geht  übrigens  hervor,  dass  die  Ausstellung  auch  ander- 
weit,  namentlich  in  Oestreich  und  Süddeutschland  grosses 
Interesse  erregt,  so  dass  derselben  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  ein  glückliches  Gelingen  bevorsteht.  Die  Kommission 
des  Architektenvereins,  welche  auch  beabsichtigt  die  Zeich- 
nungen verstorbener  Vereinsmitglieder  und  solcher  Fach- 
genossen, die  dem  Verein  nahestehen,  für  die  Ausstellung  zu  ge- 
winnen, glaubt,  dass  dieses  Interesse  noch  wesentlich  erhöht 
werden  könne,  wenn  der  Verein  die  ihm  verwandten  grösseren 
deutschen  Architekten-Gesellschaften,  sowie  alle  kleineren  Ver- 
einigungen von  Fachgenossen  und  deren  Gesammtheit  zu  leb- 
hafter Betheiligung  an  der  Wittenberger  Ausstellung  besonders 
aufrufe.  Der  Verein  genehmigte  einstimmig  ein  solches  Vor- 
gehen. 

Es  folgte  demnächst  die  Beantwortung  einer  grösseren 
Anzahl  technischer  Fragen  durch  die  Herren  Franzius  und 
Herr  mann.  Wir  heben  daraus  nur  eiue  hervor,  welche 
Anlass  zu  einer  Diskussion  zwischen  den  Herren  Franzius, 
Dircksen  und  Herrmann  gab,  die  Frage,  ob  bei  Anwen- 
dung der  Nasmith’schen  Dainptramme  ein  baldiges  Undicht- 
werden der  Dampfleitung  durch  ein  Drehen  der  Pfähle  zu 
befürchten  sei  oder  nicht.  Herr  Franzius,  sowie  na- 
mentlich Herr  Dircksen  vertheidigten  die  Nasmith'sche 
Ramme,  deren  Anwendung  durch  die  Möglichkeit  in  der  Mi- 
nute 20  Schläge  geb-m  zu  können,  grosse  Vorth'  ile  gewährt. 
Ihre  ältere  Form  liess  allerdings  Manches  zu  wünschen  übrig 
und  habe  sie  damals  häufig  den  Dienst  versagt.  Dass  sie  nur 
selten  angewendet  werde,  beruhe  wesentlich  in  den  hohen 
Kosten  ihrer  Anschaffung  und  Unterhaltung;  doch  ist  sie  bei 
grossen  Ausführungen  (Hafen  in  Geestemünde,  Rheinbrücke 
in  Köln  etc.)  mit  Vortheil  benutzt.  Die  besten  Beschreibungen 
liefern  die  Protokolle  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Ge- 
werbfleisses  in  Preussen,  sowie  die  Förster’sche  Bauzeitung, 
Jahrg.  1850;  die  gegenwärtig  für  den  Bau  der  Hamburg- 
Harburger  Brücke  bei  Borsig  bestellten  Rammen  tragen  als 
neue  Verbesserung  noch  die  Eigenschaft  an  sich,  Winkelbe- 
wegungen machen  zu  können.  Dass  der  in  der  Frage  er- 
wähnte Uebelstand  eines  baldigen  Undichtwerdens  der  Dampf- 
leitungsrohre durch  Drehen  des  Pfahles  ein  schwer  in’s  Gewicht 
fallender  Uebelstand  der  Nasmith’schen  Ramme  sei,  wurde 
durch  Hrn.  Dircksen  bestritten,  da  die  gute  und  feste  Füh- 
rung des  Pfahls  solches  verhindere.  Hr.  Herrmann  glaubte 
allerdings,  dass  die  Führung  dazu  nicht  immer  im  Stande  sei, 
zumal  wenn  Pfähle,  die  etwas  vom  Winde  in  sich  gedreht 
sind,  unter  der  Ramme  sind;  von  der  andern  Seite  war  man 
jedoch  der  Meinung,  dass  die  Anwendung  zweckmässiger  Ge- 
lenke und  einer  elastischen  Dichtung  in  der  Rohrleitung  voll- 
ständig genügen  dürften,  um  auch  in  diesem  Falle  ein  Undicht- 
werden derselben  zu  verhindern. 

Nachdem  noch  Hr.  Heidmann  die  Frage,  ob  es  sich 
empfehle,  die  Anlage  einer  Wasserleitung  in  einer  grösseren 
Stadt  im  Wege  der  General -Entreprise  zu  vergeben,  dahin 
beantwortet  hatte,  dass  für  diesen  Zweck  die  General -Entre- 
prise wohl  noch  viel  weniger  zu  empfehlen  sei,  als  für  Eisen- 
bahnen, schritt  der  Verein  zu  der  auf  der  Tagesordnung 
stehenden  Berathung  der  neuen  Geschäfts-  Ordnung.  Leider 
wurde  dieselbe  nicht  allzuweit  gefördert,  da  nur  die  Ordnung 
für  die  Fiihruug  des  Mitglieder -Verzeichnisses  zum  Abschluss 
kam,  während  die  Kassen  - Ordnung  noch  nicht  ganz  so  weit 
gelangte,  die  8 weiteren  Titel  aber  unerledigt  blieben.  Als 


553 


die  wichtigsten  der  Festsetzungen,  die  getroffen  wurden,  sei 
erwähnt,  dass  — (dem  Sinne  des  kürzlich  für  einen  speziellen 
Fall  gefassten  Beschlusses  entgegen)  — entschieden  wurde,  dass 
zur  Aufnahme  in  den  Verein  persönliche  Vorstellung  und 
Verlesung  seines  Lebenslaufes  durch  den  betreffenden  Anfnahme- 
suchenden  nöthig  sei,  sowie,  dass  fortan  für  Einnahme  und 
Ausgabe  jedes  Jahres  ein  allgemeiner  Etat  aufgestellt  werden 
soll.  Mitten  in  der  Berathung  über  die  Kassen  - Ordnung  über- 
raschte der  Vorsitzende  den  Verein  durch  die  Mittheilung, 
dass  nicht  mehr  das  zur  Beschlussfähigkeit  erforderliche  ein 
Sechstel  der  Mitglieder  (etwa  60  Personen)  anwesend  sei  und 
wurde  deshalb  die  Sitzung  geschlossen.  — F.  — 


Vermischtes. 

Itrunneiiboliruiig  an  der  Jade. 

ln  Nummer  50  d.  Ztg.  ist  auf  Seite  530  eine  höchst 
mangelhafte,  der  B.  B.  Ztg.  entstammende  Nachricht  über  die 
Brunnenbohrung  im  Hafengebiet  an  der  Jade*)  ein- 
gerückt. Bis  über  das  interessante  Ergebniss  der  nun  schon 
seit  10 — 12  Jahren  fortgesetzten  Bohrungen  eine  offizielle 
Kundgebung  erfolgt,  mag  nachfolgende,  bei  wiederholten  Be- 
suchen nach  und  nach  gesammelte  Nachricht  die  gerechte 
Neugier  vorläufig  befriedigen. 

Der  erste,  etwa  1200'  vom  Meeresrande  entfernte  Bohr- 
brunnen erreichte  im  Februar  1865  eine  Tiefe  von  636'  in 
wechselnden  Klei-,  Sand-  und  Thonschichten,  und  wurde  diese 
Tiefe  erst  mittelst  einer  vierten  Röhrentour  von  illt“  lichter 
Weite  erbohrt,  nachdem  innerhalb  einer  ersten  Röhrentour 
von  18"  Weite  eine  zweite  und  dann  eine  dritte  bis  zu  im- 
mer grösserer  Tiefe  waren  eingetrieben  worden,  ohne  Wasser 
zu  erlangen.  Bei  636'  Tiefe  quoll  aus  dem  in  der  Tiefe  sich 
findenden,  ziemlich  reinen  Sande  ein  gutes  Trinkwasser  in 
solcher  Menge  aus,  dass  das  etwa  3'  über  den  Erdboden  her- 
vorragende Rohr  überfloss  und  bisher  täglich  etwa  10,000  Quart 
oder  373  Kubikfuss  lieferte. 

In  etwa  1650'  Entfernung  vom  Rande  des  Meerbusens 
und  1500'  nordwestlich  von  der  ersten  wurde  darauf  eine 
zweite  Brunnenbohruug  begonnen  und  war  nach  einer  Arbeit 
von  3 Jahren  und  2 Wochen  eine  Tiefe  von  855'  erreicht, 
als  es  zu  Ende  vorigen  Monats  den  Anschein  gewann,  dass 
die  Arbeit  eingestellt  werden  müsse,  weil  das  eiserne  13" 
Durchmesser  haltende  Rohr  nicht  tiefer  hinunter  zu  bringen 
war  und  ohnehin  ein  tieferes  Eindringen  in  den  wieder  vor- 
herrschenden feinen  Sand  keine  Verbesserung  versprach.  Als 
aber  darauf  Pumpen  ununterbrochen  in  Bewegung  gesetzt 
wurden,  zeigte  sich,  dass  ein  sehr  bedeutender  Wasservorrath 
erschlossen  worden  war.  Bereits  seit  längerer  Zeit  steht  das- 
selbe etwa  4'  unter  der  oberen  Kante  des  Bohrloches,  und 
wenngleich  dasselbe  bis  jetzt  noch  nicht  zum  freiwilligen 
Ueberfliessen  gekommen  ist,  so  hat  doch  bei  fortgesetztem 
Pumpen  das  tägliche  Ergebniss  sich  auf  etwa  3300  Kubikfuss 
oder  85000  Quart  herausgestellt.  Genaueres  werden  erst  fort- 
gesetzte Beobachtungen  ergeben,  wenn  ein  regelmässiges  Aus- 
pumpen durch  Maschinen  eingerichtet  sein  wird.  Der  zweite 
Brunnen  hat  eine  dreifache  Röhrentour,  die  äussere  von  etwa 
24",  die  innere  von  13"  lichter  Weite;  zusammen  haben  sie 
ein  Eisengewicht  von  reichlich  800  Zentner.  Das  Wasser  ist 
augenblicklich  durch  die  Bohrarbeit  und  durch  Eisentheile 
noch  etwas  verunreinigt,  verspricht  aber  ein  gutes  Trinkwasser 
zu  werden  und  tritt  mit  einer  Temperatur  von  -f-  10°R.  zu  Tage. 

Die  Lage  beider  Bohrbrunnen  ist  auf  dem  kleinen  Kärt- 
chen angegeben,  welches  die  Hannover’sche  Zeitschrift  für 
Architekten-  und  Ingenieure  in  diesem  Sommer  brachte. 

Oldenburg,  d.  15.  Dezbr.  1868.  Lasius. 


D.  — Die  seit  dem  Tode  Fis  eher ’s  erledigte  Stelle  eines 
Baudirektors  im  Grossherzogthum  Baden,  welche  seither  von 
Baurath  Leonhard  in  provisorischerWeise  verwaltet  wurde, 
soll  nun  in  der  That  nicht  wieder  besetzt  werden.  An  Stelle 
eines  einzigen  Richters  in  Kunst-,  technischen  und  Verwal- 
tungssachen tritt  nun  billiger  Weise  ein  Kollegium.  Zu  Mit- 
gliedern desselben  wurden  Oberbaurath  Berckmüller,  die 
Bauräthe  Leonhard  und  Lang  ernannt. 

Wir  begrüssen  diese  Aenderung  als  einen  entschiedenen 
Fortschritt;  die  stets  peinliche  und  oft  mehr  als  abhängige 
Stellung  der  Bauinspektoren  zu  der  Alles  vermögenden  Person 


*)  Im  vorigen  Jahrhunderte,  wo  man  Dehnungen  liebte,  Schaale, 
Schaal  u.  s.  w.  schrieb,  hat  man  in  dem  Namen  Jade  häufig  ein  h 
eingeschaltet,  und  einzeln  begegnet  man  noch  der  Schreibart  Jahde; 
die  Unrichtigkeit  derselben  ergitbt  sich  u.  A.  schon  daraus,  dass 
dies  h in  die  Ableitung  „Budjadingen“  (Namen  der  östlichen  Hälfte 
der  Landschaft  Rustringen,  die  sich  in  R.  binnen  en  buten  der 
Jade  theilte)  einen  Eingang  gefunden  hat. 


eines  Direktors  ist  nun  aufgehoben,  und  die  Inspektoren  wer- 
den nun  bethätigen  müssen,  ob  das  badische  Staatsbauwesen 
ohne  diktatorische  Bevormundung  bessere  und  gesundere 
Früchte  treibt. 


Die  Ausführung  desKanalisirungs-Projektes  für 
Danzig  scheint  nach  den  jüngsten  Beschlüssen  der  dortigen 
Stadtverordneten- Versammlung  gesichert  zu  sein.  Dieselbe  hatte 
eine  Vorlage  des  Magistrates  zu  berathen,  nach  welcher  vorge- 
schlagen war,  die  Herstellung  der  Wasserleitung  und  die 
Kanalisirung  der  Stadt  gleichzeitig  in  Angriff  zu  nehmen.  Zur 
Motivirung  war  angeführt:  die  Anlage  von  Schwemm  - Kanälen 
zur  Fortführung  der  Auswurfstoffe  und  des  sonstigen  Unraths 
sei  ebenso  nothwendig  und  für  die  Gesundheit  der  Bewohner 
erspriesslich,  als  die  Beschaffung  guten  Trink wassers,  und 
müssten  beide  Anlagen  Hand  in  Hand  mit  einander  gehen, 
also  gleichzeitig  ausgeführt  werden,  wenn  sie  rechten  Segen 
stiften  sollten.  In  den  letzten  Dezennien  seien  die  Gesund- 
heitsverhältnisse so  traurige  geworden,  dass  die  durchschnitt- 
liche Lebensdauer  nur  ca.  21  Jahre  beträgt,  ein  Verhältniss, 
wie  es  kaum  in  den  Sumpfebenen  Bengalen’s  schlimmer  sei. 
Abhülfe  durch  Beseitigung  der  todtbringenden  Miasmen,  und 
| zwar  baldige  Abhülfe  sei  also  dringend  geboten  und  von  der  An- 
[ läge  von  durch  alle  Theile  der  Stadt  führenden  Schwemmka- 
I nälen  mit  Sicherheit  zu  erwarten.  Durch  gleichzeitige  Anlage 
derselben  und  der  Wasserleitung  aber  sei  eine  sehr  erhebliche 
Verringerung  derKosten  beider  Anlagen  (um  140 — 150,000  Thl ) 
gewiss.  Im  Verein  mit  der  Wasserleitung  unternommen,  würden 
die  Kosten  der  Kanalisirung  voraussichtlich  nur  wenig  über 
650,000  Thlr.,  später  aber  für  sich  allein  durchgeführt,  wohl 
gegen  800,000  Thlr.  betragen. 

Demnach  beantragte  der  Magistrat,  es  möge  die  Stadt- 
verordneten-Versammlung  sich  für  die  gleichzeitige  Vornahme 
beider  Anlagen  erklären,  so  wie  zu  Unterhandlungen  mit  dem 
Unternehmer  der  Wasserleitung  Vollmacht  ertheilen,  endlich 
auch  ein  Paar  ihrer  Mitglieder  deputiren,  um  die  Kanalisations- 
Anlagen  in  Stralsund,  Hamburg  und  Frankfurt  a.  M.  in  Augen- 
schein zu  nehmen.  Die  Stadtverordneten  - Versammlung  be- 
schloss: 

a)  sich  im  Prinzip  mit  der  Kanalisation,  und  zwar 

b)  gleichzeitig  mit  der  Herstellung  der  Wasserleitung 
einverstanden  zu  erklären; 

c)  die  mit  Leitung  der  letzteren  betraute  gemischte  Kom- 
mission, ihrem  Anträge  gemäss,  zu  verstärken; 

d)  dieselbe  zu  eventuellen  Unterhandlungen  mit  dem  Un- 
ternehmer der  Wasserleitung  zu  bevollmächtigen; 

e)  sie,  bei  dem  grossem  Interesse  der  Sache,  zu  beauf- 
tragen, zu  ihren  Sitzungen  die  übrigen  Mitglieder  des  Ma- 
gistrats und  der  Stadtverordneten  einzuladen. 


Dem  Hause  der  Abgeordneten  ist  ein  von  dem  Bureau 
der  L an  des  t r i angu  la  ti  on  erstatteter  Bericht  über  das  Fort- 
schreiten der  trigonometrischen  Arbeiten  im  Jahre  1868  vor- 
gelegt worden.  ?Aus  dem  Bureau  der  Landestriangulation  wurde 
Anfangs  d.  J.  eine  besondere  Redaktions  - Abtheilung  *ur 
Verarbeitung  des  gewonnenen  Materials  und  zur  Kommunika- 
tion mit  den  Behörden  behufs  Erhaltung  der  verschiedenen 
Punkte  gebildet.  Zwei  Abtheilungen  maassen  die  im  Jahre 
1867  rekognoszirte  Kette  durch  Posen  und  Schlesien  und  be- 
endeten diese  Arbeit.  Die  Triangulation  zweiter  Ordnuug 
wurde  zwischen  den  Meridianen  35°  — 36°  und  nördlich  vom 
53°  n.  Br.  ausgeführt  und  trotz  der  Schwierigkeiten,  welche 
das  bewaldete  Terrain  (Tucheier  Haide)  bot,  beendet.  Die 
Detailtriangulation  wurde  von  3 Abtheilungen  im  Saamlande 
und  zwischen  37  — 39°  L.,  südlich  des  54°  n.  B.  bis  zur  pol- 
nischen Grenze  angestellt  uud  vollendet.  Die  Nivellements  in 
der  Provinz  Preussen  östlich  der  Weichsel  wurden  definitiv 
abgeschlossen.  Die  Triangulation  zweiter  Ordnung  und  die 
Detailtriangulation  sind  soweit  vorgeschritten,  dass  das  voll- 
ständig fertig  triangulirte  Terrain  in  der  Provinz  Preussen 
östlich  des  37°  der  Länge  775  QMeilen  und  das  mit  dem 
Netz  erster  und  zweiter  Ordnung  versehene  Terrain  ausserdent 
420  Q Meilen  beträgt. 

B a u w i s s e n s c h a f 1 1 i c h e Litteratur. 

Oktober,  November,  Dezember  1868. 

( Schluss.) 

Leybold,  L.,  Entwürfe  zu  städtischen  Wohngebäuden,  Land-  u.  Gar- 
tenhäusern, in  Grundrissen,  Ansichten,  Durchschnitten  u.  Details, 
in  grösserem  Maasstabe  entworfen.  I.  Heft.  Fol.  Stuttgart. 
2 Thlr.  24  Sgr. 

Ligowski,  W.,  Taschenbuch  der  Mechanik.  8.  Berlin.  */s  Thlr. 
Lottermoser,  E.,  u.  K.  Weissbach,  architektonische  Motive  für  den 
Ausbau  und  die  Dekoration  von  Gebäuden.  3.  Heft.  FolP. 
Leipzig.  25  Sgr. 


554 


Lübke,  W.,  Geschichte  der  Renaissance  in  Frankreich.  Mit  Illustr. 

8.  Stuttgart.  3*/3  Thlr. 

Lübke,  W.,  Grundriss  der  Kunstgeschichte.  2 Theile.  4.  Auflage. 

8.  Stuttgart.  3'/j  Thlr. 

Lüdecke,  C.,  Das  Rathhaus  zu  Breslau  in  seinen  äusseren  u.  inneren 
Ansichten  und  Details.  Mit  einer  historischen  Beschreibung  von 
A.  Schultz.  Folio.  Berlin.  82/s  Thlr. 

Lützow,  C.  v.,  Das  choragische  Denkmal  des  Lysikrates  zu  Athen. 

Nach  Hansen’s  Restaurations-Entwurf.  8.  Leipzig.  1/3  Thlr. 
Martin,  J.,  Ornamente  der  Renaissance.  2.  u.  3.  Heft.  4.  Dresden.  I 
ä 24  Sgr. 

Michaelis,  W.,  Die  hydraulischen  Mörtel,  insbesondere  der  Portland- 
Cement,  in  chemisch-technischer  Beziehung.  8.  Leipzig.  2>/3  Thlr. 
Möllinger,  C.,  Wandtafeln  für  den  Unterricht  im  gewerblichen  Frei- 
handzeichnen. 2.  Heft.  Halle.  1 Thlr.  18  Sgr. 

Möllinger,  C.,  Bau-Konstruktions-Vorlagen  der  Baugewerkschule  zu 
Höxter.  Zimmerkonsfruktionen.  2.  Heft.  4.  Halle.  1*4  Thlr. 
Promnitz,  J.,  Die  Fangedämme,  Spundwände,  Rammen  u.  Wasser- 
schöpfmaschinen in  ihrer  Anwendung  bei  den  Gründungen.  8. 
Halle.  V,  Thlr. 

Promnitz,  J.,  Der  praktische  Zimmermann.  2. — 4.  Heft.  8.  Halle. 
Jedes  Heft  y3  Thlr. 

Puhlmann,  F.  A.,  Der  Wege-,  Eisenbahn-  und  Hochbau,  sowie  über 
landwirthschaftliehe  und  gewerbliche  Bauanlagen.  1.  Theil.  8. 
Halle.  1 Thlr. 

Rahn,  J.  R.,  Ravenna.  Eine  kunstgeschichtliche  Studie.  8.  Leipzig. 
»/.  Thlr. 

Ramäe,  D.,  Dictionnaire  general  des  termes  d'architecture  en  francais, 
allemand,  anglais  et  italien.  8.  Paris.  2 Thlr.  6 Sgr. 
Sammel-Mappe  für  Bau-Entwürfe  ausgeführter  Wohn-,  land- 
wirthschaftl.  u.  Fabrikgebäude,  von  W.  H.  Behse.  9. — 12.  Heft. 
Folio.  Halle,  ä •/,  Thlr. 

Schilling,  N.  H.,  T raite  d’eclairage  par  le  gaz.  Traduit  de  l’allemand 
par  E.  Serrier.  Imp.  4.  München.  12  Thlr. 

Schreiber,  G.,  Das  technische  Zeichnen.  Für  Architekten,  Maler, 
Techniker  etc.  3.  Theil.  Farbenlehre.  8.  Leipzig,  l’/j  Thlr. 
Schreiber,  G.,  Die  Farben  und  das  Malen  kunstgewerblicher  Zeich- 
nungen. 2.  Heft.  4.  Carlsruhe.  1 Thlr.  12  Sgr. 

Schwatlo,  C.,  Der  innere  Ausbau  von  Privat-  und  öffentlichen  Ge- 
bäuden. 6.  Heft.  Folio.  Halle.  1 Thlr. 

Society  of  engineers  transactions  for  1867.  8.  London. 

21  sh. 

Sonnet,  H.,  dictionnaire  des  mathematiques  appliquees,  les  principales 
applicat.ions  des  mathematiques  ä l’architecture  etc.  9.  Theil. 
8.  Paris.  3 Fr.  50  Cts. 

Stoll,  Ch.,  Die  Baupflicht  an  Pfarr-,  Kirchen-,  Stiftungs-,  Schul-  und 
Gemeindegebäuden.  2 Theile.  8.  München.  1 Thlr.  18  Sgr. 
Stuhlmann,  A.,  Zirkelzeichnen  zum  Gebrauche  an  Gewerbschulen  etc. 
16.  Hamburg.  */a  Thlr. 

Thomas,  G.,  Die  städtische  Turnhalle  in  Hof.  Fol.  Hof.  s/3  Thlr. 
Trautwein,  F.,  Kunst  und  Kunstgewerbe  vom  frühesten  Mittelalter 
bis  zum  Ende  des  18.  Jahrh.  8.  Nördlingen.  2 Thlr.  6 Sgr. 
Weyrauch,  J.  J. , Der  Escher-Linth-Kanal.  Historisch -technische 
Studie,  gr.  8.  Zürich.  1 Thlr. 

Wilhelma,  die.  Maurische  Villa,  entworfen  und  ausgeführt  von 
L.  v.  Zanth.  10  photogr.  Tafeln  nebst  4 Blatt  Text.  Folio. 
Stuttgart.  In  Leinwandmappe  10  Thlr.;  einzelne  Blätter  1 Thlr. 
Winkler,  E.,  Die  Lehre  von  der  Elastizität  und  Festigkeit,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  ihre  Anwendung  in  der  Technik.  1.  Theil. 

2.  Hälfte.  8.  Prag.  1 Thlr.  24  Sgr. 

Winkler,  E.,  Vorträge  über  Eisenbahnbau.  2.  Heft.  4.  Prag.  2 Thlr. 
Wirth’s  deutscher  Gewerbskalender  für  1869.  Mit  Illustrationen.  8. 
Weimar.  >/3  Thlr. 

Wolf,  A.,  Der  Rindviehstall,  seine  bauliche  Anlage  und  Ausführung, 
sowie  seine  innere  Einrichtung.  8.  Leipzig.  1 Thlr.  6 Sgr. 
Wörterbuch,  technologisches,  in  deutscher,  französischer  u. 
englischer  Sprache.  Herausgegeben  von  C.  Rumpf,  0.  Mothes, 
W.  Unverzagt.  1.  Bd.  2.  Aufl.  8.  Wiesbaden.  3 Thlr. 

Zahn,  A.  v.,  Musterbuch  für  häusliche  Kunstarbeiten.  Neue  Folge. 
24  Blatt.  Folio.  Leipzig.  4 Thlr. 


Zahn,  A.  v.,  Bericht  über  die  Resultate  des  Kunstunterrichts  in  Be- 
zug auf  den  Fortschritt  der  Kunstgewerbe,  nach  den  Ergebnissen 
der  Pariser  Ausstellung.  8.  Leipzig.  */*  Thlr. 

Zehfuss,  G.,  Die  pneumatische  Kanalisation,  beleuchtet  mit  Rücksicht 
auf  Gesundheitspflege,  Land-  und  Volks wirthschaft.  1.  Abth. 
8.  Frankfurt  a.  M.  */»  Thlr. 

Zeuner,  G.,  Die  Schiebersteuerungen.  Mit  besonderer  Rücksicht  der 
Lokomotivsteuerungen.  3.  Aufl.  8.  Leipzig.  2 Thlr. 


Konkurrenzen. 

SO  Thaler  als  erster,  20  Thaler  als  zweiter  Preis 
in  einer  Konkurrenz  für  den  Entwurf  und  Kostenanschlag 
eines  Real  - Schulgebäudes  für  Marne  in  Holstein  — ein  An- 
gebot wie  es  wohl  noch  kaum  dagewesen  sein  dürfte  — sind 
zu  erringen.  Wir  sind  begierig,  ob  auch  zu  dieser  Konkur- 
renz Theilnehmer  sich  finden  werden.  Baurisse  nebst  Kosten- 
Anschlag  sind  bis  zum  25.  Januar  1869  an  den  Vorsitzenden 
des  Realschul- Komites,  Dr.  Rud.  Hartman  n,  einzusenden, 
bei  dem  auch  die  Baubedingungen  nebst  Riss  des  Grundstük- 
kes  abzufordern  sind. 


Personal  - Nachrichten. 

Preussen. 

Ernannt  sind:  Die  bei  der  Ausführung  des  Baues  der  Bebra- 

Hanauer  Eisenbahn  zur  Zeit  beschäftigten  Bautechniker,  Eisenbahn- 
Baumeister  Bolte  und  Sektions- Ingenieur  Bechtel  zu  Schlüchtern, 
zum  Eisenbahn- Bau- Inspektor  resp.  Eisenbahn  - Baumeister,  — der 
bei  den  Museen  zu  Berlin  als  Haus- Inspektor  angestellte  Baumeister 
Tiede  zum  Landbaumeister. 

Am  19.  Dezember  haben  bestanden  das  B a u m eis  t er  - Examen: 
Friedrich  Hellwig  aus  Paderborn,  Hermann  Vehsemeyer  aus 
Erfurt;  das  B a uf ii h rer- Examen:  Richard  Feyerabend  aus 

Auras,  Theodor  Sauer  aus  Werl. 


Offene  Stellen. 

1.  Mehre  im  Planzeichnen  etc.  und  sonstigen  Büreauarbeiten 
geübte  junge  Leute  finden  lohnende  Beschäftigung.  Auskunft  ei- 
theilt  der  Bauführer  Fischer,  Adalbertstrasse  31  in  Berlin. 

2.  Zur  Leitung  bedeutender  Hochbauten  und  einer  Entwässe- 
rungs-Anlage im  preussischen  Jadegebiete  auf  mindestens  zwei  Jahre 
werden  zwei  Baumeister  verlangt.  Auskunft  ertheilt  der  Geh. 
Admiralitäts-Rath  Pfeffer  im  Marine -Ministerium. 

3.  Für  die  Garnisonbauten  zu  Thorn  wird  ein  geprüfter  Bau- 
meister gesucht.  Schriftliche  Offerten  an  die  Königliche  Fortifi- 
kation  daselbst. 

4.  Zur  Leitung  des  Seminarbaues  in  Ober-Glogau  wird  ein 
Baumeister  oder  Bauführer  auf  ca.  3 Jahre  Bauzeit  gesucht. 
Meldungen  mit  Angabe  der  Ansprüche  sind  direkt  an  die  Königl. 
Regierung  in  Oppeln  oder  an  den  Kreisbaumeister  Stavenhagen 
in  Leobschütz  zu  richten. 


Brief-  und  Fragekasten. 

Hrn.  S.  in  G.  — (Wie  ventilirt  man  am  besten  ein  Zimmer, 
in  dem  viel  geraucht  wird?)  — Durch  ein  warm  gelegenes  oder 
künstlich  erwärmtes  Abzugsrohr  nicht  unter  10"  im  Quadrat,  oder 
durch  einen  Sonnenbrenner.  Ein  tüchtiger  offener  Kamin  mit  zehn- 
zölligem russischen  Rohr  thut  auch  gute  Dienste. 

Hrn.  H.  in  N.  — Die  Adressen  von  Bezugsquellen  amerika- 
nischer Rammbrunnen  stehen  uns  gegenwärtig  noch  nicht  zur  Dis- 
position. Da  auf  eine  ähnliche  Anfrage  durch  unsere  Expedition 
jedoch  Offerten  dieser  Art  vermittelt  worden  sind,  so  hoffen  wir 
Ihnen  bald  darüber  Nachricht  geben  zu  können. 

Beiträge  mit  Dank  erhalten  von  den  Herren  z.  N.  in  Rathenow 
und  L.  in  Oldenburg.  


Bekanntmachung;. 

Für  die  hiesige  Stadt  soll  ein  Alignements-  resp.  Bebauungsplan 
aufgestellt  werden.  Techniker,  welche  geneigt  sind,  die  Anferti- 
gung desselben  zu  übernehmen,  werden  ersucht  ihre  Erklärung  hier- 
über baldigst  an  uns  einzureichen,  wonächst  der  Umfang  der  Arbeit 
und  die  näheren  Bedingungen  werden  mitgetheilt  werden. 

Neustadt  Westpr.,  den  12.  Dezember  1868. 

Der  Iflacistrat. 

Pinath. 

In  einem  älteren,  in  umfangreichem  Betriebe  be- 
findlichen Fabrik  geschäft  am  hiesigen  Platze  — Me- 
tall waaren — wird  einem  Techniker  mit  disponiblem 
Kapital  von  mindestens  20  Mille  Gelegenheit  zur  Be- 
theiligung geboten.  Adressen  sub  X.  Z.  in  der  Exped. 
d.  Bl.  erbeten. 

Baufach. 

Ein  junger,  praktisch  und  theoretisch  gebildeter  Mann, 
der  in  allen  Büreau-Arbeiten  ziemlich  bewandert  ist  und  hierüber  gute 
Zeugnisse  aufweisen  kann,  sucht  per  1.  Februar  k.  J.  Stelle  bei 
einem  Bau-  oder  Maurermeister.  Gefällige  Offerten  sub  A.  L.  959. 
besorgt  die  Annoncen  - Expedition  der  Herren  Haasenstein  & 
Vogler  in  Berlin. 


Der 

Architekten -Kalender  für  1869 

erscheint  bestimmt  noch  vor  dem  Schlüsse  dieses  Jahres. 
Diejenigen  unserer  verehrlichen  auswärtigen  Abonnenten, 
welchen  an  besonders  schleunigem  Empfange  des  Buches 
gelegen  ist,  belieben  ihre  Aufträge  dem  Unterzeichneten 
mittelst  der  beiliegenden  Post- Anweisung  zu  übermitteln, 
worauf  sofortige  portofreie  Zusendung  erfolgen  wird. 

Der  Preis  eines  Exemplars  in  Leinwandband  ist 
27 1 j Sgr.,  in  Lederband  1 Thlr.,  in  Saffianband  mit 
Goldschnitt  1 Thlr.  i 1 2 Sgr. 

Buchhandlung;  von  Carl  Beelitz  in  Berlin 

Oranien-Strasse  75. 

Für  eine  Dani|»fzic?clci  in  Mitteldeutschland  sucht  man 
einen  erfahrenen  Direktor  (gelernten  Ziegler).  Genügende  Zeugnisse 
früherer  Stellung  sind  erforderlich.  Offerten  unter  Iv.  S.  beliebe 
man  an  die  Exped.  d.  Bl.  einzusenden. 

Hie  rzu  eine  Beilage. 


555 


Ein  routinirter,  akademisch  gebildeter  Architekt,  der  be- 
reits grössere  Bauten  selbstständig  ausgeführt  bat,  sucht  Stellung. 
Adressen  franco  sub  V.  8.  poste  restante  Scbleiz. 

Oute  brauchbare  Mess-,  Nivellir-  und  Zeichen- Instrumento,  Ttans' 
porteure,  Rcisszeuge  und  Tuschkasten,  Messkette  samnit  Zubehör, 
Maasstäbe  in  Messing  und  Holz,  Lineale,  Zeichenpapier  und  Zeichen- 
Leinwand,  Dosenlibelle,  Loth,  Setz-  und  Stellwage  stehen  billig  zum 
Verkauf  und  weiss  nachzuweisen  die  Expedition  der  deutschen 
Bauzeitung. 

MOTIV. ' 

Das  Motiv  feiert  sein 

WeiliBisteSitsfest 

am  Dienstag,  den  26.  Januar  1860  im  neuen  Konzerthaus,  Leip- 
zigerstrasse 48.  Preis  pro  Billet  inel.  Abendessen  1 Thlr.  — An- 
fang 7 Uhr.  

Den  früheren  Schülern  und  Lehrern,  den  Freunden  und  Be- 
kannten des  verewigten 

Gründers  der  Daugewerfeschule 

zu 

llolziiiindcn, 

Kreisbaumeister 

F,  SL*  flaarmanii 

wird  hiermit  die  freudige  Kunde  gebracht,  dass  die  feierliche  Ent- 
hüllung dessen  Standbildes  hierselbst  am  4.  Januar  1869  statt- 
finden wird,  und  werden  die  von  auswärts  Theilnehmenden  gebeten, 
sich  behufs  Einlogirens  frühzeitig  beim  Unterzeichneten  Cornite  mel- 
den zu  wollen. 

Das  General -Coniitc  zu  Holzininden  a.  <1.  Weser. 

Niederdruckheizung,  Wasser-  & Gasleitung 

für  zwei  grosse  Wohnhäuser  zi;  vergeben.  Bewährte  Fabriken, 
welche  zur  Uebernahme  und  zur  speziellen  unentgeltlichen  Kos- 
tenveranschlagung bereit  sind,  wollen  sieb  melden  sub  L.  66  in  der 
Expedition  dieser  Zeitung. 


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